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Akzente Das Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich
Laufbahn – den persönlichen Interessen und Stärken folgen Seite 10
Lehrplan 21: Das Online-Angebot der PH Zürich stösst bei Schulen auf positive Resonanz Seite 27 Kolumne: Fernseh- und Gameverbot? Zwei Bildungsexperten im Gespräch Seite 37 blog.phzh.ch/akzente
Inserate
Yves Gellie: «Human Version 2.07 Nexi», 2009
Gewerbemuseum Winterthur
Jedes Kind ist anders. Wir sind es auch.
Ausstellung
Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine 27. Mai bis 4. November 2018 Ob Lieferdrohnen, intelligente Sensoren oder Industrie 4.0 – die Robotik hält Einzug in unser Leben und verändert unseren Alltag grundlegend. Die grosse Schau untersucht den aktuellen Boom der Robotik erstmals eingehend. Sie umfasst Exponate aus Design und Kunst, darunter Roboter aus dem Wohn- und Pflegebereich und der Industrie, aber auch Computerspiele und Medieninstallationen. «Hello, Robot.» zeigt, wie vielgestaltig Robotik heute ist. Zugleich weitet sie den Blick für die ethischen, sozialen und politischen Fragen, die damit verbunden sind.
Angebote für Schulen
Vertrauen Sie Robotern? Workshop für die Mittel- und Sekundarstufe
Material-Archiv Interaktives Labor für Materialrecherchen Zahlreiche thematische Workshops für alle Stufen
Material-Archiv Aus Altglas wird Trinkglas Workshop für die Mittel- bis Sekundarstufe II Vergünstigtes Angebot von schule&kultur für Klassen des Kantons Zürich
Material-Archiv Schwerpunkt Farbe Begleitheft & Lehrer/innendokumentation für alle Stufen für den selbstständigen Besuch mit der Klasse, kostenlos erhältlich an der Museumskasse, Download ab www.gewerbemuseum.ch / Angebote für Schulen & Lehrpersonen
Öffnungszeiten Di bis So 10 –17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Mo geschlossen Öffnungszeiten Feiertage www.gewerbemuseum.ch Anmeldung und Informationen Gewerbemuseum Winterthur Kirchplatz 14, 8400 Winterthur Telefon 052 267 51 36 E-Mail gewerbemuseum@win.ch www.gewerbemuseum.ch
n Praxismaterial vo ung der Frühen Bild bis hin zur Primarschule
Inhalt 3/2018
32 Serie: Viel Praxis in der Ausbildung in Kunst und Design.
24 Porträt: Ladina Blumenthal, Studentin KiGa- und Unterstufe.
21 Reportage: Unterwegs mit Quereinsteigerin Barbara Gabriel.
4 Vermischtes Leistungsdruck – Wann ist «gut» gut genug?
24 Studierendenseite Porträt, Masterarbeit, Kolumne
Titelbild: Barbara Gabriel, Quereinsteigerin, Foto: Dieter Seeger
7 Eine Frage, drei Antworten Wann macht Schule Spass? 9 Seitenblick Wie Schule und Fussball voneinander lernen können 10 Schwerpunkt Laufbahn
Leitartikel: Die persönliche Laufbahn aktiv gestalten Porträts: Wie sich drei Lehrpersonen weitergebildet haben Service: Angebote an der PHZH Interview: Sergio Casucci, Laufbahnberater Reportage: Unterwegs mit Quereinsteigerin Barbara Gabriel
27 PH Zürich Weiterbildung: Online-Angebot kommt bei Schulen gut an
Weiterbildung: Die Kompetenzen als Schulleitung erweitern Forschung: «Partizipation bedeutet, andere zu berücksichtigen» Ausbildung: « Die Bedarfssituation in der Schule ist bei der Facherweiterung wichtig» 32 Serie «Das Modul» Tasten, riechen, formen, sägen 34 Medientipps 37 Unter vier Augen Behüten? 38 Instagram #takeover
Das Berufsbild der Lehrperson ist in den vergangenen Jahren komplexer geworden und wird sich in Zukunft weiter verändern. Verantwortlich dafür sind unter anderem die Stärkung der Teamarbeit in den Schulen sowie neue inhaltliche Aufgabenfelder, welche zusätzliches und spezifisches Wissen erfordern. Durch diese Entwicklungen eröffnen sich Lehrerinnen und Lehrern neue Wege zur Gestaltung ihrer persönlichen Laufbahn. Welche Möglichkeiten dies konkret umfasst, zeigt der Leitartikel zum Thema Laufbahn (ab Seite 10). Wann der richtige Zeitpunkt für einen nächsten Entwicklungsschritt ist und welche Überlegungen ausschlaggebend sein sollten, erläutert Sergio Casucci vom Laufbahnzentrum Zürich im Interview ab Seite 18. Er empfiehlt bei der Laufbahngestaltung eine ständige Reflexion der persönlichen Situation: Passt mir meine berufliche Situation noch? Wie steht es um mein Fachwissen? Was kommt auf mich zu? Einen grossen Wechsel mit vielen Unbekannten hat kürzlich Barbara Gabriel in Angriff genommen. Sie studiert an der PH Zürich im Quereinstieg und sagt im Rückblick auf ihr erstes Praktikum: «Ich habe mich so wohl gefühlt, als hätte ich schon immer unterrichtet.» Wie sie Familie, Beruf und Studium unter einen Hut bringt, zeigt die Reportage ab Seite 21. – Christoph Hotz
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In haltsverzeich nis/Editorial
Neue Wege im Lehrberuf
Podium – Wann ist «gut» gut genug?
«Schulen unter (Leistungs-)Druck?» Unter diesem Titel fand Mitte Juni an der PH Zürich eine Podiumsdiskussion mit Fachpersonen, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern statt. Bereits nach der anfänglichen Fragerunde stellten die Teilnehmenden gemeinsam fest: Leistungsdruck betrifft nicht nur Schulen, Eltern und Schülerinnen und Schüler, sondern die gesamte Gesellschaft. Auch der immer stärker werdende Hang zur Selbstoptimierung war Gesprächsthema. Der Druck werde dabei weniger von Aussenstehenden, sondern durch den eigenen Perfektionismus ausgeübt, so Ingo Albrecht, Leiter der Pro Juventute-Kampagne «Weniger Druck. Mehr Kind». Es bestehe bei vielen das dauerhafte Gefühl, dass man das eigene Potenzial nicht ausschöpfe. Dies bestätigte die 18-jährige Lea. Die kurz vor der Matura stehende Schülerin ist Mitglied des kantonalen Schülerparlaments. Sie sprach über die Wichtigkeit eines stabilen Umfeldes im Umgang mit Stress und die Notwendigkeit, «mal Dampf abzulassen», beispielsweise durch das Ausüben einer Freizeitaktivität, in der man nicht beurteilt wird. Der Abbau ist auch für Jürg Frick, Berater und Coach mit Schwerpunkt Gesundheit, eine Lösung im Umgang mit Leistungsdruck. Er betonte, dass der Druck an sich kein Problem darstelle, sondern ein notwendiger Faktor für Entwicklung sei. Problematisch sei vielmehr 4
Kommende Ver anstaltungen 8. September Zeitnutzung im Sportunterricht Durch welche didaktischen Massnahmen kann der Unterricht effizient gestaltet werden? Diese Frage steht im Zentrum der Tagung.
18. September Durchlässigkeit im Berufsbildungssystem Der dritte Teil der Reihe widmet sich dem Thema Berufsmaturität.
25. Oktober Unterrichten mit neuen Medien (UNM) Die diesjährige Austragung findet unter dem Titel «Was funktioniert» statt und richtet den Fokus auf Erfahrungen aus der Praxis. Weitere Infos: phzh.ch/veranstaltungen
die Tatsache, dass ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen entstanden sei. Diese fehlende Balance wurde auch vom Publikum im Verlauf des Abends immer wieder thematisiert, unter anderem die kompetitiven Drucksituationen, die entstehen, wenn Schulen vor gleiche Ziele gestellt werden, jedoch nicht vergleichbare Grundvoraussetzungen mitbringen. Auch der Einfluss digitaler Medien, der Trend zur dauernden Erreichbarkeit boten reichlich Diskussionsstoff. Den verinnerlichten Druck spüren auch Lehrpersonen vermehrt. Für Sabine Jucker, Schulleiterin der Schule Gossau, liegt die Themenbehandlung in ihrer Verantwortung als Führungsperson. Ein starkes Team, in dem sich die Lehrpersonen in der Gruppe gut aufgehoben fühlen, wirke sich positiv auf die Gesundheit aus. Dies bestärkte auch Christian Hugi, Präsident des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands(ZLV) und Primarlehrer. Druck entstehe ausserdem durch die vielen Entscheidungen, die in Anbetracht des angehäuften Wissens getroffen werden müssten. Prioritäten setzen bedeute jedoch auch, Grenzen akzeptieren zu müssen. Er plädierte dafür, sich zu überlegen, was und in welcher Qualität die Erwartungen an das System Schule seien. – Angela Roos
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Foto: Reto Klink
Ver mischtes
Das breit aufgestellte Podium diskutierte die Frage, wie Schulen einen Umgang mit dem hohen Druck finden können.
Nutzung der PHZH-Filmclips zum Lehrplan 21
Filmtitel
Zeitraum in Monaten
Kompetenzorientiert unterrichten im Fachbereich Mathematik
Fotos: Elena Lorenzo Albor, Christian Wagner, Christoph Hotz
Kompetenzorientierte Beurteilung
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Aufrufe
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Was ist neu im Fach Deutsch? – LP21
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Kompetenzorientiert unterrichten im Fach Deutsch / DaZ
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Aktuelles Diplomfeier MAS-Studiengänge Drei Schulleiterinnen und sieben Schulleiter haben im Juni ihre MAS-Studiengänge abgeschlossen. Neun der Absolvierenden erhielten einen Master of Advanced Studies in «Bildungsmanagement», eine Schulleiterin beendete ihr MASStudium in «Bildungsinnovation». Die PH Zürich gratuliert herzlich zum erfolgreichen Abschluss. 12 Nationen in Summer School Im Sommer hat die PH Zürich erstmals eine zweiwöchige Summer School für Studierende aus anderen Ländern durchgeführt. Die Teil‑ nehmenden setzten sich dabei unter anderem mit den Themen Gewaltprävention sowie Inklusion auseinander.
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Kompetenzorientiert Geschichte unterrichten
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Schwerpunkte Zyklus 1 – Spiel und entwicklungsorientierte Zugänge
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5021 4639 3960
Das diesjährige Programm mit Tanz, Theater und Musik fand unter dem Motto «1968» statt.
Drei neue Lehrmittel Im Frühjahr sind drei neue Lehrmittel unter Beteiligung der PH Zürich erschienen: Natur und Technik für die Kindergartenstufe, Französisch für die Primarstufe sowie Geografie für die Sekundarstufe I. Alle Publikationen richten sich nach den LP21-Vorgaben.
Insgesamt nahmen 28 Studierende aus 12 verschiedenen Ländern an der Summer School teil. Übersicht der Website Lehrplan 21
zum Besten. Die Aufführungen wurden von insgesamt weit über 1000 Gästen besucht.
Informatiktage an der PH Zürich Im Rahmen der Informatiktage 2018 hat die PH Zürich verschiedene Programme für Schulen angeboten. Eines davon war ein halbtägiger Besuch einer Schulklasse.
Symposium Schulische Führung Bereits zum 12. Mal fand in diesem Jahr das Symposium Personalmanagement statt. Der Fokus richtete sich auf die Chancen und Potenziale der berufsbiografischen Entwicklung und Förderung von Mitarbeitenden. Musik- & Performance-Nacht Kurz vor Semesterende gaben die Studierenden der PH Zürich an der traditionellen Musik- & Performance-Nacht ihr musikalisches Können
Teil des Workshops waren Aufgaben mit Greenscreen, Tablets, Robotern und einem 3-D-Drucker.
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Ver mischtes
PHZH in Zahlen
Inserate
Illustration: Studio Nippoldt; Bilder: NASA/JPL
EXPEDITION SONNENSYSTEM • Führungen und Workshops für Schulklassen • Unterrichtsmaterial und Aufgabenblätter • Weiterbildungen für Lehrpersonen Informationen und Buchung unter www.focusterra.ethz.ch Öffnungszeiten focusTerra: • Montag bis Freitag 9 - 17 Uhr • Sonntag 10 - 16 Uhr
Erdwissenschaftliches ForschungsErdwissenschaftliches Forschungsund und Informationszentrum derZürich ETH Zürich Informationszentrum der ETH
«Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern so, wie wir sind.» WAS IST DENN NUR MIT PAULA UND PHILIPP LOS? Pädagogischer Alltag mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Seminar mit Irmela Wiemann, Psychologische Psychotherapeutin, Familientherapeutin Mo./Di., 5./6. November 2018 LERNCOACHING IN THERAPIEN, PSYCHOLOGIE, SCHULE UND ELTERNBERATUNG Systemisch, hypnotherapeutisch und ressourcenorientiert Motivation und Lernkonzentration für den Schulerfolg. Seminar mit Regula Hunter, Dr. phil. klinische Psychologin Mi./Do., 16./17. Januar 2019
GEWALTLOSER WIDERSTAND Wie gewaltloser Widerstand in der Familie, der Schule und der Gemeinde wirkt. Autorität ohne Gewalt, neue systemische Zugänge zu Aggression und Problemverhalten. Seminar mit Peter Jakob, Psychologe, Systemischer Familientherapeut Mo./Di., 12./13. November 2018 SYSTEMISCHES ELTERNCOACHING Die elftägige Weiterbildung beschäftigt sich mit unterschiedlichen Problematiken in der Familie. Sie werden nicht nur lernen, sondern erleben, wie Sie sich verschiedenen Situationen flexibel anpassen können. Leitung: Marianne Egloff, Familienmediatorin und Erziehungsberaterin Nächster Beginn: 25. Februar 2019
IEF Institut für systemische Entwicklung und Fortbildung Schulhausstrasse 64, 8002 Zürich, Tel. 044 362 84 84, ief@ief-zh.ch, www.ief-zh.ch
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Eine Frage, drei Antworten: Wann macht Schule Spass? Spass immer mit dabei, und zwar in der Begeisterung fürs Unterrichten, der Materie und den Schülerinnen und Schülern und dem, was von diesen zurückkommt.
Schule macht also dann Spass, wenn sie solche Situationen ermöglicht.
Berni Kamber, Primarlehrer Schule Wallisellen
Der Schlüssel zum Spass
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Amelia, 2.-Klässlerin Feldmeilen Christine Neresheimer, Dozentin PH Zürich
Am meisten Spass habe ich in der Schule im Sport, wenn Ich erlaube mir das Wort Spass mit Freude zu ersetzen und
wir viel herumrennen dürfen. Von den anderen Fächern mag ich Mazu fragen: Wann macht Schule thematik, weil ich gerne rechne und Freude? Freude ist gemäss Carroll es im Zimmer immer ganz still ist. Izard, einem US-amerikanischen So kann ich mich gut konzentrieren. Psychologen, eine sogenannte BaIm Zeichnen ist es meistens lauter, sisemotion und wird im aktuellen das stört mich und dann macht es entwicklungspsychologischen Diskeinen Spass. Am liebsten lerne ich kurs immer noch als universelle in der Schule mit meinem LernpartEmotion angesehen. Freude empner zusammen, weil wir einander finden wir unabhängig von der uns helfen können. Zum Glück ist unsere umgebenden Kultur. Freude ist die Lehrerin nett und wird nicht schnell Emotion, die vieles erleichtert oder wütend. Streit mag ich nämlich überhaupt möglich macht. Damit überhaupt nicht. Auf die Pause freue Freude empfunden oder gezeigt ich mich immer besonders, vor werden kann, braucht es eine Umallem, wenn jemand Geburtstag hat welt, die dieses Gefühl auslöst. Zum und einen Kuchen mitbringt oder Beispiel ein Lächeln, ein Lob, ein wenn die Spielkiste offen ist. Darin Witz oder der Ausblick auf ein gibt es Gummitwist, Badminton, erfreuliches Ereignis. Die Liste mit Pingpong und noch vieles mehr. Situationen, welche Freude auslösen Wir wissen vor der Pause aber nicht, können, lässt sich beliebig erweitern ob die Kiste offen ist, das ist immer und ist je nach Mensch unterschied- eine Überraschung. Am allermeislich. Dass wir in der Schule Freude ten Spass würde es mir in der Schule oder eben Spass empfinden können, machen, wenn wir ein Hallenbad hängt in hohem Mass von den für hätten, das wir jede Pause benutzen uns auslösenden Faktoren ab. dürfen. 7
Meinu ngen
heisst schlicht und einfach Begeisterung und ist unter anderem dann zu beobachten, wenn es der Lehrperson gelingt, Freude am Lernen zu vermitteln, sodass das Kind auch gerne zur Schule kommt; der Unterrichtsstoff spielerisch verpackt wurde und die Klasse spielerisch lernt; die Rahmenbedingungen eine untergeordnete Rolle spielen, beziehungsweise einfach das Beste daraus gemacht wurde; Lehrpersonen wie auch die Schülerinnen und Schüler Spass an der Arbeit haben; Fortschritte beobachtet werden, wenn man sie vielleicht gerade nicht erwartet hat; Schulhauskultur lebt und Nehmen und Geben irgendwie eine Selbstverständlichkeit sind; die Lehrerschaft sich ausreichend Zeit nimmt für jeglichen Austausch; und last but not least eine Vertrauensbasis gepaart mit gegenseitigem Respekt zwischen Lehrpersonen und Elternschaft entsteht. Ich arbeite in einer Tagesschule, wo Schule und Alltag ineinanderfliessen. In einem derartigen Setting bedeutet das Zusammenleben einiges mehr als die Vermittlung von Kulturtechniken. Auch bereitet nicht immer alles nur reinen Spass. Dennoch ist der
Inserate
Kunst schaffen heisst, die Welt begreifen. Mehr als 26.000 Artikel aus allen Bereichen der Kunst und Kunstpädagogik zu dauerhaft günstigen Preisen
boesner Luegislandstrasse 105 8051 Zürich www.boesner.ch
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« Wir haben viel gelernt im Kurs. Mit Vergnügen.» EB Zürich, die Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Riesbachstrasse 11, 8008 Zürich www.eb-zuerich.ch
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Silke Fischer – Seitenblick
Illustration: Elisabeth Moch
Alle vier Jahre ereignet sich das gleiche Spektakel: Egal in welchem Land und bei welchem Wetter versammeln sich die Massen vor den Public-Viewing-Leinwänden. Tausende Fanartikel, Bratwürste und Liter Bier werden verkauft. Etliche Fähnchen tauchen an Balkonen, Häuserwänden und Autos auf. Stundenlange Hupkonzerte sind hörbar und Autokolonnen verstopfen die Strassen. Spätestens dann ist klar: Es ist Fussball-WM. So war das auch bei der diesjährigen Austragung. Fussball ist ein Phänomen, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts von England aus seinen Siegeszug antrat und die Massen über alle Schichten hinweg begeistert: Vom Astrophysiker bis zum Büezer. Doch der Fussball hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der Fussball von gestern vertraute auf Erfahrungswerte und Bauchgefühl. Der Fussball von heute ist ein Spiel der Statistiken. Ein Spiel mit Durchschnittswerten über Passquoten, Ballkontakte und Laufleistungen. Das Sammeln solcher Daten hat sicherlich geholfen, den Fussball zu strukturieren. Aber eine Erfolgsformel, die den Ausgang eines FussAKZENTE 3/2018
ballturniers vorhersagt, konnten die Daten nicht generieren – zum Glück! Im Gegenteil: Bisher hat immer die Mannschaft gewonnen, die am besten harmoniert hat und nicht unbedingt jene mit den besten Spielstatistiken. Der Teamgeist wirkt leistungsfördernd und in einem gut harmonierenden Team ist es leichter, schwierige Situationen gemeinsam zu meistern. Die Parallele zum Unterricht liegt dabei auf der Hand. Obgleich eine minutiöse Unterrichtsplanung wichtig ist und einen entscheidenden Beitrag für eine effiziente Klassenführung und Zeitnutzung darstellt, sind auch hier die sozialen Faktoren, die ein lernförderliches Unterrichtsklima erzeugen, besonders wichtig. Für die Lehrperson wie auch für den Fussballtrainer geht es eben auch oft darum, wechselseitigen Respekt zu erzeugen, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, Toleranz vorzuleben, Humor zu zeigen und einen konstruktiven Umgang mit Fehlern zu haben. Um sehr gute Leistungen zu erbringen, müssen die Lernenden bzw. Spieler auf vielfältige Weise intrinsisch und extrinsisch motiviert werden. Das
Neugier- und Leistungsmotiv muss angeregt werden. Dies geschieht vor allem, wenn der Unterricht bzw. das Training an den Interessen der Lernenden und Spielern orientiert ist, der Schwierigkeitsgrad und das Tempo an die Situation und Voraussetzungen der Gruppe angepasst sind sowie der Lerngruppe gewisse Freiräume zur eigenständigen Weiterentwicklung eingeräumt werden. Des Weiteren bedarf es einer guten Mischung von Unterrichts- und Trainingsmethoden, die den zu erreichenden Zielen angepasst sind. Das Wissen und Können sollte zudem eine nachweisliche und nachhaltige Wirkung haben und nicht gleich nach dem Unterricht bzw. Training verpuffen. Müssen Lehrpersonen bzw. Fussballtrainer aus einer Klasse bzw. Mannschaft deshalb gleich 20 bzw. 11 Freunde machen? Nein, sondern einfach nur in gewissen Situationen ein gut funktionierendes Team sein. Silke Fischer ist Berufsfachschullehrerin und Dozentin auf der Sekundarstufe II an der PH Zürich.
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Seitenblick
Wie Schule und Fussball voneinander lernen können
Schwer pu nkt Lauf ba h n
Die persönliche Laufbahn aktiv gestalten Der Lehrberuf bietet heute mehr Entwicklungsmöglichkeiten als früher. Grund dafür ist neben der grösseren Komplexität des Schulsystems auch der Wandel des Berufsbilds. So gewinnt die Teamarbeit in den Schulen zunehmend an Bedeutung. Die Aufgabenteilung und Spezialisierungen ermöglichen es Lehrpersonen, in ihrer Laufbahn stärker eigenen Interessen und Stärken zu folgen. Text: Melanie Keim, Fotos: Sophie Stieger
Dem Lehrberuf haftete lange Zeit das Image eines Sackgassenberufs an. Dies entspricht jedoch keineswegs der heutigen Berufsrealität. So fordert der Beruf einerseits eine konstante persönliche Entwicklung, andererseits bietet er Lehrpersonen viel Gestaltungspotenzial. «Lehrerinnen und Lehrer müssen sich regelmässig weiterbilden, um den zahlreichen Neuerungen des Schulsystems gerecht zu werden», sagt Barbara Dangel, Leiterin des Zentrums für Person und Profession an der PH Zürich. Themen wie Kompetenzorientierung, Integration oder die Einführung des Lehrplans 21 haben von den Lehrerinnen und Lehrern in den letzten Jahren eine stetige Weiterentwicklung verlangt. Zudem sind Lehrpersonen wie andere Berufsgruppen grundsätzlich agiler geworden. «Berufsbiografien von Lehrpersonen bein‑ halten heute oft mehrere Übergänge», sagt Dangel. Diese 10
reichen von häufigeren Wechseln des Schulteams über Unterbrüche bis hin zu neuen Rollen im Schulsystem. Die Schule bietet den Lehrpersonen dabei deutlich mehr Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten als früher. So können Lehrpersonen an den Schulen zahlreiche Spezialfunktionen und -rollen einnehmen. Beispiele dafür reichen von der IF- oder DaZ-Lehrperson über die Funktion als Fachbegleitung für Lehrpersonen beim Berufseinstieg bis hin zu Rollen als ICT-Verantwortliche oder Kontaktperson für Gesundheitsfragen und Prävention. Eine solche Spezialisierung wird durch die grössere Komplexität des Schulsystems immer wichtiger – Stichworte sind etwa die zunehmende Heterogenität, Herausforderungen des integrativen Unterrichts oder der unterrichtsergänzenden Betreuung. Weiter ermöglicht der Wandel von der alleine unterrichtenden AKZENTE 3/2018
Schwer pu nkt Lauf ba h n
«Ich wollte mich fachlich vertiefen»
Remo Jäggi, Student Masterstudiengang Sekundarstufe I für Primarlehrpersonen Zurzeit unterrichte ich in Biberist im Kanton Solothurn auf der Sekundarstufe I. Zuvor war ich sieben Jahre auf der Primarstufe tätig. In unserer Gemeinde gilt die Regelung, wonach ohne entsprechendes Diplom vier Jahre auf einer anderen Stufe unterrichtet werden darf. Nun erwerbe ich an der PH Zürich den Master in den Fächern Mathematik, Natur und Technik sowie Design und Technik. In den Lehrberuf kam ich auf dem zweiten Bildungsweg. Ursprünglich lernte ich Automechaniker und begann anschliessend ein Studium zum Automobilingenieur, welches ich jedoch nicht abschloss. Mir fehlte der Kontakt zu den Menschen. Ausschlaggebend für den Umstieg auf die Sekundarstufe waren zwei Gründe: Einerseits wollte ich mich fachlich vertiefen und andererseits reizte mich die Arbeit mit älteren Schülerinnen und Schülern. Die Aussicht darauf, sie bei der Berufswahl zu begleiten, war dabei ein wichtiger Motivationsfaktor. Im Rückblick habe ich die richtigen Entscheidungen getroffen, sowohl beim Wechsel in den Lehrberuf als auch jetzt mit dem Stufenumstieg.
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Lehrperson hin zum Teamplayer eine stärkere Aufgabenteilung. Weil guter Unterricht immer mehr als Aufgabe eines Teams gesehen wird, werden an vielen Schulen fachliche Vertiefungen oder didaktische Expertisen durch Weiterbildungen gefördert. Dies mit dem Ziel, das Knowhow einzelner Lehrpersonen anschliessend im Team zu verbreiten. Auch entwickelt sich das Bildungssystem immer stärker in Richtung geteilter Führung, dadurch übernehmen Lehrpersonen heute an Schulen vermehrt Führungsaufgaben oder Teilverantwortungen wie eine Stufen- oder Projektleitung oder an QUIMS-Schulen den Kontakt mit den Behörden.
Schwer pu nkt Lauf ba h n
Individuelle Wege «Ein Jobenlargement, also eine Ausweitung des Tätigkeitsbereiches oder eine Spezialisierung können sehr motivierend wirken», sagt Dangel zu den zahlreichen
Lehrpersonen stehen zahlreiche Berufsperspektiven innerhalb des Bildungssystems offen. Entwicklungsmöglichkeiten im Kernberuf. Mit dem neuen kantonalen Berufsauftrag wurde nun eine gute Grundlage dafür geschaffen, dass Lehrpersonen einen Aufwand für Spezialfunktionen oder -aufgaben nicht mehr auf freiwilliger Basis leisten müssen. Seit der Berufsauftrag in Jahresstunden definiert ist, können die Aufgaben einer ICT-Verantwortlichen, eines Stufenleiters oder der Aufwand für Projekte wie ein Schülergarten als fester Teil des Jahrespensums eingerechnet werden. Neben den Entwicklungsmöglichkeiten im Kernberuf stehen Lehrpersonen zahlreiche Berufsperspektiven innerhalb des Bildungswesens offen: von der Lehrmittelentwicklung über die Schulleitungsposition bis hin zur Erwachsenenbildung. So haben Lehrpersonen nach einer umfassenden Aus- bzw. Weiterbildung beispielsweise die Möglichkeit, an einer Pädagogischen Hochschule oder einer anderen Hochschule tätig zu sein. Während in gewissen Ländern, insbesondere im angelsächsischen Raum, feste Laufbahnmodelle existieren, werden in der Schweiz Weiterbildungen eher nach einem Baukastenprinzip zusammengestellt. Folglich verlaufen die Berufswege der Lehrpersonen höchst individuell. Allerdings ist auch in der Schweiz eine Diskussion um klarere Laufbahnperspektiven im Gange. So sprach sich im letzten Jahr die Kammer Pädagogische Hochschule von swiss12
Vom Kurs bis zum CAS
Angebote der PHZH für die berufliche Weiterentwicklung Lehrpersonen haben heute zahlreiche Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung – sei es im Kernberuf oder in einer erweiterten Tätigkeit im Bildungswesen. Die PH Zürich bietet für diverse Laufbahnschritte Weiterbildungen und Zusatzausbildungen an. In der nachfolgenden Liste werden einzelne Angebote kurz vorgestellt.
Weiterbildung und Profilierung im Kernbereich Für Lehrpersonen, die weiterhin als Klassenlehrperson arbeiten und die Qualität ihres Unterrichts steigern oder ihre Zufriedenheit im Beruf sichern möchten, bietet die PH Zürich eine breite Palette an unterrichts- und personenbezogenen Weiterbildungen:
Kurse und Module Diverse Weiterbildungskurse und -module zu den Themen Lernen und Lehren, Fördern und Beurteilen, Heterogenität und Diversität, Klassenführung, Selbst- und Sozialkompetenz, Kooperation und Zusammenarbeit sowie zu fachspezifischen Themen.
Intensivweiterbildung Dreimonatige personenorientierte Weiterbildung für Lehrpersonen mit mindestens zehn vollendeten Unterrichtsjahren. Angebot in den Profilen «Perspektiven erweitern», «Individuelles Projekt realisieren», «Arbeitswelten erfahren».
Fach- und Stufenerweiterung Weiterbildungen für eine Facherweiterung werden für alle im Lehrplan vorgesehenen Fächer angeboten, Weiterbildungen für eine Stufenerweiterung für sämtliche Unterrichtsstufen.
Spezialfunktionen im Schulfeld Die folgenden Angebote richten sich an Lehrpersonen, die weiterhin im Kernbereich unterrichten möchten und zusätz-
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lich an ihrer Schule oder ausserhalb eine Spezialfunktion oder Teilverantwortung übernehmen möchten: CAS Pädagogischer ICT-Support (PICTS) Lehrpersonen mit PICTS sind Anlaufstelle für Informatikund Medienbildungsfragen an ihrer Schule. Sie unterstützen das Kollegium in der Unterrichtsplanung mit digitalen Medien und beraten die Schulleitung zum Medieneinsatz.
CAS Führen einer Bildungsorganisation – Schulleitungsausbildung Der CAS qualifiziert für die Tätigkeit als Schulleitung. Aufbauend auf dieser Grundausbildung bietet die PH Zürich zahlreiche CAS und MAS für Schulleitungen zu Themen wie Schulmanagement, Personalentwicklung, Bildungsinnovation oder Bildungsmanagement an. Studiengang Unterricht an höheren Fachschulen (HF)
Weiterbildung zur Kontaktlehrperson für Gesundheitsförderung und Prävention
Der Lehrgang qualifiziert für eine nebenberufliche Unterrichtstätigkeit an einer höheren Fachschule.
Sie unterstützen die Schulleitung und das Kollegium bei der Planung und Umsetzung von Gesundheits- und Präventionsmassnahmen an der eigenen Schule.
CAS Hochschuldidaktik
In Zusammenarbeit mit der PH Zürich arbeiten Praxisdozentinnen und Praxisdozenten an der Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung der berufspraktischen Ausbildung von Studierenden mit und sind für diese an der eigenen Schule verantwortlich.
Praxislehrperson Praxislehrpersonen sind als Mitarbeitende der PH Zürich in der berufspraktischen Ausbildung von Studierenden tätig. Für diese Position wird nach einem Bewerbungsverfahren ein Einführungsmodul besucht.
Fachbegleitung am Arbeitsort Erfahrene Lehrpersonen unterstützen und begleiten Lehrpersonen beim Berufseinstieg am Arbeitsort.
CAS Deutsch als Zweitsprache DaZ-Lehrpersonen unterrichten Deutsch als Zweitsprache und übernehmen an ihrer Schule eine beratende Rolle zu Fragen rund um DaZ im Regelunterricht.
Master Fachdidaktik Das Studium eröffnet vielseitige Berufsperspektiven in der Forschung und Lehre an Hochschulen und Pädagogischen Hochschulen. Der Master wird in vier Bildungsgängen angeboten: Naturwissenschaften, Schulsprache Deutsch, Mathematik und Künste.
Rat für den nächsten Laufbahnschritt In einer Beratung an der PH Zürich finden Lehrpersonen Unterstützung für eine bewusste und gezielte Laufbahngestaltung. Ausgehend von der Analyse persönlicher und beruflicher Kompetenzen werden Entwicklungsmöglichkeiten im Berufsfeld aufgezeigt und diskutiert. Das Angebot reicht von der Weiterbildungsberatung über die Standortbestimmung bis hin zu einer Laufbahnberatung. Das Beratungsangebot richtet sich auch an Personen mit Fragen zu einem Wiedereinstieg oder (Teil-)Ausstieg aus dem Beruf.
CAS Schulerfolg kein Zufall – Weiterbildung für QUIMS-Beauftragte QUIMS-Beauftragte übernehmen an einer QUIMS-Schule den Kontakt mit Behörden und begleiten Schulentwicklungsprozesse rund um Fragen der sozialen, sprachlichen und kulturellen Vielfalt.
Weitere Informationen:
tiny.phzh.ch/weiterbildung _volksschule
Weiterführende Tätigkeiten innerhalb des Bildungssystems Für Lehrpersonen, die nicht mehr in ihrem Kernberuf, aber weiterhin im Bildungswesen tätig sein möchten, bietet die PH Zürich folgende Weiterbildungsmöglichkeiten an:
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Schwer pu nkt Lauf ba h n
CAS Praxisdozentin/Praxisdozent
Im Lehrgang werden didaktische, methodische und reflexive Kompetenzen für den Unterricht an einer Hochschule vermittelt. Der CAS wird parallel zu einer Unterrichtstätigkeit an einer Hochschule besucht.
universities in einem Positionspapier für stärker struktu- son findet nach einem Sabbatical wieder Freude am Berierte Entwicklungsmöglichkeiten für Lehrpersonen aus. ruf. «Manchmal kennen Lehrpersonen interessante Möglichkeiten auch zu wenig», sagt Anderegg. Er nennt als Laufbahn in die Hand nehmen Beispiel die Intensivweiterbildung (IWB), eine dreimo«Lehrpersonen haben heute sehr viele Optionen im Be- natige berufliche Auszeit, die Lehrpersonen nach zehn ruf und sollten sich bewusst sein, wie viel sie gestalten Unterrichtsjahren absolvieren können. An der PH Zürich können», sagt Dangel. Sie empfiehlt, die Laufbahnpla- wird das personenorientierte Weiterbildungsangebot in nung nicht dem Zufall zu überlassen, sondern Möglich- drei Profilen angeboten: Nach einer Standortbestimkeiten der Weiterentwicklung bewusst zu prüfen. (Auswahl siehe Seiten 12/13.) Das bedeutet jedoch nicht, dass sich eine Lehrperson ständig weiterbilden oder spezialisieren muss für eine zufriedenstellende Laufbahn. «Es gibt Lehrerinnen und Lehrer, die ein Leben lang zufrieden sind mit dem Kerngeschäft des Unterrichts», so Barbara Dangel. Auch spricht sie die mögliche Gefahr an, dass sich das Credo des lebenslangen Lernens in einen Druck verwandelt, sich ständig weiterbilden zu müssen. In Beratungsgesprächen erkennt sie bei manchen Lehrerinnen und Lehrern diesbezüglich eine gewisse Besorgnis. «Es darf nicht das Gefühl entstehen, dass man stets den nächsten Schritt anpacken muss», sagt mung absolvieren Lehrpersonen entweder ein Praktikum Barbara Dangel. Hat eine Lehrperson jedoch das Ge- in einem anderen Beruf, setzen sich vertieft mit ihren fühl, in einen Trott zu kommen oder gar stehenzublei- Berufsperspektiven auseinander oder realisieren ein individuelles Projekt. «Der Abstand vom Berufsalltag hilft oft, ben, ist Handeln angesagt. Hier kommt der Schulleitung eine wichtige Funk- das Gefühl des Repetitiven zu durchbrechen und eine tion zu. «Lehrpersonen sind grundsätzlich selbst verant- neue Perspektive auf die Schule zu erlangen», sagt Niels wortlich für ihre Laufbahn. Doch die Schulleitung hat Anderegg. die Aufgabe, sie in ihrer Weiterentwicklung zu unterstütSchulleitungen sollen das Thema Laufbahn allerzen und mit ihr im Dialog zu Fragen rund um ihre Lauf- dings nicht nur aufgrund negativer Eindrücke ansprechen. «Eine gute Schulleitung entdeckt Stärken und Spezialkompetenzen im Team und fördert diese gezielt, auch um die ganze Organisation weiterzubringen», so Anderegg. Interessiert sich beispielsweise eine Lehrperson privat für Informatik, kann eine Weiterbildung zur ICT-Verantwortlichen nicht nur zu ihrer eigenen Zufriedenheit und Motivation beitragen, sondern ebenso zur Qualität des Unterrichts an der Schule. Dabei können solche Fördermassnahmen sehr unterschiedlich ausfallen. Anderegg erzählt von einer Primarschullehrerin mit einem Flair für naturwissenschaftliche Themen, die für ihre Klasse interessante Experimente entwickelte, etwa um bahn zu bleiben», sagt Niels Anderegg, Leiter des Zent- Wind zu messen. Die Schulleitung veranlasste, dass die rums für Management und Leadership an der PH Schule an einem interkantonalen Projekt mit verschiedeZürich. Nimmt die Schulleitung wahr, dass eine Person nen Pädagogischen Hochschulen zur Förderung des im Team die Freude an der Arbeit verliert, gilt es, dies technisch-wissenschaftlichen Unterrichts teilnahm, woanzusprechen. Dafür brauche es ein Vertrauensverhältnis bei die Lehrerin die Projektleitung an der Schule überzwischen Schulleitung und Lehrperson, gerade weil die nahm. Im Rahmen des dreijährigen Projekts konnte sie Laufbahnplanung sehr stark mit persönlichen und priva- nicht nur ihr eigenes Wissen erweitern, sondern auch ihre Ideen an anderen Schulen vorstellen und gleichzeitig den ten Themen verknüpft ist, so Anderegg. Dabei können die Wege aus einer beruflichen Un- Unterricht an der eigenen Schule weiterentwickeln. zufriedenheit heraus sehr unterschiedlich sein. Hilft einer Lehrperson eine fachliche Vertiefung, um die Motivation Planung in jeder Berufsphase wiederzufinden, so ist bei einer anderen vielleicht ein «Wie weiter?» ist allerdings nicht die einzige Frage in der Wechsel des Schulteams angebracht, und eine dritte Per- Laufbahnplanung von Lehrpersonen. Geauso berechtigt
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Eine Weiterbildung kann sowohl zur eigenen Zufriedenheit als auch zur Unterrichtsqualität beitragen.
Hat eine Lehrperson das Gefühl, in einen Trott zu kommen, ist Handeln angesagt.
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Schwer pu nkt Lauf ba h n
«Ich schätze den Handlungs- und Gestaltungsspielraum» Eveline Mathis, Absolventin CAS Führen einer Bildungsorganisation
Nach zehn Jahren im Ausland als Delegierte für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz habe ich 2013 als Quereinsteigerin das Lehrdiplom für die Primarstufe erworben. Danach folgten verschiedene Vikariate im Kanton Zürich und eine Festanstellung als Klassenlehrperson an der Schule Uitikon. Meine heutige Funktion als Schulleiterin für die Kindergarten- und Unterstufe sowie den Schülerclub an derselben Schule ist sehr vielseitig, bereichernd und herausfordernd. Ich schätze den Handlungs- und Gestaltungsspielraum und insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Team - ein Highlight meiner Tätigkeit! Durch meine Weiterbildung zur Schulleiterin an der PH Zürich habe ich einen vertieften Einblick in das Bildungswesen und die Volksschule erhalten. Auch die aktuellen Diskussionen aus der Forschung und Entwicklung zu Fragen der Schulentwicklung, die schulspezifischen Führungswerkzeuge sowie die Hintergründe zum Schul- und Personalrecht, welche Teil der Schulleitungsausbildung waren, unterstützen mich heute bei meinen Aufgaben als Schulleiterin.
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«Ich möchte mir in einem zukunftsorientierten Bereich Wissen aneignen» Deborah Troxler, Teilnehmerin am CAS Pädagogischer ICT-Support (PICTS)
In meiner bisherigen Laufbahn als Lehrerin habe ich in drei verschiedenen Kantonen unterrichtet. Zuerst in Luzern, anschliessend in Bern und aktuell in Zürich. Seit fünf Jahren bin ich nun auf der Mittelstufe im Schulhaus Am Wasser tätig. Neben der Funktion als Klassenlehrerin verantworte ich zusätzlich den technischen Support sowie den pädagogischen ICT-Support der Lehrpersonen. Den CAS PICTS werde ich im November abschliessen. Für diese Weiterbildung habe ich mich entschieden, um mir in einem zukunftsorientierten Bereich Wissen und Fertigkeiten anzueignen, welche ich im Unterrichtsalltag anwenden kann. Neben der Unterstützung im eigenen Schulhaus bin ich zusammen mit zwei Kollegen für den Support des gesamten Schulkreises verantwortlich. Den Hauptbestandteil der Aufgabe bildet die Beratung der Lehrpersonen beim Einsatz von digitalen Medien im Unterricht. Ganz besonders schätze ich dabei den Austausch mit den Lehrpersonen aus den verschiedenen Schulhäusern.
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Wichtig ist, die eigene Situation stets zu reflektieren und mögliche Optionen zu kennen. duziertem Pensum, Vikariaten oder eine Rolle als Klassenassistenz in Frage kommt. Laut Buss ist es sinnvoll, mögliche Szenarien für die Zeit nach der Pensionierung zu entwerfen und zwar am besten mehrere, weil sich diese grosse Veränderung eben nicht vollumfänglich im Voraus abschätzen lasse.
onen zu kennen. Doch: «Präventiv nimmt niemand eine Beratung in Anspruch. Es braucht einen konkreten Auslöser für Laufbahnschritte, beispielsweise Neugierde,
Fragen rund um das Thema Laufbahn tauchen im Studium primär im Mentorat auf. Interesse oder eine Veränderung im beruflichen oder privaten Umfeld», so Buss. Dass sich das Thema Laufbahn ohne Anknüpfung an persönliche Fragen aus dem Berufsalltag nur schwer angehen lässt, spiegelt sich in der schwachen Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten, die das Thema Laufbahn auf einer übergeordneten Ebene thematisieren. Dazu passt, dass die Laufbahn bei Studierenden nicht zu den brennenden Themen gehört, wie Buss sagt. Fragen rund um die Laufbahn tauchen im Studium primär im Mentorat auf, wenn Studierende erste Berufserfahrungen sammeln. In der Ausbildung für die Sekundarstufe werden Studierende zudem in einem Modul zur Berufswahlvorbereitung mit dem Thema konfrontiert und lernen bei Besuchen in Berufsvorbereitungsjahren und Berufsfachschulen eigene Berufsperspektiven kennen. «Die Studierenden sind sehr interessiert, wenn sie sehen, dass es neben der Sekundarstufe weitere Möglichkeiten zum Unterrichten gibt», sagt Buss. Die Studierenden seien sich allerdings bewusst, dass sie einen Beruf wählen, der einem horizontalen Laufbahnmodell folgt und wenig Aufstiegsmöglichkeiten bietet. So zeigt auch eine Studie der PH Zürich, dass bei Maturanden und Maturandinnen mit dem Berufsziel Lehrperson der berufliche Aufstieg kaum von Bedeutung ist, sondern Werte wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine wichtigere Rolle spielen. Zu ihrer Vorstellung von Karriere befragt, zeichneten die angehenden Lehrpersonen weniger das Bild der Karriereleiter, sondern erwähnten Begriffe wie Weiterentwicklung, Weiterbildung, Zufriedenheit und Erfüllung. Und mit einer solchen horizontalen Vorstellung von Karriere kann im Lehrberuf spätestens heute keine Rede von einem Sackgassenberuf mehr sein.
Horizontale Laufbahnvorstellung Eine Laufbahnplanung vor einem tatsächlichen Bedürfnis nach Veränderung in Angriff zu nehmen, ist gemäss Buss allerdings wenig sinnvoll. Zwar sei es wichtig, die eigene Situation stets zu reflektieren und mögliche OptiAKZENTE 3/2018
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ist die Frage: «Will ich überhaupt noch?» Und diese kann zu jedem Zeitpunkt auftauchen. So beanspruchen auch junge Lehrpersonen, die nach ihrem ersten oder zweiten Klassenzug nicht sicher sind, in welcher Form sie im Beruf bleiben wollen, eine Laufbahnberatung an der PH Zürich. «Diese Beratungsfälle gleichen sich stark. Einige junge Lehrpersonen haben das Gefühl, dass sie sich zu wenig auf das Unterrichten konzentrieren können, also auf das, was sie hauptsächlich zur Wahl dieses Berufes bewogen hat», sagt Helen Buss, die Lehrpersonen an der PH Zürich zu Laufbahnfragen berät. Gemäss Buss bleiben die meisten dieser Lehrpersonen nach einer Beratung im Berufsfeld, wie dies auch bei Lehrpersonen mit mehr Erfahrung, die an ihrem Beruf zweifeln, oft der Fall ist. Häufig nehmen sie eine Weiterbildung in Angriff, um sich in einer Thematik zu vertiefen, sich zu spezialisieren oder eine zusätzliche Funktion zu übernehmen, beispielsweise als Praxislehrperson. Auch wenn sich in den genannten Fällen ein Muster zeigt, betont Buss, dass es für Laufbahnfragen gerade keine Standardlösungen gibt. Ebenso sind die Motive für eine Laufbahnberatung sehr divers. Gewisse Lehrpersonen suchen schlicht eine Veränderung, andere planen einen Wiedereinstieg, möchten etwa nach einer Kinderpause abklären, ob ihnen der Beruf überhaupt noch entspricht, und auch Lehrpersonen, die kurz vor der Pensionierung stehen, suchen eine Laufbahnberatung auf. «Es ist wichtig, dass dieser Schritt gut geplant ist», sagt Buss. So ist nicht nur abzuwägen, ob eher ein abrupter Abschied vom Beruf oder ein fliessender Übergang mit re-
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«Jugendliche trauen sich heute mehr, das zu tun, worauf sie Lust haben» Im Beruf soll die Leidenschaft an erster Stelle stehen, gefolgt von Pragmatismus. Sergio Casucci, Leiter des Bereichs Laufbahn am Laufbahnzentrum Zürich, spricht aus eigener Erfahrung. Text: Melanie Keim, Foto: Nelly Rodriguez
Können Sie benennen, welche Werte Ihre Laufbahn geprägt haben? Es ist eine Mischung aus Leidenschaft, Glück und Pragmatismus. Seine Interessen zu verfolgen halte ich bei der Laufbahnplanung für absolut zentral, gleichzeitig sollte gerade bei Erwachsenen Pragmatismus eine wichtige Rolle spielen. Was ich auch betonen möchte, ist die Rolle des Arbeitsethos: also was es für jemanden bedeutet, zu arbeiten, Dinge zu erledigen. Das Arbeitsethos, das ich von meinen Eltern kennengelernt habe, half mir, immer 100 Prozent zu geben, wenn ich etwas anging. Das erwähne ich, weil ich als Berufsberater in der Stadt auch mit Jugendlichen zu tun habe, die zuhause kein positiv besetztes AKZENTE 3/2018
Über Sergio Casucci Sergio Casucci ist 1966 in Zürich geboren. Nach einigen Semestern in Rechtswissenschaften an der Uni Zürich brach er mit 24 das Studium ab und wurde Verkäufer im CD- und Plattenladen «crazy beat» im Zürcher Kreis 4. Nach einer verkürzten Verkäuferlehre führte er den Laden zehn Jahre als Inhaber. Mit 35 Jahren begann Casucci ein Psychologiestudium, verkaufte nach vier Semestern sein Geschäft und schloss 2006 seinen Master ab. Schon vor dem MAS zum Laufbahnberater stieg er am Laufbahnzentrum als Berater ein, heute leitet er den Bereich Laufbahn (Erwachsenenberatung). Der Musik ist Casucci treu geblieben. Seine zigtausend Exemplare umfassende Vinylund CD-Sammlung erweitert er stetig. Casucci ist verheiratet, Vater von einem Sohn und einer Tochter und lebt mit seiner Familie im Zürcher Oberland.
Bild von Arbeit oder Ausbildung vermittelt bekommen. Die Auswirkung davon können ein tieferer Selbstwert oder eine verminderte Selbstwirksamkeit sein, wobei diese auch später im Leben aufgebaut werden können. Sie nennen Interessen und Pragmatismus als zentrale Punkte für die Laufbahnplanung. Können Sie ausführen, in welchem Verhältnis dies im Optimalfall stehen sollten? Im Beruf sollte das Interesse an erster Stelle stehen. Trägt einen die Leidenschaft irgendwo hin, sollte man nebenbei einen Reality-Check durchführen, also überprüfen, worum es in einem Beruf oder bei einer Aus- oder Weiterbildung wirklich geht, was es dafür braucht und ob ein Entscheid wirklich dorthin führt, wo man hinwill. Diese intensive Auseinandersetzung mit Bildungs- und Berufswahlentscheidungen findet tendenziell zu wenig statt. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um sich mit Fragen rund um die Laufbahn zu beschäftigen? Ich zeichne hier gerne eine Analogie zur Fitness: Wenn man sich lange keine Gedanken über die berufliche Weiterentwicklung macht, hat das in der Regel Auswirkungen. Grundsätzlich sollte man ständig reflektieren, wo man steht und systematisch überprüfen: Passt es für mich noch? Weiss ich genug? Was kommt auf mich zu? Die Gefahr der Verdrängung ist im Arbeitsalltag relativ gross. Künftige Entwicklungen, etwa Veränderungen aufgrund der Digitalisierung, sollte man wahrnehmen und entsprechende nötige Schritte prüfen.
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Akzente: Sie waren Inhaber eines bekannten Zürcher Plattenladens, begannen mit 35 ein Psychologiestudium und sind heute Laufbahnberater. Wie sind Sie an diesen Punkt gekommen? Casucci: Was nicht in meinem Lebenslauf steht: Ich begann nach der Matura Jus zu studieren. Nach eineinhalb Jahren brach ich ab, folgte meiner Leidenschaft für Musik und Platten und begann in einem Plattenladen zu arbeiten. Der Entscheid zu studieren war dagegen ein pragmatischer, die Wahl der Psychologie jedoch erneut interessengesteuert. Um die Jahrtausendwende führten Internet und Downloads zu schlechten wirtschaftlichen Perspektiven für das Plattengeschäft und ich musste überlegen, wie es weitergehen sollte. Nach dem Studium nahm ich eine Laufbahnberatung in Anspruch und merkte dabei, dass ich genau das machen wollte, was meine Beraterin tat.
Was soll bei Weiterbildungen im Vordergrund stehen: die Karrieremöglichkeiten oder zusätzliches Know-how? Der Entscheid für eine Weiterbildung sollte immer inhaltlich gesteuert sein und einen Zuwachs an Knowhow mit sich bringen. In den technischen Berufen ist dies zwingend nötig, weil man sonst abgehängt wird. Dass eine Weiterbildung einen Karriereschritt ermöglicht, bezeichne ich als Kollateralnutzen. Fatal ist, wenn Leute eine Weiterbildung absolvieren mit dem Gefühl, dadurch garantiert einen Job oder eine bestimmte Position zu erhalten. Das ist ein Trugschluss. Generell
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«Die Kadenz der Erneuerung hat klar zugenommen. Das kann man beklagen oder als Chance sehen.» ist es heute anspruchsvoller, die richtige Weiterbildung auszusuchen, gerade weil sich richtiggehend eine Bildungsindustrie entwickelt hat.
Wie treffen Jugendliche heute ihre Berufsentscheidungen? Jugendliche müssen bei uns manchmal in einem kleinen Text beschreiben, wo sie sich in fünf bis zehn Jahren sehen. Da kommt sehr oft Materielles und selten Inhaltliches vor. Aber ich denke, das war früher nicht anders. Ich nehme Jugendliche als aufgeweckter, wacher und mutiger wahr als früher. Sie trauen sich mehr, das zu tun, worauf sie Lust haben. Ob dies dann gescheit oder richtig ist, ist eine andere Frage. Aber ich erlebe sie in ihrer Wahl als freier. Die vielen Optionen verbunden mit dem Anspruch nach Selbstverwirklichung machen Entscheidungen aber auch nicht leichter. Klar, Jugendliche können heute aus zig Möglichkeiten wählen und das ist schwierig. Doch unterstützt die grosse Wahlfreiheit tendenziell die Selbstwirksamkeit. Diese zu stärken ist auch ein Hauptfokus in unseren Beratungen. Wir möchten, dass Menschen sich selbst als Autoren ihres Lebens wahrnehmen und erkennen, wie viel sie selbst beeinflussen können. Gleichzeitig versuchen wir gerade jungen Personen immer wieder klarzumachen, dass Erfolg auch aufgrund der hohen
Lebenslanges Lernen gilt heute als eine Selbstverständlichkeit. Nehmen Sie manchmal auch einen gewissen Druck wahr, sich ständig weiterbilden zu müssen? Bei der Frage, was sich jemand vom Beruf wünscht, gehören «abwechslungsreich» und «nicht langweilig» stets zu den Top-3-Antworten. Aber wenn es im Beruf tatsächlich abwechslungsreich ist und man sich mit etwas auseinandersetzen soll, was man noch nicht kann oder kennt, ist die Belastung eher die Regel als die AusnahDurchlässigkeit des Bildungssystems mehr auf Leisme. Die Kadenz der Erneuerung hat klar zugenommen. tungsbereitschaft und Glück basiert als auf einzelnen Das kann man beklagen oder als Chance sehen. Auch Entscheiden, die man als 15-jähriger Teenager fällt. hier ist es eine Frage der Haltung. Wie kann die Schule dazu beitragen, dass JugendWas braucht es, um gesteckte Ziele auch zu liche ihren eigenen Weg finden? erreichen? Diesbezüglich sehe ich im Lehrplan 21 mit der StärHartnäckigkeit und Ausdauer sind dabei wichtig. Wann kung der Berufsorientierung einen klaren Fortschritt. immer ich während meiner Schulzeit im Ausland war, Zudem sollte die Zusammenarbeit zwischen Berufsbesuchte ich in Plattenläden rare Scheiben. Zur Hartnäratungen und Schulen noch koordinierter erfolgen. Hier ckigkeit gehört auch eine hohe Frustrationstoleranz: arbeiten wir mit dem Schulamt und Schulkreispräsidendass man umfällt und wieder aufsteht, Niederlagen ten zurzeit an einem Projekt, um diese Zusammenarbeit wegstecken kann und sich nicht verunsichern lässt. Das strukturell zu fördern. klingt einfach, muss aber erlernt werden. Eine wichtige Rolle spielt hier neben dem Elternhaus auch die Schule. In der Schweiz könnten wir noch stark darin zulegen, Misserfolge als Lernchancen zu sehen.
«In der Schweiz könnten wir noch stark darin zulegen, Misserfolge als Lernchance zu sehen.»
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«Ich habe seit Jahrzehnten keine Prüfung mehr geschrieben» Barbara Gabriel ist Mutter, Ehefrau und in der Gemeinde engagiert. Sie verfügt über ein abgeschlossenes Studium und war 19 Jahre berufstätig in verschiedenen Funktionen. Nun hat sie den Quereinstieg-Studiengang zur Primarlehrerin an der PH Zürich begonnen. Das bedeutet eine grosse Umstellung in allen Lebensbereichen. «Akzente» hat sie an zwei Tagen begleitet.
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Text: Walter Aeschimann, Fotos: Dieter Seeger
Bevor Barbara Gabriel aus dem Haus geht, bereitet sie für Madlaina den Proviant für die Schulreise vor.
Madlaina und Ladina sind heute Morgen aufgedrehter als gewöhnlich, weil die Journalisten zu Besuch kommen. Madlaina (7) zeigt im Wohnzimmer auch sofort, wie gut sie mit dem Ball dribbeln kann. Eigentlich hat sie keine Zeit zum Trödeln, denn sie muss noch ihren Rucksack packen für die Schulreise. Während ihr die Mutter Schokoriegel, Früchte und einen Cervelat einpackt, füllt Madlaina Wasser in die Trinkflasche. Dann sprüht die Mutter auf dem Balkon Zeckenspray auf die Wanderhose. Der Vater reinigt derweil den Frühstückstisch. Ladina (10) putzt die Zähne. «Im Moment habe ich alles relativ gut im Griff», sagt Barbara Gabriel. Und sie wirkt auch so: entspannt
und souverän. «Aber fragen Sie mich in einem Jahr. Vielleicht sieht es dann anders aus», fügt sie lachend an. Die Umweltnaturwissenschafterin ETH hat im Januar den Quereinstieg-Studiengang zur Primarlehrerin an der PH Zürich begonnen. Die ersten drei Semester werden im Teilzeitstudium mit je drei Wochen Praktika absolviert. Dann folgen drei Semester mit einem Unterrichtspensum von 40 bis 60 Prozent sowie ergänzende Module. Das Studium ist eine neue Herausforderung in Barbara Gabriels Berufslaufbahn. Und sie muss auch Familie und Freizeit anders planen. «Ich habe grosses Glück», beurteilt die 45-Jährige ihre allgemeine Situation. Die beiden Kinder seien eigen-
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ständig und hätten keine Probleme in der Schule. Und ihr Mann, der zeitlich eher flexibel sei, unterstütze sie. «Wenn er nicht einverstanden gewesen wäre, hätte ich das Studium vergessen können.» Damit der Tagesablauf reibungslos funktioniert, nutzen beide auch die Technik. Auf dem Online-Planer sind die Termine farblich zugeteilt, jeder und jede sieht auf den ersten Blick, welche Pflichten zu erfüllen sind. Und schliesslich kann die Familie, die seit 20 Jahren in Thalwil lebt, auf ein gut funktionierendes privates Netzwerk zählen. Die Kinder verabschieden sich von den Eltern. Das Schulhaus Oelwiese befindet sich gleich auf der anderen Strassenseite. Alexander Gabriel zieht sich ins Arbeitszimmer zurück. Er hat wie seine Frau Umweltnaturwissenschaften studiert, arbeitet aber als freiberuflicher Softwareentwickler. Barbara Gabriel fährt mit dem öffentlichen Verkehr zum Zoo Zürich auf die Allmend Fluntern. Dort ist sie zurzeit als Zoo-Führerin angestellt. An diesem Morgen wird sie Schülerinnen und Schüler aus Oberrieden, die Deutsch als Zweitsprache lernen, durch den Elefantenpark führen. Die Fahrt im Zug und Tram
Barbara Gabriels Werdegang verlief kurvenreich, die Konstante bildete die Faszination für die Natur. nutzt sie oft, um Texte für das Studium zu lesen. Heute wirft sie einen letzten Blick in die Unterlagen für die bevorstehende Führung im Zoo. «Was, du willst noch Lehrerin werden?» Der berufliche Werdegang von Barbara Gabriel verlief kurvenreich, die Konstante bildete dabei immer die Faszination für Natur und Umwelt. Im Anschluss an das Erststudium hat sie den didaktischen Ausweis für das höhere Lehramt in Biologie und Umweltlehre erworben. Im Teilzeitpensum unterrichtete sie danach an der Evangelischen Mittelschule Schiers Biologie und Chemie. «Es waren strenge, aber sehr lehrreiche Jahre», blickt sie zurück. Sie hätte sich auch vorstellen können, im Lehrberuf zu bleiben, entschied sich aber für eine andere Richtung. Beim Amt für Umweltschutz im Kanton Schwyz arbeitete sie zehn Jahre im Gewässerschutz und anschliessend sechs Jahre in einem Büro für Umweltplanung und Landschaftsarchitektur in Zürich-Oerlikon. Dort betreute sie unter anderem Naturschutzgebiete und befasste sich mit invasiven Neophyten, nichtheimischen Pflanzen, die sich aggressiv vermehren. Während der Zeit im Amt 22
für Umweltschutz kam Ladina auf die Welt. Mit der Geburt waren auch Gedanken und Fragen verbunden, wie sie die nächsten Berufsjahre gestalten will: «Eine andere Arbeit? Ein zweites Kind? Eine neue Ausbildung?» Zunächst trat sie die neue Stelle im Zoo Zürich an und fast zur selben Zeit gebar sie auch Madlaina. Zwei von drei Zukunftsideen hatten sich zu diesem Zeitpunkt damit schon erfüllt. Ob sie den Quereinstieg an der PH Zürich beginnen soll, hat sich Barbara Gabriel zwei Jahre lang überlegt: Sie sprach mit ehemaligen Studierenden, die sie zu dem Schritt ermuntert hatten. Und sie war bei einer Laufbahnberaterin, die ihr abgeraten und stattdessen empfohlen hat, selbständig Naturerlebnisse für verschiedene Anspruchsgruppen anzubieten. Auch die ältere Tochter war keine Ermutigung: «Was Mami», habe sie ausgerufen, «du willst noch Lehrerin werden? Du bist doch viel zu alt!» Schliesslich musste auch der finanzielle Aspekt einbezogen werden. Sie hätte vom Ersparten zehren müssen. Gabriel wusste, dass sie nicht selbständig arbeiten möchte. Aber sie wollte wieder aktiver unter Menschen sein, weniger Umweltberichte im Büro schreiben. Sie entschied sich für das Studium. Ein Aspekt war dabei zentral: der Wunsch, Kinder und Jugendliche für die Natur und den vielfältigen Lebensraum zu begeistern und zu sensibilisieren. Eine Stelle als Mittelschullehrerin in ihrem Fach zu finden schien ihr nach dem langen Unterbruch eher schwierig. Am Nachmittag bleibt Zeit zum Lernen Im Zoo Zürich ist an diesem Morgen schon viel Betrieb. An der Kasse und im Innenhof sammeln sich Schulklassen, Familien und Touristen. Die Schülerinnen und Schüler aus Oberrieden hören den Erzählungen von Barbara Gabriel zu und lassen sich von ihrem Engagement begeistern. Von allen Seiten kommen Fragen. «Was machen Elefanten, wenn sie schwitzen?», fragt eine Schülerin. Anschaulich erklärt Gabriel, dass Elefanten keine Schweissdrüsen besitzen und eigentlich nicht schwitzen können. Sie wedeln mit den grossen Ohren, in denen viele Blutgefässe sind, und kühlen so das Blut in ihrem Kreislauf ab. «Es ist wunderbar, wie sich die Kinder engagiert haben», freut sich Gabriel am Ende des Rundgangs. Zooführungen möchte sie auch während des Studiums möglichst lange weitermachen. Ob das zeitlich möglich ist, wird sich zeigen. «In dieser Arbeit steckt viel Herzblut», sagt sie und verabschiedet sich von der Klasse. Am Nachmittag hat sie keine festen Termine. Zeit, um Texte für das Studium zu lesen und «vor allem Pendenzen abzutragen.» Drei Tage später an der PH Zürich. Das erste Semester ist bereits zu Ende. Jetzt besucht Barbara Gabriel im Zwischensemester verschiedene Module. Hier im Studium kommt sie in eine Welt, in der sie zwanzig Jahre lang nicht mehr war. Die Umstellung vom Berufsalltag in AKZENTE 3/2018
Neben dem Studium macht Barbara Gabriel Zooführungen – heute mit einer Klasse aus Oberrieden.
Das Thema Beurteilung sorgt bei den Studierenden für angeregte Diskussionen.
die Schulbank, sagt Gabriel, sei auch ein Lernprozess. Ruhig sitzen, sich konzentrieren, nicht produzieren, sondern zuhören, sich Dinge merken, bewusst auswendig lernen, einen Test schreiben und mit der Prüfungsnervosität umgehen, all dies war wieder neu. «Ich habe seit Jahrzehnten keine Prüfung mehr geschrieben.» Jetzt stellt sie fest, dass ihr die Umstellung und der Start in die Ausbildung gut gelungen sind. Nach fünf Tagen Einführung absolvierte sie ein dreiwöchiges Praktikum in der 1. Primarklasse Zürich-Witikon. Die Kinder seien lieb gewesen. «Ich habe mich so wohl gefühlt, als hätte ich schon immer unterrichtet und keine Pause von 16 Jahren gemacht.»
neben den inhaltlichen Anregungen und Auseinandersetzungen auch den sozialen Aspekt des Studiums. «Es ist schön, neue Leute kennenzulernen und neue Inputs zu bekommen.» Einige seien in einer ähnlichen Situation wie sie. Mit ihnen würde sie auch über familiäre Dinge reden. Spannend sei aber auch, über die unterschiedlichen Wertvorstellungen zu diskutieren. Für die Freizeit muss sie die Balance noch finden. Sie ist Präsidentin im
In der Gruppenarbeit diskutiert die Klasse angeregt die Aspekte einer «gerechten Note».
Mehr als eine Skitour pro Saison Heute Morgen beginnt das dreitägige Modul «Beobachten – Beurteilen - Fördern». Es geht darum, die Perspektive für pädagogisch kluges Beurteilungshandeln in der Schule zu erweitern. Was sind gute Zeugnisse? Was müssen Zeugnisse leisten? Diese Fragen sollen erörtert werden. Zu Beginn fragt Dozent Christoph Schmid von den Teilnehmenden die Erwartungen zum Inhalt des Moduls ab. Barbara Gabriel wünscht vor allem praxisnahe Beispiele. Andere möchten auch theoretische Hintergründe. In der anschliessenden Gruppenarbeit diskutiert die Klasse angeregt die verschiedenen Aspekte einer «gerechten Note». Etliche haben Schulerfahrung und bringen praktische Beispiele in die Diskussion. Gabriel schätzt
Naturschutzverein Thalwil, geht biken, klettern und bewegt sich auch sonst gerne in der Natur. Im letzten Winter hat es nur für eine Skitour auf den Fahnenstock bei Elm gereicht. «Ich habe gemerkt, dass ich aus Zeitgründen nicht mehr alles machen kann.» Gerne würde sie auch öfters ins Kino gehen. Aber Freunde treffen, darauf möchte sie nicht verzichten. Und ein paar Skitouren mehr sollten im nächsten Winter auch möglich sein.
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Studierendenporträt
Schon im Kindesalter hatte Ladina Blumenthal eine besondere Beziehung zum Lehrberuf. «Meine Kindergartenlehrpersonen waren meine Vorbilder», sagt sie. Deshalb steht ihr Entschluss, Lehrerin zu werden, schon seit Längerem fest. Seit letztem Jahr studiert sie nun im Studiengang Kindergarten- und Unterstufe an der PH Zürich. Sie ist fasziniert davon, wie man kleinen Kindern etwas beibringen kann und dabei ihre Fortschritte beobachten und miterleben darf. Der Lehrberuf ermöglicht es der Zürcherin, ihr Interesse für die Musik wieder verstärkt zu verfolgen. Vor dem Beginn ihrer Ausbildung hatte die 2.-Semestrige vier Jahre lang Gitarre gespielt. Dank ihrem Studium konnte sie das etwas in Vergessen24
heit geratene Hobby wieder aktiv aufnehmen. Neben der Musik hegt die Studentin eine grosse Leidenschaft für den Sport. Dafür geht sie am liebsten in die Natur oder ist in Gesellschaft von Freunden. Die Studentin erinnert sich gerne daran zurück, als sie während eines Praktikums in einem Kindergarten Sport unterrichten durfte. «Das war eine grossartige Erfahrung und die Kinder haben super mitgemacht.»
Am Studium mag Ladina Blumenthal die Praxiseinsätze besonders. «Schon während des Studiums den Traumberuf ausleben zu können, gibt Motivation zum Weitermachen.» Die Studentin kann sich vorstellen, später einmal in einem Spital oder einer Rehaklinik zu unterrichten. «Ich möchte
Kindern eine Chance geben, die gerade eine schwierige Zeit durchmachen.» Falls es sich anbietet, würde sie diese Erfahrung gerne im Ausland machen. Doch für den Moment ist die 22-Jährige noch voll auf ihr Studium konzentriert. «Ich bin sehr froh, habe ich mich für den Studiengang Kindergarten- und Unterstufe entschieden, da mir dieser Einblicke in die Welt des Kindergartens wie auch der Schule ermöglicht und ich ein Diplom für beide Stufen erhalte.» Zum jetzigen Zeitpunkt hat sie sich noch nicht für eine bestimmte Richtung entschieden. Doch ganz egal, wohin es Ladina Blumenthal schlussendlich verschlägt, eines ist ihr besonders wichtig: «Lernen soll mit Spass verbunden sein, da gehört auch Lachen dazu.» – Samanta Gribi AKZENTE 3/2018
Foto: Nelly Rodriguez
Studierendenseite
Ladina Blumenthal studiert an der PH Zürich im Studiengang Kindergartenund Unterstufe.
Die Masterarbeit
Ausstudiert – die Studierendenkolumne
Janine Mühlebach wollte in ihrer Masterarbeit herausfinden, wie man die
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Määääähcker «Wer zum GEIER hat das Klopapier schon wieder nicht ersetzt?» «Wieso läuft die alte Schachtel so langsam vor mir her?! Weiss sie denn nicht, dass man am Bahnhof immer im Eiltempo verkehrt!?» Ständig haben wir etwas auszusetzen, als ob wir ohne einen Funken Optimismus auf die Welt gekommen wären. «Aber wir können doch nichts dafür, es ist doch einfach so.» Mäh mäh määh ...! Mit dieser Schwarzmalerei ist nun endgültig Schluss! Nehmt euch ein Beispiel an Hänsel und Gretel. Die haben verstanden: wem es an Orientierungssinn fehlt, muss sich anders zu helfen wissen. Anstatt sich von der netten alten Grossmutter, (räusper) ich meine Hexe wie in einem Fünf-SterneHotel verwöhnen zu lassen und am Ende über die verfehlte Sommerfigur zu jammern, haben sie sich bewusst entschieden, den Löffel nicht ganz so schnell abzugeben. Summa summarum: Es reicht, wenn mir jemand am Bahnhof im Weg steht, ich muss es nicht auch noch selbst tun. Wieso nicht einfach einmal ohne Halt am Meckerland vorbeidüsen und sich vom netten Wachmann an der Grenze durchwinken lassen? Wäre doch eine angenehme Abwechslung. Und schliesslich sagt man nicht umsonst: «Abwechslung ist die Würze des Lebens.» Also: Määähcker-Modus ruhig mal ausschalten und entspannt durch die Bahnhofshalle laufen. Antonia Stopic ist Studentin auf der Sekundarstufe I und Tutorin im Schreibzentrum der PH Zürich
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Studierendenseite
einem DaZ-Schüler und einer DaZSchülerin zusammen. Nachdem diese mit Hilfe des SchreibhilferasSchreibkompetenzen von Schületers je eine Erzählung und eine rinnen und Schülern, die erst seit Beschreibung verfasst hatten, kurzem in der Schweiz leben, überprüfte Janine Mühlebach die fördern kann. Laut der Autorin Texte anhand eines Textanalyserasverfügen viele von ihnen über ters. Die Auswertung zeigte, dass schlechte Deutschkenntnisse. Der die Schülerin und der Schüler zwar DaZ-Unterricht hilft ihnen dabei, motiviert und ausdauernd arbeiteihre Kompetenzen zu erweitern, ten. Bei näherer Betrachtung wurde wobei der Schwerpunkt oft bei der jedoch deutlich, dass das SchreibhilGrammatik liegt. Im Rahmen eines feraster alleine nicht genügt, um Besuchs in einer DaZ-Klasse stellte eine nachhaltige Verbesserung der die Autorin fest, dass es den Lernen- Schreibkompetenzen zu erreichen. den trotz der erlernten Regeln Gar keine Fortschritte machten die schwerfällt, sich in einem ganzen Lernenden dabei beim Setzen von Satz auszudrücken oder einen Text Abschnitten sowie bei der Verwenzu verfassen. Auf der Grundlage dung von Deklinationsformen. Im dieser Beobachtung liess die StuBereich der inhaltlichen Strukturiedentin im Rahmen eines Versuchs rung, der Wortschatzerweiterung, DaZ-Schülerinnen und -Schüler des Satzbaus, der Verbformen sowie einen kurzen Text schreiben. Dabei im Bereich der Verwendung von bestätigte sich ihr Eindruck: Die Textverknüpfungsmitteln machten Schülerinnen und Schüler sich hingegen grosse Fortschritte bekundeten zwar wenig Mühe, bemerkbar. einzelne Sätze grammatikalisch Die Autorin empfiehlt richtig zu schreiben. Sie stiessen hinsichtlich einer Verwendung eines jedoch an Grenzen, als es um das Schreibhilferasters im Unterricht Verfassen eines zusammenhängenfolgendes Vorgehen: Da in einer den Textes ging. Klasse mit beispielsweise 20 SchüIn einem nächsten Schritt lerinnen und Schülern die Entwicküberprüfte Janine Mühlebach, ob lung von jeweils individuellen sich die Schreibkompetenzen der Lösungen zu viel Zeit in Anspruch Lernenden mit einem spezifischen nehmen würde, arbeiten alle mit Arbeitsinstrument fördern lassen. dem gleichen Raster. Das InstruDazu erstellte sie ein eigenes ment erhält so die Funktion einer Schreibhilferaster, welches bei der Vorlage. Voraussetzung dabei sei, Überarbeitung der Texte helfen dass die Lehrperson die Lernenden sollte. Jedes Raster wird individuell in die Arbeit mit dem Schreibhilerstellt und orientiert sich stark an feraster einführt. Zudem sei die bereits verfassten Texten. Dabei gemeinsame Erarbeitung eines erhalten die Schülerinnen und Beispiels zwingend notwendig. Schüler zu jedem Textelement (Titel, – Samanta Gribi Einführung, Situation, Personen Die Masterarbeit von Janine charakterisieren etc.) eine Auswahl Mühlebach ist online publian alternativen Formulierungen. ziert: blog.phzh.ch/akzente Um das Schreibhilferaster testen zu können, arbeitete die Studentin mit
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Den Schulen stehen viele Möglichkeiten offen, sich in den Lehrplan 21 einzuarbeiten. Die PH Zürich bietet unter anderem Online-Lerneinheiten zur Aneignung des Basiswissens an. Eine Befragung zeigt nun: Das Angebot stösst auf positive Resonanz. Text: Olivia Rigoni Foto: Alessandro Della Bella
Schulinterne Weiterbildung als sinnvolle Ergänzung Die Online-Lerneinheiten werden ergänzt durch eine Teamweiterbildung, die als Präsenzveranstaltung stattfindet. «Zur Vertiefung des online erarbeiteten Basiswissens können die Schulen einen schulinternen Weiterbildungstag oder eine durch die Schulleitung gestaltete Teamweiterbildung durchführen», sagt Jürg Fraefel. Jede
Digitale Bildungsangebote sind im Aufwind. Auch die PH Zürich setzt, sowohl in der Aus- als auch in der Weiterbildung, seit Längerem auf E-Learning. Seit letztem August gehören auch die Online-Lerneinheiten zum Lehrplan 21 zur breiten digitalen Angebotspalette. Das strukturierte und didaktisch aufbereitete Lernangebot verDie Online-Lerneinheiten können in Schulteams mittelt mittels Filmclips, Kurztexten, Unterrichtsbeispieoder individuell bearbeitet werden. len und interaktiven Übungen das Basiswissen zum neuen Lehrplan. Insgesamt können vier Lerneinheiten selbstorganisiert in Schulteams oder individuell als Selbststudium Schule im Kanton Zürich hat Anrecht auf eine kostenlose bearbeitet werden: «Grundlagen», «Beurteilung», «Mathe- schulinterne Weiterbildung (SCHILW+) der PH Zürich. Die Befragung des Digital Learning zeigt, dass die matik» und «Deutsch». Lehrpersonen auch den Präsenzteil der online-unterstützÖrtliche und zeitliche Flexibilität werden geschätzt ten Weiterbildung zum Lehrplan 21 positiv bewerten. Gut Bislang haben sich 410 von 550 Schulen im Kanton Zürich 82 Prozent der Befragten gaben an, mit dem SCHILW+ für die Nutzung der Online-Lerneinheiten angemeldet. «Es zufrieden zu sein. Die überwiegende Mehrheit ist zudem freut uns, dass so viele Schulen auf dieses Angebot setzen», der Ansicht, dass sich die beiden Bestandteile der Weitersagt Jürg Fraefel, Leiter des Bereichs Digital Learning an der bildung ergänzen und etwa Fragen, die sich bei der BearPH Zürich. Um zu erfahren, wie die Online-Lerneinheiten beitung der Online-Lerneinheiten ergaben, im SCHILW+ bei den Schulen ankommen, haben er und sein Team zwi- geklärt werden konnten. schen November 2017 und März 2018 eine Befragung Rund 70 Prozent der befragten Lehrpersonen köndurchgeführt. Rund 500 Lehrpersonen nahmen daran teil. nen sich vorstellen, auch in Zukunft Weiterbildungen der Die Ergebnisse fallen positiv aus: Gut 84 Prozent PH Zürich zu besuchen, die aus einer Kombination von der Befragten gaben an, mit der von ihnen genutzten On- Online-Lerneinheit und Präsenzterminen bestehen. «Dieline-Lerneinheit zufrieden zu sein. Nahezu 90 Prozent ses Resultat ist sehr erfreulich», sagt Jürg Fraefel. «Und es konnten ihr Wissen zum Lehrplan 21 und zum kompetenz- zeigt einmal mehr, dass sich analog und digital nicht ausorientierten Unterrichten nach eigener Einschätzung er- schliessen, sondern dass sich die Potenziale beider Lernweitern. Geschätzt wurden insbesondere die zeitliche und formen gewinnbringend nutzen lassen.» AKZENTE 3/2018
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PH Zürich – Weiterbildu ng
Online-Angebot kommt bei Schulen gut an
örtliche Flexibilität des Angebots. Aber auch die Möglichkeit, sich das Wissen dem eigenen Tempo und Vorwissen entsprechend anzueignen, wurde als Vorteil gewertet. Erwartungsgemäss habe es auch kritische Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge gegeben, sagt Jürg Fraefel. «Wir haben deshalb bereits einige Weiterentwicklungen vorgenommen.» So wurde beispielsweise die Lerneinheit «Deutsch» um einige neue Kapitel ergänzt und in die Lerneinheit «Beurteilung» wurden zusätzliche filmische Beispiele integriert.
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Heilpädagogischer Lehrmittel-Verlag
Mittwoch, 7. November 2018, 15.00 –17.30 Uhr Masterstudiengang Sonderpädagogik mit den Vertiefungsrichtungen: – Schulische Heilpädagogik – Heilpädagogische Früherziehung
Lehrmittel und Unterrichtshilfen für lernschwache Kinder
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Bereiche: Lesen
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Foto: Timur Geyran
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22.05.2018 17:41:23
Die Führungskompetenzen als Schulleitung laufend erweitern Der CAS «Führen einer Bildungsorganisation» steht am Anfang des beruflichen Werdegangs von Schulleiterinnen oder -leitern. Für jene, die ihre beruflichen Handlungskompetenzen anschliessend erweitern möchten, bietet die PH Zürich den DAS «Schulführung Advanced» an.
Für den Besuch einer Weiterbildung geben in der Regel mehrere Beweggründe den Ausschlag. Neben der Erweiterung der fachlichen Kompetenzen motiviert viele auch die Aussicht auf eine persönliche Entwicklung. «Unabhängig von der individuellen Motivation ist das Ziel immer das gleiche: sich zu professionalisieren», sagt Heike Beuschlein, Dozentin und Studiengangsleiterin im Zentrum Management und Leadership der PH Zürich. Der neuentwickelte DAS-Studiengang «Schulführung Advanced» bietet Schulleiterinnen und -leitern viel individuellen Gestaltungsraum und zielt auf eine umfassende Professionalisierung auf mehreren Ebenen ab. Lebenslanges Lernen auf verschiedenen Ebenen Vielfach werden diese Professionalisierungsschritte in den Kontext eines «lebenslangen Lernens» gestellt. Lebenslanges Lernen geht über das Sammeln von Diplomen und Zertifikaten hinaus und umfasst das gesamte Lernen während eines Lebens, das zur Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen beiträgt. Formell betrachtet setzt sich lebenslanges Lernen aus drei Lernformen zusammen: Das sogenannte formale Lernen findet im Rahmen des persönlichen Bildungswegs vom Kindergarten bis in die Tertiärstufe statt. Danach rückt vermehrt das nichtformale Lernen ins Zentrum, wofür beispielsweise Kurse, Konferenzen oder Workshops den Rahmen bieten. Die dritte Form, das informelle Lernen, umfasst alle weiteren Lernprozesse, die ausserhalb der formalen Bildung stattfinden. Verknüpfen Weiterbildungsangebote nichtformales mit informellem Lernen, dann erfolgt die Professionalisierung neben der fachlichen Ebene auch im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Hier setzt der neue Studiengang der PH Zürich an: Er formalisiert das erfahrungsbasierte Wissen von Schulleitenden, welches sie sich im Berufsalltag angeeignet haben. Einen wichtigen Bestandteil bildet dabei der Bezug zur Theorie: «Die Verzahnung von Praxis und Theorie schafft Möglichkeiten, AKZENTE 3/2018
die eigenen Erfahrungen in einen übergeordneten, gesicherten Rahmen einzubetten. Damit können komplexe, anwendungsnahe Situationen genauer betrachtet und besser verstanden werden», sagt Heike Beuschlein. Für den Austausch und die gemeinsame theoretische Einbettung bietet der DAS ausreichend Gelegenheiten, in denen die Teilnehmenden ihre unterschiedlichen Vorstellungen und Erfahrungen zur Schulführung und -entwicklung aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren können. Für die Nachhaltigkeit einer Weiterbildung ist auch die Verbindung von Forschung und Praxis von Bedeutung: «Ich möchte Schulleiterinnen und Schulleiter mit aktuellen Forschungsprojekten in Kontakt bringen und sie einladen, einen Fall aus der eigenen beruflichen Situation näher zu untersuchen. Diese neuen Blickwinkel stärken die Handlungskompetenz und somit auch die eigene Profession als Führungsperson.» Flexibles, individuelles Studieren Bezüglich Inhalten und Studiendauer lässt der berufsbegleitende DAS (Diploma of Advanced Studies) viele Gestaltungsmöglichkeiten offen. So können die Teilnehmenden aus Themenbereichen wie pädagogische Schulführung, Schulmanagement, Personal- oder Schulentwicklung, Inklusion oder Digitalisierung eigene Schwerpunkte setzen. Offen ist auch die Wahl der Formate. Neben dem Besuch von Modulen aus verschiedenen CAS-Lehrgängen können sich die Teilnehmenden ein individuelles Programm aus Kursen, Workshops oder Studienreisen zusammenstellen, bis sie ausreichend ECTS-Punkte zusammengetragen haben, um den DAS mit einer schriftlichen Arbeit abzuschliessen.
Weitere Informationen zum DAS und zum Thema Schulführung: phzh.ch/das phzh.ch/schulfuehrung
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PH Zürich – Weiterbildu ng
Text: Angela Roos
«Partizipation bedeutet, andere zu berücksichtigen»
PH Zürich – Forschu ng
Die Partizipation von Schülerinnen und Schülern ist seit mehr als zehn Jahren im Volksschulgesetz verankert. Das Projekt «Partizipation stärken – Schule entwickeln (PasSe)» des Zentrums für Schulentwicklung der PH Zürich will Klarheit darüber gewinnen, wie Partizipation in Schulen verstanden und umgesetzt wird. Die Projektleiterin Enikö Zala-Mezö berichtet im Interview von den Zielen und Ergebnissen des Projekts. Text: Nora Heinicke und Simona Marti Foto: Christoph Hotz
Enikö Zala-Mezö, Leiterin Zentrum für Schulentwicklung an der PH Zürich.
Akzente: Können Sie kurz beschreiben, was Sie unter dem Schlagwort Partizipation verstehen? Zala-Mezö: Wir wollten mit einem offenen Verständnis an die Untersuchung herangehen und hatten beim Projektstart keine Begriffsdefinition vor Augen. Im Verlauf des Projekts haben wir uns dann immer stärker 30
mit Definitionen auseinandergesetzt. Heute würde ich Partizipation anhand von drei Merkmalen beschreiben: Partizipation bedeutet einerseits, andere zu berücksichtigen. Andererseits gehört auch dazu, Hierarchieunterschiede zwischen Lehrpersonen und Lernenden zu reduzieren. Drittens ist es wichtig, dass eine Offenheit für Veränderungsprozesse vorhanden ist. Abgesehen davon ist Partizipation immer ein Aushandlungsprozess zwischen verschiedenen Beteiligten. Insgesamt steht folglich die Beziehungsebene im Zentrum. Wie haben Sie das Thema untersucht? Um herauszufinden, wie Partizipation umgesetzt wird, haben wir Befragungen in fünf Schulen durchgeführt. Diese fanden zu zwei Zeitpunkten im Abstand von je einem Jahr statt. Damit wollten wir sicherstellen, dass Entwicklungen in den Schulen in die Auswertung einfliessen können. Alle Mitarbeitenden und Schülerinnen und Schüler ab der vierten Klasse wurden schriftlich und ausgewählte Personen und Gruppen zusätzlich mündlich befragt. Daneben haben wir Alltagssituationen wie den Schüler- oder Klassenrat besucht. Zu welchen Erkenntnissen sind Sie dabei gelangt? Institutionalisierte Formen von Partizipation sind in allen Schulen vorhanden. Sie sind auf den ersten Blick ähnlich aufgebaut. So gibt es vielerorts Klassenräte sowie auf Schulebene Schülerräte mit Delegierten aus den einzelnen Klassen. Unterschiede zwischen den Schulen und auch innerhalb der Schulen bestehen etwa darin, wie flexibel oder formalisiert sie diese Formen gestalten. Der Unterricht scheint jedoch kein Ort für regelmässige Partizipation zu sein. Etabliert hat sich die Partizipation von Schülerinnen und Schülern also eher bei ausserunterrichtlichen Themen und Aktivitäten. Welche Wünsche bezüglich Partizipation äusserten Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler? Es haben sich grosse Unterschiede zwischen Lehrpersonen und Schülerschaft gezeigt. Einige Lehrpersonen sind von der Partizipation überzeugt und wollen die durch das Volksschulgesetz oder die Kinderrechte gesetzten Erwartungen erfüllen, andere glauben eher, diese erfüllen zu müssen. Bei den Schülerinnen und Schülern ist der Wunsch nach Partizipation in der Regel höher als bei den Lehrpersonen. Die Lehrerinnen und Lehrer wünschen sich Partizipation vor allem in institutionalisierten Gefässen wie dem Klassenrat, während sie in den Kernbereichen ihrer Zuständigkeit, etwa bei der Stundenplangestaltung, keine Partizipation wünschen. Wie verwenden Sie nun die Projektergebnisse? Das Projekt war von Beginn an darauf ausgelegt, dass die Erkenntnisse in die Schulen zurückfliessen. Dazu AKZENTE 3/2018
«Die Bedarfssituation in der Schule ist bei der Wahl wichtig»
fassten wir die Resultate in einem Bericht zusammen und stellten sie den Schulen zu. Anschliessend haben wir sie in Workshops mit ihnen diskutiert. Die Rückmeldungen sollten die Schulen zur Reflexion anregen und ihnen einen Input für Weiterentwicklungen geben. So haben beispielsweise die Unterschiede zwischen der Wahrnehmung der Schülerschaft und den Einschätzungen der Lehrpersonen teilweise zu Diskussionen geführt. Dies war auch eines unserer Ziele: dass die Beteiligten Erfahrungen sammeln, über die sie sich austauschen können. Wurden in den Workshops auch konkrete Massnahmen entwickelt? Wir möchten den Schulen keine Massnahmen vorschreiben, sondern sie dazu anregen, eine neue Perspektive einzunehmen. Deshalb haben wir ihnen primär die Ergebnisse der Befragungen zurückgemeldet, in einigen Workshops stellten wir ausserdem Modelle zur Partizipation vor und diskutierten mit ihnen darüber. Die Teilnehmenden haben anschliessend selbst Mass-
Akzente: Wer kann an der PH Zürich ein Facherweiterungsstudium absolvieren? Jenny: Wir sprechen mit dem Angebot sämtliche Lehrpersonen auf der Primar- und Sekundarstufe an, die ein zusätzliches Fach unterrichten möchten. Die Ausbildung wird auf beiden Stufen berufsbegleitend absolviert. Auf der Primarstufe beträgt der Umfang sechs ECTS-Punkte. Das Studium verteilt sich hier auf eine Intensivwoche und auf Lehrveranstaltungen zu Randzeiten während zwei Semestern. Auf der Sekundarstufe umfasst das Studium eine fachwissenschaftliche und eine fachdidaktische Ausbildung. Dabei werden 30-40 ECTS-Punkte erworben. Sämtliche Lehrveranstaltungen finden zu fixen Zeiten statt. Dies ermöglicht den Lehrpersonen eine langfristige Planung.
«Wir möchten den Schulen keine Massnahmen vorschreiben, sondern sie dazu anregen, eine neue Perspektive einzunehmen.»
Akzente: Wie stark werden die Angebote genutzt? Jenny: Die Nachfrage ist seit langem hoch. Auf den kommenden Herbst haben sich auf der Primarstufe 230 Personen angemeldet und auf der Sekundarstufe sind es rund 45 Personen. Dies ist aufgrund des hohen Zeitaufwands insbesondere auf der Sekundarstufe eine beträchtliche Anzahl.
nahmen entwickelt, die ihren Bedürfnissen entsprechen. So wurde beispielsweise in einer Schule entschieden, dass die Schülervertretung von nun an direkt in die Lehrerkonferenz eingeladen wird.
Akzente: Welche Fächer werden am häufigsten belegt? Jenny: Auf der Primarstufe sind es neben Sport momentan unsere Angebote zu den erweiterten Fachprofilen Religion/Kultur/Ethik sowie Tex‑ tiles und technisches Gestalten. Auf der Sekundarstufe werden Deutsch, Mathematik sowie Englisch und Französisch stark nachgefragt. Wichtig bei der Wahl ist neben der eigenen Affi‑ nität zum Fach die Bedarfssituation in der Schule. So werden insbesondere jene Fächer gewählt, die im Schulhaus von niemandem oder von zu wenig Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden können. Dies betrifft auf der Sekundarstufe neben den genannten Fächern auch Sport, Handarbeit oder Hauswirtschaft, wo zurzeit viele sogenannte Monofachlehrpersonen vor der Pensionierung stehen und durch eine Regelklassenlehrperson ersetzt werden müssen.
Wie können andere Schulen von den Ergebnissen Ihrer Studie profitieren? Wir werden die Ergebnisse der Studie und die Fragebögen online zugänglich machen. Dies mit dem Ziel, andere Schulen dabei zu unterstützen, gemeinsam über das Thema zu diskutieren. Zusätzlich entwickeln wir auf der Grundlage der Ergebnisse zurzeit ein Weiterbildungsangebot zum Thema Partizipation.
Weitere Informationen zum Projekt: tiny.phzh.ch/projekt _ partizipation
Das Projekt «PasSe» wird finanziell unterstützt von der Stiftung Mercator Schweiz.
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– Christoph Hotz
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PH Zürich – Ausbildu ng
Thomas Jenny, Leitung Facherweiterung Sek I an der PH Zürich
Tasten, riechen, formen, sägen Ton, Holz und Papier über die Sinne kennen lernen. Dieser Schwerpunkt steht im ersten Modul der Ausbildung Kunst und Design auf Kindergarten- und Unterstufe an der PH Zürich im Vordergrund. Zentral ist für die Dozentin Esther Noser, dass die Studierenden das Material selber in die Hände nehmen, den Umgang damit erproben und selbst gestalten, um ihr Fachwissen zu erweitern.
Serie – Das Modul
Text: Walter Aeschimann, Fotos: Niklaus Spoerri
In der ersten Stunde wird an diesem Montagmorgen das im laufenden Modul erlangte Wissen abgefragt. Auf jedem Tisch liegt ein Schöggeli, ein oranges Papier und ein Bogen mit den Prüfungsfragen. Das Schöggeli ist fürs Gemüt und aus dem orangen Blatt muss eine Figur gefaltet werden. Im Test sollen eine Reihe von Fragen beantwortet werden, zum Beispiel: «Was ist Schlicker?» «Was bedeutet ‹kaschieren›?» «Benennen Sie die folgenden Werkzeuge». Neun Frauen und ein Mann beugen sich konzentriert über das weisse Blatt. 45 Minuten später sagt eine der Studentinnen zufrieden: «Ich denke, dass ich gut abgeschnitten habe.» Geprüft wird Basiswissen über die Werkstoffe Holz, Papier und Ton. Diese Materialien haben die Stu32
dierenden an sechs Halbtagen in dem Modul nicht nur mit dem Lehrmittel kennengelernt, sondern auch sinnlich erfahren – deren Eigenschaften durch Formen, Sägen, Hämmern erlebt und gleichzeitig auch Möglichkeiten der Verarbeitung kennengelernt. Der Kunst- und Werklehrerin Esther Noser ist es wichtig, dass die Studierenden ihre «Kompetenz durch Selbermachen» erlangen können. Das kommt sehr gut an. Die Quereinsteigenden im ersten Semester, die den dreijährigen Studiengang Kindergarten sowie Kindergarten- und Unterstufe absolvieren, sind sich in der Rückschau einig: «Wir lernten viel, indem wir selber ausprobieren konnten und das Resultat auch beschrieben und reflektierten.» Vor drei Wochen haben die Studierenden in einer kurzen Sequenz einen kleinen «Glücksbringer» und Daumenschalen aus Ton geformt. Unterdessen sind die unterschiedlich gestalteten kleinen Symbolträger trocken. Heute morgen werden sie gebrannt. Als Brennöfen dienen grosse Konservendosen. In diesen Büchsen sind am Boden und im unteren Viertel der Seitenwand viele Löcher eingeschlagen, damit die Luft zirkulieren kann. Mit den Kindern werden solche Experimente besser im Wald durchgeführt. Als Untergrund eignen sich Kies- oder Schotterboden. «Wie können die Kinder Löcher in die Büchsen schlagen?», fragt Esther Noser. Sie versucht stets einen praktischen Bezug zum Unterrichtsalltag herzustellen, Basiskompetenz und Fachdidaktik fliessend zu kombinieren. Durch Ausprobieren Kompetenzen erlangen Im aktuellen Experiment errichten die Studierenden die Feuerstelle auf einem der Balkone an der PH Zürich. Sie stellen die Büchsen auf die Stahlplatte des installierten Grills und zusätzlich auf drei kleine Schamottsteine. Die Blechdose wird schichtweise mit Holzkohle und den Tonobjekten gefüllt. Esther Noser lässt ihre reiche Erfahrung einfliessen. Die Holzkohlenstücke sollten nicht zu klein sein, die Figuren dürfen den Dosenrand nicht berühren, als Anzündhilfe hat sich in Wachs getränkte Holzwolle bewährt. Während die Figuren zwei Stunden brennen und die Temperatur bis 900 Grad erreicht, versammelt sich die Klasse im Zimmer. Vor der nächsten Übung diskutiert Noser, wie die Zeit des Brennvorgangs mit den Kindern gestaltet werden kann. Anschliessend sitzen die Studierenden im Kreis, die Augen sind geschlossen. Die Dozentin lässt verschiedene Objekte von Hand zu Hand zirkulieren. Einzelne riechen an den unbekannten Gegenständen, andere betasten sie oder lassen sie auf die AKZENTE 3/2018
In der ersten Stunde wird das im laufenden Semester erlangte Wissen abgefragt.
Serie – Das Modul
Als Brennöfen für die zuvor aus Ton geformten Figuren nutzen die Studierenden grosse Büchsen.
Tischplatte fallen, um durch den Klang die Eigenschaften zu erfahren. Die Studierenden beginnen angeregt zu diskutieren, sammeln und ordnen ihre Eindrücke. Die Objekte sind alle rund, einige weich, andere hart und kalt, aber immer verschieden gross. Mit dabei ist eine kleine Styroporkugel. Styropor, ein weisser, geschäumter Kunststoff, ist das letzte Element, das die Klasse in diesem Modul kennenlernt. Es wird häufig als Verpackungsmaterial eingesetzt und kann gut zum Basteln verwendet werden. Es lässt sich leicht brechen oder mit einem heissen Draht zerschneiden. Es eignet sich als leicht zugängliches Recyclingmaterial gut für den Unterricht auf der Kindergarten- und Unterstufe. Eine Studentin versucht mit dem heissen Draht eine Schmetterlingsfigur auszuschneiden. «Es ist gar nicht so einfach», wundert sie sich. Man müsse sehr langsam und exakt arbeiten. Im Sinne der Dozentin ist ein Ziel erreicht: Kompetenz erlangen durch Ausprobieren und Erfahren.
didaktischen Konzepten des Textilen und technischen Gestaltens, die davon ausgingen, dass Kinder exakte Vorgaben brauchen, um zu einem Produkt zu gelangen, betonen heutige Lehrpläne den Bildungswert gestalterischer Prozesse. «Das Kind soll nicht die Ästhetik der Erwachsenen übernehmen. Es darf selber entdecken und eigene Ideen zur Lösung technischer Probleme oder zu Darstellungsweisen finden.» Im zweiten Semester werden die Studierenden im nachfolgenden Modul Konzepte der Unterrichtsplanung genauer kennenlernen. Die Holzkohle ist verglüht, die Tonobjekte liegen sichtbar auf dem Boden der Konservenbüchse. Die Studierenden ergreifen mit der Grillzange die heissen «Glücksbringer» und legen sie behutsam zum Auskühlen auf eine Steinplatte. «Wunderbar! Keine einzige Figur ist gebrochen! Schauen Sie, wie sich die Farbe verändert hat!», freut sich Noser. Kompetenz vermitteln heisst auch die eigene Begeisterung am Thema zeigen.
Fokus auf gestalterische Prozesse Esther Noser will ihren Studierenden keinen schablonenhaften Unterricht vermitteln. Im Gegensatz zu früheren
In der Serie «Das Modul» stellen wir in diesem Jahr verschiedene Ausbildungsmodule der PH Zürich vor. Die insgesamt vier Beiträge bilden exemplarisch die Vielfältigkeit des Studienangebots ab.
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Serie «Das Modul»
Medientipps VERBOTENE KINDER
Dass unter politischen Entscheidungen die Schwächsten leiden, ist eine Binsenwahrheit. Die 11-jährigen Jungen Ezad und Luca sind dicke Freunde. Vom Geheimnis seines Freundes weiss Luca aber ebenso wenig wie von der Kindheit seiner Grossmutter, der Nonna. Ezad und seine Familie halten sich nach einem negativen Asylentscheid illegal in der Schweiz auf. Ezad geht in die Schule, anders als früher seine Nonna, Tochter von italienischen Saisonniers. Der historische Hintergrund ihrer Geschichte ist das erst 2002 vollständig abgeschaffte Saisonnierstatut, das Arbeitskräften aus dem Ausland den Familiennachzug verwehrte und so Familien trennte oder Kinder in die Illegalität trieb. Sie wurden versteckt und hatten keinen Zugang zu Schulbildung. Und so ist es kein Zufall, dass in Ezad und Luca die Nonna die treibende Kraft einer Bürgerinitiative ist, die sich couragiert für Ezads Familie einsetzt. Das flott produzierte Hörspiel verhandelt ein brisantes Thema engagiert, sensibel und mit Humor. – Erik Altorfer
S. Zahnd. Ezad und Luca. Hörspiel für Kinder von 8–12 Jahren. SRF 2017 / Basel: Zytglogge Verlag, 2018. 2 CDs. 90 Min.
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DEEP WORK
Zerstückelte Arbeitstage, Grossraumbüros und E-Mails, die ständig nach Aufmerksamkeit verlangen, sind schlechte Voraussetzungen für konzentriertes Arbeiten, wie der Computerwissenschaftler Cal Newport überzeugend darlegt. Was wir indes bräuchten, sind längere ablenkungsfreie Phasen, in denen wir uns vertieft einer einzigen Sache widmen können.
Das Konzept nennt sich «Deep Work». Newport beschreibt nicht nur, wie Rückzugsorte, geschützte Zeitfenster und bestimmte Strategien zu besserer Qualität führen. Er klärt uns darüber auf, dass Ausgleich, Pausen und Feierabendrituale unser Wohlbefinden entschieden steigern und letztlich zu mehr sinnstiftender Produktivität führen. Wer nach Büroschluss noch Mails beantwortet oder in
Gedanken schon Gespräche des nächsten Tages vorbereitet, vergibt sich die Chance abzuschalten und aufzutanken. Denn genau das wäre wichtig, weil wir nur über einen begrenzten Vorrat an Willenskraft und gelenkter Aufmerksamkeit verfügen. – Daniel Ammann
C. Newport. Konzentriert arbeiten: Regeln für eine Welt voller Ablenkungen. München: Redline, 2017. 271 Seiten.
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Foto: Christoph Hotz
Medientipps
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LEHR- UND PRAXISBUCH
Einfach gut unterrichten? Der Titel macht neugierig, denn er zielt auf das Kerngeschäft von Schule ab und fordert daher alle Lehrpersonen auf, sich damit zu befassen. Das Buch greift die fundamentalen klassischen und aktuellen Grundlagen des Unterrichtens auf. Jedes Kapitel ist in Anlehnung an das dialogische Lernen nach Ruf / Gallin aufgebaut (Anknüpfen an Erfahrungen der Leserschaft, Grundlagenwissen, Anwendungsvorschläge sowie Übungen und Beispiele) und involviert somit die Lesenden gekonnt. Das erfahrene Autorenteam nimmt auch klar Stellung zu kontroversen Diskussionen und Trends in der allgemeinen Didaktik, wie etwa zum Verhältnis selbstbestimmter und lehrergesteuerter Lernformen. Die Publikation liefert theoretisch untermauerte, praktische Antworten auf die Frage nach gutem Unterricht und eignet sich sowohl zur individuellen Auseinandersetzung wie auch als Arbeitsbuch für Studierende und Lehrende in der Ausbildung. – Martin Retzl
H. Berner, R. Isler, W. Weidinger. Einfach gut unterrichten. Bern: hep verlag, 2018. 344 Seiten.
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FILM UND SPRACHE
Wie kann man spielend Deutsch lernen? Die Publikation bezieht sich auf ein internationales Jugendbegegnungsprojekt, das bereits seit vielen Jahren in einem sehr authentischen Dorf im rumänischen Siebenbürgen stattfindet. Jugendliche aus Rumänien, Serbien, Kroatien, Ungarn und Deutschland kommen im Rahmen von Sommercamps für zwei Wochen zusammen, um Deutsch zu lernen und narrative Kurzfilme in deutscher Sprache zu produzieren. Eine Besonderheit stellt der filmund theaterpädagogische Sprachförder-Ansatz dar: Die Teilnehmenden entwickeln nicht nur Sprachkompetenzen, sondern auch Medienkompetenz (Filmgestaltung) und Auftrittskompetenz (Filmschauspielpädagogik). Das Buch besticht durch zahlreiche Materialien für die Praxis (Übungsreihen und Spiele) sowie eine reichhaltige farbige Bebilderung mit Originalfotos aus den Workshops in Rumänien. – Peter Holzwarth
K. Holdorf, B. Maurer, Hrsg. SpielFilm-Sprache. München: kopaed, 2017. 350 Seiten. Internetseite zum Buch: www.sprachfoer derung.eu.
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UNENDLICHES BEI ENDE
Die Lektüre von Literarischem heisst auch, sich auf Unabschliessbares einzulassen. Dies erfährt, wer sich von Hans-Heino Ewers zum Lesen bzw. Wiederlesen von Michael Endes Kinderbuchklassikern verführen lässt. So regt der Autor zum Beispiel an, über die Schul pädagogik im Jim Knopf nachzudenken, indem er auf Jims und Lukas’ Besuch der Mathematikstunde von Frau Mahlzahn verweist. Danach fragt Jim, ob Schulen generell so aussähen. Lukas’ Antwort lässt verschiedene Interpretationen zu: «Gott bewahre! (…) Manche Schulen sind sogar ganz nett. Allerdings sind dort keine Drachen als Lehrer, sondern einigermassen vernünftige Leute.» Bei Momo können sich auch Erwachsene auf eine Philosophiestunde bei Meister Hora freuen: Die grauen Herren würden entstehen, weil die Menschen ihnen die Möglichkeit gäben zu entstehen, erklärt er. Und wer eine Deutung für die Grenze zwischen Bewusstem und Unbewusstem sucht, wird vielleicht in der Unendlichen Geschichte fündig. – Martina Meienberg
H. Ewers. Michael Ende neu entdecken. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 2018. 278 Seiten.
Verschwundene Teenager Kinder verschwinden spurlos und tauchen manchmal erst nach Jahren wieder auf. Der spanisch‑schweizerische Spielfilm «Die nächste Haut» (Isaki Lacuesta u. Isabel Campo 2016; Netflix) erzählt eine solche Geschichte. Seit dem Unfalltod seines Vaters wird der kleine Gabriel vermisst. Man geht davon aus, dass er nicht mehr lebt. Aber dann entdeckt man ihn acht Jahre später in einem Jugendheim. Der 17-Jährige kehrt nach Hause zurück, scheint sich aber kaum zu erinnern. Das wiederum weckt Zweifel an seiner wahren Identität. Um einen offensichtlichen Identitätswechsel geht es hingegen im fesselnden Jugendroman «Das zweite Leben des Cassiel Roadnight» (dtv 2011) der britischen Autorin Jenny Valentine. Als der Obdachlose Chap ein paar Tage in einer Notunterkunft verbringt, entdeckt eine Mitarbeiterin seine Ähnlichkeit mit einem vermissten Jungen. Chap muss nicht lange überlegen. Er packt die Chance und lässt sich auf die waghalsige Geschichte ein. Der indische Junge Saroo im Film «Lion» (Garth Davis 2016) geht durch unglückliche Umstände verloren. Die halbe Nacht wartet er am Bahnhof auf seinen Bruder und steigt schliesslich in einen abgestellten Zug. Die Waggons setzen sich plötzlich in Bewegung und bringen den kleinen Jungen in eine weit entfernte Region des Landes. Saroo kommt in ein Waisenhaus und wird später an ein Ehepaar in Australien vermittelt. Der Spielfilm basiert auf Saroo Brierleys Lebensgeschichte und zeigt in bewegenden Bildern, wie dieser sich als junger Erwachsener auf die Suche nach seiner Herkunft begibt. – Daniel Ammann
Besprechungen weiterer Titel: blog.phzh.ch/akzente/rubrik/medientipps AKZENTE 3/2018
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Medientipps
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Mario Bernet und Ruedi Isler – Unter vier Augen
Illustration: Elisabeth Moch
Mario Bernet: Vor der FussballWM gelangten ab und zu einige Panini-Bilder in meine Hände. Diese leitete ich an einen elfjährigen Nachbarsbuben weiter, der die Übergabe jeweils mit einem Freudentanz quittierte. Nicht so an einem Nachmittag im Mai: Diesmal nahm er die Ration nicht persönlich entgegen, seine Mutter führte mich ins Wohnzimmer. Er sass vor dem Fernseher, in der Hand die Spielkonsole. Auf dem Bildschirm sah ich, wie sich eine Figur den Weg durch eine Ruinenlandschaft freischoss. Die Mutter zuckte mit den Schultern. «Nichts zu machen», meinte sie, «wenigstens kämpft er als Frau.» Was fällt dir dazu ein? Rudolf Isler: Wir alle werden den gleichen Reflex haben: Dem Bub tut das nicht gut – und die Mutter hat schon aufgegeben, wenn sie sich auf den Gendererfolg zurückzieht. Aber du sprichst eine zentrale Frage an: Sollen und können wir unsere Kinder vor problematischen Einflüssen dieser Welt behüten? Jede Pädagogik hat darüber nachgedacht. Bernet: Betreten wir diese Untiefen: Schau dir mal auf Youtube «Fortnite Battle Royale Trailer» an. Was sagst du dazu, wenn der Reflex verraucht ist? Isler: Ein wirklich primitives ShooAKZENTE 3/2018
ter-Game – und es gibt noch unerfreulichere! Der Pädagoge Dietrich Benner würde für die Mutter des Buben fordern, die Transformation von gesellschaftlicher in pädagogische Determination zu überdenken. Er meint damit, dass sie und mit ihr wir alle immer abschätzen müssen, wie viel an gesellschaftlicher Realität wir unseren Kindern zumuten, vor welchen Übeln wir sie schützen wollen und wie wir damit umgehen, dass wir sie nur bedingt behüten können. Bernet: Ist eindeutig, was Behüten hier bedeutet: Eingreifen, das seltsame Vergnügen aus dem Wohnzimmer verbannen? Isler: Warum nicht? Aufwachsen ohne Fernseher, Game-Zeit einschränken – all diese Versuche scheinen mir nicht falsch. Zugegeben, unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Die bürgerliche Familie ist Geschichte! Aber was schlägst du vor, gewähren lassen? Bernet: Bei mir zu Hause hat dieses Spiel nichts zu suchen. Eine solche Form von Belustigung ist unangebracht. Dass sie auch schädlich ist, würde ich nicht behaupten. «Kennt der Einzelne nicht das Böse, so ist das ein Mangel an Einsicht.» Dieser Satz ist von Schleiermacher, dem Paten des pädagogischen Konzeptes
des Behütens. Das klingt entlastend, nicht wahr? Isler: Gar nicht! Ich kann auf die Statements der Unterhaltungskonzerne verzichten, wonach mediale Gewalt ohne Einfluss sei. Natürlich gibt es widersprüchliche Untersuchungen, aber klar scheint, dass auch in dieser Frage die sozial Schwachen, die Ungebildeten, die Bindungslosen im Nachteil sind. Ihnen tun wir keinen Gefallen, wenn sie Luzifer kennenlernen. Von ihren Familien ist wenig zu erwarten, die Gesellschaft muss sie vor allzu martialischem Unfug bewahren. Paternalismus statt Liberalismus! Der Markt ist kein Selbstläufer. Bernet: Ich widerspreche dir nicht. Der mediale Unsinn ist aber wie in dem von mir geschilderten Beispiel auch in den wohlbehüteten Stuben angekommen. Und doch bleibe ich optimistisch und glaube, dass die Jugend diesen Unsinn früher oder später durchschaut – mit unserer Unterstützung. Isler: Deine Kinder schon, andere nicht! Mario Bernet (links) war 15 Jahre Primarlehrer und ist jetzt wissenschaftlicher Mitarbeiter an der PH Zürich. Ruedi Isler ist Pädagogikprofessor. Sie unterhalten sich an dieser Stelle über ein aktuelles Schulthema.
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Unter vier Augen
Behüten?
Instagram #takeover 1
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Manuel Juon ist Primarlehrer und Präsident des Alumni-Vereins der PH Zürich.
Zur Rubrik haus Neuhegi noch gespenstisch leer ... in wenigen Wochen ziehen wir gemeinsam mit elf anderen Klassen in die 2 — Im Freien Lernen brandneuen Räumlicharbeiten die Kinder der keiten. 3.–6. Klasse an eigenen 5 — Primarlehrer off Projekten, welche sie selber planen, organi- work als Pfadileiter unterwegs. sieren und durchführen. 6 — Erste Erfahrungen mit Raumplanung ... so 3 — @alumniphzh plant sieht’s aus, wenn an der VorstandssitKinder #winterthur zung die nächsten nachstellen. Anlässe ... 1 — So lässt sich’s gemütlich in den freien Tag starten ... #markttag #winterthur
7 — Auf der Suche nach 4 — Kurz vor Ende der Bauphase ist das Schul- dem perfekten Design
für die Mitgliederausweise der @alumniphzh 8 — Nach einem Jahr Briefe schreiben haben heute die zwei Klassen aus #neftenbach und #winterthur erstmals ihre #brieffreunde getroffen ... what a #beautifulmoment! 9 — Mit diesen #impressionen der #zweitagestour von Filzbach via Murgsee auf den Maschgenkamm verabschiede ich mich vom #phzh _ takeover
Jeweils für zwei Wochen übernimmt eine Person aus dem Bildungsumfeld den Instagram-Account der PH Zürich (@phzuerich) und fotografiert während dieser Zeit in ihrem Berufsalltag – in diesem Fall von Mitte bis Ende Juni 2018. Die besten Bilder erscheinen an dieser Stelle in der Rubrik «Instagram #takeover».
Impressum «Akzente» erscheint viermal jährlich, 25. Jahrgang, Nr. 3, August 2018, ISSN 2296-7281 (Print), 2296-732X (Online). Herausgeberin: Pädagogische Hochschule Zürich. Redaktionskommission: Christoph Hotz (Redaktionsleitung), Daniel Ammann, Anne Bosche, Reto Klink, Martina Meienberg, Michael Prusse. Redaktionelle Mitarbeit: Walter Aeschimann, Samanta Gribi, Nora Heinicke, Melanie Keim, Simona Marti, Olivia Rigoni, Angela Roos, Adresse: Pädagogische Hochschule Zürich, Redaktion «Akzente», Christoph Hotz, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, akzente@phzh.ch, phzh.ch/akzente. Grafisches Konzept: Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich. Layout: Gianna Mischol, Typografische Gestalterin PH Zürich. Druck: FO-Fotorotar, Egg ZH. Inserate: IEB AG, Gewerbestrasse 18, 8132 Egg, Tel. 043 833 80 60, Fax 043 833 80 44, info@ieb.ch, ieb.ch. Abonnemente: Jahresabonnement CHF 20.– inkl. Porto, phzh.ch/abo. Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier.
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Fotos: Manuel Juon
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Dauer: 3 Jahre, SGfB-anerkannt. Optional mit Abschluss „Berater(in) im psychsozialen Bereich mit eidg. Diplom“. Institut für Körperzentrierte Psychotherapie
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