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Wir müssen reden
„Die Aussprache“ ist ein hochspannender Ensemblefilm über Fragen nach Rache, Macht, Glaube und Hoffnung in einer stark religiösen Community.
Mit ihrem neuen Film Die Aussprache zeigt die kanadische Regisseurin Sarah Polley (An ihrer Seite, Take is Waltz) erneut, dass sie ein herausragendes Gespür für menschliche Gefüge hat. Basierend auf dem gleichnamigen Roman der preisgekrönten Autorin Miriam Toews erscha Polley mit Die Aussprache ein hochsensibles und erschütternd berührendes Drama, dem ein realer Fall zugrunde liegt: Vor einigen Jahren kam es in einer stark isoliert lebenden, sehr religiösen Mennonitenkolonie vermehrt zu gewaltsamen Übergri en der Männer auf die Frauen. Die Frauen wurden mehrfach unter Drogen gesetzt und vergewaltigt. Als die Frauen den Männern die Übergri e nachweisen konnten und die Täter in Ha kamen, mussten die Frauen gemeinsam zu einem Beschluss nden, was passieren soll, wenn die Männer aus der Ha wieder in die Gemeinscha zurückkehren.
Intensiver Austausch
Wie im Leben so sind auch im Film die Positionen der Frauen sehr unterschiedlich: Ona (Rooney Mara, Nightmare Alley) ist von ihrem Peiniger schwanger, Mariche (Jessie
Buckley, I’m inking of Ending ings) vertritt ihrem gewalttätigen Mann Klaas gegenüber eine defensive Haltung, und Salome (Claire Foy, Au ruch zum Mond) hat einen der Männer mit einer Sense angegri en und erwartet dafür selbst eine Strafe. Der einzige Mann in der Runde ist August Epp (Ben Whishaw, Keine Zeit zu sterben), der in der Diskussion Protokoll führt. Doch für alle steht fest, dass sie nur drei Optionen haben: bleiben, iehen oder kämpfen. Welche werden sie wählen?
Polley inszeniert ihren Film mit größter Intensität und Spannung wie einen abgründigen riller, der sich auf kleinstem Raum nur durch die Dialoge entfaltet.
Einige Frauen befürchten, dass jeder Akt des Widerstandes ihren Eintritt in den Himmel gefährden könnte. Wieder andere sind fest davon überzeugt, ohne Ehemänner und Söhne nicht überleben zu können. Einige Frauen sind jedoch bereit dazu, alle Maßnahmen zu ergreifen, um dem Terror ihres häuslichen Lebens zu entkommen … Die kleine Gemeinde wird zum Symbol für das gesamtgesellscha liche Klima, für patriarchale Gewalt und die Notwendigkeit für Veränderung. facebook.com/WomenTalkingFilm
DIE AUSSPRACHE – WOMEN TALKING KINOSTART 09.02., USA 2022, REGIE Sarah Polley, MIT Rooney Mara, Claire Foy, Jessie Buckley, Judith Ivey, Sheila McCarthy, Michelle McLeod, Ben Wishaw, Frances McDormand FILMLÄNGE 104 Min., © UPI
Jenseitige „P icht“
Ali Abbasi erzählt von einem Serienmörder und religiösen Fanatiker: „Holy Spider“.
Er fährt durch die Stadt und wählt sich eine Frau aus. Er wird sie mit zu sich nach Hause nehmen, sie mit ihrem Kop uch erdrosseln, ihren Leichnam in einen schwarzen Tschador hüllen und diesen dann irgendwo in der Stadt loswerden. Seine Opfer hat er entmenschlicht: Das Töten der Frauen käme für ihn dem
Treten auf Kakerlaken gleich, gab Saeed Hanaei zu Protokoll. Der iranische Serienmörder, der Anfang der Nullerjahre 16 weibliche Prostituierte in der Heiligen Stadt Maschhad ermordete, zeigte bis zum Ende keine Reue: Er sah die Morde als seine „religiöse P icht“, bei der er sich gegen Dekadenz und Sittenverfall einsetzte.
Ali Abbasi (Border) ließ sich von diesem realen Fall des „Spinnenmörders“ inspirieren, um einen abgründigen riller in Szene zu setzen. Er etabliert eine Journalistin, Rahimi, die dem Fall nachgeht und in der von Männern dominierten Welt fast untergeht. Entsetzt muss sie erkennen, dass der Täter von vielen in der Stadt als Held gefeiert wird … Zar Amir Ebrahimi, die die entschlossene Journalistin spielt, wurde in Cannes zur besten Schauspielerin gekürt.
#HolySpider
HOLY SPIDER KINOSTART 03.02., D/SE/DK/F 2022, REGIE Ali Abbasi, MIT Zar Amir Ebrahimi, Mehdi Bajestani, FILMLÄNGE 115 Min., © Panda/Alamode