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Akzente Das Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich
Schule und Eltern – wie die Zusammenarbeit optimal gelingt Seite 10 Naturwissenschaften: eine Schulklasse macht an der PH Zürich erste Erfahrungen im Experimentieren Seite 18
Ver mischtes
Masterarbeit: wie James Bond Schülerinnen und Schüler in die Irre führt Seite 25 blog.phzh.ch/akzente
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AKZENTE 3/2014
Inserate
© Eva Geiser
Gewerbemuseum Winterthur
Ausstellung
FASHION TALKS Mode und Kommunikation 12. Juli 2014 bis 8. März 2015 Chinos oder Trainerhose, High Heels oder Flip Flops? Mit der Überlegung «Was ziehe ich an?» stellen wir uns Tag für Tag zugleich die Frage «Wer möchte ich sein?» Denn noch bevor wir etwas sagen, hat unsere Kleidung schon über uns gesprochen. Die Ausstellung «Fashion Talks» zeigt, wie die Botschaften durch Stile und Codierungen übermittelt und entschlüsselt werden und durchleuchtet gleichzeitig das raffinierte System «Mode». Angeregt durch die Ausstellungsteile «DIY – Do it yourself!», «Lass dich inspirieren!» und «Sei du selbst!» reflektieren die Schülerinnen und Schüler im Atelier ihren individuellen Style oder designen ihre eigene DIY-Mode.
Angebote für Schulen ab September 2014
Was Kleider erzählen
Dialogische Führung für Sekundarstufe I & II
Styles à gogo Workshop für Sekundarstufe I & II Vergünstigtes Angebot für Klassen der Kantone Zürich und Aargau
DIY – Do it yourself! Workshop für die Primarschule
Fashion Talks – Begleithefte und LehrerInnenführungen Begleithefte zur Ausstellung für die Sekundarstufe I & II für den selbstständigen Besuch mit der Klasse, kostenlos LehrerInnenführung für die Mittelstufe und Sekundarstufe I & II Mittwoch, 3. September 2014, 17–20 Uhr
Öffnungszeiten Di bis So 10 –17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Mo geschlossen Öffnungszeiten Feiertage siehe www.gewerbemuseum.ch Anmeldung und Informationen Gewerbemuseum Winterthur Kirchplatz 14, 8400 Winterthur Telefon 052 267 51 36 gewerbemuseum@win.ch www.gewerbemuseum.ch
Inhalt 3/2014
10 Eltern: eine klare Kommunikation kann Konflikte verhindern
30 Projekt: Wissenstransfer zwi- 18 Aktionstag Wasser: eine Schule schen Ghana und der Schweiz zu Gast an der PH Zürich
4 Vermischtes Symposium zum Thema «Führen von Teams» 7 Eine Frage, drei Antworten Wie gehen Sie mit Belastung um? 9 Seitenblick Jetzt, wo’s um meine Kinder geht
Fotos: Niklaus Spoerri, Laura Müller
10 Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern Eltern sind auch Teil der Schule
24 Studierendenseite Porträt, Masterarbeit, Kolumne 27 PH Zürich Stiftung Pestalozzianum: Podium «Schule und Krieg»
Forschung: Geschichtsunterricht im Wandel IPE: Wissenstransfer zwischen Ghana und der Schweiz Zentrum für Beratung: Was bewegt die Lehrerinnen und Lehrer?
Interview: Gabriela Kohler, Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungsorganisation KEO
32 Blick in eine andere Berufswelt DaZ-Lehrerin Susanne Burnand in der Gärtnerei Stiftung Brunegg
Stimmen und Meinungen aus dem Schulfeld
34 Medientipps
18 Reportage Eine Schulklasse am Aktionstag «Wasser» an der PH Zürich
37 Aus dem Leben eines Lehrers Leben im Büchergestell 38 Fundstück 38 Impressum
Die Thematik «Eltern und Schule» ist in jüngster Zeit zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Die Berichterstattung in den Medien wird dabei überwiegend von Problemfällen dominiert: Eltern möchten ihr Kind versetzen, Eltern sind mit der Beurteilung ihres Kindes nicht einverstanden usw. Gemeinsam ist den Anliegen der Väter und Mütter, dass sie mehr Mitbestimmungsrecht wünschen. Unter diesen Voraussetzungen sind Konflikte mit der Schule vorprogrammiert. Ein Patentrezept für den Umgang mit solchen Situationen gibt es nicht. Eine offene Kommunikation vom ersten Schultag an erleichtert jedoch vieles und es lohnt sich, die Eltern als Mitspieler eines Teams zu betrachten, in dem alle dasselbe Ziel vor Augen haben: das Kind bestmöglich in seiner Entwicklung zu fördern. Oft geht vergessen, dass die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern im Normalfall kooperativ und konstruktiv verläuft. Einen wichtigen Beitrag leisten dabei auch die Elterngremien. Die institutionelle Elternmitwirkung ist jedoch noch nicht überall gleich stark verankert. «Vielerorts läuft es gut, aber noch ohne grosse Berührungspunkte zum Schulalltag», sagt Gabriela Kohler, Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungsorganisation (KEO). Sie äussert sich im Interview über die Bedingungen für ein erfolgreiches Miteinander zwischen Lehrpersonen und Eltern.– Christoph Hotz
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In haltsverzeich nis
Das gemeinsame Ziel vor Augen
Symposium zum Thema «Führen von Teams»
Über 300 Führungspersonen aus dem Bildungsbereich besuchten im Campus der PH Zürich das Symposium Personalmanagement, das in diesem Jahr in seiner 8. Austragung stattfand. Rund um das Thema «Führen von Teams» kamen die Teilnehmenden in den Genuss von drei anregenden Referaten, und sie konnten ihr Wissen in elf Foren vertiefen. Nach einer Begrüssungsrede von Karl Mäder, dem Leiter des Zentrums für Beratung der PH Zürich, war die Bühne frei für die drei Keynotes des Tages. Wolfgang Jenewein von der Universität St. Gallen machte den Auftakt und referierte zum Thema «Wandel der Führung». Abgestützt auf neue empirische Studien sowie auf seine Erfahrungen als Berater von Hochleistungsteams aus der Fussball-Bundesliga erläuterte er die veränderten Erwartungen, die heute an Führungspersonen herangetragen werden. «Nicht mehr dem Führungstyp Trainer, der Aufgaben verteilt und sich mehrheitlich mit Managementaufgaben beschäftigt, gehört die Zukunft, sondern dem emotional kompetenten Leader und Coach, der die Willenskraft seiner Mitarbeitenden und Teams weckt und stärkt», erläuerte Wolfgang Jenewein in seinem Vortrag. Simone Kauffeld von der TU Braunschweig nahm sich in ihrem Vortrag dem zentralen Begegnungs- und Austauschgefäss von Teams an: dem Meeting. Damit knüpfte sie 4
Kommende Ver anstaltungen: 25. Oktober «Unterrichten mit neuen Medien» Im Zentrum der Tagung steht das Thema «Kreativität, Kooperation und Kompetenzen». Campus PH Zürich
13./14. November Schulforum 2014 Schulen berichten unter dem Titel «Vielfalt, Dynamik, gsellschaftlicher Wandel – was Schulentwicklung antreibt» über ihre Erfahrungen. Vaduzer-Saal, Vaduz (FL)
27. November Podium «Schule und Krieg» Vor 100 Jahren brach der 1. Weltkrieg aus. Dieses Ereignis ist Anlass für das Podium der Stiftung Pestalozzianum. Campus PH Zürich
beim Publikum an Vertrautes an. Sie wartete mit überraschenden Erkenntnissen aus ihrer ausgedehnten Forschung auf und bereicherte das bisherige Verständnis von Sitzungen der Zuhörenden. Indem sie die Erfolgsbedingungen guter Meetings aufzeigte und auf die weitreichenden Folgen unbefriedigender Arbeitszusammenkünfte hinwies, bot sie den anwesenden Führungskräften Anregungen für die Ausgestaltung und Steuerungsmöglichkeiten zukünftiger Sitzungen. Der Transfer von der Idee zur Innovation stand im Zentrum des Schlussreferenten, Oliver Heckmann von Google Schweiz. Im Gegensatz zur einfachen Idee beinhaltet Innovation auch deren Umsetzung, und genau hier sieht der Vertreter der Spitzentechnologie die wichtigste Herausforderung und Aufgabe der Führungsperson. Anhand von zehn Regeln erläuterte Oliver Heckmann, wie Google-Manager ein innovationsfreundliches Klima schaffen, das Mitarbeitende und Teams zu Höchstleistungen animiert. – Christian Wagner Weitere Informationen und Bilder zum Symposium: tiny.phzh.ch/fuehrung Christian Wagner ist Leiter der Geschäftsstelle des Zentrums für Beratung (ZfB) an der PH Zürich.
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Foto: Christine Bärlocher
Ver mischtes
Sprach zum Thema «Wandel der Führung»: der ehemalige Bundesliga-Berater Wolfgang Jenewein.
Anzahl Praxislehrpersonen im Verhältnis zur Gesamtzahl Lehrpersonen in den Bezirken im Kanton Zürich. Affoltern
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11,7%
10,2% Bülach
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1311
10,7% Dielsdorf
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Worlddidac Award 2014: doppelte Ehre Tolle Auszeichnung für die beteiligten Mitarbeitenden: Die beiden Lehrmittel «Mathematik 1–3 Primarstufe» und «Blickpunkt 1– 3» der
PH Zürich haben den Worlddidac Award 2014 erhalten. Dieser wird alle zwei Jahre anlässlich der internationalen Bildungsmesse Worlddidac/Didacta Schweiz Basel verliehen. EDK-Anerkennung für CAS PICTS Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) anerkennt den CAS «Pädagogischer ICT-Support» (PICTS) der PH Zürich. Absolventinnen und Absolventen erhalten neu ein schweizweit anerkanntes Zertifikat. In dem Lehrgang werden die Teilnehmenden zu Expertinnen und Experten für ICT und Medienbildung ausgebildet.
11,4% Dietikon
744
80
14,4%
Studentin Samira Meier als Christine in «Phantom of the Opera».
Hinwil
887
113
96
9,0% Horgen
963
137
11,7% Meilen
986
13,9% Pfäffikon
644
112
14,9% Uster
1267 8,8%
170 Foto: Christine Bärlocher
ziert: blog.phzh.ch/akzente
Andelfingen
343
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Schreibwettbewerb der PH Zürich Zum vierten Mal haben das Schreibzentrum der PH Zürich, das SchreibLese-Zentrum der KME und die EB Zürich einen Schreibwettbewerb veranstaltet, diesmal zum Thema «Rauschen». Aus den 35 Texten hat die Jury die drei Gewinnerinnen Barbara Rindisbacher, Katharina Neves und Barbara Jenni Ackermann ausgewählt. Die Texte sind online publi-
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89
Aktuelles
Winterthur
1687 10,1%
256
Zürich
8,1%
3161
Anzahl Praxislehrpersonen Lehrpersonen insgesammt Anteil Praxislehrpersonen in Prozent
150 Sängerinnen und Sänger im «Tatort PH Zürich» Musikalischer und tänzerischer Abend im Campus: Unter dem Motto «Tatort PH Zürich» zeigten Hochschulchor und -band sowie Tänzerinnen und Tänzer der PH Zürich Arrangements aus der Welt des Krimis. Organisiert wurde der Anlass vom Fachbereich «Musik und Performance». Die Plätze im grossen Hörsaal für die zwei Konzerte waren innert kürzester Zeit ausverkauft, weshalb kurzerhand ein dritter Auftritt organisiert
wurde. Die Konzerte unter der Leitung von Elsbeth Thürig-Hofstetter waren nicht nur akustisch ein Highlight: die Damen kleideten sich in Schwarz-Weiss, die Herren traten entsprechend den JamesBond-Songs mit Fliege und weissem Hemd auf. Zu den vorgetragenen Songs wurden passende Filmausschnitte gezeigt mit fliessenden Übergängen vom Original-Filmton zum Chor und von der live gespielten Musik zum Film. Mehr Bilder: tiny.phzh.ch/ tatort_ phzuerich
Quelle: VSA/PH Zürich A 5 KZENTE 3/2014
Ver mischtes
PHZH in Zahlen
Inserate
Informationsveranstaltung
sprachaufenthalte weltweit
Masterstudiengang Sonderpädagogik mit den Vertiefungsrichtungen — Schulische Heilpädagogik — Heilpädagogische Früherziehung
BOA LINGUA ZÜRICH, TELEFON 044 211 12 32 PROSPEKTE UND INFORMATIONEN: WWW.BOALINGUA.CH
Mi, 5. November 2014 15.00–17.30 Uhr
TIEFPREISGARANTIE 100 %
Stiftung Mittelschule Dr. Buchmann
Keine Anmeldung erforderlich Inserat Stiftung Mittelschule Dr. Buchmann Mehr Infos unter www.hfh.ch/agenda, «ph akzente», Fachzeitschrift, Pädagogische Hochschule Zürich über Tel. 044 317 11 41 / 42 oder 90 x117 mm info@hfh.ch.
So lernen wir.
Dein Weg zur Matura In unserer privaten Mittelschule bieten wir den Schülerinnen und Schülern eine angstfreie Lernumgebung. Wir bereiten sie auf die Schweizerische Matura und ein anschliessendes Studium vor. Informationen erhältlich bei: Stiftung Mittelschule Dr. Buchmann Keltenstrasse 11 . 8044 Zürich 7 . T 044 252 65 64 . F 044 262 34 92 info@buchmannschule.ch . www.buchmannschule.ch
Bei uns herrscht ein Klima der Wärme, in dem wir leistungsorientiert arbeiten, lehren und lernen. Möchten Sie als Lehrperson bei uns Ihre Ideen einbringen und selbstverantwortliches Lernen in den neuen Lernlandschaften gestalten? Bewerben Sie sich spontan oder auf unsere Ausschreibungen: www.fesz.ch/fes/offene-stellen Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen. Freie Evangelische Schule Waldmannstrasse 9, 8024 Zürich www.fesz.ch, Telefon 043 268 84 84 Kontakt: rektorat@fesz.ch
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Eine Frage, drei Antworten: Wie gehen Sie mit Belastung um?
Dazu kommt mir ein Vergleich mit meiner liebsten Freizeitbeschäftigung in den Sinn: dem Wandern und Bergsteigen. In diesen Momenten kann ich abschalten, mich von belastenden Situationen distanzieren und erholen. Eine Tour gelingt nur dann, wenn ich meine zeitlichen Möglichkeiten und Ressourcen entsprechend wähle: kleine Wanderungen am Feierabend oder am Wochenende; hin und wieder dürfen es auch mehrtägige Trekking-Touren sein, die mich in eisige und luftige Höhen auf einen Vier- oder Fünftausender führen. Ähnlich versuche ich mit beruflichen Belastungen umzugehen, ich bemühe mich, meinen beruflichen Alltag realistisch einzuschätzen und dementsprechend zu gestalten. Für den Berg organisiere ich meine Route umsichtig, in den Rucksack gehört nur das Wesentliche. Dann fokussiere ich mich beim Aufstieg auf Atem und Geh-Tempo. Im Alltag dasselbe! Die verschiedenen Aufgaben – lehren, coachen, anleiten, gestalten und kreieren – erfordern von mir ein klares Fokussieren, eine Konzentration auf das, was momentan zentral ist, und das in einem angemessenen Tempo. Auf dem Gipfel angekommen, geniesse ich den Weitblick, bin stolz und erfreue mich an meiner Leistung. Im Alltag dasselbe!
schluss meines Studiums an der PH Zürich vor viereinhalb Jahren verbessert und effizienter gestaltet habe, bewährt sich für mich im Schulalltag in hohem Masse. Die gute Verteilung unserer dreizehn unterrichtsfreien Wochen kommt mir dabei natürlich auch sehr entgegen.
Urs Kamm, 41, QuereinstiegStudent Primarstufe.
Belastung pur: 85 Prozent Pensum als Klassenlehrer, Ausbildung an der PH Zürich, Übertrittsverfahren, Elterngespräche, Fachcoaching- und Mentorbesuche, Micha Demsar, 28, Primarlehrer, Lerngruppentreffen, LeistungsSchule Scherr in Zürich. nachweise, Projektwoche, Sporttag, Glücklicherweise verKlassenlager, Schultheater und spüre ich als Lehrer einer Diplomprüfungen bestimmten im 4. Klasse selten irgendeine Art von letzten Studienjahr meinen TagesBelastung. Ich arbeite 100 Prozent ablauf. Das Privatleben mit Familie und daneben bin ich fast jeden und Partnerschaft darf auch nicht Abend und am Wochenende als Per- vergessen gehen. Wie ich solche sonal-Fitness-Trainer indoor und Einflüsse von aussen überhaupt beoutdoor tätig. Das gibt mir einen wältigen kann? Dafür habe ich kein sehr angenehmen Ausgleich. Um Rezept. Mir hilft aber eine effiziente während der Unterrichtswochen Taktik: Ruhe bewahren – Prioritäten zeitlich belastende Stresssituationen setzen – immer nur eine Arbeit auf zu vermeiden, plane ich die jeweils einmal erledigen und zwar so, dass bevorstehenden Themen, Projekte ich sie nicht noch einmal in die Hand sowie alles andere so genau wie mög- nehmen muss – schnelle Entscheilich und bereite so viel wie möglich dungen treffen – pragmatisch vorvor. Die Feinplanungen mache ich gehen. Das Wichtigste ist aber die jeweils ein bis zwei Wochen im VorFreude am Beruf. Wer nämlich das, aus, damit ich zeitliche Engpässe was er tut, gerne macht, empfindet unter der Woche vermeiden kann. das Ganze nicht mehr so sehr als Dieser Rhythmus, den ich seit AbBelastung.
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Meinu ngen
Elsbeth Thürig-Hofstetter, 38, Musik-Dozentin an der PH Zürich.
Wenn die Arbeit mit den Studierenden bei einem Unterrichtsbesuch Früchte trägt, wenn eine Modulgruppe in meiner Veranstaltung in die Musik geradezu eintaucht oder ein Chor-Arrangement nach langer und vielleicht auch mühseliger Auseinandersetzung vollendet ist, fühlt sich das an wie ein Gipfelerlebnis! Manchmal ist es eine «Gratwanderung», eine ambitionierte und herausfordernde Tour mit passendem Gepäck und idealer Route richtig einzuschätzen und regelmässig zu meistern. Im Alltag dasselbe!
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Rudolf Isler – Seitenblick
Illustration: Raffinerie AG
Wenn ich Schulen besuche und Lektionen von angehenden Lehrerinnen und Lehrern beobachte, interessiert mich immer auch der Kontext, in dem diese Schulstunden stattfinden. Was für eine Stimmung spürt man im Schulhaus? Wie gehen die Lehrpersonen miteinander um, wie verhalten sich die Jugendlichen in den Pausen? In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen wird vieles klar. Sie erzählen mir präzis, was an ihrer Schule funktioniert und worauf sie stolz sind, aber auch, was schwierig ist und wo sie anstehen. Bei einem meiner letzten Besuche war ich in einer Zürcher Vorortsgemeinde mit einem Touch von Banlieue. Auf jeden Fall war es für mich zwar nicht selbstverständlich, aber doch auch nicht überraschend, dass die jungen Leute der 2. Sek B eher in den Bänken hingen als sassen und dass sie nicht so wirkten, als wollten sie etwas lernen. Jeder von uns hat schon Kinder gesehen, die sich mit totaler Hingabe über ein Buch beugen oder die sich durch nichts ablenken lassen, wenn sie ein Geschicklichkeitsspiel machen. Dazu war die Klasse das Kontrastprogramm. Begriffe wie «Migrationshintergrund» und
«bildungsfern» sind mir beim Anblick der Klasse kurz durch den Kopf gegangen, aber sie helfen wenig, weil sie sich in undifferenzierte Schlagworte verwandelt haben, die nur scheinbar etwas erklären und die keine Assoziationen für Lösungen freisetzen. Der Klassenlehrer schilderte den schwierigen Background verschiedener Knaben und Mädchen differenziert und ohne Rückgriff auf obige Klischees. Die Lebenslage der jungen Leute erhielt Konturen, ihre Biographien nahmen Gestalt an, der individuelle Aspekt ihrer Demotivation wurde nachvollziehbar und ihre Verhaltensoriginalität erschien schon fast folgerichtig. Irgendwann kam er dann auf seine eigene Familie zu sprechen und darauf, dass seine Kinder demnächst eingeschult werden. «Jetzt, wo’s um meine eigenen Kinder geht», meinte er, «jetzt überlege ich mir tatsächlich, ob wir umziehen sollen.» Eigentlich habe er sich ja immer für eine gesunde Durchmischung in den Gemeinden ausgesprochen. Als Lehrer und linksliberal eingestellter Bürger sei es ihm wichtig, dass die Schule eine Basiserfahrung für das Zusammenleben
von verschiedenen sozialen Schichten in unserer Gesellschaft garantiere. Das Dilemma findet in der Person des Lehrers statt – und in seiner Familie. Eine innere Unruhe und leichte Selbstvorwürfe wird er kaum vermeiden können. Entweder weil er die eigenen Kinder in seiner Gemeinde in eine schulische Umgebung gibt, deren lernförderliche Qualität er bezweifelt, oder weil er wegzieht und seine eigenen Ideale nicht gerade verrät, aber doch deutlich ankratzt. Die Frage wird zwischen ihm und seiner Frau diskutiert werden, auch mit den Kindern, was meint ihr, wollen wir mal woanders wohnen, vielleicht in der Stadt, in Höngg vielleicht? Möglicherweise vergeht die Zeit und das Problem löst sich von selbst. Es ist nicht so einfach, eine ideale neue Wohnung zu finden. Am Ende bleibt man, wo man ist. Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte ich zur vorliegenden Frage ein eindeutiges Urteil gehabt, heute schrecke ich davor etwas zurück. Was meinen Sie? Rückmeldungen bitte unter blog.phzh.ch/akzente Rudolf Isler ist Professor für Pädagogik an der PH Zürich.
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Kolu m ne – Seitenblick
Jetzt, wo’s um meine Kinder geht
Ver mischtes Schwer pu nkt Zusa m menarbeit mit Elter n
Eltern sind auch Teil der Schule Heute l채uft die Zusammenarbeit mit Eltern nicht nur nebenbei. Sie braucht zwar Zeit, bringt aber zahlreiche Vorteile. Denn wo offen und klar kommuniziert wird, haben Missverst채ndnisse und Konflikte einen schweren Stand. Text: Melanie Keim, Fotos: Niklaus Spoerri
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Schwer pu nkt Zusa m menarbeit mit Elter n Ver mischtes Die Mithilfe am Sporttag (links) oder ein kurzes Gespr채ch zwischen T체r und Angel mit der Kinderg채rtnerin sind zwei von zahlreichen Formen der Zusammenarbeit. A 11 KZENTE 3/2014
Schwer pu nkt Zusa m menarbeit mit Elter n
dient auch das Elterngespräch in erster Linie einem gegenseitigen Informationsaustausch, um das Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen optimal zu fördern. «Auch wenn scheinbar alles bestens läuft, kann immer ein Problem auftauchen», sagt Susanna Larcher zur Bedeutung eines regelmässigen Austauschs. Schliesslich dringt eine Scheidung oder eine schwere Krankheit eines Elternteils, die ein Kind im Schulalltag belasten könnte, nicht automatisch zur Lehrperson durch. «Zudem ist es schwierig, mit Eltern, die einem als Lehrperson fremd sind, über Probleme des Kindes zu sprechen», fügt sie an. Lernen sich Eltern und Lehrperson in guten Zeiten auf einer persönlichen Ebene kennen, so fällt das Gespräch später im Konfliktfall sicher leichter.
Eine gute Beziehung zu den Eltern bildet die Basis für ein produktives Lernklima – in der Schule und zuhause.
Eltern sind heute genauso Teil der Schule wie die Lehrpersonen und die Schülerinnen und Schüler. Denn obwohl sie physisch nur punktuell in der Schule anwesend sind, so sind sie es im Grunde doch tagtäglich durch ihre Vorstellungen von Bildung, ihre Erwartungen an Lernerfolge und die grundsätzlichen Werte, die sie ihren Kindern vermitteln. Zudem ist die Schule nicht der einzige Lernort. Das Zuhause nimmt ebenfalls eine wichtige Bedeutung ein. Es lohnt sich also, das Augenmerk auf diese Ansprechgruppe zu richten. Vor allem lohnt es sich, die Eltern als Mitspieler eines Teams zu betrachten, in dem alle dasselbe Ziel vor Augen haben: das Kind bestmöglich in seiner Entwicklung zu fördern.
Offenheit als Bedingung Während die Eltern die Lehrperson früher einmal zu Schulbeginn und später kaum mehr zu Gesicht bekamen, ist der Kontakt heute durch regelmässig stattfindende Zeugnisgespräche und Elternabende gewährleistet. Damit trägt die Schule auch einer gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung. «Die gesteigerten Anforderungen des Arbeitsmarkts erhöhen den Druck auf die Eltern, ihre Kinder möglichst gut ausgebildet zu wissen», erklärt Susanna Larcher. Und mit den Erwartungen an die Leistung der Kinder wächst nicht nur das Interesse für den Unterricht und die Lehrperson, sondern ein Stück weit auch das Konfliktpotenzial. Was also sind die Bedingungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Eltern? Die Grundlage einer konstruktiven Kommunikationskultur mit den Eltern bilden die gängigen Kommunikationsregeln wie etwa das Verwenden von Ich-Botschaften und das Betonen positiver Aspekte. «Gesprächsführungstechniken sind das eine, das andere ist eine grundsätzlich offene Haltung den Eltern gegenüber», sagt Susanna Larcher. Nur selten sind die Wertvorstellungen und Lebensentwürfe von Lehrperson und Eltern deckungsgleich. Daher ist es wichtig, dass die Lehrperson Distanz zu ihren persönlichen Ansichten einer «idealen Erziehung» einnimmt und ein echtes Interesse für die Anliegen und auch die möglichen Lösungsvorschläge der Eltern zeigt. «Die Lehrperson sollte die Eltern als Partner und Experten für Fragen im Zusammenhang mit ihrem Kind betrachten und sie dafür schätzen», erklärt Susanna Larcher. «Wenn man in der Rolle der Erziehungsberechtigten ist, merkt man auch plötzlich, wie empfindlich man ist», erzählt sie aus eigener Erfahrung. Sie bezeichnet diesen Perspektivenwechsel zwar als spannende Erfahrung, eine Bedingung für eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern ist sie aber auf keinen Fall.
Keine Problemarbeit «Die Zusammenarbeit mit Eltern war schon immer ein Thema, das Lehrpersonen und besonders auch angehende Lehrpersonen beschäftigte», sagt Susanna Larcher, Dozentin im Weiterbildungsbereich Schule und Entwicklung an der PH Zürich. Die Arbeit wird oft nicht nur wegen des Mehraufwandes als Belastung wahrgenommen. Und doch wäre ein Fokus auf mühsame Eltern, heftige Auseinandersetzungen und wüste Vorwürfe falsch. Denn der Normalfall ist die kooperative und konstruktive Zusammenarbeit. In der Ausbildung von Lehrpersonen wird daher auch klar kommuniziert, dass die Zusammenarbeit mit Eltern nicht per se Problemarbeit ist. Eine gute Bezie- Wert der Erfahrung hung zu den Eltern bildet vielmehr die Basis für ein pro- In der Ausbildung zur Lehrperson kann die Zusammenduktives Lernklima im Schulzimmer wie zuhause. So arbeit mit den Eltern allerdings nur teilweise geübt wer12
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Mit dem zunehmenden Interesse der Eltern am Unterricht und der Lehrperson wächst auch das Konfliktpotenzial. des 60-jährigen Lehrers, auch eine gemeinsame Sprache lässt sich teilweise schwerer finden. Gerade hier zeigt sich die offene Haltung gegenüber den Vorstellungen und Lebensentwürfen der Eltern als zentraler Punkt, um den Zugang zu jungen Eltern wieder zu finden. Respekt und Anerkennung Während sich solche Verständnisprobleme relativ leicht überwinden lassen, stellen reale Sprachbarrieren eine grössere Hürde dar. Ist die Zusammenarbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund tatsächlich eine besondere Herausforderung? Zeliha Aktas, Dozentin im Weiterbildungsbereich Schule und Entwicklung an der PH Zürich, ortet in dieser Fragestellung bereits einen Teil der Problematik. «Die Schule ist heute teilweise stark auf die Mittelschicht ausgerichtet. Dabei dominiert noch immer
das Idealbild der bildungsnahen Eltern», sagt die Dozentin, die an der PH Zürich unter anderem Kurse zu interkultureller Kommunikation und Kompetenz in der Schule gibt. Die Schule sei daher gefordert, sich noch verstärkt für die Einbindung aller Eltern einzusetzen und innovative Lösungen zu schaffen, etwa für Schichtarbeiter, die an einem Elternabend nicht teilnehmen können. Interkulturelle Vermittlerinnen oder Sprachgruppen an Elternabenden stellen nach Aktas mögliche Wege dar, um Sprachbarrieren und Informationsdefizite zu überwinden. Notwendige Bedingungen sind dabei immer das Interesse und der Respekt von Seiten der Lehrperson. «Wo ich keinen Respekt und keine Anerkennung erfahre, da gehe ich nicht hin», sagt Zeliha Aktas. Es mache überhaupt nichts aus, wenn die Lehrperson nichts über die Kultur einer Familie wisse. Schliesslich könne man das meiste im Gespräch klären, etwa ob ein Besuch zuhause erwünscht sei. «Problematisch ist nur die Vorstellung einer einheitlichen, fixen Kultur, die es so nicht gibt», führt Aktas als Grund für mögliche Missverständnisse an. Die heutigen Studierenden erlebt sie anderen Kulturen gegenüber als sehr offen. Man merke, dass heute viele Auslanderfahrungen gemacht werden und viele Lehrpersonen selbst einen Migrationshintergrund mitbringen. Bedürfnis nach Mitsprache Die Elternschaft als Ganzes stärker einzubinden, ist das Ziel der institutionellen Elternmitwirkung, die 2005 im Volksschulgesetz des Kantons Zürich verankert wurde. Laut Gesetz muss heute jede Schule im Kanton Zürich ein Gefäss einrichten, wo sich Eltern untereinander und mit der Schule über ihre Anliegen, Fragen und Bedürfnisse austauschen und sich über Veranstaltungen einbringen können. Während es in Deutschland gang und gäbe ist, dass Eltern aktiv im Schulalltag mitwirken, und auch in der Westschweiz und im Tessin alltägliche Bindeglieder zwischen Eltern und Schule, wie etwa ein «Pedibus», die Begleitung mehrerer Kinder durch ein Elternteil, als selbstverständlich betrachtet werden, muss die institutionelle Elternmitwirkung in der Deutschschweiz erst noch zur Tradition werden. Denn gerade wo eine Schule grosse Veränderungen durchmacht, beispielsweise altersübergreifendes Lernen einführt, ist dieser Einbezug und die Information der Eltern über Elternforen und -räte sehr hilfreich. Eltern können nur würdigen und unterstützen, was sie auch kennen. «Diese Öffnung der Schule ist sehr wichtig. Schliesslich gibt es nicht nur Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler», sagt Iris Hochschorner, Schulleiterin der Sekundarschule Birmensdorf-Aesch. Die Zusammenarbeit mit dem Elternteam liegt ihr sehr am Herzen, da diese eine Art Sensorium für die Anliegen der Eltern, aber auch diejenigen der Schülerinnen und Schüler dar-
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Schwer pu nkt Zusa m menarbeit mit Elter n
den. Im letzten Studienjahr sind die künftigen informellen Kontakte, Elterngespräche und Elternabende Thema. So wird beispielsweise ein Elternabend geplant, damit die Eltern bei der ersten Begegnung nicht auf niedrigen Kindergartenhockern Platz nehmen müssen oder beim Apero das Gesprächsthema fehlt. Eine Frage, die es sich ebenfalls im Voraus zu klären lohnt, ist, wie viel man als Lehrperson von sich selbst preisgeben möchte. Will ich den Eltern erzählen, dass ich klettere und in einer WG wohne? Im Rahmen verschiedener Trainings üben die Studierenden der PH Zürich in Rollenspielen ihr Verhalten in Elterngesprächssituationen. Wie man tatsächlich mit allfälligen schwierigen Situationen und Konflikten umgeht, zeigt sich allerdings erst im Berufsleben. «Ein bestimmter Teil gehört in die Weiterbildung», sagt Susanna Larcher. Denn an gewisse Themen lässt sich erst über ganz persönliche Erfahrungen anknüpfen. Die Weiterbildungstrainings der PH Zürich finden nicht nur bei Berufseinsteigenden, sondern auch bei erfahrenen Lehrpersonen Anklang. Hier zeigt sich, dass gerade einige Lehrpersonen mit langer Berufserfahrung dieselbe irritierende Erfahrung berichten: Nach etlichen Unterrichtsjahren und hunderten von Elterngesprächen will das Gespräch mit den Eltern plötzlich nicht mehr gelingen. Zu weit auseinander liegen die Lebens- und Erziehungsvorstellungen der 23-jährigen alleinerziehenden Mutter und
Schwer pu nkt Zusa m menarbeit mit Elter n
stellt. An den ungezwungenen Anlässen des Elternteams, beispielsweise bei einem Apero oder einem Social-Media-Workshop mit Eltern und Jugendlichen, kommen oft auch Themen zur Sprache, die die Schulleiterin sonst nicht zu hören bekäme. Was durch das Elternteam gefördert wird, ist in Birmensdorf-Aesch generell ein Stück Schulkultur: eine offene, klare und transparente Kommunikation, innerhalb der Schule wie gegen aussen. Die Schulleitung fordert vom Lehrpersonenteam eine grosse Kommunikationsbereitschaft, im Gegenzug wird das Team bei der Zusammenarbeit mit Eltern durch klare Richtlinien unterstützt. «Zu viele Regeln sind bestimmt nicht förderlich, doch gewisse Grundsätze können den Lehrpersonen Sicherheit geben», sagt Iris Hochschorner zu der Bedeutung einer klaren Regelung. So werden Problemfälle an der Sekundarschule Birmensdorf-Aesch etwa nie schriftlich, sondern immer von Angesicht zu Angesicht geklärt. Um Missverständnisse zu verhindern, sind die Kommunikationswege klar geregelt und abgestuft. Konflikte werden stets auf einer niederschwelligen Ebene ausgetragen, und erst wo Fachlehrperson und Eltern gemeinsam keine Lösung finden, wird die Klassenlehrperson oder falls nötig die Schulleitung beigezogen.
heute sehr früh abgeschlossen. Deshalb haben viele Eltern Angst, dass ihr Kind mit den Bewerbungen hintenansteht», sagt Hannes Schaad, Dozent für Berufswahlvorbereitung an der PH Zürich. «Eine klare Auftragsklärung und ein termingerechter Fahrplan, der rechtzeitig kommuniziert wird, fördern hier das Vertrauen.» Trotz verfrühter Lehrvertragsabschlüssen ist die Zusammenarbeit mit den Eltern in der Berufswahlphase heute kaum schwieriger geworden. Im Gegenteil: Mit dem Stellwerk-Test wurde den Lehrpersonen ein Instrument in die Hand gegeben, das diese eher erleichtert. Mit dem standardisierten Test kann heute auf einer neutralen Grundlage über die Zukunft der Jugendlichen diskutiert werden. «Von den Eltern als objektive Ausseninstanz werden die Testresultate eher akzeptiert als die ‹subjektiven› Noten der Lehrperson», sagt Hannes Schaad. Diskrepanzen zwischen den Leistungen und den Erwartungen aufzuzeigen, den Eltern oder der Schülerin klarzumachen, dass die Erfolgschancen bei der Gymiprüfung vielleicht doch nicht so hoch sind, bleibt auch mit dem Test schwierig. «Es ist aber niemandem geholfen, wenn man mit dem Schüler oder der Schülerin und den Eltern nicht ehrlich ist», sagt Schaad. Das Standortgespräch der 8. Klasse in seiner heutigen Form bedeutet für die Lehrpersonen einen grossen zeitlichen Mehraufwand. Doch Schaad ist überzeugt, dass es Termingerecht kommunizieren gut investierte Zeit ist. Schliesslich bezahlt sich BezieAuf der Sekundarstufe ist eine klare Kommunikation be- hungsarbeit früher oder später immer aus. sonders wichtig, weil das Thema Berufswahl bei den ElInformationen zu Weiterbildungsangeboten: tern gerne für Nervosität sorgt. «Die Lehrverträge werden phzh.ch/weiterbildung, Suchbegriff «Eltern»
Eltern und Lehrpersonen haben beide dasselbe Ziel vor Augen: das Kind bestmöglich in seiner Entwicklung zu fördern.
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«Die Zusammenarbeit beginnt mit dem ersten Kontakt» Worauf legen Lehrerinnen und Lehrer Wert bei der Zusammenarbeit? Welche Erwartungen haben Studierende? Und wie setzen sich Elterngremien ein? Eine Kindergärtnerin, eine Studentin und die Präsidentin eines Elternteams schildern ihre Erfahrungen.
Einbezug von Kindern in Elterngespräche «Ich habe in einer Vertiefungsarbeit im Rahmen meiner Ausbildung an der PH Zürich den Fokus auf die Frage nach dem Einbezug von Kindern in Elterngespräche gelegt. Ein Teil der Arbeit bestand aus verschiedenen Gesprächen mit Lehrpersonen über ihre Praxis in diesem Zusammenhang. Es zeigte sich, dass sie dies je nach Stufe und Inhalten der Gespräche sehr unterschiedlich handhaben. Ich persönlich sehe einige Vorteile darin, wenn das Kind dabei ist. So zeigen die Lehrperson und die Eltern, dass sie ihm etwas zutrauen und es ernst nehmen. Seine Perspektive kann auch wichtig sein zur Beurteilung einer spezifischen Situation. Wichtig ist, dass man das Kind gut vorbereitet und ihm im Gespräch gleich am Anfang die Gelegenheit gibt zu erzählen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre ist dabei entscheidend. Gerade Konflikte sollten jedoch nicht im Beisein der Kinder besprochen werden. Der Gesprächsverlauf ist nicht immer bis ins Detail planbar. In unvorhergesehenen Situationen ist wohl die Erfahrung einer Lehrperson zentral, beispielsweise wenn eine Konfliktsituation plötzlich zu eskalieren droht.» Vera Lichtenstein, Studentin Studiengang Kindergarten-Unterstufe an der PH Zürich.
Eine besondere Herausforderung sind Gespräche mit fremdsprachigen Eltern. Oft weiss ich vor dem Treffen nicht genau, ob und wie gut diese Deutsch können. Mit der Zeit lernt man die Eltern besser kennen, das vereinfacht die Zusammenarbeit. Teilweise nehme ich auch die Funktion einer Beraterin ein. Tipps sind häufig willkommen, jedoch nicht immer. Sie dürfen nicht als Eingriff in die Privatsphäre gewertet werden können. Als Lehrperson überlege ich sehr genau, wie ich meine Anliegen anbringe.» Norina Allemann, Kindergärtnerin in Zürich-Oerlikon.
Schwerpunkt beim Berufswahlprozess «Wir unterstützen mit unserer Arbeit die Kinder und gleichzeitig die Lehrpersonen – an Anlässen wie dem Sporttag oder bei der Organisation von Veranstaltungen. Der Schwerpunkt in der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern liegt beim Berufswahlprozess. Beispielsweise erhalten alle die Gelegenheit, in der 2. Sek in einem Rollenspiel mit Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen aus der Umgebung ein Vorstellungsgespräch zu üben. Anschliessend erhalten sie von uns ein ausführliches Feedback. Weiter bieten wir in Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit Kurse für Eltern an, beispielsweise zum Thema Social Media. Diese Angebote werden sehr geschätzt. Zudem sind wir auch an Elternabenden präsent – um unser Angebot vorzustellen und neue Mitglieder zu suchen. Eltern, die mithelfen wollen, können sich in einer Liste eintragen. Im Elternteam sind zwei Lehrpersonen vertreten. Dieser Kontakt ist wichtig. Unser Engagement ist mit einigem Aufwand verbunden, der sich jedoch lohnt. Wir erhalten Einblick in den Schulalltag und lernen die Lehrpersonen besser kennen.»
Elterngespräch als zentrales Element «Die Zusammenarbeit mit den Vätern und Müttern beginnt mit dem ersten Kontakt. Es ist mir wichtig, möglichst rasch ihr Vertrauen zu gewinnen. Für viele Kinder ist der Kindergartenstart der erste grosse Schritt weg von zu Hause. Diese Situation ist für viele Eltern nicht ganz einfach. Eine wichtige Funktion bei meiner Arbeit hat das Elterngespräch. Die Eltern sind dabei teilweise nervös, darum beginne ich das Gespräch immer mit einer positiven Bemerkung und zeige ihnen, dass ich für alle ihre Marianne Hofstetter, Präsidentin des Elternteams Anliegen ein offenes Ohr habe. an der Sekundarschule Birmensdorf.
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Aufgezeichnet von Christoph Hotz
Schwer pu nkt Zusa m menarbeit mit Elter n
«Die Schule kann vom Know-how der Eltern enorm profitieren» Gabriela Kohler setzt sich als Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungsorganisation (KEO) für eine institutionelle Elternmitwirkung ein, von der alle Beteiligten profitieren. Auf sie und ihr Team wartet noch eine Menge Arbeit. Text: Melanie Keim, Foto: Nelly Rodriguez
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Die KEO ist also eine Art kantonale Elternlobby? Man kann das durchaus so sehen. Wir stärken die Eltern aber auf keinen Fall gegen die Schule, sondern mit ihr und für sie. Zwischen Schule und Eltern herrscht heute ein Kräfteungleichgewicht. Früher war die Lehrperson auch für die Eltern eine Person, zu der man hinaufschaute. Da hat ein Umdenken stattgefunden. Die Eltern wünschen sich heute einen Dialog auf Augenhöhe, doch dafür ist ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge und Strukturen der Schule nötig. Die Elternmitwirkung ermöglicht einen Blick auf die Schule aus einer anderen Perspektive. Besteht nicht die Gefahr, dass sich übereifrige Eltern zu stark in die Angelegenheiten der Schule einmischen? Diese Bedenken waren auch der Grund, weshalb die Lehrpersonen dem neuen Gesetz anfangs sehr misstrauisch begegneten. Eltern mischen sich aber genau dann in Dinge ein, die sie nichts angehen, wenn sie sich nicht abgeholt fühlen. Die stärkere Einbindung und der informelle Austausch haben also auch präventiven Charakter. Zudem ist gesetzlich klar geregelt, wo die Grenzen der Mitwirkung liegen. So haben Eltern beispielsweise kein Mitspracherecht bei Personalentscheiden und bei Unterrichtsinhalten und Lehrmitteln. Was ist denn überhaupt möglich? Das hingegen ist nicht geregelt, und nach wie vor spricht man vor allem über Grenzen, statt das weite Feld der Möglichkeiten krea-
Über Gabriela Kohler Gabriela Kohler, 1966, ist seit zwei Jahren Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungsorganisation (KEO) und arbeitet als Kauffrau in einem Holzbaubetrieb. Die Mutter von drei Kindern und einfache Grossmutter wohnt in Winterthur, wo sie 2005 mithalf, einen der ersten Elternräte im Kanton Zürich aufzubauen. Gabriela Kohler war als Mutter dabei Teil einer Gruppe aus Eltern und Schulleitung, die ein Organisationsstatut für den Elternrat der Sekundarschule Hohfurri ausarbeitete. Als äusserst neugierige Person möchte sie ein Leben lang lernen. Bisher führte sie ihr Wissenstrieb von der Zahnmedizin über verschiedenste Sprachen, die Naturheilpraxis bis zur Kaufmännischen Lehre, die sie 2009 abschloss. Für diese zweite Lehre hat Gabriela Kohler eine Arbeit mit dem Titel «Elternräte sind mehr als Kuchenbackvereine» verfasst.
tiv zu erforschen. Häufig trauen sich Elternvertretungen in Räten oder Foren auch nicht, ihre Ideen einzubringen, weil sie sich nicht zu stark exponieren möchten und von Schulen zum Teil eher abwehrende Signale kommen. Es gibt aber äusserst originelle Projekte wie eine Brieffreundschaft mit einer Klasse in New York, die von einer englischsprachigen Mutter initiiert wurde. Kann die Schule wirklich von der Elternmitwirkung profitieren, oder wurde ihr damit nur zusätzliche Arbeit aufgehalst? Die Schule kann enorm vom Know-how und den Kontakten der Eltern profitieren, etwa wenn es um die Berufswahl geht. Da kann ein Elternrat der Schule auch Arbeit abnehmen. Zudem können die Meinungen der Eltern der Schule wichtige Inputs liefern. Da die Schule ein relativ geschlossenes System ist, kann sich da und dort eine Betriebsblindheit entwickeln. Der informelle Austausch wirkt sich positiv auf die individuelle Zusammenarbeit aus und damit auf das Wohl des Kindes, um das es letztendlich geht. Wo steht die Elternmitwirkung heute? Knapp zehn Jahre nach der Einführung des Gesetzesartikels läuft die Elternmitwirkung vielerorts gut, aber noch ohne grosse Berührungspunkte zum Schulalltag. Elternmitwirkung soll nicht einfach stattfinden, weil es das Gesetz vorschreibt. Nun muss auch eine Diskussion über die Qualität und das Nachwuchsproblem vieler Organisationen stattfinden. Nach wie vor haben viele Elternräte Mühe, genügend Freiwillige zu finden. Damit eine Kontinuität entsteht, sollten die Eltern länger als ein Jahr im Vorstand bleiben. Wie kann die Elternmitwirkung einen Schritt weiterkommen? Damit interessante Projekte auch tatsächlich umgesetzt werden und möglichst viele Eltern ihre Meinung einbringen können, ist ein Wissen über Rahmenbedingungen und Partizipationsmöglichkeiten nötig. Die KEO organisiert daher Workshops und Bezirkselternabende mit Referaten, etwa zur Partizipation bei einem Vernehmlassungsprozess.
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Schwer pu nkt Zusa m menarbeit mit Elter n
Akzente: Wer ist die Kantonale Elternmitwirkungsorganisation (KEO) und was sind ihre Aufgaben? Kohler: Die KEO ist der Verband der Elterngremien im Kanton Zürich. Sie fördert den Austausch und die Vernetzung der Elternräte oder -foren, die meist erst nach der Verankerung der institutionellen Elternmitwirkung im neuen Volksschulgesetz von 2005 entstanden und damit noch sehr jung sind. Es soll nicht jeder Elternrat das Rad neu erfinden müssen. Zudem ist die KEO Ansprechstelle für die Bildungsdirektion, in der Vernehmlassung vertritt sie die Anliegen der Eltern.
Ver mischtes Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich am Aktionstag «Wasser» mit Themen wie Wetter, Schifffahrt oder Klimaerwärmung. 18
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Naturwissenschaften haben in der Schule keinen einfachen Stand. Dabei können sie viel Spass machen, wenn sie mit Experimenten statt trockenen Formeln unterrichtet werden. Im Rahmen eines Aktionstags zum Thema «Wasser» an der PH Zürich hatten Studierende Gelegenheit, solche Experimente mit einer Schulklasse auszuprobieren. Text: Isabel Plana, Fotos: Niklaus Spoerri
Eine lange Wasserspur zieht sich durch den Gang und verschwindet hinter einer Zimmertür. Mit jedem Schritt entlang der Wasserspur werden Stimmen und Lachen lauter, bis man schliesslich vor einer feucht-fröhlichen Bande Kinder steht, die in zwei grosse gläserne Wasserbecken verschiedene Gegenstände sinken oder schwimmen lassen. Zwei Studentinnen versuchen, die überschwappende Experimentierfreude der Kinder zu kanalisieren. Der Aktionstag ist in vollem Gang. Er ist Teil des Wahlmoduls «Naturwissenschaften im gesellschaftlichen Kontext», das einige Primarschul-Studierende der PH Zürich im 6. Semester besuchen. Ihre Aufgabe: Eine Unterrichtsreihe zum Thema Wasser entwerfen und mit einer Schulklasse durchführen. Und zwar mit den 4.-Klässlerinnen und 4.-Klässlern aus dem Schulhaus Ilgen in Zürich-Hottingen. Der Unterricht findet für sie an diesem Freitag nicht wie gewohnt im Klassenzimmer statt, sondern an der PH Zürich. In Kleingruppen eingeteilt, begleitet von zwei bis drei Studierenden, befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Aspekten von Wasser im Zusammenhang mit Umwelt, Technik und Gesellschaft. Die Themen sind: Wetter und Wasserkreislauf, Schifffahrt, Wasserverschmutzung und -reinigung, Trinkwasser, Gletscher und Klimaerwärmung. Trinkhalm wird Thermometer Was für die Kinder eine aufregende Abwechslung ist, bedeutet für die Studierenden viel Arbeit. «Es gibt jede Menge Unterrichtsmaterial für naturwissenschaftliche
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Reportage
52 Murmeln bis zum Untergang
Experimente», weiss Franziska Detken, Co-Modulverantwortliche und Dozentin im Bereich «Mensch und Umwelt, Religion und Kultur» an der PH Zürich. Die Kunst sei, das Richtige auszuwählen und die Experimente so vorzubereiten, dass sie funktionieren. Da sind manchmal auch Bastelkünste und etwas Fantasie gefordert. Aus einer Glasflasche mit Trinkhalm hat Student Benjamin Stutz ein Thermometer gebaut, während seine Gruppenpartnerin Stefanie Bigler mit Hilfe von zwei Zahnstochern, etwas Papier und einer alten Milchpackung ein Windmessgerät fertigt. Wettergrössen lassen sich mit diesen simplen Konstruktionen zwar gut veranschaulichen. Die komplexen Prozesse, die dahinterstecken, verständlich zu erklären, sei jedoch alles andere als einfach, meint Stutz. Was die Angelegenheit zusätzlich erschwert: «Wir kennen die Schülerinnen und Schüler noch nicht und arbeiten heute das erste Mal mit ihnen», sagt er, während er eine Wärmelampe auf eine mit Wasser gefüllte Schale richtet. «Wir haben keine Ahnung, was die Kinder über das Thema Wetter und Wasserkreislauf schon wissen.» Über die Schale spannt er eine Klarsichtfolie. Sobald er die Lampe anmacht, wird das Wasser verdampfen und an der Folie kondensieren. Regen im Wasserglas. «Das Vorwissen zu erheben ist eine wichtige und nicht ganz einfache Aufgabe», sagt Franziska Detken. Fragen zu stellen sei dabei nicht immer zielführend, weil dies die Kinder oft hemme. «Wir fordern die Studierenden deshalb auch auf, andere Wege zu finden, um die vorhandenen Vorstellungen sichtbar zu machen.» Benjamin Stutz und Stefanie Bigler wählen eine künstlerische Herangehensweise. «Zeichnet einmal auf, was euch zu Wasser im Zusammenhang mit Wetter in den Sinn kommt», fordern sie die Gruppe auf. Die Kinder überlegen nicht lange. Kurz darauf sind erste Wolken, Regentropfen und Flüsse auf den Papierbögen zu erkennen. «Und, was habt ihr gezeichnet?», unterbricht Stutz die fröhliche Malrunde ein paar Minuten später. «Ich habe einen Kreislauf gezeichnet», antwortet eine Schülerin. «Kannst du mir das genauer erklären?» – «Also das ist das Meer. Aus dem Meer verdunstet Wasser – das sind diese blauen Punkte hier – und bilden dann Wolken. Und wenn es regnet, kommt das Wasser wieder zurück auf die Erde und ins Meer.» Alles richtig erklärt. «Was bedeutet denn Kreislauf?», hakt Bigler nach. Die Schülerin überlegt kurz. «Es hört nie auf und geht immer weiter.» Die Kinder wissen zum Teil schon sehr viel. «Aber vieles ist nur Halbwissen», gibt Dozentin Franziska Detken zu bedenken. «Die Studierenden müssen deshalb erst einmal herausfinden, ob die Kinder das, was sie sagen, wirklich verstehen.» Stutz macht die Probe aufs Exempel. «Wisst ihr, was Niederschlag ist?», fragt er in die Runde. Die Kinder nicken. «Regen», sagt eine Schülerin. «Ja, das ist richtig. Und was für Formen von Niederschlag kennt
Spannendes Experiment: Wie viele Murmeln trägt die Schale, bis sie untergeht? Bei 52 Murmeln ist Schluss.
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Gehört auch dazu: Drei Schüler machen sich Notizen zu ihren Beobachtungen und den erhaltenen Resultaten.
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Staunen: ÂŤDie Kinder sind sehr neugierig und wollen alles ausprobierenÂť, sagt Studentin Rebecca Marti.
Kreativ: Student Benjamin Stutz hat aus einer Glasflasche und einem Trinkhalm ein Thermometer gebaut.
Reportage
ihr sonst noch?» – «Wenn jemand nach einem Schlag zu den, wie schwer ein Gegenstand sein muss, bis er in Süsswasser beziehungsweise in Salzwasser untergeht. «Wir Boden fällt», antwortet ein Schüler nichtsahnend. haben diese Schale aus Aluminium ins Süsswasserbecken Sprung ins nicht ganz so kalte Wasser gelegt und ich fülle nun Murmeln rein. So viele, bis die Wie viel Wissen die Kinder mitbringen, ist heute nicht Schale gerade noch knapp über der Wasseroberfläche ausschlaggebend. Das Ziel des Aktionstages lautet: Ex- schwimmt», kommentiert eine Schülerin, während die perimentieren. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich Gruppe im Chor zählt. 45, 46, 47. Die Schale schaukelt die Hände nass machen und das Phänomen Wasser schon ganz schön, hält sich aber noch über Wasser. 49, spielerisch erfassen. Auch den Studierenden eröffnet sich 50. Gespannt starren die Kinder auf das Schiffchen. Studamit ein Versuchslabor. «In den meisten Modulen pla- dentin Rebecca Marti fiebert mit. Mit der 52. Murmel nen wir Unterrichtsreihen gezwungenermassen nur auf neigt sich die Schale langsam zur Seite und geht unter dem Papier», sagt Studentin Marina Spühler, die sich mit freudigen Anfeuerungsrufen unter. «Jetzt wiederholen wir ihrer Gruppe dem Thema Wasserverschmutzung und das Ganze im Salzwasserbecken», sagt die Schülerin, «dort -reinigung widmet. «Der Aktionstag bietet uns die einma- müssten es eigentlich mehr Murmeln sein, weil man im lige Gelegenheit, die entworfenen Schulstunden tatsäch- Meer ja besser schwimmt.» Das Spiel beginnt von vorn. Die Kinder würden zwar von sich aus sehr viel lich durchzuführen.» Dafür nehmen die Modulverantwortlichen den Neugier mitbringen und sofort alles ausprobieren, stellt grossen organisatorischen Aufwand gerne in Kauf. Die Marti fest. «Im Vordergrund steht aber ganz klar das ErPH Zürich setzt sich stark für die Förderung der Natur- leben und nicht das wissenschaftliche Ergründen.» So wissenschaften in der Schule ein. Das sei auch nötig, fin- würden die Schülerinnen und Schüler beispielsweise oft det Franziska Detken. «Nicht wenige Primarlehrperso- vergessen, ihre Beobachtungen und Resultate aufzunen haben Vorbehalte gegenüber Naturwissenschaften», schreiben. Oder ihnen fehlten die treffenden Begriffe, um weiss sie und hat auch eine Vermutung, warum das so ist. das, was sie sehen, zu benennen. «Darauf werde ich si«Im Gymnasium werden Naturwissenschaften oft sehr cherlich mehr achten, wenn ich später als Lehrerin mit theoretisch-mathematisch und abstrakt vermittelt. Viele einer Klasse Experimente durchführe.» Denn, so viel Schülerinnen und Schüler können keinen Bezug mehr Spass das Schiffeversenken auch macht, die Kinder soldazu aufbauen, sie verlieren das Interesse daran und ver- len auch die theoretischen Zusammenhänge verstehen stehen die Themen am Ende nicht. Und was man selber und lernen, vernetzt zu denken. Die Schiffe sind ein gutes Vehikel, um ein anderes nicht versteht, unterrichtet man später nur ungern.» Mit Modulen wie «Naturwissenschaften im gesellschaftlichen Thema anzuschneiden: den Warentransport über die Kontext» und dem Aktionstag sollen die Studierenden Weltmeere. Am Beispiel einer Banane zeichnen Rebecca diese Berührungsängste überwinden. Marti und ihre Gruppe den langen Weg nach, den viele «Es ist eine hilfreiche Erfahrung, die Experimente Lebensmittel von der Produktion bis zum Verkauf hinter in einem geschützten Rahmen und mit Kleingruppen sich bringen. «Unsere Banane wurde also nach der Ernte ausprobieren zu können», findet Marina Spühler. Nicht per Lastwagen zu einer Sammelstelle transportiert, von nur, um mehr Sicherheit zu gewinnen, sondern auch, um dort aus mit Lastwagen zum Hafen, mit dem Schiff über neue Ideen zu sammeln. «Die Kinder sind auf Lösungen das Meer nach Europa, wieder auf Lastwagen in ein Vergekommen, an die ich und meine Kollegin überhaupt teilzentrum und dann schliesslich in den Laden», fasst nicht gedacht haben», meint die Studentin, während sie Marti zusammen. «Ich habe für diese Banane 1 Franken die Schülerinnen und Schüler beobachtet. Mit Gabeln, bezahlt. Was haltet ihr von diesem Preis?» Die Kinder Sieben, Schwämmen und anderen Hilfsmitteln versu- überlegen nicht lange. «Die Banane müsste eigentlich viel chen sie fieberhaft, das Wasser im Glasbottich zu reini- mehr kosten», meint eine Schülerin. Warum, will Marti gen, nachdem sie es zuvor ebenso eifrig mit Öl, Shampoo, wissen. «Weil viele Leute arbeiten müssen, damit wir die Klopapier und Sand verschmutzt haben. «Mit einer gan- Banane bei uns kaufen können. Und weil die Banane ja zen Klasse Experimente zu machen ist sehr aufwändig», viel Wasser braucht.» Wasser ist also weit mehr als ein Durstlöscher weiss Spühler. Aber es lohne sich, ist sie überzeugt. «Die Kinder profitieren mehr, wenn sie selber entwickeln und oder Schwimmbadinhalt. Das haben die 4.-Klässlerinerleben können. Das schult ganz andere Denkprozesse nen und 4.-Klässler am Aktionstag in vielfältiger Weise als immer nur Zuhören und Abschreiben.» erfahren. Während sich die Studierenden zum abschliessenden Erfahrungsaustausch mit ihren Dozentinnen zuErlebnis steht im Vordergrund sammensetzen, machen sich die Kinder mit den gebasDass scheinbar in jedem Kind ein Forscher steckt, zeigt telten Thermometern, selbstgemachtem Joghurt-Eis und sich im Raum nebenan. Die Gruppe mit dem Thema der viel zu billigen Banane auf den Heimweg. Die WasSchifffahrt hat eine Strategie entwickelt, um herauszufin- serspur im Gang ist mittlerweile eingetrocknet. 22
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Gewaltloser Widerstand und Neue Autorität in Familie, Schule und Gemeinde Erstes Zertifikatstraining in der Schweiz zur umfassenden Befähigung von Fachkräften: Wirkungsvoll intervenieren bei hochkomplexen Problemstellungen. Leitung: Dr. Peter Jakob Zehntägiger Lehrgang, nächster Beginn 18. März 2015
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Studierendenporträt
«Ich habe vier jüngere Schwestern. Lehrerin zu werden war für mich deshalb nach der Sekundarschule kein Thema. Ich hatte zuhause genug Kinder um mich herum», sagt Seraina Caflisch. So entschied sie sich gegen das Gymi und für eine Berufsausbildung. Sie hatte damals auch genug von der Schule und begann daher eine Lehre als Hotelfachfrau, wobei sie diese Wahl eher zufällig traf. Heute, fünf Jahre später, steht sie kurz vor dem Beginn ihres Studiums zur Lehrperson. Mitte September startet die Meilemerin an der PH Zürich den Studiengang Kindergarten-Unterstufe. An ihrer Lehre in einem Tagungshotel gefiel ihr insbesondere der Kontakt mit den Menschen, ganz glücklich war sie in ihrem Job aber nicht: «Ich möchte Menschen helfen, aber nicht in 24
einer reinen Service-Tätigkeit wie im Restaurant oder an der Rezeption.» Sie freute sich deshalb nach der Lehre darauf, für ein Jahr wieder die Schulbank zu drücken, um die Berufsmaturität zu erlangen. Mit dem Zeugnis in der Tasche ergab eine anschliessende Laufbahnberatung, dass die Ausbildung zur Lehrerin ein logischer Schritt sei: «Mir wurde klar, dass ich die Schule schon immer mochte. Ich hatte in meiner Kindheit nur positive Erfahrungen mit meinen Lehrpersonen gemacht. Zudem arbeite ich sehr gerne mit kleinen Kindern.»
Seraina Caflisch spricht ruhig und überlegt, ihr korrektes Auftreten ist augenfällig. Die Ausbildung im Hotel ist nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Im Rückblick möchte sie die Lehre auch
auf keinen Fall missen. Die diversen Stationen im Hotel lehrten sie viel über den Umgang mit Menschen und über die Wichtigkeit eines positiven ersten Eindrucks. Um an der PH Zürich zugelassen zu werden, musste sie mit ihrer gewerblichen Berufsmatur eine Aufnahmeprüfung absolvieren. Diese bestand sie problemlos. Nun freut sie sich auf das Studium, und zwar auf den praktischen wie auf den theoretischen Teil. Schliesslich war sie immer schon hin- und hergerissen zwischen Schule und Arbeit. Auch ihre Schwestern freuen sich, dass Seraina Lehrerin wird. Der Beruf passe ausgezeichnet zu ihr, meinen sie. – Cécile Oberholzer Cécile Oberholzer ist Redaktorin in der Kommunikationsabteilung an der PH Zürich.
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Foto: Nelly Rodriguez
Studierendenseite
Seraina Caflisch, 21, startet im Herbst ihr Studium an der PH Zürich.
Die Masterarbeit
Ausstudiert – die Studierendenkolumne
Dass Autos explodieren können, weiss ja fast schon
Und nächstes Mal ... wird alles anders! Vorsätze zu fassen ist etwas Wunderbares! Die meisten Menschen beginnen jedes neue Jahr damit. Man kann mit den Gedanken in die Zukunft schweifen und sich das Leben ausmalen, wie man es gerne hätte. Vorsätze verleihen ein gutes Gefühl. Man sitzt mit einem guten Glas Wein und einer Zigarette auf einem Balkon und spricht darüber (also nicht in Form eines Selbstgespräches, andere Menschen wären natürlich auch anwesend), das Rauchen aufzugeben. Wunderbar! Oder man beisst gerade in einen Double-Chocolate-Chip-Cookie und spricht von der nächsten Diät. Das fällt einem leicht und verleiht ein doppelt gutes Gefühl. Erstens hat man, was man haben möchte (bzw. was einem der innere Schweinehund aufgezwungen hat). Zweitens ist man in Gedanken bereits an dem Punkt angelangt, an dem das sogenannt «Lasterhafte» – ob das nun Zigaretten, Süssigkeiten, zu wenig Sport, zu viel Alkohol, zu wenig Lernen etc. ist – nicht mehr zum eigenen Leben gehört. Wenn man dann den Plan jedoch nicht umsetzt und einen zudem das schlechte Gewissen vom zu vielen Rauchen, zu vielen Ausgang, zu viel (und zu viel, wie mir mein Seklehrer einmal ausführlich erklärt hat, ist immer schlecht, da es sonst ja nicht ZU viel wäre) von was auch immer, einholt, dann fällt man in ein tiefes Loch. Das wäre wieder der Zeitpunkt für neue Vorsätze! In diesem Sinne, frohen Start ins neue Semester. Wir wissen ja, dieses Mal wird alles anders! Carmen Luzi, Studentin auf der Sekundarstufe I und Tutorin im Schreibzentrum der PH Zürich
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Studierendenseite
untersuchen in unserer Arbeit, welche Szenen aus Spielfilmen für jedes Kind. Woher es das aber weiss, Schülerinnen und Schüler glaubnämlich aus den Hollywood-Blockhaft sind und welche Informationen bustern und aus dem Fernsehen, und Schlüsse sie daraus ziehen», wirft ein eher schräges Licht auf die erklärt Samuel Schäfer. Dies unter Filmbranche: In Tat und Wahrheit Einbezug der Tatsache, dass Filme können Autos gar nicht explodieren. immer ein Mix aus Fiktion und Und genau um dieses wissenschaftWirklichkeit sind und nicht alles für liche Halbwissen geht es Kai Kessler bare Münze genommen werden und Samuel Schäfer in ihrer Master- kann. Beide Studierenden sind davon arbeit «James Bond als Vermittler überzeugt, dass das Medium Spielnaturwissenschaftlicher Konzepte? film im Unterricht eingesetzt werden Wie gehen Jugendliche mit naturmuss, und sie zeigen auf, wie es sich wissenschaftlichen Fehldarstellungen mit den Naturwissenschaften kombiim Genre Actionfilm um?». Es gibt nieren lässt. aber auch weitere Szenen, gerade in Der erste Teil der MasterJames-Bond-Filmen, die nichts mit arbeit beinhaltet den literaturbasierder Wirklichkeit zu tun haben. Auf ten theoretischen Teil. Im empirider Suche nach Antworten stiessen die Studierenden auf den Physikpro- schen zweiten Teil folgt die Analyse der qualitativen Untersuchung von fessor Metin Tolan der technischen Meinungen und Ansichten, die Universität Dortmund. Er untersucht die physikalische Machbarkeit Schülerinnen und Schüler anhand ausgewählter Spielfilmszenen entder James-Bond-Filme und erklärt wickelten. Diese Untersuchung fand unrealistisch wirkende Szenen mit naturwissenschaftlichen Gesetzen in in zwei Gruppen, bestehend aus je sechs Probandinnen und Probanden einer verständlichen Alltagssprache. Kai Kessler und Samuel Schäfer sind aus der 7.– 9. Klasse, statt. Im dritten Teil folgen die Diskussion und bekennende Filmliebhaber und die Naturwissenschaften haben es ihnen die Interpretation der Ergebnisse. angetan. Kai Kessler: «Diese Kombi- Die beiden Studierenden zeigen in ihrer Masterarbeit auf, dass der nation aus Spielfilm und NaturwisEinfluss von Spielfilmen auf die senschaften hat uns so gut gefallen, Bildung von Konzepten und Vordass wir unsere Masterarbeit darauf aufgebaut haben.» Mit ihrer Master- stellungen bei Jugendlichen stark ist. Alltagserfahrungen sind dabei arbeit wollen sie einen Beitrag zur Vernetzung von naturwissenschaftli- prägend. Kai Kessler und Samuel Schäfer ziehen daraus den Schluss, chen Gesetzen und Theorien mit dass Schülerinnen und Schüler die medialen Informationen aus Kino einzelnen Szenen vor allem anhand und Fernsehen leisten. Die Verknüpfung dieser beiden Themen und alltagstauglicher Erfahrungen einschätzen. Falls eine Szene keine Allderen Einfluss auf Schülerinnen und Schüler ist ein weitgehend uner- tagsbezüge zulässt, kann die Spielfilmszene neues Wissen vermitteln. forschtes Gebiet. Denn gerade – Vera Honegger Schülerinnen und Schüler nehmen ihr bewusst oder unbewusst wahrDie Masterarbeit von Kai Kessler genommenes Wissen aus Film und und Samuel Schäfer ist online publiziert: blog.phzh.ch/akzente Fernsehen mit in die Schule, und es beeinflusst den Lernprozess. «Wir
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Podium zu «Schule und Krieg» Wie gehen Schulen mit dem Thema Krieg um? Diese Frage steht im Zentrum einer Podiumsdiskussion Ende November an der PH Zürich. Organisiert wird der Anlass von der Stiftung Pestalozzianum. Parallel dazu wird die Thematik in einer Ausstellung aufgegriffen.
Schweiz von 1914 bis 1918 werden Aspekte ausgeleuchtet wie der eidgenössische Mythos von Neutralität und Barmherzigkeit; die international geführte Debatte über das Verhältnis von Jugend-Schule-Nationalstaat-Volk; die Lehrperson im Kriegskontext und das Verhältnis von Krieg und Erziehung bzw. von Kaserne und Schule. Grundlage für die Ausstellung sind die umfangreichen
Die Erinnerungen an den Ausbruch des ersten Weltkriegs vor 100 Jahren sind Anlass, um über Auswirkungen von Kriegen auf Schule nachzudenken: Wie wirken sich Kriege auf Schule aus – sei es in Kriegsregionen selbst oder in Friedensgebieten, wo Kinder und Jugendliche als Kriegsflüchtlinge aufgenommen werden? Und: Wie und wo sind vergangene und aktuelle Kriege Thema im Unterricht? Welche Rolle kommt der Schule als Vermittlungsinstanz zu? Solche Fragen sind im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Konflikten in Syrien, der Ukraine oder Zentralafrika hochaktuell. Das diesjährige Podium Pestalozzianum «Schule und Krieg» vom 27. November 2014 geht solchen Fragen aus historischer und aktueller Perspektive nach. Unter der Leitung von Michael Pfister diskutieren unter anderem Christian Schwarz-Schilling, ehemaliger deutscher Bundesminister und Hoher Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina. Als Politiker und internationaler Streitschlichter hat er die Kriegsgebiete auf dem Balkan ausführlich bereist und sich ein umfassendes Bild von der Situation vor Ort gemacht. Neben zwei zum Redaktionsschluss noch nicht bestätigten Teilnehmerinnen aus den Bereichen Medien und Schule wird Andreas Hoffmann-Ocon, Leiter des Zentrums für Schulgeschichte (ZSG) an der PH Zürich, als Gast am Podium teilnehmen.
Prominenter Podiumsgast: Christian Schwarz-Schilling, ehemaliger Bundesminister und Hoher Kommissär in Bosnien-Herzegowina.
Bestände der Forschungsbibliothek Pestalozzianum aus der Zeit von 1914 bis 1918 – Texte von Erziehungswissenschaftlern, Psychologen, Lehrpersonen und Schulaufsicht zum Thema Erster Weltkrieg und Schule sowie zahlreiche Bilder und alte Lehrmittel aus der Kriegszeit. Die Stiftung Pestalozzianum ermöglicht diese Ausstellung mit einem finanziellen Beitrag. Agenda Stiftung Pestalozzianum 29.–31. Oktober 2014: Worlddidac Die Stiftung Pestalozzianum an der Worlddidac 2014 in Basel, zusammen mit der Publikationsstelle der PH Zürich, die das Programm des Verlags Pestalozzianum weiterführt. 27. November 2014: Podium Pestalozzianum PH Zürich, Hörsaal LAD 120, Sihlhof, Lagerstrasse 5, Zürich. 18.30–20.30 Uhr. Thema: «Schule und Krieg». Moderation: Michael Pfister. November / Dezember 2014: Ausstellung zu «Schule und Erster Weltkrieg» PH Zürich, Gebäude LAB. Organisation: Zentrum für Schulgeschichte der PH Zürich in Zusammenarbeit mit der Stiftung Pestalozzianum.
Ausstellung zu Schule und Erstem Weltkrieg Das ZSG realisiert parallel zum Podium eine Ausstellung zum Thema «Schule und Erster Weltkrieg». Die Ausstellung findet im November und Dezember am Campus der Thomas Hermann ist Geschäftsführer der Stiftung PH Zürich statt. Neben dem historischen Kontext der Pestalozzianum. A KZENTE 3/2014
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PH Zürich – Stiftu ng Pestalozzia nu m
Text: Thomas Hermann, Foto: zVg
Inserat
Digitale Medien kompetent nutzen. Medienkurse für Ihre zukünftigen Schulklassen.
Digitale Medien sind allgegenwärtig. Nebst den vielen positiven Eigenschaften bergen sie aber auch Gefahren. Als angehende Lehrperson sind auch Sie zukünftig gefordert, Jugendliche im richtigen Umgang mit den digitalen Medien zu begleiten. Unsere erfahrenen Medienexperten unterstützen Sie dabei. Cybermobbing, Sexting, Privatsphäre und weitere Themen werden mit Ihnen und Ihren Schülern im Unterricht thematisiert. Erfahren Sie mehr zu unseren Kursen unter swisscom.ch/medienkurse
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Geschichtsunterricht im Wandel Ein fachdidaktisches Forschungsprojekt der PH Zürich untersucht Geschichtslehrmittel seit 1830: Wie verändern sich die Vorstellungen vom erstrebenswerten schulischen Wissen und Können?
«Besitzen unsere Schulgeschichtsbücher noch den Charakter eines Geschichtsbuches, oder haben sie ihn bereits verloren?» fragte der deutsche Historiker HansJürgen Pandel 2011 in einer Standortbestimmung geschichtsdidaktischer Forschung provokativ. Der streitbare Doyen der Geschichtsdidaktik vermisst in aktuellen Lehrmitteln die spezifisch historische Perspektive. Mit den heutigen Schulbüchern könne zwar «ganz gut gelernt» werden, doch es bestünden Zweifel, dass «es sich dabei tatsächlich um Geschichte» handle. Nachdenken über Vergangenheit Ausgangspunkt des Forschungsprojektes «Historisch-politische Bildung in Deutschschweizer Lehrmitteln seit 1830» der PH Zürich ist die mit den Stichworten «Lehrplan 21» und «Kompetenzorientierung» umrissene Umbruchphase: In welche Richtung entwickelt sich der Geschichtsunterricht? Welche Konzepte sollen den künftigen Lehrmitteln zu Grunde liegen? Die Analyse historischer Problemlösungen hilft, den heutigen Handlungsspielraum zu umreissen und mögliche Antworten auf diese Fragen zu finden. Die breite Palette der im Untersuchungszeitraum erschienenen Geschichtslehrmittel zeigt modellhaft mögliche Varianten auf, in welchem Verhältnis Lehrmittel zur wissenschaftlichen Disziplin stehen können oder wie junge Menschen zum Nachdenken über die Vergangenheit angeregt und zu verantwortungsvollem Handeln erzogen werden. Eingebunden ist das Projekt der PH Zürich in ein vom Schweizerischen Nationalfonds gefördertes Forschungsprojekt zum Thema «Transformation schulischen Wissens seit der Einführung der Volksschule».
heranbilden. In Umrissen lässt sich dieser Wandel zum jetzigen Zeitpunkt des Forschungsprojekts bereits skizzieren: 1833 wird den «geliebten Söhnen und Töchtern des Vaterlandes» im Schulbuch von Helden- und Schandtaten der Vorfahren erzählt, damit sie dereinst die «Irrthümer der Väter» meiden und nach deren Weisheit trachten (Mütter bleiben unerwähnt). Für Religion und Sittlichkeit, Recht, Freiheit und Vaterland sollten sie sich «glühend, muthig» stürzen «selbst in den Tod». Bereits im 19. Jahrhundert wird das ungebrochen moralisierende Lehrmittel von einer nüchternen Gattung kontrastiert: Prominente Universitätsprofessoren streben wissenschaftliche Objektivität an und verfassen geradezu erschlagend umfangreiche Lehrmittel für die Volksschule. Die Schulbücher pendeln zwischen wissenschaftlicher und populärer Ausrichtung. Besonders eingehend werden Phasen des Aufund Umbruchs analysiert: Etwa die 1930er Jahre, als dem Geschichtsunterricht eine zentrale Rolle in der «Geistigen Landesverteidigung» zukam. Die wissenschaftsorientierte «geschichtliche Objektivität» geriet unter Beschuss, weil sie nicht ans Gewissen appelliere. Die Generation nach 1968 lehnte hingegen Moralkeule und Indoktrination prinzipiell ab und wollte durch Quellenanalyse an die wissenschaftliche Arbeitsweise heranführen. Es entstanden Arbeitsbücher, die den Autorentext auf eine «eiserne Ration Fakten» reduzierten und Auszüge aus Quellen (Bildern, Karten und Grafiken) zusammenstellten, die von Schülerinnen und Schülern selbst zu entschlüsseln waren. (Die Anleitung zur Analyse wurde bald zum systematischen Methodenlernen ausgebaut.) In der Gegenwart ist nun eine erneute Hinwendung zur Urform des Fachs zu erkennen, dem historischen Erzählen. Wie ist Geschichte zu erzählen, von und für junge Menschen? Erste Ergebnisse sind 2015, im dritten Projektjahr, zu erwarten.
Glühende Herzen – nüchterner Verstand Die Erwartungen an die Fächer wandeln sich: Geschichtslernen wurde seit 1830 abwechselnd als Gesinnungs-, Pauk- oder Denkfach definiert und sollte glühende Patrioten oder verantwortungsbewusste Republikaner, Sabina Brändli ist Fachbereichsleiterin für Geschichte/politische Bildung an der PH Zürich. objektive Geschichtsforscher oder kritische Zeitgenossen A KZENTE 3/2014
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PH Zürich – Forschu ng
Text: Sabina Brändli
In Ghana lehren, von Ghana lernen Die Kooperation Ghana – Schweiz des Zentrums IPE der PH Zürich generiert neues Wissen auf beiden Seiten. Im Mai besuchte eine Delegation aus Accra die PH Zürich.
PH Zürich – Zentr u m IPE
Text: Franziska Agosti, Foto: Reto Klink
Die Geschichten von Ama, Kojo und Josef aus Ghana sind sich in einem Punkt ähnlich: Die Kinder lebten im Slum von Ghanas Hauptstadt Accra und wurden alle von Daniela Rüdisüli Sodjah respektive ihrer NGO «Chance for Children» (CfC) unterstützt. Ama ist jetzt Coiffeuse, Kojo lernt Sanitärinstallateur und Josef lebt im Heim von CfC. Für ihre Arbeit mit Strassenkindern hat Daniela Rüdisüli Sodjah 2009 den Bildungspreis der PH Zürich erhalten. Diese unterstützt die schweizerisch-ghanaische Nichtregierungsorganisation seit zwei Jahren mit Weiterbildungen im Bereich Fachdidaktik, soziale Kompetenz und in der Entwicklung von Life Skills. Das Projekt wird vom Zentrum International Projects in Education (IPE) der PH Zürich koordiniert. Erfahrung im Umgang mit Gewalt Der Austausch von Wissen ist eines der wichtigsten Elemente für eine erfolgreiche, nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit. Jede Organisation oder Institution arbeitet mit verschiedenen Methoden und weiss, welche Praxis vor Ort funktioniert und welche nicht. Für das IPE war es wichtig, dass das Projekt mit «Chance for Children» einen Bildungsaustausch beinhaltet, das heisst, dass auch Dozierende in der Schweiz von der Expertise der Lehrpersonen in Ghana profitieren können. Die Expertise der Sozialarbeitenden von «Chance for Children», die ehemalige Strassenkinder unterrichten, zeigte sich nach zwei Projekteinsätzen des IPE in Ghana deutlich: Sie haben grosse Erfahrung im Umgang mit Gewalt und 30
der Integration von traumatisierten Kindern in die Gesellschaft und in die Schule. Um Kinder betreuen zu können, die jahrelang im Slum lebten, braucht es ein funktionierendes Team. Ein Team, das die Kompetenzen eines jeden zu jeder Zeit abrufen kann und miteinander genau so menschlich und tolerant umgeht, wie es für die diffizile Arbeit mit traumatisierten Kindern nötig ist. Dieses Wissen teilte die fünfköpfige Delegation von CfC anlässlich ihres Besuches im vergangenen Mai in Zürich mit den Dozentinnen und Dozenten der PH Zürich. Die Sozialarbeitenden Rose Tegayi, Seth Torto und Osman Adam sowie Awuley Nartey, der Manager des Knabenheimes von «Chance for Children», sprachen über die Anforderungen an ihre Arbeit und präsentierten einzelne Fallstudien. Wie etwa von Akua (Name geändert): Ihr Vater verliess die achtköpfige Familie, die Mutter hatte kein Geld mehr und schickte Akua zu einer Frau nach Ghana. Diese misshandelte sie und schickte sie als Wasser-Verkäuferin auf die Strasse. Akua lief weg und trieb sich im Slum von Accra herum. Dort sahen sie die Strassenarbeiter von CfC, klärten lange ab, ob das Mädchen doch nicht zur Mutter zurückkehren konnte, und nahmen es schliesslich in das Mädchenheim von CfC auf. Akua geht von dort aus zur Schule. Sie musste lernen, wieder Vertrauen in sich und Erwachsene zu fassen. Die Unterstützung bei der Entwicklung des Selbstwertes von Kindern ist eine grosse Kompetenz der Sozialarbeitenden von CfC. Sie erreichen das durch ihre grosse Präsenz und durch das ständige Erinnern der Kinder an ihre Stärken. Das IPE hat die Sozialarbeitenden dabei mit seinem neu entwickelten Lehrmittel «ME» – «Discover your strengths, develop your self-esteem» unterstützt. Das Lehrmittel bietet praktische Übungen und fokussiert da-
Der Austausch von Wissen ist eines der wichtigsten Elemente für eine erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit. rauf, dass es in vielen Situationen weder richtig noch falsch gibt und dass nicht jede Fähigkeit gemessen, sondern manchmal einfach nur erlebt werden kann. Während der Projektwoche von CfC in Zürich besuchte die Delegation auch eine QUIMS-Schule in Aussersihl und die Schule Schauenberg zum Thema integrative Förderung. Die CfC-Mitarbeitenden waren von den AKZENTE 3/2014
Inspiration durch partizipative Methoden Ein anderer Unterschied zeigt sich in der Kultur des Lernens. Daniela Rüdisüli Sodjah, die ihr Lehrerpatent in der Schweiz gemacht hat, wünschte sich vom IPE bereits zu Beginn des Projektes eine Weiterbildung für die Lehrpersonen ihrer NGO zum Thema Fachdidaktik. Denn sie
«Beratung soll auch prophylaktisch wirken»
Karl Mäder, Leiter Zentrum für Beratung (ZfB) an der PH Zürich. Akzente: Viele Schulen beschäftigt zurzeit der kompetenzorientierte Unterricht. Welche Unterstützung bietet dabei das Zentrum für Beratung? Mäder: Wir haben drei neue Angebote dazu entwickelt. Diese richten sich an interessierte Schulleitende und Lehrpersonen. Dabei geht es unter anderem darum, wie Kompetenzorientierung in der Schule verankert und eine erfolgreiche Zusammenarbeit in Kollegien und Teams gestaltet werden kann.
Wissenstransfer: Die ghanaische Delegation mit Vertreterinnen und Vertretern der PH Zürich.
weiss, wie wichtig es ist, die Schülerinnen und Schüler mit aktivierenden und partizipativen Methoden zu inspirieren und nicht nur auf den Frontalunterricht und das Nachsprechen von Wörtern zu fokussieren. Im Heim «Fennergut» in Küsnacht, das die CfCDelegation ebenfalls besuchte, zeigte sich ein anderer Unterschied zu Ghana. Elsbeth Ball, die Leiterin des Kindergutes, erklärte, dass viele Eltern ihre Kinder nicht in einem Heim platzieren wollen, obwohl laut Ermittlungen der Behörden der Sohn oder die Tochter von der familiären Situation stark überfordert ist. In Ghana, so sagten Osman Adam und Awuley Nartey, seien viele Eltern froh, wenn das Kind in einem Heim lebt, da sie ihm vieles davon nicht bieten können, was ein funktionierendes Heim hat. Das gemeinsame Projekt mit «Chance for Children» wird noch zwei Jahre weitergeführt. Demnächst reisen Dozentinnen und Dozenten der PH Zürich für Seminare in Fachdidaktik Englisch und Psychologie nach Ghana. Franziska Agosti ist Projektleiterin im IPE der PH Zürich. A KZENTE 3/2014
Akzente: Abgesehen von der Kompetenzorientierung: Welches sind die dringendsten Anliegen, mit denen Lehrpersonen an Sie gelangen? Mäder: Am häufigsten geht es um Fragen zur beruflichen Weiterentwicklung und zur Gesundheit, wobei die zwei Themen oft in einem Zusammenhang stehen. Akzente: Wo sehen Sie die Gründe für die Wichtigkeit des Themas Gesundheit? Mäder: Unterrichten ist komplexer und anspruchsvoller als vor 20 Jahren. Der gesellschaftliche Status der Lehrperson hat sich auch verändert. Diese Faktoren wirken sich teilweise belastend auf die Berufstätigkeit aus. Ausgangspunkt sind oft schwierige Beziehungen – beispielsweise mit einer Schülerin oder einem Vater. Wir unterstützen Lehrpersonen, Schulleitende und Teams bei der Gestaltung dieser vielfältigen Beziehungen. Akzente: Wenden sich Lehrpersonen ausschliesslich in einer problembehafteten Situation an Sie? Mäder: Nein, Beratung hat immer auch das Ziel, prophylaktisch zu wirken. Lehrpersonen melden sich beispielsweise auch bei uns, wenn sie eine Laufbahnplanung wünschen. Oder Schulen wollen ihr Schulprofil oder ihre Zusammenarbeitskultur weiterentwickeln. Häufig ist die Belastung zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme allerdings tatsächlich bereits sehr gross. Wir wünschen uns, dass Beratung noch stärker entwicklungsorientiert wahrgenommen wird und sich Ratsuchende früher melden. Weitere Informationen und ausführliches Interview: blog.phzh.ch/akzente 31
PH Zürich – Zentr u m f ür Beratu ng
Fördermassnahmen für die Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel den kleinen Klassen sowie den sonderpädagogischen Lehrerinnen und Lehrern sehr beeindruckt. Die Delegation beobachtete aber auch, dass sich trotz aller Fördermassnahmen für die Kinder mit einer anderen Erstsprache als Deutsch die Schweizer Kinder am meisten meldeten und am besten sprechen konnten.
Serie – Blick in eine a ndere Ber ufswelt
Eine DaZLehrerin im Praktikum als Gärtnerin
Es herrscht eine gemächliche, aber dennoch emsige Arbeitsatmosphäre in der Gärtnerei der Stiftung Brunegg. Susanne Burnand ist mit dem Umtopfen von Hauswurzen beschäftigt. «Wichtig ist, dass die Pflänzchen genug tief eingegraben sind. Das habe ich bereits gelernt», sagt sie und lacht. Sie ist jetzt seit drei Wochen hier, weitere vier stehen ihr noch bevor. Am Ende des Praktikums wird sie in allen Abteilungen gewesen sein. In der ersten Woche hat sie die Floristik-Abteilung kennengelernt, jetzt ist sie in der Staudengärtnerei mit den mehrjährigen Pflanzen, kommende Woche geht’s dann weiter zu den Ursprünglich wollte Susanne Burnand Zierpflanzen. Unterstützung erhält die DaZ-Lehrerin an ihr Praktikum im Rahmen ihrer Intensiv- diesem Morgen von ihrem Kollegen Andreas. Dieser freut weiterbildung (IWB) an der PH Zürich sich, dass er «mit einer Lady» zusammenarbeiten kann, in einer SAC-Hütte machen. Da sich die wie er selber sagt. Jahreszeit dazu nicht eignete, wich Susanne Burnand schätzt den Kontakt zu den die DaZ-Lehrerin auf eine Gärtnerei aus. Mitarbeitenden der Stiftung Brunegg. Diese bietet rund «Im Rückblick war dies ein Glücksfall», 38 Wohn- und 70 Arbeitsplätze für Erwachsene mit intelsagt sie. lektuellen und körperlichen Beeinträchtigungen. «Ich wurde sehr gut aufgenommen. Die Kolleginnen und KolText: Christoph Hotz, Fotos: Reto Klink
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Vor dem Engagement der Stiftung Brunegg hat Susanne Burnand grossen Respekt. Sie habe in ihrem Beruf als DaZ-Lehrerin teilweise auch mit lernschwachen Ohne Murren Efeu schneiden Schülerinnen und Schülern zu tun. «Deshalb ist es mir ein Später steht das Schneiden der Rosenstöcke auf dem besonderes Anliegen, dass auch diese Jugendlichen eine Programm. Bereits am Vortag hat Susanne Burnand viel Ausbildung abschliessen und einen Beruf ausüben könZeit damit verbracht. Die Arbeit im Freien und mit nen.» Pflanzen liegt ihr am Herzen. Es macht ihr nichts aus, wenn die Tätigkeiten teilweise etwas eintönig ausfallen, Verstärkt auf Umgangsformen achten und sie zeigt sich beeindruckt, dass die Mitarbeitenden Um 10 Uhr macht die ganze Belegschaft gemeinsam Pauder Gärtnerei manchmal ganze Tage ohne Murren bei- se. Susanne Burnand kennt die meisten Mitarbeitenden spielsweise Efeu schneiden. «Das wäre in der Schule mit Namen. Sofort wird sie in die Tischgespräche miteinnicht möglich. Die Kinder sind es gewohnt, dauernd mit bezogen. «Diese Spontaneität und dass alle so respektvoll miteinander umgehen, ist bewundernswert», sagt sie. In sich abwechselnden Arbeiten beschäftigt zu werden.» Die Teilnehmenden der Intensivweiterbildung an Zukunft werde sie in ihrem Unterricht wieder vermehrt der PH Zürich sind für die Organisation ihres Praktikums auf die Umgangsformen achten. «Von der Höflichkeit dieselber verantwortlich. Als passionierte Berggängerin hätte ser Menschen hier können sich viele von uns eine Scheibe Susanne Burnand dieses am liebsten in einer SAC-Hütte abschneiden.» absolviert. Jetzt, im Frühling, sei dies aber nicht möglich. Also fragte sie bei der Stiftung Brunegg an, welche sie seit Intensivweiterbildung längerem kennt und schätzt. Hier sei man vom ersten Mo- (IWB) für Lehrpersonen ment an sehr offen gewesen gegenüber ihrer Anfrage. «Der Lehrpersonen der Volksschule im Kanton Zürich Leiter der Gärtnerei zeigte mir den Betrieb und mir war haben nach mindestens zehn vollendeten Dienstjahsofort klar, dass es mir hier gut gefallen wird», sagt sie und ren Anrecht auf eine Auszeit in ihrem beruflichen fügt lachend an: «Ich trauere der SAC-Hütte überhaupt Alltag in Form einer so genannten Intensivweiterbildung (IWB) an der PH Zürich. Im Profil «Aussernicht nach.» Dass sie das Praktikum hier machen kann, sei schulisches Lernen» beinhaltet diese u.a. ein siebenwöchiges Praktikum in einem Betrieb. In der ein regelrechter Glücksfall. Während ihrer Abwesenheit wird die DaZ-Lehre- kommenden Ausgabe «Akzente» folgt der vierte und letzte Teil der Serie «Blick in eine andere Berufsrin von einem Vikar vertreten. Dieser hat sie einmal in der welt». Gärtnerei besucht und ihr gesagt, dass alles rund laufe mit Weitere Informationen zur IWB: ihren Schülerinnen und Schülern. Sonst denkt Susanne www.phzh.ch/intensivweiterbildung Burnand jedoch nicht oft an die Schule. «Mir gelingt es gut, Abstand von der Arbeit zu nehmen.» A 33 KZENTE 3/2014
Serie – Blick in eine a ndere Ber ufswelt
legen sind hilfsbereit und man geht äusserst respektvoll miteinander um.» Die Beziehungsarbeit habe eine wichtige Bedeutung. In der Schule komme diese teilweise etwas zu kurz. «Dort steht meistens die Leistung im Vordergrund. Der Perspektivenwechsel im Praktikum ermöglicht mir, verstärkt auf solche Dinge zu achten.» Zwischen der DaZ-Lehrerin und ihrem Kollegen hat sich inzwischen ein munteres Gespräch entwickelt. Auch der Fotograf der PH Zürich wird miteinbezogen. Andreas verfügt über ein grosses fotografisches Wissen, welches er gerne mit anderen teilt. Derweil topft Susanne Burnand in aller Ruhe einen Wurz nach dem anderen um. «Ausnahmsweise einmal ohne Zeitdruck zu arbeiten tut gut», sagt sie. Auch die geregelten Arbeitszeiten von 8 Uhr bis 17.30 Uhr wertet sie als eine willkommene Abwechslung zu ihrem häufig turbulenten und zeitlich unregelmässigen Alltag im Schulhaus Eichberg in Hombrechtikon. Die Arbeit in der Gärtnerei sei jedoch keineswegs leicht. «Die körperliche Belastung ist teilweise gross. Am Abend weiss ich immer sehr genau, was ich gemacht habe.»
Medientipps KEINE FALSCHE SCHAM
Scham hat viele Gesichter. Wir kennen sie als Verlegenheit, Gehemmtsein oder peinliche Empfindung. Welche Situationen Scham hervorrufen, wie intensiv sie erlebt wird und wie Einzelne darauf reagieren, ist hingegen ganz unterschiedlich und hängt stark von kulturellen Werten ab. Bei persönlichen Demütigungen, kollektiver Verachtung, Mobbing oder gewaltsamen Übergriffen kann Scham die Betroffenen krank machen und wird nicht selten an die folgenden Generationen weitergegeben. Der Sozialwissenschaftler Stephan Marks zeichnet die verhängnisvolle Wechselwirkung von Scham und Schamabwehr nach. Anhand von Nationalsozialismus, Nahostkonflikt, Armutsgefälle oder dem Zusammenprall westlicher und islamischer Traditionen zeigt er auf, welche Auswirkungen die tabuisierte Emotion auf Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Erziehung ausübt. Das Buch mündet in ein Plädoyer für einen konstruktiven Umgang mit Scham und gibt Empfehlungen für die pädagogische und soziale Arbeit. – Daniel Ammann
S. Marks. Scham – die tabuisierte Emotion. Düsseldorf: Patmos, 2013. 227 Seiten.
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DIGITALE DIVIDENDE
Ausgehend von einer Lust am Lernen und der Forderung nach Rückbesinnung auf die Förderung individueller Begabungen übt der Autor Kritik am bestehenden Bildungssystem und an der aktuellen Praxis von Unterricht. Als zentrale Grundlage stellt er ein pädagogisches Modell vor, das 3 × 3 einfache Prinzipien für Lehrpersonen, Lernende
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sowie Schulentwicklung umfasst. Die «Digitale Dividende» folgt nach Burow historisch auf die «Bildung nach Logik der Massenproduktion» und gründet sich in den jüngsten Entwicklungen digitaler Technologien, ökonomischer Umbrüche und gesellschaftlicher Fragmentierung. Sie besteht im Grunde aus der Freisetzung neuer Ressourcen durch die kreative Nutzung digitaler
Technologien. Als Pädagogik 3.0 beschreibt er abschliessend verschiedene Szenarien und Thesen, die für Lernprozesse insbesondere in der Schule nutzbar sind. Das Buch richtet sich an Eltern und Lehrpersonen. – Klaus Rummler
O. Burow. Digitale Dividende: Ein pädagogisches Update für mehr Lernfreude und Kreativität in der Schule. Weinheim: Beltz, 2014. 280 Seiten.
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Foto: Raffinerie AG
Medientipps
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LEKTÜRE UND FREMDSPRACHE
In ihrem didaktischen Plädoyer an Fremdsprachenlehrpersonen streichen Emer O’Sullivan und Dietmar Rösler die doppelte Brückenfunktion von Kinder- und Jugendliteratur als Annäherung an die Zielsprache und an deren Literatur heraus. Die mehrsprachige Orientierung in ihrem Vorgehen ist sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche des Buchs, da es sich auf exemplarische Beispiele beschränken muss, die über die Fremdsprachen hinweg anwendbar sind. Die Autoren sind sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Beide engagieren sich schon seit geraumer Zeit für den Einsatz von Kinder- und Jugendliteratur im Fremdsprachenunterricht. Die Argumente überzeugen: Lehrpersonen und Lernende, die sich mit den Texten für junge Lesende auseinandersetzen, schulen aktiv ihre interkulturelle kommunikative Kompetenz. Dieses zentrale Anliegen des Fremdsprachenunterrichts wird mit Hilfe dieses Buch zum verständlichen und erreichbaren Ziel. – Michael Prusse
E. O’Sullivan, D. Rösler. Kinder- und Jugendliteratur im Fremdsprachenunterricht. Stauffenburg, 2013. 229 Seiten.
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ANDERSWO DAHEIM
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750 JAHRE WINTERTHUR
Die Neugier auf das Fremde, die Offenheit für andere Sichtweisen und die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme: Das sind zunehmend wichtige Voraussetzungen für ein gelingendes Zusammenleben in unserer globalisierten Gesellschaft. Die DVD «anderswo daheim» möchte bereits in der Schule für Interkulturalität sensibilisieren. Neun 10- bis 20-minütige Kurzfilme ermöglichen vielfältige Zugänge zu Themen wie Solidarität und Freundschaft, Angst vor dem Fremden und kulturelle Alltagsbräuche, die auf den ersten Blick irritieren, bei genauerer Betrachtung bereichern können. Die teilweise emotional berührenden Filme bieten eine Chance für Schüler/innen vom Kindergarten bis zur Sek I, eigene Sichtweisen zu hinterfragen und Vorurteile abzubauen. Die DVD mit praxistauglichem didaktischem Begleitmaterial für die Vor- und Nachbereitung ist ein gelungener Beitrag zur interkulturellen Bildung und zum Abbau von Alltagsrassismus.
Winterthur feiert das 750-jährige Bestehen seines Stadtrechts. Das gibt Anlass zur Herausgabe der ersten Stadtgeschichte seit fast 40 Jahren. Erstmals wurde ein solch umfangreiches Geschichtswerk von mehreren Autoren gemeinsam verfasst. Dies eröffnet ein viel breiteres Spektrum an Perspektiven, was das zweibändige Werk thematisch sehr vielseitig macht. Es ist nicht nur Platz für die «grossen» Ereignisse wie die Verpfändung Winterthurs an die Stadt Zürich durch die Habsburger, sondern auch für unbekanntere Geschichten. So wird etwa mit dem Aufstieg der Winterthurer Anglo-Swiss Biscuit Company zur schweizweit grössten Guetzli-Fabrik ein unbekannteres Kapitel der Wirtschaftsgeschichte beschrieben. Die durch viele Bilder und Info-Kästchen angereicherten Bände sind verständlich geschrieben, sodass der angestrebte Kompromiss zwischen Wissenschaftlichkeit und Zugänglichkeit für eine breitere Leserschaft meistens gut gelingt.
– Björn Maurer
E. Eugster (Hrsg.). Winterthurer Stadtgeschichte. Bd.1: Von den Anfängen bis 1850. Bd.2: Von 1850 bis zur Gegenwart. Zürich: Chronos Verlag, 2014. 818 Seiten.
anderswo daheim: Chancen und Herausforderungen der multikulturellen Gesellschaft. Bern: éducation21, 2013. DVD-ROM und Begleitheft.
– Nicolas Hermann
Artefakte des Alltags Man braucht nicht wie Indiana Jones oder eine Agentin der TV-Serie «Warehouse 13» nach magischen Artefakten zu jagen ... Für Abenteuer und Unterhaltung reicht eine Entdeckungsreise durch die eigenen vier Wände, ein Warenhaus oder das örtliche Museum mit seinen historischen und völkerkundlichen Exponaten. Alltagsobjekte und Kunstgegenstände bergen einen Schatz an Geschichten. In seiner kurzweiligen «Geschichte der Welt in 100 Objekten» (C. H. Beck 2013) illustriert der Kunsthistoriker Neil MacGregor zwei Millionen Jahre Menschheit anhand ausgewählter Ausstellungsstücke aus dem Britischen Museum – von urzeitlichen Steinwerkzeugen und frühen Schrifttafeln bis zur Solarlampe aus China. Der Kultursoziologe und Stadtforscher Manfred Russo spürt in «Tupperware & Nadelstreif» (Böhlau 2000) ebenfalls der Geschichte und den Geschichten von Alltagsobjekten nach. In kurzen Betrachtungen über Jeans, Kreditkarte, Walkman oder Mikrowelle verknüpft er Herkunft und Mythos mit banalem Gebrauchswert und entlockt den Dingen kulturelle Botschaften. Mit Wundern der Technik – von Wolkenkratzern und erdbebensicheren Brücken bis zu Spiegeln, Neoleuchtreklamen und Münzen – befasst sich die Discovery-Wissensreihe «Technikwelten» auf SRF mySchool. Ausgewählte Folgen stehen noch bis 31.8.2015 online zur Verfügung und werden durch didaktisches Material ergänzt. Hintergrundinformationen, Lektionsskizzen und Arbeitsblätter regen zur vertieften Auseinandersetzung in «Natur, Mensch, Gesellschaft» an und bieten Tipps für den Unterricht auf den Stufen Sek I und II. – Daniel Ammann
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Mario Bernet – aus dem Leben eines Lehrers
Illustration: Raffinerie AG
Ein Büchergestell ist das Gegenteil einer Schulklasse, fällt mir beim Umzug meines Büros vom Keller in die Wohnung ein. Ich will die Gelegenheit wahrnehmen und mich von altem Ballast befreien. Vor zwanzig Jahren wäre dieses Unterfangen überblickbar gewesen, nun gerät es zu einem zähen Ringen mit verflossenen Zeiten: Wohin mit Dokumenten von Reisen in Länder, deren Namen inzwischen geändert haben? Wohin mit jenen Briefen, deren Lektüre einst meine Knie zittern liess? Wohin mit dem Zeitungsartikel zu Beat Breus Triumph auf der Alpe d’Huez im Jahre 1982? Bei allem Respekt vor früheren Tagen: Die Zeit des Abschieds ist gekommen. In meinen Händen liegen die Notizen aus einem Seminar zur Ideengeschichte der Pädagogik. Schon beim letzten Umzug, und der liegt inzwischen 15 Jahre zurück, hat mich meine Frau ihretwegen verspottet. Also knöpfe ich mir die vergilbten Papiere einzeln vor – und lese elektrisiert: «Bernhard von Chartres sagte, wir seien gleichsam Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Entfernteres als diese sehen zu können.» Schon damals hat mir das Bild in seiner Bescheidenheit und Zuver-
sicht imponiert: Ich weiss mehr über Philosophie als der Riese Sokrates, mehr über Weltreligionen als das Monument Thomas von Aquin, mehr über Flugzeuge als das Genie Leonardo da Vinci! Und ich anerkenne gleichzeitig, was für ein beschränkter Wirrkopf ich bin im Vergleich zu diesen Grössen der Geistesgeschichte. Wenn wir Geschichte so sehen können, den Gang von Generation zu Generation – was für ein aussichtsreicher Blick auf Erziehung und Unterricht, die immer ein Sprungbrett zum Fortschritt sind! Ich blättere weiter. Schon bald bleibe ich wieder an einem Text hängen, wie er in der Sozialwissenschaft von heute nicht mehr formuliert wird: Ergriffen betrachtet der Verfasser eine weidende Herde und beneidet die Tiere um ihr lustvolles Auskosten des Augenblicks, ohne Erinnerung an gestern und ohne Bangen um die Zukunft. Der Autor – kein geringerer als Friedrich Nietzsche – macht aus dieser Beobachtung eine tiefgründige Metapher. Das Bild gelte nämlich auch beim Menschen: «Es ergreift ihn, das Kind zu sehen, das noch nichts Vergangenes zu verleugnen hat und zwischen den Zäunen der Vergangenheit und der Zukunft in überseliger Blindheit
spielt.» Wie bei Bernhard von Chartres ist vom Verhältnis der Generationen die Rede, doch diesmal ist der Befund ernster. Das Bild mit den Riesen und den Zwergen strotzte vor Optimismus – die Jugend mag noch so beschränkt sein, sie weiss mehr als die alte Generation. Nun stellt sich eine grundlegende Frage der Pädagogik: Inwieweit dürfen die Erwachsenen die Idylle des kindlichen Spiels stören, sie in Kultur und Geschichte einweihen? Nietzsche hakt nach: «Entfesselt die Jugend und ihr werdet mit ihr das Leben befreit haben.» Dieser Satz hat mich vor über zwanzig Jahren begeistert. Inzwischen liegen viele Schulzimmerjahre hinter mir. In dieser Zeit trat das mit dem «Entfesseln der Jugend» etwas in den Hintergrund, um es gelinde zu formulieren. Aber drei Dinge sind gewiss: Erstens steckt in meinem Büchergestell mehr Leben als vermutet. Zweitens danke ich dem Dozenten, der mir damals solche Texte vorgesetzt hat. Und drittens verspreche ich, beim nächsten Mal an dieser Stelle wieder vom echten Leben zu berichten. Mario Bernet ist Primarlehrer im Schulhaus Sihlfeld und Praxisdozent an der PH Zürich.
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Kolu m ne – aus dem Leben eines Lehrers
Leben im Büchergestell
Fotos erzählen Geschich- Der Lehrer seinerseits dürfte seinen ten, im vorliegenden Fall zum Schülerinnen und Schülern auf
spektive aufgenommen. Es überrascht durch die GegenüberstelBeispiel diese: Ein grosser weisser dem naturkundlichen Streifzug zum lung von Schwan und Lehrer, die Schwan ging mit seinen grauen Seeufer analoge Informationen sich auf Augenhöhe zu begegnen Schwanenkindern an Land, um über die Schwäne mit auf den Weg scheinen. Die Kinder und die Menschen anzusehen. Da trafen sie gegeben haben. Er überragt die jungen Schwäne mustern einander auf einen grossen schwarzen Mann Kinderschar, und seine Körperhal- und bilden zwei konzentrische Halbmit vielen kleinen Menschlein. tung steht im Kontrast zur Ehrkreise. Der Junge mit dem Fahr«Da schaut her», sagte der Schwan, furcht, der Neugierde und der Berad ist wie der Fotograf ein Aussen«das sind Männedorfer. Sie leben in lustigung, die seine Schülerinnen stehender. Er scheint vom Landgang Häusern. Im Sommer kommen sie und Schüler ausstrahlen. Er doziert der Schwäne fasziniert zu sein. auf den See. Die Menschenkinder und ist im Element. Der Fotograf erkennt den Charme machen viel Lärm und spritzen wild Das Bild hat der Fotograf der Szene, bannt sie auf Film um sich. Menschen schwimmen Hans-Peter Klauser 1936 in und erzählt uns so seine eigene nicht so ruhig wie wir Schwäne.» Männedorf aus der Schwanenperkleine Geschichte. – Thomas Hermann
Impressum «Akzente» (vormals ph | akzente) erscheint viermal jährlich, 21. Jahrgang, Nr. 3, August 2014, ISSN 2296-7281 (Print), 2296-732X (Online). Herausgeberin: Pädagogische Hochschule Zürich. Redaktion: Christoph Hotz (Redaktionsleitung), Redaktor Kommunikation; Daniel Ammann, Dozent für Medienbildung; Bettina Diethelm, wissenschaftliche Mitarbeiterin; Thomas Hermann, Dozent für Medienbildung; Vera Honegger, Redaktorin Kommunikation; Rudolf Isler, Dozent für Pädagogik; Reto Klink, Leiter Kommunikation; Michael Prusse, Abteilungsleiter Sek II Berufsbildung. Redaktionelle Mitarbeit: Melanie Keim, Isabel Plana. Adresse: Pädagogische Hochschule Zürich, Redaktion «Akzente», Christoph Hotz, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, akzente@phzh.ch, www.phzh.ch/akzente. Grafisches Konzept: Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich. Layout: Regi Müller, Typografische Gestalterin PH Zürich. Druck: FO-Fotorotar, Egg ZH. Inserate: IEB AG, Industriestrasse 6, 8627 Grüningen, Tel. 043 833 80 40, Fax 043 833 80 44, info@ieb.ch, www.ieb.ch. Abonnemente: Jahresabonnement CHF 20.- inkl. Porto, Pädagogische Hochschule Zürich, Vera Honegger, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, vera.honegger@phzh.ch. Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier.
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Foto: © Hans-Peter Klauser / Fotostiftung Schweiz
Fu ndstück
Fundstück
Inserate
«Ihr Aus- und Weiterbildungsinstitut IKP: wissenschaftlich – praxisbezogen – anerkannt» Dr. med. Y. Maurer Berufsbegleitende, anerkannte Weiterbildungen mit Diplomabschluss:
Berufsbegleitende,
Info-Abend: 20. Okt.
anerkannte Weiterbildungen Dipl. Körperzentrierte(r) mit Diplomabschluss: Psychologische(r) Berater(in) IKP
Studien und Praxiserfahrungen zeigen, dass viele psychische Probleme und Störungen raschere Besserungstendenzen zeigen, wenn im Gesprächsprozess der Körper in passiver und/oder aktiver Form miteinbezogen wird. Der IKP-Ansatz beinhaltet neben dem psychosozial-beraterischen Gespräch auch das Erleben und Erfahren über den Körper sowie den Einbezug kreativer Medien. Dauer: 3 Jahre, SGfB-anerkannt. Option: via HF zum eidg. Diplomabschl.
CAS International Dieses modulare Weiterbildungsangebot hilft Dozierenden und Verantwortlichen an Hochschulen, sich den ständig wachsenden Herausforderungen bezüglich Internationalität an Hochschulen zu stellen. Der CAS International umfasst folgende Themenschwerpunkte: — Teaching in English — Interkulturelle Kommunikation — Internationalisierung der Lehre
Info-Abend: 23. Okt.
— Fit für den globalen Arbeitsmarkt
Dipl. ErnährungsPsychologische(r) Berater(in IKP
Humanistische Psychologie: Sie lernen, Menschen mit Ernährungsproblemen ganzheitlich in ihrer aktuellen Lebenssituation zu beraten und eignen sich fundiertes Ernährungsfachwissen an. Dauer: 2 bzw. 4 Jahre, ASCA- und SGfB-anerkannt. Option: via HF zum eidg. Diplomabschluss.
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