WIESBADENER I/2019

Page 1

Wiesbadener Ausgabe I / 2019

Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude

Die Arche

– das neue Tanzprojekt der Inklusion

15. Fernsehkrimifestival Wenn im Märzen die Mörder…

Begegnungen zwischen Ost und West: Große Filmkunst bei goEast

Women of the World: Das W-Festival

Einfach göttlich: Evi Niessner singt!

Zum 19. Mal –

Die Kunst der „kurzen Nacht”

Die Welt, in der wir leben: Natur im Film

100 Jahre BAUHAUS:

– Ideenschule und Experimentierfeld – Goldschmiedekunst aus der Werkstatt feilgold

Preis: 6,50 €



Inhalt

......

Foto: Lisa Farkas/EVIM – Theaterprobe

MENSCHEN

& MEINUNGEN

DIE ARCHE – TANZPROJEKT LEBENSMITTEL KUNST SCHATZ

& SCHÄTZE

KULTUR

& KREATIVES

FEILGOLD@BAUHAUS

S. 10

KULTURFONDS RHEIN-MAIN KRIMI-MÄRZ WIESBADEN KURZE NACHT GOEAST 2019 100 JAHRE BAUHAUS THEATERDONNER LICHTER FILMFEST W-FESTIVAL DIE NEUEN IM BBK EVI NIESSNER NEROBERGBAHN CHRIS PICHLER DARK DIRNDL DIE VELVETS

S. 12 S. 13 S. 15 S. 17 S. 20 S. 27 S. 30 S. 32 S. 34 S. 36 S. 37 S. 38 S. 39 S. 40

MAGAZIN

KULTOUREN I KULTOUREN II UNTERNEHMEN

S. 4 S. 8

S. 22 S. 41

& MÄRKTE

SEG WIESBADEN SAUNABLOCK AMBIENTE 2019 FITNESS IM FRÜHLING

Herrmann Collischon, EMG

S. 46 S. 48 S. 49 S. 50

Nach dem chinesischen Tierkreis ist das Jahr 2019 das “Jahr des ErdSchweins”, ein Jahr voller Glück! Ein Jahr der Freundschaft und Liebe für alle Sternzeichen; ein vielversprechendes Jahr, da das Schwein in allen Lebensbereichen Erfolg hat. Schwein gehabt! Vor 100 Jahren wurde die mittlerweile legendäre Designschmiede Bauhaus in Dessau gegründet. Veranstaltungen dazu gibt es das ganze Jahr über in allen Bundesländern. Den Anfang in unserer Region machen drei Museen in Frankfurt (S. 20): Spannend geht es auch wieder beim diesjährigen „Wiesbadener Krmimärz” zu. Parallel zum alljährlichen Fernsehkrimifestival bietet das Literaturhaus Villa Clementine einen Monat lang hochkarätig besetzte Veranstaltungen (S. 13). Vom 10. bis 16. April 2019 lädt goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films Filmfans und Fachpublikum aus aller Welt zu einem vielfältigen Programm aus Screenings, Workshops, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Partys in die hessische Landeshauptstadt ein: große Filmkunst mit hochkarätigen Gästen (S. 17). 2015 inszenierte der Tanzpädagoge und Choreograph Miguel Angel Zermeño das von der EVIM (Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau) und der LORENZ-Stiftung ins Leben gerufene Projekt „Die Schöpfung”, eine Tanzaufführung von Profis und Menschen mit Behinderungen – Inklusion at it´s best! Nun probt der gebürtige Mexikaner mit über 200 Mitwirkenden das Tanzprojekt „Arche Noah”, das am 22. Mai mit dem HR-Sinfonieorchester aufgeführt wird (S. 4). Davor dürfen wir uns über „Die kurze Nacht” der Kunst freuen, die 2019 am 6. April stattfindet, mit einigen neuen Locations, dem PopJazzChor Wiesbaden und rund einhundert Oldtimern, die zur Zeitreise einladen (S. 15).

ZUSAMMEN LEBEN IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura IESBADEN STIFTUNG S. 45 28 • 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 •WInh. Petra Esser • Balduinstraße AFRICA ACTION S. 47 • Fax: 06542.954.00.79 • www.media–futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra Esser • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • Titelbild: „Kovacs“, © W-Festival • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: Printgroup GmbH & Co. KG, 97526 Sennefeld • Redaktionsschluss für die Ausgabe II/2019: 20.05.2019 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt. WIESBADENER

I/2019

3


MENSCHEN

&

MEINUNGEN

Auf der Arche Noah sind die Löwen los!, Foto: EVIM/Lisa Farkas

Sie sind wieder da! Die Arche – das neue Tanzprojekt der Inklusion

E

r ist wieder da! Der Tanzpädagoge und Choreograph Miguel Angel Zermeño besucht erneut die EVIM Behindertenhilfe, um das Tanzprojekt „Arche Noah” auf die Bühne zu bringen – dieses Mal mit über 200 Mitwirkenden und der Unterstützung des hr-Sinfonieorchesters. Bereits 2015 inszenierte der gebürtige Mexikaner mit einer großen Gruppe die Tanzvorführung „Die Schöpfung”, die sowohl bei den Teilnehmern als auch Zuschauern auf eine überwältigende Resonanz stieß. Damals begeisterte das von der EVIM (Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau) und der LORENZ-Stiftung ins Leben 4

gerufene Projekt auf Anhieb, bot es doch eine einzigartige Möglichkeit, das Miteinander zwischen den unterschiedlichsten Gruppen auf kreative Art zu fördern und im besonderen Maße Menschen mit Beeinträchtigungen am kulturellen Leben teilhaben zu lassen. Im Zusammenspiel von Profis und Amateuren soll nun erneut das Thema Inklusion im Rahmen eines künstlerischen Tanzprojekts in den Mittelpunkt gestellt werden. Und mit Miguel Angel Zermeño trägt dafür genau der richtige die Verantwortung, wie ein Besuch in der EVIM-Reha-Werkstatt Wiesbaden schnell verdeutlicht. Ein bunter Haufen hat sich im Proberaum zusammengefunden

und wartet geduldig auf die ersten Anweisungen Zermeños. „Hey Miggel!”Einige der teilnehmenden Akteure aus der Behindertenhilfe haben offensichtlich schon einen Spitznamen für ihren Trainer gefunden, den erfahrenen Tänzer dürfte das kaum stören. Überhaupt strahlt er eine eindrucksvolle Ruhe und Souveränität aus, wenn er das quirlige Durcheinander mit nur wenigen Worten beendet und die Darsteller in einem Kreis um sich herum versammelt. Los geht’s mit ein paar Atem- und Dehnübungen zum Aufwärmen, dann kommen die Teilnehmer vor den Augen der anwesenden Journalisten und Fotografen auch schon zur Sache. An der Probe für eine Schlüsselszene aus „Arche Noah – Gemeinsam WIESBADENER

I/2019


MENSCHEN

&

MEINUNGEN

Probe zur Arche, Foto: EVIM/Lisa Farkas

die Welt bewegen” beteiligen sich Menschen mit Beeinträchtigungen aus verschiedenen Einrichtungen der EVIM Behindertenhilfe sowie einige ihre Begleiter. Auch zwei Rollstuhlfahrer tragen trotz eines kleinen Auffahrunfalls zum reibungslosen Ablauf bei. Applaus von allen Anwesenden, die Akteure lächeln zufrieden in Richtung ihres Tanzleiters. Man spürt sofort: Ein starkes Wir-Gefühl verbindet alle Mitwirkenden. Der Wille, ein solch hochwertiges Projekt gemeinsam und gleichberechtigt auf die Bühne zu bringen, ist jedem hier anzumerken. Die Teilnehmer übernehmen Verantwortung für den kollektiven Erfolg, gehen an ihre Grenzen, motivieren sich zu neuen Höchstleistungen, während Zermeños geduldig dirigiert und dabei immer wieder das Einzelgespräch mit seinen Tänzern sucht. Nicht von ungefähr ist die Wahl für das Bühnenstück auf die Arche Noah gefallen, schließlich handelt es von einer gemeinsamen Herausforderung, die nur dann bewältigt werden kann, WIESBADENER

I/2019

LORENZ Stiftung Die 1991 gegründete LORENZStiftung engagiert sich im sozialen Bereich, für Menschen in Not, insbesondere bei der Unterstützung alter, vereinsamter oder pflegebedürftiger Menschen und behinderter Kinder. „Stille, schnelle Hilfe, unspektakulär ohne viel Aufhebens und bürokratischem Aufwand” lautet ihr Credo. Ein besonderes Anliegen der LORENZ-Stiftung ist die INKLUSIION. Sie möchte mit ihrem Engagement mithelfen, dass Inklusion dort betrieben werden kann, wo sie heute schon machbar und sinnvoll ist, nämlich in Projekten, in denen der Einzelne seine ganz eigenen praktischen Erfahrungen mit Inklusion machen kann. Auf Basis dieser Erfahrungen kann sich eine ganz neue, an der Praxis orientierte Diskussion entfalten. „Die Gesellschaft muss überzeugt werden, dass ein Miteinander aller Gesellschaftsgruppen sinnvoll und gewinnbringend ist“, so die Überzeugung der LORENZStiftung. www.lorenz-online.eu/content/ stiftung.html

wenn alle am selben Strang ziehen. Für die Darsteller, die ihr Leben mit einer Beeinträchtigung führen, hat die Teilnahme an dem Tanzprojekt aber auch noch einen ganz persönlichen Nutzen: Im künstlerischen Tanzen finden sie eine neue Möglichkeit sich auszudrücken und so auch ihre individuelle Lebenssituation zu verarbeiten. Sie entdecken ihr eigenes Potenzial, überwinden Grenzen und steigern ihr Selbstbewusstsein. Nach der anstrengenden Probe sitzen die Darsteller mit roten Köpfen zusammen und erzählen nach einer kurzen Verschnaufpause von ihren bisherigen Erfahrungen. Mit dabei sind auch Renate Pfautsch, die Geschäftsführerin der EVIM Gemeinnützige Behindertenhilfe, und Heinz-Jürgen Lorenz von der LORENZ-Stiftung. Und immer wieder klingt die Begeisterung über das Tanzprojekt durch den Raum: „Ich wollte hier unbedingt mitmachen, auch wenn ich wusste dass es schwer werden wird. Und es macht mir einfach riesigen Spaß!” erzählt eine 5


MENSCHEN

&

MEINUNGEN

Motivation und Vertrauen: Miguel Zermeño (Mitte) bei einer Probe zur Arche, Foto: EVIM/Lisa Farkas

Teilnehmerin, die anderen stimmen ausnahmslos zu. Einige waren auch schon bei der Aufführung der „Schöpfung” dabei und mussten nicht lange überlegen, als Darsteller für die Arche gesucht wurden. Die Akteure stammen aus den drei Probe zur Arche, Foto: EVIM/Lisa Farkas

6

EVIM-Gruppen „Schlocker-Tigers” aus Hattersheim und „Zeitlos” und „Tanzfusion” aus Wiesbaden. Und Zermeño ist die Freude anzumerken, wenn seine Schützlinge mit leuchtenden Augen von dem Tanzprojekt erzählen. „Menschen

mit verschiedenen Hintergründen über die Kunst des Tanzens zusammenzubringen, das ist meine große Leidenschaft.” Miguel Angel Zermeño, einst Gewinner des nationalen Preises für den besten Nachwuchstänzer Mexikos, ist seit 1985 als Tanzpädagoge aktiv und heute Trainer, künstlerischer Leiter und Choreograph der „Community Dance”Projekte in Bonn und Minden. Über die Jahre hat er eine eigene Methode entwickelt, zusammengefügt aus verschiedenen Tanztechniken, Akrobatik und Thai-Chi, die darauf ausgelegt ist, die eigenen kreativen Potenziale zu entdecken und zu fördern. Für das Tanzprojekt ist er für die künstlerische Leitung und Choreographie verantwortlich – und darf sich über hochwertige Unterstützung freuen: TV-Moderator Juri Tetzlaff übernimmt Moderation und Dramaturgie, für die musikalische Untermalung sorgt niemand anderes als das hr-Sinfonie-Orchester. WIESBADENER

I/2019


MENSCHEN

&

MEINUNGEN

Die Choreografie wird besprochen, Foto: EVIM/Lisa Farkas

Gespielt werden neben klassischen Stücken auch Hits aus Pop, HipHop und Flamenco. Dazu kommen Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Frankfurter Schulen, die wie die Akteure aus den EVIM-Gruppen mit professionellen Künstlern auf der Bühne stehen werden. Das „Arche Noah”-Tanzprojekt ist eines von vielen Kulturprojekten der EVIM Behindertenhilfe, die vom Verein als fördernde Betreuungsarbeit verstanden werden. Ziel ist es, Menschen mit Beeinträchtigungen dabei zu helfen, ihre kreativen Fähigkeiten zu entdecken und neue Ausdrucksmöglichkeit zu entfalten, die sie bei der persönlichen Weiterentwicklung unterstützen. Mit der LORENZ-Stiftung, die sich allgemein für Menschen in der Not engagiert, überschneidet sich vor allem das Interesse für das Thema Inklusion. In kreativen Projekten wird das Miteinander aller Gesellschaftsgruppen vorgelebt, die so zu Vorbildern für die Welt WIESBADENER

I/2019

jenseits der Bühne werden. Denn genau wie in der Geschichte der Arche Noah kann die Menschheit nur dann eine Zukunft haben, wenn sich alle gemeinsam den Herausforderungen unserer Zeit stellen. Die Aufführung findet am 22. Mai um 19.30 Uhr im Sendesaal des Hessischen Rundfunks in der Bertramstraße 8 in Frankfurt statt. Mehr Informationen sowie die Möglichkeit Tickets zu erwerben gibt’s unter: www.gemeinsam-die-weltbewegen.de Allgemein Wissenswertes über soziales Engagement in Wiesbaden ist zu finden unter: www.evim.de.

Text: Konstantin Mahlow Fotos: EVIM, Lisa Farkas Vignette: Bernd Schneider 7


MENSCHEN

S

&

MEINUNGEN

ie war der Treffpunkt zeitgenössischer Kunst in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Bei den Vernissagen standen die Besucher oftmals bis auf die Straße hinaus in einer langen Schlange. Es gab immer gute Musik, Sekt und jede Menge sympathischer Menschen, mit denen man sofort ins Gespräch kam. Und irgendwann bahnte man sich dann auch den Weg hinein in die heiligen Hallen und konnte Kunst erleben und vielleicht sogar auch ein Kunstwerk für das eigene Zuhause erwerben. Seit dem Jahr 2006 präsentierte die Galerie Mainzer Kunst! von Rolf Weber-Schmidt in wechselnden Gruppen- und Einzelausstellungen Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die einen besonderen Bezug zur Region Rhein-Main haben. Die Präsentation erfolgte in anspruchsvollem Ambiente, mit lichtdurchflutenden, großen Fensterfronten und mediterraner Terrasse im Stephanienhof der Galerie. Die Galerie Mainzer Kunst! stand für ein Konzept, das bis dahin noch nicht realisiert worden war: Die Galerie als ein Fenster zur regi-

Lebensmittel Kunst onalen Kunst in und um Mainz, ein Ort der Begegnung für Künstler und Kunstinteressierte, für Einheimische und für Besucher der Stadt. Doch damit ist nun Schluss. Zum Bedauern und zur Überraschung vieler zog sich Rolf Weber-Schmidt zurück und beendete damit seine Tätigkeit als Galerist in der Mainzer Altstadt zum 31. Dezember 2018. Schweren Herzens habe er diesen Schritt unternommen, schließlich sei es auch das Ende seines zweiten Lebens gewesen, wie er es formuliert. In seinem ersten Leben hatte der Mainzer BWL studiert, ging in die freie Wirtschaft, zuerst zu Kalle Albert, dann zur Hoechst AG. Als diese die Hoechst Service Gastronomie GmbH gründete, profilierte er sich dort als Personalleiter. Zu dem Unternehmen gehörten mehrere Betriebsrestaurants, in denen täglich 8

WIESBADENER

I/2019


MENSCHEN

&

MEINUNGEN

Und auch das Internet spielt seiner Ansicht nach eine Rolle: „Man wird heute zugemüllt von einer Bilderflut, die es schwer macht, das Original zu schätzen”, ist seine Beobachtung.

bis zu 20.000 Essen serviert wurden – es war das größte gastronomische Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet. Als die Gesellschaft von der internationalen Compass Group aufgekauft wurde, hatte er die schwierige und oftmals unangenehme Aufgabe, einen neuen Haustarifvertrag durchzusetzen. Nach zwei Jahren harter Arbeit war er am Ziel – und wurde umgehend gekündigt. Da war er bereits 50 Jahre alt und zwei seiner Kinder in der Ausbildung. Ein schwerer Schlag für den eloquenten Mainzer, der sich schließlich über den Rechtsweg eine Abfindung erstritt, mit der er das machte, was er schon immer machen wollte – eine Galerie für zeitgenössische Kunst. Da er sich selbst als Opfer der Globalisierung sah, wollte er zeigen, dass es auch anders geht und baute eine Galerie mit Qualitätskunst von Künstlern der Region auf. Galerie Mainzer Kunst! war der Name und zugleich Programm seines Projektes, die sich von Beginn an als Plattform für Künstler des gesamten Rhein-Main-Gebietes verstand. Anfangs wurde er von manchen Künstlern belächelt, da sie nicht an den Erfolg des Konzeptes glaubten. Doch das sollte sich im Laufe der 13 Jahre gewaltig ändern. Und so wurde die Galerie Mainzer Kunst! im historischen Weihergarten im Herzen der Mainzer Altstadt zu

einem besonderen Ort, um Kunst zu erleben und in die Welt der Malerei, der Zeichnung, der Skulptur, der Fotokunst, der Objektkunst und Original- Druckgrafik einzutauchen und anderen Kunstinteressierten und Künstlern begegnen zu können. Dabei hat Rolf Weber-Schmidt immer wieder für Überraschungen gesorgt und Künstler ausgestellt, deren regionaler Bezug bis dato nicht bekannt war. Dazu gehörten beispielsweise Günter Grass, der seinen erste Ausstellung im Mainzer Rathaus hatte, der Schauspieler Armin Mueller-Stahl, der im Staatstheater die Carl-Zuckmayer-Medaille überreicht bekam, oder Wolf Gerlach, der die Mainzelmännchenfiguren geschaffen hatte. Dessen Ausstellung führte dazu, dass das ZDF die ersten beiden Zeichnungen von 1963 erwarb. „Eine wunderschöne Bereicherung für Mainz. Schön, wenn jemand für das lebt, was er tut” heißt es in einem der sieben Gästebücher der Galerie. Doch irgendwann hat sich das alles nicht mehr gelohnt. Dass die Glanzzeit der Programmgalerie zu einem Ende kommt, hatte sich bereits im Zuge der Finanzkrise von 2008 abgezeichnet. Davon blieb auch die Galerie Mainzer Kunst! nicht verschont. Hinzu kam, dass das allgemeine Interesse an qualitätsvoller Kunst in der Landeshauptstadt Mainz nach Feststellung des Galeristen seit Jahren deutlich rückläufig war.

Die Resonanz auf seine Abschiedsmail war überwältigend. Seine Künstler haben getrauert, die FAZ geschrieben und der SWR einen TVBeitrag gesendet. Die Anteilnahme ging ihm sichtlich unter die Haut, wobei es wirklich bedauerlich war, dass es einen solchen Anlasses bedurfte. „Die Propheten im eigenen Land sollten gehört werden” schrieb der Künstler Robert Schwarz ins Gästebuch, doch nun war es zu spät. Der Quereinsteiger Rolf WeberSchmidt hat gezeigt, was die Region künstlerisch zu bieten hatte, und zu diesem Konzept gab es nichts Vergleichbares. Weit über 100 Ausstellungen hat er in den 13 Jahren organisiert, Atelierbesuche vermittelt und regelmäßig Schulklassen eingeladen. Er hat Mut bewiesen und die Kulturszene in Mainz und darüber hinaus nachhaltig bereichert. Da schmerzt es natürlich, wenn das „2. Leben” zu Ende geht, aber: „Es geht ganz sicher weiter – in welcher Form auch immer”, denn für ihn bleibt gute Kunst auch zukünftig ein Lebensmittel. Doch jetzt will er erstmal Abstand gewinnen und die Wunden verheilen lassen. Und es geht weiter, das ist die gute Nachricht. Ein Freund des Hauses, Prof. Christian Vahl, seines Zeichens Herzchirurg an der Mainzer Uniklinik, hat die Galerie übernommen und führt sie im Sinne Rolf WeberSchmidts fort. Der Mediziner, der auch Kunstgeschichte studiert hat, ist in der regionalen Kulturszene längst kein Unbekannter mehr: So hat er den Mainzer Medienpreis ins Leben gerufen und die Nachtvorlesungen an der Uni begründet. Zur Zeit werden in der Mainzer Kunstgalerie Werke des Fotografen Thomas Brenner ausgestellt. Infos unter: www.mainzerkunst.de

Fotos: Seite 4 oben: Cyrus Overebck, Portrait Rolf Weber-Schmidt, Holzschnitt, 2018 unten: Jens Andres, Enzyklopädie der Hilfsmittel für die Suche nach dem Glück, 2016 Seite 5 oben: Bengel, Cloudy-sky, Öl auf Leinwand, 2006 unten: Wolf Gerlach, Geburtstunde der Mänzelmännchen, Filzstift auf Folie, 1963 WIESBADENER

I/2019

9


SCHATZ

&

SCHÄTZE

Die Formensprache auf geometrische Grundformen zurückgeführt 100 Jahre BAUHAUS – Goldschmiedekunst aus der Werkstatt feilgold Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre BAUHAUS” steht für die Goldschmiedewerkstatt feilgold das Thema „BAUHAUS in der Goldschiede” in diesem Jahr in einem besonderen Focus. Das BAUHAUS ist mit der Idee entstanden, Künste und Handwerk zu vereinen, um eine gestalterische Verbindung zu entwickeln. Die Metallwerkstatt, die für die Goldschmiedekunst relevant ist, war ein Teilbereich im BAUHAUS. Obwohl die Goldschmiedekunst insgesamt im BAUHAUS eher von geringer Bedeutung blieb, wurden hier der Umgang und die Verarbeitung mit Metall gelehrt. Berühmt wurden aber vor allem die Metallmöbel und die Leuchten und Lampen. Johannes Itten, verantwortlich für die Metallwerkstatt, brachte auch hier die Grundidee des BAUHAUSes ein, die Formensprache der Objekte auf geometrische Grundformen zurückzuführen. Wichtige Vertreter der Metallwerkstatt waren unter anderem Marianne Brandt, Wilhelm Wagenfeld; Vertreter der Goldschmiedewerkstatt Naum Slutzky und Wolfgang Tümpel.

Zusätzlich zum BAUHAUS-Jubiläum nutzt die Goldschmiedemeisterin Susanne Geiger ihre Teilnahme an den „Europäischen Tagen des Kunsthandwerks“ und widmet dem BAUHAUS eine dreiteilige Hommage zu verschiedenen Anlässen. Hier werden extra zum Juiläum von der Meisterin neu kreierte Schmuckstücke zu sehen sein, die an die Idee des BAUHAUSes erinnern werden: 1. Europäischen Tage des Kunsthandwerks am 5. Und 6. April 2019, jeweils von 10 – 18 Uhr 2. Biebricher Höfefest am 1. Und 2. Juni 2019, jeweils ab 14 Uhr geöffnet 3. Jahresausstellung feilgold am 19. Oktober 2019, ab 16 Uhr 10

WIESBADENER

I/2019


SCHATZ

&

SCHÄTZE

Zu allen Anlässen ist die Goldschmiedewerkstatt feilgold zu den genannten Zeiten geöffnet. Goldschmiedewerkstatt feilgold me. Susanne Geiger Am Schlosspark 103 65203 Wiesbaden 0171-3134456 0611-4503286 info@feilgold.de www.feilgold.de Anlässlich der Europäischen Tage des Kunsthandwerks können Interessierte die Goldschmiedewerkstatt besichtigen und ggf. Zeuge einer kleinen handwerklichen Demonstration werden (je nach Publikumsaufkommen). In den kommenden Ausgaben werden wir uns an dieser Stelle ausführlich mit dem Stellenwert des Handwerks von heute beschäftigen.

Europäische Tage des Kunsthandwerks 2019: Vom 5. – 6. April 2019 2002 wurde das Projekt in Frankreich ins Leben gerufen und inzwischen haben sich Handwerkskammern aus Italien, Belgien, Spanien, Portugal, Lettland, Irland, Deutschland und der Schweiz der Idee angeschlossen. An den Europäischen Tages des Kunsthandwerks zeigen teilnehmende Künstler, was sie in den Bereichen Schmuck, Textil, Keramik, Holz oder Metall herstellen können. Atelierbesuche laden dazu ein, den Handwerkern über die Schulter zu schauen und die Kunst des Handwerks hautnah zu erleben.

WIESBADENER

I/2019

11


KULTUR

&

KREATIVES

mit dem einstmals üblichen Vorprogramm, also Wochenschau – aus regionalen Filmschnipseln zusammengestellt – Werbefilme und Hauptfilm. In der Caligari Filmbühne – dem früheren Ufa-Kino nebst „Filmstudio“ an der Wilhelmstraße – wird am 22. März als Hauptfilm „Das Schloß des Schreckens“ des Wiesbadener Filmpioniers Edy Dengel gezeigt. Jazzpreisträger Uwe Oberg und Vokalistin Silvia Sauer begleiten musikalisch, Artistikstars zeigen ihr Können. Hofheim, Offenbach, OestrichWinkel sind weitere Stationen.

Weltmusik in Hessen: Auftakt in Wiesbaden mit dem Bridges-Projekt „Aramesk”: Die aramäische Sängerin Maria Kaplan, Flötistin Johanna-Leonore Dalhoff, Oudspieler Mustafa Kakour und Markus Wach am Kontrabaß.

E

s geht weiter mit der „Integration zum Hören“. Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain hat in Kooperation mit der Stiftung „Flughafen Frankfurt/Main für die Region“ sein Eigen-Projekt „Weltmusik in Hessen“ in der letzten Spielzeit gestartet.

Das Landesmuseum bekommt wieder ansehnliche Förderung. Zum 150. Geburtstag des norwegischen Landschaftsmalers Harald Sohlberg wird „Mittsommernacht“ die erste Retrospektive auf dem europäischen Festland. Schirmherr ist MP Volker Bouffier.

„Die Reihe ist zum Erfolgsmodell geworden, das zwei Publikümer zusammenbringt, die sonst nicht zusammenkommen“, freut sich Kulturfonds-Geschäftsführer Dr. Helmut Müller. Das Doppelkonzert „Neue Heimatklänge - Gipfeltreffen mit Musikschaffenden im Exil“ zum Auftakt der Weltmusikreihe mit „Aramesk“ sorgte mit der aramäischen Sängerin Maria Kaplan für Gänsehautmomente.

Der „Wiesbadener KrimiMärz“ wird gefördert mit 15.000 Euro im Rahmen des neuen Schwerpunktes „Erzählung – Macht – Identität“. Dr. Müller kündigt an: „Das Publikum darf sich auf Fragen nach Realität und Irreführung, nach der Entstehung von Totalitarismus und Entmenschlichung, aber auch nach den blinden Flecken im eigenen Weltbild gefaßt machen.“ Der Krimi ist „der eigentliche Gesellschaftsroman unserer Zeit.“

Mit „neuen Flötentönen aus dem Himalaya“, arabisch-jüdischen und creolischen Klängen geht es weiter in Hanau, Bad Vilbel, Offenbach, Hattersheim, Rüsselsheim. Am 9. März gibt es im Landesmuseum Wiesbaden „Weltmusik 2.0“. Albrecht Maurer spielt Fidel, Violine, Rebec & Kniegeige, Bassem Hawar spielt eigenhändig gebaute Djoze-Instrumente. „Durch die Zeiten - über Grenzen“ nennt das Duo „Crossover Bagdad-Köln“ das Konzert.

Zum 10. Geburtstag des Kulturfonds ist in Kooperation mit ZDF/Arte, DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und Omnimago GmbH beim Frankfurter Altstadtfest das „Kino Varieté Rhein-Main – Eine Region entdeckt ihre lokale Filmgeschichte“ furios gestartet. Kintopp! Der Geschäftsführer schwärmt „Es ist wie in alten Zeiten!“ Es lebe die Nostalgie und der Zauber des frühen „Lichtspiels“ mit Lifemusik, Tanz und Akrobatik: Es gibt historische Stummfilme

Beim 19. Festival des Mittel- und Osteuropäischen Films „Go East“ ist der Kulturfonds natürlich auch wieder als Sponsor dabei und hilft dem neuen „Paneuropäischen Picknick“ finanziell auf die Beine. Die von Reinhard Berg & Frank Deubel kuratierten Wiesbadener Fototage, auf Anregung des Kulturfonds jetzt triennal präsentiert, sind „ein Hotspot der zeitgenössischen Fotografie“, bekommen ansehnliche Förderung. Die „See Conference“ im Schlachthof als Hotspot der Kreativszene und außergewöhnliche Veranstaltung vom „Bilder der Zukunft e.V.“ wird bedacht. „Interessant und unterhaltsam zeigt sich das Potenzial, das in Wiesbaden steckt, was Niemand vermutet.“ Dem Kulturfonds-Geschäftsführer ist das Programm „KUNSTVOLl“ wichtig, mit dem kulturelle Bildung und bleibende Strukturen an und mit Schulen - bislang mehr als 100 Projekte gefördert werden. Bis 11. April können sich Schulen bewerben. „Ich bin absolut begeistert von den umwerfenden Ideen und ein Anhänger der „Kultur für Alle“. Wer das will, muß ganz früh den Kindern den Schlüssel in die Hand geben.“ Wichtig ist auch der Spaß an Kultur: „So wird den Kindern über die Schwelle geholfen.“ www.kulturfonds-frm.de Text und Foto: Gesine Werner

Hörbare Integration, bewegte Bilder und Grenzüberschreitungen als Kultur für Alle

Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main fördert quer über die Sparten und Generationen 12

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

Tatort Murot und das Murmeltier, Foto: ©-HR/Bettina Müller

Wenn im Märzen die Mörder... KrimiMärz in Wiesbaden

I

m März wird’s kriminell in Wiesbaden. Zum 15. Mal findet in der Hessischen Landeshauptstadt das Deutsche FernsehKrimiFestival statt, begleitet vom literarischen KrimiMärz, der diesmal mit dem Schwerpunktthema „organisierte Kriminalität - Im Netz” Besucher anlocken wird.

Die nominierten Filme überzeugen durch ihre thematische und atmosphärische Bandbreite: „Wir tauchen in die Wirren des Verfassungsschutzes und in das Berliner Clan-Leben ein, sehen was Cybermobbing auslöst und wie Frem-

denhass Früchte trägt, mal geht es tragisch und dramatisch, mal heiter und Dank Murot ganz skurril zu.” Die zehn Wettbewerbsfilme werden vom 12. bis 14. März 2019 in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden zu sehen sein.

Während der „KrimiMärz” bereits am 7. März mit der Auftaktlesung startet, findet das diesjährige Deutsche FernsehKrimi-Festival ab 12. März im Caligari statt. Der Entscheidung über die zehn Wettbewerbsfilme ging ein Einreichungsrekord voraus: 67 Produktionen von Sendern und Produktionsfirmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden eingereicht, darunter 18 Premieren. „So viel wie nie zuvor”, teilte Festivalleiterin Cathrin Ehrlich mit: „Das zeigt, dass der Deutsche FernsehKrimi-Preis auch in seinem 15. Jahr eine begehrte Auszeichnung darstellt.” WIESBADENER

I/2019

13


KULTUR

&

KREATIVES

Eröffnet wird das Festival am Dienstag, 12. März, 20.00 Uhr, mit der Premiere des Wettbewerbsbeitrages „Polizeiruf 110 – Kindeswohl”. Unter der Regie von Lars Jessen haben es Charly Hübner als Kommissar Alexander Bukow und Anneke Kim Sarnau als seine Kollegin Katrin König mit einem ganz persönlichen Fall zu tun: In Rostock wird der Leiter eines privaten Kinderheimträgers erschossen. Schnell gerät das Heimkind Keno in Verdacht. Keno ist jedoch verschwunden – und zusammen mit ihm offenbar auch Samuel, der Sohn von Kommissar Bukow. War Samuel auch an der Tat beteiligt oder ist er eine Geisel von Keno? Der Rostocker Kripo-Chef Henning Röder überträgt Katrin König die Leitung der Ermittlungen. Die Spur der beiden Jugendlichen führt nach Polen ... Nach der Vorführung begrüßt Moderator Knut Elstermann im Filmgespräch die Schauspielerin und Schauspieler Anneke Kim Sarnau, Charly Hübner, Jack Owen Berglund, Junis Marlon, den Regisseur und Drehbuchautor Lars Jessen, die Drehbuchautorin Christina Sothmann und die Produzentin Iris Kiefer. Die Preisverleihung findet am 15. März 2019 um 20.00 Uhr in der Caligari FilmBühne statt. Beendet wird das Festival traditionell mit der Langen FernsehKrimi-Nacht vom 16. auf den 17. März. Den Auftakt zum dritten Wiesbadener KrimiMärz am Donnerstag, 7. März, um 20 Uhr macht die diesjährige Krimistipendiatin Zoë Beck, die aus aus ihrem Roman “Die Lieferantin” liest. Darin entwirft sie ein Bild von London nach dem Brexit: Ellie Johnson, die “Lieferantin”, bringt Drogen per Drohne zu ihren Kunden. Die Londoner Unterwelt fühlt sich von Ellies Geschäftsmodell bedroht und setzt ein Kopfgeld auf sie aus. “Die Lieferantin” ist ein politischer Kriminalroman, der die Gegenwart konsequent weiterinterpretiert. Volker Kutscher, Autor der Bestsellerromane um Kriminalhauptkommissar Gereon Rath, liest am 9. März aus dem Kurzkrimi 14

Gegen die Angst, Foto: ©ZDF/Christoph Assmann

“Westend”, zu dem er sich letztes Jahr während seines WiesbadenAufenthaltes als Krimistipendiat inspirieren ließ und der in Wiesbaden im Jahre 1937 spielt. Anschließend wird “Der Hund von Baskerville” gezeigt. Was passiert, wenn Menschen digital einfach ausgelöscht oder ausgetauscht werden, das thematisiert die Autorin Margit Ruile am 11. März um 10.30 Uhr in ihrem Thriller “Dark Noise”. Achtung: Es handelt sich um eine geschlossene Veranstaltung für Schulklassen. Mit “Stick oder stirb!” legt Tatjana Kruse in ihrer unnachahmlich witzigen Art wieder eine Krimikomödie rund um den Ex-Kommissar im unruhigen Ruhestand Siegfried Seifferheld vor. So düster und brutal sonst meist Krimis über organisierte Kriminalität sind, Tatjana Kruse gelingt es herrlich, ihre Figuren über so manche Klischees stolpern zu lassen und ihre Leser zum Lachen zu bringen (13. März um 19.30 Uhr). “Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens” ist der Titel des Romans, den Oliver Bottini am Dienstag, 19. März um 19.30 Uhr vorstellt. Er wurde von den Juroren des Deutschen Krimi Preises 2018 mit Platz 1 in der Kategorie “National” ausgezeichnet, erzählt von der Wirklichkeit der Globalisierung, vom Landraub der Agrarkonzerne und den einschnei-

denden Veränderungen in Europa nach 1989. Die Autoren Simone Buchholz und Ralph Ghadban sind am Sonntag, 24. März, ab 18.30 Uhr zu Gast auf dem “Krimisofa”. Es moderiert Eric Marr (ZDF). Am nächsten Abend nehmen die Autoren Petra Reski und Norbert Horst ebenda Platz. Zum Abschluß laden die Krimispezialisten der Autorengruppe “Dostojewskis Erben” am 29. März, um 19.30 Uhr zur Benefiz-Ring-Lesung ein. Was sich zusammenbraut, wenn die Wiesbadener Krimi-Spezialisten von der Fiktion zur Tat schreiten, verfolgt das Publikum in bewährter und doch überraschend neuer Weise beim Wechsel von Raum zu Raum. Die Benefiz-RingLesung bietet nicht nur einen unterhaltsamen Krimiabend, sondern dient auch einem guten Zweck. Alle Informationen zu den Filmen des Fernsekrimifestivals unter: www.fernsehkrimifestival.de. Kartenvorverkauf in der TouristInformation, Marktplatz 1, 65183 Wiesbaden. Alle Informationen zum KrimiMärz im Literaturhaus Clementine unter: www.wiesbaden.de/kultur/ literatur/veranstaltungen/ wiesbadener-krimimaerz.php

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

Foto: © Ulrich H. M. Wolf

Die Kunst der "Kurzen Nacht"

A

m 6. April 2019 laden die Wiesbadener Galerien und Museen und die Kunstvereine in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Wiesbaden zum kostenlosen Besuch in ihre Ausstellungen ein. Die Kurze Nacht, eine nicht mehr aus dem Wiesbadener Eventkalender wegzudenkende Kulturveranstaltung mit ihrem spannenden und facettenreichen Programm lockt jedes Jahr tausende Besucher aus nah und fern in die Landeshauptstadt und findet 2019 zum 19. Mal statt. Um 18.00 Uhr wird die “19. Kurze Nacht” von dem Kulturdezernenten der Stadt Wiesbaden, Stadtrat Axel Imholz und dem Organisator der Veranstaltung, Erhard Witzel, im Ballsaal der Casino Gesellschaft, Friedrichstr. 22, 1. OG erWIESBADENER

I/2019

öffnet. Bereits um 17 Uhr startet mit einem Kunst-Film bei freiem Eintritt die KUNST-Film-Biennale ebenfalls in der Casino-Gesellschaft Wiesbaden. Von 19 bis 24 Uhr können dann die teilnehmenden 26 Institutionen und Galerien im Rundgang kostenlos besucht werden. Es geht aber auch mobil mit unserem kostenlosen OLDTIMER-SHUTTLE-SERVICE, dem “ROLLENDEN MUSEUM” mit seinen rund 100 Oldtimern. Die beliebte Attraktion lädt die Gäste zu einer Zeitreise ein. Ein- und Ausstieg ist an 5 festgelegten Haltestellen möglich und zwar am Landesmuseum, am SAM am Markt, an der Staatskanzlei, in der Taunusstraße/Ecke Röderstraße und in der Schwalbacher Straße. Der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte PopJazzChor

Wiesbaden wirkt auch 2019 aktiv mit. Zur Eröffnung der KURZEN NACHT in der Wiesbadener Casino Gesellschaft können sich die anwesenden Gäste über Auftritte um 18.00 Uhr und 18.30 freuen, im sam Stadtmuseum Wiesbaden dann später um 21.00 Uhr. 2019 neu dabei sind das Loftwerk Wiesbaden, der Hospizverein Wiesbaden, das Kunst-Modul und die Kanzlei Naumann. In den großzügigen Räumen des Loftwerk in der Langgasse 22, zeigt Anja Roethele unter dem Titel „faces”, Fotografien des in Taunusstein lebenden Fotografen Ulrich H.M.Wolf. Ebenfalls dem Thema Fotografie widmet sich das Kunst-Modul in der Luxemburgstr. 6 - in unmittelbarer Nachbarschaft zur Galerie H22 in der Herderstr. 22. Dort präsentiert sich der Kölner Fotograf Oliver Schleyer. 15


KULTUR

&

KREATIVES

dem Wiesbadener PopJazzChor, dem ADAC, Opel classic und den teilnehmenden Motorsportclubs: Scuderia Wiesbaden e.V. im ADAC, HMSC e.V. im AVD, MSC Johannisberg e.V. im ADAC, RMSC Breithar und dem IAC Internationaler Autler Club e.V.. Die Veranstaltung wird im Auftrag der Interessengemeinschaft der Wiesbadener Galerien organisiert und durchgeführt von Erhard Witzel, Kaiser Friedrich Ring 63, 65185 Wiesbaden, Tel.: 01716504 690. Für die Organisation des Rollenden Museums ist Herr Wehner, Tel.: 0171-313 3389 von der Scuderia Wiesbaden verantwortlich. Das ausführliche Ausstellungsprogramm findet sich unter: www.kurze-nacht.de.

Foto: © Ulrich H. M. Wolf

Seine Motive findet er beiläufig auf Hauswänden und am Straßenrand. Es sind Hinterlassenschaften von Menschen (Graffiti, Tags, Wildplakatierungen) und der Witterung, die an Hauswänden und an Straßenrändern verborgene Kunstwerke der Vergänglichkeit schaffen. Der Hospizverein Wiesbaden Auxilium e.V. in der Luisenstr. 26 im 1. OG zeigt unter dem Titel „Sie hat mir der Himmel geschickt!” Karikaturen zu Sterben, Tod und Trauer. Die Kanzlei von Frank Naumann in der Mainzer Str. 26 präsentiert den Frankfurter Maler Jan Ulrich Schmidt. In seinen neuesten Arbeiten hat sich Verschlüsseln auf das Entschlüsseln verlegt. Er analysiert mit einem Computerprogramm die Farben der Werke alter Meister und stellt diese sortiert in Streifenbildern dar. Weitere Höhepunkte 16

sind die Tuch-Installation in der Wandelhalle des Museum Wiesbaden von Jens J. Meyer sowie die Ausstellung: „Eva Hesse – Zeichnungen”. Fünfzehn Jahre nach der groß angelegten Retrospektive der Ausnahmekünstlerin Eva Hesse stellt das Museum Wiesbaden das Schaffen erneut in den Mittelpunkt einer Ausstellung. Sie ist ihren Zeichnungen gewidmet, die sich wie ein roter Faden durch das Werk von Eva Hesse zieht. Zum krönenden Abschluss treffen sich alle Nimmermüden schon traditionell ab 23.30 Uhr auf einen “Absacker”, in diesem Jahr im Cafe Degenhardt am Luisenplatz. Unser Dank für die freundliche Unterstützung dieser Veranstaltung gilt dem Kulturamt der Stadt Wiesbaden, der NASPA, WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

13. Ether, Krzysztof Zanussi, Foto: © M. Szczesniak

V

om 10. bis 16. April 2019 lädt goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films Filmfans und Fachpublikum aus aller Welt zu einem vielfältigen Programm aus Screenings, Workshops, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Partys: In Wiesbaden trifft anspruchsvolle Filmkunst auf angesagten Mainstream und Klassiker des mittel- und osteuropäischen Films. „goEast geht in die 19. Runde und ist – 30 Jahre nach dem Mauerfall – zu einer der wichtigsten Plattformen für mittel- und osteuropäische Kultur herangewachsen. Mit hochkarätigen Gästen, vielen Deutschlandpremieren und einem vielfältigen Rahmenprogramm bringen wir Ost und West in Wiesbaden

Begegnungen zwischen Ost und West: goEast zeigt große Filmkunst und empfängt hochkarätige Gäste zusammen“, so die Festivalleiterin Heleen Gerritsen.

WIEDERENTDECKUNG EINES LANGE VERSCHOLLENEN FILMSCHATZES

Ein ganz besonderes Highlight ist 2019 die Deutschlandpremiere von ANNIVERSARY OF THE REVOLUTION (UdSSR, 1918) des Filmpioniers Dziga Vertov. Mit seinem revolutionären Dokumentarfilm

DER MANN MIT DER KAMERA (UdSSR, 1929) schuf Vertov einen Meilenstein der Filmgeschichte, der seiner Zeit weit voraus war. ANNIVERSARY OF THE REVOLUTION ist Vertovs Debütfilm, der die Ereignisse der Oktoberrevolution dokumentierte, und der erste abendfüllende Dokumentarfilm der Geschichte. Der Film galt lange als verschollen, bevor er von dem russischen Filmhistoriker Nikolai Izvolov rekonstruiert wurde. goEast zeigt den Film mit Live-

KANUN, Kida Khodr Ramadan

WIESBADENER

I/2019

17


KULTUR

&

KREATIVES

KANUN, Still

Klavierbegleitung. Nikolai Izvolov wird in einem Werkstattgespräch über seine Arbeit an der restaurierten Fassung erzählen.

www.filmfestival-goeast.de

PREMIERE FÜR DAS „PANEUROPÄISCHE PICKNICK“ Eine Premiere feiert in diesem Jahr auch die Veranstaltungsreihe „Paneuropäisches Picknick“, bei der

sowohl die Grenzen zwischen Ost und West als auch interdisziplinäre Grenzen zwischen Film, Kunst und Literatur verschwimmen. Höhepunkt ist ein echtes Picknick unter freiem Himmel, bei dem der Wiesbadener Schlossplatz zum Begegnungsort für Festivalgäste, Kulturschaffende und Wiesbadener wird. Auch die Ausstellung „Eastern Fairytales“ des Fotografen Frank Herfort im Museum Wiesbaden ist Teil des Programms und lädt mit monumentalen, berührenden und skurrilen Bildern zu einer Entdeckungsreise durch Osteuropa ein. Der Titel „Paneuropäisches Picknick“ geht zurück auf die Kunstaktion von Friedensaktivist*innen, die im Sommer 1989 die österreichisch-ungarische Grenze für einige Stunden passierbar machte: Viele DDR-Bürger, die gerade am Plattensee Urlaub machten, ergriffen dabei die Gelegenheit und überquerten die Grenze in Richtung Westen. Eine weitere Neuerung ist 2019 der Kurzfilmwettbewerb: Dem besten Kurzfilm winkt der mit 2.500 Euro dotierte RheinMain Kurzfilmpreis, gestiftet vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der von einer Jury aus Kulturvereinen des Rhein-Main-Gebiets mit Osteuropa-Schwerpunkt vergeben wird.

DIE MITTEL- UND OSTEUROPÄISCHE FILMWELT GAST IN WIESBADEN Mit der Hommage ehrt goEast den Altmeister des polnischen Kinos Krzystof Zanussi mit einer umfangreichen Retrospektive. Den vielfach ausgezeichneten Regisseur 18

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

und goEast verbindet eine lange Geschichte: 2001 übernahm er den Jury-Vorsitz beim allerersten goEast Festival. 2019 feiert der Regisseur, der zu den wichtigsten Filmautoren seiner Generation gehört, seinen 80. Geburtstag. Bei goEast werden u.a. die Klassiker STRUKTUR DES KRISTALLS (1969)und ILLUMINATION (1972) sowie sein neuestes Werk ETHER (2018) zu sehen sein. Außerdem wird der mehrfach preisgekrönte ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa in Wiesbaden zu Gast sein. Nicht nur stellt er seinen Film THE TRIAL (2018, Niederlande) persönlich vor, er wird auch seine Erfahrungen in einer öffentlichen Masterclass mit dem Publikum teilen. Die Regisseurin Helke Misselwitz wird im Rahmen des Spezialprogramms „Bleibt alles anders? – Die Wilden Neunziger“ zum 30-jährigen Mauerfalljubiläum ihren Spielfilm ENGELCHEN (Deutschland, 1996), der 1997 mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet wurde, persönlich vorstellen. Aber auch zwei Schauspielstars sind bei goEast zu Gast: Auf der Matinee stellt Kida Khodr Ramadan, der im vergangenen Jahr mit seiner Darstellung des Ali „Toni“ Hamady in der Serie 4 BLOCKS für

WIESBADENER

I/2019

Krzysztof Zanussi

Aufsehen sorgte, sein Regiedebüt KANUN vor, in dem eine alte Fehde zwischen zwei albanischen Familien wiederaufflammt und nach

Blutrache verlangt. Der kroatische Schauspieler Leon Lučev, in allen ehemaligen jugoslawischen Republiken ein Star vor der Kamera,

19


KULTUR

&

KREATIVES

Foto: Herrmann Collischon, EMG Frankfurt

Ideenschule und Experimentierfeld: 100 Jahre BAUHAUS Vor einhundert Jahren begann der Traum der Moderne “Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden GlauFrankfurter Küche in der Roemerstadt-Siedlung

bens”, so propagiert es das Gründungsmanifest des Bauhauses, das Walter Gropius 1919 in Weimar gründete. Am Bauhaus wollte man eine neue Generation umfassend kompetenter und engagierter Gestalter ausbilden.

Dafür konnte Gropius damals bedeutende Künstler gewinnen konnte. Wassily Kandinsky, Paul Klee, Johannes Itten, Georg Muche, Oskar Schlemmer, Josef Albers oder László Moholy-Nagy wurden seine Mitstreiter. Das große Jubiläum wird 2019 in bester Bauhaus-Tradition gefeiert: experimentell, vielgestaltig, transnational und radikal zeitgemäß. Den Rahmen dafür bildet das Jubiläumsprogramm 100 Jahre Bauhaus. Unter dem Motto „Die Welt neu denken” lädt der Bauhaus Verbund 2019 gemeinsam mit regionalen, nationalen und internationalen Partnern dazu ein, die historischen Zeugnisse des Bauhauses ebenso neu zu entdecken wie seine Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft. Denn das Bauhaus findet man nicht nur in Berlin, Dessau oder Weimar. In ganz Deutschland gibt es herausragende Orte des Bauhauses

20

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

und der Moderne – wegweisende Architektur, die unser Verständnis von Leben, Arbeiten, Lernen und Wohnen nachhaltig geprägt hat. Das Projekt „Grand Tour der Moderne” will dieses Jahr Interessierte anhand von 100 Orten durch 100 Jahre Architekturgeschichte der Moderne führen. Natürlich ist auch das Rhein-Main-Gebiet mit von der Partie. Zu Beginn der 1920er Jahre konstituiert sich in Frankfurt am Main ein beispielloses Programm baulicher und kultureller Erneuerung, das unter dem Namen „Neues Frankfurt” in die Kulturgeschichte eingeht. Die Stadt entwickelt sich in der Weimarer Republik zum Archetyp der modernen Großstadt, der weit über die Grenzen Frankfurts hinaus Beachtung findet. Zwar gilt das Bauhaus heute vielen als die Wiege der Moderne. Doch die berühmte Kunstschule war nicht der alleinige Brennpunkt neuartiger Gestaltung in Deutschland und Europa. Zum Ausgang der 1920er Jahre war Frankfurt als ein dem Bauhaus gleichwertiges, weltbekanntes Zentrum der Avantgarde etabliert. Drei Frankfurter Museen–das Museum Angewandte Kunst, das Deutsche Architekturmuseum und das Historische Museum Frankfurt–richten 2019 anlässlich des Bauhausjubiläums Sonderausstellungen zu verschiedenen Aspekten des legendären Großstadtprojekts aus. Im Januar 2019 startete das Museum Angewandte Kunst mit der ersten thematischen Ausstellung und belegt eindringlich, dass das Neue Frankfurt sich nicht im bekannten, von Ludwig Landmann initiierten und von Ernst May durchgeführten Wohnungsbauprogramm erschöpft. Die Großstadtutopie umfasst ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre einen universalen Anspruch im Mode-, Interieur-, Industrie-, Produkt-und Kommunikationsdesign. Die Ausstellung zeichnet ein Bild von Aufbruch, Vorbildfunktion und Auseinandersetzung mit der Frage, ob und in welcher Weise grundlegende gesellschaftliche Veränderungen auch einen ästhetischen Wandel mit sich bringen sollten und wie das Neue sich seinen Weg bahnt (bis 14. April 2019). Ab 23. März beleuchtet das Deutsche Architekturmuseum die gemeinsame Vision des Oberbürgermeisters Ludwig Landmann WIESBADENER

I/2019

Ernst-May-Siedlung Frankfurt

und seines Stadtbaurats Ernst May, die1925 auf nicht weniger als die Umgestaltung der Stadt zur exemplarischen Metropole der Moderneabzielt, sowohl baulich als auch gesamtkulturell. Die Moderne als Lebensform nimmt in Frankfurt Gestalt an: Theorie wird zur Praxis. Die 300 Quadratmeter umfassende Ausstellung versammelt die Siedlungen und ausgewählte Bauten des Neuen Frankfurt, die den Ruhm der Stadt als Hochburg der Moderne begründeten (bis 18. August 2019).

ab 15. September unter dem Titel „Form und Reform” die BauhausIdee anhand ausgewählter „Dinge des Alltags” vor. Schließlich präsentiert die Kunsthalle Darmstadt ab 29. September in ihrer Ausstellung „Das bauhaus und die Fotografie” Verbindungen zwischen der experimentellen Fotografie der Zwischenkriegszeit und der fotografischen Gegenwartskunst.

Das Historische Museum Frankfurt nähert sich ab 16. Mai dem Neuen Frankfurt mit einer Ausstellung, die einer einfachen aber entscheidenden Frage aus gegenwärtiger Perspektive nachgeht: „Wie wohnen die Leute?” In Anlehnung an diese, für das „Neue Bauen” grundlegende Frage, begibt sich das Museum mit seinem Stadtlabor in die Siedlungen des Neuen Frankfurt, die unter Ernst May und seinen Mitstreitern in den 1920er Jahren entstanden sind. Das Team vom Stadtlabor fragt nach dem Nutzen der damaligen Vorstellungen für die heutige Zeit. Was ist von der damaligen Reformbewegung geblieben? Wie sieht das tägliche Leben heute dort aus (bis 15. September 2019)?

Links zu den genannten Ausstellungsorten:

Das Jubiläumsprogramm findet man unter: www.bauhaus100.de

Museum Angewandte Kunst: www-museumangewandtekunst.de Deutsche Architekturmuseum: www.dam-online.de Historische Museum Frankfurt: www.historisches-museumfrankfurt.de Gutenberg-Museum: www.gutenberg-museum.de Landesmuseum Mainz: www.landesmuseum-mainz.de Kunsthalle Darmstadt: www.kunsthalle-damrmstadt.de

In Mainz lädt das Gutenberg-Museum ab 6. September zu einer großen Landesausstellung ein, in der unter dem Titel „ABC – Avantgarde, Bauhaus, Corporate Design” die Epochen der Bauhaus-Typografie vorgestellt werden. Parallel dazu stellt das Mainzer Landesmuseum 21


KULTOUREN

Die Ohren können große Augen machen: Der Bellevue-Saal als „Klangraum” von Wolfgang Stamm und Axel Schweppe (von links).

Klangraum und Fragmente, Kunst im Duett und ein Silberjubiläum Kunst darf Spaß machen, auch wenn sie von „gesellschaftlicher Relevanz“ ist und im piekfeinen Bellevuesaal gezeigt wird. Und „lautstark“ darf sie auch mal sein. Im Januar hatten die „sculpturetones“ Axel Schweppe und Wolfgang Stamm den Ausstellungssaal als „Klangraum“ ausstaffiert – mit Töpfen, Pfannen, Blechdeckeln & Co. und besonders Kinder trauten sich, nach Herzenslust zu toben und Lärm zu machen. Die Ohren machten große Augen – Hauptsache Spaß. Der Kunstverein Bellevue-Saal, 1986 gegründet als „Verein zur Förderung künstlerischer Projekte mit gesellschaftlicher Relevanz e.V.“ kann heuer seinen 25. Geburtstag feiern. Im Herbst 1993 hatte der Verein den einstigen Speisesaal des noblen Kurhotels Bellevue als Ausstellungsraum „Bellevue-Saal“ übernommen und am 27. Mai 1994 die erste Schau gezeigt. Dem aktuellen Vorstand gehören neben dem 1. Vorsitzenden Wolfgang Gemmer und Vizevorsitzendem Thomas Roth, auch Schatzmeisterin Christa Göppert sowie Dr. Isolde Schmidt, Gründungsmitglied Gottfried Hafemann, Nicole Ahland und Dr. Anja Scherdron-Modig an. Bis Ende Februar zeigte Bern Brach, der den Verein mitbegründete und eine Zeitlang dessen Vorsitzender war, unter dem Titel „Fragmente“ große Wandinstallationen, seine neuen Wachsbilder auf Karton. Die „Summe der Teile“ sind 65 ausgesägte Bruchstücke eines Kreislinien-Großformats von 2010. „Flüchtige Fakten“ zeigen Gertrud Riethmüller aus St. Wendel und Frauke Eckhardt aus Frankfurt vom 7. März bis 7. April 2019 und beziehen die Kurze Nacht der Museen am 6. April mit ein. Vom 18. April bis zum 19. Mai 2019 leben zwei Künstlerinnen das vereinseigene „Konzept 1:1 aus. Berit Jäger aus Bodenheim und Kathrin Schneider aus Mainz zeigen Foto, Malerei und. Das Spielfeld der Schau „Tennis“ wird am 18. April von Günter Minas eröffnet. Zum Silberjubiläum wird am 27. Mai 2019 der im israelischen Negba geborene Künstler Micha Laury aus Paris seine Ausstellung „Human Breath“ eröffnen. www.kunstverein-bellevue-saal.de Text und Foto: Gesine Werner 22

Ganz schön „verschmitzt”, freuen sch Heinz Erhardt-Lookalike Patrick L. Schmitz und Regisseurin Christa Leiffheidt auf den AprilAbend im Sonnenberger Kaisersaal.

Verschmitztes Gastspiel und zauberhafte Flötentöne . Die Wiesbadener Burgfestspiele mischen weiter die Burg Sonnenberg auf Sonnenberger Eigengewächse und Langzeit-Ansässige machen auch Anno 2019 für die Burg und den idyllischen Burghof als historisches Wahrzeichen mobil. Die ehrenamtlich engagierten Kulturprofis des „Wiesbadener Burgfestspiele e.V.“ landeten mit den umjubelten Gastspielen von „Caveman“ und dem Pendant „Cavewoman“ im knallvoll besetzten Kaisersaal einen umjubelten Coup. Mit echten Schmankerln geht das Programm der Wiesbadener Burgfestspiele in Sonnenberg weiter: Am 23. März beginnt um 20 Uhr im Kaisersaal ein musikalischer Abend. „Lieder, die für uns Helden sind“ präsentiert Sängerin Silvia Willecke. Das Goldkehlchen läßt sich von Claus Weyrauther, in der Region nicht unbekannt, am wohltemperierten Piano begleiten. Ein besonderes Schmankerl kündigt sich für den 27. April im Kaisersaal an. Um 19 Uhr kommt uns Heinz Erhardt dann „Verschmitzt“. Wer seinen mit Szenenapplaus gefeierten Überraschungsauftritt bei der Uraufführung des hr2-RadioLiveTheaters „Old Shatterhand unter Kojoten“ erlebte, ahnt, was uns da blüht. Sicherlich - noch ´n Gedicht. Das Wiesbadener Eigengewächs Patrick Ludovicus Schmitz (ja, es ist Ludy-Junior, langjährig Jugendclub-Theater-erfahren, ausgebildeter Schauspieler und Sänger) läßt den legendär genialen Schmunzelmaestro Erhardt wieder auferstehen. Also das Lachtränentüchlein nicht vergessen. Am 18. Mai (20 Uhr) steht eine musikalische Reise unter dem Titel „Flöten-Zauber“ ins Haus. Olga Reiser aus Jekaterinburg wird mit Flötentönen von Thelemann bis Piazzolla verzaubern und Regisseurin Christa Leiffheidt steuert passende Lyrik bei. Der engagierte Verein beteiligt sich am Rahmenprogramm der Schau „Deine Anne“ in Wiesbaden. Am 25. Mai präsentieren die Wiesbadener Burgfestspiele im Theater im Pariser Hof „Das Tagebuch der Anne Frank“. Marlene-Sophie Haagen verkörpert die Titelfigur in der Inszenierung von Uli Cyran, am Akkordeon Vassily Dück. In Planung ist das Konzert des Sinfonie-Orchesters der Oranienschule. Am 16. Juni 2019 wird der Burggarten wieder gerockt. www.wiesbadener-burgfestspiele.de Text und Foto: Gesine Werner WIESBADENER

I/2019


KULTOUREN

Die grenzüberschreitende Tram der Linie D verbindet die Nachbarstädte und fährt in rund 20 Minuten vom Rathaus Kehl über den Rhein nach Straßburg hinein oder retour.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache verkündet das „Wort des Jahres” traditionell im Rathaus. Anno 2918 wurde der Begriff „Heißzeit” proklamiert.

Die Renaissance der Tram als gelungene Grenzüberschreitung und „Brückenschlag” zwischen Kehl und Straßburg

Von Kulturpreis bis „Heißzeit” Gesellschaft für deutsche Sprache als Wiesbadener Institution

Die Citybahn für Wiesbaden erhitzt und spaltet die Gemüter. Gleich zwei Bürgerinitiativen - die BI „Mitbestimmung City-Bahn“ und die BI „Busse statt CityBahn“ – sammeln getrennt voneinander Unterschriften. Beide streben einen Bürgerentscheid, der auch im Netz heftig debattiert wird, an. Briefe von Leserinnen und Lesern füllen immer wieder ganze Seiten der lokalen Presse. Die Rathausfraktionen von SPD, CDU und Grünen sind für die City-Bahn. Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) votierte per „Zwischenbeschluß“ auf der Basis „der derzeitigen Faktenlage“ mehrheitlich dagegen. Die Werbegemeinschaft „Wiesbaden wunderbar“ sieht die geplante Trassenführung kritisch. Thilo Söhngen, Chef des Einzelhandelsverbandes Hessen-Mitte-Süd fürchtet „Das Projekt kann Existenz bedrohend sein.“ Eine City-Bahn müsse die Leute ins Herz der City befördern. Die City-Bahn-Technik als Zukunft? Zweifelhaft. Das angekündigte Mobilitätsleitbild (MLB) des Magistrats ist noch nicht veröffentlicht, die Frage nach dem geeignetesten ÖPNV für Wiesbaden ist noch nicht entschieden und die Kostenschätzung von 2017 liegen unter den Preisen von Darmstadt und Mainz. Die „Arroganz mancher Befürworter“ irritiert ebenso „wie die Panikmache vieler Gegner“. Ein Unternehmensberater für Logistik rät zum Gesamtkonzept, sieht „gelungene Citylogistik“ in Zürich, Freiburg und Hamburg. Um die Renaissance der Tram am Beispiel der europäischen Zwillingsstädte Straßburg und Kehl in Augenschein zu nehmen, führte eine Pressefahrt ins Rathaus Kehl. Seit 2017 verbindet eine moderne „Tram“ die Nachbarstädte und beide Länder als gutes Beispiel gelungener Straßenbahn-Infrastruktur. Der Kehler Beigeordneter Harald Krapp (früher in der Mainz Stadtverwaltung tätig) und Diplom-Ingenieur Alain Giesi, der eloquente Geschäftsführer der Straßburger Verkehrsbetriebe CTS, berichteten von Planung, Bau und erfolgreichem Betrieb der grenzüberschreitenden Tram. Am 8. Dezember 2018 wurde die Weiterführung der Tramlinie D zum Rathaus Kehl als „Rendezvous am Rathaus - Bus trifft Tram“ eingeweiht. „Mit intensiver Bürgerbeteiligung“ erarbeitet und Teil eines Nahverkehrskonzepts, weist das Tramsystem unerwartet hohe Fahrgastzahlen auf.

Gut 70 Jahre jung ist sie, mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet und der breiten Öffentlichkeit auch durch das „Wort des Jahres“ bekannt. Seit 1977 kürt die Gesellschaft für deutsche Sprache „regelmäßig Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben“. Zum „Wort des Jahres 2018“ wurde der Begriff „Heißzeit“ von der Jury aus dem Hauptvorstand der Gesellschaft und wissenschaftlichen MitarbeiterInnen ausgewählt. Der Begriff verweise auf den „extremen Sommer“ und das „drückende Problem des Klimawandels“, sei schon 1992 von Franz Alt benutzt worden.

Text und Foto: Gesine Werner

Text und Foto: Gesine Werner

WIESBADENER

I/2019

Tage vor der Proklamation konnten Geschäftsführerin Dr. Andrea-Eva Ewels und GfdS-Vorsitzender Professor Peter Schlobinski von Kulturdezernent Axel Imholz den Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden entgegennehmen. Der Geschäftsführerin ist es „ein Privileg, die Kultur in Wiesbaden zu bereichern“. Professor Schlobinski mahnte: „Sprachliche Verrohungen ebnen gesellschaftlichen Verrohungen den Weg.“ Ein Leitfaden für gendergerechte Sprache kommt in Kürze heraus. Die GfdS vergibt alle zwei Jahre den Medienpreis für Sprachkultur, z. B. an Elke Heidenreich. Sie widmet sich auch dem „Wortschatz“ rechtspopulistischer Bewegungen wie „Kümmelhändler, Kameltreiber“, entlarvt den schon vor dem Ersten Weltkrieg aufgekommenen Begriff der „Lügenpresse“ als „steinalt“ und bringt entsprechende Forschung an die Öffentlichkeit. GfdS-Frau Alexa Mathias hatte an der Uni Hannover zum Sprachgebrauch rechtsextremer Gruppierungen promoviert und stellt ein Sinken der Hass-Hemmschwelle fest.. Die Gesellschaft für deutsche Sprache, 1947 gegründet und seit 1955 in Wiesbaden ansässig, sieht sich mit rund 100 Zweigstellen weltweit als Vermittlerin zwischen Sprachwissenschaft und Öffentlichkeit. Sie hat einen Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag, wirkt als Botschafterin für Wiesbaden und berät bei der Vornamenssuche.

23


KULTOUREN

Martin Massow, alias Diether Wolf von Goddenthow, hat mehr als ein Jahr lang seinen kultigen „Freiberufler-Atlas” komplett überarbeitet und aktualisiert.

Eine Schatztruhe wertvoller Informationen – der neue Freiberufler-Atlas startet als Gründer-Kultbuch Treffend kurzer Titel und reichhaltiges Innenleben. Die vielfach aufgelegte Erstausgabe von 2002 firmiert als „Gründer-Kultbuch“, war aber nicht mehr up to date. Mehr als ein Jahr hat der Betriebswirt akribisch und umfassend recherchiert. Im April 2019 bringt Martin Massow den „FreiberuflerAtlas“ als komplett aktualisierte Neuausgabe im Ullstein Verlag heraus. Der seriöse Ratgeber unterstützt dabei, „schnell und erfolgreich selbständig (zu) werden“. Das Handbuch – Kostenpunkt 13 Euro – ist eine Schatztruhe für Alle, die sich selbständig machen möchten. Doch Euphorie wird nicht das Wort geredet. „Der Kern des Glücks ist, der zu sein, der Du bist“, wird Erasmus von Rotterdam als Buchpate zitiert. „Freiberuflichkeit ist ein anderes Denken, ein anderes Leben.“ Ob App-Programmierer, Youtuberin oder „Influenzer“ (der nix mit Influenza-Grippe zu tun hat), ob EStGFreiberufler oder Kleingewerbe-Unternehmerin, ob gewerblich oder freiberuflicher Freelancer - wer den Sprung in die Selbständigkeit wagen will, ist hier goldrichtig. „Freiberuflichkeit ist nicht gleich Freiberuflichkeit!“ Der „Atlas“ hat Informationen zu Social-Media und Instagram, bietet Expertenwissen zur Künstlersozialkasse und Härtefall-Argumente gegen die Datenfernübertragungspflicht der Elektronischen Steuererklärung Elster. Der Bundesverband der freien Berufe vergab das Prädikat „absolut empfehlenswert“ . Einen Clou hat der Autor auch zu bieten. Diether Wolf von Goddenthow hatte 1986 den Wilhelmine Lübke-Preis erhalten für sein Buch „Das Märchen vom Ruhestand“ (Herder Verlag) und sein Werk „Neu anfangen“, das er als Martin Massow im Kösel Verlag publiziert hatte. Der Bestseller-Autor schreibt aus eigener Erfahrung, publizierte 1983 als Erster über freiberufliche Job- und Geschäftsideen, arbeitet oft mit Größen wie Professorin Ursula Lehr, Iring Fetscher und Horst Opaschowski. P.S. Wer kulturell interessiert ist, sollte mal auf „RheinMain.Eurokunst.com“ stöbern, wo Diether Wolf von Goddenthow ausgesuchte Kulturtips verrät. Text und Foto: Gesine Werner

24

Matinée musicale im Logenfestsaal mit Thomas Wiederspahn (Hempelstiftung), Chi Ju, Louisa Mendoza, Luise Schmidt, David Solano Albes, Susanna Lichter, Pauline Jung, Helena Windolf, Florian Feltz und Andreas Stetter, zugeordneter Stuhlmeister Loge Plato (von links).

Ein kleines Hörfest mit Tönen von Bach bis Pat Metheny Die älteste Bürgerstiftung der hessischen Landeshauptstadt is etwas Besonderes. Am 27. April 1917 wurde die Hempelstiftung für Wissenschaft, Kunst und Wohlfahrt „landesherrlich“ genehmigt. Seit über 100 Jahren pflegt die Stiftung des Hamburger Chemikers Dr. Carl Hempel hanseatische Noblesse, wirkt meist im Verborgenen. Für die Gute Sache tritt die Stiftung dreimal jährlich mit einem „Konzert zur Förderung junger Künstler“ der Wiesbadener Musik- und Kunstschule (WMK) ins Rampenlicht. Der frühere Stiftungsvorsitzende Horst Stange, Ehrenstuhlmeister der Loge Plato, hatte die Tradition der Matinée musicale vor 27 Jahren begründet. Ein kleines „Hörfest“ wurde dem prall voll besetzten Festsaal der Loge Plato kürzlich geboten von einem bestechenden Celloquartett - Küken Susanna Lichter (elf Jahre jung), Luise Schmidt, Pauline Jung, WMKOrchestermitglied Helena Windolf. Cellist David Solano Albes machte beim Haydn-Divertimento auf sich aufmerksam. Gemeinsam mit Pianistin Chi Ju am wohl temperierten Piano nahm Jugend musiziert-RegionalSiegerin Louisa Mendoza mit fein ziseliertem Querflötenspiel für sich ein. Es muß nicht immer Klassik sein. Gitarrero-Talent Florian Feltz traute sich (auswendig!) an Pat Methenys „Travels“ heran. „Es wird wieder ein besonderer Vormittag“, kündigt Thomas Wiederspahn vom Vorstand der Hempelstiftung die Frühlings-Matineé am 17. März 2019 an. Beginn ist um 11 Uhr. WMK-Direktor Christoph Nielbock lobt „die außergewöhnlich langjährig kontinuierliche Partnerschaft, die damit ganze Generationen von Talenten gefördert hat.“ Er kann sich auf eine weitere „nachhaltige Vitaminspritze“ freuen. Den traditionsreichen Förderscheck nimmt Kulturdezernent Axel Imholz in Empfang. TERMIN: Am 15. März lädt die Loge Plato zum Gästeabend mit Damen. Dr. Norbert Franz spricht über „Nationalismus gegen Patriotismus“. Beginn 20 Uhr. www.hempelstiftung.de Text und Foto: Gesine Werner WIESBADENER

I/2019


KULTOUREN

Die 123. Internationalen Maifestspiele Wiesbaden werden vorgestellt von Sofie Pompe (Junges Staatstheater), StaatsballettKurator Bruno Heynderickx Intendant Uwe-Eric Laufenberg, NochOB Sven Gerich, Verwaltungsdirektor Bernd Fülle (von links).

Wir pfeifen auf die Oper und „die Stille dazwischen” 123. Internationale Maifestspiele Wiesbaden - Oper, Schauspiel, Tanz, Performance, Junge Woche Hübsch „mozärtlich“ kommt der Wonnemonat am Musentempel daher. Die 123. Internationalen Maifestspiele bieten vom 30. April bis 31. Mai 2019 Oper, Tanz, Schauspiel, Performance, Junge Woche. Das poetische Motto stammt von Mozart himself: „Die Musik steckt nicht in den Noten, sondern in der Stille dazwischen“ Auftakt mit Mozart-Doppel „Idomeneo“ und „Titus“ in der Sicht von Hausherr Uwe Eric Laufenberg. „Mozart24“ zelebriert das Genie rund um die Uhr: Oper, Kultfilm, Percussions-Portrait (Edzard Locher, Martin Barth, Se-Mi Hwang, Thomas Varga und Leonhard Dering). Die Wiener Schauspielerin Chris Pichler und das Haydn-Ensemble (Erika LeRoux, Thomas Richter, KarlHeinz Schultz, Sabine Schultz & Philipp Schweikhard) feiern „Amadeus!“ als „Wolfgang in Deutschland, Amadeo in Italien de Mozartini“. 50 Programmpunkte, der Spielplan lädt zu „Operngenuß mit Weltstars“ wie Ildebrando D`Arcangelo, Maria Bengtsson, Andreas Schager „in Festival-Atmosphäre“ mit neun Eigen-Produktionen, vier von Intendant Laufenberg. Kammersänger Thomas de Vries lädt mit dem Ensemble Mattiacis zu Purcells „The Fairy Queen“. Rossinis „La Donna del Lago“ als „teures Vollgastspiel“ bringt Star-Countertenor Max Emanuel Cencic wieder. Berlin hoch Drei mit der Schaubühne und Thomas Ostermeiers Schnitzler-Adaption „Professor Bernhardi“, BE-Intendant Oliver Reese bringt Stuckrad-Barres „Panikherz“ und das Deutsche Theater zeigt René Polleschs „Cry Baby“. Extremperformerin Angelica Liddell zeigt „The Scarlet Letter“. Staatsballett-Kurator Bruno Heynderickx zeigt Exzellenz-Tanz: Hofesh Shechters „Grand Finale“, Sidi Larbi Cherkaouis „Puz/zle“ und das Aterballetto.mit Johan Ingers Kultshow „Golden Days“. Die Junge Woche begleitet mit „Anne en zef“ die Ausstellung „Deine Anne“ in Wiesbaden. Den Etat von 1,66 Millionen Euro stemmt die Stadt mit 545.000 Euro, das Land mit 76.000 Euro. Kulturfonds Rhein-Main und IMF-Förderkreis steuern Finanzen bei. www.maifestspiele.de

Hochkarätige Frauenpower beim Jubiläum des Internationalen Trickfilmfestivals im Filmschloß am Rhein: Mariola Brillowska und Detelina Grigorova-Kreck.

Flimmernde Hochkaräter im kultigen Filmschloss am Rhein Die Fans scharrten schon mit den Hufen, stürmten dann den Saal und waren begeistert von den trickreich flimmernden Edelsteinen. Maximale (Film-)Kunst zu minimalem Budget ist das Markenzeichen des Internationalen Trickfilm-Festivals Wiesbaden. Gratulation zum 20. Geburtstag! Die Jubiläums-Version des erfolgreichen Dauerbrenners der kulturpreisgekrönten „Freunde der Filme im Schloss“ Joachim Kreck, Detelina Grigorova-Kreck und Michael Fechner zeigte rund 100 Werke aus 25 Ländern und drei spektakuläre Langfilme inklusive. Das Festival„Elternpaar“, ist im Oral history-Projekt „Erlebte Geschichte & Geschichten“ des Fördervereins Stadtarchiv Wiesbaden eingebunden. Internationale Filmschaffende wie Wouter Bongaerts aus Wiesbadens Partnerstadt Gent beeindruckten mit ihren Neuen wie „Panta Rhei“. Aus Hamburg reiste die vielfach ausgezeichnete Filmerin Mariola Brillowska mit ihrer „Schwarzen Welle“ an, an der auch ihre Tochter mitwirkte. Oscarpreisträger Alexandre Espigares („Mr. Hublot“) und Nikita Diakur („Ugly“, Großer Preis Ottawa 2017) zeigen ihre Neulinge wie „Fest“ persönlich. Der „Preis des Kulturamts“ ging an die freie Filmschule „Animation workshop“ in Viborg/ Dänemark. Chefin Michelle Nardone nahm die Auszeichnung entgegen. Ehrensache. Auch 2019 geht es hochkarätig weiter. Am Internationalen Frauentag, 8. März kommt als RheinMain-Kinopremiere „Disobedience“ mit Rachel Weisz und Rachel McAdams von Regie-Oscarpreisträger Sebastian Lello um 20 Uhr. Am 22. März (18 Uhr und 20.15 Uhr) wird der Neue von Clint Eastwood als Erstaufführung gezeigt. „The Mule“ ist die wahre Geschichte des hoch verschuldeten Kriegsveteranen, der zum Drogenkurier wird. Zum brillanten Cast gehören Drehbuchautor Nick Schenk auch Bradley Cooper, Dianne West, Laurence Fishburne, Andy Garcia und Alison Eastwood. www.filme-im-schloss.de Text und Foto: Gesine Werner

Text und Foto: Gesine Werner WIESBADENER

I/2019

25


KULTOUREN

Chordirektor, Pianist und Dirigent Albert Horne aus Südafrika plaudert mit Theaterfreunde-Chef Helmut Nehrbaß „hinter den Kulissen” im Weinkeller der Casino-Gesellschaft

Ein Südafrikaner in Wiesbaden Chordirektor Albert Horne beim Kulissengeplauder Die altehrwürdige „Gesellschaft der Freunde des Staatstheaters Wiesbaden“ als 1300 Mitglieder starker Förderverband und recht „junges“ Mitglied des Dachverbands MUTHEA, dem Netzwerk der deutschen Musik- und Theaterfördergesellschaften, zeigt Herz. Die Kunstbeflissenen gehen auf Spendenfang mit den geflügelten Worten „mehr Licht!“, die Goethe zugeschrieben werden. Eine neue farbige Lichtrampe für die Bühne des Großen Hauses will finanziert sein. „Mit neuen Beleuchtungsmöglichkeiten wollen wir gemeinsam das Theater in ein noch eindrucksvolleres Licht setzen.“

An Zugaben nie genug: Hausherrin Mary-Lou Sullivan-Delcroix und Konzertpianist Wolfgang Stifter sind ein eingespieltes Dreamteam.

Eine Amerikanerin in Wiesbaden Vielsaitigkeitskünstlerin Mary Lou Sullivan-Delcroix und ihr HinterhofPalazzo Ob „feuerspeiender Hermelinbär“ oder Loriots tiefenschwarzer „Advent“ beim traditionellen Chrismas Caroling, ob Benefizauftritt oder Gastspiele der „Belcantina“ in Europa und den USA: „Alles muß möglich sein“. Bei Multitalent Mary Lou Sullivan-Delcroix ist das Verbinden der Sparten Programm. Die Vielsaitigskeits-Künstlerin mit dem großen Herzen ist eingebunden in das Oral history-Projekt „Erlebte Geschichte & Geschichten“ des Stadtarchiv-Fördervereins. Ihre interdisziplinäre „Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache“ im Hinterhof-Palazzo ist eine bundesweit einzigartige „Institution“, die mit Elan auf das Vierzigjährige zusteuert.

Ganz einfach „Kulissengeplauder“ nennt Katharina Queck ihr Format, zu dem die TF-Vizevorsitzende Theaterleute einlädt. In Vertretung der erkrankten Gastgeberin begrüßte Theaterfreunde-Chef Helmut Nehrbaß einen Südafrikaner in Wiesbaden, Videoschnipsel im Gepäck. Der mehrfach Qualifizierte ist als Entertainer perfekt besetzt. Als Begleiter der furiosen Mezzosopranistin Andrea in ihrer Femmage „Sing Sista, Sing!“ an schwarze Gesangslegenden bewies der Konzertpianist sein Können. Chordirektor Albert Horne ist auch als musikalischer Leiter (Bernsteins „Candide“, bildstarke Regie Bernd Mottl) von Gewicht. Wiesbaden ist die erste berufliche Station außerhalb Südafrikas für den Weitgereisten.

Jetzt schreibt sie auch noch. Die Ausnahme-Sängerin hat mit ihrem Aufsatz ein flammendes Plädoyer verfaßt unter dem Titel: „Stütze - Fluch oder Segen?“ Von wegen „Atemstütze ist von gestern“, wie Unwissende daherplappern. Legenden wie Lotte Lehmann, Erna Berger und Magda Olivero, Weltstars wie René Fleming oder Jonas Kaufmann ist ihre Bedeutung bewußt. Keine Geringere als Montserrat Caballé betont: „Das Stützen der Stimme ist das A und O des Singens.“

„Seinen“ Opernchor lobt er als aufgeschlossen und erfreulich spielbegeistert. Intendant Manfred Beilharz hatte ihn zu seinen Schwanengesang-Maifestspielen 2013 mit der furiosen Cape Town Opera und Gershwins „Porgy and Bess“ – urheberrechtlich exakt fast komplett schwarz besetzt, Regie Christine Crouse - zur Deutschlandpremiere nach Wiesbaden geholt. Dirigent Horne entlockte dem Staatsorchester mitreißende Jazzklänge. Nachfolge-Intendant Laufenberg war von der Generalprobe begeistert und bot per Email die Position des Chordirektors an. Albert Horne erweist sich als Traumbesetzung.

Vom 1. bis 5. Mai bietet Mary Lou mit Michael Scheich das Intensiv-Seminar „Stimme und Biographie“ an. Anmeldung org@trialog-info.

Am 14. März kommt Goldkehlchen Benjamin Russell zum Kulissengeplauder.

www.hinterhof-palazzo.de

In Kursen läßt sich die Wirkung der „Stütze“ erleben. Der Tages-Workshop „Körper und Stimme“ (17. März) bietet Bewegungsinteressierten an, „die Kraft & Farbe ihrer Stimme kennen zu lernen.“ Die Chefin lädt mit Yogalehrerin Katharina Oestemer ein.

Am 7. April ist das 3D-Theater mit „#dichterliebe“ als Hommage an Schumann und Heine zu Gast im Hinterhof-Palazzo. Am 19. Mai geht der Liederabend „Auf dem Wasser zu Singen“ im Hinterhof-Palazzo über die Bühne. Vom 6. bis 13. Juli 2019 leitet Sopranistin Mary Lou wieder mit Konzertpianist Alasdair Cameron das Intensivseminar „Die Stimme im Licht der Toscana“ in Locanda Casanova. Text und Foto: Gesine Werner

Text und Foto: Gesine Werner

26

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

Mit Mantel und Degen, Courage und Herz rockt das Junge Staatsmusical die drei Musketiere: D`Artagnan Tim Speckhardt findet in Constanze (Lisa Krämer) die große Liebe.

Ein kleiner Mann tanzt auf dem fröhlichen Weinberg Twist mit den drei Musketieren Theaterdonner auf den Bühnen in Wiesbaden, Darmstadt und Mainz

D

er „Fröhlich (frivole) Weinberg“ von Carl Zuckmayer lädt in die komplett bespielte Wartburg im Herzen von Wiesbaden ein, wo Regisseurin Henriette Hörnigk mit dem bestens aufgelegten Ensemble den Tanz auf dem Vulkan als bodenständig-deftigen Spaß mit „braunen“ Widerhaken inszeniert hat. Bühne/Kostüm Henrike Engel. Rebentrunk und Schunkelliedgut wird serviert, auf der Laufstegbühne zwischen den Tribünen und „im“ Weinberg geht es um Liebe, Triebe, Reben und Leben – mit rhoihessischem und Wiener (!) Idiom. Benjamin Krämer-Jenster, Karoline Reinke, Mira Benser, Paul Simon, Evelyn Faber, Christina Tzatzaraki, Felix Strüven und Paul WIESBADENER

I/2019

Simon kriegen tüchtig Applaus. Bernd Mottl hat John Fords noch heute brisantes Inzest-Stück „Schade, daß sie eine Hure war“ – die Visconti-Inszenierung mit Romy Schneider & Alain Delon in Paris ist legendär – als bildstarke Groteske mit Actionszenen und finalem Gemetzel inszeniert. In einer Art lackschwarzem Bordell mit Poledancestange, spiegelnd gepolsterten Raumteilern und Rundsofa (Ausstattung Friedrich Eggert) nimmt das blutige Geschwisterdrama von Giovanni (Linus Schütz) und Annabella (Llewellyn Reichman) seinen nicht nur für die „Hure“ tödlichen Verlauf. Parma, nicht Verona – der MörderBruder kredenzt statt Schinken Annabellas Herz. Uwe Kraus, Tobias Lutze, Atef Vogel,

Karoline Reinke, Christina Tzatzaraki, Felix Strüven und Gottfried Herbe – „rundes“ Ensemble, herzlicher Applaus. Mit ihrer fetzigen Junges Staatsmusical-Inszenierung der „drei Musketiere“ von Dumas rocken Regisseurin Iris Limbarth und „D` Artagnan“ Tim Speckhardt, „Athos“ Norman Hofmann, „Porthos“ Leonard Linzer, „Aramis“ Brandon Miller, mit „Constanze“ Lisa Krämer und „Milady de Winter“ Viktoria Reese (im Wechsel mit Fee Geipel) in temporeichen und witzigen Szenen wieder die Bühne. Trampelapplaus im ausverkauften Haus.

27


KULTUR

&

KREATIVES

FAUST-Preisträgerin Lydia Steier („Perelà – der Mann aus Rauch“) begeistert mit ihrer schon in Oldenburg gefeierten „Katja Kabanova“ auch in der Mainzer Neuinszenierung auf ganzer Linie.

Blick nach Mainz FAUST-Preisträgerin Lydia Steier („Perelà“) liefert nach ihrem gefeierten „Saul“ wieder eine packende Regiearbeit ab. Ihre in Oldenburg gefeierte „Katja Kabanova“ von Leos Janacek fesselt in der Mainzer Neuinszenierung mit ausgefeilter Personenführung und starken Bildern. Die fantastische Sopranistin Nadja Stefanoff ist die ambivalente Titelheldin, dem „Puppenheim“Familienknast nur durch Ehebruch und Freitod entkommen. Bei der

Premiere werden auch Gundula Hintz, Alexander Spemann, Johannes Mayer, Derrick Ballard und Steven Ebel bejubelt. Ein beklemmend aktuelles Gesamtkunstwerk, das unter die Haut geht, ist Hans Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ in der Regie von Alexander Nerlich. Vincent Doddema, Henner Momann, Hannah von Peinen, Paulina Alpen, Daniel Friedl rauben (in mehreren Rollen) mit intensiver Darstellung den Atem. „Lämmchen“ (Mainz-

Regisseurin Kathrin Herm und Musiker-Sidekick Hanns Höhn beziehen das blutrot ausgestattete Ambiente der 60erJahre-„Filiale” im früheren Karstadthaus mit ein in ihre eindrückliche „Hommage an Anna Politkowskaja.

Neuling Kruna Savic) und ihr „Junge“ Pinneberg (Mark Ortel) strampeln, kommen auf keinen grünen Zweig. Das Publikum applaudiert erst nach einem Moment des Nachhalls lange. Amüsieren? Bei K.D. Schmidts karnevalistisch angehauchtre Version von Schorsch Büchners in vier Wochen geschriebenem Lustspiel á la Brentanos „Ponce de Leon“ geht es rund, mit „Feiertüte“ und Sofa auf U17. Leonce vom Reiche Popo haßt die Prinzenrolle, Lena vom Reiche Pipi flieht vor der Zwangsehe. Erst anonym auf Achse, dann Masken-Spiel. Julian von Hansemann, Gesa Geue, Murat Yeginer, Monika Dortschy, Anna Steffens, Steve Karier, Lorenz Klee & Armin Dillenberger: pures Vergnügen. Peter Jordan & Leonhard Koppelmann („Pension Schöller“) gehen ans Zwerchfell. Ganz großes Kino ist ihre Typenrevue „Märchen im Grand Hotel“ nach Paul Abrahams Operette. Filmreife Bühne, furioser Cast, Comedian Harmonists inkluded. Jennifer Panara, Daniel Friedl, Murat Yeginer, Henner Momann und Anika Baumann mit Krücken (Chapeau!) sind sehenswert. Lachtränen-Alarm! „Komödie mit Ba-BA-Banküberfall” von Heny Lewis, Jonathan Sayer & Henry

28

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

„Let me change your name”: Anrührend, individuell, erfrischend ver-rückt und humorvoll: Artist in Residence in Paris, fasziniert Eun-Me Ahn (5. von rechts) mit ihrer faszinierenden Company auch Ballettkurator Bruno Heynderickx (4. von rechts) und das Publikum in Darmstadt und Wiesbaden.

Fields? Das Böse ist überall der nackte Wahnsinn! Monty Python, Tarantino, Marx Brothers geben in Niklas Ritters rasant-origineller Sicht dem Affen Zucker. Perfektes Slapstick-Timing, Pointen „zack” aus der Hüfte, Filmzitate zum Mitraten. Alles Gangster – alle eine Wucht: Sebastian Brandes, Martin Herrmann, Johannes Schmidt, Daniel Mutlu, Elena Berthold, Andrea Quirbach. Klaus Köhler und Stefan Hartmann. Hingehn! Das mit dem zweiten FAUST prämierte „tanzmainz”-Ensemble hat sich auf den israelischen Choreografen Assaf eingelassen, war so frei und „Nothing” kam heraus. Fröhliche Anarchie, groteske Bewegungen, Badeanzug und Badehose, Pas de deux, Gebrabbel. Jetzt singen sie auch noch. Why not.

Blick nach Darmstadt Fokus Korea: Die Eun-Me Ahn Company, die mit ihren „Dancing Grandmothers“ und „North Korea Dance“ im April beim tanzmainzfestival gastiert, riß das Publikum in den Musentempeln Darmstadt und Wiesbaden von den Stühlen.

„Let me change your name“ – mit Chefin Eun-Me mittendrin – ist schwarzweiß und neonfarbig, berührend, individuell, ver-rückt, humorvoll, meditativ, Gender-Crossover – und es fasziniert. Text und Fotos: Gesine Werner

Feydeaus rasanter „Floh im Ohr” (Regie Uwe Eric Laufenberg) hat Pause. Schnelles Fotoshooting mit Evelyn Faber, Uwe Kraus, Frank Bettinger, Urgestein Gottfried Herbe, Linus Schütz, Mira Benser, Matze Vogel, Michael Birnbaum, Thomas Jansen und Felix Strüven (von links).

Let´s „Twist” mit dem mexikanisch-kanadischen Tanzstar Victor Quijada und das Auge sieht sich nicht satt. Schlicht faszinierend, wie sich durch die Rubberband-Methode der kraftvoll akrobatiknahe Hiphop-Breakdance mit der klassischen Ballett-Eleganz verschmelzen läßt.

WIESBADENER

I/2019

29


KULTUR

&

KREATIVES

aus: Free solo

D

as LICHTER Filmfest ist die zentrale Plattform des Filmschaffens der Rhein-Main-Region und mit seiner Auswahl von Filmen aus allen Regionen der Welt das einzige wirklich internationale Festival an einem wachsenden Standort der Filmbranche. LICHTER beleuchtet in seiner zwölften Ausgabe vom 26. bis zum 31. März 2019 das Thema „Natur”. Das Festival bringt die Vielfalt und Schönheit, die Katastrophen und Gefahren sowie die vielen kleinen Geheimnisse der Natur auf die Leinwand und in Diskussionsrunden ein. LICHTER findet seit 2008 jedes Jahr im Frühling an verschiedenen Spielstätten in Frankfurt und in anderen Städten der RheinMain-Region statt. Im Rahmen des 11. LICHTER Filmfests erarbeiteten über 50 Filmschaffende bei einem Kongress die „Frankfurter Positionen zur Zukunft des deutschen Films”.

Ein Team aus rund 40 hauptsächlich ehrenamtlich engagierten Filmemachern, Medienexperten und Filmliebhabern richtet das Festival alljährlich aus.

in denen die Schönheit unserer Welt die Leinwand erleuchtet”, so Johanna Süß, für das kuratorische Gesamtkonzept der internationalen Reihe verantwortlich.

Der Jahrhundertsommer 2018 hat es erneut bewiesen: Der Klimawandel bestimmt unseren Alltag. Steigende Meeresspiegel und extreme Hitzeperioden könnten in den nächsten Jahrzehnten ganze Erdteile unbewohnbar machen. Globale Flüchtlingsbewegungen werden die große Herausforderung der Zukunft. „Der Umgang mit unserer Umwelt ist wahrscheinlich die drängendste Frage unserer Zeit”, sagt LICHTER-Festivaldirektor Gregor Maria Schubert. Mit dem Schwerpunktthema „Natur” will LICHTER die Besucherinnen und Besucher der zwölften Festivalausgabe für solche Zukunftsszenarien sensibilisieren. Doch auch die Vielfalt der Natur wird im internationalen Filmprogramm nicht zu kurz kommen: „Wir haben uns auf die Suche nach künstlerischen Positionen gemacht,

Kein anderes Medium ist in der Lage, Naturschauspiele so eindrucksvoll zu vermitteln”, ergänzt die stellvertretende Festivaldirektorin. „Der Film ´Aquarela´ lässt uns die transformative Schönheit und rohe Kraft des Wassers spüren.” Zugleich kann keine andere Kunstform die Beziehung des Menschen zu seiner Natur greifbarer machen. Im wahrsten Sinne des Wortes trifft dies auf den Oscar-nominierten Dokumentarfilm „Free Solozu”, der mit atemberaubenden Kletter-Aufnahmen im Yosemite-Nationalpark beeindruckt. Carlos Reygadas neuer Film „Nuestro Tiempo” läuft bei LICHTER als Deutschlandpremiere. In dem halbdokumentarischen Spielfilm Von Bienen und Blumen hat Lola Randl mit ihrer Familie den Selbstversuch gemacht: Wie verändert sich das Leben, wenn man als

Lichter Filmfest 2019 Die Welt, in der wir leben 30

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

aus: Atlas

Berliner Großstädter aufs Land in der Uckermarck zieht. Die Filme im regionalen Lang-und Kurzfilmprogramm bringen die Vielfalt des hessischen Filmschaffens auf die Leinwand. „Der regionale Wettbewerb ist in diesem Jahr außergewöhnlich stark und facettenreich –bewegende Flüchtlingsschicksale werden ebenso Teil des Programms sein wie ein Animationsfilm aus Frankfurt, der es locker mit den Pixar Animation Studiosaufnehmen kann”, sagt Schubert. Weltpremiere bei LICHTER feiert „Monowi Nebraska”. In dem Film besucht Lilo Mangelsdorff eine Ortschaft im amerikanischen Nirgendwo. Das Besondere: Nur noch eine Bewohnerin und ihr Imbiss befinden sich dort. Als Deutschlandpremiere bringt der Mainzer Produzent Christoph Thoke den Film „Erased” nach Frankfurt. „The Watson´s Hotel” (Regie: Regunath Vasudevan, Peter Rippl, Nathaniel Knop) über das Leben in einem verfallenen Hotel in der indischen Hauptstadt Mumbai läuft ebenfalls als Deutschlandpremiere bei LICHTER. Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich auch auf zahlreiche Hessenpremieren freuen. In „Atlas” erzählt der Regisseur David Nawrath eine Vater-Sohn-Geschichte, die sich unter dem Druck einer kriminellen Entmietung in Frankfurt zu einem spannenden Thriller WIESBADENER

I/2019

verdichtet. Michael Schwarz Debütfilm „Die Kandidaten”porträtiert sechs NachwuchspolitikerInnen und zeigt, wie Wahlkampf an der Basis funktioniert, fernab von Berlin. In „Facing The Dragon” hat die Regisseurin Sedika Mojadidi über mehrere Jahre eine erfolgreiche afghanische Journalistin begleitet. Als das US-Militär das zerrüttete Land verlässt und die Taliban allmählich wieder vermehrt für Terror sorgen, flieht die Frau nach Darmstadt. Die LauensteinBrüder präsentieren bei LICHTER ihren neuen Animationsfilm „Die sagenhaften Vier” über das Hauskätzchen Marnie – ein Spaß für die ganze Familie. Die Produktionen sind alle unter Beteiligung von Filmschaffenden und Förderern aus

aus: Aquerela

Hessen und der Rhein-Main-Region entstanden. Wer den Weißen Bembel mit nach Hause nehmen kann, entscheidet die Jury bestehend aus der Schauspielerin Jenny Schilly, der Regisseurin Susanne Heinrich (Gewinnerin des Max-Ophüls-Preis 2019 für den Film Das melancholische Mädchen) und der Verleiherin Birgit Gamke (Die FilmagentInnen). Um den regionalen Kurzfilmpreiskonkurrieren 21 Film-Produktionen. Regisseurin Isabel Gathof, Jonatan Schwenk, LICHTER-Publikumspreis-Gewinner 2018, und Filmhaus Frankfurt-Geschäftsführer Ralph Förg bilden die Jury des Wettbewerbs. Infos unter: www.lichter-filmfest.de

31


KULTUR

&

KREATIVES

Alice Merton

Bonnie Tylor

Women of the World

E

s ist wieder soweit: Vom 29.Mai bis 1.Juni findet in Frankfurt das 8.W-Festival statt und lockt mit einem hochkarätigem Line Up in die Metropole am Main. Ein besonderes Programm-Highlight findet allerdings im Wiesbadener Schlachthof statt – sehr zur Freude des Redakteurs. Bereits in der Vorjahresausgabe (I/2018) titelte der Wiesbadener etwas abgedroschen über einen seiner Kulturbeiträge „the future is female”. Damit war nicht etwa der positive Karriereausblick Annegret Kramp-Karrenbauers in der CDU gemeint, sondern vielmehr die nicht minder beindruckende Erfolgsgeschichte des W-Festivals in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen. Auch in diesem Jahr, das achte in der noch jungen Festivalhistorie, rechnen die Veranstalter mit einer 32

fünfstelligen Besucherzahl. Damit hat sich das 2012 gegründete WFestival, früher als „Women of the World”-Festival bekannt, längst als einer der wichtigsten Veranstaltungen seiner Art weit über die Grenzen des Rhein-Main-Gebiets hinaus etabliert. Kein Wunder, wirft man einen Blick in das wieder einmal mit deutschen und internationalen Stars prall gefüllte Programmheft. Und für alle Wiesbadener Fans gibt es dieses Jahr noch einen zusätzlichen Grund zur Vorfreude, zählt doch der Schlachthof erstmals zu den Spielstätten des Festivals. Unter der Schirmherrschaft der Frankfurter Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig richtet sich der Fokus wie gewohnt auf die weibliche Seite der Musikszene, wofür das Event eine „beeindruckende Dichte genialer Musikerinnen an einem Ort versammelt”, wie Hartwig betont. „Ich bin sehr froh, dass es sich bei diesem Ort um Frankfurt handelt! WIESBADENER

I/2019


KULTUR

In seiner kulturellen und künstlerischen Vielfalt passt das Festival ideal zu unserer Stadt.” Ganz offensichtlich passt es aber auch ideal nach Bad Homburg und Wiesbaden, die zwei der sechs Spielstätten ausmachen und damit verdeutlichen, wie sehr das W-Festival mittlerweile im Rhein-MainGebiet auch außerhalb Frankfurts verankert ist. Neben Einzeltickets für jede Show ist für Festentschlossene das W-Festivalticket erhältlich, das allerdings eine bestimmte Auswahl an Konzerten beinhaltet. So oder so wird auch 2019 eine ordentliche Portion Frauenpower in der Region zusammenkommen, wie ein kleiner Ausblick auf die diesjährigen Acts verrät. Los geht’s am Abend des 29.Mai mit Lola Marsh im Ignatz Bubis-Gemeindesaal, die als einen der drei Neuzugänge im Programm präsentiert werden. Dabei knüpfen die Veranstalter an die 2018 begonnene Freundschaft mit der Gemeinde an, der schon im letzten Jahr der Auftritt von Ute Lemper zu verdanken war. Mit Lola Marsh kommt nun ein Duo aus Tel Aviv zu Besuch, das mit ihren melodischen IndiePop mit Folk-Einflüssen vor allem auch jüngere Leute anspricht und den Altersdurschnitt im Gemeindesaal wohl etwas senken dürfte. Aber keine Angst, zu laut wird es bei dem beschwingten Sound der Band sicher nicht werden. Neu dabei in diesem Jahr ist auch die Niederländerin Kovacs (siehe Titelbild), die am 30.Mai in der JugendKultur-Kirche Sankt Peter zu sehen sein wird. Die Zukunft des „Future Soul” erinnert mit ihrer weichen wie düsteren Stimme an so manche Soul-Legende und zählt sicherlich

&

KREATIVES

zu den absoluten Highlights des W-Festivals 2019. Blöd nur, dass am selben Abend ein eben solches auch im Wiesbadener Schlachthof gastieren wird: Grossstadtgeflüster (mit drei ‚s‘) aus Berlin zählen zu der Sperrspitze des deutschen Elektro-Punks und werden den alten Schlachthof in einen kochenden Kessel verwandeln - eine absolute Pflichtveranstaltung für alle Tanzwütigen in der Region. „GSGF” haben für ihre aktuelle Tour „Da kann ja jeder kommen!” vorsorglich ein paar wertvolle Hinweise für die Abendvorbereitung online gestellt: „Überlegt euch schonmal was ihr anzieht, es sollte bequem und schnelltrocknend sein, sammelt eure Familie und Freunde ein und lasst gemeinsam mit den drei Tröten auf der Bühne die Hütte brennen. Denn eins ist sicher, da bleibt kein Tanzbein trocken!” Noch irgendwelche Fragen? Neben den genannten Neuverpflichtungen warten noch eine ganze Reihe prominenter Namen auf die Festivalbesucher. Am 30.Mai spielen Suzi Quatro in der Alten Oper, ein Tag später kommt die deutsch-kanadische Songwriterin Alice Merton, die gerade erst ihr Debütalbum veröffentlicht hat. Am 31.Mai spielt außerdem die Free Classic und Jazz-Künstlerin Younee im Speicher in Bad Homburg, während zeitgleich Namika in der Alten Oper performt. Am 1.Juni steht man dann endgültig vor der Qual der Wahl: Lotte tritt in der Sankt Peter-Kirche auf, gefolgt von der deutsch-türkischen Sängerin Elif, die einen besonderen Mix aus deutschen Texten und orientalischen Klängen präsentiert. Am selben Abend besucht auch noch

Lola Marsh

Lotte

Grossstadtgeflüster

Younee my piano

die legendäre Bonnie Tyler die Alte Oper. Es dürfte also für so ziemlich jeden das passende Konzert dabei sein. Alle Informationen findet man unter www.w-festival.de, Tickets für alle erwähnten Auftritte unter www.frankfurtticket.de Konstantin Mahlow

WIESBADENER

I/2019

33


KULTUR

&

KREATIVES

Stella Tinbergen

D

ie vier Künstlerinnen Angela Cremer, Iris Kaczmarczyk, Renate Schwarz Kraft, Stella Tinbergen sowie die zwei Künstler Peter Bernhard, Titus Grab wurden zu Jahresbeginn neu in den BBK (Berufsverband Bildender Künstler und Künstlerinnen Wiesbaden e.V.) aufgenommen. Und wie schon in den vergangen zwei Jahren hat das Kulturamt der Stadt Wiesbaden die „Neuen” eingeladen, ihre Arbeiten im Foyer des Rathauses zu präsentieren.

Ornament angelehnte Darstellungen und die monoton schichtweise Bearbeitung der Fläche loten Nähe und Grenzen zum Handwerk und Design aus. Das Sehen als solches gewinnt an Bedeutung. Die Fotografin Iris Kaczmarczyk stellte ihre Fotoserie „Stille Momente” aus. Die Idee war, Häuser, Gassen, Gemäuer, Türme und Tore der Stadt Freinsheim so zu zeigen, wie sie Hermann Sinsheimer beschrieb, der seinen

Geburtsort als „Dorf” bezeichnete. Er war ein deutscher Jurist, der als Journalist, Theaterkritiker und Schriftsteller bekannt wurde und als Jude in der Zeit des Nationalsozialismus 1938 über Palästina nach England fliehen musste. Bei Tag übervoll mit Menschen, erscheint das heutige Freinsheim durch die nachts fotografierten Motive in einem anderen Licht. Betont durch den Vollmond entstanden eine Reihe von Bildern, die eine Stille einfangen, wie es sie zu Sinsheimers Zeiten vielleicht gab. Angela Cremer

Das Motto der Ausstellung lautete SICHT WEISE, sowohl im Sinne der verschiedenartigen Sichtweisen, Sehweisen der KünstlerInnen selbst, wie auch im Sinne des Betrachters, in seiner Sicht, Sichtweise, seiner Leseweise und letztendlich erstrebten Kommunikation mit dem Kunstwerk. Angela Cremer untersucht in ihrer Arbeit die Bedeutung der Malerei an sich und in ihrem zeitgenössischen Kontext. Fragestellungen zur Balance zwischen Oberfläche, Material und Motiv interessieren sie dabei genauso wie die Möglichkeit, Malerei jenseits von Sprache zu rezipieren. Sie hinterfragt die Grenzen der Malerei, versucht, diese zu erweitern. Irritationen bei der Betrachtung, hervorgerufen durch das Material, motivisch ans

Die Neuen im BBK – SICHT WEISE – 34

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

Iris Kaczmarczyk

manifestieren. Seine Malweise ist dabei stets kraftvoll und von konzentrierter Spontanität.

Renate Schwarz Kraft

Renate Schwarz Kraft beschäftigt sich in ihrer Kunst mit dem Menschen, seinen Beziehungen zu sich, zu anderen, der Natur und den Lebensweisheiten. Das beherrschende Element in ihren Werken ist die menschliche Figur, die in Beziehung gesetzt wird zu inneren und äußeren Gefühlswelten. Stella Tinbergen hat seit 2007 – als Dokumentarfilmerin – eine Reihe von Künstlerbiografien gemacht, darunter über die expressionistische Malerin Marianne von Werefkin und den Ausnahmetänzer Alexander Sacharoff, die beide zu den Gruppen NEUE KÜNSTLERVEREINIGUNG MÜNCHEN und DER BLAUE REITER gehören. Die Filme Stella Tinbergens wurden auf Festivals gezeigt und sie hat mehrere Preise und Stipendien erhalten, zuletzt das Casa die GoetheStipendium.

Titus Grab

Titus Grab initiiert seit 1996 verschiedene Installationsprojekte und ist Begründer der Kunst-Koffer-Aktion. Sein Kunstbegriff ist spielerisch und ins Soziale erweitert. Sein aktueller Schwerpunkt ist das Naturphänomen des Mäanderns von Wasserläufen und unserer menschlichen Lebensläufe (weitere Infos zu Titus Grab finden sich in dieser Ausgabe auf Seite 45). Der WIESBADENER widmet den Neuen im BBK in den folgenden Ausgaben eine kleine Reihe.

Peter Bernhard

Die Malerei Peter Bernhards entwickelte sich in verschiedenen, gegenständlichen und ungegenständlichen Phasen. Von der abstrahierten Landschaftsmalerei über eine Phase farbintensiver Popart-Malerei bis hin zu einer rein abstrakten, expressiven Bildsprache. Thematisch setzt sich Bernhard mit parallelen realitätsebenen auseinander, die sich im Bild WIESBADENER

I/2019

35


KULTUR

&

KREATIVES

Drama, Tristesse und der unsterblichen Liebe. Paris ist ein Zirkus – Star in der Manege: Edith Piaf. Der Berliner Tagesspiegel nennt sie „eine überragende Interpretin des französischen Chanson”. Die Show „Glanz auf dem Vulkan” am 4. April 2019 im Friedrich-vonThiersch-Saal, Kurhaus Wiesbaden, nimmt die Zuschauer mit in das Berlin der wilden 20er Jahre, die Sündenstadt, die allzeit aufregendste Metropole der Welt, der bunte Schmelztiegel voller Künstler und Lebenskünstler. „Glanz auf dem Vulkan” ist eine eklektische und exzentrische Musik-Revue mit Tanz, Gesang, Artistik, Humor und Frivolitäten aller Art. Die Macher dieser Show Miss Evi & Mr. Leu – auch bekannt als Evi & das Tier mit ihrer fantastischen Band The Glanz und ihrem schillernden, internationalen Künstlerensemble nehmen Sie mit auf eine rasante und ungeheuer vergnügliche Reise in die faszinierende “world of Weimar”.

LET’S BURLESQUE!

Einfach göttlich: Evi Niessner „Sie hat Grandezza in ihrer Stimme und Soul im Körper. Eine absolute Rarität auf deutschen Bühnen,” schrieb ein Bewunderer von Evi Niessner. Wenn die Ausnahmekünstlerin und ausgebildete Opernsängerin die Bühne betritt, überzeugt sie mit einer sagenhaften Ausstrahlung und einer bemerkenswerten Stimme. Dieses Jahr kommt sie mit drei verschiedenen Programmen zu uns – zweimal nach Wiesbaden, einmal nach Mainz. 36

Mit ihrem Programm „Evi Niessner singt Piaf – Chanson Divine” tritt sie am 28. März 2019 im Herzog Friedrich-August-Saal, Friedrichstraße 22, 65185 Wiesbaden auf. Mit diesem außergewöhnlichen Konzertabend lässt Evi Niessner die Seele der dramatischen und glanzvollen Zeit der legendären Edith Piaf auferstehen. Gemeinsam mit ihrem Pianisten und ihrem Publikum feiert sie den “Spatz von Paris” im Rausch eines turbulenten Lebens zwischen Erfolg, Verehrung,

Am 17. Oktober 2019 präsentiert dann der Frankfurter Hof in Mainz LET’S BURLESQUE! DAS ORIGINAL - Die sinnlich-sündige Show-Sensation aus Berlin. Alles ist möglich, wenn Evi & das Tier mit ihrer Band The Glanz die Bühne erobern. Die furiose Mischung aus Musik, Tanz, Artistik und jeder Art von Sinnlichkeit bringt die Luft von der ersten Sekunde an zum Brennen. LET’S BURLESQUE! ist ein rauschendes Fest sinnlich-sündiger Lebensfreude, eine furiose Mischung aus Musik und Erotik mit einem gehörigen Schuss Wahnsinn. Burlesque ist aber noch viel mehr als Striptease. LET’S BURLESQUE! ist das Zelebrieren eines freien Geistes und eines aufregend neuen Lebensgefühls. In diesem Sinne, liebes Publikum, schmeißt Euch in Eure heißesten Fummel, und dann heißt es: Klatschen, kreischen, pfeifen, johlen und vor Ekstase auf den Tischen tanzen! Mit anderen Worten: LET’S BURLESQUE! (Achtung: Nur für Erwachsene!) Alles Infos und Online-Tickets auf www.frankfurter-hof-mainz.de

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

&

KREATIVES

Mit der Nerobergbahn in den Frühling starten...

M

it gegenüber dem Vorjahr unveränderten Preisen startet die Nerobergbahn am Samstag, dem 30. März 2019, um 10 Uhr in ihre diesjährige Saison. Am Eröffnungstag dürfen alle Geburtstagskinder plus eine Begleitperson gratis mit der Bahn fahren. Kinder unter 6 Jahren fahren das ganze Jahr über gratis. An Ostern erwarten Sie neben Gewinnspielen die eine oder andere Aktion für Groß und Klein. Wiesbadens schrägstes Wahrzeichen fährt in den Monaten März, April, September und Oktober – täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr, in den Sommermonaten von Mai bis August täglich von 9 Uhr bis 20 Uhr. Alle 15 Minuten starte die Nerobergbahn eine Fahrt und bringt die Fahrgäste auf den Wiesbadener Hausberg bzw. wieder hinunter ins Nerotal. In den Wintermonaten wurde die beiden Wagen überprüft, notwendige Reparaturen durchgeführt, die Strecke kontrolliert und Ausbesserungsarbeiten vorgenommen. Näheres auch unter: www.eswe-verkehr.de/ nerobergbahn

WIESBADENER

I/2019

37


KULTUR

&

KREATIVES

„Noch ein Champagner und ich lieg unterm Gastgeber”: Tastenlöwe Otmar Binder, Allroundertalent Chris Pichler und Special Guest Jo van Nelsen in Action der Zwanziger-Jahre-Revue.

„ Musik steckt nicht in den Noten, sondern in der Stille dazwischen.“ Stammt von einem gewissen Wolfgang Amadé, der unter dem Titel „Mozart24“ als Genie rund um die Uhr gefeiert wird im Wonnemonat. Bei den 123. Internatonalen Maifestspielen Wiesbaden darf natürlich die Wiener Allroundkünstlerin Chris Pichler nicht fehlen, die 2016 mit „Mozarts Frauen“ genüßliches Hörtheater zelebrierte. „Ich bin a Narr. Des is bekannt.“ Ihr charmanter Wunderkind-Kobold Wolferl bekam Bravo-Rufe.

Die mehrfach ausgezeichnete Bühnenkünstlerin („Gaslicht“, „der ideale Ehemann“) agierte als Dornröschen, zeigte, „wie Shakespeare zu Romeo und Julia kam“ und debütierte 2017 als Opernregisseurin mit Alessandros „La Giuditta“. Beim „Singing Summer“ der Mainzer Hochschule für Musik betörte ihre fast szenische Rezitation der „Schönen Magelone“. Für ihr auch in Wiesbaden gezeigtes Romy Schneider-Solo kürte sie der ORF zur „Schauspielerin des Jahres“. Und zur Sternstündlein mit einer berührenden Ikone wird „Ich –

„Noch ein Champagner und ich lieg unterm Gastgeber, Amadeus” Die Wiener Schauspielerin Chris Pichler kommt uns in den Internationalen Maifestspielen mit AMADEUS! mozärtlich „Ohne Musik wär alles nichts.“ Am 5. Mai heißt es um 9 Uhr im Kleinen Haus des Musentempels „Amadeus!“ und „Wolfgang in Deutschland, Amadeo in Italien de Mozartini“ ist in der Person von Chris Pichler zu Gast. „Ich kann nicht poetisch schreiben, ich bin kein Dichter. Ich kann es aber durch Töne. Ich bin ein musicus.“ Das Haydn-Ensemble mit Konzertpianistin Erika LeRoux, Thomas Richter, Karl-Heinz Schultz, Sabine Schultz & Philipp Schweikhard huldigt dem Musikgenie und unverblümten Briefschreiber in dessen eigenen Worten und Noten. 38

Marilyn“ eine berührende Hommage an die verletzliche Diva. Marilyn lebt und macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Norma Jean Baker ist ein mißbrauchtes Kind, kommt gegen die Machos nicht an, kaschiert mit Sexappeal ihre Klugheit und Allüren. Ein Solo mit Gänsehautfaktor. Auch in ihrem neuen Solo „Sisi - Kaiserin der Herzen“ kommt die Virtuosin der Wandlungsfähigkeit der facettenreichen Person hinter dem Star nahe. Ausgestattet mit der berühmten Haarpracht und stilvoll nachempfundenen Kostümen, läßt sie die innere Verfassung

spüren. Kein Kitsch, nirgends. Die Wiesbaden-Premiere „Sisi goes Elisabeth“, die als Gräfin von Hohenlohe im Hotel Vier Jahreszeiten und im Rheingau logierte, gerne inkognito durch den Schloßpark Biebrich ritt, erntete viel Beifall. Chris Pichler ist das naive Mädchen Sisi ebenso eindrücklich wie die im strengen Hofprotokoll gefangene Kaiserin mit exzessivem Fitneßtraining. Ein genialer Kniff ist die Figur der (real existierenden!) Friseuse Fanny Angerer, vor der kein Geheimnis sicher ist... „Noch ein Champagner und ich lieg unterm Gastgeber“, nennt Allrounderin Pichler ihre 20erJahre-Revue, die zu Silvester vor ausverkauftem Hause Uraufführung feierte. Trampelapplaus und Bravorufe. Als Special Guest war der ausgezeichnete Cabaret-Sänger Jo van Nelsen ein perfekter Bühnenpartner. Am wohltemperierten Klavier gab Michael Heltaus feinfühliger Pianist Otmar Binder den Tastenlöwen furioso. Einfach köstlich. Die Show mit dem genial miteinander agierende Duo Infernal macht Lust auf Meer! In der Bar zum Krokodil gibt es ausgerechnet Bananen für Frau Potifah. Bei Bel Ami wächst der Spargel, er hat Glück bei den Frau`n und die Kleptomanin schmachtet nach Mehlspeis! Der kleine grüne Kaktus war auch da. Text und Foto: Gesine Werner

WIESBADENER

I/2019


KULTUR

A

&

KREATIVES

m Samstag, den 27. Oktober, startete im Weilburger Schloss die Ausstellung STORY BEHIND THE DRESS. Ausgezeichnet mit dem „KulturMut Award” holt die Ausstellung Frauen von ihren berühmten oder auch weniger berühmten Portraits herunter in die Wirklichkeit – und macht sie fassbar, wie Kuratorin Nicole Friedersdorf sagt. Dabei möchte sie möchte mutige Frauen zeigen. Kleine, interessante Begebenheiten, die sie selbst beeindruckt haben, stehen auf den jeweiligen Bannern. „Meine Favoritin ist Lois Long, sie war damals das absolute Party-Girl und hat über Kneipen während der Prohibition berichtet”, sagte Friedersdorf. Es gebe lustige, traurige und faszinierende Geschichten. Eindringlich wird durch die reproduzierten Gewänder, die auf den Gemälden zu sehen sind, in Kurzfilmen und auf Info-Bannern die Geschichte dieser faszinierenden Frauen erzählt. Dabei wurden bewusst besondere (oft unbekannte) Geschichten oder spannende Begebenheiten abseits der Geschichtsbücher gewählt, die diese Frauen im Besonderen auszeichnen. Eigens für die Frauen wurden auch deren Kleider „nachgebaut”. „Ich habe die historischen Gewänder reproduziert, getreu dem historischen Vorbild auf dem Gemälde”, erzählte Friedersdorf. Sie geht mit der Reproduktion von Frauenkleidung bis 2.000 Jahre zurück in die Vergangenheit – von antiken Wandmalereien über renaissancezeitliche Tafel- und Leinwandbilder bis hin zur Photographie des 19. Jahrhunderts. Auf diese Weise entstehen anschauliche „lebende Gemälde”. Das Auftaktthema in Weilburg “Frauen, Macht & Flucht” ist dabei nicht ohne –auch- politische Brisanz. Durch die Jahrhunderte & über alle Kontinente, schreiben Frauen ihre eigenen Geschichten und begegnen dem Thema “Macht & Flucht” in vielfältiger Weise. Von dem Versuch die mächtigste Frau im Weissen Haus zu werden bis zur Flucht nach vorne im Kampf um das Frauenwahlrecht! Als sie die Ausstellung konzipierte, sei klar gewesen, dass dieses multimediale Erfolgskonzept ein starkes Team von Fachleuten benötige. Gefunden hat sie dieses Team in WIESBADENER

I/2019

Geschichte/n lebendig werden lassen Reinhard Schall vom Hessischen Rundfunk, der für die filmische Konzeption und Regie verantwortlich ist, und Margarethe Luise Smith, die die schauspielerische Gesamtleitung und Dramaturgie inne hat. Die Ausstellung “Story behind the dress” soll nun deutschlandweit und später international auf Wanderausstellung gehen. Hierzu sind Räumlichkeiten ab 100m2 geeignet - das 10fache kann ausgestattet werden. Das Konzept ist aufgrund seiner Hochwertigkeit bestens für

Sonderausstellungen in Museen, Galerien, Orangerien, Schlösser oder besonderen historischen Örtlichkeiten geeignet. Das Konzept kann flexibel an die Örtlichkeit angepasst werden, und sollte es sich um ein Museum oder eine Liegenschaft mit einer interessanten Frau handeln kann diese Dame nach Absprache in die Ausstellung integriert werden – wieder auferstehen – natürlich im originalen Kostüm. www.story-behind-the-dress.de 39


KULTUR

&

KREATIVES

studiert seinen Part, der weibliche Facetten bekam und modernisiert wurde, mit Nachwuchs-Pantomimin Hanna Hagenkort ein und gibt dem Zauberlehrlingsmädel den letzten Schliff.

Bequemer Sitzkomfort im Theater ist Trumpf: Die „Velvets” Dana Bufkova, Tochter Barbara Naughton und Bedo Hanys haben mit dem Zwergentrio die neue Bestuhlung schon mal getestet.

Der legendäre Zauberlehrling mit dem neuen Sitzkomfort Die Magie der samtenen „Velvets“ verbindet Gestern – Heute – Morgen

W

enn der Kleine Prinz der Zauberflöte poetische Töne entlockt, klingt das nach den „Velvets“. Die „Samtenen“ haben kürzlich Jubiläum gefeiert im Doppelpack und punkten jetzt mit der Magie der Bequemlichkeit. Sie sind puppenspiel pantomimisch faszinierend, mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet und berühren Klein und Groß immer wieder mit ihrer einzigartigen Version des „kleinen Prinzen“. Der lernte vom Fuchs: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Der hinreißende Blaublütler freut sich am 24. März, 28.April und am 1. Juni auf Besuch im Theater-Domizil. Was lange währt... Das VelvetsTheater kann jetzt mit der „Magie der Bequemlichkeit“ prunken. Seit kurzem wird herrlich bequemer, geräuscharmer Sitzkomfort geboten.Jede 2. Reihe ist um 7 Zentimeter erhöht, gute Sicht von allen 128 Polstersitzen (die aus einer mährischen Spezialfirma kommen und in rekordreif kurzer Zeit montiert wurden) ist garantiert. Die samtrote Bestuhlung strahlt mit dem rosenfarbenen BühnenWIESBADENER

I/2019

vorhang um die Wette. Knarrende Holzklappstühle auf dem vierstufigen Podest waren gestern. Ein Zuschuß der Stadt Wiesbaden und der zweckgebundene 10.000 EuroScheck der Naspa-Stiftung Initiative & Leistung machten es möglich. Weltweit mit Auszeichnungen gewürdigt und einzigartig in ganz Deutschland, bietet die Lebensund Auftritts-Geschichte(n) der 1967 gegründeten „Samtenen“ aus dem Goldenen Prag bekanntlich jede Menge Stoff. Prominent sind die Velvets eingebunden in das Oral history-Projekt „Erlebte Geschichte & Geschichten“ des Stadtarchiv-Fördervereins. Ihre spannende autobiografische Revue „Grenzen-Los“ mit Schwarzem Theater, Schauspiel, Stepdance, Dokufilm und Gesang steht am 7. April und am 4. Mai wieder auf dem Spielplan.

Ein Riesenreißverschluß öffnet sich – Hanna wird in eine ungewohnte Welt geworfen. Was kann ein Glasstab alles sein ? Fernrohr, Stimmgabel, Taktstock. Eine schwarze Wand trennt die ZauberlehrlingsSchwester von ihrer früheren Welt. Ihr Reisebegleiter, der „Zauberstab“, kann zeichnen und sorgt für überraschende Szenen. Ein Cello spielt baß und besser. „Jippieh!“ Hanna reitet Rodeo und schwingt das Lasso. Torero und James Bond, Bogie aus Casablanca, Pink Panther und My Fair Lady in Ascot sind auch dabei. Und ein verrücktes Huhn verhebt sich an Koloratouren wie einst Florence Foster-Jenkins. Köstlich. Als „Velvet“-Spieler ist der ausgebildete Sänger/Schauspieler Branko Stanisic aus Sarajewo, der in den Neunziger Jahren schon zum Ensemble gehörte, wieder an Bord. „Ich freue mich, in denselben Rollen wieder dabei zu sein, war schon mit der Ur-Version des „Zauberlehrlings“ in den Neunzigern auf Tournee“, erinnert sich der Velvet-Spieler an eine Gastspielreise durch Taiwan. Am 16. März 2019 erblickt Hanna als kleine Schwester des „Zauberlehrlings“ das (Schwarz-)Licht der Welt. www.velvets-theater.de Text und Foto: Gesine Werner Geschafft! Das Team hat die erste Durchlaufprobe der neuen Velvetproduktion „Der Zauberlehrling reloaded” gemeinsam erfolgreich gemeistert. Bedo Hanys, Brigitte Baertelt, Claus Pulvermacher, Dana Bufkova, Branko Stanisi´c, vorne: Violetta Sliwinski, Hanna Hagenkort und Anna Weber (von links).

Chapeau und GratulARTion! Die legendäre Produktion „der Zauberlehrling“ wird in aktualisierter Version als „Zauberlehrling reloaded“ wieder aufgenommen. Das kann ja heiter werden. Die erste Durchlaufprobe sieht schon vielversprechend aus. Bedo Hanys ist eine Pantomime-Legende mit unnachahmlicher Präsenz. Der Velvet-Gründervater 40


KULTOUREN

Akkordeonistin Clara Holzapfel, Schauspieler Uwe Kraus, Schlagzeuger Edzard Locher am Xylophon und Schauspieler Atef Vogel bereiten die Studio-Lesung vor.

Du sollst nicht töten! Sparten verbindendes Projekt von Amnesty International mit der Initiative gegen die Todesstrafe und dem Staatstheater Wiesbaden „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Schon die ersten Worte der weltweit gültigen Charta sichern jeder Person unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion, Status und Herkunft gleiche Rechte und Freiheiten zu. Im Dezember 1948 wurden die Menschenrechte von den Vereinten Nationen deklariert. Zum 60. Jahrestag hatte amnesty international Wiesbaden (ai) in der Theaterkolonnade die „Straße der Menschenrechte“ präsentiert. Zum 70. Jahrestag hatte das Staatstheater zu einer kreativen „Spät-Lese“ eingeladen. Das Studio bot die Kulisse für das ambitionierte Projekt. „Du sollst nicht töten!“ als Kooperation von amnesty international Wiesbaden und der Initiative gegen die Todesstrafe mit dem Musentempel. Der Sparten verbindende Abend ging dem Publikum, das später engagiert mitdiskutierte, unter die Haut. „Manchmal regnet die Traurigkeit herab wie ein Monsun“, schreibt Paul Brown, North-Carolina, in seinem Text „Wir haben auch gute Tage.“ Die Schauspieler Uwe Kraus („Stimmen“) und Atef Vogel („Liliom“) sowie Sophie Pompe vom Jungen Staatstheater („Alice im Wunderland“) lasen Passagen aus klassischen Werken von Franz Kafka („Vor dem Gesetz“), von Fjodor Dostojewski („Der Idiot“), von Alexandre Dumas („Der Graf von Monte Christo“) und aus dem Buch „Leben im Todestrakt“. Diese Texte von Zuchthaus-Insassen aus den USA vermitteln „einen einmaligen Einblick in die Lebenswelt von Menschen, denen das Menschsein vielfach abgesprochen wird“, erklärte ai-Sprecher Matthias Chalmovsky. Der erste Schlagzeuger Edzard Locher brachte das Xylophon zum Vibrieren, las die Präambel der Menschenrechtserklärung und berührte mit Songs von Simon & Garfunkel, Akkordeonistin Clara Holzapfel war mit feinnervigem Spiel eine sensible Begleiterin. Ein Publikumsgespräch mit Gabi Uhl und Sina Vogt von der „Initiative gegen die Todesstrafe“, ergänzte den Abend. „Mord und Todesstrafe sind nicht Gegensätze, die einander aufheben, sondern Ebenbilder, die ihre Art fortpflanzen“, beruft sich die Initiative auf George Bernhard Shaw. www.amnesty-wiesbaden.de WIESBADENER

I/2019

Text und Foto: Gesine Werner

„Gott allein genügt”: Das deutsch übersetzte Lebenszeugnis des Kardinals Philippe Ouédraogo von Burkina Faso wurde vom früheren katholischen Stadtdekan Werner Bardenhewer herausgegeben.

Joseph Werner Bardenhewer und die Africa Action Der „Vater des Lichts” als Geburtstagskind in Afrika und das Jubiläum in Wiesbaden Joseph Werner Bardenhewer, der weit über katholische Kirchenkreise renommierte frühere katholische Stadtdekan der hessischen Landeshauptstadt, wird als „Vater des Lichts“ geliebt und verehrt. Den Ehrentitel hat sich der bewundernswert rüstige Zeitzeuge durch langjähriges Engagement redlich „verdient“ – wohlgemerkt nach seiner Berufstätigkeit. Das Bibelwort „wer sein Leben hingibt, wird es gewinnen“ ist ihm nahe und dem Geistlichen, dem die Ökumene am Herzen liegt, motivierende Leitlinien. Der sympathisch bodenständige Geistliche ist seit langen Jahren unermüdlicher Motor des Freundeskreises Wiesbaden in der africa action / Deutschland e.V. (aa/D). Auch „Jung-Herausgeber“ ist er mit dem Lebenszeugnis von Kardinal Philippe Ouédraogo, in Wiesbaden kein Unbekannter. „Gott allein genügt.“ Der Titel mit der spirituellen Botschaft ist das Fundament des Kirchenrechtlers aus muslimisch-christlicher Familie in Obervolta. Ehrensache: Sein Wiegenfest Ende Januar hat der „Ritter des Nationalordens“ von Burkina Faso, wichtiger Zeitzeuge im Oral history-Projekt des Stadtarchiv-Fördervereins Wiesbaden, in Afrika gefeiert und die Projekte besucht. „Da steht nach dem Gottesdienst am 31. Januar in der Anbetungskapelle der Kathedrale von Ouagadougou doch plötzlich ein afrikanischer Jugendlicher in der runde vor mir und starrt mich nur an. Schließlich kommt es heraus: „Sie sind der erste Mensch mit 90 Jahren, den ich sehe!“ Nun, er wußte mit mir, wem ich das verdanke. Doch vielleicht hat auch er selbst dazu beigetragen. Wir ahnen gar nicht alle Zusammenhänge! So danke ich auch jedem von Ihnen und Euch, die durch ihr wertvolles Wohlwollen, ihre Gebete und Wünsche, durch ihre Hilfe für die Ärmsten die Atmosphäre meines Lebens und dieser Welt mit verbessern. Alfred Delp sagte sogar mal: „Die Erde ist Gottes so voll!“ Und wenn Ihr mir gerade auch dazu „gratuliert“, so erinnert mich das an das darin steckende Wort GRATIA. Das heißt GESCHENK u n d DANK! Zwei Seiten derselben Medaille.:“ In diesem Jahr wird der 20. Geburtstag der Africa Action zelebriert. Am 18. Mai 2019 beginnt um 18 Uhr der Festgottesdienst in der St. Bonifatiuskirche, danach wird im Roncallihaus fröhlich gefeiert. Spendenkonto IBAN DE03 3706 0193 0000 9988 77 BIC GENODED1PAX (Pax-Bank) Verwendungszweck „Für Sahel” Info: www.wi.africa-action.de

Text und Foto: Gesine Werner 41


KULTOUREN

Die FU-Reisegruppe aus Wiesbaden besucht Straßburg am Tag der Menschenrechte und ist zu Besuch im EU-Parlament beim hessischen EVP-Abgeordneten Michael Gahler (vorne, 2. von links).

Sacharow-Preis für Oleg Senzow Frauen-Union Wiesbaden besucht Europaparlament in Straßburg am Tag der Menschenrechte „Die beste Bildung findet ein kluger Mensch auf Reisen“, war schon Altmeister von Goethe klar. Die Sitzung des Europäischen Parlaments ist eine Reise wert, befand die Frauen Union Wiesbaden. Die stellvertretende FUVorsitzende Martina Girnus machte sich mit einer Gruppe Interessierter (nicht zwangsläufig Parteimitglieder) auf den Weg nach Straßburg - just am 70. Geburts-Tag der Menschenrechts-Charta. Nach einer exzellenten, äußerst informativen Stadtführung durch den Straßburger Geschichtslehrer a.D. Rodolphe Cattin führten einzelne Interessierte ein Gespräch mit Bertrand Goldman und Chloé Kreuder am Infostand von Amnesty International Straßburg auf dem Place Kleber, wo Appelle und Protestbriefe unterschrieben werden konnten. Tags drauf stand der Besuch im EU-Parlament mit einem Treffen des EVP-Abgeordneten Michael Gahler an. Der CDU-Mann Michael Gahler aus Hessen ist Ausschuß-Koordinator Sicherheit und Verteidigung gehört den Ausschüssen Auswärtige Angelegenheiten sowie Verkehr und Fremdenverkehr an. Mitglied der Südafrika-Delegation und Vorsitzender der Delegation Panafrikanisches Parlament ist Michael Gahler auch. Zum Gespräch mit der Wiesbadener Reisegruppe kam der Ukraine-Beauftragte des EU-Parlaments direkt nach einem Treffen mit Natalja Kaplan. Die Cousine von Oleg Senzow war aus Kiew angerist und nahm den SacharowPreis für den zu 20 Jahren Lagerhaft im berüchtigten Gulag Workuta verurteilten Filmemacher entgegen. Amnesty International hatte den Schauprozeß wegen Terrorismusvorwürfen als unfaires Verfahren vor einem russischen Militärgericht charakterisiert. Michael Gahler hatte auf der Frankfurter Buchmesse am russischen Stand für die sofortige Freilassung demonstriert und Oleg Senzow als Sacharow-Preisträger für Geistige Freiheit des Europäischen Parlaments vorgeschlagen. Seit 1988 würdigt das EU-Parlament den Einsatz für Menschenrechte und Meinungsfreiheit. Im Plenum lauschte die Reisegruppe der Debatte über „Feststellungen und Empfehlungen des Sonderausschusses Terrorismus“, die Strauß-Tochter Monika Hohlmeier vorgetragen hatte. Tragik am Rande der Reise: Die Wiesbadener Gruppe war dem Heimweg, als ein Attentäter in Straßburgs Innenstadt um sich schießt.

Die hr2-Kinder-Hörgala mit Preisverleihung wurde vom Ensemble mit Jörg-Uwe Funk vom Kulturamt (links), Klaus Krückemeyer (2. von rechts) und den anderen kreativen Mannen hübsch aufgemischt.

Old Shatterhnd unter schwarzrot-goldenen Petti-Kojoten? Kannawoniwasein!

Also nochmal von vorn: Das RadioLiveTheater ist immer für Überraschungen gut. Go West. Mann knöpfe sich Karl May vor, sattele die Kokosnüsse, trete in Fransenjacke, Trapperfellmütze und Cowboyhut auf und entführe mit buchstäblich „Hand gemachten” Geräuschen in den ziemlich wilden Westen. „Old Shatterhand unter Kojoten” ist der neue Streich von Klaus Krückemeyer (als Kauz Sam Hawkens) & Wolfgang Vater (Karl May-Alter Ego Old Shatterhand). Geräusch-Maestro Axel Senn läßt die Ohren große Augenmachen, wenn er durch die Prärie stapft, Gewehre knallen läßt, knackenden Kohl meuchelt und für seine (per Bürste auf Metallkoffer) stilecht los-schnaufende Dampflok Szenenapplaus einheimst. Für die (Film-)Musik von Martin Böttcher bis „Glorreiche 7” sorgte Michael Bibo Überraschungsgast Patrick L. Schmitz gab als Pastor Hempel den Erhardt-Wiedergänger. Die Uraufführung mit echtem „Cliff-Hanger” im hr2-Hörfest wurde im prallvoll besetzten Schauspielhaus tüchtig gefeiert. Die hr2-Kinder-Hörgala mit der fetzigen Rockband „Randale”, hr2-RadioLiveTheater-Schnipsel zum Mitmachen und dem Wiesbadener Hörbuchpreis (vom Kulturdezernat) für Martin Musers Kinder- und Jugendhörbuch „Kannawoniwasein!” – von Stefan Kaminski hinreißend gelesen – war ein herrliches Erlebnis für Klein und Groß. Parole: „Schwarz-Rot-Petticoat“. Drei kleine Italiener waren da und ohne Krimi ging die Mimi nie ins Weiße Rössel. Dem spritzigen Dreigestirn Klaus Krückemeyer, Annette Luig und Wolfgang Vater lag das aufgekratzte Publikum im Prunkfoyer zu Füßen. Lustvoll kredenzte 50erJahre-Hits animierten glatt zum Mitsingen. Am 23. März geht diese Chose im Theater im Pariser Hof über die Bühne. www.radiolivetheater.de Text und Foto: Gesine Werner

Text und Foto: Gesine Werner 42

WIESBADENER

I/2019


KULTOUREN

Die frisch ertüchtigte „FILIALE” im alten Karstadt-Kaufhaus an der Ludwigstraße ist für eine Übergangszeit die neue Spielstätte des Staatstheaters.

Patina mit Charme Staatstheater Mainz weiht neue, temporäre Spielstätte FILIALE ein Vom Tempel der Waren zum Tempel der Musen. Im früheren Karstadt Kaufhaus mit Eingang Ludwigstraße ist jetzt wieder Leben in der Bude – das Staatstheater hat eine neue Spielstätte auf Zeit hier installiert. Bis die städtebauliche Umgestaltung der Lu startet, gewähren J. Molitor Immobilien und Sparkasse Rhein-Nahe als Eigentümerverbund des Karstadt-Komplexes der Bühnenkultur kostengünstiges Asyl. Das Erdgeschoß dient seit anderthalb Jahren als Probebühne für U17-Stücke und das Jugendtheater, jetzt stehen drei vom Theater entsprechend ertüchtigte Etagen bereit. Die nostalgisch abgeranzte Patina mit dem diskreten Beton-Charme der Sechziger ist die perfekte Kulisse für ein Stück, das nach Rußland und Tschetschenien führt. Mit Stefano Massinis dokumentarisch wirkendem Text „In Memoriam Anna Politkowskaja - Eine nicht umerziehbare Frau” wird die „Filiale” eingeweiht. „Zufällig” an Putins 54. Geburtstag wurde die „Unkorrigierbare” vor ihrer Wohnung brutal abgeknallt, ihr Mörder nie gefaßt und verurteilt. Regisseurin Kathrin Herm ist mit feinfühliger Inszenierung und der mit Herzblut und Seele auf den Punkt spielenden Leonie Schulz – den als Sidekick unverzichtbaren Bassisten Hanns Höhn nicht zu vergessen – ein bezwingender Abend gelungen, der lange nachhallt. Die Ausstattung mit Teppich, Granaten, Torso und Totenkopf in blutrot von Robert Kraatz tut ihr Übriges. Originalvideos, direkte Ansprache des atemlos lauschenden Publikums und authentisches Agieren sorgen für Gänsehaut. Journalistin Anna Politkowskaja, die bewundernswert furchtlos Putins Russland reportierte und schonungslos die Spirale der Gewalt beschrieb, schockte mit Augenzeugenberichten. Autor Massini schrieb sein aufrüttelndes Stück kurz nach ihrer Hinrichtung „in einem Akt der Empörung”, läßt einen Klinikchefarzt über massenhaft vergewaltigte und gefolterte Frauen berichten und einen jungen Soldaten ungerührt schwadronieren über Granaten, mit denen er „Menschenbündel” in die Luft jagt. In ihrem „Russischen Tagebuch” betont Anna Politkowskaja „Ich sehe alles. Das ist gerade das Problem.” Text und Foto: Gesine Werner

WIESBADENER

I/2019

Kulturpreisträgerin Priska Jansens und Semiramis-Schriftführerin Christine Rupp-Kuhl sind für viele inklusive Kreativprojekte gut.

Klänge, Sounds, Geschichten und Zukunftsmusik „Klänge, Sounds, Geschichten“: Für das hr2-Hörfest 2019 hat die preisgekrönte Theaterpädagogin Priska Janssens mit der 3. Klasse der Grundschule Bierstadt „Die mysteriöse Klassenfahrt“ erarbeitet. „Die Kinder haben die Geschichte selbst erfunden und ein Hörrätsel für das Publikum daraus gemacht.“ Der Wald, ein Busunfall, wilde Tiere, eine Höhle und ein selbst gebautes Floß spielten eine Rolle. Die originelle Auflösung des Falls ist nur dem begeisterten Publikum bekannt. Auch andere Projekte des einfallsreichen Vereins Semiramis e.V. wie der Hot Spot Theaterschule laufen auf Hochtouren. „Tanzen ist wie Sprechen, wir können damit eine Geschichte erzählen – die Geschichte von einem Schatz.“ Das inklusive Theaterkunstprojekt „Schätze“ ist ein Mitmachangebot im sam – Stadtmuseum am Markt, das mit einer echten alten Schatztruhe aufwartet. Kulturpreisträgerin Janssens arbeitet wieder mit TänzerinTanzpädagogin Valerie Sauer zusammen. Der kostenfreie Tanzworkshop von Semiramis in Kooperation mit dem Kulturamt findet am 6.3., 13.3. und 20.3. statt und endet am 27. März mit der erarbeiteten Performance und einer Lesung des früheren TV-Moderators Elmar Bartel. „MUT – Musik und Theater“ heißt das neue Projekt, das im Gemeindehaus der St. Elisabeth-Kirche von Priska Janssens und Christine Rupp-Kuhl angeboten wird. Das Theaterprojekt ist an das Flüchtlings-Café im Gemeindesaal angedockt, wo sich Erwachsne austauschen und Rat bekommen können. Etwa 10 bis 15 Kinder zwischen 4 und 8 Jahren aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Griechenland, die sich gegenseitig dolmetschen, spielen in freier Improvisation Ideen, Wünsche und Träume ohne Vorgaben und Beurteilung aus. Am 3. und 4. Mai bietet der Hot Spot Theaterschule in der Ballettschule Stifter-Bornheim von Valerie Sauer den Workshop „Rhythmus und Stimme“ mit Elka Aurora an. Am 6.6.20219 findet ein Clubabend statt in der Grundschule Campus Klarenthal mit dem Trio Ritma. www.hotspot-theater.de

Text und Foto: Gesine Werner 43


KULTOUREN

Freuen sich auf die 17. Schultheatertage im Staatstheater Wiesbaden – das inklusive Theater Anders ist mit seinem „HotspotHotel” dabei.

Im Hotspot-Hotel tanzt die sanitäre Bodenmasseuse Kinder entfalten die Magie der Bühne bei den Schultheatertagen im Musentempel Vorhang auf! Die 17. Schultheatertage entfalten ihre eigene Magie. Es sind rund 20 Ensembles aus Wiesbaden und der Region dabei, wenn vom 25. bis 29. März Schulkinder und Jugendliche zwei Bühnen des Musentempels entern

Ob Neujahrs-Gala der Theaterfreunde oder Internationale Maifestspiele Wiesbaden mit - Schlagzeuger Edzard Locher und Sopranistin Katharina Heißenhuber überzeugen das Publikum mit berührendem Auftritt.

Musik und Schauspiel, SpitzenTanz, Humor und Trauer Neujahrs-Gala der Theaterfreunde als emotionale Achterbahnfahrt

„Seit 2002 wurde alles etwas bunter“, würdigt der Schultheater-erfahrene Gymnasiallehrer Ulrich Poessnecker das „immer neue Impulse gebende Festival.“ Der Spielleiter inszenierte mit „Frollein Ritter. Handschuhszenen“ seine letzte Produktion der neu formierten Theaterkids Elly Heuss.

Die traditionsreiche Neujahrsgala der 1300 Mitglieder starken „Gesellschaft der Freunde des Staatstheaters Wiesbaden“, die erstmals auch Abonnentinnen und Abonnenten eingeladen hatte, bot eine emotionale Achterbahnfahrt in der Kulisse von „Floh im Ohr“. Moderator Frank Bettinger, künstlerischer Betriebsdirektor und Geburtstagskind (das vom Publikum spontan ein Ständchen bekam und sich selbst als „biutifuller“ Popsänger versuchte) hatte um Lieblingsszene oder Lieblingsarie & Co. gebeten. Schauspieler Matze Vogel begeisterte als durchgedrehter Flugbegleiter und machte Lust auf das Stück „Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken“ von Laura Naumann. Frisch mit dem FAUST-Theaterpreis gekrönt, raubte Ausnahme-Tänzer Ramon John in seiner brillanten Choreographie „Emerald“ den Atem mit seiner kraftvoll ästhetischen Körper-Sprache. Der „theatereigene“ Hauskabarettist Thomas Kreymeier kam aus dem „Steh-Greif“ mit dem amüsierten Publikum ins assoziationsreiche Gespräch. Neu im Schauspiel, machten Lina Habicht und Linus Schütz aus einem Jazzsong eine varietéreife Gender-Crossovernummer. Operalia-Gewinner Ioan Hotea wurde für sein bravouröses „La donne é mobile“ bejubelt. Intendant Uwe Eric Laufenberg erinnerte „in gedämpfter Stimmung“ an die Silvester auf Fuerteventura tödlich verunglückte Biennale-Kuratorin Maria Magdalena Ludewig. Schlagwerker Edzard Locher und Sopranistin Katharina Heißenhuber berührten tief mit der feinfühlig interpretierten „Harp Sonata“ und Bette Midlers „The rose“. Sopranistin Heißenhuber ist bei den Internationalen Maifestspielen zu erleben im Oper konzertant-Team von Thomas de Vries, der mit seinem Ensemble Mattiacis und dem Collegium Vocala von Christian Pfeifer Purcells „The Fairy Queen“ ins Prunkfoyer bringt. Im Konzert „Mozart: Portrait in Percussion“ mit dem Marimbaquartett „The wooden Anvil“ (Edzard Locher, Martin Barth, Se-Mi Hwang, Thomas Varga) und Konzert-Pianist Leonhard Dering singt die Sopranistin eine Auswahl mozärtlicher Lieder.

Text: Gesine Werner Foto: Michael Kretzer

Text und Foto: Gesine Werner

Schul- und Kulturdezernent Axel Imholz lobt die Möglichkeit, „an das Theater heranzuführen mit einem wunderbar breiten Programm“. Im Kühlschrank vom „Hotspot-Hotel“ brennt noch Licht .„Dödl Di Dödl Dö“ singen ohne Stolz und Vorurteil die „Helden“ mit den Spatzen im Weltall. Möge die Milch mit ihnen sein. Das „Theater Anders“ des Semiramis-Vereins kommt in der Eigenproduktion diesmal mit „Weiberkram und Männersprüchen“, von Kulturpreisträgerin und Schultheatertage-Gründermutter Priska Janssens mit ihrem Team als Revue fetzig inszeniert. Im Keller vom „Hotspot-Hotel“ rumpelt es laut. Was geht denn hier ab? Wird nicht verraten. Es gibt viel gudd Mussig und den berühmten Tanz in der sanitären Anlage. Klar, es geht um Liebe, Massenhochzeit inklusive. Erstmals ist die HeLa an Bord der Schultheatertage und bringt in ihrem Klassenprojekt 15 Zimmer voller Loriot und Karl Valentin mit. Die Internatsschule Schloß Hansenberg wagte sich mit der Eigenproduktion „Stolz, Vorurteil und Wir“ unter Leitung von Dr. Gerhard Müller an die Bearbeitung von Jane Austens Kultroman. Die „Spatzen im Weltall“ der Blücherschuile kriegen Ärger mit dem fiesen Lord Black Loch. Wiederholungstäterin: Die Tanzgruppe „Got2move reloade“ vom Mombacher Turnverein kommt über den Rhein mit „Ophilias Reise um die Welt“: Die Max Kirmsse-Schule in Idstein läßt die beleidigte Leberwurst und das Liebespaar Mozzarella & Tomate mal gucken, warum im Kühlschrank noch Licht brennt.

44

WIESBADENER

I/2019


KULTOUREN

Titus Grab mit seine Mäander aus selbst gefischten Muscheln, die über den Rhein bis nach Biebrich migrierten.

Kunst zur Zeit für alle Sinne „Quo vadis, Wiesbaden?“ fragte der unbeschriftete Weg-Weiser in griechischen Olivenkanister im Rathausfoyer, mit dem Titus Grab auf „die ständige Suchbewegung der Demokratie“ verweist. „Kunst ist immer politisch im Sinne der `Polis`, der Gemeinschaft der Stadtbevölkerung. Die Summe der Egoismen ist noch lange keine Demokratie.“ Ein „Vollzeit-Kulturdezernat“ wünscht er sich „und mehr Engagement für die Kunstschaffenden und Freie Träger.“ Unzählige „Rheinmuscheln“, die als Corbiculus fluminea („grobgerippte asiatische Körbchenmuscheln“) in Ballastwassertanks nach Rotterdam „migriert“ und in Biebrich aufgefischt wurden, mäandern am Boden um die Foyersäulen. „Sie sind ein Symbol für das Rat-Haus als offenen Ort“, für den Künstler Grab. Mit dem Objekt „Die (gefühlte) Invasion“ – auf einem alten Nudelbrett tauchen sichtbar gebrauchte Holzkochlöffel auf – stößt er den Dialog n über die Angst, etwas Titus Grab ist einer der Neuen im Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, die ihre „Sicht Weise“ im Rathaus-Foyer vorstellten. Der studierte Ethnologe, Bildhauer und Kunsttherapeut steht für Kunst im öffentlichen Raum. Der ist sein ARTelier und seine Werkstatt, wo ihn etwas an- oder aufregt und er im Tatsinne Hand-elnd gerne Erkundungen anstellt. Er hat die Kunst-Koffer erfunden, mit denen die kindliche Phantasie flöten und auf Abenteuer-Reisen geht. Der Wiesbadener Integrationspreis 2010 würdigte diese Schnittstelle von Kunst, Sozialarbeit und Kunstpädagogik. Auch an seiner „Skulptur für die Steingasse“ wirkten Kinder mit. Im Sinne des „selbstbeauftragten Handeln“ erfand er die „offenen Ateliers im Westend“ sowie die „Westend-Galerie“ und sieht Kunst und Kulturschaffen als „ernst zu nehmende, sinnenfrohe Labore“. Zeichen setzte er mit der Gestaltung der KZ-Gedenkstätte Unter den Eichen. Treibholz vom Rheinufer wurde zur Kunsthaus-Installation „Pegel Wiesbaden-Biebrich“. Ob Wasserlauf oder Lebenslauf– das Naturphänomen des Mäanderns ist der aktuelle Arbeitsschwerpunkt von Titus Grab. Text und Foto: Gesine Werner

Frauenpower für die Zehnprozentaktion: Aktionskreismitglied Maike Goeldner und Pastorin Bea Ackermann als Aktionskreisleiterin freuen sich auf das Goldjubiläum.

Es kommt auf jede Münze an! „Zehn-Prozent-Aktion” feiert am 5. Mai ihr Goldjubiläum und sucht neuen Mister X Die Zehnprozentaktion wird goldische Fuffzich! Der international engagierte Dauerbrenner steuert sein Goldjubiläum an. Am 5. Mai 2019 ist am Ort der Gründung zünftiges Feiern angesagt. Der Festgottesdienst mit der Kantorei der Bergkirche und der Liturgie von Pfarrer Peters und Pastorin Bea Ackermann beginnt um 10 Uhr in der Bergkirche mit kleinen Überraschungen. Ehre, wem Ehre gebührt. Stilgerecht läßt sich Dekan Dr. Martin Mencke die Festpredigt zum Geburtstag der bundesweit einzigartigen Hilfsaktion nicht nehmen. Für „jubilierende” Klänge und den guten Ton sorgt der bekannte Musiker und Musikpädagoge Ako Karim mit seinem Internationalen Friedens-Jugend-Ensemble, das Talente aus Irak, Iran, Syrien, Rußland und Rumänien vereint. Im Kirchhof wird nach dem Gottesdienst fröhlich gefeiert, für Speis und Trank ist gesorgt. Die 50. Spendenaktion läuft bis zum 31. März 2019. „Es kommt auf jede einzelne Person an”. Pastorin Bea Ackermann appelliert: „Wir suchen noch 100 Spendenwillige. Dann gibt „Mister Zehnprozent” seinen Anteil – im Jubiläumsjahr auf 50.000 Euro erhöht – frei.” Die „tierische” Initiative des ökumenischen Erfolgsmodells geht weiter: „Schwein gehabt” bedankte sich Mister Zehnprozent bei Kindern auch für deren Briefe, in denen jedes Mal die „Akzion” als „toll” gelobt wird. „Ich finde es toll, das sie armen Familien und Kindern helfen” oder „und ich spare auch und mach die Akzion mit” heißt es. Der 9jährige Phlipp sammelte an seinem Geburtstag 300 Euro für die 10%-Aktion. Per Brief dankte Mister X, der jetzt in Pension gehen will und einen Nachfolger sucht. „Es kann auch eine Misses X oder ein Mister-X-Pärchen sein”. Die Spendensumme muß nicht die bisherige Summe sein und Mister X ist zur Einarbeitung gerne bereit. Bislang gingen rund 9 Millionen Euro an mehr als 200 Projekte in 70 Ländern auf vier Kontinenten, rund 70 Hilfsprojekte „vor der Haustür” gefördert. „Brot für die Welt” ist Schirmherr, „Misereor” ist seit über 40 Jahren Partner. Info: www.zehn-prozent-aktion.de Text und Foto: Gesine Werner

WIESBADENER

I/2019

45


UNTERNEHMEN

&

MÄRKTE

„Auf gute Verbindungen und gutes Zusammenspiel auch im Jahr 2019” bauen die SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin und Andreas Guntrum (von links).

Des Schweißes der Edlen wert – und des weinselig-närrischen Humors auch... Ein Wissbadener Bub als Triathlet zwischen SEG und CCW und christ-demokratischer Partei „Des Schweißes der Edlen wert – und des weinselig-närrischen Humors auch“ könnte sein Motto sein. Ein Wissbadener Bub (aus Kloppenheim) von zarten 60 Lenzen ist Andreas Guntrum allemal und als „Triathlet“ zwischen SEG und CCW und CDU unterwegs. Kleiderspind und Sprossenwand als Kulisse für einen Neujahrs-Empfang? Die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG macht´s möglich. Die Turnhalle der alten Freiherr vom Stein-Schule im „Ort der Vielfalt“, also in Biebrich, war diesmal „Ort des Geschehens“. Das Nachnutzungskonzept für die Schule ist „ein bauliches Leuchtturmprojekt der SEG“.

SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin ist stolz auf die schnell errichtete Kita in Kastel Housing und auf das Konversionsprojekt Bierstadter Straße. Wohnungen für kleine Einkommen überwiegen. „Bezahlbarer Wohnraum“ hat Priorität. Auf dem Hainweg Nordenstadt soll „noch in diesem Jahr“ der Hochbau für 650 Wohneinheiten beginnen. In der

„Sozialen Stadt Gräselberg“ entstehen 450 Wohnungen, im Biebricher Parkfeld sind es 100 Wohneinheiten. Geschäftsführer Andreas Guntrum wertet den SEG-Empfang als „das Maß der Dinge“ für die Branche. Nur Tage später hatte er als Geburtstagskind beim „runden“ Wiegenfest in Anwesenheit von Mutter Maria Guntrum wieder Grund zum Feiern. 300 Leute aus Nah und Fern - akute Platznot im Wiener Kaffeehaus, der närrischen CCW-Residenz Café Maldaner. Mit Rudi Schmitt, Achim Exner, Dr. Helmut Müller (närrisch als „Helmut Schmidt“ begrüßt) und Sven Gerich war ein Oberbürger-

Vor „großem Bahnhof“ präsentierte die SEG aktuelle Projekte. Parlaments-Präsidentin Gabriel und Amtsvorgänger Wolfgang Nickel waren da. Alt-OB Achim Exner kam aus seinem „Rat-Haus“ rüber. Für Christa Gabriel steht „der Wohnungsbau für geringe Einkommen im Fokus.“ Dezernent Hans-Martin Kessler sieht bei allen Generationen Bedarf. „Stadtentwicklung geht alle an.“ 46

Ein Triathlet als Geburtstags-Kind: SEG-Geschäftsführer, CDU-Mann und CCW-Präsident Andreas Guntrum mit Gemahlin Ilka Guntrum im Café Maldaner.

WIESBADENER

I/2019


UNTERNEHMEN

&

MÄRKTE

„Highway to hell”: Die Bohéme-Musig Olten aus Solothurn in ihren filmreif prächtigen Kostümen schossen mit ihrer hinreißend schrägen Guggemusig beim CCW-Wochenende den Vogel ab.

meister-Quartett mit von der Partie. Das Geburtstagskind sorgt sich um das „gedeihliche Miteinander“ und forderte ein schnelles Ende der Querelen in Wiesbadens Stadtpolitik. Beifall in der Runde. Immerjung sind die CCW Aktiven. Sie nehmen ihr Kampagnen-Motto beim Wort, haben das Konzept mit Ideen von „Stephie der Ewigen“ - Wiesbadens frühere Weinkönigin Stephanie Kopietz - aktualisiert. Volle Kraft voraus in die Fünfte Jahreszeit. Jetzt sind es mit Kreppelkaffee vier Hochkaräter, die der CCW für rund 2000 närrisch Gesinnte auf die Beine stellt. Narhalla-Marsch für die gelungene Premiere - närrische RieslingGala & Wein-Party als Doppelpack am grandiosen Wochenende im vierfarbbunten Kurhaus voller Narren. Parole: „65 und kein Ende - Narren gehen nie in Rente!“ Die Großfamilie des Carneval Clubs Wiesbaden 1954 e.V. zelebriert mit Karacho die Jubiläumssaison. Clubpräsident Andreas Guntrums Losung „Wir wagen etwas Neues!“ ging voll auf. Wein trifft Humor trifft genußfreudiges Publikum. Das närrische Wochenende prunkte mit Fünfsterne-Budenzauber. Zum 20. Geburtstag kam die Riesling-Gala im Duett daher mit der Wein-Party (DJ und LiegestühleLounge inkluded) im vierfarbbunten Zais-Saal. „Im Idealfall wechseln die Gäste nach der närrischen Gala rüber zur Party“, war die Idee, die regen Anklang fand. Zuvor kredenzte die WIESBADENER

I/2019

junge, erfrischend weibliche besetzte Winzergeneration im Thiersch-Saal süffige Kredenzen, moderiert von der „ewigen Weinqueen“ Stephie und Weinbaupräsident Peter Seyffardt. Mit an Bord waren das Wein- und Sektgut Barth sowie Weingut Egert/ Hattenheim, Weingüter Diefenhardt/ Martinsthal, August Eser/Oestrich, Höhn/Wiesbaden, Heinz Nikolai/ Erbach und als Gast das Weingut Wittmann aus Westhofen. In Wiesbadens Gudd Stubb tobte die große CCW-Kostümsitzung mit hochkarätiger Fassenacht aus der Region über die Planken der närrischen Rostra. Hochgenuß nach dem zünftigen Tamtam der Füsiliergarde Gonsenheim boten CCW-Debütant Florian Sitte als Kanzlerin Merkel (Meenz bleibt Meenz), die Humbas mit Thomas Neger und die Anar-

cho-Technikfreaks Christian Schier & Martin Heininger: „Veräppel und Guude!“ Die vereinseigenen „Gartenzwerge“ und die CCW-Amandas rockten den Saal. Wiesbaden-exklusiv mischte Publikumsliebling Andy Ost den Saal auf und das CCWHofballett aus Strinz-Margarethä riß mit „Feuer & Eis“ von den Stühlen. Die „Schüler-Streiche“ in Filzbaden hat Guntram Ironman als Mann vom Altpapier echt dicke. Und den Vogel schoß die Bohéme Musig Olten ab. Augenweide und Ohrenschmaus, klanggewaltige Gäste in filmreif prächtigen Kostümen. „Born to be wild!“ Die Guggemusikband unter der jungen Musig-Chefin Ramona Gloos an der Lyra setzte das Narrenschiff mächtig unter Strom. Ab zum „Highway to hell!“ Text und Fotos: Gesine Werner

Bei der traditionsreichen CCW-Riesling-Gala war das kenntnisreiche Präsidium mit Weinmajestäten prominent besetzt. CCW-Clubpräsident Andreas Guntrum am Mikrophon, Weinbaupräsident Peter Seyffardt (link) und Wiesbadens ExWeinkönigin „Stephie die Ewige” (rechts von ihm) als pfiffiges Dreigestirn.

47


UNTERNEHMEN

&

MÄRKTE

Der WIESBADENER verlost je 5 Exemplare des „Saunablocks” Rheinland-Pfalz und Hessen Süd. Bitte beantworten Sie folgende Frage: Wie lange sind die Gutscheine des Saunablocks 2019 gültig? Geben Sie ein genaues Datum mit Tag, Monat und Jahr an und senden Sie Ihre Antwort bis spätestens 30.3.2019 per Mail an: mail@media-futura.de unter der Angabe Ihrer gültigen Postadresse und Ihres Wunschsaunablocks – ohne diese Angaben kann Ihre Einsendung nicht gewertet werden!

W

underschöne Saunalandschaften erkunden, sich einen Tag in der Therme gönnen oder in der Salzgrotte alles um sich herum vergessen: Wer fernab vom Alltag neue Kraft tanken und sich so richtig verwöhnen lassen möchte, greift zum „Gutscheinbuch.de Saunablock”.

Maximale Entspannung zum minimalen Preis „Gutscheinbuch.de Saunablock” führt kostengünstig durch die regionale WellnessLandschaft und beinhaltet überwiegend Angebote von Saunen, Salzgrotten, Thermen und Spa-Einrichtungen. Die Gutscheine bescheren nicht nur erholsame Erlebnisse, sondern

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, MitarbeiterInnen des Verlages dürfen an der Verlosung nicht teilnehmen.

Unvergessliche Wohlfühlstunden erleben Viel Wellness für wenig Geld mit dem „Gutscheinbuch.de Saunablock” Mit hochwertigen 2:1-Gutscheinen lädt der neue Saunaführer zu kostengünstigen Kurzurlauben vom Alltag ein. Jetzt erhältlich in zwölf Regionalausgaben! Beim Wohlfühlen sparen Im „Gutscheinbuch.de Saunablock” finden Erholungssuchende schöne Oasen der Ruhe. Fernab von Stress und Hektik des Alltags bieten Sauna- und WellnessGutscheine Gelegenheit zum Genießen und Entspannen.

schonen auch den Geldbeutel. Der Wert der Gutscheine liegt bei mehreren Hundert Euro pro Buch. Oft hat sich die Anschaffung bereits mit dem ersten eingelösten Gutschein schon gelohnt. Viel Erholung für wenig Geld! Weitere Infos findet man unter www.gutscheinbuch.de

Für Sauna und Salzgrotte zahlt der Partner zum Beispiel keinen Eintritt oder in der Therme ist die zweite Tageskarte gratis. 48

WIESBADENER

I/2019


UNTERNEHMEN

E

&

MÄRKTE

ine steigende Anzahl von Konsumenten wünscht sich zunehmend (trendige) Produkte aus fairem Handel, die in Herstellung und Vertrieb nachhaltig produziert werden. Die Konsumgütermesse Ambiente trägt auch in diesem Jahr wieder dem veränderten Käuferinteresse Rechnung. Das sind gute Neuigkeiten für Umwelt, Käufer und traditionelles Handwerk. Gleich zwei Initiativen mit den Schwerpunkten Fairtrade und Nachhaltigkeit präsentierten sich auf der diesjährigen Messe (8.12.2.2019): MADE51 Ist eine globale Initiative des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft. Ziel des Projektes ist es, geflüchtete Kunsthandwerker bei der Bewahrung ihres traditionellen Wissens und ihren Fertigkeiten zu unterstützen, so dass sie in die Wertschöpfungskette integriert werden können, um ihnen dadurch Die Ambiente ist die internationale Leitmesse und weltweite Nummer 1 für Produkte rund um den gedeckten Tisch, Küche und Hausrat, Einrichtungs- und Dekorationsaccessoires, Wohnkonzepte, Geschenkartikel sowie Schmuck und modische Accessoires. Sie ist „The Show” für eine gesamte Branche. Aufgrund ihres in Breite und Tiefe konkurrenzlosen Produktangebots ist sie weltweit einzigartig. Auf der Ambiente 2018 zeigten 4.376 Aussteller den 133.582 Fachbesuchern aus 168 Ländern fünf Tage lang ihre Produktklassiker und Innovationen. Die bedeutendste globale Konsumgütermesse bietet gleichzeitig eine Vielzahl an Events, Nachwuchsprogrammen, Trendinszenierungen und Preisverleihungen. Die Ambiente 2019 besticht durch Wachstum an Qualität und Besuchern. 136.000 Fachbesucher aus 166 Ländern orderten auf der Ambiente 2019 für ihre Geschäfte die neuesten Produkte aus der ganzen Welt, holten sich Inspirationen für die Inszenierung am PoS und Impulse für die digitale Zukunft. www.ambiente.messefrankfurt.com WIESBADENER

I/2019

amiente 2019: Speed-Dating Ethical Style

eine langfristige Existenzgrundlage zu schaffen, und gleichzeitig den Markt von einer eminenten Vielfalt profitieren zu lassen. Das Projekt war bereits zum zweiten Mal dabei und präsentierte sich den interessierten Facheinkäufern mit kulturspezifischen Produkten. Leider wird das Projekt derzeit noch nicht in Deutschland umgesetzt. www.made51.org

che Perspektive zum europäischen Markt, um sich zum professionellen Zulieferer entwickeln zu können. CBI wurde 1971 durch das niederländische Außenministerium gegründet. www.cbi.eu Bereits zum vierten Mal stellt die Ambiente den Ethical Style Guide (http://m-es-se/p3LD) vor. Um in diesen begehrten Guide aufgenommen zu werden, müssen die

Ambiente 2019

Fairtade und Nachhaltigkeit World Fair Trade Organization (WFTO) Das Projekt schafft mit seinem Engagement mit alternativen Business-Modellen, die Unrecht ein Ende setzen und Fairness fördern Existenzgrundlagen. Die globale Gemeinschaft besteht aus sozialen Projekten, Kunsthandwerkern, Bauer und Innovatoren mit über 400 Mitgliedern aus 70 Ländern (darunter 330 Fairtrade-Betriebe) sowie 70 Organisationen und Netzwerke. www.wfto.com Unterstützt werden die Initiativen u.a. durch das „Centre fort he Promotion of Imports from Developing Countries” (CBI). Das CBI begleitet kleine, vielversprechende Hersteller aus Entwicklungsländern auf ihrem Weg vom lokalen Betrieb ohne wirtschaftli-

Unternehmen, die sich beworben haben, bestimmte Kriterien erfüllen. Neben der ressourcenschonenden Herstellung, der sozialverträglichen Produktion, und dem Re- bzw. Upcycling gehören auch Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit unabdingbar dazu. Das Ethical-Style-Expertengremium entscheidet über die Aufnahme in den Guide. In diesem Jahr wurden aus 200 Neueinreichungen 87 ausgewählt, die es in den Ethical Style Guide schafften. Zusammen mit der Auswahl aus den Vorjahren sind nun 248 überzeugende Unternehmen gelistet, die sich im besonders für Aspekte der Nachhaltigkeit engagieren. Text: Christian Rudolf Foto: Ambiente 49


UNTERNEHMEN

&

MÄRKTE

Geräte beizubehalten und gleichzeitig wirklich Sinnvolles aus den neuen Trends zu filtern und den Kunden anzubieten. Einer dieser neuen Bereiche liegt im funktionellen Training. Ein Trend den das Team gerne aufgegriffen hat, da er Fitness für jeden erreichbar macht. Das Training mit dem eigenen Körpergewicht und natürlichen Bewegungsabläufen, ist schonend für den ganzen Körper, ermöglicht sanft einen Einstieg und bietet viele Möglichkeiten aufzubauen. Gleichzeitig können Profis hier ihre Grenzen ausloten. Im Studio gibt es zum Beispiel zwei „AirRunner”: Mit diesen Geräten wurde das Laufen auf dem Laufband neu erfunden. Dadurch, dass man nur durch die eigene Bewegung die Bänder antreibt, ergibt sich ein völlig neues Laufgefühl. Ein weiter Bereich, den das Team aufgegriffen und ausgebaut hat ist das Training mit dem TRXSchlingentrainer. Im Studio stehen Trainingsstationen zur Verfügung. Ergänzend dazu werden Kurse angeboten, in denen man, unterstützt durch einen Trainer, neue Übungen kennenlernen kann. Faszinierend, da hier der Profi-Sportler zeitgleich neben dem Reha-Sportler trainiert werden kann. Trainingsvarianten bieten übergangslos alle Schwierigkeitsstufen.

Frühling! – Alles wird neu

N

ach 12 Jahren hat der erfahrene Trainer und passionierte Bodybuilder, Dirk Dreis, Unterstützung bekommen. Susan Gondek und Alexander Schrumpf sind nun Teil der Geschäftsführung und bringen frischen Frühlingswind ins Unternehmen Vita Sports in Erbenheim. Alexander Schrumpf ist seit fast 25 Jahren Inhaber der Detektei Adler in Wiesbaden. Eigentlich ist er Detektiv, Buch-Autor (Der Wiesba50

dener berichtete) und Entertainer, der auch Kinder über seine Arbeit als Detektiv informiert. (www.juniordetektiv.de). Als Trainer für Cycling und Pilates nutzt er seit einigen Jahren sein Talent, Teilnehmer seiner Kurse, zu unterhalten und beim „gesund bleiben” zu unterstützen. Der Fokus auf diesen Bereich verstärkt sich nun durch die Mitinhaberschaft des VitaSports.

Das Training im Studio wird in Zukunft durch monatliche informative Vorträge rund um Fitness, Gesundheit und Wellness ergänzt. Hier stehen der Apotheker Dr. Matthias Rothenberger von der Apotheke am Hochfeld, oder die Trainerin und Physio-Therapeutin von SBHBalance, mit ihrem kompetenten Fachwissen zur Verfügung. Alle Mitglieder und Nichtmitglieder sind regelmäßig einmal im Monat dazu eingeladen an den Vorträgen teilzunehmen. VITA Sports GmbH Bahnstraße 6 65205 Wiesbaden Tel.: (0611) 988 58 11 www.vita-sports.eu

Die gesamte Fitnessbranche erfindet sich jährlich neu. Da ist es wichtig, bewährte Techniken und WIESBADENER

I/2019




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.