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Im Dickicht der Kultur S
Am Rande der Landeshauptstadt, wo sich Stadt und Natur gegenüberstehen, hat das „Sommertheater Nerotal“ eine neue Heimat gefunden: im „Kultur-Dschungel“ erwartet die Gäste ein verwunschener Ort mit abwechslungsreichem Programm.
Ein kleines, naturnahes Waldstück, nur einen Steinwurf von der Hektik der Großstadt entfernt. Durchzogen von Installationen und außergewöhnlichen Kunstobjekten, voller kleiner Wege und möglichen Entdeckungen. Und einem Amphi-
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theater als Mittelpunkt dieses einzigartigen Ortes, der von sich aus schon das Kunststück vollzieht, die pulsierende, lebendige Kraft der Kunst mit erholsamer Ruhe inmitten von Urbanität zu vereinen. Das alles bietet der „Kultur-Dschungel“ - etwas versteckt in der Nähe der Hochschule Rhein-Main und dennoch mitten in der City. Hier fühlen sich nicht nur Flora und Fauna wohl, sondern auch das „Sommertheater Nerotal“, das noch bis zum 1. Oktober mit einem vielseitigen Programm lockt. „Wildes Herz – freier Geist“ – unter diesem etwas pathetisch wirkenden Motto lädt der Kultur-Dschungel in seine Wildnis ein. Das Sommertheater Nerotal hat hier einen besonderen Ort der Entfaltung gefunden. Der „freie Zusammenschluss aus Schauspieler:innen, Regisseur: innen, Musiker:innen und Autor:innen“ fungiert als eine Art Produktionsgemeinschaft. Die unterschiedlichen Köpfe hinter dem Dschungel sorgen für ordentlich Abwechslung auf der „wilden Bühne“ - natürlich unter freiem Himmel und inmitten von „üppig grünen Wildwuchs“.
Im Dickicht der Kultur
Die parkähnliche „Freizeiteinrichtung Unter den Eichen“ war in Wiesbaden früher mal so etwas wie ein Geheimtipp, den glücklicherweise die Kunst für sich entdeckte. Seit Mitte Juli laufen hier bereits verschiedene Bühnenevents, doch auch den gesamten September über lohnt sich noch der Ausflug in die grüne Oase. So laufen am 26. und 27. August und damit noch gerade rechtzeitig für unsere Leser die beiden letzten Vorstellungen von „Hin und Her“ nach Ödön von Horväth – eine „groteske Komödie über den Irrsinn der Bürokratie und das Schicksal eines Menschen, der unfreiwillig sein zur Heimat gewordenes Land verlassen muss.“ Ein Geschäftsmann, der bei seiner Abschiebung nicht so richtig durchblickte, hängt im Transit fest und wandert zwischen den Grenzposten hin und, Sie ahnen es, her. Dabei ist er nicht der Einzige, der regelmäßig das Ufer wechselt, wie er bereits nach kurzer Zeit feststellen muss. Die unterhaltsame Komödie stammt aus dem Jahr 19 und kommt den Zuschauer doch erstaunlich aktuell vor.
„Impromptu – spiel oder stirb!“
erscheint ein letztes Mal am 28. August. Eine Gruppe chaotischer Schauspieler soll im 17.Jahrhundert die gelangweilte Mätresse des Königs bespaßen, hat für die Vorbereitungen aber nur wenige Stunden Zeit.
Zum Glück hatten die Schauspieler:innen des Sommertheaters mehr Luft zum Proben, weshalb hier ein sehenswertes Stück auf die Gäste wartet. „Was geschieht,
wenn ich meiner Seele ein Sonett Shakespeares als Spiegel
vorhalte?“ ist wiederum eine Frage, die sich wirklich jeder von uns schon einmal gestellt hat. In „I AM WILLIAM!“ versuchen sich
vier Menschen an ihr – nicht ohne Folgen: „Schon bald beginnen Traum und Albtraum ihre Partie um die Vormacht über die Sinne rücksichtlos in den Kammern der Herzen auszutragen. Die Welt, wie sie war, verschwindet und was entsteht, ist die allesentscheidende Frage: „Was werde ich in mir und ineinander entdecken?“ Wer sich mit auf diese „fantastische Reise“ begeben möchte, hat an jedem Wochenende im September die Möglichkeit dazu. „Die kalte Sonne – Phaeton und Persephone“ ist ebenfalls noch einige Male zu sehen, darunter auch in der letzten Aufführung für diese Saison überhaupt am 1. Oktober. In dieser Liebesgeschichte aus der griechischen Mythologie finden zwei zueinander, die nicht zueinander hätten finden sollen – war unter anderem den großen Hades verärgert: „Phaeton lebt als Sohn des König Merops und wird auf sein Leben als künftiger Herrscher vorbereitet, was ihm gar nicht behagt. Er flieht vor der Verantwortung und trifft auf Kore alias Persephone, die wieder einmal in die Unterwelt herabsteigen muss, wie es der Vereinbarung auf göttlicher Ebene entspricht. (…) Können die beiden ihrem vorgezeichneten Schicksal entrinnen und gibt es eine Hoffnung darauf, dass sie das Unmögliche möglich machen?“ Eine Frage, die auf jeden Fall noch vor der Winterpause geklärt werden muss. Denn schon bald wird es wieder so weit sein: Die Blätter unter den Eichen werden braun, die Wildnis um das Amphitheater bereitet sich auf die kalte Jahreszeit vor. Der verwunschene Ort am Rande der Großstadt geht in den Winterschlaf, bis der Kreislauf der Natur wieder von vorne beginnt. Also keine Zeit mehr verlieren, solange noch Sommer ist!