PRESTIGE Switzerland Volume 58 Auszug

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SPRING 2021

VOLUME 58

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erscheint vierteljährlich OWNER Editorial AG Talstrasse 20 CH-8001 Zürich EXECUTION Editorial AG Ceres Tower Hohenrainstrasse 24 CH-4133 Pratteln Telefon +41 61 551 39 40 Telefax +41 61 551 39 49 info@editorial.ag www.editorial.ag MEMBER OF THE BOARD TIBOR I. MUELLER MANAGING DIRECTOR JAN TANNER PUBLISHING DIRECTOR HASAN DURSUN PRODUCT MANAGER BORIS JAEGGI

IM PRES SUM

EDITOR-IN-CHIEF SWENJA WILLMS s.willms@editorial.ag

EDITORS KONSTANTIN ARNOLD RENÉ BACHMANN ANJA BEELER SNESHA BLOOM GISBERT L. BRUNNER WILMA FASOLA LONE K. HALVORSEN DR. MATTHIAS HARDER THOMAS HAUER SIMONE HOFFMANN URS HUEBSCHER MARKUS HOFMANN BEAT KRENGER GEORG LUTZ DIRK MANGARTZ CORINA RAINER VIVIEN RATHJEN LISA SCHMIDT BEATRICE SCHÖNHAUS ANTONIA CLARA SEMMLER HELGA UGRENOVIC CLAUDIA WANNINGER SVEN WEDEMEYER PHILIPP WENTE STEPHAN WIRZ JOËL CH. WUETHRICH CORRECTOR ANDREAS PROBST COVER «Meland Club» by X+Living Photo: Shao Feng

SALES FRANCO D'ELIA f.delia@editorial.ag URS HUEBSCHER u.huebscher@editorial.ag ELIAS THALER e.thaler@editorial.ag VIRGINIE VINCENT v.vincent@editorial.ag ALAIN WILLI a.willi@editorial.ag

PHOTOGRAPHS Bulgari, Hublot, Image databases, Oris, Parmigiani Fleurier, Patek Philippe, Piaget, Roger Dubuis TAG Heuer, Van Cleef & Arpels, Zenith

HEAD OF PRODUCTION & ART DIRECTION MELANIE MORET m.moret@editorial.ag

PRICE  Issue CHF 10.–/€ 9.50 Year ­C HF 39.–/€ 35.–

PRODUCT PUBLIC RELATION SWENJA WILLMS s.willms@editorial.ag

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IT SUPPORT ITADMIN@EDITORIAL.AG WEB SERVICES MARK DOCHERTY m.docherty@editorial.ag is a registered trademark. (IGE 596.147) ISSN 1662-1255 A PRODUCT OF PRESTIGE MEDIA GROUP SA

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PRESTIGE

ART &

22 RAUM DER VERBESSERUNG Zu Besuch beim Galeristen Thaddäus Ropac 28 DIE LEGENDE LEBT WEITER Helmut Newton 34 KOLUMNE Vivien Rathjen

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36 DER ALCHEMIST DER FOTOGRAFIE Reto Guntli im Interview 42 SEELENVOLLE KUNST 3D-Kunst von Susana Anaya

CULTURE 50

44 DIE EXZENTRISCHE INSEL Eine Exkursion durch die isländische Kulturwelt

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50 AUF DEN SPUREN DES SCHÖNEN LEBENS Ein Roadtrip 60 KULTURHAUPTSTADT EUROPAS 2023 Timisoara

TR AVEL 12

64 DAS UNBEKANNTE EMIRAT Ras Al Khaimah 70 MEISTERWERK VON ZAHA HADID ME Dubai 74 PRIVATES PARADIES Das Boutiquehotel «Casa Bonita» 78 URLAUB MIT STIL Privatvillen der Volalto Group 80 PERLEN DER KARIBIK RIU Hotels & Resorts



PRESTIGE

WAT CHES &

84 START INS UHRENJAHR 2021 Neuvorstellungen und Highlights 92 LICHTSPIEL THE RAYY x Sang Bleu 94 WENN UHREN ZU KUNSTWERKEN WERDEN Hublot «Classic Fusion Takashi Murakami All Black» 96 EDITORIAL Splendid Dinner

96

JEWEL­LERY

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MOTION

84 108 DAS AUTO AUS EINER ANDEREN GALAXIE Lamborghini Countach 114 PER STREITWAGEN NACH CAMBODUNUM Unterwegs mit dem NISSAN JUKE 118 ELEKTRISCHE FREIHEIT AUF ZWEI RÄDERN Die Harley-Davidson LiveWire 122 EIN ROADMOVIE ZUM MITERLEBEN The Harley-Davidson Book – Refueled

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ORIGINAL ONE – LIMITED EDITION COMING SOON


PRESTIGE

FAS HION

126 EDITORIAL Ça passe 140 SCHÖNHEIT IST NICHT SCHÖN Erwin Blumenfeld 148 EIN STILSICHERER BLICK Die Arbeit eines Personal Shoppers

126

BEAUTY&  WELLBEING

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152 NACHHALTIGE SCHÖNHEIT Naturkosmetik blüht auf 160 DER FARBENZAUBERER Make-up-Artist Anthony Chasset im Interview 164 WUSSTEN SIE …? Kuriose Fakten aus der Beautywelt 166 KOLUMNE Antonia Clara Semmler

168 DIE SCHÖNHEIT DER PRÄSENZ Landschaftsarchitektur in Norwegen 174 GELEBTE WOHNKULTUR IN REINFORM Zbären Kreativküchen AG 178 VERSPIELTE ZIEGEL Ungewöhnliche und exzeptionelle Bauwerke 186 MÖBEL DER EINFACHHEIT Burgbad GmbH 188 DIE MAXIMUM-WELLBEING ZAUBERFORMEL Maura Wasescha AG

LIVING 16

192 DOLCE VITA FÜR ZUHAUSE Le Sirenuse Positano Home Collection 194 HÖRGENUSS IN VOLLENDUNG Alesca Audio Fidelity 198 WOHLFÜHLLUFT Der Dyson «Pure Cool Luftreiniger»


© Nobilis Estate AG, Zug

Illustration: Daniel Müller

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200 200 PALMA FÜR FOODIES Kulinarischer Weekend-Break

CULI NARIUM

210 MADE IN SWITZERLAND SwissShrimp AG 214 FRANZÖSISCHES GEDECK Kulinarische Besonderheiten und Handwerkskunst aus Frankreich 216 UNGEWÖHNLICH UND ERFRISCHEND Deutscher Spitzenkoch Tristan Brandt im Interview

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FINAN TRENDS CE

48 ART & CULTURE 82 TRAVEL 106 JEWELLERY 124 MOTION 138 FASHION WOMEN 147 FASHION MEN 159 BEAUTY 185 LIVING 208 CULINARIUM 220 FINANCE

222 «NO EXCUSES, PLEASE!» Ausreden des Alltags 226 DIE ALTERSVORSORGE 2021 Renten sichern 229 KOLUMNE René Bachmann 230 WIE ANLAGEN DIE WELT VERÄNDERN ESG Investing

8 IMPRESSUM 21 EDITORIAL 232 VORSCHAU

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HUBLOT SA


TRAUMBILDER VERWIRKLICHT

Sie ist scheinbar allgegenwärtig, stiller Begleiter und Ausdruck unseres Inneren. Und doch ist das Einfangen genau dieser ein kniffliges Unterfangen, stellt uns täglich vor Herausforderungen und wird oftmals als Utopie abgestempelt. Unsere Fantasie – sie lässt uns träumen und hoffen. Und vor allem ist sie eine Gabe. «Vorstellungskraft ist ein Geschenk Gottes», so sagt es Li Xiang. Die in Shanghai ansässige Architektin scheut sich nicht davor, von genau dieser Vorstellungskraft Gebrauch zu machen und einen neuen Anspruch an die Kombination von Kunst, Design und Architektur zu erheben. Ihr neustes Werk, das Spielparadies «Meland Club» für Kinder und Familien in Hongkong, können Sie, liebe Leserinnen und Leser, als Cover dieser Frühlingsausgabe bestaunen. Auch einem der einflussreichsten Fotografen aller Zeiten mangelte es nicht an Kreativität: Helmut Newton inszenierte seine Modelle nicht im Studio, sondern in Alltagssituationen, Innenräumen und auf der Strasse. Seine Mischung aus widersprüchlichen Szenarien, kühner Beleuchtung und bemerkenswerter Bildkomposition wurde zu seinem Markenzeichen. Aus Anlass des 100. Geburtstags von Helmut Newton reisen wir zurück in die glanzvollen Zeiten des «King of Kink». Bunt, schrill und unkonventionell mag es auch Anthony Chasset. Das neue Gesicht für die Make-up-Kunst im Hause Guerlain geht mit einer Leichtigkeit durchs Leben, die zu beneiden ist. Im Interview führt uns der visionäre Farbenkünstler in die Geheimnisse eines Make-up-Artist ein und prognostiziert die Trends für das Jahr 2021. Ein Jahr, in welchem wir uns nicht davor scheuen sollten, zu fantasieren und kuriose Ideen zu verwirklichen.

EDI TO RIAL

Swenja Willms Editor in Chief

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©  Thaddaeus Ropac, Courtesy Thaddaeus Ropac London, Paris, Salzburg Foto: Charles Duprat

PRESTIGE

ART ART & CUL CULTURE TURE

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DER

VERBESSERUNG

© Anselm Kiefer, Foto: Charles Duprat

ART & CULTURE

Autorin_Simone Hoffmann

RAUM

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© Courtesy Thaddaeus Ropac London, Paris, Salzburg , Foto:  Steve White

DIE MUSEEN MÖGEN GESCHLOSSEN SEIN. SEINE PARISER GALERIEN SIND OFFEN, UND DIE MASSEN STRÖMEN. DENN BEI THADDÄUS ROPAC SIEHT MAN SIE, DIE GROSSEN KÜNSTLER DER GEGENWART. GANZE 700 BESUCHER KAMEN AM WOCHENENDE VOR UNSEREM G ­ ESPRÄCH IN DIE GALERIE IM PARISER MARAIS, UM DORT KUNSTWERKE DES ­AMERIKANISCHEN KÜNSTLERS TOM SACHS ANZUSCHAUEN. SEINEN PLATZ IM ZENTRUM DES PARISER KUNSTLEBENS HAT SICH THADDÄUS ROPAC MIT SEINER BESTIMMTEN UND DOCH FREUNDLICH-ELEGANTEN ART ERARBEITET. ERST IM LETZTEN JAHR HAT DER GALERIST DAS 30-JÄHRIGE BESTEHEN SEINER PARISER NIEDERLASSUNG GEFEIERT. IN DIESER ZEIT HAT DER ÖSTERREICHER DEN ­INTERNATIONALEN KUNSTMARKT BEEINFLUSST UND MITGESTALTET, NICHT ZULETZT MIT DER ERÖFFNUNG SEINER ­GALERIEN IM PARISER VORORT PANTIN UND DER LONDONER DEPENDANCE. BREXIT ZUM TROTZ. ­THADDÄUS ROPAC IST STEINBOCK, UND SO SCHNELL LÄSST ER SICH NICHT VON EINER KRISE ABSCHRECKEN, DAS HAT ER IN DEN LETZTEN 37 JAHREN BEWIESEN.

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ART & CULTURE

Was war denn das erste Kunstwerk, das Sie verkauft haben? (Lacht) eine Beuys-Zeichnung. Das war 1983, sie hat damals 2000 Mark gekostet. Ich habe sie einem Freund verkauft, der sie abgezahlt hat. Joseph Beuys war für mich damals der wichtigste Künstler, dem ich am nächsten stand. Aber ohne dass da eine grosse persönliche Verbindung bestand. Er hat mir die Tür nach Amerika geöffnet. Und da haben Sie dann sehr schnell die wichtigsten Künstler wie Warhol und Basquiat kennengelernt. Wie kam es genau dazu? Das war wie gesagt Beuys. Er hat mir ein Empfehlungsschreiben für Andy Warhol geschrieben. Einfach so, auf eine Serviette. Das war meine «Fahrkarte». Ich hatte das Glück, dass Warhol es absurderweise interessant fand, dass da jemand aus Österreich kam. Er selbst stammt ja aus der Slowakei, sein echter Name ist Warhola. Der Manager hat mich erst mal abgewimmelt, und das hat Warhol mitgekriegt. Er sagte dann «Let him in», weil er gehört hat, dass ich aus Österreich kam. Das war Zentraleuropa, seine Heimat. Bruno Bischofberger hat dann kurze Zeit später organisiert, dass Warhol für Portraits von Wiener Prominenten nach Österreich kommt. Auf dem Weg dorthin kam er nach Salzburg, und wir haben eine Ausstellung gemacht. Und Basquiat, den Namen hatte ich noch nie gehört! Es war wirklich ein totaler Glücksfall, dass ich in Salzburg so früh (1983) eine Ausstellung mit Jean-­Michel Basquiat machen konnte, in dem Jahr, in dem ich eröffnet habe. Und dann kam noch Robert Mapplethorpe dazu.

PRESTIGE: 1983 haben Sie Ihre erste Galerie in Salzburg eröffnet. Wie kamen Sie eigentlich zur Kunst, Herr Ropac? THADDÄUS ROPAC: Ich wollte zunächst eigentlich selbst Künstler werden. Joseph Beuys war mein grosser Held, und seinetwegen bin ich aus Österreich nach Düsseldorf und Berlin gegangen. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass mir das Talent fehlt. Auf der documenta in Kassel wurde ich mit den besten Künstlern, die es damals gab, konfrontiert. Und da war mir klar, dass ich meine Berufung woanders suchen muss. Ich wollte den Künstlern aber weiterhin nahe sein, die Kunstwelt nicht verlassen. Zu der Zeit habe ich mit Freunden aus Österreich gesprochen, die aus meinem Jahrgang stammten und alle frisch ins Berufsleben einstiegen. Da fiel mir auf, wie wenig meine Generation mit zeitgenössischer Kunst vertraut war. So entstand die Idee: Ich gehe nach Österreich und mache dort eine Galerie auf, um diese Künstler zu zeigen. Damals gab es einen Spielraum dafür. Zu Ihren Anfängen als Galerist habe ich einmal eine Geschichte gehört: Sie sollen in Beuys’ Atelier in seiner Abwesenheit ein Kunstwerk verkauft haben. Und er habe dann gesagt: «Du musst Galerist werden!» Nein, das ist nicht richtig. Ich werde auch immer wieder fälschlicherweise als Assistent von Beuys beschrieben. Das stimmt nicht. Als ich 21 Jahre alt war, habe ich ein Praktikum bei Beuys gemacht. Das kam so: Ich habe damals eine Gastvorlesung von ihm in Wien besucht. Da die documenta damals Freiwillige suchte, konnte ich Beuys im Sommer 1982 auf der documenta in Kassel erleben. Einige Wochen später bin ich Beuys nach Berlin gefolgt, wo ich als einer von vielen Praktikanten half, seine Werke für die Gruppenausstellung «Zeitgeist» im Martin-­ Gropius-Bau zu installieren. Ich habe aber nie in seinem Atelier gearbeitet und war damals viel zu unerfahren, um irgendetwas verkaufen zu können.

Dieser Beginn ist ja fast schon ein Omen für die Zukunft … Ja, in gewisser Weise schon. Tragischerweise starben diese Künstler zu früh, Beuys 1986, Warhol 1987, Basquiat 1988, Mapplethorpe 1989. Beuys ging es nicht gut, da war es nicht ganz so unerwartet. Aber Warhol starb ganz überraschend an einer Gallenoperation. Er dachte, er geht ins Krankenhaus und kommt am nächsten Tag wieder raus. Das war ein Riesenschock, weil wir gerade mitten in einem grossen Projekt steckten, das wir nicht mehr zu Ende führen konnten. Und Basquiat ist mit 28 Jahren gestorben. Am 25. Juli 1988 eröffneten wir seine Ausstellung in der Galerie in Salzburg. Von dort aus ist er dann über Paris nach New York zurückgeflogen. Und am 8. August starb er. Wir haben die letzte Ausstellung von Basquiat zu seinen Lebzeiten eröffnet, und sie lief auch noch, als er gestorben war. Es gab damals diese internationale Aufregung, und ich erinnere mich noch, dass Sammler anriefen, die alle Arbeiten haben wollten. Ich war gar nicht darauf vorbereitet. Es war ein Schock und gleichzeitig ein Teil der Geschichte, die ich ganz persönlich direkt erleben durfte. Heute geht es mit der Geschichte weiter. Sie vertreten ja viele grosse Künstler – Georg Baselitz, Tony Cragg oder Gilbert & George. Hinter Ihrem Schreibtisch hängt ein Bild von Anselm Kiefer, welche Künstler sind für Sie besonders wichtig? Auf jeden Fall die deutschen Maler Anselm Kiefer und Georg Baselitz. Sie haben den Malereibegriff neu definiert und auch das Galerieprogramm wesentlich geprägt. Es ist bemerkenswert, dass diese Malerei aus Deutschland kam. Dass Deutschland in der Malerei die Latte gelegt hat mit einer Generation von Malern wie Richter, Polke, Baselitz und Kiefer. Mit Anselm Kiefer und Georg Baselitz verbindet mich eine so lange intensive Zusammenarbeit; ich kann nicht mehr zählen, wie viele Ausstellungen wir über die Jahre gemacht haben.

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© Courtesy Thaddaeus Ropac London, Paris, ­Salzburg © Thaddäus Ropac, Foto: Charles Duprat

PRESTIGE

Die beinahe 5000 Quadratmeter lassen die Galerie in Pantin fast schon zu einer Kunsthalle werden. Hier stellt der Galerist monumentale Werke wie die des britischen Duos Gilbert & George aus.

Was zeichnet denn Ihre Beziehung zu den Künstlern aus, mit denen Sie arbeiten? Ich glaube, das Wichtigste ist Respekt und Vertrauen. Ohne diese beiden wird es nichts. Man muss sich respektieren, als Galerist und Künstler, man muss sich vertrauen. Das ist intensiv, es sind auch Freundschaften, aber man braucht den Abstand, um sich kritisch zu begegnen, dass man als Galerist einen Künstler auf Dinge aufmerksam machen kann. Man nimmt sich ernst und geht immer zu neuen Zielen voran. Als Galerist versucht man, den künstlerischen Nukleus zu erhalten, dass vieles möglich wird. Der Künstler muss das Vertrauen haben, dass er uns die besten Werke anvertraut und dass wir den besten Platz dafür schaffen.

persönlichen Lebensfeld, aber natürlich auch Probleme professioneller Natur. Man muss einfach sehr präsent sein. An sich hat sich der Beruf des Galeristen in den letzten 30 Jahren unglaublich verändert. Heutzutage muss man eine viel grössere Infrastruktur anbieten, um Künstler glücklich zu machen. Als ich angefangen habe, hätte ich mir nie gedacht, dass wir einmal mit einem Team von 100 Leuten arbeiten. Aber heute brauchen wir das. Wir haben ein wissenschaftliches Team und ein Content Team. Wir vertreten 65 Künstler und Estates, und bei jeder einzelnen Vertretung steckt ein ganzes Team dahinter. Manchmal gibt es tägliche Betreuung, das war früher nicht so. Ein Künstler will erst mal inhaltliche Vertretung, die Webseite, Pressearbeit. Aber auch Begleitung bei jeder Aktivität im Museum, das geht vom Fundraising zum Inhalt, das Aufbereiten der Ateliers. Künstler wollen sich ständig technisch verbessern. Ich erinnere mich noch, als ich angefangen habe, hat man die Faxmaschine entdeckt. Wir sollten uns eine Maschine zulegen. Aber ich sagte: «Wir legen uns das erst zu, wenn jeder das hat, damit man das nutzen kann.» Ich habe damals gar nicht gesehen, was das für eine Möglichkeit bot. Man muss sich mal vorstellen, was sich da getan hat. Heute ist allein unser Social-Media-Team mit fünf Leuten jeden Tag damit beschäftigt, Instagram, Facebook und Twitter zu füttern.

Wie funktioniert das denn konkret. Wie sagt man einem Anselm Kiefer: In dem Werk stimmt etwas nicht? Das erwartet er sogar! Es ist ein offener Dialog, man sieht das Bild ja nicht erst, wenn es fertig ist. Man sieht Serien entstehen. Ich war erst gestern wieder bei Anselm Kiefer, der ja in der Nähe von Paris lebt. Georg Baselitz lebt am Ammersee und in Salzburg. Das schafft auch besondere Nähe zu den Künstlern. Aber es gibt auch Künstler, die diesen Dialog des kritischen Betrachtens nicht wünschen. Gilbert & George beispielsweise wollen das nicht. Sie wollen ein Werk völlig unbeeinflusst schaffen und präsentieren das fertige, nicht zu beeinflussende Werk. Das muss man respektieren. Hier, schauen Sie, das kam mit der Post: Das sind die neuesten Werke von Gilbert & George, die wir hier bald zeigen werden.

Gerade Instagram ist in den letzten Jahren als Vitrine für Künstler immer wichtiger geworden. Nutzen Sie selbst die sozialen Medien? Für mich sind das Informationstools, die man nutzt. Man muss sehr neugierig bleiben und sich Neuem stellen. Wenn man aufhört, sich der neuen Kunst zu öffnen, veraltet man schnell. Ich sehe mir vieles an, aber ich habe nicht so viel Zeit für Social Media. Es wird für mich vorgesiebt, und dann schaue ich selbst.

Welche Herausforderungen bringt denn die Arbeit mit den Künstlern mit sich? Man hat ständig Probleme zu lösen, und da bin ich meist involviert. Wenn es gut läuft, habe ich weniger damit zu tun. Das können ganz unterschiedliche Probleme sein, Änderungen im

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ART & CULTURE

Julia Peyton-Jones leitet einen eigenen Think Tank, um neue Künstler zu finden. Mit dem haben wir in London recherchiert, wie ganz junge Künstler malen. Das lief zwar auch über Social Media, aber Atelierbesuche sind und bleiben unverzichtbar. Als Ergebnis haben wir einige junge Künstler ins Programm genommen, und manche haben bereits Karriere gemacht: Rachel Jones, Megan Rooney. Ganz junge Künstler, die wir in den Anfängen ihrer Karriere begleiten und die wir auf diese Art und Weise gefunden haben.

© Georg Baselitz, Foto: Jochen Littkemann

Sie haben Galerien in Salzburg, Paris und London und vertreten einige der wichtigsten Künstler der Gegenwart. Was treibt Sie heute jeden Tag an? Die Exzellenz. Das, was wir machen, besser zu machen. Ich sehe bei allem, was wir tun, das, was nicht gelingt. Manchmal ist das natürlich ein wenig übertrieben bei mir, aber ich sehe immer den Raum der Verbesserung. Inzwischen habe ich aber gelernt, dass der Weg das Ziel ist. Weil man nie wirklich erreichen wird, was man erreichen will. Es geht um den Weg, und auf dem kann man sich immer verbessern, Stück für Stück.

Georg Baselitz «Im Takt, aber leise», 2019. Courtesy Thaddaeus Ropac London, Paris, Salzburg.

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TR AVE TR LAVEL 50


TRAVEL

AUF DEN SPUREN des schönen Lebens Autor und Bilder_Konstantin Arnold

WENN MAN ES NUR SCHREIBEN KÖNNTE, WIE ES SICH LEBEN LIESSE. OHNE ABSÄTZE UND ÜBERGÄNGE, DIE SICH GEGEN DAS LEBEN VERSÜNDIGEN, SO WIE ES SICH BIETET UND WIE WIR ES LIEBEN. GANZ AUF EINMAL. OHNE GRUND. AN ALL DEN ZUFÄLLEN VORBEI, DIE WIR IM NACHHINEIN ZU NOTWENDIGKEITEN ERKLÄREN. AN VIELEN VERSCHIEDENEN ORTEN, DIE ERST DURCH UNS MITEINANDER IN VERBINDUNG TRETEN. AM BESTEN IST MAN AN ALL DIESEN ORTEN, ALS OB MAN GAR NICHT AN IHNEN WÄRE, MACHT EINFACH WEITER, WIE ZUVOR, WAS IMMER AUCH GEWESEN IST. SO MEISTERT MAN DIE ORTE, WEIL MAN DA IST, WO MAN IST, UND KEINE WEGE GEHT UND AN WEGE DENKT, DIE MAN NIE GEGANGEN IST. SO KOMMT ES NICHT DARAUF AN, WIE VIELE ORTE MAN SIEHT, SONDERN WIE VIEL MAN IN JEDEM DIESER ORTE SEHEN KONNTE. VON EINIGEN SOLCHER ORTE MÖCHTE ICH ERZÄHLEN.

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pfiff, wenn eine Monica Bellucci an seiner Bushaltestelle vorüberging. Es musste schön sein, in diesem Tal schön zu sein. Die Dörfer waren weltgewandt und man konnte in ihnen viele Sprachen sprechen und eine Frau lieben und einer bestimmten Tätigkeit nachgehen. Man konnte in diesem Tal nichts tun, ausser man wusste, was man tun konnte. Wein trinken, Käse essen, sich mit sich beschäftigen. Abends sassen wir lange am Kamin und morgens lagen wir lange da, guckten von warmen Betten aus offenen Fenstern und hingen uns an schwere Steine im Bach, um uns vom Quellwasser aufwecken zu lassen. Es war kein Eiswasser, man konnte darin überleben, und wenn die Sonne auf die Stelle schien, an der man gerade hing, konnte man es sogar geniessen. Es waren jene letzten unsagbar schönen Sommertage, wie sie nur ein Land zwischen Norden und Süden hervorbringen konnte. Das Laub wehte im warmen Wind. Die Reben an den Hängen waren voll und in den Wäldern standen Pilze. Die Landschaft war filmreif. Sommerlieben konnten hier ruhig bis in den Herbst gehen. Eines Abends sass ich am Schreibtisch und versuchte meine Notizen und das Erlebte und die Ereignisse der letzten Wochen zu ordnen. Das letzte Licht des Tages fiel gerade so durch die grossen, offenen Fenster in unser Zimmer. Ich konnte das Tal sehen, wenn die Gardine nicht im Blick wehte. Draussen unter Nussbäumen sass ein älteres Paar an einem Tisch bereits im Dunkeln. Die Sonne schien schon in einem anderen Land, aber die Berge glühten noch und eine warme Stadt flimmerte über dem See in der Ferne. Ich hörte den Kies knirschen, wenn sie aufstanden und irgendetwas holen gingen, und liess mich vom Eis provozieren, das in ihren glücklichen Gläsern umherschaukelte.

DAMALS

Damals, in dieser Zeit, die längst vergangen ist und wir viel in Hesses Romanen lasen, wohnten wir in einem Dorf in einem Haus, das frei und viereckig in einem Tal stand und ganz vergessen in die Berge gefallen war. Durch das Tal floss ein Bach und das Tal war tief und fiel bergab und hatte den Höhepunkt seiner Fruchtbarkeit erreicht. Links waren Olivenhaine, rechts wuchs der Wein. Alles war hoch und tief und je weiter das Tal hinunterging, desto wärmer wurde es und aus dem Bach wurde ein Fluss, der in gewaltigen Seen endete, die den Meeren gleichen. Warme Luft stieg auf und man konnte die Luft sehen, wie sie zwischen Felswänden und Kirchtürmen stand und von einem mächtigen Licht durchbrochen wurde, das alles kräftig in den Farben der Dinge erstrahlen liess, genau wie Hodler es gemalt hatte. Es waren Berglandschaften, Dschungelberge, eine Kirchglocke, die irgendwo schlug und von der Ferne hergetragen wurde. Klare Laute der Natur, kein Krach der Stadt, nur Klang der Dörfer. Man hörte Kühe fressen, im Orchester oder höchstens einen Tschingg, der sein Motorrad an einer Bushaltestelle testete und

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TRAVEL

Ich wusste, dass sie aus Zürich gekommen waren. Das hatte er mir am Kamin erzählt. Er sah mich Bücher von Hohl und Walser durchblättern und wir kamen ins Gespräch. Redeten über Hohl und Walser, Heckel und Bilder, auf denen sich Männer so an Frauen klammern, dass sie zerstören, was sie am meisten lieben. Er nannte da Giacomettis Adam und Eva und ich schwärmte von Schieles Liebespaar. Von ihm weiss ich alles, was ich über die Schweiz und ihr sterbendes Bankgeheimnis weiss. Die Söldner und die daraus entstandene Neutralität und dass man sich hierzulande für Max Frisch oder Dürrenmatt zu entscheiden hat. Mir gefielen beide, aber ich mochte Zürich nicht und ich glaube, er mochte nicht, dass ich Zürich nicht mochte. Die Stadt bestand für mich aus einsamen Menschen, die ihren Neurosen nachgingen und sie von vielen Therapeuten behandeln liessen. Ich erzählte dem Mann davon und auch wo wir so gewesen waren, und weil ich Zürich nicht mochte, mochte er auch die Orte nicht, an denen wir gewesen waren. Er meinte, die wären dekadent. Ob er schon mal im Waldhaus in Sils Maria gewesen ist, wollte ich wissen. Nein, aber er hätte davon gehört. Es ist ein wundervoller Ort, wie aus der Zeit gefallen und somit ohne Ende. Die Welt könnte untergehen und man würde davon erst eine Woche später mitbekommen, durch die unaufgeregte Information eines Concierge. Es ist der schönste unerotische Ort, an dem ich je gewesen bin. Für Menschen, in denen es von Natur aus laut ist. Ein Rückzugsort für Kopfarbeiter, Kosmos bei der Arbeit, das Uhrwerk der Zeitlosigkeit, betrieben von den Dichtern und Denkern ihrer Zeit und einem Hausmeister, der morgens früh aufsteht, um alle Uhren aufzuziehen. Es ist Freigang für alle, die sich zwischen den Zeiten gefangen fühlen, und die Zeit dort bleibt einem in Erinnerung, weil absolut gar nichts passiert. Man will nicht nach ihr fragen, nichts Profanes tun, weil alles so alt ist, dass es schon fast ewig ist. Der frühe Abend ist dem Haus ganz besonders eigen. Er wurde extra dafür gemacht. Alles zeigt sich scharf, glüht auf und die Abendsonne fällt ein wie in ein Prisma, das das kalte Licht mit etwas mehr Wärme durch die Räume schleudert. Aus hohen Fenstern kann man der Luft beim Unsichtbarsein und dem Himmel beim Dunklerwerden zuschauen. Man hört die Stille der Berge und sieht das Wasser lautlos an ihnen herunterfliessen. Die Leute kommen in Funktionsklamotten von ihren Wanderungen zurück oder sitzen in Funktionsklamotten in der Lobby und reden über den frühen Renoir oder den späten Monet wie auserlesene Weine. Im Hintergrund spielt einer Brahms. Ich verbrachte diese Zeit zwischen Bar und Bibliothek. Früher waren die eins, deswegen nahm ich die Bar manchmal mit. Die Bibliothek war dunkel und still und das späte Licht des Sekretärs fiel einsam auf meine Bücher und Briefe. Die Stimmung in der Bibliothek war ein bisschen wie in der Sauna und man redete genauso gedämpft, oder man redete gar nicht und sah sich ausserhalb der Bibliothek dann an, als hätte man sich gerade nackt in der Sauna gesehen. In der Sauna sah man das, was man abends in den Anzügen dann nicht mehr sah, und wenn man zusammen in der Sauna oder in der Bibliothek gesessen hatte und sich dann draussen sah, war da eine geheime Übereinstimmung zwischen einander, ein Gemeinschaftsgefühl unter Verschworenen, ein kleines Geheimnis, das uns verband. Wir waren in unseren Tagen dort so erholt, wir konnten kaum schlafen. Am Anfang zog ich mich sehr ordentlich an, verhielt mich andachtsvoll im Bewusstsein meiner toten Idole,

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wollte um keinen Preis das Bild zerstören, was man hier vorfinden konnte. Meine Erwartungen überstrahlten alles im Licht meiner Ideale. Kein anderes Hotel auf der Welt kann eine höhere Konzentration von Künstlern vorweisen. Irgendwann überfiel uns jedoch die Langeweile und Wut auf alles Intellektuelle machte sich in mir breit. Ich fragte mich, was mit der Kunst passiert, nachdem sie gemalt wurde und in Bibliotheken landet oder auf teuren Flügeln gespielt wird. Ich sah nur noch Hesses herumsitzen, die sich über laute Musik beschweren würden, und dachte an Novalis und daran, wie die so singen oder küssen mehr als die Tiefgelehrten wissen. Menschen auf der Suche nach Lebenslust sind doch der Kunst näher, als jene, die das himmlische Glück und das höllische Leid in Lexikonartikeln über die geistigen Freuden finden. Aber es gab da diesen Direktor, einen unbeholfenen, gutmütigen, lieben Mann, der sich vor seinem messerscharfen Intellekt durch Ironie bis ins Alter gerettet hatte. Er sah nicht aus wie ein Direktor, sondern wie jemand, der sich in diesem Hotel verirrt hatte. Er lief über die Gänge und grüsste jeden ganz herzlich, mit über den Bauch gefalteten Händen. Er war sehr nett in der Art, wie er mit den Leuten sprach, und eigentlich unterhielt er sich nie sehr lange, sondern machte nur lange, unangenehme Pausen. Er fing zwar immer an zu reden und landete schliesslich auch irgendwo, aber es war eher das Vergnügen, zu entdecken, was er von dieser oder jener Sache hielt. Er liess einen immer mit einem Satz zurück, über den man dann nachdachte und sich fragte, was er

wohl damit meinte. Jeder wollte etwas von ihm und jeder mochte ihn und ich wollte ihm als Dank für unseren Aufenthalt mein Buch schenken, sah aber, wie viele Bücher ihm schon geschenkt wurden und wie sie alle mit «Er ging» oder «Es war» begannen. Bis wir ins Waldhaus kamen, blieb keine Zeit, um bei Gedanken zu verweilen. Wir lebten, liebten, schliefen in den Nächten nicht, um am Morgen müde in die Ewigkeit aufzubrechen. Unser Begehren brach durch die Zeit hindurch, um dahinter die Ewigkeit zu finden. Hatten wir an einem Ort genug vom Balkon geguckt, fuhren wir weiter, von einer Mahlzeit zur nächsten, schwammen in kalten, klaren Bächen und hielten in vielen Städten, in denen wir nach dem Weg fragten. Immer ein bisschen Wein im Blut. Wir unterteilten die Orte in die Regionen der Weine, die wir tranken. Valtellina, Ginovese oder Monticello oder was weiss ich. Er reinigte uns von innen und wir sprachen alles aus und hatten alles gesagt und immer etwas zu reden. Gingen uns die Themen aus, holten wir alles Mögliche aus den Abgründen unserer Gefühle hervor oder sprachen über das Essen und genossen die tiefe Freude, die hinter einer gemeinsamen Mahlzeit steckt. Waren wir zu beschwipst, um weiterzufahren, kauften wir Postkarten für unsere Mütter oder fragten nach kalten, klaren Bächen oder fuhren trotzdem einfach weiter und hielten uns an die Verkehrsregeln einer oft gemalten Landschaft, von denen die Männer in den Dörfern sagten, sie würden die Schwächen der Männer wegwaschen und die Traurigkeit der Dinge und bis in die Wirklichkeit unserer

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Träume führen. Unter der sorglosen Ewigkeit der südlichen Sonne gedieh unsere Liebe prächtig. Natürlich gab es schlechte Tage, aber sie verschweissten nur die Nähte einer Verbindung, die uns die guten gebracht hatten. Einmal vergass ich einen guten Gedanken, ansonsten ist nichts Schlimmes passiert. An jenem Sommerabend, am Schreibtisch, versuchte ich diesen Gedanken wiederzufinden. Scheiterte, von Notizen erschlagen. Versuchte einen Brief zu schreiben, scheiterte auch. Nahm eine Flasche Prosecco, die wir im Tremezzo geklaut hatten, und ging zu den Alten in den Garten. Das gelang mir. Unter uns knirschte der Kies. Der Mann freute sich schon von weitem, uns zu sehen, hätte er einen Schwanz gehabt, ich bin sicher, er hätte gewedelt. Wo wir denn den guten Prosecco herhätten, wollte er wissen. Den haben wir im Grand Hotel Tremezzo geklaut, sagte meine Freundin und schenkte uns allen einen ein. Das Tremezzo ist ein Schaulaufen. Hier inszenieren sich noch Hochstaplerfiguren, Blender, elegante Lebemänner, neureiche Gehversuche, Kokotten, Handlungsreisende, Beaus, Salonlöwen, alte Säcke mit blutjungen Frauen. Man ist von Karikaturen umzingelt, die sich mit viel Geld vom Tod ablenken und das Menschliche für Repräsentationszwecke aufgegeben haben. Ich dachte in diesen Tagen im Tremezzo viel über Reichtum nach und was er mit den Menschen macht und wie er sich unterscheidet. Ich sprach mit der Gouvernante über Männer, die selbst im Alter nicht über ihre Eitelkeit hinausgekommen waren, fragte den Barmann, ob die Reichen heute noch was draufhätten oder nur wegen der Agnellis und Picassos kämen, die was draufgehabt haben, hörte von der Poolfrau, dass heute keiner mehr im See schwimmen geht, und redete mit dem Chauffeur übers Ferrarifahren. Er sagte, dass es heute schwieriger ist, Ferrari zu fahren, wenn man die Kultur dahinter liebt, ohne sich für alle rechtfertigen zu müssen, die Ferrari fahren, um gesehen zu werden, wie sie mit einem Ferrari umherfahren. Daran müsse man sich gewöhnen, so wie an Anzüge und daran, dass sie auch Leute tragen, die Ferraris fahren und kleine Freundinnen haben. Atmen wollen und Ferrarifahren, so ist der Mensch. Ich konnte

«ES IST EIN WUNDERVOLLER ORT, WIE AUS DER ZEIT GEFALLEN UND SOMIT OHNE ENDE. » das alles nicht verstehen und es war schwer, mir vor unserem Zimmermädchen nicht wie ein Hotelgast vorzukommen, der infolge übermässigen Reichtums und sinnloser Saufereien zu regelmässigen Wutausbrüchen neigt. Nur wenn mein Freund Tommaso übers Reichsein sprach, glaubte ich das. Wenn man Reichtum in seine Einzelteile zerlegt, stecken dahinter viele Elemente, und hinter allen steckt ein Wunsch nach Liebe. Wir alle wollen doch etwas. Tommaso sagte das so gut, wie er konnte, und schaute dabei mit seinen italienischen braunen Augen, den wellenden Haaren und einem wunderschönen Gesicht, das er täglich eincremte. Wir brauchten keinen Ferrari, um das zu sein, wofür die anderen einen Ferrari brauchten. Wir fuhren einen Volvo, der nichts sein wollte, was er nicht war. Er war praktisch und schön. Man konnte mit ihm über einen vollgeschissenen Kuhacker heizen und im Tremezzo vorfahren. Auch nach einem Glas, oder zwei, fuhr er sich toll. Dank des Schiebedachs wurde es ein sehr romantischer Roadtrip, das Ende eines Sommers ausserhalb der Zeit, in dem man essen konnte, ohne fett zu werden, und nach dem Essen Volvo fahren, ohne umzukommen. Zum Essen bestellten wir Lavarello oder Bianca Piemontese und sie fragte mich, was ich dazu tragen würde. Ich hatte auf dieser Reise an vielen Hotelbars auf sie gewartet, geraucht, ein bisschen notiert, vom Barmann alles erfahren, was ich über diesen oder jenen Ort wusste. So konnte jeder seins und keiner wollte den anderen irgendwann umbringen. Problematisch nur, wenn es keine Bar gab oder keine gute Bar, was dasselbe ist. Sie konnte sich dann ewig mit ihrem Körper beschäftigen und ich konnte das dann auch, und wenn sie in einem Überraschungsmoment die Treppen einer Lobby herunterkam, mit nackten Schultern und offenen Haaren, hatte das epische Dimensionen. Wir tranken Aperitivos an der Hotelbar oder fuhren Boot mit Ernesto Riva. Taten das, was alle tun, wenn einer guckt, auch wenn keiner da war, der gucken konnte. Abends, wenn die Laternen am See aufgingen, zeigte uns Tommaso in seinem alten Mercedes die engen Gassen von Lenno und Laglio und wo Mussolini erschossen wurde, bevor man ihn kopfüber in Mailand aufhängte. Und

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mitternachts, nach allem, wenn alles schlief und wir uns für uns hatten, dankten wir Gott für dieses Leben und die Körper, die er uns schenkte. Spürten die Höhe der Berge und die Tiefe des Sees, lagen lange da, bei offenen Fenstern, und schauten auf die Sterne. Ganz oben waren viele und dann nur ein paar wenige und dann kam viel Schwarz und dann die Dörfer unten am See, die auch wie Sterne aussahen oder wie Lichterketten, die man in die Berge geworfen hatte. Es ging gar nicht um Pfennige, es ging um die Sterne. Die Farben der Nacht und den Mond, der mit seinem weis­sen Strahl über den See direkt auf uns zu schien. Man hörte, wie der See schwappte. Lago di Como! Manchmal nehmen Erinnerungen den Platz der Gegenwart ein und hinterlassen tiefe Spuren, die in uns sind und ein Gesamtbild unseres Lebens erzeugen, etwas Ganzes, über das wir uns dann freuen können, wenn wir sorgsam damit umgehen. An diesem Ort haben wir etwas von uns gelassen, das wir nur wiederfinden, wenn wir an diesen Ort zurückkehren. Einen Küstenort in den Bergen. Gletscher und Eis, die unter der Sonne des Südens liegen. Das Wetter ist nie heiss und nie kalt und immer angenehm. Der Mann aus Zürich meinte, das liege am Bergell, dort verfangen sich die Wolken. Nirgendwo anders knallt das Mediterrane so gewalttätig auf das Alpine. Man fährt durch einen Tunnel und ist im gleichen Land einer anderen Nation. Die Landschaft wird von Zypressen beherrscht und der Himmel von Säulen gehalten, vor denen Stufen in tiefes Wasser absteigen. Man sagt, dass es für die Bewohner des Sees keine Erlösung gäbe, kein Paradies, weil sie hier schon dort leben dürfen. Alles ist grün und blau und weiss und sehr symmetrisch und in schönen Formen mit starken Rändern und strahlt in tiefen durchsichtigen Farben. Morgens, wenn die Sonne aus einem anderen müden Land über die Berge fällt und die Nacht noch in den Wäldern hängt, sieht man die Sonne hinter den Bergen aufgehen. Man sieht die Sonne nicht, man sieht nur den See und das Licht, wie es über die Berge in den Nebel fällt, und weiss, wo die Sonne ist. An klaren Tagen kann man von den Bergen über die Poebene bis Mailand gucken. Ich wusste nicht, dass die Berge der Stadt so nahestehen. Als wir zu Beginn unserer Reise eines regnerischen Septembermorgens den ersten Zug nach Venedig verpassten und auf den zweiten warteten, dachte ich daran, wie Hemingway diese Berge beschrieb und dass damals Krieg war und keiner mehr hinging. Nach Mailand sah es eine Weile so aus wie überall und dann war es richtig Italien, sehr schön und sehr hässlich. Regentropfen rannen am Fenster vorbei und die Lombardei war weit und breit und dahinter kamen die Berge, so wie Hemingway das geschrieben hatte. Nach einer Weile änderte sich die Landschaft wieder und der Zug fuhr an den sumpfigen Rändern der Wälder vorbei. Ich dachte an ein anderes Buch von Hemingway und dass es vielleicht das schlechteste war, das er geschrieben hatte. Aber es war nicht wichtig, wie gut oder schlecht Bücher waren, solange sie nur ehrlich genug waren. Und die Landschaft sah genauso aus, wie er sie in mir erzeugt hatte. Nie hätte ich gedacht, jemals nach Venedig zu fahren, und nun fuhren wir und ich konnte es kaum noch erwarten. Wir kamen im Regen an und es dämmerte bereits. In einigen Palästen brannten die Kronleuchter und strahlten Gemälde an, die von prächtigen Vorhängen bewacht wurden. Die meisten Fenster waren schwarz und schauten mit dunklen, nachdenklichen Augen geheimnisvoll auf das wenige, vorbeiziehende Leben. Es war eine schwere Dunkelheit, die von diesen venezianischen

«ES WAREN JENE LETZTEN UNSAGBAR SCHÖNEN SOMMERTAGE, WIE SIE NUR EIN LAND ZWISCHEN NORDEN UND SÜDEN HERVORBRINGEN KONNTE. » 56


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Palästen ausging und durch ihr Schwebendes aufgehoben wurde. Im Regen der Seuchennacht erwachte die Stadt zu alter Romantik und wir konnten es gar nicht erwarten, anzukommen, einander fertig zu machen, theatralische Musik laufen zu lassen. Es war die Vorstellung eines Ortes, den man so nie vorfindet. Wir liefen durch enge Gassen und neben Arkaden her und standen alleine unter Regenschirmen auf dem Piazza San Marco. Die Kellner des Caffè Florian stellten gerade die Tische rein. Wir assen irgendwas und tranken eine Flasche Valpolicella. Sie sagten, Harrys Bar wäre noch auf, und ich sagte, ich hätte in Hemingways Büchern darüber gelesen. Es ist eine fürchterliche Bar, mit viel Geschichte, die keine Zukunft hat. Zwischen amerikanischen Karikaturen lernen wir echte Venezianer kennen und beschweren uns über die Drinks und ihre Preise. Sogar eine letzte Runde wird uns verwehrt. Einer der Venezianer brüllt: «Geben Sie diesen Leuten einen Drink verdammt, er schreibt und sie ist schön!» Wir fragten, ob man noch irgendwo anders hingehen könne, und sie sagen, dass man in Venedig ein Motorrad, ein Boot und einen Bus braucht, um jetzt noch irgendwo anders hinzukönnen. Wir gingen ins Hotel und schliefen durstig und gierig ein. Von unserem Bett aus konnte man die Bar des Hotels sehen, das war schön. Als uns das Morgengrauen in Venedig überfiel, wussten wir, dass wir aufbrechen mussten, wenn wir unseren Traum dieser Stadt bewahren wollten. Bei gutem Wetter lauern sie überall, sind auf einmal da, verschlingen einen, Touristenmassen! Wir liessen uns vom Concierge zwei Tickets für den Mittagszug nach Bologna reservieren, gaben unser Gepäck auf, assen eine Pizza, für die sich Italiener schämen sollten, und fuhren weg. Die Durchsagen im Zug klangen wie italienische Gedichte und lila Wolken standen hoch und himmlisch über der grossen Ebene, an deren Rändern wieder Berge waren. Ach Bologna, sagte meine Freundin, und es war sehr schön, wie sie das sagte. Hinter Bologna lag nicht mehr nur Bologna. Sie sagte das mit allem Erlebten, das sich nun hinter Bologna verbarg. Man nennt Bologna die Rote, die Dicke, den Doktor, Michelangelos Backsteinstadt. Alles ist sehr terrakottafarben und das Schöne an Bologna ist, dass es dort nichts Grösstes und Ältestes und Erstes gibt. Die Stadt kommt ganz ohne Attraktionen aus. Man muss die Attraktionen in sich haben. Es gibt keine Eiffeltürme und Petersdome, keine Kolosseen. Keine bedeutenden Kunstsammlungen, von denen wir gehört hätten. Nur eine Monet-­Ausstellung war da, als wir da waren, aber die hatten nur Seerosenbilder und Bilder, die entstanden waren in einer Zeit, in der ihm niemand mehr sagte, endlich mal seinen bescheuerten Garten zu verlassen. Bologna hat es und man fragt sich, was es ist, und genau das ist es. Ich glaube, in Bologna gelang es uns am allerbesten. Wir liessen uns von den Gassen und Gässchen erkunden und übergaben uns Geheimnissen, die uns als Zufälle getarnt begegneten. Die Öffnungszeiten der Stadt waren für uns gemacht und wir fanden immer eine offene Bar oder einen schönen Park, wenn wir eine offene Bar oder einen schönen Park finden wollten. In der Abendröte brannten die Backsteine der Stadt und oben war der Mond und unten lag uns das Laub zu Füssen. Das Licht der Strassenlaternen schien auf Wege, Bänke, Stufen, und irgendwo aus der Ferne wehte immer ein bisschen Italienisches her. Der Mann aus Zürich verzog sein Gesicht und zählte sämtliche Kirchen auf, die wir verpasst hätten, sprach von vielen berühmten Bolognesen. Ob er Ricardo kannte, wollte ich wissen. Wer Ricardo ist, fragte der Mann. Ricardo ist ein Kellner, der

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Tipps

die Leidenschaft ab. Der Moment zieht vorüber und man wartet, bis man es wieder tun kann. Liegt da, blättert ein bisschen, redet, bis die Stunde des Aperitifs schlägt und der Moment immer noch nicht da ist und man immer noch redet und hungrig wird und nervös und das Leben nicht meistert. Solche Sachen können einem auch solche Häuser nicht abnehmen. Kein Concierge der Welt und wir hatten viele gute Concierges auf dieser Reise getroffen und als wir Jose Manuel, im Suvretta House in St. Moritz, trafen, wünschte ich, noch nie über einen anderen Concierge geschrieben zu haben. Er hatte, was sie alle hatten, und er hatte etwas mehr. Im Suvretta House verbrachten wir wertvolle Tage. Die Korridore haben olympisches Ausmass und die Bettwäsche wird aus Wolken gemacht. Die Badewannen sind keine Badewannen, sondern Betten, in denen man baden kann. Man lädt sich beim Eintreten auf wie ein Volvo Plug-in Hybrid, der von nun an bergabrollt. Wir hatten eine grosse Suite und zwei Klos mit sehr breiten Sitzen und die Kugelschreiber schrieben sich auf besondere Weise. In der Lobby spielte jeden Abend ein Waliser Klavier für niemanden, was wundervoll war, und wenn wir nach dem Abendessen kamen und niemand da war, bestellten wir Brandy und hörten wie er genauso weiterspielte. Die Wände des Hauses nahmen seine einsamen Klänge auf und nichts ging verloren. Nur das Rauchen fiel uns, so weit oben, selbst beim Brandytrinken schwer. Am Ende dieser Zeit, die längst vergangen ist und wir Hesses Romane fertiggelesen hatten, wohnten wir in einer Villa auf einer Insel mit 4000 verschiedenen Pflanzenarten, die irgendein Hedonist mitten im Lago Maggiore gebaut hatte. Die meisten Pflanzen sind giftig und das Essen der Insel ist schlecht, wird aber von guten Kellnern serviert. Tagsüber kommen Touristen auf die Insel und die Insel ist schön, aber am späten Nachmittag, wenn das Gelb Gold wird und die letzte Fähre gefahren ist, verwandelt sich die Insel in den Garten Eden. Nur noch wir und Marmorstatuen waren dann hier. Die Natur zieht einen auf, ohne Sitten und Manieren. Man muss nackt rumlaufen, oder wenigstens barfuss. Es ist so schön, dass man eigentlich gar nicht rauchen braucht. Man liegt einfach nur da auf einem Sonnenbett im Gras, zieht an Brissagos, guckt hoch, sieht den Rauch, denkt nach, über dieses ganze Leben und alle die Momente, die es zu einem Ganzen erheben. Schwimmt rum, von einer Insel zur nächsten, fürchtet sich im Tiefen, in der Mauer wurden dafür Stufen eingelassen. Hier war es am allermeisten so. Wir waren dem Augenblick ergeben, spürten einen Aufenthalt lang, wie alles ist, das ganze Leben. Man kann dann etwas traurig werden, aber man fühlt sich lebendiger und richtiger als sonst und will der Sonne nur noch dankbar sein für das Scheinen, nicht mehr wollen, nicht mehr sein, nicht mehr haben. Hoffen, dass die Grösse dieses Glücks nie vorüberzieht. Man sagt, der Glückliche begehrt nicht das Glücklichsein? Aber er will es doch immer und bleiben und es beibehalten und nie verlieren, so begehrt er es doch ständig. Abends beim Essen sagte sie, wir müssen uns in Zukunft immer an diese Momente erinnern, und ich sagte, dass wir neue Momente haben werden, von denen wir dann das Gleiche behaupten. Wir dachten an all die Menschen, die wir trafen, all die Weine, die wir tranken, und all die Menschen, die durch die Weine gute Freunde geworden sind. Es wurde nun schon dunkel, lange bevor die Tage zu Ende waren und wir gingen von der Insel und der Sommer ging mit uns. Wir hatten den Herbst gar nicht kommen sehen.

Hotels: Aman Palace – Venedig Grand Hotel Majestic già Baglioni – Bologna Villa Flori & Grand Hotel Tremezzo – Lago di Como Suvretta House – St. Moritz Villa Emden – Isole di Brissago Waldhaus Sils – Sils Maria Casa Lucomagno - Blenio Tal Unterwegs sein mit: Bellagio Sailing – Lago di Como Volvo XC 60 Hybrid, Polestar Engineered

uns im Park della Monteignolla das Essen unter die Bäume brachte und den Flüsterbogen am Piazza del Nuttuno empfahl. Wir tranken Bier unter diesen Bögen und flüsterten uns dreckige Dinge zu und waren der einzige Tisch auf dem Platz dieser Nacht. Sie sah toll aus, wie sie fror und flüsterte und mein Jackett trug und mich fragte, was wir mit unseren Körpern tun sollen, wenn einer von uns tot ist. Ich war für ein Doppelgrab, sie wollte sich der Medizin opfern. Von Ricardo wissen wir alles, was wir über Bologna wissen. Er erzählte uns auch von den vielen berühmten Leuten, die in unser Hotel kamen. Der Eingang des Hotels muss sich hervorragend dafür eignen, berühmt zu sein. Er ist wundervoll und einfach und sehr elegant und führt direkt auf den Boulevard. In der Nähe des Hotels gibt es einige schöne Buchläden und es ist angenehm, unter den Arkaden zu wandeln und in die Auslagen zu schauen. Der Himmel über Bologna ist hoch und die Luft ist frisch und man geht ins Hotel zurück, um nackt in den Büchern zu blättern, die man gekauft hat, und sich zu lieben, auch wenn man scheitert. Gefühle können einem in die Quere gekommen und kühlen

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WATCHES WAT & CHES & JEW JEW ELLERY ELLERY PRESTIGE

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Hublot

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2021 2021 2021 2021 2021 2021 Roger Dubuis

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START 1 INS

Autor_Gisbert L. Brunner

UHRENJAHR

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FÜR DIE ERFOLGSVERWÖHNTE SCHWEIZER UHRENINDUSTRIE WAR DAS JAHR 2020 KEIN SONDERLICH GUTES. SARS-COV-2 STÖRTE DIE GESCHÄFTE GEWALTIG. IM VERGLEICH ZU 2019 GINGEN IHRE EXPORTE UM 21,8 PROZENT AUF NUR NOCH 17 MILLIARDEN SCHWEIZER FRANKEN ZURÜCK. SPEZIELL IM ZWEITEN QUARTAL VERZEICHNETEN DIE FABRIKANTEN RÜCKSCHLÄGE AUF HISTORISCHEM NIVEAU. GEGENÜBER APRIL BIS JUNI 2019 GABEN DIE AUSFUHREN UM SAGENHAFTE 61,6 PROZENT NACH. ANSCHLIESSEND GING ES ZUM GLÜCK WIEDER AUFWÄRTS. DER INLANDSNACHFRAGE IM REICH DER MITTE SEI DANK. IN CHINA NÄMLICH ZEICHNETE SICH EINE BEMERKENSWERTE ERHOLUNG AB, WÄHREND DER REST DER WELT WEITERHIN LEIDEN MUSSTE. ABER AUCH IN DER SCHWEIZ SELBST GAB ES WENIG ANLASS ZUM JUBELN, DENN DAS AUSBLEIBEN SPEZIELL CHINESISCHER TOURISTEN BESCHERTE VIELEN JUWELIEREN MASSIVE PROBLEME. NUN WARTEN ALLE, WAS DAS JAHR 2021 BRINGEN WIRD. PANDEMIEBEDINGT SIND DIE GEWOHNTEN FRÜHJAHRS-UHRENMESSEN WIE SCHON IM VORJAHR ABGESAGT. NEUVORSTELLUNGEN GEHEN DESHALB IN ALLER REGEL VIRTUELL ÜBER DIE BÜHNE. ABER AUCH AM BILDSCHIRM ZEIGT SICH, DASS DIE CORONA-­ KRISE DAS TICKEN DER MECHANISCHEN UHR, WELCHES TRADITIONSGEMÄSS DEN HERZSCHLAG MENSCHLICHER KULTUR VERKÖRPERT, KEINESWEGS ZUM STILLSTAND BRINGT. THE SHOW MUST GO ON.

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TICKENDER SIEBENZYLINDER Gleich sieben stehend angeordnete Federhäuser besitzt das Manufaktur- Handaufzugskaliber HUB9011 von Hublot. Sie präsentieren sich beim Blick durch das speziell geformte Saphirglas der «Big Bang MP-11». Dank üppiger Energiereserven müssen die Besitzer spätestens nach 14 Tagen zur markanten Aufzugskrone greifen. Damit das Aufziehen nicht in Arbeit ausartet, liefert Hublot ein spezielles Werkzeug mit. Zur Ausstattung des aus 270 Komponenten montierten Uhrwerks gehört auch eine unübersehbare digitale Tankuhr. Im Zuge seiner Konstruktion ersannen die Techniker ein innovatives Schneckengetriebe zur Umlenkung der Drehbewegungen aus der Horizontalen in die Vertikale. Die Antriebswellen des Motors stehen nämlich in einem 90-Grad-­Winkel zum eigentlichen Räderwerk und der Zeitanzeige. Transparenten Schutz für diese Ausnahme-Mechanik bietet ein blaues Saphirgehäuse. Seine Oberfläche ist nach allen Regeln der Kunst poliert. Von dieser 45 Millimeter grossen und bis zu drei bar wasserdichten Armbanduhr fertigt Hublot insgesamt 50 Stück.

Oris

WESTMINSTERSCHLAG VOM HANDGELENK Nicht weniger als 432 Komponenten benötigen die Handwerker im Hause Bulgari für ein Exemplar des neuen, 8,35 Millimeter hohen Kalibers BVL428 mit Titanbrücken. Nach seiner Fertigstellung findet es Schutz in einer 44-Millimeter-Titanschale mit mattierter schwarzer DLC-Beschichtung. Die Wahl des Gehäusematerials kommt nicht von ungefähr. Das von ihm umfangene Uhrwerk besitzt nämlich eine eindrucksvolle akustische Dimension. Selbige bringt der leichte, aber dennoch feste Werkstoff besonders gut zur Geltung. Nach Betätigung des linken Drückers repetiert ein komplexer Mechanismus die Zeit minutengenau. Und das mit besonderer Raffinesse: Während normale Konstruktionen die Zahl der Viertelstunden durch Doppelschläge kundtun, geschieht das beim «Octo Roma Carillon»-Tourbillon durch drei sorgfältig aufeinander abgestimmte Töne, welche an Westminster erinnern. Genau das bringt der Begriff Carillon zum Ausdruck. Die zugehörigen Hämmer und Tonfedern zeigen sich ebenso durchs vordere Saphirglas wie der lautlos agierende Fliehkraftregler für die Ablaufgeschwindigkeit. Im «Süden» des durchbrochen gestalteten Zifferblatts dreht ein Minutentourbillon seine Pirouetten. Nach circa 75 Stunden benötigt das Uhrwerk manuellen Energienachschub. Seine Unruh oszilliert mit drei Hertz. Nach 15 Exemplaren endet die Produktion.

Bulgari

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ARMBANDUHR FÜR EINEN HELDEN In den Vereinigten Staaten von Amerika gilt Carl Brashear als Held. Dem verdienten Marinetaucher widmet Oris summa summarum 2000 Exemplare einer nostalgisch anmutenden Armbanduhr. Ihr Bronzegehäuse mit einseitig rastender Drehlünette misst 40 Millimeter. Nachdem die Schale einen massiven Edelstahlboden mit spezieller Gravur und Prägung besitzt, tickt das Manufaktur-Automatikkaliber 401 sozusagen im Verborgenen. Abgeleitet ist es vom 400 mit Zentralsekunde. Bei dieser limitierten Taucheruhr dreht der Sekundenzeiger seine Runden jedoch bei «6». Die Käuferinnen und Käufer kommen in den Genuss von beruhigenden fünf Tagen Gangautonomie. Zwei seriell geschaltete Federhäuser speichern die hierfür erforderliche Energie. Der in eine Drehrichtung aufziehende Rotor bewegt sich um ein robustes Gleitlager. Eine neuartige Verzahnung des Getriebes steigert die Übertragungseffizienz auf beachtliche 85 Prozent. Mehr als 30 der

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Patek Philippe

Parmigiani Fleurier

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rund 150 Komponenten bestehen aus nicht eisenhaltigen Werkstoffen. Zu ihnen gehören auch Anker und Ankerrad. Hierfür verwendet Oris Silizium. Alle zusammen gewährleisten hohe Resistenz gegenüber magnetischen Einflüssen. Als vertrauensbildende Massnahme können zehn Jahre Garantie gelten. Nach exakt dieser Zeitspanne wird bei diesem moderaten Investment in die persönliche Zeit auch der erste Service fällig. CHRONOGRAPHISCHES AUS DEM VAL DE TRAVERS Seine Provenienz kann der «Tondagraph GT Rose Gold Blue» aus dem Hause Parmigiani Fleurier schwerlich verleugnen. Diese Armbanduhr greift die kannelierte Lünette der ersten «Toric» des Firmengründers auf. Massgeblich mitgewirkt am augenfälligen Auftritt hat auch der erfahrene Designer Dino Modolo. Im Inneren der sportiv anmutenden Schale feiert das neue Kaliber PF071 seinen Einstand. Dieser COSC-zertifizierte Mikrokosmos besitzt einen 22-karätigem Goldrotor. Die Verbindung zwischen dem Zeit-Motor und dem Kurzzeitmesser stellt eine energiesparende, ruckfrei agierende Vertikalkupplung her. Die beiden Totalisatoren reichen bis 30 Minuten und zwölf Stunden. Für Zehntelsekunden-Stoppgenauigkeit lässt Parmigiani die Unruh unter einer stabilen Brücke mit flotten fünf Hertz oszillieren. Handwerkliches Können verknüpft sich mit rund 50 Innenwinkeln bei den skelettierten Bauteilen. Allesamt wurden sie manuell angliert und poliert. Eine weitere Besonderheit des Automatikwerks besteht im Zwei-Scheiben-Grossdatum unterhalb der «12». Lediglich 25 Stück entstehen von diesem 42 Millimeter grossen und bis zu zehn bar wasserdichten Roségold-Chronographen mit Gliederband aus dem gleichen Material sowie einem strahlend blauen Zifferblatt. KLANGVOLLE HIGHEND-MECHANIK Was die hoch komplizierte Platin-Referenz 6103P von Patek Philippe akustisch wiedergeben soll, entscheiden einzig und allein die künftigen Besitzerinnen und Besitzer. Zu diesem Zweck findet sich zwischen den unteren Bandanstössen der 44,8 Millimeter grossen Armbanduhr ein Wählhebel. Dieser befiehlt dem aus 703 Teilen komponierten Handaufzugskaliber GS 36-750 PS IRM, welche Art des Selbstschlags in Aktion treten soll: grosses Schlagwerk, bei dem die Stunden und Viertelstunden erklingen, oder das kleine Pendant, welches nur die Zahl der vollen Stunden ertönen lässt. Wer gar nichts hören möchte, schaltet den Ruhezustand ein. Eine Betätigung des in die Aufzugs- und Zeigerstellkrone integrierten Drückers setzt die ebenfalls vorhandene Minutenrepetition mit Carillon in Gang. Die nötige Kraft zur akustischen Wiedergabe der Stunden durch eine tief gestimmte Tonfeder, der Viertelstunden per Dreifach-Schlag und der Minuten mit hohen Tönen liefert ein eigenes Federhaus. Seine Kraft reicht für 24 Stunden. Ein weiterer Energiespeicher hält das eigentliche Uhrwerk 72 Stunden lang am Ticken. Zwei Gangreserveanzeigen erinnern ans rechtzeitige Aufziehen. Zu den Besonderheiten der ersten puristischen GrandeSonnerie-­Armbanduhr des Genfer Familienunternehmens gehört auch eine patentierte springende Sekunde. Nächtliches Erfassen der Zeit auch ohne Schlagwerk ermöglicht Super-LumiNova-Leuchtmasse auf dem feinen Emailzifferblatt und den Zeigern. ULTRAFLACHES SKELETT Auf ultraflache Uhrwerke versteht sich Piaget seit 1960. Dem 2,3 Millimeter flachen Mikrorotor-Weltrekord 12P folgte 2010 das ähnlich konzipierte, in der Höhe 2,35 Millimeter messende 1200P.


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Das Jahr 2013 brachte eine durchbrochen konstruierte Ausführung namens 1200S. Dieses Automatikwerk mit 0,11 Millimeter dünner Stundenrad-Brücke findet nun in das sportlich-elegante Polo-Gehäuse aus edlem Stahl. Sein Durchmesser beträgt 42 Millimeter. Durch das komplexe Uhrwerk reduziert sich die Bauhöhe der «Polo Skeleton» gegenüber der normalen «Polo S» mit dem vier Millimeter flachen Zentralrotor-Kaliber 1110P um 2,9 auf nur noch 6,5 Millimeter. Die aktuellen Unterschiede gegenüber dem ursprünglichen Kaliber 1200S bestehen in einer grauen oder blauen PVD-Beschichtung der tragenden Teile. Ausserdem verwendet Piaget für die Schwungmasse das kostengünstigere Schwermetall Wolfram. Eine weitere Besonderheit der neuen «Polo Skeleton» besteht in der Möglichkeit, das stählerne Gliederband mit wenigen Handgriffen selbst gegen ein gleich mitgeliefertes Lederband tauschen zu können.

EIN MECHANISCHES BALLETT FÜR DAS WEIBLICHE HANDGELENK Die neuesten Kreationen des Hauses Van Cleef & Arpels vereinigen Bewegung und Musik. An femininen Handgelenken bewirken sie ein faszinierendes Seh- und Klangerlebnis. Nach Auslösung der selbst entwickelten Mechanik erwacht das Zifferblatt zum Leben. Der Vorhang öffnet sich und gibt den Blick frei auf fünf in Tutus gehüllte Ballerinen sowie ein lebendiges Farbenspiel. Dazu erklingt eine passende Melodie in den kristallinen Tönen eines Glockenspiels und einer Spieluhr. Letztere besteht aus einer Zehn-Klingen-Klaviatur. Gezupft wird sie von Stiften, welche sich an der Unterseite der rotierenden, reich verzierten Scheibe befinden. Vier Hämmer schlagen ebenso viele Gongs des Glockenspiels an. Auf diese Weise erzeugen sie zusätzliche Töne. Das speziell konzipierte Uhrengehäuse verstärkt den Klang, indem es ihn durch die mit Diamanten ausgefasste Oberfläche nach aussen trägt. Auf diese Weise versetzt die traditionsreiche Marke Augen und Ohren in die zauberhafte Welt des Balletts. 52 Stunden beträgt die Gangautonomie des Handaufzugswerks mit retrograder Zeitanzeige. Zur Wahl stehen drei verschiedene Modelle. Die «Lady Arpels Ballerine Musicale Émeraude» zeigt lebendige grüne Farbnuancen. Auf der oberen Krone spiegelt ein Cabochon die Zifferblattfarbe wider. Das mit Edelsteinen ausgefasste Weissgoldgehäuse findet mit 44,5 Millimeter ans Handgelenk. Ruckzuck auswechseln lässt sich das Armband.

ROGER DUBUIS EXCALIBUR 39 MM Wer behauptet, dass Frauen keine automobile Leidenschaft entwickeln können, irrt gewaltig. Diese Erkenntnis hat Roger Dubuis dazu bewogen, ein weiteres Gemeinschaftswerk mit seinem italienischen Reifenpartner aus der Taufe zu heben. Damit die neue «Excalibur Spider Pirelli» auch gut an zarte Handgelenke passt, ist die DLC-beschichtete Titanschale lediglich 39 Millimeter gross. Wasser hält sie bis zu zehn bar Druck vom darin verbauten Uhrwerk fern. Wie das Wort Spider, also Spinne, im Modellnamen verheisst, besitzt das Manufakturkaliber RD510SQ eine konstruktiv durchbrochene Struktur. Somit verbirgt es nichts von dem, was es zur Messung der kostbaren Zeit braucht. Bei «7» bewegt sich ein Tourbillon jede Minute einmal um 360 Grad. Ist die gegenüber bei «1» erkennbare Zugfeder durch Drehungen an der gummibeschichteten Krone voll gespannt, läuft die aus 179 Komponenten zusammengefügte Mechanik beruhigende 60 Stunden lang. Die Entwicklung und Produktion des Ganzen erfolgen nach den Vorgaben des Genfer Siegels. Ihm zufolge darf die Armbanduhr pro Woche nicht mehr als eine Minute falsch gehen. Bedingt durch die Limitierung ist Schluss nach insgesamt 28 Exemplaren. SPORTLICHE MARKEN-PARTNERSCHAFT 1963 präsentierte Jack W. Heuer den betont schlichten Carrera-­ Chronographen. Im gleichen Jahr gelangte der legendäre, von Ferdinand Alexander Porsche gestaltete 911er Sportwagen auf den Markt. Einen solchen legte sich der Chef des Uhrenherstellers 1968 im Zuge einer Zusammenarbeit mit dem Schweizer Rennfahrer Joseph «Jo» Siffert zu. Von 1984 bis 1986 kooperierte die TAGGruppe (Techniques d’Avant Garde), welche Heuer im Jahr 1985 übernahm, erstmals mit Porsche. Seit 1999 arbeiten beide Unternehmen bei Motorsport-Events wie dem Porsche Carrera Cup, dem Supercup und der Endurance-Weltmeisterschaft zusammen. 2019 gesellte sich die FIA Formel-E hinzu. Den Beginn der offiziellen Markenpartnerschaft zwischen TAG Heuer und Porsche im Jahr 2021 markiert ein 44 Millimeter grosser Carrera-Chronograph. Seine Keramik-Lünette mit Tachymeterskala trägt den Schriftzug Porsche. Die 44-Millimeter-Edelstahlschale birgt das hauseigene Automatikkaliber Heuer 02 mit 80 Stunden Gangautonomie. Durch ihren Sichtboden zeigt sich der passend zum Porsche-­ Lenkrad gestaltete Rotor. Der TAG Heuer «Carrera Porsche Chronograph Special Edition 44 mm Calibre Heuer 02 Automatik» ist unlimitiert entweder mit Leder- oder Stahlband erhältlich.

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TEMPO-STOPPER Vor 52 Jahren debütierte bei Zenith das erste Chronographenkaliber mit Selbstaufzug und fünf Hertz Unruhfrequenz, El Primero genannt. Im kürzlich vorgestellten «Chronomaster Sport» muss es dem neuen Automatikkaliber 3600 weichen. Die Entwicklung des Newcomers erfolgte nach Kriterien des 21. Jahrhunderts. Dazu gehören die Reduzierung der nötigen Komponenten auf nur noch 311 sowie gezielte Massnahmen zur effizienteren, Fehler minimierenden Montage. Überarbeitete Zahnprofile tragen zur Steigerung der Gangautonomie von 50 auf 60 Stunden bei. Weil sich der zentrale Chronographenzeiger flott innerhalb nur zehn Sekunden um seine Achse dreht, erfolgt sein Antrieb durch das Ankerrad. Festgehalten hat Zenith am klassischen Schaltrad zur Steuerung der drei Chronographen-Funktionen Start, Stopp und Nullstellung. Bei «3» erfasst ein Totalisator Intervalle bis zu 60 Sekunden, ein bei «6» positioniertes Pendant zählt bis zu 60 Minuten. Sekundengenaues Einstellen der Zeit-Zeiger gestattet fortan der neu integrierte Unruhstopp. Bis zu zehn bar Wasserdruck hält das Stahlgehäuse mit Keramiklünette und 41 Millimeter Durchmesser problemlos aus.


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LAMBORGHINI COUNTACH

MOTION

DAS AUTO AUS EINER

ANDEREN GALAXIE Autorin_Lone K. Halvorsen Bilder_Lamborghini

ER SIEHT AUS WIE EIN KAMPFJET AUS EINER ­A NDEREN GALAXIE, DER MIT SEINEM EXZESSIVEN ­T EMPERAMENT DER ­G ANZEN WELT DER S­ PORTWAGEN DAVONFLIEGT. 109


PRESTIGE Nur wenige Autos schafften es, die Automobilwelt zu verändern. Der Lamborghini Miura war eines davon. Doch er sollte schon bald einen würdigen Nachfolger erhalten ...

BRUTAL

Brutal kantig und unverhüllt aggressiv mit einem Design, das seinesgleichen sucht. Jenseits aller gängigen Vorstellungen, wie ein Auto auszusehen hat, fragt man sich in der Tat, ob man es hier mit einem Auto oder einem Raumschiff zu tun hat. Der Legende zufolge sollen die Zuschauer im Raum von Karosseriemeister Nuccio Bertone, als das erste Konzept des Countach präsentiert wurde, begeistert «Countach!» ausgerufen haben. Der Ausruf des Erstaunens stammt aus dem piemontesischen Dialekt und bedeutet so viel wie «Wow» oder «fantastisch» und wird eigentlich von Männern beim Anblick einer schönen Frau verwendet – wenngleich man bei einem Auto solchen Kalibers auch eine Ausnahme machen kann. Ferruccio Lamborghini zögerte nicht lange und ging zum Patentamt und zum nächsten Taufbecken, denn dies war die Taufe einer Auto-Ikone.

den «Commendatore» aus Maranello. «Das war der Punkt, an dem ich mich entschieden hatte, selbst das perfekte Auto zu bauen.» Als Lamborghini dann Anfang der 1960er Jahre verkündete, dass er einen Sportwagen bauen wolle, mit dem er Ferrari Konkurrenz machen könne, glaubten einige, dass er den Verstand verloren hätte. Doch Lamborghini war von seiner Idee überzeugt, im Jahr 1963 gründetet er die «Lamborghini Automobili», und in Sant'Agata Bolognese, etwa 25 Kilometer von Bologna entfernt, wurde eine moderne Fabrik errichtet. Für den Debütwagen gab es klare Vorstellungen – es sollte der schönste V12 weltweit werden. Der 350 GTV war bei seiner Präsentation im selbigen Jahr ein Meisterwerk, und die Geschichte von Lamborghini Automobili nahm ihren Lauf. Als kleine amüsante Anekdote ist gewiss die Tatsache zu erwähnen, dass der 350 GTV von Giotto Bizzarrini entwickelt wurde, der zuvor in Ferraris Diensten gestanden hatte. Dass aus der Traktorenwerkstatt innerhalb weniger Jahre eine der edelsten Sportwagenschmieden der Welt geworden war, wurde spätestens 1966 klar, als der Lamborghini Miura die Automobilwelt revolutionierte. Bereits Ende der 60er Jahre galt Lamborghini auf der ganzen Welt als Symbol des Exzesses, als etwas, das über die Philosophie und das Design der anderen Autobauer hinausging. Und wenn Lamborghini so etwas wie «normale» und gemässigte Autos baute, dann blieb es meist «nur ein normales» Auto ohne den erhofften Erfolg – letztlich war das Image des Unternehmens längst ein anderes als das eines herkömmlichen Autobauers.

DER ERBITTERTE KAMPF GEGEN FERRARI

Schon als Kind begann Ferruccio Lamborghini sich für Technik zu interessieren, und während seiner Militärzeit wurde er mit der Reparatur von Einsatzfahrzeugen vertraut. Ausgemusterte Kriegsgeräte sollten später die Grundlage für seine Unternehmer-Karriere legen. Er kaufte alte Militärfahrzeuge und baute sie zu Schleppern für die Landwirtschaft um. Es folgten Eigenentwicklungen für Traktoren und Motoren und die Gründung einer Traktorenfabrik. Der erfolgreiche Unternehmer hatte jedoch auch eine Passion für Sportwagen – in seinem Fuhrpark befand sich auch ein Ferrari. Der Wagen bereitete ihm jedoch nicht nur Freude, und aufgrund der ständig auftretenden Kupplungsprobleme suchte er schriftlich den Kontakt zu Enzo Ferrari. Ferrari hingegen war ganz und gar nicht begeistert über den Brief von Lamborghini, und in einem Wutanfall – so die Überlieferung – schimpfte er herum, dass er sich nicht von einem Traktorfahrer vorschreiben lasse, wie er seine Autos zu bauen habe. «Lamborghini, du magst ja Traktoren fahren können, aber du wirst nie in der Lage sein, einen Ferrari richtig zu handhaben.» So zitierte Lamborghini

DIE REINHEIT DER GEOMETRIE

Der unbestrittene König der Autosalons von 1966, der Lamborghini Miura, hatte das Konzept des Sportwagens gänzlich neu definiert, und mit dem Modell SV wurde eine definitive Version des legendären Modells hergestellt, welche beim Autosalon in Genf 1971 vorgestellt wurde. Doch die zu erwartende Aufmerksamkeit auf diesen praktisch perfekten Sportwagen blieb aus. Die

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Aufmerksamkeit hatte ein noch aussergewöhnlicheres und spektakuläreres Auto auf sich gezogen – der wahre Star des ganzen Salons: der extravagante, aus der Feder von Marcello Gandini stammenden Prototyp des Lamborghini Countach. Der futuristische Wagen, welcher scheinbar aus der Zukunft entsprungen war, deklassierte jeden Sportwagen am Autosalon zu einer Familienkutsche. Die Begeisterung für den Nachfolger des Miura war enorm – ganz anders als der rassig dahinfliessende Miura wirkte der Countach wie ein kubistischer Monolith. Die Idee von Gandini war, dass ein Nachfolger als solcher nicht erkennbar sein dürfe, denn sonst würden die Vergleiche nie aufhören. Es sollte einen Bruch in der Tradition geben, und was bis anhin als Designtrend gegolten hatte, gehörte nun in die Vergangenheit. Mit einer Höhe von 103 Zentimeter und einer Breite von 187 Zentimeter und zudem ein Konglomerat aus Kanten und Klüften mit einer flach abfallenden Linie der Front, welche fast waagerecht nach hinten verlief, um dann beim Heck plötzlich abzubrechen, wollte Gandini dem Fahrtwind nur wenig Widerstand entgegensetzen, aber parallel dazu lechzte der V12 nach Kühlluft. Hinzu kamen Klappscheinwerfer und spektakuläre Scherentüren, die schräg nach oben geöffnet wurden. Die Proportionen haben alle Vorstellungen gesprengt von dem, was einen Motor und vier Räder hat – das war der neue Stil von Lamborghini. Doch ein Problem hatte Gandini, denn Lamborghini hatte zu diesem Zeitpunkt nicht ernsthaft die Absicht, den Countach in Serie zu produzieren. Vielleicht ein paar Einzelstücke für ausgesuchte Kunden, aber gewiss nicht mehr. Doch das sollte sich ändern,


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denn der Countach traf den Stil der 70er Jahre auf den Punkt. Bis die Fertigung beginnen konnte, sollten jedoch drei schwierige Jahre mit einer dünnen Finanzdecke, einer Kette von Streiks im Werk und einem hektischen Entwicklungsprogramm vergehen. So wurde weiter am Countach getüftelt, und pünktlich zur Ölkrise war der Lamborghini Countach LP400 fertig entwickelt. Lamborghini war das Timing völlig egal, denn bei solch einem Einstiegspreis dürfte der Spritpreis den Käufern auch egal sein.

keitsrausch des Countach. Mit seinem 4.0-Liter-Motor, den 375 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 309 km / h war der Countach nicht nur das futuristischste, sondern auch noch das schnellste Serienauto der Welt.

DAS ENDE EINER LEGENDE

Entweder man liebt(e) oder man hasst(e) den Countach. Kaum ein Auto hat die Gemüter so weit auseinandergebracht und die gegensätzlichsten Ansichten so kontrovers diskutiert. Während die Gegner den Wagen als unpraktisch und vulgär bezeichneten, kamen die Fürsprecher nicht mehr aus dem Staunen heraus. Zwar möge der Wagen absurd und gar unpraktisch sein, aber unglaublich aufregend. Tatsache ist, der Countach war ein grosser Erfolg und wurde 16 weitere Jahre lang gebaut. Die letzte Evolutionsstufe von 1988 und 1990 war das Jubiläumsmodell «Lamborghini Countach 25th Anniversary», welches zum 25-jährigen Bestehen des 1963 gegründeten Unternehmens Lamborghini Automobili entworfen wurde. Heutzutage kann der bis zu 55kW / 748 PS starke Countach zwar kräftemässig nicht in der 1000-PS-Liga mithalten, dafür bleibt der Zwölfzylinder das entscheidende Bindeglied zwischen den frühen Sportwagen der 1960er Jahre und denen des 21. Jahrhunderts. Die Langlebigkeit des Countach hätte im Jahr 1971 wohl kaum jemand für möglich gehalten, aber mit seinem martialischen Charakter prägte er das Image von Lamborghini. Wohl verdient hat der Countach den Sprung vom «Bad Boy» zur Auto-Ikone geschafft.

EINE NEUE DIMENSION DER GESCHWINDIGKEIT

Nach der optischen Radikalkur waren die Entwickler auch reichlich bemüht, mit den «inneren Werten» zu trumpfen. Nicht nur von aussen sah das Auto futuristisch aus, von innen war es noch radikaler, denn die Instrumente schienen aus einer Raumfahrtkapsel zu stammen. Das Lenkrad besass nur eine Speiche, und wie die Sitze war es auch gepolstert. Die Motorisierung bestand aus einem 12-Zylinder-Motor in einer 60-Grad-V-Stellung mit doppelten obenliegenden Nockenwellen, welcher vor der Hinterachse und – nicht wie beim Miura – längs statt quer zur Fahrtrichtung positioniert wurde. Daher auch die Bezeichnung «LP» für Longitudinale Posteriore. Statt das Getriebe wie üblich hinter den Motor zu setzen, wurde es hier vor dem Motor platziert. Dadurch lag es zwischen den beiden Sitzen, und der Schalthebel griff somit direkt ins Getriebe. Als es im Frühjahr 1974 endlich so weit war, feierte die Fachwelt den Geschwindig-

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FA SHI ONFASHION PRESTIGE

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Dress and bralette: Kenzo Bracelet: Hermès

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ÇA PASSE

Autorinnen_Swenja Willms und Snesha Bloom Bilder_Lukas Wälli

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Top: Nanushka by Vivian Graf Necklace: Hermès

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Wann ist ein Mensch schön in deinen Augen? Was bedeutet Schönheit für dich persönlich? Schönheit hat für mich viel mit Selbstvertrauen zu tun, stolz auf sich zu sein, egal, welche Standards es gibt, bescheiden zu bleiben und gute Energien zu haben. Jeder ist auf seine Weise schön, und deshalb ist es so schwer, eine universelle Definition des Wortes Schönheit zu finden. Jemand ist schön für mich, wenn er mir das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein. Er gibt mir die Stimmung, wild und einzigartig zu sein. Es geht mehr um die positiven Energien, die jemand dir geben kann, als um sein Aussehen.

EIN SWISS-MODEL EROBERT DIE INTERNATIONALE MODEWELT: VON GUCCI- UND VETEMENTS-­ KAMPAGNEN BIS ZUR «VOGUE»–PRISCILLA CHESEAUX HAT DEN GROSSEN DURCHBRUCH GESCHAFFT. SEIT IHREM KARRIERESTART 2018 HAT DAS ERFOLGREICHE MODEL SCHON VIEL ERREICHT, TROTZDEM SCHEUT SICH DAS JUNGE FOTOTALENT NICHT DAVOR, NOCH GRÖSSER ZU TRÄUMEN.

Welche sind die guten und die schlechten Seiten am Modeln? Jeder erlebt das Modeln anders, aber für mich war das Gute, zu reisen und neue Städte entdecken zu können, kreative Leute kennenzulernen, etwas über Mode zu lernen, mehr Selbstvertrauen zu gewinnen, coole Bilder zu produzieren und ein Einkommen zu generieren. Die schlechten Seiten sind die Tatsachen, dass nicht jeder immer nett ist, Leute können versuchen, dich zu Fall zu bringen und dir ein schlechtes Gefühl für dein Aussehen zu vermitteln. Deshalb ist es wichtig, für sich selbst zu stehen und sich für niemanden zu verändern, da es schnell ungesund werden kann. Ausserdem kann Modeln auch stressig werden mit all den Castings und Reisen, aber wie bei jedem Job ist es überschaubar und nicht immer eine schlechte Sache.

PRESTIGE: Priscilla, dich für ein Shooting zu buchen, war nicht leicht. Du bist derzeit das Gesicht vieler Kampagnen und auf hunderten von Catwalks zu sehen. Wann gelang dir der Sprung in die Modebranche? PRISCILLA CHESEAUX: Ich denke, es wurde ernst, als ich bei meiner Mutteragentur V Management New York unterschrieb. Sie sagten mir sofort, dass ich mit Modeln meinen Lebensunterhalt sichern könnte, und ich vertraute ihnen. Dann halfen sie mir, in verschiedenen Ländern gebucht zu werden, und ich begann, hauptberuflich als Model zu arbeiten.

Hast du einen Ratschlag für junge, aufstrebende Models? Meine Botschaft an die Newcomer wäre, sich mit gesunden Menschen zu umgeben, die sich für dich einsetzen, sich selbst treu bleiben und sich konzentrieren, manifestieren, gross träumen, der eigenen Intuition folgen und nicht aufgeben. Es kann mental belastend sein, aber man kann nicht jedem gefallen, und nicht jeder hat einen guten Geschmack.

Fangen wir gleich mit den Highlights an: Wie war deine Erfahrung, für Gucci zu arbeiten? Absolut surreal. Das war eines meiner Ziele, als ich anfing, als Model zu arbeiten, und dieses zu erreichen, hat mich so glücklich und stolz auf die harte Arbeit gemacht. Ausserdem war es sehr schön, mit dem Gucci-Team zusammenzuarbeiten! Wie nimmst du die Entwicklung auf den Laufstegen dieser Welt wahr? Unterstützt du die These, dass Models, auch in Bezug auf ihre Körpermasse, diverser werden und nicht mehr den klassischen Stereotypen entsprechen? Ich denke, dass Mode und die Models zwar vielfältiger werden, diese aber immer noch von den Marken und dem Markt abhängig sind. Es ist noch nicht perfekt, aber es entwickelt sich definitiv weiter, und ich hoffe, dass immer mehr Marken diese Mentalität annehmen, weil Mode die Welt so widerspiegeln sollte, wie sie ist: vielfältig.

Was sind deine Ziele und Wünsche für die Zukunft? Ich würde gerne Teil eines Videoclips einiger Künstler sein, die ich höre, wie Shygirl oder Arca, Eartheater. Dies ist etwas, was ich noch nie erlebt habe, und es wäre so aufregend. Nachdem ich in mehreren «Vogue»-Editorials war, würde ich zum Beispiel gerne ein Cover-Shoot bekommen. Es gibt eine lange Liste von Dingen, die ich noch erreichen möchte, um meine Karriere weiter voranzutreiben.

Labels setzen auf «inclusive booking» – werden die Karten im Fashion-Business neu gemischt, da die Akzeptanz von Models, die nicht der Norm entsprechen, mittlerweile grösser ist? Wie ich bereits erwähnt habe, entwickelt sich die Mode ständig weiter, und Inklusivität ist Teil der Entwicklung. Daher ist das Buchen von Models, die nicht der «Norm» entsprechen, ein Muss, da sich die Leute mit ihnen identifizieren und ihre Unterschiede und was sie einzigartig macht akzeptieren können.

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PHOTOGRAPHY: LUKAS WÄLLI

PHOTOGRAPHY ASSISTANT: KATHRIN HUBER

MODEL:

PRISCILLA FROM VISAGE INTERNATIONAL MANAGEMENT ZÜRICH

STYLING:

ARIANNA PIANCA FROM STYLE COUNCIL ZÜRICH

STYLING ASSISTANT: ANTONINA MITCHENKO

HAIR:

GIADA MARINA GIORGIO

MAKE-UP:

SNESHA BLOOM

POSTPRODUCTION: LENA JUICE

PRODUCTION:

CALL LIST PRODUCTION ZURICH

LOCATION:

S+K WERBEFOTOGRAFIE

SPECIAL THANKS TO:

SARAH CALDWELL AND ZINETA BLANK

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FASHION Dress: Nanushka by Vivian Graf Earrings: Hermès

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LINKS Total Look: Prada RECHTS Total Look: Erdem

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PRESTIGE LINKS Top: Akris at Maison Gassmann Pants: Just Cavalli RECHTS Total Look: Hermès

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LINKS Total Look: Hermès RECHTS Suit and blouse: Akris at Maison Gassmann Shoes and choker: Hermès

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BE AUTY WELL BEING PRESTIGE

BEAUTY & WELL BE ING

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Nachhaltige Schönheit DAS BEWUSSTSEIN FÜR DIE UMWELT BLÜHT AUF. UND ES MACHT AUCH SCHÖN: NATURKOSMETIK WAR NOCH NIE SO BELIEBT WIE HEUTE. IMMER MEHR GRÜNE NISCHENBRANDS EROBERN DEN BEAUTY-MARKT MIT EDLEN ABSICHTEN, IDEEN UND VISIONEN.

Autor_Beat Krenger

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Unsere Haut tragen wir ein Leben lang. Viele Menschen schenken ihr oft wenig Beachtung, bis sie eines Tages allergisch reagiert oder sich die ersten Falten ankündigen. Rund zwanzig Minuten am Tag verbringen wir durchschnittlich im Badezimmer. Die tägliche Körperpflege ist vielfach Gewohnheit und wird mehr oder weniger bewusst morgens und abends als selbstverständliches Ritual wiederholt. Dabei kann gerade diese kurze Zeitspanne dazu beitragen, dass wir uns in unserer Haut besser fühlen. Natürlich muss man die Produkte mögen, die aufgetragen werden. Sie müssen gut riechen, sie müssen wirksam und verträglich sein. Immer mehr Menschen verlangen aber mehr. Ob Gesichts­ creme, Body-Lotion, Shampoo, Parfum oder Deo: Man will wissen, was genau darin steckt, wie und wo sie genau hergestellt wurden und ob sie auch nachhaltig wirken. Die Absicht liegt auf der Hand: Wir entscheiden heute sehr bewusst, was wir auf unserer Haut und in unserem Körper haben wollen und was nicht. Im digitalen Zeitalter ist es viel einfacher geworden, sich über die verwendeten Inhaltsstoffe und deren Wirkung zu informieren. Und so fordern viele Konsumenten immer selbstverständlicher, womit sie ihren Körper pflegen möchten, damit sie sich rundum wohlfühlen. Umweltfreundliche Herstellung, natürliche Produkte aus fairem Handel und Recycling sind endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Skincare bedeutet auch Selfcare. Oder anders formuliert: Verwöhne dich selbst – ohne schlechtes Gewissen. Denn unser Körper ist ein grosses Gesamtkunstwerk, ein komplexes wie geniales Biosystem. Die Gesundheit unserer Haut ist Voraussetzung für unser Wohlbefinden und ja, auch für ein gutes Aussehen. Die Schweizerin Nadine Ammari, die sich mit nur 33 Jahren weltweit einen Namen mit ihrer Premium-Naturkosmetik-­Marke Namari Skin gemacht hat, begab sich bereits mit Anfang zwanzig auf die Suche nach einer Pflege, die Haut und Umwelt gleichermassen schonen kann – aus ganz persönlichen Gründen. «Den grössten Teil meiner Teenager- und jungen Erwachsenenjahre hatte ich mit reaktiver, entzündeter, unreiner und sehr empfindlicher Haut sowie mit verschiedenen Arten von Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu kämpfen. Und so hat alles seinen Anfang genommen», erinnert sie sich. Nadine Ammari hatte das Glück, bereits mit Naturkosmetik und Naturheilmitteln aufzuwachsen, und deshalb war schnell klar, in welche Richtung es gehen musste.

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Ohne ihre Vorgeschichte wäre sie heute nicht so «besessen» vom Thema Haut, ihren Funktionen und Symptomen und der Frage, wie man einen gesunden und schönen Teint mit Hilfe der Natur bekommt. Nadine Ammari hätte gleichzeitig auch kein ganzheitliches und gründliches Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Haut, Hautpflege und Ernährung gewinnen können. Heute weiss sie, dass alles so sein musste, um ein umfassendes Wissen über die physischen und emotionalen Auswirkungen von Hautproblemen zu erlangen. «Heute ist meine Haut endlich gesund», freut sich Ammari. Seit fünf Jahren verfolgt sie nun leidenschaftlich die Mission, andere dabei zu unterstützen, dasselbe zu erreichen. «Durch meine Arbeit als Naturkosmetikerin kam ich mit vielen tollen Pflegeserien in Kontakt. Doch beim Austesten überwogen gewisse Nachteile, und mir fehlte immer mehr diese eine ‹perfekte› Linie, die in Sachen Wirksamkeit, Nachhaltigkeit, Branding und Philosophie genau das erfüllte, was ich mir wünschte», erinnert sich Ammari. «Also begann ich zu recherchieren, Kontakte zu Rohstofflieferanten und Landwirten aus aller Welt herzustellen, probierte und tüftelte, bis ich die Produkte in der Hand hielt, die genau so waren, wie ich und meine Haut es sich wünschten.» Und so entstand schliesslich Namari Skin, eine echte Herzensangelegenheit. Für ihre Rezepturen lässt sich Nadine Ammari von traditionellen, fast vergessenen Schönheitsritualen inspirieren – und adaptiert sie in die Neuzeit. Alle Pflegeprodukte werden in der Schweiz von Hand hergestellt. Die Rohstoffe wurden sorgfältig ausgewählt, sind von höchster Qualität, naturbelassen, Fair Trade und praktisch alle zudem auch biologisch. Echte Schönheit hat viele Gesichter. Doch unser Schönheitsbegriff ist fest verwoben mit den aktuellen kulturellen Umwälzungen. Gerade im letzten Jahr fanden durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie wieder mehr Menschen Gefallen an der Natur, und es wuchs auch der Wunsch, ihr etwas zurückzugeben. Zwei kürzlich in der Fachzeitschrift «Plos One» erschienene Studien stützen diesen Eindruck. Beide Untersuchungen wurden in den USA gemacht, doch die Ergebnisse dürften problemlos auch auf Europa übertragbar sein. Demnach waren 26 Prozent der Menschen, die sich während den ersten Lockdown-Monaten im Wald aufhielten, im Jahr zuvor kein einziges Mal in der Natur gewesen. 57 Prozent der Befragten gaben an, mehr im Garten zu arbeiten als im Vorjahr, 54 Prozent verbrachten mehr Zeit in der Natur, um zu spazieren, um Kraft zu tanken oder sich sportlich zu betätigen. Offenbar bedurfte es erst einer weltweiten Pandemie, um den Menschen bewusst zu machen, wie erholsam und beruhigend es sein kann, sich draussen aufzuhalten. Und die Natur und die Kraft, die in ihr steckt, noch mehr wertzuschätzen. Nur allmählich wird daraus mehr als eine Floskel. «Ethischer Konsum ist endgültig zur Haltung geworden und im Mainstream angekommen», kommentiert Trendforscher Peter Wippermann den Wandel in der Gesellschaft. Darin liegt eine grosse Chance. Und es ist ein wichtiger Schritt hin zur Einsicht, dass der Schutz der Natur eine Notwendigkeit ist, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Gesellschaftliches Umdenken ist unbedingt erforderlich, um weitere Katastrophen zu verhindern und die beiden anderen grossen globalen Krisen, das Artensterben und den Klimawandel, erfolgreich zu bekämpfen. Gleichzeitig wird auch ein ungesundes Schönheitsdiktat zunehmend hinterfragt. Ewige Jugend und Faltenlosigkeit

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bis ins hohe Alter galten lange als erstrebenswert. Doch das veränderte sich in den letzten Jahren grundlegend. Eine neue Natürlichkeit ist angesagt. Instagram, Beauty-Blogs und YouTube-­ Beiträge propagieren immer mehr eine Authentizität, die auch vor der Schönheitsindustrie nicht Halt macht. Wirft man einen Blick zurück, dann wurden noch vor nicht allzu langer Zeit die Möglichkeiten der chemischen Produktion von Kosmetika als unendlich positiv angepriesen, ermöglichte doch der Einsatz synthetischer Stoffe, die einfach und billig aus Mineralöl herzustellen sind, dass die Pflegeprodukte für alle erschwinglich wurden. Und die Kosmetikindustrie entwickelte sich zu einer sehr profitablen Sparte der chemischen Industrie. In der EU sind mehr als 8000 Substanzen in Hautcremes und Duschgels erlaubt, viele davon auf Mineralölbasis, zum Beispiel synthetische Konservierungsstoffe wie Parabene, hormonwirksame Sonnenschutzfilter oder Mikroplastik in Peeling. Darunter befinden sich auch jede Menge chemische Stoffe, die wegen möglichen Gesundheitsgefahren mit einer Höchstmenge im Produkt belegt sind. Die Sicherheit von Kosmetik und Körper­pflege sei hoch in Europa, sagen die Verantwortlichen, und die Transparenz durch die Auflistung aller Inhaltsstoffe auf den Verpackungen gegeben. Offensichtlich reicht das vielen Konsumenten nicht mehr aus. Sie suchen im Netz auf eigene Faust nach Informationen und wollen verstehen, was genau in ihren Pflegeprodukten steckt, wie sie hergestellt werden und ob sie gesund für den Körper sind. Auch unabhängige Testberichte weisen in letzter Zeit vermehrt auf die negativen Auswirkungen oder unerwünschte Begleit­ erscheinungen von Chemiebomben in unseren Badezimmern hin. The Environmental Working Group aus den USA berichtet, dass Frauen durch Kosmetika, Lebensmittel, Reinigungsmittel und Umweltverschmutzungen heutzutage täglich durchschnittlich 126 Chemikalien ausgesetzt sind.

«ETHISCHER KONSUM IST ENDGÜLTIG ZUR HALTUNG GEWORDEN UND IM MAINSTREAM ANGEKOMMEN.» 156

«Die Sensibilität der Haut ist das neue ‹Thema Nummer eins›, und das ermöglicht einen Wandel, bei dem Verbraucher zunehmend auf Hautpflege aus authentischen Inhaltsstoffen setzen», stellt auch die Expertin Victoria Buchanan vom Trendforschungsinstitut The Future Laboratory fest. Naturkosmetik blüht also richtig auf. Das zeigen auch die Zahlen: So hat sich der Umsatz mit Naturkosmetik in Deutschland in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Eindrückliche 1,38 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2019 und ein Marktanteil von fast 20 Prozent zeigen: Naturkosmetik hat längst sein Öko-Image abgestreift, ist kein Randphänomen mehr, sondern salonfähig geworden. Auch für Männer. Dass Nachhaltigkeit edel riechen kann, beweisen die Parfümeure von Favorit & Co, die sich mit vier Düften eine Nische im umkämpften Markt ergattern konnten. Hinter der Marke stehen zwei Ästheten aus Zürich, die bewusst ihre Produkte gegen die Schnelllebigkeit kreieren wollen. Mit einem zusätzlichen Naturaspekt als Botschaft: Der Verschluss ihrer Flakons ist aus Bündner Arvenholz gearbeitet, weil es bekannt dafür ist, den Herzschlag zu verlangsamen. Favorit & Co produzieren bewusst am Ruhepuls der Zeit. Ihre Arbeiten sind getestet, überarbeitet und perfektioniert. Und werden lokal, ökologisch und sozial zusammen mit der Zürcher Stiftung St. Jakob hergestellt. «Nebst dem Aspekt der Nachhaltigkeit wecken Schweizer Produkte eine Art Lokalstolz und Assoziationen mit Qualität und Wertigkeit», erklärt Andreas Zellweger von Favorit & Co. Ein Anliegen mit einem klaren Ziel vor Augen: «Unsere Produkte sollen genussvolle Momente ermöglichen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.» Moderne Naturprodukte, die dieses Prädikat auch verdienen, haben nichts mehr mit den festen Salben und öligen Texturen, wie sie vor zwanzig Jahren noch üblich waren, zu tun. Es wurde viel geforscht, ausprobiert, verbessert und entwickelt. Und Experten sind sich einig, dass Naturkosmetik heute keinen Vergleich scheuen muss. Im Gegenteil – viele Produkte, die auf die Kraft der Natur setzen, überflügeln heute manche herkömmliche Gesichtscremes an Wirksamkeit und Verträglichkeit. Doch wie gewinnt man den Überblick in dem wachsenden Angebot an Naturkosmetik-Marken? «Tendenziell sind die Kunden bereits im Vorfeld informiert», erklärt Nadine Ammari. «Namari Skin ist eine Nischenmarke und eigentlich nur an Orten zu finden, auf die man durch aktive Recherche nach hochwertiger Naturkosmetik stösst.» Ihr Ratschlag für Einsteigerinnen: «Obwohl es das Buch schon sehr lange gibt, finde ich es immer noch eines der besten: ‹Kosmetik-Inhaltsstoffe von A bis Z› von Heinz Knieriemen. Mir war der Ratgeber in jungen Jahren gerade beim Kosmetikkauf eine grosse Hilfe.» Ein grünes Image – das wünschen sich immer mehr Marken und werben teilweise auch damit. Mittlerweile haben auch die Massenproduzenten der Beauty-Industrie den Trend erkannt. Doch im Hintergrund sitzt dabei immer die Angst vor einer öffentlichen Anklage: Greenwashing. Denn die Mehrheit der Kosmetikindustrie folgt dem grünen Trend nicht aus voller Überzeugung, sondern in erster Linie, weil sich die Produkte immer besser verkaufen. Doch was bedeutet «Greenwashing» eigentlich? Hat der Begriff überhaupt eine klare Bedeutung? Oder ist er zur rhetorischen Waffe geworden, die sich je nach Ziel anpassen lässt? Nadine Ammari beobachtet den grünen Anstrich, den sich immer mehr auch Kosmetikmarken geben, die jahrelang ausschliesslich auf chemische Rezepturen setzten, äusserst kritisch.


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«In einer Welt, in der Profit offiziell über dem Wohl des Planeten und seiner pflanzlichen, tierischen und menschlichen Bewohner steht, wo das akzeptiert und sogar mit dem Konsumverhalten vieler unterstützt wird, ist es keine Überraschung, dass immer mehr Firmen Greenwashing betreiben.» Es habe sich vielerorts die Haltung manifestiert, dass ein bisschen Grün besser sei als gar nichts, doch damit ist die Naturliebhaberin gar nicht einverstanden: «Ich schätze es nicht, wenn mittels Wortspielereien und selbsterfundenen Bio-Logos, die an Zertifizierungen erinnern, die Kunden manipuliert werden.» Denn die Liste der Inhaltsstoffe sei ja nicht das Einzige, was zähle. «Bis ein fertiges Produkt im Regal steht, gibt es viele Aspekte zu bedenken – vom Feldarbeiter, der den Ausgangsrohstoff produziert, über die Herstellung umweltbewusster Verpackungen bis hin

zu schonenden Abläufen in der Produktion», stellt Ammari fest. Jemand, der Greenwashing betreibe, lege auf die meisten dieser Werte keinen Wert und verdiene oftmals den Grossteil seines Geldes mit Produkten, die alles andere als natürlich und umweltfreundlich seien. Gerade deshalb empfiehlt die Naturkosmetik-Expertin, wann immer möglich, auf Nischenprodukte unabhängiger Marken zu setzen. Längst kein Nischenprodukt mehr ist Korres. Bis vor wenigen Jahren wurde in Griechenland eine eindrückliche Produktpalette der heimischen Naturkosmetik-Pioniere exklusiv in etwa 3000 Apotheken vertrieben, mittlerweile sind es 6500. Die Marke ist in 40 Ländern vertreten, in exklusiven Kaufhäusern, unter anderem in Tokio und Berlin, und mit 35 eigenen Läden in Städten wie Athen, New York und Paris. Diverse Shampoos

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und Cremes aus dem Hause Korres findet man aber immer noch in der kleinsten Dorfapotheke des Heimatlandes – was wiederum mit der Entstehungsgeschichte zusammenhängt: Der Pharmazeut George Korres hat die Marke 1996 in einer der ältesten homöopathischen Apotheken von Athen gegründet. Das erste Produkt war keine Hautpflege, sondern ein Heilmittel der anderen Art: ein Kräuter-Halsbonbon auf der Basis von Honig und Anis. Das Rezept stammte noch vom Grossvater, einem Heilpraktiker. Als in der Apotheke von Korres immer mehr Stammkunden nach den selbst angerührten Heilkräuter-Tinkturen fragten, begann er schliesslich damit, eine eigene Produktlinie zu entwickeln. Das Ziel war es von Anfang an, eine Pflege herzustellen, die aus rein botanischen, aktiven Wirkstoffen besteht. Für jede neue Entwicklung nutzt die Marke ihren pharmazeutischen Erfahrungsschatz von über 3000 homöopathischen Pflanzen und Kräutern. «Effektive Produkte aus dem Reichtum der Natur» lautet ein zentrales Credo. Allerdings, und das ist George Korres wichtig, sei damit keine Effektivität mit überhöhten oder falschen Versprechungen gemeint. Das klingt ungewöhnlich ehrlich in der heutigen Zeit, in der jedes Produkt als Wundermittel für strahlende Haut angepriesen wird. Egal, was drinsteckt, nahezu alle Inhaltsstoffe der Haut-, Körper- und Haarpflege von Korres stammen aus der griechischen Fauna und werden dort von ortsansässigen Bio-Bauern bezogen. Absolute No-Gos sind jegliche synthetischen Zugaben wie Parabene, Silikone oder Mineralölderivate. Zum Glück hat der Konsument heute die freie Wahl zwischen Chemie und Natur. Laut einer Studie des Forschungsinstituts Hamas Worldwide kaufte im ersten Halbjahr 2020 mehr als jeder fünfte Erwachsene regelmässig Naturprodukte für die Gesichtswie Körperpflege. Tendenz steigend. 65 Prozent der Befragten, und darunter besonders die jüngeren Generationen, gaben an, dass sie gerade beim Einkaufen bewusster handeln. Und nicht nur davon

sprechen. Gemäss einer Studie des Masdar-Instituts kauft knapp die Hälfte der Generation Z regelmässig nachhaltige Marken, und ein Drittel aller Befragten hat bereits aktiv Brands boykottiert, die ein umweltschädliches Handeln an den Tag legen –etwa indem diese Plastikverpackungen produzieren, die später im Abfall oder gar im Meer landen. Das französische Start-up Umaï will dem globalen Müllproblem mit festen Natur-Shampoos Paroli bieten, denen zuvor das Wasser entzogen wurde und die deshalb keine Plastikflasche als Verpackung mehr benötigen. Da die handliche, feste Form in einer wiederverwertbaren Schachtel aus rezyklierten Baumwollstreifen in alle Welt verschickt werden kann, fällt kein einziges Gramm Abfall an. Das hört sich beinahe revolutionär an, hat aber vor allem mit viel Forschergeist, der Liebe zur Natur und etwas gesundem Menschenverstand zu tun. Verkauft wird das umweltbewusste Shampoo im Zürcher Naturkosmetik-Shop rilaks von Lisa Steinbach, selbst engagierte Verfechterin für mehr Nachhaltigkeit im Alltag dank natürlichen Pflegeprodukten, bei denen Transparenz, Qualität und Sinnlichkeit im Vordergrund stehen. Naturkosmetik ist also nicht nur gut für unser Wohlbefinden, sondern auch für unsere Umwelt. Nadine Ammari war es immer schon ein Anliegen, ihre Skincare-Linie so umweltschonend wie nur möglich zu verpacken – sie hat das über die Jahre hinweg Stück für Stück perfektioniert. Nun hat die Mutter eines vierjährigen Sohnes endlich eine Lösung gefunden, die all ihren hohen Anforderungen gerecht wird. «Wir haben neu eine einzigartige Verpackung aus einem baumfreien Papier entwickelt, das aus Nebenprodukten der Zuckerrohrherstellung einer Fair-Trade-Kooperative in Kolumbien gefertigt wird», stellt sie nicht ohne Stolz fest. Die komplette Verpackung werde selbst von Hand produziert und abgesehen von unbegrenzter kreativer Freiheit ermögliche dies gleichzeitig die volle Kontrolle über die Herkunft aller Verpackungsmaterialien von Namari Skin und der verwendeten Ressourcen. Nadine Ammari ist damit ein echter Coup geglückt. «Es muss für unsere vielen Produkte, die jedes Jahr über den Ladentisch gehen, kein einziger Baum mehr gefällt werden! Das ist für mich als Naturliebhaberin wie ein Lottogewinn.»

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LA PRAIRIE

Inspiriert von Dr. Paul Niehans’ richtungsweisenden Ideen und basierend auf der SkinBiology-Forschung des 21. Jahrhunderts, entwickelte La Prairie die Quintessenz der «Platinum Rare Collection»: die Wissenschaft von Haute-Rejuvenation. «Platinum Rare Haute-Rejuvenation Protocol» enthält neben Signalmolekülen, die das Zellwachstum anregen, auch das zum Patent angemeldete Platinum Multi-Peptide und den exklusiven Cellular Complex von La Prairie, die beide die Haut neu beleben. Drei «Platinum Rare Haute-Rejuvenation Protocol»-Phiolen bilden eine vierwöchige Intensivkur, die bis zu vier Mal pro Jahr angewendet wird.

TR ENDS

VALMONT

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ACQUA DI PARMA

«BARBIERE» von Acqua di Parma steht seit Generationen mit seinen belebenden Inhaltsstoffen für eine moderne und erfrischende morgendliche Routine. Die angenehme Textur feinster Qualität und die frischen und leuchtenden Noten von Colonia charakterisieren die innovativen, für die verschiedenen Bedürfnisse der männlichen Pflege entwickelten Rezepturen: Produkte für Rasur, Aftershave, Bartpflege, Haarpflege und -styling sowie für die Gesichtspflege, welche jetzt sowohl die neue Gesichtscreme «Crema Viso Multiazione» als auch den neuen Gesichtsreiniger «Detergente Viso Rinfrescante» umfasst.

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SISLEY

BEAUTY

Eine wahre Schatztruhe der Schönheit: Die «CREME MERVEILLEUSE» aus der neuen Kollektion «ESSENCE OF GOLD STURGEON» ­enthält die Extraktion zweier Stör-DNS-­ Stämme, welche für die Haut von komplementärem Nutzen sind. Durch die Remineralisierung der Haut kann «ESSENCE OF GOLD STURGEON» Pigment­ störungen mindern, die Haut verfeinern und straffen und deren J ­ ugendlichkeit erhalten. Der vergoldete Kugel­tiegel aus 18 Karat, der die kostbare «CRÈME MERVEILLEUSE» in sich birgt, ist Teil der exklusiven, auf 50 Stück limitierten Limited Edition.

2017 entwarf Isabelle d’Ornano als Hommage an eine geheimnisvolle und einzigartige Rose, die nur einmal im Jahr für kurze Zeit in ihrem Garten blühte, den Duft «Izia La Nuit». Heute verströmt die Izia-Rose eine neue Sinnlichkeit und setzt die Emotionen in einer neuen Parfumkreation, basierend auf blumigen, holzigen Chypre-Noten, fort. Die Duftnote ist noch genauso blumig, wird aber nun von Holztönen, einem Hauch Vanille und Ledernoten umgeben.


LILIV ING VI NG PRESTIGE

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Trollstigen Aussichtsplattform © Reiulf Ramstad Arkitekter / diephotodesigner.de

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DIE SCHÖNHEIT DER PRÄSENZ

LANDSCHAFTS­ARCHITEKTUR IN NORWEGEN

Steilneset Mahnmal © Statens Vegvesen / Jarle Wæhler

Autorin_Lone K. Halvorsen

WER MIT DEM AUTO DURCH NORWEGEN FÄHRT, WIRD NICHT NUR WAHRE NATUR­WUNDER E­ NTDECKEN, SONDERN AUCH EINE ARCHITEKTUR DER BESONDEREN ART.

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LIVING

Man stelle sich vor, auf einer Strasse zu fahren mit herrlichem Blick auf die imposanten Fjorde, die Berge und prächtigen Wasserfälle. An einem Punkt mit spektakulärer Aussicht halten Sie an und steigen auf eine Aussichtsplattform, und schon liegt Ihnen gefühlt ganz Norwegen zu Füssen. So in etwa geht es jährlich zahlreichen Touristen und Einheimischen in Norwegen, die einen Roadtrip auf einer der 18 «Norwegischen Landschaftsrouten» unternehmen. Vom hohen Norden bis zum tiefen Süden führen die wunderschönen Landschaftsrouten mit spektakulären Aussichtsplattformen, extravaganten Toilettenhäusern und auffallenden Rastplätzen – die Architekturpreise und weltweite Aufmerksamkeit erlangen – an den schönsten Landschaften Norwegens vorbei. Die Landschaftsrouten zählen zu den attraktivsten im Land und erstrecken sich insgesamt auf über 2136 Kilometer. Bei jeder Route sind zahlreiche architektonische Attraktionen zu entdecken, und jedes Jahr kommen weitere aussergewöhnliche Bauten hinzu – bis schliesslich das Projekt 2023 beendet werden soll.

Wie weckt man das Interesse der globalen Tourismusindustrie und schützt zugleich die Ressource Natur? Rastplätze und Aussichtspunkte in zeitgenössischer Architektur, moderne Kunst am Strassenrand? All diese Fragen haben sich vor einigen Jahrzehnten das norwegische Parlament und das norwegische Strassenbauamt gestellt. 1998 beschloss das Parlament, eine beträchtliche Summe Geld in den Bau von Parkplätzen, Wanderwegen und Informationstafeln zu investieren. Norwegens einzigartige Landschaft sollte besser erreichbar sein, die neuralgischen Punkte des Natur­ spektakels für die Autofahrer vermehrt in Szene gesetzt und die Übergänge zwischen Strasse und Natur ästhetisch und ökologisch kontrolliert werden. Naturliebhaber hinter Windschutzscheibe und Lenkrad – ein Widerspruch, den das norwegische Strassenbauamt auflösen wollte. Das Amt, die Architekten, Landschaftsarchitekten, Ingenieure und Künstler hatten bei ihrer Arbeit mehrere Kriterien zu erfüllen: Die verwendeten Materialien mussten wetterfest sein, und so griffen sie vor allem auf Stein, Beton, Metall, Holz und auch Glas zurück. Ausserdem hatte sich die Architektur den natürlichen Gegebenheiten anzupassen, und sie sollte ästhetisch anspruchsvoll sein. Sie fügt sich harmonisch in die Natur ein oder steht in scharfem Kontrast zu ihr, damit die Landschaft wirkungsvoll in Szene gesetzt wird. Es wurden keine offenen Wettbewerbe ausgeschrieben, sondern kleine Projekte vergeben unter der Vorgabe, dass Architekten und Künstler zusammenarbeiten oder ausgewählte Büros zu den Wettbewerben eingeladen werden. Damit hier nicht immer nur die Top Ten der (norwegischen) Architekturszene zum Zuge kommen, erweisen sich die Mitglieder des Qualitätskomitees nach eigenen Angaben als gewissenhafte Talentscouts. Nichtsdestotrotz waren auch ein paar renommierte Architekten aus dem In- und Ausland an dem

Aussichtspunkt Bergsbotn © Steinar Skaar / Statens Vegvesen

DIE NORWEGISCHEN LANDSCHAFTSROUTEN Architektur ist nicht nur per se ein Bauobjekt, sondern kann auch als Reaktionsfeld kulturelle Identitäten spiegeln oder gar als eine Symbiose mit der Natur erschlossen werden. Wie Architektur aussehen kann, die dem Menschen ebenso gerecht wird wie der Natur, das erfährt man allemal in Norwegen. Zeitgenössische Architektur in Norwegen boomt, und ihre Wurzeln liegen sowohl in der Vergangenheit wie in der Zukunft. Das Geheimnis der nordischen Architektur war schon immer deren enges Verhältnis zur Natur und Landschaft. Hier verschmilzt die Architektur mit der Natur und bewirkt durch die einzigartige Kulisse etwas, das die Gesamtheit ihrer Einzelteile übertrifft.

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Projekt beteiligt. Darunter auch einige der einflussreichsten Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit: Louise Bourgeois aus Frankreich (verstorben 2010), der Schweizer Star-Architekt Peter Zumthor und selbstverständlich auch das weltweit tätige und erfolgsverwöhnte norwegische Architekturbüro Snøhetta, welches das legendäre Opernhaus in Oslo gebaut hat. DAS NATURSPEKTAKEL TROLLSTIGEN Die Bergstrasse Trollstigen ist Norwegens meistbefahrene Landschaftsroute und ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Die Strasse durchquert eine bombastische Gebirgslandschaft von unvergleichlicher Schönheit. Die Bergstrasse schlängelt sich in elf Haarnadelkurven vom Tal Isterdalen zur Passhöhe Stigrøra hinauf. Seit 2011 gehört die architektonisch aufsehenerregende Aussichtsplattform «Trollstigen» zu einer der Hauptattraktionen der Landschaftsrouten. Zwischen den drei Bergen Bispen (Bischof ), Kongen (König) und Dronningen (Königin) stürzt der Wasserfall Stigfossen 320 Meter in die Tiefe, und inmitten dieser eindrucksvollen Landschaft im Westen Norwegens befindet sich diese spektakuläre Aussichtsplattform. Die gestalterischen Anforderungen an das Projekt waren klar definiert, denn das Naturspektakel sollte im Vordergrund stehen; daher durfte die Architektur nicht zu extravagant ausfallen. Sie sollte sich vielmehr dezent in das Umfeld einfügen, ohne der Landschaft die Schau zu stehlen. Dieses wahrlich nicht leichte Unterfangen wurde in die Hände eines einheimischen Architektenbüros gegeben, da diesem ein grösstmögliches Verständnis für die Platzierung von Architektur in die typisch norwegische Landschaft zugetraut wurde. Das Studio «Reiulf Ramstad Arkitekter» aus Oslo entschloss sich dazu, bei der Umsetzung des Projekts die natürlichen Gegebenheiten direkt in die Architekturgestaltung mit einzubeziehen. Betonwege und Brüstungen aus Stahlplatten mit rostfarbener Patina schlängeln sich nun durch die Landschaft mit mehreren Aussichtspunkten. Zudem ein Besucherzentrum mit Restaurant und Ausstellungen zur Region. Die bemerkenswerte architektonisch erbaute Aussichtsplattform ermöglicht eine sensationelle Aussicht auf die Berge und die umliegende Fjordlandschaft. Für Waghalsige empfiehlt sich die grösste Aussichtsplattform, denn diese ragt über eine Kante und schwebt 200 Meter über Trollstigen. ORTE DES GEDENKENS Für die Landschaftsrouten etwas zu entwerfen, gehört zu den begehrtesten Architekturaufträgen des Landes. Wenngleich nicht nur für inländische Architekten, denn das Projekt begeistert auch Koryphäen aus dem Ausland. Für den nördlichsten Punkt der Route, an der Landschaftsstrecke Varanger bei Vardø, hat Peter Zumthor sein erstes Projekt mit prominenter Unterstützung – die hochbetagte französische Bildhauerin Louise Bourgeois – an seiner Seite realisiert. Im Gedenken an die Opfer der norwegischen Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert ist das Gemeinschaftsprojekt Steilneset von Zumthor und Bourgeois zu einem Mahnmal geworden, das schlicht und würdevoll der Opfer gedenkt und sich zugleich – wie selbstverständlich – in die Naturkulisse einfügt, als sei es mit diesem Ort verwachsen. Nachdem Bourgeois und Zumthor 2006 mit dem Bau beauftragt worden waren, einigten sie sich auf eine archaische Formensprache. «Zumthor und ich haben Erde, Wasser, Feuer und Licht benutzt, um Ansichten der Stille zu schaffen», sagte Bourgeois wenig später. Selbst konnte sie in ihrem hohen Alter

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Die schönste Toilette der Welt befindet sich am Helgelandskysten und wurde von Haugen / Zohar Architects entworfen.


© Steinar Skaar / Statens Vegvesen

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den Ort nie besuchen, doch Zumthor machte sich mit dem Ort intensiv vertraut. Während Zumthors Denkmal zur meditativen Versenkung einlädt, liefert Bourgeois’ Installation ein starkes Bild zu den Hexenprozessen. Mit einem brennenden Stuhl und einer 100 Meter langen Gedenkhalle vermitteln sie ein schweres Stück Geschichte.

zungsmitglieder des norwegischen U-Bootes «Uredd» erinnert, welches im Zweiten Weltkrieg von einer Mine getroffen wurde. Ein weiteres bemerkenswertes Toilettenhäuschen findet man auf dem Aurlandsfjell. Auf der Westseite bei Stegastein ragen eine vom britischen Architekturmagazin «DesignCurial» prämierte Toilette und eine Aussichtsplattform in 650 Meter Höhe über den Aurlandsfjord hinaus. Durch die überhängende Lage konnte die Toilette mit grossen Glasfronten gebaut werden, die einen vollen Ausblick, aber keinen Einblick ermöglichen. Die als 30 Meter lange Rampe ausgeführte Plattform bietet eine einmalig atemberaubende Aussicht über den 650 Meter tiefer gelegenen Fjord und die umliegende Landschaft. Die von den Architekten entworfenen Anlagen entlang der Touristenstrasse sollen zweckmässig sein, aber auch die natürlichen Reize jedes Ortes unterstreichen und ihm «einen Namen und Charakter geben», sagt Karl Otto Ellefsen, Professor der Architekturund Designschule Oslo. Zweifelsohne beeindrucken die Bauwerke in vielerlei Hinsicht, aber einen besonderen Effekt haben die modernen Kleinbauwerke auf jeden Fall: An den in Norwegen auch im Sommer gelegentlich trüben Tagen, an denen die Wolken die Berge abschneiden und sich die Landschaft hinter einem grauen Regenschleier verliert, sind sie jedenfalls wohltuende Blickfänge in der Natur.

DIE SCHÖNSTE ÖFFENTLICHE TOILETTE DER WELT Jeder, der jemals einen Roadtrip unternommen hat, weiss, dass es eine der weniger glamourösen Seiten des Trips ist, unterwegs öffentliche Toiletten zu benutzen. Doch es gibt in der Tat stille Örtchen, die eigentlich viel zu schön sind, um dort sein Geschäft zu verrichten. Während Architekten weltweit um einen Auftrag für ein Museum eifern, fördert es den guten Ruf, wenn man für die Landschaftsrouten in Norwegen ein Toilettenhäuschen entworfen hat. An der Helgelandskysten-Route auf Ureddplassen befindet sich laut der englischen Tageszeitung «The Telegraph» die schönste öffentliche Toilette der Welt. Mit Blick über den Fjord, das Meer, die Vogelinsel und die Lofotenwand leuchtet das wellenförmige Toilettengebäude besonders eindrucksvoll in der Dunkelheit. Der Ureddplassen ist ausserdem ein Ort der Erinnerung. Auf dem Gelände befindet sich ein Denkmal, das an 42 verstorbene Besat-

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© Can Bordoy

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CU LINA CU LI NA RI RIUM UM 200


CULINARIUM

PALMA

FÜR FOODIES –

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© Can Bordoy

KULINARISCHER WEEKEND-BREAK IN DER BALEARENMETROPOLE


© Palma 365

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CULINARIUM

Lange Zeit galt Mallorcas mehr als 450’000 Einwohner ­zählende ­Inselhauptstadt Palma, in deren Grossraum heute bereits ­jeder zweite Mallorquiner lebt, Urlaubern allenfalls als Ausflugsziel. Der p ­ erfekte Ort für ein ­wenig Abwechslung vom ­unkomplizierten Strandleben oder relaxten Finca-­Ferien im grünen Hinterland. Doch längst hat sich die Kapitale selbst zu einer attraktiven City­destination entwickelt, perfekt für einen Weekend-­Trip in die Sonne. Autor_Thomas Hauer

NEBEN

Neben hochkarätigen Shoppingadressen entlang des Passeig des Born oder der Avenida Jaime III. und seiner bunten Kunst- und Kulturszene mit mehr als 30 renommierten Museen und Galerien lockt Palma dank seines hervorragend erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns auch mit imposanter Architektur. Allen voran die mächtige gotische Kathedrale La Seu, zu der Jakob I., der die Insel im 13. Jahrhundert von den Arabern für die Krone von Aragón eroberte, 1230 den Grundstein legte, oder zahlreiche Patrizierpaläste mit begrünten Innenhöfen, deren fast kontemplative Atmosphäre wie aus der Zeit gefallen scheint. Doch auch Palmas internationale Foodszene mit unzähligen Adressen nicht nur im Zentrum, sondern auch in den angrenzenden neuen Kultvierteln wie Santa Catalina oder den direkt nebeneinander liegenden Quartieren Portixol, Es Molinar und Ciudad Jardin entlang der Küste lässt keine Wünsche offen. Schliesslich beherbergt die Stadt rund ein Drittel der mehr als 3800 gastronomischen Betrieben der Insel. Und ständig kommen

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neue dazu. Egal, ob urige Tapas-Bars, leckeres Street Food, stilvolle Cafés, farbenfrohes Markttreiben oder die sternegekrönten Luxus-Restaurants von Marc Fosh und Adrián Quetglas – in Palma wird jeder Foodie glücklich. Und das alles fussläufig und auf engstem Raum. So kann man sich auch den Mietwagen getrost sparen. Selbst der internationale Flughafen Son Sant Joan liegt keine 15 Taximinuten vom Stadtzentrum entfernt. Idealer Ausgangspunkt für ein kalorienreiches Wochenende sind die oft wunderschön herausgeputzten kleinen Boutique-Hotels im unübersichtlichen Gassenlabyrinth der Altstadt, von denen einige selbst hervorragende Restaurants zu bieten haben. Allen voran das Ende 2018 in einem Renaissancepalast eröffnete «Can Bordoy» mit dem schicken «Botànic» oder das nur einen Steinwurf entfernt liegende «Can Alomar» und sein «De Tokio a Lima», untergebracht in einem hochherrschaftlichen Citypalais aus dem 19. Jahrhundert, in dessen Erdgeschoss u.a. auch Louis Vuitton residiert.


© Can Bordoy

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PALMAS TOP­ ATTRAKTIONEN FÜR FOODIES SIND ABER ZWEIFELLOS SEINE BUNTEN MÄRKTE.

Während Küchenchef Andrés Benitez im «Botànic» auf moderne, farbenprächtig inszenierte und gesunde Mittelmeerküche mit reichlich Gemüse setzt, begeistert das «De Tokio a Lima» mit panpazifischer Fusion-Küche. Allerdings ebenfalls mit deutlich mediterranem Einschlag. So verwöhnt uns Andrés Benitez zum Auftakt-Dinner unter anderem mit schwarzem Venus-Risotto mit schwarzen Trüffeln und glasierten Auberginen, Goldbrasse mit frischem Spinatsalat und geschmorter mallorquinischer Lammschulter mit Granatapfelkernen. Im «De Tokio a Lima» lassen wir uns am zweiten Abend dann u.a. das Signature Ceviche mit Wolfsbarsch und Meeresfrüchten und die handgetauchten Jakobsmuscheln mit gegrilltem Gemüse schmecken. Die Gourmettempel von Adrian Quetglas und Marc Fosh sind dagegen vor allem zur Lunchzeit ein echter Insidertipp, sind dort am Mittag doch Menüs im Angebot, die das Genussbudget mit gerade mal rund 30 Euro belasten. 2021 startet ausserdem Drei-Sterne-Legende Martin Beratesagui ein neues Outlet in der Hauptstadt. Weitere aktuelle Topadressen sind das «Aromata», Palmas Dependance des jungen Sternekochs Andreu Genestra, oder das «DINS» unter Ägide von Küchenchef Santi Taura. Sein Konzept: Überraschungsmenüs, deren Gerichte alle auf traditionellen mallorquinischen Rezepten und Zutaten basieren, freilich modern interpretiert. Jeder der oft Stillleben gleich arrangierten Teller wird den Gästen dabei vom Chef höchstpersönlich serviert. Wir probieren u.a. eine mit wilden Drosseln gefüllte Pastete, eine Königinnensuppe mit Mandeln und saftiges Spanferkel mit Quitten nach einem Rezept aus dem 13. Jahrhundert. Herunterspülen lassen sich all die Köstlichkeiten am besten mit einem der hervorragenden

Inselweine. So gehören zum Beispiel die Bodegas Anima Negra oder 4Kilos mit ihren gleichnamigen Topweinen auf Basis autochthoner Rebsorten wie Manto Negro und Callet, aber auch die Betriebe von Miquel Gelabert oder Miquel Oliver mittlerweile zu Spaniens Winzerelite und sind Weinfans weit über die Grenzen Mallorcas hinaus ein Begriff. Palmas Topattraktionen für Foodies sind aber zweifellos seine bunten Märkte. Allen voran der Mercat de l’Olivar, untergebracht in einer gigantischen Markthalle direkt im Stadtzentrum, wo sich auf mehr als 10’000 Quadratmetern über 100 verschiedene Stände drängen. Im Sortiment unter anderem die grösste Auswahl an frischem Fisch und Meeresfrüchten im gesamten Mittelmeerraum. Dazu kommen zahlreiche Restaurants und Imbissstände. Besonders lohnend: ein Lunch in der gemütlich eingerichteten «Gastroteca» im ersten Stock des Marktes, wo Inhaber und Küchenchef Mauricio tagesfrische Inselküche auftischt. Lohnend ist auch ein Abstecher zum Mercat 1930 am schicken Paseo Marítimo. Hinter dessen Art-déco-Fassade geniesst man in Vintage-Flair nicht nur erstklassiges Sushi und Austern, sondern auch hervorragendes Grillfleisch. Etwas abgelegener ist der Mercat Sant Joan, der rund 25 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt im S’Escorxador untergebracht ist, dem ehemaligen, 1905 errichteten Schlachthof von Palma. Auch hier locken mehr als ein Dutzend Gourmet-Stände mit unterschiedlichen Spezialitäten und kleinen Tapas. Apropos Tapas – obwohl die kleinen Leckereien eigentlich kein traditioneller Bestandteil der Inselküche sind, hat der Tapas-Trend natürlich auch die Balearenhauptstadt längst erobert.

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CULINARIUM

einem Abstecher zu einer der Filialen von «Ca’n Joan de S’Aigo». Das kleine Unternehmen, dessen erstes Kaffeehaus in Palma bereits im Jahr 1700 eröffnet hat, gehört zu den ältesten Chocolatiers Europas und gilt gleichzeitig als Speiseeispionier der Insel. Bekannt ist das Café deshalb vor allem für seine sämige heisse Schokolade und hausgemachte Eiscreme. Dazu passt ein Stückchen Cuarto, ein Biskuitkuchen, der sich wahlweise in die Schokolade oder das herrlich cremige Mandeleis tauchen lässt. Oder vielleicht doch lieber eine Ensaimada? Schliesslich ist sie die unbestrittene Königin unter Palmas süssen Versuchungen. Für die Herstellung der superleckeren, mit Puderzucker bestäubten Kringel gibt es sogar eine eigene Verordnung, die die erlaubten Zutaten festlegt. Das Geheimnis: reichlich Schweineschmalz. Wo es die beste Ensaimada von Palma gibt? Da hat natürlich jeder Hauptstädter seinen persönlichen Favoriten. Aber wo es eine veritable Tapas-Konkurrenz gibt, darf auch eine Ensaimada-­Weltmeisterschaft nicht fehlen, und schenkt man dem Preisgericht Glauben, stammen die besten Ensaimadas von Palma aus der Pastisseria Real, die bei den inselweiten Meisterschaften immerhin den dritten Platz erobern konnte. Der Ehren-­Preis für den glücklichen Bäcker: 350 Kilogramm Mehl. Gute Reise!

© Can Bordoy / Esteban Gari

Seit einigen Jahren findet im Spätherbst sogar ein exklusiv den kleinen Häppchen gewidmetes Festival statt – die TaPalma. Für wenige Euro kann man die köstlichen Wettbewerbsbeiträge dann während einer ganzen Woche verkosten. Gewinner der 2020er Ausgabe des Wettstreits um die Krone Mallorquiner Tapas-Kultur war Gabriel Cañón vom Restaurant «Maleva», der die hochkarätig besetzte Jury mit einem von seiner Heimat Andalusien inspirierten Luxushäppchen – einer kunstvoll mit Garnelen verfeinerten Tortilla – überzeugen konnte. Weitere gute Tapas-Adressen sind unter anderen die beiden Filialen von «Tast», die auch gerne von jungen Mallorquinern frequentiert werden. Traditioneller geht es dagegen in der «Bodega La Rambla» zu, die von zwei Frauen geführt wird. Aber auch «Rialto Living» – ein schicker Mix aus exklusivem Lifestyle-­Shop und Café-­ Restaurant – lohnt einen Abstecher. Genussaffine Shopping-Addicts haben ausserdem die Möglichkeit, einige von Palmas traditionsreichen Delikatessenläden im Rahmen einer Walking-Tour kennenzulernen. Zum Beispiel die 1872 gegründete Charcutería La Pajarita mit einer himmlischen Auswahl an hausgemachten Pasteten. Doch auch Naschkatzen kommen während der Tour auf ihre Kosten. Unter anderem bei einem Besuch der Traditions­ bäckerei Fornet de la Soca in herrlichem Jugendstil-­Dekor oder

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© Can Bordoy / Esteban Gari

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Tipps Boutique Hotels mit Toprestaurants Can Bordoy / Restaurant Botànic Can Alomar / Restaurant De Tokio a Lima Michelin-Restaurants Marc Fosh – innovative Frischeküche Adrián Quetglas – mallorquinisch/argentinische Fusionküche Weitere Restauranttipps

DINS Santi Taura – spektakuläre Überraschungsmenüs Gastroteca Mauricio – tagesfrische Marktküche Aromata – Dependance von Sternekoch Andreu Genestra Quadrat – moderne mediterrane Küche Maleva – Siegerlokal der TaPalma 2020 Cafés und Bäckereien

Ca’n Joan de S’Aigo – Traditionscafé mit drei Filialen Pastisseria Real – Palmas beste Ensaimadas Fornet de la Soca – Traditionsbackwerk Tapas und Kleinigkeiten

TaPalma – alljährliches Tapas-Festival Rialto Living – Lifestyle Shop und Café-Restaurant Tast Tapas Bars – lokales Publikum, leckere Tapas Bodega La Rambla – urige Tapasbar in Frauenhand Palmas Gourmetmärkte

Mercat de lʼOlivar – Plaza del Oliva Mercat 1930 – Av. de Gabriel Roca Mercat Sant Joan – Carrer de lʼEmperadriu Eugènia Walking und Shopping Touren für Foodies

Comercios Emblemáticos – Pekes Mallorca

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«NO EXCUSES, PLEASE!» Autorin_Wilma Fasola

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FINANCE

Ausreden gehören zu u ­ nserem Alltag, haben aber im Grunde immer nur kurz einen positiven Effekt.­ ­Danach wird es dann erst richtig unangenehm. Lassen wir das mit dem Rausreden doch am besten einfach sein. Eine Anregung nach e­ inem bewegten Jahr.

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Ausrede und Lüge? Laut Wikipedia sind Ausreden «das Vorbringen eines nicht zutreffenden Grundes für einen vermeintlich oder tatsächlich tadelnswerten Umstand. Das von der sich äussernden Person vorgebrachte ungültige Argument soll als Entschuldigung dienen.» Und die Lüge? Hier handelt es sich um «die (auch nonverbale) Kommunikation einer subjektiven Unwahrheit mit dem Ziel, im Gegenüber einen falschen Eindruck hervorzurufen oder aufrechtzuerhalten». Übersetzt heisst das also: Die Ausrede ist eher der Versuch, das Gegenüber und auch sich selbst nicht in eine unangenehme Situation zu bringen. Die Lüge hingegen ist eine böswillige Aussage, mit dem Wunsch, einer Person zu schaden oder sie zumindest in die Irre zu leiten.

reden im Wikipedia-Vergleich gegenüber der Lüge zwar besser wegkommen, doch auch Ausreden bedeuten nichts anderes als sich rausreden. Und damit hat die heutige Referentin nichts am Hut. Zarah Bruhn ist blond, schlank und gebildet. Und sie ist Gründerin, Visionärin und noch mehr ist sie helfende Hand. Sie steht an der Spitze von Social-Bee, einem Unternehmen, das Flüchtlinge in Deutschland bei der Jobsuche unterstützt. Es geht darum, den Menschen ein festes Einkommen zu ermöglichen. Oder um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: «Wir arbeiten nach dem Prinzip des Zeitarbeitsmodells, was bedeutet: Wir stellen den Firmen Arbeitskräfte zur Verfügung, und sie brauchen sich um gar nichts kümmern, wir übernehmen sämtliche administrativen und finanziellen Formalitäten.» Ausreden kann Zarah Bruhn dabei in ihrem Geschäftsalltag weder leiden, noch sind sie nützlich. Vor allem, weil sie sich oft in der Position der Bittstellerin wiederfindet. Sitzt sie einem Vorstand oder der Geschäftsführung eines Unternehmens gegenüber, ist

AUSREDEN SCHADEN IM BERUFLICHEN ALLTAG Das Seminar «I do it my way» des Schranner Negotiation Institute beschäftigt sich mit dem Thema «Ausreden». Wobei es detailliert darum geht, wie man am besten ohne auskommt. So mögen Aus-

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AUSREDEN PRESTIGE

es immer sie, die es will. Die anderen sind in der feinen Ausgangslage, alles zu können und nichts zu müssen. Übersetzt: Wenig Verhandlungsmasse, ganz viel Hoffnung und vor allem kann sie auch mit Fakten nicht punkten. Da der administrative und formelle Aufwand auf Seite von Social-Bee um einiges grösser ist als bei anderen Zeitarbeitsfirmen, sind die vermittelten Arbeitskräfte daher in der Regel teurer als bei anderen Anbietern. «In dieser Position noch um den heissen Brei herumreden, bringt gar nichts», erklärt die 30-Jährige. «Auf der anderen Seite erwarte ich das aber auch von meinem Gegenüber. Auch hier darf es keine Ausreden geben. Die Kommunikation muss klar und zielführend sein.» ENTSCHEIDER BRAUCHEN KEINE AUSREDEN In ihren Verhandlungen spricht Zarah Bruhn jeden mit Du an. Das verwirrt in der Regel, vor allem aber polarisiert es, aber das ist ihr egal. Zudem nutzt sie ihre unterschiedlichen Rollen, um ans Ziel zu kommen ungeniert, offen und ehrlich. Frau, Unternehmerin wie auch mehrfach ausgezeichnete Gründerin. «Es geht

immer um den Zweck, es geht darum, ein Ziel zu erreichen», sagt sie. «Daher schlüpfe ich in die Rolle, die am besten zur Situation passt.» In Verhandlungen orientiert sie sich vor allem stets am Alphatier. Dazu sie selbst: «Und das ist eigentlich niemals derjenige, der für die Entscheidung zuständig ist, oder eben der, der so tut, als habe er die Macht.» Keine Ausreden bedeutet somit für sie auch, denjenigen zu erkennen, der schlussendlich die Entscheidung treffen darf. Wer nun glauben mag, dass die Sozialunternehmerin von allen Seiten Lob erwarten darf, der wird enttäuscht. «Wir leisten viel Aufklärungsarbeit, dennoch werden wir von vielen Seiten angefeindet, für das, was wir tun», erklärt sie. «Nicht alle unterstützen die Integration von Asylbewerbern, andere finden, dass wir deren Lage ausnutzen, um uns im Zuge des Zeitarbeitsmodells zu bereichern.» Doch sie macht weiter und baut ihr Geschäftsmodell weiter aus. Denn auch sie hat in den letzten 12 Monaten wie alle die Auswirkungen der Corona-Pandemie gespürt. Daher setzt sie gerade viel Manpower ein, um das bestehende Geschäft digital zu transformieren.

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FINANCE

AUSREDEN VERMEIDEN KONFLIKTE Bruhns Ausführungen an diesem Tag sind spannend, und das, was sie tut, ist es noch mehr. Es lässt mich aber vor allem über das Thema «Ausreden» noch einmal neu nachdenken. Im Grunde wünschen wir uns doch alle Klarheit in der Kommunikation mit anderen. Warum haben wir dann dennoch manchmal das Bedürfnis, uns rauszureden? Und warum tun wir es auch immer und immer wieder? Laut der Psychologin Brigitte Roser sind «Ausreden menschlich. Denn Konflikte auszutragen, ist nun einmal anstrengend, und der Mensch ist eher bequem.» Es geht demnach um den Konflikt, die Auseinandersetzung, die vermieden werden soll. Kollegen von Brigitte Roser und damit ebenfalls psychologisch geschulte Menschen nennen Ausreden daher auch ein «wichtiges soziales Schmiermittel». Sie vermeiden Reibung und damit Abrieb – übertragen auf Beziehungen. Sind Ausreden demnach also doch gar nicht so schlimm? Vielleicht geht es eher darum, den Kontext zu betrachten, in dem sie stattfinden. Also: Ausreden im sozialen privaten Miteinander und dem Willen, die Beziehung nicht zu schädigen, oder Ausreden im

beruflichen Leben, die Arbeitsabläufe stören und Unternehmenskulturen zusetzen. Dass Ausreden in Verhandlungen nichts verloren haben, das wird an diesem Tag auf jeden Fall klar. Denn sie sind weder respektvoll dem anderen gegenüber, noch sind sie zielführend. ENTSCHULDIGUNGEN KÖNNEN AUSREDEN ERSETZEN Definitiv klar ist, dass es manchmal besser ist, nicht die Wahrheit zu sagen. Einfach, weil man den anderen schützen will – gerade wenn es um private Beziehungen geht. Doch vielleicht wäre es an der Tagesordnung und ein guter Vorsatz, endlich mal den Mut aufzubringen, den eigenen Fehler zuzugeben und sich schlicht und einfach zu entschuldigen. Denn wie Wikipedia sagt, handelt es bei der Ausrede, dem vorgebrachten Argument, ja um nichts anderes als um eine Entschuldigung. Gerade nach diesem bewegten Jahr, in dem wir alle zahlreiche Ausreden und definitiv auch Lügen präsentiert bekommen haben, ist es an der Zeit, zu einer ehrlichen Kommunikation auf Augenhöhe zurückzukehren. Die Antwort darauf überlasse ich jedem gerne selbst, meine habe ich an diesem Tag aber definitiv gefunden.

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VOR

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GEMÜSEKÜCHE EN VOGUE EIN BESUCH IM «MAGDALENA»

Das junge, unabhängige und sehr kreative Team des Restaurants «Magdalena» in Schw yz setzt auf trendige Gemüseküche aus der Region. Auf Anhieb w urde die Küche mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Wir schlemmen uns durch die Speisekarte des aufstrebenden Gourmetbetriebs.

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DER GRANDSEIGNEUR F.C. GUNDLACH

Fotograf, Galerist, Sammler, Hochschullehrer, Kurator und Stifter: F.C. Gundlach prägte die fünfziger, sechziger und siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts wie nur wenige Künstler in Deutschland. Als Modefotograf verstand er es, gesellschaftliche Phänomene und aktuelle Strömungen der bildenden Kunst in seine Inszenierungen zu inkludieren. Wir werfen einen Blick auf seine grossen künstlerischen Werke.

DAS ERSTE SUPERMODEL DER WELT LISA FONSSAGRIVES-PENN

Sie ist von sphärischer Schönheit, damenhaft und elegant, eine kühle Blonde, doch umweht von Sexyness. Noch dazu ein kluges, studiertes Köpfchen, eine Tänzerin, die sich als Multi-Talent erweist, bevor sie 1931 als Model für Modefotografie entdeckt wird. Ihr Make-up legt sie selber auf, und bei waghalsigen Shootings wie etwa auf dem Eiffelturm, an dem sie auf einem der Stahlträger balanciert, lässt sie sich nicht doubeln. Lisa Fonssagrives-Penn ist nicht nur ein Model. Sie ist das Supermodel schlechthin.

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Nur weil wir 1760 das Uhrengeschäft erfunden haben, bilden wir uns noch lange nichts darauf ein.

So lange es Zeit gibt.



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