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Einfach mal was Schönes
MEIN KÖRPER
Eine runde Sache
Das Leben ist keine Ponykutsche. Oder doch? Karoline Herfurths „Einfach mal was Schönes“.
Als sie 39 Jahre alt ist, nimmt Late-NightRadiomoderatorin Karla die Dinge in die Hand: Sie ist mal wieder Single, und da – die vielen miserablen Dates beweisen es – nun wirklich kein passender Partner in Sicht ist, plant sie, sich ihren Kinderwunsch selbst zu erfüllen und nicht weiter durch Dating-Apps, sondern durch Co-Parenting- und SamenbankVerzeichnisse zu wischen. Dazu haben nun alle eine Meinung: ihre geschiedenen Eltern (Ulrike Kriener und Herbert Knaup), die Geschwister (Nora Tschirner und Milena Tscharntke), ihre Freunde (nur ihre beste Freundin, gespielt von Jasmin Shakeri, findet den richtigen Ton), sogar die Nachbarn – dabei hätten sie alle mit ihren eigenen Lebensentscheidungen genug zu tun. Wessen Meinung unter Umständen interessant wäre, wer aber vorerst nicht in die Causa Kinderwunsch involviert wird, ist der „viel zu junge“ Ole (Aaron Altares, Unorthodox), den Karla ausgerechnet jetzt kennenlernt, als sie ihre Entscheidung eigentlich für sich getroffen hat. Ole hat so überhaupt keinen Platz in ihren Zukunftsplänen – und jetzt stellt er diese ziemlich auf den Kopf. ROUTENPLANUNG Während Karla für sich klären muss, wie ihre Reise weitergeht, kommt es bei zahlreichen Familienzusammenkünften zu Eklats. Ist nun ihre Familie, nur weil ein männlicher Erzeuger mit im Bild ist, so viel besser als das, was Karla plant? Die Eltern können sich
EINFACH MAL WAS SCHÖNES KINOSTART 18.11., D 2022, REGIE Karoline Herfurth, MIT Karoline Herfurth, Nora Tschirner, Aaron Altaras, FILMLÄNGE 116 Min., © Warner Bros.
nicht leiden, die Mutter hat ein mächtiges Alkoholproblem, nur die Schwestern halten, wenn’s ernst wird, zusammen. „Können sich nicht alle richtig vertragen?“, fragt bei einem der vielen Familienstreitigkeiten Karlas Schwester Johanna (Milena Tscharntke). Die Antwort von der dritten Schwester (Nora Tschirner – zum dritten Mal in einem Herfurth-Film zu sehen): „Ne, das gibt’s nur im Kino.“
Im Kino gibt’s aber nicht nur das: Es gibt auch zugespitztere Dialoge als im echten Leben. Große Dramen, große Gesten, große Bilder. Sprühenden Witz, viel Herz. Und gute Songs im richtigen Moment.
COMING-OF-AGE 2.0 Karoline Herfurth spielt nicht nur Karla, die von einem runden Bauch träumt: Einfach mal was Schönes ist auch ihr (nach SMS für Dich, Sweethearts und Wunderschön) vierter Kinofilm als Regisseurin (eine Regisseurin, die in kleinen Gesten viel zu erzählen weiß). Sie nennt ihn „eine Art Coming-of-Age-Geschichte 2.0“. Denn ihre Heldin, eine Frau an der Schwelle zum 40. Geburtstag, merkt, dass sie „noch gar nicht das Leben lebt, das sie sich immer vorgestellt und gewünscht hat. Also geht sie auf die Suche, warum das so ist und wie sie das ändern kann. Auf diesem Weg verabschiedet sie sich von den Familienbildern, die sie geerbt hat, mit denen sie aufgewachsen ist, und fängt an, ihre eigenen zu entwickeln. Es geht darum, das eigene Leben aufzustellen, die eigene Familie zu bilden und mit den Menschen, mit denen man dieses Leben teilt, zu verhandeln: ‚Was ist deine Vision, was ist meine, und was ist die gemeinsame?‘“, so Herfurth. „Ich glaube tatsächlich, dass man diese verschiedenen Visionen nicht in eine Kutsche zwängen muss, sondern auch in zwei Kutschen nebeneinanderher gemeinsam durchs Leben fahren kann: Wenn man in den Kurven immer wieder miteinander verhandelt.“
Ihre Karla wird noch mit einer Ponykutsche losziehen, und am Ende sind einige dabei, die parallel zu ihr aufbrechen. #einfachmalwasschönes