WIESBADENER, Ausgabe 2 / 2019

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Wiesbadener ausgabe II / 2019

Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude

Grenzgang Fotokunst – Die 11. Wiesbadener Fototage

Gelebte Inklusion auf großer Bühne: Tanzprojekt „Arche Noah“

Idstein JazzFestival: Wir lieben Jazz!

Theatrium zum 42. – Das Fest mit Kultstatus

Lachen ist und bleibt die beste Medizin 25 Jahre Wiesbadener Clowndoktoren

„Big Lift“ aus Wiesbaden – 70 Jahre Berliner Luftbrücke

22. Sterne-Cup der Köche:

Höchstleistungen der Haubenköche

Preis: 6,50 €



Inhalt

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Die Bronzeplakette der Good Neighbors Wiesbaden erinnert am Eckhaus Taunusstraße / Geisberg an das Hauptquartier der Berliner Luftbrücke von General William „Tonnage“ Tunner in der ersten Etage. Foto: Gesine Werner

MENSCHEN

& MEINUNGEN

Die arche – tanzProJekt UNTERNEHMEN

& MÄRKTE

sternecuP Der kÖche

GAUMENKITZELEIEN

Der neue am herD renaissance Des sPecksteins KULTUR

& KREATIVES

kulturFonDs rhein-main grenzgang Fotokunst theatrium cloWnDoktoren museum WiesbaDen iDstein JazzFestival bingen sWingt summer in the citY nibelungenFestsPiele merck sommerPerlen Worms Jazz&JoY maiFestsPiele kulturen mannheim Fotos & obJekte heimat in mainz

s. 4 s. 8 s. 10 s. 12 s. 14 s. 15 s. 18 s. 20 s. 22 s. 28 s. 30 s. 31 s. 34 s. 36 s. 38 s. 40 s. 41 s. 43 s. 44

MAGAZIN

kultouren i kultouren ii

s. 24 s. 45

ZUSAMMEN LEBEN

big liFt 10% aktion

s. 50 s. 51

Grenzgang Fotokunst – Deutschlands ältestes Fotofestival geht in die nächste Runde. 2002 gegründet, finden die 11. Wiesbadener Fototage dieses Jahr vom 17. August bis 1. September statt. Unser Titelbild wird man demnächst als Plakat in der ganzen Stadt sehen können. Jenseits der allgegenwärtigen Bilderfluten und der kommerziellen Verwertung des fotografischen Bildes bieten die Wiesbadener Fototage einen Raum, in dem individuelle, kontroverse und spannungsreiche fotografische Konzepte ihren Platz finden (S. xx). Die nächsten Wochen und Monate stehen in unserer Region ganz im Zeichen hochkarätiger, international besetzter Festivitäten. Ob Theatrium in Wiesbaden, Mainzer „Summer in the City“, Nibelungenfestspiel in Worms, Jazzfestival in Idstein oder Darmstädter Sommerperlen – in diesem riesigen Kulturangebot findet jede/r für sich das passende. Garantiert! Ausführlich berichten wir über die genannten Festivals in dieser Ausgabe (ab S. xx). Am 7.Juni feierten die Clowndoktoren im Wiesbadener Kulturforum ihr 25jähriges Bestehen als Verein. Seit 1994 helfen sie mit humorvollen Visiten erkrankten Kindern und Senioren durch schwere Zeiten und bringen wortwörtlich wieder Farbe in ihr Leben. Der WIESBADENER nimmt die einzigartige Erfolgsgeschichte unter die Lupe (S. xx). Wiesbaden war während der Berliner Luftbrücke von 1948/49 „das Herz Deutschlands“. Zum Jubiläum „70 Jahren Luftbrücke“ wurde am Pfingstmontag auf das Airfield der Clay Kaserne in Erbenheim eingeladen. Hier war die historische Drehscheibe der gigantischen Hilfsaktion. Und der WIESBADENER war dabei (S. xx). Wiesbadener welcome: Auch wenn immer noch behauptet wird, dass Wiesbadener sich nur in den seltensten Fällen auf die andere Rheinseite verirren, um dort einen genussreichen Abend zu verbringen, so will Daniele Tortomasi, der neue Küchenchef im Gourmet Restaurant im Favorite Parkhotel„die von der drüben“ eines Besseren belehren. „Wiesbadener welcome“ heißt sein Überraschungs-Menü, dass von flüssigem Traumstoff aus Rheinhessen begleitet wird (S. xx). Das und vieles mehr bietet das vorliegende Magazin. Da wünschen wir Ihnen wir immer viel Vergnügen mit Kunst, Kultur und Kulinarik in dieser Ausgabe und einen sonnenprallen Sommer!

IMPressuM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra esser • Balduinstraße 28 • 56856 zell/Mosel • tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www. media–futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra esser • redaktion: Petra esser, tobias Mahlow, Gesine Werner, konstantin Mahlow, anja Baumgart-Pietsch • anzeigenleitung: tobias Mahlow • titelbild: Wiesbadener Fototage 2019 „GrenzGanGFotokunst“, Foto: © ella kiviniemi • Vignetten: Bernd schneider • Druck: Printgroup GmbH & Co. kG, 97526 sennefeld • redaktionsschluss für die ausgabe III/2019: 20.08.2019 • nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt. wiesbadener

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Was für ein Abend! Alle Akteure der Arche Noah sowie das Sinfonie-Orchester des hr im Sendesaal des hr, Foto: EVIM/Lisa Farkas

Was für ein Abend! Die ARCHE – gelebte Inklusion auf großer Bühne

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as für ein Abend! Begeisterte Gäste feierten die Aufführung der „Arche Noah” am 22.Mai im hrSendesaal mit standing ovations. Das von der EVIM Behindertenhilfe und der Lorenz-Stiftung geförderte Tanzprojekt der Inklusion war ein voller Erfolg – dank über 200 Mitwirkenden und der monatelangen Arbeit des Tanzmeisters Miquel Angel Zermeño. Nach den emotionalen Dankesreden am Ende einer irren Tanzshow schenkte das überzeugte Publikum den Künstlern noch einmal einen brausenden Applaus. Zuvor sahen sie einen überaus unterhaltsamen wie ebenso mitreißenden Auftritt von Tänzern und Musikern mit und ohne Behinderung, professionellen Tanzgruppen und Laien sowie Schülern aus drei Frankfurter

Schulen. Die riesige Gruppe, gebändigt und trainiert von dem Choreografen und künstlerischen Leiter Miquel Angel Zermeño und vielen Helfern, passte bei der Verabschiedung kaum noch auf die Bühne des Sendesaals. Der Meister selbst blieb den größten Teil des Abends im Hintergrund, bis er schließlich am Ende der Aufführung die Bühne betrat und mit Lob und Dank überschüttet wurde. Heinz-Jürgen Lorenz, der „Kapitän der Arche”, konnte gar nicht genug die Leistung Zermeños in der letzten Monate würdigen, und auch der hessische Kultusminister Alexander Lorz war sichtlich angetan. Und Zermeño gab den Dank gleich weiter an das bunte Ensemble von Tänzern, mit denen er sich so lange auf den Auftritt vorbereitet hatte. Unterstützt wurden sie dabei vom herausra-

genden hr-Sinfonieorchester, dessen Qualität mittlerweile welweit bekannt ist. In „Arche Noah – Gemeinsam die Welt bewegen…” wird die altbekannte Geschichte der Arche aus einer neuen Perspektive erzählt. Sie steht metaphorisch für die Gegenwart und Zukunft des „Schiffs” Europa, das nur gemeinsam und trotz aller Unterschiede und Eitelkeiten seiner Insassen in einen sicheren Hafen gesteuert werden kann. Im Mittelpunkt steht dabei das Thema Inklusion, seit Langem eine Herzensangelegenheit der Lorenz-Stiftung und des Evangelischen Verein für Innere Mission in Nassau (EVIM). Zu den zahlreichen Unterstützern und Sponsoren zählt unter anderem das Dezernat für Integration und Bildung der Stadt Frankfurt. Das Mammut-Projekt will die Notwiesbadener

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Sichtlich bewegt: Der „Menschflüsterer“ Choreograf Miguel Angel Zermeño, Foto: EVIM/Lisa Farkas

wendigkeit des Miteinanders aller Gesellschaftsgruppen, hier stellvertreten durch verschiedene Tierarten, deutlich machen. Zugleich appelliert es den Zusammenhalt zwischen den Menschen, ob behindert oder nichtbehindert, arm oder reich, jung oder alt. Dementsprechend vielfältig und abwechslungsreich fiel dann auch das Bühnenbild aus. Moderiert wurde das Programm von Juri Tetzlaff, natürlich inklusiver

Übersetzung in Gebärdensprache. Die Mitwirkenden erzählen die Geschichte von Noah und seiner Arche in Form unterschiedlichster Tanzaufführung, musikalisch unterstützt vom hr-Sinfonieorchester unter der Leitung des Dirigenten Joseph Bastian, Flamenco-Gitarrist Luis Hormaza oder auch HipHop-lastige und elektronische Musik vom Band. Die Sängerin Laura Suad schrieb in Zusammenarbeit mit dem Produzenten

Günter Weber von Meen-Music den Titelsong „Gemeinsam” für die Arche und war während der Vorführung die Stimme des Abends. Am Ende durfte sogar das Publikum sein künstlerisches Talent von den Sitzen aus beweisen, als zusammen mit den Akteuren auf der Bühne eine kleine Choreografie in Form eines „Gebärdenchors” eingespielt wurde. Die Stimmung war jedoch nicht nur ausgelassen, es wurde bisweilen auch

Can-Can vor „tierischem“ Publikum Foto: EVIM/Lisa Farkas

LORENZ Stiftung Die 1991 gegründete LORENZStiftung engagiert sich im sozialen Bereich, für Menschen in Not, insbesondere bei der Unterstützung alter, vereinsamter oder pflegebedürftiger Menschen und behinderter Kinder. „Stille, schnelle Hilfe, unspektakulär ohne viel Aufhebens und bürokratischem Aufwand” lautet ihr Credo. Ein besonderes Anliegen der LORENZ-Stiftung ist die INKLUSIION. „Die Gesellschaft muss überzeugt werden, dass ein Miteinander aller Gesellschaftsgruppen sinnvoll und gewinnbringend ist“, so die Überzeugung der LORENZ-Stiftung. www.lorenz-online.eu/content/stiftung.html wiesbadener

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Noah und seine Familie werden bedroht, Foto: EVIM/Lisa Farkas

Flamenco auf dem Hühnerhof

sehr emotional im Sendesaal. Und irgendwo war auch die Sorge den anstehenden Europawahlen gegenüber zu spüren, in der Parteien in das Parlament gewählt werden könnten, für die das Miteinander unter allen Menschen, unabhängig von Herkunft, Alter oder Handicap, eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Noah ruft zur Besonnenheit auf, Foto: EVIM/Lisa Farkas

Nicht jeder darf auf die Arche, Foto: EVIM/Lisa Farkas

Neben den tanzenden Schülerinnen und Schüler der Georg-BüchnerSchule, Leibnizschule und Weissfrauenschule, die vor allen von ihren Lehrern vorbereitet wurden, sowie den hochwertigen Tanzgruppen „Lukas14”, „DanceInFFM” und „Flamenco” standen Menschen mit Beeinträchtigungen auf der Bühne, die von der EVIM Behindertenhilfe betreut werden. Für den Verein besitzt die Kulturarbeit in den Bereichen Tanz, Malerei, Theaterspiel und Musik einen besonderen Stellenwert, um den Betroffenen zu einem eigenständigen und selbstbestimmten Leben zu verhelfen. Die Mitwirkenden stellen sich mit der Unterstützung ihrer Betreuer und natürlich ihrem Tanzlehrer Miguel Angel Zermeño neuen Herausforderungen, an denen sie wachsen und sich weiterentwickeln können. „Ich finde es bemerkenswert, dass bei diesem Projekt die teilnehmenden Menschen trotz ihrer Erkrankung an ihre Grenzen gehen und dabei ihre Ressourcen entdecken”, meint etwa Stella Monogenis vom EVIM Fachpersonal. „Außerdem ist es schön, die Freude der Akteurinnen und Akteure darüber zu spüren, sich auf einer großen Bühne zeigen zu können.” Die Theatergruppe „Un_vorstellbar” ist ein Zusammenschluss einzelner Theatergruppen der EVIM Behindertenhilfe, zu dem die Gruppen „ZEITLOS” und „TANZFUSION” aus Wiesbaden und die alles andere als unbewiesbadener

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kannten „SCHLOCKER-TIGERS” aus Hattersheim. Die Teilnehmer mit und ohne Handicap arbeiten projektbezogen und über einen längeren Zeitraum mit professionellen Künstlern und Kunstschaffenden zusammen. Der WIESBADENER berichtete bereits in der letzten Ausgabe (I/2019) von den teilweise wilden Proben mit einem überaus geduldigen Zermeño, der auch als Tanzpädagoge arbeitet und das Projekt mit Leidenschaft und Herzblut begleitet hat. Die Kooperation von Laien und Profis schafft einen einzigartigen Ort der Begegnung, der sonst wohl so nicht möglich wäre und beide Seiten gleichermaßen bereichert. Ohne Zweifel also ein Paradebeispiel für gelebte Inklusion, das das Stück auch von Anfang an sein wollte. Und die Teilnehmer aus den Tanzgruppen der EVIM Behindertenhilfe hatten offensichtlich ihren Spaß dabei, sowohl bei den Proben als auch bei der großen Aufführung. „Ich finde es toll mit anderen Gruppen und anderen Menschen gemeinsam etwas zu machen. Die regelmäßigen Proben gefallen mir immer sehr gut und ich freue mich, dass ich trotz meiner Behinderung die Aufgaben hier erfüllen kann. Das macht mich stolz”, erzählt die Teilnehmerinn Ina Bräunert. Kathrin Appell fügt hinzu: „Ich mache gerne inklusive Projekte. Hier werden meine Stärken gefördert und alle können teilnehmen, egal ob mit Handicap oder ohne. Hier werden alle einbezogen. Ich kann hier nach meinen Möglichkeiten mitmachen.” Und für Kathrin Ajar ist es vor allem die positive Botschaft des Projekts, die sie berührt hat: „Das Stück Arche Noah finde ich gut, weil es ein Stück aus der Bibel ist und wir durch das Stück zeigen, dass Hoffnung und Frieden auf der Welt möglich sind. Die Musik ist für mich Gänsehaut pur!” wiesbadener

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Die Löwen sind los, Foto: EVIM/Lisa Farkas

Der Regentanz, Foto: EVIM/Lisa Farkas

Die „Arche Noah” war nach „Der Schöpfung” das zweite große Tanzprojekt mit Zermeño, das von der EVIM Behindertenhilfe und der Lorenz-Stiftung gefördert wurde. Bleibt zu hoffen, dass unter der Regie des sympathischen Mexikaners noch einige weitere folgen werden. Tipp des WIESBADENER: Auf der Homepage des hr-Sinfonieorchesters kann man einen Videobeitrag mit

tollen Bildern von dem Abend sehen: www.hr-sinfonieorchester. de/konzerte/konzerte-18-19/ die-arche-noah/tanzprojektarche-noah-mit-dem-hr-sinfonieorchester,video-92756.html Interessante Informationen von vielen Projekten außerdem unter: www.evim.de – Rubrik „Aktuelle Meldungen und Veranstaltungen Text: Konstantin Mahlow Fotos: EVIM, Lisa Farkas


unternehmen

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Den Auftakt des kulinarisch-sportlichen Wochenendes bildete am Sonntagnachmittag die exklusive Küchenparty mit Kochlegende Johann Lafer, der mit prominenten Freunden und Kollegen zum Schlemmen auf die Idalp geladen hatte. Foto: © TVB Paznaun – Ischgl / Champagne Laurent-Perrier Sterne-Cup der Köche 2019

Höchstleistungen, Haubenküche und Hüttengaudi in Ischgl

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eim 22. Sterne-Cup der Köche von Champagne Laurent-Perrier duellierte sich die internationale Kochelite am 7. und 8. April 2019 im Riesenslalom und bewies beim Live-Cooking auf der legendären Idalp-Bühne ihre Klasse. Traumhafte Pistenbedingungen, Top-Köche, Traditions-Cup. Für 50 hochdekorierte Küchenchefs aus Deutschland, Österreich, Südtirol, der Schweiz und erstmals auch aus dem

Elsass, hieß es raus aus der Küche und rauf auf den Ski. Damit die StarKöche auch auf der Piste Starqualitäten zeigen konnten, trainierte Skilegende Marc Girardelli am Vortag des Rennens die Küchenchefs. Ein gutes Rennen allein reichte aber nicht zum Sieg. Wer am Ende des Tages bei der Kultveranstaltung auf dem Siegertreppchen stehen durfte, entschieden sportliches Können und besonders raffinierte kulinarische Kreationen.

Mit dabei waren die besten Köche wie Andreas Caminada aus der Schweiz, Karl Obauer aus Österreich, 3-Sternekoch Norbert Niederkofler aus Südtirol, die deutschen 3-Sterneköche Sven Elverfeld, Klaus Erfort und Jan Hartwig sowie prominente Gäste wie Fußball-Weltmeister Andreas Brehme, ZDF-Moderator Béla Réthy und Olympiasieger Dieter Thoma. Bei der kulinarischen Prüfung auf der Idalp-Bühne glänzten die Top-Köche neben Kochkunst mit perfektem Teamgeist. Sechs Teams erhielten je einen Zutatenkorb und 15 Minuten Zeit, um mit einem vorgegebenen Gericht der Ischgler Haubenköche, passend zu Grand Siècle, der Prestige-Cuvée aus dem Hause Champagne Laurent-Perrier, die Jury zu überzeugen. In der Gesamtwertung bestehend aus Skirennen und kulinarischer Prüfung siegte das Team um 2-Sternekoch und Shooting-Star Tristan Brandt und dem Laufzeitbesten Martin Schlegel, die das Gericht „California Roll” von Klaus Brunmayr aus dem Lucy Wang in Ischgl neu interpretierten.

In der Gesamtwertung siegte das Team um 2-Sternekoch und Shooting-Star Tristan Brandt

und dem Laufzeitbesten Martin Schlegel, die das Gericht „California Roll“ von Klaus Brunmayr aus dem Lucy Wang in Ischgl neu interpretierten. Foto: © TVB Paznaun – Ischgl / Champagne LaurentPerrier Sterne-Cup der Köche 2019

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Höchstleistungen, Haubenküche und Hüttengaudi beim 22. Sterne-Cup der Köche in Ischgl, Foto: © TVB Paznaun – Ischgl / Champagne LaurentPerrier Sterne-Cup der Köche 2019

Nicht nur auf der Piste, sondern auch rund um die Events fanden sich die Sterneköche in allerbester Gesellschaft. Die Dichte der Ischgler Spitzengastronomie ist mit acht Haubenlokalen beeindruckend und auch der österreichische „Gault&Millau Koch des Jahres 2019”, Benjamin Parth, kommt aus Ischgl.

sprachigen Raum bilden die renommierten Gourmetführer Michelin, Der Feinschmecker, Gault&Millau, Varta, Schlemmer Atlas, der Große Restaurant & Hotel Guide, Gusto sowie À la Carte

Highlights: Küchenparty mit Lafer & Verleihung des Hornstein-Ranking

Wie ein Klassentreffen wirkte der traditionell zünftige Hüttenabend am Sonntag auf dem Berg. Am Montag folgte als krönender Abschluss die „Nacht der Köche”, ein Galadinner mit anschließender Siegerehrung und Party, bei der mit Champagne Laurent-Perrier auf die Sieger des Tages angestoßen wurde. Die hochdekorierten Sterneköche freuten sich über kulinarische Kreationen der Extraklasse ihrer Ischgler Haubenkollegen und ließen sich

Den Auftakt des kulinarisch-sportlichen Wochenendes bildete am Sonntagnachmittag die exklusive Küchenparty mit Kochlegende Johann Lafer, der mit prominenten Freunden und Kollegen zum Schlemmen auf die Idalp geladen hatte.

„Klassentreffen” der Sterneköche

rundum verwöhnen, ohne wie sonst, selbst am Herd stehen zu müssen. Veranstalter Thomas Schreiner von Laurent-Perrier zog zusammen mit dem Tourismusverband Paznaun – Ischgl ein positives Fazit. Gemeinsam freute man sich über das überaus gelungene Event. Der Sterne-Cup der Köche ist seit 22 Jahren das sportliche und kulinarische Highlight im Kalender der Spitzengastronomie. Als Partner unterstützten die Veranstaltung u.a.: S.Pellegrino/Acqua Panna, Der Feinschmecker, Palux, Deutsche See, die Silvrettaseilbahn AG sowie Audi und Atomic. Weitere Informationen unter www.sterne-cup-der-koeche.de www.ischgl.com www.hornsteinranking.com

Das nächste Highlight war zugleich eine Premiere: Zur Präsentation des 38. HornsteinRanking traf die anwesende Kochelite dann anschließend erstmals auf 2.624m Höhe vor grandioser Bergkulisse zusammen, um gemeinsam die besten Restaurants in Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz zu feiern. Die Basis der Bewertungen der bedeutendsten Hitliste der Gastronomie im deutschwiesbadener

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Foto (von links): Oreste Diedert (Landhaus Diedert), Thomas Schreiner (Champagne Laurent-Perrier), Günter Gollner (Das Goldstein), Stefan Blöcher (Hockeylegende), René Ackermann (AUDI Zentrum Wiesbaden), Uwe Seel (Zum kleinen König)


gaumenkitzeleien

Der Neue am Herd: Daniele Tortomasi, Foto: Thorsten Zimmermann

Der Neue am Herd

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aniele Tortomasi ist Küchenchef im Gourmet Restaurant im Favorite Parkhotel und neugierig auf die Mainzer und auf alle Wiesbadener, die Lust auf spannende Küchenabenteuer haben Er ist einer der jüngsten Schüler von Altmeister Harald Wohlfahrt - und vielleicht einer der unternehmungslustigsten. Mit gerade einmal 24 Jahren hat Daniele Tortomasi jetzt die Herausforderung angenommen, die Brigade des Gourmet Restaurants im Mainzer Favorite Parkhotel zu führen und sich gemeinsam mit seinem Team in die Herzen der Gäste zu kochen. Daniele, wie man ihn einfach nennen soll, sprüht vor Unternehmungslust und hat schon viele seiner Ideen in der neuen Karte umgesetzt. Teurer wird’s nicht – nur erfrischend anders. Den Favorite-Chefs Anja und Christian Barth gefallen die Motivation und das Tempo, das Tortomasi vorlegt. Bei der fachlichen Kompetenz vertrauen sie Danieles Mentor Harald Wohlfahrt, dem sich die Barths seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden fühlen. Sechs Monate lang hat Daniele bereits mit 10

seinem geschätzten Vorgänger Philipp Stein am Herd gestanden. Anfang des Jahres übergab Stein, der in den elterlichen Betrieb wechselt, den Kochlöffel und die Verantwortung an Daniele. Der ist seit seinem 14. Lebensjahr in der Gastronomie unter Vertrag, obwohl er sich damals eigentlich für eine Laufbahn als Hotelfachmann beworben hatte. Heute ist er froh und dankbar, in der Küche gelandet zu sein. Hier fühlt er sich bestens aufgehoben und sagt: “Ich kann mir keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen. Hier bin ich genau richtig. Hier kann ich mein Bestes geben und mich voll und ganz verwirklichen”. Aufgewachsen in Breisach an der französischen Grenze, kam er schon früh mit den kulinarischen Genüssen, die aus dieser Region einfach nicht wegzudenken sind, in Berührung. Zu Hause kocht die Mama mit Herz und Verstand ihre Leibgerichte aus der Slowakei und die Lieblingsgerichte aus Bella Italia, der Heimat des Familienvaters.

Aus dem Olymp nach Mainz Seine Ausbildung absolvierte er im Parkhotel Waldeck am Titisee und schloss sie im Parkhotel Adler in

Hinterzarten ab, wo er anschließend als Commi de Cuisine arbeitete. Eine weitere Station war das Colombi Hotel in Freiburg – bevor er sich in London und Zürich in der Gourmet Szene weiterbildete. In der Sat.1 Show “The Taste” stellte er im Team von Tim Mälzer sein Können unter Beweis, schrieb ein Kochbuch und konnte beim Wettbewerb für den “Koch des Jahres” als einer

Wiesbadener welcome Auch wenn immer noch behauptet wird, dass Wiesbadener sich nur in den seltensten Fällen auf die andere Rheinseite verirren, um dort einen genussreichen Abend zu verbringen, so will Daniele Tortomasi „die von der drüben” eines Besseren belehren. „Wiesbadener welcome” heißt sein Überraschungs-Menü, dass von flüssigem Traumstoff aus Rheinhessen begleitet wird. Und wie das mit Überraschungen so ist, ist das Menü auch nicht auf der Karte des Favorite Restaurants zu finden. Es wird werktags nach Vorlage eines offiziellen Dokuments, das den Gast aus Wiesbaden kommend ausweist, zum Welcome Preis von EUR 120,für 4 Gänge inklusive Weinbegleitung serviert. wiesbadener

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Blick ins Favorite Restaurant, Foto: Thorsten Zimmermann

der jüngsten Teilnehmer punkten. In 2015 kam er in die Küche der “Schwarzwaldstube” des Hotels Traube Tonbach, und war im Olymp für Gourmets angekommen. Hier kochte er zuerst auf dem Posten des Gardemanger dann als Entremétier. Danach wurde er zum Chef-Poissonnier befördert. Dann ereilte ihn der Ruf nach Mainz.

Gekonnt kochen ist cool

Danieles Küche ist weltoffen, handwerklich perfekt und hochprofessionell komponiert. Den Sockel bildet die französische Küche. Mit immer neuen, frischen Ideen will der junge Chef seine Gäste überraschen und mitnehmen auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt all’ der Köstlichkeiten, die man mit Knowhow und Fantasie zaubern kann.

So bleibt auch nach dem Menü noch Platz dafür und für seine “Pralinenvitrine”. Sie präsentiert feinste Pralinés hinter Glas und wird zum lustvollen Zugreifen an den Tisch gebracht. Daniels persönliches Lieblingsgericht klingt dagegen eher schlicht. Für Tafelspitz mit Meerrettichsoße und Bouillonkartoffeln geht er meilenweit. Und das muss er auch, denn auch hier ist sein Anspruch hoch. Das Fleisch muss zart und saftig sein. Die Soße sämig, aber nicht zu dick mit einer angenehmen Schärfe. Und die Kartoffeln, na ja, da spielen Qualität und gekonnte Zubereitung die Hauptrolle. Und natürlich muss alles auch ansprechend angerichtet sein.

Aber dann ist selbst dieses einfache Gericht einfach “voll cool”. Mit Daniele Tortomasi ist seit dem Bestehen des Favorite Restaurants bereits der dritte, blutjunge, hochmotivierte Küchenchef angetreten. “Wenn er seinen Job so gut macht wie seine Vorgänger Tim Meierhans und Philipp Stein, dann sind wir alle auf dem richtigen Weg”, so Anja und Christian Barth, denen die Förderung junger Menschen sehr am Herzen liegt. Auch Christian Barth bekam als junger Mann zusammen mit seiner Frau Anja in der Favorite vom Vater seine Chance. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Weitere Infos unter: www.favorite-mainz.de

Das Favorite Gourmet Restaurant Team, Foto: Thorsten Zimmermann

Ein Beispiel: Als Kartoffelfan zerlegt er die Brat-kartoffel akribisch in ihre einzelnen Bestandteile und setzt sie gekonnt zu einem genialen Zwischengang wieder zusammen. So hat man den Erdapfel selten gesehen. Doch Augen zu und das kulinarische Gedächtnis flüstert: Hier sind knusprige Bratkartoffeln und Aromen von Speck mit im Spiel ... Das Dekomponieren macht Daniele auch im Anschluss ans Dessert noch Spaß. Mit seiner kleinen “Kuchentheke” tritt er mit leichter Hand den Beweis an, dass Kuchen nicht zwangsläufig rund und in monströsen Tortenstücken daher kommen muss. wiesbadener

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on den einfachen Lagerstätten der Wikinger bis hin zur modernen Gourmetküche des 21. Jahrhunderts – die außergewöhnlichen Qualitäten des Specksteins konnten jederzeit überzeugen. Denn der seit dem 16. Jahrhundert in der kleinen schwedischen Stadt Handöl abgebaute Naturstein verfügt über eine faszinierende Eigenschaft: Er nimmt, je nach Behandlung, Kälte oder Wärme auf und gibt sie langsam wieder ab. Seit der Erfindung der WhiskySteine – der „niemals schmelzenden Eiswürfel” – bietet das schwedische Unternahmen Täljsten verschiedene außergewöhnliche Küchen- und Verkostungsutensilien her, die durch ihr Design und Funktionalität überzeugen. Und was in den schwedischen Haushalten schon lange seinen festen Platz hat, könnte nun auch auf dem deutschen Markt erfolgreich werden.

Als warm- oder kühlhaltender Untersatz kann der „Varm o Kall-Stein” von Täljsten sowohl am Tisch als auch bei den Vorbereitungen in der Küche eingesetzt werden und ermöglicht so das Warm- oder Kühlhalten der Speisen. Dabei legt man den Stein vor Benutzung einige Minuten in die Mikrowelle oder aber eine Viertelstunde oder länger in den herkömmlichen Backofen – Speisen und Getränke bleiben rund eine Stunde lang warm. Zum Kühlen legt man den Stein kurz in das Tiefkühlfach.

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Mit dem „Stenkall Vit-Kühler” genießt man Obstbrände und Liköre in aller Ruhe – geschüttelt und ohne Eis. Denn mit ihm lässt sich die Temperatur von Obstbränden

und Likören auf 6 bis 8 °C herunterkühlen. Auf diese Weise können sich die Aromen optimal freisetzen und entfalten. Und so einfach geht es: Vor Gebrauch den „Stenkall Vit-Kühler” zwei Stunden ohne das Glas in den Gefrierschrank legen. Lässt man ihn dauerhaft im Gefrierfach, kann man ihn jederzeit verwenden.

Ähnlich verwendet man den VinkylareFlaschenkühler, der mit seinem dezenten und natürlichen Design perfekt auf Ihren Tisch passt. Davor sollte man mindestens sechs Stunden in den Gefrierschrank legen. Bleibt er dort dauerhaft liegen, so kann man ihn jederzeit verwenden.

Speckstein wird bereits seit Jahrhunderten zum Kochen von Speisen genutzt. Dank seiner von Natur aus fettigen Oberfläche muss beim „Steksten-Kochstein” weder vor, noch während oder nach dem Kochen Fett oder Salz hinzugegeben werden. Der „Steksten-Kochstein” eignet sich ideal für 4 Personen. Wenn er aus dem Backofen genommen wird, lassen sich Speisen darauf rund eine halbe Stunde lang grillen. Einsatzbereit ist der Kochstein, wenn man ihn vor Benutzung 1 bis 2 Stunden bei Höchsttemperatur in den Backofen legt. wiesbadener

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Mit den Original-Täljsten-Whiskysteinen kann man die Temperatur Ihres Whiskys von 20°C auf rund 10°C herunterkühlen, ohne ihn zu verwässern. Dank der Original-Täljsten-Whiskysteine bleibt die ganze Kraft des Getränkes erhalten. Genießen Sie Ihren Whisky kühl und pur mit all seinen Aromen und seinem vollen Geschmack! Mindestens zwei Stunden vor Gebrauch müssen die Steine im Cold Pack im Gefrierschrank liegen. Die Steine werden vor dem Einschenken ins Glas gegeben; bei 4cl Whisky sinkt die Temperatur um 2,5 Grad pro Stein. Detaillierte Informationen zu den Produkten von Täljsten findet man, auch in deutscher Sprache, auf der Website www.taljsten.com. Anita Rudolf Im Rhein-Main-Gebiet gibt es derzeit leider noch keine Fachgeschäfte, die diese außergewöhnlichen Produkte führen. Die TäljstenInhaber freuen sich über entsprechende Anfragen, da sie – zu Recht! – der Ansicht sind, dass ihre Produkte bei den Deutschen gut ankommen werden. Bei Interesse genügt eine kurze Mitteilung per Mail an: nfo@taljsten.com

Stenkall Vit-Kühler

Varm o Kall-Stein wiesbadener

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kultur

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ligen Bürgerinnen und Bürgern der DDR zu eben dieser „Ausreise“ genutzt. Das Landesmuseum in Wiesbaden wird ansehnlich bedacht. Zum 150. Geburtstag des norwegischen Landschaftsmalers Harald Sohlberg wird „Mittsommernacht“ die erste Retrospektive auf dem europäischen Festland. Schirmherr ist Ministerpräsident Volker Bouffier. Wiesbaden wird zum Schwerpunkt des Jugendstils und der Kulturfonds RheinMain, der sich „an dieser hervorragenden Verbindung von Exzellenz und Vernetzung einfach beteiligen mußte“, steuert 50.000 Euro bei. Für Dr. Helmut Müller bietet das Jugendstiljahr das Musterbeispiel „einer einjährigen Entdeckungsreise“. DDR-Oldtimer als Blickfang: Beim „Paneuropäischen Picknick“ von Go East 2019 auf dem Schloßplatz vor dem Rathaus durften original Trabis als Kolorit nicht fehlen.

Weltmusik, Tanz zum Mitmachen, Fotografie-Triennale & Jugendstil Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main ist als Sparten verbindendes Förder-Gremium in der Region etabliert

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enn es den Kulturfonds Rhein-Main nicht gäbe, müßte er erfunden werden. Die kreative „Integration zum Hören“, die der Kulturfonds Frankfurt RheinMain in Kooperation mit der Stiftung „Flughafen Frankfurt/Main für die Region“ als Eigen-Projekt „Weltmusik in Hessen“ in der letzten Spielzeit gestartet und bis jetzt weitergeführt hat, kann sich hören lassen. „Die Reihe ist zum Erfolgsmodell geworden, das zwei Publikümer zusammenbringt, die sonst nicht zusammenkommen“, ist Kulturfonds-Geschäftsführer Dr. Helmut Müller begeistert. „Neue Flötentöne aus dem Himalaya“, arabisch-jüdische und creolische Klänge gab es in Hanau, Bad Vilbel, Offenbach, Hattersheim und Rüsselsheim. „Weltmusik 2.0“ kam mit dem Duo „Crossover Bagdad-Köln“ ins Landesmuseum Wiesbaden. „Durch die Zeiten - über

Grenzen“. Ganz klar – „Weltmusik“ baut Brücken. Das Projekt ruft nach der 2. Spielzeit. Das Tanzfestival, Erfolgs-Projekt der „Tanzplattform Rhein-Main“, wird vom Kulturfonds als innovative Kooperation des Hessischen Staatsballetts mit dem Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm erheblich gefördert. Die vierte Auflage geht in Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden und erstmals in Offenbach über die Bühne. Am Tanztag Rhein-Main wird die ganze Region bespielt. Neugierige schwingen das Tanzbein. Beim 19. Festival des Mittel- und Osteuropäischen Films „Go East“ war der Kulturfonds wieder als Sponsor dabei, gab dem „Paneuropäischen Picknick“ die nötige Starthilfe. „Paneuropäisches Picknick“ hieß vor 30 Jahren die Friedensdemonstration an der Grenze von Österreich und Ungarn, von ausreisewil-

Den vormaligen Oberbürgermeister der Landeshauptstadt freut das „neue Schwergewicht des Jugendstils in Hessen“, das Wiesbaden jetzt auf eine Stufe stellt mit Darmstadt. „PANAKUSTIKA 2019/20 - sechs Konzerte für Querhörer Jugendstil“ zeigt Bezüge zwischen musikalischer Avantgarde und Jugendstil sowie hinweg über Jahrhunderte der Musikgeschichte auf. Seinen 10. Geburtstag hatte der Kulturfonds in Kooperation mit ZDF/Arte, DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und Omnimago GmbH auch mit seinem „Kino Varieté Rhein-Main - Eine Region entdeckt ihre lokale Filmgeschichte“ zelebriert. Furioser Kintopp mit nostalgischen Stummfilmen von Filmpionier Edy Dengel („Das Schloss des Schreckens“) wurde „wie in alten Zeiten“ mit Lifemusik, Tanz und Akrobatik präsentiert. Der Kulturfonds kann auch Vernetzung. Dr. Müller freut besonders die jetzt jährliche Ausstellung zur Fotografie in der Region: „Die etablierten Formate „Wiesbadener Fototage“, „Die Damstädter Tage zur Fotografie“ und „RAY Fotografieprojekte Frankfurt RheinMain“ ergänzen sich hervorragend.“ Der Kulturausschuss des Fonds hat Ayse Asar, Staatssekretärin im Kunstministerium, zur Vizevorsitzenden gewählt und 2.632 Millionen Euro Fördersumme beschlossen. 2020 werden die „Lebensmenschen Jawlensky und Marianne von Werefkin“ im Landesmuseum Wiesbaden mit 220.000 Euro gefördert. In die Zukunft blickt „Tinybe“. Das „interaktive Gesamtkunstwerk“ zeigt „bewohnbare Skulpturen“ in Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden. www.kulturfonds-frm.de Text und Fotos: Gesine Werner

14 Stellen Wiesbaden als europäisches Zentrum des Jugendstils in den Fokus: Dr. Helmut

Müller (Kulturfonds), Dr. Peter Forster (Museum Wiesbaden), Kulturdezernent Axel Imholz und Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk (von links).

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eutschlands ältestes Fotofestival geht in die nächste Runde. 2002 gegründet, finden die 11. Wiesbadener Fototage dieses Jahr vom 17. August bis 1. September statt. Die Macher der ersten Stunde, Reinhard Berg und Frank Deubel bereiten mit dem Orga-Team die internationale Bilderschau vor, die dieses Mal mit 57 TeilnehmerInnen einen neuen Rekord aufstellt und an 6 Ausstellungsorten zu sehen ist – neu dabei sind das Wiesbadener Rathaus und das Aktive Museum. Ziel der Wiesbadener Fototage ist es, die zeitgenössische Fotografie stärker in das Licht der Öffentlichkeit zu bringen und durch die Präsentation von professionellen, hochwertigen Fotoarbeiten unter einem Themenschwerpunkt die künstlerische Beschäftigung mit dem Medium darzustellen. Melanie Hübner: Torsten Fantastic in Rubber wiesbadener

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Jenseits der allgegenwärtigen Bilderfluten und der kommerziellen Verwertung des fotografischen Bildes bieten die Wiesbadener Fototage einen Raum, in dem individuelle, kontroverse und spannungsreiche fotografische Konzepte ihren Platz finden. Dadurch sollen Auseinandersetzungen mit künstlerischen Positionen in Gang gesetzt werden. Heike Günter

Oben: Jutta Engelage: Broken Cities 2, unten: René: Sikkes Wohnwagen

Die Wiesbadener Fototage suchen den intensiven Kontakt mit dem Publikum und wollen den Zugang zum Medium Fotografie so direkt wie nur möglich gestalten (ohne Eintrittsgelder). Ziel ist es nicht nur, das Fachpublikum und Kunstinteressierte zu erreichen, sondern auch die jüngere Generation. Deshalb sind die Anwesenheit von Ansprechpartnern, Fotografengesprächen und Führungen genauso wichtig wie die Begleitung der Ausstellungen durch einen Katalog. „GrenzgangFotokunst” lautet das Thema der diesjährigen Fototage. Das Ausloten von Grenzen ist seit jeher immanenter Bestandteil von Fotokunst. Ergebnisse aktueller Fotokunst sind immer daran zu messen, inwieweit sie die Grenzen der Fotografie neu ausloten. Reale Grenzen der Welt und Sichtweisen gehören ebenso dazu wie ästhetische, physische und psychische Grenzen. Das betrifft sowohl reale als auch fiktive Grenzen. Dabei geht es um die grundsätzliche Fragestellung des „So noch nicht Gesehenen”. Die grundsätzliche Fragestellung mit welchen Grenzgängen – inhaltlichen sowie fotografischen - sich die Fotografen auseinandersetzen bildet den Ausgangspunkt und Kern der Fototage. Einen weiteren Schwerpunkt stellen die Fotoarbeiten von blinden Fotografen dar. Kooperationspartner für diese spannende Präsentation ist das erste reguläre Fotostudio für Blinde Fotografen*innen, das im Juni 2018 in Berlin Schönberg eröffnet wurde. Es bietet alle technischen Voraussetzungen für die Arbeit mit Lightpainting und blinden Fotografen*innen somit einen Ort, an dem sie gemeinsam mit

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Assistenten eigene Fotoprojekte mit dieser Methode verwirklichen können. Fotografie von Blinden ist Teamwork. Zusammen mit ihren ausgebildeten sehenden Assistenten haben die Fotografen*innen im Studio die Möglichkeit eigenständig fotografische Ideen und Projekte zu erarbeiten. Der blinde Fotograf*in ist dabei das kreative Zentrum und setzt mit Hilfe seines Assistenten die innere Bildvision um. So unterschiedlich die Sujets der vier Fotograf*innen sind, benutzen sie für die in dieser Ausstellung gezeigten Bilder doch alle die gleiche Technik: das Light Painting. Bei dieser fotografischen Methode aus der Langzeitbelichtung werden Aufnahmen in der Regel bei Dunkelheit gemacht. Gleichzeitig wird mit ein oder mehreren Lichtquellen gegen die Kamera geleuchtet, so dass flächige Linien entstehen – ein wenig wie der Effekt, den man vom Bewegen einer Wunderkerze kennt.

Ausstellungsorte: - Ministerium für Wissenschaft und Kunst Rheinstraße 23-25 - SV SparkassenVersicherung Bahnhofstraße 69 - Kunsthaus Wiesbaden Schulberg 10 - frauen museum wiesbaden Wörthstraße 5 - Rathaus Wiesbaden - Aktives Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte Spiegelgasse 9 Diesjähriger Länderschwerpunkt ist Finnland, das mit 11 vielschichtigen fotografischen Positionen vertreten ist. Die Auswahl entstand in der Zusammenarbeit mit der in Frankfurt lebenden, finnischen Fotografin Katja Maria Nyman. Die Eröffnung der Fototage ist am 17.8. um 20 Uhr im Kunsthaus Wiesbaden. Am Sonntag, 18.8. ab wiesbadener

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Joschua Arnaut: Apple & Windows Internet

11 Uhr werden in Gesprächsrunden mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten werden Positionen mit ausstellenden Fotografen anhand ausgesuchter Bilder und Serien erläutert (ebenfalls Kunsthaus). Michaela Höllriegel, Mitarbeiterin der Fototage führt an zwei Terminen durch die diesjährige Ausstellung um mit interessierten Besuchern über die gezeigten Arbeiten zu diskutieren (Die Termine werden noch ausgeschrieben!). Über die Workshops von Frank Deubel informiert man sich am besten auf der Homepage: www.wiesbadener-fototage.de.

Auch die Zukunft der Wiesbadener Fototage ist bereits geplant. Ab 2019 werden sie durch die Eingliederung in eine Foto-Triennale im Rhein-Main-Gebiet in eine neue Phase eintreten. Gemeinsam mit Frankfurt und Darmstadt wird abwechselnd jedes Jahr ein Fotofestival stattfinden: 2020 in Darmstadt, 2021 in Frankfurt und 2022 in Wiesbaden.

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heatrium bittet als „rue total“ in der 42. Auflage am 14. und 15. Juni auf die Wilhelmstraße / Fünf Straßenbühnen laden ein Es lebe der Mythos und es darf wieder gefeiert werden. Das Theatrium ist Deutschlands ältestes Straßenfest. Am 14. und 15. Juni feiert der Dauerbrenner mit Kult-

Nassauer Hof präsentiert sich rund um das Denkmal als optische Einheit und wird von dem Nobelhotel in Eigenregie bespielt. Auf dem Bowling Green und dem Warmen Damm, vor der IHK und in der Burgstraße kündigt sich rockiges und poetisches Programm an. Die ganze „Rue“ wird für das Publikum zur Flaniermeile.

Beliebter Dauerbrenner mit Kultstatus status den 42. Geburtstag. Es geht wieder rund auf fünf Straßenbühnen. Die Wiesbadener Prachtstraße lädt ein zu „rue total“. Bürgermeister Dr. Oliver Franz freut sich auf „jede Menge Spaß und Unterhaltung“ und eröffnet die Feiermeile am Feitag um 16 Uhr auf dem Bowling Green. Für die veranstaltende Kurhaus Wiesbaden GmbH betonte Oliver Heiliger das „Fest zum Erleben, Staunen und Genießen.“ Das Areal der Wiesbadener Prachtstraße bietet fünf Openair-Bühnen. Die Bühne vor dem 18

Für die Yussara Dance–Streetparade aus Brasilien, für Groot & Co. und den Sound of Frankfurt wird das Areal zum Lauf-Steg. Phantasievolle LED- Kostüme schweben beim Gage-Hochstelzenlauf über die Feiermeile. Das Gaukeln und Musizieren an jeder Ecke ist gelebte Tradition des Klassikers.

Für die Kleinen richtet die Kinderzeitung Kruschel eine 3000 Quadratmeter große Erlebniswelt mit Hüpfburg, Zirkus, einem BungeeRun und einer riesigen Hindernisbahn aus. Deutschlandweit einzigartig ist der Kunsthandwerkermarkt. Rund um das Bowling Green gibt es Kunsthandwerk, Keramik und Modeschmuck. Erstmals ist in die 110 Stände „das Thema Wein integriert“ mit speziellen Produkten. Auf den Bühnen locken beliebte Wiesbadener Eigengewächse wie die Tanzschulen Lalit sowie Fiddle & Feet und die Flamenco-Tanzschule Jaleo mit attraktivem Showprogramm. Seit 1985 dabei, lassen sich die unkaputtbaren Nightbirds ihr Heimspiel nicht nehmen. Urgesteine wie Mallett und Biber Hermann sind mit von der Partie. „Geräuschimpulse“ gibt es auch. www.wiesbaden.de/microsite/ kurhaus/besucher-informationen/ veranstaltungen/theatriumkurhaus.php Gesine Werner

Die Rue entlang sind an 140 kulinarischen Ständen Bratwurst, Flammkuchen, Thai Food & Co. im Angebot. Für jeden Gaumen ist etwas Leckeres dabei. Und Durst hat keine Chance. Die Getränkepalette bietet Sekt und Selters, Bowle und Cocktail. wiesbadener

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eintönigen Klinikalltag und zaubert ein Lächeln in die Gesichter von erkrankten Kindern, die vielleicht sonst gerade nicht so viel zu lachen haben. Oder sie begeistert Menschen in Altersheimen und bringt frischen Wind in die verschlafene Nachmittagsroutine vor der nächsten Bingo-Runde.

Die Clowndoktoren feiern ihr 25jähriges Jubiläum, Foto: David Straßburger

Lachen ist und bleibt die beste Medizin 25 Jahre Wiesbadener Clowndoktoren

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m 7.Juni feierten die Clowndoktoren im Wiesbadener Kulturforum ihr 25jähriges Bestehen als Verein. Seit 1994 helfen sie mit humorvollen Visiten erkrankten Kindern und Senioren durch schwere Zeiten und bringen wortwörtlich wieder Farbe in ihr Leben. Der WIESBADENER nimmt die einzigartige Erfolgsgeschichte unter die Lupe.

Vergessen Sie Homöopathie, Pflanzenheilkunde oder gesunde Ernährung, Lachen ist und bleibt die beste Medizin. Das beweisen die Artisten des Clown Doktoren e.V. seit zweieinhalb Jahrzehnten mit ihren Besuchen in Kin-derkliniken und Altersheimen in Hessen und Rheinland-Pfalz. Natürlich kann die Humortherapie keine Wunder bewirken, doch sie bringt willkommene Abwechslung in den oft

Der soziale Verein, der einst in der Horst-Schmidt-Kinderklinik mit der Unterstützung des damaligen Chefarztes Prof. Dr. med. Michael Albani von Hristo Kalanlioglu und seiner Spielpartnerin Laura Fernandez ins Leben gerufen wurde, umfasst heute 30 aktive Clowndoktoren, die in zwölf Kinderkliniken und acht Altersheimen im Einsatz sind und jährlich 60.000 Kinder zum Lachen bringen. Alles begann, als sich Kalanlioglu und Fernandez im Oktober 1993 erstmals als Clowns verkleideten und in der HSK in Wiesbaden vor begeisterten Patienten ihre Premierenvisite hielten. Ein Jahr später wurde der Verein gegründet und erfuhr von vornherein viel Zuspruch. Hristo Kalanlioglu, seinen kleinen und großen Fans als Dr. Schnickschnack bekannt, ist nach all den Jahren immer noch aktiv dabei und mittlerweile sogar bundesweiter Rekordhalter in der Anzahl an Spieljahren als Klinikclown. Inspiriert wurde der Verein von dem amerikanischen Konzept des clown doctoring und konzentrierte sich zunächst auf erkrankte Kinder, bis die Arbeit auf hilfsbedürftige Menschen in Altersheimen erweitert wurde. Seit 2012 besuchen Clowns auch regelmäßig Kinderhospize und Patienten in der Kinderintensivpflege. Hier verbringen die Künstler nochmal bewusst mehr Zeit mit den Kindern, die oft besonders tragischen Schicksalsschlägen ausgeliefert sind. Natürlich kann nicht jeder halbwegs lustige Komiker mit roter Nase von heute auf morgen Clowndoktor werden, immerhin verlangt die Tätigkeit auch eine pädagogische Kompetenz. Die freiberuflich arClowns im Seniorenzentrum, Foto: Mario Diener

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beitenden Künstler werden für die sensible Arbeit von dem Verein mit einem speziellen Trainingsprogramm ausgebildet und auf die Begegnungen mit erkrankten Menschen vorbereitet. Zum Repertoire gehören etwa Clownsnasentransplantationen, der geübte Umgang mit der Seifenblasenbehandlung oder das Ausstellen von Erdbeereispizza-Rezepten. Und die Ausbildung trägt Früchte: „Mich beeindruckt jedes Mal, wie professionell, sensibel und auch nachhaltig es die Clowndoktoren schaffen, eine fröhliche, unbeschwerte Atmosphäre an das Krankenbett der Kinder zu bringen“, meint etwa Prof. Dr. Markus Knuf, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche der HSK-Kliniken. Das gilt auch für die Arbeit in Altersheimen, die für die Künstler eine ganz andere Herausforderung darstellt. So werden die Clowns unter anderem in einem speziellen Training auf den Umgang mit Demenzerkranken vorbereitet. Clowndoktoren bei der Arbeit, Foto: Michael Euler

Die Clowndoktoren begleiten die Patienten oft während des kompletten Genesungsprozess und sorgen mit ihren Besuchen nicht nur für etwas Abwechslung, sondern lenken vor allem auch von der ernsten Atmosphäre im Krankenhaus und den Sorgen um die Gesundheit ab. Besonders für Kinder sind die regelmäßigen Visiten ein wiederkehrendes Highlight, auf das sie sich schon lange im Voraus freuen und das ihre beschwerliche Zeit sichtbar erträglicher macht. Die dadurch entstehende persönliche Bindung zwischen Patient und Clown ist neben der Humortherapie ein immens wichtiger Faktor in der Arbeit der Künstler. Mit Improvisation, Puppenspiel, Musik und Pantomime werden die Kinder zwei Mal wöchentlich bespaßt und dabei auch immer wieder in die kleinen Scherze und Gags mit einbezogen. Und die Clowndoktoren sind überzeugt: Durch die aktive Teilnahme wird die spielerische Seite der Kinder gefördert, ihre Selbstheilungskräfte wiesbadener

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geweckt und so mit der Kraft des Humors die medizinische Therapie unterstützt. „Die kleine Gruppe Wiesbadener Clowndoktoren gründete 1994 einen Verein, und wir können in diesem Jahr das 25jährige Jubiläum feiern“, fasst ein stolzer Hristo Kalanioglu zusammen. Damit das auch so bleibt, sind die Klinikclowns nach wie vor auf finanzielle Hilfe angewiesen, denn die Visiten der Künstler werden vollständig mit Spendengeldern bezahlt. 2017 warb für diesen Zweck ein Eswe-Bus ein Jahr lang in Wiesbaden mit farbenfrohen Bildern und hat damals für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Wer die Clowndoktoren seitdem aus dem Gedächtnis verloren hat oder erst jetzt auf dieses besondere soziale Engagement gestoßen ist und den Verein unterstützen möchte, findet alle Informationen dazu unter www.clown-doktoren.de. Konstantin Mahlow 21


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Schon die frühen Skizzen und Aktzeichnungen zeigen enorme Sinnlichkeit. Eine ganz eigene Art von fragiler Magie steht nur scheinbar in Widerspruch zur Experimentierlust mit Fiberglasfaser, Latex, Polyester. Kreis, Dreieck, Kästchen, Gespinste aus Kordel und Seil, pralle Farben. Hart und weich, fragil und fest zugleich. Die US-Künstlerin Joana PousetteDart lädt zu einer sinnlichen Seh-Reise in den amerikanischen Südwesten ein und stellt erstmals in Deutschland aus. Die in den USA sehr bekannte Malerin versteht ihre erfrischend expressiven Bild-Tafeln, die sich auszudehnen scheinen „als eine Art Dialog zwischen mir selbst und dem fernen Horizont Mit den „Shapes Canvases“ begann ich in Galisteo, New Mexico.“

Eva Hesse: o.T. (Zeichnung 1963)

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m Museum Wiesbaden ist derzeit Frauenpower im Doppelpack zu erleben – Werke von Eva Hesse und Joanna PouisetteDart laden ein.

Fast zwanzig Jahre nach seiner unvergeßlichen Retrospektive gibt das Museum Wiesbaden, auch mit allen Werken aus eigenem Bestand, einen chronologischen Werküberblick.

Die Farben Gelb-Orange, Himmelblau und sandiges Gelb, mattes Türkis – und das Abendrot der Wüste. „Ihr Blick vervollständigt das Werk“

Kreative Frauenpower und ein „abgängiger“ Direktor Museum Wiesbaden punktet mit Eva Hesse und Joanna Pousette-Dart und lässt Dr. Alexander Klar an die Hamburger Kunsthalle ziehen Eva Hesse, eine der herausragendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts lädt ein, ihr Werk (wieder) zu entdecken.

„Wo hört die Zeichnung auf, wo fängt die Malerei an? Ich frage mich, ob meine Zeichnungen nicht eher Gemälde sind, nur kleiner und auf Papier,“ sinnierte Eva Hesse. „Die Zeichnungen könnte man mit Fug und Recht Malerei nennen, und auch einige meiner Skulpturen könnten den Namen Malerei tragen.“ Gut 70 Zeichnungen und Collagen werden flankiert von fünf Skulpturen und drei großformatigen Gemälden. Unter dem schlichten Titel „Zeichnungen“ haben Kurator Dr. Jörg Daur und Co-Kuratorin Lea Schäfer in Zusammenarbeit mit dem Nachlaß von Eva Hesse, der Galerie Hauser & Wirth sowie dem Allen Memorial Art Museum, Oberlin College, in Ohio eine sehenswerte Schau gehängt, die als Variation auch in Ohio gezeigt wird. Die Skulptur „Eighter from Decatur“ begrüßt als Schlüsselwerk.

22 Die Werke der US-Künstlerin Joanna Pousette-

Dart mit ihren gekurvten Bild-Tafeln sind erstmals in Deutschland zu sehen. Foto: Gesine Werner

regt die Künstlerin dazu an, „mit den Augen im Bild zu wandern.“ Auf Holzplatten gespannte Leinwände lassen an ein Kanu denken oder ein Totem. Die Eva Hesse-Werkschau ist bis 23. Juni zu sehen, Joanna Pousette-Dart bis zum 30. Juni. Dann brechen die letzten Tage des Museumsdirektors Dr. Alexander Klar im Museum Wiesbaden an: Der engagierte Kunsthistoriker und Mann der klaren Worte, der frischen Wind brachte, den zuvor wenig einladenden Bau geöffnet hat, Besucherrekorde aufstellte und gute Kontakte zu Sammlern wie Frank Brabant und dem Ehepar Neess pflegt, wird im August Chef der Kunsthalle Hamburg. Auch das renommierte Haus an der Alster wird der Familienvater bestimmt zum Treffpunkt für Interessierte machen, die sich vor Ort austauschen. „Toitoitoi!“ für „Hummel-Hummel“ an Elbe und Alster! Gesine Werner wiesbadener

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Jugendstil in Wiesbaden als Kunst am Bau: Wandmalerei von Hans Christiansen am Haus der Architekten Werz & Huber im Dambachtal.

Ein sinnliches „Gesamtkunstwerk“ Stadt Wiesbaden wird zum europäischen JugendstilZentrum Wiesbaden wird Jugendstil-Zentrum. Der Kunstsammler Ferdinand Wolfgang Neess schenkt den Großteil seiner Sammlung, die wichtigste europäische Privatkollektion an Jugendstil und Symbolismus und macht das Landesmuseum Wiesbaden zum führenden Haus der revolutionären Kunstrichtung. Das Jugendstiljahr 2019/2020 begann mit zwei Ausstellungen im Stadtarchiv (Fotografien von Michael Lebed zu „Jugendstil in Wiesbaden“) und in der Kunstarche (Hans Christiansen). Im Staatstheater lädt am 26. Juni 2019 das Hessische Staatsorchester zum Festkonzert „Wir 8“. Ab Juni sind 700 kostbare Objekte als „begehbares Gesamtkunstwerk“ im Landesmuseum zu erleben. Beim Sommerfest am 29. Juni weiht das Museum den neuen Schwerpunkt im Südflügel ein. „Da kommt etwas ganz Großes auf uns zu“ war Museumskustos Dr. Peter Forster beim Erstkontakt mit dem generösen Sammler Neess klar. Das Publikum werde sich in der „Inszenierung“ wie in einer Weltausstellung fühlen. „Wiesbaden wird international wahrgenommen.“ Die spektakuläre Kollektion mit Gemälden, Pastellen und Aquarellen aus ganz Europa, mit Objekten der angewandten Kunst wie Glas, Porzellan und Keramik, Vasen, Schalen, Lampen, Lüstern und Möbel-Ensembles ist über 40 Millionen Euro schwer. Das Konvolut ist die wertvollste Schenkung in der Geschichte des Museums. Das „Jugendstiljahr 2019/2020“ wird als Kooperationsprojekt Sparten verbindend zelebriert von mehr als 25 Wiesbadener Institutionen – von Stadtarchiv und sam über Mary-Lou Sullivans Hinterhof-Palazzo („Jugendstil in Wien“) bis zur Lutherkirche. Kulturdezernent Axel Imholz und der neue Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk geben 60.000 Euro Zuschuß aus dem Kulturetat bekannt. Der Kulturfonds Rhein-Main „mußte sich an dieser hervorragenden Verbindung von Exzellenz und Vernetzung einfach beteiligen“ und steuert honorig 50.000 Euro bei. Dr. Helmut Müller definiert das Jugendstiljahr zu „einer einjährigen Entdeckungsreise“. Den Kulturfonds-Geschäftsführer freut das „neue Schwergewicht des Jugendstils in Hessen“, das Wiesbaden auf eine Stufe hebt mit Darmstadt. Text und Foto: Gesine Werner 24

Sie sind wieder da, die gefeierten Publikumslieblinge in Jan Gockels Inszenierung „die Nibelungen“ mit den zuweilen riesigen Puppen von Michael Pietsch. Die neue Spielzeit am Mainzer Musentempel wirft ihre Schatten voraus.

In Deiner Haut will ich stecken Die neue Theater-Spielzeit in Mainz übt sich in Empathie Wenn das Sprichwort „In Deiner Haut will ich nicht stecken“ ins Positive gemünzt wird und sich Bühnenschaffende in Empathie üben wollen, ist die neue Mainzer Theaterspielzeit 2019/20 im Anmarsch. Intendant Markus Müller kündigte mit Chefdramaturgin Ina Karr (Oper) und ihrem Kollegen Jörg Vorhaben (Schauspiel), mit Tanzdirektor Honne Dohrmann und Generalmusikdirektor Hermann Bäumer den Perspektivenwechsel an. Frei nach Georg Büchner soll „mit den Augen des Anderen“ auf die Welt „und uns selbst“ geblickt werden. Mit dem Theaterfest (24. August) und der Operngala (25. August) geht es los. Das inklusive Theaterfestival bringt vom 12. bis 21. September „Grenzenlos Kultur“ ins Haus. Große Ensemblestücke, facettenreiche Frauenfiguren – Tschechovs „Drei Schwestern“, Horvaths „Geschichten au dem Wienerwald“ und Arthur Millers „Hexenjagd“ – stehen auf dem Spielplan. Heinrich Manns „Untertan“ – nach Tucholsky „das Herbarium des deutschen Mannes“, inszeniert Christoph Rick . Als deutschsprachige Erstaufführung bringt Hausregisseur K. D. Schmidt Beau Willimons preisgekrönten Thriller „Tage des Verrats“ heraus, von George Clooney als „The ides of march“ verfilmt. „Beethoven“ heißt die spartenverbindende biografische Collage, die Jan-Christoph Gockel und GMD Bäumer mit den Puppen von Michal Pietsch zum Beethoven-Jahr 2020 zeigen. Spartenübergreifend kommt auch das Musical „The Producers“ als Satire auf das Showbusineß daher. Mit Luigi Nonos „Al gran sole carico d´amore“ kommt eine Herausforderung wie „Avis de Tempéte“ und die FAUST-preisgekrönte deutsche Erstaufführung „Pérelá“ auf das Publikum der Domstadt zu. Das gefeierte und mithin fest etablierte tanzmainz festival lädt ein zum „update #3“unter dem Titel „The other Europe“. Auch sonst läßt sich der ”Place of Creation” nicht lumpen: Sharon Eyals FAUST-gewürdigte Choreografie „Soul Chain“ kommt wieder! Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener

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Der Darmstädter Musentempel am Georg Büchner-Platz nimmt „Abschied von den Helden“ – ob Othello oder Turandot oder im Doppelpaß-Projekt „Körpertreffer“.

Die „Ritter“ tanzen um das „Goldene Kalb“: Friedrich von Werlitz (Pascal Frey), Hildegard von Eichstädt und Herbert von Buch (Dietmar Bertram) im Theater im Pariser Hof.

Abschied von den Helden

Heiratslustige Ritter vom goldenen Kalb

Mit Turandot und Othello und Räuber Hotzenplotz in die neue Spielzeit am Darmstädter Musentempel „Abschied von den Helden“ will das Staatstheater Darmstadt in seiner Spielzeit 2019/2020 nehmen. Intendant Karsten Wiegand hat den renommierten Mythenforscher Joseph Campbell („Die Reise des Helden“) für sich entdeckt. Der Darmstädter Hausherr ist verblüfft über das in vielen Opern, Theaterstücken und Romanen (Hollywood-Filme nicht zu vergessen!) auftauchende Grundmuster der klassischen Heldenreise mit Machtlegitimation und Abgrenzung. Die „guten, alten Opernstoffe“ werden von Operndirektorin Kirsten Uttendorf hinterfragt. „Turandot“ wird von Valentin Schwarz inszeniert, das Musical “Catch me if you can“ bringt Gil Mehmert auf die Bretter. Paul-Georg Dittrich setzt „Fidelio“ in Szene. Intendant Wiegand läßt in Zimmermanns „Requiem für einen jungen Dichter“ mit zwei Uraufführungen nach dem Neuen befragen. Von 29 Premieren in der Büchnerstadt sind zwei Uraufführungen, auch in zwei Sparten verbindenden Projekten und in den Konzertreihen treten die Helden noch einmal auf – und ab. „Die Zeiten der vielfach besungenen, heroischen Männer“ (und Einzelkämpfer) sind unter den Vorzeichen der Globalisierung endgültig vorbei“, erklärt Schauspieldirektor Oliver Brunner. Dem local hero Büchner darf durchaus gehuldigt werden mit kritischem Blick auf seine Geschlechterbilder. Julia Prechsl nimmt sich die satirische Komödie „Leonce und Lena“ vor, die in gewitzter Version derzeit auch auf dem Mainzer Spielplan steht. Fatih Akins „Aus dem Nichts“ wird adaptiert, Regisseurin Friederike Heller fühlt der trauernden Mutter als fragwürdige Heldin auf den Zahn. Das Hessische Staatsballett wird in der Choreographie von Ballettdirektor Tim Plegge mit Tschaikowskys Klassiker „Der Nußknacker“ in den „Rausch der Bewegung“ entführen. „Startbahn 2020“ mit Choreografien aus dem Ensemble heraus wird überraschen – den phantasievollen Arbeiten sind keine Grenzen gesetzt. www.staatstheater-darmstadt.de Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener

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Freies Theater Wiesbaden bringt Hedwig Dohms Lustspiel als Wiesbaden-Erstaufführung auf die Bühne 100 Jahre Frauenwahlrecht – 100. Todestag von Hedwig Dohm. Und ein lange verschollener, im Heiratsmarkt der „Weltkurstadt“ Wiesbaden angesiedelter Bühnentext der streitbaren Frauenrechtlerin taucht auf. Historiker Dr. Thomas Weichel, bis zum Ausscheiden der Landeshauptstadt aus dem Verfahren, Koordinator der Weltkulturerbebewerbung Wiesbadens bei der UNESCO, entdeckte das Stück wieder. In Berlin feierte das satirisch anmutende Stück über ach so bessere Herren, die im Kurhaus zu Wiesbaden reiches Blaublut umwerben, 1879 mit seinen treffsicheren Dialogen Erfolge. „Hedwig Dohm und ihre Ritter vom Goldenen Kalb“. Das Freie Theater Wiesbaden bringt seine WiesbadenErstaufführung des Lustspiels „frei nach“ dem Originaltext, eher hüftsteif daher. Die Inszenierung auf der mit einigen Volieren, Tischlein und zwei Stühlen möblierten Bühne im Pariser Hof könnte mehr Schwung vertragen. Das Publikum geht mit, kommentiert auch mal mit Stöhnen: „Man nimmt den Frauen die Anmut und Naivität, wenn man sie sich bilden läßt.“ Geld oder Liebe? Haben oder Sein? Hildegard von Eichstädt (Barbara Haker) ist in Begleitung ihrer Gesellschafterin Ilse Müller (Rebekka Herl) einer Ehe zugeneigt. Umworben werden die Damen vom windigen Schmieren-Baron Friedrich von Werlitz (Pascal Frey), dem mafiösen Grafen Xaver Nicolowitsch (Andreas Schlicht) und dem lernfähigen Gutsbesitzer Herbert von Buch, dem Dietmar Bertram ausdruckstarke Präsenz verleiht. Kluger Schachzug der Inszenierung von Barbara Haker, die Frauenrechtlerin und Großmutter von Katia Mann selbst zu zeigen: „Warum darf ich nichts lernen? Mein Geist darbt“ leiht Rebekka Herl der radikal wortgewandten Autorin, welche das Frauenwahlrechts noch erlebte, resolute Stimme. „Die Menschenrechte haben kein Geschlecht.“

Text und Foto: Gesine Werner 25


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Sie sind „ganz Mann“ und stellen die Jubiläums-Spielzeit des Wiesbadener Staatstheaters im Prunkfoyer vor: Jan-Sebastian Knittel (Kunstministerium), Direktor Bernd Fülle, Intendant Uwe Eric Laufenberg, GMD Patrick Lange und Ballettchef Tim Plegge (von links).

Blues Brothers, Carmen, Nußknacker und ein Kompositionswettbewerb Jubiläums-Spielzeit am Wiesbadener Musentempel Wenn im „Casino Wiesbaden“ der „Nußknacker“ auf Carmen und die Blues Brothers trifft, wirft ein Jubiläum seine Schatten voraus. Das Hessische Staatstheater Wiesbaden zelebriert seinen 125. Geburtstag. Am 16. Oktober steigt die „Festvorstellung“. Der Jubiläums-Spiel-Plan 2019/2020 kann sich sehen lassen. Für die erste Spielzeit seines neuen Fünfjahresvertrages bietet Uwe-Eric Laufenberg mehr Angebote für junges Publikum und wertet die Wartburg auf. An der Oper gibt es Strauss, Verdi und Wagner satt. Breit grinsend als „kleines Stück“ gepriesen, bringt der Intendant „Tristan und Isolde“ mit GMD Lange am Pult zu den IMF raus. Catherine „Isolde“ Foster stehen Andreas Schager und Lance Ryan als Tristan gegenüber. Neben dem „Rosenkavalier“ mit Johanni van Oostrum und Kammersänger Thomas de Vries punktet Kálmáns „Gräfin Mariza“ mit Publikumslieblingen – Sabina Cvilak, Betsy Horne, Erik Biegel, Klaus Krückemeyer und Gottfried Herbe geben sich die Ehre. Das Schauspiel läßt es „schillern“ mit „Wallenstein. Und „Aufbruch“, Teil Eins von Tom Stoppards „Küste Utopias“, zeigt Henriette Hörnigk in deutscher Erstaufführung. „Schöne Bescherungen“, nicht nur die von Alan Ayckbourn in Susanne Lietzows Sicht, gibt es auch. . „Filzbaden“ ist als Steilvorlage reif für die Bühne und wird als Recherche-Stück von Clemens Bechtel mit dem Titel „Casino Wiesbaden“ uraufgeführt. Daniel Kunze bringt „Vögel“ von Wajdi Mouwad, Autor von „Verbrennungen“, heraus. Zum Jubiläum läßt sich das Haus nicht lumpen, startet einen Kompositionswettbewerb zum Jugendstiljahr. GMD Patrick Lange kündigt Hochkarätiges an wie Dirigentin Shiyeon Sung und Chouchane Siranossian an der Violine. Ballettdirektor Tim Plegge entführt mit Tschaikowskys Klassiker „Der Nußknacker“ in den „Rausch der Bewegung“. Dem historischen Strawinsky-Skandal „Le Sacre du Printemps“ fühlen Edward Clug und Brian Arias auf den Zahn. Eyal Dadon und Martin Harriague knüpfen mit „Roots“ an „Rough Lines“ an. Das Tanzfestival Rhein-Main geht in die vierte Runde. Beim furiosen Staatsmusical läßt Chefin Iris Limbarth „im Namen des Herrn“ die kultigen Blues Brothers von der Leine und bringt „Fame“ noch einmal heraus. Selma Lagerlöfs „Nils Holgersson“ wird beim JUST zum Weihnachtsmärchen.

„WIR in Wiesbaden“ feiert zehnten Geburtstag mit dem Jubiläumsprojekt „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ und zeigt die Wanderschau im Rathaus und im Palast-Hotel.

Ein Mädchen schreibt Geschichte Zu Anne Franks 90. Geburtstag bietet „WIR in Wiesbaden“ viele Veranstaltungen „Nach sieben Uhr ging ich zu den Eltern, um meine Geschenke anzusehen und auszupacken. Dich, mein Tagebuch, sah ich zuerst, und das war sicher das schönste Geschenk.“ Anne Frank hätte am 12. Juni ihren 90. Geburtstag, dem in Wiesbaden wie überall in Deutschland ein Aktionstag gewidmet ist. Der Trägerkreis „WIR in Wiesbaden“, dessen Veranstaltungsreihe „Anne Frank - eine Geschichte für heute“ vor zehn Jahren 10.000 Jugendliche und Erwachsene anzog, macht Wiesbaden zur Stadt der Vielfalt. Über 30 Träger laden zu mehr als 60 Veranstaltungen des Projekts „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ bis 28. Juni 2019 ein. Die Wiesbadener Burgfestspiele brachten Ulrich Cyrans ausdruckstarke Inszenierung „Das Tagebuch der Anne Frank“ mit der berührenden Schauspielerin Marlene-Sophie Haagen und dem exzellenten Bajanspieler Vassily Dück in das Theater im Pariser Hof. Das Publikum spendete ausdauernd Beifall. Hendrik Harteman und Benni Momper (Spiegelbild) Gabi Reiter (Demokratie leben) und Michael Weinand vom Stadtjugendring wollen junge Menschen sensibilisieren für Antisemitismus, Rassismus sowie Diskriminierung, für Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie. „Peer Guides“ führen Schulklassen durch die Wanderschau: „Deine Anne“ baute auf großen Bildwänden eine Brücke in die Gegenwart im Rathaus-Foyer. Aktuell ist die Erlebnis-Schau im Palast-Hotel zu sehen bis 28. Juni. Am 12. Juni lädt der Trägerkreis zum Stadtrundgang mit Lesungen aus Annes Tagebuch von Musiker Gerd Zimanowski, Gesine Werner (Frauen in Schwarz Kreatief), Christa Leiffheidt (Wiesbadener Burgfestspiele) und anderen ein. Stationen sind Büchergilde, Platz der deutschen Einheit, Geschwister Stock-Platz, Mauritiusplatz und Palast-Hotel. www.wir-in-wiesbaden.de

Text und Foto: Gesine Werner 26

Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener

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Gleich geht es los mit der symbolischen Sprengung. Am „Knopf“ drücken SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum, Stadtrat HansMartin Keßler, Noch-OB Sven Gerich und SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin (von links).

Freuen sich auf das neue Opern-Air auf dem Warmen Damm: Geschäftsführender Theater-Direktor Bernd Fülle, Martin Schneider, Michael Stein (Palast Promotion) und Helmut Nehrbaß (Vorsitz Theaterfreunde)

American Arms-Hotel ist Geschichte

Madama Butterfly unter freiem Himmel

SEG beginnt mit dem Abriß und errichtet das neue Kaiserhof-Quartier Jetzt ist es Geschichte, das ehemalige American Arms Hotel. Mit dem Knall einer symbolischen Sprengung und gewaltigem Funkenregen hat der Abriß des sternförmigen Baus begonnen. Das neue Wohnquartier „Kaiserhof“ entsteht auf dem Areal des 1945 zerstörten Luxushotels Kaiserhof zwischen Frankfurter Straße, Viktoriastraße und Augustastraße. In den Fünfziger Jahren für die in Wiesbaden stationierten US-Truppen errichtet, wurde der Bau eine Erstaufnahmeeinrichtung und bot bis vor kurzem Flüchtlingen ein Domizil. Nach längeren Verhandlungen und rasant gestiegenen Grundstückspreisen konnte das American Arms von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BimA erworben werden. Über den Kaufpreis, der 2015 bei rund 17 Millionen Euro gelegen haben soll, hält sich Roland Stöcklin vereinbarungsgemäß zurück. Dem SEG-Geschäftsführer ist „am sozialen Ziel der Stadtentwicklung und diesem bundesweit wegweisenden, sehr besonderen Weg“ gelegen, auf den er „sehr stolz“ sei. Später entert er den riesigen Bagger, ist als Baggerfahrer im Einsatz und „knabbert“ an der Dachkante erste Mauerbrocken heraus. Läuft alles nach Plan, ist der Abriß im September beendet. Mit dem Hochbau soll es Anfang 2020 losgehen auf dem rund 20.000 Quadratmeter-Areal. Barrierefrei altengerechte Ein-Personen- Appartements, 110 geförderte Wohnungen und Wohneigentum entstehen hier. Ein Nahversorger und Gastronomie sind auch geplant. Parlaments-Chefin Christa Gabriel freut sich, „daß es losgeht. Es ist wichtig, daß wir an so exponierter Stelle der Stadt günstigen Wohnraum schaffen.“ Mit Blick auf das durch die SEG realisierte studentische Wohnen Frank Martin in der Frankfurter Straße ist die Politikerin froh darüber, „daß im neuen Quartier alle Generationen in der Nachbarschaft wohnen.“ Zufrieden mit der „sehr gesunden Mischung“ zeigte sich Stadtrat Hans-Martin Keßler. Die „Drittelregelung“ der über 300 Wohneinheiten bietet neben öffentlich gefördertem und freiem Wohnungsbau auch ein Drittel für Pflegekräfte des nahegelegenen St. Josefs Hospitals. Die Nachbarschaft wird um Verständnis gebeten. Beim Abbruch wird zwar Wasser eingesetzt, doch ohne Staubwolken und Baulärm wird es nicht abgehen.

Theaterfreunde Wiesbaden laden zum Opern-Air auf den Warmen Damm Ein „Opern-Air“ für Alle auf dem Warmen Damm. Nach dem Theatrium ist vor dem Operngenuß mit nachgenutzter Bühne. Am 16. Juni wird Puccinis tragische Lovestory „Madama Butterfly“ von drei Kameras live aus dem Hessischen Staatstheater auf die Wiese zwischen Theater und Weiher übertragen. „Ein Opern-Picknick für Alle – umsonst und draußen“. .Die altehrwürdige „Gesellschaft der Freunde des Staatstheaters Wiesbaden“ macht´s möglich. Der 1300 Mitglieder starke Förderverband unterstützt das Staatstheater Wiesbaden ideell wie materiell, will keine „Eintagsfliege“. Eine neue Tradition wäre denkbar. Eingeweihte haben schließlich den „Vorläufer“ auf dem Bowling Green im Sommer 2004 als Erfolg in Erinnerung. Solotrompeter Martin Schneider vom Hessischen Staatsorchester ist der Initiator. Der Orchestervorstand stieß mit der Idee des kostenfreien Opern-Picknicks bei der Gesellschaft der Theaterfreunde auf Begeisterung, Vorsitzender Helmut Nehrbaß beauftragte die Veranstaltungs-Agentur Palast Promotion mit der Organisation. Zum Etat von rund 25.000 Euro steuern Kulturamt, Kunstministerium, SEG, Eswe Versorgung und Ortsbeirat Nordost einen Obolus bei. Michael Stein spricht als erfahrener Organisator von „kleinen Wegen“ und einer Großbild-Leinwand mit 23 Quadratmetern Fläche. Picknickdecken gibt es und ein paar Stühle, wenn es parterre unbequem ist. Für das leibliche Wohl ist mit Ständen (Sekt und Selters, Gaumenfreuden) gesorgt. Picknick mitbringen ist auch ok. Magdalena Weinguts Inszenierung der „Madama Butterfly“ ist bestens besetzt mit Elena Bezgodkova, Aaron Cowley, Erik Biegel, Christopher Bolduc und Daniel Carison. Den Opernchor leitet Albert Horne, Christina Domnick dirigiert. Am Sonntag der OB-Stichwahl beginnt um 17 Uhr das Bühnenprogramm, um 19.30 Uhr startet die Opernübertragung. Mit 1000 Interessierten rechnet Direktor Fülle und kündigt ein Schmankerl an: Das Ensemble verneigt sich auch vor dem Publikum am Warmen Damm. Text und Foto: Gesine Werner

Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener

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Idstein JazzFestival Wir lieben Jazz! ihre Freunde und lljährlich fiebern die Idsteiner und egen – als OrganiGäste dem Idstein JazzFestival entg er hinter den Kusatoren, Musiker, Gastronomen, Helf anzen und feiern. mitt ören, lissen oder als diejenigen, die zuh es Jahr vom dies – n inge Wenn endlich die ersten Töne erkl gesummt und , ippt gew und gt 14. Bis 16. Juni -, wird geswin gelacht.

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geklatscht, mitgesungen und Dann wird rhythmisch in die Hände uf geht´s schon weiter zur nach Zugaben gejohlt. Und kurz dara l, neue Band. 36 Bands Spie es nächsten der sechs Bühnen. Neu haben für (fast) jeden ler ünst chsk und zahlreiche junge Nachwu en die Jazz-Töne in andere etwas im Repertoire. Denn längst hab kein Rock ‘n’ Roll, kein Blues, Genres Einzug gehalten. Ohne Jazz kein Folk und kein Pop. Sommer, an denen die AltDie Besucher erleben drei Tage im ustand zur großen Festivalstadt im musikalischen Ausnahmez in den Gassen klingt. Das ist kulisse wird und die Musik überall Jazz. in diesem Jahr wieder beMehr als 200 Bands haben sich auch . Dennoch kann nicht von der worben, um in Idstein dabei zu sein Spaß und Freude hörte sich Qual der Wahl die Rede sein – mit Slomski Sabine Fritz und das Musik-Team (Jörg Steiner, Gerd erbungen an. ZusammengeAriane Özer) die eingereichten Bew hung – vom klassischen Misc te stellt haben sie erneut eine bun auch den Genres, die und d Ban BigJazz-Trio über Dixie bis zur Blues, Rock ‘n’ Roll und Pop. stark vom Jazz beeinflusst wurden: ktiv improvisiert oder Es wird geswingt, geschrammelt, kolle paneros” präsentieren harmonisch intoniert. “Los Dos y Com “The Rosevalley Sisters” en, Text kubanische Musik mit bayrischen 28

Von oben nach unten: z Alligators, Rosevalley Sisters, Raba

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performance. auch durch eine ausgefeilte Bühnen ger. “ Sän chen astis fant n eine re ist in Idstein beer” Gen ultyz erer “So verruchten Swing, die Band Doch auch für Musikfans and olungstäter”, so derh Wie auch r abe über Jazz-Bands e, r Tön e write neu ong er-S und Es gibt neue Gesichter stens gesorgt. Vom Sing anzu n nde Freu mit n man Biber Herr Besetzung bis hin Steiner. So wird auch in diesem Jahr in klassischer oder ungewöhnlicher men kom s Pari aus an, d” Ban Big jährigen Festivals “Sala treffen sein. Aus Schweden reist die zur Bigband - die Bandbreite des dies die “Mama Shakers”. der ganzen Region möchten die MaEin möglichst breites Publikum aus Buttons für alle unbeschwerten und unkonventionellen Der WIESBADENER verlost Festivalcher mit einem rundum fröhlichen, r die übe allem vor amm rogr ik-P Mus drei Tage in Idstein. Mix erreichen. Finanziert wird das nicht durchführen könnten”, lobt Sponsoren, “ohne die wir das Festival n unter: en, die den Anfragen des Verkehrs Gleich nachschauen und gewinne Herfurth das Engagement der Firm alb desh auch tzt zule t Nich om/. . stünden www.wiesbadener-kultipp.jimdo.c vereins stets “sehr offen” gegenüber iFest drei alle für Euro 20 mit Buttons konnten die Preise für die FestivalFreitagnachmittag und am Samstag Am en. werd n alte geh il Viel Glück! stab valtage hNac sche ikali lich wagt sich der mus morgen ist der Eintritt frei, dann näm n der Region auf die Profi-Bühnen. wuchs der Schulen und Musikschule einzigartig. ”, ist Bürgermeister Christian Herist wieder einmal ungewöhnlich und „Das sind unsere Musiker von morgen n Den gt. rzeu übe adt rmst entu der Hex furth von der musikalischen Zukunft beim ist eigentlich undenkbar. das – ival Fest Weitere Informationen zum Festival Jazz ein Idst e ohn Idstein e.V. ein Idst in vere Verkehrs “Opener” beim Idstein JazzFestival “Soultyzer” heißt in diesem Jahr der igen Tel. 06126 78614 jähr dies zum uss tsch Star der fällt am Freitagabend. Am 14. Juni 2019 nen E-Mail: jazzfestival@idstein.de. Büh s e erneut 36 Bands auf sech end hen Woc em dies an das ival, Fest 20.30 Uhr mit einer musikalischen finden Sie im Internet präsentiert. “Soultyzer” besticht ab Das komplette Festivalprogramm r von James sike lklas Sou . Jazz und pel Gos , Latin Collage aus Soul, Funk, www.idstein-jazzfestival.de. & Fire oder Marvin Gaye werden neu Brown, Stevie Wonder, Earth Wind mlfreude pur, allen voran aber der stim interpretiert. Das ist kollektive Spie Werden Sie Fan auf Facebook! id A. Tobin. Dav lstar Sou e isch ikan mer US-a e, gewaltig sind bis Donnerstag, Eintrittskarten zum Vorzugspreis ein JazzFeIdst beim ut erne 2017 nach ist 1 Nr. Vorverkaufsstellen Deutschlands Club Band 13. Juni 2019, 18.00 Uhr in folgenden , den 15. Juni 2019, stag Sam am t rock d” Ban Club an stival dabei. Die “Urb erhältlich: andelt die Gruppe mit einem riesigen 20, die Naspa-Bühne. Ab 22.15 Uhr verw Him m Tourist-Info Idstein, Tel: +49 6126 78-6 erplatz in einen Club unter freie Repertoire an Cover-Songs den Löh dlea Ban 3 um 5745 er Ausnahmeformation Der Weinladen Idstein, Tel: +49 6126 mel. Die musikalische Bandbreite dies r sike Klas l Sou & k nen bekannter Fun Kundencenter Wiesbadener Kurier, der Mick Woll reicht von Interpretatio nur von DJs gespielt rts erno and die , enre se-G Hou 611 355-5299. bis zu Songs aus dem Langgasse 23, Wiesbaden, Tel: +49 werden. ein über 10jähriges Engagement als Kultstatus erlangte die Band durch Club. ten Frankfurter King Kamehameha Club-Band im international bekann das g tzun Foto oben: Soultyzer Bese r erte d in unveränd Seit 2013 zieht sie als Urban Club Ban icht best ern usik zenm Spit mble von Publikum in den Bann. Das bunte Ense wiesbadener

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s” wartet Bingen nter dem Motto „Hammond & Key einem ausgiemit 9 201 i swingt vom 28. bis 30. Jun et aber auch biet auf, m ram Prog bigen musikalischen ende abwechslungsreiche für die Mußestunden am Wochen ur des Rhein-Nahe-Ecks. Angebote rund um die Natur & Kult die historischen Klänge eines Wer denkt bei Hammond nicht an Al Kooper oder John MedeLarry Goldings, Joey DeFrancesco, eine Spannweite von warm ski, an die eingängigen Sounds, die d hell und fast kribbelnd abund harmonisch bis hin zu kreischen eweide ansprechen? Höchste decken können und direkt die Eing swingt dem Instrument als Zeit also, dass auch wir mit Bingen ys” alle Ehre erweisen! „Ke der wohl prominentester Vertreter ist ein weitgesteckter Begriff Keys als Abkürzung von Keyboards t, reihen wir für Bingen und neben allem, was Strom benötig el mit ein: Von der Alleskönswingt die Klassiker Klavier und Flüg nicht minder wandlungsnerin Barbara Dennerlein, über den bis hin zu klassischen Jost l fähigen Sänger am Klavier Raphae r gar Techno-Einflüsse ode n iltge th/W Pianotrios wie Reis/Dehmu gt rund um die Tasten viel des LBT Trios gibt es bei Bingen swin zu entdecken! den SWR mit seiner KulturDas diesjährige Programm lockt gar Buch „But Beautiful. Ein Buch nacht nach Bingen. Im Gepäck das s Geoff Dyer, das Modeüber Jazz” des britischen Erfolgsautor ss nimmt, Geschichte und rator Thomas Friedrich Koch zum Anla ünden. Die SWR2 KulturGeschichten rund um den Jazz zu ergr Schauspieler Christian dem mit nacht „Jazz – do it!” präsentiert ahmt, aufgegriffen umr l”, utifu Bea Brückner Auszüge aus „But memusikern Michael Wollny und weitergeführt von den Ausnah und Émile Parisien. Bingen swingt dieses Jahr Und noch mehr Jazzgeschichte hat WDR Jazzpreis Träger igen einz den zu bieten! Wir freuen uns, ival zu Gast zu haben: Lutz für Fotografie zum diesjährigen Fest en ganz eigenen und auch Voigtländer. Ausgezeichnet für sein ert der Fotograf die Musiker eigenwilligen „Jazz-Look” portraiti und sucht dafür Orte und Plätaußerhalb des Bühnengeschehens n Reiz gekennzeichnet sind. ze, die meist durch einen grafische Legende, es ist die PerEgal, ob Newcomer oder musikalische wahrsten Sinne des Wortes sönlichkeit der Portraitierten, die im wahl seiner ausdrucksstarken „im Fokus” steht. Eine exquisite Aus Juli 2019 im Museum am 31. Arbeiten wird vom 28. Juni 2019 bis Ausstellung um 17.30h der g Strom zu sehen sein. Zur Eröffnun der spannende Anekdoten unseres Festivalfreitags hat Voigtlän den Jazz im Gepäck. rund um die Fotografie und natürlich en swingt auch von der KulisWer bereits da war weiß, dass Bing untergang auf der Hauptnen se lebt! Da spielen Bands im Son Bürgermeister Neff-Bühne bühne am Rhein-Nahe-Eck, über der Burg Klopp, am Friedhof thront eindrucksvoll die romantische ende intime Atmosphäbietet das umfassende Grün eine pass m Gewölbekeller aus ihre re und die Binger Bühne entführt mit t. Auch in der Stadt rwel Unte er dem 19. Jahrhundert in die Bing hte Winzermeister Heribert ist der Wein zu Hause und das möc Festivalauftakt vier außergeKastell demonstrieren, wenn er zum ter von Nahe, Mittelrhein, wöhnliche Weine großer VdP Weingü Flaschengärungssekt aus Rheinhessen und Rheingau sowie ein denkmalgeschützen, des eigenem Haus im Weinkunst-Keller nde des einstigen VerOste am ten spätmittelalterlichen Haferkas sammlungsplatzes vorstellt.

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Foto oben: Sarah McKenzie Foto unten: Michael Wollny

ändchen für das Der WIESBADENER verlost Tagesb innen unter: gew und uen scha Festival. Gleich nach wiesbadener-kultipp.jimdo.com/. Viel Glück! 30

Weitere Infos unter: ngen/veranstaltungshighwww.bingen.de/tourisums/veranstaltu wiesbadener II/2019 lights/bingen-swingt formation Bingen und unter ist-In Tour der in ltlich Tickets sind erhä www.adticket.de


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uch 2019 bietet diese beliebte Konzertreihe wieder ein Crossover zahlreicher Top-Acts von Old School bis Weltmusik. Das musikalische Headquarter ist dabei die Zitadelle auf dem atmosphärischen Grün-Plateau über der Stadt. Summer in The City 2019 ist auch diesmal wieder ein Roundabout der Genres, eine musikalisch-multikulturelle Reise um den Globus. Die ganze Welt ist einmal mehr zu Gast in Mainz.

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Leben“, Diese und andere Schlagzeilen begleiten Dieter Thomas Kuhn & Band seit Jahren. Am 31.5.19 kommt er nach Mainz mit seiner „Für Immer Und Dich Teil 2 – Tour 2019“.

Den Anfang machen am 25.5.19 The Hooters. Als die Band 1980 erstmals in der Musikszene von Philadelphia auftauchte, eroberte sie mit rasanter Geschwindigkeit die East Coast. Ihre einzigartige Mischung aus Ska, Reggae und Rock n Roll machte ihren frischen und kraftvollen Sound so erfolgreich.

Dulce Pontes, eine der größten Fadosängerinnen unserer Zeit, bewegt sich momentan auf dem absoluten Zenith ihrer Kunst und tritt zur Zeit mit dem weltbekannten Komponisten und Dirigenten Ennio Morricone und Orchester in absoluten Top-Venues auf. Ihren weltweiten Kultstatus erreichte sie im Jahr 1996, als sie mit ihrer epischen Hymne „Cancao do Mar“ dem Blockbuster „Zwielicht“ mit Richard Gere und Erdward Norton den Soundtrack lieferte. Nun ist sie -erstmals nach langen Jahren auch wieder in Deutschland, und zwar am 1.6.19 im Frankfurter Hof!

Nach zahlreichen Tourneen, die sie über viele Jahre absolvierten, beschließen THE HOOTERS, eine wohlverdiente Pause einzulegen und sich auf diverse Soloprojekte zu konzentrieren. Nun kitzelt es ih-

Mit seinem aktuellen Hitalbum „Neon“ rückte sich Rea Garvey ins richtige Licht. Mehr als 100.000 begeisterte Fans sahen im Herbst 2018 die umfangreichste ArenaTour seiner erstaunlichen Karriere.

Summer in the City Das Sommerspektakel von Ende Mai bis Mitte August nen jedoch wieder in den Fingern, und The Hooters wollen‘s wieder live wissen (Support: Hanne Kah). Ihnen folgt am 29.5.19 Steve Hackett, bekannt geworden als Leadgitarrist der britischen Band Genesis. Nun kommt Steve mit einem spannenden Mix aus alten Songs und neuen Stücken live zurück nach Deutschland. Der Genesis Klassiker „Selling England by the Pound“ ist nur ein Teil des geplanten Bühnenprogramms für die kommende Tournee. „Dieter Thomas Kuhn Konzerte machen süchtig“, „Papst des schlechten Geschmacks“, „Kuhnis verwandeln jedes Konzert in ein Sonnenblumenmeer der Liebe“, „Was machen diese Kuhnis mit diesen Klamotten im normalen wiesbadener

Im Sommer 2019 präsentiert der in Deutschland lebende Ire mit seiner Band seine Live-Show an ausgewählten Open Air-Schauplätzen und kommt am 2.6.19 auf der Zitadelle. Seine neue Platte „Staying at Tamara‘s“ ist bei uns locker in die Top 10 gestiegen, hat in seiner Heimat die Charts getoppt und Platin geholt. Die zugehörigen Singles „Paradise“ und „Shotgun“ sind ebenso erfolgreich. Der britische Singer/Songwriter George Ezra zählt im Moment zu den Künstlern, die weltweit so richtig abräumen – live zu erleben am 4.7.19 im Mainzer Volkspark. Die legendäre australische Rockband Midnight Oil hat angekün-

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von oben nach unten: Bob Dylan (© ITB), Rea Garvey, SteveHackett (© Tim Darbyshire)

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digt, dass sie im Juni/Juli für eine Reihe von Shows nach Europa zurückkehren wird. Die Konzerte werden sie in Städte und an Veranstaltungsorte führen, die sie nicht in ihre sensationelle „Great Circle“-Welttournee 2017 einbinden konnten, bei der über 70 Auftritte in 16 Ländern völlig ausverkauft waren. So wird es wahrscheinlich auch am 6.7.19 auf der Zitadelle sein. Bob Dylan gilt ohne Zweifel als wichtigster einzelner Interpret der Rock-Ära, als Inkarnation einer Gegenkultur und Songschreiber des Jahrhunderts. Der Ausnahmekünstler bedeutet „für die Popmusik das Gleiche wie Einstein für die Physik“, schrieb das US-Nachrichtenmagazin Newsweek. Summer in the City 2019 Der WIESBADENER verlost Karten zu ausgewählten Konzerten der Reihe. Gleich nachschauen und gewinnen unter: wiesbadener-kultipp.jimdo.com/ Viel Glück! Die überragende Bedeutung von Bob Dylan fand auch in der Verleihung des Nobelpreises für Literatur Ausdruck, den er als bisher einziger Musiker erhielt. Im Sommer 2019 kommt der Wegbereiter der Folkund Rockmusik zu Live-Konzerten nach Deutschland. In Mainz tritt er am 7.7.19 im Volkspark auf. Das außergewöhnliche Musikprojekt aus Südtirol von Multiinstrumentalist, Komponist und Produzent Herbert Pixner, Manuel Randi , Heidi Pixner und Werner Unterlercher zählt zur Zeit zu den erfolgreichsten Acts in der Sparte „neue & progressive Volksmusik“. Mit verspielt-lasziver Sanftmut, wuchtigen Rock und Bluesriffs, brillianter Technik und extatischer Spielfreude begeistern sie seit Jahren ein immer größer werdendes Publikum (7.7.19 auf der Zitadelle). Die legendäre kalifornische Soulband Tower of Power kommt nach Deutschland! Seit knapp 50 Jahren spielt die 10 köpfige Band aus Oakland, Kalifornien ihre eigene, 32

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von oben nach unten: Beth Hart, George Ezra, Herbert Pixner (© sinnesbichler.de)

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messerscharfe Spielart von Soul und Funk in der Welt - und bringt regelmäßig jede noch so große Halle zum Kochen (8.7.19 im Frankfurter Hof). Mit zeitlosen Hymnen wie „I Want To Know What Love Is, oder „Cold As Ice“ rocken Foreigner die Charts weiterhin. Foreigner haben diese Hits nun für eine europäische Orchester-Konzerttournee neu interpretiert, die am 6. Juli 2019 in Ulm, Deutschland beginnen wird; am 9.7.19 kommen sie dann nach Mainz. Bereits mit 15 Jahren nahm Zach Condon sein erstes Album auf. Nach langen Reisen in Europa, besonders im Osten, erregte er 2006 mit seinem Album Gulag Orkestar großes Aufsehen: Russische Polka gemischt mit melodischen Pop dazu osteuropäische Klänge, brachten einen bisher einzigartigen Sound hervor. Mit seiner gruppe BEIRUT kommt er am 13.7.19 in den Volkspark und spielt aus seiner neuen CD „Gallipolli“. Beth Hart ist nicht nur Feuer und Flamme, sondern reitet derzeit auch auf einer kreativen Flutwelle der Gezeiten. Die Alben der Grammy-nominierten Singer/Songwriterin werden von den Kritikern gefeiert. Sie arbeitet mit den absoluten Größen der Musikbranche zusammen und verzaubert ihr Publikum mit ihrer rauen und zugleich honigsüßen Stimme jeden Abend aufs Neue. The Blues Magazine Summer in the City 2019 Sa. 25.05. 19:00 Uhr Zitadelle: The Hooters Mi. 29.05. 19:00 Uhr Zitadelle: Steve Hackett Fr. 31.05. 19:30 Uhr Zitadelle: DIETER THOMAS KUHN & BAND Sa. 01.06. 20:00 Uhr Frankfurter Hof: Dulce Pontes So. 02.06. 19:30 Uhr Zitadelle: Rea Garvey So. 30.06. 19:00 Uhr Domplatz: (Markt): Opernnacht Do. 04.07. 19:00 Uhr Volkspark: George Ezra Sa. 06.07. 19:00 Uhr Zitadelle: Midnight Oil So. 07.07. 19:00 Uhr Volkspark: Bob Dylan So. 07.07. 19:00 Uhr Zitadelle: Herbert Pixner Projekt Mo. 08.07. 20:00 Uhr Frankfurter Hof: Tower of Power Di. 09.07. 19:00 Volkspark: Foreigner Sa. 13.07. 19:00 Uhr Volkspark: Beirut Sa. 13.07. 19:00 Uhr Zitadelle: Beth Hart So. 14.07. 20:00 Uhr Zitadelle: Tears for Fears Do. 18.07. 19:30 Uhr Zitadelle: Loreena Mckennitt Sa. 20.07. 19:00 Uhr Zitadelle: Dream Theater Do. 01.08. 19:00 Uhr Zitadelle: Dermot Kennedy So. 18.08. 19:00 Uhr Domplatz: (Markt): 3. MAINZER SYMPHONIC ROCK NIGHT wiesbadener

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bezeichnete Beth Hart einmal als „den ultimativen weiblichen Rockstar“ (13.7.19 auf der Zitadelle). Tears For Fears haben vier neue Open-Air-Shows für den kommenden Sommer bestätigt. Das ist höchst erfreulich für alle Fans der Briten, die für die beiden längst ausverkauften Februar-Konzerte keine Tickets mehr erhalten haben (14.7.19 auf der Zitadelle). Seit über drei Jahrzehnten erkundet die kanadische Künstlerin Loreena McKennitt die vielfältigen Aspekte keltischer Musik. Die leidenschaftliche Globetrotterin präsentiert sich im Sommer 2019 Open Air am 18.7.19 auf der Zitadelle. Dream Theater ist eine Progressive-Metal-Band aus New York, USA. Die Band gilt als ein wichtiger Vertreter des Progressive Metals Ende der 1980er Jahre und als eine der kommerziell erfolgreichsten Bands dieses Genres (20.7.19 auf der Zitadelle). 2018 war Dermot Kennedy in ausverkauften Hallen unterwegs und hat mit seinen intensiven Songs, dieser kühnen und goldenen Stimme und seiner fantastischen Band - der Schlagzeuger alleine war das Eintrittsgeld wert! - „insgesamt Quadratkilometer große Gänsehautteppiche auf den Unterarmen der anwesenden Fans gewoben“ (1.8.19 auf der Zitadelle). Drei-Zwei-Eins-Mainz! Zum dritten Mal in Folge wird die erfolgreiche Open Air Veranstaltung im Schatten des Doms den musikalischen Sommer in Mainz beschließen. Zwei großartige Ensembles, Jammin Cool als Rockband und Sinfonietta als Orchester, treffen dabei auf einer gigantischen Bühne zusammen. Ein Cross-Over-Konzert vor der schönsten Kulisse in Mainz (18.8.19 Mainzer Domplatz). Weitere Infos und Tickets unter: www. frankfurter-hof-mainz.de.

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von oben nach unten: Dieter Thomas Kuhn (© FIUD), DULCE PONTES, Dermot Kennedy (© Daniel King)

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Nibelungenfestspiele 2019: Überwältigend!

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ie Nibelungen-Festspiele in Worms sind nicht nur ein Kulturgenuss, sondern ein einzigartiges Erlebnis für alle Sinne: Deutschlands schönstes Theaterfoyer, der wunderschön illuminierte Heylshofpark mit stilvollem Restaurant und die Heylshof-Lounge als exklusiver Pausenbereich laden zum Verweilen ein. Den Besuchern der NibelungenFestspiele wird daher viel mehr

als eine spannende Aufführung vor der majestätischen Kulisse des Wormser Doms mit hochkarätigen deutschen Theater- und Filmschauspielern geboten: Sie können den Abend mit rheinhessischen Weinen und kulinarischen Highlights von einem ausgezeichneten Caterer genießen und die einzigartige Atmosphäre auf sich wirken lassen. Der Schauspieler Klaus Maria Brandauer wird bei den Nibelungen-Festspielen Worms die Hauptrolle des Hagen in der Uraufführung „Überwältigung” von Autor Thomas Melle übernehmen. Mit Boris Aljinovic, Inga Busch, Kathleen Morgeneyer, Moritz Grove, Winfried Küppers, Edgar Eckert, Alexander Simon und Lisa Hrdina konnten weitere renommierte Namen engagiert werden. Mit Thomas Melle schreibt einer der gefragtesten deutschen Theaterautoren die Uraufführung für die Wormser Nibelungen-Festspiele 2019 unter der Intendanz von Nico Hofmann. In seinem Stück „Überwältigung“ erzählt der Dramatiker den Nibelungenstoff neu und fragt dabei, ob die Geschichte nicht auch ganz anders, besser ausgehen

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könnte. Das Schicksal wird auf den Prüfstand gestellt. Lilja Rupprecht, deren Inszenierungen derzeit an den großen deutschen Theaterhäusern zu sehen sind, wird auf der Nordseite des Wormser Doms Regie führen. Neben einem 10-köpfigen Schauspielensemble werden sieben Musiker und Sänger sowie ein Sprechchor auf der Freilichtbühne vor dem Nordportal des Wormser Doms zu sehen sein. Der WIESBADENER verlost Karten zu ausgewählten Konzerten der Reihe. Gleich nachschauen und gewinnen unter: wiesbadener-kultipp.jimdo.com/ Viel Glück! Regisseurin Lilja Rupprecht inszeniert „Überwältigung“ unter der Intendanz von Nico Hofmann vom 12. bis 28. Juli 2019. „Das neue Festspieljahr beginnt aufregend und elektrisiert mich – Thomas Melles sehr besonderer Text, die Regiehandschrift von Lilja Rupprecht – das sind die elementaren Bausteine, mit denen Thomas Laue und ich auch in diewiesbadener

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sem Jahr neue Standards bei der Aufführung vor dem Wormser Dom setzen wollen. Es ist mir eine Ehre, dass herausragende Schauspieler an diesem Konzept mitarbeiten – gerade auch die Begeisterung von Klaus Maria Brandauer ist ein spürbares, kraftvolles Zeichen für die gelungene Erneuerung der Festspiele. Das macht mich stolz“, so Intendant Nico Hofmann. Klaus Maria Brandauer ist als Hagen zu sehen. Mit der Verkörperung des Hendrik Höfgen in „Mephisto“ gelang ihm 1982 der internationale Durchbruch, dem Auftritte in vielen internationalen Produktionen folgten. An der Seite von Sean Connery und Kim Basinger spielte er in „James Bond 007 – Sag niemals nie“ und zusammen mit Meryl Streep und Robert Redford in „Jenseits von Afrika“. Für die Rolle des Baron Bror Blixen wurde er für einen Oscar nominiert. Die Rolle der Königin Brünhild wird Inga Busch („Der Sandmann“, „Alles auf Zucker“, „Bibi Blocksberg“), die nach ihrem Engagement bei den Nibelungen-Festspielen 2009 nach Worms zurückkehrt, übernehmen. An ihrer Seite wird Winfried Küppers (Düsseldorfer Schauspielhaus, Schauspiel Köln) als Brünhilds Amme FRIGGA auf der Bühne zu sehen sein.

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herausfordernden ORTLIEB. An ihrer Seite spielt Edgar Eckert (Düsseldorfer Schauspielhaus, Deutsches Theater Berlin) die Rolle des Spielmann. Seit 2002 finden die NibelungenFestspiele jährlich im Sommer als Open-Air-Theaterereignis vor dem Dom statt. Die Festspiele erreichen jährlich ein großes Publikum und bescheren der Stadt am Rhein eine hohe Aufmerksamkeit. Aber nicht nur die Aufführungen vor der Domkulisse machen die Festspiele zu einem einmaligen Kulturereignis: Auch das hochwertige Rahmenprogramm sowie der Heylshofpark, der zu Deutschlands schönsten Theaterfoyers zählt, lockt jedes Mal zahlreiche Besucher. Weitere Infos und Tickets unter: www.nibelungenfestspiele.de

Foto S. 38 unten: Nico Hofmann Fotos von oben nach unten: Boris Aljinovic (Foto © Bernward-Bertram) Klaus-Maria Brandauer (Foto © Nik Hunger) Kathleen Morgeneyer (Foto © Christian Hartmann)

Kathleen Morgeneyer, Schauspielerin am Deutschen Theater Berlin und Preisträgerin des UlrichWildgruber-Preises 2017, steht als Kriemhild auf der Bühne vor dem Wormser Dom. Boris Aljinovic, u. a. bekannt als Tatort-Hauptkommissar Felix Stark und aus den Kinofilmen „Die sieben Zwerge“, spielt Königsbruder Gernot. Als König Gunther ist Moritz Grove zu sehen (Deutsches Theater Berlin, Thalia Theater Hamburg, Salzburger Festspiele). Die Rolle des Drachentöters Siegfried wird Alexander Simon (Thalia Theater, Burgtheater Wien, Deutsches Theater Berlin) übernehmen, Lisa Hrdina, aktuell am Deutschen Theater Berlin engagiert, verkörpert den das Schicksal wiesbadener

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Merck- Sommerperlen 2019

en Open-Air-Festivals edes Jahr im Sommer locken die groß Die Slots dazwischen ! Tour auf stler tolle internationale Kün -Konzerte. Eine einmanutzen sie gerne für exklusive Club n auch in ihrem Jubiläumslige Gelegenheit für die Centralstatio ter Wissenschafts- und jahr, mit Unterstützung des Darmstäd musikalische Kleinode nach Technologieunternehmens Merck, n zum zehnten Mal! scho Darmstadt zu holen – und das

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agen ab 18 Uhr ein FestivalAuf der Carree Piazza sorgt an Konzertt Foodtrucks, leckeren Getränkehof mit hübschen Sitzgelegenheiten, auf den Abend einstimmen, für angeboten und DJs, die musikalisch die richtige Festival-Atmosphäre. n: Für den Australier Xavier Musik machen, surfen, die Welt rette Multiinstrumentalist tritt auf die Rudd schließt sich das nicht aus. Der Vision zu erzählen. Es besingt Bühne, um den Menschen von seiner der, er macht auf die sozialen inan die Freiheit und ein friedliches Mite In seinen Songs fließen am. erks Missstände der Ureinwohner aufm los zu einem gut gelaunten, Folk, Reggae, Rock und Weltmusik naht lerisch wechselt er zwischen ansteckenden Ganzen ineinander, spie mondorgel oder MundharmoGitarre, Stomp Box, Didgeridoo, Ham nika (31.7.19). andeln Baba Zula, eine der Am Donnerstag, dem 1. August, verw (Deutschlandradio Kultur) und „wichtigsten Rockbands der Türkei“ Newcomerin des Landes, Gaye Su Akyol, die derzeit aufregendste tation in einen Schmelztiegel à mit ihrem Doppelkonzert die Centrals d um Sänger Murat Ertel hat -Ban la Bosporus. Die spektakuläre Live elic Music“ der 60er Jahre, ihre Wurzeln in der türkischen „Psyched nte wie Saz (natürlich elektrodoch stehen eher traditionelle Instrume elpunkt und nicht E-Gitarren nisch verstärkt) oder Darbouka im Mitt oder Keyboards.

ausgewählten KonDer WIESBADENER verlost Karten zu und gewinnen unter: zerten der Reihe. Gleich nachschauen wiesbadener-kultipp.jimdo.com/ Viel Glück! en Songpoeten. Sieben Jahre Eine Weile war es still um den deutsch warten, bevor er sich Ende ließ Gisbert zu Knyphausen seine Fans ng zurückmeldete. Im bun2017 mit neuem Album aus der Versenku Gisbert zu Knyphausen der ten Blumenbeet des Deutschpops ist Texten berührt, wie kein andeen Musiker, der die Menschen mit sein te, nur in die Tiefe. Als Support rer. Seine Songs gehen nie in die Brei am im Gepäck (2.8.19). hat er das Folkrock-Quartett Wayne Grah ada“, begeistert sich die „Wanda war gestern - jetzt spielt’s Gran Himmel des Austropops. am ne Wiener Zeitung über die neuen Ster n richtigen kleinen Hit erste n eine sie Mit dem Song „Eh Ok“ haben lichten die fünf Musiker aus gelandet; vergangenes Jahr veröffent 8.19). Graz ihr zweites Album „Ge bitte!“(7. Meer - aber in der KritikerszeSinger-Songwriter gibt es wie Sand am s der größten neuen eine als st ne wird Charlie Cunningham läng e warme Stimme und sein Talente Großbritanniens gehandelt. Sein n Flamenco beeinflusstes, virabsolut individuelles, vom spanische ein wunderbares musikalisches tuoses Akustikgitarrenspiel ergeben onaut mit on Tour. Ensemble. Als Support ist Alex The Astr 36

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htenerzählerin glänzt mit herrlich leich Die australische Sängerin und Geschic s(8.8.19). ten, wie berührenden Indie-Popsong nn roten Jacken brechen Regeln und spre Die elf Hamburger mit den ikonische eine tischen Instrumenten vollführen sie gen Grenzen. Ausschließlich mit akus gs gleichzeitig die Idee des Spielmannszu Revolution im Techno und definieren kürrhalb inne n Clubs hat sich die Band neu. Mit viralen Hits und ausverkaufte tgebuchten Festivalbands Europas kata meis der e zester Zeit in die erste Reih ist der t.Lei tinen Kon den r übe ase quer pultiert und sorgt für elektronische Ekst its ausverkauft! bere .19 10.8 am ute“ „Me der das Konzert t, ncholisch und euphorisch, rau und sanf Sie sind laut und leise zugleich, mela en nenn Sie ün. erGr Imm : port k. Sup irgendwas zwischen Punk und Indie-Roc t: Ben Hartmann und Johannes Aue. zwei zu nur doch sind und n arde sich Milli ängige Harmonien und rebellische Kantige deutsche Lyrics prallen auf eing önt, leidenschaftlich und vor allem tief Punk-Attitüde – roh, bittersüß, ungesch urban. Sie singen von Freiheit, vom berührend. Ihre Texte sind politisch und Momenten im Leben. Abseits vom Lösen der Fesseln und von den brutalen auch um Liebe, Hass, Verlust und die Großen und Ganzen geht es natürlich (11.8.19). eit Angst vor der eigenen Vergänglichk sfans, eroberte Sarah McCoy erst die Bisher Geheimtipp für Jazz- und Blue ten er Edelclubs und dann den Produzen Spelunken New Orleans, später Paris n erte plizi kom Frau, die aus ihrer eigenen, Chili Gonzales. Sarah, McCoy – eine (15.8.19). Biografie musikalische Poesie schafft Konzert-Highlights vom Feinsten. Und Sommer in der Centralstation heißt: dann für die ganze Familie. Mit dem eines davon auch am Nachmittag und dings ein Liedermacher zu Gast, den Berliner Musiker Sven van Thom ist aller n. Kleinen auf der Bühne gesehen habe die Eltern womöglich schon ohne ihre ere weit s sech ten folg erz“ schm ntom Auf sein erfolgreiches Debütalbum „Pha als für Kinder auf Tour. Naja, eigenterstm er t geh t Jetz ne. chse Erwa – alle für e Familie eben (25.8.19). lich nicht nur für Kinder. Für die ganz .centralstation-darmstadt.de. Weitere Infos und Tickets auf: www Fotos links, von oben nach unten: Emir Sivaci gsegger) Charlie Cunningham (© Tatjana Ruee : Fotos rechts, von oben nach unten Sarah Mccoy Xavier Rudd (© Cole Bennets) Gisbert (© Dennis Williamson) wiesbadener

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Jazz-Drummer Wolfgang Haffner

Weltklasse Jazz bei „Worms Jazz & Joy“ Rava Band

„Worms: Jazz & Joy“ findet 2019 vom 9. bis 11. August statt. Auf fünf Open-Air-Bühnen rund um den historischen Wormser Kaiserdom können die Besucher dann zahlreiche Konzerte von nationalen und internationalen Stars verschiedener Genres erleben. Neben Rock, Pop, Soul und Swing steht auch hochkarätiger Jazz auf dem Programm. Der WIESBADENER verlost Karten zu ausgewählten Konzerten der Reihe. Gleich nachschauen und gewinnen unter: wiesbadener-kultipp.jimdo.com/ Viel Glück! Mit einem umfangreichen kulinarischen Angebot sorgen Gastronomen und Winzer aus der Region für das leibliche Wohl. Die kleinen Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm beim Kinderfest. In den Wormser Kirchen laden Jazzgottesdienste zum Mitsingen und Mitswingen ein! Die Besucher von „Worms: Jazz & Joy“ dürfen sich auch in diesem Jahr auf Jazz mit Weltklasse-Niveau freuen! Mit Saxophonist Pee Wee Ellis kommt eine wahre Jazz-Größe

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nach Worms – und tritt gleich zweimal im Rahmen des Festivals auf. Am Freitag spielt der ehemalige musikalische Leiter und Komponist von James Brown mit seiner Band „Pee Wee Ellis Funk Assembly“ das Eröffnungskonzert auf dem Weckerlingplatz. Samstags kann das Publikum die Virtuosität des Jazz-Urgesteins beim Auftritt mit Jazz-Pianist Danny Grissett und Bassist Christian Diener auf dem Platz der Partnerschaft bewundern. Erstklassig geht es an diesem Tag weiter: Das Vincent Peirani Quintett ist das Jazz-Highlight am Samstagabend. Der wohl international renommierteste Jazz-Drummer Deutschlands, Wolfgang Haffner, sowie Enrico Ravas Wild Dance Quartet begeistern Jazz-Fans am Festivalsonntag. Alle drei Konzerte finden auf dem Platz der Partnerschaft statt.

Niedeckens BAP bei „Worms: Jazz & Joy“!

Am Samstag, 10. August, um 22 Uhr begeistern De-Phazz mit ihren retro-elektronischen Klängen das Publikum an der VolksbankBühne auf dem Weckerlingplatz. Jazz, Funk und Soul gemischt mit Pop- und Rock-Elementen: Das alles vereint der Brasilianer Ed Motta zu seinem ganz eigenen, besonderen Sound. Am Sonntag, 11. August, um 20 Uhr können sich die Besucher der 29. Auflage von „Worms: Jazz & Joy“ auf der Volksbank-Bühne von seiner Virtuosität überzeugen. Der brasilianische Soul-Sultan Ed Motta bringt sein bisher wohl bestes Album „Criterion of Senses“ mit nach Worms. Darauf entführt er die Hörer in die wundervolle Welt der Sinne und regt Herz und Geist an. Dass Ed Motta ein wahres Multitalent ist, zeigt sich auch in den Liedtexten: Er hat sie nicht nur alle selbst geschrieben, komponiert, arrangiert und produziert, sondern lässt sie auch wie Kunstwerke, wie Poesie oder Kurzgeschichten erscheinen. Aber vor allem seine unverwechselbare Stimme ist es, die für Gänsehaut sorgt. Sie funktioniert wie eine freundliche Einladung in seine emotionale Welt, manchmal sanft schmeichelnd, dann wieder mit seelenvoller Tiefe. „Ed Motta ist bereits seit den 80ern erfolgreich im Musikbusiness. Deshalb freue ich mich umso mehr darüber, dass er nun nach Worms kommt“, so Katharina Kaiser von der Kultur und Veranstaltungs GmbH (KVG), die zusammen mit Markus Reis das Festival leitet.

Jazz-Workshop während des Festivals

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Ne schöne Jrooss an alle, die jetzt denken es ist doch noch gar nicht so verdamp lang her, dass BAP in Worms auf der Bühne stand. Stimmt! Bereits 2016 brachten Niedeckens BAP DAS WORMSER zum Kochen. Dem Publikum bei „Worms: Jazz & Joy“ heizt die Band rund um Wolfgang Niedecken am Sonntag, 11. August, um 18:30 Uhr auf der Sparkassen-Bühne auf dem Marktplatz ordentlich ein. Im Rahmen ihrer „LIVE&DEUTLICH“-Tour wird es noch besser als beim letzten Mal: Denn jetzt geht es vun drinne noh drusse. Mit der aktuellen Tour bringen sie ihre Fans noch einmal zum rocken – bevor sich BAP dann in eine längere Live-Pause verabschiedet. Pee Wee Ellis

Im Rahmen des Festivals findet in diesem Jahr für alle jazzbegeisterten Instrumentalisten und Sänger erstmals der „Jazz-Workshop Worms“ statt. Dabei werden die Teilnehmer je nach Kenntnisstand in Jazzbands zusammengeführt und anschließend drei Tage lang von einem fünfköpfigen Dozententeam unterrichtet. Zu den Jazzexperten gehören Nicolai Pfisterer, Marcus und Katrin Armani, Martin Simon sowie der Jazzpreisträger der Stadt Worms, Volker Engelberth. Der „Jazz-Workshop Worms“ ist ein Angebot des pfisterer.armani.duos in Kooperation mit der KVG und der Stadt Worms. Alle Infos zur Anmeldung und Teilnahme gibt es unter www.jazzworkshop-worms.de. Weitere Informationen und Tickets gibt es unter www.jazzandjoy.de

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“Mailight” mit Vorschau-Charakter: Konzertpianist Leonhard Dering wirkte am Flügel mit beim Mozart-Portrait in Percussion und gibt in der Jubiläumspielzeit sein Debüt als Solist mit dem Hessischen Staatsorchester.

Ein Wonnemonat mit Gastspielen von herausragend bis irritierend und starken Bildern quer durch die Sparten in der 123. Saison der Internationalen Maifestspiele Wiesbaden. Mozarts poetische Erkenntnis diente als Leitlinie:

rätiger Compagnien sorgte die Tanzsparte wieder für Furore. Hinreißend zogen Johan Ingers „Golden Days“ vom Aterbaletto / Reggio Emilia zur Musik von Tom Waits und Patti Smith in den Bann, genderaffiner Kostümwechsel inklusive. Wie genial war das

Starke Mailights mit mozärtlichem Flair in Wort und Klang Aus-Lese zu den 123. Internationalen Maifestspielen Wiesbaden „Die Musik steckt nicht in den Noten, sondern in der Stille dazwischen“. Und das „mozärtliche“ Flair begrüßte schon in der Kassenhalle - wo die Goethe-Freundin Charlotte von Stein sich die süße Ehre gab als Figur aus Modellier-Schokolade, von Café Blum und Konditormeister Guido Wilhelm erfunden. Der Auftakt mit dem Mozart-Operndoppel „Idomeneo“ und „Titus“ im Treppen-Bühnenbild von Rolf Glittenberg gelang dem Regieteam um Intendant Uwe Eric Laufenberg mit dem zupackenden Dirigat von Konrad Junghänel auf das Beste. Beide Titelpartien wurden von Mirko Roschkowski mit tenoralem Wohlklang gestaltet. Den enorm präsenten Chor hatte Chordirektor Albert Horne einstudiert. Mit exzellenten Gastspielen hochka40

denn! Keith Jarretts Köln-Konzert als Tanz – stehende Ovationen. Das „Grand Finale” der Hofesh ShechterCompany London riß ebenfalls zu Beifallstürmen hin. Ein Highlight bot auch Sidi Larbi Cherkaouis Companie Eastman aus Antwerpen mit seinem „Puz/zle“, vom korsischen Männergesangsquartett A Filetta und Mezzosopranistin Fadi Tomb El-Hage sowie dem japanischen Musiker Kazunari Abe begleitet und angefeuert. . Das ausverkaufte Große Haus war nach Schnitzlers „Professor Bernhardi“ mit dem großartigen Schaubühnen-Ensemble Ensemble um Jörg Hartmann und Thomas Bading in der Regie von Thomas Ostermeier aus dem Häuschen. Mit „Panikherz“ und dem gleich vierfach auftretenden Egozentriker

und (Ex?)-Drogenjunkie Benjamin von Stuckrad-Barre, alias Carina Zichner, Nico Holonics, Bettina Hoppe, Laurence Rupp und vielen UdoSongs hatte der frühere FrankfurterBühnenchef Oliver Reese seinen Einstand am BE inszeniert. In Wiesbaden wurde das Ensemble tüchtig gefeiert. Die Uraufführung von Manfred Karges „Paris-Dakar oder Schrödingers Katze“ mit Felix Tittel und Raphael Dwinger sowie Eva Brunner, die als Brecht-Moritatendiseuse die debattierenden Mannen Mores lehrt („Warum soll einer keine Meinung haben? So ne Meinung ist ja oft großer Mist.“) läßt an absurdes Theater denken. Becktt und Ionescu lassen grüßen, Zara Leander auch. Zum Skandal reichte es bei der als „Extremperformerin“ avisierten Angelika Liddell nicht, knallende Türen des davonlaufenden Publikums schon nach einer halben Stunde waren Zeichen genug. Wer blieb, konnte sich fragen, ob ihre Interpretation des „scharlachroten Buchstabens“ von Nathaniel Hawthorne mit acht Tänzern im Adamskostüm, die nach Ablegen der Ku-Klux-Clan-Kutten sinnfrei mit Tischen tänzeln, in die Zeit paßt. Mit Blick auf #metoo und Maria 2.0 muten ihre minutenlangen, provokanten Selbsthaß-Tiraden wie aus der Zeit gefallen an, hieß es nach der Vorstellung im Publikum. Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener

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Aus der Bronzezeit stammt die Raubvogel-Fayence mit Golddekor aus Gonur Depe (Turkmenistan). Der mehr als 4500 Jahre alte Aufsatz ist in der Ausstellung zu „Margiana“ zu sehen.

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anssouci, ein in der Wüste verwehtes Königreich und der Fotograf des Spektakels mit unersättlicher Kamera Blick in die Stadt der Quadrate. Nicht nur, aber hauptsächlich wegen Stephan Thoss, der als Tanzintendant am Nationaltheater Mannheim Furore macht. Der vielfach ausgezeichnete Choreograf war bis 2014 Ballettdirektor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, wo er 2007 für „Giselle M.“ mit dem Theaterpreis Der FAUST gewürdigt wurde. Tanz ist laut Plato „die Kunst, die die Seele des Menschen am meisten berührt“. Was unter dem Titel „Sanssouci“ als „gemeinsamer Abend von Oper und Tanz zu Musik von Bach und Händel sowie Kompositionen von Arash Safaian nach J.S. Bach“ daherkommt, ist bewegend. Mucksmäuschenstille. Das Premieren-Publikum folgt atemlos gebannt den Szenen um das Trauma des Soldatenkönigs im zunehmend marode verwitternden Schloß mit Friedrich II., seiner Schwester Amalie und seiner ungeliebten Gemahlin Elisabeth, der Bach-Family und Voltaire - viel Wut, keine Zeit der Zärtlichkeit. wiesbadener

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Die Spannung löst sich nach dem zweiteiligen Abend erst nach einem Moment des Nachhallens in tosendem Applaus für alle Mitwirkenden und will nicht enden. Das ambitionierte Unterfangen der nahtlosen Spartenverbindung wird

Die Reiss-Engelhorn-Museen lohnen auch immer wieder einen Besuch. Im Museum Weltkulturen D5 läßt sich noch bis zum 16. Juni in Kooperation mit dem Kulturministerium Turkmenistan eine unbekannte Hochkultur begutachten:

Tanz und Oper, Bildende Kunst, Archäologie und spektakuläre Fotokunst in Mannheim allseits in höchsten Tönen gelobt, vom „Superteam“ ist die Rede auch bei Opernintendant Albrecht Puhlmann. Kein Wunder, daß der Funke sofort überspringt. Der renommierte Bühnenbildner Martin Kukulies schuf für „Innen“ (Bachs „musikalisches Opfer“ & Safaian-Komposition) und „Außen“ (Händels „Dixit Dominus Domino meo“) einen Raum, der atmosphärisch gefangennimmt. Hervorragend auch das NT-Orchester unter Leitung von Matthew Toogood, der das Orchester mit Simon Linné (Thorbe) und Evelyn Laib (Cembalo/Orgel) um zwei begnadete Solotalente ergänzte. „Ohne Sorgen“ ist Sanssouci nicht. Es ist ein bezwingender Abend, der nachhallt. Chapeau.

Die Sonderschau „Margiana - Ein Königreich der Bronzezeit in Turkmenien“ bittet zur Seh-Reise. Ein Das ambitionierte Tanz-Opernprojekt Sanssouci“ in der Probenendphase – Vizetanzdirektor Johannes Grube mit Tanzintendant und Choreograf Stephan Thoss am Regiepult im Opernhaus des Nationaltheaters Mannheim(von links).

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Vorgestellt wurde die sinnträchtig präsentierte Schau mit Originalfotos, Kontaktabzügen und VU-Titelseiten von rem-Direktor Kunst- und Kulturgeschichte, Dr. Christoph Lind, Kurator Florian Ebner (Centre Pompidou) und Kurator Professor Dr. Claude W. Sui (Leiter des Forums Internationale Fotografie der rem) sowie Kurator und Fotohistoriker Michel Frizot (Centtre Pompidou), dem die Gaston Paris am Herzen liegt. Die exzellente Schau „Gaston Paris. Die unersättliche Kamera“ ist die erste umfassende Retrospektive des genialen Lichtbildkünstlers. Die Kunsthalle Mannheim widmet sich bis 16. Juni dem nassen Element. Die „Wellentöchter“ - Sirenen Ozeaninden und Undinen - des Kubisten Henri Laurens sind da. Skulpturen aus allen Schaffensperioden eröffnen das FrankreichJahr im Neubau. Die furiose Retrospektive punktet mit großen Atelierfotos und sinnlichen Schlüsselwerken - der fragile „Clown“ aus Holz trifft die „Frau mit Fächer“ und die „Sirene“ aus dem Jahr 1945. Das Wesen der Skulptur besteht in der Besitzergreifung des Raumes“ postulierte Henri Laurens und lebt sein Diktum. Gaston Paris, der „illustrierte Illustrator“ mit der unersättlichen Kamera, wird von Centre Pompidou und den Reiss-Engelhorn-Museen dem Vergessen entrissen.

kluger Schachzug, die archäologische Präsentation der Exponate mit Bildern der bekannten Fotografin Herlinde Koelbl zu ergänzen. Die Farbaufnahmen zeigen, was aus dem Wüstensand nach 1972 freigelegt wurde. In der Wüste verweht. Als „sensationell“ sind Ausgrabungen in der ehemaligen Metropole Gonur Depe – Grauer Hügel – zu werten: Tierfiguren, exzellenter Metall-Schmuck, die berühmten „Baktrischen Prinzessinnen“ und ein goldverzierter Raubvogel.

im legendären Magazin VU), war Gaston Paris nach dem Krieg vergessen.

Ein Bezug zu Wiesbaden als Wiege der Fluxusbewegung findet sich dann auch: Mit „1 m Kunst“ ist Fluxusvater Ben Vautier in Mannheim vertreten . Text und Foto: Gesine Werner

Im Museum ZeughausC5 macht bis zum 30.Juni der „Fotograf des Spektakels“ Station – ein echter Schatz wurde gehoben. Das Centre Pompidou ist mit Gaston Paris, Fotografenkollege von Robert Capa und Henri Cartier-Bresson„ zu Gast in den Reiss-EngelhornMuseen. In den 30er Jahren meistpublizierter Fotoreporter (u.a. 42

Die Kunsthalle Mannheim widmet sich dem Kubisten Henri Laurens und seinen „Wellentöchtern“, die als raumgreifende Skulpturen große Sinnlichkeit ausstrahlen.

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rei Kunstrichtungen, vier Künstlerinnen aus der Region: Erika Glanzer und Tina Bender, Fotografie, Elke Muche, Origami und Andrea Noeske-Porada, Faserplastiken präsentieren ihre aufeinander abgestimmten Werke im Wiesbadener Frauenmuseum seit dem 12. Mai. Die Ausstellung zeigt Ergebnisse der kreativen Zusammenarbeit der Fotografinnen mit den Objektkünstlerinnen. Die Basis der Ausstellung bilden Makroaufnahmen von Naturmotiven.

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Origami in dreidimensionale Papierobjekte verwandelt, nähert sich Andrea Noeske-Porada den dargestellten Motiven mit Faltungen aus Fasern, Draht und Nylonschnüren. In perfekter Faltkunst – ohne zu schneiden – stellt Elke Muche dreidimensionale Kunstwerke aus Papier her. Gleiche Perfektion erreicht Andrea Noeske-Porada mit ihren verblüffenden geometrischen Objekten aus unterschiedlichen Materialien.

Fotos werden zu Objekten Vier Künstlerinnen aus der Region stellen im Frauenmuseum aus

Tina Bender und Erika Glanzer holen winzige Details ans Licht und zeigen so das grafische Grundgerüst des Lebens, wobei sie zum Teil mithilfe digitaler Bildbearbeitung Strukturen zusätzlich herausarbeiten. So werden Blüten und Blätter zu Kunstobjekten. Aus diesen Fotografien haben sich die Objektkünstlerinnen Motive ausgewählt und in ihre je eigene künstlerische Ausdrucksweise übersetzt.

Jede der Künstlerinnen eröffnet so auf ihre eigene Weise eine neue Perspektive auf das gleiche Objekt. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten im Frauenmuseum noch bis zum 23. Juni zu sehen. Anja Baumgart-Pietsch

Finissage | Künstlerinnengespräch Sonntag, 23. Juni 2019, 15.00 Uhr Öffnungszeiten Mi, Do, Sa, So 12 – 17 Uhr Geschlossen: 8. – 10.6.2019 frauen museum wiesbaden Wörthstraße 5 65185 Wiesbaden www.frauenmuseum-wiesbaden. de

Während Elke Muche die Fotomotive über die Kunstform des wiesbadener

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Ursula Pascual, Foto: Fotostudio Unger

Ursula Pascual war als Ärztin in der Pfalz, in Nürnberg und in Erlangen tätig und lebt heute in Nürnberg. Die Literatur war immer ihre besondere Passion. Sie organisiert seit einigen Jahren zweisprachige Lesungen lateinamerikanischer Autoren und Autorinnen. Die Beschreibung der Lebensumstände in ihrer Kindheit für die Enkel ihrer Schwester fand auch im Erwachsenenkreis so viel Interesse, dass daraus das vorliegende Buch entstand. Das Buch ist im Dr. Gisela Lermann Verlag erschienen: www.lermann-verlag.de Ursula Pascual Heimat in den Fünfzigern

Die Geschichte einer Familie aus Mainz

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er Einzug des Wohlstands in der Nachkriegszeit; ein Blick zurück auf die Zeit, wie er nicht in den Geschichtsbüchern zu finden ist, so schildert die Autorin ihre Kindheit in Mainz in den fünfziger Jahren.

unterhalten und erleben mit der Autorin die Entdeckung der Stadt.

Sehr persönlich und lebhaft schildert sie Ausflüge, Feste und das häusliche Leben der damaligen Zeit.

Der Leser/die Leserin wird durch die lebensnahen Beschreibungen unweigerlich in die Zeit der eigenen Kindheit zurück versetzt. Und junge Leser erleben die Zeit ihrer Eltern oder Großeltern, die sicher manche Überraschung bereit hält: Noch nicht so lange her und doch so weit vom eigenen Leben entfernt.

Wir erleben den Einzug des ersten Fernsehers in den Haushalt und die Anschaffung des ersten Autos; werden mit Schilderungen der Schulzeit mit Tafel und Fibel

Autobiographie 49 Seiten, Paperback Mit 58 Fotos € 10,90 [D] € 11,30 [A] sFr 16,20 (empf. Preis) ISBN 978-3-927223-29-5 Auch als eBook erhältlich

Das Buch ist mit vielen Fotos aus dem privaten Familienarchiv der Autorin sowie Fotos aus den Archiven von Personen, Firmen und Institutionen, die diese großzügig bereitsgestellt haben ausgestattet.

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Zum Silberjubiläum haucht der israelische Künstler Micha Laury aus Paris dem Bellevue-Saal „Human Breath” ein.

Human Breath - Soziale Themen zum Silberjubiläum Micha Laury mit einem SOLO Special aus Paris im Bellevuesaal Kunst darf gerne sozialen Anspruch haben und von gesellschaftlicher Relevanz“ sein, wenn sie schon im piekfeinen Bellevuesaal gezeigt wird. Der Kunstverein Bellevue-Saal, 1986 gegründet als „Verein zur Förderung künstlerischer Projekte mit gesellschaftlicher Relevanz e.V.“ feiert zünftig 25. Geburtstag. Im Herbst 1993 hatte der Verein den einstigen Speisesaal des noblen Kurhotels Bellevue als Ausstellungsraum „Bellevue-Saal“ übernommen und am 27. Mai 1994 die erste Schau gezeigt. Schon in der zweiten und dritten Schau wurde Kunst aus Wiesbadens israelischer Partnerstadt Kfar Saba gezeigt. Gerade waren „flüchtige Fakten“ der Künstlerinnen Frauke Eckhardt (Frankfurt/Main) & Gertrud Riethmüller (St. Wendel-Dörrbach) mit „Treibgut“-Installation und der Klanginstallation „in/out“ samt tragbaren „fieldreceptoren“ zu erleben. Zum Silberjubiläum lädt in der Reihe SOLO die unter die Haut gehende Ausstellung unter dem Titel „Human Breath“ von Micha Laury ein, die mit großem Aufwand aus Frankreich geholt wurde. Der aus einem israelischen Kibbuz stammende, in Paris lebende, international renommierte Künstler - dessen originelle Armee der „Chocolade Soldiers“ in Wiesbaden Station machen sollte (Kunsthaus? Museum?) - konfrontiert mit realitätsnahen Notunterkünften. Gesellschaftlich relevant: Im Gründungsjahr des gastgebenden Vereins hatte der Weitgereiste sein „Homeless Blanket“-Fotoprojekt beendet, in welchem er Bilder der Notunterkünfte auf Decken von dort druckte. Kleine Schutzhütten aus Keramik (Kindheitserinnerung des Künstlers) berühren ebenso wie die „Homeless Blankets“. Die Rauminstallationen mit „benutzten“ Stuhlelementen erinnern durch unvollständige „Arme“ und (Stuhl-)Beine an versehrte Menschen. Micha Laury hat als „kleinen Schritt“ auf den Philippinen ein Educationprojekt für Kinder gestartet mit seiner Stiftung „Free Art“ und sieht auch Fundobjekte als „obdachlos“ ohne Atem an. Durch Einbau in bestehende Werke kommen die Objekte im neuen Dasein wieder „zu Atem“. Am 20. Juni lädt das Symposium „Soziale Themen in der zeitgenössischen Kunst“ ein. Die Jubiläumsschau geht bis 24. Juli. www.kunstverein-bellevue-saal.de

Pianist Rhodri Britton, die Sopranistinnen Deborah Lynn Cole, Tami Jantzi, Ricarda Mencke sowie Tenor Daniel Carison und Pastorin Rosalind Gnatt (von links) machten mit Bernstein-Songs die Bergkirche zum Klangraum.

Wenn Candide die Westside-Story in der Wonderful Town erlebt ... Songs von Leonard Bernstein machten die Bergkirche zum Klangraum „Wer gut singt, betet zweimal“ wird als Ausspruch dem heiligen Augustinus zugeschrieben. Pastorin Rosalind Gnatt ist ausgebildete Opernsängerin und immer für eine kreative Idee gut – unvergessen das ökumenische Konzert zum jüdischen Feiertag Jom Kippur. Jetzt war „Leonard Bernstein – his songs“ angekündigt. So ein schlichter Titel - und so ein Sternstündlein! Die Bergkirche war bestens besucht. Dekan Dr. Martin Mencke und ein Stadtrat als Privatmann mischten sich unter das offenbar kenntnisreiche Publikum, das vom Klangerlebnis hingerissen war. Es gab Szenenapplaus, mit Schlußbeifall und Bravorufen wurde auch nicht gegeizt. Das geradezu szenisch agierende Ensemble kam nicht ohne Zugabe von der „Bühne“. Das Konzert mit Songs von „West Side Story“ über „Wonderful World“ und „Candide“ bis zu „On the Town“ war ein Schmankerl und darf keine „Eintagsfliege“ bleiben! Das Vergnügen fing schon beim buchstäblich „ausgezeichneten“ Ensemble an. Der preisgekrönte Pianist Rhodri Britton war der kongeniale Begleiter am Flügel für den baritonalen Australia-Opera Grant-Gewinner Daniel Carison (häufig am Staatstheater Wiesbaden zu erleben), für die preisgekrönte Solistin Deborah Lynn Cole (mit glockenhellem Sopran gesegnet) und für die gleichfalls prämiierte Mezzosopranistin Tami Jantzi, die mit warmem Timbre und Präsenz bezauberte. „The lord is my shepherd...“ Mit dem einfach schön gesungenen Chichester-Psalm wußte die junge Nachwuchs-Sopranistin Ricarda Mencke zu berühren.. Deutsche „Notizen“ waren ein zusätzliches Plus. Der Gottesdienst des English Community Outreach Projects wird am 7. Juli um 11 Uhr wieder gefeiert. Zu dem „fröhlichen Sommer-Gottesdienst“ wird ein Überraschungsgast erwartet. „Lost and Found“ ist das Thema. Info: r.gnatt@bergkirche.de Text und Foto: Gesine Werner

Text und Foto: Gesine Werner

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„Wir sind hier, wir sind laut“ auch in Mannheim, um für Klimaschutz zu demonstrieren. „Climate justice now!“

„Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut.“ Die „Generation Greta“ macht gegen den Klimawandel mobil „Wir sind hier. Wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut.“ Die jungen Leute fordern auf Plakaten::„Gebt uns eine Zukunft!“ Schon zum zweiten Mal haben Hunderttausende, meist junge Menschen weltweit ein Zeichen gesetzt bei „Fridays for Future“. Am globalen „Klimastreik“ waren mehr als 1,5 Millionen Menschen beteiligt. Die „Generation Greta Thunberg“ macht mobil. In Freiburg wurde der Klimanotstand ausgerufen. Derweil verweist der hessische Kultusminister Dr. Alexander Lorz auf die Schulpflicht als „historische soziale Errungenschaft“, sieht Erwachsene „in der Verantwortung, Schulpflichtige nicht zu verleiten, Unterricht zu versäumen.“ Solch offizielle Reaktion und Drohung mit Bußgeld kommt als Antwort nicht an. „We will go to school, if you keep the climate cool“ teilt die Jugend auf Plakaten mit. In Talkshows hören Jugendliche, sie sollten doch „die Profis machen lassen“. Die „Generation Greta“ sorgte bei der Europawahl zum Ansturm auf die Wahlurnen und zeigt durch das Ergebnis: „Europa war eine Klimawahl.“. Der Slogan „Fridays for future“ weist auf die Forderung nach dem Überlebensrecht für ihre Generation hin. „There is no Planet B“ und „Klimaschutz statt Kohleschmutz“. Von wegen „betreutes Demonstrieren“ oder die Leserbriefäußerung, daß Jugendliche „schon eine Sinnkrise“ bekommen, „wenn sie ihr Smartphone verlegt haben.“ Anderen ist klar, „daß die sogenannten Profis wie Herr Lindner, Herr Altmeier und so weiter offenbar nicht verstanden haben, daß die jungen Leute gerade ihnen nicht mehr vertrauen, denn sie haben die Rettung unsres Klimas bisher gründlich verhauen und erwecken nicht den Anschein, daß sie ernsthaft etwas daran ändern werden.“ Laut „Studie zum Umweltbewußtsein in Deutschland 2018“ halten 64 % der Deutschen Umwelt- und Klimaschutz für eine „sehr wichtige Herausforderung“ Text und Foto: Gesine Werner 46

Eine Probe für das inklusive Projekt „Große Leute“ mit Priska Janssens.

Ziemlich „große Leute“ mit ziemlich kreativen Ideen Das inklusive Projekt von Semiramis mit Fluxusschule und Werkstatt für Behinderte feiert Wie werde ich groß? Was bedeutet „groß sein“ überhaupt? Und welche Träume und Sehnsüchte verbinde ich damit? Auch an diesem Semiramis-Projekt wirkt Tanzpädagogin und Choreografin Valerie Sauer mit. Auch an diesem Semiramis-Projekt wirkt Tanzpädagogin und Choreografin Valerie Sauer mit. Viele Fragen, die mit Witz und Elan beantwortet werden. Das inklusive Projekt „Große Leute“, das Priska Janssens für den Verein Semiramis realisiert, feiert am 14. Juni um 18 Uhr in der Fluxus-Schule (Pfälzer Straße 7) Premiere. Die Fotoausstellung von Michael Kretzer über das Langzeit-Projekt wird gezeigt. Olaf Herrmann hat das Projekt mit der Kamera dokumentiert und Interviews geführt, sein Film hat ebenfalls Premiere. Kunstwerke werden auch gezeigt. „In der Anfangsphase haben die Mitwirkenden bewegliche Objekte gebaut“, berichtet Priska Janssens. Die Szenencollage spielt in einem Kinderzimmer und in einer Kneipe. Ein Handy wird auch mal verhökert. Schwarzmarkt! Statt einer Dame (wie bei Hitchcock) heißt es hier: Eine Braut verschwindet - im Brautkleid. Mehr wird nicht verraten. „Ein Jahr lang haben wir jede Woche geprobt“, erzählt die Projektleiterin. Auch Tanzpädagogin und Choreografin Valerie Sauer war wieder mit an Bord. Fluxus-Schullehrer Christian Bappert ist der pädagogische Leiter und hat das Konzept für die 14 Mitwirkenden entwickelt. Generationsverbindend ist das Projekt auch, wie die Altersspanne der Mitwirkenden zeigt. Zwischen 12 und 60 Jahren sind sie alt, die sieben Kinder der Fluxus-Schule und die sieben Erwachsenen, die in der Werkstatt für Behinderte arbeiten. Der 4. Clubabend der Hotspot-Theaterschule war zu Gast im Campus Klarenthal, wurde von Musikerin Elka Aurora und ihrer Band „Trioritma“ mitreißend gestaltet. Jedes Schulhalbjahr stellt eine Schule ihre Angebote an Theater-, Tanz- oder Musikarbeit vor. Den 5. Clubabend kündigt Priska Janssens für November mit dem neuen Hotspot-Programm an. Es geht um „Klangkörper Mensch“, um „Spurensuche“ und einen Zirkusworkshop, und, und, und. www.hotspot-theater.de Text: Gesine Werner Foto: Michael Kretzer

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Alle sind vom Fortschritt der Bauarbeiten des RGZM-Neubaus angetan: Architekt Manfred Bernhardt führte RGZM-Direktorin Dr. Alexandra Busch, Ministerin Doris Ahnen, Oberbürgermeister Michael Ebling und Projektleiterin Sahra Wloka (von links).

Ein Stück Zukunft mit starker Bedeutung in der Mainzer Altstadt Römisch-Germanisches Zentralmuseum in Mainz wird im Spätsommer 2020 bezogen Der großformatige Neubau kann sich sehen lassen, und es ist ganz schön was los auf der Großbaustelle auf dem Platz vor der Neutorschule in Mainz. Seit dem Richtfest im Sommer 2018 ist mit dem Neubau des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) und Leibniz-Forschungsinstitut der Archäologie, dem 95 Meter langen Gebäuderiegel entlang der Rheinstraße, gut vorangegangen. Im rechtwinklig angesetzten Flügel mit Aussicht auf den Platz mit den alten Platanen (der gestaltet werden soll) bietet das RGZM künftig auf drei Etagen und 3000 Quadratmetern Fläche eine neu konzipierte Dauerausstellung. Rund 10.000 Quadratmeter Nutzfläche werden dem RGZM im Neubau zur Verfügung stehen für archäologische Spitzenforschung, für Dauer-Ausstellung und Sonderschauen. „Wir werden die neue Dauerausstellung 2021 eröffnen und die Zeit bis dahin in Kooperation mit dem Staatstheater füllen“, ist RGZM-Direktorin Dr. Alexandra Busch optimistisch. Projektleiterin Sahra Wloka vom Landesbetrieb LBB geht von der Schlüsselübergabe im Spätsommer 2020 aus. Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen wollte sich ein eigenes Bild machen, hatte Oberbürgermeister Michael Ebling dazu geladen und war nach der Baustellenführung durch Architekt Manfred Bernhardt sehr beeindruckt. Fast alle Fenster sind eingebaut, die an römische Baukunst erinnernde Ziegelsteinfassade in diversen Rottönen wird zur „hängenden Fassade“ verbaut, die großen Wandflächen im Ausstellungsflügel werden gerade verputzt. „Und im Untergeschoß werden wir einen der sichersten Tresore von Mainz haben“, grinst Architekt Bernhardt. Es könnte ja sein, „daß die Totenmaske von Tutenchamun ins RGZM kommt.“ Für das lebendige Domizil des RGZM sind nach derzeitigem Stand etwas mehr als die geplante Gesamtbaukostensumme fällig, was der Baukostenentwicklung geschuldet sei. Ministerin Ahnen versicherte, die Summe von rund 51,4 Millionen Euro sei „im Haushalt abgedeckt.“ Der Architekt beruhigt: „Wir haben mehr als 80 % der Leistungen vergeben oder bereits ausgeführt.“ Die Kosten dürften im Rahmen bleiben. Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener

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Gabor Varga & Jozsef Trefeli, die ungarischen Schweizer mit ethnologischem Faible, sind „Creature“, oder sind sie Schamanen mit einem Hauch alemannischer Fasnet?

Elf Tage wie ein Rausch Das tanzmainzfestival # 3 setzt Mitwirkende und Publikum unter Strom Für Tanzdirektor Honne Dohrmann und Intendant Markus Müller, der für das „offene und nahbare Theater“ sämtliche Spielstätten freigab, waren es „elf Tage wie im Rausch“. Ein Festival mit Suchtfaktor. Über 10.000 Gäste ließen sich anrühren, bewegen und mitreißen. Trampelapplaus und Jubel für die Gastspiele ein aus Südkorea, Brasilien, Südafrika, Frankreich, Schweiz, Taiwan, Kanada, Belgien, Ungarn. „Battleground“ nennt Louise Lecavalier ihre atemlos machende energiegeladene Performance. Die expressive Tänzerin ist ein Ereignis. Der sensationellen Körper-Sprache des früheren Stars von La La La Human Steps ist Konterpart Roberto Abubo kaum gewachsen. Die „Floating Flowers“ des Taiwanesen Po-Cheng Tsai und seiner Compagnie B. Dance bezauberten mit buddhistischen Zeremonien. Auf U17 waren „Creature“ los mit „Fakelore“ in farbenfrohen Ganzkörperkostümen. Gabor Varga & Jozsef Trefeli, ungarische Schweizer mit Ethnologie-Faible, sind Wilder Mann, Schamane und . Stockkämpfer im selbstironischen Ritual. Dada war auch da. Klasse. Bejubelt wird auch „Compact* / P=MG“ von und mit Jan Gallois, die buchstäblich aus zwei Körpern einen einzigen macht. Außergewöhnlich ist die Compagnie Hervé Koubi, 12 Straßentänzer und Hiphopper aus Algieren und Burkina Faso: „Meine gefundenen Brüder.“ Das Stück „Die Schuld des Tages an der Nacht“ zeigt Street-Art, akrobatische „Flug-Körper“ und spirituellen Sufi-Tanz. Die weltweit renommierte Südkoreanerin Eun-Me Ahn (Artist in Residence in Paris, dem Hessischen Staatsballett verbunden) riß mit zwei grandiosen Abenden zu Begeisterung hin. Als deutsche Erstaufführung wirft „North Korea Dance“ mit Augenzwinkern einen Blick hinter die so ungeliebten Grenze. Am zweiten Abend zeigen sich die anrührenden „Dancing Grandmothers“ als berührendes Erlebnis. Und das Publikum wird zur Tanzparty von der Chefin persönlich auf die Bühne geholt. Echt interaktiv. Text und Foto: Gesine Werner 47


KulTouren

Wasserlauf oder Lebenslauf – das Mäandern ist aktueller Arbeitsschwerpunkt des Integrations-Preisträgers Titus Grab, der die „Innensicht“ eines Mäanders zeigt.

Für einen eigenständigen Kunstsommer Integrationspreisträger Titus Grab und sein Engagement „Quo vadis, Wiesbaden?“ fragte der unbeschriftete Weg-Weiser, dem ein griechischer Olivenkanister im Rathausfoyer Stand verlieh. Unzählige „Rheinmuscheln“, die als Corbiculus fluminea („grobgerippte asiatische Körbchenmuscheln“) in Ballastwassertanks nach Rotterdam „migriert“ und in Biebrich aufgefischt wurden, mäandern am Boden um die Foyersäulen. „Sie sind ein Symbol für das Rat-Haus als offenen Ort“, erklärt Titus Grab. Der Künstler verweist auf „die ständige Suchbewegung der Demokratie“ und erklärt: „Kunst ist immer politisch im Sinne der `Polis`, der Gemeinschaft der Stadtbevölkerung.“ Der Integrationspreisträger präsentierte seine „SichtWeise“ im Rathaus-Foyer: „Die Summe der Egoismen ist noch lange keine Demokratie.“ Ein altes Nudelbrett, auf dem erkennbar gebrauchte Holzkochlöffel auftauchen, symbolisiert „die (gefühlte) Invasion“. Mit dem Objekt stößt er den Dialog an über die Angst vor Verlust an Privilegien. Der studierte Ethnologe, Bildhauer und Kunsttherapeut lebt die Kunst im öffentlichen Raum – sein ARTelier und seine Werkstatt. Der Integrationspreisträger, ausgezeichnet für sein andauerndes Engagement an der Schnittstelle von Kunst, Sozialarbeit und Kunstpädagogik, erfand im Sinne des „selbstbeauftragten Handeln“ die „offenen Ateliers im Westend“ und die „Westend-Galerie“ und redet Klartext. . Er fordert ein „Vollzeit-Kulturdezernat“ und „mehr Engagement für Kunstschaffende und Freie Träger. Kulturschaffen und Kunst sind ernst zu nehmende, sinnenfrohe Labore.“ Daß die Wiesbadener Theaterbiennale anscheinend den Etat des Kunstsommers ein zweites Mal „kapert“ und das ablehnende Votum des Kultusbeirats nicht fruchtet, sieht der Bildende Künstler wie andere maßgebliche Kunstschaffende mit großer Sorge. „Auch die „Kunst im Weinberg“ als kleine Schwester des Kunstsommers ist inzwischen abgeschafft“; moniert Titus Grab und reklamiert einen eigenständigen Kunstsommer in der Landeshauptstadt. Text und Foto: Gesine Werner

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Ob Neujahrs-Gala der Theaterfreunde oder Internationale Maifestspiele Wiesbaden mit - Schlagzeuger Edzard Locher und Sopranistin Katharina Heißenhuber überzeugen das Publikum mit berührendem Auftritt.

Verschmitzte Hommage, berührendes Gastspiel und zauberhafte Flötentöne Wiesbadener Burgfestspiele sind in Sonnenberg und in der City engagiert Die Wiesbadener Burgfestspiele waren als Veranstalterin zu Gast im Theater im Pariser Hof. Ulrich Cyran, bekannter Wiesbadener Schauspieler und Regisseur, hat seine auf den Punkt gebrachte Bühnenfassung der Burgfestspiele Bad Vilbel adaptiert. Seine ausdruckstarke Inszenierung „Das Tagebuch der Anne Frank“ ging unter die Haut. Von Marlene-Sophie Haagen anrührend und eindringlich verkörpert, sprüht das im Amsterdamer Hinterhaus eingepferchte Mädchen, das mit 15 Jahren im KZ BergenBelsen starb, vor Lebenslust. Der Bajan-Virtuose Vassily Dück ist auf der sparsam möblierten Bühne einfühlsamer Begleiter, wenn Anne ihr Herz der fiktiven Freundin Kitty im Tagebuch ausschüttet. Lang anhaltender Beifall. Ein Schmankerl löste Lachtränen-Alarm aus im ausverkauften Kaisersaal. „Herr Kaplan, betasten Sie mich“ war der gelb-karierte Jazzpianist Harald Hauck der ideale Konterpart am Geflügel für Heinz Erhardt. „Passen Sie zu und hören Sie auf“. Der Mann in Hornbrille und Vintage-Anzug kommt „von da“, bringt mit intelligenten Wortkaskaden breit grinsend den Saal zum Kochen. Spontanaktionen mit dem Publikum, das lauthals prustet, inklusive. Es gab „noch `n Gedicht“. Das Wiesbadener Eigengewächs Patrick Ludovicus Schmitz (ja, der Filius des unvergessenen Ludy vom Wiesbadener Musentempel) ließ sich nicht lumpen. Ritter Fips weiß, „warum die Zitronen sauer“ sind. Der Saal spricht „die Made“ mit, jubelt und wünscht: Junge, komm bald wieder! „Flöten-Zauber“ von Olga Reiser aus Jekaterinburg mit Flötentönen von Thelemann bis Piazzolla lockte auch in den Kaisersaal. Am 25. August wird um 18.30 Uhr zum Familienkonzert in den Burggarten eingeladen: „Five Generations“, Ehemaligen-Besetzung der Leibniz-Schul-Bigband von Reinhard Diegel, bringen „Tradition und Moderne“ als Motto der Sonnenberger Kulturtage zum Klingen. www.wiesbadener-burgfestspiele.de Text und Foto: Gesine Werner

wiesbadener

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KulTouren

Wolfgang Vater singt munter auf der Bühne weiter, derweil Peter Alexander alias Klaus Krückemeyer das Parkett entert und das aufgekratzte Publikum aufgemischt.

Zwei kleine Italiener mit KäseIgel und Stehlampe Theater im Pariser Hof mit Schwarzrotgoldischem Petticoat-Vergnügen Tiritomba! Back to the Fifties und dann geht die Chose ab „mit der Konjunktour!“ Das Theater im Pariser Hof war hoffnungslos ausverkauft. Beim „bunten Abend in Schwarz-Weiß“ - zum 70. Geburtstag der BRD entwickelt und jetzt wieder aufgenommen - wurden die Stühle knapp. Auf der Bühne machten es sich Nierentisch, Standuhr und Tütenlampe bequem. Käse-Igel gab es später auch für Alle. Eierlikör ist nur für die erste Reihe. Theaterprofis und andere Promis (keine Namen) waren mit von der Partie und hatten ersichtlich Spaß am Absingen der Hymne – im Stehen:„Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien...“ Das RadioLiveTheater kann Western und Hitchcock (Sie wissen schon – Gaslicht) und Edgar Wallace und überhaupt. Parole: „Schwarz-Rot-Petticoat“. Habanera mit Caprifischern und den Beinen von Dolores. Zwei kleine Italiener sind da, ohne Krimi geht die Mimi nie ins Weiße Rössel und heute bleibt die Küche kalt. Das stimmgewaltig klangschöne Dreigestirn gibt szenisch gewitzt dem Affen Zucker und Klaus Krückemeyer, Annette Luig, Wolfgang Vater liegt das Publikum zu Füßen. Im Parkett wird kommentiert und souffliert und gekichert und lauthals gelacht. Die lustvoll kredenzten 50erJahre-Hits kommen in ständig wechselnder Garderobe – Trench und Brecht-Lederjacke, Frack und Bastrock, Negligé und Abendrobe samt Pumps – animieren zum Mitsingen. Textsicher ist der Saal ja und wer nicht mitwippt, ist eh im falschen Film. A pro pos. Der „weiße Flieder“ – in Wiesbaden gedreht – blüht natürlich auch. Familie Hesselbach und der doppelte Peter (Hüftschwung-Kraus und Alexander) sind ein eigenes Kaliber an Geschichtsunterricht. Ein Stadtrat ist Sitznachbar, outet sich offenherzig als Fan der Nostalgiesongs und schlägt sich durchaus wacker als (Mit-)Sänger. Hach, wie das „Auf Wiedersehn“ so herzerweichend gesäuselt wird. Und dann ist plötzlich Schluß mit Lustisch. www.RadioLiveTheater.de Text und Foto: Gesine Werner

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Ginge glatt als Amadeus durch. Sieht ziemlich nach dem Wolferl aus, verleiht den geschriebenen Worten des Genies Mozart auch Stimme und Körpersprache, ist aber die sensibel expressive Wiener Schauspielerin und Regisseurin Chris Pichler bei „Mozart24“ im Prunkfoyer.

Von klingenden Noten und „der Stille dazwischen“ Mozart satt und ein musikalischer Marthon rund um die Uhr Hübsch „mozärtlich“ kam der Wonnemonat am Musentempel, der das poetische Motto seiner traditionsreichen Internationalen Maifestspiele von Amadeus höchst selbst übernahm: „Die Musik steckt nicht in den Noten, sondern in der Stille dazwischen“ Uhr Nach dem gefeierten Auftakt mit dem opernhaften Mozart-Doppel „Idomeneo“ und „Titus“ in der Sicht von Hausherr Uwe Eric Laufenberg war ein MarathonGenuß angesagt: „Mozart24“. Dem Genie wurde rund um die Uhr gehuldigt und Kondition war gefragt.. Die letzten Takte von „Idomeneo“ waren verklungen, schon wurde der Orchestergraben für eine Rarität abgedeckt. Auf der jetzt geräumigen „Vorderbühne“ bot zu nächtlicher Stunde die Grand Dame der Schlagwerkfamilie ein so noch nie erlebtes Hör-Vergnügen - auch für die Augen. Die Sonate für zwei Klaviere und das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester bekamen einen ganz eigenen Drive. Das Marimba-Quartett „The wooden Anvil“ - Edzard Locher (Hessisches Staatsorchester Wiesbaden), Martin Barth (Staatskapelle Berlin), Se-Mi Hwang (HfMDK Mannheim) und Thomas Varga (Philharmonisches Orchester Freiburg) - kredenzte ein klanggewaltiges „Porträt in Percussion“. Am Flügel war der Pianist Leonhard Dering mit von der Partie und gab als Solist einen kleinen Vorgeschmack der kommenden Spielzeit. Der frühe Vogel fängt den Wurm, der wie erwartet zum Highlight mutiert. „Amadeus! Wolfgang in Deutschland, Amadeo in italien de Mozartini“ war um 9 Uhr die Devise bei Herrn Trazom. „Ich bin kein Dichter, ich bin kein Maler. Ich kann es aber durch Töne.“ Und wie es das Wolferl kann. Das hinreißende Schmankerl wurde von Publikumsliebling Chris Pichler, dem Wiener Schauspiel-Allroundtalent mit Herz, empfindsam dargeboten. Virtuos brachten Pianistin Erika LeRoux, Thomas Richter (Flöte), Karl-Heinz Schultz (Violine), Sabine Schultz (Viola) & Philipp Schweikhard (Cello) ausgewählte Kompositionen des Salzburger Genies zum Klingen. Text und Foto: Gesine Werner

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zusammen leben

Ein „historisches“ Foto mit Seltenheitswert aus der Pressekonferenz im Rathaus Anno 1998. Loadmaster Billy Joseph Sheehan, Standortkommandeurin Colonel Irene Mauss, Loadmaster Bill Morrissey und „Onkel Wackelflügel“ Gail S. Halvorsen demonstrieren: Die Erfolgsstory der „Candy Drops“ hat spontan begonnen - mit zwei Chewing-Gums.

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iesbaden war während der Berliner Luftbrücke von 1948/49 „das Herz Deutschlands“. Zum Jubiläum „70 Jahren Luftbrücke“ wird am Pfingstmontag auf das Airfield der Clay Kaserne in Erbenheim eingeladen. Hier war die historische Drehscheibe der gigantischen Hilfsaktion. .

auf dem Airfield zur Besichtigung bereit. Für musikalischen Pfiff und deutsch-amerikanisches Catering ist gesorgt. Symbolische Abwürfe von Candy Drops an Minifallschirmen, die der berühmte „Candy-Pilot“ und „Onkel Wackelflügel“ Gail S. Halvorsen für die Berliner Gören erfunden

Jubiläum mit den „Lasteseln der Lüfte“ Am Pfingstmontag wurden „70 Jahre Berliner Luftbrücke“ auf dem Airfield Erbenheim gefeiert Colonel Noah C. Cloud, aktuell der Garnisonskommandeur der US-Streitkräfte Wiesbaden, erinnerte an das „Unvorstellbare“ der „einzigartigen historischen Meisterleistung“. Gemeinsam mit den deutschen Nachbarn, rund 40.000 Interessierten mit kostenlosem Eintrittsticket wollen die Amerikaner das Jubiläum feiern. Ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept greift. Parkplätze sind rar, EsweBusse und die Ländchesbahn sind zu empfehlen. Mehr als 30 funktionstüchtige „Rosinenbomber“ – mehrheitlich C-47 und einige T6 – sowie vermutlich auch das fliegende Museum der historischen „Spirit of Freedom“ kehren noch einmal nach Wiesbaden zurück und stehen 50

hatte, werden an die „Operation Vittles“ erinnern. In einem Gedenkgottesdienst werden die Gefallenen der Luftbrücke gewürdigt. Die Bedeutung der „Combined Airlift Task Force“ war zum Goldjubiläum der „Operation Vittles“ am 4. Juli 1998 mit einem großen Freundschaftsfest auf dem Airfield gefeiert worden, eine Riege vitaler Big-Lift-Legenden war eigens noch einmal zur Clay Kaserne gekommen. Die Wiesbaden Association of good neighbours stiftete eine Ehrentafel. Die Bronzeplatte würdigt das Hauptquartier Taunusstraße 11, das einstige Hotel Hamburger Hof, unter US-General William Tunner. In den Büros der ersten Etage hatte „Willie the whip“ (die Peitsche), auch bekannt als

„Tonnage“ Tunner, die gigantische Hilfsaktion auf Erfolg getrimmt. Am 26. Juni 1948 stiegen die ersten „Lastesel der Lüfte“ auf. Die Douglas C-47 versorgten als „Rosinenbomber“ in 277.364 gefährlichen Flügen, in der „Osterparade“ 1949 sogar buchstäblich im Minutentakt, zwei Millionen Menschen mit Tonnen von Lebensmitteln und Kohlen. „Unsere wichtigste Ladung war die Hoffnung“, sagte der legendäre „Candy-Piilot“ Oberst i. R. Gail S. Halvorsen, zum 60. Jahrestag der Luftbrücke als Ehrengast im Rathaus Wiesbaden. Auf den Tag genau 45 Jahre nach US-Präsident Kennedy trugen sich auch rüstige „Helden der Humanität“ wie Loadmaster Bill Morrissey und Johnny Macia in das Goldene Buch der Landeshauptstadt ein. Die „Big Airlift – Blockade-Buster“ waren Helden zum Anfassen und bewiesen Humor in ihren Erzählungen. Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller hatte zu ihren Ehren die Amtskette angelegt. Bundesverdienstkreuzträger Gail S. Halvorsen war mit 99 Jahren gerade beim Jubiläum in Berlin zu Gast. Es ist zu hoffen, daß die mit dem hessischen Verdienstorden gewürdigte Big Lift-Ikone Halvorsen auch nach Wiesbaden kommt. Möglicherweise kommt sein ältester Sohn - der ist in Deutschland geboren. Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener

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zusammen leben

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etzt ist sie tatsächlich „goldische Fuffzich“! Seit einem halben Jahrhundert hilft sie auf vier Kontinenten „unserer Einen Welt“. Die „Aktion Zehnprozent“ als bundesweit einzigartiges ökumenisches Erfolgsmodell aus Wiesbaden ist mit dem JubiläumsDankgottesdienst in die 51. Spendensaison gestartet. Getreu der Devise „Es kommt auf jede einzelne Person an“ ist bis zum 31. März 2020 buchstäblich für jeden Tag eine spendenwillige Person gefragt. Sind 366 Spenden von Kindern und Erwachsenen eingegangen, gibt der anonyme „Mister Zehnprozent“ - seinen Anteil von 25.000 Euro frei. Der im Dankgottesdienst anwesende „Mister“ gilt als „Vorbild gelebter Nächstenliebe“ und hütet seine Identität getreu der Bergpredigt. Dort steht, bei Almosen soll „die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut“. In seinem Grußwort betonte er, „durch das Teilen entscheiden sich Menschen, bewußter und entschiedener zu leben.“ Der „Mister“ sucht jetzt aus Altersgründen einen Nachfolger - oder eine Nachfolgerin - und bietet umfassende Hilfe beim Einstieg an. Im fröhlichen Dankgottesdienst in der Bergkirche als Ursprungsort der Hilfsaktion balancierten Kinder eine

Spendenkonto der Zehnprozent-Aktion: Konto 404 44 44, BLZ 520 604 10 Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel IBAN DE 5206 0410 0004 0444 44 BIC GENODEFIEKI große Weltkugel, sangen „wir sind Kinder einer Welt“ mit Pastorin Bea Ackermann. Gemeinsam mit dem gastgebenden Pfarrer Helmut Peters verkündete Aktionskreisleiterin Ackermann die „sensationelle Summe von fast 210.000 Euro“. An der Jubiläums-Saison waren 455 Kinder und Erwachsene mit Spenden beteiligt. Als Festprediger rief Dekan Dr. Martin Mencke zu weiterem Engagewiesbadener

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Beim Jubiläumsgottesdienst in der Bergkirche wurde der Start in die 51. Spendensaison der „Zehnprozent-Aktion“ von Pfarrer Helmut Peters (links) mit fröhlichen Kindern gefeiert.

ment auf: „Gebt, denn teilen macht reich.“ Misereor Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel und Cornelia Füllkrug-Weitzel (Brot für die Welt) dankten stellvertretend für alle und stellten im ökumenisch gefeierten Jubiläumsgottesdienst die neuen Projekte vor. Ein wichtiger musikalischer Brückenbauer war die Peace Bigband des Flötenvirtuosen Ako Karim („I Iocosi“) mit schwungvollen Jazzklängen in der Bergkirche und beim anschließenden Feiern im Gemeindehaus. Das Peace-Friedens- und Jugendorchester des kurdischen Klangkünst-

Das „Projekt vor der Haustür“ macht seinem Namen alle Ehre: Mit 10.000 Euro sollen die wohnungslosen „Lilienkicker“ des Diakonischen Werks Wiesbaden unterstützt werden. Seit Aktionsgründung wurden mit 9,3 Millionen Euro mehr als 230 Projekte in 70 Ländern weltweit und rund 70 Hilfsprojekte „vor der Haustür“ unterstützt. „Brot für die Welt“, das gerade seinen 60. Geburtstag feiert, ist Schirmherr der ökumenischen Aktion. Seit über 40 Jahren ist das katholische Hilfswerk „Misereor“ Aktionspartner. Info www.zehn-prozent-aktion.de Text und Fotos: Gesine Werner

Hilfe für unsere eine Welt Start in die 51. Saison der ökumenischen „ZehnProzent-Aktion“ und das Goldjubiläum gefeiert lers Karim ist mit Geflüchteten und Einheimischen interkulturell besetzt. Die Zehnprozentaktion als hilfreiche Dauerbrenner will in der laufenden Spendensaison mit 130.000 Euro vier Projekte fördern. Im Norden Indiens soll Latrinenreinigerinnen aus der Kaste der „Unberührbaren“ würdevolle Selbsthilfe geleistet werden. In Nigeria muß dringend die Qualität des Trinkwassers erhöht werden. Im Libanon eröffnet das House of Light and Hope Jugendlichen Zukunfts-Chancen. Das Peace-Friedens- und Jugend51 orchester des kurdischen Klangkünstlers Ako Karim ist interkulturell besetzt und begeisterte im Gottes-haus und im Gemeindehaus der Bergkirche.



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