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Bonkschpulode! Wenn ein Musik produzent Volksschullehrer wird
Interview
Auf diesem Foto sieht Cay Taylan ein bisschen wie ein Zauberer aus – und irgendwie ist er das ja auch: Mit den Bonksis hat er gerade das erste Album gezaubert.
Bongschbollode!
Cay Taylan hat nach seiner ersten Karriere als Musikproduzent und DJ das Metier gewechselt – und wurde Volksschullehrer. Es dauerte allerdings nicht lange, bis sich die beiden Welten zu vermischen begannen. Mit den Bonksis hat er über die Jahre etwas Besonderes geschaffen. TIPI hat mit ihm darüber geplaudert. von peter zirbs
Tipi: Wie lange bist schon Lehrer und
wo unterrichtest du?
Cay Taylan: Ich bin im 12. Dienstjahr und unterrichte im dritten Bezirk in Wien in einer Ganztagsvolksschule – es ist eine spezielle Schule, nämlich die Sprachheilschule Wien. Das heißt, jede Klasse ist eine integrative Sprachheilklasse: In jeder Klasse steht eine Volksschullehrerin oder ein Volksschullehrer sowie eine Sprachlehrerin oder ein Sprachlehrer. Wir haben in jeder Klasse bis zu sechs Integrationskinder, die alle ein sprachliches Defizit haben. Nicht das sozusagen gängige Lispeln oder Stottern, sondern wesentlich schwerere Defizite; manche sind mutistisch und sprechen fast gar nicht; andere tun sich sehr schwer, ganze Wörter zu bilden. Für die gibt es die speziell geschulten Kolleginnen und Kollegen, die mit ihnen vier Jahre daran arbeiten, dass sie in der nächsten Schule soweit selbstständig klarkommen.
Manche werden dich schon seit über 20 Jahren als Musiker kennen.
Ich bin als Lehrer ein Spätberufener; ich habe erst mit 29 Jahren zu studieren begonnen. Davor habe ich Musik gemacht und war bei Couch Records, doch als die Musikblase platzte und sich viele Record Labels aufgelöst haben, stellte sich mir die Frage: Was mache ich mit meinem restlichen Leben? Und da dachte ich, dass Studieren jetzt – vor meinem Dreißiger – noch möglich wäre. Ich habe mich an das erinnert, was mir immer schon Spaß gemacht hat. Meine Schwägerin ist auch Volksschullehrerin, und sie meinte: Das mit den Kindern, das liegt dir. Das solltest du unbedingt probieren. Dann hat sie mich quasi zur Aufnahmsprüfung auf der Pädagogischen Hochschule (PH) hingezerrt. Das Gute war: Ich habe fünf Minuten Fußweg von der PH entfernt gewohnt. Das hieß, ich konnte mich eigentlich nicht mehr davor drücken. Ich hab’s dann durchgezogen, und so bin ich Lehrer geworden. Ich bereue es nicht, aber es ist zweischneidig: Mein Beruf macht mir großen Spaß; das selektive und veraltete Bildungssystem macht allerdings keinen Spaß.
Von schräg bis entspannt
Gleich zwei Alben hat Cay Taylan unlängst veröffentlicht – und sie sind sehr unterschiedlich: Mit The Bonksis erforscht er kindliche Grooves mit fantasievollen Texten („Wie tanzen Roboter?“), auf Ambient Diary One geht es hingegen extrem friedlich und entspannt zu – mit reichlich Nature- und Field Recordings. Perfekt für Yoga, ein Nickerchen oder zum Geschichtenerzählen. www.caytaylan.com
Stimmt es, dass du stattdessen beinahe ein Plattengeschäft eröffnet hättest?
Meine Frau hat ein Kindergeschäft, das 1100 Kind bei uns im Sonnwendviertel im zehnten Bezirk. Das Viertel wurde ja mehr oder weniger neu gebaut, und irgendwann hat es sich so ergeben, dass in einem der Neubauten über eine Ausschreibung neun Mini-Geschäftslokale angeboten wurden. Die Miete ist supergünstig, weil die ÖBB das zur Belebung des neuen Viertels so verlangt hat. Ich habe mich eigentlich mit einem Plattenladen beworben, was auch prompt akzeptiert wurde. Der ganze Prozess hat aber aufgrund der Bauzeit des Gebäudes zweieinhalb Jahre gedauert. Und zwei Monate vor Übergabe der Geschäfte ist überraschend ein weiteres Geschäft frei geworden. Meine Frau und ihre Schwester hatten sich im Vorfeld um ein Kindergeschäft beworben, und sie waren die Nächsten auf der Liste. Und plötzlich hieß es, dass wir also zwei Shops bekommen würden. Okay, zwei Geschäfte ... ich bin Lehrer, wir haben zwei Kinder – einer von uns musste auf seinen Shop verzichten. Und das war dann ich. Ich habe das eines schönen Morgens entschieden: Bei aller Liebe zum Plattenladen, aber das Kindergeschäft ist einfach sinnvoller. Und es funktioniert super. Die Platten der Bonksis gibt’s dort übrigens natürlich auch. Und im Sissysound Record Store in der Margaretenstraße 47 – ansonsten kann man sie auf meiner Bandcamp-Seite bestellen oder via Spotify anhören.
Wann kam die Idee, die Musik mit deinem Beruf als Lehrer zu verbinden?
Als ich begonnen hatte zu studieren, habe ich mit dem Produzieren fast vollständig aufgehört und auch nicht mehr als DJ aufgelegt für ein, zwei Jahre. Irgendwann haben mich dann meine Studienkollegen darauf angesprochen, und langsam hat es mich wieder gejuckt. Wie ich dann Lehrer geworden bin, begann ich Musik-Hardware zu kaufen, die auch für Kinder geeignet ist – wie etwa die alte Novation Circuit. Die ist quasi wie ein Kinderspielzeug. Ich hab sie einfach mal mit in die Schule genommen und den Kindern gezeigt. Das war perfekt auch für Rhythmikübungen: Du baust schnell einen Beat und sprichst mit den Kindern einen Reim darüber. Irgendwann wollten sie wissen, wie das genau funktioniert, und dann haben wir das einfach im Unterricht verwendet. Ich habe dann immer mehr Geräte mit in die Schule gebracht wie zum Beispiel den Microkorg – das war schon wie ein kleines Studio, das ich dort eingerichtet habe. Aber in den ersten vier Jahren habe ich nie daran gedacht, dass ich das ja auch
Da, wo dann alles zusammenkommt und der fertige Song entsteht, ist Cay meist allein – nämlich in seinem Studio. Man sieht schon an seinem Gesichtsausdruck, dass er sich dabei ziemlich konzentriert! aufnehmen könnte. Irgendwann mal gab es ein klassenübergreifendes Kunstprojekt, und ich habe angeboten, Musik zu machen. An jedes der Instrumente habe ich ein Aufnahmegerät gesteckt und alles aufgenommen. Als ich mir das dann zu Hause anhörte, gab es so viele schöne Melodien und Phrasen zu entdecken, dass ich das Material zusammengeschnitten habe – und so ist das allererste Stück
Extra cool: Bei Cay lernen Kids ganz früh, wie sie elektronische Instrumente zur Tonerzeugung handhaben – analoge SynthKlassiker inklusive.
entstanden, der „Froschgroove“. Es war faszinierend für mich zu sehen, dass die Kinder so wie ich an die Sache rangehen. Ich dachte mir: Das muss man weiterführen. So hat die Band begonnen; und mit einer YouTube-Seite, um das alles zu dokumentieren. Das war vor fünf Jahren, also 2017.
Einen physischen Tonträger gibt es mittlerweile auch schon?
Wenn die Kinder in der vierten Klasse sind, verlassen sie natürlich die Schule, und man bekommt wieder eine erste Klasse. Da muss man halt wieder von vorne beginnen, und dadurch dauert das einige Zeit, bis man etwas aufnehmen kann. Dann kam 2020 das blöde Corona, und ich dachte mir: Meine vierte Klasse braucht etwas, das sie mitnehmen kann von den vier Jahren. Also haben wir eine EP gemacht und auf Vinyl gepresst – weil das hat man dann für die Ewigkeit.
Tonträger sind also Zeitdokumente?
Ich sammle selbst Kinderplatten, und irgendwann habe ich eine aus dem Jahr 1973 gefunden; von einer Volksschule im zweiten Bezirk. Der Lehrer hat wahrscheinlich ein Mikrofon in die Klasse gestellt, mit der Gitarre gespielt, und die Kinder haben dazu gesungen. Auf dem Cover sieht man die Kinder der Klasse – heute sind sie vermutlich so alt wie wir. Ich finde, das ist eine schöne Erinnerung, und ich wollte das mit meiner Klasse auch machen. Und jetzt ziehe ich das weiter durch. Letztes Jahr etwa war ich als Teamlehrer in mehreren Klassen; in einer habe ich wöchentlich eine Stunde Musik mit den Kindern gemacht, also haben wir auch etwas aufgenommen, nämlich den Song „Farben kann man mischen“. Die letzte EP sind erstmals Aufnahmen mit verschiedenen Klassen – eine zweite, eine dritte und eine vierte.
Die Bonksis sind also ein längerfristig angelegtes Projekt, oder?
Mittlerweile sind es drei Generationen Bonksis. Der Name stammt eigentlich vom Sohn einer Freundin von mir. Er hat ein Wort erfunden, das er als Schimpfwort verwenden durfte, das aber kein Schimpfwort ist: Alles, was ihn genervt hat, war „Bongschbollode“. Bei einem Projekt, bei dem wir mit den Kindern Schimpf- und Schönwörter erfunden haben, konnte sich keines durchsetzen, weil alle begonnen haben, „Bongschbollode“ zu sagen. Weil das aber ein ziemlich langes Wort ist, haben wir uns auf die Kurzform „Bonksi“ geeinigt – und das ist dann picken geblieben. Sie haben sich selbst so genannt. Und meine ersten Bonksis maturieren nächstes Jahr. Ich bin mit ihnen noch immer in Kontakt; sie kommen mich manchmal in der Schule besuchen und schauen sich die dritte Nachfolgegeneration an. Ich finde das faszinierend. Kinder können sich oft an nicht viel aus der Volksschulzeit erinnern, aber Kunstprojekte und alles, was Spaß gemacht hat – das vergessen sie nicht. Manchmal kommen sie zu mir und erzählen mir von irgendeinem obskuren Synthesizer, den ich mal mithatte und an dem sie ein paar Stunden herumgefrickelt haben.
Gibt’s die Songs von den Bonksis mittlerweile auch als Album?
Das gesammelte Material der Bonksis – das sind bis jetzt 14 Tracks – findet man als Album unter caytaylan.com auf meiner Website, und wahrscheinlich machen wir auch eine CD als Limited Edition, damit man sich auch etwas Greifbares mit nach Hause nehmen kann. Denn Kinder verwenden noch CDs. Mein Traum wäre natürlich eine eigene Tonie-Figur von den Bonksis. Ein Ziel wäre auch, die Bonksis in verschiedenen Schulen zu machen – oder im Rahmen von Workshops im Sommer. Für kommenden Sommer gibt es bereits eine Anfrage vom Sonic Territories Festival in der Seestadt.
Von allerlei Geräuschemachern umgeben: Cay Taylan schnappt sich die besten Melodien und Phrasen und montiert sie zu groovigen Tracks. Besonders super: die Vocals der Kinder.
Machen deine eigenen Kids auch mit?
Meine Tochter hat schon zwei Songs eingesungen, und mein 5-jähriger Sohn will ein Raketenlied schreiben. Das dauert halt dementsprechend noch ein bisserl. Aber er klopft auf meiner MPC schon Beats ein. Die will er zwar eine halbe Stunde später wieder löschen und neu programmieren, aber es wird schon langsam.
Die Bonksis sind aber nicht dein einziges Projekt mit Kinderbezug ...
Einmal pro Woche machen wir in der Früh Achtsamkeitsübungen mit den Kindern, das ist ein wunderschöner Einstieg in den Tag. Dafür komponiere ich 10 bis 15 Minuten lange Stücke, die richtig entspannend sind, aber auch die Fantasie anregen. Ich habe echt lange daran arbeiten müssen, Melodien zu finden, die entspannend sind, aber keine negativen Konnotationen hervorrufen. Daher ist alles ganz sanft und in Dur gehalten. Ich leide seit drei Jahren unter Bluthochdruck und verwende die Musik selbst zum Entspannen. Und es funktioniert. Bei den Kindern funktioniert es auch – und für die Yoga-Sessions im benachbarten Tanzstudio funktioniert es auch. Sogar meine eigenen Tracks spiele ich als Erstes den Kindern vor; noch vor dem Mastering hole ich mir von ihnen Feedback. Wenn die dazu tanzen und Spaß haben, dann sind sie es wert, veröffentlicht zu werden.
Und dann gibt’s ja auch noch die Kinderdisko ...
Ja, wir machen auch die Kinderdisko, da spiele ich zum Beispiel Deine Freunde und weitere moderne Kindermusik, dazwischen aber auch New Jazz und anderes tanzbares Zeug. Da können Eltern mit ihren Kindern gemeinsam tanzen. Nächsten Sommer geht es mit der Kinderdisko wieder weiter – alle Informationen dazu findet man auf meiner Website und auf meinem Facebook-Profil.
Alle Jahre wieder
Endlich entspannt die Weihnachtseinkäufe erledigen – dank Planet Lollipop können sich elterliche Christkind-Helfer ruhig Zeit beim Geschenke Aussuchen lassen. Denn der Nachwuchs ist währenddessen in den Kinder-Erlebniswelten bestens aufgehoben.
Das Christkind für die Kleinen zu spielen gehört zu den liebsten elterlichen Pflichten … Oft ist das Geschenke Besorgen aber eine ziemliche Herausforderung – und mit den Kindern im Schlepptau sowieso unmöglich. Da kommen die Planet Lollipop Kinder-Erlebniswelten gerade recht: Während Mama und Papa in Ruhe ihre Weihnachtseinkäufe erledigen, Kleidung für die Silvesterparty probieren oder einen Kaffee zwischendurch genießen, werden die Kleinen dort während der Center-Öffnungszeiten professionell betreut und können sich so richtig austoben.
Spaß ohne Ende
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3, 2, 1 – Party!
Und auch wenn es was zu feiern gibt, ist Planet Lollipop der richtige Ort: Die einzigartigen Geburtstagsräume bieten Platz für jeweils bis zu 13 Kinder. Professionelle Betreuung, verschiedenste Partymottos und erstklassiges Equipment garantieren Partyspaß ohne Ende, eine unvergessliche Gebutstagsfeier mit zufriedenen Gästen … und entspannte Eltern – auch abseits von Weihnachten.
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