Nr. 1 / 2020

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Nr. 01 / 2020  – Dezember / Januar

Magazin

Wofür es sich

4 192451 807904

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D 7,90 € Ö 8,50 € CH 14,50  SFr Benelux 8,50 €

zu leben lohnt

Charles Taylor:

„Wir brauchen einen Green New Deal“

Roboter als Partner?

Reportage über emotionale Maschinen Bourdieu und der Habitus Sammelbeilage: Auszüge aus „Die feinen Unterschiede“


Mit Beiträgen von

S. 16

S. 30

Charles Taylor Im Interview behauptet der kanadische Philosoph, dass nur ein Green New Deal uns aus der Krise führen kann. Charles Taylor zählt zu den einfluss­reichsten Denkern der Gegenwart und ist eme­ ritierter Pro­fessor für Philo­ sophie an der McGill Uni­ versity in Montreal. Sein jüngstes Buch: „Das sprach­ begabte Tier. Grundzüge des menschlichen Sprachvermö­ gens“ (Suhrkamp, 2017).

Britta Müller-Schauenburg Seit einem Jahr lebt die ha­ bilitierte Theologin in dem katholischen Frauen­ orden Congregatio Jesu in München. Tief inspiriert wurde sie durch die fran­ zösische Philosophin und Wi­ derstandskämpferin Simone Weil. Im Porträt geht Svenja Flaßpöhler der Frage nach, warum sich eine Frau im 21. Jahrhundert für ein Leben in Keuschheit, Gehor­ sam und Armut entschließt.

S. 60

S. 36

S. 59

Eva Weber-Guskar

Miriam Meckel

Können Roboter gute Partner sein, sinnvoll in der Pflege helfen? In ihrer Reportage erörtert die habilitierte Philo­ sophin die Chancen und Risi­ ken emotionaler künstli­­­ch­er Intelligenz. Zuletzt er­ schien von ihr: „Würde als Haltung. Eine philosophische Untersuchung zum Begriff der Menschenwürde“ (mentis, 2016). Derzeit lehrt sie als Gastprofessorin für Philoso­ phie an der Humboldt-­ Universität zu Berlin.

Es ist die „Dehnungsfuge zwischen den vermeintlichen Gewissheiten“, die das Le­ ben lebenswert macht: Das meint die Professorin für Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen und Gründungsverlegerin der Zeitschrift ada. Miriam Meckels zuletzt erschienenes Buch: „Mein Kopf gehört mir. Eine Reise durch die schöne neue Welt des Brain­ hacking“ (Piper, 2018).

„Das Lohnende liegt in der Lücke zwischen Erotik und sozialrevolutionärem Engagement“ Dossier – Wofür es sich zu leben lohnt: Slavoj Žižek ist

Philosoph und Psychoanalytiker. Mit elf weiteren ­Denkerinnen und Denkern beantwortet er im Dossier die Frage, was im Leben wirklich zählt.

Die nächste Ausgabe erscheint am 02. Januar 2020 04

Philosophie Magazin Nr. 01 / 2020

Fotos: Basso Cannarsa/Opale/Leemage/laif; Sima Dehgani; Johanna Ruebel; Claude Stahel; Ulf Andersen/Getty Images

Slavoj Žižek


Dezember / Januar

Dossier: Wofür es sich zu leben lohnt

Nr. 01 / 2020

Intro

03 Editorial 04 Beitragende

Arena 08 10 14 16 20 22 24

Denkanstöße Einwurf Mörderische Misogynie / Das Ende des Liberalismus / Kehrseite des Klimaschutzes Sinnbild Perspektive Charles Taylor: „Wir müssen das Potenzial eines Green New Deal erkennen“ Fundstück Theodor W. Adorno: „Studien zum autoritären Charakter“ Pro & Contra Kirchensteuer abschaffen? Rainer Hank versus Peter Dabrock Dorn denkt Widerstreit der Werte Kolumne von Thea Dorn

S. 58

Verantwortung oder Intensität: Was wirklich zählt, lesen Sie im Dossier

48 Das Ideal der Intensität Von Nils Markwardt 52 Sinn des Seins Sechs historische Positionen im Pro & Contra 56 Und wofür stehen Sie morgens auf? Persönlichkeitstest 58 Was wirklich zählt Zwölf Intellektuelle antworten. Mit Robert Pfaller, Barbara Vinken, Markus Gabriel, Slavoj Žižek u.v.a.

Klassiker

68 Bourdieu und der Habitus Essay von Marianna Lieder 74 Überblick

Was ist Utilitarismus? 76 Zum Mitnehmen Aristoteles: „Über die Seele“ 78 Menschliches, Allzumenschliches Comic von Catherine Meurisse

Bücher

82 Kurz und bündig

Fotos: Michael Hauptman/Trunk Archive; Giulio di Sturco; Illustration: Ana Kova

Leben

28 Weltbeziehungen Sind Minimalisten freier? / Kugelsichere Rucksäcke / Comfort Binge 30 Die Schwester Im Porträt: Die Ordensfrau Britta Müller-Schauenburg Von Svenja Flaßpöhler 34 Lösungswege Warum schenken wir? 36 Emotionale Maschinen Reportage über künstliche Intelligenz von Eva Weber-Guskar 44 Unter uns Die Sache mit der Kerze Kolumne von Wolfram Eilenberger

S. 16

Führt uns ein Green New Deal aus der Krise? Interview mit Charles Taylor

Kolumne von Jutta Person

83 Buch des Monats

Jürgen Habermas: „Auch eine Geschichte der Philosophie“ 84 Klima und Ethik Handeln in der Heißzeit 86 Scobel.mag Kolumne von Gert Scobel

Finale

92 Ästhetische Erfahrung

S. 36

Risiko oder Chance? Reportage über die Forschung an humanoiden Robotern

Musik: „Ghosteen“ von Nick Cave / Kino: „Human Lost“ / Ausstellung: Cyborg als Chance 94 Leserpost / Impressum 96 Agenda 98 Phil.Kids

Philosophie Magazin Nr. 01 / 2020

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Protestierende der Bewegung Extinction Rebellion vor dem Kanzleramt in Berlin im Oktober 2019


Arena Raum für Streit und Diskurs

08

Denkanstöße

10

Einwurf

Mörderische Misogynie / Das Ende des Liberalismus / Kehrseite des Klimaschutzes

14

Sinnbild

16

Perspektive

Charles Taylor: „Wir müssen das Potenzial eines Green New Deal erkennen“

20

Fundstück

Theodor W. Adorno: „Studien zum autoritären Charakter“ 22

24

Dorn denkt

Widerstreit der Werte Kolumne von Thea Dorn

Foto: Murat Tueremis/laif

Pro & Contra

Kirchensteuer abschaffen?

Philosophie Magazin Nr. 01 / 2020

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Arena / Perspektive Ökologie

Demokratie

„Wir müssen das Potenzial eines Green New Deal erkennen“ Klimawandel, Aufstieg des Rechtspopulismus, globale Migration: Der Druck auf die westlichen Demokratien nimmt zu. Charles Taylor, einer der einflussreichsten Philosophen der Gegenwart, plädiert für entschlossene Schritte aus der Krise

Charles Taylor lehrte als Professor für Philosophie an der McGill University in Montreal und ist Permanent Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. Als einer der wichtigsten Vertreter des Kommunitarismus hat er in seinen Büchern immer wieder die Verantwortung des Individuums gegenüber

der Gemeinschaft betont. Im Juni hielt er die Walter-BenjaminLectures am Humanities and Social Change Center der HU Berlin. Zuletzt erschien von ihm „Das sprachbegabte Tier. Grundzüge des menschlichen Sprachvermögens“ (Suhrkamp, 2017)

Philosophie Magazin: Herr Taylor, als Kandidat der Sozialdemokraten bewarben Sie sich mehrmals für einen Sitz im kanadischen Unterhaus. Sind Sie immer noch Sozi? Charles Taylor: Definitiv, wobei sich die Zeiten natürlich geändert haben. Früher war die Sozialdemokratie nicht nur poli­ tisch erfolgreich, sondern auch mittels anderer Organisationen stark in die Gesellschaft eingebettet, etwa durch Ju­ gendorganisationen oder Gewerkschaf­ ten. Mittlerweile ist die Sozialdemokratie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und wie kann sie sich rehabilitieren? Zunächst ist klar: Linke Politik kann nicht einfach zurück zu den Rezepten der Nachkriegszeit. Damals gab es die eine fordistische Produktionsweise, und Menschen arbeiteten oft lebenslang im gleichen Betrieb. Heute braucht es einen anderen Ansatz. Und der heißt: Green New Deal. Also ein groß angelegtes Investitionsprogramm zum sozialen wie öko-

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logischen Umbau der Industriegesellschaften. Gerade für Deutschland hoffe ich, dass Sozialdemokraten und Grüne sich auf entschlossene Programmpunkte einigen können. Zumal Ungerechtigkeit heute nicht nur eine Frage der Klassen, sondern auch der Geografie ist. Ländli­ che Regionen geraten gegenüber den urbanen Zentren zusehends ins Hinter­ treffen. Das war ja ein Grund für die Wut der Gelbwesten. Und in Deutsch­ land scheint mir Ähnliches der Fall zu sein. Ein Green New Deal birgt zum einen die Möglichkeit, auch all jene zu mobilisieren, die sich nun den Populis­ ten anschließen. Zum anderen geht er das Problem des Klimawandels an. (Zum Green New Deal vgl. auch S. 84 im Heft; Anm. d. Red.). Hierzulande wurde der Green New Deal indes noch nicht als großes politisches Programm formuliert. Es überrascht mich auch, dass die politi­ schen Energien und Potenziale, die in so einem Projekt stecken, von europäischen

Foto: Basso Cannarsa/Opale/Leemage/laif

Das Gespräch führte Nils Markwardt Illustrationen von Ana Kova


Parteien noch nicht wirklich erkannt wurden. In den USA haben Teile der De­ mokraten mit der Idee des Green New Deal auf Trump reagiert. Dabei müsste den Europäern doch spätestens nach den EU-Wahlen klar geworden sein, dass es für solch einen Aufbruch eine große Wäh­ lerschaft gäbe. Grüne und Sozialdemokra­ ten müssten sich hinsetzen, ein Programm entwerfen und eine Bewegung starten. Tatsächlich sieht die Realität jedoch so aus, dass die westlichen Demokratien immer stärker unter den Druck der Rechtspopulisten geraten. Manch einer glaubt, Demokratien wür­ den sich selbst stabilisieren. Aber das stimmt nicht. Wenn Menschen unzufrie­ den sind, brauchen sie das Bewusstsein, sich in demokratische Prozesse einbrin­ gen und die Dinge ändern zu können. Doch genau dieses Bewusstsein, ich nen­ ne es felt citizen efficacy, kann verloren gehen – und zwar radikal. Menschen ha­ ben dann nicht mehr das Gefühl, dass sie etwas bewirken können. Und das setzt eine negative Spirale in Gang: Fühlen

Menschen sich machtlos, wählen sie nicht mehr. Wenn sie nicht mehr wählen, werden sie noch machtloser und wählen noch weniger. Sie sind einer der bekanntesten Vertreter des Kommunitarismus und betonen die Bedeutung des bürgerschaftlichen Gemeinsinns und die Notwendigkeit breiter Partizipation. Besteht die Freiheit der Demokratie aber nicht auch darin, sich nicht beteiligen zu müssen? Zugespitzter gesagt: Gibt es nicht auch ein ethisches Recht, nicht zu partizipieren? Sie können sich natürlich nicht beteili­ gen – nur endet das im Zweifelsfall dann in der Herrschaft von jemandem wie Victor Orbán. Nach dem Motto: „Ihr hattet ja eure Chance, aber nun …“ Und wenn Sie fragen, ob es womöglich nicht sogar eine ethisch gute Sache wäre, sich nicht zu beteiligen, antworte ich ganz klar: Nein. Im Gegenteil: Die Demokratie braucht eine Ethik der Partizipation. Denn sie existiert nicht einfach auf natürliche Weise. Vielmehr

„Manch einer glaubt, Demokratien würden sich selbst stabilisieren. Aber das stimmt nicht“

zerbricht sie, sobald es diese Ethik der Partizipation nicht mehr gibt. In Deutschland gab es unlängst eine hitzige Debatte um den Begriff Heimat. Während manche ihn ablehnten, weil er nationalistischen Einstellungen Vorschub leiste, plädierten andere, etwa GrünenChef Robert Habeck, dafür, den Heimatbegriff nicht den Rechten zu überlassen. Wie sehen Sie das? Ich bin sehr dafür, den Begriff zu benut­ zen und ihn multikulturell aufzuladen. Philosophie Magazin Nr. 01 / 2020

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2017: Der humanoide Roboter Sophia leitet eine Meditationssitzung an der Universität Hongkong


Leben

Zeit für existenzielle Fragen

Weltbeziehungen

28

Sind Minimalisten freier? / Kugelsichere Schulrucksäcke / Comfort Binge

Porträt

30

Warum wählt eine Frau heute ein Leben im Orden? Besuch bei Schwester Britta Müller-Schauenburg

Lösungswege

34

Warum schenken wir?

Reportage

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Emotionale Maschinen: Kann KI der gesellschaftlichen Vereinzelung entgegenwirken?

Unter uns

44

Kolumne von Wolfram Eilenberger: Die Sache mit der Kerze

Foto: Giulio di Sturco

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Leben / Porträt

Die Schwester Keusch, gehorsam, ohne eigenes Geld: Seit drei Jahren lebt Britta Müller­Schauenburg als Ordensfrau. Tief inspiriert wurde sie dabei durch die Philosophie Simone Weils.Warum aber wählt eine Frau im 21. Jahrhundert diesen Weg? Porträt einer Unzeitgemäßen Von Svenja Flaßpöhler / Fotos von Sima Dehgani


6.15 Uhr. Es ist still und noch fast leer im Kirchenraum, die Messe beginnt erst in einer Dreiviertelstunde. Ein paar Ordensschwes­ tern aber sind schon da. Vereinzelte schwarze Gestalten, leicht vornübergebeugt, sitzen in den Bankreihen vor dem Tabernakel, versunken im Gebet. Unter ihnen eine Frau, die deutlich jünger ist als alle anderen: Britta Müller­Schauenburg, 1972 in Reutlingen geboren. Vor drei Jahren ist sie dem Frauenorden Congregatio Jesu beigetreten. Seit einem Jahr wohnt sie hier, in der Münchner Niederlassung in der Maria­Ward­Straße. Hat das Gelübde abge­ legt, in Armut zu leben, keusch und gehorsam zu sein und sich vom Papst oder der Provinzoberin dorthin „senden“ zu lassen, wo sie mit ihren speziellen Fähigkeiten am besten Gutes bewirken kann. Sie sei habilitierte Theologin, so die 46­Jährige später in Ihrem kleinen Büro, das im alten Gebäudeteil des Ordens liegt und bis an die Decke gefüllt ist mit Büchern. Ihre Sendung besteht im Mo­ ment darin zu lehren, zu schreiben, zu forschen. In Fulda etwa hatte sie einen Lehrauftrag, in Heidelberg eine Projektstelle für ein Forum, das muslimisches, jüdisches und christliches Recht ver­ gleicht. Das Honorar, das die Wissenschaftlerin für ihre Arbeit verdient, geht an den Orden. Eigenes Geld besitzt sie nicht. Gegründet wurde die Congregatio Jesu vor mehr als 400 Jah­ ren von Maria Ward – für Britta Müller­Schauenburg eine wichti­ ge Vorreiterin, die Frauen eine gesellschaftliche Rolle zudachte. 1610 rief die Engländerin eine erste Frauengemeinschaft nach je­ suitischem Vorbild im damals belgischen Saint­Omer ins Leben. Die zentralen Ziele von Maria Ward lagen darin, zu Gottes Ehre durch Seelsorge und Bildung Frauen als Trägerinnen von Gesell­ schaft und Kirche zu stärken. Ihrer Zeit war die Engländerin dabei klar voraus: Dass nur Männer jesuitisch zusammen leben und tätig

mehr benutzt, stattdessen ist man in einen kleineren Neubau umgezogen. In den 1970er­Jahren noch konnte ein Ordens­ beitritt Frauen hierzulande eine Berufstätigkeit ermöglichen, die vom Ehemann hätte verboten werden können. Aber weshalb un­ terwirft sich eine Frau im 21. Jahrhundert einer Ordnung, die aus dem frühen 17. Jahrhundert stammt? Ordensfrau Britta schildert den gemeinschaftlichen Tagesablauf in ihrer Kommunität wie folgt: 7 Uhr Messe, danach Frühstück. 12 Uhr Mittagessen, 17 Uhr Abendessen, dazwischen Arbeiten und individuelle Ge­ bete. 18 Uhr: gemeinschaftliches Beten. Das Wichtigste aber komme vor dem Schlafengehen: das Examen. „Diese 15 Minu­ ten sind absolut verbindlich“, erklärt die Theologin. „Das andere Beten kann, wenn Dringlicheres zu tun ist, auch mal ausfallen. Aber diese abendliche Betrachtung nicht, denn da geht es darum, mit den Augen Gottes auf den Tag zurückzuschauen. Was war gut? Was nicht? Und was folgt daraus für morgen?“ Die Entscheidung für ein solches Leben fälle man nicht mit einem Schlag, so Müller­Schauenburg. Und schon gar nicht leichtfertig. So beinhaltet die Ausbildung zur Ordensfrau unter anderem eine 30­tägige Schweigephase. „Orden oder Familie: Wie kann ich Gott besser dienen?“, fasst die Theologin zusam­ men, was der Jesuit Ignatius von Loyola im Mittelalter mit dieser so wichtigen Prüfungsphase verband. Die Suche nach dem rech­ ten Weg, die Frage, wie gut und böse, wahr und falsch zu unter­ scheiden seien, zieht sich wie ein roter Faden auch durch die aka­ demische Arbeit der Theologin. Bereits ihre Diplomarbeit schrieb sie über Kant und die Unterscheidung von theoretischer und praktischer Vernunft: „Wie kann ich erkennen, was ist? Und wie, was ich soll?“ Dienen, Sollen: Das mag auf einen ersten Blick un­

Wie kann ich erkennen, was ist? Und wie, was ich soll? Diese Fragen führten sie ab von den ausgetretenen Pfaden sein können, sah Ward nicht ein. „Es gibt keinen solchen Unter­ schied zwischen Männern und Frauen, dass Frauen nicht Großes vollbringen könnten, wie wir am Beispiel vieler Heiligen gesehen haben, die Großes taten. Und ich vertraue auf Gott, dass Frauen in den kommenden Zeiten viel tun werden.“ Zunächst erfuhr Ward vonseiten ihrer Kirche heftigen Widerstand, doch sie gab nicht auf: Heute existieren Congregatio­Jesu­Niederlassungen in über 20 Ländern. Im westlichen Teil der Welt allerdings sind Neuzugänge wie der von Britta Müller­Schauenburg selten. Auch in der Münch­ ner Maria­Ward­Straße ist die Größe des Ordens beträchtlich geschrumpft. Lebten hier bis vor einigen Jahrzehnten noch an die 100 Frauen, sind es heute nur noch 25, von denen die meisten zwischen 70 und 90 Jahre alt sind. Die großen Speise­ und Ge­ meinschaftssäle, in den 1960er­Jahren errichtet, werden nicht

terwürfig und angepasst klingen. Britta Müller­Schauenburg aber führte ihr Suchen und Fragen gerade ab von ausgetretenen Pfa­ den – und zwar schon vor dem Eintritt in den Orden. So schlug sie die wissenschaftliche Laufbahn erst spät ein, ihr Theologiestu­ dium begann sie im Alter von 28 Jahren. Vorher durchlief sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin, arbeitete mehrere Jahre in diesem Beruf. „Ich wollte nach dem Abitur diesen Automatismus nicht mitmachen, dass man mit einem sehr guten Abschluss nun einmal studiert. Ich hatte die Intuition, in die Gegenrichtung zu gehen. Ich wollte ausbilden, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht aus­ gebildet hatte: meine sozialen Fähigkeiten.“ Die geistige Weggefährtin für Müller­Schauenburg war be­ reits damals die französische Philosophin, Mystikerin und Wider­ standskämpferin Simone Weil, die in den 1930er­Jahren zeitweise auch als Packerin und Fräserin gearbeitet hatte. „Handarbeit. Philosophie Magazin Nr. 01 / 2020

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Roboter in der Pflege, als alltägliche Begleiter, gar als ­Partner: für die meisten eine Horrorvorstellung. Aber was wäre, wenn künstliche Systeme Gefühle hätten? Zeit, die Chancen und Risiken der Forschung in den Blick zu nehmen Von Eva Weber-Guskar

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Foto: Giulio di Sturco; Autorinnenfoto: Johanna Ruebel

Emotionale Maschinen


Leben / Reportage

Eva Weber-Guskar Die habilitierte Philoso­phin war 2019 für ein Projekt zu ethischen Fragen im Umgang mit künstlicher Intelligenz Fellow am Weizenbaum-Institut in Berlin. 2016 erschien ihr Buch „Würde als Haltung“ (mentis), 2009 veröffent­ lichte sie „Die Klarheit der Gefühle“ (De Gruyter)

Sophia, einer der am weitesten entwickelten Roboter mit verblüffend menschlicher Mimik, Gestik und Stimme

Sophia lächelt freundlich zur Begrüßung. Blickt verständnis­ voll, als die Bundeskanzlerin erklärt, dass sie wegen des Proto­ kolls mit ihr Deutsch sprechen müsse. Kommentiert mit trauri­ gem Gesicht das Ausscheiden der Fußballnationalmannschaft bei der WM. Es ist Sommer 2018 und Angela Merkel redet auf einer Tagung in der Elisabeth-Kirche Berlin das erste Mal mit einem der am weitesten entwickelten humanoiden Roboter der Welt. Danach bemerkt Merkel fast diplomatisch, dass man „zu­ sammen noch nicht ganz eingearbeitet“ sei: Auf die Frage, ob sich Sophia einen Beruf in der Pflege oder als Architektin vor­ stellen könne, hatte die Erfindung von Hanson Robotics nach

langem Schweigen wenig konkret mit sehr allgemeinen Visio­ nen zur Zukunft von Mensch und Maschine geantwortet. Ein­ drucksvoll aber ist die Nachbildung des menschlichen Gesichts. Die Mimik, die Stimme und die Gestik von Kopf und Hals: Sophia kann eine emotionale Komponente ins Gespräch ein­ bringen, die es bei früheren Robotern nicht gab. Wie diese Entwicklung weitergehen könnte, wissen wir aus Science-Fiction-Erzählungen. Im Kinofilm „her“ von Spike Jonze (USA 2013) verlieben sich der schüchterne Theodore und sein Computersystem Samantha, präsent vor allem als Stimme, ineinander. Das geht erstaunlich gut, bis klar wird, dass sich die künstliche Intelligenz in rasender Geschwindig­ keit weiterentwickelt, auch in Gefühlsdingen, und schließlich mit Hunderten Menschen oder anderen Computersystemen gleichzeitig in einer Beziehung ist – was den monogamen Men­ schen tief enttäuscht. Und in der britischen Serie „Humans“ (2015–2018) ist die romantisch-ästhetische Bewunderung des Vollmonds ein erstes Anzeichen dafür, dass der humanoide Philosophie Magazin Nr. 01 / 2020

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Dossier

Collage: Bettina Keim; Foto: Collection Catherine et Jean Camus, droits réservés

Wofür es sich zu leben lohnt

48

Intro

Das Ideal der Intensität Von Nils Markwardt

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Pro & Contra

Ist es gut, geboren zu sein? / Sind Leiden­schaften der Lebensgrund? / Lohnt der Kampf für eine bessere Welt?

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Test

Und wofür stehen Sie morgens auf?

Was wirklich zählt

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Antworten von Robert Pfaller, Miriam Meckel, Slavoj Žižek und vielen anderen

Meist versteht sich das Leben von selbst. Man existiert eben. Aber warum ­nehmen wir die Anstrengungen des Alltags überhaupt auf uns? Was ­erfüllt das Dasein mit Sinn? Ist es die Verantwortung für das Morgen oder die Intensität des Jetzt? Dieses Dossier schärft Ihren Blick für das, was wirklich zählt.

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Was wirklich zählt Auf diese Frage, so scheint es, gibt es so viele Ant­worten wie Menschen. Wer die folgenden Beiträge namhafter Denkerinnen und Denker genau liest, merkt jedoch: Bestimmte Aspekte kehren wieder, die wir gemeinhin gering schätzen, gar fürchten Illustrationen von Studio Nippoldt


Wofür es sich zu leben lohnt Dossier Robert Pfaller

„Wir dürfen das gute Leben nicht dem nackten Leben opfern“ Die Erhaltung des Lebens ist eine Anstrengung, durch die wir das gute Leben leicht ruinieren, warnt der Professor für Philosophie und Kulturtheorie (Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz)

D

as Leben muss verdienen, ein Leben genannt zu werden. Diese Unter­ scheidung zwischen dem nackten Leben als Tatbestand und dem guten Leben – als dem, was ein Leben seiner eigenen Norm nach sein soll – spielt eine zentrale Rolle in der „Politik“ des Aristoteles. Daraus folgt dort die Unterscheidung zwischen „schrankenlosen“, instrumentellen Auf­

Foto: Michael Hauptman/Trunk Archive

D

as Leben liegt immer mittendrin. In der Dehnungsfuge zwischen den vermeintlichen Gewissheiten, die wir glauben beeinflussen zu können, und der Ungewissheit der Unvollendung, die da irgendwo tief im Dunkeln ist. Mal ist der Spalt sehr klein, man kann locker über ihn hin und her wandern. Mal wei­ tet er sich, entwickelt eine unwidersteh­ liche Anziehung. Dann wird es interes­ sant. Zu leben lohnt es sich für den „Unterschied, der einen Unterschied macht“, eine Formulierung, die der Ky­ bernetiker Gregory Bateson geprägt hat. Leben gibt es nur als Existenz in der Differenz: Tag und Nacht, Frühling und Herbst, Glück und Unglück, Liebe und Hass. Jede Erfahrung existiert irgend­ wo an der Grenze zu ihrem Gegenteil. Wäre das anders, wir würden in der Le­ thargie unendlicher Möglichkeiten im­ plodieren. So unbegreiflich das klingt: In der Komplexität der Vergänglichkeit

gaben und den „beschränkten“, auf die Zwecke zielenden Bestrebungen. Die Er­ haltung des bloßen Lebens ist eine Aufga­ be ohne Ende: Die Heilkunst geht auf „Gesundheit ohne Schranke“, ähnlich wie die Kunst des Gelderwerbs, die auf Reich­ tum ohne Ende abzielt. Hingegen besitzt die Aufgabe der Haushaltungskunst eine Schranke: Sie dient der Erhaltung des Haushalts, und nicht dem unbegrenzten Gelderwerb. Ebenso gibt es eine Staats­ und Lebenskunst, die eine Schranke in der Herstellung und Erhaltung des gu­ ten Lebens hat. Verfolgt man nur die Er­

haltung des nackten Lebens, so kann man sich dadurch das gute Leben ruinie­ ren – indem man es panisch der verabso­ lutierten, schrankenlosen Gesundheit oder der schrankenlosen Sparsamkeit, Sicherheit oder Nachhaltigkeit opfert. Der Fehler der Anhänger dieser Denk­ weise liegt, wie Aristoteles bemerkt, dar­ in, „dass sie leben wollen und sich um ein gutes Leben nicht bekümmern. Und da nun dieses Verlangen keine Schranken hat, so verlangen sie auch nach unbe­ schränkten Mitteln, um es befriedigen zu können.“ Um ein gutes Leben gewinnen zu können, muss man manchmal sogar bereit sein, das nackte Leben aufs Spiel zu setzen. Man muss schlechtes Leben mehr fürchten als den Tod. Zuletzt erschien von Robert Pfaller: „Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur“ (S. Fischer, 2017)

Miriam Meckel

„In der Vergänglichkeit liegt das Glück der Existenz“ Endlich zu sein heißt, nicht alles in der Hand zu haben. In diesem unverfügbaren Rest wohnt, wonach wir suchen, sagt die Professorin für Kommunikationsmanagement (Universität St. Gallen)

liegt also das Glück menschlicher Exis­ tenz versteckt. Sein Leben im Wahn um Vollendung zu führen, hält einen be­ schäftigt. Leben aber heißt, sich bewusst an die Dehnungsfuge der Kontingenz

heranzuwagen. Manchmal kann man dort, und nur dort, der Liebe begegnen. Wer fugenlos lebt, bleibt vielleicht ohne existenzielle Enttäuschung. Aber das ist nicht Leben, sondern Langeweile. Wir leben in kategorischer Unsicherheit. Es lohnt sich, das täglich zu spüren. Zuletzt erschien von Miriam Meckel: „Mein Kopf gehört mir. Eine Reise durch die schöne neue Welt des Brainhacking“ (Piper, 2018) Philosophie Magazin Nr. 01 / 2020

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Klassiker / Dossier

Klassiker Große Ideen verstehen

Bourdieu und der Habitus

68

74

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Mit einem Essay von Marianna Lieder

Was ist Utilitarismus?

Ein Überblick

Zum Mitnehmen

Aristoteles: „Über die Seele“ / Der mexikanische Universalist José Vasconcelos

Menschliches, Allzumenschliches

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Comic von Catherine Meurisse

Paris, Gare de Lyon im Dezember 1995: Bourdieu nimmt am Streik der Eisenbahner teil

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Fotos: Jean François Campos/Agence VU/laif

Foto: akg-images/Schütze/Rodemann


Klassiker / Dossier

Bourdieu und der Habitus Vor 40 Jahren erschien Pierre Bourdieus Hauptwerk „Die feinen Unterschiede“. Im Zentrum dieser herrschaftskritischen Gesellschaftsanalyse steht der „Habitus“. Eine Art Stallgeruch, der maßgeblichen Einfluss auf die Eigenund Fremdwahrnehmung eines Menschen hat. Über ein System von Grenzen und Möglichkeiten und seine Bedeutung im Zeitalter der Globalisierung

Frau D. ist um die 50 und betreibt gemeinsam mit ihrem Mann eine kleine Bäckerei in der französischen Alpenstadt Grenoble. Vor Kurzem hat sich das Ehe­ paar in einem Vorort ein Haus gekauft („kein großer Luxus, gerade richtig“), umgeben von einem „sehr gepflegten“ Garten, drinnen alles stets picobello auf­ geräumt. Die Möbel hat Frau D. mit Bedacht ausge­ sucht, nicht zu „modern“, sondern etwas „Klassi­ sches“, „das zu meinem Alter passt“. Hin und wieder geht sie zum Frisör (schließlich „muss man sich ein bisschen zurechtmachen“). Allerdings schminkt sie sich nicht (auf dem Land, wo sie aufgewachsen ist, „gehörte es sich nicht, vor dem Spiegel zu stehen“). In ihrer knappen Freizeit sieht sie sich am liebsten „lus­ tige“ Sendungen an. Jedes Jahr macht sie zwei bis drei Wochen Urlaub mit dem Wohnwagen (ihr Mann „kann Hotels nicht ausstehen“). Sechs Seiten lang kommt die brave Bäckerin in einem der einflussreichsten soziologischen Werke des 20. Jahrhunderts zu Wort – Pierre Bourdieus 1979 in Frankreich veröffentlichter Mammutstudie „Die fei­ nen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Ur­ teilskraft“. Wie all die zahlreichen darin versammel­ ten Fallbeispiele, Schaubilder, Statistiken dient auch die Selbstauskunft von Frau D. dazu, Bourdieus fili­ 68

gran ausgearbeitete These zu stützen, die sich wie folgt zusammenfassen lässt: Es gibt keine „reinen“, von sozialen, machtstrategischen oder sonstigen Inte­ ressen befreiten Geschmacksurteile, wie Kant es uns einst weismachen wollte. Kunst und Kultur, egal wie erhaben, verfeinert und „zweckfrei“ sie daherkom­ men, werden niemals nur „um ihrer selbst willen“ ge­ schätzt. Unser vermeintlich individueller Geschmack, so Bourdieu, ist letztlich alles andere als Ausdruck unserer Individualität, sondern entscheidend im so­ zialen Milieu, dem wir angehören, verankert. Wobei hier mit „Geschmack“ nicht nur Musik- und Lektüre­ präferenzen gemeint sind, sondern auch Dinge wie Ernährungsgewohnheiten, Bekleidungsstil, Freizeit­ verhalten und letztlich auch moralische und welt­ anschauliche Überzeugungen. Hinter jeder noch so harmlos daherkommenden Alltagsroutine oder Kon­ sumentscheidung wie etwa Frau D.s Entschluss, sich eine graue Wohnzimmercouch zu kaufen („bei dem Farbton kann man sich getrost draufsetzen“), scheint die hierarchische Gesellschaftsstruktur durch. Im Zentrum von Bourdieus herrschaftskritischer Trendforschung steht der „Habitus“. Er blickt auf eine ehrwürdige ideengeschichtliche Tradition zurück, die bis zu Aristoteles reicht, der vor über 2000 Jahren

Foto: Pierre Olivier Deschamps/VU/laif

Von Marianna Lieder


Steckbrief: Bourdieu Leben 1930

Hauptberuf Bourdieu zählt zu den einflussreichsten, produktivsten und vielseitigsten Vertretern der Soziologie des 20. Jahrhunderts. Mit seinem bekanntesten Werk „Die feinen Unterschiede“ (1979) legte er eine bahnbrechende Analyse der verborgenen Machtmechanismen der Gesellschaft vor. Altbekannten Begriffen wie Habitus, Geschmack, Kapital oder Feld verlieh er eine neue Prägung. Wer sich näher mit seinen Schriften befasst, sieht die Welt mit anderen Augen.

Nebentätigkeit Rebell und Bildungsaufsteiger. Bourdieu stammte aus einfachsten Verhältnissen und schaffte es auf der akademischen Stufenleiter dennoch bis ganz nach oben. Er wurde Teil des intellektuellen Establishments, ohne sich jemals zugehörig zu fühlen. Wie es sich für einen französischen Meisterdenker des 20. Jahrhunderts gehörte, profilierte er sich medienpräsent als „engagierter Intellektueller“. Allerdings gab er nicht den Solostar wie sein Zeitgenosse Jean-Paul Sartre, sondern propagierte das Ideal des „kollektiven Intellektuellen“. (s. Text S. 72)

„MAN hat, WAs MAN MAG,, weil AG, MAN MAG, N WAs MAN hat“

Geburt am 1. August in Denguin, einem Dorf in der südwestfranzösischen Provinz Béarn 1955 Militärdienst in Algerien, anschließend Lehrtätigkeit an der Universität von Algier

Freunde

Max Weber (1864–1920): Altmeister der Soziologie, prägte Bourdieu seit Beginn seiner intellektuellen Laufbahn. Erwin Panofsky (1892–1968): Kunsthistoriker, der Bourdieus Habitustheorie beeinflusste. Georges Canguilhem (1904–1995): Mediziner und Wissenschaftstheoretiker. Für Bourdieu das Ideal eines Lehrers und Philosophen „ohne Selbstgefälligkeit und Schwulst“. Didier Eribon (*1953): Soziologe und Schriftsteller, stellte seine autobiografische Schilderung „Rückkehr nach Reims“ (Suhrkamp, 2009) in die Tradition Bourdieus.

1968 Gründung des Centre de Sociologie Européenne 1979 Veröffentlichung von „Die feinen Unterschiede“ („La distinction“), Bourdieus Hauptwerk 1982 Professur für Soziologie am renommierten Collège de France 2002 Bourdieu stirbt am 23. Januar in Paris

„Ein Kleinbürger ist ein Proletarier, der sich klein macht, um Bürger zu werden“ – Die feinen Unterschiede

Feinde Allen voran: der Neoliberalismus, gegen den Bourdieu besonders unmissverständlich in seinen letzten Lebensjahren Position bezog. In zahllosen Schriften und öffentlichen Debatten klagte er die neuen Formen der Verelendung, Ausgrenzung und steigenden Arbeitslosigkeit an. Verantwortlich für diese Missstände waren Bourdieu zufolge die „Mythen der Globalisierung“, die zum Abbau des französischen Sozialstaats, zum Bedeutungsverlust traditioneller Industriezweige und zu Veränderungen im Bildungswesen führten.

– Die feinen Unterschiede

Philosophie Magazin Nr. 01 / 2020

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