SUMMER 2020
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VOLUME 55
JEWELS THAT TELL TIME
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erscheint vierteljährlich MEMBER OF THE BOARD TIBOR MUELLER BORIS JAEGGI rundschauMEDIEN AG St. Jakob-Strasse 84 CH-4132 Muttenz T +41 (0)61 335 60 80 F +41 (0)61 335 60 88 info@rundschaumedien.ch rundschaumedien.ch EDITOR-IN-CHIEF SWENJA WILLMS s.willms@rundschaumedien.ch DEPUTY EDITOR-IN-CHIEF NIKE SCHRÖDER n.schroeder@rundschaumedien.ch
IM PRES SUM
SALES PATRICK FREY p.frey@rundschaumedien.ch VIRGINIE VINCENT v.vincent@rundschaumedien.ch MICHELE ZITO m.zito@rundschaumedien.ch FRANCO D'ELIA f.delia@rundschaumedien.ch URS HUEBSCHER u.huebscher@rundschaumedien.ch ALBAN MULAJ a.mulaj@rundschaumedien.ch HEAD OF PRODUCTION & ART DIRECTION EMMA R. SCHAUB e.schaub@rundschaumedien.ch PRODUCT PUBLIC RELATION SWENJA WILLMS s.willms@rundschaumedien.ch EDITORS GISBERT L. BRUNNER WILMA FASOLA RAHEL M. FELIX LONE K. HALVORSEN THOMAS HAUER SIMONE HOFFMANN URS HÜBSCHER BEAT KRENGER NINA MERLI WALEED K. MUHIDDIN MANUELA OLGIATI CORINA RAINER VIVIEN RATHJEN SOPHIA ROSSMANITH NATACHA SALA KEVIN SCHNEEBELI BEATRICE SCHÖNHAUS SPIRIG SOMERA BOESCH-SHEIKH ANNA KAROLINA STOCK
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CORRECTOR ANDREAS PROBST COVER STAN. www.st-an.com Perfume: Jean Paul Gaultier All rights reserved PHOTOGRAPHS Image databases, Adam Norton at Jak Jaes Ltd., Glenn Spiro, Andy Smart of A. C. Cooper Ltd., A. Lange & Söhne, Carl F. Bucherer, Frédérique Constantin, Hublot, IWC, Jaeger-LeCoultre, Oris, Piaget, TAG Heuer, Harald Gottschalk ADMIN, COORDINATION & SUBSCRIPTIONS SERPIL DURSUN s.dursun@rundschaumedien.ch PRICE Issue CHF 10.–/€ 9.50 Year C HF 39.–/€ 35.– IT SUPPORT DEJAN DJOKIC deki@rundschaumedien.ch WEB SERVICES websiteria GmbH info@websiteria.ch is a registered trademark. (IGE 596.147) ISSN 1662-1255
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ART & 22
22 DIE REFLEXION SEINER SELBST Interview mit Mathias Kiss 28 KOLUMNE Vivien Rathjen M.A. 30 MIT DER NEUGIER EINES KINDES Jenya Vyguzov im Gespräch 36 EWIGE LIEBE Vintage-Klassiker
CULTURE36
TR 52 AVEL
44 URLAUBSREISE INS ICH Kamalaya Resort 50 ZEITLOSE ELEGANZ «The Balmoral» 52 MEHR ALS NUR TRAUMSTRÄNDE Nachhaltiger Tourismus in der Dominikanischen Republik 58 WOHLTAT FÜR KÖRPER UND SEELE Ayurveda Resort «Sonnhof»
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74 VEREWIGUNG DES FLÜCHTIGEN REGENBOGENS «Spirit of Big Bang Rainbow»
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84 DIE NEUE ART DES REISENS AMAC Aerospace 88 EDITOR’S CHOICE Geschichten der perfekten Autos 90 URBRITISCH Jaguar E-Type
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FAS HION
94 FASHION EDITORIAL Hide & Seek 104 MODE MIT ZUKUNFT Thom Browne
BEAUTY & 140 WELL BEING
112 BEAUTY EDITORIAL Summer Breeze 120 SINNESREISE DURCH DIE SCHWEIZER ALPEN Feuerstein Essentials Switzerland 124 MEDICAL WELLNESS «Chenot Palace Weggis»
128 EIN KÜNSTLERISCHES ERBE Villa René Lalique
LIVING 16
136 WOHNLICHE HAUTE COUTURE BE at HOME 140 KUNST FÜR DIE WAND de Gournay 146 DOPPELT HÄLT, WAS ES VERSPRICHT Der Doublecheck der SimmenGroup
AUS DEM HERZEN DER SCHWEIZER ALPEN Im wunderschönen Simmental ist das Schreinerhandwerk noch ein traditionelles Handwerk. Der Stolz auf unsere Arbeit zeigt sich in jeder von uns individuell angefertigten Küche. Die raue Landschaft, die majestätischen Berge und die unberührte Natur inspirieren dabei unsere Arbeit. Ob Penthouse-Besitzer oder Chalet-Liebhaber, sie alle teilen die Leidenschaft mit uns, die uns dazu motiviert, die exklusiven Küchenträume unserer Kunden wahr werden zu lassen. Die Zbären Küchen werden dabei mit hochwertigsten Materialien in feinster Handarbeit und mit hochmodernen Maschinen gefertigt. Von der kleinen Manufaktur im Herzen der Schweizer Alpen liefern wir die massgefertigten Küchen in die ganze Welt.
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150 KULINARISCHE MÄRCHEN Restaurant «Moments» in Barcelona 158 EINE FRANZÖSISCHE SEELE Jean-Gabriel de Bueil im Portrait 163 KOLUMNE Andy Zaugg 164 DETOX AUS DER NATUR Clean Eating
170 NACH MIR DIE SINTFLUT Unternehmensnachfolge
43 ART & CULTURE 49 TRAVEL 65 JEWELLERY 89 MOTION 103 FASHION MEN 110 FASHION WOMEN 122 BEAUTY 145 LIVING 162 CULINARIUM 168 FINANCE
174 WENN ANGST DIE UNTERNEHMUNG LÄHMT Erik Wirz im Interview
LOUIS VUITTON
FINAN TRENDS CE
173 KI Triebwerk für Transformation
8 IMPRESSUM VAN CLEEF & ARPELS
21 EDITORIAL 176 VORSCHAU
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GEMEINSAM MOMENTE ERLEBEN.
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EDITORIAL
ZEIT FÜR NEUE ACHTSAMKEIT
Abrupt schlug sie ein, die Krise, die die ganze Welt in Atem hält. Es ist eine Zeit, in der wir gezwungen sind, Dinge zu hinterfragen, neu zu sehen und uns mit uns selbst zu beschäftigen. Eine Krise als Chance zur Selbstreflexion – einer Tätigkeit, der sich der Pariser Künstler Mathias Kiss vollständig verschrieben hat. Als Schnittstelle von Malerei, Skulptur und Architektur reflektiert Kiss sein Leben, seine Skepsis und Wut. Im Interview verrät das Multitalent, was ihn bei der Suche nach neuen Antworten antreibt. Dabei hilft, die Welt einfach mal auf den Kopf zu stellen und neue Blickwinkel zu eröffnen. Das Cover unserer Sommerausgabe soll Ihnen dabei Inspirationsstoff und Gedankenanstösse liefern. Was aus dieser Selbstreflexion hervorgeht, ist die Sehnsucht nach echten Werten. Sich zufriedengeben mit Dingen, die bereits bestehen. So jagen wir in der vorliegenden Ausgabe den kostbarsten Schätzen hinterher, deren Ursprung in der Vergangenheit liegt: Vintage-Klassiker – ganz nach der Devise «weniger, aber wertiger». Und sobald uns die Welt wieder offensteht, bieten die unterschiedlichsten Destinationen Zeit für eine Urlaubsreise in das innere Ich. So wie das an der thailändischen Südküste gelegene Healing resort «Kamalaya», das auf die Natur als kraftspendendes Element und ein empathisches Verständnis für das Individuum setzt. Wer hierherkommt, möchte zu sich finden und an sich arbeiten. Etwas, was nicht in einem zeitlich begrenzten Rahmen stattfinden, sondern uns das ganze Leben lang begleiten sollte.
EDI TO RIAL
Swenja Willms Editor in Chief
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ART ART & & CULTURE CUL TURE
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Autorin_Swenja Willms Bilder_David Zagdoun / A DAGP
DIE REFLEXION SEINER SELBST
Als Schnittstelle von Malerei, Skulptur und Architektur reflektiert der Pariser Künstler Mathias Kiss sein Leben, seine Skepsis und Wut. Er scheint sich sowohl pragmatisch als auch revolutionär seiner Karriere hinzugeben. Das traditionell gelernte Handwerk als Möbeldesigner und Dekorateur erlaubt es Kiss, technisch akkurate Meisterwerke zu vollbringen. Mathias Kiss ist niemand, der sich katalogisieren lässt. Seine Message ist dafür umso klarer: sich leiten lassen, neue Wege finden, Mut haben, anders zu sein.
PRESTIGE: Mathias Kiss, Ihre Kunstwerke dienen nicht nur der Dekoration im Interieur-Design. Sie erfüllen auch einen Zweck – sie sollen eine Art Selbstreflexion beim Betrachter auslösen, was auch der Grundstein war für Ihre Arbeit als Künstler. Warum ist für Sie Selbstreflexion so wichtig? MATHIAS KISS: Zunächst mache ich Stücke als Reaktion auf meine Vergangenheit als Restaurator historischer Denkmäler und vor allem ohne den Wunsch nach «Design». Ich kreiere nur Stücke, die im Widerspruch zu den Regeln und Diktaten des Klassizismus stehen. Es ist eine Herausforderung mit einem einzigen Gedanken. Ein von Ihnen häufig verwendetes Material ist Spiegelglas – kein Zufall vermutlich. Welche Funktion übernimmt der Spiegel in Ihrer Kunst? Ich hasse Funktion! Ich begann im Alter von 14 Jahren mit einer Ausbildung zum Maler-Glaser, also arbeitete ich zwangsläufig mit Spiegeln und beschäftigte mich mit deren Zuschneiden. Hätte ich eine Ausbildung zum Tapezierer gemacht, würde ich heute vermutlich Vorhänge und Tapeten zerreissen. Nach Ihrer Lehre als Handwerker bahnten Sie sich Ihren Weg über Möbeldesigns, als Dekorateur hin in die Kunst. Sie gingen einen Weg vom Materialismus, vom Menschenhandgeschaffenen hin zum Abstraktum, fast schon zum Esoterischen und Spirituellen. Wie nehmen Sie den Verlauf Ihrer Karriere wahr? Es fällt mir schwer, das im Nachhinein zu beurteilen, aber sagen wir mal, dass meine Arbeit am Anfang eher technisch ausgelegt war, aber keinen Sinn hatte. Ich arbeite derzeit daran, Antworten zu finden, einen Weg ausserhalb der Funktion oder der Ästhetik. Man kann annehmen, dass Ihre Werke auch durch Ihre eigene Selbstreflexion entstehen. Wie viel von Ihnen und Ihrer Persönlichkeit und Geschichte steckt in den Werken? Wenn Sie im Alter von 14 Jahren eine Ausbildung beginnen, sind Sie nicht auf einen eigenen Wohnsitz angewiesen oder stellen
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sich existenzielle Fragen. Damit möchte ich sagen, dass mich meine Arbeit nicht ausgebildet, sondern erzogen hat. Wie erziehst du ein Kind? Alles, was ich tue, ist eine Reaktion auf eine Erfahrung. Ihr Stil ist eine Mischung aus Handwerkskunst und zeitgenössischem Experimentieren. Ist es für Sie schwierig, sich immer wieder neu zu erfinden? Woher nehmen Sie diesen Ideenreichtum? 15 Jahre Frustration sind die beste Motivation. Wenn ich zur Kunstschule gegangen wäre, hätte man meine erste ekelhafte Skizze betitelt mit: «Es ist grossartig, hör auf die Kreativität, die in dir steckt!» Am Ende des Skizzenbuchs sehe ich nun nicht wirklich, wie ich mich neu erfunden habe.
PREVIEW «CELEBRATIONS» I 1. Juni 2020 – 31. August 2020 Gallery Elle Mommsenstr. 18 8044 Zürich «CELEBRATIONS» II 1. September 2020 – 31. Januar 2021 Suvretta House Via Chasellas 1 7500 St. Moritz
Konventionelle «Codes» durchbrechen – so beschreiben Sie Ihre Kunst. Was ist es an unserem zeitgenössischen Lebensstil, das Sie so unbedingt durchbrechen möchten und warum? Ich lebe in Paris, einer Museumsstadt. Den falschen alten Mann zu spielen, genügt mir nicht. Ich musste andere Wege finden.
www.galleryelle.com
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Sie selbst sind ein ziemlicher «Lebemann» mit unterschiedlichsten Talenten. Was möchten Sie in Ihrem Leben noch erreichen, oder welches Talent möchten Sie sich noch aneignen? Erstmals danke! Ich leide sehr darunter, kein Englisch zu sprechen. Das Verlassen der Schule mit 14 bringt einige Opfer. In Ihrer neusten Arbeit «Besoin d’air» binden Sie die Natur mit in Ihre Kunst ein – es ist eine Reflexion des Himmels. Welchen Stellenwert hat die Natur in Ihrer Kunst? Natur ist äusserst wichtig, vor allem der Himmel, der die Flucht und Unendlichkeit symbolisiert. Und vor allem ein abstraktes kinetisches Gemälde ist. Es wird niemals so zurückkehren, wie es war, diese permanente Bewegung ist faszinierend. Im Juni werden einige Ihrer Stücke in der «Gallery Elle» in Zürich und St. Moritz zu sehen sein unter dem Motto «Celebrations». Was ist für Sie ein Grund, um zu feiern? Atossa, die Galeristin, ist mittlerweile eine Freundin und eine grosse Unterstützerin geworden. Ich liebe ihren Charakter und ihre positive Entschlossenheit. Sie zu sehen, macht mich glücklich, nach Zürich zu gehen, macht mich glücklich! Wenn ich dazu ein Glas trinke, bin ich im Paradies. Welche Werke werden an der Ausstellung zu sehen sein, und wie passen diese in deren Konzept? (lacht) Dazu sage ich nichts. Ich liefere meinen Teil … Was dürfen wir dieses Jahr noch von Ihnen erwarten? Mehr Freude, mehr Grosszügigkeit und Demut, und ich wünsche allen eine gute Gesundheit. Meine Kunst ist mein Job – es fliesst in meinen Adern. Es ist einfach …
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TR AVEL
TRAV EL 44
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Autorin_Anna Karolina Stock Bilder_Kamalaya
URLAUBSREISE INS ICH IN DEN 1970ERN NOCH AUSSTEIGER-PARADIES, HEUTE BEKANNT FÜR MASSENTOURISMUS UND FULL-MOON-PARTYS: KOH SAMUI IM GOLF VON THAILAND. IM KAMALAYA RESORT HINGEGEN WEHT EIN RUHIGER WIND. WER HIERHERKOMMT, MÖCHTE ZU SICH FINDEN UND AN SICH ARBEITEN.
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AUFWACHEN
Stewarts war die Felsgrotte genau der Kraftort, den sie gesucht hatten, um ihre Vision von einer holistischen Gesundheitsoase, die westliche und östliche Heilmethoden kombiniert, zu realisieren. Die Idee dazu fiel nicht weit vom Stamm: John Stewart lebte selbst 16 Jahre als zurückgezogener Mönch in einer kleinen Gemeinde im Himalaya. Karina ist Ärztin für Traditionelle Chinesische Medizin. Seine Lebensweisheiten und ihr medizinisches Fachwissen lassen sie von Anfang an in ihr Resort einfliessen. Auch die einheitliche gelbe Kleidung erinnert nicht zufällig an die Gewänder buddhistischer Mönche. Die Angestellten – egal, ob sie in der Küche, im Service oder im Spa arbeiten – sind Teil der «Kamalaya»Gemeinschaft, deren Ziel es ist, ein gesundes Leben mit ausgewogener Ernährung und geistiger Ausgeglichenheit zu propagieren. Aber nicht in Klosterzellen und mit trister Diätkost, sondern so, dass es Menschen rund um den Globus begeistert: in einer Mischung aus Aschram und Luxushotel.
«Aufwachen … aufwachen!», flüstert eine zurückhaltende Stimme mit thailändischem Akzent. Anyas Hand streicht sanft über meinen Arm. «Aufwachen», wiederholt die Thailänderin leise. Eingehüllt in ein Baumwolltuch finde ich mich auf einer Massageliege wieder. Die schläfrigen Augen noch geschlossen spüre ich meinen schweren, müden Körper. Ich höre, wie der Regen auf das Dach des offenen Behandlungsraums trommelt. Die schützenden Regenplanen an den Fenstern wehen dazu im Wind. Allzu viel weiss ich von der 90-minütigen Vitalmassage nicht mehr – entspannend war sie, denke ich. Und so beruhigend, dass ich am helllichten Tag eingeschlafen bin. Ich lausche den Regentropfen, spüre meine müden Glieder. Ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr hatte. Von diesem bewussten Denken und Fühlen war ich weit entfernt, als ich im «Kamalaya» – aus dem Sanskrit übersetzt «Reich des Lotus» – auf Koh Samui ankam. Weit entfernt von mir selbst, immer damit beschäftigt, mich von Aufgabe zu Aufgabe, von Termin zu Termin zu hangeln, ohne Achtsamkeit für mich oder das Leben, welches nicht gestern oder morgen, sondern jetzt stattfindet. Dem wollte ich ein Ende setzen, meine Prioritätenlisten überdenken, neu und gesünder gestalten, Geist und Körper wieder bewusst wahrnehmen. Klingt esoterisch? Fühlt sich aber gut an.
EINE REISE INS ICH Getreu dem Motto «Feel Life’s Potential» checken im «Kamalaya» mehrheitlich Gäste ein, die ihr Leben als Sackgasse empfinden, nicht weiterwissen, aber etwas verändern wollen. Sie kommen, um begleitet von Heilpraktikern, Ärzten, Life-Coaches, indischen Ayurveda-Gelehrten, thailändischen Masseurinnen und aufmerksamen Angestellten ihr Leben neu zu ordnen, zu entgiften, abzunehmen, Kraft zu tanken oder einfach innere Ruhe zu finden. Statt zum Badestrand schreiten sie in Sari-Tüchern oder Bademänteln von Anwendung zu Anwendung: Massagen, Reiki, Chi Nei Tsang, Akupunktur, dazu Meditation, Pilates, Yoga und Qi Gong. Stets mit dem Ziel, eine tiefere Verbindung zu sich selbst aufzubauen: «Reconnecting» ist ein viel gehörtes und gesehenes Wort – sei es in Gesprächen, als gelebtes Mantra bei Meditation und Pranayama oder als Titel auf zahlreichen Broschüren. Sich zurückzubesinnen und zu leben, anstatt nur zu funktionieren, war auch das Ziel von Leila Abachi, als sie ihren Job in England aufgab und als Heilpraktikerin im «Kamalaya» anfing. Die Britin wollte den stressigen Alltag hinter sich lassen, gesünder leben und zu sich selbst finden. Seitdem sie den «Kamalaya»-Gästen dabei hilft, sich mehr auf Geist und Körper zu besinnen, ist sie selbst glücklicher, verrät sie mir bei unserer ersten Sitzung. Der anfängliche Check-up mit bioelektrischer Impedanz analyse und Gesundheitsberatung ist ein wichtiger Bestandteil der «Kamalaya»-Programme, die anhand der ermittelten Ergebnisse individuell auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden. Viel reden muss ich bei meinem Gesundheitscheck nicht. Leila
KONTRASTPROGRAMM ZUR AUSSENWELT In den 1970er Jahren galt Koh Samui noch als Geheimtipp für Hippies und Aussteiger, doch mit der Eröffnung des Flughafens im Jahr 1989 haben sich Pauschal- und Massentourismus auch hier breitgemacht. Spätestens seitdem die Insel 2004 vom Tsunami verschont geblieben ist, wimmelt es nur so von Touristen, die auf der Suche nach Sonne, Strand und Party sind. Besonders an den touristischen Hotspots Chaweng Beach und Fisherman’s Village reihen sich Garküchen an Restaurants mit europäischer Küche, Bars und Souvenirläden. Shoppingmeilen und Vergnügungsviertel sind voll von «Happy Hour»-Angeboten und hupenden Motorrollern. Ein absolutes Kontrastprogramm bietet das an der Südküste gelegene «Kamalaya», ein ganzheitliches Healingresort, das auf die Natur als kraftspendendes Element und ein empathisches Verständnis für das Individuum setzt. In der Tat handelt es sich um einen ganz besonderen Ort, an dem der Kanadier John Stewart und seine mexikanische Frau Karina 2005 ihr Wellnessrefugium eröffneten. 76 Villen, Suiten und Zimmer sind inzwischen in die tropische Vegetation am steilen Hang verteilt, der mit Blick über den Golf von Thailand zum Laem Set Beach ausläuft. Herzstück des weitläufigen Geländes ist eine kleine Höhle, in deren Stille sich einst buddhistische Mönche zum Meditieren zurückzogen. Für die
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«ALLES KANN, ABER NICHTS MUSS»
weiss, welche Fragen sie stellen muss, um meine Laster und Probleme aufzudecken. Sie spürt meine Anspannung, sieht meine nervösen Blicke – und hat mich schon durchschaut. Leila erkennt sofort, dass auch ich eine dieser Stressgeplagten bin, für die Entspannung ein Fremdwort ist, deren Tag stets zu wenig Stunden hat, die ihre Bedürfnisse kleinreden, ignorieren und sich einbilden, es ginge nicht anders. DIGITALER DETOX Nach nur 15 Minuten verkündet mir Leila – eine völlig Fremde, wohlgemerkt –, woran ich in den darauffolgenden Tagen arbeiten soll: zur Ruhe kommen, mit einem gesunden Frühstück in den Tag starten (statt mit zwei grossen Tassen Kaffee!), meinem Stressproblem auf den Grund gehen und Lösungen für den Alltag finden. Leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn man es nicht gewohnt ist, mit seinen Gedanken allein zu sein – und gleichzeitig digitale Entgiftung an der Tagesordnung ist. Denn jeder Gast ist dazu angehalten, das Handy im Zimmer zu lassen – nur dort darf telefoniert werden. Fernseher gibt es gar nicht. Wer nicht auf Internet verzichten kann, bekommt pro Woche eine Stunde WLAN geschenkt. Zusätzliches Datenvolumen kostet. Erstaunlicherweise nehmen zahlreiche Gäste den digitalen Entzug ernst. Bei den Mahlzeiten führt das zu einem äusserst ungewöhnlichen Bild: Menschen, die einfach nur essen und dabei stillschweigend die Aussicht geniessen, mit ihrem Gegenüber den Tag rekapitulieren, ein Buch lesen oder ihre Gedanken aufschreiben. Viele führen eine Art Tagebuch als Teil des «An sich Arbeitens», machen sich Notizen zu Therapiesitzungen und Gesprächen mit Mentoren.
auch nicht. Doch manchmal braucht es gerade einen Fremden, der uns den ungeschönten Spiegel vorhält und genau das anspricht, was wir so erfolgreich in die hinterste Ecke unseres Bewusstseins verdrängt haben. Mir hilft es zumindest bei der Selbsterkenntnis, dass sich etwas ändern muss. Da ein Urlaub im «Kamalaya» nicht nur Erholung, sondern auch Arbeit an sich selbst ist, begegnet man tagsüber kaum jemandem auf dem weitläufigen Gelände. Selten sind zwei Gäste gleichzeitig im Pool oder in einem der Dampfbäder anzutreffen, obwohl das Hotel ausgebucht ist. Erst am allabendlichen Gemeinschaftstisch, an dem jeder Gast nach Lust und Laune Platz nehmen darf, wird es gesellig. Besonders angenehm ist das für Single-Reisende, die sich bei frisch gepressten Detox-Säften und kulinarischen Hochgenüssen wie Mungobohnen-Pasta oder Kürbis-Curry austauschen wollen. Gesunde, leckere Mahlzeiten sind ein essentieller Bestandteil des «Kamalaya»-Konzepts. «Nur wer sich gut ernährt, fördert Vitalität und Gesundheit», erklärt Leila. Nicht umsonst betrachten alle holistischen Gesundheitslehren Essen als Medizin. Ob man das «Kamalaya» darüber hinaus als «neuer» Mensch verlässt, sei dahingestellt. Seelischen Ballast einfach abzuwerfen, ist schwer. Doch man fährt tatsächlich mit inspirierenden Ideen, Einsichten und Plänen nach Hause. Und dank der ausgewogenen Ernährung tritt man die Heimreise zumindest körperlich deutlich leichter an.
ERHOLUNG UND ARBEIT Im «Kamalaya» lebt es sich nach dem Motto «Alles kann, aber nichts muss». Jeder bestimmt selbst, wie sehr er sich auf die angebotene Hilfe der Experten einlässt. Wer keinen Seelen-Striptease vor Life-Coach Smitha Jayakumar vollziehen möchte, muss das
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Der Beach-Tennis-Schläger ist von der historischen «Articles de Voyage»-Kollektion inspiriert und zeigt deren ikonische Signatur auf der eleganten Schlägerhülle. Ein leuchtendes LV-InitialenLogo auf beiden Seiten des Schlägers verleiht diesem stilvollen Strand-Accessoire eine sportive Optik.
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SCHMUCK MIT MAGIE
Autorin_Beatrice Schönhaus
GLENN SPIRO, SCHMUCKDESIGNER: NOCH NIE GEHÖRT. DEM SYMPATHISCHEN ENGLÄNDER KOMMT DAS GRADE RECHT. IHM GEHT ES NICHT UM SEINE PERSON, SONDERN UM DAS GESTALTEN VON MAGISCHEN SCHMUCKSTÜCKEN, DIE MAN FÜR IMMER TRAGEN KANN. EIN KOSTBARES BUCH AUS EINEM NEW YORKER VERLAG ZEIGT DAS WERK JETZT AUF. AUFS SCHÖNSTE. 62
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WIR
«Wir machen keineswegs das, was die Leute wollen. Sondern das, was wir lieben.» Wer sich so ein Statement leistet, ist ein selbstbewusster Mensch. Der es geschafft hat. Und das hat er, der englische Juwelier Glenn Spiro, 57. Er verkauft seine edlen Stücke nur an den feinsten Adressen – in London bei Harrods, dem Luxuswarenhaus, und in New York bei Bergdorf Goodman. Oder by appointment, also nach persönlicher Absprache. Angefangen hat alles 2014 – mit der Gründung seines eigenen Brands. Über 25 Jahre hatte Glenn Spiro mit den kostbarsten Juwelen weltweit zu tun gehabt, unter anderem in der Schmuck- Abteilung von Christie’s. Und dann wollte er es einfach genau wissen. Wie das ist mit einem eigenen Label, seiner eigenen Vision. Kürzlich konnte er noch eine illustre Persönlichkeit als Ehrenvorsitzenden für sein Unternehmen gewinnen: Herrn Arnaud Bamberger, der lange Jahre für Cartier gearbeitet hat. Die Idee ist, das Herz, die Substanz und dann den Brand selbst noch mehr zu stärken. Herr Bamberger ist es offenbar sehr wohl in seiner neuen Rolle: «Glenn ist der Künstler, der grosse Name. Für mich ist es okay, etwas in seinem Schatten zu stehen. Bei Cartier stand ich selbst im Rampenlicht. Heute freut es mich, wenn ich jemanden, den ich so respektiere, unterstützen kann. Glenn hat superpositive Vibes, eine tolle Vision und verfügt über sehr viel Kreativität!» Klingt nach idealer Kombination. Die Basis beim Schaffen von Glenn Spiro ist entsprechend seiner Philosophie der Stein, die Seele des Schmuckstücks sozusagen. Umgeben von dem feinsten Goldschmiede-Handwerk – in der Mode würde man es Haute Couture nennen. Und so kann die Herstellung eines Objekts aus dem Atelier G, wie es auch heisst, gut und gerne Jahre dauern, bis einfach alles perfekt ist. «Seine einzigartigen, provokativen Entwürfe rufen immer die intensivsten Emotionen seiner begeisterten Kunden hervor – durch ihre Schönheit und das aussergewöhnliche Handwerk!», beschreibt es Marco Bizzarri, amtierender Präsident und CEO des Kultbrands Gucci. Heute tragen viele Celebrities die Teile. Die wohl bekannteste Story ist die vom Schmetterlings-Ring von Beyoncé Knowles. Ein unglaubliches Teil aus 326 Tsavoriten (ähnlich dem Turmalin) und 342 Diamanten. Rapper Jay-Z hatte ihn ihr geschenkt. Nun kann man ihn im Londoner Victoria & Albert Museum bewundern, dem Beyoncé ihn später vermacht hat. «Unsere Stücke können das Eis an einer Party brechen, sind eine Art Conversation Pieces. Also Hingucker mit Unterhaltungswert, die zu reden geben», sagt Glenn Spiro. Auch viele diskrete Sammler, die das Licht der Öffentlichkeit scheuen, sind interessiert an den einzigartigen Entwürfen. Weltweit schätzt man ihre Zahl auf etwa 50. Vermutlich sind es aber einige mehr. Ein paar Beispiele aus dem Werk des Haute-Couture-Juweliers: Da ist zum Beispiel der romantische Kissenring – Kernstück ist ein grosser Rubin aus Burma in einem bezaubernden Rotton. Kissenförmig, 757 Karat, der Ring selbst ist aus Titan, über und über besetzt mit Rubinen. Ein Einzelstück, das seinen Reiz für immer behalten wird. Oder die antike Korallenkette: kombiniert mit weissen Diamanten und 18-Karat-Weissgold. Ein dekoratives Teil, das mit einem schlichten Abendkleid hinreissend aussieht.
G: Glenn Spiro The Art of a Jewel 208 Seiten Assouline ISBN 978 1 61428 859 6
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Oder der Armreif aus türkisfarbener Keramik, kombiniert mit 18-Karat-Gelbgold und antiken Türkisen, Mondsteinen und Diamanten. Hat mich an die 1960er-Jahre-Schmuckstücke von Sofia Loren und Co. erinnert, die man damals an den Jet-Set-Partys auf Capri und anderswo trug. Ein einzigartiger breiter Reifen, der für Lebensfreude, Glamour und Schönheit steht. Und manchmal geht Glenn Spiro auch ganz neue Wege. So experimentierte er mit dem für die Schmuckverarbeitung heiklen Titan, das sehr brüchig ist. Und fertigte zum Beispiel Ohrringe damit. Oder einen Ohrschmuck mit Punk-Charakter, mit Rubinen, Saphiren und Diamanten, der schätzungsweise etwa 144’000 Dollar wert ist. «Wir versuchten schon bei Cartier, Schmuck aus Titan zu fertigen, das stellte sich aber als schwierig heraus», sagt Herr Bamberger. «Es ist ein starkes Material, sehr kompliziert zu bearbeiten, aber bei Glenn sieht es dann federleicht und wunderschön aus.» Die neusten, wagemutigen Kreationen von Glenn Spiro sind Uhren. Über und über mit Edelsteinen besetzt, mit sage und schreibe vier Jahren Entwicklungszeit dahinter. Der Antrieb: ein ETA-Quarzwerk aus der Schweiz. Erschienen in limitierter Auflage von 25 Stück. So überrascht der Designer immer aufs Neue mit seinen Ideen. «Es ist stets etwas Geheimnisvolles in seinen Kreationen, während es bei andern Designern einfach ein bestimmter Look ist», schwärmt ein überzeugter Fan von Glenn, die Londonerin Anastasia Marsaglia. Sie besitzt schon einige seiner Stücke. Er war und ist immer diskret, der Designer Glenn Spiro, und hat nie einen grossen Rummel um seine Person gemacht. Lässt die Schmuckstücke für sich sprechen. Glenn Spiro fertigt exklusive Einzelstücke mit Seele. Und immer geht es dabei um eines: den Rohstoff, den Stein. Ihm zu Ehren wird alles gemacht.
«WE DON’T MAKE WHAT PEOPLE WANT – WE MAKE WHAT WE LOVE.» Glenn Spiro
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C CHAUMET
Oriane-Ring aus Gelbgold mit Bergkristallen und zwei Smaragden im Cabochonschliff besetzt. Eine Hommage an das glitzernde Paris der Belle Époque.
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JEWELL ERY
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DAVID YURMAN
Die «Novella»-Kollektion ist eine Interpretation der Renaissance-Sammlung von David Yurman. Teil davon ist das Drei-Steine-Armand aus 18 Karat Gelbgold mit Smaragd- und Pavé-Diamanten.
KIMKIM’S
Mode trifft auf Innovation. Dieses Schmuckstück aus der ersten Kollektion von KimKim’s ist spielend leicht an jedem Ihrer Heels anzubringen und abzunehmen, ohne jegliche Rückstände zu hinterlassen.
CHANEL
Auf der Pariser Fashionweek präsentierte Chanel die neue Haute-Joaillerie-Kollektion «Tweed de Chanel» und ehrt damit das handgefertigte Material, das ein Grundpfeiler von Gabrielle Chanels elegantem Stil war.
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EINE TEURE VERZICHTSERKLÄRUNG
KEIN DACH, KEINE SCHEIBEN UND EIN ECHTES LEICHTGEWICHT. DER NEUE MCLAREN ELVA IST ANDERS. ANDERS, WEIL BESSER. ANDERS, WEIL PUR UND UNVERFÄLSCHT. ANDERS, WEIL ER AUF UNWICHTIGES VERZICHTET.
Autorin_Wilma Fasola Bilder_McLaren Automotive Ltd.
Es ist jetzt gut vier Jahre her, dass ich zum ersten Mal in einen McLaren gestiegen bin. Doch verändert hat sich seitdem wenig. Die Dinger lassen sich immer noch intuitiv begreifen und garantieren absoluten Fahrspass. Da gibt es keine Knöpfe, über deren Funktion man sich Gedanken machen muss. Da gibt es keine komplizierten Systeme, die zu verstehen ein Studium erfordern. Da ist da, was es braucht, und der Schnickschnack wurde ganz bewusst weggelassen. McLaren steht für Pureness und – so hat es mir Design-Chef Robert «Rob» Melville einmal verraten – sie werden nach einem einzigen Prinzip entworfen. Bei McLaren Automotive muss jedes Detail eines Wagens einem wichtigen Fakt Rechenschaft zollen. Bei McLaren gilt «everything for a reason», Form folgt Funktion. Alles kann, nichts muss. REDUZIERT UND REDUZIERTER Auch für den Auftritt des neuen «Elva» sind Rob Melville und sein etwas mehr als 50 Köpfe umfassendes Team verantwortlich. Wie immer hat es rund 18 Monate von der ersten Idee bis zur finalen Version gebraucht. Und die kann sich sehen lassen. Gewidmet ist der Elva dem Firmengründer Bruce McLaren, der vor genau vierzig Jahren während eines Testdrive in Goodwood infolge eines Unfalls starb. Die Auflage ist auf 249 Exemplare limitiert. Knapp 1,7 Millionen Franken kostet der Spass – und dafür gibt es nicht einmal eine Front- oder Seitenscheibe und schon erst recht kein Dach. Gutes Wetter sollte somit schon herrschen, wenn man dem Elva eine Ausfahrt gönnt. Und da er erst Ende 2020, also in der eher Mieses-Wetter-Zeit, ausgeliefert wird, müssen sich die zukünftigen Besitzer selbst nach der Zustellung noch ein wenig mit dem Gasgeben gedulden. Bis dahin kann und sollte man sich aber mit den geschichtlichen Hintergründen des neuen Modells vertraut machen. Der Name «Elva» ist nämlich Rennsportbegeisterten sicher ein Begriff. In den 1950er und 1960er Jahren stand die Marke «Elva» für ultraleichte Rennsportwagen. Und nachdem Bruce McLaren mit dem von ihm selbst entwickelten «M1A» die CanAm-Rennserie aufgemischt hatte, stieg die Nachfrage nach einer strassenzugelassenen Version dieses Rennwagens. Als Konstrukteur bot sich damals Elva an, sodass final 27 Exemplare des McLaren M1A built by Elva entstanden. Elva musste damals die Produktion vor die Tore Londons auslagern.
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LEICHT UND LEICHTER Die Neuauflage entstand ebenfalls vor den Toren der englischen Hauptstadt, und zwar im stylishen McLaren-Firmensitz in Woking. Und das Ergebnis ist das leichteste Strassenauto, das McLaren in seiner ganzen Firmengeschichte gebaut hat. Doch wie das mit Diven so ist, die reden nicht über ihr Gewicht. Dafür schmücken sie sich mit Perlen und Edelsteinen oder in diesem Fall mit einem Logo aus Gold oder Platin – was sich der neue Besitzer eben wünscht. Ansonsten besteht der Elva in grossen Teilen aus Carbon und hat 815 PS unter der Haube. Damit unterstützt er die McLaren-internen Bemühungen, immer mehr Power ins Auto zu stecken und gleichzeitig jedes Modell leichter zu machen. «Weniger ist mehr» ist bei McLaren seit Beginn der Ära Strassenautos eine Königsdisziplin. Was nicht sein muss, bleibt weg. Das Besinnen aufs Wesentliche und dennoch überraschen wollen. Zusatzfunktionen sind grossartig, wird man aber auf einem Ausstattungsverzeichnis eines McLaren selten finden – es sei denn, der zukünftige Besitzer wünscht sich das. Denn wie bei allen Modellen kann man auch beim Elva massgeschneiderte Zusatz-Funktionen und Extra-Elemente bestellen. Grundsätzlich aber steht bei einem McLaren der Fahrspass im Vordergrund, die Konzentration des Fahrenden soll ganz auf der Strasse liegen. Und das ist gerade bei Wagen wie diesen elementar. So sind die Bremsen des Elva zwar aus gesintertem Carbon und Keramik, aber treten muss man sie als Fahrer dennoch selbst. SCHNELL UND SCHNELLER Wer sich traut, das Gaspedal durchzutreten, wird heftig in die ebenfalls in Leichtbauweise gefertigten Sportsitze gedrückt. Den Sprint von null auf hundert schafft der Elva in weniger als drei Sekunden, die 200-Marke knackt er in 6,7 Sekunden. Damit ist er schneller als der «Senna», den das Unternehmen als letzte Version in seine Rubrik «Ultimate Serie» einreihte. Und der Elva ist das erste Modell, bei dem McLaren auf wesentliche Bestandteile eines Autos verzichtet. Dach, Windschutz- oder Seitenscheiben – überflüssig. Und auch das Audiosystem ist nicht in der Standardversion vorgesehen. Auf Wunsch wird dieses aber eingebaut, und zwar eines mit Lautsprechern, die sonst in der Marine für den Aussen einsatz genutzt werden. Doch wo viel weggelassen wird, können Highlights glänzen. Und dafür hat das Aerodynamik-Team Überstunden geschoben. Denn Fahrtwind darf nicht unterschätzt werden. Der Luftstrom weht dem Steuernden nämlich nicht direkt um die Ohren, die Ingenieure von McLaren haben hier ein echtes Zauberstück geschafft. Dieses hört auf die Abkürzung «AAMS». Das Active Air Management System zeigt dem Gegenwind den idealen Weg vorbei an Fahrer und Beifahrer. Speziell geformte Karosserie-Elemente sorgen für eine Art Blase, in der die Insassen unbehelligt von Wind und Getier sitzen. Dafür wurden in wochenlanger Arbeit Luftströme berechnet, im Windkanal getestet und Millimeter für Millimeter die perfekte Frontpartie entwickelt. In Woking vergleicht das Team rund um den Design-Chef Melville ihr Werk mit dem «Auge eines Orkans». Während er rundherum schlimm wütet, ist im «Auge» des Wirbelwindes absolute Flaute. Und wer sich darauf nicht verlassen will, der kann sich den mitgelieferten Helm aufsetzen oder sich seinen Elva auch mit Scheibe bestellen. Das aber versetzt Optik, Fahrspass und ehrlich gesagt dem Design den Todesstoss. SICHER UND SICHERER Aber weiter in Sachen legere Einzigartigkeit. Die Hülle des Elva besteht zu grossen Teilen aus Kohlefasern. Nur bei wenigen Elementen hat man auch schwereres Material benutzt. Wie beim Auspuff, der wie das Logo ebenfalls eine elitäre Sache ist. Er ist aus Titan und einer besonderen Zusatzlegierung gefertigt und garantiert den echten Rennsportsound. Und auch das Leder für Sitze und Teile der Innenverkleidung ist eine Eigenproduktion. Schliesslich wird es konstant dem Wetter ausgesetzt sein. Man hat an alles gedacht und daher auch bei all der Leichtigkeit die Sicherheit nicht vergessen. Speziell herausfahrbare Überrollbügel schützen im Fall der Fälle. Sie verstecken sich in den Rückelementen der Sitze, die wie zwei kleine Höcker das sonst sich eng an die Strasse schmiegende und absolut windschnittige Erscheinungsbild des Elva unterbrechen. Zudem sind selbst bei puristischem Design relevante Sicherheitssysteme aktiv. Und unter uns, ganz am Ende vom Tag: Glas, das zersplittern könnte, ist ja eh nicht vorhanden.
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FASHION LINKS Handbag: Miu Miu Gloves: Gucci RECHTS Top, Shorts & Headpiece: Danny Reinke Vest: Miu Miu
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HIDE and LINKS Dress: Kate Spade Blouse & Bow Belt: Marina Hoermanseder Skirt: Ganni Socks: Falke Shoes: Scarosso Scarf: Dolce & Gabbana
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RECHTS Bermuda Shorts and Shirt: Max Mara Boots: Max Mara Vest: Miu Miu Handbag: Kate Spade
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Top: Danny Reinke Earrings: Miu Miu
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Yellow Shirt: Falke Bodysuit: Ganni White Dress: Ivy & Oak Skirt: Max Mara Socks: Wolford Shoes : Ganni Armcuff: Xenia Bous Handbag: Charles & Keith
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LINKS Blazer & Dress: Brogger Boots: Ganni RECHTS Full Look: Prada
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PRESTIGE Jumpsuit:Danny Reinke Shoulder Piece: Sportmax Belt worn as Bow: Fassbender Skirt: Miu Miu Shoes: Charles & Keith Handbag: MCM
PHOTOGRAPHER: KATIA WIK
STYLING:
PENINAH AMANDA C/O LIGANORD
HAIR & MAKE UP:
VICTORIA PLEKHANOVA
MODEL:
TASHA MALEK @ M4 MODELS
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DITA
Die «Mach-Eight» in der sportlichen Silhouette ist dem Streben nach Geschwindigkeit und neuen Höhen gewidmet. Die Neuauflage der «Mach»-Serie verfügt über elegante Emaille-Details in Gelbgold.
DIOR MEN
Auf der «Dior Men Herbst / Winter 2020»-Show in Miami debütierte das Modehaus in Zusammenarbeit mit dem Streetwear-Magnaten Shawn Stussy und der Marke Jordan. Eine Symbiose der Mode- und Sportindustrie. Das durch Stussy neu interpretierte Dior-Logo mit bunten Stickereien zieht sich durch die gesamte Kollektion.
TREN DS by
L D LOEWE
Innovative Tragtasche aus präzise geschnittenen Lederfacetten mit mehrfarbigen Streifen, die in verschie dene Richtungen verlaufen. Die Tasche lässt sich vollständig flach falten und kann sowohl crossbody als auch lässig über die Schulter getragen werden.
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SUMMER Autorin: Swenja Willms Bilder: STAN.
SOMMER – EINE ZEIT, NACH DER WIR UNS ALLE SEHNEN NACH WOCHEN DER ISOLATION. DAS VERSPÜREN EINER MEERESBRISE, DAS EINATMEN FRISCH BLÜHENDER BLUMENWIESEN, DAS LEUCHTEN DER SONNE AM WOLKENLOSEN HIMMEL. DER SOMMER 2020 SOLL UNS NOCH KRÄFTIGER UND FARBENFROHER ERSCHEINEN, DENN NOCH NIE HABEN WIR SO LANGE AUF SEINEN BEGINN GEWARTET. DIE BEVORSTEHENDE JAHRESZEIT ZELEBRIEREN WIR AUCH MIT PRODUKT NEUHEITEN FÜR GESICHT, KÖRPER UND WOHLBEFINDEN.
LINKS Hermès Beauty startet mit einer ersten Kollektion von Objekten, die sich der Schönheit der Lippen widmet. Die Lippenstifte «Rouge Hermès» sind in insgesamt 24 Farbtönen erhältlich in matt oder seidig glänzend. RECHTS Die luxuriösen Texturen und sinnlichen Aromen der «Darphin Master Öle» pflegen und verwöhnen auf höchstem Niveau und helfen der Haut, im Gleichgewicht zu bleiben. Der «Even Better Dark Spot Corrector + Interruptor» von Clinique ist jetzt noch konzentrierter, um Verfärbungen und Aknenarben sichtbar zu korrigieren und gleichzeitig neue dunkle Flecken zu verhindern. Das Bronzépuder «Terre de Bali» sorgt für einen zart gebräunten Teint, wie von der Sonne in Bali gezaubert. Der universell einsetzbare Farbton mit mattem Finish und zartem Vanille-Duft gehört in jede Kosmetikschublade.
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LINKS Abgestorbene Zellen auf der Hautoberfläche sind oft eine Folge von Wassermangel. Im neuen «Body-Hydra+ Mikropeeling» von Lierac werden vier komplementäre Aktivstoffe kombiniert, welche peelend wirken und die Haut in der Tiefe mit Feuchtigkeit versorgen. Beruhigende flüssige bis luftig-schaumige Reinigungspflege von Darphin mit beruhigender Kamille und Weissdorn, um sanft Make-up und Unreinheiten zu entfernen, die zur Hautalterung beitragen können, und die wertvolle Hautbarriere zu unterstützen. Der neue «Dior Addict Stellar Gloss» verbindet erstmals den aussergewöhnlichen Glanz eines Lip Gloss mit dem Komfort eines Balsams. Für glänzende, vollere Lippen in sinnlichen Farben. RECHTS eine funkelnde Hommage an eines der schönsten Rituale Italiens – den Aperitivo. Verschönern Sie Ihr Zuhause mit der sonnenverwöhnten italienischen Eleganz, eingefangen in einem Duft aus funkelnden Zitrusfrüchten in einem Diffuser: «Aperitivo in Terrazza» von Aqua di Parma. Mut zur Farbe bekennen die neuen Lippenstifte «Rouge intense» in zwei kräftigen Farbtönen: in Fuchsia oder Rosébraun. Die cremige Textur garantiert ein geschmeidiges Gefühl auf den Lippen, feuchtigkeitsspendend und lang anhaltend.
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RECHTS «Dior Addict Stellar Halo Shine» ist der kultige Dior-Hochglanz-Lippenstift mit einem neuen, sternförmigen Kern. Der in den Stift eingegossene Dior-Glücksstern mit perlmuttschimmernden Mikropigmenten in Rosa und Gold betont die Farbe mit einer neuen, schimmernden Aura und verleiht den Lippen einzigartigen Glanz. Hautmarkierungen und Dehnungsstreifen sind zwar die Spuren des Lebens, doch mit spezialisierter Pflege lassen sich die Zeichen auf der Haut und der Komfort nach der Heilung verbessern. «EPITHELIALE A.H DUO MASSAGE» von A-Derma wurde speziell zum Einmassieren entwickelt und pflegt die Haut mit 98 Prozent natürlichen Inhaltsstoffen geschmeidig. Wer Sonne tanken will, der sollte dies nicht ohne den korrekten Schutz tun. Die neue «Superdefense» von Clinique mit Lichtschutzfaktor 40 hilft bei der Abwehr schädlicher UVAund UVB-Strahlen und bekämpft gleichzeitig Müdigkeit und erste Anzeichen der Hautalterung. LINKS Die limitierte Sommerkollektion «Été Balinais» von Sothys entführt uns ins tropische Paradies: nach Bali. Der Nagellack Nr. 315 «Fuchsia Jasmin» lässt die Nägel in kräftigem Fuchsia erstrahlen. «So Scandal!» von Jean Paul Gaultier – ein Duft für Frauen, die alle Blicke auf sich ziehen. Orangenblüte, arabischer Jasmin und saftige Himbeere sorgen für eine Explosion der Sinne.
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© Muguet lifestyle visuals
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EIN KÜNSTLERISCHES ERBE IM JAHR 1920 BESCHLIESST DER GLASKÜNSTLER RENÉ LALIQUE, VORREITER DES FRANZÖSISCHEN JUGENDSTILS, SICH IN WINGEN-SUR-MODER NIEDERZULASSEN, EINEM KLEINEN DORF IM ELSASS. FÜR SEINE FAMILIE WILL ER DORT EINEN STATTLICHEN WOHNSITZ ERSTELLEN LASSEN, UND BEREITS EIN JAHR DARAUF WIRD AUCH SEINE GLASPRODUKTIONSSTÄTTE VERWIRKLICHT. HUNDERT JAHRE SPÄTER IST DIE VILLA RENÉ LALIQUE EIN ORT, AN DEM DIE GEPFLEGTE FRANZÖSISCHE LEBENSART ZELEBRIERT WIRD. WILL MAN GESCHICHTE UND SEELE DIESES LUXURIÖSEN REFUGIUMS BEGREIFEN, MUSS MAN SICH DARAUF BESINNEN, WER UNTERNEHMENSGRÜNDER RENÉ LALIQUE WAR UND DASS DER MYTHOS LALIQUE DANK SEINER VISIONÄREN IDEEN HEUTE ALS WAHRHAFT ZEITLOSE LIFESTYLE-MARKE SEINE FORTSETZUNG FINDET.
© Pivoines-lifestyle-visuals
Autorin_Swenja Willms
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© Gilles Pernet
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© Lalique S.A.
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Sie ist in Rot und Schwarz gehalten, die Suite «Hirondelles», gewidmet einer seiner grössten Inspirationsquellen: der Schwalbe. Das Entrée schmückt sich mit der getöpferten Kristallvase «Bacchantes», einer der grossen Verkaufsschlager und Inbild seines Erfinders an die Liebe zur Frau. An den Wänden erinnern Porträtfotografien daran, dass dieser Raum einmal von einem der grössten Glasmeister der Welt bewohnt war: René Lalique. 1920 wurde er zum Meister der Glaskunst im Art-déco-Stil. 1921 entstand seine Glasfabrik im elsässischen Wingen-sur-Moder, wo er ein Jahr zuvor bereits die Villa erbauen liess, die er künftig bewohnte, wenn er im Elsass weilte. Heute, rund 100 Jahre später, sind der Geist und das Lebensgefühl französischer Kristallverarbeitung aber noch genauso zu spüren wie zu sehen. Denn den beiden bekannten Innenarchitekten Tina Green und Pietro Mingarelli ist es gelungen, die authentische Ausstrahlung eines Familiensitzes mit dem Glanz eines intimen Boutique-Hotels zu vereinen, mithilfe der eigens kreierten «LaliqueMaison»Kollektion. Die Schlaf- und Arbeitszimmer des Hauses wurden zu sechs prächtigen, individuellen Suiten umgestaltet, von denen jede in Erinnerung an ein Jahrzehnt im Leben des berühmten Glaskünstlers den Namen eines emblematischen Werks von René Lalique trägt. Der transluzente Zusatzbau aus Glas, der sich perfekt an die Villa anfügt, ist ein Werk des Schweizer Stararchitekten Mario Botta und das Reich der Spitzenköche Jean-Georges Klein und Paul Stradner. Angeboten wird eine kreative Küche mit Geschmackskompositionen von höchster Raffinesse, die mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet ist. Mario Botta hat übrigens auch einen ganz ausserordentlichen Kellerbereich geschaffen, der eine der schönsten Weinsammlungen Europas birgt. Somit kann die Villa René Lalique auch als Hymne an die französische Lebensart gesehen werden. ALS MEISTER SEINER KUNST GEFEIERT René Lalique wurde 1860 in Ay, einem kleinen Dorf im französischen Département Marne, geboren. Design und Kunst prägten sein Leben von klein auf. Nach dem Studium an der «École des Arts Décoratifs» in Paris gelang dem jungen Mann der Berufseinstieg als Schmuckhersteller mühelos. Boucheron, Vever und auch Cartier zählten zu seinen ersten Kunden. René Lalique ist seiner Zeit voraus: Er arbeitet mit ungewöhnlichen Stoffen und setzt sich über die Regeln der Juwelierkunst hinweg. So verbindet er Gold und Edelsteine mit einfachen Schmucksteinen, mit Email, Glas, Leder, Horn oder Perlmutt. Sein Grundsatz lautet: «Es ist besser, nach dem Schönen zu streben, als Luxus zur Schau zu stellen.» René Lalique schöpft seine Inspiration aus der Natur; die Silhouette der Frau verwendet er als Zierelement. 1890 gilt er als einer der bedeutendsten Schmuckdesigner des französischen
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Unter Bewahrung der ursprünglichen Baustruktur wurden sechs Suiten realisiert, die das künstlerische Genie René Laliques bis in die Details nachzeichnen.
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Jugendstils und gehört zur Avantgarde: Seine Werke sind originell und erfinderisch, absolut ausgereift in ihrer technischen Umsetzung und finden grossen Gefallen bei einer intellektuellen Elite, die sich wenig um Konventionen kümmert. Mit der Weltausstellung von 1900 erreicht René Lalique den Höhepunkt seiner Laufbahn als Schmuckhersteller. Er beschliesst, sich fortan mit dem Werkstoff Glas zu beschäftigen, und in seinem Haus in Clairefontaine bei Rambouillet entstehen nun Flakons, Pendülen, Boxen, Vasen und Skulpturen. Nach seinem Tod im Jahr 1945 nimmt der Sohn Marc Lalique die Führung des Unternehmens in die Hand und modernisiert die Manufaktur in Wingen-sur-Moder. Der Werkstoff ist fortan nicht mehr Glas, sondern Kristall. Das Wechselspiel von Transparenz und Satinoberflächen erlangt Weltruhm, sodass der Name Lalique oftmals als Bezeichnung dafür verwendet wird. Die Kristallmanufaktur Lalique gewinnt schnell einen angesehenen Platz unter den Kristallproduzenten Frankreichs sowie der ganzen Welt. Das Universum von Lalique umfasst heute fünf verschiedene Bereiche: Dekorationsobjekte, Innenarchitektur, Schmuck, Parfüms und Kunst. HANDWERKLICHE EXZELLENZ Die exklusiven Werke von Lalique haben ihren Preis. Doch wer je den Fuss in die Manufaktur des Kristallherstellers gesetzt hat, weiss um deren Qualität und Wert. Die Fabrik, die 1921 gebaut und 1922 in Betrieb genommen wurde, ist bis heute die einzige LALIQUEProduktionsstätte der Welt und beschäftigt rund 350 Mitarbeiter. Das Dorf Wingen-sur-Moder liegt in einer Region, die als Produktionsstätte von Glas und Kristall geradezu prädestiniert war. Dies dank der sehr guten Erreichbarkeit aufgrund von bestehenden Eisenbahnlinien und der vielen Wälder, die genügend Brennholz für die Schmelzöfen lieferten. Das Kristallglas besteht aus Quarzsand, Bleioxid, Pottasche und weiteren Zusatzstoffen und wird bei Lalique in Tonhäfen, die in grosse Öfen eingesetzt werden, bei rund 1400 Grad geschmolzen. Diese Häfen, deren Qualität perfekt sein muss, um einen sehr reinen Kristall zu erhalten, nutzen sich schnell ab und werden nach vier Monaten Gebrauch ausgetauscht. Während des Herstellungsprozesses ist es aber die menschliche Hand, die das Stück formt und ihm Leben einhaucht. So verwundert es nicht, dass rund zwei Drittel der Zeit in den arbeitsintensiven Bereich der Kaltverarbeitung fallen, wo die Lalique-Stücke den letzten Schliff erhalten. Es ist eine sorgfältige Arbeit, die Ruhe, Konzentration und viel Erfahrung voraussetzt. Am Schluss der Produktion wird jedem Objekt noch die hauseigene Signatur eingraviert. Denn ohne diese wird ein Stück nicht als Lalique anerkannt. Es sind genau diese Details, die aus einem gewöhnlichen Kristallein einzigartiges Prestigeobjekt machen, ja gar einen Lebensstil verkörpern, der weder von Grenzen noch von Konventionalitäten oder Regeln beherrscht wird. Den Lebensstil und die Vision von René Lalique.
René Lalique prägt als Glaskünstler seine Zeit und wird zur wohl prominentesten Figur des französischen Jugendstils.
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ONCE UPON A TIME CARME RUSCALLEDA Autor_Thomas Hauer Bilder_Mandarin Oriental Barcelona
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KATALONIENS HAUPTSTADT BARCELONA UND IHR GRÜNES HINTERLAND ZÄHLEN FÜR FEINSCHMECKER NICHT OHNE GRUND ZU DEN TOP 10 VON EUROPAS FOOD DESTINATIONS. UND TATSÄCHLICH SIND DER MORGENDLICHE SPAZIERGANG ÜBER DEN MERCAT DE LA BOQUERIA UNWEIT DER BELEBTEN RAMBLAS, EIN ABSTECHER IN EINE DER ZAHLLOSEN TAPAS- UND PINCHOS-BARS ODER EIN GENUSSVOLLER ABEND IN EINEM DER AKTUELL 24 STERNEGEKRÖNTEN GOURMETTEMPEL DER STADT OFT UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE. SO AUCH UNSER BESUCH IM MIT ZWEI MICHELIN-STERNEN GEADELTEN RESTAURANT «MOMENTS» UNTER ÄGIDE DER KATALANISCHEN AUSNAHMEKÖCHIN CARME RUSCALLEDA UND IHRES SOHNES RAÜL BALAM.
Bis zur Schliessung ihres Drei-Sterne-Lokals «Sant Pau» in Sant Pol de Mar Mitte 2018 war Ruscalleda mit damals insgesamt sieben Michelin-Sternen in drei Restaurants die höchstdekorierte weibliche Küchenchefin der Welt. Ausserdem die erste Frau, der der «Guide Michelin» in Spanien je höchste kulinarische Weihen verlieh, während Kultkritiker Wolfram Siebeck ihr bescheinigte, sie sei von allen Köchinnen, bei denen er je gegessen habe, die begabteste. Umso erstaunlicher, als Carme nie eine klassische Kochausbildung absolviert, sondern sich ihr gesamtes Küchen-Know-how autodidaktisch erarbeitet hat. Heute konzentriert sich Ruscalleda allerdings mehr auf andere Projekte, betreibt mit ihrer Tochter in Sant Pol eine Versuchsküche und arbeitet als Buchautorin. Aber noch immer unterstützt sie aktiv die lokalen Teams ihrer beiden verbliebenen Restaurants in Barcelona und Tokio; international gilt sie als eine der bedeutendsten Botschafterinnen der katalanischen Küche. Heute ist es jedoch vor allem Raül Balam, der als Küchenchef des «Moments» die Philosophie seiner Mutter in kongenialer Weise zu aufwändigen Konzeptmenüs umsetzt, nachdem er zuvor bereits fünf Jahre die Geschicke des ebenfalls mit zwei Sternen ausgezeichneten «Sant Pau de Tòquio» in der japanischen Hauptstadt verantwortet hatte. Untergebracht ist das Restaurant, dem Spaniens Interior-Design-Ikone Patricia Urquiola ihren unverwechselbaren Fingerabdruck aufgeprägt hat, im Mezzanin des stylishen, 2009 in einem ehemaligen Bankgebäude eröffneten «Mandarin Oriental». Das wiederum liegt direkt an Barcelonas Prachtboulevard und Flaniermeile Passeig
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de Gràcia und damit nur wenige Gehminuten vom beliebten gotischen Quartier entfernt. Von zahlreichen Zimmern und Suiten geniessen die Gäste einen fantastischen Panoramablick – unter anderem auf die modernistische Fassade von Gaudís nahe gelegenem Casa Batlló. Zurück im «Moments», dessen Atmosphäre von einer Palette warmer Gold- und Bernsteintöne geprägt ist, die dem Gastraum eine ebenso edle wie entspannte Atmosphäre verleihen, macht ein grossflächiges, von Vorhängen gerahmtes Fenster die Küche dann selbst zur kulinarischen Bühne. Darauf können Gäste, während sie ihr Menü geniessen, das emsige Treiben der vielköpfigen Brigade beobachten. Besonders gut vom exklusiven Chefs-Table aus. Carme Ruscalledas Küche wird, wie die ihres Sohnes, seit jeher bestimmt vom kulinarischen Erbe ihrer Heimatregion, der Comarca Maresme, einem schmalen Küstenstreifen entlang der Costa Brava nordöstlich von Barcelona, der als Kataloniens Gemüsegarten gilt. Kein Wunder, dass deshalb immer reichlich Fisch, Meeresfrüchte und Grünzeug auf dem Teller landen. Carme selbst beschreibt ihren Ansatz als klar und transparent, ebenso genussvoll wie gesund. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, begann sie schon früh, die frischen Produkte der Maresme mit ausgewählten japanischen Zutaten zu kombinieren. Denn in Ruscalledas Verständnis sind die Grundprinzipien der katalanischen und der japanischen Küche eng verwandt, spielen Unverfälschtheit und Qualität der Produkte in beiden Küchentraditionen doch die Hauptrolle. Aber auch das Arrangement der Teller ist Carme und Raül wichtig. So lautet eines der bekanntesten Zitate der Küchenchefin: «Si (…) han tenido un día gris, noten que sale el sol en su plato.» – «Wenn sie einen wirklich grauen Tag hatten, soll wenigstens auf dem Teller die Sonne für sie aufgehen.» Deshalb war auch die moderne Kunst für Carme eine immer wiederkehrende Inspirationsquelle. So drapierte sie in ihrem Restaurant das Gemüse auch schon mal in Form eines streng geometrischen Mondrian-Gemäldes. Vor allem aber lieben Mutter und Sohn es, mit ihren Tellern Geschichten zu erzählen, weshalb die Menüs im «Moments» traditionell unter einer bestimmten Überschrift stehen. So entwickelten die beiden u.a. schon kulinarische Interpretationen berühmter Opern oder legendärer Hollywoodklassiker. Ein andermal nahmen sie ihre Gäste mit auf eine kulinarische Weltreise in bedeutende Metropolen. Und im Moment sind unter der Überschrift «Once upon a time» eben Märchen an der Reihe, weshalb den Gästen im Laufe des Abends zahlreiche Helden aus den Geschichten der Gebrüder Grimm über den Teller laufen: angefangen bei Rotkäppchen und dem hässlichen Entlein über Hänsel & Gretel bis hin zu Schneewittchen oder dem Wolf samt sämtlichen sieben Geisslein. Schliesslich lässt ein veritables 13-Gänge-Menü genügend Spielraum, das Thema ebenso abend- wie magenfüllend durchzuexerzieren. Dabei ist fast schon alleine das aussen herrlich knusprige und innen verführerisch saftige Brot, das von einer kleinen Dorfbäckerei in der Nähe Barcelonas exklusiv für das «Moments» gebacken wird, den Besuch des Restaurants wert. Vor allem in Kombination mit der fast süchtig machenden Himbeerbutter. Im Menü selbst ist die jeweilige kulinarische Interpretation des zugrunde liegenden Motivs dann manchmal ziemlich augenfällig. So zum Beispiel bei der luftigen Dessertversion von Schneewittchens Apfel, bei der Raül das tückische Gift durch einen roten Fruchtextrakt andeutet, der sich während des Essens in feinen roten Äderchen auf dem Teller ausbreitet. Mal ist aber auch ein wenig Fantasie gefragt. Zum Beispiel bei der Begegnung mit Hänsel & Gretel – geschmacklich aus unserer Sicht das Highlight im aktuellen Menü. Hier repräsentieren zwei rohe Garnelen von sensationeller Qualität die beiden im Wald umherirrenden Kinder, den Raül durch eine Wellenlinie grüner Pistaziencreme andeutet. Deutlich erkennbar sind dagegen die herzhaft mit geräucherten Pimientos abgeschmeckten Brotkrümel, mit denen die Kinder im Märchen versuchen, den Heimweg zu markieren. Die Hexe schliesslich begegnet uns in Form eines Kleckses flüssiger, mit Lebkuchengewürz abgeschmeckter Schokolade. Das alles klingt nur im ersten Moment etwas gewollt. Tatsächlich entpuppt sich gerade die Verbindung aus Schokolade, rohen Garnelen und kräftig abgeschmeckten Brotkrumen als schlicht genial. Das gilt auch für die Weinbegleitung: hier eine ebenso vielschichtige wie elegante, weisse 2016er Rioja Reserva der Bodega Alonso & Pedrago. Ein Gänsehautwein. Lassen Sie sich verführen. Ach ja, das neue Menüthema steht auch schon fest, so wird es das nächste Mal um die Austragungsorte legendärer Olympischer Spiele gehen. Tokio lässt grüssen.
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ÖFFNUNGSZEITEN Lunch Freitag–Samstag 13.30–15.00 Uhr Dinner Dienstag–Freitag 20.30–22.00 Uhr Reservierung Tel. +34 93 151 87 81 mobcn-info@mohg.com www.mandarinoriental.com/barcelona www.ruscalleda.cat
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MONTBLANC
Die Montblanc «MB 01 Smart Headphones» vereinen Eleganz mit Funktionalität. Aus feinen Materialien wie Aluminium, Silikon und Leder gefertigt, wiegen sie nur 280 g und bieten eine hervorragende Akustik für ein faszinierendes Klangerlebnis. Aktive Geräuschunterdrückung, Google Assistant, Komfort und das zusammenfaltbare Design machen sie zu tollen Reisebegleitern.
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Einzigartig, zart und extravagant – das Zifferblatt der «Classic Fusion Gold Crystal» ist aus Goldkristall gefertigt und mit Goldf locken verziert. Wie ein kostbares Kunstwerk, das gerahmt werden muss, wird das Zifferblatt durch das schwarze Keramikgehäuse der «Classic Fusion Gold Crystal» eingefasst; erhältlich mit einem Gehäusedurchmesser von 38 mm oder 45 mm.
MARK CROSS
Mit dunkelbraunem Leder, gefertigt aus makelloser Handwerkskunst, steht diese Aktentasche mit goldfarbenem Verschluss ganz im Markenzeichen von Mark Cross. Eine Reissverschlusstasche auf der Rückseite sorgt für Platz für wichtige Dokumente.
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MONTEGRAPPA
Perfekte Geometrie und präzise Verarbeitung signalisieren ein neues Kapitel in der Entwicklung des modernen Schreibstils. Schwermetallkom ponenten und ein muskulöser Clip verleihen dem charismatischen italienischen Design des «ZERO» Ausgeglichenheit und Dominanz. Das Schreibgerät für das neue Jahrzehnt besteht aus Saphirglas in einer Miniaturlünette.
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UND NACH MIR DIE SINTFLUT – DIE CRUX MIT DER UNTERNEHMENSNACHFOLGE Autorin_Wilma Fasola
WENN DER UNTERNEHMER IN RENTE GEHT, STEHEN LEIDER IN VIELEN UNTERNEHMEN BITTERE ZEITEN AN. IN DEN KOMMENDEN FÜNF JAHREN MUSS SICH JEDES FÜNFTE UNTERNEHMEN IN DER SCHWEIZ DIESEN STELLEN – IN DER REGEL LEIDER SCHLECHT VORBEREITET. BRUNO AREGGER UND SEIN TEAM VON APPLETREE UNTERSTÜTZEN DABEI VOR ALLEM DIE KLEINEN UND MITTELSTÄNDISCHEN BETRIEBE, DIE IN DER SCHWEIZ EINEN ANTEIL VON RUND 99,8 PROZENT AUSMACHEN UND DIE ES ZUMEIST AM HÄRTESTEN TRIFFT. EIN INTERVIEW, DAS MISSSTÄNDE AUFZEIGT, ABER AUCH ÜBERRASCHENDE ANTWORTEN LIEFERT.
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werden sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, weil sie merken, dass es niemand kaufen will. Und erst recht nicht für Millionen Franken. Sie betreuen viele KMUs bei der Nachfolgeplanung – wie oft kommt es heute noch vor, dass ein Familienmitglied in die Fussstapfen des Unternehmers tritt? Immer weniger als früher. Das hat damit zu tun, dass es früher völlig normal gewesen ist, dass man als ältester Sohn oder älteste Tochter das Familienunternehmen übernahm. Da gab es keine Wahl, das war so. Das hat sich gewandelt, weil die Jungen nicht bereit sind, die Verantwortung zu übernehmen, oder sie wissen, dass sie es nicht machen können oder wollen, wie es der Vater oder die Mutter gemacht hat. Sie weigern sich. Teilweise wollen sie auch nicht, trauen sich aber nicht, das frühzeitig zu sagen, und dann springen sie kurz vor der Übergabe ab. Oder sie steigen ein, und der Vater beziehungsweise die Mutter muss auch nach dem offiziellen Ausstieg noch vier, fünf Jahre dabeibleiben. PRESTIGE: Unternehmensnachfolge – warum ist das Thema gerade in der Schweiz so relevant? BRUNO AREGGER: Es gibt verschiedene Zahlen von diversen Instituten und Organisationen. Sicher ist aber, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren zehntausende Unternehmer ein Problem mit der Nachfolgeregelung haben werden. Die wenigsten sind darauf vorbereitet. Die meisten haben das Gefühl, dass sie es im Alter von 60 schon in ein bis zwei Jahren regeln können. Doch das ist nicht der Fall. Daher möchte ich die Unternehmer anregen, ihnen den Impuls geben, sich frühzeitig damit zu beschäftigen und es zum wichtigsten Geschäft ihres Lebens zu machen.
Auch Sie selbst haben damals nicht das familiengeführte Unternehmen übernommen – was waren Ihre Beweggründe? Mir war immer klar, dass ich das Unternehmen übernehme. So lange, bis ich in mich hineingehorcht habe und verstand, dass es so nicht für mich passt. Rückwirkend war der Grund, dass das Business mir nicht gelegen kam. Ich habe Angst gehabt und Respekt, dass ich das nicht so hinbekomme wie mein Vater. Er hat das Unternehmen wie ein Patron geführt, und ich bin alles andere als ein Patron. Ich bin ein Leader, der Führung als Gemeinsamkeit sieht. Als eine Kooperation, in der der Mitarbeiter das wichtigste Gut ist. Mein Vater war sehr erfolgreich, aber wenn ich es anders als er gemacht hätte, wusste ich, dass ich ihn enttäuschen würde. Bei der ersten Krise oder dem ersten negativen Punkt hatte ich Angst, dass er auf den Plan treten würde und mir sagt, was ich tun müsse.
Was sind in Ihren Augen die grössten Fehler, die Unternehmer bei der Nachfolgeregelung machen? Erstens unterschätzen sie den Faktor Zeit. Sie haben das Gefühl, dass das in ein bis zwei Jahren gemacht ist. Zweitens ist das Unternehmen keine Unternehmensmarke, sondern eine Personenmarke. Der «Hans Meier» von der «Hans Meier AG» ist das höchste Gut der Firma. Und wenn der nicht mehr da ist, dann ist die Firma hohl. Und darum muss man das Gesicht wegnehmen und aus der Personen- eine Unternehmensmarke machen. Und das dauert, wenn man es gut macht, bis zu fünf Jahre. Und drittens ist oft der Inhaber der beste Verkäufer und ist darauf auch noch stolz. Wenn er weg ist, macht die Firma keinen Umsatz mehr. Und der neue Besitzer muss von Tag eins an Umsatz bolzen. Das ist ein falscher Weg, da der neue Besitzer eigentlich andere Aufgaben hat. Er muss neue Kunden und Mitarbeiter finden. Er muss die Strategie überarbeiten, eine Vision erstellen.
Was tun Sie mit Ihrem Unternehmen APPLETREE? Viele KMUs und Familienbetriebe haben grosse Probleme, Mitarbeiter zu finden. Und vor allem Traumkunden. Dazu kommt noch die Schwierigkeit der Unternehmensnachfolge. Diese Probleme lösen wir. Wir sagen oft, wir bringen KMUs vom
Wann sollte ich am besten mit der Nachfolgeregelung beginnen? Am besten ist es, wenn Du die Firma gründest oder einsteigst und ab Tag eins schon denkst: Was kann ich tun, damit mein Unternehmen wertvoller wird? Was kann ich jeden Tag tun, damit ich mehr Nutzen stifte, sodass mein Unternehmen noch attraktiver wird? Und wenn das von Tag eins an passiert, wirst Du in 20 bis 30 Jahren ein Unternehmen haben, das hochattraktiv ist. Das gefragt und erfolgreich auf dem Markt ist. Potenzielle Käufer werden Schlange stehen. Wer das versäumt, wird bös erwachen. Viele Unternehmer haben das Gefühl, dass ihr Unternehmen viel wert ist. Rufen Millionen Franken auf, wenn es um den Verkauf geht. Und dann
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normalen Wahnsinn zum optimalen Erfolg. Dahinter steckt, dass die Unternehmen Mitarbeiter finden, die ideal zu ihnen passen und am optimalen Ort eingesetzt werden. Zudem helfen wir dabei, eine Sogwirkung zu schaffen, die die besten Kunden anzieht. Für das nehmen wir die Natur zum Vorbild, eben den Apfelbaum. Wir zeigen auf, dass wenn die Wurzeln, in diesem Fall die Mitarbeiter, die richtigen Menschen mit den zum Unternehmen passenden Werten sind, dann gibt es eine enorme Energie. Und mehr Energie bedeutet mehr Äpfel, also mehr Ertrag. Der Unternehmenswert wird gesteigert. Und das haben wir bereits über dreihundert Mal in den letzten Jahren geschafft. Grundsätzlich sprechen Sie davon, dass es wichtig ist, ein Unternehmen vom ersten Tag an «schlüsselfertig» zu machen – was ist damit gemeint? Der normale Wahnsinn ist, dass der Inhaber am Morgen das Licht an- und am Abend wieder ausmacht. Dazu laufen alle Informationen über seinen Tisch, er weiss alles, er kann alles. Gerade Männer sind darauf sogar stolz. Es nährt das Ego, so wichtig und gut zu sein. Sie merken aber nicht, dass sie gesundheitlich extrem unter Druck geraten. Sind sie einen Tag weg oder sogar in den Ferien, wird es zahlreiche Probleme geben. Das ist schade. Da hängen Mitarbeiter dran, ganze Familien sind von einem gut laufenden Betrieb abhängig. Ein Unternehmen, das so geführt ist, ist für die Gesellschaft nicht wertvoll. Im Gegenzug bieten wir Unterstützung dabei, das Unternehmen schlüsselfertig zu machen. Das bedeutet, wir definieren den Sinn und Zweck der Unternehmung. Wir finden die Vision, die Werte und eine passende Strategie. Wir schreiben auf, warum Mitarbeiter in der Firma schaffen und Kunden mit der Firma schaffen. Das bedeutet, dass
alle Schritte und Dinge im Unternehmen dokumentiert werden. Ein Teil wird automatisiert. Das Unternehmen muss weiter rund laufen, auch wenn ein Mitarbeiter fehlt oder eben der Inhaber. Wie ein Schweizer Uhrwerk läuft es zu jeder Zeit rund. Der ideale Unternehmer arbeitet auch am und nicht nur im Unternehmen. Was sind in Ihren Augen die Hauptaufgaben eines Unternehmers? Am Anfang, wenn er startet, macht er alles allein. Das ist logisch. Sobald er aber Mitarbeiter hat, darf er nicht mehr nur im Unternehmen schaffen. Er muss am Unternehmen schaffen. Er muss Fragen beantworten wie die, warum es das Unternehmen braucht. Was macht uns einzigartig und speziell? Wo sind wir anders und besser als die Mitbewerber? Und das sind Aufgaben, die immer wieder gemacht werden müssen. Im Idealfall nimmt sich ein Unternehmer einmal pro Woche Zeit, um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Gibt es den geborenen Unternehmer? Ich glaube nicht. Aber es braucht eine Grundvoraussetzung. Man muss mutig sein, anders denken können und vor allem nicht geldgetrieben handeln, sondern Nutzen stiftend. Etwas in die Welt setzen, was einen höheren Sinn hat. Nicht primär Geld verdient, sondern einen Sinn hat. Ich schaffe Arbeitsplätze und ich biete einen Mehrwert. Ich erleichtere das Leben unserer Kunden. Vieles kann man lernen, aber es braucht eine Grundvoraussetzung. Und auch externe Hilfe kann helfen, sonst entsteht ein Tunnelblick. Man muss Fehler nicht wiederholen, wenn ein anderer von seinen berichtet und einen davor bewahrt, sie selbst zu machen.
Mit seinem Buch «Der gute Geist deines Unternehmens» hat Bruno Aregger bereits einen Bestseller geschrieben. Nun erscheint sein neues Buch. «Mein Sohn übernimmt meine Firma nicht» zeigt auf, welche Faktoren die nachrückende Generation mit Blick auf die Unternehmensnachfolge unbedingt beachten sollte und was der Unternehmer im Vorfeld schon alles «richtig» machen kann.
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KI ALS TRIEBWERK TRANSFORMATION
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Autor_Kevin Schneebeli
Künstliche Intelligenz hat im Finanzsektor längst Einzug gehalten und dürfte die digitale Transformation beschleunigen und sich bald zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor entwickeln. So erwarten Vermögensverwalter eine höhere Anlagerendite und Kreditgeber einen grossen Nutzen durch eine bessere Kreditanalyse. Zahlungsanbieter ihrerseits streben eine breitere Verwendung ihrer Informationen über die Kunden für die Verbesserung der Dienstleistungen an. Während allgemein beobachtet werden kann, dass KI die Finanzbranche insgesamt stärkt, tappt man allerdings weiterhin teilweise im Dunkeln darüber, wie die zukünftigen Marktstrukturen aussehen werden. An diesem Punkt teile ich persönlich die Einschätzung, dass die Einführung von KI nicht zu grundsätzlichen Umwälzungen im Wettbewerb führen wird. Hinsichtlich Beschäftigungsentwicklung dürfte KI allen Erwartungen nach aufgrund des Automatisierungspotenzials zu einem Stellenabbau führen. Demgegenüber schafft der Einsatz von KI bei FinTechs signifikant mehr Arbeitsplätze. Innovative Technologien sind immer mit Risiken behaftet. Dies gilt auch für KI, obwohl sie von Finanzinstituten spezifisch zur Reduktion von Unsicherheiten eingesetzt wird. So wird KI vor allem für die Bereiche Zahlungsverkehr, Kreditgeschäft und Vermögensverwaltung wichtig sein, da sie dort punktuell Risiken reduzieren kann. Der Beitrag von KI zur Risikoreduktion in den einzelnen Bankinstituten darf aber nicht für den Gesamtsektor generalisiert werden. Es ist zu erwarten, dass die Einführung von KI in ganz unterschiedlichen Bereichen zu einer Zunahme von Risiken führt. So bei Themen wie Cybersicherheit, Abhängigkeit von grossen Technologieanbietern oder datenbezogene Risiken wie Kundendiskriminierung oder Verletzung der Privatsphäre. Der Erfolg von KI hängt zusammenfassend von der Akzeptanz und dem Vertrauen in den Mehrwert der Technologie ab. In der Schweiz müssen deshalb Branche und Behörden die neuartigen Risiken adressieren. So verbleibt es bei den Finanzinstituten, dafür zu sorgen, dass das KI-Potenzial tatsächlich ausgeschöpft wird. Dabei zeigen sich die Haupthürden für eine erfolgreiche Implementierung in der Verfügbarkeit und der Qualität von Daten zur Unterlegung der Algorithmen. Weiter bleiben verfügbares Fachwissen sowie die Akzeptanz und das Vertrauen der Kunden zentral. Wie bei allen anderen Produkten und Dienstleistungen lassen sich Kunden am besten durch Leistung überzeugen. Gelingt dies, ist die Finanzindustrie auch am Thema KI bestens gerüstet.
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VOR SCHAU
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DAS KIND IN UNS RAW EDGES
Bereits zum 24. Mal hat das renommierte Magazin «AW Architektur & Wohnen» den Award «AW Designer des Jahres» verliehen. 2020 wurde
das Londoner Duo Raw Edges für seine Möbel und Objekte mit überra-
GESTRANDET
schenden Funktionen mit diesem Award geehrt. Die zwei jungen Israelis Yael Mer und Shay Alkalay, die das Studio Raw Edges 2009 gegründet
haben, gesellen sich damit zu einer Vielzahl an Design-Koryphäen,
welche in der Vergangenheit diesen ehrenvollen und bedeutsamen Preis entgegennehmen durften.
Vom Gipfel des 3475 Meter hohen Mount Barú aus erblickt man zwei Ozeane gleichzeitig und
ist überwältigt vom satten Grün des dichten und endlosen Dschungels. Puderzuckerstrände, ver-
HAUTE PARFUMERIE
träumte kleine Städte, verschlafene Inselparadiese und eine lebhaft pulsierende Hauptstadt
mit Party-Altstadt, die wie die kleine Schwester
von Miami anmutet. Oh wie schön ist Panama …
DER DUFT DER EXKLUSIVITÄT Exklusiv, individuell und sinnlich – das Interesse nach luxuriösen Düften ist gross. Und so wagen sich weltweit immer mehr Parfümeure an das Wagnis einer eigenen, einzigartigen und anspruchsvollen Duftkreation. So auch in der Schweiz: Wir haben die Macher von «Odur» getroffen, einem Schweizer Luxus-Parfumlabel mit Bündner Wurzeln, die uns einen Einblick in die faszinierende Welt der Haute Parfumerie gewährt haben.
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BADEN IM GLÜCK.
DIE GRÖSSTEN ERFOLGSGESCHICHTEN SCHREIBT MAN NICHT ALLEIN.
Julius Bär ist die Nummer eins der Kategorie Privatbanken im BILANZ Private-Banking-Rating und bedankt sich bei allen Kunden für das Vertrauen. juliusbaer.com