PRESTIGE Switzerland Volume 62

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SPRING 2022

www.editorial.ag | CHF 10.–

VOLUME 62


HANDCRAFTED FOR A LIFETIME OF GREAT SLEEP VISPRING.COM BALGACH Eggenberger Wohnen BASEL Möbel Rösch, Passion for beds BERN Sleep Atelier BÜLACH Scheidegger Möbel KRIENS Möbel Amrein LUZERN Buchwalder Linder, Waldis Büro und Wohnen OLTEN Möbel Kissling ROLLE Styles Interiors SAANEN Röthlisberger Interiors SCHATTDORF Muoser WILL Gamma Einrichtungshaus ZOLLIKON Colombo la Famiglia ZÜRICH Kordeuter, Zingg-Lamprecht ZWEISIMMEN Müller-Hirschi Interieur


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SPRING 2022

Space for progress. Ein Innenraum, ausgestattet mit edelsten Materialien und zahlreichen technischen Finessen – aussen stromlinienförmig und fokussiert dezent: Das ist der neue Audi A8. Mit beeindruckender Lichttechnologie und innovativem Antrieb. Entdecken Sie Luxus, der alle Sinne berührt. Tauchen Sie ein in eine Welt, wo der Weg noch schöner ist als das Ziel. audi.ch

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SPRING 2022 VOLUME 62

Der neue Audi A8. Auch mit Plug-in-Hybrid Technologie.

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erscheint vierteljährlich OWNER Editorial Media Group AG Ceres Tower Hohenrainstrasse 24 CH-4133 Pratteln Telefon +41 61 551 39 40 Telefax +41 61 551 39 49 info@editorial.ag www.editorial.ag MANAGING DIRECTOR PETER LEVETZOW PUBLISHING DIRECTOR HASAN DURSUN HEAD OF PRESTIGE BORIS JAEGGI EDITOR-IN-CHIEF SWENJA WILLMS s.willms@editorial.ag HEAD OF TRAVEL URS HUEBSCHER

IM PRES SUM

HEAD OF PRODUCTION & ART DIRECTION MELANIE MORET m.moret@editorial.ag PRODUCT PUBLIC RELATION SWENJA WILLMS s.willms@editorial.ag

EDITORS KONSTANTIN ARNOLD GISBERT L. BRUNNER LONE K. HALVORSEN THOMAS HAUER SIMONE HOFFMANN NATHALIE HÖRNING BEAT KRENGER NINA MERLI CORINA RAINER BEATRICE SCHÖNHAUS SPIRIG HELENA UGRENOVIC ARTUR K. VOGEL CÉCILE VON FÜRSTENBERG MAURA WASESCHA MICHAEL WELTI CORRECTOR ANDREAS PROBST COVER Les Insectes Collection — Thierry Mugler Haute Couture Spring / Summer 1997 Eine Kollaboration mit Abel Villarreal © Patrice Stable PHOTOGRAPHS Dior, Dior Maison, Miu Miu, Versace, Veja x Marni, Gio Schiano, Chanel, Kayla Rumpp, Image database, Leica, Harry Winston, Bvlgari, Pasquale Bruni, Bucherer, Porsche, Aston Martin, Lamborghini, Zimmermann, Roger Vivier, Prada, Fendace, Valentino,Valmont, Gucci, Sanbera, Rivoli, Koket, Iittala, Victorinox, Hermès, Devon&Devon, Minotti, Kartell, B&B, Hublot, Dolce&Gabbana, Masseto, Caron d’Ache, Ermenegildo Zegna ADMIN, COORDINATION & SUBSCRIPTIONS SERPIL TÜRKMEN s.tuerkmen@editorial.ag PRICE  Issue CHF 10.–/€ 9.50 Year ­C HF 39.–/€ 35.– IT SUPPORT ITADMIN@EDITORIAL.AG is a registered trademark. (IGE 596.147) ISSN 2813-1495 A PRODUCT OF PRESTIGE MEDIA GROUP SA

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ART &

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CULTURE 50

22 DER MIT DEM LICHT TANZT Gian Paolo Barbieri 30 AGENTS PROVOCATEURS Ikonen unserer Zeit 40 EDITOR’S CHOICE Von aussergewöhnlichen Künstlern lesen 42 ITALIENISCHER FRÜHLING Frischer Wind für Gegenwartskunst

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TRA VEL

50 BLUE ZONES Healthy Hotspots 56 HIGH-END-URLAUB OHNE REGELN The Nautilus Maldives 62 NATUR PUR Das höchstgelegene Spa Europas 66 PIONIERGEIST ALS TRADITION Kulm Hotel St. Moritz 70 EIN MAGISCHES ERLEBNIS Sri Lanka

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WAT CHES & 72

72 SURFEN AUF DER ERFOLGSWELLE Audemars Piguet im Markenporträt 80 FEINSTE HANDWERKSKUNST Kobler Goldschmied & Uhrmacher 84 SCHMUCK FÜR JEDEN ANLASS Geschenkideen von BAUNAT 86 PREZIOSEN MIT FERIENFEELING Chantecler 88 MIT LIEBE ZUR MECHANIK Marc Hayek im Interview

& JEWEL­L ERY

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MOTION

94 BACK ON TRACK Im Venice-Simplon-Orient-Express 102 LA DOLCE VITA IN HOLLYWOOD Alfa Romeo Spider 108 IKONISCHER AUFSTIEG Der neue Mercedes AMG SL

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PRESTIGE

FASH ION

122

122 EDITORIAL Vorhang auf ! 134 A GOLDEN GIRL Maria Grazia Chiuri 140 TANZ DURCH DAS MITTELMEER Die neue Kollektion von Emporio Sirenuse 142 THAT’S AMORE Chiara Ferragni 150 DIE IKONE VON MORGEN Die Handtaschen von BOYY

154 ZU BESUCH BEI IRENE FORTE Ein Interview

BEAUTY& WELLBEING 166

LIV ING

158 EINE OLFAKTORISCHE REISE Bvlgari Allegra 160 INNERE STÄRKE Ein Besuch im PGA Catalunya 162 EIN MANN, EIN TRAUM Die Geschichte von Paul Niehans 166 BUON ODORE Duftneuheiten 168 DAS EXKLUSIVSTE BEHANDLUNGSZENTRUM The Kusnacht Practice

172 MADE IN ITALY Die Geschichte des italienischen Designs 180 MIT POESIE UND TECHNIK Renzo Piano 186 EIN SYMBOL DES WANDELS Die Trendfarbe 2022 188 AUS ITALIENISCHEM ADEL Ginori 1735

172 16

192 KOLUMNE Maura Wasescha 194 DIE NATÜRLICHE ART ZU SCHLAFEN Vispring



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CULI NA RIUM

210

196 VON NORD NACH SÜD Ein Food-Trip durch Italien 204 PIZZA NAPOLI Die besten Pizzerien der Stadt 210 DER GESCHMACK DER STERNE Champagner-Erlebniszentrum in Aÿ 216 KULINARIK AUF HÖCHSTEM NIVEAU Widder Hotel Zürich

196

FINAN TRENDS CE 41 65 87 120 139 148 171 193 203 223

ART & CULTURE TRAVEL JEWELLERY MOTION FASHION WOMEN FASHION MEN BEAUTY LIVING CULINARIUM FINANCE

220 VERMÖGEN RICHTIG VERWALTEN Der Luxus vom persönlichen Privatbankier 224 BRILLANTE GELDANLAGE Edelsteine als Sachinvestments 228 FERIEN UND GELDVERDIENEN KOMBINIERT Hard Rock Hotel Davos 230 FÜR FAMILIEN IN NOT Das Schweizerische Rote Kreuz

8 IMPRESSUM 21 EDITORIAL 232 VORSCHAU

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GENERATION Werte bewahren, Wohlstand sichern.

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durCh 90 Jahre sChWeiZer ZellularWissensChaFt, die in einer VerJÜnGenden siGnatur ihren hÖhePunKt Findet, ersChaFFt la Prairie iKonen der hautPFleGe, WelChe naCh Zeitloser sChÖnheit streBen.


EIGENWILLIG UND VISIONÄR

Es mangelte ihm nicht an Mut zum Anders-Sein. Thierry Mugler, der ewige Rebell der Modebranche, der stets den Überraschungseffekt gesucht und die grosse Geste geliebt hatte, verabschiedete sich am Sonntagabend des 23. Januars mit einem finalen Knall. Für immer. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlug die Nachricht von seinem Tod ein. Mit seinen 73 Jahren hinterlässt der Visionär seiner Zeit ein Archiv an bunten Modeschöpfungen und lebhaften Erinnerungen, die seiner Liebe zur Mode und des Lebens gleichermassen Tribut zollen. Mit seiner extravaganten Couture-Kreation «Les Insectes» aus Autoreifen schockierte er 1997 das Pariser Publikum und ziert nun auch das Cover unserer diesjährigen Frühlingsausgabe. Thierry Mugler zeigt es vor: Wer es wagt, radikal seine Träume zu realisieren, wird belohnt. Denn auch Gian Paolo Barbieri, der Urvater der modernen Werbekampagnen, gelang über Umwege zu seiner Berufung: Wäre es nach seinem Vater gegangen, wäre auch der Sohn ins traditionelle Familienunternehmen eingestiegen. Doch es scheitert an Gian Paolos Herz: Inspiriert von der Film-noir-Dramaturgie sowie dem italienischen Filmregisseur Federico Fellini, entdeckt er während seines Einstiegs in die Schauspielerei seine wahre Berufung. Die Fotografie. Mittlerweile zählt Gian Paolo Barbieri zu den besten Modefotografen unserer Zeit, geboren in einem Land, das zu einer weltweiten Qualitätsmarke heranwuchs: Italien. Experimentelle Modernität und zeitlose Eleganz formen das Land mit dem Stiefel. Luxus ist hier zu Hause. Gemeinsam zelebrieren wir mit unserer Frühlingsausgabe «La dolce vita» – Kunst, kulturelle Errungenschaften, kulinarische Spezialitäten und modische Gütesiegel finden Platz im vorliegenden Heft. So lädt unter anderem eines der bedeutendsten Marionettenensembles der Welt, «Carlo Colla & Figli», dazu ein, eine ganz besondere Vorstellung zu erleben: die Verschmelzung italienischer Laufstegmode mit traditionellem Marionettenspiel in einer theatralischen Skulpturwerkstatt inmitten Mailands, eingefangen von der begnadeten Fotografin Lucia Giacani. Vorhang auf !

EDI TO RIAL

Swenja Willms Editor in Chief

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ART ART && CULCULTURE TURE

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ART & CULTURE

Dalma für Gianfranco Ferré, Mailand 1979

DER MIT DEM

LICHT TANZT 23


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GIAN PAOLO

Autorin_Helena Ugrenovic Bilder_ Gian Paolo Barbieri Courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri

BARBIERI

Gian Paolo Barbieri, Mailand 1995

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INSPIRIERT VON DER FILM-NOIRDRAMATURGIE SOWIE DEM ITALIENISCHEN FILMREGISSEUR FEDERICO FELLINI, ENTDECKT ER WÄHREND SEINES EINSTIEGS IN DIE SCHAUSPIELEREI SEINE WAHRE BERUFUNG. DIE FOTOGRAFIE. DURCH DEN ITALIENISCHEN NEOREALISMUS BEGREIFT ER, DASS SICH MIT NUR WENIGEN MITTELN MEISTERWERKE ERSCHAFFEN LASSEN, UND SO FÜHRT DER AUTODIDAKT, DER KEINE FOTOSCHULE BESUCHT HAT, IN SEINEM KELLER UNZÄHLIGE EXPERIMENTE MIT GLÜHBIRNEN DURCH, DIE ER IN DAS ROHR EINES OFENS STECKT. GIAN PAOLO BARBIERI. 2018, IM ALTER VON 80 JAHREN, WIRD ER MIT DEM LUCIE AWARD ZUM BESTEN INTERNATIONALEN FASHIONFOTOGRAFEN HONORIERT.


ART & CULTURE

Er ist der Urvater der modernen Werbekampagnen, wie wir sie heute kennen. Nach der Eröffnung seines eigenen Studios in Mailand im Jahr 1964 beginnt er einige Jahre später eine enge Zusammenarbeit mit Modedesignern. Seine kreative Beziehung zu Walter Albini führt zu einer Aufwertung der Stylisten, denn zu dieser Zeit ist die Rolle des Moderedakteurs noch nicht so entwickelt und schwirrt keine Entourage verschiedenster Assistenten sowie Profis über das Set eines Shootings und frisiert, toupiert, lackiert oder schminkt. Barbieri muss nicht nur die besten Kulissen für seine Fotos finden, sondern ist auch für die Frisuren sowie das Make-up verantwortlich und entwirft Schmuck, was zu individuellen Lösungen führt, bei denen Ohrringe aus mit Perlmuttfarbe bemalten Tischtennisbällen entstehen. 1962 arbeitet Barbieri für das Magazin «Novità», das kurze Zeit später in «Vogue Italia» umgetauft wird. Als er 1965 das allererste Cover fotografiert, ist das sein Durchbruch. Die Qualität seiner Bilder und der moderne Stil, den man zuvor so nicht kannte, hauen die Editoren buchstäblich vom Hocker.

Jill Kennington für Missoni, Port Sudan 1974

EIN ANDERER WEG Gian Paolo Barbieri wird 1938 in der Via Mazzini, nur wenige Gehminuten vom Dom entfernt, in Mailand geboren. Seine Familie vertreibt Stoffe en gros, sein Vater besitzt noch dazu ein Kaufhaus, und ginge es nach seinem Wunsch, soll auch sein Sohn ins traditionelle Familienunternehmen einsteigen. Doch es scheitert an Gian Paolos Herz, da dieses für die Schauspielerei schlägt und er eine Karriere beim Film anstrebt. Als ihn sein Bruder als Kind ins Kino mitnimmt, ist es für ihn wie ein Besuch im Weihnachtszauberland. Er ist fasziniert von den italienischen Neorealisten Visconti, Rossellini, Pasolini, und der Film «Citizen Kane» von Orson Welles, mit seinem ausdrucksstarken Stil des Noir-Genres, wird ihn stark beeinflussen und seinen Arbeiten den unverwechselbaren Stempel verleihen. Die aufstrebenden Schauspiel-Diven Ava Gardner, Rita Hayworth und Lana Turner sind in seinen Augen in diesem eindrucksvollen Schwarz-Weiss legendäre Stars der Verführung. Mit 16 Jahren tritt er in ein Amateurtheater ein und

gründet mit seinen Freunden die Theatergruppe «The Trio». Die Freunde stellen Theaterstücke, historische Situationen sowie Romane nach, fotografieren alle ihre Treffen und haben dabei viel Spass, doch Barbieri dürstet nach mehr. Ihn zieht es in die italienische Hauptstadt Rom, nach «La Dolce Vita», zu Fellini und in die Filmstudios von Cinecittà. DIE BERUFUNG Als er die erste Statistenrolle erhält, zieht Barbieri nach Rom und fotografiert die Mitarbeiter und Statisten der Cinecittà, um seine Unterkunft in der Ewigen Stadt bezahlen zu können. Die Pensionsbesitzerin erlaubt ihm, nachts das Bad zu benutzen, sodass er seine Bilder entwickeln und trocknen lassen kann, um sie am Morgen abzugeben. Sein Debüt als Schauspieler feiert er mit dem Film «Purple Noon» mit Marie Laforêt und Alain Delon in den Hauptrollen und hat später noch weitere Auftritte in «The Angel Wore Red» mit Ava Gardner und «It Started in Naples» mit Sophia Loren. Als sein Vater eines Tages seine Aufnahmen sieht, ist er von den Bildern begeistert und attestiert seinem Sohn ein unfassbares Feingefühl und dass er seiner Meinung nach für die Modewelt gemacht sei. Barbieri ist ob diesem Kompliment verblüfft und sagt in einem Interview: «Ich hatte keine Ahnung von Mode. Der Begriff Fashion existierte in Italien bis dahin nicht, und Magazine

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kauften ihre Fotografien fixfertig in Frankreich.» Barbieri hat ein untrügliches Auge und Händchen, um sein «Objekt» mit der Kamera im schönsten Moment einzufangen und seinen Fotografien seine persönliche Handschrift zu verpassen. Mit einzigartigen Lichtverhältnissen lässt er wunderschöne Schauspielerinnen noch bezaubernder aussehen. Als er nach Mailand zurückkehrt, erhält er eines Tages einen Brief, der sein Schicksal definitiv besiegelt. Es ist ein Brief von Tom Kublin, dem damaligen Fotografen für «Harper’s Bazaar», der für Designer wie Givenchy, Yves Saint Laurent und Balenciaga arbeitet und Barbieri am nächsten Tag um elf Uhr morgens in Paris erwartet. Gian Paolo Barbieri soll eine Lehre bei ihm absolvieren. STUDIO BARBIERI Barbieri reist nach Paris zu Kublin und sagt später in einem Interview: «Es waren die härtesten 20 Tage meines Lebens! Aber ich habe alles über Fotografie und Mode gelernt, was ich wissen musste.» Kublin ist ein kritischer und pingeliger Lehrer, der von seinen Assistenten das Maximum an Perfektion verlangt. Ruiniert einer der Assistenten eine Kulisse durch Falten oder den kleinsten Fleck, müssen sie auf eigene Kosten eine neue besorgen. Sie arbeiten nachts, da einerseits die meisten Kunden in den USA ansässig sind und sie die Zeitzone berücksichtigen müssen und andererseits die Kleidungsstücke tagsüber den Käufern zur Verfügung stehen sollen. Es ist eine harte, schlaflose Zeit und nicht leicht, mit so einem hektischen Tempo Schritt zu halten. Als Kublin nach 20 Tagen erkrankt und kurz darauf stirbt, ist Barbieri anfangs wie gelähmt. Doch dann entscheidet er sich, nach Mailand zurückzukehren, wo er Räumlichkeiten in einem Dachgeschoss kauft und 1964 sein eigenes Studio eröffnet: das «Studio Barbieri». Die ersten Aufträge als Fotograf erteilt ihm die amerikanische «Vogue» durch Grace Coddington, eine Moderedakteurin des Magazins, mit der er während seines Aufenthaltes in Paris oft zusammengearbeitet hat. Den Auftrag für sein allererstes Modeshooting erhält er von Naka, einer Strickwarenfabrik in Casalino, die ihre Muster, hauptsächlich für amerikanische Kunden, in Florenz präsentiert. Es sind die Anfänge einer Karriere, die Jahrzehnte überdauern wird.

Susan Robinson für Walter Albini, Portofino 1972

«ICH HATTE NIE DIE ABSICHT, DIE MODEWERBUNG NEU ZU DEFINIEREN. ICH HABE DAS GETAN, WORAUF ICH LUST HATTE.» 26


ART & CULTURE

Audrey Hepburn für Valentino, Rom 1969

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LINKS Susan Moncur für Versace, Mailand 1975

OLYMP Seine Bilder erregen grosse Aufmerksamkeit, sodass Barbieri Kunden nicht suchen muss, sondern sie ihn «finden». Während seiner Zeit mit «Vogue Italia» führt er die grössten Werbekampagnen für internationale Marken wie Valentino, Armani, Gianni Versace, Gianfranco Ferré, Bvlgari, Chanel, Yves Saint Laurent, Dolce & Gabbana, Vivienne Westwood und zahlreiche andere durch, mit denen er die berühmten Kreationen der 1980er Jahre interpretiert. Es ist die Eroberung des Made in Italy und des italienischen Prêt-à-porter. Die Superstars der Model-Szene und Diven, die er fotografiert, ziehen sich von Mirella Petteni, Jerry Hall, Veruschka, Monica Bellucci, Audrey Hepburn bis Isa Stoppi und Ivana Bastianello. Es sind andere Jahrzehnte sowie Frauen mit Rundungen, deren Körper anders gebaut sind, mit starken Persönlichkeiten und viel mehr Empathie, wie er sich äussert. Audrey Hepburn erscheint mit ihren Pantoffeln zu einem Shooting, weil sie seine Kulisse nicht beschädigen will, Anjelica Huston ist das Chamäleon, das für jede noch so erdenkliche Situation geeignet

RECHTS Mirella Petteni für Valentino, Rom 1967

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ART & CULTURE

ist und sich selbst perfekt schminken kann. Es ist auch eine Zeit, in der ein Modeshooting nicht von einer ganzen Crew organisiert wird, sondern Barbieri alleine agiert und seine Kreativität dabei voll entfalten und ausschöpfen kann. Seine Inspiration holt er sich aus Filmen und der Kunst. Als er 1967 im Atelier von Valentino in Rom ein Shooting organisiert, füllt er den ganzen Raum mit Griess, da die Kollektion von der Wüste inspiriert ist. Er lässt ein Holzpodest bauen, um eine Perspektive für seine Aufnahmen zu schaffen, und bemalt die Duenas mit Kohle, um den Hintergrund je nach Tag- oder Nachtaufnahme zu wechseln. Als er Audrey Hepburn für die «Vogue Italia» und eine Kampagne für die Kapuzen von Valentino fotografieren soll, stellt er sich die Frau mit ihrer ausgesprochenen Eleganz als Blume vor und drapiert die Stolen so um sie herum, dass sie wie eine Knospe darin aussieht. Er ist auch der erste Fotograf, der die Models aus dem Studio holt und in der Öffentlichkeit fotografiert. Da die Kollektion von Vivienne Westwood an die Kleidung aus dem 16. Jahrhundert erinnert,

war Barbieri beim Betrachten der Kleider sofort klar, dass er sich von Hans Holbeins Bildern inspirieren lässt, der offizieller Portraitmaler am englischen Hof und der persönliche Maler von Heinrich VIII. war. Als 1990 die Modefotografie langsam aus Italien verschwindet, fühlt er sich ein bisschen fehl am Platz, doch überlegt er sich, dass ein Fotograf in der Lage sein muss, alle Arten von Fotografie zu machen. Er beschliesst, auf Reisen zu gehen und mehrere Bücher zu erschaffen, und so entsteht die Meeres-Trilogie «Madagascar», «Tahiti Tattoos» und «Equator». Obwohl die Fotos im Freien und oft unmittelbar oder flüchtig sind, erweisen sie sich als so perfekt, als wären sie in einem Studio aufgenommen worden. Sie vereinen Spontaneität der Menschen und Orte mit der Eleganz und dem Stil, die Gian Paolo Barbieri auszeichnen, und schaffen es, die Spontaneität der ethnografischen Fotografie mit dem Glamour der Modefotografie zu verbinden. Auch heute noch wird Gian Paolo Barbieri als Fotograf und Künstler für Mode-Werbekampagnen und Editorials angefragt.

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© Manfred Thierry Mugler

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Autor_Beat Krenger

PROVOCATEURS

© Brian Aris

AGENTS

ART & CULTURE

Was haben die Kunstikone Georgia O’Keeffe, Shootingstar Michaela Coel, der italienische Regisseur Luca Guadagnino, Mode-Rebell Jean-Raymond Kerby und Couturier Thierry Mugler gemeinsam? Sie alle haben ihre Rolle als Aussenseiter der Gesellschaft perfektioniert, um ganz gross zu werden. 2022 führt kein Weg an ihnen vorbei. 31


© The Helmut Newton Estate

Der Meister mit seiner grössten Muse: Thierry Mugler und Jerry Hall im Jahr 1996 – fotografiert von Helmut Newton.

bis 2014. Und wo, wenn nicht hier, wird einem schlagartig bewusst: Thierry Muglers Erbe wird weiterleben. Der ehemalige Balletttänzer flüchtet sich schon als junger Mann gerne ins Reich der Fantasie, und wie kein zweiter Designer zelebrierte seine Mode das Mehr-ist-mehr und das Anderssein. «Konventionen sind da, um sie zu brechen. Ich lebe nur für Schönheit und Freiheit, geradezu auf eine kindliche Art und Weise. Denn wir alle sind nie nur unsere Realität, wir sind immer auch unsere Sehnsucht.» Mit diesem leidenschaftlichen Statement erklärte Thierry Mugler höchstpersönlich seine Lebensphilosophie anlässlich der Eröffnung der Ausstellung im Spätherbst 2021. Doch wieso strahlt der Stern Muglers auch nach seinem Tod so hell und klar? Vielleicht weil er im Laufe seiner langen Karriere menschliche Grenzen und Kleiderordnungen überschritten und bewiesen hat, dass Mode mehr als nur Bekleidung sein kann. Ihm ging es nie wirklich um Tragbarkeit oder gar Komfort. Inspirationen holte er sich lieber aus Comics, der Antike und dem Weltall. Seine Kundinnen waren ihm trotzdem treu ergeben. Sie sammelten seine Kreationen wie andere Leute Kunst. Mugler zu tragen, war auch immer ein Bekenntnis zum Nonkonformismus und ein lautes «Here I am!». Im zweiten Stock im Seitenflügel des Louvre zeigt sich, wie spektakulär das Enfant terrible eine Epoche prägte; das beweist eine Fotografie-Sammlung mit seltenen Drucken von Guy Bourdin,

Typisch Thierry Mugler! Der französische Couturier, der stets den Überraschungseffekt gesucht und die grosse Geste geliebt hatte, verabschiedete sich mit einem finalen Knall. Für immer. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlug die Nachricht von seinem Tod am Sonntagabend des 23. Januar ein und liess selbst seine engsten Vertrauten völlig überrascht zurück. Wieso gerade jetzt? Der ewige Rebell der Branche, dessen Herz immer für die Zukunft schlug, stand mit 73 Jahren vor einem fulminanten Comeback. Er sprühte nur so vor Ideen, die er noch verwirklichen wollte, eine neue Mode-­ Kooperation stand kurz vor der Enthüllung. In die Trauer mischt sich die tröstende Gewissheit, dass der Paradiesvogel sich bis ganz zum Schluss treu bleiben durfte. Er wollte immer so frei wie nur möglich sein, um genauso radikal seine Träume zu verwirklichen. Auch wenn Thierry Mugler bereits vor über dreissig Jahren seine grössten Erfolge feiern konnte, wird er heute mehr denn je verehrt. Das Musée des Arts Décoratifs in Paris zeigt Höhepunkte seines Schaffens noch bis Ende April mit der Retrospektive «Thierry Mugler: Couturissime». Es ist nicht nur eine Hommage an einen Visionär, der seiner Zeit voraus war. Es ist ebenso eine Liebeserklärung an das Leben und die Mode gleichermassen. Bunt, opulent und voller Überraschungen. Präsentiert werden Ready-­to-wearund Haute-Couture-Kreationen bis hin zu Bühnenkostümen, Fotografien, Filmen und bisher Unveröffentlichtes aus den Jahren 1973

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ART & CULTURE

Karl Lagerfeld, David LaChapelle, Herb Ritts und Helmut Newton. Der Raum ist auch dem fotografischen Vermächtnis von Thierry Mugler selbst gewidmet, der bereits 1976 begann, seine eigenen Kampagnen mit Jerry Hall und Supermodel Iman an exotischen Orten, etwa auf dem Dach der Pariser Oper, in Grönland oder der Sahara, zu fotografieren. Früher scharte Mugler Berühmtheiten wie Diana Ross, David Bowie und Sharon Stone um sich, die er einkleidete oder als Models für seine aufwendig inszenierten Shows einlud. Heute tragen Kim Kardashian und Rapperin Cardi B. seine Roben. Durch die prominente Unterstützung, aber auch dank der Wiederentdeckung der achtziger Jahre als modisches Statement erlebt Thierry Mugler jetzt ein Revival. Musik spielte stets eine wichtige Rolle im Leben des Franzosen, etwa mit dem Videoclip «Too Funky» von George Michael, bei dem Mugler selbst Regie führte. Visuelle Höhepunkte sind eigens für das Musikvideo kreierte Outfits, die von den Supermodels Linda Evangelista, Eva Herzigova und Emma Sjöberg

© Patrice Stable

© Patrice Stable

vorgeführt wurden. Im Jahr 2011 fertigte Mugler sämtliche Kostüme für Beyoncés Welttour «I Am» an. Das Aufeinandertreffen mit dem Superstar war gleichzeitig eine perfekte Symbiose zweier Welten, die einen ähnlichen Anspruch verfolgen. Denn bei Thierry Mugler war eine Frau immer mehr Subjekt als Objekt, eher Göttin als Mensch. Aber vor lauter Rebellion schoss er gegen Ende seiner Karriere manchmal gerade deshalb über das Ziel hinaus und zementierte neue Klischees, wo er vielleicht alte zertrümmern wollte. So kam es, dass Ende der neunziger Jahre, als der Minimalismus auch in den Kleiderschränken Einzug hielt, die Extravaganz ihre Anziehungskraft verlor. In der Folge übernahm der Kosmetikkonzern Clarins die Marke Thierry Mugler zu 100 Prozent, um sie dann später gewinnbringend an L’Oréal zu verkaufen. Und so überflügelte der Name Mugler auch die Nullerjahre. Was vor allem an «Angel» liegt. Der Mugler-Duft gehört auch drei Jahrzehnte nach seiner Lancierung zu den meistverkauften Parfums – weltweit.

Legendär: 1992 kreierte Thierry Mugler alle Kostüme für das Musikvideo «Too Funky» von George Michael – und führte auch selbst Regie.

Mit seiner extravaganten Couture-Kreation «Les Insectes» aus Autoreifen schockierte er 1997 das Pariser Publikum.

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© Alfred Stieglitz

PIONIERIN IN DER PRÄRIE

©Centre Pompidou

Die Ikone der amerikanischen Kunst posiert vor einer Zeichnung des Palo Duro Canyon. Georgia O’Keeffes damaliger Geliebter Alfred Stieglitz hat den Moment im Jahr 1918 festgehalten.

Ebenso eigenwillig und visionär, aber eine Spur subtiler in ihrer Provokation: Georgia O’Keeffe gilt nicht nur mit ihrem Werk, sondern auch als Persönlichkeit zu den Ausnahmeerscheinungen der Kunstgeschichte. Bis zu ihrem Tod 1986 mit 98 Jahren erlebte sie alle Künstlerbewegungen des zwanzigsten Jahrhunderts, ohne je Teil einer einzigen zu sein. Berühmt geworden sind ihre Blütenbilder, oft als grossflächige Ausschnitte gemalt, aber auch die von ihr festgehaltenen kargen Landschaften New Mexicos. Dabei folgte O’Keeffe nie einem Trend, sondern war immer ganz bei sich, mit einem ausgeprägten Freiheitsdrang und dem Wunsch, selbstbestimmt zu leben, zu lieben und zu arbeiten. Bereits als Kind war sie für ihren Eigensinn bekannt. Das dokumentiert schon ein frühes Klassenfoto. Die anderen Mädchen stecken ihr Haar darauf hoch und krönen es mit einer Samtschleife. O’Keeffe trägt dagegen einen strengen Scheitel mit langem Zopf. Man ahnt, dass sie schon damals andere Dinge im Kopf hatte, als sich anzupassen. 1929, nach einer gescheiterten Beziehung, lässt die Künstlerin New York hinter sich und sucht nach einem abgeschiedenen Ort, um sich ganz ihrer Kunst zu widmen. In MalIn Abiquiú im Herzen New Mexicos wird sie fündig. In einem Farmhaus mitten im Niemandsland. Heute ist alles dort noch genauso, wie O’Keeffe es 1984 zwei Jahre vor ihrem Tod verlassen hat. Das Haus gehört nun zum Georgia O’Keeffe Museum, man kann es besuchen und in eine Welt eintauchen, die momentan in allen angesagten Interior-Magazinen propagiert wird. Im Schlafzimmer hängt nichts ausser einem silbernen Navajo-­Schmuck an der Wand, eine japanische Papierlampe leuchtet den spartanischen

Oriental Poppies, 1927. Georgia O’Keeffe machte das Kleine gerne gross. Heute erzielen ihre überdimensionalen Blütenbilder auf dem Kunstmarkt Rekordpreise. Eines der bekanntesten Gemälde wurde für 44 Millionen Dollar versteigert.

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©Centre Pompidou

ART & CULTURE

Black Door with Red, 1954. Abstrakt gemalter Patio in Abiquiú, New Mexico. Mit 90 Gemälden beleuchtet die Fondation Beyeler bis am 22. Mai 2022 das Lebenswerk von Georgia O’Keeffe.

COOL, COOLER, COEL

Raum aus. Grosse Fenster lenken den Blick in die felsige Prärie, die auch O’Keeffes Spätwerk dominiert. Die wenigen Möbel sind wie Skulpturen arrangiert, ein Mix aus asketisch und modern. Beim Besuch ihres Hauses fällt auf, wie sehr Georgia O’Keeffe ihrer Zeit voraus war. Sie zelebrierte einen einfachen Lebensstil, war stolz auf ihr selbst gezogenes Gemüse und ihre Obstbäume. Sie pflanzte Ringelblumen an, um ihren Garten biologisch von Insekten freizuhalten. In der Küche trocknete sie frische Kräuter, knetete Vollkornbrot, machte Butter selbst und presste Obst und Gemüse zu gesunden Smoothies, lange Zeit bevor es die Bezeichnung für den frisch pürierten Saft überhaupt gab. Georgia O’Keeffe wird auch als Stilikone gefeiert. Modisch blieb die Künstlerin sich immer treu. Sie trug meist schwarz, manchmal mit einer weissen Bluse kombiniert, im hohen Alter vermehrt auch Karohemden und Jeans. Vieles davon nähte sie selbst, weil sie in den Läden von New Mexico nichts Passendes finden konnte, das ihrem elitären Geschmack entsprach. Eine Ausstellung in der Fondation Beyeler offenbart nun einen ganzheitlichen Blick auf das Lebenswerk von Georgia O’Keeffe. Rund 90 Gemälde erzählen von ihrem Schaffen. Und eines fällt in der Sammlung der Werke besonders auf: dass die Künstlerin am liebsten das Kleine gross machte, indem sie genau hinschaute.

Auch Michaela Coel ist eine genaue Beobachterin. Bereits als Kind entwickelte sie einen Radar, um jede Form von Diskriminierung zu erkennen, der sie aufgrund ihrer Hautfarbe ausgesetzt war. Unter dem Namen Michaela Ewuraba Boakye-Collinson als Tochter ghanaischer Eltern geboren, die sich kurz vor ihrer Geburt getrennt hatten, wuchs sie mit ihrer Mutter und der älteren Schwester im Londoner Stadtteil Borough of Tower Hamlets auf. Dort war sie in der Grundschule das einzige schwarze Mädchen bis zur fünften Klasse. Mobbing war an der Tagesordnung. Meistens wurde sie wegen ihren Lippen gehänselt und als Kokosnuss betitelt. Coel blieb cool und schlug nur sanft zurück: mit Worten, Humor und Empathie. «Ich war immer schon etwas seltsam. Aber ich sehe es heute nicht mehr als Makel, sondern als Chance», offenbarte die damals 30-jährige Schauspielerin und Autorin 2018 in ihrer vielbeachteten MacTaggart-Memorial-Rede am Edinburgh International Television Festival. Coel war die fünfte Frau, die diese prestigeträchtige Rede halten durfte, die jüngste sowieso – und die erste Schwarze. Es folgte ein 53-minütiger Appell für mehr Akzeptanz, der für Aufsehen sorgte. Michaela Coel sprach mit Anmut. Mit Nuanciertheit. Mit Humor. Durch und durch ehrlich, mit einer enormen

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©Amy Troost

Und Michaela Coel tat etwas, das viele Stars nur selten tun: Sie erzählte öffentlich von den dunkelsten Stunden in ihrem Leben. Während den Dreharbeiten zur zweiten Staffel von «Chewing Gum» wurde sie sexuell missbraucht. Es geschah 2017 in einem Nachtclub, in dem sie kurz Ablenkung vom Schreiben an der nächsten Folge suchte, als ihr eine flüchtige Bekanntschaft heimlich K.O.-­ Tropfen in den Drink mischte. Als sie wieder zu sich kam, setzte der erste Schock ein. Und dieser wurde noch grösser, als sie nach der Vergewaltigung nach Hause fand, um dort als Erstes am Skript weiterzuschreiben – aus Angst, den Abgabetermin zu verpassen. Erst danach alarmierte sie die Polizei. Michaela Coel betont in Interviews immer wieder, dass die Verarbeitung ihrer Erfahrungen oft auch traumatisch sei. Und sie schaffe nur durch das Schreiben, diesen Zustand zu überwinden. Ihre Gefühle in Worte zu packen, sei wie Medizin. «Das Leichte und Schwere mit dem Publikum zu teilen, ganz egal ob in einem Gedicht, im Film oder Fernsehen, das ist das Wichtigste für mich», verriet Michaela Coel der britischen «ELLE». Denn nur wer seine Wunden offenbare und radikal ehrlich sei, könne auch glaubwürdige Geschichten erzählen. Und Veränderung bewirken. «Ich bin eine schwarze Frau – und das werde ich immer sein. Für mich ist es nach wie vor eine Selbstverständlichkeit, dass mir in einer Stadt, wo mich niemand kennt, Ladendetektive folgen – nur aufgrund meines Aussehens», erzählte Coel dem Online-­ Magazin «Vulture». Alltägliche Erfahrungen wie diese hätten sie nicht nur nachdenklich gemacht, sondern auch stärker. Was sie daraus gelernt hat? «Dass die Menschen, die in der Gesellschaft aussen vor stehen, oft auch die sind, die ein klareres Bild des Ganzen gewinnen». Michaela Coel ist mit 34 Jahren gefragt wie nie zuvor. Sie modelt für Modemagazine, hat zwei Emmys und einen BAFTA gewonnen und spielt in der Fortsetzung der Comic-Verfilmung «Black Panther – Wakanda Forever» mit. Pünktlich zum Jahresbeginn erschien ihr erstes Buch «Misfits – a personal Manifesto» auch auf Deutsch. Es ist ein schmaler Ratgeber, der eine gewaltige Sprengkraft birgt. Auf knapp hundert Seiten zeigt die Autorin auf, was genau in der Unterhaltungsbranche falsch läuft: Vorurteile, Ausgrenzung, Rassismus auf dem Set. Vieles sei in den letzten Jahren besser geworden, aber Michaela Coel fühle sich immer noch als «Misfit». Die Definition des Wortes liefert sie in ihrem Buch gleich selbst: «Misfits sehen die Welt anders; manche von uns werden zu Misfits, weil sie von der Welt anders gesehen werden.» Die englische Erstauflage war innerhalb von 24 Stunden ausverkauft.

Schlagfertigkeit. Und sie machte eines klar: Wie es sich anfühlt, ein Outsider in einer Industrie voller Insider zu sein. Michaela Coel ist ein Ausnahmetalent. Bereits mit 27 Jahren schrieb sie ihre erste semi-autobiografische Fernsehserie «Chewing Gum», in der sie auch die Hauptrolle übernahm und Regie führte. Danach folgen Auftritte als Schauspielerin in «Star Wars: Die letzten Jedi» und der preisgekrönten Sci-Fi-Serie «Black Mirror». Doch der grosse Durchbruch bringt «I May Destroy You», mit der sich Coel über zwölf Episoden hinweg eine der aufrichtigsten Serien der letzten Jahre auf den Leib schreibt – und ihren eigenen sexuellen Missbrauch von der Seele. Seither ist Michaela Coel nicht nur ein Superstar, sondern auch ein Vorbild, weil sie Menschen eine Stimme gibt, die man vorher viel zu selten wahrgenommen hat. Ausgewiesene Filmkenner prophezeiten ihr nur wenige Monate zuvor, dass sie in der Branche nie mehr arbeiten würde. Der Grund: Michaela Coel hatte ein Millionen-Angebot des Streaming-Dienstes Netflix ausgeschlagen, der «I May Destroy You» verfilmen wollte. Die Künstlerin bestand jedoch darauf, einen Teil an den Rechten der Serie zu behalten. Ignorant schlugen die Netflix-Verantwortlichen die Forderung in den Wind, ein Entscheid, den sie heute zweifellos bereuen. Coel machte sich weiter auf die Suche und konnte schliesslich mit der BBC und HBO einen Deal abschliessen, der ihr die eingeforderten Rechte am eigenen Werk zusicherte. Der Rest ist Fernsehgeschichte.

OBEN Schauspielerin, Autorin, Ausnahmetalent: Michaela Coel gibt Menschen eine Stimme, die man zuvor in Film und Fernsehen viel zu wenig wahrgenommen hat.

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©Pyer Moss

ART & CULTURE Erfolgreich und engagiert kämpft Jean-Raymond Kerby mit seinem Modelabel Pyer Moss für mehr Akzeptanz der schwarzen Community – weit über den Laufsteg hinaus.

BLACK PANTHER DER MODEWELT

Auch Jean-Raymond Kerby will nicht mehr länger im Schatten einer Gesellschaft stehen, die Menschen wie ihn über lange Zeit ignoriert oder sogar benachteiligt hat. Er will nicht nur Modedesigner sein, er will mehr. Er will Debatten anzetteln, sozialer Aktivist sein, der Musik, Politik und Design vereint, indem er mit anderen Künstlern und Brands zusammenspannt, um saisonal einen Dialog anzuregen. Innerhalb dieser Zusammenarbeit findet der Autodidakt, dessen Eltern 1980 aus Haiti in die USA flüchteten, immer wieder neue Wege, um die schwarze Kultur zu feiern, sei es mit Kunst, einem traditionsreichen Ort für eine seiner Fashion-­ Shows oder einem Gospel-Chor, den er dort auftreten lässt. Das Modelabel Pyer Moss hat er bereits 2013 gegründet, doch erste Schockwellen löste Jean-Raymond Kerby drei Jahre später mit seiner Frühlingskollektion aus, wo er den New Yorker Laufsteg zum Politikum machte. Vor der Modenschau präsentierte Kerby einen selbst produzierten Dokumentarfilm, der zwölf Minuten lang die Polizeibrutalität gegenüber schwarzen Minderheiten in Amerika thematisierte. Black Lives Matter war schon damals sein Lieblingsthema. Kerby wird nie müde, zu betonen, wie wichtig ihm die Aufarbeitung seiner Kultur und Geschichte ist. «Ich will mit meiner Arbeit aufzeigen, dass Schwarz schön ist, und nicht nur eine Sensation. Nicht immer nur tragisch, aber auch nicht nur pure Unterhaltung. Schwarze Kultur soll ganz einfach existieren, um zu zeigen, wer wir wirklich sind.» Im Juli 2021 sorgte er mit seiner Couture-Premiere für einen Eintrag in die Geschichtsbücher, nachdem er als erster afroamerikanischer Modedesigner in den prestigeträchtigen Pariser Showkalender aufgenommen wurde – an der Seite von Traditionshäusern wie Chanel, Valentino, Balenciaga und Christian Dior. Das Label Pyer Moss ist seither in aller Munde. «Vogue»-­ Chefin Anna Wintour ist Jean-Raymond Kerbys grösster Fan und verschaffte ihm einen lukrativen Deal mit Reebok. 2020 wurde er zum Global Creative Director des Sportartikelherstellers ernannt, nachdem er bereits zuvor mit Sneaker-Kollaborationen zahlreiche Designpreise abstauben konnte. Und so die amerikanische Marke wieder begehrenswert machte. Dieses Jahr werden die ersten Modelle aus der eigens für ihn neu geschaffenen Produktlinie «Reebok Studies» auf den Markt kommen. Doch der Weg an die Spitze war auch für das Wunderkind Kerby ein beschwerlicher, der ihm zeitweise viel Kraft abverlangt hat. «Wenn ich heute an meine eigene, manchmal schöne, meist aber auch brüchige Jugend denke, dann wird mir klar, dass es mir schon damals wichtig war, Dinge zu hinterfragen und mich mit

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©Freseny Film

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Luca Guadagnino in seinem Palazzo aus dem 17. Jahrhundert in der italienischen Stadt Crema, wo er auch «Call Me by Your Name» gedreht hat.

Gleichgesinnten zu umgeben, die auch benachteiligt waren und es heute noch sind», erinnert sich Jean-Raymond Kerby in der «New York Times». «Immer war da diese Sehnsucht nach etwas, das man als Jugendlicher besonders stark vermisst.» Mit Pyer Moss hat der 36-Jährige endlich seine Heimat gefunden.

fühl eines Sommers einzufangen, nur eine Qualität von unzähligen ist. Selten zuvor war eine Liebesgeschichte im Kino so mitreissend erzählt worden. Dabei stand der heute 50-Jährige schon mehrmals während seiner Karriere kurz davor, nach diversen Rückschlägen und von Zweifeln geplagt, das Filmemachen aufzugeben. Der Umstand, dass er sich weder ganz fremd noch vollständig dazugehörig fühlte, hat Luca Guadagnino von klein auf geprägt wie kaum eine andere Erfahrung. Das erfährt er bereits als Siebenjähriger im Italien der siebziger Jahre, nachdem seine Familie nach Sizilien umzieht. Die ersten Jahre seines Lebens hatte er zuvor mit seinem italienischen Vater und seiner Mutter, die aus Algerien stammt, in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba verbracht. Zurück in Palermo wird er wegen seiner olivfarbenen Hautfarbe auf der Strasse rassistisch beschimpft und in der Schule ausgegrenzt. Doch selbst seine schwierigen Jugendjahre machten ihn unabhängig davon, zu denken, er müsse immer und überall akzeptiert werden, um glücklich zu sein. Heute lebt Luca Guadagnino nach der Devise: «Und wenn ich niemandem gefallen muss, kann ich aufs Leidenschaftlichste unabhängig sein.» Wenn man genau

EIN OSCAR FÜR LUCA

Die lebenslange Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft, die unterdrückten Ängste und Sorgen, ebenso wie die Hoffnungen und Träume, die dieses Gefühl des Andersseins mit sich bringt: Damit kennt sich auch der schwule italienische Regisseur Luca Guadagnino aus. Erst durch das Filmemachen konnte er in eine eigene Welt eintauchen, wo der Wunsch nach mehr Toleranz immer mitschwingt. 2017 folgte die langersehnte Anerkennung. Der ArthouseFilm «Call Me by Your Name» entpuppte sich als Überraschungserfolg, gewann einen Oscar und bescherte Luca Guadagnino eine neue Fangemeinde. Es gibt so vieles an dem Film zu lieben, dass selbst so etwas Besonderes wie die Fähigkeit, das flüchtige Ge-

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©Canal+

©Ferragamo

ART & CULTURE

Dank Auftragsarbeiten für Salvatore Ferragamo, Fendi und Zegna kann der Regisseur seine eigenen Spielfilme unabhängig produzieren. So auch 2015 den Thriller «A Bigger Splash» mit Tilda Swinton in der Hauptrolle.

hinschaut, kann man in allem, was er anpackt, diesen starken Freiheitsdrang erkennen. Der kreative Schöngeist ist dennoch in Italien geblieben. Er lebt heute in einem alten Palazzo des 17. Jahrhunderts in der lombardischen Stadt Crema, rund eine Autostunde von Mailand entfernt. Hier ist Italien, wie man es sich vorstellt. Alte Männer trinken ihren Espresso draussen im Café, adrett gekleidete Frauen stöckeln über das Steinpflaster, auf dem eine Vespa in Richtung Dom rattert. Inmitten dieser Postkarten-Idylle hat Guadagnino auch «Call Me by Your Name» gedreht. Wie der Regisseur gegenüber der italienischen Tageszeitung «La Repubblica» verriet, sei eine Fortsetzung geplant, wieder mit Timothée Chalamet in der Hauptrolle. Noch dieses Jahr sollen die Dreharbeiten beginnen. Gleichzeitig wurde bekanntgegeben, dass die seit langem angekündigte Neuauflage des Kultfilms «Scarface» bald Realität wird. Und kein Geringerer als Luca Guadagnino auserkoren wurde, das Remake – nach einem Drehbuch der Coen-­ Brüder – zu verfilmen. Man darf darauf gespannt sein. Ebenso wie auf sein Biopic über Audrey Hepburn für Apple TV, das ebenfalls noch für dieses Jahr geplant ist.

Viele seiner Filme von «I Am Love» über «A Bigger Splash» bis «Suspiria» feierten am Filmfestival in Venedig ihre Premiere. Und auch seine neueste Arbeit «Salvatore Ferragamo: The Shoemaker of Dreams» durfte Luca Guadagnino letztes Jahr am Lido vorstellen. Damit legt der Regisseur einen Dokumentarfilm über den legendären Schuhmacher vor, der sich aus der italienischen Provinz bis nach Hollywood hochgearbeitet hat. Marilyn Monroe, Cary Grant oder Marlene Dietrich schwörten auf Ferragamos Kreationen. Ähnliche Auftragsarbeiten und Werbekampagnen hat Luca Guadagnino mit seiner Firma Frenesy ebenfalls schon für italienische Modehäuser wie Fendi und Zegna erstellt. Sie geben ihm die Freiheit, so zu arbeiten, wie er sich das vorstellt, um dadurch möglichst unabhängig seine eigenen Spielfilme produzieren zu können. Luca Guadagnino ist endlich angekommen. Ob er zuhause in Italien oder im fernen Hollywood dreht: Mit seiner Arbeit versucht er, Bilder und Worte für die Gefühle zu finden, die ihm als Jugendlicher gefehlt hatten. Und zu zeigen, dass die Macht des Fiktiven eine magische Tür sein kann, durch die man hindurch muss, um den eigenen Schmerz zu begreifen – und ihn zu heilen.

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EDITOR’S CHOICE Harry Bertoia Sculpting Mid-Century Modern Life Scheidegger & Spiess 224 Seiten ISBN 978-3-85881-862-1

EIN AUSSERGEWÖHNLICHER KÜNSTLER

Der in Italien geborene Amerikaner Harry Bertoia war einer der produktivsten und innovativsten Künstler und Designer der Nachkriegszeit. «Harry Bertoia: Sculpting Mid-Century Modern Life» begleitet die erste US-Museums-Retrospektive der Karriere des Künstlers, um den vollen Umfang seiner breiten, interdisziplinären Praxis zu untersuchen und wichtige Beispiele seiner Möbel, seines Schmucks, seiner Monotypien und seines vielfältigen skulpturalen Schaffens zu zeigen. Es stellt die Frage, wie und warum wir zwischen einem Stuhl, einer Halskette, einem Bildschirm und einer freistehenden Skulptur unterscheiden – und was Bertoias skulpturale Dinge zusammengenommen über die Fluidität der visuellen Sprache über die Kultur hinweg aussagen, sowohl in der Mitte des Jahrhunderts als auch heute.

MONOGRAFIE EINES MEISTERS

In Anlehnung an Pop-Art-Traditionen überspannt die Arbeit von KAWS die Grenze zwischen bildender Kunst und Populärkultur und durchquert die Medien Malerei und Skulptur, zusammen mit Mode, Waren, Vinylspielzeug und seit kurzem Augmented Reality. Dieses Buch, das in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden ist, zeigt seine bekanntesten Werke neben Skizzen, vorbereitenden Zeichnungen und nie zuvor gesehenen Bildern von KAWS bei der Arbeit und enthüllt den akribischen Prozess hinter seinen ikonischen Kunstwerken.

KAWS WHAT PARTY Phaidon 256 Seiten ISBN: 9781838663940

EINE UNSTILLBARE STIMME DER FREIHEIT

In seiner Abhandlung erkundet Ai Weiwei zum ersten Mal die Ursprünge seiner aussergewöhnlichen Kreativität und leidenschaftlichen politischen Überzeugung anhand seiner Lebensgeschichte. «1000 Years of Joys and Sorrows» von Ai Weiwei, zugleich ehrgeizig und intim, beleuchtet den künstlerischen Prozess des Künstlers und bietet ein tiefes Verständnis der unzähligen Kräfte, die das moderne China geprägt haben, und dient als rechtzeitige Erinnerung an die dringende Notwendigkeit, die Meinungsfreiheit zu schützen. Mit Offenheit und Witz beschreibt er seine Rückkehr nach China und seinen Aufstieg vom künstlerischen Unbekannten zum Superstar der Kunstwelt und zum internationalen Menschenrechtsaktivisten.

Ai Weiwei 1000 Years of Joys and Sorrows Penguin Random House 400 Seiten ISBN 9780553419467

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VEJA X MARNI

Die Luxusmarke Marni ist für ihre unorthodoxe Herangehensweise an Mode bekannt. Die Zusammenarbeit mit Veja ist ein Beispiel für das Engagement der Marke, Individualität durch eine persönliche und zugleich verbindende Kreativität zu feiern. Die dabei entstandenen Schuhmodelle sind eine originelle Interpretation zeitgenössischer Footwear, die ein leicht nostalgisches Design mit einem farbenfrohen, DIY-inspirierten Look wieder aufleben lassen.

G GIO SCHIANO

Der 1976 in Neapel geborene italienische Künstler Gio Schiano taucht mit umfassenden technischen Fähigkeiten auf vielfältige Weise in die Welt der Kunst ein. Schianos Arbeit lässt sich stark von der reichen Kunst- und Designtradition der italienischen Kultur inspirieren. Seine handgefertigten Skulpturen aus feuerglasierter Keramik sind besonders von Ettore Sottsass inspiriert, dem Gründer der Design­ bewegung der Memphis Group, die in den 1980er Jahren aktiv war.

KAYLA RUMPP

Die multidisziplinäre Künstlerin Kayla Rumpp schafft Werke, die von der Beziehung zwischen Malerei und Skulptur inspiriert sind. Materialien, Farbe, Textur, Form und Licht spielen alle eine Schlüsselrolle in der sensorischen Erfahrung, die für den Betrachter geschaffen wird. Herkömmliche Materialien wie hölzerne Eisstiele werden in ihrer Verwendung neu interpretiert, um provozierende, interaktive Werke zu schaffen.

TRENDS

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KUNSTHAUS ZÜRICH

Vom 8. April bis 17. Juli 2022 zeigt das Kunsthaus Zürich in einer Ausstellung mit rund 300 Werken, wie die scheinbar gegensätzlichen Disziplinen Kunst und Medizin die menschliche Physis und Psyche reflektieren. Nachgezeichnet werden Schlüsselmomente der Medizingeschichte vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart.

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© Damien Hirst and Science Ltd. All rights reserved / 2022, ProLitteris, Zurich*

ART& CULTURE

ART & CULTURE


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© Marinella Senatore / Courtesy Mazzoleni, London – Torino

Autorin_Simone Hoffmann

ITALIENISCHER FRÜHLING

WER EINMAL DURCH ITALIEN GEREIST IST, KANN ES BESTÄTIGEN: KULTURSCHÄTZE VON ÜBERWÄLTIGENDER SCHÖNHEIT SIND FAST ÜBERALL ZU ENTDECKEN. IN GLÜHENDER SOMMERHITZE TAUMELT DER VOM STENDHAL-SYNDROM BEFALLENE TOURIST VON WERKEN DER ANTIKE ZUR RENAISSANCE BIS HIN ZUM BAROCK. ABER FRAGT MAN DEN REISENDEN NACH SEINEN EINDRÜCKEN ZUR ZEITGENÖSSISCHEN KUNST, ZUCKT DER MEIST MIT DEN SCHULTERN ODER VERWEIST IM BESTEN FALL AUF DIE KUNSTBIENNALE VON VENEDIG UND DIE FONDAZIONE PRADA IN MAILAND. WÄHREND NEW YORK, PARIS, LONDON UND BERLIN FESTE GRÖSSEN AUF DEM ZEITGENÖSSISCHEN KUNSTMARKT SIND, BLIEBEN ITALIENISCHE GROSSSTÄDTE BISHER EHER DISKRET. ABER WIE STEHT ES DENN NUN WIRKLICH UM DIE GEGENWARTSKUNST IM LAND, WO DIE ZITRONEN BLÜHEN?

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LINKS Die italienische Künstlerin Marinella Senatore gehört zu den heissen Tips von Kunstberater Piero Tomassoni: Ihre Arbeit ist in europäischen Kunstzentren und Galerien bestens vertreten. RECHTS Fabio Cavalluccis neueste Ausstellung, eine Gruppenshow in der Galleria Enrico Astuni vereint unter dem spannenden Titel «La realtà, i linguaggi», «Die Realität und Sprache» Werke von Künstlern wie Maurizio Cattelan, Rafaël Rozendaal und Tomàs Saraceno.

© Courtesy Galleria Enrico Astuni. Ph. by A.Osio

FRISCHER WIND FÜR GEGENWARTSKUNST

ART & CULTURE

«Als ich vor vier Jahren aus New York nach Rom kam, um hier eine Dependance der Postmasters Gallery zu eröffnen, erklärten mich meine italienischen Kollegen schlicht für verrückt», lacht Paulina Bebecka, Leiterin der Galerie PostmastersROMA, die sie 2019 unweit des Kolosseums eröffnet hat. Wenn Bebecka spricht, sprudelt es nur so aus ihr heraus, ihr Tatendrang und Enthusiasmus ist förmlich spürbar. Ganze 16 Jahre lang arbeitete sie bei der als avantgardistisch bekannten Galerie Postmasters in New York. Deren Programm ist anspruchsvoll und gewollt schräg: Hier sieht man Kunst mit neuen Medien, digitale Werke. Der Galerie geht es darum, nicht nur direkt am Puls der Zeit zu sein, sondern bereits immer einen kleinen Schritt voraus. «Zu der Zeit, als wir mit unserer New Yorker Galerie in das Viertel TriBeCa umgesiedelt sind, war das noch eine Art Niemandsland. Jetzt ist TriBeCa ein absolutes It-Viertel für andere Galerien. Nicht einem Trend, sondern einer Vision zu folgen, das liegt in den Genen unserer Galerie», erklärt Bebecka. Das Unverständnis, auf das Paulina Bebecka bei den römischen Galeristen stiess, kommt nicht von ungefähr: Kunsthandel in der Ewigen Stadt ist geprägt durch langjährige, feste Kundenbeziehungen, die wenig bis keinen Platz für Neuankömmlinge zulassen. Und nicht zuletzt zeigt der römische Kunstmarkt einen starken Hang zum Konservativen. Denn zum Grossteil wird selbst in als zeitgenössisch ausgewiesenen Galerien Kunst gezeigt, die vor allem aus den 1960er und 1970er Jahren stammt. Es sind Werke der Kunstbewegung Arte Povera, durch die italienische Künstler wie Mario Merz, Michelangelo Pistoletto oder Giuseppe Pennone international bekannt wurden. Heute hängen sie in den wichtigsten Museen weltweit und erzielen bei Auktionen Rekordpreise. Es ist eine glorreiche Epoche der neueren italienischen Kunstgeschichte. Aber was, wenn das kulturelle Erbe Italiens geradezu eine Hürde für zeitgenössische Kunst wäre? Piero Tomassoni beschäftigt sich schon seit langem mit dieser Frage. Seine Kunstberatung «Artvisor» hat ihren Sitz in London, aber für die Kunst pendelt er zwischen der britischen

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Courtesy PostmastersROMA, © Giorgio Benni

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© Courtesy: Giuseppe Stampone

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© Courtesy: Giuseppe Stampone

Hauptstadt und dem Stiefel hin und her. In Italien ist der Kunstkenner Mitglied im Aufsichtsrat verschiedener Privatsammlungen und kuratiert Ausstellungen. «Wie Gegenwartskunst wahrgenommen wird, hat vor allem mit Kultur zu tun: Italien ist ein Land der Traditionen. Wir sind umgeben von einer über zweitausendjährigen Kunstgeschichte, daher sind wir in Italien neuen Trends gegenüber eher vorsichtig», erklärt Tomassoni. «Das führt zu paradoxen Situationen, denn Künstler, die eigentlich bereits in der Mitte ihrer Karriere sind, werden in der Regel im Ausland stärker wahrgenommen als im Inland, weil sie hier selbst mit 50 noch als ‹aufstrebende Künstler› gelten.» Deshalb hat Tomassoni sich es geradezu zur Aufgabe gemacht, junge italienische Künstler in seiner Arbeit im Aus- und Inland hervorzuheben. Aber genau diese Schwierigkeit reizte Paulina Bebecka: Ihr Wunsch war es, mit der Galerie etwas zu bewegen. Anstatt die Niederlassung in einer Stadt wie London, Paris, Berlin oder Mailand zu eröffnen, setzte Bebecka auf Rom und zeigte damit Pioniergeist. In der Galerie PostmastersROMA zeigt sie Werke, die den Esprit unserer Zeit kompromisslos verkörpern. Internationale sind dabei genauso vertreten wie junge italienische Künstler – beispielsweise Alessandro Giannì oder Nicola Verlato. Seine an die Ästhetik der Renaissance angelehnten digitalen Werke werden als NFTs auf der galerieeigenen Blockchain-Plattform verkauft. Der letzte Schrei auf dem Kunstmarkt. Und für Paulina scheint es zu funktionieren: «Wer in meine Galerie kommt, weiss genau, dass sie hier Werke entdecken, die es nirgends in Italien zu sehen gibt. Mittlerweile sind die Menschen neugierig und wollen sehen, was wir uns Neues ausgedacht haben.» Dennoch muss sie zugeben: gekauft wird die Kunst, die sie ausstellt, von internationalen Sammlern. Den italienischen Markt hat sie noch nicht durchdrungen. CORONA ALS CHANCE Initiativen von Galerien alleine reichen nicht aus, um den zeitgenössischen italienischen Kunstmarkt von seinem konservativen Image zu befreien und auf internationales Niveau zu heben. Davon ist Fabio Cavallucci überzeugt. Der Kurator ist ein wichtiger Teil der italienischen Kunstszene. Er koordinierte 2008 die 7. Manifesta, die europäische Kunstbiennale in Trentino, und leitete vier Jahre lang eines der grössten Kunstzentren für zeitgenössische Kunst in Italien, das «Luigi Pecci Contemporary Art Centre», in Prato. Cavallucci setzt sich voller Inbrunst für eine dauerhafte Veränderung des Systems ein, um zeitgenössischer Kunst in Italien ihren gerechten Platz zu verschaffen. «Was uns bisher aber fehlt, ist eine echte Unterstützung durch den Staat. Als der Premierminister während des ersten Lockdowns 2020 über finanzielle Hilfen für Künstler sprach, da meinte er nicht zeitgenössische Künstler, sondern Musiker, Sänger. Gegenwartskunst ist in der Politik gar nicht sichtbar. Und zeitgenössische Museen in Italien haben gerade genug Geld, um ihre Existenz zu sichern, es fehlt ihnen aber das Budget für neue Projekte», so Cavallucci.

Giuseppe Stampone und seine verblüffenden Zeichnungen sind ebenfalls ein Geheimtip des Kunstberaters Piero Tomassoni: Sie werden mit Kugelschreiber auf ein speziell vorbereitetes Holz gezeichnet.

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© Giorgio Benni / Courtesy PostmastersROMA

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OBEN Alessandro Giannì, MAETERNITÀ, 2015, oil on canvas, 400 x 200 cm

Aber weil in der Kunst bekanntermassen gerade dann Neues entsteht, wenn die Gesellschaft Krisen durchläuft, hat sich auch in Italien gerade seit der Pandemie einiges getan. Junge italienische Künstler, die coronabedingt nicht mehr reisen konnten, machten aus der Not eine Tugend, und in ganz Italien schossen von Künstlern betriebene Projekt-Spaces aus dem Boden. Und sind geblieben. Sie zeigen Kunst, die in Galerien nicht ausgestellt wird, und sind ein Ausdruck der immensen italienischen Kreativität. Auch Institutionen wie das «Mambo, Museo d’Arte Moderna di Bologna» öffneten spontan ihre Ausstellungsräume und stellten sie konzeptuellen zeitgenössischen Künstlern wie Cesare Pietroiusti oder Italo Zuffi zur Verfügung. Die Pandemie verführte auch Galerien zu neuer Kreativität in ihrer Arbeitsweise: Vermehrt entstanden Zusammenarbeiten zwischen Galerien, um Künstlern mehr Aufmerksamkeit zu ermöglichen und Kosten zu teilen. Kuratierte Ausstellungen, deren kommerzieller Erfolg nicht immer garantiert ist, sind seit der Pandemie auch in italienischen Galerien keine Seltenheit mehr.

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Und selbst der Staat scheint nicht ganz untätig: Für eine von ihm kuratierte Ausstellung auf der Art Basel Hong Kong, bei der insgesamt acht unterschiedliche italienische Galerien Werke senden sollten, erhielt Fabio Cavallucci 2021 unerwartete finanzielle Hilfe vom Italienischen Kulturinstitut in Hong Kong. Die staatliche Einrichtung bot an, die Transportkosten der Werke zu übernehmen. Ohne diese wichtige Unterstützung hätte die Ausstellung nicht stattfinden können, da den Galerien durch die Pandemie die Mittel fehlten, die hohen Transportkosten selbst zu entrichten. Ebenfalls während der Pandemie wurde eine weitere wichtige Initiative geboren: die «Art Workers Italia». Ein Zusammenschluss von Kunstschaffenden, die als Verein für eine konstruktive Zusammenarbeit mit Behörden, Universitäten und kulturellen Einrichtungen zusammenarbeiten wollen, um für mehr Sichtbarkeit auf politischer Ebene und mehr Schutz der Kunstschaffenden zu sorgen. «Art Workers Italia» hat sich nicht mehr oder weniger auf die Fahnen geschrieben, als das System grundlegend zu ändern. Es mögen unspektakuläre, kleine Schritte sein – doch sie könnten zu wichtigen Meilensteinen einer dauerhaften Veränderung der zeitgenössischen Kunstszene Italiens führen. Eine solchen Veränderung wünscht auch Piero Tomassoni, und er spürt bereits einen Wind der Veränderung: «Eines der Zeichen, dass sich wirklich etwas bewegt, ist für mich die Wahl des Künstlers, der Italien bei der diesjährigen Biennale in Venedig vertritt. Es handelt sich um Gian Maria Tosatti. An und für sich ist diese Wahl schon eine kleine Revolution: Im Gegensatz zu anderen Ländern hat noch nie nur ein einziger Künstler den italienischen Pavillon gestaltet. Dazu kommt noch: Gian Maria Tosatti ist Anfang 40 und repräsentiert somit wirklich eine Generation junger zeitgenössischer italienischer Künstler. Das ist schon mehr als nur ein Hoffnungsschimmer!»

Courtesy PostmastersROMA, © Giorgio Benni

Nicola Verlato ist einer der jungen italienischen Künstler, die bei PostmastersROMA ausgestellt werden.

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Gian Maria Tosatti © Courtesy Galleria Lia Rumma, Milano/Napoli

ART & CULTURE

Der italienische Künstler Gian Maria Tosatti ist für seine Installationen international bekannt. Bei der diesjährigen Biennale von Venedig wird er den italienischen Pavillon gestalten. Das Programm von «The Milk of Dream», so der Titel der diesjährigen internationalen Kunstausstellung, wird vom 23. April bis 27. November in der Lagunenstadt zu entdecken sein.

Sogar im Heiligen Stuhl scheint man sich neuerdings für zeitgenössische Kunst zu begeistern: In der Vatikanischen Bibliothek wurde im November 2021 ein permanenter Ausstellungsraum eröffnet, der ausschliesslich Kunstwerke des 21. Jahrhunderts zeigen soll. Der erste Künstler, der in den heiligen Hallen zu sehen war, ist der Italiener Piero Ruffi.

Paulina Bebecka von der Galerie PostmastersROMA hat dagegen eine eindeutig optimistische Vision: «Ich spüre wirklich, dass sich etwas verändert. Und damit bin ich nicht alleine. Noch vor der Pandemie sagte mir Bartolomeo Pietromarqui, der Leiter des «MAXXI»-Museums in Rom, er habe das Gefühl, eine Art Renaissance wäre im Entstehen. Er glaubt, ich sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Warum sollte Rom nicht zum neuen Zentrum zeitgenössischer Kunst in Italien werden? Die Stadt hat eine unglaubliche Energie! Es fehlt nur ein Stückchen Offenheit und Neugier von Seiten der italienischen Sammler für das, was sich ausserhalb ihrer Komfortzone abspielt. Und meine Rolle sehe ich auch als die einer Vermittlerin, die diesen Austausch fördert.» Am Ende unseres Gesprächs erinnere ich Paulina Bebecka an die Entwicklung in einer anderen europäischen Metropole – Paris: Auch die französische Hauptstadt hatte sich bis in die späten 1990er Jahre auf dem reichen kulturellen Erbe ausgeruht, das sie für Touristen aus der ganzen Welt so attraktiv macht. Gegenwartskunst wurde sowohl von Museen als auch Galerien eher stiefmütterlich behandelt. Erst mit Beginn der Jahrtausendwende wandelte sich das so klassisch-traditionelle Paris Schritt für Schritt und wurde durch die Eröffnung von Institutionen wie dem Palais de Tokyo und dem aussergewöhnlichen Zusammenspiel von grossen Galerien und privaten Sammlungen mit öffentlichen Einrichtungen zur Kulturhauptstadt Europas. Eine Erfolgsstory, die Italien sicherlich inspirieren könnte.

ZUKUNFTSMUSIK Fabio Cavalluci zeigt sich weiterhin skeptisch: «So ganz bin ich noch nicht überzeugt, dass die italienische Gegenwartskunst wirklich aus ihrem Schneckenhaus herauskommt. Was wir wirklich brauchen, ist eine Kulturpolitik, die ein echtes Budget für zeitgenössische Kunst hat, wie beispielsweise Pro Helvetia in der Schweiz. Denn Gegenwartskunst hat meiner Ansicht nach heute einen ganz wichtigen Auftrag, den unsere Regierung endlich verstehen muss: Sie hilft nicht nur, unserem Land auf dem internationalen Kunstmarkt mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, sondern ist vor allem ein Mittel, uns Menschen in einer von Krisen geschüttelten Welt zu helfen, unseren Platz zu finden.» Trotz seiner Bedenken lassen aber auch Fabio Cavalluccis Zukunftsprojekte anklingen, dass ein italienischer Frühling im Gang zu sein scheint: Der Kurator arbeitet an einer neuen digitalen Plattform, die zeitgenössische Kunst einem breiteren Publikum nahe bringen will und über die Grenzen Italiens hinaus Verbindungen mit der internationalen Kunstszene schaffen soll. Der Launch kommt voraussichtlich im Frühsommer 2022.

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TR AV TR EL AVEL PRESTIGE

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Autorin_Nina Merli Bilder_Borgo Egnazia

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BLUE ZONES HEALTHY HOTSPOTS NATÜRLICHE BEWEGUNG AN DER FRISCHEN LUFT, VIEL ENTSPANNUNG, GESUNDES ESSEN, GESELLIGKEIT UND EIN GLAS WEIN UM FÜNF UHR NACHMITTAGS – DIES SIND DIE WICHTIGSTEN GRUNDSÄTZE, AUS DENEN DAS «BLUE ZONES»-PRINZIP BESTEHT. FERIEN SIND GERADEZU IDEAL, UM DIESEN GESUNDEN LIFESTYLE KENNENZULERNEN.

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Erstes «Blue Zones»-zertifiziertes Hotel weltweit: das «Borgo Egnazia» in Apulien.

Sonnenuntergang im «Borgo Egnazia»: Achtsamkeit und Momente der Ruhe für ein langes, gesundes Leben.

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Regelmässiges Training im Gym, Joggen, aufwendige Detox-Kuren, teure Nahrungsergänzungsmittel, Schlaf-Coaching, Achtsamkeits­ protokolle und natürlich gesundes veganes Essen – der Aufwand, den wir betreiben, um möglichst lange fit und vital zu bleiben, ist hoch. Wem das nach zu viel Anstrengung tönt, sollte sich mit Dan Buettners «Blue Zones»-Philosophie vertraut machen. Denn der Bestsellerautor und Forscher hat ganz andere Vorstellungen von einem gesunden Lifestyle. Sein Gesundheitskonzept publizierte Buettner erstmals im renommierten «National Geographic Magazine». Unter der Titelgeschichte «The Secrets of a Long Life» stellte Buettner fünf Regionen, die sogenannten «Blauen Zonen», vor. Bezeichnend für die Regionen ist, dass der Anteil von Hundertjährigen an der Gesamtbevölkerung aussergewöhnlich hoch ist. Als Hotspots der Langlebigkeit gelten seither Okinawa (Japan), Sardinien (Italien), Nicoya (Costa Rica), Ikaria (Griechenland) und Loma Linda (Kalifornien). Über Wochen und Monate tauchte Buettner in den Alltag der jeweiligen Einheimischen ein, führte

Interviews, befasste sich mit deren Ernährung und Lebensweise und definierte neun Säulen, die das Leben in sämtlichen «Blue Zones» nachweisbar prägen: Natürliche Bewegung: ein Spaziergang zum Bäcker, ein morgendlicher Schwumm oder auch einfach tägliches Treppensteigen. Alle «Blue Zones»-Bewohner sind auf natürliche Weise in Bewegung – und verzichten auf anstrengende Sportaktivitäten. Zweck und Sinn: Morgens mit dem Bewusstsein über den eigenen Zweck und Sinn des Lebens aufzuwachen, erhöht die Lebenserwartung um bis zu sieben Jahre. Einen Gang runterschalten: Stress wird mit vielen – vor allem altersbedingten – Erkrankungen in Verbindung gebracht. Die am längsten lebenden Menschen schaffen sich regelmässig stresslösende Situationen. Ein Buch lesen, den Horizont betrachten – oder Gemüse rüsten. 80-Prozent-Regel: «Hara hachi bu» – Mit diesem Mantra erinnern sich die Bewohner Okinawas vor jeder Mahlzeit selbst daran, bei einem Sättigungsgefühl von 80 Prozent mit dem Essen aufzuhören. Ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr. Grüne Einstellung: Grünblättriges Gemüse wie Spinat, Grünkohl, Mangold oder Salat ist Nahrung für ein langes Leben und sollte täglich auf dem Menüplan stehen. Wein um fünf: Wer in Massen und in guter Gesellschaft trinkt, lebt länger als ein Nichttrinker. Zugehörigkeit: Wer vier Mal im Monat am Gottesdienst oder einer vergleichbaren Zusammenkunft teilnimmt – unabhängig von der Konfession –, stockt seine Lebenserwartung um bis zu 14 Jahre auf. Die Lieben an erster Stelle: Bei den Menschen, die am ältesten werden, nimmt die Familie erwiesenermassen den höchsten Stellenwert ein. Sie umgeben sich mit ihren alternden Eltern und Grosseltern, legen sich auf einen Lebenspartner fest und investieren in ihre Kinder. Soziales Umfeld: Die am längsten lebenden Menschen entfalten sich in Gemeinschaften, die gesunde Lebensweisen und -entscheidungen fördern.

Wenn abends wieder Ruhe einkehrt: Pool-Landschaft im «Borgo Egnazia».

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Alles in allem also Gewohnheiten, die man ohne grossen Aufwand in seinen Alltag integrieren kann. Wie einfach das geht, kann man neuerdings sogar in speziellen «Blue Zones»-Retreats lernen. Als erstes Hotel weltweit zeigt das italienische Nobelhotel «Borgo Egnazia» in Apulien seinen Gästen, was es für ein langlebiges Leben braucht: ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft, Geselligkeit, gutes, gesundes Essen, Entspannung und dazu ein edles Glas Rotwein – Gewohnheiten, die man in Italien schon seit Jahren pflegt. Begleitet von ausgebildeten Spezialisten werden den Teilnehmenden der «Blue Zones»-Retreats die Grundpfeiler für ein langes und gesundes Leben nähergebracht. Da ist zum Beispiel Personal Trainer Vito, der seine Gäste statt ins Gym auf einen Spaziergang durch den Olivenhain, bis runter zum Meer begleitet, unterwegs ein paar einfache Atemübungen macht und einen daran erinnert, dass Entspannung in erster Linie im Kopf beginnt. Kulinarisch stehen die «Blue Zones»-Tage ganz im Zeichen von typischer apulischer Küche, mediterranen Aromen und einem Grossteil an pflanzlichen Lebensmitteln. Den Gästen stehen dabei sechs verschiedene Restaurants zur Verfügung: Vom Clubhaus am Golfplatz, wo der langjährige Koch einfache, ehrliche Gerichte mit den frischesten Produkten zubereitet, bis hin zum herrlichen «Due Camini», wo der apulische Chefkoch Domingo Schingaro einen wohlverdienten Michelin-Stern besitzt. Das «Borgo» – das übersetzt Dorf bedeutet – besteht aus einem Haupthaus und vielen Häuschen und Villen, die durch kleine Gassen verbunden sind. Man wähnt sich in einem alten italienischen Dorf. Weit über seine Landesgrenzen hinaus bekannt, beherbergte das «Borgo Egnazia» bereits viele berühmte Gäste – etwa Justin Sich eine Auszeit im Spa zu gönnen, ist Gesundheitsprävention.

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Timberlake und Jessica Biel, die hier ihre Hochzeit feierten und seither immer mal wieder im «Borgo Egnazia» ein paar Tage Ferien geniessen. Trotz aller Entspannung ist im «Borgo» nichts dem Zufall überlassen. So setzte Interieur-Designer Pino Brescia rigoros auf Materialien aus der Region und verschonte beim Bau auch die uralten Olivenbaumbestände – indem er einfach um die Bäume herum bauen liess. Und auch kulinarisch verfolgt das «Borgo Egnazia» ein eigenes Konzept – ganz im Zeichen der Gesundheit. Aus diesem Grund wurden sogenannte Goldene (Ernährungs-)Regeln aufgestellt und das gesamte Speisenangebot auf diese Prinzipien ausgerichtet. So stammen Gemüse und Kräuter aus den eigenen Gärten, der Einsatz von Salz und Zucker ist gemässigt, und Gemüse ist ein fester Bestandteil jedes Menüs. Den Tag ausklingen lässt man während eines Aufenthalts im «Blue Zones»-Retreat natürlich bei einem guten Glas Rotwein. Giuseppe Cupertino, angesehener Sommelier und Wein-Manager des Hauses, organisiert für die Gäste nicht nur einen Besuch in apulische Weingüter, sondern bringt einem die Vielfalt der lokalen Weine während eines Tastings näher. Nach einem entspannenden Tag an der frischen Luft, exzellenten lokalen Spezialitäten, geselligem Zusammensein in diesem luxuriösen Ambiente ist eines sicher: Auf diese Weise lässt es sich gut, lang und gesund leben. Mindestens acht Stunden Schlaf – Schlafzimmer als Oase der Erholung im «Borgo Egnazia».

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THE NAUTILUS MALDIVES

HIGH-ENDURLAUB OHNE REGELN 56


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Das winzige Stück Sand- und Kokospalmen liegt 85 Meilen nordwestlich des internationalen Flughafens Velana. Es ist weit genug, um sich zurückgezogen und isoliert zu fühlen, aber nicht so abgelegen, dass es sich nach einer langen Reise wie ein massiver Schlag anfühlt. Das Wasserflugzeug ist ein Abenteuer für sich, das über dunkle Tiefen des Meeres und seichte türkisfarbene Lagunen schwirrt. Nach einer halben Stunde Wahnsinn über das Geräusch der tosenden Propeller landen wir neben einem wackelnden Ponton und verbringen die letzten zehn Minuten auf einer Luxus­yacht. Dann sind wir da, im Luxus-Paradies. Dieser Insel-Rückzug bietet alle tropischen Markenzeichen der Malediven, die man erwartet: weisse Sandwege, hohe Palmen und Holzstege. Es gibt strohgedeckte Pavillons mit Sand unter den Füssen und eine lange Wand aus duftendem Clerodendrum, das das Hinterhaus und die Stabsquartiere im Zentrum der Insel umgibt. Dies ist der Inbegriff von «Barfuss-Luxus» – es ist einfach, die Flip-Flops bei der Ankunft abzuwerfen und sie erst wieder anzulegen, wenn die Abreise bevorsteht. The Nautilus Maldives wurde für eine neue Generation von Luxusreisenden konzipiert: für die, die ohne Regeln urlauben wollen. Konkret wird das so umgesetzt: Völlige Zeit-Freiheit, das heisst dann zum Beispiel, dass die Restaurants keine festen Öffnungszeiten haben. Check-in und Check-out sind nicht an fixe Uhrzeiten gebunden, und auch die Spa-Behandlungen buchen

Autor_Urs Huebscher Bilder_The Nautilus Maldives

«WHAT IS YOUR GREATEST FREEDOM?» DIESE FRAGE STELLT «THE NAUTILUS» SEINEN GÄSTEN. DAS ZEITGEFÜHL VERLIEREN WÄRE ZUM BEISPIEL EINE GUTE ANTWORT. DAS WILL DAS MALEDIVEN-­ RESORT SEINEN GÄSTEN ERMÖGLICHEN. «THE NAUTILUS» BEFINDET SICH AUF EINER KLEINEN, PRIVATEN INSEL IM BAA-ATOLL. SIE LIEGT INMITTEN EINES UNESCO-­BIOSPHÄREN-RESERVATS UND LIEFERT AUSREICHEND PLATZ FÜR DIE LEDIGLICH 26 BEACH AND OCEAN HOUSES IM ELEGANTEN BOHO-CHIC.

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die Gäste ohne vorherige Terminabsprache. Wenn plötzlich der dringende Wunsch entsteht, die Resort-eigene Yacht auszuborgen, dann arrangiert das der House Captain gern. Wer am Ende der Ferien mehr erwartet als einen hübschen, sonnengebräunten Teint, beispielsweise nachhaltig wirkendende Erfahrungen und Aktivitäten, welche man mit den Menschen geteilt hat, die einem am meisten bedeuten, ist hier richtig. Bevor das Resort geplant wurde, haben die Besitzer bei unzähligen Luxusresorts auf der ganzen Welt recherchiert, um sicherzustellen, dass deren Standards übertroffen werden, und so ein Konzept lanciert wird, das sich abhebt. Ich kann die Philosophie nach meinem Besuch nur bestätigen. Absolute Freiheit, die dazu einlädt, dem Alltag zu entfliehen. Hier kann man ganz sich selbst sein und wieder zu seinem Inneren, zur Natur und der Familie finden – alles in einem schönen maledivischen Setting. Ein Aufenthalt hier ist unvergleichbar mit allen anderen Plätzen auf der Welt. Diese Philosophie bedeutete ein grundsätzliches Überdenken der Führungsprozesse eines Luxusresorts, um den Service tatsächlich um den Gast zu kreieren und nicht Standardprozessen zu folgen. Basierend auf diesem Wissen wird der Service von den House Captains (Butlern) gelebt, die sich um jedes Detail selbst kümmern, anstatt an Rezeptionisten, Concierges oder Guides zu verweisen. Jeder Gast hat seinen eigenen House Captain, um sicherzustellen, dass jeder Wunsch ermöglicht wird. PRIVATSPHÄRE UND EIGENER RHYTHMUS Die Unterkünfte werden hier «Houses» und «Residences» genannt, weil man als Gast dasselbe Level an Komfort und Bequemlichkeit wie zu Hause verspüren soll – neben den spektakulären Besonderheiten, die die Malediven zu bieten haben. Diese beinhalten einen privaten Pool, Blick auf den Ozean von jedem Haus, weiche Sandstrände umgeben von dichtem tropischen Grün und ein reichhaltiges Korallenriff – nur ein paar Meter entfernt. Die ursprünglich menschenleere Insel – mit 250 Metern Durchmesser zu klein für Bewohner – hat viele ihrer ursprünglichen einheimischen Pflanzen und Bäume bewahrt. Jedes der 26 Häuser ist eine Suite mit separatem Wohn- und Schlafzimmer. Nur 15 «Houses» mit einem beziehungsweise zwei Schlafzimmern säumen die Strände der Insel, versteckt zwischen Kokosnusspalmen und tropischem Grün. Elf «Houses» mit einem beziehungsweise zwei Schlafzimmern thronen auf Stelzen über der Lagune. Die Räume sind lichtdurchflutet und das Interior Design ist tropisch mit einem Hauch von Boho-­ Chic. Der Inselstil ist entspannt, der Leitfaden für die Innenausstatter lautete: «Lass es so aussehen wie bei jemandem zu Hause und besser.» Die meisten Ausstattungen sind Massanfertigungen für «The Nautilus». Der Butler-Service stellt rund um die Uhr sicher, dass alle Wünsche der Gäste in Erfüllung gehen.

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QUELLE DER INSPIRATION «The Nautilus» entführt mich in eine Welt, in der die Speisekarte nur eine Quelle der Inspiration ist und Gerichte kreiert werden – und zwar genau zu dem Zeitpunkt, zu dem ich Appetit verspüre. Für diejenigen, die den Empfehlungen des Chefkochs gerne folgen möchten, bedeutet Dining auf «The Nautilus» eine faszinierende Mischung aus mediterraner und orientalischer Küche. Keine Öffnungszeiten, keine Frühstückszeiten, keine Schuhe, keine Kleider­ ordnung. Gäste kommen so, wie sie sind, geniessen die grossartige Gesellschaft und können sich der gemeinsamen Leidenschaft für aussergewöhnliche Küche hingeben. Wie, wann und wo man speist, ist den Gästen selbst überlassen. Für das leibliche Wohl sorgen vier einzigartige Restaurants, die in dem Inselstaat mit ausgezeichneter Reputation glänzen. Es gibt ein Fine-Dining-Restaurant mit mediterraner Küche, das «The Grill», in dem von Südamerika bis Nordasien beinahe alle Kulinarikregionen der Welt zu finden sind. Lassen Sie sich im «Zeytoun» von den Aromen des Nahen Ostens verzaubern, oder begeben Sie sich im «Ocaso» auf eine kulinarische Reise nach Mexiko, Peru oder Japan. Eine Besonderheit bildet das Lokal «Thyme», in dem Sie ganz nach Ihren persönlichen Vorlieben bekocht werden. Oder man speist direkt am Pool – je nach Lust und Laune.

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Spa-Behandlungen sind jederzeit spontan ohne Terminabsprache möglich. Das Resort lässt dem Gast seinen eigenen Weg finden, um sich zu erholen. Wer in einer der vier Behandlungsräume im Herzen des Spas angekommen ist, der begibt sich auf eine Reise der Transformation basierend auf alten Weisheiten und modernen Innovationen. Das Solasta-Spa ist darauf spezialisiert, massgeschneiderte Wellnessprogramme und tägliche Rituale zu schaffen, die zugleich erfrischen, entspannen, verwöhnen und schützen. Seele und Körper in Einklang bringt man auch bei Meditation, Fitness oder Yoga im eigens dafür erbauten Pavillon umgeben vom Blau des Indischen Ozeans. Mit seinem glasklaren Wasser lädt dieser zu zahlreichen Wassersportabenteuern ein. ENTDECKERGEIST «The Nautilus» urteilt nicht, macht keine Vorschriften und hindert seine Gäste an nichts. Ganz im Gegenteil, das Resort räumt Hindernisse beiseite und konzipiert Exkursionen und Abenteuer. Man bringt den Gast, wohin er möchte und wann er möchte – Mitternachtsschwimmen in leuchtendem, phosphoreszierendem Wasser Seite an Seite mit einer Meeresbiologin, Erkundungen verlassener Inseln mit einer Yacht oder sich treiben lassen in einem Pool voller Sterne unter der Milchstrasse –, während der House Captain einen weiteren perfekten Cocktail mixt. Wassersportaktivitäten wie Schnorcheln, Kajaken in einem transparenten Kanu oder Stand-up-Paddling sind ebenso kostenlos: Als Gast entscheide ich, wann mein Abenteuer beginnen soll. Im UNESCO-Biosphären-Reservat im Baa-Atoll wartet eine kaleidoskopische Wunderwelt von unglaublichem Meeresleben darauf, entdeckt zu werden. Ausflüge zur weltbekannten Hanifaru Bay, Schwimmen mit Walfischen, Haien und Mantarochen, Tauchen entlang an bunt schillernden Korallenriffen, entlegene Sandbänke erkunden, Picknick auf verlassenen Inseln oder einfach auf der Yacht über den Ozean gleiten, das sind nur einige der zahlreichen Abenteuer, auf die Sie sich freuen können. WWW.THENAUTILUSMALDIVES.COM

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luxehot

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NATUR PUR Autor_Urs Huebscher Bilder_Riffelalp Resort

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IM HÖCHSTGELEGENEN SPA EUROPAS

MIT 300 SONNENTAGEN IM JAHR IST SCHÖNES WETTER FAST SCHON GARANTIERT. VON DER TERRASSE DES RIFFELALP RESORTS UND AUS DEN MEISTEN ZIMMERN HAT MAN FREIEN BLICK AUF DAS MATTERHORN, DAS WELTBERÜHMTE WAHRZEICHEN DER SCHWEIZ. DIE RUHE IM AUTOFREIEN ZERMATT KANN HIER OBEN NOCH UNMITTELBARER ERFAHREN WERDEN. ABGESCHIEDEN UND INMITTEN DER NATUR ERFÜLLT DAS RESORT AUF EINZIGARTIGE WEISE DEN RETREAT-GEDANKEN.

Entspanntes Sein im heilsamen Höhenklima inmitten würzig duftender Arven- und Lärchenwälder und mit spektakulärer Sicht auf das Matterhorn: Seit dem 19. Jahrhundert schätzen Gäste die Riffelalp als einen exklusiven Ort der Ruhe und Erholung und lieben den Wechsel zwischen sportlicher Aktivität, wohltuender Entspannung und die luxuriösen Freuden, die das Riffelalp Resort 2222m bietet. «Ein Tag in den Alpen ist wie eine grossartige Symphonie», sagte der Mount-Everest-Pionier George Mallory. Der britische Bergsteiger verstand sich auf die Freuden der hochalpinen Sommerfrische und war Fünf-Sterne-Gast auf der Riffelalp hoch über Zermatt. Als am 20. August 1898 die Gornergratbahn zum ersten Mal Halt auf 2211 Metern über dem Meer an der Station Riffelalp machte, begann für die Gäste und Angestellten des gleichnamigen Grandhotels ein neues Zeitalter: vom abenteuerlichen Ritt mit dem Maultier zum Verkehrsmittel der Zukunft. Die legendäre Riffelalp, entdeckt und erschlossen vom Hotelpionier Alexander Seiler, hat im Laufe ihrer über 160-jährigen Geschichte eine Benchmark gesetzt. Noch heute ist die Anreise zum höchstgelegenen FünfSterne-­Hotel der Schweiz für seine Gäste etwas ganz Besonderes. Der Gornergratbahn entstiegen, spürt man bereits, wie der Alltag in Vergessenheit gerät. Hier kümmert sich der Portier um alles, und als Gast kann man sich ganz der Aussicht auf die atemberaubende Landschaft und das fantastische Bergpanorama widmen. Nach der fünfminütigen Fahrt in Europas höchstgelegener Tram darf man sich auf einen unvergesslichen Aufenthalt freuen. Die Erholung beginnt bereits auf der sonnenverwöhnten Terrasse, auf der ein kleines Schild auf die Mitgliedschaft im exklusiven Club der Leading Hotels of the World hinweist.

Der freie Blick aus den komfortablen Zimmern und Suiten des Fünf-Sterne-Superior-Hotels auf das Matterhorn verschlägt einem bei der Ankunft erst einmal den Atem, bevor man sich dem Interieur zuwendet, bei dem sich moderne Stilelemente geschmackvoll in den alpinen Background integrieren. Die Bäder mit den Natursteinwänden sind schlichtweg ein Traum, grosszügig und elegant. Im Übernachtungspreis enthalten und in der Schweiz einzigartig ist übrigens die Begleitung durch den Bergführer Yann Dupertuis, stellvertretender Rettungschef von Zermatt. Er steht den Hotelgästen an drei Tagen in der Woche zur Verfügung und begleitet sie auf Wanderungen sowie Berg- und Klettertouren: anspruchsvolle Hochtouren wie auch Einsteigertouren für jedermann. Ob kurz oder lang, leicht oder schwer, steil oder flach, von hier aus gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Absolutes Highlight ist die Option, zusammen mit Yann einen der 38 Viertausender zu besteigen.

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Der Mix aus sportlicher Betätigung, wohltuender Entspannung an den nahen Bergseen und den Genüssen des Riffelalp Resorts 2222m – umgeben von einem der schönsten Wander- und Klettergebiete der Alpen mit spektakulärem Blick auf das Matterhorn – macht den Urlaub aus der Zeit der Bergpioniere und ihrer anspruchsvollen Begleiter aus. Am 25. Juni eröffnet das Luxus-­­Hideaway zur Sommersaison mit einer Vielzahl von Erlebnis-­Angeboten und Attraktionen. Schon die Musikgruppe Queen sang damals «I want to ride my bicycle». Auch auf 2222 Metern Höhe kann man es kaum erwarten, sich auf den Sattel seines Mountainbikes zu schwingen und die faszinierende Umgebung zu erkunden, denn die Berge rund um Zermatt bieten abwechslungsreiche Trails, die sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene den Flow finden lassen. Es warten Routen mit Fahrspass für jeden Fahrstil: gemütlich oder sportlich sowie steil und technisch. Ob ganztägige Bike-Touren oder kurze Nachmittagsrunden – die Bergwelt rund um das Riffelalp Resort bietet alles, was das Biker-Herz höherschlagen lässt. In Kombination mit der einmaligen Bergkulisse der Alpen ist ein unvergessliches Mountainbike-Erlebnis garantiert.

Auch in Sachen Gastronomie punktet das Riffelalp Resort 2222m und vereint vier Gastronomien mit ganz eigenem Profil. Zunächst das Restaurant Alexandre, Dreh- und Angelpunkt der Gastronomie für Hausgäste. Dann die Mark Twain Lounge, die bei Schlechtwetter in die lauschige Bar mit Wohnzimmeratmosphäre verlegt wird. Weiter das Ristorante Al Bosco mit seiner herrlichen Sonnenterrasse: herausragende Gastronomie am Wanderweg. An der Bar kann man den Abend gemütlich bei einem Drink ausklingen lassen. Dazu kommen eine Bowlingbahn, ein Billardzimmer sowie ein Konzertsaal, der in einer ehemaligen englischen Kapelle eingerichtet wurde. Familien sind ebenfalls herzlich willkommen im Riffelalp Resort, denn hier dürfen Kinder einfach Kinder sein und in der märchenhaften Bergwelt auf Entdeckungsreise gehen. Damit der Urlaub für die ganze Familie ein unvergessliches Erlebnis wird, bietet das Hideaway ein umfangreiches Kinderfreizeitangebot für die jungen Gäste an, sowohl bei gutem als auch bei schlechtem Wetter. Passend dazu gibt es das Arrangement «Familienrat auf 2222 Metern».

GENUSSVOLLE MOMENTE

Die Top-Attraktion ist der 35 Grad Celsius beheizte Aussenpool mit Blick auf das wunderschöne Walliser Bergpanorama. Sowohl auf der Riffelalp eigens gesammelte Wiesenkräuter als auch die Produkte von «Jardin des Monts», deren gänzlich natürliche Inhaltsstoffe in biologischem Anbau auf einer Höhe von 1350 Metern gewonnen werden, finden hier im Spa ihre Anwendung. Im idyllischen Bergkräutergarten, welcher oberhalb von Rossinière liegt, werden die Kräuter auf 2000 Quadratmetern angebaut, von Hand gepflückt und dann zu «Jardin des Monts»-­Produkten weiterverarbeitet.

WWW.RIFFELALP.COM

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TRENDS

ASSOULINE

R A Die Amalfiküste ist der Höhepunkt des italienischen Traums. Dieser Bildband fängt die malerischen Kiesstrände und Wanderungen, das perfekte Klima und die legendären Einrichtungen ein, die nicht auf geschichtsträchtige Hotels und Restaurants beschränkt sind. Sehenswürdigkeiten von der Kathedrale in Amalfi bis zur Villa Rufolo in Ravello erinnern alle an die Kultur und den Geist vergangener Jahrhunderte, und Sehenswürdigkeiten, die von Jacqueline Kennedy, John Steinbeck und Gore Vidal genossen wurden, verwandeln die Amalfiküste in eine Klasse für sich.

by

ROSANTICA

TR AVEL

Es ist Zeit, wieder zu reisen. Die Kollektion in limitierter Auflage ist den Lieblingsstädten von Designern auf der ganzen Welt gewidmet. Mailand ist eine der Stationen auf Michela Paneros Reise um die Welt. Die Handtasche besteht aus mehr als 4000 Kristallen in drei verschiedenen Farbtönen und silberfarbenem Messing. Das Endergebnis ist eine atemberaubende gotische Kirche, genau wie der Duomo di Milano.

S L LEICA

Eine Legende neu erfunden. Die neue Leica M11 kombiniert das einzigartige Erlebnis traditioneller Messsucher-Fotografie mit modernster Kameratechnologie für maximale Flexibilität. Herzstück der neuen M-Generation ist ein Vollformat-BSI-CMOSSensor mit Triple-Resolution-Technologie. Raw-Dateien im DNG-Format oder JPEGs lassen sich wahlweise mit einer Auf lösung von 60, 36 oder 18 Megapixeln erstellen.

STEAMLINE LUGGAGE

Die kleine Reisetasche aus der «Diplomat Red»-Kollektion ist ideal für Essentials, Schönheitsartikel oder die Wertsachen, die während des Fluges griff bereit sein müssen. Der tiefrote Lederkörper und die charakteristischen breiten Träger aus sattbraunem Leder sorgen für einen kraftvollen Look.

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PIONIERGEIST Autor_Urs Huebscher Bilder_Kulm Hotel St. Moritz

DAS KULM HOTEL ST. MORITZ IM HERZEN DES WELTBERÜHMTEN SCHWEIZER KURORTES VERFÜHRT SEINE GÄSTE MIT EINEM ATEMBERAUBENDEN BLICK AUF DEN ST. MORITZERSEE. HINTER HERRSCHAFTLICHEN MAUERN IST DAS MEHR ALS 160-JÄHRIGE ANWESEN VON EINER UNVERGLEICHLICHEN AURA AUS LUXUS, TRADITION, MODERNSTEM KOMFORT UND HERZLICHER GASTLICHKEIT UMGEBEN.

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ALS TRADITION wurden im Park des Kulm Hotel die Olympischen Winterspiele eröffnet, und bis heute zählt das Fünf-Sterne-Superior-­Haus zu den ersten Adressen in der Schweiz. ENTSPANNENDE SCHLAFERLEBNISSE Das luxuriöse Traditionshaus verfügt über 132 Zimmer, 36 Juniorund fünf Luxus-Suiten, die mit edlem Holzmobiliar eingerichtet sind. Charmante Accessoires, höchster Komfort und dezent eingesetzte Technik finden sich in allen Räumlichkeiten. Materialien wie helles Arvenholz und Naturstein an Wänden und Decken holen nicht nur optisch die Natur ins Haus, sondern wirken zudem positiv auf das Wohlbefinden. Der Duft der Arve, auch Zirbe genannt, beruhigt durch seine ätherischen Öle und sorgt für einen erholsamen Schlaf. Die grosszügigen Superior-Einzel- und Doppelzimmer laden mit Ausblick auf das St. Moritzer Dorf, auf den St. Moritzersee oder auf das imposante Corviglia-/ Piz-Nair-Bergmassiv ein. In stilvollem Saloncharakter präsentieren sich die eleganten Deluxe-­ Zimmer und Junior-Suiten, rund die Hälfte aller Zimmer und Suiten verfügt über einen Balkon. Die Suiten und Luxussuiten verfügen über ein bis zwei Zimmer mit separatem Salon und Esstisch, teilweise einen eigenen Kamin und einen Balkon mit Ausblick auf den See. Ob die modernen oder die klassischen Suiten, die Arvenholz-­Suite oder die Präsidenten-Suite – Eleganz in hellen, farblich abgestimmten Tönen bietet exklusiven Luxus und Harmonie. Viele Zimmer können miteinander verbunden werden, sodass sie auch für gemütliche Familienurlaube geeignet sind.

St. Moritz, auf 1800 Metern Höhe gelegen, gehört zu den bekanntesten Ferienorten der Welt. Exklusiv ist es im Sommer wie im Winter für Sportbegeisterte und Erholungssuchende. Die direkte Lage am See, die Gletscher in den stillen Seitentälern und seine gute Infrastruktur machen St. Moritz zu einer besonderen Destination. Reine Natur mit Bergwäldern, Alpweiden, klaren Bergbächen und Seen und die über Jahrhunderte gewachsene Kultur kennzeichnen die Region als eine der attraktivsten Ferienziele im Alpenraum. Das Kulm Hotel St. Moritz blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück und prägt den Wintersportort seit 1864 nachhaltig. Der legendäre Hotelpionier Johannes Badrutt eröffnete das «Engadiner Kulm» als erstes Hotel im Ort. Als Visionär legte er nicht nur den Grundstein für die Schweizer Luxushotellerie im Alpenraum, sondern erweckte durch eine Wette den alpinen Wintertourismus zum Leben. Er versprach den letzten Sommergästen, dass sie auch im Winter einen strahlend blauen Himmel mit klarer Luft erleben würden, bei Nichtgefallen käme er für alle Kosten auf. Die Gäste blieben bis zum Frühjahr und erzählten zu Hause vom fantastischen Bergwinter im Hotel Engadiner Kulm in St. Moritz. Die magische Anziehung des Hauses geht nicht zuletzt auf die gesellschaftlichen Anlässe im Kulm Hotel zurück, wie die glamourösen Maskenbälle, auf denen sich Adlige und Persönlichkeiten aus ganz Europa vergnügten. In den Jahren 1928 und 1948

ABWECHSLUNGSREICHE ERLEBNISKÜCHE Kulinarisch besticht das Kulm Hotel durch Vielfalt und höchste Qualitätsansprüche. Dem eleganten Ambiente entsprechend gekleidet, geniessen die Gäste eine gehobene Küche im stilvollen Grand Restaurant, in dem auch das reichhaltige Frühstück eingenommen wird. Im Rahmen der Halbpension kann auch in der Chesa al Parc, dem Kulm Country Club oder in The Pizzeria zu Abend gegessen werden, alternativ ist zudem ein Gourmet-Dine-­ Around im Schwesterhotel Grand Hotel Kronenhof in Pontresina möglich. Das Repertoire reicht von lokalen Engadiner Spezialitäten bis hin zu Kreationen der internationalen Haute Cuisine. Seit rund zwei Jahren steht das Pop-up-Restaurant «the K» im Kulm Hotel St. Moritz unter der Ägide von Mauro Colagreco. Schon nach zwei Monaten durfte sich der Koch über die Auszeichnung mit einem Michelin-Stern freuen. Die Küche des mit

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drei Michelin-­Sternen, 18 Punkten und vier Hauben bei GaultMillau dekorierten Argentiniers Colagreco zeichnet sich durch intensive Aromenvielfalt und die Miteinbeziehung regionaler Besonderheiten aus. Exzellente Weine und eine elegante Atmosphäre in dem mit rund 40 Plätzen ausgestatteten Restaurant machen den Besuch zu einem besonders genussreichen Erlebnis. Wie in einer traditionellen Trattoria lassen sich Liebhaber der italienischen Küche in «The Pizzeria», ausgezeichnet mit 14 Gault-Millau-Punkten, mit hausgemachten Holzofenpizzen sowie zahlreichen Pasta-, Fisch- und Fleischspezialitäten verführen. Ideal für den Apéro oder einen Digestif lädt die Altitude Bar bei Piano-Untermalung in geselligem Ambiente ein. Musikfreunde und Geniesser entspannen stilvoll in der Miles Davis Lounge bei Jazzmusik, Zigarren und Drinks. Mit 125 Quadratmetern ist es die grösste Lounge im Engadin, und deckenhohe Panoramafenster geben einen wunderbaren Blick auf die Berglandschaft frei. Ein einzigartiger Hotspot in St. Moritz ist der Dracula Club. Als gesellschaftliche Institution in den 1970er-Jahren von Gunter Sachs gegründet, werden hier seit jeher die exklusivsten Partys gefeiert. Der Club befindet sich auf dem Gelände des Kulm Hotel St. Moritz, das den Club auch betreibt. Wegen seiner beschaulichen Grösse garantiert das Lokal eine intime Atmosphäre. Nach wie vor öffnen sich die Tore des privaten Clubs nur für Mitglieder und deren Freunde – im Sommer allerdings für jeden Besucher des Festival da Jazz. Zahlreiche Musikgrössen geben sich dann im familiären Rahmen ein Stelldichein.

den 2000 Quadratmeter grossen Wellnessbereich. Der Open-Air-­ Pool, Dampfbad, Solegrotte, verschiedene Saunen und Ruheräume garantieren entspannende Stunden. Alle Anwendungen basieren auf den drei Säulen Entspannung, Entschlackung und Regeneration und können entsprechend der individuellen Bedürfnisse des Gastes kombiniert werden. Ein 20 Meter langes Schwimmbecken mit Unterwassermusik, ein Kneipp-Fussweg und ein Kinderbecken runden das Angebot ab. Weitere Anti-Aging-Behandlungen nutzen die OxyGeneo-Technologie; die sofort sichtbare Behandlung kombiniert Tiefen-Exfolierung, Sauerstoff-Aktivierung und die Aufnahme essentieller Nährstoffe. Ein Highlight für Paare ist die Private Spa Suite mit Biosauna, Dampfbad, Wasserbett und Doppelsprudelbad. Das Kulm Signature Treatment, die Spa Ritual Massage, wurde bei den European Health & Spa Awards als «Best Signature Treatment» ausgezeichnet. Ergänzt wird das Angebot durch ein auf die drei Säulen abgestimmtes Fitnessprogramm mit Elementen wie Herz-Kreislauf-Training, Ernährungsberatung, Tiefenentspannung durch progressive Muskelentspannung sowie Aufbautraining. Personal Trainer bieten sowohl auf den einzelnen Gast zugeschnittene Sporteinheiten und Ernährungsberatung als auch Gruppenkurse von klassischem Work-out bis zu Yoga an. EIGENER GOLFPLATZ Der hoteleigene Neun-Loch-Golfplatz «Kulm Golf St. Moritz» gilt als eine der attraktivsten Trainingsanlagen der Alpen und erlaubt dank seiner Architektur ein anspruchsvolles Spiel in kurzer Zeit. Die Gäste können den Golfplatz kostenfrei nutzen. Zudem stehen 18-Loch-Golfplätze in den nahe gelegenen Orten Samedan und Zuoz mit reservierten Abschlagzeiten zur Verfügung.

RUHEPOL KULM SPA Eine helle und grosszügige Gestaltung mit Materialien aus der Region und Panoramafenstern holt die Natur des Engadins in

WWW.KULM.COM

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SEIT 30 JAHREN EIN UNÜBERTROFFENES KREUZFAHRTERLEBNIS

30 JAHRE LUXURY TRAVEL CONSULTING RTC ROSETRAVEL IHRE REISE, UNSERE PASSION. • Reisen im Privatjet oder Flüge in Firstclass • Exklusive Kreuzfahrten • Außergewöhnliche Reisekonzeptionen • Individuell statt konventionell • Persönlich recherchiert und getestet • 24/7 Personal Assistance-Service • Die besten Insider-Tipps und On-Location Services RTC Rose Travel bietet seit 1992 weltweit Luxus-Reise Kompetenz, Detailwissen und Expertise bei der Erstellung hochwertiger Reiseerlebnisse.

Die führende Luxusreederei Regent Sven Seas Cruises bietet Gästen seit über 30 Jahren ein unübertroffenes Kreuzfahrterlebnis. Die großzügigen und stilvollen Schiffe – Seven Seas Explorer®, Seven Seas Mariner®, Seven Seas Navigator®, Seven Seas Splendor™, Seven Seas Voyager® und ab 2023 Seven Seas Grandeur™ – befördern maximal 750 Gäste und bilden die wohl luxuriöseste Flotte der Welt. Weltweit werden mehr als 450 faszinierende Reiseziele angesteuert. Dabei bietet Regent unvergleichlich viel Platz auf hoher See. Die Gäste sind in luxuriösen Suiten untergebracht, die fast alle mit einem privaten Balkon ausgestattet sind, welche zu den größten auf See zählen. Außerdem profitieren sie von einem hochpersonalisierten Service in den großzügigen öffentlichen Bereichen und den weitläufigen Außenbereichen. Im Preis mit inbegriffen sind Landausflüge, eine exquisite Kulinarik in einer Reihe von Spezialitätenrestaurants, bei denen Gäste auch im Freien dinieren können, eine exklusive Auswahl an Weinen und Spirituosen, Unterhaltungsprogramme, unbegrenzter Internetzugang, ein Wäscheservice sowie Trinkgelder. Gäste, die Suiten auf Concierge-Niveau oder höher gebucht haben, erhalten zusätzlich eine Hotelübernachtung vor der Kreuzfahrt.


SRI LANKA

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Autorin_Cécile von Fürstenberg Bilder_Aman Resorts

EIN MAGISCHES ERLEBNIS

FÜR EINEN MOMENT DIE AUGEN SCHLIESSEN, DEN GRAUEN ALLTAG HINTER SICH LASSEN UND SICH EINEN WARMEN, RUHIGEN STRAND MIT MEERESRAUSCHEN VORSTELLEN: DIE BEIDEN AMAN ­RESORTS «AMANWELLA» UND «AMANGALLA» AUF SRI LANKA ERMÖGLICHEN DIESES GEFÜHL DES GLÜCKS. UND DAS NICHT NUR IN UNSEREN GEDANKEN, SONDERN AUCH IM ECHTEN LEBEN. OB WILDTIER-SAFARI, PLANTAGENTOUR, TEMPELSEGNUNG BEI KERZENSCHEIN ODER ENTSPANNTES SONNEN AM PALMENGESÄUMTEN STRAND – WER EINE MAGISCHE AUSZEIT INMITTEN ATEMBERAUBENDER NATUR UND JAHRHUNDERTEALTER GESCHICHTE SUCHT, IST HIER RICHTIG AUFGEHOBEN. AUCH WENN SICH WAHRHEIT ODER TRAUM NUR SCHWER UNTERSCHEIDEN LASSEN.

Bereits in der Antike übte Sri Lanka aufgrund ihrer Schönheit und strategisch wichtigen Lage eine zauberische Anziehungskraft auf Entdecker und Händler aus. Die Insel vor der Südostküste Indiens ist reich an Kultur- und Naturschätzen. 1330 Kilometer lange unberührte Sandstrände mit im Wind rauschenden Palmenblättern bieten eine Schönheit der Natur, die mit nichts auf der Welt zu vergleichen ist. Eine Autofahrt durch das Land ist atemberaubend: Malerische Landschaften wechseln sich mit abgeschiedenen Dörfern ab, und die reiche Tierwelt im Südwesten Sri Lankas lässt ein direktes Treffen mit Elefanten, Affen, Pfauen und vielen weiteren exotischen Artgenossen zu. Galle Fort ist ein lebendiges Monument mit einer florierenden Gemeinde, das 1988 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Im Kern der Altstadt thront das anmutige Aman Resort «Amangalla». Nur eine Auto­ stunde weiter östlich liegt «Amanwella» – ein modernes Strand­ resort, das an einer einsamen Bucht mit einem eigenen palmengesäumten Strand in der Nähe des malerischen Dorfes Tangalle liegt.

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durchfliesst den Körper in den kerzenbeleuchteten Nischen, hohen Decken und dramatischen Torbögen im Spa-Bereich «The Baths». Zwei Hydrotherapie-Suiten bieten heisse und kalte Tauchbecken, Dampfbäder und Saunen, während eine erlesene Auswahl an Therapien wie beispielsweise Massagen, Salbungen, Reflexzonenmassagen und Peelings von einem Ayurveda-Arzt individuell gestaltet werden. Darüber hinaus verfügt der stimmungsvolle Spa-Bereich über einen eigenen Yoga-Pavillon sowie einen Friseursalon. Nach einem Besuch im Spa kommt man wieder in Bewegung auf einer geführten Radtour zum nahen Koggala-­See, an dessen Ufern faszinierende Zimtplantagen liegen. Hier erzählen die Menschen mehr über dieses besondere Gewürz und welche gesundheitlichen Vorteile es bietet. Zum Abschluss dieses sinnlichen Erlebnisses wird an einem abgelegenen Picknickplatz inmitten jadegrüner Reisfelder ein Nachmittagstee mit Zimt gereicht. Nur eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt bietet der Yatagala-Tempel mit seinem mysteriösen Felsentempel, dem riesigen Bodhi-Baum und den heiteren buddhistischen Statuen nicht nur einen imposanten Anblick, sondern für alle, die es zulassen, auch ein tiefgründiges Meditationserlebnis durch eine Segnung eines Mönches in der heiligen Meditationshöhle. AMANWELLA Weiter entlang der Südküste Sri Lankas, etwa 75 Kilometer von Galle entfernt, führt ein gewundener Weg durch üppigen Dschungel zum «Amanwella». Dieses ruhige Anwesen liegt oberhalb eines privaten goldenen Sandstrandes, der sich über die gesamte Länge der Bucht erstreckt. Das von Kerry Hill entworfene «Amanwella» ist die perfekte ländliche Ergänzung zum «Amangalla» und eignet sich sowohl für Familien als auch für Paare auf der Suche nach romantischen Erlebnissen. Die grossen Suiten mit freistehender Badewanne und Erlebnisdusche liegen versteckt von Kokospalmen auf einem gesäumten Hang. Beim Betreten der eigenen Terrasse mit Pool ist ein Endorphin-Rausch vorprogrammiert. Spätestens beim Dinner im Restaurant mit Blick auf den 47 Meter langen Swimmingpool ist der Glücksrausch nicht mehr zu bremsen. Tagsüber serviert der Beach Club, der nur einen Spaziergang von den Hängematten im Kokosnussschatten, dem Open-Air-Yogadeck und der ruhigen Spa-Suite entfernt ist, leichte Kost. Auch wenn man am liebsten den Rest seines Lebens damit verbringen möchte, diesen Anblick der Natur zu geniessen, hat «Amanwella» in naher Umgebung auch einiges an Erkundungen zu bieten: beeindruckende Tempel, Kunsthandwerksdörfer und die faszinierendsten Wildreservate des Landes.

AMANGALLA Vorbei an schmalen Gassen mit Häusern, Kirchen, Boutiquen und Restaurants, die alle eine Geschichte erzählen, steht am Ende der Church Street erhaben «Amangalla». Beim Betreten des Resorts empfängt den Gast eine historische Veranda, und dahinter liegt ein prächtiger grosser Saal, der einen sofort in seinen geschichtlichen Bann zieht. Dieser gehörte bereits seit 1683 zum damaligen New Oriental Hotel. Die mit hohen Decken und antiken Möbeln ausgestatteten Zimmer eröffnen beeindruckende Blicke auf das Fort oder auf die üppigen Gärten und den Swimmingpool des Hotels. Der Pool ist umgeben von grünen Palmen, deren Blätter sich im Wasser spiegeln. Egal ob auf der Liege am Pool, auf der Veranda am Eingang oder im traditionellen Speisesaal mit weis­ sen Leinentischdecken – überall werden auf Wunsch internationale sowie lokale Köstlichkeiten des Landes serviert. Einmal in diesem Zauber gefangen, entkommt man nur schweren Herzens. Ein unbeschreibliches Erholungsgefühl auf einem höheren Level

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SURFEN

WATCHES & JEWELLERY

AUF DER

ERFOLGS WELLE

Autor_Gisbert L. Brunner Bilder_Audemars Piguet

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SEIT 1875 GIBT ES AUDEMARS PIGUET. SEITDEM BEFINDET SICH DIE IM ABGESCHIEDENEN VALLÉE DE JOUX ANGESIEDELTE UHRENMANUFAKTUR MEHRHEITLICH IM BESITZ DER GRÜNDERFAMILIEN AUDEMARS UND PIGUET. IN DER HEUTIGEN ZEIT IST DAS ETWAS WAHRHAFT BESONDERES. KONTINUITÄT KENNZEICHNET AUCH DIE IKONE DER SCHWEIZER TRADITIONSMARKE. 1972 VORGESTELLT, IST SIE AUCH IM JAHR DES 50. GEBURTSTAGS AKTUELLER DENN JE. ANLASS GENUG, DEN FOKUS AUF DIE VERGANGENHEIT, GEGENWART UND EIN WENIG AUCH AUF DIE ZUKUNFT DES UNTERNEHMENS ZU LENKEN.

DER

wird. Allein die Vermutung, Audemars Piguet werde besondere Jubiläumsmodelle lancieren, führte zu Bestellungen von Armbanduhren, von denen man weder Aussehen, Ausstattung noch Preis kannte. Doch davon später mehr. Das Resultat der quantitativen Selbstbeschränkung: Wartelisten und deutlich höhere Preise speziell für die «Royal Oak»-Modelle am Parallelmarkt. Die von etlichen Mitbewerbern geübte Fokussierung auf China ist für François Bennahmias ebenfalls kein Thema. Er betrachtet die ganze Welt als Absatzgebiet. Beim Vertrieb beschreitet der Markenchef ebenfalls eigene Wege. So gut wie keine Rolle mehr spielt der traditionelle Mehrmarken-Fachhandel. Zum einen gibt es die begehrten Armbanduhren in den sogenannten Audemars Piguet Houses. Gemeint sind luxuriös ausgestattete Erlebniswelten, in denen potenzielle Kundinnen und Kunden alles rund um die Traditionsmarke und ihre Erzeugnisse erfahren. Sofern vorhanden, können sie das Objekt der Begierde am Ende natürlich auch erwerben. Als zweites Standbein unterhalten ausgewählte Partner spezielle Boutiquen, in denen sich alles um Audemars Piguet dreht. Beredtes Beispiel ist das gleichermassen luxuriöse wie exklusive Monobrand-­ Geschäft in der Zürcher Bahnhofstrasse. Nichts deutet darauf hin, dass hinter ihm der renommierte Schweizer Nobeljuwelier Bucherer steht. Durch die konsequente Beschränkung der Verkaufspunkte entstehen deutlich engere Kontakte zu Menschen mit ausgeprägtem Faible für das Label mit dem nicht unbedingt leicht aussprechbaren Namen. Kein Wunder, dass man in vielen Ländern kurz und bündig nur von AP redet. Und diese beiden Buchstaben finden sich deutlich erkennbar auch am Zifferblatt. Für die erwähnte Ausdauer und Entschlossenheit von François Bennahmias spricht auch die 2021 verkündete Kooperation mit den Marvel Studios. 17 Jahre ist es her, dass er noch als Amerika-Chef beim 1983 gegründeten Produzenten vorsprach. Und eine Abfuhr erleben musste, weil Audemars Piguet zu unbedeutend erschien. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Erstes Resultat der inzwischen auf Langfristigkeit ausgelegten Partnerschaft ist die im Nu ausverkaufte und im Parallelmarkt gehandelte «Royal Oak Concept Black Panther». Auf das ganz bewusst polarisierende Armband-Tourbillon folgen weitere Armbanduhren, welche den beliebten Film-Charakteren die gebührende Ehre erweisen. Apropos Graumarkt: Selbiger ist François Bennahmias und seinen Markenrepräsentanten rund um den Globus ein echter Dorn im Auge. Sie alle schätzen es nicht, wenn insbesondere Armbanduhren der klassischen Leader-Linie «Royal Oak» nur aus spekulativen Gründen erworben und im Handumdrehen mit sattem

Der Berg an Aufgaben war riesig, als François Bennahmias im Jahr 2012 seine Funktion als äusserst erfolgreicher USA-Chef von Audemars Piguet aufgab und nach Le Brassus umzog. Weltweit liefen die Geschäfte bei der 1875 gegründeten Familienmanufaktur nämlich nicht so berauschend. Obwohl er die Aufgabe des Chefs vorerst nur ad interim ausübte, entwickelte der damals 48-Jährige sofort bemerkenswerte Strategien. Anfang 2013, inzwischen CEO, veranlasste er Preissenkungen von bis zu 17 Prozent für einige massivgoldene Zeitmesser der besonders begehrten Leader-Linien «Royal Oak» und «Royal Oak Offshore». Die Branche, welche solche Aktionen rigoros ablehnt, witterte Unrat. Aber Bennahmias reagierte gelassen. «Der Goldpreis ist deutlich gesunken. Und diesen Vorteil wollen wir selbstverständlich an unsere Klientel weitergeben.» Das Unterfangen erregte Aufsehen, verfehlte seine stimulierende Wirkung aber nicht. Seitdem verfolgt der Franzose seine Ziele mit Beharrlichkeit und Konsequenz. Zum Beispiel ist ihm der Sprung in die Liga der Umsatzmilliardäre zu verdanken. 2021 generierten 45’000 Uhren rund 1,6 Milliarden Schweizer Franken. Diese Leistung ist allein deswegen beachtenswert, weil Bennahmias die jährlich produzierten Stückzahlen trotz höherer Nachfrage zunächst einmal bei 40’000 Uhren einfror. Steigende Nachfrage liess ihn 2021 trotz Corona-Krise 5000 Exemplare mehr produzieren. Und 2022, im Jahr des 50. Geburtstags der legendären «Royal Oak», sollen rund 50’000 exklusive Zeitmesser die Ateliers verlassen. Dabei kann man getrost davon ausgehen, dass auch diese Zahl nicht ausreichen

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Möglichkeit, Komponenten zu veredeln oder ein mechanisches Uhrwerk zu assemblieren. So oder so wissen Gäste und Absolventen ganz genau, was den Wert einer mechanischen Armbanduhr von Audemars Piguet ausmacht und warum sie mindestens einen fünfstelligen Betrag kostet.

Aufschlag wieder veräussert werden. Derartigen Menschen, denen sie auf die Schliche kommen, droht der Eintrag in eine Schwarze Liste und damit der Ausschluss von künftigen Einkäufen zu normalen Publikumspreisen. VERGANGENHEIT UND GEGENWART UNTER EINEM DACH Wer unmittelbar vor Ort mehr erfahren möchte über Audemars Piguet, seine Geschichte und die Produkte, kann das am 25. Juni 2020 in aller Stille eröffnete Firmenmuseum in Le Brassus besuchen. Der spiralförmige Glasbau ist dem dänischen Architekten Bjarke Ingels und seinem Team zu verdanken. Moderne Architektur und ein innovatives Ausstellungskonzept setzen die Vergangenheit und Gegenwart höchst attraktiv in Szene. Ausgestellt sind knapp 300 Objekte unterschiedlichster Epochen. Meisterwerke handwerklicher Miniaturisierung, uhrmacherischer Komplexität und beispielgebender Designs belegen die Leistungen über mehr als hundert Jahre hinweg. Natürlich sind Highlights aus allen Epochen zu sehen, darunter die hoch komplizierte «Universelle»-Taschenuhr von 1899. Integrierte Ateliers laden dazu ein, erfahrenen Uhrmachern und Kunsthandwerkern bei ihrer anspruchsvollen Arbeit zuzusehen. Wem das alles noch nicht reicht, der kann über das Musée-Atelier hinaus auch noch handwerklich in die Welt der Uhrmacherei eintauchen. Exklusive Meisterklassen bieten die

BLICK ZURÜCK OHNE ZORN Im Museum erfährt man logischerweise, dass die Geschichte von Audemars Piguet zurückreicht bis ins Jahr 1875. Da nämlich startete Jules Audemars, Jahrgang 1850, in seinem Elternhaus mit der Konstruktion, Anfertigung oder Fertigstellung komplizierter Uhrwerke. Stetig zunehmende Aufträge verlangten schon bald nach kompetenter Hilfe. Die Kooperation mit dem Uhrmacher Edward Piguet führte am 17. Dezember 1881 zur Gründung von Audemars, Piguet & Cie., Manufacture d’Horlogerie mit Sitz in Le Brassus. Erklärtes Ziel war die «Herstellung feiner und komplizierter Uhren nach modernsten Fertigungsmethoden». Erstaunlich, aber wahr: Seit dieser Zeit befindet sich das Unternehmen als eines der letzten in der illustren Uhr-Schweiz mehrheitlich im Besitz der Gründerfamilien. Bei Audemars Piguet lebt der Geist der Ahnen fort in ihren direkten Nachkommen. Seit Anbeginn lenken Mitglieder der seit Generationen im Jouxtal ansässigen Familien Audemars und Piguet mittel- oder unmittelbar die Geschicke. Selbst lukrativste Angebote von Luxuskonzernen lehnt man dankend ab.

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DIE ZWEITE GENERATION ÜBERNIMMT DIE ZÜGEL Nach dem Tod der Firmengründer Anfang des 20. Jahrhunderts übernahmen deren Söhne Paul-Louis Audemars und Paul Edward Piguet. Bereits 1912 beteiligte die Firmenleitung ihre Mitarbeiter am Gewinn. Dank konsequenter Qualitäts- und Produktpolitik gewann das Unternehmen zunehmend Reputation und dadurch auch bedeutende Kunden. Zu ihnen zählten beispielsweise Tiffany in New York und Paris, Cartier in Paris, Bvlgari in Rom, Gübelin in Luzern sowie Dürrstein in Glashütte und Dresden. Der 24. Oktober 1929, welcher als «Schwarzer Freitag» in die Geschichte einging, bremste auch bei Audemars Piguet vorübergehend den Weg nach oben. Der Kurssturz an der New Yorker Wall Street, die dadurch ausgelöste Weltwirtschaftskrise sowie protektionistische Massnahmen vieler Länder stürzten die gesamte Uhrenindustrie in eine tiefe Krise. 1930 sahen sich sämtliche Uhrenbetriebe im Jouxtal gezwungen, entweder Kurzarbeit anzumelden oder die Fabrik zeitweise ganz zu schliessen. Einige von ihnen öffneten ihre Pforten nie mehr. In der Not regte Paul-Louis Audemars 1931 die Fabrikation preiswerter Uhren an. Paul Edward Piguet, ein eiserner Verfechter der Haute Horlogerie, wandte sich jedoch strikt dagegen. 1933, als die Krise allmählich wieder abklang, trat Jacques-Louis Audemars in das Unternehmen ein. Zwei Jahre später entstanden bei Audemars Piguet insgesamt nur noch 116 Zeitmesser, die meisten davon fürs Handgelenk. Die Anfertigung handskelettierter Werke half über die schlimmste Zeit hinweg GEORGES GOLAY PRÄGT DIE WEITERE GESCHICHTE Am 1. Mai 1945 startete Georges Golay bei Audemars Piguet. Auf Anraten des Vollblutkaufmanns führten die beiden Familien-Direktoren eine betriebliche Umstrukturierung durch. Die Zifferblattsignatur Audemars Piguet & Cie. mutierte zu Audemars Piguet. 1962 löste Georges Golay, wie bei der Einstellung geplant, Paul Edward Piguet in dessen Position als kaufmännischer Direktor ab. Die technische Leitung der Manufaktur war bereits 1959 auf Jacques-Louis Audemars übergegangen. Von 1966 bis 1987 prägte Georges Golay als Delegierter des Verwaltungsrates und Generaldirektor die Philosophie und das Erscheinungsbild des Familienunternehmens ganz entscheidend. Mit seinem Namen ist die Markteinführung des unangefochtenen Leader-Modells «Royal Oak» für immer und ewig verbunden. Als Carlo de Marchi, der italienische Audemars-Piguet-Agent, 1971 vom sturmerprobten Boss eine Armbanduhr mit möglichst universalem Anspruch erbat, hörte dieser aufmerksam zu. Auf der Yacht, im Restaurant oder in der Oper sollte sie gleichermassen «bella figura» machen. Sportlichkeit und Eleganz in einem Objekt – das erschien wie die sprichwörtliche Quadratur des Kreises. Das Problem löste Gérald Genta

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durch ein stählernes Uhrengehäuse, dessen Gestalt dem Schiffs-­ Bullauge ähnelt. Darüber hinaus huldigte es Gentas Faible für den römischen, vom Oktogon geprägten Stil. Mehr als ungewöhnlich für damalige Verhältnisse war das integrierte Stahlarmband, dessen Glieder sich zur Schliesse kontinuierlich verjüngten. Nicht zuletzt wegen opulenter 38,8 Millimeter Durchmesser und einem Publikumspreis von umgerechnet stattlichen 2000 Euro hielten sich die Erfolge anfänglich in Grenzen. Bis 1975 gingen in Italien und der Schweiz gerade einmal 400 Exemplare über die Ladentheken. Beirren liess sich Golay jedoch nicht. Er glaubte felsenfest an den Erfolg und sollte recht behalten. ÖKOLOGIE GROSSGESCHRIEBEN Inzwischen steuern die weltweit erste Luxus-Sportuhr mit Edelstahlschale und -band sowie opulente Derivate wie die zum Beispiel von Arnold Schwarzenegger getragene «Offshore» gut 80 Prozent zum Tagesgeschäft von Audemars Piguet bei. «Aber es gab auch Zeiten, da waren es sogar mehr als 90 Prozent. Wir haben uns für die ‹Royal Oak›-Kollektion das Ziel von 80 Prozent gesetzt. Die 80 Prozent, das ist ein guter Wert», betont François Bennahmias. Ohne diese ikonographische Uhrenlinie hätte selbst der extrem ambitionierte und arbeitsame CEO niemals mehr als eine Milliarde Jahresumsatz verkünden können. Die Nachfrage lässt potenzielle Kunden Schlange stehen und am Parallelmarkt sogar Überpreise bezahlen. Der Run auf die «Royal Oak» und dort speziell auf das Ur-Modell mit für damalige Verhältnisse beachtlichen 39 Millimeter Durchmesser war freilich nicht immer so. «Im Jahr 2011 gab es nur noch zwei Länder auf der Welt, in denen sich die Referenz 15202 gut verkaufte», weiss der Firmenchef zu berichten. «Das waren Italien und Deutschland. Im Rest der Welt gab es kaum Nachfrage. Der 40. Jahrestag 2012 verschaffte der klassischen ‹Royal Oak› wieder viel mehr Glaubwürdigkeit und Legitimität. Seither verkaufen wir mehr ‹Royal Oaks› als ‹Royal Oaks Offshore›. Das Verhältnis ist 60 Prozent zu 40 Prozent.» Allem Boom zum Trotz denkt man bei Audemars Piguet aus guten Gründen nicht an eine noch stärke Ausdehnung der Produktion. Vorzügliches ist rar, wissen Marketingstrategen und auch der CEO im Herbst 2021. «Was wir richtig machten, war, dass wir die Stückzahlen der stählernen Referenz 15202 ST gut im Auge behielten. Insbesondere als der Erfolg wild anstieg, erhöhten wir die Produktion nicht. Ausserdem bauten wir eine Franchise-Welt um dieses Modell, die weiterhin sehr erfolgreich ist. Ich kann Ihnen eine Zahl nennen. Wir machen nicht mehr als 1000 Exemplare der Referenz 15202 ST im Jahr. Machen wir nicht. Wir liegen bei 850 bis 900 Exemplaren weltweit. Das macht sie so erfolgreich. Denn die Menschen wissen, dass weltweit nicht viele Exemplare von dieser Uhr im Umlauf sind.»

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Sehr zu Verblüffung vieler Fans liess der eloquente Chef sogar wissen, dass besagte Referenz 15202 Ende des Jahres 2021 auslaufen wird. Einst lieferte LeCoultre die Basis für das darin verbaute, nur 3,05 Millimeter hoch bauende Automatikkaliber 2121. Nach gründlicher Optimierung erfolgte die Fertigung unter dem eigenen Dach. Mit der «Manufacture des Forges» verfügt Audemars Piguet über eines der ersten Schweizer Industriegebäude, dessen Konzeption den rigiden Auflagen des Labels «Minergie-­Eco» für gesunde und ökologische Bauweise genügt. Zur Errichtung verwendete das Familienunternehmen nur schadstofffreie und umweltfreundliche Materialien. Dazu gehören unter anderem Fiberzement für die Fassaden, eloxiertes Aluminium für die Fensterrahmen, zertifiziertes Holz für die Parkettböden und umweltfreundliche Farben auf Wasserbasis. Der vollständige Verzicht auf fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas erlaubt eine CO2-neutrale Holzfeuerungsanlage. Letztere versorgt nicht nur das Fabrikgebäude mit Wärme, sondern auch Wohnhäuser der Ortschaft Le Brassus. An die Stelle herkömmlicher Klimaanlagen tritt ein optimal auf die klimatischen Bedingungen des Jouxtals abgestimmtes «Free-Cooling»-System. Zur Kälteerzeugung nutzt es Aussenluft. In diesem Sinne bietet es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern grösstmöglichen Komfort. Hinzu gesellen sich inspirierende Blicke auf die Flusslandschaft der Orbe. Nach aufwendiger Renaturierung fliesst das Wasser wieder in seinem ursprünglichen Bett. Das Einhalten der Kriterien zur Minergie-Eco-Zertifizierung überwachte die Fondation Audemars Piguet. Die 1992 zum 20. «Royal Oak»-Jubiläum gegründete Stiftung engagiert sich weltweit für die Rettung bedrohter Wälder.

breiten Neuheiten-Palette stehen. Den Anfang macht unter anderem die Referenz 16202. Diese setzt, wie die Zahl unschwer erkennen lässt, die grosse Tradition des 39-Millimeter-Jumbo von 1972 auf den ersten Blick in nahezu identischer Weise fort. Auch die handwerkliche Bearbeitung von Gehäuse und Gliederband entspricht dem, was die Fans dieses Klassikers erwarten. Ein echtes Aha-Erlebnis stellt sich beim Umdrehen der bis zu fünf bar wasserdichten Schale ein. Durch den Saphirglas-Sichtboden zeigt sich das während fünf Jahren entwickelte Manufaktur- Automatikkaliber 7121. Sein Kugellagerrotor befüllt das grosse, unter einer Brücke gelagerte Federhaus in beiden Drehrichtungen mit Energie. Nach Vollaufzug stehen nun 55 statt nur 45 Stunden Gangautonomie beim nicht mehr produzierten 2121 zur Verfügung. Das und die von 2,75 auf vier Hertz angehobene Unruhfrequenz führen zu deutlich besseren Gangergebnissen sowie zu höherer Langzeit-­ Stabilität. Fortschritte zeigen sich auch beim patentierten Schaltwerk des Fensterdatums. Mit von der Partie ist nun auch eine komfortable Schnellschaltung per Krone. Obwohl das neue Uhrwerk 0,15 Millimeter höher baut als das 2121, trägt die «Royal Oak 16202» weiterhin am Handgelenk nur 8,1 Millimeter auf. Die Jubiläums-­Besonderheit der nicht limitierten, in Edelstahl, Platin, Rosé- und Gelbgold erhältlichen Armbanduhr besteht in ihrem Rotor. Nur 2022 weist der auf den 50. Geburtstag hin. Danach verschwindet diese Zahl. Bei der Verteilung, anders kann es man nicht sagen, der Jahresauflage hat der CEO ganz klare Maximen ausgegeben: «Ich möchte nicht, dass nur unsere Stammkunden in den Genuss der Jubiläumsmodelle kommen. Mit einem Teil der Produktion wollen wir auch eine neue Klientel für uns erschliessen.»

2022 BRINGT 16202 Natürlich verknüpfte sich das Aus der Referenz 15202 mit den Feiern zum 50. Geburtstag der «Royal Oak» im Jahr 2022. Dass er das Jubiläum für Innovatives nutzen werde, deutete Bennahmias schon 2021 vorsichtig an. Und der CEO hat nicht zu viel versprochen. Das gesamte Jubiläumsjahr 2022 wird im Zeichen einer

Unverzüglich ausverkauft: Audemars Piguet «Royal Oak Concept Black Panther» in Kooperation mit den Marvel Studios.

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MUST-HAVES

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der ikonischen «Royal Oak»-Kollektion präsentiert die Schweizer Haute-Horlogerie-Manufaktur Audemars Piguet neue 37-Millimeter-Modelle.

«Royal Oak Chronograph Automatik» mit einem Gehäuse aus 18 Karat Roségold, entspiegeltem Saphirglas und entspiegeltem Saphirglasboden, verschraubte Krone, wasserdicht bis 50 Meter. Khakifarbenes Zifferblatt und Zähler.

Dieses «Jumbo»-Modell ist eine Hommage an die ursprüngliche Royal Oak 5402 aus dem Jahr 1972 mit ihrem Gehäuse aus handveredeltem Stahl und ihrem «Petite-Tapisserie»-Zifferblatt in der Farbe «Night Blue, Cloud 50». Es beherbergt das neue Automatikkaliber 7121, das farblich auf die rhodiumfarbene «50-years»-Schwungmasse aus Roségold abgestimmt wurde.

«Royal Oak Chronograph Automatik» mit einem Armband aus schwarzem Alligatorleder. Gehäuse aus 18 Karat Roségold mit schwarzem Zifferblatt.

«Royal Oak Chronograph Automatik» mit Flyback-Funktion. 736 Brillantschliff-­ Diamanten zieren das Gehäuse und das Armband, weitere 234 Diamanten besetzen das 18-Karat-roségoldene Zifferblatt.

Graue «Royal Oak Automatik» mit einem Gehäuse und einer Lünette aus Edelstahl. Armband mit AP-Faltschliesse. «Royal Oak»-Zeiger aus Weissgold.

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Reparatur einer Taschenuhr mit Spindelhemmung und Antrieb über Schnecke und Kette, ca. 1780

Feinste Handwerkskunst Autorin_Swenja Willms Bilder_Kobler Goldschmied & Uhrmacher AG

DIE NAMEN BRUNO UND ANDREAS KOBLER SIND IN DER GOLDSCHMIEDE- UND UHRMACHERBRANCHE BESTENS BEKANNT. DIE BEIDEN BRÜDER VERBINDET IHRE LEIDENSCHAFT ZU IHREM HANDWERK UND SIND IHREM FACH SEIT ÜBER 30 JAHREN TREU. VERGANGENES JAHR HABEN SICH DIE EXPERTEN ENTSCHLOSSEN, IHR FACHWISSEN ZU BÜNDELN UND SICH UNTER DEM NAMEN «KOBLER ZUG – GOLDSCHMIED & UHRMACHER AG» IN ZUG SELBSTSTÄNDIG GEMACHT.

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PRESTIGE: Andreas und Bruno Kobler, Sie sind zertifizierte Edelsteinspezialisten und bieten eine Vielzahl an speziellen Steinen an. Wie kam es zu dieser Leidenschaft? Warum Edelsteine? ANDREAS UND BRUNO KOBLER: Uns stellte sich die Frage nach dem «Warum» nie. Uns trieb eher die Frage an, wann wir unserer Liebe zu der faszinierenden Welt der Edelsteine freien Lauf lassen können. Schon in unserer Jugend hatten wir auf Bergtouren und Reisen in ferne Länder mit unseren Eltern erste Einblicke ins Strahlerleben der kostbaren Steine erhalten. Teilweise haben wir sogar gezielt immer wieder spektakuläre Fundorte seltenster Kristalle angepeilt. Die Faszination begleitet uns also schon eine ganze Weile, und dies nicht nur aufgrund unseres Berufs. Unser Vater war ein versierter Bergsteiger und Hobby­ strahler. Er hat uns mit seiner Begeisterung angesteckt und geprägt. Später professionalisierten wir unser Wissen und die Arbeit mit Edelsteinen. Das Rohmaterial konnte für uns nie fein und selten genug sein. Wir bauten unser weltweites Netzwerk Schritt für Schritt aus. Daraus entwickelten sich Partnerschaften, die im Laufe der Jahre zu engen Freundschaften wurden.

Damenring mit einem «Kashmir Saphir Cushion»Schliff 6.140 ct, intense Cornflower Blue mit 2 Diamant-Trillianten 0.630 ct und 188 Brillanten, Preis CHF 1’292’000.-

Das heisst, Sie haben gute Kontakte zu Lieferanten, die Ihnen bei Bedarf die Steine liefern? Nein, dank unserem neuen Geschäft hier in Zug können wir unsere Liebe zu den Edelsteinen nun endlich richtig ausleben. Mit unserem hauseigenen umfangreichen Sortiment können wir Kundenanfragen sofort und unkompliziert gerecht werden. Denn wir investierten quasi alles, was wir hatten, in ein eigenes Lager. Das unterscheidet uns in der Branche. Wir haben unsere eigene Sammlung und sind nicht auf Zwischenhändler angewiesen. Neben sehr wertvollen und momentan sehr gefragten Turmalinen führen wir im Bereich der Klassiker Saphire, Rubine, Smaragde und Diamanten hochkarätige und seltene Exemplare in unserem Sortiment. Neben diesen Kostbarkeiten bieten wir ein umfangreiches Spektrum an weiteren Edelsteinen an – wie beispielsweise Aquamarine aus Brasilien und Afrika, naturfarbene Zirkone aus Myanmar oder Spinelle aus Tadschikistan. Die Herkunft und Entstehung

der Steine zu kennen, hat für uns oberste Priorität. Wir können aus voller Überzeugung sagen, dass wir unsere Produkte «von der Wiege auf» kennen und nur feinstes Material weiterverarbeiten. Edelsteine sind also Ihre Passion? Absolut! Sowohl die Suche nach seltenen Edelsteinen, die freundschaftlichen Partnerschaften in den Ursprungsländern und nicht zuletzt die kreative Zeit der Verarbeitung in unserem Atelier hier in Zug ist reinste Passion. Nehmen wir zum Beispiel unsere Reise nach Namibia letztes Jahr, als wir einem Jahrhundertfund beiwohnen durften, oder all die wunderbaren Reisen in die asiatischen Länder vor der Pandemie. Diese Abenteuer und Schatzsuchen bilden die Basis unserer umfangreichen eigenen Schmuckkollektionen. Wir nennen es Erfüllung. Sie entwickeln und fertigen Ihre Schmuckkollektionen alle selbst in Ihrem Atelier. Wie gehen Sie dabei vor? Folgen Sie Trends? Sind Edelsteine Trend? Wie bereits erwähnt, schöpfen wir unsere Inspiration aus den Reisen und Eindrücken, die wir tagtäglich sammeln. Für uns ist ganz klar: Edelsteine folgen keinem Trend! Sie sind vielmehr Ausdruck einer besonderen Lebensform. Ihre Farbnuancen und das Spiel mit dem Licht sind absolut einzigartig. Jeder Edelstein verkörpert seine Herkunft und widerspiegelt seine Strahlkraft. Für uns stellen diese besonderen Steine einen Zauber dar, der uns auch nach über 30 Jahren noch jeden Tags aufs Neue beeindruckt.

Schulterblick auf die tägliche Arbeit der Kobler-Brüder.

Verkaufen Sie Ihre Edelsteine lediglich verarbeitet in Ihren Schmuckstücken, oder sehen Sie Edelsteine auch als Möglichkeit eines Investments? Investieren in Edelsteine ist eine ganz besondere Sache. Als Erstes muss das Vertrauen vorhanden sein, um diese Reise zu starten. Wir nennen das bewusst eine Reise. Bekanntermassen gleicht kein Stein dem anderen. Ausserdem sind die verschiedenen Kriterien, die einen «Investment»-Stein ausmachen, so vielseitig, dass es Zeit braucht, um den richtigen Stein für die jeweilige Person zu finden. Es ist uns ein Anliegen, hier ganz klar zu kommunizieren.

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Wer mit einem Anlagehorizont von beispielsweise einem Jahr oder auch fünf Jahren spekulieren will, ist bei uns nicht an der richtigen Adresse. Man muss es sich leisten können, das Investment bei Edelsteinen für mindestens 15 bis 20 Jahre «zu vergessen», aber darf natürlich gleichzeitig Freude beim Tragen der Schmuckstücke haben. Alles, was von dieser Sichtweise abweicht, sehen wir kritisch. Seit wir hier in Zug sind, führen wir erfolgreich eine Investment-Edelsteinsparte sowie auch Edelsteine, welche wir in unseren umfangreichen Schmuckkollektionen verarbeiten. Und nein, diese Steine sind nicht weniger wertig. Aber sie dienen nicht zum Werterhalt oder eben für ein Investment. Was empfehlen Sie Ihren Kundinnen und Kunden, die bei Ihnen einen solchen Investment-Stein kaufen wollen? Wir beobachten und analysieren die Entwicklung im Markt kontinuierlich. Vieles ist dabei unsichtbar und intransparent. Mit der Firmengründung und unserem neuen Auftritt hier in Zug möchten wir dies ändern. Wir beantworten unserer Kundschaft alle offenen Fragen. Die vorhandenen Edelsteine sehen Interessierte physisch bei uns im Atelier. Sie können vor dem Investment-­ Entscheid die Edelsteine im Original begutachten und sich ein Bild von ihrer Anlage machen. Wie unterscheidet sich Ihr Angebot von den anderen Juwelier-­ Fachgeschäften? Wir sehen uns als Teil einer faszinierenden Branche, die sich ständig gegenseitig fordert. Klar müssen wir uns immer unterscheiden oder abheben von anderen Anbietern. Nischenangebote sowie schneller und authentischer Service sind immer gute Ratgeber für einen eigenen Weg. Dazu können wir nur sagen: Überzeugen Sie sich selbst. Aber welches Geschäft kann schon im eigenen Sortiment auf Kashmir-Saphire oder ungeölte Smaragde aus Kolumbien zurückgreifen? Südseekulturperlen bester Qualität mit einem Durchmesser von über 20 Millimeter oder seit gut einem Jahr auf feinste Indigolith-Turmaline von einzigartigem Blau bis hin zu Lagoonfarben von über 20 Carat? Eine grosse Nachfrage besteht in individuellen Schmuckanfertigungen. In unserem Atelier fertigen wir den Schmuck komplett selbst. Vom Erstkontakt über den ersten Entwurf bis hin zum fertigen Schmuckstück liegt alles in unseren Händen. Diese enge Zusammenarbeit mit den Kundinnen und Kunden ist sehr effizient und zielführend. Unsere Expertise wenden wir ebenfalls an, wenn es um Schmuckreparaturen oder auch Umbauten von altem Schmuck geht. Ausserdem bieten wir weiterhin den Service, dass wir auch zu unseren Kundinnen und Kunden nach Hause kommen. So, wie wir das schon seit 25 Jahren machen. Sie bieten auch eine Vielzahl an antiken Uhren an. Wie kommen Sie zu diesen Kostbarkeiten, und was sind die Voraussetzungen für einen erfolgreichen (Weiter-)Verkauf ? In unserer komplett ausgestatteten Uhrenwerkstatt restaurieren wir Armband- und Grossuhren jeder Marke, egal welchen Alters. Hier geht es darum, alte Werte zu erhalten. In erster Linie sind das emotionale Werte! Als ausgebildete Restaurationstechniker für antike Uhren präsentieren wir unseren Kundinnen und Kunden im Atelier technische Meisterleistungen aus mehreren Jahrhunderten. Momentan setzen wir den Fokus auf englische Uhren aus der Zeit der Chronometer-Gilde. Uhren, die wir zum Verkauf anbieten, sind alle umfassend und sorgfältig restauriert. Wir bieten diese mit einer Garantie von 24 Monaten an.

OBEN Bruno (links) und Andreas Kobler am Zuger Seeufer. UNTEN Feinste Indigolith-Turmaline von über 20 ct Gewicht, Herkunft Namibia.

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SCHMUCK FÜR JEDEN ANLASS

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DIAMANTEN SIND UND WAREN SCHON IMMER EIN SYMBOL DER LIEBE. DIAMANTSCHMUCK WIRD DAHER GERNE GESCHENKT, UM BESONDERE EREIGNISSE ZU ZELEBRIEREN, UND IST EIN GANZ BESONDERES STATEMENT. WELCHE SPEZIELLEN ANLÄSSE UND DAZU PASSENDE SCHMUCKSTÜCKE SICH HIERFÜR EIGNEN, WEISS DIE DIGITAL NATIVE DIAMANTSCHMUCKMARKE BAUNAT.

JAHRESTAG

Drücken Sie Ihre Wertschätzung für Ihren Herzensmenschen am Jahrestag mit einem funkelnden Diamantschmuckstück mit Symbolcharakter aus. Jedem Jahr der Ehe werden unterschiedliche Edelsteine zugeordnet. Ein Trilogie-Ring ist mit drei Edelsteinen besetzt und steht für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Der mittlere Diamant ist meist etwas grösser und wird von zwei kleineren Diamanten oder Edelsteinen flankiert. Je nachdem, welcher Jahrestag gefeiert wird, können Sie die Kombination der verwendeten Edelsteine und Diamanten anpassen – wählen Sie beispielsweise den Geburtsstein Ihres Partners oder Ihrer Partnerin aus. Um das 20-jährige Jubiläum zu feiern, eignet sich insbesondere der Smaragd, welcher die Liebe und Gesundheit der Ehepartner symbolisiert.

ABSCHLUSSFEIER

Nichts sagt «Ich bin stolz auf dich» besser als ein schönes, zeitloses Diamantschmuckstück. Um die strahlende Zukunft und die Leistungen der Absolventen zu feiern, sollten Sie ihnen diesen wunderschönen Edelstein schenken, der ein Leben lang währt. Ein Solitär-Anhänger bringt das Dekolleté zum Funkeln oder ein Tennisarmband das Handgelenk. Wenn Sie das Ereignis zu etwas ganz Besonderem machen wollen, indem Sie etwas Einzigartiges kreieren, wenden Sie sich an die BAUNAT-­ Experten, um ein massgefertigtes Design zu besprechen.

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PUSH-PRÄSENT

Überraschen Sie Ihre bessere Hälfte mit einem Geschenk, das Ihre tiefe Liebe und Zuneigung zum Ausdruck bringt. Mit Diamanten treffen Sie immer ins Schwarze – der Edelstein ist vielseitig und kann in verschiedene Schmuckstücke eingearbeitet werden. Ein «Toi et Moi»-Ring, französisch für «du und ich», wird auch Beziehungsring genannt. Er symbolisiert die Verbundenheit zwischen zwei Menschen und ist ein perfektes Geschenk für diesen Anlass.

Der Ausdruck «push present» kommt aus dem Englischen und ist ein Geschenk, das der Mann seiner Frau nach der Geburt ihres Kindes überreicht, um das gemeinsame Familienglück zu feiern. Viele Jahre lang waren Diamant-Ohrstecker die traditionelle Wahl für ein Push-Präsent, da sie leicht zu tragen, aber für das Kleinkind schwer zu greifen sind. Mit zusätzlichen Kindern kommen auch mehr Diamanten hinzu, zum Beispiel ein Diamant-­Tennisarmband oder eine Solitär-Halskette. Edler Diamantschmuck ist nicht nur besonders und bedeutungsvoll, er kann auch ein Leben lang Freude bereiten und an Ihre Kinder weitergegeben werden.

VERWÖHNEN SIE SICH

Schmuck für sich selbst zu kaufen, ist eine bereichernde und emotionale Erfahrung. Es ist nicht nur ein Akt der Selbstliebe, sondern auch ein Zeichen für Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und ein höheres Selbstwertgefühl. Es ist auch eine gute Möglichkeit, einen beruflichen oder persönlichen Meilenstein zu feiern. Bei BAUNAT finden Sie eine grosse Auswahl an Diamantschmuck, darunter Diamantringe, Halsketten, Ohrringe und Armbänder, mit denen Sie sich selbst beschenken können.

ÜBER BAUNAT Seit ihrer Gründung in Antwerpen, im Jahr 2008, hat sich die digital native Diamantschmuckmarke BAUNAT, welche auf den Verkauf von qualitativ hochwertigem Diamantschmuck spezialisiert ist, immer weiterentwickelt. BAUNAT kombiniert die jahrhundertealte Tradition der Antwerpener Schmuckherstellung mit dem Komfort des Online-Verkaufs exklusiven Diamantschmucks. Mit dem nachhaltigen Ansatz, die Diamanten direkt an der Quelle zu kaufen und exquisite Schmuckstücke mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis zu entwerfen, herzustellen und zu liefern, fordert BAUNAT die Luxus-Diamant-Branche heraus. BAUNAT verfügt über eine Reihe von Showrooms auf der ganzen Welt, zwei davon in der Schweiz (Genf und Zürich). Die BAUNAT E-Boutique ist der perfekte Ort, um 100 Prozent natürlichen, konfliktfreien Diamantschmuck zu kaufen.

VERLOBUNG

Der Antrag an Ihre Partnerin, den Rest Ihres Lebens gemeinsam zu verbringen, ist ein grosser Meilenstein im Leben eines Paares. Der Verlobungsring symbolisiert Ihre ewige Liebe und Hingabe füreinander. Der Solitär-Ring mit einem Diamanten im Brillantschliff ist nach wie vor die klassische und zeitlose erste Wahl. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Diamantformen und Ring­ designs zur Auswahl. Die BAUNAT-Experten stehen Ihnen in unseren Showrooms als auch virtuell zur Verfügung, wenn Sie Fragen zu unserer Verlobungsring-­ Kollektion haben.

WWW.BAUNAT.COM

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Autorin_Beatrice Schönhaus Spirig Bilder_Chantecler

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PREZIOSEN MIT FERIENFEELING Fantasievoll, verspielt, etwas verrückt. Offenbar hatten die Preziosen von Chantecler in den 50ies ihre Hochblüte, als Schauspielerin Ingrid Bergman am schönen Geschäft an der Via Vittorio Emanuele in Capri vorbeiflanierte. Und von ihrem Liebsten das eine oder andere kostbare Souvenir in Schmuckform geschenkt erhielt. Auch Jacky Kennedy zählte zu den illustren Fans, und auch Audrey Hepburn besuchte ab und zu die Boutique von Pietro Capuano, der diese gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, im Oktober 1944, auf Capri mit seinem Freund Salvatore Aprea zusammen gegründet hatte. Pietro Capuano war offenbar ein lebenslustiger, charmanter Bonvivant – mit dem witzigen Übernamen «Chantecler». Daher also der Firmenname. Glamourös wie alles und gewürzt mit einer Prise Humor.

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Der Erfolg der Schmucklinien lag und liegt heute noch in der handwerklichen Perfektion, mit der sie gefertigt werden. Und dem sehr unverwechselbaren, markanten Design. «Wir wollen wirklich etwas Einzigartiges, Unverwechselbares herstellen, das man von Generation zu Generation weitergibt», bestätigt die Tochter des zweiten Gründers Salvatore Aprea, Costanza Aprea. Neudeutsch heisst dies, man fertigt nachhaltigen Schmuck. Kollektionen wie «Paillettes», «Logo» oder «Campanelle» mit dem legendären Glockensymbol bestätigen dies auf eindrückliche Weise. Die Teile wirken romantisch, zeitlos und doch sehr modern. Und heute? Wir fragen nach bei Costanza: Feiern die Kostbarkeiten mit hohem Glamourfaktor erneut eine Hoch-Zeit? «Ja», bestätigt sie, denn im Moment sind Sachen wie diese sehr gefragt als Kontrapunkt zur Tris­ tesse aufgrund der Pandemie, als bleibende Erinnerung an besondere Tage. Oder einfach so – als Goodie für sich selbst.


WAT CHES &

B

P

WATCHES & JEWELLERY

BVLGARI

Die neuen Modelle von Bvlgari zu Beginn des Jahres 2022 sind von Exzellenz und Kostbarkeit durchdrungen. Die «Serpenti Misteriosi Romani High Jewellery Secret Watch» ist eine der teuersten High-End-­ Uhren, die Bvlgari je hergestellt hat. Der Kopf der Schlange ist mit einem zehnkarätigen sri-lankischen Saphir und insgesamt mehr als 60-karätigen Diamanten gekrönt, während 35-karätige Saphire den Körper und die Schuppen der Schlange bilden.

H B

PASQUALE BRUNI

Die Spiritualität der Insel Bali und die wundervolle Natur der Hawaii-Inseln mit ihrem mächtigen Ozean und üppigen Ausblicken: Die Kollektion «Petit Garden» ist aus diesen warmen Erinnerungen an ferne Länder geboren. Die mit Diamanten besetzten Blumenringe in Weiss- und Roségold entführen in fremde Gärten.

JEWELLERY Das Herz ist das schönste aller LiebesSymbole und will stets neu entfacht werden. Dies nahm sich Bucherer zum Anlass für die Kreation der Herzkollektion. Die Ohrstecker mit pinken und weissen Diamanten im Herz- und Brillantschliff versprechen unendliche Liebe.

Die «Premier»-Kollektion umfasst zwei neue Uhrenmodelle aus Weissgold, die sich durch das ikonische Sonnenblumenmotiv der gleichnamigen Schmuckkollektion auszeichnen. Einmal mehr verwandelt das Traditionshaus Harry Winston die natürliche Schönheit der Sonnenblume in ein kostbares Schmuckstück, dessen Schönheit jedoch nie vergeht. Das prächtige Blumenbouquet ziert eine Fülle von Diamanten im Brillantschliff auf einem Hintergrund aus schimmerndem Perlmutt.

TRENDS

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by

BUCHERER

HARRY WINSTON


Autorin_Swenja Willms Bilder_Blancpain

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MIT LIEBE

ZUR MECHANIK

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WATCHES & JEWELLERY

SEIT SEINER KINDHEIT ENTWICKELTE DER PASSIONIERTE CEO VON BLANCPAIN EINE ECHTE LIEBE ZUR MECHANIK – SEI ES FÜR BMX, MOTORRÄDER ODER UHREN. IN LETZTEREM FAND MARC A. HAYEK SEINE ENDGÜLTIGE BERUFUNG, DIE IHN AN DIE SPITZE DES RENOMMIERTEN UNTERNEHMENS FÜHRTE.

PRESTIGE: Herr Hayek, die Familie Blancpain verdiente vor der Gründung der Firma zu Beginn des 18. Jahrhunderts ihr Geld in der Landwirtschaft. Wie kam es zur Gründung einer Firma in der Uhrmacherei? MARC A. HAYEK: Im 17. Jahrhundert entwickelte sich die Uhrmacherei in der Schweiz, zunächst in Genf. Die Hugenotten, die in Scharen aus Frankreich vertrieben wurden, fanden in der reformierten Stadt eine Heimat. Als talentierte Handwerker verfügten sie über ein besonderes Gespür für Goldschmiedearbeiten und brachten das Wissen und Können mit, das die Grundlage für den Aufschwung der Uhrmacherei in der Schweiz bildete. Auch in das Waadtland, das Neuenburger Land oder das Vallée de Joux strömten zahlreiche Hugenotten. Neben der Landwirtschaft, von der sie lebten, widmeten sie ihre Zeit während der langen und harten Winter der Herstellung und dem Verkauf von Uhren. Wir sprechen hier noch nicht von Industrie, sondern von der Herstellung einiger weniger Stücke als Nebenbeschäftigung. Als Jehan-­ Jacques Blancpain sich 1735 in den offiziellen Registern von Villeret als Uhrmacher eintrug, machte er damit einen Beruf offiziell und etablierte eine Marke, aber es sollte noch fast ein Jahrhundert dauern, bis eine richtige Manufaktur entstand. 1926 brachte Blancpain die erste Armbanduhr mit automatischem Aufzug auf den Markt. Welche Entwicklungen erfolgten nach diesem Erfolg für die Marke? Diesem Ausflug in die Welt des automatischen Aufzugs – der aus einer Zusammenarbeit zwischen Blancpain und dem britischen Uhrmacher John Harwood hervorging – folgten zahlreiche Entwicklungen. 1930 präsentierte Blancpain die «Rolls» und perfektionierte damit ein System für den automatischen Aufzug von Damenuhren, die damals noch zu klein für einen Rotor waren. 1953 brachte Blancpain mit der «Fifty Fathoms» die erste moderne Taucheruhr auf den Markt; 1956 folgte die kleinste runde Uhr der Welt, die «Ladybird». Diese beiden Meilensteine in der Geschichte von Blancpain wurden von Jean-Jacques Fiechter und

seiner Tante Betty Fiechter erreicht, einer treuen Mitarbeiterin von Frédéric-Émile Blancpain, dem letzten Familienmitglied, welches das Unternehmen leitete. Betty Fiechter übernahm die Marke Anfang der 1930er Jahre, als Frédéric-Émile verstarb, und war damit die erste Frau, die ein Uhrenunternehmen besass und leitete. 1950 folgte ihr Neffe, der das Erbe von Blancpain von ihrem Tod an in den frühen 1970er Jahren bis 1980 allein weiterführte. Sie sind neben dem CEO von Blancpain nicht nur Rennsportler, sondern auch passionierter Taucher. Blancpain unterstützt bei verschiedenen Projekten besonders die Reinhaltung der Weltmeere sowie Expeditionen in gefährdete und schützenswerte Regionen. Gibt es ein aktuelles Projekt, das Sie gerne erwähnen würden? Wir haben viele Projekte in der Pipeline. Wir unterstützen weiterhin unsere wichtigsten Partner, wie Laurent Ballesta und den von der Wochenzeitung «The Economist» organisierten «World Ocean Summit», und fördern die globalen Partnerschaften, die wir für 2020 und 2021 initiiert haben, darunter unsere Zusammenarbeit mit der «Mokarran Protection Society», «Oceana» und den «Ocean Photography Awards». Ausserdem werden wir in ein paar Tagen zwei neue Projekte vorstellen, die wir unterstützen. Das erste Projekt mit dem Namen «Sea Academy» konzentriert sich auf die Entwicklung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Meeresressourcen in Pangatalan, Philippinen, in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gemeinden. Es wird von der «Sulubaaï Environmental Foundation» durchgeführt, einer philippinischen Non-Profit-­ Organisation, die sich für die Erhaltung, den Schutz und die Wiederherstellung der natürlichen Ressourcen Palawans durch ökologisch nachhaltige Praktiken und die aktive Wiederherstellung des Ökosystems einsetzt. Das zweite Projekt konzentriert sich auf

LINKS OBEN Die Taucheruhr «Fifty Fathoms Tourbillon 8 Jours» verkörpert die Begegnung zwischen grosser Komplikation und hoher Leistung. LINKS UNTEN Die neue Version der «Fifty Fathoms Automatik» kombiniert das typische ebenholzfarbene Zifferblatt mit einem Gehäuse aus satiniertem Titan.

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das Great Barrier Reef. Blancpain geht eine Partnerschaft mit der «Biopixel Oceans Foundation» und der australischen audiovisuellen Produktionsfirma Biopixel ein, um die Einzigartigkeit, die Vielfalt und die Erhaltung der Natur durch die Entwicklung von unterhaltsamen, ansprechenden und lehrreichen visuellen Inhalten zu fördern. Im Laufe von zwei Jahren werden sechs Filme produziert, die einem weltweiten Publikum positive Botschaften der Hoffnung in Bezug auf die Erhaltung des Great Barrier Reef vermitteln sollen. Das Projekt umfasst auch Forschungsarbeiten, bei denen Megafauna markiert und verfolgt wird, um die Migration der Meerestiere zu analysieren und zu verstehen, wie sie sich infolge des Klimawandels verändern werden. Als passionierter Taucher liegt Ihnen der Ozean sehr am Herzen. Was haben Sie über den Ozean dank Blancpain und dessen Engagement gelernt? Ich würde eher sagen, dass das Gegenteil der Fall war: Die Leidenschaft, die ich seit meinem sechsten Lebensjahr für das Tauchen und die Ozeane hege, hat dazu beigetragen, die Identität zu formen, die wir heute von Blancpain kennen. Als ich zur Marke stiess, verliebte ich mich sofort in die «Fifty Fathoms», die jedoch nicht mehr in der damaligen Kollektion war. Diese Uhr wiederzubeleben und sie im 21. Jahrhundert zu verankern, war eines meiner ersten Projekte. In diesem Zusammenhang hatte ich das Glück, ausführliche Gespräche mit Jean-Jacques Fiechter zu führen, der von 1950 bis 1980 CEO von Blancpain war und mir viel über die Geschichte und die Entwicklung von Taucheruhren beibrachte. Jean-Jacques Fiechter war ein Pionier und leidenschaftlicher Taucher. Nachdem er bei einem seiner Unterwasser­ abenteuer keinen Sauerstoff mehr zur Verfügung hatte und zu einem Notaufstieg gezwungen worden war, erkannte er, dass das Leben eines Tauchers von einem zuverlässigen Zeitmesser abhing. Er schuf die «Fifty Fathoms», die erste moderne Taucher­ uhr, und trug damit zur Sicherheit beim Tauchen und folglich zur Öffnung der Unterwasserwelt bei. Um der Geschichte und dem Erbe der «Fifty Fathoms» treu zu bleiben, hielt ich es für wichtig, die Verbindung von Blancpain mit der Meeresgemeinschaft wiederzubeleben. Es begann mit Fiechter in den 1950er

Die neue «Ladybird Colors», eine ebenso zierliche wie farbenfrohe Damenuhr, ist eine Hommage an ein Meisterwerk in der Geschichte von Blancpain.

«MAN MUSS DEN GEIST DER MARKE RESPEKTIEREN, OHNE DAS ZU WIEDERHOLEN, WAS IN DER VERGANGENHEIT GETAN WURDE.» Marc A. Hayek

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mehrere Versionen der Dreizeiger-Bathyscaphe sowie die «Fifty Fathoms Automatique» aus Titan. Die «Fifty Fathoms Tourbillon» ist ihrerseits eine Statement-Uhr, die das Know-how von Blancpain im Bereich der uhrmacherischen Komplikationen mit unserer Expertise auf dem Gebiet der Taucheruhren vereint.

Jahren, der die «Fifty Fathoms» als Unterwasser-Zeitinstrument zur Verfügung stellte, mit dessen Hilfe man die Welt des Ozeans erkunden konnte. Das war der erste Schritt, aber ich wollte dem Ozean etwas zurückgeben: versuchen zu helfen, versuchen aufzuklären und die Menschen zu motivieren, seine Schönheit zu schützen und zu bewahren. So entstand das «Blancpain Ocean Commitment». Die Geschichte wiederholt sich, und es erfüllt mich als leidenschaftlichen Taucher mit grossem Stolz, dass ich die Fackel von Jean-Jacques Fiechter übernehmen und mein Engagement für die Ozeane mit Blancpain teilen konnte.

Neu ist auch die «Ladybird Colors»-Kollektion. Welchen Anteil nehmen die Damen Ihrer Käuferschaft ein? Frauen machen ein Drittel unserer Kundschaft aus, und zwar über alle Kollektionen gesamt gesehen. Übrigens werden wir im Laufe des Jahres neue Stücke für Damen in den Linien «Fifty Fathoms», «Air Command» und «Ladybird» auf den Markt bringen.

Das Element Wasser ist für Blancpain auch bei den Zeitmessern ein Thema wie bei der «Fifty Fathoms». Auch hier waren Sie Leader und haben 1953 damals die erste moderne Taucheruhr entwickelt mit drehbarer Tauchzeitskala. Ende letzten Jahres wurden zwei neue Modelle der Reihe «Tourbillon 8 Jours» gelauncht. Gehört die Uhr auch heute noch zu Ihren erfolgreichsten Modellen? Die «Fifty Fathoms» ist nicht «immer noch» eines unserer renommiertesten Modelle, sondern «wieder». Tatsächlich wurde die Kollektion über zwanzig Jahre lang auf Eis gelegt, bevor wir sie Anfang der 2000er Jahre wiederbelebten. Inzwischen ist sie eine der wichtigsten Säulen von Blancpain und generiert mehr als 40 Prozent unserer Verkäufe. Zu unseren Bestsellern gehören

Sie sind ein CEO, der seinen ganz eigenen Weg gegangen ist. Vom Marketingstudium, über Schweizer Meister im BMX­ Fahren, über das Führen eines eigenen Restaurants bis hin zurück zu Ihrem Familienunternehmen 2002. Was hat Sie zurück in die Welt der Uhren gelockt? Unternehmer zu sein, ist eine Sache. Das ist nur ein Teil von mir. Seit meiner Kindheit habe ich eine echte Liebe zur Mechanik entwickelt, sei es BMX, Motorrad oder Uhren. Ich habe sogar ein Semester lang Maschinenbauingenieur studiert. Das war schon immer eines meiner Interessen. Ich mag Details und Perfektion. Es ist faszinierend, wenn man in der Lage ist, winzige, sorgfältig

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bearbeitete Teile zusammenzusetzen, um ein Objekt herzustellen, das zum Leben erweckt wird, wie eine Uhr. All diese Details und die Qualität, die sich daraus ergibt, wecken Emotionen. Genau aus diesem Grund habe ich mich Blancpain angeschlossen und nicht einer Volumenmarke. Die mechanische und uhrmacherische Leidenschaft ist wirklich jeden Tag da – und sie hat mich nie verlassen. Aus dieser Leidenschaft erwächst der Wunsch, sich ständig selbst zu übertreffen. Inzwischen sind mehr als 20 Jahre vergangen. Können Sie behaupten, angekommen zu sein und mittlerweile Ihre wahre Berufung gefunden zu haben? Ich habe eine echte Berufung, aber ich denke, dass ich nie am Ende der Suche ankommen werde. Ich erreiche natürlich Ziele, aber ich werde nie an einen Punkt gelangen, an dem ich denke, dass ich alles erreicht habe. Ich habe mein ganzes Leben lang das Glück gehabt, Dinge erschaffen zu können. Ich habe mir Ziele gesetzt, die sich im Laufe der Jahre verändert haben, die aber alle aus meinen lebenslangen Leidenschaften entstanden sind. Mit elf Jahren wurde ich Schweizer-Meister im BMX-Fahren. Ich habe schon früh das Tauchen praktiziert und konnte mich in diesem Bereich weiterentwickeln. Es gibt die Leidenschaft für Mechanik, die Ozeane, aber auch den ständigen Willen, sich selbst zu übertreffen. Besser zu sein, ist immer möglich.

Was waren Ihre grössten Learnings und Herausforderungen der vergangenen Jahre? Solange ich lebe, werde ich immer etwas dazulernen. Die letzten zwei Jahre waren eine grosse Herausforderung, da es eine beispiellose Situation war. Alles wurde in Frage gestellt, und wir mussten in kürzester Zeit unsere gewohnte Arbeitsweise überdenken, indem wir unsere Kontakte einschränkten und stattdessen Fernbesprechungen abhielten. Ich ziehe viele Lehren aus dieser Erfahrung. Generell sind das Lernen und die Entwicklung von Wissen glücklicherweise ein ewiger Kreislauf. Das Leben wäre sonst sicherlich langweiliger. In einem Interview sagten Sie einst: «Ich repräsentiere einen kleinen Abschnitt im Leben von Marken, die Jahrhunderte überlebt haben. Meine einzige Aufgabe ist es, deren Geist am Leben zu erhalten.» Wie schaffen Sie es, genau diesen Geist am Leben zu erhalten? Man muss den Geist der Marke respektieren, ohne das zu wiederholen, was in der Vergangenheit getan wurde. Es geht also darum, die Marke weiterzuentwickeln und gleichzeitig ihre Werte am Leben zu erhalten. Die Entwicklung, von der ich spreche, ist nicht quantitativ. Blancpain zu einem Massenprodukt zu machen, würde gerade bedeuten, ihren Geist zu töten. Wenn man heute eine Grande Complication mit einer «Fifty Fathoms»-Uhr vergleicht, stellt man fest, dass sie vom selben Geist beseelt sind. Ebenso vermitteln eine «Fifty Fathoms» aus den 1950er Jahren und eine zeitgenössische «Fifty Fathoms» ähnliche Werte. Ich muss zugeben, dass es mir nicht schwerfällt, den Geist von Blancpain weiterzuführen, denn ich habe das Gefühl, mit der Marke verschmolzen und eins mit ihr zu sein. Sie führen die Swatch Group nun in der dritten Generation Ihrer Familie. Für welche Werte steht die Hayek-Familie? Unsere Werte, für die wir uns immer wieder einsetzen werden, sind das Unternehmertum, die Ehrlichkeit, sich selbst übertreffen zu wollen und der Familienspirit: Der Mensch steht im Vordergrund. Was tun Sie als Ausgleich zu Ihrem stressigen Job? Ist Tauchen und BMX-Fahren immer noch Ihr Hobby? Ich fahre heute nicht mehr so oft BMX. Stattdessen fahre ich ab und zu Mountainbike und Motocross. Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie und in der Natur. Und natürlich das Tauchen. Wasser ist mein Element, sowohl unterhalb als auch oberhalb. Bootfahren und Angeln sind daher weitere Aktivitäten, die ich besonders liebe.

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MO TI ONMO

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IM VENICE SIMPLON-ORIENT EXPRESS

VON FLORENZ «IN NERZ GEKLEIDETE GEHEIMAGENTINNEN, HERREN MIT MONOKEL UND BÄRTCHEN, UNDEFINIERBARE HÄUPTLINGE IRGENDWELCHER VOLKSSTÄMME, BILDSCHÖNE FRAUEN, VON DENEN NIEMAND WEISS, WOVON SIE EIGENTLICH LEBEN, KÖNIGLICHE HOHEITEN AUF DER FLUCHT UND INDISCHE MAHARADSCHAS». MIT DIESEN WORTEN BESCHRIEB DER REDAKTEUR DES NACHRICHTENMAGAZINS «DER SPIEGEL» IM APRIL 1948 UNTER DER ÜBERSCHRIFT «TANZ IM ORIENT EXPRESS» DIE PASSAGIERE DES BIS HEUTE WOHL BERÜHMTESTEN ZUGES DER EISENBAHN­ GESCHICHTE. UND DAS WAR KEINE ÜBERTREIBUNG.

NACH PARIS 96


Autor_Thomas Hauer Bilder_Venice Simplon-Orient-Express

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Ob Lawrence von Arabien, Mata Hari, Leo Trotzki, Josephine Baker, Fürstin Gracia Patricia, der Aga Khan und unzählige weitere Granden aus Politik, Hochadel oder Gesellschaft, ja selbst fiktive Charaktere wie Agatha Christies Meisterdetektiv Hercule Poirot oder Ian Flemings James Bond – sie alle reisten im Orient-Express. Tatsächlich avancierte der 1883 in Dienst gestellte Luxuszug binnen weniger Jahre nicht nur zu einer der wichtigsten Verkehrsachsen, sondern auch zum kulturellen Bindeglied zwischen Orient und Okzident, bis die letzte fahrplanmässige Direktverbindung Paris–­ Istanbul mit dem Heraufziehen des Jet-Zeitalters im Mai 1977 schliesslich auf dem Abstellgleis landete. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte sich der «Direct-Orient», glanzloser Nachfolger des einst mondänsten Fortbewegungsmittels seiner Zeit, längst in einen notorisch verspäteten Anachronismus verwandelt und stand nur noch bei Drogenschmugglern oder Gastarbeitern auf Heimaturlaub hoch im Kurs. Dass eine Reise von den Ufern der Seine an

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liess, um die Zuglegende zurück auf die Schiene zu bringen. Einzig die in den frühen 2000er Jahren erneuerten Drehgestelle, die heute Spitzengeschwindigkeiten von rund 160 Kilometer pro Stunde erlauben, sowie moderne Klimaanlagen sind ein Zugeständnis an die Moderne. Geheizt wird dagegen noch mit Kohleöfen. Aktuell besteht die Zuggarnitur des VSOE aus 17 Waggons der Baujahre 1926 bis 1931, darunter 13 Schlaf-, drei Speise- und ein Barwagen: rund 500 Meter aus der Zeit gefallene Eisenbahngeschichte. Heute führt die klassische Route von London – die Strecke von der Victoria Station bis zur Kanalküste wird allerdings von British Pullman bedient – über Paris nach Venedig oder umgekehrt, jeweils inklusive einer Übernachtung an Bord. Einmal im Jahr wird aber auch die historische Stammstrecke Paris–Istanbul angeboten. Damit Gäste seines rollenden Palastes dabei auch am Start- beziehungsweise Zielbahnhof standesgemäss residieren konnten, hatte Sherwood unter anderem das legendäre «Cipriani» in Venedig erworben. Mittlerweile fährt der VSOE aber auch Städte wie Berlin, Amsterdam, Brüssel, Prag, Wien, Budapest oder, ganz neu, Florenz an, und diverse Teilstrecken lassen sich untereinander auf Wunsch zu mehrtägigen Schienenabenteuern kombinieren. Sofern die Reisekasse das zulässt jedenfalls. Schliesslich ist eine Fahrt im VSOE in etwa so teuer wie ein First-­ Class-Flugticket. Doch wer auf diese Weise reist, dem geht es ohnehin nicht darum, von A nach B zu kommen, der reist schlicht um des Reisens willen. Geschlafen wird an Bord, abgesehen von sechs geräumigen, aber astronomisch teuren Grand Suites mit separatem Wohn- und Schlafbereich sowie eigenem Marmorbad, in winzigen, jedoch höchst luxuriös im Art-déco-Stil ausstaffierten Abteilen, die ein livrierter Kabinensteward am Abend im Handumdrehen in ein gemütliches Schlafgemach verwandelt – Damastbettwäsche inklusive, versteht sich. Ein rollendes Grand Hotel

den Bosporus Ende des 19. Jahrhunderts noch ein echtes Abenteuer gewesen sein muss, belegt die unverblümte Bitte der Compagnie Internationale des Wagons-Lits an die 24 geladenen Gäste der Jungfernfahrt, sie sollten – nur für alle Fälle, versteht sich – eine Schusswaffe mit sich führen. Auf dem Balkan und im Orient wisse man ja schliesslich nie so genau. Und auch wenn die 3100 Kilometer am Ende ohne nennenswerte Zwischenfälle verliefen, war eine Zug­ reise in den «wilden Osten» damals tatsächlich nicht ohne Risiko. So brachte zum Beispiel der griechische Hasardeur Athanasios den Orient-Express 1891 unweit von Konstantinopel zum Entgleisen und nahm gleich mehrere Passagiere als Geiseln. Wir dagegen können den Trommel-Revolver wohl getrost zu Hause lassen, schliesslich ist der Ausgangspunkt unserer Reise im Venice Simplon-­Orient-­ Express (VSOE) die moderne Stazione di Santa Maria Novella am Rande der Altstadt von Florenz und endet bereits am nächsten Tag im Pariser Gare de l’Est. Die grösste Gefahr, die uns dabei droht, dürfte daher ein spontaner Streik des Schienenpersonals in Italien oder Frankreich sein. EINE FAHRT DURCH DIE ZEIT Für die rund 1100 Schienenkilometer braucht der seit 1982 von der Belmond Ltd. privat betriebene Nachfolger des historischen Simplon-Orient-Express, der – selbst bereits ein Spinn-off des Originals – zwischen 1920 und 1962 die Strecke Paris–Venedig– Istanbul bediente, mit rund 18 Stunden fast doppelt so lange wie die regulären Kurswagen von Trenitalia und SNCF. Dafür knüpft der VSOE, im Gegensatz zur staatlichen Konkurrenz, nahtlos an den morbiden Glanz der Expresszüge des Fin de Siècle und des frühen 20. Jahrhunderts an. Schliesslich handelt es sich bei den in Gold und Blau lackierten Waggons um historische Originale, die bereits viele Jahre als Teil von Zuglegenden wie dem «Train Bleu» oder dem «Rome Express» unterwegs waren, bevor sie bei privaten Sammlern in der Scheune oder dem Vorgarten landeten. Wachgeküsst aus ihrem Dornröschenschlaf hat sie dann der amerikanische Geschäftsmann James B. Sherwood, der Ende der 1970er Jahre in halb Europa nach geeignetem Rollmaterial suchen

«MAGIE LIEGT IN DER LUFT.» 98


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en miniature. Wie im historischen Vorbild gibt es in den Standard-­ Abteilen des VSOE allerdings nur fliessend Wasser, Toiletten dagegen nur am Ende des jeweiligen Schlafwagens – zu Zeiten der Jungfernfahrt war das allerdings bereits ein unerhörter Luxus. Ja, manche Herren sollen es sich vor lauter Begeisterung über dieses Mass an Komfort damals mit ihrer Havanna auf dem stillen Örtchen gemütlich gemacht haben – trotz eines ebenfalls mitrollenden Rauchsalons – sodass sich anfangs lange Schlangen bildeten. Höhepunkt der Reise aber sind auch heute noch die glanzvollen Dinners, zu denen die Passagiere sich in elegante Abendgarderobe hüllen und die in Speisewagen kredenzt werden, die so illustre Namen tragen wie Étoile du Nord, Côte d’Azur oder L’Oriental. Aufwendig dekoriert mit Intarsien- und Lackarbeiten oder Kristalle­ lementen von René Lalique versetzen sie die Gäste im Handumdrehen in eine längst vergangene Epoche. Zwar gibt es statt der früher üblichen Zehn-Gänge-Menüs, die sich über drei bis vier Stunden hinzogen, heute nur noch ein recht flott serviertes Vier-­ Gänge-Abendessen – das bei voller Belegung des Zuges mit 160 Passagieren in zwei Sitzungen serviert wird –, aber das ist immerhin von erlesener Qualität. BON VOYAGE Bevor es endlich losgeht, verbringen wir noch eine Nacht in den grünen Hügeln von Fiesole, oberhalb des in der Sommerhitze brodelnden Stadtzentrums von Florenz, bis es am nächsten Tag endlich Zeit wird, an Bord des VSOE zu gehen, der pünktlich um 17.30 Uhr auf Gleis 9 der Stazione di Santa Maria Novella einläuft. Auf der elektronischen Anzeigetafel wird die Schienenlegende allerdings nicht etwa standesgemäss als Venice Simplon-­ Orient-Express, sondern unter der schnöden Bezeichnung E1374 mit Ziel Domodossola angekündigt – letzter italienischer Bahnhof vor der Schweizer Grenze. Understatement pur. Voller Enthusiasmus schweben wir dann beinahe über den Bahnsteig und weiter in unser pompös ausstaffiertes Mini-Abteil. Das liegt im Wagen 3473. In dem in der Kabine bereitliegenden Leporello kann man nachlesen, dass «unser» Waggon bereits seit 1929 über Europas Schienennetz rollt und unter anderem lange Jahre als Teil des «Nord Express» zwischen Paris und Moskau im Einsatz war, bevor er zuletzt als Teil des Simplon-Orient-Express genutzt wurde, also dem historischen Vorbild des VSOE. Doch viel Gelegenheit, das plüschige Ambiente oder den Welcome-Champagner zu geniessen, den Kabinensteward Marius uns in einem extraschweren Kristall­ glas serviert, gibt es vorläufig nicht, denn es ist mittlerweile schon höchste Zeit für den Pre-Dinner Cocktail im Barwagen. Vorher

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müssen wir uns auf gefühlt einem Quadratmeter aber erst mal in schwarzen Abendzwirn winden, ohne dabei die Gliedmassen zu verrenken. Doch alle Mühen sind schnell vergessen, als wir zu Live-Pianomusik an einem exzellent gemixten «Guilty 12» nippen – eine Cocktailkreation von VSOE-Bar-Chef Walter Nisi – und dabei einen ersten Blick auf die Mitreisenden erhaschen. Ob sich darunter auch leibhaftige Spione, geheime Mätressen, internationale Politikgrössen oder millionenschwere Wirtschaftskapitäne verbergen? Auf jeden Fall liegt Magie in der Luft. Beim anschliessenden Abendessen, das wir stilecht im Étoile du Nord, Jahrgang 1926, einnehmen und bei dem unter anderem perfekt auf den Punkt gebratener Wolfsbarsch mit Bottarga und Artischocken-Coulis serviert wird, teilen wir uns dann einen Tisch mit Zug-Veteran und VSOE General Manager Pascal Deyrolle und üben uns – dem Umfeld angemessen – in gehobener Dinnerkonversation mit dem Franzosen. Gegen 22.30 Uhr ziehen sich die meisten Gäste dann bereits in ihre Kabinen zurück. Dort liegen für die Passagiere diverse Präsente auf dem Kopfkissen parat. Neben einer Designerschlafmaske von Ruffini, einem luftigen Kimono sowie mit dem verschnörkelten VSOE-Logo bestickten Samtpantoffeln für nächtliche Ausflüge Richtung WC liegt ausserdem eine gebundene Ausgabe von F. Scott Fitzgeralds Kurzgeschichtensammlung «Flappers and Philosophers» bereit. Genau die richtige Lektüre also, um ein Gefühl für den Vibe der wilden 20er und des Jazz-Age zu bekommen. Nach einer kurzen, aber ruhigen Nacht, in der das gleichmässige Rattern der Schwellen uns sanft in den Schlaf wiegt,

wird das kontinentale Frühstück mit knusprigen Croissants und frisch aufgebrühtem Kaffee am nächsten Morgen dann etwa auf Höhe von Basel serviert. Allerdings nicht im Speisewagen, sondern in unserer von Marius routiniert zum Sitzabteil zurückverwandelten Kabine. Die verbleibende Zeit bis zum Eintreffen des Zuges im Pariser Gare de l’Est gegen Mittag vergeht zwischen Lektüre und einem kleinen Aperitif dann fast wie im Flug. Für grosse Abschiedsszenen bleibt dem 41-köpfigen Zugteam am Bahnsteig ohnehin kaum Zeit. In ein paar Stunden wird der VSOE mit neuen Gästen an Bord nämlich schon wieder Richtung Innsbruck und Verona aufbrechen, und bis dahin gibt es noch jede Menge zu tun. So umfahren wir mit unseren Koffern auf dem Weg Richtung Ausgang auf Höhe der Kombüse schon die ersten Lasten-Buggys, von denen die Küchencrew gerade kistenweise frische Hummer übernimmt. Fünf Minuten später sitzen wir dann schon, zurück in der Realität, im Fond einer S-Klasse-Limousine, die sich durch den dichten Pariser Berufsverkehr quält. Bevor wir am nächsten Morgen im unterkühlten Ambiente des TGV zurück in die Schweiz reisen, wollen wir uns zum Abschluss in Paris noch eine Nacht in einer Hotellegende gönnen – Sternedinner inklusive. Bei konfiertem Lauch mit Kapern-Vinaigrette und wachsweichen Eiern, fein farcierter Krabbe mit Radieschen-Blüten und Gelée oder Coquillettes Parisienne, eine cremige Pasta mit Schinken und reichlich schwarzem Trüffel, lassen wir es uns dann noch einmal richtig gut gehen. Wir sind sicher: Auch Hercule Poirot wäre begeistert gewesen. Bon voyage!

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ALFA ROMEO SPIDER KAUM EIN ANDERES AUTO HAT DAS BELLA-ITALIA­ LEBENSGEFÜHL SO SEHR GEPRÄGT WIE DER ALFA ROMEO SPIDER. OB ALS DUETTO, CODA TRONCA, AERODINAMICA ODER DER GENERATION IV – DER ITALIENISCHE ROADSTER LEGTE EINE BEACHTLICHE KARRIERE HIN, UND AUCH ALS FILMSTAR GING ER IN DIE GESCHICHTE EIN.

Alfa Romeo Spider Duetto, auch Tintenfisch-Rücken genannt.

Er zählt zu den verführerischsten Sportwagen aller Zeiten. Im Film «Die Reifeprüfung» aus dem Jahr 1967 wurde Dustin Hoffman in der Rolle als Benjamin Braddock zum Star – und der Spider weltbekannt. Andere Töchter haben auch schöne Mütter, dachte sich Dustin Hoffman, als er mit seinem roten Alfa Romeo Spider an dem Ami-Schlitten vorbeifuhr, um sich dann von Anne Bancroft, alias Mrs. Robinson, verführen zu lassen. Eine erotische Beziehung zu einer reiferen Frau bot in jenem Jahrzehnt natürlich reichlich Gesprächsstoff, und wer mitreden wollte, musste den Film gesehen haben. Doch nicht nur die romantische Liaison zwischen Hoffman und Bancroft bezauberte den Zuschauer, sondern auch der rote Alfa Romeo Spider, mit dem Hoffman rund um San Francisco unterwegs war, wurde von den zahlreichen Kinogängern bewundert. Als der kernige Motorsound im Tunnel widerhallte, untermalt von Simon & Garfunkels «Mrs. Robinson», wurde das auf Zelluloid gebannte Spider-Feeling für die Ewigkeit festgehalten.

Autorin_Lone K. Halvorsen Bilder_Alfa Romeo

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DER TINTENFISCHSCHULP Der Alfa Romeo Spider erblickte im Jahr 1966 das Licht der Welt und war der stilistische Schlussakt des Designers Battista «Pinin» Farina. «Es ist ein sehr verzeihendes Auto. Sehr hübsch ausserdem», lautete das Fazit von Steve McQueen im Sommer 1966 über den Duetto, nachdem er vom Magazin «Sports Illustrated» eingeladen worden war, den Spider auszuprobieren. Dabei waren die Meinungen der Öffentlichkeit durchaus gespalten, als der kleine Spider auf den Markt kam. Die Arbeiter auf dem Band gaben ihm den Namen «Osso di Seppia», was so viel bedeutet wie die Rückenschale des Tintenfischs – in Anspielung auf die Form des Hecks. In einem Preisausschreiben wurde ein neuer Name gesucht, und unter Vorschlägen wie Pizza, Sputnik, Lollobrigida wurde es am Ende «Duetto». Doch der so klangvolle Name setzte sich nicht durch, und mit dem späteren Erscheinen des 1750 Veloce verschwand er auch wieder. Bezeichnenderweise ist die Titulierung Duetto für alle Rundheckmodell des Spiders sehr beliebt, wenngleich die Bezeichnung streng genommen nicht korrekt ist. Aber das war die Affäre zwischen Benjamin Braddock und Mrs. Robinson ja schliesslich auch nicht. Das Basismodell des von 1966 bis 1969 gebauten Spider gab sich ganz bescheiden hinsichtlich dem, was sich unter der hübschen Hülle versteckte. Der 1300 Junior mit 1,3 Liter Hubraum und 88 PS wog 990 Kilo und spurtete in immerhin 13,9 Sekunden von null auf hundert bei einer Höchstgeschwindigkeit von 170 Kilometer pro Stunde. Sein grösserer Bruder 1600 Duetto schaffte den Sprint von null auf hundert in etwas mehr als zehn Sekunden, aber das Sahnehäubchen war natürlich der 1750 Veloce mit fast 1,8 Liter Hubraum und 113 PS. Mit 169 Newtonmetern ein deutlich höheres Drehmoment und über eine Tonne auf der Waage, lieferte er mit 190 Kilometer pro Stunde eine

LA DOLCE VITA IN HOLLYWOOD Zum «Schönsten unter der Sonne» wurde das Modell Fastback beworben.

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nicht gemangelt, aber dennoch doppelten die Mailänder 1971 nach und stellten den Spider 2000 Veloce vor. Der zwei Liter grosse Reihenvierzylinder leistete nun 150 PS.

deutliche Ansage. Der Duetto war serienmässig mit einem Fünfganggetriebe, Scheibenbremsen und, wie es sich für Sportautos gehörte, mit Hinterradantrieb ausgestattet. FAST AND FASTBACK Zum «Schönsten unter der Sonne», wie der Spider beworben wurde, entwickelte er sich nach Ansicht der meisten Liebhaber erst drei Jahre später, als ein kantiges Fastback das Rundheck ersetzte. Der neue Spider, zu dem keiner mehr Schlauchboot sagte, kam 1970 und wurde schliesslich zu einem Erfolgsmodell. Man musste schon um den Spider herumlaufen, um tatsächlich einen Unterschied zum Vorgänger erkennen zu können. Das abgeschnittene Heck («Conda Tronca») war die auffälligste Veränderung, die man dem durchaus erfolgreichen Duetto angedeihen liess. Mit dem Rundheck des Vorgängers haben sich nicht alle wirklich anfreunden können, aber mit dem fast scharfkantigen Heck versprach die zweite Generation, eine grössere Zuneigung bei den Alfisti zu finden. Der rassige Roadster war 13 Zentimeter kürzer, ohne dass der Kofferraum an Grösse einbüssen musste. Zudem wurde der Neue übersichtlicher und verfügte ausserdem über eine grössere Heckscheibe im Verdeck. Die Technik musste für den Modellwechsel nicht angepasst werden, und wie schon der Duetto setzte der Fastback auf den Doppelnockenwellenmotor – es gab ihm wahlweise mit 90 bis 130 PS. An Leistung hat es dem Spider 1750

MIT DER GUMMILIPPE IN DEN 1980ERN Nach dem allgemeinen Roadster-Sterben Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre hielt schliesslich der Alfa Spider die Fahne des erschwinglichen offenen Sportwagens hoch. Denn im Vergleich zum Preis eines Mercedes SL Cabrio oder Porsche 911 Cabrio musste man bei einem Spider schliesslich nicht über ein allzu dickes Portemonnaie verfügen, um die Leidenschaft als Frischluftanhänger ausleben zu dürfen. Doch der Klassiker – obwohl im Herzen ganz der Alte – hatte sich aufgeplustert, um für seine Zukunft zu kämpfen. Leider nicht nach dem Motto «weniger ist mehr», denn eine Schneeschaufel unter der klobigen Stossstange und hinten eine schwarze Gummilippe verschandelten den Spider aufs Übelste – die eingeschworenen Alfisti waren entsetzt. Das Modell wurde «Aerodinamica» getauft und war ein Kind der aerodynamikverliebten 1980er Jahre. Der Spider wirkte jedoch eher wie eine ehemals erfolgreiche Schauspielerin, die sich aus Angst, ihren Ruhm zu

Die letzte Generation des klassischen Spiders sorgte für heitere Stimmung bei den Alfisti.

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Trotz der Gummilippe wurde die bespöttelte Generation sehr erfolgreich.

verlieren, die Wangen und Lippen aufspritzen liess. Es gab sogar Tuner, die einen Kit angeboten haben, um den Spoiler zu entfernen. Andere bauten gar die Gummilippe aufwendig auf die Optik der zweiten Spider-Generation zurück. Trotz allem sehen wir doch den guten Willen der Spider-Macher, denn sie haben schliesslich nur versucht, den Klassiker mit den Spoilern in die 1980er zu retten. Zur Ehrenrettung des Zeichners muss dabei erwähnt werden, dass die Lippe kein ästhetischer Designunfall war, sondern der Wagen wurde lediglich auf US-­Crashnormen getrimmt. Bis auf die wohlgemeinten optischen Anpassungen war das Modell jedoch technisch – mit Ausnahme einer Einspritzung statt der Weber-­Vergaser – nur wenig verändert. Zwischen 1983 und 1989 entstanden 31’808 Einheiten des Modells «Gummilippe», und damit ging die bespöttelte Generation als die erfolgreichste in die Spider-­Historie ein. DAS ENDE EINER ÄRA Das offensichtliche Differenzierungsmerkmal durch die Jahre war am Heck erkenntlich, und somit verdanken drei der vier Spider-­ Generationen ihre Kosenamen eben dieser geänderten Heckpartie. Nur der von Spoilern befreiten Generation vier fehlte ein griffiges

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Attribut. Vom Herbst 1989 bis Ende 1993 bot Alfa Romeo die letzte Version des klassischen Spiders an, und als der Wagen die Bühne auf der Detroit Motorshow betrat, sorgte dies für eine heitere Stimmung bei den Alfisti. Da waren sie wieder, die klaren harmonischen Pininfarina-Linien ohne eine klotzige Gummilippe oder wuchtige Chromstossstangen. Der Heckspoiler verschwand, machte Platz für einen angedeuteten Winkel auf dem Kofferraum und fügte sich dabei elegant in die Formensprache des Wagens ein. Unter der Motorhaube verbarg sich einmal mehr der glorreiche 1600er mit dem Weber-Doppelvergaser 40. Bis Ende 1993 wurden 18’456 Exemplare des Alfa Romeo Spider 2.0 hergestellt, von denen zwei Drittel in die USA exportiert wurden. Vier Generationen, mehr als 124’000 Exemplare in 28 Jahren hergestellt: die längste Lebensdauer eines Alfa-Romeo-­Modells. Ende 1993 lief die Produktion eines der legendärsten und erfolgreichsten Alfa Romeo endgültig aus. Nachdem die Fangemeinde ein Jahr auf den Spider und sieben Jahre auf einen GTV-Nachfolger warten musste, wurde 1994 die Baureihe 916 präsentiert. Die extreme Keilform des Autos spaltete die Meinungen der Alfisti in zwei Lager, kehrte man doch den bisherigen fliessenden Formen der «Ur-Version» des Spider den Rücken.


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FSTIEG U A Autorin_Swenja Willms Bilder_Mercedes Schweiz AG

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VOR KNAPP 70 JAHREN STARTET IN STUTTGART EIN SPORTWAGEN, DER AUF ANHIEB ZUR LEGENDE WIRD. DIE VISION, DAS POTENZIAL DER MARKE MERCEDES-­ BENZ DURCH MOTORSPORTERFOLGE ZU ERWEITERN, BRINGT ALS ERGEBNIS DEN ERSTEN SL HERVOR – EINEN STRASSENTAUGLICHEN RENNSPORTWAGEN. DIE ERFOLGSGESCHICHTE WIRD NUN UM EIN NEUES KAPITEL ERWEITERT. DER NEUE AMG SL VEREINT ALS LUXURIÖSER ROADSTER DIE LIEBE FÜR DEN RENNSPORT MIT DER LEICHTIGKEIT DES ALLTAGS. MARC LANGENBRINCK, CEO MERCEDES-BENZ SCHWEIZ, SPRICHT ÜBER EINEN WAGEN, DER ÜBER NACHT ZUM MYTHOS WURDE.

PRESTIGE: Herr Langenbrinck, im Oktober 2022 sind Sie fünf Jahre CEO der Mercedes-Benz AG Schweiz. Wie beurteilen Sie diese Zeit? MARC LANGENBRINCK: Überaus positiv, wir haben die Marke gut entwickeln können. Wir sind nach langer Durststrecke 2017 das erste Mal wieder die am häufigsten gekaufte Premium-­ Marke der Schweiz geworden und haben diese Führungsposition auch nicht mehr abgegeben. Wir sind die zweitbeliebteste Marke in der Schweiz, was nicht nur für unsere Marke, sondern auch für den Markt Schweiz spricht. Der Schweizer Kunde ist gerne bereit, für eine ausserordentliche Leistung auch einen gewissen Preis zu bezahlen und sich etwas zu gönnen. Das bezieht sich nicht nur auf unsere Autos, mit denen wir in allen Segmenten einiges zu bieten haben. Auch beim Service fordert der Schweizer Kunde höchste Qualität. Die bieten wir ihm mit unserem hervorragenden Händlernetz aus langjährigen und sehr engagierten Partnern. Es ist nicht selten, dass Sie einen Vertriebspartner von uns finden, der seit zwei oder drei Generationen mit dem Stern arbeitet. Welche Bedeutung hat das Wort «Premium» für Mercedes? Ist es gleichzusetzen mit Luxus? Das Wort «Premium» spielt für Mercedes-Benz eine extrem wichtige Rolle. Wir wollen Ausserordentliches bieten – bei Design, Technik und Erlebnis. Neben dem Produkt ist die Servicedienstleistung entscheidend, die Art und Weise, wie unsere Kunden unserer Marke begegnen. Unsere Definition von Luxus ist es, jedes Mal etwas Aussergewöhnliches zu bieten, und zwar bei jedem Kontakt mit der Marke Mercedes-Benz. Nur so ist auch das Wort «Premium» gerechtfertigt und erfüllen wir die Erwartungen des Kunden, der sich darauf verlässt, dass er bei uns immer etwas Besonderes bekommt.

Welches ist Ihr Favorit unter den SL-Baureihen? Den R 129 fand ich persönlich hervorragend. An dem scheiden sich aber die Geister aufgrund seiner Grösse. Er ist ein gesuchter Youngtimer oder mittlerweile schon fast Oldtimer – mit hervorragendem Komfortstandard. Sensationell war im Jahr 1954 natürlich auch der Flügeltürer 300 SL. Das Auto passte so gar nicht in seine Zeit, war völlig aussergewöhnlich. Die Türen waren übrigens kein Design-Gag, sondern hatten ihren Ursprung im Motorsport. Die Baureihe wurde zu Recht von einer Jury aus Fachjournalisten zum «Sportwagen des 20. Jahrhunderts» gewählt. Ich kenne keine andere Marke, die wie wir mit dem SL ein Modell auf die Strasse gestellt hat, dessen Mythos seit der ersten Baureihe ungebrochen ist. Wie erklären Sie sich diesen Mythos um den SL? Die Basis legten einerseits unsere Rennsport-Erfolge in den 1950er Jahren. Ich glaube andererseits, dass der 300 SL ein Glücksgriff war punkto Design – die schlanke Form, abgeleitet vom Rennsport – und Sportlichkeit. Einen neuen SL zu entwickeln, war für Mercedes-Benz seither und bis heute immer die Krönung – neben der S-Klasse, die das innovativste und komfortabelste unserer Modelle ist.

Sprechen wir über den neuen AMG SL. Ihr neues persönliches Lieblingsmodell? Eines von mehreren. Man hat so seine Favoriten, je nach Bedürfnis – eine G-Klasse fürs Skiwochenende, eine S-Klasse für Langstrecken und einen SL, um mit meiner Frau eine fantastische Tour über Alpenpässe wie Grimsel, Furka oder Gotthard zu fahren.

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«DER MYTHOS SL BASIERT AUF BEGEISTERNDEM DESIGN UND PACKENDER SPORTLICHKEIT.» Marc Langenbrinck

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1952 BEGANN EINE GESCHICHTE, DIE AUF ANHIEB ZUR LEGENDE WURDE.

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Die Modelle von Mercedes werden sich per se immer ähnlicher, bleibt da nicht die Individualität auf der Strecke? Im Gegenteil. Wir definieren ja mit unserem Design eine Markenidentität, die dann auf verschiedene Modelle dekliniert wird. Ein Mercedes muss als solcher zu erkennen sein. Bei einer Ikone wie dem SL allerdings erwartet man natürlich, dass es jedes Mal ein eigenständiges und ganz besonderes Fahrzeug wird. Das ist für die Design-Abteilung Segen und Fluch zugleich. Die Herausforderung besteht darin, ein ebenso aussergewöhnliches wie zeitloses Design zu erschaffen, das sich von Mitbewerbern abhebt und viele Jahre überzeugt. Mit dem neuen AMG SL ist uns das gelungen. Wie gehen Sie mit Sonderwünschen bzw. mit Individualausstattungen um? Für einen Premium-Hersteller sicherlich eine unglaubliche Chance. Unsere Kunden geniessen es, dass sie sich ihr individuelles Auto zusammenstellen können. Hierbei gibt es drei verschiedene Stufen. Beim SL beispielsweise bieten wir 12 verschiedene Aussenfarben, drei Verdeck-Farben und sechs Exterieur-Pakete sowie acht verschiedene Felgen an. Das gibt bereits einigen Spielraum. Für noch mehr Exklusivität sorgt bei diversen Modellen unser Label «Manufaktur». Ausgewählte Materialien, die vorwiegend in Handarbeit verarbeitet werden, exklusive Lacke sowie hochwertige Veredelungen im Interieur bieten vielseitige Auswahlmöglichkeiten für einen individuellen Auftritt. Schliesslich können Kunden mit unserem «Center of Excellence» in Sindelfingen zusammenarbeiten und ihrer Kreativität ganz freien Lauf lassen, indem sie etwa eine Aussenlackierung wählen, die ausser ihnen kein anderer hat. Auch hier ermöglicht Mercedes-Benz das absolut aussergewöhnliche Erlebnis – Luxus pur!

Beim neuen AMG SL gibt sich Mercedes mit einem V8-Motor zufrieden. Wäre es unverschämt, heutzutage im Diskurs der Nachhaltigkeit überhaupt noch einen Zwölfzylinder zu bauen? Der erwähnte V8-Block ist mittlerweile auch schon eine Ikone. Für mich ist er aufgrund von Gewicht, Drehmoment und Power in einem Auto wie dem SL Freude pur. Was die Nachhaltigkeit betrifft: Der SL ist ein sportlicher, sehr luxuriöser Roadster, und hier fragen unsere Kunden nach einem guten Verbrenner. Aber auch den SL wird es als Hybrid-Version geben. Und Mercedes-AMG wird die Elektrifizierung unserer Marke unterstützen und unsere wachsende Produktpalette von elektrischen Autos ergänzen. Wir haben die klare Absicht, noch vor Ende des Jahrzehnts vollelektrisch zu werden, wo immer die Marktbedingungen es zulassen.

DER NEUE AMG SL - Beschleunigung von null auf hundert Kilometer pro Stunde in 3,9 Sekunden

Der typische SL-Fahrer, wie sieht der heute aus und was hat dieser für eine Erwartung an einen Sportwagen? Er will einen dynamischen, luxuriösen Roadster fahren. Genau das bietet ihm der SL. Man kann sowohl auf der Strasse als auch auf der Rennstrecke Spass mit diesem Fahrzeug haben. Es verbindet Sportlichkeit mit Langstrecken. Ich muss in der Lage sein, vier Stunden in einem SL verbringen zu können, ohne dass ich danach zum Chiropraktiker muss (lacht). Mit der neusten Baureihe erweitern wir das Kundensegment für den SL klar. Die zweite Sitzreihe – interessant für Familien – und der Allradantrieb sind Neuerungen, die zusätzliche Käufergruppen ansprechen werden.

- 2+2 Sitze ermöglichen muskulöse Proportionen und verbessern die Alltagstauglichkeit - Allradantrieb 4MATIC+ verteilt die Antriebskraft vollvariabel auf Vorder- und Hinterräder - Aktive Wankstabilisierung AMG ACTIVE RIDE CONTROL - Hinterachslenkung vereint Agilität und Stabilität - V8-Motoren zum Start. Weitere Motorisierungen wie E PERFORMANCE Hybrid folgen - Stoffverdeck öffnet oder schliesst vollautomatisch in rund 15 Sekunden - In zwölf Lackierungen verfügbar

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ASTON MARTIN

Der neue DBX 707 ist ein SUV wie kein zweiter. Mit ihm präsentiert Aston Martin ein Spitzenmodell seiner Klasse, das mit atemberaubender Leistung, überragender Fahrdynamik, unverwechselbarem Design und purem Luxus aufwartet. Im DBX 707 sind ein markanter Charakter und beeindruckende Leistungswerte zum ultimativen SUV vereint.

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PORSCHE

Satte Töne. Auch ohne Motorstart. Die neue, auf 50 Stück limitierte «911 Soundbar Final Edition» in Racinggelb übersetzt die Faszination Sportwagen in brillante Klangsphären. Dies dank eines High-End-2.1-VirtualSurround-­Systems mit Dolby-Digital-­ Decoder und hochwertig veredelter Original-­A bgasanlage des Porsche 911 GT3.

LAMBORGHINI

Weniger als acht Monate nach dem ersten gemeinsamen Duftbranding-­P rojekt zwischen Automobili Lamborghini und Culti Milano mit einem exklusiven Raumdiffuser kommt nun eine edle Duftkerze mit denselben Geruchsnoten auf den Markt. Der kraftvolle, intensive Originalduft mit einer Kopfnote aus Grapefruit und Bitterorange geht in eine frische, lebendige Herznote aus Vetiver und Bergamotte über. Abgerundet wird der Duft mit einem umhüllenden Hauch aus Zedern- und Sandelholz.

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Mit Cross Personal erleben Sie personalisiertes Training mit on-demand Videos direkt auf dem integrierten Display. Trainieren Sie mit Ihrem digitalen Personal Trainer Technogym Coach um motiviert zu bleiben und in kürzerer Zeit die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Rufen Sie an unter 032 387 05 12 oder besuchen Sie technogym.ch FIME X DISTRIBUTION AG | Werkstrasse 36 | 3250 Lyss | home@fimex .ch TECHNOGYM BOUTIQUE ZÜRICH | Pelikanstrasse 5 | 8001 Zürich | 043 558 98 60 TECHNOGYM BOUTIQUE GENÈVE | Rue du Stand 57 | 1204 Genève | 022 555 76 7 7 121


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FASH ION

FA SHI ON

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FASHION Dress: Giorgia Arcidiacono Ballerina: Antonio Marras Bag : Rosa Antica

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VORHANG

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Sie tanzten bereits im 16. Jahrhundert auf den Bühnen Italiens, zur grossen Freude der Adligen und wohlhabenden Bürger – die Fadenpuppen mit dem Namen «fantoccini». Eines der bedeutendsten Marionettenensembles der Welt, «Carlo Colla & Figli», lädt ein zu einer nie dagewesenen Vorstellung: die Verschmelzung italienischer Laufstegmode mit traditionellem Marionettenspiel in einer theatralischen Skulpturwerkstatt inmitten Mailands. 124


FASHION Dress and sandals: Antonio Marras Socks: Prada

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FASHION Jacket, top in denim, tulle skirt and ballerina: Antonio Marras

PHOTOGRAPHY: LUCIA GIACANI

PHOTOGRAPHY ASSISTANT: IRMA PICCITTO

FASHION STYLIST: DINALVA BARROS

STYLIST ASSISTANT : VANESSA SCARABELLI

MAKE-UP:

LETIZIA MORLÈ FROM THE GREEN APPLE ITALIA

HAIR:

ANA RODRIGUEZ LAGUNA FROM THE GREEN APPLE ITALIA

MODEL:

ANNE-MARIJN FROM THE WOLVES MGMT

LOCATION:

MUTEF MUSEO TEATRO DI FIGURA DI MILANO COMPAGNIA CARLO COLLA & FIGLI

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OBEN Silk dress: Giorgia Arcidiacono UNTEN Silk shirt: Max Mara Top in denim: Weili Zheng Bracelets and rings: Bona Calvi

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FASHION Ratched skirt and prince of wales motif jacket: Romeo Gigli Sandals: Giuseppe Zanotti

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PRESTIGE Lace top and skirt: Judy Zhang Top: Bartolotta & Martorana

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PRESTIGE Jacket, short trouser and pure cotton shirt: Max Mara

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Shirt and skirt: Gilberto Calzolari Ankle boots: Vionnet

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Autorin_Beatrice Schönhaus Spirig

© Maripol

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Sie gehört zu den einflussreichsten Frauen der Modeindustrie. Fendi, Valentino, Dior – Modehaus um Modehaus verhalf sie zu neuen Höhen. Maria Grazia Chiuri verkörpert Eleganz und Raffinesse nach Konzepten, die mit Bedeutung gefüllt sind, so kraftvoll wie inspirierend. 134


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Begonnen hat alles ganz klassisch. An der lokalen Kunstgewerbeschule in Rom, dem «Istituto Europeo di Design», einer Institution mit weltweitem Ruf, die Maria Grazia Chiuri auf ausdrücklichen Wunsch ihrer Mutter besuchte. Diese war Schneiderin mit einer eigenen kleinen Boutique in Rom und stiess, selbst ohne richtiges Studium, immer wieder an ihre Grenzen. Bei ihrer Tochter sollte dies nicht geschehen. Chiuri bildete sich somit auf der technischen Seite des Modedesigns aus und erkundete gleichzeitig das kulturelle und künstlerische Erbe der italienischen Hauptstadt. Kunstgeschichte und Kino haben ihre Arbeit immer bereichert. So absolvierte Maria Grazia Chiuri das Studium im Jahr 1989 erfolgreich zu Ende und trat ihre erste spannende Stelle beim Modehaus Fendi an. Hier arbeitete sie an den Accessoire-Kollektionen und wirkte unter anderem bei den erfolgreichsten Taschenmodellen wie der Baguette-Bag mit, die heute ein echtes Sammlerobjekt darstellt. Die Baguette-Bag zählt zu den ersten It-Bags überhaupt. Die Tasche wurde 1997 von Silvia Venturini Fendi entworfen. Anfangs war das italienische Modehaus mit dem Design nicht zufrieden. Es galt als zu klein, nicht funktional, zu bunt und überschwänglich. Damals drehte sich alles um Minimalismus. Doch Silvia Venturini Fendi beharrte auf dem Design. Die mittlerweile hundertfachen Variationen der Tasche zeigen den Erfolg und den ausgezeichneten Stil, für den sie steht. Und den hat auch Maria Grazia Chiuri immer und immer wieder bewiesen. Nicht einen aufgesetzten oder antrainierten Stil, sondern ein starkes, intuitives Stilgefühl, das immer dem aktuellen Zeitgeist und dem, was Frauen sich wünschen, zu entsprechen scheint. Während Maria Grazia Modemacherin bei Fendi war, rekrutierte sie den Designer Pierpaolo Piccioli, den sie schon von der Kunstgewerbeschule her gut kannte und mochte. Die beiden waren ein echtes Dream-Team: Sie konkurrenzierten sich nicht gegenseitig als Creative Directors, sondern ergänzten sich perfekt. Eine seltene Konstellation in dieser Szene. Das Erfolgspaar fiel 1999 Valentino Garavani ins Auge. Höchstpersönlich bat er das Duo um eine Accessoire-Kollektion für sein Modelabel. So wechselten die beiden zu

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Valentino. Doch der Anfang bei Valentino war alles andere als einfach. Maria Grazia definierte eine neue Handschrift für das Haus Valentino: italienisch, romantisch, kostbar. Und damit hatte sie das Rezept gefunden. Zwischenzeitlich hatte bereits das Haus Dior ein Auge auf Chiuri geworfen und diese um Handtaschenentwürfe gebeten. Welche Ehre, denkt man. Aber sie lehnte das Angebot dankend ab. 2003 wurden sie und Pierpaolo zusätzlich Co-­ Creative Directors der neuen Linie Red-Valentino, einer jüngeren, frecheren und preislich tiefer angesetzten Kollektion. Mit grossem Erfolg. 2008 – als der Chefdesigner Valentino Garavani sich langsam aus dem Business zurückzog, wurde Maria Grazia Chiuri zusammen mit ihrem Kollegen Pierpaolo Piccioli Co-Creative Director bei Valentino. Acht Jahre lang verhalf das Duo der Marke zu neuem Ansehen. Ihre aussergewöhnliche Dynamik kristallisierte sich 2010 heraus, als Chiuri und Piccioli eine Reihe von Stiletto-­ Pumps mit Pfennigabsätzen und Nieten auf dem Laufsteg debütierten. Die «Rockstud»-Kollektion war geboren. Heute zählt die Linie zu den Verkaufsschlagern der Marke und wurde sogar auf die Handtaschen übertragen.

EIN PAUKENSCHLAG

Nach insgesamt 26 Jahren trennte sich das Design-Team Chiuri und Piccioli. Für viele Kenner der Branche unvorstellbar. Doch die Trennung blieb nicht unbegründet, denn 2016 ernannte Sidney Toledano Maria Grazia Chiuri zur Creative Director von Dior. Für die Haute Couture und Prêt-à-porter. Ein Paukenschlag. Als Nachfolgerin von so klingenden Namen wie Raf Simons. Und vor allem als erste Frau seit Gründung des Labels 1946 durch Christian Dior selbst. Das hochdotierte Amt ist mit viel Arbeit und Druck verbunden – zum Beispiel das Entwerfen von sechs Kollektionen pro Jahr. Für Maria Grazia jedoch auch deshalb besonders prägend und wichtig, weil sie jetzt endlich auch ihre ganz persönliche Botschaft weitertragen kann. Sie zeigt diese das erste Mal öffentlich – und nicht nur im Kreise ihrer Familie mit Mann Paolo Regini und den beiden Kindern – auf einem T-Shirt im Rahmen ihrer ersten Fashion-Show. In grossen Lettern steht:

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«We Should All Be Feminists», ein Symbol ihres Engagements. Die Botschaft wurde weltweit von der Mode-Presse weitergetragen und warf hohe Wellen. Aber durchaus positive, tiefgreifende Wellen. Seitdem reiht sich Erfolg an Erfolg, Auszeichnung an Auszeichnung. Und das Erstaunliche: Maria Grazia Chiuri gelingt es mit jeder Saison wieder, sich ganz neu zu erfinden. «Es geht darum, dass man den Code des Hauses beibehält, aber in die neue Zeit transformiert», sagt Chiuri in einem Interview mit dem «Stern». Wie das aussieht, lässt sich mit einem Blick auf die neuen Kollektionen beschreiben. Für die Frühjahrskollektion 2022 bedient sich Chiuri an der «Slim Look»-Kollektion, die Dior erstmals im Jahr 1961 vorstellte. Neu erfundene Jacken mit Kastenschnitt, raffinierte Mäntel, Röcke, Bermudas, Shorts und Kleider werden vielfältig in einer Reihe von Kontrasten kombiniert. Materialien wie Scuba und Nylon interpretieren Volumen neu und revolutionieren den Look der Frau. Silhouetten, die auf der Tanzfläche glänzen sollen, erinnern an den legendären römischen Nachtclub, den «Piper Club», einen weitreichenden, bunten Veranstaltungsort und ein Emblem der Freiheit. Gemäss ihrer Überzeugung, dass Haute Couture nicht nur Ballkleidern gehört, kultiviert Maria Grazia

Chiuri bei Dior einen Designprozess, der alle Aspekte der zeitgenössischen Frauenkleidung, ihre Träume und höchsten Wünsche untersucht. Maria Grazia Chiuri betrachtet Mode als fundamentalen Teil des Lebens. Sie liebt es, zarte, komplizierte Abendwäsche und erstaunliche, aber bequeme Stücke für den Alltag zu erschaffen. Mode ist für sie nicht nur ein Mittel, sich selbst besser zu verstehen, sondern auch ein Werkzeug, um ihrer authentischen, vielfältigen Identität zum Ausdruck zu verhelfen. Ihre Arbeit ist inspiriert von weiblichen Figuren, die eine wahre Balance von Stärke und Anmut verkörpern. Zu ihren Musen zählen Tänzer, Künstler, Aktivisten und Schriftsteller sowie die mutigen jungen Frauen von heute, an erster Stelle ihre Tochter Rachele, die ebenfalls bei Dior arbeitet. Anlässlich der Dior Haute Couture Show für die Herbst-­WinterKollektion 2019 / 2020 wurde Maria Grazia Chiuri im Namen des Präsidenten der Französischen Republik mit dem Orden des «Chevalier de l’ordre national de la Légion d’honneur» ausgezeichnet. Eine hohe Anerkennung, die die Leidenschaft und das Engagement der Kreativdirektorin anerkennt und ihren Beitrag durch ihre Hingabe und kreative Vision von Mode und Haute Couture für Frankreich und das Haus Dior ehrt.

MUST-HAVES

«HER DIOR: MARIA GRAZIA CHIURI’S NEW VOICE»

Diese Anthologie schillernder Bilder erforscht die Kraft und Schärfe des weiblichen Blicks und ist eine Ode an die Selbstbestätigung und an die Schönheit von Kulturen und Couture. Die Publikation feiert 33 Fotografinnen, die seit 2016 mit Dior und Maria Grazia Chiuri zusammengearbeitet haben, darunter Brigitte Niedermair, Sarah Moon oder Bettina Rheims.

BAR JACKET

VIBE BOWLING BAG

Sie ist eine Ikone, das stilistische Emblem des Hauses, das den Erfolg von Christian Dior im Jahr 1947 besiegelte. Von Maria Grazia Chiuri neu interpretiert, wird die «Bar»-Jacke in dieser Saison in marineblauer, gerippter Schurwolle angeboten, die den Look von meliertem Denim erzeugt.

Neu in dieser Saison präsentiert Maria Grazia Chiuri die Dior Vibe Bowling Bag mit Reissverschluss, eine funktionale Kreation, die Sportswear-Codes und den Couture-Geist des Hauses vereint. Das aus blauem, glattem Kalbsleder gefertigte Modell verfügt über die weisse «CHRISTIAN DIOR PARIS»-Signatur, die durch eine Reissverschlusstasche auf der Vorderseite hervorgehoben wird.

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MIU MIU

Die «Miu Spirit»-Tasche aus ikonischem Madras-Leder ist die perfekte Mischung aus Eleganz und Funktionalität, Klassik und Innovation, Unschuld und Erfahrung. Der abnehmbare Kettengriff aus Plexiglas und der goldene Logo-Schriftzug verleihen der Tasche den letzten Schliff.

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In der Frühjahrskollektion kombiniert Nicky Zimmermann ihre ikonischen verspielten Schnitte und Blumenmuster mit punkigen Details. Sprudelnde Romantik trifft auf Stärke und Struktur. Must-have der Saison ist der weisse Midirock mit Rüschenbesatz und Blütenapplikationen.

ROGER VIVIER

Die «Walky Viv’» sind eine Kombination aus CombatBoots und Sneakers. Dieses einzigartige Slip-onModell mit Profilsohle ist handwerklich aus Denim gefertigt und lässt sich leicht anziehen, während die neue kristallverzierte Schnalle dem ausdrucksstarken Look eine raffinierte Note verleiht.

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Kantha check. Der Lieblingslook von Carla Sersale aus der Frühlingskollektion kombiniert Komfort und Eleganz.

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DURCH DAS MITTELMEER

Autorin_Cécile von Fürstenberg Bilder_Emporio Sirenuse

DAS «LE SIRENUSE» IN POSITANO KANN BEINAHE ALS WAHRZEICHEN DER AMALFIKÜSTE BEZEICHNET WERDEN. NEBEN DEM PRESTIGETRÄCHTIGEN HOTEL FÄNGT DIE HAUSEIGENE MODEKOLLEKTION UNTER DEM NAMEN «EMPORIO SIRENUSE» DEN ZAUBER DER LIFESTYLE-IKONE MITTELS FARBENPRÄCHTIGER UND KÜNSTLERISCHER KLEIDUNGSSTÜCKE EIN – GEWIDMET DEM LUFTIG LEICHTEN LEBENSGEFÜHL AM MITTELMEER. PRESTIGE SPRACH MIT CARLA SERSALE, DER DESIGNERIN UND GRÜNDERIN DER MARKE EMPORIO SIRENUSE.

PRESTIGE: Frau Sersale, was ist Ihre Inspiration für die Designs von Emporio Sirenuse? CARLA SERSALE: Ich arbeite mit meiner Nichte Viola Parrocchetti zusammen. Sie ist die wahre kreative Kraft der Marke Emporio Sirenuse. Es fing damit an, dass Viola 2012 in Mumbai als Designerin arbeitete. Als ich ihr grosses Talent erkannte, bin ich nach Indien geflogen, um unsere erste gemeinsame Kollektion zu entwerfen. Wir schöpfen unsere Ideen aus der Kultur aller Mittelmeerländer, zu denen auch Positano gehört. Wir lassen uns von Künstlern inspirieren, die an der Amalfiküste gelebt haben, sowie von orientalischen Einflüssen, ägyptischen und persischen Stilen. Unsere Begeisterung für alles Exotische liegt nicht nur an dem farbenfrohen Einfluss Indiens, sondern kommt auch daher, dass meine Familie schon länger in Teheran lebt. Haben Sie einen Lieblingslook aus der Frühlings-Kollektion 2022? Mein Favorit ist Look 36, da er einfach sehr lässig ist und zugleich chic. Das Oversize Shirt mit V-Ausschnitt und die Shorts sind aus handgewebten Leinen und sehen kombiniert mit Schmuck und schicken Schuhen einfach immer gut aus. Verkaufen Sie Ihre Kollektionen in Shops weltweit? Ja, das tun wir. Von den ganz grossen Online-Shops MatchesFashion und Net-aPorter bis hin zu ausgewählten Outlets weltweit von den USA bis Japan, Australien und dem Nahen Osten. Qualität statt Quantität – Nachhaltigkeit ist für Sie nicht nur ein Wort? Emporio Sirenuse arbeitet mit kleinen Familienunternehmen in Mumbai, Delhi und Kalkutta. Wir nutzen ein Netzwerk talentierter Kunsthandwerker. Die meisten hat Viola Parrocchetti während ihrer sechs Jahre in Indien persönlich ausgewählt. Diese Schneider, Näherinnen und Koloristen nähen, sticken oder bedrucken Stoffe in kleinen, traditionellen familiengeführten Werkstätten. Alle unsere Mitarbeiter sind älter als 18 Jahre. Für religiöse Feste bekommen sie frei und werden entweder in der Nähe der Werkstatt untergebracht, oder ihre Transportkosten werden übernommen. Wir verwenden keine synthetischen Textilien. Leinen, Seide und indische Baumwolle sind unsere Stoffe. Der grösste Teil wird auf kleinen Holzwebstühlen handgewebt. Alle unsere Kunststoffverpackungen basieren auf Maisstärke und sind zu 100 Prozent abbaubar. Ihre Familie führt das ikonische Boutique Hotel «Le Sirenuse» in Positano. Sie leben ausserdem in Mailand und Rom. Wo sind Sie zu Hause? Ich bin in Mailand geboren und bin gerade in meine geliebte Stadt zurückgekehrt, da mein Büro dort ist. Im Sommer bin ich fast immer in Positano. Im Winter pendle ich zwischen Rom und Mailand.

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Carla Sersale vereint mit Emporio Sirenuse die Werte und den Elan des unnachahmlichen Hotels Le Sirenuse an derAmalfiküste in einer kleinen, sorgfältig kuratierten Kollektion.


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Autor_Beat Krenger

AMORE! Die perfekte Inszenierung des Persönlichen – damit ist Influencerin Chiara Ferragni zur mächtigsten Frau Italiens aufgestiegen. Und die Faszination dauert an. Dank einer eigenen Reality-Show, dem guten Gespür für den Zeitgeist und ganz viel Geschäftssinn. 142


© Peter Lindbergh

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Viel Glitzer und Glamour: Mit ihren eigenen Schuh- und Mode-Kollektionen generiert die Influencerin heute Millionenumsätze.

© Shopdisney

© Chiara Ferragni Collection

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CHIARA

Chiara Ferragni wird wie ein Popstar gefeiert in einer Branche, in der es um Bilder und Begehrlichkeiten geht, immer und überall. Da lohnt sich nur schon ein nüchterner Blick auf die Zahlen. Im Jahr 2009 hatte sie mit ihrem Mode-Blog «The Blonde Salad» bei null begonnen – heute leitet Ferragni ein digitales Unternehmen mit 80 Angestellten und sitzt im Aufsichtsrat des Luxuslabels Tod’s. Mit 26 Millionen Followern zählt sie auf Instagram zu den bekanntesten und bestbezahlten Werbeträgerinnen der Welt. Das Prinzip Ferragni ist äusserst effektiv: Einmal etwas posten, und schon hat sie weitere 60’000 Dollar verdient. Die rasante Erfolgsgeschichte und das perfekt inszenierte Leben der 34-Jährigen fügen sich nahtlos ein in das durchvermarktete Gesamtkunstwerk, das sie rund um ihre Person erschaffen hat: Chiara Ferragni, Fashionikone, Geschäftsfrau, Ehefrau und Mutter. Tatsächlich wurden die Entwicklungen in der Causa Ferragni mit

einer beeindruckenden Gründlichkeit und Schnelligkeit in die ganze Welt getragen. In nur zwölf Jahren entwickelte sich aus der angehenden Jurastudentin eine der einflussreichsten Frauen der Modebranche. Die Suchmaschine Google etwa listet aktuell 34 Millionen Einträge auf, nachdem man «Chiara Ferragni» eingetippt hat. Da erstaunt es kaum, dass Mattel eine Barbie-Version der jungen Frau kreiert hat und Chiara Ferragni im Jahr 2017 ihre erste Boutique in Mailand eröffnen konnte. Neben einer eigenen Mode-, Make-up- und Schuhkollektion, zahlreichen Werbe-Deals und Kooperationen, unter anderen mit Dior, Louis Vuitton, Pantene, Lancôme, Max Mara, Chanel und Tommy Hilfiger, arbeitet Chiara Ferragni auch höchst erfolgreich als Model – und verkörpert so ein Gesamtpaket, das stark an das Erfolgsmodell des Kardashian-­ Clans erinnert. Die Selbstvermarktung scheint geradezu grenzenlos zu sein.

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Doch wie viele Dramen können sich heutzutage im von Zaha Hadid entworfenen Luxusapartment in Mailand abspielen? Viele. Im Zuhause von Chiara Ferragni und Ehemann Fedez, der in Italien als Rapper Berühmtheit erlangt hat, ist immer etwas los. Hier eine verknappte Zusammenfassung der jüngsten Vorfälle: Das Paar wurde positiv auf das Coronavirus getestet, die beiden gemeinsamen Kinder, der dreijährige Leo und Baby Vittoria, glücklicherweise nicht, Chiaras jüngere Schwester ist endlich schwanger, und die eigene Reality-Show «The Ferragnez» (eine Wortkombination aus Ferragni und Fedez) ist auf Amazon Prime angelaufen. Nach wie vor dominieren die Posts des Paares vor allem die sozialen Medien wie Facebook, Instagram, TikTok und YouTube. Ein kongenial orchestriertes Familienleben hält das Publikum aka die Kunden bei Laune. Aber auch die traditionellen Zeitungen und Fernsehsender im Land berichten fast täglich über das Phänomen Chiara und Fedez, das so viel Macht zusammen vereint, dass eine kurze Instagram-Story heute landesweit zur «Breaking News» werden kann. Das bekam zuletzt Vittorio Sgarbi zu spüren. Der Abgeordnete und Kunstkritiker, jahrelang Mitglied von Silvio Berlusconis Partei Forza Italia, hatte sich über die bunt lackierten Fingernägel von Fedez lustig gemacht. «Viel Lack auf den Fingernägeln, nur Rost im Kopf», äusserte sich der 69-jährige Sgarbi spöttisch auf Instagram. Die Antwort des Musikers liess nicht lange auf sich warten. «Wieso hat Nagellack für einen von unseren Steuern bezahlten Staatsmann erste Priorität? Wir haben momentan ganz andere Probleme. Ich schäme mich dafür, dass ein Dummkopf wie Sgarbi die Engstirnigkeit der Menschen in unserem Land repräsentiert», konterte Fedez kurzerhand auf Twitter. DUO INFERNALE Die Rollen sind klar verteilt: Da ist die Schöne «Chiara» und das Biest «Fedez». Sie aus gutem Hause, eher brav und immer gutgelaunt. Er, der volltätowierte Rapper aus einfachen Verhältnissen, der sagt, was er denkt. Und die Konfrontation nicht scheut. Zuletzt platzte ihm der Kragen, als Polit-Provokateur Matteo Salvani von der Lega Nord ankündigte, die Gleichstellung der LGBTQ-­ Community im Parlament zu torpedieren. Es folgte ein öffentlicher Schlagabtausch, der ganz Italien in Atem hielt. Auch Chiara Ferragni nutzt ihre Reichweite vermehrt, um sich in gesellschaftliche Debatten einzumischen. Besonders engagiert zeigt sie sich im Kampf gegen Rassismus, sexuelle Diskriminierung oder den Klimawandel. Und der Grossteil ihrer Fans goutiert das auch. Ein Impf-­ Appell der Influencerin wurde millionenfach angeklickt und mit Hunderttausenden von Likes versehen. Faszinierend ist die Ernsthaftigkeit, mit der jeder Schachzug dieser jungen Familie weltweit verfolgt wird. Die Frage, die bei allen Aktivitäten stets mitschwingt, ist natürlich: Wie kann es mög-

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Social Media Love Story: Chiara und Ehemann Fedez wissen, wie man sich in Szene setzt – und 39 Millionen Instagram-Follower vereint bei Laune hält.

lich sein, dass die gemeinsamen Lebensgeschichten stets so perfekt in den Zeitgeist passen? Zufall oder cleveres Marketing, wer vermag schon zu sagen, wie sich das Los der «Ferragnez» konstituiert. Von Kritik und Kleinigkeiten zeigt sich das prominente Paar ohnehin unbeeindruckt. Es hat längst ein viel entscheidenderes Narrativ über all die schicksalshaften Fügungen gespannt, das es über jeden Zweifel erhebt: Die vermeintliche Normalität einer Kleinfamilie siegt. Trends kommen und gehen, doch italienische Werte wie gutes Essen, schöne Kleider sowie das Streben nach einem besseren Leben bleiben bestehen. Und die werden von «Ferragnez» munter vermarktet. Negative Kommentare? So what? Nach jeder Katharsis steht die Erkenntnis: Chiara und Fedez halten zusammen. Immer. Das muss die grosse Liebe im digitalen Zeitalter sein. That’s Amore! Die Kombination aus Verbundenheit und Voyeurismus ist auch deswegen so erfolgreich, weil sie eine klare Botschaft vermittelt: Wir sind glücklich, mit dem, was wir haben. Wollt ihr auch ein Stück vom Glück? Kein Problem, wir haben das passende Produkt für euch auf Lager – direkt bestellbar im hauseigenen Online-Shop. Wie wäre es mit neuen Socken, einem Lippenstift in feurigem Ferragni-Rot oder Nespresso-Kaffee, der nach Chiaras Lieblingsaromen duftet?

© Fendi

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© Intimissimi

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© Vogue

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Lehrplan aufgenommen. Für ihre Hochzeit trug Chiara Ferragni nicht ein, sondern drei Brautkleider von Dior, was die französische Marke mit einem Medienwert von umgerechnet fünf Millionen Dollar beglückte. Da erstaunt es, dass sich so mancher Satz, den Chiara Ferragni in ihrer Reality-Show aufsagt, wie ein Kalenderspruch anhört. «Ich möchte meinen Kindern eine bessere Welt hinterlassen. Man muss immer auf sein Herz hören. Unser Leben ist nicht perfekt.» Alles ziemlich normal. So war es auch nicht weiter erstaunlich, dass Chiara und Fedez während einer Ehekrise im letzten Jahr einen Paarberater aufsuchten und sich dabei filmen liessen. Fedez, 1981 als Federico Leonardo Lucia in Mailand geboren, stand einst der Fünf-Sterne-Protestbewegung nahe, aber im Grunde sind weder er noch seine Gattin politisch auf ein bestimmtes Lager festgelegt. Das junge Paar hat es so auch einfacher: «The Ferragnez» müssen nicht vom Volk gewählt werden wie die von ihnen kritisierten Politiker, sie müssen keine Mehrheiten finden für Gesetze, sie müssen diese auch nicht im Detail kennen – mit ihren Posts und Stories können sie viel mehr bewegen. Wenn er den Eindruck habe, dass etwas falsch laufe, dann rege er sich auf, doch politische Ambitionen hege er deshalb noch lange nicht, verkündete Fedez kürzlich in einem Live-Video. Nichtsdestotrotz heizte er danach die Gerüchte mit der Lancierung seiner CD «Inumano» wieder an, als er sich splitterfasernackt, einzig mit der italienischen Flagge bedeckt, als Retter der Nation ablichten liess. Die augenzwinkernde PR-Aktion sorgte im Netz für ein mittleres Erdbeben und viel Zuspruch. Unzählige seiner Fans forderten in den Kommentarspalten: Fedez for President! Wieso eigentlich nicht? Gerade in Italien, das hat die Geschichte schon mehrmals bewiesen, wird das politische Parkett oft auch zur Showbühne. Zudem hätte Fedez mit Chiara Ferragni bereits die perfekte First Lady an seiner Seite.

Die Fashionikone ist oben angekommen – auf dem Cover der «Vogue Italia».

AN DER SPITZE DES ERFOLGS Ende 2021 ging ein lang gehegter Traum von Chiara Ferragni in Erfüllung. Sie zierte den Titel der «Vogue Italia». Wie eine Heilige inszeniert, schön, stolz und erhaben. Darunter platziert zwei Worte, die das Geschäftsmodell der jungen Frau perfekt auf den Punkt bringen: «Public Privacy». Denn nur wer Privates offenbart, wirkt auch authentisch und gewinnt so eine treue Gefolgschaft. Gleichzeitig war der Mode-Coup eine eindrückliche Machtdemonstration. Wer braucht schon eine Königin im Land, wenn man Santa Chiara hat? Warum ausgerechnet eine junge Italienerin den Wandel in unserer Gesellschaft so gekonnt verkörpert und damit dermassen erfolgreich ist? Sie ist strebsam und gut vernetzt (zu ihren engen Freunden zählen Paris Hilton, Diane von Fürstenberg, Maria Grazia Chiuri und Derek Blasberg). Doch mindestens genauso wichtig ist: Chiara Ferragni steht zu ihren Fehlern. Es gibt immer wieder Posts, die auf den ersten Blick nicht ganz perfekt sind, und Videos, auf denen sie über sich selber lachen kann. Etwa wenn sie zusammen mit ihrem Ehemann das Lied «Shallow» singt und kaum einen Ton trifft. Hinter den Kulissen agiert Chiara Ferragni als Kontrollfreak und kluge Businessfrau, die genau weiss, wie weit ihr Einfluss reicht und wofür sie ihn gekonnt einsetzen kann. Zu Beginn der Pandemie meldete sich der damalige Regierungschef Paolo Conte und bat «Ferragnez», für das Maskentragen zu werben. Das taten sie – aus Überzeugung und mit Erfolg. Innerhalb eines Tages sammelten sie zusätzlich drei Millionen Euro Spendengelder für ein Mailänder Krankenhaus. Für diese Leistung bekam das Paar den «Ambrogino d’Oro» verliehen, die höchste Auszeichnung der Stadt Mailand. An Superlativen mangelt es im Leben der Überinfluencerin nicht. Sie ist nicht nur die jüngste Selfmade-Millionärin Italiens, ihr Lebenslauf wurde sogar in Harvard als Business-Modell in den

LINKS Erfolgreiche Kollaborationen mit Marken wie Tod’s, Lancôme oder Intimissimi haben gezeigt, dass Chiara Ferragni ein gutes Gespür für Trends hat.

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TRENDS

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PRADA

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Diese dreieckige Tasche in der legendären geometrischen Form von Prada ist aus Saffiano-Leder gefertigt, einem ikonischen Material der Marke, das sich durch seine Kreuzschraffur und das gewachste Finish auszeichnet. Das Triangolo-Logo findet sich auch im geprägten Makro-­ Detail wieder, das die Vorderseite ziert. Das Innenfutter aus Re-Nylon, einem innovativen Material aus recyceltem Nylongarn, rundet das Design ab.

FENDACE

Was passiert, wenn Donatella Versace und Kim Jones die Rollen tauschen? «Versace by Fendi» und «Fendi by Versace», zwei ikonische Kollektionen, feiern die Freundschaft und den kulturellen Einfluss von Versace und Fendi. Ergebnis ist eine logolastige Kollektion, die einen Einblick in das Design-Archiv der beiden grossen Designer gewährt.

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VALENTINO

Die neuen «Trackstud»-Derbys aus Kalbsleder mit Profilsohle erweitern die beliebte Rockstud-Kollektion von Valentino Garavani. Logodetail auf der Lasche sowie an der Ferse. Die Gummisohle mit Relief-Motiv aus Maxi-Nieten verspricht Halt und Aufmerksamkeit.


Gesund leben mit Detox Teas, Smoothies, Nahrungsergänzungsmitteln, Gesichts-, Körper- und Haarpflegeprodukten.

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DIE IKONE Autorin_Swenja Willms Bilder_BOYY

VON MORGEN WAS BENÖTIGT EINE HANDTASCHE HEUTZUTAGE, UM DEN TEST DER ZEIT ZU BESTEHEN? SIE TROTZT DEN REGELN, DEN TRENDS UND WAGT ES, DIE GRENZEN UND KONVENTIONEN EINER BRANCHE HERAUSZUFORDERN UND GRUNDLEGEND ZU VERSCHIEBEN. DIE IN NEW YORK GEGRÜNDETE MARKE «BOYY» TRAUT SICH GENAU DAS. DURCH DIE VERSCHMELZUNG VON VERSPIELTEN, INSPIRIERENDEN DESIGNS MIT ÜBERLEGENER HANDWERKSKUNST UND HOCHWERTIGEN MATERIALIEN AUS ITALIEN HEBT SICH BOYYS MUTIGER UND UNERSCHÜTTERLICHER SINN FÜR IDENTITÄT VON SEINEN ZEITGENOSSEN AB.

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FASHION

und je mehr ich über Taschen und deren Design nachdachte, desto mehr begann ich zu erkennen, dass es gewisse Ähnlichkeiten im Prozess gab, jedoch liefert das eine ein greifbares visuelles Ergebnis, das andere ein hörbares. Als mir diese Ähnlichkeiten klar wurden, fasste ich einen Entschluss und sagte zu Wannasiri: ‹Lass uns aufhören, nur über Taschen zu reden, sondern lass sie uns auch machen.›» 2006 war es so weit, und die Marke BOYY präsentierte ihre erste Kollektion und das dazugehörige erste Handtaschenmodell mit dem Namen «Summer BOYY». Es war ein Design, das in zwei unterschiedlichen Grössen und drei Farbvarianten angeboten wurde. Obwohl sich die beiden Partner erst kurz kennen, harmonieren ihre Ansichten, was die Ästhetik und Designphilosophie ihrer gemeinsamen Handtaschenproduktion angeht. «Als wir anfingen, war die Accessoire-Landschaft super weiblich, viel Glitzer und Bling-Bling», erzählt das Designerpaar, «alle Taschen wurden nach Schauspielerinnen und Models ihrer Zeit benannt. Wir waren der Meinung, dass Damenaccessoires einen männlichen Touch haben sollten, um ein Gleichgewicht zu schaffen.» Ein Design wurde geboren, so minimalistisch und logolos, wie es zu dieser Zeit nur selten anzufinden war und schnell für internationale Anerkennung sorgte. Die Tasche als Objekt stand im Vordergrund, mit all ihrer Funktionalität und optischen Verführungskraft. Die weltoffene Sensibilität und der individualistische und geschlechtsneutrale Ansatz, den die Marke mit ihren Designs verfolgt, spiegelt sich auch im Namen BOYY wider. Dieser ist eine Anspielung auf Wannasiris langjährigen Spitznamen «Boy», denn schon in ihrer Kindheit kleidete sich Wannasiri nicht den typischen Geschlech­ terrollen entsprechend. «Die Linie, die Taschen für Damen und für Herren zu trennen scheint, ist in den letzten fünf Jahren erheblich verblasst. Zum jetzigen Zeitpunkt definiert eigentlich nur noch die individuelle Wahrnehmung des Verbrauchers eine Handtasche», erklären Wannasiri und Jesse. Mit der ikonischen «Buckle Bag» erreichten die Handtaschen von BOYY im Jahr 2015 den Status einer It-Bag, die keine sein sollte. Die Tasche baumelte am Handgelenk prominenter Schauspieler und Models wie Jessica Alba, Sofia Vergara, Anna Dello Russo, Eva Chen und Madelaine Petsch. Im selben Jahr wurde die erste Schuhkollektion vorgestellt – die übergrosse Schnalle fungiert auch hierbei als Signatur von BOYY.

Wer entlang der belebten Strassen des Big Apple flaniert, begegnet den verspielten Outfits und wilden Farbkombinationen modeaffiner New Yorker. Hier wird die Stadt zum Laufsteg. Der Drang aufzufallen ist gross. Besonders die neusten It-Pieces grosser Designer, ein Paar trendige Stiefel oder eine angesagte Handtasche, sind hierfür zwingend notwendige Accessoires, die aus einem Outfit erst ein Fashion-Statement machen. Im Gewusel des florierenden New York treffen 2004 das erste Mal Jesse Dorsey und Wannasiri Kongman aufeinander. «Als ich sie traf, war Wannasiri sehr besessen von Handtaschen. Wenn wir durch die Strassen der Innenstadt von NYC liefen, sprach sie meistens darüber. Sie zeigte auf jede Tasche von Passanten, über die es sich zu sprechen lohnte. Und ihre Besessenheit war ansteckend – ich studierte und starrte bald selbst auf Taschen auf den Strassen, auch wenn ich alleine war», erzählt Jesse Dorsey. Während ihrer Kennenlernphase versuchte Dorsey, Fuss zu fassen in der Musikindustrie. Doch die gemeinsame Liebe zu Handtaschen durchkreuzte den Plan von Dorsey: «Meine Leidenschaft in der Musik war das Produzieren,

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EINE UNVERWECHSELBAR STILISTISCHE LINIE Jede Kollektion von BOYY präsentiert frische Variationen einer klaren und ausdrucksstarken Designlinie und erfindet Luxus auf eine schöpferische und zeitlose Weise neu. «Vielleicht streben wir nach Zeitlosigkeit. Wir bringen nicht jede Saison neue Designs heraus. Tatsächlich kann es Jahre dauern, bis wir ein völlig neues Design auf den Markt bringen. Dies liegt daran, dass wir die strengsten Überzeugungen haben. Wenn wir nicht glauben, dass ein Design den Test der Zeit bestehen kann oder möglicherweise zu einer Ikone werden könnte, veröffentlichen wir es nicht», so Wannasiri und Jesse. Die Spring / Summer-Kollektion 2022 steht unter der Prämisse, dass die Nostalgie einen neuen Futurismus darstellt, und ist von den Nuancen der kalifornischen Natur inspiriert. Das gedämpfte Rot von Pomodoro und das cremige Pistazie tauchen in der kultigen «BUCKLE»-Kollektion von BOYY auf, die durch die Einführung von Modellen aus genarbtem Leder in einem eisgrauen Ton aufgefrischt wird. Die verschiedenen Schattierungen eines kalifornischen Sonnenuntergangs inspirieren die Farben der «TAKEAWAY-Linie» – eine stilvolle Interpretation urbaner Funktionalität. Frische Töne von Apricot-Orange und Flamingo-Pink bis hin zu Rosewater-­ Pink und Corn-Chowder-Gelb verleihen der «LOTUS», «DISC» und «WONTON» eine zarte Ausstrahlung. Die charakteristische «WONTON» wird in dieser Saison auch in Bionic Nylon, einem leuchtenden, schillernden Material, präsentiert. In dieser Saison stehen die kleinen Lederwaren im Mittelpunkt. Von der «Buckle Travel Case», die die Silhouetten einer Clutch und einer

MUST-HAVES

SQUARE SCRUNCHY SOFT WAVE Eine blaue Handtasche aus Kalbsleder mit der typischen BOYY-Lederschnalle. Die beiden Lederriemen lassen sich verstellen und bieten verschiedene Trageweisen für genügend Abwechslung.

KARL 24 SOFT BIRCH

Der ideale Alltagsbegleiter aus geschmeidigem Kalbsleder mit natürlicher Narbung. Der praktische Tragegriff und Frontklappenverschluss sorgen für Bequemlichkeit im hektischen Alltag.

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WONTON 20 CORN CHOWDER

Die Tragegriffe dieser wandelbaren Handtasche lassen sich bequem per Metalldrehverschluss ineinanderstecken und individuell verstellen. Das zarte Gelb ist der Hingucker eines jeden Outfits.


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Crossbody mit Kettenriemen kombiniert, bis hin zum AirPods-­ Etui mit integriertem Ladeschacht und dem Kartenhalter mit Trageriemen bietet BOYY eine breite Palette von Accessoires, die das Leben der Menschen einfacher, aber auch stilvoller machen. Die unverkennbaren «Puffy Sandals» von BOYY werden neu in einer geschlechtsneutralen Slingback-Form präsentiert, mit einem Riemen, klobigem Absatz und niedrigem Plateau – eine Kombination aus Outdoor-Inspiration und urbanem Vibe. Sein Gespür für Relevanz und Innovation zeigt das Designerpaar auch in puncto Nachhaltigkeit. Die ECONYL®-Modelle bestehen aus verantwortungsvoll regeneriertem Nylon, das unter anderem aus Fischernetzen und ausrangierten Teppichen gewonnen wird. EIN DEBÜT FÜR DIE SCHWEIZ Nach New York, Mailand und Bangkok begrüsst nun auch die Schweiz das Modelabel «BOYY» im Pop-up Store im renommierten Zürcher Warenhaus Globus. Seit dem 23. November 2021 wird die Marke während sechs Monaten in Kooperation mit dem Architekten Andrea Tognon erlebbar gemacht. Dessen Arbeiten entstehen stets an der Schnittstelle von Architektur und Design und verfolgen das Ziel, die Essenz einer Marke einzufangen und zu erkunden. Genauso lässt Tognon in den 40 Quadratmetern im Globus Formen, Farben und Materialien für BOYY sprechen und erschafft durch ein gewagtes und zugleich stilvoll konzipiertes Design eine unverwechselbare Erfahrung. Zu entdecken sind im Pop-up verschiedene Styles aus den Kollektionen Buckle, Take Away und Soft. Darunter unter anderem der Handtaschen-Stil Bobby, Devon, Karl, Lotus und Wonton wie auch ausgewählte BOYY-Accessoires. Das Designerpaar Jesse und Wannasiri ist zuversichtlich, was die Eroberung des Schweizer Markts angeht – haben die beiden doch ein vielversprechendes Erfolgsrezept entwickelt. Dem zugrunde liegt nicht nur das kreative Schaffen der beiden, sondern auch ihre tiefgehende Beziehung und das Streben nach einem gemeinsamen Ziel: «Jesse und ich haben oft unterschiedliche Ansichten zu den meisten Dingen, ausser wenn es um unsere Visionen geht. Ich glaube, wenn Menschen das gleiche Endziel haben, können sie ihre Kräfte bündeln und den idealen Weg wählen, um dieses zu erreichen. Es ist nie einfach, endgültige Entscheidungen zu treffen, aber sobald wir eine gefällt haben, bauen wir darauf. Auf diese Weise sind definitiv zwei Köpfe viel besser als einer. Ich könnte mir keinen besseren Partner wünschen, und ich glaube nicht, dass es einen besseren Partner für mich gibt», sagt Wannasiri. Dass ihre Beziehung die gemeinsame Arbeit beeinflusst, ist also mehr als gewollt. Jesse ergänzt: «Die Ergebnisse einer zweiköpfigen Anstrengung sind unglaublich unvorhersehbar. Es ist unmöglich, vorherzusagen oder vorauszuplanen. Es ist oft diese Reibung, die zu etwas führt, was sich keiner von uns jemals hätte vorstellen können.» Eine Liebesgeschichte, so ungeplant und gleichzeitig erfolgversprechend wie die kreierten Handtaschen der beiden.

«WIR WOLLTEN DINGE SCHON IMMER AUF UNSERE EIGENE WEISE MACHEN – WIR FOLGEN KEINEN TRENDS UND PASSEN UNS KEINEM BESTIMMTEN LABEL ODER SYSTEM AN.»

LINKS OBEN Für die Kampagne Spring / Summer 2022 setzt BOYY ihre Zusammenarbeit mit dem ikonischen Kunstfotografen Jim Goldberg fort, dessen einnehmende und beeindruckende dokumentarische Herangehensweise in einer Reihe verführerischer Porträts und Stillleben resultiert, in denen eine Gemeinschaft interessanter, diverser Individuen in der Intimität eines in den 1940er Jahren errichteten Hauses in Laurel Canyon eingefangen wird.

Duo infernale – Jesse Dorsey und Wannasiri Kongman.

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BE &BEAUTY WELL AUTY BEING WELL BEING PRESTIGE

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BEAUTY &WELLBEING Autorin_Cécile von Fürstenberg Bilder_Irene Forte Skincare

ZU BESUCH BEI IRENE FORTE

IN EINER SUITE DES BERÜHMTEN «CHARLES HOTEL» MIT BLICK AUF MÜNCHENS WAHRZEICHEN, DIE TÜRME DER FRAUENKIRCHE, TREFFEN WIR DIE BEZAUBERNDE IRENE FORTE, TOCHTER DES HOTEL-­ MAGNATEN ROCCO FORTE, ZU EINEM PERSÖNLICHEN GESPRÄCH ÜBER DIE GRÜNDUNG IHRER LUXURIÖSEN HAUTPFLEGE-SERIE «IRENE FORTE SKINCARE», SCHÖNHEITSRITUALE UND DAS LEBEN.

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PRESTIGE: Frau Forte, wie und wann haben Sie sich für die Welt der Hautpflege begeistert? IRENE FORTE: Ich habe mich schon sehr jung für Wellness interessiert. Sport, gesunde Ernährung sowie Schönheits- und Hautpflege gehören schon ewig zu meinen täglichen Ritualen. Ich begann 2010 in der Personalabteilung für die Rocco-Forte-Hotelgruppe meines Vaters zu arbeiten. Zuerst war ich verantwortlich für das Wohlbefinden unserer Angestellten, später wurde ich zur SPA- und Wellness-Direktorin. Während dieser Zeit stieg mein Interesse für Hautpflege, und ich sah die Möglichkeit, natürliche Formulierungen durch wissenschaftliche Erkenntnisse zu verbessern. Ich hatte die perfekte Basis, um eine natürliche Produktlinie mit unserem Bio-Bauernhof in Sizilien zu kreieren, aber ich wusste, dass ich einen brillanten wissenschaftlichen Verstand brauchte, der mir bei der Formulierung hilft. Nach vielen Recherchen in Italien stiess ich Anfang 2014 auf Dr. Francesca Ferri, die vor über 35 Jahren mit der Formulierung von Kosmetika und Nahrungsergänzungsmitteln begonnen hatte. Francesca ist die perfekte Ergänzung, um mir zu helfen, eine «natürliche Hautpflegelinie, die auf wissenschaftlicher Basis beruht», ins Leben zu rufen. Nach einigen Jahren der Entwicklung und dem anschliessenden Testen mit Elite-Spa-Profis bei Rocco-Forte-Spas haben wir natürliche, pflanzliche Formulierungen entwickelt.

Sie lieben Sizilien, den Sitz des Rocco Forte Verdura Resort. Welche Rolle spielt Sizilien bei der Entwicklung Ihrer Hautpflegelinie? Es spielt eine sehr grosse Rolle. Während meines Jahres im Verdura Resort habe ich mich intensiv mit Schönheit beschäftigt, und zugleich verliebte ich mich in die Menschen, die Kultur, das Essen und die atemberaubende Natur der Insel. Ich erkannte, dass Siziliens Natur reichhaltige Inhaltsstoffe bietet und die Erträge des Bio-Bauernhofs von Verdura die perfekte Basis für eine Hautpflegelinie bilden. Wir haben einige erstaunliche Inhaltsstoffe in Sizilien, die Wunder auf der Haut bewirken können. Es gibt zum Beispiel Kaktusfeigen-Polysaccharide, die als Hyaluronsäure pflanzlichen Ursprungs und das neueste Superfood gelten. Hibiskus ist bekannt als die «Botox-Pflanze» aufgrund seiner Fähigkeit, Falten zu mildern; Granatapfel ist reich an Vitamin C, Flavonoiden und Anthocyanen, die starke Antioxidantien für die Haut darstellen, und Olivenöl ist reich an Polyphenolen und Vitamin E. Meine Produkte werden von Hand hergestellt, und meine Behandlungen und Rituale beruhen auf der Kraft der Berührung.

Verraten Sie uns Ihr persönliches Schönheitsgeheimnis? Ich schwöre auf meine täglichen 8 Stunden Schlaf für ein strahlendes, gesundes Aussehen und Wohlbefinden. Zusätzlich gehe ich niemals ins Bett, ohne vorher mein Gesicht zu reinigen und zu pflegen. Auch achte ich sehr auf eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Hautpflege und Öko-Nachhaltigkeit ... Wie können wir bewusster auf unsere Haut achten? Bei der Pflege unserer Haut sollten wir nach Inhaltsstoffen suchen, die nützen und nicht schaden. Unsere Philosophie ist es, nur das Notwendige zu verwenden und natürlich gewonnene Alternativen zu synthetischen Farbstoffen, Konservierungsstoffen und harten Tensiden zu verwenden. Wir beschränken auch die Verwendung von ätherischen Ölen streng, da sie potenziell irritierende Allergene wie Citral, Linalool und Farnesol enthalten. Die Vermeidung dieser häufigen Reizquellen in natürlichen Produkten ist ein wichtiges Ziel unseres Produktentwicklungsprozesses. Wir suchen nach Wirkstoffen, die bereits natürlich in der Haut vorhanden sind, oder nach biomimetischen Inhaltsstoffen, die dazu beitragen, dass sie biokompatibel und aussergewöhnlich hautfreundlich sind.

Ihre Produkte, die für Qualität und Respekt für die Umwelt stehen, werden in den Spas der Rocco-Forte-Hotels verwendet. Wie kommen sie bei den Gästen an? Unsere Produkte sind bei den Gästen sehr beliebt. Das Bewusstsein unserer Gäste für nachhaltige Pflege ist signifikant gestiegen. Aber am wichtigsten ist, dass unsere Gäste effektive Produkte möchten, und die positive Wirkung unserer Produkte ist klinisch erwiesen.

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BEAUTY &WELLBEING

Wie stellen Sie sich die Zukunft von Irene Forte Skincare vor? Irene Forte Skincare haben wir vor etwas mehr als zwei Jahren mit Rocco-Forte-Spas ins Leben gerufen. Unser «Brot und Butter»-Geschäft ist die Ausstattung der Spas. Aufgrund von COVID haben wir dieses Geschäft für mehr als ein Jahr verloren, was dazu geführt hat, unsere Aufmerksamkeit auf den Einzelhandel zu richten. Im letzten Jahr haben wir Verträge mit 26 neuen Einzelhändlern unterschrieben, zum Beispiel mit Nordstrom in den USA, Liberty in London, der Frasers-Gruppe in Grossbritannien, Niche Beauty in Deutschland und Luisa Via Roma in Italien. Wir werden auch mit Bergdorf Goodman in New York, Amazon Luxury Stores in den USA, John Bell & Croyden in Grossbritannien und einigen mehr starten. Als Reaktion auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse wird 2022 auch eine Reihe neuer Produkte eingeführt. Ich betone immer, dass Nachhaltigkeit eine Reise ist, und wir sind ständig bestrebt, unsere Produkte zu verbessern. Ich arbeite daran, eine dominante Marktmarke aufzubauen und mich als nachhaltige, hautfreundliche und klinisch bewährte Pflegeprodukt-­Marke zu differenzieren, die als beste italienische Hautpflegemarke in unseren Schlüsselmärkten Grossbritannien, USA und Italien anerkannt ist.

MUST-HAVES «Irene Forte Skincare» ist eine luxuriöse Marke mit ökologischen und nachhaltigen Inhaltsstoffen, die von Irene Forte, Wellness-­Direktorin der Forte-Hotels-Gruppe, gegründet wurde. Das Geheimnis dieser aussergewöhnlichen Produkte liegt in der Verwendung von hochqualitativen Bio-Rohstoffen, die auf dem sizilianischen Anwesen des Unternehmens angebaut werden.

Das Hyaluronsäure-Serum spendet der Haut nachweislich über zwölf Stunden Feuchtigkeit nach nur einer Anwendung. Die einzigartige Rezeptur polstert die Haut nachweislich sofort auf und hilft, das Auftreten von feinen Linien und Fältchen zu minimieren.

Ein ausgleichender Schaumreiniger mit Soja-ProteinKomplex hilft sanft, aber effektiv, Unreinheiten zu entfernen, während Lavendelwasser und Rosmarinöl die Haut beruhigen und erfrischen.

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Nachtcreme mit Myoxino, das aus Hibiskussamen gewonnen wird, hilft bei der Reduzierung selbst tiefer Stirnfalten ähnlich wie Injektionspräparate. Ein neuartiger Peptidextrakt aus Grüner Erbse hilft, die Kollagen- und Elastinproduktion zu steigern und feine Linien und Fältchen zu reduzieren.


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EINE OLFAKTORISCHE REISE Autorin_Swenja Willms Bilder_Bvlgari

ER IST BEZAUBERND, DER AUSSERGEWÖHNLICHE ITALIENISCHE LEBENSSTIL, GEFORMT VOM PRICKELNDEN MITTELMEER, VON LODERNDEN SONNENUNTERGÄNGEN UND ROMANTISCHEN SPAZIERGÄNGEN. BVLGARI NAHM ES SICH ZUR AUFGABE, DIESES VERGNÜGEN OLFAKTORISCH IN KUNSTVOLLE FLAKONS ZU KONSERVIEREN. BEREITS 2021 LANCIERTE DIE ITALIENISCHE MAISON IHR WAGEMUTIGES DUFTKONZEPT «ALLEGRA». NUN GEHT DIE ITALIENISCHE DUFTREISE WEITER, ALS BEGLEITER ZWEI NEUE KREATIONEN, UM DEN INDIVIDUELLEN SIGNATURDUFT NOCH AUSGEWÄHLTER KREIEREN ZU KÖNNEN.

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BEAUTY &WELLBEING

Die Bvlgari-«Allegra»-Kollektion lädt ein zu einem aufregenden Ausflug nach Italien mit einzigartigen Düften, die entworfen wurden, um sie mit einer «Magnifying-Essence» zu personalisieren. Um einem Eau de Parfum eine persönliche Note zu verleihen – stärker strahlende Helligkeit, besonders aufregende Süsse oder tiefere Wärme –, wird dieses mit einer «Magnifying-Essence» gepaart und fügt sich nahtlos zu einer individuellen Duftsignatur zusammen. Zwei neue Kreationen stossen nun zu der Kollektion: Mit der Leidenschaft von «Baciami» und der geheimnisvollen Verführungskraft der «Magnifying Myrrh» erreicht die magnetische Ausstrahlung von Bvlgari «Allegra» neue Höhen mit der legendären Überschwänglichkeit, die für Italien und die Ewige Stadt charakteristisch ist.

GEHEIMNISVOLL UND VERFÜHRERISCH Die aus Afrika stammende Myrrhe wird seit der Antike als Parfum und heiliger Weihrauch begehrt. Schon die Griechen, Ägypter, Perser und Römer wussten das seltene Harz zu schätzen, das so wertvoll wie Gold war. Dieses kostbare Juwel der Natur wird in der «Magnifying Myrrh»-Essence prachtvoll zur Geltung gebracht. Die Essenz verströmt eine mystifizierende Atmosphäre und verführt mit einer tiefen Anziehungskraft und strahlender Üppigkeit. Der Schlüssel zu ihrem atemberaubenden Glamour? Zwei extreme Extraktionen mit Hell-dunkel-Kontrast. Die erste hebt die strahlende und fruchtige Lakritz-Facette der Myrrhe hervor. Die zweite besticht mit einer rauchigen und ledrigen Geschmeidigkeit, die freigesetzt wird, sobald das Harz über eine Flamme gehalten wird. Zusammen verschmelzen diese Myrrhe-Extrakte zu einem prachtvollen Duft. «Ich wollte eine erstaunliche und einzigartige Myrrhe für Bvlgari kreieren, die ihrer aussergewöhnlichen Legende alle Ehre macht. Ein luxuriöser Balsam aus weisser Ambra, der leuchtend und geheimnisvoll in einem ist», so Jacques Cavallier. Exklusiv bei Bvlgari kann die «Magnifying Myrrh»-Essence mit «Baciami» oder jedem anderen Eau de Parfum der «Allegra»-­ Kollektion kombiniert werden, um seinen verführerischen Charakter mit leuchtenden Ambra-Noten zu verstärken.

ITALIENISCHE LEIDENSCHAFT Verona bildete die Kulisse für die legendären, unglücklichen Liebenden Romeo und Julia. Florenz führte zu der schicksalhaften Begegnung zwischen Dante und seiner Muse Beatrice. Moderne, glühende Leidenschaft entflammte in Rom, als Richard Burton und Elizabeth Taylor bekanntlich ihre Liaison mit Bvlgari-Juwelen besiegelten. «Baciami», was auf Italienisch «Küss mich» bedeutet, fängt die süchtig machende Eigenschaft von übermächtiger Liebe ein. Einem Liebeselixier gleich kanalisiert «Baciami» das überwältigende Gefühl des Sich-Verliebens in einem prachtvollen floral-ambrierten Duft, dem Ausdruck einer tiefen Sucht nach Leidenschaft. Die Herznote von «Baciami» bildet Gardenie, eine tropische Wildblume, deren Duft nicht durch traditionelle Parfumdestillerie gewonnen werden kann. Der nicht greifbare und vergängliche Duft der Gardenie muss von einer leidenschaftlichen Nase mit dem Geschick eines Liebhabers reproduziert werden, was nur der aussergewöhnliche Meisterparfümeur Jacques Cavallier schaffen konnte. Die cremige, üppige und strahlende Blume entfaltet sich in einem wild verführerischen Akkord und wird von verführerischer Vanille umgeben.

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INNERE VITAMINE, SAUERSTOFF, RUHE UND GELASSENHEIT STÄRKEN UNSEREN KÖRPER VON INNEN HERAUS. ALS WICHTIGSTER APPARAT FUNGIERT DABEI UNSER IMMUNSYSTEM. STRESS, MANGELHAFTE ERNÄHRUNG ODER SCHLAFSTÖRUNGEN FÜHREN ZU EINEM GESCHWÄCHTEN ABWEHRSYSTEM. VOR ALLEM EIN GESUNDER LEBENSSTIL TRÄGT ENORM DAZU BEI, DASS DIE ABWEHRKRÄFTE ZUVERLÄSSIG ARBEITEN. WER DIESEN EINEN BOOSTER VERSETZEN MÖCHTEN, TUT GUT DARAN, EINE REISE IN DIE NORDÖSTLICHE REGION SPANIENS ANZUTRETEN – NACH KATALONIEN. DAS NEU ERÖFFNETE WELLNESS-CENTER DES «PGA CATALUNYA» INTEGRIERT KÖRPERLICHE UND GEISTIGE GESUNDHEIT IN EINEN RAUM.

STÄRKE

Bewegung, Erholung, Entspannung, traditionelle und hochmoderne Therapien und Expertise in der Ernährung treffen im «PGA Catalunya» aufeinander. Es ist Teil der ständigen Mission des Resorts, aussergewöhnliche Erlebnisse anzubieten, die sich immer auf die körperliche und geistige Gesundheit sowie auf Konzepte der persönlichen Erfüllung konzentrieren. Inmitten eines 540 Hektar grossen mediterranen Waldes mit atemberaubenden Seen wurde nun mit der Eröffnung des Wellness-Center dieses Angebot vervollständigt. Wer dem Stress des Alltags entfliehen oder sich ganz bewusst mit dem eigenen Körper beschäftigen möchte, dem leiten unterschiedlichste Behandlungen und Heiltechniken den Weg, darunter diverse Vitalkonzepte wie Detox, Immunstärkung, Sportregeneration und Anti-Aging.

BOOSTER FÜR DAS IMMUNSYSTEM

Autorin_Swenja Willms Bilder_PGA Catalunya

Die vergangenen Monate und Jahre machten es nochmals deutlich: Ein gesundes Immunsystem ist die effektivste Verteidigungslinie des Körpers gegen Krankheitserreger aller Art. Das «Immunity Support Program», ein zweitägiger Behandlungsplan des «PGA Catalunya», wurde dafür entwickelt, um das Immunsystem zu stimulieren und zu unterstützen, indem es die Durchblutung anregt und Vitamine und Mineralien auf zellulärer Ebene liefert. Das rund 15-köpfige Experten-Team kombiniert

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Das Design des Wellness-Center – entworfen von den renommierten Lagula Arquitectes – ist inspiriert von den japanischen Prinzipien der unverfälschten natürlichen Schönheit, der ruhigen Einsamkeit und der Einfachheit.

innerhalb des Programms traditionelle Hands-on-Behandlungen, darunter die charakteristische Hamam-Behandlung und Warmkalt-­Bewegungen auf Basis der Kneipp-Therapie, sorgfältig mit modernsten Therapien und Vitamin-Infusionen, um die optimale Funktion des Immunsystems auf einzigartige Weise zu unterstützen. Reich an gesunden Antioxidantien, wird mittels des Programms die Haut gepflegt und ermöglicht es, den oxidativen Prozess der Zellen zu unterstützen. Emotionaler und physischer Stress, plötzliche Wetteränderungen oder Krankheiten schädigen diesen Prozess. Die Technologie des «Immunity Support Program» basiert darauf, unseren Körperzellen mehr Sauerstoff zu geben und so die Zellregeneration anzuregen. Dies führt zu einer schnelleren Regeneration der Haut, einer Stimulierung von Kollagen und natürlichem Elastin, wodurch der Körper mit der optimalen Menge an Nährstoffen versorgt wird, was anschliessend die Gesundheit verbessert. Die hyperbare Sauerstoffbehandlung beispielsweise ist dafür hervorragend geeignet, da 20-mal mehr Sauerstoff in den Blutkreislauf eingebracht und ein Gefühl von geistiger Ruhe und Entspannung vermittelt wird. Dank des In­ frarot- und LED-Systems der Photobiomodulation wird die Produktion von ATP-Energie in unseren Zellen stimuliert, was dem Körper bei muskulären Entzündungsprozessen sowie chronischen Entzündungskrankheiten hilft. Die intravenösen Vitamin-­ Infusionen, die täglich verabreicht werden, stellen die angemessene

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Zufuhr von Vitaminen wie beispielsweise Vitamin C sicher. Als erste Einrichtung in Spanien beherbergt das «PGA Catalunya» ausserdem die einzige MECOTEC-Doppelkryotherapiekammer. Bei der Ganzkörper-Kryotherapie werden extrem niedrige Temperaturen von -110 Grad Celsius verwendet, um den Körper zu stimulieren. Wenn die Kältekammer betreten wird, sinkt die Hauttemperatur, und die Kälterezeptoren werden stimuliert, wodurch eine Kette von Ereignissen im Körper ausgelöst wird: Blutgefässe in der Nähe der Hautoberfläche verengen sich, wodurch die Durchblutung der Peripherie verringert wird, was die Stoffwechselprozesse in diesen Bereichen verlangsamt. Entzündungen und Schwellungen werden dadurch reduziert. Die kalte Temperatur bewirkt auch, dass der Blutfluss erhöht wird, was den Blutdruck und damit die Sauerstoffversorgung der Muskeln erhöht. Neben dem «Immunity Support Program» finden sich zahlreiche weitere traditionellere Behandlungen im Wellness-­ Center mit Produkten, die auf einigen der ältesten Heiltraditionen der Welt basieren –ätherische Öle, Schlämme und Salze werden verwendet, um das Nervensystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Energie zu harmonisieren. Geführte Meditationen ermöglichen es den Gästen, die Auszeit im «PGA Catalunya» zu intensivieren und sich persönlichen Zielen und Gedanken zu widmen, und helfen, sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.


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EIN MANN Autorin_Swenja Willms Bilder_La Prairie

EIN TRAUM PAUL NIEHANS

ALLES BEGANN AN DEN UNBERÜHRTEN UFERN DES GENFERSEES – MIT DER ÜBERBORDENDEN KREATIVITÄT VON MONTREUX UND MIT DER «CLINIQUE LA PRAIRIE», EINEM REFUGIUM DER VERJÜNGUNG. HEUTE IST DR. PAUL NIEHANS’ TRAUM REALITÄT GEWORDEN.

Am Ufer des Genfersees verfolgt der junge Arzt Paul Niehans seit jeher eine Vision. Die beeindruckende Bergkette, die hoch über ihm in den Himmel ragt, zieht ihn in seinen Bann, und die Stille und Geruhsamkeit dieses Panoramas wird zu einer fundamentalen Quelle der Inspiration für ihn. Er träumt von dem Tag, an dem er endlich das Geheimnis des Voranschreitens der Zeit lüften wird. Es wird nur noch wenige Jahre dauern, bis er die Geburt der Zelltherapie besiegeln wird. Dem jungen Arzt wird bewusst, dass Zellen deutlich schneller absterben als der Rest des Organismus. Ihm kommt ein brillanter Einfall: Neue, frische Zellen müssten eingesetzt werden, um dem Körper anstelle von alten, verbrauchten Zellen neues Leben einzuhauchen – Regeneration durch den Ersatz von Gleichem mit Gleichem. Dr. Niehans hat eine klare Vision vor Augen: Kraft und Vitalität durch den Einsatz von frischen Zellen wiederherzustellen. Es hat wohl nie eine Zivilisation gegeben, die nicht dem Geheimnis der ewigen Jugend auf die Spur kommen wollte; doch noch nie zuvor hatte man sich tatsächlich an die praktische Arbeit mit der lebensspendenden Substanz herangewagt. In seinem tiefen Bewusstsein von der Schönheit und Kraft der Natur ist Dr. Niehans überzeugt davon, dass in ebendieser der Schlüssel zur Bewahrung des Lebens liegen muss.

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DIE ANFÄNGE DER ZELLTHERAPIE Die ausgiebige Forschung von Dr. Niehans wird mit vielversprechenden Erfolgen belohnt, und seine Vision wird schliesslich Realität: Die Geburtsstunde der Zelltherapie ist gekommen. In seinem kühnen Streben transformierte Paul Niehans einen zeitlosen Traum zur Realität: «Nicht nur dem Leben mehr Jahre, sondern auch den Jahren mehr Leben zu geben». Dr. Niehans verbringt endlose Tage in seinem Labor, um seine Zelltherapie zu perfektionieren. Mit der Injektion von frischen Zellen in ein krankes oder schwaches Organ ist der Grundstein gelegt für den erstaunlichen Prozess der Revitalisierung und Regeneration. Über die Jahre hinweg profitieren mehr als 5000 Patienten von seinen Behandlungen. Er entschliesst sich, die Ergebnisse seiner theoretischen Forschungen und praktischen Experimente zu veröffentlichen. Zahlreiche seiner bahnbrechenden Werke werden publiziert, darunter sein bekanntestes Werk «Einführung in die Zellular-­Therapie». Im Februar 1954 wird Dr. Niehans zu einem dringenden Besuch in den Vatikan gerufen, denn der gesundheitliche Zustand von Papst Pius XII. ist äussert kritisch. Dr. Niehans verbringt acht Wochen in Castel Gandolfo und kehrt so oft wie nötig dorthin zurück. 1955 erklärt der mittlerweile vollständig geheilte Pius XII. Paul Niehans zum Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Dieser Tag rückt Paul Niehans ins Rampenlicht, und die Augen der internationalen Öffentlichkeit sind fortan auf ihn gerichtet. In der Folge suchen Scharen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Prominente seine Klinik auf. Für die «Clinique La Prairie» ist eine völlig neue Ära angebrochen – sie ist nun in aller Munde und geniesst weltweites Ansehen. Doch trotz der enormen Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bleiben die Massstäbe der Diskretion, die die Gäste der Klinik geniessen, unangetastet. Die Kundschaft besteht vorrangig aus Staatsoberhäuptern und Angehörigen von Königsfamilien. Sie besuchen Montreux, um dort Ruhe und Regeneration zu finden. Doch es sind die Künstler, Autoren, Musiker und Schauspieler, mit denen Paul Niehans sich am liebsten umgibt: Georges Braque und Pablo Picasso, Noel Coward und Somerset Maugham, Miles Davis und Igor Stravinsky, Marlene Dietrich und Greta Garbo. Die Klinik wird so zu einem Umschlagpunkt für überbordende Kreativität – ein Umstand, der Dr. Niehans ganz besonders erfreut.

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ZELLTHERAPIE TRIFFT AUF HAUTPFLEGE Bei seinem Tod im Jahr 1971 hinterlässt Dr. Niehans seinen Nachfolgern in der «Clinique La Prairie» einen grossen Schatz: einzigartiges und extrem weitreichendes medizinisches Wissen über die Möglichkeiten der Verjüngung des menschlichen Körpers. Eines seiner letzten Projekte war die Entwicklung einer Creme, die Gästen nach ihrem Aufenthalt in der Klinik angeboten wurde. Von da an war es nicht mehr weit bis zur Entwicklung einer kompletten Hautpflege-Serie im Jahr 1978. Die Herstellung von hochwirksamen Hautpflege-Rezepturen wurde zur neuen Berufung der Klinik. Das Luxushaus «La Prairie» war geboren. Die neuen Formeln enthalten stabilisierte Frischzellen. Diese basieren unmittelbar auf Dr. Niehans’ Forschungen zur Zelltherapie und konnten dank der jahrzehntelangen Erfahrung der Klinik Realität werden. Sie haben die Hautpflege revolutioniert und sind ein direktes Vermächtnis des Know-hows der Klinik im Bereich der Zelltherapie. Der patentierte Zellextrakt, auf dem diese frühen Schöpfungen des Hauses basierten, stellt die erste Generation von «La Prairies» exklusivem «Cellular Complex» dar, die einzigartige wissenschaftliche Signatur des Luxushauses. Nachdem der von «La Prairie» verwendete Zellextrakt seit 1978 unverändert geblieben war, stellte sich einige Jahre später die Frage, ob es nicht möglich wäre, diesen noch weiter zu verbessern. Die Wissenschaftler machten sich an die Arbeit und forschten mit neuen biotechnologischen Innovationen, die es dem Haus ermöglichten, einen Zellextrakt auf den Markt zu bringen, mit dem sie den eigenen Wurzeln in der Zelltherapie Tribut zollen und gleichzeitig die Natur respektieren konnten. Es gelang ihnen schliesslich, einen biotechnologisch hergestellten Zellextrakt zu entwickeln. Er erhielt den Namen «exklusive Cellular Complex» und ist fortan das neue innovative Hautpflege-Markenzeichen von «La Prairie». Aufgrund seiner einzigartigen Zusammensetzung und den nachgewiesenen Ergebnissen erhält der «exklusive Cellular Complex» 1998 sein erstes Patent.

KUNST FÖRDERN, NATUR BEWAHREN, MENSCHEN BEFÄHIGEN In dem Streben, dem Geist des Gründervaters des Hauses, Dr. Paul Niehans, treu zu bleiben und sich stetig weiterzuentwickeln, experimentiert das Haus mit kühnen neuen Innovationen. In Anknüpfung an Dr. Niehans’ Wagemut befassen sich die Wissenschaftler von «La Prairie» mit der Frage, welche verborgenen Schätze die Quelle des Lebens noch zu bieten haben könnte. Die Schweizer Seen, die in Dr. Niehans’ Jugend seinen Körper stärkten und seinen Geist anregten, bilden die zentrale Quelle des Lebens für «La Prairies» Kaviarwissenschaft. Kaviar gilt als Inbegriff der Kultiviertheit. Als Lebensspender, der zugleich über vollendete Eleganz verfügt, ist er für die Wissenschaftler äussert faszinierend. Nach einiger Zeit der Forschung zahlt sich die Intuition der Wissenschaftler aus: Sie können beweisen, dass Kaviar, der voller reichhaltiger Nährstoffe steckt, hautpflegende Eigenschaften besitzt. Die Markteinführung der «Skin Caviar Collection» im Jahr 1987 stellt die Welt der Hautpflege auf den Kopf. Fast zwanzig Jahre nach dem herausragenden Erfolg von «Skin Caviar» wenden sich die Wissenschaftler von «La Prairie» neuen natürlichen Inspirations-

«NICHT NUR DEM LEBEN MEHR JAHRE, SONDERN AUCH DEN JAHREN MEHR LEBEN ZU GEBEN». 164


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quellen zu. Im unveränderlichen seltenen Platin findet «La Prairie» ein wertvolles Edelmetall, das die verjüngenden Eigenschaften des exklusiven «Cellular Complex» perfektioniert. Im Jahr 2006 bringt «La Prairie» die «Radiance Collection» und kurz darauf die «Platinum Rare Cellular Cream» auf den Markt. Während das Forschungsteam die eigene aufregende Entdeckung weiterverfolgt, wendet sich das Haus «La Prairie» der Kunstwelt zu, auf der Suche nach neuen Inspirationen. Das Zusammentreffen mit der Künstlerin Niki de Saint Phalle wird das Image des Hauses für immer verändern. Die Künstlerin nutzt das symbolträchtige Kobaltblau in ihren Werken, um Weiblichkeit, Mut, Stärke und Gemütsruhe auszudrücken – dieselben Attribute, die auch im Fokus der zukünftigen «Skin Caviar Collection» stehen. Von da an dreht sich bei «La Prairie» alles um die Kraft und Eleganz dieses ganz besonderen Blautons. Kobaltblau wird für allezeit ein Sinnbild für die Kunst und Wissenschaft von «La Prairie» sein. Und auch die Künstlerin selbst wird weiterhin in der DNA von

«La Prairie» verwurzelt, denn im Jahr 2021 kündigte «La Prairie» die Hauptschirmherrschaft für Niki de Saint Phalles’ umfangreichste Retrospektive in den USA im MoMA PS1 in New York an. Auch heute noch bleibt «La Prairie» seinen Wurzeln treu und knüpft neue Bande mit der Kunstwelt und deren zahlreichen Vertretern, egal ob es sich hierbei um Kunstmessen, kulturelle Institutionen, etablierte Künstler oder aufsteigende Talente handelt. Im Jahr 2017 rief «La Prairie» eine Partnerschaft mit der weltweit führenden Kunstplattform Art Basel ins Leben, im Rahmen derer für jede einzelne Edition eine einzigartige künstlerische Zusammenarbeit stattfindet. Natur ist eine essenzielle Quelle der Inspiration für die Kunst. Kunst befähigt Menschen. Menschen stehen im Dienst der Schönheit. Für «La Prairie» ist diese Verbindung somit besiegelt. Die Kreationen des Hauses leben als zeitlose Ikonen weiter, die von der Schweiz aus hinaus in die Welt getragen werden. So lebt Dr. Niehans’ Vermächtnis fort.

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BUON ODORE ODER «GUTER DUFT» AUF ITALIENISCH. WER AN DIESEN PARFÜMNEUHEITEN SCHNUPPERT, ERFÄHRT DIE FREUDEN DER NATUR UND DES LEBENS VON ITALIEN.

ACQUA DI PARMA «C.L.U.B.»

«Colonia C.L.U.B.» ist ein pulsierendes, umhüllendes Colonia, das die Momente feiert, die wirklich zählen. Deutlich wahrnehmbare Noten von Zitrone und Bergamotte verströmen einen prickelnden Charme und vermitteln ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit. Gleichzeitig stellen pikante pinke Beeren und Schwarzer Pfeffer eine unlösbare Verbindung mit der aromatischen Herznote des Dufts her, in die sich die Frische von Shiso und Rosmarin mischt. In der Basisnote beschwören behagliches Zedernholz und Moschus das Gefühl herauf, das wir empfinden, wenn wir genau da sind, wo wir sein wollen.

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VERSACE «IRIS D’ÉLITE»

Die Parfümkollektion von «Atelier Versace» vereint eine grosse Liebe für Düfte, altehrwürdige Parfümerie-Tradition und Handwerkskunst. «Iris D’Élite» zeichnet sich durch seine trockenen Holznoten aus und wird durch einen spritzigen Hauch von Gewürzen betont, der das pudrige Gefühl des Duftes unterstreicht. Die zarten Blüten der edlen italienischen Iris werden von einer wärmenden Fusion aus Tonkabohnen und moschusartigen Ambernoten eingehüllt, sodass ein opulenter Duft entsteht.

VALMONT «JUST BLOOM»

«Just Bloom» reiht sich in die «Collezione Privata» ein und erfindet den Stil des blumigen Moschus-Aldehyds neu. Als Lieblingsblume von Sophie Vann Guillon verleiht das junge Maiglöckchen die Leichtigkeit und Reinheit von Seide. Das weisse Blumenbouquet der Gardenie offenbart nacheinander seine vielen Facetten: der liebliche Duft von Ylang, ein raffinierter Spritzer Kokosmilch, die Lebendigkeit der Nelke. Als Höhepunkt der Komposition verleiht die Note von grauem Amber mit pflanzlichen Akzenten dem Duft eine rassige Finesse. Der letzte Schliff erinnert an die Eleganz und Authentizität von Naturleinen.

GUCCI «A GLOAMING NIGHT»

Mit «A Gloaming Night» hält ein neues Eau de Parfum Einzug in die «Alchemist’s Garden»-Kollektion – es ist eine Hommage an den flüchtigen Moment zwischen Abenddämmerung und Abend. Die Wärme und Eleganz des Dufts geht auf Zimt zurück, dessen Würze sich sanft um das umschliessende holzige Vetiver hüllt. Das intensive und erdige Patchouli verstärkt die Intensität und verbindet sich dabei so harmonisch wie die Farben eines Sonnenuntergangs, die noch einmal die Wärme des Tages aufleuchten lassen, bevor sie der Dunkelheit weichen.

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DAS EXKLUSIVSTE BEHANDLUNGSZENTRUM DER WELT

THE KUSNACHT PRACTICE

Jeder Kunde geniesst die exklusive Nutzung einer Luxusresidenz am Zürisee.

UMGEBEN VOM SCHÖNEN ZÜRISEE BEFINDET SICH EINE DER EXKLUSIVSTEN ENTZUGS­ KLINIKEN WELTWEIT. «THE KUSNACHT PRACTICE» GILT ALS FÜHRENDER ANBIETER FÜR HOCHWERTIGE KLINISCHE VERSORGUNG UND VERSPRICHT EINE MASSGESCHNEIDERTE BEHANDLUNG, DIE NEBST MEDIZINISCHEM PERSONAL AUCH EINE PRIVATE VILLA UND EINEN PERSÖNLICHEN KOCH BEINHALTET. PRESTIGE FÜHRTE EIN GESPRÄCH MIT DEM CHARISMATISCHEN CEO UND VERWALTUNGSRATSPRÄSIDENTEN DER KUSNACHT PRACTICE, EDUARDO GREGHI.

Autorin_Lone K. Halvorsen Bilder_Johann Sauty

PRESTIGE: Herr Greghi, welchen Wunsch haben Sie für Ihre Kunden? EDUARDO GREGHI: Mein Wunsch ist es, unseren Kunden zu helfen, ihr Leben nachhaltig zu verändern. Ich möchte, dass sie nicht nur langfristig glücklich, sondern auch begeistert sind. Und mit unseren Behandlungen möchten wir etwas erreichen, was noch niemandem gelungen ist. Wie haben sich die Wünsche und Bedürfnisse Ihrer Kunden im Verlauf der Pandemie verändert? Wir haben festgestellt, dass Kunden mehr Sicherheiten benötigen, wenn es um das Reisen während der Covid-Pandemie geht. Unsere Kunden sind auch offener für die Behandlung familiärer Angelegenheiten, wofür wir eine spezielle Familientherapie anbieten. Zudem bemerken wir, dass Kunden anspruchsvoller geworden sind, wenn es um den Aspekt der Gastfreundschaft geht – neben unserer medizinischen und psychiatrischen Expertise ist Hospitality eine unserer Stärken und ein Eckpfeiler für unsere ganzheitlichen Behandlungen. Zudem ist das Thema Hygiene ge-

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wiss ein sehr wichtiger Punkt während der Pandemie geworden. Die meisten Menschen möchten sich nun eher im privaten Rahmen zurückziehen und sich weniger unter grossen Menschenmengen aufhalten. Kann ein schönes Umfeld, wie Sie es Ihren Kunden anbieten, helfen, die Seele zu heilen? Körper, Geist und Energie sind miteinander verbunden. Deshalb ist eine ganzheitliche Behandlung so wichtig, und es gibt kein anderes Behandlungszentrum, das diesen Ansatz so konsequent verfolgt wie wir. Es geht nicht um Luxus, sondern um die Sorgfalt und Achtsamkeit, mit der der Kunde behandelt wird. Kein Detail wird übersehen, und wir fokussieren uns immer auf ein Kundenerlebnis von höchster Qualität. Die Umgebung, in der sich unsere Kunden aufhalten, ist von elementarer Bedeutung. Ob es die Farbe an den Wänden ist, die Materialien der Möbel oder die Musik, welche im Hintergrund spielt – alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. Welche Besonderheiten machen die Kusnacht Practice zu einer der besten der Welt? Es sind die Persönlichkeit und das Engagement meines Teams für unsere Kunden mit demselben gemeinsamen Ziel: das Leben unserer Kunden nachhaltig zu verändern. Die Energie, mit der mein Team und ich unsere Kunden unterstützen, kann niemand sonst aufbringen. Medizinische, psychologische, Anti-Aging- und Abnehm-Behandlungen sowie unsere fundierte Erfahrung in der

Das luxuriöse Entzugszentrum mit Schweizer Fünf-Sterne-Qualitätsstandard.

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Behandlung von Suchtkrankheiten runden unser Angebot ab. Unser Standort am Ufer des Zürichsees, eingebettet in unsere schöne Schweizer Landschaft und die klare Luft, wird von unseren Kunden immer sehr geschätzt. Es ist nicht die Limousine, welche der Kunde zur Verfügung hat, oder die Villa, in der er während der Behandlungsdauer lebt, es sind vielmehr das Team, die Harmonie und das Zusammenspiel von allen Komponenten. Wir bieten keine 08 / 15-Behandlung an, sondern stellen für all unsere Kunden eine massgeschneiderte und einzigartige Behandlung zusammen. Viele unserer Kunden haben bereits in der Vergangenheit einige Behandlungen gehabt – nun möchten wir mit unseren Kunden etwas erreichen, was sie bis anhin nicht für möglich hielten. Gehen Sie einen eher unkonventionellen Weg mit Ihrem Therapieangebot? Es ist die Kombination der verschiedenen Therapien, welche zum Erfolg verhilft – und auf diesem Weg möchten wir unsere Kunden begleiten und unterstützen. Welche Herausforderungen erleben Sie im Daily Business? Da jeder Kunde für uns einzigartig ist und kein Tag dem anderen gleicht, passen wir unsere individuellen Kundenbehandlungen täglich an. Wir erforschen jeden Tag neue, unbekannte Horizonte und stehen niemals still. Wir lernen und entwickeln uns ständig weiter. Somit werden unsere Behandlungen und Services laufend weiter perfektioniert.


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Bewährte Methoden und Behandlungen verhelfen zum Therapieerfolg.

Wohin entwickelt sich die Gesellschaft, und welche werden die primären Leiden der Gesellschaft Ihrer Meinung nach in Zukunft sein? Bereits die WHO hält fest, dass Übergewicht und Fettleibigkeit weltweit mehr Tote fordern als die Unterernährung. Wir beobachten, dass der Gesundheitstrend immer mehr an Bedeutung gewinnt. Während der Pandemie konnte man bereits feststellen, dass die Menschen sowohl in sozialer Hinsicht als auch in Bezug auf ihr eigenes Selbstbewusstsein selektiver geworden sind, um ein ausgewogenes Leben zu führen. Ich spüre, dass viele lernen, wie wichtig es ist, sich mit den richtigen Menschen zu umgeben. Ich glaube, dass dies genauso wichtig ist, wie saubere Luft zu atmen, sich gesund zu ernähren, gut zu schlafen und den Alkoholkonsum zu kontrollieren. Eine psychologische Pandemie hat die Welt in Folge des Virus erfasst, und Fragen der psychischen Gesundheit werden die Gesellschaft weiterhin beherrschen. Wir werden bei der Behandlung dieser Probleme an vorderster Front mitwirken, um unseren Kunden zu helfen. Sie haben eine grosse Verantwortung in Ihrem Job und erleben zudem viele familiäre Schicksalsschläge … Wie gehen Sie damit um? Ich praktiziere, was ich predige, und nutze komplementäre Therapien, Sport, wöchentliches Coaching, regelmässige Gesundheitschecks, Meditation und lege grossen Wert auf meinen Schlaf. Wie verläuft die Therapie bei Ihnen? Unser Therapieansatz entspricht nicht einem 08 / 15-Programm, denn wir möchten eine massgeschneiderte Therapie für unsere Kunden anbieten. Der Kunde wird selbstverständlich am Flughafen abgeholt und in unser Behandlungszentrum gebracht, wo ein sorgfältiger Check-up aller Vitalparameter erfolgt. Dann wird der Kunde in seine Villa an den Zürisee gefahren, wo ein persönlicher Betreuer sowie ein Koch 24 / 7 zur Verfügung stehen. Es erfolgt eine indikationsspezifische Behandlung, die auf den Kunden massgeschneidert ist und bis zu acht Stunden individuelle Therapien pro Tag beinhaltet. Jeder Kunde wird somit von seinem eigenen Team betreut und behandelt – so profitiert der Kunde von einer ganzheitlichen und intensiven Behandlung. Gibt es kritische Punkte im Verlauf der Therapie, wo manche Kunden abbrechen? Es gibt hin und wieder Momente während der Behandlung, in denen Kunden die Therapie abbrechen wollen. Dank meines grossartigen Teams neigen unsere Kunden eher dazu, ihre Behandlung bei uns zu verlängern, anstatt die Therapie vorzeitig abzubrechen.

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BEAUTY DIOR

«Dior Forever Skin Glow» ist die neue strahlende Foundation von Dior, die dem Teint mit 24-Stunden-Halt eine hohe Perfektion verleiht. Dank ihrer Formel, die zu 86 Prozent aus einer blumigen Hautpf legebasis besteht, versorgt diese flüssige Foundation die Haut intensiv mit Feuchtigkeit, lässt sie atmen und verbessert langanhaltend die Hautqualität.

DC RIVOLI

Rivoli hat die optimale Anti-Aging-­ Creme entwickelt, die auf dem hochwirksamen Wirkstoff ASPRivoli® und aussergewöhnlichen Pflanzenextrakten basiert, die speziell ausgewählt wurden, um die Zellaktivität anzukurbeln und den Lipidgehalt der Haut zu verbessern. Tag für Tag wirkt «La Crème» den Alterserscheinungen entgegen: Das Gesicht gewinnt an Volumen, erscheint neu geformt und definiert, feine Linien und Fältchen werden sichtbar gemildert, und die Haut sieht verjüngt aus.

SANBERA

TREN DS by

Zeit für wohltuende Selbstsorge. Die pflanzlichen Nahrungsergänzungen der Schweizer Marke «Sanbera» enthalten alle essenziellen Vitamine, Mineralien und Antioxidantien, um eine gesunde Ernährung zu komplementieren. Die Antioxidantien-­ Mischung des «Day to Day»-Essentials schützt vor freien Radikalen, hilft bei der Durchblutung, fördert die Kollagenproduktion und beugt Zeichen der Hautalterung vor – als Teil einer ganzheitlichen Selbstpflege-Routine.

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CHANEL

Die «La Pausa De Chanel»-Frühjahr-­ Sommer-Kollektion 2022 ist von der Sommerresidenz von Gabrielle Chanel auf der Anhöhe von Roquebrune inspiriert: La Pausa. Die Exklusivkreation «Les 4 Ombres Méditerranéen» beinhaltet vier mineralische und holzige Nuancen mit satinierten oder perlmuttschimmernden Effekten, die an die mediterrane Landschaft von La Pausa erinnern.


©Kartell

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LI VI NG

LIV ING

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© Artemide

MADE IN

LIVING

SICH AUS DEN TRÜMMERN DES ZWEITEN WELTKRIEGES HERAUSSCHAUFELND, BLÜHTE ITALIEN INNERHALB VON ZWEI DEKADEN ZUR DESIGN-WELTMACHT AUF. VON AUTOS ÜBER KLEIDUNG BIS HIN ZUM MÖBELDESIGN – EINE WELT OHNE ITALIENISCHES DESIGN WÄRE WIE EIN LEBEN OHNE PASTA.

ITALY Autorin_Lone K. Halvorsen

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© Philippe Starck

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ITALIEN

Italien ist ein Land, in dem experimentelle Modernität und zeitlose Eleganz eine Symbiose bilden. Doch auch mit einer Technik am Puls der Zeit lebt das traditionelle Handwerk in Bella Italia ebenso in friedlicher Koexistenz von auserlesener Extravaganz und klassischer Funktionalität. Vielleicht ist das auch das Besondere an italienischem Design, denn hier existiert genauso problemlos der Ferrari neben dem Fiat 500. «Made in Italy» ist eben ein Statement. Gekennzeichnet durch eine elegante Formensprache und charakteristische Merkmale, die meist noch von Hand in traditionellen Manufakturen oder Familienbetrieben hergestellt werden. Doch auch die Italiener beweisen immer wieder, dass Design nicht nur als Anreiz zum Konsum oder als Statussymbol zu betrachten ist, sondern vielmehr ein Fest der Schönheit und Lebensfreude ist.

Der Stuhl «Louis Ghost» von Philippe Starck für Kartell.

AUS DEN TRÜMMERN EMPOR Während sich in Deutschland in den 1920 Jahren die Stilrichtung «Bauhaus» entwickelte und einen starken Einfluss auf das Design des 20. Jahrhunderts ausüben sollte, hatte Italien zu dieser Zeit keine ausgeprägte Möbeltradition. Während im Ausland Künstlerzentren gegründet wurden und die Industrialisierung Einzug hielt, wurde in Italien Landwirtschaft betrieben, und höchstens historische Formen und kleine Handwerksbetriebe prägten die Einrichtungslandschaft. Die einzige Ausnahme bildete der Chiavari-Stuhl, der sogar ein Exportschlager wurde. Auch die 1933 erstmals stattfindende «Triennale» in Mailand änderte nichts daran, dass Design in Italien noch nicht angekommen war. Erst ab Ende der 1940er Jahre gewann in Italien das Design mehr an Bedeutung. Man sah trotz der weitläufigen Zerstörungen nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Chance für einen Neubeginn. Im Verlauf der 1950er Jahre entstanden neue Wohnviertel, und die Möbellandschaft nahm zu. Es wurden neue Wohnkonzepte und Möbelstücke entworfen, welche den Nerv der Zeit vor allem im Hinblick auf Beständigkeit trafen. Während dieser Zeit erfanden die USA bereits die Fliessbandfertigung, um für niedrige Preise grosse Mengen an Möbel und Haushaltswaren herzustellen. Doch die Italiener grenzten sich von der theoretischen Herangehensweise der Deutschen mit ihrer Bauhaus-Schule oder der marketing- und profit­ orientierten Designauffassung der Amerikaner ab. In Italien lebte das Design vor allem von seiner Experimentierfreudigkeit und der alten kulturellen Tradition, von Schönheit und Funktion, die nicht singulär betrachtet wurden, sondern von Anfang an zusammengehörten. Intensiver als in anderen Ländern interessierten

sich in Italien die Architekten für das Möbeldesign, und Franco Albini oder Enrico Peresutti entwarfen schlichte und funktionale Möbel, die vor allem ästhetisch geprägt waren. In den 1950er Jahren wurde die Triennale-Präsentationsstätte von Gio Ponti ins Leben gerufenen: der «Compasso d’Oro» (Goldener Zirkel). Mit der Gründung des renommierten Designpreises wurde dem italienischen Design weiter Vorschub geleistet. Der Preis richtet sich gezielt an italienisch produziertes Design, um dieses zu fördern und um Innovationen auszuzeichnen. DIE JUNGEN WILDEN Miniröcke, Mondlandung, Woodstock und Beatlemania; die 1960er waren ein Jahrzehnt des Wandels. So hinterliessen sie auch in der Designwelt ihre Spuren und sorgten für eine neue Kreativität. Vorbei waren die Jahre mit dem unaufgeregten und funktionalen Design der Nachkriegsjahre. Nun wurde in die Zukunft geblickt – das Motto lautete: «Alles ist möglich!» Auch in Italien war derweilen Wohlstand eingetroffen – und der damit einhergehende Massenkonsum propagierte das «Bel Design» und machte dieses für eine breite Bevölkerungsschicht zugänglich. Es entstanden neue Technologien und Materialien wie die Verarbeitung von Kunststoff, was neue Impulse in der Formgebung setzen sollte. Mit der Zeit verschmolz die italienische Tradition mit dem verspielten Chic und dem experimentellen Design. In jener Zeit entstand zeitgleich jedoch eine Designkluft zwischen der industriellen Massenproduktion und experimentellen Gegenentwürfen einiger Designer, die

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©Gufram

©Zanotta

LIVING

OBEN Die schrille Garderobe «Cactus» von Gufram, entworfen im Jahr 1972. UNTEN Der «Sacco» von Zanotta, den die Designer Piero Gatti, Cesare Paolini und Franco Teodoro 1968 entwarfen, erlangte Kultstatus.

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Designkultur geöffnet, die zwar den jungen Wilden den Wind aus den Segeln nahm, aber zugleich Italien zum Vorreiter neuer Entwicklungen im Design ernannte. Für die Entwicklung war unter anderem die Zusammenarbeit kleinerer, flexiblerer Produktionsbetriebe mit Architekten von Vorteil. So konnten Achille Castiglino, Carlo Mollino oder Gio Ponti ihre experimentalen Designentwürfe verwirklichen. Viele Firmen profitierten von dieser Entwicklung und beschäftigten Memphis-Designer, welche den traditionellen Unternehmen einen frischen Kick verpassten. Die Memphis-Gruppe löste sich Ende der 1980er Jahre auf, wenngleich das italienische Design zu diesem Zeitpunkt keine neuen Impulse nötig hatte. Längst war um die Designer ein Kult entstanden, der sich durch sämtliche Designbereiche zog. Die neue Form der Experimentierfreude liess Firmen neue Wege gehen, und durch den wirtschaftlichen Aufschwung wurde Design zu einem Synonym für Lifestyle. Und der Designer

©Memphis

sich gegen den Mainstream wehrten. Die jungen Wilden und die daraus entstandene Designströmung «Radical Design» verurteilten den Kult um die industriell gefertigten Produkte des «Bel Design» und den stupiden Kreislauf von Produktion und Konsum. Mit Manifesten und utopischen Gestaltungsideen protestierten die Vertreter des «Radical Design» gegen den etablierten Geschmack in Design und Architektur. Dann tauchten experimentierfreudige Unternehmer auf, die sich einige Entwürfe der jungen Rebellen sicherten. So entstanden Klassiker wie der Sitzsack «Sacco» von Zanotta im Jahr 1968 oder die schrille Garderobe «Cactus» von Gufram im Jahr 1972. Auch für Leuchtenhersteller wurden in den 1960er Jahren entscheidende Weichen gestellt. Genau zu Beginn des neuen Jahrzehnts wurden Flos und Artemide gegründet – die heutzutage zu den Marktführern gehören. Nach dem «Radical Design» kam eine zweite Welle auf, die Gruppe «Memphis», angeführt von Ettore Sottsass. Die Türen wurden fortan für eine neue

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LIVING

Links im Bild der Design-Klassiker «Mezzadro» der Brüder Achille und Pier Giacomo Castiglioni für Zanotta. Der freischwingende Hocker ist genaugenommen ein Traktorsitz. Ein extremes Design, das zu einem «Piece of Art» des «Radical Design» geworden ist.

zum Star. Die Dominanz war mittlerweile in Italien in allen Design-­ Kategorien unbestritten. Ob in der Mode durch Versace, Armani oder Prada, im Automobildesign mit Pininfarina oder Bertone oder im Interior Design mit Gio Ponti und Ettore Sottsass – alle genossen weltweiten Ruhm und Einfluss. Die Liste der «Who is Who» des Möbeldesigns wurde schnell zu einer italienischen Liste. Zum Beispiel Agape, Alessi, Cassina, Foscarini, Flos, Boffi, B&B, Cappelini, Minotti, Molteni oder Artemide – um nur einige zu nennen. SALONE DEL MOBILE Das Herz des italienischen Designs schlägt in Mailand. Heute leben und arbeiten viele bekannte Designer in der Hauptstadt der Lombardei. Nicht nur zahlreiche Hersteller, Designer oder Kunsthochschulen sind hier ansässig, sondern auch die renommierteste Möbelmesse der Welt: der «Salone del Mobile». Mit 328 Unternehmen und 12’000 Besuchern wurde 1962 in Mailand der Grundstein für die bedeutsamste Möbelmesse der Welt gelegt. Seit jenem Jahr strömen Besucher aus aller Welt nach Mailand, um einen Einblick in die neuen Designs der weltweit besten Möbelhersteller zu erhalten. Im Jahr 2022 feiert die Möbelmesse ihren 60. Geburtstag, und dies verspricht, ein grosses Fest zu werden. Der gewohnte Termin im April wurde auf den 7. bis 12. Juni 2022 verlegt. Für Aussteller und Besucher soll damit ein sicherer, unbeschwerter Besuch der Messe ermöglicht werden. Im letzten Jahr

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fand der «Salone del Mobile» zum ersten Mal unter der Leitung der neu nominierten Präsidentin Maria Porro statt. Die Marketing- und Kommunikationsdirektorin der historischen italienischen Designmarke Porro ist auch Präsidentin des Handelsverbands der italienischen Möbelhersteller. «Unser Ziel ist ein starker, vereinter, inklusiver, nachhaltiger und kreativer Salone del Mobile», sagt Porro. Die Italienerin wird das sechzigjährige Erbe der Veranstaltung weiterführen und mit neuen Strategien auf die Umwälzungen der Gegenwart reagieren, um die Bedürfnisse der Aussteller, des Publikums und der internationalen Interessengruppen in Einklang zu bringen. An der 60. Ausgabe des «Salone del Mobile» wird nicht nur ein runder Geburtstag gefeiert, sondern das Hauptthema konzentriert sich auch auf das allgegenwärtige Thema Nachhaltigkeit.


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©Achille und Pier Giacomo Castiglioni / Flos

ZEHN ITALIENISCHE DESIGN-KLASSIKER STEHLEUCHTE ARCO / FLOS / ACHILLE UND PIER GIACOMO CASTIGLIONI / 1962 Eine klassische Decken- oder Hängeleuchte? Warum, wenn es «Arco» gibt! Was einst als Geheimtipp galt, ist längst zur Design­ ikone geworden. Achille Castiglioni sagte: «Wir dachten an eine Lampe, die Licht auf den Tisch projiziert. Davon gab es bereits einige, aber man musste stets an der Lampe vorbei. Damit die Lampe ausreichend Raum um den Tisch gewährte, musste der Sockel mindestens zwei Meter Abstand zum Tisch haben. So war die Idee des Bogens geboren.» SITZSACK SACCO / ZANOTTA / GATTI, PAOLINI, TEODORO / 1968 Historisch betrachtet war dieses Sitzmöbel zunächst etwas exklusiv, aber einen Sonderplatz in der Sitzmöbel-Landschaft nahm der Sitzsack allemal ein. Mit einer Bequemlichkeit und extravaganten Form erschufen die Designer Gatti, Paolini und Teodoro ein Stilelement, welches Jahrzehnte später immer noch vom Erfolg zehren kann. LEUCHTE TOLOMEO / ARTEMIDE / MICHELE DE LUCCHI / 1987 «Ich habe die Leuchte Tolomeo 1986 designt. Vielleicht sollte ich eher sagen, dass ich sie erfunden habe, denn am Anfang stand die Idee für ihren Mechanismus», erklärte Michele De Lucchi. STUHL LOUIS GHOST / KARTELL / PHILIPPE STARCK / 2004 Inspiriert vom Louis-quinze-Stil, schuf Philippe Starck den Stuhl Louis Ghost 2004 für Kartell. Mit einem gekonnten Mix von barocker Form und innovativer Herstellung erschuf er eine Ikone

©Michele De Lucchi / Artemide

des 21. Jahrhunderts. SOFA CHARLES / B&B ITALIA / ANTONIO CITTERIO / 1997 Mit dem Produktnamen «Charles» spielt Antonio Citterio auf den berühmten Designer Charles Eames an. Charakteristisches Merkmal dieses legendären Sofas sind ausser seiner Leichtigkeit vor allem die schlichten Füsse in Form eines umgedrehten «L». BEISTELLTISCH CICOGNINO / CASSINA / FRANCO ALBINI / 1953 Ikonisches Design, verspielte Form und praktisch zu transportieren. Diese Vorzüge lagen beim Designer Albini nah beieinander, als er 1953 den Beistelltisch von Cassina entwarf. Seinen Namen «kleiner Storch» trägt er nicht ohne Grund, denn schliesslich erinnert der Schaft, der sich aus einem der drei Füsse nach oben fortsetzt, ein wenig an den Hals eines Storchs, während der

©Cicognino / Cassina

markante Griff den Schnabel symbolisiert.

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© Patricia Urquiola und Eliana Gerotto / Foscarini © Toshiyuki Kita / Cassina

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LEUCHTE CABOCHE / FOSCARINI / PATRICIA URQUIOLA UND ELIANA GEROTTO / 2005 «Caboche» entstand 2005 aus dem Wunsch, eine Leuchte zu kreieren, so kostbar und faszinierend wie ein Perlenarmband, das im Zeichen von Leichtigkeit und Transparenz steht. Seit ihrer Ersterscheinung hat sich die kostbare, strahlende und anspruchsvolle «Caboche» als einer der Bestseller von Foscarini behauptet, um schliesslich als wahre Designikone in der Welt der Beleuchtung emporzusteigen. STUHL SUPERLEGGERA / CASSINA / GIO PONTI / 1957 «Einfach nur ein Stuhl und sonst nichts» – so kurz und bündig beschrieb der Designer Gio Ponti sein Werk im Jahr 1957. Und dass der Stuhl sich seitdem im Cassina-Programm befindet, muss einen guten Grund haben. Pontis Mission war einfach, aber komplex: rationale Formensprache, aber auffallend modern. SESSEL CHESTER / POLTRONA FRAU / RENZO FRAU / 1912 Mit seiner zeitlosen Eleganz verweist das klassische Modell auf die Zeit von König Edward. Inspiriert von den Sofas und Sesseln, die zu jener Zeit in den englischen Clubs und Landhäusern allgegenwärtig waren, ist er zu einer Ikone in der Geschichte der Einrichtungsobjekte geworden.

©Gio Ponti / Cassina

SESSEL WINK / CASSINA / TOSHIYUKI KITA / 1980 Bekannt wurde der Sessel nicht unter seinem richtigen Namen, sondern durch seine grossen Ohren und wurde deshalb Micky-Maus-Sessel oder Ohrensessel genannt. Damit schuf der japanische Designer Toshiyuki Kita eines der beeindruckendsten Möbel der 1980er Jahre.

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© RPBW

MIT POESIE

Autorin_Corina Rainer

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Das seit 2018 laufende Projekt der Stavros Niarchos Foundation (SNF) und der griechischen Regierung für den Bau eines Universitätskinderkrankenhauses in Thessaloniki sowie der Krankenhäuser Komotini und Sparti.

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© Michel Denancé

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The Shard, London

Renzo Piano gehört zu den grössten Architekten unserer Zeit. Bekannt ist der 84-jährige Italiener vor allem für seine Museumsbauten sowie seine einmalige Art, Gebäude im Einklang mit der Natur zu erschaffen.

UND TECHNIK 181


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Kulturzentrum der Stavros Niarchos Foundation, Athen, Griechenland

DIE

Die Fondation Beyeler in Basel, das Centre Georges Pompidou in Paris, The Shard in London, das Whitney Museum of American Art in New York – die Liste seiner prestigeträchtigen Werke und Architekturpreise ist ewig. Kein Wunder zählt ihn das «TIME Magazine» 2006 zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Wer ist dieser Baumeister, dessen architektonischer Stil sich nur schwer einordnen lässt, der aber seit jeher eine klare Philosophie als Künstler verfolgt? Dies ist das Porträt eines wegweisenden Architekten der Moderne, der sich mit seinem Schaffen stets zwischen Kunst und Wissenschaft bewegt. IM KINDESALTER AUF DER BAUSTELLE Renzo Piano kommt 1937 in der italienischen Hafenstadt Genua zur Welt. Er wächst in einer Familie von Bauunternehmern auf. Sein Grossvater, Vater, Onkel und Bruder weihen ihn in die Welt der Konstruktion ein. Bereits im Alter von acht Jahren erlebt er kleinere Projekte hautnah mit, besucht Baustellen und entwickelt grossen Respekt für den Beruf. Mit 25 Jahren studiert er an der Universität Florenz und am Polytechnikum in Mailand. Nebenbei arbeitet er im Architekturbüro von Franco Albini und im Bauunternehmen seiner Familie. Nach dem Studium folgen Aufträge in London und den USA, bis er schliesslich auf der Expo ‘70 in Osaka den italienischen Industriepavillon entwirft. Das Projekt verschafft ihm internationale Aufmerksamkeit, darunter auch jene des jungen Architekten Richard Rogers. Die beiden werden Freunde und gründen ein Jahr später gemeinsam das Architekturbüro «Piano & Rogers». Die beiden gewinnen den internationalen Wettbewerb für das Centre Georges Pompidou in Paris, was für den inzwischen 34-jährigen Piano den Durchbruch bedeutet. Doch die postmoderne Ästhetik des Kunst- und Kulturzentrums sorgt für Kontroversen. «Es war die Landung eines Raumschiffs mitten in Paris. Das war nur wenige Jahre nach den 68ern, das Projekt war also reine Rebellion», wird Piano später über diese Zeit sagen. Die Idee hinter der «Beaubourg» ist es, einen Beweis zu erschaffen, dass kulturelle Gebäude nicht einschüchternd sein müssen. Piano und Rogers wollen mit dem Bauwerk ein Gefühl der Neugierde erzeugen. Bereits damals legt Piano einen wichtigen Grundstein in seiner Philosophie: Er will mit seiner Arbeit eine bessere Welt erschaffen. Diesen Grundsatz behält er sein Leben lang.

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© Michel Denancé

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ERFOLG DURCH MUSEUMSBAUTEN RUND UM DEN GLOBUS 1981 gründet Piano sein eigenes Architekturbüro namens «Renzo Piano Building Workshop». Piano betrachtet jedes Projekt als eigene Einheit, er arbeitet interdisziplinär und teamorientiert. Seine Bauwerke können nur schwer einem Stil zugeordnet werden, seine Werke fügen sich aber immer in die Umgebung ein. Es ist nicht seine Art, mit massiven Bauten das Stadtbild zu erdrücken oder mit gigantischen Hochhäusern an den Wolken zu kratzen. Vielmehr erschafft er eine elegante Balance zwischen Umwelt und Gebäude, vereint Technik und Natur, setzt das natürliche Licht in Szene und schafft Platz für die Menschen. Sein Verständnis für Licht sowie seine Fähigkeit, Gebäude sowohl mit ihrer äusseren Umgebung als auch mit der darin ausgestellten Kunst in Einklang zu bringen, bringen ihm Auftrag um Auftrag. 1994 baut er die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel. Das Glasdach des Museums legt ein besonders weiches Licht auf die darin ausgestellte Kunst. «Das Licht muss von oben kommen, so hat es etwas Sphärisches und umgibt die Kunstwerke, anstatt die Menschen zu blenden», sagt er in einem Interview über dieses Element, das noch in zahlreichen weiteren Bauten zum Einsatz kommt. 1998 erhält Renzo Piano die höchste Auszeichnung der Architektur – den Pritzker-­ Architekturpreis. Die Jury ehrt ihn für seine technische Erfindungsgabe und seine experimentelle Arbeitsweise. EIN HUMANIST ZWISCHEN KUNST UND WISSENSCHAFT Über seinen Beruf sagt Piano: «Als Architekt muss man um zehn Uhr morgens ein Dichter sein. Aber um elf Uhr musst du ein Humanist werden, sonst verlierst du die Orientierung. Und am Nachmittag musst du ein Baumeister sein, der in der Lage ist, ein Gebäude zu errichten.» Diese Grenze zwischen Künstler und Wissenschaftler fasziniert den Baumeister. Es sei ein Grenzberuf auf dem Grat zwischen Erfindung und Gedächtnis, zwischen dem Mut zur Modernität und echter Achtung der Tradition. Baustellen faszinieren

© Yosi A. R-Pozeilov

Renzo Piano im Resnick-Pavillon, inmitten der Skulptur «2000» von Walter De Maria (1992).

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© Nic Lehoux

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© Mark Niedermann

LIVING LINKS 2006 bis 2012 baut Piano das Astrup Fearnley Museum of Modern Art in Oslo. Es ist ein Zusammenspiel aus Kanälen, Brücken und Wiesen. RECHTS Die Fondation Beyeler in Riehen wurde 1997 eingeweiht. Das über den Längsmauern schwebende Glasdach versorgt das Innere mit Tageslicht.

ihn auch noch nach über 50 Jahren Erfahrung: «In London auf der Spitze des Shard haben wir mehr als 1400 Menschen aus 60 verschiedenen Nationen zusammengebracht. Baustellen sind Wunder.» Mit 310 Meter Höhe ist das Hochhaus beim Bahnhof London Bridge eines der höchsten Gebäude in Europa und wird von Piano als «vertikale Stadt für 10’000 Menschen» bezeichnet. LICHT ALS WICHTIGSTES MATERIAL In seiner Freizeit segelt Renzo Piano. Für ihn ist dies eine Möglichkeit, sich mit seinen zwei liebsten Elementen zu verbinden: Licht und Wasser. Vielleicht entwirft er deshalb oftmals Segeloder Schiff-ähnliche Konstruktionen? So auch bei seinem Projekt «Centro Botín» in der spanischen Hafenstadt Santander. Hier baut er 2012 bis 2017 ein neues Kunstzentrum direkt am Meer. Bevor er zu zeichnen beginnt, begibt er sich tagelang vor Ort. Er studiert die Umgebung, das Licht, die Menschen. Schlussendlich entwirft er ein Gebäude, das über dem Boden schwebt, sodass die Sicht auf das Wasser frei bleibt. Die Form gleicht einem zweiteiligen Schiffsrumpf. Über eine Viertelmillion runde Keramikfliesen an der Fassade reflektieren das Licht in der Bucht zu jeder Tageszeit auf eine andere Art und Weise. Denn das Licht sei es, was die Atmosphäre der Stadt im Norden der Iberischen Halbinsel so einzigartig mache, erklärt Piano. Es ist ihm wichtig, dass seine Gebäude von den Menschen gemocht und angenommen werden. Denn Architektur ist für ihn nicht nur eine Antwort auf Bedürfnisse und Notwendigkeiten, sondern auch auf Wünsche, Träume und Sehnsüchte. Er sagt: «Selbst die bescheidenste Hütte der Welt ist nicht nur ein Dach. Sie erzählt eine Geschichte über die Identität der Menschen.» Und diese Geschichte erzählt Renzo Piano mit jedem seiner Bauwerke aufs Neue.

Piano. Complete Works 1966–Today. Philip Jodidio TASCHEN 704 Seiten ISBN 978-3-8365-7763-2

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EIN SYMBOL DES WANDELS

«VERY PERI» ODER AUCH PANTONE 17-3938 HEISST DIE TRENDFARBE 2022. NAMENTLICH INSPIRIERT VON DER BLÜTE «PERIWINKLE» DECKT «VERY PERI» ALLE FARBEN VON DER BLAUEN FARBFAMILIE BIS HIN ZU RÖTLICH-VIOLETTEN NUANCEN AB. ZUM ERSTEN MAL IN DER GESCHICHTE DES «PANTONE COLOR OF THE YEAR»-PROGRAMMS HAT DAS INSTITUT KEINE FARBE AUS DEM BERÜHMTEN «SWATCH» GEWÄHLT, SONDERN EINE BRANDNEUE FARBE KREIERT. DIE INNOVATIVE FARBE STEHT SYMBOLISCH FÜR DEN WANDEL UND VERSPRÜHT JEDE MENGE OPTIMISMUS.

IITTALA

Die finnische Brand verkörpert klassisches nordisches Design und besticht mit ihrem zeitlosen Klassiker, der «Alvar Aalto»-­Vase, die zu den bekanntesten Glasobjekten der Welt gehört. Neben einer zahlreichen Farbauswahl gibt es den Designklassiker auch passend zur diesjährigen Trendfarbe in «Very Peri».

KOKET

Bei «Very Peri» dreht sich alles um Mut und Innovation – perfekt für einen Hauch von Farbe zuhause mit einem kraftvollen Statement. Eine Atmosphäre, die jeder nutzen kann und die perfekt zu den Wohndekor-Designs von KOKET passt. So versprüht der moderne Esszimmerstuhl «Chandra» ein neues Gefühl von Vintage-Glam.

DEVON&DEVON

Devon&Devon setzt seine Tradition fort, der vom Pantone Color Institute ausgewählten chromatischen Stimmung Tribut zu zollen, indem es seine kultigsten Produkte in neue Farben kleidet. Für 2022 erhält der böhmische Charme der gusseisernen «Admiral»-­ Badewanne mit Füssen aus satiniertem Messing eine farbenfrohe Energiespritze mit «Very Peri».

VICTORINOX

Das perfekte Match, das «Very Peri» zum Star macht: das «Classic Alox»Taschenmesser von Victorinox im trendigen Farbton. Ein kompaktes multifunktionales Werkzeug mit fünf Funktionen, darunter eine Schere, Nagelfeile und ein Schraubendreher.

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Vorfreude auf den Sommer Bestelle jetzt Dein Lieblings-Gartenmöbel – lass dich von unserem vielfältigen Markensortiment begeistern.

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AUS ITALIENISCHEM ADEL

Autorin_Beatrice Schönhaus Spirig Bilder_Ginori 1735

BEGEGNEN KANN MAN DIESEM GESCHIRR IN DEN EDELSTEN HOTELS UND RESTAURANTS DER WELT. ZUM BEISPIEL IM HOTEL IL PELLICANO IN PORTO ERCOLE, IM SPANNENDEN, FRISCH RENOVIERTEN HOTEL IL MEZZATORRE AUF ISCHIA, DAS EINST DAS PRIVATHAUS VON FILMREGISSEUR LUCHINO VISCONTI WAR, UND IM HOTEL POSTA VECCHIA VOR DEN TOREN ROMS. ES IST MARKANT, SCHÖN VERARBEITET UND DESIGNT – UND VOM STYLING HER BESONDERS IM TREND. DAS BESONDERE DARAN: WER ES EINMAL IN HÄNDEN HIELT, WIRD SICH IMMER DRAN ERINNERN.

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ENTSTANDEN

Entstanden ist Ginori im Jahr 1735 in der Nähe von Florenz, in der kleinen Stadt Doccia. Gründer und kreativer Kopf der Porzellanmanufaktur war ein edler Marchese, Carlo Andrea Ginori, geboren 1702 in Florenz. Er war engagierter Politiker und entscheidungsfreudiger Unternehmer und wurde mit Wollhandel sehr vermögend. Verheiratet war er mit einer Nichte von Papst Clemens XII., er war interessiert an wissenschaftlichen Studien und ein neugieriger Mensch, der gern tüftelte und experimentierte – mit einer speziellen Zucht der Angora-Ziege, mit dem Import exotischer Pflanzen, mit dem Trockenlegen von Sumpfgebieten und vielem mehr. Und 1735 eben mit seinen Studien zur Porzellanherstellung. 1737 besuchte er die österreichische Hauptstadt Wien, dort auch eine Porzellanmanufaktur. Der italienische Marchese begann also damals bei der Herstellung dieses Porzellans mit einfachen Modellen, alles wurde zu jener Zeit natürlich in Handarbeit hergestellt. Die in reinem Weiss produzierten Teile wurden zweimal gebrannt, einmal mit 1000 Grad, dann noch einmal mit 1400 Grad. Das sichert die gute Qualität und damit die Langlebigkeit des Porzellans.

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2013 wurde Ginori von der Gucci-Gruppe aufgekauft und steht fortan unter der künstlerischen Leitung von Alessandro Michele, dem legendären Creative Director von Gucci. Das bringt Power, neues Know-how und eine solide Basis. Die Objekte, die heute produziert werden, entsprechen unserem expressiven, etwas weniger goldgeprägten Geschmack. Besonders spannend sind die Linien «Volière», die poetische Vogelmotive zeigt, «Arcadia», die mit Ornamenten geschmückt ist, oder «Labirinto» – eine grafische Linie, erhältlich in drei Farbtönen. Ein besonders gut verkauftes Sujet ist «Oriente Italiano» – verspielt, in drei Nuancen erhältlich. Es wirkt wie Italia pur und ist in den prestigeträchtigsten Hotels der Welt vertreten, eben zum Beispiel im «Il Pellicano» in Porto Ercole. Der Beweis dafür, dass Ginori-Porzellan genau richtig in der Zeit liegt und sich Unternehmerinnen wie Marie-Louise Sciò enorm für diese Traditionsfirma einsetzen und ihr Geschirr in Hotels auftischen.

Bereits im Jahr 1779 entstanden bei Ginori Porzellankreationen, die von der eleganten Form und dem Design her noch heute genauso produziert werden. Italiens feine Gesellschaft liebte das Geschirr für grosse feierliche Anlässe und Feste. Es zauberte eine mondäne, sinnliche Atmosphäre herbei und gehörte zur «Aussteuer» aller schicken Töchter aus gutem Hause. Die opulenten Verzierungen aus üppigem Gold entsprachen dem damaligen Zeitgeist und Geschmack, und man fand in jeder eleganten Villa im ganzen Land mit Bestimmtheit ein solches Service. Auch vererbt wurden die Teile, denn sie standen für Status, Langlebigkeit und Familientradition. Ab 1923 leitete Kult-Architekt und Designer Gio Ponti die Manufaktur in seinem unverkennbaren Stil. Es versteht sich von selbst, dass die Porzellanteile aus dieser Zeit sehr gesucht sind bei Sammlern. Verschiedene Umstrukturierungen folgten, der Stil des Porzellans blieb aber unverwechselbar. «Ginori, das ist der Ferrari des Porzellans», schrieb die «New York Times» einmal sinngemäss.

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HINDERNISSE ZUM ERFOLG Autorin_Maura Wasescha

In meiner 43-jährigen Karriere bin ich immer wieder neuen Hürden und Situationen begegnet, bei denen es ungewiss war, was daraus resultiert. Dennoch habe ich immer einen Weg gefunden, der mich auf meiner Karriere einen Schritt und eine Erfahrung weiterbrachte. Mein Naturell ist sehr positiv ausgerichtet, und somit sind für mich die unvorteilhaften Ereignisse nie ein Problem, sondern eine neue Herausforderung, wozu ich mir immer die eine Aussage und Tatsache vor Augen halte: «Es gibt keine Probleme – nur Lösungen.» Als die Covid-19-Pandemie die Schweiz erreichte, wusste niemand, wie sich der Markt und die Nachfrage in der Luxusimmobilienbranche verändern werden. Auch ich wusste trotz meiner jahrelangen Erfahrung nicht, wie sich die Zahlen und vor allem die Leute in dieser Situation verhalten werden. Mir blieb demnach nichts anderes übrig, als neue Strategien zu finden, um zum Beispiel die Besichtigungen immer noch durchführen zu können. Somit war ich die Erste in der Schweiz, die die Hausbesichtigungen per Videoanruf durchführte und die Kunden selbst bestimmen konnten, wie der Ablauf ist und was sie in der Liegenschaft sehen

wollten. Nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass das Business sogar besser kontinuierte und die Nachfrage am Kauf einer Luxus­ immobilie stieg. Da ich ein Familienunternehmen aufgebaut habe, wurden uns die Massnahmen zu keinem Hindernis, und ich konnte mit meinen beiden Söhnen, Michael A. und Matteo F., ohne Einschränkung in meiner Boutique weiterarbeiten. Mit all den Massnahmen kehrte Ruhe in unser Arbeitsumfeld ein, doch für uns hiess das, mit allen möglichen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, zu interagieren und das Beste aus der derzeitigen Lage zu machen. Wie sich herausstellte, suchten viele Leute eine Residenz, in der sie sich zurückziehen und wohlfühlen konnten. Daher lag es uns am Herzen, den Kunden trotz allem ein wenig Ablenkung und Normalität zu bieten und unserem Kundenservice gleichermassen nachzugehen. Ich denke, diese Arbeitshaltung, der ich seit jeher nachgehe, dass mir keine Hürde zu gross ist und keine Einschränkungen zu klein, hat mich in dieser Zeit darin besonders bestätigt, mich von meinen Visionen und Vorhaben nicht zu trennen.

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H

HERMÈS Die neue Kollektion dekorativer Objekte für Zuhause von Hermès erkundet die Sprache der Materialien. Diese Teile sind zum Anfassen gedacht. Sie werden aus rohen, natürlichen Materialien hergestellt und sind das Ergebnis einzigartiger Expertise. Der «Sillage d’Hermès» wurde aus Buchenholzstruktur gefertigt, verkleidet mit Zellulose-Mikrofasern aus FSC-zertifizierten Wäldern und einem Kissen aus Kaschmir.

K

MINOTTI Das Sitzprogramm «Roger» von Rodolfo Dordoni steht im Mittelpunkt der kommenden Saison von Minotti, die zurückgreift auf Referenzen aus dem Rationalismus und Brutalismus. Teil der Serie sind drei Beistelltische in Form einer edlen Box mit streng geometrischem Volumen. Sie verfügen über Auf bewahrungsfächer, die mit satiniertem Aluminium ausgekleidet und in der Farbe Brandy lackiert sind.

M KARTELL Die nachhaltige Leichtigkeit von Holz. Die «Wood»-Familie, entstanden aus einer kreativen Eingebung von Philippe Starck und fortschrittlichster Kartell-Technologie, wird erweitert. Der Schreibtisch «Earl of wood» bereichert die Familie der aus Holz realisierten Projekte, die mit neuen Funktionen, Produkten und Ausführungen aufwarten kann.

B

LIVING B&B Die von Piero Lissoni entworfene «Borea»Kollektion präsentiert Leichtigkeit als ästhetischen Eckpfeiler und ihre Beziehung zur Umgebung. Funktionale Elemente wie die Rückenlehne und die Hinterräder dieser Sonnenliege wurden sorgfältig entworfen, um die durchgehenden Linien und ein angenehmes Erscheinungsbild beizubehalten.

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TR EN DS

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DIE NATÜRLICHE

ART ZU

SCHLAFEN C 194


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WOLLE, SEIDE, BAMBUS, SCHACHTELHALM ODER BAUMWOLLE – DIE WAHL DER SCHLAFUNTERLAGE BESTIMMT IM WESENTLICHEN ÜBER DIE INDIVIDUELLE SCHLAFQUALITÄT. MIT 120 JAHREN ERFAHRUNG IN DER HERSTELLUNG VON MATRATZEN IST VISPRING STOLZ DARAUF, DAS BESTMÖGLICHSTE SCHLAFERLEBNIS ZU BIETEN, VEREINT MIT DEM ENGAGEMENT FÜR HANDWERKSKUNST.

Vispring-Matratzen werden mit einer Mischung aus natürlichen, nachhaltigen Fasern und Füllungen handgefertigt, um ein empfindliches Gleichgewicht aus Stärke, Haltbarkeit und Weichheit für den ultimativen erholsamen Schlaf zu gewährleisten. Ein Beispiel dafür ist die «Baronet Superb»-Matratze, welche ausschliesslich aus natürlichen Füllungen wie weicher Baumwolle, britischer Schurwolle, hochbelastbaren Taschenfederkernen und den bequemsten natürlichen Oberflächen hergestellt wird. Vispring bezieht die hochwertigsten natürlichen Füllungen aus der ganzen Welt. Jede Faser wird speziell ausgewählt, um die perfekte Materialmischung zu schaffen, darunter 100 Prozent britische Wolle, Schachtelhalm, Seide, Kaschmir und Mohair. Die Grundlage jeder Vispring-Matratze bildet eine einfache, doppelte oder dreifache Schicht Taschenfederkerne, die harmonisch mit den natürlichen Füllungen und der Polsterung übereinstimmen. Diese mehrschichtige Konstruktion bietet aussergewöhnliche Reaktionsfähigkeit und Unterstützung. Bei Bedarf bewegt sich jede Feder unabhängig voneinander, was bedeutet, dass sich schlafende Partner beim Drehen weniger stören. Die Vispring-Belüftungsöffnungen erzeugen ausserdem einen frischen und gesunden Luftstrom zwischen Matratze und Körper und sorgen für einen kühlen und ungestörten Schlaf. Alle Vispring-Matratzen werden von Hand getuftet. Gleichmässig über die gesamte Matratze verteilt, halten die Florbüschel die Füllungen in Position, was 30 Jahre Komfort garantiert.

MASSGEFERTIGTE BETTEN SEIT 120 JAHREN

Autorin_Swenja Willms Bilder_Baronet Superb, De Luxe Divan

Vispring wurde 1901 gegründet und ist die ultimative Adresse für massgeschneiderte, luxuriöse Betten und Matratzen. Das Unternehmen legt Wert auf Exzellenz und Handwerkskunst und vereint das Beste an britischem Design und Materialien, um das ultimative Schlaferlebnis zu schaffen. Schon immer eine bahnbrechende Marke, war der Gründer von Vispring der Erste, der einzeln eingetaschente Federn in Matratzen einführte. Heute steht Vispring an der Spitze des Luxus, da die massgeschneiderten Betten technisches Know-how mit den besten natürlichen Zutaten kombinieren. Vispring bekennt sich zu seiner Verantwortung gegenüber der Umwelt, daher wird jedes natürliche Material nachhaltig bezogen, und die Matratzen sind vollständig biologisch abbaubar. Alle Hölzer stammen aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern.

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CU LIN ARI CULINA RIUM UM

©Lido84

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CULINARIUM

©Le Calandre

FOOD-TRIP

DURCH Autorin_Lone K. Halvorsen

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ITALIEN


©Lone K. Halvorsen

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PIZZA, PASTA UND PANNA COTTA. DIE ITALIENISCHE KÜCHE GENIESST WELTWEIT EINEN EXZELLENTEN KULINARISCHEN RUF. DAS LAND HAT JEDOCH LÄNGST MEHR ALS DIE GEWOHNTEN KLASSIKER AUF DER SPEISEKARTE ZU BIETEN. FÜNF HOTSPOTS, DIE GAUMENFREUDEN BEREITEN.

Hohe Qualität, regionale Vielfalt und ein ausgeprägtes Traditionsbewusstsein sind die Säulen der italienischen Küche. Hinzu gesellt sich selbstverständlich die ebenso wichtige Einstellung der Italiener zum Essen: Dieses dient in Italien der Kunst und gilt als schöne Ausdrucksform der italienischen Kultur, welche die Geschichte des Landes widerspiegelt. Doch Tradition kann auch Evolution bedeuten, und so hat die italienische Küche sich längst nach vorne in die obere Liga der Spitzengastronomie hochkatapultiert.

Mit dem «AlpiNN» hat «Cook the Mountain» endlich seine Heimat gefunden: Ein Restaurant, wo jedes Detail für Region, Heimat und Nachhaltigkeit steht, von der Einrichtung bis hin zur Küche.

REGIONALITÄT UND NACHHALTIGKEIT SIND DIE OBERSTEN PRINZIPIEN.

ALPINN FOOD SPACE & RESTAURANT VON NORBERT NIEDERKOFLER Er gilt als der Vorzeigekoch für alpine Heimatküche und wird zu Recht als der Erfinder der Südtiroler Haute Cuisine bezeichnet. Mit dem Respekt vor Natur, Umwelt und Tier fängt für Sternekoch Norbert Niederkofler alles an, denn in seiner Küche werden ausschliesslich Zutaten verwendet, die hier und jetzt wachsen. Mit dieser Philosophie und der konsequenten Umsetzung in seinen Restaurants «St. Hubertus» und «AlpiNN» wurde der Südtiroler mit drei Michelin-Sternen und einem Grünen Stern beschert. Aufgewachsen inmitten der Dolomiten, waren die Natur und ihre Wunder für Norbert schon immer eine Konstante in seinem Leben. Er entwickelte bereits im jugendlichen Alter – durch seinen Vater – eine Vorliebe für das Kochen mit heimischen Qualitätsprodukten. Und mit der Überlegung, welchen Beitrag die Bergküche zu einer nachhaltigen Entwicklung unseres Planeten leisten kann, entstand das Konzept «Cook the Mountain» von Norbert Niederkofler. Als er vor Jahren alle Grundprodukte aus seiner Küche verbannte, die nicht aus dem näheren Umkreis der Alpen kommen, zweifelten viele am Projekt – diese wurden eines Besseren belehrt. In über 2000 Meter Höhe, auf dem Gipfel des Kronplatzes, befindet sich das beeindruckende «AlpiNN Food Space & Restaurant». Hier ist nichts zufällig, denn die zwei grossen «N» im Namen stehen für Norbert Niederkofler. Regionalität und Nachhaltigkeit sind die obersten Prinzipien, die konsequent gelebt werden, und somit sind die extravaganten Berggerichte saisonal und aus hochqualitativen regionalen Produkten hergestellt. Modernität und alpine Tradition sind hier bis zur Perfektion miteinander verbunden, und nebst dieser aussergewöhnlichen Bergküche wird ein fantastischer Ausblick durch die Panoramafenster auf die umliegende Bergwelt geboten. Beim Essen den Ausblick geniessen und zugleich die Welt verändern. Norbert Niederkofler zeigt im «AlpiNN», dass auch ein Restaurant zur «Bottle Free Zone» werden und damit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.

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©Nicole Marnati

2016 wurde die mit drei Michelin-Sternen gekürte Osteria Francescana an die Spitze der «World’s 50 Best Restaurants» gewählt.

OSTERIA FRANCESCANA VON MASSIMO BOTTURA Massimo Bottura hätte ins Erdölgeschäft seines Vaters einsteigen können, doch er hat sich für den Beruf des Kochs entschieden. Als Autodidakt hat er begonnen, und heute zählt er zur Spitzenliga Italiens. Mit drei Michelin-Sternen hat sein Restaurant «Osteria Francescana» bereits mehrfach die Liste der besten Restaurants der Welt angeführt. «Mammas Küche» war zwar gestern, ist aber doch der Ursprung. Zwischen Tradition und Innovation beschreitet Bottura einen schmalen Grat, der tief in der italienischen Küche verwurzelt ist. Fragt man ihn, wie er zu seinen Neuinterpretationen der traditionellen Küche Italiens gekommen ist, erzählt er Geschichten von Kunst und Philosophie und wie er mit einem ausgeprägten Weitwinkel das kulinarische Erbe seiner Heimat umsetzt und ehrt. «Tradition ist Evolution» nennt er seine Herangehensweise, ein Denkanstoss, um zu hinterfragen, ob man jahrhundertelang immer

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alles auf dieselbe Art zubereiten muss. Seine «Osteria Francescana», die er 1995 in Modena eröffnete, ist mehr als ein Restaurant. Es ist ein Labor voller Ideen, die stets intensive Geschmackserlebnisse bereithalten. «Wir schauen kritisch und nostalgisch in die Vergangenheit, was uns erlaubt, nur das Beste daraus in die Gegenwart zu übertragen. Wir komprimieren in unseren Gerichten Geschichte, Kunst, Natur, Humor und Poesie, die uns zufällige Begebenheiten des Lebens bescheren», schildert es Bottura. So sind legendäre Signature Dishes mit Titeln wie «Oops, I dropped the Lemon Tarte» entstanden: Ein Koch liess die Zitronentarte fallen, aber statt daraus eine hitzige Szene in der Küche zu machen, entstand die Idee eines Desserts, das wie eine zu Boden gefallene Torte wirkt. Ein Glück, dass er nicht dem Wunsch seines Vaters nachging, Anwalt zu werden, sondern den Wunsch verspürte zu kochen – und seine Mutter ihn ermutigte, sich diesen Traum zu erfüllen.

©Nino Bergese

CULINARIUM


© Le Calandre

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LE CALANDRE VON MASSIMILIANO ALAJMO Bella Italia, menu delizioso! So und nicht anders ist es in Padua in der Region Venetien, einer Gegend, die grundsätzlich nicht für kulinarische Ausnahmeerscheinungen berühmt ist, sondern für grossartige Kunst und Architektur wie die Scrovegni-Kapelle und die überwältigende Basilika des Heiligen Antonius. In einem eher tristen Vorort von Padua befindet sich jedoch das beste Restaurant der Stadt, das – nebenbei bemerkt – mit drei Michelin-­Sternen geehrt wurde. In einem eher unscheinbaren Haus, in dem die Nüchternheit regiert und alles aufs Wesentliche reduziert scheint, befindet sich das «Le Calandre». Der Koch des Hauses ist Massimiliano (Max) Alajmo. Der im Jahr 1974 in Padua geborene Massimiliano hat seine Kindheit auf dem Spielplatz neben dem Restaurant verbracht, als dieses 1981 von seinen Eltern Erminio Alajmo und Rita Chimetto eröffnet wurde. Im Jahr 1994 übernahm er den Posten als Küchenchef, und sein ältester Bruder wurde zugleich Geschäftsführer. Seine Mutter hat bereits im Jahr 1992 mit dem ersten Michelin-­Stern eine Steilvorlage für ihre beiden Söhne geliefert, wobei die beiden sich nicht darauf ausruhten. Die beiden Brüder entwickelten daraus das «Le Calandre». Im Jahr 1997 erhielt Massimiliano den zweiten Michelin-Stern, und 2002 folgte der dritte. Da war er gerade 28 Jahre alt und somit der jüngste Drei-Sterne-Koch aller Zeiten. Das Geheimnis hinter seinem Erfolg sind, nebst seinem persönlichen Kontakt zu den regionalen Lieferanten, seine profunden Kenntnisse regionaler und saisonaler Produkte, die er so einfach wie möglich und gleichzeitig ungewöhnlich kreativ verarbeitet. Zwar bleibt die Küche seinen regionalen Wurzeln treu, bietet zugleich aber atypische Gerichte auf höchstem Niveau an. Zu seinen Signature Dishes gehören der Mandel-Mozzarella, eine Geschmacksexplosion aus Mandelmilch und Basilikum, sowie «Tiramisu in a pipe», das tatsächlich in einer Tabakpfeife aus Muranoglas an den Tisch serviert wird – und verständlicherweise mittlerweile Kultstatus erlangt hat. Das Motto des Hauses lautet «Sich um jeden Kunden zu kümmern, wie man sich um sich selbst kümmern würde, und zwar bis ins kleinste Detail». Eine fehlerfreie Darbietung.

©Le Calandre

BELLA ITALIA, MENU DELIZIOSO!

Der Signature Dish von Massimiliano Alajmo: Der Mandel-Mozzarella – eine Geschmacksexplosion aus Mandelmilch und Basilikum.

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©Piazza Duomo

PIAZZA DUOMO VON ENRICO CRIPPA Wenn es im Spätherbst viele Köche und Feinschmecker nach Italien zieht, so reisen sie alle aus demselben Grund an: Die unvergleichlichen weissen Trüffel aus Alba sind das Objekt ihrer Begierde. Und während begeisterte Besucher den mächtigen Dom von Alba bestaunen, haben die Feinschmecker ein anderes Ziel im Auge. Das Restaurant «Piazza Duomo» befindet sich in einem alten Bürgerhaus am Domplatz im Trüffeldorf Alba. Das Restaurant gilt als Gourmettempel und der Drei-Sterne-Chefkoch Enrico Crippa als Botschafter für den weissen Trüffel in der Welt. Das Restaurant ist auf zwei Ebenen angelegt – während sich im unteren Bereich, offen zum Platz hin, die modern eingerichtete Trattoria «La Piola» befindet, ist im ersten Stock der rosa gehaltene Gourmet-Tempel «Piazza Duomo». Der im Jahr 1971 geborene Enrico Crippa gilt als einfallsreicher Koch der «neuen Generation» und lernte sein Handwerk in Mailand bei Gualtiero Marchesi. Später arbeitete er in Japan und Frankreich, bevor Bruno Ceretto ihn schliesslich nach Alba holte, um dort einen Treffpunkt für Gourmets aus dem Boden zu stampfen. Chefkoch Crippa gilt als strenger Perfektionist – all seine Gerichte sind personalisiert, auf die besten Zutaten fokussiert und werden mit einer präzisen und fast dezenten Küche ohne grosse Knalleffekte zubereitet. Crippa präsentiert eine moderne italienische Küche mit französischen und japanischen Einflüssen. Er liebt Gemüse und frische Kräuter und bezieht diese aus seinem vierhundert Quadratmeter grossen Gewächshaus sowie von seinen eigenen Feldern. Das berühmteste Gericht des Restaurants ist die «Insalata 21, 31, 41, 51…» mit einer Fülle von Blättern, Kräutern und Gemüsen, deren genaue Anzahl und Zusammensetzung sich je nach der Jahreszeit ändert. «Alles ist gut, solange es mit Energie gefüllt ist», so Enrico Crippas Motto.

ENRICO CRIPPA GILT ALS BOTSCHAFTER FÜR DEN WEISSEN TRÜFFEL. 201


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©Lido84

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INSPIRIERT VON DER UMGEBUNG.

LIDO 84 VON RICCARDO CAMANINI Das Restaurant «Lido 84» am Gardasee ist eines, das auf jede Foodie-Bucketlist gehört. Im Jahr 2014 von den Brüdern Riccardo und Giancarlo Camanini eröffnet, punktet das Restaurant nebst der Gourmetküche mit einem eigenen direkten Seezugang und einer romantischen Seeterrasse. Ursprünglich diente das Haus als Strandbad, bevor es von den Camanini-Brüdern übernommen wurde. Dass hier heutzutage kulinarische Meisterwerke kreiert werden, hat sich bereits herumgesprochen, und wohlverdient wurde das Restaurant auch mit vielen renommierten Auszeichnungen geehrt. Womöglich hat die italienische Haute Cuisine auch auf jemanden wie Chefkoch Riccardo Camanini gewartet. Jemand der frisch, kreativ und mutig genug ist, eine neue Vision der italienischen Klassiker und Traditionen zu kredenzen. Ihm werden altmodische Klischees und Normen vorenthalten, Riccardo schlägt eine andere Richtung ein und kreiert eine neue zeitgenössische italienische Küche. Die Devise lautet «Ursprung», denn die Philosophie des Hauses und die Gerichte von Riccardo sind von der Umgebung inspiriert. So lässt er die Umgebung ins Essen und ins Ambiente einfliessen: Der Hecht oder Aal kommt direkt aus dem See, die Zitronen stammen von den Bäumen im Hinterland und die Rohmilch für die Herstellung von «Fior di Latte»-Eis und Bagòss-Käse für Tortellini-Gerichte vom Bauer nebenan. Die Spezialität des Hauses: der italienische Klassiker «Cacio e Pepe». Riccardo perfektionierte das Pastagericht mit einer fast vergessenen Methode: in der Schweineblase. Das Interieur erweist dem Lago di Garda ebenfalls seine Reverenz, etwa durch die Farbe der Wände, wenngleich das schönste Accessoire der Stern vom Guide Michelin ist.

Der italienische Klassiker «Cacio e Pepe». Riccardo Camanini perfektioniert ihn im «Lido 84» mit einer fast vergessenen Methode: in der Schweinsblase.

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CULINARIUM

VENCHI

TRENDS

Die Schokoladenkunst von Venchi aus dem Piemont zelebriert die Schönheit der Schokolade in all ihren Formen und Grössen. Die f lorale Geschenkbox aus der «Gems»-Kollektion ist das perfekte Geschenk für diejenigen, die die köstliche Einfachheit einer Schokolade lieben, und wurde geschaffen, um die italienische Kunst und Schönheit durch eine Hommage an die Florentiner Mosaiktechnik zu feiern.

by

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MASSETO

Der Masseto 2017 ist zweifellos ein beispielhaftes Produkt seines Jahrgangs, dem es gelungen ist, die volle Reife und Konzentration eines besonders sonnigen und trockenen Jahrgangs in sich zu bündeln. Die Farbe ist nahezu schwarz, an der Nase offenbart sich ein gehaltvoller und reifer Ausdruck konzentrierter schwarzer Frucht mit einem Hauch von Gewürzen und Lakritze. Am Gaumen gelingt es dem Wein, die grosse Intensität und Reife der Frucht mit einem bemerkenswerten Eindruck von Ausgewogenheit und Frische zu vereinen.

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DOLCE & GABBANA

Aus dem Zusammenspiel der Kreativität von Dolce & Gabbana und der Konditorkunst von Fiasconaro ist ein einzigartiges Rezept entstanden: der typische Panettone aus Mailand mit den Aromen von Sizilien. Die perfekte Handwerkskunst dieses Desserts wird in wunderschönen Blechdosen bewahrt, die eigens von den berühmtesten sizilianischen Künstlern gestaltet wurden und sich hervorragend zum Sammeln eignen.

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DIOR MAISON

«ABCDior», eine neue Linie, die von Dior Maison vorgestellt wurde, überträgt die symbolträchtige Mitzah-Schalkollektion, die von Maria Grazia Chiuri entworfen wurde, auf eine Reihe von Tellern und Tabletts sowie Kerzen und Schreibwaren. Die Schönheit der botanischen Natur wird üppig auf die Kreationen von Christian Dior übertragen und zeugt von seiner unerschütterlichen Liebe zu Blumen.

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CUL INA RIUM


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PIZZA NAPOLI Autor_Konstantin Arnold

WER NEAPEL LIEBT, IST BERAUSCHT VON SEINER HOFFNUNG UND DEN MENSCHLICHEN FÄHIGKEITEN IN DEN AUSLAGEN. FISCHER, FLEISCHER, OBST- UND GEMÜSEHÄNDLER. WIE SIE DRAPIEREN UND VERKAUFEN UND RUFEN UND KOCHEN SPÄTER UND IN IHREN ERDGESCHOSSEN VOR HEILIGEN­BILDERN UND FERNSEHERN SITZEND, IM NEONLICHT, PASTAESSEND, EIN LIEBES LANGES LEBEN, IN EINEM VIERTEL, AN DIESEM TISCH UND DER POETISCHEN GLEICHFÖRMIGKEIT IHRER TAGE NACHGEHEN UND DER TODESDROHUNG DES VESUVS IHR LEBEN ENTGEGENHALTEN.

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CULINARIUM

Die Meereshauptstadt der Alten Welt lässt sich nicht beschreiben. Sie beschreibt sich selbst. Jede Gasse für sich. Das musste schon Goethe hinnehmen, der sich während seiner Italienreise 1787 in Neapel befand, 102 Jahre vor Erfindung der Pizza. Er schwärmte vom Klima, der Milde des Himmels, den vollen Feldern und der Fülle der Reben und Ölbäume, den fetten Schweinen, den Fischen im Meer und all den frischen Quellen, die dahinfliessen. Ein Klima, das nichts verwehre, dem Genuss die kostbaren Sommerstunden nicht raube, die Nordländer zum Einsalzen und Einräuchern brauchen. Einer von den Alten, der auch dick ist, kommt nach dem Espresso noch ein Stück des Weges mit, den Corso Vittorio Emanuele runter. Er will zum nächsten Caffè. In keiner anderen Stadt Italiens trinken die Menschen so viele Espressi mit so wenig Kaffee. Die neapolitanische Röstung ist dunkel und ölig und stark. Das richtige Mass Anarchie. Der Alte läuft langsam, bleibt ständig stehen, wischt sich mit einem Stofftaschentuch den

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Schweiss von der Stirn, flucht auf den Scirocco und macht Witze über seine Figur. Das gute neapolitanische Essen sei daran schuld. Und seine Frau, die das kocht. Spaghetti alle vongole hätte er am liebsten, mit Tomaten. Die Erde hier sei fürchterlich fruchtbar, sie könnten viermal ernten im Jahr. Früher, sagt er, ritten Polizeidiener durch die Stadt und verkündeten auf allen Plätzen, wie viele tausend Ochsen, Kälber, Lämmer, Schweine, Tomaten usw. der Neapolitaner gegessen hat. Das Spanische Viertel allen voran. Um die Mittagszeit dampfen in den Pfannen am Golf hier die besten Gerichte des Landes. Es funktioniert wie ein Filmset. And Action: Frau in rotem Kleid schleppt Einkauf über Gasse, fünf Vierjährige auf einem Roller, Hupen, eiliges Italienisch, das durch die Gassen gebrüllt wird, Frau in rotem Kleid wird fast überfahren, Hupen, Diskussion, eine Oma seilt einen Eimer ab, in den eine andere Oma Eier und Brot legt, Mann schläft auf einem Stuhl, Hupen, der Besitzer eines Gemüseladens zeigt wem seine Tomaten. Das Gemüse ist frisch


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und schön und voller Farbe, vielleicht aber nur durch den jahrhundertealten Dreck, den es umgibt. Man geht durch all die Enge und wird endlich auf einen Platz gelassen. Weite. Links die Oper, rechts der Piazza del Plebiscito mit dem Gran Caffè Gambrinus. Es bietet einen der schönsten Fensterplätze der Welt. Salon, zweiter Tisch links. Man sitzt vor den Augen gemalter Frauen an offenen Fenstern, blättert in der Zeitung, hat den Tag vor sich, trinkt den nächsten Kaffee, isst Sfogliatelle, eine Blätterteigspezialität, schaut auf den frühen Platz, der sich in der Sonne aufwärmt, wie er sich schon viele hundert Jahre vor diesem Café in der Sonne aufgewärmt hat. Schon zu Zeiten der Grand Tour, jener Kavaliers­ tour, die offiziell aus vielen noblen Gründen bestand, aber eigentlich dazu da war, Erfahrungen in erotischen Dingen zu sammeln, wie man das damals nannte. Nach den Sfogliatelle kann man sich ruhig noch ans Cannoli trauen. So nah an Sizilien ist das ungefährlich. Jetzt verläuft man sich am besten ein bisschen den Fluss entlang oder guckt sich die Oper an. Es gibt so viele Sehenswürdigkeiten wie Pizzerien und Pizzerien zählen dazu. Sie sind Sehenswürdigkeiten, wie das Kolosseum in Rom oder die Uffizien in Florenz. Man steht auch genauso an. Am besten kennt man jemanden, der jemanden kennt, sonst wartet man auf einen Mittagstisch bis zum Abendessen. Freundet man sich, beim Warten oder beim Versuch im Glanz der Seuchenstadt die schönsten Monumente zu finden, mit einem echten Neapolitaner an, lernt man schnell diesen und jenen kennen, muss hier essen und dort und unbedingt das probieren, und das und das dazu trinken. Man landet in Hinterräumen, fährt helmlos auf Motorrädern, betritt nationale Monumente, die mit einem Zwinkern bezahlt werden, gratuliert zu Hochzeitsfeiern, soll eine Cousine heiraten, geht auf Beerdigungen, besucht Theaterproben und speist am Esstisch eines Vascios, bei einer ehemaligen Prostituierten. Hat man dem wilden, reissenden Strom der Stadt widerstanden und es irgendwie zu 50 Kalò geschafft, steht man vor Neapels bester Pizzeria. Man hört jeden Neapolitaner was anderes sagen, aber vor Ciro Salvo, diesem grossen Pizzaiolo, verneigen sich alle. Die Alten am Morgen hatten gemeint, Ciro behandele seinen Teig wie etwas Lebendiges, das atmen muss und Gefühle hat. Pizza werde in Neapel mit Liebe gemacht, aber nicht wie die Liebe. In der Liebe müsste man nicht alle probieren, um die Richtige zu finden, aber wer die beste Pizza der Stadt will, muss sie schon alle gegessen haben. Im 50 Kalò wird eine Pizza serviert, die schädigt, weil man nie mehr wieder sowas isst, wenn man nicht immer wieder hierher zurückkehrt. Der Geschmack entfaltet sich im Nachhinein, wenn

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CULINARIUM

© 50 Kalò

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die Wirkung des Weins nachlässt und der Geschmack in der Erinnerung nachreift. Für Ciro Salvo ist der Teig einer Napoletana alles, und natürlich die Marinara. 24 Stunden ruht sein Teig, was seine Marinara macht, will er nicht verraten. Man geht in die Küche und bedankt sich bei Ciro und er fragt, was man gegessen hat? Margherita con Scarola. Nein, sagt Ciro, ein Pizzaiolo sollte anhand seiner Oregano gemessen werden, nicht an einer Margherita. Alles mit Käse drauf schmeckt, sagt Ciro und lacht. Nach dem Mittag ist Ausgehverbot. Die Sonne knallt, der Bauch ist voll, ein bisschen angeschossen ist man auch. Nach so viel Pizza und Wein fühlt man sich an wie ein Amboss mit Flügeln dran. Ins Taxi, Grand Hotel Parker’s, bitte. Kleine Siesta. In Neapel ist sowieso erst am Abend so richtig Nachmittag. Dann ist es angenehm in den Gassen und der Wind kommt vom Vesuv. Man setzt sich am Piazza Bellini unter die Bäume und trinkt im Caffè Letterario kaltes Peroni, um das mit der Hitze zu vergessen und sich von

den Eindrücken zu erholen, die Neapel in einen reingeprügelt hat. Alternativ zum Bier geht auch folgender Aperitivo: Antica Formula (Wermut), St. Germain (Likör), Tonic, Orangenschale oder Basilikumblüte, und natürlich Eis. Langsam kann man auch wieder ans Essen denken. Es gibt da nur ein Problem, und zwar dass es zwei Pizzerien gibt, in denen man das tun müsste. Beide grandios. Die eine vielleicht ein bisschen grandioser als die andere, weil die andere durch Julia Roberts in Eat Pray Love bekannt geworden ist. Die Szene, in der sie zu ihrer Freundin sagt, dass sie eine Beziehung mit ihrer Pizza führe, spielt in der L’Antica Pizzeria da Michele. Es ist ein prestigeträchtiger Ort, der in der Vergangenheit auch für Mafiatreffen bekannt geworden ist, aber Mafia, Mafia sagen die Alten, sowas gibt es in Neapel nicht. Der junge Michele kann sich jedoch an einige Momente, aus seiner Kindheit, erinnern, in denen er seinem Grossvater in der Pizzeria half und zwei Männer in Mänteln reinkamen, wie im Film, und sein Grossvater alle anderen Gäste rausschicken musste, bis die Herren fertig gegessen hatten. Es ist eine alte, traditionelle Pizzeria, in der man nur zwischen Oregano und Margherita wählen kann. Wein gibt’s nicht, was ein Minuspunkt wäre. Leute warten stundenlang davor, um eine halbe Stunde zu essen. Man sitzt, bestellt, trinkt Cola oder Bier, feuert sich eine landkartengrosse Pizza rein, zahlt und geht wieder. Micheles Pizzen backen bei fast 500 Grad, nicht länger als 60 Sekunden. Durch die kurze Backzeit bekommt die Pizza eine einzigartige Cornicione (Teigrand). Von der Bestellung bis zur fertigen Pizza vergehen keine zwei Minuten. Manch anderer bevorzugt da die Pizzeria da Concettina ai Tre Santi im Viertel Sanità. Ist auch ein schöner Weg dorthin. Vorbei an vielen dunklen Palästen, in denen die Seele der Stadt zu Hause ist. Der Fontanelle-Friedhof ist hier. Ein Beinhaus unter der Erde, das gebraucht wurde, als die Pest im 17. Jahrhundert mehr als die Hälfte der 400’000 Einwohner dahinraffte. Es folgten Volksaufstände, Hungersnöte und Vulkanausbrüche, 1837 die Cholera. Man geht durch lange, gerade Strassen. Die Leute sitzen auf Stufen und machen die Orte, vor den Stufen, zu richtigen Plätzen. Gucken den berühmten bösen neapolitanischen Blick, der gar nicht böse ist. Einfach Ciao sagen, und sie fragen, wo’s hingeht und nehmen dich, weil sie in die Richtung müssen, ohne Helm, auf ihrem Scooter mit. Sie lassen einen nicht nur vor der Pizzeria raus, sondern kommen mit rein, kennen Pizzaiolo

« EIN PIZZAIOLO SOLLTE ANHAND SEINER OREGANO GEMESSEN WERDEN, NICHT AN EINER MARGHERITA.» 207


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Ciro Oliva höchstpersönlich, nennen dich einen Freund und wollen von Ciro, dass er dich wie einen behandelt. Ciro Oliva ist sowas wie der Frank Zappa der Pizzaszene, ohne lange Haare und Bart. Er hat die Pizzeria seines Vaters in vierter Generation übernommen und gehörig umgekrempelt, ohne dass ihre Tradition dadurch Schaden genommen hätte. Neben normalen Pizzen serviert er ein Degustationsmenü, auf dem er unerhörte Dinge mit dem Weltkulturerbe anstellt, für die Leute mittlerweile mit Privatjets kommen, um rauschende Pizzafeste zu feiern. Erst heute Mittag wieder, sagt Ciro. Seine beste Pizza wäre eine Pizza Fritta, Oregano, Oliven, Anchovis, Basilikum. Dazu ein schweres Glas aus der Kampagne oder Pinot Noir aus dem Burgenland. Die Qualität der Weinkarte ist für Ciro und seinen Sommelier Emanuele Labagnara von grosser Bedeutung. Würde es Michelin-Sterne für Pizzerien geben, anstatt nur Empfehlungen, die Tre Santi wäre ein leuchtendes Firmament. Nach dem Abendessen geht man in irgendeine Himmelsrichtung und ist schon auf dem richtigen Weg. Vielleicht auf dem mit den vielen Buchläden, die zwischen dem Piazza Bellini und dem Piazza Dante nach Mitternacht auch Bars sind. Geht neben der Via Toledo bis zum Café La Nova Central immer geradeaus,

trinkt noch einen mit jemandem, den man gerade nach dem Weg gefragt hat, im Licht der Laternen auf einem Platz, der sich vor einer grossen dunklen Kirche breitmacht. Sitzt wieder da, wie am Anfang, mit einem Alten, der erzählt, wie es früher in Neapel war, als er seine Frau von der Telefonzelle da angerufen hat, um mit ihr in den Park des Vergil zu gehen. Manchmal, wenn er sie anrief, ging der Vater ran und man legte schnell auf und hatte dann kein Mädchen und kein Geld, weil ein Gespräch damals so viel kostete wie eine Pizza. Man hatte immer die Wahl, Pizza oder Mädchen und wenn der Vater ranging, hatte man gar nichts mehr. Auf dem Heimweg denkt man über alles nach, geht durch das unendliche Leben einer unvergleichlichen Stadt, denkt an die Griechen und Römer, und wie das alles war und was das mit Neapel zu tun hat. Man denkt an die Engelssänger des Teatro San Carlo, denen man die Eier abschnitt und sie auf Bühnen feierte und dann in den Gassen verkommen liess. Verfall und Schönheit, Zeiten, Epochen, Pizza, 700 Jahre alten Dreck. Für die einen ist die Metropole am Vesuv die lauteste und stinkendste Stadt der Welt, für die Alten etwas, das sie im Leben nicht verlässt, und nie ganz unglücklich werden lässt, wenn man sie einmal in sich trägt, diese Erinnerung an Neapel.

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Schweizer Crevetten? Ja, aus Rheinfelden. SwissShrimps werden ressourcenschonend in Rheinfelden (AG) aufgezüchtet. Auf den Einsatz von Antibiotika wird konsequent verzichtet. Die Shrimps und weitere Delikatessen sind im Webshop erhältlich und werden direkt nach Hause geliefert. Webshop: swissshrimp.ch/shop 209


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DER STERNE © Casson Mann / Boegly+Grazia

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DER GESCHMACK Autor_Thomas Hauer

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AM FUSSE EINES HÜGELS GELEGEN ERÖFFNETE IN AŸ EIN NEUES CHAMPAGNER­ERLEBNISZENTRUM, UM DEN WEIN DER KÖNIGE IN NEUEN DIMENSIONEN ERFAHRBAR ZU MACHEN. HIER IST DIE SEELE DER ALTEN WEINPRESSEN ALLGEGENWÄRTIG.

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Nachdem die «Coteaux, Maisons et Caves de Champagne» im Juli 2015 in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen wurden, zieht es mehr Besucher als jemals zuvor in die beiden seit jeher konkurrierenden Champagner-Metropolen Reims und Épernay. Genauso lohnend aber ist ein Abstecher in einige der pittoresken Weindörfer in der Peripherie, deren legendäre Grand-Cru-Lagen sie – zumindest im Kosmos der feinen Bläschen – weltberühmt gemacht haben. Darunter Ambonnay, Avize, Bouzy, Cramant, Le Mesnil, Oger, Verzenay oder Verzy. Namen, die in den Ohren eines Champagner-Connaisseurs wie Musik klingen. Natürlich darf in diesem illustren Reigen aber auch Aÿ, das sich nicht nur mit seinem vielleicht berühmtesten Sohn, dem Glaskünstler René Lalique, schmücken kann, sondern auch Sitz so traditionsreicher Champagnerhäuser wie Deutz oder Bollinger ist, nicht unerwähnt bleiben. Platzhirsch in Sachen bewirtschafteter Rebfläche ist dort allerdings Branchenprimus Moët & Chandon mit aktuell etwa 100 der insgesamt 355 Hektar unter Ertrag, gefolgt mit weitem Abstand von Bollinger mit rund 21 Hektar. Dominierende Rebsorte ist mit weit über 90 Prozent der Pinot Noir, auf den sich der legendäre Ruf der finessenreichen und überaus eleganten Weine von Aÿ gründet. So soll der französische Herrscher Henri IV einst so vernarrt in den Ort und seine edlen Tropfen gewesen sein, die damals freilich noch ganz ohne Bulles auskommen mussten, dass er den Titel «Herr der Weinberge von Aÿ» allen anderen königlichen Ehrenbezeugungen vorgezogen haben soll. Kein Wunder also, dass ausgerechnet das charmante, kaum 4000 Einwohner zählende Örtchen am Ausgang des Marne-Tals als Gastgeber einer neuen Champagner-Attraktion auserkoren wurde, die künftig noch mehr Gäste in die Region locken soll: die Anfang Juli 2021 eröffnete Pressoria. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesem, im ersten Moment fast italienisch klingenden Namen ein ambitioniertes Museumsprojekt, untergebracht in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Maison Pommery, das direkt unterhalb der ausladenden Weinbergarena des Ortes liegt. Noch heute erinnern zwei urtümliche Marmonier-Pressen aus den 1940er Jahren im 1. Stock an die ursprüngliche Nutzung des Ensembles. Der Name kommt also nicht von ungefähr.

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Jedenfalls entstand in dem komplett runderneuerten, bonbonfarbenen Prachtbau aus der Belle Époque, in dem rund 100 Jahre das Lesegut aus den umliegenden Weinbergen verarbeitet wurde, ein immersives Informations- und Erlebniszentrum, das eine Reise ins Herz der Champagne wie des Champagners verspricht. Oder wie die Franzosen das nennen: Un Centre d’Interprétation Sensorielle des Vins de Champagne. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen, so haben die Museumsmacher zum Beispiel eigens eine «Nase» engagiert, die für die verschiedenen Installationen und Räume den passenden Duft kreiert hat. Und so riecht es in den verschiedenen Abteilungen mal salzig mineralisch nach Kreide, mal nach feuchtem Mutterboden oder in voller Blüte stehenden Reben. An einer anderen Stelle schlüpfen Besucher in die Rolle der Insekten, die die Rebflächen bevölkern und für die ihr Weinberg die ganze Welt ist. Untermalt wird das Ambiente mit einem jeweils passenden, aber unaufdringlichen Klangteppich. Am beeindruckendsten aber ist das Finale der Ausstellung, wo sich alles um die feinen Bläschen dreht. Dann betreten die Besucher einen grossen runden Raum, an dessen Wänden zu Sphärenklängen unzählige Champagnerperlen tanzen, die mit den Gästen interagieren, sobald man sie mit den Händen berührt. Tatsächlich hat man fast das Gefühl, selbst in einer überdimensionalen Champagnerflasche zu stecken. Eine perfekte Symbiose aus Wissensvermittlung und Emotion. Auf allzu viel Text und vordergründige Didaktik wird nämlich verzichtet. So finden sich in jedem Raum nur ein Zitat mit Bezug zum dargestellten Thema und ein informativer Kurztext – jeweils in Französisch und Englisch. Der Rest findet ausschliesslich interaktiv statt. Trotzdem ist es den Museumsmachern gelungen, selbst komplexe Sachverhalte mit Hilfe von

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anspruchsvollen Animationen verständlich zu machen und alles so überschaubar zu portionieren, dass man sich nie überfordert fühlt. Wer mag, kann sich zum Beispiel mit Hilfe eines virtuellen Önologen daran versuchen, seine eigene Champagner-Cuvée zu kreieren, oder erfährt in kurzen Filmsequenzen etwas über die Arbeit in Weinberg oder Keller. Nicht ohne ein wenig Stolz erzählt der Direktor der Pressoria, Victor Canchon, dass selbst alte Hasen der Champagnerbranche oder Winzer, die das Projekt bereits besucht haben, nach dem rund 90-minütigen Rundgang zugeben mussten, noch etwas Neues gelernt zu haben – etwa was die manchmal zu beobachtenden gezackten weissen Nebelschwaden beim Öffnen einer kalten Flasche Champagner mit den Kelvin-Helmholtz-Wolken am Himmel gemeinsam haben. Initiiert wurde das Projekt von den Mitgliedern der Verbandsgemeinde des Grande Vallée de la Marne, zu der neben Aÿ auch das nahegelegene Hautvillers gehört. Dort bekleidete seit 1668 in der gleichnamigen Abtei ein gewisser Dom Pérignon das Amt des Cellerars, und bis heute pilgern Jahr für Jahr zahlreiche Champagner-Jünger zu seinem Grab in der Klosterkirche. Kein Wunder, hat der trinkfreudige Gottesmann doch nicht nur die Méthode champenoise, also das Verfahren einer zweiten Gärung in der Flasche, wenn nicht erfunden so doch massgeblich mitentwickelt und als einer der ersten mit von Kordeln gesicherten Korken – Urform der Agraffe – sowie der Assemblage unterschiedlicher Weine experimentiert, sondern auf ihn geht auch das früher gebräuchliche Flaschenmass von 0,7 Liter zurück. Offenbar weil der Benediktinermönch der Meinung war, das sei genau die angemessene Menge für ein gutes Abendessen – pro Person und nur für Männer, versteht sich. Man merkt, wir bewegen uns hier champagnertechnisch auf wahrhaft historischem Boden.. Für die Finanzierung des rund elf Millionen Euro teuren Projekts hat man, unterstützt von der Heritage Foundation, unter anderem eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne initiiert. Aus­ serdem konnten zahlreiche Champagnerhäuser als Sponsoren gewonnen werden. Zuletzt gab es Geld von der Region und der Zentralregierung. Chloé Verrat von der Maison Deutz erklärt dazu: «Wir glauben, dass das Projekt Champagner für viele Menschen noch attraktiver und zugänglicher machen wird, weil in der Pressoria nicht nur Weinwissen vermittelt, sondern Champagner vor allem auf einer emotionalen und sinnlichen Ebene erfahrbar wird.»

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Ziel der Pressoria ist aber ausdrücklich nicht das Champagner-­ Marketing – schon gar nicht für einen bestimmten Brand –, sondern der Schwerpunkt soll hier ganz klar auf dem Erlebnis liegen, das heisst, Champagner für Besucherinnen und Besucher als synästhetisches Gesamtkunstwerk aus Terroir, Tradition und technischem Know-how erfahrbar zu machen, ohne dabei freilich den Genussfaktor aussen vor zu lassen. Oder wie Projektleiter Gary Shelley vom bekannten Londoner Designerteam von Casson Mann, das unter anderem auch für die erfolgreiche Cité du Vin in Bordeaux oder die Cité de la Gastronomie in Lyon verantwortlich zeichnet, es formuliert: «It’s not about the rich person’s drink, it’s about the place and the people who make it.» Deshalb spielt neben den interaktiven Installationen auch das Thema Verkostung eine wichtige Rolle. Schliesslich will die Pressoria ja alle Sinne ansprechen. Am Ende des rund 90-minütigen Rundgangs haben Besucher deshalb Gelegenheit, zwei ganz unterschiedliche, regelmässig wechselnde Champagner-Charaktere zu verkosten. Für kleine Gäste gibt es Traubensaft. Und tatsächlich schmeckt der Champagner, nachdem man den Sinnesparcours durchlaufen hat, noch immer beschwingt von der Bubble-Experience und mit dem ausladenden Amphitheater der Rebberge von Aÿ vor Augen, irgendwie anders. Ja, man bringt dem Champagner auf einmal regelrecht Respekt entgegen. Mission accomplished. Daneben hat die Pressoria natürlich auch ein veritables Feinschmeckerrestaurant namens «Instant Terroir» unter Patro­ nage von Alexandre Fortuné zu bieten, der sein Handwerk unter anderem bei Drei-Sterne-Koch Arnaud Lallement vom «L’Assiette Champenoise» in Tinqueux am Stadtrand von Reims gelernt hat und viel Erfahrung in der Organisation von interaktiven Weinund Genussevents mitbringt. Mittelfristig ist ausserdem eine Champagner-­Bar geplant. Vom Restaurant, das auf der Rückseite der Pressoria in einem Anbau untergebracht ist, geniessen Gäste dann bei Entenleber mit Estragon-Kirschen, Pulpo mit Avocado und scharfem Paprika oder saftigem Lammcarré noch einmal den herrlichen Blick auf die sanft ansteigenden Rebparzellen und erleben, dass Champagner spielend auch ein ganzes Menü begleiten kann.

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ZÜRICHS LUXURY HIDEAWAY Autor_Urs Huebscher Bilder_Widder Hotel Zürich

DAS FÜNF-STERNE-SUPERIOR-HOTEL WIDDER INMITTEN DER ZÜRCHER ALTSTADT IST EIN UNIKAT DER SCHWEIZER LUXUSHOTELLERIE UND ZIEHT GÄSTE AUS ALLER WELT IN SEINEN BANN. DAS RESTAURANT, AUSGEZEICHNET MIT 18 GAULT&MILLAU-PUNKTEN UND ZWEI MICHELIN-­ STERNEN MIT DEM GAULT&MILLAU-«KOCH DES JAHRES» 2021 STEFAN HEILEMANN, IST DAS HERZSTÜCK DES HOTELS UND VEREINT DIE GESCHICHTE DER STADT, ZEITGEMÄSSES DESIGN UND KULINARIK AUF HÖCHSTEM NIVEAU.

Im Laufe der Geschichte waren die neun mittelalterlichen Stadthäuser das Zuhause von Adeligen und Zunftmeistern, Handwerkern und Kaufleuten. Sie alle haben die Gebäude nicht nur erbaut und bewohnt, sondern auch geschmückt und verändert. Wie aber bewahrt man neun unterschiedliche historische Häuser und verwandelt sie gleichzeitig in ein luxuriöses, modernes Boutique-­ Hotel? Die Schweizer Star-Architektin Tilla Theus hatte die Lösung: Sie verband die Häuser im Inneren mit Durchgängen. Wo früher Mauern ein Haus begrenzten, schuf sie fliessende Übergänge. Chrom, Stahl und Glas ergänzen die alten Steinmauern und Holzbalken. Jedem Haus ordnete sie ausserdem ein besonderes Holz und einen besonderen Stein zu. Zehn Jahre dauerte die Umgestaltung bis zur Eröffnung 1995. Mehr als 1000 Denkmalschützer, Bauarbeiter und Designer halfen mit, die neun Gebäude zu einer Einheit zu verschmelzen. Saniert wurde, um zu bewahren; Neues wurde eingefügt, wenn es technisch nötig war. Nur so blieben Substanz und Kernbauten erhalten – und damit auch die 700-jährige Seele der Häuser. Und was hat der Widder damit zu tun? Ganz einfach: Der Name des Hotels ist der Zunft zum Widder gewidmet, der Gilde der Metzger, die seit 1401 in der Widdergasse ansässig ist. Die insgesamt 35 Zimmer und 14 Suiten sind individuell gestaltet und machen die 700-jährige Geschichte des Hauses mit überraschenden Details und modernen Designklassikern erlebbar. Mit insgesamt vier verschiedenen Gastronomiekonzepten sowie acht Eventräumen ist das Widder Hotel darüber hinaus beliebter Treffpunkt für die Zürcher Szene und Wirtschaft.

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GAULT&MILLAU-«KOCH DES JAHRES» 2021 Stefan Heilemann hat die Leitung des gastronomischen Flagships am Zürcher Rennweg im Mai 2020 übernommen und seither mit seiner unverkennbaren Handschrift geprägt. Dann folgte der Ritterschlag zum Koch des Jahres 2021 von Gault&Millau. Es ist eine exklusive Riege von Spitzenköchen, in die sich der gebürtige Deutsche einreihen durfte. «Heilemann kocht klassisch. Heilemann kann asiatisch, und beides auf höchstem Niveau. Ein kulinarischer Cocktail, der uns begeistert», schrieb Gault&Millau. Es ist die Leidenschaft für sein Handwerk, die Stefan Heilemann antreibt, um die kulinarische Welt immer neu zu interpretieren. Seine virtuosen Kreationen sind durch die wiederkehrende Säure, mal sanft im Hintergrund, mal als Highlight inszeniert, charakteristisch, die jedem Gericht die Unverkennbarkeit verleiht. Dazu kommt ein Team, welches bereits zu Heilemanns Ecco-Zeiten im Giardino by Atlantis gemeinsam für Furore sorgte und seine Passion für Perfektion teilt. Dazu gehört auch Gastgeber und Sommelier Stefano Petta, der es wie kein Zweiter schafft, die Geschmacksnoten Heilemanns mit den besten Weinen glänzen zu lassen. Auch André Siedl trägt einen wichtigen Teil zum Erfolg bei. Als Chef-Patissier zeigt er, dass Desserts so viel mehr als süsse Abschiede sind. MITTELMEERFLAIR IN DER FINANZMETROPOLE Den Sommer in der Stadt verbringen und sich doch wie in den Badeferien am Meer fühlen – im ersten City & Lake Resort der Schweiz ist genau das möglich. Die drei Fünf-Sterne-Häuser Widder Hotel, Storchen Zürich und Hotel Alex in Thalwil bieten ein aussergewöhnliches Freizeiterlebnis zwischen der pulsierenden Altstadt und dem entspannten Leben am See. Mit der City & Lake Guest Card profitieren die Hotelgäste von der Mitgliedschaft für die Dauer ihres Aufenthalts. Inkludiert sind zum Beispiel der Boots-­ Shuttle-Service, Priorisierung bei Restaurantreservierungen, das Stand-up-Paddle des Hotel Alex und sommerliche Amenities. Den Gästen stehen zudem sämtliche Angebote aller Betriebe zur Verfügung. Eingecheckt in einem der Häuser, kann der Gast nahtlos von einer Workout Session im Gym des Widder Hotels und dem Sonnen am Zürichsee-Ufer im Hotel Alex zum Drink in der Rooftop Bar The Nest im Storchen Zürich wechseln. Zwischen dem Hotel Alex in Thalwil und dem Storchen Zürich reisen die Gäste mit dem hauseigenen Boots-Shuttle-Service, das Widder Hotel ist vom Storchen aus über einen malerischen, zweiminütigen Fussweg durch die Zürcher Altstadt erreichbar. Wie es sich für ein Ferienresort gehört, ist auch eine Buchung mit Halbpension möglich. WWW.WIDDERHOTEL.COM WWW.THELIVINGCIRCLE.CH

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FI NANCE

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DER LUXUS VOM

Autor_Michael Welti Bilder_Banque Heritage SA

PERSÖNLICHEN PRIVATBANKIER JEDER DEFINIERT LUXUS UNTERSCHIEDLICH – SCHNELLE AUTOS, IMMOBILIEN MIT FANTASTISCHER AUSSICHT, SCHMUCK ODER ANDERE KÄUFLICHE SCHÖNHEITEN. MANCH EINER VERBRINGT JAHRE DAMIT, DIE EIGENE KUNSTSAMMLUNG AUFZUBAUEN ODER SELTENE UHREN ZU SAMMELN, ABER IMMER HÄUFIGER FRAGT MAN SICH: WANN SOLL ICH DAS GENIESSEN? SEIT JAHREN ZEIGT SICH IMMER MEHR: DER GRÖSSTE LUXUS IST ES, MEHR ZEIT ZU HABEN, SICH DER WAHREN LEIDENSCHAFT ZU WIDMEN, DER FAMILIE, UND DIE VORZÜGE EINES ERARBEITETEN ODER GEERBTEN VERMÖGENS ZU GENIESSEN.

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Michael Welti ist Managing Partner und Head of Private Banking der Banque Heritage SA.

Vermögen werden oft über Generationen aufgebaut und vererbt. Die nächste Generation kommt in den Genuss der Vorzüge zu erben. Doch was erbt man denn wirklich? Ist es nur ein hart erarbeitetes Vermögen? Dies wäre zu kurz gedacht. Es sind die immateriellen Werte, welche jetzt erst zur Geltung kommen. Der Druck, die Tradition weiterzuführen, die Firmen zu managen, Verantwortungen zu übernehmen und Aufgaben wahrzunehmen und die Erfolgsgeschichte der Familie weiterzuführen. Es erstaunt daher nicht, dass von langer Hand geplante Übergaben innerhalb der Familie oft die erfolgversprechendsten Aussichten haben. Man trifft die Familienanwälte, den Immobilienspezialisten und nicht zuletzt den Bankier der Familie. Diese Verbindungen sind unbezahlbar: Man kennt sich seit Jahrzehnten, man kennt die Familienverhältnisse, und nicht selten hat man gemeinsam viel erlebt und sogar zusammen investiert. Der wahre Luxus ist das Erbe dieses Netzwerkes, die Übernahme der hart erarbeiteten Vertrauensverhältnisse, das Kümmern um die finanziellen Angelegenheiten und die kleinen Details, welche ach so zeitaufwendig sind und der wahren Leidenschaft zeitlich im Wege stehen. Der Bankier von heute bildet die Brücke von jahrhundertealter Tradition zum modernen Family Officer, jederzeit erreichbar für den Kunden, an ihrer Seite, wenn beispielsweise geopolitische Verwerfungen die Märkte beunruhigen, Unterstützung bei Veränderungen der Firma bis hin zur Vermögensvermehrung durch kluge Investitionen in Aktienmärkten oder Private-Equity-Anlagen. Hierbei ist ein vertrauter Ansprechpartner gewünscht, der zur Seite steht und für Kunden die grossen und kleinen Finanzentscheidungen abnimmt oder bei deren Umsetzung lokal oder global unterstützt. Die Tradition, welche das Bankgeschäft mitbringt, die komplexen weltwirtschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen neuer Technologien und Kommunikationsmöglichkeiten bieten nicht nur gute Anlagechancen, sondern benötigen Erfahrung und Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der richtigen Projekte. Das Geld soll für einen selbst arbeiten, die Freiheit ermöglichen, eine Firma weiter auszubauen, die langersehnte Weltreise anzutreten, einen Lebenstraum zu verwirklichen, ein Herzensprojekt zu finanzieren oder einfach den wohlverdienten Ruhestand zu geniessen. Privatbankiers in der Schweiz sollten deshalb stets mit dem Selbstverständnis eines Family Office zum Wohle ihrer Kunden dort unterstützen, wo es um die Details geht.

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E FIN ANCE

FINANCE

GUCCI

Blumenmuster prägen weiterhin die neuesten Kollektionen von Gucci und verleihen der Faszination des Hauses für die freie Natur Ausdruck. So wird diese Krawatte aus grauem Seidenjacquard mit Gucci-Biene auf der Rückseite von einem durchgehenden Motiv mit zarten, orangefarbenen Blumen bestimmt.

ERMENEGILDO ZEGNA

«PELLETESSUTA» ist das Resultat des tiefen Bedürfnisses, die Geschichte und DNA von Ermenegildo Zegna auf Lederaccessoires zu übertragen, und geht in der aktuellen Saison eine Liaison mit organischen Elementen, Handwerkskunst und Technologie ein, um eine einzigartige Vision zu erschaffen. Die elegante, praktische Double-Mini-Clutch besteht aus einem Kartenetui in Vikunja und einer schwarzen Clutch aus glattem Kalbsleder.

HUBLOT

C CARAN D’ACHE

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Caran d’Ache zelebriert das «Jahr des Tigers» mit einer neuen, auf 888 Stück limitierten Edition mit Attributen aus Gelbgold. Die exquisiten Schreibgeräte werden als Füllfederhalter oder Roller angeboten und sind herausragende Beispiele für vollendete Gravur in Kombination mit edler chinesischer Lackkunst.

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Eine Premiere für die «Big Bang Integral». Eine neue Kollektion mit dem schlichten Namen «Time Only» besinnt sich mit der Anzeige von Stunden, Minuten, Sekunden und Datum auf die Essenz der Uhrmacherei zurück und kleidet das Kaliber der drei Modelle aus Gelbgold, Titan oder All Black in einen Durchmesser von nur 40 Millimeter.

TR EN DS


GELDANLAGE

Autorin_Swenja Willms

BRILLANTE

PRESTIGE

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Diamanten gelten als Klassiker bei der Anlage und sind langfristig wertstabil. Sollte man nun lieber auf Diamanten oder Farbsteine setzen? Welche Unterschiede gibt es? Der Diamant ist nicht so selten, wie die Menschen glauben, der Rubin beispielsweise ist weitaus seltener. Der Diamant konnte seit 2008 keine Wertsteigerung verzeichnen. Rubine, Smaragde und Saphire dagegen stiegen im Wert. Wenn man nun eine Wertsicherung beziehungsweise Wertsteigerung mit dem Kauf von Edelsteinen erreichen möchte, rate ich demzufolge zum Kauf von Farbsteinen.

DIE CORONA-PANDEMIE HAT ES VORGEZEIGT – WEG VOM KLASSISCHEN PAPIERGELD, HIN ZU ALTERNATIVEN ANLAGEFORMEN. DIE INVESTITION IN SACHWERTE BOOMT: UHREN, OLDTIMER, KUNST ODER EDELSTEINE. FÜR LETZTERE HABEN SICH SEIT 1995 DIE MARKTPREISE VERDREIFACHT. PRESTIGE SPRICHT MIT DR. THOMAS SCHRÖCK, PROMOVIERTER ÖKONOM UND AUSGEBILDETER GEMMOLOGE, ÜBER EIN ANLAGEGESCHÄFT, DAS SEIT TAUSENDEN VON JAHREN BESTEHT.

Welche anderen Faktoren bestimmen den Wert eines Edelsteins, und welche davon sollten am höchsten gewichtet werden? Die zwei Hauptfaktoren eines Farbedelsteins sind zum einen das Gewicht in Karat, also quasi die Grösse, und zum anderen die Farbe. Wenn man einen Rubin kaufen möchte, möchte man ein sattes Rot, keine Grau-, Schwarz- oder Orangetöne beigemischt. Beim Smaragd soll es ein schönes Grün sein. An dritter Stelle kommt die Reinheit eines Steins ins Spiel – dieser soll funkeln und ansprechend aussehen. Und auch die Herkunft spielt eine Rolle bei der Wertbestimmung. Dies gleich in doppelter Hinsicht. Ich gebe Ihnen ein Beispiel dazu: Der teuerste und seltenste Rubin kommt aus Burma, Myanmar, weil dort seit rund tausend Jahren bereits alle schönen Rubine gefunden werden. Das Gleiche gilt für den Smaragd in Kolumbien oder für den Blausaphir in Sri Lanka. Diese Lagerstätten haben sich über viele Jahre hinweg etabliert. In den letzten drei Jahren spielt aber noch ein anderer Faktor eine Rolle bei der Herkunft: der ethische Faktor. Die Nachfrage nach ethisch, sozial und ökologisch sauber abgebauten Edelsteinen nimmt zu. Am Beispiel des Rubins kommt Burma dann nicht mehr in Frage, denn hier kann ich eine konfliktfreie Beschaffung nicht garantieren. In Moçambique jedoch sind die Arbeitsbedingungen weitaus besser.

PRESTIGE: Herr Dr. Schröck, derzeit raten viele Anlageberater ihren Kunden zu Investitionen in Sachwerte. Weshalb? DR. THOMAS SCHRÖCK: Wir befinden uns in einer Wirtschaftssituation, in der wir, zumindest in Europa, eine stark steigende Geldmenge haben von den Zentralbanken aus, dazu kommen eine steigende Inflationserwartung und die Gold- und Geldaufbewahrungsgebühr oder Negativzinsen. All dies hat zu einer steigenden Nachfrage nach alternativen Investitionsmöglichkeiten geführt. Die Investition in Edelsteine ist eine Nische, also eine Möglichkeit, sein Anlageportfolio zu differenzieren. Meist, nachdem bereits in Immobilien und Gold investiert wurde. Einige Menschen investieren dann in die Kunst, in wertvolle Oldtimer, Uhren oder eben Edelsteine.

Viele Lagerstätten bestehen seit hunderten von Jahren. Welchen Einfluss hat der Fund von neuen Lagerstätten auf die Preisstabilität? Der berühmteste Lagerstättenfund, der die Welt sehr stark beeinflusst hat im Edelsteinhandel, war im Jahr 2008. Bis dahin sind fast alle Rubine der Erde ausschliesslich aus Burma, Vietnam, Kambodscha oder Thailand gekommen. 2008 wurde dann in Moçambique ein grosses Rubinvorkommen entdeckt. Üblicherweise, also volkswirtschaftlich gesehen, würde der Preis bei einem grossen neuen Vorkommen an neuen Produkten oder eben Steinen sinken. Jedoch ist damals das Gegenteil passiert. Der Markt hat sich aufgeteilt in einen Markt für Steine aus Burma und einen für sonstige Fundorte. Alte Minen werden demzufolge immer höher bewertet als neue. Denn oftmals kommen neue Minen auf den Markt und sind wenige Jahre später aber bereits wieder vollkommen abgebaut, sodass diese keinen Einfluss auf die Preisstabilität des Weltmarkts aufbringen konnten.

Welche Vorteile bietet eine Anlage in Edelsteine? Zum einen sind Edelsteine das älteste Anlageprodukt der Erde – gemäss Literatur sind Edelsteine 5000 Jahre alt, Gold nur 4000. Edelsteine sind klein und dadurch sehr transportabel. Ausserdem gibt es nichts, das eine derart hohe Wertkonzentration besitzt. Daneben sind Edelsteine bis heute nirgends registriert, es gibt also kein zentrales Register. Edelsteine können, wenn man möchte, als Schmuck getragen werden, wodurch sie zu einem persönlichen Gegenstand werden. 80 Prozent der Anleger bewahren die Edelsteine aber im Tresor auf. Verändert sich der Wert eines Edelsteins, wenn dieser als Schmuck verarbeitet wird? Nein, gar nicht. Der Goldschmied oder die Goldschmiede sollte nur bei der Fassung vorsichtig arbeiten, da einige Edelsteine wie der Smaragd etwas spröder sein können. Aber da man den Stein jederzeit wieder ausfassen kann, verändert sich der Wert dadurch nicht.

Wir haben über Gewicht, Farbe, Reinheit und Herkunft gesprochen. Welchen Einfluss hat der Schliff auf den Wert eines Edelsteins? Der Schliff ist beim Farbstein nicht ganz so wichtig wie bei einem Diamanten, auch weil manche Länder wie Sri Lanka und Burma vorschreiben, dass der Edelstein bereits im jeweiligen Land geschliffen werden muss. Dadurch entsteht der sogenannte

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«native cut». Man muss gestehen, dass die Schleiffähigkeiten in diesen Ländern teilweise nicht so hoch ausgeprägt sind und die Steine meist mit dem Ziel auf möglichst viel Gewicht geschliffen werden, selbst wenn die Reflexionsbedingungen nicht optimal sind. Nun ist es so, dass ein Edelstein auch im Nachhinein noch von einem Juwelier geschliffen werden kann. Verändert dies den Wert eines Steins? Das kommt drauf an. Sind Sie im Besitz eines historischen Steins, der beispielsweise vor 500 Jahren gefunden wurde und früher einem Adeligen oder Herrscher gehörte, dann würden Sie diesen Stein trotz eines schlechten Schliffs nicht verändern. Wenn man aber einen alten, nicht bekannten Edelstein vorliegen hat mit einem schlechten Schliff, kann man sich überlegen, diesen neu schleifen zu lassen. Oftmals geht dabei aber viel vom eigentlichen Gewicht des Steins verloren, sodass sich der Wert markant verringert. Dies muss aber von Stein zu Stein individuell bewertet werden. Ein perfekter kleinerer Stein wird möglicherweise teurer sein als ein grosser nicht perfekter. Denn wenn ein Edelstein nicht als Investment, sondern eben als Schmuckstück verkauft wird, spielen diese Qualitätsmerkmale wie das Funkeln und die satte Farbe eine grosse Rolle. In Südostasien hat die Kundschaft aber ganz andere Ansprüche. Hier ist die Grösse des Steins das wichtigste Merkmal, da dies im Land als Statussymbol gesehen wird. Auch wenn der Stein eher stumpf und spröde ist. Worin liegt nun der Unterschied zwischen einem geschliffenen und einem unbehandelten Stein? Unbehandelt bedeutet geschliffen, aber nicht in den Eigenschaften des Steines bezüglich der Farbqualität behandelt. Klassische Behandlungen wären das Erhitzen oder die radioaktive

«EIN KAUF VON EDELSTEINEN EIGNET SICH ZUR BEIMISCHUNG DES PORTFOLIOS VON 10 BIS 15 PROZENT DES BESTEHENDEN LIQUIDEN VERMÖGENS.» Dr. Thomas Schröck

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Bestrahlung eines Steins. Die dritte Behandlung ist die Bleiglasfüllung – dies kann so weit gehen, dass ein Edelstein zu 40 Prozent aus Stein besteht und zu 60 Prozent aus Glas. Die letzte Behandlung kann allerdings für Europa ausgeschlossen werden, diese wird meistens nur noch in Südostasien praktiziert. Unbehandelte Edelsteine sind demzufolge sehr viel seltener und teurer. Rubine, Smaragde und Saphire gelten als die wertvollsten Edelsteine. Gibt es andere Arten, die vielleicht weniger bekannt sind, aber deren Wert über die letzten Jahre markant gestiegen ist? Gross, selten und teuer ist der Alexandrit, der seit 1830 bekannt ist. Günstiger, aber stark an Wert gewonnen haben Turmaline in seltenen Farben, der Tansanit aus Tansania oder der Tsavorit, auch bekannt als grüner Granat. Auch der Spinell, ein uralter Stein, hat in den letzten Jahren stark an Wert zugelegt. Ich empfehle aber trotzdem in erster Linie eine Investition in Rubine, Smaragde oder Saphire, da diese Steine langfristig wertstabil sind.

Der zweite Tipp: Hände weg von allen Urlaubskäufen und Schnäppchen am Strand. Der Edelsteinmarkt heute ist ein sehr integrierter Markt, das heisst, es existieren keine grossen Preisdifferenzen mehr. Wenn ein Mineur in Pakistan einen schönen Turmalin findet, habe ich zehn Minuten später eine Meldung davon auf meinem Handy. Diese Händler verkaufen nicht mehr lokal. Damit wären wir bereits am letzten Punkt: Man sollte sich mit dem Händler auseinandersetzen. Wie lang existiert dieser schon? Bieter der Händler auch an, den Stein wieder zurückzukaufen oder zu vermitteln? Der Abnehmerkreis beim Verkauf eines Edelsteins ist aber relativ überschaubar. Dieser kann ja eigentlich nur wieder an Edelsteinhändler zurückgehen. Sehen Sie dies nicht als Risiko? Überhaupt nicht. Generell sind nämlich Auktionshäuser der grösste Abnehmermarkt für Edelsteine. Viele Edelsteinhändler bieten den Kunden auch an, diesem zumindest wieder ein Angebot zum Ankauf zu unterbreiten, wenn ein Verkauf gewünscht ist. Daneben gibt es auch Juweliere, die an hochwertigen Edelsteinen interessiert sind, um diese in Schmuck zu verarbeiten.

Auf den falschen Stein sollte man also möglichst nicht setzen. Gibt es andere Risiken beim Kauf von Edelsteinen? Niemals sollte ein Edelstein ohne Zertifizierung gekauft werden. Für Farbedelsteine hat sich die Schweiz bei der Zertifizierung ein Monopol herausgearbeitet. An erster Stelle ist hierbei die «SSEF» (Schweizer Stiftung Edelstein Forschung) in Basel zu nennen, die Gottheit im Bereich der Gemmologie. Wenn von dieser Stiftung die Herkunft eines Steins bestimmt wird, ist diese nicht mehr anfechtbar. Das zweite nennenswerte Institut ist das «Gübelin Gem Lab» in Luzern. Ebenfalls in Luzern ist letztendlich noch «Gem Research Swiss Lab».

Die Preisspanne bei Edelsteinen ist sehr gross. Lohnt sich ein Edelsteinkauf sowohl für Vermögende als auch für Einsteiger bei Anlagefragen? Ein Kauf von Edelsteinen eignet sich zur Beimischung des Portfolios von 10 bis 15 Prozent des bestehenden liquiden Vermögens. Ich empfehle ein Edelsteininvestment, das diversifiziert ist und aus zwei bis drei Steinen besteht, von rund 10’000 Franken – pro Stein rechnen wir hierbei bis circa 3000 Franken. Ein Sparer, der ansonsten kein Anlagevermögen hat, dem würde ich nicht zum Kauf von Edelsteinen raten, sondern eher zu Silbermünzen oder Goldbarren. Welche Preisentwicklung konnte in den letzten Jahren bei den Edelsteinen beobachtet werden? Gab es auch Schwankungen während der Corona-Pandemie? Im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie sind je nach Edelsteinart die Preise zwischen 20 und 60 Prozent gestiegen. Er herrschte eine immense Nachfrage. Schon im November 2019 konnten wir eine hohe Nachfrage aus China verzeichnen. Damals wussten wir natürlich die Gründe dafür noch nicht. Dies hat sich über die letzten Jahre dann weiterentwickelt über Europa, Südostasien, Indonesien. Die Leute wollen vom klassischen Papiergeld weg. Eine Schutzmassnahme, die besonders in Krisenzeiten sichtbar wird. Welche Prognosen sagen Sie für die kommenden Jahre voraus? Die letzten Monate haben in China gezeigt, dass auch bei anspringender Konjunktur von Investoren weiter gekauft wurde. Daher gehe ich insgesamt weiterhin von steigender Nachfrage und steigenden Preisen aus.

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PRESTIGE Autor_Artur K. Vogel Bilder_Hard Rock Hotel Davos

FERIEN UND GELDVERDIENEN KOMBINIERT Ein elegantes Ferien-­ Appartement kaufen, dort ein paar Wochen im Jahr residieren und ansonsten Geld damit verdienen: Dies kann man sich mit den Residenzen im Hard Rock Hotel im beliebten Wintersportort Davos ermöglichen.

Die Nachfrage nach Ferienresidenzen hat in Davos wie in anderen Tourismusorten mit der Corona-Pandemie noch zugelegt. Das kommt dem Hard Rock Hotel entgegen, welches unter seinem Dach Residenzen nach dem Prinzip von «Buy to use and let» anbietet. General Manager Florian K. Walther erklärt, wie das funktioniert: «Man kauft das Apartment wie eine normale Eigentumswohnung. Es gibt sogar eine Stockwerkeigentümerversammlung.» Der Eigentümer einer Residenz im Hard Rock Hotel kann diese maximal acht Wochen pro Jahr selbst nutzen, davon drei während der Hauptsaison. Während der Zeit, in der das Apartment nicht vom Eigentümer bewohnt wird, vermietet es das Hotel jedoch als Suite an andere Gäste. Dabei profitiert der Eigentümer von der Erfahrung des Hotelpersonals im Marketing und der Preisgestaltung. Mieter und Eigentümer können die gesamte Infrastruktur des Hotels nutzen – Restaurant, Bar, Spa und so weiter. Auch Reinigung und Unterhalt sind inbegriffen. Individuell möblieren kann man die Wohnung hingegen nicht, sie soll den hohen Standards des Vier-Sterne-Superior-Hauses entsprechen. Abgerechnet wird individuell und die Einnahmen werden zwischen Hotel und Eigentümer geteilt. Der Gewinn aus ihrer Residenz wird Eigentümern einmal im Jahr ausgeschüttet. Kosten und Umtriebe für Renovationen müssen nicht vom Eigentümer übernommen werden, stattdessen zahlt man regelmässig in einen gemeinsamen Renovationsfonds ein, und das Hotel kümmert sich um alles Weitere. 15 Hard-Rock-Residenzen werden gegenwärtig angeboten; acht von ihnen seien schon verkauft, sagt Florian Walther – die meisten an Privatleute, einige an Investoren. Für weitere Wohnungen

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bestünden Optionen. Im Angebot sind 2.5-Zimmer-Wohnungen mit etwa 60 Quadratmetern, 3.5-Zimmer-Wohnungen mit rund 90 Quadratmetern und solche mit 4.5-Zimmern um die 110 Quadratmetern. Die Quadratmeterpreise belaufen sich auf rund 15’000 Franken (etwa 14’500 Euro). RENDITE VARIIERT JE NACH AUSLASTUNG Und wie sieht der Return on Investment (ROI) aus? Natürlich gibt man keine konkreten Rendite-Versprechen ab. Die voraussichtlichen Mieteinnahmen verteilen sich über das Jahr, je nach Auslastung des Hotels, wobei die Erträge in der Wintersaison und im Hochsommer höher sind als im Frühling und Herbst. Die Rendite hängt auch von der Art der Wohnung, dem Preis und der Höhe der Hypothek ab, die ein Käufer für den Wohnungserwerb aufgenommen hat. Florian Walther geht aber von einem ROI von 1.5 bis drei Prozent pro Jahr aus. Diese Prognose beruhe auf konkreten Erfahrungswerten, betont er. Andere Hotels in Schweizer Ferienregionen, welche Apartments nach der Formel «Buy to use and let» anbieten, nennen ähnliche Zahlen. Natürlich hat Corona auch die Destination Davos durcheinandergewirbelt. So wurde die Jahrestagung des World Economic Forum (WEF), die jeweils im Januar stattfindet, 2021 abgesagt und 2022 auf den Mai verschoben. Wichtige Gästesegmente seien weggebrochen, sagt Florian Walther. Trotzdem bleibt er optimistisch: Das Hard Rock Hotel Davos sei «eines der am besten performenden Häuser in Graubünden». Die Wintersaison 2020 / 21 sei erfreulich verlaufen, auch 2021 / 22 habe sich gut entwickelt. In den Residenzen selbst verzeichne man sogar einen Zuwachs, «da generell die Nachfrage nach Apartments gestiegen ist». Deshalb sollen 2023 voraussichtlich 16 weitere Residenzen hinzukommen. WWW.RESIDENCESATHRHDAVOS.COM

Das Hard Rock Hotel Davos, eröffnet 2017, ist das erste der Gruppe in Kontinentaleuropa und besticht durch seine besondere Atmosphäre mit einem permanenten Musik-Konzept, sein Spa und die Rooftop-­B ar mit 360-Grad-Rundumsicht auf Stadt und Berge. Das erste Hard Rock Café überhaupt wurde vor gut 50 Jahren von zwei amerikanischen Hippies in London gegründet. Heute gehört die Gruppe Hard Rock International, die Hotels, Restaurants und Casinos in 74 Ländern betreibt, dem indigenen amerikanischen Volk der Seminolen, das vor allem in Florida lebt. Davos mit seinen attraktiven Skigebieten mitten in den Bergen Graubündens und grosszügiger Sonneneinstrahlung ist seit Langem ein beliebter Urlaubsort. Heute dominieren Hotels, Ferienwohnungen und die Eishockey-Arena das Ortsbild, doch früher gab es hier eine Reihe von Höhenkliniken für Lungenpatienten. Thomas Mann hat diesen mit seinem Roman «Der Zauberberg» ein Denkmal gesetzt. Als Kongressstadt zählt Davos laut eigenen Aussagen zu den Leadern im globalen Kongressmarkt und verfügt über eine lange Kongresstradition und eine entsprechende Infrastruktur. Bekannt ist der Ort mit gut 10’000 permanenten Einwohnern als Austragungsort der Jahrestagung des World Economic Forum (WEF), das dieses Jahr im Mai stattfinden soll.

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Das Gala-Komitee von St. Moritz (von links nach rechts): Daniela Spuhler-Hoffmann, Marc Hürlimann, Corina Küchel, Marianne Walde, Richard Dillier, Bettina Friedli-Munz.

Barbara Schmid-Federer, Vizepräsidentin des Schweizerischen Roten Kreuzes, begrüsst die Gäste in St. Moritz.

Felicitas Ledergerber, Junior-Programmverantwortliche des Schweizerischen Roten Kreuzes, berichtet Moderatorin Christa Rigozzi von ihren Erfahrungen in Bangladesch.

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FÜR FAMILIEN IN NOT Autorin_Swenja Willms Bilder_Schweizerisches Rotes Kreuz

DAS ROTE KREUZ ENGAGIERT SICH WELTWEIT FÜR DEN SCHUTZ VON FAMILIEN UND DIE NACHHALTIGE VERBESSERUNG IHRER LEBENSSITUATION. ANFANG DES JAHRES KONNTE DANK DER ROTKREUZ-­ GALA IN ST. MORITZ INSGESAMT EINE MILLION FRANKEN GESAMMELT WERDEN, UM PROJEKTE IN BANGLADESCH UND DEM SUDAN ZU UNTERSTÜTZEN.

«Familien sollten ein Ort sein, der Geborgenheit und Schutz gibt. Deshalb sind sie ein Schwerpunkt unserer Arbeit.» Barbara Schmid-Federer, Vizepräsidentin des SRK, weiss um die Bedeutung familiären Zusammenhalts. An der Eröffnung des Gala-­Abends am 12. Februar in St. Moritz traf sich das «Who is Who» der Schweizer Kulturlandschaft. Am von Christa Rigozzi moderierten Anlass im Hotel Kulm standen Familien in Not im Vordergrund. Das SRK führt seit vielen Jahren regelmässig Charity-Anlässe durch, um für die Situation verletzlicher Menschen zu sensibilisieren und Spenden zu sammeln. Barbara Schmid-Federer betonte: «Das SRK ermöglicht Familien weltweit Zugang zu einer qualitativ guten Gesundheitsversorgung und schützt sie vor den Auswirkungen von Katastrophen. In klimatisch benachteiligten Gebieten wie Bangladesch oder dem Sudan ist dieses Engagement besonders wichtig.» Dank der Grosszügigkeit der rund 200 Gäste der Rotkreuz-­ Gala in St. Moritz und der beiden Sponsoren «Medica» und «Walde Immobilien» wurde insgesamt eine Million Schweizer Franken gesammelt – damit kann das SRK Projekte in diesen Regionen finanzieren. In seinen Projekten schafft das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) Rahmenbedingungen, damit Familien gesund und stark bleiben. So ermöglicht das Rote Kreuz beispielsweise den Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung oder zu sauberem Wasser. Im Sudan verwandelt das SRK 30 Primarschulen in sogenannte «Blaue Schulen». Die Schulen erhalten Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen, die Schüler lernen Hygiene-­Massnahmen kennen. In Bangladesch ist die Vorsorge auf Naturkatastrophen ein wichtiges Thema. Da gewisse Gebiete häufig überschwemmt werden, ist es wichtig, dass Familien beispielsweise durch Frühwarnsysteme auf solche Ereignisse vorbereitet sind. Dank der Auktion an der Rotkreuz-Gala in St. Moritz kann das Schweizerische Rote Kreuz weitere solcher Frühwarnsysteme finanzieren und damit Menschen in gefährdeten Gebieten direkt unterstützen.

«DAS ROTE KREUZ SETZT SICH FÜR STARKE UND GESUNDE » FAMILIEN EIN. Barbara Schmid-Federer, Vize-Präsidentin

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Schweizerisches Rotes Kreuz


VOR

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FASHION MEETS ART FONDATION LOUIS VUITTON, GUCCI & CO

Die Mode ist schnelllebig, doch die Kunst soll ewig gelten. Kein Wunder, dass sich Modeschöpfer und Designerinnen so liebend gerne mit der Kunstwelt verbinden. Für viele Modehäuser gilt die zeitgenössische Kunst als Rückzugsraum, Inspiration und Spielwiese für eigene Entwürfe. Eine Reise an Orte, die die Symbiose von Kunst und Mode heute am

SCHAU

schönsten inszenieren.

DIE GEHEIMNISSE DER WÄLDER VON JORAT MADAME PIC

Anne-Sophie Pic gehört nicht nur bereits zur dritten Generation ihrer Familie, die vom Guide Michelin hintereinander mit der Höchstnote ausgezeichnet wurde, die bekannteste Küchenchefin der Grande Nation war 2007 auch die erste Frau überhaupt in Frankreich seit mehr als 50 Jahren, über deren Restaurant drei der begehrten Sterne aufgingen, die sie seitdem Jahr für Jahr verteidigt hat.

DIE ZUKUNFT FÄHRT ELEKTRISCH POLESTAR-CEO SASCHA HEINIGER IM INTERVIEW

Der Inbegriff elektrischer Performance, gemischt mit moderner Technologie und Design – das ist Polestar. Seit 2020 steht Sascha Heiniger an der Spitze des Unternehmens. Wir sprechen mit dem CEO über den Erfolg der innovativen Elektroautos.

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