A Ladybird is for eternity.
Crafted with the finest mechanical movements, the Ladybird reflects our trailblazing role in the history of feminine watches. It embodies our passion for the extraordinary.
A Ladybird is for eternity.
Crafted with the finest mechanical movements, the Ladybird reflects our trailblazing role in the history of feminine watches. It embodies our passion for the extraordinary.
Up to 839 km on a single charge. Charge up to 400 km in 16 minutes.
Seidengasse 1, 8001 Zurich
Cr de Rive 10, 1204 Geneva
erscheint vierteljährlich
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Schweizer Fachmedien GmbH
Pfeffingerstrasse 19
CH-4153 Reinach
Telefon +41 78 322 63 43 info@schweizerfachmedien.ch www.schweizerfachmedien.ch
PUBLISHER
FRANCESCO J. CIRINGIONE
PUBLISHING DIRECTOR
HASAN DURSUN
HEAD OF PRESTIGE
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b.jaeggi@schweizerfachmedien.ch
EDITOR IN CHIEF
SWENJA WILLMS s.willms@schweizerfachmedien.ch
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HEAD OF SALES
HAZIM JUNUZOVIC h.junuzovic@schweizerfachmedien.ch
SALES
VIRGINIE VINCENT v.vincent@schweizerfachmedien.ch
HEAD OF PRODUCTION & ART DIRECTION
MELANIE MORET m.moret@schweizerfachmedien.ch
PRODUCT PUBLIC RELATION
LAURA GIORDANO
GIULIA CIRINGIONE info@schweizerfachmedien.ch
EDITORS
ARKADI BELOCERKOV
DETLEF BERG
GISBERT L. BRUNNER
WILMA FASOLA
ANITA GÜPPING
LONE K. HALVORSEN
THOMAS HAUER
SIMONE HOFFMANN
NATHALIE HÖRNING
NILS JOHANNSEN
PIERRE-FRÉDÉRIC VON KAENEL
BEAT KRENGER
PATRICIA PARINEJAD
CORINA RAINER
ADRIAN A.F. SPIESS
MAURA WASESCHA
GRAHAM WOOD
CORRECTOR
MARIO HETZEL
COVER
Rita Sabo
Gemälde «META – FIELD», 110 x 140 cm, Acryl auf Leinwand, 2024 www.ritasabo.de
PHOTOGRAPHS
Document Journal, Vogue India, Lanvin, Image database, Courtesy Sotheby's, Bulgari, Breitling, Tudor, Chopard, Gérald Charles, Doxa, Piaget, Gucci, Pasquale Bruni, Etro, Tornaghi, Longchamp, Cartier, Maison Margiela, Bottega Veneta, Iris von Arnim, Versace, Initio, Fornasetti, David Renggli, Guerlain, Louis Vuitton, Formettā, Rabanne, Dior, La Mer, Schoendiener, Taschen, Perennials, Atelier Pfister, Kartell, Sprüngli, Paul Achs, Hermès, Château L’escarelle, Ferrari, BMW, Porsche, Louboutin, Bell & Ross, Goyard, Céline, Båge & Söner, Audi, Caran d’Ache, Ralph Lauren, Ferragamo, Frauenschuh, Saint Laurent
ADMIN, COORDINATION & SUBSCRIPTIONS
SERPIL TÜRKMEN
s.tuerkmen@schweizerfachmedien.ch
PRICE
Issue CHF 10.–/€ 9.50 Year CHF 39.–/€ 35.–
is a registered trademark. (IGE 596.147)
ISSN Print: 1662-1255
ISSN E-Mag: 2813-1495
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Lotus Emira First Edition; 268 kW (364 PS); Kraftstoffverbrauch kombiniert (WLTP) 9,174 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert 208 g/km. Effizienzklasse G. Der angegebene Kraftstoffverbrauch und die Emissionswerte wurden nach den gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Der Lotus Emira First Edition ist gemäß der Verordnung (EU) Nr. 2018/858 des Europäischen Parlaments und des Rates typgenehmigt und erfüllt somit die relevanten Verwaltungsvorschriften und technischen Anforderungen innerhalb der Europäischen Union. Der individuelle Fahrstil, Zusatzausstattungen und Zubehör, Geschwindigkeit, Wetter- und Verkehrsbedingungen sowie Topografie haben Einfluss auf den tatsächlichen Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß und können diesen unter Umständen erhöhen. CO2 ist das für die Erderwärmung hauptverantwortliche Treibhausgas.
Lotus Eletre (Eletre, S, R);Verbrauch (WLTP): 21,4-30,7 kWh/100km; je nach Modell: Basis, S oder R entspricht dies Energieeffizienz-Kategorie: B, C oder D; CO2-Emissionen: 0g CO2/km. Die angegebenen Verbrauchs- und Emissionsdaten werden nach den gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Am 1. Januar 2022 hat der WLTP-Testzyklus den NEFZ-Testzyklus vollständig ersetzt. Aus diesem Grund werden für Fahrzeuge, die nach diesem Datum typgenehmigt wurden, keine NEFZ-Werte bereitgestellt. Informationen zur Energieetikette für Personenwagen finden Sie unter Bundesamt für Energie (BFE). Die Fahrzeugabbildungen werden nur für Werbezwecke verwendet.
24 EIN SAHNEHÄUBCHEN FÜR SOTHEBY’S
Der neue Flagship-Store in Paris
30 BEGEGNUNG MIT DEM UNSICHTBAREN
Rita Sabo schöpft aus mystischen Quellen
34 BAHN FREI
Julie Mehretus Kunst in Höchstform
40 RAUM ZUM NACHDENKEN
Die Zürcher Künstlerin Ona Sadkowsky
44 IM DIALOG MIT DER NATUR Die diesjährige Carte Blanche von Ruinart
46 EIN FEST DER UHREN Geneva Watch Days 2024
52 HERBSTZEIT AM HANDGELENK Neuheiten für sie und ihn
60 STATEMENT MADE
Die Revolution des Luxus mit Labordiamanten
66 DIE TIEFEN DER ZEIT
Die Taucheruhren von Blancpain
72 EIN NEUES KAPITEL
Tiffanys neueste
High-Jewellery-Kollektion
74 VOR KÖNIGLICHER KULISSE Mit Lotus unterwegs in der Grafschaft Englands
80 THE ROAD IS CALLING Die Motorradevents von Harley-Davidson
84 AUFGELADENES ERBE Ein neues Kapitel für den Porsche Macan
86 VERGNÜGLICHE STUNDEN MIT MR. SPECTRE Eine tragische Liebesgeschichte
88 STARKE FRAUEN, STARKE AUTOS Die Rolle der Frauen bei Maserati
92 EINE AUTOMOBILIKONE «POUR L’ETERNITÉ» Bugatti Tourbillon
96 KÖNIG DER WILDNIS Der neue Bentley «GT Speed»
98 DIE EINZIGARTIGE Naomi Campbell
106 EINE SAISON DER MODISCHEN MEISTERWERKE Highlights der diesjährigen Herbst / Winter-Kollektion
116 CATCH HER IF YOU CAN Dorothee Schumacher feiert das 35. Jubiläum
120 CUTTING EDGE Jimmy Moser Delarosa für MCM
126 NEW IN TOWN Neueröffnungen in Zürich
The Rise of Electric: Die neue G-Klasse ist mit ihren 45 Jahren Erfahrung im Gelände eine Ikone. Nun auch erhältlich als vollelektrische Variante mit einer Reichweite von bis zu 473 Kilometer und der spektakulären G-Turn Funktion für Achsendrehungen, die Sie für jedes Abenteuer wappnet.
128 HAUTPFLEGE MIT MISSION
Ghislain Pfersdorff von La Colline im Interview
134 EIN GOLDSTÜCK DER NATUR Erntezeit mit Dr. Hauschka
137 DER HERBST IM FLAKON Olfaktorische Neuheiten
138 SMART WELLNESS
Fortschrittliche Fitnessanalyse mit Technogym
142 NESTING INSTINCT Wie ein Haus zur Oase des Naturschutzes wurde
158 DER SHOOTINGSTAR FÜR ZU HAUSE
DS-888 Collina von de Sede
162 GUTES DESIGN GESTALTET DIE ZUKUNFT Kreationen von JAB ANSTOETZ
171 ERBE UND INNOVATION VERBINDEN Maura Waseschas Geschichte neu erzählt
172 EIN STÜCK LEBENDIGE GESCHICHTE Zu Besuch in Reschio
178 KARIBISCHES FLAIR Sonne und Strand mit Oceania Cruises
180 NEUES ZIEL IM ATLASGEBIRGE Park Hyatt Marokko
184 EINZIGARTIGES PRIVATINSELFEELING The Nautilus Maldives
188 EIN FEST FÜR ALLE SINNE Lesante Blu Zakynthos
192 HELLO DUBLIN Die Stadt der irländischen Kultur
194 EIN WEIN SCHREIBT GESCHICHTE Der rekordverdächtige «Epokale»
202 KÖSTLICHE KULINARIK IN LONDON Von Fish ’n’ Chips bis Michelin
206 INSPIRIERENDE KUNST- UND GESCHMACKSERLEBNISSE Grand Marnier & We Are Ona
210 KI ALS FINANZBERATER Kann man den Investmenttipps der KI-Tools trauen?
214 DIE LUXUSUHR ALS INVESTITIONSOBJEKT Kriterien für eine erfolgreiche Wertanlage
216 EINE STARKE STIMME IN DER POLITIK HEV-Schweiz-Direktor Markus Meier im Gespräch
220 STEUERN SPAREN ALS IMMOBILIENBESITZER Wertvolle Tipps zur effektiven Steuerersparnis
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In den letzten Jahrzehnten haben westliche Gesellschaften den Individualismus auf ein hohes Podest gestellt. Die Betonung auf Selbstverwirklichung und persönliche Unabhängigkeit hat Innovationen vorangetrieben, aber auch zu einer Fragmentierung sozialer Strukturen geführt. Gerade weil Individualismus oft als höchstes Gut angesehen wird, ist es umso wichtiger, sich an die immense Bedeutung der Gemeinschaft zu erinnern. Gemeinschaften sind das unsichtbare Netz, das uns trägt, uns verbindet und uns in schwierigen Zeiten Halt gibt.
Es ist dieses Bedürfnis, das in den Werken und Visionen bemerkenswerter Persönlichkeiten und Unternehmen widerhallt, die sich der Kraft des Kollektivs verschrieben haben und in der vorliegenden PRESTIGE-Ausgabe behandelt werden. Sie erinnern uns daran, dass wir zusammen etwas Grösseres, Bedeutenderes schaffen können – sei es durch Kunst, wissenschaftlichen Fortschritt oder den Schutz unseres Planeten.
So sieht Rita Sabo ihre Kunst als einen Weg, das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung zu stärken. Ihr Ziel ist es, durch ihre Werke eine tiefe Verbundenheit und Wertschätzung für unseren Planeten zu vermitteln. Eines ihrer Kunstwerke ist auf dem Cover der aktuellen Herbstausgabe zu sehen und repräsentiert Sabos Bestreben, das Verständnis für die enge Verknüpfung von Natur und menschlichem Handeln zu fördern.
Die Zürcher Künstlerin Ona Sadkowsky ist eine weitere Stimme, die das kollektive Bewusstsein in ihren Arbeiten einfängt. Mit kräftigen Farben und komplexen Texturen erschafft sie nicht nur emotionale Kunstwerke, sondern auch eine Plattform für Reflexion und Gemeinschaft. Ihre Kunst erinnert uns daran, dass in der Einheit Vielfalt existieren kann. Ähnlich tief verwurzelt in der Idee des Kollektivs ist das Engagement von La Colline. Seit 25 Jahren widmet sich die Marke der Hautpflege, doch ihr wahres Erbe liegt in der Hauttransplantationsforschung. Diese missionarische Ausrichtung auf das Wohl der Gesellschaft zeigt, wie ein Unternehmen seine Expertise nutzen kann, um der Gemeinschaft auf einer tiefgreifenden Ebene etwas zurückzugeben, und wie wissenschaftlicher Fortschritt und ethisches Handeln Hand in Hand gehen können, um etwas zu erschaffen, das über den rein kommerziellen Nutzen hinausgeht.
Ein Ansatz, den auch eine visionäre Familie in Umbrien verfolgt, indem sie ein 1000 Jahre altes Landgut zu restaurieren und zu schützen versucht. Eine Hommage an die Vergangenheit und ein Versprechen für die Zukunft – das ist Reschio. Und letztendlich vereint «The Nest», in der Namib-Wüste erbaut, Architektur und Naturschutz auf bemerkenswerte Weise. Swen Bachran zeigt mit seinem Projekt, wie der Schutz und die Wiederherstellung der Natur im Einklang mit menschlicher Kreativität und Gemeinschaftssinn stehen können.
Beispiele, die zeigen, dass wir durch Zusammenarbeit, gemeinsames Schaffen und das Teilen von Visionen nicht nur unsere eigene Welt, sondern auch die Welt um uns herum verbessern können.
Swenja Willms Editor in Chief
Autorin_Simone Hoffmann Bilder_Courtesy Sotheby's
Im Rennen um den ersten Platz als Kulturhauptstadt sind Paris und London von jeher Rivalinnen. Trotz Brexit liegt London immer noch vorn – doch diesen Herbst könnte die Seine-Metropole beachtlich aufholen: Sotheby’s zieht in einen 3300 Quadratmeter grossen Flagship-Store in der Nähe des Elysée-Palasts um. Ist das der Beginn einer neuen Ära für den Pariser Kunstmarkt?
Privatmuseen, Megagalerien und eine internationale Kunstmesse: Paris hat in den letzten Jahren einen regelrechten Quantensprung gemacht, um sich auf den ersten Platz der Kunstmetropolen in Europa zu katapultieren. Das Niveau der Kunst, die in Paris zu sehen ist, ist Spitzenklasse. Seien es Ausstellungen in privaten und öffentlichen Museen oder Galerien: Es ist eine Best-of-Liste mit grossen Namen wie Anselm Kiefer, David Hockney, Monet, Gauguin und Renoir – Paris hat sie alle, und weitaus mehr. Im Vergleich dazu kann selbst das Programm in London manchmal etwas blass wirken. Was der französischen Hauptstadt aber bisher fehlte, um den Abstand zu London zu verringern, ist ein stärkerer Markt: Grossbritannien bleibt auch 2023 der drittwichtigste Kunstmarkt der Welt. Der brandneue Sotheby’s-Flagship-Store unweit des Elysée-Palasts könnte ein regelrechter Gamechanger für den Pariser Kunstmarkt werden und ihm zu nie erreichten Höhen verhelfen. Denn das neue, grössere Auktionshaus könnte eine internationale Klientel anziehen, die bisher lieber in London einkaufte. Der Italiener Mario Tavella leitet seit 2016 Sotheby’s Europe und ist Generaldirektor von Sotheby’s Paris. Der neue FlagshipStore ist sein Herzensprojekt, das er mit Enthusiasmus und einer Portion Stolz nach aussen trägt.
PRESTIGE: Herr Tavella, im Oktober zieht Sotheby’s von der 76 in die 83 der Faubourg Saint-Honoré, nur ein paar Hausnummern weiter. Was hat es mit diesem Umzug auf sich?
MARIO TAVELLA: Es mag ein Katzensprung sein, aber für uns ist es eine gewaltige Veränderung: Wir vergrössern unsere Verkaufsfläche beinahe um ein Drittel. Dieser Umzug ist einerseits die sichtbare Auswirkung unseres Erfolgs: Sotheby’s Frankreich ist in den letzten Jahren so stark gewachsen, dass wir einfach mehr Platz brauchen. Uns war es wichtig, endlich unser ganzes Team unter einem Dach unterzubringen. Und in unserem neuen FlagshipStore haben wir endlich genug Platz für alle. Andererseits war uns wichtig, Eigentümer unseres Gebäudes in Paris zu sein, so wie wir es in New York und London sind. Dieser Umzug ist Teil einer Gesamtstrategie von Sotheby’s: Auf globaler Ebene ist unser Unternehmen stark gewachsen. Der Umzug in Paris ist aber auch ein sehr wichtiges Signal für unsere Ambition in Bezug auf Paris: Die Stadt hat sich auf dem europäischen Parkett als Kunstmetropole mittlerweile einen der führenden Plätze ergattert, selbst wenn London weiterhin die Nummer eins bleibt. Aber wir wollten diese wachsende Attraktivität von Paris durch ein neues Gebäude widerspiegeln: Wir glauben ganz fest an die aufstrebende Dynamik des französischen Markts.
Veränderung ist ein gutes Stichwort – Sie haben mit dem neuen Flagship-Store ein historisches Pariser Gebäude durch eine zeitgenössische Architektur wiederbelebt. Erzählen Sie uns davon. Das neue Gebäude ist ziemlich imposant, es ist wirklich ein sehr spannendes Projekt, das Tradition und Moderne auf sehr elegante Weise verbindet: In den 1920er-Jahren zog die legendäre Pariser Galerie Bernheim-Jeune in die 83, rue du Faubourg SaintHonoré. Im Ausstellungssaal wurden bis 2019 die grössten Werke der Impressionisten und der modernen Künstler gezeigt und verkauft. Dieses Erbe wollten wir honorieren und haben daher verschiedene Architekturelemente bewahrt und integriert. Dazu gehören diverse Art-déco-Elemente in der Architektur oder auch das typische Pariser Glasdach, das viel Licht in den Ausstellungssaal brachte. Wir haben die Innenräume vollkommen neugestaltet, aber das Glasdach haben wir behalten, indem wir die Deckenhöhe angehoben haben – jetzt befindet es sich auf dem Level des dritten Stocks. Den Himmel so hoch über sich zu sehen, das schafft sehr beeindruckende Perspektiven und Lichtverhältnisse. Licht und Transparenz waren wichtige Leitfragen bei der Planung. Auktionshäusern wird oft vorgeworfen, sie seien verschlossen und schwer zugänglich. Damit wollten wir bewusst brechen und das spiegelt sich in unserer Architektur wider.
Kommoden des Kunsttischlers Giuseppe Maggiolini (1738 – 1814), hergestellt für die Krönung Napoléons 1805 in Mailand
Schon von der Strasse aus kann man den Verkauf- und Ausstellungssaal einsehen, überall sind Vitrinen. Diese Transparenz ist eine regelrechte Einladung für jedermann, einzutreten. Der Ausstellungssaal ist hell und offen und kann von den oberen Etagen aus eingesehen werden. Die Innenräume sind auf fünf Etagen verteilt: Auf den oberen Etagen befindet sich der Salon – ein LuxusShowroom, in dem aussergewöhnliche Objekte zu festen Preisen erworben werden können. Wir setzen hier ganz bewusst auf einen Direct-Retail-one-to-one-Verkauf im Luxussegment, das wollen wir hier in Paris weiter ausbauen. Denn Paris ist nicht nur eine Stadt der Kunst und Kultur, sondern auch der Mode und des Luxus. Ich freue mich ganz besonders, dass wir jetzt mehr Ausstellungsfläche haben. Uns stehen nun 1275 Quadratmeter zur Verfügung. Das gibt uns Raum, um wirklich aussergewöhnliche Dinge in Angriff zu nehmen. Wie gesagt: Für mich spiegelt unser neues Gebäude unseren Wunsch wider, dem Wachstum von Paris als Kulturstadt gerecht zu werden und gleichzeitig ambitioniert in die Zukunft zu schauen, um sich noch stärker weiterzuentwickeln.
Sotheby’s ist bereits seit gut 50 Jahren in Paris. Welchen Einfluss, glauben Sie, wird dieser Wechsel auf die Entwicklung des französischen Markts vor allem in Hinblick auf London haben? London ist und bleibt London. Durch den Finanzmarkt und die Möglichkeiten, die London auf wirtschaftlicher Ebene bietet, ist die Stadt weiterhin ein Magnet für viele unserer Kunden. Nach New York ist London für uns der zweitstärkste Markt, und daran hat auch der Brexit nichts geändert. Aber Paris hat sich wirklich besonders stark entwickelt in den letzten Jahren. Ich glaube, unsere Kunden sind sich der unglaublich vielfältigen Kulturlandschaft der Stadt mittlerweile sehr wohl bewusst. Sie ist auch einer der Gründe, warum ich nach Paris gezogen bin und ich weiterhin sehr gerne hier lebe. Diese Stadt bietet einfach eine künstlerische, kulturelle Vielfalt, die selten zu finden ist. Ich meine hiermit nicht nur moderne oder zeitgenössischen Kunst, sondern auch Mode, Luxus, Design oder tribale Kunst. Viele unserer Kunden haben in Paris einen fruchtbaren Boden für ihre Sammlerleidenschaft gefunden. Und ich bin überzeugt, dass die Entwicklung von Paris noch lange nicht zu Ende ist.
Die Kunstmesse Art Basel hat vor zwei Jahren ihre Zelte in Paris aufgeschlagen und wird diesen Herbst zum ersten Mal im neu renovierten Grand Palais stattfinden. Die Pariser Kunstszene fiebert diesem Event förmlich entgegen, denn der Umzug in den Grand Palais gibt der Messe endlich den richtigen Rahmen: Sie wird grösser und bedeutender als bisher sein. Was erwarten Sie vom Zusammenspiel mit der Art Basel Paris? Natürlich ist es kein Zufall, dass wir unseren FlagshipStore im Herbst eröffnen, genauer gesagt am 15. Oktober, also kurz vor der Art Basel. Der Oktober ist einer der wichtigsten Monate im Kalender der Kunstwelt, die ganze Welt kommt in diesem Monat nach Paris. Wir organisieren bereits seit einigen Jahren unsere
wichtigsten Auktionen für moderne und zeitgenössische Kunst im Oktober und November, sodass der Zeitpunkt für uns in jedem Fall ideal erscheint. Die Sterne stehen damit für uns also sehr günstig. Dieses Jahr planen wir besonders spektakuläre Verkäufe, um damit unser neues Gebäude gebührend zu feiern. Wir freuen uns, dass wir zum ersten Mal die beeindruckende Schmucksammlung von Shirley Bassey präsentieren dürfen, die sie uns anvertraut hat. Darunter befinden sich Schmuckstücke von Cartier, Van Cleef & Arpels und Piaget, die sie in ihrer langen Karriere gesammelt hat. Ein weiteres Highlight kommt ebenfalls aus einer bedeutsamen Privatsammlung. Der italienische Privatsammler Gianni Giordano will sich von einem Teil seiner Sammlung dekorativer Kunst aus Italien trennen. Im November organisieren wir eine spektakuläre Auktion. Es ist eine unfassbar schöne Kollektion, ich glaube nicht, dass es jemals etwas Vergleichbares gegeben hat –höchstens die Borghese-Sammlung, die 1892 verkauft wurde. Wenn ich über diese Auktion spreche, gerate ich einfach ins Schwärmen, weil eine derart hochkarätige Sammlung von Museumsqualität unglaublich selten ist! Es werden insgesamt 160 Kunstobjekte, Mobiliar, Skulpturen, Mosaike und neoklassizistische Gemälde angeboten. Diese einzigartige Sammlung in unserem neuen Gebäude auszustellen und zu verkaufen, das wird ein absolutes Highlight!
Könnte man sagen, mit dem Wechsel in den neuen FlagshipStore beginnt ein neues Kapitel in der Firmengeschichte? Welche Zukunftsvision haben Sie für Sotheby’s in Paris? Ja, das könnte man tatsächlich so formulieren. Selbstverständlich wollen wir unsere Zusammenarbeit mit den wichtigen Museen hier in Paris und auch in Monaco sowie mit grossen Privatsammlern weiter verfestigen und ausbauen, um weiterhin spektakuläre Werke aus grossen Museen und Sammlungen anzubieten. Aber es geht mir auch darum, Sotheby’s Paris zu einer echten kulturellen Instanz zu machen. Wir sind nicht nur ein Auktionshaus, sondern wir sind eine Kulturstätte. Ich wünsche mir, dass Sotheby’s zu einem aktiven Teil der Pariser Kulturlandschaft wird. Damit sind wir in Paris das einzige Auktionshaus, das ein solch innovatives, modernes Konzept verfolgt. Daher gibt es in der neuen Pariser Niederlassung genauso wie in New York und London ein Restaurant und einen Weinkeller. Wir sehen unser neues Gebäude als einen offenen Ort der Kultur, der Begegnung. Bei uns können Sie an einer Konferenz oder Masterclass zu einer Kunstsammlung teilnehmen, einen besonderen Wein probieren, eine seltene LuxusDesignerhandtasche erwerben oder eine spektakuläre Ausstellung entdecken. Es ist ein Gesamterlebnis, dessen Ziel es ist, die Welt der Kunst, des Luxus und der Kultur an einem Ort zu vereinen.
Autorin_Swenja Willms
Vom 29. August bis zum 2. September versammelten sich Uhrenliebhaber am Ufer des Genfersees, um die Kunst der Uhrmacherei zu feiern. Bereits einige Monate zuvor trafen sich 31 Marken in Zürich zu einem erstmaligen 24-stündigen Treffen. Ziel war es, die Geneva Watch Days zu erweitern und das Event auch in der Deutschschweiz bekannt zu machen. Mit 520 Gästen, darunter Medienvertreter, Einzelhändler und Uhrenenthusiasten, war das Event im Aura in Zürich ein grosser Erfolg. Die Besucher hatten die Möglichkeit, die Highlights von 31 Marken zu entdecken, sich ungezwungen mit CEOs und ihren Teams auszutauschen, an Uhrmacher-Workshops der Fondation de la Haute Horlogerie (FHH) teilzunehmen oder sich bei einem Drink zu entspannen und Kontakte zu knüpfen. Dieses Jahr präsentierten die Geneva Watch Days neben dem bekannten lässigen Vibe 51 Maisons und ein erweitertes Rahmenprogramm. PRESTIGE sprach mit Antoine Pin, Mitgründer und Präsident der Geneva Watch Days, über die diesjährige Ausgabe und die Philosophie des Events.
PRESTIGE: Herr Pin, wie ist die Idee der Geneva Watch Days entstanden?
ANTOINE PIN: Es begann damit, dass ein paar CEOs im Jahr 2020 miteinander sprachen und zu dem Entschluss kamen, dass wir wegen Covid-19 nicht einfach auf Events verzichten können. Wir müssen etwas tun, wir dürfen nicht aufgeben. Diese Entschlossenheit, der Situation ein Nein entgegenzusetzen, spiegelt für mich genau den Geist dieser Branche wider. Viele Unternehmer akzeptieren kein Nein. George Kern von Breitling ist ein perfektes Beispiel dafür und das ist unglaublich inspirierend. Für mich ist das die Essenz des Unternehmertums: Grenzen zu verschieben, ein Nein nicht zu akzeptieren und sein eigenes Schicksal zu gestalten. Das war der Anfang der Geneva Watch Days. Die Veranstaltung basiert auf Freundschaft, Vertrauen und der Zusam-
menarbeit von Freunden mit einer gemeinsamen Vision. Wir achten sehr darauf, diesen Geist zu bewahren. Als Präsident sehe ich meine Rolle darin, der Hüter dieser Denkweise zu sein, und genau das schätzen die Menschen an diesem Event.
Die Geneva Watch Days bieten eine Plattform sowohl für etablierte als auch für neue Marken. Was motiviert diese Marken, an Ihrem Konzept der etwas anderen Uhrenmesse teilzunehmen?
Unser Event zielt darauf ab, sich von Watches & Wonders abzuheben. Wir möchten nicht einfach kopieren, sondern einen eigenen, einzigartigen Ansatz verfolgen. Es ist uns wichtig, dass Einzelhändler nicht nur zum Kauf animiert werden, sondern dass wir uns als kulturelles Ereignis positionieren, das sich an die Öffentlichkeit richtet. Wir sehen uns eher im Bereich B2C oder B2B2C, im Gegensatz zum reinen B2B. Wir versuchen, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Öffentlichkeit und der geschäftlichen Realität zu finden.
Was konnten die Besucher bei der diesjährigen Ausgabe erwarten?
Neben neuen Produkten haben die Besucher stets Zugang zu den Uhren und den Menschen hinter den Marken, sogar zu den CEOs, und können von einem Ausstellungsraum zum anderen wechseln, ähnlich wie auf einem Festival. Dieses Jahr öffneten wir uns verstärkt der Presse und boten Bildungsprogramme an, darunter tägliche Symposien der FHH. Eine neue Fläche, die «Glasbox», bot Platz für 100 bis 200 Personen, in der Vorträge und Diskussionen rund um die Uhrmacherei stattfanden.
Die Geneva Watch Days sind bekannt für ihre entspannte und festliche Atmosphäre, zu der die idyllische Lage der Stadt Genf wesentlich beiträgt. Welche spezifische Rolle spielt die Stadt Genf bei der erfolgreichen Durchführung der Geneva Watch Days?
Im Sommer, wenn die Geneva Watch Days stattfinden, herrscht normalerweise schönes Wetter und die Strassen sind belebt. Es gibt keine festen Zeitpläne oder Agenden, die Besucher können ihre eigene Agenda erstellen und die Veranstaltung in ihrer eigenen Geschwindigkeit geniessen. Die Atmosphäre in Genf selbst ist lebendig und einladend, was zu einem einzigartigen Erlebnis beiträgt. Genf ist nicht nur der Geburtsort vieler Uhrenmarken, sondern auch ein verbindender Ort, an dem viele französischsprachige CEOs ansässig sind. Daher ist es natürlich, dass die Geneva Watch Days hier stattfinden. Das heisst jedoch nicht, dass sich
die Veranstaltung nicht auch auf andere Städte ausdehnen könnte – ähnliche Erfahrungen könnten möglicherweise auch in Städten wie Zürich gemacht werden.
Wie sehen Sie die Rolle der Geneva Watch Days innerhalb der globalen Uhrenindustrie? Welche Bedeutung hat die Veranstaltung für die teilnehmenden Marken und die Branche insgesamt?
Ich sehe die Geneva Watch Days als eine Plattform, um unsere Industrie stärker zu präsentieren. Wir müssen die Menschen darüber informieren, was wir tun. Es geht nicht nur um Uhren als professionelles Werkzeug, sondern auch um Kunstwerke, Accessoires von grosser Bedeutung, ähnlich wie Mode in gewisser Hinsicht. Deshalb brauchen wir unsere eigenen Modeschauen mit Zugang zu den Designern und zu den Werkstätten. Wir brauchen Räume, um uns zu präsentieren und um Uhren erlebbar zu machen, denn die Uhrenindustrie ist ein ziemlich komplexes Thema. Aber wenn wir Türen dazu öffnen, kann die breite Öffentlichkeit die Faszination und Bedeutung der Uhrmacherkunst besser verstehen und schätzen lernen.
Welche Zukunftsvision haben Sie für die Geneva Watch Days? Wir haben keine, wir nehmen es Jahr für Jahr, Schritt für Schritt. Allerdings kommen wir wohl langsam an die Grenzen dieser kurzfristigen Vision. Die Kurzfristigkeit hat ihre Vorteile, besonders weil unsere Budgets begrenzt sind und wir flexibel bleiben können. Doch das Risiko besteht darin, dass wir Freunde über viele Jahre hinweg einbinden, was für einige von ihnen komplex werden kann. Deshalb überdenken wir kontinuierlich das Veranstaltungsmodell – besonders jetzt, da wir schnell wachsen, mit vielen neuen Marken. Aber wenn wir noch einen Schritt weiterwachsen, bedeutet das, dass wir Mitarbeiter benötigen, die regelmässig an der Veranstaltung arbeiten. Das würde eine komplette Änderung der Struktur und der Kosten bedeuten – eine Herausforderung. Also versuchen wir, uns vorerst an die aktuelle Situation zu halten. Unsere Rolle als Unternehmer und die Priorität unserer eigenen Unternehmen machen es uns möglich, klug zu handeln und die richtige Ambition zu haben.
Die Geneva Watch Days wurden im September 2020 von sechs renommierten Uhrenmarken – Breitling, Bulgari, De Bethune, Girard- Perregaux, H. Moser & Cie. und MB&F – ins Leben gerufen. Das Event basiert auf einer modernen, unkonventionellen Philosophie und betont die unkomplizierte Zusammenarbeit. Als selbstverwaltete, flexible Organisation bietet es einen Raum, um die neuesten Entwicklungen in der Uhrmacherei zu präsentieren. Das Treffen, unterstützt vom Kanton und der Stadt Genf sowie der Genfer Industrie- und Handelskammer (CCIG), ist öffentlich zugänglich und richtet sich an Branchenfachleute, Einzelhändler und Medien. Partner sind die Fondation de la Haute Horlogerie (FHH), der Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) und Geneva Tourism, mit GMT als langjährigem Medienpartner.
ARSHAM DROPLET
ENGINEERED BY HUBLOT
DESIGNED BY DANIEL ARSHAM
Autorin_Swenja Willms
Norfolk, die Grafschaft im Osten von England mit seinen weitläufigen Anwesen und majestätischen Schlössern, scheint wie geschaffen für eine Spritztour im «Emira» –dem letzten Thronfolger in der Verbrennergeschichte von Lotus.
Das ländliche England dient oft als malerische Kulisse für Filme und Serien, die eine idyllische Atmosphäre einfangen wollen. Die sanften Hügel, charmanten Dörfer und historischen Herrenhäuser bieten eine perfekte Szenerie für eine Vielzahl von Genres, von romantischen Dramen bis hin zu Kriminalgeschichten. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Serie «Downtown Abbey», die auf dem prächtigen Highclere Castle in Hampshire gedreht wurde. Dieses imposante Anwesen bringt die opulente Welt der englischen Aristokratie zum Leben. Auch in der Grafschaft Norfolk, an der Ostküste Englands, hausen Königsfamilien in wunderschön angelegten Herrenhäusern. Daneben thront aber noch eine andere Elite hier, eine Elite des Rennsports. Nur wenige Kilometer von Norwich, der Hauptstadt der Region, entfernt liegt das Lotus-Werk in Hethel. Seit 1966 ist dies der Hauptsitz des legendären britischen Sportwagenherstellers. In dieser hochmodernen Fabrik werden einige der dynamischsten und innovativsten Sportwagen der Welt entwickelt und produziert, darunter der neue Lotus «Emira».
EIN SPORTLICHES ERBE IN HISTORISCHER UMGEBUNG Schon beim ersten Anblick des Emira vor den Toren des LotusWerks wird klar, warum dieser Sportwagen in die edle Umgebung Englands passt. Er strahlt Eleganz aus: Geschwungene Linien, harmonisch vom vorderen Kotflügel bis zu den hinteren Radläufen, ein markantes Heck und die niedrige, breite Frontpartie mit schmalen LED-Scheinwerfern verleihen dem «Emira» einen fokussierten, aggressiven Blick, der von Beginn an seine Performance-Ambitionen deutlich macht. Die Vorfreude auf die Testfahrt steigt –und nicht nur, weil ich mir die idyllische Landschaft anschauen möchte. Obwohl die Strassen Norfolks mit ihren sanften Kurven und weitläufigen Landstrassen die ideale Teststrecke bieten. Besonders beeindruckend: die Leichtigkeit, mit der der «Emira» trotz harter Federung über den Asphalt fegt – das gehört bei einem Sportwagen aber einfach dazu. Neu in der «Emira»Reihe ist die «First Edition» mit einem turboaufgeladenen Zweiliter-Vierzylindermotor von Mercedes-AMG. Dieser Motor, der 360 PS liefert, bringt den Emira mühelos auf Geschwindigkeit.
Der Vierzylinder erreicht eine Beschleunigung von null auf 100 km / h in nur 4.4 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 275 km / h. Seine achtstufige Doppelkupplungsautomatik sorgt für schnelle Gangwechsel ohne Drehmomentunterbrechung und verbessert somit die Effizienz und den Fahrkomfort.
Für diejenigen, die eine personalisierte Fahrexperience suchen, bietet der Emira sowohl ein Tour- als auch ein SportFahrwerk, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die Launch-Control-Funktion sorgt für optimale Beschleunigung aus dem Stand, was den «Emira» auch bei dynamischen Starts zur perfekten Wahl macht. Oder eben auf der Rennstrecke, wie man es von Lotus kennt. Denn um das Lotus-Rennsporterbe richtig erleben zu können, wird kurzerhand die hauseigene Test-
strecke vor dem Lotus-Werk geöffnet. Hier zeigt der «Emira» sein ganzes Können: Satte Beschleunigung, präzise Lenkung und Balance in engen Kurven. Der Fahrersitzt umschliesst mich förmlich und gibt mir trotz hoher Geschwindigkeiten ein sicheres Gefühl.
Generell bietet der «Emira» trotz seiner sportlichen Ausrichtung ein hohes Mass an Komfort und Praktikabilität. Die geräumige Kabine bietet ausreichend Platz für Fahrer und Beifahrer und die ergonomisch gestalteten Sitze sorgen für eine angenehme Sitzposition, selbst auf langen Fahrten. Zahlreiche Ablagemöglichkeiten und durchdachte Details machen den Emira alltagstauglich, ohne Kompromisse bei der sportlichen Leistung einzugehen. Das Cockpit des Emira ist eindeutig auf den Fahrer ausgerichtet. Ein 12.3-Zoll-TFT-Instrumentencluster bietet klare, leicht ablesbare Informationen direkt im Sichtfeld des Fahrers. Ergänzt wird dies durch einen 10.25-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole, der sowohl für das Infotainmentsystem als auch für die Fahrzeugsteuerung verwendet wird.
Der «Emira» präsentiert sich als würdiger Thronfolger in der Sportwagenreihe von Lotus. Aber auch Lotus will sich von klassischen Verbrennermotoren verabschieden und ab 2028 nur noch elektrisch bauen. So liegt es am «Elmira» als letztem Verbrenner, der königlichen Blutlinie ein würdiges Ende zu bereiten.
Autor_Beat Krenger
Naomi Campbell ist zu einem Klassiker geworden, der nicht mehr aus der Mode kommt. Nun wird dem Supermodel ein multimediales Denkmal gesetzt.
Hört man nur den Namen Naomi, ist bereits klar, um wen es sich handelt – egal ob man mit der Modewelt vertraut ist oder sich noch nie im Leben ein Designerkleid gekauft hat. Die Reduktion auf den Vornamen, das schaffen nur die Besten der Besten. Und jetzt wird ihr sogar eine eigene Museumsausstellung in London gewidmet. Ein Ritterschlag in der Stadt, in der das Model aufwuchs und Vorurteile und Rassismus erdulden musste, wogegen sie nach wie vor mit aller Kraft ankämpft.
Die Ausstellung «NAOMI: In Fashion», die noch bis zum 6. April 2025 läuft, ist ein Versuch der Macher*innen, die Grenzen des Victoria & Albert Museums zu durchbrechen, über 100 Kleidungsstücke aus Naomis Privatbesitz, die in Vergessenheit geraten sind, wieder zum Leben zu erwecken und auf diese Weise eine Traumwelt mit edlen Textilien erlebbar zu machen. «Für mich als Modehistorikerin ist die Art und Weise, wie sich ihre Karriere mit den Besten der High Fashion überschneidet, absolut faszinierend», beschreibt Kuratorin Sonnet Stanfill die massgeschneiderte Hommage an eine Pionierin in der Welt des Glamours. «Wir erzählen die einzigartige Geschichte des Supermodels durch ihre Kleidung –Kleidung, die heute absolut legendär ist.»
Naomi Campbell war von Anfang an involviert in die Planung und Gestaltung der Ausstellung. Und so seien bei der Zusammenarbeit viele Erinnerungen geweckt worden. «Es ist erstaunlich, wie Bilder und Kleidung das Gedächtnis anregen können», erklärte sie sichtlich gerührt anlässlich der Pressekonferenz. «So viele Dinge sind mir wieder eingefallen und ich habe sie alle aufgeschrieben. Viele der Geschichten werden auch im V&A-Bildband enthalten sein: wie ein Outfit erst entstand und die ganze Geschichte, die dahintersteckt. Es war sehr nostalgisch, mit all den verantwortlichen Menschen wieder Kontakt aufzunehmen, die heute noch hier sind.»
Vom Auftritt auf dem roten Teppich zur Met Gala bis zum geschichtsträchtigen Moment vor Gericht – die Britin lieferte etliche denkwürdige Kleidermomente in ihrer Karriere. Sie hat fast vier Dekaden stilistisch geprägt und unvergesslich gemacht – auf und neben dem Laufsteg, in Versace, Chanel, OffWhite, McQueen, Valentino, Mugler und Alaïa. Kuratorin Sonnet Stanfill versichert, man habe in der Ausstellung auch die weniger glamourösen Momente in Campbells Biografie nicht ausgespart. Wir erinnern uns: 2007 wurde sie in New York zu fünf Tagen gemeinnütziger Arbeit verurteilt, nachdem sie ein Handy nach ihrem Hausmädchen geworfen hatte.
Doch jeden Tag, an dem sie in einer Autogarage Putzarbeiten übernehmen musste, kam sie stets aufs Neue perfekt gestylt und frisiert zur Arbeit, begleitet vom Modefotografen Steven Klein. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass das Topmodel selbst ihren «Gang nach Canossa» zu Geld machen konnte, indem das amerikanische Lifestyle-Magazin «W» die öffentliche Demütigung der Naomi Campbell als Modegeschichte inszenieren durfte.
Und wie es sich auf einem Laufsteg der Eitelkeiten gehört, folgte zum Abschluss der ultimative Höhepunkt: Am fünften Tag erschien Naomi im bodenlangen Abendkleid von Dolce & Gabbana –und wurde dafür auf allen Kanälen gefeiert. Mit ihrer Aktion bewies sie, dass jeder von uns im Leben tief sinken kann, es jedoch weit
weniger schlimm ist, dies so gut angezogen wie nur möglich zu tun. Natürlich ist das berüchtigte Kleid jetzt auch in der V&A-Ausstellung zu sehen, in der es einen Ehrenplatz einnehmen wird.
Ein weiterer Aspekt der grossen Campbell-Show wird sich mit ihrer Kindheit im Süden Londons und ihren ersten Tanzauftritten befassen, wo auch ihre Modelkarriere begann, als sie im Alter von 15 Jahren beim Einkaufen in Covent Garden von einem Model-Scout angesprochen wurde. Zuvor wollte sie Tänzerin wie ihre Mutter werden und trat bereits im Musikvideo «Is this Love» von Bob Marley auf. Ihren leiblichen Vater lernte sie nie kennen. Die Schule brach sie ohne Abschluss ab. Naomi-Entdeckerin Beth Boldt erinnert sich an die Anfänge: «Sie war aussergewöhnlich. Die schönste und eleganteste Person, sogar in ihrer Schuluniform. Sie war enorm diszipliniert und immer freundlich. Im Laufe der Jahre haben viele aufstrebende Models zu mir gesagt: «Ich möchte Naomi Campbell sein» statt «Ich möchte ein Supermodel sein».»
Es war Anfang der 1980er-Jahre, eine Zeit, in der die Modebranche von einer homogenen Darstellung von Schönheit dominiert wurde. Ihr anmutiger Gang wurde zu ihrem Markenzeichen und machte sie sehr schnell zur Favoritin auf den Laufstegen in Paris, Mailand und London. Naomi erinnert sich: «Damals war ich Teil einer kreativen Zeit voller kreativer Genies wie Azzedine Alaïa – den ich liebevoll Papa nannte – und Yves Saint Laurent, Karl Lagerfeld, John Galliano, Vivienne Westwood, Rifat Ozbek, Katharine Hamnett, Jasper Conran, Thierry Mugler sowie vieler anderer. Damals hat mich England umarmt, besonders Jasper und John. Ich glaube nicht, dass ich je ein Casting für John gemacht habe. Er hatte gerade von mir gehört und mich einfach gebucht.»
Erst danach traf Naomi auf Cindy, Christy und Linda. Und nichts sollte mehr so sein wie zuvor. Sie machten New York unsicher, hielten zusammen und prägten die sogenannte «Goldene Ära» der Mode: Shootings mit berühmten «Vogue»-Fotografen
Triumphzug einer Diva: Seit vier Jahrzehnten schreibt die Britin Modegeschichte –und ist heute gefragter denn je.
wie Richard Avedon, Peter Lindbergh, Irving Penn und Steven Meisel in improvisierten Studios, enge Beziehungen zu den grössten Designern, legendäre Editorials, Auftritte als Freundinnen, zu denen sie wurden. Jede spielte ihre Rolle, hatte ihre Nische, die perfekte GirlGroup der Modewelt war geboren. Natürlich hatte das auch seinen Preis.
Naomi Campbell wurde in die Rolle der Diva und Exotin gedrängt. Sie sah nicht nur anders aus als die anderen, sondern fiel ebenso durch ihre direkte, offene Art aus dem Rahmen. Und musste immer eine Spur härter für den Erfolg kämpfen als ihre drei Model-Kolleginnen. Lange vor #MeToo sahen sie sich Vergehen und von der Modewelt entschuldigten sexistischen Praktiken ausgesetzt. Sie erzählt auch heute noch oft von ihren Erlebnissen als schwarze, junge Frau inmitten eines lodernden Feuerkreises. Und davon, wie sie oft von Werbejobs ausgeschlossen wurde und ihre Model-Freundinnen sagen mussten: «Entweder ihr bucht auch Naomi oder ich mache nicht mit.»
Manche Modephänomene feiern ihr Comeback, obwohl sie nie ganz von der Bildfläche verschwunden waren. So geschehen im letzten Jahr, als Cindy Crawford, Christy Turlington, Linda Evangelista und natürlich Naomi Campbell ihr legendäres «Vogue»-Cover von 1991 für die amerikanische und britische September-Ausgabe der Modezeitschrift nachstellten. Kurz danach folgte auf Apple TV+ die Dokumentation «The Super Models». In den vier Episoden erzählt die Serie die Geschichten der vier Frauen, von ihren naiven Anfängen bis zur totalen medialen Vergötterung.
Heute scheint die Model-Ikone auch privat angekommen zu sein. Spät, mit über 50 Jahren, wurde sie zweifache Mutter – damit ging ein grosser Traum von ihr dank der Hilfe einer Leihmutter doch noch in Erfüllung. Der Vater der Kinder? Das bleibt ihr Geheimnis. Selbstbestimmt, stolz und nach wie vor mit diesem Hunger nach mehr: Das ist Naomi Campbell im Jahr 2024. Endlich erfährt sie die Wertschätzung, die ihr viele Jahre verweigert worden war. «Jugend ist nicht nachhaltig, Schönheit ist es», sagt sie geläutert in einem Gespräch mit ihrem guten Freund Edward Enninful, der eine Installation hochkarätiger Modefotografie für die Ausstellung zusammengestellt hat.
Naomi gibt offen zu, dass sie am Anfang der Karriere damit gerechnet habe, die Arbeit als Model für höchstens fünf Jahre ausüben zu können. Die Gegenbewegung zu den kurvigen Supermodels Mitte der 1990er, oft als «Heroin Chic» verschrien, in der Kate Moss und ein extrem dünner, fast schon kindlicher Körper
das Schönheitsideal darstellte, markierte eine Pause, aber kein Ende für Naomi als Model. Umso mehr versuchte sie sich in jeder erdenklichen Disziplin, und das nicht immer gleich erfolgreich. Ihr Talent für energische Auftritte machte das Model berüchtigt. Doch einer Laufstegdiva, die zu den Megastars der Branche gehört, verzeiht man so manchen cholerischen Ausbruch. Die heute 53-Jährige ist ausserdem Designerin, Schauspielerin und Buchautorin und engagiert sich intensiv für diverse Charity-Organisationen. Naomi fungierte als Model-Mentorin und ausführende Produzentin für die Reality-TV-Shows «The Face US», «The Face UK» und «The Face Australia».
Zudem trat sie in Musikvideos von George Michael, Aretha Franklin, Michael Jackson und Madonna auf und startete im Frühjahr 2020 eine YouTube-Webserie mit dem Titel «No Filter with Naomi». 1999 tat sie sich mit Cosmopolitan Cosmetics zusammen und veröffentlichte 25 Düfte für Frauen, und 2019 feierte sie eine späte Premiere, indem sie erstmals für eine Beauty-Kampagne gebucht wurde – und zwar für die Kult-Kosmetikmarke NARS. 2018 trat das Model in die Fussstapfen von Beyoncé, David Bowie, Rihanna sowie ihrer langjährigen Freundin Kate Moss und wurde mit dem CFDA Fashion Icon Award für ihren einzigartigen Stil ausgezeichnet.
Naomi Campbell ist heute beliebter denn je. Während der vergangenen Fashionweek lief sie für Dolce & Gabbana und Coperni und beendete die letzte Show von Sarah Burton für Alexander McQueen mit Tränen in den Augen. Sie designt und ist das Aushängeschild für Kleider von Boss. Es ist, als könne man sich an der Frau nicht satt sehen. Gleichzeitig schafft es kein Model-Neuling an ihr vorbei. Jeder kann heute alles sein – nur kein Supermodel wie Naomi. Besonders dunkelhäutige Frauen haben es nach wie vor schwer im Model-Business. Deshalb hat Naomi auch Kollegin Adut Akech als Mentorin unter ihre Fittiche genommen.
Naomi hat die Zeichen der Zeit erkannt und ist auch auf den sozialen Medien ganz Profi, interviewt locker auf YouTube Serena Williams oder spricht offen über ihren Dreh mit Michael Jackson für das Video «In the Closet», der über 30 Jahre zurück liegt, ebenso wie über ihren Sauberkeitsfimmel. Dafür filmte sie sich 2019 vor dem Abflug von Los Angeles nach New York, verhüllt mit Schutzoverall, Schutzmaske und Schutzbrille beim Desinfizieren ihres Sitzplatzes in der Business Class. Schon nur der Gedanke an Bakterien lasse sie erschauern, berichtete sie während der Aktion. Und verzog dabei das Gesicht zur Grimasse, gefolgt von ihrem längst berühmt gewordenen kehligen Lachen.
Durch solche humorvollen, aber auch etwas ernsteren Einblicke in ihr Privatleben hat sie zusätzlich die Generation Z auf TikTok für sich gewinnen können, die im Schnelldurchlauf vergangene Jahrzehnte und ihre Trends neu entdeckt haben. So kann Naomi in einer hart umkämpften Branche sogar mehr gute Cover, wichtige Modestrecken und luxuriöse Werbedeals ergattern als zur Blütezeit der 90er-Jahre.
So überstrapaziert dieser Satz auch klingen mag: Naomi ist zu einem Klassiker geworden, der niemals aus der Mode kommen wird. Bethann Hardison, ehemaliges Model und heute als DiversityVerfechterin bekannt: «Sie war sich immer ihres Selbstwertgefühls bewusst. Ich denke, es ist angeboren. Was ihre Karriere betrifft? Naomi wird nie aufhören. Sie wird auch mit 75 Jahren noch auf dem Laufsteg sein! Sie wird es weiterhin tun, weil sie so stark an sich selbst glaubt. Und niemals aufgibt.»
Die Herbst / Winter-2024Kollektion «Team Spirit» von Longchamp verkörpert Bewegung, Dynamik und elegantes Selbstbewusstsein. Diese Must-have-Bekleidung richtet sich an den modernen Mann, der sich im urbanen Umfeld wohlfühlt und mit einer optimistischen Lebenseinstellung durch den Alltag geht. Die Kollektion setzt auf innovative Materialien wie maschinenwaschbares StretchLeder und recycelten Polyester, die nicht nur stilvoll, sondern auch praktisch und umweltbewusst sind.
LBOTTEGA VENETA
Die kleine «Cobble Messenger»Tasche präsentiert sich als elegantes Accessoire aus Intrecciato-Nappaleder in der raffinierten Farbe Light Brown. Diese Umhängetasche kombiniert gepolstertes Leder
Das «Première de Cartier»Universum lässt den Esprit der ersten Kollektion aus den 1980er-Jahren aufleben, mit stilvollen Akzenten wie dem Godron-Motiv und dem emblematischen «C de Cartier»Detail. Diese Modelle, gefertigt aus einer harmonischen Kombination aus Acetat und Metall, verleihen den Brillen eine unverwechselbare Eleganz.
Mjapanischen Socken aus dem 15. Jahrhundert – bringen diese Schnürschuhe ein Stück Geschichte in die moderne Mode. Dieses Design debütierte 1989 in der ersten Maison-Kollektion und verkörpert seitdem den aufsässigen und innovativen Geist des Hauses. Trotz ihrer avantgardistischen Elemente bleiben diese Schuhe zeitlose Klassiker, die sich durch die verschiedenen Kollektionen der Maison ziehen.
Autorin_Swenja Willms Bilder_La Colline
Unsere Haut ist ein unverzichtbares Organ, das sowohl unsere körperliche Unversehrtheit schützt als auch unsere Identität verkörpert. La Colline hat sich diesem wertvollen Organ seit seiner Gründung vor 25 Jahren voll und ganz verschrieben. Ursprünglich auf hochwertige Pflegeprodukte spezialisiert, suchte das Unternehmen nach einer tieferen Bestimmung. Diese fand es vor rund zehn Jahren in der Hauttransplantationsforschung. Inspiriert von dem Wunsch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, begann La Colline, seine Ressourcen in die Erforschung und Verbesserung von Hauttransplantationen zu investieren. Ghislain Pfersdorff, CEO von La Colline, spricht über die Vision der Marke und wie sie ihre Expertise in der Hautpflege mit einem humanitären Ansatz verbindet, der über den kosmetischen Nutzen hinausgeht.
PRESTIGE: Herr Pfersdorff, La Colline wurde erst vor rund 25 Jahren gegründet. Mit welchen Herausforderungen ist man beim Aufbau einer jungen Marke automatisch konfrontiert?
GHISLAIN PFERSDORFF: Eine zentrale Herausforderung für uns war, herausragende Produkte zu entwickeln, um erfolgreich zu sein. Die Entwicklung unseres CMAge®-Komplexes dauerte über fünf Jahre, sodass wir bei der Markengründung bereits fertige Produkte anbieten konnten. Wir haben diesen Anti-AgingKomplex in alle unsere Produkte integriert, was uns von anderen Marken abhebt und unsere Effizienz und Wertschätzung steigert. Zudem hatten wir grosses Glück mit dem Boom des chinesischen Kosmetikmarkts, der uns half, unsere ersten Kunden zu gewinnen.
Wie kam es dazu, dass La Colline vor etwa zehn Jahren beschlossen hat, über die Hautpflege hinauszugehen und sich auf die Forschung zur Hauttransplantation zu konzentrieren? Es genügte uns nicht, nur hochwertige Pflegeprodukte aus der Schweiz anzubieten. Wir wollten mehr und suchten nach einer tieferen Bestimmung für unsere Marke. Wie ein junger Erwachsener, der sich fragt, was er mit seinem Leben anfangen will, haben auch wir uns bei La Colline gefragt: «Was soll unser Beitrag sein?» Diese Frage führte uns zur Entscheidung, die Forschung von Hauttransplantationen zu unterstützen. Unser Erfolg im Bereich der Pflegeprodukte ermöglichte es uns, Ressourcen bereitzustellen und der Gesellschaft etwas zurückzugeben.
Weshalb widmen Sie sich gerade dem Organ «Haut»?
Vor etwa zwölf Jahren war ich allein in meinem Büro und überlegte, wie wir eine tiefere Bestimmung für unsere Marke finden könnten. Beim Nachdenken über unser Kerngeschäft, die Hautpflege, spielte ich mit den Wörtern «Skincare» und «Care Skin» –also echte Pflege für die Haut. Ich komme aus einer Arztfamilie und realisierte, dass unsere Bestimmung mit der Haut verbunden sein sollte. Wir entwickeln Produkte für gesunde Haut, aber es gibt viele Menschen, die ernsthafte Hautprobleme haben oder Hauttransplantationen benötigen. Ein persönlicher Bezug kam durch Freunde, die an Hautkrebs und Diabetes litten und häufig ins Krankenhaus mussten, um Hauttransplantationen zu erhalten. Das brachte mich auf den Gedanken, dass wir hier vielleicht einen Beitrag leisten könnten. Anfangs war es nur eine Idee, die in meinem Kopf entstand. Aber ich teilte sie mit unserem Team, und obwohl es anfangs nur ein «Warum nicht?» war, wurde daraus ein konkretes Projekt. Jetzt, nach über zehn Jahren Forschung, sind wir stolz darauf, dass wir in der Lage sind, durch unsere Arbeit im Bereich der Hauttransplantationen Menschen zu helfen. Unsere Leidenschaft für die Hautpflege hat uns auf diesen Weg geführt, und es hat sich als richtig erwiesen.
Wie beeinflusst dieser wissenschaftliche Hintergrund Ihre Produktentwicklung und Unternehmensphilosophie? Unternehmen müssen heutzutage mehr als nur Gewinne für Aktionäre und Arbeitsplätze bieten – sie müssen ein Engagement zeigen. Die Erkenntnisse aus der Hauttransplantationsforschung fliessen indirekt in unsere Marke ein. Unsere Produkte sind nicht nur effizient und sicher, sondern stehen auch für unser Engagement, Menschen zu helfen. Wenn jemand unsere Produkte kauft, unterstützt er gleichzeitig unsere Forschungsarbeit, und das schafft eine positive Rückkopplungsschleife. Auch wenn die Hauttransplantationsforschung in Zürich nicht direkt mit der Entwicklung unserer Pflegeprodukte in Verbindung steht, bietet sie doch einen Mehrwert für unsere Kunden und die Marke.
Im Zuge Ihrer Forschung eröffnete La Colline 2014 das «Skin Engineering Lab» auf dem Irchel-Campus in Zürich. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Wir fragten uns, wo es in der Schweiz die besten Forschungsmöglichkeiten für Hauttransplantationen gibt. Die Universität Zürich stand dabei ganz oben auf der Liste. Ich hatte bereits Kontakte in Zürich und die Stadt ist international bekannt, was zusätzlich für den Standort sprach. Wir traten mit der Universität Zürich in Kontakt und waren die ersten, die mit einer klaren Bestimmung kamen: Wir wollten 100 Prozent unserer Ressourcen –Zeit, Fähigkeiten und Geld – in die Forschung investieren, um Menschen bei Hautproblemen zu helfen. In einer Zeit, in der es an der Universität ein starkes Bewusstsein für ethische Forschungsförderung gab, trafen wir mit unserem uneigennützigen Ansatz auf offene Ohren. So entstand die Zusammenarbeit, und seitdem sind wir stolz darauf, ein positives Beispiel für gemeinsames Engagement im Public-Health-Bereich zu sein.
Welchen Zweck erfüllt dieses Labor?
Das «Skin Engineering Lab» auf dem Irchel-Campus in Zürich unter der Leitung von Prof. Dr. med. Maurizio Calcagni und Dr. Laura Frese dient dazu, die Forschung und Entwicklung im Bereich der Hauttransplantation zu fördern. Ziel ist es, innovative Lösungen zu identifizieren und umzusetzen, um Hauttransplantationen effizienter und schneller zu machen. Durch regelmässige Innovationskomitees, an denen Experten von La Colline und der Universität beteiligt sind, werden neue Ideen entwickelt und in die Realität umgesetzt.
Auf Basis Ihrer Produktforschung entwickelten Sie den CMAge®-Komplex. Welche Bedeutung hat dieser für die Marke und die daraus entwickelten Anti-Aging-Produkte?
Der CMAge®-Komplex ist das Herzstück unserer Marke und in allen La-Colline-Produkten vorhanden. Er steht für «Cell Metabolism Activator» und wird aus pflanzlichen Rohstoffen biotechnologisch hergestellt. Dieser Komplex spielt eine zentrale
Rolle bei der Aktivierung des Zellstoffwechsels und unterstützt die Hautfunktionen intensiv durch drei Hauptaspekte: Sauerstoffzufuhr, Feuchtigkeitsversorgung und Schutz. Die Konzentration des CMAge®-Komplexes variiert je nach Produkt, um die spezifischen Aufgaben optimal zu erfüllen und die Haut zu verbessern und zu aktivieren.
Mittlerweile haben Sie sich ein kleines Portfolio an Produkten aufgebaut, angepasst an individuelle Bedürfnisse. Verschaffen Sie uns einen Überblick?
La Colline bietet eine Vielfalt von zwölf Kollektionen an, die individuelle Hautbedürfnisse gezielt ansprechen und miteinander kombiniert werden können. Jede Kollektion enthält einen spezifischen Wirkstoffkomplex sowie unseren Hauptkomplex, den CMAge®-Komplex. Zu unseren Kollektionen gehört die «Moisture Boost»-Kollektion, die mit hochdosiertem Hyaluron und Alpenrosenextrakt für intensive Feuchtigkeit sorgt. Ebenfalls betonen möchte ich die «NativAge»-Kollektion, die mit dem «CellLifeExtender»-Komplex die Schönheit der Haut unterstützt, verbessert und aufbaut – ein umfassendes Anti-Aging-Programm.
Gibt es eine aktuelle Neulancierung?
«LE MÉTAPROTECTEUR» ist unsere neueste Innovation, die optimalen Schutz und Komfort für die Haut bietet. Es ist ein herausragendes Produkt für den täglichen Gebrauch, das die tägliche Pflegeroutine vollendet. Ausgestattet mit UVA-, UVBund Blaulichtfiltern bietet es einen Lichtschutzfaktor von 50 SPF. Zusätzlich enthält es spezielle Wirkstoffkomplexe, die die gezielte tägliche Pflege unterstützen. Das Produkt ist umweltfreundlich gestaltet – mit einer nachhaltigen Verpackung, die zu 100 Prozent recycelbar ist und zu mindestens 50 Prozent aus recyceltem Material besteht. Ausserdem wird es in Deutschland ausschliesslich mit erneuerbarer Energie und einer nanofreien Formulierung hergestellt. Seine leichte Textur macht es angenehm für den täglichen Gebrauch.
Swiss made ist bei La Colline nicht nur eine Floskel, sondern ein Manifest. Was verleiht den Produkten ihre hochwertige Qualität nach dem Schweizer Siegel?
Für uns bedeutet Qualität aus der Schweiz in erster Linie Sicherheit. Jedes unserer Produkte durchläuft mindestens sieben strenge Qualitätsprüfungen, um die Standards zu erfüllen, die unsere Konsumenten erwarten. Zweitens steht Effizienz im Fokus. Bei uns bedeutet Effizienz nicht nur Effektivität, sondern auch Wert, der durch gründliche Tests belegt wird. Sowohl intern in unserem Team als auch durch unsere Distributoren und Konsumenten wird viel in Tests investiert, was sich in unseren strengen Qualitätskontrollen widerspiegelt. Wir sind stolz darauf, dass diese Tests zu den guten Ergebnissen führen, die unsere Werte schützen.
Die Schweizer Alpen und die Natur spielen ebenfalls eine grosse Rolle in Ihren Produkten. Wie beeinflusst die alpine Umgebung die Qualität und Zusammensetzung Ihrer Hautpflegeprodukte?
Unser Ziel ist es, die beste Formel zu entwickeln, und dafür suchen wir zunächst nach Inhaltsstoffen in der Nähe, um den Druck auf die Umwelt zu minimieren. Wenn wir geeignete Inhaltsstoffe in der Schweiz finden, verwenden wir diese bevorzugt. Falls nötig, beziehen wir jedoch auch Inhaltsstoffe aus dem Ausland, die häufig durch Biotechnologie und Fermentation gewonnen werden. Die Schweizer Alpen und die umgebende Natur beeinflussen unsere Produkte massgeblich. Wir nutzen die Swissness, um Effizienz, psychologische Sicherheit und sensorische Erfahrungen zu gewährleisten. Wir beschreiben es oft als eine Reise der Sinne. Unsere Verpflichtung zur Natur geht darüber hinaus und ist ein zentraler Bestandteil unseres humanistischen Credos.
La Colline hat das Ziel, eine bessere Zukunft für unseren Planeten zu gestalten. Ein grosses Versprechen … Wir streben eine bessere Zukunft für unseren Planeten an, indem wir nachhaltige Lösungen für Verpackung und Inhaltsstoffe nutzen, ohne dabei die Sensorik und die Wirksamkeit unserer Produkte zu vernachlässigen. Unser Engagement für die Umwelt und die Gemeinschaft ist tief verwurzelt und treibt uns an, jeden Tag naturalistischere Formulierungen zu entwickeln. Unser Ziel ist es, bis zu 100 Prozent natürliche Produkte anzubieten. Wir sind stolz darauf, dass unsere Einzigartigkeit in unserem langjährigen Engagement und unserer Daseinsberechtigung liegt, die weit über die Kosmetikindustrie hinausgeht.
Was motiviert Sie persönlich, jeden Tag an der Spitze von La Colline zu stehen und diese Visionen voranzutreiben?
Für mich sind es vor allem die Menschen, mit denen ich arbeite – mein Team bei La Colline ist das beste, das ich je hatte. Zudem bin ich stolz darauf, dass ich die Möglichkeit habe, meine Visionen zu verwirklichen, obwohl es sicher viele gibt, die besser für diese Position geeignet wären als ich. Ich bin nicht perfekt und mache mehr Fehler, als ich Erfolge feiere. Dennoch sehe ich es als meine Aufgabe an, andere zu inspirieren und voranzugehen. Unsere Vision für La Colline ist noch nicht vollendet und erfordert kontinuierliche Arbeit. Der Erfolg ist eine Bestätigung, dass unser Konzept funktioniert, aber wir hören nie auf, daran zu arbeiten.
In der ältesten Wüste der Welt, der Namib, hat der Unternehmer und Naturschützer
Swen Bachran ein fantastisches Haus erbaut, inspiriert von den geselligen Webervogelnestern, die die Landschaft prägen.
Autor_Graham Wood
Bilder_Elsa Young/ Bureaux Produktion_Sven Alberding
In der weiten, uralten Wüste Namibias ist die Natur die grösste Architektin. Millionen Jahre der Erosion und Anpassung haben die Formen der Behausungen verfeinert, die Vögel und Tiere für sich schaffen. Besonders beeindruckend sind die riesigen Nester der geselligen Webervögel, die in Kameldornbäumen gebaut werden –gewaltige, kuppelförmige Strukturen aus Zweigen und Gras, oft drei Meter breit.
«Diese Nester sind architektonische Meisterwerke», sagt Swen Bachran, der Unternehmer und Naturschützer, der gemeinsam mit seinen Nachbarn das Namib-Tsaris-Naturreservat in der Wüste nahe den berühmten roten Dünen von Sossusvlei und den gespenstischen, 700 Jahre alten Kameldornbaum-Skeletten in Deadvlei gegründet hat.
Bevor er Land in der Region besass, besuchte er zusammen mit seinem Designer- und Künstlerfreund Porky Hefer ein Grundstück in der Nähe des Geländes von «The Nest» – dem aussergewöhnlichen Haus, das sie in den folgenden acht Jahren schufen, inspiriert von den Nestern der Webervögel. Zu dieser Zeit suchte Swen noch nach einem möglichen Naturschutzprojekt. «Porky kam zur Farm und wir zelteten gemeinsam auf dem Land», erinnert sich Swen. Unter den Kameldornbäumen bestaunten sie die Gemeinschaftsnester, deren perfekte Effizienz zahlreiche Lektionen in Biomimikry und Möglichkeiten für einheimisches Design offenbarte.
«Nach diesem Wochenende kehrte er mit Eindrücken zurück und präsentierte mir später Skizzen, die wir das «Love Nest» nannten», sagt Swen. «Es war ein kleines Ein-Zimmer-Nest mit einem Aussichtspunkt, einer Bibliothek und einer Dusche.» Zu dieser Zeit dachte Swen an einen einzigartigen «Rückzugsort für Familie und Freunde mit einer symbolischen Giraffe.»
Porky Hefer, bekannt für seine verspielten und wunderbaren «Pods» – umschliessende Hängesessel in Form von Walen, Fischen und anderen Kreaturen – und Nester, die er zusammen mit Webern der Cape Town Society for the Blind herstellt, hatte schon lange die Idee, eine solche «Umgebung» im architektonischen Massstab zu erschaffen. Während ihres Aufenthalts in der Wüste trug er diese Idee weiter, und seine Skizzen trugen zur Entwicklung bei.
Im Laufe der Zeit, als die Idee reifte, erwarb Swen nicht nur eine, sondern drei benachbarte Farmen mit insgesamt 23’000 Hektar und gründete ein Naturreservat. Während er das Land wiederherstellte und Pläne zur Wiedereinführung von Wildtieren entwickelte, entschieden sich Porky und er für einen Platz am Rand eines Wüstentals und beschlossen, ein hausgrosses Nest zu bauen. Swen hatte Land ausgewählt, auf dem bereits ein Naturschutzprojekt bestand. Als er Nachbarn gewann, schlossen sie sich zusammen, um Zäune zu entfernen (er hatte fast 130 Kilometer Zäune auf seinen eigenen Farmen abgebaut) und ein 100’000 Hektar grosses Naturschutzgebiet zu schaffen, das weit über eine «symbolische Giraffe» hinausgeht. Das Reservat hat nun eine Verfassung und einen 100-Jahres-Plan, um es für immer zu erhalten. «Was auch immer es vor 100 Jahren gab, von einem Nagetier bis zu einem Nashorn, wir werden es wiedereinführen», sagt Swen.
Er und seine Nachbarn haben Strassen- und Wasserinfrastruktur geschaffen und «alles Menschengemachte, das wir nicht brauchen», entfernt – Hunderte Tonnen Schutt und Altmetall. «Es ist jetzt eine unberührte Landschaft», sagt er.
Neben dem wachsenden Umfang von Swens Naturschutzbemühungen entwickelte sich das «Love Nest» zu einer vier Schlafzimmer grossen, zweistöckigen Villa. Porkys Konzeptzeichnungen wurden detaillierter und verfeinerter. Als sie begannen, praktische Aspekte wie Grundrisse und einen unterirdischen Weinkeller zu berücksichtigen, suchten sie Architekten für eine Zusammenarbeit.
Die doppelgeschossigen, mit Reet gedeckten Kuppeln von «The Nest», einem visionären Off-Grid-Haus in einem Wüstental im Namib Tsaris Nature Reserve in Namibia, sind inspiriert von den geselligen Webervögeln, die ihre Nester in den lokalen Kameldornbäumen bauen. Die Kuppeln wurden von lokalen Handwerkern mit Flussgras aus dem Norden des Landes gedeckt. Der Sockel der Struktur ist mit vor Ort abgebautem Stein verkleidet, und sogar die Ziegel wurden vor Ort aus lokalem Sand gebrannt. Während das Haus einerseits ein Nest imitiert, spiegelt der Dachfirst auch die umliegenden Bergformationen wider. Diese bemerkenswerte Kombination aus lokalen Materialien und natürlichen, organischen Formen tarnt «The Nest» in der umgebenden Landschaft, sodass es manchmal, obwohl die Innenräume recht gross und imposant wirken können, von aussen ganz zu verschwinden scheint: zugleich kühn und gewagt sowie bescheiden und unauffällig.
Der Designer von «The Nest», Porky Hefer, entwickelte den neuartigen Ansatz, die Schieferverkleidung vertikal anstatt horizontal anzubringen, sodass der Stein die Rinde eines Kameldornbaums nachahmt. Die Bullaugenfenster spiegeln die kreisförmigen Eingänge der gemeinschaftlichen Nester wider, die das Design des Hauses inspirierten. Die Outdoor Husk Chairs wurden vom amerikanischen Designer Marc Thorpe für die M’Afrique-Kollektion von Moroso entworfen, die in Dakar / Senegal hergestellt wird. Ihr Design basiert auf der Form der Hülse eines Getreidebündels.
Doch als einer nach dem anderen absagte, erkannten sie, dass sie es allein schaffen mussten. «Sie hielten uns alle für verrückt», sagt Swen. Also machten sie weiter, stellten allmählich ein Bauteam zusammen und rekrutierten Handwerker und Kunsthandwerker. Es war eine Mammutaufgabe. Allein das Schweissen des Stahlgerüsts, das die Struktur bildet, dauerte ein Jahr. Es war einfach zu heiss in der sengenden Wüste, um zwischen Mittag und drei Uhr nachmittags zu arbeiten. Wellen von Bauarbeitern und Handwerkern kamen und gingen.
In Übereinstimmung mit dem Ethos des Ortes wurde die Idee verfolgt, lokale Materialien und Fähigkeiten zu nutzen. Ziegel wurden vor Ort hergestellt. «Wir stellten täglich 1300 Ziegel mit drei Arbeitern und sehr rudimentärer Ausrüstung her», erzählt Swen. Die Steinfassade für die Wände wurde vor Ort abgebaut und geerntet. Das Stroh stammt aus Nordnamibia, gesammelt an den Ufern des Sambesi. Da die Lkw, die es transportierten, nicht bis zur Baustelle fahren konnten, wurde es 14 Kilometer entlang von Feldwegen mit einem Traktor transportiert.
Lokale Fähigkeiten wurden angepasst, um die Struktur aussen und innen zu bedecken. Die Lücken zwischen den inneren und äusseren Schichten des Strohs dienen als Isolierung – sie sind weiter auseinander, wo die Sonne am stärksten ist, sodass eine breitere Lufttasche dazwischen eingeschlossen wird und als Isolierung wirkt. Dieses Prinzip ermöglicht es den Bewohnern von «The Nest», die Bewegungen der Vögel zu imitieren: Tagsüber werden die Küken näher an die Oberfläche gehalten, wenn die natürliche Belüftung sie kühlen kann, und nachts werden sie in die Tiefe der Nester bewegt, wo die gespeicherte Wärme sie warmhält. Die Lektionen der Biomimikry erstrecken sich auch auf die ästhetischen Akzente im gesamten Design. In einer neuartigen Abweichung von der üblichen horizontalen Steinverkleidung stapelte Porky die Steine vertikal. «Es imitiert direkt die Bäume», erklärt er, und bezieht sich auf das Muster der Rinde der Kameldornbäume. Wunderschöne Kiaatholz-Finishs auf Böden und Wandverkleidungen vermitteln das Gefühl, sich tatsächlich in einem Baumhaus zu befinden, das in einem Kameldornbaum schwebt. Die kreisförmigen Bullaugenfenster erinnern an die Eingänge der Webervogelnester und extrapolieren die Effizienz des Kreises als Grundlage eines effektiven Designs in diesem Kontext, was sich in Details wie der abgesenkten Lounge und dem Schwimmbecken widerspiegelt.
Der Arbeitsplatz im Hauptwohnraum verfügt über einen Ambassadro-Tisch von Dokter und Misses, der als Schreibtisch genutzt wird. Das Wandregal wurde vor Ort aus Kiaatholz gefertigt. Die Lederhocker stammen von Studio 19 aus Johannesburg. Die Giant-MOAStehlampe mit Nero-Marquina-Marmorbase kommt von Bofred aus Kapstadt.
Die Mid-Century-Schaukelstühle im Hauptwohnraum stammen aus der Catherine-Reihe von Frystark Furniture, einem Möbelhersteller aus Port Elizabeth/Südafrika, der in den späten 1940er-Jahren gegründet wurde und bis in die 1970er-Jahre tätig war. Dessen Designs waren stark vom dänischen Modernismus beeinflusst.
Die eingebauten Etagenbetten im Kinderzimmer, einzelne kleine Pods, die in die glasierten Putzwände integriert und durch ovale Bullaugen zugänglich sind, reproduzieren die Idee von Porkys Pods. Inspiriert von der Art und Weise, wie die Webervögel Nischen in den dichten Grashalmen ihrer Nester schaffen, tragen sie die Abdrücke ihrer Körper und schaffen eine Art architektonisches Möbelstück. Ebenso spielt die abgesenkte Lounge mit der Idee, Architektur und Möbel zu verschmelzen, wobei das abgesenkte Niveau in Einklang mit der natürlichen Belüftung dafür sorgt, dass es angenehm bleibt.
Die Möbel und Innenräume wurden von Maybe Corpaci gestaltet, die zu einem Zeitpunkt biblische 40 Tage allein in «The Nest» verbrachte, um das Projekt abzuschliessen. «Wegen der Natur von «The Nest» gibt es keine einzige gerade Wand, daher war es ziemlich schwierig, Möbel zu finden», sagt sie. Einerseits brachte sie italienische Möbel in die Wildnis auf dem Rücken eines Viehtransporters, andererseits arbeitete sie vor Ort mit Handwerkern zusammen, um massgeschneiderte Stücke zu entwerfen
OBEN
Das kreisförmige, vertiefte Wohnzimmer greift nicht nur das kreisförmige Motiv auf, das sich in Details von «The Nest» wiederfindet, sondern verwischt auch die Unterscheidung zwischen Architektur und Möbeln, eine weitere Idee inspiriert von den Nestern der geselligen Weber, die in der Gegend verbreitet sind. Der Silo-NestingCouchtisch stammt aus dem in Kapstadt ansässigen Möbel-Designstudio Okha. Die Atollo-Tischlampe wurde für die italienische Firma Oluce entworfen.
Der Esstisch auf der langen Terrasse entspricht dem namibischen Granit-Esszimmertisch im Inneren, beide aus poliertem lokalem Stein auf drei pulverbeschichteten Stahlzylindern und in Windhoek/ Namibia gefertigt. Die Couchtische stammen von Pezula Interiors aus Kapstadt. Die Impossible-WoodEsszimmerstühle sind von Moroso.
Der Esstisch im Hauptwohnraum besteht aus namibischem Granit, dem gleichen Gestein, das in der Bergkette rund um «The Nest» vorkommt. Die Esszimmerstühle sind von Jo Carlin aus Kapstadt.
Im Kinderzimmer haben die Etagenbetten die Form von einzelnen Schlafpods, die aus dem glasierten Gips gefertigt sind, der für Wände, Decken und Lichter verwendet wird. Sie sind über ovale Bullaugen zugänglich und sind immersive architektonische Möbelstücke, inspiriert von der Art und Weise, wie gesellige Webervögel Nischen in ihren Nestern schaffen, die die Abdrücke ihrer Körperformen tragen und sie gemütlich umhüllen. Das angrenzende Badezimmer verfügt ebenfalls über eingebaute, geformte Ausstattungen. Die Handtücher stammen von der südafrikanischen Textilfabrik Mungo aus Plettenberg Bay.
und herzustellen. Diese reichten von kleinen geschweissten Details wie Handtuchhaltern und Lampenhaken bis hin zu kreisförmigen Kingsize-Betten und verschiedenen Schränken. «Insgesamt habe ich versucht, die Architektur zu ergänzen, ohne hervorzustechen oder mit ihr zu kollidieren», sagt Maybe. «Jedes einzelne Stück fügt sich in die Farbpalette von «The Nest» und seine natürliche Umgebung ein, aber wenn man genau hinschaut, ist es ziemlich einzigartig, massgeschneidert und schön.»
Für die Ausseneinrichtung griff sie auf die M’AfriqueKollektion der italienischen Firma Moroso zurück, die in Senegal hergestellt wird und eine breitere afrikanische Ästhetik in die Möbel einbringt. Diese wurden zusammen mit einer Reihe neuer und etablierter südafrikanischer Designer, darunter Tonic Design, Dokter und Misses sowie Madoda Fani, mit einigen Mid-Century-Stücken kombiniert, um Gemütlichkeit und individuellen Charakter hinzuzufügen. Die Taktilität und die Textur des Hauses selbst wurden auf andere Möbelstücke übertragen. Pezula Interiors arbeitete zum Beispiel an einer Kollektion mit Graswebern aus Swasiland, was neue Möglichkeiten für einen Designdialog eröffnete. Massive Tische wurden aus poliertem namibischem Granit gefertigt –
Das Hauptschlafzimmer im Obergeschoss verfügt über ein kreisförmiges Kingsize-Bett, das vor Ort von lokalen Handwerkern in Zusammenarbeit mit der Innenarchitektin Maybe Corpaci massgeschneidert wurde.
er sieht aus wie Marmor, ist aber tatsächlich lokaler Stein. «Wenn man im Haus ist und den Tisch ansieht und dann auf die umliegenden Berge schaut, ist es dieselbe Farbpalette, das ist ziemlich schön», sagt Maybe. Als das Projekt schliesslich vollendet wurde, konnte es kaum jemand glauben. Die Einzelgängerhaftigkeit und Hartnäckigkeit, die «The Nest» zur Vollendung führten, sind nichts weniger als heroisch. «Es war ein Herzensprojekt von ein paar verrückten Leuten», sagt Swen. «Hätten wir gewusst, worauf wir uns einlassen, hätten wir niemals angefangen.» Wie bei allen wahren traditionellen Designs ist «The Nest» aus seinem Kontext heraus gewachsen – aus seiner Inspiration, seinen Materialien und den Fähigkeiten, die in seine Schaffung eingeflossen sind. Infolgedessen gehört es auf eine Weise zur Wüste, wie es kein anderes Gebäude hoffen könnte. Es hat auch die transformative Kraft, auf die Porky in Bezug auf seine Pod-Designs hinweist – es umhüllt und taucht die Besucher so ein, dass sie die Chance haben, ihre Perspektiven wirklich zu verändern und sich auf tiefgreifende Weise mit der Wüste zu verbinden.
«The Nest» ist zudem in anderer Hinsicht eins mit der Landschaft. Es trägt zur Erhaltung und Wiederherstellung des Landes bei. Gäste, die hier verweilen, unterstützen die Lebensfähigkeit von Swens Naturschutzprogramm – alles, was es einbringt, wird wieder in das Reservat investiert. «The Nest» mag eine verrückte Idee gewesen sein, aber es schliesst den Kreis auf bemerkenswerte Weise in einem emotionalen, ökologischen und wirtschaftlichen Ökosystem.
WWW.TOUCHNATURESAFARIS.COM/ THE-NEST-AT-SOSSUS
OBEN
Die Aussenbereiche rund um «The Nest» umfassen eine Aussendusche, einen Pool und einen Boma. Die Möbel enthalten zahlreiche Designs aus Morosos M’Afrique-Kollektion. Der Esstisch im Freien ist eine Variation der grösseren Paare auf der Terrasse und im Hauptwohnraum, jedoch mit einer polierten Zementplatte. Die Hee-Esszimmerstühle stammen von Hay. Die Stühle rund um das Feuer sind klassische Mid-CenturySchmetterlingsstühle, und die gelbe Gaal-Bank ist von Moroso.
Ein altes Landgut, ein
1000 Jahre altes Schloss, eine visionäre Familie mit dem Traum, eine versteckte Ecke des unberührten Umbriens wiederherzustellen und zu schützen – das ist Reschio.
Autorin_Swenja Willms
Bilder_Reschio
«Schau her, da ist mein Lieblingshaus: das «Haus der Schwestern», vermutlich ein altes Nonnenkloster», ruft mir Irene Boriosi über die Schulter hinweg zu. Wie gruselig, denke ich mir. Doch als wir um die Ecke biegen und ich, hoch sitzend auf dem Rücken meines Andalusiers, verstohlen über die hohe Steinmauern aufs Anwesen blicke, ist nichts zu sehen von einem unheimlichen verlassenen Klostergebäude. Alte Maulbeerbäume schmücken den Innenhof dieses friedlichen und sehr privaten Anwesens, üppige Weinreben bedecken das Dach einer Loggia, unter welcher sich eine sorgfältig arrangierte Sitzecke befindet, Lavendelsträucher in der Blütezeit, dahinter der bewaldete Hügel. Ein wahrhaft traumhaftes Heim – eines von 29 liebevoll restaurierten Bauernhäusern von Graf Benedikt Bolza, die auf dem 1500 Hektar grossen Anwesen in Reschio zu finden sind. Bevor ich weiter mit dem Anwesen liebäugeln kann, verschwindet die idyllische Aussicht wieder hinter der Steinmauer, mein Pferd folgt eifrig ihrer Vorgängerin, ihrer Schwester. Kein Wunder, dass sich die beiden Stuten während unseres Ausritts so gut verstehen.
Die spanischen Vollblüter stehen seit dem Fohlenalter gemeinsam auf dem Gestüt Reschio. Graf Antonio Bolza, der Vater von Benedikt Bolza, der schon als Kind von den weltberühmten Lipizzanern der Spanischen Hofreitschule in Wien fasziniert war, gründete im Jahr 1999 das Gestüt, auf dem heute einige der besten Dressurpferde leben. Anmutig, intelligent und stark – ein so schönes Pferd werde ich wohl nie wieder reiten, denke ich mir, als ich gemeinsam mit Irene Boriosi am nahe gelegenen Seeufer entlang-galoppiere. Irene Boriosi kümmert sich täglich um die edlen Pferde, begleitet Ausritte und bildet unter Aufsicht von Antonello Radicchi die Pferde nach höchster Dressurkunst aus. Radicchi ist ein wahrer Meister und Autor eines einzigartigen Ansatzes für die Pferdeausbildung. Seine eingehende Verhaltensforschung und umfassende Kenntnis auf dem Gebiet der Pferdepsychologie sind die Grundlage einer sanften und zugleich hoch präzisen Methode, die niemals Zwang anwendet und Pferd und Reiter zu aussergewöhnlichen Bewegungen befähigt. Etwas, das jedem Reiter sofort auffällt, der im Sattel der spanischen Pferde sitzt.
Mein Blick schweift auf den ruhig daliegenden See, der nicht nur als willkommene Abkühlung bei knapp 30 Grad dient, sondern auch die Wasserversorgung in Reschio gewährleistet, indem das Regenwasser aufgefangen und wiederverwendet wird. Generell ist der Dreh- und Angelpunkt in Reschio die Natur. Hier findet sich ein Stück der ursprünglichen italienischen Landschaft, die vom Lauf der Zeit verschont wurde. Das über 1000 Jahre alte Schloss, das aufwendig umgebaut, restauriert und 2021 als Hotel eröffnet wurde, sowie die 29 Privathäuser sind von weitestgehend unberührter Natur umgeben: Rund 70 Prozent von Reschio bestehen aus Eichen- und Kastanienwäldern sowie blühenden Wiesen, auf denen sich Tiere wie Rehe, Stachel- und Wildschweine frei bewegen. 15 Hektar dienen als Anbaufläche für Weizen, Gerste, Hanf, Sonnenblumen und Kichererbsen, während weitere 17 Hektar auf teils jahrhundertealte Olivenhaine entfallen. Der Weinbau nimmt einen weiteren Hektar der Gesamtfläche ein.
Sobald es die Jahreszeit zulässt, machen sich Sammler mit Körben auf den Weg, um Kräuter, Blüten, Trüffel und Früchte zu suchen, die der Eigenproduktion für Körper und Küche benötigen. Vorangetrieben wird dieser nachhaltige Ansatz heute besonders vom Ehepaar Nencia und Benedikt Bolza, die hier mit ihren fünf Kindern schon vor den Restaurierungsarbeiten fröhlich zusam-
menlebten. Während sich Nencia hauptsächlich um die Herstellung natürlicher Heilmittel und Kosmetika kümmert, etablierte Benedikt mit «BB for Reschio» ein Design- und Architekturstudio, welches sämtliche Möbel, Beleuchtungskörper, Accessoires und Bauvorhaben für das Anwesen selbst plant und realisiert – und das ausschliesslich mit Materialien und Handwerkern aus der Region. «Umbrien verfügt über erstaunliche lokale Materialien wie alte Eiche, Travertin und Marmor. Die Menschen, die hier leben, wissen, wie man sie am besten be- und verarbeitet und einsetzt», erzählt mir der Graf nach meinem Ausritt bei einem Gespräch in der «Tabaccaia», einer ehemaligen Tabakfabrik, die heute als Designstudio, Werkstatt und Büro dient. Sie gleicht gar einem Brockenhaus – auf höchstem Niveau versteht sich. Hier lagern antike Möbelstücke, die auf ihre Restaurierung warten, und Objekte, die Mitglieder der Familie Bolza auf ihren Reisen sammelten. In jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken: Skizzen und Entwürfe vollendeter oder aktueller architektonischer Bauten hängen an der Wand hinter Benedikts massivem Schreibtisch. Ein geordnetes Chaos. Unter Benedikts Leitung wurde das Reschio zu einem luxuriösen Anwesen mit einer einzigartigen Kombination aus historischem Flair und zeitgenössischem Komfort. Die Renovierungsarbeiten konzentrierten sich darauf, die ursprüngliche Architektur zu erhalten und gleichzeitig moderne Annehmlichkeiten zu integrieren. So entstanden unter der Feder des begnadeten Architekten neben den 29 Privathäusern auch 36 Zimmer und Suiten im Castello di Reschio, dem historischen Schloss auf dem Anwesen in Umbrien. Allesamt untergebracht innerhalb der alten Burgmauern, bieten die Zimmer massgefertigte Möbel und handverlesene Antiquitäten sowie einen Blick in den Innenhof, auf die weitläufige Hügellandschaft oder den Aussenpool. Schimmernd wie eine optische Täuschung versinkt dieser in den grünen Rasenflächen und zaubert ein Spiegelbild der historischen Gemäuer aufs Wasser.
Der ehemalige Wachturm spielt eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Burgbewohner mit Nahrung am Pool. «Il Torrino» ist eine luftige Poolbar, die auf der schicken Aussenterrasse unter imposanten Schirmkiefern oder versteckt im Grünen alles serviert, von einem schnellen Espresso oder Cappuccino über frisch zubereitete Säfte bis zu auf Bestellung zubereitete Panini. Wer grösseren Appetit verspürt, hat die Wahl zwischen zwei Restaurants: Mit seinen hohen Decken, handgefertigten Möbeln und weitreichenden Ausblicken strahlt «Alle Scuderie» einen Hauch von italienischem Glamour der alten Welt aus. Die meiste harte Arbeit leistet hier der Bio-Gemüsegarten, der in Kombination mit den frischesten lokalen Produkten einfache Menüs mit eleganten Akzenten und Pizzen direkt aus dem Aussenofen zaubert.
Die Bar «Centrale» ist genau der richtige Ort für einen Cocktail vor oder nach dem Abendessen. Reschios zweites Restaurant «Al Castello» bietet eine ruhige Aussicht mit atemberaubenden Sonnenuntergängen und Feigenbäumen, die die Terrasse herrlich duften lassen. Jeden Abend werden traditionelle italienische Spezialitäten serviert, die mit frischen Zutaten aus dem Gut oder der unmittelbaren Umgebung zubereitet werden.
Das Reschio ist somit mehr als nur ein luxuriöses Anwesen –es ist ein lebendiges Stück Geschichte. Die gelungene Fusion aus historischer Bedeutung und modernem Luxus macht es zu einem einzigartigen Reiseziel. Hier erlebt man nicht nur die Schönheit und Ruhe der umbrischen Landschaft, sondern auch ein Stück italienische Geschichte, das in jeder Ecke des Anwesens spürbar ist.
Autor_Thomas Hauer
Bilder_Cantina Tramin
Südtiroler Weine sind Kult. Vor allem Gewürztraminer, Weissburgunder und Chardonnay laufen dort mittlerweile zur Höchstform auf. Wir haben den ersten weissen Italiener mit 100 Parker-Punkten probiert.
Obwohl Südtirol mit seinen rund 5300 Hektar Rebfläche zu den kleinsten Weinanbaugebieten Italiens zählt, das gerade mal 0.7 Prozent zur Gesamtproduktion der Apenninhalbinsel beiträgt, spielt der nördlichste Zipfel des Landes in Sachen Qualität heute in der ersten Liga. So glänzen rekordverdächtige 98 Prozent aller Südtiroler Weine mit D.O.C.-Status und nicht wenige Tropfen der autonomen deutschsprachigen Region geniessen mittlerweile Kultstatus. Schliesslich reifen dort keine gefälligen Modeweine von der Stange, sondern authentische Gewächse, die einen bisweilen ebenso eigenwilligen Charakter besitzen wie ihre Macher.
Gleichzeitig wartet der Landstrich aufgrund der vergleichsweise kleinen Betriebsflächen von durchschnittlich gerade mal einem Hektar mit der Besonderheit auf, dass viele der besten Tropfen nicht von Einzelkämpfern, sondern Kooperativen und Genossenschaften gekeltert werden, die für rund 70 Prozent aller in Südtirol abgefüllten Weine verantwortlich zeichnen. Zu den ältesten und bemerkenswertesten Betrieben dieser Kategorie zählt die 1898 vom Landpfarrer Christian Schrott gegründete Genossenschaftskellerei Tramin im gleichnamigen Weindörfchen südlich des Kalterer Sees, deren heute rund 300 Mitglieder circa 260 Hektar Rebberge bewirtschaften – und damit rund fünf Prozent der gesamten Südtiroler Anbaufläche. Gut 45 Hektar davon sind Toplagen, deren Trauben den Grundstock für hochwertige Selektionsweine bilden. Das restliche Lesegut fliesst in die solide Klassik-Linie. Die Jahresproduktion beträgt insgesamt gut 1.9 Millionen Flaschen.
Waren in Südtirol noch Anfang des 20. Jahrhunderts die beiden autochthonen, eher rustikalen Rotweinsorten Lagrein und Vernatsch tonangebend, bilden mittlerweile Weissweine das Rückgrat der Südtiroler Weinlandschaft. Und an diesem Boom hat auch die Cantina Tramin wesentlichen Anteil. Denn obwohl zur Selektionslinie auch exzellente Rotweine zählen, darunter eine Blauburgunder-, Lagrein- und Cabernet-MerlotRiserva, ist die Cantina doch vor allem für ihren Weltklasse-Gewürztraminer bekannt.
In den letzten Jahren machte aber auch der Chardonnay aus den Weinbergen rund um Tramin Furore – allen voran die Riserva Troy, die es mit ihrem kühlen, mineralischen Charme und perfekt eingebundenen Holz locker mit so manchem Burgunder aufnehmen kann, auch preislich. Steckenpferd von Kellermeister Willi Stürz, der schon seit einem Vierteljahrhundert die Geschicke der Cantina bestimmt, bleibt aber der Gewürztraminer, der in der Region nachweislich schon seit über 1000 Jahren angebaut wird, findet diese anspruchsvolle Diva, die Winzern anderer Anbaugebiete schnell graue Haare wachsen lässt, in Südtirol doch ideale klimatische Bedingungen.
DER TRIUMPH DES SÜDTIROLER WEINS
Der Topwein im Gewürztraminer-Portfolio der Cantina, das vom würzigen Aperitif-Wein Selida bis zur edelsüssen Trockenbeerenauslese Terminum reicht, war lange Jahre der 1990 eingeführte, trocken ausgebaute Nussbaumer – Italiens über mittlerweile dreieinhalb Jahrzehnte hinweg höchstprämierter Wein dieser Rebsorte. Seit dem Jahrgang 2009 steht diesem Traminer Flagship-Wein ausserdem eine spätgelesene «Superselektion» namens Epokale an der Seite, produziert aus Lesegut von zwei alten Weinbergen in der Nähe des Nussbaumer Hofs. Dort wurzeln die Reben in idealer Exposition auf vulkanischem Porphyr-Urgestein, das von einer circa zwei Meter mächtigen Schicht aus Lehm und DolomitKalk bedeckt ist, was dem Wein eine fein ziselierte Mineralik verleiht. In der Nacht sorgen dann kühle Fallwinde vom nahe gelegenen Mendelkamm für den notwendigen Temperaturausgleich zu heissen Sommertagen, was die Frische des Weins bewahrt –für eine von Natur aus säurearme Rebsorte wie den Gewürztraminer besonders wichtig.
In nicht einmal zehn Jahren hat sich dieser Ausnahmewein neben Terlans Grande Cuvée No. I und dem Appius der Kellerei St. MichaelEppan zur vielleicht gesuchtesten Südtiroler Weissweinikone gemausert – nicht umsonst spricht man bei diesen Weinen mittlerweile auch von den weissen Supersüdtirolern, analog zu den roten Supertoskanern. Das spiegelt sich auch im Preis wider, sind die wenigen 1000 Flaschen doch meist im Handumdrehen ausverkauft und deshalb oft nur mit hohen Aufschlägen am Sekundärmarkt erhältlich. So kostet eine Flasche des zuletzt freigegebenen 2016er Epokale im Onlinehandel momentan zwischen 400 und 500 Franken. Bei der Cantina selbst musste man beim offiziellen Release nicht einmal die Hälfte bezahlen. Kein Wunder, denn schon der Premierenjahrgang des Epokale schrieb Weingeschichte, war der 2016 in den Handel gekommene Vintage 2009 doch der erste italienische Weisswein, den der Wine Advocate von Kritikerpapst Robert Parker – in Italien vertreten durch seine nicht minder meinungsstarke Statthalterin Monica Larner – je mit der Traumnote von 100 Punkten bewertet hat. Und er ist es bis heute geblieben.
Anders als der Nussbaumer präsentiert sich der Epokale im Glas beinahe barock und mit deutlicher Restsüsse, was ein wenig an die grossen Gewürztraminer-Spätlesen aus dem Elsass – etwa von der legendären Domäne ZindHumbrecht – erinnert, wo der Gewürztraminer ebenfalls zur Höchstform auflaufen kann. Anders als am Oberrhein ist der Lokalmatador freilich unterlegt von intensiver Mineralität und der typischen mundwässernden Würzigkeit grosser Südtiroler Weissweine. Dem Glas entströmt dabei ein intensives, rebsortentypisches Bukett von Rosenblüten, Lavendel sowie warmen Gewürznoten von Zimt und Muskatnuss, das Ganze umspielt von einem prallen Korb voll exotischer Früchte wie Litschi und Mango. Am Gaumen zeigt der Wein dann enormen Tiefgang und eine unvergleichliche Eleganz. Die Süsse und die sortentypisch milde Säure wirken perfekt austariert, das Finale ist schier endlos. Das ist ganz grosses Kino. Das im wahrsten Sinne des Wortes dunkle Geheimnis dieses Spitzenweins liegt allerdings nicht allein im perfekten Zusammenspiel von Terroir und besonders strenger Selektion der Trauben, sondern nach dem Ausbau im kleinen Edelstahlgebinde darf der Epokale noch mindestens weitere sieben Jahre in der ewigen Nacht von Europas höchstgelegenem Bergwerksstollen der Perfektion entgegenschlummern. Dort, in Ridnaun am Schneeberg, rund 2000 Meter über dem Meeresspiegel und dreieinhalb Kilometer tief im Inneren des gewaltigen Bergmassivs, bewahrt er bei konstant hoher Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent und einer ganzjährig praktisch unverändert bleibenden Temperatur von elf Grad seine unvergleichliche Frische, während die Süsse im Lauf der Jahre immer mehr in den Hintergrund tritt und die initiale Opulenz jener perfekten, nichtsdestotrotz spannungsgeladenen Harmonie und Tiefe Platz macht, die die Kritiker Jahr für Jahr begeistert. Einziger Wermutstropfen: Selbst nach sieben Jahren im Berg sollte man dem Wein nochmal mindestens drei, besser fünf bis zehn Jahre Flaschenreife gönnen, dann erst zeigt er im Glas sein ganzes Potenzial.
EINE REISE IN DIE TIEFEN DES TRAMINER SCHATZES Wir hatten bei unserem Besuch der Cantina Anfang Juni das seltene Privileg, gemeinsam mit Willi Stürz in den Poschhausstollen hineinfahren zu dürfen, um die Lagerstätte der Jahrgänge 2017 bis 2021, die sich aktuell im Berg befinden, zu besuchen.
Eine gute Stunde dauert dabei die Fahrt vom Kalterer See hinauf nach Sterzing und weiter in Richtung Schneeberg. Das letzte Stück führt dann über eine unbefestigte Schotterpiste, die nur während der Sommermonate befahrbar ist, bis sich das Tal schliesslich zu einem grossen Kessel weitet und die aufgelassenen Bauten der ehemaligen Miene auftauchen, deren Betrieb Ende der 1980er-Jahre nach gut 800 Jahren Erzabbau schliesslich eingestellt wurde. Für die letzte Etappe hinein ins dunkle Herz des Berges nehmen wir dann den alten Lorenzug, der wie eine überdimensionale Spielzeugeisenbahn wirkt. Das monotone Rattern der in die Jahre gekommenen Schienen versetzt uns in der bleiernen Schwärze der Stollennacht, die nur vom irrlichternden Flackern unserer Stirnlampen erhellt wird, dann beinahe in Trance, würde man nicht immer wieder von einem Wassertropfen, der von der Stollendecke tropft, oder von eisigen Windböen, die durch die Tunnel streifen, aufgeschreckt. Als unser Zug nach gut 20 Minuten dann endlich zum Stehen kommt, geht es zu Fuss durch die immer enger werdenden Röhren weiter, bis irgendwann rechts ein unscheinbarer Nebengang abzweigt, der nach ein paar Metern durch ein schweres Eisentor gesichert ist. Und dann liegt der Traminer Schatz, fein säuberlich in grauen Kisten aufgestapelt, endlich vor uns – insgesamt mehr als 15’000 Flaschen flüssiges Gold. Als alle Fotos gemacht sind, klemmt sich Willi Stürz noch schnell zwei Flaschen des 2018er-Jahrgangs unter den Arm, den wir, glücklich ans Tageslicht zurückgekehrt, beim Mittagessen in einer nahe gelegenen Hütte verkosten – eine echte Weltpremiere, denn nicht einmal Willi Stürz hat diesen Jahrgang probiert, seit er 2020 in den Stollen eingefahren ist. Und es wird mindestens noch weitere zwei bis drei Jahre dauern, bevor er auf den Markt kommt. Vorher ist erst noch der 2017er dran, der voraussichtlich im kommenden Jahr den Poschhausstollen verlassen wird.
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Autor_ Arkadi Belocerkov
Künstliche Intelligenz durchdringt zunehmend unseren Alltag, sodass es nicht verwunderlich ist, dass Menschen KI-Tools nun auch nach Anlageempfehlungen fragen. Und diese haben eine Antwort: So empfiehlt ChatGPT beispielsweise ein Investment in Wachstumsunternehmen sowie in Blue-Chip-Unternehmen. Einige Menschen folgen diesen Tipps. Doch sind die Investitionen hier wirklich lukrativ und auch langfristig rentabel? Oder sollte man den Investmentempfehlungen der KI-Tools gar nicht erst trauen?
KI-Tools wie ChatGPT basieren auf umfangreichen Datenanalysen und historischen Trends. Aus dieser Sicht kann es durchaus von Vorteil sein, sich von der künstlichen Intelligenz hinsichtlich Investitionsentscheidungen beraten zu lassen. Vergangene Entwicklungen können von der KI zudem präzise dargestellt werden. Doch was bringt das den Investoren für die Zukunft? Historische Trends können zwar allgemeine Tendenzen für die Zukunft aufzeigen, und so arbeiten auch ChatGPT und ähnliche Tools. Dennoch bleibt die Zukunft grundsätzlich unvorhersehbar. Viele verschiedene Faktoren beeinflussen den Markt, und ein einzelnes Ereignis kann die Gesamtsituation schlagartig ändern. Das konnte uns schon die CoronaPandemie zeigen.
Trotz der umfangreichen Kenntnis der KI-Tools sollten sie niemals als einzige Grundlage für Anlageentscheidungen herangezogen werden. Zwar kann künstliche Intelligenz komplexe Muster erkennen und Vorhersagen treffen, jedoch fehlt der Technologie die menschliche Intuition und das Verständnis für unvorhersehbare Marktbedingungen. Daher ist eine weitergehende Recherche unerlässlich. KI-Empfehlungen sollten als eine von vielen Informationsquellen betrachtet werden. Um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen, müssen zahlreiche Quellen berücksichtigt und ausgewertet werden. Zusätzlich kann eine professionelle Beratung nützlich sein.
SO RENTABEL SIND DIE ANLAGEEMPFEHLUNGEN
Die Rentabilität der von KI gegebenen Anlageempfehlungen kann stark variieren. Es gibt Hinweise darauf, dass KI-Modelle, die grosse Datenmengen analysieren, potenziell profitable Anlagechancen identifizieren können. Jedoch können sie keine garantierten
Renditen versprechen. Zum Beispiel könnte ChatGPT wachstumsstarke Unternehmen und Blue-Chip-Unternehmen empfehlen, die historisch gesehen häufig gute Renditen erzielt haben. Insbesondere ältere und kostenfreie Versionen von ChatGPT beziehen sich bei Anlageempfehlungen aber meist nicht auf konkrete Unternehmen. Fragt man den Chatbot nach Investitionsempfehlungen, nennt er in der Regel nur bestimmte Unternehmensgruppen, beispielsweise Blue-Chip-Unternehmen. Unternehmen mit starkem und nachhaltigem Wachstumspotenzial sind tatsächlich oft langfristig profitabel. Dazu zählen vor allem führende Technologieunternehmen, die kontinuierlich in Innovation investieren. Bekannte Beispiele hierfür sind Apple oder Amazon. Für Blue-Chip-Unternehmen gilt dasselbe. Auch Unternehmen wie Microsoft oder Johnson & Johnson bieten ebenso langfristige Rentabilität und Stabilität. Dabei handelt es sich nämlich um etablierte Unternehmen mit nachgewiesener Erfolgsbilanz.
FAZIT: SIND KI-INVESTMENTS VERTRAUENSWÜRDIG?
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die grundlegenden Investmentempfehlungen von ChatGPT korrekt sind. Man kann den KITools vertrauen, wenn es um Investitionen in bestimmte Unternehmensgruppen geht. Diese müssen jedoch im Kontext der aktuellen Marktbedingungen betrachtet und bewertet werden, denn ihnen fehlt es an menschlichem Verstand und Verständnis. Zusätzlich sollten immer mehrere Quellen genutzt werden, nur so kann man die besten Investmentoptionen finden. Denn auch unabhängig von der künstlichen Intelligenz sollte man sich niemals nur auf eine Quelle verlassen. Trotzdem bilden die KI-Tools mit ihrem grossen Datensatz eine neue Möglichkeit für eine gute Quelle.
ÜBER DEN AUTOR
Arkadi Belocerkov ist Gründer und Geschäftsführer der Swiss Value Group AG, einer international tätigen Beteiligungsgruppe, die sich auf Investitionen in nachhaltige Immobilien und erneuerbare Energien spezialisiert hat.
Ihr Lebenswerk ist eine Liebeserklärung an die Schnörkellosigkeit und Nachhaltigkeit. Heute sind die Entwürfe der deutschen Designerin aus der Blütezeit des Minimalismus in den 90er-Jahren so gefragt wie damals. Sie war die erste Frau an der Spitze eines börsennotierten Unternehmens in Deutschland. Vor allem aber änderte sie die deutsche Mode, denn was sie entwarf, richtete sich an Frauen, die so waren wie sie: emanzipiert, selbstbewusst – und vor allem berufstätig. Seit Jahrzehnten steht Jil Sander für eine Philosophie des «Weniger ist mehr», für eine reduzierte Ästhetik, deren poetischer Purismus auf Materialien und Handwerk auf höchstem Niveau beruht.
Maison Telmont, ein traditionsreiches Champagnerhaus, verbindet seit über einem Jahrhundert Familienwerte mit innovativer Nachhaltigkeit. Unter der Leitung von Bertrand Lhôpital, der das Erbe seines Urgrossvaters Henri fortführt, hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, erstklassigen Champagner zu kreieren und gleichzeitig den ökologischen Fussabdruck deutlich zu reduzieren. Mit einem ambitionierten Plan, bis 2030 klimapositiv und bis 2050 nettopositiv zu werden, stellt Telmont jetzt den zukunftsweisenden Champagner «Réserve de la Terre» vor –ein Meisterwerk, das aus biologischen Trauben ohne chemische Zusätze hergestellt wird. PRESTIGE verbringt einen Tag auf dem Weingut in der Champagne.
Vulkanlandschaften, üppige Regenwälder, eine vielfältige Unterwasserwelt und eine reiche Geschichte und Kultur: Erkunden Sie mit uns die traumhafte Karibik-Inselgruppe Saint Vincent und die Grenadinen und lernen Sie das neueste Juwel der Ostkaribik kennen: das luxuriöse All-inclusive-Resort «Sandals Saint Vincent and the Grenadines».
*HEV-Mitgliedschaft bis Ende 2024. Ab 2025 gilt der reguläre Jahresbeitrag der zuständigen Sektion. Die Aktion gilt nur für Neumitglieder und bis 31.12.2024. Hier anmelden: www.hev-schweiz.ch/prestige-magazin
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