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Schmallippig leben
Zusammen Leben
Frederik Backman ließ 2012 einen Mann namens Ove auf seine Leserschaft und Oves fiktive Nachbarschaft los. Der grantige Frührentner wütete durch mehr als 25 Übersetzungen (die deutsche Übersetzung erschien 2014), durch eine Verfilmung (2015, Rolf Lassgård als Ove Lindahl) und findet nun eine Art Bruder im Geiste: Oves Geschichte wurde in die USA verlegt; aus Ove wurde Otto, und als Hauptdarsteller grantelt nun Tom Hanks.
Ob Ove oder Otto: Alles muss seine Ordnung haben. Die anderen Menschen sollen den mürrischen Witwer in Ruhe lassen. Regeln sind dazu da, eingehalten zu werden. Und die, die’s nicht tun, gehören gescholten.
Otto/Ove schimpft sehr viel mehr, seit er verwitwet ist – seither ist alle Farbe aus seinem braven Leben gewichen. Er selbst will im Grunde gar nicht mehr sein. Aber dann bringt ihn das Chaos, das man doch nicht aus dem Leben vertreiben kann, allmählich zurück: Erst läuft ihm eine Katze zu, dann ziehen neue Nachbarn mit Kindern in die Straße, die sich nicht an Ottos strenges Regelwerk halten. Und das ist ganz wichtig für seine Menschwerdung.
DICHT UND MITREISSEND
Regisseur Marc Forster (James Bond 007: Ein Quantum Trost) hat schon mehrfach bewiesen, dass er Männer in der Krise reanimieren kann – besonders schön Will Ferrell als Steuerbehördenbeamter Harold Crick in Stranger Than Fiction –Schräger als Fiktion (2006) oder Ewan McGregor als Winnie Puuhs erwachsen gewordener Freund Christopher Robin (2018).
Die Show gehört in Ein Mann namens Otto natürlich vor allem Hauptdarsteller Tom Hanks, der dem schmallippigen Mann nuanciertes Leben einhauchen kann. (Die junge, in Rückblenden auftauchende Version von Otto spielt übrigens Hanks’ Sohn Truman Hanks.) Das US-Remake des Stoffs ist zum Lachen, zum Weinen, zum Mitfühlen – eine höchst geglückte Neubegeg- nung mit einem „Grantscherben“, der sein Herz zu enteisen lernt. www.Ein-Mann-namens-Otto.de
EIN MANN NAMENS OTTO – A MAN CALLED OTTO KINOSTART 03.02., USA/ Schweden 2022, REGIE Marc Forster, MIT Tom Hanks, Marina Treviño, Rachel Keller, FILMLÄNGE 126 Min., © Sony Pictures