Wiesbadener*in
Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude
Weltkino Wiesbaden
36. Exground Filmfest
24. Interwhisky
Frankfurt
Genuss der Extraklasse
ARTe Wiesbaden
Ort der Inspiration und Leidenschaft
LOFTWERK 2023
Beliebte Events & neue
Formate
Tarbut
Zeit für jüdische Kultur
„Achtung:
enthält Leben“
Die Mainzer Künstlerin
Sandra Heinz
Tatorte Kunst
15. Kunstrundgang
Wiesbaden-Mitte
Endlich wieder zurück:
Genussmesse kulinart
Die Entdecker-Messe:
Discovery Art Fair Frankfurt
Sinnliches Jubiläum
40 Ja!re Werkstatt für Gesang, Spiel & Sprache
Ausgabe III / 2023 Preis: 6,50 €
Inhalt
Der Sommer verabschiedet sich, ein an Kunst reicher Herbst steht uns bevor. Die kommenden Monate servieren frische Nahrung für Hirn, Herz und Gaumen. Willkommen im Reich der Künste und Genüsse!
Aktuelle Kunst sowohl von etablierten Künstlern als auch von Newcomern und frischen Talenten zeigen die Kunstmessen ARTe in Wiesbaden (S. 12) und die Discovery Art Fair in Frankfurt (S. 30). Auch „Tatorte Kunst“ ist wieder am Start. Ende Oktober führt der Kunstrundgang durch zahlreiche Ateliers, Schauräume, Aktions- und Werkstätten in den Vierteln Rheingauviertel und Wiesbaden-Mitte (S. 14).
menschen & meinungen
Geballte Frauenpower S. 4
schatz & schätze
Goldschmiede feilgold S. 5
Gaumenkitzeleien
kulinart S. 6
InterWhisky 2023 S. 8
kultur & kreatives
Loftwerk 2023 S. 10
ARTe Wiesbaden S. 12
Tatorte Kunst S. 14
Neongolden S. 16
Achtung: enthält Leben S. 18
Spätlese der IMF S. 20
Kunstraum E14 S. 22
Sinnliches Jubiläum S. 27
exground Filmfest 36 S. 28
Discovery Art Fair S. 30
Made S. 37
Theater Saarbrücken S. 38
Theaterdonner S. 40
Staatstheater Darmstadt S. 41
Tarbut S. 42
Theater Anders S. 44
Kulturfonds S. 45
Die Energie des Lichts S. 46
unternehmen & märkte
SEG S. 24
Kunst bei Karrié S. 26
magazin KulTouren S. 32
Zusammenleben
100 Jahre AWO S. 47
Mit der Eröffnung ihres außergewöhnlichen Veranstaltungsraumes LOFTWERK 2017 hat die Goldschmiedemeisterin Anja Roethele in Wiesbaden neue Maßstäbe gesetzt. Nach mehrjährigen coronabedingen Einschränkungen wird ab September wieder voll durchgestartet – mit bekannten und beliebten Events, aber auch mit ein paar völlig neuen Formaten. Eines davon ist der KITCHEN TALK, das am 13. Oktober von Alt-OB Achim Exner eröffnet wird (S. 10).
Drei lange Jahre mussten Genießer auf ihre Stamm-Messe „kulinart“ verzichten. Jetzt gibt es Mitte Oktober zwei Tage lang im Casinogebäude am Campus Westend Frankfurt wieder einiges zu entdecken, zu verkosten und mit nach Hause zu nehmen. (S. 6) Ebenfalls in Frankfurt findet im November die älteste Whiskymesse Deutschlands statt und lockt mit spannenden Ausstellern, einem vielfältigen Weiterbildungsprogramm und natürlich mit Whiskygenuss der Extraklasse (S. 8).
Während das Internationale Trickfilmfestival dieses Jahr bereits im Sommer stattfand, präsentiert exground filmfest wie gewohnt im November in seiner 36. Ausgabe wieder lange als auch kurze Werke in den Gattungen Spielfilm, Dokumentarfilm, Animation und Experimentalfilm (S. 28).
Das und vieles mehr bietet das vorliegende Magazin. Da wünschen wir Ihnen wir immer viel Vergnügen mit Kunst, Kultur und Kulinarik in dieser Ausgabe und einen entspannten Herbst!
IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura
Esser
• Mittelstraße 3
• 56856 Zell/Mosel
• Tel. 06542.954.00.80
• Inh. Petra
• Fax: 06542.954.00.79
• www.media–futura.de
• mail@media–futura.de
• Gestaltung: Petra Esser
Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow
• Redaktion: Petra
• Anzeigenleitung: Tobias Mahlow
Titelbild: Iris Kaczmarczyk, Paeonia suffruticosa, Fotoscanntechnik auf Acylglas, aus der Serie
NATÜRlich • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Backnang • Redaktionsschluss für die Ausgabe IV/2023: 15.11.2023 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt.
wiesbadener*in III/2023
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Unterhaltsame Matinée mit der Autorin Marlies Krämer! Die Rückblende in ein bewegtes Leben; Lebens- und Liebesgeschichte zweier politisch engagierter Menschen, die nur der Tod trennen konnte!
Frankfurt 2 – 5 November 2023 Die Entdeckermesse für zeitgenössische Kunst Messe Frankfurt Halle 1 Online-Tickets discoveryartfair.com
Am Montag, den 16. Oktober, stellt Autorin im Seniorenzentrum Sulzbach/Saar ihr Buch in einer unterhaltsamen Matinée persönlich vor. Info: www.media-futura.de
Geballte Frauenpower an der Stadtspitze
Im Wiesbadener Magistrat sind die Herren der Schöpfung nicht mehr unter sich
„Die“ Landeshauptstadt ist weiblich – und das nicht nur der Bezeichnung nach. Frauenpower zeigt sich auch im Magistrat der Rathaus-Kooperation. Das Mehrheitsbündnis von Grünen, SPD, Linken und Volt verzeichnete bei der Wahl von sechs hauptamtlichen Magistratsmitgliedern großen Erfolg.
Die Titelzeile „Von Frauen befreit ist eine moderne Stadtregierung“ ist im Sommer 2023 endlich ad acta zu legen (vgl. WIESBADENER*IN 1/2018).
„Feminismus heute? Ja bitte!“ hatte die kommunale Frauenbeauftragte Saskia Veit-Prang als Losung zum Internationalen Frauentag 2018 ausgegeben. Das Frauenwahlrecht war 100 Jahre zuvor gesetzlich eingeführt worden. Das Hessische Gleichstellungsgesetz schrieb längst eine Quote von 50 Prozent vor. Die Quote von 30 Prozent war zwar gültige Beschlusslage der Stadtver-
ordnetenversammlung der LH Wiesbaden – doch im hauptamtlichen Magistrat galt die „NULL-ProzentFrauenquote“.
Geht doch. Nun sind die Herren der Schöpfung nicht mehr unter sich, die Zeiten des reinen Männerclubs sind passé. Der Magistrat präsentiert sich deutlich weiblicher – und jünger ist er auch.
Vier Frauen und zwei Männer gestalten zusammen mit OB Gert-Uwe Mende die Geschicke der Landeshauptstadt. Die Grünen und die SPD haben je zwei Dezernate, die Linke und Volt je einen Posten (die VoltStelle ist ein Halbtagsjob).
Die Stadtregierung wird bei vier neuen und zwei bekannten Gesichtern erstmals von einem femininen Quartett dominiert.
Geballte Frauenpower an der Stadtspitze. Die neue „Nummer Zwo“ an der Verwaltungsspitze ist mit der
neuen Grünen Christiane Hinninger (Dezernat II: Umwelt, Wirtschaft, Gleichstellung) die erste Bürgermeisterin in Wiesbaden.
Auch die Vertretung des Oberbürgermeisters obliegt ihr qua Amt. Ihr bisheriges Dezernat IV hat Milena Löbcke als erste Dezernentin der Linken übernommen mit den Feldern Gesundheit, Zuwanderung, Integration, Rechtsamt & Verbraucher*innenschutz. Sie ist die zweite hauptamtliche Dezernentin ihrer Partei in Hessen.
Bisher SPD-Fraktionschef, übernimmt Dr. Hendrik Schmehl zum 1. September von Axel Imholz das Dezernat III als Stadtkämmerer und Dezernent für Schule & Kultur, er ist zuständig auch für Kassen- und Steueramt.
Grünen-Stadtrat Andreas Kowol bleibt im Amt (Dezernat V: Bauen, Verkehr, Stadtpolizei).
Patricia Becher, geborene Eck, verantwortet im Dezernat VI neben dem Sozialleistungs- und Jobcenter das Amt für Soziale Arbeit und Wohnen. Die VOLT-Politikerin Maral Koohestanian leitet - als jüngste hauptamtliche Dezernentin bislang in Wiesbaden - auf halber Stelle das neu eingerichtete „Teilzeit“-Dezernat für Smart City, Europa und Ordnung. Mit Frankfurt und Darmstadt besetzt VOLT drei hauptamtliche Dezernate in Hessen.
Dem femininen Quartett an der Stadtspitze sei eine glückliche Hand gewünscht - den Kollegen Mannen natürlich auch.
Text und Foto: Gesine Werner, geprüfter Mann und Diplompädagogin
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menschen & meinungen
„Frauenquote zu 100 % erfüllt.“ Die närrische Behauptung auf dem Motivwagen des Fassenachtszuges 2017 wird nicht ganz erfüllt, doch dominiert jetzt ein feminines Quartett den hauptamtlichen Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Auch der Herbst hat es wieder in sich! An einem Samstag im November (Termin wird über die Webseite: www.feilgold.de oder über den Newsletter – Anmeldung auch über die Webseite bekannt gegeben) zeigt die Goldschmiedemeisterin Susanne Geiger von 11 bis 16 Uhr in ihrer Jahresausstellung neue und ganz neue Schmuckstücke aus ihren Kollektionen, die natürlich gerne erworben werden können.
Das Thema der Ausstellung ist in diesem Jahr „Bunt und bunte Vögel“ (siehe Brosche im Hintergrund).
Als Mitglied des Forums „Für Schmuck und Design“ – FFSD (https://ffsd.de/) ist die wunderbare Brosche aus dem Hintergrund in einer Gruppenausstellung zu sehen.
Neues aus der Schmiede
Der Termin für den letzten Goldschmiedekurs in diesem Jahr steht auch schon fest! Am 8. und 9. Dezember ist der Kurs geplant. Geschmiedet wird nach vorheriger Anmeldung (info@ feilgold.de) in Kleingruppen (Infos auch über: www.feilgold.de/ goldschmiedekurse/).
Goldschmiedewerkstatt feilgold
me. Susanne Geiger
Am Schlosspark 103
65203 Wiesbaden
0171-3134456
0611-4503286
info@feilgold.de www.feilgold.de
schatz & schätze
Susanne Geiger - feilgold
Frankfurt genießt wieder: Die Genussmesse kulinart ist zurück!
Am 14. und 15. Oktober 2023 verwöhnt die Messe für Genuss und Stil wieder ihre Besucher auf „Deutschlands schönstem Campus“ in Frankfurt
Drei lange Jahre musste die Frankfurter Genießergemeinschaft auf ihre Stamm-Messe verzichten. Jetzt ist die kulinart endlich wieder zurück. Mitte Oktober gibt es im Casinogebäude am Campus Westend Frankfurt wieder einiges zu entdecken, zu verkosten und mit nach Hause zu nehmen.
Internationale Feinkost aus Wiesbaden, Frankfurt und dem Umland
Das Familienunternehmen Deligreece aus Wiesbaden präsentiert authentisch griechische Produkte aus puren natürlichen Zutaten, sonnenreifes Obst und Gemüse und Gerichte, deren Traditionen Jahrhunderte zurückreichen. Alles in echter Premium-Qualität. Darunter natürlich auch das „beste Olivenöl der Welt“ – aus Kreta.
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gaumenkitzeleien
Portugiesische Spezialitäten findet man bei Feinkost Machado aus Babenhausen. Auch bei ihrem Angebot wird besonderer Wert gelegt auf traditionelle und handwerkliche Herstellungsverfahren. Jedes Produkt wird mit Liebe und Hingabe im Ursprungsland hergestellt – von den Olivenölen und -pasten, über die delikate Lachs-Paté und den saftigen Sardinen in Zitrone bis hin zu den Vinho Verdes und Roses.
Valentina Bedoya aus dem Frankfurter Oeder Weg verspricht mit Enamor New Latin Cuisine „Food und Spirit“ aus Südamerika. Ihr „Nachbar“, Goran Djukic, hat mit seinem Liebesdienste home Conceptstore mit zum kreativen, quirligen Ruf der Gegend im Frankfurter Nordend beigetragen. Bei ihm findet man neben coolen Möbeln, Accessoires und Delikatessen auch das Popup Sommerbude sowie Men Limited mit Fashion und Lifestyle-Produkten für den Mann und alle, die Männer lieben.
Neues aus Frankfurts Startup-Szene
Jedes erfolgreiche Unternehmen hat einmal irgendwo angefangen – ein paar davon auch auf der kulinart. Roots Natural zum Beispiel. Einst Startup auf der kulinart, heute renommierter Gewürzspezialist: Die Manufaktur bietet eine köstliche Vielfalt an Gewürzen aus Afrika, Asien, Europa und dem Orient.
Von Königstein im Taunus aus hat das Team von TOMAMI seinen Erfolgszug um die Welt der Kulinarik angetreten: Seit ihrem ersten Mal auf der kulinart 2018 sind die Hersteller der rein pflanzlichen Würzsaucen aus 100 % Tomaten so richtig durchgestartet und konnten auch Sterneköche und Foodprofis für ihre „Umami“-Würze begeistern. So weit sind Marimono noch nicht. Die „Bean-to-Bar“ Schokoladenmanufaktur aus Frankfurt verwendet ausschließlich Edelkakaosorten unterschiedlichster Anbaugebiete und
komplementäre hochwertige Rohstoffe. Dabei wird auf höchste Qualität von der Kakaobohne („bean“) bis zur Tafel („bar“) geachtet.
Unter dem selbstbewussten Motto „Erdacht in Hessen. Gemacht für die Welt.“ geht das Jungunternehmen Apfeltau an den Start. Ihr neuartiger Apfelwein-Aperitif mit 21 % vol. wird auf ganz einzigartige Weise per Eisdestillation aufkonzentriert.
Regionale Inspiration für Küche, Garten und ein gutes Leben
Michael Mohrs Einrichtungshaus Mohr Interiors aus Bad Vilbel hat alles, was zum Verschönern der eigenen vier Wände noch fehlt – vom maßgeschreinerten Esstisch über Accessoires bis hin zu Konzepten für die Wohnraumgestaltung. Auf der kulinart wird er sogar exklusiv eine Weltneuheit vorstellen.
Peter Großjohann aus Neu-Isenburg ist als Küchen Großjohann bekannt und hat sich mit seiner Zweitmarke Grate n‘ Plate (zu Deutsch „Rost und Teller“) nun
auch spezialisiert auf OutdoorKüchen, exzellente Grills und alles, was dazugehört. Auf der kulinart wird er den Besuchern im Außenbereich mit seinen Grillvorführungen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
Das Programm wird bis kurz vor der Messe noch erweitert, insgesamt werden ca. 60 Aussteller erwartet. Man darf sich also auf jede Menge kulinarische Genüsse, Neuentdeckungen und das Wiedersehen mit beliebten Anbietern freuen.
Aktuelle Infos unter: kulinart-messe.de und auf instagram.com/kulinart_messe kulinart 2023
– Messe für Genuss und Stil 14. und 15. Oktober 2023 in Frankfurt, Casinogebäude am Campus Westend der Goethe-Universität
Öffnungszeiten:
Samstag 12-20 Uhr und Sonntag 11-19 Uhr / Eintritt für Besucher: 12,- € Fotos: katharinabauer.net
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gaumenkitzeleien
Ein besonderes Vergnügen auf der Genussmesse ist der Austausch zwischen fachkundigen Händlern und interessierten Besuchern
InterWhisky 2023
Whiskygenuss in Frankfurt vom 24. – 26. November
Vom 24. bis zum 26. November ist die Whiskyszene endlich wieder drei Tage lang vereint in Deutschlands Finanzmetropole in Frankfurt am Main. Die InterWhisky lockt 2023 mit spannenden Ausstellern, einem vielfältigen Weiterbildungsprogramm und natürlich mit Whiskygenuss der Extraklasse sowie einer Award-Verleihung des Whisky-Botschafters.
Diesen Herbst wird das Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengarten in Frankfurt erneut zum Treffpunkt der internationalen Whiskyszene. In den schönen Messehallen präsentieren sich drei Tage lang nationale und internationale Whiskyhersteller. Das Team der Medienbotschaft Verlag & Events GmbH, Veranstalter der
Messe, erwartet derzeit rund 50 Aussteller. Außerdem bietet die Fachmesse auch dieses Jahr ein vielfältiges Angebot an Master Classes. Hier wird alles rund um zum jeweiligen Lieblingswhisky unter fachkundiger Anleitung der Markenbotschafter, Distillery Manager und Spirituosenexperten aufbereitet.
Im Mittelpunkt der Messe steht der gemeinsame Whiskygenuss und fachkundige Austausch mit Freunden sowie Expertinnen und Experten. Liebhaber, Profis, Einsteiger und viele weitere Persönlichkeiten treffen aufeinander, um sich auszutauschen. Unser Autor Wolfgang F. Rothe brachte den Spirit der InterWhisky mit dem Stichwort „Generationsübergreifender Genuss“ auf den Punkt.
Der Whiskygenuss im Festsaal sowie der großzügigen Galerie des Gebäudes stellt dabei ein besonderes Highlight dar. Eine Neuheit in diesem Jahr ist die verlängerte Öffnungszeit am Samstagabend. Die Messe wird von nun an bis 22:30h anstatt bis 21:00h geöffnet sein. Dabei wird es weiterhin möglich sein, zwei unterschiedliche Zeiten am Samstag zu buchen. So lassen sich Engpässe an den Ständen der Aussteller umgehen.
Die Vielfalt der Aromen
Mit der 24. Auflage in diesem Jahr steht die älteste und größte Whiskymesse Deutschlands, nur ein Jahr vor ihrem großen Jubiläum. Das Programm der Messe beinhaltet auch in diesem Jahr zahlreiche kostenlose Whisky-Seminare sowie
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gaumenkitzeleien
Auch in diesem Jahr präsentieren wieder zahlreiche Aussteller die neuesten Whisky-Qualitäten
weiterführende „Master Classes“ und „GRAND Master Classes“ bei denen sowohl Einsteiger wie auch Profis allerlei Wissenswertes zu ihrer Lieblingsdestillerie erfahren und erlernen können. Die Vielfalt der unterschiedlichen Aromen der Whiskys können hier auf spielerische Art und Weise erlernt werden, denn im Rahmen der Seminare werden die jeweiligen Whiskys unter fachkundiger Anleitung degustiert. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich gleich im Anschluss an einem der zahlreichen Messestände anwenden. Die Ausstellerinnen und Aussteller repräsentieren in diesem Jahr wieder nahezu alle namhaften Whisky-Marken aus Schottland, Irland, Amerika und dem Rest der Welt. Dabei gibt es eine Vielzahl neuer Abfüllungen zu Entdecken.
Festliches InterWhisky Talk & Dinner
Im Anschluss an den Eröffnungstag der Messe findet ein festliches Whisky Talk & Dinner statt. Das Event steht ganz im Zeichen der schottischen Whisky-Kultur. Das Besondere dieser Veranstaltung ist ein Whisky-Menü begleitet von internationen Whisky-Experten. Im vergangenen Jahr waren u.a.
Veranstaltungsort
Gesellschaftshaus
Palmengarten Palmengartenstr. 11
60325 Frankfurt am Main Öffnungszeiten*
Freitag, 24. November:
14.00 - 21.00 Uhr
Samstag, 25. November:
11.00 - 17.00 Uhr und 18.00 - 22.30 Uhr
Sonntag, 26. November:
12.00 - 18.00 Uhr
Partnerhotel:
NH Collection Frankfurt Spin Tower Güterpl. 1
60327 Frankfurt am Main
Programm: Master Classes
– an allen drei Tagen
Grand Master Classes – Samstags
Whisky-Foren – an allen drei Tagen
Freitagabend Special: InterWhisky Talk & Dinner am 24. November im NH Collection Frankfurt Spin Tower
*Mögliche Änderungen der Öffnungszeiten vorbehalten.
Barry McAffer –Distillery Manager von Laphroaig und Sandy McIntyre – Distillery Manager von Tamdhu im Rahmen des InterWhisky Talk & Dinner Events zu Gast. Die Tickets für die beliebte Veranstaltung sind allerdings streng limitiert und ebenfalls über die InterWhisky Homepage erhältlich.
Neben dem Whisky gibt es auf dem Messegelände eine Food Area mit Köstlichkeiten aus der schottischen und irischen Küche. Die Gerichte werden fein auf die Begleitung der Whisky-Qualitäten abgestimmt.
Im Gesellschaftshaus Palmengarten auf der InterWhisky werden 2023 erneut alle Sinne angesprochen – wir sind gespannt!
Aktuelle Informationen, Tickets, Tipps & mehr:
www.interwhisky.com www.whiskybotschafter.com
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Johannes Hohloch
gaumenkitzeleien
Mit der Eröffnung ihres außergewöhnlichen Veranstaltungsraumes LOFTWERK hat die Goldschmiedemeisterin Anja Roethele in Wiesbaden neue Maßstäbe gesetzt.
Seit 2017 ist es DER Ort in Wiesbaden, in dem sich wundervoll geschmiedete Schmuckstücke, genussvolle Erfahrungen und künstlerische Werke auf einzigartige Weise begegnen.
dieses wunderbaren Programms stand auf dem Spiel. Doch zum Glück fand die gebürtige Berlinerin eine Lösung, das LOFTWERK zu retten. Hinfallen, Aufstehen, Weitermachen - durch das Kunstprojekt! und, damit verbunden, dem großen Zuspruch ihrer Gäste zu dieser Aktion konnte Goldschmiedemeisterin Anja Roethele den Erlebnisraum durch eine sehr herausfordernde Zeit bringen.
eröffnet. Er liest aus seinem neusten Werk „Das Wenige und das Wesentliche“, in dem er für eine moderne Form der Askese plädiert, als Kontrapunkt zu der immensen Beschleunigung unseres Lebens durch Digitalisierung und Überangeboten. Der Autor will seine These zur Diskussion stellen, dass durch den Fokus auf Weniger und Wesentlicheres die verbleibenden Dinge und Lebensgewohnheiten eine neue Qualität gewinnen.
LOFTWERK 2023 genuss- und kunstvoll in die neue Saison!
Im 1. Stock in der Langgasse finden seitdem u. a. Gin-Lounges, KäseWein-Verkostungen, SchmuckWorkshops, Modenschauen, Kunstausstellungen und Lesungen nebst Firmen- und Privatevents statt. Und dies alles in unglaublich entspannter, ungezwungener Atmosphäre, was immer mehr Menschen zu schätzen wussten. LOFTWERK wurde zum Synonym für außergewöhnliche Veranstaltungen, intensive Genüsse und unvergessliche Momente für alle Sinne.
Natürlich hat auch hier die Coronazeit zu schwerwiegenden Konsequenzen geführt. Die Existenz
Doch auch diese bittere Erfahrung musste sie machen: Wegen Corona ist das LOFTWERK in letzten drei Jahre aus dem Gedächtnis vieler Menschen/Besucher verschwunden, zumal man ohne ebenerdiges Ladengeschäft in der Fußgängerzone nicht so präsent ist. Doch das wird sich nun ändern. Ab September wird im LOFTWERK wieder voll durchgestartet – mit bekannten und beliebten Events, aber auch mit ein paar völlig neuen Formaten, auf die man gespannt sein darf.
Die neue Spielzeit wird am 14. September 2023 mit dem Philosophen und Schriftsteller John von Düffel
Mit der kunstvollen „Rettung“ des LOFTWERKES 2021 entdeckte Anja Roethele eine neue kreative Seite an sich, die sie nun im Kunstprojekt! 2.0+ weiterentwickelt hat. Entstanden sind ausdrucksstarke, gespachtelte Werke, die durch Ihre Dreidimensionalität und intensivem Leuchten der aufgetragenen echten Edelmetalle (Blattgold und Blattpalladium) bestechen. Je nach Tageszeit und Lichteinwirkung wirken ihre Werke anders und lassen den Betrachter immer wieder neue Elemente in der Spachtelung erkennen.
Die neuen Werke von Anja Roethele werden „außer Haus“ präsentiert
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kultur & kreatives
LOFTWERK – Wohlfühloase für Künste und Kulturen
und können ab dem 15. September 2023 auf dem Weingut Allendorf bewundert werden.
Auch die eindrucksvolle „Goldwand“, die 2021 das Weiterbestehen des LOFTWERKS gesichert hat, findet als „360° Kunstprojekt!“ seine Fortsetzung. Dieses Mal werden 324 Quadrate zu einem Gesamtwerk von 2,7 m Breite und 2,70 m Höhe gefertigt - 18 Quadrate in der Breite und 18 Quadrate in der Höhe. Anja Roethele wird ihr neues Werk am 28. und 29. Oktober 2023 zur FineArts im Kloster Eberbach in der Basilika ausstellen.
Ab September startet ebenfalls wieder die erfolgreiche After-WorkSession. Jeden 3. Donnerstag im Monat lädt die Veranstalterin zum zwanglosen Treffen mit Live-Musik von Künstlern aus der Region. Die Wein- und Gin-Bar ist geöffnet, und verköstigt wird man an der HotdogStation.
„Sind Sie ein Ü-irgendwas und tanzen gern? Haben aber keine Lust, um 24 Uhr in den Club zu starten, dort bis 1 Uhr auf tanzbare Musik zu warten und den nächsten Tag müde auf dem Sofa zu verbringen? Oder im Club Ihren Kindern über den Weg zu laufen?“ HOME BY MIDNIGHT heißt die neue Veranstaltungsreihe, die ab Oktober jeden 1. Samstag im Monat Tanzwütige ins LOFTWRERK locken will, wo ab 19 Uhr ein DJ bis Mitternacht auflegen wird (Eintritt 20 Euro inkl. Musik und Knabbereien). Für die kühle Erfrischung sorgt die Wein- und Gin-Bar!
Die besten Gespräche finden bekanntlich in der Küche statt! In dem brandneuen Format KITCHENTALK lädt die bekannte Journalistin Sina Mainitz, vielen als Moderatorin aus dem ZDF-Börsenstudio Frankfurt bekannt, interessante Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kunst in ihre Lounge ein und spricht in lockerer Atmosphäre über das Leben, die Leidenschaft und über was es sich sonst zu sprechen lohnt.
Bevorzugt werden Menschen, die in Wiesbaden und/oder dem RheinMain-Gebiet an herausragender
wiesbadener*in III/2023
Stelle wirken bzw. gewirkt haben. Erster Gast am 13. Oktober 2023 wird Wiesbadens ehemaliger Oberbürgermeister Achim Exner sein, dem es während seiner Amtszeit 1985 – 1997 gelungen war, mit seinen einzigartigen Entertainerqualitäten Kommunalpolitik in einen spannenden Erlebnisbereich zu verwandeln. So präsentierte er sich während eines Wahlkampfes als rot-grünes Gespenst in Nachthemd und Kapuze auf dem Rathausplatz, demonstrierte mit den örtlichen Taxifahrern für eine bessere ICEAnbindung Wiesbadens, brachte die BAMBI-Verleihung ins Wiesbadener Kurhaus, zog mit Audrey Hepburn durchs Bermudadreieck und zierte, als französischer Revolutionssoldat gekleidet, den Titel einer WIESBADENER-Ausgabe.
Man darf gespannt sein, was er im KITCHENTALK auf dem rosa Sofa im LOFTWERK zu erzählen hat! Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten; wer sie erhalten wird, bestimmt der Gast.
Weitere KITCHENTALK-Gäste werden Henning Wossidlo, Tanja Rösner und Tobi Kämmerer von der hr3 Morningshow, Reinhard Ernst sowie die neuen Intendantinnen des Staatstheater Dorothea Hartmann und Beate Heine sein.
Natürlich werden in der neuen „Spielzeit“ die bekannten und lieb gewonnenen Events weiter fortgeführt. Es wird Kochkurse, SchmuckWorkshops, ein Sonntagsmatinee mit kleinem Brunch, Vernissagen, die Xmas Gin Lounge und vieles mehr geben. Da kann man sicher sein: Nach der nicht ganz freiwilligen Pause wird das LOFTWERK mit neuen Formaten und bewährter Qualität erneut Maßstäbe in Wiesbaden setzen.
Infos zu allen Veranstaltungen finden sich unter: www.loftwerk-roethele.de.
Fotos von oben nach unten: Anja Roethele
Sina Mainitz (© ZDF Jana Kay) Achim Exner
kultur & kreatives
Renomierte Kunstmesse erneut in der Hessen-Metropole
Das RheinMain CongressCenter im Herzen der Stadt wird mit der diesjährigen ARTe Wiesbaden erneut zu einem Ort der Inspiration und Leidenschaft für Gegenwartskunst.
Die Kunstmesse findet vom 08. bis zum 10. September 2023 statt und wird mit ihrer fünften Ausgabe zum ARTe Flaggschiff. Besucher:innen dürfen sich auf eine Rekordbeteiligung von 140 Galerien und Künstler: innen, und damit auch auf eine beeindruckend vielfältige Auswahl an hochwertigen Präsentationen aus verschiedenen künstlerischen Genres freuen.
Die ARTe Wiesbaden hat sich als eine der bedeutendsten Kunstveranstaltungen der Region etabliert, die Kreativen und Kunstinteressierten gleichermaßen eine einzigartige Plattform bietet. Die Werke der Kunstschaffenden finden sich in dem inspirierenden Ausstellungsambiente des RheinMain CongressCenters auf 5.000 qm wieder, während Besucher: innen die Möglichkeit haben, die Exponate individuell wahrzunehmen und sich mit den Aussteller:innen über Schaffensprozesse und die zugrunde liegende Inspiration auszutauschen.
„Die diesjährige ARTe Wiesbaden ist mit einer Rekordzahl von 140 Gale-
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kultur & kreatives
ARTe Wiesbaden im RheinMain CongressCenter
Robert Balke
rien und Künstler:innen ein Highlight und das Flaggschiff unserer ARTe Messen. Mit der Beteiligung von überwiegend deutschen Aussteller: innen, von denen viele aus den umliegenden Regionen stammen, freuen wir uns örtlich bekannte Künstler: innen, wie Milanda de Mont oder Anke Rohde, aber auch aufstrebende Talente, wie Jonas Deubelbeiss vertreten zu haben.
Besonders stolz sind wir auch auf wiederkehrende Gesichter. Künstler: innen, wie beispielsweise Robert Balke, die bisher bei all unseren Wiesbadener Messen vertreten waren und somit nicht nur für sich selbst, sondern auch für unsere Veranstaltung einen Wiedererkennungswert schaffen.“, so der ARTe-Geschäftsführer Andreas Kerstan zur Herbstmesse. Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Collagen und Objekte laden ein, in die schöpferische Welt der ARTe Kunstmessen einzutauchen und sie als originelles Kunsterlebnis zu erfahren. Über zeitgenössische Kunst hinaus werden auch Werke der klassischen Moderne von Galerien und Kunsthändlern präsentiert, so zum Beispiel bei Kunst-Schaefer aus Wiesbaden oder der Produzentengalerie BernARTgasse aus Wien. Neben den ausgestellten Werken dürfen Kunstfreunde und Kaufinteressierte ein kulinarisches Angebot, einen kostenlosen Einpackservice für erworbene Kunst, eine EC/Kreditkartenbezahlstation und barrierefreien Zugang erwarten.
Die ARTe Wiesbaden findet vom 8. bis zum 10. September 2023 im RheinMain CongressCenter, Friedrich-Ebert-Allee 1, 65185 Wiesbaden statt.
Die Öffnungszeiten sind:
Freitag, 8. September: 17 – 21 Uhr, Samstag, 9. September: 11 – 20 Uhr
Sonntag, 10. September: 11 – 18 Uhr
Der Eintritt kostet für Erwachsene 15 €, ermäßigt 10 €. Für begleitende Kinder unter 16 Jahren ist der Eintritt frei.
Tickets im Vorverkauf sind ermäßigt und auf der ARTe Webseite erhältlich:
https://arte-store.de/kunstwerkverzeichnis/arte-wiesbaden-tickets/
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kultur & kreatives
Anke Rohde
Jonas Deubelbeiss
recht, jo.art, Leo Kirstin Pflaum und Bernd Kuhnt
HUMOR
EL EGO zeigt aktuelle Arbeiten aus der Werkreihe Epikunst. Der Künstler analysiert Bild- und Formsprachen berühmter Kunstwerke und bildet diese mit handelsüblichen Lego-Steinen ab. EL EGO nimmt damit Bezug auf unser kollektives Bild-Gedächtnis und schafft eine Ebene des gemeinsamen Austauschs über Kunst.
Wolfgang Gemmer setzt bei seinen Objekten und Installationen gerne (bissigen) Humor als weiteres Gestaltungselement ein.
Bernd Schneiders großformatige Zeichnungen: “Bleibt einfach gleich auf festen Boden, der nicht schaukelt und schaut Kunst.“
Tatorte Kunst 2023 am 28. + 29. Oktober 2023
15. Kunstrundgang Wiesbaden-Mitte und Rheingauviertel-Hollerborn von 12 – 18 Uhr
In mehr als 30 Locations finden kunstinteressierte Besucher im Rheingauviertel Hollerborn und Wiesbaden Mitte am 28. und 29. Oktober 2023 jeweils von 12- 18 Uhr die offenen Ateliers unter Dächern, in Hinterhöfen, Ladengeschäften, Kellern und Kirche.
Die herausfordernde künstlerische Tätigkeit, die Persönliches oder gesellschaftliche Themen bearbeitet, tritt mit dem Publikum in den Dialog. Die Rückmeldungen sind Bestätigung für die Künstler:nnen und bilden die Lebendigkeit dieser Wiesbadener Viertel ab. Die Kunst ist selbstverständlich und für alle da.
NEU dabei:
Zu Gast im Tillys Café ist die amerikanische Malerin Caroline
Annandale. In ihren satten erzählerischen Bildern verwebt die Künstlerin Symbole aus der Vergangenheit mit Fabelcharakteren.
Paul Croes und Inge Nelis zeigen besondere Tierfotografie. Sie sind auf der Suche nach der Schönheit und der Seele jedes Models - dabei kommt auch der Spaß nicht zu kurz. Paul Croes und Inge Nelis fotografieren im Wesentlichen Hunde, doch alle Tiere sind willkommen, ebenso wie die Besitzer.
Art room wiesbaden: Doris Bardong, Marie Luise Gruhne, Ruth Ohlig-Kiesel und Ulla Reiss. Die Künstlerinnen entwickeln ihre inneren Dialoge mit der Natur:
Ebenfalls neu dabei sind Dirk Brömmel, EL EGO, Jana Alb-
COLLAGEN
Mireille Jautz zeigt neue digitale Fotocollagen, die aus Einzelbildern zu neuen Motiven übereinandergelegt wurden. Die Kraft der Motive inspirieren.
VIELFÄLTIGE GEFÜHLE
Malerei mit viel Gefühl: Anna Bieler befasst sich in ihren neuen Arbeiten damit, wie Menschen sich selbst wahrnehmen und wie sie sich in der Welt sehen möchten. Sie beschreibt malerisch Ängste, Wünsche, Verzweiflung und Hoffnung.
Wunderkinder von Christiane
Steitz: Arbeiten mit Papier und die altmodische Technik des Scherenschnitts verhelfen den Motiven zu Ausdruckskraft, sie sind genauso wichtig wie die Lücken, durch die man durch die „Haut“ des Bildes
14 wiesbadener*in III/2023
EL EGO, Invader rot
hindurchsehen kann. Die Papierschnitte konzentrieren die Figuren und schaffen Raum für neue Assoziationen.
Mike Wosnitzkas nimmt in seinen Bildern stets Stellung zu den existenziellen Fragen des Menschseins, mit den emotionalen Aspekten im Fokus. Früh entwickelte er seinen eigenen Malstil.
Bruno Zaids Werke zeigen Männer in melancholischer Atmosphäre.
ABSTRAKTE KUNST
Eva van der Horst: Segmente, Bilder, Botschaften entstehen im aktuellen Moment der Arbeit ohne Vorhersehbarkeit. Dadurch sind alle Möglichkeiten vorhanden, Kreativität auszuleben.
Bernd C. Kuhnt bietet klein- und großformatige Malerei mit expressiv-dynamischer Figuration zum Thema Akt und Landschaft in leichter Abstraktion, sowie Zeichnungen und Karikaturen.
Eva Heinelt widmet sich der abstrakten Malerei, in der sie Emotionen und Eindrücke ihrer Reisen einfließen lässt. Sie liebt den Umgang mit Farben und Formen, die einzigartige Kunstwerke entstehen lassen.
GRUPPENAUSSTELLUNGEN
E14 Ateliergemeinschaft
In diesem Jahr soll an ZYGMUNT APOSTOL erinnert werden. Er war nicht nur Schauspieler, Sänger,
Pianist, Komponist und Regisseur, sondern auch bildender Künstler. Uwe Kraus-Fu und Rebekka Klaucke zeigen in einer Retrospektive Bilder aus seinem Nachlass.
Vitalis Kubach steht für die Tiefe der Gefühle mit dem Seelenstein.
Andrea Frank: Die blaue Blume: Sie symbolisiert seit der Romantik die Sehnsucht nach Freiheit und Ferne. Natur, Mensch und Geist verbinden sich in der blauen Blume zum Streben nach Selbsterkenntnis.
Die beiden BBK-Neulinge
Elisabeth Springer-Heinz und Jana Albrecht stellen bei und mit Iris Kaczmarczyk in der Kloppstockstraße 19 aus (mehr im Flyer).
Die kommende Kunstausstellung des BBK Wiesbaden, der Regionalvertretung des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler trägt den Titel „TROTZDEM!“ und widmet sich der künstlerischen Ausdrucksstärke und Resilienz.
Hof 23
Manuela Madeira, Ireland, Malerei, Angelina Dalinger, Wiesbaden, Mixed Media Frank Bielefeld, Wiesbaden, alles klein - Hommage an Yves Klein.
In der Mitmach-Kunstaktion
Fish´n Ships verbindet Fluxuskünstler Andreas Petzold die Nordsee mit Wiesbaden. frauen museum wiesbaden zeigt Anouk Lamm Anouk
SKULPTUREN, OBJEKTE
Yoshiko Romppel zeigt Entwicklungslinien in ihrer bisherigen Arbeit. Diese beinhalten sowohl gedrehte als auch aufgebaute Stücke, Skulpturen wie auch Gefäße. Die Figuren sind sogenannte Kokeshi - japanische Puppen, die eigentlich aus Holz gefertigt werden und die mit Ton einen neuen Ausdruck erhalten.
Meggi Hörter modelliert kleine, handtellergroße Tiere in ihrer Bewegung, sie hält ihre Eigenart. Eine Momentaufnahme, die für das ganze Wesen stehen soll.
Mehr Skulpturen und Objekte gibt es bei art room wiesbaden mit, mixed pickles, Wolfgang Gemmer, EL EGO und Petra von Breitenbach
Information zu früheren und aktuellen Ausstellungen der Künstler:innen finden sich unter: www.tatorte-kunst.de
Tatorte Kunst werden unterstützt von: SV Sparkassenversicherung, Naspa, Kulturamt, Ortsbeirat Wiesbaden Mitte und Rheingauviertel Hollerborn
wiesbadener*in III/2023 15
kultur & kreatives
Bernd Kuhnt
Kunst im Erdgeschoss
Neongolden in der Kleinen Schwalbacher Straße 3-5
Ebenerdig, barrierefrei, mit großen Schaufenstern und mehr Ausstellungsfläche belebt die Galerie im Rahmen des WiCoPop Projektes seit 1. Juli 23 die Kleine Schwalbacher Straße 3-5 in Wiesbaden.
Im August stellten hier sechs verschiedenen Wiesbadener KünstlerInnen aus, die, kuratiert durch Petra Bermes, der Inhaberin der Galerie, spannende zeitgenössische Themen illustrativ, fotografisch und malerisch dargestellt haben.Samira Schulz zeigte alltägliche Situationen, durch Ihren Blick gefiltert und fotografiert. Es sind moderne Stillleben von Augenblicken, die wir Alle kennen. Iconeo nennt sich selbst Artivist, und vermittelt durch die Kraft seiner Bilder ein Bewusstsein für unser Dasein auf dem Planeten Erde.
Auch Loretta Ipsum nimmt sich als geniale Illustratorin Alltagsthemen an, eine Cafetiere, eine Portion Pasta oder hessische Gastronomiekultur? Sehr zeitgenössisch, sehr cool.
Kira Jacobi zeigt filmische Themen, Stimmungen, hält intensive Momente fest. Take a Look!
„I am beautiful, no matter what you say“, Sören Kunz fällt mit seinen klaren provokativen Statements auf: „The more i cry the less i pee“ ist der Titel eines seiner Bilder und diese Intensität zieht sich durch seine Kunstwerke!
Studio Stiller steht für Stoffliches. An den Wänden der Galerie hängen tuftings, flockig locker wie Donuts, faszinierend in der Ausführung, unbedingt zum Anfassen geeignet! Handgewebte, einmalige Tücher warteten auf ihre neuen Besitzer, und der Kontakt mit diesen war unbedingt gewünscht.
Ein schönes Zusammenspiel hat sich mit der nahegelegenen Glyg Weinbar und dem Hepa Cafe entwickelt. BesucherInnen erhalten ihr Getränk unkompliziert zum Mitnehmen in die Galerie.
Ein Ort des Zusammenkommens, der Vernetzung, des Diskurses wünscht sich Petra Bermes sehr, mitten in der Stadt, einfach ein tolles Projekt mit der Hoffnung auf Fortsetzung.
Mehr zu diesem und vergangenen Ausstellungen und zu anderen Projekten von WiCoPop unter: https://www.wicopop.de/
Öffnungszeiten:
Die 12 bis 17 Uhr
Mi 12 bis 17 Uhr
Do 13 bis 19 Uhr
Fr 13 bis 19 Uhr
Sa 11 bis 19 Uhr
Montag geschlossen
Gerne auch Termine nach Vereinbarung!
Einfach eine E-Mail an petrabermes@posteo.de schicken.
Neongolden, Kleine Schwalbacher Straße 3-5 65183 Wiesbaden
Infos: https://www.wicopop.de/ neongolden-popup-galeriewiesbaden/
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Alle Fotos: © Regine Ullich, Mainz
kultur & kreatives
Galerieimpressionen: Dieser edle Fisch wurde von Samira Schulz in Szene gesetzt
3. – 9. SEPTEMBER 2023
ZU GAST BEI ADRIANA ALTARAS
Von Kleinkunst über Film zu klassischer Musik und Literatur – das Wiesbadener Publikum erwartet bei den Literaturtagen ein vielseitiges Programm, bei dem Gastgeberin Adriana Altaras ihren eigenen Wurzeln nachspürt.
Die Programmbroschüre liegt aus und steht online zur Verfügung.
Infos unter wiesbaden.de/literaturtage
Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert die Wiesbadener Literaturtage 2023.
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Getragen wird der gemeinnützige Fonds vom Land Hessen, von Frankfurt am Main, dem Hochtaunuskreis und dem Main-Taunus-Kreis, Darmstadt, Wiesbaden, Hanau, Bad Vilbel, Offenbach am Main, Oestrich-Winkel, dem Rheingau-Taunus-Kreis und dem Kreis Offenbach.
Weitere herausragende Kunst- und Kulturprojekte finden Sie unter www.kulturfonds-frm.de / Facebook / Instagram / Newsletter
wiesbadener*in
Galerieimpressionen: Kunst von Samira Schulz im neongolden
kultur & kreatives
Foto © Martin Walz
„Achtung: enthält Leben“
Die Mainzer Künstlerin Sandra Heinz
Nachdem die Pandemie die Kunst- und Kulturwelt, wie so vieles andere auch, nahezu für die Öffentlichkeit außer Kraft gesetzt hat, nimmt das kulturelle Leben langsam wieder Fahrt auf.
Natürlich haben fast alle Künstler: innen während des öffentlichen Stillstands ihre Kunst weiterentwickelt, so dass auch die in Mainz lebende und arbeitende Künstlerin Sandra Heinz nun wieder ihre Arbeiten zeigen kann.
Die seit 1991 tätige Künstlerin verschrieb sich schon früh dem Materialdruck und erarbeitete sich eine international beachtete, eigenständige künstlerische Position. Ein Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz brachte ihr einen mehrmonatigen Aufenthalt an der Cité Internationale des Arte in Paris.
Für dieses Stipendium hatte sie ein Projekt vorgeschlagen, das sich mit Stoffen und Kleidung beschäftigt. Sandra Heinz, mit vielen Auszeichnungen und Preisen für ihre ungewöhnlichen und oft politischen Arbeiten ausgezeichnet stellt aktuell in einer Gruppenausstellung in der Galerie Netuschil in Darmstadt zum Thema „Zwischen Nadel, Faden, Filz und Webstuhl“, ausgewählte, zeitgenössische Positionen textiler Kunst aus.
Heute genießt die textile Kunst in all ihren Facetten und Ausdrucksformen wieder eine Renaissance. Gemeinsam mit 14 weiteren ausgewählten Künstler:innen ist Sandra Heinz hier
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kultur & kreatives
1. Teil der Triologie: 14 schwarze Bildrahmen mit Bildunterschrift aus der FR, als Synomym für die 14 Kreuzwege
2. Teil der Triologie: einer der 14 mit ausgeschnittenen Fotos kaschierten Tellern
mit verschiedenen Arbeiten aus ihren Schaffensperioden vertreten.
Die Arbeiten sind noch bis zum 23. September 2023 zu sehen.
Galerie Netuschil
Schleiermacherstr. 8 | 64283 Darmstadt
Alle Infos unter: https://www.galerie-netuschil.net/
Fast zeitgleich ist die Künstlerin mit fünf Stoffbüchern aus der Arbeit „Nachschrift_Tagebuch aus Bagdad’ im Offenbacher Klingspor Museum vertreten.
Unter dem Thema „Achtung: enthält Leben. Notizbuch, Bullet, Journal, Tagebuch“ zeigt Sandra Heinz in ihrer ausgezeichneten Arbeit ihre Betroffenheit zum damaligen Irakkrieg.
Die Gruppenausstellung ist noch bis zum 29. Oktober 2023 in Offenbach zu sehen.
Ihre fünf Buchobjekte beziehen sich auf das „Tagebuch aus Bagdad“ der italienischen Korrespondentin Giuliana Sgrena. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlichte im Oktober/November 2004 in fünf Artikeln Sgrenas Kriegsdokumentation, die anders als die ihrer männlichen Kollegen den Fokus auf die Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung legte.
Entstanden ist hieraus eine anspruchsvolle künstlerische, wie politische Arbeit der Künstlerin, die hierdurch ihrer Betroffenheit Ausdruck verleihen wollte.
Begleitet wird die Ausstellung mit einem anspruchsvollen Programm.
Klingspor Museum Offenbach
Herrnstraße 80 | 63065 Offenbach
Alle Infos unter:
https://www.offenbach.de/ microsite/klingspor_museum/ ausstellungen/content-ii.14achtung-enthaelt-leben.php
Der andauernde Ukraine-Kriege macht die im Klingspor-Museum
gezeigten Arbeiten nochmals besonders aktuell.
Aber auch für Sanda Heinz war der aktuelle Krieg Anlass, auch hier wieder ihrer Betroffenheit Ausdruck verleihen zu wollen. Entstanden ist eine Art Triologie des Krieges. Die Fotos in der Frankfurter Rundschau waren mit Ausbruch des Krieges plötzlich mit schwarzen Rändern versehen, als Ausdruck der Trauer und Betroffenheit der Redaktionen.
Sandra Heinz hat die Ränder mit Bildunterschriften ausgeschnitten, die Fotos draus entfernt. Bald war absehbar, dass der Krieg nicht so schnell vorbei sein würde. So stellte sie als Ausdruck ihrer Betroffenheit
14 Rahmen mit Bildunterschriften her, die die 14 Kreuzwegstationen darstellen sollten.
Die ausgeschnittenen Fotos wurden auf Teller kaschiert (aufgeklebt und mit Wachs überzogen). So entstanden 14 Bildteller, auf der Rückseite versehen mit Datum, zum Zuordnen. Die Teller korrespondieren mit den Rahmen.
Die Grausamkeit des Krieges brachte die Künstlerin zusätzlich auf die Idee, die restlichen Zeitungsschnipsel, die bisher nicht verarbeitet waren, so zu verbrennen, dass noch Teile zu erkennen waren, vieles aber zerstört wurde, eben, wie es bei kriegerischen Auseinandersetzungen der Fall ist. Entstanden ist der letzte Teil der Triologie.
Die dreiteilige Arbeit zum Ukraine Krieg wurde bisher noch nicht öffentlich gezeigt, und dokumentiert in eindrucksvoller Weise, wie auch die Arbeiten zum Irakkrieg, die Schrecken und Betroffenheit für die Zivilbevölkerung.
Sandra Heinz ist in ihren Arbeiten immer politisch, mal offensiv, wie in den vorgenannten Arbeiten zu den Kriegen, mal subtiler, wie in ihren textilen Kleiderdruckarbeiten, die sich immer auch mit den Menschen, als (ehemaligen) Trägern der Kleidungsstücke beschäftigen.
Mehr zu Sandra Heinz: https://kunst-mentoring.de/ archives/kuenstlerinnen/sandraheinz
Einladung zur Ausstellung „Achtung: enthält Leben“ im Klingspor Museum Offenbach
wiesbadener*in III/2023 19
Teil der Einladungskarte zur Ausstellung „Zwischen Nadel, Faden, Filz und Webstuhl“ in der Galerie Netuschil in Darmstadt
Ein Wonnemonat in Zeiten des Krieges. Dem Gefangenenchor in Verdis Freiheitsoper „Nabucco“ entstammte das Motto „Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen“, denn die Internationalen Maifestspiele 2023 der Saison 125 plus 2 waren den politischen Gefangenen der Welt gewidmet. Amnesty International flankierte die Festspiele mit einem Infotisch und Petitionen im Foyer.
Die IMF gingen in die Vollen. Glanzlichter gaben sich die Klinke in die Hand. Furioser Start mit dem Janácek-Doppel „Die Sache Makropulos“ & „Aus einem Totenhaus“, von Nicolas Brieger fesselnd inszeniert. Elissa Huber, Aaron Cowley, Fleuranne Brockway, Julian Habermann, Ralf Hachbauer, Darcy Carroll, Erik Biegel, Claudio „Schischkow“ Otelli und Stella An trumpften vokal auf. Bühne (Raimund Bauer) und Kostüme (Andrea Schmidt-Futterer) boten prächtigen Augenschmaus, Kafka & Delvaux ließen grüßen. Das Staatsorchester sorgte unter zupackender
Stabführung von Johannes Klumpp für Gänsehautdichte.
Die musikalische Lesung „Tanzcafé Theresienstadt“ mit Manfred Karge, Pianist Hartmut Behrsing, Felix Tittel, Eva Brunner & Raphael Dwinger im Foyer ging unter die Haut.
„Ankommen in Wiesbaden“. Als Stipendiums-Projekt der IMF-Freiräume widmete sich Autorin Katharina Heißenhuber mit dem „Kollektiv _nebenan“ exotischem Neuzugang der Kurstadt.
Mit Hochkaräter-Gastspielen sorgt die Tanzsparte für Furore. Für Spitzentanz auf Weltniveau mit Sprungstärke und federleichter Eleganz wurde das Koreanische Nationalballett ausdauernd gefeiert. Jungbin Song hatte Marius Petipas legendäre Choreografie „Le Corsaire“ nach dem Gedicht von Lord Byron zu einem zeitgemäß fließenden Bilderbogen überarbeitet.
Auch das Ballet du Grand Théatre de Geneve bekam für sein hinrei-
ßendes Tanzdoppel „Faun/VIA“ ausgiebigen Applaus. Sidi Larbi Cherkaoui stellte Vaslav Nijinsky berühmter Choreografie zu Debussys Prélude „Nachmittag eines Fauns“, kombiniert mit Nitin Sawhneys fernöstlichen Klängen, eine berührende Version gegenüber.
Kutten-Gewänder (Gwladys Duthill) und ritualähnliche Choreographie, Hiphop-Akrobatik und tolles Lichtdesign (Ugo Rondinone/Lukas Marian) - Fouad Boussoufs „VIA“ faszinierte rundum.
Das Berliner Ensemble begeisterte im Doppelpack. „Big Brecht“ ist die furiose Hommage an BB von Schauspieler/Regisseur Tilo Nest mit Constanze Becker (Schauspielerin des Jahres 2008) und der Fine Arts Big Band.
Ein Edelstein der IMF evozierte Applaus in Sturmstärke. Thomas Bernhards „Theatermacher“ hat Intendant Oliver Reese mit weiblicher Urgewalt besetzt. Stefanie Reinsperger spielte in der Hosenrolle alles an die Wand.
Mailights mit starken Stimmen und starken Bildern
Ausgesuchte Spät-Lese der Internationalen Maifestspiele Wiesbaden 2023
20 wiesbadener*in III/2023
kultur & kreatives
Kaum ist der letzte Ton verklungen und der Applaus verrauscht, bauen fleißige Hände das excellente „Polifemo“ - Bühnenbild ab
Allein ihr „Utz…bach “ist die halbe Miete. Das übrige Ensemble setzt Miniglanzlichter.
Willkommen in der alten Heimat Wiesbaden, Iffland-Ringträger! Vielfach ausgezeichnet, brillierte IMF-Stammgast Jens Harzer als Molières „Geiziger“. Leander Haußmann inszenierte den alten weißen Mann vom Typ Horst Schlämmer mit Standup-Comedy-Appeal. Saal in Geiselhaft. Lokalkolorit und „Publikumsbeschimpfung“. Szenenapplaus, prustendes Gelächter.
Grandiose Schauspielleistung, bestens aufgelegtes Ensemble. Schlussbeifall ohne Ende.
Abba jazz geht´s los! Einzigartig, hinreißend, unwiderstehlich - ein Silberjubiläum mit Suchtfaktor. „Klassiker“ als Musik für Stielaugen & Spitzohren: grandios, witzig, berührend, überraschend.
25 Jahre „auf dem Holzweg“ ist das Anarcho-Trio „Wildes Holz“. Tobias Reisige bringt Piccolo und Ofenrohr die Flötentöne bei, pfeift
auf dem letzten Loch. Jethro Tull kann einpacken. Markus Conrads ist Kontrabass und bässer, kann auch Mandoline. Johannes Behr ist der viel-saitige Gitarrero. Brahms, Beethoven, Brubeck, Pachelbel, Wacken-Flair und Soloflöte mit Loopstation.
Schlichtweg atemberaubend. Applausgewitter zum Finale. Da capo!
Text und Fotos: Gesine Werner
kultur & kreatives
„Wildes Holz“ ist ein köstlich grandioses Instrumental-Trio. Jazz geht´s Abba los! Das Prunkfoyer stand unter Strom, das Publikum war aufgekratzt, wurde zum Spontanchor und ließ sich zum Mitsummen anstiften.
„Tatorte Kunst“ einmal anders. Eine veritable Retrospektive kündigt sich im Rheingauviertel an: Dem Publikumsliebling Multitalent Zygmunt Apostol wird zum 5. Todestag mit einer Präsentation seiner Foto-Painting-Werke gehuldigt. Die Vernissage mit Sekt & Selters beginnt am Vorabend, also am Freitag, 27. Oktober um 18 Uhr in der Eltviller Straße 14.
Mehrfach preisgekrönt, verstand sich der einzigartige Schauspieler, Sänger, Komponist, Filmemacher UND Maler Zygmunt Apostol aus Katowice auf einen improvisierten „V-Effekt“ mit surrealem Flair. „Einsamkeiten“ und „Verlorene Kindheit“ - mit Puppenkopf als
Totenmaske. Andy Warhol stand Pate bei der „Impression“.
Schon im vorderen E14-Showroom machen faszinierende Werke auf die Präsentation neugierig. In der E14-Galerie ziehen geheimnisvolle Phantasielandschaften und Seeelenbilder in den Bann. Der Multitalentierte schuf aus Gegenständlichem durch zarte Verzerrung („Staatstheater“) oder kräftiges Einwirken („Selbstporträt“) neue Abstraktionen. Eine Animation zu assoziativem Seh-Gang.
Die Retrospektive ist bis zum Jahresende zu sehen. Den Verkaufserlös spendet die Lebensgefährtin im Sinne des Künstlers an ein E14-Kulturprojek.
Die E14 – Werkstätten im Kunstraum sind 5 kreative Persönlichkeiten: Klassische Ölmalerei ist das Metier von Andrea Frank, die mit den Materialien Metall, Papier und Leinwand arbeitet.
Rebekka Klaucke, mit Birgit Reimann engagierte Kuratorin der „ungewöhnlich auffällig bewegenden“ Kulturtage Rheingauviertel/Hollerborn („Sound of Momentum“ am 31.8, in E14) verspricht, hintergründige „Sommervergnügen“ zu präsentieren.
Nicht nur als Schauspieler („Hiob“, „Gespenster“, „Casino“ „König Lear“) und Regisseur („Die furiosen Drei“) bespielt das langjährige Staatstheater-Ensemblemitglied Uwe Kraus-Fu viele Bühnen ohne falsches Pathos. Auch unter dem Logo „Farben.Spiel“ ist seine Handschrift der Kunst gewordenen Fundstücke auf Bildern wie „Stadtlandschaft“ unverkennbar. Seine „Salome“ hat die Aura eines Todesengels. Von den Laren und Penaten als römische Hausschutzgötter inspiriert, ist der „Blaue Engel“ eine Wächterfigur aus Haushaltsmüll. Edelstein- und Schmuckdesign eigener Provenienz stellt Vitalis Kubach im Showroom aus.
Kostümbildnerin Birgit Reimann offeriert ihr spartenverbindend anmutendes Modedesign unter dem Logo „tagtraum tragen“. Bekannte Kunstwerke werden in den öffentlichen Raum getragen wie die „Wiedergeburt der Venus“.
Während der „Tatorte Kunst“ ist von 12 bis 18 Uhr offene Tür. de.wikipedia.org/wiki/Zygmunt_
Aposto
Text und Foto: Gesine Werner
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kultur & kreatives
Die Werkstätte im Kunstraum E14 zeigt Zygmunt Apostol Retrospektive
Das „Spielkind“ Zygmunt Apostol war als Zeitzeuge im Oral history-Buchprojekt des Fördervereins („Erlebte Geschichte(n)“) gefeierter Stargast beim Stadtarchiv-Fest und fegte musikalisch den Staub von den Ordnern
wiesbadener*in III/2023 23
Baut Häuser und suchet der Stadt Bestes
Stadtentwicklungsgesellschaft SEG bringt Bewegung in
ambitionierte Großvorhaben
„Baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten, suchet der Stadt Bestes. Denn wenn´s ihr wohl geht, so geht es auch Euch wohl.“ Die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG folgt offensichtlich der biblischen Losung. Es geht voran bei den ambitionierten Großvorhaben in Wiesbaden.
HAINWEG NORDENSTADT
In Nordenstadt ist das neue Wohngebiet Hainweg überwiegend bebaut. In wenigen Wochen gehen die neuen Kitas in Betrieb, das DRK-Seniorenheim feierte Richtfest. „Der Hainweg hat sich
als Erfolgsprojekt erwiesen“, zeigt sich Andreas Guntrum zufrieden. Realitätsbewusst ergänzt der SEG-Geschäftsführer seine Aussage mit einer Relativierung: „Die Dichte der Bebauung muss nach heutigen Maßstäben als gering angesehen werden. Der Hainweg hat bisher 650 Wohneinheiten auf 21 Hektar - das Wohngebiet Zweibörn wird 750 Wohneinheiten auf 8 Hektar haben. Anlass genug für die SEG, sich neuer Baugebietsentwicklung verstärkt zuzuwenden.“
WOHNGEBIET ZWEIBÖRN Hoch ambitionierte „Zukunftsmusik“
ist die Wohngebietsentwicklung Zweibörn als Verfahren „Südlich des Dankwardweges“, wie das XXL-Wohnbauprojekt auf gut Verwaltungsdeutsch heißt. “Zweibörn“ soll laut Planung ein autoarmes Gebiet werden mit viel Grün und 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau. Das Bauverfahren ist in vollem Gange. Der Startschuss für die Gebietsentwicklung soll 2024 erfolgen. „Mit seinen 750 geplanten Wohneinheiten wird Zweibörn aktuell das größte Wohnbauprojekt in Wiesbaden“, stellt der SEG-Geschäftsführer klar.
MAURITIUS-HÖFE
Zu den Großprojekten der Innenstadt gehören bekanntlich die MauritiusHöfe. „Bonjour Tristesse“ in der CityPassage hat fertig. Auch hier verkündet Andreas Guntrum gute Botschaft: Fristgerecht wurde der Bauantrag der City-Passage eingereicht. Mit einem Volumen von etwa 27 Millionen Euro war im Juni vor einem Jahr das Schlüssel-Grundstück der City-Passage von der WVV Wiesbaden Holding an die Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG in Frankfurt verkauft worden. Die Stadt hatte sich mit umfangreichen Regelungen im Vertrag abgesichert (wir berichteten). „Sowohl ökologische und ökonomische als auch soziale Faktoren werden bei der Planung und Realisierung berücksichtigt“, teilte OB Gert-
24 wiesbadener*in III/2023
„Mit 750 Wohneinheiten wird ZWEIBÖRN aktuell das größte Wohnbauprojekt in Wiesbaden“, zeigt SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum auf das Poster des Verfahrens „Südlich des Dankwardweges“.
Es geht voran am Alten Arbeitsamt. Auf dem Elly Heuss-Schulhof steht der Bagger ante portas, um den Stellplatz der Schul-Container vorzubereiten.
Uwe Mende mit. Läuft es glatt, sind die Mauritius-Höfe 2027 am Start. Aus dem „Sorgenkind“ soll ein Anziehungspunkt werden - ein offener Kiez mit Läden, Gastronomie, Büros, Mikro-Appartements und Hotel. Der „Herzkammer der Stadt“ wird neues Leben eingehaucht.
ALTES ARBEITSAMT
Auf dem Areal des künftigen „Stadtplatzes“ wirft der Neubau des multifunktionalen Schulgebäudes mit Kita auf dem Gründach, Gewerbe, Gastronomie und Sportinternat des EllyHeuss-Gymnasiums erste Schatten voraus. Der Schaufelbagger steht ante portas und bereitet den Schulhof vor. Voraussichtlich während der Herbstferien werden die Schulcontainer für die Übergangszeit aufgestellt. Dann wird das Alte Arbeitsamt „leergezogen“ und es kann losgehen mit dem Errichten des neuen Gebäudes.
WALHALLA
Auch das Innenstadt-Großprojekt Walhalla kommt in Schwung. In einem zweistufigen, europaweit realisierten Vergabeverfahren wurden die Architekturbüros für die heraufordernde Sanierung des historischen Kleinods gekürt: Den Zuschlag erhielten Waechter + Waechter Architekten BDA Part mbH
Darmstadt (Plenargebäude des Hessischen Landtages, Historisches Archiv der Stadt Köln) gemeinsam mit Wenzel + Wenzel GmbH Frankfurt. Um Fördergelder nicht zu verlieren, muss 2024 gebaut werden. Aus dem hessischen Förderprogramm „Lebendige Zentren“ wurde angespart, Mittel wurden beim Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ beantragt. Jetzt ist ein
wichtiger Meilenstein zur „Wiederbelebung des Kulturdenkmals Walhalla“ gesetzt.
Zum Jahresende dürfte das Nutzungskonzept vorliegen, das Projektleiterin Vanessa Remy mit vielen Kulturschaffenden erarbeitet.
ZOLLSPEICHER
Dauerbrenner Zollspeicher: Bevor sich hier etwas tun kann, ist die Landesdenkmalpflege am Zug. Auf deren Untersuchungsergebnisse warten die Planer*innen von Kommune und SEG. Die hatte mit einem Pop-up-Biergarten auf dem Vorplatz - „einer der wenigen Plätze direkt am Wasser ohne trennende Rheinuferstraße – für Belebung gesorgt. Vom Gestaltungsbeirat kam Beifall.
KAUFHOF-GALERIA
Nebenan entstehen die Mauritius-Höfe und mit Blick auf „KAUFHOF-GALERIA“ hat die Stadt eine neue Herausforderung von 16.000 Quadratmetern in exzellenter Citylage. Lastenaufzug vorhanden. Leerstehende Räume wecken Ideen und Begehrlichkeiten von Basar & Tanzhaus bis vhs-Bildungscampus. „Für die Kommune wäre es wichtig, Einfluss zu nehmen und auch Nutzungen zu finden, die einen potentiellen Ankauf wirtschaftlich tragbar machen.“ Die SEG hat in weiser Voraussicht mehrere Immobilien in direkter Nachbarschaft erworben und ist mit ihrer umfangreichen Erfahrung sicher die geeignete Institution, das Großprojekt richtungsweisend zu stemmen.
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Text und Fotos: Gesine Werner
unternehmen & märkte
„Bonjour Tristesse“. Dieser Blick auf die alte City-Passage an der Schwalbacher Straße hat bald ausgedient. Der Bauantrag ist eingereicht.
Dieser Anblick der denkmalgeschützten Walhalla-Immobilie ist ein Auslaufmodell. Die frisch gekürten Architekturbüros der aufwendigen Sanierung haben ihre Arbeit aufgenommen.
Es gibt vielfältige Beziehungen zwischen Unternehmern und moderner Kunst. Die einen machen sich als Sammler einen Namen und errichten ihre eigenen Museen, wie es zurzeit in Wiesbaden geschieht. Die anderen bringen die Kunst in ihr Unternehmen und machen so ihre Mitarbeiter mit der Kreativität und dem Pioniergeist der Werke vertraut.
Für diesen Weg hat sich der Mainzer Bauunternehmer Peter Karrié entschieden. Seit 12 Jahren öffnet er einmal im Jahr für vier Wochen die Räume seines Firmengebäudes in der Robert-Bosch-Straße 40, um vorwiegend regionalen Künstlern eine Möglichkeit zu bieten, ihre Arbeiten zu zeigen. In diesem Jahr waren unter dem Titel „Schichten“ Werke der Künstlerinnen und Künstler Eugen Wist (Berlin), Kara Hondong (Mainz), Swan Lee (Mainz) und Julian Ernst (Wien) zu sehen.
„Wir wollen denen eine Bühnen geben, die sonst nur wenige Möglichkeiten haben“, sagt der Bauunternehmer, der u. a. von seinen guten Kontakten zur Mainzer Kunsthalle und dem regelmäßigen Austausch mit der Kunsthochschule Mainz profitiert.
Und seinen Mitarbeitern möchte er darüber hinaus Mut machen, Dinge aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen, andere und ungewohnte Denkansätze zuzulassen und die gewohnten Pfade zu verlassen. Welche Werke schließlich in den Gängen, den Büroräumen und der weitläufigen Dachterrasse zu sehen sind, entscheidet die Kuratorin Lina Louisa Krämer, die früher an der Mainzer Kunsthalle tätig war und nun Geschäftsführerin und Programmleiterin des Schinkel Pavillon Berlin ist. Mit seinem Projekt „Kunst bei Karrié“ hat sich der Unternehmer mit der Zeit einen Namen gemacht, womit am Anfang niemand gerechnet hat. „Wir sind selbst überrascht, wie sich das entwickelt hat“ meint Peter Karrié und ist stolz darauf, künstlerische Impulse in der rheinlandpfälzischen Landeshauptstadt zu setzen: „Wir begrüßen einfach alles, was der Kunst hier eine Plattform geben kann, da ist Mainz leider sehr, sehr schwach aufgestellt“, und um das zu ändern wird er auch weiterhin seinen Beitrag leisten. Nur einmal musste die Ausstellung – coronabedingt – abgesagt werden.
Offen ist die Kunstschau natürlich auch für Externe, Gäste und Men-
schen, die zu den regelmäßigen Öffnungszeiten – werktags von 14 bis 16 Uhr – durch das Gebäude mäandern und Kunst hautnah erleben können. Das trifft auch auf die Geschäftskunden zu, die es sehr begrüßen, im Anschluss an die Meetings auf einem Rundgang neue Denk- und Sichtweisen kennen zu lernen.
Generell, so Peter Karrié, hängt der Baubranche ein konservatives Image an; um so wichtiger ist es ihm zu zeigen, „dass wir auch anders können und einen weiteren Horizont haben“.
Bisher ist ihm das hervorragend gelungen, so dass es auch in Zukunft „Kunst bei Karrié“ heißen wird. Schön wäre es, wenn andere mittelständische Unternehmer ähnliche Initiativen starten würden.
Infos gibt es unter: https://karrie.de/ueber-karrie/ kunst-bei-karrie/
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Mainzer Bauunternehmer und Mäzen: Peter Karrié
„Alles muss möglich sein.“ Mary Lou Sullivan-Delcroix lebt ihr Credo mit Passion. Als lyrische Sopranistin, Gesangspädagogin, Musikdozentin, Regisseurin und Prinzipalin des bundesweit einzigartigen Hinterhof-Palazzos (seit 1996) steht sie für spartenverbindende Vielsaitigkeit.
Ihre 1983 gegründete „Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache“ zelebriert 2023 das seltene Jubiläum 40jährigen Wirkens.
Vielfach engagiert, ist die Hausherrin eine wichtige, auf dem Cover abgebildete Protagonistin der Anthologie „Erlebte(r) Geschichte(n)“ von Gesine Werner, in der „Wiesbadener Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen“.
Mary Lou Sullivan-Delcroix, der vor Temperament sprühende Rotschopf mit der humoristischen Ader und dem Faible für Literatur, steht für glockenreinen Belcanto mit warmem Timbre und liebt das Spektrum von Schumann bis Sam Shepard, von Oper über Kirchenmusik bis zu Musical und gepflegten Jazzvocals. Auf diversen Bühnen (Kurhaus, Villa Clementine, Pariser HofTheater, Georg Buch-Haus, Kunsthaus) ihrer Wahlheimatstadt Wiesbaden trat sie auf.
Ehrenamtliches Wirken beweist ihre soziale Ader. Beispiele sind das Konzert für die Waldorfschule, BenefizGalaNacht für Sarajewo im Circus FlicFlac (Schirmherr OB Achim Exner), Internationaler Kulturbrückenschlag „Der lange Weg vom Krieg zum Frieden“ in der Stadtbibliothek und der „Benefizabend für Benevolencija Bosnia“ im Roncallihaus der Frauen in Schwarz Kreatief mit dem Aktiven Museum deutsch-jüdischer Geschichte, Amnesty International, vhs und dem Freundeskreis St. Bonifatius.
Nach internationalen Gastspielen in Salzburg, Wien, London und Canterbury galt die Belcantina mit der Lotte Lehmann-Stimme in Medienberichten als „Botschafterin aus Wiesbaden“.
Sinnliches Jubiläum einer Vielsaitigkeitskünstlerin mit Herz
Sopranistin Mary Lou Sullivan-Delcroix feiert 40 Jahre Werkstatt für Gesang, Spiel & Sprache
Die Westend-Kulturtage bereichert die „Werkstatt“ am 1. und 2 Oktober mit der Femmage „Frauenzauber und die Kraft der Stimme“.
Ein besonderes Schmankerl zu Ehren einer fast vergessenen Persönlichkeit: „Die Europäerin. Pauline Viardot-Garcia – Sängerin, Komponistin, Pianistin und Salonnière“.
Die mit Spannung erwartete Uraufführung hat nach mehrjähriger Recherche Premiere: 14. Oktober, 19 Uhr, 15. Oktober um 17 Uhr. Regie: Klaus-Dieter Köhler, Dramaturgie: Mary Lou Sullivan-Delcroix. Schauspielerin Gabriele Regensburger liest, Pianist Jürgen Schmidt begleitet Kerstin König, Christa Oehrn, Lucie Melville und Ingrid Ujj-Conrad.
Die charismatische Mezzosopranistin Viardot war Klavierschülerin von Franz Liszt, mit Turgenjew und George Sand eng befreundet, ein international verehrter Star ihrer Zeit.
Eine zweite Femmage würdigt in der kommenden Spielzeit weitere Facetten ihres vielfältigen Wirkens.
info@hinterhof-palazzo.de
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Text und Foto: Gesine Werner
„Alles muss möglich sein.“ Mary Lou Sullivan-Delcroix lebt ihr Credo seit 40 Jahren in ihrer kreativen „Wirkstatt“ unter dem Namen „Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache“.
kultur & kreatives
exground filmfest 36:
Länderschwerpunkt Chile, erste feststehende Programmpunkte, Arthouse at its best
Vom 17. bis 26. November 2023 präsentiert exground filmfest in seiner 36. Ausgabe wieder ein vielfältiges Filmund Rahmenprogramm aus aller Welt – das Beste, was der Independent Film zurzeit zu bieten hat.
Gezeigt werden lange und kurze Werke in den Gattungen Spielfilm, Dokumentarfilm, Animation und Experimentalfilm. In den Sektionen European und World Cinema flimmern Festivalhighlights und Gewinnerfilme aus Berlin, Cannes und Venedig über die Leinwände in der Caligari FilmBühne, im Murnau-Filmtheater und in der Krypta der Marktkirche.
Die älteste Festivalreihe, die American Independents, widmet sich wie eh und je dem unabhängigen US-Kino. Zudem vergibt exground filmfest in sieben Wettbewerben Geld- und Sachpreise im Wert von über 18.000 EUR – darunter im Deutschen Langfilm-Wettbewerb, im Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb, im Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb und im Wiesbaden-Special, dem Wettbewerb für lokale Kurzfilme.
Neben einem spannenden Filmprogramm und diversen Rahmenveranstaltungen wie der legendären exground-GONG-SHOW, dem traditionellen Filmquiz und den „Viewers Digest“ – komprimierten Leinwandklassikern im Kurzfilmformat – präsentiert das weit über die Stadtgrenzen renommierte Filmfestival traditionell einen Länderschwerpunkt, der auch 2023 großzügig unterstützt wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und nicht nur Filmaufführungen in Wiesbaden umfasst, sondern auch in Frankfurt am Main und Darmstadt.
Der diesjährige Länderschwerpunkt beschäftigt sich ausgiebig mit der aktuellen Kinematografie Chiles. Ab Oktober 2019 kam es in diesem südamerikanischen Land zu massiven Protesten, nachdem die Regierung höhere Fahrpreise für öffentliche Verkehrsmittel angekündigt hatte.
Der zivile Widerstand wies aber weit über den Transportsektor hinaus, und vor allem junge Menschen gingen für mehr soziale Gerechtigkeit sowie die politische Teilhabe und
Rechte von indigenen Menschen auf die Straße. Die schon davor politisierten Filmschaffenden Chiles erproben seitdem noch einmal verstärkt ein Kino des mutigen Engagements, das oft gekennzeichnet ist von emanzipatorischen Stoffen und stilistischer Experimentierfreude und dem exground filmfest im Länderfokus eine Plattform bietet. So auch dem bereits bestätigten Langfilm SORCERY, der Anfang 2023 auf dem Sundance Film Festival uraufgeführt wurde.
Darin beschäftigt sich Regisseur Christopher Murray mit der gewaltsamen Kolonialisierung der pazifischen Insel Chiloé, auf der sich ein Mädchen Ende des 19. Jahrhunderts dem indigenen Widerstand anschließt, nachdem ihr Vater von einem deutschen Siedler ermordet worden ist. Ein kraftvolles, poetisches Werk über Selbstbestimmung, Hexerei – und über die blutigen Grundlagen von Chiles Nationalstaat, die auch in dem ebenfalls bestätigten und in Cannes prämierten Langfilm THE SETTLERS [LOS COLONOS] von Felipe Gálvez thematisiert werden.
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kultur & kreatives
EMPTY NETS, © BASIS BERLIN, Foto: Hamid Janipour
Ziel des breit gefächerten Film- und Rahmenprogramms im Länderfokus ist es, dass das Publikum mit den vielen Gästen aus Regie, Produktion und Schauspiel ins Gespräch kommt über Themen, ästhetische Fragen, Arbeitsweisen und Produktionsstrukturen dieses hoch interessanten Filmlandes.
Auch ein Programmpunkt im Deutschen Langfilm-Wettbewerb Made in Germany steht bereits fest: Das mehrfach ausgezeichnete Spielfilmdebüt von Behrooz Karamizade, LEERE NETZE.
Das bildstarke und kraftvolle Drama über zementierte Ungleichheiten im Gottesstaat wurde komplett im Iran gedreht.
Besonders am Herzen liegt exground filmfest der Jugendfilm. Daher wurde 2004 eine eigene Jugendfilmsektion etabliert, die exground youth days, um Jugendliche von 14 bis 18 Jahren an das Medium Film heranzuführen – aber auch, um Heranwachsende zu eigenen Einzeloder Gruppenarbeiten zu animieren.
Mit dem Wiesbadener JugendfilmWettbewerb bietet exground filmfest den Jugendlichen eine Plattform, um eigene Einzel- oder Gruppenarbeiten einzureichen und auf der großen Leinwand präsentieren zu können. Als Lohn winken Geld- und Sachpreise im Wert von 650 EUR. Zudem haben Jugendliche im Rahmen der
exground youth days die Chance, bei der Jugendjury mitzuarbeiten, die unter Betreuung einer erfahrenen Medienpädagogin über den Sieger bzw. die Siegerin im Wettbewerb um den besten internationalen Jugendfilm entscheidet. Hier lernen die Jugendlichen, über gesehene Filme zu diskutieren, unterschiedliche Blickwinkel kennenzulernen, Kriterien für einen guten Film zu entwickeln – und sich mit den Filmgästen auszutauschen.
Und im Rahmen der Kooperation von exground filmfest mit dem Medienzentrum Wiesbaden wird das Festivalteam 2023 den franzö-
sischen Spielfilm BESTIES in der Reihe „Kino macht Schule“ zeigen. Darin erzählt die Regisseurin Marion Desseigne-Ravel mitreißend, temporeich und authentisch eine moderne „Julia und Julia“-Geschichte im Lebensalltag migrantischer Jugendlicher zweier verfeindeter MädchenGangs in den Banlieues von Paris.
Ab 26. Oktober 2023 ist das komplette Festivalprogramm unter www.exground.com zugänglich – und ab 3. November 2023 startet der Ticketverkauf, ebenfalls über die Homepage von exground filmfest.
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Motiv: © Wiesbadener Kinofestival e.V.
kultur & kreatives
Besties, ©-® Denis Manin
Internationale Kunstmesse lockt Sammler und Kunstliebhaber auf das Frankfurter Messegelände
In der imposanten Halle 1 der Messe Frankfurt erwacht am ersten November-Wochenende wieder ein ganz außergewöhnliches Kunst-Event zum Leben. Vom 2. bis 5. November feiert die Discovery Art Fair ihre 6. Ausgabe und lädt Kunstliebhaber und Fachpublikum zur spannungsreichen Entdeckungsreise ein.
Die internationale Messe begeistert mit ihrer einzigartigen Vielfalt. Ob erfahrene Sammler oder Gelegenheitskäufer, in den Messeprogrammen der mehr als 100 Teilnehmer, findet sich für jeden Geschmack und jedes Budget die passende Neuentdeckung.
Zur Auswahl stehen mehrere Tausend Kunstobjekte, die man vor Ort
erwerben und gleich mit nach Hause nehmen kann.
Sorgfältig ausgewählte Galerien und Kunstschaffende aus der ganzen Welt präsentieren in Frankfurt ihre neusten Arbeiten und Programme. Die internationale Teilnehmerliste reicht von Südkorea bis Kanada, von Mexico-Stadt über Ljubljana bis Madrid und Amsterdam. Aber auch das RheinMain-Gebiet ist mit zahlreichen Messeauftritten präsent.
Ein besonderes Augenmerk gilt dabei namhaften Frankfurter Galerien. Neben einem traditionell großen Auftritt der Galerie Barbara von Stechow werden sich in diesem Jahr unter anderem auch die Christel Wagner Galerie und galerie mühlfeld + stohrer auf der Messe vorstellen.
Dabei bleibt die Discovery Art Fair ihrem Erfolgskonzept treu: Neben etablierten Namen liegt der Fokus auf aufstrebenden Newcomern und jungen Talenten. Reizvoll für all jene, die hier zu bezahlbaren
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Discovery Art Fair Frankfurt 2022, Programm der Galerie von Stechow, Foto: Holger Peters
kultur & kreatves
Messeimpression bei der Discovery Art Fair, Werke von Carola Dewor, Foto: Holger Peters
Preisen, den einen oder anderen aufgehenden Stern entdecken wollen.
Im Unterschied zu gängigen Messekonzepten verpflichten sich die Organisatoren rund ein Drittel der Kojen an neue Aussteller zu vergeben, so dass jede Ausgabe einen ganz individuellen und aktuellen Blick auf die Strömungen und Trends der Kunstszenen im In- und Ausland wirft.
Die 9.000 Quadratmeter der Messehalle bieten genügend Platz für ein facettenreiches Spektrum der zeitgenössischen Kunst.
Von raumgreifenden Installationen bis zu Editionen im Taschenformat, von großen und farbenfrohen Gemälden bis zu zarten Zeichnungen, von Bronzeskulpturen bis GraffitiArt - die Vielfalt der Werke lädt ein, in eine Welt voller Farben, Formen und kreativer Ideen einzutauschen.
Und die entspannte und kommunikative Atmosphäre der Entdeckermesse macht es leicht, mit Galeristen und Künstlern ins Gespräch zu kommen und Kunst zu kaufen.
Darüber hinaus bietet das Kuratoren-Team täglich kostenfreie Führungen an, die einen besonderen Einblick in Messegeschehen bieten.
Und auch in diesem Jahr machen die Organisatoren allen Kunstliebhabern ein spezielles Geschenk: Am Messe-Freitag ist der der Eintritt für alle Besucher gratis.
Discovery Art Fair Frankfurt
3. – 5. November 2023 | Opening 2. November 2023
Messe Frankfurt, Halle 1 Ludwig-Erhard-Anlage 1 60327 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten:
Freitag – Samstag: 11:00 bis 20:00 Uhr Sonntag: 11:00 bis 18:00 Uhr
Online Tickets & weitere Informationen: discoveryartfair.com
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Discovery Art Fair Frankfurt 2022, Programm der Galerie Augarde, Foto: Holger Peters
kultur & kreatives
Discovery Art Fair Frankfurt 2022, Foto: Holger Peters
Auszug aus dem „Wohnzimmer Gottes“
Pastorin Bea Ackermann hat den Talar an den Nagel gehängt
Das „Wohnzimmer Gottes“ in Auringen ist verwaist. Pastorin Bea Ackermann wurde in den „Ruhestand“ verabschiedet. Die Nachfolge ist trotz dreifacher Ausschreibung vakant. Der mit viel Herzblut besonders für Kinder und Jugendliche engagierten Seelsorgerin fiel nach 14 Jahren Wirken in Auringen und Medenbach (in den letzten vier Jahren ihre „Parallelpfarrei“) der Abschied schwer.
Die 1998 ordinierte Theologin mit der spannenden Vita – katholische Grundschullehrerin, alleinerziehende Mutter von vier Söhnen, Konfessionsübertritt, Theologiestudium und Ordination – bleibt Auringen auch nach dem Umzug in einen anderen Wiesbadener Vorort treu. Von wegen „Ruhestand“. Reisen und Kultur und den sechs Enkelkindern beim Wachsen zusehen wird nicht genügen.
„Es kommt auf jede Münze an!“ Als selbstredend ehrenamtliche Aktionskreisvorsitzende der „Zehn-Prozent-Aktion“ bittet Bea Ackermann um Spenden für die schon 55. Zehn-Prozent-Aktion, um „die Waage der Gerechtigkeit ins Lot zu bringen“. Rund um den Globus ist der hilfreiche Dauerbrenner als Erfolgsmodell aus Wiesbaden seit 1968 aktiv. Auch der amtierende „Mister Zehnprozent“ hütet seine Identität getreu der Bergpredigt, bei Almosen solle „die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut.“ Bis zum 31. März 2024 werden 455 Spendenwillige gesucht, dann gibt „Mister Zehnprozent“ seine Fördersumme von 40.000 Euro frei. Es sollen Hilfsprojekte für Frauen, junge Behinderte und Kinder gefördert werden in Kamerun, Indien und Kambodscha. Als „Projekt vor der Haustür“ wird die EVIM Jugendhilfe unterstützt. Wohnungslose und Hilfsbedürftigen bekommen eine Perspektive.
Spendenkonto Zehnprozent-Aktion
Konto 404 44 44, BLZ 520 604 10
Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel
IBAN DE 5206 0410 0004 044 44
BIC GENODEFIEKI
Info: www.zehn-prozent-aktion.de
Text und Foto: Gesine Werner
Rathaus-Empfang für die Goldmedaille
Hockeyspielerin Chloé Beloin bei Special Olympics für Wiesbaden erfolgreich
Olympiaflair im Rathausfestsaal: Strahlendes Lachen, Luftsprünge mit wippender Olympiamedaille und ein spielerisch geschwungener Hockeyschläger beim ehrenvollen Rathausempfang der Stadt für Chloé Beloin. Die Sportlerin vom Deutschen Hockeyclub Wiesbaden hatte Tage zuvor mit dem Mixed-Team bei den Special Olympics World Games in Berlin die Goldmedaille mit einem 7:1 Sieg gegen die Niederlande erkämpft. Die 26jährige Sportlerin mit Downsyndrom erzielte im Finale zwei Tore. Chapeau!
„Sie sind eine tolle Botschafterin für Wiesbaden!“ war Oberbürgermeister Gert Uwe Mende voll des Lobes für Chloé Beloin. „Ich bin fürs Hockey geboren“ sprudelte die Olympionikin heraus, „und ich arbeite in der Küche.“ Judo betreibt die vielseitige Sportlerin und steht als aktives Mitglied im inklusiven Projekt „Theater Anders“ von Kulturpreisträgerin Priska Janssens gerne auf der Bühne.
Beim Rathaus-Empfang durfte sich Chloé Beloin ins Sportehrenbuch der Landeshauptstadt direkt hinter den WM-Bobsportlerinnen Kim Kalicki & Leonie Fiebig und der Zweitliga-Mannschaft des SVWW eintragen und „steht in hervorragender Kontinuität“, wie Gastgeber, OB Mende betonte.
Bei den Special Olympics als weltweit größter inklusiver Sportveranstaltung traten rund 7000 Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung mit „Unified Partners“ (Personen ohne geistige Behinderung) in 26 Sportdisziplinen an. Im „Host-Town-Programm“ der Special Olympics waren 190 internationale Delegationen in ausgewählten Kommunen zu Gast. Wiesbaden war eine von 19 gastgebenden Kommunen in Hessen. Die Landesregierung stellt für jede Kommune und die Förderung der Nachhaltigkeitsprojekte jeweils 10.000 Euro für 2022 und 2023 zur Verfügung. Das Innenministerium finanziert von 2021 bis 2024 eine Projektstelle.
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KulTouren
Pastorin Bea Ackermann - hier mit dem Stuttgarter Amtskollegen Christoph Doll beim Dankgottesdienst der Zehn-Prozent-Aktion 2018 - hat nach 14 Jahren als Seelsorgerin im Auringer „Wohnzimmer Gottes“ den Talar an den Nagel gehängt.
Text und Foto: Gesine Werner
Special Olympics-Siegerin Chloé Beloin (mit Kochmütze) ist begeisterte Mitspielerin beim inklusiven Theater Anders von Kulturpreisträgerin Priska Janssens.
Internationale Maifestspiele 2016: Bei der „Merlin“-Dernière vom Schauspielhaus Graz trafen Co-Autorin Ursula Ehlers und LiteraturDoyen/Biennale-Gründer Tankred Dorst im Foyer des Wiesbadener Musentempels auf Puppenbauer/Schauspieler Michael Pietsch und
Dramaturgin Iris Laufenberg schreibt Geschichte
Erste weibliche Spitze leitet traditionsreiches Haus Neue Intendantin Iris Laufenberg schreibt Geschichte am Deutschen Theater Berlin
„Sie wird als erste Frau die Geschicke dieses Theaters lenken“, verkündete Kultursenator Klaus Lederer im November 2020 mit der Personalie einen Paukenschlag.
Jetzt beginnt nach 14 Jahren Ulrich Khuon mit der aus Köln stammenden Intendantin Iris Laufenberg, zuletzt acht Jahre in Graz Schauspielhaus-Intendantin, eine vielversprechende Ära am Deutschen Theater Berlin: „Ein Ort für die Vielen“. Auch ein „Ort der leisen Dissidenz und Vor-Ort politischen Handelns“.
Die erfahrene Dramaturgin, Festivalmacherin und Theaterchefin versteht sich als „Erste unter Gleichen“.
Ihr Anliegen sind „entschiedene Ästhetik und Power zum Geschichtenerzählen“. Zeitgenössisches „in hoher Frequenz“, Musik und Puppenkunst, nachhaltige Autor*innenförderung bekommen viel Raum. „Das Junge DT wird zu DT JUNG*: für alle, die Lust haben, sich einzubringen. Denn Jugend ist keine Frage des Alters, sondern der Haltung.“
Mit dem Neonazistück „Baracke“ von Rainald Goetz tritt sie an. Heiner Müllers „Der Auftrag/Psyche17“ inszeniert Jan-Christoph Gockel, prägender Regisseur des neuen Ensembles. Mit der Dernière seiner bildgewaltigen Adaption von Tankred Dorsts Opus magnum „Merlin oder das wüste Land“ und 25 Puppen des Puppenbauers
Michael Pietsch war Iris Laufenberg bei den Internationalen Maifestspielen 2016 in Wiesbaden gefeierter Gast. (WIESBADNER*IN 2/2016).
In Graz gründete sie das „Internationale Dramatiker/innenfestival“, an der Hauptstadtbühne führt sie das Khuonsche Festival ATT fort. Die Schwester des scheidenden Wiesbadener Bühnenchefs Uwe-Eric Laufenberg muss das Rad nicht neu erfinden, setzt auf Diversität. Iris Laufenberg ist in Coaching und zeitgemäßem Management geschult. „Ausweitung der Coachingzone“ sieht der Spiegel. Das neue Profil: „Komplizenschaft. Bandenbildung. Wir arbeiten unter einem Dach, sind mittendrin und vorn dabei.“ Wir wünschen: Möge die Übung gelingen!
Margit Sponheimer trifft Dostojewskis Erben & Vollmund-Mannen singen Welthits uff Hessisch
Theater im Pariser Hof offeriert breit gefächertes Winterprogramm
Das Theater im Pariser Hof lebt den Slogan: „Bühne frei für mehr Herzsicherheit!“ Die Kleinkunstbühne in der Spiegelgasse 9 wurde vor einiger Zeit von der Björn Steiger-Stiftung, die vor zehn Jahren mit ihrem Projekt „Herzsicherheit“ dem plötzlichen Herztod den Kampf angesagt hat, mit einem AED-Defibrillator ausgestattet. Devise: „Wir helfen Leben retten“. Das Jubiläum „35 Ja!re Kleinkunstbühne“ im Herzen der Landeshauptstadt wurde 2022 gefeiert, doch grammatikalisch inkorrekt vermeldet. „Liebe Freunde des Theater (sic!) im Pariser Hof“. Selbiges gilt für die aktuelle Programbroschüre, die sich ersichtlich nicht an „liebe Freundinnen“ richtet. Doch freut sich das Team Philline Kuhl, Fabian Kuhl & Fred Schneider, „das zweite Halbjahr 2023 mit vielen neuen Künstlerinnen und Künstlern präsentieren zu dürfen.“
Nachdem Eva Karl-Faltermeier uns „Uhr läuft“ im „TAXI“ abgeholt hat, geht „Hessens erster Magic Slam „mit Christoph Demian + Gäste“ (sic!) an den Start. Die Eigenproduktion bietet beste „Magier, Illusionisten, Mentalisten & Taschenspieler (*innen)“ auf. Na dann: Auf die Besen, fertig, los!
Ulrike Neradt huldigt den großen Diven Marlene Dietrich & Claire Waldoff: „Nach meine Beene ist janz Balin verrückt!“ Simone Solga behauptet „Ist doch wahr!“ Die legendäre Mainzer Ehrenbürgerin Margit Sponheimer kommt mit Frank Golischewski übern Fluss: „Wo bleibt mein Rosengarten?“
Welthits uff Hessische gibt es, die drei VOLLMUNDMannen kommen wieder, Dostojewskis Erben auch. Yuliya Lonskaya & Stephanie Jones lassen „Colours of Guitar“ funkeln.
Am Gedenktag, 9. November lädt der Frankfurter Musikkabarettist und Kabaretthistoriker Jo van Nelsen zu einer besonderen Grammophon-Lesung ein: Mit seinem Programm „Kabarett im KZ“ wird ein Stück fast vergessener Kulturgeschichte wieder lebendig. www.theaterimpariserhof.de
Text und Foto: Gesine Werner
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Text und Foto: Gesine Werner
Das Theater im Pariser Hof in der Spiegelgasse bietet „herzsicheren“ Kulturgenuss.
KulTouren
Regisseur Jan-Christoph Gockel (von links).
„Biebrich war mein Schicksal.“ Gerade mit dem „Lola“-Ehrenpreis gewürdigt, redete der vielfach preisgekrönte „Wiesbadener Bub“ Volker Schlöndorff beim Werkstattgespräch in der Caligari FilmBühne freimütig Klartext und gab geduldig Autogramme.
Von Wiesbaden in die Welt
Volker Schlöndorff mit einer „Collage der Erinnerungen“ als Filmreihe und Ausstellung
„Biebrich war mein Schicksal“. Im vergangenen März mit der „Lola“ als Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises geehrt, macht der vielfach geehrte Regisseur Volker Schlöndorff aus seinem Herzen keine Mördergrube.
Die Frage nach seiner Heimatstadt habe er lange „halb verschämt“ beantwortet. 1939 als Sohn des Biebricher HNO-Arztes Georg Schlöndorff (Filmpläne ablehnend) und Gemahlin Ilse Schlöndorff geboren und nach der Bombennacht 1944 in Schlangenbad aufgewachsen, ist heute bekennender Wiesbadener. In der Video-Doku von Hans-Peter Reichmann erinnert er sich lebhaft an Kindheit und Jugend - Rheinufer, Gutenbergschule, Unter den Eichen (TaunusFilmKopierwerk), Freiwillige Filmselbstkontrolle in Schloss Biebrich. Seit 1992 verwahrt das DFF (Deutsches Filminstitut und Filmmuseum) die Vorlässe von Volker Schlöndorff & Reinhard Hauff und das Produktionsarchiv der „Biskop Film“ (mit Produzent Reinhard Junkersdorf) als Leihgaben – jetzt auf Dauer. Allein der Schlöndorff-Vorlass umfasst 350 Archivboxen, Briefe, Plakate und Fotos.
„Filme bleiben immer jung, während wir alt werden.“ Aus Wiesbaden über Frankreich nach Hollywood, Cannes und retour. „Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, „Homo Faber“, „Kaleidoskop Valeska Gert“, „Die Stille nach dem Schuss“, „Rückkehr nach Montauk“ und „Der „Waldmacher“. Freimütig lässt der Experte im Werkstattgespräch in der Caligari FilmBühne vor der Ausstrahlung seiner erschreckend aktuellen Nicolas Born-Verfilmung „Die Fälschung“ hinter die Kulissen blicken. Für seine furiose Verfilmung des Günter Grass-Romans „Die Blechtrommel“ 1980 Oscar-preisgekrönt, legt der Meister selbst auf die 1979 in Cannes verliehene „Goldenen Palme“ größeren Wert.
Vom DFF konzipiert und von der Hessischen Kulturstiftung gefördert, war die informative Schau im Kunstverein Bellevuesaal mit der original „Palme“ in einer Vitrine und einem gezeichneten Gruß von Hitchcock an Margarethe von Trotta (!) laut Volker Schlöndorff „eine verknappte Liebeserklärung an den Film“.
Text und Foto: Gesine Werner
Straßennamen von Feldherren aus der Zeit gefallen
Integrationspreisträger Titus Grab startet Kunstprojekt im Westend/ Verbindung mit Aktion „Femorial“ Kennen Sie August Neidhart Graf von Gneisenau oder Albrecht Theodor Emil Graf von Roon, vielleicht Gerhard Johann David Scharnhorst oder Ludwig Yorck von Wartenberg? Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Walstatt, dem die Europaschule im Westend ihren Namen verdankt, dürfte als „Marschall Vorwärts“ ein Begriff sein. Die Namen der Militärs und von Orten oder Landschaften wie Elsass und Lothringen, Sedan und Weißenburg als Schauplatz tödlicher Schlachten prägen Straßen im Westend.
Wie im Stadtlexikon vermerkt, wurde das „Feldherrenviertel“ im Wiesbadener Westend Ende des 19. Jahrhunderts „für den unteren Mittelstand gebaut und die Straßen nach berühmten Feldherren der Befreiungskriege und des Krieges 1879/71 benannt“. Integrationspreisträger Titus Grab wohnt in der dem Preußengeneral Goeben gewidmeten Straße - ihm sind die militaristisch geprägten Namen ein Dorn im Auge.
Der studierte Ethnologe, Bildhauer und Künstler steht für Kunst im öffentlichen Raum und die Kunst-Koffer, ist für zukunftsweisende Ideen gut. „Frischer Wind für Westendstraßen“ ist sein aktuell mehrteiliges Projekt, das er mit dem Rundgang „das Viertel der Feldherren“ im Rahmen des fluxiven Kunstsommers 2023 begonnen hat. Tafeln mit Informationen über die Straßennamensgeber und Architekturdetails waren in Vorgärten und an Straßenecken zu sehen. Unter dem Slogan „mit/auf/neu mischen“ war er als „stadthistorische Intervention“ mit einer mobilen Werkstatt auf Achse.
Warum nur Männer ehren? Die Richtlinien für Straßennamen von 1983 geben Leistung, Orientierungswert im Viertel und Identifikation vor, wohl nicht nur auf Männer gemünzt. Ganze 50 Straßen in Wiesbaden tragen den Namen einer Frau. Eine Kooperation mit dem Frauenmuseums-Projekt „Femorial“ als Ende des Ungleichgewichts von Männer- und Frauennamen (Verhältnis 9 - 1) liegt also nahe. „Weil Straßenschilder Geschichte machen.“ (WIESBADENER*IN 1/2022)
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KulTouren
Text und Foto: Gesine Werner
Titus Grab will „frischen Wind für Westendstraßen“ und regt ein Austauschen der militaristischen Namen von preussischen Feldherren an.
Oscar-Preisträger blickte hinter die Kulissen
24. Internationales Trickfilm-Festival Wiesbaden: Preis des Kulturamtes an Vuk Jevremovic
Das Internationale Trickfilm-Festival Wiesbaden steuert auf sein Silberjubiläum zu. „Es ist unter den internationalen Trickfilmfestivals das einzige, das die Hauptpreisträger der wichtigsten Festivals und Trickfilmwettbewerbe der Welt im Programm hat“, betonte Detelina Grigorova-Kreck. Die Filmexpertin ist eine wichtige Zeitzeugin und zusammen mit Filmkoryphäe Joachim Kreck in der Oral History-Anthologie „Erlebte Geschichte & Geschichten“, herausgegeben vom StadtarchivFörderverein, vertreten.
Als kulturpreisgekrönte „Freunde der Filme im Schloss“ präsentierten die Krecks im Trio mit Michael O. Fechner wieder trickreiche Hochkaräter.
Das Publikum ist traditionsgemäß die Jury und vergab Preise an „The Soloist“ (Katholisches Filmwerk), an „Bis zum letzten Tropfen“ (Ortsbeirat Biebrich) und an „Yallah!“ (Sparkassen-Versicherung).
Bei der Eröffnung in der Caligari FilmBühne outete sich der scheidende Kulturdezernenten Axel Imholz als Trickfilm-Fan. „Ein Oscar-Preisträger lernt laufen“ war die Devise von Thomas Stellmach, Festival-„Stammgast“ aus Kassel. Mit mehr als 100 internationalen Würdigungen ausgezeichnet, ließ der für „Quest“ Anno 1997 mit dem Goldjungen gewürdigte Experte einen informativen Blick hinter die Kulissen werfen und gab freimütig Antwort auf jede Frage.
Am aktuellen Stellmach-Werk „The Sausage Run“ wirkte Trickfilm-Grandseigneur und Stellmach-Mentor Paul Driessen mit. Das Charakter-Design steuerte der Wiesbadener Janek Czechowski bei. Es geht um die Wurst - Rotkäppchen mal anders.
Den Wiesbadener Kulturamtspreis überreichte Kulturamtsleiter Jörg Uwe Funk persönlich an Vuk Jevremovic.
Der in Wiesbaden wohlbekannte Maler, Produzent und Trickfilmer war aus Kroatien gekommen und hatte seinen genialen „Panther“ von 1998 in überarbeiteter Version mitgebracht. Schlicht „11“ heißt das aktuelle LichtKunstwerk von Vuk Jevremovic. Der Augenschmaus ist eine experimentelle Hommage an Fußball als „das Spiel des Lebens“. www.filme-im-schloss.de
23. Wiesbadener Literaturtage: Auf Reisen mit Adriana Altaras
Von Kroatien über Italien bis nach Berlin: Als Gastgeberin der 23. Wiesbadener Literaturtage nimmt die erfolgreiche Autorin, Schauspielerin und Opernsowie Theaterregisseurin Adriana Altaras Interessierte vom 3. bis 9. September 2023 mit auf eine Reise durch ihre bewegte Biografie.
Das Programm spiegelt in seinem Facettenreichtum die verschiedenen Einflüsse und Inspirationen, Interessen und Expertisen Adriana Altaras wider und thematisiert dabei auch gesellschaftspolitische Diskurse über Flucht, Migration und Demokratie.
Zum Auftakt gestaltet die Sängerin, Schauspielerin und Autorin Barbara Spitz am Sonntag, 3. September, eine musikalische Solo-Show im thalhaus. Am Montag, 4. September, liest Adriana Altaras im Wiesbadener Kulturforum aus ihrem aktuellen Roman „Besser allein als in schlechter Gesellschaft“, der von ihrer 101 Jahre alten Tante erzählt. Die Bedeutung der Familie steht am Dienstag, 5. September bei der Lesung mit Lena Gorelik aus „Wer wir sind“ und mit Maxim Leo aus „Wo wir zuhause sind“ im Zentrum.
Am Mittwoch, 6. September, ist der mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Dokumentarfilm „Born in Evin“ der Iranerin Maryam Zaree sowie ihr neuester Film „Aus meiner Haut“ in der Caligari Filmbühne zu sehen. Mit strukturellem Rassismus, wie Schwarze und vor allem schwarze Frauen ihn in Deutschland erleben müssen, beschäftigt sich Natasha A. Kelly in ihrem Sachbuch „Schwarz. Deutsch. Weiblich.
Warum Feminismus mehr als Geschlechtergerechtigkeit fordern muss“ dann am Donnerstag, 7. September, im Literaturhaus. Zum Ausklang der Literaturtage reflektiert am Samstag, dem 9. September, Adriana im Gespräch mit dem Dramaturgen Wolfgang Behrens ihre Arbeit als Theater- und Opernregisseurin.
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www.wiesbaden.de/kultur/literatur/
Text und Foto: Gesine Werner
Adriana Altaras, Gastgeberin der 23. Wiesbadener Literaturtage, Foto: Martin Walz, © wiesbaden.de
KulTouren
Aus Kroatien angereist, bekam der vielfach ausgezeichnete Maler, Filmmacher, Produzent Vuk Jevremovic von Kulturamtsleiter Jörg Uwe Funk den Preis der LH Wiesbaden überreicht.
Julia Isterling | „2,5% oder die Leichtigkeit des Seins“. Unser Planet besteht zu 70 % aus Wasser, 1,4 Milliarden Kubikmeter. Nur 2,5 % davon sind Trinkwasser. 26% der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Machen wir uns bewusst, wie wertvoll dieses wundervolle kühle Nass ist. Und gehen achtsam damit um.
„40 Hoch 2“
Kunstausstellung des BBK Wiesbaden e.V.
Das Quadrat gilt als das am schwierigsten zu beherrschende Bildformat.
14 Künstler*innen nutzen im Rahmen der BBK-Ausstellung „40 Hoch 2“ die Freiheit, dieses Format individuell zu bespielen.
Einzige Vorgabe war, dass das Werk die Abmessung 40 x 40 cm einhalten musste.
Das Rechteck mit seinen vier gleichen Seiten ist das „sozialste“ aller Bildformate. Es kann mit den Werken anderer Künstler*innen kommunizieren und den umgebenden Raum selbst zur Leinwand transformieren.
In der Ausstellung zu sehen sind Werke von: Jana Albrecht, Rita Eller, Uta Grün, Julia Isterling, Krista Kadel, Tine Kaiser, Beate Kupka, Sabine PillwitzSchaum, Ulla Reiss, Ellen Ribbe, Renate Schwarz Kraft, Elisabeth Springer-Heinze, Christiane Steitz und Claudia Stöber.
Die Besucher*innen der Ausstellung erwartet ein Schwarm individueller Werke, die gemeinsam ein großes Ganzes formen
Vernissage am 8. 9. 2023 um 18.00 Uhr
Ausstellung 9. - 24.9.2023
Öffnungszeiten: Sa/So 14 - 18 Uhr
BBK Wiesbaden
Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler
Marcobrunnerstraße 3
65197 Wiesbaden
Alle Informationen: www.bbk-wiesbaden.de/
Gemeinschaftliches Wohnen Blü17
Die bunte Veranstaltungsreihe geht weiter!
Und weiter geht´s mit den Veranstaltungen und Feiern anlässlich des 20jährigen Jubiläums des Wiesbadener Wohnprojektes in der Blücherstraße!
Im Rahmen der „Kleinode im Westend“ hatte das Wohnprojekt ein umfangreiches Programm zusammengestellt, das von Führungen durch das Wohnprojekt über ein Konzert des senegalesischen Singer-Songwriters Abass Ndiaye und Bandbis hin zum Open-Air Kino im Hinterhof mit dem Film „Join or die“ reichte.
Weitere Veranstaltungen sind:
08.09. – Hofkonzert ab 20 Uhr; im Rahmen der 20-Jahr-Feierlichkeiten, im hinteren Hof und den Gemeinschaftsräumen. TROMMELN, GONGS und SOUNDSo - Es spielen: die Trommelgruppe Blü17, Wolfgang Schliemann – Gongs, Djembé-Duo Josephine Mich / Wolfgang Schliemann
10.09. – Tag des offenen Denkmals 2023
Unter dem Motto des diesjährigen Aktionstages „Talent – Monument“ stehen Denkmale und ihre Einzigartigkeit im Rampenlicht. Das Wohnprojekt veranstaltet zwei Führungen in der Blücherstraße. Wer Interesse an einer Teilnahme an einer der Führungen hat, kann sich gerne unter info@gemeinschaftlich-wohnen.de anmelden.
16.09. – Kulturtage Westend – Sommerfest der Genossenschaft
Um 14 Uhr werden die Kulturtage eröffnet, danach lädt das Wohnprojekt zum Sommerfest. Geplant ist der Aufbau einer Bühne auf der Blücherstraße und damit verbunden ein interessantes Programm, das noch in der Entstehung ist und von der Genehmigung der Straßensperrung abhängt.
14.10. – Wohnprojekttag 2023, Ablauf und Programm wird noch bekannt gegeben!
Alle Infos auch unter: www.gemeinschaftlich-wohnen.de/gmw3/aktuelles.html
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KulTouren
Logo des Wohnprojektes
Die Theaterspielzeit geht los und schon ist wieder eine Art Festival-Zeit in der hessischen Landesmetropole.
„FREIRÄUMEN -Wiesbaden 2023 - MADE.meets kaleidoskop meets Branchentreff“ ist die Leitschnur der aktuellen Einladung an alle Interessierten.
MADE. bringt seit 2009 besonders sehenswerte Produktionen der Freien Darstellenden Künste in Hessen landesweit in mehreren Städten auf die Bühne. Schauspiel, Musiktheater, Audio-Walks, Stadtraum-Interventionen, Performances, Workshops & Co. bieten aktuelle Einblicke. In jährlichem Wechsel mit dem Festival sorgt
MADE.DATE „an einem Ort für Vernetzung und Weiterentwicklung der hessischen Freien Szene.“ Heuer ist „FREIRÄUMEN“ die Devise, wenn MADE.DATE 2023 vom 20. bis 23. September antritt.
RÄUME – das neue Format mit dem Partner MADE.Festival, freien Theatern Wiesbaden, dem Hessischen Staatstheater und dem Kulturamt Wiesbaden geht an den Start. Im „Heimathafen“ laden Panels und Workshops zum Branchentreff am 21. und 22.9.23 mit den Themen Gastspiel, Safe Space, kollektives Leiten und digitale Räume ein. Ein „Markt der Möglichkeiten“ mit Stiftungen, Sponsoren, Festivals & Co. offeriert Vernetzung und Austausch. Die hessische Landtagswahl im Herbst evoziert einen Politik-Talk mit den kulturpolitischen Sprecher:innen der demokratischen Landtagsfraktionen.
„MADE.meets Branchentreff“ wird in der Spielstätte Wartburg des Hessischen Staatstheaters am 21.9. um 20 Uhr mit dem viel beachteten Dokumentar-Theater „Werwolfkommandos“ von Marie Schwesinger, Julia Just & Fabiola Eidloth eröffnet. Präsenz im öffentlichen Raum wird u.a. am Kochbrunnenplatz gezeigt mit dem „boxclub Wiesbaden“ und „red park“, auch beim „fluxiven“ Kunstsommer 2023 mit von der Partie.
FREIRÄUMEN ist bei MADE die Devise
Freie Darstellende Künste mischen vom 20. bis 23. September 2023 die Landeshauptstadt auf
Die mobile Druckwerkstatt des Schuldruckzentrums Darmstadt e.V. animiert zur kreativen Mitarbeit an „paper works“.
Im WiCoPop zeigen Bühnen- und Kostümbildner:innen im Rahmen des bundesweiten Artist Lab ihre aktuellen Kreationen.
MADE.2023/2024 will „ausbrechen aus den eigenen Komfortzonen“, will „Annäherungen an Gesellschaft“ sowie Schnittstellen und Allianzen der Darstellenden mit den benachbarten Künsten entschiedener aufsuchen. Der Begriff FREIE SZENE soll „überprüft, größer gedacht, radikaler praktiziert werden. Als Freihafen, an den sich alle andocken können, die an
einem guten Leben für alle und dem Entfesseln von „Freiheitsenergien“ interessiert sind – auch in und für Zukunft.“
Mehr Info unter www.made-festival.de www.kaleidoskop-hessen.de
Text und Fotos: Gesine Werner
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kultur & kreatives
MADE.Festival 2019 in Wiesbaden: MADE-Publikumspreis für Schauspielerin Cornelia Niemann und ihr Dokumentartheater „Wollen Sie wirklich Ihren Vater in den Papierkorb verschieben?“
Ein Laboratorium für neue kreative Ideen
Saarländisches Staatstheater Saarbrücken punktet mit furiosen Inszenierungen
Wenn Werther auf Hamlet trifft und der Lebkuchenmann vor dem Terror zur Endstation Sehnsucht flieht, heißt die Devise: Bühne frei! Das Saarländische Staatstheater Saarbrücken ist eine Reise wert.
Werther schließt in der Alten Feuerwache erst die Tür, dann die Vorhänge und startet dann sein „dauerbrennendes“ Sternstündlein. Der hinreißende „Road-Trip der Gefühle“ steht in der siebten Spielzeit weiter auf dem Programm.
Immer wieder Schullektüre und jetzt als frische Dreiecks-Lovestory begeisternd – als rasante Einmannshow mit gebührend Sturm und Drang. So dynamisch war Werther noch nie. Wer hätte das vermutet: „Die Leiden der jungen Wörter“ können auch Humor, provozieren Lachen und üben unwiderstehlichen Sog aus. Chapeau! Regisseur Maik Priebe hat am Theater Magdeburg vor einigen Jahren mit dem enorm wandlungsfähigen Schauspieler Raimund Widra („Danny Rose“) aus Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen
Werthers“ ein kurzweiliges Solo erarbeitet. Viel Requisite braucht es nicht – Reclam-Heft, Mikrophon, Tonband, Videokamera, Zweitfrisur, Überraschungseffekte mit Pfiff.
Sinnlich und stürmisch, zu Herzen gehend, mal mit Perücke, mal mit Mikrophon, nicht ohne Popschlager, entert Raimund „Werther“ Widra Tisch und Saal. Spielt sich die Seele aus dem Leib, nimmt das Publikum in Geiselhaft.
Komik ist Tragik in Spiegelschrift, sagt der Volksmund. Der spätpubertär Exzentriker Werther, der in Lotte schockverliebt ist, die mit dem ach so langweiligen Albert verlobt ist, durchlebt depressive Ambivalenzen, tobt im Blitztempo durch die Achterbahn der Gefühle, springt ab und flieht in den Suizid: „Kein Geistlicher hat ihn begleitet.“ Der Schuss knallt im Dunkel. Die Sitznachbarin zuckt zusammen.
Mucksmäuschenstille. Beklommenes Durchatmen. Erst nach einer Weile rührt sich der Applaus und schwillt zum Sturm, von Bravorufen durchzogen. Hingehen!
Bodo Busse als Generalintendant,
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kultur & kreatves
Am Saarbrücker Staatstheater wurde Shakespeares Blockbuster HAMLET couragiert in die Gegenwart geholt und kam „stimmenreich“ auf die Bühne
Nach der furiosen Dernière genießt das excellent aufspielende HAMLET-Ensemble den begeisterten Applaus und hört Bravorufe.
in Wiesbaden aus seiner Zeit als beliebter Operndramaturg der Ära Beilharz noch prägnant in Erinnerung, freut sich über viele Grüße aus der alten Wirkungsstätte. Zu nennen wären Schauspieler Uwe Kraus-Fu oder Tanz-Urgestein Gabriel Sala, der an die legendäre Tango-Operita „Maria del Buenos Aires“ gerne erinnert.
„Das Theater ist immer ein Laboratorium für neue, kreative Ideen“, sagt Chef Busse. An seinem Hause kommt Old Shakespeares 400jähriger Dauerbrenner „Hamlet“ in der Fassung von Angela Schanelec & Jürgen Gosch mal anders daher - auf Gegenwart gebürstet und mit origineller Personage auf der leeren Bühne, nur karg bestuhlt und mit Vorhängen von Volker Thiele raffiniert ausgestattet (Licht: Patrick Hein). Dunkle Farben dominieren, blutrot nur die Königin (Kostüme: Justina Klimczyk).
Durch diese zielsicher als PolitThriller mit aktuellen Bezügen nah am Meister bleibende Inszenierung hat sich Schauspielchefin Bettina Brunier mit einem Theatercoup verabschiedet - und stand als „Zugabe“ der Dernière auf dem Roten Sofa von Chefdramaturg Horst Busch freimütig Rede und Antwort. „Was ist der Mensch?“ Macht & Mord, Schuld & Sühne, Moral &
Propaganda. Erstechen, vergiften, ertrinken, meucheln. Cool anmutend, sind moderne Schreckensbilder von alttestamentarischer Wucht und intensiv anrührende Momente (Wahnsinnsszene) zu sehen. Das Kopfkino wird mächtig angekurbelt. Kriege, Krisen und Konflikte. Eine Menge „ist faul im Staate“ des Grübelprinzen of denmark - Michael Wischniowski (Die Ratten) ist ein unter die Haut gehender Hamlet.“ Es gibt mehr Ding`im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.“
Das exzellente aufspielende Ensemble fesselt und lässt frösteln: König Claudius (Sébastien Jacobi) und Hamlets Vater-Geist (Bernd Geiling), Hamlet-Mutter und Königin Gertrud (Gaby Pochert). Spoiler: Zu Shakespeares Zeit galt die Schwager-Ehe als Inzest. Hofmeister Polonius ist eine Frau Staatsrätin (Verena Bukal). Poloniussohn Laertes/Rosencrantz ist Jan Hutter (Lou Canova/Danny Rose). Anna Jörgens ist eine berührende Ophelia. Freund Horatio (Gregor Trakis) ist hier ein stilecht alerter TV-Moderator.
Die mörderische Kampfszene wurde von Wiesbadener Schauspieler Atef Vogel choreografiert. Großer Jubel für das pralle Spiel,
das niemanden kalt lässt. Und Regisseurin Brunier wurde von Generalintendant Busse mit Blumen und persönlichen Worten auf der Bühne verabschiedet. Kontakte werden bleiben.
Text und Fotos: Gesine
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kultur & kreatives
Werner
Werther im Doppelpack: „Wie denn auf dieser Welt keiner leicht den Anderen versteht.“ Der preisgekrönte Schauspieler Raimund Widra „trifft“ an der Alten Feuerwache auf Goethes unsterbliche Romanfigur.
Auf dem Roten Sofa von Chefdramaturg Horst Busch stehen Michael „HAMLET“ Wischniowski und die Regie führende Schauspielchefin Bettina Brunier nach deren „Schwanengesang“ freimütig Rede und Antwort.
TheaterDonner auf den Brettern der Landeshauptstadt Wiesbaden
Wenn die Endstation „Sehnsucht“ heißt, sind Träume ein Thema. Der schon zu Couwenbergh-Zeiten gehegte Traum - ein Probenzentrum/Tanzhaus für Wiesbaden - hat für die „körperlichste“ Sparte eigene Dringlichkeit.
Der international erfahrende und bestens vernetzte Belgier Bruno Heynderickx, seit neun Jahren am Hessischen Staatsballett (seit 2020 Direktor), bleibt dem Haus unter der künftig femininen Doppelintendanz erhalten. Die 30köpfige ZweiStädte-Company trainiert „unterirdisch“ in nur zwei viel zu kleinen Proberäumen ohne Chance auf Tageslicht. Sie sind buchstäblich die „Kellerkinder“, nicht nur während der Pandemie auf frische Luft angewiesen. Gute Lösung wäre ein Probenzentrum, also ein Tanzhaus in der Region. Das Tanzhaus am Nationaltheater Mannheim könnte Pate stehen.
Das Hessische Staatsballett firmiert jetzt als „Tanzsparte“ und steht weiter für zukunftsweisende Tanzkunst. Der Publikumsliebling „V/ertigo“ mit Choreografien von Damien Jalet und den van OpstalGeschwistern, kommt wieder. Das grandiose Faszinosum „Skid“ wurde von Damien Jalet auf halsbrecherisch schräger Rampe geradezu akrobatisch inszeniert und zieht
mit hypnotischem Tanz in Bann. Auch der gefeierte Doppelabend „gerade/NOW“ mit Choreografien von Marco Goecke („Midnight Raga“) und Martin Harriague („Of Prophets and Puppets“) lädt wieder ein.
Der berührende „Midnight Raga“ zu melancholischen Sitarklängen von Ravi Shankar (Gruß aus Woodstock) und die tiefblauen Seidenhosen verweisen auf Indien. Doppelt einstudiert, tanzen Kenedy Kallas & Rita Winder oder ihre Kollegen Ramon John & Marcos Novais ein betörendes Liebes-Duett. Eine beklemmende Satire gelingt Choreograf Harriagues und dem furiosen Ensemble. Propheten & Puppen (mit eigener Magie) oder Trump meets bezopfte Greta. Als Gästin beim schrägen TV-Showmaster Daniel Myers (nah beim Publikum) ist die Beine baumelnde Gliederpuppe, von vier Personen geführt, überzeugend. Taulant Shehu ist der dickköpfige Brutalo Trump. Die an Rap erinnernden OTöne lassen das Lachen im Halse stecken.
Aufreizende Femmes fatal und kokett Beifall heischend ist Blanche DuBois., eine Paraderolle für Sybille Weiser. Regisseurin Mirja Biel lässt die traumatisierte, fragile Person am Rande der Psychiatrie zur „Endstation Sehnsucht“ bei
ihrer den Alltag lebenden, hochschwangeren Schwester Stella Kowalski (patent: Marlene-Sophie Haagen) ankommen. Blanches
Credo: „Zarte Naturen müssen glitzern und leuchten. Sie müssen zarte Farben tragen, die Farben von Schmetterlingsflügeln.“
Das Südstaatendrama von Tennessee Williams mit familiärautobiografischem Hintergrund (Figur Blanche) nimmt auf leerer Bühne zwischen reingerollter Couch, Pokertisch und mobilen Jalousien mit Hollywoodfilm-Projektionen seinen unheilvollen Lauf. Einen schrillen Mardi Gras-Umzug gibt s auch. Paul Simon ist als hemdsärmelig ungehobelter Familienmacho Stanley ein Marlon Brando-Verschnitt mit Rockerappeal und kaum verhohlener Gewaltbereitschaft. Lukas Schrenk, Liese Lyon, Benjamin Krämer-Jenster, Steven C. Langner und Merlin Brown vervollständigen das intensiv aufspielende Ensemble.
Großer Premierenbeifall.
Text und Fotos: Gesine Werner
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„Sehnsucht“ und der Traum vom einem Tanzhaus in Wiesbaden
kultur & kreatves
„Endstation Sehnsucht“: Nach der gelungenen Premiere wird das Ensemble um Sybille Weiser (Mitte) mit gebührendem Applaus belohnt.
Jedermann und Jedefrau treffen auf Komponistin mit Superkräften
„Unerhörtes“ mit dem Potenzial zum Publikumsliebling darf keine „Eintagsfliege“ bleiben. Ein Sternstünd-
lein auf den Brettern der BüchnerStadt und ein Salzburg-Dauerbrenner in gewitzter Version machen Lust auf Theatrales.
„Wir sind voller Untersterblichkeit.“
Um einen vielsaitigen „Sturmvogel“ und „weißen Raben“ als Komponistin, Autorin, Dirigentin und Suffragette machte sich der Darmstädter Musentempel verdient.
Die szenische Uraufführung „The Prison“ (nach „The Prison: A Dialogue“ von Harry Benner), von Komponistin Ethel Smyth als “symphony“ bezeichnet, ist ein modern sakrales Trostwerk in der Tradition geistlicher Musik: „Ein schillerndes Hybrid aus großem Orchesterwerk, Oratorium und Kunstlied.“
Die dritte Darmstadt-Produktion des versierten Duos Franziska Angerer (Regie) und Carolin Müller-Dohle (Dramaturgie) ist ein rares Gesamtkunstwerk, das lange nachhallt. Rund 1000 Meter rote Stoffbahnen werden auf offener Bühne zum Schicksalsgeflecht wie von den Nornen verwoben.
Die Kostüme des gut einstudierten Chorensembles korrespondieren perfekt. Chapeau an musikalische Leiterin/Chordirektorin Ines Kaun, Studienleiter Jan Croonenbroek und Bühnen-/Kostümbildnerin Valentina Pino Reyes, an Fabio
Stoll (Video) und Heiko Steuernagel (Lichtdesign).
Das anrührende Erlebnis betört schon vor dem Einlass. Ihren „March of the Women“ singend, tragen junge Choristinnen eine Büste von Ethel Smyth zur Stele im unteren Foyer. Überraschung!
Bei der Dernière wird eine Zugabe kredenzt. Der legendäre „March“ ertönt noch einmal, diesmal singt der FrauenKammerchor Marburg vor der SmythBüste.
„Ich war allein mit der Trauer um mein vergeudetes Leben…“ Als namenloser Gefangener in der Todeszelle lässt Bassbariton Georg Festl im Zweigespräch mit seiner Seele vokales Edelmetall glänzen. Mit warm timbriertem, beweglichem Sopran nimmt Jana Baumeister als seine unsterbliche Dialogpartnerin für sich ein: „Dies ist kein Abschied…Die Liebe, die Stille und das Lied. Ich bin die Seele, das Zuhause.“ Es sind intensiv berührende Szenen.
Blendend disponiert, sitzt das Staatsorchester wie das Publikum auf der Bühne, partiell in den Graben abgesenkt. Unter dem fesselnden Dirigat des Ersten Kapellmeisters Johannes Zahn wird die Smyth-Komposition in einer eigenen Form des Wohllauts geboten. Das Publikum atmet mit, der letzte Ton kann ausklingen. Langer Beifall im Stehen. Ein Schmankerl satirischer Couleur: „Jedermann - Jedermann ist niemand
und niemand ist Jedermann“ nennt Autor/Regisseur Kieran Joel sein „Meta-Mysterienspiel“ nach Hugo von Hoffmannsthals Salzburg-Dauerbrenner von 1911 über das Sterben des reichen Mannes. Ein köstliches Spektakel als Persiflage auf Faktenbasis mit aktuellen Bezügen zu Mammon-Typen, nicht ohne Originalpassagen.
Gott hat keine Lust mehr. Jedermann 2.0 kommt genderfluid im Dreierpack (Naffie Anha, Sebastian Schulze & Béla Milan Uhrlau) daher, der jeweils die Rollen wechselt (Bühne/Kostüm Barbara Lenarz). Alles so schön bunt hier, „das große Fressen“ inklusive.
Spielplatzrutsche, Bällebad, Schaukelelefant, Schwellköppe á la Fassenacht, TV-Show werden geboten. Ein XXLGoldbarren für die unverfrorenen SuperMilliardäre wie Bernard Arnault - 234 Milliarden Euro schwer - und symbolträchtige Reis-Päckchen fehlen nicht. Jedermann kann auch Jedefrau sein. Die „üblichen Verdächtigen“ an Holzschnittfiguren wie Glaube, Mammon, Kapuzenmännlein-Tod und hinreißende Buhlschaft (Jasmin-Nevin Varul) sind zur Stelle. Das spielfreudig aufgelegte Ensemble ist spürbar mit Feuereifer dabei, spielt sich gekonnt die Seele aus dem Leib. Starkes Stück, starker Abend. starker Beifall.
Text und Fotos: Gesine Werner
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Staatstheater Darmstadt begeistert mit ungewöhnlicher Femmage an Ethel Smyth
Die Uraufführungs-Bühne für Ethel Smyths „The Prison“ wird von einem Schicksalsgeflecht aus 1000 Metern Stoff dominiert.
Eine Büste für Komponistin, Autorin, Dirigentin Ethel Smyth, die mit „The Prison“ ein sakrales Trostwerk in der Tradition geistlicher Musik geschrieben hat.
Seit nunmehr 16 Jahren stellt die Jüdische Gemeinde Wiesbaden in Kooperation mit dem Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden ein hochwertiges Programm zusammen, das sie unter dem Titel „TARBUT – Zeit für jüdische Kultur“ präsentiert.
Auftakt der diesjährigen Veranstaltungsreihe ist die Eröffnung der Ausstellung „Jekkes in Israel“ durch Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl am Mittwoch, 6. September um 19 Uhr im Wiesbadener Rathaus.
Die Ausstellung der israelischen Künstler Moshe Beker und Oranit Zimra zeigt 22 Porträts deutscher Einwanderer in Israel im Alter zwischen 83 und 100 Jahren.
In Israel nannte man diese Einwanderer „Jekkes“. Später wurden die für ihre Pünktlichkeit und Genauigkeit verspotteten „Jekkes“ mit diesem Begriff liebevoll geehrt. Sie hinterließen bedeutende Spuren in den Bereichen Justiz, Wissenschaft, Kunst und Bildung.
Am 24. September laden Dr. Katherine Lukat, Stadtarchiv Wiesbaden, und Steve Landau, Leiter des Jüdischen Lehrhauses, ab 11.30 Uhr zu einer Führung über den jüdischen Friedhof „Schöne Aussicht“ ein, der 1750 eingerichtet wurde. Der jüngere Teil des Friedhofs geht auf das Jahr 1851 zurück. Das Gesamtensemble ist trotz des schleichenden Verfalls ein Kleinod und Kulturdenkmal der Stadt.
Am 23. Oktober liest Sarah Levy aus ihrem Buch „Fünf Wörter für
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Quartet um Familie Ginzburg
Tate Mame, © Karolina Trybala
Sehnsucht“. 2019 lässt die Autorin ihr Leben in Hamburg zurück und wandert nach Israel aus. Seither blickt sie meist begeistert, oft auch entgeistert, auf das kleine Land.
In ihrem Buch erzählt Sarah Levy davon, wie Israel für sie zum Sehnsuchtsort wurde und warum sie erst dort vollends verstand, was es bedeutet, Jüdin aus Deutschland zu sein.
Junge Jüdinnen und Juden wollen nicht mehr auf Stereotype wie Shoa, Antisemitismus oder Nahostkonflikt reduziert sein und sich als Opfer oder unbekanntes Wesen dargestellt sehen. Sie wollen sich auch nicht mehr verstecken, sondern Teil einer modernen Gesellschaft sein, in der sie ihr Jüdischsein selbstverständlich und selbstbewusst leben.
Was aber ist jüdisch? Eine Frage, auf die Andrea von Treuenfeld in Ihrem Buch „Jüdisch jetzt! Junge Jüdinnen und Juden über ihr Leben in Deutschland“ zahlreiche Antworten hat. Sie liest am 2. November 2023 in der Jüdische Gemeinde Wiesbaden.
Seit sechs Generationen gehört Klezmer zur Familie Ginzburg. Nach 150 Jahren ist die Familie wieder in Deutschland und spielt hier nach alter Tradition auf zahlreichen Simches (Yiddisch: Feierlichkeiten). Das Quintett um Familienoberhaupt Igor Ginzburg bietet ein stimmungsvolles Programm zum Tanzen und Mitsingen mit israelischen Horas und den populärsten jüdischen Liedern (12. November ab 17 Uhr).
Am 15. November liest der israelische Journalist und Autor Igal Avidan aus seinem Buch „… und es wurde Licht!“ und berichtet, entgegen den üblichen Fernsehbildern, aus einer bewegten Gesellschaft, in der Juden und Araber längst ein Zusammenleben gefunden haben, das den Vorstellungen von ewigem Hass (von Politikern auf beiden Seiten gern geschürt) nicht entspricht. Eine friedliche und zugleich brüchige Co-Existenz auf dem Vulkan – davon erfährt man in diesen Reportagen aus dem Alltagsleben in Israel.
Mit großer Stimme und Leidenschaft widmet sich Karolina Trybała seit vielen Jahren der jüdischen Musik aus Galizien, woher ihre Vorfahren stammen. Aus ihren
Recherchen entstand 2021 das Gesangsbuch „TATE-MAME“ – jiddisch für „Eltern“. Auf der Bühne präsentiert sie am 26. November mit ihrem Trio ihre Lieblingslieder: Klezmer-Klassiker, alte Tangos, Songs aus den jüdischen Theatern aus Lemberg, Krakau und New York, wohin viele galizische Künstler emigrierten.
Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe lädt Pianist und Komponist Leon Gurvitch zusammen mit hochkarätigen Musikern seines Streichquartetts am 10. Dezember zu einem emotionalen Ausflug in den Kosmos des Tangos ein: berühmte Songs von Kurt Weill, Gurvitchs eigene Kompositionen wie „Mein Jiddischer Tango“, und Musik von Piazzolla. Dabei begeistert der preisgekrönte Pianist – für den alle Stil-Schubladen zu eng sind – stets mit virtuosen Improvisationen und Überraschungen.
In Kooperation mit der Caligari FilmBühne werden wieder ausgewählte Filme gezeigt. In „Tel Aviv – Beirut“ wird vor dem Hintergrund des israelisch-libanesischen Konflikts von 1984 bis 2006 das Drama die Geschichte zweier Familien auf beiden Seiten der Grenze,
deren Schicksale miteinander verwoben sind, erzählt (11. und 12. Oktober). In „Tango Shalom“ beschließt Rabbi Moshe Yehuda, mit einer schönen Tanzlehrerin an einem im Fernsehen übertragenen Tango-Wettbewerb teilzunehmen. Doch da gibt es ein Problem: Wegen seines orthodoxen Glaubens darf er sie nicht berühren. Beide haben aber das Preisgeld dringend nötig, also entwickeln sie einen Plan, an dem Wettbewerb teilzunehmen, ohne die Regeln seines Glaubens zu gefährden (19. und 21. Oktober)
In „Valeria is Getting Married“ demontiert Regisseurin Michal Vinik auf subtile Weise patriarchale Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse und bringt Rollenbilder ins Wanken (22. und 25. Oktober)
Alle Infos finden sich unter: www.jg-wi.de
Kartenvorverkauf online: www.wiesbaden.de/tickets, für die Filme: www.wiesbaden.de/caligari
Kartenvorverkauf vor Ort: Tourist Information, Marktplatz 1 | Tel. 0611-1729 930
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kultur & kreatives
Sarah Levy, © Corinna Kern
Mit leidenschaftlichem Schau-Spiel berühren sie die Herzen
Das inklusive „Theater Anders“ ist 20 JA!re aktiv
GratulARTion! Das „Theater Anders“ im gemeinnützigen Semiramis e.V., dem Verein für interdisziplinäre Kunst und Bildung, feiert Jubiläum: 20 JA!re inklusives Schauspielensemble in Wiesbaden. Ein Theater Anders-Eigengewächs ist Ensemblemitglied beim Ramba ZambaTheater Berlin.
Jeden Montag wird eine neue Welt erfunden. Improvisation ist Trumpf. Neue Bühnenbegeisterte sind immer gern gesehen. „Theater Anders arbeitet an einem Prozess der Begegnung. Dabei ist es nicht entscheidend, ob wir groß oder klein, alt oder jung, dünn oder dick, behindert oder nicht behindert sind“. Aus gemeinsamen Proben und eigenen Ideen entsteht ein Stück. Im „Jubiläums-JA“ 2023 ging es bei den SchultheaterTagen am „Tatort Kreuzfahrt“ rund.
Priska Janssens und Christine Rupp-Kuhl, Helga Freitag, Cornelia Ringenberg & Rüdiger Schmitt leiten
die muntere Truppe. Michael Kretzer fördert mit berührenden Fotos, Olaf Herrmann dokumentiert mit der Filmkamera.
2003 machte Priska Janssens, Jugendreferats-Chefin der Ägide Dr. Manfred Beilharz, die Schultheatertage zum viertägigen Festival für alle Altersstufen und Schulformen. Festival-Café, Festival-Zeitung, Party, jugendliche Hilfskräfte in Kooperation mit EVIM und Kulturamt Wiesbaden.
Christine Rupp Kuhl, Konrektorin der Kohlheckschule und Chefin des 1998 dortigen Kindertheaterstudios, offerierte mit Eutonie-Lehrerin Helga Kaucher einen Workshop: „Zirkus berührt die Kinder, regt zu Aktivität und Kreativität an “. Mit einer „offenen Probe“ hatte das inklusive „Theater Andersartig“ am 27. April 2003 mit 30 Personen Premiere. Kulturpreisträgerin Janssens hatte Kinder der Bodelschwingh-Schule & Wichern-Schule vernetzt mit Studierenden, Lehrkräften, zwei
EVIM-Kräften und Prof. Dr. Wolfgang Kuhl, Arzt für Neurologie-Psychiatrie an der DKD. Theater Anders-Urgestein Prof. Kuhl sind Behinderte seit der Kindheit vertraut. Großvater Johannes Kuhlo war Pfarrer der Bodelschwingh-Anstalten, leitete Haus Nazareth in Bethel.
2004 ging es mit „Das wilde Leben in New York“ und den EVIM-Tanzpädagoginnen Katharina Weil & Ursel Bender weiter. Es gab „U(h)rige Zeiten“, bevor es hieß: „Und unsere Träume werden wahr“. 2009 wurde das Festival auf 5 Tage erweitert, das Ensemble zum „Theater Anders“. Es ging mit dem „Nachtexpress nach Barcelona“. 2012 gastierte das „Abenteuer Berge“ im Frankfurter Römer. 2013 hieß es „Heiliger Bimbam!“ Papst-Audienz im Vatikan.
„Theater Anders“ dankt dem Verein Semiramis e.V. als Träger, dem Kulturamt und dem Staatstheater für den Support.
www.hotspot-theater.de
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Bühne frei für Spaß auf den Brettern: Urgestein Prof. Dr. Wolfgang Kuhl und Leitungsteam-Mitglied Christine Rupp-Kuhl mit ausgewählten Zeugnissen aus 20 JA!ren inklusives “Theater Anders”. Text und Foto: Gesine Werner
„Kultur für Alle!“ Der 2007 gegründete, seit über 15 Jahren gezielt fördernde KulturFonds RheinMain ist weiter auf Kurs, die Region zu einen und international auszurichten.
Der Fonds hatte in der FluxusWiege Wiesbaden den biennal angebotene Kunstsommer unter dem Motto „FLUXUS SEX TIES“ „mit Freude die lebendigen Ideen der Fluxus-Bewegung in aktuellen Kunstproduktionen“ großzügig unterstützt.
Zwei große Veranstaltungen des KulturFonds sind zu vermelden. Ende August ging die Reihe „KlangKunst in Industriekultur 2023“ im Rahmen der „Tage der Industriekultur in Rhein-Main“ an den Start als Kooperation mit der KulturRegion FrankfurtRheinMain. „Wasser“ ist das Thema, zur multimedialen Entdeckungsreise laden fünf Orte der Region ein.
Gestartet ist im Rahmen des neuen Projekts „Site Sight Signs“ vom Kulturfonds auch der Audiowalk „Wasserkur für die Ohren“ des Ensembles Liquid Penguin, eine Kooperation der Städte Bad Schwalbach und Schlangenbad.
Der Kulturausschuss aus 24 Mitgliedern, beraten durch das Kuratorium aus international renommierten Persönlichkeiten der Felder Kunst, Kultur und Wissenschaften, bewilligt die Förderung. Im Kleinen Verfahren wurden aktuell 25 Projekte mit der Summe von 725.000 Euro bedacht.
In die elfte Runde geht das Förderprogramm KUNSTVOLL, das Kunstschaffende und Schulen aus dem Rhein-Main-Gebiet zusammenbringt. Bislang wurden 253 Kooperationsprojekte zwischen Schulen und Kulturinstitutionen oder freien Kunstschaffenden mit einer Gesamtsumme von fast 2,5 Millionen Euro gefördert.
Im Schuljahr 2023/24 werden 34 Projekte aus allen Mitglieds-Städten und Mitglieds-Landkreisen mit rund 367.000 Euro ermöglicht. Die Hälfte der Anträge stammt aus Partnerschaften, die Stadt- und Landkreisgrenzen überschreiten: „Das unterstreicht den Vernetzungsgedanken und die überregionale Zusammenarbeit, was für den
KulturFonds und den Kunst- und Kultursektor in der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main von großer Bedeutung ist“, betont Nina Koch als Leiterin des Förderprogrammes.
„Alle wollen, dass Schülerinnen und Schüler die Ausübung von Kunst und Kultur mit auf den Lebensweg nehmen“, blickt die Geschäftsführerin auf die Folgen der Pandemie in Persönlichkeitsentwicklung und Sozialverhalten.
„Mit Programmen wie KUNSTVOLL haben Schulen die Möglichkeit, dem entgegenzuwirken
und künstlerische Praxis in ihren Alltag stärker zu integrieren, damit Heranwachsende eigene Erfahrungen machen und eine eigene Persönlichkeit mit Interessen und Meinungen entwickeln können“, ist Karin Wolff wichtig.
www.kulturfonds-frm.de
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Text und Foto: Gesine Werner
Industriekultur, „kunstvoll“ engagierte Schulen und eine „Wasserkur für die Ohren“
kultur & kreatives
Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert die Lust auf spartenverbindende Kultur
FluxUs - Kunst als Haltung, Denk- und Lebensweise. Kulturdezernent Axel Imholz, Projektleiterin Jana Dennhard ,Kulturfonds-Chefin Karin Wolff &Kunstreferentin Monique Behr stellen im Kunsthaus den Kunstsommer 2024 vor: „FLUXUS S(I)EX TIES“, Foto: Gesine Werner
„Die Energie des Lichts“
Die neue Gruppenausstellung des Künstlervereins in der Wiesbadener Walkmühle widmet sich einem Phänomen, das nicht nur eine Grundvoraussetzung für das Leben auf unserem Planeten ist und für die anstehenden gesellschaftlichen und technischen Transformationsprozesse hinsichtlich unserer künftigen Energieversorgung eine bedeutende Rolle spielt, sondern das auch Gegenstand und elementares Gestaltungsmittel in der Kunst ist: Dem Licht.
Die Schau mit vierundzwanzig Künstlerinnen und Künstlern umfasst dabei sowohl analoge und digitale Werke aus den Bereichen Malerei, Fotografie und Video, als auch Werke, die unmittelbar mit Licht und Sonnenlicht arbeiten sowie partizipative Installationen, die die Energie des Lichts unter Einsatz aktueller Projektions-, Sensor- und Programmiertechnik erfahrbar machen. Begleitet wird die Ausstellung durch ein interdiszipli-
näres Veranstaltungsprogramm von Führungen, Workshops und Performances.
Licht fasziniert seit langem Künstler*innen und beeinflusst ihre Werkprozesse. Sei es mit klassischen Mitteln der Malerei, Zeichnung und Bildhauerei oder unter Verwendung neuester technologischer Möglichkeiten. Der Künstlerverein Walkmühle möchte mit seiner Ausstellung „Die Energie des Lichts“ einen Beitrag zu diesem Thema leisten, das unter gesellschaftlichen, technologischen, nachhaltigen und künstlerisch-ästhetischen Aspekten relevante Impulse für unsere Zukunft bereithält.
Als essentielles Element der Kunst erscheint die Energie des Lichts vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen buchstäblich auch in ‚neuem Licht‘: Lange Zeit erfolgte die Energieversorgung aus den dunklen
Tiefen der Erde – in Form von Kohle, Öl und Gas. Zukunftsweisende Technologien nutzen die Energie des Lichts direkter.
Mit thermischen und photovoltaischen Solarzellen, organischen Solarzellen, Solarwärmekraftwerken, der Erforschung von Verfahren zur Nutzung der Photosynthese und anderen, wenden sich Forschung und Ingenieurskunst vermehrt direkt dem Licht und der Energie der Sonne zu.
24 Künstlerinnen und Künstler nehmen an der Ausstellung teil: Andreas Bausch, Margit Bayer, Friedrich Boell, Ulli Böhmelmann, Edgar Diehl, Frédéric Ecker, Andrea Flemming, Gilbert Geister, Susanne Hopmann, Hannah A. Hovermann, Elfi Knoche-Wendel, Johannes Nandu Kriesche, Stefan Lang, Susan Helen Miller, Ute Ostermann, Henrike Pilz, Katja von Puttkamer, Betty Rieckmann, Astrid Schenk, Bernhard Schmerl, Claus Stolz, Karim Teufel, Wulf Winckelmann, Simone Zaugg.
Weitere Infos unter: www.walkmuehle.net
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© Friedrich Boell: »Ladebalken I«, 2022, iPhone-Bildschirme, MDF, Leiterplatte und Mikrocontroller. Foto: © Thomas Lambertz
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© Claus Stolz: »Sonne 027-N«, 2000, Lambda Artsec Print | C-Print montiert. © Claus Stolz
Blick nach vorn mit Zuversicht
Führungsskandal aufgearbeitet – Stadtplakette in Gold für die 100jährige Arbeiterwohlfahrt Wiesbaden
„Trotz alledem – 100 Jahre AWO Wiesbaden mit dem Herzen dabei!“ Die früheren Vorsitzenden Wolfgang Hessenauer & Franz Betz haben den Führungsskandal aufgearbeitet mit erfolgreich abgewickelter Insolvenz – das Jubiläum konnte gefeiert werden.
Als „unsere Trümmermänner“ adelte Vorsitzende Evelyn Pflugradt die Sanierer, dankte den Beschäftigten für ihre Treue und geißelte „Nobelkarossen, Traumgehälter, Luxusgeschenke und eine Villa als Dependance“. Laudatorin Herta Däubler-Gmelin betonte die „schonungslose“ Aufklärung der Retter. OB Gert-Uwe Mende übergab die Stadtplakette in Gold.
Statt Nobelvilla funktionale Büroräume zum halben Mietpreis. Sicherung der 480 Arbeitsplätze in Kitas, Altenpflegeheimen, Frauenhaus, Familienbildung und Migrationsberatung war oberstes Gebot. Ehrenvorsitzender - „jeden Tag mit einer neuen Schweinerei konfrontiert“ -
und Vorsitzende reden Klartext über „kriminelles Verhalten“. Es wurde „schlecht gewirtschaftet und viel Geld rausgeschmissen. Das Verwaltungs-Chaos reichte von IT über Rechnungswesen bis zu versäumten Pflegesatz-Verhandlungen.“
Aus dem Ruhestand als früherer Sozialdezernent und früherer Amtsleiter in den Vollzeitjob für Gotteslohn: Das Sanierer-Duo und Interims-Geschäftsführerin Dr. Andrea Piro führten „nach Jahren wieder Pflegesatzverhandlungen, konnten die Entgelte um 27 Prozent verbessern.“ Abgesenkte Gehälter auf Tarifniveau spart 1,3 Millionen Euro ein. Respekt gilt „all denjenigen, die von Berufs wegen mit der Aufarbeitung des AWO-Skandals beschäftigt waren. Sie haben uns sehr konstruktiv bei der Problemlösung unterstützt“.
Nach schlagzeilenkräftigem „AWOSkandal“ um die „asozialdemokratische“ Führungsclique der „Skrupellosen vom Stamme Nimm“
und der Verflechtung mit der AWO Frankfurt (Strafverfahren laufen) gelten die AWO-Grundsätze wieder in Wiesbaden.
Blick nach vorn mit begründeter Zuversicht: „Die AWO Wiesbaden ist als Träger leistungsfähig und zuverlässig.“ Juristin Pflugradt als Chefin bildet mit der früheren Amtsleiterin Christa Enders als Vizechefin die erste weibliche Doppelspitze des mittleren Unternehmens, wieder gemeinnützig. Auf Zuruf unterstützt der Ehrenvorsitzende, kürzlich vom Landeswohlfahrtsverband mit dem LWV-Ehrenring gewürdigt.
Eine neue Satzung kommt: „Wir stärken die Rechte der einzelnen Mitglieder. Künftig können sie über die Mitgliedsversammlung unmittelbar mitreden und den Kreisverband wählen.“ Zukunftsmusik ist eine weitere Kita in Bierstadt-Nord: „Wir sind im Gespräch mit der Stadt.“
Evelyn Pflugradt ist optimistisch: „Wir expandieren!“
Text und Fotos: Gesine Werner
wiesbadener*in III/2023 47
zusammenleben
Nach dem Umzug in funktionale Büroräume am Kreuzberger Ring in Erbenheim blicken Vorstandsvorsitzende Evelyn Pflugradt und Ehrenvorsitzender Wolfgang Hessenauer mit begründetem Optimismus in die Zukunft der AWO Wiesbaden.
Im Herzen von Wiesbaden, Langgasse 20, 1. OG, 65183 Wiesbaden, Tel. 0611 18 17 11 45, www.loftwerk-roethele.de LOFTWERK - GOLDSCHMIEDE , GENUSS&KUNST : Af t e rW o r k noisseSekcütskcumhcstakinU - niG egnuoL Modenschau - Firmenevent - KitchentalkWeih nach t sf e i e rtaPeiressi-pohskroW emoH yb thgindiM - ranimesnemriF Geburtstagsfeier -Schmuck-Workshop - Lesung - Sonntags-MatineeKochk ur sE h e r gnipohskroWegassinreV gnafpmesrhajueN-