WIESBADENER*IN, Ausgabe III/2024

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Wiesbadener*in

Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude

exground filmfest 37

Arthouse at its best

Jubiläum!

25. InterWhisky in Wiesbaden

Museum Reinhard Ernst

Haus mit internationaler

Strahlkraft

BABYLON

Miteinander Reden ist Gold!

Wald – Kunst – Natur

12. internationaler

Waldkunstpfad

Die Macht der Fakten

Bingo gegen BullshitArgumente

ARTe Kunstmesse

Wiesbaden

Ein unvergleichliches Kunsterlebnis

Kunst zum Entdecken

Discovery Art Fair Frankfurt

Tatorte Kunst

Der besondere Kunstrundgang

5. Kunstmesse Kassel Kunst vom Feinsten

Inhalt

Der Sommer verabschiedet sich, ein an Kunst reicher Herbst steht uns bevor. Die kommenden Monate servieren frische Nahrung für Hirn, Herz und Gaumen!

Aktuelle Kunst sowohl von etablierten Künstlern als auch von Newcomern und frischen Talenten zeigen die Kunstmessen ARTe in Wiesbaden (S. 12) und die Discovery Art Fair in Frankfurt (S. 28). Auch „Tatorte Kunst“ ist wieder Ende Oktober zum 16. Mal am Start. (S. 14).

Mit der Eröffnung des Museums Reinhard Ernst sind in Wiesbaden neue, internationale Maßstäbe gesetzt worden. Über 20.000 Interessierte waren im ersten Monat auf Seh-Gang durch den kubistischen Kunsttempel. (S. 10).

Gaumenkitzeleien

InterWhisky 2024 S. 4

menschen & meinungen

George Sand S. 6

zusammenleben

Big Lift-Jubiläum S. 7

kultur & kreatives

Babylon S. 8

Museum Reinhard Ernst S. 10

ARTe Kunstmesse S. 12

Tatorte Kunst S. 14

Wald-Kunst-Natur S. 16

Cirque Bouffon S. 18

Macht der Fakten S. 20

Kulturfonds S. 22

European Youth Circus S. 27

Discovery Art Fair S. 28

Pudding Explosion S. 0

Kunstmesse Kassel S. 1

exground Filmfest S. 2

Sinnlichkeit des Alltags S. 9

Staatstheater Mainz S. 40

Theaterdonner Wiesbaden S. 42

Staatstheater Saarbrücken S. 44

Tarbut S. 46

unternehmen & märkte

SEG S. 24

Kommunale W!Bau S. 26

magazin

KulTouren S. 4

Wer am 9. Juli die Uraufführung „BABYLON – Reden ist Gold!“ nicht miterleben konnte, hat etwas Grandioses verpasst. Über 150 Menschen jeden Alters, mit und ohne Beeinträchtigungen, schufen unter Anleitung des genialen Regisseurs Miguel Angel Zermeño ein einzigartiges inklusives Bühnenspektakel (S. 8).

Ade‘ Frankfurt, hallo Wiesbaden: In diesem Jahr findet die älteste Whiskymesse Deutschlands zum ersten Mal im Kurhaus statt und lockt mit spannenden Ausstellern mit Whiskygenuss der Extraklasse (S. 4).

Während das Internationale Trickfilmfestival dieses Jahr bereits im Sommer stattfand, präsentiert exground filmfest wie gewohnt im November in seiner 7. Ausgabe: Arthouse at ist best! (S. 2).

Das und vieles mehr bietet das vorliegende Magazin. Da wünschen wir Ihnen wir immer viel Vergnügen mit Kunst, Kultur und Kulinarik in dieser Ausgabe und einen entspannten Herbst!

IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Mittelstraße  • 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www.media–futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra Esser • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • Titelbild: Reka Stabo, Rain Altar • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Backnang • Redaktionsschluss für die Ausgabe IV/2024: 15.11.2024 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt.

wiesbadener*in III/2024

Knowles Performing:
A Shoemaker‘s Asssistant
„Die Sinnlichkeit des Alltags“ im Museum Wiesbaden ab 20. September 2024

Jubiläum! 25. InterWhisky in Wiesbaden

Das Whisky-Highligt des Jahres

Vom 15. bis 17. November 2024 kommt die (inter)nationale Whiskyszene für drei Tage im historischen Ambiente des Kurhaus Wiesbaden zusammen. Die InterWhisky lockt mit Whiskygenuss der Extraklasse, zahlreichen spannenden Whisky-Destillerien, einem vielfältigen Programm und einer größeren Ausstellungsfläche als je zuvor.

Zum ersten Mal findet die traditionsreichste Whisky-Messe Deutschlands in Wiesbaden statt.

Nachdem die InterWhisky dem vorherigen Veranstaltungsgebäude in Frankfurt am Main punktgenau zu ihrem 25. Jubiläum entwachsen ist, freuen sich die Veranstalter nun bekanntzugeben, mit dem historischen Kurhaus in Wiesbaden, einen adäquaten Ersatz gefunden zu haben. Im neoklassizistischen

Ambiente des Kurhauses präsentieren drei Tage lang nationale und internationale Whiskyausteller ihre hochwertigen Whisky-Qualitäten.

Dem Veranstaltungsteam der Medienbotschaft Verlag & Events GmbH gelang es über 60 Aussteller:innen für die traditionsreichen Räumlichkeiten zu gewinnen. Zudem bietet die Whisky-Fachmesse ein einmaliges Angebot an Whisky-Master Classes.

Hier wird alles rund um den jeweiligen Whisky unter fachkundiger Anleitung von Markenbotschafter, Distillery Manager oder Brand Ambassador fachkundig erklärt und verkostet. Im Mittelpunkt der InterWhisky steht seit jeher der fachkundige Austausch mit Expert: innen direkt aus den Destillerien, sowie der gemeinsame Whiskygenuss.

Erleben Sie hautnah wie WhiskyLiebhaber, Profis und viele weitere Persönlichkeiten aus Schottland, Irland und den USA aufeinandertreffen, um sich über Whisky auszutauschen.

Freuen Sie sich auf die neuesten Whisky-Abfüllungen in insgesamt neun prachtvollen Sälen und Salons. „Diese Atmosphäre bietet den idealen Rahmen für die 25. InterWhisky und das große Jubiläum von Deutschlands erster Whiskymesse,“ so Initiator und Gründer Christian H. Rosenberg. „Freuen Sie sich auf drei Tage lang WhiskyGenuss der Extraklasse im RheinMain-Gebiet,“ so Rosenberg weiter.

Kurhaus Wiesbaden

Vielfalt der Aromen zum großen Jubiläum

Mit der 25. Auflage wird das Messeprogramm noch vielfältiger. Das Veranstaltungsangebot beinhaltet zahlreiche kostenlose WhiskySeminare sowie weiterführende „Master Classes“ und „GRAND Master Classes“ bei denen sowohl Einsteiger wie auch Profis allerlei Wissenswertes zu ihrer Lieblingsdestillerie erfahren und erlernen können.

Veranstaltungsort:

Kurhaus Wiesbaden

Kurhauspl. 1 • 65189 Wiesbaden

Öffnungszeiten

– Freitag, 15. November: 14.00 - 21.00 Uhr

– Samstag, 16. November: 12.00 - 21.00 Uhr

– Sonntag, 17. November: 12.00 - 18.00 Uhr

Donnerstagabend Special:

InterWhisky Highland Anniversary Dinner: 25 Jahre InterWhisy am 14. November im Kurhaus Wiesbaden

Preise

Tagesticket (Fr/Sa/So): 22 € pro Tag/ Person zzgl. VVKGebühr Preise inkl. Messeplan & Nosingglas

Mehr Informationen unter: www.interwhisky.de und www.whiskybotschafter.com

Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich gleich im Anschluss an den zahlreichen Messeständen anwenden. Die Aussteller:innen repräsentieren in diesem Jahr wieder nahezu alle namhaften Whisky- Marken aus Schottland, Irland, Amerika, Japan, Deutschland und dem Rest der Welt unter dem Fachbegriff New World Whisky.

InterWhisky Highland Anniversary Dinner

Anlässlich des 25. Jubiläums der InterWhisky findet am 14.11.2024 im historisch beeindruckenden Christian-Zais-Saal im Kurhaus Wiesbaden ein besonderes Highland Anniversary Dinner statt.

Der Abend verspricht ein einzigartiges Erlebnis inmitten renom-

mierter Persönlichkeiten der nationalen und internationalen Whisky-Szene. Ein fein abgestimmtes schottisches 4-Gänge-Menü, inklusive traditionellem Haggis-Anstich, wird von sechs erlesenen Single Malt Scotch Whiskys begleitet. Internationale Experten bieten zudem spannende Vorträge, die das Wissen über Whiskys und schottische Destillerien vertiefen.

Dr. Rachel Barrie, Master Blenderin von The GlenDronach, BenRiach und Glenglassaugh, Mathew Cordiner, Global Malt Whisky Ambassador von Aberfeldy, Teddy Joseph, Global Brand Ambassador von Bowmore, sowie Gordon Dundas, internationaler Markenbotschafter u.a. von Glengoyne, sind die besonderen Gäste und Referenten des Abends.

Gastronomie & Zigarrenlounge

Neben den zahlreichen Verkostungsmöglichkeiten bietet die Gastronomie Benner´s auf dem Messegelände ein vielfältiges Angebot mit Köstlichkeiten aus der schottischen und irischen Küche.

Die Gerichte werden fein auf die Begleitung der Whisky-Qualitäten abgestimmt. Zudem wird für Coinasseure in einem großen Zelt eine umfassende Zigarrenlounge der Scandinavian Tobacco Group eingerichtet. Hier finden Sie alles zum Thema Zigarren und Rauchbedarf. Bei der 25. Jubiläumsausgabe der InterWhisky im Jahr 2024 werden Mitte November erneut alle Sinne angesprochen.

Die Vorfreude auf das WhiskyEvent des Jahres im Kurhaus Wiesbaden steigt von Tag zu Tag

Sichern Sie sich jetzt Ihr Ticket

oben: InterWhisky Impressionen, unten: Highland Dinner
„Nimm Deinen Mut in beide Hände! Unsere Devise heißt: Freiheit!“

George Sand – im realen Leben Amantine Lucile Aurore Dupin, Baronin von Nohant zum 220. Geburtstag

„Die Seele hat kein Geschlecht.“ Emanzipiert, engagiert und ihrer Zeit weit voraus, wurde Amantine Lucile Aurore Dupin, Ururenkelin von August dem Starken, König von Sachsen und Polen, vor 220 Jahren in Paris geboren.

Schon die 16jährige lehnt „die alberne Putzsucht“ ab, wird von Hauslehrer Dechartres wie ein Knabe unterrichtet und folgt dessen Rat, „Männerrock, Mütze und Gamaschen“ zu tragen. „Was mich betrifft, so fand ich meine neue Kleidung viel angenehmer zum Herumstreifen als meine gestickten Röcke.“

Sie streift in Männerkleidung unerkannt durch Theater, Cafés, Kabaretts und Museen in Paris - ohne Begleitung.

Ab 1822 nannte sich die streitbare Autorin, die für die Gleichstellung

von Frau und Mann warb, George Sand – George als Anspielung auf Georgeon, im Berry gebräuchlich für den Teufel. Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder schrieb mehr als 80 Romane und mehr als 20.000 Briefe, zog sich nach der gescheiterten Revolution 1848 auf ihr Landschloss Nohant zurück.

Für Honoré Balsac war sie die „Löwin vom Berry“, die „alle bedeutenden Charakterzüge des Mannes“ in sich trage.

Die bedeutendste Autorin des 19. Jahrhunderts lebte zwischen Paris und Nohant, verkehrte als einzige Frau in Kreisen von Liszt und Mérimée, Turgenjew, Alexandre Dumas fils, Théophile Gautier, Gebrüder Goncourt, trug Hosen, rauchte Pfeife, nahm zum Liebhaber, wen sie wollte. Sie nannte ihr Personal „Hausleute“ und lehrte ihre

Köchin Lesen und Schreiben. Heinrich Heine nannte sie „meine schöne Cousine“ und schrieb ihr „sehr ergeben“. Der „Cousin“ wurde von ihr verteidigt. „Heine sagt sehr bissige Äußerungen und seine Scherze treffen ins Schwarze. Man hält ihn für von Grund auf böse, aber nichts ist falscher. Sein Herz ist so gut wie seine Zunge schlecht ist. Er ist zärtlich, aufmerksam, aufopfernd, in der Liebe romantisch, ja schwach.“

Für Victor Hugo war sie „im Bereich der Gedanken die größte aller Frauen, vielleicht aller Zeiten. Sie haben einen so weiten Horizont, dass er nur mit Adlerflügeln durchmessen werden kann.“

Arséne Houssaye schlug sie 1855 für den fiktiven 14. Stuhl der Académie Francaise vor: „Das Genie hat kein Geschlecht“. Gustave Flaubert las täglich „ein paar Seiten George Sand“ und war „regelmäßig für ein Weilchen entrüstet! Man muss sie kennen, wie ich sie gekannt habe, um zu wissen, was alles an weiblichem in diesem Manne war – welch unermessliche Zärtlichkeit in diesem Genius. Stets wird sie eine der Größen und eine einzigartige Zierde Frankreichs sein.“ Dostojewski bedauerte: „Allerdings zog sie es als Frau natürlich vor, Heldinnen statt Helden auftreten zu lassen.“

Zu ihrem 200. Geburtstag 2004 rief Frankreich das „George Sand-Jahr“ aus. Ein nationales Komitee um Claudia Cardinale kämpfte für ihre Panthéonisierung - vergeblich. Genderdebatte reloaded. Was heute „genderfluid“ heißt, wurde von George Sand schon 189 in ihrem Roman „Gabriel*le“ beschrieben. Für die „Revue des deux Mondes“ als Fortsetzungsroman verfasst, ist die Gesellschaftskritik hoch aktuell. 2021 inszenierte der französische Schauspieler / Regisseur Sébastien Jacob das prophetische Stück in eigener Fassung als umjubelte deutsche Erstaufführung am Staatstheater Saarbrücken. Bis zum Alter von 25 Jahren wächst die Titelheldin als Mann auf und beschließt dann, sich nach Gusto als Frau oder Mann zu kleiden. Mann ist ganz Frau und Geschlecht ist Macht – oder nicht.

Als wär´s ein Stück von heute. „Freiheit vor allem!“

Text und Foto: Gesine Werner, geprüfter Mann und Diplompädagogin

„Des Ruhmes und der Liebe Wellen“: Amantine Aurore Lucile Dudevant von Nohant, als George Sand die bedeutendste Autorin des 19. Jahrhunderts, und ihr langjähriger Geliebter, der Komponist Fryderyk Chopin, gemalt von ihrem gemeinsamen Freund Eugène Delacroix

Das Jubiläum „75 Jahre Operation Vittles“ der „Combined Airlift Task Force“ wurde auf dem Airfield der Lucius D. Clay-Kaserne in Wiesbaden-Erbenheim mit den deutschen Nachbarn wieder zünftig gefeiert.

Zum Jahrestag des logistischen Kraftakts wurden Zeitzeuginnen wie Marianne Breuer aus Erbenheim und ehemalige amerikanische Starfighter-Piloten der US-Air Force wie John C. Marshall, Sohn eines Big Lift-Piloten, im Rathaus empfangen.

„Die Luftbrücke stand und steht für die Überwindung von Grenzen und für die Kraft der Zusammenarbeit“, würdigte der Oberbürgermeister die humanitäre Spitzenleistung. „Die Geschichte Wiesbadens und der US-Armee zeigt, dass aus den dunkelsten Zeiten die hellsten Momente der Zusammenarbeit und des Verständnisses entstehen können. Heute ist die US-Armee integraler Bestandteil unserer Gemeinschaft“, betonte Gert-Uwe Mende.

Während der Berliner Luftbrücke von 1948-1949 war Wiesbaden „das Herz Deutschlands“ mit dem Headquarter des Big Lift. US-General William „Tonnage“ Tunner hatte in der Taunusstrasse 11 die gigantische Hilfsaktion auf Erfolg getrimmt, um der Sowjetunion die Stirn zu bieten. Etwa 80 der Haupttransportflieger C-54 waren in Erbenheim stationiert.

Historische Meisterleistung und Mythos: Am 26. Juni 1948 stiegen die

Fliegerlegende mit Herz lässt Historie hautnah erleben: Auf dem US-Airfield der Clay-Kaserne in Wiesbaden-Erbenheim berichtet der 99jährige „Onkel Wackelflügel“, Oberst i. R. Gail S. Halvorsen, über die Berliner Luftbrücke. „Unsere wichtigste Ladung war die Hoffnung.“

Big Lift-Jubiläum mit den „Packeseln der Lüfte“

75 Jahre Berliner Luftbrücke auf dem Airfield Wiesbaden-Erbenheim zelebriert

ersten Douglas C-47 Skytrain als „Packesel der Lüfte“ auf. Die Transportflieger versorgten als „Rosinenbomber“ in 277.64 gefährlichen Flügen - während der rekordreifen „Osterparade“ 1949 buchstäblich im Minutentakt! - gut 2 Millionen Menschen mit Tonnen von Lebensmitteln, Kohlen und Medikamenten.

Ein historisches Foto mit Seltenheitswert aus der Rathaus-Pressekonferenz Anno 1998: Loadmaster Billy Joseph Sheehan, Standortcommandeurin Colonel Irene Mauss, Loadmaster Bill Morrissey und der legendäre „Onkel Wackelflügel“ Oberst i.R. Gail Seymour Halvorsen (von links) demonstrieren: Die Erfolgsstory der „Candy Drops“ hat spontan begonnen - mit zwei Chewing Gums.

„Unsere wichtigste Ladung war die Hoffnung“, sagte der legendäre „Candy-Pilot“ Gail Seymour Halvorsen als Ehrengast zum 60. Jahrestag der Luftbrücke im Rathaus Wiesbaden zu OB Dr. Helmut Müller, der ausnahmsweise die Amtskette trug. „Big Lift - Blockade-Buster“: Auf den Tag genau 45 Jahre nach US-Präsident John F. Kennedy trugen sich auch „Helden der Humanität“ wie Loadmaster Bill Morrissey und Johnny Macia ins Goldene Buch ein.

Zum 70. Jahrestag war der charismatische „Candy-Pilot“ Halvorsen, der 2022 mit 101 Jahren in Utah starb, noch einmal in seine „zweite Heimat Wiesbaden“ gekommen. Ehrenvoller Watersalut begrüßte die 99jährige Big Lift-Ikone am sonnigen Pfingstmontag 2019 auf dem Airfield.

Der mit dem Hessischen Verdienstorden gewürdigte Bundesverdienstkreuzträger hatte zur Feier des Tages seine Orden angelegt.

Text und Fotos: Gesine Werner

9. Juli 2024, Sendesaal des hr in Frankfurt: Endlich! Das Warten hatte ein Ende!

Der Sendesaal füllt sich mit Zuschauern, die eifrig und in Vorfreude ihre Plätze einnehmen. Und dann ist es so weit: wir tauchen ein in die spannende Geschichte von Babylon.

BABYLON

Miteinander Reden ist Gold!

Miguel Angel Zermeño

Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge, hat sich einen Namen als Choreograph für Tanzkompagnien, Opern, Schauspiel und eigene Produktionen gemacht. 1986 gewann er den nationalen Preis für den besten Nachwuchstänzer Mexicos.

Die beiden vorangegangenen Inszenierungen der Trilogie „Die Schöpfung“ und „Arche Noah“ führte er als künstlerischer Leiter und Choreograph bereits zum Erfolg für alle Beteiligten. Nun führt er mit „Babylon“ die Trilogie zum Höhepunkt.

www.miguel-angel-zermeno.com

Der TV-Moderator Juri Tetzlaff, der auch das Drehbuch zur Inszenierung geschrieben hat, führt uns einfühlsam durch die Geschichte, stets begleitet von wechselnden Mitgliedern des Gebärdenchors Lukas 14, die seine Kommentare in Gebärdensprache übersetzen. Hochkonzentriert und mit enorm viel Spaß zeigen die insgesamt 200 Akteure mit und ohne Beeinträchtigung, was sie in den vergangenen Monaten geübt, trainiert und umgesetzt haben.

Alle Akteure sind entsprechend ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten am richtigen Platz und schaffen ein Gesamtbild / eine Gesamtkomposition von ausgezeichneter Qualität. Choreograph und Tanzpädagoge Miguel Angel Zermeño, ein Mann mit – man kann es nicht oft genug wiederholen – herausragendem Gespür für die Menschen, mit denen er arbeitet – hat mit dem drittel Teil der Trilogie nochmals ein besonderes highlight gesetzt.

Vor fast 10 Jahren begann das Abenteuer; damals begeisterte bereits die Inszenierung des inklusiven Tanzprojektes „Die Schöpfung“ (2015) gefolgt von „Arche Noah“ (2019), die mühelos an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen konnte. Beide Inszenierungen waren in ihrer Art bereits einzigartig. Aber „Babylon – Miteinander Reden ist

Gold“ erreicht nochmals eine andere Dimension.

Mitwirkende

Libretto & Umsetzung:

TV-Moderator und Drehbuchautor Juri Tetzlaff

Regie & Inszenierung: Choreograph und Tanzpädagoge Miguel Angel Zermeño

Musik: Christoph Gotthardt „HessenClassicPlayers“- Marcus Schinkel Crossover Ensemble

Gesang: Laura Suad

Tanz: August-Gräser-Schule, Carl-von-Weinberg-Schule, Charles-Hallgarten-Schule, Georg-Büchner-Schule, Grunelius Schule, Wöhler Schule, Maurenza Flamenco, Lukas 14 - Gebärdenchor, EVIM: Schlocker Tigers, Creativo Tanzgruppe, Band Ruhestörung

Geschichte, Choreografie, Musik (Klassische und Moderne), Videound Lichteinsatz greifen harmonisch und gekonnt ineinander, und ziehen die Zuschauer von Beginn an in Bann. Diese Inszenierung gleicht fast einer modernen Oper, genial!

Schluss-Szene, vorne (mit Mikrofon) Heinz-Jürgen Lorenz, der Capitano, links daneben: Juri Tetzlaff, rechts daneben: Miguel Angel Zermeño, Foto: © Lisa Farkas, Frankfurt

LORENZ Stiftung

engagiert sich sehr intensiv im Bereich der Inklusion. Die Stiftung möchte mit ihrer Arbeit die Gesellschaft überzeugen, dass ein Miteinander aller Gesellschaftsgruppen sinnvoll und gewinnbringend für alle ist. Deshalb sollte Inklusion dort betrieben werden, wo es schon heute machbar und sinnvoll ist: In Projekten, in denen der Einzelne seine ganz eigenen praktischen Erfahrungen machen kann. Auf Basis dieser Erfahrungen kann sich eine ganz neue, an der Praxis orientierte Diskussion entfalten.

Die Stifung hat alle drei Projekte der Trilogie gefördert.

Mehr unter: www.lorenz-stiftung.com

Alle Akteure zeigen so viel Einsatz, Spielfreude und Professionalität, dass man fast vergessen könnte, dass es sich bei den meisten um Laiendarsteller handelt. Hier zeigt sich eindeutig das einzigartige Geschick von Miguel Angel Zermeño, der es versteht, jede und jeden an den passenden Platz zu stellen. So fühlen sich alle Akteure wohl und geben ihr Bestes.

Neben Schülerinnen und Schülern von fünf Frankfurter Schulen (siehe Mitwirkende) treten, wie auch bei allen vorangegangenen Inszenie-

rungen, Mitglieder der EVIM Behindertenhilfe auf. Fast sind sie schon „alte Hasen“; hier lässt sich niemand die Gelegenheit entgehen, bei solch einem Ereignis dabei zu sein. Zum ersten Mal haben die Musiker der inklusiven Musikband „Ruhestörung“ einen Gastauftritt.

Am Ende werden auch die Zuschauer Teil der Inszenierung. Gemeinsam mit der Sängerin Laura Suad und dem Gebärdenchor Lukas 14 singt der ganze Saal den Titelsong „Miteinander reden ist Gold“; dazu halten wir eine geöffnete Handfläche vor uns, das Zeichen für Reden, die andere kreist um sie herum. Dann formen beide Hände das Victory-Zeichen, halten es zunächst auf dem Kopf und drehen es dann nach oben, das Zeichen für Gold, und Moderator Juri Tetzlaff gibt dazu die Anweisung zu strahlen, als hätte man einen Goldbarren gefunden. Spätestens jetzt haben alle die Botschaft verstanden, eine wunderbare Geste; der Saal tobt vor Begeisterung.

Und dann wird er an Bord geholt: Heinz-Jürgen Lorenz, Gründer der Lorenz Stiftung und Initiator der Trilogie – liebevoll von Miguel Angel Zermeño und Juri Tetzlaff „Capitano“ genannt. Ohne die Lorenz Stiftung und ihre Unterstützer wären diese grandiosen Aufführungen nicht möglich gewesen, die in der Tat einzigartig sind.

Hier haben wir gelebte Inklusion erlebt! Diese und die vorangegangenen Inszenierungen haben gezeigt, was möglich ist, wenn jeder und jede am richtigen Platz stehen kann.

Wir wünschen uns mehr davon, soll die Welt erfahren, wie großartig Inklusion sein kann!

EVIM (Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau) ist Träger von sozialen Einrichtungen.

Die EVIM-Behindertenhilfe begleitet Menschen mit Beeinträchtigungen in ein nach ihren Möglichkeien selbstbestimmtes Leben.

Die Kulturprojekte der EVIMBehindertenhilfe sind Teil der Betreuungsarbeit. Unter Anleitung von fachspezifischen Profis werden Theatergruppen, Mal- und Musikgruppen und vieles mehr angeboten.

Der Fokus liegt auf der Findung oder Erweiterung der eigenen Talente bis hin zu der Möglichkeit, diese Talente einer breiteren Öffentlichkeit, wie beim inklusiven Tanzprojekt „Babylon“ vorstellen zu können.

Mehr unter: www.evim.de/ betreuungsangebote/evimbehindertenhilfe/kulturarbeit/

Akteure der Schlocker Tigers und der Creativo Tanzgruppe aus der EVIM-Behindertenhilfe in Aktion, Foto: © Lisa Farkas, Frankfurt

Am Eingang: Mirrorfiguren, Foto: Gesine Werner

Ein echter Maki als Leuchtturm der Kunst mit internationaler Strahlkraft

Das „Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst“ ist ein Publikumsmagnet

Es ist offen! Nach rund achtjähriger Planungs- und Bauzeit wurde das „museum reinhard ernst / mre“ auf dem prominentesten Grundstück der Landeshauptstadt an der „Rue“ eröffnet - am 23. Juni 2024. Das mre Wiesbaden macht vom Start weg Furore - ein Publikumsmagnet erster Güte. Über 20.000 Interessierte waren im ersten Monat auf Seh-Gang durch den kubistischen Kunsttempel.

„In ganz besonderem Umfang erweist sich privates Engagement als Glücksfall für die Stadt“, dankte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und würdigte das museumspädagogische Konzept. In der Eröffnungsgala wurden Reinhard & Sonja Ernst von Ministerpräsident Boris Rhein mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der

Bundesrepublik Deutschland überrascht. „Sie leisten Herausragendes für unser Land und für unsere Gesellschaft. Sie inspirieren, sie initiieren und sie involvieren sich.“

Der Bundespräsident zeichnete das Stifterpaar für seine Verdienste in Bildung, Kunst und Kultur aus.

Die gemeinnützige Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung ließ das spektakuläre Ensemble errichten als „Signature Building“. Bethel WhiteGranitfassade, im Zentrum der japanische Tsubo Niwa-Tageslichthof mit Fächer-Ahorn und Chillida-Skulptur „Buscando la Luz III“ (Auf der Suche nach dem Licht) aus Wiesbadens Partnerstadt San Sebastian, Solaranlage und Dachbegrünung für rund 80 Millionen Euro. Die Stiftung trägt die Betriebskosten des zehnten Museumsbaus des japanischen Star-Architekten Fumihiko Maki.

Kurz vor der Eröffnung seines ersten Museumsbaus in Europa starb der Pritzker-Preisträger, der mit der Stiftung 2012 nach dem Tsunami in Natori die Begegnungsstätte „Haus der Hoffnung“ erbaute. In Wiesbaden gab die Kommune Grünes Licht. Nach unrühmlicher Langzeitgeschichte des Areals hatten Bürgerbeteiligung, Magistrat, Stadtparlament und Gestaltungsbeirat zugestimmt (wir berichteten kontinuierlich). Der Stiftung wurde das wertvolle Filetgrundstück des einstigen „Victoria-Hotels“ im Erbbaurecht für 99 Jahre zur Verfügung gestellt zu einem symbolischen Preis. Dem „Hotel 1. Ranges“ folgt ein Museum ersten Ranges. „Ziel war es, ein Bauwerk zu entwerfen, das sich in den historischen Kontext einfügt und gleichzeitig eine moderne Identität ausstrahlt.“

Museum Reinhard Ernst, Foto: Helbig Marburger, © Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung

Fumihiko Maki wollte durch ganzheitliche Wahrnehmung „ein visuelles und intellektuelles Vergnügen“ ermöglichen, „das die Erkundung der bemerkenswerten Sammlung abstrakter Nachkriegskultur aus aller Welt bereitet.“ Vier Betonkuben „schweben“ über dem gläsernen Eingang. Freischwebende Treppen, individuelle Räume ohne Stütze und eine 14 Meter hohe „Kathedrale“für die der Sammler auf Geheiß des Architekten „passende“ Großformate erwarb. Tageslicht und Durchblick nach allen Seiten - eine Sichtachse zum „Nachbarn“ Landesmuseum für Kunst und Natur, mit dem es ein gemeinsames Ticket gibt.

„Abstraktion ist eine Weltsprache“, für Museumsgründer Ernst, dessen rund 1000 Werke umfassende Kollektion im Segment „Abstrakte Kunst seit 1945“ singulär ist (Wert über 100 Millionen Euro.)

Schirmherr der Auftaktschau ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Farbe ist alles!“ Denkanstöße wollen überraschen, Erwartungen gegen den Strich bürsten. Geschärfter Blick auf „geworfenes Rot, gerakeltes Blau, zersplittertes Silber, gesickertes Orange und verbranntes Schwarz.“ Direktor Oliver Kornhoff und Kuratorin Lea Schäfer avisieren „Walweiß, Kaugummipink und Krokodilgrün“.

Klingende Namen und Dialoge zwischen Kunstschaffenden überwinden Zeit- und Ortsgrenzen. Die Schau von 60 exemplarischen Werken abstrakter und informeller Kunst aus Europa, USA und Japan ist die singuläre Fokussierung des Museums auf diese Kunstrichtung: Tony Cragg-Doppelskulptur, Karl Otto Götz, Frank Stella, Robert Motherwell, Lee Krasner, Judit Reigl, Morris Louis, Friedel Dzubas, Sam Francis, CoBrA, ZEN 49 und Gutai. Lieblingskünstlerin Helen Frankenthaler trifft Mentor Hans Hofmann. Die Relief-Serie „Moby Dick“ würdigt den im Sommer verstorbenen Frank Stella, kürzlich im Landesmuseum gezeigt.

Das Credo von Sonja & Reinhard Ernst: „Dieses Haus gehört der Kunst und die Kunst gehört allen“. www.museum-re.de

Text: Gesine Werner

Auf der Suche nach dem weißen Hai: Mit seiner Relief-Serie “Moby Dick” würdigt ein ganzer Raum den im Sommer verstorbenen Frank Stella. Dem Jawlensky-Preisträger widmete das benachbarte Landesmuseum im Sommer 2022 eine große Schau mit skulpturalen Arbeiten. Foto: Gesine Werner

wiesbadener*in III/2024

und

mit dem

und Reinhard Ernst im Rathaus Wiesbaden unter dem Gemälde des Oberbürgermeisters Georg „Schorsch“ Buch. Foto: Gesine Werner

“Ein Glas Wasser, bitte”: Katharina Grosse wechselte das Material, um erstmals mit Glas zu arbeiten. Hinter der Glaswand lädt das Farblabor als Herzstück der Kunstvermittlung ein. Die raumgreifende Grosse-Installation “7 Stunden, 8 Stimmen,  Bäume” ist seit 2015 monumentale Intervention im Steinsaal des Landesmuseums. Foto: Gesine Werner

Starachitekt
Pritzkerpreisträger Fumihiko Maki
Stifterehepaar Sonja

Zum sechsten Mal in der Hessen-Metropole

Die ARTe Kunstmesse Wiesbaden hat sich im Laufe der Jahre zum Herzstück der ARTe Veranstaltungsfamilie entwickelt. Hier verschmelzen ein kunstbegeistertes Publikum, ein bezauberndes Ausstellungsambiente und eine vielfältige Mischung kreativer Genres von Galerien und Künstler:innen aus aller Welt zu einem unvergleichlichen Kunsterlebnis.

Die sechste Ausgabe der Messe findet vom 1. bis 15. September 2024 im RheinMain CongressCenter im Herzen Wiesbadens statt.

Drei Tage lang lädt die Kunstmesse zum Flanieren und Entdecken ein. In einem inspirierenden Ambiente können Besucher:innen Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Collagen und Objekte bestaunen und erwerben.

Auf einer Ausstellungsfläche von 5.000 Quadratmetern präsentieren hier 140 ausgewählte Galerien und Künstler:innen aus der Region sowie dem In- und Ausland ihre aktuellen Werke.

ARTe Kunstmesse Wiesbaden | © Christopher Cocks
ARTe Kunstmesse Wiesbaden | © Liss Nau

Damit fungiert die ARTe Kunstmesse Wiesbaden als kreatives Schaufenster für die Rhein-Main-Region und weit darüber hinaus.

„Unser offenes Ausstellungsformat, dient als Marktplatz künstlerischer Vielfalt und wird alljährlich zum Treffpunkt für Kunstinteressierte und -freunde aus der Region. Der Standort Wiesbaden ist für uns zum Heimspiel geworden, auch wenn wir aus der Stuttgarter Region kommen. Die ARTe im RheinMain CongressCenter begeistert Jung und Alt. Sie bringt Kunstbegeisterte und Kunstschaffende zusammen.“, so Lisa Marie Nau, Marketingmanagerin der Messe.

In einem offenen, luftigen und zwanglosen Ambiente bietet die ARTe Kunstmesse Wiesbaden nicht nur künstlerische Highlights, sondern auch erstklassige Serviceleistungen.

Neben einem kulinarischen Angebot stehen den Besucher:innen kostenlose Services zur Verfügung, die das Einkaufserlebnis Kunst abrunden. Dazu gehören ein Einpackservice, eine EC/Kreditkartenbezahlstation und barrierefreier Zugang.

Die ARTe Kunstmesse Wiesbaden findet im RheinMain CongressCenter, FriedrichEbert-Allee 1, 65185 Wiesbaden statt und wird am Freitag, dem 13. September 2024 von 17 bis 21 Uhr, am Samstag von 11 bis 20 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet sein.

Der Eintritt an der Tageskasse beträgt 15 Euro, ermäßigt 10 Euro. Kinder unter 16 Jahren haben in Begleitung eines Erwachsenen freien Eintritt. Vergünstigte Tickets sind als Mehrtagestickets im Vorverkauf im ARTe Store erhältlich.

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass Tiere leider nicht in das RheinMain CongressCenter mitgebracht werden dürfen.

Alle Informationen zur Messe finden Sie unter www.arte-kunstmesse.de/ wiesbaden/

ARTe Kunstmesse Wiesbaden | © Christopher Cocks

Zum 16. Mal finden die „Tatorte Kunst“ statt - der besondere Kunstrundgang in Wiesbaden-Mitte und Rheingauviertel-Hollerborn am 26. und 27. Oktober 2024 bietet Kunstkennern und Kunstfans die Gelegenheit, in 22 Ateliers Werke von mehr als 70 Künstler:innen zu besichtigen, die über die liebenswerten und schönen Viertel verteilt sind.

Kunstinteressierte erfahren mehr über die unterschiedlichen Schaffens- und Arbeitsprozesse in den Ateliers und damit auch etwas über den Wert von Kunst und wie er zu beurteilen ist. Das Publikum kann bewundern und genießen und sich beraten lassen, welche Kunst ins Zuhause passt und was beim Erwerb von Kunst zu beachten ist. Für einige der Künster:nnen be-

deutet Kunst auf eine wunderbare, kreative Weise die Welt zu reflektieren und ihr etwas Neues hinzuzufügen. Das können die Besucher auf sich wirken lassen und in den Alltag mitnehmen. Für andere bedeutet Kunst Freiheit und das Weiterverarbeiten von Eindrücken, die wörtlich und intellektuell anders kaum darstellbar sind.

In den Ateliers wird das Engagement des Kunstrundgangs geschätzt. Gesprächen über die Kunstwerke mit anderen Betrachtern fördert ein gemeinschaftliches Verständnis über Kunst und kann neue Perspektiven eröffnen. Teilnehmer Roman Eichhorn: „Kunst kann Schönheit darstellen, soziale und politische Themen reflektieren oder einfach ästhetische Freude bereiten. Kunst ist subjektiv und wird oft als Spiegel der mensch-

lichen Erfahrung und Kultur betrachtet.“

Die Teilnehmenden freuen sich auf Kunstfans und Interessierte:

Jana Albrecht, Doris Bardong, Sylvia von Bernstorff, Ann Besier, Anna Bieler, Dirk Brömmel, Julia Collet, Paul Croes, Roman R. Eichhorn, Andrea Esswein, Andrea Frank, Frieda, Guerrilla Girls, Wibke Glück, Hiltrud Goliasch, Christa Göppert, Udo W Gottfried, Katja Grandpierre, Marie-Luise Gruhne, Uta Grün, Leonie Hädrich, Gabrielle Hattesen, Eva Heinelt, Meggi Hörter, Julia Isterling, Axel Jung, Iris Kaczmarczyk, Nora Katthöfer, Rebekka Klaucke, Dieter Knobloch, Maximilian Kora, Uwe Kraus-Fu, Vitalis Kubach, Bernd C. Kuhnt, Mathias Kupferschmid, Beate Kupka, Rita Loitsch, Jaroslaw Lukasik, Roman Mikos, Dominique Muckenschnabl, Andreas Petzold, Jörg Pfannenschmidt, Wolfgang Plass, Angelika Platte, Helmut Plum, Horst Reichard, Birgit Reimann, Yoshiko Romppel, Viktoria Rotermel, Mali Schaette, Ulrike Anna Schmidt, Bernd Schneider, Jochen Schnepf, Lina Schreiber, Ulrike Schromm, Robert Schwartz, Oliver Schwarz, Benjamin Semm, Elisabeth Springer-Heinze, Martina Stehmeier, Christiane Steitz, Claudia Stöber, Reiner Strasser, Anna Therani, Eva van der Horst, Elisabeth Wächter, Kerstin Wegeleben, Uta Weil, Katrin Wolff, Mike Wosnitzka

Alle zu sehen auf www.tatorte-kunst.de

Kunst in Wiesbadens kreativen Vierteln – Art-Walk am letzten Oktoberwochenende 2024

Jochen Schnepf

Kunst kann und ist so vieles: Die 16. Tatorte Kunst wünschen auch in 2024 allen Teilnehmenden und Besuchern eine unterhaltsame und erquickliche Zeit.

Organisiert wird Tatorte Kunst 2024 von Andrea Frank, Bernd Schneider, Jochen Schnepf und Heidi Wörner.

Unterstützt werden die Tatorte von der Nassauischen Sparkasse, der SV SparkassenVersicherung sowie den Ortsbeiräten Wiesbaden-Mitte und Rheingauviertel-Hollerborn. Mit Förderung durch das Kulturamt Wiesbaden.

Weitere Infos unter: www.tatorte-kunst.de

Bei der Tourist Information am Markt sind Flyer mit Adressen und Stadtplan zu finden.

Ann Besier
Bernd Kuhnt

Wald – Kunst – Natur

Beim 12. Internationalen Waldkunstpfad präsentieren 24 Künstler*innen aus 14 Ländern vom 24. August bis 6. Oktober ihre Werke im Forst am Böllenfalltor in Darmstadt

Mit dem Dreiklang „Kunst Natur Wasser“ startete am 24. August der 12. Internationale Waldkunstpfad, an dem sich 24 Künstler*innen aus 14 Ländern beteiligen. Ihre Werke sind im Forst am Böllenfalltor auf einer etwa zwei Kilometer langen Strecke zu sehen, dort entstehen 14 Installationen und 7 Aktionen. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem zentralen Thema „Wasser“ durchzieht als roter Faden die diesjährige Ausstellung. Mit ästhetischen Mitteln will Kuratorin Ute Ritschel den Auswirkungen von Klimawandel und Wassermangel auf den Wald nachspüren. Über den klassischen Standort im Forst am Böllenfalltor dehnt sich der Internationale Waldkunstpfad immer weiter aus. Neben der Grube Messel, wo wieder zwei Kunstwerke realisiert, kommt jetzt neu das Atelierhaus des Vereins Kultur einer Digitalstadt im LEW 1 (Ludwig-Engel-Weg 1) auf der Rosenhöhe dazu. Für den 2. Digitalen Wald sind hier 11 neue Projekte zu Wasser und Digitalität geplant, die Ausstellung wird bis 22. September fortgeführt. Der „Digitale Wald“

hatte 2022 in der Schader Galerie seine gelungene Premiere.

Die 24 beteiligten internationalen Künstler*innen kommen aus Ägypten, Finnland, Indien, Italien, Japan, Mexiko, Mongolei, Österreich, Portugal, Spanien, Taiwan, Türkei, Ungarn, USA und aus Deutschland. Sie treffen bereits drei Wochen vor Beginn des Internationalen Waldkunstpfades zum Symposium in Darmstadt ein. Während dieser Zeit entstehen im Wald und am Sitz des Waldkunstvereins im Internationalen Waldkunstzentrum IWZ (Ludwigshöhstraße 17) die später dargebotenen Installationen, Skulpturen und Performances.

Unter anderem gestaltet die Wiener Künstlerin Sabine Maier sieben „Wasserhörbänke“ mit Interviews von Expert*innen an allen drei Standorten. Ein überdimensionaler Wassertropfen aus Holz von Jordi NN (Spanien), eine Wassermühle von Stefano Devoti (Italien), eine Austernmandala von Na Omi Judy Shintani (Japan/USA) und ein Taufänger von Aarti Zaveri (Indien) entstehen auf dem Waldkunstpfad. Korallen, Tropfen und Klangwellen haben die Künstler*innen zu weiteren fluiden Arbeiten inspiriert. Beim Digitalen Wald kann das Publikum mittels KI Gedichte zum Thema Wasser erstellen (Mohamed Hesham Amer, Ägypten),

eine imaginäre Wasserlandschaft erleben (M. Nishikaze/ Niko Heyduck, Japan/Dtl.), die 9 Klänge der Brunnenbibliothek Dresden hören oder Filme zu Wasserthemen sehen.

Auch der Nachwuchs soll vom Waldkunstpfad profitieren. Kunstpädagogische Mitmachaktionen finden jeden Sontag während der Laufzeit am Kinderbauwagen vor dem Kunstwerk „Luftschloss“ statt. Von 14 bis 17 Uhr laden bis 29. September dort Künstler*innen, Waldkunstpädagog*innen und Geopark-Ranger*innen Familien zu kreativer Beschäftigung mit wechselnden Naturthemen ein. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Abgerundet wird das diesjährige Waldkunstprogramm durch acht Konzerte, darunter vom Chor der Berufsakademie und der Akademie für Tonkunst unter dem Titel „Celebrate the seasons and sing!“. Die Projektgruppe „Jetztmusik!“ lässt sich vom Schriftsteller Franz Kafka inspirieren, und Volker Staub improvisiert an der von ihm erbauten „Soundwave“ am Luftschloss.

Ebenfalls mit einer Ausstellung beteiligt ist der Künstlerverein Walkmühle in Wiesbaden. „Zwischen Wurzel und Wipfel – Fragmente aus dem Netzwerk Wald“ lautet der Titel der Gruppenausstellung mit insgesamt 1 internationalen künstlerischen Positionen.

Der Ausstellungstitel »Zwischen Wurzel und Wipfel« beschreibt

Fabian Knecht: Isolation (Installation), 2018

dabei keinen statischen Zustand, sondern einen gedachten Raum, der sich zwischen den einzelnen Akteuren des Waldes als Netzwerk auftut: Denn der Wald ist wesentlich mehr als die Summe seiner Bäume. Im »Dazwischen« lebt eine bunte Gemeinschaft in einem systemischen und symbiotischen Miteinander, dass allerdings von menschlichen Eingriffen gezeichnet und daher in seiner Funktionstüchtigkeit herausgefordert wird. In der neuen Ausstellung des Künstlervereins Walkmühle wird dieses lebendige Netzwerk durch die einzelnen künstlerischen Positionen fragmentiert dargestellt. Die isolierten Fragmente tragen erzählfreudige Spuren, aus deren Perspektive sich das Gesamtbild des Ausstellungsthemas entwickelt. Die Besucher erwartet eine vielseitige und hochkarätig besetze Ausstellung, deren einzelne Positionen sich künstlerisch – sowohl humorvoll als auch ernst und poetisch – mit dem Thema auseinandersetzen. In einer zeitgenössische Bandbreite von klassischen und neuen Medien bis hin zur immersiven Videoinstallation gibt es viel Überraschendes, natürlich aber auch dem Titel entsprechend Erwartbares: Bäume.

Die Termine des 12. Internationalen Waldkunstpfades: Int. Waldkunstpfad:

Samstag, 24. August, bis Sonntag, 6. Oktober 2024

Digitaler Wald:

Samstag, 17. August bis 22. September, im Ludwig-Engel-Weg 1 (LEW1)

Standort Messel:

Eröffnung Sonntag, 18. August, 13 Uhr, Grube Messel/Grubenfest Ausstellung „Zwischen Wurzel und Wipfel“ vom 23. August bis 11. Oktober 2024

Alle Infos auf: www.waldkunst.com und www.walkmuehle.net

Reka Szabo: Rain Altar
Dina Shemhav: Death on arrival, 2016

Die fanzinierende Antipodin Nata Galkina hat ihr Equipment immer dabei. Das Gestell ist raffiniert „geschultert“ und hält Überraschungen bereit. Mit origineller Fußjonglage macht Nata aus Reifen und Rollen Flugkörper

Fast hätten sie am Kasteler Rheinufer nasse Füße bekommen: Circusdirektor und Regisseur Fréderic Zipperlin und Co-Direktorin/Gastronomin Anja Krips vom Cirque Bouffon berichten kurz vor dem Gastspiel über ihre neue Show „Paraiso“.

Akrobatik, Musik, Poesie, Humor und ein Hauch von Monte Carlo

Begeisterndes Gastspiel „Paraiso“ des Cirque Bouffon in der Reduit Kastel

Manege frei! Ein „Paradies“ für Stielaugen und Spitzohren machte Station am Rheinufer der Reduit in Kastel, dem Wiesbadener Vorort mit Blick auf Mainz. Zur Premiere des Cirque Bouffon lachte die Sonne.

Tage zuvor sah das Hochwasser nach „nassen Füßen“ aus. OB Gert-Uwe Mende/Wiesbaden und Amtskollege Nino Haase/Mainz ließen sich vom „kopflosen“ Mister Flap in die magische „Paraiso“-Show entführen.

Der Charme des Nouveau Cirque betört mit phantasievoller Artistik, Poesie, Witz und berührender Musik. Bei der exzellenten Show „Paraiso“ stand Hieronymus Bosch Pate, verrät Regisseur Zipperlin. Alle begehren die „Wanderpokal“Krone bis zum Finale: Jede/r kann König*in sein. Das ganze Chapiteau ist „Spiel“-Raum (!), die Trommeln dröhnen von der Traverse.

Gebanntes Publikum - fasziniertes Staunen, Lachen, Träumen, Mitwippen und Klatschen.

Chefin Anja Krips setzt den Ton. „Die Zeit entschleunigen und das Herz berühren“ ist die Devise des Cirque Bouffon und das gelingt Direktor Fréderic Zipperlin, früher Jonglage-Artist (Cirque du soleil) und Co-Direktorin Anja Krips (Sängerin und Gastronomin) mit der SpitzenKompanie aus acht Staaten. Bass und „bässer“ steht Sergej Sweschinski seit 18 Jahren für mitreißende Klänge von Tango bis Irish Folk, perfekt ergänzt von Nonna Parfenovs betörender Violine und Nastja Schkinders berückendem Akkordeon. Sirenengleicher Phantasiegesang von Momo Kohlschmidt wirkt wie ein Sog.

Die wandlungsfähige Clownin Noémie Pichereau ist eine Klasse für sich. „Les Soeurs Pilleres“ alias Yana Lutsiv und Suzanne da Cruz sind “schlagkräftige“ Primaballerinen, die sich halsbrecherisch auch als Amazonen am Trapez bekämpfen.

„Hat der keine Knochen? Das tut schon beim Zusehen weh“, stöhnt die Sitznachbarin. Mit dem faszinierenden „Schlan-

genmann“ Alexander Mitin aus Moskau, beim European Youth Circusfestival in Wiesbaden 2018 Doppelgewinner und beim anschließenden Gastspiel im Tigerpalast gefeiert, wehte ein Hauch von Monte Carlo durchs Chapiteau. Der Kontorsionist steht koppeister auf einer Hand, kratzt sich mit dem Fuß an der Nase und dreht sich im Spagat.

Alexis Hendrick schwebt an Strapaten und begeistert mit dem Cyr-Rad. Antipodin Nata Galkina schultert ihr Equipment und macht per Fußjonglage Reifen & Rollen zu „Flugkörpern“. Bei Winston Fuenmayer dreht sich der Hocker um 60 Grad, Spielkarten tauchen aus dem Nichts auf und fliegen durch die Manege. Der „weltbeste Magier“ - wie macht er das bloß? Nein, sein Hemd hat keine Ärmel.

Publikum überwältigt - Schlussapplaus in Orkanstärke.

Im September bezaubert „Paraiso“ die Fischköppe von Hamburg.

Text und Fotos: Gesine Werner

Bingo gegen BullshitArgumente: Dass die Rettung des Klimas zu aufwendig oder gar unmöglich ist, widerlegt der Wiesbadener Blogger und Autor Jan Hegenberg in seinem Bestseller „Klima-Bullshit-Bingo.“

Stammtischparolen – wer kennt und liebt sie nicht? Machen sie das Leben doch so viel einfacher und unkomplizierter. Warum sich auch mit zeitaufwändiger Recherche beschäftigen, wenn das ungeprüfte Statement doch schnell und unwiderruflich auf den Tisch geknallt werden kann und da auch erst einmal liegen bleibt, bis sich jemand die quälende Mühe gibt, es mit empirischen Argumenten zu korrigieren.

Das ist besonders frustrierend, wenn es nicht um Fußball oder

Erkenntnisse alle möglichen Mythen und Parolen zu den Themen Ernährungs-, Energie- und Verkehrswende.

Auf Focus Online veröffentlichte er als Gastautor mehrere Beiträge dazu, in diesem Jahr ist nun sein zweites Buch „Klima-BullshitBingo“ mit dem vielsagenden Untertitel „Klimaschutz zerstört die Wirtschaft! ...und andere Stammtischparolen widerlegt“ erschienen. Gelobt für seine geschickte Balance zwischen faktenbasierter Recherche und Humor, rüstet das Werk, das es auf Anhieb auf Platz  der SpiegelBestsellerliste schaffte, für jede Diskussionsrunde rund ums Klima und klärt gleichzeitig auf, wie man es wirklich retten kann.

Schon auf dem giftgrünen Cover findet man eine Auswahl der

Die Macht der Fakten

ähnlich Banales, sondern um das Weltklima und damit die Zukunft unseres Planeten geht. Das beinhaltet langfristig auch dessen allgemeine Bewohnbarkeit und sollte also eigentlich ein Thema sein, dass wir alle mit äußerster Sensibilität und Vernunft angehen - doch weit gefehlt.

Einer, der das offenbar ebenso wenig leiden kann, ist Jan Hegenberg. Schon 2014 gründete der heutige Autor, der einst in der IT-Branche tätig war, aus Abneigung gegenüber falscher Behauptungen gegenüber pflanzlicher Ernährung den Blog „Graslutscher“ - benannt nach einem verhöhnenden Ausdruck für Vegetarier und Veganer. Mit der Zeit kamen immer mehr Felder dazu, gleichzeitig stieg die Freude am Schreiben.

Heute widerlegt Hegenberger hauptberuflich und mit der Hilfe wissenschaftlich fundierter

gängigsten Fehlbehauptungen, die den meisten bekannt vorkommen dürften: „Aber China!“, „Irgendjemand wird schon was Schlaues erfinden!“ oder „Aber in E-Autos ist Lithium!“ klingen wie Musik im Ohr des genügsamen Stammtischlers – sind aber in ihrem Inhalt erst einmal Quatsch.

Insgesamt 25 Bullshit-Vorwände wie diese werden fachgerecht und immer auf amüsante Weise von Hegenberg entlarvt und auseinander genommen – wie etwa am Beispiel Lithium: „Warum sich aber viele Menschen so stark auf dieses eine Metall eingeschossen haben, dass sie Fahrern von E-Autos bereits vorwurfsvolle Aufkleber zum Rohstoffbedarf an der Windschutzscheibe hinterlassen (kein Witz), während sie die Herkunft all der anderen Metalle und sonstigen Rohstoffe mit einem Achselzucken quittieren, ist mir ein Rätsel.“ Der Hintergrund: Lithium und das ebenfalls unbeliebte Kobalt machen zusammen nur 0,02 Prozent der globalen Metallförderung aus.

Aber was ist mit dem unschlagbaren Argument, dass der Abbau von Lithium besonders umweltschädlich ist? Man denke nur an „diese unwirklich aussehenden Verdunstungsbecken in Chile und Kolumbien“, deren Bilder um die Welt gingen. „Damit will ich natürlich nicht sagen, dass uns die Auswirkungen der LithiumFörderung deswegen egal sein sollten oder könnten. (…) Es ist nämlich leider so, dass sich der Abbau der anderen Metalle noch viel stärker auf Natur und Mensch auswirkt, einmal wegen der viel höheren Menge und dann kommen viele davon leider nicht wie im Fall der ZDF-Dokumentationen aus der trockensten Wüste des Planeten in Chile, sondern aus dicht bewaldeten Gebieten mit rekordverdächtiger Artenvielfalt.“

Und die schlaue Erfindung? „Was damit aber eigentlich meistens gemeint ist: Ich möchte MICH nicht ändern und warte deswegen darauf, dass irgendwer was erfindet, das exakt genau so

funktioniert, wie ich es gewohnt bin. In mein Auto will ich eine klimaneutral verbrennende Flüssigkeit füllen, meine Heizung soll auch weiter irgendwas verbrennen, nur halt ohne die ungewollten Nebenwirkungen, und mein Rinderhack soll irgendwie umweltfreundlich und klimaneutral gezaubert werden.“

Am Ende eines jeden entwaffneten Bullshit-Arguments wartet auf den Leser ein kurzes Fazit, das nochmal in knackiger Form die wichtigsten und in der kommenden Diskussion relevantesten Punkte zusammenfasst.

Das Schöne an dem Buch ist aber nicht nur dessen Funktion als unschlagbares Instrument im Feld, sondern der subtile Optimismus, der bezüglich des Klimawandels immer wieder mitschwingt.

Schon das Vorgängerwerk trug den aufmunternden Titel „Weltuntergang fällt aus“, auf die direkte Frage, ob der Klimawandel überhaupt noch aufzuhalten sei, gibt es ein lakonisches „Ja“.

Hegenberg ist sich der Trägheit von Politik und Industrie bewusst, zeigt aber auch klar auf, dass nicht alle Hoffnung verloren ist. Wichtig ist jedoch, dass man sein lesenswertes wie aufklärendes Buch nicht bloß dafür nutzt, an Weihnachten den schwurbelnden Onkel die Stirn zu bieten. Sondern ebenso mitnimmt, was getan werden kann und muss, um die große Katastrophe zu verhindern.

Wir bleiben zuversichtlich und sagen: Klare Empfehlung unsererseits!

„Klima-Bullshit-Bingo“ ist im Komplett-Media Verlag erschienen.

Konstantin Mahlow

Das internationale TrickfilmFestival Wiesbaden ist auch beim Silberjubiläum ein Branchentreff. Vuk Jevremovic (rechts), Kulturamtspreisträger 202, freut sich im Filmschloss am Rhein über das Wiedersehen mit Oscarpreisträger Thomas Stellmach (links).

kulturpreisgekrönten „Freunde der Filme im Schloss“ Joachim & Detelina Kreck mit Michael O. Fechner wurde mit einer Förderung gewürdigt. Zur Festival-Eröffnung in der Caligari FilmBühne fand die stellvertretende KulturfondsGeschäftsführerin Dr. Julia Cloot berührende Worte

Auch die „exground“ Saison 2024 mit dem bedrückend aktuellen Themenschwerpunkt „Flucht und Vertreibung“ wird finanziell unterstützt. Gleiches gilt für das renommierte Artistik-Festival, das im Vorjahr Silber-Jubiläum feiern konnte: Der European Youth Circus ist vom 1. Oktober bis . November 2024 ein Highlight im Kulturkalender.

Gefördert werden auch zukunftsweisende Formate wie „PAD 0 - Performing Arts & Digitalität“. Das Festival bewegt sich „an der Schnittstelle zwischen Theater, Oper, Tanz, akustischer Kunst, Film und Digitalität“ bekommt eine Finanzspritze.

Kulturfonds

Wenn es den Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main noch nicht gäbe, sollte er tunlichst erfunden werden.

Neben den diversen Terminen seines Schwerpunktthemas „Wald? Wald!“ mit kreativen Projekten wie „Gänge ins Gebück“ mit der Künstler/innengruppe „Das Heckenprojekt“ hat der Kulturfonds ein Projekt mit historischen Audiowalk-Performances als Teil der Reihe „SiteSightSigns“ initiiert.

Dem düsteren Kapitel der angeblichen „Hexen“ und „Zauberer“ im Rhein-Main-Gebiet auf der Spur: Das Label „profikollektiin“ führte in Kooperation der Städte Hofheim, Flörsheim und Idstein, das zuweilen befremdliche Eigenwerbung als „Hexenturmstadt“ betreibt, ortsspezifische Projekte durch.

Der Titel „Hexen (er)finden“ spielt auf Denunziationen und Verdächtigungen an, die vor ca. 500 Jahren zu Verhaftung, Folterung und Tötung wegen Zauberei führten.

Recherchen im Hessischen Staatsarchiv und den Archiven der drei Städte gingen den Audiowalks mit MP-Player und den Stimmen von Cornelia Niemann und Marlene-Sophie Haagen voraus.

Der „Hexenhammer“ aus dem Jahr 1486, das berüchtigte Traktat „Malleus maleficarum“ des Dominikaner-Inquisitors Heinrich Kramer, war das Handbuch der Grausamkeit.

Das hochkarätig besetzte Silberjubiläum des Internationalen Trickfilm-Festivals Wiesbaden als Teil des Doppeljubiläums der

Die Deutsche Akademie der darstellenden Künste e.V. führt das Festival, begleitet von einer Fachkonferenz mit Wissens- und Erfahrungsaustausch in Kooperation mit dem Theater Dortmund, Akademie für Digitalität und dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden durch. „In vor allem hybriden Formaten zeigt sich, wie der dem Theater eigene Live-Moment nicht im Widerspruch zu digitalen Technologien steht“, wird avisiert. „KI – Interaktion und Partizipation“ steht im Mittelpunkt der Festivalausgabe 2024.

Ein Hackathon entwickelt auf „transdisziplinäre, spielerische Art mittels einer vorgegebenen game engine (adaptor/ex) Lösungsansätze für einen Chatbot“.

Möge die Übung gelingen.

www.kulturfonds-frm.de Text und Foto: Gesine Werner

Seine Tage sind gezählt. Das Alte Arbeitsamt, in dem seit den 70ern die Oberstufe des Elly-HeussGymnasiums unterrichtet wurde, kann nach dem Beschluss des Stadtparlaments in Kürze abgerissen werden.

Die Fenster der leerstehenden Galeria werden

Sport & Ehrenamt sind dabei. Die Volkshochschule

Die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG ist auf vielen

Gut Ding will Weile haben. Es geht voran mit den „Großbaustellen“ in der City.

A LTES A RBEITSAMT

Auf dem Areal des künftigen Stadtplatzes an der Ecke Schwalbacher Straße und Dotzheimer Straße wirft der Neubau des multifunktionalen Schulgebäudes mit Kita auf dem Gründach und Gastronomie seine Schatten voraus.

Die Tage des alten Arbeitsamtes sind gezählt. Der marode Bau, in

„Baustellen“ aktiv

dem seit den 70ern die Oberstufe des Elly-Heuss-Gymnasiums unterrichtet wurden - derzeit in mobilen Klassenraum-Containern untergebracht – dürfte bald abgerissen werden. Ein neues Schulgebäude kann von der SEG entlang der Schwalbacher Straße errichtet werden. Grünes Licht kam vom Stadtparlament per Beschluss.

Die Dezernatsvorlage sieht Abrisskosten von 2,2 Millionen Euro vor, die teilweise aus dem Programm „Soziale Stadt“ finanziert werden könnten als Förderung des klima-

konform gestalteten „öffentlich zugänglichen“ Stadtplatzes.

K AUFHOF G ALERIA

Seit Ende Juni 202 sind die Räume der ehemaligen „Kaufhof Galeria“ in der Kirchgasse verwaist. Die „Schau“-Fenster werden namensgerecht von diversen Initiativen wie in einer echten „Galerie“ bespielt von Kunst & Kultur, Sport & sozialem Ehrenamt. Der Slogan der Volkshochschule: „Nichts, was Du nicht lernen kannst!“

Für die Stadt ist der prominente Immobilienleerstand, für dessen Nutzung die Ideen ins Kraut schießen, eine Herausforderung in exzellenter Citylage. Doch ist die Kommune nicht die Eigentümerin, wäre nach Erwerb für wirtschaftliche Tragbarkeit zuständig. Doch kein Investor steht ante portas. „Es gibt niemanden, der einen Schlüssel für ein Kaufhaus haben will“, weiß SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum mit Blick auf potentielles Investment.

Die Verhandlungen zwischen Stadt und Eigentümer dauern an und lassen vermuten, dass die Kaufpreisvorstellungen noch weit auseinanderliegen. Was aus der

Spielplatz Elsässer Platz
als

echte „Galerie“ bespielt. Initiativen, Kunst & Kultur, offeriert: „Nichts, was Du nicht lernen kannst!“

Galeria Wiesbaden wird, erwarten Einheimische mit Spannung.

M AURITIUS-H ÖFE / C IT y-PASSAGE

„Bonjour Tristesse. Die alte CityPassage hat bald fertig. Das ambitionierte Großprojekt im Heilquellenschutzgebiet hat 1000 Facetten - Denkmalschutz und Wasserrecht, Umweltrecht (Artenschutz) und Mobilitätskonzept (Tiefbauamt)abzustimmen und zu genehmigen. Nachbarzustimmungen sind einzuholen. Nicht zu vergessen sind Aktualisierung von Lüftungsgesuch und Brandschutzkonzept.

„Die Mauritius-Höfe, die sich durch den gesamten Innenstadt-Block ziehen, sind auf sehr gutem Weg“, weiß Andreas Guntrum. „Wir stimmen uns sehr regelmäßig mit unserm Partner Art Invest ab, der mit Nachdruck, großem Engagement und Aufwand die Änderungen abarbeitet. Ich gehe davon aus, dass noch in diesem Jahr die Baugenehmigung erteilt wird. Dann soll das Projekt innerhalb von 48 Monaten fertiggestellt sein.“

WALHALLA

Walhalla - ein überaus wichtiger Baustein der Innenstadtbelebung. Dem Prinzip Hoffnung eine Gasse: Die Walhalla bindet Herzblut der Einheimischen, die viele Erlebnisse mit der historischen Kultstätte verbinden. SEG-Boß Guntrum, ein Wiesbaden-Eigengewächs, stellt klar: „Unsere Walhalla steht für kulturelle Entwicklung in der City.“

„Bonjour Tristesse“ in der früheren Citypassage hat bald fertig. Das Großprojekt der Mauritius-Höfe mit seinen 1000 Facetten ist auf sehr gutem Weg. Noch in diesem Jahr dürfte die Baugenehmigung erteilt werden.

Ganz langen Atem braucht das Wecken aus dem Dornröschenschlaf natürlich auch. Im Februar hatte OB Gert-Uwe Mende mit Projektleiterin Vanessa Remy ein „durchlässiges“ Nutzungskonzept als „living document“ vorgestellt mit dem Charme eines Berliner Ballhauses. Die multifunktionalen Räume mit rund 2000 Quadratmetern Fläche - Großer Saal, Spiegelsaal, Ex-Bambi-Kino und GastronomieErdgeschoss – könnten mit „neuer Kreativität“ bespielt werden.

Bis 2028 sollen die Architekturbüros Waechter + Waechter sowie

Wenzel + Wenzel das historische Gebäude sanieren und umbauen. Die Brandmauer in der Hochstättenstraße bekommt einen Anbau.

Am 16. September 1897 war das „Etablissement Walhalla“ mit Theater, Haupt-Restaurant, Garten, Keller und Kegelbahnen eröffnet worden. Ob es mit dem Opening des neuen Walhallas am 16. September 2028 klappt?

Text und Fotos: Gesine Werner

Das Projekt Walhalla - wichtiger Baustein der Innenstadtbelebung und akribisch geplant. Neben der Brandmauer an der Hochstättenstraße soll ein neuer Anbau die Freifläche nutzen, die Parkplätze verschwinden.

Die facettenreiche Palette von Schulbau & Co.

Kommunale W!Bau GmbH setzt mit diversen Projekten den Erfolgskurs fort

Die W!Bau GmbH als Ausgründung der SEG ist auf Erfolgskurs - seit einem runden Dutzend Jahren.

Im Juli ging das neue Parkhaus an der Klarenthaler Straße als wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt an den Start. Land und Bund förderten die Kosten des „MobilityHubs“ von 18,5 Millionen Euro.

Ein weiterer Baustein der Umgestaltung Elsässer Platz für die Bevölkerung im Westend und Rheingau-Hollerborn. „Park statt Parkplatz“ nannte Gert-Uwe Mende die „Triebfeder, die Lebensqualität mit einer grünen Fläche für ein Stadtquartier zu erhöhen.“ Mit Blick auf den freigeräumten Platz ist die Quartiersgarage „ein ganz besonderer Glücksfall“ für den Oberbürgermeister.

W!Bau-Chef Andreas Guntrum weiß, „das einzigartige Parkhaus sucht wahrhaft Seinesgleichen“, es setze mit Photovoltaik-Anlage,

429 Stellplätzen samt ElektroLadesäulen europaweit Maßstäbe. „Ein Meilenstein zu einer neuen Mobilität“ ist das im Split-LevelSystem konstruierte Parkhaus für Minister Kaweh Mansoori.

„Der Schulbau in Wiesbaden brummt!“ war OB Mende beim ersten Spatenstich für den ersten Gymnasiums-Neubau seit 50 Jahren begeistert. Das fünfzügige Gymnasium mit flexiblen „Lernzonen“ trägt den Namen von Grundgesetzmutter Elisabeth Selbert.

Fünf Monate vor dem Zeitplan wurde der Grundstein im Beisein von Selbert-Enkelin Susanne eingemauert, im Jahr darauf kam das Richtfest.

Die geplanten Kosten von 75 Millionen Euro für das größte Bauvorhaben in der W!Bau-Historie erhöhen sich wegen eines verheerenden Brandanschlags nach Schätzung von Fachleuten um etwa fünf Millionen Euro.

Der Erweiterungsbau der MartinNiemöller-Schule – Einheimischen noch als Oberstufengymnasium am Moltkering ein Begriff – wurde durch die Grundsteinlegung angekurbelt. „Die Kette der vielen Bau-Feste, die wir an Wiesbadener Schulen durchführen, reißt nicht ab, trotz der veränderten Haushaltslage“, frohlockte W!Bau-Chef Andreas Guntrum. Im April 202 begonnen, muss das „herausfordernde Bauprojekt“ eine extreme Hanglage meistern. Erforderliche Zusatzarbeiten könnten den geplanten Etat von 28 Millionen Euro sprengen.

Auch die neue Zulassungsstelle steht bei der W!Bau auf der Agenda. Nach einem Jahr Bauzeit bei laufendem Betrieb wurde der Neubau im Juni eröffnet. Ein Verwaltungsbau für das Ordnungsamt folgt nach Abriss der zwei Altbauten. Ende 2025 soll Einzug sein.

Text und Foto: Gesine Werner

Der erste Gymnasiums-Neubau seit 50 Jahren: Grundsteinlegung des Elisabeth Selbert-Gymnasiums mit OB Gert-Uwe Mende, Schulleiter Matthias Oppermann, W!Bau-Chef Andreas Guntrum, Parlaments-Chef Dr. Gerhard Obermayr, Stadtrat Axel Imholz und Susanne Selbert. Die Enkelin der Namensgeberin hat für die Zeitkapsel ein Originalfoto ihrer Großmutter Elisabeth gestiftet.

Vier Tage weht ein Hauch von Monte Carlo durch Hessens Landeshauptstadt. Der European youth Circus, das Artistikfestival Wiesbaden, bittet vom 31. Oktober bis zum 3. November 2024 wieder ins Herz der Stadt. Im Chapiteau neben dem Rathaus ist die Devise: „Heute schon die Stars von morgen erleben.“

In vier Wettbewerben stellen sich die Nachwuchsstars der Jury. Bei der Gala der Preisträger*innen am Samstagabend werden die dotierten Preise in Gold, Silber und Bronze sowie Sonderpreise wie ein Tigerpalast-Engagement oder der Publikumspreis der Herzen vergeben. „Zwischen Himmel und Erde“: Den ökumenischen Artistik-Gottesdienst feiern Dekanin Arami Neumann und ihr katholischer Amtsbruder Klaus Nebel gemeinsam.

Als neuer Regisseur sorgt der erfahrene Artist und Musiker Karl-Heinz Helmschrot in der Gala für den spannenden dramaturgischen Bogen. Der pfiffige Titel „AtTENTion“ bittet in die Manege, fordert Aufmerksamkeit ein und hat das „Tent“ (englisch für Zelt) gewitzt integriert. „Uffbasse!“, es kann überall was passieren – mit der Aufmerksamkeit des Publikums wird quer durchs Zelt gespielt.

Seit 202 zählt Zirkus zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO, auch eine Fachtagung des European Youth Circus-Festivals hatte sich eingesetzt. Das internationale Festival, zu dem Profis und Interessierte aus aller Welt anreisen, ist immer auch Branchentreff und bietet Fachleuten ein Podium.

Die Global Alliance of Circus Schools GACS wird die „Vereinheitlichung von Ausbildungsstandards in europäischen Circus-Schulen“ diskutieren. Das Festival kann auch „Blick über den Tellerrand und in die Zukunft“: Es geht um „Artistik und alternative Jugendkultur“. In einem „offenen Meeting“ loten junge Künstler*innen aus Wiesbaden mit „urbanatix“Christian Eggert aus, wie urbane Jugendkultur und Artistik ihr kreatives Potential bündeln können. Wenn „Break“ schon Olympische Disziplin ist, sollte so ein spartenverbindendes Projekt doch eine leichte Übung sein!

Den Etat von knapp 500.000 Euro stemmt die Kommune (250.000 Euro), mit Förderung durch den Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main (100.00 Euro) und Sponsoren wie

Manege frei für den European Youth Circus 2024: Auf dem Poster jongliert Rola Rola-Artist Stefan Dvorak, Tigerpalastpreisträger 2022. Festival-Manager Frank Zammert zeigt Jonglagebälle, Festivaldirektorin Franziska Domes hält eine Trophäe. Das Artistikfestival war 2022 von der Gesellschaft der Circusfreunde Deutschlands mit dem „Zukunftspreis“ gewürdigt worden.

Junge Artistik ohne Netz und

doppelten Boden

European youth Circus bittet wieder in das Chapiteau im Herzen der Stadt

SEG und ortsansässige Unternehmen mit Preispatenschaften.

Die hochkarätig besetzte Jury bietet einen Coup: Neben dem altgedienten Sprecher Johannes-Peter „Johnny“ Klinke (Direktion Tigerpalast Frankfurt) und dem renommierten Gentleman-Jongleur Kristian Kristof (Recirquel) aus alt-ungarischer Zirkusdynastie ist erstmals der Circque du soleil mit an Bord - Castingdirector Nicolas Bolvin-Gravel kommt aus Kanada. Francesco Mocellin ist Präsident der Circusfreunde Italiens. Drei „Ehemalige“ des Wiesbadener Festivals mit hohen Meriten sind Anastasia Volodas-Massot (Direktorin Cirque Imagine, Lyon), Michael Ferreri aus Spanien und Larissa Kastein (Circusdirektion Flic Flac). Der Nachwuchsförderung verpflichtet, vergibt eine neue Kinderjury einen eigenen Preis.

Die Auswahlkommission um Frank Zammert, mit dem international renommierten Spitzenjongleur Claudius Specht aus der Schweiz, der niederländischen Circusdirektorin

Arlette Hanson, Circusfachmann

Peter Kremer und der Finnin Laura Tikka als frühere Festival-Preisträgerin kürte aus 117 Bewerbungen 26 Acts mit der Lizenz zum Auftritt. Die Artist*innen kommen aus Deutschland, Finnland, Frankreich, Israel, Italien, Litauen, Portugal, Schweden, der Schweiz, Tschechien, der Ukraine und Ungarn.

Die Palette reicht von Handstandakrobatik und Jonglage-Acts zwischen traditionell und modern (LightshowAkzente) bis zu Vertikalseil, Hula Hoop und Rola Rola. Bei den Genres ist eine starke Dominanz der „Luftnummern“ zu beobachten, merkt Festivaldirektorin Franziska Domes an und avisiert Trapez, Luftring und Strapaten.

ToiToiToi! und Manege frei!

Text und Foto: Gesine Werner

Discovery Art Fair

Die internationale Kunstwelt trifft sich auf dem Frankfurter Messegelände

Vom 31. Oktober bis 3. November verwandelt sich die Halle 1 der Messe Frankfurt erneut in eine faszinierende Welt voller künstlerischer Entdeckungen.

Die 7. Ausgabe der Discovery Art Fair lädt Kunstliebhaber und Fachpublikum zu einer Reise durch die Vielfalt zeitgenössischer Kunst ein. Mit mehr als 100 ausgewählten Ausstellern verspricht die internationale Kunstmesse ein wahres Feuerwerk an neusten Trends und kreativen Impulsen. Von aufstrebenden Newcomern bis hin zu etablierten Größen, von bekannten Namen wie Markus Lüpertz, Armin Mueller-Stahl oder Georg Baselitz bis hin zu Jungstars der Urban Art Szene, bietet die Discovery Art Fair eine beeindruckende Bandbreite an Stilrichtungen und Genres.

Ob Malerei, Skulptur, Fotografie oder digitale Kunstformen – unter den mehreren Tausend Kunstobjekten, die man vor Ort erwerben und gleich mit nach Hause nehmen kann, ist für jeden Geschmack und jedes Budget etwas dabei.

Neuerungen und Erweiterungen des Messeprogramms

Ab sofort heißt es „Discover a Talent“ in fünf speziell geförderten Kojen der Gallery Section. Um den Geist der Entdeckermesse weiter zu stärken und Galerien dabei zu unterstützen, herausragende, aber noch wenig bekannte Künstlerinnen und Künstler kostenfrei und daher risikolos einem breiten Publikum vorzustellen, werden erstmals fünf Förderkojen vergeben.

Teilnehmende Galeristinnen und Galeristen sind eingeladen, einen außergewöhnlich talentierten Newcomer für diese neu geschaffene Sparte vorzuschlagen. Eine namhafte unabhängige Jury, zu der unter anderem die Kunsthistorikerin und Kunstjournalistin Dr. Elke Backes, der ehemalige Direktor der Kunstmesse Art Cologne Gérard Goodrow sowie der Galerist Jörk Rothamel zählen, entscheidet dann über die Prämierung.

Auch die bei Sammlern und Kunstliebhabern beliebte Artist Section erfährt eine innovative Erweiterung:

Discovery Art Fair 2024, Impressionen, Foto: Holger Peters
Markus Lüpertz im Messeprogramm, Galerie Art Affair, Foto: Holger Peters

Das Discovery Art fair:lab ist eine Neuerung im globalen Kunstmessegeschehen, entstanden aus der Überzeugung, dass Kunst ohne Kommunikation nicht existieren kann.

Dabei laden die Organisatoren eine handverlesene und facettenreiche Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern ein, sich währen des gesamten Messezeitraums am großen Tisch des Art fair:labs zu treffen, ihre Kunst in freier spartenübergreifender Form zu präsentieren und direkt von der Wand zu verkaufen.

Vor allem soll es dort aber zu lebendigen, inspirierenden und außergewöhnlichen Begegnungen kommen – sowohl unter den Kunstschaffenden selbst als auch im Austausch mit Galerist:innen, Sammler:innen, Kritiker:innen und mit allen, die das Messeevent mit Neugier und Entdeckerfreude besuchen

So trifft die stetige Entwicklung der Frankfurter Kunstmesse nicht nur den Zeitgeist, sondern schafft eine erfolgreiche Verkaufs- und Kommunikationsplattform, deren Besuch man sich keinesfalls entgehen lassen darf.

Ein besonderes Geschenk an alle Kunstliebhaber ist der MesseFreitag, an dem der Eintritt für alle Besucher kostenlos ist. Dies bietet eine hervorragende Gelegenheit,

die Messe auch spontan zu besuchen und sich von der Vielfalt und Qualität der ausgestellten Kunstwerke inspirieren zu lassen.

Discovery Art Fair Frankfurt 1. – 3. November 2024 Opening 31. Oktober 2024

Messe Frankfurt Halle 1

Ludwig-Erhard-Anlage 1

60327 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten:

Freitag – Samstag: 11:00 bis 20:00 Uhr

Sonntag: 11:00 bis 18:00 Uhr

Online Tickets & weitere Informationen: discoveryartfair.com

Peter Tauber im Messeprogramm der Bakerhouse Gallery Graz, Foto: Holger Peters
Discovery Art Fair Frankfurt 202, Hallenansicht, Foto: Thomas Gessner
Skulptur Carole Feuerman (Galerie Klose), Foto: Holger Peters

Pudding Explosion

Das Kunsthaus Wiesbaden präsentiert vom 15. September bis 11. November 2024 „sounds like...? looks like...? Peter Roehr – eine klangkünstlerische Hommage“ im Kunsthaus Wiesbaden.

Der renommierte Künstler Peter Roehr starb 1968 im Alter von nur 24 Jahren. Trotz der kurzen Schaffensperiode hinterließ er ein

großes Werk und ist heute international als einer der ersten Vertreter der Minimal Art in Deutschland, als Fotokünstler der Pop-Art und Vorreiter der Konzeptkunst der 1970er Jahre anerkannt.

Der 1944 geborene Künstler besuchte von 1962 – 1965 die Wiesbadener Werkkunstschule – Sitz des heutigen Kunsthauses Wiesbaden. Ab 196 entstanden die ersten »Text-Montagen« aus Buchstaben oder Sätzen; auch Industrieprodukte, Fotos, Film- und Tonsequenzen fanden Eingang in Roehrs Arbeiten.

Die Künstlerfreundschaft mit Charlotte Posenenske führte 1968 zu dem gemeinsamen Entschluss, nicht mehr künstlerisch tätig zu sein. Stattdessen eröffneten Roehr und sein Förderer und Galerist Paul Maenz in Frankfurt den Popbzw. Underground-Shop »Pudding Explosion« als subversiv-spielerische Antwort auf den aktuellen politischen Diskurs.

2024 wäre Peter Roehr 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass

würdigt das Kunsthaus diesen Künstler mit einer besonderen Hommage. Fünf internationale Klangkünstler/innen – Danbi Jeung, Kyungseo Min, Juan David Bermúdez, Wingel Mendoza und Leon Senger – haben sich erstmalig mit Peter Roehr und seiner Arbeitsweise beschäftigt. Eigens für diese Ausstellung sind Arbeiten entstanden, die im dynamischen Austausch mit einer Auswahl serieller Montagen von Peter Roehr stehen.

Die Ausstellung ist im Rahmen von INTERIOR / HÄUSER MIT GESCHICHTE - das Kooperationsprojekt von sechs Ausstellungshäusern der Region Frankfurt RheinMain – entstanden, das den Wandel der Häuser von seiner ursprünglichen Nutzung bis heute thematisiert – darunter die Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, das Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg, das Kunstforum der TU Darmstadt, das MGGU – Museum Giersch der Goethe-Universität in Frankfurt, der Nassauische Kunstverein Wiesbaden und das Kunsthaus Wiesbaden.

Ein facettenreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung mit – inklusiven – Führungen, Kurator/innen-Führungen, Talks unter dem Motto „Tischgesellschaft“, Artist-Speed-Dating und einem eigens für die Ausstellung geschaffenen Tanzereignis mit Tänzer/innen des Hessischen Staatsballetts im Rahmen des 9. Tanzfestivals Rhein Main.

Die Eröffnung findet am Samstag, 14. September 2024 ab 16 Uhr statt. Bereits ab 14 Uhr startet sie mit „Open Doors“ in Anwesenheit der beteiligten Künstlerinnen und Künstler.

Das Projekt wurde durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Weitere Informationen unter www.wiesbaden.de/kunsthaus

Peter Roehr – eine klangkünstlerische Hommage

Kunsthaus Wiesbaden Schulberg 10 65185 Wiesbaden

Öffnungszeiten:

Di – Mi & an Feiertagen 11 – 17 Uhr Do 11 – 19 Uhr Der Eintritt ist frei

© Ohne Titel (OB-40), © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Die Klangkünstler/innen Wingel Mendoza, Leon Senger, Kyungseo Min, Danbi Jeung, Juan David Bermúdez und die Kurator/innen Wolfgang Schliemann und Nadine Hahn-Rübel, Foto: © Kai Grumpe

Bereits zum fünften Mal wird die documenta-Halle Kassel zum attraktiven Marktplatz der aktuellen Kunstproduktion der Region und Plattform für Kommunikation zwischen Kunst, Politik und Wirtschaft sowie zwischen Künstler*innen, Sammler*innen und Austellungsplaner*innen. Und natürlich kann und soll hier auch Kunst gekauft werden.

Zum ersten Mal wird die Kunstvermittlung ein wichtiger Bestandteil der Kunstmesse sein. Zum Thema „Kontakt“ wurde von Liska Schwermer-Funke (BBK Kassel) und Maikel König (Südgalerien) ein Programm mit vier Formaten ausgearbeitet. Näheres dazu ist auf der Webseite unter der Rubrik „Besucherinfos“ zu finden (www.kunstmesse-kassel.de/ besucherinfos).

In den „Förderkojen“ können Besucher*innen junge Talente entdecken. Die SV SparkassenVersicherung lobt auch in diesem Jahr ein halbjähriges Arbeitsstipendium unter den jungen Künstler*innen aus, die die Kunsthochschule in den letzten drei Jahren verlassen haben. Fünf von ihnen können in den Genuss des Stipendiums kommen. Zahlreiche Künstler*innen haben sich auch in diesem Jahr wieder für die Teilnahme an der Messe beworben. Aufgrund des begrenzten Platzangebotes in der Halle konnten lediglich 84 Teilnehmende ausgewählt werden.

Darunter sind auch die Wiesbadener Künstlerinnen Anna Bieler und Christiane Steitz, die kürzlich ihre erste gemeinsame Ausstellung mit eigenen Werken und Gemeinschaftswerken in der BBK-Schaustelle in Wiesbaden ausgestellt haben.

Nun geht´s weiter nach Kassel, wo beide ihre Arbeiten einem interessierten Publikum vorstellen werden.

„Anna Bieler ist bekannt für ihre großformatigen, farbigen Gemälde, die surreale Szenen zeigen, und Christiane Steitz arbeitet hauptsächlich mit Papier, aus dem sie filigrane Scherenschnitte herstellt.“, so fasst die Kunsthistorikerin Vivien Rathjen die Arbeitsweisen der beiden Künstlerinnen in aller

5. Kunstmesse Kassel

Die Wiesbadener Künstlerinnen Anna Bieler und Christian Steitz stellen aus

Kürze zusammen. Auf der Messe geben die Künstlerinnen mit ihren ausgestellten Werken einen Einblick in ihre Arbeiten.

Ein Besuch des Messestands und/oder der Webseiten von Anna Bieler und Christiane Steitz lohnt sich immer!

Mehr von den Künstlerinnen unter:

www.annabieler.de www.christiane-steitz.de

Mehr zur Messe: www.kunstmesse-kassel.de

KUNSTMESSE

KASSEL

Messebüro

BBK Kassel

Oberste Gasse 24 4117 Kassel

Eintrittspreise (inkl. Katalog): Tageskarte, 10 €, ermäßigt 8 € Wochenendticket 20 €, ermäßigt 15 € Kinder bis 14 Jahre frei

Öffnungszeiten: Freitag und Samstag (1./14.9.2024), 11 – 20 Uhr Sonntag, 15.9. 2024, 11 – 18 Uhr

Christiane Steitz: Scherenschnitt, Serie Kreislauf, 15 x 15 cm, Papier auf Holzring
Anna Bieler: Lebenslust, 202, Fotocollage und Mischtechnik auf Papier, 50x64 cm

exground filmfest 37:

Themenschwerpunkt

„Flucht und Vertreibung“, erste feststehende Programmpunkte, Arthouse at its best

Vom 15. bis 24. November 2024 präsentiert exground filmfest in seiner 37. Ausgabe wieder ein vielfältiges Filmund Rahmenprogramm aus aller Welt – das Beste, was der Independent Film zurzeit zu bieten hat. Gezeigt werden lange und kurze Werke in den Gattungen Spielfilm, Dokumentarfilm, Animation und Experimentalfilm.

In den Sektionen European und World Cinema flimmern Festivalhighlights und Gewinnerfilme aus Berlin, Cannes, Locarno, Rotterdam und Venedig über die Leinwände in der Caligari FilmBühne, im Murnau-Filmtheater und in der Krypta der Marktkirche. Die älteste Festivalreihe, die American Independents, widmet sich wie eh und je dem unabhängigen US-Kino.

Zudem vergibt exground filmfest in acht Wettbewerben Geld- und Sachpreise von rund 18.000 EUR – darunter im Deutschen Langfilm-Wettbewerb, im Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb, im Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb und im Wiesbaden-Special, dem

Wettbewerb für lokale Kurzfilme. Neben einem spannenden Filmprogramm und diversen Rahmenveranstaltungen wie der legendären exground-Gong-Show und dem traditionellen Filmquiz präsentiert das weit über die Stadtgrenzen renommierte Filmfest erstmals ein umfangreiches Film- und Rahmenprogramm zum Themenkomplex „Flucht und Vertreibung“, der auch 2024 großzügig unterstützt wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Mit dem Themenschwerpunkt will das Wiesbadener Filmfest eine global gefasste Perspektive auf dieses ebenso aktuelle wie drängende Thema einnehmen sowie Stimmen aus aller Herren Länder zu Wort kommen lassen. Das Festivalteam findet es wichtig zu zeigen, wie sich das engagierte, fiktionale wie dokumentarische Weltkino jenseits einfacher Antworten mit den komplexen Ursachen und Folgen von Flucht und Vertreibung auseinandersetzt: mit dem Klimawandel, Kriegen, Hunger, Menschenrechtsverletzungen, fehlender Rechtsstaatlichkeit, Verfolgung, neokolo-

nialer Ausbeutung und wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit.

Auch wenn die Programmplanung erst Mitte September abgeschlossen sein wird, stehen einige Programmpunkte schon fest: Aus dem Hause der Ulrich Seidl Filmproduktion kommt der österreichische Spielfilm VENI VIDI VICI vom Regie-Duo Daniel Hoesl und Julia Niemann nach Wiesbaden – eine unterhaltsame und bitterböse Satire über die Geld-Elite. Das Familienmotto „Wer Geld hat, kann sich alles erlauben“ lebt Millionär Amon mörderisch aus.

Und im Deutschen Langfilm-Wettbewerb Made in Germany geht der Spielfilm ANOTHER GERMAN TANKSTORY von Jannis Alexander Kiefer ins Rennen: Eigentlich ist im Örtchen Wiesenwalde tote Hose, aber jetzt kommt Hollywood und dreht eine Serie über den Zweiten Weltkrieg, und die Dörfler jagen ihren Träumen hinterher. Kiefer, bereits mit einigen Kurzfilmen Preisträger beim exground filmfest, kommt mit seinem skurrilen Langfilmdebüt zurück in die hessische Landeshauptstadt.

VEDI VENI VICI, © Ulrich Seidl, Filmproduktion scaled

Besonders am Herzen liegt exground filmfest der Jugendfilm. Mit den „youth days“ bietet das Festivalteam seit 2004 ein Forum, um Jugendliche an das Medium Film heranzuführen – über die Einheitskost im Fernsehen und Kino weit hinaus und mit Filmen, die sonst kaum im deutschen Kino zu sehen sind!

Die exground youth days umfassen zum einen den Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb, zu dem einheimische Regietalente Einzel- oder Gruppenarbeiten einreichen können, um sie auf der großen Leinwand in der Caligari FilmBühne zu präsentieren. Einreichungen bitte bis 23.9.2024 unter exground.com/youth-dayseinsendungen

Als Lohn winken Geld- und Sachpreise von 700 EUR. Zum anderen gehen im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb wieder sechs Langfilme aus aller Welt ins Rennen um die Preisgelder von .500 EUR. Über den Hauptpreis von 2.500 EUR entscheidet erneut eine Wiesbadener Jugendjury, für die sich Interessenten noch bis zum 15.10.2024 unter exground.com/ Jugendjury bewerben können.

Einer der Kandidaten für den Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb steht schon fest: die belgischschwedische Koproduktion JULIE KEEPS QUIET.

In der eindringlichen Charakterstudie zeigt Regisseur Leonardo Van Dijl subtil und mit unentrinnbarer Spannung, wie die Welt der Nachwuchstennisspielerin Julie nach der Suspendierung ihres Trainers Jérémy zusammenbricht. Sie beschließt, zu den Vorwürfen zu schweigen und sich weiter auf ihren Sport zu konzentrieren …

Und im Rahmen der Kooperation von exground filmfest mit dem Medienzentrum Wiesbaden wird das Festivalteam den belgischniederländischen Spielfilm YOUNG HEARTS in der Reihe „Kino macht Schule“ zeigen.

Darin visualisiert der Regisseur Anthony Schatteman die Stationen einer queeren Teenager-Lovestory:

Der 14-jährige Elias ist eigentlich mit Schulkram beschäftigt, doch als er den neuen Nachbarsjungen Alexander trifft, verliebt er sich in ihn und will jede freie Minute mit ihm verbringen. Und dann erzählt ihm Alexander auch noch, dass er auf Jungs steht.

Ab 31. Oktober 2024 ist das komplette Festivalprogramm unter www.exground.com zugänglich – und ab 1. November 2024 startet der Ticketverkauf, ebenfalls über die Homepage von exground filmfest.

Motiv: © Wiesbadener Kinofestival e.V.
YOUNG HEARTS, © Thomas Nolf

Stand in weltweiten Performances für AugenKlänge & OhrenBilder, begeisterte mit Seh-Reisen nach Absurdistan und wurde zum Wiesbadener Kulturpreisträger: FLUXUS-Pionier Ben Patterson.

Un-Erhörtes & UnGesehenes: AugenKlänge & OhrenBilder

FLUXUS-Ikone Ben Patterson zum 90. Wiegenfest

„In the beginning there was FLUXUS (and no copyright). Thus: in the end there will be FLUXUS (and no copyright)“. das Credo von Ben Patterson gilt. Der international renommierte FLUXUS-Mitgründer Ben P. wäre kürzlich 90 geworden und hinterließ bis heute wirksame Spuren.

Den Eingang zur ersten europäischen Filiale seines „Museums für das Unterbewusstsein“ markiert eine Gullydeckel-Miniatur aus Bronze vor dem NKV, den der Salzbach unterspült: „Das gespendete Unterbewusstsein gelangt in den Rhein und von dort aus in die Welt“. In der obersten NKV-Etage installierte die fluxive Legende „Ben`s Bar“ als Dauerleihgabe.

Unvergessen: Zum 75. Birthday im Mai 2009 gönnte sich der Wahlwiesbadener auf Einladung von NKVChefin Elke Gruhn ein hübsch fluxistisches Concerto mit Keith Rowe & Rhodri Davis als „a bunch of older bad boys“.

Ben P. stand für AugenKlänge & OhrenBilder und SehReisen nach Absurdistan. Vom früheren WiesbadenMuseumsdirektor Dr. Alexander Klar (heute Kunsthalle Hamburg) zum „Godfather of Fluxus“ geadelt und als „Titelheld“ in der Anthologie „erzählter Geschichte(n)“ des Fördervereins für das Stadtarchiv Wiesbaden vertreten, agierte der diplomierte Musiker bis zu seinem Tod 2016 von seiner Fluxus-homebase im Westend aus. 50 JA!re nach dem Urknall von 1962 mit den „Internationalen Festspielen Neuester Musik“ im städtischen Museum Wiesbaden wiederholten quietschfidele Anarcho-Oldies samt FLUXUS-Ikone Alison Knowles die legendäre Pianozertrümmerung.

Pünktlich zum Goldjubiläum der Sparten überspringenden „Anti“-Kunstrichtung wurde der „Grandseigneur der Avantgarde“ aus Pittsburgh mit dem Kulturpreis der hessischen Landeshauptstadt gewürdigt und bespielte die komplette NKV-Villa mit Exponaten „Born in the state of fluxus“.

Text und Foto: Gesine Werner

Der Darmstädter Musentempel am Georg Büchner-Platz startet mit neuer Spartenleitung in die neue Spielzeit 2024/25.

Vom Hoffen und der Suche nach dem Licht in den Scherben

Staatstheater Darmstadt startet mit neuen Spartenleitungen in die Spielzeit 2024/25

Ob Kunst „gefährlich“ sein kann, will der Darmstädter Musentempel ausloten. Das Spielzeit-Motto „Worauf hoffen?“ aus Bernd Alois Zimmermanns „Requiem für einen jungen Dichter“ (szenische Uraufführung: Konrad Bayer) beantwortet Intendant Karsten Wiegand mit der Anregung: „Das Licht in den Scherben suchen“. Der Hausherr bezieht sich auf die Schöpfungsgeschichte der Kabbala mit dem Zerbrechen des Licht-Gefäßes und dessen herabgesunkenen Scherben in der materiellen Welt. Hoffnung ganz konkret - Mitmachen für Alle: „In kleineren und größeren Schritten und Taten versuchen, etwas zu verbessern.“

Der neue Schauspieldirektor Dr. Alexander Kohlmann, Medienwissenschaftler und Dramaturg aus Dessau, „setzt auf große Stoffe und ungewöhnliche, kraftvolle RegieHandschriften“ und geht „kraftvoll, monströs und ganz schön finster“ mit Shakespeares blutrünstigem Blockbuster „Macbeth“ an den Start: Ein ausgezeichnetes feminines Duo lässt es krachen: Die neue Leitende Regisseurin Mizgin Bilmen und die neuen Leitende Bühnenbildnerin Sabine Mäder setzen das Publikum auf die Hinterbühne, verschmelzen Bühne und Saal „zu einer riesigen Seelenlandschaft“. Metertiefe Schächte öffnen sich, gigantische Sichtlinien machen den Zivilisationsbruch unübersehbar. Macbeths Gegner fliehen bis weit in den Rang, derweil die „Hexen“ im Zentrum den Ton angeben und Machtgierige zum Handeln verführen.

Als Novum in seiner Geschichte bevölkert das Schauspiel dreimal das Große Haus - Martin Leberenz bringt Tolstois „Krieg und Frieden“ heraus. Cechovs „Kirschgarten“, gerade in Wiesbaden zu sehen, inszeniert Philipp Preuss. Der Geniestreich von Marcel Luxinger (Text) und Gustav Rueb (Regie) „Wilhelm Tell - Im Reich des Schmerzes“ wird wieder aufgenommen. Das Tanzfestival Rhein-Main offeriert Produktionen. Die Tanzsparte feiert Jubiläum nach 10 erfolgreichen Jahren mit FAUST-Preis und FAUST-Nominierungen mit hochkarätigen Galas. China meets Netherlands beim Doppelabend „Broken Sense of Beauty“ und „I am Bob“. Wagners „Tristan & Isolde“ bringt Eva-Maria Höckmayr („Lulu“) heraus. Mit Büchners „Wozzeck“ gibt Tatjana Gürbaca ihr Hausdebüt.

Text und Foto: Gesine Werner

Auch in Wiesbaden zeigen die Kirchen mit Blick auf die Europawahl weithin sichtbar Flagge und Haltung: „Unser Kreuz hat alle Farben!“

Flagge zeigen für Demokratie und Menschenwürde

An vielen Kirchen hängen Banner mit der Losung: „Unser Kreuz hat alle Farben!“

Die Kirche bezieht Position gegen Extremismus. Weithin sichtbar zeigt die Kirche Haltung: „Unser Kreuz hat alle Farben! Für Menschenwürde, Demokratie und eine offene Gesellschaft!“ Vor rund 200 Gotteshäusern und Einrichtungen der EKHN in Hessen und Rheinland-Pfalz hängen rund 70 lilafarbene Banner mit einem bunten Kreuz. Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hatte kürzlich in einer Resolution Stellung gegen Rechtspopulismus bezogen. Sie stehe für Vielfalt und Demokratie. Mit Blick auf die Europawahl wird appelliert, keine Stimme an diskriminierende Parteien zu verschwenden.

Die Idee zur Aktion hatte Pfarrer Christoph Gerdes von der Gemeinde in Ober-Eschbach und Ober-Erlenbach. Der Geistliche hatte wahrgenommen, „dass an den Grundpfeilern der Demokratie gesägt wird. Dem wollen wir als Gemeinden etwas entgegensetzen. Wir stehen als Kirche und mit unserem Glauben für diese Werte. Deshalb stehen wir „für“ etwas und nicht dagegen.“

Die Initiative blieb nicht auf einen Glockenturm beschränkt, die EKHN unterstützte die Vernetzung. „Wir wollen den lauten Stimmen von ganz Rechtsaußen eine ebenso laute Stimme entgegensetzen - sichtbar und deutlich“, war Jutta Mosbach als Öffentlichkeitsbeauftragter im Dekanat Hochtaunus wichtig. Die Initiative einer Gemeinde breitete sich im Gesamtgebiet der EKHN aus. Kirchenpräsident Volker Jung ist begeistert: „Viele Menschen sehen mit großer Sorge auf rechtsextreme Gedanken - zum Glück auch mit Trotz und Widerstand.“

Das katholische Bistum Limburg hat die Aktion „Nie wieder! Gemeinsam stark für Demokratie und gegen Rechtsextremismus!“ gestartet. Die Diözese stattet Pfarreien und Einrichtungen mit Fahnen und Bannern aus. Der Regionalsynodalrat der Katholischen Region WiesbadenRheingau-Taunus fordert: „Zeigen wir Flagge gegen Extremismus und Ausgrenzung jeder Art!“

Leinwand frei! Bundesfilmpreisträger Joachim Kreck steht hochkarätige Filmkunst; für maximales Niveau bei minimalem Budget.

Die Kunst der hochkarätigen „laufenden“

Bilder

„Filme im Schloss“-Erfinder Joachim Kreck schultert 93 Lenze

Mit dem Wiesbadener Kulturpreis ausgezeichnet - im Trio mit Detelina Grigorova-Kreck & Michael O. Fechner als „Freunde der Filme im Schloss“ – schultert Filmexperte Joachim Kreck im Doppel-Jubiläumsjahr 9 Lenze. In der Anthologie der „erlebten Geschichte(n)“ des Fördervereins für das Stadtarchiv Wiesbaden vertreten, steht der Bundesfilmpreisträger für maximales Niveau bei minimalem Budget.

Das „etwas andere Kino“: Mit dem Publikumsmagneten „Filme im Schloss“ schuf der international bestens vernetzte Produzent, Regisseur und Autor eine einzigartige Spielstätte mit erlesenem Low-Budget Programm. Seit jubiläumsreifen 40 Jahren werden internationale Spitzenfilme in der Originalversion, teils mit Untertiteln, gezeigt. Wiesbaden-Premieren und Rhein-Main-Premieren, deutsche Erstaufführungen und Uraufführungen flimmern über die Leinwand. Das zweite Eigengewächs „Internationales Trickfilmfestival Wiesbaden“ feierte Ende Juni sein Silberjubiläum.

„Wir zeigen auch Filme, die sonst nicht im Kino laufen“, erläutert der aus Frankfurt stammende Wahlwiesbadener, Mitglied in Auswahlkommissionen und der Jury in Annecy, Zagreb und Varna. „Made in Wiesbaden“ waren die ersten „Filme im Schloss“ und avancierten zum Dauerbrenner. Das „Who is who“ des internationalen Films, darunter etliche Oscar-Preisträger, gab die Visitenkarte hier ab.

Auf Perlen der Filmkunst versteht sich auch der Regisseur Kreck, der 197 den Sprung vom Kritiker zum Filmemacher wagte mit dem Kurzfilm „No. 1“, dem später der „Einsatz aus besonderem Einsatz“ folgte. Eintracht-Frankfurt-Fan Kreck zeigt die Laufarbeit eines Fußball-Schiris als „Mann an der Seitenlinie“ wie einen choreografierten Tanz.

Unvergessen ist sein u.a. teils im Wiesbadener Café Cicero gedrehter Geniestreich „Larry“. Die Musik-Doku über den Oscar-nominierten Larry Adler, der „Welt größten Mundharmonika-Spiele“ und Opfer der McCarthy-Ära, geht unter die Haut.

Vorschau: Am 1. September um 20 Uhr wird Greg Berlantis „Fly me to the Moon“ mit Scarlett Johansson, Channing Tatum und Woody Harrelson gezeigt.

www.filme-im-schloss.de Text und Foto: Gesine Werner

Text und Foto: Gesine Werner

Auch das „Theater im Pariser Hof“ macht mit im neuen „Partnernetzwerk Wiesbaden“ und bietet im Herzen der Stadt ein attraktives Kultur-Programm.

Marketingvereinigung zur Tourismusförderung der Top-Destination

Neues „Partnernetzwerk Wiesbaden“ bläst frischen Wind in den Fremdenverkehr

„Kongressallianz Wiesbaden“ war gestern. Das neue „Partnernetzwerk Wiesbaden“ - eine Vereinigung von bislang 18 Veranstaltungshäusern, Hotels und Unternehmen - kurbelt jetzt den Fremdenverkehr an. „Unter Führung der kommunalen Wiesbaden Congress & Marketing GmbH WICM „hat sich der Zusammenschluss aus der „Kongressallianz Wiesbaden und der „Tourismusstrategie 2026 +“ entwickelt und öffnet seinen Raum für mehr Austausch und gemeinsame Entwicklung im Sinne der Stadt Wiesbaden.“

Die ganzheitliche Ausrichtung soll Wiesbaden als TopDestination für Messen, Tagungen und Kulturevents etablieren. Gemeinsame Projekte zur Imageförderung und Messeauftritte sind geplant. Mit einer Kampagne unter dem Slogan „Wir lieben Kultur“ wird für die Kunstund Kulturstadt Wiesbaden geworben mit Blick auf den Tages- und Städtereisen-Tourismus.

Intensiver Netzwerkaustausch nutzt Synergien, stiftet Kooperationen und ermöglicht gemeinsame Ideen. Das Netzwerk als offener Raum zur Standortstärkung und Wirtschaftsförderung. IHK Wiesbaden, Werbegemeinschaft „Wiesbaden wunderbar“, Kulturamt und das Referat für Wirtschaft und Beschäftigung unterstützen. Mit der Kommune ziehen Tourismusunternehmen, Hotellerie/Gastronomie (Nassauer Hof, Dorint Pallas, Motel One, Schwarzer Bock, Heimathafen), Handel (Confiserie Kunder, Henkell Freixenet) und Kultur (Kulturzentrum Schlachthof, Museum Wiesbaden, Museum Reinhard Ernst, Theater im Pariser Hof) an einem Strang.

Vorschau: Das Theater im Pariser Hof beginnt die neue Spielzeit mit Thomas Gsella „Ich zahls Euch reim!“ Heinrich Del Core frohlockt: „GLÜCK g`habt!“ und Stammgästin Ulrike Neradt schwärmt mit Tenor Michael Senzig: „Schön war die Zeit!“

info@theaterimpariserhof.de

Text und Foto: Gesine Werner

Die Uraufführung der Femmage an die Europäerin Pauline ViardotGarcia wurde vom Dreamteam mit Prinzipalin Mary Lou SullivanDelcroix mit einem zweiten Teil über „ihre Lieder und ihre Lieben“ fortgesetzt.

Zu

Gast im europäischen Salon von Pauline Viardot-Garcia

Der Hinterhof-Palazzo beglückt mit einer Huldigung der vielsaitigen Komponistin, Pianistin, Sängerin

Des Vergnügens zweiter Teil: Der Hinterhof-Palazzo von Mary Lou Sullivan-Delcroix, deren „Werkstatt für Gesang, Spiel & Sprache“ in der vergangenen Saison das 40jährige feiern konnte, beglückte ein weiteres Mal mit einem Sternstündlein: „Pauline Viardot-Garcia und ihr europäischer Salon: ihre Lieder – ihre Lieben“. Eine fein ziselierte, klangvolle Femmage an eine herausragende Figur der europäischen Kultur in der Belle Époche. Freundin von Clara Schumann, Fryderyk Chopin, Johannes Brahms, Anton Rubinstein und Delacroix. Ihre Salons in Baden-Baden und Paris zogen die künstlerische Elite an. Charles Dickens, Camille Saint-Saens, Gabriel Fauré, Henry James gaben ihre Visitenkarte ab. Vielfach engagiert, ist die Prinzipalin eine wichtige Zeitzeugin der Anthologie „Erlebte(r) Geschichte(n)“ des Stadtarchiv-Fördervereins.

Wie berichtet, war Mary Lou 1976 auf die fast vergessene, zu ihrer Zeit europaweit berühmte Operndiva, Pianistin, Komponistin und Salonnière gestoßen. Freundin und Förderin George Sand schrieb ihren Roman „Consuelo“ nach ihrem Vorbild. Der 25jährige Ivan Turgenjew war schockverliebt in die gefeierte Sängerin, 22jährige Ehefrau des Impresarios Louis Viardot, Mutter einer Tochter und weitgereiste Künstlerin - es wurde eine ménage à trois. „Ihnen auf meinem Weg zu begegnen, war das größte Glück meines Lebens.“

Nach akribischer Recherche (u.a. in Paris) widmete Mary Lou der Komponistin von mehr als 400 Liedern (!) und von Operetten des Librettisten Ivan Turgenjev ein ausgefeiltes Doppelprogramm.

Paulines hinreißende Vertonungen von Puschkin und Mörike, ihr Chopin-Arrangement sowie Clara Schumanns Heine-Vertonung und Gabriele Regensburgers gefühlvolle Lesung fanden Abrundung durch eine Heine-Hommage von Renate Moering. Der berührende Gesang der Goldkehlchen Markus Brieger, Doris Greiner, Ute Hilgenberg, Barbara Menges und Erica Trimper wurde von Jürgen Schmidt feinfühlig am Flügel begleitet. Starke Uraufführung -starker Applaus.

Text und Foto: Gesine Werner

„Im Angesicht Gottes suche der Mensch sich selbst.“ Im Dom- und Diözesanmuseum Mainz nehmen Hausherr Dr. Winfried Wihelmy und Professorin Dr. Mechthild Dreyer die Kirchenheilige Hildegard von Bingen „in die Mitte“.

Lebensspeise der Heiligen Schrift ist lauwarm geworden

Hildegard von Bingens Auseinandersetzung mit den Theologen ihrer Zeit / Vortrag im Dom- und Diözesanmuseum Mainz

Zum äußerst aufschlussreichen Finale der Vortragsreihe „Gelehrte Mahnerin – Hildegard von Bingen“ im Dom- und Diözesanmuseum Mainz begrüßte Hausherr Dr. Winfried Wilhelmy eine renommierte Philosophin. Der Titel „Die Lebensspeise der Heiligen Schrift ist schon lauwarm geworden“ verweise auf die Auseinandersetzung Hildegards mit den Theologen ihrer Zeit. Mit dem „unerschöpflichen Thema der Universalgelehrten“ habe sich Prof. Dr. Mechthild Dreyer, langjährige Vizepräsidentin für Studium und Lehre der Gutenberg Universität, ihr ganzes Leben beschäftigt.

Die unerschrockene Seherin und Reisepredigerin Hildegard aus Bermersheim, zweifache Klostergründerin und Äbtissin mit ganzheitlichem Welt- und Menschenbild, kritisierte die Entwicklung der christlichen Glaubenslehre auf das Schärfste. Während im 11./12. Jahrhundert Wissen professionalisiert wird und Universitäten nach dem Vorbild der Zünfte entstehen, sollte die Kirche den wahren christlichen Glauben verkünden. „Doch jetzt wankt der katholische Glaube unter den Völkern, und das Evangelium steht bei diesen Menschen auf schwachem Fuß. Auch die dicksten Bände, welche die erfahrenen Lehrer mit großem Eifer herausgegeben haben, lösen sich in schmählichen Überdruss auf, und die Lebensspeise der göttlichen Schriften ist schon lau geworden.“

In ihrem Hauptwerk Liber scivias stilisiert sich die „Prophetissa Teutonica“ als unberedten Menschen“. In „Lichterfahrungen“ wurde sie beauftragt, das Gesehene niederzuschreiben und als „Posaune Gottes“ dessen Wundertaten verbreiten. „Deshalb spreche ich jetzt durch einen unberedten Menschen über die Heilige Schrift. Er ist nicht von einem irdischen Lehrer belehrt (!), sondern ich, der ich bin, verkünde durch ihn neue Geheimnisse und viel Mystisches, das bisher in den Büchern verborgen war.“

Text und Foto: Gesine Werner

Dramaturgin Marie Johannsen mit Gert-Uwe Mende bei der IntendanzAbschiedsparty: „Das Chaos ist aufgebraucht“. Der Oberbürgermeister meinte knochentrocken: „Das will ich doch schwer hoffen!“

Mit der Zauberflöte in der Hildensaga

himmelwärts

zu Romeo und Julia

Dramaturgin Marie Johannsen ist Neue Intendantin des Rheinischen Landestheaters Neuss (RLT)

Wenn die Schöne und das Biest mit der Zauberflöte himmelwärts zu Sonne und Beton kommen, treffen sie Romeo und Julia beim Happy End (keine Garantie). Das alles und noch viel mehr geht in der Spielzeit 2024/25 über die Bühne(n) des Rheinischen Landestheaters Neuss. Die Internationalen Tanzwochen Neuss finden hier ein zukunftsfähiges Domizil.

Das RLT hat mit der 1991 in Balingen auf der Schwäbischen Alp geborenen, in Wien studierten Theater-, Film- und Medienwissenschaftlerin und Dramaturgin (Heidelberger Stückemarkt, NRW-Theatertreffen Detmold) eine der jüngsten Intendantinnen der Republik. Improvisieren kann sie. Bei den Internationalen Maifestspielen Wiesbaden 2024 adelte die Dramaturgin die Wiener Schauspielerin / Regisseurin und Stammgästin Chris Pichler als „Maifestspiel-Queen“ und fing den befremdlichen Totalausfall der Gastronomie auf. Das Publikum wurde zur Theaterkantine gelotst und die designierte Intendantin packte hinter der Theke mit an.

Es schließt sich mit dem RLT-Intendanzwechsel in Neuss ein Kreis zu Wiesbaden. Den Intendanz-Stab übernimmt Marie Johannsen von der früheren Wiesbadener Wartburg-Chefin Caroline Stolz, deren Amtsantritt sie 2019/20 als Neusser Dramaturgin mit vorbereitet hatte. Aus Wiesbaden kommt auch Vize-Intendant Dirk Schirdewahn als Leiter des Jungen Rheinischen.

Nina Wronka schuf ein Foyer mit Stadtbalkon und Dorflinde - täglich geöffnet. Der „Hildensaga“ zum Start folgt die „Zauberflöte“ als Übernahme von der Wiener Burg. Der Bühnenzirkus „nach Mozart“ von Nils Strunk & Lukas Schrenk (beide bis zum Sommer in Wiesbaden engagiert) wurde an der Donau gefeiert. Marie Johannsens erste RLT-Spielzeit ist „ganz dem RheinischSein verschrieben“.

Text und Foto: Gesine Werner

Hawken erzählte frisch von der Leber beim Kulissengeplauder der Gesellschaft der Theaterfreunde und Theaterfreundinnen mit Vizechefin

Von Oxford und London über Paris nach Wiesbaden

Amüsant informatives Kulissengeplauder mit Opern-Korrepetitor Tim Hawken

Die „Gesellschaft der Freunde Theaterfreunde“ (und Theaterfreundinnen!) bittet gerne zu amüsantinformativen und spannenden Abenden ins Prunkfoyer, befragte Landtags-Kandidat*innen vor der Wahl und fühlte den neuen Intendantinnen Dorothea Hartmann & Beate Heine lange vor ihrem Start auf den Zahn. Das „Kulissengeplauder“ von Vizechefin Katharina Queck ist immer für ein Sternstündlein gut. Zuweilen schließen sich Kreise wie bei OpernKorrepetitor Tim Hawken, der ein Faible für Chopin und Rachmaninoff hat, zum Einstieg am Flügel mit Edgar Elgars „Serenade“ begeisterte und später seine individuell-originelle Fußpedal-„Technik“ erläuterte. Im Verbund mit dem spontan eingesprungenen exzellenten Bariton Christopher Bolduc machte der hochkarätige Pianist die Mitgliederversammlung der Gesellschaft im April vor dem offiziellen Teil zu einer kleinen Lieder-Soiree. Mit feinfühligem Pianospiel veredelte er mehrere der berührenden Lesungen des früheren „Kulissenplauderers“ Uwe Kraus („Der Zitronentisch“/„So steht es geschrieben“) und bereicherte dessen Bühnenabschied mit Kammersängerin Angela Denoke. En passant überraschte der „in Schottland geborene Engländer“ - ein streichquartettgestählter Bratschist, der erst spät hauptfachmäßig (Stipendium) zum Klavier „abgebogen“ ist - als veritabler Tenor (Oxford Cathedral-Choir). Eigentlich spielt er ja lieber „vom Ohr auf die Finger“ als „vom Blatt“…Seine „schöne Tenorstimme“ brachte ihn zum Manchester Cathedral Choir und für drei Jahre nach Oxford.

Understatement – very british. Der humorvolle Organist der St. Augustine of Canterbury behauptet, sein Praktikum bei der English National Opera in London „gewonnen“ zu haben. Er durfte sogar dirigieren. Opernchordirektor Albert Horne hatte den Opernkorrepetitor zur Produktion „Peter Grimes“ mit Lance Ryan 2016 ans Haus gelotst. Tim Hawken: London – Paris – Wiesbaden.

Im Silberjubiläumsjahr überreichte Kulturamts-Chef Jörg-Uwe Funk zur Freude von Detelina Grigorova-Kreck den Preis des Kulturamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden an Luce Grosjean, Präsidentin des weltweit führenden Animationsfilm-Vertriebs Miyu Distribution aus Montpellier.

Silberjubiläum der trickreichen Hochkaräter

25. Internationales TrickfilmFestival Wiesbaden mit Stargast Bill Plympton

Ein Silberjubiläum der Animations-Kunst: 72 Filme aus 26 Ländern, der aktuelle Oscar-Preisträger „Der Junge und der Reiher“ von Filmlegende Hayao Miyazaki und Stargast Bill Plympton/USA mit seinem aktuellen Langfilm „Slide“.

Das Internationale Trickfilmfestival Wiesbaden ging als Teil des Doppeljubiläums der kulturpreisgekrönten „Freunde der Filme im Schloss“ (Eheleute Kreck & Michael O. Fechner) über die Bühne.

Film im Schloss-Gründer Joachim Kreck, Jahrgang 191, „hat mit seiner unermüdlichen Arbeit den Weg zu diesem 25. Festival vorbereitet“, würdigte Ehefrau Detelina Grigorova-Kreck bei der Eröffnung. Die Expertin ist mit Filmkoryphäe Joachim Kreck in der Oral HistoryAnthologie „Erlebte Geschichte & Geschichten“ vom Förderverein für das Stadtarchiv Wiesbaden vertreten. Das Festival in Kooperation mit Kulturamt Wiesbaden, Deutscher Film- und Medienbewertung und Omnimago GmbH wird vom KulturFonds RheinMain gefördert.

Den Preis des Kulturamtes der LH Wiesbaden übergab Kulturamts-Chef Jörg-Uwe Funk an Luce Grosjean, Präsidentin des weltweit führenden Animationsfilm-Vertriebs Miyu Distribution aus Montpellier.

Eine Weltpremiere: Vuk Jevremovic, Kulturamtspreis 202, präsentierte mit „Moral Support“ die Echos des 20. Jahrhunderts im damaligen Jugoslawien, inspiriert von der slowenischen Band Laibach. Mariola Brillowska stellte ihren neuesten Streich „Blusenfax“ und ihr innovatives Musikvideo „Ich gehe in den Tag“ vor. An die Oscar-nominierte deutsche Erstaufführung (!) des iranischen Kurzfilms „Our Uniform“, den 2D-Zeichentrickfilm „Dodo“ und die witzige „DoudouChallenge“ gingen die Publikumspreise.

Text und Foto: Gesine Werner

Text und Foto: Gesine Werner
Veritable Bratschist, Pianist und Tenor: Opern-Korrepetitor Tim
Katharina Queck.

Die Retrospektive dieser außergewöhnlichen Künstlerin, die 1962 als 29jährige nach Wiesbaden kam, um an den „Fluxus Internationalen Festspielen Neuester Musik“ teilzunehmen, präsentiert das umfangreiche Werk von Alison Knowles von frühesten Arbeiten bis in die Gegenwart.

Bis heute gilt sie als eine der zentralsten Figuren der Fluxus-Bewegung, wohl auch, da ihr Kunstschaffen die erste Generation von Fluxus überdauerte, und sie sich neben ephemerer, performativer Kunst, ebenso in den Bereichen von Malerei, Druckgrafik, bis hin zu Skulptur und Installation, Klangarbeiten, Poesie und Publikation bewegte.

Als einzige weibliche Mitbegründerin von Fluxus unterscheidet sich die Arbeit von Knowles von der ihrer männlichen Kollegen insbesondere durch ihr Interesse an Lebensmitteln und häuslichen Materialien und Aktivitäten, die sie als „Geheimnisse der gewöhnlichen Dinge“ bezeichnet hat.

Alison Knowles‘ Kunst begegnet uns überall: Im Rascheln bei der Zubereitung von Salatblättern, im Klackern getrockneter Bohnen, im Knistern von Zeitungspapier und im schmatzenden Geräusch von Haut-

Die Sinnlichkeit des Alltags

Alison Knowles im Museum Wiesbaden

creme beim Verreiben in den Handinnenflächen. Mit einem feinfühligen Blick für ihre Umgebung lenkt die Fluxus-Künstlerin unseren Blick auf die Poesie des Alltäglichen und lädt ihr Publikum ein, dies ebenso zu tun. Ob es abgetragene Schuhe oder Zwiebelschalen sind, Knowles widmet ihnen die gleiche Aufmerksamkeit.

Sie verleiht den bisher unbeachteten Szenen des Alltags neue Bedeutung und schafft damit eine Sinnlichkeit, die sowohl in der emotional aufgeladenen Nachkriegszeit als auch heute neue Denkräume eröffnet.

Noch bis Ende Oktober ist auf dem Kranzplatz am Kochbrunnen ist die jüngste Iteration ihres Projekts The House of Dust zu sehen.1967 schuf Knowles in Zusammenarbeit mit dem Komponisten James Tenney ein frühes Beispiel für computergenerierte Poesie und künstliche Intelligenz 1968 fasste Knowles den Entschluss, einen dieser zufällig entstandenen Gedichte in einen Bau umzusetzen: The House of Dust.

Mehr als fünfzig Jahre nach der Entstehung von Knowles Gedicht ist mit The House of Dust, nun erstmals eine architektonische Iteration in Deutschland zu sehen. Wie in den 1960er Jahren werden auch in Wiesbaden der Computer zum Akteur und die Maschine zum Schöpfer. Doch während damals ein Gedicht ausgedruckt wurde, wird heute die gesamte muschelförmige Lehmstruktur mittels D-Druck hergestellt. Der Entstehungsprozess wird zur zeitgenössischen FluxusErfahrung.

Alison Knowles: Retrospektive 20.9.24 – 26.1.2025 Museum Wiesbaden Friedrich-Ebert-Allee 2 65185 Wiesbaden

Öffnungszeiten:

Di, Mi, Fr, Sa und So 10—17 Uhr, Do 10—21 Uhr www.museum-wiesbaden.de

The house of dust, Alison Knowles, d printed by wasp, Foto: © Wolfgang Gunzel

„Raus in die Weite. Zurück in die Weite. Die weite Welt steht Ihnen offen.“ Die Banner der Sommerferien sind ein Teaser der kommenden Saison. Das Staatstheater Mainz hat für die neue Spielzeit 2024/25 die Parole ausgegeben: „Es geht ums Ganze“.

Wenn es „um´s Ganze“ geht, die „grenzenlose Kultur“ bis zu den „Sternen des „Südens“ reicht und der geschätzte Generalmusikdirektor zum Schwanengesang anhebt, ist der Musentempel der Domstadt gemeint.

Am Staatstheater Mainz blickt Intendant Markus Müller „voller Vorfreude auf die elfte Saison“ und sieht die letzte Spielzeit als eine der erfolgreichsten der Geschichte mit 77 Vorstellungen am Haus und 22 92 Interessierten plus „tanzmainz“-Touren nach New York, Montreal und Frankreich.

„Theater all-inclusive“ - eine Gastro-Pauschale als bundesweites Novum. Der Versuchsballon zeigte sich vom Start weg als Erfolgsmo-

dell. Zum Ticketpreis inklusive Garderobe und Programmheft kommen sieben Euro. Die Gäste bedienen sich nach Gusto an Weißwein aus Rheinhessen, Wasser, Limo oder an alkoholfreien Cocktails und knabbern Laugenbrezeln mit Spundekäs. Plaudern bei kleiner Stärkung vor dem Kunstgenuss und in der Pause. Genauso geht´s weiter in der Saison 2024/25, die nach dem Theaterfest am 14. September durchstartet.

Anne Kochs „Kranke Hunde“ als Eisbrecher im Range einer deutschen Erstaufführung. Thomas Manns „Bekenntnisse des Hochstaplers Krull“ folgen.

ANTIGONE

„Wenn Du geredet hättest, Antigone“ wäre auch ein passender Titel für die feministisch angehauchte Sophokles-Bearbeitung „Ich, An-

tigone“ von Anna Gschnitzer. Ein Staub-Chor als Memento mori, ein betont gendernder Herrscher, aktuelle Anspielungen an Klima & Co. nebst Ismene-Aufwertung. Antigone wirbelt tüchtig Staub auf, trotzt König Kreons Verbot, bestattet ihren „Staatsfeind“-Bruder Polyneikes, geht hasserfüllt sehenden Auges in den Tod. „Gemeinsamschwesterliches“ hilft nicht. Hausregisseur Alexander Nerlich inszeniert den ganzen Raum, setzt mit Leandra „Antigone“ Enders, Denis „Kreon“ Larisch, Luisa „Ismene“ Eder, Kruna „Iokaste“ Savic, „Haimon“ David T. Meyer und „Teiresias“ Sabah Qalo auf ein ausdruckstarkes Ensemble. Mit der Oper „Idomeneo“ kommt der Regisseur, dessen „Dorian Grey“ gerade in Saarbrücken gefeiert wurde, mozärtlich nach Mainz.

„Sterne des Südens“ und ein

Staatstheater Mainz mit neuem Kombiticket „Grenzenlos

Kultur“ und dem „tanzmainz festival #5“

Generalmusikdirektor Hermann Bäumer und Choreograph Giuseppe Spota haben gemeinsam das theatralische Tanzstück „Tambora“ uraufgeführt.

EMILIE

Émilie du Chatelet (1706 – 1749): „Gemeinsam mit Voltaire im „Königreich des Geistes und der Herzen“. Als Geniestreich begeisterte die deutsche Erstaufführung der eindrücklichen Kammeroper „Emilie“ von Kaija Saariaho, die der bedeutendsten Mathematikerin-PhysikerinPhilosophin der Aufklärung huldigt. Voltaires hoch geschätzte „göttliche Geliebte“.

Die berührende Inszenierung von Immo Karaman im viergeteilten, prägnant möblierten Bühnenraum mit Leuchtschrift (I. Karaman & Philipp Contag-Lada) geht unter die Haut. Das Magazin Opernwelt hob die „klanglich und optisch attraktive Setzung“ auf den Titel. Zum Niederknien sind die Sängerinnen Julietta Aleksanyan, Alexandra Samouilidou & Maren Schwier, die der Femme Savante ihre Stimme leihen. Tänzerin Bettina Fritsche ergänzt kongenial. Ein Opernabend mit Nachhall. Der Schwanengesang des „abgängigen“ Generalmusikdirektors Hermann Bäumer, (ZDF/Sat: „Beethoven – ein Geisterspiel“ mit JanChristoph Gockel & Michael Pietsch, Giuseppe Sporas Tanzstück „Tambora“, Kaija Saariahos „Emilie“) prunkt mit Mahler, Strauss & Lili Boulanger. Die „Symphonie Fast-

nachtique“ wird närrisch mit Lars Reichow. Oliver Messiaens „Èclairs sur l‘Áu-Delà“ im Hohen Dom zu Mainz ist das Finale Grande. tanzmainz

2014 hat Tanzdirektor Honne Dohrmann die Sparte „tanzmainz“ als „Place of Creation“ gegründet. Am 4. Oktober wird die „einzigartige und festliche Gala“ mit dem FAUSTpreisgekrönten Ensemble zelebriert. Das große „tanzmainz festival“ bringt alles in Bewegung. Frédérick Gravel/Montreal und Philippe Kratz & Camera obscura fordern heraus. In Kooperation mit Sasha Waltz kommt „IN C“ auf die Bühne.

Grenzenlos Kultur

Zum ältesten inklusiven Festival lädt die Lebenshilfe in Kooperation mit dem Kultursommer Rheinland-Pfalz und bietet in der 26. Auflage die „Sterne des Südens“ mit 1 Gastspielen aus 8 Ländern. „Sterne des Nordens“ zum Auftakt.

Der frühere Mainzer Hausregisseur Jan-Christoph Gockel fügt Storms „Schimmelreiter“ mit „Hauke Haiens Tod“ (Andrea Paluch & Robert Habeck) zusammen. Das Deutsche Theater Berlin bringt Mitglieder des RambaZamba-Ensembles und Michael Pietschs Puppen mit. „Bauchgefühl“ zeigen Theater Thikwa &

Arthur Millers „Hexenjagd“ hatte Regisseur Alexander Nerlich mit Choreografin Cecilia Wretemark im Bühnenbild von Wolfgang Menardi inszeniert. Nach der Uraufführung von Anna Gschnitzers „Ich, Antigone“ in der letzten Spielzeit, bringt der Hausregisseur den mozärtlichen „Idomeneo“ als erste Opernpremiere auf die Mainzer Bühne. Grenzenlos Kultur-Pressekonferenz mit

hannsjana, Two Fish wissen: „Bettina bummelt“.

Aus Spanien kommen Cia Danza Mobile („El festin de los Cuerpos“) und Cia Vero Cendova („ParlemNe“). Marina Otero zeigt „Kill me“. Belgien ist mit Tom Struyfs „Finding Willard“ dabei. „Besser den Spatz in der Hand als…“ meint die tanzbar_ bremen. Marcos Abranches aus Brasilien zeigt „Corpo sobre tela“. Alessandro Schiattarellas „ZerBrech-Lich“ verbindet Schweiz und Italien. Das Schauspielhaus Wien würdigt „die vielen Stimmen meines Bruders“. „Aurora Negra / Schwarze Morgenröte“ ist Portugal-Theater. Im Grünen Kakadu lädt eine Art RambaZambaBar ein.

www.grenzenlos-kultur.de

Text und Fotos: Gesine Werner

Zur WIESBADEN-BIENNALE 2022 ließ Kurator Kilian Engels mehrere Tonnen Sand in die Wartburg bringen für das mehrtägige Projekt „Sun & Sea“ von Rugilé Bardziukaité, Vaiva Grainyté und Lina Lapelyté. Aufblasbares Planschbecken, Fahrrad, Hund & Co. durften die Mitwirkenden aus Wiesbaden mitbringen zum Sandstrand.

Neustart mit Doppelpunkten, Neugier und nackten Tatsachen

TheaterDonner auf den Brettern der Landeshauptstadt Wiesbaden

Das neue Intendanz-Duo Dorothea Hartmann & Beate Heine geht am Hessischen Staatstheater Wiesbaden mit Karacho in die ausgefeilte SpielZeit 2024/25.

Die Kassenhalle im Sommer 2024 offeriert ein farbenfrohes Signal des Überganges von der alten zur neuen Intendanz: „Das Chaos ist aufgebraucht...“ ist auf dem grünlichen Monatsleporello Juni 2024 die Devise. Für „September & Oktober“ lädt der weinrote Leporello ein.

„Auf den ersten Blick zeigt sich Wiesbaden als eine schöne und wohlhabende Stadt. Eine Stadt, die auch von ihrem Erbe lebt – kulturell, ökonomisch. Die Stadt ist sehr viel heterogener, als sie zunächst erscheint. Und diese Widersprüche soll Theater sichtbar machen“, startet Intendantin Beate Heine den druckfrischen Spielplan 2024/25. „In der ersten Spielzeit stellen wir immer wieder Fragen nach „Erbe“ und „Vermächtnis“, schreibt Intendanzkollegin Dorothea Hartmann.

„Neugier und gleichzeitig innere Stärke & Durchlässigkeit“ sollen ihre Kinder von ihr lernen und erben. „Neugier auf unterschiedliche Theaterformen, auf Menschen, auf Dialog miteinander. Damit starten wir jetzt auch – mit der Kommunikation. Wenn das aufgeht, ist es ein gutes Erbe für die Stadt.“

Die neuen Wiesbaden-Hausherrinnen, zuletzt im Leitungsteam der deutschen Oper Berlin und VizeIntendantin am Schauspielhaus Hamburg, sind hoch ambitioniert und fragen in ihrer ausgefeilten Premieren-Spielzeit: „Was ist unser Erbe?“ Mit „nackten Tatsachen“ geht die Chose los am 27. September 2024. Per Open Call hatte das Haus „Menschen jeden Alters (18+), Geschlechts, Her-

kunft mit Interesse an Bewegung“ - Nacktheit erforderlich - für die partizipative Performance „Habitat“ der Choreografin und dreifachen „Tänzerin des Jahres“ Doris Uhlich gesucht - und gefunden. Feiern sie mit uns! Die Mädels „lassen die Hosen runter“ (laut Leserbrief) und krachen lassen sie es auch. Zünftiges Tamtam am Eröffnungs-Wochenende, das mit sieben Premieren an drei Tagen aufwartet - und mit der Qual der Wahl: Ob Abonnement oder Freiverkauf - Parallelpremieren machen einen Strich durch die Rechnung. Alle Vorführungen erleben is nich`.

Noch ein feminines Leitungs-Duo: Am 28. September stellt sich in der Wartburg als neuem Domizil des JUSTs unter Emel Aydogdu & Anne Tysiak mit eigenem Ensemble „die Werkstatt der Schmetterlinge“ vor. Mit dem Hessischen Staatsballett belebt das JUST im „Wurzel-Baum“ den Dialog der Generationen.

Erst „feierliche Eröffnung“, dann fulminanter Eisbrecher von György Ligeti im Großen Haus: „Le Grand Macabre“. Das Spektakel richten Zürich-Intendantin Pinar Karabulut und Generalmusikdirektor Leo McFall an. Christina Rast rauschendes „Spiel der Illusionen“ von Pierre Corneille kommt als

Das neue Leitungsteam des Hessischen Staastheaters Wiesbaden stellt sich samt Spielplan 2024/25 vor: Ballettchef Bruno Heynderickx, Generalmusikdirektor Leo McFall, Minister Timon Gremmels, Intendantin Beate Heine, Intendantin Dorothea Hartmann, OB Gert-Uwe Mende, JUST-Chefin Emel Aydogdu und JUST-Chefin Anne Tysiak (von links).

„extravagante Bagatelle“ auf die Bühne im Kleinen Haus. Danach gibt es Party! Tags drauf gibt das Landesmuseum die Kulisse ab für eine Inszenierung von Thomas Bernhards Roman „Alte Meister“ – und das Publikum mittenmange. Mit der Uraufführung des surrealen Thrillers „Double Serpent“ von Sam Max, (Auftragswerk für das Haus) arbeitet Ersan Mondtag erstmals in Wiesbaden. Seine skurrile Regie „Tyrannis“ mit dem buchstäblich „blind“ agierenden Ensemble des Staatstheaters Kassel gastierte in den IMF 2017.

Ein Sit-In im „Salon Strozzi“ auf der Hauptbühne folgt als Femmage an die zu Unrecht vergessene Barockkomponistin Barbara Strozzi. Das Publikum rückt näher zum Orchester, denn „mitten im Klang sitzen“ wollte der neue GMD „immer schon realisieren“. Schulklassen werden Brahms hautnah erleben. „Große Werke“ werden gemixt mit Kompositionen, „die bekannter sein sollten“. Dariya Maminova kommt als erste „Composer in Residence“ ans Haus.

Augsburger Puppenkiste, Shakespeare, Rimini-Protokoll, Fußball mit Kleist, Ingeborg BachmannPreis und Tanzkunst satt, das Studio als Experimentierbühne für den Regienachwuchs und das PAD-Festival in Wiesbaden. Das neue Duo legt mit Verve los - 48 Premieren & Sinfoniekonzerte

Ein einstmals „lupenreiner Demokrat“, Ex-Kanzler Gerhard Schröder, wird von Intendant Uwe-Eric Laufenberg als symbolische Geisel angeboten beim Maifestspiel-Gastauftrittt 2018 des Gogol Centers Moskau: „Who is happy in Russia?“ in der Regie von Kirill Serebrennikov. Anwältin Dorotee Keller unterstützt den Appell: „Free Kirill“.

inklusive 17 Uraufführungen. Ein paar Wiederaufnahmen, auch vom Intendanzvorgänger.

Die feminine Doppelspitze hat sich interdisziplinäres Arbeiten im Dialog mit der Stadtgesellschaft auf die Fahnen geschrieben (wir berichteten). Dorothea Hartmann & Beate Heine verordnen dem Haus eine Runderneuerung.

Die neuen Chefinnen „schauen von außen drauf“, hatte Minister Timon Gremmels die langwierigen Haus-Querelen und unrühmlich „einvernehmliches“ Ende der Laufenberg-Intendanz bei der Programmvorstellung angedeutet. OB Gert-Uwe Mende lächelte „Kunst kommt von Kommunikation“, lobte „beherztes Herangehen“ und den „sehr nahbaren, frischen Blick mit der Öffnung zur Stadt der Vielfalt und der Religionen“.

Schwäbin Hartmann und Hanseatin Heine signalisierten „großes Vertrauen dem Haus gegenüber mit seinen 650 Beschäftigten in fünf Sparten“.

Nanu? Im Spielplan 2024/25 - in punkto Übersichtlichkeit noch ausbaufähig - sind Abteilungen und Gewerke des Betriebes mit keinem Wort erwähnt. Die Unverzichtbaren „im Dunkeln“ hinter der Bühne sehen wir nicht, doch die Wertschätzung durch Namensnennung ist seit Jahrzehnten guter Brauch

- quer durch die Theaterlandschaft. Apropos: Der Musentempel der hessischen Landeshauptstadt trägt amtlich den Titel „Hessisches (!) Staatstheater Wiesbaden“.

Das aktuelle Design ist erfrischend farbenfroh und will mit dem prägnanten Doppelpunkt die neue Doppelspitze und den „Gedanken des Austauschs“ signalisieren. Das eigenmächtige „Umbenennen“ ist ein Fauxpas, wird eine „Eintagsfliege“ sein.

Ballettdirektor Bruno Heynderickx - der als deutsches Aerowaves-Mitglied das europäische Tanzfestival Spring Forward 2024 in Kooperation mit tanzmainz UPDATE erstmals nach Deutschland gelotst hat - hat ein Jubiläum: 10 Jahre Hessisches Staatsballett sind zu feiern. Das Jubiläum bringt mit „Broken Bob:“ erstmals die chinesische Starchoreografin Xie Xin (Timeless) und die FAUST-nominierten Imre & Marne van Opstal an einem Doppelabend. Das 9. Tanzfestival Rhein-Main frönt der Bewegung.

“Was Ihr wollt:“ Mit ihrem ausgezeichneten Jungen Staatsmusical kommt uns Chefin Iris Limbarth klassisch á la Shakespeare und bringt einen Kinohit auf die Bretter. Bühne und Intendanz-Sessel frei für Dorothea Hartmann & Beate Heine: Herzlich willkommen in Wiesbaden! Möge die Übung gelingen.

Text und Fotos: Gesine Werner

Am Saarbrücker Staatstheater ist Verdis Blockbuster „Aida“ aus der Pharaonen-Antike in der Gegenwärt angekommen. Pyramiden-Romantik? Nicht die Spur.

Herz statt Hetze – Bühne frei für

Vielfalt

Saarländisches Staatstheater Saarbrücken mit der Spielzeit

2024/25 – „Schwanengesang“ von Generalintendant Bodo Busse

„Recht & Gewissen“. Das Motto der Spielzeit 2024/25 markiert den Schwanengesang des zur Staatsoper Hannover „abgängigen“ Generalintendanten Bodo Busse.

Der legt einen fulminanten Endspurt hin und holt mit Armin Petras einen Regiehochkaräter, der „nach Sophokles“ (!) den Klassiker „Antigone“ mit großem Bürgerchor zur Uraufführung bringt (Dramaturgie Horst Busch).

„Aida“ am Nil - hochpolitisch und brandaktuell als Kampf ums Wasser. Bis in die Pause hinein sorgt das von Regisseur Manuel Schmitt ins Heute geholte Drama mit den „Leichen“ an der Rampe für Gänsehauteffekte.

Ein Paukenschlag wird Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ von Chefregisseur Christoph Mehler. Mit einer Art „Blind date“ hebt der Schauspieldirektor die Reihe „Ein neues Stück“ aus der Taufe.

Heinrich von Kleists frühes Me TooStück um den „zerbrochenen Krug“ setzt Jungregisseurin Pia Richter in Szene. Das preisgekrönte 18. „Festival Primeurs“ lädt ein. Klaus Manns „Mephisto“ kommt als „bildgewaltige Theatergeschichte“ heraus. Sébastien Jacobi bringt mit „Der Mann, der lacht“ Victor Hugos 1928 verfilmten Roman auf die Bühne.

Ballettdirektor Stijn Celis wartet mit Prokofjews „Romeo und Julia“ in betörender Choreografie auf. Ein spannender „Dreischritt“ zeigt Choreografien von Johan Inger, Hans van Manen & Stijn Celis. Caroline Finn „As you are“ orientiert sich an Virginia Woolfs „Bring no clothes“.

in Japan dank Regisseur Tomo Sugao aus Sapporo. Starker Beifall für Dirigent Justus Thurau (Mitte) und das brillante Ensemble der poppig bunten „Entführung“ aus dem fernöstlichen Serail, das mit Mangas als Cosplay („costume“ & „play“ = japanisch „kosupure“) daherkommt und überzeugt.

Die „Odyssey“ von FAUST-Preisträger Brian Aris kommt als rätselhafte Zeitreise zwischen Homer und Stanley Kubrick wieder. Der unkaputtbare „Werther“ Raimund Widra in seiner achten Spielzeit, die mitreißende „Bettwurst“ nach Rosa von Praunheim und der satirisch grundierte „Reichskanzler von Atlantis“ sind dabei. Im Musiktheater kommen „Irgendwo auf der Welt“ die Comedian Harmonists an. Saarbrücken entdeckt Gustav Holst. Dessen Oper „Sita“ bringt Jakob Peters-Messer zur Uraufführung.

Seine Inszenierung von Puccinis „Turandot“ mit dem Berio-Finale ist wieder auf dem Spielplan. Den „Zauberflöten“-Rätseln von Mozarts Freimaurer-Oper geht Susanne Lietzow auf den Grund. „Hoffmanns Erzählungen“ lauschen Krystian Lada und GMD Sébastien Rouland. Wagners „Ring“ zum dritten: Alexandra Szemerédy & Magdolna Parditkas schmieden weiter: „Siegfried“ ante portas.

„Aida“ am Heiligen Nil ohne Pyramidenromantik und Pharaonen-Klimbim, hochpolitisch und brandaktuell im gärenden Konflikt ÄgyptenÄthiopien. Wasserpoker im Klimawandel. Manuel Schmitt holt mit dem exzellenten Ensemble Verdis Blockbuster um Liebe und Macht in Julius Semmelmanns abgeranzter Fabrikhalle ins Heute. Bilder von Dekadenz und Grausamkeit. Emotional verwahrlost planscht Königstochter Amneris (Judith Braun) wie Esther Williams im Schaumbad, spritzt den Dürstenden das kostbare Nass ins Gesicht. Ingegjerd Bagoi-

en Moe ist eine anrührend intensive Aida mit grandioser Stimme. Angelo Samartzis ist ihr standfester Geliebter Radamès. Auch „König“ Hiroshi Matsui, Markus Jaurschs intriganter Hohepriester Ramfis und „Vater“ Peter Schöne bieten vokales Edelmetall auf. Mit dem feinfühlig dirigierenden Erster Kapellmeister Stefan Neubert und dem Staatsorchester in Hochform ernten sie minutenlang Applaus. Herausragender Abend mit Nachhall.

Grelle Ampeln, Winkekatze, Mangas, „gefangen“ in einer Bar. Die mozärtliche „Entführung aus dem Serail“ von Regisseur Tomo Sugao/ Sapporo bietet szenischen Witz und feinste Koloraturen (Liudmila Lokaichuk & Bettina Bauer). Die poppig bunte Japan-Chose mit „Bassa Selim“ Po-fu Wu, „Belmonte“ Jon Jurgens, „Pedrillo“ Albert Memeti & „Osmin“ Tapani Plathan geht auf. Bühne Pascal Seibicke, Kostüme Julia Katharina Berndt. Dirigent Justus Thorau und das brillierende Orchester werden gefeiert.

Philipp Löhles bitterbös tiefschwarze Gesellschaftssatire „Firnis“ und Regisseur Christoph Mehler zeigen, wie papierdünn die Öko-Fassade der nervigen Weltverbesserer ist. Hübsch bigott sind blutrünstige Notärztin, durchgeknallte Therapeutin, sadistisches Ehepaar zu dem ins Prekäre gerutschten Familienvater mit Maso-Attitude. Raimund Widra, Verena Bukal, Jan Hutter, Christiane Motter, Jonathan Lutz, Gaby Pochert - starkes Ensemble, starker Beifall.

Text und Fotos: Gesine Werner

Am Musentempel in Saarbrücken gilt die Devise: „Bühne frei für Vielfalt! Herz statt Hetze!“ Die pinkfarbene Botschaft wird an allen Spielstätten - wie hier an der Alten Feuerwache - verkündet.

Aha. Zur „Odyssey“ geht es also durch den „Eingang - weiße Tür“. Der Wegweiser meint das neue Tanzstück des FAUST-Preisträgers Bryan Arias in der Alten Feuerwache.

Mozärtlich

Seit 17 Jahren gibt diese Reihe mit zahlreichen kulturellen Veranstaltungen Einblicke in Jüdisches Leben. In Kooperation mit dem Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden hat die Jüdische Gemeinde Wiesbaden erneut ein spannendes und unterhaltsames Programm zusammengestellt. Die Eröffnung findet am . September im Rathaus Wiesbaden mit der Ausstellung „Mischpoche“ des Fotografen Jan Zappner statt, der mit den unterschiedlichen Biografien und Geschichten seiner Prota-

gonisten nicht zuletzt auch seinen eigenen Bezug zum Jüdischsein bearbeitet.

Im Laufe eines Jahres traf er sich mit 29 Männern und Frauen in Deutschland und sprach mit ihnen über ihr Verhältnis zum Jüdischsein und zu Deutschland. Den, während der Treffen entstandenen Portraits fügt er Zitate seiner Akteure hinzu und lässt sie frei darüber reden, was sie denken. So ist ein Kaleidoskop an Gefühlen und kritischen Eindrücken aus vier Generationen entstanden, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Im Rahmen einer Lesung des Autors und Publizisten Alex Feuerherdt wird das Verhältnis der Vereinten Nationen (UNO) zu Israel kritisch beleuchtet. Wie kommt es, dass sich Israel derart im Visier der Uno befindet? Was treibt die Vereinten Nationen und ihre Mitgliedsländer an? Und warum unterstützen so viele europäische Regierungen den strammen AntiIsrael-Kurs der Uno, den vor allem die unfreien Staaten vorgeben? Diesen Fragen geht der Autor in seinem Buch „Vereinte Nationen gegen Israel – Wie die Uno den jüdischen Staat delegitimiert“ nach. Eine weitere Lesung mit Laura Cazés versucht durch einen Perspektivwechsel, die Sicht auf Jüdisches Lebens in Deutschland zu erweitern, in dem unterschiedlichste Autorinnen und Autoren gebeten wurden, ihre Perspektiven, Rollenzuschreibungen und Gefühlslagen zu beschreiben, um somit die Vielfalt jüdischer Positionen aufzuzeigen.

Entstanden sind sehr persönliche, vielschichtige Essays, nicht ohne Wut, aber auch nicht ohne Hoffnung, unter anderem von Mirna

Dobranotch, Foto: Elya yalonetski

Funk, Daniel Donskoy, Richard C. Schneider, Erica Zingher und Shahrzad Eden Osterer.

Musikalisch geht es im Kulturforum Friedrichstraße auch 2024 wieder vielfältig zu: den Anfang macht im September die Formation „Dobranotch“ mit Balkanrhythmen und Klezmer. Das Klezmer-Ensemble Dobranotch aus St. Petersburg wurde 1998 in Frankreich gegründet und ist seit 202 in Deutschland beheimatet. Im Laufe ihrer 25-jährigen Geschichte tourte die Gruppe durch die ganze Welt. All diese Jahre hat Dobranotch jüdische Musik gespielt und populär gemacht.

Ein Konzert mit Jazzclub-Spirit führt im November mit der Gruppe „Die Swingenden“ durch das musikalische Amerika des 20. Jahrhunderts.

Drei Sänger, eine Sängerin, ein Pianist und die schönsten Lieder, die Juden in Amerika im 20. Jahrhundert geschrieben haben! Die Gruppe „Die Swimngenden“ bieten im November ein entspanntes Programm, lustig und rührend, in Jazzclub- Atmosphäre. Es singen Amnon Seelig, Michael Wiebelt, Joachim Vette und Anna-Katharina Kalmbach. Das Quartett wird am Klavier von Lennart Altgenug begleitet.

Den musikalischen Abschluss findet Tarbut dann am 1. Dezember mit „The Oskar Strock & Eddie

Orchestra“. Oskar Strock und Eddie Rosner gehören zu den wichtigsten Mitbegründern der Swing- und Tango- Traditionen von Osteuropa bis hin zu Japan und Finnland.

Das 2021 unter der Obhut der Internationalen Oskar Strock & Eddie Rosner Gesellschaft gegründete Oskar Strock & Eddie Rosner Orchestra® bringt die Musik von Oskar und Eddie samt Werken ihrer Zeitgenossen zurück nach Deutschland. Der Bandleader und Initiator des exklusiven Programms, Dmitri Dragilew, hat die Kompositionen zusammengetragen, rekonstruiert und den alten Arrangements neue hinzugefügt, die den Geist der beiden atmen – kein simples „Ghost- Orchestra“, sondern eine bildungskulturelle

Botschaft und zugleich eine atemberaubende Zeitreise.

Fester Bestandteil sind natürlich auch die Filmvorführungen der Caligari FilmBühne. Dieses Mal werden vier Filme mit Bezug zu Jüdischem Leben gezeigt, unter anderem „Golda“, der international erfolgreiche Film über die ehemalige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir.

Last, but not least wird es eine Führung über den Friedhof „Schöne Aussicht“ geben. Ebenso lädt die Jüdische Gemeinde herzlich zu Ihrem Tag der offenen Tür ein, der am 22. Oktober stattfinden wird.

Alle Infos finden sich unter: https://www.jg-wi.de/tarbut/

Segnende Hände der Kohanim Foto: © Jüdische Gemeinde Wiesbaden, Fotograf: I. Eisenschtat

Rosner
Synagoge Friedrichstraße, Foto: © Jüdische Gemeinde Wiesbaden, Fotograf: I. Eisenschtat

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