Wiesbadener*in
Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude
Inklusives BABYLON
Miteinander Reden ist Gold!
agile drawings
Zweites Werkverzeichnis der Künstlerin
Petra von Breitenbach
Krimi2go: Mit Eulen schmusen
Museum
Reinhard Ernst Gesamtkunstwerk an der Rue
Die hohe Kunst der Animation
25. Trickfilmfestival Wiesbaden
Sterne-Cup der Köche
25 Michelinsterne im Schnee
SEG Wiesbaden
Konzepte für die Zukunft
en passant
Ausstellungsprojekt von Christiane Steitz und Anna Bieler
Freinsheim
Heute & Gestern
Fotokunststrecke zur 1250 Jahrfeier
Theaterdonner Wiesbaden
Neue Intendanz – neuer Spielplan
Ausgabe II / 2024 Preis: 6,50 €
BERATUNG IM HERZEN DER CITY
Kompetenter Service für eine individuelle und umweltfreundliche Mobilität!
Unsere vielfältigen Angebote:
Deutschlandticket: Die Nahverkehrsflatrate für ganz Deutschland. Schülerticket Hessen WI15: Für Wiesbadener Kinder und Jugendliche.
Seniorenticket Hessen: Die Jahreskarte für alle Personen ab 65 Jahren.
Sammelkarte: Fünf Einzelfahrscheine im „Vorratspack“. und viele mehr
Wir beraten Sie gerne persönlich. Kommen Sie vorbei! Mobilitätszentrale, Marktstraße 10 (am Dern‘schen Gelände)
Weitere Informationen finden Sie auch auf: www.eswe-verkehr.de/tickets
ESWE Verkehrsgesellschaft mbH · Gartenfeldstraße 18 · 65189 Wiesbaden · Telefon (0611) 450 22-450 · www.eswe-verkehr.de
Inhalt
Am 9. Juli ist es so weit: im Sendesaal des Hessischen Rundfunks wird dann „Babylon“ uraufgeführt – Höhepunkt und letzter Teil der Trilogie des einzigartigen inklusiven Tanzprojektes, das 2015 mit der „Schöpfung“ begann und nun, nach dem zweiten Teil „Arche Noah“ 2019, seinen Höhepunkt findet.
menschen & meinungen
Kleines Sternchen... S. 4
unternehmen & märkte
SEG S. 5
Sternecup der Köche S. 6
WiBau S. 8
kultur & kreatives
Tanzfestival Mainz S. 9
agile drawings S. 10
Freinsheim S. 12
Krimi2go S. 14 en passant S. 16
Theaterdonner S. 18
Babylon S. 20
Museum Reinhard Ernst S. 2
Landesmuseum Wiesbaden S. 24
25. Trickfilmfestival S. 0
Staatstheater Darmstadt S. 2
Staatstheater Saarbrücken S. 4
IMF Wiesbaden S. 6
Kulturfonds S. 7
NKV Wiesbaden S. 8
magazin
KulTouren S. 25
Ein Silberjubiläum mit Suchtfaktor mischt das Festival auf: „25 Ja!re auf dem Holzweg“ sind Tobias Reisige & Markus Conrads, Johannes Behr ist seit 2,5 Ja!ren an Bord. Das grandiose Anarcho-Trio „Wildes Holz“ setzt das Foyer unter Strom. Klassik, Jazz und Pop mit „Ofenrohr“ und singender Säge. Köstlicher Genuss für Stielaugen & Spitzohren. Foto: Gesine Werner
Alle drei Projekte wurden von der EVIM-Behindertenhilfe initiiert, von der LORENZ Stiftung gefördert, und von dem großartigen Choreographen und Tanzpädagogen Miguel Angel Zermeño realisiert. Das sollte sich wirklich niemand entgehen lassen! Der Vorverkauf läuft bereits über reservix.de (S. 20).
Wie in den letzten Jahren findet diesen Sommer auch wieder das Internationale Trickfilmfestival statt – diesmal jubiverdächtig zum 25. Mal. Das Festival ist international renommiert und zeigt ausschließlich bereits prämierte Trickfilme, insgesamt 72 Filme aus 26 Ländern – ein wahrhaft schwelgerisches Filmvergnügen (S. 30)!
Auch wenn es dieses Jahr offiziell keinen „Wiesbadener Kunstsommer“ geben wird, gehört dieser Sommer dennoch den bildenden Künsten. So eröffnet am 2. Juni das neue „Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst“ auf der Wilhelmstraße und macht die Rue endgültig zur städtischen Museumsmeile. Das wird mit Sicherheit für Furore sorgen (S. 23).
Im benachbarten Nassauischen Kunstverein hat man bereits reagiert und die Leitung neu besetzt. Dass der nkv als „Trüffelschwein zeitgenössischer Kunst“ gesehen wurde, hat der Verein seiner bisherigen Leiterin Elke Gruhn zu verdanken, die sich nach 25 Jahren nicht mehr zur Verfügung stellte (S. 38).
Und im benachbarten Landesmuseum freut man sich, dass die international renommierte Bildhauerin und Aktionskünstlerin Rebecca Horn ihr Lebenswerk mit insgesamt 60 Dauerleihgaben dem Museum überlässt – ein „echter Coup“, wie Direktor Dr. Henning frohlockte (S. 24).
Das spannende Kunstprogramm wird vervollständigt durch das Ausstellungsprojekt von Christiane Steitz und Anna Bieler in der BBK-Schaustelle (S. 16) und, ein wenig weiter entfernt, aber mit Wiesbadener Beteiligung, die Ausstellung „Freinsheim: Gestern & Heute“, die großartige Fotografie, guten Wein und die idyllische Landschaft der Kurpfalz verbindet (S. 12).
Ansonsten wünschen wir Ihnen wie immer viel Vergnügen mit dieser Ausgabe und eine hoffentlich entspannte Sommerzeit.
IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Mittelstraße • 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www.media-futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra Esser • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • aus dem Film: Llamas at the Laundromat, Marta Grant, USA, zu sehen auf dem TrickfilmFestival 2024 Wiesbaden • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Mühlbachstraße 7, 71522 Backnang • Redaktionsschluss für die Ausgabe III/2024: 15.08.2024 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt.
wiesbadener*in II/2024
The battle for SWAN Lake, Joan C. Cratz, USA, zu sehen beim TickfilmFestival 2024 Wiesbaden
„Think positiv! We Can Do It!“ Wir sind nicht „geschlechtsblind“ und gendern, weil damit Respekt vor anderen Personen ausgedrückt wird. Denn „wer in der Sprache nicht vorkommt, ist auch nicht im Bewusstsein.“
Kleines Sternchen – große
Wirkung
Vom Gendern und der Macht der Sprache
„Wer in der Sprache nicht vorkommt, ist auch nicht im Bewusstsein.“ Stammt von einem gewissen Aristoteles und gilt.
Sprache spiegelt Realität, Werte, Machtverhältnisse, zeigt den Stand der Geschlechtergerechtigkeit und avanciert zum heißen Eisen im politischen Kampf um Gendersternchen und Doppelpunkt. Geschlechtersensibles Schreiben als Aufreger. Änderungen machen Angst, sind lästig, evozieren Abwehr. Die üblichen Verdächtigen: „Das haben wir immer so gemacht, das haben wir noch nie so gemacht, da könnte ja Jede/r kommen.“
Der Rat für deutsche Rechtschreibung sieht die Gender-Binnenzeichen im Regelwerk für Schulen und öffentliche Verwaltung nicht als Kernbestandteil deutscher Recht-
schreibung. Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt seien „Sonderzeichen“.
Bundesländer wie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein verdonnerten die Schulen zur Regeleinhaltung. Das Saarland erlaubt im schulischen Kontext den Doppelpunkt. „Hessen vorn“ war einmal. Schwarz-Rot lässt Genderzeichen im Abitur als Fehler anrechnen. Wissenschaftsfreiheit und Hochschulautonomie. Aus dem Hochschulalltag sei das Gendern „nicht mehr wegzudenken“, teilten Hessens Universitäten Darmstadt, Gießen, Marburg und Kassel mit. Die Sprachgemeinschaft solle „Möglichkeiten einer adäquaten Kennzeichnung aller Geschlechteridentitäten“ finden.
HDA und TU Darmstadt verweisen auf Leitfäden und Handreichungen
zu geschlechtersensibler Sprache, die Gleichwertigkeit ausdrücke.
Der Rechtschreibrat debattierte über die Zeichen kontrovers zwischen „sprachhistorisch falsch“ und dem Ernstnehmen der jungen Generation, die mit den Zeichen schreibt, „weil damit Respekt vor anderen Menschen ausgedrückt wird. Deshalb müsste es eigentlich in das Regelwerk aufgenommen werden“, dämmerte es Dr. Josef Lange im AZ- Interview. Verkürzungsformen wie „Bürger/-innen“ sind schon zugelassen, doch non-binäre Personen fühlen sich nicht gemeint. 2017 hatte das Bundesverfassungsgericht ein drittes Geschlecht anerkannt. Für Petra Weitzel, Bundesvorsitzende der Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti), ist der Stern besser als Doppelpunkt oder Unterstrich: „Er ist ein eingeführtes Symbol. Auch der Blinden- und Sehbehindertenverband bevorzugt das Zeichen, weil es beim Vorlesen als Pause gesprochen wird.“ Der Gleichbehandlungsgrundsatz gelte auch geschlechtlichen Identitäten. Bei der Anrede empfiehlt sich Vorname plus Nachname. Im AZ-Interview betont die Expertin: „Eine gute Demokratie nimmt Rücksicht auf Minderheiten.“
Frauen sind keine Minderheit, sollen sich aber „geschlechtsblind“ als Mann bezeichnen lassen. So hatte das BVG die saarländische Marie Juchacz-Frauenpreisträgerin Marlies Krämer beschieden, die als Sparkassen-Kundin gegen die Titulierung „Kunde“ geklagt hatte. „Als Frau will ich in Sprache & Schrift erkennbar sein.“
Von wegen „mitgemeint“: Bei Begriffen wie Kunde oder Lehrer muss Frau Übersetzungsarbeit leisten, ob sie angesprochen ist. Ein Mann ist in der deutschen Mutter(!)sprache immer drin, was Zeit und Zeilen spart. Ausnahme dieser Regel sind Frauen-Themen.
Und Frau Doktor kümmert sich täglich um ihren frisch operierten Patienten. Als Dank klagt er: „Die ganze Woche war kein Arzt da.“ Manche Chirurgin trägt Button: „Ich bin die Visite.“ Doch das ist eine andere Geschichte.
Text und Foto: Gesine Werner, geprüfter Mann und Diplompädagogin
4 wiesbadener*in II/2024
menschen & meinungen
Blick in die Historie: Im April 2019 rollten die Bagger auf das ehemals militärisch genutzten Gelände an der Frankfurter Straße, „knabberten“ am American Arms-Hotel und legten das sternförmige Gebäude nieder.
Ihrer Losung: „Suchet der Stadt Bestes“ bleibt die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG treu und bringt diverse Projekte in der Innenstadt nach Kräften voran.
Traditionell lädt die SEG zum Jahresempfang an einen mit ihr verbundenen Ort und regt den Austausch mit Stadtgesellschaft, Branche, Wirtschaft und Politik an. „La Dolce Vita“ mit italienischem Flair war diesmal angesagt auf historischem Areal an der Frankfurter Straße neben dem neuen ViktoriaViertel.
Einheimische erinnern sich: American Arms-Hotel war gestern. Im April 2019 rollten die Bagger auf das rund zwei Hektar große American Arms-Areal und legten den sternförmigen Bau nieder.
Stadtreparatur in höchster Qualität: SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin freute sich über das fertiggestellte Quartier Kaiserhof nach zweijähriger Verzögerung.
Das Ensemble Kaiserhof kombiniert sechs, vom Land Hessen und der Kommune geförderte Mehrfamilienhäuser mit 111 Wohnungen, teils rollstuhlgerecht.
Wohnen und Einkaufen als Einheit. Die Nahversorgung ist gesichert durch die neue Tegut-Filiale, ebenerdig im Sockelbau an der Frankfurter Straße.
Die dreistrahlige Skulptur auf dem neuen Viktoriaplatz setzt der USVergangenheit des Areals ein Denkmal. Die historisch einmalige Berliner Luftbrücke „Big Lift“ 1948/49 war aus Wiesbaden organisiert worden und endete vor 75 Jahren.
Mit Konzepten der Zukunft geht es voran in der City
Stadtentwicklungsgesellschaft SEG hat das Kaiserhof-Areal neben dem Viktoria-Viertel fertiggestellt
Der fußläufig erreichbare Supermarkt ist für OB Gert-Uwe Mende „ein wichtiger Baustein im Quartier“.
Das silberfarbene Denkmal auf dem neuen Viktoriaplatz würdigt die US-Vergangenheit des Areals und den Big Lift 1948/49. Die historische Berliner Luftbrücke war aus Wiesbaden organisiert worden.
Zur breiten SEG-Projektpalette zählt das Kulturdenkmal Walhalla. Dessen Nutzungskonzept wurde im Kulturbeirat, der 2021 ein „Manifest“ mit diversen Nutzungsideen vorlegte, wieder einmal heftig diskutiert. OB Gert-Uwe Mende verwies, noch einmal auf den “iterativen Prozess“, die Nutzung werde gemeinsam Zug um Zug entwickelt. Es bleibt spannend.
Seit Ende Juni 202 sind die Räume der ehemaligen „Kaufhof Galeria“ in der Kirchgasse verwaist. Für die Stadt ist der prominente Immobilienleerstand eine Herausforderung in exzellenter Citylage. Ideen schießen ins Kraut - Basar,
Tanzhaus, vhs-Bildungscampus, neue Heimat für das Stadtmuseum am Markt/sam (wenn technisch umsetzbar) oder eine Markthalle mit regionalen Produkten und Gastronomie. Die Stadt ist keine Eigentümerin, wäre nach Erwerb für wirtschaftliche Tragbarkeit zuständig. Doch kein Investor steht ante portas. „Es gibt niemanden, der einen Schlüssel für ein Kaufhaus haben will“, weiß SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum mit Blick auf potentielles Investment.
Blick zum Main: Die Frankfurter Zeil ist im Umbruch, das leere P&C-Gebäude wird für Mischnutzung komplett umgebaut. Shoppen & Lernen im selben Haus: Über neue Nutzungskonzepte, sogar über eine Grundschule „mitten auf der Zeil“, wird hier kontrovers diskutiert.
Was aus der Galeria Wiesbaden wird, erwarten Einheimische mit Spannung.
Text und Fotos: Gesine Werner
wiesbadener*in II/2024 5
unternehmen & märkte
Sterne-Cup der Köche 2024
Ein kulinarisches Highlight in Ischgl mit 25 MichelinSternen
Inmitten der majestätischen Alpenkulisse fand am 21. und 22. April der Sterne-Cup der Köche zum 24igsten Male statt. Ein Event, dass die Top-Gastronomie der DACH-Region zusammenführt. Obwohl im kleineren Kreis als in den Vorjahren, war die Leidenschaft für exquisites Essen und die Kunst des Kochens ungebrochen.
Der erste Tag des Events bot den Gästen ein exklusives Four-HandsDinner in den renommierten Ischgler Hauben-Restaurants Stüva, Paznaunerstube und Schlossherrnstube, begleitet von erlesenen Cuvées von Champagne Laurent-Perrier.
Unter den Gastköchen waren renommierte Sterneköche aus der DACHRegion wie Peter Girtler** und Ger-
hard Wieser** aus Südtirol, Thomas Kellermann** vom Restaurant Dichter in Rottach-Egern, Peter Hagen-Wiest**, Restaurant Ammolite im Europapark, Tohru Nakamura**, Schreiberei München, Klaus Erfort** vom Gästehaus Klaus Erfort in Saarbücken oder der neue -Sternekoch Edip Sigl*** aus dem Restaurant es: senz im Hotel Das Achental in Grassau.
Der zweite Tag brachte eine spannende Schmugglerrunde um 10 Uhr, bei der die Köche Zutaten für ihre kulinarischen Kreationen sammelten. Auf der berühmten Bühne auf der Idalp traten dann die Teams zum Live-Cooking an.
Jedes Team, bestehend aus den Ischgler Haubenköchen sowie den jeweiligen Gastköchen, hatte
lediglich 20 Minuten Zeit, um die renommierte Kochjury zu überzeugen. Diese bestand aus den Kochlegenden Hans Haas, Rudi & Karl Obauer, TV-Koch Johann Lafer sowie Sternekoch Peter Knogl vom Restaurant Cheval Blanc in Basel und Feinschmecker-Chefredakteurin Gabriele Heins.
Der Kochwettbewerb forderte die Kreativität der Teilnehmer heraus, denn das zu kreierende Gericht musste perfekt zur Spitzencuvée Grand Siècle Itération N°2 aus dem Hause Laurent-Perrier passen. Neben dem kulinarischen Aspekt, wurde auch eine Skicompetition sowie das Sabrieren einer Champagnerflasche mit einem Ski in die Wertung aufgenommen.
In der Gesamtwertung siegte das Team vom Ischgler Hauben-
6 wiesbadener*in II/2024
unternehmen & märkte
Die Jury - Hans Haas, Gabriele Heins, Johann Lafer, Rudi und Karl Obauer, Peter Knogl, Foto: © Markus Hildebrand
Restaurant Schlossherrnstube mit den Gastköchen Edip Sigl*** und Peter Hagen-Wiest** vom Ammolite in Deutschland vor dem Team des Stüva von 5 Haubenkoch Benni Parth mit den Gastköchen Thomas Kellermann** und Tohru Nakamura**.
Traditions-Cup mit Kultstatus
Der Sterne-Cup der Köche entstand im Jahr 1997 aus einer spontanen Idee von Thomas Schreiner von Champagne Laurent-Perrier und Sternekoch Hans Haas.
Die Veranstaltung mit hochdekorierten Sterneköchen fand in der Sport- und Kochszene sofort Anklang und hat inzwischen Kultstatus erreicht. Seit 2005 findet diese TopVeranstaltung in der Alpen-LifestyleMetropole Ischgl statt. Veranstalter ist Champagne Laurent-Perrier in Verbindung mit dem Tourismusverband Paznaun – Ischgl. Als Partner unterstützen die Veranstaltung u.a.: S.Pellegrino/Aqua Panna, Der Feinschmecker, Lohberger und die Silvrettaseilbahn AG sowie Atomic und Ziegler Obstbrände.
Weitere Informationen unter: www.sterne-cup-der-koeche.de oder www.ischgl.com
Mehr von Laurent-Perrier auf www.laurent-perrier.com oder auf Instagram: @champagnelaurentperrier
wiesbadener*in II/2024 7
Siegerteam mit Edip Sigl, Patrick Raaß und Peter Hagen-Wiest, Foto: © Markus Hildebrand
& märkte
Die Teilnehmer, Foto: © Markus Hildebrand
unternehmen
unternehmen & märkte
Quaritersgarage wird Elsässer Platz entlasten und der Schulbau brummt
Die kommunale WiBau GmbH ist seit zwölf Jahren auf Erfolgskurs
Die WiBau GmbH ist ein Erfolgsmodell. Am 29. Juni 2012 als Ausgründung der SEG vom Stadtparlament beschlossen und am 22. August 2012 ins Handelsregister eingetragen, übernahm sie 2023 die operativen Aufgaben der GWI und des WIM-Liegenschaftsfonds. Nach einem runden Dutzend Jahren betreut die WiBau rund 50 unterschiedliche Projekte.
Die Auflistung kann sich sehen lassen mit diversen Schulen und Sporthallen, der neuen Kfz-Zulassungsstelle (neben der ein neuer Verwaltungsstandort für das Ordnungsamt Anfang 2025 eröffnet werden soll) und Georg Buch-Haus, Tattersall und Caligari.
Ein weiterer Baustein der Umgestaltung Elsässer Platz und damit der Stadtgestaltung und Stadtreparatur für die Bevölkerung im Westend und Rheingau-Hollerborn: Anfang Juli soll es an den Start gehen, das neue Parkhaus an der Klarenthaler Straße - ein untypisches Projekt in der breiten Palette der WiBau. Die
Quartiersgarage mit PhotovoltaikAnlage auf dem Dach entsteht mit 429 Stellplätzen samt Elektro-Ladesäulen als „eines der modernsten Parkhäuser der Republik“, strahlte WiBau-Geschäftsführer Andreas Guntrum mit Blick auf Nachhaltigkeit und PC-gestütztes Bewirtschaften.
Doch sind die Kosten gestiegen (Entsorgung von belastetem Bodenaushub, Brandschutzauflagen und allgemeine Baukostensteigerungen), so dass aus den geplanten 15,8 Millionen Euro nach komplizierter Ausschreibung 18,5 Millionen Euro wurden. Schon jetzt übersteigen die Bewerbungen das Angebot.
„Der Schulbau in Wiesbaden brummt!“ hatte Gert-Uwe Mende beim ersten Spatenstich für den ersten Gymnasiums-Neubau seit 50 Jahren frohlockt. Schon ein Jahr darauf wurde Richtfest gefeiert im Gymnasium, das nach der Idee des Oberbürgermeisters den Namen von Grundgesetzmutter Elisabeth Selbert trägt. Das Gymnasium am Mosbacher Berg nahm seinen neuen Erweiterungsbau mit moderner
„Lernlandschaft“ und überdachtem Schulhof in Betrieb. Das Richtfest der Erweiterung der Hebbelschule/Mittelstufenschule Dichterviertel wurde zelebriert. Und die Adalbert Stifter-Schule blickt an der Brunhildenstraße dem Neubau einer Sporthalle entgegen.
Enorm langen Atem verlangt der Wiesbadener Hausberg, damit es auf dem Neroberg (endlich) wieder einen Anbau am Turm mit Gastronomie gibt. Im August 202 hatte das Hochbauamt einen „Impuls-Vorschlag“ für ein Gastronomie-Holzbau auf Ständern mit Restaurant samt überdachter Außenterrasse und einem Kiosk gemacht, um „Bewegung in die Neugestaltung des Nerobergs zu bringen“. Drei Jahre zuvor hatte der Wettbewerbs-Siegerentwurf die Öffentlichkeit nicht überzeugt.
Auch die Reaktivierung der Rue steht bei der WiBau auf der Agenda. Bekanntlich sind im Park-Café die Schotten dicht. Bei der einstigen Kult-Disco, angeblich von Elvis Presley, Roy Black & Co. frequentiert, war Ende September 202 Schluss mit lustig. Ein Gastronomiebetrieb mit Tagesgeschäft soll die Wilhelmstrasse attraktiv beleben, was einen Nachtbetrieb nicht ausschließen muss. Gespräche mit Interessierten laufen. Erforderliche Altbausanierungen (Brandschutz & Co.) werden geprüft. Wird im Park Café bald wieder das Tanzbein geschwungen?
Text und Fotos: Gesine Werner
8 wiesbadener*in II/2024
Die neue Quartiersgarage an der Klarenthaler Straße wird als „eines der modernsten Parkhäuser der Republik“ den Elsässer Platz entlasten. Anfang Juli soll das Parkhaus an den Start gehen.
Neues von der Tanzszene aus 36 Ländern Europas: Als Highlight fand das 1996 gegründete europäische Nachwuchs-Festival „Spring Forward“ des „Aerowave“-Netzwerks erstmals in Deutschland statt, begeisterte auf acht Bühnen in drei Städten der Rhein-Main-Region.
Die erste Kooperation des Hessischen Staatsballetts unter Bruno Heynderickx als deutscher Aerowaves-Partner mit dem parallel ablaufenden Newcomer-Festival „tanzmainz update #4“ brachte bemerkenswerte Produktionen in die Domstadt. „Die Programme ergänzen sich auf wunderbare Weise“, zeigte sich der Mainzer Tanzdirektor Honne Dohrmann bei der Pressekonferenz voll Vorfreude.
Das Frohlocken war berechtigt, wie von Beifall umrauschte Produktionen zeigten. Auch kleine Dinge können große Freude machen: Mit ihren „Microworlds“ für Klein und Gross nahmen Jazmina Piktorova & Sabina Bockova & Vaclav Kalivoda aus Prag für sich ein. „Iterations“ erwies sich als verblüffende TaschenspieltrickChoreografie von Tom Cassani aus Grossbritannien. Der Doppelabend „Movements of Soul“ als Perfor-
Portugiesische Dynamik bietet der furiose Doppelabend „Forca“ im Staatstheater Mainz: Das tanzmainz-Ensemble wird mit der virtuosen Choreografie „Pink Fraud“ von Lander Patrick ausdauernd bejubelt. Spoiler: Der Chef tanzt mit.
mance von Bewegungskünstler Yav aus dem Kongo, der auf faszinierende Weise Tanz mit Mode und eigenem Musiksound kombiniert, und „Ici je lége ce qui ne m’appartient pas“ von Habib Ben Tanfous / Compagnie Finek (der seinen Körper „erzählen“ lässt) berührt.
Im Oktober feiert „tanzmainz“ das Zehnjährige. Schon jetzt wird die „Forca“-Uraufführung als überbordend kraftvolle Doppel-Choreo im Zeichen Portugals vom ausverkauf-
Brasilien meets Belgien: Der vielfach ausgezeichnete Choreograph Lander Patrick fachsimpelt mit tanzmainz-Ensemblemitglied Lin van Kaam vor dem gemeinsamen Auftritt im Umfeld des Spring Forward-Festivals „Dance across Europe“.
ten Haus bejubelt. Spoiler: Chef tanzt mit.
„Pink Fraud“ nennt der mehrfach preisgekrönte, in Brasilien gebürtige Portugiese Lander Patrick (Carvalho-Schüler) den neuen Geniestreich. Bertil Brakemeier (Bühne), Mestre André („2001“ & Donaumusik aus Mainz und Rio), Lucia Vonrhein (Kostüm), Anatol Waschke (Licht) und die Maskenabteilung bieten kongeniale Ergänzung. In Mainz für „Cascas d’OvO“ und „Bate Fado“ gefeiert, ist die mitreißend-humorvolle Kreation nach „OHM“ die zweite Arbeit mit tanzmainz. Teufel & Engel, Vulkan & Höllenschlund, Duell & Karneval in Rio wie Meenz. Monitor-Man will Selfies. Zum Niederknien.
Tania Carvalhos „Mysterious Heart“ bietet träumerische Atmosphäre, die zu freien Assoziationen animiert. Höfisches Menuett trifft Vogelwesen. Die portugiesische Starchoreografin Tania Carvalho nutzt freie Tanzfläche als Bühnen-Bild, öffnet eine „Ebene der Imagination“ für Parts wie „Das Metronom“ oder „Monster“. Zart gefärbte Kostüme von Lucia Vonrhein, akzentuiertes Lichtdesign von Anatol Waschke (Nebel, Stroboskop, Sepiatönung) und das Sounddesign von Diogo Alvim (Windrauschen, Vocals, Cembalo) runden das surreal anmutende Stück ab. Traumschön.
Text und Fotos: Gesine Werner
Überbordende kraftvolle Tanzfreude
Gefeiertes Doppel-Festival im Staatstheater Mainz – Spring Forward 2024 trifft auf tanzmainz update #4
wiesbadener*in II/2024 9 kultur & kreatives
Cover des 2. Werkverzeichnisses der Wiesbadener Künstlerin Petra von Breitenbach, Foto: Iris Kaczmarczyk
Gerade hat die Wiesbadener Künstlerin Petra von Breitenbach ihr zweites großes Werkverzeichnis herausgebracht. Wie schon der erste Werkkatalog mit Arbeiten von 1981 – 2021 ist auch die zweite Publikation mit annähernd 3000 Tagebuchzeichnungen aus den Jahren 2003 bis 2023 ein opulentes Werk geworden.
Für diese Zeichnungen, denen in der Regel ein Text aus den Erinnerungen des vergangenen Tages vorausgeht, hat die Künstlerin ein eigenes, morgendliches Ritual geschaffen: „Ich schließe die Augen und warte. Ein Zustand der Leere tritt ein. Der Stift macht sich irgendwann auf dem Papier „selbständig“. Er bewegt sich stockend, tastend, unentschlossen, manchmal kippt die Hand nach rechts oder links ab.
Nach ein paar Minuten kommt die Energie wieder in Fluß. Linien variieren nach Stärke und Schwäche, Umrisse und Formen entstehen. Innen und Außen verbinden sich allmählich zu einem verschlüsselten Gebilde auf dem Papier.“
Hierbei kann das Zeichnen mit geschlossenen Augen etwas Unbewusstes zutage fördern, wie in diesem Bild, rechts: sich selbst zerfledernde Frau (15.11.2019) , Foto: Petra von Breitenbach.
Den morgendlichen Zeitpunkt hatte sie gewählt, weil sie sich in dieser Phase in einem mentalen Zwischenzustand bewegt, den sie „somnambule Wachheit“ nennt und der sie erspüren lässt, was von ihrem eigenen Unbewussten sich langsam an die Oberfläche bewegt. Dort angekommen, wird der Prozess des Zeichnens nun
Zweites Werkverzeichnis der Künstlerin Petra von Breitenbach
10 wiesbadener*in II/2024
agile drawings
kultur & kreatves
mehr und mehr von bewussten Entscheidungen bestimmt – wie Komposition, Farbgestaltung und Herausarbeitung von Haupt- und Nebenfiguren. Während dieses Vorgangs tritt die Künstlerin aus der „somnambulen Wachheit“ in die mentale Klarheit für den Tag ein.
Die Bilder sind autonom, obwohl sie fast gleichzeitig mit dem Text entstehen, sie illustrieren ihn jedoch nicht. Dennoch können unbeabsichtigt Bezüge zwischen Text und Bild vorhanden sein.
Begegnungen im Alltag können auf die Bildinhalte inspirierend einwirken: eine Frau führt einen blinden Mann. Das Schweigen, das sie beide umgibt, scheint mit der Stille der Blindheit des Mannes einherzugehen und erzeugt Einträchtigkeit (siehe Zeichnung, unten vom 20.04.2022, Foto: Petra von Breitenbach)
Wartesituationen an Supermarktkassen oder Arztpraxen bieten Gelegenheiten für psychologische Betrachtungsweisen in zwischenmenschlichen Beziehungen: Bei einem Arztbesuch geraten Mutter und Sohn ins Visier. Der Text im Bild klärt die Situation: „Das ist mein Sohn“ im Hintergrund: „Für Garderobe keine Haftung“ (siehe Zeichnung rechts vom 04.12.201, Foto: Petra von Breitenbach).
Die Vorgehensweise ist ähnlich dem Schreiben – intuitiv.
000 Zeichnungen - das ist eine ganze Menge. Dennoch empfiehlt
es sich nicht, dieses Kompendium einfach nur lose durchzublättern. Vielmehr wird den Betrachtenden nahegelegt, die Bilder auf sich wirken zu lassen, im besten Falle, so Petra von Breitenbach, sich auf einen meditativen Dialog einzulassen.
Beweggründe der Künstlerin für die Veröffentlichung des zweiten Werkes:
„Ich hatte bereits im Werkkatalog 1981 – 2021 ein Kapitel einer kleinen Auswahl meiner Zeichnungen aus den Tagebüchern gewidmet. In dem aktuellen Werkkatalog soll diesem Ritual die Bedeutung zukommen, die das tägliche Reflektieren in Schrift und Zeichnung für mich hat.
Darüber hinaus möchte ich eine spannende Entwicklung aufzeigen, die schließlich meinen künstlerischen Weg als Installations- und Objektkünstlerin nachvollziehbar macht. Mit diesem Kompendium ist außerdem ein Vorlass für Archive und Bibliotheken verbunden.“
Petra von Breitenbach
Der Kunsthistoriker Dr. Peter Lodermeyer, der bereits in ihrer ersten Veröffentlichung eine Einführung in den Werkkatalog gab und hier den Prolog zu diesem zweiten Werkkatalog verfasste, gibt einen Ausblick, was einem möglicherweise beim Betrachten der Zeichnungen erwarten kann: „Wer Augen hat zu sehen, dem wird nicht entgehen, dass hier neben
„Heute schon gezoomt“, Zeichnung vom 27.5.2021, Foto: Petra von Breitenbach
den vielen amüsanten oder heiteren Beobachtungen auch Ängste, Obsessionen, Krisen aufscheinen – und dies gilt keineswegs nur für die während der Corona-Pandemie entstandenen Arbeiten. Und doch verlieren die Zeichnungen nie eine gewisse Leichtigkeit und einen profunden Sinn für Humor.“
Das Buch ist im Mai 2024 erschienen. Es kostet 49,90 € und kann bei der Künstlerin bestellt werden: info@petra-von-breitenbach.de
Ein Exemplar liegt in der Kunstarche Im Rad 42 in 65197 Wiesbaden zur Ansicht aus.
Petra von Breitenbach agile drawings 200 – 202 arealeArtis 2024
ISBN 978--00-077918- 500 Seiten, ca. 000 Werksabbildungen Offsetdruck Hardcover Hrsg. im Selbstverlag
Grafik und Gestaltung: Iris Kaczmarczyk
wiesbadener*in II/2024 11 kultur & kreatives
Freinsheim: Gestern & Heute
Der kleine kurpfälzische Weinort, westlich von Ludwigshafen gelegen, dem einen oder der anderen nicht nur bekannt durch seinen guten Wein, sondern auch durch die „Literarische Lese Freinsheim“, die jährlich im Mai stattfindet, feiert in diesem Jahr einen mehr als runden Geburtstag. Das Stadtjubiläum jährt sich zum 1.250 Mal! Wenn das kein Grund zum Feiern ist…
Eine besondere Idee, dieses Jubiläum zu würdigen, hatte das Team F (Förderer der Fotografie Freinsheim): Die Stadt soll von ihrer schönsten und interessantesten
Seite sowohl im heutigen als auch im vergangenen „Gewand“ gezeigt werden.
Aus diesem Gedanken erwuchs die Idee, eine Fotoausstellung zu entwickeln. Die Fotografinnen und Fotografen Melanie Hubach, André Straub und Iris Kaczmarczyk haben diese Idee über viele Monate entwickelt.
Die Besucher und Besucherinnen werden mit moderner und historischer Fotografie-Technologie auf eine Zeitreise durch Freinsheim genommen. Gemeinsam mit Gottfried Nisslmüller, Fred Krebs und der Stadt Freinsheim wurden und wer-
Melanie Hubach
Fotografieren ist ihr Leben und seit 20 Jahren auch ihr Beruf. Seit 9 Jahren ist sie als Fotografenmeisterin selbstständig. Menschen stehen bei ihr im Mittelpunkt – von der klassischen Portrait- bis zur Unternehmensund Imagefotografie.
Zu Ihrem Portfolio gehört auch die Erstellung von Produkt-, Landschafts- und Naturfotos.
Ausstellungen sind ihr Hobby im Beruf und setzen kreative Highlights. www.melhubach.de
den zahlreiche historische Bilder aufgearbeitet und für alle sichtbar gemacht, so dass ein Eintauchen in längst vergangene Zeiten – von den goldenen Zwanzigern, als Freinsheim ein vollständig anderes Gesicht hatte – bis in das Jahr 2024 ermöglicht wird.
12 wiesbadener*in II/2024
„Freinsheim Panorama“ von Andre Straub mit einer Drohne fotografiert
kultur & kreatives
„Eisentor“ in Freinsheim von Melanie Hubach mit der Lochkamera fotografiert
Iris Kaczmarczyk (Foto: Paul Müller) ...ist nicht nur Fotografin, sondern auch Bildredakteurin, Grafikerin und Künstlerin – ihre Themengebiete sind People-, Business-, und Food-Fotografie sowie Fotokunst.
Sie war Mitbegründerin und Organisatorin der „Wiesbadener Fototage“.
Seit 2011 ist sie aktiv in der Kunstszene in Wiesbaden vertreten. Als Künstlerin ist sie Mitglied im BBK (Bund der Bildenden Künstler) sowie in der Künstlergruppe50 Wiesbaden.
Auch zur Pfalz, insbesondere zu Freinsheim, pflegt sie eine enge Verbundenheit. Sie zeigt ihre Nacht mit Mond-Motiven „Stille Momente“ die 2018/19 entstanden sind. www.fotografie-kaczmarczyk.de
Damit die Ausstellung mit über 100 Fotografien auch öffentlich über einen längeren Zeitraum zu sehen ist, wird diese vom 16. Juni 2024 voraussichtlich mehrere Monate in einer Outdoor-Ausstellung im Retzerpark und auf einer Wanderstrecke vom Musikantenbuckel bis zum FV Freinsheim für
die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Programm rund um die Ausstellung wird noch ergänzt und rechtzeitig in verschiedenen Medien veröffentlicht.
Auf jeden Fall wird es spannend! Wer Lust auf großartige Fotografien, guten Wein, eine idyllische
Andre Straub:
Landschaft und ein interessantes historisches Städtchen hat, sollte einen Besuch unbedingt einplanen! Die Vernissage ist am 16.6. um 14 Uhr im Retzerpark.
Wo: Retzerpark und Musikantenbuckel Freinsheim
Mehr unter: www.kulturverein-freinsheim.de
… hat 201 begonnen, sich ernsthaft mit Fotografie zu beschäftigen. Von Beginn an legte er den Fokus auf die Natur- und Landschaftsfotografie. 2020 verwirklichte er durch die Gründung seiner eigenen Firma – die Heimatlicher GmbH – seinen Traum und fotografiert seitdem professionell. Zusätzlich gibt er Workshops für Naturbegeisterte, die durch Fotowanderungen ergänzt werden. Durch seine Tätigkeit im NABU bietet sich immer mal die Möglichkeit, die von ihm sehr geschätzten Greifvögel in der Region zu porträtieren. Zu seinen Arbeiten gehören auch viele Projekte im Umfeld des Tourismus. www.heimatfotos.de
wiesbadener*in II/2024 1
„an der Bach“, oben die historische Aufnahme, unten im Foto von Iris Kaczmarczyk die heutige Ansicht
kultur & kreatives
Krimi2go: ein wenig Abenteuer im Leben
An vielen Orten gibt es diese alten Geschichten von gesellschaftlichen Außenseitern, denen meist nur ein kurzes Leben vergönnt war, die aber im kollektiven Gedächtnis als Helden, Rebellen, Widerständler, kurzum: als bewundernswerte Personen ihren festen Platz gefunden haben.
Im Niederbayerischen Straubing war dies Agnes Bernauer, die wegen ihrer nicht standesgemäßen Verbindung zu dem späteren Herzog von Bayern von dessen Vater 145 in der Donau ertränkt wurde.
So zahlte die politisch ambitionierte Tochter eines Baders ihren Widerstand gegen den herzoglichen Herrscherwillen mit ihrem Leben.
Mit dieser Figur ist die vielfach begabte Künstlerin Angelika Angermaier aufgewachsen und hat schon früh die Parallelen zu ihrem eigenen Leben erkannt. Denn im erzkatholischen Straubing der 60er Jahre als „Evangelische“ groß zu werden, ist, wie sie sagt, schlimmer gewesen als Migrationshintergrund zu haben. Beim katholischen Religionsunterricht musste sie vor die Tür gehen, und so blieb es
nicht aus, dass sie sich immer ein bisschen anders fühlte als der mainstream. Und dass sie sich irgendwann vor der Alternative sah: anpassen oder ihr eigenes Ding machen.
Die Bayerin beschloss, ihren eigenen Fähigkeiten und Ideen zu vertrauen, verließ das heimatliche Biotop und durchlief im In- wie Ausland spannende Lehr- und Wanderjahre, bevor sie schließlich dort ankam, wo sie heute glücklich ist.
Im Rhein-Main-Gebiet hat sie sich mit ihrem Veranstaltungsunternehmen „krimi2go“ niedergelassen, das sie vor sieben Jahre gründete. Mit Gruppen bis zu 5 Personen begibt sie sich auf eine mehrstündige Wanderung durch die Natur, trägt Stories aus ihren selbst geschriebenen Krimis vor, verkostet Bioweine vom Weingut Porderhof in Saulheim, reicht einen deftigen Imbiss und bietet ein Gewinnspiel für die Täterermittlung an.
In ihren mittlerweile 12 Krimis erzählt sie skurrile Geschichten um Menschen, die an ihre Grenzen geraten und darüber hinaus. Das kann sie eindeutig besser als Liebesgeschichten schreiben, denn gerade das Dunkle, Verruchte ist es, mit dem sie Menschen aus ihrem Alltag holen und für die Zeit der Wanderung Gänsehautmomente gepaart mit Genuss und Entspannung kreieren will.
Was Angelika Angermeier anbietet, ist keine klassische Lesung, sondern die Möglichkeit, sich für ein paar Stunden fallen zu lassen und im Hier und Jetzt Spaß zu haben. “Wenn ich Leute glücklich machen kann, habe ich alles richtig gemacht“, lautet ihr Credo.
Dabei behandelt sie ihre Stories wie Musiker ihre Lieder beim LiveKonzert: Sie variiert ihre Texte, wechselt die Stimmlage, inszeniert spannende Kurzgeschichten, die zudem gespickt sind mit Zusatzinfos aus den Regionen. Da lohnt sich dann auch der Kauf ihres Buches „Zwei Kommissare und ein Sommer“, das im pmv Verlag Saulheim erschienen ist.
14 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatives
Angelika Angermeier mit einer handzahmen Eule, Foto: © privat
Darüber hinaus bietet sie auch Planwagenfahrten, Themenwanderungen, Krimitouren in Velotaxis und pünktlich zur EM Fußballkneipentouren in Bockenheim an. Gebucht werden kann sie direkt über ihre Plattform, bei Frankfurt Stadtevents, Jochen Schweizer und demnächst bei Benefiz.me. Dabei ist die Künstlerin ständig auf der Suche nach Neuem, nach interessanten Dingen, die sie in ihr Portfolio einbinden kann.
Ein Highlight ist im Oktober die Krimiwanderung mit einer echten Eule auf dem Arm. Hier arbeitet sie mit der Falknerei des Herzens aus Bisterschied zusammen. Der Falkner reist mit 10 Therapieulen aus dem Donnersbergskreis an. Jeder der Teilnehmenden kann das weiche Gefieder streicheln, mit der Eule kuscheln und vom Falkner Infos rund um die mystischen Tiere erfahren – ein einmaliges Erlebnis! Natürlich wird auch hierbei gelesen, getrunken und gevespert.
Seit 195 finden in Straubing die Agnes-Bernauer Festspiele statt, die kommenden am vom 21. Juni bis 21. Juli 2024 im Innenhof des Straubinger Herzogsschlosses. Dann werden rund 200 Amateurdarsteller und Mitwirkende dieses Drama mit einer Neuinszenierung auf die Bühne bringen und Angelika Angermeier, die schon immer Theater begeistert war, an ihren Wunsch erinnern, hier einmal mitspielen zu dürfen. „Wir brauchen doch alle ein wenig Abenteuer im Leben“, davon ist sie überzeugt.
Infos und Buchungen unter: www.krimi2go.de
wiesbadener*in II/2024 15 kultur & kreatives
Foto oben: mit den Eulen unterwegs, © privat
Foto unten: Pause auf der vierstündigen Tour, © privat
Foto oben: Auch im Weinberg wird gemordet, © Karsten Selak
en passant
Ausstellungsprojekt von Christiane Steitz und Anna Bieler in
der
BBK Schaustelle Wiesbaden
Unter dem Titel „en passant“, der Begegnung, Leichtigkeit und Flüchtigkeit verbindet, haben sich die Künstlerinnen Anna Bieler und Christiane Steitz zu einem gemeinsamen Projekt zusammengefunden.
Der BBK Wiesbaden bietet seinen Mitgliedern am Ausstellungsort „SCHAUstelle“ die Möglichkeit für experimentelle Projekte (LAB = Laboratorium). In diesem Rahmen zeigen die beiden Wiesbadener Künstlerinnen das Ergebnis einer für beide bereichernden Zusammenarbeit.
Das Projekt umfasst drei Themenschwerpunkte: Wege, Sein und Verblassen sowie die Hommage an eine Arbeit der Anderen. In der gemeinsamen Arbeit fanden die Künstlerinnen neue Verbindungen zwischen Malerei (Anna Bieler) und Papierschnitt (Christian Steitz).
Sie entdeckten neue Berührungspunkte zwischen der eigenen Sichtweise und der ihres Gegenübers und stellten neue Wege zueinander und miteinander her.
So begegnen sich Struktur und Farbe und verbinden sich zu neuen Kreationen.
Christiane Steitz´ Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung von Scherenschnitten, der von Anna Bieler liegt auf einer äußerst farbigen Malerei. Beide Künstlerinnen beschäftigen sich mit Lebensprozessen, Wandel und dem vergänglichen Augenblick.
Für beide war die Arbeit und Auseinandersetzung mit den Schwerpunkten der jeweils anderen Künstlerin ausgesprochen anregend und hat u.a. den Blickwinkel auf die eigene Arbeit und Arbeitsweise bereichert. Ein Ansatz, der möglicherweise der weiteren Verfolgung wert ist.
16 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatives
Anna Bieler: „Gemeinsam“, in dieser Arbeit sind erstmals Elemente des Scherenschnitts mit eingflossen
en passant vom 6. Bis 14. Juli 2024
BBK SCHAUstelle Marcobrunnerstraße 65197 Wiesbaden
Öffnungszeiten: samstags und sonntags von 14 – 18 Uhr
Infos unter: www.annabieler.de www.christiane-steitz.de www.bbk-wiesbaden.de
Kontakt: Anna Bieler mail@annabieler.de 0176 – 444 09 90
Christian Steitz christiane.steitz@posteo.de 0151 – 70 17 224
Vernissage am Freitag, den 5. Juli 2024, um 18 Uhr
mit Musik von BalFok – Musik der Akustik – Band Lindenrausch (diatonisches Akkordeon, Flöte, Guitarre und Harfe) –www.kunstexperiment.de/musik/
wiesbadener*in II/2024 17
kultur & kreatives
Christiane Steitz: Scherenschnitte, Arbeiten aus der Serie „Kreislauf“
Anna Bieler: „Blick in die Zukunft“
„Was ist unser Erbe?“
Als feminines Leitungsduo gehen die Intendantinnen
Dorothea Hartmann & Beate Heine am Wiesbadener Musentempel mit furiosem TheaterDonner an den Neustart
Feminine Barockmusik, Augsburger Puppenkiste, Sit-In im Klang, Shakespeare, Rimini-Protokoll, Fußball mit Kleist, Ingeborg BachmannPreis und Tanzkunst satt, das JUST mit eigenem Ensemble und der Wartburg als Domizil, das Studio als Experimentierbühne für den Regienachwuchs und ein neues Festival: Der Musentempel der Landeshauptstadt wird ab Herbst 2024 von einer femininen Doppelspitze geführt, die sich interdisziplinäres Arbeiten im Dialog mit der Stadtgesellschaft auf die Fahnen geschrieben hat (wir berichteten).
Dorothea Hartmann & Beate Heine verordnen als kommende Intendantinnen dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden eine Runderneuerung.
Bei der Spielzeit-Programmvorstellung freute sich Kulturminister Timon Gremmels „auf den richtigen Neustart, der eine positive Atmosphäre schaffen wird“. Die beiden neuen Hausherrinnen „schauen von außen drauf“, deutete der Minister die hausinternen Querelen und das fristlos „einvernehmliche“ Ende der Laufenberg-Intendanz an.
OB Gert-Uwe Mende lächelte „Kunst kommt von Kommunikation“, lobte die neue Doppelspitze für ihr „beherztes Herangehen“ und den „sehr nahbaren, frischen Blick mit der Öffnung zur Stadt der Vielfalt und der Religionen“.
Die Schwäbin Hartmann und die Hanseatin Heine bestätigen: „Wir sind immer zu zweit im Dialog und haben großes Vertrauen dem Haus gegenüber mit seinen 650 Beschäftigten in fünf Sparten“.
Der Doppelpunkt im erfrischend farbenfrohen Design signalisiert die neue Doppelspitze und den „Gedanken des Austauschs“.
Generalmusikdirektor Leo McFall ist „simply happy mit dem phantastischen Team“ und wird „große Werke“ mixen mit Kompositionen, „die bekannter sein sollten“. Dariya Maminova kommt als erste „Composer in Residence“ ans Haus. Das Publikum rückt näher zum Orchester, denn „mitten im Klang sitzen“ wollte der neue GMD „immer realisieren“. Schulklassen werden Brahms hautnah erleben, Kinder-Kammerkonzerte kommen auf die Hauptbühne. Der weiter amtierende Ballettdirektor Bruno Heynderickx - der als deutsches Aerowaves-Mitglied das bedeutende europäische Tanzfestival Spring Forward 2024 in Kooperation mit tanzmainz UPDATE erst-
18 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatves
Im Herbst geht das neue Leitungs-Team im Staatstheater Wiesbaden an den Start: Emel Aydogdu & Anne Tysiak (JUST), Ballettdirektor Bruno Heynderickx, Generalmusikdirektor Leo McFall, Intendantin Beate Heine & Intendantin Dorothea Hartmann (vorne).
mals nach Deutschland gelotst hat - kündigt ein Jubiläum an: 10 Jahre Hessisches Staatsballett sind zu feiern. Das Jubiläum bringt mit „Broken Bob:“ erstmals die chinesische Starchoreografin Xie Xin (Timeless) und die FAUST-nominierten Imre & Marne van Opstal in einem Doppelabend zusammen. Doris Uhlichs „Habitat:“ feiert nackte Körper in öffentlichen Räumen. Das 9. Tanzfestival Rhein-Main frönt wieder der Bewegungslust.
Die neue JUST-Doppelspitze Anne Tysiak & Emel Aydogdu arbeitet spartenübergreifend, bespielt die Wartburg als Domizil mit dem eigenen Vierpersonen-Ensemble. Mit der „Werkstatt der Schmetterlinge“ stellt sich das Team vor. Gemeinsam mit dem Hessischen Staatsballett belebt das JUST im „Wurzel-Baum“ den Dialog der Generationen. Als „Familienstück“ zur Weihnachtszeit kommt der Holzbub „Pinocchio“ mit modernen Beats und Vibraphon.
“Was Ihr wollt:“ Mit ihrem ausgezeichneten Jungen Staatsmusical kommt uns Chefin Iris Limbarth klassisch mit den Verwirrungen der „Twelfth Night“ á la Shakespeare. Von der Leinwand auf die Bretter: Als erstes Theater bringt Wiesbaden den Kino-Hit „Fack ju Göhte“ auf die Musicalbühne.
„Virulent für Wiesbaden und die Region“ fragt das Motto der Spielzeit 2024/25 „Was ist unser Erbe?“ Die neuen Hausherrinnen legen mit Verve los: drei Tage - sieben Premieren. Geboten werden 48 Premieren und Sinfoniekonzerte, darunter 17 Uraufführungen. Zünftiges Tamtam am Eröffnungs-Wochenende: Die Neuen gehen mit Karacho (fast) in den Weltuntergang. Den Eisbrecher macht Ligetis Spektakel „Le Grand Macabre“ (Zürich-Intendantin in spe Pinar Karabulut und GMD Leo McFall). Ein Sit-In im „Salon Strozzi“ auf der Hauptbühne folgt als Femmage an Barockkomponistin Barbara Strozzi.
Neben dem Rechercheprojekt „Unser Erbe: Tax me if you can:“ wird auch „Herzfaden:“ als Thomas Hettches Hommage an die Augsburger Puppenkiste uraufgeführt. Das Theater geht mit Thomas Bernhards Stück „Alte Meister“ ins Landesmuseum. „FC Prinz Homburg: Träume und Handgemenge“ bringt Kleist mit Fußball zusammen. In den Maifestspielen 2025 wird „FUTUR4 - Dauerthema Leben:“ von Rimini Protokoll uraufgeführt.
„Zwischen gestern und morgen“: Mit einem berührend hochkarätigen Literatur-Musikabend und Kammersängerin Angela Denoke (Foto rechts), Geigerin Christine Seiler, den Pianisten Tal Balshai und Tim Hawken, Schlagwerker Edzard Locher und dem Musikduo Sylvia & Timo Willecke beging Publikumsliebling Uwe Kraus-Fu (Foto links) seinen ganz persönlichen Bühnen-Abschied. Der Saal dankte mit Blumen und minutenlangen Ovationen im Stehen.
Mit Haydns „Die Schöpfung“ bringt Franziska Angerer den Bach-Chor Wiesbaden ans Haus.
Das Studio wird zum Experimentierfeld junger Theaterschaffender: Dariya Maminova (Composer in residence) & Elli Neubert (Regie) entwickeln den musiktheatralen Walk „Fassaden“.
Ende Oktober tobt das dreitägige „PAD Festival: Performing Arts & Digitalität“ auf Bühnen des Musentempels und im Stadtraum in Koope-
ration mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste & der Dortmunder Akademie für Digitalität. Die Schultheatertage laden vom 24. bis 28. März 2025 ein.
Bühne frei für die neue Doppelintendanz Dorothea Hartmann & Beate Heine: Herzlich willkommen in Wiesbaden! Möge die Übung gelingen.
Text und Fotos: Gesine Werner
Spring Forward Festival 2024 in Wiesbaden: „Why things go wrong“ führten Michal Heriban & Viktor Konvalinka von der Compagnie 420People in Sylva Safkovas faszinierender Choreografie (Lichtdesign Martin Spetlik) mit leidenschaftlichem Körpereinsatz vor Augen. Das Publikum stand auf den Stühlen.
wiesbadener*in II/2024 19 kultur & kreatives
Spannung und Vorfreude ist zu spüren an diesem Samstag, den 4. Mai in der Wöhler Schule in Frankfurt. Über 150 Menschen jeden Alters, mit und ohne Beeinträchtigungen, alle in „Trainingskleidung“, tummeln sich in und um die Aula und warten gespannt auf ihren Einsatz.
BABYLON
ersten Mal gemeinsam geprobt; die Aufregung und die Vorfreude sind überall zu spüren.
Miteinander Reden ist Gold!
Höhepunkt der Trilogie am 9. Juli 2024
Geprobt wird für den dritten Teil der von der LORENZ-Stiftung initiierten und von der EVIM-Behindertenhilfe unterstützten Trilogie des inklusiven Tanzprojektes „Babylon“. Die Schirmherrschaft für das Projekt hat der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein übernommen.
Seit November 202 proben die teilnehmenden Gruppen getrennt unter der künstlerischen und choreografischen Leitung von Miguel Angel Zermeño. Heute wird zum
Vor fast 10 Jahren startete das inklusive Tanzprojekt mit der „Schöpfung“ (2015) und wurde bereits ein großer Erfolg. In 2019 folgte dann die „Arche Noah“, die mühelos an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen konnte. Nun steht mit „Babylon“ das große Finale der Trilogie an, das mit seiner Inszenierung auf einen Höhepunkt zusteuert.
Die Geschichte lehnt an den Turmbau zu Babel an, wurde aber als Adaption in die heutige digitale Zeit übertragen. Der Turmbau, der in der Bibel den Zorn Gottes hervorrief und ihn veranlasste mit Sprachverwirrung unter den Menschen für ihre Selbstüberschätzung zu sorgen, musste aufgrund der
Miguel Angel Zermeño
Sein Tanz- und TanzpädagogikStudium absolverte der Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge in den Einrichtungen des „Instituto Nacional des Bellas Artes“ / INBA Mexico. 1986 gewann er den nationalen Preis für den besten Nachwuchstänzer Mexicos.
Im Rahmen seiner tanzpädagogischen Tätigkeit hat er bereits tausende Schüler und erwachsene Laien auf professionelle Bühnen gebracht. Auch als Tänzer hat er viele eigene Erfolge gefeiert.
Er hat sich zudem einen Namen als Choreograph für Tanzkompagnien, Opern, Schauspiel und eigene Produktionen gemacht. Die beiden vorangegangenen Inszenierungen der Trilogie „Die Schöpfung“ und „Arche Noah“ führte er als künstlerischer Leiter und Choreograph bereits zum Erfolg für alle Beteiligten. Nun führt er mit „Babylon“ die Trilogie zum Höhepunkt.
www.miguel-angel-zermeno.com
20 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatives
Die Akteure auf einen Blick, vorne (kniend) Miguel Angel Zermeño, Foto: © Lisa Farkas, Frankfurt
Spachbarrieren eingestellt werden (das die Geschichte in aller Kürze).
Der Brückenschlag zu unserer heutigen, vielfach digitalisierten Zeit liegt nahe. Trotz aller technischen und digitalen Möglichkeiten sind die Verständigungsblockaden unter den Menschen nicht weniger geworden. Aber die Inszenierung bietet einen Ausweg – Kommunikation ist das „Zauberwort“. Als große Transformerin tritt in dieser Inszenierung Schehezerade auf, die nur überlebt hat, weil sie im Gespräch geblieben ist.
Mitwirkende
Libretto & Umsetzung:
TV-Moderator und Drehbuchautor Juri Tetzlaff
Regie & Inszenierung:
Choreograph und Tanzpädagoge Miguel Angel Zermeño
Musik:
Christoph Gotthardt „HessenClassicPlayers“- Marcus Schinkel Crossover Ensemble
Gesang: Laura Suad
Tanz: August-Gräser-Schule, Carl-von-Weinberg-Schule, Charles-Hallgarten-Schule, Georg-Büchner-Schule, Grunelius Schule, Wöhler Schule, Maurenza Flamenco, Lukas 14 - Gebärdenchor, EVIM: Schlocker Tigers, Creativo Tanzgruppe, Band Ruhestörung
„Im Gespräch zu bleiben, zu kommunizieren“, ist für Miguel Zermeño, der wie in den beiden vorangegangenen Projekten wieder die künstlerische und choreografische Leitung übernommen hat, das A und O für zwischenmenschliche Verständigung und die Grundlage für Problemlösungen.
Für den renommierten Tänzer, Choreografen und Tanzpädagogen ist auch diese Inszenierung wieder eine Herzensangelegenheit. Es geht ihm, neben aller professionellen Umsetzung stets um gelebte
Inklusion, um Integration, um die Aufhebung der Barrieren untereinander, um Nachhaltigkeit, um Umweltschutz, um das verantwortungsvolle Miteinander insgesamt. Es sei das anspruchsvollste Stück der Trilogie, so Miguel Zermeño.
EVIM (Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau) ist Träger von sozialen Einrichtungen, der seit über 160 Jahren Hilfe für Menschen in der Region dort anbietet, wo sie gebraucht wird.
Die EVIM-Behindertenhilfe begleitet Menschen mit Beeinträchtigungen, damit sie gemäß ihren Wünschen und Möglichkeiten ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Die Kulturprojekte der EVIMBehindertenhilfe sind Teil der Betreuungsarbeit und viel mehr als Freizeitgestaltung. Unter Anleitung von fachspezifischen Profis werden Theatergruppen, Mal- und Musikgruppen und vieles mehr angeboten.
Der Fokus liegt hier, wie bei jedem Kurs auf der Findung oder Erweiterung der eigenen Talente bis hin zu der Möglichkeit, diese Talente einer breiteren Öffentlichkeit in Form von Kunstausstellungen, Musikveranstaltungen oder Aufführungen, wie beim inklusiven Tanzprojekt „Babylon“ vorstellen zu können.
Mehr unter: www.evim.de/ betreuungsangebote/evimbehindertenhilfe/kulturarbeit/
Neu ist der Einsatz von Videotechnik. Die Animationen zeigen u.a. die gestrandete Arche Noah, die hängenden Gärten und den Turmbau zu Babel, wodurch den Akteuren das Stück bei ihren Proben nähergebracht wird. -DAnimationen werden auch Teil der Aufführung sein.
Neu ist auch, dass alle Akteure von Beginn an gemeinsam auf der Bühne agieren. „Überhaupt ähnelt
die Inszenierung im Aufbau eher einer Oper als einer Tanzinszenierung“, so Miguel Zermeño. Musik, Gesang, Theater, Tanz und Schauspiel vereinen sich zu einer Komposition. Vierzig Prozent der Musik wurden eigens für das Stück komponiert.
In der Musik werden Elemente aus klassischer Musik, Jazz und Pop eingesetzt und miteinander kombiniert, bzw. wechseln sich je nach Szenenbild ab. Zum ersten Mal wird die Band „Ruhestörung“, der EVIM-Behindertenhilfe live dabei sein. Musik aus der sinfonischen Dichtung „Schehezerade“ von Nikolai Rimski-Korsakow wird allerdings das musikalische Leitmotiv bei „Babylon“ bleiben.
LORENZ Stiftung engagiert sich sehr intensiv im Bereich der Inklusion. Die Stiftung möchte mit ihrer Arbeit die Gesellschaft überzeugen, dass ein Miteinander aller Gesellschaftsgruppen sinnvoll und gewinnbringend für alle ist. Deshalb sollte Inklusion dort betrieben werden, wo es schon heute machbar und sinnvoll ist: In Projekten, in denen der Einzelne seine ganz eigenen praktischen Erfahrungen machen kann. Auf Basis dieser Erfahrungen kann sich eine ganz neue, an der Praxis orientierte Diskussion entfalten.
Die Stifung hat alle drei Projekte der Trilogie gefördert.
Mehr unter: www.lorenz-stiftung.com
Und am Ende wird das Publikum - ganz in Sinne der Inklusion und Integration - mit in die Inszenierung einbezogen!
Lassen Sie sich überraschen!
In der Aula der Wöhler Schule gehen indes die Proben weiter. Zum ersten Mal werden alle Akteure zu einem gemeinsamen Ganzen. Schülerinnen und Schüler der teilnehmenden Schulen mit und ohne Beeinträchtigungen, einzelne professionelle Tänzer und Tänzerinnen, die Flamencogruppe
wiesbadener*in II/2024 21
kultur & kreatives
Maurenza Flamenco und Tanzbegeisterte aus der EVIM-Behindertenhilfe warten auf ihren Einsatz.
Sogar „Kamele“ stehen bereit. Diese stammen aus den von Julia Isterling, Kunsttherapeutin und Pädagogin aus der Kunstwerkstatt eigenArt in Wiesbaden mitgebrachten Requisiten. Akteure der Behindertenhilfe schlüpften hierfür in die mitgebrachten Masken und Überwürfe. Ein herrliches Bild!
Viele Mitwirkende aus der EVIMBehindertenhilfe waren bereits bei den vorangegangenen beiden Stücken dabei und haben es sich nicht nehmen lassen, wieder mit vollem Einsatz und Spielfreude mitzumachen. Christina Lopez zum Beispiel von den Schlocker-Tigers (EVIMTanzgruppe aus Hattersheim) tanzt seit früher Jugend und freut sich auf ihren gemeinsamen Einsatz mit der Flamencogruppe Maurenza Flamenco.
Mühelos fügen sich auch die Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen in die Inszenierungen ein.
Wer die vorangegangenen Inszenierungen der Trilogie bereits verfolgt hat, wird sicher einige der
Akteure der EVIM-Behindertenhilfe wiedererkennen.
Die bisher geprobten Choreografien werden heute ein Ganzes. Übergänge, die bisher nicht geprobt werden konnten, werden geschickt von Miguel Zermeño eingefügt. Man spürt sofort, wie er es versteht, die Akteure zu begeistern, mitzunehmen und nach ihren Möglichkeiten einzusetzen. Er ist ein großartiger Motivator und bringt die Akteure dazu, ihre Fähigkeiten auszuloten und zu erweitern und das alles mit professionellem Anspruch. Wir sehen hier und heute etwas wachsen und können uns schon vorstellen, dass hier etwas Großartiges entsteht.
In den kommenden Wochen wird in den einzelnen Gruppen noch an den Feinheiten geprobt. Zusätzlich gibt es drei weitere gemeinsame Proben, um die Abläufe weiter zu vertiefen.
Die Generalprobe findet dann bereits im Sendesaal des hr statt, bevor es ins große Finale am 9. Juli 2024 um 19.0 Uhr geht!
Das sollte sich niemand entgehen lassen! Der Vorverkauf hat bereits begonnen.
BABYLON!
Miteinander Reden ist Gold!
am 9. Juli 2024, um 19.30 Uhr hr Sendesaal Bertramstraße 8 60320 Frankfurt am Main
Tickets gibts ab 25 Euro auf reservix.de
Wer sich für die kostenlose Generalprobe am 8. Juli bewerben möchte, meldet sich per Mail an: lorenzstiftung@gmail.com
22 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatives
Die Akteure der EVIM-Behindertenhilfe beim Proben einer Szene, Foto: © Lisa Farkas, Frankfurt
Jetzt wird es ernst mit der Wiesbadener Museumsmeile, die mit ausgezeichneter Baukunst aus Japan Zuwachs bekommt. Nach fast fünfjähriger Bauzeit öffnet das „museum reinhard ernst / mre“ an der Wilhelmstrasse 1 jetzt seine Tore am 23. Juni 2024.
Die gemeinnützige Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung als Trägerin hat den viergeschossigen Bau mit leuchtend weißer Granitfassade und gläsernem Tageslicht-Atrium, Solaranlage und Dachbegrünung für etwa 80 Millionen Euro errichtet und trägt die Betriebskosten. Die Kommune kam der Stiftung entgegen und stellt das wertvolle Filetgrundstück des einstigen Victoria-Hotels im Erbbaurecht für eine
Ein echter Maki als Haus der Kunst für alle auf der Museumsmeile
Das neue „Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst“ öffnet am 23. Juni 2024
symbolische Pacht zur Verfügung. Dem „Hotel 1. Ranges“ folgt also ein Museum 1. Ranges (wir berichteten mehrfach).
Der Unternehmer und passionierte Kunstsammler Reinhard Ernst, dessen mehr als 950 Werke starkes Konvolut auf Informel, abstraktem Expressionismus und Arbeiten der Gutai-Gruppe Japan basiert, teilt seine Sammlung mit der Öffentlichkeit, stellt sie internationalem Leihverkehr zur Verfügung und betreibt pädagogische Kunstvermittlung.
Als Gesamtkunstwerk an der Prachtstraße der Landeshauptstadt macht das zehnte Museum der Architekturlegende Maki (Aga Khan Museum Toronto, Tower 4 World Trade Center) sicher bald Furore. Museumsgründer Reinhard Ernst freut sich auf das einzige Museum seines Freundes in Europa, das „so grün wie möglich“ werden soll.
Der Maki-Entwurf sieht keine Stützen vor, 200 Tonnen Stahl wurden verbaut und forderten den Statikern Höchstleistung ab.
Die war auch gefragt bei Transporten und Kranhebungen übers Dach - tonnenschwere Bronzeplastiken von Tony Cragg, das ebenso „gewichtige“ Skulpturentrio „Buscando la Luz III“ von Eduardo Chillida aus Wiesbadens Partnerstadt San Sebastian/Donostia und ein 65 Jahre alte Fächerahorn aus niederländischem Anbau erforderten Millime-
terarbeit. Ein Kunst-am-Bau-Projekt als erste Glasarbeit von Katharina Grosse und eine Glasinstallation des Wiesbadener Künstlers Martin Hartmann sind vertreten.
Text und Fotos: Gesine Werner
wiesbadener*in II/2024 2
Das Warten hat sich gelohnt: Am 2. Juni 2024 wird das Reinhard Ernst-Museum an der Wilhelmstraße, entworfen vom japanischen Architekturmeister Fumihiko Maki, mit zwei EröffnungsSchauen eröffnet als „Haus der Kunst für Alle“.
kultur & kreatives
Baueröffnungsfest für das „Reinhard Ernst-Museum“ am 0. August 2019. Museumsstifter Reinhard Ernst (. von links) und Gemahlin Sonja Ernst (. von rechts) mit Riichi Yamucchi (Mitte) und dem Taiko-Ensemble Heidelberg.
der
Weltrang-Coup, Sonnenmaler und Streifen-Legende
Landesmuseum Wiesbaden: Lebenswerk von Rebecca Horn findet Heimat, Max Pechstein & Günter Fruhtrunk stellen aus
„Wir sind jetzt das Museum der Rebecca Horn!“ GratulARTion an das Landesmuseum der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. „Da ist uns schon ein Coup gelungen. Jedes internationale Museum hätte diesen Zuwachs auch gerne“, frohlockt Dr. Andreas Henning.
„Das Landesmuseum Wiesbaden ist ein hervorragender Ort, an dem viele Menschen diese besondere, international renommierte Künstlerin der Gegenwart immer wieder neu entdecken können“, betont Ministerpräsident Boris Rhein. Der Museumsdirektor und Prof. Dr. Peter
„Sonnenuntergang an der See“: Max Pechstein Bild gewordene Emotionen werden in der ersten Rhein-Main-Retrospektive des Hessischen Landesmuseums für Kunst und Natur gezeigt.
Raue von der Rebecca Horn-Stiftung präsentierten den Kooperationsvertrag. Das Lebenswerk der hoch dekorierten Bildhauerin, Aktionskünstlerin, Filmemacherin und documenta-Teilnehmerin aus Michelstadt / Odenwald ging mit 60 Dauerleihgaben (Installation und Malerei) zu ihrem 80. Geburtstag am 24. März 2024 nach Wiesbaden. Von ihr gegründet, erhält die Moontower Foundation das Werk auf Dauer, macht es Forschung, Erforschung und Dokumentation zugänglich. „Das Landesmuseum Wiesbaden wird der zukünftige Sitz der Stiftung sein und sich des Erbes der Künstlerin annehmen.“
An Rebecca Horn kommt in „ihrem“ Hause seit dem Alexej von Jawlensky-Preis 2007 niemand vorbei: Wer das Landesmuseum betritt, wird im Eingangsbereich „begrüßt“ von ihrer Spiegelinstallation „Jupiter im Oktogon“.
Der Künstlerinnenraum Rebecca Horn zeigt Werke der Hessischen Kulturpreisträgerin.
Den kinetischen „Rabenbaum“ schuf die „Alchimistin der Gegenwart“ zwischen 2009 und 2011.
Max Pechstein, der „Sonnenmaler des 20. Jahrhunderts“ ist in seiner ersten Rhein-Main-Retrospektive zu erkunden. Ein Enkel des Malers hatte Kustos Dr. Roman Zieglgänsberger die Präsentation kaum bekannter Druckgrafik des Großvaters vorgeschlagen.
„Die Sonne in Schwarz-Weiß“ - Landschaft, Akt, Südsee und Krieg, Familie und Religion sind die Themen, die zur prägnanten Seh-Reise einladen. Die Sonne als Zentralmotiv des Expressionisten aus Zwickau wird gewürdigt in kontrastierender Farbenpracht und SchwarzweißWerken. Oft bestimmt die Sonne das Bild, auch als Unheil kündender Stern. Max Pechstein verzichtete auf „das subjektivierende Moment der Farbe“. Emotionen in Schwarzweiß.
Streifen, Streifen, nichts als Streifen: Günter Fruhtrunk, dessen Entwurf der Plastetasche für ALDI Nord 1970 Kultstatus hat, widmen Kunstmuseum Bonn und Landesmuseum Wiesbaden eine großformatige Retrospektive zum 100. Geburtstag. „Seine Gemälde als Farbklänge und Rhythmusstrukturen fordern heraus, bieten dem Auge Flirren und Halt zugleich“, attestiert Kurator Dr. Jörg Daur.
Das Sommerfest am 29. Juni 2024 feiert die Dernière der Max Pechstein-Schau.
www.museum-wiesbaden.de
24 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatives
In
neuen Heimat Wiesbaden verortet: Rebecca Horns „Rabenbaum“, von Ministerpräsident Boris Rhein und Direktor Dr. Andreas Henning begutachtet, ist im Künstlerinnenraum des Hessischen Landesmuseums für Kunst und Natur zu sehen.
Patientinnen.
Schock mit Chic, schaurig und schön
Landesmuseum Darmstadt lehrt in der Schau „Tod und Teufel - Faszination des Horrors“ das Gruseln
„Tod und Teufel - Faszination des Horrors“ heißt die großformatige Kooperationsschau des Hessischen Landesmuseums Darmstadt mit dem Museum Kunstpalast Düsseldorf, die viele Gesichter von Horror und Monstrosität zeigt. Kuratorin Westrey Page (Düsseldorf) will ebenso wie Co-Kurator Dr. Oliver Sandrock (Darmstadt) „das Bewusstsein schärfen, dass Horror vielfältig, politisch und subversiv sein kann.“
Dmitry Smirnows Schwarzweißfotografie „Zombie Boy (Rick Genest“) gibt als Zentralmotiv den creepy Türsteher mit Totenkopf-Tattoo. „Hereinspaziert!“
Die vom Kulturfonds RheinMain geförderte Schau mit mehr als 100 Exponaten von klassischer Malerei über Designermode, Schmuck und Filmposter bis zu Skulpturen und Installationen ist nichts für zarte Gemüter. Edgar Allan Poe lässt grüßen. Es wird durchaus mit Entsetzen Scherz getrieben . Manche Exponate sind makaber, obskur und grenzüberschreitend geschmacklos.
Barbie im Monsterdesign, Frankie Stone& Draculaura stehen für Selbstermächtigung der Sorte: „Sei Du selbst, sei einzigartig, sei ein Monster!“
Im Rahmenprogramm geht es um Tod und Vergänglichkeit in der Kunst, Bestattungskultur & Jenseitsvorstellungen, im Podcast ist Christiane zu Salm im Gespräch mit Museumsdirektor Dr. Martin Faass. Der alltägliche Horror wird nicht ausgespart, ein echter Tatort ist dabei, auch betont ansehnliche Fotos buchstäblicher „Henkersmahlzeiten“.
Popkultur meets Gruselästhetik, siehe Black Sabbath & Co. oder die Rocky Horror Picture Show. King Cobras „Red Rack of those Ravaged and Unconsenting“ von Doreen Garner geht tief unter die Haut. Die Installation konfrontiert scheinbar mit Menschenfleisch an Metzgerhaken und erinnert an Menschenversuche des sadistischen Chirurgen James Marion an schwarzen Patientinnen.
www.hlmd.de
Text und Foto: Gesine Werner
Das aktuelle Führungsteam der AWO-Wiesbaden nach der Vorstandswahl: Heiner Brülle, Christa Enders, Thomas Knieriem, Johanna Domann-Hessenauer, Frank Hasenclever, Evelyn Pflugradt und Udo Puster-Wall (von links).
Neustart mit Lösung auf Zeit und Führungswechsel
Arbeiterwohlfahrt eröffnet neue Kita in Nordenstadt/Johanna Domann-Hessenauer neu im Vorstand
Positive Nius von der Awo: Nachdem im sanierten Dachgeschoß des Robert Krekel-Hauses der Wohnbereich Römerberg übergeben wurde mit 2 bereits bewohnten Betten in 20 Pflegezimmern und SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin nach dem herausfordernden Umbau bei laufendem Betrieb feststellte „Wir können jetzt Pflegeheim“, ging es munter weiter.
Die neue AWO-Kita an der Nordenstadter Heerstraße feierte nach dem Blitz-Umzug über ein Wochenende Eröffnung mit Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher („eine tolle Leistung“), Amtsleiterin Daniela Heß, AWO-Geschäftsführer Bastian Hans, Kita-Leiterin Daniela Miraglia und Ortsvorsteher Gerhard Uebersohn. In der sanierungsbedürftigen Kita am Daimlerring wurden seit November 62 Kinder in je zwei Krippenund Elementargruppen betreut. Der Neustart in den Containern als Lösung auf Zeit für die blaue, rote, grüne und gelbe Gruppe sorgt für Erleichterung. Die Container der Kita Otto Witte am neuen Standort sind eine Zwischenlösung bis Ende 2025. Die Hoffnung richtet sich auf einen Neubau durch die SEG auf einem Grundstück des neuen Hainweg-Wohnparks, der damit eine dritte Kita bekäme. In neun Kindertagesstätten betreut die AWO 79 Kinder.
Wechsel in der AWO-Führung:
Die Vorsitzende Evelyn Pflugradt gab „aus familiären Gründen“ nach etwa einem Jahr ihr Amt ab und wirkt künftig als Beisitzerin mit. Zur zweiten stellvertretenden Vorsitzenden wurde Johanna Domann-Hessenauer, frühere Präsidentin des Verwaltungsgerichts Gießen, gewählt. Die langjährige Klarenthaler Volksbildungswerk-Vorsitzende führt neben der wiedergewählten Vize Christa Enders den Vorstand und setzt sich dafür ein, dass die AWO Wiesbaden „wieder ihren Platz in der Stadtgesellschaft einnimmt.“
P.S. Das „Aufräumen“ geht weiter. Kürzlich ist die frühere AWO-Chefin Hannelore Richter in der Berufung vor dem Landesarbeitsgericht Frankfurt gescheitert. Die Kündigung vom 6. März 2020 hat Bestand.
Text und Foto: Gesine Werner
wiesbadener*in II/2024 25
King Cobras „Red Rack of those Ravaged and Unconsenting“ von Doreen Garner geht mit scheinbarem Menschenfleisch an Metzgerhaken unter die Haut. Die Installation erinnert an sadistische Menschenversuche des Chirurgen James Marion an schwarzen
KulTouren
Zur Jubiläumsvorstellung der „Filme im Schloss“ freut sich Detelina Grigorova-Kreck über volles Haus im Vorführsaal der FBW.
Laufende Bilder höchster Qualität
Jubiläum „40 Jahre Filme im Schloss“ mit Bob Marley gefeiert / Jazz geht´s los am 7.7.2024
Mit dem Wiesbadener Kulturpreis ausgezeichnet und in der Anthologie der „erlebten Geschichte(n)“ des Fördervereins für das Stadtarchiv (Autorin G. Werner) prägnant vertreten, garantieren Detelina GrigorovaKreck & Joachim Kreck im Trio mit Michael O. Fechner cineastische Perlen. Ein Doppeljubiläum steht dieses Jahr ins Haus.
Noch vor der Silberjubiläums-Edition ihres Internationalen TrickfilmFestivals vom 27. bis 0. Juni 2024 wurde der 40. Geburtstag vor ausverkauftem Saal zünftig zelebriert. Zur Feier des Tages wurde pro Nase ein Glas Schloss Biebrich-Sekt kredenzt. Das „flüssige Gold“ hatte Henkell spendiert.
Kulturamtsleiter Jörg-Uwe würdigte in seiner erfrischend kurzen Laudatio Gründervater Joachim Kreck, der 1984 noch vor Einrichtung des Kommunalen Kinos Caligari im frisch fertiggestellten Vorführsaal der Freiwilligen Filmbewertungsstelle Wiesbaden (heute Deutsche Film- und Medienbewertung - FBW) das Publikum begeisterte. Die ersten „Filme im Schloss“ waren Produktionen aus Wiesbaden. Der unerwartete Anfangserfolg avancierte zum Dauerbrenner. Sein Lob „Ihr werdet weiter gebraucht!“ verband der Kulturamtsleiter in Kenntnis von Nachwuchssorgen mit einem Appell: „Bewerbungen werden gerne angenommen!“
Als Jubiläumsfilm wurde das neue Biopic „Bob Marley: One Love“ als OmU gezeigt und Detelina Kreck „konnte sich nicht retten vor Anrufen“. Wegen der großen Nachfrage wird „One Love“ am 5. Juli um 20 Uhr wiederholt. Mit Sofia Coppolas Biopic „Priscilla“ und Venedig 202-Preisträgerin Cailee Spaeny ging es weiter. Clou am Rande: US-Soldat Elvis lernte seine spätere Ehefrau Priscilla Beaulieu als 14jährige in Wiesbaden kennen.
Noch ein Jubiläums-Schmankerl: Am 7.7. heißt es Jazz geht´s los! „Talking to you – Christof Lauer“ wird am 7. Juli um 20 Uhr von Regisseurin Lucie persönlich präsentiert. Einen Live-Auftritt von Star-Saxophonist Lauer nach dem Film gibt es obendrauf!
Kartenreservierung: www.filme-im-schloss.de E-Mail: info@filme-im-schloss.de Telefon: 0611-840766
Text und Foto: Gesine Werner
Am 14. September startet das Staatstheater Mainz in die neue Saison, die elfte Spielzeit der Intendanz von Markus Müller. Dann heißt es wieder: Es darf gefeiert werden auf allen Bühnen und Ope®n-Air.
Die Täuschung nicht fürchten, sondern feiern
Staatstheater Mainz gibt für die Spielzeit 2024-2025 die Parole aus: „Es geht ums Ganze“
Am Staatstheater Mainz haben vor zehn Jahren die Zeiten der Intendanz Markus Müller begonnen. „Voller Vorfreude auf die elfte Saison“ zeigt der Blick in den Rückspiegel der Motive die Geschwisterbegriffe Wahrnehmung und Erkenntnis. „Man(n) darf nicht alles glauben, was man(n) sieht“ und „Du kannst mir alles erzählen“ waren Übertitel, die Transparenz und Empathie, Verstehen und Verständnis signalisierten. Es ging „natürlich immer um die Übersetzung von Wirklichkeit in Theater“.
Für die Spielzeit 2024/25 gibt es kein Motto. „Das Theater fürchtet die Täuschung nicht, sondern feiert sie“, weiß der Hausherr. Ab Herbst könnte „als Leitmotiv“ die Parole taugen: „Es geht ums Ganze“. Den Versuch ist es wert, „das Ganze hinter den Teilen zu erahnen und zusammensetzen zu wollen, das Palimpset unter der Oberfläche, die Makulatur im Produkt“.
Gestartet wird mit dem Theaterfest am 14. September 2024 im und rund um das Theater. Das Schauspiel gibt den Eisbrecher mit der deutschen Erstaufführung von Ariane Kochs „Kranke Hunde“. Thomas Manns „Bekenntnisse des Hochstaplers Krull“, der sich bekanntlich in der Region tummelte, folgen. Mit der Oper „Idomeneo“ wird es mozärtlich im Großen Haus.
Das beim Publikum beliebte inklusive Festival „Grenzenlos Kultur“ geht in die nächste Runde mit „Vol. 26“. Shakespeare kommt auch und bietet im Schauspiel „Was Ihr wollt!“
Operette sich, wer kann: „Die schöne Helena“ von Jaques Offenbach reitet hoch zu Ross das Trojanische Pferd. Gepflegter Grusel á la Edgar Allen Poe macht aus dem Fall des Hauses Usher ganz große Opervery british.
In Wiesbaden wird die altmeisterliche Oper als spektakuläre Neuversion vor ausverkauftem Haus bejubelt, Mainz zieht nach. „Turandot“, Giacomo Puccinis „Oper ohne Schluss“, feiert am 17. Mai 2025 Premiere in der Domstadt. Und das beliebte „tanzmainz festival #5“ bringt alles in Bewegung.
www.staatstheater-mainz.com
Text und Foto: Gesine Werner
26 wiesbadener*in II/2024
KulTouren
Die Uraufführung der Femmage an die Europäerin Pauline ViardotGarcia – hier das Dreamteam mit Prinzipalin Mary Lou SullivanDelcroix (links) – wird mit einem zweiten Teil über „ihre Lieder und ihre Lieben“ fortgesetzt.
Pauline Viardot-Garcia und ihr europäischer Salon
Der Hinterhof-Palazzo huldigt der vielsaitigen Sängerin und Komponistin mit ihren Liedern
„Alles muss möglich sein!“ Der Hinterhof-Palazzo von Mary Lou Sullivan-Delcroix feierte 2021 Silberjubiläum, ihre „Werkstatt für Gesang, Spiel & Sprache“ feierte vergangene Saison das 40jährige.
Vielfach engagiert, ist die Prinzipalin eine wichtige Zeitzeugin der Anthologie „Erlebte(r) Geschichte(n)“ des Stadtarchiv-Fördervereins.
Auf eine fast vergessene, zu ihrer Zeit berühmte Operndiva, Pianistin, Komponistin und Salonnière war Mary Lou 1976 gestoßen und widmet ihr nach akribischer Recherche ein ausgefeiltes Doppelprogramm. Als Juwel hatte sich im Herbst der erste Teil: „Pauline Viardot-Garcia – die Europäerin. Operndiva, Komponistin, Salonnière und mehr“ erwiesen. Ausverkauftes Haus, ausgiebig gefeierte Uraufführung. Zum zweiten Teil wird am 8. Juni (19 Uhr) und am 9. Juni (17 Uhr) eingeladen: „Pauline Viardot-Garcia und ihr europäischer Salon: Ihre Lieder - ihre Lieben“. Clara Schumann, Fryderyk Chopin, Johannes Brahms steuern Kompositionen bei. Gabriele Regensburger liest, derweil Erica Trimper, Ute Hilgenberg, Barbara Menges, Doris Greiner, Renate Moering und Markus Rieger singen. Jürgen Schmidt ist der Mann am Klavier. Künstlerische Leiterin ist Mary Lou Sullivan-Delcroix.
In der klangvollen Begegnung wird der Klavierschülerin von Franz Liszt und Komponistin von mehr als 400 Liedern (!) sowie von Operetten des Librettisten Ivan Turgenjev gehuldigt. Dem Dichter war sie in lebenslanger Schaffensgemeinschaft verbunden. An Kompositionen von Berlioz, Gounod, Massenet, Meyerbeer und Fauré wirkte das Multitalent mit. Die in fünf Sprachen bewanderte Sängerin, geschätzte Freundin von Chopin und Delacroix, wurde in Moskau, St. Petersburg, Berlin, Leipzig, London bejubelt. Freundin und Förderin George Sand schrieb den Roman „Consuelo“ nach ihrem Vorbild.
Vorschau: Am 6. Juli um 17 Uhr wird das traditionelle Sommerfest im HinterhofPalazzo gefeiert. info@hinterhof-palazzo.de.
Text und Foto: Gesine Werner
„Kann die Liebe König sein?“ Die SchulTheaterTage 2024 brachte die inklusive Theatertruppe vom Theater Anders, geleitet von Kulturpreisträgerin Priska Janssens, auf die Insel Amorilla.
Reif für die Insel, wo die Liebe „König“ ist
Inklusives „Theater Anders“ sorgt bei den SchultheaterTagen für volles Haus
GratulARTion! Das „Theater Anders“ im gemeinnützigen Semiramis e.V., dem Verein für interdisziplinäre Kunst und Bildung, hat ein „närrisches“ Jubiläum gefeiert. Seit 2002, also 2 x 11 JA!re, wird im inklusiven Theater-Ensemble jeden Montag eine neue Welt erfunden. Improvisation ist Trumpf. Und weiter gilt die Devise: Volle Kraft voraus! Neue Bühnenbegeisterte sind beim Theater Anders immer willkommen.
„Wir sind Schauspieler*innen, Autorinnen, Regisseur*innen, Musiker*innen, Dramaturg*innen, Kostümbildner*innen und alles andere auch. Und vor allem haben wir viel Spaß dabei!“ Was Special Olympics-Siegerin Chloé Beloin und die TheaterAndersUrgesteine Julius Müller und Björn Stende bestätigen können. Ob mit Handicap oder ohne: Einfach melden und reinschnuppern in eine Probe! „Welche Rolle spielst Du? Wer willst Du sein? Wen willst Du treffen?“ Am Anfang stehen die Ideen, dann geht´s mit dem Spielen los. Sprechen, bewegen, probieren. Ein neues Theaterstück entsteht. „Ab jetzt heißt es: üben, üben, üben. Und dann geht´s auf die Bühne.“
Die muntere Truppe unter Leitung von Kulturpreisträgerin Priska Janssens und Christine Rupp-Kuhl, Helga Freitag, Cornelia Ringenberg & Rüdiger Schmitt kann auch Karriere-Sprungbrett. Wie berichtet, avancierte ein Theater Anders-Gewächs zur Profischauspielerin. Eva Fuchs gehört seit sechs Jahren zum führenden Ramba Zamba-Theater Berlin.
Alle JA!re wieder: In Wiesbaden sorgte das „andere“ Theater bei den SchulTheaterTagen 2024 wieder für knallvolles Haus: „Kann die Liebe König sein?“ war die Frage. Auf dem einsamen Eiland Amorilla ist die Hofgesellschaft auf dem Königs-Schloss zugange. Und auf dem Festland ist eine Touri-Gruppe reif für die Insel. Müll schert sie wenig. Dann sind plötzlich die Koffer weg. Gestritten wird auch. Tony Blair (Julius Müller) gibt den Rapper. Der Friedens-Engel lässt den Teufel „aus der Haut fahren“.
www.hotspot-theater.de
Text und Foto: Gesine Werner
wiesbadener*in II/2024 27
KulTouren
Mit seinen humorvoll unterhaltsamen, auf akribischer Recherche fußenden „Grammophonlesungen“ ist Multikünstler Jo van Nelsen ein beliebter Stammgast im Pariser Hof. Das Publikum ging mit Jo auf Otto Julius Bierbaums „empfindsame Reise im Automobil“.
Eine amüsante, „empfindsame“ Tour de Force
Theater im Pariser Hof: Multikünstler Jo van Nelsen mit den beliebten „Grammophonlesung“
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ War schon Goethe klar. „Eine empfindsame Reise im Automobil von Berlin nach Sorrent und zurück an den Rhein, in Briefen an Freunde geschildert“ nannte der deutsche Erfolgsautor Otto Julius Bierbaum („Die Schlangendame“) seinen Reisebericht. Amüsantes Reisebuch und Zeitzeugnis.
Der Begriff „empfindsam“ stehe für „die Fähigkeit und Bereitschaft, neue Eindrücke frisch und stark aufzunehmen“, erläuterte der Journalist. „Wenn Sie Ihre erste größere Automobil-Reise unternehmen (an der ich nicht zweifle), rate ich Ihnen, es zu tun wie wir, und Italien zum Ziel zu nehmen.“ Der selbstironische Genussmensch war von April bis Juli 1902 auf Achse, und fürchtete zukünftig „diese Art des Reisens“ als Regel: „Viele Automobile hintereinander - ich danke!“
Mit seinen äußerst unterhaltsamen, auf akribischer Recherche fußenden „Grammophonlesungen“ ist Multikünstler Jo van Nelsen beliebter Stammgast im Theater im Pariser Hof. Das applausfreudige Publikum war als Reisegruppe mit ausgesuchten Requisiten und Musik der Jahrhundertwende auf dem Reisegrammophon gemeinsam „unterwegs“.
Zur dreiköpfigen Bierbaum-Reisegruppe hatten Ehefrau Gemma Pruneti-Lotti als Dolmetscherin und Chauffeur Louis Riegel, auch Maschinist und Automechaniker, gehört. Während der abenteuerlichen Tour des Force mit dem Phaeton der Frankfurter Adler-Fahrradwerke, vom Verlag August Scherl zur Verfügung gestellt, überquerte der Autor als Erster den tückischen Gotthardpass in „einem leichten, billigen Wagen“- ein Zylinder, drei Gänge und acht Pferdestärken.
Am 22. September kommt der charmante Jo van Nelsen zur Grammophonlesung: „Ein Panther in Berlin - Kurt Tucholsky & der Sound der Zwanziger Jahre“ in die Kleinkunstbühne.
www.theaterimpariserhof.de
Text und Foto: Gesine Werner
Mit trockenem Humor und erfrischendem Klartext nahm der vielsaitig engagierte Orchester-Tubist Roland Vanecek beim „Kulissengeplauder“ im vollbesetzten Prunkfoyer kein Blatt vor den Mund. Die Gesellschaft der Theaterfreunde und Theaterfreundinnen hatte eingeladen, Vizechefin Katharina Queck moderierte gekonnt.
Unter die Haut gehende Blechtöne & erfrischender Klartext
Kulissengeplauder mit Roland Vanecek – Tubaspieler, Pianör, Komponist & Musik-Comedian
Die „Gesellschaft der Freunde Theaterfreunde“ (und Theaterfreundinnen!) bittet zu amüsant-informativen und spannenden Abenden ins Prunkfoyer. Sie fühlten Landtags-Kandidat*innen und dem künftigen Leitungsduo Dorothea Hartmann & Beate Heine auf den Zahn.
Das „Kulissengeplauder“ von Vizechefin Katharina Queck bietet kultige Sternstündlein. Kürzlich war Orchester-Tubist Roland Vanecek zu Gast, auf Klassik, Jazz und Pop geeicht und aufs Komponieren. Im „Jahr der Tuba“ ist er rheinland-pfälzischer Schirmherr. „Ich habe das höchste Pro-Ton-Einkommen.“
Klartext meets Trockenhumor. Mittelohrentzündung hindert einen vielsaitig engagierten Tubisten, MusikComedian und Composer aus Schneckenhausen/Pfalz, der mit Zwillingsbruder Bernhard an der Posaune einen neuen „Räuber Hotzenplotz“ produzierte und gerne schau-spielt, nicht. Vom „unfassbare tollen“ früheren GMD Toshiyuki Kamioka und dessen Dirigat „wie Bruce Lee“ begeistert, freut er sich auf GMD Leo McFall. Der sei „ein ganz liebenswerter Mensch“ und Wunschkandidat des „seit Jahren führungslosen“ Orchesters.
Das „Entschuldigen für Eitelkeiten“ ist Roland Vanecek, der gerade eine Tuba-Orchester-Suite komponiert für das Landes-Jugendsinfonieorchester Rheinland-Pfalz, „in den vergangenen Jahren viel zu selten passiert.“
Zwei GMD in einer Intendanz abgängig - ein Unding. Seit 2000 (damals mit 24 Jahren der Youngster) ist er im Orchester. Sein Vorspiel mit einer Tuba-GesangsBlas-Technik, zu der ihn Posaunenlegende Albert Mangelsdorff inspirierte, hatte überzeugt. Die Mitgliedschaft in Claudio Abbados European Union Youth Orchestra ermöglichte seine Bewerbung. Gelenkprobleme hatten den leidenschaftlichen Musiker einst auf die Tuba umsteigen lassen vom Klavier. Als Tastenlöwe reißt er mit der Klaviersonate in A-Dur und einem „mozärtlichen“ Dave Brubeck zu begeistertem Applaus hin. Take Five meets Rondo alla Turca.
Text und Foto: Gesine Werner
28 wiesbadener*in II/2024
KulTouren
Mit „romantischen Klängen im Kerzenlicht“ betörte die mehrfach ausgezeichnete Konzertgitarristin Yuliya Lonskaya in der Kurfürstlichen Burg Eltville und nahm auch mit seeelenvollem Gesang für sich ein.
Klingende Reise mit der Fülle des Wohllauts
Romantisches Sternstündlein mit Konzertgitarristin
Yuliya Lonskaya in der Kurfürstlichen Burg Eltville
„Romantische Klänge im Kerzenlicht“: Geradezu die „Fülle des Wohllauts“ kredenzte ein Klangerlebnis der besonderen Art in der Kurfürstlichen Burg Eltville mit Konzertgitarristin Yuliya Lonskya.
Virtuose Ausdrucksstärke und furiose Fingertechnik sind Markenzeichen der studierten Musikerin, die ihr Instrument „erzählen“ und „tanzen“ lässt.
Gadel meets Queen. Von den ersten Klängen lauschte das Publikum gebannt, war hingerissen und zeigte sich nach jedem Stück applausfreudig. Mit betörenden Klängen kurbelte die mehrfach ausgezeichnete Musikerin, deren warm timbrierte Stimme für zusätzliche Gänsehaut sorgte, das Kopfkino an. Die klingende Reise führt von der Alhambra nach Südamerika, lässt Hufe trappeln im mongolischen Ulan Bator, huldigt mit Grandezza Carlos Gardels Tango und evoziert augenzwinkernd „La Cucaracha“.
Concerto Classico hatte eingeladen. Gastgeber Norbert Statzner versprach mit der „atemberaubenden Bandbreite“ und „wundervollen Spieltechnik“ der unprätentiösen Künstlerin aus Weißrussland, die zuweilen mit Lulo Reinhardt auftritt, nicht zu viel. Als exquisite Überraschung des brillanten Cellisten und Georg KreislerWiedergängers Victor Plumettaz hatte die international gastierende Ausnahmemusikerin kurz zuvor bei der „Kulturbrücke Mainz-Wiesbaden“ begeistert.
Sie liebt spanische Musik, lässt einen japanischen Traumfänger erklingen und „Yali`s Lullaby“ des israelischen Komponisten Itamar Erez geht unter die Haut. Ein feinfühliges Konzert zum Dahinschmelzen, partiell zum Mitwippen. Und erst ihre Bohemian Rhapsody! Das Publikum „stand auf den Stühlen“ und jubelte. Einfach grandios. „Queen“ und Freddie können einpacken. Der Applaus wollte nicht enden. Zugabe: „Schwarze Augen“. Das ukrainische Liebesgedicht ging im Walzertakt um die Welt und machte als Evergreen Furore. Yuliya da capo!
www.concertoclassico.de
Text und Foto: Gesine Werner
Pastorin Bea Ackermann freut sich als Vorsitzende der Zehn-ProzentAktion aus Wiesbaden auf 456 Spenden. Dann gibt „Mister ZehnProzent“ seine Fördersumme frei.
Jeder einzelne Euro hilft
Zehn-Prozent-Aktion sucht wieder Spendenwillige
Gute Nachricht von der bundesweit immer noch einzigartigen Hilfsaktion des Evangelischen Dekanats Wiesbaden. Seit mehr als einem halben Jahrhundert hilft die „Zehn-Prozent-Aktion“ als erfolgreicher Dauerbrenner weltweit Menschen in Not.
Für die große Spendenbereitschaft ist die Hilfsaktion dankbar: 496 Personen machten in der 55. Runde der Aktion ihren „Zehnten“ des Taschengeldes, Gehalts oder Rente locker und haben „ihren Fingerabdruck für mehr Menschlichkeit und Solidarität gesetzt.“ Es kamen 18.291,57 Euro zusammen. Der anonyme „Mister Zehnprozent“ engagierte sich als Wohltäter mit 40.000 Euro. Das Füllhorn wurde ausgeschüttet über Hilfsprojekte in Indien, Kamerun und Kambodscha. Das Diakonie-Projekt „upstairs“ für wohnungslose Jugendliche in Wiesbaden bekam Förderung.
Pastorin Bea Ackermann drückte als Vorsitzende ihre Freude darüber aus, „dass mehr Menschen als erwartet in einer so schwierigen Zeit wie unserer die Armen in der Welt nicht vergessen und sich trotz eigener Sorgen und Ängste solidarisch zeigen.“
Die aktuelle Spendenaktion läuft bis 1. März 2025 und sucht 456 Spendenwillige. Jeder Euro zählt, auf die Höhe kommt es nicht an. Sind genügend Wohltätige an Bord, gibt „Mister Zehn-Prozent“ runde 20.000 Euro dazu.
Es sollen Hilfsprojekte in Haiti (70.000 Euro), ein ökologisches Landwirtschaftsprojekt in den Anden (40.000 Euro) und ein Projekt in der Zentralafrikanischen Republik, „das sich um die Heilung der Wunden von Kriegskindern kümmert“ (40.000 Euro) gefördert werden. Als „Projekte vor der Haustür“ geht es in Hessen um zwei Einrichtungen: Das Wohnprojekt „Horizonte“ in Wiesbaden fördert ältere Menschen, die gemeinschaftlich in altersgerechten Mietwohnungen leben (4000 Euro), das „Haus Atemzeit“ in Wölfersheim steht als Intensivpflege-Haus lebensbedrohlich erkrankten Kindern und deren Familie zur Seite.
Mehr Informationen unter www.zehn-prozent-aktion.de
Text und Foto: Gesine Werner
wiesbadener*in II/2024 29
KulTouren
„Slide“, läuft
EEröffungsprogramm
in Silberjubiläum der Animations-Kunst! Zum dritten Mal wird Wiesbaden im Frühsommer zum El Dorado der „trickreich“ flimmernden Hochkaräter. GratulARTion dem Dauerbrenner! Das Internationale Trickfilmfestival Wiesbaden feiert Silberjubiläum. Vom 27. bis 30. Juni 2024 geht die 25. Auflage des Publikumslieblings über die (Film-)Bühnen im Filmschloss am Rhein und der Caligari FilmBühne.
arbeit mit dem Kulturamt Wiesbaden, der Deutschen Film- und Medienbewertung FBW, der Omnimago GmbH - der spezieller Dank gebührt - und der Caligari FilmBühne. Das Kulturamt Wiesbaden, Hessen Film und Medien sowie der KulturFonds Frankfurt RheinMain fördern das niveauvolle Festival. Alle Animationstechniken und Trickfilmarten sind wieder an Bord. Selbst bewerben geht gar nich. Alle Beiträge sind strikt kuratiert und eingeladen.
Silberjubiläum der trickreichen Hochkaräter
25. Internationales Trickfilmfestival Wiesbaden vom 27. bis 30. Juni 2024 im Filmschloss Biebrich und der Caligari Filmbühne
„Es ist unter den internationalen Trickfilmfestivals das einzige, das die Hauptpreisträger der wichtigsten Festivals und Animationsfilmwettbewerbe der Welt im Angebt hat“, betont Detelina Grigorova-Kreck.
Die Filmexpertin ist eine wichtige Zeitzeugin und gemeinsam mit Filmkoryphäe Joachim Kreck in der Oral History-Anthologie „Erlebte Geschichte & Geschichten“ von Autorin Gesine Werner, herausgegeben vom Förderverein für das Stadtarchiv Wiesbaden, vertreten.
Das international renommierte Filmfestival basiert auf Zusammen-
Als kulturpreisgekrönte „Freunde der Filme im Schloss“ präsentieren die Krecks im Trio mit dem „Dritten Mann“ Michael O. Fechner „nur prämierte Filme mit mehreren Preisen. Alle sind Preziosen in einem Mosaik, das die aktuelle Entwicklung des Trickfilms zeigt.“ Und das Filmplakat aus „Soft Rain“, dem „besten asiatischen Film 202,“ ist pretty in pink und trendy.
Das Publikum ist die Jury, stimmt ab über die dotierten Preise der Sparkassen-Versicherung, des Biebricher Ortsbeirates und des Katholischen Filmwerks. Den mit 1000 Euro dotierten „Preis des Kulturamtes Wiesbaden“ nimmt Präsi-
dentin Luce Grosjean für Miyu Distribution aus Montpellier entgegen. Das 2020 von UniFrance ausgezeichnete Unternehmen als Fusion von Sève Films & Miyu Productions ist der weltweit führende Vertrieb von Animationsfilmen. Anerkennend blickt die Festivalchefin auf rund zehn Jahre „hoch geschätzte Zusammenarbeit“ zurück und freut sich auf Präsidentin Grosjean: „Wir möchten mit dem Preis etwas zurückgeben.“ Aus dem Miyu-Portfolio laufen „Boom“, Student Academy Award (Oscar 202) und „Eeva“ als Estland-Kroatien-Produktion, shortlisted Oscar 2024.
Das Opening in der Caligari FilmBühne hat sich zur Tradition gemausert: Das 25. schwelgerische Filmvergnügen mit Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl startet mit einem unvergleichlichen Stargast: Bill Plympton, der schwarzhumorige „King of Indie Animation“ kommt wieder einmal aus New York! Sein neuer Langfilm „Slide“ eröffnet das Silberjubiläum. Aus „aktuellem Anlass“ bringt der Kulturamtspreisträger 2004 drei „Trump Bites“ (für die New York Times produziert) mit. Der Meister ist für Spontanaktionen gut. Lassen wir uns überraschen!
72 Filme aus 26 Ländern quer über den Globus: Zu den vier Sektionen „Best of International Animation“ und „Best of International – New Generations“ mit 1 Diplom- und Debütfilmen als Multicolor-Programm gilt dem deutschen Trickfilm wie im Vorjahr ein separates Programm: „Best of German Animation 2022/202“mit elf ausgesuchten Beiträgen.
0 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatives
im
am 27. Juni 2024 um 20 Uhr in der Caligari Filmbühne. Rhein-Main Premiere mit Anwesenheit des Regisseurs Bill Plympton
„Verzerrt“,
Als „Lokalmatadorin“ von der Wiesbadener Hochschule RheinMain kommt Kristin Garrells mit „Verzerrt“, der Story von Lou inmitten sozialer Interaktionen. Als deutsche Erstaufführung kommt „Someone Else`s Story“ einer femininen Umarmung aus Jerusalem. Auch „Comma“ (Ukraine 202) von der Kunsthochschule für Medien Köln ist eine Deutsche Erstaufführung.
Mit Augenzwinkern experimentierfreudig und zukunftsorientiert bringt Mariola Brillowska ihren neuesten Streich „Blusenfax“ und damit einen schwebenden Planetoiden von der Elbe an den Rhein. Ihr innovatives Musikvideo „Ich gehe in den Tag“ zeigt sie auch.
Zwei hervorragende Langfilme sind an Bord des Jubiläums. Neben Bill Plymptons Filmperle ist der Alterswerk-Oscarpreisträger 2024 vertreten: „Der Junge und der Reiher“ als Anime der Filmlegende Hayao Miyazaki und Studio Ghibli, größtes Filmstudio Japans. Der 82jährige Meisterregisseur trat 10 Jahre nach seinem Rücktritt davon zurück und überraschte die Filmwelt mit seiner autobiografisch gefärbten Hommage an die Freundschaft. „So eine Spitzenleistung gehört einfach in unser Programm!“ Neben den Shorties gibt es zwei etwas längere Filme. Tom CJ Browns Trickfilmdrama „Christopher at Sea“ überzeugte in Texas wie in Südkorea und Griechenland. Anime-Meisterregisseur Rintaro zeigt mit „Nezu-
mikozo Jirokichi / Jirokichi, die Ratte“ eine Robin Hood-Hommage an die Stummfilmära.
Von US-Veteran David Ehrlich kommt der innovative Experimentalfilm „Sing, David, Sing“, hoch dekoriert in Singapur und New York. Nicht nur für Ballettfans ein viel zu kurzes Vergnügen ist „The Battle for Swan Lake“ von Joan C. Gratz, Oscar 1992: Katzen, Hund und ein Fischkopf mit Tutu tanzen Tschaikowski auf Spitze in hinreißender Choreografie.
Eine Weltpremiere in Anwesenheit des Filmemachers: „Moral Support“ heißt der aktuelle Musikfilm von Vuk Jevremovic, Kulturamtspreisträger 202. Der in Wiesbaden wohlbekannte Maler und Trickfilmer („Der Panther“) erweckt - von der slowenischen Band Laibach inspiriert – die Echos der ersten
Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts im damaligen Jugoslawien. Ein Herz für Kinder Der kleine Maulwurf kommt! Klack-klack. Platsch. Plumps. Ein besonderes Programm für Kinder ist Detelina Grigorova-Krecks Herzensanliegen. In der SonntagsMatinée „Tricks for Kids“ gibt es zehn wunderbare Geschichten für die lieben Kleinen. Zu Gast ist Geschäftsführer Richard Lutterbeck vom TrickStudio Lutterbeck Köln, das für die „Sendung mit der Maus“ Bewegung in Geschichten bringt.
Zum Silberjubiläum lädt ein exquisites Programm zum Feiern ein. Ehre, wem Ehre gebührt.
www.filme-im-schloss.de
Text: Gesine Werner
wiesbadener*in II/2024 1
kultur & kreatives
läuft am 29. Juni 2024 um 15.0 Uhr im Programm der „Best International Animation“ 2022/2 „New Generations“ im Schloss Biebrich
Oscar - Preisträger und Stammgast Thomas Stellmach
Kann denn Kunst gefährlich sein?
Staatstheater Darmstadt bietet hochkarätige Produktionen/Neue
Spartenleitungen in der Spielzeit 2024/25 Hessisches Staatsballett feiert Jubliäum
Kann denn Kunst gefährlich sein? „Autoritäre, diktatorische oder populistische Politiker und Systeme fürchten die Kunst. Weil große Kunst eine konkrete Phantasie wecken kann, die sie fürchten: Etwas in der Gesellschaft könnte sich verändern.“
Am Staatstheater Darmstadt werden uns in der Saison 2024/25 in Produktionen diverse Formen der Hoffnung begegnen und Situationen, in denen daraus Handeln wird: „In einer Welt, die gegenwärtig geprägt wird von Kriegen, Klimawandel, Migration, sozialer Ungleichheit, Inflation und den Nachwirkungen von Corona wollen wir mit den Mitteln der Kunst fragen: Worauf hoffen?“, erläutert Intendant Karsten Wiegand das Spielzeit-Motto.
Darmstadts Musentempel kündigt 24 Neuproduktionen in fünf Sparten an. Neue Spielzeit - neue Spartenleitungen: Seit Kirsten Uttendorfs Wechsel zur Intendanz in Detmold im März ist Soren Schuhmacher neuer Operndirektor, wird zur Spielzeit 2025/26 Intendant in Hagen. Karrieresprungbrett Darmstadt. Schauspieldirektor Oliver
Brunner wird im Herbst Intendant des Stadttheaters Ingolstadt.
Und das Schauspiel in Darmstadt geht runderneuert in die Spielzeit 2024/25. Der neue Schauspieldirektor Dr. Alexander Kohlmann, promovierter Medienwissenschaftler und Dramaturg, kommt aus Dessau. Hausherr Karsten Wiegand war mit ihm „von Anfang einig, dass eine erweiterte Teamleitung mit verschiedenen Perspektiven spannende, weite Horizonte schaffen kann.“ Der Intendant freut sich sehr auf die Zusammenarbeit mit der neuen Leitenden Regisseurin Mizgin Bilmen (mehrfach ausgezeichnet), der neuen Leitenden Bühnenbildnerin Sabine Mäder (steht für hoch gelobte Bühnen-Räume in Schauspiel, Oper & Tanz) sowie der Schauspieldramaturgie mit der am Haus schon erfolgreichen Deborah Raulin und dem neuen Dramaturgen Marlon Tarnow (Dessau).
Jubiläum! Das Hessische Staatsballett feiert nach 10 erfolgreichen Jahren mit FAUST-Preis und FAUST-Nominierungen Geburtstag mit hochkarätigen Galas. China meets Netherlands beim Doppelabend „Broken Sense of Beauty“
von Xie Xin und „I am Bob“ von Imre & Marne van Opstar. „Chronicles“ von Anouk van Dijk & Dunja Jocic setzen Impulse. Das Tanzfestival Rhein-Main offeriert illustre Produktionen.
Shakespeares „Macbeth“, Tolstois „Krieg und Frieden“, Jane Austens „Stolz und Vorurteil“, Heiner Müller und „Was der Butler sah“ als Start in die Joe Orton-Trilogie kündigt das Schauspiel an. Tschechows „Kirschgarten“, gerade in Wiesbaden zu sehen, will Philipp Preuss „aufregend und bildgewaltig“ zeigen.
Als Highlights im Musiktheater kündigen sich die szenische Uraufführung von Zimmermanns „Requiem für einen jungen Dichter“ und Wagners „Tristan & Isolde“ an, Regie Eva-Maria Höckmayr („Lulu“). Mit Büchners „Wozzeck“ gibt Tatjana Gürbaca ihr Hausdebüt. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“: In deutscher Erstaufführung kommt „der kleine Prinz“ als erste Familienoper zur Weihnachtszeit.
Ein Geniestreich in Text & Regie. „Wilhelm Tell: Im Reich des Schmerzes“ - zwei Eidgenossen bürsten den Macho-Nationalmy-
2 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatives
Nadav Zelners „Glue light blue“ – ein Gesamtkunstwerk aus Tanz, Bühne, Kostüm in hellblau und rostbraun. Das Hessische Staatsballett in Höchstform. Tanzende Steine entschleunigen mit meditativem Taktschlag schon beim Hereinkommen. Die schwebende Objekt-Compagnie ist Himmel und Bodenformation, kommuniziert mit den wie auf Schienen laufenden Wesen. Zum Niederknien.
thos in Wildwestmanier gegen den Strich, mit O-Ton und den üblichen Verdächtigen. Köstlich. Die gewitzte Überschreibung des Schiller-Klassikers von Marcel Luxinger und die feinnervige Regie von Gustav Rueb („Königin Lear“) ist mit Alphorn & Bilderbuch Panorama (Chapeau dem Malsaal!) ein detailfreudiges Gesamtkunstwerk. Vergnügen mit Nachhall. Beste Spiellaune bei Béla Milan Uhrlau, Karin Klein, Sebastian Schulze, Thorsten Loeb, Ali Berber, Hubert Schlemmer, Edda Wiersch & Florian Donath. Tolles Stück – kräftiger Applaus.
Als kurzfristig auf den Spielplan genommenen Beitrag zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und als Reaktion auf den Hamas-Überfall hat Intendant Karsten Wiegand Chaya Czernowins „Pnima …ins Innere“ als Kammeroper ohne Wortsprache inszeniert. Supernova-Festival als Zeitlupen-Rave, Sonnensegel – Leichentuch, Sederabend mit vielen leeren Stühlen. Geräusche, lautes Atmen, Stöhnen, Knacken und knirschende Instrumente, musikalische Leitung Richard Schwennicke. Der berührende Abend mit den Stimmen von Noa Frenkel, Johanna Greulich, David Pichlmaier, Szymon Chojnacki und Tomas Möwes geht unter die Haut.
20 zeitgenössische Produktionen, drei Staatstheater und 8 Bühnen“: Vom deutschen Aerowaves-Part-
ner Bruno Heyndericks, Chef des Hessischen Staatsballett, erstmals nach Deutschland geholt, wurde das europäische Tanzfestival Spring Forward 2024 in Darmstadt heftig gefeiert. Bis auf die rasant fluoreszierenden Rollen ist es stockdunkel. „Cabraqimera“ ist ein hypnotisches Faszinosum, das ein akrobatisch versiertes Quartett auf Rollschuhen offeriert. Catarina Mirandas grandiose Choreografie erntet stürmischen Applaus.
Choreograf Ulduz Ahmadzadeh, Life-Trommler Mohammad Reza Mortazavi und die Gruppe Atash aus Wien unternehmen in „Tarab“ eine rhythmisch-tänzerische Reise durch einen Jahrtausende alten Tanzkosmos. Hinreißende Animation zum Mitwippen. Klasse.
www.staatstheater-darmstadt.de
Text und Foto: Gesine Werner
„Tell“ heute: Schweizer Nationalepos mit Augenzwinkern gegen den Strich gebürstet. Schiller kann auch Kafka. Die üblichen Verdächtigen sind dabei: Alphorn & Mystik am See, Armbrust & Rütlischwur, Gessler-Hut mit Gesichtserkennung & ein Mord im Schaumbad. Geschichtsstunde mal anders. „Wir denken an uns selbst zuerst.“
wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatives
Zu Gast beim Hessischen Staatsballett und erstmals in Deutschland: das Tanzfestival „Spring Forward 2024“ des Netzwerks „Aerowaves – dance across europe“ bringt mit „Cabraqimera“ ein akrobatisches Rollschuh-Quartett aus Portugal nach Darmstadt. Stürmischer Beifall.
„Draußen vor der Tür“, also vor der Bühne, flankiert eine Musikcombo mit kriegsversehrt einarmigem Pianisten das Bühnengeschehen um Wolfgang Borcherts Kriegsheimkehrer Beckmann. Er hat „gefroren, gehungert, geschossen“. Frau, Kabarettdirektor, Oberst, Beerdigungsunternehmer weisen ihn ab.
Ein Echoraum für Recht und Gewissen
Feinste Bühnenkunst am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken und der „Schwanengesang“ des abgängigen Generalintendanten Bodo Busse
„Recht und Gewissen“ sind Richtschnur der Spielzeit 2024/25 am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Vorfreude auf die achte gemeinsame Saison und Schwanengesang von Bodo Busse. Der Generalintendant zieht im Sommer 2025 nach Hannover aus diesem „wunderbaren Theater mit seinen fantastischen, kreativen und offenherzigen Mitarbeiter*innen“.
Es trifft die „Zauberflöte“ auf „Antigone“ sowie „Romeo und Julia“, das Festival Primeurs geht weiter und „Turandot“ kommt wieder. Als Rarität wird Gustav Holsts Oper
„Sitar“ uraufgeführt. Feinste Bühnenkunst der Marke Saarbrücken.
Grenzüberschreitend und preisgekrönt, bietet das Festival Primeurs jetzt Uraufführungen. „Die lieben Eltern“ von Armelle & Emmanuel Patron (Regie Janis Knorr) sind immer ausverkauft. Geldsegen mit der Brut teilen? Lucas Janson, Silvio Kretschmer, Süheyla Ünlü, Bernd Geiling & Martina Struppek zeigen virtuos, ob das gut geht. Starker Beifall für das spielfreudige Ensemble des Prix Primeurs-Publikumspreises.
Ganz große Oper als grandioses Spektakel mit Scheiterhaufen
Das Tanzfestival Saar 2024 erzählte am Internationalen Frauentag „Ruß – eine Geschichte von Aschenputtel“ mal anders. Ballettdirektorin Bridget Breiner und das Badische Staatsballett Karlsruhe riefen mit ihrem Blick ins Kohlearbeitermilieu – analog zum Saarland – Begeisterung hervor
ante portas, aktuellen Bezügen und direktem Publikumskontakt durch „Schmotten“. Tschaikowskis „Jungfrau von Orléans“ als radikal feministische Version des „Hauen & Stechen“-Musiktheaterkollektivs stützt sich auf ein klangschön auftrumpfendes Ensemble - Judith „Jéanne“ Braun, Algirdas Drevinskas, Valda Wilson, Peter Schöne, Max Dollinger, Markus Jaursch, Oleksandr Vozniuk. Viersprachige Präsentation - deutsch, französisch, russisch und ukrainisch. Ideenfeuerwerk vom Mittelalter bis zu Gebrüder Coen & Tarantino. Starke Bilder. Feinfühlig dirigiert Stefan Neubert mit sicherer Hand, das Orchester beglückt mit der „Fülle des Wohllauts“ aus dem Graben. Unbedingt sehenswert.
Es gab eine Leiche. Brooklyn statt Rosenheim. Zwei alte Tanten (Gaby Pochert & Martina Struppek) morden leise, bringen Single-Oldies mit Holunderwein um die Ecke und in den Keller, Neffe Teddy Roosevelt (Gregor Trakis) gräbt. Christoph Mehler zeigt Joseph Kesselrings tiefschwarzen Dauer-
4 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatives
brenner „Arsen und Spitzenhäubchen“ mit „Pension Schöller“-Zitat auf Tiefkühltruhen (Bühne Nehle Balkhausen), was Lucas Janson, Raimund Widra, Bernd Geiling, Verena M. Bauer & Co. akrobatisches, leicht statisches Spiel abverlangt. Saal ist amüsiert.
Mit dem Wissenschaftskrimi und Wotans Menschen-Experiment im klinisch weißen Versuchslabor geht es weiter: Der apokalyptische Wagner-Ring wird in bekanntem Setting mit Ehebruch, Inzest, Implantaten, Schachspiel, Auflehnung und Brünnhilde im gläsernen Schneewittchensarg geschmiedet. Straffer Hand garantiert GMD Sébastien Rouland mit dem inspiriert aufspielenden Staatsorchester wieder das perfekte musikalisches Miteinander. Gesungen und gespielt wird textverständlich mit Exzellenz.
Das Regieduo Alexandra Szemerédy & Magdolna Parditka knüpft nahtlos an den „Vorabend“ an. „Die Walküre“ ist nix für schwache Nerven. Chef Wotan meuchelt selbst. Der Diktator (Thomas Johannes Mayer) zückt zum Entsetzen von Brünnhilde (Aile Asszonyi) die Knarre - Kopfschuss für Siegmund (Peter Sonn). Nach der Premiere langer Jubel im Stehen.
Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“ - Schulstoff und bedrückend aktuell. Eindrückliches Theater mit Nachhall, von Philipp Preuss mit Livekamera (Konny Keller) auf effektvoll sparsamer Bühne (Ramallah S. Aubrecht)
mit Traumsequenzen bildstark inszeniert. Hurra, wir leben noch! Kriegsversehrter hat „gefroren, gehungert, geschossen“ - und stört. Michi Wischniowski („Hamlet“) ist eine Wucht. Sein verzweifelter Beckmann rührt fast zu Tränen und kriegt bei Verena Bukal, Sébastien Jacobi, Lea Ostrovskiy, Fabian Gröver, Raimund Widra & Jan Hutter kein Bein auf den Boden. Nach einem Moment des Durchatmens applaudiert das Publikum kräftig.
Das Tanzfestival Saar bietet Hochkaräter und bestätigt Platos Erkenntnis: „Tanz ist die Kunst, die die Seele des Menschen am meisten bewegt.“ Marco Goecke („Whiteout“) und Ohad Naharin mit Lichtdesigner Avi „Bambi“ Bueno („George & Zalman“/
„Black Milk“) bescherten den herausragenden Abend „Rituale“ mit ausdruckstarken Reflexionen. Das Saarländische Staatsballett performt in exquisiter Perfektion.
„Ruß – eine Geschichte von Aschenputtel“ wird von Choreografin/Ballettdirektorin Bridget Breiner und dem Badischen Staatsballett Karlsruhe mit einem Blick ins Ruhrpott-Milieu erfrischend anders erzählt. Neben den Kumpels spielt auch Aschenputtel Claras Stiefschwester Livia eine Rolle. An beiden Festival-Abenden ist das Publikum hingerissen und klatscht sich die Hände wund.
Text
Der Ring wird weiter geschmiedet. „WAR IST WIRD“: Die Losung auf dem Vorhang ziert auch die Wände in Wotans Versuchslabor. Nach der Premiere von Wagners „Walküre“ erntet das exzellente Ensemble jubelnden Beifall im Stehen.
wiesbadener*in II/2024 5
und Fotos: Gesine Werner
kultur & kreatives
„Die lieben Eltern“ von Armelle & Emmanuel Patron sind immer ausverkauft: Spielfreudig aufgelegt, wird das Uraufführungs-Ensemble (mit Langohr links) des Prix Primeurs-Publikumspreises mit Beifall überschüttet.
„Teufelsgeiger“ Paganini in Text und Musik als Sternstündlein: Von Dramaturgin Marie Johannsen zur „Maifestspiel-Queen“ geadelt, hat Stammgästin Chris Pichler das ausverkaufte Foyer gemeinsam mit den virtuosen Musikern Benjamin Herzl (Violine) und Ingmar Lazar (Klavier) beglückt.
Barfuß im Foyer: Erst brillierte Philipp Hochmair mit einem spektakulären „Jedermann reloaded“ im Verbund mit der energetischen Combo „Elektrohand Gottes“ in diesem minutenlang umjubelten Highlight der Maifestspiele. Beim „Meet and Greet“ bekannte sich Dramaturgin Anika Bardos zu seiner prägnanten Version des Hoffmannsthal-Klassikers.
Mailights als Schwanengesang
Internationale Maifestspiele Wiesbaden 2024 als geglücktes Finale der Laufenberg-Intendanz
John Malkovich trifft Jedermann und Paganini auf dem Holzweg – finaler Wonnemonat der Handschrift von Intendant Uwe Eric Laufenberg. Das Hessische Staatstheater verließ der langjährige IMF-Leiter nach langwierigen Querelen „fristlos einvernehmlich“ Ende Januar. Der Schwanengesang folgte der Devise: „Die ganze Welt ist verrückt“. Aus Verdis komödiantischem Spätwerk „Falstaff“ stammt das IMF-Motto: „Tutto nel mondo é burla“.
Die Trilogie der „Letzten Werke“ in Glittenberg-Einheitsbühnenbild und 50erJahre-Kostüm schloss Schauspieler Noah L. Perktold mit seinem gefeierten Opernregiedebüt heiter ansehnlich ab. Antonello Allemandi navigierte das inspiriert aufspielende Staatsorchester und das hochkarätige Ensemble (Alyona Ristovskaya, Erik Biegel, Romina Boscolo, Aluda Todua) mit sicherer Hand. Zeljeko Lucic verlieh dem sympathisch anarchischen Titelhelden im rostigen Cabrio baritonale Statur.
Saal in Geiselhaft: „Jedermann reloaded“ - ein HoffmannsthalAbend wie ein furioser Death-Metal-Rausch. Das mysteriöse „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ mitreißend dynamisch ins Heute geholt auch vom treibenden Sound der „Elektrohand Gottes“ (Tobias Herzz Hallbauer, Jörg Schittkowski, Bastien Eiffler, Rajko Gohlke, Hanns Clasen). In allen Rollen ist Philipp Hochmair ein Ereignis, fesselt an den Stuhl. Der Applaus im Stehen will nicht enden.
Hollywood-Star John Malkovich beeindruckte mit Ingeborga Dakunaite in der englischsprachigen Produktion (Dailes Teatris Latvia & Ekaterina Yakimova) des BernardMarie Koltès-Stücks: „In der Einsamkeit der Baumwollfelder.“ Timofey Kulyabins Regie legt Sex statt Drogen als verbotenes Objekt der unausgesprochen Begierde nahe. Silberjubiläum mit Suchtfaktor: „25 Ja!re auf dem Holzweg“ sind Tobias Reisige (Sopranino, Ofenrohr, Loopstation, Einhandtrommel mit Flöten-Stick) und Markus Conrads, der Bass und „bässer“ auch
„Sopranbaß“-Mandoline und singende Säge bespielt. Gitarrero Johannes Behr ist 2,5 Ja!re dabei. Das grandiose Trio „Wildes Holz“ setzt das Foyer mit Wacken-Attitude und zierlichem Tanz unter Strom. Klassik, Jazz & Pop für Stielaugen & Spitzohren
Heine sah „eine dunkle Gestalt, die der Unterwelt entstiegen zu sein scheint“ mit „leichenartig weißem“ Gesicht. Seine 24 Capricen für Violine solo sind die „Bibel“ modernen Geigenspiels. „Teufelsgeiger“ Niccolo Paganini widmete IMFStammgästin Chris Pichler, von der designierten Neusser Intendantin Marie Johannsen zur „MaifestspielQueen“ geadelt, ein Sternstündlein im ausverkauften Foyer. Mit virtuosem Spiel ergänzten Geiger Benjamin Herzl und Pianist Ingmar Lazar die ausgefeilte Matinee. Schlicht zum Niederknien. Publikum jubelt, klatscht sich die Hände wund
Text und Fotos: Gesine Werner
6 wiesbadener*in II/2024
kultur & kreatves
Der Kulturfonds fördert „die Sonne in Schwarzweiß“ als exquisite Schau im Landesmuseum
„Wir sind World Design Capital 2026!“ Ende vergangenen Jahres hatte Geschäftsführerin Karin Wolff die begehrte Auszeichnung „mit übergroßer Begeisterung“ vermeldet. (Wiesbadener*in 4/2023).
Alle zwei Jahre von der UNESCOnahen World Design Organization in Montreal ausgelobt, wird der Einsatz von Design zur Förderung kultureller, ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung gewürdigt. Helsinki, San Diego, Valencia, Lille, Mexico-Stadt - jetzt erstmals nach Deutschland vergeben. Der Auftritt der RheinMainRegion unter dem Titel „Design for Democracy – Atmospheres for a better life“ soll ein Forum zum Mitgestalten werden. Im April wurden in Hanau die Verträge unterzeichnet, die Programmvorbereitungen laufen.
Für „die Kultur im Werden“: Seit rund zehn Jahren legt der Fonds
Jahrhunderts“, ist in seiner ersten Rhein-Main-Retrospektive zu erkunden. Für die Kultur im Werden Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main richtet Fokus auf interdisziplinäre und ortsbezogene Projekte
den Fokus auf themenbezogene Konzepte, die ortsspezifisch „vor allem für und mit Räumen außerhalb städtischer Zentren“ angelegt sind, resümiert Dr. Julia Cloot. Die stellvertretende Geschäftsführerin betont das Einbeziehen der „vielbeschworenen Un-Orte“ und die Leitlinie „regionaler Zusammenarbeit mit überregionaler künstlerischer Qualität“. Langzeitprojekte wie „Transit bewegt RheinMain“ und „Site Sight Signs“ oder das aktuelle Kooperationsprojekt „Wald? Wald!“ legen Zeugnis ab.
Der Kulturfonds RheinMain mit dem satzungsgemäßen Auftrag, „die künstlerische Strahlkraft der Region und die Vernetzung ihrer Kulturschaffenden zu stärken“, schüttet weiter fleißig sein Füllhorn aus. Im Kleinen Verfahren wurden weitere 15 Projekte mit insgesamt 82.409 Euro bewilligt.
Der Fonds förderte auch das jährliche Nachwuchsfestival des größ-
ten europäischen Tanznetzwerks Aerowaves. Auf Initiative des deutschen Aerowave-Partners Bruno Heynderickx, Direktor des Hessischen Staatsballetts, lud Spring Forward 2024 zu zeitgenössischen Produktionen an die Staatstheater Wiesbaden, Darmstadt und Mainz.
Das Förderprogramm KUNSTVOLL bringt seit über zehn Jahren Kultur in die Schule. Der Kulturfonds erhöhte das Förderbudget für das Schuljahr 2024/2025, erreichte prompt den Höchststand an Bewerbungen.
Mit Förderung bedacht und gewürdigt wurde das attraktive Silber-Jubiläum des Internationalen Trickfilm-Festivals Wiesbaden mit Stargast Bill Plympton/New York. Die 24. Ausgabe von Go East, Festival des Mittel- und Osteuropäischen Films bekam auch eine Finanzspritze.
www.kulturfonds-frm.de
Text und Foto: Gesine Werner
wiesbadener*in II/2024 7
Wiesbaden. Max Pechstein, der „Sonnenmaler des 20.
Dr. Karin Lingl (Stiftung Kunstfonds), Kuratorin Elke Gruhn, GEDOK-Preisträgerin Iris Hoppe, GEDOK-Förderpreisträgerin Effrosyni Kontogeorgou und GEDOK-Präsidentin Béatrice Portoff (von links) bei der GEDOK-Vernissage im NKV.
Stabile internationale Vernetzung, lokale wie internationale Kooperationen und Partnerschaften (RAY Triennale, B3-Biennale, Theaterbiennale Neue Stücke aus Europa, New Frankfurt International) und anerkannte Expertise internationaler zeitgenössischer Kunst sind Markenzeichen von Elke Gruhn. Die Goldene Bürgermedaille würdigte ihre Meriten.
Ein Vierteljahrhundert schärfte die Kunsthistorikerin vom Niederrhein das Profil des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden. Von ihr im Ehrenamt (!) zu Renommee und Exzellenz geführt, war der NKV fünf Mal für den ADKV ART COLOGNE-Preis als „bester Kunstverein Deutschlands“ nominiert.
Ihre Talentförderung wirkt bis zur Venedig-Biennale (Gülsüm Karamustafa & Monica De Miranda). Sven Johne (1. Soloschau), Jorinde Voigt, Mona Hartoum (Fluxus 2002), WiesbadenEigengewächse wie Christian Löhr, Nicole Ahland, Nicole Fehling Andrea Esswein, Titus Grab und Sofie Zezmer holte sie an NKV-Bord, auch Beethoven-Preisträger Aeham Ahmad aus Syrien.
Von „beeindruckenden Erlebnissen“ berichtet die Kuratorin aus Venedig, wo sie im Centro Tedesco di Studi Vene-
zian den Afghanistan Hidden Pavillon Venice (Yama Rahimi & Sarah Karimi) eröffnete. 202 hatte sie „Hidden Statements - Art in Afghanistan“ in der Villa Massimo in Rom gestartet. Zahlreiche wichtige Änderungen wie das weltweite Follow Fluxus-Stipendium prägte die u.a. im Hessischen
Kunstbeirat wirkende Expertin. Im NKV läuft die Schau „Counter Balance“ von Iris Hoppe, Ida Dehmel-Kunstpreisträgerin der GEDOK (bis 28. Juli). Mit GEDOK-Präsidentin Béatrice Portoff 2022 gestartet, ist die Kooperation ein Footprint von Elke Gruhns NKVEngagement. Effrosyni Kontogeorgou, erste GEDOK-Förderpreisträgerin, zeigt „Nephelokkokygia“. Nebenan lädt „Ben´s Bar“ ein, Dauerleihgabe von Kulturpreisträger und Fluxus-Veteran Ben Patterson. Als NKV-Chefin ließ die deutsche Koordinatorin des DAAD-Work Art-Programms zum Goldjubi der Avantgardekunst Ben P. den kompletten NKV bespielen. FLUXUSLegenden wie Alison Knowles waren vor Ort.
Museumsdirektor Dr. Alexander Klar (jetzt Kunsthalle Hamburg) sah den NKV als „Trüffelschwein zeitgenössischer Kunst“.
Sie habe „Hervorragendes“ geleistet, schrieb die Lokalpresse über die 25 Jahre lang ohne Honorar erbrachte Ehrenamts-Arbeit der Vorsitzenden, Direktorin und Kuratorin in Personalunion, die sich nicht mehr zur Verfügung stellte. Neuer NKV-Vorsitzender ist Volkswirt Bertram Theilacker.
Text und Fotos: Gesine Werner
Am 16. Juli 2022, dem 175. Geburtstag des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden, überreichte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende die Stadtplakette in Gold mit Zirkoniasteinen als „Brillanten“ an die langjährige NKV-Chefin Elke Gruhn.
Kunst als Passion und Lebensinhalt
8 wiesbadener*in II/2024
Kuratorin
Kunsthistorikerin
ist international auf Achse kultur & kreatves
und
Elke Gruhn