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Fluxus-Frauen S

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Leonardo 2022 S

Leonardo 2022 S

Esther Ferrer, Piano con alas,1986, Foto: © Giorgia Palmisano, Courtesy Archivio Conz Berlin

Fluxus-Veteran Eric Andersen begleitet Fotografin Dorte Krog-Andersen zum 60. Fluxus-Geburtstag. Auf dem historischen Pressefoto vom Goldjubiläum 2012 im Museum ist er bei den „Piano-Activities“ Emmett Wlliams, mit Philipp Corner, Ben Patterson, Alison Knowles und Geoffrey Higgins zu sehen. Foto: © Gesine Werner

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Fluxus-Frauen – A wild bunch of older bad girls

Wiesbaden feiert mit Ausflügen nach Absurdistan zum 60. Geburtstag von FLUXUS die Avantgarde-Frauen

Ehre, wem Ehre gebührt! Die fluxiven Frauen sind los! As time goes by… Schlappe 60 Jahre nach dem Urknall von 1962 mit den „Internationalen Festspielen Neuester Musik“ im städtischen Museum Wiesbaden werden „schon“ die virtuosen Fluxus-Frauen gewürdigt.

„Fluxus Sex Ties – Hier spielt die Musik!“ Unerhörtes für Stielaugen & Ungesehenes für Spitzohren. Es geht um klingende Namen wie Mary Bauermeister, Andrea Büttner, Sari Dienes, Esther Ferres, Simone Forti, Guerilla Girls, Dorothy Iannone, Alison Knowles, Shigeko Kubota, Annea Lockwood, Charlotte Moorman, Ann Noél, Yoko Ono, Takako Saito, Andréja Saltyté, Caolee Schneemann & Mieko Shiomi. „A wild bunch of older bad girls!“ Auch Pyla Patterson, Dorte Krog-Andersen und die früh unterstützende Galeristin Christel Schüppenhauer seien erwähnt.

Foto links: Fluxus-Piano( von Dorothy Iannone) im Detail, Foto rechts: Bewundernswert kregel ist Bad Girl Takako Saito. Die Fluxus-Mitbegründerun erweckte mit ihrer legendären Openair-Performance „head music“ ein historisches Exponat der Ausstellung im NKV zum Leben. Fotos: © Gesine Werner

Als „Topless Cellist“ war Charlotte Moorman eine berühmte Performance-Pionierin, die sogar unter Wasser Cello spielte. „Moorman, NYC, May 17, 1974“ ist auf dem Corpus des Original-Instruments zu entziffern. Foto: © Gesine Werner

Wahrlich kein Ruhmesblatt – die Ausstellungshistorie bezeugt „weitgehendes Verschwinden, Übersehen werden oder auch Verschlafen“ der Avantgarde-Künstlerinnen. Die Guerilla-Girls als „Gewissen der Kunstwelt“ betonten schon in den 80ern „die Vorteile des Künstlerinnen-Daseins“: Kein Erfolgsdruck, kein Festsitzen auf unbefristetem Lehrstuhl, Null Gefahr, als Genie bezeichnet zu werden. Und „vier Nebenjobs bieten Abwechslung.“ Der Nassauische Kunstverein feiert 175 Jahre Bestehen und das runde Wiegenfest der weltweiten Avantgardekunst als Doppeljubiläum. Das ganze Haus als Bühne für den „mäandernden Fluss“ von Exponaten, eine vielsaitig-vielstimmige Seh-Reise nach Absurdistan. Archivio Conz, Kulturfonds Frankfurt RheinMain und Stiftung Kunstfonds fördern.

Als „Satellitenschau“ brachte Fluxus-Impulsgeberin Mary Bauermeister ihre Rauminstallation „Zuvielisation“ in die Humorkirche von Fluxusmäzen Michel Berger (WIESBADENER*IN 2/2022). Im NKV zeigt sie frühe Exponate: „Wir waren ästhetische Terroristen und wollten die Gesellschaft verändern.“

Im „Piano Nobile“ fasziniert ein optischer Klangkörper mit gestalteten Klavieren, Konzertflügeln und Celli der Sammlung Archivio Conz. Der Iannone-Flügel „A Souvenir for Ajaxander“ ist der PR dienlich. „I`m very bored with the concept that art is for a few people – the chosen few. Not making such a snobbish, mysterious thing“ Das Original-Cello, mit dem Charlotte Moorman als „the topless Cellist“ unter Wasser spielte, ist da. Ann Noél blickt mit „The Gospel According to St. Ann“ und persönlichen Tagebuchnotizen hinter die Kulissen und gestaltete Nachtschränkchen als Hommage an Kolleginnen wie Yoko Ono, deren Partituren ein Raum gewidmet ist. Mitgründerin Takako Saito zeigt gewitzte „silent music“: „Wir als Künstlerinnen und Menschen haben eine wichtige Aufgabe - uns in jeder neuen Alltagssituation und neu eingegangenen Beziehung neu zu erschaffen, ohne uns an alte Dinge zu heften.“ Auch die Stadt feiert: „Fluxus Sex Ties – 60 Jahre Fluxus – Die Künstlerinnen“.

Im Kunsthaus gab es ein „Cello im Eisbad - Charlotte Moorman & Nam June Paik“ Fluxus? „Wenn Du es verstehst, ist es zu spät“, meinte Veteran Willem de Ridder.

www.kunstverein-wiesbade

Gesine Werner

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