Wiesbadener Ausgabe II / 2017
Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude
Touren der Sinne:
Kultur & Kulinaria im Sommer
Jazz im Hof:
Wiesbadener Sommervergnügen
Pilze –
Nahrung, Gift und Mythen
Comfort Food –
Die besonderen Gerichte
Mein Trüffel!
Selbst ist der Gourmet
Wiesbadener Krimidebut: „Tödliche Triplette”
Theaterdonner:
Kultureller Blick nach Wiesbaden, Mainz und Darmstadt
HauF
Chance und Win-Win-Situation für uns alle
Preis: 6,50 €
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Inhalt
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WMK-Direktor Christof Nielbock mit Thomas Wiederspahn und Ralf Egenolf vom Vorstand der Hempelstiftung (von links) im Saal der Loge Plato (Artikel S. 22). Foto: Gesine Werner MENSCHEN
& MEINUNGEN
SANDRA HEINZ MARKUS HOFFMANN KULTUR
& KREATIVES
PICKNICK-ZEIT JAZZ IM HOF INTERNATIONALE MAIFESTSPIELE IDSTEIN JAZZFESTIVAL BINGEN SWINGT SUMMER IN THE CITY MERCK SOMMERPERLEN GLUT HEMPELSTIFTUNG SUPERSOMMER 2017 CAFÉ FLUCHTPUNKT THEATERDONNER FLUXUS FAMILY PORTRAIT AUSSTELLUNG PILZE MAGAZIN
KULTOUREN
GAUMENKITZELEIEN
COMFORT FOOD MEIN TRÜFFEL! OBEN ANGEKOMMEN
HEILEN & HELFEN
HOCHMODERNE 3D-BILDGEBUNG ZUSAMMEN LEBEN
PROJEKT HAUF
S. 4 S. 6 S. 7 S. 8 S. 11 S. 12 S. 14 S. 16 S. 18 S. 20 S. 22 S. 23 S. 26 S. 27 S. 30 S. 41 S. 32 S. 42 S. 44 S. 46 S. 48 S. 50
Ausstellung Pilze, Landesmuseum Wiesbaden: Abguss eines Sommer-Steinpilzes (Artikel S. 41)
Kennen Sie Ihren Lieblingspilz? Vielleicht der auf dem Titel dieser Ausgabe? Wenn nicht – Sie haben ab dem 11. Juni mehrere Wochen Zeit, ihn zu finden – im Landesmuseum Wiesbaden. Nein, das ist keine weitere Fluxusausstellung (obwohl manche von ihnen mit Pilzen experimentiert haben), sondern eine wissenschaftlich fundierte Schau, bei der sie zwischen über 1300 Arten wählen können. Sollten Sie sich dann geschmackssicher für den Trüffel entscheiden, so finden Sie wertvolle Hinweise zum Eigenanbau auf Seite… Die nächsten Wochen und Monate stehen in unserer Region ganz im Zeichen hochkarätiger, international besetzter Festivitäten. Ob Theatrium und Jazz im Hof in Wiesbaden, Mainzer „Summer in the City”, Nibelungenfestspiel in Worms, Bingen swingt, Jazzfestival in Idstein oder Darmstädter Sommerperlen – in diesem riesigen Kulturangebot findet jede/r für sich das passende. Garantiert! Ausführlich berichten wir über die genannten Festivals in dieser Ausgabe. Aber auch wir waren rührig. Seminare, Verkostungen, Weinwanderungen, Kochkurse und andere Gaumenkitzeleien – der Verlag media futura hat wieder ein abwechslungsreiches, spannendes und schmackhaftes, kulinarisches Programm für diesen Sommer auf die Beine gestellt (S. 23). Das und vieles mehr bietet das vorliegende Magazin. Da wünschen wir Ihnen wir immer viel Vergnügen mit Kunst, Kultur und Kulinarik in dieser Ausgabe und einen sonnenprallen Sommer!
IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Postfach 4122 • 65031 Wiesbaden • Tel. 0611.504.53.11 • Fax: 0611.504.59.98 • www.media–futura.de • mail@media–futura.de • Firmensitz: Balduinstraße 28, 56856 Zell/Mosel • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Gestaltung: Petra Esser • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • Titelbild: Abguss eines Tintenfischpilzes, Foto: © Landesmuseum, Wiesbaden • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: Printgroup GmbH & Co. KG, 97526 Sennefeld • Redaktionsschluss für die Ausgabe III/2017: 15.08.2017 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt.
WIESBADENER 3
Fotos S. 4 von oben nach unten: Ausstellung Taunusgalerie: „hinter den dingen“, Detailansicht Ausstellung Kunstmole Schierstein: „unanstastbar“ Ausstellung Kunstmole Schierstein: „Erinnerungen an H.“ Fotos S. 5 von oben und unten: Ausstellung Taunusgalerie: „hinter den dingen“
Unantastbar – Sandra Heinz und Ihre Speicher der Zeit
I
n Kooperation mit dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Wiesbaden e.V. zeigt der Ortsring Schierstein e.V. auf der Kunstmole im Schiersteiner Hafen vom 28. April bis zum 3. Oktober drei individuelle künstlerische Positionen. Zur Teilnahme eingeladen wurde auch die Mainzer Künstlerin Sandra Heinz, die zwei neue, eigens für die zwei Betonsockel der Kunstmole angefertigte Arbeiten aus dem aktuellen Werkkomplex „unantastbar” zeigt, der von Artikel 1 des Grundgesetzes angeregt ist. Die Sockel dienen als Präsentationsplattformen für die Stoffobjekte, die sich unantastbar unter den Plexiglashauben befinden, die schützend über Sockel und Objekt gestülpt sind. Es handelt sich um zwei mit weißer Acrylfarbe versteifte Herrenoberhemden, die jeweils einmal auf der Rückseite und einmal auf der Vorderseite über und über klein mit Bleistift beschrieben sind. Der Text wird zur Textur des Hemdes, die Schrift lädt ein, genauer hinzuschauen. Auch wenn der Gesamttext kaum lesbar sein wird, können doch Fragmente auf den Inhalt verweisen, der gewissermaßen in das Hemd eingeschrieben ist. Komplettiert wird ihre Präsentation durch das Objekt „Erinnerung an H.” – zwei weiß eingefärbte Schuhpaare –, das ebenfalls den typischen Arbeitsansatz der Künstlerin zeigt. Die ausgesuchten Objekte basieren auf gebrauchten Textilien, die in der Regel von ihren ehemaligen Besitzern aussortiert, Spuren der Nutzung und nicht selten individuelle Erinnerungen in sich tragen. So sind sie Erinnerungsträger des Einzelnen, gleichzeitig Materialien der Einschreibung und Speicher der Zeit. Weitere Objekte und Graphiken sind in der Ausstellung „hinter den dingen” in der Bad Homburger Taunusgalerie noch bis zum 2. Juni zu sehen. Wer die Künstlerin persönlich kennen lernen möchte, hat dazu während der „Mainzer Museumsnacht” am 10. Juni 4
MADE IN WIESBADEN
MENSCHEN
&
MEINUNGEN
Gelegenheit. Ihr Atelier in der Schießgartenstraße 10 in Mainz, das sie zusammen mit Christiane Schauder und Nicolaus Werner hat, ist an diesem Tag geöffnet. Ausführliche Infos dazu unter: www.museumsnacht.mainz.de Im Juli ist dann eine Einzelausstellung in Dubrovnik und im September eine Beteiligung im Museum Kunst der Westküste auf Föhr vorgesehen. Finden, sammeln und verwandeln – das sind die drei immer wieder auftauchenden Konstanten in Sandra Heinz´ Arbeiten. Die Benutzung und Bearbeitung von bereits Vorhandenem – seien es Magazine, Zeitungen oder Kleidungsstücke – ist ein wesentliches Charakteristikum ihrer Arbeiten. Sie fasziniert es, wenn etwas Vorgefundenes verändert und dadurch in etwas Neues verwandelt wird. Und auffallend oft finden sich in den Transformationen Aussparungen oder Ausschnitte. Dem Betrachter nur einen Teil zu zeigen (und vieles andere vorzuenthalten), macht das Kunstwerk geheimnisvoll und zugleich mehrdeutig. Weitere Informationen finden sich auf: www.sandra-heinz.com
WIESBADENER 5
MENSCHEN
&
MEINUNGEN
Markus Hoffmann unterrichtet im 4. Jahr an der Wolfram-von-Eschenbach-Schule eine Klasse 8 in den Fächern Deutsch und Erdkunde. Er ist 49 Jahre alt.
Was hat Sie dazu gebracht, einen über 200 Seiten starken Kriminalroman zu schreiben? Der Roman ist im Urlaub entstanden. Wir waren im Grenzgebiet zwischen Südfrankreich und Italien, und der Anblick der Seealpen hat mich motiviert. Dann gings los. Ursprünglich dachte ich an eine Landschaftsbeschreibung, aber dann wurde ein Krimi daraus. Der zweite Handlungsstrang – Peppel und seine Freunde als Fremdenlegionäre in Indochina – ist ein Stück weit die Biographie meines Onkels. Er hat zwar über diese Zeit kaum gesprochen, aber viele Informationen habe ich von meiner Mutter erhalten. In ihrem Schrank hing ein Kimono, den mein Onkel ihr 1951 aus Saigon geschickt hat. Das hat mich immer fasziniert. Ihre Recherchen haben ergeben, dass viele Wehrmachtsund SS-Angehörige nach dem 2. Weltkrieg bei der französischen Fremdenlegion eingetreten sind. Dass es über 30.000 deutsche Legionäre gab, hat mich auch erstaunt. Die historische Ermittlungsarbeit hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich finde es wichtig, dass man ein Geschichtsbewusstsein hat. Man kann damit sehr gut die Gegenwart verknüpfen.
SCHRECKEN DER VERGANGENHEITT „Tödliche Triplette – ein Fall für Commissaire Julian” ist das Krimidebut des Wiesbadener Autors Markus Hoffmann. Die Handlung: An der Staumauer des Städtchens Breil-sur-Roya wird eine grauenvoll verstümmelte Leiche angeschwemmt. Ein kleines emailliertes Blechschildchen in der Speiseröhre des toten Asiaten führt Kommissar Julian über sechzig Jahre in die Vergangenheit zurück. Der junge Peppel, Kriegsheimkehrer ohne Heimat, wandert ziellos durch die erbarmungslose Kälte des Hungerwinters 1945/ 46. Von Schleswig-Holstein führt ihn sein abenteuerlicher Weg über Hamburg nach Lyon und Marseille, bis in das französisch-koloniale Saigon. Erst Jahrzehnte später wird – aufgrund der Ermittlungen Kommissar Julians – dieser Weg ein Ende finden .Frankreich, Deutschland und ein längst vergessenes Indochina verschmelzen zu einer Bühne der Zeit, auf der sich die Vernetzung der Schicksale in einem blutigen Konflikt zu entwirren droht. 6
MADE IN WIESBADEN
Gibt es Vorbilder? Ich habe bisher sehr wenig Krimis gelesen, grad mal ne Handvoll Mankell und Conan Doyle aus Jugendzeiten, aber das waren keine Vorbilder. Mein Hauptprotagonist, Commissaire Paul Julian, ist während des Schreibens entstanden, und ich finde, er ist mir gut gelungen – kein depressiver, alkoholsüchtiger oder irgendwie angezählter Ermittler, sondern eine recht sympathische Erscheinung. Ein bißchen melancholisch und einem Glas guten Wein nicht abgeneigt. Wie geht’s weiter mit Commissaire Paul Julian? Als das Buch in den Satz ging, dachte ich, das wars jetzt. Deckel drauf und zu. Da wurde ich schon ein wenig traurig, schließlich habe ich eine kleine Welt mit Protagonisten erschaffen, an denen auch mein Herz hängt. Mittlerweile habe ich aber schon eine neue Idee, wie es mit ihm weiter gehen könnte. Wie haben ihre Schüler reagiert? Die haben wohl via Whats App den einen oder anderen Zeitungsartikel verbreitet. Nun, ich bin ganz froh, wenn ich die überhaupt zum Lesen motivieren kann. Ein Lehrer als Krimiautor – da bin ich für sie der Star an der Schule.
&
KULTUR
Picknick-Zeit E
in Picknick im Grünen, déjeuner sur l’herbe – das gemeinsame Speisen in der Natur erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. Bereits die alten Griechen schätzten es und spätestens mit der Erfindung des Picknickkorbs im England des 18. Jahrhunderts wurde das Mahl im Freien zum gesellschaftlichen Ereignis. Aktuell lässt sich gerade in den westlichen Großstädten ein Revival des Picknicks beobachten, ob beim stilvoll arrangierten „Dîner en Blanc” oder bei fröhlichen Ausflügen ins Grüne mit Kind, Kegel und Klappgrill. Mit Picknick-Zeit beschäftigt sich erstmals eine große Ausstellung umfassend mit dem Phänomen Picknick. Vom 6. Mai bis 17. September 2017 folgt die Schau im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main der Faszination des Speisens unter freiem Himmelquer durch verschiedene Zeiten und Kulturkreise. Wie etwa sieht ein prunkvolles Mahl während der königlichen Ruder-Regatta im englischen Henley aus, wie picknickt man auf den höchsten Bergen der Welt, wie im Orient oder im Japan der Kirschblüte? Auf über 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche erzählen Picknick-Utensilien unterschiedlichster Form, Machart und Herkunft, zahlreiche Objekte, Installationen, Fotografien und Filme vom Variantenreichtum einer beliebten Kulturpraxis.
KREATIVES
Ungezwungenheit und bestenfalls die Überwindung gesellschaftlicher Unterschiede ermöglichen. So unterschiedlich die Picknick-Rituale rund um den Globus aussehen, so groß ist auch die Vielfalt der speziell für diesen Anlass entwickelten Utensilien. Die Ausstellung zeigt zahlreiche Beispiele: Wundervoll dekorierte japanische Lack-Picknicksets aus der Zeit um 1800 aus dem Victoria and Albert Museum in London, elegant-stabile Lederkoffer der Firma Louis Vuitton für Auto-und Motorradfahrten ins Grüne und luxuriöse Picknick-Körbe von Fortnum &Mason, die mit Porzellangeschirr, Silberbesteck und mundgeblasenen Champagnerflöten keine Wünsche offen lassen. Leichtes Aluminiumgeschirr erweist sich als praktisch beim Bergwandern in der Schweiz, Designprodukte aus Kunststoff stehen für pragmatischen Komfort. Speziell erdachte Tische und Stühle, Kleidung, Fächer und Schirme ergänzen die Auswahl. Picknick-Zeit 6.5. – 17.9. 2017 Museum für angewandte Kunst Frankfurt Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt a.M. Geöffnet Di, Do – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr www.museumangewandtekunst.de
Das Picknick gehört zur kulturellen Praxis aller sozialer Schichten, kann verfeinertes Ritual ebenso wie ungezwungene Alltagspraxis sein. Ob beim High Society Event oder der fröhlichen Landpartie: Das Teilen von Speis und Trank verbindet und stiftet Gemeinschaft; das Picknick in der Natur ist von spielerischer Freiheit geprägt, es kann Entspannung, WIESBADENER 7
KULTUR
&
KREATIVES
A
n neun Sonntagen von Anfang Juni bis Ende Juli verwandelt sich der alltägliche Parkplatz im Innenhof des Wissenschaftsministeriums in Wiesbaden zu einer Oase der Jazzmusik.
Bill Ramsey (oben) und Big Band 82 (unten), Ltg. Rainer Heute
Sonnenschirme, Tische und Bänke, Sektstand und Kuchentheke, Wein und Spundekäs, Bier und Duft vom Grill verbreiten vor der großen Bühne mit dem roten Dach eine Atmosphäre, in der Jazzmusik aller Stilrichtungen auf eine begeisterte Zuhörerschaft stößt. Jazz im Hof 2017 – vom 4. Juni bis 30. Juli 2017. Immer um 11 Uhr. „Jazz im Hof” beginnt am 4. Juni 2017 mit einem Sonderkonzert! Bill Ramsey – die Ikone, das Urgestein für Jazzgesang in Deutschland ist zu Gast bei „Jazz im Hof”. Bill McCreery Ramsey aus Cincinnati hatte schon als Schüler sein erstes Geld als Jazzsänger verdient. Später kam er mit der Air Force als Truppenbetreuer nach Europa und über AFN nach Frankfurt am Main. 12 Jahre lebte Bill Ramsey in Wiesbaden und ist dieser Stadt noch immer sehr verbunden.
Lindy Huppertsberg & Classic Affairs feat. Gustl Mayer und die Big Band der Leibnizschule
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MADE IN WIESBADEN
KULTUR
BIGBAND82 – „Swing, Jazz, Latin, Pop – die vor nunmehr 35 Jahren in Mainz gegründete und über das Rhein-Main-Gebiet hinaus bekannte BigBand82 ist Ramseys erste Wahl. Leiter der Band ist Rainer Heute, international bekannter Baritonsaxophonist der hr Big Band.
&
KREATIVES
Engelbert Wrobel & Inter. All Star Band, feat Dan Barett, tb, Duke Heitger, tp, Chris Hopkins, p, Nicki Parrot, bs
Am 11. Juni 2017 gibt es das erste Dialogkonzert dieser Reihe. Hier treten junge, engagierte Musiker, die Spaß am Jazz haben, mit Profi-Musikern zusammen auf der Bühne auf. An diesem Sonntag: Lindy Huppertsberg & Classic Affairs feat. Gustl Mayer und die Big Band der Leibnizschule. Eine Affäre der besonderen Art zwischen Jazz und Klassik. Behutsam und respektvoll ist der Umgang mit den Originalen in diesem hochkarätig besetzten Ensemble. Nicht das übliche Jazz-Trio-Konzept, sondern der Trialog und die Interaktion der Instrumente ist die Basis für die Entfaltung von Spontanität und Kreativität.
JAZZ-DIALOG: Ladies NYGHT (oben, Foto: © Rene van der Voorden) and Ellys Big Band (unten)
Die Anfänge der heutigen Bigband der Leibnizschule gehen auf das Jahr 1977 zurück. Ein besonderer Schwerpunkt der heutigen Band liegt auf dem Swing der „klassischen” Bigband-Ära. Neben einem geschlossenen und brillanten Sound geht die Arbeit der jungen Leibniz-Jazzer immer auch in Richtung Improvisation, ein unverzichtbarer Bestandteil im Jazz. Es folgt am 18. Juni die Engelbert Wrobel & International All Star Band, feat. Dan Barett, tb, Duke Heitger, tp, Chris Hopkins, p, Nicki Parrot, bs. 2017 feiert die Jazz-Welt den 100. Geburtstag der ersten JazzSchallplatte, die 1917 von der Original Dixieland Jazz Band aufgenommen wurde. Dieses Ereignis nimmt der renommierte deutsche Klarinettist und Saxophonist Engelbert
Wrobel zum Anlass, eine Tournee mit der „Créme de la Créme” der internationalen Hot Jazz- und Swingszene durchzuführen. Den zweiten „Jazz-Dialog” führen am 25. Juni die Ladies NYGHT und Ellys Big Band. Drei der besten Sän-
gerinnen des Rhein- Main-Gebietes präsentieren zusammen mit ihrem kongenialen Begleittrio ein funkensprühendes musikalisches Abenteuer in bester Gesangs-Trio-Tradition. Markenzeichen der Band ist zweifelsohne der wunderbare Gesang, der sowohl solistisch als auch im Satz WIESBADENER 9
KULTUR
&
KREATIVES
virtuos arrangiert nichts vermissen lässt. Durch das Instrumentaltrio bestens unterstützt, wird die Musik einem berauschenden Klangerlebnis. Eine explosive Mischung aus Jazz, Latin, Bebop, Soul und Pop! Ellys Big Band besteht aus Schülern der Elly-HeussSchule Wiesbaden. Die Besonderheit der Big Band sind die sehr spielfreudigen Schüler und die Besetzung des Bass mit drei Tuben.
Nice Brazil (Latin)
Barrelhouse Jazzband
Am 2. Juli kommt Nice Brazil (Latin) nach Wiesbaden. Die Interpretin und Komponistin Cleonice dos Santos aus Sao Paulo versteht es wie kaum eine andere, Songs des Bossa Nova, weltbekannte Jazz- und Latinstücke bis hin zur Samba und zur Musica Popular Brasileira ebenso leidenschaftlich wie virtuos zu interpretieren. Nice Brazil gehört zur neuen Garde der europäischen Vertreterinnen brasilianischer Musik. Gemeinsam mit ihrer Band präsentiert sie leichtfüßig swingende Kompositionen – auch eigene Kompositionen – mit einer ganz besonderen Note. Am 9. Juli folgt dann die Barrelhouse Jazzband. Sie spielt zum 100- jährigen Jubiläum der JazzSchallplatte wieder zwei Titel aus dem Repertoire des brillanten Joe „King” Oliver; der führenden Band der frühen 20er Jahre. Und sie nimmt einen Titel einer Band ins Repertoire, die 50 Jahre später ebenfalls Musikgeschichte schrieb: „Let It Be” von den Beatles, und spielt dies ganz in ihrem ureigenen Stil!
Sonderkonzert
Der dritte „Jazz-Dialog” am 16. Juli bringt das Jan Luley Blues Trio mit Brenda Boykin und die Juniorband & Voices des LJJO zusammen. Jan Luley ist einer der originellsten deutschen Blues- und Jazz-Pianisten, zu diesem Konzert bringt er die umwerfend vielseitige Brenda Boykin aus den USA mit. Wiesbadener Juristenband (oben) feat. Ducan Galloway( unten)
Die Jugendabteilung des Hessischen LandesJugendJazzOrchesters „Junior Band & Voices” bringt hoch talentierte junge Musiker/innen und Sänger/innen hervor. Sie überzeugen mit einem Repertoire von SwingKlassikern und feurigem Latin-Jazz. Am 23. Juli tritt das Mareeya Jazz Quartet auf. Beim Mareeya Jazz Quartet kann man sich immer darauf verlassen, dass die Musik ganz
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MADE IN WIESBADEN
Mareeya Jazz Quartet
heftig ins „Swingen” gerät! Die vier Musiker, die stilistisch mit vielen Wassern gewaschen sind, leben in dieser Formation ihre Vorliebe für den pulsierenden, nach vorne treibenden Swing und Straight ahead Jazz aus, mit Ausflügen Richtung Soul und R’n‘B. Eine Klangwelt voller Melodien, Virtuosität und Flexibilität, nie schwer verdaulich aber durchweg reizvoll konstruiert. Zum Abschluss am 30. Juli heißt es dann: Bühne frei für die Wiesbadener Juristenband feat. Duncan Galloway. Jazz im Hof ohne das große Abschlusskonzert und ohne die Juristenband ist schlicht undenkbar. Von Anfang an sind diese sieben sehr wackeren Herren dabei und beschließen unsere Konzertreihe mit heißem Swing und Dixieland – dies mit großem Erfolg. Sie bringen als Gast-Star wieder den charismatischen Sänger des Pasadena Roof Orchestras mit, Duncan Galloway. Weitere Infos, das komplette Programm und Online-Tickets unter: www.jazz-im-hof.de Unsere Sonderkonzerte haben geänderte Eintrittspreise. Bitte beachten, danke! Vorverkaufsstellen in Wiesbaden: – Ticketbox e. Kfr. Kirchgasse 28, 65185 Wiesbaden Vorverkaufsstellen in Mainz: – Ticketbox e. Kfr. Kleine Langgasse 4, 55116 Mainz
KULTUR
„Schöpfertum...Leidenschaft.” Schauspieler Uwe Kraus nahm mit seiner fast szenischen Lesung der Novelle „Wälsungenblut” im Studio für sich ein.
&
KREATIVES
Starke Frauen bringen mit starken Stimmen Bayreuthglanz nach Wiesbaden. Margarete Joswig (Fricka) und Evelyn Herlitzius (Brünnhilde) begeisterten auf ganzer Linie.
Mailights mit starken Stimmen und starken Bildern
121. Internationale Maifestspiele mit Bayreuthgerundetem Ring, „Wahnsinns“-Ballett und Lesung
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in Wonnemonat mit starken Stimmen und starken Bildern in verschiedenen Sparten.
„Die Welt in Bewegung“ und „German Angst“ war von Hausherr Uwe-Eric Laufenberg als Devise ausgegeben worden. Der Intendant übertrug seinen in Linz inszenierten Wagner-Zyklus nach Wiesbaden. Die IMF gingen an den Start mit „Rheingold“ und endeten mit der „Götterdämmerung“. Ein enormer Kraftakt für alle Beteiligten auf Festspielniveau. Der „Ring des Nibelungen“ ging zwei Mal – feinfühlig „in memoriam Gerd Grochowski“ über die von Gisbert Jäkel mit viel Videoprojektion und einem trojanischen Roß Grane ausgestattete Bühne. Das Staatsorchester unter Gastdirigent Alexander Joel und der Chor unter Albert Horne zeigten Bestform. Ein Fest großer Stimmen – der großartige Kammersänger Thomas de Vries (Alberich), die Rheintöchter Katharina Konradi, Marta Wryk und Silvia Hauer, die Walküren Sharon Stone und Sarah Jones. Kraftvoll ausdruckstark und enorm höhensicher brillierte der österreichische Heldentenor Andreas Schager. Der sportliche Publikumsliebling stemmte den Siegfried und mit Siegmund
dessen eigenen Vater mit Bravour. Matias Tosi war als Gunther wieder im Lande. Starke Frauen wie Catherine Foster und Evelyn Herlitzius (Brünnhilde) sowie Margarete Joswig (Fricka) begeisterten mit Bayreuthglanz. Kongeniale Ergänzung war der Abend mit Thomas Manns Novelle „Wälsungenblut“ im ausverkauften Studio. Schauspieler Uwe Kraus kurbelte in seiner fast szenisch anmutenden Lesung über das inzestuöse Zwillingspaar Siegmund & Sieglind das Kopfkino mächtig an und erntete ausdauernden Beifall. Alles „Plastic Heroes“: Ein dösender Plüschtiger und ein Bootcamp im Wüstensand, Soldat im Tarnfleck mutiert zum Dancefloor-Star, Soldat und Frau skypen. Der israelische Puppenspieler Ariel Boron zeigt mit handelsüblichem Kriegsspielzeug den grassierenden Irrsinn kriegerischer Gewalt und wird im ausverkauften Studio mit viel Applaus bedacht. Mit Marco Goeckes „Njinski“, getanzt von der exorbitanten Gauthier Dance Company am Theaterhaus Stuttgart, hat Ballettkurator Bruno Heynderickxs einen Coup gelandet. Compagniechef Eric Gauthier, gerade aus New York retour, begrüßte
persönlich und führte in das berührende Stück über die sich in den Wahnsinn flüchtende Tanzlegende Vaslav Nijinski (Rosario Guerra) und den Theatermagier Dhiagilew (David Rodriguez) ein. Der Jubel will nicht enden. Kein Frieden. Nirgends. Gewalt á la „Apokalypse now“. Alain Platel, 2015 für „Coup fatal“ gefeiert, mutet mit „nicht schlafen“ seinem „ballet G de la B“ und dem Publikum eine alttestamentarisch wirkende Tanztheaterwucht zu. Eine Tänzerin und acht Kollegen „fetzen“ sich gegenseitig die Klamotten vom Leib vor einer Opferstätte mit Tierkadavern, werden zum brutalen Pulk gegen einen Tänzer. Einige Leute gehen mit Türenknallen. Das Extremstück bekommt trotzdem viel Applaus. Kammersänger Thomas de Vries und sein „Ensemble Mattiacis“ brachten Francesca Caccinis Barockoper „Alcina“ konzertant ins ausverkaufte Prunkfoyer. Sarah Jones, Marta Wryk (Wellgunde), Diana Schmid, Benjamin Russell, Counter Igor Palmov, Penelope Mason, Anne Germann, Felix Uehlein und Alexander Knight begeisterten auf ganzer Linie. Text und Fotos: Gesine Werner WIESBADENER 11
Idstein JazzFestival
eration geprägt hat: s ist der Sound, der eine ganze Gen The Who. Woodker, Coc Joe lin, Jimi Hendrix, Janis Jop onderen, bis dahin stock 1969 ist Inbegriff eines bes diesem Jahr will das Idstein nicht gekannten Lebensgefühls. In Revue” dieses unvergleichJazzFestival mit der “Love&Peace Show, ein Ohren- und Auliche Feeling aufleben lassen. Die diesjährigen Festivals vom des genschmaus, ist ein Höhepunkt der Sänger und Sängerin23. bis 25. Juni 2017. Der Auftritt Rodgau Monotones, Flatsch, nen von bekannten Gruppen wie Musical-Produktionen den Glittertwins und aus bekannten , der über die Hintergründe wird begleitet von einem Erzähler vals berichtet. Durchaus ein esti des einzigartigen Woodstock-F ein JazzFestival zur “besten ungewohntes Format für das Idst 21.15 Uhr auf der NaspaSendezeit”: Am Samstagabend ab Bühne am Löherplatz.
E
ds auf die JazzFestival Doch es warten noch 36 weitere Ban ngen hat ein Team des Vererbu Besucher. Aus mehr als 200 Bew sechs Bühnen in der Idsteiner kehrsvereins das Programm für die reicht von lokalen Größen wie Altstadt zusammengestellt. Dieses r regionale Gruppen wie den Big Bands der Musikschulen übe lepper” bis hin zu internati“lost-n-found” oder die “Schoppesch “Dan Popek”. Die und o” onalen Künstlern wie “Cubanisim , Swing, Rock&Pop, Jazz sic Clas sy, Gyp musikalische Vielfalt von alle Festival-Besucher auf Soul und Blues ist Garant dafür, dass wingen und tanzen erlaubt! ihre Kosten kommen. Mitsingen, mits Freitagabend: Die “Urban Ein Geheimtipp ist der “Opener” am tig einheizen. kräf Club Band” will dann dem Publikum Süwag Energie Bühne am Egal ob Naspa-Bühne am Löherplatz, aus, Dietmar Bücher-Bühne Felsenkeller, vr bank-Bühne am Rath am Börnchen oder Bilia/ in der Schlossgasse, Fraport-Bühne sorgen unterschiedlichste Schmitz-Bühne am Marktplatz: Hier e Laune. best und Künstler für gute Stimmung rechendes Programm - unterEine bunte Mischung, ein vielversp hwuchsbands der Musikstützt auch durch die Auftritte der Nac Freitag ab 18.00 Uhr und am schulen aus Idstein und der Region erbissen und sommerLeck sche nari am Samstag ab 11.00 Uhr. Kuli ignis ab. Damit ist das Idstein liche Getränke runden das Musikere kulisse unter freiem Himmel JazzFestival vor malerischer Fachwerk ganze Familie. einmal mehr ein Musikevent für die
Einige der Bands 2017:
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oys Von oben nach unten: Love & Peace Revue, Zydeco Playb Fivenmo, Jonny & the Jonettes, The
annte Band mit riesigem Urban Club Band – Bundesweit bek Außergewöhnlich die Songs rn. sike Repertoire an Funk & Soul Klas von DJs gespielt werden. aus dem Hous-Genre, die sonst nur er Close Harmony Gesang Jonny & the Jonettes – Mehrstimmig oder der Chordettes. rs im Stile der legendären Andrew Siste neu arrangiert. te, zehn Songperlen der vergangenen Jahr Auftritte, 2.000 Dosen HaarThe Wild Bobbin Baboons – 1.000 nz nach 25 Jahren handgelack und 50 Paar spitze Schuhe – Bila der goldenen Fifties. machtem, mitreißendem Rock’n’Roll Stilarten Rock’n’Roll, Rabaz – Amerikanischer Mix aus den trabass, coole Drumbeats und Country und Folk. Slappender Kon t unter die Haut. eine Blues- und Countryharp – geh g aus Funk, Jazz und Blues. Movietones – Filmmusik als Mischun Fernsehen, angefangen Musikalische Zeitreise durch Film und it der Gegenwart. beim Klassiker aus 1960 bis zum TV-H che mühelos präsentiert, Dan Popek – Das scheinbar Unmögli und Epochen, niveauvolStile ier, Energie und Akrobatik am Klav osität. les Entertainment mit genialer Virtu
KULTUR
r Idstein – Jung gebliebene Idsteine Junge Bigband der Musikfreunde oositi omp inalk Org ne. Büh der am auf Musiker seit vielen Jahren gemeins er Besetzung. Macht Laune! nen und Arrangements in klassisch n aus dem Kinzigtal mit traditionellem Four and more Jazzmen – Formatio US-Südstaaten, auch mal gern Jazz aus den “golden twenties” der Handkäs mit Musik. hessisch. Bourbon-Street-Parade und umentalisten rasen im Blue Train Jazz aganist the Machine – Vier Instr tze trifft Härte auf Feingefühl, paart durchs Nirwana. Verliebt in Gegensä z. sich krachender Rock mit Fahrstuhljaz ängeln sich zwischen Soul, R’n’B, Pop schl ge Mareeya –Wohlig-warme Klän h rautes Terrain. Bittersüße Reise durc und Jazz auf neuen Wegen durch vert die Gefühlswelt der Sängerin. ein e Mann mit dem großen Sound ist Peter Glessing Quintett – Der klein als fast, – er unbändige Spielfreunde Showtalent. Mit Power präsentiert engeblieben. steh Ära g wäre die Zeit in der Swin Soul. Wie die Butter zum Brot gehört Get the Cat – Blues mit Soul ist Blue Cat packt zu, druckvoll durch Groove, beides zum Klang der Band. Get the berührend durch Leidenschaft. der ck 1969: Musikalischer Höhepunkt The Love & Peace Revue – Woodsto iFest Jazz ein Idst des nkt epu Höh iger Hippie-Bewegung. Idstein 2017: Kult , Joplin und Co. vals. Neue, alte Songs von Hendrix , os scheint. Dazu pumpende Akkorde Nid de Poule – Gesang, der schwerel titel Jazz und s song Pop s, nson Soli. Cha treibende Kontrabasslinien, virtuose ll”. n’Ro als “Gypsy’ gs, kreiert aus Sounds und Beats mit Fivenmo – Herzhaft eingänige Son rogene Musik auf der Suche nach dem Funk, Soul, Jazz und Hip-Hop. Hete gemeinsamen Vielfachen. rt. osel-Delta-Blues überzeugt zelebrie Steven Taylor Bluesband – Rhine-M nen tatio rpre r Boogie bis hin zu Inte Vom klassischen Chicago-Blues übe ful. soul and y Dirt weltbekannter Songs. beim Verkehrsverein Idstein e.V., Weitere Informationen zum Festival ival@idstein.de. Tel. 06126 78614, E-Mail: jazzfest finden Sie im Internet unter Das komplette Festivalprogramm www.idstein-jazzfestival.de.
&
KREATIVES
sind bis Donnerstag, Eintrittskarten zum Vorzugspreis en Vorverkaufsend 22. Juni 2017, 18.00 Uhr in folg stellen erhältlich: 20 Tourist-Info Idstein, Tel: (06126) 78-6 3, 5745 26) (061 Der Weinladen Idstein, Tel: er, Langgasse 23, Wiesbadener Kurier, Kundencent Wiesbaden, Tel: (0611) 355-5299. von oben nach unten: in Baboons Urban Club Band, The Wild Bobb
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KULTUR
&
KREATIVES
BINGEN SWINGT tzenklasse
Internationales Jazzfestival der Spi
das diesjährige Motto des „Trumpets, Bones & Horns” lautet „Bingen swingt” vom 23. 22. Internationalen Jazzfestivals legt in diesem Jahr nicht – 25. Juni 2017. „Bingen swingt” Scherzes halber im Jazz ohne Grund den Fokus auf das was „Gebläse” genannt wird. akteristischen Sounds von Kaum eine Band kommt ohne die char aus, kaum eine Formation Trompete, Saxophon oder Posaune be von Blech– und Holzblämöchte auf die mitreißende Klangfar anders geht und nicht minder sern verzichten. Dass es aber auch ist, beweisen am Wochenenn ansprechend für Kenner und Laie iedliche Bands mit ihrem rsch unte z de vom 23.-25. Juni fünf gan he Bläser bringen ordentlich hervorragenden Programm. Zahlreic Allen voran präsentiert AltWind ins musikalische Geschehen. Formation Passport seine meister Klaus Doldinger mit seiner mit Flügelhorn und Trompeneue CD. Franco Ambrosetti beweist der zu den European Jazz min t te, dass der heute 75jährige nich nisten kommen zusammen, Legends gehört. Gleich drei Saxopho mmen mit Rick Margitza und wenn Altmeister Tony Lakatos zusa Tenors” vorstellen und sie ihre Gabor Bolla ihr Projekt „The Gypsy ikalisch würdigen. gemeinsamen Wurzeln als Roma mus wäre das Motto „Trumpets, Aber es geht noch größer und was ? So sind in diesem Jahr mit Bones & Horns” ohne die Bigband sch Big Band und Thilo Wolfs der Jazz Big Band Graz, der JazzRau Bands im Festivalprogramm Small Big Band gleich mehrere Big vertreten. . Die gebürtige Berlinerin Dieses Jahr mit dabei: Jessica Gall ihre Großmutter unterrichtestammt aus einer Musikerfamilie und en am Klavier. Während ihres te sie schon im Alter von sechs Jahr kgroundsängerin bei so Bac Studiums verdiente sie ihr Geld als Sarah Connor. Heute hat und ins prominenten Stars wie Phil Coll Singer-Songwriting gefunsie ihren Platz zwischen dem Jazz und nbar warmen Timbre, den. Ihre Stimme mit dem unverken e und ausdrucksvolle Stimist ihr ureigenes Merkmal. „Die warm Haut”, schreibt die Zeitme von Jessica Gall kriecht unter die und sie wird mit Sängerines Jahr schrift ‚Schall‘ zu Beginn dieses verglichen. nen wie Joni Mitchell oder Carol King me und ungeheuerlichen Ebenfalls eine außergewöhnliche Stim Nicht nur als Sängerin, sonCharme bringt Norisha Campell mit. Norisha einen Namen. sich dern als Profivolleyballerin machte ihr größtes Talent, ehe für chst zunä Denn Campbell hielt Sport der beliebten und bekannten sie ein Freund überzeugte, sich bei y” zu bewerben. 2013 nahm Casting Show „The Voice of German dem Wettbewerb teil. Seitdem sie im Team der Sängerin Nena an r Karriere als professionelle widmet sich Norisha Campbell ihre gen swingt” hat sie ihr brand„Bin Sängerin und Songwriterin. Für im Gepäck – eine Rückkehr zu neues Programm „Stand for Love” Soul. ihren musikalischen Wurzeln: Jazz &
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d ere Sängerin an den Rhein, deren Ban Mit Twana Rhodes kommt eine weit klare ihre h durc allem vor uckt beeindr ganz ohne Bläser auskommt. Rhodes ei onnt Emotionen transportiert. Dab gek sie der mit me, Stim le und kraftvol lSou -, Jazz itig facettenreich mit all den ist sie so voller Groove und gleichze . ingt rspr übe likum rgie im Nu auf ihr Pub und Funkelementen, dass ihre Ene Band arbeitet Rhodes gekonnt den e ätig hkar hoc Unterstützt durch ihre den ihr Publikum sie liebt. satten, makellosen Sound heraus, für me kommt Pianist Shai Maestro mit Rein instrumental und ganz ohne Stim Fachkreisen längst als Ausnahmeseinem Trio daher. In internationalen s Zusammenspiel heißt. Mal lyrisch künstler gefeiert, zeigt er, was perfekte en pulsierend lotet er zusammen mit sein und verspielt, mal energetisch und liisrae em sein und der Roe e Jorg isten Mitstreitern, dem peruanischen Bass ug, in traumwandlerischer Sicheragze Schl am tz Ravi Ziv nn sma Land schen ik, Popelementen sowie traditioneller heit Strukturen von klassischer Mus ilzt sie mit Jazzharmonien zu vollkomisraelischer Musik aus und ver-schm berauschend, sein Können fasziniemener Klangschönheit. Sein Spiel ist ion „Chuzpe” mit dabei. rend und immer ist eine gehörige Port für sein außerordentliches Können Ebenfalls über die nationalen Grenzen Er stammt aus einer in Hamburgbekannt, ist Gitarrist Giovanni Weiss. mit vielen Musikern und spielt seit Wilhelmsburg lebenden Sinti Familie Tief verwurzelt in der reichen musikaseinem zwölften Lebensjahr Gitarre. und zugleich aufgeschlossen gegenü lischen Tradition Django Reinhardts en sein xe erschafft er mit Django Delu ber modernen Spielarten des Jazz, sich höchstem Niveau. „Musik bewegt auf eigenen musikalischen Kosmos en sein auch ts hard on Django Rein nur voran, wenn jeder mit der Inspirati rSpa e llent exze d Ban er findet in sein eigenen Weg geht”, so Weiss und der was as, Etw h: noc Den . gen rfan Unte ringspartner für dieses musikalische See e er eigen war, ist ihre großartig Musik von Django Deluxe schon imm l örke Schn en en Bombast, keine unnötig lentiefe. Und dazu braucht sie kein xe Delu go Djan nt. echnik am Instrume oder eine Höher-Schneller-Weiter-T au deshalb explodiert aus ihren Klän Gen . ziert redu halten es einfach und . örer Zuh der Herz ins gt direkt gen die Kraft und Energie und drin ramm unter:
Weiter Infos und das komplette Prog www.bingen-swingt.de
Ticketpreise 2017 Vorverkauf bis Donnerstag, 23.06.2017, 18 Uhr: 20 € / 3-Tages-Ticket: VVK 26 €, erm.* € AK 30 €, erm.* 26 : VVK 1-Tages-Ticket Freitag oder Samstag € 13 .* erm 16 €, erm.* 13 € / AK 20 € €, 1-Tages-Ticket Sonntag: VVK 13 € 12 .* erm € 15 AK / erm.* 11 €
Kinder bis 13 Jahre: frei Fotos, links: zinsky oben: Jessica Gall, © Waldemar Brze mann unten: Klaus Doldinger, © Peter Höne Fotos, en Swingt Mitte rechts: Tony Lakatos, © Bing er Stingl rechts: Twana Rhodes, @Alexand
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KULTUR
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ummer in the City, das Open-Air-Spektakel in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, wird vom 18. Juni bis 5. August 2017 wieder ein attraktiver Mix aus internationalen und einheimischen Topstars, kultigem Old School und innovativen Newcomern – umrahmt von besonderen Open-Air-Locations –für Alt und Jung bieten.
Domkulisse! Zum dritten Mal findet vor der gewaltigen Kulisse des Mainzer Doms die Opern-Nacht des Mainzer Staatstheaters mit dessen Ensemble und dem Philharmonischen Staatsorchester statt. Der monumentale Dom ist auch imposante Kulisse für Ben Beckers Lese-Performance „Ich, Judas – Einer unter Euch wird mich verraten”. Judas steht für Verrat, für Schuld ohne Vergebung. Der Meistgehasste, Meistverfolgte und Verteufelte. Ben Becker übernimmt seine Rolle.
Die Superstars Auch in diesem Jahr geben sich wieder zahlreiche exorbitante Stars aller Couleur die Klinke in die
Patricia Kaas ist Kult. Mademoiselle chante le Blues, die bereits in den Vorjahren in vielumjubelte Auftritte absolvierte, kommt diesmal mit neuem Album, neuen Songs und alten Hits nach Mainz. 2016 feierte Patti Smith, die „einzigartige Mystikerin” (FAZ), die „Rock-Diva” und „Galionsfigur der New Yorker Punkbewegung” (NZZ) ihren 70. Geburtstag. Publikum und Presse sind fasziniert von den Auftritten der „Schamanin des Rock”, Standing Ovations sind die Regel. Amy Macdonald gehört zu den erfolgreichsten britischen SoloKünstlerinnen der letzten Dekade. Dieses Jahr meldet sich Amy Macdonald mit neuem Tonträger „Under Stars” zurück.
Gipfeltreffen der SingerSongwriter Charming Chris de Burgh gastiert mit Band und neuem Tonträger am Ingelheimer Burggraben. Der britische Shooting-Star Tom Odell, der 2013 mit seinem Debütalbum „Long Way Down” aus dem Nichts an die Spitze der britischen Charts aufstieg, ist der vielversprechende Festival-Newcomer 2017.
Summer in the City Das Sommerspektakel von Mitte Juli bis Anfang August Hand. Zu den ganz Großen des Jazz darf sich der aus Los Angeles stammende, über 1 Meter 90 große Kuschel-Bär-Bariton Gregory Porter zählen (Support Aziza Mustafa Zadeh). Superlativen ihrer Zunft sind die Pet Shop Boys aus dem Londoner Westend. Die genialen Sound-Frickler gaben Ende 2016 vier „einmalige Shows” (Rolling Stone) im Royal Opera House zu ihrem 30-jährigen Jubiläum. Das britische Elektropop-Tandem Neil Tennant und Chris Lowe gehört seit Mitte der 1980er mit seinem soundseismographischen Gespür für „dramatisch eleganten, massentauglichen und doch hintersinnigen Dance-Pop” zur internationalen Spitze. 16
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Vinicio Capossela ist Italiens schillerndster und vielseitigster Musiker. Mit seinem grandiosen Doppelalbum Canzoni della Cupa hat er die Tradition des italienischen „Autorenlieds”, wie es Paolo Conte vertritt, mit den vielfältigen Formen des italienischen Folks zusammengeführt. Der Blues-Rock-Gitarrist Kenny Wayne Shepherd kommt auf Tour nach Mainz. Im Gepäck das neue Album. Die Band, die ihn begleitet, ist ein regelrechtes „Who’s who” des Rhythm’n’Blues. Eine Ausnahmeerscheinung der internationalen Musikszene ist die Portugiesin Mariza (neue CD „Mundo”). In ihrer mehr als fünfzehnjährigen Karriere verkaufte die
von oben nach unten: Ben Becker (© Faceland Com), Feist, Mark Forster
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„Königin des Fado” über eine Million Tonträger. Und da ist noch die Kanadierin Feist, die sich mit neuer CD „ Pleasure” zurückmeldet. Die Presse schwelgt in Superlativen: „Ihr neues Album ist mehr als bezaubernder Folk- und Indie-Pop.” (Musikexpress) „Elf Songs mit intelligenter, erwachsene Popmusik.” (Stern).
Die aktuelle deutschsprachige Musikszene Einen weiteren Schwerpunkt bilden in diesem Jahr einige Top-Acts der aktuellen Pop-Rock- und HipHop-Szene. Mark Forster – „Au Revoir”, „Wir sind groß” u. a. – begeisterte schon im Vorjahr in Mainz mit seinem melodiösen, generationenübergreifenden, rap-affinen Deutsch-Pop. Sarah Connor hat ihr erstes Album „Muttersprache” (Gold und Platin) im Gepäck. Jennifer Rockstock zieht mit rotzigem, treibendem, elektronisch beeinflusstem Punk-Pop in den Rock’n’Roll-Ring. Ein Heimspiel verspricht der Auftritt der Frankfurterin Namika zu werden, wenn die Deutsch-Marokkanerin auf dem Kulturschiff Cassian Carl am Fort-Malakoff-Park mit urbanen Beats, souligem Hip-Pop, mal orientalisch angehaucht, mal hart, mal zart, das Rhein-Main-Delta vor Augen, verzaubert. Namika kommt in musikalischer Begleitung von Teesy, der durch eine Synthese aus Blues und urban Funk brilliert. Philipp Poisel (2013 schon auf der Nordmole dabei) präsentiert seine neue CD „Amerika”. „Der leise Gesang der frühen Tage macht einem Sänger Platz, der auf das neue Album neugierig macht und der mit dem neuen Sound auch auf den großen Arena-Bühnen angekommen ist.” Ein Special der besonderen Art verspricht Kool Savas. Bereits Anfang des Jahres demonstrierte der Deutsch-Rapper der ersten Tage im berstenden Frankfurter Hof bei der Vorstellung seines neuen Mixtapes „Essahdamus”, dass er nach wie vor die Crowd zum Hyperventilieren bringt. Alle Infos unter: www.frankfurter-hof-mainz.de von oben nach unten: Partizia Kaas, Mariza, Sarah Connor
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Merck- Sommerperlen 2017
mie- und Pharmakonzern Unterstützt vom ortsansässigen Che n in Darmstadt ihre Kontatio Merck veranstaltet die Centrals perlen im Jahr 2017 schon zertreihe mit dem Namen Sommer zum achten Mal. nerstag, dem 6. Juli, MaDen Auftakt der Reihe macht am Don Bisschen, was wir sind”: das als xim. „Wir können noch mehr sein rzeugt. Wie so viele singt er Davon ist der Kölner Musiker fest übe äuschung, Betrug und Herzvon Leben, Liebe und Tod, von Entt enblicks. Maxims schmerz, von der Flüchtigkeit des Aug men, die uns alle bewegen Musik, das ist Pop, das sind die The ben. Was seine Songs vom blei und das sind Melodien, die im Ohr geschliffenen Formulierungen Einheitsbrei unterscheidet: die fein die Maxim zeichnet. Und naund diese extratollen Sprachbilder, den sorgen Streicher und türlich der Sound zu den Texten – für ds und Scratches. Klavier, kombiniert mit Elektrosoun m Konzert Asaf Avidan. Sein Weiter geht es am 10. Juli mit eine hsel zwischen Falsett und Markenzeichen ist der gekonnte Wec hbruch mit “One Day/ tiefer Tonlage und trug 2012 zum Durc tigkeit dieser Stimme erkannReckoning Song” bei. Die Einzigar rissey und Lou Reed, mit ten auch Bob Dylan, Ben Harper, Mor t entscheiden, ob seine nich s mus denen er bereits spielte. „Man intensiv, weiblich oder männStimme schön, angenehm oder zu end über den in Jerusalem gelich klingt,” schrieb die Zeit so treff die Knochen, und allein darum borenen Musiker: „Sie rührt bis auf sucht, hofft, tröstet, explodiert geht es. Denn hier schreit, bettelt, etwas aus dem Tiefsten heraus.” en Bones Soul, dass Am 15. Juli spielen St. Paul & The Brok Warm, erdig, herzzerreißend einem schier die Spucke wegbleibt! bum „Half The City” (2014) - großartig! Bereits mit ihrem Debütal Soulliebhabern mit zahlden es trieben St. Paul & The Broken Bon an Prince, Sly Stone und David reichen Reminiszenzen an die 60er, en. Und mit „Sea Of Noise”, Bowie, die Freudentränen in die Aug en sie noch einmal einen das im letzten Herbst erschien, hab textlich als auch musikalisch. Quantensprung hingelegt, sowohl der Hammer, jetzt legen die Fazit: Live war schon die erste Platte am/Alabama noch eine ingh Birm schlaksig-nerdigen Jungs aus er, wärmer, rund er, raut vert r, Schippe obendrauf – tiefe r. zuvo geschlossener als je ic” bezeichnet die US-ameAls “organic moonshine roots mus entalistin Valerie June ihre trum rikanische Sängerin und Multiins am 12. Juli erfahren. Auf man kann t, Musik. Wie das genau kling lange viel Zeit gelassen. Als ihrem künstlerischen Weg hat sie sich hien, kam der große Durch2013 „Pushin’ Against a Stone” ersc e Chart-Platzierungen, gefeibruch der US-Amerikanerin: weltweit von Größen wie Jake Bugg, e erte Tourneen, solo und an der Seit Dap Kings. Für ihr neues Norah Jones und Sharon Jones & The wieder Zeit genommen und Album „The Order of Time” hat sich gs voller Seele: zuweilen kehrt gestärkt zurück, mit zwölf Son r spielerischer Stärke. fragil, fast brüchig, aber immer volle am 24. Juli, endlich wieder Darmstadt heißt sie nach 15 Jahren, in! Element of Crime, das sind willkommen: Die Kultband aus Berl Männer, die bereits seit den von der Romantik gestreifte, kauzige heiterten Spargelkönigin80ern von Liebe singen und von gesc Blaumeise Yvonne, Erdbeernen, altem und neuem Schrott, der ihrem einzigartig rauen Mit eis, Katzen und Pitbull-Terriern. ei die ganze Welt. enb neb wie Sound durchleuchten sie
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KULTUR
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ist und Autor Sven Regner („Herr LehFederführend: Gründer, Chefkompon schau der), der all die aufreibenden men man”, „Neue Vahr Süd”, ganz gen sch, regte Texte verwandelt. Kriti lichen Gefühle in wunderbar unaufge selbstironisch, augenzwinkernd. n: kommt am 25. Juli in die Centralstatio Der irische Exzentriker Neil Hannon in , 1989 ! tsam rhal unte en och espr Popmusik – schrullig, verquer und ausg hloss Neil Hannon, Sänger, Gitarbesc s, Pop n sche briti des ase hph der Hoc iten zu machen. 1996 kam mit dem zwe rist und Songwriter, ernsthaft Musik Kardie en, roch geb folg – das Eis war Album „Casanova” der erste Chart-Er auch sie ist er spät e Jahr 28 oben. Und rierekurve ging von hier an steil nach 6) unverkennbar, diese Band um (201 d” rlan reve „Fo te Plat auf der elften sein raffinessen, die dramatischer nicht Mastermind Hannon: poetische Pop n, pete Trom Pauken, Streichern und könnten, epochale Arrangements mit . iting gwr Son wunderbar altmodischem immer mit großen Emotionen und n am 28. Juli Lucky Chops in Zum Abschluß der Sommerreihe trete High School in New York haben Darmstadt auf. An der LaGuardia Arts engelernt, sind zusammen loskenn er sich die fünf Bläser und der Drumm rNew Yorks mit ihren groovigen Inte gezogen, um die U-Bahn-Stationen Fan rter eiste beg Ein cher zu machen. pretation bekannter Popsongs unsi chichte. Wenn diese durchgeknallten Ges ist Rest der hat das gefilmt und men, dann gerät alles außer Rand und Typen ihre Instrumente zur Hand neh Potpourri großer Pop-Kunst: Von Daft Band – Tanztiraden und ein buntes es le, dazwischen Bob Marley und Jam Punk über die Spice Girls bis zu Ade g. Brown, rocken sie einfach jeden Son festival der Merck-Sommerperlen Weitere Informationen zum Konzert findet man unter: merck-sommerperlen-2017 www.centralstation-darmstadt.de/
Fotos links, von oben nach unten: Divine Comedy (© Ori Bahat) Valerie June (© Danny Clinch), The n: Fotos rechts, von oben nach unte f Avidian (© Ori Bahat), St Paul and Maxim (gr. Foto) (© M. Botor), Asa the Broken Bones
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"GLUT. Siegfried von Arabien."
Nico Hofmann wird es m dritten Jahr der Intendanz von elen Worms wieder eine 2017 bei den Nibelungen-Festspi Freiluftbühne vor dem Uraufführung auf der imposanten neue Stück „GLUT. das Wormser Dom geben.Gespielt wird n Autors Albert ierte mm Siegfried von Arabien” des reno vervollständigt LD” „GO und zel” Ostermaier. Nach „Gemet die Festspiele. Nach dem Ostermaier damit seine Trilogie für ltigend positiver Resonanz großen Erfolg in 2016, mit überwä radikalen Stückansatz und von Publikum und Medien an dem lierte Regisseur Nuran der jungen Regie, konnte der profi gewonnen werden. In le spie David Calis erneut für die Fest te des Wormser Doms diesem Jahr wird er auf der Westsei 2013 wieder gespielt wird. inszenieren, auf der erstmals seit
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nt auf dem Weg durch die Zum Inhalt: Ein Zug, mitten im Orie n der Briten. In einem lder Ölfe Wüste, hin zu den persischen ’: Artisten, Feuerschlutung ‚No irkus Extra-Waggon der Wanderz ensbrecher, eingehüllt in cker, Sänger, Musiker, Hellseher, Herz der Nibelungen und reisen Kaftane. Sie spielen die Geschichte Gunther, Hagen oder Brünhild. als deren Helden, Siegfried, König st, aber verborgen unter Kofzuer Eine Gauklertruppe, denkt man voller Waffen und Sprengfern voller Kostüme, ist der ganze Zug sind getarnte deutsche stoff. Denn diese Nibelungenhelden en im 1. Weltkrieg. Unter Offiziere, Agenten im Jahr 1915, mitt en sie den Auftrag, die britiFührung des Hauptmanns Klein hab zu sprengen, Perserstämme Luft schen Ölquellen in Persien in die Empire empfindlich zu schwäzum Aufstand zu bewegen und das s umringt von Feinden auftrechen. Kleins Nibelungenzirkus mus ihr Leben. ten. Wenn die Tarnung fällt, fällt auch ht auf einer historischen „GLUT” von Albert Ostermaier beru Verwebung des Nibelungente hick Begebenheit und ist eine gesc Kapitel deutscher Geschichte. stoffes mit einem fast unbekannten der verrücktesten Art: voller Die Zugfahrt ist ein Orient-Express und doppelten Böden. Denn Anarchie, Witz, politischen Intrigen falschen Helden in einer so wie Hauptmann Klein und seine ion mit offenem Ausgang Miss er grotesken Travestie auf geheim en Nibelungen auf dem durch den Orient ziehen, sind die echt ls, wo im Nibelungenlied Weg von Burgund zum Hof König Etze Tafel auf sie wartet, sondern am Ende nicht nur die gemeinsame auch ihr Untergang steht. eraden angekommen – mit „Wir sind in Worms 2016 auf der Zielg und einem kraftvoll releeinem jungen, modernen Regieansatz in diesem Jahr konsequent vanten Stück. Diesen Weg setzen wir k führt uns in die Zeit des fort: Albert Ostermaiers neues Stüc pfe – es wird eine virulente Kolonialismus und der Glaubenskäm Hofmann. Die Regie vor Nico nt Zeitreise werden”, so Intenda er Nuran David Calis. Der dem Wormser Dom übernimmt wied Lob für seine Inszenierung profilierte Regisseur erntete 2016 viel len. Und auch dieses Jahr bei den Wormser Nibelungen-Festspie wieder mit dabei. p ist die Schauspielerin Alexandra Kam
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in der Stadt Worms am Rhein Als 2002 die Nibelungen-Festspiele erahnen, welche Erfolgsgegegründet wurden, konnte niemand Wormser Dom schreiben schichte das Theaterereignis vor dem stival, das jährlich im Somwürde. Mittlerweile zählt das Kulturfe Regionen Rhein-Main, die in t mer in Rheinland-Pfalz – einbette et, zu den herausrafind statt – ssen Rhein-Neckar und Rheinhe
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es mit internationalem Renommee: Jed genden Festspielen in Deutschland n, Ban n ihre in le Tausende Menschen Jahr ziehen die Nibelungen-Festspie ragungen von ZDF oder SWR. Anziebert sehü Fern live vor Ort oder bei den vor von Besuchern ist die Freilichtbühne hungspunkt für eine große Anzahl und ern bild nen Büh n nde ucke beeindr der Kulisse des Kaiserdoms, mit den stik. Aku tige igar einer einz netspiele wird in diesem Jahr wieder Den Besuchern der Nibelungen-Fes r mse Wor dem vor UT” szenierung „GL ben den Aufführungen der Hauptin bis 4. Vom . oten geb m ram Rahmenprog Dom ein umfangreiches kulturelles e Theateraufführungen, Konzerte, Leätig hkar hoc es gibt 2017 20. August Gäsche und Ausstellungen. Prominente sungen, Vorträge, Werkstattgesprä nt nda Inte k, böc Berger, Katja Weitzen te sind dabei unter anderem Senta . ik-Ensemble „lautten compagney” Mus iner Berl Nico Hofmann und das ut auf der Nachwuchsförderung. Ein weiterer wichtiger Fokus liegt erne e Dramatiker in diesem Jahr gleich So ist der Autorenwettbewerb für jung des diesjährig ausgeschriebenen mehrmals vertreten. Der Hauptpreis r einer szenischen Lesung im Wormse Wettbewerbs wird am 19. August bei e Iren , 2015 rbs ewe ettb des Autorenw Theater vergeben. Die Gewinnerin eum Heylshof ihren ersten Roman vor. Mus im ust Aug 17. am Diwiak, stellt n Autorenwettbewerbs, Diwiaks „Die Und das Siegerstück des vergangene (17. & 18. August) im LincolnTheater Isländerin”, wird an zwei Abenden aufgeführt. te usive aller gastronomischen Angebo Über das gesamte Programm inkl h Auc t. ft, welches aktuell erschein informiert das Festspielprogrammhe spiele.de sind alle Informatiofest gen auf der Homepage www.nibelun elne Veranstaltungen buchbar. nen abrufbar sowie Tickets für einz
Foto links: ig) Kaiserdom Worms (© Rudolf Uhr n: unte Fotos rechts, von oben nach Bernhard Bertram), © , Foto Festspielatmosphäre (gr. nn) Alexandra Kamp (© David Fuhrma
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Das historische Prozellanschil der Hempelstiftung wird von Detlef Kullmann, Enkel des königlichen Justizrats, an den Stiftungs-Vorsitzenden Ralf Egenolf übergeben. Foto: Gesine Werner
Hanseatische Noblesse mit Qualität, Lust und Mut im Verborgenen Hempelstiftung feiert 100jähriges Wirken mit einem Festakt im Rathaus und fördert Musik- und Kunstschule
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enn das kein Grund ist, zünftig im Rathausfestsaal zu feiern: Die älteste Bürgerstiftung der hessischen Landeshauptstadt ist ein besonderes Geburtstagskind. Am 27. April 1917 wurde die Hempelstiftung für Wissenschaft, Kunst und Wohlfahrt „landesherrlich“ genehmigt. Seit 100 Jahren pflegt die Stiftung des Hamburger Chemikers Dr. Carl Hempel hanseatische Noblesse, wirkt eher im Verborgenen. Selbstbeweihräucherung – Fehlanzeige. Ausdrücklich im Dienst der Guten Sache tritt die Stiftung dreimal jährlich mit einem „Konzert zur Förderung junger Künstler“ der Wiesbadener Musik– und Kunstschule (WMK) ins Rampenlicht. Ein „Silberjubiläum“ wurde zusammen mit dem 100. Geburtstag zelebriert: WMK-Direktor Christoph Nielbock dankte der Partnerschaft „für die außergewöhnlich lang22
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jährig kontinuierliche und nachhaltige „Vitaminspritze“, die ganze Generationen von Talenten gefördert hat. Das nobilitiert die WMK. Hut ab vor der ältesten Wiesbadener Stiftung und ihrem früheren Vorsitzenden Horst Stange, der die Tradition der Matinée musicale vor 25 Jahren begründet hat.“ Zum Geburtstag schenkt die WMK der Stiftung ein Benefizkonzert. Der Festakt unter dem Motto „die Hempelstiftung hat Charakter“ wurde mit gebührend „großem Bahnhof“ zelebriert. Zwei Oberbürgermeister gaben sich die Ehre – neben Amtsinhaber Sven Gerich war Dr. Helmut Müller, KulturfondsGeschäftsführer im Festsaal ebenso wie Kulturdezernent Axel Imholz und Amtsvorgängerin Rose-Lore Scholz. Parlamentschef a. D. Wolfgang Nickel feierte gemeinsam mit dem Stiftungsvorstand Sven Gerich – der die Hempelstiftung mit der Stadtplakette in Gold würdigte – und Dieter
Börgers, Ralf Egenolf, Oliver Grams sowie Thomas Wiederspahn. „Das gesellschaftliche Experiment von Dr. Hempel basiert auf den Grundelementen Qualität, Lust und Mut“, betonte Stiftungsvorsitzender Egenolf. Musikalische Beiträge der ehemaligen Stipendiatinnen Sabine Ambos, Maxine Troglauer, Mai Kobayashi und ihrer Kollegen Raphael Klockenbusch und Stephan Ziegler bezeugten klangvoll die erfolgreiche Förderung. Die Stiftung förderte musikalische Talente bislang mit gut 100.000 Euro und war „Schicksalsengel“, wie der Beirat 65 Jahre später erfuhr durch das zurückgezahlte Stipendium. Zur nächsten Matinée lädt die Hempelstifung am 24. September um 11 Uhr in den Saal der Loge Plato. www.hempelstiftung.de Gesine Werner
KULTUR
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Die Dämmerung einfangen
dem Backhaus Unser täglich Brot – Handwerk aus Laquai cht Zeit, Knowhow und
brau Brot ist nicht gleich Brot – gutes Brot Blick hinter die Kulissen im n eine Sie fen Wer hl. gefü itzen Fingersp über den Unterschied alles Sie en Lorcher Backhaus Laquai. Lern liebevollem Handwerk. Prozwischen industrieller Fertigung und Brotbar und nehmen Sie Ihr bieren Sie nach Herzenslust an der Das Stammhaus der 1875 Lieblingsbrot gleich mit nach Hause. uai befindet sich in Lorch im gegründeten Familienbäckerei Laq bei der Herstellung der en Rheingau. Soweit wie möglich find Verwendung. ten Zuta le ona Backwaren lokale und regi au eing h/Rh Lorc 7, Montag, 3. Juli 201
Vollmond-Weinprobe
für Mystik und Magie. Lassen Der Mond steht in der Mythologie nprobe mit dem Mond. Sie Sie sich ein auf eine nächtliche Wei ein gemütlich durch die weltschlendern mit Fackeln im Mondsch g in Nierstein. An besonders berühmten Weinberge am Roten Han chen Sie mystischen Gelaus n beeindruckenden Aussichtspunkte Hütte mit Blick auf das nen offe r schichten zum Vollmond. An eine probieren Sie sechs köstliche Rhein-Main-Gebiet und den Rhein he Tapas (kleine Häppchen) Weine aus Rheinhessen. Rheinhessisc für die kulinarischen Genüsse nach Hildegard von Bingen sorgen en in den rheinhessischen an diesem wundervollen Abend mitt scheibe. ond Weinbergen im Schein der Vollm in Samstag; 8. Juli, Nierste
Reinhard Berg ist seit 1985 selbstständiger Fotograf mit eigenem Fotostudio in Wiesbaden. Er hat unter anderem zehn Jahre das Rheingau Musik Festival dokumentarisch begleitet und etwa 60 Bücher für den Englisch-Verlag bebildert. Als Fotograf arbeitet er heute für Firmen, Kultureinrichtungen und Privatkunden. Neben seinen beruflichen Aufgaben organisiert seit 2002 als 1. Vorsitzender die Wiesbadener Fototage. Bei seiner Fotoexkursion dreht sich alles um die „Blaue Stunde”, die Zeitspanne in der Dämmerung zwischen Sonnenuntergang und Dunkelheit. Die Farbe des Himmels und die Lichtverhältnisse insgesamt ermöglichen reizvolle schen Situation vertraut zu Aufnahmen. Sich mit dieser fotografi Equipment, wird im Freien machen. Ausgestattet mit eigenem uss-Brücke in Kastel. fotografiert, direkt an der Theodor-He Sonntag, 9. Juli, Wiesbaden
Tradition trifft Moderne
born, dass durch die SWRSie besuchen das Bio-Weingut in Flom ” bekannt wurde. Das Haus Fernseh-Sendung „Lecker aufs Land die Scheunen wurden auf alten ist ein alteingesessenes Gutshaus, ölbekeller werden die Weine Burgmauern errichtet, im Kreuzgew arten wurde umgestaltet präsentiert. Der parkähnliche Bauerng n Rheinhessens und eiarte und ergänzt mit dem 1. Bachblüteng tern und Blumen und Kräu en nem Wohlfühlgarten mit duftend Einblicke in den Alltag elle vidu indi Sie Barfußpfaden. Gewinnen rüßung auf Rheinhessisch mit der Weingutsfamilie. Nach einer Beg Winzerleben auf dem Land Weck, Worscht un Woi lernen Sie das Glas der hauseigenen Weine. kennen, immer begleitet von einem essen einh Mittwoch, 12. Juli, Flomborn/Rh WIESBADENER 23
KULTUR
&
Schmuck selbst gemacht
KREATIVES
Darmstädter Jugendstil
wichtigsten Sehenswürdigkeiten Die Mathildenhöhe gehört zu den dem Weg zum Weltkulturerbe. des Jugendstils in Deutschland – auf malige Künstlerkolonie mit den Beim Rundgang lernen Sie die ehe der Hochzeitsturm und die RusKünstlerhäusern, der Platanenhain, ndersetzung mit dem Jugendstil eina sische Kapelle kennen. Die Aus . Nach einer Pause geht es ist zentraler Schwerpunkt der Führung weiter zum Museum Künstlerkolonie. sieben Künstler nach DarmGroßherzog Ernst Ludwig berief 1899 rich, Hans Christiansen und Pestadt, unter Ihnen Joseph Maria Olb Künstlerkolonie. Das Musedie it ter Behrens, und begründete dam ter Avantgarde Designer, die um war einst das Atelier der Darmstäd öhe tätig waren. Heute zeigt von 1899 bis 1914 auf der Mathildenh Werke der damaligen Zeit. die Sammlung die umfangreichen Samstag, 15. Juli, Darmstadt
In der Goldschmiedewerkstatt feilgold erwartet Sie in angenehmem Ambiente ein anregender Schmuck-Workshop. In drei interessanten Stunden in der Goldschmiedewerkstatt erhalten Sie Einblick in die Arbeitsweise der Goldschmiede, lernen Werkzeuge und Arbeitsmaterial kennen, erleben das Schmelzen und Gießen von Silber in offenem heit, unter Anleitung der gen Gele Sie Feuer. Anschließend haben er sich einen zarten runden Goldschmiedemeisterin Susanne Geig Auftiefen, Punzieren und HämAnhänger aus Sterlingsilber durch nen Sie sich zwischendurch mern selbst zu gestalten. Erholen kön Der Preis beinhaltet die tt. im schönen Innenhof vor der Werksta sbaden Wie Juli, Materialkosten. Mittwoch, 26.
Weinprobe der Sinne
Das haben Sie noch nicht erlebt. Eine ehemalige Rheingauer Weinkönigin, ein Licht-Jockey und der Autor des Buches „111 Orte im Rheingau, die man gesehen haben muss” nehmen Sie mit auf eine Weinreise der Sinne. Staunen Sie wie sich Wein, Geschmack und Empfinden durch unterschiedliche Einflüsse ändern und die eigenen Sinne Ihnen einen Streich zu spielen scheinen. Es erwartet uns ein Farbenspektakel, unterhaltsame und interessante Geschichten, ein Ort, an dem Sie noch nie waren und eine kurzweilige Weinprobe mit kleinen Geschmackshappen zum Wein. Dieses einmalige Erlebnis wurde exklusiv für unsere Leser erstellt. Freitag, 28. Juli, Eltville/ Rheingau
Nibelungen backstage
Schloß- und Inselfreuden
oss Reinhartshausen wird mehr Wer sich aufmacht zum Weingut Schl und Geschichten, Altes und hte finden als zuvor gesucht: Geschic eine mystische Insel. Erleben und rge Neues, weltbekannte Weinbe spannenden Tag rund um das Sie einen abwechslungsreichen und en. Thema Wein und gelebte Tradition ns Gloria” zur Rheininsel usse „Pre iff rsch Fäh dem Bevor Sie mit einem Glas Inselsecco beMariannenaue fahren, werden Sie mit eingestimmt. Auf der, unter Tag en grüßt und auf den ereignisreich enaue erwartet Sie eine unverNaturschutz stehenden Insel Mariann e Weinprobe mit zwei Weinen. gessliche Landschaft und eine klein historischen Weinkeller geführt Anschließend werden Sie durch den r die Weinherstellung und die und erfahren alles Wissenswerte übe der Kellerführung werden an rend lange Historie vom Weingut. Wäh verkostet. verschiedenen Stationen drei Weine u inga Rhe ach/ Sonntag, 16. Juli, Erb 24
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Im dritten Jahr der Intendanz von Nico Hofmann wird es 2017 bei den Nibelungen-Festspielen Worms wieder eine Uraufführung auf der imposanten Freiluftbühne vor dem Wormser Dom geben. Gespielt wird das neue Stück „GLUT. Siegfried von Arabien” des renommierten Autors Albert Ostermaier. Werfen Sie einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der bekannten Nibelungen-Festspiele. Nach der Begrüßung im Heylshofpark mit kleinem Sektumtrunk brechen Sie unter fachkundiger Anleitung auf zur Backstageführung hinter die Bühne. In den Probenpausen t bedeuten, und erkunden betreten Sie die Bretter, die die Wel vielleicht gelingt ein weitere Stationen der Produktion. Und elern. uspi „Meet & Greet” mit anwesenden Scha Montag, 7. August, Worms
KULTUR
&
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superSommer 2017 Kultur & Kulinaria im Sommer 2017 – und Sie sind dabei!
Bewegung am Abend
en für den Abend besteht aus folgend Das Wohlfühl- und Bewegungspaket zu er Körp im n rgie Ene die hilft Übung Schnupperworkshops: Lu Jong: Die eheit zu stärken. Durch die sanfte Bew und Ges die urch dad und ren balancie Sie rnen Erle Geist zur Ruhe. Kinesiologie: gung des Körpers kommt auch der re von Bereich der Kinesiologie, der „Leh dem aus hier Brain Gym®-Übungen er Körp und irn Geh für ik Diese Gymnast der Bewegung der Körperenergie”. ein rnen erle Sie : gen nun deh Meridian ist auch das Tor zum leichter Lernen. n gen bei dem man selbstständig jede bun ndü Gru s sech aus m, Übungssyste ieaktiv ane ers und die dazugehörigen Org einzelnen Hauptmeridian des Körp , 2.8. g Jon Lu zu erlernen. Termine ren kann. Die Übungen sind einfach n 10.8. 2017., Wiesbaden nge hnu nde idia Kinesiologie 8.8., Mer
Seminare, Verkostungen, Weinwanderungen, Kochkurse und andere Gaumenkitzeleien – der Verlag media futura hat wieder ein abwechslungsreiches, spannendes und schmackhaftes kulinarisches Programm für diesen Sommer auf die Beine gestellt. Alle Veranstaltungen finden im Zeitraum der Schulsommerferien Rheinland-Pfalz und Hessen statt. Das detaillierte Programm sowie die Termine und Preise werden am 14. Juni 2017 in der Sonderbeilage „superSommer” in allen Tageszeitungsausgaben der Rhein-Main-Presse bekannt gegeben. Abonnenten der Rhein-Main-Presse erhalten bei Nachweis 25% Rabatt. Buchen können Sie ab diesem Datum ganz einfach per Mail unter: suso@media-futura.de. Aber denken Sie daran: Wer zuerst kommt, malt zuerst – fast alle Veranstaltungen im letzten Jahr waren schnell ausgebucht!
Grüner Tee & Matcha
Tee. stehen der grüne Tee und der MatchaIm Vordergrund der Veranstaltung iedrsch unte die r übe , tung erei Zub korrekte Sie erfahren Interessantes über die auf ung wirk en Anbaugebiete, deren Aus liche Wirkungsweise, die verschieden Tee-Trinker. Ute Gathmann, unsere den – uns den Tee und letztlich auch auf s und h die spannende Welt des Grüntee kompetente Fachfrau, führt Sie durc alle en werd h ürlic Nat . wird getrunken zeigt, wie Matcha-Tee zubereitet und g iebi ausg tung erei Zub und ung n Wirk vorgestellten Tees verkostet und dere und igen weil n überaus interessanten, kurz besprochen. Freuen Sie sich auf eine lehrreichen Nachmittag! Samstag, 12. August, Wiesbaden
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KULTUR
&
KREATIVES
Das Theater Anders wurde bei den 15. Schultheatertagen gefeiert für „Rummel & Rabbatz in Lunas Park”. Foto: Gesine Werner
„Café Fluchtpunkt“ findet Asyl im Nassauischen Kunstverein/ Furioser Erfolg von Priska Janssens 15. Schultheatertagen „Refugees welcome!“ heißt es jeden Mittwochnachmittag, wenn der renommierte Nassauische Kunstverein zur Begegnungsstätte wird. „Das Café Fluchtpunkt ist bei uns am richtigen Ort. Bei uns passiert viel Junges und Unerwartetes und wir
Fokus auf zeitgenössische Kunst aus Krisengebieten Zum Start mit improvisierter „Einweihungsparty“ hatte sich ein rundes Dutzend Interessierter im „Fluchtpunkt“ eingefunden. Theaterpädagogin Priska Janssens, deren Vertragsdauer nach 15jähriger Leitung der Theaterwerkstatt mit Ende der Spielzeit abläuft (wir berichteten), gründete die Anlaufstelle vor genau zwei Jahren im Mai 2015.
Café Fluchtpunkt UND Schultheatertage 2017 Treffen mit besonderer Note freuen uns auf neue Kontakte.“ NKVVorsitzende Elke Gruhn ruft allen Interessierten, ob einheimisch oder kürzlich angekommen, ein herzliches „Willkommen“ im ausgezeichneten Kunsthaus zu. Das Café Fluchtpunkt unter Trägerschaft des Vereins Semiramis paßt perfekt zur Willkommenskultur des 1847 gegründeten Kunstvereins mit seinen innovativen Projekten wie „Curriculum vitae - Intellektuelle Freihandelszone“ oder „Hier! Und jetzt?“ Schon geraume Zeit legt der NKV einen 26
MADE IN WIESBADEN
Die Kulturpreisträgerin öffnet jeden Mittwoch von 16 bis 18 Uhr die Türen für geflohene Personen und Alteingesessene, für Neugierige und zufällige Gäste. Panver Rashmani und Nazim Mohamad Sadid stammen aus Afghanistan und suchen auf dem Weg zur Erzieherausbildung einen Praktikumsplatz in einer Kita. Jalal Toma kam mit Beethovenpreisträger Aeham Ahmad aus Syrien hierher. Majdi aus Syrien ist Automechaniker, steuert eine Qualifikation als Mechatroniker an und freut sich über einen Job in einem Eiscafé.
Im Fluchtpunkt wird erzählt, gelacht, auch mal geweint, Ideen werden geboren. „Es ist mir wichtig, daß sich Alle wohlfühlen“, betont die Gründerin. Es melden sich auch Initiativen oder Vereine, um ein Projekt zu realisieren. „Die Zeit im Theater ist zu Ende und die Bildende Kunst lädt ein zum Weitermachen.“ SemiramisVorsitzender Professor Dr. Wolfgang Kuhl, die frühere Konrektorin Christine Rupp-Kuhl und Antje Streit sind sehr angetan vom neuen Domizil auf der traditionellen Kultur-Flaniermeile. „Vorhang hoch!“ hieß es Ende März auf zwei Bühnen des Staatstheaters. Als krachender Erfolg gehen die Schultheatertage 2017 in die Annalen ein. Zum 15. Mal in Folge hatte der pädagogische Dauerbrenner in Priska Janssens Konzeption mit seiner ganz eigenen Magie für knallvolles Haus gesorgt. Kinder und Jugendliche aus 20 Wiesbadener Schulen nahmen mit Profi-Unterstützung zwei Bühnen des Musentempels in Beschlag, fesselten das Publikum. In Lunas Park ging „Rummel & Rabbatz“ ab mit dem Theater Anders, das von Priska Janssens weiter geleitet wird und für Furore sorgte. Beim Kracher „Rotkäppchen – isch schwör!“ mit 90 Kindern der Bodelschwingh-Schule kurvten 20 Rollis über die Bretter. „In unserem Festival ging es immer um Vielfalt. Wir zeigen: So wie wir sind, so reich sind wir.“ Gesine Werner
KULTUR
&
KREATIVES
„Sing Sistah, Sing!” Mezzosopranistin Andrea Baker mit einer berührenden Hommage an legendäre schwarze Kolleginnen, Chordirektor Albert Horne ist ihr kongenialer Begleiter am Flügel.
Sommernachtstraumhafte Hochzeit mit Mathis in Loserville Theaterdonner auf den Bühnen in Wiesbaden, Darmstadt und Mainz „Sing Sistah, Sing!” Mit seelenvoller Leidenschaft und stupendem Können widmet Mezzosopranistin Andrea Baker ihre unter die Haut gehende Hommage, die mit einem Patchwork-Quilt illustriert wird. Jazz, Oper, Gospel, Popsongs & Wagners Wesendonck-Lieder huldigen den unvergeßlichen schwarzen Gesangslegenden wie Eleanora Fagan, alias Billie Holiday, auch Ella Fitzgerald und Donna Summer. Absolut hinreißend! „Loserville – Helden von morgen“ ist das Oliver-Award-nominierte Musical von Davis & Bourne, das von Staatsmusical-Chefin Iris Limbarth in der Wartburg mit Schwung zur Zeitreise umdefiniert wird. Der liebevoll detailgenau inszenierte
Ausflug back to the Siebziger Jahre mit echtem Wählscheibentelefon und Hörer, mit Latzhose und Floppy disk zeigt der Jugend von heute, wer gestern die Ih-Mehl erfunden hat. Ein Schmankerl mit Assange-Lookalike Mike Burs und anderen Newcomern des früheren Jugend-Club Theaters, das demnächst Jubiläum feiert. Amos Oz hat gerade „Gespräche mit isrelischen Soldaten nach dem Sechstagekrieg“ unter dem Titel: „Man schießt und weint“ publiziert. Im Kleinen Haus brachte Clemens Bechtel eine eigene Fassung seines Buchpreis-gekrönten Romans „Judas“ heraus, die drei Personen in sich selbst und ihrer Geschichte gefangen zeigt – Goldfische im kleinen Glas. Die teils enervierenden Wiederholungen – Gerschon
Wald (Rainer Kühn) verliert sich dutzendfach im Schrei „Auch noch nach 80 Generationen sind wir alle Judas Ischariot!“ – lassen den Abend zum Plädoyer für eigene Lektüre werden. Solveig Arnarsdottir, Maximilian Pulst und Benjamin Krämer-Jenster fesseln mit ihren Figuren. Eine Lizenz zum Lesen. Bühne frei für einen gewitzten Radio-Theater-Krimi, der sich als Schmankerl für Kassetten-Fans und für Spitzohren und Stielaugen präsentierte. Lachtränenalarm! Jetzt schreibt er auch noch. Klaus Krückemeyer, Allrounder von Schauspiel bis Gesang, Radiomoderation & Co. machte aus Jasna Fritzi Bauer, Charlotte Irene Thompson und himself „die Drei von der Klangstelle“. Ab in die Achtziger! Die Live-HörspielWIESBADENER 27
KULTUR
&
KREATIVES
Das ausdruckstarke Team der „Göttterdämmerung” mit dem kraftvollen Heldentenor Andreas Schager (vorne), Dirigent Alexander Joel, KS Thomas de Vries, Matias Tosi, Shavileg Armasi (von rechts), Sabina Cvilag, Regisseur Uwe-Eric Laufenberg, Catherine Foster (Mitte), Bernadett Fodor, Katharina Konradi und Silvia Hauer (links).
Comedy heißt „Sanni, Tanni und das Karpatenkalb“, stammt von Autor Krückemeyer und setzt den Theatersaal unter Strom. Bei den zwei „ii-Pünktchen-Detektivinnen“ ist Dartmoor angesagt. Enid Blyton, Edgar Wallace, Hitch und Marsupilami grüßen. Chapeau! Von wegen Recht. Wie Shakespeares „Maß für Maß“ auf die schiefe Bahn – eine chaotisch überfüllte Tafel aus Sperrmülltischen mit zusammen gestoppelten Stühlen - geraten kann und ein vorgeblich Sittenstrenger (Janning Kahnert) sich auf dem Herrscherthron von Herzog Vincentio (jovial: Rainer
Kühn) schnell als eiskalter Diktator entpuppt, zeigt Jan Philipp Gloger. Das Bühnenbild von Franzíska Bornkamm wird auch zum Kruzifix oder Gefängnis. Ein erfreuliches Wiedersehen bietet Sybille Weiser, die eine krakeelende Kupplerin mit Herz und eine düpierte Verlobte beglaubigt. Michael Birnbaum gibt mit Schmackes den köstlich vulgären Primitivo, Karoline Reinke berührt als geradlinig unerschrockene Isabella. Freundlicher Beifall. Ein Genuß für Ohr und Auge ist Peter Tschaikowskys Oper „Eugen Onegin“, deren „lyrische Szenen
in drei Akten“ Vasily Barkhatov als stringent erzählte Geschichte inszeniert. Haus-Dirigentin Daniela Musca führte das Hessische Staatsorchester ebenso zu „russisch-lyrischer“ Seele wie zu orchestraler Wucht. Der junge russische Regisseur ist von seiner Aufsehen erregenden IMF-Inszenierung „Die Soldaten“ (Bernd Alois Zimmermann) prägnant in Erinnerung und zeigt Datscha, Schneeballschlacht (statt Duell) und Bahnhofshalle. Der Chor unter Albert Horne ist in Stimme und Darstellung in Hochform. Die lyrische Sopranistin Asmik Gregorian ist als Tatjana eine Klasse für sich, Wolf Matthias
Comedy-Krimi live als hr2-Hörspiel im Theater: Jasna Fritzi Bauer, Charlotte Irene Thompson und Klaus Krückemeyer sind als die Drei von der Klangstelle zugange.
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MADE IN WIESBADEN
KULTUR
&
KREATIVES
Das „sommernachtstraumhafte” Team nach der umjubelten Premiere mit Ballettdirektor und Chefchoreograf Tim Plegge (mit „Fliege”) neben „Oberon” Ramon John, auch in Darmstadt mit Beifall überhäuft.
Friedrich sonorer Baß ist wohltimbriert. Christopher Bolducs Eunegin überzeugt mit baritonaler Eleganz, Thomas Blondelle verströmt tenoralen Glanz als sein Freund Lenski. Erik Biegel liefert als perfider Tanzlehrer ein Kabinettstückchen ab. Romina Boscolo läßt mit glühendem Mezzo die Bitterkeit der Gutsbesitzerin spüren. Ausdauernder Beifall im Stehen für alle Mitwirkenden.
Blick nach Darmstadt
Wenn Ballettdirektor Tim Plegge das Hessische Staatsballett in Mendelssohn-Bartholdys „Sommernachtstraum“ mit den bekannten Verwirrungen schickt, ist neben sinnenfroher Romantik viel Humor und ein echtes Shakespeare-Puppenspiel auf der abstrahierten Bühne zu erleben. Titania tanzt Spitze, Oberon trägt Glitzerhose, Helena und Hermia sind wunderbar gegensätzlich wie ihre Jungs Demetrius und Lysander. Puck hat eine Wasserpistole. Eine Kissenschlacht tobt. Zum Happy End künden die Ballons von „Love“. Das Haus jubelt.
Wartburg bietet Diskussionsstoff. Musik (Will Humburg) und Gesang wurden mit Beifall, die Regie auch mit deutlichen Buhs quittiert.
Blick nach Mainz
Opulenten Budenzauber zelebrieren Koen Augustijnen & Rosalba Torres Guererro mit dieser „Hochzeit“, die uns „Gäste“ von den Stühlen reißt und die Pause durchfeiert. Mittenmang des prima aufgelegten tanzmainz-Ensembles überraschen Andrea Quirbach, Lenie Schulz, Gesa Geue, Michael Hermann & Daniel Friedl als Tanztalente der Schauspielsparte. Pommerats „Vereinigung der beiden Koreas“ (WiesbadenBiennale 2014), Akrobatik und der russische Sänger Alexander Streich begeistern. Hin und mitfeiern! Die Bühne als riesige Schultafel,
auf der Mathias Grünewald (hervorragend: Derrick Ballard) mit Kreide sich selbst befragt: „Hast Du erfüllt, was Gott Dir auftrug? Ist, daß Du schaffst und bildest, genug?“ Hausregisseurin Elisabeth Stöppler präsentiert Paul Hindemiths Oper „Mathis der Maler“ – Schöpfer des Isenheimer Altars in Zeiten von Bauernkrieg und Reformation – mit einprägsamen Bildern inklusive surrealer Vision als packendes Drama. GMD Hermann Bäumer und das klangschön auftrumpfende GesangsEnsemble Alexander Spemann. Lars-Oliver Rühl, Dorin Rahardja und Vida Miknevicidute werden ausdauernd gefeiert. Unbedingt sehenswert. Text und Fotos: Gesine Werner
In Mainz wird „Hochzeit” buchstäblich Pausen-los auf allen Ebenen gefeiert. Almut Schwab mischt sich samt Schifferklavier unter die „Hochzeitsgesellschaft” im Theaterfoyer.
Wagner in Darmstadt. Der iranische Regisseur Amir Reza Koohestani gibt sein Operndebüt mit einem wenig überzeugenden „Tannnhäuser“, der mit Deniz Yilmaz eine lange Zeit barfuß im Pyjama und Morgenrock („nach seiner Tracht ein Ritter“) Flüchtender ist, der auch mal für unfreiwillige Komik sorgt und nie ankommt. Die Kopftuchgesellschaft der Castingshow auf knallbunter Revuetreppe im Sängersaal der WIESBADENER 29
KULTUR
&
KREATIVES
Al Hansen
D
ie Geschichte der Fluxusbewegung ist eng mit der Stadt Wiesbaden verknüpft. 1962 fand das erste „Festival Neuester Musik“ im Vortragssaal des Museum Wiesbaden statt. Ein Konzertflügel wurde klangvoll in seine Einzelteile zerlegt und damit auch die bürgerliche Auffassung davon, was Kunst, Theater und Musik leisten solle oder könne. Der amerikanische Performancekünstler Ben Patterson lebte 30 Jahre lang, bis zu seinem Tod im Juni 2016, in Wiesbaden und präg-
Ben Patterson
te die kulturelle Szene der Stadt maßgeblich. Im Jahr 2012 organisierte er mit dem Team des Museums Wiesbaden und des Naussauischen Kunstvereins ein großes Fest zum 50-jährigen Fluxusjubiläum, das allen Wiesbadenern in bester Erinnerung geblieben ist. Fluxus-Künstlerinnen und Künstler wie Yoko Ono, Nam June Paik, John Cage und Ben Patterson dachten Musik, Kunst und Literatur völlig neu und nicht selten konkret zusammen. Zunächst wird das Rheinland und danach auch die New Yorker Szene mit dem Fluxusvirus infiziert. In den 1970er Jahren
setzen sich dann Konzeptkunst und Land-Art als die neuen Avantgarden durch, doch ist das keineswegs das Ende für die fantasievollen, bezaubernden und revolutionären Fluxusevents, die bis heute stattfinden. Was aber geschah genau von den 1980er bis zu den 2000er Jahren, bevor die Künstler – pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum – mit großen Retrospektiven (2013: Yoko Ono, Schirn Kunsthalle Frankfurt; 2015: Ben Vautier, Museum Tinguely, Basel; Carolee Schneemann, Museum der Moderne, Salzburg; 2017: Ben Patterson, documenta, Kassel und
Wolfgang Träger: A Fluxus Family Portrait Album 30
MADE IN WIESBADEN
KULTUR
&
KREATIVES
Emmet Williams
Athen) geehrt wurden? Wolfgang Träger war dabei und hat alles fotografiert: Den „Fluxus-Sommer” des Bonner Kunstvereins 1989, 1990 die Aktionen auf der Biennale in Venedig, noch im selben Jahr »fluxus subjektiv« in Wien, 1992 den Fluxus Virus mit gegrillten Enten auf einem Kölner Parkdeck und »da capo« in Wiesbaden, schließlich in jüngerer Zeit, 2014, die Welttournee von Pattersons »Fluxus-Medicine-Show«. Die Fotos aus Europa und den USA zeigen Perfomances und Porträts, die Künstler bei der Arbeit und privat. Die Fluxusbewegung hat nie aufgehört zu existieren, sie hat immer auf betörende, charmante und witzig-gewitzte Weise deutlich gemacht, dass Kunst in der Lage ist, uns aufzurütteln und unsere Sinne zu schärfen.
Kunstgeschichte. Da bereits einige der Fluxuskünstler in den Fluxushimmel aufgebrochen sind, ist es auch ein kostbares Familienalbum, das die Erinnerung an besonders liebenswerte, kreative und mit ungewöhnlicher Energie ausgestattete Personen wach hält. Wolfgang Träger: A Fluxus Family Portrait Album, ISBN 978-3-86442-216-4, 29,80 Euro, 168 Seiten, Softcover geprägt, Format 24,5 x 20 cm, 100 s/w Abbildungen, Text (dt./eng.) von Kerstin Skrobanek
Das Buch von Wolfgang Träger dokumentiert nicht nur einen wichtigen Abschnitt internationaler Wiesbaden 1992: Da Capo!
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KULTOUREN
Hoher Besuch im Roncallihaus zu Wiesbaden: Mit Pére Joseph Werner Bardenhewer und Generalvikar Wolfgang Rösch aus Limburg ist der Ehrengast Philippe Kardinal Ouedraogo aus Burkina Faso sowie mit Dr. Raoul Bagopha von Misereor Aachen im Gespräch (von links).
Sich weigern, ohne Hoffnung zu sein... Eine „Wiesbadener Straße“ in Afrika und prominenter Besuch bei der „Africa action“ „Entscheidend sind die persönlichen Kontakte.“ Der Freundeskreis Wiesbaden der bundesweit aktiven „Africa action“ engagiert sich seit Jahrzehnten tatkräftig auf dem „Kontinent der Zukunft“, hat fünf Augenzentren errichtet und will in den Ländern der Sahelzone ermutigen. Die Symbole der Dankbarkeit sind vielfältig. „Père Joseph“ Werner Bardenhewer wurde zum Ritter des Nationalordens von Burkina Faso. In der Hauptstadt Ougadougou trägt eine Straße nahe des von der Africa action geförderten Blindenzentrums den Namen „Rue Ville de Wiesbaden“. Herman Oulina, Gründer und Leiter des Blindenzentrums, berichtete mit Kathedralgemeindevorstand Ernest Ouédraogo, mit Bezirksbürgermeister Seydou Compaoré und André Tapsoba (Augenklinik Dispensaire J. L. Goarnisson) bei einem Wiesbaden-Besuch über Aktivitäten für Behinderte. Die Anschaffung von Webstühlen wurde angeregt, um Frauen den Unterhalt zu sichern und den Waisenkindergarten zu finanzieren. Auch der Bau eines Wohnheims für Blinde ist geplant. Die vierköpfige Delegation wurde im Rathaus von Parlamentsvorsteherin Christa Gabriel empfangen, die „eine kleine Unterstützung“ zusagte. Kurz zuvor war Philippe Kardinal Ouedraogo zu Gast. Der Erzbischof von Ouagadougou/BF feierte ein Pontifikalamt in St. Bonifatius mit dem früheren katholischen Stadtdekan Werner Bardenhewer, als prominenter Zeitzeuge eingebunden in das Oral history-Projekt „Erlebte Geschichte & Geschichten“ des Fördervereins Stadtarchiv Wiesbaden. „Unsere Kultur beruht auf Toleranz“ brachte der promovierte Kirchenrechtler, der gelebte Inklusion als kirchlichen Auftrag ansieht und selbst aus einer Familie mit vielen Muslimen stammt, als Botschaft mit. Ihm scheine der interreligiöse Dialog als „einzige Lösung gegen Extremismus“. Aus Maradi/Niger war Sr. Marie-Catherine zu Besuch im Gemeindezentrum Hl. Familie, deren Kita eine Partnerschaft mit ihrer Einrichtung pflegt. Am 7. Juni (19.30 Uhr) wird in den Roncallihaus-Pavillon eingeladen zum Filmbericht „Burkin Faso life“. Info: www.wi.africa-action.de
Text und Foto: Gesine Werner
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Beim Geburtstagsfest zum 10jährigen Bestehen des rührigen Vereins heizten die „Trommeln für Afrika” im Tattersall tüchtig ein.
Geburtstagsfest mit afrokaribischem Pulsschlag, mit Groove und Tempo beim Afrika-Festival „Entdecke Dein Herz für Afrika!” ist die treffende Devise, wenn der rührige Verein „Freunde Afrikas e.V.” seinen 10. Geburtstag feiert. Zum Wiesbadener Afrika-Festival wird am 19. und 20. August eingeladen mit Musik satt und Trommelkursen, mit Gaumenschmaus und Getränken auf das Gelände von Gramenz in Erbenheim. Zum Benefiz-Start ins Jubiläum wurde im prallvoll besetzten Tattersall ein Feuerwerk afrikanischer Musik geboten. Afrikanische Lebensfreude mit Groove und Tempo pulsierte. Die gastgebenden „Freunde Afrikas“ boten als Percussiongruppe mit Meistertrommler Tonton aus Guinea, Kora-Spieler Aziz Kouyate aus Gambia und Tänzerin Djenabou Sylla „Black Magic“. Bei ihrer Premiere heizten „Kummazamm“ mit Maskentanz zu Trommelklang und Gitarrenriffs tüchtig ein. Die afro-karibische Band „Riddim Posse“ feierte Wiesbaden-Debüt. Die 6 Musiker stammen aus Trinidad-Tobago, Barbados, Mozambique, Ghana und Deutschland. „Stomp“ kann einpacken, wenn die kraftvoll temperamentvolle Rhythmus-Showgruppe „Kontakt“ aufschlägt. Das dritte Gastspiel mit Besen und Deckeln, Tonnen und selbstgebauten Instrumenten war ein krachender Erfolg. Am 17. April 2007 hatte Michael Schickel mit 15 Gleichgesinnten den gemeinnützigen Verein gegründet. „Afrika ist der Kontinent der Zukunft. Wir wollen vor Ort die Lebens-Chancen von Kindern verbessern.“ In Guinea und Ghana wurden Schulen gebaut, in Uganda betreibt Vizevorsitzender Roland Gramenz Aufforstung. In Kooperation mit „Go for Ghana“ werden Hilfsgüter geschickt. In Südafrika wird ein Aidswaisenhaus gefördert und eine Nähstube, in der Näherinnen ausgebildet werden, die dann ihre Familien ernähren können. www.freunde-afrikas.de www.black-magic-afrika.de Text und Foto: Gesine Werner
KULTOUREN
Die Brahmsgesellschaft feierte 30jähriges Wirken im Saal der Loge Plato. Carl-Gustav Settelmeier (Cello), Sigrid Jennes-Müller (Klavier), Vorsitzender Frieder Schwitzgebel und Maximilian Müller (Lesung) bekamen jede Menge Beifall.
Jahrhundertbegegnung von Brahms und Schumann im Spiegel des Rheins Wenn die Brahms-Gesellschaft einen runden Geburtstag zelebriert, darf es schon ein besonderes Konzert sein. Mit der Matinée „Johannes Brahms und Robert Schumann – eine Jahrhundertbegegnung im Spiegel des Rheins” wurde das gebannt lauschende Publikum im vollbesetzten Saal der Loge Plato beglückt und die Mitwirkenden wurden mit gebührend anhaltendem Applaus bedacht. Konzertpianistin Sigrid Jennes-Müller, auch für die kluge Textauswahl verantwortlich, lud in die Klänge innig versenkt mit Brahms-Sonaten und Schumanns „Fantasiestücken” geradezu zum Träumen ein. Cellist Carl-Gustav Settelmeier, Dozent der Wiesbadener Musikakademie und langjähriger Vorspieler der Celli am Wiesbadener Musentempel, war mit warmem Ton ein kongenialer Begleiter. „Eine herrliche Reise habe ich gemacht...” Maximilian Müller las die Briefen und Tagebuchaufzeichnungen mit spürbarer Emphase. Die vor 30 Jahren von Landesbibiliotheks-Direktor Helmut Schwitzgebel gegründete Brahms-Gesellschaft Wiesbaden-Rheingau wird heute von dessen Sohn Frieder Schwitzgebel als 1. Vorsitzenden geleitet. Als Vizevorsitzende des rührigen Vereins wirkt Pianistin Sigrid Jennes-Müller. Die Gesellschaft ist vielseitig engagiert und unterstützt im Jubiläumsjahr das Projekt „Wiesbaden. Rhein. Romantik” der Eschenbach-Band an der Eschenbach-Schule. Das Jubiläum wird auch mit weiteren Veranstaltungen begangen. Am Sonntag, 11. Juni, berichtet Stadtarchivleiterin Dr. Brigitte Streich (Presseclub, Villa Clementine, 11 Uhr) über „das Musikleben in Wiesbaden in den 1880er Jahren”. Am Sonntag, 26. November wird wieder in den Saal der Loge Plato (Friedrichstraße 35, Beginn 17 Uhr) eingeladen. Die Lesung mit Musik wird von. Bernd Ripken (Lesung) und Pianistin Sigrid Jennes-Müller gestaltet: „Der Dichter am Rhein – Goethe zu Kur in Wiesbaden“. www.brahms-gesellschaft.de
Konzentrierte Orchester-Probe im Dr. Hoch-Konservatorium Frankfurt für das „Bridges”-Gastspiel im Schlachthof Wiesbaden.
Integration kann sich hören lassen Wiesbadener Burgfestspiele holen das Projekt „Bridges – Musik verbindet“ nach Wiesbaden Musik baut Brücken und schert sich nicht um Grenzen. Integration zum Hören brachte ungewöhnliche Klänge und Musikschaffende aus 12 Ländern nach Wiesbaden. Die Wiesbadener Burgfestspiele luden mit „Bridges – Musik verbindet“ in Kooperation mit dem Schlachthof zum Konzert mit geflüchteten Musikerinnen und Musikern. Die Mehrzahl der Ensemble-Mitglieder, Profis und Semiprofis, ist aus ihrer Heimat geflohen und baut sich hier in der Region eine neue Existenz auf. Auch Einheimische wirken mit wie Jazzpreisträger Martin Standke und Conni Maly, Mitglied der Frauenpunkband „the slags“. Der aus Syrien stammende Erste Geiger Walid Khatbar lebt in Mainz. Der ausgezeichnete Klarinettist Ako Karim aus Sulimany in Kurdistan/Nordirak leitet in Wiesbaden das Internationale Friedensensemble. Cellistin Ela-Sarah Aydin lebt in Wiesbaden wie die Mongolin Enkhtuya Jambaldorj, der „Sonnenstrahl des Friedens“, mit ihrer Pferdekopfgeige. Tatyana Kharina leitet den Chor mit der in Darmstadt lebenden aramäischen Musikerin Maria Kaplan. Der in Wiesbaden lebende Beethovenpreisträger Aeham Ahmad („Musik for Hope“) brillierte als Ensemblemitglied am Flügel und steuerte ein eigenes Solostück bei. Zur Orchester-Probe im Dr. Hoch-Konservatorium Frankfurt kam Regisseur Matt Hopkins mit Kameramann Jack Webber aus England, um für seine Filmdoku über Aeham Ahmad zu drehen Von Johanna-Leonore Dahlhof, Julia Kitzinger und Isabella Kohls als Projekt von „Kirche in Aktion“ gegründet, fördert „Bridges“ interkulturelle Musikpädagogik. „Kultur-mutig“ beteiligten sich die Wiesbadener Burgfestspiele um künstlerische Leiterin Christa Leiffheidt an der Crowdfundig-Aktion von Aventis Foundation & Kulturfonds Rhein-Main. „Wir wollen den Geflüchteten den Aufbau einer neuen Existenz ermöglichen.“ www.bridges-musikverbindet.de
Text und Foto: Gesine Werner
Text und Foto: Gesine Werner WIESBADENER 33
KULTOUREN
Zwei Legenden und ein Regisseur: Bei der Vorführung von „Sylvis Bumerang” nahmen der langjährige Vize-Parlamentschef HansPeter Schickel, ein Westend-Urgestein, und Regisseur Thomas Lawetzky die Kult-Kneipenwirtin Sylvelin Bernhardt in die Mitte.
Bewegendes Zeitzeugnis als Hommage an den legendär einzigartigen „Bumerang” von Sylvelin Bernhardt „BUMERANG – neuer treffpunkt bei kerzenschein – bequem – lebendig – preisgünstig, geöffnet von 17 bis 1 uhr, wiesbaden – wellritzstraße 18“ kündeten erste Flyer in Postkartenformat in blau mit dem australischen Flugkörper von der Eröffnung. „Die Gäste sollten wiederkommen, so war das mit dem Bumerang gemeint“, erläutert die aus Konditorfamilie stammende Gründerin, die 2010 mit der Stadtplakette in Bronze gewürdigt. Mit „Sylvis Bumerang“ hat Dokufilmer Thomas Lawetzky der Szenekneipe und ihrer legendären Wirtin Sylvelin „Sylvi“ Bernhardt eine berührende Hommage gewidmet, die mit den Äußerungen von Weggefährtinnen und Zeitgenossen ein informatives Zeit-Zeugnis ist – weit über die Stadtgrenzen hinaus. Von 1960 bis 2010 tummelte sich die lokale Szene aus Kunst und Politik, Subkultur inklusive, um den Tresen im Westend. Bei der Seele mit dem wachen Auge für Kümmernisse und dem knochentrockenen Humor fühlte sich Jede/r wie im großen Wohnzimmer. Der Begriff „Institution“ für die Gastgeberin mit dem großen Herzen ist nicht zu hoch gegriffen, wie sich bei jeder Filmvorführung auch außerhalb Wiesbadens zeigt. Das knallvoll besetzte Caligari – als früheres UfaKino ein historischer Ort – wird zum Klönschnack-Treff. Sylvis Gäste, die zum Teil „im Bumerang aufgewachsen“ sind, steuern zusätzliche Anekdoten bei. Die über 80jährige Sylvelin hörte erstaunt, daß Udo Jürgens im Bumerang reingeschaut hat am Rande eines Auftritt bei Lou van Burgs „Goldenem Schuß“ in der RheinMain-Halle. Eingeweihte erinnern sich noch an das kleine Hinterzimmer der „Gast- und Raststätte“ (später die „Räucherkammer“ für die Nikontiniker) und die „Saaltöchter“. Auch Sylvis einzigartige Schmankerl wie Spaghetti bolognese und leckerer Toast oder der heiße Kakao – im Glas – sind wie die nostalgische Wurlitzer Jukebox und das Bücherregal mit Lexikon und Guiness-Buch der Rekorde unvergessen. Text und Foto: Gesine Werner 34
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Der Darmstädter Musentempel am Georg Büchner-Platz setzt in der kommenden Spielzeit auf Neugier und Identität und fragt „Wer ist Wir?”
Wer wollen wir gewesen sein im Melting Pot? Darmstädter Musentempel stellt die Frage nach Identität und Fremdheit „Wer ist WIR?“ ist die Leitfrage der Spielzeit 2017/2018, vom Theater Darmstadt wieder im handlichen Reclamformat vorgestellt. Intendant Karsten Wiegand hält es mit dem mozärtlichen Papageno „Wer viel wagt, gewinnt oft viel“, dankt für Neugier und Treue. In Sachen Oper geht es für „Tosca“ und „Cosi fan tutte“ weiter. Wagners Holländer „fliegt“ jetzt im Musentempel und Straußens „Fledermaus“ trifft auf den zauberhaft flötenden Vogelfänger von Wolfgang Amadeus, derweil Verdis „Simon Boccanegra“ auf Molières „Menschenfeind“ trifft, der im Musical „Footloose“ der „Herzogin von Malfi“ und Hebbels Erstling „Judith“ begegnet. GMD Will Humburg ist auf dem Absprung, präsentiert Verdis „Requiem“ in Kombination mit Azio Corghis „Cruziverba“ und verabschiedet sich mit Mahlers 7. Sinfonie. Sein Schwanengesang sind die „Lieder eines fahrenden Gesellen“. Das Hessische Staatsballett unter Tim Plegge zeigt sich „kreatief“ mit vier Neuschöpfungen: „Kreationen“ nennt sich der Zweiteiler von Alejandro Cerrudo/Jeroen Verbruggen. Als „Code“ visualisiert Sivan Cohen Elias die Oper „onion.onion“ und ein Ensemblemitglied zeigt eine eigene Choreographie. Chef Plegge unternimmt „Eine Winterreise“ und bietet mit „Fake“ ein Ballett für die Generation 12 plus. Die „Tanzplattform Rhein-Main“ mit dem Mousonturm geht im 2. Teil über die Bühnen von Frankfurt und Wiesbaden. Der „Freund aus Leder“ wird für alle Darmstadt98-Fans zum „Lilienmusical“ unter dem Titel: „Du mußt kämpfen“ als Hommage an einen an Krebs verstorbenen Fan. Josef Haders „Indien“ liegt ab jetzt in Darmstadt. Und „die rote Zora“ zeigt mit ihrer Bande in der Weihnachtszeit, wie Solidarität geht. www.staatstheater-darmstadt.de Text und Foto: Gesine Werner
KULTOUREN
Verwaltungsstellenleiter Joachim Schmelzer, Ortsvorsteher Klaus Riehl, Stadträtin Gaby Wolf und der frühere Ortsvorsteher Manfred Ernst (von links) vor dem neuen Haus der Vereine im Herzen von Dotzheim.
Gudd Stubb mit Aussicht im Herzen von Dotzheim „Was lange währt, wird endlich gut.” Jetzt hat Dozzem eine Gudd Stubb mit Aussicht ins Grüne und Sven Gerich münzte das Sprichwort aufs lichtdurchflutete „Haus der Vereine” im Wiesengrund, das mit Musik ortsansässiger Ensembles in lockerer Stimmung eingeweiht wurde. Die rund 40 Vereine im zweitgrößten Stadtteil der Landeshauptstadt können einen Bürgersaal mit Platz für 500 Personen nutzen. Barrierefrei zugänglich, erlaubt die variable Raumaufteilung in dem Gebäude mit begrüntem Flachdach einige Synergien. Im Verwaltungstrakt fand die Ortsverwaltung Dotzheim ansehnliches Domizil nebst Trausaal. Zu den 4,5 Millionen Euro Baukosten steuerte der Ortsbeirat 100.000 Euro bei. Der Oberbürgermeister hatte einen Spitzahorn pflanzen lassen und erinnerte an die ersten Bestrebungen, derweil er von der Kita in die Schule gewechselt sei und lobte „die tapfere Truppe, die gewühlt und gebohrt hat.” Auch die Ahmadiyya-Gemeinde hat einen Baum gespendet. Neben dem Akkordeon-Orchester Wiesbaden Dietmar Walther mit Bernd Blaudow vom Heimatund Verschönerungsverein Dotzheim sorgten die „Sängerlust Arion 1875”, der „Volks-Chor 1945” und „Dur und Moll” für Stimmung. Mit „Dotzheim hat ein neues Haus, da schauen viele Vereine raus” sangen sich die Kinder der Awo-Kita Grit Wölfert in die Herzen. „Steter Tropfen höhlt den Stein” Die ehrenamtliche Stadträtin Gaby Wolf machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube, sprach Klartext über den jahrzehntelangen Kampf, führte mit dem langjährigen Ortsvorsteher Manfred Ernst, der sich beim früheren OB Dr. Müller für den „Startschuß” bedankte, und mit Verwaltungsstellenleiter Joachim Schmelzer durch die Feier. „Es ist vollbracht, das Haus überzeugt auf ganzer Linie”, zollte Bau-Dezernentin Sigrid Möricke dem unermüdlich engagierten „Trio Infernal” ebenso wie der amtierende Ortsvorsteher Klaus Riehl Respekt für den langen Atem.
Zum 30. Geburtstag des Eine Welt-Ladens sorgten Ako Karim, Jens Mackenthun und Harald Becher (von links) open air mit schwungvollen Klezmerklängen für Stimmung.
Ehrenamtlich für eine gerechtere Welt Seit 30 Jahren gibt es in Wiesbaden unter Trägerschaft des Eine Welt-Zentrums (EWZ) ein ehrenamtlich betriebenes Geschäft. Seit dem 1. April 1987 wird im Eine Welt-Laden an der Ecke Oranienstraße / Matthias-Claudius-Straße nur Ware aus fairem Handel verkauft. Seit 2012 nennt sich Wiesbaden fair trade Stadt. Es darf gefeiert werden. OB Sven Gerich gratulierte und überreichte eine kleine Spende ebenso wie Historikerin Brigitte Forßbohm von der LiPi-Fraktion im Rathaus. Draußen vor der Tür steuerte Ako Karim (Klarinette) mit Jens Mackenthun (Gitarre) und Harald Becher am Kontrabaß hinreißenden Sound bei, der ins Tanzbein fuhr. Das Naga Pelanggi-Trio Emmel, Reuss & Holthues mit den „Friends“ Salem & Tarek AlAbusch an Oud und Darboka-Trommel lud im Laden zur Klangreise nach Syrien ein. Das Jubiläumsfest mit indischer „Fairköstigung“ von „Zimt & Koriander“ mutierte zum Treff für Mitglieder des EWZ-Gründungsvorstands wie Ulla EngelhardtSpahn, Wolfgang Faust, Roswitha Wächter und Gesine Werner. Aus der „Gründungsgeneration“ feierten auch Erika Bröker, Gabriele Dietrich und Peter Grimm mit. „Als Zusammenschluß von Solidaritätsgruppen und Einzelpersonen waren wir schon 1984 bei `Folklore im Garten` auf dem Freudenberg mit einem Infostand vertreten. Im Februar 1986 gegründet und schnell als gemeinnützig anerkannt, bezogen wir als Verein eigene Räume und eröffneten den Eine WeltLaden am ersten April 1987“, erinnert sich EWZ-Urgestein Gesine Werner. Wie gehabt ist der Laden mit fair produzierten Waren bestückt. Der Verkauf von „Kaffee Nassau Affair“ fördert in Kooperation mit Nueva Nicaragua die Kinderbibliothek „Las Abejitas“ und den Kinderzirkus „Ocolmena“ in Wiesbadens Partnerstadt Ocotal. www.weltladen-wiesbaden.de Text und Foto: Gesine Werner
Text und Foto: Gesine Werner
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Das Podium des FAZ-Bürgergesprächs im Museum: Mäzen Reinhard Ernst, Moderator Dr. Ewald Hetrodt, Margarethe Goldmann (AK Stadtkultur), Kulturdezernent Axel Imholz, Dr. Helmut Müller (Kulturfonds Rhein-Main) und Murnaustiftungs-Vorstand Ernst Szebedits (von links).
Von der „Geschichte im Keller” und der Sehnsucht nach einem Leuchtturm Unter dem Titel „Stiefkind Kultur – Lässt die Wiesbadener Kommunalpolitik die Künstler und Künstlerinnen im Stich?“ füllte das erste Frankfurter Allgemeine-Bürgergespräch den Vortragssaal des Museums Wiesbaden. Von FAZ-Redakteur Ewald Hetrodt mit pointierten Fragen souverän moderiert, ging es um den neuen Kulturbeirat, der den geplanten Kulturentwicklungsplan beratend begleiten soll, um Stadtmuseum und ein neues, privat betriebenes Kunstmuseum. Der Hausherr sprach Klartext: „Identität kommt aus der Geschichte“. Im Eingangsimpuls geißelte Dr. Alexander Klar die „Wiesbadener Geschichte im Keller“ und das gescheiterte Stadtmuseum. Mit Athen oder Florenz könnte Wiesbaden es aufnehmen. „Aus dieser Stadt sollte ein Wir-Leuchtturm werden.“
Fast dokumentarisch und lebensprall wirken die Szenen der „Römer am Limes und in Castellum Mattiacorum”, die Heike Wolf von Goddenthow im Museum Castellum in der Kasteler Reduit zeigt.
Zu Besuch bei den Römern am Limes und in Castellum Mattiacorum „Ja, so warn´s, ja, so warn´s die alten Römersleut...” Sieht jedenfalls sehr authentisch und lebendig aus, was in der Schau „Römer am Limes und in Castellum Mattiacorum” noch bis zum 25. Juni im Museum Castellum (Reduit Kastel) zu sehen ist. Das Imperium Romanum am Rhein. Eine Holzbrücke mit Blick auf das Kastell zeigt flanierende Offiziere mit Schild und Speer, derweil ein Karren Ware in Richtung der Befestigung bringt. Andere Szenen zeigen die Funktion einer Steinsäge, die Getreideernte am Limes bei Holzhausen und einen mit Leder und Tuch bespannten, leichtgängigen römischen Rennwagen. Eine Prunk-Kalesche á la Ben Hur wäre zu schwer. Wie zur Römerzeit „fließendes Wasser” der automatischen Toilettenspülung nach einer gemeinsamen „Sitzung” diente, ist durchaus lehrreich. Die Limesturm-Rekonstruktion weist Graffiti auf, wie sie tatsächlich gefunden wurden.
Das sogenannte „SAM“ wird allseits kritisiert. Für AKStadtkultur-Sprecherin Margarethe Goldmann ist es „viel zu klein“. Für Kulturfonds-Chef Dr. Helmut Müller, der auf die gute Haushaltslage verwies und „Leuchttürme als Eisbrecher“ sieht, ist es „ein Platzhalter“. Axel Imholz fürchtet als Jüngster der Runde, „eine große Lösung“ nicht mehr zu erleben. Der neue Kulturdezernent schlug sich bei seiner ersten öffentlichen Diskussion wacker. Der Stadtkämmerer mit Zusatzposten Schule & Kultur, um die sich in der Kooperation niemand gerissen habe (!), war den Schlachthofleuten schon vor 25 Jahren zugetan, outete sich (wie bei Go East kurz zuvor) als Filmfan.
Heike Wolf von Goddenthows akribisch recherchierte Bilder ziehen direkt in die Geschichte(n) hinein. Die fast „dokumentarisch“ anmutenden Kompositionen wirken wie lebendige Szenen.
Ernst Szebedits als Murnaustiftungsvorstand verwies auf Marseille, Rotterdam und Bilbao (Guggenheim) mit ihrer kulturellen Strahlkraft. Mäzen Reinhard Ernst will auf dem Stadtmuseums-Areal auf eigene Kosten ein Museum für seine Sammlung „von Weltgeltung“ bauen und will „etwas für Kinder tun“.
2005 wird der Limes zum Unesco-Weltkulturerbe, die Illustratorin gewinnt die Saalburg-Ausschreibung und realisiert Arbeiten (Saalburg, Limes-Beschilderung, Museum Römerwelt in Rheinbrohl, Museum Castellum.)
Stadtrat Imholz signalisierte Zustimmung. Text und Foto: Gesine Werner
Die als Kind vom archäologisch forschenden Geologen Dr. Jens Kulick (ihrem Vater) geprägte Diplom-Designerin und Christa Moering-Schülerin hat ein scharfes Auge für historische Details und den präzisen Strich einer bei Harald Braem studierten Grafikerin. Nach erster Tätigkeit in der Landesdenkmalpflege Wiesbaden, stellt die archäologische Zeichnerin lange Jahre dem RGZM in Mainz stellt ihre Kompetenzen zur Verfügung.
Zur Mainzer Museumsnacht am Samstag, 10. Juni 2017, lädt das Museum Castellum in die Reduit (17 bis 24 Uhr). Heike von Goddenthow führt durch ihre Schau. www.atelier-goddenthow.de Text und Foto: Gesine Werner
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Die aktuellen Partnerprojekte der „Zehnprozent-Aktion” beim Start in die 49. Spendenaktion (von links): Angela Mispagel (missio), Stefanie Kadelbach (Brot für die Welt), Aktionskreisleiterin Bea Ackermann (Auringen), Hausherrin Pfarrerin Arami Neumann, Bruno Münst (Misereor) und Simone Wittek (upstairs Wiesbaden).
Hilfreich auf vier Kontinenten mit der ökumenischen „Zehn-Prozent-Aktion” Die weltweit tätige „Aktion Zehnprozent”, das ökumenische Erfolgsmodell aus Wiesbaden, engagiert sich seit 1968. Unter dem Motto: „Es kommt auf jede einzelne Person an” ging die 49. Spendensaison erstmals mit einem gemeinsamer Gottesdienst der Nauroder und Auringer Gemeinden an den Start. Am Dankgottesdienst in der evangelischen Kirche Naurod zeigte sich Präses Gabriele Schmidt „stolz auf das Unikat einer Solidaritätsaktion, bei der sich eine erfreuliche Spendenbereitschaft zeigt.” Gemeinsam mit der gastgebenden Pfarrerin Arami Neumann konnte Pastorin Bea Ackermann als Aktionskreisleiterin die stolze Summe von 185.000 Euro verkünden. 400 Erwachsene und Kindern hatten gespendet. Schon mit dem Blick auf das Goldjubiläum im Jahr darauf sind in der 49. Spendensaison bis 31. März 2018 mindestens 380 Spendenwillige gefragt. Dann gibt „Mister Zehnprozent”, der seine Identität hütet getreu der Bergpredigt, seinen Anteil von 38.000 Euro frei. Der hilfreiche Dauerbrenner will mit 160.000 Euro vier Projekte fördern. Der ökologische Landbau von Kleinbäuerinnen in Ecuador wird gefördert. In Indien wird Sozialarbeit und psychologische Betreuung für Kinder von sexuell ausgebeuteten Frauen möglich. In Südafrika werden aus Simbabwe geflohene, mit HIV infizierte Mütter gefördert. Das „Projekt vor der Haustür“ macht als Jugendprojekt seinem Namen alle Ehre: Das aus Spenden finanzierte Evim-Wohnmobil „upstairs“ in Wiesbaden, die mobile Anlaufstelle für junge Menschen in Not, wird bedacht. Seit Aktionsgründung wurden mit fast 9 Millionen Euro mehr als 200 Projekte in 70 Ländern auf vier Kontinenten sowie 70 Hilfsprojekte „vor der Haustür“ gefördert. „Brot für die Welt“ ist Schirmherr der ökumenischen Aktion, seit über 40 Jahren ist „Misereor“ Aktionspartner.
Das Stadtschloß wird saniert: Landtagspräsident Norbert Kartmann (links) zeigt als Corpus delicti einen maroden Stützbalken, Landtagsdirektor Peter von Unruh zeigt einen „Nassauer Ziegel”.
Es bröckelt unterm Dach – Das historische Stadtschloß wird saniert Es bröckelt unterm Dach. Die Sanierung des historischen Stadtschlosses, ein Moller-Bau aus den Jahren 1837-1841, ist dringend geworden. Ab Oktober wird der Ostflügel, in dem der Landtag seinen Sitz hat, für rund 18,1 Millionen Euro saniert und der Brandschutz wird ertüchtigt. Allein die Beseitigung des holzzerstörenden Pilzbefalls schlägt mit mehr als 11 Millionen Euro zu Buche. „Das Stadtschloß ist in die Jahre gekommen und es ist unsere Aufgabe, das denkmalgeschützte historische Gebäude fachgerecht zu erhalten.” Landtagspräsident Norbert Kartmann berichtet vom Hausschwamm, der sich über viele Jahre unbemerkt weitflächig über seinem Büro im zweiten Obergeschoß eingenistet hat. „In den Notzeiten nach dem Bombeneinschlag im Februar 1945 wurde das Dach nur provisorisch geschlossen und die Schäden konnten nur notdürftig geflickt werden.” Landtagsdirektor Peter von Unruh erläuterte die Sanierung der einstigen nassauischen Residenz, im Schloß und im sogenannten Kavaliershaus. Rund 5.425 Quadratmeter Geschoßfläche werden saniert. Der Dachstuhl über dem Ostflügel wird durch eine Stahlkonstruktion ersetzt, im Dachgeschoß werden elf früher genutzte Büros auf aktuellen Stand ertüchtigt. Der Brandschutz im gesamten historischen Gebäude wird modernisiert. Mehr als 30 Büros sind tangiert. Abgeordnete und Angestellte ziehen während der Bauzeit in Container oder ein Ausweichquartier um. Im Oktober beginnt die Sanierung, die bis Ende 2020 geplant ist. Das Gerüst auf dem Schloßplatz bekommt einen ansehnlich illustrierten Bauzaun, um auch Weinwoche & Weihnachtsmarkt nicht zu stören. Die Nachbarschaft im Herzen der Stadt solle möglichst wenig belästigt werden, signalisieren Landtagspräsident und Landtagsdirektor. Text und Foto: Gesine Werner
Info: www.zehn-prozent-aktion.de Text und Foto: Gesine Werner WIESBADENER 37
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Jawlensky-Preisträger Richard Serra zeigt im Museum Wiesbaden frühe Schwergewichte im Raum wie die Bleiskulptur „to lift”, die sich mit der Zeit verformt.
Spielplanvorstellung im Glashaus mit Tanzchef Honne Dohrmann, Schauspiel-Dramaturg Jörg Vorhaben, Hausherr Markus Müller und Opern-Dramaturgin Ina Karr (von links).
Schwergewichtige Raum-Kunst
Bloß nicht alles glauben, was wir da so sehen! / Mainzer Musentempel stellt die Frage nach Werten und Wahrhaftigkeit
vom Jawlensky-Preisträger Richard Serra, Alexej von Jawlensky-Preisträger 2017, zeigt frühe Werke im Museum Wiesbaden Ein „Kartenhaus“ aus Stahlplatten? Richard Serra, der New Yorker Bildhauer aus San Francisco, macht es möglich. Sein „House of Cards“ ist buchstäblich tonnenschwer und stabilisiert sich – mit Kränen Millimeterfein ausbalanciert – an vier Ecken selbst. Die „Karten“ wirken erstaunlicherweise so leicht, als könnte ein Windhauch das „Haus“ zum Einsturz bringen. Überraschend fragil muten die großen Rauminstallationen an. Die Skulpturen aus Blei, Stahl und Gummi sind in Wiesbaden nicht begehbar wie Richard Serras RaumKunst in Bilbao. Vom Sockel gehoben und als künstlerische Aktion kenntlich gemacht, versprühen die Schwergewichte auf Wunsch ihres Schöpfers ihre Faszination aus sicherer Entfernung hinter einer Absperrung. „Props, Films. Early Works“ zeigt das Museum Wiesbaden noch bis zum 18. Juni. Insgesamt 23 frühe Werke des Post-Minimalisten Richard Serra, der viermal an der documenta teilnahm, laden zur Begutachtung ein. Nach Agnes Martin, Robert Mangold, Brice Marden, Rebecca Horn und Ellsworth Kelly ist der 1938 geborene Bildhauer der fünfte Träger des Alexej von Jawlensky-Preises – im Fünfjahres-Turnus vergeben und mit 18.000 Euro dotiert. Die Schau wird von der Stadt Wiesbaden mit 100.000 Euro finanziert, Naspa und Spielbank fördern. Neben Filmen sind Werke aus London, New York und Deutschland, seit den 70ern nicht mehr gezeigt, zu sehen. Richard Serra hat seit den 60ern die ach so gewichtige Skulptur „vom Sockel gestoßen“. Museumsdirektor Dr. Alexander Klar erzählte von Bedenken des Preisträgers, die „gefährlichen“ Werke zu präsentieren. Auch die „Props“, die „Arbeitshilfen“ aus Holz, Metall und Marmor, haben in der sinnträchtig kuratierten Schau die seltene Chance, sich zu zeigen. Text und Foto: Gesine Werner
„Man darf nicht alles glauben, was man sieht.” Stammt aus Molières „Tartuffe” (Premiere 3.3.2018), ist das Motto der kommenden Spielzeit am „Theater der ‚Neugier” in Mainz und ziert den Titel des kompakt-ästhetischen Spielzeitbuches 2017/18. Die „Staatstheater Mainz Move”-App macht das Buch lebendig. Intendant Markus Müller will mit seinem Team in angeblich „postfaktischer” Zeit den sogenannten „Fake News” auf den Zahn fühlen und stellt die Frage „nach Werten und Wahrhaftigkeit”. Der Laden „brummt”, der Zuspruch ist weiterhin rasant. 29 Premieren und 24 Wiederaufnahmen mit der Neuversion des tänzerischen Geniestreichs „Shift” laden ein, wie Tanzdirektor Honne Dormann avisiert. Die Uraufführung „ForsterHuberHeyne” und eine Koproduktion mit Weimar widmen sich dem Jubiläum „225 Jahre Mainzer Republik” mit Georg Forster. Hausregisseur Jan-Christoph Gockel rückt Hebbels „Nibelungen” mit den Puppen von Michael Pietsch zu Leibe. Sein Ökodrama „Der 7. Kontinent” eröffnet die Saison. „Musketiere! Das Nachtklavier des Kardinals” nach Dumas zeigen Brigitte & Niklas Helbling. Drei Regisseurinnen bringen Opern heraus – Verdis „Don Carlo“ (Elisabeth Stöppler), Mozarts „La clemenza die Tito“ (Katrin Sedlbauer) und Lydia Steiers „Faust“Nominierung des Händel-Oratoriums „Saul“. Erfolge machen weiter. Die wundersam „traurigen Zauberer“ (Theatertreffen 2017) laden auf die Hinterbühne. Benatzkys „Weißes Rössl“ lädt in der hübsch doppelbödigen Version von Jordan/Koppelmann ein. Den „Games of Drones“ blickt Jan Gockels „Ramstein Airbase“ (Autorentheatertage Berlin) wieder auf die Finger. K.D. Schmidts hoch konzentrierter „Nathan der Weise“ ist ein Muß. Auf seinen „Hamlet“ darf das Publikum gespannt sein. Text und Foto: Gesine Werner
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Der Grundstein des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz wird „festgeklopft” von LBB-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Holger Basten, Oberbürgermeister Michael Ebling, Staatssekretär Dr. Stephan Weinberg, Professor Matthias Kleiner (Präsident Leibniz-Gemeinschaft) , Wissenschafts-Minister Professor Dr. Konrad Wolf und RGZM-Generaldirektor Univ.-Prof. Dr. Falko Daim (von links).
Hier hat Zukunft auch Vergangenheit und bekommt im RGZM-Neubau gebührend Raum Ab jetzt geht´s für den Neubau des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) und LeibnizForschungsinstitut der Archäologie in der Mainzer Neutorstraße nach oben. Der Grundstein auf der Großbaustelle neben dem Museum für antike Schiffahrt ist gelegt. In einer Zeitkapsel wurden Symbolgaben eingemauert - Euromünzen, die Tageszeitung vom 5.5.2017 und eine Flasche Mainzer Riesling. Der Umzug ist für 2020 avisiert. Umzugskisten verkünden „Hier hat Zukunft AUCH Vergangenheit“. Der „alte Römer“ Blasimedes maximus, alias Diplomtrompeter Pätzold, leitete mit einem römischen Cornu die Feier ein. Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf kündigte 1 Million Euro Sondermittel an. Er würdigte das RGZM als „Riesen“, dessen Kopf „die ganze alte Welt und drei Kontinente überblickt“, dessen drei Beine Mainz, Monrepos und Vulkaneifel für festen Stand sorgen und dessen Arme über Deutschland hinaus reichen. Staatssekretär Dr. Stephan Weinberg vom Bauministerium sieht positive städtebauliche Entwicklung, die den Forschungsstandort in der Begegnungsstätte des Wissens stärkt. Matthias Kleiner, Präsident LeibnizGemeinschaft, definierte den Neubau als „modernen Ort der Neugier, des Wissens, der Zusammenarbeit und des Lernens über unsere Vergangenheit für unsere Zukunft.“ Oberbürgermeister Michael Ebling strahlte über „das Signal des Aufbruchs und die win-win-Situation. Mainz bekommt sein Schloß zurück und das RGZM ein glanzvolles Museum.“ RGZM-Generaldirektor Univ.-Prof. Dr. Falko Daim fügte der Zeitkapsel ein echtes Inventarbuch des Museums aus dem 19. Jahrhundert bei als Symbol der 200.000 archäologischen Objekte der Spitzenforschung am Haus. LBB-Geschäftsführer Dipl.Ing. Holger Basten steuerte Baupläne für die Zeitkapsel bei.
Erzählcafé im „Leib & Seele”: Der frühere vhs-Direktor Hartmut Boger im Gespräch mit dem vielseitig engagierten „Unruheständler” Peter Joachim Riedle, der Einblicke gab in sein Wirken als kirchlich geprägter Schulleiter, Stadtrat, Ortsbeirat und Familienmensch.
Einer, der hingeht, um zu gucken, wohin wir kommen, wenn wir gehen Ein humorvolles, katholisch geprägtes Urgestein der landeshauptstädtischen Schul- und Kulturpolitik mischte als wortgewandter „Unruheständler” das Erzählcafé der Volkshochschule auf. Der frühere vhs-Direktor Hartmut Boger begrüßte Peter Joachim Riedle mit dem Zitat der Einladung: „Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kommen wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.” Cafégast Riedle versteht Kurt Martis Bonmot als Bestätigung und meint: „Gute Gesinnung ist erst was wert durch gute Taten.” Der gebürtige Frankfurter Lehrer erzählte über seine Zeit als Adalbert-Stifter Schulleiter, im Volksmund als Mühltalschule. Die CDU vertrat er 21 Jahre im Wiesbadener Stadtparlament, war Fraktionsvorsitzender. Dem Sozialpolitiker sind Menschen mit zu wenig „Lobby” wichtig wie Obdachlose, psychisch Kranke, Gehörlose und Jugendlich. Projekte wie die Tagesklinik für psychisch Kranke und das thalhaus konnten durchgesetzt werden und zu den vielfach preisgekrönten „Velvets” gibt es neben der Förderung eine persönliche Beziehung. Als Stadtrat für Schule, Kultur, Gesundheit, Kurbetriebe und Spielbank machte ihm „die dauernde finanzielle Flaute im Haushalt” zu schaffen. Mit breitem Schmunzeln bekennt der Familienmensch, „ordentlich Zunder” bekommen zu haben, aber die beiden Töchter „hatten ja manchmal Recht.” Daß Peter J. Riedle von den Schlachthofleuten zum „Papa Kuk” gekürt wurde, zeigt deren Respekt für seine frühzeitige Anerkennung (als es so gar nicht opportun war) der heutigen Kulturpreisträger. Das aktuelle Riedle-Engagement im Förderverein für das Stadtarchiv und im Suchthilfezentrum soll nicht verschwiegen werden. Text und Foto: Gesine Werner
Text und Foto: Gesine Werner WIESBADENER 39
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Gesangspädagogin Lore Meyer-Esche, Meistertrommler Kiere Diallo an der Djembetrommel und der begnadete Vier-OktavenBassist John Alan Turley, lassen bei der Probe die Funken sprühen.
In Wiesbaden viel Neues: Zur Spielzeit 2017/18 tritt Patrick Lange (links) sein Amt als Generalmusikdirektor an, den Intendant Uwe Eric Laufenberg (rechts) gewinnen konnte.
Inspiration - Musik, die Sprache der Menschheit für Frieden, Einheit & Freiheit
In Wiesbaden viel Neues, ein Wir-Gefühl und ein junger GMD
Ein kosmopolitisches Sternstündlein wird das innovative Konzert „Inspiration – Musik, die Sprache der Menschheit für Frieden, Einheit & Freiheit“, das am Sonntag, 18 Juni in der Versöhnungsgemeinde über die Bühne geht (Beginn 19.30 Uhr in der Kirchbachstrasse 44). Nach der Begrüßung durch Pastorin Dorothea Hess wird der Vier-Oktaven-Bassist John Alan Turley, ein Ururenkel des 13. US-Präsidenten Millard Fillmore, mit warmem Timbre das Publikum begeistern. „Auf Flügeln des Gesangs“... Der Wahlwiesbadener Turley, der über ein breit gefächertes Lied- und Oratorienrepertoire verfügt, widmet sich an diesem „etwas anderen Liederabend“ den Herren Robert Schumann &, George Gershwin. „Internationale Überraschungen“ werden versprochen. Heinrich Heine und Joseph Eichendorff kommen zu Ehren, nach Mexico führt die Klangreise auch. Wenn das nicht crossover ist... Die ungewöhnliche Besetzung mit Stimme, Klavier & Djembe schlägt Brücken über drei Kontinente: Amerika meets Rußland meets Afrika. Die renommierte Gesangspädagogin Lore Meyer-Esche („Die Arbeit an der Stimme ist mein Leben“) probt mit dem charismatischen Sänger Turley. Die angesehene russische Pianistin Natalia Ickert begleitet am Flügel. Als besonderer Clou darf der Dritte im Bunde gelten. Der bekannte Djembetrommler und -lehrer Kiere Diallo stammt aus einer Trommlerdynastie im Senegal und läßt im Dialog mit John Turley die Funken sprühen. Ein Hauch von Black Afrikan Magic ist ein hinreißendes Vergnügen. Buddy Hollys „Peggy Sue“ ist mit von der Partie, eine Art von „Schimmelreiterin“ auch. Wenn der tief schwarz tönende Bass von John Turley mit der Djembe von Kiere Diallo zum „Duett“ verschmilzt, kriecht die Gänsehaut den Rücken hoch. Nada Brahma – die Welt ist Klang. Text und Foto: Gesine Werner
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Der Spiel-Plan 2017/2018 für den Wiesbadener Musentempel kommt mit separaten Spartenheften daher, diesmal im Schuber. „In Wiesbaden viel Neues” könnte das Motto von Hausherr Uwe-Eric Laufenberg sein. Der junge GMD Patrick Lange zeigte sich sympathisch offen als „durch und durch glücklicher Mensch”, freut sich spürbar auf Wiesbaden, setzt in erster Linie auf Qualität, will mit dem Hessischen Staatsorchester ein Wir-Gefühl ausstrahlen: „678 Minuten, 18 Komponisten & WIR”. Mit der „Zauberflöte für Kinder” steigt der GMD ein, Wagners „Tannhäuser” in der Sicht des Intendanten folgt. Mit Bühnenbildner und Regisseur Achim Freyer inszeniert ein Hochkaräter Händels barockes Oratorium „Jephtha”. Neben 8 neu inszenierten Opern inklusive Uraufführung von „Schönerland” (Albert Horne am Pult) gibt es vier Uraufführungen im Hessischen Staatsballett, 10 Premieren, eine deutschsprachige und eine Wiesbadener Erstaufführung am Schauspiel. „Es eifere Jeder seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe nach”. Wie in Mainz gibt es einen „Nathan”. Ihsan Orthmann bringt die Uraufführung von „Wir werden unter Regen warten” heraus und der Hausherr Houellebecqs „Unterwerfung”. Weihnachtsmärchen wird „Väterchen Frost”. Der Jugend-Club Theater, heute Staatsmusical, begeistert seit 30 Jahren! Chefin Iris Limbarth inszeniert (nach 2001) wieder Webbers Knaller „Jesus Christ Superstar” und sorgt für „Saturday Night Fever”, bevor – wie gegenüber in der Domstadt – „die ganze Welt himmelblau” ist im „Weißen Rössel”. In der Wartburg gibt es die „schräge Version” aus der Berliner „Bar jeder Vernunft”. Etwas Neues für die Jugend: Wie in Mainz und anderen Städten, gibt es ein Studi-Ticket mit kostenlosem Eintritt für Studierende. Text und Foto: Gesine Werner
KULTUR
&
KREATIVES
D
as Museum Wiesbaden präsentiert ab dem 11. Juni 2017 die Ausstellung Pilze – Nahrung, Gift und Mythen. Die Ausstellung stellt über 1300 Pilze vor, vom Riesenbovist bis zur Orangegelben Puppenkernkeule. Es sind Wunderwerke moderner Präparation, die Lilo und Klaus Wechsler geschaffen haben. Mit Lupe und Bestimmungsbuch gilt es, sich ein eigenes Bild von ihrer Vielfalt an Farben und Formen zu machen. Pilze verwirklichen die vielfältigsten Lebensweisen: Die Bandbreite reicht von Zusammenarbeit und gegenseitigem Nutzen, wie bei den Flechten, über Verwertung abgestorbener Pflanzen bis hin zu Parasitismus von Insekten. Steinpilz, Champignon und Pfifferling sind auf unseren Tellern gern gesehen. Auch manch anderer Pilzfruchtkörper wird bei einem Waldspaziergang entdeckt. Bekanntlich ist nicht jeder essbar, mancher sogar giftig. Pilze sind außerdem mit zahlreichen Bedürfnissen und Lebenslagen des Menschen verbunden. Hefepilze liefern Brot, Bier und Wein. Selbst die gefürchteten Schimmelpilze sind bei der Entwicklung antibiotischer Medikamente von überlebenswichtiger Bedeutung. Das Rhein-Main-Gebiet besitzt ein international renommiertes Zentrum für Pilzforschung. Die Abteilung Mykologie von Prof. Dr. Meike Piepenbring an der GoetheUniversität Frankfurt am Main betreut die Ausstellung wissenschaftlich und präsentiert im Rahmen der Ausstellung neue Forschungsergebnisse. Die Ausstellung bietet über die Präsentation verschiedener Pilzthemen hinaus eine ganze Reihe Hands-on-Materialien an. Wie sehen die Lamellen aus? Woran erkenne ich eine Flechte? Welche Bedeutung haben Pilze für den Wald? Diese und weitere Fragen können an verschiedenen Mikroskopstationen erforscht werden. Außerdem öffnet sich ein dreidimensionaler Blick in den Wald. Hutformen und Farben lassen sich puzzeln. Wie ein richtiger Forscher kann man seine Ergebnisse auf Zeichenbrettern festhalten. In der Ausstellung liegt ein Quiz für die Besucher bereit. Pilze – Nahrung, Gift und Mythen 11. 6. – 5.8.2017 Museum Wiesbaden Friedrich-Ebert-Allee 2 65185 Wiesbaden Geöffnet: Di & Do 10 – 20 Uhr, Mi & Fr – So 10 – 17 Uhr www.museum-wiesbaden.de
Pilze
Nahrung, Gift und Mythen WIESBADENER 41
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Comfort Food „When I’m in trouble, eating is the only thing that comforts me”. So wie Oscar Wilde geht es vielen Menschen: In stressigen Zeiten oder wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, hilft „Comfort Food” – Gerichte, die Kindheitserinnerungen wecken und von innen heraus wärmen und stärken. Da hat dann jeder seine eigenen Vorlieben: Kekse und Milch, Omas Hühnersuppe, Mutters Nudelauflauf, ein Riesenstück Schokoladenkuchen – Kaloriengehalt egal, Hauptsache Zufriedenheitsfaktor hoch. „Comfort Food” ist ein fest stehender Begriff in der amerikanischen Sprache. Bereits 1966 schrieb die Palm Beach Post in einem Artikel: ” Wenn Erwachsene unter ernsthaftem emotionalen Stress stehen, wenden sie sich dem zu, was man 42
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gemeinhin „Comfort Food“ nennt – Essen, das sie an die Sicherheit der eigenen Kindheit erinnert, wie Mutters Spiegeleier oder ihre famose Hühnersuppe”. Es gibt diese besonderen Gerichte, die von innen Kraft spenden, die einen in schönen Erinnerungen schwelgen lassen und einfach zufrieden machen. Und genau diese Gerichte findet man in Norman Russells neuem Buch „Comfort Food”, das dieses Frühjahr auf Deutsch erschienen ist. Russell Norman ist ein echter Restaurant-Mann. In den letzten 20 Jahren hat er in vielen berühmten Restaurants in London als Kellner, als Barmann, als Manager oder als Geschäftsführer gearbeitet. 2009 gründete er mit seinem besten Freund eine Gastronomiefirma und hat seither acht Restaurants in London eröffnet, darunter Polpo, Spuntino und Mashkin’s. Von New York war der Autor schon immer begeistert, für ihn die ultimative Stadt. Während einer Recherchereise fragte er sich, ob ein Laden mit schäbigem Ambiente, der bei krächzender Bluesmusik
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starke Cocktails und deftige Nervennahrung im italienisch-amerikanischen Stil anbot, in London wohl Erfolg haben würde. Er probierte es aus – und eröffnete in der britischen Hauptstadt „Spuntino”, der Imbiss für amerikanisches Comfort Food mit italienischen Wurzeln. 130 Rezepte insgesamt bietet das Buch - von Eierspeisen zum Frühstück bis hin zum typischen New Yorker Cocktail am Abend. New Yorker Klassiker wie Mac´n´Cheese, eine Variante des Pastrami Sandwichs oder Coleslaw wechseln sich ab mit moderner Küche wie Blutorangen-, Walnuss- und RicottaSalata-Salat oder Miesmuscheln mit Safran und Agretti. Den Pizzettes und Sliders – New Yorker Spezialitäten – sind jeweils eigene Kapitel gewidmet. Die Gerichte von Russell Norman bieten für jede Gelegenheit und Saison genau das Richtige für Liebhaber geschmacksintensiver, zutatenbewusster und unkomplizierter Küche. Doch „Comfort Food” ist mehr als ein Kochbuch. Neben all diesen Rezepten nimmt er den Leser auf vier verschiedene Entdeckertouren durch bekannte New Yorker Neighborhoods mit. Kulinarische Spaziergänge durch Greenwich Village und den Meatpacking District, Little Italy und Soho, die Lower East Side und Chinatown sowie durch Williamsburg in Brooklyn. Anhand seiner detaillierten Wegbeschreibung pilgert man durch Cafés, Restaurants und Manufakturen wie jene der Mast Brothers oder auch der Brooklyn Brewery, die er im Rahmen seiner Spaziergänge empfiehlt. Viele davon, jedoch längst nicht alle, sind Geheimtipps. Oft mischen sich aber auch nahezu legendäre Orte wie Katz´s Delicatessen oder das The Spotted Pig darunter, das auf dem besten Weg ist, eine echte New Yorker Institution zu werden. Das stört aber nicht, schließlich gehören diese Läden zu New York wie Hochhäuser oder Central Park – echte must-sees also.
Und diese wirkliche gelungene Kombination aus Kochbuch und kulinarischem Führer macht „Comfort Food” zu einem herausragendem Werk. Russell Norman: Comfort Food, Prestel Verlag München 304 Seiten, 300 farbige Abbildungen, 100 s/w Abbildungen ISBN: 978-3-7913-8331-6, € 32,00
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Rotburgundertrüffel aufgeschnitten
Mein Trüffel! W
ährend im Museum Wiesbaden über 1300 Pilze vorgestellt werden – siehe unseren Bericht auf Seite 41 – hat sich das junge Unternehmen „Trüffelbaumschule” zum Ziel gesetzt, die Trüffelkultur in Deutschland wieder aufleben zu lassen und unser Land zu dem zu machen, was es bereits vor 100 Jahren war: eine Trüffelnation! Trüffelernte unter der Hainbuche
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Kaum eine andere Delikatesse hat die Phantasie in Dichter-, Philosophen- und Gourmetkreisen seit der Antike derart angeregt wie die Trüffel. Bereits die Griechen und Römer glaubten an die heilenden und aphrodisischen Kräfte der Liebesknolle, und auch im 18. Jhd. war an europäischen Fürstenhöfen die
Trüffel als ein Symbol für Jugend und Fruchtbarkeit eine heiß begehrte Gaumenfreude. Nicht zuletzt oder gerade aufgrund all dieser einzigartigen und magischen Eigenschaften landen die edlen Knollen bis heute auf dem Speiseteller der Reichen und Feinschmecker. Heutige Gourmets zahlen für den Genuss Schwindel erregende Preise von einigen tausend Euro pro Kilo. Allen voran steht die weiße Albatrüffel (Tuber magnatum), dicht gefolgt von der schwarzen Périgordtrüffel (Tuber melanosporum). Auch für die Burgunder- oder Herbsttrüffel (Tuber uncinatum), die Sommertrüffel (Tuber aestivum), die Wintertrüffel (Tuber brumale), die Großsporige Trüffel (Tuber macrosporum) oder die Frühlingstrüffel (Tuber borchii) greifen viele Trüffelliebhaber tief in die Tasche. Was die meisten Menschen allerdings nicht wissen: In Deutschland gibt es auch Trüffel. Selbst unter vielen Pilzfreunden und sogar Experten ist der Glaube an ein trüffelarmes Deutschland noch weit verbreitet. Dieser Irrglaube stammt in erster Linie aus der Fachliteratur. Trüffel der Gattung Tuber stehen seit 1986 auf der Roten Liste als „ausgestorben”, „verschollen”, „vom Aussterben bedroht” oder
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„gefährdet”. Und noch besser: Was nahezu alle Menschen in Erstaunen versetzt ist die Tatsache, dass Deutschland bis Anfang des 20. Jahrhunderts sogar Trüffel-Exportnation war: „Deutschland, das vergessene Trüffelland.” Das Unternehmen mit Sitz in Freiburg produziert seine Trüffelbäume eigenständig. In Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Hyopgäen (Trüffel) betreibt es europaweit Forschungs- und Entwicklungsarbeit zum Trüffelanbau undkann dadurch seine Kunden nach dem neuesten Kenntnisstand beraten. Das Geheimnis im Trüffelanbau liegt darin, die Wechselwirkungen zwischen den Bäumen und dem Trüffelpilz im Zusammenhang mit deren Umgebungsvariablen in der Natur (z.B. Bodenzusammensetzung, Klima) zu verstehen und möglichst naturgetreu zu imitieren. Auch rechtlich ist die Lage geklärt: Während in Deutschland wildwachsende Trüffel der Gattung Tuber unter strengem Naturschutz stehen, dürfen selbst angebaute Trüffel ganz legal geerntet und vermarktet werden. Nun können Trüffel nicht wie so manch andere Pilze (z. B. Champignon oder Austernpilz) im Keller kultiviert werden. Der Grund: Trüffel benötigen als MykorrhizaPilze für ihre Entwicklung und ihr Fortleben immer eine geeignete (grüne) Wirtspflanze. Doch mit dem richtigen Know-how aus der Trüffelbaumschule ist es möglich, auf dem eigenen Grundstück junge Trüffelbäume zu pflanzen. Mit dem Trüffelanbau setzt man auf ein Produktionsverfahren von kostbaren Nahrungsmitteln, das zugleich eine vielseitige naturnahe Gestaltung ohne Chemiekeule zulässt. Auf Pestizide und Düngemittel wird vollständig verzichtet. Die Trüffelkultur bietet also nicht nur ein lukratives Agrarprodukt, sondern auch aus ökologischer Sicht immense Chancen für Natur und Mensch. Die Anpflanzung von Trüffelbäumen bietet zahlreichen, darunter auch vielen bedrohten Arten aus der Tier- und Pflanzenwelt sowohl eine wichtige Nahrungsgrundlage als auch ein geschütztes Habitat und fördert damit die Biodiversität in Fauna und Flora. In der Trüffelbaumschule wird die Vision verfolgt, die ökologisch wertvolle
Pasta mit Trüffel
Trüffelkultur in Naturschutzprojekte zu integrieren und eine Win-winSituation zwischen Naturschutz und Trüffelbauern anzustreben. Doch nicht nur die Anlage von großen Trüffelplantagen und Trüffelgärten wirkt sich positiv auf die Umwelt aus. Trüffelbäume haben auch als kleine Baumgruppen, sog. „Trüffelinseln” und in Form einer Trüffelhecke einen hohen ökologischen Nutzen. Und so leistet man auch als Gartenbesitzer einen kleinen Beitrag zum Naturschutz, indem man ein paar Trüffelbäumchen oder eine Trüffelhecke pflanzt. Trüffel können nur in obligater Lebensgemeinschaft mit einem geeigneten Wirtsbaum leben. Dabei hat jede Trüffelart ihre Lieblingsbäume. Die Trüffelbaumschule bietet Ihnen eine Auswahl der typischsten heimischen Bäume, die sich in der Lebensgemeinschaft mit Trüffeln bewährt haben. Je nach Vorzügen des Baumes und der Trüffel sind die Trüffelbäume mit unterschiedlichen Trüffelarten beimpft. Fünf verschiedene typische heimische Baumarten sind es, die in der Natur am häufigsten mit Trüffeln „verheiratet” sind und bei denen die Trüffel auch in hoher Stückzahl wachsen: Haselnuss, Hainbuche, Rotbuche, Stieleiche und Waldkiefer.
Dazu kommt eine große Auswahl an Trüffelbäumen, die je nach Baumart mit einer anderen Trüffelart beimpft sind. Insgesamt kann man hier zwischen 3 verschiedenen Trüffelarten wählen: Burgundertrüffel, Frühlingstrüffel und Perigordtrüffel. Nicht jede Trüffelart wächst an jeder Baumart. In einer Übersichtstabelle auf der Website des Unternehmens kann man sich schon mal erkundigen, ob die Wunschtrüffel auch mit dem Lieblingsbaum erhältlich ist. Für Kunden bietet die Trüffelbaumschule darüber hinaus umfangreiche Leistungen an. Dazu gehören Standort- und Bodenanalyse, ein Maßnahmenkatalog zur Bodenverbesserung, falls die Anbaufläche nicht die genannten Voraussetzungen mitbringt, sowie die Erstellung eines Pflanzkonzeptes. Auf Wunsch übernehmen geschulte Partner die fachgerechte Pflanzung. Der Clou: Durch die gute Vernetzung mit ausgebildeten Trüffel-Suchteams aus der Forschungsgruppe Hypogäen (Trüffel) in ganz Deutschland kann die Trüffelbaumschule eine ganz spezielle Dienstleistung anbieten die Trüffelernte mit Trüffelhunden! Trüffelsucher werden auf www.trueffelbaumschule.de fündig.
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Oben angekommen
S
Gäste finden Platz im mit viel Holz und hochwertigem Mobiliar ausgestatteten Restaurant. Dabei können die Gäste durch riesige Panoramascheiben bis hinunter auf den Rhein schauen. Die vorgelagerte Restaurant-Terrasse bietet 200 Sitzplätze und verbreitet an heißen Sommertagen mediterranes Flair. Organisatorisch zweigeteilt ist die eine Hälfte dem Restaurant mit Service vorbehalten, in der anderen Hälfte ist Selbstbedienung am modernen Imbiss-Stand angesagt.
Das Potential des über 300 Meter hoch gelegenen Restaurants mit einmaligem Ausblick auf Rüdesheim und den Rhein hat Häfner bereits beim ersten Besuch erkannt.
Das Restaurant bietet authentische deutsch-italienische Gastlichkeit. Dafür sorgen Restaurantleiterin Silke Piazza und ihr Ehemann Lorenzo, der als Koch mit italienischen Wurzel das Sagen in der Küche hat. Er weckt mit dem Niederwaldburger, einem Octopussalat oder Penne mit Basilikum-Pesto bis hin zu den deutschen Klassikern Lust auf gehobenen Genuss. Wenn Produkte aus der Region zum Einsatz kommen, dann werden sie auch in der Region geordert. So gibt es unter anderem offene
eit dem 16. Mai 2016 ist Peter Häfner, 46, Geschäftsführer der Niederwald Gastronomie, hoch oben über Rüdesheim aktiv. Der Frankfurter Gastronom, Koch und Unternehmensberater freut sich nach dem ersten Jahr über den guten Geschäftsverlauf. Mit exzellentem Essen und lokalen Weinen, freundlichem Service und außergewöhnlichen Veranstaltungen will Häfner seine Gäste aus Nah und Fern begeistern.
„Ich war mir ziemlich sicher, hier oben eine gute Chance für einen erfolgreichen Betrieb zu haben. Das hat sich im Laufe des ersten Betriebsjahres auch so gezeigt. Wir sind hier auf dem richtigen Weg“, so Häfner. Der moderne Neubau entstand nach dem Abriss des betagten Vorgängers an fast gleicher Stelle. Maximal 100 46
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Rot-und Weißweine von Rheingauer Spitzenweingütern, und täglich wird frischer Kuchen von der Geisenheimer Patisserie Pretzel
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geliefert. Ein gut eingespieltes Service-Team von 10 Mitarbeitern sorgt für freundlichen und schnellen Service, auch dann, wenn es mal hoch hergeht.
Nicht nur Tagesgeschäft zählt Neben dem Tagesgeschäft bietet die Niederwaldgastronomie einen ganz besonderen Rahmen für außergewöhnliche Veranstaltungen. Ob Empfänge, kulinarische Weinproben, Hochzeiten, Geburtstage oder ein romantisches Silvesterfest - für jeden Anlass ist das Team gerüstet - von zünftig bis festlich. Darüber hinaus steht von November bis Januar die Almhütte als rustikale Event-Location zur Verfügung. In der urgemütlichen Almhütte ist Name Programm, und mit 70 Sitzplätzen ist reichlich Platz fürs fröhliche Feiern im Alpen-Stil. Hinauf auf den Berg kommt man zu Fuß, über die gut zu gehenden Weinbergwege, per Seilbahn oder mit dem Auto. Die Bergstation der Rüdesheimer Seilbahn und ein großer Parkplatz liegen nur wenige Gehminuten vom Restaurant entfernt. Übrigens: Einen kleinen Feinschmeckerladen gibt es jetzt auch auf dem Berg. Hier sind lokale Weine und andere Köstlichkeiten zu fairen Preisen zu haben. Weitere Partner werden gesucht
Seine Wanderjahre führten ihn in die Schweiz und in die USA. Im Lauf seiner Karriere war er für internationale und nationale Hotelkooperationen wie Sheraton, Accor und Dorint tätig. Vom stellvertretenden Hoteldirektor des Dorint Parkhotel Bad Neuenahr wechselte er in die Frankfurter Unternehmensberatung Pencom Deutschland GmbH als Office Manager und Junior Consultant. Bereits während dieser Tätigkeit suchte Häfner nach einem eigenen Objekt und wurde mit dem Gasthaus “Zum Löwen” in Frankfurt fündig. Das betrieb er 10 Jahre sehr erfolgreich bis ins Jahr 2014. Seine ehrenamtliche Tätigkeit als 1. Vorsitzender der Vereinigung der Äpfelweinwirte Frankfurt am Main und Umgebung e.V. hat er in 2017 übergeben. Jetzt “rockt” er den Niederwald und Rüdesheim hat eine neue Genuss-Location - nicht nur für Touristen. Als ehrgeiziger Unternehmer hat sich Häfner lebenslanges Lernen auf die Fahne geschrieben. So hat er an
fachspezifischen Aus- und Weiterbildungsprogrammen der Cornell University, der Universität WitteHerdecke, dem GDI-Gottlieb Duttweiler Institut, der Glow & Tingle GmbH, der DEHOGA Akademie sowie der HMS Hospitality Management School teilgenommen. Für die Zukunft hat der Macher sich vorgenommen, neben den Gästen aus aller Welt vor allem auch den Rheingauern und den Bewohnern des Rhein-Main-Gebietes ein innovativer Gastgeber zu sein. Mit regelmäßig wiederkehrenden Events will er die Menschen mit Lust am guten Leben begeistern. So ist bereits für den 31. August 2017 eine große Bergparty geplant, bei der sich alles um die Farbe “Weiß” drehen wird. Den 4. November 2017 sollten sich die Freunde des Hütternzaubers fest in die Kalender eintragen, denn dann ist die Almhütte wieder aufgebaut und feiert Saisonauftakt mit Fassanstich und Blasmusik.
Der Mann im Hintergrund: Peter Häfner Das Handwerk des Gastronomen hat Peter Häfner von der Pike auf gelernt. Im Hotel Rebstock in Würzburg wurde er zum Restaurantfachmann und Koch ausgebildet. WIESBADENER 47
HEILEN
&
HELFEN
Eine von 16 CZT-Kameras des Typs GE Discovery NM 530c deutschlandweit
Hochmoderne 3D-Bildgebung mit Jod-123-Schilddrüsenszintigraphie Dank CZT Halbleiter-Technologie – Heiße oder kalte Knoten? Einleitung: Etwa jeder dritte Erwachsene leidet unter einer Vergrößerung und/oder Knoten der Schilddrüse. Mit der richtigen Diagnostik und Therapie lässt sich dieser „Volkskrankheit“ jedoch nachhaltig begegnen. Für die Region Wiesbaden und Umgebung mit etwa 500.000 Einwohnern bedeutet dies, dass es ca. 150.000 Patienten mit Veränderungen der Schilddrüse gibt. Um unnötige Operationen zu vermeiden, ist eine zuverlässige Diagnostik von großer Bedeutung.
Diagnostik: Von betroffenen Patienten werden anfangs häufig Beschwerden wie ein 48
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„Druckgefühl im Halsbereich“ oder „Schluckbeschwerden“ wahrgenommen. Nach einem Abtasten der Schilddrüse durch den Hausarzt erfolgt dann die Vorstellung bei einem Facharzt für Nuklearmedizin. Hier findet zunächst ein Gespräch über den Krankheitsverlauf statt. Daran schließt sich eine Ultraschalluntersuchung mit einem speziell auf die Schilddrüse ausgelegten Schallkopf an, welche eine zuverlässige Aussage über das Vorhandensein von Knoten liefert. Die ergänzende Blutabnahme gibt zudem Auskunft über die Funktionslage der Schilddrüse. Häufig wird bei ausreichender Größe der Knoten eine klassische Szintigraphie mit dem Radionuklid Technetium durchgeführt, um zu
schauen, ob es sich bei knotigen Veränderungen um funktionslose „kalte“ oder hormonproduzierende „heiße“ Knoten handelt. Heiße Knoten sind stets gutartig und bedürfen meistens nur regelmäßiger Kontrollen und keiner Operation. Da ein Teil der szintigraphisch kalten Knoten jedoch bösartig ist, wird bei diesen Patienten eine weiterführende Diagnostik notwendig. Während die Sonographie ein 3D-Verfahren mit einer hohen Auflösung ist, wird die konventionelle Szintigraphie meist als 2D-Verfahren durchgeführt. Aufgrund einer kleinen Knotengröße oder der Lage des Knotens an der Rückseite der Schilddrüse können in der üblichen Szintigraphie heiße
Abb. 1: Sonographisch echoarmer suspekter Knoten im rechten Schildrüsenlappen.
Abb. 2: 2D-Technetium-Szintigraphie des gleichen Patienten. Die Gutartigkeit des Knotens ist mit der 2D Aufnahme nicht eindeutig zu beweisen.
Abb. 3: Hochauflösende 3D-Jod-123-SPECTSzintigraphie des Knoten. Dieser ist hier eindeutig als gutartig einzustufen.
Knoten häufig nicht sicher bewiesen werden, so berichtet die Ärztin Frau Dr. Stephanie Stark aus der radiomed Gemeinschaftspraxis für Radiologie & Nuklearmedizin in Wiesbaden.
Neueste Diagnostik: In der radiomed Gemeinschaftspraxis für Radiologie & Nuklearmedizin steht Dank neuester Halbleiter-Technologie ein Verfahren zur Abklärung suspekter Knoten zur Verfügung. Es handelt sich dabei um die Jod-123Szintigraphie. Diese ist seit vielen Jahren in einzelnen spezialisierten Zentren außerhalb von Wiesbaden im Einsatz. Neu ist allerdings in der radiomed Gemeinschaftspraxis, dass zur Erfassung der Bilder eine in Deutschland nur in geringem Umfang zur Verfügung stehende CZT-Halbleiter-Gammakamera der Firma GE-Healthcare genutzt wird. Entscheidend ist, dass die Aufnahmen als „SPECT-3D-Datensatz“ (SPECT = Single Photon Emission Tomographie) erhoben werden und somit anschließend Schichtbilder der Schilddrüse in 3 mm Schichtdicke zur Verfügung stehen. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit der neuen Technologie lassen sich
Modernes Ultraschallgerät zur Schilddrüsendiagnostik mit hochauflösendem Schallkopf.
die Aufnahmen in nur 3 Minuten erheben. Dr. Matthias Troglauer, Facharzt für Radiologie und Nuklearmedizin bei radiomed, erläutert: „Hierdurch haben wir die Möglichkeit, uns die Schilddrüse wie bei einer Computertomographie in einer sehr hohen Auflösung dreidimensional anzusehen. Heiße und somit in den meisten Fällen gutartige Knoten können damit deutlich besser identifiziert werden“. Der einzige Nachteil dieser Untersuchung ist jedoch, dass die Patienten in der Regel an zwei Untersuchungstagen in der Praxis vorstellig werden müssen, da einige Knoten erst nach 24 Stunden endgültig als „heiß“ eingestuft werden können. Frau Annika Hamburger, ebenfalls als Ärztin in der nuklearmedizinischen Abteilung der radiomed Gemeinschaftspraxis tätig, hat aber die Erfahrung gemacht, dass die allermeisten Patienten dies nicht als störend empfinden, sondern mit einem guten Gefühl nach Hause gehen, da eine Abklärung in kürzester Zeit erfolgen konnte.
Ausblick: Die momentan hochaktuelle Entwicklung der Halbleitertechnolo-
gie in der Nuklearmedizin, wie bei der in Wiesbaden installierten CZT Gammakamera, eröffnet ganz neue Möglichkeiten der dreidimensionalen Diagnostik, so Dr. Roland Raabe, Facharzt für Radiologie und Nuklearmedizin bei radiomed: „Wir freuen uns, in den nächsten Jahren weitere solcher hochspezialisierten Systeme bei uns in der Praxis zu installieren, um sowohl die diagnostische Sicherheit, als auch den jetzt schon hohen Patientenkomfort weiter zu verbessern.“ radiomed betreibt neben dem Standort Friedrichstraße 12 in der Wiesbadener Innenstadt auch noch Niederlassungen in der Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden, Idstein, Taunusstein, Bad Schwalbach, Bad König und Mainz-Kastel. Ab Herbst 2017 folgt ein weiterer Standort in Hochheim, der neben radiologischen auch nuklearmedizinische Leistungen anbieten wird. Allgemeine Informationen zur Praxis radiomed finden Sie auch unter www.radiomed-praxis.de Telefonischer Kontakt: 0611/90017-0 WIESBADENER 49
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Projektleiterin „Hauptschulabschluss und Freiwilligendienst (HauF)” Carolin Albert mit den Kursteilnehmern Zaky Bouh Diriye und Shahab Noori (v.l.n.r.), Foto: EVIM
HauF – Chance und Win-WinSituation für uns alle!
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m Freitag des 5.Mai präsentierte die Abteilung ‚Freiwilliges Engagement‘ des evangelischen Vereins EVIM ihr aktuelles Projekt „HauF – Hauptschulabschluss und Freiwilligendienst”, das Geflüchteten ohne anerkannten Schulabschluss berufliche Perspektiven geben soll – der WIESBADENER war mit vor Ort. Die Stimmung im Pressezimmer der Wiesbadener Räumlichkeiten des Evangelischen Vereins für Innere Mission in Nassau (EVIM) ist entspannt, man kennt sich untereinander. Der Einladung von Heide Künanz zum Pressegespräch sind neben den Medienvertretern/innen der Bürgermeister der Stadt, Arno Goßmann sowie die Amtsvertreter Axel Imholz, Stadtkämmerer und Leiter des Dezernats für Finanzen, Schule und Kultur, und Jeanine Rudolph, Leiterin des Amtes für Zuwanderung und Integration gefolgt. Vorgestellt wird das Projekt „HauF” von Abteilungsleiterin Dr. Karin 50
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Falkenstein, Projektleiterin Carolin Albert, der Rektorin der Heinrichvon-Kleist-Schule Helena Päßler und zwei der Projektteilnehmer, Shahab Noori aus Afghanistan und Zaky Bouh Diriye aus Somalia. Seit Anfang April läuft das in Wiesbaden bisher einzigartige Projekt an, das sich in erster Linie an Geflüchtete richtet, die ein ernsthaftes Interesse an einer Pflegeausbildung haben, jedoch nicht über die dafür notwendige schulische Qualifizierung, dem Hauptschulabschluss, verfügen. Die Projektpartner, namentlich die Abendhauptschule Heinrich-vonKleist-Schule, die Akademie für Pflege- und Sozialberufe der Mission Leben GmbH sowie die Stadt Wiesbaden als Finanzier, hoffen auf eine Win-Win-Situation sowohl für die Geflüchteten, die eine reelle Chance auf eine berufliche Zukunft und damit einer echten Integration in Deutschland erhalten, als auch für den Pflegebereich, dem es seit Jahren an qualifizierten Fachkräften mangelt.
Die Stadt ist von der Idee überzeugt und finanziert das Engagement für drei Jahre bis 2020 mit insgesamt 200.192 Euro über den kommunalen Integrationsfond für Geflüchtete. Shahab Noori und Zaky Bouh Diriye wirken ein wenig nervös angesichts des großen Interesse an ihren persönlichen Geschichten und den Erfahrungen, die sie in den letzten Wochen im Rahmen des HauF-Projekts gesammelt haben, doch aus jeder ihrer Antworten und Erzählungen, die sie in gut verständlichen Deutsch vortragen, sind Entschlossenheit und Motivation deutlich heraus zu hören. Die ersten zwei Monate werden die insgesamt 20 Teilnehmer von freiwilligen Lehrerpaten auf die Aufnahmeprüfung an der Abendhauptschule vorbereitet, bei bestandener Prüfung folgt ein zweimonatiger Deutschintensivkurs. Ab August beginnt dann der ernste Teil: Für insgesamt ein Jahr werden sie einen kombinierten Schulunterricht mit 20 Unterrichtseinheiten
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Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer „Hauptschulabschluss und Freiwilligendienst (HauF)” zusammen mit Dr. Karin Falkenstein, Abteilungsleiterin EVIM Freiwilliges Engagement, (3.v.l.), Projektleiterin HauF Carolin Albert (2.v.r.) und die ehrenamtlichen Lehrkräfte Brigitte Reinbacher-Kaulen (5.v.r.) und Sascha Mohr (r.), Foto: EVIM
pro Woche nachmittags und einen Freiwilligendienst mit 10 bis 12 Stunden vormittags in einer Einrichtung der Alten- oder Behindertenhilfe besuchen. „In Mathematik habe ich noch Schwierigkeiten”, erzählt Zaky Bouh Diriye, „ich möchte mich weiter verbessern, damit ich eine gute Prüfung schreiben kann.” Er kam 2015 aus dem perspektivlosen Somalia nach Deutschland, absolvierte bereits ein Praktikum im Pflegedienst und wird wie die meisten Projektteilnehmer höchstwahrscheinlich bleiben dürfen. Sein Sitznachbar Shahab Noori hat in dem einen Jahr und sieben Monaten seit seiner Ankunft bereits eine ganze Palette an berufsfördernden Maßnahmen ergriffen und erfolgreich absolviert, darunter ein FSJ und den Führerschein. Wie Diriye möchte der junge Familienvater „mit Menschen statt mit Maschinen arbeiten”, etwas Soziales bewirken, eine sinnvolle Rolle in der Gesellschaft ausfüllen. Sie sind sich der einmaligen Chance bewusst, die sich ihnen im Rahmen des Projekts bietet: Bei Erlangen des Hauptschulabschlusses und persönlicher Eignung kann ein einjähriger Ausbildungsplatz im Altenpflegebereich garantiert werden. In den Pflegestellen werden die Teilnehmer nicht zum Kaffee
kochen eingesetzt, wie während dem Pressegespräch ausdrücklich erwähnt wird, sie sind als zusätzliche Pflegekraft mitten im Geschehen und damit eben auch in direktem Kontakt mit den Bedürftigen. Damit gelingt ein außerordentlicher Spagat zwischen der Integration lernbereiter junger Geflüchteter mithilfe einer langfristigen Perspektive in der Gesellschaft und dem Kampf gegen den Fachkräftemangel im Altenpflegebereich, der seit der Abschaffung des Zivildienstes gravierende Ausmaße angenommen hat. Es dürfte derweil noch zu früh sein, sich dafür gegenseitig auf die Schulter zu klopfen, und auch Projektleiterin Carolin Albert erinnert daran, dass nicht alle Teilnehmer den Abschluss schaffen werden und können.
Der Wunsch, dass Noori und Zaky und möglichst viele der Projektteilnehmer ihren Abschluss schaffen werden und sich eine Zukunft in Deutschland aufbauen können. Aber auch, dass die Stadt Wiesbaden auch weiterhin die Arbeit von EVIM wertschätzen und unterstützen wird, und dass ihre Erfolgsgeschichten Nachahmer vor Ort und überall in Deutschland motivieren können. Vielleicht kann aus der sogenannten „Flüchtlingskrise” dann tatsächlich eine Win-Win-Situation für alle werden. Konstantin Mahlow
Ohne Hemmungen wund klopfen dürfte man jedoch die Schultern aller Beteiligten bei EVIM und der Abteilung ‚Freiwilliges Engagement‘, die erneut mit ihrer überragenden sozialen Arbeit – der WIESBADENER berichtete in der Ausgabe 4/2016 bereits über das Projekt ‚upstairs‘ – in der Stadt ein Ausrufezeichen setzen. So gehen einem beim Verlassen des Pressezimmers gleich mehrere Wünsche durch den Kopf: WIESBADENER 51