PRESTIGE Switzerland Volume 62 Auszug

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SPRING 2022

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www.editorial.ag | CHF 10.–

VOLUME 62



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erscheint vierteljährlich OWNER Editorial Media Group AG Ceres Tower Hohenrainstrasse 24 CH-4133 Pratteln Telefon +41 61 551 39 40 Telefax +41 61 551 39 49 info@editorial.ag www.editorial.ag MANAGING DIRECTOR PETER LEVETZOW PUBLISHING DIRECTOR HASAN DURSUN HEAD OF PRESTIGE BORIS JAEGGI EDITOR-IN-CHIEF SWENJA WILLMS s.willms@editorial.ag HEAD OF TRAVEL URS HUEBSCHER

IM PRES SUM

HEAD OF PRODUCTION & ART DIRECTION MELANIE MORET m.moret@editorial.ag PRODUCT PUBLIC RELATION SWENJA WILLMS s.willms@editorial.ag

EDITORS KONSTANTIN ARNOLD GISBERT L. BRUNNER LONE K. HALVORSEN THOMAS HAUER SIMONE HOFFMANN NATHALIE HÖRNING BEAT KRENGER NINA MERLI CORINA RAINER BEATRICE SCHÖNHAUS SPIRIG HELENA UGRENOVIC ARTUR K. VOGEL CÉCILE VON FÜRSTENBERG MAURA WASESCHA MICHAEL WELTI CORRECTOR ANDREAS PROBST COVER Les Insectes Collection — Thierry Mugler Haute Couture Spring / Summer 1997 Eine Kollaboration mit Abel Villarreal © Patrice Stable PHOTOGRAPHS Dior, Dior Maison, Miu Miu, Versace, Veja x Marni, Gio Schiano, Chanel, Kayla Rumpp, Image database, Leica, Harry Winston, Bvlgari, Pasquale Bruni, Bucherer, Porsche, Aston Martin, Lamborghini, Zimmermann, Roger Vivier, Prada, Fendace, Valentino,Valmont, Gucci, Sanbera, Rivoli, Koket, Iittala, Victorinox, Hermès, Devon&Devon, Minotti, Kartell, B&B, Hublot, Dolce&Gabbana, Masseto, Caron d’Ache, Ermenegildo Zegna ADMIN, COORDINATION & SUBSCRIPTIONS SERPIL TÜRKMEN s.tuerkmen@editorial.ag PRICE  Issue CHF 10.–/€ 9.50 Year ­C HF 39.–/€ 35.– IT SUPPORT ITADMIN@EDITORIAL.AG is a registered trademark. (IGE 596.147) ISSN 1662-1255 A PRODUCT OF PRESTIGE MEDIA GROUP SA

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PRESTIGE

ART &

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CULTURE 50

22 DER MIT DEM LICHT TANZT Gian Paolo Barbieri 30 AGENTS PROVOCATEURS Ikonen unserer Zeit 40 EDITOR’S CHOICE Von aussergewöhnlichen Künstlern lesen 42 ITALIENISCHER FRÜHLING Frischer Wind für Gegenwartskunst

30

TRA VEL

50 BLUE ZONES Healthy Hotspots 56 HIGH-END-URLAUB OHNE REGELN The Nautilus Maldives 62 NATUR PUR Das höchstgelegene Spa Europas 66 PIONIERGEIST ALS TRADITION Kulm Hotel St. Moritz 70 EIN MAGISCHES ERLEBNIS Sri Lanka

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PRESTIGE

WAT CHES & 72

72 SURFEN AUF DER ERFOLGSWELLE Audemars Piguet im Markenporträt 80 FEINSTE HANDWERKSKUNST Kobler Goldschmied & Uhrmacher 84 SCHMUCK FÜR JEDEN ANLASS Geschenkideen von BAUNAT 86 PREZIOSEN MIT FERIENFEELING Chantecler 88 MIT LIEBE ZUR MECHANIK Marc Hayek im Interview

& JEWEL­L ERY

102

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MOTION

94 BACK ON TRACK Im Venice-Simplon-Orient-Express 102 LA DOLCE VITA IN HOLLYWOOD Alfa Romeo Spider 108 IKONISCHER AUFSTIEG Der neue Mercedes AMG SL

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PRESTIGE

FASH ION

122

122 EDITORIAL Vorhang auf ! 134 A GOLDEN GIRL Maria Grazia Chiuri 140 TANZ DURCH DAS MITTELMEER Die neue Kollektion von Emporio Sirenuse 142 THAT’S AMORE Chiara Ferragni 150 DIE IKONE VON MORGEN Die Handtaschen von BOYY

154 ZU BESUCH BEI IRENE FORTE Ein Interview

BEAUTY& WELLBEING 166

LIV ING

158 EINE OLFAKTORISCHE REISE Bvlgari Allegra 160 INNERE STÄRKE Ein Besuch im PGA Catalunya 162 EIN MANN, EIN TRAUM Die Geschichte von Paul Niehans 166 BUON ODORE Duftneuheiten 168 DAS EXKLUSIVSTE BEHANDLUNGSZENTRUM The Kusnacht Practice

172 MADE IN ITALY Die Geschichte des italienischen Designs 180 MIT POESIE UND TECHNIK Renzo Piano 186 EIN SYMBOL DES WANDELS Die Trendfarbe 2022 188 AUS ITALIENISCHEM ADEL Ginori 1735

172 16

192 KOLUMNE Maura Wasescha 194 DIE NATÜRLICHE ART ZU SCHLAFEN Vispring



PRESTIGE

CULI NA RIUM

210

196 VON NORD NACH SÜD Ein Food-Trip durch Italien 204 PIZZA NAPOLI Die besten Pizzerien der Stadt 210 DER GESCHMACK DER STERNE Champagner-Erlebniszentrum in Aÿ 216 KULINARIK AUF HÖCHSTEM NIVEAU Widder Hotel Zürich

196

FINAN TRENDS CE 41 65 87 120 139 148 171 193 203 223

ART & CULTURE TRAVEL JEWELLERY MOTION FASHION WOMEN FASHION MEN BEAUTY LIVING CULINARIUM FINANCE

220 VERMÖGEN RICHTIG VERWALTEN Der Luxus vom persönlichen Privatbankier 224 BRILLANTE GELDANLAGE Edelsteine als Sachinvestments 228 FERIEN UND GELDVERDIENEN KOMBINIERT Hard Rock Hotel Davos 230 FÜR FAMILIEN IN NOT Das Schweizerische Rote Kreuz

8 IMPRESSUM 21 EDITORIAL 232 VORSCHAU

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GENERATION Werte bewahren, Wohlstand sichern.

GENF • BASEL • SITTEN • ZÜRICH WWW.HERITAGE.CH


hold time in your hands

durCh 90 Jahre sChWeiZer ZellularWissensChaFt, die in einer VerJÜnGenden siGnatur ihren hÖhePunKt Findet, ersChaFFt la Prairie iKonen der hautPFleGe, WelChe naCh Zeitloser sChÖnheit streBen.


EIGENWILLIG UND VISIONÄR

Es mangelte ihm nicht an Mut zum Anders-Sein. Thierry Mugler, der ewige Rebell der Modebranche, der stets den Überraschungseffekt gesucht und die grosse Geste geliebt hatte, verabschiedete sich am Sonntagabend des 23. Januars mit einem finalen Knall. Für immer. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlug die Nachricht von seinem Tod ein. Mit seinen 73 Jahren hinterlässt der Visionär seiner Zeit ein Archiv an bunten Modeschöpfungen und lebhaften Erinnerungen, die seiner Liebe zur Mode und des Lebens gleichermassen Tribut zollen. Mit seiner extravaganten Couture-Kreation «Les Insectes» aus Autoreifen schockierte er 1997 das Pariser Publikum und ziert nun auch das Cover unserer diesjährigen Frühlingsausgabe. Thierry Mugler zeigt es vor: Wer es wagt, radikal seine Träume zu realisieren, wird belohnt. Denn auch Gian Paolo Barbieri, der Urvater der modernen Werbekampagnen, gelang über Umwege zu seiner Berufung: Wäre es nach seinem Vater gegangen, wäre auch der Sohn ins traditionelle Familienunternehmen eingestiegen. Doch es scheitert an Gian Paolos Herz: Inspiriert von der Film-noir-Dramaturgie sowie dem italienischen Filmregisseur Federico Fellini, entdeckt er während seines Einstiegs in die Schauspielerei seine wahre Berufung. Die Fotografie. Mittlerweile zählt Gian Paolo Barbieri zu den besten Modefotografen unserer Zeit, geboren in einem Land, das zu einer weltweiten Qualitätsmarke heranwuchs: Italien. Experimentelle Modernität und zeitlose Eleganz formen das Land mit dem Stiefel. Luxus ist hier zu Hause. Gemeinsam zelebrieren wir mit unserer Frühlingsausgabe «La dolce vita» – Kunst, kulturelle Errungenschaften, kulinarische Spezialitäten und modische Gütesiegel finden Platz im vorliegenden Heft. So lädt unter anderem eines der bedeutendsten Marionettenensembles der Welt, «Carlo Colla & Figli», dazu ein, eine ganz besondere Vorstellung zu erleben: die Verschmelzung italienischer Laufstegmode mit traditionellem Marionettenspiel in einer theatralischen Skulpturwerkstatt inmitten Mailands, eingefangen von der begnadeten Fotografin Lucia Giacani. Vorhang auf !

EDI TO RIAL

Swenja Willms Editor in Chief

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ART ART && CULCULTURE TURE

PRESTIGE

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ART & CULTURE

Dalma für Gianfranco Ferré, Mailand 1979

DER MIT DEM

LICHT TANZT 23


PRESTIGE

GIAN PAOLO

Autorin_Helena Ugrenovic Bilder_ Gian Paolo Barbieri Courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri

BARBIERI

Gian Paolo Barbieri, Mailand 1995

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INSPIRIERT VON DER FILM-NOIRDRAMATURGIE SOWIE DEM ITALIENISCHEN FILMREGISSEUR FEDERICO FELLINI, ENTDECKT ER WÄHREND SEINES EINSTIEGS IN DIE SCHAUSPIELEREI SEINE WAHRE BERUFUNG. DIE FOTOGRAFIE. DURCH DEN ITALIENISCHEN NEOREALISMUS BEGREIFT ER, DASS SICH MIT NUR WENIGEN MITTELN MEISTERWERKE ERSCHAFFEN LASSEN, UND SO FÜHRT DER AUTODIDAKT, DER KEINE FOTOSCHULE BESUCHT HAT, IN SEINEM KELLER UNZÄHLIGE EXPERIMENTE MIT GLÜHBIRNEN DURCH, DIE ER IN DAS ROHR EINES OFENS STECKT. GIAN PAOLO BARBIERI. 2018, IM ALTER VON 80 JAHREN, WIRD ER MIT DEM LUCIE AWARD ZUM BESTEN INTERNATIONALEN FASHIONFOTOGRAFEN HONORIERT.


ART & CULTURE

Er ist der Urvater der modernen Werbekampagnen, wie wir sie heute kennen. Nach der Eröffnung seines eigenen Studios in Mailand im Jahr 1964 beginnt er einige Jahre später eine enge Zusammenarbeit mit Modedesignern. Seine kreative Beziehung zu Walter Albini führt zu einer Aufwertung der Stylisten, denn zu dieser Zeit ist die Rolle des Moderedakteurs noch nicht so entwickelt und schwirrt keine Entourage verschiedenster Assistenten sowie Profis über das Set eines Shootings und frisiert, toupiert, lackiert oder schminkt. Barbieri muss nicht nur die besten Kulissen für seine Fotos finden, sondern ist auch für die Frisuren sowie das Make-up verantwortlich und entwirft Schmuck, was zu individuellen Lösungen führt, bei denen Ohrringe aus mit Perlmuttfarbe bemalten Tischtennisbällen entstehen. 1962 arbeitet Barbieri für das Magazin «Novità», das kurze Zeit später in «Vogue Italia» umgetauft wird. Als er 1965 das allererste Cover fotografiert, ist das sein Durchbruch. Die Qualität seiner Bilder und der moderne Stil, den man zuvor so nicht kannte, hauen die Editoren buchstäblich vom Hocker.

Jill Kennington für Missoni, Port Sudan 1974

EIN ANDERER WEG Gian Paolo Barbieri wird 1938 in der Via Mazzini, nur wenige Gehminuten vom Dom entfernt, in Mailand geboren. Seine Familie vertreibt Stoffe en gros, sein Vater besitzt noch dazu ein Kaufhaus, und ginge es nach seinem Wunsch, soll auch sein Sohn ins traditionelle Familienunternehmen einsteigen. Doch es scheitert an Gian Paolos Herz, da dieses für die Schauspielerei schlägt und er eine Karriere beim Film anstrebt. Als ihn sein Bruder als Kind ins Kino mitnimmt, ist es für ihn wie ein Besuch im Weihnachtszauberland. Er ist fasziniert von den italienischen Neorealisten Visconti, Rossellini, Pasolini, und der Film «Citizen Kane» von Orson Welles, mit seinem ausdrucksstarken Stil des Noir-Genres, wird ihn stark beeinflussen und seinen Arbeiten den unverwechselbaren Stempel verleihen. Die aufstrebenden Schauspiel-Diven Ava Gardner, Rita Hayworth und Lana Turner sind in seinen Augen in diesem eindrucksvollen Schwarz-Weiss legendäre Stars der Verführung. Mit 16 Jahren tritt er in ein Amateurtheater ein und

gründet mit seinen Freunden die Theatergruppe «The Trio». Die Freunde stellen Theaterstücke, historische Situationen sowie Romane nach, fotografieren alle ihre Treffen und haben dabei viel Spass, doch Barbieri dürstet nach mehr. Ihn zieht es in die italienische Hauptstadt Rom, nach «La Dolce Vita», zu Fellini und in die Filmstudios von Cinecittà. DIE BERUFUNG Als er die erste Statistenrolle erhält, zieht Barbieri nach Rom und fotografiert die Mitarbeiter und Statisten der Cinecittà, um seine Unterkunft in der Ewigen Stadt bezahlen zu können. Die Pensionsbesitzerin erlaubt ihm, nachts das Bad zu benutzen, sodass er seine Bilder entwickeln und trocknen lassen kann, um sie am Morgen abzugeben. Sein Debüt als Schauspieler feiert er mit dem Film «Purple Noon» mit Marie Laforêt und Alain Delon in den Hauptrollen und hat später noch weitere Auftritte in «The Angel Wore Red» mit Ava Gardner und «It Started in Naples» mit Sophia Loren. Als sein Vater eines Tages seine Aufnahmen sieht, ist er von den Bildern begeistert und attestiert seinem Sohn ein unfassbares Feingefühl und dass er seiner Meinung nach für die Modewelt gemacht sei. Barbieri ist ob diesem Kompliment verblüfft und sagt in einem Interview: «Ich hatte keine Ahnung von Mode. Der Begriff Fashion existierte in Italien bis dahin nicht, und Magazine

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PRESTIGE

kauften ihre Fotografien fixfertig in Frankreich.» Barbieri hat ein untrügliches Auge und Händchen, um sein «Objekt» mit der Kamera im schönsten Moment einzufangen und seinen Fotografien seine persönliche Handschrift zu verpassen. Mit einzigartigen Lichtverhältnissen lässt er wunderschöne Schauspielerinnen noch bezaubernder aussehen. Als er nach Mailand zurückkehrt, erhält er eines Tages einen Brief, der sein Schicksal definitiv besiegelt. Es ist ein Brief von Tom Kublin, dem damaligen Fotografen für «Harper’s Bazaar», der für Designer wie Givenchy, Yves Saint Laurent und Balenciaga arbeitet und Barbieri am nächsten Tag um elf Uhr morgens in Paris erwartet. Gian Paolo Barbieri soll eine Lehre bei ihm absolvieren. STUDIO BARBIERI Barbieri reist nach Paris zu Kublin und sagt später in einem Interview: «Es waren die härtesten 20 Tage meines Lebens! Aber ich habe alles über Fotografie und Mode gelernt, was ich wissen musste.» Kublin ist ein kritischer und pingeliger Lehrer, der von seinen Assistenten das Maximum an Perfektion verlangt. Ruiniert einer der Assistenten eine Kulisse durch Falten oder den kleinsten Fleck, müssen sie auf eigene Kosten eine neue besorgen. Sie arbeiten nachts, da einerseits die meisten Kunden in den USA ansässig sind und sie die Zeitzone berücksichtigen müssen und andererseits die Kleidungsstücke tagsüber den Käufern zur Verfügung stehen sollen. Es ist eine harte, schlaflose Zeit und nicht leicht, mit so einem hektischen Tempo Schritt zu halten. Als Kublin nach 20 Tagen erkrankt und kurz darauf stirbt, ist Barbieri anfangs wie gelähmt. Doch dann entscheidet er sich, nach Mailand zurückzukehren, wo er Räumlichkeiten in einem Dachgeschoss kauft und 1964 sein eigenes Studio eröffnet: das «Studio Barbieri». Die ersten Aufträge als Fotograf erteilt ihm die amerikanische «Vogue» durch Grace Coddington, eine Moderedakteurin des Magazins, mit der er während seines Aufenthaltes in Paris oft zusammengearbeitet hat. Den Auftrag für sein allererstes Modeshooting erhält er von Naka, einer Strickwarenfabrik in Casalino, die ihre Muster, hauptsächlich für amerikanische Kunden, in Florenz präsentiert. Es sind die Anfänge einer Karriere, die Jahrzehnte überdauern wird.

Susan Robinson für Walter Albini, Portofino 1972

«ICH HATTE NIE DIE ABSICHT, DIE MODEWERBUNG NEU ZU DEFINIEREN. ICH HABE DAS GETAN, WORAUF ICH LUST HATTE.» 26


ART & CULTURE

Audrey Hepburn für Valentino, Rom 1969

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LINKS Susan Moncur für Versace, Mailand 1975

OLYMP Seine Bilder erregen grosse Aufmerksamkeit, sodass Barbieri Kunden nicht suchen muss, sondern sie ihn «finden». Während seiner Zeit mit «Vogue Italia» führt er die grössten Werbekampagnen für internationale Marken wie Valentino, Armani, Gianni Versace, Gianfranco Ferré, Bvlgari, Chanel, Yves Saint Laurent, Dolce & Gabbana, Vivienne Westwood und zahlreiche andere durch, mit denen er die berühmten Kreationen der 1980er Jahre interpretiert. Es ist die Eroberung des Made in Italy und des italienischen Prêt-à-porter. Die Superstars der Model-Szene und Diven, die er fotografiert, ziehen sich von Mirella Petteni, Jerry Hall, Veruschka, Monica Bellucci, Audrey Hepburn bis Isa Stoppi und Ivana Bastianello. Es sind andere Jahrzehnte sowie Frauen mit Rundungen, deren Körper anders gebaut sind, mit starken Persönlichkeiten und viel mehr Empathie, wie er sich äussert. Audrey Hepburn erscheint mit ihren Pantoffeln zu einem Shooting, weil sie seine Kulisse nicht beschädigen will, Anjelica Huston ist das Chamäleon, das für jede noch so erdenkliche Situation geeignet

RECHTS Mirella Petteni für Valentino, Rom 1967

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ART & CULTURE

ist und sich selbst perfekt schminken kann. Es ist auch eine Zeit, in der ein Modeshooting nicht von einer ganzen Crew organisiert wird, sondern Barbieri alleine agiert und seine Kreativität dabei voll entfalten und ausschöpfen kann. Seine Inspiration holt er sich aus Filmen und der Kunst. Als er 1967 im Atelier von Valentino in Rom ein Shooting organisiert, füllt er den ganzen Raum mit Griess, da die Kollektion von der Wüste inspiriert ist. Er lässt ein Holzpodest bauen, um eine Perspektive für seine Aufnahmen zu schaffen, und bemalt die Duenas mit Kohle, um den Hintergrund je nach Tag- oder Nachtaufnahme zu wechseln. Als er Audrey Hepburn für die «Vogue Italia» und eine Kampagne für die Kapuzen von Valentino fotografieren soll, stellt er sich die Frau mit ihrer ausgesprochenen Eleganz als Blume vor und drapiert die Stolen so um sie herum, dass sie wie eine Knospe darin aussieht. Er ist auch der erste Fotograf, der die Models aus dem Studio holt und in der Öffentlichkeit fotografiert. Da die Kollektion von Vivienne Westwood an die Kleidung aus dem 16. Jahrhundert erinnert,

war Barbieri beim Betrachten der Kleider sofort klar, dass er sich von Hans Holbeins Bildern inspirieren lässt, der offizieller Portraitmaler am englischen Hof und der persönliche Maler von Heinrich VIII. war. Als 1990 die Modefotografie langsam aus Italien verschwindet, fühlt er sich ein bisschen fehl am Platz, doch überlegt er sich, dass ein Fotograf in der Lage sein muss, alle Arten von Fotografie zu machen. Er beschliesst, auf Reisen zu gehen und mehrere Bücher zu erschaffen, und so entsteht die Meeres-Trilogie «Madagascar», «Tahiti Tattoos» und «Equator». Obwohl die Fotos im Freien und oft unmittelbar oder flüchtig sind, erweisen sie sich als so perfekt, als wären sie in einem Studio aufgenommen worden. Sie vereinen Spontaneität der Menschen und Orte mit der Eleganz und dem Stil, die Gian Paolo Barbieri auszeichnen, und schaffen es, die Spontaneität der ethnografischen Fotografie mit dem Glamour der Modefotografie zu verbinden. Auch heute noch wird Gian Paolo Barbieri als Fotograf und Künstler für Mode-Werbekampagnen und Editorials angefragt.

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TR AV TR EL AVEL PRESTIGE

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Autorin_Nina Merli Bilder_Borgo Egnazia

TRAVEL

BLUE ZONES HEALTHY HOTSPOTS NATÜRLICHE BEWEGUNG AN DER FRISCHEN LUFT, VIEL ENTSPANNUNG, GESUNDES ESSEN, GESELLIGKEIT UND EIN GLAS WEIN UM FÜNF UHR NACHMITTAGS – DIES SIND DIE WICHTIGSTEN GRUNDSÄTZE, AUS DENEN DAS «BLUE ZONES»-PRINZIP BESTEHT. FERIEN SIND GERADEZU IDEAL, UM DIESEN GESUNDEN LIFESTYLE KENNENZULERNEN.

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PRESTIGE

Erstes «Blue Zones»-zertifiziertes Hotel weltweit: das «Borgo Egnazia» in Apulien.

Sonnenuntergang im «Borgo Egnazia»: Achtsamkeit und Momente der Ruhe für ein langes, gesundes Leben.

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TRAVEL

Regelmässiges Training im Gym, Joggen, aufwendige Detox-Kuren, teure Nahrungsergänzungsmittel, Schlaf-Coaching, Achtsamkeits­ protokolle und natürlich gesundes veganes Essen – der Aufwand, den wir betreiben, um möglichst lange fit und vital zu bleiben, ist hoch. Wem das nach zu viel Anstrengung tönt, sollte sich mit Dan Buettners «Blue Zones»-Philosophie vertraut machen. Denn der Bestsellerautor und Forscher hat ganz andere Vorstellungen von einem gesunden Lifestyle. Sein Gesundheitskonzept publizierte Buettner erstmals im renommierten «National Geographic Magazine». Unter der Titelgeschichte «The Secrets of a Long Life» stellte Buettner fünf Regionen, die sogenannten «Blauen Zonen», vor. Bezeichnend für die Regionen ist, dass der Anteil von Hundertjährigen an der Gesamtbevölkerung aussergewöhnlich hoch ist. Als Hotspots der Langlebigkeit gelten seither Okinawa (Japan), Sardinien (Italien), Nicoya (Costa Rica), Ikaria (Griechenland) und Loma Linda (Kalifornien). Über Wochen und Monate tauchte Buettner in den Alltag der jeweiligen Einheimischen ein, führte

Interviews, befasste sich mit deren Ernährung und Lebensweise und definierte neun Säulen, die das Leben in sämtlichen «Blue Zones» nachweisbar prägen: Natürliche Bewegung: ein Spaziergang zum Bäcker, ein morgendlicher Schwumm oder auch einfach tägliches Treppensteigen. Alle «Blue Zones»-Bewohner sind auf natürliche Weise in Bewegung – und verzichten auf anstrengende Sportaktivitäten. Zweck und Sinn: Morgens mit dem Bewusstsein über den eigenen Zweck und Sinn des Lebens aufzuwachen, erhöht die Lebenserwartung um bis zu sieben Jahre. Einen Gang runterschalten: Stress wird mit vielen – vor allem altersbedingten – Erkrankungen in Verbindung gebracht. Die am längsten lebenden Menschen schaffen sich regelmässig stresslösende Situationen. Ein Buch lesen, den Horizont betrachten – oder Gemüse rüsten. 80-Prozent-Regel: «Hara hachi bu» – Mit diesem Mantra erinnern sich die Bewohner Okinawas vor jeder Mahlzeit selbst daran, bei einem Sättigungsgefühl von 80 Prozent mit dem Essen aufzuhören. Ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr. Grüne Einstellung: Grünblättriges Gemüse wie Spinat, Grünkohl, Mangold oder Salat ist Nahrung für ein langes Leben und sollte täglich auf dem Menüplan stehen. Wein um fünf: Wer in Massen und in guter Gesellschaft trinkt, lebt länger als ein Nichttrinker. Zugehörigkeit: Wer vier Mal im Monat am Gottesdienst oder einer vergleichbaren Zusammenkunft teilnimmt – unabhängig von der Konfession –, stockt seine Lebenserwartung um bis zu 14 Jahre auf. Die Lieben an erster Stelle: Bei den Menschen, die am ältesten werden, nimmt die Familie erwiesenermassen den höchsten Stellenwert ein. Sie umgeben sich mit ihren alternden Eltern und Grosseltern, legen sich auf einen Lebenspartner fest und investieren in ihre Kinder. Soziales Umfeld: Die am längsten lebenden Menschen entfalten sich in Gemeinschaften, die gesunde Lebensweisen und -entscheidungen fördern.

Wenn abends wieder Ruhe einkehrt: Pool-Landschaft im «Borgo Egnazia».

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Alles in allem also Gewohnheiten, die man ohne grossen Aufwand in seinen Alltag integrieren kann. Wie einfach das geht, kann man neuerdings sogar in speziellen «Blue Zones»-Retreats lernen. Als erstes Hotel weltweit zeigt das italienische Nobelhotel «Borgo Egnazia» in Apulien seinen Gästen, was es für ein langlebiges Leben braucht: ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft, Geselligkeit, gutes, gesundes Essen, Entspannung und dazu ein edles Glas Rotwein – Gewohnheiten, die man in Italien schon seit Jahren pflegt. Begleitet von ausgebildeten Spezialisten werden den Teilnehmenden der «Blue Zones»-Retreats die Grundpfeiler für ein langes und gesundes Leben nähergebracht. Da ist zum Beispiel Personal Trainer Vito, der seine Gäste statt ins Gym auf einen Spaziergang durch den Olivenhain, bis runter zum Meer begleitet, unterwegs ein paar einfache Atemübungen macht und einen daran erinnert, dass Entspannung in erster Linie im Kopf beginnt. Kulinarisch stehen die «Blue Zones»-Tage ganz im Zeichen von typischer apulischer Küche, mediterranen Aromen und einem Grossteil an pflanzlichen Lebensmitteln. Den Gästen stehen dabei sechs verschiedene Restaurants zur Verfügung: Vom Clubhaus am Golfplatz, wo der langjährige Koch einfache, ehrliche Gerichte mit den frischesten Produkten zubereitet, bis hin zum herrlichen «Due Camini», wo der apulische Chefkoch Domingo Schingaro einen wohlverdienten Michelin-Stern besitzt. Das «Borgo» – das übersetzt Dorf bedeutet – besteht aus einem Haupthaus und vielen Häuschen und Villen, die durch kleine Gassen verbunden sind. Man wähnt sich in einem alten italienischen Dorf. Weit über seine Landesgrenzen hinaus bekannt, beherbergte das «Borgo Egnazia» bereits viele berühmte Gäste – etwa Justin Sich eine Auszeit im Spa zu gönnen, ist Gesundheitsprävention.

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Timberlake und Jessica Biel, die hier ihre Hochzeit feierten und seither immer mal wieder im «Borgo Egnazia» ein paar Tage Ferien geniessen. Trotz aller Entspannung ist im «Borgo» nichts dem Zufall überlassen. So setzte Interieur-Designer Pino Brescia rigoros auf Materialien aus der Region und verschonte beim Bau auch die uralten Olivenbaumbestände – indem er einfach um die Bäume herum bauen liess. Und auch kulinarisch verfolgt das «Borgo Egnazia» ein eigenes Konzept – ganz im Zeichen der Gesundheit. Aus diesem Grund wurden sogenannte Goldene (Ernährungs-)Regeln aufgestellt und das gesamte Speisenangebot auf diese Prinzipien ausgerichtet. So stammen Gemüse und Kräuter aus den eigenen Gärten, der Einsatz von Salz und Zucker ist gemässigt, und Gemüse ist ein fester Bestandteil jedes Menüs. Den Tag ausklingen lässt man während eines Aufenthalts im «Blue Zones»-Retreat natürlich bei einem guten Glas Rotwein. Giuseppe Cupertino, angesehener Sommelier und Wein-Manager des Hauses, organisiert für die Gäste nicht nur einen Besuch in apulische Weingüter, sondern bringt einem die Vielfalt der lokalen Weine während eines Tastings näher. Nach einem entspannenden Tag an der frischen Luft, exzellenten lokalen Spezialitäten, geselligem Zusammensein in diesem luxuriösen Ambiente ist eines sicher: Auf diese Weise lässt es sich gut, lang und gesund leben. Mindestens acht Stunden Schlaf – Schlafzimmer als Oase der Erholung im «Borgo Egnazia».

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WATCHES WAT CHES& & JEWEL JEW LERY ELLERY


SURFEN

WATCHES & JEWELLERY

AUF DER

ERFOLGS WELLE

Autor_Gisbert L. Brunner Bilder_Audemars Piguet

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PRESTIGE

SEIT 1875 GIBT ES AUDEMARS PIGUET. SEITDEM BEFINDET SICH DIE IM ABGESCHIEDENEN VALLÉE DE JOUX ANGESIEDELTE UHRENMANUFAKTUR MEHRHEITLICH IM BESITZ DER GRÜNDERFAMILIEN AUDEMARS UND PIGUET. IN DER HEUTIGEN ZEIT IST DAS ETWAS WAHRHAFT BESONDERES. KONTINUITÄT KENNZEICHNET AUCH DIE IKONE DER SCHWEIZER TRADITIONSMARKE. 1972 VORGESTELLT, IST SIE AUCH IM JAHR DES 50. GEBURTSTAGS AKTUELLER DENN JE. ANLASS GENUG, DEN FOKUS AUF DIE VERGANGENHEIT, GEGENWART UND EIN WENIG AUCH AUF DIE ZUKUNFT DES UNTERNEHMENS ZU LENKEN.

DER

wird. Allein die Vermutung, Audemars Piguet werde besondere Jubiläumsmodelle lancieren, führte zu Bestellungen von Armbanduhren, von denen man weder Aussehen, Ausstattung noch Preis kannte. Doch davon später mehr. Das Resultat der quantitativen Selbstbeschränkung: Wartelisten und deutlich höhere Preise speziell für die «Royal Oak»-Modelle am Parallelmarkt. Die von etlichen Mitbewerbern geübte Fokussierung auf China ist für François Bennahmias ebenfalls kein Thema. Er betrachtet die ganze Welt als Absatzgebiet. Beim Vertrieb beschreitet der Markenchef ebenfalls eigene Wege. So gut wie keine Rolle mehr spielt der traditionelle Mehrmarken-Fachhandel. Zum einen gibt es die begehrten Armbanduhren in den sogenannten Audemars Piguet Houses. Gemeint sind luxuriös ausgestattete Erlebniswelten, in denen potenzielle Kundinnen und Kunden alles rund um die Traditionsmarke und ihre Erzeugnisse erfahren. Sofern vorhanden, können sie das Objekt der Begierde am Ende natürlich auch erwerben. Als zweites Standbein unterhalten ausgewählte Partner spezielle Boutiquen, in denen sich alles um Audemars Piguet dreht. Beredtes Beispiel ist das gleichermassen luxuriöse wie exklusive Monobrand-­ Geschäft in der Zürcher Bahnhofstrasse. Nichts deutet darauf hin, dass hinter ihm der renommierte Schweizer Nobeljuwelier Bucherer steht. Durch die konsequente Beschränkung der Verkaufspunkte entstehen deutlich engere Kontakte zu Menschen mit ausgeprägtem Faible für das Label mit dem nicht unbedingt leicht aussprechbaren Namen. Kein Wunder, dass man in vielen Ländern kurz und bündig nur von AP redet. Und diese beiden Buchstaben finden sich deutlich erkennbar auch am Zifferblatt. Für die erwähnte Ausdauer und Entschlossenheit von François Bennahmias spricht auch die 2021 verkündete Kooperation mit den Marvel Studios. 17 Jahre ist es her, dass er noch als Amerika-Chef beim 1983 gegründeten Produzenten vorsprach. Und eine Abfuhr erleben musste, weil Audemars Piguet zu unbedeutend erschien. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Erstes Resultat der inzwischen auf Langfristigkeit ausgelegten Partnerschaft ist die im Nu ausverkaufte und im Parallelmarkt gehandelte «Royal Oak Concept Black Panther». Auf das ganz bewusst polarisierende Armband-Tourbillon folgen weitere Armbanduhren, welche den beliebten Film-Charakteren die gebührende Ehre erweisen. Apropos Graumarkt: Selbiger ist François Bennahmias und seinen Markenrepräsentanten rund um den Globus ein echter Dorn im Auge. Sie alle schätzen es nicht, wenn insbesondere Armbanduhren der klassischen Leader-Linie «Royal Oak» nur aus spekulativen Gründen erworben und im Handumdrehen mit sattem

Der Berg an Aufgaben war riesig, als François Bennahmias im Jahr 2012 seine Funktion als äusserst erfolgreicher USA-Chef von Audemars Piguet aufgab und nach Le Brassus umzog. Weltweit liefen die Geschäfte bei der 1875 gegründeten Familienmanufaktur nämlich nicht so berauschend. Obwohl er die Aufgabe des Chefs vorerst nur ad interim ausübte, entwickelte der damals 48-Jährige sofort bemerkenswerte Strategien. Anfang 2013, inzwischen CEO, veranlasste er Preissenkungen von bis zu 17 Prozent für einige massivgoldene Zeitmesser der besonders begehrten Leader-Linien «Royal Oak» und «Royal Oak Offshore». Die Branche, welche solche Aktionen rigoros ablehnt, witterte Unrat. Aber Bennahmias reagierte gelassen. «Der Goldpreis ist deutlich gesunken. Und diesen Vorteil wollen wir selbstverständlich an unsere Klientel weitergeben.» Das Unterfangen erregte Aufsehen, verfehlte seine stimulierende Wirkung aber nicht. Seitdem verfolgt der Franzose seine Ziele mit Beharrlichkeit und Konsequenz. Zum Beispiel ist ihm der Sprung in die Liga der Umsatzmilliardäre zu verdanken. 2021 generierten 45’000 Uhren rund 1,6 Milliarden Schweizer Franken. Diese Leistung ist allein deswegen beachtenswert, weil Bennahmias die jährlich produzierten Stückzahlen trotz höherer Nachfrage zunächst einmal bei 40’000 Uhren einfror. Steigende Nachfrage liess ihn 2021 trotz Corona-Krise 5000 Exemplare mehr produzieren. Und 2022, im Jahr des 50. Geburtstags der legendären «Royal Oak», sollen rund 50’000 exklusive Zeitmesser die Ateliers verlassen. Dabei kann man getrost davon ausgehen, dass auch diese Zahl nicht ausreichen

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WATCHES & JEWELLERY

Möglichkeit, Komponenten zu veredeln oder ein mechanisches Uhrwerk zu assemblieren. So oder so wissen Gäste und Absolventen ganz genau, was den Wert einer mechanischen Armbanduhr von Audemars Piguet ausmacht und warum sie mindestens einen fünfstelligen Betrag kostet.

Aufschlag wieder veräussert werden. Derartigen Menschen, denen sie auf die Schliche kommen, droht der Eintrag in eine Schwarze Liste und damit der Ausschluss von künftigen Einkäufen zu normalen Publikumspreisen. VERGANGENHEIT UND GEGENWART UNTER EINEM DACH Wer unmittelbar vor Ort mehr erfahren möchte über Audemars Piguet, seine Geschichte und die Produkte, kann das am 25. Juni 2020 in aller Stille eröffnete Firmenmuseum in Le Brassus besuchen. Der spiralförmige Glasbau ist dem dänischen Architekten Bjarke Ingels und seinem Team zu verdanken. Moderne Architektur und ein innovatives Ausstellungskonzept setzen die Vergangenheit und Gegenwart höchst attraktiv in Szene. Ausgestellt sind knapp 300 Objekte unterschiedlichster Epochen. Meisterwerke handwerklicher Miniaturisierung, uhrmacherischer Komplexität und beispielgebender Designs belegen die Leistungen über mehr als hundert Jahre hinweg. Natürlich sind Highlights aus allen Epochen zu sehen, darunter die hoch komplizierte «Universelle»-Taschenuhr von 1899. Integrierte Ateliers laden dazu ein, erfahrenen Uhrmachern und Kunsthandwerkern bei ihrer anspruchsvollen Arbeit zuzusehen. Wem das alles noch nicht reicht, der kann über das Musée-Atelier hinaus auch noch handwerklich in die Welt der Uhrmacherei eintauchen. Exklusive Meisterklassen bieten die

BLICK ZURÜCK OHNE ZORN Im Museum erfährt man logischerweise, dass die Geschichte von Audemars Piguet zurückreicht bis ins Jahr 1875. Da nämlich startete Jules Audemars, Jahrgang 1850, in seinem Elternhaus mit der Konstruktion, Anfertigung oder Fertigstellung komplizierter Uhrwerke. Stetig zunehmende Aufträge verlangten schon bald nach kompetenter Hilfe. Die Kooperation mit dem Uhrmacher Edward Piguet führte am 17. Dezember 1881 zur Gründung von Audemars, Piguet & Cie., Manufacture d’Horlogerie mit Sitz in Le Brassus. Erklärtes Ziel war die «Herstellung feiner und komplizierter Uhren nach modernsten Fertigungsmethoden». Erstaunlich, aber wahr: Seit dieser Zeit befindet sich das Unternehmen als eines der letzten in der illustren Uhr-Schweiz mehrheitlich im Besitz der Gründerfamilien. Bei Audemars Piguet lebt der Geist der Ahnen fort in ihren direkten Nachkommen. Seit Anbeginn lenken Mitglieder der seit Generationen im Jouxtal ansässigen Familien Audemars und Piguet mittel- oder unmittelbar die Geschicke. Selbst lukrativste Angebote von Luxuskonzernen lehnt man dankend ab.

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DIE ZWEITE GENERATION ÜBERNIMMT DIE ZÜGEL Nach dem Tod der Firmengründer Anfang des 20. Jahrhunderts übernahmen deren Söhne Paul-Louis Audemars und Paul Edward Piguet. Bereits 1912 beteiligte die Firmenleitung ihre Mitarbeiter am Gewinn. Dank konsequenter Qualitäts- und Produktpolitik gewann das Unternehmen zunehmend Reputation und dadurch auch bedeutende Kunden. Zu ihnen zählten beispielsweise Tiffany in New York und Paris, Cartier in Paris, Bvlgari in Rom, Gübelin in Luzern sowie Dürrstein in Glashütte und Dresden. Der 24. Oktober 1929, welcher als «Schwarzer Freitag» in die Geschichte einging, bremste auch bei Audemars Piguet vorübergehend den Weg nach oben. Der Kurssturz an der New Yorker Wall Street, die dadurch ausgelöste Weltwirtschaftskrise sowie protektionistische Massnahmen vieler Länder stürzten die gesamte Uhrenindustrie in eine tiefe Krise. 1930 sahen sich sämtliche Uhrenbetriebe im Jouxtal gezwungen, entweder Kurzarbeit anzumelden oder die Fabrik zeitweise ganz zu schliessen. Einige von ihnen öffneten ihre Pforten nie mehr. In der Not regte Paul-Louis Audemars 1931 die Fabrikation preiswerter Uhren an. Paul Edward Piguet, ein eiserner Verfechter der Haute Horlogerie, wandte sich jedoch strikt dagegen. 1933, als die Krise allmählich wieder abklang, trat Jacques-Louis Audemars in das Unternehmen ein. Zwei Jahre später entstanden bei Audemars Piguet insgesamt nur noch 116 Zeitmesser, die meisten davon fürs Handgelenk. Die Anfertigung handskelettierter Werke half über die schlimmste Zeit hinweg GEORGES GOLAY PRÄGT DIE WEITERE GESCHICHTE Am 1. Mai 1945 startete Georges Golay bei Audemars Piguet. Auf Anraten des Vollblutkaufmanns führten die beiden Familien-Direktoren eine betriebliche Umstrukturierung durch. Die Zifferblattsignatur Audemars Piguet & Cie. mutierte zu Audemars Piguet. 1962 löste Georges Golay, wie bei der Einstellung geplant, Paul Edward Piguet in dessen Position als kaufmännischer Direktor ab. Die technische Leitung der Manufaktur war bereits 1959 auf Jacques-Louis Audemars übergegangen. Von 1966 bis 1987 prägte Georges Golay als Delegierter des Verwaltungsrates und Generaldirektor die Philosophie und das Erscheinungsbild des Familienunternehmens ganz entscheidend. Mit seinem Namen ist die Markteinführung des unangefochtenen Leader-Modells «Royal Oak» für immer und ewig verbunden. Als Carlo de Marchi, der italienische Audemars-Piguet-Agent, 1971 vom sturmerprobten Boss eine Armbanduhr mit möglichst universalem Anspruch erbat, hörte dieser aufmerksam zu. Auf der Yacht, im Restaurant oder in der Oper sollte sie gleichermassen «bella figura» machen. Sportlichkeit und Eleganz in einem Objekt – das erschien wie die sprichwörtliche Quadratur des Kreises. Das Problem löste Gérald Genta

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durch ein stählernes Uhrengehäuse, dessen Gestalt dem Schiffs-­ Bullauge ähnelt. Darüber hinaus huldigte es Gentas Faible für den römischen, vom Oktogon geprägten Stil. Mehr als ungewöhnlich für damalige Verhältnisse war das integrierte Stahlarmband, dessen Glieder sich zur Schliesse kontinuierlich verjüngten. Nicht zuletzt wegen opulenter 38,8 Millimeter Durchmesser und einem Publikumspreis von umgerechnet stattlichen 2000 Euro hielten sich die Erfolge anfänglich in Grenzen. Bis 1975 gingen in Italien und der Schweiz gerade einmal 400 Exemplare über die Ladentheken. Beirren liess sich Golay jedoch nicht. Er glaubte felsenfest an den Erfolg und sollte recht behalten. ÖKOLOGIE GROSSGESCHRIEBEN Inzwischen steuern die weltweit erste Luxus-Sportuhr mit Edelstahlschale und -band sowie opulente Derivate wie die zum Beispiel von Arnold Schwarzenegger getragene «Offshore» gut 80 Prozent zum Tagesgeschäft von Audemars Piguet bei. «Aber es gab auch Zeiten, da waren es sogar mehr als 90 Prozent. Wir haben uns für die ‹Royal Oak›-Kollektion das Ziel von 80 Prozent gesetzt. Die 80 Prozent, das ist ein guter Wert», betont François Bennahmias. Ohne diese ikonographische Uhrenlinie hätte selbst der extrem ambitionierte und arbeitsame CEO niemals mehr als eine Milliarde Jahresumsatz verkünden können. Die Nachfrage lässt potenzielle Kunden Schlange stehen und am Parallelmarkt sogar Überpreise bezahlen. Der Run auf die «Royal Oak» und dort speziell auf das Ur-Modell mit für damalige Verhältnisse beachtlichen 39 Millimeter Durchmesser war freilich nicht immer so. «Im Jahr 2011 gab es nur noch zwei Länder auf der Welt, in denen sich die Referenz 15202 gut verkaufte», weiss der Firmenchef zu berichten. «Das waren Italien und Deutschland. Im Rest der Welt gab es kaum Nachfrage. Der 40. Jahrestag 2012 verschaffte der klassischen ‹Royal Oak› wieder viel mehr Glaubwürdigkeit und Legitimität. Seither verkaufen wir mehr ‹Royal Oaks› als ‹Royal Oaks Offshore›. Das Verhältnis ist 60 Prozent zu 40 Prozent.» Allem Boom zum Trotz denkt man bei Audemars Piguet aus guten Gründen nicht an eine noch stärke Ausdehnung der Produktion. Vorzügliches ist rar, wissen Marketingstrategen und auch der CEO im Herbst 2021. «Was wir richtig machten, war, dass wir die Stückzahlen der stählernen Referenz 15202 ST gut im Auge behielten. Insbesondere als der Erfolg wild anstieg, erhöhten wir die Produktion nicht. Ausserdem bauten wir eine Franchise-Welt um dieses Modell, die weiterhin sehr erfolgreich ist. Ich kann Ihnen eine Zahl nennen. Wir machen nicht mehr als 1000 Exemplare der Referenz 15202 ST im Jahr. Machen wir nicht. Wir liegen bei 850 bis 900 Exemplaren weltweit. Das macht sie so erfolgreich. Denn die Menschen wissen, dass weltweit nicht viele Exemplare von dieser Uhr im Umlauf sind.»

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Sehr zu Verblüffung vieler Fans liess der eloquente Chef sogar wissen, dass besagte Referenz 15202 Ende des Jahres 2021 auslaufen wird. Einst lieferte LeCoultre die Basis für das darin verbaute, nur 3,05 Millimeter hoch bauende Automatikkaliber 2121. Nach gründlicher Optimierung erfolgte die Fertigung unter dem eigenen Dach. Mit der «Manufacture des Forges» verfügt Audemars Piguet über eines der ersten Schweizer Industriegebäude, dessen Konzeption den rigiden Auflagen des Labels «Minergie-­Eco» für gesunde und ökologische Bauweise genügt. Zur Errichtung verwendete das Familienunternehmen nur schadstofffreie und umweltfreundliche Materialien. Dazu gehören unter anderem Fiberzement für die Fassaden, eloxiertes Aluminium für die Fensterrahmen, zertifiziertes Holz für die Parkettböden und umweltfreundliche Farben auf Wasserbasis. Der vollständige Verzicht auf fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas erlaubt eine CO2-neutrale Holzfeuerungsanlage. Letztere versorgt nicht nur das Fabrikgebäude mit Wärme, sondern auch Wohnhäuser der Ortschaft Le Brassus. An die Stelle herkömmlicher Klimaanlagen tritt ein optimal auf die klimatischen Bedingungen des Jouxtals abgestimmtes «Free-Cooling»-System. Zur Kälteerzeugung nutzt es Aussenluft. In diesem Sinne bietet es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern grösstmöglichen Komfort. Hinzu gesellen sich inspirierende Blicke auf die Flusslandschaft der Orbe. Nach aufwendiger Renaturierung fliesst das Wasser wieder in seinem ursprünglichen Bett. Das Einhalten der Kriterien zur Minergie-Eco-Zertifizierung überwachte die Fondation Audemars Piguet. Die 1992 zum 20. «Royal Oak»-Jubiläum gegründete Stiftung engagiert sich weltweit für die Rettung bedrohter Wälder.

breiten Neuheiten-Palette stehen. Den Anfang macht unter anderem die Referenz 16202. Diese setzt, wie die Zahl unschwer erkennen lässt, die grosse Tradition des 39-Millimeter-Jumbo von 1972 auf den ersten Blick in nahezu identischer Weise fort. Auch die handwerkliche Bearbeitung von Gehäuse und Gliederband entspricht dem, was die Fans dieses Klassikers erwarten. Ein echtes Aha-Erlebnis stellt sich beim Umdrehen der bis zu fünf bar wasserdichten Schale ein. Durch den Saphirglas-Sichtboden zeigt sich das während fünf Jahren entwickelte Manufaktur- Automatikkaliber 7121. Sein Kugellagerrotor befüllt das grosse, unter einer Brücke gelagerte Federhaus in beiden Drehrichtungen mit Energie. Nach Vollaufzug stehen nun 55 statt nur 45 Stunden Gangautonomie beim nicht mehr produzierten 2121 zur Verfügung. Das und die von 2,75 auf vier Hertz angehobene Unruhfrequenz führen zu deutlich besseren Gangergebnissen sowie zu höherer Langzeit-­ Stabilität. Fortschritte zeigen sich auch beim patentierten Schaltwerk des Fensterdatums. Mit von der Partie ist nun auch eine komfortable Schnellschaltung per Krone. Obwohl das neue Uhrwerk 0,15 Millimeter höher baut als das 2121, trägt die «Royal Oak 16202» weiterhin am Handgelenk nur 8,1 Millimeter auf. Die Jubiläums-­Besonderheit der nicht limitierten, in Edelstahl, Platin, Rosé- und Gelbgold erhältlichen Armbanduhr besteht in ihrem Rotor. Nur 2022 weist der auf den 50. Geburtstag hin. Danach verschwindet diese Zahl. Bei der Verteilung, anders kann es man nicht sagen, der Jahresauflage hat der CEO ganz klare Maximen ausgegeben: «Ich möchte nicht, dass nur unsere Stammkunden in den Genuss der Jubiläumsmodelle kommen. Mit einem Teil der Produktion wollen wir auch eine neue Klientel für uns erschliessen.»

2022 BRINGT 16202 Natürlich verknüpfte sich das Aus der Referenz 15202 mit den Feiern zum 50. Geburtstag der «Royal Oak» im Jahr 2022. Dass er das Jubiläum für Innovatives nutzen werde, deutete Bennahmias schon 2021 vorsichtig an. Und der CEO hat nicht zu viel versprochen. Das gesamte Jubiläumsjahr 2022 wird im Zeichen einer

Unverzüglich ausverkauft: Audemars Piguet «Royal Oak Concept Black Panther» in Kooperation mit den Marvel Studios.

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MUST-HAVES

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der ikonischen «Royal Oak»-Kollektion präsentiert die Schweizer Haute-Horlogerie-Manufaktur Audemars Piguet neue 37-Millimeter-Modelle.

«Royal Oak Chronograph Automatik» mit einem Gehäuse aus 18 Karat Roségold, entspiegeltem Saphirglas und entspiegeltem Saphirglasboden, verschraubte Krone, wasserdicht bis 50 Meter. Khakifarbenes Zifferblatt und Zähler.

Dieses «Jumbo»-Modell ist eine Hommage an die ursprüngliche Royal Oak 5402 aus dem Jahr 1972 mit ihrem Gehäuse aus handveredeltem Stahl und ihrem «Petite-Tapisserie»-Zifferblatt in der Farbe «Night Blue, Cloud 50». Es beherbergt das neue Automatikkaliber 7121, das farblich auf die rhodiumfarbene «50-years»-Schwungmasse aus Roségold abgestimmt wurde.

«Royal Oak Chronograph Automatik» mit einem Armband aus schwarzem Alligatorleder. Gehäuse aus 18 Karat Roségold mit schwarzem Zifferblatt.

«Royal Oak Chronograph Automatik» mit Flyback-Funktion. 736 Brillantschliff-­ Diamanten zieren das Gehäuse und das Armband, weitere 234 Diamanten besetzen das 18-Karat-roségoldene Zifferblatt.

Graue «Royal Oak Automatik» mit einem Gehäuse und einer Lünette aus Edelstahl. Armband mit AP-Faltschliesse. «Royal Oak»-Zeiger aus Weissgold.

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IM VENICE SIMPLON-ORIENT EXPRESS

VON FLORENZ «IN NERZ GEKLEIDETE GEHEIMAGENTINNEN, HERREN MIT MONOKEL UND BÄRTCHEN, UNDEFINIERBARE HÄUPTLINGE IRGENDWELCHER VOLKSSTÄMME, BILDSCHÖNE FRAUEN, VON DENEN NIEMAND WEISS, WOVON SIE EIGENTLICH LEBEN, KÖNIGLICHE HOHEITEN AUF DER FLUCHT UND INDISCHE MAHARADSCHAS». MIT DIESEN WORTEN BESCHRIEB DER REDAKTEUR DES NACHRICHTENMAGAZINS «DER SPIEGEL» IM APRIL 1948 UNTER DER ÜBERSCHRIFT «TANZ IM ORIENT EXPRESS» DIE PASSAGIERE DES BIS HEUTE WOHL BERÜHMTESTEN ZUGES DER EISENBAHN­ GESCHICHTE. UND DAS WAR KEINE ÜBERTREIBUNG.

NACH PARIS 96


Autor_Thomas Hauer Bilder_Venice Simplon-Orient-Express

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Ob Lawrence von Arabien, Mata Hari, Leo Trotzki, Josephine Baker, Fürstin Gracia Patricia, der Aga Khan und unzählige weitere Granden aus Politik, Hochadel oder Gesellschaft, ja selbst fiktive Charaktere wie Agatha Christies Meisterdetektiv Hercule Poirot oder Ian Flemings James Bond – sie alle reisten im Orient-Express. Tatsächlich avancierte der 1883 in Dienst gestellte Luxuszug binnen weniger Jahre nicht nur zu einer der wichtigsten Verkehrsachsen, sondern auch zum kulturellen Bindeglied zwischen Orient und Okzident, bis die letzte fahrplanmässige Direktverbindung Paris–­ Istanbul mit dem Heraufziehen des Jet-Zeitalters im Mai 1977 schliesslich auf dem Abstellgleis landete. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte sich der «Direct-Orient», glanzloser Nachfolger des einst mondänsten Fortbewegungsmittels seiner Zeit, längst in einen notorisch verspäteten Anachronismus verwandelt und stand nur noch bei Drogenschmugglern oder Gastarbeitern auf Heimaturlaub hoch im Kurs. Dass eine Reise von den Ufern der Seine an

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liess, um die Zuglegende zurück auf die Schiene zu bringen. Einzig die in den frühen 2000er Jahren erneuerten Drehgestelle, die heute Spitzengeschwindigkeiten von rund 160 Kilometer pro Stunde erlauben, sowie moderne Klimaanlagen sind ein Zugeständnis an die Moderne. Geheizt wird dagegen noch mit Kohleöfen. Aktuell besteht die Zuggarnitur des VSOE aus 17 Waggons der Baujahre 1926 bis 1931, darunter 13 Schlaf-, drei Speise- und ein Barwagen: rund 500 Meter aus der Zeit gefallene Eisenbahngeschichte. Heute führt die klassische Route von London – die Strecke von der Victoria Station bis zur Kanalküste wird allerdings von British Pullman bedient – über Paris nach Venedig oder umgekehrt, jeweils inklusive einer Übernachtung an Bord. Einmal im Jahr wird aber auch die historische Stammstrecke Paris–Istanbul angeboten. Damit Gäste seines rollenden Palastes dabei auch am Start- beziehungsweise Zielbahnhof standesgemäss residieren konnten, hatte Sherwood unter anderem das legendäre «Cipriani» in Venedig erworben. Mittlerweile fährt der VSOE aber auch Städte wie Berlin, Amsterdam, Brüssel, Prag, Wien, Budapest oder, ganz neu, Florenz an, und diverse Teilstrecken lassen sich untereinander auf Wunsch zu mehrtägigen Schienenabenteuern kombinieren. Sofern die Reisekasse das zulässt jedenfalls. Schliesslich ist eine Fahrt im VSOE in etwa so teuer wie ein First-­ Class-Flugticket. Doch wer auf diese Weise reist, dem geht es ohnehin nicht darum, von A nach B zu kommen, der reist schlicht um des Reisens willen. Geschlafen wird an Bord, abgesehen von sechs geräumigen, aber astronomisch teuren Grand Suites mit separatem Wohn- und Schlafbereich sowie eigenem Marmorbad, in winzigen, jedoch höchst luxuriös im Art-déco-Stil ausstaffierten Abteilen, die ein livrierter Kabinensteward am Abend im Handumdrehen in ein gemütliches Schlafgemach verwandelt – Damastbettwäsche inklusive, versteht sich. Ein rollendes Grand Hotel

den Bosporus Ende des 19. Jahrhunderts noch ein echtes Abenteuer gewesen sein muss, belegt die unverblümte Bitte der Compagnie Internationale des Wagons-Lits an die 24 geladenen Gäste der Jungfernfahrt, sie sollten – nur für alle Fälle, versteht sich – eine Schusswaffe mit sich führen. Auf dem Balkan und im Orient wisse man ja schliesslich nie so genau. Und auch wenn die 3100 Kilometer am Ende ohne nennenswerte Zwischenfälle verliefen, war eine Zug­ reise in den «wilden Osten» damals tatsächlich nicht ohne Risiko. So brachte zum Beispiel der griechische Hasardeur Athanasios den Orient-Express 1891 unweit von Konstantinopel zum Entgleisen und nahm gleich mehrere Passagiere als Geiseln. Wir dagegen können den Trommel-Revolver wohl getrost zu Hause lassen, schliesslich ist der Ausgangspunkt unserer Reise im Venice Simplon-­Orient-­ Express (VSOE) die moderne Stazione di Santa Maria Novella am Rande der Altstadt von Florenz und endet bereits am nächsten Tag im Pariser Gare de l’Est. Die grösste Gefahr, die uns dabei droht, dürfte daher ein spontaner Streik des Schienenpersonals in Italien oder Frankreich sein. EINE FAHRT DURCH DIE ZEIT Für die rund 1100 Schienenkilometer braucht der seit 1982 von der Belmond Ltd. privat betriebene Nachfolger des historischen Simplon-Orient-Express, der – selbst bereits ein Spinn-off des Originals – zwischen 1920 und 1962 die Strecke Paris–Venedig– Istanbul bediente, mit rund 18 Stunden fast doppelt so lange wie die regulären Kurswagen von Trenitalia und SNCF. Dafür knüpft der VSOE, im Gegensatz zur staatlichen Konkurrenz, nahtlos an den morbiden Glanz der Expresszüge des Fin de Siècle und des frühen 20. Jahrhunderts an. Schliesslich handelt es sich bei den in Gold und Blau lackierten Waggons um historische Originale, die bereits viele Jahre als Teil von Zuglegenden wie dem «Train Bleu» oder dem «Rome Express» unterwegs waren, bevor sie bei privaten Sammlern in der Scheune oder dem Vorgarten landeten. Wachgeküsst aus ihrem Dornröschenschlaf hat sie dann der amerikanische Geschäftsmann James B. Sherwood, der Ende der 1970er Jahre in halb Europa nach geeignetem Rollmaterial suchen

«MAGIE LIEGT IN DER LUFT.» 98


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en miniature. Wie im historischen Vorbild gibt es in den Standard-­ Abteilen des VSOE allerdings nur fliessend Wasser, Toiletten dagegen nur am Ende des jeweiligen Schlafwagens – zu Zeiten der Jungfernfahrt war das allerdings bereits ein unerhörter Luxus. Ja, manche Herren sollen es sich vor lauter Begeisterung über dieses Mass an Komfort damals mit ihrer Havanna auf dem stillen Örtchen gemütlich gemacht haben – trotz eines ebenfalls mitrollenden Rauchsalons – sodass sich anfangs lange Schlangen bildeten. Höhepunkt der Reise aber sind auch heute noch die glanzvollen Dinners, zu denen die Passagiere sich in elegante Abendgarderobe hüllen und die in Speisewagen kredenzt werden, die so illustre Namen tragen wie Étoile du Nord, Côte d’Azur oder L’Oriental. Aufwendig dekoriert mit Intarsien- und Lackarbeiten oder Kristalle­ lementen von René Lalique versetzen sie die Gäste im Handumdrehen in eine längst vergangene Epoche. Zwar gibt es statt der früher üblichen Zehn-Gänge-Menüs, die sich über drei bis vier Stunden hinzogen, heute nur noch ein recht flott serviertes Vier-­ Gänge-Abendessen – das bei voller Belegung des Zuges mit 160 Passagieren in zwei Sitzungen serviert wird –, aber das ist immerhin von erlesener Qualität. BON VOYAGE Bevor es endlich losgeht, verbringen wir noch eine Nacht in den grünen Hügeln von Fiesole, oberhalb des in der Sommerhitze brodelnden Stadtzentrums von Florenz, bis es am nächsten Tag endlich Zeit wird, an Bord des VSOE zu gehen, der pünktlich um 17.30 Uhr auf Gleis 9 der Stazione di Santa Maria Novella einläuft. Auf der elektronischen Anzeigetafel wird die Schienenlegende allerdings nicht etwa standesgemäss als Venice Simplon-­ Orient-Express, sondern unter der schnöden Bezeichnung E1374 mit Ziel Domodossola angekündigt – letzter italienischer Bahnhof vor der Schweizer Grenze. Understatement pur. Voller Enthusiasmus schweben wir dann beinahe über den Bahnsteig und weiter in unser pompös ausstaffiertes Mini-Abteil. Das liegt im Wagen 3473. In dem in der Kabine bereitliegenden Leporello kann man nachlesen, dass «unser» Waggon bereits seit 1929 über Europas Schienennetz rollt und unter anderem lange Jahre als Teil des «Nord Express» zwischen Paris und Moskau im Einsatz war, bevor er zuletzt als Teil des Simplon-Orient-Express genutzt wurde, also dem historischen Vorbild des VSOE. Doch viel Gelegenheit, das plüschige Ambiente oder den Welcome-Champagner zu geniessen, den Kabinensteward Marius uns in einem extraschweren Kristall­ glas serviert, gibt es vorläufig nicht, denn es ist mittlerweile schon höchste Zeit für den Pre-Dinner Cocktail im Barwagen. Vorher

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müssen wir uns auf gefühlt einem Quadratmeter aber erst mal in schwarzen Abendzwirn winden, ohne dabei die Gliedmassen zu verrenken. Doch alle Mühen sind schnell vergessen, als wir zu Live-Pianomusik an einem exzellent gemixten «Guilty 12» nippen – eine Cocktailkreation von VSOE-Bar-Chef Walter Nisi – und dabei einen ersten Blick auf die Mitreisenden erhaschen. Ob sich darunter auch leibhaftige Spione, geheime Mätressen, internationale Politikgrössen oder millionenschwere Wirtschaftskapitäne verbergen? Auf jeden Fall liegt Magie in der Luft. Beim anschliessenden Abendessen, das wir stilecht im Étoile du Nord, Jahrgang 1926, einnehmen und bei dem unter anderem perfekt auf den Punkt gebratener Wolfsbarsch mit Bottarga und Artischocken-Coulis serviert wird, teilen wir uns dann einen Tisch mit Zug-Veteran und VSOE General Manager Pascal Deyrolle und üben uns – dem Umfeld angemessen – in gehobener Dinnerkonversation mit dem Franzosen. Gegen 22.30 Uhr ziehen sich die meisten Gäste dann bereits in ihre Kabinen zurück. Dort liegen für die Passagiere diverse Präsente auf dem Kopfkissen parat. Neben einer Designerschlafmaske von Ruffini, einem luftigen Kimono sowie mit dem verschnörkelten VSOE-Logo bestickten Samtpantoffeln für nächtliche Ausflüge Richtung WC liegt ausserdem eine gebundene Ausgabe von F. Scott Fitzgeralds Kurzgeschichtensammlung «Flappers and Philosophers» bereit. Genau die richtige Lektüre also, um ein Gefühl für den Vibe der wilden 20er und des Jazz-Age zu bekommen. Nach einer kurzen, aber ruhigen Nacht, in der das gleichmässige Rattern der Schwellen uns sanft in den Schlaf wiegt,

wird das kontinentale Frühstück mit knusprigen Croissants und frisch aufgebrühtem Kaffee am nächsten Morgen dann etwa auf Höhe von Basel serviert. Allerdings nicht im Speisewagen, sondern in unserer von Marius routiniert zum Sitzabteil zurückverwandelten Kabine. Die verbleibende Zeit bis zum Eintreffen des Zuges im Pariser Gare de l’Est gegen Mittag vergeht zwischen Lektüre und einem kleinen Aperitif dann fast wie im Flug. Für grosse Abschiedsszenen bleibt dem 41-köpfigen Zugteam am Bahnsteig ohnehin kaum Zeit. In ein paar Stunden wird der VSOE mit neuen Gästen an Bord nämlich schon wieder Richtung Innsbruck und Verona aufbrechen, und bis dahin gibt es noch jede Menge zu tun. So umfahren wir mit unseren Koffern auf dem Weg Richtung Ausgang auf Höhe der Kombüse schon die ersten Lasten-Buggys, von denen die Küchencrew gerade kistenweise frische Hummer übernimmt. Fünf Minuten später sitzen wir dann schon, zurück in der Realität, im Fond einer S-Klasse-Limousine, die sich durch den dichten Pariser Berufsverkehr quält. Bevor wir am nächsten Morgen im unterkühlten Ambiente des TGV zurück in die Schweiz reisen, wollen wir uns zum Abschluss in Paris noch eine Nacht in einer Hotellegende gönnen – Sternedinner inklusive. Bei konfiertem Lauch mit Kapern-Vinaigrette und wachsweichen Eiern, fein farcierter Krabbe mit Radieschen-Blüten und Gelée oder Coquillettes Parisienne, eine cremige Pasta mit Schinken und reichlich schwarzem Trüffel, lassen wir es uns dann noch einmal richtig gut gehen. Wir sind sicher: Auch Hercule Poirot wäre begeistert gewesen. Bon voyage!

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FASH ION

FA SHI ON

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FASHION Dress: Giorgia Arcidiacono Ballerina: Antonio Marras Bag : Rosa Antica

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VORHANG

AUF

Sie tanzten bereits im 16. Jahrhundert auf den Bühnen Italiens, zur grossen Freude der Adligen und wohlhabenden Bürger – die Fadenpuppen mit dem Namen «fantoccini». Eines der bedeutendsten Marionettenensembles der Welt, «Carlo Colla & Figli», lädt ein zu einer nie dagewesenen Vorstellung: die Verschmelzung italienischer Laufstegmode mit traditionellem Marionettenspiel in einer theatralischen Skulpturwerkstatt inmitten Mailands. 124


FASHION Dress and sandals: Antonio Marras Socks: Prada

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FASHION Jacket, top in denim, tulle skirt and ballerina: Antonio Marras

PHOTOGRAPHY: LUCIA GIACANI

PHOTOGRAPHY ASSISTANT: IRMA PICCITTO

FASHION STYLIST: DINALVA BARROS

STYLIST ASSISTANT : VANESSA SCARABELLI

MAKE-UP:

LETIZIA MORLÈ FROM THE GREEN APPLE ITALIA

HAIR:

ANA RODRIGUEZ LAGUNA FROM THE GREEN APPLE ITALIA

MODEL:

ANNE-MARIJN FROM THE WOLVES MGMT

LOCATION:

MUTEF MUSEO TEATRO DI FIGURA DI MILANO COMPAGNIA CARLO COLLA & FIGLI

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OBEN Silk dress: Giorgia Arcidiacono UNTEN Silk shirt: Max Mara Top in denim: Weili Zheng Bracelets and rings: Bona Calvi

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FASHION Ratched skirt and prince of wales motif jacket: Romeo Gigli Sandals: Giuseppe Zanotti

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PRESTIGE Lace top and skirt: Judy Zhang Top: Bartolotta & Martorana

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PRESTIGE Jacket, short trouser and pure cotton shirt: Max Mara

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FASHION

Shirt and skirt: Gilberto Calzolari Ankle boots: Vionnet

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BE &BEAUTY WELL AUTY BEING WELL BEING PRESTIGE

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BEAUTY &WELLBEING Autorin_Cécile von Fürstenberg Bilder_Irene Forte Skincare

ZU BESUCH BEI IRENE FORTE

IN EINER SUITE DES BERÜHMTEN «CHARLES HOTEL» MIT BLICK AUF MÜNCHENS WAHRZEICHEN, DIE TÜRME DER FRAUENKIRCHE, TREFFEN WIR DIE BEZAUBERNDE IRENE FORTE, TOCHTER DES HOTEL-­ MAGNATEN ROCCO FORTE, ZU EINEM PERSÖNLICHEN GESPRÄCH ÜBER DIE GRÜNDUNG IHRER LUXURIÖSEN HAUTPFLEGE-SERIE «IRENE FORTE SKINCARE», SCHÖNHEITSRITUALE UND DAS LEBEN.

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PRESTIGE: Frau Forte, wie und wann haben Sie sich für die Welt der Hautpflege begeistert? IRENE FORTE: Ich habe mich schon sehr jung für Wellness interessiert. Sport, gesunde Ernährung sowie Schönheits- und Hautpflege gehören schon ewig zu meinen täglichen Ritualen. Ich begann 2010 in der Personalabteilung für die Rocco-Forte-Hotelgruppe meines Vaters zu arbeiten. Zuerst war ich verantwortlich für das Wohlbefinden unserer Angestellten, später wurde ich zur SPA- und Wellness-Direktorin. Während dieser Zeit stieg mein Interesse für Hautpflege, und ich sah die Möglichkeit, natürliche Formulierungen durch wissenschaftliche Erkenntnisse zu verbessern. Ich hatte die perfekte Basis, um eine natürliche Produktlinie mit unserem Bio-Bauernhof in Sizilien zu kreieren, aber ich wusste, dass ich einen brillanten wissenschaftlichen Verstand brauchte, der mir bei der Formulierung hilft. Nach vielen Recherchen in Italien stiess ich Anfang 2014 auf Dr. Francesca Ferri, die vor über 35 Jahren mit der Formulierung von Kosmetika und Nahrungsergänzungsmitteln begonnen hatte. Francesca ist die perfekte Ergänzung, um mir zu helfen, eine «natürliche Hautpflegelinie, die auf wissenschaftlicher Basis beruht», ins Leben zu rufen. Nach einigen Jahren der Entwicklung und dem anschliessenden Testen mit Elite-Spa-Profis bei Rocco-Forte-Spas haben wir natürliche, pflanzliche Formulierungen entwickelt.

Sie lieben Sizilien, den Sitz des Rocco Forte Verdura Resort. Welche Rolle spielt Sizilien bei der Entwicklung Ihrer Hautpflegelinie? Es spielt eine sehr grosse Rolle. Während meines Jahres im Verdura Resort habe ich mich intensiv mit Schönheit beschäftigt, und zugleich verliebte ich mich in die Menschen, die Kultur, das Essen und die atemberaubende Natur der Insel. Ich erkannte, dass Siziliens Natur reichhaltige Inhaltsstoffe bietet und die Erträge des Bio-Bauernhofs von Verdura die perfekte Basis für eine Hautpflegelinie bilden. Wir haben einige erstaunliche Inhaltsstoffe in Sizilien, die Wunder auf der Haut bewirken können. Es gibt zum Beispiel Kaktusfeigen-Polysaccharide, die als Hyaluronsäure pflanzlichen Ursprungs und das neueste Superfood gelten. Hibiskus ist bekannt als die «Botox-Pflanze» aufgrund seiner Fähigkeit, Falten zu mildern; Granatapfel ist reich an Vitamin C, Flavonoiden und Anthocyanen, die starke Antioxidantien für die Haut darstellen, und Olivenöl ist reich an Polyphenolen und Vitamin E. Meine Produkte werden von Hand hergestellt, und meine Behandlungen und Rituale beruhen auf der Kraft der Berührung.

Verraten Sie uns Ihr persönliches Schönheitsgeheimnis? Ich schwöre auf meine täglichen 8 Stunden Schlaf für ein strahlendes, gesundes Aussehen und Wohlbefinden. Zusätzlich gehe ich niemals ins Bett, ohne vorher mein Gesicht zu reinigen und zu pflegen. Auch achte ich sehr auf eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Hautpflege und Öko-Nachhaltigkeit ... Wie können wir bewusster auf unsere Haut achten? Bei der Pflege unserer Haut sollten wir nach Inhaltsstoffen suchen, die nützen und nicht schaden. Unsere Philosophie ist es, nur das Notwendige zu verwenden und natürlich gewonnene Alternativen zu synthetischen Farbstoffen, Konservierungsstoffen und harten Tensiden zu verwenden. Wir beschränken auch die Verwendung von ätherischen Ölen streng, da sie potenziell irritierende Allergene wie Citral, Linalool und Farnesol enthalten. Die Vermeidung dieser häufigen Reizquellen in natürlichen Produkten ist ein wichtiges Ziel unseres Produktentwicklungsprozesses. Wir suchen nach Wirkstoffen, die bereits natürlich in der Haut vorhanden sind, oder nach biomimetischen Inhaltsstoffen, die dazu beitragen, dass sie biokompatibel und aussergewöhnlich hautfreundlich sind.

Ihre Produkte, die für Qualität und Respekt für die Umwelt stehen, werden in den Spas der Rocco-Forte-Hotels verwendet. Wie kommen sie bei den Gästen an? Unsere Produkte sind bei den Gästen sehr beliebt. Das Bewusstsein unserer Gäste für nachhaltige Pflege ist signifikant gestiegen. Aber am wichtigsten ist, dass unsere Gäste effektive Produkte möchten, und die positive Wirkung unserer Produkte ist klinisch erwiesen.

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BEAUTY &WELLBEING

Wie stellen Sie sich die Zukunft von Irene Forte Skincare vor? Irene Forte Skincare haben wir vor etwas mehr als zwei Jahren mit Rocco-Forte-Spas ins Leben gerufen. Unser «Brot und Butter»-Geschäft ist die Ausstattung der Spas. Aufgrund von COVID haben wir dieses Geschäft für mehr als ein Jahr verloren, was dazu geführt hat, unsere Aufmerksamkeit auf den Einzelhandel zu richten. Im letzten Jahr haben wir Verträge mit 26 neuen Einzelhändlern unterschrieben, zum Beispiel mit Nordstrom in den USA, Liberty in London, der Frasers-Gruppe in Grossbritannien, Niche Beauty in Deutschland und Luisa Via Roma in Italien. Wir werden auch mit Bergdorf Goodman in New York, Amazon Luxury Stores in den USA, John Bell & Croyden in Grossbritannien und einigen mehr starten. Als Reaktion auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse wird 2022 auch eine Reihe neuer Produkte eingeführt. Ich betone immer, dass Nachhaltigkeit eine Reise ist, und wir sind ständig bestrebt, unsere Produkte zu verbessern. Ich arbeite daran, eine dominante Marktmarke aufzubauen und mich als nachhaltige, hautfreundliche und klinisch bewährte Pflegeprodukt-­Marke zu differenzieren, die als beste italienische Hautpflegemarke in unseren Schlüsselmärkten Grossbritannien, USA und Italien anerkannt ist.

MUST-HAVES «Irene Forte Skincare» ist eine luxuriöse Marke mit ökologischen und nachhaltigen Inhaltsstoffen, die von Irene Forte, Wellness-­Direktorin der Forte-Hotels-Gruppe, gegründet wurde. Das Geheimnis dieser aussergewöhnlichen Produkte liegt in der Verwendung von hochqualitativen Bio-Rohstoffen, die auf dem sizilianischen Anwesen des Unternehmens angebaut werden.

Das Hyaluronsäure-Serum spendet der Haut nachweislich über zwölf Stunden Feuchtigkeit nach nur einer Anwendung. Die einzigartige Rezeptur polstert die Haut nachweislich sofort auf und hilft, das Auftreten von feinen Linien und Fältchen zu minimieren.

Ein ausgleichender Schaumreiniger mit Soja-ProteinKomplex hilft sanft, aber effektiv, Unreinheiten zu entfernen, während Lavendelwasser und Rosmarinöl die Haut beruhigen und erfrischen.

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Nachtcreme mit Myoxino, das aus Hibiskussamen gewonnen wird, hilft bei der Reduzierung selbst tiefer Stirnfalten ähnlich wie Injektionspräparate. Ein neuartiger Peptidextrakt aus Grüner Erbse hilft, die Kollagen- und Elastinproduktion zu steigern und feine Linien und Fältchen zu reduzieren.


©Kartell

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LI VI NG

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© Artemide

MADE IN

LIVING

SICH AUS DEN TRÜMMERN DES ZWEITEN WELTKRIEGES HERAUSSCHAUFELND, BLÜHTE ITALIEN INNERHALB VON ZWEI DEKADEN ZUR DESIGN-WELTMACHT AUF. VON AUTOS ÜBER KLEIDUNG BIS HIN ZUM MÖBELDESIGN – EINE WELT OHNE ITALIENISCHES DESIGN WÄRE WIE EIN LEBEN OHNE PASTA.

ITALY Autorin_Lone K. Halvorsen

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© Philippe Starck

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ITALIEN

Italien ist ein Land, in dem experimentelle Modernität und zeitlose Eleganz eine Symbiose bilden. Doch auch mit einer Technik am Puls der Zeit lebt das traditionelle Handwerk in Bella Italia ebenso in friedlicher Koexistenz von auserlesener Extravaganz und klassischer Funktionalität. Vielleicht ist das auch das Besondere an italienischem Design, denn hier existiert genauso problemlos der Ferrari neben dem Fiat 500. «Made in Italy» ist eben ein Statement. Gekennzeichnet durch eine elegante Formensprache und charakteristische Merkmale, die meist noch von Hand in traditionellen Manufakturen oder Familienbetrieben hergestellt werden. Doch auch die Italiener beweisen immer wieder, dass Design nicht nur als Anreiz zum Konsum oder als Statussymbol zu betrachten ist, sondern vielmehr ein Fest der Schönheit und Lebensfreude ist.

Der Stuhl «Louis Ghost» von Philippe Starck für Kartell.

AUS DEN TRÜMMERN EMPOR Während sich in Deutschland in den 1920 Jahren die Stilrichtung «Bauhaus» entwickelte und einen starken Einfluss auf das Design des 20. Jahrhunderts ausüben sollte, hatte Italien zu dieser Zeit keine ausgeprägte Möbeltradition. Während im Ausland Künstlerzentren gegründet wurden und die Industrialisierung Einzug hielt, wurde in Italien Landwirtschaft betrieben, und höchstens historische Formen und kleine Handwerksbetriebe prägten die Einrichtungslandschaft. Die einzige Ausnahme bildete der Chiavari-Stuhl, der sogar ein Exportschlager wurde. Auch die 1933 erstmals stattfindende «Triennale» in Mailand änderte nichts daran, dass Design in Italien noch nicht angekommen war. Erst ab Ende der 1940er Jahre gewann in Italien das Design mehr an Bedeutung. Man sah trotz der weitläufigen Zerstörungen nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Chance für einen Neubeginn. Im Verlauf der 1950er Jahre entstanden neue Wohnviertel, und die Möbellandschaft nahm zu. Es wurden neue Wohnkonzepte und Möbelstücke entworfen, welche den Nerv der Zeit vor allem im Hinblick auf Beständigkeit trafen. Während dieser Zeit erfanden die USA bereits die Fliessbandfertigung, um für niedrige Preise grosse Mengen an Möbel und Haushaltswaren herzustellen. Doch die Italiener grenzten sich von der theoretischen Herangehensweise der Deutschen mit ihrer Bauhaus-Schule oder der marketing- und profit­ orientierten Designauffassung der Amerikaner ab. In Italien lebte das Design vor allem von seiner Experimentierfreudigkeit und der alten kulturellen Tradition, von Schönheit und Funktion, die nicht singulär betrachtet wurden, sondern von Anfang an zusammengehörten. Intensiver als in anderen Ländern interessierten

sich in Italien die Architekten für das Möbeldesign, und Franco Albini oder Enrico Peresutti entwarfen schlichte und funktionale Möbel, die vor allem ästhetisch geprägt waren. In den 1950er Jahren wurde die Triennale-Präsentationsstätte von Gio Ponti ins Leben gerufenen: der «Compasso d’Oro» (Goldener Zirkel). Mit der Gründung des renommierten Designpreises wurde dem italienischen Design weiter Vorschub geleistet. Der Preis richtet sich gezielt an italienisch produziertes Design, um dieses zu fördern und um Innovationen auszuzeichnen. DIE JUNGEN WILDEN Miniröcke, Mondlandung, Woodstock und Beatlemania; die 1960er waren ein Jahrzehnt des Wandels. So hinterliessen sie auch in der Designwelt ihre Spuren und sorgten für eine neue Kreativität. Vorbei waren die Jahre mit dem unaufgeregten und funktionalen Design der Nachkriegsjahre. Nun wurde in die Zukunft geblickt – das Motto lautete: «Alles ist möglich!» Auch in Italien war derweilen Wohlstand eingetroffen – und der damit einhergehende Massenkonsum propagierte das «Bel Design» und machte dieses für eine breite Bevölkerungsschicht zugänglich. Es entstanden neue Technologien und Materialien wie die Verarbeitung von Kunststoff, was neue Impulse in der Formgebung setzen sollte. Mit der Zeit verschmolz die italienische Tradition mit dem verspielten Chic und dem experimentellen Design. In jener Zeit entstand zeitgleich jedoch eine Designkluft zwischen der industriellen Massenproduktion und experimentellen Gegenentwürfen einiger Designer, die

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©Gufram

©Zanotta

LIVING

OBEN Die schrille Garderobe «Cactus» von Gufram, entworfen im Jahr 1972. UNTEN Der «Sacco» von Zanotta, den die Designer Piero Gatti, Cesare Paolini und Franco Teodoro 1968 entwarfen, erlangte Kultstatus.

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Designkultur geöffnet, die zwar den jungen Wilden den Wind aus den Segeln nahm, aber zugleich Italien zum Vorreiter neuer Entwicklungen im Design ernannte. Für die Entwicklung war unter anderem die Zusammenarbeit kleinerer, flexiblerer Produktionsbetriebe mit Architekten von Vorteil. So konnten Achille Castiglino, Carlo Mollino oder Gio Ponti ihre experimentalen Designentwürfe verwirklichen. Viele Firmen profitierten von dieser Entwicklung und beschäftigten Memphis-Designer, welche den traditionellen Unternehmen einen frischen Kick verpassten. Die Memphis-Gruppe löste sich Ende der 1980er Jahre auf, wenngleich das italienische Design zu diesem Zeitpunkt keine neuen Impulse nötig hatte. Längst war um die Designer ein Kult entstanden, der sich durch sämtliche Designbereiche zog. Die neue Form der Experimentierfreude liess Firmen neue Wege gehen, und durch den wirtschaftlichen Aufschwung wurde Design zu einem Synonym für Lifestyle. Und der Designer

©Memphis

sich gegen den Mainstream wehrten. Die jungen Wilden und die daraus entstandene Designströmung «Radical Design» verurteilten den Kult um die industriell gefertigten Produkte des «Bel Design» und den stupiden Kreislauf von Produktion und Konsum. Mit Manifesten und utopischen Gestaltungsideen protestierten die Vertreter des «Radical Design» gegen den etablierten Geschmack in Design und Architektur. Dann tauchten experimentierfreudige Unternehmer auf, die sich einige Entwürfe der jungen Rebellen sicherten. So entstanden Klassiker wie der Sitzsack «Sacco» von Zanotta im Jahr 1968 oder die schrille Garderobe «Cactus» von Gufram im Jahr 1972. Auch für Leuchtenhersteller wurden in den 1960er Jahren entscheidende Weichen gestellt. Genau zu Beginn des neuen Jahrzehnts wurden Flos und Artemide gegründet – die heutzutage zu den Marktführern gehören. Nach dem «Radical Design» kam eine zweite Welle auf, die Gruppe «Memphis», angeführt von Ettore Sottsass. Die Türen wurden fortan für eine neue

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LIVING

Links im Bild der Design-Klassiker «Mezzadro» der Brüder Achille und Pier Giacomo Castiglioni für Zanotta. Der freischwingende Hocker ist genaugenommen ein Traktorsitz. Ein extremes Design, das zu einem «Piece of Art» des «Radical Design» geworden ist.

zum Star. Die Dominanz war mittlerweile in Italien in allen Design-­ Kategorien unbestritten. Ob in der Mode durch Versace, Armani oder Prada, im Automobildesign mit Pininfarina oder Bertone oder im Interior Design mit Gio Ponti und Ettore Sottsass – alle genossen weltweiten Ruhm und Einfluss. Die Liste der «Who is Who» des Möbeldesigns wurde schnell zu einer italienischen Liste. Zum Beispiel Agape, Alessi, Cassina, Foscarini, Flos, Boffi, B&B, Cappelini, Minotti, Molteni oder Artemide – um nur einige zu nennen. SALONE DEL MOBILE Das Herz des italienischen Designs schlägt in Mailand. Heute leben und arbeiten viele bekannte Designer in der Hauptstadt der Lombardei. Nicht nur zahlreiche Hersteller, Designer oder Kunsthochschulen sind hier ansässig, sondern auch die renommierteste Möbelmesse der Welt: der «Salone del Mobile». Mit 328 Unternehmen und 12’000 Besuchern wurde 1962 in Mailand der Grundstein für die bedeutsamste Möbelmesse der Welt gelegt. Seit jenem Jahr strömen Besucher aus aller Welt nach Mailand, um einen Einblick in die neuen Designs der weltweit besten Möbelhersteller zu erhalten. Im Jahr 2022 feiert die Möbelmesse ihren 60. Geburtstag, und dies verspricht, ein grosses Fest zu werden. Der gewohnte Termin im April wurde auf den 7. bis 12. Juni 2022 verlegt. Für Aussteller und Besucher soll damit ein sicherer, unbeschwerter Besuch der Messe ermöglicht werden. Im letzten Jahr

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fand der «Salone del Mobile» zum ersten Mal unter der Leitung der neu nominierten Präsidentin Maria Porro statt. Die Marketing- und Kommunikationsdirektorin der historischen italienischen Designmarke Porro ist auch Präsidentin des Handelsverbands der italienischen Möbelhersteller. «Unser Ziel ist ein starker, vereinter, inklusiver, nachhaltiger und kreativer Salone del Mobile», sagt Porro. Die Italienerin wird das sechzigjährige Erbe der Veranstaltung weiterführen und mit neuen Strategien auf die Umwälzungen der Gegenwart reagieren, um die Bedürfnisse der Aussteller, des Publikums und der internationalen Interessengruppen in Einklang zu bringen. An der 60. Ausgabe des «Salone del Mobile» wird nicht nur ein runder Geburtstag gefeiert, sondern das Hauptthema konzentriert sich auch auf das allgegenwärtige Thema Nachhaltigkeit.


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©Achille und Pier Giacomo Castiglioni / Flos

ZEHN ITALIENISCHE DESIGN-KLASSIKER STEHLEUCHTE ARCO / FLOS / ACHILLE UND PIER GIACOMO CASTIGLIONI / 1962 Eine klassische Decken- oder Hängeleuchte? Warum, wenn es «Arco» gibt! Was einst als Geheimtipp galt, ist längst zur Design­ ikone geworden. Achille Castiglioni sagte: «Wir dachten an eine Lampe, die Licht auf den Tisch projiziert. Davon gab es bereits einige, aber man musste stets an der Lampe vorbei. Damit die Lampe ausreichend Raum um den Tisch gewährte, musste der Sockel mindestens zwei Meter Abstand zum Tisch haben. So war die Idee des Bogens geboren.» SITZSACK SACCO / ZANOTTA / GATTI, PAOLINI, TEODORO / 1968 Historisch betrachtet war dieses Sitzmöbel zunächst etwas exklusiv, aber einen Sonderplatz in der Sitzmöbel-Landschaft nahm der Sitzsack allemal ein. Mit einer Bequemlichkeit und extravaganten Form erschufen die Designer Gatti, Paolini und Teodoro ein Stilelement, welches Jahrzehnte später immer noch vom Erfolg zehren kann. LEUCHTE TOLOMEO / ARTEMIDE / MICHELE DE LUCCHI / 1987 «Ich habe die Leuchte Tolomeo 1986 designt. Vielleicht sollte ich eher sagen, dass ich sie erfunden habe, denn am Anfang stand die Idee für ihren Mechanismus», erklärte Michele De Lucchi. STUHL LOUIS GHOST / KARTELL / PHILIPPE STARCK / 2004 Inspiriert vom Louis-quinze-Stil, schuf Philippe Starck den Stuhl Louis Ghost 2004 für Kartell. Mit einem gekonnten Mix von barocker Form und innovativer Herstellung erschuf er eine Ikone

©Michele De Lucchi / Artemide

des 21. Jahrhunderts. SOFA CHARLES / B&B ITALIA / ANTONIO CITTERIO / 1997 Mit dem Produktnamen «Charles» spielt Antonio Citterio auf den berühmten Designer Charles Eames an. Charakteristisches Merkmal dieses legendären Sofas sind ausser seiner Leichtigkeit vor allem die schlichten Füsse in Form eines umgedrehten «L». BEISTELLTISCH CICOGNINO / CASSINA / FRANCO ALBINI / 1953 Ikonisches Design, verspielte Form und praktisch zu transportieren. Diese Vorzüge lagen beim Designer Albini nah beieinander, als er 1953 den Beistelltisch von Cassina entwarf. Seinen Namen «kleiner Storch» trägt er nicht ohne Grund, denn schliesslich erinnert der Schaft, der sich aus einem der drei Füsse nach oben fortsetzt, ein wenig an den Hals eines Storchs, während der

©Cicognino / Cassina

markante Griff den Schnabel symbolisiert.

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© Patricia Urquiola und Eliana Gerotto / Foscarini © Toshiyuki Kita / Cassina

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LEUCHTE CABOCHE / FOSCARINI / PATRICIA URQUIOLA UND ELIANA GEROTTO / 2005 «Caboche» entstand 2005 aus dem Wunsch, eine Leuchte zu kreieren, so kostbar und faszinierend wie ein Perlenarmband, das im Zeichen von Leichtigkeit und Transparenz steht. Seit ihrer Ersterscheinung hat sich die kostbare, strahlende und anspruchsvolle «Caboche» als einer der Bestseller von Foscarini behauptet, um schliesslich als wahre Designikone in der Welt der Beleuchtung emporzusteigen. STUHL SUPERLEGGERA / CASSINA / GIO PONTI / 1957 «Einfach nur ein Stuhl und sonst nichts» – so kurz und bündig beschrieb der Designer Gio Ponti sein Werk im Jahr 1957. Und dass der Stuhl sich seitdem im Cassina-Programm befindet, muss einen guten Grund haben. Pontis Mission war einfach, aber komplex: rationale Formensprache, aber auffallend modern. SESSEL CHESTER / POLTRONA FRAU / RENZO FRAU / 1912 Mit seiner zeitlosen Eleganz verweist das klassische Modell auf die Zeit von König Edward. Inspiriert von den Sofas und Sesseln, die zu jener Zeit in den englischen Clubs und Landhäusern allgegenwärtig waren, ist er zu einer Ikone in der Geschichte der Einrichtungsobjekte geworden.

©Gio Ponti / Cassina

SESSEL WINK / CASSINA / TOSHIYUKI KITA / 1980 Bekannt wurde der Sessel nicht unter seinem richtigen Namen, sondern durch seine grossen Ohren und wurde deshalb Micky-Maus-Sessel oder Ohrensessel genannt. Damit schuf der japanische Designer Toshiyuki Kita eines der beeindruckendsten Möbel der 1980er Jahre.

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CU LIN ARI CULINA RIUM UM

©Lido84

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CULINARIUM

©Le Calandre

FOOD-TRIP

DURCH Autorin_Lone K. Halvorsen

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ITALIEN


©Lone K. Halvorsen

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PIZZA, PASTA UND PANNA COTTA. DIE ITALIENISCHE KÜCHE GENIESST WELTWEIT EINEN EXZELLENTEN KULINARISCHEN RUF. DAS LAND HAT JEDOCH LÄNGST MEHR ALS DIE GEWOHNTEN KLASSIKER AUF DER SPEISEKARTE ZU BIETEN. FÜNF HOTSPOTS, DIE GAUMENFREUDEN BEREITEN.

Hohe Qualität, regionale Vielfalt und ein ausgeprägtes Traditionsbewusstsein sind die Säulen der italienischen Küche. Hinzu gesellt sich selbstverständlich die ebenso wichtige Einstellung der Italiener zum Essen: Dieses dient in Italien der Kunst und gilt als schöne Ausdrucksform der italienischen Kultur, welche die Geschichte des Landes widerspiegelt. Doch Tradition kann auch Evolution bedeuten, und so hat die italienische Küche sich längst nach vorne in die obere Liga der Spitzengastronomie hochkatapultiert.

Mit dem «AlpiNN» hat «Cook the Mountain» endlich seine Heimat gefunden: Ein Restaurant, wo jedes Detail für Region, Heimat und Nachhaltigkeit steht, von der Einrichtung bis hin zur Küche.

REGIONALITÄT UND NACHHALTIGKEIT SIND DIE OBERSTEN PRINZIPIEN.

ALPINN FOOD SPACE & RESTAURANT VON NORBERT NIEDERKOFLER Er gilt als der Vorzeigekoch für alpine Heimatküche und wird zu Recht als der Erfinder der Südtiroler Haute Cuisine bezeichnet. Mit dem Respekt vor Natur, Umwelt und Tier fängt für Sternekoch Norbert Niederkofler alles an, denn in seiner Küche werden ausschliesslich Zutaten verwendet, die hier und jetzt wachsen. Mit dieser Philosophie und der konsequenten Umsetzung in seinen Restaurants «St. Hubertus» und «AlpiNN» wurde der Südtiroler mit drei Michelin-Sternen und einem Grünen Stern beschert. Aufgewachsen inmitten der Dolomiten, waren die Natur und ihre Wunder für Norbert schon immer eine Konstante in seinem Leben. Er entwickelte bereits im jugendlichen Alter – durch seinen Vater – eine Vorliebe für das Kochen mit heimischen Qualitätsprodukten. Und mit der Überlegung, welchen Beitrag die Bergküche zu einer nachhaltigen Entwicklung unseres Planeten leisten kann, entstand das Konzept «Cook the Mountain» von Norbert Niederkofler. Als er vor Jahren alle Grundprodukte aus seiner Küche verbannte, die nicht aus dem näheren Umkreis der Alpen kommen, zweifelten viele am Projekt – diese wurden eines Besseren belehrt. In über 2000 Meter Höhe, auf dem Gipfel des Kronplatzes, befindet sich das beeindruckende «AlpiNN Food Space & Restaurant». Hier ist nichts zufällig, denn die zwei grossen «N» im Namen stehen für Norbert Niederkofler. Regionalität und Nachhaltigkeit sind die obersten Prinzipien, die konsequent gelebt werden, und somit sind die extravaganten Berggerichte saisonal und aus hochqualitativen regionalen Produkten hergestellt. Modernität und alpine Tradition sind hier bis zur Perfektion miteinander verbunden, und nebst dieser aussergewöhnlichen Bergküche wird ein fantastischer Ausblick durch die Panoramafenster auf die umliegende Bergwelt geboten. Beim Essen den Ausblick geniessen und zugleich die Welt verändern. Norbert Niederkofler zeigt im «AlpiNN», dass auch ein Restaurant zur «Bottle Free Zone» werden und damit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.

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©Nicole Marnati

2016 wurde die mit drei Michelin-Sternen gekürte Osteria Francescana an die Spitze der «World’s 50 Best Restaurants» gewählt.

OSTERIA FRANCESCANA VON MASSIMO BOTTURA Massimo Bottura hätte ins Erdölgeschäft seines Vaters einsteigen können, doch er hat sich für den Beruf des Kochs entschieden. Als Autodidakt hat er begonnen, und heute zählt er zur Spitzenliga Italiens. Mit drei Michelin-Sternen hat sein Restaurant «Osteria Francescana» bereits mehrfach die Liste der besten Restaurants der Welt angeführt. «Mammas Küche» war zwar gestern, ist aber doch der Ursprung. Zwischen Tradition und Innovation beschreitet Bottura einen schmalen Grat, der tief in der italienischen Küche verwurzelt ist. Fragt man ihn, wie er zu seinen Neuinterpretationen der traditionellen Küche Italiens gekommen ist, erzählt er Geschichten von Kunst und Philosophie und wie er mit einem ausgeprägten Weitwinkel das kulinarische Erbe seiner Heimat umsetzt und ehrt. «Tradition ist Evolution» nennt er seine Herangehensweise, ein Denkanstoss, um zu hinterfragen, ob man jahrhundertelang immer

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alles auf dieselbe Art zubereiten muss. Seine «Osteria Francescana», die er 1995 in Modena eröffnete, ist mehr als ein Restaurant. Es ist ein Labor voller Ideen, die stets intensive Geschmackserlebnisse bereithalten. «Wir schauen kritisch und nostalgisch in die Vergangenheit, was uns erlaubt, nur das Beste daraus in die Gegenwart zu übertragen. Wir komprimieren in unseren Gerichten Geschichte, Kunst, Natur, Humor und Poesie, die uns zufällige Begebenheiten des Lebens bescheren», schildert es Bottura. So sind legendäre Signature Dishes mit Titeln wie «Oops, I dropped the Lemon Tarte» entstanden: Ein Koch liess die Zitronentarte fallen, aber statt daraus eine hitzige Szene in der Küche zu machen, entstand die Idee eines Desserts, das wie eine zu Boden gefallene Torte wirkt. Ein Glück, dass er nicht dem Wunsch seines Vaters nachging, Anwalt zu werden, sondern den Wunsch verspürte zu kochen – und seine Mutter ihn ermutigte, sich diesen Traum zu erfüllen.

©Nino Bergese

CULINARIUM


© Le Calandre

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LE CALANDRE VON MASSIMILIANO ALAJMO Bella Italia, menu delizioso! So und nicht anders ist es in Padua in der Region Venetien, einer Gegend, die grundsätzlich nicht für kulinarische Ausnahmeerscheinungen berühmt ist, sondern für grossartige Kunst und Architektur wie die Scrovegni-Kapelle und die überwältigende Basilika des Heiligen Antonius. In einem eher tristen Vorort von Padua befindet sich jedoch das beste Restaurant der Stadt, das – nebenbei bemerkt – mit drei Michelin-­Sternen geehrt wurde. In einem eher unscheinbaren Haus, in dem die Nüchternheit regiert und alles aufs Wesentliche reduziert scheint, befindet sich das «Le Calandre». Der Koch des Hauses ist Massimiliano (Max) Alajmo. Der im Jahr 1974 in Padua geborene Massimiliano hat seine Kindheit auf dem Spielplatz neben dem Restaurant verbracht, als dieses 1981 von seinen Eltern Erminio Alajmo und Rita Chimetto eröffnet wurde. Im Jahr 1994 übernahm er den Posten als Küchenchef, und sein ältester Bruder wurde zugleich Geschäftsführer. Seine Mutter hat bereits im Jahr 1992 mit dem ersten Michelin-­Stern eine Steilvorlage für ihre beiden Söhne geliefert, wobei die beiden sich nicht darauf ausruhten. Die beiden Brüder entwickelten daraus das «Le Calandre». Im Jahr 1997 erhielt Massimiliano den zweiten Michelin-Stern, und 2002 folgte der dritte. Da war er gerade 28 Jahre alt und somit der jüngste Drei-Sterne-Koch aller Zeiten. Das Geheimnis hinter seinem Erfolg sind, nebst seinem persönlichen Kontakt zu den regionalen Lieferanten, seine profunden Kenntnisse regionaler und saisonaler Produkte, die er so einfach wie möglich und gleichzeitig ungewöhnlich kreativ verarbeitet. Zwar bleibt die Küche seinen regionalen Wurzeln treu, bietet zugleich aber atypische Gerichte auf höchstem Niveau an. Zu seinen Signature Dishes gehören der Mandel-Mozzarella, eine Geschmacksexplosion aus Mandelmilch und Basilikum, sowie «Tiramisu in a pipe», das tatsächlich in einer Tabakpfeife aus Muranoglas an den Tisch serviert wird – und verständlicherweise mittlerweile Kultstatus erlangt hat. Das Motto des Hauses lautet «Sich um jeden Kunden zu kümmern, wie man sich um sich selbst kümmern würde, und zwar bis ins kleinste Detail». Eine fehlerfreie Darbietung.

©Le Calandre

BELLA ITALIA, MENU DELIZIOSO!

Der Signature Dish von Massimiliano Alajmo: Der Mandel-Mozzarella – eine Geschmacksexplosion aus Mandelmilch und Basilikum.

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CULINARIUM

©Piazza Duomo

PIAZZA DUOMO VON ENRICO CRIPPA Wenn es im Spätherbst viele Köche und Feinschmecker nach Italien zieht, so reisen sie alle aus demselben Grund an: Die unvergleichlichen weissen Trüffel aus Alba sind das Objekt ihrer Begierde. Und während begeisterte Besucher den mächtigen Dom von Alba bestaunen, haben die Feinschmecker ein anderes Ziel im Auge. Das Restaurant «Piazza Duomo» befindet sich in einem alten Bürgerhaus am Domplatz im Trüffeldorf Alba. Das Restaurant gilt als Gourmettempel und der Drei-Sterne-Chefkoch Enrico Crippa als Botschafter für den weissen Trüffel in der Welt. Das Restaurant ist auf zwei Ebenen angelegt – während sich im unteren Bereich, offen zum Platz hin, die modern eingerichtete Trattoria «La Piola» befindet, ist im ersten Stock der rosa gehaltene Gourmet-Tempel «Piazza Duomo». Der im Jahr 1971 geborene Enrico Crippa gilt als einfallsreicher Koch der «neuen Generation» und lernte sein Handwerk in Mailand bei Gualtiero Marchesi. Später arbeitete er in Japan und Frankreich, bevor Bruno Ceretto ihn schliesslich nach Alba holte, um dort einen Treffpunkt für Gourmets aus dem Boden zu stampfen. Chefkoch Crippa gilt als strenger Perfektionist – all seine Gerichte sind personalisiert, auf die besten Zutaten fokussiert und werden mit einer präzisen und fast dezenten Küche ohne grosse Knalleffekte zubereitet. Crippa präsentiert eine moderne italienische Küche mit französischen und japanischen Einflüssen. Er liebt Gemüse und frische Kräuter und bezieht diese aus seinem vierhundert Quadratmeter grossen Gewächshaus sowie von seinen eigenen Feldern. Das berühmteste Gericht des Restaurants ist die «Insalata 21, 31, 41, 51…» mit einer Fülle von Blättern, Kräutern und Gemüsen, deren genaue Anzahl und Zusammensetzung sich je nach der Jahreszeit ändert. «Alles ist gut, solange es mit Energie gefüllt ist», so Enrico Crippas Motto.

ENRICO CRIPPA GILT ALS BOTSCHAFTER FÜR DEN WEISSEN TRÜFFEL. 201


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©Lido84

©Lido84

INSPIRIERT VON DER UMGEBUNG.

LIDO 84 VON RICCARDO CAMANINI Das Restaurant «Lido 84» am Gardasee ist eines, das auf jede Foodie-Bucketlist gehört. Im Jahr 2014 von den Brüdern Riccardo und Giancarlo Camanini eröffnet, punktet das Restaurant nebst der Gourmetküche mit einem eigenen direkten Seezugang und einer romantischen Seeterrasse. Ursprünglich diente das Haus als Strandbad, bevor es von den Camanini-Brüdern übernommen wurde. Dass hier heutzutage kulinarische Meisterwerke kreiert werden, hat sich bereits herumgesprochen, und wohlverdient wurde das Restaurant auch mit vielen renommierten Auszeichnungen geehrt. Womöglich hat die italienische Haute Cuisine auch auf jemanden wie Chefkoch Riccardo Camanini gewartet. Jemand der frisch, kreativ und mutig genug ist, eine neue Vision der italienischen Klassiker und Traditionen zu kredenzen. Ihm werden altmodische Klischees und Normen vorenthalten, Riccardo schlägt eine andere Richtung ein und kreiert eine neue zeitgenössische italienische Küche. Die Devise lautet «Ursprung», denn die Philosophie des Hauses und die Gerichte von Riccardo sind von der Umgebung inspiriert. So lässt er die Umgebung ins Essen und ins Ambiente einfliessen: Der Hecht oder Aal kommt direkt aus dem See, die Zitronen stammen von den Bäumen im Hinterland und die Rohmilch für die Herstellung von «Fior di Latte»-Eis und Bagòss-Käse für Tortellini-Gerichte vom Bauer nebenan. Die Spezialität des Hauses: der italienische Klassiker «Cacio e Pepe». Riccardo perfektionierte das Pastagericht mit einer fast vergessenen Methode: in der Schweineblase. Das Interieur erweist dem Lago di Garda ebenfalls seine Reverenz, etwa durch die Farbe der Wände, wenngleich das schönste Accessoire der Stern vom Guide Michelin ist.

Der italienische Klassiker «Cacio e Pepe». Riccardo Camanini perfektioniert ihn im «Lido 84» mit einer fast vergessenen Methode: in der Schweinsblase.

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CULINARIUM

VENCHI

TRENDS

Die Schokoladenkunst von Venchi aus dem Piemont zelebriert die Schönheit der Schokolade in all ihren Formen und Grössen. Die f lorale Geschenkbox aus der «Gems»-Kollektion ist das perfekte Geschenk für diejenigen, die die köstliche Einfachheit einer Schokolade lieben, und wurde geschaffen, um die italienische Kunst und Schönheit durch eine Hommage an die Florentiner Mosaiktechnik zu feiern.

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MASSETO

Der Masseto 2017 ist zweifellos ein beispielhaftes Produkt seines Jahrgangs, dem es gelungen ist, die volle Reife und Konzentration eines besonders sonnigen und trockenen Jahrgangs in sich zu bündeln. Die Farbe ist nahezu schwarz, an der Nase offenbart sich ein gehaltvoller und reifer Ausdruck konzentrierter schwarzer Frucht mit einem Hauch von Gewürzen und Lakritze. Am Gaumen gelingt es dem Wein, die grosse Intensität und Reife der Frucht mit einem bemerkenswerten Eindruck von Ausgewogenheit und Frische zu vereinen.

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DOLCE & GABBANA

Aus dem Zusammenspiel der Kreativität von Dolce & Gabbana und der Konditorkunst von Fiasconaro ist ein einzigartiges Rezept entstanden: der typische Panettone aus Mailand mit den Aromen von Sizilien. Die perfekte Handwerkskunst dieses Desserts wird in wunderschönen Blechdosen bewahrt, die eigens von den berühmtesten sizilianischen Künstlern gestaltet wurden und sich hervorragend zum Sammeln eignen.

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DIOR MAISON

«ABCDior», eine neue Linie, die von Dior Maison vorgestellt wurde, überträgt die symbolträchtige Mitzah-Schalkollektion, die von Maria Grazia Chiuri entworfen wurde, auf eine Reihe von Tellern und Tabletts sowie Kerzen und Schreibwaren. Die Schönheit der botanischen Natur wird üppig auf die Kreationen von Christian Dior übertragen und zeugt von seiner unerschütterlichen Liebe zu Blumen.

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FI NANCE

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DER LUXUS VOM

Autor_Michael Welti Bilder_Banque Heritage SA

PERSÖNLICHEN PRIVATBANKIER JEDER DEFINIERT LUXUS UNTERSCHIEDLICH – SCHNELLE AUTOS, IMMOBILIEN MIT FANTASTISCHER AUSSICHT, SCHMUCK ODER ANDERE KÄUFLICHE SCHÖNHEITEN. MANCH EINER VERBRINGT JAHRE DAMIT, DIE EIGENE KUNSTSAMMLUNG AUFZUBAUEN ODER SELTENE UHREN ZU SAMMELN, ABER IMMER HÄUFIGER FRAGT MAN SICH: WANN SOLL ICH DAS GENIESSEN? SEIT JAHREN ZEIGT SICH IMMER MEHR: DER GRÖSSTE LUXUS IST ES, MEHR ZEIT ZU HABEN, SICH DER WAHREN LEIDENSCHAFT ZU WIDMEN, DER FAMILIE, UND DIE VORZÜGE EINES ERARBEITETEN ODER GEERBTEN VERMÖGENS ZU GENIESSEN.

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Michael Welti ist Managing Partner und Head of Private Banking der Banque Heritage SA.

Vermögen werden oft über Generationen aufgebaut und vererbt. Die nächste Generation kommt in den Genuss der Vorzüge zu erben. Doch was erbt man denn wirklich? Ist es nur ein hart erarbeitetes Vermögen? Dies wäre zu kurz gedacht. Es sind die immateriellen Werte, welche jetzt erst zur Geltung kommen. Der Druck, die Tradition weiterzuführen, die Firmen zu managen, Verantwortungen zu übernehmen und Aufgaben wahrzunehmen und die Erfolgsgeschichte der Familie weiterzuführen. Es erstaunt daher nicht, dass von langer Hand geplante Übergaben innerhalb der Familie oft die erfolgversprechendsten Aussichten haben. Man trifft die Familienanwälte, den Immobilienspezialisten und nicht zuletzt den Bankier der Familie. Diese Verbindungen sind unbezahlbar: Man kennt sich seit Jahrzehnten, man kennt die Familienverhältnisse, und nicht selten hat man gemeinsam viel erlebt und sogar zusammen investiert. Der wahre Luxus ist das Erbe dieses Netzwerkes, die Übernahme der hart erarbeiteten Vertrauensverhältnisse, das Kümmern um die finanziellen Angelegenheiten und die kleinen Details, welche ach so zeitaufwendig sind und der wahren Leidenschaft zeitlich im Wege stehen. Der Bankier von heute bildet die Brücke von jahrhundertealter Tradition zum modernen Family Officer, jederzeit erreichbar für den Kunden, an ihrer Seite, wenn beispielsweise geopolitische Verwerfungen die Märkte beunruhigen, Unterstützung bei Veränderungen der Firma bis hin zur Vermögensvermehrung durch kluge Investitionen in Aktienmärkten oder Private-Equity-Anlagen. Hierbei ist ein vertrauter Ansprechpartner gewünscht, der zur Seite steht und für Kunden die grossen und kleinen Finanzentscheidungen abnimmt oder bei deren Umsetzung lokal oder global unterstützt. Die Tradition, welche das Bankgeschäft mitbringt, die komplexen weltwirtschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen neuer Technologien und Kommunikationsmöglichkeiten bieten nicht nur gute Anlagechancen, sondern benötigen Erfahrung und Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der richtigen Projekte. Das Geld soll für einen selbst arbeiten, die Freiheit ermöglichen, eine Firma weiter auszubauen, die langersehnte Weltreise anzutreten, einen Lebenstraum zu verwirklichen, ein Herzensprojekt zu finanzieren oder einfach den wohlverdienten Ruhestand zu geniessen. Privatbankiers in der Schweiz sollten deshalb stets mit dem Selbstverständnis eines Family Office zum Wohle ihrer Kunden dort unterstützen, wo es um die Details geht.

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E FIN ANCE

FINANCE

GUCCI

Blumenmuster prägen weiterhin die neuesten Kollektionen von Gucci und verleihen der Faszination des Hauses für die freie Natur Ausdruck. So wird diese Krawatte aus grauem Seidenjacquard mit Gucci-Biene auf der Rückseite von einem durchgehenden Motiv mit zarten, orangefarbenen Blumen bestimmt.

ERMENEGILDO ZEGNA

«PELLETESSUTA» ist das Resultat des tiefen Bedürfnisses, die Geschichte und DNA von Ermenegildo Zegna auf Lederaccessoires zu übertragen, und geht in der aktuellen Saison eine Liaison mit organischen Elementen, Handwerkskunst und Technologie ein, um eine einzigartige Vision zu erschaffen. Die elegante, praktische Double-Mini-Clutch besteht aus einem Kartenetui in Vikunja und einer schwarzen Clutch aus glattem Kalbsleder.

HUBLOT

C CARAN D’ACHE

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Caran d’Ache zelebriert das «Jahr des Tigers» mit einer neuen, auf 888 Stück limitierten Edition mit Attributen aus Gelbgold. Die exquisiten Schreibgeräte werden als Füllfederhalter oder Roller angeboten und sind herausragende Beispiele für vollendete Gravur in Kombination mit edler chinesischer Lackkunst.

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Eine Premiere für die «Big Bang Integral». Eine neue Kollektion mit dem schlichten Namen «Time Only» besinnt sich mit der Anzeige von Stunden, Minuten, Sekunden und Datum auf die Essenz der Uhrmacherei zurück und kleidet das Kaliber der drei Modelle aus Gelbgold, Titan oder All Black in einen Durchmesser von nur 40 Millimeter.

TR EN DS


VOR

PRESTIGE

FASHION MEETS ART FONDATION LOUIS VUITTON, GUCCI & CO

Die Mode ist schnelllebig, doch die Kunst soll ewig gelten. Kein Wunder, dass sich Modeschöpfer und Designerinnen so liebend gerne mit der Kunstwelt verbinden. Für viele Modehäuser gilt die zeitgenössische Kunst als Rückzugsraum, Inspiration und Spielwiese für eigene Entwürfe. Eine Reise an Orte, die die Symbiose von Kunst und Mode heute am

SCHAU

schönsten inszenieren.

DIE GEHEIMNISSE DER WÄLDER VON JORAT MADAME PIC

Anne-Sophie Pic gehört nicht nur bereits zur dritten Generation ihrer Familie, die vom Guide Michelin hintereinander mit der Höchstnote ausgezeichnet wurde, die bekannteste Küchenchefin der Grande Nation war 2007 auch die erste Frau überhaupt in Frankreich seit mehr als 50 Jahren, über deren Restaurant drei der begehrten Sterne aufgingen, die sie seitdem Jahr für Jahr verteidigt hat.

DIE ZUKUNFT FÄHRT ELEKTRISCH POLESTAR-CEO SASCHA HEINIGER IM INTERVIEW

Der Inbegriff elektrischer Performance, gemischt mit moderner Technologie und Design – das ist Polestar. Seit 2020 steht Sascha Heiniger an der Spitze des Unternehmens. Wir sprechen mit dem CEO über den Erfolg der innovativen Elektroautos.

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Space for progress. Der neue Audi A8. Auch mit Plug-in-Hybrid Technologie. Ein Innenraum, ausgestattet mit edelsten Materialien und zahlreichen technischen Finessen – aussen stromlinienförmig und fokussiert dezent: Das ist der neue Audi A8. Mit beeindruckender Lichttechnologie und innovativem Antrieb. Entdecken Sie Luxus, der alle Sinne berührt. Tauchen Sie ein in eine Welt, wo der Weg noch schöner ist als das Ziel. audi.ch

Audi A8 60 TFSI e quattro, 462 PS (Systemleistung) tiptronic, 2,1 l/100 km, 23,3 kWh/100 km, 47 g/km, Kat. B


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