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Das erste Handy
Seit der mobilen Revolution ist das Mobiltelefon nicht mehr aus dem täglichen Leben wegzudenken. Obwohl manchmal über damit einhergehende Bürden geklagt wird, überwiegen die Vorteile mobiler Kommunikation. Die Gretchenfrage für alle Eltern aber hat sich bisher nicht geändert: Ab wann sollte der Nachwuchs ein eigenes Gerät haben und welches? von markus höller
Für die Generationen der Millennials, Zoomer und Alphas ist das Mobiltelefon oder Smartphone so selbstverständlich wie fließendes Wasser und Farbfernsehen. Kaum zu glauben eigentlich, dass vor gerade mal 30 Jahren ein Festnetztelefon noch der einzige Draht zur Welt da draußen war. Und Musik, Videos und Spiele meist nur aus einem vorhandenen physischen Angebot daheim konsumiert werden konnten. Da waren der Walkman, der mobile CD-Player oder gar der Gameboy für Kinder und Jugendliche schon der reinste Luxus. Für die Eltern wiederum war es eine wesentlich unruhigere Zeit. Kinder unterwegs zu bespaßen, war eine anstrengende Aufgabe. Und wenn die Kleinen mal aus dem Haus waren, sind sie praktisch vom Radar verschwunden, und zu erreichen waren sie – wenn überhaupt – nur über das Festnetztelefon dort, wo sie waren. Oder zumindest sein sollten.
Heute ist jeder mit einem kleinen Gerät ausgestattet, das ihn jederzeit mit jedem anderen Menschen verbinden kann. Per Text, Ton oder sogar Video. Darüber hinaus ermöglicht einem das schlaue Kästchen jederzeit Zugriff auf praktisch das gesamte Wissen der Menschheit. Plus Katzenbilder. Und: Man weiß dank GPS immer, wo man ist. Oder jemand anders. Was im Arbeitsleben für viele Fluch und Segen zugleich ist, bringt für Eltern ungeahnte Vorteile. Kinder sind jederzeit erreichbar, umgekehrt ist man auch als Mama, Papa oder Großelternteil immer und überall erreichbar, wenn es eine ungeplante Situation gibt. Das verschafft Gewissheit und ein Sicherheitsgefühl und ermöglicht Flexibilität im oft turbulenten Familienalltag. Mittels Mobiltelefon lassen sich so viele Familienmitglieder koordinieren und auf dem Laufenden halten, wenn es im ohnehin straff geplanten Tagesablauf mal eine Änderung gibt.
Die Büchse der Pandora Übermäßiger Gebrauch, der in hohe Kosten mündet. Ablenkung von Schule und Straßenverkehr. Mobbing via Nachrichten. Und da geht es noch nicht mal um Smartphones – sobald Internet und Touchscreen im Spiel sind, lauern die Abgründe von sexualisierten und gewalttätigen Inhalten, süchtig machende Spiele und natürlich Social Media mit all seinen Auswüchsen. Was also besorgten Eltern eigentlich eine gewisse Beruhigung bringen soll, schafft wiederum neue Sorgen. Kurzum: Dass der Nachwuchs irgendwann mal mit einem Smart-
Jochen Ohnewas-Schützenauer
CEO Unit A1 External Communications, Pressesprecher A1, www.a1.net
Tipi: Ab welchem Alter
sollten Kinder Verantwortung für ein Mobiltelefon übernehmen?
Jochen OhnewasSchützenauer: In Österreich bekommen Kinder ihr erstes Handy oft rund um die Erstkommunion, also mit 7 oder 8 Jahren. Das sind zum Großteil einfache Tastenhandys oder Smartwatches, die den Heimweg von der Schule sicherer oder auch eine erste digitale Kommunikation mit Freunden möglich machen.
Für Kinder bedeutet ein eigenes Handy, ein wenig mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Beispielsweise lernt es, mit
Interview den mit der Handynutzung verbundenen Kosten umzugehen oder die Nutzung auf ein gesundes Maß zu dosieren. Eine prinzipielle Altersempfehlung kann man sehr schwer abgeben: Es hängt stark von der Reife des Kindes und dem Vertrauensverhältnis zu den
Eltern ab, ab wann ein Handy Sinn macht.
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind zu beachten?
Bis zum 18. Geburtstag ist jeder Vertrag von einem Erwachsenen zu unterzeichnen. Auch wenn es sich um Jugendtarife handelt.
Rund um die Uhr erreichbar, 24/7 online. Die mobile Revolution hat uns viele Vorteile gebracht, wirft aber nach wie vor viele Fragen auf, was den Umgang der Jüngsten damit betrifft.
Sicher am Handy – so geht’s
Saferinternet.at unterstützt vor allem Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende beim sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Die Initiative wird von der Europäischen Union im Rahmen des Programms Digital Europe (DIGITAL) umgesetzt.
www.saferinternet.at
Untrennbar mit Smartphones verbunden sind auch Spielinhalte. Welche Spiele nicht nur unbedenklich, sondern im pädagogischen Sinne sinnvoll und altersgerecht sind, aktualisiert seit vielen Jahren die Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von digitalen Spielen.
www.bupp.at
Immer wieder kommt es via Handy zu Cybermobbing, Betrugsversuchen, Rassismus und vielen weiteren kriminellen Handlungen. Kinder sollen keine Scheu davor haben, dies anzusprechen, die Republik bietet dazu auch eine Vielfalt an kompetenten Meldestellen:
https://www.oesterreich.gv.at/themen/leben_in_oesterreich/melde__ und_beratungsstellen.html
phone auf eigenen Beinen steht, ist unumgänglich. Aber wann ist der ideale Zeitpunkt, um nicht zu spät oder zu früh damit zu starten? Guter Rat ist in dem Fall nicht teuer, denn auf Bestreben von Bundesregierung, Providern, Softwareanbietern, Telefonherstellern und sogar Social Media-Konzernen gibt es zahlreiche Internetportale, die diese Fragen kompetent beantworten.
Wann geht es los? Für die Elterngeneration ist es erstaunlich zu beobachten, wie selbst Kindergartenkinder schon intuitiv Geräte mit Touchscreen bedienen. Spiele, Streamingportale oder Basisfunktionen werden mühelos bedient. Aber Vorsicht, der Schein trügt! Solange Kinder noch nicht sicher lesen und schreiben können, ist ihre Fähigkeit, ein Gerät wie ein Smartphone oder Mobiltelefon zu benützen, stark eingeschränkt. Selbst wenn sie schon auf einfachen Geräten kurze Wörter wie „Mama“ oder „Papa“ verstehen und beispielsweise einen Anruf starten können, sind sie mitunter mit einem falsch aktivierten Menüpunkt schon überfordert. Für stabilen Umgang mit mobiler Kommunikation ist daher sinnerfassendes Lese- und Schreibvermögen essenziell – der ideale Startpunkt ist daher als Faustregel nicht vor Ende der ersten Volksschulklasse sinnvoll. Auch wenn der Wunsch nach einem eigenen Telefon schon früher auftaucht. Ebenso kann der tatsächliche Zeitpunkt ruhig an ein Großereignis wie Schulbeginn, Geburtstag oder Weihnachten geknüpft sein. Das macht das Ganze nicht nur feierlich, sondern schärft auch ein wenig das Bewusstsein für den besonderen Augenblick und letztendlich auch den Wert von Gerät und elterlichem Vertrauen.
Die Qual der Wahl Schon klar, wenn es nach den Kleinen geht, soll es natürlich idealerweise das neueste Smartphone mit allem Schnickschnack sein, inklusive Streaming, Games und unlimitierten Daten. Aber abgesehen davon, dass so eine massive Investition und laufende Kosten für die meisten Familien gar nicht drin sind, macht das für den Anfang auch wenig Sinn. Denn trotz guter Verarbeitung, Schutzhüllen oder Ortungsdiensten ist es erfahrungsgemäß nur eine Frage der Zeit, bis das Gerät beschädigt, verlegt oder gestohlen wird. Außerdem sind gerade die Spitzenmodelle aufgrund ihrer Abmessungen ganz und gar nicht für kleine Kinderhände gemacht, was die Bedienung erschwert. Als erstes Handy
Das erste Handy bedeutet für Kinder einen ersten Schritt in die Unabhängigkeit, bedarf aber auch klarer Regeln und ständiger Kontrolle durch die Eltern.
Sabine Hiemetzberger
Senior Head of Digital, Brands & Communication Drei, www.drei.at
Tipi: Empfiehlt sich der
einfache Einstieg via Tastentelefon, oder soll man gleich mit dem Smartphone starten?
Sabine Hiemetzberger: Als Elternteil ist man oft verunsichert und fragt sich, mit welchen Grundfunktionen das erste Handy ausgestattet sein sollte, ohne dass Interview der Nachwuchs permanent abgelenkt ist. Spezielle Kinderhandys sind häufig mit eingeschränktem Internetzugang und besonderen Funktionen ausgestattet: zum Beispiel eine einfache Ortung via GPS. Passend dazu sollte man einen kindergerechten Tarif auswählen mit unlimitiert vielen Minuten und SMS, wo jedoch Mehrwertdienste von vornherein gesperrt sind, um Kostenfallen zu vermeiden. Im Trend sind auch spezielle Smartwatches für Kinder für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren, die viel mehr können, als nur die Zeit anzugeben.
Welche Tools zur Nutzungs- und Kostenkontrolle sind empfehlenswert?
Ad Kostenschutz empfehle ich, speziell für Schüler einen Wertkarten- oder einen speziellen Jugend-/ Kindertarif zu nehmen. Um nicht altersgemäße Inhalte zu blockieren, empfehle ich, Jugendschutzsperren unter den Einstellungen am Handy zu aktivieren. Damit vermeiden Eltern unliebsame Überraschungen auf der Rechnung wie Anrufe von Mehrwertnummern oder Einkäufe in den diversen App-Stores. Wichtig ist es, dass wir Eltern auch regelmäßig mit unseren Kids über ihre digitalen Aktivitäten sprechen und ihnen bewusst machen, dass es Gefahren gibt und auch bei der Handy-Nutzung weniger mehr ist. Ein Tipp noch von mir: Messaging-Dienste à la WhatsApp & Co. nicht zu früh für das Kind freischalten, manche davon sind auch erst ab 16 Jahren erlaubt. Oft ist unser Nachwuchs damit nämlich überfordert.
sollte daher ein möglichst robustes, kompaktes Gerät mit langer Akkulaufzeit her. Wenn es für den Anfang ein Tastentelefon wird, sind – Klischee hin oder her – die guten, alten Nokia-Geräte nach wie vor die sicherste Variante. Wenn es unbedingt schon ein Smartphone sein soll, zum Beispiel wegen der Ortungsfunktionen, dann empfiehlt sich ein Outdoor-Handy mit entsprechender Schutzklasse IP65 oder höher. Damit ist das Gerät auch bei jungen Grobmotorikern gut gegen Staub, Wasser und Schwerkraft geschützt. Besonders markenaffine Familien können auch zu einem prestigeträchtigen Smartphone greifen, dann sollte aber auf gar keinen Fall auf Schutzhülle, Folie und vor allem Versicherung vergessen werden.
Jetzt wird’s persönlich!
Individuell, kreativ & persönlich: Das CEWE FOTOBUCH ist etwas ganz Besonderes. Mit der CEWE Fotowelt-App oder via cewe-fotoservice.at lässt es sich mit wenigen Klicks aus den eigenen Schnappschüssen zusammenstellen – das ideale Geschenk für die Liebsten.
Die Weihnachtszeit ist wohl die perfekte Gelegenheit, das Jahr Revue passieren zu lassen. War es vielleicht die gemeinsame Reise im Sommer, das unvergessliche Fest im Kreise der Liebsten oder einfach kleine Augenblicke, die zu großen Glücksmomenten wurden? Mit dem individuellen CEWE FOTOBUCH lassen sich all diese besonderen Erinnerungen festhalten und verschenken. Kreative Designvorlagen und eine große Auswahl an Layouts unterstützen bei der Gestaltung. Veredelungen in Gold, Silber, Roségold oder E ektlack sowie Cliparts und Schriftzüge sorgen für den letzten Schli .
Erinnerungen in X-Large Ein echter Blickfang ist das CEWE FOTOBUCH XL. Es bietet noch mehr Platz und Raum, um seine Kreativität auszuleben. So lassen sich alle gemeinsamen Glücksmomente im hochwertig produzierten Fotobuch verewigen. Seit heuer gibt es optional dazu einen personalisierbaren Schuber, der das Innere des Buches schützt. So einfach geht’s: Fotos auswählen und in der CEWE Fotowelt App, auf cewe-fotoservice.at oder via kostenlose Bestellsoftware gestalten. Unser kreativer Geschenke-Tipp! Die CEWE Sofortfotos und Geschenkkarten bieten sich auch ideal als Last-Minute-Geschenk an – schnell, einfach und trotzdem individuell kreativ. Selbst mit einem kleinen Budget lassen sich bei CEWE persönliche und individuelle Geschenke gestalten, die als weihnachtliches Mitbringsel für große Freude bei Freunden und Familie sorgen. Für Lesefans sind zum Beispiel die CEWE-Fotostreifen als sehr persönliches Lesezeichen ein Geschenk, das immer wieder an die Liebsten erinnert.
Eins, zwei, drei ... Cheeeeese! Das ganze Jahr über werden viele sehr persönliche und oft auch bedeutende Augenblicke mit dem Smartphone festgehalten. Anstatt sie aber immer nur am Handy mit sich herumzutragen, können diese besonderen Momente mit CEWE nun in den eigenen vier Wänden weitaus eindrucksvoller präsentiert werden: Von klassischen Sofortfotos über Geschenkkarten bis hin zu Fotoleinwänden mit Keilrahmen aus nachhaltiger Forstwirtschaft – die Auswahl bei CEWE ist riesig, und der eigenen Kreativität sind nahezu keine Grenzen gesetzt.
Wir haben Gewinner – nämlich nicht nur einen, sondern sogar drei: Beim Gewinnspiel der Herbstausgabe von TIPI mitgemacht und prompt gewonnen hat etwa Familie Kappe: Ihr sehr herziges Foto würde sich ausgezeichnet auf einem Wandkalender um € 16,99 machen.
Immer ganz Ohr für die Kleinen: Familie Walcher hat mit ihrem äußerst goldigen Weihnachtsengerl im Santa-ClausLook gewonnen. Eine personalisierte Handy-Schutzhülle mit Foto um € 39,99 wäre vermutlich ein nahezu perfektes Geschenk für nahe Verwandte. Sehr süß und ein bisschen frech: Die Kids von Familie Neubauer scheinen von der Weihnachtsbeleuchtung ganz gefesselt zu sein. Das Häferl um € 11,99 hätte auch das Christkind gern für den morgendlichen Ka ee – oder trinkt es Kakao?
Urpeinlich, Papa!
Lost in Franz
Der Song heißt richtig „Lost in France“ und ward dereinst in den 70ern von der englischen Rockröhre Bonnie Tyler gesungen. Der Titel war ein Riesenhit im deutschen Sprachraum und in England, den fi nalen Durchbruch weltweit sollte die Gute erst ein paar Jahre später mit „Total Eclipse of the Heart“ haben. Mein triumphaler Durchbruch in Sachen „DubistalsVatergescheitert“ ereignete sich kürzlich vor Weihnachten.
von peter draxl
Winter! Weihnachten steht vor der Tür, und wie alle Jahre wieder fl iehe ich aus Wien – vor dem Lärm, dem A entheater auf allen Einkaufsstraßen und der ständig gräulichen Witterung ohne Schnee, dafür aber mit einem sch...kalten Wind. Auf nach Kärnten in die Heimat! Kindi hat auch gesagt, sie kommt mit, was mich sehr freut, denn die letzten zwei Weihnachten durfte ich ohne sie feiern, was irgendwie zach war. Unvollständig. Mir fehlte was. Obgleich Weihnachten in Kärnten mit der Family auch ein A entheater ist. 7 Erwachsene und 3 Kinder. Der Geräuschpegel der Jungspunde im Vorfeld, mittendrin und danach war unerträglich, die Erwachsenen gri en schon ab 16 Uhr zum tröstlichen Alkohol und waren zur Bescherung schon voll wie Strandhaubitzen. Frauen und mich ausgeschlossen. Ich trinke keinen Alkohol mehr, irgendwann hatte ich einfach genug geso en. Für dieses Leben. Ich durfte also jährlich vollständig nüchtern die Materialschlacht und das Gebrüll der Kids miterleben. Und jährlich war ich um 21 Uhr schon so drüber, dass aus mir nur mehr hysterisches Gelächter rauskam. Hilfl os und verzweifelt. Etwa um dieselbe Zeit riss mein Bruder die alte Gitarre raus und schrie „Stille Nacht“ gegen den Christbaum. Betrunken und detto hilfl os und verzweifelt.
Wir machen uns also auf den Weg nach Kärnten, der Bolide ist vollgetankt und geputzt, wie es der Papa halt mag, eine Tankladung kostet zwar mittlerweile fast 100 Euro, aber was soll’s, Zugfahren ist öde und langweilig. Ich lade meine kleine Reisetasche ein und einen gigantischen Trolley vom Kinde. In dem ich ihr Sofa und ihr gesamtes Bett vermutete. Immer noch bin ich überrascht über das „kleine“ Gepäck meines Kindes für fünf Tage Kärnten. Was hat die bitte alles mit? Na ja, sie zieht sich drei bis vier Mal um pro Tag. Warum dem so sei? Ich verstehe es bis heute nicht und hab auch aufgegeben, ihr zu erklären, dass man sich in der Früh ein Gewand aussucht, mit dem man alle Lebenslagen des Tages bewältigen kann. Nein, sie hat zum Frühstück was anderes an als zum Mittagessen, hat bei Spaziergängen komplett was anderes an als zum Schneemann bauen, und so weiter und so fort ...
„Du, Papa!“ „Ja, mein kleines Kindi?“ „Papa, ich brauch noch Winterstiefel für Kärnten, ich hab nur Halbschuhe, die nicht schneetauglich sind.“ „Okay, und wo
© Freepik sollen wir stehen bleiben?“ „Am besten bitte in der Shoppingcity beim Humanic, dem großen Schuhgeschäft ganz am Ende.“ „Wie Sie wünschen, Madame.“ Ich fuhr los, völlig widerspruchslos. Über Schuhe mit einer Frau egal welchen Alters zu diskutieren, war sinnlos. Aber so was von. Wenn Madame meint, sie braucht Stiefel, dann braucht sie Stiefel. Würde ich jetzt ihre vier Paar DocMartens in die Schlacht werfen, würde ich jede Art von Disput kläglich verlieren. Wir fahren also auf die Autobahn und gleich wieder ab, ich fi nde natürlich keinen Parkplatz, weil 100.000e Menschen scheinbar auch Stiefel brauchen, und sage dem Weibi, dass ich vor der Tür irgendwo stehen bliebe und im Auto auf sie warte. Kind springt raus, ich drehe ein paar Runden, um festzustellen: Nope, so was wie einen Parkplatz gibt’s hier nicht, und stelle mich auf die Sperrfl äche vorm Geschäft und warte. Und warte. Und warte. Meine Lider werden schwer, ich schließe die Augen und warte. Und warte. Im leichten Halbschlaf höre ich die Hintertür auf- und zugehen und erwache wieder. „Abfahrt!“, rufe ich, noch mit dem Schlaf im Gesicht, betätige die Zündung, Gang rein und los geht’s. Ich drehe die Musik laut auf, Madame pfl egt ohnehin auf der Rückbank zu verweilen, mit Kop örern auf, ohne jedes Interesse an einer Konversation, also kann ich wenigstens mein Zeug anhören. Auf geht’s – Südautobahn Richtung Kärnten. Nach ein paar Minuten versuche ich, Kontakt aufzunehmen … ohne Erfolg. Ich drehe die Musik leiser und spreche lauter … ohne Erfolg. War die eingeschlafen, ich sehe auch nichts im Rückspiegel. Meine rechte Hand tastet vorsichtig nach hinten. Wo ist denn der kleine Mensch, ich fi nd sie nicht. Ein hastiger Blick über
die Schulter, nichts zu sehen. Ich fahre deutlich verlangsamt und wage einen vollständige Blick nach hinten, Fürchterliches schwanend – tatsächlich: Die Rückbank ist leer. „Ach du Scheiße, nein, bitte nicht, bitte, bitte nicht. Fcuk! FCUK!! Die wird noch beim Humanic sein, oder? ODER? Aber ich hab sie doch einsteigen gehört …“
Traiskirchen – runter von der Autobahn, souverän und verboten im Kreisverkehr gewendet und wieder rauf auf die Autobahn, Abfahrt SCS. Mir rinnt mittlerweile der Schweiß in die Ritze, und ich parke mich mit Hochgeschwindigkeit auf der Sperrfl äche vorm Humanic ein. Franz. Da steht ein kleiner Mützenzwerg mit hochrotem Schädel und spuckt o ensichtlich Gift und Galle. Die Tür geht auf. „Du hast mich VERGESSEN?! Du hast mich beinhart im Schuhgeschäft VERGESSEN? Echt jetzt? Wie peinlich ist das denn? Du kannst nicht einfach dein Kind vergessen – ja geht’s denn noch?“ Sie spuckt noch weiter Gift und Galle, während ich mich erfolglos durchzulügen versuche mit: „Ich hab dich nicht vergessen, ich war tanken“, „Ich war auch das Öl nachfüllen und die Scheibenwaschanlage“, „Ich hab doch die Tür auf- und zugehen gehört“…. Es war vergeblich. Sie erklärte mir geifernd, dass man fürs Tanken sicher keine Dreiviertelstunde brauche, zumal die Tankstelle nur 300 Meter weit entfernt sei und dass sie lediglich einmal ihre Geldbörse geholt habe, die am Rücksitz lag. „Mama wird sich freuen, wenn ich ihr das erzähle. Was kommt als Nächstes: Lässt du mich an einer Raststation stehen und fährst alleine nach Kärnten oder wie?“ Oh nein, bitte nicht der Mama erzählen, das brauch ich wie einen Kropf – die Nächste, die Gift und Galle spukt.
Ich lenke das Gespräch Richtung Stiefel, erkläre, dass ich die natürlich bezahle und handle wie ein Bazarkind die Bedingungen des Kärntenurlaubes mit meinem Zwerg aus. Sie kriegt alles, was sie will, das beste Zimmer mit Fernseher und Riesenbett, und natürlich machen wir Ausfl ug X und Ausfl ug Y, sehr wohl, kleine Lady, was immer ihr wünscht, Madame, stets zu Diensten. Das Auto tropft vor Schleim – ich werde die Peinlichkeit dieser Aktion in den nächsten drei Stunden mit Zugeständnissen überladen. Alles wird gut. Spätestens in Kärnten. Am 24. Dezember. Abends, wenn mein Bruder beso en „Stille Nacht“ rausschreit. Dann ist alles vergessen. Wenn alles schläft und Peter wacht. Franz.
Als nicht ganz alltäglicher Vater erlebt man mit seiner allerliebsten Tochter viele peinliche, lustige und schräge Momente. Weitere Kurzgeschichten von Peter Draxl gibt’s im Buch „Papa Peinlich. Der Rock ’n’ Roll-Daddy und sein Teenager“, erschienen im Milena Verlag um € 21,–.