WIESBADENER*IN, Ausgabe I/2025

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Wiesbadener*in

Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude

Doppelt summt besser

Alles Biene im Museum Wiesbaden

Künstlergruppe 50 Wiesbaden

Ein Dreivierteljahrhundert kreative Freiheit

Krimifieber im Frühling

Fernsehkrimi-Festival 2025

175 Jahre EVIM

Ein Jubiläum im Zeichen der MitMenschlichkeit

MEDAIR

Die Lebensretter aus Wiesbaden

Galerie H22

Gelungene Neueröffnung

goEast feiert Jubiläum

25. Festival des mittel- und osteuropäischen Films

Neugier, Mut und Abenteuer

Fotografinnen auf Reisen

Die Nacht der Schwärmer

23. „Kurze Nacht“ der Museen und Galerien

Zukunft? Welche

Zukunft?!

11 Erkenntnisse zum Thema

Robert Lebeck

Der stille Chronist

„Poesie des Körpers“ Frank Deubel mit Ausstellung und Buch im Schloss Simmern

Theaterdonner

Bühnengeschehen in Wiesbaden, Mainz und anderswo

Inhalt

zusammenleben

175 Jahre EVIM S. 4

MEDAIR S. 6

menschen & meinungen

Marlies Krämer S. 8

kultur & kreatives

Museum Wiesbaden I S. 9

Kurze Nacht S. 10

Künstlergruppe 50 S. 12

goEast 2024 S. 16

Kunsthalle Mainz S. 18

Int. Tage Ingelheim S. 19 „Poesie des Körpers“ S. 20

Ludwig Museum Koblenz S. 21

Zukunft ist...? S. 22

FernsehKrimi Festival S. 2

Reinhard Berg S. 28

H22 S. 29

Museum Wiesbaden II S. 0

Museum Reinhard Ernst S. 1

Staatstheater Wiesbaden S. 2

Staatstheater Saarbrücken S. 4

Staatstheater Mainz S. 6

Nationaltheater Mannheim S. 7

Opelvillen S. 8

magazin

KulTouren S. 24

Die Zukunft wird bunt, eckig, quadratisch, hochkant. Sie wird gefährlich, dramatisch, unausstehlich. Auch irgendwie günstig und komfortabel. Und irgendwie doch ganz normal, wenn man erstmal dort ist…

Doch was ist das – Zukunft? Zur Beantwortung dieser Frage hat das Frankfurter Zukunftsinstitut „11 Leitsätze für einen neuen Optimismus“ erarbeitet, die wir Ihnen in dieser Ausgabe sehr ans Herzen legen (S. 20).

Und sonst? Neues Jahr – neue Highlights!

Das Hessische Landes-Museum feiert seinen 200. Geburtstag und beleuchtet ab März die facettenreiche Geschichte der Biene in Kunst, Natur und Kulturgeschichte mit einer beeindruckenden Sammlung von Kunstwerken und historischen Artefakten (S. 9 und S. 0).

EVIM feiert sein 175jähriges Bestehen im Zeichen der Mitmenschlichkeit und bereitet sich auf einen „Sommer der Aktionen“ vor (S. 4).

Zum 25. Mal wird das Filmfestival goEast Wiesbaden in einen der international wichtigsten Schauplätze für das Kino aus Mittel- und Osteuropa verwandeln (S. 16).

Und dann gibt es da noch Wolfgang Niedecken und Freunde im Museum Koblenz, Robert Lebecks meisterhafte Fotos in den Opelvillen, Fotografinnen auf Reisen bei den Internationalen Tagen Ingelheim, die hinreißenden Farbwelten von Helen Frankenthakler im Museum Reinhard Ernst, die “kurze Nacht der Museen und Galerien“ und wirklich Neues vom NeuSchwarzwälder Reinhard Berg.

Das und vieles mehr bietet das vorliegende Magazin. Da wünschen wir Ihnen wir immer viel Vergnügen mit Kunst und Kultur in dieser Ausgabe.

IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Mittelstraße  • 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www.mediafutura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra Esser • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • Titelbild: ED 04 Modell einer Mauerbiene Osmia bicornis, Foto: Bernd Fickert • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Mühlbachstraße 7, 71522 Backnang • Redaktionsschluss für die Ausgabe II/2025: 20.05.2025 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt.

wiesbadener*in I/2025

Tom Sommerlatte, Mitglied der Künstlergruppe 50 Wiesbaden
Frank Deubel: aus der aktuellen Fotoserie „UP“; Einzelausstellung und Buch „Poesie des Körpers“ im Schloss Simmern

Foto: © EVIM

175 Jahre EVIM

Ein Jubiläum im Zeichen der MitMenschlichkeit

Das 175-jährige Jubiläum von EVIM im Jahr 2025 ist ein bedeutendes Ereignis, das die lange Geschichte und das Engagement des Evangelischen Vereins für Innere Mission in Nassau feiert.

Ursprünglich 1850 von 15 engagierten Pfarrern gegründet, hat sich EVIM zu einem der größten diakonischen Sozialunternehmen in Hessen, mit Sitz in Wiesbaden entwickelt. Mit über .400 Mitarbeitenden und rund 400 Freiwilligen leistet EVIM wertvolle Arbeit in den Bereichen Altenhilfe, Bildung, Jugendhilfe und Teilhabe für Menschen mit Beeinträchtigungen. Um auf die sozialen Herausforderungen damaligen Zeit zu begegnen, gründeten Ludwig Eibach und seine Mitstreiter am 11. November 1850 den „Verein für die Evangelische Kirche im Herzogtum Nassau“. Das erste „Rettungshaus“ – Grundstein für die heutige Jugendhilfe - eröffnete bereits drei Jahre später in Wiesbaden.

Seitdem hat sich EVIM kontinuierlich weiterentwickelt und neue Wege in der sozialen Arbeit beschritten. Heute ist die Organisation an über

155 Standorten in Hessen und Rheinland-Pfalz vertreten.

Das neue Motto „MitMenschen“ zum Jubiläum spiegelt die Philosophie von EVIM wider, jeden Menschen in seiner Individualität zu erkennen und zu unterstützen.

Es ermutigt dazu, offen und ohne Vorurteile aufeinander zuzugehen und die Vielfalt der Menschen zu schätzen. „Wir arbeiten mitMenschen und wollen als Mitmenschen wahrgenommen werden, sagt Pfarrer Matthias Loyal,

EVIM-Vorstandsvorsitzender. Im Jubiläumsjahr, das ganz im Zeichen des Miteinanders steht sind zahlreiche Veranstaltungen geplant, darunter die Jubiläumsausstellung, die Geschichten und Portraits von Menschen aus den verschiedenen Arbeitsfeldern von EVIM präsentiert – stellvertretend für alle Bewohner*innen, Klient*innen und Mitarbeitenden. Entstanden ist eine Ausstellung, die besondere Begegnungen und einen neuen Blick auf die Menschen um uns herum ermöglicht.

DieJubiläumsausstellung reist ab Juli durch die Region und macht Station an zentralen Orten in Wiesbaden, Mainz, Hattersheim und Bad Homburg.

Angebote zum Mitmachen und Mitgestalten werden durch Beteiligungsangebote und Social-MediaAktionen geboten. In den EVIM-Einrichtungen finden Events und Feste statt, die zum Austausch und Feiern einladen.

In einer Zeit, in der viele Menschen verunsichert sind, ist es besonders wichtig, Gemeinschaft und Mitmenschlichkeit zu fördern. Mehr auf: www.evim175.de

Dort, wo die Welt oft wegschaut, wo Leid und Elend zur grausamen Normalität gehören, wo Krisen sich in scheinbarer Endlosschleife wiederholen – genau dort ist Medair im Einsatz. Die internationale Hilfsorganisation, mit einem Standort in Wiesbaden, bringt Hilfe in Regionen, die von

Konflikten, Naturkatastrophen und humanitären Krisen heimgesucht werden.

Ob im Kongo, im Sudan, im Südsudan, im Jemen, in Somalia oder Afghanistan – in all diesen Ländern ist MEDAIR aktiv, um Menschen in größter Not beizustehen.

Wenn das Leid keine Schlagzeilen macht

Über viele dieser Krisen berichten die Medien kaum oder gar nicht mehr. Doch für die betroffenen Menschen ist das Leid allgegenwärtig. Während humanitäre Notlagen eskalieren, werden Hilfsorganisationen zunehmend vor Herausforderungen gestellt: Die finanziellen Mittel großer Geberländer, darunter Deutschland, die USA und die EU, schrumpfen, während die Zahl der Hilfsbedürftigen dramatisch steigt. Die Folgen? Projekte stehen vor dem Aus, Existenzen werden zerstört, und Hoffnung schwindet.

Doch MEDAIR stemmt sich gegen diese Herausforderungen – mit unermüdlichem Engagement, professioneller Hilfe und dem Ziel, Leben zu retten und langfristige Perspektiven zu schaffen. Seit fast 0 Jahren leistet die Organisation weltweit Nothilfe und unterstützt den nachhaltigen Wiederaufbau vergessener Regionen.

MEDAIRs Mitarbeiter setzen sich unter schwierigsten Bedingungen für Menschen ein, unabhängig von Herkunft, Religion oder politischer Einstellung.

Jenseits der Katastrophe: Nachhaltige Hilfe als Ziel

Wenn eine Naturkatastrophe oder eine humanitäre Krise ein Land trifft, setzt MEDAIR zuerst auf Soforthilfe: medizinische Versorgung, sauberes Trinkwasser, Unterkünfte und Nahrung. Doch die Helfer bleiben – oft länger als andere. Sobald die akute Krise überstanden ist, beginnt der nächste, ebenso wichtige Schritt: der Wiederaufbau. Dabei setzt Medair auf enge Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Gemeinschaften. Internationale Experten schulen einheimisches Personal, um betroffenen Regionen langfristig zu helfen, zukünftige

Zabiullah Arbab: A boy drinking water from the water post

Im vergangenen Jahr konnte MEDAIR weltweit mehr als 2,6 Millionen Menschen direkt mit Nothilfeund Wiederaufbauprojekten erreichen. Dabei waren 1.182 lokale und 196 internationale Mitarbeiter im Einsatz. Doch die Organisation kämpft mit einem Problem, das sich zunehmend verschärft: fehlende Aufmerksamkeit.

Vergessene Krisen – eine Ausstellung in Wiesbaden Weltweite Notlagen sind längst keine Top-Schlagzeilen mehr – ein fatales Phänomen, denn weniger mediale Aufmerksamkeit bedeutet auch weniger Spenden und damit weniger Hilfe. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, organisiert MEDAIR vom 17. bis 28. März 2025 die Ausstellung „Vergessene Krisen“ im Wiesbadener Rathaus. Mit Unterstützung von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende soll die Veranstaltung Bewusstsein schaffen für diejenigen, die von der Welt vergessen werden.

Den Kern der Ausstellung bildet die wissenschaftliche Arbeit von Dr. Ladislaus Ludescher, der sich intensiv mit der unausgewogenen Berichterstattung über globale

Krisen auseinandersetzt. Seine Studie „Vergessene Welten und blinde Flecken: Die mediale Vernachlässigung des Globalen Südens“ zeigt, wie sehr bestimmte Regionen und ihre Schicksale aus dem öffentlichen Diskurs verschwinden.

Die Eröffnung am 17. März wird musikalisch untermalt und hochkarätig besetzt: Neben dem Oberbürgermeister werden Dr. Ludescher, Medair-Geschäftsführer Steffen Horstmeier sowie weitere Gäste erwartet. Am 20. März folgt eine Podiumsdiskussion, und zum Abschluss am 28. März gibt es einen Poetry Slam, bei dem Vertriebene aus Wiesbaden ihre Erlebnisse künstlerisch verarbeiten.

MEDAIR in Wiesbaden – eine Mission mit Herz Seit über fünf Jahren hat Medair einen Standort in Wiesbaden. Doch viele Menschen in der Stadt kennen die Organisation noch nicht. „Wir wollen mehr Aufmerksamkeit für unsere Arbeit schaffen und zeigen, wie wir konkret helfen“, sagt Geschäftsführer Steffen Horstmeier. Eine besondere Kooperation soll dabei helfen: Medair ist Charity-Partner des VC Wiesbaden (VCW). Zuschauer der Spiele

werden über eine moderne LEDBande über die humanitäre Arbeit informiert.

MEDAIR lebt von Unterstützung – finanziell, medial und durch Menschen, die sich für eine gerechtere Welt einsetzen. Die Wiesbadener Ausstellung ist ein wichtiger Schritt, um das Bewusstsein für vergessene Krisen zu schärfen. Denn nur wer hinsieht, kann helfen.

Jede/r kann die Arbeit von MEDAIR bekannter machen, Spenden sammeln und MEDAIR in anderen spezialisierten Arbeitsbereichen unterstützen. Wer spenden will, kann dies auf klassische Weise tun oder AmazonSmile, das Charity-Programm des Onlinehändlers, nutzen. Bei einem Einkauf über smile. amazon.de überweist Amazon 0,5 % des Wertes Ihrer qualifizierten Käufe als Spende an MEDAIR.

Weitere Infos und viele interessante Hinweise findet man auf der Website des Vereins: https://de.medair.org/.

Dort findet man auch die aktuelle Ausgabe der MEDAIR News zum Downloaden.

Stefam Kewitz: Bow Compound

„Als Frau will ich in Sprache und Schrift erkennbar sein!“ Die Marie Juchacz-Preisträgerin Marlies Krämer aus dem saarländischen Sulzbach wurde am 28. November 2024 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Sozialminister Magnus Jung überreichte die begehrte Auszeichnung.

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau

Die saarländische Gender-Legende Marlies Krämer wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt

Ehre, wem Ehre gebührt.

Die Marie Juchacz-Frauenpreis-Trägerin Marlies Krämer aus dem saarländischen Sulzbach wurde am 28. November 2024 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ist eine der höchsten Würdigungen für Bürgerinnen und Bürger.

Sozialminister Magnus Jung überreichte der Seniorin die begehrte Auszeichnung in ihrem Zuhause in Sulzbach. Für die geplante offizielle Ehrungsfeier erwiesen sich die Kräfte der 87jährigen „sanften Rebellin“ als zu fragil. Der SPD-Politiker betonte, ihr langjähriger Einsatz für geschlechtergerechte Sprache und dadurch für Gleichheit und Menschenwürde erfahre eine adäquate Würdigung. Ihr Lebenswerk zeige, wie intensives Engagement und Beharrlichkeit unsere Gesellschaft positiv verändern könnten,

„Die Lebensleistung von Marlies Krämer inspiriert nicht nur Frauen und Mädchen, sondern uns Alle, entschlossen für eine gerechtere Gesellschaft einzutreten.“

Seit über 0 Jahren kämpft die Witwe und alleinerziehende Mutter von vier Kindern (!) für Gendergerechtigkeit in der Muttersprache und fordert eine Selbstverständlichkeit: „Als Frau will ich in Sprache und Schrift erkennbar sein!“ Die ihr angediente „BürgER-Medaille“ hatte Marlies Krämer abgelehnt.

Die Weigerung, ihren Reisepass als „Inhaber“ zu unterzeichnen, erreichte 1996 die sprachliche Gleichstellung einer „Unterschrift der Inhaberin/des Inhabers“. Ein weiterer Erfolg sorgte 1999 für die abwechselnde männliche UND weibliche Benennung von Hochund Tiefdruckgebieten. Als Sparkassenkundin, die „kein KUNDE“ war, unterlag sie in ihrem Kampf gegen das Totschweigen vor dem

BVG. Justitias Mannen urteilten kryptisch und hielten die männliche Form für „geschlechtsblind“. Camilo Berstechers Film „Die Kundin“ würdigt die unermüdliche Kämpferin. Schon Aristoteles war klar: „Wer in der Sprache nicht vorkommt, ist nicht im Bewusstsein.“

Es geht auch anders. In ihrer „Liebeserklärung“ an ihren langjährigen Mitstreiter und Lebensgefährten, den SR-Filmbeleuchter Günter Meyer, erzählt Autorin Krämer die spannende Story der einzigartigen Fusion von lernfähigem Mann und überzeugter Feministin. („Dieser Mann war mein Weckruf“, Verlag media futura 202).

Derweil grüßt noch immer wieder die Mannbarkeit - als wären wir in den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts. Formulare von Bank, Sparkasse, Energieversorger & Co. fordern „Angaben zum Kontoinhaber“ und sportlich erfolgreiche Frauen gelten bei Olympia als „MANNschaft“. Kaum zu glauben: Anno 2025 (!) bekommen Skisprungsiegerinnen in Garmisch ein Shampoo plus vier Handtücher als Siegprämie. Niemand schämt sich für diese Frechheit. Das männliche Pendant bekam .000 Schweizer Franken.

Frauen stehen ihren Mann in Absurdistan und führen ein Leben im Déjà vu. „Wir Alle wissen, wie wichtig es ist, dranzubleiben und für die Rechte von Frauen zu kämpfen. Dabei muss frau immer wieder aushalten, lästig zu sein und die gleichen Fragen immer wieder zu stellen“, gratulierte der Frauenrat Saarland Marlies Krämer „ganz herzlich“ zur Auszeichnung. P.S. In ihrem Wörterbuch von 1878 schrieben die Brüder Grimm von „Gästinnen“ und sind feministischer Umtriebe unverdächtig.

Text: Gesine Werner, geprüfter Mann und Diplompädagogin, die in den 80er Jahren von der Uni Frankfurt als “Querulantin” nach vier Jahren Kampf gegen „Geschlechtsumwandlung“ und akademische Mannbarkeitsurkunde ihr geschlechtsadäquates Diplom erzwingen konnte.

Ein leises Summen liegt in der Luft. Die Biene – oft unscheinbar, aber von enormer Bedeutung – steht im Mittelpunkt einer außergewöhnlichen Doppelausstellung im Museum Wiesbaden.

Anlässlich seines 200. Geburtstages beleuchtet das Museum die facettenreiche Geschichte dieses Insekts in Kunst, Natur und Kulturgeschichte. Mit einer beeindruckenden Sammlung von Kunstwerken und historischen Artefakten erzählt die Schau eine Geschichte, die so noch nie zuvor zu sehen war.

Von der Antike bis zur Moderne: Die Ausstellung entfaltet sich in acht Kapiteln und führt die Besucher durch die künstlerische Inszenierung der Biene. In der Mythologie als Honigdieb oder göttlicher Nährer verehrt, taucht die Biene in zahlreichen Werken der Kunstgeschichte auf. Meisterhafte Gemälde, filigrane Skulpturen und detailreiche Zeichnungen zeigen ihre symbolische Kraft – von Allegorien des Friedens und der Tugend bis hin zu Darstellungen ihrer Wehrhaftigkeit und Arbeitsmoral.

Unter den über 140 Exponaten befinden sich wahre Schätze aus internationalen Sammlungen. Werke aus dem Louvre in Paris, dem Rijksmuseum in Amsterdam und dem British Museum in London zeugen von der weltweiten Faszination für das fleißige Insekt. Diese künstlerischen Darstellungen offenbaren nicht nur den kreativen Blick auf die Biene, sondern auch die philosophischen und gesellschaftlichen Deutungen, die mit ihr verknüpft sind.

Parallel zur Kunstausstellung öffnet sich in der naturhistorischen Sammlung ein weiteres Fenster in die Vergangenheit. Hier geht es auf eine 14.000 Jahre währende Reise durch die enge Beziehung zwischen Menschen und Biene. Archäologische Funde belegen, dass Honig seit Jahrtausenden als begehrte Süßspeise gilt – ein Genussmittel, das ebenso Heilmittel wie Statussymbol war. Auch das Bienenwachs spielte eine zentrale Rolle: Es erhellte Kirchen und Burgen, diente als Siegelmaterial und bringt bis heute Schuhe zum Glänzen.

Von antiken Kaiserinsignien bis hin zur heutigen Imkerei – die Faszination für das summende Wesen ist ungebrochen. Immer mehr Menschen entdecken die traditionelle Bienenzucht als modernes

Kleine Wesen mit großer

Geschichte

Das Museum Wiesbaden feiert die fanzinierende Welt der Bienen

Hobby, während Wissenschaftler die Bedeutung der Biene für das Ökosystem unterstreichen. Die Ausstellung macht eindrucksvoll deutlich: Ohne Bienen wäre unser Leben nicht nur weniger süß, sondern auch weniger lebendig.

Das Museum Wiesbaden schafft mit seinen beiden Ausstellungen eine beeindruckende Hommage an die Sympathieträgerin des 21. Jahrhunderts. Es ist eine Reise durch Kunst und Wissenschaft, durch Mythen und Fakten. Die Schau verdeutlicht, warum dieses kleine Wesen seit Jahrtausenden verehrt wird und bis heute eine zentrale Rolle für Mensch und Natur spielt.

Honiggelb – Die Biene in der Kunst

7.. – 22.6.2025

Honiggelb – Die Biene in Natur und Kulturgeschichte

7.. – 8.2.2026

Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur Friedrich-Ebert-Allee 2 65185 Wiesbaden

www.museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten:

Di, Mi, Fr, Sa und So 10—17 Uhr, Do 10—21 Uhr

Hans Thoma, Der Bienenfreund, 186, Karlsruhe, Staatliche Kunsthallee, Foto: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Am Samstag, den 5. April 2025 wird Wiesbaden zu DEM faszinierenden kulturellen Hotspot im Großraum Rhein-Main und die Nacht ein wahres Fest der Kunst und Kultur in der hessischen Landeshauptstadt.

Von 19 bis 24 Uhr findet die 2 „Kurze Nacht“ der Museen und Galerien statt. Die Besucher erwartet an diesem Abend ein außergewöhnliches Erlebnis – und das mit einer Rekordzahl von sensationellen 8 teilnehmenden Museen, Kunstvereinen, Projekträumen und Galerien - ein Beweis dafür, dass die „Kurze Nacht“ in Wiesbaden seit mehr als zwei Jahrzehnten zu einer festen Größe im Kulturkalender der Stadt geworden ist.

Die Besucher haben am 5. April die einzigartige Gelegenheit bei traditionell freiem Eintritt, die Vielfalt der Wiesbadener Kunst- und Kulturlandschaft zu erleben – von klassischen Ausstellungen bis hin zu innovativen Kunstprojekten.

Doch das ist noch nicht alles: Neben den etablierten Museen, Kunstvereinen und Galerien ist auch der Wiesbadener PopJazzChor unter der bewährten Leitung von Clemens Schäfer wieder mit dabei, der mit seinen mitreißenden Darbietungen um 19 Uhr eine öffentliche Chorprobe im sam – Stadtmuseum abhält und um 21 Uhr im Museum Wiesbaden für einen musikalischen Höhepunkt sorgt.

Ein weiteres Highlight ist das „Rollende Museum“, das wieder rund

100 historische Oldtimer aus verschiedenen Regionen Deutschlands präsentiert. Diese faszinierenden Fahrzeuge bringen die Leidenschaft für klassische Automobile nach Wiesbaden und bieten dazu den Gästen eine ganz besondere Möglichkeit: Die Besucher der „Kurzen Nacht“ haben die einmalige Gelegenheit, bei einer kostenlosen Mitfahrt die Straßen Wiesbadens aus der Perspektive vergangener Jahrzehnte zu erleben.

Doch erst das Engagement der zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und ihr unermüdlicher Einsatz machen es möglich, dass die „Kurze Nacht“ jedes Jahr aufs Neue so erfolgreich zu einem in Deutschland einmaligen Event geworden ist.

Besucher können sich auf eine lange Nacht voller Entdeckungen und Überraschungen freuen. Highlights im Programm der „Kurzen Nacht“ 2025 gibt es viele, stellvertretend seien die Ausstellungen im mre - Museum Ernst, im Hessischen Landtag und die vom Förderverein „Deutsches Forschungszentrum Historismus“ genannt, die alle drei in diesem Jahr zum ersten Mal an der „Kurzen Nacht“ teilnehmen, sowie die BBK Schaustelle und das Kunsthaus am Schulberg.

Das MRE (Museum Reinhard Ernst) wird der amerikanischen Künstlerin Helen Frankenthaler (1928-2011) eine umfangreiche Sonderausstellung widmen. Die meist raumgreifenden Arbeiten Frankenthalers werden in vier Ausstellungsälen gezeigt.

Die Ausstellung „Barbara Klemm - Entscheidende Momente“ und die Siegerfotografien „Pressefoto Hessen“ vom DJV Hessen, die zur „Kurzen Nacht“ 2025 im Hessischen Landtag gezeigt werden, bieten einen einzigartigen Einblick in die Welt der Fotografie, insbesondere der Pressefotografie. Parallel dazu zeigt auch das Museum Wiesbaden in einer Sonderausstellung Künstlerporträts dieser international bekannten deutschen Fotografin.

Der Förderverein „Deutsches Forschungszentrum Historismus“ zu

Die Nacht der Schwärmer

Wiesbadens längste kurze Nacht der Künste

Dennis Nußbaum, Foto: © HS Galerie

Gast im „Theater kuenstlerhaus4 im Palasthotel“ liefert mit der Ausstellung der aktuellen Diskussion über die Platzgestaltung Fakten und zeigt Spuren in vergangene Epochen. Sie zeigt historische Zusammenhänge, die vielen sicherlich nicht bekannt sind und kann damit wichtige Impulse für eine Neugestaltung des Ortes sein, der einmal das brodelnde Herz der Stadt war.

„Schatten und Licht“ versammelt in der BBK Schaustelle Werke von 16 Wiesbadener KünstlerInnen, die über ein Spektrum persönlicher Stile hinweg Kontraste und Spannungen mit Leben füllen. Es gilt zu entdecken, wie Licht und Schatten nicht nur in der Natur und der Kunst, sondern auch in der menschlichen Seele eine zentrale Rolle spielt.

Im Kunsthaus am Schulberg (in der Kunsthalle und im Foyer), wo bereits um 18 Uhr auf dem Platz vor der Kunsthalle in Anwesenheit von Herrn Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl und dem Organisator der Veranstaltung Erhard Witzel die Eröffnung der „Kurzen Nacht“ stattfindet, ist die Jubiläums-Ausstellung der Künstlergruppe 50 „75 Jahre Form, Farbe, Freiheit“ zu sehen.

Mit spannenden Präsentationen und auch außerdem NEU als Aussteller zur „Kurzen Nacht“ sind dabei: Arno 1, Wilhelmstr. 58 | BETTE GALLERY, An den Quellen 2 | Casa Nova, Taunusstr. 7 | Art Miriam Degner, Kranzplatz 5 | Galerie H22, Herderstr. 25 | mariArt, Wilhelmstr. 8 | und Wine in the Hood, Obere Webergasse 49.

Wer die „Kurze Nacht“ der Museen und Galerien 2025 bei diesen Attraktionen erlebt, wird sicherlich lange von den Eindrücken schwärmen. In allen teilnehmenden Institutionen und Galerien ist der Eintritt in die Ausstellungen traditionell frei – übrigens ist dies auch einzigartig in Deutschland.

23. KURZE NACHT der Museen und Galerien in Wiesbaden am 5. April 2025 von 19 bis 24 Uhr Eröffnung 18 Uhr im Kunsthaus am Schulberg

Weitere Infos unter: www.kurze-nacht.de

Florence Diedert, ausgestellt in der aids-Hilfe
Jochen Schnepf, Im Schatten der Worte

Sitzende

Nicht präsent:

Künstlergruppe 50 Wiesbaden:

Ein Dreivierteljahrhundert kreativer Freiheit und Gemeinschaft - Jubiläumsausstellung im Kunsthaus

In den letzten 75 Jahren hat die Künstlergruppe 50 Wiesbaden eine bemerkenswerte Reise durch die Welt der Kunst unternommen.

Gegründet im Jahr 1950, in einer Zeit des Wandels und der Erneuerung, hat sich die Gruppe als ein Raum für künstlerischen Ausdruck, Austausch und Zusammenarbeit etabliert. Ihr Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, die Kreativität und Inspiration fördert, ohne sich den strengen Regeln eines eingetragenen Vereins zu unterwerfen. Stattdessen bewahrt die Gruppe bis heute den Charakter eines informellen Zusammenschlusses, der auf wenigen schriftlichen Formulierungen basiert. Die Gruppe hat 2020 ihre Statuten formuliert (www.kuenstlergruppe50-wiesbaden.de/archiv-texte/)

Die Gründungsgeschichte der Künstlergruppe ist ebenso inspirierend wie ihre Entwicklung. Die Gründungsmitglieder Christa Moering (1916 bis 201) und Heinz-Rudi Müller (1919

Stehende Personen von links: Arnold Gorski, Bettina Gelhard-Reeh, Gabriele Strecker, Petra von Breitenbach, Roman R. Eichhorn, Joan Draxler
Personen von links: Horst Reichard, Peter Bernhard, Ellianne Dinnendahl, Isanna von Perbandt, Susan Geel, Iris Kaczmarczyk, Frank Deubel
Tom Sommerlatte, Swantje von Bismarck, Alois Ewen, Stefan Lochmann, Foto: Wolfgang Reeh

bis 1992), beide von Vincent Weber, dem langjährigen Direktor der Wiesbadener Werkkunstschule ausgebildet, bildeten zusammen mit anderen Künstlern im Nachkriegsdeutschland eine Gemeinschaft, um sich gegen die Herausforderungen der Zeit zu behaupten. Ihr Anliegen war es, sich von den Verboten des Dritten Reiches zu befreien, die künstlerische Freiheit zu bewahren und sich nicht den Bedingungen des Kunstmarktes zu unterwerfen.

Die monatlichen Treffen der Gruppe sind ein zentraler Bestandteil der Gruppe. Sie bieten nicht nur Raum für den Austausch von Ideen und Erfahrungen, sondern stärken auch das Gefühl der Zugehörigkeit. In dieser Atmosphäre des gegenseitigen Respekts und der Unterstützung entstehen oft lebhafte Diskussionen, die als Bereicherung empfunden werden und Konformismus sowie Oberflächlichkeit entgegenwirken. Die Vielfalt der vertretenen Stile und Techniken spiegelt die bunte Palette menschlicher Erfahrungen wider und wurde und wird in zahlreichen Projekten und Ausstellungen sichtbar.

Inzwischen finden die Gruppentreffen oft auch in den Ateliers der Mitglieder statt. Dies fördert nicht nur ein tieferes Kennenlernen, sondern schafft auch eine offene und respektvolle Atmosphäre, in der die Künstler ihre Arbeitsumgebungen präsentieren können. Während die Mitglieder ihren eigenen künstlerischen Weg verfolgen, bleibt der Zusammenhalt durch gemeinsame Ausstellungen und Projekte stark. Diese finden nicht nur in Wiesbaden, sondern auch in europäischen Partnerstädten Wiesbadens statt, was den internationalen Austausch und die Sichtbarkeit der Gruppe fördern.

Die beeindruckenden Gruppenausstellungen im Anna-Achmatova-Museum in St. Petersburg, in San Sebastian, Klagenfurt, Wroclaw, Gent, Istanbul, Tunbridge Wells und BerlinKreuzberg sind nur einige Beispiele für die Erfolge der Künstlergruppe. Diese Veranstaltungen haben nicht nur den Gruppenzusammenhalt gestärkt, sondern auch das Interesse von Kunsthistorikern und Medien geweckt, die die Gruppe immer wieder international würdigen (www. kuenstlergruppe50-wiesbaden. de/ausstellungen/).

Ein weiteres wichtiges Thema für die Künstlergruppe 50 ist die Aufnahme

kultur & kreatives

neuer Mitglieder. Hierbei wird großer Wert auf die Persönlichkeit und Empathie der Kandidaten gelegt. Die Gruppe strebt nach einer individuellen künstlerischen Entfaltung, die auf ästhetischen und handwerklichen Grundwerten basiert. Toleranz gegenüber künstlerischer Vielfalt wird als Würdigung ernsthafter Individualität verstanden.

Die Möglichkeit, auszustellen und Teil einer kreativen Gemeinschaft zu sein, ist besonders wertvoll für junge Künstlerinnen und Künstler. Die Gruppe bietet ihnen nicht nur Unterstützung, sondern auch eine Plattform, auf der ihre Kreativität gedeihen kann.

Anlässlich des Jubiläums blickt die Künstlergruppe 50 jedoch nicht nur auf ihre Erfolge zurück, sondern richtet den Blick auch in die Zukunft. Die Reise der künstlerischen Entfaltung und des kreativen Austauschs geht weiter, und die Gruppe bleibt ein lebendiger Ort für Inspiration und Zusammenarbeit in der Kunstszene.

Eine besondere Würdigung erfährt die Künstlergruppe 50 Wiesbaden, die sich trotz internationaler Ausstellungen als Stadtgruppe versteht, durch eine umfangreiche Ausstellung im Kunsthaus Wiesbaden anlässlich des 75-jährigen Jubiläums.

Unter dem Titel „Form, Farbe, Freiheit. 75 Jahre Künstlergruppe 50“ werden Exponate von 17 aktiven Mitgliedern der Künstlergruppe 50 und von den beiden Gründungsmitgliedern Christa Moering und HeinzRudi Müller ausgestellt.

Kuratiert wird die Ausstellung von Jana Dennhard, derzeit freischaffende Kunsthistorikerin, Kuratorin, Lehrbeauftragte und kreative Projektkoordinatorin mit Schwerpunkt Kunst nach 1950 bis zu zeitgenössischer Kunst. Zuletzt koordinierte sie den Kunstsommer der Landeshauptstadt Wiesbaden (202) und kuratierte Ausstellungen zu HAP Grieshaber (202) und Alison Knowles (2024/25) für das Landesmuseum Wiesbaden. Die Künstlergruppe 50 ist stolz und glücklich, Jana Dennhard als Kuratorin gewonnen zu haben.

Wir haben uns mit Jana Dennhard über die Ausstellung anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Künstlergruppe 50 unterhalten.

Interwiew mit Jana Dennhard:

Wann haben Sie die Künstlergruppe zum ersten Mal wahrgenommen?

202 hatte ich die Gelegenheit an einem Jour Fixe teilzunehmen und direkt alle Künstlerinnen und Künstler kennenzulernen. Nach einer klassischen Vorstellungsrunde konnte ich sofort einen Eindruck vom lebendigen Austausch innerhalb der Gruppe gewinnen. Zuvor waren mir zwar einzelne Positionen in verschiedenen Kontexten aufgefallen, doch es ist etwas ganz anderes und sehr Spannendes, die Dynamik der Gruppe im Dialog zu erleben. Ab diesem Moment wurde mir klar, dass es genau diese Gespräche und Arbeitsprozesse sind, die die Gruppe für mich „greifbar“ machen.

Was war/ist Ihr Eindruck von einer Künstlergruppe, die ganz bewusst auf ein gemeinsames Manifest bzw. Programm verzichtet?

Tatsächlich hat zumindest Christa Moering 1987 retrospektiv auf die Gründung 1950 festgehalten, dass es eine Gruppe von Kunstschaffenden war, die unterschiedlich, aber zeitgenössisch arbeiten und sich gegenseitig in ihrem Bestreben unterstützen. Das ist auch noch heute der Fall. Natürlich ist das keine reißerische, dogmatische Setzung, aber es sind letztlich die Prämissen, unter denen die Künstlerinnen und Künstler bis heute in der Gruppe arbeiten. Aus rein kuratorischer Perspektive ist es selbstverständlich „praktisch“, wenn es die Möglichkeit gibt eine Dramaturgie schaffen zu können – aber offen gestanden würde ich „spannend“ jederzeit „praktisch“ vorziehen und spannend ist es allemal, wenn man eine derart vielstimmige Gruppe hat wie die Künstlergruppe50.

Welche Kriterien spielten bei der Auswahl der Kunstwerke zur Jubiläums-Ausstellung eine Rolle, um zu einer „abgestimmten Gesamtkonzeption“ (Zitat Gruppe) zu kommen?

Ich hatte die großartige Möglichkeit das Werk aller Künstlerinnen und Künstler persönlich kennenzulernen – in den meisten Fällen in ihren Ateliers oder bei ihnen zu Hause. Aus den Vorabgesprächen haben sich die Schwerpunkte und künstlerischen Bestreben der einzelnen Personen hervorgetan, die wir dann gemeinsam in ihrem künstlerischen

Werk nachempfinden konnten. Gerne habe ich möglichst aktuelle Arbeiten gewählt, da das diesjährige Jubiläum kein Blick zurück, sondern auf das Hier und Jetzt ist, aber in einzelnen Fällen haben sich mit etwas früher entstandenen Arbeiten auch wunderbaren Synergien für die Dialoge innerhalb der Ausstellung ergeben, sodass es eine Mischung aus den letzten zwei Jahrzehnten ist.

Im Jahre 2020 gab es eine Ausstellung der Gruppe zum 50. Jubiläum im „sam“. Sehen Sie 5 Jahre später neue künstlerische Entwicklungen bzw. Schwerpunkte bei den Teilnehmenden? Ich habe das Gefühl, dass sich die Ästhetik der Arbeiten zum Teil nicht gewandelt haben (müssen sie vor allem auch nicht), aber in den persönlichen Gesprächen habe ich durchaus gemerkt, dass die Auseinandersetzung mit zeitaktuellen, gesellschaftlichen Fragen die Gedanken hinter den Arbeiten verändern.

Wird es auch bei dieser Ausstellung ein “Artist Speed Dating and Dancing“ geben?

Es wird nicht das klassische „Artist Speed Dating und Dancing“ geben, sondern tatsächliche, dialogische Führungen von Künstlerinnen und Künstlern der Gruppe. Gerade diesen Austausch, den ich mit der Gruppe haben konnte, wollen wir gerne den Besucher:innen ermöglichen, daher kann ich nur alle ermuntern, diese Chance wahrzunehmen! Darüber hinaus ergänzen eine Podiumsdiskussion und eine Kuratorinnenführung mit mir das „klassischere“ Rahmenprogramm.

Was wäre in dieser Ausstellung Ihre Lieblingsstück?

(https://www.museumsfernsehen. de/terforation-2-0-janadennhards-lieblingsstueck-immuseum-wiesbaden/)

Ich habe kein Lieblingsstück, sondern eher Lieblingsmomente. Wenn man quer durch den Raum blickt und beispielsweise merken kann, dass die Künstlerinnen und Künstler nicht formal ähnlich arbeiten, aber in ihren Gedanken und Bestreben ganz nah mit- und aneinander agieren. Ich hoffe, dass die Besucher: innen diese nonverbalen Dialoge nachzeichnen und sich auf die Unterhaltungen mit- und untereinander einlassen.

Ein umfangreiches und spannendes Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung, die am 12.0.2025 um 19 Uhr im Kunsthaus Wiesbaden eröffnet wird. Vervollständigt wird die Ausstellung, die durch Troncmittel und den Ortsbeirat Wiesbaden-Mitte gefördert wird durch den JubiläumsKatalog,

Ausstellende KünstlerInnen

Peter Bernhard | Swantje von Bismarck | Petra von Breitenbach | Frank Deubel | Ellianne Dinnendahl | Joan Draxler | Roman R. Eichhorn | Alois Ewen | Susan Geel | Bettina Gelhard Reeh | Arnold Gorski | Iris Kaczmarczyks | Stefan Lochmann | Isanna von Perbandt | Horst Reichard | Tom Sommerlatte | Gabriele Strecker | Christa Moering | Heinz-Rudi Müller

Im Foyer des Kunsthauses soll der Film von Stella Tinbergen und Renate Petzinger (Mitglieder der Künstlergruppe 50) über Christa Moering „Christa Moering und die Künstlergruppe 50 Wiesbaden“ von 2021 gezeigt werden. Und am Sonntag, den 2.0.2025, um 17.0 Uhr zeigt das Filmtheater Caligari den Film „Kunst als Schlüssel zur Existenz“ von Stella Tinbergen aus 2020 über die Künstlergruppe 50 mit dem Film über Christa Moering als Vorfilm.

Literatur über und von der Künstlergruppe 50

- Christa Moering: Werkkatalog (1929-2012) und Edition Tagebuch (1944-1956), Kunstgeschichte Wiesbaden, Band 2, Hrsg. Petra von Breitenbach, Reinhard Zimmermann. Reichert Wiesbaden, 2015, ISBN 978--95490-081-7 - Emporio del Sale, Richard Peters, 2024, Hrsg. Künstlergruppe50 Wiesbaden

Weitere Programmpunkte und Informationen zur Künstlergruppe 50 Wiesbaden können den Webseiten www.kuenstlergruppe50wiesbaden.de und www. wiesbaden.de/kultur/bildendekunst/ausstellungsorte/kunsthaus/ veranstaltungskalender.php entnommen werden.

Fotos KünstlerInnen:

S. 12 - Susan Geel

S. 1 - Swantje von Bismarck, Bettina GelhardReeh, Ellianne Dinnendahl

S. 15 - Iris Kaczmarczyk, Roman R. Eichhorn, Petra v. Breitenbach

Form, Farbe, Freiheit. 75 Jahre Künstlergruppe 50

Kunsthaus

Schulberg 10 6518 Wiesbaden

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag und Feiertage 11 – 17 Uhr, Donnerstag 11 – 19 Uhr

Ausstellungseröffnung 12. März 2025, um 19 Uhr

Ausstellungsdauer 1. März - 27. April 2025

Grußwort von Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl

Einführung durch die Kuratorin der Ausstellung Jana Dennhard.

Bei goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird 2025 ein besonderer Geburtstag gefeiert! Zum 25. Mal wird das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltete Filmfestival die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden in einen der international wichtigsten Schauplätze für das Kino aus Mittelund Osteuropa verwandeln.

(Meine Großmutter, Georgische SSR 1929) des Regisseurs Kote Mikaberidze wird als Eröffnungsfilm auf besondere Art in Szene gesetzt. Jahrzehntelang war die satirische Komödie, welche die Bürokratie und Vetternwirtschaft im Georgien der 1920-er Jahre aufs Korn nimmt, in der Sowjetunion verboten. Für die Vertonung sorgt die legendarische finnische Experimentalband CLEANING WOMEN.

Jubiläumsjahr bei goEast 2025

25. Festival des mittel- und osteuropäischen Films

Die Festivalwoche vom 2. bis 29. April wird dabei wie jedes Jahr ein vielfältiges Programm bieten, das sowohl aktuelle Tendenzen des mittel- und osteuropäischen Kinos repräsentiert als auch viele internationale Filmgäste nach Wiesbaden bringt.

Musik und Stummfilm bei der Festivaleröffnung goEast wird am 2. April mit einem Stummfilmkonzert in der Caligari FilmBühne eröffnet. CHEMI BEBIA

Zum Einsatz bei Konzerten der Band kommen Instrumente aus recycelten Haushaltsgegenständen und Putzrobotern, die außergewöhnliche Klänge und cineastische Sci-Fi-Sounds erzeugen.

Hommage an die Arktis In der Hommage wird das Werk der Pioniere des indigenen Kinos Anastasia Lapsui und Markku Lehmuskallio gewürdigt. Die 1944 in Sibirien, auf der Jamal-Halbinsel geborene Nenzin Anastasia Lapsui

greift häufig Kindheitserfahrungen aus ihrem Leben in einer Nomaden-Familie in ihren Filmen auf. Diese sind auch geprägt vom ständig drohenden Verlust von Kultur und Identität.

Als Vertreterin des Nenzen-Volkes greift Filmemacherin Lapsui bei ihrer Zusammenarbeit mit dem finnischen Kameramann und Regisseur Markku Lehmuskallio als erste Filmschaffende aus der Sowjetunion die russische Kolonialgeschichte aus Perspektiven der indigen Völker auf. Die Retrospektive des Werks wird acht Filme und ein Werkstattgespräch umfassen. Die Zuschauenden werden dabei auf eine filmische Reise durch Kanada, Alaska, Finnland, Norwegen, die ehemalige Sowjetunion und das heutige Russland und Grönland geschickt.

Das goEast Symposium: “Omas, Babas, Babushkas – Gender & Altern im Europäischen Kino” Ein weiteres Highlight im Jubiläumsprogramm ist das Symposium “Omas, Babas, Babushkas – Gender & Altern im Europäischen Kino”. Immer noch ist das weibliche Altern ein Tabuthema, das nur selten auf der Leinwand gezeigt wird. Im Symposium kommen Filmbranche und Filmwissenschaft zusammen. Das Kuratorinnen-Team bestehend aus Dr. Asja Makarević (Forscherin, Filmkuratorin, u. a für das Sarajevo IFF und Berlinale

Filmstill: VIKA! © jip film & verleih

Forum), Boglárka Angéla Farkas (Theater- und Filmwissenschaftsforscherin) und Dr. habil. Andrea Virginás (Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Professorin) widmet sich insbesondere dem weiblichen Altern und demografischen Entwicklungen in Europa und auf der Kinoleinwand.

Die Vorträge und Diskussionen des Symposiums finden im Alten

Gericht, betrieben vom Heimathafen, in Wiesbaden statt. Das Filmprogramm bestehend aus modernen Klassikern wird im Murnau Filmtheater gezeigt. Thematisch passt auch das Thema des diesjährigen RheinMain Kurzfilmpreises zum Symposium: Unter dem Motto “Revenge of the Babushka!” sucht goEast nach mittel- und osteuropäischen Kurzfilmen, die Altern und Gender als Fokus haben.

Feiern Sie das Jubiläumsjahr mit goEast!

Der Kartenverkauf startet am 3. April, online und an Vorverkaufsstellen in Wiesbaden.

Bis dahin heißt es, gespannt bleiben und die Woche vom 2. bis 29. April freihalten!

Weitere Infos unter www.filmfestival-goeast.de

Constantin Film: Filmstill

What is the dream that makes you dream?

Wovon träumen wir? Bei Tag und bei Nacht? Was bringt uns zum Träumen? Haben unsere Träume Einfluss auf uns oder Auswirkungen auf die Gesellschaft? Träumen wir überhaupt noch? Die internationale Gruppenausstellung „What is the dream that makes you dream?“ geht dem Zustand des Träumens und der Bedeutung von Träumen nach.

Inmitten multipler globaler Krisen und schlechter Nachrichten, die wir jeden Tag empfangen, setzt sie bewusst auf optimistische Kontrapunkte, die Hoffnung, Resilienz und Heilung vorschlagen. Durch die Kraft der Imagination wird der Blick auf alternative Realitäten und utopische Zukunftsräume gerichtet.

Immer wieder gab es in der Geschichte, nicht zuletzt auch der Kunst – etwa im Surrealismus – Gegenentwürfe zum vorherrschenden Kanon und zum krisenhaften Zeitgeschehen. Auch heute fordern Künstler*innen dazu auf, starre Denkmuster zu durchbrechen und das Bewusstsein zu

erweitern, um Räume zu schaffen, die jenseits der Beschränkungen der Gegenwart liegen. Träume eröffnen Zugänge zu alternativen Realitäten und ermutigen, neue Perspektiven auf die Welt zu entwickeln oder nach kollektiven Gedanken, Sehnsüchten, Erfahrungen zu suchen. Die eingeladenen Künstler*innen verstehen Träume nicht als Eskapismus und Realitätsflucht, sondern als individuelle Ermächtigung und kreative Energie zum Anschub von Veränderungen.

Im Traumzustand interagieren verschiedene Realitäten miteinander. Verglichen mit dem, was man im bewussten Wachzustand zulässt, findet eine freiere Form der Wissensproduktion statt. Es gibt Zeitsprünge und Verbindungen zwischen verschiedenen Orten. Ähnlich assoziative Verbindungen tauchen auch in Mythen und in der Natur auf. Träume spielen in vielen Kulturen eine zentrale Rolle beim Lesen der Welt, bei Sinnsuche und Heilung. Auch Tagträume entführen in einen wenig rational geleiteten Zustand des Pausierens und Loslassens, der Entspannung und

Erholung, womit sie auch zur Selbstfürsorge und Auszeit beitragen.

Die Ausstellung „What is the dream that makes you dream?“ zeigt, dass Gegenwart und Zukunft nicht als Bedrohung, sondern als offene Räume voller Potenzial verstanden werden können – Räume, die wir durch unsere Vorstellungskraft und unser Handeln aktiv gestalten.

Teilnehmende KünstlerInnen: Marc Bauer | Dineo Seshee Bopape | Rivane Neuenschwander | Sunna Nousuniemi | Radical Imaginaries Studio.Tabita Rezaire | Sarah Ancelle Schönfeld.

What is the dream that makes you dream?

7.. – 15.6. 2025

Kunsthalle Mainz Am Zollhafen –5 55118 Mainz

Eröffnung: 6..2025 um 19 Uhr

www.kunsthalle-mainz.de

Tabita Rezaire Orbit Diapason, 2021. Mit freundlicher Genehmigung Tabita Rezaire und Goodman Gallery

Seit dem frühen 20. Jahrhundert eroberten Fotografinnen allein und unter oftmals strapaziösen Bedingungen ferne Ziele mit ihrer Kamera und hinterließen von diesen Reisen beeindruckende Aufnahmen. Ihre Beweggründe waren, wenig erkundete Länder zu bereisen und eigene Grenzen zu überschreiten.

Vom 4. Mai bis 1. Juli 2025 werden in drei Themenbereichen Fotografinnen auf ihren Reisen in den Fokus gerückt. So konnte ein journalistischer Auftrag der Anlass gewesen sein, in fremde Städte und Länder aufzubrechen; diese Fotografien wurden anschließend in Zeitungen und Magazinen veröffentlicht und gingen so um die Welt. Andere Fotografinnen begleiteten archäologische Grabungen oder dokumentierten historische, teils dem Untergang geweihte Stätten im Ausland.

Die dritte Gruppe reiste wiederum in ferne Länder, um eigene, freie künstlerische Projekte zu realisieren. Ganz gleich, welche Motivation der Grund war: Alle Reisen forderten diesen Frauen Neugier, Mut und Abenteuerlust ab, vor allem aber das Können, den einzigen unwiederbringlichen Moment mit der Kamera festzuhalten.

Die in Ingelheim gezeigten Fotoarbeiten von den späten 1920er Jahren bis heute erlauben einen Einblick in verschiedene Länder, vermitteln einen Eindruck vom Lebensalltag der einheimischen Stadt- und Landbevölkerung und offenbaren die Vielfalt und Schönheit von Landschaften. Darüber hinaus offenbart die Schau aber vor allem, wie fließend die Grenze

Internationale Tage Ingelheim

Neugier, Mut und Abenteuer: Fotografinnen auf

Reisen

zwischen journalistischer Auftragsfotografie und freien künstlerischen Aufnahmen sein kann.

Die Ausstellung umfasst ca. 170 Werke von 21 Fotografinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und umspannt einen zeitlichen Bogen von etwa 100 Jahren. So reisten beispielsweise Marianne Breslauer (1909–2001), Gerti Deutsch (1908–1979), Inge Morath (192–2002), Helga Paris (198–2024), Barbara Klemm (*199), Herlinde Koelbl (*199) oder Jordis-Antonia Schlösser (*1967) nach Paris, Japan, Venedig, Iran, Turkmenistan oder Kuba.

Neugier, Mut und Abenteuer: Fotografinnen auf Reisen 4. Mai – 1. Juli 2025

Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus François-Lachenal-Platz 1 55218 Ingelheim am Rhein

www.internationale-tage.de/

Fee Schlapper, Lachender Sudanese (Assuan) ,MUSEUM FOLKWANG, ESSEN
Jordis Antonia Schlösser, Straßenszene, Isfahan, 2000, © Jordis-Antonia Schlösser
„Posie

des Körpers“

Einzelausstellung und Buchvorstellung des Wiesbadener Fotografen Frank Deubel

Anlässlich seiner Einzelausstellung im Schloss Simmern präsentiert der Wiesbadener Fotograf Frank Deubel sein neuestes Buch mit dem Titel „Poesie des Körpers“.

In dieser beeindruckenden Werkauswahl zeigt Deubel Körperbilder, die über einen Zeitraum von nahezu dreißig Jahren entstanden sind. Als Mitbegründer der Wiesbadener Fototage und Kulturpreisträger hat er sich einen Namen in der Kunstszene gemacht und lädt die Besucher ein, seine einzigartige Sichtweise auf den menschlichen Körper zu entdecken.

Der menschliche Körper steht im Zentrum von Deubels künstlerischem Schaffen. Seine Arbeiten zeichnen sich durch das Sichtbarmachen von Bewegungsabläufen sowie durch das Auflösen und Transformieren von Körpern aus. Dies geschieht durch extreme Belichtungssituationen, den gezielten Einsatz von Materialien und ungewöhnliche Perspektiven, die den Betrachter in eine neue Wahrnehmung eintauchen lassen.

In der Ausstellung werden neben den ausgewählten Werken aus fast drei Jahrzehnten auch die neuesten Arbeiten aus seiner Fotoserie „UP“ präsentiert. Diese Serie ist besonders bemerkenswert, da sie unmanipuliert bei Tageslicht und unter verschiedenen Wolkenbedingungen entstanden ist.

Deubels Arbeitsweise ist geprägt von der Überzeugung, dass das endgültige Bild bereits mit der Belichtung des Negativmaterials festgelegt wird. Daher verzichtet er bewusst auf jegliche Manipulation im Labor oder digitale Bildbearbeitung, was seinen Arbeiten eine authentische und unverfälschte Ästhetik verleiht.

Ausstellung und Buchvorstellung „Poesie des Körpers“ Stadtschloss Simmern Hunsrück-Museum Schlossplatz 55469 Simmern/Hunsrück

Vernissage: 0. April 2025, 18.0 Uhr

Ausstellung: 0. April – 28. Mai 2025 www.hunsrueck-museum.de/ ausstellungen/poesie-des-koerperswerke-von-frank-deubel/ Infos zu Frank Deubel: www.frankdeubel.eu/

Exponat aus der aktuellen Reihe „UP“

Während Wolfgang Niedecken und Manfred Boecker nach ihrem USA-Aufenthalt ihre Musikkarriere aufbauen und mit der Rockband BAP durchstarten, widmet sich Rainer Gross fast ausschließlich der Malerei und entwickelt ein breites Spektrum.

Die aktuelle Ausstellung fokussiert die Gemeinschaftsarbeiten, die in den Anfangsjahren entstehen und die immer wieder als Reflex zum Kunstmarkt zu verstehen sind. Nichts wird ernst genommen und doch sind viele ihrer Arbeiten zeitkritisch und hinterfragen den Wert der Kunst, der sich seit den 1960er Jahren permanent im Umbruch, in Weiterungen und gesellschaftskritischen Diskursen bewegt.

Vor allem nehmen sie immer wieder kritisch den bürgerlichen Begriff von Kunst ins Vezier ihrer ironischen Kommentare und Bildwerke. So entwickeln Niedecken und Boecker u.a. die Wunschbilder, hinterfragen gemeinsam „Was ist Kunst?“ oder malen zeitgleich jeden Tag ein Bild und lassen mehrere Monatszyklen entstehen.

Es war einmal. Vill passiert sickher

Manfred Boecker, Rainer Gross, Wolfgang Niedecken im Ludwig Museum Koblenz

Es entstehen die sog. „Tagesbilder“. Rainer Gross interessiert zunehmend die Frage nach der Nutzbarmachung von Kunst, indem er Billigmalereien (meistens Produktionen aus China) in seine Gemälde collagiert und integriert.

Es ist die Dualität von „high and low“, die er gerne ausspielt, in einem kreativen Dialog der Motive untereinander. Es entstehen auch größere Gemeinschaftswerke wie „Sau-er-bier“, dabei bemühen alle drei mit Leichtigkeit und augenzwinkerndem Spott gerne Rätsel oder Wortreime. Auch das Gemälde „Es war einmal“ von Rainer Gross rekurriert auf die Gemeinschaftsproduktionen, auf den tiefen freundschaftlichen Zusammenhalt der drei.

Im Wesentlichen überspannt die gemeinsame produktive Phase ein

Jahrzehnt, reicht bis in die 1980er Jahre hinein und weicht dann den individuellen Lebensbiografien. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Manfred Boecker, Rainer Gross und Wolfgang Niedecken.

Es war einmal. Vill passiert sickher. 9.. – 18.5.2025

Städtische Museen Koblenz Ludwig Museum im Deutschherrenhaus Esther-Bejarano-Str. 1 56068 Koblenz www.ludwigmuseum.org

Öffnungszeiten:

Di – Sa 10.0 – 17 Uhr So/Feiertage 11 – 18 Uhr

Wolfgang Niedecken: Notizen, Zitate, Ausschnitte - II
Die drei Künstler – damals und heute

„Zukunft? Welche Zukunft?!“ ist das zentrale Thema der diesjährigen Wiesbadener Fototage. Und die Kleinpartei VOLT fordert: „Holen wir uns die Zukunft zurück“. Doch was ist – Zukunft?

Für das grundlegende Verständnis und die Gestaltung von Zukunft hat das Frankfurter Zukunftsinstitut folgende 11 Erkenntnisse erarbeitet.

Zukunft ist Gegenwart: Zukunft gibt es nur in der Gegenwart

bleibt letztlich immer offen und unverfügbar.

Zukunft ist Möglichkeit: Zukunft ist noch nicht geschrieben, sondern ein Raum voller Möglichkeiten: ein Explorationsraum, den wir mit unserer Kreativität erschließen. Zukunft kann alles sein, was wir in der Lage sind uns vorzustellen.

Zukunft ist Haltung: Unsere Haltung gegenüber der Zukunft entscheidet, wie wir mit ihr umge-

ZUKUNFT IST......?

– nämlich in unseren Köpfen. Sie ist das, für was wir sie in jedem gegenwärtigen Moment halten. Leben wir also nicht in der Zukunft, sondern mit ihr: im Hier und Jetzt.

Zukunft ist Veränderung: Zukunft ist kein Ziel, das wir jemals erreichen werden, sondern ein Prozess der beständigen Entwicklung. Während wir uns auf die Zukunft zubewegen, verändert sie sich selbst immer auch mit.

Zukunft ist Ungewissheit: Zukunft wird niemals ganz genau so eintreten, wie wir sie uns heute vorstellen. Trotz unserer Wünsche, Hoffnungen und Planungen bleibt sie für uns stets ungewiss – sie

hen. Nur wenn wir an die Zukunft glauben, wenn wir an eine bessere Zukunft glauben, haben wir einen Anreiz, uns mit ihr zu beschäftigen. Zukunft ist Emotion: Zukunft ist emotional geprägt. Unsere Wahrnehmung von Zukunft, unser Blick auf das Künftige und unsere Handlungen, mit denen wir unser Morgen formen, sind von unseren Emotionen beeinflusst und gesteuert.

Zukunft ist Beobachtung: Zukunft entsteht, indem wir Beobachtungen in der Gegenwart anstellen. Wir suchen nach Signalen für Veränderung, nach Mustern und Zusammenhängen, die wir als bedeutsam für die Zukunft interpretieren können.

Zukunft ist Berechnung: Wir skizzieren Zukunft, indem wir die Wahrscheinlichkeit bestimmter Entwicklungsrichtungen berechnen. Mit Hilfe dieser Prognosen können wir sichtbar machen, was heute für die Zukunft wichtig ist.

Zukunft ist Vision: In unseren Köpfen erzeugen wir Bilder wünschenswerter Zukünfte. Visionen, die unsere Hoffnungen und Erwartungen spiegeln, sind die Leuchtsterne, die uns Orientierung geben auf dem Weg Richtung Zukunft.

Zukunft ist Erzählung: Zukunft wird lebendig durch unsere Erzählungen von ihr: Erst Wörter und Geschichten von einem So-könntees-Sein tragen unsere Zukunftsideen weiter und machen sie vorstellbar, spürbar – und wirksam.

Zukunft ist Entscheidung: Zukunft resultiert aus den Entschlüssen, die wir treffen. Entscheidungen setzen Impulse, eröffnen Chancen, erschließen neue Möglichkeitsräume. Sie erzeugen ein Momentum in Richtung einer Zukunft.

Dies ist ein Auszug aus dem Instituts- Bestseller „Deine Zukunft! 11 Leitsätze für einen neuen Optimismus“, zu beziehen über das Zukunftsintitut, info@zukunftsinstitut.de.

Foto: Aleksandr Khakimullin, Depositphotos

Vom 9. bis 16. März findet das Deutsche FernsehKrimi-Festival in Wiesbaden statt, das alljährlich die herausragendsten deutschsprachigen Krimiproduktionen auf der großen Leinwand präsentiert.

Die Nominierungen des Film- und Serienwettbewerbs 2025 stehen fest: 1 Produktionen werden im Rahmen der Festivalwoche in Anwesenheit zahlreicher Filmschaffender in der Caligari FilmBühne gezeigt.

Im Wettbewerb um den Deutschen FernsehKrimi-Preis konkurrieren zehn Filme, die von der Vorjury aus 59 eingereichten Produktionen ausgewählt wurden. Das Festival wird in seiner 21. Ausgabe drei Deutschland-Premieren und zwei Hessen-Premieren feiern.

Der Wettbewerb um den besten FernsehKrimi des Jahres startet am Dienstag, den 11. März, um 18 Uhr mit der Premiere von Axel Milbergs letztem Auftritt als Kommissar Borowski im Kieler „TATORT – BOROWSKI UND DAS HAUPT DER MEDUSA“ (NDR) an der Seite von Almila Bagriacik und August

Diehl. Regie führte Lars Kraume, das Drehbuch stammt von Sascha Arango. Zum Filmgespräch reisen Cast und Crew an. Die weiteren Nominierungen für den Deutschen FernsehKrimi-Preis 2025 findet man auf der Website des Festival: www.fernsehkrimifestival.de.

„Krimifieber – das ist mein liebster Zustand im Frühjahr. 2025 haben wir viel vor: Wir feiern Premieren, verabschiedenen Kommissarinnen und Kommissare in den Ruhestand und begrüßen zahlreiche prominente Gäste im schönsten Kino

Produktionen lassen auf einen spannenden und unterhaltsamen Festivaljahrgang hoffen“.

Das Festival startet am Sonntag, den 9. März, mit der Verleihung des Ehrenpreises. Die Preise des 21. Deutschen FernsehKrimiFestivals werden am Freitag, den 14. März, um 20 Uhr in der Caligari FilmBühne verliehen.

Die Moderation der Film- und Seriengespräche übernimmt der renommierte Filmjournalist Knut Elstermann.

Krimifieber im Frühling Deutsches FernsehKrimi-Festival 2025

Deutschlands“, freut sich Festivalleiterin Cathrin Ehrlich. Und Dr. Hendrik Schmehl, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, freut sich auf die Filme: „Auch der 21. Jahrgang des Deutschen FernsehKrimi-Festivals besticht durch seine überraschende Bandbreite: Von der Bestsellerverfilmung über Vorabend-Favoriten in Spielfilmlänge bis zur Aufarbeitung deutscher Geschichte – die ausgewählten

Der Kartenvorverkauf beginnt am Freitag, 28. Februar, ab 10.30 Uhr in der TouristInformation, Marktplatz 1, 65183 Wiesbaden und auf der Website des Festivals unter www.fernsehkrimifestival.de

Axel Milberg und August Dieht in: Tatort „Borowski und das Haupt der Medusa“

Theaterwissenschaftlerin Dr. Dagmar Borrmann, als Schauspieldramaturgin der Beilharz-Ära und ihrem furiosen Playmobil-„Ring“ noch gut erinnerlich, stellt mit Konrektorin a.D. und Theaterpädagogin Christine Rupp-Kuhl (Theater Anders) Gottfried Fischborns Roman „Frieder“ vor.

Von Glocken und Schalmeienklang

Dagmar Borrmann und Christine Rupp-Kuhl laden zur musikalischen Lesung aus Gottfried Fischborns Roman „Frieder“ ins Literaturhaus

Wann wird aus Erlebnissen und Ereignissen eine Geschichte? „Er hat Lust, die riesige Entfernung zwischen drei und dreiundachtzig nicht wahrhaben zu wollen, Lust, die Zeit zu manipulieren durch Aufschreiben.“

Er - das ist der 8jährige Gottfried Fischborn, im ostdeutschen Marienberg / Erzgebirge geboren und im sächsischen Oschatz aufgewachsen, führender DDRTheaterwissenschaftler und Hochschullehrer.

Bei Kriegsanbruch war er drei Jahre und bei DDRGründung dreizehn. Beim täglichen Spaziergang rund um das Wiesbadener Thermalbad „versinkt“ der als „Ossi im Westen“ lebende Autor von Theaterstücken, Hörspielen, Essays und Gedichten in „Tagträumerei“. In letzter Zeit tauchen „sich überlagernde Bilder“ auf, vermehrt „solche aus der frühen Kindheit.“

Die Großeltern Anna und Paul Rupp sind Türmer in der 60 Meter hoch gelegenen, kinderreichen Türmerwohnung von St. Annen, wo die große Glocke das „merkwürdige Kind“ ängstigt. Karl May und Karl Marx, der DDR-enthusiastische Lehrer Arndt, zerschlagene Schalmeienkapelle, Junge Pioniere und „Endstation Sehnsucht“ als Westberliner Verlockung im Filmpalast am Zoo - ein Reichtum an plastisch erzählten Miniaturen. 1951 bricht der Roman ab. Bis vier Tage vor seinem Tod hat Autor Fischborn am Manuskript gefeilt.

„Glocken und Schalmei“ nennen Dr. Dagmar Borrmann aus Dresden und Christine Rupp-Kuhl aus Saarbrücken ihre musikalische Lesung in der Villa Clementine. Am 8. April (Beginn 19.0 Uhr) stellt das eingespielte Duo auf Einladung des Fördervereins Gottfried Fischborns autobiografischen Roman „Frieder. Ein Anfang“ vor. Für Professor Dr. Wolfgang Kuhl ist „eine Dichtung aus der Wahrheit geworden“.

Mit Glockenspiel, Cornet, Percussion, Marimba und Gesang ergänzen Sabine Lippold, Andreas Nordheim und Kace Kaufmann aus Zwickau die Lesung aus der Perspektive des Kindes und des erwachsenen Frieder.

Text und Foto: Gesine Werner

Für herausragendes Engagement wurden Reinhard und Sonja Ernst (Mitte) von Parlaments-Chef Dr. Gerhard Obermayr (links) und OB Gert-Uwe Mende (rechts) mit der Ehrenbürgerschaft gewürdigt. Sonja Ernst ist nach Christa Moering erst die zweite Frau, der die höchste Auszeichnung der Landeshauptstadt Wiesbaden zuteil wurde.

Ehrenbürgerin und Ehrenbürger mit Faible für Kunst und Soziales

Höchste Auszeichnung der Landeshauptstadt Wiesbaden für Sonja und Reinhard Ernst “Dieses Haus gehört der Kunst und die Kunst gehört Allen!” Das Credo von Sonja & Reinhard Ernst ist vor Ort allgemeingültig. Seit Eröffnung im Juni 2024 wurde “das Haus” auf dem Filetgrundstück an der Rue als Nachbar von Landesmuseum und RheinMain Congress Centrum in Rekordzeit zum Publikumsmagneten. Bis zum Jahresende zog der kubistische Kunsttempel, einziger europäischer Museumsbau der Architekturlegende Fumihiko Maki, 100.000 Kunst- und ArchitekturInteressierte aus aller Welt an. Der Clou: Vormittags haben Kinder und Jugendliche alleiniges Zutrittsrecht im Museum für abstrakte Kunst der gemeinnützigen Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung.

Im Dezember 2024 wurde das herausragende Engagement von Sonja und Reinhard Ernst mit der Ehrenbürgerschaft als höchster Auszeichnung der Landeshauptstadt Wiesbaden gewürdigt. Sonja Ernst ist nach der 201 verstorbenen Malerin Christa Moering erst die zweite Frau, der diese Ehrung zuerkannt wurde.

Als “Jahrhundert-Geschenk an die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener” würdigte Gert-Uwe Mende die Museumserrichtung, der eine Bürgerbeteiligung vorausging. “Sie haben bleibende Spuren in der Stadtgesellschaft hinterlassen”, erklärte der Oberbürgermeister. Er sieht das Paar in dessen “präsenter Zuneigung zu den Menschen” als “Vorbild und Inspiration für Alle” an.

Das Credo seiner Großmutter - “Denk daran, daß Du nicht alleine bist auf der Welt” - ist dem neuen Ehrenbürger und seiner Frau gemeinsame Motivation. Wie zum Beweis bezog Reinhard Ernst in seinen Dank für das Ehrenbürgerrecht “1000 Menschen, die hier auch stehen müssten” mit ein, bevor sich das Paar in das Goldene Buch der Landeshauptstadt eintrug.

Am 16. März 2025 wird im mre die Sonderschau “Helen Frankenthaler: Move and Make” eröffnet. Erstmals sind dann die hinreißend abstrakten Farbwelten der renommierten Künstlerin in einer großen Einzelschau zu sehen.

Text und Foto: Gesine Werner

Prinzipalin Mary Lou Sullivan-Delcroix (links) hat mit Opern-Korrepetitor Tim Hawken am Flügel und Schauspieler/Regisseur Uwe Kraus-Fu (rechts) zwei künstlerische Hochkaräter zu Gast in ihrem HinterhofPalazzo.

Moskauer von Geburt und Kiewer im Geist

Schauspieler Uwe Kraus-Fu und Pianist Tim Hawken bringen Konstantin Paustowski in den HinterhofPalazzo

Gerade jetzt sollten wir die „großen Russen“ würdigen, zumal einen quasi „großen Ukrainer“. Eine literarischmusikalische Hommage widmen Uwe Kraus-Fu und Tim Hawken am 2. März 2025 im Hinterhof-Palazzo unter dem Titel: „Die goldene Rose“ dem Schriftsteller Konstantin Paustowski. (Beginn 17 Uhr).

„Moskauer von Geburt, Kiewer im Geist“: Der Weltruhm der 1950er und 1960er Jahre und die Literaturnobelpreis-Nominierung 1965 des Autors von Novellen, Erzählungen, Schauspielen, Märchen und einer Sechsbände-Autobiografie sind kaum noch bekannt. Moskau 1964: Auf einem Konzert von Marlene Dietrich kniete die Diva in tiefer Verehrung gesenkten Hauptes vor ihm nieder und küsste seine Hand, bezeugt eine historische Fotografie. „Ich habe Glück gehabt. Ich bin in der Ukraine aufgewachsen. Ihrer Poesie hat meine Prosa viel zu verdanken“, schrieb der weit gereiste Sohn ukrainischer Kosaken und Schulkamerad von Michail Bulgakow. Über Stalin schrieb der unbescholtene Autor kein Wort, trat später für die Kollegen Sinjawski und Solschenizyn ein. Prinzipalin Mary Lou Sullivan-Delcroix freut sich über die hochkarätigen Gäste und die qualitätvolle Premiere: „Die Lesung passt sehr gut in den Hinterhof-Palazzo, denn wir gucken gerne tiefer.“

Schauspieler/Regisseur Uwe Kraus-Fu, bis 2024 langjähriger Publikumsliebling am Wiesbadener Musentempel, schätzt die Paustowski-Texte „von großem Zauber und ganz großer Humanität, die sehr bodenständig und erdverbunden sind. Der Autor begeistert mich durch seinen unabänderlichen Glauben an das Gute im Menschen.“

Mit dem exquisit ausgebildeten, aus Schottland stammenden Engländer Tim Hawken, streichquartettgestählter Bratschist, begnadeter Pianist, Tenor (!) und OpernKorrepetitor am Hessischen Staatstheater, bildet Uwe Kraus-Fu ein eingespieltes Duo (Der Zitronentisch/So steht es geschrieben/Zwischen gestern & Morgen). Mit feinfühligem Tastenspiel und „mozärtlichen“ Tschaikowski-Klängen wird Tim Hawken die Paustowski-Lesung bereichern.

Text und Foto: Gesine Werner

„Genial, aber eine Frau“. Malerin Marianna Kutzera und Pianistin Susanne Duch widmen im „fortepiano Klassik-Salon“ ihre sinnliche Femmage der Schwesterkünste Musik und Malerei der bedeutenden Komponistin Mel Bonis.

Das Paradies der Tonkünstlerin Mel Bonis

Malerin Marianna Kutzera und Pianistin Susanne Duch mit einer exquisiten Femmage an die legendäre Komponistin

„Genial - aber eine Frau“: Ein klangvoll farbenreiches Sternstündlein ging im ausverkauften „fortepiano Klassik-Salon“ von Susanne Duch über die Bühne. Der bedeutendsten französischen Komponistin Mélanie (Mel) Hélène Bonis (1858 - 197) war die hoch verdiente Femmage der Schwesterkünste Musik und Malerei gewidmet. Vernissage und Konzert - sinnlicher Genuss für Auge und Ohr.

Zu ihrem 80. Wiegenfest zeigt die international renommierte Vielsaitigkeitskünstlerin Marianna Kutzera „Das Paradies der Tonkünstlerin Mel Bonis“ in betörenden Bildkompositionen (Wiesbadener*in IV/2024).

„Zauberteppich“ und „Verkaufte Zeit“: Die faszinierenden Klangschöpfungen der vielfach ausgezeichneten Komponistin von 00 Werken werden flankiert von charakteristischen Arbeiten wie „Viens la Tristesse“ oder auch „Prousts Geometrie“, komponiert aus historischen Notenbuchcovern und golden gehöhtem AntikPapier.

„Ihre Vielfältigkeit verblüfft, ihr Können erstaunt“. Eine filmreife Siècle-Story: Hausherrin Susanne Duch macht humorvoll in akribisch recherchiertem Vortrag mit Leben und Werk der „Frau im Schatten“ bekannt.

Mel Bonis - der Kurzname verschleiert ab 1881 ihr Geschlecht. Hoch qualifizierte Komponistin „traumhafter Postromantik und unaufdringlichem Impressionismus“ aus streng katholischem Elternhaus, einzige weibliche Studentin von César Franck, bei Ernest Guiraud besser als Claude Debussy, brave Ehefrau wider Willen mit fünf angeheirateten Söhnen und vier eigenen Kindern, der großen Liebe in wechselvoller Beziehung und nicht anerkannter außerehelicher (!) Mutterschaft verbunden. Von Experten hochgelobt, kann sie als Frau nie den Rom-Preis erringen.

Als feinfühlig interpretierende Pianistin nimmt Susanne Duch durch klug gewählte Klangbeispiele und seelenvolles Tastenspiel für sich ein und wird vom Publikum bejubelt.

Text und Foto: Gesine Werner

Die ursprüngliche „Kaufhalle“ und spätere „Sportarena“ in der Langgasse stand seit Frühjahr 2024 leer. Seit dem Überraschungscoup Ende 2024 zum Immobilien-Portfolio der Stadtentwicklungsgesellschaft. Das prominente Innenstadt-Gebäude mit einer Fläche von über 5.000 Quadratmetern bietet sich für Nutzungen von Stadtmuseum bis Tanzhaus an.

Mauritiushöfe ante portas, Sportarena vor neuer Nutzung

Stadtentwicklungsgesellschaft SEG sorgt für „mehr Leben“ in der Stadt „Wir entwickeln Wiesbaden!“ ist auch 2025 Devise und Strategie der SEG. Die Stadtentwicklungsgesellschaft landete einen Überraschungs-Coup. Mit einer prominenten Liegenschaft im Herzen der Innenstadt hat die SEG zum Jahreswechsel 2024/25 ihr Immobilienportfolio erweitert. Die ehemalige „Sportarena“ in der Langgasse stand seit Frühjahr 2024 leer. Laut Baudezernent Andreas Kowol nehme die Kommune bei diesem Leerstand „das Zepter in die Hand“, um mit dem Kauf aus der Signa-Insolvenzmasse aktiv die Innenstadtzukunft zu gestalten. Der Kaufpreis ist unbekannt.

Das 1972 errichtete Gebäude war Einheimischen als Filiale der „Kaufhalle“ ein Begriff, bevor die „Sportarena“, gefolgt von einer Outlet-Filiale, hier einzog.

Das Gebäude mit einer Fläche von über 5.000 Quadratmetern bietet sich für diverse Nutzungen an. Im November hatte die Initiative „Wir.Jetzt.Wiesbaden“ von Firmen der Kreativ-Veranstaltungsbranche mit unrealisierbaren Eventideen für Irritationen gesorgt, steht für Zwischennutzung - Shows, Märkte, Kunstausstellungen - bereit.

Das dringend benötigte Tanzhaus für die Zweistädtekompanie Hessisches Staatsballett und Ensembles der Freien Tanzszene könnte hier Realität werden. Auch für das Stadtmuseum wäre die Liegenschaft geeignet. „Bis zur endgültigen Nutzung arbeiten wir zusammen mit Partnern an einer Zwischennutzung, die das Gebäude belebt“, erklärt SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin.

Das alte Arbeitsamt wird abgerissen. „Mehr Herz, mehr Leben für unsere Stadt“: Die „Mauritiushöfe“, vom Frankfurter Projektentwickler Art Invest Real Estate realisiert, stehen ante portas. Die City-Passage ist Geschichte. Der Bauverkehr läuft für sechs bis neun Monate über die Schwalbacher Straße, teilt SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum mit. In Sachen neues Stadtquartier geht es also voran.

Text und Foto: Gesine Werner

Probe im Hinterhof-Palazzo. Das Ensemble um künstlerische Leiterin Mary Lou Sullivan-Delcroix (links) und WMK-Pianist Roman Krupskyy (2. von links) präsentierte eine Femmage an vergessene Komponistinnen

Komponistinnen mit Wagemut

Bravouröse Femmage an Clara Schumann, Fanny Hensel, Amy Beach, Emilie Mayer, Johanna Kinkel & Co. im Hinterhof-Palazzo

„Alles muss möglich sein.“ Mary Lou Sullivan-Delcroix, Sopranistin und Prinzipalin der „Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache im Hinterhof-Palazzo“, wichtige Protagonistin der Anthologie „Erlebte(r) Geschichte(n)“ von Gesine Werner, kredenzte ein ausverkauftes Sternstündlein. Im Februar wurde der inspirierte Liederabend „Sie haben es gewagt - Frauen komponierten“ zur fesselnden Begegnung mit vergessenen Komponistinnen, die oft im Schatten ihrer Herren Kollegen standen. Die „Fülle des Wohllauts“: Ein ganz besonderer Liederabend mit hinreißend vertonten Texten von Goethe, Heine, Puschkin, Goethe & Co. begeisterte das Premierenpublikum, wäre auch anderen Orts gut vorstellbar.

Das „Wunderkind“ Amy Beach schrieb als 1. Amerikanerin eine Sinfonie, gründete die American Association of Women Composers. Emilie Mayer galt als „weiblicher Beethoven“ & „Europas größte Komponistin“, schrieb acht Sinfonien. International gefeiert, war die virtuose Pianistin und Komponistin Clara Schumann viel mehr als die Frau von Robert.

Die „geniale Schwester“ Fanny Hensel war Pianistin & Dirigentin, komponierte 450 Werke. Auch Novellen wie die „Musikalische Orthodoxie“ schrieb Komponistin Johanna Kinkel. „Es ist die vollkommenste musikalische Freude“ lobte Felix Mendelssohn-Bartholdy die Kollegin Josephine Lang. Der charismatischen Operndiva, Pianistin, Komponistin, Salonière Pauline Viardot-Garcia galt kürzlich eine Femmage.

Die fein austarierten Texte wurden von Doris Greiner & Gabriele Regensburger eindrücklich gelesen. Die gut aufgelegten Goldkehlchen Markus Brieger, Ute Hilgenberg, Veronika List, Barbara Menges, Uta Müller und Erika Trimper nahmen mit seelenvollem Gesang für sich ein. Am wohltemperierten Flügel war Roman Krupskyy von der WMK mit Feingefühl ein souverän unterstützender Begleiter.

info@hinterhof-palazzo.de.

Text und Foto: Gesine Werner

Kulturpreisgekrönte Expertin mit dem Auge für das Besondere: Detelina Grigorova-Kreck lädt zu den hochkarätigen „Filmen im Schloss“ ein.

Filme im Schloss und Internationales TrickfilmFestival gefährdet

Detelina Grigorova-Kreck und „Freunde der Filme im Schloss“ schlagen Alarm

Steht die Kunst der hochkarätig „laufenden“ Bilder, sechsfach mit dem Hessischen Film- & Kinopreis ausgezeichnet, vor dem Aus? Die Hiobsbotschaft der möglichen Schließung der FBW alarmiert. Die 1951 auf Schloss Biebrich gegründete Deutsche Film- und Medienbewertung FBW gilt als eine Art „Stiftung Warentest für Filme“, könnte mangels genügender Finanzierung Ende 2025 geschlossen werden.

„Wir sind im Schloss auf die FBW angewiesen. Sie stellt den Kinosaal und den Filmvorführer zur Verfügung für bis zu 20 Veranstaltungen der ‚Filme im Schloss‘ und drei volle Tage für das Trickfilmfestival‘ als fester Partner“, erklärt Detelina Grigorova- Kreck. „Ich habe immer gedacht, dass wir die zwei Veranstaltungen mindestens bis zum Ableben von Gründer Joachim Kreck weiterführen können.“ Die Schließung der FBW wäre das Ende der beiden Cinemaformate.

„Die „Filme im Schloss“ und das Internationale TrickfilmFestival sind Juwelen in Wiesbaden und müssen bleiben!“ erklärt Dr. Helmut G. Müller auf Anfrage kategorisch. Der frühere OB der Landeshauptstadt hat als Vorsitzender des Kulturbeirates das brisante Thema auf die Agenda der 49. Sitzung am 11. März gesetzt. „Der Kulturbeirat befasst sich mit der FBW und den beiden Filmreihen. Wir müssen alles daransetzen, damit sie erhalten bleiben!“

Seit 1984 werden internationale Spitzenfilme in der Originalversion gezeigt als Wiesbaden-Premiere und Rhein-Main-Premiere, deutsche Erstaufführung und Uraufführung. Das „Internationale Trickfilmfestival Wiesbaden“ beging 2024 Silberjubiläum. Das „Who is who“ des internationalen Films mit etlichen Oscar-Preisträgern wie Thomas Stellmach war zu Gast. Mit dem Wiesbadener Kulturpreis gekrönt und in der Anthologie mit „erlebte(n) Geschichte(n)“ des Fördervereins für das Stadtarchiv vertreten, stehen Detelina Grigorova-Kreck & Joachim Kreck mit dem „Dritten Mann“ Michael O. Fechner für cineastische Perlen.

Am 7. März 25 wird die hoch gelobte „Emilia Perez“ gezeigt. Das finale Meisterwerk des 94jährigen Clint Eastwood, kommt am 21. März 25 ins Schloss. www.filme-im-schloss.de

Text und Foto: Gesine Werner

Romeo & Julia mal „gans“ anders. Die inklusive Truppe der Bühnenbegeisterten vom Theater Anders, geleitet von Kulturpreisträgerin Priska Janssens, macht`s möglich. Bruder Lorenzo (Julius Müller, rechts) ist der Priester, der die vier Paar traut.

Romeo und Julia mal “gans“ anders

Inklusives „Theater Anders“ bürstet bei den SchultheaterTagen Shakespeare gegen den Strich

Na, das kann ja heiter werden! Old Shakespeare und seiner unkaputtbaren Teenagertragödie der Liebenden von Verona rückt das „Theater Anders“ im gemeinnützigen Semiramis e.V., dem Verein für interdisziplinäre Kunst und Bildung, mit Spielwitz und Trocken-Humor genderfluid (!) zu Leibe.

Der Stücktitel „Romeo + Julia x anders =???“ lässt Überraschendes vermuten, doch die Personage ist komplett an Bord. „Die Liebe ist ein seltsames Spiel...

Die Klassiker-Figuren Julia Capulet & Romeo Montague kommen jeweils im Quartett daher, die Eltern nennen ihre Kinder alle gleich. Wer sagt denn, dass Julia ein Mädel sein muss? Der Eigensong macht klar: „Wir, wir spielen hier für Euch so gern Theater und alle finden das so wunderschön.“

Seit 2002 wird im inklusiven Theater-Ensemble jeden Montag eine neue Welt erfunden. Sie sind Schauspieler*innen, Autorinnen, Regisseur*innen, Musiker*innen, Dramaturg*innen, Kostümbildner*innen und alles andere auch. Improvisation ist Trumpf: „Da wackelt mir das Herz.“ Und immer „Volle Kraft voraus!“ Es sprüht die Kreativität. Die Glaskugel ist ein Wahrsage-Reifen, eine „Zauberflöte“ trötet auch. Hündin Kyli bekommt sogar ein eigenes Zimmer im Palast.

Alle haben erkennbar Mordsspaß dabei. Ob Special Olympics-Siegerin Chloé Beloin oder die TheaterAnders-Urgesteine Julius Müller und Björn Stende - mit Handicap oder ohne.

Die muntere Truppe unter Leitung von Kulturpreisträgerin Priska Janssens und Christine Rupp-Kuhl, Helga Freitag, Cornelia Ringenberg & Rüdiger Schmitt sorgt auch bei den SchulTheaterTagen 2025 wieder für knallvolles Haus. Am 24. März 25 heißt es um 17 Uhr und um 18 Uhr „Bühne frei für das Theater Anders!“

www.hotspot-theater.de

Text und Foto: Gesine Werner

s war ein sehr leiser Abschied. Reinhard Berg, begnadeter Fotograf, Begründer der Wiesbadener Fototage und Leiter der Galerie H22, verließ die hessische Landeshauptstadt, ohne daraus ein Spektakel zu machen. Auch in der Wiesbadener Kulturszene wurde sein Abgang nur von wenigen bemerkt. Er wollte es so – keine Finissage in eigener Sache.

Gerade hat er uns aus seinem neuen Heimatort im Schwarzwald geschrieben:

„Nach 27 Jahren Galeriearbeit war die Zeit reif für etwas Neues. Die Impulse, würde ich sagen, müssen irgendwann auch von außen kommen, weil sich das Innere erschöpft.

Ein Glücksfall war meine letzte Ausstellung in der Galerie H22 mit Gundel Busch, Malerin aus dem Schwarzwald, die genau wie ich in Schichten arbeitet. Diese Verbundenheit hat dazu geführt, dass ich den Schwarzwald kennenlernte und die atemberaubende Natur erfahren durfte. Mein Entschluss stand fest, Leben und Arbeiten mit der Künstlerin zusammen führen zu wollen.

„ Die Zeit war reif“

Mit der Kamera bin ich dabei, mir das neue, ungewohnte Umfeld anzueignen. Nebelfelder in den Tälern und Naturschauspiele, wie ich sie aus der Stadt nicht kenne, sind im ständigen Wechsel und faszinieren mich.

Eine völlig andere Wahrnehmung von Himmel und Wetter erlebe ich hier. Mein neues Zuhause sind ein paar wenige Bauernhöfe inclusive Kuhställe, die ich gerne besuche. Neben Naturaufnahmen bleibe ich weiterhin der Fotokunst treu.

Die erste große, erfolgreiche Ausstellung (www. reinhard-berg.de/ausstellung/) habe ich gemeinsam mit Gundel Busch im Kurhaus Freiamt (2. Februar –  April 2025).

Im April 2025 werden wir ein Atelier im Anwesen Leonhard, dem ältesten Haus in der Kreisstadt Emmendingen einrichten und neue Projekte starten.

Ich werde Workshops anbieten (www.reinhard-berg. de/fotoworkshop/) und Künstler vor Ort portraitieren.“

Mehr zu Reinhard Berg – nun Fotograf in Emmendingen: www.reinhard-berg.de

Reinhard

Die Galerie H22 in der Wiesbadener Herderstraße 22 hat eine Transformation erlebt. Nachdem der Fotokünstler Reinhard Berg, Mitbegründer der Wiesbadener Fototage sich nach 26 Atelierjahren auf zu neuen Ufern machte, hat das Galeristenpaar Eva Heinelt und Steffen Ilg die Galerie am 15. Februar 2025 neu eröffnet. Wir haben die beiden nach ihren Wünschen, Motiven und Planungen gefragt:

Sie sprechen von der Transformation der Galerie H22. Wie sieht die geplante Weiterentwicklung aus, was planen Sie konkret?

Es geht mehr um eine Fusion als um eine Transformation. Es handelt sich insofern um eine Transformation als das zuvor nur Eva Heinelt (in Form von Isleva) für uns bestand und nun in die Galerie H 22 mit übergegangen ist. Isleva ist somit ein Bestandteil der Galerie H22 geworden und wird in Zukunft immer wieder in Erscheinung treten. Das bisher aufgestellte Konzept der Galerie hat uns sehr gut gefallen, so dass wir darauf aufbauen wollen und uns alle Optionen zu deren Gestaltung offenlassen.

Seit 18 Jahren sind Sie in Wiesbaden. Wie hat sich die Stadt in diesen Jahrzehnten ihrer Meinung entwickelt?

Aus meiner Sicht hat sich in den letzten 18 Jahren einiges getan. Kulturell wurden neue Events ins Leben gerufen wie zum Beispiel „Tatorte Kunst Wiesbaden“, an denen Isleva die letzten 5 Jahre teilgenommen hat. Ebenso konnte ich die letzten 2 Jahre aktiv an dem Event „Offene Atelier am Rhein“ teilnehmen. Diese Events haben für die Künstler*innen neue Möglichkeiten geschaffen sich zu zeigen und mit Kunstinteressierten in Kontakt zu treten. Es sind neue Museen entstanden, die Kunstinteressierte nach Wiesbaden locken und Wiesbaden somit kulturell attraktiv macht. Es wurde eine Kunstmesse ins Leben gerufen die ebenfalls eine geeignete Plattform für Künstler*innen bietet. Es ist jedoch immer noch sehr schwer für Künstler angemessene Räumlichkeiten in Wiesbaden zu finden, um ihrer Kreativität nachzugehen.

Was möchten Sie in Ihren Workshops und Kursen vermitteln? Ich möchte in meinen Workshops und Kursen gerne die Kreativität der Teilnehmer wecken und ihren bewussten Blick auf die Welt schärfen und in Verbindung zu ihren inneren Gefühlen und Empfindungen bringen. Die Natur gibt uns die Inspiration der Farben und Gestaltungen in unendlicher Form. Sie schenkt uns die Möglichkeit Augen und Geist du das nicht Sehbare zu

H22 – gelungene Neueröffnung

öffnen, aus der die Entfaltung des Spontanen entspringt. Die Freude am Malen soll geweckt werden und der Mut, sich durch ihre Bilder auszudrücken. Die Workshops, in denen die Teilnehmer*innen auch selber malen können, werden jedoch erst dann angeboten, wenn ich selber als Künstlerin in der Galerie angekommen bin.

Was verbirgt sich hinter Isleva.de? Hinter Isleva steht die Malerin Eva Heinelt. Schon in jungen Jahren genoss ich privaten Musik- und Kunstunterricht in Polen. Die Fähigkeiten zum Umsetzen meiner Ideen erlernte ich unter anderem durch das Studium und meine Tätigkeit als Lehrerin an der freien Waldorfschule. Der Name Isleva ist eine Kombination aus Island und Eva. Durch Reisen nach Island wurde eine derart intensive Verbindung mit der dortigen Natur ins Leben gerufen, dass es zu einer emotionalen Verschmelzung kam, die im Künstlernamen Isleva seinen Ausdruck findet.

Welche Ausstellungen sind als nächstes geplant?

Am 5. April zur Kurzen Nacht der Museen und Galerien wird die Galerie H 22 nochmals die Werke von Eva

handelt präsentieren. Im Mai wird der Fotograf Frank Widmann seine Werke zeigen. Zwei weitere Künstler sind bereits in Planung, so die Malerin U. Berthe Knierim aus Wiesbaden. Nähere Informationen werden noch folgen. Weitere Termine stehen noch zur Verfügung.

Was inspiriert Sie für Ihre Kunstwerke? Verfolgen Sie ein bestimmtes Konzept?

Ich finde auf Reisen in der ganzen Welt Inspirationen und Ideen für meine Gemälde. Viele der Gemälde entstehen schon während der Reisen. Die Natur gibt mir die Inspiration der Farben und Gestaltung in unendlichen Formen. Sie schenkt mir die Möglichkeit Augen und Geist für das nicht Sehbare zu öffnen, aus der die Entfaltung des Spontanen entspringt. In bis zu 0 oder mehr Schichten Farbe werden die Bilder erst in ihrer ganzen Tiefe zum Wirken gebracht. Aber auch das Experimentieren mit immer neuen Materialien verfolge ich.

Bleiben Sie auf dem Laufenden: www.galerieh22.de

Galeristenpaar Steffen Ilg und Eva Heinelt in ihrem neuen Wirkungskreis - H22

Museums-Direktor Dr. Andreas Henning ist von der „Landschaft am Königssee“ von August Wilhelm Leu (18181897) in mehrfacher Hinsicht angetan. „Diese Schenkung des Künstlernachfahren Walter Leu stärkt unseren Sammlungsschwerpunkt 19. Jahrhundert. Sie ist ein schönes Beispiel bürgerschaftlichen Engagements, von dem wir ganz stark leben.“

Goethe, Jawlensky, Fluxus &

Co. - aber immer

im Wandel

Hessisches Landesmuseum Wiesbaden zelebriert das ganze JA! 2025 seinen 200. Geburtstag

GratulARTion! Das Hessische Landes-Museum für Kunst und Natur in Wiesbaden hat 200. Geburtstag. 1825 gegründet - und immer im Wandel! - geht das Jubiläum das ganze JA! lang mit attraktivem Programm und „einem Reigen von Sonderschauen“ in beiden Sparten über die Bühne. 2007 war der Kunsttempel das „Museum des Jahres“ der AICA.

„Wir sind ein Zweispartenhaus, das auf bürgerschaftlichem Engagement von privaten Mäzenen, Stifterinnen und Stiftern basiert“, betont Dr. Andreas Henning, vor fünf Jahren von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nach Wiesbaden gekommen als Nachfolger von Dr. Alexander Klar (Kunsthalle Hamburg). Von seinem „hoch engagierten, schlagkräftigen Team“ in diesem „selten so sortenreinen Zweispartenhaus, das ein

Das Hessische Landesmuseum MuWi ist der einzige Ort in Wiesbaden mit einem Goethe-„Denkmal“. Als Initiator der Museumsgründung begrüßt der Frankfurter Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe alle Interessierten auf den Stufen des Theodor Fischer-Baus aus dem Jahr 1915.

besonderes Geschenk des BürgerEngagements ist“, schwärmt der Museumsdirektor geradezu. „Wir sind alt, fühlen uns aber nicht alt, weil wir ständig im Wandel sind. Jede Generation muss eigene Fragen stellen.“ Nachhaltige Museumsarbeit liegt ihm am Herzen: 2024 kamen 850 pädagogische Gruppen ins Haus und 180 Kindergeburtstage haben gefeiert.

Am 7. März eröffnet „Honiggelb - Die Biene in Natur & Kulturgeschichte“ sowie „Die Biene in der Kunst. Von der Renaissance bis in die Gegenwart“.

Der April wird zum Jubiläumsmonat: Jedes Wochenende wird mit Kooperationspartnern wie dem Schlachthof gefeiert. „Wir laden zur `Kurzen Nacht der Galerien` ein, täglich gibt es Programm inkl. szenischer Lesung. Alle mit Objekten Beschäftigten aus Wissenschaft, Provenienzforschung, Restaurierung, Präparierung bieten spezielle Führungen an.“

Die Laufzeit der publikumsträchtigen Femmage „Plakatfrauen - Frauenplakate“ wird bis 15. Juni 2025 verlängert. Das MuWi ist auf der neuen „Kultur Route 65“ vertreten und punktet mit Alten Meistern in neuer Hängung nach halbjähriger Sanierung. „Unser Fundament ist mit frischer Präsentation zurück. Die „Alten Meister“ sind die Basis, auf der alle künstlerischen Generationen bis zur Gegenwart aufbauen.“ Die Dauerschau der Naturhistorischen Sammlung bekommt den neuen Themenraum „Wandel“.

Die Gründung der Wiesbadener Museumssammlungen basiert auf Bürger-Engagement des frühen 19. Jahrhunderts: Der Frankfurter Privatsammler Johann Isaac Freiherr von Gerning legte den Grundstock der Sammlung von 156 Kunstwerken, Altertümern und „Naturalien“. Auf Initiative eines prominenten Kurgastes aus Frankfurt, Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe, erwarb der Staat Nassau die Sammlung gegen eine jährliche Leibrente. Am 1. April 1825 wurde die Sammlung im Palais des Nassauischen Erbprinzen erstmals gezeigt. Nach Kriegsende „Central Collecting Point“ der Amerikaner (Nofretete und Rembrandts „Mann mit dem Goldhelm“), wurde das Museum 1962 Wiege der Avantgardekunst Fluxus.

Das MuWi besitzt die bedeutendste Sammlung Alexej von Jawlensky und ist das Haus der Rebecca Horn.

www.museum-wiesbaden.de Text und Foto: Gesine Werner

Das Jahr 2025 steht im Museum Reinhard Ernst mit zwei Ausstellungen ganz im Zeichen von Helen Frankenthaler (1928 – 2011).

Die New Yorker Malerin zählt zu den einflussreichsten Vertreterinnen des Abstrakten Expressionismus, und sie gilt weiterhin als Begründerin der Farbfeld Malerei. Ihr reiches künstlerisches Oevre inspiriert heute noch genau wie damals. Die erste Wechselausstellung bildender Kunst im mre, „Helen Frankenthaler: Move and Make“, gibt umfassend Einblick in das Leben und Wirken der außerordentlichen Künstlerin.

Ihren Willen zur Erneuerung und ihr schöpferisches Selbstverständnis erklärte Frankenthaler Anfang der 70er Jahre in jenem Zitat, das in verdichteter Form der Schau den Titel verleiht. „I’d rather think an move and make than halt“.

Die Ausstellung zeigt ausschließlich Werke aus der Sammlung Reinhard Ernst. Sie umspannen die Periode von 1950 – 1989, der

Move and Make

Schwerpunkt auf Werken liegt, die in den 7oer Jahren entstanden sind. Selbstzeugnisse sind den Räumen leitmotivisch vorangestellt und geben Einblick in ihre unermüdliche Experimentierfreude. Zu feiern gibt es ein Wiedersehen mit großformatigen Leinwandarbeiten, wie sie seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr in Deutschland zu sehen waren. In hinreißenden Farbwelten offenbart sich Frankenthalers Erfindungsreichtum, ihre Hingabe an das Medium der Malerei und vor allem ihre Entschlossenheit, konventionellen Pfade der Kunst zu verlassen und Neuland zu betreten.

„Helen Frankenthaler erschuf einen völlig neuen Farbauftrag und eine unvergleichliche Bildwirkung. Damit gab sie der amerikanischen Nachkriegskunst eine entscheidende Wendung.

Heute wird sie deshalb als wegweisende Vermittlerin zwischen dem Action Painting und der Farbfeldmalerei gefeiert. Sie inspirierte nicht nur ihre ZeitgenossInnen. Das dynamische Fließen der ausufernden und pulsierenden Farbflächen lässt auch heutige BetrachterInnen aufatmen und staunen“, so Lea Schäfer, die Kuratorin der Ausstellung.

Helen Frankenthaler: Move and Make 16.3.- 28.9.2025

Museum Reinhard Ernst Wilhelmstraße 1 65185 Wiesbaden

Öffnungszeiten: Di-So 12 - 18 Uhr, Mi 12 – 21 Uhr

www.museum-re.de

Helen Frankenthaler After Hours, © Helen Frankenthaler Foundation, Inc. VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Helen Frankenthaler Beach Horse, © Helen Frankenthaler Foundation, Inc. VG Bild-Kunst, Bonn 2025

In der sechsteiligen Jubiläums-Gala „Chronicles“ und einem Blick in die Zukunft feierte das Hessische Staatsballett mit faszinierenden Choreografien zu Livemusik vom Hessischen Staatsorchester unter Albert Horne einen glanzvollen 10. Geburtstag. Nach Dunja Jocics „Moonfall“ mit dem fabelhaften Ensemble um Faust-Preisträger Ramon John (. von rechts) steht das Publikum auf den Stühlen.

Tanz-Chroniken am Herzfaden von Fantasio und dem Fliegenden Holländer

Fulminante Auftakt-Spielzeit der Intendanz-Novizinnen Dorothea Hartmann & Beate Heine am Staatstheater Wiesbaden

Alles auf Anfang am Hessischen Staatstheater Wiesbaden - und die IntendanzNovizinnen Dorothea Hartmann & Beate Heine haben sich als Leitungsduo in ihrer ansehnlichen Auftakt-Spielzeit etabliert.

Nach 60 Jahren darf Wiesbaden wieder zum Theatertreffen. „Double Serpent“ von Sam Max, eine der ersten Premieren der neuen Intendanz, fährt als verstörender Thriller nach Berlin: Ersan Mondtags Alptraum zwischen blutrot und giftgrün, trieb in der besuchten Vorstellung ein Dutzend Leute aus dem Saal und die Berliner Jury lud das „Gesamtkunstwerk“ ein.

Fantasio

„Little Luxury Castle“ am Warmen Damm: Viel Theater ums Theater bietet Offenbachs Opéra-comique-Rarität „Fantasio“ nach Paul de Musset. Regisseurin Anna Weber verortet ihre ideensprühende Wiesbaden-Version in eigener Textfassung anspielungsreich in einem fiktiven Musentempel. Theaterking in Geldnot, Investor nebst Bautrupp ante portas. Auktionator Michael Birnbaum verkloppt die Kunst. Ein Schelm, wer an den Kultur-Rotstift denkt. Glanzleistung aller Gewerke: Sina Manthei (Bühne), Laura Kirst (Kostüm), Paulina Alpen (Choreografie). Unter schwungvoller Stabführung

Offenbachs Opéra-comique-Rarität „Fantasio“ (Camille Sherman) verortet Regisseurin Anna Weber für ihre schwungvolle Wiesbaden-Version in eigener Textfassung anspielungsreich in einem fiktiven Theater. Investor und Bautrupp sind ante portas. Auktionator Michael Birnbaum verkloppt das Inventar. Ein Schelm, wer Böses (Rotstift versus Kultur!) denkt.

des 1. Kapellmeisters Chin-Chao Lin zeigen sich Orchester und Chor (Albert Horne) in Hochform. Camille „Fantasio“ Sherman, Josefine Mindus, Galina Benevich, Sascha Zarrabi, Inna Fedorii & James Young beglücken stimmlich. Großer Wurf - großer Applaus.

Herzfaden

Wer kennt nicht das Urmel, Lukas Lokomotivführer, Kallewirsch & Lummerland? „Marionetten sind die besseren Schauspieler und ihr Herzfaden ist am Herzen der Zuschauer*innen festgemacht“.

Thomas Hettches Roman „Herzfaden“ über Familie Oehmichen, NS-Verdrängung, Wirtschaftswunder und ihre legendäre „Augsburger Puppenkiste“ lässt Puppen und Menschen tanzen wie Walter Oehmichen (Christian Klischat), seine Frau Rose (Sybille Weiser) und Sohn Michel (Timur Frey). Moritz Sostmann hat mit den Puppenführerinnen Franziska Rattay & Eva Vinke, die Hatü (Tabea Buser) als kettenrauchende Marionette geradezu lebensecht agieren lassen, einen berührenden Abend mit Nachhall inszeniert. Das Publikum ist äußerst angetan.

Chronicles GratulARTion! Am 17. Oktober 2014 ging das Hessische Staatsballett als Fusion von Wiesbaden & Darmstadt

mit einem „Aufwind“-Triple von BallettGründungsdirektor Tim Plegge sowie seinen Kollegen Richard Siegal & Alexander Ekman bravourös an den Start.

In der Jubiläums-Gala „Chronicles“ und einem Blick in die Zukunft zelebrierte die gefeierte Compagnie zu Livemusik vom Hessischen Staatsorchester unter Albert Horne glanzvoll den 10. Geburtstag. Liliana Barros, David Raymond & Tiffany Tregarthen, Leila Ka, Anouk van Dijk, Dunja Jocic plus Fran Diaz hatten der hochkarätigen Truppe um Faust-Preisträger Ramon John faszinierende, berührende und fesselnde Stücke buchstäblich „auf den Leib“ choreografiert. Ein bestechender Abend mit Esprit.

Internationale Maifestspiele „Maifestspiele für Alle!“ Im Wonnemonat gibt es Bizet-Oper und Performance, „Burg“-Schauspiel, Tanz und kostenlosen OpernAir-Genuss mit Picknickkorb am Warmen Damm. Rimini Protokoll meets Siegfried & Joy, Johann von Bülow meets Cornel Mundruczo. Eva Mattes kommt auch nochmal, „die Freiheit einer Frau“ zu zeigen. Mit dem Benefizkonzert „Memento Odesa“ richtet sich der Fokus auf die Ukraine. Der Tanz kommt aus Südafrika, bringt wieder das brillante Aterballetto nach Wiesbaden und erobert mit „Friends of Forsythe“ das neue Reinhard Ernst-Museum. Opernstar Lucio Gallo wechselt die Pferde, frönt baritonal „versteckter Leidenschaft“ mit Songs von Frankieboy Sinatra. Das neue Format der „Associate Artists“ bietet mit ausgewählten Kunstschaffenden wie FC Bergmann oder Falk Richter (Zeit-)Raum für vertiefte Begegnungen - bei freiem Eintritt. Die Jungen Maifestspiele werden als „Festival im Festival“ mit inklusiven Theatergruppen aufgewertet.

OB Gert-Uwe Mende freut sich auf „eines der bedeutendsten Festivals in Deutschland“ und dankt „allen Gewerken“. Das erste von Dorothea Hartmann & Beate Heine kuratierte Programm der „Internationalen Maifestspiele“ offeriert mit seinen 55 Veranstaltungen ein äußerst attraktives Programm, das „auf die Stadtbevölkerung zugehen“ will. Zum Etat von 1,9 Millionen Euro steuert die Stadt 800.000 Euro bei.

Die Ticketpreise orientieren sich am Vorjahr.

Also: „Have a good Day!“

Text und Fotos: Gesine Werner

„Marionetten sind die besseren Schauspieler und ihr Herzfaden ist am Herzen der Zuschauer*innen festgemacht“. Das Stück „Herzfaden“ von Thomas Hettche über Familie Oehmichen und ihre legendäre „Augsburger Puppenkiste“ lässt Puppen und Menschen wie Sybille Weiser & Christian Klischat (vorne) tanzen. Ein berührender Abend mit Nachhall.

„Er putzt“ - in Zeitlupe und erntet eher höflichen Premieren-Beifall. Die Uraufführung von Valeria Gordeevs Ingeborg Bachmann-Preis-gekrönter äußerer und innerer Sauberkeitsorgie - von Marie Schleef als stumme ASMR-Performance mit Adi Hrustemovic, Jonas Grundner-Culemann und Ida Rauschnabel inszeniert - ist ein irritierendes Erlebnis.

Die „Gesellschaft der Theater-Freundinnen und -Freunde“ bittet gerne zu amüsant-informativen Abenden ins Prunkfoyer. Beim „Kulissengeplauder“ von Vizechefin Katharina Queck erzählte Ballettdirektor Bruno Heynderickx aus seiner Vita und setzte sich für das dringend benötigte „Tanzhaus in Hessen“ ein.

So farbenreich wie die Illumination des Musentempels an der Saar ist auch die Palette der hochkarätigen Bühnenereignisse am Staatstheater

Mehr Lametta am Meer und Sweeny

Todd, Mephisto und Turandot

Saarländisches Staatstheater Saarbrücken punktet

mit fesselnden Aufführungen

„Recht & Gewissen“. Das Motto der Spielzeit 2024/25 markiert den Schwanengesang von Bodo Busse – im Juli 2025 ist Schluss mit lustisch.

Der Generalintendant nimmt in seinem fulminanten Endspurt Jakob Peters-Messers unterkühlte Version von Puccinis „Turandot“ mit dem Berio-Finale ohne kitschiges Happy End wieder ins Programm.

Turandots scheinbar eiskalte Rache für die grausam geschundene Ahnin (in weißem Hemd wie eine Spiegelung auf der Szene präsent) ist blutig.

Dann löst der schockverliebte Calaf das Rätsel. In Sebastian Hannaks innen vergoldeter Blackbox und Tanja Liebermanns überzeitlichen Kostümen singt Aile Asszonyi eine phänomenale Furie. Als kraftvoll höhensicherer Calaf lässt Angelos Samartzis vokales Edelmetall glänzen. Ping, Pang & Pong kommen mit Chaplin-Stöckchen. In der besuchten Vorstellung wurde die selbstlos liebende Liu von Ingegjerd Bagoien Moe („Aida“) „stimmlos“ verkörpert, Yibao Chen (Trier) sang bravourös von der Seite. Szenenapplaus. Justus Thorau und das brillante Orchester bieten aus dem Graben und dem

Klaus Manns „Mephisto“ Hendrik Höfgen wird in Saarbrücken durch die plateaugestiefelte Verena Bukal zur wendehalsig perfiden „Mephista“, die einen Pakt mit dem Nazi-Teufel schließt. Wie sich die Verhältnisse und Charaktere gleichen, zeigt Schauspieldirektor Christoph Mehler in seiner komprimierten Inszenierung.

Seitenparkett (!) bestechend farbige „Fernost“-Klänge. Chapeau.

„Mehr Lametta am Meer“ und die Anti-Weihnacht unter Palmen nimmt in der familiären Paradies-Hölle ihren vorhersehbar unheiligen Verlauf. Rebekka Kricheldorf hält dem amüsierten Publikum in ihrer satirischen Komödie den Eulenspiegel vor und Regisseur / Bühnenbildner Simon Solberg lässt den familiären Alltagswahnsinn genüsslich eskalieren. Mit Spielwitz begeistert das furiose Ensemble - Gaby Pochert, Verena Maria Bauer, John Armin Sander, Jonathan Luz und allen voran Martina Struppek als köstlich genervte Evelyn. Riesenbeifall.

Blubb: Zur Uraufführung

„Von Fischen und Frauen“ - 2024 mit dem Publikumspreis des Hans Gratzer-Stipendiums gewürdigtwird in die Sparte4 gebeten und das Auditorium (Spoiler) macht mit beim großen Fang. Schließlich geht es Schauspielerin/Autorin Noelle Haeselings um den Urzeitfisch. Auch frau kann angeln.

Das als „humorvoll, absurd und nur vermeintlich harmloses Stück über Entschleunigung und weibliche Solidarität“ avisierte Werk macht dem aufgekratzten Publikum Spaß. Regieteam (Theresa Thomasberger,

Mirjam Schaal, Philipp Kaminski, Nils Fiene) und das mit Verve agierende Ensemble Verena Maria Bauer, Lea Ostrovsky, Bernd Geiling & John Armin Sander angeln viel Beifall.

Klaus Manns „Mephisto“ Hendrik Höfgen wird in Saarbrücken durch die plateaugestiefelte Verena Bukal (Pferdefuß-Assoziation) zur wendehalsig perfiden „Mephista“, die in Gründgens-Schminkmaske einen Pakt mit dem (Nazi-)Teufel schließt. Wie sich die Verhältnisse und Charaktere gleichen, zeigt Schauspieldirektor Christoph Mehler in seiner komprimierten Inszenierung (Film)bildkräftig, die sich rund um den käfigähnlichen Stahlkubus von Nehle Balkhausen abspielt, Hamlet-Zitat inklusive.

Das bravouröse Ensemble (Kostüme Jennifer Hörr) - Bernd Geiling, Fabian Gröver, Anna Jörgens, Lucas Janson, Raimund Widra, Gregor Trakis, Christiane Motter und der gut einstudierte Kinderchor (Larissa Eckstein) geht unter die Haut und lässt frösteln. Bravourös verkörpert Laura Trapp neben Rose und Lotte Lindenthal auch Juliette Martens (Kollegin krank). Anhaltender Beifall für einen bedrückend „aktuellen“ Abend mit Nachhall.

Der Musentempel ist blutrot illuminiert und offeriert eine abgründig „schwarze Operette“ mit makabrem Humor. Stephen Sondheims düsteres Grusical „Sweeney Todd“ begeistert in Carlos Wagners lustvoll bildkräftiger Inszenierung im grandiosen Bühnenbild von Christophe Ouvrard. Der „illustrierende“ Klang des brillanten Staatsorchester unter energetischer Stabführung von Stefan Neubert klingt nach Hollywood-Blockbuster. Die beste Pastete von London von Mrs. Lovett (Carmen Seibel) oder eine Rasur vom dämonischen Barbier Sweeney Todd (Peter Schöne), alias Benjamin Barker auf Rachetour gegen Richter Turpin (Stefan Röttig) gefällig? Der krankheitsbedingt „doppelte“ Anthony Hope wird gespielt von Max Dollinger und gesungen von Gero Wendorff. Ebenfalls ausdruckstark und stimmlich überzeugend nehmen Bettina Martina Bauer, Lukas Witzel, Algirdas Drevinskas, Judith Braun, Dustin Drosdziok und Philipp Schneider für sich ein. Der Applaus für alle Mitwirkenden hat Sturmstärke und nimmt kein Ende.

Text und Fotos: Gesine Werner

„Mehr Lametta am Meer“ und die Anti-Weihnacht unter Palmen am Strand von Phuket nimmt in der familiären ParadiesHölle ihren unheiligen Verlauf. Rebekka Kricheldorf hält dem amüsierten Publikum in ihrer satirischen Komödie den Eulenspiegel vor und provoziert Wiedererkennungseffekte.

Die beste Pastete von London beim dämonischen Barbier gefällig? Eine „schwarze Operette“ mit halsabschnürendem Humor macht`s möglich. Stephen Sondheims düsteres Grusical „Sweeney Todd“ begeistert in Carlos Wagners lustvoll bildkräftiger Inszenierung. Der Applaus für alle Mitwirkenden hat Sturmstärke und nimmt kein Ende.

Blubb: Zur Uraufführung Noelle Haeselings „Von Fischen und Frauen“ - Publikumspreis des Hans Gratzer-Stipendiums 2024 - ließ Regisseurin Theresa Thomasberger das aktionsfreudige Publikum in der ausverkauften Spielstätte Sparte4 einen „Urzeitfisch“ angeln.

„Nessun dorma“... Das bravouröse Ensemble von Puccinis letzter Oper „Turandot“ (mit dem Finale von Luciano Berio), in gülden ausgekleideter Blackbox von Jakob Peters-Messer unterkühlt inszeniert, kann anhaltenden Applaus entgegennehmen.

Im Mainzer Musentempel geht es „ums Ganze“ und das Publikum kann sich gepflegt gruseln oder Tanz aus aller Welt erleben.

Gruseloper, Shakespeare und dynamische Tanzfreude aus aller Welt

Staatstheater Mainz offeriert spannende Produktionen und das tanzmainz-festival # 5

Bewegungsfreudiger Musentempel in der Domstadt Mainz: Neues von der Tanzszene aus Brasilien, Portugal, Kanada, Polen, Ungarn und Slowenien geht vom 26. März bis 5. April 2025 in die fünfte Runde.

Als Hommage mit ausgewählten „Tanzereignissen von dynamisch bis poetisch und von spektakulär bis unkonventionell“ lädt das „tanzmainz-festival # 5“ ein. Das tanzmainz-Ensemble bietet Improvisationen, Mijin Kim zeigt mit ihrer „Ode ans Objekt“ female Empowerment zwischen Zirkus und Tanz.

Mit der neuen Deutschen Tanzpreis-Trägerin Sasha Waltz geht schon der Auftakt in die Vollen: Die Kooperation „tanzmainz meets Sasha Waltz & Guests“ zeigt „In C“ und bringt beide Ensembles zugleich auf die Bühne. Es folgt Plankenbeben mit der Kreation „Beethoven 7“ der Berliner StarCompagnie. Das Philharmonische Staatsorchester Mainz - dessen scheidender Chefdirigent und GMD Hermann Bäumer auf dem Sprung

zur Staatsoper Prag ist - wird beide Produktionen live begleiten.

„Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter“ barmt Orsino (David T. Meyer) die abweisende Olivia (Lisa Eder) an. Das Trio furioso um Christoph Iacono (Klavier / Percussion) mit Gitarrero Jens Mackenthun & Bassist Charly Härtel bereichert Shakespeares Verwechslungs-Evergreen „Was Ihr wollt“ mit hinreißendem Live-Sound inklusive Popsong und Pink Floyd. Klasse. Auf, in und unter dem minimalistischen Bühnengerüst (Maren Greinke) in „sprechenden“ Kostümen von Lucia Vonrhein (Licht Frederik Wollek) lässt Regisseur K.-D. Schmidt ein spiel- und sangeslustiges Ensemble hoher Qualität von der Leine - „Viola“ Luise Ehl, „Narr“ Martin Herrmann, „Sir Christoph“ Daniel Mutlu, „Sir Toby“ Holger Kraft. Als Gelbstrumpf Malvolio liefert Denis Larisch ein Kabinettstückchen ab. Köstlich auch Anna „Maria“ Steffens, die gut bei Stimme ist. Begeisterter Applaus.

Edgar Allan Poe-Fans erfreut die minimalistische Philip Glass-Gru-

seloper „The fall oft the house of usher“, auf der Hinterbühne des Musentempels im Geisterhaus und bedrohlich waberndem Bodennebel sitzend. Die wahnhaft inzestuösen Verstrickungen der Horror-Zwillinge Roderick (Mark Watson Williams) und „Wiedergängerin“ Madeline (Maren Schwier), die auch der entgeisterte Freund William (Brett Carter) nicht lösen kann, spielen sich zum Greifen nah auf der Drehbühne ab.

Der Gesang des makabren Trios im klaustrophobischen Geisterhaus-Turmgerüst geht unter die Haut. „Arzt“ Georg Schießl und „Diener“ Dogus Güney ergänzen stumm beredt das morbide Tableau. K.D. Schmidts Version bietet Bildschirmprojektionen (Christoph Schödel), düsteren Stummfilm-Expressionismus und gruseldienliche Specialeffects. Paul-Johannes Kirchner dirigiert mit Verve das kleinformatige Staatsorchester. Gänsehaut rieselt. Starkes Stück, starker Beifall. Könnte Dauerbrenner werden.

Text und Foto: Gesine Werner

Tosender Applaus im OPAL, der temporären Opern-Halle des NTM am Luisenpark. Nach zweijähriger Verspätung war die geräumige Leichtbauhalle nach Baufirma-Insolvenz und Rettung durch Kommune und Theater als lang ersehnte NTM-Interimsbühne an den Start - 760 Sitzplätze, Drehbühne und gute Akustik.

Im Januar 2025 feierte die Tanzsparte Premiere mit dem meisterhaften „Konzert der Körper“ von Tanzintendant Stephan Thoss. Die tänzerischmusikalische Annäherung an Pablo Picasso und Igor Strawinsky ist eine faszinierende Version der Uraufführungen Hannover und Saarbrücken/ Wiesbaden (2006/2008).

„Poem an Minotaurus / Le Sacre du Printemps“ mit Musik von John Adams und Strawinsky zeigt sich als fulminantes Gesamtkunstwerk des Faust-Preisträgers aus Choreografie, Bühne, Kostüm (eine „Fusion aus Metall & Fleisch“) & Video.

Das „assoziative Gedicht“ macht atemlos und entfaltet nachhallende Wirkung. Ensemble, Choreograf und furios aufspielendes Nationaltheater-Orchester unter Janis Liepins werden bejubelt. Das Publikum sitzt auf der Stuhlkante, ist von Pablo mal vier, Stiermensch und dem silbrigen „Wunderwerk Maschine Mensch“ á la Metropolis gebannt. Eine Jungfrau wird nicht geopfert. Mitreißender Rhythmus, überbordend kraftvolle, elegante und expressive Körpersprache sind Trumpf. Einfach hinreißend.

Barrierefreie Theatererlebnisse „Wir sanieren und bauen Barrieren ab“ heißt es im NTM-Theatermagazin. Mit der „Götterdämmerung“ hatte sich das Publikum im Sommer 2022 vom „lieben Spielhaus“ verabschiedet. Die Generalsanierung kostet schätzungsweise 261 Millionen Euro.

Die Architektur der 1950er Jahre wird barrierefrei, die Bühnensäle werden per Aufzug zugänglich, Rollstuhlplätze sind über die Oberen Foyers erreichbar. Taktile Leitsysteme und Treppen mit taktiler Markierung plus Beleuchtung ermöglichen Sehbehinderten die Orientierung.

Zur Spielzeit 2028/29 will das NTM eröffnen.

Text und Fotos: Gesine Werner

Mythischer Picasso mal vier und faszinierende Maschinenwesen

Die Tanzsparte am Nationaltheater Mannheim erobert mit einem grandiosen Orchester-Tanzabend die OPAL-Interimsbühne

Die temporär errichtete OPAL-Halle am Mannheimer Luisenpark ging als lang ersehnte NTMInterimsbühne für Oper und Tanz im Oktober 2024 nach zweijähriger Verspätung an den Start.
Eine von Tanzintendant Thoss mitreißend choreografierte Hommage an Picasso & Strawinsky, „zwei faszinierend, geniale Künstler“: Faustpreisträger Stephan Thoss (rechts) feiert mit dem phantastischen NTM-Tanzensemble die erste Premiere im OPAL-Foyer.

Ein Kuss, ein Lachen, eine Träne – Robert Lebeck war ein Meister der leisen Momente.

Ob Willy Brandt, Elvis Presley oder Romy Schneider – der 1929 geborene Fotograf kam ihnen allen so nahe, wie es nur wenigen gelang. Doch es waren nicht die großen Namen allein, die seine Fotografien unvergesslich machten. Es war sein Gespür für den entscheidenden Augenblick, für das Menschliche hinter der Fassade.

Lebecks Karriere erstreckte sich über vier Jahrzehnte, in denen er Fotojournalismus und Porträtfotografie auf ein neues Niveau hob. Er dokumentierte Geschichte nicht als distanzierter Beobachter, sondern als stiller Chronist, der mit wenigen Bildern ganze Geschichten erzählen konnte. Seine Reportagen zeigten nicht nur die Ereignisse, sondern vor allem die Menschen dahinter – in all ihrer Freude, ihrem

Leid, ihrer Vergänglichkeit. Nun widmet die Ausstellung „Hierzulande“ in den Rüsselsheimer Opelvillen dem Fotografen eine eindrucksvolle Retrospektive. Sie zeigt seine Arbeiten aus Deutschland zwischen 1955 und 198 – Jahre des Aufbruchs, der Umbrüche, der kleinen und großen Geschichten. Lebeck war dort, wo das Leben pulsierte: bei ausgelassen feiernden Karnevalsjecken, in stillen Wäldern, die vom Sterben gezeichnet waren, an den Docks des Hamburger Hafens, wo Armut und Hunger allgegenwärtig waren. Doch Lebeck war nicht nur Chronist des Alltags. Er war auch der intime Begleiter der Mächtigen und Berühmten. Willy Brandt begleitete er zwei Jahre lang, hielt den Wahlkampf, den Wahlsieg und die ersten Schritte als Bundeskanzler in eindrucksvollen Bildern fest. Romy Schneider vertraute ihm so sehr, dass sie sich von ihm so zeigen ließ, wie sie wirklich war – verletz-

Robert Lebeck

lich, stark, schön. Auch Maria Callas, Alfred Hitchcock oder Joseph Beuys fanden sich vor seiner Linse wieder, eingefangen in Momenten, die ihre Persönlichkeit offenbarten. „Hierzulande“ ist mehr als eine Ausstellung. Sie ist eine Zeitreise, ein Blick in die Seele eines Landes und seiner Menschen. Robert Lebeck hat Deutschland in Bildern verewigt – ehrlich, einfühlsam, unbestechlich. Seine Fotografien sind nicht nur Momentaufnahmen, sie sind Geschichte. Und sie erinnern uns daran, dass es oft die kleinen Dinge sind, die das Leben ausmachen.

Robert Lebeck: „Hierzulande“ 9. 2. – 15.6. 2025 Opelvillen Rüsselsheim Ludwig-Dörfler-Allee 9 65428 Rüsselsheim www.opelvillen.de Öffnungszeiten:

Di, Do–So: 10–18 Uhr, Mi: 10–20 Uhr

 Tage in Quiberon, Filmstill mit Romy Schneider © Prokino Filmverleih GmbH

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