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Hallo Nachbar! Eine Reise in die

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Wir sind weg

Wir sind weg

Reise ohne

Bereits bei der Anreise auf dem Wasserweg präsentiert sich einem Bratislava mit der ikonischen Burg von der Schokoladenseite.

Hallo Nachbar!

Nur eine knappe Autostunde von Wien entfernt liegt die slowakische Hauptstadt Bratislava. Das ist Europarekord – keine anderen zwei Hauptstädte auf dem Kontinent liegen so knapp beisammen! Auch kulturell und lukullisch gibt es viele Verbindungen, die weit mehr als nur einen Tagesausfl ug wert sind! von markus höller

Spätestens seit der Inbetriebnahme des Twin City Liners, der die Reise von Wien nach Bratislava auf der Donau in nur 75 Minuten bewältigt, sind Tagesausfl üge in beide Richtungen gang und gäbe. Auch Geschäftsleute nutzen oft diese komfortable Verbindung. So komfortabel, dass die ausgesprochen interessante Stadt Bratislava leider oft nur für ein paar Stunden besucht wird. Dabei gibt es hier weit mehr zu sehen und zu tun. Schon beim Einfahren sieht man vom fl otten Katamaran aus die zwei bekanntesten Landmarks der Stadt: die wunderschön restaurierte Bratislavaer Burg, früher Herrensitz und heute Geschichtsmuseum. Und die Most SNP (Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes) mit dem charakteristischen UFO in 80 Metern Höhe, das ein Restaurant beherbergt. alte deutsche Name Pressburg verweist auf eine enge Verbundenheit mit der Geschichte Österreichs bzw. ÖsterreichUngarns. Der Verwaltungsbezirk der Stadt grenzt sogar an beide Länder und macht Bratislava somit zur einzigen Hauptstadt der Welt, die in einem Dreiländereck liegt. Obwohl die schon von den Kelten besiedelte Gegend so nahe an Wien liegt, hätte sie mehrere Jahrzehnte nicht weiter entfernt sein können: Der Eiserne Vorhang trennte während des Kalten Krieges den Westen von der durch den erzwungenen Zusammenschluss von Tschechien und der Slowakei zur Provinzhauptstadt degradierten Metropole. Erst mit der „Samtenen Revolution“ 1989 und der Aufl ösung der Tschechoslowakei erlangte Bratislava seinen alten verdienten Status zurück. Dabei hatte die Stadt seit der Grenzö nung einiges zu ertragen, auch wenn es profi tabel war: Durch das anfänglich große Preisgefälle fl uteten Partytouristen und Polterabend-Partien die Stadt, die schon bald die wenig schmeichelhaften Spitznamen „Gratislava“ und „Partyslava“ erhielt. Dem wirkt man zugunsten eines hochwertigen Städtetourismus und ambitionierter Stadtentwicklung seit einigen Jahren erfolgreich entgegen.

Modernes Antlitz Vor allem die Altstadt mit ihren Gassen und Häusern, die teilweise Wirkungsstätte berühmter Persönlichkeiten wie Mozart, Haydn, Liszt oder den Brüdern Lumière war, lockt viele Touristen an. Vom Museum des Handels mit einer seltenen Registrierkassensammlung bis zur ungewöhnlichen, in blau gehaltenen Jugendstilkirche St. Elisabeth gibt es hier einiges zu entdecken. Aber auch Bauwerke aus der Zeit des Kommunismus im typischen BrutalismusStil, darunter das wuchtige Slowakische

EMPFIEHLT BRATISLAVA:

UNTERKUNFT

Das Radisson Blu Carlton Hotel ist buchstäblich das erste Haus am Platz. Es besteht bereits seit 1837 und ist durch seine ideale zentrale Lage und das gute Angebot an Verkehrsmitteln und Gastronomie die ideale Basis für einen ausführlichen Bratislava-Aufenthalt. Das Hotel selbst entspricht durch seine Zugehörigkeit zur Radisson-Gruppe punkto Zimmer und Verpflegung dem gehobenen Standard. www.carlton.sk

POSTKOMMUNISTISCHE STÄDTETOUR

Vor allem die jüngere Geschichte vom Zweiten Weltkrieg bis zur Samtenen Revolution ist hochinteressant. Besonders authentisch und charmant wird diese von einem Guide erzählt, während man in einem originalen 80er-Jahre-Skoda der Kommunismus-Ära durch die Stadt knattert – nostalgische Getränke und viele Anekdoten und Schwänke aus der Zeit inklusive. www.authenticslovakia.com/

bratislava-tours/post-communist-bratislava-tour UFO-ALARM

Das auffällige UFO auf der Brücke ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Mit dem Schrägaufzug im Pfeiler gelangt man in das ausgezeichnete Restaurant mit fantastischem Blick über Bratislava und bei gutem Wetter bis nach Wien. Wenn es gerade mal wieder ausreserviert ist, lohnt sich auch ein Aufstieg auf die Aussichtsplattform. Für ganz Mutige findet regelmäßig ein Skywalk an der Außenseite statt! www.u-f-o.sk Nationalarchiv, die abenteuerliche Konstruktion der Rundfunkgesellschaft oder das sowjetische Kriegerdenkmal Slavín, von dem aus man einen Panoramablick über die Stadt genießen kann, prägen das Stadtbild. Viel beliebter und dementsprechend auch belebter sind aber die gentrifizierten Gegenden, wie zum Beispiel das an der Donau gelegene Einkaufszentrum Eurovea, das an der Uferseite entlang einer schönen Promenade zahlreiche hippe Lokale beherbergt. Oder das Stadtviertel Nivy mit dem Sky Park, wo moderne Hochhäuser und umgebaute Industriegebäude wie das Werk einen angesagten Stadtteil bilden.

Raus aus der Stadt Selbstverständlich verbringen auch die Bürger trotz allen frischen Windes nicht ihre gesamte Freizeit in Bratislava, sondern

Gründerzeitlicher Charme in der Altstadt ergänzt sich mit kommunistischen Relikten zu einem unvergleichlichen Mix. Auch unterkellert mit Weinbegleitung!

nutzen das Angebot an Aktivitäten vor den Toren der Stadt. Kulturinteressierte strömen immer wieder zum Danubiana Meulensteen Art Museum, einem Privatmuseum auf einer künstlich geschaffenen Halbinsel in der Donau rund 15 Kilometer stromabwärts. Zeitgenössische slowakische Kunst wechselt sich hier mit Werken internationaler Stars wie Warhol oder Nitsch ab. Wassersportbegeisterte können sich im nur einen Steinwurf entfernten Wassersportzentrum Divoka Voda austoben, das sich eine clevere Umleitung des Donauwassers für Rafting- und Kajaksport zunutze macht. Wer gerne lukullischen Genüssen frönt und mit dem höchst empfehlenswerten Nationalen Weinsalon in Bratislava noch nicht genug hat, dem sei ein Ausflug Richtung Nordosten empfohlen. Hier, an den Ausläufern der Kleinen Karpaten, wurde schon seit der Zeit der Kelten und Römer Wein kultiviert. Dieser schwingt sich seit der letzten Generationenablöse durch junge, mutige Winzer zu international beachteter Größe auf. Übrigens: Das Kleinkarpatische Museum in Pezinok, nur wenig außerhalb von Bratislava, widmet sich hauptsächlich dem Weinbau – außerdem befindet sich hier die europaweit größte Sammlung an Weinpressen. Es gibt also viel zu tun in und um Bratislava – daher den nächsten geplanten Tagesausflug am besten gleich auf 72 Stunden ausdehnen!

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