[Sonderausgabe] Arendt

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MAGAZIN

HANNAH

ARENDT DIE FREIHEIT DES DENKENS

Die Banalität des Bösen, der Sinn von Arbeit, Ursprünge des Totalitarismus, Flüchtlingsrechte, der Geist der Freundschaft …

Ihre wichtigsten Texte. Mit Beiträgen von Seyla Benhabib, Daniel Cohn-Bendit, Volker Gerhardt, Antonia Grunenberg, Rahel Jaeggi, Susan Neiman, Gesine Schwan, Bettina Stangneth …


EDITORIAL

DENKEN OHNE GELÄNDER

Foto: Johanna Ruebel (Portrait); picture-alliance/Fred Stein (Cover)

S

ie ist eine der großen Außenseiterinnen des 20. Jahrhunderts und eine der schärfsten Beobachterinnen ihrer Epoche. Hannah Arendts Themen sind von bleibender Aktualität: die Ur­sprünge politischer Gewalt, die Unbegreiflich­keit des Bösen, die Menschen­­rechte von politisch Verfolgten und Flücht­lingen, der Sinn der Arbeit. Genauso aber auch ihre leidenschaftlich gelebte Überzeugung, dass vernünftiger Streit von zentraler Bedeutung für eine Demokratie ist. Arendt ist nicht zuletzt deshalb zur Ikone der Geistesgeschichte geworden, weil sich in ihrer Biografie und ihrem Denken alle Schrecken, aber auch alle Hoffnungen des 20. Jahrhunderts spiegeln. Sie war Jüdin im Deutschland der 1920er- und 1930er-Jahre, sie erlebte den zu­nehmend mörderischen Anti­semitismus, wurde zum Flüchtling und musste sich im amerikanischen Exil fern ihrer Heimat und Muttersprache eine neue Existenz als Autorin und Wissen­schaftlerin aufbauen. Die Erfahrungen von Vertreibung und Flucht, die sie fast 15 Jahre als Staatenlose leben ließen, haben ihr politisches Bewusstsein entscheidend geprägt. Aus der von ihr selbst CATHERINE NEWMARK erlebten allzu schnellen Gleichschaltung der Philosophen und Chefredakteurin der Intellektuellen im Dritten Reich blieb ihr eine lebenslange Skepsis Sonderausgabe gegenüber der rein akademischen Existenz, gegenüber einer Philosophie, die „weltlos“ ist und sich aus der Politik zurückzieht. Arendts Denken war immer politisch und streitbar, sie hat die Öffentlichkeit nie gescheut, ja, im öffentlichen Engagement geradezu eine staats­bürgerliche Pflicht gesehen. Eine Trennung zwischen Akademie und Agora, zwischen Wissenschaft und Marktplatz gab es für sie nicht. Philosophieren hieß für sie immer öffentliches Nachdenken im Dienste der Demokratie. Arendt wieder zu lesen, heißt nicht, bloß ihren Ideen zu folgen. Sondern viel­mehr auch ihrem Ideal, dem beherzten Denken „ohne Geländer“ und ohne Vorurteile. Es heißt, uns mit der Welt, in der wir leben, aktiv auseinander­zusetzen. Und um die Sache zu streiten. Nicht mit Hass, sondern mit Gründen. Einen Moment lang können wir uns dabei an ihr festhalten, um anschließend eigenständig unseren Weg zu gehen.

Hannah Arendt

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Philosophie Magazin


SEYLA BENHABIB

BETTINA STANGNETH

Die Professorin für Politische Philosophie an der Yale University hat sich schon früh intensiv mit Hannah Arendt auseinandergesetzt. In ihrem Text analysiert sie die in den letzten Jahrzehnten entstandene internationale Menschenrechts­politik, deren Abwe­ senheit Arendt Mitte des 20. Jahr­hun­ derts beklagt hatte.

2015 wurde der Historikerin und Philosophin für ihr viel beachtetes Buch „Eichmann vor Jerusalem“ der Cundill Prize verliehen. Im Gespräch erläutert sie, wie sich Hannah Arendt von Eichmann als Person täuschen ließ, wie bedeutend aber ihre Theorie der „Banalität des Bösen“ trotz des falschen Beispiels bleibt.

S. 60

S. 114

ANTONIA GRUNENBERG

DANIEL COHN-BENDIT

Als mittlerweile emeritierte Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Oldenburg sowie lang­jährige Leiterin des dortigen Hannah-ArendtZentrums forscht sie seit Jahren zu Hannah Arendt. In diesem Heft er­klärt Grunenberg die Entstehung von Arendts einflussreichem Werk über den Totalitarismus und seine Bedeutung auch für heutige politische Probleme.

Der deutsch-französische Politiker, dessen Eltern eng mit Hannah Arendt befreundet waren, erinnert sich noch gut an sein erstes Gespräch mit ihr während des Frankfurter Auschwitz­ prozesses im Jahr 1964. Im Interview erzählt er, wie Arendt auf die Studenten­­revolte 1968 reagierte und wie ihre politischen Ideen sein Denken und Handeln beeinflusst haben.

S. 70

S. 126

RAHEL JAEGGI

ROGER BERKOWITZ

Wie kann eine kritische Philosophie der Arbeit heute noch an Arendts Unter­ scheidung von Arbeiten, Herstellen und Handeln anschließen? Darüber gibt die Professorin von der Humboldt-Univer­ sität zu Berlin, deren Philosophieren ebenso von Hannah Arendt wie von der Kritischen Theorie beeinflusst ist, im Gespräch Auskunft.

Repräsentative Demokratien haben immer eine große Schwachstelle: Man tritt sein Recht zu regieren freiwillig ab, schreibt Berkowitz. Der Professor am Bard College in New York und Direktor des Hannah Arendt Center beschreibt die heutige Krise der Demo­kratie mit Hannah Arendt als revolu­tio­näre Situ­ ation mit ungewissem Ausgang.

S. 96

S. 131

SUSAN NEIMAN

GESINE SCHWAN

Sie ist Direktorin des Einstein Forums in Potsdam und Autorin von „Das Böse denken: Eine andere Geschichte der Philosophie“. Arendts viel kritisierte Studie über „Eichmann in Jerusalem“ ist für sie einer der größten modernen Entwürfe einer Theodizee: Verteidigt wird darin nichts weniger als die ganze Welt – die Welt, in der es jemanden wie Eichmann geben konnte.

Wie aktuell ist Hannah Arendts politische Theorie heute? Die Politik­wissen­ schaftlerin und Politikerin diskutiert darüber mit dem Philosophen Volker Gerhardt und zieht ein kritisches Fazit: Uns fehlen die Orte für einen pro­ duktiven öffentlichen Aus­tausch, und die Regierung vernach­lässigt in sträflicher Weise eine be­gründende Kommunikation ihrer Politik.

S. 104

S. 138

Philosophie Magazin

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Sonderausgabe 06

Fotos: Picture-alliance/dpa/Rolf Vennenbernd; Uwe Steinert; Gene Glover; privat (2);picture-alliance/dpa; privat; Daniel Hofer/laif

DENKER IN DIESEM HEFT


INHALT

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EDITORIAL

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DENKER / IMPRESSUM

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LITERATUR

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FLUCHT, JUDENTUM, MENSCHENRECHTE

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Wir Flüchtlinge Hannah Arendt 50

Auch Demokratien lügen Hannah Arendt 78

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Aufstieg eines Kampfbegriffs Gespräch mit Enzo Traverso 80

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Der Standpunkt des Exils Stefania Maffeis 52

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Das Leben einer Widerständigen CHRONOLOGIE

8

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„Man muss einen Preis für die Freiheit zahlen“ Gespräch Hannah Arendt mit Günter Gaus 16

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Charlie Chaplin, Paria der Moderne Hannah Arendt 56

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Menschenrechte ohne Nationalstaaten Seyla Benhabib 60

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Das Recht, Rechte zu haben Hannah Arendt 63

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Die Geburt als philosophische Idee Bérénice Levet 88

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Jeder Mensch ist ein Neuanfang Hannah Arendt 90

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Wie wir tätig sind 94 „Jede Arbeit ist Zusammenarbeit“ Gespräch mit Rahel Jaeggi 96

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Zwischen zwei Menschen entsteht eine Welt Martin Legros 30

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Die Bedingtheit des Menschen 86

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DENK-BEZIEHUNGEN Heidegger der Fuchs Hannah Arendt 28

VITA ACTIVA

TOTALITARISMUS

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Die globale Herrschaft von Ideologie und Terror 66

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DAS BÖSE

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Drei Formen der politischen Unterdrückung 68

Ist das Böse banal? 102

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Am Abgrund der Moderne Gespräch mit Antonia Grunenberg 70

Heimisch bleiben in einer Welt nach Auschwitz Gespräch mit Susan Neiman 104

„Sie blieb immer Außenseiterin“ Gespräch mit Leon Botstein 43 Ein Genie der Freundschaft Hans Jonas 47

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Philosophie Magazin

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Sonderausgabe 06

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Eichmann, der Gedankenlose Hannah Arendt 109

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Radikal ist immer nur das Gute Hannah Arendt und Gershom Scholem 110

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Er hat alle getäuscht Gespräch mit Bettina Stangneth 114

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Denken bewahrt vor bösem Tun Hannah Arendt 121

Grit Straßenberger Hannah Arendt zur Einführung 208 Seiten, € 13,90 ISBN 978-3-88506-089-5

Andreas Anter Theorien der Macht zur Einführung, 2. Aufl. 176 Seiten, € 13,90 ISBN 978-3-88506-062-8

»… stellt Arendts Analysen der totalen Herrschaft, ihre politische Handlungstheorie, ihre Gedanken zu einer guten politischen Ordnung sowie ihre Betonung der Urteilskraft dar. Ein gutes Buch.« Information Philosophie

»... eine gut lesbare und auf das Wesentliche konzentrierte Darstellung der wichtigsten Machttheorien in Geschichte und Gegenwart.« Information Philosophie

POLITIK, MACHT, ÖFFENTLICHKEIT

Reihe zur Einführung. 160 Bände

Handeln in Freiheit 124

junius-verlag.de

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War 68 in Arendts Sinne? Gespräch mit Daniel Cohn-Bendit 126

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Die Ohnmacht der Demokratie Roger Berkowitz 131

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Nur die vielen sind mächtig Hannah Arendt 134

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Wir brauchen Orte für öffentlichen Streit Dialog Gesine Schwan und Volker Gerhardt 138

Arnd Pollmann/ Christoph Menke Philosophie der Menschenrechte zur Einführung, 3. Aufl. 256 Seiten, € 15,90 ISBN 978-3-88506-639-2 „... eine hochaktuelle und ungewöhnlich inspirierte Studie über die Menschenrechte.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

Florian Grosser Theorien der Revolution zur Einführung 212 Seiten, € 14,90 ISBN 978-3-88506-075-8 „... eine ebenso notwendige wie gelungene Einführung in die Geschichte und Problematik des Begriffs.“ der blaue reiter


HANNAH ARENDT

Sie wurde 1906 als Jüdin in Deutschland geboren und 1933 von den Nazis ins Exil getrieben. Hannah Arendt war nicht nur Zeugin der Tragödien und großen Umwälzungen ihres Jahrhunderts – sie hat sie bis zu ihrem Tod auch immer kritisch begleitet und reflektiert

DAS LEBEN EINER WIDERSTÄNDIGEN 1906

14. Oktober › Geburt von Johannah Arendt in Linden bei Hannover; sie ist das einzige Kind des Ingenieurs Paul Arendt und seiner Frau Martha, geborene Cohn, die aus Königsberg (Ost­preu­ßen) stammen. Die Familie ge­hört zum assimilierten deutschjüdi­schen Bürger­tum, ist wohlhabend, re­ligi­ös säkular und sozial progressiv ein­gestellt

1909

› Umzug der Familie nach Königs­berg

1913

30. Oktober › Tod des Vaters Paul Arendt

1914

August › Deutschland erklärt Russ­ land und Frankreich den Krieg › Martha Arendt flieht mit Toch­ter Hannah vor der vorrückenden russischen Armee nach Berlin; zehn Wochen spä­ter kehren sie zurück

1917

› Während der letzten beiden Kriegs­ jah­re wird das Haus von Martha Arendt zum Treffpunkt für Sozial­ demo­kraten

1918

3. März › Friedensvertrag von Brest-Litowsk, die Sowjetunion scheidet als Kriegsteilnehmer aus

Philosophie Magazin

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11. November › Waffenstillstand 28. November › Kaiser Wilhelm II. dankt offiziell ab 30. Dezember › Gründung der Kom­mu­nistischen Partei Deutsch­ lands (KPD) im Umfeld des Spartakus­­bun­des von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht

1919

› Martin Heidegger wird Assistent von Edmund Husserl in Freiburg 5.–12. Januar › Spartakusaufstand in Berlin und Generalstreik, der von Kämp­fern der Freikorps nieder­ ge­schla­gen wird 15. Januar › Mord an Karl Lieb­knecht und Rosa Luxemburg in Berlin

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HANNAH ARENDT

28. Juni › Unterzeichnung des Ver­sailler Vertrags August › Verkündung der Verfas­sung der Weimarer Republik › Max Weber, „Politik als Beruf“ › Bertolt Brecht, „Die Kleinbürger­ hoch­zeit“

1920

1. Februar › Martha Arendt heiratet in zweiter Ehe Martin Beerwald, er bringt zwei weitere Töchter mit in die Ehe › Hannah Arendt, die in Königsberg das Königin-Luise-Gymnasium be­ sucht, das erste Mädchengym­nasium Ost­preußens, gilt als intellektuell hochbegabt und eigen­willig

Fotos: Ullstein Bild/Granger, NYC; Ullstein Bild/SZ Photo/Süddeutsche Zeitung Photo

1921

29. Juli › Hitler wird Parteivor­sit­ zender der NSDAP › Arendt wird mit 15 von der Luisen­ schule verwiesen, nachdem sie dazu auf­gerufen hatte, den Unter­richt eines Leh­rers zu boykottieren, der sie beleidigt hatte. Arendt besucht in den darauf­folgenden Jahren Vor­ lesungen an der Universität Berlin und lebt zeit­wei­se allein in einer Studentenbude

1922

› Fritz Lang, „Doktor Mabuse, der Spieler“

1923

› Heidegger wird 32-jährig zum außer­ordentlichen Professor an der Universität Marburg berufen

1924

Frühjahr › Arendt legt das Abitur in Königsberg als Externe ab, ein Jahr vor ihrer ehemaligen Klasse

Spartakusaufstand in Berlin 1919

› Zum Wintersemester 1924/1925 Beginn des Studiums der Philo­ sophie, Theologie und der griechischen Philo­logie an der Universität Marburg; Arendt besucht Vor­ lesungen u. a. beim Theologen Ru­dolf Bult­mann und bei Martin Hei­degger › Beginn ihrer Freundschaft mit Hans Jonas November › Beginn einer Liebes­be­zie­hung mit dem verheirateten Martin Hei­degger

1925

10. Februar › Erster erhaltener Liebes­brief Heideggers an Arendt Sommer › In Königsberg schreibt Arendt das Selbstporträt „Schatten“ und schickt es an Hei­degger. Sie beschreibt darin ihre Sehn­sucht als „verfallen sein, in eine Sucht gebannt sein – diese starre Hin­ge­gebenheit an ein Einziges“ 18. Juli › Der erste Band von „Mein Kampf“ erscheint

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Philosophie Magazin

› Arendt verlässt Marburg und studiert im Wintersemester 1925/1926 bei Ed­mund Husserl in Freiburg › Franz Kafka, „Der Prozess“

1926

› Arendt kehrt nicht nach Marburg und zu Heidegger zurück, sondern wech­selt an die Universität Heidel­ berg, wo sie ihr Studium bei Karl Jaspers fortsetzt

1927

› Fritz Lang, „Metropolis“ › Carl Schmitt, „Der Begriff des Poli­ti­schen“

1928

› Heidegger erhält als Nachfolger seines Lehrers Edmund Husserl eine ordentliche Professur in Freiburg 20. Mai › Bei den Reichstagswahlen erhält die NSDAP 2,6 % der Stim­men November › Promotion Hannah Arendts zum Dr. phil. mit einer

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Hannah Arendt, 1944

Zwischen zwei Menschen entsteht eine Welt Von ihrer leidenschaftlichen Affäre mit Heidegger in den 1920er-Jahren bis hin zu ihren tiefen intellektuellen Freundschaften im amerikanischen Exil – Hannah Arendt scheint ihr Leben lang versucht zu haben, Leidenschaft und Denken, Liebe und Welt miteinander zu versöhnen. Überblick über einige der großen Denk-Beziehungen im Leben Hannah Arendts MARTIN LEGROS

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ie Liebe ist ihrem Wesen nach weltlos (…) und daher nicht nur apolitisch, sondern sogar antipolitisch – vermutlich die mächtigste aller antipolitischen Kräfte.“ Hannah Arendts eigene Biografie ließe sich selbst ebenso gut als Bestätigung wie Widerlegung dieser Definition der Liebe als antipolitischer und weltloser Kraft lesen, die sie 1958 in ihrem philosophischen Hauptwerk „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ liefert. Hat sich die 18-jährige jüdische Stu-

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dentin im Deutschland der 1920er-Jahre nicht ebenso leidenschaftlich wie heimlich in den neuen deutschen Meisterdenker Martin Heidegger verliebt? Während dieser sich wenig später den neuen Machthabern andient, schließt sie sich dem Widerstand gegen das Naziregime an und muss bald ihr Heimatland verlassen. Zweifellos hat diese Erfahrung zu der Überzeugung beigetragen, dass Verliebtsein und politisches Engagement sich in gewisser Hinsicht ausschließen. Und doch hat Arendt in all ihren späteren Bezie-

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DENK-BEZIEHUNGEN

hungen diese erste Erfahrung gewissermaßen widerlegt. Das gilt für ihre erste Ehe mit Günther Anders wie auch für die zweite mit dem ehemaligen Spartakisten Heinrich Blücher, aber auch für ihre leidenschaftlichen Freundschaftsbeziehungen zu den großen Intellektuellen ihrer Zeit, von Karl Jaspers bis zu Hans Jonas, Walter Benjamin und Mary McCarthy. Auch ihr Bemühen, mit Heidegger nach der Katastrophe und nach dem Weltkrieg wieder eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen, ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Es scheint, als habe sie dadurch beweisen wollen, dass es am Ende doch möglich ist, in der Welt und zugleich für die Welt zu lieben. Die Biografie Arendts, deren Triebkraft der „Eros der Freundschaft“ war, könnte man daher auch als lebenslangen Versuch deuten, Liebe und Welt miteinander zu versöhnen – und in den Beziehungen und Gesprächen mit allen, die sie liebte, auch eine „Liebe zur Welt“ entstehen zu lassen. MARBURG 1924–1925

Fotos: picture-alliance/Fred Stein; Hulton Archiv/Getty Images

Heidegger oder die Ent­ deckung der Leiden­schaft durch das Denken Als Hannah Arendt sich im Wintersemester 1924/25 an der Universität Marburg für das Studium der Philosophie und Theologie einschreibt, ist sie eine eigenwillige und selbstbewusste junge Frau aus wohlhabender jüdischer Familie in Königsberg. Ihr Vater ist früh gestorben, da war Arendt erst sieben Jahre alt; ihrer Mutter verdankt sie eine „Erziehung ohne alle Vorurteile und mit allen Möglichkeiten“. Martha Arendt wappnet ihre Tochter außerdem gegen den Antisemitismus der sogenannten guten Gesellschaft: „Meine Mutter stand immer auf dem Standpunkt: Man darf sich nicht ducken! Man muss sich wehren! Wenn etwa von meinen Lehrern antisemitische Bemerkungen gemacht wurden (…), dann war ich angewiesen, sofort aufzustehen, die Klasse zu verlassen, nach Hause zu kommen, alles genau zu Protokoll zu geben. Dann schrieb meine Mutter einen ihrer vielen eingeschriebenen Briefe; und die Sache war für mich natürlich völlig erledigt. (…) Wenn es aber von Kindern kam, habe ich es zu Hause nicht erzählen dürfen. Was von Kindern kommt, dagegen wehrt man sich selber.“ Auf diese Erfahrung geht sicherlich die Unterscheidung von

Hannah Arendt

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Martin Heidegger, ca. 1920

sozialem und politischem Raum zurück, die Arendt später vornimmt. Auf dem Schulhof als sozialem Raum herrscht Diskriminierung und Ungleichheit; im Klassenzimmer als politischem und juristischem Raum muss unbedingte Gleichheit gelten. Zunächst einmal zieht Arendt aus dem mütterlichen Rat aber die Überzeugung, als Jüdin ebenso beharrlich wie unerschrocken gegen den Antisemitismus kämpfen zu müssen. Diese Überzeugung wird sie ihr ganzes Leben begleiten. Arendt ist eine hochbegabte Schülerin – sie liest fließend Griechisch und Latein, kann schon früh eine

Philosophie Magazin

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FLUCHT, JUDENTUM, MENSCHENRECHTE

Flüchtlinge

Wir

Hannah Arendt war selber Flüchtling und lange staaten­­los. In ihrem 1943 veröffentlichten Text „We Refugees“ beschreibt sie ein­dringlich den Wegfall des vertrauten Alltags, den Konflikt zwischen Assimilation und Identitäts­aufgabe im neuen Land – und den grund­ legenden Vertrauensverlust in den eigenen Ort in der Welt, den Flüchtlinge erleben. Ein Text, der heute wieder von trauriger Aktualität ist

Vor allem mögen wir es nicht, wenn man uns „Flüchtlinge“ nennt. Wir selbst bezeichnen uns als „Neuankömmlinge“ oder als „Einwanderer“. Unsere Nachrichten­ blätter sind Zeitungen für „Amerikaner deutscher Sprache“; und soweit ich weiß, gibt es bis heute keinen Club, dessen Name darauf hinweist, dass seine Mitglieder von Hitler verfolgt wurden, also Flüchtlinge sind. Als Flüchtling hatte bislang gegolten, wer aufgrund seiner Taten oder seiner politischen Anschauungen ge­ zwungen war, Zuflucht zu suchen. Es stimmt, auch wir mussten Zuflucht suchen, aber wir hatten vorher nichts begangen, und die meisten unter uns hegten nicht ein­ mal im Traum irgendwelche radikalen politischen Auf­ fassungen. Mit uns hat sich die Bedeutung des Begriffs „Flüchtling“ gewandelt. „Flüchtlinge“ sind heutzutage jene unter uns, die das Pech hatten, mittellos in einem neuen Land anzukommen, und auf die Hilfe der Flücht­ lingskomitees angewiesen waren. Vor Kriegsausbruch waren wir sogar noch empfindli­ cher gegen die Bezeichnung „Flüchtlinge“. Wir taten unser Bestes, um anderen Leuten zu beweisen, dass wir ganz gewöhnliche Einwanderer seien. Wir erklärten, dass wir uns ganz freiwillig auf den Weg in ein Land unserer Wahl gemacht hätten, und bestritten, dass unsere Situ­a­tion irgend etwas mit „sogenannten jüdi­

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schen Pro­ble­men“ zu tun hätte. Ja, wir waren „Einwan­ derer“ oder auch „Neuankömmlinge“, die eines schönen Tages ihr Land verlassen hatten – sei es, weil es uns nicht mehr passte, sei es eben aus rein wirtschaftlichen Erwägungen heraus. Wir wollten uns eine neue Exis­ tenzgrundlage schaffen, das war alles. Man muss ein Optimist und sehr stark sein, wenn man eine neue Existenz aufbauen möchte. Also legen wir großen Opti­ mismus an den Tag. Unsere Zu­versicht ist in der Tat be­ wundernswert, auch wenn diese Feststellung von uns selbst kommt. Denn schließ­lich ist die Geschichte unseres Kampfes jetzt be­kannt geworden. Wir haben unser Zuhause und damit die Vertrautheit des Alltags verloren. Wir haben unseren Beruf verloren und damit das Vertrauen eingebüßt, in dieser Welt irgendwie von Nutzen zu sein. Wir haben unsere Sprache verloren und mit ihr die Natürlichkeit unse­rer Reaktionen, die Einfachheit unserer Gebärden und den ungezwunge­ nen Ausdruck unserer Gefühle. Wir haben unsere Ver­ wandten in den polnischen Ghettos zurück­ gelassen, unsere besten Freunde sind in den Konzentra­ tions­ lagern umgebracht worden, und das bedeu­­ tet den Zusammen­bruch unserer privaten Welt. Aber dennoch haben wir sofort nach unserer Rettung – und die meisten von uns mussten mehrmals gerettet werden – ein neues Leben angefangen und versucht, all

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FLUCHT, JUDENTUM, MENSCHENRECHTE

die guten Ratschläge, die unsere Retter für uns bereit­ hielten, so genau wie möglich zu befolgen. Man sagte uns, wir sollten vergessen; und das taten wir schneller, als es sich irgendjemand überhaupt vorstellen konnte. Auf ganz freundliche Weise wurde uns klar­ gemacht, dass das neue Land unsere neue Heimat werden würde; und nach vier Wochen in Frankreich oder sechs Wochen in Amerika gaben wir vor, Franzosen bzw. Amerikaner zu sein. Die größeren Optimisten unter uns gingen gewöhnlich sogar so weit, zu behaupten, sie hätten ihr gesamtes vorheriges Leben in einer Art unbewusstem Exil verbracht und erst von ihrem neuen Leben gelernt, was es bedeute, ein richtiges Zuhause zu haben. (…) Um reibungsloser zu vergessen, vermeiden wir lieber jede Anspielung auf die Konzentrations- und Inter­nie­ rungs­­ lager, die wir fast überall in Europa durchge­

Unsere neuen Freunde (…) verstehen kaum, dass sich hinter allen unseren Schilderungen vergangener Glanzzeiten eine menschliche Wahrheit verbirgt: dass wir nämlich einst Menschen gewesen sind, um die sich andere gekümmert haben, dass unsere Freunde uns gern hatten und dass wir sogar bei den Hausbesit­ zern dafür bekannt waren, dass wir unsere Miete pünktlich zahlten. Es gab eine Zeit, da konnten wir einkaufen und U-Bahn fahren, ohne dass uns jemand sagte, wir seien unerwünscht. Wir sind ein wenig hys­ terisch geworden, seit Zeitungsleute damit angefan­ gen haben, uns zu entdecken und uns öffentlich zu erklären, wir sollten aufhören, unangenehm aufzufal­ len, wenn wir Milch und Brot einkaufen. Wir fragen uns, wie das zu bewerkstelligen sei; wir sind schon so verdammt vorsichtig bei jedem Schritt in unserem

„ Wenn wir gerettet werden, fühlen wir uns gedemütigt, und wenn man uns hilft, fühlen wir uns erniedrigt “

macht ha­ ben – denn das könnte man uns als Pessimismus oder als mangelndes Vertrauen in das neue Heimatland auslegen. Wie oft hat man uns außer­ dem zu verstehen gegeben, dass das niemand hören möchte; die Hölle ist keine religiöse Vorstellung mehr und kein Phantasiegebilde, sondern so wirklich wie Häuser, Steine und Bäume. Offen­sicht­lich will niemand wissen, dass die Zeitgeschichte eine neue Gattung von Menschen geschaffen hat – Men­schen, die von ihren Feinden ins Konzentrationslager und von ihren Freun­ den ins Internierungslager gesteckt wer­den. (…) Wenn wir gerettet werden, fühlen wir uns gedemütigt, und wenn man uns hilft, fühlen wir uns erniedrigt. Wie Verrückte kämpfen wir um eine private Existenz mit individuellem Geschick, denn wir fürchten, in Zukunft zu jenem bedauernswerten Haufen von Schnorrern zu gehören, die wir und die vielen früheren Philanthropen unter uns nur allzu gut in Erinnerung haben. (…)

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Alltag, um ja zu vermeiden, dass jemand errät, wer wir sind, welche Sorte von Pass wir haben, wo unsere Geburtsurkunden ausgestellt worden sind – und dass Hitler uns nicht leiden konnte. Wir tun unser Bestes, um in eine Welt zu passen, in der man zum Einkaufen von Lebensmitteln eigentlich eine politische Gesin­ nung braucht. (…) Nur sehr wenige Individuen bringen die Kraft auf, ihre eigene Integrität zu wahren, wenn ihr sozialer, politi­ scher und juristischer Status völlig verworren ist. Weil uns der Mut fehlt, eine Veränderung unseres sozialen und rechtlichen Status zu erkämpfen, haben wir uns statt dessen entschieden, und zwar viele von uns, einen Identitätswechsel zu versuchen. Und dieses kuriose Verhalten macht die Sache noch viel schlimmer. Hannah Arendt: „Wir Flüchtlinge“, in: „Zur Zeit. Politische Essays“, aus dem Englischen von Eike Geisel, herausgegeben von Marie Luise Knott, 1986, S. 7–16

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Zuerst einmal haben die Rechtlosen die Heimat verloren, und das heißt die gesamte soziale Umwelt, in die sie hin­ eingeboren wurden und innerhalb derer sie sich ihren Platz in der Welt geschaffen hatten. (…) Beispiellos in der Geschichte ist nicht der Verlust der Heimat, wohl aber die Unmöglichkeit, eine neue zu finden. Hannah Arendt: „Es gibt nur ein einziges Menschenrecht“, in: Die Wandlung, 4. Jg., 1949, S. 755

Foto: „The Linen which dries“ by Laurent Chehere from the Flying House series

FLUCHT, JUDENTUM, MENSCHENRECHTE

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TOTALITARISMUS

DREI FORMEN DER POLITISCHEN

UNTERDRÜCKUNG

Als gänzlich neue Form der Politik unterscheidet sich die „totale Herrschaft“ Arendt zufolge prinzipiell „von den Formen politischer Unterdrückung (…), die uns als Despotie, Tyrannis und Diktatur (…) bekannt sind“ 1. Während Letztere nur die politische Macht an sich reißen, geht es dem totalitären Regime darüber hinaus darum, alle Bereiche der Existenz zu beherrschen. Totalitäre Systeme streben eine konsequente Durchideologisierung der Gesellschaft an PAULINE BRENDERS

QUELLE DER AUTORITÄT

Hierarchische Gesellschaft

Sitz der Macht

AUTORITÄRE HERRSCHAFT (Despotismus, absolute Monarchie, Oligarchie)

GESELLSCHAFTS­ STRUKTUR

Pyramidenförmig. Auf dem Gipfel der Gesellschafts­ pyramide übt der Herr­ scher, Monarch oder eine kleine Anzahl von Adligen die Macht im Namen per­ sönlicher Autorität aus. ART DER LEGITIMIERUNG

Das – göttliche oder natür­ liche – Gesetz kommt von oben, die hierarchische

Ordnung wird auf jeder Stufe der Gesellschaft re­­pro­duziert, von Gott über den König und den Priester bis hinunter zum Familien­vater …

weder des Zwanges noch der Überredung.“ 2

REGIERUNGSFORM

w ZITAT

Persönliche Autorität des Herrschers: „Ihr Kenn­ zeichen ist die fraglose Anerkennung seitens derer, denen Gehorsam abver­ langt wird; sie bedarf

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Beispiele: Römische

Republik, Katholische Kirche, Absolute Monarchie

„Denn es ist gerade eines der Hauptmerk­

male jeder autoritären Herrschaft, daß ihre Autorität sich immer legitimiert, und zwar dadurch, daß sie sich auf eine Quelle be­ruft, die außerhalb und über der Macht­sphäre derer liegt, die gerade die Gewalt innehaben.“ 3

1. Hannah Arendt: „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“, 1986, S. 944 2. Hannah Arendt: „Macht und Gewalt“, 1970, S. 46 3. Hannah Arendt: „Was ist Autorität?“, in: „Zwischen Vergangenheit und Zukunft“, 1994, S. 162. 4. Hannah Arendt: „Authority in the Twentieth Century“, in: „The Review of Politics“ 18, 1956, S. 411

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FÜHRER TYRANN

Führungselite und politische Polizei- und Staatsdienste

Die Masse der Individuen, vereinzelt und gleichberechtigt, d. h. gleichermaßen rechtlos

Parteibürokratie

TYRANNISCHE HERRSCHAFT

Parteimitglieder

GESELLSCHAFTS­ STRUKTUR

Zersplittert. Die Masse an der Basis und auf dem Gipfel die Macht – da­zwischen Gewalt.

Sympathisanten

TOTALITÄRE HERRSCHAFT

ART DER LEGITIMIERUNG

Macht, Gewalt und Zwang werden im Namen der öffentlichen und politi­ schen Ordnung ausgeübt. REGIERUNGSFORM

Individuen verwalten ihren eigenen Besitz, der Staat und dessen Besitz unterliegen ausschließlich der Macht des Herrschers. Beispiele: Herrschaft

der Dreißig in Athen, Musso­lini in Italien w ZITAT

„Alle politischen Theo­ rien über die Tyrannis kommen darin über­ ein, dass sie strikt zu den egalitären Formen der Herrschaft gehört: der Tyrann herrscht als ein­zelner über alle, und diese ,alle‘, die er unter­drückt, sind gleich, na­ment­lich gleich machtlos.“ 4

GESELLSCHAFTS­ STRUKTUR

Zwiebelförmig. Im Zentrum der Führer, der weder von oben noch von außen herrscht, sondern aus dem Inneren eines Staatsapparates. ART DER LEGITIMIERUNG

Ideologisch. Die totalitäre Herrschaft verletzt alles po­ sitiv gesetzte Recht, auch Gesetze, die sie selbst er­ lassen hat. „An die Stelle des positiv gesetzten Rechts tritt nicht der all­ mächtig willkürliche Wille des Macht­habers, sondern das ,Gesetz der Geschichte‘ oder das ,Recht der Natur‘, also eine Art von Instanz, wie sie das positive Recht, das immer nur konkrete Ausgestaltung einer hö­he­ ren Autorität zu sein be­­

haup­tet, selbst braucht und auf die es sich als Quelle seiner Legitimität immer ir­ gendwie beruft.“ 5 Sei es das Naturrecht der „Rasse“, auf das sich die Nazis be­ rufen, oder der Glaube an den Klassen­kampf als Motor der Ge­­schich­te bei den Bol­sche­wiken: Wenn die totalitäre Macht un­ nütze Rassen oder Klassen ver­nichtet, dann tut sie das im Na­men einer Autorität der Ge­schich­te, als deren In­s­tru­ment sie sich auf­ fasst. REGIERUNGSFORM

Terror. „Das Wesen totali­ tärer Herrschaft in diesem Sinne ist der Terror, der aber nicht willkürlich und nicht nach den Regeln des Macht­hungers eines einzel­ nen (wie in der Tyrannis),

5. Hannah Arendt: „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“, 1986, S. 947 6. Hannah Arendt: „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“, 1986, S. 954–955 7. Hannah Arendt: „Macht und Gewalt“, 1970, S. 56–57

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sondern in Überein­ stimmung mit außer­ menschlichen Prozessen und ihren natürlichen oder ge­schichtlichen Gesetzen vollzogen wird.“ 6 Beispiele: Stalins UdSSR,

Hitler-Deutschland w ZITAT

„Der entscheidende Unterschied zwischen totaler Herrschaft, die auf Terror beruht, und den verschiedenen Arten der Gewalt­herr­ schaft besteht darin, daß die erstere nicht nur ihren Geg­nern, sondern auch ihren Freunden und An­ hängern den Garaus macht, da sie sich gegen Macht schlecht­ hin, also auch gegen die mögliche Macht organisierter Anhänger wendet.“ 7


TOTALITARISMUS

Am Abgrund der Moderne Hannah Arendt hat nicht nur die totalitäre Herrschaft analysiert, sondern auch die Geschichte des Traditionsbruchs geschrieben, der die totalen Regime des 20. Jahrhunderts erst möglich machte. Ein Traditionsbruch, der auch in Arendts eigenem Leben und Arbeiten Spuren hinterlassen hat – und sie sehr sensibel für totalitäre Gefahren auch in heutigen Demokratien gemacht hat Gespräch mit ANTONIA GRUNENBERG von Catherine Newmark

w Frau Grunenberg, Sie haben als Gründerin und langjährige Leiterin des Hannah-Arendt-Zentrums in Oldenburg sehr viel für die Rezeption von Hannah Arendt in Deutschland getan. Im Moment bereiten Sie eine Ausgabe des Nachlasses von Hannah Arendt vor. Äußerst erfreulich, aber ist es nicht erstaunlich, dass es eine solche nicht schon längst gibt? Antonia Grunenberg / Ja, man kann sagen, es ist spät. Zwei Gruppen arbeiten seit Jahren an der Vorbereitung dieser Ausgabe, unser Archiv umfasst ja den gesamten Nachlass, es gibt zum Teil noch Probleme mit der Finanzierung, welche die Sache verlangsamen.

Ist Hannah Arendt in gewisser Weise immer noch nicht richtig angekommen in Deutschland? / Es ist merkwürdig. Es gibt immer wieder Versuche, sie in den Kanon aufzunehmen, beispielsweise in Sammelbänden zur neuen politischen Theorie. Und es gibt öffentliche Anerkennung: Hannah Arendt wird im Bundestag zitiert, es gibt Straßen, die nach ihr benannt sind. Ein Menschenrechtsanwalt für Flüchtlinge hat sich unlängst auf ihre berühmte These berufen, wonach es „das Recht (gibt), Rechte zu haben“. In den philosophi-

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schen Seminaren aber wird sie nur höchst selten gelehrt. Von der Politikwissenschaft, die zunehmend eher statistisch orientiert ist, ganz zu schweigen. In der Soziologie ist sie nie erschienen.

Woran liegt das? Daran, dass sie – anders als andere geflohene Denker – nach 1945 nicht nach Deutschland zurückgekehrt ist? / Das mag dazu beigetragen haben – diejenigen Ge­lehrten und Künstler, die nicht aus dem Exil zurückgekommen sind, hatten noch mehr Mühe, als diejenigen, die zurückgekehrt sind, in Deutschland Anerkennung zu finden. Aber ich glaube, es gibt weitere Faktoren, die ebenso wichtig waren. Mal ganz abgesehen davon, dass es, zumindest in der Vergangenheit, für die philosophische Kanonisierung nicht hilfreich war, eine Frau zu sein – bei Arendt kommt sicher hinzu, dass sie Jüdin und dass sie streitbar war. Im posttotalitären Westdeutschland war man wenig darauf bedacht, vertriebenen jüdischen Gelehrten ihre Anerkennung wiederzugeben. In der DDR spielte Arendt sowieso nur in der Samisdat-Szene überhaupt eine Rolle. Es kommt hinzu, dass Arendt prinzipiell transdisziplinär arbeitete, also über

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TOTALITARISMUS

die Disziplingrenzen hinausging. Wenn Sie sich das Buch „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ anschauen, so ist es eine Mischung aus historischer Er­ zählung, philosophischer Reflexion und einer historiografischen Analyse. Ihre Analyse war so vielschichtig angelegt, dass ein Teil ihrer deutschen und amerikanischen Kollegen, die auf dem gleichen Gebiet arbeiteten, sich geradewegs provoziert und in ihrer Standesehre angegriffen fühlten.

Foto: akg-images

Wie kommt sie zu diesem Methodenmix? Schließlich ist sie doch eine klassisch ausgebildete Philosophin? / Also bei Arendt würde ich von einer begründeten systematischen Verweigerung traditioneller wissenschaftlicher Methodologie sprechen. In dieser Verweigerung liegt eine radikale Methodenkritik an den klassischen Wissenschaften und der Philosophie – eine be­wusste Abwendung auch. Arendt hat das immer wieder betont – unter anderem in dem berühmten Fernsehinterview mit Günter Gaus aus dem Jahr 1964. Sie wolle sich nicht Philosophin nennen, sondern sie betreibe „politische Theorie“. Da spricht mitnichten weibliche Bescheidenheit oder gar Koketterie. Vielmehr begründet sie ihre Position folgendermaßen: Für sie sei die Philosophie eine „weltlose“ Wissenschaft geworden, der sie nicht angehören wolle. Diese Abwendung von der Welt in der Philosophie, die Flucht in die Metaphysik, bei gleichzeitiger Andienung an die Macht, die sich im 20. Jahrhundert in geradezu verheerender Weise in Europa gezeigt hat, dieser Bankrott der europäischen Intelligenz, deren Protagonisten die Welt des Alltags und der kleinen Leute ebenso verachteten wie die konkrete Aufgabe des politischen Denkens – und die sich gleichzeitig bei den Höfen der Macht andienten, davon distanzierte sich Hannah Arendt entschieden. Ihre Absage an die Philosophie wäre also eine Re­aktion auf die Erfahrungen während der Nazizeit, die Tatsache, dass sich in den 1930er-Jahren fast alle akademischen Philosophen der Diktatur angepasst, wenn nicht sogar angedient haben? / Das beginnt schon viel früher. In dem zitierten Interview verweist sie auf Platon, der sich, der Überlieferung nach, einbildete, den Diktator von Syrakus erziehen >

Stalin und Regierungsmitglieder auf der Tribüne des Lenin-Mausoleums mit Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau. Fotomontage, um 1935


„Das Neugeborene (Geburt Christi?)“, Georges de La Tour, ca. 1648, Musée des Beaux-Arts, Rennes

Die Geburt als philosophische Idee Beim Hören von Händels „Messias“-Oratorium hat Hannah Arendt die Eingebung, dass sich die Philosophie – entgegen Heidegger – nicht der Sterblichkeit, sondern vielmehr der Natalität zuwenden sollte. Denn das Wunder besteht darin, geboren zu werden BÉRÉNICE LEVET

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s ist, als haben die Menschen seit Plato das Faktum des Geborenseins nicht ernst nehmen können, sondern nur das des Sterbens“, notiert Arendt in ihrem „Denktagebuch“. Jedenfalls von Platon bis Heidegger, von dem sich Arendt in einem wunderbaren Artikel über Hermann Brochs Roman „Der Tod des Vergil“ implizit distanziert. In diesem

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Text würdigt sie den Schriftsteller, der den Tod als „letzte Aufgabe“ ver­stand und so nicht „in die Falle neuzeitlicher Todesphilosophie“ ging, für die „der Augenblick des Todes das ,Ziel des Lebens‘ ausmacht“, wodurch das Leben ein „mit dem Tod infiziertes Geschenk“ wird. Arendt zufolge erinnert uns der Tod lediglich daran, dass uns das Leben „unter einer bestimmten Bedingung gegeben“ wurde. •

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VITA ACTIVA

EINE VERHEISSUNG

Hannah Arendt ist eine der wenigen unter den Phi­lo­sophen und Philosophinnen, die über das Ereignis der Geburt nachgedacht hat. Das Thema taucht unter anderem in „Vita activa“ auf. Aus ihren Briefen und Notizbüchern wissen wir, dass sie 1952 in München bei einer Aufführung von Händels „Messias“-Oratorium die Eingebung hatte, dass die Geburt ein metaphysisch produktiver Begriff sei. „Und was für ein Werk“, schreibt sie an Heinrich Blücher. „Das Halleluja liegt mir noch im Ohr und in den Gliedern. Mir wurde zum ersten Mal klar, wie großartig das: Es ist uns ein Kind geboren, ist. Das Christentum war doch nicht so ohne.“ Hannah Arendts Philosophie ist eine Philosophie der Frei­heit – Freiheit verstanden als Fähigkeit, einen Neuanfang zu machen, etwas Neues, Unvorhergesehenes zu beginnen. Diesen Gedanken sieht Arendt beim Kirchenvater Augustinus schon angelegt, in dessen „Gottesstaat“ geschrieben steht: „damit ein Anfang sei, wurde der Mensch geschaffen, vor dem es niemand gab“. Mit dem Menschen entsteht die Möglichkeit, „Wunder“ zu vollbringen. Arendt entlehnt dieses Wort den Evangelien, befreit es jedoch von jeglichem übersinnlichen Ballast und versteht es als Fähigkeit, Vorher­gesagtes zu durchkreuzen, die Kausalkette zu durchbrechen. Mit Händel kann sie vor allem die Geburt eines Individuums denken, das einzigartig und unersetzlich ist. Und ein neues Motiv

Foto: akg-images / Erich Lessing

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einführen, nämlich das der Hoffnung auf eine stets mögliche Rettung der Welt, die gerade mit der Geburt verbunden ist: „Das Halleluja“, schreibt sie in ihrem „Denktagebuch“, „nur zu verstehen aus dem Text: Es ist uns ein Kind geboren“. Arendt möchte zum Ur­sprung dieser Freude vordringen. Sie weitet sie auf das Ereignis jeder Geburt aus: Jedes Neugeborene bringt ein Heilsversprechen mit sich. Das es möglicherweise enttäuscht – es kann ebenso gut ein Churchill oder General de Gaulle wie ein Hitler oder Stalin werden. Aber mit jedem Kind, das in die Welt kommt, blitzt nicht nur die Kraft des Neubeginns auf, sondern auch die „Hoffnung“, dass jemand da sein wird, den Zerfall der Welt aufzuhalten, wie Camus sagen würde, oder wie Arendt es mit einem Shakespeare-Zitat ausdrückt: zu verhindern, dass die Welt „aus den Fugen“ gerät. „Die, welche nicht mehr Anfang sind“, zählen darauf, dass ein Neugeborenes Verantwortung für die Welt, für die Mensch­heit übernimmt. Die Genialität des Christentums besteht für Arendt darin, dass sie die Geburt eines Kindes zum Eckpfeiler des Glaubens an eine mögliche Rettung der Welt gemacht hat. Und Händels Genie besteht darin, dass er allein mit den Mitteln der Kunst die Bedeutung der Geburt auszudrücken wusste: „dass man in der Welt Vertrauen haben und dass man für die Welt hoffen darf“. •

„ Weil jeder Mensch auf Grund des Geborenseins ein initium, ein Anfang und Neuankömmling in der Welt ist, können Menschen Initiative ergreifen, Anfänger werden und Neues in Bewegung setzen “ Hannah Arendt: „Vita activa“, S. 215

Hannah Arendt

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VITA ACTIVA

„ Jede Arbeit ist Zusammenarbeit “ Welche Fragen und Probleme stehen hinter Hannah Arendts Unterscheidung von Arbeiten, Herstellen und Handeln? Wie brauchbar sind diese Kategorien für eine Analyse der heutigen Arbeitswelt? Und lässt sich mit Arendt auch eine Kritik an „entfremdeten“ und prekären Arbeitsverhältnissen formulieren? Fragen an die Berliner Philosophin Rahel Jaeggi Gespräch mit RAHEL JAEGGI von Catherine Newmark

w Als Philosophin, die sich viel mit Arendt einerseits und mit Arbeit andererseits beschäftigt hat: Was können Sie mit Arendts Auffassung von Arbeit anfangen? Mit ihrer Dreiteilung von Arbeiten, Herstellen, Handeln? Rahel Jaeggi / Wenn man etwas länger über Arbeit nachdenkt, dann erscheint Arendts Unterscheidung zwischen Arbeiten, Herstellen und Handeln als nicht sehr geglückt. Da ist zunächst der Bereich des Arbeitens, in dem Arendt zufolge sozusagen nur das Leben reproduziert wird, in einem ewigen Kreislauf der nichts die Welt Veränderndes, nichts Produktives hervorbringt. Also ein quasi organischer Prozess, der zu dem gehört, was sie Leben oder bloßes Leben nennt. Und den sie klar unterscheidet vom Herstellen, das sich im Grunde an der handwerklichen Tätigkeit orientiert, mit dem man einen Unterschied in der Welt der Dinge machen kann, mit dem man etwas Bleibendes in der Welt gestaltet und einen Bezug zur Welt herstellt. Diese Unterscheidung so stark zu machen, erscheint mit Blick auf wirkliche Arbeitsprozesse als nicht zutreffend. In jedem Arbeitsprozess gibt es eine Verschrän-

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kung beider Momente – und sei es nur schon die, dass man auch in dem, was Arendt bloß reproduzierendes Arbeiten nennt, Werkzeuge benutzt, Produkte von Herstellungsprozessen. Oder wenn man sich klarmacht, dass auch das, was Arendt Arbeiten nennt, mit Fertigkeiten und Wissen zu tun hat, Arbeitsabläufe und Techniken hervorbringt, die sich stabilisieren und damit der „Welt“ etwas Bleibendes hinzufügen, selbst wenn das Produkt der Arbeit vergänglich ist. Auch die dritte Sphäre, die Arendt ausmacht, die Sphäre des Handelns, reicht bei Lichte besehen in die Sphäre der Arbeit hinein. Kommunikation ist Teil der Arbeit, nicht erst in der zeitgenössischen Kreativwirtschaft. Auch in den Bereichen, in denen Arendt von bloß reproduzierender Arbeit spricht, wird kommuniziert und interagiert. Wenn man sich Arbeit also genauer anschaut, kommt man kaum umhin, Arbeiten immer schon als Zusammenarbeiten zu begreifen. Und kommt dann auch bei der Betrachtung der Arbeit auf soziale und politische Interaktionsmuster, die dem entsprechen, was Arendt Handeln nennt und der politischen Sphäre vorbehält.

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VITA ACTIVA

Sie halten Arendts Unterscheidungen also nicht für treffend? / Zumindest sind sie sehr idealtypisch und lassen sich in der Realität in Reinform nicht auffinden. Es schwingt darin auch eine sehr klassisch philosophische, nachgerade altgriechische Privilegierung der politischen Sphäre vor der Arbeitswelt und dem Ökonomischen mit – Arendt geht in ihren politischen Vorstellungen stark von Aristoteles und der politischen Öffentlichkeit der Polis aus. Und übernimmt in gewisser Weise auch die elitäre, hierarchische philosophische Verachtung gegenüber dem Haushalt und der Arbeit. Das ist natürlich – und das ist ja auch häufig kritisiert worden – eine Hierarchisierung, die an den Realitäten unserer modernen, bürgerlichen „Arbeitsgesellschaft“ in gewisser Weise vorbeigeht. Aber sie ist auch von Arendt selbst durchaus als eine Kritik an eben dieser, an der „Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist“, gemeint. Inwiefern? / Das Problem, auf das Arendt mit ihren Unterscheidungen reagiert, ist die ihrer Diagnose nach verhängnisvolle neuzeitliche Konzentration auf Arbeit. Also dass die Neuzeit insgesamt dem Arbeiten eine Dynamik gegeben hat, die alles andere auffrisst. Arendt geht gegen beide Seiten der etablierten politischen Links-rechts-Frontstellung an, wenn sie den Wert des Arbeitens per se in Zweifel zieht und ihm das Handeln, die politische Tätigkeit und Kommunikation, überordnet. Also einerseits gegen Marx und die Arbeiterbewegung, die in der Arbeit durchaus etwas Befreiendes und vor allem auch ein Fundament für die gesellschaftlich-politische Teilhabe sieht. Und andererseits gegen

die kapitalistische, bürgerliche Hingabe an Arbeit, welche diese ebenfalls letztlich über das Politische stellt und damit in eine fatale Dynamik weltzerstörender Akkumulation gerät. Für Arendt führen beide Haltungen zur selben Art von Weltentfremdung und Entweltlichung. Diese Diagnose ist natürlich interessant, indem sie Selbstverständlichkeiten auf beiden Seiten des politischen Spektrums kritisch hinterfragt und in sehr konträren Haltungen dieselbe Dynamik der Überschätzung von Arbeit ausmacht.

Arendts Kritik am apolitischen Charakter bourgeoisen Wirtschaftens ist ja seit dem Totalitarismus-Buch durchgängig und auch einleuchtend. Aber unterschätzt sie die Arbeiterbewegung und deren politisches Engagement nicht? / Arendt hat den politischen Charakter der Arbeiterbewegung nicht verkannt, dafür wusste sie darüber auch zu viel. In „Über die Revolution“ sagt sie: Der Marxismus habe den politischen Charakter der sogenannten sozialen Frage zunächst entdeckt, dann aber tragischerweise wieder verdeckt. Sie hat – ähnlich wie übrigens Lenin auch – diejenige Form von Arbeiterbewegung kritisiert, die nicht politisch ist, sondern sich nur um die Verbesserung von Arbeitsbedingungen auf einer bestimmten Ebene kümmert. Von der war für Arendt politisch nichts Neues und keine Veränderung zu erwarten. Man könnte das also als eine Kritik an der reformistischen, bloß auf die Arbeitsprozesse bezogenen Arbeiterbewegung lesen, wie wir sie innermarxistisch als Kritik am sogenannten „Trade-Unionismus“ und der Unterscheidung zwischen diesem und einer revolutionären, auf die Überwindung des Kapitalismus zielenden Arbeiterbewegung finden.

„ Arendt hat diejenige Form von Arbeiter­ bewegung kritisiert, die nicht politisch ist, sondern sich nur um die Verbesserung von Arbeitsbedingungen kümmert “ Hannah Arendt

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DAS BÖSE

Man könnte wohl sagen, daß die lebendige Menschlichkeit eines Menschen in dem Maße abnimmt, in dem er auf das Denken verzichtet “

„Menschen in finsteren Zeiten“, S. 25

Böse

Ist das

banal?

Der Prozess gegen den Naziverbrecher Adolf Eichmann in Jerusalem, dem sie 1961 beiwohnte, gab Hannah Arendt Anlass, über die Natur des Bösen nachzudenken. Der umstrittene philosophische Gedanke, den sie daraus entwickelte: Das Böse beruht genauso oft auf Mangel an Überlegung wie auf bösem Willen, es ist letztlich weder als satanisch und dämonisch noch als tief und radikal zu beschreiben, sondern immer nur als oberflächlich und banal

„Ad Böses: a) nicht dämonisch – das Böse schafft nicht das Gute; b) nicht Resultat des bösen Willens, weil es den radikal bösen Willen, der das Böse um des Bösen willen will, ver­ mutlich nicht gibt – es gibt nur den selbstischen Willen; c) das Unheil kommt aus der Verflachung – zum Un­heil gehört, dass es organisiert und d. h. dass die Vielen involviert sind.“ „Denktagebuch 1950 bis 1973, Zweiter Band“, S. 622

„Man glaubt, dass man, ob etwas gut oder böse sei, daran ablesen könne, ob man es gern tut oder nicht gern tut. Man glaubt, das Böse ist dasjenige, was immer als Versuchung auftritt, während das Gute dasjenige ist, was man eigent­ lich von sich aus nie will. Ich halte das alles für vollkommenen Blödsinn, wenn ich mal so sagen darf. (…) Eichmann und sehr viele von den Leuten waren sehr oft versucht, also das zu tun, was wir das Gute nennen. Sie haben dem widerstanden, gerade weil es eine Versuchung war.“ „Eichmann war von empörender Dummheit“, S. 41–42

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DAS BÖSE

„Denn die Lehre solcher Geschich­ ten ist einfach, ein jeder kann sie verstehen. Sie lautet, politisch gesprochen, daß unter den Bedin­ gungen des Terrors die meisten Leute sich fügen, einige aber nicht. So wie die Lehre, die man aus den Ländern im Umkreis der ,Endlö­ sung‘ ziehen kann, lautet, daß es in der Tat in den meisten Ländern

,geschehen konnte‘, aber daß es nicht überall geschehen ist. Menschlich gesprochen ist mehr nicht vonnöten und kann ver­ nünftigerweise mehr nicht ver­langt werden, damit dieser Planet ein Ort bleibt, wo Menschen wohnen können.“ „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“, S. 278

„ Aber eine meiner Hauptabsichten war, die Legende von der Größe des Bösen, von dessen dämonischer Macht zu zerstören, den Leuten die Bewunderung, die sie für die großen Bösewichte wie Richard III. und so weiter hegten, zu nehmen “ Fernsehgespräch mit Roger Errera, in: „Ich will verstehen“, S. 129

„Bis jetzt scheint der totalitäre Glaube, daß alles möglich ist, nur bewiesen zu haben, daß alles zerstörbar ist, auch das Wesen des Menschen. Aber in ihrem Bestreben, unter Beweis zu stellen, daß alles möglich ist, hat die totale Herrschaft, ohne es eigentlich zu wollen, entdeckt, daß es ein radikal Böses wirklich gibt und daß es in dem besteht, was Menschen weder bestrafen noch vergeben können. Als das Unmögliche möglich wurde, stellte sich heraus, daß es identisch ist mit dem unbestrafbaren, unverzeihlichen radikal Bösen, das man weder verstehen noch erklären kann durch die bösen Motive von Eigen­ nutz, Habgier, Neid, Machtgier, Ressentiment, Feigheit oder was es sonst noch geben mag und demgegenüber daher alle menschlichen Reaktionen gleich machtlos sind; dies konnte kein Zorn rächen, keine Liebe ertragen, keine Freundschaft verzeihen, kein Gesetz bestrafen. So wie die Opfer in den Fabriken zur Herstellung von Lei­ chen und den Höhlen des Vergessens nicht mehr ,Men­ schen‘ sind in den Augen ihrer Peiniger, so sind diese neuesten Verbrecher selbst jenseits dessen, womit jeder

Hannah Arendt

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von uns bereit sein muß, sich im Bewußtsein der Sünd­ haftigkeit des Menschen zu solidarisieren. Es liegt im Sinne unserer gesamten philosophischen Tra­ dition, daß wir uns von dem radikal Bösen keinen Begriff machen können, und dies gilt auch noch von der christli­ chen Theologie, die selbst Satan noch einen himmlischen Ursprung zugestand, wie von Kant, dem einzigen Philo­ sophen, der in der einzigen Wortprägung seine Existenz zumindest geahnt haben muß, wenngleich er diese Ahnung in dem Begriff des pervertiert-bösen Willens sofort wieder in ein aus Motiven Begreifliches rationali­ sierte. So haben wir eigentlich nichts, worauf wir zurück­ fallen können, um das zu begreifen, womit wir doch in einer ungeheuerlichen, alle Maßstäbe zerbrechenden Wirklichkeit konfrontiert sind. Nur eines scheint sich hier abzuzeichnen; wir können immerhin feststellen, daß dieses radikal Böse im Zusammenhang eines Systems aufgetreten ist, in dem alle Menschen gleicher­ maßen überflüssig werden.“ „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“, S. 941–942

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Adolf Eichmann während des Prozesses gegen ihn in einem Glaskäfig im Gerichtssaal in Jerusalem, 1961, flankiert von zwei israelischen Beamten

Er hat alle getäuscht Eichmann war keineswegs nur ein banaler Beamter, dem es an Vorstellungskraft mangelte. Das Bild, das Arendt von einem der großen Naziverbrecher zeichnete, ist heute längst widerlegt – unter anderem durch die ausgiebigen Forschungen von Bettina Stangneth. Ein Gespräch über den „wahren“ Eichmann, über Arendts falsche Einschätzung und darüber, wie man das Böse denken kann und sollte

w Eichmann als Inkarnation der „Banalität des Bösen“, der kleine Bürokrat, dem es an Vo­r­stellungs­kraft mangelt: ein wirkmächtiges Bild in Hannah Arendts Werk. Das aber den historischen Fakten nicht standhält? Bettina Stangneth / Philosophen und ihre Beispiele sind seit je eine besondere Geschichte. So unverzichtbar Arendts Theorie von der „Banalität des Bösen“ auch ist,

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dass Eichmann das falsche Beispiel dafür war, ist mittlerweile schwer zu bestreiten. Er war kein vorstellungsarmer Beamter, der nicht über den Schreibtischrand hinausgedacht hätte. Er war ein Mörder aus Überzeugung, also auch aus Gründen. Aber natürlich wollte er nicht, dass man ihn durchschaut, als er 1961 in Jerusalem vor Gericht stand.

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Foto: picture-alliance

Gespräch mit BETTINA STANGNETH von Catherine Newmark


DAS BÖSE

Und Arendt ist auf diese Selbstdarstellung herein­gefallen? / Alle sind darauf hereingefallen. Die Behauptung, dass nur eine Philosophin Eichmanns Verteidigungs­strategie auf den Leim gehen konnte, mag ein gefälliges Klischee sein. Vor allem aber ist es falsch. Nicht nur Arendt war von Eichmanns Erscheinung vor Gericht so enttäuscht, dass sie ihn notwendig unterschätzen musste. Eichmann wurde im Mai 1960 vom israelischen Geheimdienst aus Argentinien entführt, aber dann dauerte es fast ein Jahr, bis der Prozess begann. Bis zum 11. April 1961 hatte niemand außer den Polizei- und Gerichtsvertretern in Israel die Möglichkeit, sich diesen Mann anzusehen. Wenn die menschliche Einbildungskraft Zeit hat, wird ein Täter in der Vorstellung nahezu unvermeidlich immer größer. Unsere Erwartung verliert ohne Anschauung jedes Maß, Angst und Abscheu tun ihr Übriges dazu. Als Adolf Eichmann den Gerichtssaal betrat, hätte die Wirklichkeit von den Monstern der Einbildungskraft nicht weiter entfernt sein können. Nahezu alle Gerichtsreporter schrieben das Gleiche. Sogar die Formulierung, für die man Arendt später so sehr gescholten hat, war gar nicht ihre eigene. Es war der Korrespondent der Frankfurter Allgemei­ nen Zeitung, Joachim Schwelien, der Eichmann schon 1961 „Hanswurst“ genannt und sich über seine „Sätze von geradezu grotesker Banalität“ gewundert hat. Die Diskrepanz zwischen dem grauen Mann und dem Wissen um die unfassbaren Taten war einfach zu erstaun­lich. Die wirklich interessante Frage ist also, warum Arendt 1963 genau das um die Ohren flog, was 1961 noch alle ganz selbstverständlich genauso ge­schrie­ben hatten. Wie hat sich Eichmann denn selbst inszeniert? / Eichmann wählte sich aus allen möglichen Rollen ein Klischee. Niemand schätzt stupide Bürokraten. Witze über vertrottelte Beamte, die ständig Papiere statt Gedanken ordnen, sind so alt wie die arbeitsteilige Verwaltung. Die Nationalsozialisten waren mit einem Ideal angetreten, das der Gegenentwurf zum Befehlsempfänger war: Der SS-Mann sollte all das nicht sein, und vermutlich wäre es niemandem gut bekommen, Eichmann in seiner Machtzeit einen „typischen Beamten“ zu nennen. Für den Angeklagten vor

Hannah Arendt

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Gericht aber war es die perfekte Maske. Aus dem Weltanschauungs­krieger wurde der Papiersortierer im abgelegenen Büro, aus dem Massenmord eine unübersichtliche Sammlung von Aktenvorgängen. Eichmann hatte in seinem Büro eigens ältere Mitarbeiter aus dem Beamtenapparat der Weimarer Republik angestellt, die er seine „bürokratischen Bremsen“ nannte, ein Werkzeug also, mit dem sich andere Institutionen bei Bedarf endlos hinhalten ließen. 1961 in Jerusalem brauchte er nur in ihre Rolle zu schlüpfen.

Aber gibt es nicht auch eindeutige Quellen, die gegen diese Selbstdarstellung sprechen? Also ­Eichmanns Rolle im Judenmord und auch seine fanatischen antisemitischen Überzeugungen belegen? / Heute gibt es diese Quellen. Damals gab es allenfalls den Verdacht. Aber sogar die schlimmsten Befürchtungen von 1961 kommen nicht an die Tatsache heran, dass Eichmann seine Rolle nicht nur bewusst gewählt, sondern sie sogar jahrelang vorbereitet hatte. Niemand wusste bis vor wenigen Jahren, was Eichmann zwischen 1945 und 1960 gedacht und auch geplant hat. Eichmann und seine Helfer taten alles, um es zu vernebeln. 1960, als Eichmann im Gefängnis saß, erschien plötzlich ein angebliches Interview, das ein angeblich investigativer Journalist mit Eichmann bei einem zufälligen Kneipenbesuch gemacht haben wollte. Dieses „Sassen-Interview“ präsentierte den Lesern von Time/ Life Be­kenntnisse eines Nazis unter Titeln wie „Und ich transportierte sie zum Schlachter“. Stellen Sie sich diese Artikel schrecklich bebildert vor, und Sie wissen, was Sie denken würden. Aber das kann doch nicht sein! Die Journalisten, die übertreiben’s mal wieder. – Dass tatsächlich alles noch viel schlimmer war, dass Eichmann das alles wirklich und noch viel mehr gesagt hatte, dass es kein Interview war, sondern eine ganze Runde von Dabeigewesenen, die den Nationalsozialismus zurückbringen wollten, wie hätte man darauf kommen sollen? Heute wissen wir, was die „Argentinien-Papiere“ sind. Wir haben die Protokolle, ja sogar Tonbänder dieser perversen Historikertreffen und wir haben Eichmanns eigenes Manuskript zu dem Buch, das er veröffentlichen wollte. All das hat nichts mit einem zufälligen Treffen zwischen einem neugierigen

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POLITIK, MACHT, ÖFFENTLICHKEIT

Foto: Bence Bakonyi

Hannah Arendt: „Freiheit und Politik“, in: „Zwischen Vergangenheit und Zukunft“, S. 201

Ursprünglich erfahre ich Freiheit und Unfreiheit im Verkehr mit anderen und nicht im Verkehr mit mir selbst. Frei sein können Menschen nur in Bezug aufeinander, also nur im Bereich des Politischen und des Handelns; nur dort erfahren sie, was Freiheit positiv ist und daß sie mehr ist als ein Nichtgezwungen-Werden.

Hannah Arendt

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War 68 in Arendts Sinne? In der Biografie Daniel Cohn-Bendits hat die Theoretikerin des Totalitarismus ihre Spuren hinterlassen. Seine Eltern haben Hannah Arendt während des Krieges in Frankreich kennengelernt und sind ihr immer verbunden geblieben. Im Gespräch erzählt Cohn-Bendit von seinen Begegnungen mit Arendt und von dem Einfluss ihrer politischen Ideen auf sein eigenes Denken Gespräch mit DANIEL COHN-BENDIT von Sven Ortoli

w Hannah Arendt ist für Sie zunächst einmal

eine Familiengeschichte. Wann kreuzt ihr Weg den Ihrer Eltern? Daniel Cohn-Bendit / 1933 war mein Vater Anwalt bei der Roten Hilfe. Nach dem Reichstagsbrand gab es eine Jagd auf Kommunisten und Sozialdemokraten, als deren Verteidiger er auftrat. Jemand warnte ihn vor seiner

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unmittelbar bevorstehenden Verhaftung. Mit meiner Mutter verließ er überstürzt Berlin und kam als politi­ scher Flüchtling nach Frankreich. In Paris besuchten sie beide bald regelmäßig eine Art Diskussionskreis, der sich um Walter Benjamin herum gebildet hatte, in dessen Wohnung in der Rue Dombasle Nummer 10. Dort mach­ ten sie die Bekanntschaft Hannah Arendts und ihres

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POLITIK, MACHT, ÖFFENTLICHKEIT

Foto: Kenji-Baptiste Oikawa/CC BY-SA 3.0

künftigen zweiten Ehemanns, des ehemaligen Sparta­ kisten Heinrich Blücher. Mit der Kriegserklärung von 1939 haben sich die Bande umso mehr verstärkt, als Sammelzentren für Ausländer eingerichtet wurden und mein Vater gemeinsam mit Blücher ins Lager von Ville­ malard (Departement Loir-et-Cher) geschickt wurde, während sich meine Mutter und Hannah in Montau­ban wieder­trafen. Meine Eltern sind in Frankreich geblieben, Hannah und Heinrich sind über Lissabon in die Verei­ nigten Staaten emigriert, doch nach dem Krieg haben sie sich nie aus den Augen verloren. Mein Vater und Han­ nah haben eine reichhaltige Korrespondenz geführt, in einem Ausmaß, dass ich glaube, man kann sagen, dass der letzte Teil über die Staatenlosen in „Ele­men­te und Ursprünge totaler Herrschaft“ im Keim be­reits in ihrem Austausch enthalten ist. Sie mochte ihn sehr und sprach ihm, wie sie in einem Brief geschrieben hat, trotz seines Alkoholismus einen sehr klaren Blick auf das Nach­ kriegsdeutschland zu.

Was ist Ihre erste Erinnerung an Hannah Arendt? / Sie geht ungefähr auf mein 13. Lebensjahr zurück. Hannah war gekommen, um die Laudatio auf Karl Jas­ pers anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels zu halten. Das war 1958, einige Wochen nach dem Tod meines Vaters, und sie ist zu uns nach Hause gekommen, um meine Mutter zu sehen. Doch das erste Mal, dass ich eine Art Gespräch mit ihr führte, war während des sogenannten ersten Auschwitz­ prozesses. Er wurde in Frankfurt abgehalten, und zum ersten Mal wurden SS-Offiziere, die an den Selektionen beteiligt waren, und besonders eifrige Kapos in Deutsch­ land von Deutschen verurteilt. Meine Schulklasse – ich

muss damals in der zwölften Klasse gewesen sein – hatte zu Beginn des Jahres 1964, also einige Wochen nach Prozessbeginn, eine Anhörung mitverfolgt. Ich war 18 Jahre alt, und ich erinnere mich, dass mich die Befra­ gung eines Zeugen, eines kleinen Juden, der in Ausch­ witz inhaftiert war, besonders bewegt hat, weil ich die Anwälte, die die Nazis verteidigten, sehr hart fand, als sie versuchten, dessen Zeugnis in Zweifel zu ziehen: „Können Sie sich wirklich an diese Szene erinnern? Erin­ nern Sie sich wirklich, oder hat man es Ihnen erzählt?“ Das ist die Rolle der Verteidigung, aber dennoch war ich schockiert zu sehen, wie dieser arme Junge, der ­Auschwitz überlebt hatte, dazu aufgefordert wurde, sich dafür zu rechtfertigen, dass sein Gedächtnis vielleicht streiken könnte angesichts von Ereignissen, die sein Gedächtnis eigentlich nur verdrängen konnte. Das war unglaublich grausam. Für mich war dieser Prozess eine der wenigen wirklichen Konfrontationen mit dem Grau­ en der Lager. Seither ertrage ich übrigens die Berichte über Nazideutschland nicht mehr. Sollen die Goys sich das antun, aber nicht ich. Das hat mir dermaßen Angst eingejagt, dass ich davon eine Überidentifizierung zurückbehalten habe, etwas, das ich in Bezug auf meine Identität nur schwer einordnen kann. Auch wenn ich kein Jude im religiösen Sinn bin und keinen Fuß in die Synagoge setze, habe ich dieses Gefühl, dass ich, wäre ich in den 1930er-Jahren geboren, jener kleine Junge mit erhobenen Händen auf dem berühmten Foto aus dem Warschauer Getto hätte sein können, das von einem SS-Mann aufgenommen wurde. Jedenfalls stand ich beim Verlassen des Saals plötzlich Hannah gegen­ über, die mit einem Journalisten diskutierte. Wir sind ein paar Schritte gemeinsam gegangen. Auch sie war

„ Das Reale muss man frontal angehen. Das Reale zu kaschieren, ist das spezifische Merkmal der Ideologie “ Hannah Arendt

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