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INHALTSVERZEICHNIS
Editorial
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DOWN TOWN Madrid
Die lebendige Hauptstadt Spaniens
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Zwischen Wirtschaft und Kultur
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Singapur
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DISCOVERY Auf in den Himmel
Der Traum vom Fliegen
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CULTURE CLUB Elliott Erwitt
Im Alltäglichen das Verschmitzte finden
Stars auf dem grünen Teppich Zurich Film Festival
DJ
Vom Plattenaufleger zum Musikproduzenten
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Look for ... Faszination Schwanensee Palazzo Colombino - Viva la Vida Art on Ice - Winterzauber auf dem Eis Springreiter hautnah erleben - CSI-Basel Pferderennen auf Schnee Berenberg Snow Polo St. Moritz Polo World Cup on Snow White Turf
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52 54 56 58 60 61 62 63
BUSINESS
Lebt Ihr noch oder twittert Ihr schon? Interview mit Karin Frick
Personaler unter Handlungsdruck Interview mit Charles Donkor
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SWEET & SOUR Teezeremonie
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INHALTSVERZEICHNIS
DESIGN Kohlenstoff
Gadgets 108
Eigener Herd ist Goldes wert ... Küchendesign 110
ART OF FASHION
110
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Philipp Plein
Mr. Bling Bling
120
TECHNOLOGY Die Giulietta
Heisser Flirt mit Cabanas
Wintermärchen
Der Porsche Panamera
132
130
Zurück auf der Erfolgsspur Aston Martin
Sonnenenergie
Einmal um den Globus
130 132 134 140
PHENOMENON 4. Dimension
Das Universum hört ein «Hu»
Wahrsagen
Der Blick in die Kristallkugel
146 150
LEGENDS OF CRIME Al Capone
Wenn man als junger Mann ein Verbrecher werden will ...
154
YESTERDAY John Lennon
154
Dem Frieden eine Chance
160
Luis Trenker
Gipfelstürmer 168
DREAMLANDS
146
China
Zwischen Moderne und Tradition
Luxusresorts
Lifestyle vom Feinsten
Skigebiete ...
... mit VIP-Dichte
154
172 180 182
BEAUTY
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Traumhaare
Die neusten Frisurentrends und Pflegeprodukte
Eine klare Sache
Pflegetipps für das Gesicht
188 194
Hot-Spots Lieblingsprodukt der Redaktion NEW Winter-Look 2010
11
198 200
INHALTSVERZEICHNIS
HEALTH & SPORT
Die anderen und neuen Dimensionen ... ... in der Sportmedizin
Tennis
Der weisse Sport
204 206
Heilfasten
Mehr als schlank, gesund und schön
206
210
Durch Sport zu einem friedlichen Miteinander Laureus Stiftung Schweiz
214
SHORTCUTS
Vom Mann bis zu Moses Vom Kino bis zu Geistern
210
90 144
NEWS
Kunstwelten 44 Stilvoll geniessen 88 Wohnen 114 Uhren&Schmuck 116 Fashion 128 Technik-Trends 142 Düfte 197 Beauty 202
214 KOLUMNEN Guido Tognoni
Unwissen ist Macht
34
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Neue Dimensionen
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Wilhelm J. Grusdat Kunst und Kultur
64
Marco Rima
186
42
Rolf Hess
Hedge Fonds Das Krebsgeschwür der freien Marktwirtschaft
Nubya
Die andere Dimension
Luisa Rossi
Wieder en Vogue?
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Vera Dillier
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70 12
70 98 126
Dreidimensional 186
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EDITORIAL
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Geschätzte Leserinnen, Geschätzte Leser
n dieser Ausgabe widmet sich das PRESTIGE-Team der «anderen Dimension». Welche Dimensionen kennen wir? Höhe, Tiefe, Breite und als vierte Dimension die Zeit. Doch gibt es nicht noch mehr Dimensionen, die der menschliche Geist vielleicht gar nicht erfassen kann? In der Werbung hören wir immer wieder von Autos, Technologien oder Geschmackserlebnissen einer neuen Dimension. Und auch im spirituellen Bereich tauchen manche Menschen in Dimensionen ein, die anderen immer verschlossen sein werden. Geisterbeschwörung, Wahrsagen, Parapsychologie – alles Schwachsinn und Humbug oder einfach etwas, das wir rational nicht erklären können? Es gibt sogar Länder auf dieser Welt, die einem bei einem Ferienaufenthalt wie ein Paralleluniversum vorkommen; so wenig haben die Sitten und Gebräuche mit unserem westeuropäischen Kulturgut gemeinsam. Uns ging es ein wenig in China so, nicht nur, dass wir kein Wort verstanden und kein einziges Hinweisschild auch nur ansatzweise deuten konnten, auch die Werte der Menschen blieben uns oftmals unverständlich. So beeindruckend Bauwerke wie die Chinesische Mauer sind, so erschreckend empfanden wir die Müllfischer auf dem Yangtze River. Natur und Tiere scheinen hier nicht viel wert zu sein, dafür ist man jedoch umso stolzer auf den grössten Staudamm der Welt, der Tausenden von Bauern die Existenzgrundlage nahm. Zudem sprachen wir mit dem ehemaligen Spitzensportler Edwin Moses über sein Engagement bei der Laureus Stiftung. Diese will durch Sport benachteiligten Kindern neue Perspektiven geben und sie ins gesellschaftliche Leben wieder eingliedern. Eine neue Dimension eröffnet auch das Schweizer Projekt PlanetSolar, ein mit 540 Quadratmetern photovoltaischen Solarmodulen bestücktes Solarboot versucht momentan, die Welt zu umrunden. Sollte dieses Projekt gelingen, wird dies ein revolutionärer Schritt für die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um die Entwicklung auf dem Gebiet der solaren Mobilität und erneuerbarer Energien sein. Lehnen Sie sich also genüsslich zurück und tauchen Sie in eine andere Dimension ein, in die des Lesevergnügens der ganz besonderen Art, in die Lektüre des PRESTIGE.
Francesco J. Ciringione Yvonne Beck
Verleger Chefredaktorin
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DOWN TOWN
Hola
Zu Madrids Highlights zählt sicherlich ein Besuch im grossartigen Kunstmuseum «El Prado» und auch sonst ist das kulturelle Angebot der Stadt gewaltig. Aber die Hauptstadt der Spanier ist auch eine ausgesprochen lebendige Stadt,
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DOWN TOWN
mit Modelokalen, Konzertcafés, Diskotheken und einem Nachtleben, das rund um die Uhr dauert. Man sollte nicht überrascht sein, wenn man um vier Uhr morgens plötzlich in einem Verkehrsstau steckt. Und die wenigsten Menschen sind um diese Zeit auf dem Weg zur Arbeit ...
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DOWN TOWN
V von Yvonne Beck
iele Menschen bezeichnen Madrid als Hauptstadt von Europas Nachtleben, und das sicher nicht zu Unrecht, denn kaum eine europäische Stadt kann mit einem so bunten Abendprogramm aufwarten. Madrid verfügt über 6’000 Restaurants und 12’000 Bars – hier findet jeder etwas für seinen Geschmack. Und wie überall in Spanien bleibt man nicht lange im selben Lokal, sondern wechselt vom einen zum anderen. Ein idealer Ort dazu liegt zwischen der Puerta del Sol und der Plaza de Santa Ana, auf der Calle Huertas. Hier herrscht ein äusserst lebhaftes Treiben. Diese Zone ist besonders ideal, wenn man zu Fuss unterwegs ist, weil man praktisch von einer Bar in die nächste fällt. Es gibt Biergärten, Tavernen, Theatercafés und In-Lokale aller Stilrichtungen.
«NACH MADRID IST NUR DER HIMMEL SCHÖNER!» Spanisches Sprichwort
Alonso Martinez und Bilbao – diese beiden Namen sind U-Bahn-Stationen, an denen man mitten im Nachtleben von Madrid ist. Besonders rund um die Plaza de Santa Barbara gibt es eine Vielzahl beliebter Biergärten und Pubs. Ähnlich sieht es auch um Bilbao aus. Hier residiert auch Madrids berühmteste Diskothek, das Pacha, mit ihrem ziemlich hartherzigen Türsteher. Im Winter bevorzugen die Einwohner Madrids eines der zahlreichen, traditionellen Kaffeehäuser. Viele sind im Stil der «Belle Epoque» dekoriert, und besonders, wenn draussen der kalte Wind um die Ohren pfeift, kann man in Künstlercafés, wie dem berühmten Café Gijon, angenehme Stunden verbringen. In heissen Sommernächten freilich gibt es nichts besseres, als ein Glas in einer der unzähligen und schönen Sommerterrassen, die Madrid zu bieten hat, zu trinken. So treffen sich auf dem Paseo de la Castellana die «Schönen und Reichen» und alle, die sich dafür halten, besonders in den Lokalen zwischen Cuzco und Paseo del Prado. Das Publikum der Gran Via dagegen ist äusserst gegensätzlich. Vom älteren Ehepaar bis zum Vagabunden ist hier alles unterwegs, was man in Madrid antreffen kann.
Flamenco Obwohl sich das Herz des Flamenco in Andalusien befindet, geht von der spanischen Hauptstadt eine ungewöhnliche starke Energie aus. Flamenco in einer echten kleinen Madrider Flamenco-Bar, zu später Abendstunde – meist fangen die Aufführungen erst gegen Mitternacht an – ist ein Ereignis, welches man sich nicht entgehen lassen sollte, denn in Madrid befinden sich einige der besten und interessantesten «tablaos» (Flamenco-Bühnen) Spaniens.
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DOWN TOWN
So befindet sich die kleine Bar Candela an der Ecke Calle del Olmo und Calle del Olivar in Lavapiés. Die Bar ist mit den Fotos der bekanntesten Flamenco-Künstler geschmückt. So war das Candela die «Stammkneipe» der Musikerin Sade, als diese in Madrid lebte. Diese Flamenco-Bar ist fast schon eine «heilige Halle» vieler Flamenco-Musiker, die oft nach ihren Auftritten hierher kommen, um sich zu entspannen.
Wenn Spanier Tapas essen gehen, dann meinen sie also kleine Speisen, die man zusammen bestellt und dann teilt. Beliebte Tapas in Madrid sind: Calamares, Pulpo (Krake), Chipirones (kleine Tintenfischart), Sepia (grosser Bruder der Chipirones), Sardinas (Sardinen), Tortilla (Kartoffel-/Eierpfannkuchen) Patatas Ali Oli (Kartoffeln mit Knoblauchsauce), Jamón (Schinken) und Queso (Käse).
Während sie ein Bier trinken, hören sie sich ihre Lieblings-Flamenco-Lieder an. Auftritte sind in dieser Bar nicht geplant, dennoch kann man hier oft spontane und improvisierte «Auftritte» eben dieser Künstler miterleben. Diese Auftritte finden meist im Untergeschoss der Bar statt – und zu sehr früher Stunde.
Einen der besten Jamón erhält man im Museo del Jamón. Diese Kette mit dem kulturellen Namen ist keineswegs ein Museum. Auch wenn die Anzahl der Schinken, die von der Decke baumeln, imposant ist. Das Museo del Jamón ist eine Tapas-Bar mit einer grossartigen Auswahl von Schinkenspezialitäten. Besonders gaumenverzaubernd ist der berühmte schwarze Serrano-Schinken oder der Jamón de Bellota! Im Zentrum der Stadt gibt es mehrere Filialen; die schönste liegt in der Carrera de San Jerónimo 6.
Die bekannteste Flamenco-Bar Madrids ist sicherlich das Casa Patas. Sie befindet sich im Herzen der Stadt. Jeden Abend spielen hier Gruppen und Künstler und unterhalten das Publikum, das aus aller Herren Länder kommt. Das angebotene Essen in der Show selbst ist nicht im Preis inbegriffen und recht teuer! Essen Sie besser vorher etwas in einer kleinen Tapas-Bar. Da das Casa Patas sehr bekannt ist, ist es ratsam, vorab zu reservieren.
Tapas, Tapas, Tapas … In Spanien hat das Essen eine wichtige Stellung und Madrid präsentiert sich gerne als Himmel für Geniesser. Allerdings muss man sich ein wenig an die Essenszeiten gewöhnen, denn das Abendessen wird beispielsweise von neun bis elf Uhr abends eingenommen. Dafür nehmen die Spanier am Abend meist nur Tapas zu sich. Das Wort «tapas» kommt ursprünglich von «abdecken» («tapar»), denn früher wurden die Gläser mit kleinen Deckeln abgedeckt. Auf diese Deckelchen stellten die Wirte kleine Häppchen. Heute bekommt man nur noch selten in den kleinen Bars und Cafeterias ein kleines Schälchen mit Chips, Oliven, etwas Salami oder ein Häppchen kostenlos zum Bier gereicht – dies sind die ursprünglichen Tapas.
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DOWN TOWN Im Hof des Königspalastes.
Kulturperlen Madrid ist jedoch nicht nur die Stadt der Nachtnomaden, sondern auch der Kultur. Eines der wichtigsten Museen weltweit ist in einem Gebäude von Juan de Villanueva aus dem 18. Jahrhundert: das Prado. Es beheimatet Werke von Velázquez, Goya, El Greco, Ribera, Titian, Raphael, Botticelli, Rubens, Bosch, Rembrandt und Dürer et cetera. Um in den Genuss aller Werke zu kommen, braucht man schnell mal einen ganzen Tag. Zu den wichtigsten Werken des Hauses zählen: Albrecht Dürers «Selbstbildnis», Diego Velázquez’ «Las Meninas», Francisco de Goyas «Die nackte Maja», Hieronymus Boschs «Garten der Lüste» – und mein persönliches Lieblingsbild des Museums «La mujer barbuda» («Die bärtige Frau») aus dem Jahr 1631 von Jusepe de Ribera. Der neapolitanische Vizekönig
«La mujer barbuda» («Die bärtige Frau») aus dem Jahr 1631 von Jusepe de Ribera.
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DOWN TOWN
Duca d’Alcalá erteilte dem spanischen Maler Ribera den Auftrag, ein Portrait von Magdalena Ventura – einer bärtigen Frau aus den Abruzzen, welche die Bildinschrift als Naturwunder preist – anzufertigen. Seit dem 37. Lebensjahr hatte ihr Körper eine Verwandlung zum Mann erfahren, angezeigt durch eine massive Behaarung nach maskulinem Verteilungsmuster, was in der modernen Medizin als Hirsutismus bekannt ist. Ein faszinierendes, weil verstörendes Bild, denn es scheint als stille ein Mann ein Kind auf diesem Bild und es mutet durch die ganzen Transgender-Diskussionen in den letzten Jahren fast modern an.
Mrs. Mortimers übellauniger Reiseführer «Diese Stadt wurde genau in der Mitte Spaniens errichtet. Der König, der Madrid zur Hauptstadt wählte, traf eine törichte Wahl, denn sie liegt weit vom Meer entfernt, und es gibt auch keine breiten Flüsse nahebei, sondern nur kleine Flüsschen, sodass Schiffe nicht in die Nähe gelangen können. Ausserdem wurde die Stadt auf einem Hochplateau erbaut, auf dem sehr kalte Winde wehen. Es wäre nicht besonders angenehm im Winter nach Madrid zu reisen, im Sommer hingegen ist es sehr heiss.» So lautet das Urteil Mrs. Mortimers, die 1852 den äusserst übellaunigen Reiseführer «The Countries of Europe Described» schrieb.
Das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía wurde benannt nach der spanischen Königin Sofia. Das Museum Reina Sofia ergänzt die Kollektion des Prados mit vielen der wichtigsten Gemälde und Skulpturen namhafter Künstler der Moderne ab dem 20. Jahrhundert. Auf zwei Etagen beherbergt das Museum neben vielen anderen Künstlern berühmte Werke der spanischen Avantgarde wie zum Beispiel Joan Miró, Juan Gris, Pablo Picasso und Salvador Dalí genauso wie die berühmter zeitgenössischer Künstler wie Antoni Tàpies, Eduardo Chillida oder Gerardo Rueda. Das bekannteste dort ausgestellte Gemälde ist wohl Picassos «Guernica».
In ihren Reiseführern rechnet sie mit der ganzen Welt ab: von dreckigen Franzosen, versoffenen Asiaten und wilden menschenfressenden Negern ist die Sprache. Unbeirrbar schrieb sie über die ganze Welt und das obwohl sie ihr Leben lang nicht aus England hinauskam. Über die Schweiz schrieb sie: «Es gibt in Europa kein so schönes Land wie die Schweiz; es ist ein Land der hohen Berge und tiefen Täler; der reissenden Flüsse und rauschenden Wasserfälle. Wenn man durch die Dörfer wandert, wird man oft arme Kinder erblicken, die mit gesenktem Kopf, rollenden Augen und offenem Mund am Strassenrand sitzen. Das sind Dorftrottel.»
Mit all seinen Sehenswürdigkeiten, Museen, Bars und Events muss sich Madrid keineswegs hinter Barcelona verstecken. Madrid ist ein echtes Stück Spanien und lebt vor allem durch seine Einwohner, die offen und liebenswert Fremden entgegentreten. Und daher ist Madrid immer wieder eine Reise wert. Madrid ist eine wunderschöne Stadt, deren Strassen und Plätze sich durch eine grossartige Architektur auszeichnen.
Gran Via: ein Inbegriff der Vitalität Madrids.
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DISCOVERY
Auf in den
HIMMEL © Lilienthal Museum Anklam
Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit. Aber erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser Traum wahr. Seither tummelt sich, ausser Vögeln, so einiges in der Luft.
«DIE MENSCHEN HABEN GELERNT, WIE VÖGEL ZU FLIEGEN UND WIE FISCHE ZU SCHWIMMEN, ABER SIE HABEN NIE DIE EINFACHE KUNST DER BRÜDERLICHKEIT GELERNT.»
Otto Lilienthal 1894 mit dem kleinen Schlagflügelapparat.
Martin Luther King
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von Yvonne Beck
Der Maler und die Lüfte
iner griechischen Sage zufolge benutzte Daidalos, der zusammen mit seinem Sohn Ikaros von seinen Feinden eingesperrt wurde, aus Federn und Wachs angefertigte Flügel, um zu fliehen. Weil Ikaros jedoch nicht auf die Warnungen seines Vaters hörte und immer höher hinauf wollte, geriet er zu nah an die Sonne, seine Flügel schmolzen, und er stürzte ins Meer. Auch anderen Flugpionieren ging es ähnlich. Sie mussten viele Rückschläge hinnehmen, ehe die Lüfte sie trugen.
Einer, der heute wohl eher für seine bedeutenden Kunstwerke verehrt wird, denn seiner Erfindungen, ist Leonardo da Vinci. Dabei sind die heute wohl erstaunlichsten Leistungen seine Bemühungen um das Fliegen. Zwar sind ihm Begriffe wie Aerodynamik und Luftwiderstand völlig unbekannt, doch Leonardo kommt mit seinen Vorstellungen dem Fliegen so nah wie keiner vor ihm, ja er greift gar so weit voraus, dass sich seine Visionen erst 400 Jahre später langsam verwirklichen.
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DISCOVERY
© mostradileonardo.com
Zunächst versuchte Leonardo, den Vogelflug zu kopieren und mechanische Flügel nach dem Vorbild von Fledermäusen zu konstruieren. Seine mechanischen Modelle sahen dabei ein wenig aus wie Marionetten, deren Gelenke und Glieder durch Hebel und Schnüre gesteuert werden sollten. – Was er bei seinen Forschungen jedoch völlig ausser Acht lässt, ist das Problem des Antriebs. Auf keiner seiner Zeichnungen findet man einen auch nur ansatzweise entwickelten «Motor». Leonardos Forschungen befassen sich ausschliesslich mit dem Aufbau und der Mechanik des Flügelschlags. Das Problem der Antriebskraft versucht er, durch die Muskelkraft des Menschen zu lösen. Als er schliesslich einsieht, dass die menschliche Muskelkraft für einen Antrieb nicht ausreicht und seine Apparate niemals fliegen werden, wendet er sich dem Studium der Aerodynamik zu. Während seiner Forschungen erfindet er fast nebenbei die ersten Aerometer, Barometer und Neigungsmesser. Auch Leonardos pyramidenförmiges Modell eines Fallschirms hat sich beim Nachbau als tatsächlich funktionstüchtig erwiesen. Und sein sogenannter «Drehflügler» – ein Gerät mit einer Spirale aus zwei übereinander angeordneten Scheiben, die von zwei Männern angekurbelt werden – entspricht im Prinzip bereits heutigen Hubschraubern. Und so erhob sich zu Leonardos Zeiten zwar niemand mithilfe seiner Erfindungen in die Lüfte, doch er kann dank seines genialen Erfindungsgeistes getrost als Urvater der Fliegerei gesehen werden.
Fallschirmmodell nach Leonardo da Vinci.
Bruchlandungen und Luftabenteurer
«ES WIRD SEINEN ERSTEN FLUG NEHMEN DER GROSSE VOGEL VOM RÜCKEN DES HÜGELS AUS, DAS UNIVERSUM MIT VERBLÜFFUNG, ALLE SCHRIFTEN MIT SEINEM RUHM FÜLLEN. UND EWIGE GLORIE DEM ORT, WO ER GEBOREN WARD.»
Nicht wenige Erfinder verfolgten den Traum, in den Lüften zu schweben. Bei den meisten jedoch blieb es bei Ideen auf Papier. So entwarf beispielsweise Melchior Bauer um 1765 einen hölzernen Flugapparat mit kleinen vertikalen Schlagflügeln und grossen, starren, mit Seide bespannten Tragflächen. Andere wiederum wagten sich in die Lüfte, machten sich aber zum Gespött der Menschen oder riskierten bei ihren waghalsigen Flugversuchen Kopf und Kragen.
Leonardo da Vinci
Faszinierends Flugobjekt des Leonardo da Vinci.
© mostradileonardo.com
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DISCOVERY
NEUE DIMENSIONEN
IN DER LUFT
Einer von ihnen war Albrecht-Ludwig Berblinger, welcher vor den Augen des bayrischen Königs und zahlreicher Zuschauer am 31. Mai 1811 von einem eigens für diesen Zweck errichteten Gerüst auf der Ulmer Adlerbastei sprang. Mithilfe seiner hölzernen Schwingen wollte er im Gleitflug die Donau überqueren, doch seine Kraft reichte nicht aus, um die Flügel zu halten; sie klappten nach oben, und er stürzte in die Donau. Daraufhin wurde der «Schneider von Ulm» mit Schimpf und Schande aus seiner Heimatstadt vertrieben.
Inzwischen gilt auch bei der Luftfahrt die Regel höher, schneller, weiter. Das grösste jemals gebaute Passagierflugzeug hat ein maximales Startgewicht von 590 Tonnen und ist der Airbus A380 – kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass unsere Vorfahren sich mit dem Problem herumschlugen, wie man nur eine einzige Person in der Luft hält. Der absolute Höhenrekord wurde von einer MiG-25 mit 37’650 Metern aufgestellt und längst ist es kein Problem mehr, von einem Ende der Welt zum andern ohne Zwischenlandung zu kommen.
Erst Otto Lilienthal gelang es, den Traum vom Fliegen zu verwirklichen. Wie Leonardo da Vinci studierte er zunächst den Vogelflug, zog daraus seine Schlussfolgerungen für den Gleitflug, liess dann 1894 im Süden von Berlin, in Lichterfelde, einen Hügel aufschütten Otto Lilienthal und begann mit praktischen Experimenten. Nach 2’000 Gleitflugversuchen, bei denen er bis zu 300 Meter weit durch die Luft glitt, starb er am 10. August 1896 an den Folgen einer Verletzung, die er sich bei einem Absturz zugezogen hatte.
Fliegende Grafen und Doppeldecker
«JEDER VON UNS IST EIN ENGEL MIT NUR EINEM FLÜGEL. UND WIR KÖNNEN NUR FLIEGEN, WENN WIR UNS UMARMEN.»
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Luciano De Crescenzo
Mit der Konstruktion eines «lenkbaren Luftzuges» beschäftigte sich auch Ferdinand Graf von Zeppelin. Am 31. August 1895 liess er seine Idee patentieren und baute zusammen mit Theodor Kober einen starren Flugkörper mit einem Aluminiumskelett. Am 2. Juli 1900 stieg der 128 Meter lange, mit 11’000 Kubikmetern Wasserstoff gefüllte und von zwei Motoren mit je 10.5 Kilowatt Leistung angetriebene «LZ-1» erstmals bis in eine Höhe von 400
Zeppeline sind nach ihrem Erbauer Ferdinand Graf von Zeppelin benannt.
Und auch Luftfahrtpionier Bertrand Piccard, Sohn des berühmten Tiefseeforschers Jacques Piccard, schafft es, sein Solarflugzeug länger als 24 Stunden in der Luft zu behalten. Erstmals hat somit ein Solarflugzeug einen Nachtflug absolviert. Die Maschine des Schweizer Umweltpioniers blieb insgesamt 26 Stunden am Himmel. Und damit ist der Abenteurer seinem nächsten Ziel einen Schritt näher gekommen: eine Atlantiküberquerung. Die «Solar Impulse» hat mit 80 Metern die Spannweite einer Boeing 747, wiegt mit 1’600 Kilogramm aber nur so viel wie ein Kleinwagen und erreicht eine Flughöhe von 8’700 Metern. Auf den Flügeln sind 12’000 Siliziumzellen eingelassen, die die nötige Energie produzieren und vier Elektromotoren antreiben. Piccards Vision vom umweltbewussten Fliegen dank natürlicher Ressourcen eröffnet der Luftfahrt ganz neue Dimensionen. Besonders hinsichtlich der ständig steigenden Treibstoffpreise.
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DISCOVERY
Metern auf. Eine Viertelstunde später versagte die Steuerung, und bei der daraufhin eingeleiteten Landung wäre das Luftschiff beinahe zerbrochen. Nach weiteren enttäuschenden Flugversuchen wurde der «LZ-1» verschrottet. Doch Graf von Zeppelin gab nicht auf und im Jahr 1906 gelang ihm endlich mit dem «LZ-3» der Durchbruch. Am 14. August 1901 führte erstmals ein Mensch einen Motorflug vor: Der in die Vereinigten Staaten von Amerika ausgewanderte Deutsche Gustav Weisskopf (alias Whitehead) flog mit einem Eindecker in zwölf Metern Höhe 900 Meter weit. Das erste wirklich steuerbare Flugzeug wurde jedoch erst zwei Jahre später bestaunt. Wilbur und Orville Wright führten in North Carolina den Doppeldecker «Flyer-I» vor. Diese MaschiGustav Weisskopf ne erlaubte allerdings weiterhin nur sehr kurze Flüge. Bereits bis zu 30 Minuten blieb der 1905 gebaute «Flyer-III» in der Luft. Von da an machte die Fluggeschichte einen riesigen Sprung. Und so sind Otto Lilienthal, Gustav Weisskopf, Karl Jatho, die Brüder Wright, Samuel Pierpont Langley, Alberto Santos-Dumont, Ludwig Prandt, Louis Bréguet oder Louis Béchereau nur einige wichtige Namen in der Geschichte der Luftfahrt.
Heissluftballons Im Jahr 1783 wurde von den Gebrüdern Montgolfier der erste wirklich einsetzbare Heissluftballon entwickelt. Sie behaupteten, dass durch Verbrennen von Wolle und Stroh sich unter dem Ballon ein ganz spezielles «Montgolfierisches Gas» entwickelte, das wiederum den Ballon zum Fliegen brachte. Dieses Gas war allerdings nichts anderes als heisse Luft, die sich beim Erhöhen der Temperatur immer mehr verdünnte, dann aufstieg und den Ballon mit sich nahm. Heissluft wurde bald danach durch «Wasserstoff» beziehungsweise später, im 19. Jahrhundert, durch das wesentlich günstigere Steinkohlegas ersetzt. Jedoch waren diese Ballone nichts anderes als ein Spielball des Windes, der nur in eine bestimmte Richtung fortgetragen wurde. Doch Ballons erfüllen den Traum vom Fliegen nicht; denn man spricht davon, dass Ballons fahren und nicht fliegen, da laut der Physik «alles was leichter ist als Luft, fährt».
Bei uns ist jeder Tag wie Weihnachten. Inmitten der verschneiten Tiroler Bergwelt wird Ihr ganz persönlicher Wintertraum wahr. Tauchen Sie ein in eines der schönsten Spas der Alpen, entdecken Sie sportlich aktiv die Natur oder genießen Sie kulinarische Kreationen in erlesenem
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© Eliott Erwitt
CULTURE CLUB
Im Alltäglichen das
ELLIOTT 36
CULTURE CLUB
Elliott Erwitt zählt zu den berühmtesten noch lebenden Fotografen der Welt. Bekannt geworden ist er durch seine hintergründig-ironischen Schwarz-WeissSujets auf denen Vierbeiner oftmals eine grosse Rolle spielen. «DIE ESSENZ DES GESCHEHENS – DARAUF KOMMT ES AN.» Elliot Erwitt
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von Yvonne Beck, Fotos: TeNeues Verlag
lliott Erwitt hat als Magnum-Fotograf für die bekanntesten Zeitschriften der Welt gearbeitet. Doch er nimmt sich im Gegensatz zu seinen Kollegen selbst nicht ganz so ernst und auch nicht übermässsig wichtig. – Wenn er auf der Strasse fotografiert, setzt er eine rote Plastiknase auf, damit die Menschen lachen. Der 1928 in Paris als Sohn russischer Eltern geborene Erwitt, verbrachte seine Kindheit in Mailand bis seine Familie 1938 zurück nach Paris zog, um von dort aus im darauf folgenden Jahr nach Amerika zu immigrieren, da die PogromStimmung in Frankreich immer mehr zunahm.
Verschmitzte finden
ERWITT 37
CULTURE CLUB
Momentaufnahmen in spezieller Erwitt-Sprache.
«ICH MAG KEINE LANDSCHAFTEN. NUR MENSCHEN UND PLASTIKBLUMEN.» Elliot Erwitt
In New York steht Vater Boris vor dem Nichts. Er versucht sich in diversen Berufen, beschliesst dann, nach Los Angeles zu ziehen und sich als Uhrenhändler durchzuschlagen. Mutter Irina kommt nach, jobbt als Kellnerin. Der schüchterne Elliot Erwitt entdeckt in Hollywood seine Leidenschaft für die Fotografie. Und auch wenn er als 20-jähriger wieder nach New York zieht, war es doch das Los Angeles der frühen Vierziger, das ihn geprägt hat. Die Glitzerstadt, die Stadt der Stars und Sternchen. Die Stadt der unendlichen Möglichkeiten und gewagter Träume. Zurück in New York lernte Erwitt Edward Steichen, Robert Capa und Roy Stryker kennen. Er reiste einige Zeit durch Frankreich und Italien, kehrte jedoch in den Big Apple zurück und machte seine Passion zum Beruf. Selbst während seiner Armeezeit fotografierte er durchgehend, vor allem seine Stationierung in Deutschland und Frankreich. 1953 lud ihn Robert Capa höchst persönlich ein, für Magnum zu arbeiten. – Seitdem ist Elliott Erwitt Mitglied der legendären Agentur und eine der führenden Figuren der Magazinfotografie. Neben seiner Arbeit als Fotograf begann Erwitt 1970 auch, Filme zu drehen. Er veröffentlichte mehrere Bücher und war mit Einzelausstellungen in zahlreichen Museen auf der ganzen Welt vertreten.
Aus seinen spontanen und originellen Visionen spricht seine Kunstfertigkeit.
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CULTURE CLUB Tribut an den Big Apple in allen Facetten.
Eins der unverwechselbaren Hundebilder Elliott Erwitts.
schichte wirkt bei ihm nicht bierernst: Wie bei seiner Aufnahme aus dem Jahr 1959 Richard Nixon, der dem russischen KP-Chef Nikita Chruschtschow den Finger in die Brust bohrt – Kalter Krieg als Sache unter Männern. Und doch sind bei den meisten seiner Reportagen, die er für die bekanntesten Zeitschriften der Welt machte, stets auch ein Hauch Melancholie zu spüren: Wie bei einer seiner bekanntesten und sicherlich schönsten Aufnahme des küssenden Liebespaares bei Sonnenuntergang in einem Auto am Strand von Kalifornien, fotografiert im Aussenspiegel des Wagens; also gleich zweimal entrückt. Erwitt spricht nicht gerne, bei Interviews zuckt er häufig mit den Schultern, wenn er nicht wirklich antworten möchte und das will er selten. «Wer zuviel redet, kann keine guten Fotos bekommen», so seine Devise, also lieber die anderen sprechen lassen, bloss nicht im Mittelpunkt stehen, denn «als Fotograf muss man lautlos sein». So gelingt es Erwitt, an jeder Ecke das Leben als Bühne für die kleinen Komödien des Alltags zu entdecken. Und genau das macht ihn zum Meister der augenzwinkernden Fotografie.
Elliott Erwitts Ansichten von New York sind intensiv.
Vielleicht ist es ein bisschen die Scheu vor dem Leben, die Elliot Erwitt veranlasst, hinter die Kamera zu treten und durch sie die Welt zu entdecken. Oftmals scheint bei ihm die Kamera nicht bloss Werkzeug zu sein, sondern auch ein Schutzschild vor zu viel Nähe. Denn durch die Kamera betrachtet, erscheint die Welt anders als nur durch seine Augen.
Zwischen Witz und Melancholie Elliott Erwitts Fotografien bringen einen zum Schmunzeln, ob eine Bulldogge durch die gewählte Perspektive den Kopf eines Menschen ersetzt oder der beherzte Sprung über eine nicht enden wollende Pfütze. Es sind jeweils Momentaufnahmen, die es dem Betrachter schwermachen, die Welt übertrieben ernst zu nehmen. Deshalb vielleicht auch die zahllosen Hundefotos, mit denen er ein Buch nach dem anderen füllt. Doch selbst Weltge-
Erst wenn die Menschen sich unbeobachtet fühlen oder vergessen, dass sie fotografiert werden, drückt er auf den Auslöser. Sein magisches Gefühl für die richtige Perspektive tut ein Übriges: Er tritt zwei Schritte zur Seite, geht in die Hocke, und schon wird der Kopf einer Skulptur im Spiegel hinter den Besuchern
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CULTURE CLUB
«EIN GUTES FOTO IST EIN FOTO, AUF DAS MAN LÄNGER ALS EINE SEKUNDE SCHAUT.» Henri Cartier-Bresson
Das zweite Ego So ernst es ihm mit seiner Fotografie ist, gelegentlich kann Elliott Erwitt nicht umhin, mit Ironie und Hintersinn den Kunstbetrieb und die Auswüchse der eigenen Profession auf die Schippe zu nehmen. Unter dem Pseudonym André S. Solidor lebt Elliott Erwitt den Humor, der sich auch schon in seinem übrigen Werk findet, vollends aus und taucht tief ein in die extremsten Exzesse der zeitgenössischen Fotografie. In «The Art of André S. Solidor» parodiert Erwitt lustvoll die extremsten Exzesse. Konnotation, Denotation, Relevanz – sämtliche Fachbegriffe sind ihm vertraut. Und von rauchenden Fischköpfen über die absonderlichsten Posen aufblasbarer Schaufensterpuppen bis hin zu «intimen Selbstporträts» präsentiert er eine illustre Auswahl an Themen voller Anspielungen auf die zeitgenössische Kunstfotografie.
Extreme Exzesse der zeitgenössischen Fotografie.
Der rauchende Fischkopf.
The Art of André S. Solidor a.k.a. Elliott Erwitt 96 Seiten teNeues Verlag
einer Ausstellung sichtbar. Mit schnellem Auge spürt der legendäre Schwarz-Weiss-Porträtist auch Situationen auf, in denen die Dinge konträr sind, irgendwie nicht zusammenpassen und in ihrer Kombination zum Aha-Effekt beim Betrachter führen.
Magnum Fotografie Modefotografie und Stadtportraits
Magnum Photos ist eine unabhängige Fotoagentur und Fotografenagentur, welche am 27. April 1947 von den vier Fotografen Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, David Seymour und George Rodger in Paris gegründet wurde. Der Legende nach spielte bei der Namensgebung eine Flasche Magnum Champagners eine Rolle, die anlässlich der Gründung getrunken worden sein soll. Auslöser zur Gründung der Agentur war der Wunsch, die Rechte über die eigenen Bilder gegenüber den grossen Magazinen und Agenturen besser sichern zu können.
Er hatte Marilyn Monroe und Marlon Brando ebenso vor der Kamera wie Kennedy, Nixon, Chruschtschow und unzählige unbekannte Paare und Passanten. Er realisierte Bildstrecken und Essays für die bekanntesten Zeitschriften der Welt, machte Kampagnen für Unternehmen wie für das italienische Luxuslabel Tod’s. Auf den Fotos der Serie «Icons by an Icon» lichtete er die europäische und amerikanische Society ab. Wie der Titel erahnen lässt, dreht sich alles um die Markenzeichen von Tod’s, die berühmten genoppten Gomino-Slipper und die D-Bag. Und so bildete die Kampagne die Fortsetzung der erfolgreichen «Italian Touch»-Kampagne von Tod’s. In den Hamptons, in Monaco und London machte Erwitt Aufnahmen von jener High Society, die üblicherweise die Öffentlichkeit meidet. Eine Hauptrolle spielen selbstverständlich Hunde, Erwitts Lieblingsobjekte.
Sprich die Agentur wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, in einer Kooperative humanistisch gleichgesinnter Fotografen selbstständig organisiert und unabhängig zu sein. Denn laut Robert Capa ist «ein Journalist nichts, wenn er nicht die Rechte an seinen Negativen besitzt». Derzeit zählt Magnum circa 40 Mitglieder und 16 Korrespondenten, mit Niederlassungen in Paris, London, New York und Tokyo. Trotz der allgegenwärtigen Präsenz von Fernsehteams und Kameras, die unverzüglich über die Krisenherde und entlegendsten Gebiete unserer Welt berichten können, hat sich Magnum einen hohen Stellenwert in der Berichterstattung bewahren können.
Und immer noch ist der 82-jährige rastlos, denn «Reisen ist wichtig für einen Fotografen. Neue Eindrücke sind stimulierend. Gewohnheit ist nichts für einen Fotografen. Wechsel, Veränderung ist das Entscheidende». Immer wieder hat er dem Esprit und dem Flair der Metropolen nachgespürt: New York, Rom und Paris, deren Geschichte er in wunderbaren Fotos erzählte und immer noch erzählt.
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LEBT IHR NOCH ODER
TWITTERT IHR SCHON? Social Media wie Xing, Facebook oder Twitter sind voll im Trend. Nicht wenige Beobachter gehen davon aus, dass die neuen Angebote unsere Kommunikation wie auch unseren Konsum vĂśllig umkrempeln werden.
Auch in Unternehmen nimmt das Thema Fahrt auf. Doch die Verunsicherung ist noch mit Händen zu greifen. Wie sehen die strategischen Wege aus, die Unternehmen einschlagen sollen? Dies ist nur eine Frage, die wir der Trendforscherin Karin Frick im Anschluss an eine Veranstaltung des Efficiency Club Basel mit gleichnamigem Titel stellten.
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von Georg Lutz
PRESTIGE: Wie hat sich Kommunikation unter dem Einfluss von Facebook, Twitter und Co. verändert? Karin Frick: Es gab eine zentrale gesellschaftliche Verschiebung, die diese neuen Kommunikationsmedien befeuert hat: Die Macht zwischen Hersteller und Nutzer hat sich verschoben. Heute hat der Konsument mehr Information und damit auch mehr Macht. Die Hersteller und Händler verlieren immer mehr die Kontrolle über die Kommunikation, da die Menschen viel mehr Plattformen und Kommunikationskanäle haben, um sich zu informieren und auszutauschen. Das ist für einige Marktteilnehmer schwierig, da die Prozesse oft komplexer als noch vor wenigen Jahren sind. Ich erreiche heute, via Anzeigen oder andere lineare Top-DownKampagnen immer weniger meine Zielgruppen. Lineare Kommunikation (top-down) hat insgesamt an Bedeutung verloren.
Karin Frick ist Head of Think Tank und Member of the Executive Board des Gottlieb Duttweiler Institute (GDI).
«JEDER TREND ERZEUGT AUCH EINEN GEGENTREND»
Versuchen wir das noch konkreter zu fassen: Fax, Brief, Massenmailings und andere einseitige Kommunikationskanäle nehmen weiter ab und dafür gewinnen interaktive Plattformen an Bedeutung?
Nein, Heinz kann nicht mein Freund sein, mit solchen Freunden hätte ich ein trostloses Leben. Dies gilt auch für andere Unternehmen, die in Facebook ein Profil eröffnen und die Vorstellung pflegen, sie haben jetzt ein weiteres klassisches Marketingtool mit klaren Wegen zur Verfügung. Man mag damit kurzfristig auch einige Treffer haben, aber im Grunde genommen haben solche Akteure Facebook nicht verstanden. Auch ein paar einzelne Fankunden helfen da nicht weiter. Es geht nicht nur um einen anderen Kanal, in den ich meine Botschaften, wie Inserate oder Radiospots schalte, sondern um ein neues Medium, welches ein anderes Verständnis erfordert und daher auch anders bearbeitet werden will.
Langfristig wird dies der Fall sein. Heute und morgen haben wir aber die Situation, dass kein Kommunikationskanal stirbt. Das kennen wir ja auch aus unserem Alltag. Wir lesen Zeitschriften, bekommen immer noch Faxe und tummeln uns auch in den neuen Social Media-Angeboten. Das Fax wird sicher weiter an Bedeutung verlieren. Ich werde aber auch morgen noch gerne abends ein gutes Buch in der Hand haben wollen. Wir bewegen uns parallel in verschiedenen Kanälen. Die Herausforderung besteht darin, für sich selbst den richtigen Mix zu finden.
Herausforderung ist ein gutes Stichwort für die nächste Frage. Ich habe den Eindruck, dass sich im privaten Bereich sehr viel mehr tut, als im Geschäftsleben. Viele ältere KMU-Verantwortliche müssen sich noch von ihrer Tochter erklären lassen, wie Facebook funktioniert. Teilen Sie diesen Eindruck?
Facebook ist eine Zweiwegekommunikation. Wenn man eine enge Bindung will, muss man sich unterhalten.
Ob man die neuen Medien geschäftlich braucht, hängt von der Situation ab. Nehmen wir die Handwerker, die klar definierte Stammkunden wie Architekten, Küchenbauer oder Generalunternehmer haben. Die werden in erster Linie weiterhin zum Telefon greifen und sich so in Erinnerung rufen oder ein konkretes Angebot besprechen, eine E-Mail schreiben und dann wird man sich zum Mittagessen treffen, um den Auftrag in trockene Tücher zu bekommen. Etwas ganz anderes ist es, wenn Sie als Anbieter einen Massenmarkt bedienen. Hier verschieben sich die Kommunikationskanäle.
Vertiefen wir die Analyse am Fallbeispiel Facebook. Sie selbst haben in einem Vortrag folgende rhetorische Frage gestellt: «Kann Heinz, damit ist der Ketchup gemeint, mein Freund sein?» – Und wie lautet die Antwort?
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Da gilt es offensichtlich, unsere Gedankenwelt zu überprüfen. Das klassische Silodenken, in dessen Rahmen ich Marketingkampagnen von oben nach unten kommuniziere, wird von einem virtuellen Basar abgelöst. Ist an diesem zugespitzten Bild etwas dran?
«KOMMUNIKATION AUF FACEBOOK FUNKTIONIERT NUR ÜBER EIN FEEDBACK»
Ja, es gibt leider in sehr vielen Unternehmen das Silodenken, in dessen Rahmen fast nur von oben nach unten kommuniziert wird. Auf der anderen Seite haben wir den virtuellen Basar, in dem die Hierarchien viel flacher sind. Das kann sich beissen. Kommunikation auf Facebook funktioniert nur über ein Feedback. Es müssen sich zwei Menschen unterhalten. Natürlich kann man auch Webmailings organisieren. Dies stösst aber an Grenzen. Klassische Einwegkommunikation, wie «Ariel wäscht weisser», «Ich produziere die beste Küche» oder in Ihrem Fall «das beste Magazin» sind sogar kontraproduktiv.
Ich wusste, in einem Dreisternehotel habe ich einen Fernseher im Zimmer. Heute habe ich Informationen über die Grösse und Ausstattung des Fernsehers und eine Zeile weiter erfahre ich etwas über die Qualität der Küche. Ich bekomme zudem einen atmosphärischen Eindruck.
Lassen Sie mich nochmals kritisch nachfragen: Manchmal habe ich den Eindruck die neuen Möglichkeiten werden nur positiv über den grünen Klee gelobt. In der Geschichte gibt es aber viele sehr ernüchternde Beispiele. So wurde in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das neue Medium Radio von vielen Intellektuellen als neuer demokratischer Kommunikationskanal abgefeiert. Wie heute betonte man die Zweigleisigkeit der Kommunikation. – Zehn Jahre später stand in fast allen deutschen Haushalten der Volksempfänger ...
Es gibt viele schöne Stichwörter im Rahmen von Social Media, wie «Teilen» oder «Dialog». Wird unsere Wirtschaft transparenter und demokratischer? In der Tendenz ist das sicher richtig. Die Konsumenten und Kunden reden mit. Wenn mir viele Kunden sagen «Das ist gut», habe ich einen wichtigen Hinweis, ja fast ein Qualitätssigel. Wer heute ein Hotel buchen will, findet im Netz Bewertungsseiten, die ihm helfen und für den Anbieter im positiven Fall von grossem Nutzen sein können. Ich habe als Kunde auf jeden Fall viel mehr Informationen als früher, wo ich mich nur an einigen technischen Informationen orientieren konnte.
Jeder Trend erzeugt auch einen Gegentrend. Auf der einen Seite gibt es neue Möglichkeiten der Kommunikation, die alte Hierarchiemauern schleifen. Das ist auch eine demokratische Möglichkeit. Wir haben Netzwerke zur Verfügung in denen wir sehr viel schneller und aktiver agieren und uns auch Wissen aneignen können. Das führt zu mehr Demokratie. Umgekehrt wissen Un-
Social Media verändert unsere Kommunikationswege.
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ternehmen aber auch immer mehr über uns, unser Kaufverhalten und unsere heimlichen Wünsche. Amazon hat ein tolles Kundenfeedback- und Empfehlungssystem.
Oder nehmen Sie kulturelle Anlässe. Wenn Sie als Galeriebetreiber eine Vernissage veranstalten, wollen sie auch viele mögliche Interessenten erreichen. Ohne Facebook, Twitter und Co. ist das auf jeden Fall schwieriger. Auch wenn es um touristische Ziele, deren Aktivitäten und Angebote geht, ergeben sich viele Möglichkeiten, zum Beispiel auf virtuellen schwarzen Brettern. In diesen Fällen erzeugen Gespräche unter Kunden oder potentiellen Kunden auch einen Mehrwert.
Die Verantwortlichen kennen aber meine Lieblingslektüre und können mir so Vorschläge machen, was ich alles noch lesen könnte und vielleicht sogar sollte. Theoretisch können Sie mir auch auf einer sehr breiten Wissensgrundlage unterschwellig vorschlagen/vorschreiben, was ich zu lesen habe. Das Vorhandensein einer künstlichen Intelligenz lädt auch immer zu Manipulationen ein. Die Gefahr haben auch wir als Trendforscherinnen und Trendforscher realisiert. Die Frage ist: Wie gefährlich kann ein System mit viel Machtpotential werden? Allerdings ist das Netz, von seiner Grundlage her, so organisiert, dass es nicht zentral kontrollierbar ist. Ich als Person im Netz darf aber nicht völlig untätig bleiben, so nach dem Motto; Amazon weiss schon, welches Buch ich will. Auch dies führt zu einseitigen Machtverschiebungen.
Bei einigen Unternehmen geht der Umgang mit Social Media aber in eine ganz andere Richtung. Sie untersagen Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Nutzen von Facebook. Die Begründung lautet, man hätte zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Was läuft da schief? Es gilt, klare Spielregeln im Unternehmen aufzustellen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ja gerade heute mit diesen vielen Kommunikationsmöglichkeiten ein wichtiger Referenzpunkt. Die Leute müssen erreichbar sein, denn sie sind Experten für den Freund vom Freund und so weiter. In ihrem Arbeitsplatz, kennen sie sich in Architekturfragestellungen oder Finanzprodukten aus, die können Verantwortliche nicht einfach abstellen. Natürlich lassen sich Leute ablenken, oder können sich weniger konzentrieren. Aber da müssen sich die Beteiligten zusammensetzen und zu praktikablen Lösungen kommen, sonst geht der Schuss nach hinten los. Die Beteiligten haben doch immer mehr Möglichkeiten, zum Beispiel via Smartphones solche Verbote zu umgehen. Natürlich gibt es auch hier Unterschiede. Bei sehr jungen Akteuren ist die Gefahr realer. Ab einer gewissen Verantwortungsstufe wollen Sie Ihr Projekt erledigt haben und nicht dauernd in Facebook sein.
Wir müssen uns auf jeden Fall Gedanken machen, was Datenschutz und Sicherheit betrifft? Man darf sich nicht einfach leiten lassen. Ein kritischer Blick auch im Internet ist nie falsch. Ich benenne nochmals die Gratwanderung; es gibt im Netz sehr viele spannende Möglichkeiten, es gibt aber auch die Möglichkeit der Konzentration der Macht. Die Technologie ist eigentlich neutral, sie kann jedoch sowohl zur Verteilung wie auch zur Konzentration der Macht eingesetzt werden.
Lassen Sie uns nochmals in die Praxis springen. Gibt es von Ihrer Seite konkrete Tipps wie Unternehmensverantwortliche strategisch vorgehen können?
Wie kommunizieren Sie als Trendforscherin?
Man muss sich zunächst klarwerden, wie und wo das eigene Geschäft mit welchem Angebot aus dem Netz kompatibel ist. Ein Küchenbauer braucht keine Facebookseite, da die Zahl seiner Kunden überschaubar ist. Auch bei Immobilienprojekten brauchen Sie eine gute Webseite, bei der Sie die Immobilie als Kunde ansehen können und wichtige Informationen bekommen, aber Sie müssen nicht twittern …
Telefon, E-Mail und das persönliche Gespräch sind bei mir immer noch die wichtigsten Kommunikationsmedien. Die neuen Social Media benutze ich eher passiv und zu Forschungszwecken. Ich bin, was mich persönlich betrifft, auch noch am Testen.
Jetzt gibt es ja grosse Unterscheide. Xing ist eine klare und interessante Businessplattform. Aber geht es bei Facebook nicht nur um Partys und Urlaubsbilder? In welchen Fällen macht es Sinn, sich als Geschäftsmensch dort zu tummeln?
Social Media «Social Media Angebote sind Webdienste und Plattformen zum gegenseitigen Austausch von Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen. Als Kommunikationsmittel wird dabei Text, Bild, Audio oder Video verwendet. Populäre Medien sind dabei Internetforen, Social Networks, Communities, Weblogs, Podcasts, Social News Websites, Foto- und Videoplattformen, Wikis und SocialBookmarking-Dienste.
Denken Sie an die Gastronomiebranche. Dort ist es wichtig, dass Ihre kulinarischen Spezialitäten, Ihre besonderen Weine oder die Partyräumlichkeiten ins Gespräch kommen. Das müssen viele Leute mitbekommen. Da können Besucher fachsimpeln und Kommentare schreiben. Der Stammtisch lebt! Ihr Ort ist eine Drehscheibe, bei der auch mobile Endgeräte eine Rolle spielen können. Das Ziel ist, einen Rahmen für eine lebendige Community zu schaffen. Ein strategischer Einsatz macht hier Sinn.
«Social Media unterscheiden sich primär dadurch von den traditionellen Massenmedien, als dass sie auf Interaktion beruhen. Es besteht kein Gefälle mehr zwischen Sender und Rezipienten. Die Benutzer erstellen gemeinsam ihre eigenen Inhalte (benutzergenerierte Inhalte oder User Generated Content).» (wiki)
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Schale Tee DIE RUHE DES GEISTES LIEGT IN EINER
«Wasser erhitzen, Tee schlagen und ihn mit aufrichtigem Herzen trinken. Mehr nicht!» Mit diesem Zitat von Sen no Rikyû, dem Begründer der Japanischen Teezeremonie, wird deutlich: Was zählt, ist einzig der Augenblick in Harmonie und Einklang mit der Natur.
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von Sabine Schritt, Fotos: Ulrich Haas
ie formelle japanische Teezeremonie ist eine Einladung, die traditionell in einem speziellen Teeraum durchgeführt wird und bis zu vier Stunden dauern kann. Der Gastgeber bereitet grünen Tee nach sehr strengen Regeln zu und reicht diesen seinen Gästen. All dies geschieht bescheiden, fast unauffällig in einem schmucklosen Raum, dafür in höchster Aufmerksamkeit und Vollendung. Es gibt nur den Tee, den Gastgeber und die Gäste. Nichts soll den Geist ablenken.
«ES GEHT NUR UM DIE ERFAHRUNG, NICHT UM DAS VERSTEHEN. WIR IM WESTEN NEIGEN JA DAZU, UNS INTELLEKTUELL ZU VERSTEIGEN.» Ulrich Haas, Zen-Priester und Teemeister
Ulrich Haas und seine Kollegin Yuiko Tokugawa aus Kyoto, Japan.
Die Teezeremonie beschreibt die Zusammenkunft, die Zubereitung und die Darreichung des Tees. Sie ist ein Teil des «Chado», was wörtlich «der Weg zum Tee» bedeutet («cha» bedeutet Tee; «do» steht für Weg). Der Teeweg ist einer der Schulungswege des ZenBuddhismus und eng mit der Natur verknüpft. «Do» bezeichnet in Asien die Lebenseinstellung, den Lebensweg. Wie andere Zen-Wege auch, hat der Teeweg kein greifbares Ziel, er hat einen Anfang aber kein Ende. Wer den Teeweg zu lernen beginne, begebe sich auf einen Weg zur inneren Einkehr, zur Bewusstheit in der Gegenwart, sagt Zen-Priester und Teemeister Ulrich Haas. Er hat die Kunst des Teewegs in Japan studiert und lehrt seit 25 Jahren in Deutschland: «Man lernt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.» Am Anfang des Weges stehe die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, die Fähigkeit, sich selbst wieder zu spüren. «Viele Menschen kennen den Unterschied gar nicht zwischen ihren Gefühlen und Gedanken», meint der Teemeister.
von Egoismus oder Verwirrung. «Gemeinsamkeit ist ein wichtiger Sinn der Zeremonie», erklärt Haas. Es gehe darum, die Zeit intensiv und still miteinander zu verbringen. «Die Japanische Teezeremonie ist auch eine Art Kommunikation, aber nicht notwendigerweise mit Worten.»
Der Teeweg basiert auf den vier Prinzipien des Zen:
In klaren Ritualen lernt der Gast, sich auf das Hier und jetzt zu konzentrieren
WA: Harmonie Gastgeber und Gäste verbinden sich mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften in Harmonie. Auch alle Elemente im Raum stehen in völliger Harmonie zueinander. Die Teegeräte und die Blumen werden sorgsam nach Jahreszeit speziell für die Gäste ausgesucht.
Der Teeweg soll das Bedürfnis der Menschen nach der Ruhe des Geistes, der inneren Einkehr und Stille erfüllen. Sich mit der Einfachheit der Zubereitung einer Schale Tee zu befassen, weckt das Bewusstsein für jede einzelne Handlung und führt dazu, sich in das Hier und Jetzt, in das eigene Tun zu versenken. Der japanische Ausdruck «ichi go ichi e» beschreibt es als ein Zusammensein, einen Augenblick. «Die komplexe Handlung bei der Zeremonie zwingt die Menschen, ganz im Hier und Jetzt zu sein», erklärt Haas. Diese Haltung überträgt sich nach vielen Jahren des Übens auch auf das Leben ausserhalb des Teeraumes. «Es geht nur um die Erfahrung, nicht so sehr um das Verstehen.
KEI: Hochachtung und Ehrfurcht Der Tee wird mit nüchternen Gesten in höchster Achtsamkeit zubereitet. Die Gäste und der Gastgeber bringen einander Wertschätzung entgegen. In voller Dankbarkeit trinken sie den Tee, was auch die Dankbarkeit allen Daseins gegenüber symbolisiert. SEI: Reinheit Im körperlichen wie geistigen Sinne ist Reinheit ein wichtiges Element des Teewegs. Alle Gäste waschen sich in einem Steinwasserbecken symbolisch die Hände und spülen den Mund. Im Zen-Buddhismus bedeutet Reinheit die Lösung von störenden Gedanken. Die Reinheit des Herzens ist ebenso zentral wie die äussere Reinheit von Teeraum und Teegeräten.
Wir im Westen neigen ja dazu, uns intellektuell zu versteigen», sagt Haas. Die klaren Rituale verbinden Religion und Philosophie und bringen Klarheit in den Geist. Sie sind Ausdruck von Einfachheit und Ästhetik, aber auch von Gemeinsamkeit, fern ab
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Die Kunst des Teezubereitens hat eine lange Tradition Zu einer formellen Teezusammenkunft gehören ein ausgesuchtes Mahl, das der Japaner «Kaiseki» nennt und zwei Rituale, in denen der Tee unterschiedlich zubereitet wird. Zunächst teilen sich alle Gäste eine Schale sehr dickflüssigen, starken Tee («Koicha»), der in fast schweigender, formeller Atmosphäre getrunken wird; danach bereitet der Gastgeber für jeden Gast individuell ein oder zwei Schalen leichten, dünnen Tee («Usucha») zu. Zen-Mönche brachten den grünen Tee im zwölften Jahrhundert von ihren Studien in China mit nach Japan. In China hatte man diese Art Tee über Jahrhunderte in den Klöstern vor allem als Medizin getrunken, und um sich während der langen Meditationsperioden wach zu halten. Im 16. Jahrhundert begründete Sen no Rikyû in Japan den Teeweg und erhob die Zeremonie des Teezubereitens zur Kunst, die einen spirituellen Weg eröffnen soll. Rikyûs Nachkommen leiten die «Urasenke»-Teeschule heute in der 16. Generation. Die Teeräume der «Urasenke» mit dem von Rikyûs Enkel Sotan erbauten «Konnichian» als Zentrum, sind in Japan so genannte «Kokuho» (Nationalschätze), in denen der Geist Rikyûs bis heute weiterlebt. Haas unterrichtet den Teeweg in der langen Tradition der japanischen «Urasenke»-Teeschule und ist einer von zwei autorisierten Lehrern und Teemeistern der «Urasenke» in Deutschland. www.teeseminar.de
Wenn man diese Prinzipien verinnerlicht hat, stellt sich das vierte Prinzip ein: JAKU: Stille, heitere Gelassenheit Damit ist nicht die Abwesenheit von Geräuschen gemeint, sondern die Ruhe des Geistes. Als Folge von Harmonie, Achtung und Reinheit kehrt schliesslich Stille ein; ein spiritueller Zustand im Zen-Buddhismus. Für die Japanische Teezeremonie wird ausschliesslich grüner Tee verwendet. Dieser wird biologisch in kleinen Teegärten angebaut. Bereits im Januar werden die Teepflanzen beschattet. So wachsen sie langsamer und können die feinen und zarten Triebe entwickeln, die für die höchste Qualität des grünen Tees notwendig sind. Zu feinem Pulver in Steinmühlen vermahlen, entsteht für die Zeremonie das intensivgrüne «Matcha». Es ist reich an Mineralstoffen und Vitaminen, weil die Blätter mit verarbeitet werden. «Alle Vorzüge, die dem grünen Tee zugeschrieben werden, gelten eigentlich nur für diese pulverisierte Form», erklärt Haas.
Die Farben des Tees Ob der Tee grün ist, oder schwarz, hängt lediglich von der Bearbeitung der Blätter ab, beide haben den gleichen Ursprung: die Teepflanze. Soll schwarzer Tee entstehen, werden die Blätter nach der Ernte gerollt, zerkleinert und anschliessend fermentiert. Dadurch bekommt der Tee seine schwarze Farbe und seinen speziellen Geschmack. Einige Inhaltsstoffe wie die Polyphenole werden durch diesen Prozess abgebaut und sind daher in grünem Tee im Gegensatz zum schwarzen Tee vermehrt enthalten.
«Beim aufgebrühten grünen Tee gehen viele der wertvollen Inhaltsstoffe aus dem Blatt verloren.» Konzentriert gibt der Teemeister mit einem Bambuslöffel etwas «Matcha» aus der Teedose in die Teeschale. Derweil wird über Holzkohle Wasser in einem Kessel auf circa 80 Grad Celsius erhitzt. Der Teemeister schöpft hieraus Wasser und giesst damit das Teepulver auf. Anschliessend wird der Tee mit einem Bambusbesen schaumig geschlagen. Die Choreografie ist ganz genau festgelegt, jeder Gegenstand ist von Bedeutung.
Für grünen Tee werden die Blätter nach dem Welken erhitzt, um eine Fermentation zu verhindern. Anbaugebiet, Klima, Pflanzenart, Erntezeit und die weiteren Verarbeitungsschritte bestimmen letztlich den Geschmack und die Qualitätsstufe des jeweiligen Tees. Für weissen Tee, der auch als Champagner unter den Tees gilt, weil er rar und teuer ist, werden die Blätter an speziellen Tagen geerntet, wenn sie noch in einer ungeöffneten Knospe zusammengeschlossen sind. Während einer besonders aufwändigen und schonenden Trocknung entsteht lediglich eine geringe Fermentation auf natürlichem Wege.
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Klein, kleiner: Cascolino und Piccolino.
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Die clevere Alternative.
FACE TO FACE
SAMUEL L.
JACKSON The King of Cool
«WENN MAN MIR EINE ROLLE ANBOT, HABE ICH IMMER ZUERST NACHGESCHAUT, AUF WELCHER SEITE DES DREHBUCHS ICH STERBEN SOLLTE.»
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FACE TO FACE
Szene aus «The Spirit».
Ob als bibelfester Killer in «Pulp Fiction», als Lichtschwert schwingender Jediritter in «Star Wars» oder als Superhelden-Boss in «Iron Man 2», dieser Mann ist einfach Kult. Doch was treibt Samuel L. Jackson (61) privat? Wir haben nachgefragt.
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von Dominique Zahnd, London
© by Lionsgate Sony Pictures
ie Mütze hat er sich tief ins Gesicht gezogen. Seine Augen blicken starr auf den weissen Ball vor ihm im Gras. Die Hände des Schauspielers umschliessen das Eisen noch fester. Dann holt Samuel L. Jackson aus und drescht mit eleganter Wucht auf die kleine Kugel ein. Und die fliegt: 50 Meter, 100 Meter, 150 Meter. Nach dem gelungenen Abschlag lächelt er für eine Sekunde – doch dann fällt sein Blick auf die Kameras um ihn herum und seine Mundwinkel zeigen wieder nach unten. Mister Superstar ist schlecht gelaunt.
arbeit und Fankontakt empfindet. So sagt er: «Bei einer Premiere steigt man aus dem Auto und denkt: Jetzt muss ich zwei Stunden lang vor irgendwelchen Mikrofonen die gleichen Fragen über den Film beantworten, die ich vorhin schon beim Interview und gestern bei der Pressekonferenz beantwortet habe. Das ist alles nicht besonders glamourös. Es ist einfach nur Arbeit.»
Jackson nimmt regelmässig an Wohltätigkeitsgolfturnieren teil, organisiert sogar selbst welche. In Irland mass er sich Anfang Juli mit berühmten Kollegen wie Michael Douglas, Tiger Woods und Hugh Grant. Für September versprach der King of Cool den Schweizer Medien ein ähnlich hochkarätiges Staraufgebot. Doch statt Teri Hatcher, Jessica Alba oder Scarlett Johansson fanden nur C-Promis ihren Weg nach Bad Ragaz – darunter Ioan Gruffudd («Fantastic Four») oder Haley Joel Osment («Sixth Sense»). Dementsprechend dürftig sah der Fanandrang aus. Weniger als dreissig Zaungäste hatten sich an den Rand des roten Teppichs verirrt. Autogramm- und Fotowünsche wurden von allen mehr oder weniger Prominenten fleissig erfüllt – bis auf den Eventchef selbst. Samuel L. Jackson verkehrt nicht so gerne mit Normalsterblichen.
Das einzige, was ihm wirklich Spass zu machen scheint, ist der Dreh selbst. Den Rattenschwanz an Verpflichtungen, den so ein Film nach sich zieht, hasst er allerdings. «Aber ich bin als Schauspieler vertraglich dazu verpflichtet», mosert Jackson. Klingt abgestumpft und freudlos. War er immer schon so eine Spassbremse? Der Schauspieler kneift die Augen zusammen: «Das erste Mal, als ich zu einer Preisverleihung gefahren bin, war es noch der Wahnsinn: Ich sass mit meinen Jungs in der dicken Limousine, wir haben Freunde angerufen und ausgelassen rumgeschrien ... Zwei Jahre später hat sich dieses Gefühl erledigt. Du sitzt im Auto, bist noch zwei Blocks vom roten Teppich entfernt, auf der Strasse nur Stau, du brauchst eine Stunde für diese lächerlichen zwei Blocks und denkst – Mann, kann ich bitte zu Fuss gehen? Oder noch besser: heim?»
Als Filmjournalist läuft man dem Schauspieler – er dreht fünf Filme pro Jahr – immer wieder bei Premieren oder auf Galas über den Weg. Aber weder in Cannes, New York, London oder nun Bad Ragaz machte er je einen sonderlich freundlichen Eindruck. Im Gegenteil: Man sieht Jackson immer an, als welch lästiges Übel er Presse-
Zum Glück ist dem Zuschauer das alles nicht bewusst, wenn er sich die Filme von Samuel L. Jackson anschaut. Denn auf der Leinwand begeistert er (fast) immer als cooler Hund, der gut mit Knarren umgehen kann und den Bösewichten gerne die Nasen breit klopft. Bewegende Dramen dreht er zwar auch ab und zu («A Time to Kill», 1996 oder «Black Snake Moan», 2007) – doch grundsätzlich ist Mister Cool im Actionfach zu Hause.
© by Lionsgate Sony Pictures
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Szene aus «The Other Guys».
«ICH WAR IMMER AUF IRGENDETWAS – ICH DACHTE, DAS LÄUFT BEI ‹DEN GROSSEN› SO.» Für Kinofilme steht er schon seit 1972 vor der Kamera. Ins kollektive Gedächtnis der breiten Masse brannte sich sein Gesicht aber erst dank «Pulp Fiction» (1994). Dort spielte er an der Seite von John Travolta einen Killer, der Cheeseburger vergöttert – und die Bibel. Vorher stellte er oft nur den «Quoten-Schwarzen» dar, der allerdings so manche Nebenrolle veredelte. So war er Eddie Murphys Fussabtreter in «Der Prinz aus Zamunda» (1988), Joe Pescis Übungszielscheibe in «GoodFellas» (1990) und die DinoVorspeise in «Jurassic Park» (1993). «Als ich anfing, durften Afroamerikaner auf der Leinwand grundsätzlich nur Kriminelle verkörpern: Bandenmitglieder, Knastbrüder, Killer. Wenn man mir eine Rolle anbot, habe ich immer zuerst nachgeschaut, auf welcher Seite des Drehbuchs ich sterben sollte», erinnert sich Jackson. Die Oscar-Nominierung für «Pulp Fiction» hat alles verändert. Klar, dass Jackson die längst überfällig fand. Er sagt sogar: «Wenn die Welt gerecht wäre, hätte ich einen Oscar für ‹Jungle Fever›, ‹Pulp Fiction›, ‹Die Jury› und ‹Jackie Brown› bekommen sollen. Aber die Welt ist bekanntlich unfair. So muss ich mich
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Szene aus «The Champ».
FACE TO FACE
«DIESER ‹OH, WELCHE EHRE NOMINIERT ZU SEIN›-BULLSHIT IST NICHT MEIN DING. WENN ICH AN EINEM WETTBEWERB TEILNEHME, MÖCHTE ICH VERDAMMT NOCH MAL AUCH GEWINNEN. ES GIBT SCHLIESSLICH KEINEN F***ING SILBER-OSCAR!»
eben mit einer Nominierung begnügen», sagt der Schauspieler. Dass der Goldjunge 1994 an Martin Landau ging, nagte sehr an seinem Ego. Denn zu Preisverleihungen hat er eine klare Einstellung: «Dieser ‹Oh, welche Ehre nominiert zu sein›-Bullshit ist nicht mein Ding. Wenn ich an einem Wettbewerb teilnehme, möchte ich verdammt noch mal auch gewinnen. Es gibt schliesslich keinen f***ing Silber-Oscar!» Kommerziell gesehen hatte Jackson seinen grossen Durchbruch erst mit «Star Wars». Doch auch bei Hitregisseur George Lucas musste er – wie konnte es anders sein – mit dem Kopf durch die Wand. Denn es gab mehr als 20 Jahre lang eine eiserne Regel im «Krieg der Sterne»-Universum: Gute Jungs haben grüne oder blaue Lichtschwerter, böse Jungs haben rote. Jackson zu Lucas: «Ich will ein purpurnes!» Er bekam es. Doch Samuel war nicht immer so selbstbewusst, denn als Kind stotterte er. Sein Sprechtherapeut war es, der ihn zur Schauspielerei brachte, obwohl er eigentlich Architekt werden sollte. Jackson sprach erfolgreich für ein Musical vor und blieb bei dieser Therapiemethode hängen. Um Geld zu verdienen, nahm er immer wieder Gelegenheitsjobs an. «Ich habe mal Beschichtungen für Ofentüren gemischt. Das war ziemlich fies, weil man es da mit einem Haufen Chemie zu tun hat», erinnert er sich. Ausserdem arbeitete er als Nachtwächter im Manhattan Plaza, noch bevor der Gebäudekomplex öffentlich zugänglich war. Muss langweilig gewesen sein, oder? Der Schauspieler grinst: «Einmal bin ich morgens um drei im Pool geschwommen – nackt. Der war zu diesem Zeitpunkt das Einzige, was schon fertig gebaut war.» Dem Theater blieb er immer treu und konnte nach diversen Engagements in New York endlich auch von seinem Traumberuf leben. Jackson trat unter anderem beim New Yorker Shakespeare Festival auf und wurde Mitglied der Negro Ensemble Company, der auch Morgan Freeman angehörte. Während er sich als Bühnenschauspieler einen Namen machte, entdeckte ihn 1981 ein begeisterter Zuschauer in «A Soldier’s Story»; Regisseur Spike Lee, mit dem das Jungtalent insgesamt vier Filme drehen sollte.
© New Line Productions
In den frühen New Yorker-Jahren hatte Samuel L. Jackson – das L. steht für Leroy – ein paar lästige Freunde, die stets an seiner Seite waren: Alkohol, Koks und Crack. «Ich war immer auf irgendetwas», gibt er zu. «Ich dachte, das läuft bei ‹den Grossen› so.» Doch die Illusion vom Schauspieler, der high und gleichzeitig
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Szene aus «Snakes on a plane».
© Ascot Elite
Szene aus «1408».
© Paramount Classics
© by Rialto Film AG
FACE TO FACE
Szene aus «Black Snake Moan».
Szene aus «Jumper».
erfolgreich ist, zerplatzte bald. Die Hauptrolle im Broadway-Stück «Two Trains Running» wurde Jackson entzogen, weil er, wie er sich ausdrückt, «bei den Proben zu oft rotäugig und nach Bier stinkend» auflief.
Er hatte eine grosse Chance verspielt und das ärgerte ihn. Also zwang er sich zum Entzug. Mit Erfolg: Damit kamen auch die spannenden Kinorollen. Heute ist Jacksons einzige Droge das Golfspielen. «Jungle Fever» war 1991 nach eigener Aussage der erste Dreh, bei dem er nicht high war. Ironischerweise mimte der Schauspieler dabei Gator, den cracksüchtigen Bruder von Wesley Snipes. Sam spielte sich die Seele aus dem Leib, und als Gator starb, tötete er auch «diesen Kerl von früher in meinem Innern». Dafür gab es einen Award für die beste Nebenrolle in Cannes – ein Preis, der bis dahin noch nie vergeben worden war.
«ZWEI TAGE PRO WOCHE HABE ICH BEI EINEM FILMDREH FREI, GEHE ZUM GOLFEN UND DIE PRODUZENTEN BLÄTTERN DAS GELD DAFÜR HIN.»
Seit Knallern wie «Shaft», «Stirb Langsam 3», «xXx – Triple X», «Deep Blue Sea» und «Unbreakable» ist Jackson nicht mehr aus dem Actionkino wegzudenken. Und das macht ihn unheimlich stolz. «Schon als Kind wollte ich immer der Typ sein, der als Einziger noch steht, wenn sich nach einer Explosion der Rauch verzieht. Der grosse Held, der die schwersten Knarren trägt und die schnellsten Autos fährt», sagt er stolz. Und doppelt nach: «Ich bin mir keineswegs zu schade, in Filmen zu spielen, die an unsere niedrigsten Instinkte appellieren. Man sollte das auch nicht zu ernst nehmen – die Filmemacherei ist keine Herztransplantation, sondern bloss Entertainment.»
All seine Streifen zusammen haben mehr als drei Milliarden USDollar eingespielt. Das macht Samuel L. Jackson zu Hollywoods Topshot. Der Schauspieler dreht allerdings auch im Akkord. «Weil ich Angst habe …», sagt er dazu. Wie bitte? «Ich fürchte mich davor, dass mein aktuellster Film auch mein letzter gewesen sein könnte.» Trotz aller Existenzängste gönnt er sich aber regelmässig bezahlte Verschnaufpausen auf dem Golfplatz. Jackson bestätigt: «Zwei Tage pro Woche habe ich bei einem Filmdreh frei, gehe zum Golfen und die Produzenten blättern das Geld dafür hin.» Möglich ist das nur, weil der Schauspieler immer zu den lokalen Golfplätzen an den jeweiligen Drehorten gefahren wird. Sein Assistent, so Jackson, organisiert alles, er muss nur noch hinfahren und abschlagen.
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Aber wie ist er denn nun privat? Frauengeschichten hat er keine. Jackson ist seit 30 Jahren mit seiner LaTanya verheiratet. Irgendwelche Macken? Ja, er sammelt Comics und besitzt gegen 3’000 Hefte. «Die habe ich tatsächlich alle bezahlt – das ist eines der wenigen Hobbys, für das ich gerne Geld ausgebe.» Spielt er Instrumente? Mehrere, darunter Waldhorn und Trompete. Zu seinen weiteren Spleens zählt ein Faible für die Farbe Purpur. Sein Mitch Hennessy trug einen purpurnen Ring in «The Long Kiss Goodnight» (1996) und als Mister Glass hüllte er sich in «Unbreakable» (2000) bevorzugt in purpurne Kleider. Als Mace Windu wiederum schwang er in drei «Star Wars»Filmen ein purpurnes Lichtschwert und Lazarus, sein Charakter in «Black Snake Moan» (2006) spielte auf einer purpurnen Gibson-Gitarre. Letztes Jahr ist der Hollywoodstar 60 Jahre alt geworden. Angst macht ihm das nicht. «In meiner Familie sind viele sehr alt geworden, im Durchschnitt zwischen 80 oder 90. Wir haben einen guten Genpool», gibt sich Jackson optimistisch. Sieht man den Schauspieler privat über den Golfplatz schlurfen, hat er allerdings nichts mehr gemeinsam mit den Actionhelden, die er so gerne spielt. Dann schaut er einfach wie ein ganz normaler, alter Mann aus. Also ist bald Schluss mit den coolen Rollen? Er zuckt mit den Schultern: «Die liegen noch fünf Jahre drin, dann spiele ich halt Opas.»
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Der Herr der Superhelden Comic-Fan Jackson verkörperte in den beiden «Iron Man»-Filmen bereits die Rolle des Nick Fury, der einen Geheimbund aus Superhelden leitet. Diesen Part übernimmt er auch wieder in den Comic-Verfilmungen «Captain America: The First Avenger» (2011) sowie dem ultimativen Superheldenstreifen «The Avengers», wo Samuel L. Jackson den Boss von Iron Man, Hulk, Thor und Captain America mimt. Der US-Kinostart für das explosivste Leinwandspektakel aller Zeiten ist der 4. Mai 2012.
ARCHITECTURE
SHIGERU BAN Der Papierarchitekt Shigeru Ban: «Das Dach ist immer wichtiger als die Wände. Denn ein Dach erzeugt bereits automatisch einen Raum. Viel entscheidender aber ist, dass ein Dach nicht nur Innen und Aussen voneinander trennt wie eine Wand, sondern einen Zwischenraum zulässt – eine Art entweder-oder.»
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ARCHITECTURE
W von Lone Halvorsen
eltruhm erlangte der japanische Architekt Shigeru Ban mit seinen revolutionären Bauwerken aus Papier. Das bekannteste davon ist sicherlich der Japan-Pavillon auf der Weltausstellung «Expo 2000» in Hannover. Shigeru Ban ist indes jedoch alles andere als ein «Papierarchitekt»; er experimentiert mit profanen Materialien wie Sperrholz, Kartonrollen, Textilien und sogar Schiffscontainern und entwickelt in seiner Architektur neue, aber trotzdem allgemein einsetzbare Baulösungen. Mit überraschend einfachen jedoch überaus intelligenten Systemen öffnet er nicht nur für die Bauindustrie, sondern auch für den privaten Bauherren neue Möglichkeiten. Er ist dabei nicht nur an der «schönen Architektur» interessiert: Seine Hilfeleistungen bei Entwicklungsprojekten und bei Wiederaufbauarbeiten nach Erdbebenkatastrophen, sind ihm gleichermassen von Bedeutung.
Funktionales Doppelspiel Wie Shigeru Ban dazu kam, mit Papier zu arbeiten, war eine Verkettung von Ereignissen und Einflüssen, die seine Laufbahn auf mehr als eine Weise prägten. Als er 1986 am Ausstellungsdesign der Alvar-Aalto-Retrospektive im Museum of Modern Art in New York arbeitete, wollte er anfangs Holz dafür verwenden – was schliesslich auch sehr gut zu Aaltos Designverständnis gepasst hätte. Doch Holz wäre einerseits zu teuer gewesen und anderseits nach dem Ende der Ausstellung sinnlos auf den Müll geworfen worden. Also hat Ban nach einem alternativen Material für Holz gesucht, um die Trennwände oder Decken zu ersetzen, und so kam ihm der Gedanke, dass die Pappröhren, die er noch von einer Ausstellung aufbewahrt hatte, die Lösung sein könnten. Die gelungene Gestaltung der Aalto-Ausstellung brachte
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ARCHITECTURE
««ES IST ZWAR TOLL, FÜR REICHE, FÜR KULTURINSTITUTIONEN UND DIE INDUSTRIE ZU BAUEN, ABER ES IST MIR PEINLICH, DASS ARCHITEKTEN AN DEN OPFERN DER ERDBEBEN – WIE EBEN IN HAITI – SCHULD SIND. DENN NICHT DIE BEBEN ALS SOLCHE, SONDERN DIE FALSCH KONSTRUIERTEN HÄUSER FORDERN JA DIE VIELEN OPFER.» Shigeru Ban
Japan Pavillion Expo 2000, Hannover.
Centre Pompidou-Metz in Frankreich.
Ban dazu, Pappröhren als Baumaterial in Betracht zu ziehen. «Obwohl ich es damals nur dekorativ im Innenraum einsetzte, war ich begeistert von der Belastbarkeit, Präzision und Vielseitigkeit des Materials», so der Architekt. Offensichtlich hat sich die Tatsache, dass Ban als Kind gelernt hat, Dinge aufzubewahren, bezahlt gemacht – schliesslich kamen die aufbewahrten Pappröhren der ersten Ausstellung bei einer zweiten zum Einsatz. Hat das Gebot, Dinge aufzubewahren, womöglich auch eine Rolle gespielt, als Ban Container einsetzte, um ab 2005 einen Bau für eine Wanderausstellung zu realisieren? Shigeru Ban äussert sich zu dieser Annahme folgendermassen:
gemietet werden. Bans Originalität liegt darin, sich dieser Doppel-, wenn nicht gar Mehrfunktion zu bedienen, und zugleich einen Bau zu entwerfen, der von einer Monumentalität ist, die jenseits von Sakralarchitektur nur selten anzutreffen ist.
«Das Problem war, ein vergleichsweise grosses Gebäude für eine Wanderausstellung von Land zu Land bewegen zu können. Es musste leicht auf- und abzubauen sein und sich kostengünstig transportieren lassen. Statt das Baumaterial zu verschiffen, lassen sich am ehesten Kosten sparen, wenn das Material vor Ort verfügbar ist. Ich hatte bereits eine kleinere Ausstellung in Tokyo und Osaka nach dem gleichen Prinzip entworfen. Dort waren es Container, in denen normalerweise Werkzeuge gelagert wurde. Ich nutzte sie als Ausstellungsraum und zugleich als konstruktives Element.»
Die neue Kathedrale von Metz Schon Jahre vor der jetzigen Einweihung des Centre Pompidou in Metz kannte alle Welt dieses Dach, dessen Struktur und Form mit dem geschwungenen Strohhut eines Reisbauern; achttausend Quadratmeter weisse Textilmembran aus Glasfaser und Teflon, gespannt in 37 Metern Höhe auf einen Metallring, dazu bis zu 20 Meter Dachüberstand – ein Gigant des 21. Jahrhunderts, ein surreal flirrendes Doppelwesen aus Computersimulation und Hightech. Wären da nicht die titanisch-geschmeidigen hölzernen Träger; honiggelb schimmernd, in sanften Kurven, Windungen und Verschlingungen Dachwerk und Boden verbindend, lassen sie das Centre Pompidou plötzlich wie ein Prunkzelt wirken. Den-
Deshalb konnte man bei einer in New York, Santa Monica und Tokyo stattfindenden Wanderausstellung darauf verzichten, die Container zu transportieren denn schliesslich konnten sie vor Ort
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ARCHITECTURE Miyake Design Studio Gallery in Tokyo.
noch, Einfachheit sei sein Leitmotiv, auch wenn die Dachkonstruktion wie jene des «CP Metz» kompliziert aussehe, ist sie es nicht. Ban hat sich beim Entwurf des eigenwilligen Neubaus von der «Architektur» traditioneller chinesischer, aus Reisstroh geflochtener Hüte inspirieren lassen – allerdings auf einem grosszügig deformierten Grundriss. Das neue Kunstzentrum im Nordosten Frankreichs ist die erste im Rahmen der Dezentralisierungspolitik Frankreichs ausgelagerte Kultureinrichtung. Auf 10’000 Quadratmetern zeigt die Dependance keine eigene Sammlung, sondern greift auf die Bestände des Pariser Hauses zurück, das mit mehr als 65’000 Werken die grösste Sammlung zeitgenössischer und moderner Kunst Europas besitzt. Für die Stadt Metz bedeutet das neue Kunstzentrum viel – so viel, dass man es auch als «die neue Kathedrale von Metz» bezeichnen könnte.
Die moderne Tradition Shigeru Bans Werk ist geprägt vom Wunsch nach ständiger Verbesserung und Auseinandersetzung; stets baut er auf dem auf, was vor ihm war. Ebenso sehr gilt sein Blick der Tradition seines Heimatlandes, in der die Vieldeutigkeit von Aussen- und Innenraum immer wieder ein Thema ist. Seine Stärken sind, die Fähigkeit Konzepte zu interpretieren und die Suche nach dem Kern der eigenen kulturellen Überlieferungen sowie der Tradition, die sich aus der Moderne entwickelte. Fast nie ist Ban modern im üblichen Sinn, denn er liebt konstruktive Überraschungen und technische Klarheit, wo die Moderne sich oft mit geradlinigen Wiederholungen begnügt.
Complete Works 1985-2010 Alle je vollendeten Gebäude des gefeierten japanischen Architekten: Diese Art-Edition ist auf 200 signierte und nummerierte Exemplare limitiert und wird in einer Schlagkassette geliefert. Shigeru Ban hat eigens für diese Ausgabe das Buchcover entworfen; ein handgefertigtes Netz aus poliertem afrikanischen Samba-Holz (Triplochiton scleroxylon), inspiriert durch das Dachdesign des neuen Centre Pompidou in Metz.
Stroh als Baumaterial Stroh – ein Abfallprodukt der Landwirtschaft. Unscheinbar und oft ungenutzt, liegt es im Sommer in grossen Mengen auf den Feldern. In Ballen gepresst und zu Wänden gestapelt, wird Stroh jedoch zunehmend für die Baubranche interessant. Stroh als Baumaterial ist schon in den ersten Gebäuden der Menschheit zum Einsatz gekommen. Als nachwachsender Rohstoff ist er, wie Holz, praktisch immer verfügbar. Durch seine Beschaffenheit – ein einzelner Strohhalm besitzt mehrere geschlossene «Luftkammern» – können sehr hohe Isolierungswerte erzielt werden. Im Hausbau wurde Stroh bislang so eingesetzt, dass erst durch weitere Baustoffe ein stabiles Tragwerk entstanden ist. Ein Nachteil bei dieser Bauweise war immer, dass andere Baustoffe wie Holz, Stein oder Metall im Mauerwerk verarbeitet werden mussten und sich dadurch Schwachstellen in der Isolierung ergaben.
Shigeru Ban, Complete Works 1985-2010 Art Edition, Herausgeber Philip Jodidio 466 Seiten, Taschen Verlag
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DESIGN
KOHLENSTOFF
Die Kohlenstofffaser ist zehnmal dünner als ein menschliches Haar. Wird sie zusammengewoben, ist das Resultat ein Material, das leichter und widerstandsfähiger als Metall ist. Was zuerst nur in der Raum- und Luftfahrt und später im Autorennsport verwendet wurde, wird dank neuen Verarbeitungsmethoden auch immer mehr in edlen Alltagsprodukten gesichtet.
Überflieger Auch Callaway setzt beim Diablo Octane Black Driver auf Carbon-Power. Die Ingenieure haben einen einzigartigen Fertigungsprozess entwickelt. 33 Prozent des Schlägerkopfs bestehen aus Forged Composite. Das revolutionäre Material
Schwarze Perle
umfasst mehr als 500’000 ineinander verflochtene, turbostatische Fasern pro Quadratzoll und verfügt so über eine unglaublich grosse Widerstandskraft gegenüber extremen Kräften. Das Resultat ist ein Schlägerkopf, der leichter ist als Modelle aus Titan, aber dennoch ein extrem hohes Trägheitsmoment aufweist.
Bianchi gehört zu den Kultmarken unter den Rennrädern. Eigentlich ist das Hauptmerkmal der 1885 gegründeten Veloschmiede die Farbe Celeste. Doch von dieser speziellen Türkisfarbe gibt es beim neusten Wurf aus Treviglio nichts zu sehen. Das Oltre Nero Limited Edition ist, wie der Name schon andeutet, ganz in Schwarz gehalten. Kein Wunder, denn praktisch alles ist aus Kohlefasern. Rahmen, Sattelstütze, Kurbel, Räder, Lenker und vieles mehr. Der MonocoqueRahmen wiegt weniger als ein Kilogramm. Wer mehr Farbe oder weniger bezahlen will, findet verschiedene Ausführungen und Komponenten.
www.callawaygolf.com
www.netcycle.ch
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DESIGN
Shaken, not stirred! Der Porsche unter den Kugelschreibern verfügt über eine ausgefallene Funktionsmechanik. Durch eine schnelle Bewegung des Handgelenks wird die Mine des Porsche Design P’3140 Shake Pen Carbon aus- und eingefahren. Den von Faber-Castell hergestellten Taschenkugelschreiber gibt es auch mit einem Schaft aus Naturkautschuk. Damit der stilsicher gestaltete Edelschreiber auch auf schrägen Flächen liegen bleibt, gibt es eine dezente Wegrollsicherung an der Schlusskappe.
www.porsche-design.com
Der Renner Blancpain war früher eher bekannt für klassische Uhren. Dies hat sich seit dem Engagement im Motorsport geändert. Nach der ersten Super Trofeo Uhr folgt der LEvolution Flyback-Chronograph «Super Trofeo». Dieser zeigt die ersten Früchte der Zusammenarbeit zwischen Lamborghini und Blancpain. Nicht nur das Zifferblatt ist aus Kohlenstofffasern. Die Bandanstösse sind ebenfalls aus dem High tech-Verbundstoff. Das Gehäuse des auf 600 Stück limitierten Zeitmessers ist aus Titan. Nicht weniger als 308 Einzelteile wurden im Automatikwerk verbaut.
Edelhandy Dass Luxus-Handys nicht nur aus Silber, Gold oder Platin sein müssen, beweist Vertu mit der Ascent Ti Carbon Fibre Collection. Das in England in Handarbeit hergestellte Mobiltelefon wurde vielfachen Tests unterzogen, um über ein optimales Verhältnis von Harzen und Fasern den einheitlichen Look der abgeflachten und runden Teile eines Telefons zu erzielen. Die diagonale Rippung wird über einen Carbonfaserköper-Prozess erzeugt. Die Kollektion umfasst die Ascent Ti Carbon Fibre Limited Edition, das Carbon Fibre Grip, das Carbon Fibre & Aluminium Grip und das Carbon Fibre & Copper Grip.
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www.vertu.com
Augenschmaus Der innovative Sonnenbrillenhersteller Oakley zeigt mit der Elite C SIX, was noch vor kurzer Zeit für unmöglich gehalten wurde. Der 42 Gramm leichte Rahmen ist aus nicht weniger als 40 Schichten Carbon fibre aufgebaut und wird während 24 Stunden in die richtige Form gebracht. Inspiriert haben sich die Designer an Gürteltieren wie am Motorsport. Das nötige Know-how haben sich die Kalifornier bei der englischen Firma Crosby Composites geholt. Diese liefert ihre Produkte an Formel 1- und andere Rennteams.
www.oakley.com
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PHILIPP PLEIN
ART OF FASHION
Exklusivinterview mit
«MR. BLING BLING»
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ART OF FASHION
Bescheiden und normal geblieben, das ist der erste Eindruck, wenn man Philipp Plein trifft. Angesprochen auf seinen Medienruf als Glitzerkönig, schmunzelt er und steht dazu: Er liebt alles was glitzert.
W von Valeska Jansen
ir trafen ihn in seinem Firmenhauptsitz in Amriswil am Bodensee, wo er auch gleichzeitig seinen Wohnsitz hat. In der hohen Eingangshalle seiner Jugendstil-Villa residiert ein riesiger, schwarzer Buddha und ich frage überrascht, wie der denn hier hinein gekommen ist. «Na, durch die Tür», erhalte ich lächelnd zur Antwort.
PRESTIGE: Sie kommen gerade von der New York Fashion Week. Wie war es? Philipp Plein: Eigentlich komme ich gerade aus Paris, denn ich bin gestern aus New York zurückgekommen und sofort in Paris auf die Stoffmesse Première Vision gegangen. Da war gestern der letzte Tag.
Wie? Das machen Sie selber? Stoffe auf Messen aussuchen? Also ich habe zwar Leute die dorthin gehen, aber Mode ist ja auch etwas sehr persönliches und sich dann nur auf andere zu verlassen und zu denken, dafür bin ich zu fein, ist einfach falsch. Man muss selbst vor Ort sein und sehen und fühlen. Wenn man das nicht tut, ist man nicht am Nabel der Zeit. Ich fände es auch ignorant, zu sagen, so etwas interessiert mich nicht. Man muss immer mit offenen Augen durch die Welt gehen. Genauso, wie es wichtig ist, mit den Kunden zu reden. Viele Designhäuser produzieren am Bedarf vorbei. Das kann ich mir nicht leisten. Wir sind ein eigenständiges, selbstständiges kleines mittelständisches Modeunternehmen, das ich aus eigener Kraft aufgebaut habe. Ich habe nie einen Kredit von irgendeiner Bank wahrgenommen und bin komplett gesund und selbst finanziert. Ich muss verkaufen und muss auch wissen, was meine Kunden wollen. Ich kann nicht für das Museum designen. Jedes Modelabel braucht ein bisschen Image, das brauchen auch wir, aber es braucht auch etwas Kommerzielles, etwas, was ich verkaufen kann.
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Ja, genau. Wir kaufen dort die Möbel ein und das ist einfach ein Produktionsstandort. Es ist quasi eine Lohnfertigung, die für jeden verarbeiteten Edelstahl liefert, der es benötigt.
Und wie kamen Sie auf die Idee, Ihre eigene Mode zu kreieren? Vor sieben Jahren habe ich dann mit der Mode begonnen, bin aber eigentlich mit Accessoires gestartet. Deshalb sind wir auch sehr stark mit Lederartikeln. Damals habe ich in den Möbeln natürlich auch sehr viel Leder verarbeitet und dieses Leder war immer teuer und ist es immer noch. Deshalb musste man es auch aufbrauchen und irgendwie weiter verarbeiten. So entstanden eigentlich die ersten Produkte, die in Richtung Mode gingen, wie Taschen und Bilderrahmen. Das waren unsere ersten Accessoires. Dann haben uns Moët & Chandon gefragt, ob wir eine Kooperation mit ihnen eingehen würden. Sie haben uns gefragt, ob wir Lust hätten, beim Launch ihres Nectar Dessert Champagners auf der Düsseldorfer Fashion Messe CPD die Möbel beizusteuern. Warum nicht, aber die wollten damals nichts bezahlen, denn sie wollten nur Synergien nutzen. Ich habe dann zugesagt, unter der Bedingung, dass ich dort meine Taschen verkaufen dürfte. Tja und somit war das erste Mal der Kontakt zum Fachpublikum da. Denn davor hatten nur die Möbeleinkäufer die Produkte gesehen. Und dann begann erst einmal ein langer Weg, eine eigene Modekollektion zu entwickeln. Mittlerweile beinhaltet die Kollektion ja 1’000 Artikel. Wir haben Schuhe, Accessoires, Taschen, eine Couture-Linie, eine junge Linie mit dem Namen «Fetish» für Damen und Herren. Die Couture, die es nur für die Damen gibt, ist die weibliche und erwachsene Seite von Philipp Plein und trotzdem jung und Rock’n’Roll. Die Couture ist jetzt nicht unbedingt das, was man sich unter Couture vorstellt; sie ist ready to wear.
Aber auf Glitzer und Totenköpfe können Sie auch in Ihrer Couture-Linie nicht verzichten? (Lacht) Na ja, doch, immer mehr, aber Glitzer ist natürlich etwas, was immer wieder Anziehungskraft auf viele Leute hat, auch wenn der Trend immer mehr zu den ruhigeren Themen geht. Aber die Sache ist einfach die, dass Glitzer etwas magisches an sich hat. Jedes Mädchen wollte mal Prinzessin sein und das fängt ja bereits mit den Barbies an. Ab dem Moment kommt man mit der Glitzerwelt in Berührung und wenn man älter wird, werden es dann die Diamanten.
Seit wann sind Sie denn am Start? Ich mache das jetzt seit zwölf Jahren, bin 32 und hatte damals eigentlich mit der Produktion von Möbeln gestartet. In der Nähe von Magdeburg, bei einer Firma namens BAP GmbH, dort werden auch unsere Möbel hergestellt. Die haben auch eine Polsterei angeschlossen, aber ihr Schwerpunkt ist Edelstahlverarbeitung. Das Unternehmen gehört mir zusammen mit einem Partner und dort bauen wir mittlerweile auch kleine Serien für Audi und VW.
Man muss einfach aufpassen, wie man Glitzerelemente einsetzt, man kann dem auch eine andere Bedeutung geben. Auch der Totenkopf spielt bei mir immer wieder eine Rolle, aber auch
Laufen denn die Möbel unter dem Namen Philipp Plein?
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immer öfter eine untergeordnete. Für mich war der Totenkopf nicht ein Trendsymbol wie für viele andere. Er wurde vom Markt quasi ausgereizt und war plötzlich überall zu sehen, und irgendwann sagen die Leute halt, das sei nicht mehr in. Für mich war es mehr als das, denn von Anfang an waren alle Produkte immer mit dem Totenkopf versehen und dadurch wurde er zu einem Wiedererkennungsmerkmal.
Sie werden ja immer wieder als der Glitzerkönig betitelt. Stört Sie das?
Also ist der Totenkopf doch eine Art Markenzeichen? Nein, das stört mich nicht, aber es ist ganz einfach so, wenn Sie sich zum Beispiel die Entwicklung von einem Kind anschauen, vom Tag der Geburt und dann fünf Jahre später, da kann das Kind plötzlich laufen, sprechen, kann vielleicht sogar schon ein bisschen lesen. Es hat sich also in diesen fünf Jahren äusserst schnell entwickelt und wenn man sich zum Beispiel einen jungen Mann zwischen 25 und 30 anschaut, da ist keine grosse Entwicklung mehr erkennbar. Die Riesenschritte passieren am Anfang.
Kann man so sagen, aber ein Alexander McQueen hatte sich auch einem Totenkopf verschrieben, genau wie ein John Galliano – es ist also wirklich nichts Neues, aber etwas, was ich immer wieder verwende. In der aktuellen Kollektion gibt es allerdings auch Kleider ohne Totenkopf und ohne Glitzer. Aber Plein ist natürlich sehr glamourös und für eine selbstbewusste Frau gemacht. Und das zeige ich natürlich auch in meinen Kollektionen, aber es ist nicht komplett darauf basierend. Und ganz ehrlich gesagt, ein Totenkopf macht irgendwie was Cooles aus. Egal wo man ihn verwendet, er peppt es einfach auf.
Jetzt sage ich mal, Gucci ist 25 und wir sind gerade drei Jahre alt geworden. Als wir mit Null angefangen haben, da wussten wir noch gar nicht, wo wir überhaupt hin wollen und was überhaupt da draussen los ist. Unsere Entwicklung war bis jetzt einfach sehr, sehr gross und ich halte es für falsch, wenn man jetzt schon versucht, uns in irgendeine Schublade zu stecken.
In Ihrem neuen Lookbook fällt auf, dass die Models sehr weibliche Rundungen haben und keine Magermodels sind.
Ist Mischa Barton eigentlich noch Ihr Testimonial?
Für die Kleider, die ich entwerfe, muss man eine gute Brust haben, denn das sind ja auch halterlose Kleider, und unsere Zielgruppe ist eine Frau ab 35 aufwärts. Das ist die Dame, die sich jung kleiden möchte, die manchmal auch gerne den Look ihrer Tochter übernehmen, aber nicht die gleiche Marke wie die Tochter kaufen will. Unsere Kunden sind eben meistens etwas grösser, also weiblicher.
Ja, für diese Saison noch. Was ich an Mischa Barton toll finde: Sie hat etwas cooles, auch wenn sie hier und dort Probleme hat. Die Frau ist hoch intelligent, sie ist gut, authentisch und man muss wirklich sagen, sie ist Rock’n’Roll. Sie spielt das nicht nur, sie ist es wirklich. Und das fand ich persönlich an ihr gut.
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Und nächste Saison? Es wird jemanden Neues geben, aber damit wollen wir alle überraschen. Das wird was Tolles. Es wird zwar keine Madonna sein, die können wir uns nicht leisten, aber es wird auf jeden Fall jemand sehr Bekanntes sein.
alle auch nur Menschen und ich denke, sie hat es nicht böse gemeint. Sie wäre auch lieber früher angekommen – ist halt dumm gelaufen.
Mischa Barton hat Sie ja bei Ihrer grossen Shoperöffnung in Saint-Tropez ganz schön versetzt – in Fernsehreportagen hat mich Ihr lockerer Umgang mit dieser Situation ziemlich überrascht …
Was ist Ihr nächstes Projekt? Also ehrlich gesagt, habe ich ihr später schon noch ein paar Takte erzählt. Aber eigentlich, wenn sie einen Gast haben, der rund um die Welt reist …
Oh, ein ganz wichtiges! Ab Januar gibt es eine eigene Philipp Plein-Fernsehsendung auf Pro 7, 20:15 Uhr, zur Primetime immer donnerstags.
Sie meinen ja wohl einen bezahlten Gast? Die Sendung heisst «Fashion & Fame». Es ist eine neue Castingshow – Pro 7 steht ja auf so etwas – in der Philipp Plein den neuen Nachwuchsdesigner in Deutschland sucht.
Ja, aber nichts desto trotz ist es ein Mädel, das zweimal seinen Flug verpasst hat, zugegeben, aber trotzdem über 30 Stunden unterwegs war. Und dann soll sie auch noch lächeln und schön aussehen. Auf der anderen Seite sind wir
Vielen Dank für das nette und offene Interview!
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Die Giulietta von Alfa Romeo steht nicht nur Powerfrau Uma Thurman gut zu Gesicht. Auch Sport-As Ricardo Cabanas macht in der aufregenden Italienerin eine ausgezeichnete Figur. Für PRESTIGE testete er die neue Unruhestifterin im Mittelklassesegment.
heisser
CABANAS’ FLIRT MIT DER
GIULIETTA R
icardo Cabanas und die Giulietta: eine heissblütige Paarung. Der gebürtige Spanier erhielt während zwei Wochen die Gelegenheit, die temperamentvolle Italienerin ausgiebig zu testen. Und zeigte sich überrascht: «Aufgrund der Werbung und des Namens erwartete ich ein eher feminines Auto. Aber das Ding hat zünftig Muskeln!» Tatsächlich ist die Giulietta der aktuelle Sprintstar der Turiner. Doch nicht nur mit ihrem Antritt fällt die Giulietta aus dem üblichen Alfa-Rahmen.
Seit die «belle macchine» mit dem Mailänder Wappen im markanten Logo vom Grosskonzern Fiat nach Turin geholt wurden, steckte unter den schönen Karosserien meist die allerneuste Technologie aus dem Mutterhaus. So war es denn auch ein Alfa, in dem der weltweit erste Common-Rail-Dieselmotor, entwickelt von «Fiat Powertrain», seine Premiere feierte. Hersteller auf der ganzen Welt haben dieses Konzept inzwischen übernommen. Und auch die Giulietta fährt mit einer ganzen Palette trendverdächtiger Neuerungen auf.
Alltagstaugliches Supermodel
Vor allem punkto Sicherheit legten die Italiener zu. So gehören
von Martin Wyss
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sechs Airbags zur Serienausstattung, ebenso Dreipunkt-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, Kopfstützen mit Schleudertraumaschutz der zweiten Generation sowie eine bei einem Aufprall zurückweichende Pedalerie und eine Sicherheitslenksäule. Reichlich Elektronik lässt dem Fahrer so weit wie möglich freie Hand, greift aber ein, wenn eine wirklich kritische Fahrsituation droht: Durch das Abbremsen einzelner Räder und die Reduzierung der Motorleistung hält sie das Fahrzeug im Grenzbereich auf Kurs. Trotz aller Technologie steht bei Alfa Romeo traditionell auch immer das Design im Vordergrund – nicht bloss den eingefleischten Alfisti zuliebe; das erwartet das Publikum ganz einfach von dieser Marke. Mit der Konsequenz, dass der Schönheit und der eleganten Linie zuliebe manchmal Kompromisse eingegangen werden müssen. So bemängelt Cabanas als Einziges die Platzverhältnisse im Fond, welche die Tauglichkeit der Giulietta als Familienkutsche etwas mindern.
Die Leichtigkeit des Seins Durch den konsequenten Einsatz von Spezialstahl, Aluminium und Magnesium erreichten die Konstrukteure, dass die neue Giulietta trotz grösserer Abmessungen kaum mehr wiegt als das Vorgängermodell. Sogar dem Hauptkonkurrenten VW Golf ist die Giulietta um einige Kilos voraus. Der verlorene Speck wirkt sich auf die Fahrleistung aus. Und die ist das erste, was Ricci Cabanas auffällt. «Das Auto macht Spass», so sein wichtigstes Fazit. Das hat auch mit dem bereits aus dem Modell MiTo bekannten Alfa-D.N.A.-Schalter zu tun. Mit dieser Taste lässt sich die Motorelektronik variieren, die Lenkung härter oder weicher einstellen und das elektronische Sperrdifferential an der Vorderachse verändern. Im «Dynamic Modus» lenkt die Giulietta noch knackiger ein, neigt sich kaum zur Seite und nähert sich sicher untersteuernd dem Grenzbereich. Somit erfüllt Alfa Romeo das Versprechen, die Giulietta sei komfortabel und sportlich zugleich, auf der ganzen Linie. Im einen Moment eine agile Kurvenräuberin, im anderen ein cruisender Showcar, der die Blicke aus den Strassencafés auf sich zieht. Aber in jedem Fall ein Auto, das keinen kalt lässt. Auch Ricci Cabanas ist die Giulietta ans Herz gewachsen: Er trennte sich nach den zwei Wochen nur höchst ungern wieder von seiner schönen Italienerin.
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Das
UNIVERSUM HÖRT EIN «HU»
Die Antanea-Galaxie, circa 62 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, wurde von den NASA Observatorien «Chandra X-ray Observatory», «Hubble Space Telescope» und «Spitzer Space Telescope» aufgenommen. Diese Kollision, die vor 100 Millionen Jahren begann und heute noch andauert, löste die Geburt von Millionen neuer Sterne in Wolken von Nebel und Gas in den Galaxien aus. Die massivsten der jungen Sterne sind im Eiltempo in wenigen Millionen Jahren gewachsen und als Supernovas explodiert. Quelle: X-ray: NASA/CXC/SAO/J.DePasquale; IR: NASA/JPL-Caltech; Optical: NASA/STScI
Von allen Seiten, von überall her läuft es in alle Richtungen des vermeintlich dunklen Weltalls. Das Lichtbad, in dem wir uns befinden, entstand damals, als es lautlos und von ungeheuerlichem Ausmass knallte und sich das gebildet hat, was wir heute Universum nennen. Aus dem Nichts gebar sich ein gewaltiges System mit Milliarden von Sonnen und Galaxien und eines der bestgehüteten Geheimnisse, das die Menschheit Zeit ihres Daseins bescheiden zu enträtseln versucht und sich am Ende demütig verneigt – was geschah vor 13.7 Milliarden Jahren, was war davor, hat es irgendwo eine Grenze und vor allem: Wohin geht die Reise?
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von Helena Ugrenovic, Fotos: NASA
nd Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. – Auszug aus dem Ersten Buch Mose, Genesis. In einem Punkt ist sich der Zwergstaat Vatikan mit der Wissenschaft einig: dass das Universum, unsere Welt, unsere gesamte Existenz, dem «Big Bang» entspringt, dessen den Weltraum umspannendes und durchströmendes Licht ein stiller Zeuge ist und dass es den Urknall überhaupt gab. Deckt es sich doch mit der Schöpfungsgeschichte und den biblischen Überlieferungen. Seit Tausenden von Jahren suchen Millionen von Menschen nach Antworten auf logische Fragen über etwas, das zwar nicht unlogisch erscheint, jedoch schlussendlich von einem Mysterium bedeckt ist, weil Anfang und Ende der Geschichte des Lebens und dieses komplexen und komplizierten Gebildes schlichtweg nicht beantwortet werden können. Denn, was vor dem Urknall existierte und ob das Universum an einer bestimmten Stelle endet und wenn ja, was sich dahinter versteckt, übersteigen jegliche Vorstellungskraft und sind für ein menschliches Gehirn überwältigend.
Once upon a time Es war ein Mal, vor langer Zeit, um genau zu sein vor 13.7 Milliarden Jahren, im Nichts ein Etwas. Dieses expandierte mit solch einer ungeheuerlichen Wucht, dass sich dabei unermessliche Kräfte freisetzten, die unser gesamtes Universum bildeten. Auf der Basis von Modellen des Urknalls kann man heute berechnen, dass dieses Etwas eine Energieblase von der Grösse einer Nadelspitze war und sie die gesamte Energie des heutigen Universums enthielt. Es war unvorstellbar klein und unvorstellbar heiss. In weniger als einer Billionstel Sekunde wuchs diese Energieblase mindestens auf eine Grösse von Milliarden von Kilometern. Zu Beginn dieser Expansion (auch «Inflation» genannt), bildeten die vier Naturkräfte Schwerkraft, Elektromagnetismus sowie starke und schwache Kernkraft eine «Superkraft». Doch während der Ausdehnung kühlte sich die Energieblase sehr schnell ab. Dabei spaltete sich die Superkraft in die heute bekannten vier Wechselwirkungen. Etwa drei Minuten nach dem Urknall kühlte die Temperatur des Universums auf unter eine Milliarde Grad Celsius ab und war somit kalt genug, um Atomkerne zu bilden. Für 380’000 Jahre war das Universum mit einem undurchsichtigen Plasma aus Protonen, Heliumkernen und Elektronen gefüllt und hatte sich erst dann soweit abgekühlt, dass sich neutrale Wasserstoff- und Heliumatome bilden konnten. Das Universum wurde plötzlich transparent. Seither rast das Licht, das damals gebildet wurde, durch die Dunkelheit des Raums und kann auch heute noch als die «kosmische Hintergrundstrahlung» beobachtet werden. Ungefähr 200 Millionen Jahre nach dem Urknall formten sich die ersten Sterne. Der Druck und die Hitze im Innern dieser Sterne lösten thermonukleare Fusionen aus, durch welche sich leichte Elemente wie Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff bilden konnten. Am Ende ihres Lebens explodierten die massereichsten dieser Protosterne in so genannten Supernovaexplosionen, wobei auch die schweren Elemente des Periodensystems gebildet wurden.
Panoramabild einer farbenfrohen Ansammlung von 100’000 Sternen, die im Herzen eines Sternenklumpens angehäuft sind. Aufgenommen mit der neuen Wide-Field-Camera 3 des «Hubble Space Telescope» im Mai 2009 während der Mission 4. Mit dieser Kamera können sehr scharfe Bilder eines übergreifenden Bereichs von Wellenlängen eingefangen werden.
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PHENOMENON
Ausreisser-Stern (Bildmitte) im Aussenbezirk des Tarantelnebels in der Nähe der Magellanschen Wolke. Mit 250'000 Meilen pro Stunde jagt der Ausreisser aus seiner «Sternen-Kinderstube» durch die Galaxie. Der bisher extremste Fall eines Ausbruchs eines massiven Sterns, der 170'000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Aufgenommen vom «Hubble Space Telescope». Quelle: NASA, ESA, C. Evans (Royal Observatory Edinburgh), N. Walbom (STScI), and ESO
Materieteilchen von zahllosen erloschenen Sternen suchten eine neue Heimat und bildeten grosse Wolken aus Sternenstaub, die sich in vielen Bereichen von Galaxien und auch in unserer eigenen Milchstrasse zu Klumpen verdichteten.
Grenze oder Wand ein unangenehmes Gefühl. Wir verlieren uns in einer beängstigenden Unendlichkeit, die unseren Geist aufwühlt. «Es ist einfacher, sich ein unendliches als ein endliches Universum vorzustellen», erklärt Professor Dr. Andreas Burkert von der Ludwig-Maximilians-Universität München. «Das Universum ist logisch aufgebaut, Gott hat keine Schranke errichtet und das Universum existiert nicht im Raum, sondern das Universum ist der Raum. Es könnte endlich sein und hätte trotzdem keine Grenze.» – Seit dem Urknall dehnt sich das Universum aus.
Aus einer dieser Gaswolken entstanden etwa neun Milliarden Jahre nach dem Urknall (also vor etwa 4.7 Milliarden Jahren) unsere Sonne und die Planeten. Einer dieser Klumpen, auf dem weitere Materiereste niedergingen, hatte die richtige Temperatur, so dass auf seiner Oberfläche eine Koexistenz von Wasser und einer gasförmigen Atmosphäre möglich war. Auf noch teilweise ungeklärtem Weg bildeten sich die ersten biologisch aktiven Moleküle, und es entstand Leben. Der Blaue Planet erwachte aus seiner Schlummerphase.
Immer schneller und immer weiter entfernen sich die Objekte im Kosmos voneinander weg. Wie ein Hefeteig, der unaufhaltsam quillt und in dem die eingebetteten Rosinen ihre Distanz zueinander immer mehr vergrössern. 13.7 Milliarden Jahre nach dem Urknall hat sich unser Universum auf 156 Milliarden Lichtjahre Durchmesser ausgeweitet und der Himmel ist mit Sternen übersät. In diesem riesigen Theater des Universums, das so lebendig und farbenfroh ist und unaufhaltsam immer neue Sterne und Galaxien produziert, sind wir, ist unser von Menschen gegeisselter Planet, nicht nur winzig klein und unbedeutend, sondern quasi ein Nichts. Wo der Platz der Menschen in diesem Schauplatz himmlischer Geburten und Tode ist, oder wo der Vorhang fällt – wir wissen es nicht.
Endlich oder unendlich? Auf dem Tummelplatz unserer Vorstellungskraft bewegen wir uns zwischen einer bis drei Dimensionen. Alles was darüber ist, kann zwar mathematisch erklärt werden, jedoch scheitert der Versuch, dies zu verbildlichen. Schliessen wir die Augen und stellen uns den Raum vor, in dem wir uns befinden, spüren wir die Wände oder die Decke. Wiederholen wir nun diesen Vorgang, tauschen aber das Zimmer mit dem Universum aus, erzeugt die immer tiefer und weiter greifende Suche nach einer
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PHENOMENON
Rosette Nebel – circa 5’000 Lichtjahre von der Erde entfernt, zeigt dieses Bild eine Sternengeburtregion, aufgenommen durch das «Chandra X-ray Observatory». Quelle: X-ray (NASA/CXC/SAO/J. Wang et al), Optical (DSS & NOAO/AURA/NSF/KPNO 0.9-m/T. Rector et al
Der Hellblaue Punkt «Schau auf diesen Punkt. Das ist hier. Das ist unsere Heimat. Da sind wir. Auf diesem Punkt befindet sich jeder, den du liebst, jeder, den du kennst, jeder, von dem du jemals gehört hast, jeder Mensch, der jemals gelebt hat, lebte auf diesem Punkt. Die Gesamtheit unserer Freude, unseres Leidens, Tausende von Religionen, Ideologien und Wirtschaftssysteme, jeder Jäger und Sammler, jeder Held und Hasenfuss, jeder Schöpfer und Vernichter von Zivilisationen, jeder König, jeder Bauer, jedes junge Liebespaar, jede Mutter und jeder Vater, jedes hoffnungsvolle Kind, jeder Erfinder und Entdecker, jeder Moralprediger und jeder korrupte Politiker, jeder Superstar, jeder oberste Führer, jeder Heilige und jeder Sünder in der Geschichte der Menschheit lebte dort – auf diesem in einem Sonnenstrahl schwebenden Staubkörnchen. Unser Planet ist ein einsamer Fleck in der ihn umgebenden kosmischen Dunkelheit. Und in unserer Verdunkelung finden wir keinerlei Hinweis, dass es in dieser unermesslichen Weite irgendwo eine Hilfe gibt, die uns vor uns selbst beschützt.» Aus «Pale Blue Dot: A Vision of the Human Future in Space» von Carl Sagan
The Blue Dot Aus der bisher grössten Entfernung von 6.4 Milliarden Kilometern Distanz, wurde von der Raumsonde Voyager 1 am 14. Februar 1990 ein einzigartiges Foto von der Erde geschossen. Auf Anregung des Astronomen Carl Sagan wurde Voyager 1 um 180 Grad gedreht. Die Sonde befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme etwa 6 bis 7 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt und 32 Grad oberhalb der Ekliptik. Von oben herab blickte Voyager auf das Sonnensystem, auf dem Jupiter, die Erde, Venus, die Sonne, Saturn, Uranus und Neptun zu sehen waren.
Lebendiges Nichts «Dass aus nichts nichts entstehen kann, ist eine Fehlvorstellung. Das Vakuum ist nicht leer, sondern verfügt über ein sehr interessantes Eigenleben. Aus der Quantenphysik kennt man die Vakuum- oder Nullpunktfluktuation. Jedes Feld hat TeilchenAntiteilchen-Paare, die im Vakuum entstehen und dann wieder zerfallen. Fast schon spukhaft ist der Casimir-Effekt: Bei zwei parallel zueinander stehenden Metallplatten bewirkt das Vakuum eine Kraft, welche die Platten zusammenrücken lässt. Ausserhalb der Platten existiert ein Kontinuum an virtuellen Teilchen, das aber durch die Randbedingungen zwischen der Oberfläche der Platten etwas reduziert wird. Diese Differenz führt zu einer messbaren Kraft des Vakuums auf die Metallplatten.» Rolf Landua, Forschungsphysiker CERN und Leiter der Abteilung für öffentliche Fortbildung
Eine Kamera mit Teleobjektiven und speziellen Farbfiltern fotografierte den Planeten Erde: Ein winzig kleines, kaum sichtbares Pünktchen, das lediglich zwölf Prozent eines einzelnen Bildpunktes oder Pixels einnimmt, über das «intelligentere Ausserirdische», falls es sie gäbe, wahrscheinlich kichern würden und dessen aufgeblähte und arroganteste aller Rassen kaum verstehen könnten. Mit freundlicher Unterstützung von Herr Rolf Landua, Forschungsphysiker CERN und Leiter der Abteilung für öffentliche Fortbildung und Herr Professor Dr. Andreas Burkert von der Ludwig-Maximilians Universität München
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LA COSA NOSTRA
WENN MAN ALS JUNGER MANN EIN VERBRECHER WERDEN WILL ...
AL CAPONE In der Geschichte des organisierten Verbrechens und der bis tief in die Politik und Polizeidepartemente greifenden Korruption, zählt er bis heute zu den berüchtigtsten und populärsten Figuren im Sumpf von Mord, Glücksspiel, Geldwäsche, Prostitution und illegalem Alkoholhandel. Die Öffentlichkeit nannte ihn «Scarface», das FBI «Staatsfeind Nummer Eins», seine Kumpel «Snorky». Alphonse Gabriele Capone verkörpert den Inbegriff der Mafia sowie den American Gangster wie kein anderer nach ihm.
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von Helena Ugrenovic, Fotos: FBI, CJIS Division
Family Affairs
s ist ein ereignisreiches letztes Jahr vor dem Beginn des neuen, des 20. Jahrhunderts. In der Enzyklika Annum Sacrum weiht Papst Leo XIII. die ganze Welt dem Herzen Jesus Christus; der Fussballclub AC Mailand wird gegründet und in Italien findet die zweite Fussballmeisterschaft statt. Neun Jahre zuvor, 1890, endet in den Vereinigten Staaten von Amerika die Ära des Wilden Westens. Seither überschwemmt eine regelrechte Einwanderungsflut das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In knapp 30 Jahren finden 18 Millionen Einwanderer aus allen erdenklichen Ecken der Kontinente eine neue Heimat im Land, in dem Milch und Honig fliessen.
Aufbruch in die neue Welt
Das Jahr 1914 steht unter einem schlechten Stern. Während in zahlreichen Ländern der Welt politische Brandherde toben, geht im fernen Amerika für Al ein neuer Stern auf – Gangsterboss Frankie Yale nimmt den ihn verehrenden 15-Jährigen in seine
«KAPITALISMUS IST DIE LEGITIME GAUNEREI DER HERRSCHENDEN KLASSE.» Al Capone
© William Herman Rau, Fotograf, 1855-1920
Auch Gabriele Caponi und seine Frau Teresa verlassen Castellammare di Stabbia, eine kleine Gemeinde unweit von Neapel. Im Jahr 1893, während eine Wirtschaftskrise an der New York Stock Exchange für rauchende Köpfe und erhebliche Kursverluste sorgt, erreichen Gabriele und Teresa den Hafen von «Big Apple». Das Ehepaar zieht in die Navy Street in Brooklyn, in einen von Iren, Italienern und weiteren Einwanderern geprägten, multikulturellen Stadtteil und Schmelztiegel verschiedenster Kulturen, wo am 17. Januar 1899 Alphonse Gabriele als vierter von sieben Söhnen geboren wird. Sieben Jungs und zwei Töchter zählt die Familie, die nun Capone heisst. Die englische Aussprache des Buchstabens «e» als «i» könnte zu einem administrativen Fehler geführt haben, so dass aus Caponi Capone wurde.
Mit diversen Aushilfsjobs verdient Al sein erstes Geld und landet irgendwann als Barkeeper und Rausschmeisser im Harvard Inn auf Coney Island, einer Bar am Seaside Walk in Brooklyn, in der prominente Mafiosi wie Frankie Yale und Johnny Torrio ein- und ausgehen.
In den Strassen von New York Das Leben in den Strassen Brooklyns ist Die Wunder einer grossen Metropole; Wolkenkratzer rau und hart und das Gesetz des Stärsowie die Brooklyn Bridge, New York City um 1904. keren dominiert die kindlichen Versteckspiele und Puppenwagenrennen. Aus Räubern und Gendarmen und dem unJohnny Torrio bekümmerten Pflastersteinhüpfen zwischen Himmel und Hölle wird bitterer Ernst und zeichnen sich spätere Lebenswege ab. Alphonse «Familie» auf. Bei ihm lernt Al alles über Schutzgelderpressung, Gabriele ist ein sportlicher und kluger Junge, der jedoch sein Wucherzinsen und Geldwäsche. Frankie Yale lehrt ihn auch, dass Temperament schwer zügeln kann und oft mangelnde SelbstBrutalität und Rücksichtslosigkeit allein niemals zu einem erfolgbeherrschung beweist. Dennoch fällt er kaum auf und gilt eher reichen «Geschäft» führen; und die Worte des neuen Ziehvaters als zurückhaltend. tragen später Früchte. Al Capone wird nicht nur als einer der berühmtesten Mafiosi in die Geschichte eingehen und Tausende Er passt nicht ins typische Bild, das man sich von einem zuFBI-Akten füllen, sondern auch als Liebling der Presse, vor der künftigen Gangsterboss macht. Auch später verblüfft er Reporer mit Hingabe posiert und ein Meister der Selbstdarstellung ist. ter mit seiner intelligenten, höflichen und unbekümmerten Art, erwartet man beim Staatsfeind Nummer Eins doch eher einen Überaus grosszügig überschüttet er die Kellner und Bediensgrobschlächtigen und ungehobelten Schlägertyp statt eines teten, die seine pompösen Feste ausrichten, mit Trinkgeld oder grosszügigen Charmeurs. Al verlässt die Schule in der sechsbezahlt den Krankenhausaufenthalt ihm fremder Menschen, die ten Klasse und schliesst sich der berüchtigten Strassenbande während einem Mordanschlag auf ihn verletzt werden. Wäh«James Street Gang» an, deren Oberhaupt Johnny Torrio ist. rend andere Verbrecher dieser Ära wie Bonnie und Clyde oder
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Original FBI-Dateien mit alten Zeitungsausschnitten.
John Dillinger die Presse meiden wie der Teufel das Weihwasser, grinst Capone und wirft sich in Positur. Der Profi des Selbstmarketings hatte erkannt, dass sich Freundlichkeit gegenüber der Presse auszahlte.
Black and White Als Capone eines Abends Schutzgelder für Frankie Yale kassiert, begegnet ihm Arthur Finnegan, ein Mitglied der «White Hand Gang»; eine irischstämmige Bande in Brooklyn, die als Reaktion auf die italienische Dominanz der «Black Hand Gang» organisiert ist und diese aus tiefster Inbrunst hasst. Capone ist unbewaffnet, als er Finnegan angreift und diesen so schwer verletzt, dass er ihn für tot hält. Der Ire überlebt zwar, wird aber fünf Wochen lang in einem Krankenhaus wieder aufgepäppelt. Die «guten Beziehungen» zur Polizei, die Capone und Co. pflegen, erweisen sich einmal mehr als äusserst angenehmes und profitables Netzwerk. Auch jetzt stellen die Police Officers keine Bedrohung dar. Doch William «Wild» Lovett, der Boss der «White Handers», sucht nach Capone. Capone, dessen zwei auffällige Narben in der linken Gesichtshälfte so markant sind, dass sie ihm den Spitznamen «Scarface» einbringen, läuft Gefahr, durch diese erkannt und gefunden zu werden. Sein Mentor Frankie Yale fordert ihn deshalb 1919 auf, nach Chicago zu Johnny Torrio umzuziehen; dies ein Jahr nach seiner Hochzeit mit der irischstämmigen Mary «Mae» Josephine Coughlin, die der vorurteilslose Capone entgegen der Bandenkriege, die zwischen den Backsteinhäusern toben und der allgemeinen Ablehnung gegenüber solcher Mischehen, geheiratet Mary Josephine Coughlin hat.
Bloody Valentine Verrat, hinterhältige Morde und Machtkämpfe schwächen die einzelnen Organisationen. Als Torrio einem Attentat zum Opfer fällt und sich danach nur langsam erholt, übernimmt Capone dessen Platz und festigt damit seine Position als Oberhaupt von Chicago.
The Chicago Outfit Al Capone ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. In ziemlich kurzer Zeit erringt er in Chicago enorme Macht und Einfluss. Nicht nur die Übernahme des Gebietes von Torrio ist dafür massgebend, sondern auch die gesellschaftlichen Bedingungen in Chicagos Unterwelt und bereits vorhandene Strukturen – das illegale Glücksspiel blüht und die Prostitution boomt. Als 1920 die Prohibition beginnt, sind viele Bürger Chicagos nicht an einer Durchsetzung des Alkoholverbots interessiert. Was dazu dienen sollte, die Kriminalitätsrate zu senken, bewirkt das genaue Gegenteil: Wie eine überreife, prall gefüllte Knospe die aufplatzt und ihre Samen in alle Himmelsrichtungen spuckt, breitet sich das organisierte Verbrechen aus. Die lächerlich geringe Anzahl von Prohibitionsagenten, die landesweit den illegalen Alkoholhandel eliminieren soll, scheitert kläglich. «Scarface» gibt dem Volk das, was es will. Um 1922 ist der pummelige Mafioso mit Köpfchen Torrios wichtigster Mann.
Das Valentinstagsmassaker vom 14. Februar 1929, so schreibt das FBI, ist der Höhepunkt der Gewaltakte unter den Bandenkriegen und obwohl Capone zu diesem Zeitpunkt in Florida weilt, trägt das Massaker seine Handschrift. Sieben Mitglieder der verhassten und konkurrierenden «North Side Gang» werden regelrecht hingerichtet. Das fünfköpfige Killerkommando fährt um 10:30 Uhr in zwei schwarzen Limousinen an einer Garage in der Clark Street vor. Drei der Killer tragen Polizeiuniformen und inszenieren eine Razzia. Die sieben Personen, die sie in der Garage antreffen, lassen sich widerstandslos entwaffnen und an die Wand stellen. Um 10:40 Uhr werden sie von zwei Thompson-Maschinenpistolen durchlöchert und exekutiert. Das Killerkommando täuscht bei seiner Flucht eine Verhaftung vor, indem die beiden nicht uniformierten Täter von den als Polizisten verkleideten Mördern mit erhobenen Händen scheinbar abgeführt werden.
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© Eastern State Penitentiary
Die Gefängniszelle von Al Capone in der Strafanstalt «Eastern State Penitentiary», die inzwischen als Museum dient.
ten manövriert und manipuliert er seine Kontrahenten geschickt. Auch die Bundesagenten des chaotischen und infiltrierten FBI, das erst mit dem 1924 zum Direktor ernannten, machtbesessenen und gnadenlosen J. Edgar Hoover professionalisiert und modernisiert wird. Sie alle stehen auf Capones Lohnliste. Jahrelang kann ihm
Das Ende einer Ära Capone ist ein scharfsinniger, cleverer Stratege, der die ausgeklügelten Aktionen seiner Organisation perfekt vertuscht. Von der Yellow Press bis zu obersten Politikern, Richtern und Bundesagen-
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Al Capones Fingerabdrücke.
«ICH HABE MEINE BESTEN JAHRE DAMIT ZUGEBRACHT, MEINEN MITMENSCHEN FREUDE ZU BEREITEN, DAMIT SIE IM LEBEN EIN BISSCHEN SPASS HABEN. ZUM DANK DAFÜR WERDE ICH NUN BESCHIMPFT UND VERFOLGT.» Al Capone
Die Unbestechlichen Elf Prohibitionsagenten unter der Führung von Eliot Ness waren damit beauftragt, den Mobster Al Capone endlich zu Fall zu bringen. Die USRegierung ging das Problem von zwei Seiten an – Steuerhinterziehung und das Prohibitionsgesetz. In unermüdliEliot Ness, ca. 1933 chen Razzien durchforstete das verlässliche Team von Ness Destillerien und Brauereien und nach sechs Monaten behauptete Ness, Anlagen im Wert von einer Million Dollar beschlagnahmt zu haben. Capones misslungener Versuch, Ness und seine Agenten zu bestechen, gelangte an die Öffentlichkeit und brachte diesen den Spitznamen «die Unbestechlichen – the Untouchables» ein. © de.wikipedia.org
nichts nachgewiesen werden und so verbüsst er seine erste Haftstrafe von zehn Monaten lediglich wegen Waffenbesitzes. Doch seine Position beginnt zu wackeln und die Schlinge um seinen Hals wird enger. Immer wieder wird er wegen Bagatelldelikten verhaftet und wieder freigelassen. Schlussendlich ist es seine Verschwendungssucht, welche die Steuerbehörde an seine Fersen heftet und die ihm das Genick bricht. Am 5. Juni 1931 erfolgt schliesslich die Anklage wegen Steuerhinterziehung. Plötzlich reiht sich in der bestens durchdachten Capone-Welt Fehler an Fehler – Capones zielgerichtete Schuldbekenntnis für eine Strafmassminderung stellt sich als ungültig heraus; die Staatsanwälte weigern sich, einen Kompromiss einzugehen; Capones Verteidiger erweisen sich als inkompetente Stümper; seine Verteidigung schwimmt strategielos in immer heftigeren Strudeln bis sie schlussendlich an einem nicht überzeugenden Plädoyer ersäuft. Al Capone wird verhaftet. Das Bundesgefängnis in Atlanta wird zu Capones «Grossraumbüro».
The Making Of ... Mafia Nach der Eroberung Süditaliens im Jahr 1861 verarmte der Süden durch den Norden zusehends. Grossgrundbesitzer aus dem Norden unterhielten im Süden riesige Ländereien und die einheimische Bevölkerung auf der Insel wurde durch ein willkürliches und ungerechtes Steuersystem regelrecht ausbeutet. So entstanden Banden, die von den Grossgrundbesitzern Geld erpressten und dafür Schutz boten – «Pizzo» nannten sie diese Gebühr, die auch heute noch für den Begriff Schutzgeld steht. Diese Handlungen werden historisch gemeinhin als Geburtsstunde der 'Ndrangheta angesehen.
Ungehindert führt er seine Geschäfte von dort aus weiter und sein Einfluss ist trotz Stacheldraht und Gefängnisgitter unerschütterlich. Bis er 1934 nach Alcatraz verlegt wird. Weitgehend von der Aussenwelt abgeschnitten, erhält er keine Zeitungen und nur eingeschränkten Briefverkehr oder Besuche. Die anderen Insassen werden ausreichend mit Zigaretten und Essen versorgt und so ist es praktisch unmöglich, sie zu bestechen. Capone ist ein Musterhäftling, der sich aus Revolten heraushält und vorbildlich verhält. So wird er am 6. Januar 1939 vorzeitig entlassen.
Cosa Nostra 70 Prozent des weltweiten Waffen- und Drogenhandels, Schutzgelder, Schmiergelder, bestochene Politiker und Bauunternehmer sowie Glücksspiele werden auch heute noch allein der CorleoneFamile – Cosa Nostra – und den anderen italienischen Familien 'Ndrangheta, Sacra Corona Unita und Camorra zugeschrieben. Die Cosa Nostra ist eine der wichtigsten und gefährlichsten Organisationen der Welt, die 'Ndrangheta die Brutalste.
Im Alter von 48 Jahren stirbt Alphonse Gabriele Capone am 25. Januar 1947 auf seinem Familienanwesen in Florida an Syphilis. Vermutlich hatte er sich viele Jahre davor bei einer Prostituierten damit angesteckt.
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YESTERDAY
Gipfel
STÜRMER Luis Trenker – Schriftsteller, Filmregisseur und Schauspieler – schuf seit den Zwanziger Jahren in zahllosen Werken ein unverwechselbares und idealisiertes Bild der alpinen Bergwelt.
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von Yvonne Beck
uis Trenker: ein Begriff, ein Name, ein Mythos; ein Synonym für das Abenteuer Berg, die Sehnsucht nach Freiheit, den Weg nach oben. Weltbekannt und beliebt als Bergsteiger, Filmschauspieler, Regisseur und Erfolgsautor. Und er ist das Vorbild für die Modemarke LUIS TRENKER, in der sich Altes und Neues zu einer zeitlos-zeitgemässen Mode vereinen.
Vom Bergführer zum Leinwandstar Der Südtiroler ging als ewig junger Klettermaxe und Alphatier des deutschen Bergfilmgenres in die Filmgeschichte ein. Er war der Inbegriff kerniger Männlichkeit: braun gebrannt und strahlend, selbstverliebt und stur. Im Jahr 1892 als Alois Franz Trenker in St. Ulrich, in Gröden geboren, arbeitet er bereits während seiner Schulzeit als Skilehrer und Bergführer in seiner Bozener Heimat. Zwölf Erstbesteigungen gelingen ihm bereits in seinen jungen Jahren bis er 1914 ins österreichische Militär berufen wird und für dieses im Ersten Weltkrieg kämpft. Luis Trenker: Inbegriff kerniger Männlichkeit.
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YESTERDAY
«DAS ALLERWICHTIGSTE BEIM BERGSTEIGEN IST, DASS MAN LANGE LEBT.»
ganz geheuer, deshalb wurde er 1941 als Filmemacher kaltgestellt. Ironischerweise wurde ihm in der Nachkriegszeit opportunistisches Verhalten vorgeworfen, denn seine Natur- und Heimatverbundenheit liessen Luis Trenker eine zeitlang zum Objekt der Instrumentalisierung durch das nationalsozialistische und das faschistische Regime werden.
Luis Trenker
Denn Grundthema der zahlreichen Filme, Bücher und Hauptrollen Trenkers war die Idealisierung eines der Heimat und urwüchsigen Natur, sprich Bergwelt, verbundenen Lebens, das meist der Dekadenz der städtischen Lebenswelt gegenübergestellt wurde. Daraus entwickelte sich eine ideologische Verwandtschaft zu Teilen der nationalsozialistischen und faschistischen Programmatik, weshalb die deutsche und italienische Diktatur die Werke Trenkers gerne propagandistisch instrumentalisierten. In den Jahren nach dem Krieg drehte die Bergsteigerikone zunächst Dokumentarfilme über die Bergwelt, ehe er ab 1955 auch wieder Kinofilme produzierte. 1959 lief im Bayerischen Rundfunk die Reihe «Luis Trenker erzählt», in der er packend über sein Leben erzählte. Ab Mitte der Sechziger Jahre konzentrierte sich Trenker hauptsächlich auf Dokumentationen über seine Südtiroler Heimat und arbeitete nur noch gelegentlich als Schauspieler. Mit «Berge und Geschichten» hatte er in den Siebziger Jahren eine letzte eigene Sendung. 1982 bekam er das Grosse Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Sein vielseitiges Talent bewies er auch mit seinen zahlreichen Bestsellerromanen wie «Helden der Berge» oder «Duell in den Bergen», die zum Teil mehr als acht Millionen Auflagen erreichten. Noch im hohen Alter engagierte er sich im Umweltschutz; so unterschrieb er mit 86 Jahren die Liste einer Grünen Wählerinitiative und sprach sich etwa vehement gegen eine durch das Oberpustertal führende Neutrassierung der so genannten «Alemagna»Autobahn aus. Am 12. April 1990 starb Luis Trenker mit 97 Jahren in Bozen und wurde auf dem Ortsfriedhof seiner Heimatgemeinde St. Ulrich, in Gröden im Familiengrab beerdigt.
Nach Ende des Krieges absolviert er ein Architekturstudium, welches er als Bergführer für Touristen finanziert. Als er einem Filmteam als alpiner Berater dient, wird er zu Beginn der Zwanziger Jahre von Regisseur Arnold Fanck entdeckt. Ein Jahr später spielt er seine erste Hauptrolle im Film «Berg des Schicksals». Sein eigenes Regiedebüt feiert er 1928 mit dem Stummfilm «Der Kampf ums Matterhorn». Mit «Der Berg ruft», welcher heute noch als herausragender Klassiker in der Geschichte des Bergfilms gilt, und «Liebesgrüsse aus dem Engadin» wird Trenker zur endgültigen Kultfigur. – Und durch spätere Filme wie «Der verlorene Sohn» gelingt ihm gar der Sprung über den grossen Teich und so ist selbst den Amerikanern der Name Trenker ein Begriff.
Was von ihm bleibt ist ein Eintrag ins Filmlexikon, welches ihn wie folgt beschreibt: «Sein wettergegerbtes Gesicht, das je nach Bedarf finstere Entschlossenheit oder naive Lebensfreude ausstrahlte, stand für den Typ des rauen Berghelden, der jeden Gipfel stürmt und die waghalsigste Herausforderung annimmt. Der ‹James Bond der Berge› war ein Genie der Selbstdarstellung, in ihm verband sich der hemdsärmelige Naturbursch mit dem sendungsbewussten Patrioten zu einer Figur von archaischer Grösse. Er rettete vergessene Werte wie Glaube, Daseinsfreude, Heimatliebe aus einer anderen Zeit in die Gegenwart.»
Obwohl seine Filme den deutsch-nationalen Zeitgeschmack trafen, insbesondere bei Adolf Hitler waren seine Filme sehr beliebt, war der eigensinnige, streng katholische Trenker, den Nazis nie
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YESTERDAY
Der neue LUIS TRENKER Shop in der Grabenstrasse 14 in Zug.
«ER KONNTE EINEM DIE WELT DER BERGE NAHEBRINGEN WIE KEIN ANDERER.» Reinhold Messner
Trenker goes Fashion
Auch für alle Schweizer Seilkameraden, Gipfelstürmer und Fans des Südtiroler Mode- und Lifestylelabels LUIS TRENKER hat das Warten ein Ende, denn im September eröffnete Michelle Sigrist, nach umfassenden Umbauarbeiten ihren LUIS TRENKER Shop in der Grabenstrasse 14 in Zug. Das erlesene Interieur des Shops mit Kojotenfell und Loungesofa bis zum Hirschgeweih erinnert an Südtirol, um dem neuen Shop in Zug den typischen LUIS TRENKER Look zu verleihen.
Der Abenteurer Luis Trenker ist auch das Vorbild für die Modemarke LUIS TRENKER, in der sich Altes und Neues zu einer zeitlos-zeitgemässen Mode vereinen. Im Vordergrund steht die sportliche Linie, Mode für den Casual Friday, den Alltag und die Freizeit. Mit jeder Kollektion leistet das Label LUIS TRENKER einen Beitrag zum typischen Alpine Lifestyle, jenem Trend, in dem die Südtiroler Marke ein so wichtiger Protagonist ist. Die Marke LUIS TRENKER wurde 1996 von Michi Klemera in Bozen gegründet. Rund 300 Kunden in derzeit fünf Exportmärkten setzen den «Alpinen Lifestyle» des Labels in ihren Geschäften um. Die Stilwelt der Modemarke umfasst neben der LUIS TRENKER Kollektion auch Accessoires wie Schuhe, Taschen, Gürtel, Mützen, Kappen und Tücher. LUIS TRENKER Möbel, Marmeladen aus Südtirol, Latschenkiefer-Körperpflege, eine eigene Musik-CD, Babybodys und Stofftiere runden das Angebot ab. LUIS TRENKER konnte sensationelle zehn «ispo Global Sport & Style Awards» für seine aussergewöhnlich kreativen Kollektionen gewinnen und erfreut sich bei zahlreichen prominenten Trägern grosser Beliebtheit.
Lebensmotto der Inhaberin ist es, mit jedem Kollektionsteil die Lebenslust und Freude den LUIS TRENKER Fans zu übermitteln. Hinter der Marke LUIS TRENKER steht eine grosse Familie, die mit ganzem Herzblut hinter dem Label, Michi Klemera und der herzlichen Kundschaft steht. Und dieses spürt man sofort, wenn man Michelle Sigrists Ladenlokal betritt. So wundert es nicht, dass die Marke auch viele Fans in der Promiwelt hat: Thomas Gottschalk, Ben Becker, Frank Oehler, DJ Ötzi und viele mehr begleiten DIE Marke seit Jahren. In der Schweiz stellte Michelle Sigrist zusammen mit dem Fotografen Michael Sinn soeben ein Shooting mit Outfits für DJ Bobo zusammen. Im LUIS TRENKER Shop in Zug ist jeder herzlich willkommen und häufig bleibt man länger als geplant, denn hier wird das Shoppen gerne mal mit einem Gläschen Champagner, Schoggi und Philosophieren verbunden.
Michi Klemera (Gründer des Südtiroler Alpinelifestyle-Labels LUIS TRENKER), Michelle Sigrist (Inhaberin des Flagshipstores LUIS TRENKER in Zug) und Frank Oehler (Sternekoch und Kochprofi bei RTL 2).
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EIN SEKT IST IMMER SO GUT WIE SEIN WEIN.
FÜRSTLICH GENIESSEN FÜRST VON METTERNICH GIBT ES ALS RIESLING SEKT IN DEN CUVÉES TROCKEN, EXTRA TROCKEN, BRUT JAHRGANG UND ALS ROSÉ SEKT TROCKEN. WWW.FUERST-VON-METTERNICH.COM
DREAMLANDS
China: faszinierende Landschaften, unterschiedlichste Sitten und Gebräuche, zahlreiche kulturelle Sehenswürdigkeiten, seltene Tiere und Pflanzen. Hinzu kommt die einzigartige chinesische Kultur von Opern, Musik und Tänzen sowie die weltberühmte chinesische Esskultur.
«CHINA IST DABEI, ZU ERWACHEN, UND ES KÖNNTE BALD DIE WELT BEWEGEN.» Richard Nixon
CHI 172
DREAMLANDS
INA Zwischen Moderne und Tradition 173
DREAMLANDS
V von Yvonne Beck
«WENN CHINA ERWACHT, ERZITTERT DIE ERDE.»
on insgesamt 812 in der UNESCO Liste aufgeführten Weltkulturerben in 137 Ländern hat China inzwischen über dreissig und liegt damit auf den vordersten Plätzen weltweit. Diese Orte und Bauwerke zählen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes; unter ihnen ist die Grosse Mauer, der Kaiserliche Palast der Ming- und Qing-Dynastien, der Himmelstempel und der Kaiserliche Opferaltar in Beijing wie auch der Tempel und die Grabstätte von Konfuzius. Liest man diese Liste weiter, würde man meinen, in China springt einem auf Schritt und Tritt ein Stück Geschichte entgegen.
Napoléon Bonaparte
Die Chinesische Mauer gehört zu einem der neuen sieben Weltwunder.
Doch dem ist nicht so, längst hat die Moderne in den meisten Regionen eingesetzt und in Städten wie Chongqing, einer der grössten Städte der Erde (laut China sogar die grösste, doch der Chinese spricht gerne in Superlativen und zählt, um diese zu erreichen, einfach mal alle angrenzenden Gebiete mit), muss man lange suchen, ehe man noch ein Stückchen des alten China findet. Selbst Beijing wirkt auf den ersten Blick seit der Olympiade weitaus moderner als erwartet. Trotzdem hat diese Stadt einige überaus sehenswerte Relikte aus vergangenen Tagen zu bieten, denn Beijing blickt zurück auf eine lange Geschichte mit bedeutender Kultur. Die letzten beiden kaiserlichen Dynastien (1368 bis 1911) mit insgesamt 26 Kaisern haben eines der reichsten und grössten Kulturerben hinterlassen. Und so gibt es in dieser Stadt und ihrer näheren Umgebung mehr als 200 interessante Ziele, die Besuchern zugänglich sind. Besonders zu erwähnen, sind der Kaiserpalast, der Himmelstempel, der Kaiserliche Beihai-Park, der Kaiserliche Sommerpalast, die Grossen Mauern bei Badaling, Mutianyu und Simatai sowie der weltgrösste Siheyuan – die Residenz des Prinzen Gong.
Die Verbotene Stadt Der Kaiserpalast wurde in alter Zeit die Verbotene Stadt genannt. Er diente 24 Kaisern der Ming- und Qing-Dynastie als Residenz, und er liegt direkt im Herzen von Peking. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1406. Der Palast nimmt eine Fläche von 72 Hektar ein, auf der sich 890 Tore und Paläste sowie zahllose Pavillons mit insgesamt 9999.5 Räumen befinden – der Legende nach ein Raum weniger als der Palast im Himmel. In diesen Hallen und Räumen werden zahlreiche wertvolle Kulturgegenstände aufbewahrt. Der Kaiserpalast ist der grösste, besterhaltene Palastbaukomplex in der Welt und gehört zum Weltkulturerbe. Pu Yi, der letzte Kaiser, bewohnte den inneren Palast bis ins Jahr 1924. Heute ist der Kaiserpalast ein Museum. Die meisterhaft restaurierten prächtigen Paläste, Pavillons und Tore mit ihrer kunstvollen, farbenfrohen Bemalung und ihren geschwungenen Dächern sind von bezaubernder Schönheit und vermitteln einen faszinierenden Eindruck von der kaiserlichen Pracht und Architektur, bei der Farben,
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One&Only The Palm Der neueste Stern an Dubais Himmel, nur sechs Flugstunden entfernt. Dubais exklusivstes Boutique Resort mit privatem Yachthafen. Feinste Villen im maurisch-andalusischem Stil erschaffen und auf der spektakulären Palme gelegen. Leben Sie die Eleganz. Einmalige Eröffnungsangebote bis 25.12.2010: 4 für 3 oder 6 für 4 Nächte inkl. Halbpension. Dieses aussergewöhnliche Hotel finden Sie im Angebot von Let’s go Tours. Let’s go Tours ist der spezialisierte Veranstalter für Arabien. Man merkt den Unterschied.
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DREAMLANDS Mao ist in China noch immer überall präsent.
Zahlen und die Symmetrie eine wichtige Rolle spielen. Gelb war die Farbe der chinesischen Kaiser, und so leuchten die Dächer der Palastanlage in kräftigem Gelb, während die rote Farbe der Wände Glück und gute Erfolgsaussichten symbolisierte. Üblicherweise schmücken mythologische Tiergestalten die Enden der geschwungenen Dächer; je mehr Tiere, desto bedeutender war das Gebäude.
Fläche von fast 40 Hektar ist er auch heute noch einer der grössten Plätze seiner Art. Auf dem Tian’anmen-Platz können sich bis zu einer Million Menschen versammeln, was China vor allem nutzt, um bei Militärmärschen seine Macht zu demonstrieren.
Ming-Gräber und die Chinesische Mauer In einem weiten Tal, etwa 50 Kilometer nordwestlich von Beijing liegen die «Ming Sanshiling», die Gräber der Ming. Hier sind 13 der 16 Kaiser der Ming-Dynastie begraben, die zwischen 1368 und 1644 China beherrschte. Jahr für Jahr pilgerte der Ming-Kaiser zum Ehrentag seines Vaters zu den Gräbern seiner Vorfahren.
Tian’anmen-Platz Der Platz, der als Tor des himmlischen Friedens bekannt ist, liegt an der Strasse gegenüber vom Haupteingang der Verbotenen Stadt. Bis zum Ende der letzten Kaiserdynastie war er nicht für das Volk zugänglich. Erst ab 1911 wurde der Platz öffentlicher Treffpunkt für die Pekinger. Der Tian’anmen-Platz wurde in den Fünfziger Jahren von den damals neuen Machthabern neu gebaut. Die Kommunistische Partei, allen voran Mao Tse-tung wollte damit in erster Linie einen Ort für Parteiveranstaltungen und Massenaufmärsche bauen. Mit einer
Riesige steinerne Tiere und menschliche Figuren säumen den berühmten heiligen Weg, der den Eingang zu den Grabstätten bildet. Ein Komplex von insgesamt 13 Kaisergräbern schmiegt sich an die sanften Hügel vor Beijing.
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In der Verbotenen Stadt Der Löwe wacht über die Kaiserstadt.
Ebenfalls etwas ausserhalb Beijings liegt die grosse Chinesische Mauer. Wenn man sie das erste Mal sieht, ist man gefesselt von diesem, von Menschenhand gebauten monumentalen Bauwerk. Der Bau begann im siebten Jahrhundert vor Christus und dauerte mit Veränderungen und Erneuerungen bis ins 16. Jahrhundert. Der Abschnitt um Badaling ist der am besten erhaltene Teil der Mauer. Hier sollte man einfach drauf loswandern – egal in welche Richtung: Die Mauer schlängelt sich durch Berge, soweit das Auge reicht. Beim schönen und zerklüfteten Mutianyu-Abschnitt bringt eine Seilbahn die Besucher schnell und bequem zur höchsten Stelle der Mauer.
Abendprogramm in den Städten Doch Beijing besteht nicht nur aus steingewordenen Kulturdenkmälern, auch kulturell hat die Stadt einiges zu bieten. Wie in fast jeder grösseren chinesischen Stadt findet man eine Vielzahl von abendlichen Unterhaltungsmöglichkeiten: Chinesische Opern, Tanz, Kunst, Musik und ausgezeichnete Restaurants.
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Auch Museen und klassische Gärten bergen mannigfaltige Schätze. Ein Höhepunkt einer jeden China-Reise ist sicherlich ein Abend in einer klassischen, chinesischen Oper. Wunderbare Kostüme und faszinierende Geschichten sind ein Fest für die Sinne, auch wenn man fast gar nichts verstehen sollte, um was es in dem Stück eigentlich geht. Helden, Legenden und historische Ereignisse prägen die traditionelle chinesische Oper – sie übt noch heute eine grosse Anziehungskraft aus.
«VON DEN CHINESEN KÖNNTEN WIR EINIGES LERNEN. MAN HAT MIR GESAGT, SIE HÄTTEN EIN UND DASSELBE SCHRIFTZEICHEN FÜR DIE KRISE UND FÜR DIE CHANCE.» Richard von Weizsäcker
Eine Vorstellung der viel gerühmten chinesischen Akrobaten ist ebenfalls ein Muss, denn sie gehören zu den besten weltweit. Wer es lieber etwas spassiger und moderner haben möchte, sollte sich am Karaoke versuchen, Chinas populärster allabendlicher Unterhaltung. Gehen Sie einfach auf ein Pijiu (Bier) in eine der vielen KaraokeBars und testen Ihre Gesangskünste mit einem englischen oder auch chinesischen Lied. Auch wenn es manchmal in den Ohren wehtut, Spass ist garantiert, denn so frei und fröhlich wie in diesen Bars erlebt man die Chinesen nur selten.
Der Yangtze ist der drittgrösste Fluss der Welt.
Stromes und kleine Ausflüge in die Täler gewähren Einblicke in unberührte Wälder und Natur. Zudem kann man das weltgrösste hydroelektrische Projekt, den Drei Schluchten-Staudamm mit seinen fünf riesigen Schleusen bestaunen. So bietet das Riesenreich China eine unglaubliche kulturelle Vielfalt und in einigen Regionen eine traumhafte Natur. Millionenmetropolen neben Bauernäckern, Luxuslimousinen neben Drahteseln, Wolkenkratzer neben Buddhistentempeln – die Grösse Chinas ist gewaltig und seine Kontraste noch viel gewaltiger.
Auf dem drittgrössten Fluss der Welt durchs Land der Mitte Chinas mittlerweile bevölkerungsreichste Stadt Chongqing liegt am Oberlauf des Yangtze. Sie ist das grösste Industrie- und Handelszentrum im Südwesten Chinas. Chongqing ist der ideale Ort, um eine Flusskreuzfahrt auf dem Yangtze zu den Drei Schluchten zu beginnen. Bekannt als die «Stadt mit den vielen Hügeln» oder auch die «Nebelmetropole», birgt Chongqing zahllose Orte von Schönheit und Historie. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gehören die Dazu-Steinschnitzereien, Shibaozhai, die Geisterstadt Fengdu sowie der Zhang Fei-Tempel.
Konfuzius sagt … Konfuzius ist neben Lao-Tse der bedeutendste Philosoph Chinas. Er wurde 551 vor Christus im Fürstentum Lu geboren und entstammte einem alten chinesischen Adelsgeschlecht. Im Jahr 530 vor Christus richtete der erst 21-jährige Konfuzius seine eigene Schule in Lu ein, in der er seinen Schülern erfolgreich Musik und Dichtung, vor allem aber die ehrwürdigen Riten und die Geschichte der Könige nach dem überlieferten Buch der Urkunden lehrte. Seine nüchternen, auf weltoffene Praxis und Sittlichkeit gerichteten Ansichten sowie an den Werten der Tradition orientiertes «humanistisches» Denken prägt in vielerlei Gestalten nicht nur das chinesische Geistes- und Kulturleben damals, sondern wirkt auch nachhaltig bis in die heutige Zeit. Sätze wie «Laute Freunde sind oft leise Feinde» oder «Der Weg ist das Ziel» bis hinzu «Wer unsere Träume stiehlt, gibt uns den Tod», sind Weisheiten, die Konfuzius zugeschrieben werden. © de.wikipedia.org
Dem Qinghai-Tibet-Plateau entspringend, misst der mächtige Yangtze mehr als 6’300 Kilometer. Er ist damit der drittlängste Fluss der Welt. Seine Ufer sind Heimat für mehr als 300 Millionen Menschen. Den mächtigen Fluss zu sehen, ist allein ein Erlebnis für sich, seine majestätische Kraft an Bord eines Flussschiffes zu erleben, ist jedoch eine ganz besondere, unvergessliche Erfahrung. Die Drei Schluchten im Yangtze-Flusstal sind eine der attraktivsten touristischen Routen überhaupt. Von Chongqing bis nach Yichang erstrecken sie sich über insgesamt 193 Kilometer und beinhalten die Qutang-Schlucht, die Wu-Schlucht und die Xiling-Schlucht. Wenn die Passagierschiffe durch die tiefen Täler mit grünen Bergen fahren und enge Spalten mit blanken Felsen an beiden Seiten vorbeiziehen, scheint sich die Zeit zu verlieren und man vergisst ein wenig, in was für einem riesigen bevölkerungsreichen Land man sich gerade befindet. Wer einen grossen Teil Chinas in kurzer Zeit erleben möchte und dies auf möglichst bequeme Art, dem empfiehlt sich eine Flusskreuzfahrt den Yangtze hinab. Abstecher in die Seitenflüsse des
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DREAMLANDS Traditionelles Chinesisches Theater. Auch wenn man kein Wort versteht, sollte man es sich nicht entgehen lassen.
«DAS RISIKO, IN CHINA NICHT DABEI ZU SEIN, IST GRÖSSER, ALS DAS RISIKO, DABEI ZU SEIN.» Heinrich von Pierer, ehemaliger Siemens-Chef
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Ob blond oder dunkelhaarig, ob Schnittlauchlocken oder Krauskopf, lang oder kurz – für alle gibt es heutzutage die passende und richtige Pflege. Wir zeigen Ihnen hier die neusten Frisurentrends und die besten Pflege- und Stylingprodukte für Ihre Traumfrisur.
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«BRAUN IST DAS NEUE BLOND.»
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iesen Herbst/Winter ist Volumen angesagt, egal ob bei offenem Haar oder bei Hochsteckfrisuren. Es gibt viele Möglichkeiten, Volumen ins Haar zu zaubern – Verwenden sie spezielle Volumenshampoos und Spülungen, wie zum Beispiel «Enrich Shampoo und Conditioner für feines Haar» von Wella Professionals. Nach der Haarwäsche verteilen Sie am besten einen Volumenhaarschaum im noch feuchten Haar und föhnen es über den Kopf trocken. Diese Art des Föhnens bringt sofort Stand in den Haaransatz. Jetzt kommt es darauf an, für welche Frisur Sie sich entschieden haben ...
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LÖSUNGEN FÜR MITTELDICKES BIS FEINES HAAR: Offenes, lockiges Haar erreicht man durch wickeln auf grosse Heisswickler. Nach circa zehn Minuten kann man den Haaransatz nochmals zusätzlich antoupieren, Haarspray drüber und fertig ist die trendige Löwenmähne. Voluminöses, glattes Haar: Ebenfalls Volumenschaum verwenden, kopfüber trocken föhnen und danach mit der grossen Rundbürste föhnen. Auch hier hilft Haarspray, die Pracht zu erhalten. Trend für halblanges und langes Haar ist diesen Winter der «Volumen-Chignon» oder Dutt: Stylen Sie Ihre Haare, wie für die oben beschriebene Löwenmähne und binden Sie sie zu einem lockeren, tiefen Pferdeschwanz zusammen. Ziehen Sie an der Stirnpartie ein paar Strähnen grob heraus. Drehen Sie den Pferdeschwanz locker ein und stecken Sie ihn mit Haarnadeln fest. Die losen Stirnfransen können Sie nun leicht zwirbeln und locker an der Seite feststecken, fertig ist die Trendfrisur.
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«JEDE WOCHE EINE HAARPACKUNG WIRKT WUNDER!» Lady Gaga wird salonfähig: Für eine zahme Lady GagaFrisur brauchen Sie zu allererst einmal jede Menge Volumen (siehe Tipps links). Nun unterteilen Sie Ihr Haar in eine dicke Strähne, beginnend an der Stirn, zwei dünnere Strähnen auf der Seite und eine dicke Strähne am Hinterkopf. Die Stirnsträhne dürfen Sie nun ausgiebig am Ansatz toupieren und mit Haarspray fixieren. Mit der Strähne am Hinterkopf verfahren Sie genauso. Die beiden schmaleren Strähnen auf der Seite drehen Sie leicht ein und fixieren sie ebenfalls mit Haarspray. Die Hinterkopfsträhne wird nun so tief wie möglich im Nacken zum Pferdeschwanz gebunden und locker am Hinterkopf nach oben festgesteckt. Die Stirnsträhne wird nun lose über den Oberkopf bis zum Ende des hochgesteckten Pferdeschwanzes gezogen und ebenfalls festgesteckt. Die seitlichen Strähnen lose nach hinten feststecken und das Ganze noch etwas mit dem Stielkamm sortieren, fertig.
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Pony, voll angesagt: Das können nur Sie! Einen kompakten Pony tragen. Der Trend in diesem Winter sind lange glatte Haare mit einem dichten Pony. Hier ist die Pflege ganz besonders wichtig, denn nur gesundes, glänzendes Haar kommt bei dieser Frisur so richtig toll zur Geltung. Regelmässige Extrapflegekuren sind deshalb ein Muss, zum Beispiel «Super Charged Moisturizer®» von Paul Mitchell. Lockere Flechtfrisuren bei langem Haar: Flechten Sie Ihre Haare locker seitlich zu einem Zopf, zupfen Sie auf der anderen Seite ein paar Strähnen heraus und fertig ist der angesagte Romantiklook. Fünfziger Jahre Pin-up-Look: Drehen Sie Ihre Haare nach dem Waschen auf Heisswickler. Haarspray drüber und nach zehn Minuten die Wickler rausnehmen und nur mit den Fingern leicht stylen. Naturlocken ganz natürlich: Sie haben es diesen Winter am einfachsten! Haare einfach lufttrocknen lassen und mit etwas Lockenschaumfestiger die Locken rausmodellieren, das war es. Für den Abend gibt es auch einfache Ausgeh-FrisurLösungen, à la Nicole Kidman: Stecken Sie einzelne Haarpartien am Oberkopf mit Haarnadeln fest und kneten Sie den Rest in Form. Noch etwas Glanzspray über die Frisur und alle anderen Frauen werden Sie um Ihre Lockenpracht beneiden.
«NACH JEDER WÄSCHE EINEN CONDITIONER VERWENDEN – DER ENTWIRRT UND PFLEGT.»
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HEILFASTEN Mehr als schlank, gesund und schön ...
Hippokrates sagte einmal: «Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mässig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente.»
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HEALTH & SPORT
Bei der Fastenkur trinken Fastende Tee, Säfte, Gemüsebrühe oder Wasser.
«FASTEN MACHT BEWUSSTER. ES UNTERBRICHT UNSERE VERHALTENSMUSTER.» Dr. med. Françoise Wilhelmi de Toledo
Fasten unter ärztlicher Kontrolle Erst den Ärzten gelang es, der Tradition des Fastens neues Leben einzuhauchen. Sie erkannten, dass der Körper sich während einer Heilfastenkur von allem, was ihm schadet, befreit. Giftstoffe und Schlacken werden beim Heilfasten ausgeschieden. Das Heilfasten mobilisiert die körpereigenen Abwehrkräfte und führt nach einiger Zeit zu einem kräftigen Energieschwung. Zudem soll es die geistige Leistungsfähigkeit steigern. Auch bietet Heilfasten darüber hinaus die ideale Gelegenheit zu einer generellen Ernährungsumstellung. Eine ausgewogene, vollwertige Ernährung ist die beste Garantie dafür, den «frisch» entschlackten und entgifteten Körper nicht erneut mit Schadstoffen zu belasten. Fasten sollten jedoch nur gesunde, ausgewachsene Menschen. Am besten unter ärztlicher Aufsicht. Wer regelmässig Medikamente einnehmen muss, sollte auf jeden Fall vor einer Fastenkur mit seinem Arzt sprechen, ob diese Medikamente und Fasten zusammen passen. Auch während einer Schwangerschaft sollte man auf eine Fastenkur verzichten, da der Organismus von Mutter und Kind durch die Schwangerschaft ohnehin schon stark belastet wird. Fasten könnte sonst zu einem Mangel für Mutter und Kind führen und für beide recht ungesund werden. Tuberkulosepatienten, Krebskranke und Personen, die an einer Überfunktion der Schilddrüsen leiden, dürfen nicht fasten. Denn bei diesen ohnehin schon zehrenden Krankheiten ist der Organismus nicht mehr in der Lage, richtig auf den Fastenreiz zu reagieren und verliert noch mehr an Substanz.
D von Katrine Steffen
as Thema Fasten ist bereits so alt, dass schon Hippokrates, der Urvater der abendländischen Medizin, einige gewichtige Worte zu diesem Thema gesprochen hat. Und auch heute weiss man: Fasten reinigt Körper und Seele, gibt Energie, steigert das Wohlbefinden, lässt gut aussehen, zudem befreit es ganz nebenbei von ungeliebten Extra-Pfunden.
Essen ist out, Trinken ist in Im Grossen und Ganzen bedeutet das Fasten einen Verzicht auf die Aufnahme fester Nahrung. Begleitet von Bewegung und Entspannungsübungen sorgt dieser Reinigungsprozess für ein positives Körpergefühl. Je nach Wahl der Fastenkur trinkt der Fastende Tee, Säfte, Gemüsebrühe, Molke oder Wasser und verzichtet auf alle Art von Genussmitteln wie Nikotin, Alkohol, Kaffee, Süssigkeiten und ähnliches. Die Folgen sprechen für sich: Die Entwässerung und Entschlackung des Darms, der Gewebe, Gefässe und Gelenke steigern das allgemeine Wohlbefinden.
Fasten und Religion Seit Beginn der menschlichen Geschichte fasten die Menschen. Sei es, weil Ernten schlecht ausfielen, Kriege oder Naturkatastrophen wüteten oder weil bei der Jagd keine Beute gemacht wurde. Das Fasten hat jedoch auch eine spirituelle Komponente und diese wird seit Jahrhunderten von verschiedenen Religionen genutzt. Besonders in der christlichen und jüdischen Religion fällt auf, dass das Fasten eigentlich immer in Verbindung mit Beten praktiziert wird. Zu Beginn des letzten Jahrtausends begann sich, die Fastenkultur in Europa zu ändern. Gehörte es zuvor zum religiösen Leben, ja sogar zu den Pflichten eines jeden Christen, verschwand es in gleichem Mass, wie die Religion aus dem öffentlichen Leben verschwand. Das Fasten schien so gar nicht in die Zeit der Industrialisierung zu passen, in der nur schnelles Vorankommen und Erfolg zählten.
Das Herz und der Kreislauf werden entlastet, das Atmen wird freier, die Lunge nimmt mehr Sauerstoff auf, der schneller in das Gewebe transportiert wird. Die tragenden Elemente des Körpers wie Füsse, Kniegelenke und Bandscheiben werden durch Fasten entlastet. Auch werden die Haut und das Gewebe durch die Fastenkur gestrafft. Zudem kann die Entfettung von innen zu einer Senkung der Blutfettwerte führen. Und last but not least; Fasten hat einen wunderbaren Nebeneffekt: Die Waage ist wieder freundlicher.
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Für viele Menschen ist Heilfasten jedoch nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine psychologische Herausforderung. Viele kämpfen mit Fastenflauten oder Fastenkrisen. Dabei ist es, auch wenn es sich unglaubwürdig anhört, leichter zu fasten, als weniger zu essen. Denn Fasten ist eine Kur und keine Diät. Zwar ist Heilfasten der bewusste Verzicht auf Nahrung für einen begrenzten Zeitraum, es ist jedoch etwas völlig anderes als Hungern! Beim richtig durchgeführten Heilfasten entsteht nämlich kein Hungergefühl. Fasten hat ausserdem einen grossen Einfluss auf die Psyche, das wird schon daran deutlich, dass mit diesem Verfahren leichtere Depressionen klinisch behandelt werden.
«MIT VOLLEM BAUCH IST GUT FASTENPREDIGT HALTEN.» Karl Simrock
Eine Variante der psychischen Einflussnahme ist das spirituelle Fasten. Es soll Meditation und Gebet erleichtern, und dem Menschen Besinnung und Gedankenfreiheit ermöglichen. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper öffnet den Menschen für Meditation oder Schweigen, für eine Beschäftigung mit Religion. Spirituelle Fastenkuren werden deshalb häufig von Klöstern angeboten. Deren ruhige Lebensweise stellt eine optimale Voraussetzung dafür dar. Als Schroth-Kur bezeichnet man ein Verfahren in der Naturheilkunde, welches auf den Naturheiler und Erfinder Johann Schroth (1798-1856) zurückgeht und allgemein als eine Methode der traditionellen europäischen Medizin gewertet wird. Der Naturheiler Johann Schroth wurde oftmals auch als Semmeldoktor bezeichnet, da trockene Brötchen einen wichtigen Bestandteil seiner Schroth-Kur darstellten. Die Elemente einer Schroth-Kur sind Dunstwickel, welche den Körper die ganze Nacht über einhüllen und durch Wärmflaschen erwärmt werden. Und eine Ernährung, welche arm an Fett, Salz und Eiweiss ist.
Vierzig Tage christliche Fastenzeit Von der Glyx-Diät über Weight Watchers bis zur Wellnesskur: In vielen Zeitschriften werden zur Frühjahrszeit zahlreiche Schlankheitskuren angeboten. Doch die Fastenzeit ist mehr als eine Diät. Die österliche Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet mit der Karwoche. Sie umfasst 40 Tage und soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus in der Wüste verbracht hat. Dass man bei der Zeit von Aschermittwoch bis zum Karsamstag auf 40 Tage kommt, liegt an den ausgesparten Sonntagen.
Sehr wichtig bei der Schroth-Kur sind die Trink- und Trockentage. In der klassischen Form der Schroth-Kur wird an drei Trockentagen weniger als ein halber Liter Flüssigkeit zu sich genommen. Hinzu kommen abwechselnd je zwei kleine und grosse Trinktage. Das Ziel dieses Naturheilverfahrens liegt darin, den menschlichen Körper in einem Zeitraum von etwa zwei bis drei Wochen komplett zu entgiften.
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Bereits in dieser christlichen Tradition entstand das Fasten als Reinigung der Seele. Es hiess, dass während der Feiertage über Weihnachten die menschlichen Organe stark beansprucht wurden und regeneriert werden mussten. Bis heute hat diese Tradition vielerorts gehalten.
Fasten nach Johann Schroth
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