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She Said

Die Stimme wiederfinden

Carey Mulligan und Zoe Kazan spielen in Maria Schraders Hollywood-Debüt „She Said“ die beiden „New York Times“-Journalistinnen, die Harvey Weinstein zu Fall brachten.

SCHIEFLAGE

Du hast solche Stories doch schon geschrieben. Wie hast du die Frauen dazu gebracht, dir zu erzählen, was ihnen passiert ist?“, fragt Jodi Kantor, Investigativjournalistin bei der „New York Times“, ihre Kollegin Megan Twohey, die davor etwa über das, was Trump „Locker Room Talk“ nennt, berichtete. „Ich glaube, entscheidend war, dass ich sagte: ‚Das, was Ihnen in der Vergangenheit passiert ist, kann ich nicht ändern. Aber vielleicht können wir gemeinsam helfen, andere Menschen zu beschützen. Die Wahrheit. Nur die zählt“, antwortet Twohey.

Kantor steckt in einer Recherche zu sexueller Belästigung in Arbeitsumfeldern und stößt schnell auf die Filmproduktionsfirma Miramax – und den preisgekrönten Produzenten Harvey Weinstein (Pulp Fiction, Good Will Hunting). Wo auch immer sie nachfragt: On the record will keine der Frauen sprechen, die meisten wurden mittels Schadensersatzzahlungen vertraglich mundtot gemacht, andere hadern damit, sich so exponiert einer so mächtigen und bestens vernetzten Größe in der Filmindustrie zu stellen. Der Ablauf kristallisiert sich aber rasch heraus: Junge Frauen – Schauspielerinnen, Models, Mitarbeiterinnen der Produktionsfirma – wurden unter dem Vorwand einer beruflichen Besprechung zu ihm bestellt – die Meetings fanden jedoch in Hotelzimmern statt, in denen Weinstein Bademantel trug und Massagen oder Sex einforderte. Durch Zahlungen und/ oder Drohungen konnte Weinstein jahrzehntelang seinem grauenvollen (Macht-)Missbrauch nachgehen. Er konnte mit links Karrieren zum Scheitern bringen.

DIE GEBURTSSTUNDE VON #METOO Carey Mulligan (Promising Young Woman) und Zoe Kazan (The Plot Against America) werden zu den beiden Journalistinnen der „New York Times“, die 2017 den Machtmissbrauch gegenüber Frauen im US-amerikanischen Filmgeschäft aufdeckten und denen für ihre Reportage 2018 der Pulitzer-Preis in der Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ verliehen wurde.

Mit She Said begeht die deutsche Schauspielerin und Regisseurin Maria Schrader (Unorthodox) ihr Hollywoodregiedebüt, das u.a. von Brad Pitt produziert wurde, der Weinstein vor Jahren wegen seines Verhaltens gegenüber Pitts damaliger Partnerin Gwyneth Paltrow konfrontierte.

Schraders Film skizziert – basierend auf Jodi Kantors und Megan Twoheys Buch „She Said. Breaking the Sexual Harrassment Story That Helped Ignite a Movement“ (2019) – auf kraftvolle Weise, wie die Recherchen sich entwickelten. Dies ist spannend bis zum letzten Moment – selbst wenn der Ausgang der Geschichte längst bekannt ist: 2020 wurde Weinstein in New York u.a. wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt, weitere Verfahren sind noch ausständig. #shesaidfilm

SHE SAID KINOSTART 08.12., USA 2022, REGIE Maria Schrader, MIT Carey Mulligan, Zoe Kazan, Patricia Clarkson, Samantha Morton, FILMLÄNGE 129 Min., © UPI

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