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Be the Storm
V8 Levante Trofeo mit 580 PS. Der stärkste Maserati, den es je gab
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EDITORS GISBERT L. BRUNNER OMAR DEWJI CHARLOTTE DIWAN PATRICIA ENGELHORN WILMA FASOLA PATRICK FREY WILHELM J. GRUSDAT LONE K. HALVORSEN THOMAS HAUER SIMONE HOFFMANN DANIEL HUBER URS HUEBSCHER BEAT KRENGER GEORG LUTZ NINA MERLI ELMAR MOCK BEATRICE SCHÖNHAUS ANTONIA CLARA SEMMLER STEPHANIE STEINMANN ANNA KAROLINA STOCK MARTIN STROHBECK HELENA UGRENOVIC ANDY ZAUGG CORRECTOR ANDREAS PROBST COVER shutterstock PHOTOGRAPHS shutterstock, Bucherer, TAG Heuer, Audemars Piguet, Oris,Bulgari, Chanel, Roger Dubuis,Carl F. Bucherer, A. Lange Söhne,Greubel Forsey, Tods, Richard Burbridge, Dior, Bobbie Brown, Louboutin, CHEDI, Maiensässhotel Guarda Val, The Capra Saas Fee ADMIN, COORDINATION & SUBSCRIPTIONS SERPIL DURSUN s.dursun@rundschaumedien.ch PRICE Issue CHF 10.–/€ 9.50 Year C HF 39.–/€ 35.– IT SUPPORT DEJAN DJOKIC deki@rundschaumedien.ch WEB SERVICES websiteria GmbH info@websiteria.ch is a registered trademark. (IGE 596.147) ISSN 1662-1255
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60 CHINA Von der Zukunft in die Vergangenheit 70 GOLFPARADIES TENERIFFA Abama Resort
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72 GREEN LUXURY Reisen mit gutem Gewissen 78 STILVOLLE OASEN One & Only Resorts 80 GUTER GESCHMACK Interview mit Martin Strohbeck
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EDITORIAL
CLUB DER PIONIERE
Um Grosses zu vollbringen, verlieren wir uns gerne im Labyrinth der unbegrenzten Möglichkeiten. Schliesslich steht uns in der heutigen Welt beinahe jede Tür offen. Wer ganz nach oben will, muss nicht nur den Mut finden, eine Entscheidung zu treffen, sondern auch darauf aufbauen können. Erfolg kommt nicht von ungefähr. Manch einer muss erst aus dem Schatten ins Rampenlicht schreiten, wie etwa Ricardo Guadalupe, der jahrelang als unverzichtbarer Weggefährte im Hintergrund die Strippen zog, bevor er zum jetzigen CEO von Hublot ernannt wurde. Dieser Schritt erfordert einen ausgeprägten Entdeckergeist und den Mut, neue, unbekannte Wege zu beschreiten, wie er uns im Gespräch erzählt. Elmar Mock, Miterfinder der Swatch, weiss ebenso um die Herausforderungen der Innovationsprozesse und schärft mit seinem Artikel den Jagdinstinkt eines jeden Erfinders: «Innovatoren gehen nicht auf Trüffelsuche auf der Autobahn. Sie nehmen die Seitenstrassen, die, die niemand je nimmt.» Eine wertvolle Botschaft vermitteln auch die beiden Newcomer im Mode-Olymp Anok Yai und Adut Akech. Zwei junge schwarze Frauen, die ein wichtiges Zeichen für mehr Vielfalt und Toleranz setzen und unsere durchmischte Gesellschaft widerspiegeln. Wem es dann gelungen ist, sich einen Namen zu machen, der legt ein Augenmerk auf seine Werte und Geschichte, wie das prestigeträchtige Champagnerhaus Perrier-Jouët, welches wir exklusiv an der Avenue de Champagne in Épernay besucht haben. Dies sind nur einige wegweisende Pioniere, die uns wertvolle Inspiration und neuen Lesestoff bieten. Doch an diesen Paradebeispielen wollen wir uns nicht festklammern, vielmehr ist es der eigene Ansporn und Wille, der uns täglich wachsen lässt. Damit wir Regeln nicht nur befolgen, sondern eines Tages auch selbst schreiben.
EDI TO RIAL
Swenja Willms Editor in Chief
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ART ART && CULCULTURE TURE
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ART & CULTURE
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DER ZAUBER DES ALLTÄGLICHEN Autorin_Swenja Willms Bilder_Cig Harvey
SCHNELLLEBIG, EINTÖNIG UND UNSPEKTAKULÄR SCHEINT UNSER JEDER ALLTAG MANCHMAL ZU SEIN. UMSO WICHTIGER, DAS P ERSÖNLICHE AUGENMERK AUF DIE KLEINEN DINGE ZU LEGEN, DIE UNSERE WELT BEREICHERN. DIESER AUFGABE STELLT SICH DIE KUNSTFOTOGRAFIN CIG HARVEY, DEREN WERKE REICH SIND AN IMPLIZITEN ERZÄHLUNGEN UND NATÜRLICHEN UMGEBUNGEN, UM DAS MAGISCHE IM GEWÖHNLICHEN SICHTBAR EINZUFANGEN. 32
ART & CULTURE
PRESTIGE: Cig, Sie sind bekannt für Ihre surrealen Fotografien von Natur und Familie. Weshalb faszinieren Sie diese Themen? CIG HARVEY: Es sind Subjekte, die jeden Tag sichtbar sind und uns umgeben – gewöhnlich und doch unvergleichbar. In meinen Arbeiten hebe ich das hervor, was uns täglich begegnet, sodass wir die Welt, in der wir leben, mehr zu schätzen wissen. Sind für Sie Surrealismus und Familiarität zwei Gegensätze? Ich denke, dass meine Art, wie ich das Familiäre aus der gewöhnlichen Welt herauskristallisiere, auf den Betrachter meiner Fotografien einen surrealen Eindruck hinterlässt. Die Bilder an sich würde ich persönlich nicht als surreal beschreiben. Es sind vielleicht seltene, aussergewöhnliche Momente, die ich einfange, aber nicht surreale. Als Betrachter Ihrer Fotografien fühlt man sich versetzt in das typische amerikanische Vorstadtleben. Ein Leben, das Sie selbst führen und auch Ihre Arbeit beeinflusst? Für mich steht mehr die Verbindung zur Natur im Vordergrund als das Vorstadtleben. Maine erinnert mich in vielerlei Hinsicht an meinen Geburtsort Devon im Südwesten Englands: Das satte, lebendige Grün der Wälder, die Apfelbäume und Blumen inspirieren mich sehr. Zur Wüste fühle ich mich nicht so hingezogen, auch wenn dies für viele Fotografen ein Lieblingsort ist. Ein Grossteil Ihrer Bilder entsteht folglich in Maine? Ja, dies untermauert die Grundidee meiner Arbeit: die Welt, in der wir leben, mit weit geöffneten Augen erleben und geniessen und nicht nur, wenn wir nach Paris reisen oder eine Safari-Rund reise machen. Die Welt im Augenblick schätzen. Wenn ich meine Bilder an fremden Orten mache, dann versuche ich auch, die Umgebung nicht hervorzuheben, sondern das Bild so aussehen zu lassen, als wäre es dort entstanden, wo ich lebe.
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ART & CULTURE
Ein Bild in natürlicher Umgebung zu realisieren, birgt auch Herausforderungen: Die Natur lässt sich nicht von aussen beeinflussen. Steht Ihnen Ihr Credo manchmal selbst im Weg? Gerade bin ich von einem Shoot von einem wilden Blumenfeld zurückgekommen, welches ich innert der letzten Tage zufällig gefunden habe. Ich war fasziniert von den leuchtenden Farben: Rot, Grün, Pink, Lila, Orange. Ich sehe es als meine Aufgabe, das Beste der Natur in meinen Bildern zu betonen. Folglich besuchte ich gestern dieses Feld, heute erneut nach einem starken Regenguss in der vergangenen Nacht, und ich werde heute Abend ebenfalls nochmals hinfahren. Was ich sagen will: Es ist unmöglich, die Natur zu kontrollieren, aber ich kann kontrollieren, wann ich aufstehe, welche Tage ich einplane für Fotografien und welche Hilfsmittel ich einsetze. Die Natur erzählt ihre Geschichte, und ich fange sie ein mittels Licht, Wetter und Atmosphäre. Manchmal gelingt dies sofort, und manchmal besucht man ein bestimmtes Subjekt oder eine Landschaft immer und immer wieder.
You Look At Me Like An Emergency, 2012 Cig Harveys erstes Buch ist eine visuelle Autobiographie, die über mehr als ein Jahrzehnt von den zentralen Beziehungen der Fotografie geprägt war. Schilt Publishing 144 Seiten, 74 Fotografien ISBN: 9789053307710
Sie widmen demzufolge der Planung Ihrer Fotografien viel Zeit. Entstehen trotzdem manchmal auch spontane Bilder? Meine Kamera begleitet mich tagtäglich, und ich fange ständig alle möglichen Dinge ein, die ich sehe. Und manchmal entsteht das Bild zuerst im Kopf, und dann beginne ich mit den Arrangements. Normalerweise erscheint alles, was mich persönlich beschäftigt, auch auf dem Bild. Mein gewöhnlicher Lebensstil und Gefühle wie Liebe, Angst, Hoffnung und Hass. Ich bin zeitgleich Konstruktor und Responder. Ihre aktuelle Ausstellung trägt den Namen «Eating Flowers», in welcher Sie verschiedene Medien wie Videos, Fotografien und handgeschriebene Texte miteinander kombinieren. Was war der Grundgedanke hinter einem solchen Konzept? «Eating Flowers» ist das Ergebnis 18-jähriger Arbeit. Ursprünglich war von der Ausstellungsleitung eine «mid career survey» geplant – also ein Resümee meiner vergangenen Arbeit. Dies entsprach aber nicht ganz meiner Vorstellung, und so fokussierten wir uns vorerst auf meine damals aktuelle Arbeit, die sich dem Thema der fünf Sinne widmete. Als ich dann meine Arbeiten der vergangenen zwanzig Jahre studierte, bemerkte ich, dass viele meiner Fotografien dieses Thema bereits aufgriffen und in direkter Verbindung stehen zu sinnlichen Erfahrungen oder der Melange von Sinnen. Ich habe jahrelang meine Bilder mit diesem Thema verbunden, ohne es wirklich zu realisieren. Dies war ein sehr inspirierender Moment für mich, und deshalb bin ich auch so stolz auf diese Ausstellung. Sie hebt sich stark von allen anderen Ausstellungen ab, die ich bisher realisieren durfte. Ich arbeite schon seit Jahren mit verschiedenen Medien, konnte aber noch nie alle zusammen in einer Ausstellung präsentieren. Es ist eine neue Erfahrung aller menschlichen Sinne.
Gardening at Night, 2015 Während der Vorgänger das Finden und Definieren eines Zuhauses erfasst, bedeutet «Gardening at Night», sich in der eigenen Landschaft niederzulassen und das Leben dort zu schaffen, wo man sich befindet. Schilt Publishing 144 Seiten, 80 Fotografien ISBN: 9789053308448
Möchten Sie dieses Konzept auch in Zukunft weiterverfolgen? Auf jeden Fall. Ich war nie mehr inspiriert. Dies ist ein Moment in meiner Karriere, in dem ich den zentralen Kern meiner gesamten Arbeit gefunden habe.
You An Orchestra You A Bomb, 2017 Cig Harveys dritte Monografie untersucht die Beziehung des Fotografen zum Leben selbst. Schilt Publishing 144 Seiten, 80 Fotografien ISBN: 9789053308936
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CHINA EINE REISE ÜBER DIE ZUKUNFT IN DIE VERGANGENHEIT Autor_Daniel Huber Bilder_Marcel Steiner
Blick vom Yu Garden auf den Shanghai Tower, der das zweithöchste Gebäude der Welt ist.
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VON DER ÜBER 400 KM / H SCHNELLEN MAGNETSCHWEBEBAHN IN SHANGHAI ZU DEN ARCHAISCHEN WASSERBÜFFELN IN DEN REISFELDERN VON YUANYANG. EINE 8000 KILOMETER LANGE RUNDREISE DURCH EIN FASZINIERENDES LAND IM UM- UND AUFBRUCH.
Abgesehen von den asiatischen Gesichtszügen der meisten anderen Reisenden und den chinesischen Schriftzügen auf den Schildern könnten wir nach unserem zwölfstündigen Direktflug ab Zürich ebenso gut in New York gelandet sein. Auch hier werden wir wie Schafe durch grosse Hallen, vorbei an Fingerabdruck-ScanMaschinen und Stehtischen mit Einreiseformularen in die Koppeln der Einwanderungsbehörden getrieben. Endlich ist auch die letzte gelbe Wartelinie-Hürde überwunden, und eine mürrisch gelangweilte Beamtin gibt in ihrem Kabäuschen widerwillig das Einreise-Okay per Stempel. Immerhin drehen auf dem Gepäckband bereits die unversehrten Koffer ihre Runden. Bleibt noch ein letzter X-Ray-Check des Gepäcks, und wir sind rund eineinhalb Stunden nach der Landung tatsächlich in Shanghai angekommen, was okay ist. So weit kein grosser Unterschied zum Ankommen beim grossen Gegenspieler im fernen Westen. Doch dann fahren wir in einem fast neuen, sauber herausgeputzten Taxi Richtung Shanghai und werden anders als in New York weder von Schlaglöchern noch von Baustellen und Staus aus gebremst. Auf der neuen, sechsspurigen Autobahn geht es zügig voran, wobei auffällig viele Luxus- und vor allem auch Elektro- Limousinen mit grünen Nummernschildern unterwegs sind. In der Ferne sind auch schon die Umrisse der imposanten Skyline zu erkennen, als wir plötzlich rechts auf einer erhöhten Trasse in rasendem Tempo von einer Magnetschwebebahn überholt werden. Diese beschleunigt auf der 30 Kilometer langen Pilotstrecke zwischen dem Flughafen und dem neuen Expo Centre bis auf eine Topgeschwindigkeit von 430 km / h und ist damit der schnellste, kommerziell genutzte Zug der Welt. Wer als «Westler» via Shanghai durch China reisen will, reist zuerst in die Zukunft. RUHIGE, GRÜNE STADT MIT ELEKTRO-ROLLERN Je nach Quelle und Erhebungsart ist Shanghai mit aktuell über 25 Millionen Einwohnern eine der grössten, wenn nicht sogar die grösste Stadt der Welt. Umso verblüffender ist der erste Eindruck, nachdem wir von der Hochautobahn, die ringförmig die
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Metropole erschliesst, ins Zentrum hinabtauchen. Trotz morgendlichem Berufsverkehr ist das Chaos auf den Strassen moderat. Auch als wir am Nachmittag durch das schmucke Quartier der French Concession schlendern, bleibt die erwartete asiatische Grossstadt-Hektik aus. Im Gegenteil, zumeist führen schmucke Alleen vorbei an Wohnhäusern mit Gärten und Parkanlagen. Das Quartier versprüht den internationalen Charme von einst mit einer Fülle von kleinen Boutiquen, Cafés und Bars. Doch vor allem fehlt der Gestank von Tausenden von Benzin-Rollern oder Tuk-Tuks, wie man es von Bangkok oder Manila her kennt. Diese wurden quasi per Dekret in Form von extrem teuren Abgaben von den Strassen verbannt. So erfolgt die Nahversorgung und Mobilität zumeist über surrende Elektro-Roller oder Sharing-Fahrräder. Touristisches Epizentrum in Shanghai ist aber der Bund, wo wir uns mit dem Hotel «Peninsula» im ersten Haus am Platz einquartiert haben. Von der Flusspromenade aus werden tagtäglich Abermillionen Fotos und Selfies mit der Skyline von Shanghai geschossen. Diese beinhaltet die Wolkenkratzer des Finanzviertels auf der anderen Seite des Huangpu-Flusses. Es handelt sich dabei um den westlichen Teil des Stadtbezirkes Pudong, der in den Neunzigerjahren als Business- und Wohngebiet aus dem Boden gestampft wurde. Markantes Wahrzeichen der Stadt ist dort der 1995 fertiggestellte Fernsehturm «Oriental Pearl Tower». Mit seinen 468 Metern war er damals das höchste Gebäude Chinas. Doch seither ist viel passiert, nicht nur in Shanghai, sondern in der ganzen Volksrepublik. Hier werden unsere Trends von morgen schon heute gelebt. So wird zum Beispiel kaum noch mit Bargeld bezahlt, sondern per QR-Code und Smartphone. Der Zwischenschritt mit Kreditkarten erfolgte in China eher stiefmütterlich und scheint auch nicht mehr weiterentwickelt zu werden. Egal ob im Supermarkt, auf dem Fischmarkt, bei der kleinen Dumpling-Küche am Strassenrand, für die Fahrt im chinesischen Uber-Pendant namens Didi oder in der Luxus-Boutique, fast ausnahmslos wird über das Smartphone mit WeChat Pay oder Alipay online bezahlt. BEZAHLEN UND ÜBERWACHEN MIT GESICHTSERKENNUNG Bei den Hema-Shops des Internet-Giganten Alibaba erfolgt das Bezahlen der per App registrierten Kunden bereits via Gesichtserkennung. Diese neue Technologie wird auch vom Staat im grossen Stil für die allgegenwärtige Überwachung genutzt. Wohin dies schon bald in ganz China führen dürfte, leben bereits einige Pilotstädte vor, in denen alle Bewohnerinnen und Bewohner flächendeckend Video-überwacht und nach einem sozialen Punktesystem bewertet werden. Bei Rot über die Strasse gehen gibt Abzüge, gesundes Essen kaufen und die Grossmutter besuchen Pluspunkte. Fast nichts bleibt dem Auge des Staates verborgen. Vorbildliche Bürger werden mit Annehmlichkeiten belohnt, diejenigen am anderen Ende der Skala mit verschiedensten Massnahmen und Einschränkungen bestraft. Erstaunlicherweise wird dieser gigantische Überwachsapparat von den Chinesen selber eher gelassen bis sogar positiv aufgenommen und in den staatseigenen Medien gar als Allheilmittel gegen Betrug und Korruption im kleinen und grossen Stil gefeiert. Auf der auch für uns spürbar positiven Seite hat diese gelebte George-Orwell-Vision die Kriminalität markant gesenkt. So gehört Shanghai wohl zu den sichersten Grossstädten der Welt. Wir haben uns denn auch auf der ganzen Rundreise durch China nie unsicher oder bedroht gefühlt.
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Andererseits wissen die Chinesen wohl wie keine andere Nation, die Massen effizient zu bewegen, sei es bei den modernen Terminals der Hochgeschwindigkeitszüge, in der Verbotenen Stadt oder den riesigen Hallen der Terrakotta-Krieger in Xian. Alles nimmt geordnet seinen Gang. Doch wer in kleinen Gruppen oder gar mit Privat-Guide unterwegs ist, dem bieten sich trotz allem immer noch Möglichkeiten, die wirklich eindrücklichen Orte in Ruhe auf sich einwirken zu lassen. Das gilt sowohl an den Kulturstätten als auch abseits der breiten Trampelpfade in den Naturparks.
NANJING LU: DIE LUXUS-EINKAUFSMEILE Doch Shanghai überrascht nicht nur mit futuristischen Transport- und Zahlungsmitteln, die Nanjing Lu ist eine der längsten und prächtigsten Einkaufsstrassen der Welt. Hier bietet die Volksrepublik auf einer Länge von rund sechs Kilometern schamlos kapitalistische Luxusgüter aus aller Welt zu westlichen Preisen feil. Insbesondere im westlichen Teil übertreffen sich Gucci, Armani, Prada, Louis Vuitton und Co. mit immer noch pompöseren Einkaufstempeln. Für die viel zitierte, 400 Millionen Menschen umfassende neue Mittelschicht Chinas dürften diese Luxusgüter grösstenteils immer noch ausser Reichweite sein. Doch wächst die Zahl der Millionäre oder gar Milliardäre wohl nirgends so schnell wie in Shanghai. Das schlägt sich auch im automobilen Strassenbild nieder, das durchaus mit demjenigen rund um den Zürcher Paradeplatz vergleichbar ist. Doch so wenig New York für die ganzen USA steht, ist Shanghai nicht gleich China. Das zeigt sich bereits in der Hauptstadt Beijing, die wir extrem bequem mit einem Hochgeschwindigkeitszug erreichen, der mit einer Geschwindigkeit von über 300 km / h die 1320 Kilometer lange Strecke in lediglich viereinhalb Stunden zurücklegt. In der Hauptstadt ist weniger die Zukunft als die grosse Geschichte der einstigen Kaiser und des Grossen Führers Mao Zedong präsent. Nach einem eindrücklichen Tagesausflug zur grossen Mauer werden wir während zweier Tage fast schon atemlos durch die Verbotene Stadt, Sommerpalast, Himmelstempel, Tiananmen-Platz und Olympiastadion geführt. Bei diesen touristischen Highlights wird uns schnell deutlich: «Overtourism» ist nicht nur ein europäisches Phänomen. Die erst vor kurzem herangewachsene Mittelschicht Chinas hat nicht nur den Konsum, sondern auch das Reisen entdeckt, und wer will es ihr verübeln. So werden auch hier alle bekannten Sehenswürdigkeiten überflutet von chinesischen Reisegruppen, die von mit Megaphonen oder Funkmikrophonen bewaffneten lauten Guides angeführt werden. Westliche Besucher verkommen daneben zur vernachlässigbaren Minderheit.
VOM TOURISMUS GESCHLUCKTES LONGSHENG Spätestens als wir von Guilin in die Region Longsheng reisen, bekommen wir aber auch einen Eindruck davon, was ein ungebremst anschwellender Touristenstrom mit einem einst abgeschieden verträumten Ort anrichten kann. So führt der Weg ins Tal über ein eigentliches Touristen-Check-in-Tor mit gigantischem Bus-Parkplatz, Souvenir-Shops und Restaurants. Dort müssen die Zutrittstickets für den Bezirk gekauft werden. Danach geht es praktisch im Konvoi zu den drei Dörfern, wobei Ping’an, das nur zu Fuss erreicht werden kann, das bekannteste ist, da es die schönsten Ausblicke, respektive Selfie-Kulisse, auf die jahrhundertealten Reisterrassen bietet. Das führte in diesem einst so entrückten Bergdorf zu einem unbändigen Bauboom, der kaum mehr etwas vom einstigen Zauber des Dorfes übriglässt. Da macht es Yangshuo nördlich von Guilin mit seinem Eco-Park, der tagsüber nur von den Bewohnern der Dörfer mit Autos befahren werden darf, deutlich besser. Hier radeln die Touristen gemütlich auf Fahrrädern durch die atemberaubend schöne Karstfelsen-Landschaft – oder noch besser, sie lassen sich auf den typischen Bambusflössen den Yulong-Fluss runtertreiben. Diese Flösse werden im Übrigen auch von den Kormoran-Fischern verwendet. Doch auch diese finden ihr Auskommen mittlerweile vor allem als Foto-Sujets für Touristen und weniger mit dem Verkauf der gefangenen Fische. Ebenfalls innerhalb des Parks im kleinen Dorf Jima befindet sich etwas erhöht das sehr empfehlenswerte
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Einer grossen Tradition verschrieben: ein Kalligraph auf dem Markt von Guilin.
Menschgemachtes Naturspektakel: die Reisterrassen von Yuanyang.
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«Yangshuo Ancient Garden Boutique Hotel». Diese wohltuend ruhige Oase mit stilvoll umgebautem Herrenhaus, wunderschöner Gartenanlage und Pool bietet eine willkommene Auszeit für gestresste China-Reisende. JAHRHUNDERTEALTE REISTERRASSEN MIT WASSERBÜFFELN KULTIVIEREN Danach geht es mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Guilin in etwas mehr als vier Stunden ins rund 1000 Kilometer östlich gelegene Kunming, wobei mindestens ein Drittel der geradlinig durch die Berge gehauenen Strecke in Tunnels verläuft. Die Hauptstadt der Provinz Yunnan liegt auf rund 2000 Meter und ist bekannt für ihre vielfältige Minderheiten-Bevölkerung, das angenehme Klima, das reichhaltige Essen und die bald 40-jährige Städtepartnerschaft mit Zürich. Hier ist auch der nächstgelegene Flughafen zu einem weiteren Tourist-Hotspot: die Reisterrassen von Yuanyang, welche 2013 in die Liste der UNESCO-Weltnatur erben aufgenommen wurde. Spätestens seit dann gibt es bezüglich der touristischen Erschliessung dieses vom Hani-Volk vor über 1300 Jahren geschaffenen Wunderwerks kein Halten mehr. Entlang der neuen Zubringerstrasse gibt es über ein halbes Dutzend Aussichtsterrassen mit grossen Parkplätzen, die nach dem Kauf eines Eintrittstickets je nach Tageszeit das perfekte Bild der Reisterrassen garantieren. Und überall schiessen neue Hotels und Restaurants aus dem Boden. Anderseits wird die Schwerstarbeit in den Terrassen wie seit Jahrhunderten immer noch von Wasserbüffeln und zumeist Frauen verrichtet. Anders als in den Städten braucht der Wandel von der Steinzeit zur Supermoderne in dieser bis vor zehn Jahren praktisch von der Umwelt abgeschlossenen Region im Südwesten Chinas deutlich länger, zumal es auch nicht im Interesse der Zentralregierung sein dürfte, dass es besonders schnell passiert. Schliesslich will man der reisenden Mittelschicht den Blick auf die eigenen – wenn auch menschgemachten – Wunder der Natur mit grosser Vergangenheit nicht verwehren. IM EINZELKONTAKT AUSNAHMSLOS FREUNDLICH UND HILFSBEREIT Nach vier Wochen und rund 8000 zurückgelegten Kilometern fliegen wir von Shanghai nachdenklich zurück nach Europa. Das einstige Reich der Mitte ist definitiv aus dem kommunistischen Winterschlaf erwacht. Und das Image der billigen Werkbank des Westens stimmt längst nicht mehr. China ist ähnlich der Magnet schwebebahn von Shanghai bezüglich Innovations- und Wirtschaftskraft bereits an uns vorbeigerauscht, zumindest in den grossen Millionen-Metropolen, allen voran Shanghai. Die Entwicklung dieses 1,4 Milliarden Menschen mächtigen Landes in den vergangenen zehn Jahren dürfte einzigartig sein. Wir sind froh um all die Erfahrungen, Eindrücke und vor allem auch persönlichen Begegnungen mit den Menschen in China. Diese mögen für uns «Westler» in der Gruppe häufig etwas laut und rüpelhaft daherkommen, aber einzeln im direkten Kontakt waren sie ohne Ausnahme durchwegs freundlich und überaus zuvorkommend. Die Summe all dieser Eindrücke und Erfahrungen macht China zu einer extrem spannenden Reisedestination, die für jede und jeden viele Überraschungen bereithalten und eine Menge Vorurteile in ein anderes Licht rücken wird.
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Tipps REISEN IN CHINA Wer in China herumreisen will, sollte das in einer kleinen Gruppe oder noch besser mit Privat-Guide und Fahrer tun. Das macht die Reise nicht nur angenehmer, sondern auch spannender. Englischsprechende Chinesen sind ausserhalb von internationalen Hotels und Restaurants immer noch die grosse Ausnahme. Entsprechend schwierig wird es, abgesehen von den üblichen Reisetätigkeiten, auch etwas über China und seine reichhaltige Kultur in Erfahrung zu bringen, sei es im Museum, beim Essen oder beim Spaziergang durch die Altstadt.
DIE REISEROUTE Von Shanghai mit Hochgeschwindigkeitszug nach Beijing, Nachtzug nach Xian, Flug nach Guilin, Fahrt nach Longsheng, Yangshuo und zurück nach Guilin, Hochgeschwindigkeitszug nach Kunming, Fahrt nach Tonghai, Jian Shui, Yuangyang und via Lunan zurück nach Kunming, Flug nach Shanghai.
PERSÖNLICHE TIPPS ZUSÄTZLICH ZU DEN BEK A NNTEN TOU RISTEN-HOTSPOTS Die Grosse Mauer bei Jinshanling besuchen, das ist circa 120 Kilometer nordwestlich von Beijing, die zusätzliche Fahrtzeit lohnt sich, in Beijing zudem eines der traditio nellen Hutong-Stadtviertel besuchen. In Xian ist neben den TerrakottaKriegern auch das muslimische Viertel mit der Grossen Moschee und dem Strassenmarkt sehenswert. Auf dem Weg von Kunming zu den Reisterrassen von Yuanyang im schmucken Städtchen Jian Shui Zwischenstopp machen.
Seit Jahrhunderten werden die Felder bei Yangshuo mit Wasserbüffeln bewirtschaftet.
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ERSTE A DRESSE A M BU ND Das «Peninsula» ist am nördlichen Ende des Bund an bester Lage. Bewohner von «River-Side»-Zimmern oder -Suiten werden entsprechend mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Skyline von Pudong am andern Flussufer geweckt. Diese wird eigentlich nur noch vom nächtlichen Blick von der Rooftop Bar im 14. Stock übertroffen. Das Fünf-Sterne-Luxus-Hotel wurde 2009 im Art-déco-Stil gebaut und bietet allen erdenklichen Komfort. Dabei werden Gäste auch kulinarisch rundum verwöhnt. Zusätzlich zum Restaurant in der Lobby gibt es einerseits das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant «Yi Long Court» mit kantonesischer Küche und andererseits das modern europäisch ausgerichtete Restaurant «Sir Elly’s» mit einem Michelin- Stern. Im angrenzenden Park befindet sich zudem die ehemalige britische Botschaft. Im ehrwürdigen Gebäude serviert das Hotel Nachmittagstee, und es kann zudem für Festanlässe gebucht werden. Hotel Peninsula, No.32 The Bund – Shanghai www.peninsula.com Sehr empfehlenswert in Yangshuo Hotel Yangshuo Ancient Garden Boutique Hotel No. 31, Jima Village – Yangshuo, www.yangshuoancientgarden.com Der Schweizer China-Spezialist Tourasia arbeitet mit der lokalen Partneragentur China Travel Navigator in Xian zusammen. +41 (0)43 233 30 90 www.tourasia.ch
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WAT CHES & JEW ELLERY
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IM GESPRÄCH: RICARDO GUADALUPE
Autor_Gisbert L. Brunner Bilder_Hublot
HUBLOT, GEGRÜNDET 1980 VON CARLO CROCCO, BLICKT AUF EINE RELATIV KURZE, DAFÜR JEDOCH AUSGESPROCHEN SPANNENDE GESCHICHTE ZURÜCK. 2004 STAND DIE UHRENMARKE NAHE AM ABGRUND. DANN KAM JEAN-CLAUDE BIVER. DER CHARISMATISCHE MANAGER ENTWICKELTE DIE ERFOLGREICHE FUSIONS-IDEE, INITIIERTE DIE KREATION DER IKONE BIG BANG, UND ER HOLTE RICARDO GUADALUPE AN BORD. BIS 2012 AGIERTE DER 1965 GEBORENE ALS UNVERZICHT BARER WEGGEFÄHRTE VORNEHMLICH IM HINTERGRUND. DANN STIEG ER ZUM HUBLOTCEO AUF. SEITDEM LENKT DER MANN MIT SPANISCHEN WURZELN DIE GESCHICKE DER UHRENMANUFAKTUR UNTER DEM DACH DES LVHM-KONZERNS. DAS WORT SCHULDEN KENNT SIE ÜBRIGENS NICHT. HUBLOT FINANZIERT SICH KOMPLETT AUS DEM EIGENEN CASH-FLOW.
PRESTIGE: Herzliche Glückwünsche zum neuen Top-Ranking. Im Sommer 2019 hat die Schweizer Bank Vontobel die von Ihnen geleitete Hublot bei den Marken über 10’000 Euro unter den ersten fünf und ganz allgemein unter den ersten zehn eingeordnet. RICARDO GUADALUPE: Als ich davon erfahren habe, hat mich das wirklich sehr gefreut. Das geht ja auch auf Ihr Konto, oder? Ich möchte nicht unbescheiden sein, aber ein Teil geht auch auf mein Wirken zurück. Vontobel nennt 700 Millionen Schweizer Franken Jahresumsatz … … wir geben offiziell keine Zahlen heraus. Aber Vontobel liegt gar nicht so schlecht. 2004 haben Sie 24 Millionen Jahresumsatz gemacht. Wenn es so weitergeht, ist die Milliarde irgendwann erreicht. Intern haben wir eine Mission, welche wir den Weg zur Milliarde nennen. Unser Plan besteht darin, dieses Ziel in fünf bis sieben Jahren zu erreichen. Und zwar in erster Linie wegen unserer chinesischen Kundschaft. Den grössten Teil unseres Wachstums erzielten wir in China selbst und mit Chinesen. Wir haben mehr als zehn Jahre lang hart dafür gearbeitet, die Marke Hublot bekannt zu machen. Und wir haben mächtig in eigene Boutiquen investiert. Nun können wir die Resultate unseres Schaffens einfahren.
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Wie viel steuert der chinesische Markt zum Umsatz von Hublot bei? Im Grossraum China, Hongkong und Macao eingeschlossen, werden wir dieses Jahr wohl 13 Prozent erreichen. Mit chinesischen Kunden machen wir weltweit 20 bis 22 Prozent. Wenn wir hingegen die Schweizer Uhrenexporte als Ganzes betrachten, wird etwa die Hälfte an Chinesen verkauft. Daher besitzt Hublot ein beträchtliches Wachstumspotenzial. 40 Prozent sind keineswegs unrealistisch. Zur Erfolgsstory von Hublot gehören auch Gehäusematerialien. Ich wüsste keine andere Marke, die eine derartige Vielfalt anbietet. Wie lange denken und planen Sie bei neuen Materialien voraus? Das sind fünf, teilweise sogar zehn Jahre, bis ein neues Material einsatzbereit ist. Bei uns laufen derzeit zahlreiche Projekte. Manche davon gestalten sich leichter, andere sind ausgesprochen schwierig zu realisieren. Und manche lassen sich am Ende überhaupt nicht in die Praxis umsetzen. Wenn ich mal überschlage, haben wir gegenwärtig 30 bis 40 Projekte am Laufen. Wobei der Entwicklungsstand ganz unterschiedlich ist. Manche beziehen sich beispielsweise auf Keramik und dort neue Farben. Wir denken hier an Orange oder Gelbtöne. Neue Metalllegierungen sind auch ein Thema.
BIG BANG UNICO CERAMIC MAGIC GOLD
Soviel ich weiss, stecken nach dem einzigartigen Magic Gold auch Magic Aluminium und Magic Platinum in der Pipeline. Stimmt. Aber bis es Uhren mit solchen Gehäusen gibt, bleibt noch einiges zu tun. Magic Gold ist einzigartig und total kratzfest dazu. Warum gibt es nur so wenige Uhren aus diesem Material? Das hängt mit der aufwändigen Herstellung zusammen. Gegenwärtig können wir monatlich nur rund zwanzig Gehäuse herstellen. Wer kauft eine Uhr aus Magic Gold? Menschen, die sich unterscheiden wollen? Das Material schaut anders aus und spricht sicher An dersdenkende an. Wir haben ja auch Uhren mit Teilen aus überlieferten Goldlegierungen in der Kollektion. Ich persönlich bin überrascht über Teile unserer chinesischen Kundschaft. Die wollen etwas anderes und greifen deshalb erstaunlich gerne zum Magic Gold. Die Differenzierung ist sehr gut. Wird es eines Tages eine Classic Fusion aus Magic Gold geben? Ich hoffe es. Wir arbeiten jedenfalls daran. Aber das Gehäuse der Classic Fusion mit ihren mehr abgerundeten Kanten ist im Hinblick auf die korrekte Oberfläche deutlich schwieriger zu realisieren. Aber wir sind dabei. Unsere Abteilung Forschung und Entwicklung hat viele Projekte. Das ist eines davon. Die Classic-Fusion-Linie erfreut sich zunehmender Beliebtheit, wenn mich nicht alles täuscht. Hinsichtlich der Stückzahlen macht die Classic Fusion heute 55 Prozent unserer Verkäufe aus. Beim Wert ist die Big Bang wegen des höheren Durchschnittspreises weiterhin vorne. Die Classic Fusion verschafft Menschen, die Hublot mögen und das, was wir tun, einen Einstieg in unsere Welt.
BIG BANG MECA-10 10-DAY POWER RESERVE MAGIC GOLD 93
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Es könnten aber auch mehr sein, oder? Zahlreiche Frauen tragen Herrenuhren. Das kann ich nicht erfassen und messen. Ich zähle, was ich dem Damenbereich zurechne. Dazu gehört auch der Durchmesser. Für mich hört bei 41 Millimetern das auf, was Damen anziehen. Aber manche Damen tragen vielleicht Grösseres. Andererseits gibt es auch Männer, die 41-Millimeter-Uhren tragen.
Stimmt Sie das glücklich? Warum nicht? Die Classic Fusion ist ein kommerzielleres Produkt als die Big Bang. Angesiedelt in einer Einstiegspreislage. Dagegen kann man nichts haben. Aber unsere Kommunikation erstreckt sich mehr auf Projekte wie Ferrari, Sang Bleu, Richard Orlinski oder im Frühjahr 2019 auch die Garage Italia. Apropos Garage Italia. Das ist ja auch Ihr Uhrenbaby. Konkret stammt die Idee von Lapo Elkann, mit dem Hublot bekanntlich schon lange zusammenarbeitet. Der Vorschlag, eine neue Art von Armbanduhr zu kreieren, hat mich sofort fasziniert. Die Garage Italia beschäftigt sich ja mit Booten, Flugzeugen und natürlich Autos. Insofern lang die Konzeption, See, Himmel und die Erde in Projekten zu verwirklichen, sehr nahe. Sie bringt Inspirationen für die Zukunft.
Bei Ihren Gehäusematerialien besitzt Saphir einen immer grösseren Stellenwert. Saphir ist seit Jahrzehnten bekannt. Aber Hublot hat ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, weil wir Saphirgehäuse in grösseren Quantitäten produzieren können. Hierfür investieren wir grosse Summen in die nötigen Technologien und Maschinen, konkret Lasermaschinen, Poliermaschinen und Ultraschallmaschinen. Auf die farblose Big Bang Saphire von 2016 folgten ab 2017 Gehäuse aus eingefärbtem Saphir.
Hublot limitiert seine Uhren oft auf 250 Stück. In diesem Fall waren es lediglich 100. Warum nur so wenige? Das hängt mit diesem Konzept zusammen. Wir wollten erst einmal ausloten, wie weit wir hier gehen können. Es handelt sich zweifellos um eine wunderschöne Uhr. Aber die Farbgebung polarisiert auch. Das helle Lapo-Blau spricht ja auch nicht jeden an. Also beschlossen wir, mit etwas Exklusivem in geringer Auflage zu starten. In die Zukunft bringen wir andere Produkte. Und dann werden wir weitersehen. Das Blau lässt sich natürlich auch für andere Uhren verwenden.
Welchen Wertschöpfungsanteil generiert Hublot bei Saphirgehäusen im eigenen Haus? Wir haben zusammen mit einer anderen Firma die Kapazitäten für eine industrialisierte Fertigung ausgebaut und können einen beträchtlichen Teil selber machen. Wir verfügen ganz generell über grosse Erfahrungen im Umgang mit harten Materialien. Aber Saphir verlangt nach sehr speziellem Know-how. Was man so hört, sind die Hublot-Uhren mit Saphirgehäusen sehr erfolgreich … Wir reden ja über ein doch recht kostspieliges Produkt jenseits der 50’000 Euro. Unter Einbeziehung dieses Preises ist die Big Bang Sapphire unglaublich erfolgreich.
Für die Garage Italia mit ihren ausgefallenen Farbideen kommt im Grunde genommen auch nur ein Partner, nämlich Hublot, in Betracht. Das sehe ich auch so, denn Keramik in diesem Farbspektrum bringen in der Tat nur wir zusammen. Hublot hat in den zurückliegenden Jahren auf dem Materialsektor eine beachtliche Kompetenz entwickelt.
Im Vergleich zu anderen Produkten am Markt ist der Preis aber doch sehr erträglich. Das geht auch nur, weil Hublot bei der Big Bang eine modulare Gehäusekonstruktion anwendet. Alle externen Teile bestehen aus Saphir, aber im Inneren findet sich weiterhin der bekannte Container für das Uhrwerk. In diesem Fall besteht es aus transparentem Kunstharz. So etwas können wir ruhig machen, weil damit ja niemand in Berührung kommt. Der hohe Innovationsfaktor besteht also in der Gehäusekonstruktion.
Wie lange hat es gedauert, diese Uhr auf die Beine zu stellen? Wenn ich ehrlich bin, ging das relativ zügig. Blaue Keramik ist bei weitem nicht so anspruchsvoll wie rote. Das Rot für die Ferrari-Modelle hat uns sehr viel länger beschäftigt, denn diese Farbe ist ungemein kompliziert. Wenn ich zurückdenke, sprechen wir von einem Jahr, um dieses spezielle Himmelblau für die Lünette und das dunkelblaue Gehäusemittelteil aus der Taufe zu heben.
Seit mehr als zwei Jahren sind Sie nun der Boss einer, wie Sie selbst sagen, sehr agilen Uhrenmarke. Um erfolgreich zu sein, müssen wir fortwährend kreativ und innovativ agieren. Und zwar nicht nur beim Produkt selber, sondern auch auf allen anderen Ebenen. Das ist einer der Gründe, warum Hublot sehr viel Geld in die Produktentwicklung investiert. In Uhrwerke, in neuartige Materialien und natürlich auch ins Design. Und dazu natürlich alle Aktivitäten rund um die Uhr. All unsere Partnerschaften unter anderen mit Ferrari, mit dem Fussball …
Wie wichtig sind Farben bei hochrangigen Uhren, wie sie Hublot grundsätzlich produziert? Frauen legen grossen Wert darauf. Manche Marken haben nicht den Mut dazu. Wir sind erfolgreich. Männer wollen auch Farben. Aber in einer anderen Weise. Frauen, die schon alles haben, betrachten Uhren oft als Accessoire, das zur Tasche passen muss, oder zur Kleidung. Solche Kunden haben natürlich nicht nur eine Uhr. Sie besitzen 20 oder 50. Die viel grössere Herausforderung besteht darin, einer Frau die erste Uhr zu verkaufen. Das ist viel anstrengender als der Verkauf einer ersten hochwertigen Uhr an einen Mann.
Von wie vielen Partnerschaften reden wir denn gegenwärtig? (lacht) So viele, so viele … Also quasi unzählige? Ja. Wirklich eine richtige Menge. Aber wir pflegen zwei Hauptsäulen. Und das sind Fussball und eben Ferrari. Dorthin fliessen zwei Drittel unseres entsprechenden Budgets.
Wie steht es bei Hublot generell um das weibliche Geschlecht. Können Sie einen Umsatz-Anteil nennen? Etwa 23 Prozent, aber mit steigender Tendenz.
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CF AERO CHRONO ORLINSKI GREEN CERAMIC 45
CLASSIC FUSION ORLINSKI TITANIUM
CF AERO CHRONO ORLINSKI RED CERAMIC
SPIRIT OF BIG BANG BLUE SAPPHIRE
BIG BANG PINK SAPPHIRE DIAMONDS
SPIRIT OF BIG BANG YELLOW SAPPHIRE
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CLASSIC FUSION CHRONOGRAPH JUVENTUS CERAMIC CARBON
Habe ich mich verhört? Zwei Drittel? Ja, aber des Sponsoring- und nicht des Marketing-Budgets. Daneben müssen wir unsere Klientel natürlich auch über andere Plattformen erreichen. Insbesondere die Musik. Dort investieren wir ebenfalls, um die jüngere Generation anzusprechen. Denken Sie beispielsweise an Depeche Mode.
wichtige Partnerschaft handeln könnte mit dem Resultat einer erspriesslichen Win-win-Situation.
Die Kooperation mit Depeche Mode währt jetzt schon rund zehn Jahre. Was macht diese Partnerschaft für Hublot so bedeutend? Uns ging und geht es darum, andere Welten zu betreten und uns darin aufzuhalten. Die Welt der Musik ist für uns sehr wichtig. Sie spricht Millionen von Menschen an. Auch dort können und wollen wir die Marke Hublot und ihre Werte kommunizieren. Depeche Mode sind für uns ausgesprochen wichtige Botschafter auf dem Gebiet der Musik.
Haben Menschen, die Depeche Mode hören, eine Beziehung zu Hublot-Uhren? Natürlich nicht alle, aber viele eben schon. Und das macht den Reiz dieser Partnerschaft aus. Die Kooperation bringt DepecheMode-Fans zu Hublot und im Gegenzug aber auch Hublot-Fans zu dieser Band und ihrer Musik. Wir sprechen eine Generation an, die sich für Depeche Mode begeistert und für die eben auch Hublot von Interesse ist.
Sie haben bislang zwei Tourneen gesponsert. Wie ist das Resultat aus der Sicht von Hublot? Ich würde es als grossen Erfolg bezeichnen.
Wie reagierte das Publikum auf die limitierten Editionen, welche bislang gemeinsam mit Depeche Mode entstanden? Wenn ich sage, dass alle Uhren restlos ausverkauft sind, spricht das doch absolut für sich. Beide Seiten waren und sind also restlos zufrieden mit dem, was wir bislang zusammen erreicht
Was haben Sie sich gedacht, als Sie den Mitgliedern der Band zum ersten Mal begegnet sind? Das war im Zuge der Eröffnung unserer Boutique in Prag. Mir war schnell bewusst, dass es sich um eine für beide Seiten
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haben. Das Engagement für die Aktion Charity: Water hat alles in allem mehr als drei Millionen Dollar eingebracht und mehr als 60’000 Menschen mit Trinkwasser versorgt. Wie viel steuern denn Ihre Partnerschaften mit Ferrari und Fussball zum Umsatz bei? Für den Fussball kreieren wir ja nur vereinzelt Uhren. Fussball ist für uns mehr Sponsoring zugunsten der Markenbekanntheit. Aber es kurbelt dennoch die Verkäufe an … … natürlich, aber das lässt sich nicht wirklich messen. Andererseits haben wir natürlich vereinzelt spezielle Modelle für diesen Breitensport. Welches Gefühl haben Sie persönlich zu Hublot und Fussball? Fussball hat die Bekanntheit von Hublot deutlich gesteigert. Wenn Leute heute Hublot hören, sagt ihnen das was, verknüpfen sie den Namen mit Uhren. Wir sind uns aber auch bewusst, dass sich 90 bis 95 Prozent dieser Leute keine Hublot leisten können. Aber das macht gar nichts. Wir glauben fest, dass es sehr wichtig ist, eine Marke konsequent aufzubauen. Leute sollen Hublot mit Uhren verknüpfen und nicht mit einer Bank oder irgendwelchen Nahrungsmitteln.
CLASSIC FUSION CHRONOGRAPH UEFA CHAMPIONS LEAGUE
Bei Ferrari sieht das wahrscheinlich anders aus … Klar. Hier sehen wir mehr potenzielle Kunden, weshalb sich die Kreation eigener Uhren auf jeden Fall lohnt. Jedes Jahr verkaufen wir zwei- oder dreitausend Uhren zusammen mit Ferrari. Hinsichtlich des Umsatzes macht das sieben bis acht Prozent aus. Das ist messbar und ein grosser Erfolg. Im Gegensatz zu anderen Marken, die vorher mit Ferrari kooperiert haben, gelingt es uns, zahlreiche Uhren an Besitzer dieser Autos zu verkaufen. Hublot hat sich zu einer wirklich etablierten Marke entwickelt. Menschen mit Ihren Uhren am Handgelenk sieht man inzwischen nahezu überall. Der Erfolg einer Marke zeigt sich tatsächlich darin, dass die Uhren getragen werden. In diesem Sinn sehen wir natürlich viele Rolex, viele Royal Oak, einige Patek Philippe und eben auch Hublots. Wir gehören zu den vier oder vielleicht auch fünf Marken, welche im Moment gut verkaufen. Für andere ist es anstrengender und auch herausfordernder, sich zu behaupten. Sie sind fester Bestandteil dieser mittlerweile 15-jährigen von Jean-Claude Biver initiierten Erfolgsgeschichte. Wie sehen Sie sich und Ihre Rolle darin? Meine Rolle bestand darin, die Dinge möglich zu machen. Jean-Claude ist eine brillante Person. Ich denke an seine Visionen, an sein Konzept und all die vielen Ideen, die er ständig entwickelt. Jede Sekunde ein Einfall, möchte ich sagen. Dazu bin ich komplementär, denn ich sorge für die praktische Umsetzung. Ich lasse geschehen. Man kann die besten Ideen besitzen, aber wenn es nicht gelingt, diese Realität werden zu lassen, ist alles irgendwie nutzlos. Meiner Meinung nach war ich die Person, welche die Ideen aufgegriffen und zum Beispiel in Uhren, deren Produktion, Marketing- und Verkaufsstrategien umgemünzt hat. Ich habe die Dinge bei Hublot geschehen lassen. Davon bin ich fest überzeugt.
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BIG BANG FERRARI CARBON RED CERAMIC
BIG BANG SCUDERIA FERRARI 90TH ANNIVERSARY PLATINUM
TECHFRAME FERRARI TOURBILLON CHRONOGRAPH SAPPHIRE WHITE GOLD
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Der Künstler Richard Orlinski brachte frischen Wind in die Hublot-Szene. Auch das ist fantastisch. Anleihen für eine Uhr bei der Kunst zu nehmen, ist etwas Grossartiges. Das Produkt sieht unglaublich gut aus und bringt einen ungeheuren wirtschaftlichen Erfolg mit sich. Können Sie sich noch an die erste Begegnung mit Richard erinnern? Als wäre es gestern gewesen. Ich sagte zu ihm: Lass uns als Erst-Edition mal 200 Uhren produzieren. Dann sehen wir weiter.
Jetzt sind Sie beides in einer Person. Sie müssen fortan auch die Inspirationen liefern. Absolut richtig …
Will heissen, Sie waren etwas skeptisch … … ich würde eher sagen vorsichtig. Richard hingegen war spontan vom Erfolg der Kooperation überzeugt. Er hat recht behalten. Inzwischen sind wir bei mindestens zehn Editionen und 2000 Uhren angelangt.
… und sie in die Tat umsetzen. Genau. Aber ich agiere von einer guten Basis aus. 2004 gab es eine Vision, von der wir bei Hublot bis heute zehren. Und es gibt keinen Grund, diese Vision zu verwerfen. Und wir müssen diese Vision auch nicht neu erfinden. Die Kunst der Fusion lebt. Und sie wird es auch in Zukunft immer tun. So eine bewährte Plattform hilft gewaltig. Immer einzigartig sein, unterschiedlich und stets der Erste in allem, was wir tun, um disruptiv in Erscheinung zu treten. Alle diese Philosophien wurden wirklich von Jean-Claude Biver implementiert. Und ich muss gestehen, dass das hilft. Aber natürlich muss man immer wieder neue Ideen in die Welt setzen. Zum Beispiel das bereits erwähnte Engagement in der Musik oder in der Kunst und so weiter. Das waren mehr meine Ideen, welche aber natürlich der angestammten Philosophie folgen.
Ergo hat die Zusammenarbeit mit bedeutenden Künstlern und Designern Zukunft bei Hublot. Das denke ich, ja. Unsere Kunden warten auf so etwas. Einmal mehr wollen und bekommen sie etwas anderes. Sie erhalten ein Kunstwerk fürs Handgelenk. Ich bin mir jedoch auch sicher, dass andere Marken folgen werden. Aber das macht nichts, denn einmal mehr sind wir die Leader. Zusammenfassend möchte ich sagen, dass es immer wichtig ist, sich von anderen Welten und nicht nur von der Uhrenszene inspirieren zu lassen. Hublot liebt Design, und Hublot liebt Kunst. Lieben Sie persönlich ebenfalls Kunst und Design? Ich mag zeitgenössische Kunst. Und solche habe ich auch zu Hause. Ich besitze Kunstwerke von den Künstlern, mit denen Hublot kooperiert. Schliesslich wählen wir unsere Partner auch nach deren Kunst aus.
Wenn Sie auf 15 Jahre bei Hublot zurückblicken, gibt es da etwas, auf das Sie persönlich besonders stolz sind? Wenn Sie mich so fragen, möchte ich die Big Bang nennen. In deren Kreation war ich massgeblich involviert. Die Anfänge des Produkts waren ein Schlüsselelement, und ich denke, mein Beitrag bestand darin, diese Armbanduhr mit allen ihren Details Realität werden zu lassen.
Dann besitzen Sie sicher auch einen Orlinski. Ja, ich besitze unter anderem einen Panther und einen kleinen Kong. Oder was von Carlos Cruz-Diez. Romero Britto malte im Zusammenhang mit der Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien eigens für mich ein Bild. Auch von Thierry Guetta, bekannt als Mr. Brainwash, gibt es etwas. Um hier nur einige Kunstwerke zu nennen.
Zusammen mit Mijat? Ja, schon, aber Mijat war als Produktgestalter eben nur ein Teil davon. Am Anfang lieferte er ein Design. Und ich war davon nicht hundertprozentig überzeugt. Die Entwürfe waren in etlichen Punkten verbesserungsbedürftig. Wir mussten vieles überarbeiten und praxistauglich machen. Bekanntlich geht es um die Details. Letzten Endes arbeiten wir auch heute noch beständig weiter. Deshalb kann ich wirklich von einer beträchtlichen Teilhabe sprechen. Ganz zu Anfang bestand meine Arbeit zu hundert Prozent in Produktentwicklung. Das Ergebnis ist die Big Bang, welche heute zu Recht als Ikone unserer Industrie gilt.
Und Ihr Haus wurde gestaltet von? Das Design ist sehr speziell, denn das Haus besteht aus Beton. Manche Leute behaupten, es sei ein Bunker (lacht). Aber ich muss zugeben, es sieht auch ein wenig danach aus. Ich wollte etwas Andersartiges, Besonderes. Nicht klassisch. Daher alles Beton. Ja, von aussen liegt die Assoziation mit einem Bunker nicht ganz fern. Aber innen ist es sehr modern, aber auch sehr hübsch.
Welche Big Bang ist eigentlich die erfolgreichste unter allen Referenzen, die im Laufe der Jahre entstanden? Es handelt sich um ein 2005 geschaffenes Modell mit Keramik. Auch nach dieser langen Zeit immer noch unser Bestseller. Die Nummer eins bei den Verkäufen. Also ein echter Klassiker … … ja. Geschaffen für Menschen, welche die Welt von Hublot betreten wollen. Dieser Chronograph ist in einem erschwinglichen Preissegment angesiedelt und repräsentiert unsere Marke perfekt.
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DIE BRITISCHE AUTOLEGENDE Autorin_Lone K. Halvorsen Bilder_Aston Martin
ASTON MARTIN DB5 119
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ER KAM MIT MASCHINENGEWEHREN HINTER DEN BLINKERN, ROTIERENDEN NUMMERNSCHILDERN, SCHLEUDERSITZ, EINEM REIFEN-ZERTEILER UND EINEM AUSFAHRBAREN KUGELFANG – DER DB5 WAR EINE RASENDE FESTUNG UND ZUGLEICH FÜR DEN STRASSENVERKEHR ZUGELASSEN.
Bei der Auflistung solcher Gadgets wird jeder Autoliebhaber unvermeidlich an James Bond und seinen Aston Martin DB5 in der Farbe Silver Birch denken. Im Film «Goldfinger» tauchte zum ersten Mal ein DB5 als Dienstwagen an der Seite von Sean Connery auf – für viele war das Auto der heimliche Star des Films. Man kann zu Recht behaupten, dass bis anhin kein anderes Auto derart Filmgeschichte geschrieben hat, aber zu Unrecht noch nie für den Oscar nominiert wurde. Dennoch war der DB5-007-Auftritt legendär, und die Marke Aston Martin zehrt immer noch vom damaligen Publicity-Boost.
spricht. Die beiden Herren gingen jedoch getrennte Wege, aber Mr. Martin widmete sich fortan erfolgreich der Konstruktion von edlen Rennwagen für die Strasse, die auch im Motorsport erfolgreich bestehen konnten. Es sollten jedoch einige Jahre vergehen, bis der DB5 das Licht der Welt erblickte.
IM DIENSTE IHRER MAJESTÄT
ONCE UPON A TIME
Die Geschichte von Aston Martin begann vor mehr als einhundert Jahren. Der rennbegeisterte Geschäftsmann Lionel Martin und der britische Ingenieur Robert Bamford gründeten 1913 das Unternehmen Bamford & Martin Ltd. im Westen von London. Beide Männer teilten ihre Leidenschaft und ihr Talent für Maschinen, Antrieb, Motoren und Rennsport. Diese Leidenschaft brachte sie dazu, Autos zu bauen, die immer schneller, leistungsstärker und immer schöner wurden. Bereits zwei Jahre nach der Gründung des Unternehmens rollte aus einer Hinterhof- Garage im Londoner Stadtteil Kensington das erste vierrädrige Gefährt mit dem Spitznamen «Coal Scuttle» (Kohlenkasten). Nach dem Motto «win on sunday, sell on monday» nahm der Gentleman-Fahrer Martin am Bergrennen von Aston Clinton teil – was der Namensgebung des ersten Fahrzeugs ent-
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Im Jahr 1963 wurde der Aston Martin DB5 auf der Earls Court Motor Show in London vorgestellt und frenetisch begrüsst. Das Design ähnelte dem Vorgänger DB4, doch «inhaltlich» hatte der DB5 deutlich mehr zu bieten. Mit drei Doppelvergasern schaffte der Reihensechszylinder-Motor mit vier Liter Hubraum und 314 PS eine Beschleunigung von null auf Tempo 100 in acht Sekunden, und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 233 km / h gehörte er zu den schnellsten Sportwagen seiner Zeit. Der Legende zufolge wurde der Prototyp von DB5 in «Goldfinger» eingesetzt. Jahre später durfte der DB5 mit seinem Geheimagenten in «Skyfall» bei einem Einsatz wieder dabei sein. Wenn auch nur kurz, denn schliesslich wurde der DB5 von Kugeln durchlöchert und in die Luft gejagt. Oldtimerfans blutete bei dieser Szene das Herz, aber versöhnlich wirkte die Nachricht, dass es kein echter DB5 war. Sechs Mal kam der DB5 zum Einsatz, und 25 Jahre später wird nun der berühmteste Dienstwagen der Geschichte ein Remake erleben. Der Preis ist enorm, aber was soll’s, man lebt ja nur zweimal …
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Imagine drifting at more than 125 MPH in total safety round an F1 circuit… … reproduced full-scale on a frozen lake, … behind the wheel of a high-powered sports car, … under the northern lights of Swedish Lapland.
Welcome to Lapland Ice Driving.
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123 Each year, Lapland Ice Driving takes the necessary measures to completely neutralise its carbon footprint.
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© H&M Studio
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MIT EINER MISSION
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Autor_Beat Krenger
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SIE STEHEN GANZ OBEN AUF DEM MODE-OLYMP: ADUT AKECH UND ANOK YAI. ZWEI JUNGE SCHWARZE FRAUEN, DIE EIN WICHTIGES ZEICHEN FÜR MEHR VIELFALT UND TOLERANZ SETZEN. Ob in Mailand, Paris, London oder New York: Auf Laufstegen, Werbeanzeigen und den Seiten der renommierten Modemagazine der Welt bewegt sich etwas. Ein lang ersehnter Wechsel kommt endlich in Schwung. Der Anteil von dunkelhäutigen Models in Kampagnen, Fashion Shows und der «Vogue» war nämlich noch nie so hoch wie jetzt. Und es sind zurzeit zwei Newcomer, welche die besten und bestbezahlten Aufträge von Chanel über Valentino bis Estée Lauder an Land ziehen. Adut Akech und Anok Yai, beide sehr schwarz und sehr stolz darauf, sind die Topmodels der Generation Z. Das ist hocherfreulich, gerade weil ihre bewegten Lebensgeschichten unsere heutige durchmischte Gesellschaft widerspiegeln. Zwei Momente einer Modeschau sind unter Models auch im Jahr 2019 besonders erstrebenswert, weil sie die allergrösste Aufmerksamkeit garantieren und schon so manche Modelkarriere erst richtig angekurbelt haben: als erstes Model eine Modeschau eines bekannten Designers zu eröffnen oder sie als letztes zu beschliessen. Meist im Hochzeitskleid als Krönung der ganzen Kollektion. Modeschöpfer Karl Lagerfeld hatte für seine zweitletzte Chanel-Modenschau vor seinem Tod höchstpersönlich bestimmt, dass Adut Akech, damals erst zarte 18 Jahre jung, das teuerste Kleid mit dem Brautschleier tragen darf. Als Adut ganz in Mintgrün über den Laufsteg im Pariser Grand Palais schritt, war das zugleich eine wichtige Botschaft für mehr Diversität in der Modeszene. Nach Supermodel Alek Wek, die im Jahr 2004 die Chanel-Braut verkörperte, ist sie erst das zweite schwarze Model, welchem mit diesem Ritterschlag gehuldigt wurde. «Solche Momente sind Zeichen des Fortschritts», erklärte Akech danach mit Tränen in den Augen den Pressevertretern. «Wir werden zwar noch einige Jahre auf dieses Ereignis zurückblicken, doch ich hoffe sehr, dass es zu einer breiteren Akzeptanz von schwarzen Models in der Branche verhilft.» Adut Akech hat seither unglaublich viel zu tun. Und die sonst so exklusive Modeszene ist etwas offener und vielfältiger geworden. Ende letzten Jahres wurde Adut Akech einstimmig zum Model des Jahres gekürt, zierte Kampagnen unter anderen für Bottega Veneta, Versace Chanel, H&M, Zara, Saint Laurent, Fendi, Miu Miu, Givenchy und Missoni. Auf den letzten internationalen Modewochen, die im Oktober in Paris zu Ende gegangen sind, lief sie für alle Designer von Rang und Namen. Die junge Frau hat ein Gesicht, das man sich merken sollte. Und dafür sorgten zuletzt fünf internationale September- Ausgaben der «Vogue», auf deren Cover Adut es schaffte. Fünf «Vogue»-Titel in einem Monat: Das ist spektakulär und hat noch nie zuvor ein Newcomer-Model geschafft.
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Adut Akech auf dem Runway der Milan Fashion Week.
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Anok Yai wurde dank Instagram zum Topmodel.
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Adut Akech kämpft für mehr Toleranz in der Modewelt.
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Gerade die «September Issues», die traditionell den Beginn der neuen Modesaison einläuten, gelten als ultimative Stil-Bibel für neue Trends. Das schwarze Topmodel zierte nicht nur das Titelbild der japanischen, deutschen und australischen «Vogue», sondern auch der vielbeachteten «Vogue Italia». Die grösste Ehre war es jedoch, von der Herzogin von Sussex, Meghan Markle, als eine von 15 Hoffnungsträgerinnen auf das Cover der britischen «Vogue» ausgewählt zu werden, Markle hatte das Magazin als Co-Chefredaktorin mitgestaltet – und es entwickelte sich zum absoluten Verkaufsrenner weit über die Britischen Inseln hinaus. Adut Akech wurde im Südsudan geboren und wuchs unter äusserst harten Bedingungen in einem Flüchtlingslager in Kenia auf, bevor sie mit ihrer Familie nach Australien zog. Es ist diese Geschichte, die Meghan Markle beeindruckte und die Adut Akech dazu inspiriert, eine politische Botschafterin gegen Diskriminierung und Rassismus zu sein. Auch Pierpaolo Piccioli, Creative Director und Chefdesigner von Valentino, ist bekennender Fan von Adut Akech. Seit einigen Saisons läuft sie regelmässig für alle seine Modeschauen in Paris und zierte bereits mehrere Kampagnen des Luxuslabels. Im vergangenen September kündigte Piccioli auf seinem Instagram-Account an: «Zum ersten Mal überhaupt repräsentiert eine schwarze Frau einen Parfum-Duft eines Couture-Hauses – und ich könnte darauf nicht stolzer sein.» Adut Akech ist nicht nur das Aushängeschild des neuen Dufts «Born in Roma», sie schreibt mit dem lukrativen, mehrjährigen Exklusiv-Vertrag ein Stück Geschichte. «Diversity» bedeutet Vielfalt. Sich abzuheben, anders auszusehen, von der Norm abzuweichen. Und gerade das sind alles Attribute, warum Adut Akech und ihre Modelkollegin Anok Yai momentan so viel Aufmerksamkeit erregen. Sie sind nicht nur umwerfend schön, sondern auch stolz auf ihre Wurzeln, politisch engagiert und sehr smart. Diversität ist heute nicht mehr nur eine leere Versprechung. Sie ist eine Tatsache. Auch in der Modebranche, die so viele Jahre auf Size Zero und klassische, austauschbare Schönheiten gesetzt hatte. Dass Designer Pierpaolo Piccioli für seine letzte Valentino- Couture-Show ausschliesslich dunkelhäutige Models engagierte, war keine einmalige Laune, sondern ein wichtiges Statement für mehr Anerkennung und Toleranz. «Einst war Couture nur für weisse Frauen bestimmt, das ist zum Glück heute vorbei», sagte Piccioli nach seiner Show der Presse. «Es geht jetzt um etwas, das weit über die Kleider hinausgeht. Es geht um einen Wandel in der Gesellschaft.» Er bekam viel Zuspruch von allen Seiten für seine Aktion. Inklusivität wird zwar immer grösser geschrieben. Und doch tun sich nicht alle einfach mit dem Wandel. Als ein australisches Life style-Magazin kürzlich ein grosses Porträt über Adut Akech brachte, stellte eines der Fotos im Artikel ein ganz anderes Model dar. Das Topmodel tobte zu Recht und schrieb ein klares Statement auf Instagram. Ihre Anklage lautete: Es ist viel passiert in den letzten Jahren, aber eine solche Verwechslung würde einem ebenso bekannten weissen Model nicht passieren. Die Episode zeigt: Trotz aller Erfolgsmeldungen über mehr Akzeptanz gibt es immer noch Nachholbedarf – und das nicht nur in der oberflächlichen Modewelt, wo kurzlebige Trends das Geschäft dominieren. Seit fast zwei Jahren ist Anok Yai im Modezirkus mit dabei, und in dieser kurzen Zeit hat sie in der Branche mehrere Rekorde gebrochen. Die Studentin der Biochemie wurde zufällig auf einem
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Musikfestival in Jeans-Shorts, T-Shirt und mit Naturkrause entdeckt. Ein Streetstyle-Fotograf postete den Schnappschuss der damals 19-Jährigen auf Instagram – und das Foto ging viral. Nur kurze Zeit später war sie bei einer der besten Modelagenturen unter Vertrag, heimste einen mehrjährigen Beauty-Deal von Estée Lauder ein und wurde der neue Liebling von Miuccia Prada. Die Aschenputtel-Geschichte geht aber noch weiter in die Vergangenheit zurück. 1997 wurde das heutige Topmodel als Tochter sudanesischer Migranten in Ägypten geboren. Dann musste sie mit der Familie vor dem Genozid in Darfur fliehen. So kam Anok Yai nach New Hampshire, wo sie endlich ein sicheres Zuhause fand. Auch sie ist unterwegs mit einer klaren Mission: «Ich möchte ein Vorbild sein. Ich möchte den Menschen zeigen, dass dunkle Haut schön ist. Ich will einfach nur, dass es heute ganz selbstverständlich ist, schwarz zu sein.» Heute gilt Anok Yai als Muse von Tom Ford, und sie durfte als zweites schwarzes Model in der Geschichte eine Prada-Show eröffnen – 20 Jahre nachdem Naomi Campell diese Ehre zuteilwurde. Die 21-jährige Anok Yai kann heute für ein Photoshooting sage und schreibe 15’000 Dollar verlangen – pro Stunde. Das Vermögen der grazilen Schönheit wird heute auf über drei Millionen Dollar geschätzt. Selbst Cinderella würde vor Neid erblassen. Aber gerade die ungebrochene Aufmerksamkeit, die Adut und Anok für ihre Arbeit bekommen, zeigt, wie stark das alte Schönheitsbild immer noch verankert ist. Erst in den letzten zwei Jahren begann die Modeindustrie, das Wort «Diversity» in sich aufzusaugen, aber es trägt erst jetzt langsam Früchte. Popstar Rihanna hat kürzlich in New York auf eindrückliche Art gezeigt, dass Frauen in allen Hautfarben, Geschlechterschattierungen und Körperformen ihre entworfenen Fenty-Dessous tragen sollen – und umwerfend darin aussehen. Egal ob dick, dünn, schwarz, weiss, mit Makel oder ohne. In dem Wort «Diversity» steckt eigentlich das neue Erfolgsrezept für mehr Solidarität, für mehr Anerkennung und Vielfalt. Weit über die Modewelt hinaus. Und erst jetzt hat man das Gefühl, dass es die Branche, die sich diesem Begriff über eine lange Zeit zum grossen Teil verweigerte, wirklich ernst meint. Auch dank den bahnbrechenden Auftritten von Adut Akech und Anok Yai, die ganz oben angekommen sind, um dort zu bleiben.
EIN LANG ERSEHNTER WECHSEL KOMMT ENDLICH IN SCHWUNG
FASHION
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BE BE AUTY AU TY & WELL WELL BE BEING ING PRESTIGE
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BEAUTY &WELLBEING Photography: brigitteaeschbach SS19 Blazer: www.mourjjan.com Model: Jade for www.scout-model.com
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AUGEN AUF! Autorin_Beatrice Schönhaus
Wenn US-Superstar Taylor Swift die Bühne betritt, kriegen viele Menschen Gänsehaut. Gänsehaut wegen ihres dramatischen Augenaufschlags. Und des markanten Make-ups. Die Cat Eyes, die sie sich schminken lässt, sind an Dramatik nicht zu überbieten. Zusammen mit ihrem Charisma verleihen sie ihr das, was wir im Kleinen auch davon lernen können: Sie verleihen ihr Präsenz. Auch Schauspielerin Kristen Stewart, berühmt geworden durch den Film «Twilight» mit Robert Pattinson, weiss das. Und betont ihre Augenpartie gekonnt dramatisch und stark. Sie verleiht damit ihrem ohnehin expressiven Gesicht das Unverwechselbare, Geheimnisvolle. Es stimmt schon: Der Look eignet sich vielleicht eher für den Abend, die Party oder das grosse Event – im grellen Neonlicht des Büros kann er leicht etwas übertrieben und unpassend wirken. In der Beautybranche jedoch ist dies einer der grossen Wintertrends 2019 / 20. Die ganze Augenpartie ist im Fokus der Stylisten. Variationen dazu gibt’s viele – von sanft mithilfe Augenbrauenbürste oder -stift oder kräftig mit schimmernden Lidschatten wie etwa mit den «Ombres Premières» von Chanel und viel Mascara oder Kunst-Wimpern. Für die Inspirationen in der Mode schaut man sich am besten die Shows von Prada, Fendi, Versace und natürlich Dior an. Die Models wirken darin zwar poetisch, feminin, teilweise verspielt. Und doch auch ungeheuer stark, entschieden und selbstbewusst. Wie Frauen von heute eben sind. Die Meisterin dieser Inszenierung ist im Moment Maria Grazia Chiuri, die die Designs und die Vision des Modehauses Dior prägt. Und damit an den Pret-à-porterShows Frühling / Sommer 2020 international heftig für Furore sorgte. Es war eine der interessantesten, futuristischen Shows, die
das gegenwärtige Zeitgefühl perfekt widerspiegelte. Denn die zarten Wesen in den teils floralen, luftigen Kleidchen wirkten trotzdem äusserst willensstark, etwas wütend und bereit, im Grossstadtdschungel zu kämpfen. Die künstlerische Inspiration dazu war die Lebensgeschichte von Christian Diors Schwester Catherine, die gelernte Gärtnerin war und in Paris im Quartier Les Halles Blumen verkaufte, bis sie im 2. Weltkrieg dann der Résistance, dem Widerstand, beitrat. Sie riskierte ihr Leben, überstand aber dank viel Glück alles heil. «Ich entschied mich, diese Show zu nutzen, um Catherine zu feiern, weil ich glaube, dass sie eine wirklich moderne Frau war», sagt Designerin Maria Grazia Chiuri im Interview mit der deutschen Frauenzeitschrift «Vogue». Bei der Figur von Catherine trifft Poesie auf stählernen Widerstand, weich auf hart, Verspieltes auf Entschlossenheit. Das passt perfekt zum Trend in der Mode und im Make-up, die Dualität der heutigen Zeit. Sie bildet einen reizvollen Kontrast zur Persönlichkeit, den man auch optisch gut betonen kann. Am besten lässt man sich bei einer Kosmetikerin oder über Tutorials auf Youtube mal zeigen, wie man eine betonte Augenpartie am besten hinbekommt – und lässt sich effektvolle Augenbrauen bei seiner Lieblingskosmetikerin applizieren. Der Markt bietet viele spannende neue Produkte im Fachhandel: so zum Beispiel den «Natural Brow Shaper» oder das ganze «Brow Kit» von Bobbi Brown. Oder das französische Haus Lancôme, dem mit dem «Sourcils Styler» ein gutes Produkt gelang. Von der Kultmarke Yves Saint Laurent überzeugt die Mascara «Volume Effet Faux Cils» und von Helena Rubinstein die «Lash Queen Mascara». Hübsch designte Pro-
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BEAUTY &WELLBEING
Gesichtet auf dem Runway: betonte Augen bei der Frühlings-/Sommer-Kollektion 2020 von Dior.
Peter Philips legt bei Dior den Fokus auf einen dramatischen Augenaufschlag.
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Sowohl optisch als auch inhaltlich für das Auge entworfen: Louboutin «Metallic Eye Colour».
Das «Brow Kit» von Bobbi Brown untermalt die Augenpartie.
dukte gibt es übrigens von Schuh-Papst Christian Louboutin zu kaufen: Die Linie «Metallic Eye Colour» ist über den Online-Anbieter Net-a-porter zu erwerben. Ist einem dies zu wenig und bringt eine zu wenig schnelle Optimierung, spricht man mit einem guten Dermatologen und Fachmann der ästhetischen Medizin darüber, wie man sich sanft den einen oder andern Fehler der Natur, etwas erschlaffte Lider oder anderes korrigieren respektive optimieren lassen kann. Der erfahrene Dermatologe Dr. med. Michael Gütling von den Pallas-Kliniken verrät: «Nach wie vor ist die Oberlidstraffung etwas, was am meisten verlangt wird. Das öffnet den Blick wieder und verleiht einem insgesamt ein frischeres Aussehen. Zudem hält der Effekt dieser Behandlung lange an. Hässliche Krähenfüsse lassen sich meist mit Botox oder einem
Yves Saint Laurent überzeugt mit der Mascara «Volume Effet Faux Cils».
neuen Fadenlifting beheben, wobei Fäden verwendet werden, die sich selber auflösen. Die Laser von heute sind viel effektvoller und sanfter zur Haut. Ganz aktuell sind Augenbrauen-Transplantationen, die einen intensiveren Blick verleihen. Immer jedoch gilt: sich vor dem Eingriff mit dem Facharzt beraten, die Risiken kennen und – ganz wichtig – sich erkundigen, wie man die Augenbrauen wieder entfernen könnte, sollte man nicht ganz zufrieden sein mit dem Effekt.» Das Schöne an den heutigen Optionen ist die Tatsache, dass man wählen kann. Ich persönlich mag’s lieber sanft, helfe mit Pflege und optischen Tricks nach. Andere wollen’s ein für alle Mal optimieren – auch hier sind Kontraste erlaubt. Wichtig ist das Ergebnis, der Augenblick, in dem man in den Spiegel schaut und denkt: «So gefall ich mir!»
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LI VI LI VINGNG
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© DePasquale+Maffini
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DAYBED STORY Autorin_Lone K. Halvorsen
DER STILVOLLE ALLTAGSBEGLEITER UND EWIGE SEHNSUCHTSORT 177
© Courtesy of the Knoll Archive
© LC4 by Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand – Cassina
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LIVING
Sie nennen sich Daybed, Chaiselongue oder Récamiere – unterschiedliche Bezeichnungen für ein faszinierendes Möbelstück. Die stilvollen, eleganten Sitz- und Liegesofas erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. der bekanntesten Chaiselongues ist die 1928 mit Stahlgestell entworfene LC4 von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand, welche als Grundstein für weitere Interpretationen in der Folgezeit dienen sollte. Mit der Zeit verschmolz die zweiteilige Chaiselongue zu einem einzigen Möbelstück, aus dem die Récamiere und die moderne Chaiselongue hervorgingen. Charakteristisch war weiterhin die lange Liege ohne Rückenlehne, aber mit zwei hoch geschwungenen Armlehnen. Im Verlauf der Jahre wurden viele Varianten der Récamiere entwickelt, und mitunter wurde die Liege etwas kürzer gestaltet – je nach Bedarf mit einem bequemen Hocker für die Beine. Benannt wurde die Récamiere nach der französischen Schriftstellerin Julie Récamier. Im Gegensatz zur ursprünglichen Form ohne Rückenlehne, aber mit zwei Armlehnen ist das Möbelstück heutzutage meist mit einer Rückenlehne versehen, bei der die Armlehnen oft nur angedeutet werden.
Alle drei möchten sich ungern als ein konkretes Möbelstück definieren, sondern die Freiheit geniessen, sich je nach Bedarf des Nutzers entfalten zu können. Ob dieser nun mit einem schönen Buch oder einem Glas Wein sitzend oder liegend entspannen, einen Mittagsschlaf machen, einfach nur ein wenig tagträumen möchte oder wenn der Gast über Nacht bleiben soll … Sie sind nicht nur schön, sondern auch multifunktional und intelligent. Sie überzeugen als Solisten, die vor allem frei im Raum ihr Salonflair entfalten. Wo bisher ausladende Sofalandschaften dominierten, haben die Daybeds & Co ihre Wohnzimmerberechtigung daher längstens verdient. Da jedoch oft die Merkmale zwischen den dreien verschmelzen, die Grenzen verwischen und die Unterschiede für manche nicht klar definiert werden können, blicken wir zurück in die Vergangenheit, um die Geschichte des legendären Multitalents aufzudecken.
DAS DAYBED – SCHLICHT UND STILVOLL Erst die Pflicht und dann die Kür mag wohl bei vielen Menschen die Devise lauten, wenn eine Wohnung eingerichtet werden soll. Unbestritten steht dennoch bei manchen ganz oben auf der Liste der «Irgendwann-Wunschmöbel» das Daybed. Die Weiterentwicklung der historischen Liegemöbel wird jedes Jahr mit immer mehr Eifer neu interpretiert. Wenngleich das Bemühen nicht immer sichtbar ist, denn gerade in der Schlichtheit liegt ja der Reiz des Daybeds. Besonders wirkungsvoll sind die Modelle, die ganz auf Rücken- und Armlehnen verzichten. Zu einem der schönsten Klassiker gehört gewiss das puristische Barcelona Daybed der Bauhaus-Legende Ludwig Mies van der Rohe, das in der Formensprache Bauhaus-typisch reduziert und ohne eine aufwendige Gestaltung 1929 entworfen wurde.
CHAISELONGUE & RÉCAMIERE – ZWEI LIEGEN MIT GESCHICHTE Der älteste Vertreter der drei Möbel-Musketiere ist die Chaiselongue. Schon allein das Wort hat etwas Elegantes, die Chaiselongue verbreitet auch wahrhaftig Glamour im Raum. Übersetzt als «langer Stuhl», wussten bereits die Römer um den Zauber der Liege, die darauf assen und lasen oder die Gäste halb liegend empfingen. Eine Tugend, die im Altertum von Herrschenden zelebriert wurde. Recht hatten sie, denn die Ungezwungenheit des Ruhe- und Tagesbettes war schon damals bestens prädestiniert zum Nachdenken oder Dösen. Bereits im Altertum wurde die Liege mit dem erhöhten Kopfende populär, und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam der gepolsterte «lange Stuhl» in Frankreich in Mode. Das Design ging aus einem durch ein Tabouret verlängerten Fauteuil hervor – die Chaiselongue wurde demnach quasi in zwei Teilen gestaltet. Eine
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© L'Apogée - Oetker Collection
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CU LINA RI UM CU LI NA RIUM
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195 © L'Apogée - Oetker Collection
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© Courchevel Tourisme - Patrice Mestari
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CULINARIUM
COURCHEVEL À LA CARTE – Autor_Thomas Hauer
ZUSAMMEN MIT MÉRIBEL UND VAL THORENS BILDET COURCHEVEL DAS ZENTRUM DER LEGENDÄREN TROIS VALLÉES IM DÉPARTEMENT SAVOIE – DER MIT MEHR ALS 600 PISTEN KILOMETERN UND ÜBER 180 LIFTANLAGEN GRÖSSTEN ZUSAMMENHÄNGENDEN SKIARENA DER WELT. DOCH AUCH FÜR GOURMETS IST DAS MONDÄNE «SAINT-TROPEZ DER ALPEN» MIT ALLEINE SIEBEN STERNERESTAURANTS EIN LOHNENDES ZIEL.
Spitzenküche im Herzen der französischen Alpen
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© Cheval Blanc, Restaurant Le 1947
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SCHLIESSLICH
Schliesslich hat das am Reissbrett entstandene Luxusresort vor der atemberaubenden Kulisse des Mont Blanc und der Grande Casse, angelegt nach Entwürfen des in seiner Heimat höchst umstrittenen Architekten und Stadtplaners Laurent Chappis, mit seinen heute sechs Ortsteilen – der exklusivste und teuerste davon Courchevel 1850 – mehr als 120 Restaurants zu bieten. Von der urigen Fonduestube bis zum Drei-Sterne-Restaurant. Die erste Adresse von Courchevel – zumindest kulinarisch – ist das 2008 eröffnete «Le 1947» unter der Ägide von Küchenlegende Yannick Alléno. Standesgemäss residiert es im vielleicht besten Haus am Platz, dem zur LVMH-Gruppe zählenden Ultra-Luxus- Hotel «Cheval Blanc». Wer es sich leisten kann, in den grade mal 36 traumhaften Zimmern und Suiten abzusteigen – alle bis ins kleinste Detail durchgestylte Unikate –, hat es geschafft. Benannt nach dem seit Menschengedenken grössten Jahrgang des gleichnamigen Ausnahme-Bordeaux aus Saint-Émilion verwöhnt Küchenchef Gérard Barbin – während des Sommers rechte Hand und Executive Souschef in Allénos Pariser Drei-Sterne- Gourmettempel «Pavillon Ledoyen» – im «Le 1947» Feinschmecker mit exklusiven Gaumenfreuden auf Weltklasseniveau. Dabei gelingt der Küche Saison um Saison ein ebenso beeindruckender wie stimmiger Spagat zwischen kulinarischer Avantgarde und Wohlfühlküche mit lokalen Bezügen. Natürlich können Gäste des «Le 1947» den Mythen-umrankten Jahrhundertwein auf Wunsch auch als exklusiven Menübegleiter wählen. Allerdings belastet eine Magnumflasche des kostbaren Elixiers das Genussbudget mit atemberaubenden 127’000 Euro. Aber hey – schliesslich sind wir in Courchevel. Über Geld spricht man hier nicht, man hat es. Und zur Not lässt sich Cheval Blanc im «Le 1947» dank Coravin Winesaver auch glasweise ordern. Oder man entscheidet sich schlicht für eine
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© Cheval Blanc, Restaurant Le 1947
CULINARIUM
©Cheval Blanc – Jean-Christophe, Studio Bergoend
Im «Le 1947» werden die Kreationen von Küchenchef Gérard Barbin wie essbare Stillleben in Szene gesetzt.
Das legendäre 3-SterneRestaurant unter Patronage von Starchef Yannick Alléno liegt am Ende eines minimalistischen Korridors, der die Gäste auf die unverwechselbare Handschrift des Meisters einstimmt.
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© Cheval Blanc – F. Nannini
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Flasche aus einem der weniger prestigeträchtigen Jahrgänge. Die gibt es schon zum Preis eines gebrauchten Kleinwagens. Dabei haben noch vor 60 Jahren während der kurzen, hochalpinen Sommer an den steilen Hängen rund um Courchevel allenfalls ein paar Schafe gegrast. Aber mit dem mittlerweile in zahlreichen Ski-Resorts rund um den Globus kopierten Konzept des Ski in / Ski out, das heisst mit Hotels, die direkt an die Pisten gebaut wurden, und einem belebten Zentrum, an dem sich die wichtigsten Loipen kreuzen, entwickelte sich Courchevel innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem der schillerndsten Wintersportorte der Welt. Den endgültigen Durchbruch brachte dann die Winter olympiade 1992 im nahe gelegenen Albertville. Rund 45 Hotels – darunter nicht weniger als 20 Fünf-Sterne- Herbergen, von denen sich drei, wie auch das «Cheval Blanc», mit dem prestigeträchtigen Label «Palace» schmücken dürfen, hat der Ort heute zu bieten. Darüber hinaus unzählige Luxus-Chalets. Doch zurück ins «Le 1947», über dem seit 2017 drei Michelin- Sterne leuchten und das im Gault Millau parallel dazu mit der Traumnote von 19,5 Punkten geführt wird. Damit also höchste kulinarische Weihen geniesst. Das minimalistische Setting des Restaurants, das maximal 22 Gästen Platz bietet, trägt die Handschrift von Frankreichs Interior-Design-Ikone Sybille de Margerie und wirkt wie eine ins «Star Trek»-Zeitalter gebeamte Filmkulisse aus einem 60er-JahreJames-Bond-Streifen à la «Goldfinger». (Apropos James Bond – auf dem spektakulären Altiport von Courchevel mit seinem grade mal 537 Meter langen, steil abfallenden Runway wurden tatsächlich schon Action-Szenen für die Bondfilme «Tomorrow never dies» und «Golden Eye» gedreht.) In der offenen Küche wuseln dabei fast so viele Köche, wie Gäste an den sechs weissen, mit feinstem Leder
bespannten Tischen Platz finden, die unter kleinen Kuppeln arrangiert sind, sodass fast eine Art Kokon-Feeling entsteht. Beim Betreten des Restaurants lädt Chef Barbin seine Gäste zunächst zu einem kleinen Küchenrundgang ein und präsentiert dabei, nicht ohne Stolz, den mit Holzkohle befeuerten Grill, zieht aus versteckten Kabinetten Einmachgläser hervor und lässt neugierige Feinschmecker an fermentiertem Waldboden, in der Umgebung gesammelten Wildkräutern, in Bienenwachs konservierten Trüffeln oder in Essig eingelegten Tannenspitzen schnuppern. Auf dem gewaltigen Herd köchelt derweil in einem Kupfer-gefassten Granittopf eine herrlich duftende Gemüsesuppe. Ein fast schon familiäres Ambiente. Typisch für ein Restaurant, das die unverkennbare Handschrift von Yannick Alléno trägt, steht im Mittelpunkt des Menüs der ansonsten im Vergleich zu Vorspeisen und Zwischengerichten oft eher stiefmütterlich behandelte Hauptgang. Das heisst, Gäste werden gebeten, zunächst ihre «plats de résistance» zu wählen, der Rest des Menüs wird dann quasi darum herum komponiert. Extrawünsche? Kein Problem. Das Wörtchen «Nein» bekommen Gäste in Courchevel ohnehin nur selten zu hören. Wir probieren neben Barbins Signature-Gericht – gedämpften Jacobsmuscheln, je nach Saison mit Kaviar oder schwarzen Trüffeln und einer himmlisch leichten bayrischen Creme kombiniert – unter anderem butterzartes Aveyron-Milchlamm mit einer hocharomatischen, ebenfalls mit Trüffeln verfeinerten «Sauce Moderne» und kandierten Zwiebeln, sowie saftigen, über Holzkohle gegrillten Hummer mit leichter Rauchnote, begleitet von einem intensiven Krustentierjus und Basilikum. Schliesslich ist der Meister ja nicht zuletzt für seine aromengewaltigen Saucen – die er selbst lieber als Extrakte bezeichnet – berühmt.
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Deutlich bodenständiger, aber nicht minder hervorragend wird dagegen im mit einem Michelin-Stern bewerteten Restaurant «Le Farçon» unter der Patronage von Küchenchef Julien Machet, der die Liebe zum Kochen von seiner Grossmutter geerbt hat, im besonders bei britischen Wintersporturlaubern beliebten Ortsteil La Tania aufgekocht. Das kleine Lokal, das in einem von aussen eher anonym wirkenden Gebäudekomplex im Zentrum untergebracht ist, besticht mit einer von regionalen Zutaten inspirierten Aromenküche auf höchstem Niveau. Hier stehen allerdings nicht Luxusprodukte im Mittelpunkt, sondern Machets Fokus liegt auf perfekt ausbalancierten Tellerkunstwerken. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Besonders gerne experimentiert der Küchenchef mit Heu, das er für alle möglichen Kreationen einsetzt – vom Aperitif, verfeinert mit hausgemachtem Heusirup, bis zum Dessert. Die dazu offen ausgeschenkten Weine aus der Region Savoyen beweisen eindrucksvoll, dass es nicht immer die ganz grossen Etiketten sein müssen – im Gegenteil. Der elegante, fruchtbetonte Pinot Noir des Weinguts Ravier präsentiert sich zum Beispiel als geradezu perfekter Begleiter eines saftigen Kalbsfilets mit feinen Röstzwiebeln. Apropos Geheimtipps. Von denen hat auch Marina Silina jede Menge auf Lager. Die gebürtige Russin, die es vor vielen Jahren nach Courchevel verschlagen hat, gebietet über den vielleicht kleinsten Weinladen der Welt – «Les Perles du Palais». Auf gerade mal 13 Quadratmetern offeriert Marina in der Rue de la Croisette ihren Kunden handverlesene Tropfen, darunter zahlreiche Bio-Weine, sowie charakterstarke spontan vergorene Kreszenzen, sprich Orange-Wein. Dass Marina, bevor sie ihre Liebe zum Rebensaft entdeckte, mit Trouvaillen ganz anderer Art Handel getrieben hat, verraten heute nur noch die beiden eindrucksvollen lupenreinen Brillanten, die an ihren Ohrläppchen blitzen. Längst geniesst ihr winziger Laden Kultstatus und gilt vielen Courchevel- Fans als Institution. Manche ihrer wohlhabenden Kunden geben Marina zum Saisonauftakt gar eine Carte blanche und überlassen ihr vertrauensvoll die Aufgabe, den heimischen Weinkeller im privaten Chalet für den Winter neu aufzufüllen. Nur einen Steinwurf entfernt in der Rue des Verdons betreibt Antoine Petitcolas mit seiner Weinboutique «Le Baricou» das Gegenstück zu Marinas Weinkabinett, denn Antoines Spezialität sind Grossflaschen der Spitzenweingüter aus Bordeaux sowie exklusive Burgunder und handverlesene Champagner, die, selbst wenn man über ein entsprechendes Budget verfügt, nur schwer aufzutreiben sind. Und auch wenn Antoine zahlreiche Flaschen mit vierstelligem Preisschild im Portfolio führt, wirkt sein Laden ebenso bescheiden und bodenständig wie der von Marina. Diese durchaus sympathische Mischung aus Bodenständigkeit und Luxus ist auch für viele Hotels in Courchevel typisch. Kaum ein Haus hat mehr als 40 oder 50 Zimmer, die meisten sind im Chalet-Stil erbaut. Deshalb hebt sich Courchevel auch wohltuend von vielen anderen Retortenresorts der französischen Alpen mit ihren Betonbettenburgen ab. Trotzdem gibt es leider, anders als in den frühen Jahren, zunehmend weniger familiengeführte Hotels – eines der letzten ist das Fünf-Sterne-Haus «Annapurna», das von der Schwester von Skilegende Alexis Pinturault geleitet wird. Grossgeschieben wird in allen Häusern dabei vor allem das Thema Service. Kein Kundenwunsch bleibt unerfüllt, die Gast/Mitarbeiter-Ratio ist für europäische Verhältnisse atemberaubend, ja erinnert eher an Asien, was in Verbindung mit der Tatsache, dass Courchevel im Sommer faktisch eine
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Geisterstadt ist, der komplette Jahresumsatz also in der nur vier Monate dauernden Wintersaison gemacht werden muss, dazu führt, dass der Ort zu den teuersten Destinationen der Welt zählt. Es gibt zwar auch günstigere Adressen, aber ein reguläres Doppelzimmer in einem Fünf-Sterne-Resort in Courchevel 1850 kann locker mit 1000 Euro pro Nacht zu Buche schlagen. Nach oben gibt es ohnehin keine Grenzen. Zu den schönsten Hotels in Courchevel zählen, neben dem «Cheval Blanc», das zur Oetker-Collection zählende «L’Apogée» und das «Aman Le Mélézin». Gleichzeitig wetteifern die beiden Luxushotels kulinarisch um das beste japanische Restaurant des Wintersportparadieses. Während man im schicken «Koori» – Japanisch für «Eis» – des «L’Apogée» unter der Federführung von Jean-Luc Lefrançois dabei eher auf Fusionküche setzt, bietet das minimalistische «Nama», was auf Japanisch so viel wie «roh» bedeutet, authentische Washoku-Küche, deren Ziel es ist, die jeweilige Essenz der verwendeten Zutaten herauszukitzeln und für eine vollendete Harmonie von Präsentation und Aromen zu sorgen. Einen Besuch wert sind beide. Guten Appetit!
VON DER URIGEN FONDUESTUBE BIS ZUM DREI-STERNERESTAURANT
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© L'Apogée – Oetker Collection
Asian Fusion ist der Schwerpunkt im stylishen Restaurant «Koori» des «LʼApogéé», Teil der luxuriösen Oetker Collection. Bekannt ist es vor allem für exklusive Sushikreationen mit modernem Touch, die man auch direkt an der Bar geniessen kann.
© Aman Le Mélézin – w ww.aman.com
Im Restaurant «Nama» des «Aman Le Mélézin» erwartet Gäste dagegen authentisch japanische Washoku-Küche, die für die vollendete Harmonie ihrer Aromen berühmt ist.
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© L'Apogée – Oetker Collection
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Tipps Reiseziel Gemeinsam mit Méribel und Val Thorens bildet Courchevel das grösste zusammenhängende Skigebiet der Welt – Les Trois Vallées – und lockt Feinschmecker mit unzähligen Gourmetadressen, darunter alleine 7 Sternerestaurants mit insgesamt 12 Michelin-Sternen. Reisezeit Die Skisaison dauert von Mitte Dezember bis Anfang April. Anreise Mit dem Auto via Genf Richtung Albertville und weiter nach Courchevel oder mit dem Zug über Genf nach Moûtiers und weiter per Taxi oder Shuttle. Die nächstgelegenen internationalen Flughäfen sind Genf und Lyon, ausserdem gibt es in Courchevel einen Flugplatz für kleine Privatmaschinen und Helikopter – mit 2006 Metern über dem Meer einer der höchstgelegenen und schwierigsten Runways Europas. Informationen www.courchevel.com oder über Atout France – Französische Zentrale für Tourismus unter de.france.fr Hotel-Tipps Cheval Blanc (5*-Palace) – stylishe Ultra-Luxus-Herberge betrieben von LVMH – www.chevalblanc.com/en/maison/courchevel LʼApogée (5*) – schillerndes Kronjuwel im exklusiven Hotelportfolio der Oetker-Collection www.oetkercollection.com/hotels/lapogee-courchevel Aman Le Mélézin (5*) – minimalistischer Luxus mit japanischem Touch www.aman.com/melezin Annapurna (5*) – familiär geführtes Haus im Besitz der Familie von Skilegende Alexis Pinturault www.annapurna-courchevel.com Restaurant-Tipps Le 1947 by Yannick Alléno (3*) im Hotel Cheval Blanc Le Farçon (1*) – www.lefarcon.fr Koori im Hotel LʼApogée Nama im Aman Le Mélézin
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HUBLOT
Hublot liebt Capri. Darum ist die neue «Classic Fusion Chronograph Special Edition Capri» aus innovativer himmelblauer Keramik, die 2019 im Rahmen einer limitierten Auf lage erhältlich ist, der einzigartigen Stimmung und den atemberaubenden Panoramen der Insel gewidmet.
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T R E N D S
GG GIORGIO ARMANI
Elegante Manschettenknöpfe in Azur aus emailliertem Silber. Kontrastierende Email applikation mit dem Logo von Giorgio Armani.
MONTBLANC
Das Meisterstück «Calligraphy Maki-e Limited Edition 88» ist eine Hommage an die japanische Kunst des jahrhundertealten künstlerischen Erbes von Chisō, einem der führenden Yuzen-K imono-Ateliers, das 1555 g egründet wurde.
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«Ettore Marble Backgammon» bestehend aus einem Marmortablett mit reversibler Lederauf lage und Spielsteinen aus Walnussholz.
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EIN HUNGRIGER HUND JAGT AM BESTEN Autor_Elmar Mock
VERSTEHEN WIR WIRKLICH, WORUM ES BEI BAHNBRECHENDEN INNOVATIONEN GEHT? EINES IST SICHER: INNOVATION IST DER MOTOR JEDER MODERNEN GESELLSCHAFT. PROFESSIONELLE INNOVATOREN SIND EINE TREIBENDE KRAFT IN UNSERER SCHWEIZER WIRTSCHAFT. DIE INNOVATIONSFREUDE DER SCHWEIZ SPIEGELT AUCH DEN NATIONALEN CHARAKTER WIDER, DER ZUR PROBLEMLÖSUNG NEIGT. INNOVATION IST NOTWENDIG, UM MEHRWERT FÜR KUNDEN, VERBRAUCHER, UNTERNEHMEN UND DIE GESELLSCHAFT IM ALLGEMEINEN ZU SCHAFFEN. EINE GROSSE SCHWIERIGKEIT FÜR JEDEN INNOVATOR IST HEUTE DIE UNGLAUBLICHE FÄHIGKEIT DER MENSCHLICHEN GESELLSCHAFT, DINGE ZU ERTRAGEN, DIE STÖREN, ODER EINFACH NUR MIT UNZUREICHENDEN LÖSUNGEN ZUFRIEDEN ZU SEIN. IM JAHR 2019 IST DER ERFINDERGEIST STÄRKER DENN JE, ABER DER INNOVATIONSPROZESS IST NICHT SO EINFACH.
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Verbindung der beiden Kräfte. Die Erkundung in Kombination mit der Nutzung führt zu Innovationen.
Innovatoren wollen nicht, dass das Morgen eine Fortsetzung des Heute ist. Sie verändern die Art und Weise, wie du denkst, um neue Ideen zu schaffen, die als unmöglich oder inakzeptabel gelten. Sie schaffen neue Objekte, neue Konzepte. Innovatoren gehen nicht auf Trüffelsuche auf der Autobahn. Sie nehmen die Seitenstras sen, die, die niemand je nimmt. Es klingt einfach, aber der Weg dorthin ist etwas komplizierter. Und wenn ihre Innovation schliesslich auf den Markt kommt, bauen sie eine neue Autobahn, die es ihnen ermöglicht, schneller als alle anderen zu fahren und durch kontinuierliche Innovation voranzukommen. In der Lage zu sein, auf der Überholspur zu laufen mit den besten Leistungsträgern oder Konkurrenten.
ARBEITEN WIE EIN HUND Der Innovator, wenn er das Feld erreicht hat, wird seinen Kollegen wie einen Jagdhund in einem weiten Kreis führen. Der Hund beginnt dann hin und her zu arbeiten, zuerst in der Nähe des Jägers und dann nach und nach in einem grösseren Radius. Der Hund wiederholt diesen Vorgang, während sich die Jäger durch das Feld bewegen. Einige Trainer schulen den Hund, bewegungslos zu bleiben, während der Jäger vortritt und das Wild spült. Oder der Jäger benutzt einen Spürhund, der viel enger mit dem Jäger zusammenarbeitet. Der Setterhund sucht geräuschlos Wild nach Geruch; die Jagd wird systematisch und methodisch durchgeführt. Wenn Beute angetroffen wird, erstarrt der Hund und jagt nicht nach dem Wild. Der Kollege, der einen angeborenen Instinkt hat, durch Anhalten und Zielen auf das Ziel hinzuweisen, ist in der Lage, durch die dichten Wälder des Geschäftslebens nach Anzeichen von Wild zu suchen. Sie sind grossartig darin, Spuren zu riechen. Diese Menschen halten ihre Nase am Boden, und ihre Augen und Ohren sind immer offen. Ihr scharfer Intellekt erlaubt es ihnen, die Punkte zu verbinden und vorausschauend auf die Suche nach Spuren zu gehen. Sie konzentrieren sich nicht nur auf die nächste Woche oder den nächsten Monat, sondern denken auch 10 bis 15 Jahre voraus. Und wie der Zeigerhund ermöglicht ihnen ihre Freundlichkeit, mit potenziellen Kunden umzugehen. Der Retriever holt das Wild nach dem Schuss und gibt es ohne Schaden an den Jäger zurück. Sie werden für weiche Münder und eine grosse Bereitschaft gezüchtet, zu gefallen, zu lernen und zu gehorchen. (Ein weicher Mund bezieht sich auf die Bereitschaft des Hundes, Wild in seinem Mund zu tragen, ohne in die Beute einzubeissen.) Der Aufbau einer Gruppe von gut ausgebildeten Retrievern, die in der Lage sind, die oben beschriebenen Aufgaben zu erfüllen, erfordert einen erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand. Training, intelligente, kontrollierbare und offen lernende Retriever-Kollegen sind von grösster Bedeutung.
LAUFEN MIT DEN GROSSEN HUNDEN Viele Unternehmen wissen, dass sie innovativ sein müssen, um zu überleben, aber sie sind misstrauisch gegenüber Innovationen, da sie immer mit einem gewissen Risiko verbunden sind. Dieses Risiko ist nicht nur finanziell, sondern auch philosophisch, denn man muss eine gewisse Unsicherheit sowie die Wahrscheinlichkeit akzeptieren, dass das Ergebnis nicht dem ursprünglichen Plan entspricht und alles scheitern könnte. Angesichts dieser Ängste überwiegt die Renovierung vor der Innovation. Viele Unternehmen sagen, dass sie nach Innovationen suchen, aber die überwiegende Mehrheit fischt effektiv nach Renovierung. Tatsächlich baut die wissenschaftliche, technische und Managementkultur des Westens auf der Verbesserung der Identität von Objekten auf. Viele von uns träumen von einer Revolution, aber wir neigen dazu, auf die Evolution hinzuarbeiten. Es ist so wichtig, die richtigen Personen mit Charakter, Kompetenz und Kompatibilität für den Innovationsprozess zu finden. Die richtigen Leute zu finden, ist entscheidend für den Erfolg – Fähigkeiten sind notwendig, nicht unbedingt im gleichen Bereich, aber man muss Menschen finden, die bereit sind, den Sprung zu wagen, die Motivation, Vertrauen, Ehrgeiz und Erfahrung besitzen. Sie müssen lernen, mit Konzept und Wissen in einer Atmosphäre konstruktiver Konflikte zu spielen. Heute sind zu viele Unternehmer, vor allem in Start-ups, ihr eigener schlimmster Feind und versuchen, alles selbst zu machen. Konzepte müssen sich weiterentwickeln, und neues Wissen muss in einem nichtlinearen Prozess hinzugefügt werden. Zu viele von uns wurden durch Wissen auf «lineare» Weise geschult. Innovation braucht Vorbereitung und Struktur, aber nicht linear. Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen Innovation und Jagd. Sie müssen spähen, jagen und zurückholen. Um innovativ zu sein, muss man sich wie ein Jäger verhalten, aber man jagt immer nach dem Unbekannten. Man weiss nie, was man finden wird. Bei der Innovation geht es nicht darum, den Kunden zu fragen, was er will, sondern vielmehr darum, der Erste zu sein, der ihm das bietet, was er braucht. Die Wahl des richtigen Kollegen, der erkunden, spähen muss, ist vergleichbar mit einem erfahrenen Jäger, der den richtigen Hund finden muss, um die anstehende Aufgabe zu erfüllen. Jagdhunde haben oft Fähigkeiten, die über die für ihre Klassifizierung beschriebenen Aufgaben hinausgehen. Je nachdem, wie sie trainiert werden, können Hunde in einer Vielzahl von Jagdsituationen nützlich sein. Der richtige Kollege am richtigen Ort wird auch im Jagdprozess in der Welt der Innovation entscheidend sein. Innovation erfordert sowohl Eignung als auch Einstellung. Eignung ist Ausbeutung und Haltung ist Erforschung – Innovation ist die
ZWEI HUNDE KÖNNEN EINEN LÖWEN TÖTEN Man weiss nie, welches Wild man findet, wenn man mit seinem Hund in die Wildnis geht. Wichtig ist, dass man «loslegt», um da rauszugehen und mit der Jagd zu beginnen. Beginne, Dinge in Bewegung zu setzen. Du hast nicht nur ein Ziel, eine Beute im Sinn. Das Ziel ändert sich, wenn du unterwegs bist. Ein interessantes Beispiel ist Smixin. Das Wild, das wir jagten, war etwas, das das Risiko von Epidemien senken konnte. Smixin-Systeme sind daher berührungslos und verfügen über einen einzigartigen integrierten Seifenmechanismus, der das Risiko der Keimübertragung und Kontamination ausschliesst. Smixin zielt darauf ab, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Smixin-Systeme verbrauchen deutlich weniger Ressourcen wie Wasser, Seife und Papier. Smixin ist zu einem umweltfreundlichen Händewaschen-System geworden und hat uns auf den Wert von Wasser aufmerksam gemacht. Wir gingen zurück in die Wildnis auf der Suche nach einem Produkt, das den Wasserverbrauch im Bad senken würde. Gjosa ist aus diesem Bedürfnis heraus entstanden und hat sich zu einem Umweltinnovationsunternehmen entwickelt, das an Technologie als eine Kraft für das
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Gute glaubt. Heute baut Gjosa eine neue Generation von Produkten, die die Technologie integrieren, um innovative Erfahrungen zu ermöglichen, beispielsweise die Verbesserung des Friseurerlebnisses für professionelle Salons. Bei der Arbeit an diesen beiden Produkten wurde uns bewusst, dass in unseren Duschen viel Energie verschwendet wird. Joulia, eine Dusche mit Wärmerückgewinnung, wurde geschaffen. Der Joulia-Duschablauf gewinnt wertvolle Wärmeenergie aus verbrauchtem Duschwasser zurück. Es ist nicht nur eine moderne Innovation, sondern auch ein bewusster Umgang mit Energie und ein Beitrag zur Schonung unserer natürlichen Ressourcen. Alle diese drei Unternehmen sind Umweltinnovationsfirmen, die an die Technologie als treibende Kraft, die eine nachhaltigere Zukunft aufbauen wird, glauben. Und wenn wir das ursprüngliche Ziel nicht erreichten, konnten wir etwas anderes erreichen. Wir gingen auf die Jagd nach einem Schneehuhn und kamen mit einem Fasan, einem Kaninchen und einem Löwen nach Hause. Ziel ist es, einen Weg zu gehen und unterwegs bessere Ziele zu erreichen. Vor allem aber
GER erreichen wir es nicht, indem wir über das Ziel sprechen. Indem man tut, was man tut, erreicht man es. ES IST DAS LEBEN EINES HUNDES! Ein hungriger Hund, ein hungriger Kollege jagen am besten. Wenn sie einen Job zu erledigen haben, spielen sie nicht herum. Sie investieren Zeit, Mühe und Engagement, um sicherzustellen, dass die Arbeit erledigt und richtig gemacht wird. Sie sind dafür bekannt, dass sie die Hartnäckigkeit besitzen, sich anzupassen und die Erwartungen am Arbeitsplatz zu übertreffen. Aber vergessen Sie nicht, dass es wichtig ist, eine feste Bindung zu Ihren Jagdkollegen aufzubauen. Jagdkollegen brauchen aktive Bosse. Sie brauchen viel geistige Stimulation und gedeihen durch menschliche Gesellschaft. Sie lieben Abwechslung, viel Freiheit und Erkundung in sicheren Bereichen – deshalb ist Training wichtig. Jeder Manager von kreativen Menschen muss sicherstellen, dass er ihnen das gibt, was sie brauchen, und er muss viele Erfinderspielzeuge und Projekte im Ärmel haben, um sie zu unterhalten. Obwohl die
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EIN HUNGRIGER HUND JAGT AM BESTEN Frühe Siedler in Amerika mussten sofort einen Todesstoss für Nahrung ausführen, um zu überleben. Wenn Sie gerade erst anfangen, müssen Sie das Gleiche tun. Wie bei den Herausforderungen, vor denen jeder Jäger auf dem Feld steht, muss der gute Innovator mit der Tradition brechen. Risiken müssen eingegangen werden. Diskussionen und sogar Meinungsverschiedenheiten müssen gefördert werden. Es ist eine bekannte Tatsache, dass in Kriegs-, Krisen- und Rezessionszeiten Menschen an ihre Grenzen gedrängt werden, um innovativ zu sein. Die Fähigkeit, bei allen Arten von Wild ruhig zu bleiben, ist für einen guten Jagdhund unerlässlich. Die Organisation des Innovationsprozesses ist unerlässlich. Die Wahl der richtigen Kollegen ist unerlässlich. Die Entscheidung für das Wildfleisch: Niemand weiss, was sie mit nach Hause bringen werden. Nicht viele Menschen sind gut in allen Aktivitäten der Jagd, des Scoutings, des Zeigens, des Zurückholens. Zum Beispiel kann ein grosser Späher bei der Jagd zu kurz kommen. Führen Sie also als Führungskraft Ihr Team bestmöglich und delegieren Sie klug. Vermeiden Sie den Wettbewerb zwischen Ihren Kollegen und schaffen Sie eine besondere Bindung zu ihnen. Wenn Sie das Glück haben, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der gut in allen jagdlichen Aktivitäten ist, lassen Sie ihn nicht von einem Konkurrenten wildern. Bei der Innovation ist es wirklich wichtig, das Wildfleisch im Auge zu behalten und alle unerwarteten Faktoren, die auftreten können und werden, einfallsreich anzugehen – denn die Konkurrenz ist hart, und wenn man nicht aufpasst, kann der Jäger zum Gejagten werden!
meisten einzelnen Retriever die Rohkapazität haben, um als Schützenhund ausgebildet zu werden, wird ein erheblicher Aufwand betrieben, um in bestimmten gewünschten Eigenschaften Hunde aus Feldrassen zu züchten, die den Trainingsprozess erheblich verbessern. Wie beim Schützenhund sollte besonders darauf geachtet werden, ob es sich um einen Kollegen handelt, der die Feldarbeit übernimmt. Einige Unternehmen bilden ihre Jagdkollegen so aus, dass sie vielseitig einsetzbar sind, wie die europäischen HPR-Rassen (für Jagd, Punkt und Apport). Diese Rassen wurden entwickelt, um Wild wie alle zeigenden Rassen zu finden und zu zeigen, wurden aber auch gezüchtet, um andere Jagdaufgaben zu erfüllen. Diese Unterscheidung dürfte sich ergeben haben, denn während die Briten in Kontinentaleuropa Rassen entwickelten, die sich auf Aufgaben wie Zeigen, Spülen und Bergen spezialisierten, wurde derselbe Hund ausgebildet, um jede dieser Aufgaben (wenn auch weniger effektiv) erfüllen zu können. Der professionelle Erfinder ist eine HPR-Rasse. WENN ZWEI HUNDE UM EINEN KNOCHEN KÄMPFEN, TRÄGT EIN DRITTER IHN WEG … Das Jagen, Zeigen, Bergen trägt zum Wachstum eines Unternehmens bei. Der Zweck von Hunting ist es, in die Welt hinauszugehen, die Ziele zu identifizieren und neue Kunden / Projekte hinzuzufügen. Wie oft Sie jagen, hängt davon ab, wie hungrig Sie sind. Ihre Erfolgsrate wird variieren, und es wird Zeiten geben, in denen Sie für eine Weile hungrig werden können. Frühe Siedler reisten Hunderte oder Tausende von Meilen, um ein neues Leben zu beginnen. Das Erste, was sie wahrscheinlich taten, nachdem sie eine Art Unterkunft errichtet hatten, war die Jagd nach Nahrung. Ich bezweifle, dass sie nur ein paar Ernten gepflanzt und bis zum Frühjahr gewartet haben, bevor sie ihre erste Mahlzeit erhielten. Doch das ist es, was viele neue Unternehmen und Start-ups tun – ihnen wurde gesagt, dass Social Media und Marketing der richtige Weg ist… doch sie verhungern, bevor der Frühling kommt.
WWW.MOCK-KETT.CH WWW.SMIXIN.COM WWW.GJOSA.COM WWW.JOULIA.COM WWW.CREAHOLIC.COM
ELMAR MOCK IST MITERFINDER DER SWATCH UND BEGRÜNDER DER INNOVATIONSFABRIK CREAHOLIC MIT SITZ IN BIEL. ER IST SERIAL INNOVATOR, SCHRIFTSTELLER UND «LIFETIME ACHIEVEMENT FINALIST» DER «EUROPEAN INVENTOR AWARDS 2017».
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EIN GUTES GESPANN STERNEKÜCHE IN BANGKOK
Die mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Zwillingsbrüder Mathias und Thomas Sühring laden uns zu sich nach Hause ein.
SCHAU
Im Restaurant «Sühring» im Herzen von Bangkok werden die besten Gerichte der modernen deutschen Küche präsentiert, die von Kindheitserinnerungen, Familienrezepten und jahrelanger Reiseerfahrung inspiriert sind und die Essenz traditioneller Gerichte mit zeitgenössischen mitteleuropäischen Einflüssen verbinden. Alles auf dem Niveau der Haute Cuisine.
CHRISTIAN LOUBOUTIN: THE EXHIBITION
Ab dem 25. Februar 2020 zeigt das Palais de la Porte Dorée eine grosse Ausstellung über die Arbeit und Kreativität von Christian Louboutin, dem international renommierten Schuhdesigner und Schlüsselfigur der Modewelt. Die Ausstellung enthüllt die Inspirationen und kreativen Prozesse von Christian Louboutin und zeigt die Vision des Designers anhand einer Auswahl der wertvollsten Werke aus persönlichen und öffentlichen Sammlungen.
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CHRISTINA OITICICA EIN EXKLUSIV BESUCH
Die gebürtige Brasilianerin, Künstlerin und Ehefrau von Paulo Coelho öffnet uns die Tür zu ihrem Atelier in Genf. Wir erhaschen exklusiv einen ersten Blick auf ihre gegenwärtige Arbeit und die kommende Ausstellung im Mai 2020. Dann wird Oiticica ihre von der Natur geprägten Kunstwerke in der «GALLERY ELLE» in Zürich und St. Moritz präsentieren.
BADEN IM GLÜCK.