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Leinpfad Verlag S
In 25 Jahren 291 Bücher verlegt: Die Verlegerin Angelika SchulzParthu hat bewiesen, dass man mit einem regionalen Verlag nicht nur überleben, sondern auch erfolgreich sein kann. 25 Jahre Leinpfad-Verlag – und nun dürfen andere den Betrieb weiterführen. Zum Abschied hat der WIESBADENER ein paar Fragen an die umtriebige Unternehmerin. Was hat dich dazu bewogen, Verlegerin zu werden?
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Es war mein Traumberuf. Ich musste mich nur trauen! Denn vor Augen hatte ich lange Zeit nur die großen Verlage und dann wirkt die Gründung eines eigenen Verlages ja fast größenwahnsinnig. Aber ein Besuch auf der Mainzer Minipressenmesse hat mir dann wunderbare Gegenbeispiele gezeigt: Verleger*innen, die halbtags woanders arbeiten z. B. Also habe ich mich 1 Jahr beurlauben lassen. Und noch während des Jahres gemerkt: Es könnte klappen und habe gekündigt.
Was war dein erster Titel?
1997 Carlo von Erlanger: ‚Wie ein Blick in die Lande eines schöneren Edens. Zwei Expeditionsberichte‘ von ca. 1900 – mein erster Flop.
Wie hast du eine Autor:innen gefunden? Oder war es umgekehrt, und sie haben dich gefunden?
Meistens habe sie mich gefunden, den Kontakt aufgenommen und mir Manuskripte geschickt. – Die erste Ausnahme war das Kochbuch ‚Lust auf Rheinhessen‘: Dafür hatte ich Weingüter aufgefordert, mir ihre besten Rezepte zu schicken. Ein Hintergedanke dabei war, dass damit auch das Marketing auf viele Schultern verteilt wurde. Viel wichtiger jedoch war, dass die Rezepte sehr authentisch waren. Dieses Prinzip habe ich dann öfter angewandt, auch bei den ‚Rheinhessische Tapas‘, ‚Mosel Tapas‘ usw.
Schwerpunkte deines Programmes?
Erstens die Regionalität, hauptsächlich Rheinhessen. Regionale Koch-
Leinpfad Verlag
Der kleine Verlag mit dem großen regionalen Programm
bücher, Kinderbücher, Wander- und Ausflugsführer, Krimis.
Wie kam es zu den Kochbüchern mit regionalen Tapas?
Das Thema lag 2012 in der Luft – die ersten Straußwirtschaften boten regionale Tapas oder Finger Food o.ä. an. So erschienen im August 2012 die‚ Rheinhessischen Tapas‘ und verkauften sich sofort toll, inzwischen in der 6. Auflage. Ein halbes Jahr später kamen dann die ‚Pfälzer Tapas‘. Inzwischen haben wir Tapas-Kochbücher für alle Weinbauregionen mit einer Gesamtauflage von 40.000 Ex. vorgelegt.
Bei welchem Titel wusstest du von vornherein, dass er erfolgreich sein wird?
Der 1. Farbfotoband ‚Ingelheim am Rhein‘ (es gab zwanzig Jahre lang keinen) und das Kinderbuch von (damals noch) Ulla Sandrock, der späteren Ehefrau von Jürgen Klopp: “Elli und Pit. Oder wer ist der beste Torhüter von Mainz 05“.
Was war dein Bestseller/deine Bestseller?
‚Das kleine Ingelheimer Spargelbuch‘ mit Rezepten von Michel König, der damals Küchenchef bei Boehringer Ingelheim war. Die Rezepte waren klasse und das Buch ist sehr schön geworden. Kurz: Die Firma Boehringer hat ca. 10.000 Exemplare gekauft und an Kunden verschenkt.
Und welches war ein echter Flop (quasi unverkäuflich)?
Einige Bücher blieben deutlich hinter meinen Erwartungen, z.B. gleich das erste. Und manchmal war ich von meinen Büchern begeisterter als die Leser*innen … Meistens jedoch haben sich Tops und Flops immer schön abgewechselt und wir haben insgesamt schwarze Zahlen geschrieben.
Schreibst du selbst?
Nur Klappen- und PR-Texte. Einmal eine kleine Fachkunde für ein Spargelbuch.
Was ist – abgesehen von deinen Titeln – deine Lieblingslektüre?
Das wechselt täglich - ich habe 80 Meter gut gefüllte Bücherregale … Im Moment begeistert mich die Old Filth-Trilogie von Jane Gardam.
Was machst du nach dem Verkauf deines Verlages?
Die Familiengeschichte aufarbeiten: Beide Familien waren Flüchtlinge (früher: Heimatvertriebene) – darüber möchte ich mehr wissen.