PRESTIGE Switzerland Volume 26 Auszug

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LIMITED EDITION SPRING 2013

CULTURE TRAVEL

LIVING DRIVE STYLE BEAUTY & FASHION

CULINARIUM

FINANCE WATCHES & JEWELLERY

& MORE

www.prestigemedia.ch | CHF 10.–

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9 771662 125004


Rubriken

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Rubriken

The Luxury Way of Life | 1


Rubriken

In Topform. Erleben Sie die neue E-Klasse an der Händlerpremiere vom 12. bis 14. April.

Eine Marke der Daimler AG

Die neue E-Klasse geht jetzt in Topform an den Start und liefert in der Disziplin Dynamik auf den ersten Blick einen neuen Rekord ab: Diese E-Klasse ist die sportlichste, die es je gab. Überzeugen Sie sich bei einer Probefahrt gleich selbst und lernen Sie bei dieser Gelegenheit auch gleich den neuen CLA kennen. Ihr Mercedes-Benz Partner freut sich auf Sie. www.mercedes-benz.ch/e-klasse

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Rubriken

The Luxury Way of Life | 3


Rubriken

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Rubriken

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The Luxury Way of Life | 7


Rubriken

a new dimension in open-top driving

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Rubriken

THE NEW FRAGRANCE FOR MEN

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Casa Malaparte is a work of architecture created by Curzio Malaparte

Rubriken zegna.com

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Rubriken

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Rubriken

m ake a S tatement with e very Second.

Pontos S Eine stilvolle und moderne Sportuhr, die von einem Automatikkaliber angetrieben wird, das für seine chronographischen Leistungen berühmt ist. Des Weiteren ist sie mit einer patentierten, drehbaren Lünette ausgestattet, die unter dem Glas sitzt, und verfügt über eine beeindruckende Wasserdichtigkeit bis 200m.

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inhalt CULTURE 21 Die schlaue Barbie Heather Graham 34 Fotostrecke Lost Futura 44 And the Winner is … 85 Jahre Oscar-Verleihung 52 The Man who shot Marylin Monroe Bert Stern 60 The Gambino Family Teil III John Gotti – der «Teflon-Don» 72 Das leben rocken Juanes

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Fashion 82 Sechs Fashion-Schritte zum Erfolg Mit Stil durchs Leben

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WATCHES & JEweLLERY 132 Genfer Uhrensalon Vielfalt bestimmt das Geschehen 148 White Turf meets Jewellery Spring Summer Fashion

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112 Barbara Hulanicki Biba and Beyond 120 Fotostrecke Finest Lingerie

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CULINARIUM

162 Berliner schnauze Ein Tag mit Tim Raue 174 Caza mon Amour Kulinarischer Streifzug durch die weisse Stadt

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Beauty

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182 Maskenball Pflege für die Haut 190 Die Schuhkönigin Giovanna Ferragamo 196 Was ist Schönheit Ideale im Wandel der Zeit 200 Der Julia Roberts-Effekt Strahlendes Lächeln 202 Glatze ade! Haartransplantation

DRIVE STYLE

206 Investment auf vier Rädern Oldtimer als Wertanlage 214 Das Ziel heisst Le Mans Das bedeutendste Langstreckenrennen der Welt

206 The Luxury Way of Life | 15


inhalt living

232 Form vor Funktion Aldo Rossi 238 Chairs, Chairs, Chairs Vom Thron zum Kultobjekt

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246 Grüne Paradiese Oasen der Sinnlichkeit 252 Outdoor Living Mit Bobby Dekeyser

FINANCE 264 Europa und der Euro

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266 Krisenpolitik der EU 278 Heute Idee, Morgen Realität! 282 Alles auf Ego

travel 288 Namibias Norden Endlose Weiten 302 Bären in North Carolina Zu Besuch in New Bern 312 Die Legende am Golf Naturschönheiten und faszinierende Kultur 318 Privatklinik in einzigartiger Umgebung 322 Impressionen White Turf Kolumnen 58 Wilhelm J. Grusdat – Schaumbäder der Kunst 70 Vera Dillier – Frauen und Schuhe 88 Gabriel Palacios – Kleider machen Leute 204 Götz Winter – Lieblings-Beautymarken 286 Dr. Carsten Priebe – Emerging Markets

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Rubriken

King Power UNICO King Gold Carbon. Vollständig von Hublot hergestelltes UNICO-Chronographenwerk mit Säulenrad und 72 Stunden Gangreserve. Gehäuse aus Rotgold 750 in der neuen King-Gold-Legierung. Lünette aus Kohlefaser. Armband aus schwarzem Kautschuk. www.hublot.com •

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The Luxury Way of Life | 17


Rubriken

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Rubriken

Geschätzte Leserinnen, Geschätzte

Leser

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Vor Ihnen liegt die neue Ausgabe des Magazins PRESTIGE. Wie Sie schnell feststellen werden, gibt es einige Neuerungen. Ab diesem Jahr werden wir Sie mit grossen, hochwertig produzierten Fotostrecken verwöhnen und durch mehr News immer up to date halten. Zudem haben wir unseren Seitenumfang erhöht, denn es gibt so viele schöne Dinge im Leben, die wir Ihnen alle gerne vorstellen möchten. In unserer Frühlingsausgabe ist dies zum Beispiel der Fotograf Bert Stern. Er ist einer der grössten Portraitfotografen Amerikas und produzierte viele der weltweit wichtigsten Print- und Fernseh-Werbekampagnen. Mit seinem «The Last Sitting» kurz vor Marilyn Monroes Tod wurde er auf der ganzen Welt bekannt. Niemand zuvor ist der Schauspielerin jemals so nahe gekommen. Zudem besuchten wir für Sie die älteste Schweizer Siedlung in den USA: die Kleinstadt New Bern in North Carolina. Das Berner Wappentier, der Bär, ist hier omnipräsent und begrüsst die Gäste in Form von Skulpturen, Aufklebern und Fahnen. Was sonst noch an die uralte transatlantische Freundschaft erinnert, erfahren Sie im vorliegenden Magazin. Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen Sie die ersten Frühlingsboten und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende Lesereise.

Ohrclips | Fingerring | Brosche Entworfen und hergestellt in den Ateliers von Meister Zürich

Francesco J. Ciringione Verleger

Yvonne Beck Chefredaktorin

Juwelen, Bahnhofstrasse 33, 8001 Zürich T +41 (0)44 221 27 27, www.meister-zurich.ch

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Rubriken

culture 20 | PRESTIGE


Heather

Graham

Die schlaue

Barbie Dominique Zahnd

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CULTURE

Ihre Eltern wollten, dass sie Nonne wird. Doch Heather Graham hat lieber als leichtbekleidetes Blondchen Kinokarriere gemacht. Abseits der Kamera verblüfft der «Hangover»Star allerdings als clevere Geschäftsfrau. 22 | PRESTIGE


Rubriken

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© Warner

CULTURE

Heather Graham feierte ihren Durchbruch als quirliges Rollergirl im umjubelten Drama «Boggie Nights» (1997).

B

Blonde Mähne, blaue Kulleraugen, waffenscheinpflichtiges Dekolleté: So begrüsst der Hollywoodstar den Prestige-Reporter im Nobelhotel Dolder. Heather Graham ist in die Schweiz gereist, um beim Zurich Film Festival das Drama «At Any Price» vorzustellen. In dem Rennfilm steht die 43-Jährige an der Seite von Veteran Dennis Quaid und Kinoschnüggel Zac Efron. Zwei illustre Filmpartner mehr, neben denen sie wieder eine gute Figur gemacht hat. Denn die Liste ihrer Co-Stars ist lang: die Lady aus Milwaukee/USA drehte schon mit Celebrities wie Johnny Depp («From Hell»), Will Smith («Six Degrees of Seperation»), Robert Downey Jr. («Two Girls and a Guy»), Eddie Murphy («Bowfinger»), Liev Schreiber («Scream 2»), William Hurt («Lost In Space»), Mike Myers («Austin Powers: The Spy Who Shagged Me»), Kevin Spacey («Father of Invention»), Anthony Hopkins («Bobby»), Keanu Reeves («Even Cowgirls Get the Blues») und Jack Nicholson («Anger Management»).

Durchbruch mit Pornodrama «Boogie Nights» Das erste Mal auf der Leinwand aufgefallen ist die Amerikanerin im Indiedrama «Drugstore Cowboy» (mit Matt Dillon). Was zeichnet ihren damaligen Boss, den Regisseur Gus Van Sant («Good Will Hunting»), aus? Heather denkt

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CULTURE

David Lynch förderte sie als einer der Ersten. Als sein Stern gerade am Aufsteigen war, drehte er viele Werbespots – auch für Calvin Klein. In einem davon spielten Benicio Del Toro und Heather Graham mit. Lynch lud die Blondine anschliessend zu sich nach Hause ein. «Er führte mich in den Garten hinter seinem Haus, um mir sein neustes Kunstprojekt zu zeigen. Auf dem Gras lag ein ausgeweideter Truthahn, der mit Ameisen übersäht war. Und David sagte: «Ich glaube, ich mache jetzt Fotos davon.» Der Regisseur drehte damals auch die bejubelte Mysteryserie «Twin Peaks» (1990–1991). Und er wollte Heather dafür gewinnen. Vorsprechen musste sie aber nie. Lynch verwickelt potentielle Kandidaten für eine Rolle in der Regel in ein Gespräch. Gefällt ihm, wie sie sich dabei geben, ist das Casting beendet. Also spielte die damals 21-Jährige in «Twin Peaks» die Geliebte eines FBIAgenten. Das ist insofern ironisch, weil ihr Vater beim FBI arbeitet.

© Paramount

nach, dann sagt sie: «Er weiss, wie man eine Geschichte erzählt. Mir gab er nicht viele Anweisungen. Ich glaube, er dreht genug Material, das cool aussieht, und pickt sich dann die besten Stückchen heraus.» Der Film, der ihre Karriere richtig ins Rollen gebracht hat, war «Boogie Nights» (1997). Darin verkörperte sie das «Rollergirl»: eine junge Pornodarstellerin, die bei Dreharbeiten und auch sonst immer auf Rollerskates herumkurvte. Der Streifen erzählt die Geschichte von Pornolegende John Holmes (gespielt von Mark Wahlberg) – und die Kritiken waren fantastisch. Nach diesem Kinohit lächelte Heather unter anderem vom Cover des «Rolling Stone»-Magazins: ein neues Sexsymbol war geboren! Ab dann flatterten auch die Drehbücher stapelweise ins Haus. Mittlerweile ist sie fast schon 30 Jahre im Business. Doch altern tut sie nicht. Heather ist gerade 43 geworden, doch sie sieht nicht älter aus als 25. Gefragt nach ihrem Beautygeheimnis, nennt sie Yoga und Meditation. «Zum Glück bin ich noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem ich über Schönheitsoperationen nachdenken müsste – allein die Vorstellung lässt mich schaudern. Ich finde es viel schöner, wenn Menschen auf natürliche Weise altern. Abgesehen davon koche und esse ich gern. Nur das Dessert lasse ich jeweils weg.» Zum Meditieren gebracht hat sie der exzentrische Regisseur David Lynch («Mulholland Drive»). «Er hat mir seinen Lehrer weiterempfohlen, der brachte es mir bei – ich meditiere immer noch jeden Tag. Es gibt mir ein ungeheuer intensives Gefühl von Friedlichkeit und es ist die beste Methode, um Stress abzubauen.»

David Lynch entdeckte die Schauspielerin: Szenenbild aus «Twin Peaks».

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CULTURE

In der Komödie «Boogie Woogie» (2010) spielt Heather an der Seite von Amanda Seyfried und Sir Christopher Lee.

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© Lighthouse Home Entertainment

CULTURE

Rollenwahl führte zu Streit mit Eltern Wegen seines Jobs mussten die Grahams laufend umziehen. In der Schule war Heather nie beliebt: denn sie sprach kaum und war körperlich ein Spätzünder. Nur im Theaterunterricht machte das schüchterne Mädchen den Mund auf. Schauspielerin zu werden, war ihr Traumberuf, ihrer Familie gefiel das aber gar nicht. Sie hätte lieber gesehen, dass ihre älteste Tochter Nonne wird. Mit der Pornorolle in «Boogie Nights» eskalierte der Streit endgültig – und beide Seiten sprachen nicht mehr miteinander. Obwohl Heather Graham oft das frivole Betthäschen verkörpert hat, füllt sie jeden Part mit einer Qualität, die viele ihrer Kolleginnen vermissen lassen: Und das ist eine fast schon kindliche Begeisterung. Deswegen bringt die Amerikanerin auch immer – egal, was sie spielt – die Leinwand zum Leuchten. Doch ein Hollywoodstar zu sein, bedeutet nicht nur Glitzer und Glamour. Manchmal drischt die Presse auf einen ein oder es gibt lange keine neuen Jobangebote. Heather Graham kennt diese Durststrecken auch. «Das Movie-Business hat seine Schattenseiten», sagt sie. «Manchmal dreht man Filme, die man selber toll findet – doch niemand sieht sie sich an.» Auf der anderen Seite hat man als Teil der Promiwelt plötzlich auch jede Menge neuer Kumpels. Bewusst geworden ist ihr das beim Filmfestival von Venedig. Auf einer Party trafen sie und ihre zwei Freundinnen per Zufall Bono von U2. Der sagte spontan: «Lasst uns zusammen ausgehen.» Also folgten sie ihm in einen Club und tanzten zusammen. Ein paar Stunden später nahm er die drei mit auf seine Yacht, wo sie weiterfeierten. «Und irgendwann zwischendurch sagte ich zu mir selber. ‹Ich bin wirklich eine Schauspielerin geworden und mache gerade Party mit meinen Freundinnen und Bono.› Ist das nicht schräg?»

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CULTURE

Die Stripperin ist zurück! In «Hangover» schnappte sie sich Stu (Ed Helms). In «Hangover 3» turteln die zwei weiter.

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© Warner Bros.

CULTURE

Neuer Karriereschub dank «Hangover» Eine ganz neue Generation von Fans dazugewonnen hat die Actrice dank der deftigen Komödie «Hangover». Darin dreht sich alles um einen Junggesellenabschied in Las Vegas, der dermassen ausartet, dass alle Beteiligten am Morgen danach einen Aussetzer haben. Beim mühsamen Rekonstruieren der letzten Nacht findet die Truppe um sexiest-man-alive Bradley Cooper unter anderem heraus, dass einer von ihnen im Suff eine Stripperin geheiratet hat. Diese hätte eigentlich die 16 Jahre jüngere Lindsay Lohan spielen sollen. Dass die Zicke absagte, war Heathers Glück. Denn die beiden «Hangover»-Filme spielten zusammen weit mehr als eine Milliarde US-Dollar ein. Neben den bekannten Hauptdarstellern – jeder mittlerweile mit einem Salär von 15 Millionen Dollar – ist auch Graham im dritten und letzten Teil wieder mit von der Partie. Über «Hangover 3» darf sie zwar keine Details verraten, aber wie es ist, in Stripclubs und mit einem unzufriedenen Baby zu drehen, schon. Um als professionelle Stangentänzerin durchzugehen, nahm die Schauspielerin extra Unterricht. «Ich absolvierte einen speziellen Stangentanz-Kursus – er hiess ‹Der Arschfaktor›. Das ist kein Witz», sagt Heather Graham. «Doch es zahlte sich aus. Als mich eines der Profigirls beim Trainieren im Club fragte, ob ich auch hier arbeiten würde, empfand ich das als riesiges Kompliment.» Weniger toll gestalteten sich die Szenen mit ihrem winzigen Co-Star – einem Baby. «Sechs Säuglinge teilten sich die Rolle. Vier davon waren total süss und zwei der Horror.» Die schwierigste war die Stillszene – weil sich der Knirps partout nicht für Heathers fremde Brüste interessierte. Also hampelte die halbe Crew mit Rasseln und Stofftieren hinter der Schauspielerin herum, damit das Baby wenigstens einmal den Kopf in deren Richtung reckte. Graham: «Dieser Drehtag dauerte 17 Stunden …»

Ihr Wunsch-Polterabend wäre am Strand Das einzige Mädel inmitten einer Horde durchgeknallter Jungs zu sein, gefällt der 43-Jährigen. «Ich habe mich schon immer gerne mit Männern umgeben, weil ich nie Brüder hatte. Als Frau ist es ein schönes Gefühl, von der ganzen Truppe beschützt zu werden.» Mit dem Hangover-Prinzip, sich bis zum Filmriss zuzudröhnen, kann Heather allerdings nichts anfangen. Sie war nie ein Partygirl, auch nicht als Teenager. Deshalb ist für sie die Vorstellung eines wilden Junggesellinnenabschieds ein Greuel. «Ginge es nach mir, würde ich am liebsten mit meinen Freundinnen an einem Strand liegen. Ich weiss, ich bin total langweilig …» Sie erinnert sich aber an den Polterabend ihrer besten Freundin, bei dem es ziemlich heiss zu und her ging. «Irgendwann tauchte die Polizei auf und wollte die Gäste festnehmen, aber die Braut brüllte: ‹Verpisst euch! Sonst verklage ich euch! Ich bin Anwältin!› Dabei steckte sie damals noch mitten im Jurastudium …»

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CULTURE

Geht man ihre Filmografie durch, fällt auf, dass sie fast ein halbes Dutzend Mal eine Frau gespielt hat, die mit Sex ihren Lebensunterhalt verdient. Keine Befangenheit deswegen? «Wenn es eine starke Rolle ist oder der Film nach Spass aussieht, dann habe ich keine Vorbehalte», sagt sie. «Ich wünschte mir aber grundsätzlich, dass es mehr Filme gäbe, die Frauen in ihren Mittelpunkt stellen. Dass zum Beispiel eine Komödie wie ‹Bridesmaids› eine Finanzierung bekam, ist ein gutes Zeichen.»

Ratschläge von Kollegin Drew Barrymore Um dem Hollywoodsystem nicht komplett ausgeliefert zu sein, entwickelt Heather Graham immer wieder eigene Stoffe als ausführende Produzentin. Tipps hat sie sich bei Kollegin Drew Barrymore geholt. «Für romantische Komödien kriegt man das Geld am schnellsten zusammen», sagt Heather. «Bei Dramas wird es schon viel schwieriger.» Zu ihren letzten Projekten gehört unter anderem das gut gemachte Drama «About Cherry». Darin geht es um ein 18-jähriges High School-Girl (überzeugend – Ashley Hinshaw), das in die Pornofilmszene hineinschlittert. Graham spielt in der geschmackvollen und alles andere als billigen Produktion eine lesbische Filmproduzentin. Das unterstreicht einmal mehr, dass sie alles andere als prüde ist. Sie lacht: «Sex ist etwas Natürliches und durchaus auch eine sehr witzige Angelegenheit. Über Sex sollte man lachen können! Und ich liebe es, vor der Kamera einen Orgasmus vorzutäuschen. Ich würde zu gern mal eine Sexkomödie aus weiblicher Sicht drehen. Doch für mein Geschlecht gelten in Hollywood-Komödien immer noch gewisse sexuelle Grenzen. Ich fände es toll, wenn ich diese Schranken einreissen könnte.»

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Rubriken

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© STUDIOCANAL

Perfekte Comedy-Paarung: Mike Myers und Graham in der Bond-Persiflage «Austin Powers 2».

SHORTCUT Promi-Dates im Geheimen Weil sie wenig ausgeht und keinen hohen Männerverschleiss hat, taucht Heathers Gesicht selten in den Klatschheften auf. Das gefällt ihr. «Auch wenn mal was Nettes geschrieben wird, mache ich einen Bogen um solche Magazine. Ich will mich nicht davon beeinflussen lassen.» Das heisst aber nicht, dass sie als VIP uninteressant wäre – immerhin war sie schon mit Russell Crowe, Heath Ledger, Matt Dillon, Edward Burns, Josh Lucas, Benicio Del Toro, Adam Ant, Kyle MacLachlan und Matthew Perry liiert. Aber nur fotografieren lässt sie sich beim Turteln halt nie.

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www.ferragamo.com

Rubriken

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Rubriken

fashion 80 | PRESTIGE


Fashion Rubriken

Fotograf Philipp Jeker | www.philippjeker.com Styling Claudia Bonorand Hair & Make Pablo K端min Model Julia @ Visage Assistant Torvioll Jashari

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Die sechs FashionSchritte

zum erfolg Mit Stil durchs Leben Valeska Jansen

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Fashion

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Wer denkt: «Die Hülle macht’s», der irrt. Kein Luxus-Fashion Label ist in der Lage, nur durch seinen Namen das Wunsch-Image zu vermitteln. Tatsächlich sind es insgesamt sechs Faktoren, die für ein perfektes Gesamtbild sorgen. Hier reicht ein gefüllter Geldbeutel alleine nicht aus. Gewusst wie, heisst das Geheimnis. Dass Geld nicht gleich guter Geschmack bedeutet, wird leider oft bewiesen. Und wer denkt, mit einem bekannten Namen im Rücken (gemeint ist das Modelabel im Kleidungsstück) bereits alles richtig zu machen, täuscht sich oft selbst. Was nutzt das CC für Coco Chanel auf den Blazerknöpfen, wenn die Farbgebung des edlen Tuchs nicht zum Typ passt. Wobei wir schon beim ersten und wohl auch erklärungsbedürftigstem Erfolgsfaktor wären: der Farbe.

Die richtige Farbe macht’s Bereits seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es die sogenannten Farbtypen, wonach die Bestimmung sich an der Hautfarbe des einzelnen Menschen orientiert. Unterteilt in eine warmtönige Hautfarbe oder in eine kalttönige, wurde bisher jeder einzelne in die Kategorie Frühlingstyp und Herbsttyp (warme Hauttönung) oder in Sommertyp und Wintertyp (kalte Hauttönung) unterschieden. Passend waren die vier Jahreszeiten vor allem wegen der mit ihnen in Verbindung gebrachten vorherrschenden Farben, wie z.B. Orange und Brauntöne für den Herbsttyp. Auch die natürliche Haarfarbe spielte dabei eine grosse Rolle. So wird der Frühlingstyp als «heller» Typ bezeichnet, mit blonden Haaren mit goldenen bis rötlichen Reflexen.

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Fashion

Nachlässigkeit ist etwas Unschönes. Es sei denn, sie ist bravourös inszeniert. John Galliano

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Fashion

Farblehre aus der Kunst Das Jahreszeitenfarbkonzept wurde bereits in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts von den Künstlern Johannes Itten und Manfred Munsell entwickelt. Der Schweizer Maler Itten stellte fest, dass seine Studenten immer die besten Arbeiten lieferten, wenn sie mit den Farben ihrer Wahl arbeiten durften. Er stellte eine Verbindung zwischen den Farben, mit denen sie malten, und denen, die sie an Kleidung trugen. Seine Theorie verbreitete sich schnell in den Künstlerkreisen und gelangte so auch bis nach Amerika. Dies gab dann auch den Anstoss, dass die Fashion Academy in Los Angeles das Jahreszeitenkonzept für Bekleidung entwickelte. Auch der amerikanische Maler Alfred Munsell führte Anfang des 19. Jahrhunderts ein Farbsystem ein. Es unterteilte Farben in drei Charakteristika: Unterton, Tiefe und Klarheit. Dieses System ist weltweit das am meisten akzeptierte und wird auch von den Industrien genutzt. 1986 wurde das MunsellSystem weiterentwickelt und vermählte sich sozusagen mit der Theorie Ittens.

Promis schwören auf Farbe und Wirkung Heute unterscheidet man bereits bis zu 24 verschiedene Farbtypen. Colour me Beautiful, Europas führende Image-Beratungs-Gesellschaft, verfeinert die Farbtypenauswahl seit über 30 Jahren und viele VIPs nutzen den Service der Farbtypbestimmung: Nicole Kidman, Elizabeth Hurley, Julia Roberts, Catherine Deneuve und Michelle Obama wissen immer ganz genau, welche Farben sie erfolgreich unterstützen.

Mit der richtigen Mode zum authentischen Gesamtbild Nach der Farbe kommt der Stil. Mode sollte im günstigsten Fall den eigenen Charakter unterstreichen oder sogar hervorheben. Der Wohlfühlfaktor spielt hier eine grosse Rolle. Viele Menschen orientieren sich an Vorbildern oder Idolen. Oft handelt es sich dann um Popsternchen, Schauspieler oder Supermodels. Um nicht verkleidet zu wirken, sollte man allerdings seinen individuellen Stil finden. Wer eine gute Freundin oder Freund hat, kann hier die richtige Unterstützung finden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte eine Typberatung aufsuchen. Denn auch Muster und Stoffarten, Schnittführung passend zur Figur, spielen eine grosse Rolle. Die richtigen Accessoires unterstreichen und oder setzen Akzente. «Ich habe sehr viele Menschen, welche sehr modeinteressiert sind, aber mehr aus sich machen möchten. In das eigene ICH investieren und den nötigen Pfiff oder das gewisse «Etwas» in ihrer Persönlichkeit suchen, für ein authentisches, stilvolles Gesamtbild – für ihr erfolgreiches Auftreten», erklärt Nicole Martin, Inhaberin der einzigen Image- und Persönlichkeitsentwicklungs-Firma, welche die sechs Erfolgselemente als einmaliges System definiert hat (L’Adresse in Thalwil bei Zürich) nach dem Prinzip der Lehren von Colour me Beautiful.

Über das gepflegte Äussere Der dritte Faktor ist die Pflege: Der falsche Haarschnitt, eine ungepflegte Haut oder unästhetische Fingernägel können den Gesamteindruck massgeblich bestimmen. Dazu gehören regelmässige Coiffeurbesuche, eine gute Gesichtspflege, regelmässige Maniküre und Pediküre.

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Fashion

Knigge lebt Faktor vier: das Benehmen! Nun kommt Herr Knigge ins Spiel. Und auch wenn der gute Herr schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, viele von ihm aufgestellte Regeln sind bis heute nicht aus der Mode gekommen. Perfekt gekleidet, gut frisiert und schön gepflegt helfen alle nicht, wenn beim BusinessLunch geschmatzt oder mit vollem Mund gesprochen wird.

Weniger ist oft mehr Der fünfte Faktor passiert im Unterbewusstsein: der Geruch entscheidet mit über Wohlwollen oder Ablehnung. Es ist hier nicht von der persönlichen Duftvorliebe die Rede. Es geht ums Zuviel. In den USA gibt es Restaurants, in denen die Gäste kein Parfum tragen dürfen. Die Begründung: Parfums sollen die Tischnachbarn nicht irritieren und von den erlesenen Speisen ablenken. Das ist vielleicht ein bisschen extrem, weckt aber trotzdem bei denjenigen Verständnis, die bereits einmal in einem Aufzug mit einem extrem Duft verströmenden Menschen gefahren sind. Die berühmte Duftwolke, egal wie fantastisch man vielleicht selber den

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Duft empfindet, ist ein absolutes No-Go. Dezent und dem Anlass angepasst, ist hier immer die richtige Devise.

Fünf Schritte für mehr Selbstsicherheit Der sechste und letzte Faktor ist im günstigsten Fall das Resultat von Faktor eins bis fünf: «Selbstbewusstsein». Wer sich seiner sicher ist, weckt beim Gegenüber das Gefühl von Kompetenz. Er wird akzeptiert und respektiert. Wie man alle sechs Schritte zum Erfolg am besten umsetzt, ob mit oder ohne professionelle Unterstützung, muss jeder für sich selbst entscheiden. Doch wer weiss, wie er sein Gesamtbild positiv in Szene setzen kann, hat sicher oft grössere Chancen, seine Ziele zu erreichen.


SHORTCUT Diamond Birkin Der Traum einer jeden Frau – die Birkin Bag. Benannt wurde die Tasche einst nach der Schauspielerin Jane Birkin. Heute gehört sie zu den begehrtesten Handtaschen der Welt. Nicht nur die hohe Qualität der Materialien, sondern vor allem die Verknappungsstrategie weckt Begehrlichkeiten. Da die Produktion schwierig und langwierig ist, werden nur wenige Taschen hergestellt. Eine der teuersten Handtaschen der Welt wurde für umgerechnet 152’000 Euro versteigert. Es handelte sich dabei um die rubinrote Sonderanfertigung «Diamond Birkin» aus dem Hause Hermès, welche man so im Laden nicht kaufen kann. Die Spezialanfertigung wurde statt aus Kalbsleder aus dem schwer zu verarbeitenden Leder des Leistenkrokodils gefertigt. Die Beschläge sind aus 18-Karat-Weissgold.

Dem Himmel näher Der Schuhgott Louboutin kreierte die höchsten Schuhe der Welt. Lange Zeit waren die 14-Zentimeter-Skyscraper-Stilettos das Nonplusultra für alle, die hoch hinaus wollen. Sie galten als grösste Herausforderung für Frauenfüsse. Der britische Schuh-Designer Christian Louboutin entwarf jedoch die höchsten High Heels der Welt mit einem 20-Zentimeter-Absatz. Über und über mit Swarovski-Steinen besetzt, erinnern sie an die Schuhe einer Primaballerina. Dementsprechend kamen sie auch für einen guten Zweck unter den Hammer und der Erlös kam dem English National Ballet zugute. Spitzenschuhe für Spitzentänzer, die sie im wahrsten Sinne des Wortes dem Himmel ein bisschen näher bringen.

Edel verschnürt Von LeVer Couture stammt die momentan teuerste Korsage der Welt. Sie ist mit 41’000 SwarovskiKristallen besetzt und leuchtet und glitzert wie nichts. Sie kostet circa 12’000 Franken. Hinter dem Label LeVer Couture steckt die Designerin Lessja Verlingieri. Der gerade mal 26 Jahre jungen Designerin gelang es, durch diese Korsage enormes Aufsehen zu erlangen. Die Jungdesignerin entwirft edles Design und verarbeitet darin hochwertige Stoffe wie Swarovski crystallized oder Jakob-Schlepfer-Stoffe. Sie bringt Leuchten und Glitzern in die Modewelt. Was ihre Roben fast schon majestätisch wirken lässt.

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WATCHES & JEweLLERY

Genfer Uhrensalon

2013 Vielfalt bestimmt

das Geschehen Gisbert L. Brunner

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Darf es etwas mehr sein? Und das tunlichst auch noch limitiert? Diese Frage kann man sich zu Recht stellen beim Blick auf jene Neuigkeiten, welche das Uhrenjahr 2013 anspruchsvollen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen bescheren wird. Mehr im Hinblick auf die Funktionen, mehr beispielsweise aber auch bezogen aufs Zifferblatt. Letzteres trägt bekanntermassen rund achtzig Prozent zum Gesamteindruck einer Armbanduhr bei. Kein Wunder, dass designbewusste Uhrenmarken ein besonderes Augenmerk auf das Gesicht ihrer Zeitmesser legen. Dreidimensionalität und die Vereinigung ganz unterschiedlicher Handwerkskünste geniessen heute einen hohen Stellenwert. Auf der anderen Seite setzen Hersteller auch ganz bewusst auf Reduktion. Drei Zeiger vor einem eher schlichten, aber

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dennoch liebevoll ausgeführten Zifferblatt: Das lieben beispielsweise die Kunden im Reich der Mitte. Apropos: Schiere Grösse wird dort eher klein geschrieben. Deshalb normalisieren sich zunehmend die Gehäusedurchmesser. Winzig, also 34, 35 oder 36 Millimeter für Herren, das wird wohl so schnell nicht mehr kommen. Solche Dimensionen haben die Damen nun für sich gepachtet. Aber das Spektrum zwischen 38 und 42 Millimeter gewinnt auch bei Männern zunehmend an Bedeutung. Und klassischer Retrolook wird auch weiterhin seine Position am heissumkämpften Jahrmarkt der chronometrischen Eitelkeiten behalten. Kurzum: Die Luxusuhrenbranche bietet vielen etwas, wie der Genfer Uhrensalon SIHH Ende Januar eindrucksvoll belegte. Freilich muss man sich das alles irgendwie auch leisten können.


WATCHES & JEweLLERY

Clifton von Baume & Mercier Erinnerungen an die Zukunft weckt Baume & Mercier mit seiner neuesten Uhrenlinie «Clifton». Deren Vorbild stammt, wie sich unschwer erkennen lässt, aus den 1950er Jahren. Insofern passt der schnörkellose Look mit drei Zeigern und Fensterdatum perfekt zu dem, was sich Uhrenliebhaber im Reich der Mitte wünschen. Europäer werden hingegen das nostalgiebetonte Outfit schätzen. Das neue

mit tradiertem Hintergrund liefert Baume & Mercier in unterschiedlichen Versionen, angefangen beim stählernen Einsteigermodell mit dem Automatikkaliber SW 260 von Sellita, Durchmesser 41 Millimeter bis hin zur massivgoldenen, 42 Millimeter grossen «Clifton», in der das deutlich exklusivere Zwei-Federhaus-Handaufzugskaliber 7381 von La Joux-Perret tickt.

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WATCHES & JEweLLERY

Calibre von Cartier Die wahre Männeruhr von Cartier heisst unbestritten «Calibre». So hat es der scheidende CEO Bernard Fornas gewollt. Und so ist es auch gekommen. Die Herren der Schöpfung lieben bekanntlich Chronographen über alles. Deshalb war die Vorstellung eines klassischen Zeitschreibers nur eine Frage der Zeit. Pünktlich zum Genfer Uhrensalon 2013, der schon im Zeichen des neuen Chefs Stanislas de Quercize stehen wird, präsentiert Cartier den ungemein markanten CalibreChronographen mit dem exklusiven Automatikkaliber 1904-CH MC. Zu seinen Merkmalen gehören

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Schaltradsteuerung, kräftesparende Reibungskupplung, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler. Zwei Federhäuser speichern Kraft für 48 Stunden Gangdauer. Vier Hertz Unruhfrequenz gestatten Stoppungen auf die Achtelsekunde genau. Für eines dieser Werke benötigen die Uhrmacher insgesamt 269 Komponenten. Die Drücker für Start, Stopp und Nullstellung haben die Produktgestalter gekonnt in den Flankenschutz für die Krone integriert. Das Gehäuse, erhältlich in Stahl oder Gold, misst 42 Millimeter und widersetzt sich dem Druck des nassen Elements bis zehn Atmosphären.


WATCHES & JEweLLERY

TableVonRonde Roger Dubuis Während des SIHH rückte Roger Dubuis einmal mehr seine markante Leader-Uhrenlinie Excalibur in den Vordergrund. Besonders eindrucksvoll setzt sich dabei das Modell «Table Ronde», also «Runder Tisch», in Szene. Zwölf Ritter sitzen am Zifferblatt rund um die emaillierte Tafel. Ihre massivgoldenen Schwerter dienen dabei als Indizes. Handwerkliche Kunstwerke wie diese sind natürlich streng limitiert. Nicht mehr als 88

Exemplare wird die Genfer Manufaktur davon fertigen. Allesamt ausgestattet mit dem hauseigenen Automatikkaliber RD822, welches dem Reglement des Genfer Siegels folgt. Schutz bietet ein 45 Millimeter grosses Gehäuse aus Rotgold. Zu seinen unübersehbaren Merkmalen gehören der geriffelte Glasrand, ein massiver Flankenschutz für die Krone und je drei Bandanstösse oben und unten.

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RUBRIKEN

MEIN ESSEN IST WIE ICH: ES HAUT REIN, IST MANCHMAL UNBEQUEM, HINTERLÄSST ABER IMMER EINEN BLEIBENDEN EINDRUCK. 162 | PRESTIGE

©

Wolfgang Stahr


CULINARIUM

Berliner Schnauze Hongkong

Style Ein Tag mit Zwei-Sterne-Koch Tim Raue

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Thomas Hauer

Mittwochvormittag kurz vor 11 Uhr mitten in Kreuzberg. «Der Chef ist noch nicht da», erklärt mir die Dame am Empfang mit leicht Berliner Zungenschlag. Zeit, sich schon mal ein wenig umzuschauen. Die hohen, in strahlendem Weiss gehaltenen Räume der ehemaligen Galerie, an deren Decke noch immer Kunstleuchten stimmungsvolle Lichtakzente setzen, sind möbliert mit edlen Nussbaumtischen. Die bequemen Stühle und Sitzbänke sind in kräftigen Blau- und Violetttönen gehalten. Unter meinen Füssen ein glänzender Terrazzoboden in Schwarz-Weiss. An den Wänden moderne Kunst: das Foto einer Wasserstoffbombenexplosion, ein überdimensionales Ölgemälde mit Müllsäcken vor einem üppig tropischen Hintergrund.

Dann steht Tim Raue plötzlich vor mir. «Wollen Sie gleich in die Küche oder wollen Sie mich zu einem Termin begleiten?», fragt er. Ich entscheide mich für die Spritztour. Vor der Türe wartet schon Herr Burwieck, der den ZweiSterne-Koch tagtäglich mit seinem Taxi durch das Verkehrschaos der Hauptstadt kutschiert, denn der hat keinen Führerschein. Unser Ziel: der Delphi Filmpalast in der Kantstrasse.

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Mittags ins «Good Friends» Dort findet ein Fotoshooting für den Programmflyer des Kulinarischen Kinos statt, das jedes Jahr parallel zur Berlinale läuft. Am Set warten schon Raues Berliner Sternekollegen Hendrik Otto vom Hotel Adlon, Michael Hoffmann, Chef des «Margaux», und Kolja Kleeberg, der im «VAU» am Herd steht. Ausserdem Nils Henkel vom Schlosshotel Lerbach. Kaum betritt Raue das Foyer, steht er sofort im Mittelpunkt, gibt den Entertainer. Als er vor die Linse tritt, spürt man: Raue ist nicht nur in der Küche ein Vollprofi. Nach der Fotosession, es ist mittlerweile halb eins, hat Raue erst mal Hunger. Ich auch. Wir fahren, Kolja Kleeberg und Nils Henkel im Schlepptau, mit Herrn Burwieck ein paar Häuser weiter ins «Good Friends». Dieses Chinarestaurant mit dem Charme einer bulgarischen Bahnhofgaststätte ist Raues zweites Wohnzimmer und eine Berliner Institution. Mindestens dreimal die Woche geht der Sternekoch über Mittag dorthin, an den anderen Tagen auch mal ins Fitnessstudio. In seiner hochgeschlossenen Kochjacke im preussischblauen Mao-Look wirkt Raue wie ein ranghoher KP-Funktionär und bellt Kommandos, als wäre er hier selbst der grosse Vorsitzende. Schon wenige Minuten später füllt sich der runde Tisch mit dampfenden Platten voll von gebratenem Schweinebauch mit Gemüse, Seezunge mit Ingwer und Lauch, gesottenen Kutteln, Fong-WongRollen und krosser Ente. Dazu gibt es chinesischen Jasmintee.

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Das Tischgespräch kreist um Kollegen, Restaurantkritiker, explodierende Warenkosten und die besten Fisch-, Trüffel- und Kaviarlieferanten. Küchenpalaver eben. Nach einer halben Stunde wird die Tafel aufgehoben und es geht zurück in die Rudi-Dutschke-Strasse, wo der Kreuzberger sich mit dem Restaurant Tim Raue sein eigenes Reich der Mitte geschaffen hat und der Mittagsservice grade auf Hochtouren läuft. Auf der Fahrt erzählt der Chef von seinem Traum, in Berlin vielleicht noch ein chinesisches Restaurant zu eröffnen mit einer Karte wie im «Good Friends», die von kantonesischer Hausmannskost geprägt ist, nur eben nicht mit Zutaten aus der Tiefkühltruhe und ohne Glutamat.

Gehobener Asian Style Wie viele andere Sternelokale der Hauptstadt bietet auch Raue ein preisgünstiges Lunchmenu an, das auch Menschen mit kleinem Geldbeutel erlaubt, einen tiefen Blick in die Kochtöpfe der Berliner Toprestaurants zu werfen – so gibt es mittags ein Drei-Gang-Menu schon für 38 Euro, Sechs-Gänge für 68 Euro. In der Küche nimmt der Chef dann sofort seinen Platz am Pass ein und beginnt, Teller anzurichten, signiert nebenbei sein neues Kochbuch «My favourite things», lässt mir Hummer-Dim-Sum mit Thaivinaigrette, danach Kaisergranat mit rosa Rübchen und Wasabi servieren und probiert noch schnell ein Rezept für ein Event, das vor seinem strengen Gaumen im Praxistest prompt durchfällt. Als der Betrieb nachlässt, machen wir eine kurze Tour durch die geschätzt 25 Quadratmeter grosse Küche, die sich trotz Raues konsequent panasiatischem Ansatz,

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der ihm ein absolutes Alleinstellungsmerkmal innerhalb der deutschen Spitzengastronomie verleiht, in nichts von anderen Restaurantküchen unterscheidet: Es gibt den Gardemanger, den Entremetier, die kleine Ecke für die Pâtisserie. Alle Posten sind doppelt besetzt, insgesamt werkeln hier inklusive Raue und Küchenchef Christian Singer zehn Männer und Frauen. Die Atmosphäre ist erstaunlich entspannt. Ansagen Raues werden mit dem obligatorischen «Jawohl Chef!» quittiert, oft reicht eine hochgezogene Augenbraue oder eine eindeutige Geste und der «Angesprochene» weiss sofort, was damit gemeint ist. Dann entlässt mich Raue in die Obhut seines Pâtissiers Daniel Budde. Der zeigt mir, wie er aus geläutertem Muskovadozucker kleine Kunstwerke bläst – in diesem Fall Birnen aus Estragonessig-Karamell für das Dessert des aktuellen Wintermenus, die wirken, als seien sie aus hauchzartem Muranoglas gefertigt. Der Chef geht derweil spazieren. Im übertragenen Sinne zumindest, denn Raue verbringt fast ebenso viel Zeit im Gastraum wie in der Küche. Mindestens einen Gang pro Tisch serviert er persönlich und verwickelt seine Gäste dabei binnen Sekunden so gekonnt in Smalltalk, dass das junge Pärchen am Nachbartisch, das nicht den Eindruck macht, als frequentiere es Sternerestaurants regelmässig, in kürzester Zeit alle Scheu vor dem Meister ablegt. Dieser joviale Umgangston, liebevoll Berliner Schnauze genannt, wird auch vom Serviceteam unter Leitung von Raues Frau Marie-Anne gepflegt, was die Kundschaft sichtlich schätzt, weil es Hemmschwellen abbaut und ganz nebenbei Lust macht wiederzukommen.

Produktverliebtheit und Perfektionismus Gegen 16.00 Uhr werde ich freundlich, aber bestimmt vor die Tür gesetzt – jetzt ist Pause. Raue geht zu Saturn, um seinen abgestürzten Computer von der Reparatur abzuholen. Pünktlich um sieben soll ich aber wieder da sein, um das Menu «unique» zu probieren, Raues kulinarische Visitenkarte in sechs Gängen (148 Euro) und GaultMillau-Menu des Jahres 2012. Die ersten Teller lässt mir der Chef gleich in der Küche servieren, in der kurz nach sieben das Licht gedimmt und durch eine Spotbeleuchtung ersetzt wird – «das hilft dem Team beim Konzentrieren auf die Teller», erklärt Raue. Gäste können das Geschehen in der Küche durch eine breite Glasfront live mitverfolgen. Den Einstieg ins Menu bilden in Anlehnung an die chinesische Küchentradition acht kleine Kostbarkeiten (mittags vier) wie Raues Version der Drunken Prawns mit XO-Cognac-Gelée, eingelegter Rettich, hauchdünner Schweinebauch, gebeizter Lachs mit Grapefruit und Vanille …

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Schon diese Kleinigkeiten machen deutlich, was den Stil von Raues Küche ausmacht: die Verbindung einer fast schon an Fetischismus grenzenden Produktverliebtheit, die stark an die japanische Küche erinnert; die chinesische Philosophie, die jeder Speise Eigenschaften zuschreibt, die das körperliche und seelische Gleichgewicht erhalten oder durcheinanderwirbeln können, und das Spiel mit frischen Kräutern und Gewürzen, das an die Frischeküche Thailands erinnert. Kurzum: wenig technischer Aufwand und der weitgehende Verzicht auf eine Veränderung von Konsistenz oder Textur, das heisst, alle Elemente auf dem Teller bleiben erkennbar als das, was sie sind. Dafür eine Fokussierung auf transparente, laserscharf herausgearbeitete Aromen. Daraus ergibt sich ein Geschmacksbild, das von vier zentralen Säulen getragen wird und praktisch auf jedem Teller Raues präsent ist: natürliche Fruchtsüsse, Säure, mal deutliche, mal subtile Schärfe und vegetabile Aromen. Gleichzeitig hat Raue alles, was den Körper belasten könnte, wie weissen Zucker oder sonstige «leere» Kohlehydrate wie Brot oder Reis und laktose haltige

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Milchprodukte, ko n s e q u e n t aus seiner Küche verbannt. Was im ersten Moment nach Diät klingt, ist in Wahrheit dem Genuss geschuldet, denn die prägnanten Aromen, die seine Küche ausmachen, würde man mit diesen «Sättigungsbeilagen» nur zukleistern und relativieren, ist der Chef überzeugt. Aber Raue mag viel lieber provozieren, will, dass sich Gäste auf seine Gerichte einlassen. Wenn es denen nicht passt? Dann sollen sie eben wegbleiben – Raue ist kein Mann für Kompromisse. Mehrmals im Jahr reist er in seine Lieblingsstadt Hongkong, nach Thailand oder Tokio, um vor Ort seine Kenntnis asiatischer Produkte und Gartechniken weiter zu vervollkommnen, sich mit Händlern und Mentoren zu treffen und auf den Märkten nach neuen Produkten zu stöbern. Nach dem Menuauftakt, Blumenkohl-Liebstöckel-Salat mit Habanero-ChiliPüree, eingemachten Trauben und Trüffel-Haselnuss-Eis, gibt es einen Teller, der Raues Küchenphilosophie perfekt auf den Punkt bringt: gedämpfter Zander, obenauf ein wenig Yuzu-Gel (eine japanische Zitrusfrucht von der Insel Schikoku mit einem ausgesprochen komplexen Aroma), dazu würziges Schnittlauchöl und Shanghai Pak-Shoi. Der Clou ist die Sauce, ein Soja-Sud, in dem Raue eine zehn Jahre gereifte Kamebisji-Soja-Sauce verarbeitet – der Liter zu rund 1000 Franken – die dem Gericht eine solche Fülle und aromatische Dichte verleiht, dass einem wohlige Schauer über den Rücken laufen. Essen bei Raue macht nämlich vor allem eines: Spass! Doch der hat seinen Preis. Wenn Raue katalanische Seegurken, Abaloneschnecken,

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Fish Maw (die getrocknete Schwimmblase bestimmter Fischarten) oder Schwalbennester ordert, werden schnell mehrere Hundert oder gar Tausend Franken pro Kilo fällig. Und seit in China auch ausserhalb der Sonderwirtschaftszonen der Reichtum explodiert, haben sich die Preise teilweise mehr als verdreifacht, stöhnt Raue. Dennoch werden in seinem Restaurant regelmässig palettenweise Waren mit den besten Viktualien angeliefert, die man für Geld kaufen kann. Ausserdem habe er auf der Suche nach Produkten, die seinen Ansprüchen gerecht werden, das Sortiment zweier Berliner Asiamärkte komplett durchprobiert, fügt der Chef schmunzelnd hinzu. Ich habe mich mittlerweile über bretonischen Hummer mit Karotte, Passionsfrucht, Ingwer und Dashi-Essig sowie saftiges Rebhuhn mit japanischer Kastanie und Kumquat zum Hauptgang geschlemmt: kantonesisches Black Pepper Beef mit pochierter Schalotte, milder Knoblauchcrème, Schalotten-Crunch, in Portweinessig marinierten Silberzwiebeln und Schnittlauchblüten. «Mehr davon!», ist alles, was mir dazu noch einfällt. Das Dessert, Crémeux von Porcelana-Schokolade, Gelée, Sorbet und Tapioka von Mango und Passionsfrucht, Sichuan-Pfeffer-Baiser und Malzbier, setzt einen würdigen Schlussakkord unter einen rundum gelungenen Abend. Übrigens: Wer glaubt, die Aromenwelt Asiens harmoniere nur schwer mit europäischen Spitzenweinen, kann sich bei Tim Raue genussvoll eines Besseren belehren lassen.

Restaurant Tim Raue Zwei Sterne Michelin | 19 Punkte Gault Millau Rudi-Dutschke-Strasse 26 D-10969 Berlin www.tim-raue.com Telefon +49 (0) 30 2 59 3 79 30 Geöffnet Dienstag – Samstag 12.00 bis 15.00 Uhr (Küche bis 13.30 Uhr) 19.00 bis 00.00 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr)

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Die echte Schweizer Küche Rubriken

BRUNNER KÜCHEN AG CH-5618 Bettwil Tel. 056 676 70 70 www.brunner-kuechen.ch Grosse Ausstellung mit über 30 Küchen in Bettwil und in der Baumesse Emmenbrückeber 0 Küchen in Bettwil und in der Baumesse Emmenbrücke

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Beauty

Maskenball

Lenz für die Haut Trockene Heizungsluft und eisige Temperaturen setzen unserer Haut ganz schön zu. Geben Sie Ihrer Haut nun im Frühling mindestens einmal in der Woche den Pflegekick! Valeska Jansen

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Gesichtsmasken sind schon seit der Antike als Schönheitsmittel bekannt. Sie entspannen die Haut und versorgen sie gleichzeitig mit einer Extraportion Pflege. Bereits Ovid empfahl für die perfekte Haut eine Paste für das Gesicht, bestehend aus Weizen- und Gerstenmehl, verrührt mit Eiern, gemahlenen Hülsenfrüchten und Hirschgeweihen, Harz, Narzissen Zwiebeln, Honig und Gummi.

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Beauty

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Beauty

Der Mensch ist am wenigsten er selbst, wenn er in eigener Person spricht. Gib ihm eine Maske, und er sagt die Wahrheit. Oscar Wilde

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Beauty

Kaiserin Sisi schlief mit Ledermaske Besonders bekannt für ihre Schönheitszeremonien war Sisi, Kaiserin von Österreich. Bewundert von Diplomaten, Gesandten anderer Länder und ganz besonders vom Schah Persiens, brachte sie beinahe jedes Opfer um ihrer Schönheit willen. Gesichtsmasken galten für sie als die Basis einer schönen Haut. Experimentierfreudig wie sie war, legte sie sich beinahe jede Nacht rohes Kalbfleisch, gehalten von einer Ledermaske auf ihr Antlitz. Das im Fleisch enthaltene Collagen hatte tatsächlich eine straffende Wirkung für die Haut. Auch die berühmte Gurkenmaske gehörte zu ihren regelmässigen Schönheitsritualen. Ebenso wie pürierte Erdbeeren, von deren Fruchtsäuren ihre Haut profitierte. Dermatologen schwören bis heute auf die verjüngende Wirkung diverser Fruchtsäuren.

Moderner Standard heute Heute gibt es für jeden Hauttyp und für jedes Bedürfnis Gesichtsmasken. Von klärend bis pflegend. Je nach Hauttyp kann auch z.B. unreiner Haut gezielt zu Leibe gerückt werden. Eine hautklärende Reinigungsmaske ist der beste Weg Mitesser und Hautunreinheiten zu bekämpfen. Wer seine Haut besonders verwöhnen möchte sollte ein bis dreimal in der Woche eine dem Hauttyp entsprechende, reichhaltige Crememaske grosszügig verwenden. Sie versorgt die empfindliche Gesichtshaut mit pflegenden und nährenden Substanzen.

Die richtige Anwendung Voraussetzung für eine optimale Wirkung ist immer ein gründlich gereinigtes Gesicht. Auch ein Gesichtsdampfbad wirkt unterstützend für die Aufnahme der Pflegewirkstoffe in die Haut – es öffnet die Poren und die Wirkstoffe können so schneller und besser aufgenommen werden. Beim Auftragen der Maske sollte immer die Augenpartie ausgespart werden, da die Wirkstoffe sowieso dorthin ziehen – zu dichtes Auftragen an den Augen führt zu einem unangenehmen Cremefilm auf der Augennetzhaut oder bringt die Augen zum Tränen. Eine spezielle Augenpflege, die rund um die Augen aufgetragen wird, wirkt dabei wie eine Schutzbarriere. Auch mit alkoholfreiem Tonic getränkte Wattepads, die auf die geschlossenen Augen gelegt werden, sind nützlich und sehr angenehm. Genauso wichtig wie die Reinigung vor dem Auftragen der Maske, ist deren Entfernen nach der Einwirkzeit. Hier empfiehlt jeder Hersteller seine eigenen Richtlinien. Es gibt Masken, die müssen nach der Einwirkzeit gründlich mit lauwarmem Wasser abgewaschen werden und andere, die mit einem Kleenex abgewischt werden können. Das ist wichtig, da ansonsten die Poren verstopfen könnten und die Haut dann nicht mehr atmen könnte.

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Beauty

Nicht nur für das Gesicht Eine Gesichtsmaske sollte nicht nur auf dem Gesicht aufgetragen werden, auch Hals und Dekolleté können von den pflegenden Eigenschaften profitieren. Und wer schon einmal dabei ist, sollte auch den Händen eine Extraportion Pflege gönnen. Heute gibt es eine enorme Auswahl an passenden Produkten und zermahlene Hirschgeweihe oder rohes Kalbfleisch gehören (zum Glück) nicht mehr zu den empfohlenen Inhaltsstoffen. Doch heute wie damals ist eine regelmässige Maskenzeit immer zu empfehlen.

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Beauty

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Rubriken

Investment

auf vier

Rädern

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Jan-Christopher Sierks


DRIVE STYLE

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In Zeiten, in denen ausser Edelmetallen nicht viele Vermögensanlagen absolut sicher sind, erleben klassische Automobile ein Revival. Rollende Schätzchen wie Oldtimer und Youngtimer sind bei Sammlern hoch gefragt. Denn im Laufe der Jahre steigt ihr Wert – teilweise in ungeahnte Höhen. Aber Vorsicht: Die Auswahl der Objekte ist entscheidend.

Wohin mit dem Geld, mit dem ersparten oder hart erarbeiteten Budget zum Investieren? Wem die Angebote oder das Handling von den üblichen Geldvermehrern wie herkömmlichen Banken nicht unbedingt zusagen, der sollte überlegen, ob sich eine kleine oder grosse Oldtimer-Sammlung bezahlt machen könnte. Automobile Klassiker bestehen auch während der globalen Finanzkrisen, wenn Aktienkurse in den Keller rauschen und Geldinstitute ihre nächsten Fonds einstampfen. Wenn bei Auto-Raritäten der Jahrgang und das Modell mit dem richtigen Gespür ausgewählt wurden, können sie gute bis sehr gute Renditen einbringen.

Ein Blick zurück Ende der 1980er Jahre brach der Markt für «Classic Cars» ein. Es wurde einige Jahre stiller um Oldtimer, viele Klassiker-Händler hatten mit Beschaffungsund Absatzproblemen zu kämpfen. Als in den 1990er Jahre die Nachfrage anzog, rieben sich alle Sammler die Hände, die das «Garagengold» aufbewahrten. Bei einigen Modellen, wie zum Beispiel den frühen 911er-Baureihen von Porsche, zogen die Preise so an, dass es nahezu zu einer Verdoppelung kam. Seit damals steigen die Preise für klassische Automobile beständig an. Laut Classic Data, einem Pool von Experten und Sachverständigen für Oldtimer, erreichen die automobilen Wertobjekte heute im Jahr durchschnittlich 7,5 Prozent Rendite. Mit ausreichendem Startkapital und einem freien Garagenplatz kann man jederzeit in diesen lukrativen Bereich einsteigen.

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© Porsche

DRIVE STYLE

Allerdings sollte so einem Projekt eine gewissenhafte Recherche vorausgehen, um solide Marktkenntnisse zu bekommen. Wem das nicht liegt oder zu aufwendig ist, der findet im Internet auch diverse Berater, die Spezialisten auf diesem Gebiet sind und den Finger am Puls der Oldie-Zeit haben. Dazu gehört auch die Berenberg Privatbank, die sich auf diesen Bereich spezialisiert hat. «Oldtimer spielen neben den klassischen Anlagewerten eine immer grössere Rolle für unsere Kunden. Zusätzlich zum emotionalen Wert für den Besitzer haben sie sich in den letzten 30 Jahren als ernstzunehmende Wertanlage etabliert», sagt ein Sprecher zu uns. So unterstützt das Unternehmen seine Kunden bei der Erstellung von Sammlungsstrategien, dem Sammlungsaufbau und der -verwaltung, der Bewertung von Fahrzeugen und bestehenden Sammlungen sowie bei geplanten Investitionen. Zu bedenken ist auch, dass neben dem Kaufpreis immer Kosten für Lagerung und Reparaturen entstehen. Um eine gute Rendite zu erhalten, muss der Wagen im absoluten Topzustand bleiben. Eine Garantie für die positive Wertentwicklung gibt es jedoch in diesem Bereich ebenso wenig wie bei Aktien oder Fonds. Nicht jedes alte Auto hat die Voraussetzung für Rekordergebnisse. Nur ein Topmodell im guten Zustand hat die Eignung als Geldanlage. Wer Anhaltspunkte zur Wertentwicklung von klassischen Automobilien sucht, wird fündig bei dem VDA (Verband der Automobilindustrie), der zusammen mit Classic-Car-Tax den Deutschen Oldtimer Index (DOX) erstellt. Hier werden halbjährlich Orientierungspunkte für den Oldtimer-Sammler gegeben. Seit 1999 werden Analysen vom VDA veröffentlicht, die den gesamten OldtimerMarkt widerspiegeln sollen.

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Modelle wie der BMW 507 zum Beispiel sind in einem guten Erhaltungszustand mittlerweile fast dreimal so viel wert wie vor ungefähr zehn Jahren. Einige besondere Modelle verbessern ihre Werte zurzeit unaufhörlich, wie auch ein Mercedes 300 SL oder die Aston Martin der ersten DB-Serien. Diverse Spitzenfahrzeuge haben innerhalb von zehn Jahren ihren Wert verdoppelt.

Gute Recherche und sachkundige Berater Grundlage dafür ist jedoch neben einer permanenten Marktbeobachtung eine hohe Investition, um einen hohen Gewinn zu erzielen. Das klappt mit einem Aktien-Depot im selben Zeitraum häufig weniger gut. Die steigenden Oldtimer-Preise, wie entstehen sie eigentlich? Rekordpreise auf internationalen Auktionen, bei Oldtimer-Fonds und der erfolgreiche Verkauf aus Privatsammlungen lösen Bewegungen aus, die sich auf den Gesamtmarkt niederschlagen. Das macht es für Einsteiger mit nur geringer Kapitaldecke schwierig. Eine besonders gute Recherche mit informierten und sachkundigen Beratern kann helfen, eine Angebotsnische oder ein noch nicht oder wenig gehandeltes Fahrzeug mit exzellenter Herkunft im ordentlichen Zustand zu finden. Zeit und Ausdauer können zum gewünschten Ziel führen.


pirelli.ch Rubriken

ENGINEERED TO EXCITE

TECHNOLOGIE – MIT DEN FÜHRENDEN FAHRZEUGHERSTELLERN ENTWICKELT – UM DIE LEISTUNG IHRES FAHRZEUGES ZU STEIGERN. The Luxury Way of Life | 209


© RM

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Die Ergebnisse von Auktionen der Anbieter wie Bonhams, RM Auctions oder Barrett-Jackson Auctions sind mit gewisser Skepsis zu betrachten, stellen sie eben nur den augenblicklichen Wert für den Bieter dar. Rekordpreise unterliegen sehr oft der Emotion des Ersteigernden. Um ein zuverlässigeres Bild zu bekommen, sollten Interessenten von dem angestrebten Modell mehrere Auktionsergebnisse nebeneinanderstellen, um die Tendenz in der Wertentwicklung sichtbar zu machen. Es gibt immer wieder Auktionen, auf denen Preise deutlich über dem Marktwert erzielt werden, weil zum Beispiel emotionale Gründe eine Rolle spielten. So kommt es vor, dass diese Wagen nach einiger Zeit zu geringeren Preisen den Besitzer wieder wechseln. Eine Gemeinsamkeit haben Sammler von Kunst und von Oldtimern, sie sind in ihren Entscheidungen meist nicht rational.

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Die emotionale Ebene spielt bei dem Kauf von automobilen Klassikern eben mit. Die Lackfarbe, die Karosserieform oder Motoren entscheiden fast immer, weil sich der Käufer quasi verliebt hat in das Objekt der Begierde. Wie beim berühmtesten Gebrauchtwagen der Welt. Der silbergraue Aston Martin DB5, Baujahr 1964, bekannt durch James Bond aus «Goldfinger» und «Thunderball», kam für 4’608’500 US-Dollar unter den Hammer. Der US-Amerikaner Jerry Lee, Betreiber eines Rundfunksenders in Philadelphia, hatte das 007-Auto von Sean Connery im Jahre 1969 direkt bei Aston Martin für 12’000 US-Dollar gekauft. Mit allen voll funktionsfähigen Extras wie rotierendem Wechselkennzeichen, Schleudersitz für unliebsame Beifahrer, Maschinengewehren unter den Blinkern, ausfahrbarem Kugelfang im Heck, ausfahrbaren Messern in den Radnaben sowie Nebel-, Öl- und Krähenfüsse-Werfern gegen lästige Verfolger. Eine solche Wertsteigerung ist natürlich einzigartig.Enthusiasten klassischer Autos behaupten, es handele sich um eine krisenfeste Wertanlage. Am Ende jedoch sind die wirklichen Gewinner dünn gesät. Es bedarf ausgesuchter Modelle von Herstellern der Top-Liga wie zum Beispiel Ferrari, Bugatti, Jaguar, Aston Martin, BMW, Porsche und Mercedes sowie ein sicheres Gespür für Tendenzen, um deutliche Wertsteigerungen zu verzeichnen.


© Jaguar

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Spass und Gewinn Der Einstieg in diese Liga beginnt im sechsstelligen Eurobereich. Wie bei Reinhard Hipel aus Hamburg. Der Werbekaufmann hat vor einigen Jahren einen Aston Martin DB2 mit hoher Investition erworben. «Der Wertzuwachs meines DB2 liegt im guten zweistelligen Prozentbereich», erklärt er uns gegenüber. «Das jährliche Gutachten für die Versicherung belegt das deutlich.» Er teilt die Einschätzung von Experten, die bezüglich der Wertentwicklung weiterhin einen guten Markt mit einer fortlaufenden positiven Entwicklung sehen. Hipel bewegt seinen Wagen regelmässig und besucht damit auch Veranstaltungen im europäischen Ausland – auf eigener Achse versteht sich. Für ihn ist sein grünes Coupé eine Wertanlage, die sich rechnet und als Zugabe Spass macht. Die aktuelle Marktsituation von klassischen Automobilien ist relativ stabil. Gegen einen jetzigen Einstieg in die OldtimerSzene spricht nichts.

Die sorgfältige Auswahl der mobilen Sammlungsobjekte und eine frühzeitige strategische Ausrichtung der Sammlung sind dabei entscheidend für eine erfolgreiche Investition in diesem Segment. Das Investment auf vier Rädern bleibt wie jede Anlageform immer mit einem Risiko behaftet. Allerdings mit einem schönen Anblick, der als Edelmetall in der Garage steht.

Darüber hinaus sollte ein Oldtimer nicht unbedingt nur als reine Wertanlage betrachtet werden. Ein Klassiker offeriert die Nebenwirkung von erholsamen Ausfahrten, interessanten Markenklubs mit spannenden Events oder, für die Mutigen, Teilnahme an Rallyes oder gar Oldtimer-Rennen.

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Aldo Rossi Form

vor Funktion Der italienische Architekt und Designer Aldo Rossi gehรถrt zu den wichtigen Vertretern der Postmoderne. Kegel, Zylinder, einfache kubische Formen bestimmten seine Arbeiten. Yvonne Beck

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Er liebte Formen. Säulen, Pfeiler, Türme, Kuppeln – die klassischen Formen monumentalischen Bauens. Aldo Rossi erweckte diese Formen in seinen Bauwerken wieder zum Leben. Ob der Entwurf zum Historischen Museum in Berlin, das Bonnefantenmuseum in Maastricht oder die bunten Häuserzeilen in der Schützengasse, Aldo Rossi präsentierte sich gerne als «Poet der Konstruktion». Auch dafür gewinnt Aldo Rossi als erster Italiener 1990 den renommierten Pritzker-Preis – den Nobelpreis der Architektur.

Die Architektur der Stadt Bereits im Jahre 1966 veröffentlichte Rossi seine Überlegungen zur modernen Architektur in dem Buch «L’architettura della città». Er kritisiert darin das modernistische Dogma, wonach die Form der Funktion untergeordnet ist und aus ihr entwächst. Rossis Meinung nach sei historisch belegt, dass formale Monumente sich vielfältiger Nutzung anpassen können. Und während für ihn die Form eine dauerhafte Konstante bildet, ist die Funktion wechselnd und vergänglich. Die Funktion mancher Bauwerke kann sich im Laufe der Zeit zum Teil mehrmals verändern, die Bauwerke selbst gelten jedoch immer noch als bedeutungsvoll. Als Beispiele solch langlebiger Baustrukturen nennt Rossi unter anderen die antiken Amphitheater in Arles, Lucca oder Nîmes. «In Nîmes wurde das Amphitheater in eine Festung gegen die Westgoten verwandelt, die eine kleine Kernstadt mit etwa 2 000 Bewohnern und zwei Kirchen beherbergte. Ein Amphitheater hat eine spezifische Gestalt und eine bestimmte Funktion. Es ist nicht als ein beliebiger Behälter gedacht. Aber durch ein äusseres Ereignis wird seine Funktion verändert: Das Theater verwandelt sich in eine befestigte Stadt.» So muss der Städtebau historisch-kritische Stadtstrukturen weiterentwickeln und mit ihnen arbeiten. Aldo Rossi interpretiert die Stadt über ihren geschichtlichen Erinnerungswert hinaus als ein kollektives architektonisches Kunstwerk. Von rationalen, klassizistischen und monumentalen Stilen ausgehend, fand Rossi bereits als junger Architekt zu einer reduzierten, klaren Formensprache. In der Licht und Schatten ein wichtiges Element bilden. So bildet sich in Rossis Arbeiten nach und nach eine charakteristische, auf wenige geometrische Grundformen reduzierte Sprache heraus. In seinen Bauwerken finden sich viele archetypische Elemente. Signifikante Beispiele hierfür sind eine erbaute Wohnzeile im Quartiere Gallaratese in Mailand, der Friedhof San Cataldo in Modena und die Grundschule in Fagnano Olona. Durch das Herauslösen aus dem historischen Kontext machte er Formensprache, Material und Struktur für die Postmoderne verfügbar.

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Der Alessi-Designer Doch Aldo Rossi tat sich nicht nur als Architekt hervor. Auch als Designer war er tätig. Er arbeitete ab 1979 für Alessi an deren «Programm 6». 1983 kreierte er für die italienische Firma ein Tee- und Kaffeeservice aus Silber mit blau emaillierten Bändern an den Kannen und Quarzkugeln auf den Deckeln. Auch die Espressokanne «La conica», zu der er 1986 einen Stahlkessel sowie Milchkännchen, Zuckerdose und Löffel gesellte, fand Einzug in das Sortiment Alessis. Zu einem echten Klassiker wurde die Espressokanne «La cupola» aus poliertem Gussaluminium (mit Knöpfen und Griffen aus schwarzem oder blauem Polyamid). Nachdem Rossi lange Zeit Küchenutensilien designte, wandte er sich 1989 auch dem Möbeldesign zu. Für die Firma Molteni entwarf er die Sitzmöbelserie «Capitolo» und «Teatro» sowie den lackierten Holzschrank «Cabina Armadio» und den Sekretär «Carteggio». Hinzu gesellen sich der edle und formschöne Stuhl «Milano» aus Kirsch- oder Eichenholz und der Sessel «Parigi», dessen strenge Geometrie durch seine rückwärtige Neigung gebrochen wird.

Ein meisterhafter Zeichner Im Herbst 1997 starb Aldo Rossi in Mailand an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Sein letztes Projekt, der Wiederaufbau eines Anfang der 1990er Jahre abgebrannten Theaters in Venedig, wurde noch zu Ende geführt. Es ist nicht nur das letzte fertiggestellte Gebäude Rossis, sondern manifestiert wie kaum ein anderes Objekt den sorgsamen Umgang mit Originalplänen des Theaters und die behutsame Schöpfung räumlicher und technischer Ergänzungen. Das Theater La Fenice ist ein Denkmal für Rossis ungebrochene hohe Sensibilität für das gebaute Erbe und die Identität des Orts. Nach seinem Tod veröffentlichte Skizzen und Bilder belegen, dass sich viele seiner Bauten, Entwürfe und Modelle – eine Ausnahme bilden die zur Internationalen Bauausstellung entstandenen Berliner Bauten an der Wilhelmstrasse – auf in Italien verwirklichte Projekte beziehen. Diese künstlerischen Skizzen zeigen Aldo Rossi als einen wahren Künstler. Man würde den Blättern keineswegs gerecht, würde man sie allein im Hinblick auf die realisierten Bauten betrachten. Es sind Zeichnungen, die weit über spontane Einfälle und flüchtige Vorstudien hinausgehen. Die kolorierten Blätter zeigen Rossi als geradezu obsessiven Zeichner, der seine Motive immer aufs Neue wiederholt und variiert und selbst abgeschlossene Projekte zu hinterfragen scheint. Auch als Maler scheint er ein wahrer Meister gewesen zu sein. Doch sein Meilenstein war die Debatte um den sensiblen Umgang mit der Vergangenheit. Hierin liegt der grosse, gelobte Wert der postmodernen Städteplanung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, für welche Rossi ein wichtiger Wegbereiter war. Zu seinen bedeutendsten Architekturprojekten gehören: der Rathausplatz mit Gedächtnisbrunnen in Segrate bei Mailand, das «Teatrino Scientifico», der Friedhof in San Cataldo und das «Teatro del Mondo», das er 1980 für die Biennale in Venedig entwarf. 1989 baute er das Hotel «Il Palazzo» im japanischen Fukuoka, wofür er endlich mit dem PritzkerPreis ausgezeichnet wurde.

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living

SHORTCUT Saverio Muratori Zur selben Zeit wie Rossi beschäftigte sich ein zweiter italienischer Architekt mit Bauen in historischen Städten – Saverio Muratori (1910–1973). Er übte einen grossen Einfluss auf das Werk von Aldo Rossi aus. Muratori, gut zwanzig Jahre älter als Rossi, unterrichtete in Venedig und Rom und schuf seit dem Zweiten Weltkrieg wichtige Stadtstudien über die Städte Venedig (1959) und Rom (1963). Er gilt als Wegbereiter einer «Italienischen Schule» der Stadtmorphologie, die bis heute fortbesteht. Muratori blieb neben seiner theoretischen Arbeit immer auch dem Bauen treu und steht damit sowohl zeitlich als auch räumlich in enger Beziehung zu Aldo Rossi.

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FINANCE

Europa

und der

Euro Georg Lutz

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Man rennt inzwischen viele offene Türen ein, wenn man von einer Krise in Europa spricht. Die Integrationskraft, das grosse historische Verdienst der EU, droht zu zerbröseln. Nicht wenige haben daher vor einem Jahr ein Auseinanderbrechen der Eurozone prognostiziert. Das ist nicht eingetreten. Im Gegenteil, das Krisenmanagement funktioniert. Der folgende Themenschwerpunkt belegt dies. Trotzdem ist das Projekt EU weiter unter Druck.

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Historisch betrachtet ist Europa ein Erfolgsmodell. Als Winston Churchill 1946 in Zürich zur Gründung der «Vereinigten Staaten von Europa» aufrief, war das eine kühne Vision. Trotzdem packten Akteure wie Robert Schuman oder Jean Monnet die historische Gelegenheit beim Schopfe und brachten frühere «Erbfeinde» nicht nur an den Verhandlungstisch, sondern schufen Grundlagen, die eine ganze Generation in Europa-Euphorie versetzte. So beseitigen in den 50er Jahren Aktivisten mit


FINANCE

Europaflaggen in der Hand Schlagbäume an den Grenzen. Der Integrationsprozess in den letzten Jahrzehnten war ein wirtschaftliches Erfolgsmodell. Zwar gab es immer wieder Krisenmomente. Es sei hier nur an die Politik des «leeren Stuhls» erinnert, mit der de Gaulle Vergemeinschaftungsund Entscheidungsprozesse, die ihm nicht passten, verhindern wollte. Das sind im Rückblick betrachtet unwichtige historische Fussnoten. Heute können die Menschen in der EU mit nur einer Währung durch ganz Europa fahren. Trotzdem ist Frustration auf der Strasse und bei einigen Eliten zu spüren. Was lief da schief?

Ungelöste Konfliktachsen Eine Währungsunion ohne eine Wirtschaftsunion mit Ausgleichsmöglichkeiten stösst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schnell an Regulierungsgrenzen. Neben der Staatsverschuldung ist die zu niedrige Produktivität der Privatwirtschaft in den schwächeren Staaten ein Kernproblem. Mit einer eigenen Währung kann man abwerten und sich wieder konkurrenzfähig machen. So hat das beispielsweise Italien jahrzehntelang gemacht. Heute verschulden sich diese Staaten immer weiter bei ihren Nachbarn, weil ihre zu teuren Exporte keine Käufer mehr finden und sie die Importe nicht mehr bezahlen können. Da in der Währungsunion Wechselkursänderungen nicht möglich sind, müssen die Sparmassnahmen der gegenwärtigen Rettungspolitik die notwendige Steigerung der Produktivität auf indirektem Wege erzwingen. Das geschieht, indem die schrumpfende Wirtschaft nicht wettbewerbsfähige Betriebe vom Markt drängt. Dadurch erhöht sich zwar die durchschnittliche Produktivität des Unternehmenssektors – aber um den Preis stark ansteigender Arbeitslosigkeit. Das ist die verzweifelte Situation der südlichen EU-Staaten. Bei aller notwendigen Krisen- und Sanierungspolitik müssen die Verantwortlichen daher eine Perspektive vermitteln können. Und genau das passiert nicht. Aus diesem Grund sind die Strassen mit Demonstranten voll, und es ist kein Wunder, wenn jetzt wie in Italien Populisten Stimmengewinne verzeichnen.

Demokratieproblem im Hintergrund Der tagespolitische Frust hat aber einen strukturellen Kern. Diesen Kern durchschneiden zwei zentrale Konfliktachsen. Erstens geht es um die Vermittlung von nationalstaatlich partikularen Interessen mit denen auf der europäischen Ebene. Zudem gibt es eine Konfliktachse zwischen den Trägern der europäischen Integrationsprozesse und

weiten Bevölkerungsteilen in den Mitgliedstaaten, die sich schlicht abgekoppelt fühlen. Nationale Haushalts-, Steuer- oder Sozialpolitik werden der europäischen, demokratisch viel weniger legitimierten Geld- und Währungspolitik untergeordnet. Das kann an der mangelnden Transparenz und Gewaltenteilung praktisch verdeutlicht werden. Wer heute in Paris oder Berlin als Regierungschef das Flugzeug besteigt, mutiert in Brüssel zum Rat der EU. Dort verkörpert man die EU-Legislative. Bei der Rückkehr in die Hauptstädte mutieren sie zurück zur nationalen Exekutive. Sie setzen dann das um, was sie selbst beschlossen haben. Gleichzeitig gibt man in Sonntags- und Wahlkampfreden den nationalistischen Populisten, der den Bürokraten in Brüssel richtig einheizt. Das konnte und kann nicht gut gehen. In den letzten Jahren wurden viele nationale Gesetze in Europa vergemeinschaftet. Gleichzeitig hat das EU-Parlament aber immer noch weniger Rechte wie nationale Parlamente. Der EU-Frust war und ist vorprogrammiert.

Versagen der Eliten Frustration herrscht auch über die Schuldenpolitik. Das kann bei Staaten, im Gegensatz zu einem Privathaushalt, sehr wichtig sein. Das hat uns John Maynard Keynes gelernt. Nur müssen die Schulden in guten Zeiten auch zurückbezahlt werden. Genau dies passiert aber sehr selten. Nicht langfristige Politik, sondern der nächste Wahltermin steht im Fokus. Politiker in unseren westlichen Demokratien sichern ihre politische Karriere durch schuldenfinanzierte Wahlversprechen. Griechenland ist da nur ein Extrembeispiel. Auf der einen Seite werden Steuern und Abgaben nicht in dem Masse erhöht, das zur Finanzierung von Sozialund Infrastrukturprojekten nötig ist, und andererseits wird die Umverteilung laufend erhöht. Gleichzeitig weitet sich auch noch die soziale Schere in den Gesellschaften der EU. Mittlere Einkommensverdiener sind heute eine bedrohte Spezies. In dieser Situation gewinnen schnell populistische Argumente, die schnelle Lösungen vorgaukeln. Die Situation in Frankreich, bei der sich die bürgerliche Rechte zerlegt hat und der Front National immer mehr Oberwasser bekommt, war ein Alarmsignal. Die Wahl in Italien zeigt die drastische Realität der res publica in Europa. Ein Konsens zur Krisenlösung ist nicht vorhanden. Akteure wie Mario Monti oder Mario Dragi können Wirtschaftskrisen technokratisch bekämpfen, eine erneuerte europäische Vision wie Robert Schuman oder Jean Monnet haben sie nicht im Gepäck.

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Namibias

Norden

Endlose Weiten und Marslandschaften Nur wenige Touristen verschl채gt es in den Nordwesten Namibias, in die Kunene-Region. Die meisten zieht es von Windhoek aus direkt zum EtoshaNationalpark oder zu den bekannten Sossusvlei-D체nen. Sie verpassen jedoch eine unvergleichbare Landschaft, die abwechslungsreicher kaum sein kann. Yvonne Beck

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U

Um es gleich vorwegzunehmen, ich kam von dieser Reise völlig begeistert zurück. Zwar freute ich mich bereits vor der Abreise auf den Kurztrip, doch wohl eher, weil ich froh war, den kalten Schweizer Temperaturen zu entfliehen. Meine Erwartungen an den Nordwesten Namibias waren ansonsten nicht allzu gross. Ein vielfältigeres und grösseres Wildlife als in Botswana konnte ich dort nicht erleben, besseres Essen als in Südafrika bekam ich dort sicherlich auch nicht und die bekannten Dünen in der Namib-Wüste standen erst gar nicht auf unserem Programm.

Doch dann kam alles anders … Bereits bei unserer Ankunft am Hosea Kutako International Airport in Windhoek schlug uns eine Stimmung entgegen, die es so nur in Afrika gibt. Es ist nicht einfach zu beschreiben, was dieses Gefühl ausmacht, aber sobald man seinen Fuss auf afrikanischen Boden setzt, überkommt viele Menschen eine Art Urheimatsgefühl, als sei man zu seinen eigenen tief verwurzelten Ursprüngen zurückgekehrt. Ob es am Lachen der Bevölkerung liegt, das so herzlich ist, dass man einfach einstimmen muss, oder am Himmel über Afrika, weiss keiner so genau. Es geht jedoch vielen Menschen so, auch denen, die erstmals den südlichen Teil des Kontinents betreten. Und je mehr man die Zivilisation verlässt, desto mehr verfällt man dem Zauber von Mother Africa. Windhoek kann man jedoch getrost als reinen Landeplatz und Transitstation betrachten. Die Hauptstadt Namibias wirkt im Vergleich zu anderen Metropolen ziemlich provinziell. Die meisten Touristen machen höchstens einen kurzen Stop, um im «Namibian Craft Center», einem Kunsthandwerkszentrum, einige Souvenirs zu erstehen. So machten auch wir nur einen kurzen Stopp, um anschliessend weiter ins Landesinnere vorzudringen.

Per Propellermaschine in die Wildnis Mit einem Kleinflugzeug flogen wir in das zu Wilderness Safari gehörende Desert Rhino Camp. Bereits der Flug war spektakulär, sobald wir Windhoek und

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seine Vororte hinter uns gelassen hatten, änderte sich die Natur unter uns, plateauartige Hügel wechselten sich ab mit weiten Ebenen in Braun-, Gelboder Rottönen. Nach einem circa anderthalbstündigen Flug landeten wir auf einer Schotterpiste und wurden von einer Herde Zebras begrüsst, welche den Mitreisenden die ersten Entzückungslaute entlockten. Schnell wurden die Fotoapparate ausgepackt und das Klicken der Kameras sollte bis zum Ende unserer Reise ein ständiger Begleiter sein. Unsere erste Nacht verbrachten wir im Desert Rhino Camp im Damaraland im Nordwesten Namibias. Inmitten einer steinigen, minimalistisch-schönen Hügellandschaft entstand das Camp in Zusammenhang mit dem «Save the Rhino Trust», einer Organisation, welche die Aufgabe hat, das Überleben der schwarzen Nashörner zu sichern. In den 80er und 90er Jahren wurde hier sehr viel gewildert, so dass nur noch wenige Exemplare dieser Tiere übrig blieben. Heute ist diese Nashorn-Population wieder die grösste in Afrika ausserhalb eines Nationalparks! Eine stabile Population von etwa dreissig Tieren hält sich in der Umgebung des Camps auf. Wird ein Nashorn gesichtet, wird der Weg zusammen mit einem Guide immer zu Fuss fortgesetzt, um sich den majestätischen Tieren, die aus einer längst vergangenen Zeit entsprungen zu sein scheinen, möglichst unbemerkt zu nähern. Vor einem Nashorn oder auch Elefanten in freier Wildbahn zu stehen, ohne den Schutz des Jeeps, ist ein unvergessliches Erlebnis. Man weiss plötzlich genau, dass das Tier einem weit überlegen ist, und fühlt sich angesichts seiner Grösse und Stärke selbst sehr klein. Dank der Frischwasser-Quellen in der Umgebung findet man auch eine gute Anzahl Wüstenelefanten, Zebras, Giraffen, Oryx, Springböcke, Kudus und auch Löwen, Geparden und Hyänen. Es kann hier also durchaus auch vorkommen, dass man Löwen in der Nähe brüllen hört. So bot das Camp für uns einen idealen Einstieg in die Natur Namibias. Bereits am ersten Abend lernten wir, wie fragil die Natur doch ist, was der Mensch ihr alles antun kann und wie wichtig es ist, mit ihr zu leben, nicht bloss von ihr.

Die erste Nacht im Zelt Nachdem wir die erste Nacht im Camp gut überstanden hatten, ging’s am nächsten Morgen weiter in das circa 5000 Quadratkilometer grosse PalmwagKonzessionsgebiet. Das Naturschutzgebiet zeichnet sich durch die atemberaubende, von Hügeln und seltenen Pflanzen durchzogene Landschaft sowie die faszinierende Tierwelt aus. Immer mehr entfernten wir uns von der Zivilisation und immer mehr gewöhnten sich unsere zivilisationsmüden Augen an die Schönheit und Kleinigkeiten der Natur. Während man in den ersten

Tagen kaum ein Tier von selbst erspähte, erst auf den Hinweis des Guides, gelang es am Ende der Reise einigen Teilnehmern gar, kleine Chamäleons zu entdecken, die gut getarnt auf einer Baumwurzel hockten. Nach und nach lebte man sich immer mehr ein in die Umgebung. Was ein fast erhebendes Gefühl war. Man lauschte der Stille der Wüstengegenden, und abends am Lagerfeuer registrierte man das leiseste Knacken der Äste. Auf unserer Fahrt durch die Täler und Flussbetten passierten wir felsige Schluchten und fruchtbare Quellen. Springböcke, Oryx, Kudus, Strausse, Schakale, Giraffen und Zebras waren unsere ständigen Begleiter. Unser zweites Nachtlager schlugen wir in der Nähe der Hunkab-Quelle auf. Während der Guide das Lager herrichtete, genossen wir einen wunderschönen Sundowner, der das ganze Land in ein märchenhaftes Rot tauchte. Genächtigt wurde dieses Mal nicht in fest installierten Hütten, sondern in mobilen Zelten. Zuerst war den meisten von uns ein wenig mulmig. Wie viel Schutz bietet ein solches Zelt? Was mache ich, wenn nachts Tiere um mein Zelt streifen oder ich auf die Toilette muss? Einige Reisende verbrachten diese Nacht etwas unruhig, denn jedes ungewohnte Geräusch liess sie noch hochschrecken. Doch beim Zusammentreffen am Morgen waren sich alle einig: Es ist ein faszinierendes Erlebnis, abseits jeglicher Zivilisation, weit entfernt vom letzten Natelempfang oder von einer Strasse allein in einem Zelt zu schlafen. Nach dem Frühstück wurde auch gleich ein Rundgang um das Camp unternommen, um auszukundschaften, welche Tiere in der Nacht am Lager vorbeigezogen sind. Einige waren etwas enttäuscht, denn sie hätten schwören können, dass direkt vor ihrem Zelt eine Löwenfamilie gebrüllt hätte. Mir selbst reichten die in sicherer Entfernung gefundenen Schakal- und Elefantenspuren aus.

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Auge in Auge mit Elefanten Von der Hunkab-Quelle ging es weiter durch das obere Mudorib-Rivier auf der Suche nach Spitzmaulnashörnern und Wüstenelefanten. Der Weg führte durch das trockene Flussbett des Hoanib-Riviers, der gesäumt von riesigen, uralten Akazien ist und darum einen idealen Unterschlupf für Elefanten bietet. Hier schlugen wir unser nächstes Nachtlager auf und hier kamen wir einem Elefanten auf freier Wildbahn so nah wie nie zuvor.

Trotz dieser spannenden Begegnung und dem Wissen, dass sich der Elefant sicherlich noch in der Nähe aufhält, habe ich in meinem Zelt wie ein Murmeltier geschlafen, denn die Tausenden Eindrücke, die man gesammelt hat, machten müde und sehr zufrieden.

Namibias Nomaden Schon von Weitem sah man ihn angetrottet kommen. Ein junger Elefantenbulle. Ganz gemächlich. Wir waren gerade dabei, uns ein bisschen frisch zu machen und die mobilen Duschen in Beschlag zu nehmen, als eine Mitreisende ihn durch ihr Fernglas erspähte. Auch die Guides griffen zu ihren Ferngläsern, legten diese aber nach kurzer Zeit wieder beiseite und widmeten sich weiter der Zubereitung des Abendessens. Einzige Anweisung ihrerseits: «Bleibt zusammen und in der Nähe der Wagen und redet nicht zu laut.» Gesagt, getan; unser kleines Grüppchen blieb in der Nähe des Jeeps und starrte gebannt Richtung Dickhäuter, der immer näher kam. Längst hatte er uns entdeckt, wahrscheinlich schon, bevor wir ihn entdeckt hatten. Ein bisschen ängstlich überlegten wir uns, was wir machen sollten, wenn er nicht abdrehen würde. In oder unter den Landrover klettern, weglaufen, totstellen? Schmunzelnd erklärte uns unser Guide, dass ein Auto für einen Elefanten kein wirkliches Hindernis darstellt. Ohne Weiteres könne er dieses umkippen, wenn er wolle. Aber warum sollte er wollen? Als der Elefant nur noch ein paar Meter von uns entfernt war, schalteten sich auch unsere Guides endlich ein: «Gaan vorby» – «Geh weiter, hopp!» Und tatsächlich: Der junge Bulle dreht ab, nachdem er durch Kopf- und Ohrenwackeln nochmal kurz seinen Unmut geäussert hat. Wie wir später erfahren, sind Begegnungen dieser Art durchaus nicht ungewöhnlich, für unsere langjährigen Guides sind sie fast alltäglich. Sie kennen die Gesetze der Wildnis, und wer sie befolgt, dem passiert auch nichts. In diesem Fall lautete die Devise einfach: Wir waren zuerst da, geh also weg! Und dieses Gesetz befolgt auch ein tonnenschwerer Elefant.

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Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Norden. Zunächst entlang des Tsuxub-Riviers, unmittelbar an der östlichen Grenze zum Skelettküstenpark. Ständig wechselte das Landschaftsbild, von satten Flussbetten über Schluchten zu den für Namibia so typischen endlosen Weiten. Und auch wenn sich mal kein Tier sehen liess, wurde es keinen Moment langweilig. Zu überwältigend sind die Landschaften. Nördlich von Sesfontein liegt das 48’982 Quadratkilometer grosse Kaokoveld, das 1993 in die Region Kunene integriert wurde. In den Berggebieten Kaokovelds findet man noch eine sehr ursprüngliche Wildnis, der sich Tier und Mensch angepasst haben. Hier ist auch die Heimat der Himba. Etwa 15’000 Himba leben als Hirtenvolk im Nordwesten Namibias. Sie leben in Familienclans, relativ autark und über ein grosses Gebiet verstreut. Ihre Bienenkorbhütten bauen sie noch auf traditionelle Weise aus jungen Bäumen und verputzen sie mit einer Mischung aus Lehm und Viehdung. Ihre Existenzgrundlage sind Rinder- und Ziegenherden, mit denen die Männer des Stammes


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herumziehen. Und so finden auch wir bei einem Besuch einer Himba-Siedlung nur Frauen und Kinder vor. Wie wir von unserem Guide erfahren, verwenden die Frauen täglich viel Zeit für die Schönheitspflege. Sie reiben ihre Haut zum Schutz mit einer Mischung aus Ocker, Butter, verschiedenen Kräutern und Rinden ein. Die Himba nutzen auch «Deos»; dazu dienen ihnen die Zweige des «Parfumstrauches», eines ausgetrocknet aussehenden Buschs. Bricht man jedoch seine Äste ab, verströmt er einen angenehmen, intensiven Duft. Selbst die Parfum-Industrie hat diesen Busch inzwischen für sich entdeckt und kauft den Himba Äste und Zweige ab. Für die Himba hat der Ahnenkult eine grosse Bedeutung im alltäglichen Leben. Das «Okuruo», das heilige Feuer, das niemals erlöschen darf, ist der Mittelpunkt eines jeden Krals. Der Sippenälteste nimmt hier Kontakt mit den Vorfahren auf, bringt Opfer dar, holt sich Rat und Hilfe oder beichtet Fehler und Vergehen. So leben die Himba noch immer nach alten Riten und Gesetzen ihr Leben in der kargen Wildnis. Bleibt zu hoffen, dass mit Fotoapparaten klickende Touristen, die den Himba bei ihren Besuchen T-Shirts, Hosen und Uhren schenken, diese Art zu leben nicht zerstören werden. Und auch wir verlassen sie mit gemischten Gefühlen, einerseits fasziniert, andererseits ein bisschen beschämt, denn auch wir haben unsere Fotoapparate auf sie gerichtet, um ihre uns so fremde Art zu leben festzuhalten.

Trockene Wüstengebiete und der Etosha-Park Doch unsere Tour führte uns weiter. Von Purros aus ging’s mit dem Flugzeug in die Serra Cafema Lodge von Wilderness Safari. Doch so sehr man sich wieder auf eine richtige Toilette gefreut hatte, so sehr vermisste selbst der Nicht-Camping-Freund die unglaubliche Nähe zur Natur, die man nur im Zelt empfinden kann. Doch das Sera Cafema Camp machte diesen Wermutstropfen schnell wieder wett. Es ist das abgeschiedenste Camp im gesamten südlichen Afrika. Der Kunene-Fluss ist die einzige Wasserversorgung in diesem Gebiet und erzeugt eine schmale grüne Oase entlang des Ufers, das ansonsten von zerklüfteten Bergen und Sanddünen umgeben ist. Hier befindet sich das trockenste Wüstengebiet der Welt. Eine Fahrt auf dem Kunene bietet einen wunderbaren Kontrast zu den atemberaubenden heissen SanddünenLandschaften. Wir machten sogar einen kurzen Ausflug nach Angola auf der anderen Seite des Flusses. Mit einem Gin Tonic in der Hand und die KuneneFlusskrokodile im Auge genossen wir unseren vorletzten Sundowner. Unseren letzten Tag in Namibia verbrachten wir im Etosha National Park im Herzen der riesigen Etosha-Pfanne. Sicherlich Namibias bekanntestes Ziel für Safaris, denn es bietet Selbstfahrern Tierbeobachtungsmöglichkeiten par excellence – vor allem im trockenen Südwinter, wenn sich die Tierherden an den Wasserlöchern drängen. Der Park wird jedes Jahr von Zehntausenden Touristen aus Namibia, Südafrika und aus Übersee besucht. Sie können über 110 Säugetierarten entdecken. Auch wir entdeckten einige Tiere, die wir bisher auf unserer Tour nicht gesehen hatten. Allerdings konnten auch diese die Erlebnisse der Tage zuvor nicht mehr toppen. Erfüllt von Tausenden wunderschönen Eindrücken und Landschaftsmotiven machten wir uns auf den Heimflug. Alle aus der Gruppe waren sich einig – es gibt kaum ein abwechslungsreicheres Land als Namibia. Und für viele von uns war es sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir es besucht haben.

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SHORTCUT Der coolste Pool Asiens Neben den wasserspeienden Löwen ist das Hotel «Marina Bay Sands» eines der Wahrzeichen Singapurs. Das Luxushotel vor dem botanischen Garten sieht aus wie ein Raumschiff vom anderen Stern. Drei verglaste Türme ragen bis zum 57. Stockwerk in den Himmel. Auf der Dachterrasse, 200 Meter über dem Erdboden, ist ein 150 Meter langer Swimmingpool. Der langgezogene Pool ist das höchste Freibad der Welt. Passend zum Bild der Stadt reich und verrückt, allerdings nichts für Menschen mit Höhenangst. Für alle, die dem kühlen Nass nicht zugetan sind, bietet das Superhotel auf vier Etagen ein 15’000 Quadratmeter grosses Megakasino und eine Eislaufbahn, Edelrestaurants sowie ein Shoppingcenter mit Wasserkanälen.

Residieren wie die Könige Die «Royal Penthouse Suite» im «President Wilson»-Hotel am Genfersee gehört zu den teuersten Suiten der Welt. Pro Nacht muss man, um royales Feeling geniessen zu dürfen, tief in die Tasche greifen. Eine Nacht kostet circa 74’000 Franken. Frühstück kostet extra. Dafür darf man jedoch in den gleichen Räumlichkeiten wie einst Bill Clinton, der König von Saudi-Arabien oder Rihanna nächtigen. Zudem darf man sich auf 1680 Quadratmetern ausbreiten. Zwölf Schlafzimmer, zwölf Badezimmer mit Whirlpool und Dampfbad, Bibliothek, Esszimmer mit einer Mahagonitafel, an der 26 Gäste Platz finden, ein eigenes Fitnessstudio sowie eine Lounge mit Billardtisch und SteinwayFlügel finden hier Platz. Am meisten wert ist jedoch sicherlich der Blick von der Dachterrasse auf den Mont Blanc und den Genfersee.

Glamour Spa Viele Hotels haben Spas und viele Spas sind gut gemacht. Der 460 Quadratmeter grosse Spa- und Wellness-Bereich des Hotels «Kameha Grand Bonn» besticht jedoch durch seine moderne Architektur, die aufwändigen Glasmosaike der bekannten italienischen Marke Bisazza und aussergewöhnliche Designelemente. Zum Spa gehören zwei Saunen, die einen Blick auf das Siebengebirge ermöglichen, zwei grosszügige Aussenterrassen sowie ein Dampfbad und fünf Behandlungsräume. Ein besonderes Highlight: Im beheizten Infinity-Aussenpool auf der zugehörigen Dachterrasse hat man bei einem einzigartigen Blick auf den Rhein das Gefühl, das Wasser verschwinde auf magische Weise am Ende des Pools.

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