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Ein perfektes Familienteam

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Wir sind weg

Wir sind weg

Kennengelernt haben sie sich beim Modeln in Mailand. Das war vor elf Jahren. Jetzt sind Gina und Patrick vom verliebten Paar zum richtigen Dreamteam in Sachen Familie herangewachsen – und immer noch so verliebt wie am Anfang. Sie haben uns im Gespräch erzählt, wie das alles so gekommen ist. von peter zirbs

Wenn Patrick seinen Beruf preisgibt, reißt es manche, die ihn danach fragen, meint er. Denn er ist vom Finanzamt, und zwar Betriebsprüfer für große Firmen. Bis zu einem gewissen Umsatz muss also niemand Angst vor ihm haben, fügt er schmunzelnd hinzu. Er hat bereits einige Jahre bei verschiedenen Unternehmen im Rechnungswesen gearbeitet; erst unlängst ist er ins Finanzamt gewechselt. Dabei sind es aber überraschenderweise weniger die Zahlen, die ihn immer schon fasziniert haben, sondern der Rechtsbereich: Er hat Wirtschaftsrecht studiert. Dass ihn das interessiert, ist ihm erst im Laufe des Studiums klargeworden, denn eigentlich hat er mit Betriebswirtschaft begonnen. „Einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit hatte ich aber schon immer“, sagt Patrick. „Das Abwägen zwischen Recht und Unrecht fasziniert mich. Dass ich einmal im Finanzamt arbeiten würde, hätte ich mir allerdings nie gedacht. Vor allem am Anfang meines Studiums.“ Letztendlich hat auch die Work-Life-Balance den Ausschlag gegeben: „Es war eine gute Entscheidung; der Bund ist ein guter, transparenter und fairer Arbeitgeber.“ Gina hingegen hat Kommunikationswissenschaft studiert, immer in der LifestyleBranche gearbeitet und ist mittlerweile Senior Trade Activation Manager bei einem großen internationalen Kosmetikkonzern – also im Vergleich zu Patricks Aufgaben ein ziemlich konträrer Beruf. „Im Endeffekt geht es bei beiden Jobs letztendlich doch auch um Zahlen“, meinen die beiden. „Aber Kosmetik ist halt ein cooleres Thema.“

Mailand 2011 „Kennengelernt haben wir uns im Jahr 2011 in Mailand, als wir beide unabhängig voneinander als Models gearbeitet haben“, schildert Gina. Das hört sich ja schon recht romantisch an. „Ich habe dort vorübergehend in einer WG gewohnt, und ein Mitbewohner – ein Wiener – brachte einen Kollegen mit, um noch ein wenig zu feiern. Jedenfalls kam der dann auch, und da unsere WG sehr international war, haben alle Englisch gesprochen. Also hat sich Patrick mir auf Englisch vorgestellt, und in der ersten Sekunde, nach dem ersten Wort, meinte ich: Du kannst mit mir Deutsch sprechen. Ich hab das sofort gehört“, schmunzelt Gina. Zu Patricks Verteidigung: Mittlerweile spricht er deutlich besser Englisch als damals.

Aber irgendwie scheint Gina Patricks regionalen Akzent charmant gefunden zu haben – sie selbst kommt aus Deutschland vom Bodensee. „Wir fanden uns am Anfang schon ganz cool, aber es war nicht die typische Liebe auf den ersten Blick. Dann hat es dafür aber ziemlich schnell gefunkt!“, erzählt sie. Zwei Monate später ist er ihr bereits nach Hamburg nachgereist, wo sich die beiden eine Wohnung geteilt haben. Das hat gut funktioniert, und deshalb beschloss Gina, ihr Auslandssemester und Auslandspraktikum in Wien zu absolvieren. Nachdem sie in Deutschland ihr Studium abgeschlossen und den Bachelor gemacht hatte, ist sie endgültig nach Wien gezogen. Davor hatte Patrick sie zwar oft in Deutschland besucht – aber eine Fernbeziehung war es zu diesem Zeitpunkt trotzdem, und das wollten sie nicht. Seit 2014 leben sie in Wien. „Ich fühle mich mittlerweile als Wienerin und möchte auch gar nicht mehr weg. Ich liebe Wien, es ist ein Traumstädtchen“, schwärmt Gina.

Und dann kam Luca „2018 waren wir auf Urlaub, und wir dachten uns: Es gibt zwar keinen perfekten Zeitpunkt, aber jetzt würde es eigentlich schon sehr gut passen. Wir haben uns bereit gefühlt und wollten es angehen. Dann ging es aber ziemlich schnell – sehr schnell sogar“, schildert Gina lachend. „Ich finde, man kann sich unfassbar glücklich schätzen, wenn es so schnell klappt. Es ist ein Privileg, auch in Hinsicht auf die vielen Paare, bei denen es trotz ausdrücklichem Wunsch nicht so schnell funktioniert“, ist sie überzeugt. „Und dann waren wir schwanger. Mein Gott, wie das schon klingt!“ „Wahrscheinlich meinst du die zehn Kilo, die ich während der Schwangerschaft zugenommen habe“, lacht Patrick.

Am 26. April 2019 kam jedenfalls Luca auf die Welt, und zwar mit einem Kaiserschnitt. „Ich habe immer gesagt: Ich möchte nicht den Druck verspüren, entscheiden zu müssen, ob es jetzt eine Geburt ohne oder mit

Bei Gina und Patrick hat’s mit dem Wunschkind sofort geklappt – ein Privileg, meint Gina. Spannend war auch die Vorhersage, ob es nun ein Bub oder ein Mädchen werden würde: Das war nämlich lange Zeit nicht klar.

Kaiserschnitt werden würde. Dann hat aber mein Frauenarzt gemeint, dass es wohl ein ziemlich großes Baby sei“, erzählt Gina. „Aber da die Standardabweichung so groß ist, könne man das nicht so genau sagen. Dadurch ist die Entscheidung für einen Kaiserschnitt dann relativ bald gefallen. Wäre das Baby überraschenderweise vor dem festgelegten Termin gekommen, hätte ich aber keinen gemacht.“ Sie waren beide sehr happy mit der Geburt im Goldenen Kreuz, einer Privatklinik. „Es war perfekt“, schildert Patrick. „Du kommst um 8 Uhr hin, um 12 Uhr war der Termin festgesetzt, und eine halbe Stunde später bist du schon gemeinsam im Aufwachraum. Man ist natürlich viel weniger erschöpft als beispielsweise bei einer längeren, anstrengenden Geburt.“ Gina führt aus: „Aus dem Aufwachraum haben wir dann unsere Familien angerufen, das war cool und wirklich sehr schön.“ Das Baby hat Patrick gleich im Kreißsaal in die Hand gedrückt bekommen, während Ginas Schnitt wieder zugenäht wurde. Das hat ungefähr 15 Minuten gedauert, aber die kamen Patrick wie eine Ewigkeit vor: „Die Hitzepolster, in die unser Baby eingepackt war, sind andauernd heruntergerutscht – und ich hatte natürlich keine Hand frei. Das war irgendwie lustig.“

Die Geschichte von Lucas Namen „Wir hatten eine lange Liste an Namen für Mädchen, aber kaum welche für Buben“, verrät Gina. „Und einer dieser Bubennamen – wenn nicht sogar der einzige, auf den wir uns einigen konnten – war Luca“, ergänzt Patrick. Die Liste mit Mädchennamen hatten sie schon jahrelang und erweiterten sie; die Liste mit Bubennamen blieb hingegen immer kurz. Und eigentlich hieß es beim Frauenarzt ursprünglich, dass es wahrscheinlich ein Bub werden würde. Erst bei späteren Terminen wurde die Prognose wieder relativiert, denn es war für längere Zeit einfach nicht zu erkennen. Also stellten sich die beiden bereits auf einen Buben ein – dementsprechend groß war die Überraschung, als klar war, dass sie nun doch ein Mädchen bekommen würden. „Insgeheim wollte ich eh ein Mädchen“, gibt Gina offen zu. „Ich – oder eigentlich wir beide – haben uns daher über die unerwartete Nachricht riesig gefreut!“ Also war plötzlich wieder die Liste mit Mädchennamen aktuell. Und irgendwann hat Patrick den Namen „Luca“ erwähnt, meint sie. „Ich fand, dass Luca auch ein schöner Name für ein Mädchen sei. Gina schien aber zuerst gar nicht begeistert zu sein. Und einen Monat später sagte sie: ,Wenn ich so darüber nachdenke, ist Luca schon irgendwie ein schöner Name für sie.‘“ Gina präzisiert: „Ja, okay; zuerst hab ich gemeint, ich nenne unser Mädchen

Die Bilder verraten es: Luca fühlt sich mit Mama und Papa so richtig wohl. Das mag auch daran liegen, dass die beiden als Familie ein richtig gutes Team sind.

Luca steht einerseits gerne im Mittelpunkt, andererseits ist sie auch ein bisschen schüchtern. Vor der Kamera unserer Fotografi n hat man von ihrer Schüchternheit allerdings wenig gemerkt.

sicher nicht Luca! Und irgendwann fand ich: Hm, ist gar nicht schlecht. Eigentlich sogar super.“ Wer denkt, dass der Name für ein Mädchen äußerst selten sei: Auch Corinna Milborns Tochter heißt Luca. Und Toni Garrn, das deutschen Model, hat ihr Kind ebenfalls so genannt. „Aber erst nach uns!“, stellt Gina fest.

Da geht Luca gerne hin Im Alter von 15 Monaten kam Luca in den Kindergarten – und sie liebt ihn. „Wir hatten viel Glück mit ihr und dem Kindergarten, weil sie tatsächlich extrem gerne dort ist“, meint Gina. „Sie ist ein Einzelkind und hat daher im Kindergarten ihre ganze Spielumgebung. Sie würde in der Früh am liebsten immer als Erste dort sein, und sie kommt super gelaunt auch wieder heraus. Ich bin sehr froh darüber, dass unser Kind den Kindergarten liebt.“ „Die Eingewöhnung war ja während der intensiven Phase der Pandemie“, erklärt Patrick. „Damals konnten nur die Eltern, die zur Eingewöhnung da waren, in den Kindergarten hineingehen. Am ersten Tag bin ich bereits nach 15 Minuten wieder hinausgegangen, und ab dem zweiten Tag war ich eigentlich nicht mehr bei der Eingewöhnung dabei. Sie hat sofort zu spielen begonnen und nicht mehr nach mir gefragt.“ Zu dritt unterwegs Gina und Patrick lieben das Reisen, aber seit Luca auf der Welt ist, war es auch wegen der Pandemie nicht einfach, gemeinsam auf Urlaub zu fahren. Fernreisen sind daher fl achgefallen – aber mittlerweile waren sie schon zusammen auf Kreta und in Spanien. „Das Reisen ist mit Luca natürlich anders als davor; man ist klarerweise ein bisschen weniger fl exibel“, meint Patrick. „Beim ersten Mal dachten wir noch: Komm, wir machen einen Städtetrip nach Valencia. Das war zwar cool, aber es ist natürlich nicht die Art Städtetrip, wie man sie ohne Kind gewohnt war. Man muss ein kurzweiliges Programm fi nden, das ein guter Kompromiss für alle Beteiligten ist – aber es ist mit so einem kleinem Kind natürlich alles komplett durchgeplant und -getaktet. Beim zweiten Mal waren wir allerdings auf Kreta, und da war Luca sehr happy. Es war gleichzeitig unser erster Urlaub in einem Resort.“ „In Valencia kam noch dazu, dass Luca zwei Wochen davor beschlossen hatte, keine Windeln mehr zu brauchen. Prinzipiell cool, aber so direkt vor dem Urlaub ist es natürlich nicht wirklich einschätzbar. Hat dann aber erstaunlich gut funktioniert … Bis auf ein Mal: Wir saßen im Gastgarten eines Cafés und haben ihr zum ersten und wohl auch zum letzten Mal für längere Zeit ein Handy gegeben – und sie war so fi xiert darauf, dass sie vergessen hat, aufs Klo gehen zu müssen“, erinnert sich Gina.

Die schnellste Verbindung vom Wiener Stadtzentrum zum Flughafen.

Mein Leben ohne Vater

von peter zirbs

Das kann doch bitt’ schön nicht wahr sein, dass schon wieder eine weihnachtliche Ausgabe der Kolumne an der Reihe ist! Wo ist denn das Jahr hinverschwunden? Und meine besten Geschichten für diese Jahreszeit habe ich auch schon mehrfach erzählt – ich muss mir also notgedrungen etwas Neues einfallen lassen. Woran ich mich zum Beispiel gut erinnern kann, ist diese wunderbare Ruhe vor dem Heiligen Abend. Als Kind habe ich oft in Reichenau/Rax gefeiert. Und wenn ich vom Fernsehprogramm, das aus den immer gleichen Filmen bestand, schon quadratische Augen hatte (vor dieser unweigerlichen Folgeerscheinung von zu viel TV-Konsum hat man mich immer wieder eindrücklichst gewarnt, und natürlich habe ich es bis zu einem gewissen Alter auch geglaubt), dann wurde es Zeit für einen Spaziergang. Dieser Spaziergang war magisch: Meistens lag ordentlich Schnee auf den Wegen, Feldern und Wiesen der kleinen Ortschaft. Autos waren an diesem Tag so gut wie keine zu sehen und zu hören, weil vermutlich alle Familien das Gleiche taten: den Baum schmücken. Und alle Familien schickten ihren quengeligen Nachwuchs hinaus in die Stille des Winters. Wer sich aber zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle der schmalen Schulgasse – oder war es die Badgasse? – herumtrieb, konnte mit etwas Glück einem von einem Pferd gezogenen Schlitten begegnen, von dem aus ein dem Nikolo täuschend ähnlich sehender Mann uns faszinierten Gschrappen unbeißbares Stollwerck und pickige Hellerzuckerln zuwarf. Für kurze Zeit war dann das weihnachtliche Gefühl tausendfach stärker, als es je irgendein Fernsehklassiker hätte vermitteln können. In dem Moment war alles gut; etwaiger Zwist war vergessen; Ängste waren wie weggewischt. Diese Stunden am frühen Nachmittag des 24. Dezember in Reichenau waren ein Ausnahmezustand, den es auf diese Weise sonst nie gab. Und man wusste, dass nach der Rückkehr der Heilige Abend begann. Nicht immer hielt der Abend im trauten Familienkreise, was der friedvolle Spaziergang zu versprechen schien, aber das ist eine andere Geschichte. Bis heute ist diese seltsam heitere Ruhe jedenfalls einer meiner eindringlichsten Erinnerungen an das Weihnachten meiner Kindheit geblieben. Mit tatkräftiger Unterstützung Da Ginas Eltern in Deutschland leben, hilft den beiden im Fall des Falles Patricks Mama; etwa mit dem Abholen von Luca aus dem Kindergarten. Sie lebt zwar in Niederösterreich, aber beim Pendeln an ihren Arbeitsplatz im AKH kommt sie quasi fast an der Wohnung der jungen Familie vorbei. Einfach ist es für seine Mama aber dennoch nicht, weil sie keinen genau vorhersehbaren Dienst im Spital hat, sondern öfter auch mal länger bleiben muss. Da Luca schon ein paar Mal krank war, musste für ihre Betreuung eine gute Lösung gefunden werden. Denn Gina und Patrick können berufsbedingt nicht immer daheim bleiben, wenn es erforderlich ist. Daher haben sie es mit den Wiener Sozialdiensten probiert – und sind begeistert. Weil es nicht nur günstig ist, sondern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch sehr kompetent und liebevoll sind. Es wird darauf geachtet, dass immer dieselbe Betreuung geschickt wird; dadurch können Kinder eine Beziehung zu der Person aufbauen. „Luca hat sich schon richtig gefreut, wenn die Betreuerin zu uns gekommen ist“, freut sich auch Patrick.

Weihnachten wie damals Und was ist zu Weihnachten geplant? „Seitdem wir zusammen sind, haben wir bei meiner Familie in Deutschland gefeiert“, sagt Gina. „Ein Familienfest, bei dem auch Tanten und Onkeln zusammengekommen sind. Durch Corona hat sich das verändert; wir gehen hier lieber auf Nummer sicher und feiern aktuell nicht mehr in so großer Runde. Stattdessen häppchenweise – drei Stunden hier, zwei Stunden dort. Dadurch ging ein bisschen der Weihnachtszauber verloren.“ „Davor gab es liebgewonnene Rituale wie etwa um Geschenke würfeln und gemeinsam singen“, erinnert sich Patrick. Aber die beiden wollen dieses Weihnachtsgefühl wieder zurückholen; auch wegen Luca, die heuer ihren ersten Brief ans Christkind geschrieben hat. Also wird es bei der Familie in Deutschland doch wieder einen Weihnachtsbaum geben. Und bei Gina und Patrick steht sogar auch schon einer. Gina freut sich: „Wir werden die Familie dazu bringen, wieder ein richtig schönes Weihnachtsfest zu feiern!“

Versteckenspielen in der herbstlichen Natur ist nicht nur ein hübsches Fotomotiv, sondern macht tatsächlich allen Beteiligten Spaß. Auch wenn man irgendwann ziemlich müde wird ...

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