PRESTIGE Switzerland Volume 18

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INHALTSVERZEICHNIS

Editorial

11

DOWN TOWN Bangkok

Nightlife und Shopping

Paris

Ein literarischer Spaziergang

12

12

18

DISCOVERY Was ist schรถn?

Rubensfrauen oder Magermodels?

24

CULTURE CLUB Janosch

Oh, wie schรถn ist Panama!

LaChapelle

Orgien von Farben und Fleisch

Von Mensch zu Tier

30

36

Durch Kleines Grosses bewirken

40

Kunstwelten

42

News ...

St. Moritz Award 2011 Nussknacker on Ice Where champions meet talents

18

36

44 46 48

Business Lieber teurer

Der Status, die Arbeit und das Geld

Good Business Kein Widerspruch

50

50

56

SWEET & SOUR Gesundes Essen

Richtig Essen macht schรถn(er)

60

News

64

Food Design ... ... macht Appetit

66

FACE TO FACE Xenia Tchoumitcheva Ganz schรถn schlau

72

72 6


INHALTSVERZEICHNIS

84

Architecture Museumsbauten

Hort der schönen Künste

Coop Himmelb(l)au

Architektur mit Phantasie

80 84

DESIGN

Designklassiker

88

News Design

92

Trends der ...

104

100

Zeitlos, schön und praktisch

... Uhrenindustrie

94

News Uhren & Schmuck

97

Art of Fashion Manolo Blahnik

106

Auf hohen Sohlen

100

TECHNOLOGY

118

Lamborghini

112 122

Leicht und luftig

Ferrari

Made in Italy

Porsche

104 106

Strassenrenner

108

Techniktrends

110

The Grand Tour - Teil 1

Oh là là – eine autoverrückte Familie

112

PHENOMENON Wenn der Tod ...

... uns lachend scheidet

Länderschönheiten

Andere Länder, andere Sitten

118 122

Legends of Crime Jack the Ripper

136

Herbst des Schreckens

126

126

YESTERDAY Bob Marley

Lieder der Freiheit

Rock Hudson Pillow Talk

7

132 136


INHALTSVERZEICHNIS

146 DREAMLANDS Südsee

Das Paradies auf Erden

140

Morgenland

Eine Gedankenreise in den Zauber des Orients

146

Naturparadiese

Vom Great Barrier Reef bis zum Garten Eden Afrikas

148

Suite Class - Eine Klasse für sich Nonstop von Zürich nach Singapur

148

158

Beauty Anti Aging

Wohin geht die Reise?

160

Neue Beauty-Waffen ... ... für Gesicht und Körper

166

Hot-Spots Lieblingsprodukt der Redaktion Best Beauty New Look Frühjahr 2011

168 170 172

160

Health & Sport Fechten

Der elegante Sport in Weiss

174

Schönheit und Sport Sport und Schönheit

178

SHORTCUTS

Von Misswahlen bis Sissi Von Quallen bis Aura lesen

70 116

KOLUMNEN Guido Tognoni

Schööön und kaffeebraun

28

34

Hört bei der Gier nach Geld der Glaube auf?

54

Wilhelm J. Grusdat

169 78

Von der Kunst, Kunst zu sammeln

34

Rolf Hess Nubya

Die Kehrseite der Schönheit

Luisa Rossi

Die vielen Gesichter der Schönheit

28

54

103 8

Vera Dillier

Schönheit

78 103 169


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EDITORIAL

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Geschätzte Leserinnen, Geschätzte Leser

er Frühling steht vor der Tür! Weg mit den Wintersachen und raus mit den leichteren Stoffen. Doch oh weh, da sitzt noch jede Menge Winterspeck auf den Hüften. So kann man unmöglich zu den nächsten Frühlingsveranstaltungen gehen. Warum eigentlich nicht? Weil ein paar grössere Rundungen als unschön gelten? Und wer bestimmt, was schön ist? Schönheit ist ein sehr abstrakter Begriff, der jedoch stark mit allen Aspekten des menschlichen Daseins verbunden ist. Mit der Bedeutung dieses Wortes beschäftigt sich hauptsächlich die philosophische Disziplin der Ästhetik. Nach Kant basieren ästhetische Urteile auf privaten, subjektiven Empfindungen des Gefallens oder der Abneigung, der Lust oder Unlust. Insofern könnte man meinen, schön sei einfach das, was uns persönlich angenehm ist. Der Philosoph stellt jedoch einen Unterschied fest: Über das Angenehme lässt sich nicht streiten, denn jeder empfindet etwas anderes als angenehm und wird dies auch zugeben. Ästhetische Urteile dagegen sind zwar subjektiven Ursprungs, sie haben jedoch Anspruch auf Allgemeingültigkeit – wer über die Schönheit eines Gegenstandes urteilt, behauptet zugleich, ein Urteil zu fällen, dem auch andere zustimmen müssten. Schönheit hat daher den Anspruch subjektiver Allgemeinheit. Anders als über das Angenehme lässt sich über Schönheit und Geschmack also durchaus sinnvoll streiten, da jedes Geschmacksurteil sich anmasst, über die Empfindungen anderer mit zu urteilen. Doch Schönheit bezieht sich nicht nur auf die äussere Erscheinung. «Wahre Schönheit kommt von innen», wer kennt ihn nicht, diesen Ausspruch? Ja, Schönheit beginnt mit klarem, schönem Denken, denn das Denken beeinflusst unser Sprechen und Handeln. Zudem beeinflussen unsere Gedanken auch unseren Körper. Doch seien wir mal ganz ehrlich: Auf was achten wir zuerst? Wirklich auf den Charakter? Erfreuen Sie sich mit uns an Bangkok und Paris und denken Sie immer daran: Manche Schönheiten liegen gut verborgen, man muss ganz genau hinschauen, um sie zu entdecken. Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern einen wunderschönen Frühling und einen Lesegenuss der ganz besonderen Art. Begeben Sie sich mit uns auf eine vergnügliche und spannende Reise rund um das Thema Schönheit.

Francesco J. Ciringione Verleger

11

Yvonne Beck

Chefredaktorin


DOWN TOWN

Bangkok Nightlife and Shopping Viele Reisende nutzen Bangkok nur als Stop-Over, um auf eine der vielen thailändischen Inseln zu gelangen. Schade, denn Bangkok und Umgebung ist sicherlich einen etwas längeren Aufenthalt wert.

«Wenn man immer tut, was einem gefällt, dann ist schon mal mindestens einer zufrieden.» Thailändisches Sprichwort

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DOWN TOWN

I

von Yvonne Beck

n Bangkok bekommen Sie früher oder später das Gefühl, in einer riesigen Einkaufsrausch-Stadt gelandet zu sein, denn die Stadt bietet für jedes Portemonnaie etwas: Luxus-Shopping-Malls mit Gucci, Prada und Co. auf der einen Seite und Nachtmärkte mit Thai-Kitsch und Fakes auf der anderen Seite.

In China kauft man Tee oder Seide, in Italien Wein oder Schuhe, aus Indien bringen viele Urlauber Silberschmuck mit, doch was shoppt man in Bangkok? Textilien sind überall in der Stadt zu finden, allerdings fangen die Schwierigkeiten bereits mit der Konfektionsgrösse an; wer sehr gross ist oder eine grössere Kleidergrösse benötigt, wird es schwer haben, in Kaufhäusern Markenkleidung zu finden, denn Thailänder sind bedeutend zierlicher als die meisten Europäer.

Shopping-Paradies Die besten Shopping-Tempel liegen im sogenannten BermudaDreieck der Stadt an der Skytrain-Station «Siam». Hier befinden sich die meisten Shopping Malls Thailands auf einem Fleck. Allen voran die Siam Paragon, die neuste und schillernste Mall der Stadt. Jede Luxusmarke der Welt hat versucht, hier einen Laden zu ergattern, und auch wenn die Preise nicht viel niedriger als in heimischen Gefilden liegen, lohnt sich ein Besuch allein schon wegen des Food Courts im Basement der Mall.

Wirklich preiswerter sind Markenartikel jedoch sowieso nicht, wer denkt, ein Riesen-Schnäppchen gemacht zu haben, ist meist auf eine Kopie hereingefallen. Im Kopienherstellen scheinen Thailänder wahre Meister zu sein, wie viele asiatische Länder. Sicherlich ist es eine Versuchung, eine der Tausenden Markenkopien zu ergattern. Vorsicht sei jedoch bei elektronischen Geräten aller Art geboten. Oft funktionieren diese nach wenigen Tagen nicht mehr und Uhren gehen schon bald vor oder nach. Interessanter hingegen erscheinen Antiquitäten, Möbel und thailändisches Design, diese sind in einigen Shops im River City Shopping Center – direkt am Sheraton Hotel – zu erstehen.

Er gehört zu einem der besten in ganz Bangkok. In unmittelbarer Nähe liegt das MBK, ein riesengrosses über sieben Stockwerke ausgedehntes Einkaufszentrum. In jede Etage passt die Innenstadt einer kleineren Schweizer Stadt. Im Gegensatz zur Paragon lassen sich hier noch einige Schnäppchen machen, dafür ist die Atmosphäre aber auch weniger glamourös und man muss sich durch eine Menge asiatischen Kitsch kämpfen. Am Siam Square hingegen geht es eher trendiger zu, der riesige Open-Air-Shopping-Komplex wird allerdings vor allem von Jüngeren bevorzugt.

Zudem gibt es im Siam Paragon und im Central World Plaza sehr schöne Geschäfte mit Thai-Möbeln und Accessoires. Wer sich für die thailändische Küche begeistert und diese nicht nur isst, sondern auch gerne selber zubereitet, wird seine wahre Freude haben. Nirgendwo gibt es so günstig Messer oder Woks zu kaufen wie in den Kaufhäusern Thailands. Für umgerechnet drei Franken bekommen Sie schon hervorragende Messer und der passende Wok ist auch nicht viel teurer. Passend dazu gibt es wunderschöne Stäbchen und schöne asiatische Löffel in weissem Porzellan.

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DOWN TOWN

Auf den Märkten Bangkoks ist Handeln angesagt.

Strassen- und Floating-Markets So gigantisch die Shopping Malls auch wirken, es sind vielmehr die Märkte unter freiem Himmel, die spannende Einkäufe und Momente versprechen, denn hier lassen sich wirklich originelle Mitbringsel finden und es lässt sich gut feilschen. Patpong ist zwar das Synonym für Go-go-Bars und die Rotlichtmeile in Bangkok schlechthin. Allerdings wird hier allabendlich ein riesiger Nachtmarkt aufgebaut, auf dem von Ledertaschen über Uhren bis hin zu Jeans alles angeboten wird, was ein gefälschtes Markenlogo wert ist. Wer also immer schon mal im Rotlichtviertel einkaufen wollte, ist hier genau richtig. Interessanter hingegen ist sicherlich der Chatuchak Weekend Market: Dieser Markt ist jedoch nur am Wochenende geöffnet. Die Hallen und Stände sind so weitläufig, dass man sich leicht im Gewusel verläuft. Er wird als einer der grössten und bekanntesten Märkte weltweit und als die Mutter aller Märkte bezeichnet. Man braucht Stunden, um ihn zu erforschen. Mehr als 15.000 Stände warten mit Waren aller Art auf. Hier wird von Hühnern und Schlangen bis zu alten Ventilatoren und Lampen so gut wie alles verkauft. Es dauert eine Weile, bis man sich zurechtfindet, doch nach einer Weile erkennt man, dass der Chatuchak nach Abteilungen organisiert ist: Kunsthandwerk, Bekleidung, Pflanzen und vieles mehr. Es macht aber auch einfach Spass, sich durch die verwinkelten Gänge treiben zu lassen und hier und da ein wenig zu feilschen. Eine Attraktion ganz anderer Art sind die Floating Markets oder besser: schwimmenden Märkte. Einer der bekanntesten, der Damnoen Saduak Market, liegt zirka 100 Kilometer ausserhalb von Bangkok. Der eigentliche Markt befindet sich auf dem Wasser, von dem aus zumeist Frauen ihre Waren feilbieten. Die Waren – und natürlich auch das Geld – werden zumeist mit Hilfe von Stangen und kleinen Körben an Land gereicht. An jeder Strassenecke Bangkoks gibt es mobile Garküchen.

Thailand ist bekannt für seine Floating Markets.

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DOWN TOWN

Im Frühling, wenn beispielsweise Lychee-Zeit ist, werden diese auf vielen der Boote angeboten. Aber auch Bananen, Mangos in verschiedenen Farben und Formen, Papayas, die Drachenfrucht und mindestens ein Dutzend weitere exotische Früchte kann man auf dem Rundgang entdecken. Besonders schön anzusehen sind die traditionellen Hüte der Frauen, welche einem alten Lampenschirm ähneln. Dazwischen erreicht die Besucher immer wieder der Duft einer der vielen schwimmenden Garküchen. Auf engstem Raum werden hier kleine Speisen im Wok zubereitet und an die Gäste verteilt – ganz gleich, ob diese vom Anleger oder von der Wasserseite kommen. Wer einen nicht allzu empfindlichen Magen hat, sollte auf jeden Fall etwas aus den Garküchen probieren: Der Geschmack ist einfach einzigartig, und selbst ein gutes thailändisches Restaurant in der Schweiz schafft es nicht, so einen Geschmack zu zaubern. Einzig mit der Schärfe sei ein wenig Vorsicht geboten, in Thailand hat man eine andere Schärfemesslatte.

«Bestellen Sie tôm yam kUng, grünen Curry und gebratenen Reis. Wenn es besonders scharf sein soll yam wún sEn.» Nathamon Jaidet Köchin im Poj Spa Kar

milch, Zitronengras, Limettensaft, Galgant und Chili. Anders als in Indien können die meisten Menschen diese problemlos vertragen, es sei denn der Magen ist allzu sensibel. Die Thaiküche ist in ihrer Vielfalt einfach grenzenlos. Es gibt cremige Curries, garniert mit Kokosnuss, wundervolle Seafood-Gerichte und viele verschiedene Arten frischen Gemüses. Chili und Kräuter werden reichlich verwendet, um den Speisen Würze und Feuer zu verleihen. Eines der beliebtesten Gerichte ist «Phad Thai». Es besteht in erster Linie aus Nudeln, vermischt mit einer Vielzahl von Zutaten, die einen schmackhaften heissen Snack ergeben. Thais geben gerne noch getrocknete Shrimps und Zwiebeln dazu und essen es dann zusammen mit speziellen anderen kleinen Gerichten. Leicht und schnell zu kochen, ist es doch schmackhaft und macht satt. Es ist das ideale Gericht für Leute, die es eilig haben. Zudem kostet es weniger als zwei Franken. Auch der Som Tam, der wohlbekannte Papaya-Salat aus grünen Papayas mit Chili, getrockneten Shrimps, Fischsauce, Zitronensaft, Tomaten, grünen Bohnen und Palmzucker, ist im ganzen Land beliebt und wird in Bangkok an jeder Strassenecke verkauft. In Bangkok gibt es Tausende Restaurants, und fast jeder Thai hat seine Favoriten.

Kulinarischer Hochgenuss In Bangkok kann man sich im wahrsten Sinne des Wortes von einer Strassenecke an die nächste schlemmen. Überall werden kleine Köstlichkeiten angeboten, voll von Aromen wie frischem Koriander, Kokos-

Doch es gibt einige Gegenden in der Stadt, die es wirklich wert sind, ihre Gastronomie zu erkunden. Für Seafood-Liebhaber empfiehlt sich ein Besuch in der Bang-khuntien-Chaitalay-Road, das Thaphrachan-Gebiet ist spezialisiert auf Süssspeisen, und Phraeng Nara ist eine weitere Gegend, in der die Besucher viele schmackhafte Köstlichkeiten probieren können. Zu den beliebtesten gehören Phad Thai, Huhn mit Reis, Yentafo, eisgekühlter Sirup, Thai-Crèpes und Nudeln mit würzigen Fleischbällchen. Der Distrikt Samranrat ist ebenfalls ein guter Ort, wo man Roti, delikaten Thai-Kaffee, Phad Thai sowie Schweinefüsschen mit Reis geniessen kann. Auch die Phra Athit Road, ganz in der Nähe der bekannten Kao San, beherbergt eine Vielzahl kleiner Restaurants mit zum Teil einmaligen Gerichten. Thais geniessen hier Reis in Eiswasser, eine perfekte Behandlungsmethode in dieser heissen Jahreszeit. Dies sind nur einige der Gegenden der «Stadt der Engel», die auf diejenigen warten, die sich auf ein kulinarisches Abenteuer einlassen wollen.

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DOWN TOWN

Rooftop-Bar im im Lebua State Tower.

Die Vertigo-Dachterrasse im Banvan Tree.

One Night in Bangkok Bangkok ohne Nachtleben wäre wohl nicht das Bangkok, wie es weltbekannt ist. Nach Einbruch der Dunkelheit bietet Bangkok tausende Möglichkeiten, sich zu amüsieren. Natürlich denken viele nur an «das eine», wenn man über Bangkoks Nightlife spricht. Und zugegeben, dafür ist die Stadt bekannt, berühmt, berüchtigt! Lange Zeit hatte das Nachtleben Bangkoks einen eher anrüchigen Ruf als Sündenmetropole mit Hunderten Massagesalons, die mehr versprechen als eine einfache Massage. Doch auch wer nicht auf das schnelle Sexabenteuer aus ist, kann sich in Thailands Hauptstadt prächtig amüsieren. Abseits der Go-go-Bars bei Patpong rüstet die Metropole mit Skybars und Dachterassen auf, die einem schier den Atem verschlagen.

bietet ein einmaliges Ambiente unter freiem Himmel und eine grandiose Aussicht auf Bangkok. Eingelassen wird man aber nur mit geschlossenem Schuhwerk und langen Hosen für Herren, und auch für die Damen sind Flip Flops tabu. Ebenfalls zum «Top of the World» gehört die Vertigo-Dachterrasse im Banvan Tree. Einer der besten Plätze für einen Cocktail zum Sundowner. Von 18.00 bis 19.30 Uhr ist hier die beste Zeit und der beste Ort, um den Sonnenuntergang und die Dämmerung Bangkoks zu geniessen. Wer nicht schwindelfrei ist, aber trotzdem die frühen Abendstunden auf ganz besondere Art begrüssen möchte, dem sei eine der vielen Dinner-Cruises auf dem königlichen Fluss empfohlen. Am River City Pier starten jeden Abend unzählige Schiffe, auf denen man bei einem echten Thai-Dinner die Tempel und Skyline entlang des Chao Phraya geniessen kann.

Eine der schönsten Bars der Stadt befindet sich im Lebua State Tower: Die Open-Air-Bar «Sirocco» auf dem Dach des Lebua Hotels lässt einem einfach den Atem stocken. Die Bar

Mit dem Tuk Tuk durch Bangkok Das sogenannte Tuk Tuk ist besonders typisch für das Stadtbild in Bangkok. Tuk Tuks sind die kleinen motorisierten Dreiradgefährte, die als Taxis dienen. Der Name entstand in Anlehnung an das tuckernde Geräusch des Zweitaktmotors. Das TukTuk ist kein ungefährliches Vehikel, denn in dem motorisierten Dreirad gibt es keine Anschnallgurte und auch wenig Knautschzonen. Der grösste Sicherheitsfaktor ist jedoch der Fahrer. Erwischt man einen jungen wilden, der sich sein Geld schnell verdienen will, kann man schon mal eine sehr rasante Fahrt mit Abkürzungen und Durchdrängeln zwischen noch so schmalen Lücken erleben. Häufig wird zunächst ein utopischer Preis genannt. Ist man jedoch mehrere Tage in Bangkok, hat man den Preis, der üblich ist, recht fix raus. Dazu gehört es jedoch auch, mehrere TukTuks abzuweisen.

fort zu rasen an. Ausserdem nutzen die Fahrer oft kleine Abkürzungen jenseits der Hauptstrassen, die für andere Autos zu klein sind. So bekommt man einen abenteuerlichen Einblick in die kleinen «Sois» – die Nebenstrassen in Bangkok. Tuk Tuk fahren ist ein kleines Abenteuer, Taxi fahren ist jedoch bedeutend komfortabler und meistens sogar preiswerter.

Tuk Tuks können bis zu 100 Stundenkilometer erreichen, was jedoch im engen Verkehr Bangkoks fast nie möglich ist. Sollte doch mal eine freie Strecke kommen, dann fangen die Fahrer auch so-

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DOWN TOWN

Ein literarischer Spaziergang durch

Par s © Nadine Gliesche

Die Literatur liegt den Franzosen besonders am Herzen. Sie ist wichtiger Teil ihres Selbstverständnisses. Paris war und ist das Herz der französischen Kulturszene.

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DOWN TOWN

«Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das Fenster und betrachtet die Boulevards von Paris.»

© Nadine Gliesche

© Nadine Gliesche

Heinrich Heine

«Einer der Vorzüge der guten Stadt Paris besteht darin, dass man hier geboren werden, leben und sterben kann, ohne dass sich jemand auch nur im mindesten darum kümmert.» Honoré de Balzac

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DOWN TOWN

Shakespeare & Company eine bekannte englischsprachige Buchhandlung.

P von Yvonne Beck

aris war schon immer die Stadt der Schriftsteller. In den 1920er Jahren erlebte die Stadt den grössten Zustrom an ausländischen Schriftstellern, allen voran die Amerikaner. Viele glauben, Paris habe Berühmtheiten wie F. Scott Fitzgerald oder Ernest Hemingway angezogen, weil es liberaler und weniger moralisch war als andere Städt. Doch es gab noch andere Gründe: Paris war preiswert, vor allem das linke Seine-Ufer. Und in Frankreich konnte man – anders als im Amerika der Prohibitionszeit – so viel Alkohol trinken, wie das Herz begehrte.

Die Frauen von Paris Für Colette war Paris die «Stadt der Liebe», und Janet Flanner glaubte, dass die Seine Paris ein spezielles Flair verleihe, das sie zu «einer der reizendsten Städte mache, die es noch auf der Erde gibt». Es war das linke Seine-Ufer – genannt Left Bank – das Adrienne Monnier, Djuna Barnes, Gertrude Stein und viele mehr anlockte und viele Jahre nicht losliess. Viele Frauen, die in den unterschiedlichsten künstlerischen Bereichen tätig waren, und Frauen, die sich für Kunst und Literatur begeisterten, zog es zur Left Bank. Sie kamen aus verschiedenen Gegenden Frankreichs, aus Berlin, New York, Chicago, London und Kalifornien und prägten zum grossen Teil das kulturelle Bild der Zwanziger Jahre in Paris.

Sylvia Beach und James Joyce

«Man muss in Paris und ausschlieSSlich mit Leuten zusammenleben, die ein fröhliches Leben führen! Sie sind glücklich und daher weniger bösartig. Die Menschenseele ist wie ein verpesteter Sumpf; wenn man nicht rasch darüber hinweggleitet, versinkt man darin.»

Im Quartier Latin in der Rue de l’ Odéon Nummer 12 – gleich gegenüber der Statue Georges Danton – befand sich ursprünglich der Buchladen Shakespeare & Company, dessen Gründerin und Inhaberin Sylvia Beach Bücher an Hemingway verlieh und 1922 für James Joyce den «Ulysses» redigierte, abtippte und verlegte. Der Buchladen wurde während der deutschen Besatzung geschlossen, weil sich Sylvia Beach weigerte, ihr letztes Exemplar von Joyces «Finnegans Nachtwache» an einen Nazioffizier zu verkaufen. © Nadine Gliesche

Stendhal

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DOWN TOWN

«Der Pariser wundert sich, wenn nicht überall alles so ist wie in Paris, und der Franzose, wie in Frankreich.»

© Nadine Gliesche

© Nadine Gliesche

Honoré de Balzac

Heute liegt der Nachfolger der berühmtesten englischsprachigen Buchhandlung von Paris in der Rue de la Bûcherie und hält eine bunte Sammlung neuer und alter antiquarischer Bücher bereit. Es ist herrlich, dort zu stöbern: einfach ein Buch aussuchen und darin schmökern. Die Lesetipps der Angestellten sind immer interessant, und im ersten Stock befindet sich eine eingestaubte Bibliothek. Rund um die Rue de Vaugirard unweit des Original-Shakespeare & Company lebten viele Mitglieder der sogenannten «lost generation». William Faulkner wohnte im Haus Nummer 42, in dem sich heute das todschicke Hotel Luxembourg Parc befindet. Hemingway verbrachte seine letzten Jahre in Paris in einer ziemlich noblen Wohnung in der Rue Férou Nummer 6 – in Wurfweite (ein passendes Wort, da sie zu dieser Zeit schon mächtig zerstritten waren) zur Rue de Fleurus Nummer 27. Dort wohnte nämlich die amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein 35 Jahre lang, zuerst mit ihrem Bruder Leo und dann mit ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas. Stein empfing in ihrem Salon Koryphäen wie Matisse, Picasso, Braque, Gauguin, Pound und natürlich den jungen Hemingway. Es ist schwer vorstellbar, dass dieser prachtvolle Belle-Époque-Wohnblock noch keine zehn Jahre alt war, als Gertrude Stein 1903 hierher zog.

Auch Gertrude Stein liebte Paris.

Das Literatencafé «Les Deux Magots» besteht bereits seit 1914 und zählt zu seinen ehemaligen Stammgästen Hemingway und André Breton. Heute bevölkern die Terrasse Prominente, pensionierte Philosophen und vornehme ältere Herrschaften, die in Gedanken alten Zeiten nachhängen.

Quartier Latin Im gesamten Quartier Latin findet man Spuren berühmter Schriftsteller und grosser Geister des kulturellen Pariser Lebens. So befindet sich gegenüber der romanischen Kirche «Église St-Germain des Prés» das «Les Deux Magots» und ein Stückchen dahinter das «Café de Flore», beides beliebte Treffpunkte der Pariser Intellektuellen der Nachkriegszeit wie JeanPaul Sartre und Simone de Beauvoir. Auch Pablo Picasso und Albert Camus haben in dem Art-déco-Denkmal des «Café de Flore», mit seinen rot gepolsterten Bänken und Marmorwänden, so manche Stunde verbracht.

Etwas weiter nordöstlich befindet sich die Rue des Beaux-Arts. Haus Nummer 13, heute schlicht «L’Hôtel» genannt, ist das einstige «Hôtel d’Alsace», in welchem Oscar Wilde 1900 an Hirnhautentzündung starb – nachdem er noch in typischer Manier gespottet hatte, zwischen ihm und der Tapete seines Zimmers tobe ein Zweikampf auf Leben und Tod. Auch der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges wohnte in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren oft in diesem Hotel.

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DOWN TOWN

Die letzte Ruhestätte

© Peter Poradisch/www.wikipedia.org

Exzentrisch und messerscharf, so wirkte Oscar Wilde selbst auf seinem Hotel-Totenbett noch, als er verkündet: «Entweder geht diese scheussliche Tapete – oder ich.» Der irische Dramatiker, der 1895 wegen seiner Beziehung zu Lord Alfred «Bosie» Douglas zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, liegt heute auf dem Friedhof Père Lachaise, wo Bewunderer sein hübsch verziertes Grabmal mit Lippenstiftküssen bedecken. Doch der Schriftsteller Wilde ist nicht die einzige Berühmtheit, die den Friedhof zu einer der meistbesuchten Ruhestätten der Welt machen. 800.000 Personen liegen hier begraben, darunter Chopin, Molière, Balzac, Proust, Gertrude Stein und Colette, aber auch Edith Piaf, Isadora Duncan, Sarah Bernhardt, Yves Montand und der Maler Modigliani, um nur einige zu nennen. Die 69.000 bisweilen prahlerischen Gräber der Reichen und Berühmten bilden einen grünen Skulpturengarten von 44 Hektar Grösse.

In der Division 92 haben unterdessen Frauenproteste dazu geführt, dass der Metallzaun um das Grab von Victor Noir, Pseudonym des Journalisten Yvan Salmon, wieder entfernt wurde. Der Journalist war gerade 22 Jahre alt, als er von Pierre Bonaparte, dem Grossneffen Napoleons, erschossen wurde. Die Frauenproteste gegen die Abzäunung hatten allerdings nichts mit Meinungsfreiheit oder ähnlich hehren Zielen zu tun.

Doch auf dem Cimetière du Père Lachaise geht es nicht immer beschaulich zu. Am Grab des Sängers Jim Morrison musste unlängst ein Wachposten aufgestellt werden, nachdem Fans sich angewöhnt hatten, auf seinem Grabstein Drogen zu konsumieren und sich Sexorgien hinzugeben. Inzwischen hat die Friedhofsverwaltung sogar Handzettel mit Regeln drucken lassen, die beim Besuch des Grabes zu beachten sind. Doch Unruhe hat auf dem Friedhof eine gewisse Tradition: In der Nacht des 27. Mai 1871 lieferten sich die letzten Aufständischen der Pariser Kommune zwischen den Gräbern ein aussichtsloses Gefecht mit überlegenen Regierungstruppen. Am Morgen wurden die 147 Überlebenden an die Mur des Fédérés gestellt, erschossen und im Südosten des Friedhofs verscharrt.

Vielmehr munkelt man, dass eine Frau, die den prallen Schritt des Monsieur-Noir-Bronzebildnisses streichelt, ein erfülltes Liebesleben haben oder schwanger wird. Offenbar haben sich zu viele Frauen nach Mutterschaft und Liebesnächten gesehnt, denn die Bronzestatue nahm Schaden – weshalb der schützende Zaun errichtet wurde. So steckt der Friedhof Père Lachaise voller Geschichten, Tragödien und Sehenswürdigkeiten, und es empfiehlt sich, im Büro des Denkmalpflegeamts vor dem Besuch einen Plan zu beziehen.

Unglückliche Liebe Pierre Abélard war ein brillanter 39-jähriger Philosoph und Denker, der mit seinen umstrittenen Ideen Furore machte. Héloïse war die hübsche Nichte eines Domkanonikers von Notre Dame. Sie verliebten sich zur falschen Zeit am falschen Ort: im mittelalterlichen Paris. Der Domkanoniker Fulbert engagierte Abélard, um seine Nichte Héloïse zu unterrichten. Die beiden verliebten sich und schon kurze Zeit später wurde ihr Sohn geboren. Ganz Gentleman, heiratete Abélard die Dame seine Herzens, allerdings heimlich.

Der Onkel tobte, als er davon erfuhr, liess Abélard kastrieren und verbannte seine Nichte ins Kloster. Auch Abélard entsagte der Welt, wurde Mönch in St-Denis und widmete sich dort weiter seinen Studien und provokanten Thesen. Seine Ex-Geliebte machte derweil als Äbtissin Karriere. Die beiden unglücklichen Liebenden blieben die ganze Zeit in Kontakt; er sandte ihr gut gemeinte Ratschläge bezüglich des Managements ihres Konvents, sie schrieb ihm leidenschaftliche Liebesbriefe. Aber erst der Tod brachte die beiden wieder zusammen; 1817 wurden ihre sterblichen Überreste exhumiert und auf dem Friedhof Père Lachaise beerdigt. Ihr gemeinsames Grabmal im neugotischen Stil liegt in der siebten Abteilung.

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DISCOVERY

Rubensfrauen oder Magermodels Was ist schön?

Athletische Figuren in der Antike, grazile, rundliche Formen in der Renaissance oder Leibesfülle im Barock. Was wir schön finden, ist immer auch ein Zeichen der Zeit, in der wir leben.

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DISCOVERY Um 1613 malte der Künstler Peter Paul Rubens seine «Venus vor dem Spiegel» und dokumentiert damit auch das Schönheitsideal dieser Zeit.

A von Sabine Schritt

n der pummeligen Venus von Willendorf hätten Schönheitschirurgen von heute viel zu tun. Entspricht die steinerne Frauenfigur aus dem Jahr 25.000 vor Christus doch so gar nicht unserem Schönheitsempfinden. Mit ihrem extrem dicken Bauch, ihren grossen hängenden Brüsten und kurzen Beinen. «Es ist ein bisschen fragwürdig, mit unserem Begriff von Schönheit auf die historische Entwicklung zu schauen», sagt der Soziologe Professor Otto Penz. «Die Figur der Venus von Willendorf ist ja eher ein Symbol der Fruchtbarkeit. So kann man davon ausgehen, dass zu ihrer Zeit der Begriff Schönheit mit dem der Fruchtbarkeit gleichzusetzen war.» Der Schönheitsbegriff ist dynamisch, er hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändert. Nicht nur verschiedene Kulturkreise, auch die unterschiedlichen historischen Epochen haben ihre ganz eigenen Schönheitsideale. Penz beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Wandel der Schönheit im Laufe der Zeit und weiss: «Es fliessen immer soziale und geschichtliche Entwicklungen in den jeweiligen Schönheitsbegriff mit ein.» Das antike Griechenland beispielsweise war eine sehr kriegerische Gesellschaft. Es kam also auf körperliche Kraft an. Es wundere daher nicht, so Penz, dass der Fokus der Schönheit erstens auf den Männern lag und zweitens kraftvolle und athletische Körper als schön galten. Es blüht bereits der Handel mit allem, was den Körper verschönte. Aus dem Griechischen stammt auch das Wort Kosmetik. Abgeleitet von kosmeo, was übersetzt ordnen oder schmücken bedeutet. Die Römer übernehmen die Schönheitsideale der Griechen. Doch schon viel früher, im Alten Ägypten, tobte ein wahrer Schönheitskult. Wandmalereien aus dieser Zeit zeigen fast ausnahmslos junge Frauen mit grossen Augen, vollen Lippen und ultraschlanker Taille. Beide Geschlechter schminken sich mit pflanzlichen oder mineralischen Zutaten.

«Schönheit – Eines der seltenen Wunder, die unsere Zweifel an Gott verstummen lassen.» Jean Anouilh (1910-1987), frz. Dramatiker

Rubens aus dem 17. Jahrhundert sind weltberühmt. Wie die «Venus vor dem Spiegel» und «Die drei Grazien» zeigen alle Werke, dass Leibesfülle, ein dicker Busen und breite Hüften durchaus als schön galten. Zeigt sich in der Kunst vor allem nackte Haut, gilt es, sich im Leben stets korrekt zu kleiden.

Im Christentum tritt die Körperlichkeit in den Hintergrund. Von innerer Schönheit ist die Rede. Trotzdem wird parallel zu dieser Weltanschauung im Mittelalter körperliche Schönheit geradezu vergöttert. Schlanke, mädchenhafte Frauen mit weisser Haut, fülliger Taille, schmalem Becken und kleinen festen Brüsten verkörpern das Idealbild. Bei Frauen wie bei Männern sind lange, hellblonde lockige Haare ein wichtiges Schönheitsmerkmal. Der Mann soll schmale Schultern und ein schmales Becken haben.

Die Frauen quetschen sich ab Mitte des 17. Jahrhunderts in enge Korsetts und polstern ihren Hintern, um die Männer mit Wespentaille und Sanduhrfigur zu beeindrucken. Die Haare werden stets hochgesteckt und mit Schleifen geschmückt. Aber auch die Männer legen Wert auf ihr Aussehen, hüllen sich in feine, seidene Stoffe. Die Haut wird weiss gepudert, die Wangen zinnoberrot betont. Nur bleiche Haut ist gesellschaftsfähig. Sie grenzt die Oberschicht von den sonnengebräunten Arbeitern ab. Im Rokoko tragen Mann und Frau stets weisse Perücken, die zusätzlich mit Mehl bestäubt werden.

Weisser Puder und dicke Hintern In der Renaissance wird wieder Wert auf Körperlichkeit gelegt. Haare spielen auch im 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle, lockig und goldblond müssen sie sein. Immer wieder haben Dichter und Maler das jeweilige Bild von Schönheit dokumentiert. Die korpulenten Frauen auf den Gemälden des Barock-Malers Paul Peter

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DISCOVERY

«Alles, was man mit Liebe betrachtet, ist schön.» Christian Morgenstern (1871-1914), dt. Lyriker

positive Attribute in der Tat am Körper scheinbar wie von selbst abzulesen», erklärt Penz. Das führe dazu, dass den Schönen auch immer ein guter Charakter zugeschrieben werde. «Es gibt aber auch negative Attribute, zum Beispiel blond gleich dumm oder dass schönen Männern immer noch nachgesagt wird, sie seien schwul.» Was die Menschen als schön empfinden, sei im höchsten Masse kulturell geprägt. «Schönheit», sagt Penz, «ist auch immer ein Abbild der jeweiligen Gesellschaft.» Und dazu brauche man gar nicht so weit in die Geschichte zurückzuschauen, sondern nur mal die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Ende des 20. Jahrhunderts vergleichen. Vornehme Blässe signalisiert noch Ende des 19. Jahrhunderts, dass die Frau es nicht nötig hat zu arbeiten. Auch der medizinische Mainstream ging in die Richtung, dass die Frau sich möglichst vor körperlichen Anstrengungen hüten sollte, weil dies der Fruchtbarkeit schaden könnte. «Das markiert einen ganz deutlichen Unterschied zum Ende des 20. Jahrhunderts, als sich in Medizin und Gesellschaft die Meinung durchgesetzt hat, dass es auch für die Frau nichts Gesünderes gibt, als Sport zu treiben», erklärt Penz. Und so wird auch die gebräunte Haut zu einem wichtigen Schönheitsattribut. Diese symbolisiert jetzt: Ich habe Freizeit und Geld, um meine Zeit am Strand oder beim Sport zu verbringen. «Wenn die Frau nicht die Möglichkeit gehabt hätte, Sport zu treiben, hätte auch kein sportlicher Frauenkörper als vorbildhaft gelten können», so Penz. Das zeige ganz klar, dass kulturelle Voraussetzungen geschaffen sein müssen, damit eine bestimmte Körperlichkeit als attraktiv gelten könne.

In Zeiten des Barock gingen Mann und Frau stets mit weiss gepuderter Perücke und feinen Kleidern. Die Frauen betonten ihre Taille und steckten den gepolsterten Hintern heraus.

Nur Jung kann schön sein

Mit dem Beginn des bürgerlichen 19. Jahrhunderts geht Mann nicht mehr in bunten Seidenröcken sondern im grauen Anzug, der neue Inbegriff an Seriosität. Von nun an bestimmt Arbeit das Leben. Die Frau bleibt ihrer Wespentaille treu. Sie trägt lange Reifröcke und hat fortan nur eine Aufgabe: schön sein. Obwohl ja Schönheit sehr subjektiv ist und bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, treibt sie seit Jahrzehnten die Wissenschaftler um. Forscher meinen, dass es einige Dinge geben muss, die wohl alle Schönen gemein haben. Mal ist es die Durchschnittlichkeit eines Gesichtes, die die Attraktivität bestimmt, mal sind es Symmetrie und Proportionen. Das richtige Brust-Taille-Hüfte-Verhältnis soll ein Schönheitsmerkmal sein. 90-60-90 als Mass aller Dinge. Doch das letzte Wort haben nicht die Attraktivitätsforscher. «Die längste Zeit in der Geschichte hat die gesellschaftliche Elite darüber bestimmt, was schön ist und was man sich unter Schönheit vorzustellen hat», sagt Penz. In einer Sklaven- und Feudalgesellschaft ging es den Bauern und Leibeigenen nicht um Schönheit. Bei Hofe dagegen sehr.

Nach dem Ersten Weltkrieg war die knabenhafte Gestalt in. Die Frauen legten das Korsett ab, die Sanduhrfigur kam aus der Mode. Kurze Haare, blasser Teint, schwarz umrandete Augen markierten das schöne Frauengesicht in den 1920er Jahren. In den 1950er Jahren verzauberten die kurvigen Ideale der Nachkriegs-Aufschwungszeit wie Marilyn Monroe oder Brigitte Bardot. «Dies war aber auch die einzige Epoche im 20. Jahrhundert, in der kurvige und etwas fülligere Frauen als vorbildhaft und erotisch galten», so Penz. Ein fülliger Körper veranschaulichte Wohlstand. In dieser Zeit erscheinen auch die ersten Sex-Magazine für Männer. Die Vollweib-Frauen halten sich nicht lange am Schönheitszenit. Der grösste Wandel im Zeichen der Schönheit bahnt sich an: die Jugendbewegung. Schönheitsideale werden immer dünner und immer jünger. Das Magermodel Twiggy ist eine Ikone dieser Zeit. Vorbild für tausende junger Frauen, die dem Schlankheits- und Schönheitswahn nacheifern. «So eine radikale Jugendlichkeit des Schönheitsideals hat es in der Geschichte vorher noch nie gegeben», sagt Penz.

Schöne sind gesund, charakterstark, selbstbewusst und erfolgreich. So ist die gängige Assoziation. «Inwieweit der Mensch diszipliniert ist, ob er Sport treibt, sich gesund ernährt, sind als

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DISCOVERY

Brigitte Bardot war das kurvige Schönheitsvorbild der 1950erJahre, kurz bevor der knabenhafte jugendliche Typ zum Inbegriff von Schönheit wurde.

seiner eigenen Attraktivität tun zu müssen, so Penz. «Im Prinzip setzt sich hier die Entwicklung der letzten 30, 40 Jahre fort.» Aber Penz beobachtet auch einige Gegenbewegungen. Modemagazine beispielsweise, die nicht mehr mit Magermodels arbeiten wollen, und Werbeagenturen, die die Schönheit des Alters entdecken. «Dass sich langsam die Meinung verbreitet, dass man auch im Alter schön sein kann, ist sicher dadurch bestimmt, dass unsere Gesellschaft massiv altert», so Penz. Der Soziologe versucht, Schönheit als eine Handlungsressource zu begreifen, und hat in seinem neuen Buch «Schönheit als Praxis» untersucht, für wen Schönheit wirklich von Bedeutung ist. In zahlreichen Interviews hat er herausgefunden, dass diejenigen, die in Berufen der Mittelschicht arbeiten, welche Attraktivität erfordern, einem besonderen Schönheitszwang ausgesetzt sind und grosse Anstrengungen unternehmen, um attraktiv auszusehen. «Das sind auch die Menschen, die den Schönheitsidealen am meisten nacheifern.» In den Berufsgruppen der höheren Klassen trete das Schönheitsideal hinter fachlichem Wissen deutlich zurück. «Attraktivität basiert dort auf anderen Kompetenzen. Es ist wichtiger, seriös zu wirken als wirklich schön zu sein.» Der enorme Aufschwung der Jugendbewegung machte Jugendlichkeit zur unabdingbaren Voraussetzung für Schönheit. Die Sechziger haben die Einstellung der Gesellschaft zu Nacktheit, Sexualität und Mode revolutioniert.

«Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet.» David Hume, (1711-1776) Schottischer Philosoph

In den Achtziger Jahren nähern sich die Frauen dem Hosenanzug, sie tragen hochgeschlossene Blusen und betonen und polstern sich die Schulterpartie, um sich dem männlichen Erscheinungsbild anzugleichen. Soll heissen: Die Frauen entdecken die Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs für sich und setzen mit ihrer Emanzipationsbewegung bei den Männern damit ein ganz neues Schönheitsbewusstsein frei. Jetzt zählen nicht mehr nur deren Einkommen und Position. Die Frauen verdienen nun ihr eigenes Geld, und die Männer müssen sich mehr Mühe geben mit ihrer Schönheit, um bei den Frauen zu punkten. Und die erobern langsam die Führungsetagen in Wirtschaft und Politik.

Otto Penz ist Adjunct Associate Professor am Department of Sociology, University of Calgary, und Lehrbeauftragter für Soziologie an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Universität Wien. Er forscht seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Schönheit. In seinem ersten Buch «Metamorphosen der Schönheit» untersucht er die gesellschaftlichen Prozesse, die vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zu unterschiedlichen Vorstellungen von schönen Körpern geführt haben. In seinem neuen Buch: «Schönheit als Praxis» thematisiert er das tägliche Bemühen um das eigene Aussehen und verknüpft es mit der Frage der sozialen Macht.

Männer müssen aufholen Immer mehr Menschen legen Hand an ihre Schönheit, sie arbeiten täglich daran, möglichst perfekt auszusehen. Die Schönheitsindustrie etabliert sich bereits in den 1960er Jahren und wächst parallel zum Jugendwahn. «Das Schönheitsbestreben dehnt sich langsam auf alles aus, was am Körper möglich ist», so Penz. Grosse Wachstumsraten zeigten sich vor allem im Bereich der Männerkosmetik. Die Veränderung der Geschlechterrollen hatte ein neues Schönheitsdenken und -handeln zur Folge, das sich bis heute stets gesteigert hat.

Otto Penz: «Schönheit als Praxis. Über klassen- und geschlechterspezifische Körperlichkeit.» Campus Verlag, 2010, 205 Seiten

«Dass es den Menschen so wichtig ist, schön sein zu müssen, ist einerseits auf den Druck der Schönheitsindustrie und der Werbung zurückzuführen», sagt Penz. Andererseits spielten auch die visuellen Medien, insbesondere das Fernsehen, eine wichtige Rolle im Diskurs der Schönheit. «Es ist fast unmöglich, sich der Ausbreitung von Schönheitsidealen und den allgegenwärtigen Schönheitsvorbildern zu entziehen.» Was den Wunsch zur Folge habe, etwas an

Otto Penz: «Metamorphosen der Schönheit. Zur Kulturgeschichte moderner Körperlichkeit.» Verlag Turia + Kant, 2001, 254 Seiten (derzeit vergriffen)

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KOLUMNE

Schööön und kaffeebraun von Guido Tognoni

S

chööön und kaffeebraun sind alle Frau’n in

alles Böse sei weiblich. Seither erhalten Wirbelstürme ab-

Kingston Town – wenn der 1998 verstorbene

wechslungsweise männliche und weibliche Namen. Welch ein

Bündner Schlagersänger Vico Torriani heute,

Fortschritt für das Gedeihen der Menschheit!

53 Jahre später, diesen Hit vergangener Tage erstmals singen würde, hätte er wohl die Hüter

Selbst banale Sachverhalte dürfen unter dem Titel der poli-

der korrekten Gemütslage der Eidgenössischen Anti-Rassis-

tischen Korrektheit nicht beim Namen genannt und simple

mus-Kommission am Hals. Das Besingen oder anderweitige

Fragen nicht gestellt werden. Eine solche wäre etwa, wes-

Beschreiben von Äusserlichkeiten anderer Menschen ist im

halb bei Flugpassagieren nicht das Total von Körpergewicht

Zeitalter, in der die Schwellen zur medial gesteuerten Empö-

und Gepäck einer Höchstlimite unterstellt wird. Dann würde

rung so tief liegen wie noch nie, zu einer heiklen Angelegen-

es nicht mehr vorkommen, dass ein 50 Kilogramm schwe-

heit geworden.

rer Fluggast mit zwei Kilo Übergewicht im Gepäck von der Swiss schonungslos zur Kasse gebeten wird, während ein

Der Sänger hätte beispielsweise die Gefühle aller Frauen ver-

125-Kilogramm-Brocken mit 20 Kilo Gepäck durchgeht, ob-

letzen können, die sich nicht schön fühlen, oder die Kombi-

wohl er das Flugzeug doppelt so stark belastet. Würde eine

nation von schön und kaffeebraun könnte den politisch un-

Fluggesellschaft ein grundsätzlich logisches Tarifsystem mit

erlaubten Verdacht schüren, Frauen anderer Hautfarbe und

dem anwendbaren Gesamtgewicht von Mensch und Gepäck

anderer Länder seien, zumindest für bleichgesichtige Männer,

einführen, hätte das ein lautes Diskriminierungsgeschrei der

besonders attraktiv. So was geht natürlich überhaupt nicht.

Übergewichtigen und politisch Korrekten zur Folge, unter

Vico Torrianis Ohrwurm müsste heute das Risiko laufen, auf

dessen Lautstärke die benachteiligten Normal- oder Unter-

dem Index des politisch korrekten Denkens zu landen.

gewichtigen nicht mehr aufzumucken wagen würden. Denn in solchen Fällen entscheidet nicht die Logik, sondern die politi-

Wie so vieles schwappte die «Political Correctness» aus den

sche Korrektheit.

USA nach Europa über mit der Konsequenz, dass in vielen Bereichen des täglichen Lebens simple Feststellungen ge-

Politische Korrektheit, die Diskriminierungs- und Quotendis-

wundenen Formulierungen weichen müssen. Zudem ist der

kussion sowie die grassierende Betroffenheitsmanie – welch

Kampf gegen jede noch so weit hergeholte Form von Diskrimi-

ermüdende Themen. Im Vergleich dazu war die Diskussion

nierung angesagt. Wer sich heute in keiner Weise diskriminiert

um das Frauenstimmrecht, dessen Einführung in diesen Wo-

oder anderweitig verletzt fühlt, ist kein aufgeklärter Mensch.

chen zu Recht gefeiert wird, schon fast ein intellektuelles Ver-

Fernsehsender müssen täglich mehrmals die Zuschauerinnen

gnügen. Die politische Korrektheit lähmt das normale Denken

und Zuschauer begrüssen, weil die Gefahr besteht, dass sich

und ersetzt Kreativität durch Ängstlichkeit. Der vorauseilende

einige Frauen vom Sehgenuss ausgeschlossen fühlen könn-

Gehorsam unseres Bundesrates gegenüber echten oder ver-

ten, wenn der Moderator (politisch korrekter Zusatz: oder die

meintlichen Ansprüchen des Auslands ist eine der Folgen da-

Moderatorin) nur von Zuschauern sprechen würde.

von. Wenn die EU hüstelt, zittert der Bundesrat. Denn für ihn steht nicht das Interesse der Schweiz im Vordergrund, son-

Die Tradition, dass die Meteorologen den Wirbelstürmen

dern die politische Korrektheit.

weibliche Namen geben durften, musste gebrochen werden, weil sonst Wirbelsturmopfer den Eindruck erhalten könnten,

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CULTURE CLUB

Oh, wie schön ist

Panama! «‹Oh Bär›, sagt der Tiger, ‹ist das Leben nicht unheimlich schön, sag?› ‹Ja›, sagte der kleine Bär, ‹ganz unheimlich und schön.› Und da hatten sie verdammt ziemlich Recht.»

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CULTURE CLUB

J

von Yvonne Beck, Fotos: Beltz & Gelberg Verlag

«Man muss innerlich Kind bleiben, sich selbst nicht zu ernst nehmen und die Dinge mit einem Augenzwinkern sehen.»

anosch, der Schöpfer des kleinen Bären, des kleinen Tigers mit seiner Tigerente, Günther Kastenfroschs, des flinken Hasen, des Elefanten und der fleissigen Mäuse, wird in diesem Jahr 80 Jahre alt, doch im Herz ist er stets ein Kind geblieben. Wie sonst könnte er der Welt solch wunderbare Geschichten wie «Oh, wie schön ist Panama» bescheren?

Janosch

Wo es am schönsten ist… Der kleine Tiger und der kleine Bär sind die dicksten Freunde und bewohnen gemeinsam ein Häuschen am Fluss. Eines Tages finden sie eine Kiste mit der Aufschrift Panama und dem Geruch von Bananen. Ein Land, in dem es so riecht, kann eigentlich nur das Paradies sein, vermuten der Bär und der Tiger und begeben sich auf die lange Reise in die Ferne. Dabei treffen sie viele interessante Leute, erleben gefährliche Abenteuer und gewinnen die Erkenntnis, dass es zu Hause immer noch am schönsten ist. Fast ein jeder kennt diese Geschichte, ein modernes Märchen für Gross und Klein, für alle die, die stets auf der Suche sind, das Gras in Nachbars Garten immer als grüner empfinden und nie zufrieden sind mit dem, was man gerade hat, und dabei vergessen, dass das Gute manchmal so nahe liegt.

Diese Geschichte vom kleinen Bären und dem kleinen Tiger will dem Leser eine neue Perspektive auf das eigene Zuhause ermöglichen, auf das, was man hat. Erst aus der Distanz realisiert man, dass das eigene Zuhause, die Heimat, schöner ist, als es von Nahem erscheint. Janosch äussert sich dazu: «Jeder lebte schon immer im Paradies, hat es nur nicht gewusst.» Doch wo ist es am schönsten? Wo fühlt man sich wirklich wohl? Auch diese Frage beantwortet uns Janoschs Buch: dort, wo man tiefste Freundschaft, Glückseligkeit, Geborgenheit empfindet. Um dieses jedoch zu erkennen, muss man manchmal seinen Wünschen folgen, Träume verfolgen oder einfach einmal weggehen, wenn auch nur für kurze Zeit.

Der Kinderbuchautor und Illustrator Janosch. 80 Jahre, doch im Herzen ist er Kind gebleiben.

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CULTURE CLUB

Wie aus Horst Janosch wurde Janosch, der nach seiner Geburt im Jahre 1931 von seinen Eltern Horst Eckert getauft wurde, verbrachte seine ersten Lebensjahre in Zabrze, Oberschlesien. 1944 machte er eine Lehre zum Schmied und begann, in einer Schlosserei zu arbeiten. Nach Kriegsende siedelte die Familie 1946 in den Westen über, wo Eckert in einer Textilfabrik arbeitete und einen Lehrgang zum Musterzeichner besuchte. An der Münchener Akademie der Künste absolvierte er einige Probesemester und war anschliessend «freier Künstler», da er sein Studium aufgrund «mangelnder Begabung» abbrechen musste.

«Meine Lösung ist, mich darauf einstellen und, wenn ich ohnehin nichts ändern kann, ausweichen. Wenn ich nicht nass werden will, gehe ich eben nicht in den Regen.»

Eines Tages begann er, für Kinder zu malen: Er malte Bilder, wie sie ihm selbst am besten gefielen. Geschriebenes kam langsam hinzu. Er fertigte auch für Zeitungen Skizzen und Zeichnungen an, bis ihm sein Freund Georg Lentz riet, alles zusammenfassend für ein Kinderbuch zu publizieren. Georg Lentz, in dessen Verlag 1960 auch Eckerts erstes Kinderbuch erschien, legte ihm zudem den Künstlernamen, «Janosch» ans Herz. Im Jahre 1979 erhielt er für «Oh, wie schön ist Panama» den Deutschen Jugendbuchpreis. Ein Jahr später wanderte Janosch auf eine atlantische Insel aus. Janosch hat seither weit über 300 Kinderbücher, Kurzgeschichten und Romane

geschrieben, welche in 47 Sprachen übersetzt wurden, und erfreut Kinder und Erwachsene auf der ganzen Welt. Weitere bekannte Werke sind: «Post für den Tiger» (1980), ,«Der alte Mann und der Bär» (1985) und «Die Tigerente und der Frosch» (1988).

Janosch

Janosch ist einer der wenigen «Bildgeschichten-Erzähler». Seine Bilder entstehen zart aquarelliert in klaren, kraftvollen Farben, verspielt und ernsthaft zugleich. Oft sind die Arbeiten mit Text versehen, kleinen philosophischen Weisheiten und Poesien, welche die Geschichten des Bildes erweitern und erklären.

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CULTURE CLUB

Für Erwachsene Janosch zeichnet und schreibt jedoch nicht nur Kinderbücher. In seinen Büchern für Erwachsene verarbeitet er unter anderem Erlebnisse seiner Kindheit. Die Ablehnung gottesfürchtiger Religiosität, die Befürwortung familiärer Beziehungen, Freundschaft und die Frage nach dem Sinn des Lebens sind immer wieder Themen für ihn, obwohl er einmal sagte: «Mein Lieblingswein ist der rote. Habe ich aber keinen, kommt es zu keiner Trauer, dann trinke ich weissen. Habe ich keinen weissen, trinke ich Wasser. Habe ich auch kein Wasser, vergesse ich den Durst. Das sind so die Kunststücke meiner Seligkeit. Ich glaube auch den Satz nicht: wer sucht, der findet. Was für ein Unsinn – die Welt ist voll von Leuten, die suchen und nie finden. Den Sinn des Lebens? Ich will ihn gar nicht wissen.»

Es war einmal… Märchen sind nicht nur eine Einschlafhilfe, man soll auch was fürs Leben lernen: die «Moral von der Geschichte». Die Frage ist, ob diese moralischen Vorstellungen noch der heutigen Zeit entsprechen. Daher sollten sich Eltern darüber im Klaren sein, dass Märchen moralische Ansprüche enthalten, und entscheiden, ob sie ihrem Kind diese Vorstellungen vermitteln wollen. Man denke nur an das böse Stiefmutterbild aus Aschenputtel und Schneewittchen. Die «Kinder- und Hausmärchen» (1812–1815) der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sind das meistgelesene, meistverkaufte und meistübersetzte deutschsprachige Buch der Welt.

Hört sich nach jemandem an, der sich aus allem raushält und einfach seine Ruhe haben möchte, doch Janosch bezieht Stellung und äussert Kritik, wo sie von einem Kinderbuchautor nicht gerne gesehen wird: an der Kirche. Eine Janosch-Zeichnung mit dem Titel «Taufe» brach einen Sturm der Entrüstung los. Allen voran christliche Würdenträger und Politiker. Denn sein Bild zeigt einen Geistlichen, der einem Säugling über dem Taufbecken mit einem Hammer das Kreuz in den Bauchnabel treibt, zudem sagte der Zeichner und Autor: «Katholisch geboren worden zu sein, ist der grösste Unfall meines Lebens.» Rufe wurden daraufhin gar laut, man dürfe nicht zulassen, dass Janosch mit seinen antireligiösen Zeichnungen und Kommentaren «Zugang zu den Kinderzimmern» erlange.

Die Gebrüder sammelten die Märchen. Sie liessen junge Leute in ihr Arbeitszimmer kommen, die ihnen Märchen erzählten, und schrieben diese auf. Meist waren das junge Damen aus dem Kasseler Stadtbürgertum. In ihren Geschichten klingen daher, auf den ersten Blick, viele bürgerliche Idealvorstellungen durch: den Eltern gehorchen, nicht vom rechten Wege abgehen und so weiter. Rotkäppchen schert sich aber beispielsweise nicht um die mütterlichen Ermahnungen und macht am Ende trotzdem sein Märchenglück. Die Märchenfigur muss sogar gegen die Gebote verstossen, damit sie den Reifeprozess durchleben kann.

Im letzten Jahr kündigte Janosch im Rahmen einer Ausstellung seiner Arbeiten an, keine weiteren Bücher mehr schreiben zu wollen. Er wolle fortan nur noch reisen und in der Hängematte liegen. Doch vielleicht geht es ihm wie dem kleinen Bären und dem kleinen Tiger und er erkennt bald, dass das, was er früher gemacht hat, doch schöner war als das, was er glaubt, sich zu ersehnen.

Freundschaften sind ein wichtiges Thema in seinen Geschichten.

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KOLUMNE

Aus dem Leben eines Galeristen: von Wilhelm J. Grusdat

I

von der Kunst, Kunst zu sammeln

mmer wieder werde ich gefragt, wie man Kunst-

vervollständigt ihre Gesamtschau. Aber es gibt auch Kol-

sammler wird. Und ob es tatsächlich Menschen gibt,

lektionen, die auf den ersten Blick in ihrer Vielfalt chaotisch

die eines Tages in eine Galerie hineinspazieren, sich

wirken. Diese Art von Sammler unterhält eine Beziehung

umschauen, dann zwei Millionenwerke einpacken

zu jedem einzelnen Objekt und jedes Kunstwerk steht für

lassen und damit ihre Sammlung beginnen? Natürlich

etwas Persönliches.

gibt es diese Kunden. Aber sie sind noch keine Kunstsammler, sondern erst einmal Kunstkäufer. Kunstwerke sind heute

Es gibt eine Szene in Mark Twains’ «Huckelberry Finn», die

als Wertanlage akzeptiert und funktionieren als Handelsgut in

mir in diesem Zusammenhang einfällt. Es geht um die Ge-

Galerien und Auktionshäusern. Wer Kunst kauft, tut dies nicht

schichte, in der Tom Sawyer die anderen Kinder überre-

zuletzt auch wegen der Chance auf eine gute Rendite.

det, den Gartenzaun an seiner statt zu streichen. Um zu beschreiben, wie glücklich und vollkommen sich seine Fi-

Für einen Sammler haben Kunstwerke aber nicht nur eine

gur gerade fühlt, zählt Twain all die Dinge auf, die Tom zu

materielle Bedeutung, sondern stillen ein Bedürfnis, wel-

diesem Zeitpunkt besitzt. Es ist eine lange Liste scheinbar

ches dem Menschen seit Urzeiten quasi im Blut liegt. Es

wertloser Kleinigkeiten – von Glasmurmeln und Kaulquap-

geht um die Beziehung, die wir zu den Gegenständen

pen bis zum Messingtürknauf – ein Schatz, wie man ihn als

unserer Umwelt aufbauen, und dabei nehmen Kunstge-

Kind zusammenträgt. Gleichzeitig erinnert mich die Aufzäh-

genstände eine besondere Stellung ein. Ein befreundeter

lung an den Inhalt mancher Vitrine in einer Kunst- und Wun-

Schweizer Sammler hat mir das Verhältnis einmal so erklärt:

derkammer, etwa die in der Burg Trausnitz (Landshut) oder

«Kunstwerke sind die einzigen Objekte, die sich nicht in ei-

im Schloss Ambras (Tirol). Dort liegen neben kostbaren

nen Gebrauchsgegenstand verwandeln, sobald man mit ih-

Gold- und Silberarbeiten auch bizarr geformte Kieselstei-

nen umgeht. Sie sind ein eigenständiges, individuelles, aber

ne, Tierskelette und andere Merkwürdigkeiten der Natur.

auch rätselhaftes Gegenüber.»

Alle zusammen sind Teil der frühesten Kunstsammlungen von Königen und Fürsten des 16. Jahrhunderts, aus denen

Gute Kunst besitzt etwas, das über die reine Materialität hin-

später viele der Kunstmuseen hervorgingen, die heute Ein-

ausgeht und den Umgang mit ihr zu einem unwiederholbaren,

blick in vergangene Kulturen geben.

sinnlichen Erlebnis macht. Der Schriftsteller Walter Benjamin nannte dies die «Aura». Sammler identifizieren sich mit dem

Und das ist das Schöne an meinem Beruf: Indem ich mei-

Objekt und den darin enthaltenen Inhalten – ganz unabhängig

nen Kunden helfe, ihre persönliche und hochwertige Kol-

von rationalen, wertorientierten Erwägungen.

lektion aufzubauen, bin ich Teil eines Kreislaufes, der aus einer Reihe von Wertgegenständen einen kulturellen Schatz

Das erklärt auch, warum es so unterschiedliche Sammlun-

entstehen lässt, sobald die Sammlung an die Öffentlichkeit

gen gibt. Ich habe Kunden, die ihre Sammlung nach sachli-

zurückgegeben wird.

chen Gesichtspunkten aufbauen und etwa das Werk eines Künstlers oder einer Kunstrichtung so vollständig wie möglich zusammentragen. Das sind die Spezialisten. Sie suchen nach Antworten auf eine Frage – was gab es für Kunst zu einer Zeit oder an einem Ort – und jede neue Arbeit

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LaChapelle

Orgien von Farben und Fleisch «Ich habe keine Lust mehr, meine Bilder zu erklären. Es ist genug, ich habe das lange und oft gemacht.» LaChapelle findet, wenn er mehr über ein Bild sagen muss, als das Bild selbst erzählt, ist es Zeit, einen Zyklus zu beenden.

«Ich bin wie eine gute Hure und konzentriere mich auf dieses eine Ding, das ich an meinem Klienten mag» LaChapelle

Kanye West, «Protest»

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CULTURE CLUB

W

von Lone Halvorsen, Bilder: Taschen Verlag

oran erkennt man einen guten Fotografen? An einem eigenen Stil und einem unverwechselbaren Look, den man sofort erkennt? Nach diesen Kriterien ist LaChapelle zweifelsohne ein sehr guter Fotograf. Und nicht ohne Grund ist er einer der bekanntesten Fotografen unserer Zeit, denn die Bigotterie einer rauschhaften Popkultur der Jahrtausendwende wird man noch in hundert Jahren ablesen können. Morbide Schönheit trifft auf puren Voyeurismus. Vom ersten Bild an war LaChapelle ein fotografischer Extremist. Aber nicht einer, der alle Regler nur auf laut und grell stellt, sondern einer, der laut und grell und zugleich so durchdacht komponiert, dass seine Bilder immer einen mal ironischen, mal kritischen Subtext haben.

Von Connecticut nach New York Dass er Künstler werden wollte, wusste LaChapelle von Anfang an, und seine künstlerische Ader wurde durch seine Mutter geweckt. «Die ist selbst eine Künstlerseele, sie hatte bloss nie

Paris Hilton, «Hi Bitch, Bye Bitch»

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CULTURE CLUB

die Gelegenheit, ihr Talent zu verwirklichen», sagt LaChapelle über seine Mutter Helga, die aus Litauen stammt. «Die hat immer künstlerische Dinge getan, und sei es nur, dass sie zu Weihnachten Rentierspuren durch das ganze Haus gelegt hat.» Durch sie kam er zur Fotografie. «Wir sind oft an Wochenenden in bessere Wohngegenden gefahren, in denen wir es uns nicht leisten konnten zu wohnen. Meine Mutter putzte mich dann heraus und fotografierte uns vor einem Auto oder einem Haus. Und dann grinsten wir, als lebten wir wirklich da.»

grelle Bildsprache ist Popkultur in Reinform. Nährte sich aus ihr und nährte sie. Pop- und Hollywoodstars der ersten Garde erlagen LaChapelles verführerischer, übernatürlicher Ästhetik. So wunderbar hübsch anzuschauen, rückte er sie in abgründiges Licht. Persiflierte sie, unterminierte ihren Glanz. «Wichtig ist mir, dass ich meine Kunden nie verletze oder blossstelle. In dem Moment, in dem ich abdrücke, liebe ich sie. Meine Kamera ist keine Waffe», äussert er sich dazu. «Make them look pretty», hat Andy Warhol immer gesagt. Die Stars, die sich irgendwie auf der Seite des Besonderen wähnen und grosse Posen schätzen – Michael Jackson, Naomi Campell, Tom Jones, Madonna, Mariah Carey und David Beckham liessen ihn selbst zum Star aufsteigen. Und als die Welt Pamela Anderson eigentlich nicht mehr sehen wollte, erfand LaChapelle sie fotografisch neu. Als die Sängerin Courtney Love ganz unten war und nur noch als Drogenwrack gehandelt wurde, erschuf LaChapelle auch sie in seinem Lieblingsfoto «La Pietà» neu.

Nach einer Kindheit, in der er als Einzelgänger, sensibel und schwul von den Mitschülern gehänselt wurde, entschloss er sich für den Wegzug aus Connecticut und zog nach New York. Im legendären Club Studio 54 lernte er eines Tages Andy Warhol kennen. Er riet LaChapelle, als der noch die Tische abwischte, lieber Model als Fotograf zu werden. Aber wenn er unbedingt darauf bestehe, dann solle er dafür sorgen, dass seine Bilder wenigstens gut aussähen. Diesen Rat hat LaChapelle bis heute befolgt.

Heute sieht LaChapelle die Zukunft seiner Bilder eher in Galerien. Und von Popstars als Models wolle er auch mehr Abstand halten. «Ich bin der Mode- und Star-Fotografie entwachsen – schon allein deshalb, weil man mich dort nicht machen lässt, was ich will. Also muss ich mir andere Inhalte und Orte dafür suchen, und die einzigen Orte sind für mich heute Galerien und Museen. Ich will nicht mehr mit Popstars arbeiten, die mich mit ihren Ideen foltern. Also: Scheiss auf sie! Auf Wiedersehen! Interessiert mich nicht mehr.» Manche Kritiker werfen LaChapelle vor, er kritisiere, was

Popkultur in Reinform Fotografierte LaChapelle am Anfang zumeist nur in SchwarzWeiss, begann er in den Neunziger Jahren seine Bildsprache radikal umzukehren. Er fotografierte nicht mehr, er schuf Bildwelten surrealen Ausmasses. Amanda LePore, eine Transsexuelle, wurde seine Muse. Mit grellen und bunten Farben zeigte er Menschen wie Objekte in einem fremden Weltbild. Seine scharfgezeichnete,

Björk, «Visible Virtues»

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ihn gross gemacht hat, ein gesellschaftliches Phänomen, dessen Teil er ist und aktiv selbst mitgestaltet. Stimmt! Nur vorhalten kann man ihm dies kaum. Schliesslich ist genau das der Kern seines Schaffens.

Aktfotografie Als Aktfotografie bezeichnet man ein fotografisches Genre der künstlerischen Fotografie, dessen Thema die Darstellung des nackten oder teilweise nackten menschlichen Körpers ist. Die Bestimmung des ästhetischen Wertes einer Aktfotografie und die Abgrenzung der Aktfotografie von der erotischen Fotografie sind intersubjektiv nur schwer zu leisten, darüber hinaus gibt es zahlreiche Überschneidungen mit der Pornografie; Aktfotografie und erotische Fotografie stehen immer im Spannungsfeld zwischen künstlerischer Freiheit, Ästhetik, Kitsch, Provokation und dem Verstoss gegen «die guten Sitten» oder die Sexualmoral.

Klar, das ist alles Pornografie! David LaChapelle ist im Laufe der Jahre müde geworden, die immer gleichen Fragen zu beantworten. Als eine Journalistin ihn fragte, ob das, was er mache, Pornografie sei, antwortet er «Klar, das ist alles Pornografie.» Befragt nach dem Recht des Künstlers, in seinem politischen Urteil danebenzuliegen, wenn es denn der Kunst dient, verteidigt sich LaChapelle vehement. Er fragt zurück: «Können Sie sicher sein, wenn Sie heute neben einem Präsidenten fotografiert werden, dass er sich in zehn Jahren nicht als Massenmörder entpuppt?» Kleine Unterschiede gibt es für David LaChapelle selbst in der Postmoderne noch, doch er ist es leid, sich immer für den eigenen Marktwert entschuldigen zu müssen. Er sagt, er ist müde, und wenn er irgendwann etwas Neues machen wird, dann wird es nichts mehr mit Popkultur zu tun haben. Bereuen tut er allerdings nichts, was er gemacht hat «Nicht ein einziges Foto, selbst wenn mir heute manche nicht mehr gefallen, sind sie doch jedes für sich Zeugnisse meines Blickes auf die Welt zum Zeitpunkt ihres Entstehens. Persönlich gäbe es ein paar Dinge zu bereuen; ich war nicht immer ganz nett zu Menschen. Aber ganz ehrlich: Im Vergleich zu manchen Stars bin ich wirklich harmlos.»

Ob es sich bei einem Bild um Kunst oder Kitsch handelt, liegt immer im Auge des Betrachters. Im Gegensatz zur Pornografie verfolgt die Aktfotografie nicht das Ziel, den Betrachter zu erregen. Das schliesst natürlich nicht aus, dass sie dennoch in dieser Absicht konsumiert wird.

Angelina Jolie, «Lusty Spring»

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Durch K leines Grosses bewirken Von Mensch zu Tier

Nicht nur die Umwelt, sondern auch die Tiere gilt es, zu sch端tzen. Dies fordert mittlerweile die ganze Welt. Doch wie kann man sich aktiv am Tierschutz beteiligen? PRESTIGE f端hrte ein Gespr辰ch mit Jill Robinson, Gr端nderin der Animals Asia Foundation.

Jill Robinson vor dem naturnahen Freigehege.

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Gespräch mit Jill Robinson von Valérie Ziegler, Fotos: Animals Asia Foundation

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mmer wieder haben Nachrichten die Gesellschaft schockiert: Hilfskräfte auf Bauernhöfen treiben ihr Unheil mit Tieren. Tiere werden gar von Menschen vergewaltigt. Gefordert werden härtere Bestrafungen von Tierquälern und mehr Tierschutz. Und doch: Am 7. März 2010 hat die Schweizer Bevölkerung die Tieranwalt-Initiative deutlich abgelehnt. Was bedeutet Tierschutz genau? Geht es darum, Frauen in Pelz mit Tomaten zu bewerfen oder sie mit Farbe zu bekleckern? Ist es tierfreundlich, sich vegetarisch zu ernähren? «Tierschutz muss aktiv geschehen. Es bringt nichts, mit dem Finger auf andere zu zeigen und ihnen zu sagen, sie sollen kein Fleisch mehr essen.» – Als Jill Robinson 1985 auf den asiatischen Kontinent zog, fiel ihr der negative Umgang mit den Tieren sofort auf. Während im Westen Katzen als Freunde der Menschen angeschaut werden, landen sie in Asien häufig auf dem Teller. Vor 25 Jahren gab es gerade mal eine Tierschutzorganisation in China. So beschloss die Britin 1998, die Animals Asia Foundation ins Leben zu rufen, mit dem Ziel, sich aktiv für den Tierschutz in Asien einzusetzen. «Ich wollte die asiatische Kultur verstehen und gleichzeitig meinen Beitrag leisten», so die passionierte Tierschützerin.

Mit viel Herz für die Tiere Am 20. September 2010 wurde Jill Robinson mit dem Preis «You Bring Charm to China» in Anerkennung für ihre Arbeit für die Rettung von Bären aus Gallefarmen in China ausgezeichnet. «Die Rettung der Bären ist eine Rettung unserer selbst. Jeder Bär, der seine Freiheit wiedererlangt, liefert uns den lebenden Beweis für den existierenden Horror der Bärenfarmindustrie und gibt mir neue Hoffnung, Mut und Vertrauen, um weiterzumachen.

weniger Schamgefühl, dem Hund vorzulesen als ihrem Lehrer. Sie fühlen sich wohler dabei – denn ein Hund kritisiert nicht, er hört bloss zu», so Robinson. Das Programm sei sehr erfolgreich. Die Hunde werden in die Gesellschaft integriert und helfen den Kindern gleichzeitig, sich besser in ihr Umfeld einzugliedern.

Es ist aufregend, zu sehen, dass in einem so schönen Land wie China ein radikaler Wandel in der Einstellung vom Verhalten von Menschen gegenüber Tieren – mit denen wir doch so eng verbunden sind – stattfindet», so die Reaktion der Tierschützerin auf ihre Auszeichnung.

Doch wie kann sich jeder Einzelne aktiv am Tierschutz beteiligen? Es beginne bei alltäglichen Gewohnheiten: Wieso nicht Kosmetika kaufen, die nicht an Tieren getestet wurden? Auch durch Verzicht auf beispielsweise Pelz oder Elfenbein könne sehr viel für den Tierschutz getan werden. Wieso in eine Tierhandlung gehen, wenn es doch so viele heimatlose Hunde und Katzen gibt, die im Heim auf ein neues Zuhause warten? «Grundsätzlich geht es darum, einfach mal einen Schritt zurückzutreten, um sich die Welt genauer anzuschauen. Denn der Mensch kann durch nur kleine Veränderungen Grosses bewirken – auch im Tierschutz.» www.animalsasia.org

Wenn Tiere Menschen helfen So kümmert sich die Tierschutzorganisation nicht nur um Asiens Bären: Die Animals Asia Foundation konzentriert sich momentan auf drei verschiedene Projekte. «Professor Pfote» ist beispielsweise ein Projekt, welches Hund und Kind gleichzeitig fördert, indem leseschwache Hong Konger Kinder von Hunden besucht werden, damit sie diesen vorlesen können. «Die Kinder haben

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Kunst

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WELTEN

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Skulpturen und Fotografie Die Ausstellung «FotoSkulptur. Die Fotografie der Skulptur 1839 bis heute» bietet dem Besucher eine kritische Untersuchung der ästhetischen und theoretischen Schnittpunkte von Fotografie und Skulptur. Präsentiert werden Aufnahmen bedeutender Fotografen und stilbildender Künstler, welche das Medium auf kreative und originelle Weise für ihre plastischen Werke nutzten: Constantin Brancusi, Brassaï, Manuel Alvarez Bravo, Claude Cahun, Marcel Duchamp, Peter Fischli und David Weiss, Robert Frank, André Kertész, Man Ray, Bruce Nauman, Gillian Wearing, Iwao Yamawaki und viele mehr. Mit rund 300 herausragenden Fotografien von mehr als 100 Künstlerinnen und Künstlern spannt die Ausstellung einen Bogen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Termin: bis 15. Mai 2011 Ort: Kunsthaus, Zürich www.kunsthaus.ch

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Gesehen von … Der Luzerner Künstler Max von Moos (1903–1979) prägte die Kunstszene der Innerschweiz während fast eines halben Jahrhunderts, dies sowohl als Künstler wie als engagierter und charismatischer Lehrer an der Luzerner Kunstgewerbeschule. Seine rund 90 Werke in der Sammlung des Kunstmuseums Luzern bilden den Ausgangspunkt für diese Präsentation etwas anderer Art. Peter Roesch (*1950), Robert Estermann (*1970) und Christian Kathriner (*1974) haben künstlerische Kommentare zu Max von Moos realisiert. Die speziell für die Ausstellung entstandenen Interventionen bieten die Gelegenheit, Max von Moos’ Œuvre aus neuer Perspektive zu erleben. Gleichzeitig eröffnen sie einen Einblick in das aktuelle Schaffen von drei interessanten zeitgenössischen Künstlern. Termin: 19. März bis 31. Juli 2011 Ort: Kunstmuseum, Luzern www.kunstmuseumluzern.ch

M

B

Bewegte Schrift Ob auf dem Computerbildschirm, im Fernsehen oder im Kino: Die Digitalisierung des Alltags hat dazu geführt, dass wir heute überall Worte, Sätze und sogar ganze Texte sehen, die sich bewegen. Mit viel Einfallsreichtum bespielen Gestalterinnen und Gestalter die unterschiedlichsten Geräte mit dynamischen Schriftbildern. So erweitern und verändern sie unsere Möglichkeiten, «die Welt zu lesen»: Wir reagieren aufmerksamer, erhalten viel und zum Teil auch laufend aktualisierte Informationen auf kleiner Fläche oder werden auf überraschende Weise unterhalten. Anhand von Schriftexperimenten, die als interaktive Installationen präsentiert werden, wirft die Ausstellung auch einen Blick in die Zukunft. Termin: bis 22. Mai 2011 Ort: Museum für Gestaltung, Zürich www.museum-gestaltung.ch

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Mit den Augen Giacomettis Das Sehen ist die Basis aller bildenden Kunst, doch kaum ein Künstler rückt den Sehvorgang so ins Zentrum seiner künstlerischen Suche wie Alberto Giacometti (1901–1966). Schon in seiner frühen surrealistischen Zeit ist das Sehen in zeichenhaften Motiven ein zentrales Thema, pendelnd zwischen Eros und Tod. Seine reifen Werke öffnen einen inneren Vorstellungsraum, in dem phänomenologische Untersuchungen der Wahrnehmung stattfinden. Dass sich Lebendigkeit vor allem im Vorgang des Sehens ereignet, dass das Leben aus den Augen strahlt, manifestiert sich in den pausenlos umkreisenden Bewegungen des Blickes, die der Künstler seinen Werken einschreibt und der Betrachter im Schauen nachvollzieht. Termin: 11. März bis 22. Mai 2011 Ort: Kunsthaus, Zürich www.kunsthaus.ch


NEWS

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Schritte ins Reich der Kunst «K.M. Wiegand. Life and Work»: Das zeichnerische Monumentalwerk von Marcel van Eeden war die Entdeckung der 4. Berlin Biennale 2006. Der 1965 in Den Haag geborene Künstler erschuf die fiktive Biographie der als Botaniker belegten Person und zeichnete in einer an den Film noir erinnernden Bildsprache dessen Lebensweg vom Bodyguard bis zum gefeierten Wissenschaftler und Künstler nach. Aus dem einen Lebenslauf entwickelte van Eeden einen Kosmos imaginierter Persönlichkeiten und biographischer Verbindungen, der den zeitgeschichtlichen Hintergrund permanent mitreflektiert. Für seine Zeichnungsserien wie «Der Archäologe. Die Reisen des Oswald Sollmann» (2007) oder «Der Tod des Matheus Boryna» (2007) verwendet er historische Vorlagen, Zeitungsausschnitte, Archivmaterialien, die immer aus der Zeit vor seiner Geburt datieren. Termin: bis 8. Mai 2011 Ort: Kunstmuseum, St. Gallen www.kunstmuseumsg.ch

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Kulturelle Verortung in Zeiten der Globalisierung Anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums der Unabhängigkeit von Chile wurde die chilenisch-schweizerische Künstlerin Ingrid Wildi Merino von der Schweizer Botschaft in Santiago eingeladen, eine Ausstellung zu entwickeln. Das so entstandene Projekt, welches 2010 bereits in Santiago de Chile zu sehen war, wird nun im Kunstmuseum Bern gezeigt. Zu sehen sind eigens für die Ausstellung entwickelte Werke von Kunstschaffenden aus Chile und der Schweiz, die die allgemeinen Lebensumstände in Zeiten der Globalisierung einer künstlerischen Analyse unterziehen. Chile zeichnet sich durch eine blühende Gegenwartskunst-Szene aus, die es in Europa noch zu entdecken gilt. Zwanzig Jahre nach Ende der Diktatur Augusto Pinochets setzen sich Kunstschaffende mit deren Erbe sowie den verstärkten Auswüchsen neoliberaler Wirtschaftspolitik in ihrem Alltag auseinander. Termin: bis 19. Juni 2011 Ort: Kunstmuseum, Bern www.kunstmuseumbern.ch

Das Schaffen eines eigenwilligen Pioniers Konrad Witz zählt zu den radikalsten Erneuerern der Malerei in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. 1434 kommt er nach Basel, wohl angezogen von der internationalen Atmosphäre des hier tagenden grossen Kirchenkonzils. 1447 ist er bereits verstorben. In dem knappen Zeitraum von kaum mehr als einem Jahrzehnt schafft er eine Reihe grosser Altarwerke, von denen jeweils nur einzelne Tafeln überlebt haben. Die Beschäftigung mit visuellen Phänomenen – Licht, Schatten oder Spiegelungen – sowie das Bemühen um räumliche und landschaftliche Tiefe zeugen von Witzens Kenntnis der zeitgleichen niederländischen Malerei. Anhand von über 90 Exponaten, darunter zahlreichen Leihgaben auch aus den Bereichen Graphik, Wand- und Glasmalerei, wird schliesslich die prägende Wirkung veranschaulicht, welche von Witzens Kunst auf seine Zeitgenossen weit über die Grenzen Basels und des Oberrheingebiets ausstrahlte. Termin: bis 3. Juli 2011 Ort: Kunstmuseum, Basel www.kunstmuseumbasel.ch

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Zoom: italienisches Design und Fotografie In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlangte das italienische Design weltweite Anerkennung. Massgeblichen Anteil an diesem Erfolg hatten die Mailänder Fotografen Aldo Ballo und Marirosa Toscani Ballo – kaum ein Klassiker dieser Ära, der nicht auf ihrer Fotobühne stand. Mit höchster Präzision stellen die Aufnahmen der Ballos Schönheit und Funktion der Objekte heraus und formulieren zugleich deren Botschaft. Auf diese Weise prägten sie unsere heutige Auffassung von italienischem Design und den Mythos, der darum entstanden ist. So dokumentiert das Archiv des Studio Ballo heute nicht nur einen bedeutenden Teil der italienischen Designgeschichte, sondern ist selbst deren fester Bestandteil. Mit herausragenden Möbeln, Leuchten und Geräten, mit zahlreichen Büchern, Zeitschriften und Postern und einer Vielzahl von Fotografien aus dem Ballo-Archiv zeigt die Ausstellung eine neue Lesart italienischer Designgeschichte. Termin: 26. März bis 3. Oktober 2011 Ort: Vitra Design Museum, Weil am Rhein www.design-museum.de

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Schweizerpsalm und andere Abgesänge Zeichner Felix Schaad und Texter Claude Jaermann sind mit den von ihnen geschaffenen Charakteren «Eva», «Zwicky» und «Igor» schweizweit bekannt geworden. Die grossen und kleinen Alltagsdramen von Eva Grdjic, Kassiererin in einem Shopping Center, Kurt Zwicky, Durchschnittsschweizer und Sanitär, sowie der scharfsinnigen Ratte Igor halten der Schweiz einen satirischen Zerrspiegel vor. Die Ausstellung zeigt die Originalzeichnungen der beiden umtriebigen Künstler und dokumentiert ihr kreatives Zusammenspiel, mit dem sie Alltag, politisches Geschehen und internationale Zusammenhänge pointiert, meist boshaft, aber immer sehr unterhaltsam auf den Punkt bringen. Termin: 26. März bis 5. Juni 2011 Ort: Cartoonmuseum, Basel www.cartoonmuseum.ch

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St. Moritz Award 2011 Preisträger 2011 und Stargast des Galaabends: José Carreras

Der zweite St. Moritz Award wird vom 18. bis 20. März 2011 in St. Moritz stattfinden. Der prestigeträchtige Award ehrt internationale Persönlichkeiten und Organisationen, die ihre privilegierte Stellung in der Öffentlichkeit dazu nutzen, Gutes zu tun und besondere Leistungen im Bereich Wohltätigkeit und Menschenrechte erbringen.

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von Cornelia Tiedemann, Fotos: St. Moritz Award

as Ehrenkomitee des St. Moritz Award 2011 hat die beiden Preisträger definiert. Es sind Johann Olav Koss, der ehemalige norwegische Eisschnellläufer und mehrfache Olympiasieger und Weltrekordhalter und die von ihm gegründete internationale Organisation «Right to Play», welche Kindern in aller Welt durch Spiel und Sport zu einer neuen Perspektive im Leben verhilft, sowie der berühmte Startenor José Carreras mit seiner «José Carreras Foundation for the Fight against Leukemia», welche sich seit der Genesung des Startenors von der Blutkrankheit 1988 dem Kampf gegen Leukämie widmet.

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Preisträger des St. Moritz Award 2010: Kerry Kennedy und Adriano Galliani

Maura Wasescha (links) und Alexandra della Porta Rodiani (rechts) gemeinsam mit Kerry Kennedy (mitte).

Partner und Sponsoren des St. Moritz Award 2011 sind unter anderen: American Airlines, Swiss Jet, Louis Roederer, Engadin-St. Moritz, Kur- und Verkehrsverein St. Moritz, Mathis Food Affairs, Valser Mineralquellen, Badrutt’s Palace Hotel. Kerry Kennedy und Adolf Ogi sind Mitglieder des Ehrenkomitees.

St. Moritz Award Die Initiative für den St. Moritz Award geht von den beiden Unternehmerinnen Alexandra della Porta Rodiani und Maura Wasescha aus, welche für den guten Zweck die Unterstützung der Tourismusorganisation Engadin-St. Moritz, des Kurvereins St. Moritz sowie von wichtigen lokal verankerten Partnern wie beispielsweise dem Gastronomen Reto Mathis und dem «Hotelier of the World» und Direktor des Badrutt’s Palace Hotels, Hans Wiedemann, gefunden haben.

Der St. Moritz Award findet nach der erfolgreichen Lancierung im März 2010 zum zweiten Mal mit einem umfangreicheren Rahmenprogramm statt. Mit einem Prominenten-Skirennen auf der Corviglia wird der St. Moritz Award 2011 am Freitag, dem 18. März lanciert. Ehemalige und aktuelle Grössen des Skirennsports treten in einem Plausch-Skirennen gegen Mitglieder des Honor Committees, Award-Gewinner, VIP-Gäste, Partner und Sponsoren des St. Moritz Award an. Das Skirennen kann von der Öffentlichkeit live vor Ort verfolgt werden. Der St. Moritz Award wird so zu einem mehrtägigen Anlass, der den Geist von St. Moritz aufleben lässt.

Alt-Bundesrat Adolf Ogi, Präsident des Ehrenkomitees des St. Moritz Award, sagte: «Ich bin froh, dass sich der St. Moritz Award im Bereich Menschenrechte und humanitäre Hilfe durchsetzt. Mit Right to Play bekommt in diesem Jahr eine Institution den Award, die auf der ganzen Welt Ausserordentliches leistet.»

2010 ging der erste St. Moritz Award an das Robert F. Kennedy Center for Justice and Human Rights und wurde von Frau Kerry Kennedy persönlich entgegengenommen. Im selben Jahr wurde die A.C. Milan Foundation für ihre herausragenden Leistungen im Bereich Wohltätigkeit ausgezeichnet.

Mitglieder des Ehrenkomitees José Carreras ist Stargast am Gala-Abend des St. Moritz Award 2011

Die Mitglieder des Ehrenkomitees des St. Moritz Award sind: · Adolf Ogi (Alt-Bundesrat), Präsident des Ehrenkomittees · Kerry Kennedy (Leiterin des Robert F. Kennedy Centers for Justice and Human Rights) · Adriano Galliani (Vice Executive President und Managing Director von A.C. Milan) · Milva (Sängerin und Schauspielerin) · Ornella Vanoni (Sängerin und Schauspielerin) · Murat Yakin (Fussballer) · Carla Fracci (Primaballerina) · Arnaldo Pomodoro (Künstler)

Am Samstag, 19. März 2011, werden die Auszeichnungen des St. Moritz Award im Rahmen eines festlichen Gala-Abends im Badrutt’s Palace Hotel verliehen. Rund 300 internationale Gäste werden dabei erwartet. José Carreras wird als Award-Gewinner und Stargast einer der Höhepunkte des Abends sein.

Audi Sponsor und Partner des St. Moritz Award Der Automobilhersteller Audi hat mit den Verantwortlichen des St. Moritz Award einen Partnervertrag abgeschlossen. Weitere

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Das St. Petersburger Staatsballett verzauberte mit seiner Aufführung «Nussknacker On Ice» das Publikum! Wo sonst Eishockeyspieler um den Puck kämpfen, brachte das St. Petersburger Eisballett mit seiner Aufführung «Nussknacker On Ice» das Eis zum Schmelzen.

«Nussknacker On Ice» von Julia Moos, Fotos: Jaklin Isensee, swiss sport events AG; Maria Schmid, Luzerner Zeitung

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uf seiner Europa-Tournee machte das russische Staatsballett On Ice zwei Stationen in der Schweiz. Die Organisatorin Conny Tiedemann, swiss sport events AG, holte die Künstler nach Zug und Basel. Die prächtigen Kostüme und die wunderbare Musik Tschaikowskys machten das Bild perfekt. Die Verbindung von Ballett und Eiskunstlauf war fantastisch! Das Publikum liess sich davon begeistern, mit welcher Leichtigkeit die Tänzer über das Eis glitten und scheinbar schwebten. Diese bezaubernde Ballettaufführung mit einem Ensemble von 45 Tänzerinnen und Tänzern lud die Zuschauer auf eine musikalische Reise rund um den Globus ein. Die 4.500 Gäste der vier Shows waren begeistert und spendeten einen langen Schlussapplaus. Unter den Zuschauern waren neben Shawne Fielding mit ihrem Sohn Roman und ihrem Partner James Johnson auch Ljuba Manz mit ihren Gästen Prinz Ivan Schakhovskoy und Prinzessin Anastasia Schakhovskaya. Weitere hochrangige Gäste waren der russische Botschafter Igor Brachtikov mit Gattin, die österreichische Konsulin für Handelsangelegenheiten Gudrun Hager sowie die Eiskunstlauflegende Marika Kilius, die mit Hans-Jürgen Bäumler zweifache Weltmeisterin im Eiskunstpaarlauf war.

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Ljuba Manz, Prinz Ivan Schakhovskoy, Prinzessin Anastasia Schakhovskaya, Shawne Fielding, Cornelia Tiedemann.

Die Moderatoren Susanne Hueber, die auf Schlittschuhen moderierte, sowie Frank Kleiner führten die Zuschauer charmant durch die Ice-Shows und kulinarisch besonders verwöhnt wurden die Gäste von der EVZ Gastro AG und dem Berchthold Catering. Ein weiteres Highlight war die musikalische Umrahmung in der VIP-Lounge mit dem Saxophonisten AWI und dem Streichquartett der Basler Musikhochschule. Kümmerling Driving Service sorgte mit seinem Stretch-Limousinen-Shuttle für einen besonderen Transfer zu diesem klassischen Highlight. Grossartige Partner und Sponsoren des Events waren: Credit Suisse, TATNEFT, CILAG, Pro Cart AG, t2B, Trivadis, EVZ, Basel United AG, Best Trade AG, VINCO, Ergoline, LUCY, Zensor AG, Gabriel Music Productions sowie der SWISS INTERNATIONAL CLUB mit seinen Gästen.

Danksagung an die «swiss sport events», moderiert von Susanne Hueber.

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«Where Champions meet Talents» Die unvergessenen Legenden des Tennissports und die zukünftigen Champions an einem gemeinsamen Turnier zu erleben – das bieten die BNP Paribas Zurich Open vom 8. – 12. März 2011 in der Saalsporthalle in Zürich.

© Valeriano Di Domenico/EQ Images

Die Premiere der BNP Paribas Zurich Open endete mit dem Sieg von Publikumsliebling Stefan Edberg.

J. Kafelnikov mit dem Schweizer Junior Dimitri Bretting. © Melanie Duchene/EQ Images

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um zweiten Mal finden in wenigen Tagen die BNP Paribas Zurich Open statt – und sie bieten Tennisleckereien von höchster Qualität: Pete Sampras, John McEnroe, Titelverteidiger Stefan Edberg, Goran Ivanisevic, Henri Leconte, Thomas Muster, Michael Stich und Tim Henman sind die hochkarätigen Spieler, die das Legendenturnier der ATP Champions Tour in der Limmatstadt bestreiten werden. Würde man die Anzahl der von diesen acht Champions gewonnenen Grand-Slam-Siege oder die jeweiligen Wochen an der Spitze der Weltrangliste aneinanderreihen, dann hat dieses illustre Feld 30 Major-Titel errungen oder über zehn Jahre lang das Welttennis beherrscht (534 Wochen).

macht die BNP Paribas Zurich Open wohl zum bestbesetzten Turnier der ATP Champions Tour, und die Zuschauer können sich auf ein einzigartiges Tennisspektakel gefasst machen!» Doch nicht nur die ehemaligen, sondern auch die (vielleicht) zukünftigen Champions sind in Zürich zu sehen: Die besten Nachwuchstalente der Welt spielen gleichzeitig ein eigenes Turnier. Für die Schweiz sind im U18-Feld der Bieler Dimitri Bretting und der Rüschlikoner Alexander Ritschard im Einsatz. Und nicht umsonst lautet der Slogan des Turniers «Where Champions meet Talents» – in einem weltweit einmaligen Format treten die Legenden zusammen mit den Junioren in einer gemeinsamen Doppelkonkurrenz an.

Spitzenreiter ist natürlich der Amerikaner Pete Sampras, der mit 286 Wochen noch immer den Rekord als Nummer 1 hält – eine Woche ist er Roger Federer noch voraus. Seit 2008 spielt der Kalifornier gelegentlich auf der ATP Champions Tour, jedoch tritt er äusserst selten in Europa an. «Ich freue mich sehr darauf, in Zürich anzutreten», erklärte Sampras. Dass «Pistol Pete» in wenigen Wochen in der Schweiz zu sehen sein wird, ist ein einmaliger Glücksfall für die helvetischen Tennisfans, wie die Turnierdirektorin Catrin Möhwald bestätigt: «Mit John McEnroe, Stefan Edberg und den anderen Spielern hatten wir bereits ein Weltklasse-Feld am Start. Nun auch noch Sampras präsentieren zu können,

Doch nicht nur auf dem Tennisplatz wird den Zuschauern viel geboten. Ein buntes Rahmenprogramm, kulinarische Highlights – jeden Abend kocht ein anderer Starkoch im VIP-Restaurant – und ein Spezialkonzert des Soulsängers Seven zur Turniereröffnung am 8. März runden den Anlass ab. www.zurichopen.net www.ticketcorner.com

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Lieber teurer

Der Status, die Arbeit und das Geld Manchmal empfiehlt es sich, einen Klassiker zu lesen, um die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen besser verstehen zu können. Im Juli 1857 war die Geburtsstunde von Thorstein Veblen in Cato, Wisconsin/USA. Er entwickelte sich zu einem der einflussreichsten Soziologen Ende des neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in den USA. Seine «Theorie der feinen Leute» schrieb Wissenschaftsgeschichte. Und auch heute kann uns sein Standartwerk weiterbringen.

W von Georg Lutz

arum soll dieser Soziologe und Ökonom des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts aus der historischen Mottenkiste geholt werden? Beginnen wir mit der einfachen akademischen Antwort. Der nach ihm benannte Veblen-Effekt stürzte ganze Generationen von Ökonomen in Schwierigkeiten. Sie waren und sind auf den Grenznutzen bei der Analyse von ökonomischen Tätigkeiten fixiert. Veblen machte seine Kollegen darauf aufmerksam, dass es Waren gibt, die nicht gekauft werden, obwohl sie teuer, sondern nur weil sie teuer sind. Das stellt auch heute noch die Lehrmeinung auf den Kopf.

nur ein Beispiel. Sie profitieren von seinen Erkenntnissen über die Bedeutung der Luxusproduktion in der kapitalistischen Gesellschaft. Die Überzeugungskraft von Veblen gründet nicht auf trockener Theorie oder Statistiken und Zahlen, sondern überzeugt durch anschauliche Argumentationsfiguren und praktische Beispiele.

Das Korsett und die Reputation Da es sich hier nicht um einen Beitrag für ein Wissenschaftsmagazin handelt, springen wir doch mitten in ein Beispiel des neunzehnten Jahrhunderts – das Damenkorsett. Das Korsett sollte den schon damals zwanghaften Schönheitsvorschriften bei jeder einzelnen Frau Geltung verschaffen. Der Reiz, der hier erzeugt wird, hat aber einen Preis: Er wird durch eine Selbstverstümmelung ausgelöst. Wer ein Korsett richtig trägt, kommt öfters in Atemnot. Was heute die Magermodels, das Botox-

Als er seine «The Theorie of the Leisure Class» 1899 veröffentlichte, öffnete er auch vielen europäischen Wissenschaftlern die Augen. Die deutschen Soziologen Werner Sombart und Max Weber sind

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Aufspritzen oder die dritte Brustvergrösserung ist, war damals die Wespentaille. Veblen argumentiert nun aber nicht moralisch, es geht ihm auch nicht um Schönheitsideale. Er seziert mit dem Messer der Gesellschaftskritik. Es geht um Botschaften. Wer sich so lange und ausdauernd mit solchen einschränkenden Dingen wie mit einem Korsett beschäftigt, muss nicht arbeiten. «Von der ökonomischen Theorie her betrachtet, kommt das Korsett einem Instrument der Verstümmelung gleich, das dazu dient, die Vitalität der Trägerin zu vermindern und sie dauernd und sichtbar arbeitsunfähig zu machen. Nun trifft es zwar zu, dass das Korsett die persönliche Anziehungskraft beeinträchtigt, doch wird dieser Nachteil durch einen Prestigegewinn ausgeglichen, der aus der grösseren Kostspieligkeit und der sichtbar erhöhten Gebrechlichkeit stammt (168).» Die edlen Damen mit den grossen Hüten, den langen unpraktischen Röcken und dem einschnürenden Korsett waren die wandelnden Botschafterinnen der «feinen Leute». Und wer waren die Ehemänner? Veblen publizierte seine Studie im Zeichen eines ökonomischen Aufschwungs in den USA. Nach der Gründerkrise der Siebziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts in den USA etablierten sich Finanz- und Wirtschaftsmagnaten, deren Namen, wie zum Beispiel Rockefeller, noch heute nachklingen. Sie nutzten neue Transportmittel wie die Eisenbahn, neue Technologien bei der Ölförderung und erste Fliessbänder, wie in den Schlachthöfen von Chicago, um die Produktivität und damit ihre Gewinne gewaltig zu steigern. In diesem Zeitraum entstanden auch anspruchsvolle Edelmagazine wie «Vogue» oder «Vanity Fair». Der Begriff Prestige begann gesellschaftliche Gestalt anzunehmen, und Veblen gab ihm seine wissenschaftliche Grundlage. Gleichzeitig war aber der typische amerikanische Traum, vom Tellerwäscher zum Millionär, für viele nicht erreichbar. Die Schere der Einkommensentwicklung blieb einige Jahrzehnte in das zwanzigste Jahrhundert hinein weit geöffnet. Mit einem Korsett sich verstümmeln, um dann mehr Reputation zu empfangen.

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Zeitsprung in den Kontrast der Mittelstandsgesellschaft Das änderte sich erst mit dem New Deal in den USA der Dreissiger Jahre und dem Wirtschaftswunder im Europa der Fünfziger und Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. In den USA und Westeuropa arbeitete keiner mehr nur, um überleben zu können. Jeder Facharbeiter hatte Gebrauchsgegenstände und auch Statussymbole, die er noch ein paar Jahre zuvor als Luxus der Reichen gekennzeichnet hatte: Kühlschrank, ein erstes Auto, Fernseher, Reisen und vielleicht sogar ein kleines Eigenheim. Die Schere der Einkommensentwicklung schloss sich. Die Gesellschaft glich einer Zwiebel. Es gab wenige Arme und wenige ganz Reiche und dazwischen der dicke Bauch des sogenannten Mittelstands. Einige konservative Soziologen wie Helmut Schelsky kritisierten diese Entwicklungen als «Nivellierte Mittelstandsgesellschaft». Die Jugendbewegung von 1968 kritisierte das Wirtschaftswunder der Fünfziger und Sechziger Jahre von der anderen politischen Seite als «Konsumterror» und berief sich auf theoretische Werke der Frankfurter Schule wie Herbert Marcuse («Der eindimensionale Mensch»). Veblens Theorie der feinen Leute schien völlig überholt. Die flanierenden Damen mit Korsett und grossen Hüten und die Herren in Frack, Zylinder und dicker Zigarre waren von den Strassen verschwunden. Man sah sie nur noch in einigen Randbezirken des europäischen Hochadels.

Die Wiederkehr der alten Situation Heute gibt es wieder eine «Leisure Class», eine Klasse «feiner Leute», die nicht darauf angewiesen sind zu arbeiten. Die Thesen von Veblen sind wieder aktuell. Die Gesellschaft gleicht nicht mehr einer Zwiebel, sondern nähert sich dem Bild einer Sanduhr. Oben sind die Geldvermögensbesitzer, die in den letzten Jahrzehnten trotz einiger Börsencrashs viel Geld in der globalen Weltwirtschaft verdienen konnten. Dagegen musste die Mitte bluten. In den USA hat eine Durchschnittsfamilie seit dreissig Jahren nicht mehr im Geldbeutel. Die Häuser konnten nur auf Pump gekauft und gehalten werden. Und jetzt muss sie eine Wirtschaftskrise verarbeiten. Im gleichen Zeitraum erleben wir eine Zunahme von Jachten und Villen, bei denen Rockefeller vor Neid erblassen würde. Der Wettbewerb um Pracht, Prunk und Glanz, wie ihn Veblen beschrieben hat, erlebt immer wieder neue Höhepunkte. Dagegen muss die Mittelschicht auch in Europa die Steuerlast der Bankencrashs und anderer finanzieller Belastungen tragen. Der Bauch der Zwiebel ist ganz dünn geworden. Im unteren Bauch befinden sich die abgehängten Zeitgenossen. Für sie interessieren sich nur Sozialpolitiker. Man braucht

Wer viel Zeit für Schönheit und Wellness hat, braucht weniger zu arbeiten.

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sie nicht mehr im ersten Arbeitsmarkt, und einen zweiten Arbeitsmarkt zu organisieren, leisten sich nur noch wenige Staaten in Europa. Wir sind wieder in der «Normalität» des neunzehnten Jahrhunderts angekommen.

len Dorf, gibt es auch hier wieder die Botschaft: Leute, ich habe es nicht nötig, ich nehme mir sogar die Freiheit, meinen Körper zu straffen, man kann nach dem vierten Gesichtslifting auch sagen zu verstümmeln. Und da sind wir wieder beim Korsett.

Das ist keine moralische Anklage, sondern mit Theoretikern wie Veblen eine sachliche Feststellung, die man im Alltag und auch mit Statistiken belegen kann.

Schillernde Pracht und Machtentfaltung Was verdeutlicht uns Veblen? Die Vorstellungswelt, Wirtschaft und Gesellschaft würden rein rational und logisch funktionieren, gehört in das theoretische Lehrbuch von Betriebswirtschaftlern. Diese suggerieren uns, die Welt würde vom reinen Nutzwert und individuellem Gewinnstreben regiert. Da gehen sie aber einem rationalen Mythos auf den Leim. Sie haben weder die letzten ökonomischen Krisenzyklen vorausgesehen, noch neue Schlussfolgerungen gezogen. Es geht nicht nur an der Wall Street in erster Linie um schillernde Pracht und Machtentfaltung, man kann auch schnöde von archaischer und männlicher Angeberei sprechen. Wer nur auf oberflächliche Statistiken schaut, wird die Welt nicht zu fassen bekommen – das erkannte Veblen. Vieles, was edel, kostbar und begehrenswert ist, ist auf den ersten Blick schlicht überflüssig. Auf den zweiten Blick sieht das ganz anders aus. Es gibt historische Situationen, bei denen man sehr viel Geld für Überflüssiges ausgeben kann, um damit noch mehr Reputation, Status und Macht zu bekommen. In solchen Zeiten leben wir. Alle Zitate stammen aus der deutschsprachigen Ausgabe im Fischer Verlag (Wissenschaft).

Die fehlende gesellschaftliche Verantwortung Das Problem dabei sind nicht teure Jachten oder prächtige Villen. Die «Leisure Class» kann ihr Geld betriebswirtschaftlich nutzen oder auch nicht nutzen. Sie hat aber gesellschaftliche Macht, dabei denkt sie aber nur in Kategorien des Shareholder Value und vergisst die Stakeholder, sprich ihre gesellschaftliche Verantwortung. Auch diesen kritischen Punkt hat Veblen gut zusammengefasst.

«Diese Klasse hat bestenfalls ein finanzielles oder geschäftliches Interesse an ökonomischen Fragen, doch gleichzeitig liegt die Regelung gesellschaftlicher Angelegenheiten in ihren Händen.» (202). Status gewinnt

Thorstein Bunde Veblen

Es gibt auch heute Unternehmen, die sich mit vielem ökonomisch sinnlosem Beiwerk schmücken und eher in die Kategorie des Frühstückdirektors fallen. Dieser Chef beeindruckt vormittags durch einige Vorzimmerdamen und nachmittags mit dem ruhigen Spiel auf dem Golfplatz. Er hat es eigentlich nicht nötig zu arbeiten. Offiziell wird er das heute nie zugeben, aber die Botschaften sind deutlich. Auch die vielen Beratungsunternehmen und Consultants wie McKinsey oder Roland Berger haben daran wenig geändert. Und das bestätigt die These von Veblen. Es gibt schon sehr lange die Auseinandersetzung zwischen Nutzen und Prestigeüberlegungen. Das überdauert auch unterschiedliche gesellschaftliche Modelle, ja ist fast eine anthropologische Konstante.

© www.wikipedia.org

wird am 30. Juli 1857 in Cato, Wisconsin, als sechstes von zwölf Kindern geboren. Seine Eltern kamen aus Norwegen. Von 1874 bis 1880 besucht er das evangelische Carlton College. Veblen wuchs in einer abgeschotteten puristischen Parallelgesellschaft auf. Aber genau diese Kontrastsituation schärfte seinen gesellschaftlichen Blick. Trotz hervorragender Zeugnisse und Empfehlungen von verschiedenen Universitäten kommt er mit dem Mainstream der akademischen Welten nicht klar und bleibt dort Aussenseiter. Von 1895 bis 1905 ist er geschäftsführender Herausgeber des neu gegründeten «Journal of Political Economy». 1898 erscheint sein programmatischer Artikel «Why Is Economics Not An Evolutionary Science?» und 1899 sein bekanntestes Werk «The Theory of the Leisure Class» (Die Theorie der feinen Leute). Zwischen 1918 und 1926 unterrichtet er als einer der Gründerväter an der New School for Social Research (New York). Zwischen 1918 und 1919 fällt die Periode seiner grössten öffentlichen Wirksamkeit als Herausgeber des New Yorker radikalen Literaturmagazins «The Dial».

Vom Korsett zum Lifting Kommen wir nochmals zur Kombination von Schönheitsideal und Arbeitsverständnis. Auf den ersten Blick haben die lästigen Korsetts mit den Fit-for-Fun-Idealen heutiger Generationen wenig zu tun. Sollen wir durch Fitness nicht wieder beweglicher und damit auch arbeitsfähiger werden? Das trifft vielleicht auf Normalsterbliche zu, die nach dem Ideal der protestantischen Zwängler, in der Schweiz spricht man dann gerne von der Ideologie des Calvinismus, funktionieren müssen und wollen. Für die heutige «Leisure Class» ist Fitness nur ein Baustein ihres Lebensentwurfs. In Kombination von regelmässigen Schönheitsoperationen, Botox-Kuren, Wellnesswochenenden in Fünf-SterneHotels, dem Leben auf edelsten Kreuzfahrtschiffen und im globa-

Am 3. August 1929 stirbt Veblen in Menlo Park, Kalifornien, einsam in einer Holzhütte, in der er seit 1927 lebte.

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KOLUMNE

Hört bei der Gier nach Geld der Glaube auf? von Rolf Hess

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ie Finanzkrise hat die Reputation der Finanzbranche in den Keller getrieben. Als Normalbürger gewinnt man den Eindruck, dass aus purer Geldgier aus anständigen Bankern nun plötzlich bonusgetriebene Abzocker werden. Auf der Strecke bleiben Anstand und Würde. Auf dem Altar des Wall-Street-Denkens opfert sich aber auch die Volkswirtschaft, das heisst wir, die Mehrheit der Bevölkerung, welche den Schaden am Schluss immer zu tragen haben. Daran hat sich leider trotz vieler negativer Erfahrungen der letzten Jahre nichts geändert. Woran liegt das eigentlich?

hende Wirtschaftsführer und Politiker mit starker Tendenz zu krimineller Energie!» Harte Worte, oder...? Die verschwiegene Bruderschaft besteht aber auch nur aus Menschen. Daher sind einige Identitäten nicht ganz unbekannt. Entsprechend können wir nachvollziehen, wie deren Geschäftsgebaren ist. Man kommt dann automatisch zum Schluss, dass die Antwort möglicherweise gar nicht so falsch ist. Der bekannte Fall des Jahrhundertbetrügers Bernie Madoff muss auch unter diesem Aspekt beleuchtet werden. In Kreisen der wohlhabenden jüdischen Mitbürger der amerikanischen Ostküste war Madoff eines der angesehensten Mitglieder. So ist es ihm denn auch gelungen, unter dem Schirm des Judentums, Milliarden von Dollars auf kriminelle Weise einzusammeln, vorwiegend von reichen, ja zum Teil sehr reichen Glaubensgenossen. Aber auch von tausenden nicht ganz so betuchten jüdischen Gläubigen.

Um hier Antworten zu finden, lohnt es sich, die Verhaltensweisen von Wirtschaftsteilnehmern, vor allem Finanzleuten, näher zu betrachten, welche gemeinhin im Ruf stehen, ihre Geschäfte vornehmlich unter Glaubensbrüdern zu tätigen, also quasi unter der Schirmherrschaft von «oben». Mir wurde schon in frühen Jahren meiner beruflichen Tätigkeit von meinen diversen Lehrmeistern erklärt, dass Angehörige gewisser Religionsgemeinschaften sich gegenseitig, im Rahmen eines professionellen Netzwerkes, in ihren wirtschaftlichen Interessen unterstützen. Diese Leute ziehen es denn auch vor, eher eine Geschäftsbeziehung unter Gesinnungsfreunden einzugehen als mit Drittpartnern, sogar dann, wenn der ökonomische Sachverstand eigentlich dagegen spricht. Diese Erkenntnis war für mich nicht immer verständlich, aber dann doch wieder irgendwie logisch. Es geht dabei nicht um Religion oder Glauben, sondern um ideologisch geschlossene Weltbilder, die nicht auf Augenhöhe kritisierbar sind. Und diese gibt es nicht nur in Kirchen.

Wobei auch in diesem Spiel folgende Regel gilt: It takes Two to Tango. Neben den Tätern gibt es auch die unermessliche Gier der sogenannten «Opfer-Menschen». Wegen ihrer Nähe zu vermeintlich göttlich Gleichgesinnten werden, aus krankhafter Gier, alle normalen und bisher üblichen Vorsichtsmechanismen bei Investitionsentscheidungen ausser Kraft gesetzt. Man kann sich nun fragen, liebe Leserinnen und Leser, ob diese geschilderten Vorkommnisse sogenannte Einzelfälle sind. Allein, mir fehlt der Glaube! Ich bin wohl nicht der Einzige, der überzeugt ist, dass wir ähnliche Beispiele in jeder Chefetage von Grossbanken, von Versicherungskonzernen und anderen institutionellen Vermögensvernichtern finden. Der gesunde Menschenverstand lässt leider gar keinen anderen Schluss zu.

Die auf den ersten Blick edlen Glaubensbruderschaften ähneln eher verschwiegenen, aber sehr einflussreichen Sekten. Lassen Sie mich Ihnen dies an zwei unterschiedlichen, aber typischen Beispielen verdeutlichen.

Zu Recht stellt sich dann die Frage, ob beim Thema der Gier nach dem Geld sogar der Glaube aufhört? Wir alle kennen die Antwort. Positiv stimmt mich jedoch die Tatsache, dass es genügend Mitmenschen gibt, auf welche dies eher nicht zutrifft. Und das lässt mich hoffen.

Eine der meist verschwiegenen Glaubensbruderschaften ist der alles andere als skandalfreie «Opus Dei»-Orden. Wer sind die Mitglieder dieses Ordens? Eine umstrittene Antwort lautet: «Das sind alles einflussreiche, dem Vatikan naheste-

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BUSINESS

Kein Widerspruch

GOOD BUSINESS

Ethische Werte und geschäftlicher Erfolg sind in der Praxis oft ein Widerspruch. Im folgenden Interview präsentieren wir neben der These und Antithese auch die Synthese. Achim Feige setzt auf ein neues Modell unternehmerischer Verantwortung, das an seiner Spitze auf «People, Planet, Profit» setzt.

E von Georg Lutz

in Werte- und Bewusstseinswandel ist im Gange. Dabei geht es nicht um hektische Reaktionen, um eine neue Finanzkrise zu vermeiden, sondern um das Füllen von praktischen und integralen Denkund Handlungsrahmen. Vage Krisenlösungsbeschreibungen und Sehnsüchten nach den guten alten Zeiten des Patrons sind vorbei. Es geht um Zukunftsentwürfe für TopEntscheider, die zu Antreibern des Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft werden können.

und ökologische Werte als wichtig erachten und ihre Kaufentscheidungen auch danach ausrichten, umso höher ist mein ökonomischer Gewinn. Für die Unternehmensseite heisst dies, dass die Fragen von wirtschaftlichem Erfolg und soziale und ökologische Fragen nicht auseinanderdriften, sondern im Gegenteil integriert werden müssen. Es geht dabei nicht um weiche Themen oder ethische Anhängsel, sondern es geht darum, ein gutes Geschäft mit guten Werten zu betreiben. Ich verstehe mein neues Buch daher auch als Leitfaden oder Handlungsanweisung für Praktiker und Wirtschaftsentscheider. Dieses Buch ist nicht für das Feuilleton geschrieben.

Gleich am Anfang verkünden Sie das Ende des «Marketing-Blablas» warum sollen wir uns von den schönen Illusionswelten und Imagekampagnen verabschieden?

PRESTIGE: Schon der Titel Ihres neuen Buches «Good Business» klingt nach einer moralischen Handlungsaufforderung. Sie sind Managementberater. Wie kommen da die Stichworte Good und Business zusammen?

Es gibt dabei mehrere Faktoren. Konsumenten haben heute viel mehr Zugang zu Informationen, sie wählen selektiver und viele sind materiell gefestigt. Man kann den Kunden heute nichts mehr vormachen: Sie finden heutzutage zu fast jedem Produkt und zu jeder Dienstleistung Test- und Erfahrungsberichte im Netz. Reine Imagekampagnen ohne echte Spitzenleistungen sind nicht mehr

Achim Feige: Diese neue Wortkombination versucht mehre Trends zusammenzubringen. Die zentrale These dahinter lautet: Je stärker ich soziale und ökologische Verantwortung übernehme, da immer mehr Menschen, darunter auch Kunden soziale

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BUSINESS

interessant, da sie schlicht nicht authentisch sind und Scheinwelten sehr schnell durchschaut werden. Die Leute wollen Echtheit und da, wo es nicht stimmig ist, fällt das Fallbeil der Kommunikation auf die Kampagnenmacher zurück. Wir erleben heute eine Renaissance des Geschichtenerzählens. Die echte Leistung einer Marke oder eines Unternehmens – kreativ am besten von Kunden erzählt – kommt an, denn das schätzen die Kunden und kommunizieren es weiter. Eine aufgesetzte Imagekampagne wird schnell durchschaut und als irrelevant gekennzeichnet.

Sie beschreiben gesellschaftliche Wandlungsprozesse, bei denen Transparenz und ein bewussterer Konsum eine zentrale Rolle spielen. Wer sind die Träger dieses Wandels? Zunächst geht es um Prozesse, die wir seit einigen Jahren unter dem Stichwort Globalisierung verbuchen. Wir sind inzwischen so vernetzt, dass es kaum mehr eine Welt ausserhalb der Wirtschaft gibt. Jede Handlung, die ein Unternehmen tätigt, fällt auf das Unternehmen wieder zurück. Zum Beispiel können wir den Immobilienmarkt in den USA nicht isoliert betrachten. Die Auswirkungen des Zusammenbruchs haben hier viele Anleger schmerzhaft zu spüren bekommen. Wer seinen Müll nach Westafrika verschifft und dort billig vergraben lässt, muss damit rechnen, dass Greenpeace ein Müllfass wieder ausgräbt und ihm öffentlichkeitswirksam wieder vor die Tür stellt. Wenn in China ein Sack Reis umfällt, kann das im Negativen wie im Positiven hier Auswirkungen haben.

Achim Feige ist Top Managementberater und Markenspezialist, berät internationale Unternehmens- und Markenführer, attraktive und aussergewöhnliche Marken mit hohem Wert zu kreieren.

Und die hochwertigen Discounter, in der Schweiz Coop oder Migros, setzen sehr erfolgreich ihre Strategie im Biosegment um. Wir erleben einen Qualitätsschub im gesamten Lebensmittelsektor. Regionale- und Bioprodukte sind extreme Werttreiber. Sie haben aber Recht, wir sind noch Mitten in einem Aufklärungsprozess. Aber die Richtung stimmt. Und es stimmt auch, dass der gesellschaftliche Wandel, auch was neue Produkte betrifft, nicht aus der Mitte kommt. Zunächst werden Nischen bedient, dann zieht der Massenmarkt hinterher.

Zusammengefasst: Jede Lüge kommt wieder zurück. Auch Globalisierung unterstützt mündige und materiell gesättigte Konsumenten. Daher gehen die Lohas (Lifestyle of Health and Sustainability) oder kulturell kreative Menschen voran. Sie schauen auf Qualität und agieren jenseits der quantitativen Sättigung. Diese Minderheit wird in den nächsten Jahren noch wachsen und die 30 ProzentSchwelle weit hinter sich lassen. Ihre Produkte haben hohe funktionale Qualität, sind gesund, ökologisch und ethisch einwandfrei. Diese avantgardistische Zielgruppe vollzieht nicht nur einen Wertewandel, sondern befeuert auch neue Märkte. Die Generationen, die nach 1980 geboren sind werden diese Trends noch verstärken, da sie die Globalisierung bereits von Kindesbeinen an erlebt haben. Viele Unternehmen, gerade auch in der Schweiz, haben das erkannt und wollen auf gute und ehrliche Art Geschäfte machen.

In Ihrem Buch beschreiben Sie aber selbst sehr unterschiedliche gesellschaftliche Milieus mit unterschiedlichen Farben. Da gibt es zum Beispiel die individuell-emotionalen Roten oder Orangen und die konservativen Blauen. Natürlich gibt es auch die Grünen. Wie passt das zusammen? Vorsicht, es handelt sich in erster Linie nicht um Gruppen oder Trends, sondern um Entwicklungsstufen. Es geht um das «Spiral Dynamics Modell». Es kombiniert die Entwicklung des Menschen von seiner Kindheit bis zur Phase des Erwachsenseins mit gesellschaftlichen Wandlungsprozessen. Wir alle wandern durch dieses Modell und bleiben an unterschiedlichen Punkten stehen. Viele Menschen sind in der orangenen Entwicklungsstufe. Es geht um das «Ich»: Ich will erfolgreich sein, ich stelle mich dem Wettbewerb, ich habe Strategien und ich gewinne. Das ist das Wall StreetModell. Wir erleben nun seit Ende der sechziger Jahre, mit vielen Irrungen und Wirrungen und zunächst nur als sehr kleine Minderheit, Gegenbewegungen. Inzwischen ist das grüne Element knapp 50 Jahre alt. Dagegen ist der darunterliegende Weg, der orangene Weg, bereits 400 Jahre alt. Er entstand mit der Aufklärung. Dort war die Geburtsstunde der individuellen Rationalität.

Da wage ich noch einen Widerspruch: Nehmen Sie die aktuellen Skandale, was Lebensmittel betrifft. In Deutschland kommt eine Dioxinhorrormeldung nach der anderen angerollt. Selbstverständlich wollen die Menschen unbedenkliche und qualitativ gute Lebensmittel. Gleichzeitig sollen genau diese aber möglichst günstig sein. Solange es hier keinen Bewusstseinswandel gibt, wird es immer wieder Skandale im Rahmen der Agronomieindustrie geben. Für mich sind die Lohas immer noch klar in der Minderheit.

Und der grüne Weg ist breiter geworden? Nach solchen Skandalen gibt es auch gleich Umfragen, die mindestens genauso hysterisch klingen wie die Skandale selbst. Das Biosegment im Lebensmittelbereich ist eine unglaubliche Wachstumsmaschine. Gleichzeitig erleben wir genau in diesem Bereich fallende Margen bei Billigdiscountern.

Ja grüne Themen sind heute Mainstream. Aber grün hat sich ja auch gewandelt. Klassisches Grün drückt sich in dem Slogan «Jute statt Plastik» aus. Klassisches Grün wollte eine klare Alternative. Dabei war Geldverdienen eher ein schwieriges Thema.

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BUSINESS

«Die These lautet ‹Geld verdienen›, die Antithese lautet ‹kein Geld verdienen› und die Synthese lautet ‹Gutes Geld› verdienen.»

Zeitraum der fünf bis zehn Jahre dauern kann. Wertewandel ist kein Tagesgeschäft. Trotzdem gibt es Bewegung, oder eben auch nicht. In einigen Branchen, wie zum Beispiel der Finanzbranche, müssen wir als Treiber dieses Wertewandels, trotz einiger ermutigender Ausnahmen, ganz dicke Bretter bohren.

Können Sie uns demgegenüber noch ein positives Beispiel aus der Schweiz verraten? Heute will man auf einer neuen Ebene, die sich unter dem Slogan «People, Planet, Profit» zusammenfassen lässt, die früher widerstrebenden Elemente zusammenführen. Ich bin gesellschaftlich verantwortlich, ich achte auf die Umwelt und dafür bekomme ich auch für mein Produkt einen ordentlichen Preis. Das ist die Integration der Gegensätze. Die These lautet «Geld verdienen», die Antithese lautet «kein Geld verdienen» und die Synthese lautet «Gutes Geld» verdienen.

Die Bekleidungsmarke Switcher bietet gute Qualität zu einem vernünftigen Preis und hat sich sehr transparent faire und ökologische Kriterien auf Ihre Fahnen geschrieben. – Schon die Marke Schweiz transportiert ja eine grundehrliche Philosophie. Da können auch moderne Marken anknüpfen. Oder auch die REMEI AG in der Schweiz, die mit ihrem Projekt «BIORE» wegweisende Zeichen setzen.

Das ist der Trend?

Viele KMU-Verantwortliche haben jetzt sicher den Einwand, das sei doch richtig und gut für grosse Unternehmen. Aber ich als kleines Unternehmen bin doch nicht betroffen. Was antworten Sie?

Nein, das Modell ist komplexer. Es ist richtig, dass immer mehr Menschen auf diese neue grüne Ebene kommen und dort Geschäftsmodelle entwickeln. Das heisst aber nicht, dass ich, der diesen Sprung kognitiv nachvollzogen habe, untere Bedürfnisschichten wie gutes Essen, Sex oder Dominanz nicht lebe. Wir springen ja alle zwischen verschiedenen Entwicklungsstufen und Zuständen hin und her. Es ist nur die Frage: An welchem Punkt halten wir uns länger auf und identifizieren uns mit ihm?

Neue und spannende Ideen entstehen nicht in ganz grossen Zusammenhängen wie Konzernen und Massenmärkten, sondern meist in neuen und kleinen Nischen. Sie können heute viel schneller mit neuen Innovationen Nischen bedienen.

Eine politische Bewegung wie die Tea-Party in den USA ist dunkelblau. Da passt kaum ein Blatt Papier zwischen Gut und Böse.

Buchempfehlung Good Business Und Barack Obama kann Sie nicht auf eine weitere Ebene hieven …

Wirtschaftlich erfolgreich sein und gleichzeitig «Gutes» für alle Beteiligten schaffen: Dass es ein neues und umfassenderes Denken der Unternehmer, Manager und Entscheider von morgen braucht, um dauerhaften Gewinn erzielen zu können, davon ist Top Managementberater und Vordenker Achim Feige überzeugt. «Nur Geld verdienen zu wollen, ist auf unserer Entwicklungsstufe zu banal» – und, wie Feige erklärt, nicht nur das, es ist auch immer weniger erfolgversprechend. Die Alles-um-jeden-PreisWirtschaft dankt gerade ab – an ihre Stelle tritt zunehmend die Good Business-Wirtschaft, die Ökonomie, Ökologie, Ethik und persönliche Integrität zusammenbringt.

Richtig. Trotzdem gibt es auch in den USA Anzeichen für diesen Wertewandel hin zu «People, Planet, Profit».

Viele kündigen aber auch den Sprung in die grüne Welt an und landen als Bettvorleger. Das Thema heisst «Greenwashing»: Ich simuliere meinen Wertewandel nur. Zum Beispiel stelle ich ein Windrad in Afrika auf, tue etwas für meinen ökologischen Fussabdruck, die klassische Wertschöpfungskette meines Unternehmens bleibt aber unangetastet. Es gibt überall Trittbrettfahrer, die nur ein schnelles Geschäft machen wollen, oder den Zusammenhang nicht verstanden haben. Greenwashing wird eher früher als später durchschaut. Aber wir müssen uns die Dimensionen verdeutlichen: Wenn Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten umbauen, sprechen wir von einem

210 Seiten Murmann Verlag ISBN 978-3-86774-107-1

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«

Musik – Die beste Art der Kommunikation.» Angelo Branduardi (*1950), ital. Popsänger u. Liedermacher

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SWEET & SOUR

Richtig essen macht

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SWEET & SOUR

Eines vorweg: Nein, Schönheit kann man nicht essen. Doch unsere Lebensmittel sind reich an wertvollen Inhaltsstoffen, die unsere Haut auf natürliche Weise erstrahlen lassen.

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von Sabine Schritt

ralle, rosige und strahlende Haut ist ein wichtiges Schönheitsmerkmal. Unser empfindlichstes Organ reagiert auf Ernährungssünden sofort, wird schrumpelig, rau und mit der Zeit faltig. Mit dem richtigen Speiseplan können wir unser Aussehen entscheidend verbessern. Vitamine A, C, E, Biotin, das Provitamin Beta-Carotin und die Mineralstoffe Selen und Eisen, Zink, Magnesium sowie Omega-3-Fettsäuren sind die wichtigsten Bausteine für eine Schönheit, die von innen kommt. Doch das erste Gebot ist: trinken, trinken und nochmals trinken. Unsere Hautzellen sind durstig, und nur wenn sie stets ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt werden, kann unsere Haut glatt und prall aussehen. Neben Feuchtigkeitscremes von aussen braucht die Haut vor allem Feuchtigkeit von innen. Anderthalb bis zwei Liter natriumarmes, aber magnesiumreiches Mineralwasser, natürliches Wasser, Tee oder Saftschorle sollten wir pro Tag trinken, sonst wird unsere Haut schlaff und schuppig.

«Ein Apfel am Tag und der Arzt bleibt, wo er mag.» englisches Sprichwort

Vitamin E ist ebenfalls ein Radikalfänger, aber auch ein echter Jungbrunnen für die Haut. Es spendet Feuchtigkeit, stärkt das Bindegewebe und beugt den gefürchteten Altersflecken vor. Das fettlösliche Vitamin E versteckt sich in Körnern und Nüssen, daher sind Vollkornprodukte und kaltgepresste Öle reich an Vitamin E. Gute Vitamin-E-Lieferanten sind auch Milch- und Milchprodukte. Vitamin E braucht Vitamin C, um seine Wirkung voll zu entfalten. Das Antioxidans Selen schützt die Haut vor Entzündungen und ist vor allem in Paranüssen, Fleisch und Fisch, aber auch in Vollkornprodukten enthalten.

Die Radikalfänger Ein aufgeschnittener Apfel wird, wenn er mit Sauerstoff in Berührung kommt, schnell braun. Ein paar Spritzer Zitronensaft, der reich an Vitamin C ist, verhindern diese Reaktion. So wie der aufgeschnittene Apfel ist unser Organismus täglich freien Radikalen ausgesetzt, die uns ganz schön alt aussehen lassen können. Vor allem durch UV-Strahlung entstehen die aggressiven Sauerstoffmoleküle, welche die Zellstruktur angreifen. Mit Nahrungsmitteln, die viel Antioxidantien enthalten, können wir unsere Zellen, insbesondere jene unserer Haut, vor Zerstörung schützen. Vitamin C ist das stärkste Antioxidans, es regt zudem die Kollagenbildung in der Haut an und hält sie elastisch. Viel Vitamin C steckt in Obst und Gemüse wie Orangen, Blaubeeren Ananas, Bananen, Zitronen, Paprika, Brokkoli oder Blumenkohl. Wahre Vitamin-CBomben sind Erdbeeren. Schon eine Handvoll pro Tag deckt den Tagesbedarf eines Erwachsenen.

Schönheitsgeheimnis Tomate Die Tomate ist eine wahre Wundertüte in Sachen Schönheit. Sie enthält Vitamin C, E und Beta-Carotin in hohen Mengen. Ihr Pflanzenfarbstoff Lycopin ist die schärfste Waffe im Kampf gegen schädliche Substanzen wie Nikotin, Umweltgifte und UV-Strahlung. Er kurbelt den körpereigenen Lichtschutz an und wirkt auf Dauer wie ein kleiner Sonnenschutz von innen.

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SWEET & SOUR

«Manche Leute glauben, sie essen gesund, weil sie am Drive-In-Schalter den Motor abstellen.» Mike Krüger, Komiker

Eine wichtige Rolle bei den Antioxidantien spielen auch die sekundären Pflanzenstoffe. Je kräftiger und dunkler die Farbe, desto mehr wertvolle Schönmacher sind in Obst und Gemüse enthalten. Zu den Spitzenreitern gehören Pflaumen, Himbeeren, rote Weintrauben, Erdbeeren, rote Beete und Spinat. Karotten enthalten sehr viel Beta-Carotin, welches mit Hilfe von Öl in Vitamin A umgewandelt wird. Es regt die Teilung der Zellen an und repariert die Haut, wenn sie mal zu viel Sonne abbekommen hat. Paprika und Brokkoli enthalten ebenfalls viel Beta-Carotin. Vitamin A ist das Schönheitsvitamin schlechthin, es hält die Haut glatt und geschmeidig und wirkt schon fast wie ein Mini-Lifting. Auch kann es kleinen Fältchen vorbeugen. Vitamin A ist vor allem in Eigelb und Fisch enthalten. B-Vitamine sorgen für schöne Haut und Haare und kurbeln die Fettverbrennung der Körperzellen an. Dunkle und rote Obstsorten bringen eine Extraportion B6. Vitamin B6 ist an der Blutbildung beteiligt. Reis entschlackt, denn er enthält kein Fett, dafür aber jede Menge Vitamine und Mineralstoffe. In dem weissen Korn stecken vor allem B-Vitamine wie B1 und B6. Vitamin B1 stärkt die Nerven und ist wichtig für einen gesunden Stoffwechsel. Zudem punktet Reis mit Biotin für gesunde Haare und Nägel. Biotin stärkt Haut, Haare und Nägel und findet sich unter anderem in Mandeln oder Mandelöl. Mineralstoffe und Spurenelemente sorgen für einen funktionierenden Stoffwechsel und begünstigen das Ausscheiden von Schlacken und Giftstoffen. Der Mineralstoff Zink in Fleisch, Getreide, Nüssen und Milch unterstützt Heilungsprozesse der Haut. Eisen transportiert den Sauerstoff in die Zellen. Eisenhaltig sind Tomaten, Erbsen und rote Beete. Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen im Körper. Magnesium entspannt die Muskeln und ist an der Energieversorgung beteiligt. Es steckt in Kopfsalat, Bananen, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten.

Wertvolle Fette Gegen trockene und raue Haut wirken die wertvollen Fette von Fischen wie eine Ölkur von innen. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren Omega 3 werden im Stoffwechsel in wichtige Reglerstoffe umgebaut und können unter anderem Entzündungsvorgänge im Körper stoppen. Zudem sorgen diese Fettsäuren für einen stabilen Feuchtigkeitshaushalt der Haut und lassen sie jung und frisch aussehen. Fette Meeresfische wie Makrele, Lachs, Hering und Thunfisch liefern die wertvollen Fettsäuren. Auch Pflanzenöle enthalten Omega 3, vor allem Weizenkeim-, Maiskeim-, Sonnenblumen- oder Sojaöl.

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SWEET & SOUR

Wunderfrüchtchen Avocado Avocados haben einen Fettgehalt von etwa 30 Prozent, es handelt sich jedoch vorwiegend um die wertvollen ungesättigten Fettsäuren. Daneben ist die Avocado nicht nur reich an Vitaminen der B-Gruppe, sondern auch an Folsäure, Kalium, Magnesium, Eisen und Kupfer und enthält viel Vitamin E.

Ein Glas Gras? Weizengrassaft enthält eine Fülle an Vitaminen, ebenso Beta-Carotin und zahlreiche stoffwechselfördernde Enzyme. Zu 70 Prozent besteht Weizengrassaft aus dem Pflanzenfarbstoff Chlorophyll. Das natürliche Blattgrün verbessert den Sauerstoffgehalt im Gewebe und im Blut und wirkt reinigend und wundheilend.

Vegetarier haben weniger Falten Wer seine Speisen mit Petersilie, Basilikum, Salbei, Oregano oder Thymian würzt, tut seiner Haut Gutes. Denn die ätherischen Öle frischer Kräuter wirken entzündungshemmend und klärend. Kaum Fett und Kohlenhydrate, dafür eine Fülle von Vitalstoffen: Salat sorgt für reine Haut und ist auch noch gut für die Figur. Die Ananas enthält Enzymen, die einen positiven Effekt auf die Verdauung von Eiweiss und Fett haben. Das Enzym Bromelain stärkt das Bindegewebe und soll Cellulite mindern. Ausserdem ist die exotische Frucht reich an Vitamin C und E und enthält neben Biotin auch B-Vitamine sowie zahlreiche Mineralstoffe.

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Wer regelmässig Obst und Gemüse isst, bekommt weniger Falten und sieht jünger aus. Das hat eine Untersuchungsreihe mit 450 Teilnehmern an der Berliner Charité im Jahr 2006 ergeben. Menschen, die viel Gemüse essen, haben mehr Antioxidantien im Organismus, die schädliche Sauerstoffmoleküle auffangen, als jene die wenig Obst und Gemüse essen.


NEWS

C

Christian Lacroix designt erneut den Chivas Regal Nach dem Erfolg der von Christian Lacroix kreierten Magnum Chivas 12yo setzten die weltweit führende Whisky-Luxusmarke und das französische Modehaus ihre hervorragende Zusammenarbeit fort. So wurde der französische Designer mit der Gestaltung der Flasche des Chivas Regal 18 years old beauftragt. Dank seiner Kreativität, seines Sinns für Innovation und dem typischen Lacroix-Stil gelang es dem Designer erneut, Haute Couture und den prestigeträchtigen Whisky gekonnt miteinander zu verbinden. Das opulente Design dieser limitierten Edition ist von der Geschichte des Chivas Regal inspiriert und verleiht der Flasche ein elegantes, prestigeträchtiges und glanzvolles Aussehen, das den luxuriösen Scotch Whisky, den sie umhüllt, perfekt widerspiegelt. www.chivas.com

E

Einzigartiges und exklusives Geschmackserlebnis Mizubasho PURE ist der weltweit erste und einzige Sake, der konsequent und kompromisslos nach der «Méthode Champenoise», der klassischen Herstellungsmethode für Champagner, gebraut wird. Der Perfektionismus in der Herstellung geht dabei so weit, dass selbst originale Flaschen, Korken und Verschlüsse aus der Champagne importiert werden. In den USA ist der Mizubasho PURE innert kürzester Zeit das Szenegetränk der Schönen und Reichen geworden, der aussergewöhnliche Genuss hat aber auch seinen Preis. Im Feinkost-Einzelhandel wird die Flasche mit 720 ml Inhalt angeboten und konkurriert nicht nur im Geschmack mit den besten Tropfen aus der Champagne. Ab sofort wird der Mizubasho PURE auch in der Schweiz erhältlich sein. Der Vertrieb wird ausschliesslich über den Feinkosthandel und ausgewählte Lokale, Restaurants und Bars erfolgen. www.mizubasho-pure.com

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Luxuswasser besticht durch aussergewöhnliches Design Gize, das Gold-gefilterte Mineralwasser aus Nova Scotia, Kanada, wurde für sein herausragendes Flaschendesign mit dem «Global Packing Design Award» ausgezeichnet. Die stilvolle Gize-Flasche mit ihrem formvollendeten Design und ihrer klaren Linienführung ist ein echter Hingucker auf jedem Tisch. Gize ist eine von nur 35 ausländischen Wassermarken, welche über amtliche Anerkennung als Mineralwasser verfügt und das einzige Wasser aus Nordamerika, das den strengen Kriterien gerecht wird.

Genuss

PURER

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Für puren Kaffeegenuss Amici und BRITA heisst die Traumbesetzung für puren Kaffeegenuss: Die Leidenschaft von Amici zusammen mit dem optimalen Wasser von BRITA machen Traumkaffee wahr. Die neue Kaffeemaschine GOOD NEWS von Amici macht Kaffee, macht Musik oder beides gleichzeitig. Ganz nach eigenem Gusto, in neun Farben – und mit dem eingebauten Radio. Die integrierte METODO IPERESPRESSO mit fünf unverwechselbaren Sorten erfüllt Kaffeeträume. Die Dichte und Menge der Crema schenken eine samtige Struktur mit lang anhaltendem, cremigem Geschmack. Für GOOD NEWS und alle andern Espressomaschinen wie auch Haushaltgeräte sollte man BRITA-gefiltertes Wasser verwenden. Das verlängert die Lebensdauer Ihrer Geräte und optimiert den Genuss zusätzlich. www.amici.ch www.brita.ch

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Wahre Schönheit kommt von Innen Dass wahre Schönheit von Innen kommt, ist im Volksmund genauso weitverbreitet wie das folgende Wissen: «Die Haut ist der Spiegel einer gesunden und ausgewogenen Lebensweise.» Alltagsstress, UV-Strahlung, Ozon, Smog, einseitige Ernährung, Alkohol und Nikotin können natürliche Gegenspieler von Schönheit und Gesundheit sein. Durch diese Einflüsse entstehen vermehrt freie Radikale im Körper, und der antioxidative Vitalstoffbedarf kann erhöht sein. Das Nahrungsergänzungsmittel Mangostan Gold PRO IMMUN enthält überaus viele Antioxidantien, die das Immunsystem stärken und die natürliche Schönheit unterstützen können. Die Mixtur von Mangostan Gold PRO IMMUN bildet neben der Stärkung des Immunsystems auch die Basis für die natürliche Schönheit. www.Mangostan-Gold.de

Gize gibt es nicht nur mit oder ohne Kohlensäure, sondern auch in vier aufregenden Geschmackssorten: Lemon-Edelflower, Raspberry-Ginger, PearVinegar und PineappleCoconut. www.gize.com

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SWEET & SOUR

Food Design macht Appetit Essen und Trinken füllt nicht nur die Bäuche, sondern sollte im besten Fall alle Sinne ansprechen, sodass man Lust auf mehr bekommt.

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von Yvonne Beck

n Europa kommen jährlich circa 10.000 neue Lebensmittel auf den Markt. Es kommt dabei nicht nur auf den Geschmack an, wenn Lebensmittel beim Verbraucher Erfolg haben sollen. So gibt es Lebensmittel in den schönsten Formen und Farben, denn diese beeinflussen zusammen mit der Konsistenz unser Essverhalten. Kurz: Wenns beim Reinbeissen richtig knackt, schmecken Würstchen besonders gut. Fischstäbchen klingen zwar nicht toll,

lassen sich aber schön nebeneinander in der Pfanne anordnen, und Butterkekse werden erst mit 52 Zacken zum richtigen Augenschmaus. Form, Farbe, Geruch, Konsistenz und sogar Verzehrgeräusche beeinflussen das Design von Lebensmitteln. Deshalb gibt der Mensch schon von Beginn seiner Geschichte dem, was er isst, gern Form und Gestalt. Heute, im Zeitalter der weltweiten Industrialisierung, kümmern sich darum die Food Designer.

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SWEET & SOUR

Design your Food Die Natur stellt dem Menschen eine grosse Menge an Nahrungsmitteln zur Verfügung: süsse Früchte, knackiges Gemüse, nährstoffreiche Milch oder eiweisshaltiges Fleisch. Doch wir sind meist nicht mit einem Pfirsich, einer Tomate oder einem rohen Ei zufriedenzustellen Und so verändert der Mensch mehr als eintausend Mal pro Jahr das essbare Angebot der Natur, indem er es vor jedem Essen zerschneidet, zerkocht, verrührt oder kombiniert. Der menschliche Wille, Essbares zu gestalten, unterscheidet ihn von allen anderen Lebewesen. So ist der Mensch seit Tausenden von Jahren Food Designer. Ja, der Mensch isst Gerichte und nicht bloss Nahrungsmittel. Deshalb sind wir ständig auf der Suche nach einem neuen Geschmackserlebnis. In den Entwicklungsabteilungen der Lebensmittelkonzerne wird konsequent an innovativen Produkten gearbeitet. Dabei ist der Konsument der Boss, denn seine Meinung, sein Geschmack, seine Wünsche und Bedürfnisse sind ausschlaggebend.

und aus billigen Zutaten eine schaumig-lockere Creme. Durchschnittlich dauert es sechs Monate, um einen neuen Geschmack und zwei Jahre, um eine neue Form zu entwickeln, denn es benötigt viele Umfragen, Forschungsauswertungen, Meetings, bevor man herausgefiltert hat, was den Konsumenten anspricht. Dennoch hält sich nur eins von zwanzig Nahrungsmitteln länger als zwei Jahre auf dem Markt.

The crusty Sound of Chips Nahrungsmittel sollen die Sinne ansprechen. Meistens sagt uns bereits der Anblick einer Speise, ob sie uns schmecken wird oder nicht. Die Farbe lässt uns die Geschmacksrichtung erahnen. Rote Lebensmittel sind in der Regel akzeptiert, sie sind beliebt, ob Kirsche, Erdbeere oder rotes Fleisch. Schwarze Lebensmittel muten an wie Fäulnis, wie Tod und sind oft negativ belegt. Die Farbpsychologie spielt bei der Bewertung und dem Kauf von Lebensmitteln eine sehr grosse Rolle. Daher floppte auch der Versuch, eine farbneutrale Cola auf dem Markt einzuführen, obwohl der Geschmack unverändert blieb. Die Konsumenten verbinden Cola einfach mit einem braunen Getränk. Farbe macht Appetit. Im alten England täuschte mit Karottensaft gefärbter Chedarkäse einen höheren Fettgehalt und damit mehr Geschmack vor.

Genau durchdachte Konzepte locken die Kunden zum Kauf. Zusatzstoffe gelten als Lieblingswerkzeuge der Food Designer in den Versuchsküchen der Lebensmittelindustrie – unentbehrlich als Farbstoffe und Geschmacksverstärker, als Emulgatoren und Konservierungsmittel. Unansehnliches peppen sie auf, schnell Verderbendes wird auf Dauer haltbar. Sie machen dünne Saucen dick

Auch heute noch erscheinen uns gelbe Butter oder orangener Fruchtsaft geschmackvoller. Und nach jahrelangem Verzehr von gelbweissem Vanilleeis nimmt so mancher Konsument erstaunt zur Kenntnis, dass Vanille eigentlich schwarz ist. Aus dem Früchtesortiment kennt der Konsument, dass die süssesten Früchte die roten sind. Sie sind die saftigsten und versprechen höchsten Genuss. Daher assoziiert man die Farbe dieser Früchte und deren süssen Geschmack auch mit anderen Produkten, die auf dem Markt angeboten werden. Also greifen die meisten Menschen auch zuerst zu roten Gummibärchen, und Hersteller bedienen diesen Wunsch und füllen mehr rote Gummibärchen als weisse oder gelbe in die Tüte. Noch wichtiger als das Äussere ist jedoch der Geruch. Düfte betören oder ekeln den Konsumenten.

«Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.» Winston Churchill

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SWEET & SOUR

«Das Essen soll zuerst das Auge erfreuen und dann den Magen.» Johann Wolfgang von Goethe

einem einzigen Biss. Und je unterschiedlicher die Konsistenzen im Mund, desto grösser das Geschmacksvergnügen. Die spezifische Form vieler Esswaren erklärt sich aber auch aus ihrer Funktion. Gerichte und Lebensmittel sollen das Auge und den Gaumen erfreuen, sie werden jedoch auch nach praktischen Gesichtspunkten gestaltet und sind sogar bereit, im Gegenzug auf geschmackliche Nuancen zu verzichten. Manchmal entscheidet man sich aus Faulheit einfach für fertige Tiefkühlpizzen oder lagerfähige Dosentomaten. Essen muss nicht nur gut schmecken und unseren kulturellen Vorstellungen entsprechen, Essen muss auch funktionieren. Unzählige, weltweit erfolgreiche Produkte üerzeugen keineswegs aufgrund ihrer ästhetischen oder sinnlichen Qualitäten, sondern punkten mit ganz praktischen Vorteilen. Ein Meister darin sind beispielsweise die Fischstäbchen: Sie lassen sich industriell herstellen, sind einfach zu transportieren und passen genau in unseren Mund. Ein klarer Fall von Food Design. Zudem sehen sie nicht aus wie Fisch und werden somit auch gerne von Fischmuffeln gegessen.

Praktische Formen

Auch die Ohren entscheiden darüber, ob uns etwas schmeckt oder nicht. Cornflakes oder Kartoffelchips schmecken dann besonders gut, wenn sie beim Reinbeissen laut krachen. Hört sich ein Kartoffelchip beim Reinbeissen wabbelig an, lehnen wir ihn sofort ab, da die Ohren uns sagen, dass er nicht mehr frisch ist. Ganze 60 Prozent des Geschmacks eines Würstchens werden durch sein Knackgeräusch vermittelt. Unser Mund ist jedoch mit einem perfekten Tastsinn ausgestattet, mit ihm ermitteln wir Konsistenz und Bisswiderstand einer Speise. Unterschiedliche Bissfestigkeiten sind das Erfolgsgeheimnis vieler Süsswaren. In Nusssplitter gewälzt, mit Schokolade überzogen, cremig gefüllt und in der Mitte eine knackige Haselnuss. Manche Pralinen vereinen bis zu fünf verschiedene Konsistenzen, erlebbar mit

Runde, schwere Käselaibe lassen sich wie Weinfässer rollen und sind so einfacher zu transportieren. Bagels kann man bis zu zehn Stück auf Schnüre fädeln und so einfach in einer Hand halten. Der vierte Earl of Sandwich ist der Erfinder des gleichnamigen Snacks. Der passionierte Kartenspieler orderte 1762 seine Mahlzeit zwischen zwei Brotstücken, um eine Pokerpartie nicht unterbrechen zu müssen. Sein Küchenchef servierte ihm gefüllte zusammengeklappte Weissbrotscheiben und gilt seitdem als der Erfinder des Sandwiches. © www.wikipedia.org

Der Mensch schmeckt viel mehr mit der Nase als mit dem Mund, denn mit der Zunge oder dem Gaumen kann der Mensch nur vier Geschmacksrichtungen, süss, sauer, salzig und bitter, erkennen. Den Rest übernimmt das Riechorgan.

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SHORT CUTS

Sissi

von Misswahlen bis Der Fleck, der schön macht

Als Schönheitsfleck wird ein echtes Muttermal bezeichnet, das durch seine Grösse, Platzierung und Form und überhaupt durch sein Vorhandensein einer meist weiblichen Person ein besonders charakteristisches und attraktives Aussehen verleiht. Bekannte Frauen mit Schönheitsfleck sind Marilyn Monroe, Cindy Crawford sowie die Französin Brigitte Bardot. Entstanden ist der Boom der teilweise unechten Male, die man sich aufkleben, aufmalen und heute sogar auf die Haut tätowieren lassen kann, im Europa des 17. Jahrhunderts. Damals hatte die Stelle, an der der Fleck sass, jedoch noch eine Bedeutung. Fleck auf der rechten Wange: Trägerin ist verheiratet, linke Wange: Trägerin ist verlobt, Lippennähe: Trägerin signalisiert Flirtbereitschaft, Augennähe: Zeichen feuriger Leidenschaft. Viele Menschen benutzen unechte Schönheitsflecken ganz dezent, so dass sie dem Gesicht einen stärkeren Ausdruck verleihen, es aber nicht komplett verändern. Heutzutage ist es sogar möglich, Sommersprossen zu implantieren, um so dem Gesicht ein permanent sonnengebräuntes Aussehen zu verleihen.

Die schönste Frau der USA Die erste Miss-USA-Wahl, die als Konkurrenzevent zur Miss America ins Leben gerufen wurde fand 1952 als Werbeveranstaltung für einen Badeanzug-Hersteller statt. Die jeweilige Miss USA darf zur Wahl der Miss Universe antreten und hat die Chance, als die schönste Frau der Welt gewählt zu werden. Die Wahl erreichte den Höhepunkt ihrer Popularität in den 1960er Jahren. Seither hat sie wie alle Schönheitskonkurrenzen erheblich an Publikumswirksamkeit eingebüsst. Die letzte Wahl brachte die Veranstaltung jedoch wieder ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, denn erstmals wurde eine Titelträgerin mit muslimischen Wurzeln zur schönsten Frau Amerikas gekürt. Die 24-jährige Rima Fakih stammt aus dem Libanon und gehörte eigentlich nicht zu den Favoritinnen. Doch da die Kandidatinnen neben ihren optischen Vorzügen in Interviews auch noch beweisen müssen, dass sie etwas im Kopf haben, lief sie ihren Mitbewerberinnen den Rang ab. Mit acht Misses stellt der Bundesstaat Texas bis heute die meisten Siegerinnen, gefolgt von Kalifornien, Hawaii und Illinois. Der Chef der Miss-USA-Wahlen ist der Immobilien-Tycoon Donald Trump.

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SHORT CUTS

Schönheitsideal aus der Antike

Der Schönheitswahn der Kaiserin Sissi Bei ihrer Hochzeit am 24. April 1854 galten sie als Traumpaar: Elisabeth, Kaiserin von Österreich – besser bekannt als Sissi – und Kaiser Franz Joseph. Doch die Ehe wurde mit vielen Problemen und Schicksalsschlägen belastet. Vor allem durch die erfolgreichen Sissi-Filme weiss man mehr über Elisabeth als über ihren Ehemann. Kaum eine Regentin in Europa hat so viel Aufsehen erregt wie die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn.

Nofretete – neben Kleopatra die wohl schönste und anmutigste Frau der ägyptischen Antike – ist durch den Fund ihrer Büste unsterblich geworden. Die berühmte Gemahlin von König Echnaton muss schon als Baby ausgesprochen hübsch gewesen sein.

Sissi ist bei ihrem Volk wegen ihres Aussehens und Charakters sehr beliebt, und spätestens seit den Filmen aus den Fünfziger Jahren geniesst sie über die österreichischen Grenzen hinaus echten Kultstatus. Glücklich war die Ehe der beiden jedoch nicht, denn der Kaiser muss ein 38-Millionen-Volk regieren und den Zerfall der Monarchie verhindern und liess seine Frau deshalb viel alleine. Kaiserin Elisabeth wurde melancholisch und schwermütig. Sie beschäftigte sich mehr und mehr mit sich selbst. Sich ihrer Schönheit wohl bewusst, betrieb sie einen regelrechten Schönheitskult um ihre Person.

Denn ihre Eltern gaben ihr den Namen «Nofretete», was übersetzt bedeutet «Die Schöne ist gekommen». Trotz intensiver Forschungen ist ihre Herkunft ungewiss. Man vermutet jedoch, dass ihre Familie der ägyptischen Oberschicht angehörte. Über ihren Gemahl ist wesentlich mehr bekannt als über Nofretete selbst. Als Herrscher der 18. Dynastie führte er den Kult des Sonnengottes Aton ein und etablierte damit als erster Monarch der Weltgeschichte eine monotheistische Religion. Auch Echnatons Hauptfrau Nofretete verehrte den Sonnengott zutiefst. Man vermutet heute, dass sie möglicherweise das höchste Priesteramt innehatte – eine Aufgabe, die sonst nur männlichen Herrschern vorbehalten war. Darauf deuten Funde von Wandmalereien, die aus Tempeln des Sonnengottes stammen. Nofretetes Schönheit ist in verschiedenen plastischen Darstellungen dokumentiert, die man in Tell el-Amarna, der ehemaligen Residenz Echnatons, fand. Am schönsten und eindrucksvollsten ist jedoch die lebendig wirkende bemalte Kalksteinbüste, die man noch heute im Ägyptischen Museum in Berlin-Charlottenburg bestaunen kann.

Bei einer Grösse von 1,72 Metern wog sie nur 50 Kilogramm. Um dieses Aussehen zu behalten, unterzog sie sich strengen Diäten und trieb übermässig viel Sport. In der Wiener Hofburg liess sich Sissi ein eigenes «Sportstudio» einrichten. Dort turnte sie täglich, zudem unternahm sie lange Ausritte und wanderte. Besonders stolz war sie auf ihre Haare, die ihr bis zur Ferse reichten, so dass sie mehrere Stunden täglich für die Pflege brauchte.

Schön nur in der Nacht Ohne Blüten handelt es sich um einen unscheinbaren Strauch mit halbkletternden Trieben. Erst wenn sich die grossen Blüten mit 25 bis 30 Zentimetern Durchmesser öffnen und dabei einen wunderbaren Duft verströmen, erkennt man ihre Schönheit. Die Rede ist von der «Königin der Nacht», einer Pflanze, deren Blüten, sich nur mit Beginn der Dunkelheit öffnen und vor dem Morgengrauen wieder schliessen. Welch ein Erlebnis, das Aufblühen mitzuerleben, denn die Königin unter den Pflanzen blüht im Jahr stets nur für eine Nacht. Die Blütezeit fällt in die Monate Juni und Juli. Die Art stammt ursprünglich aus der Karibik, wird aber seit langem verbreitet kultiviert. Auf den karibischen Inseln werden die roten Früchte der Pflanze zudem als Delikatesse geschätzt.

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FACE TO FACE

Xenia

Ganz schรถn schlau Tchoumitcheva 72


FACE TO FACE

Bei der Miss Schweiz Wahl 2006 wurde sie zwar nur Zweite. Doch dank Köpfchen und Business-Knowhow ist Xenia Tchoumitcheva heute viel mehr als ein Model. Die Tessinerin hat ihr Wirtschaftsstudium abgeschlossen und vermarktet sich höchst erfolgreich selber – als Model, Schauspielerin, Moderatorin und neuerdings auch als DJane.

K

Text und Fotos: Dominique Zahnd, London

illerkörper, sündiger Schmollmund, Bambiblick: Xenia Tchoumitcheva ist ein fleischgewordener Männertraum. Titel sammelt sie wie andere Bonuspunkte im Supermarkt: So wurde sie schon zur «erotischsten Miss», der «begehrtesten Singlefrau» oder dem «besten Bikinibody der Schweiz» gewählt. Ihr ansprechendes Äusseres brachte ihr auch etliche Werbekampagnen ein. Audi? Burger King? Visilab? Die Tessinerin liess sich ihr Lächeln schon von so manchem Grossunternehmen vergolden.

Auf derselben Schule wie Al Pacino Xenias Karriere läuft auf Hochtouren. Kein Wunder, ist man auch im Ausland auf sie aufmerksam geworden. Amerikas renommierteste Modelagentur Elite klopfte bei der hübschen Schweizerin an und nahm sie auch gleich unter Vertrag. Damit tritt Xenia Tchoumitcheva in die Fussstapfen von Topmodels wie Naomi Campbell, Gisele Bündchen und Cindy Crawford. Doch dem nicht genug: Nachdem die schöne Blondine bereits Schauspielerfahrung in diversen Musikvideos gesammelt hatte, schrieb sie sich auch gleich für einen Intensivkurs an der ehrwürdigen New York Film Academy ein. «Dort wird man nur dank guter Referenzen aufgenommen», sagt die Tessinerin. Hollywood-Superstars wie Al Pacino, Leonardo DiCaprio oder Jodie Foster haben an der New York Film Academy auch schon die Schulbank gedrückt. Bis zu zwölf Stunden Unterricht am Tag sind hier keine Seltenheit. Doch Gastlehrer wie Glenn Close oder Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffman machen einen Besuch an der Elite-Schule unbezahlbar. «Ich habe dabei viel über mich gelernt. Der Unterricht fühlte sich ein bisschen wie eine Psychotherapie an», sagt Xenia beim exklusiven Fotoshooting mit dem «Prestige»-Magazin und lacht.

«Ich bin ein geborener Leader, neue Sachen anzupacken ist meine Droge»

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FACE TO FACE

Kinofilm mit Eva Longoria gedreht

«Der Schauspielunterricht fühlte sich wie eine Psychotherapie an»

Und siehe da: Die junge Schweizerin hat bereits mit den Hollywoodstars Eva Longoria («Desperate Housewives») und Christian Slater («Robin Hood») gedreht. In der mit fünf Millionen budgetierten Latinokomödie «Without Men» geht es um eine Gruppe von Frauen, die plötzlich alleine dastehen, nachdem ihre Männer in den Krieg gezogen sind. Der Streifen basiert auf einem Bestseller von James Canon, Regisseurin ist die gebürtige Argentinierin Gabriela Tagliavini («Hannah Montana», «Desperate Housewives»). «Ich spiele eine der frustrierten, zurückgelassenen Frauen. Die Rolle ist zwar nur klein, aber das Ganze hat riesig viel Spass gemacht», schwärmt Xenia Tchoumitcheva. Dieses Jahr soll der Film in den US-Kinos anlaufen. Natürlich war Xenia in den USA auch auf vielen Parties. Und hat dabei den ganzen Hollywood-Adel persönlich kennen gelernt – darunter Stars wie Justin Timberlake, Cameron Diaz, Fergie, Woody Allen oder Leonardo DiCaprio. Der «Titanic»-Star spendierte ihr

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sogar einen Drink und gab ihr ein paar Schauspieltipps. «In dieser Welt kennt jeder jeden. Aber ganz ehrlich: Viel Geld und Ruhm machen noch keinen guten Menschen aus. Mir persönlich ist diese Scheinwelt ein bisschen zu oberflächlich», gibt sie zu.

Xenia – der Brand – braucht längst keine Werbung mehr. Sie ist als Marke zum Selbstläufer geworden und managt sich mittlerweile im Alleingang. «Meinen Manager habe ich gefeuert, jetzt läuft es viel besser», sagt sie. Täglich kommen neue Aufträge rein – für Fotoshootings, Moderationen oder Jobs hinter dem Plattenteller. «Ich habe mir zeigen lassen, wie man richtig mit Vinylplatten auflegt. Jetzt habe ich es im Griff und werde bereits jedes Wochenende als DJ gebucht», freut sie sich.

Wirtschaftspraktikum bei Londoner Firmen Nur schön zu sein, hat ihr noch nie gereicht. Sie will eben auch intellektuell gefordert werden. Darum hat Xenia erfolgreich ihren Bachelor-Abschluss in Ökonomie gemacht (inklusive Dissertation über BPs Ölkatastrophe) und in London in Finanzanalysen und Hedge-Funds reingeschnuppert. Erst absolvierte die Tessinerin ein Wirtschaftspraktikum bei Merrill Lynch, dann bei der AssetManagement-Firma Duet Group. Dort erstellte sie Analysen, die ihren Kollegen als Grundlage für deren Arbeit dienten. Xenias Boss bei der Duet Group schwärmt: «Ihr Einsatz, ihre Lernbereitschaft und rasche Auffassungsgabe überraschten mich. Auch ihr Ehrgeiz ist bewundernswert.»

Spricht man die Schöne mit dem Angelina-Jolie-Schmollmund auf ihre Zukunftspläne an, wird sie ernst. «Ich bin ein geborener Leader, neue Sachen anzupacken, ist meine Droge», sagt sie. «Was ich aber wirklich will, ist später mal selber ein Unternehmen leiten. Darum suche ich im Moment eine Firma, bei der ich mich von unten nach ganz oben arbeiten kann. Ich brauche diese Praxis.»

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Sie hätte gerne eine Schulter zum Anlehnen Bei so vielen Engagements fragt man sich: Schläft die Tessinerin mit den russischen Wurzeln eigentlich nie? Denn zu den weiteren Jobs der Powerlady gehören unter anderem auch eine TV-Show (After5.tv), Moderationen für Fashion-TV, regelmässige Kolumnen für das US-Luxusmagazin «Haute Living» und das Magazin «Schweizer Monatshefte» sowie die Betreuung eines eigenen Blogs (queenxenia.blogspot.com).

«Ich suche eine Firma, bei der ich mich von unten nach ganz oben arbeiten kann»

Allüren? Hat die Frau von Welt trotzdem keine. Xenia Tchoumitcheva weiss einfach, was sie will. Und wie steht es mit Männern – was für einen will sie da? Die Schöne gesteht, schon lange Single zu sein. Einen Mann zu finden, sei schwierig. «Denn sind sie zu jung, dann sind sie meistens sehr eifersüchtig», sagt das Model und fügt hinzu: «Und sind die Männer älter, wollen sie mich gleich zur Mutter machen. Aber dafür bin ich noch zu jung.» Doch so eine Schulter zum Anlehnen hätte sie schon gerne. Unter einer Bedingung: Ihr Partner muss sie auch intellektuell stimulieren. Xenias Kulleraugen blitzen und sie sagt: «Er darf nicht dumm sein. Denn das sexuelle Verlangen geht irgendwann weg – und was bleibt dann?»

Making-of-Video

Offizielle Webseite von Xenia: www.xeniaonline.com

www.dominiquezahnd.com

Topmodel Xenia Tchoumitcheva ist eine der meist fotografierten Frauen der Schweiz. Doch bevor einem die schöne Tessinerin von einer Plakatwand oder dem Cover eines Magazins entgegen lächelt, muss sie erst mal ins Fotostudio. Wie dort mit einem Star gearbeitet wird, zeigt unser Blick hinter die Kulissen. Das exklusive Making-of-Video zum «Prestige»-Fotoshooting gibt’s auf

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KOLUMNE

DIE KEHRSEITE DER SCHÖNHEIT

von Nubya

I

ch bin überzeugt, dass viele attraktive Menschen

Die CDs meiner Lieblingssängerinnen werden intensiver, je

durch ihre äussere Schönheit ihr Leben in Bahnen

später die Jahre. Zum Beispiel Billie Holiday. Die beiden Al-

lenken, die sie sonst nicht gewählt hätten. Und dass

ben, die ich am liebsten höre («Lady Sings The Blues» und

sie sich vielleicht zu oft auf ihre Aussenwirkung ver-

«Lady In Satin»), sind die, die emotional unglaublich packend

lassen und schwer enttäuscht werden, wenn das

sind, obwohl ihre Stimme so mitgenommen klingt, dass es

Blatt sich wendet. Denn es kommt der Tag, an dem sich die

fast schon weh tut. Doch sie transportiert dabei mit ihrem Ge-

ersten Alterserscheinungen zeigen und eine neue Schönheit

sang so viele Emotionen wie nie zuvor.

zum Vorschein kommen muss. Eine, die von innen kommt und die zeigt, wie man sich als Mensch weiterentwickelt hat

Oder Carmen McRae. Sie hatte eine wunderschöne,

und gereift ist. Es erfordert auch eine gewisse Standhaftigkeit,

glockenhelle Stimme in ihrer Jugendzeit, dennoch reisst

um sich in jungen Jahren nicht einfach nur den Privilegien der

mich die eckig-kantige späte Carmen McRae viel mehr

Äusserlichkeiten hinzugeben.

mit. Zum Beispiel ihre Interpretation von Thelonius Monks Songs («Carmen Sings Monk»).

Auch im Musikgeschäft existiert der Jung-und-schön-Bonus und auch da vergeht er. Wir verzeihen einem jungen

Manchmal frage ich mich, ob es heutzutage in der Musikbran-

Künstler Dinge, die wir bei einem reiferen Performer nicht

che nur noch um Äusserlichkeiten geht. Praktisch alles, was

mehr durchgehen lassen. Und das ist auch in Ordnung so.

wir im Radio vorgesetzt bekommen, ist von hauptsächlich

Wichtig ist, dass man sich dessen bewusst ist, es auch

jungen, schönen und schlanken Menschen gesungen. Wenn

auskosten darf, aber nicht vergisst, an sich zu arbeiten.

man sich die Bilder der Interpreten ansieht, die in den Top-100

Wer sich weiterentwickelt, wird schlussendlich mehr Mög-

stehen, muss man lange nach einem Body-Mass-Index über

lichkeiten haben und immer in der Lage sein, das zu tun,

20 suchen. Und das zieht sich nicht nur durch den Popmusik-

was Freude macht. Spontanität sollten wir uns dabei unbe-

Bereich, sondern auch durch den Jazz und die Klassik. Die

dingt bewahren, aber wenn man früher frisch und fröhlich

letzten paar CD-Covers, die ich von Jazz-Sängerinnen ge-

irgendetwas erzählte und ziemlich planlos auf die Bühne

sehen habe, könnten auch aus der «Vogue» stammen. Wo

ging, wurde das verziehen, heute muss da schon mehr

sind die anderen geblieben? Haben die keine Chance mehr

stimmen. Und das tut es auch. Dafür gewinnen wir ja an

im Musikgeschäft?

Lebenserfahrung dazu. Wir sollten aufhören, uns dem Schönheits- und JugendDie meisten Interpreten werden mit steigendem Alter besser,

lichkeitswahn unterzuordnen. Jede Lebensphase hat et-

denn die Emotionen, die das Leben mit sich bringt und die uns

was für sich. Für alles, was man bekommt, muss man et-

prägen, kann ein junger Mensch gar noch nicht kennen. Na-

was hergeben, und wenn wir uns an Vergangenes klam-

türlich gibt es viele grossartige junge Künstler und Interpreten,

mern, haben wir die Hände nicht für das Neue frei, das wir

doch auch die werden mit der Zeit nur noch interessanter.

ergreifen könnten.

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Garten & Lifestyle 16. bis 20. März 2011 | www.giardina.ch Mi, Do 9 –20 Uhr | Fr 9 –22 Uhr | Sa, So 9 –18 Uhr | Messe Zürich Tauchen Sie ein in bezaubernde Gartenwelten und erleben Sie einmalige Momente blühender Inspirationen für Ihre persönliche Wohlfühloase.

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ARCHITECTURE

Museumsbauten Hort der schönen Künste

«Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen sage, dass ich Ihnen definiere: Was ist Kunst? Wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten.» Pablo Picasso

Die Glaspyramiden des Louvre.

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ARCHITECTURE

Guggenheim Museum Bilbao.

A von Lone Halvorsen

ls im Jahre 1779 das Fridericianum in Kassel errichtet wurde, entstand weltweit der erste Museumsbau, der einzig und allein der Präsentation von Kunst- und Kulturschätzen diente. Mit dem Ende des 20. Jahrhunderts hielt die moderne Architektur auch in die Museumswelt Einzug. Man könnte sogar behaupten, einige Museen ziehen nicht nur enthusiastische Besucher an, aufgrund der Schätze im Inneren, sondern auch wegen ihrer beeindruckenden Architektur.

Museum an sich, als auch die Kunst geniessen, die dort präsentiert wird. Ein Platz, an dem Menschen zusammenkommen – und es gibt keinen Widerspruch zwischen dem Zusammenkommen von Menschen und dem gemeinsamen Teilhaben und Miterleben von Kunst.» Als Basisattraktion fungieren sicherlich zunächst die Sammlungen und die Dauerausstellungen der Museen, darüber hinaus sorgt eine spektakuläre Architektur für ein breites öffentliches Interesse, welches in jeglicher Hinsicht einem Museum zugute kommen kann.

Die perfekte Hülle für Kunst

Guggenheim Museum Bilbao

Angesichts der vielen modernen Projekte ist fast ein ArchitekturStreit in Bezug auf das Verhältnis von Inhalt und Form entbrannt. Gewinnen die Zeugen der Vergangenheit an den Aufsehen erregenden Museumsbauten oder verschwindet die Bedeutung der ausgestellten Objekte?

Wie eine Naturgewalt wuchern die titanverkleideten Elemente, die an knospende Zweige und den Boden aufbrechende Wurzeln erinnern. Das Gebäude stellt eine grossformatige Skulptur dar, die organische, fliessende Formen mit kühlen Materialien wie TitanZink und Glas verbindet.

Heutzutage ist ein Museum ein Ort der sozialen Interaktionen, und auch berühmte Architekten wie Richard Meier berücksichtigen dies beim Bau wie beispielsweise vom MOCBA in Barcelona. «Ein Museum ist nicht nur ein kulturelles Center, sondern auch ein sozialer Treffpunkt. Die Menschen sollen sowohl das

Die kühle und ursprüngliche Glätte dieser Materialien wird jedoch durch Strukturen gebrochen und gekerbt, wodurch die Oberflächen der einzelnen Elemente an die feinen Fasern eines Blätterwerks erinnern. Das Guggenheim Museum in Bilbao ist ein besonders imposantes architektonisches Stück Kunst.

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ARCHITECTURE

Fondation Beyeler – ein Haus für die Kunst.

Die geniale Idee O. Gehrys, eine hoch entwickelte Simulationssoftware der französischen Luftfahrtgesellschaft zu benutzen, machte es möglich, die Utopie in die Realität zu überführen. Neben der atemberaubenden Aussenansicht gibt es im Inneren eine der umfangreichsten Sammlungen moderner Kunst des 20. Jahrhunderts. So gibt es weniger Malereien und Skulpturen, dafür aber Installationen oder Videokunst, wie zum Beispiel den mehrere Meter hohen Hund aus Blumen von Jeff Koons oder die Nebelinstallation von Fujiko Nakaya.

Lebens im Exil widerspiegeln. Die Hauptachse der «void», Schächte im Inneren, schlägt eine Schneise durch die verschiedenen Abteilungen; sie verdeutlichen die Leere, das nicht mehr Sichtbare der jüdischen Geschichte.

Die Glaspyramiden des Louvre Ein Gebäude, das ständig verändert und erweitert wurde – von Königresidenz bis zum verwahrlosten Bau. Etliche Baustile durchlebte der Louvre, darunter die Gotik, den Renaissancestil, das Barock und den Klassizismus. Napoleon I. und Napoleon III. veranlassten mehrere Bautätigkeiten, und erst 1793 wurde der Louvre in ein öffentliches Museum umgewandelt, welches zahllose Kunstschätze von Königen und Adligen übernahm.

Architektonisches Denkmal der jüdischen Geschichte Deutschlands Als Architektur-Highlight zählt auch das im September 2001 eröffnete Jüdische Museum Berlin von Daniel Libeskind – eines der bedeutendsten Beispiele zeitgenössischer Architektur in Berlin. Die einzigartige architektonische Gestaltung des Museums in der Lindenstrasse mit seinem schroffen, fast fensterlos wirkenden Äusseren in Form eines geborstenen Davidsterns wurde hochgelobt und ist einer der am meisten besuchten Anziehungspunkte Berlins. Die abschüssigen, schrägen Gänge, schwarzwandigen Hohlräume und unregelmässigen Fenster entwarf Libeskind, um den Besucher zu verwirren. Wohnorte bekannter Juden wurden zu einer Matrix verknüpft, welche die Struktur des Gebäudes bildet.

Jahrtausendealte Kunststücke aus der europäischen Geschichte sowie antike Sammlungen von den Griechen und Römern zählen zu den Kunstschätzen, und mit über 300.000 Exponaten gehört der Louvre zu einem der grossartigsten Kunstmuseen. Ein Gemälde sticht besonders hervor – die Mona Lisa. 1989 wurde die berühmte gläserne Pyramide als Eingang des grössten Museums der Welt eröffnet. Und der neue Louvre zählt zu den wenigen Beispielen, wo es einem Architekten der Moderne gelang, auf Augenhöhe mit einem Baudenkmal von Rang ein zeitgenössisches Element hinzuzufügen, das nicht nur als kurzfristige Sensation funktioniert. In ihrer zeitlosen Klassizität ist Peis Pyramide eine grossartige Symbiose mit dem ehemaligen Königsschloss eingegangen.

Im Inneren befindet sich neben den Ausstellungsräumen der fensterlose Holocaustturm. Draussen ist der Garten des Exils angelegt, in dem Pfeiler auf der abschüssigen Ebene errichtet sind, welche die Isolation und Orientierungslosigkeit des

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ARCHITECTURE

Architektonisches Denkmal der jüdischen Geschichte Deutschlands.

Fondation Beyeler – ein Haus für die Kunst «Ein Museumsbau sollte die Qualität der Sammlung zu deuten versuchen und ihre Beziehung zur Aussenwelt definieren. Dies entspricht einer aktiven, nicht aber aggressiven Rolle.» Mit diesen Worten umschrieb Renzo Piano den Auftrag des Museumsbaus der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel. Mit dem Bau hat er eine Architektur geschaffen, die in ihrer zurückhaltenden Eleganz der Kunst dient, ohne dass sie sich selbst versteckt. Die Sammlung umfasst rund zweihundert Bilder und Skulpturen. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt in der klassischen Moderne sowie in der zeitgenössischen Kunst. Zusätzlich beinhaltet die Sammlung eine bedeutende Abteilung von Stammeskunst aus Afrika und Ozeanien. Dem Ehepaar Beyeler ging es stets darum, «erprobte Werke» zu sammeln. Zu dieser Erprobung gehört ein privates Umfeld, das eine Betrachtung über längere Zeit und unter verschiedensten Bedingungen erlaubt. Ein 127 Meter lang gezogenes Gebäude nimmt die gesamte Breite des schmalen Grundstückes ein, beide Stirnseiten sind verglast und geben den Blick in den Park frei. Das verglaste Dach versorgt das Museum mit Tageslicht. Gegen die Strasse hin schliesst der Bau mit einer fensterlosen Mauer ab, die das Gebäude schützt. Renzo sprach im Zusammenhang mit dieser Mauer selbst von einer Art «Rückgrat», aus der die ganze Architektur hervorgeht. Vielleicht eine der schönsten Präsentationen der Welt von einer privaten Sammlung.

Museumsquartier Wien Das Museumsquartier Wien (MQ) gehört zu den zehn grössten Kulturarealen der Welt. Am Rand der Altstadt, in den ehemaligen kaiserlichen Hofstallungen, vereint es auf einer Fläche von 60.000 Quadratmeter verschiedenste Kunstsparten, Restaurants, Cafés und Shops in einer postmodernistischen Kombination von barocken Gebäuden mit moderner Architektur.

Und so pilgern immer mehr Architektur-Fans zu den Horten der schönen Künste, begutachten die Häuser und Gebäude, ohne jemals die Schätze im Inneren zu sehen.

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ARCHITECTURE

«Coop Himmel(b)lau ist keine Farbe, sondern die Idee, Architektur mit Phantasie leicht und veränderbar wie Wolken zu bauen.»

Coop Himmelb(l)au

EZB Frankfurt am Main

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ARCHITECTURE

S

von Lone Halvorsen

© ISOCHROM.com

o beschrieben die Architekten selbst den Namen und das Konzept ihrer Gruppierung. In den Sechziger Jahren mit pneumatischen Kugeln und interaktiven Installationen beginnend, schuf die aus den Architekten Wolf D. Prix, Helmut Swiczinsky und Michael Holzer bestehende Gruppe nach der Leitlinie «Architektur muss brennen» schroffe Interventionen im urbanen Kontext. «Planung hat etwas mit Ahnung zu tun», schmunzelte einst Wolf D. Prix vom weltweit bekannten österreichischen Architektenbüro Coop Himmelb(l)au. Deswegen mache es auch nichts, wenn die Umsetzung eines Projektes einmal etwas länger dauere: «Wir sind unserer Zeit immer so weit voraus. Nur Baumeister, die sich nichts trauen, haben Angst vor der Zukunft und fürchten sich, unmodern zu werden.» Weitere Architekten kamen ins Team, aber die charakteristische Formsprache blieb erhalten, allenfalls verfeinert: herausragende Gebäudeteile, durch- und unterbrochene Fassaden, zugleich rechteckige und äusserst harmonische organische Formen. Nur die Bauphysik setzte die Grenzen für Coop Himmelb(l)au.

Städtisches Unterhaltungszentrum, Guadalajara

Blutende Architektur Die Inspiration von Coop Himmelb(l)au liess sich zu Beginn von den musikalischen Neuerungen ihrer Zeit herbringen. In einer Zeit mit radikalen Entwicklungen in Musik und der bildenden Kunst wurden auch in der Architektur die Grenzbereiche zwischen Architektur und Aktionskunst ausgetestet. Über die Geburtsstunde von Coop Himmelb(l)au äussert sich Wolf D. Prix neutral: «Wir haben Coop Himmelb(l)au im Mai 1968 gegründet. Es war reiner Zufall, dass es gerade am 8. Mai passiert ist, dem Tag, an dem in Paris die Studenten auf die Strasse gegangen sind.» Dennoch war die Kraft der Gitarren von Hendrix, Richards oder Clapton in Architektur zu übersetzen das Ziel, denn schliesslich wollte man damals selbst zu den Rolling Stones der Architektur werden – neu, radikal und wohl auch berühmt.

Musée des Confluences, Lyon

dekonstruktivistischen Architektur wurde. Das Wiener Architektenteam entwickelte sich zu einem der interessantesten Vertretern des Dekonstruktivismus und belegt aufgrund seiner Ausdruckskraft, Rigorosität und Professionalität heute einen internationalen Rang in der Architektur. Zwar distanzierte es sich immer von der Zugehörigkeit zu den Dekonstruktivisten, jedoch ist eine gewisse formale und theoretische Verwandtschaft zu den anderen Akteuren dieser Strömung nicht abzustreiten. Das grundlegende Prinzip des Verbiegens, Auflösens, Brechens und Neuinterpretierens klassischer Elemente der Architektur zugunsten eines aufregenden Raumerlebnisses haben sie alle gemein.

In ihrem Gründungsmanifest, einem Confessio der Unruhe, starteten sie einen Angriff auf den gefälligen Architekturdurchschnitt. «Wie beschissen die Siebziger Jahre waren, kann man auch aus den verklemmten Architekturprojekten lesen. Die Umfrage- und Gefälligkeitsdemokratie lebt hinter Biedermeierfassaden. Wir aber haben keine Lust, Biedermeier zu bauen. Nicht jetzt und zu keiner anderen Zeit. Wir haben es satt, Palladio und andere historische Masken zu sehen. Weil wir in der Architektur nicht all das ausschliessen wollen, was unruhig macht. Wir wollen Architektur, die mehr hat. Architektur, die blutet, die erschöpft, die dreht und meinetwegen bricht. Architektur, die leuchtet, die sticht, die fetzt und unter Dehnung reisst. Architektur muss feurig, glatt, hart, eckig, brutal, rund, zärtlich, farbig, obszön, geil, träumend, vernähend, verlernend, nass, trocken und herzschlagend sein. Wenn sie kalt ist, dann kalt wie ein Eisblock. Wenn sie heiss ist, dann so heiss wie ein Flammenflügel.»

Intuition trifft Hightech Ihre Bauten sind markant und sofort wiedererkennbar: Sie sind schräg, ungewohnt, und fallen aus dem Raster. Sie spotten der Schwerkraft und setzen jede Vorstellung über das Machbare im Bauwesen ausser Kraft. Schräg gestellte Wände, Waagerechtes gegen Senkrechtes gekippt, flache Linien, die explodieren, und zackige Bauteile, die wie Meteoriten in Dächern und Fassaden einschlagen. Sie entwerfen ganze Erlebnislandschaften – zum Wohnen, Arbeiten und Kommunizieren. Ein Coop-Himmelb(l)au-Gebäude verlangt viel vom Betrachter. Ob das UFA-Kino in Dresden, die BMW-Welt in München, die Pläne für den EZB-Bau in Frankfurt oder die Leuchttürme in China – allesamt Häuser, die sich nicht harmonisch in ihre Umgebung einpassen, sondern in sie hineinstechen, sie gewissermassen auflösen.

Wenn es um Stilisierung geht, war Coop Himmelb(l)au immer gut. Zornige Manifeste mit Titeln wie «Architektur ist nicht Anpassung» oder «Das Ende des Raumes ist der Anfang der Architektur» hat das Wiener Büro der Welt entgegengeschleudert. Dass aus dem kompromisslosen Avantgarde-Duo ein Büro mit internationalen Grossaufträgen wurde, verdanken sie schliesslich ihrem Dachausbau 1988 an der Falkestrasse in Wien, der zu einem Meilenstein der

Das mag gefallen oder nicht – auf jeden Fall fordert ein CoopHimmelb(l)au-Werk heraus. Wer sich mit den Ideen der Österreicher befasst, lernt ein neues Vokabular. Nicht Sachzwänge, sondern die Intuition ist nach wie vor federführend bei ihren

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ARCHITECTURE

Gasometer B., Wien

«Das Ende des Raumes ist der Anfang der Architektur» Wolf D. Prix

bereichern. Ein in sich verdrehter Doppelturm von 185 Metern Höhe wird am Main-Ufer an die denkmalgeschützte Grossmarkthalle andocken. Mit dem gläsernen Atrium zwischen den beiden Bürotürmen erfüllte sich das Architektenteam den langgehegten Traum einer vertikalen Stadt. Für Wolf D. Prix habe «Architektur nicht nur die Aufgabe, Hülle von Funktion zu sein, sondern sie muss durch ihre Ästhetik ermöglichen, dreidimensionale Querbezüge in der Kultur unserer globalisierten Gesellschaft herzustellen, ohne ihren Standort zu verleugnen», wie er bei der Eröffnung zum Baubeginn des EZB sagte. «Diese Gleichzeitigkeit wird sich in der Dialektik von Alt und Neu – der sorgsam renovierten Grossmarkthalle und dem neuen Turmensemble widerspiegeln.» Durch Plattformen sollen zwischen den Türmen Räume, Plätze und Verkehrsverbindungen geschaffen werden. Das vorhandene Potential der Grossmarkthalle als ein «urbanes Foyer» mit Konferenz- und Besucherzentrum, Bibliothek und Restaurant soll durch einen in die Struktur der Halle eingesetzten Baukörper für das Pressezentrum verstärkt werden.

Das höchste Gebäude der Welt Als höchstes Gebäude der Welt wird das von Emaar Properties PJSC in Dubai erbaute Hochhaus Burj Khalifa oft auch als «vertikale Stadt» bezeichnet. Der mehr als 800 Meter hohe Burj Khalifa hat 160 Etagen und übertrifft damit alle anderen Gebäude weltweit. Als prestigeträchtigste Adresse stellt Burj Khalifa mehrere neue Weltrekorde auf.

Wolf D. Prix vom weltweit bekannten österreichischen Architektenbüro Coop Himmelb(l)au.

Entwürfen – Engelsflügel, Stahl-Äste, gespannter Bogen, tanzende Kamine oder fliegende Plattformen. Unter hohem digitalem und bautechnischem Aufwand, der die Grenzen von Form und Material stets aufs Neue auslotet, finden sie anschliessend ihre Umsetzung. Weitgehend schrankenlos ist auch die Art der Nutzung der Bauten. Eine festgelegte Einteilung der Räume gibt es nicht – es bleibt den Nutzern überlassen, sie nach ihren Bedürfnissen zu Ende zu planen. Auf die Frage, an wen er denkt, wenn er baut – an die Auftraggeber, die Benutzer, die Menschen in der Nachbarschaft–, antwortet Prix: «Nicht nur die Aussicht von einem Gebäude ist wichtig, sondern auch die Ansicht.»

Schon 1325 Tage nach Beginn der Bauarbeiten im Januar 2004 wurde der Turm zum höchsten jemals von Menschen errichteten Bauwerk. Im Burj Khalifa stecken rekordverdächtige 330.000 Kubikmeter Beton, 39.000 metrische Tonnen Bewehrungsstahl, 103.000 Quadratmeter Glas und 15.500 Quadratmeter geprägter Edelstahl. Der Bau des Burj Khalifa erforderte insgesamt 22 Millionen Arbeitsstunden. Mit einer Gesamtfläche von etwa 526.760 Quadratmetern bietet Burj Khalifa Luxusappartements auf circa 171.870 Quadratmeter und Büroraum auf mehr als 27.871.

Frankfurter Skyline Jahrzehntelang hat Coop Himmelb(l)au in der Horizontale gebaut, jetzt streben sie nach oben. Bis 2014 wollen die Wiener Visionäre die Frankfurter Skyline mit dem Neubau der Europäischen Zentralbank um ein dekonstruktivistisches Ausrufezeichen

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atelier-zuppinger.ch

An elected official or a part in a striking watch?

Discover the world of Fine Watchmaking at www.hautehorlogerie.org

The Foundation’s Partners : A. Lange & Söhne | Antoine Preziuso | Audemars Piguet | Baume & Mercier | Cartier | Chanel | Chopard | Corum | Fédération de l’industrie horlogère suisse | Girard-Perregaux | Greubel Forsey | Harry Winston | Hermès | Hublot | IWC | Jaeger-LeCoultre | JeanRichard | Montblanc Musée d’art et d’histoire de Genève | Musée d’Horlogerie Beyer, Zürich | Musée d’horlogerie du Locle, Château-des-Monts | Musée international d’horlogerie, La Chaux-de-Fonds | Panerai | Parmigiani | Perrelet | Piaget | Richard Mille | Roger Dubuis | TAG Heuer | Vacheron Constantin | Van Cleef & Arpels | Zenith


DESIGN

Design

Klassiker Wer kennt ihn nicht, den zeitlos schönen, praktischen und bequemen Stahlrohrsessel von Marcel Breuer. Diese so genannten «Modernen Möbelklassiker» entstanden zwar am Anfang des 20. Jahrhunderts, sind aber zeitlos elegant und gelten heute noch als modern.

Barcelona Bauhaus Stuhl

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DESIGN

I

von Lone Halvorsen

m Lauf der Geschichte des Designs gab es die unterschiedlichsten Vorstellungen von dem, was Design sei, welche Aufgaben es erfüllen sollte, welche Bereiche es umfasse und was seine wichtigsten Schwerpunkte seien. Lange Zeit war das Wort Design gleichbedeutend mit Formvereinfachung, und Formvereinfachung wurde mit besserer Benutzbarkeit, höherer Qualität und gerechterem Preis gleichgesetzt.

«Nur Arbeit, die das Produkt des inneren Zwangs ist, kann geistige Bedeutung haben.» Walter Gropius

Was ist Design? Im heutigen Sinn ist Design fast immer Industriedesign: Entwurfsarbeit für die Serienproduktion, unterschieden vom Schaffen der Künstler oder Kunsthandwerker, die ihre Werke eigenhändig herstellen – als Einzelstück oder in kleinen Auflagen. Es gibt immer verschiedene Ansätze im Design. Zum Beispiel Möbel: Sie sind nicht ausschliesslich aufgrund der gestalterischen Entwicklung teurer als herkömmliche. Entscheidender sind hier hochwertige Materialien und handwerkliche Verarbeitung sowie die Stückzahl. Design kann man durchaus auch preiswert gestalten, wenn Verarbeitungsabläufe und Herstellungsverfahren optimiert und bei der Entwicklung mitbedacht werden. Gutes Design ist immer ein Qualitätsfaktor, und somit beeinflusst es auch den Preis. Investitionen in das Design sind auch Investitionen in die Qualität. Die Frage ist nur, welchen Qualitätsanspruch man an sich selbst stellt.

für eine kleine Masse von Menschen interessant. Dem Design wurde damals kein hoher Stellenwert zugeschrieben. Die reine Praktikabilität stand im Vordergrund. Das ist heute anders. Moderne Möbelklassiker erleben vor allem im Sitzmöbelbereich momentan einen deutlichen Aufschwung. Denn: Möbelklassiker sind zeitlos und besonders jetzt wieder in, auch wenn sie nie richtig out waren.

Bauhaus – Visionen des neuen Wohnens Das Ende des Ersten Weltkrieges hatte zu einem radikalen Wandel im Bewusstsein des Menschen geführt, was sich entscheidend auch auf Design, Architektur und Kunst auswirkte. Walter Gropius gründete 1919 das Bauhaus mit der Absicht, die Kluft zwischen sozialem Idealismus und wirtschaftlicher Entwicklung zu überbrücken und eine angemessene Reaktion auf die sich entwickelnde technologische Kultur zu ermöglichen. Ziel des modernen Designs, das vom Bauhaus gefördert und gelehrt wurde, war die Herstellung von Produkten, die intellektuelle, praktische, kommerzielle und ästhetische Belange miteinander verbanden. Leben und Wohnen sollten neuen Gesetzmässigkeiten entsprechen, so dass sich dadurch Denken und Handeln verändern würden. Das Bauhaus ist in diesem Sinne eine Antwort auf die Realität der industriellen Zivilisation. Verbunden mit Bauhaus Möbeln war es die Idee des «Neuen Wohnens». Nach Gropius sollten Möbel vier Eigenschaften aufweisen: ihre Funktion praktisch erfüllen, dazu haltbar, billig und schön sein.

Kunstgeschichtliche Epochen kamen historisch nicht nur in der Malerei oder in Bauwerken zum Ausdruck, sondern auch in der Innenausstattung – im Möbeldesign. Möbelklassiker lassen sich in zahlreiche Stilrichtungen einteilen, aber wenn wir über «Designstücke» sprechen, fallen uns spontan zwei Epochen ein – Art déco und Bauhausstil. Als diese entstanden, waren sie eher

Tube Chair von Joe Colombo.

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DESIGN

«Die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäSSige Planung ihren Wert.»

Begeisterung rief allerdings Le Corbusier damals mit seinen schlichten Möbeln nicht hervor. Er strebte – wie seine Kollegen am Bauhaus – mit der Reduzierung auf das Wesentliche eine Versöhnung von Kunst und Technik an: Ihre Möbel sollten in Serie einfach hergestellt werden können und moderne Ästhetik für jedermann erschwinglich machen. Aber die Zeitgenossen wollten eher den «Biedermeier» im Wohnraum haben als die kalten Stahlmöbel. Daher kam es nie zu einen Massenproduktion, und die heutigen Klassiker wurden in geringer Stückzahl produziert.

Le Corbusier

Viele Jahre später grub eine italienische Firma die Entwürfe wieder aus und sicherte sich ein Jahr vor Le Corbusiers Tod 1964 die weltweit gültige Exklusiv-Lizenz für dessen Möbel. Andere Firmen folgten dem Beispiel und erwarben die Rechte an den schönen Produkten der Wegweiser des modernen Designs, und so kam es zur Renaissance der «Möbel-Klassiker».

Lockheed Lounge von Marc Newson.

Der erste Stuhl Die früheste Darstellung einer Sitzenden stammt aus der Steinzeit. Es ist eine weibliche Gottheit beim Gebären. Zwei Grosskatzen stützen sie links und rechts und haben die Schweife über ihre Schulter gelegt. Die imposante Göttin war Vorbild für die Throne der Könige: Die Schweife der Katzen wurden zur Rückenlehne, ihre Köpfe zu Armlehnen, ihre Füsse zu Thronbeinen – und der göttliche Schoss zur Sitzfläche. Der erste Stuhl war also ein Thron. Von ihrem prunkvollen Stuhl aus regierten die Herrscher ihre Völker, die nun sesshaft wurden. Auch als Sesshafte sassen

die gewöhnlichen Menschen nicht auf Stühlen. Das war den Herrschenden vorbehalten. Nach und nach ahmte die vornehmere Gesellschaft das Thronen nach. Zwar war es nicht besonders bequem, aber es schickte sich. Bis der Stuhl auch für ärmere Leute eine Selbstverständlichkeit wurde, verging noch einige Zeit. Nicht überall auf der Welt wurde der Stuhl ein unentbehrliches Möbel. In Japan zum Beispiel oder in arabischen Ländern lässt man sich immer noch gerne auf dem Boden nieder.

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DESIGN

Art déco versus Bauhaus Ganz im Gegensatz zu dieser fast asketischen Ideologie stand die in Frankreich vorherrschende Richtung des Art déco. In Weiterführung des Jugendstils mit seinen ornamentalen Formen zeichnen sich hier wieder spielerische Gestaltungselemente ab. Um den repräsentativen, luxuriösen Charakter der Inneneinrichtung zu unterstreichen, verwenden Designer wie Emile-Jacques Ruhlmann edelste Materialien wie beispielsweise Ebenholz und Amboina, Pergament und Elfenbein. Ähnlich wie Ruhlmanns Kreationen sind auch die exzentrischen Möbel von Eugène Printz, welche nur für eine kleine Schicht von Vermögenden

erschwinglich sind – die sich mit diesen Statussymbolen allerdings gerne schmückt. Genau genommen entstand die Bezeichnung Art déco erst viel später als der Stil selbst, nämlich mit der Ausstellung «Les Années 25» im Pariser Museum für dekorative Kunst 1966. Diese Ausstellung wiederum berief sich auf die «Exposition Internationale des Art Décoratifs et Industriels Modernes» von 1925. Während der Bauhausstil die sozialen Vorstellungen in sein Entwerfen und Bauen miteinbezog, war das Art déco ein reiner Luxus-Stil. Ein Klassiker unter den Art-déco-Möbeln ist der Leder-Clubsessel, welcher seinen Namen den Herren- und Yachtclubs verdankt, wo er in den Dreissiger Jahren hauptsächlich zu finden war. Bis in die heutige Zeit hinein hat sich dieses edle Möbelstück halten können. Moderne Clubsessel sind in ihrer Form und Gestaltung noch heute den ursprünglichen Modellen nachempfunden. Jedoch wurde Art déco mehr und mehr vom Modernismus mit seinen funktionalen Formen ohne Dekor verdrängt.

«Form folgt Funktion – das ist oft missverstanden worden. Form und Funktion sollten Eins sein, verbunden in einer spirituellen Einheit.» Frank Lloyd Wright

LC4 Liege von Le Corbuiser.

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NEWS

Design

News

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Limitiertes Luxus-Schreibgerät im A380-Design Emirates und Montblanc lassen Sammlerherzen höher schlagen: Die internationale Fluggesellschaft bietet gemeinsam mit dem Traditionshersteller handgefertigter, hochwertiger Schreibgeräte ihren weltweiten Gästen an Bord die exklusive Möglichkeit, eine Montblanc Skeleton A380 Limited Edition zu gewinnen. Das Design des Luxus-Füllfederhalters im Wert von 19.650 US-Dollar ist angelehnt an das derzeit fortschrittlichste Flugzeug der Welt, den Airbus A380. Das Schreibgerät wird aufwendig und in Handarbeit hergestellt und ist dank seiner technischen Perfektion und der exquisiten Optik ein wahres Sammlerstück. In Anlehnung an den Airbus A380 dominieren übereinanderliegende Fenster und das dunkelblaue Edelharz den 18-karätigen WeissgoldKorpus. Das Montblanc-Emblem krönt den Füllfederhalter, dessen Ringe achtundzwanzig reine Diamanten zieren. Eine 18-karätige, mit Platin überzogene Goldfeder perfektioniert das limitierte Meisterwerk. Noch bis zum 30. Juni 2011 können Passagiere, die an Bord aus dem Emirates-Duty-Free-Angebot einen Montblanc StarWalker A380 Fineliner erwerben, sich für eine Verlosungsaktion registrieren. www.montblanc.de www.emirates.com

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Mit einem Click zum Sofa Das elegante Design-Bettsofa für jeden Tag und jede Nacht. Das Bettsofa CLICK besticht doppelt und kompromisslos durch bequemen Sitz- und hochwertigen Schlafkomfort. Ein Handgriff, ein Click – und das Sofa wird zum vollwertigen Bett. Einfach das Rückenteil nach vorne klappen und schon steht das Doppelbett bereit. Oder umgekehrt zurück zur Sitzfunktion. Für ein behagliches Schlafklima sorgen auf 153 cm Breite eine durchgehende Komfort-Schaumstoffmatratze mit atmungsaktiver Schlafauflage und ein gelochter Holzrost. Die Schlafhöhe liegt bei angenehmen 54 cm. Für eine erholsame Nacht! www.roomdresser.ch

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Für frisches Feriengefühl Pünktlich zum Frühling macht Rimowa Lust auf erste Urlaubslaune: Ab April sind vier Modelle der erfolgreichen Serie Salsa in der exklusiven Farbe Yachtingblau erhältlich. Der Business Trolley wird mit dem Hochglanz-Blau zum absoluten Hingucker, ohne an Seriosität einzubüssen. Die drei verschiedenen Modelle des Salsa Multiwheels bieten für jede Reisedauer die richtige Grösse und versprühen in der neuen Farbe bereits vor dem ersehnten Urlaub einen ersten Hauch von Meeresbrise. Das extrem leichte Polycarbonat-Gepäck gibt es bereits in den eleganten Farben Schwarz, Silber und Prosecco. Zudem sind die Modelle vorübergehend und nur in der Schweiz in kräftigem Indisch-Rot erhältlich. Die enorm robuste Salsa-Linie zählt bei Produkttests regelmässig zu den Gewinnern und wurde mehrfach als «leichtestes und bestes» Reisegepäck ausgezeichnet. www.rimowa.de

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Im Look der irischen Modedesignerin Orla Kiely Auch Wohnen ist Mode. Das hat Modedesignerin Orla Kiely schon seit längerem erkannt. Sie ergänzt ihre Kleider-Kollektionen mit Wohnaccessoires. Zu den Tassen, Kissen, Keksdosen und Badetüchern mit der typischen Orla Kiely «Signature» – Blätter am Zweig in raffinierten Fünfziger-Jahre-Farben – kommt nun das RadioModell EVOKE Mio von PURE dazu. Es bringt eine fröhliche Frühlingsstimmung ins Zimmer. Und: Wer hat schon ein Radio, das 1:1 zur Bettwäsche und zum Lampenschirm passt? www.pure.com

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BASEL I STU TTG A RT I TOKYO I WIEN I ZÜRICH

BASEL E-HALLE www.blickfang.com

maxwettach.com | Julia Knüpfer – Foto: Frauke Fischer/Agentur seedsmanagement Berlin

08 | 09 | 10 APRIL 2011


DESIGN

Uhrenbranche Trends der

Alljährlich gehört der Salon International de la Haute Horlogerie zu den Highlights der Branche. Die diesjährige Ausgabe stiess auf besonderes Interesse, da sie unter veränderten Vorzeichen stattfand.

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DESIGN

D

von Alexander Triebold

a steht zum einen immer noch die Wirtschaftskrise in einigen Ländern an, welche die Uhrenindustrie als Exportindustrie stark betrifft. Man gibt sich jedoch zuversichtlich, dass hier die Talsohle erreicht ist und die Branche von einem fernöstlichen Sonnenstrahl erhellt wird. Zum anderen beklagt die Uhrenindustrie den Verlust von zwei namhaften Persönlichkeiten, welche in der Branche eine grosse Lücke hinterlassen werden: Luigi Macaluso (Girard-Perregaux – Sowind Group) und Nicolas G. Hayek (Swatch Group). Auch wenn die Rolle der Swatch Group an diesem Event in Genf eher marginal ist, steht die Frage im Raum, wie die weitere Belieferung von Uhrwerken durch die Swatch Group umgesetzt wird. Die Befürchtung, dass manche Marken in den vergangenen Jahren zu sehr auf die Swatch-Group als Werklieferant gesetzt haben, könnte sich bei einem Lieferstopp – aus welchen Gründen auch immer – als fatale Realität bewahrheiten.

Einfallsreichtum der Uhrenbranche

«Zeit ist das, was man an der Uhr abliest.» Albert Einstein

Ein Besuch dieser Häuser mit ihren originell präsentierten Markenuhren hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck. Bei genauem Hinschauen lässt sich auch auf eine asiatische Käuferschicht schliessen: Modelle erscheinen in einer schlichteren, harmonischeren Form, als das in den vorhergegangenen Jahren der Fall war. Gepaart mit einem klaren, fast asketisch anmutenden Zahlenspiel präsentiert sich die Uhr in zeitloser Form und ist deshalb auch von ästhetisch hohem Wert, da damit der Zeitlosigkeit Rechnung getragen wird. Die Grösse, sprich Durchmesser (35–48 mm), wurde von gewissen Brands beibehalten, jedoch wurde die Höhe als neue Herausforderung umgesetzt. Flache, mechanische Uhrwerke mit integrierter Schwungmasse (2,35 mm) (PIAGET) erinnern an den Pioniergeist der Uhrenindustrie. Audemars Piguet (Le Brassus) zeigte an der SIHH eine Millenary mit Minutenrepetition – eine Funktion, auf welche sich die Marke seit ihrer Gründung 1875 spezialisiert hat. Mit einer Gangreserve von sieben Tagen und einem Tourbillon gehört diese Millenary Cal 4101 zu den uhrmacherischen Highlights der diesjährigen Messe. Allerdings dürfte auch deren Anblick alleine schon Liebhaber in Verzückung versetzen: Die Auflage ist auf sieben (!) Stück limitiert. Jaeger-LeCoultre zeigt die REVERSO in neuem Kleid und erinnert vom Stil her an die Anfänge der berühmten Uhr im Jahre 1931, ohne dass ein verstaubter Retro-Charakter erkennbar wäre. Das Cadran beschränkt sich auf eine schlichte Index-Angabe, welche mit einer Chemin-de-fer-Minuterie erhältlich ist. Die Grande Reverso begnügt sich mit einer Dicke von 2,94 mm und folgt somit ebenfalls dem Trend nach flacheren Uhren.


DESIGN

«Eine schöne Uhr zeigt die Zeit an, eine schöne Frau lässt sie vergessen.» Maurice Chevalier, französischer Schauspieler und Chansonsänger

Vorgehensweise: Ein übersichtliches, nach ästhetischen Grundsätzen aufgebautes Zifferblatt erinnert an die Sechziger Jahre, und die formschöne, fliessende Stahlschale steht dem Carrosseriekleid eines Alfa Romeo Sport aus der gleichen Epoche um nichts nach. Ein «Must» für jeden Aficionado dieser Zeit. Abschliessend verweilt man noch am Stand von Van Cleef & Arpels, kurz VC&A. Der Name steht neben CARTIER zu den Grand Joalliers du monde und gehört wie Cartier zum Luxusgüterkonzern Richemont (Genf). Bei VC&A scheint man ebenfalls die neue Käuferschicht aus dem Reich der Mitte entdeckt zu haben. Die aus der Erfahrung eines Juweliers entstandenen Uhren verraten das hohe Savoir-faire der Marke, allen voran Jean-Marc Wiederrecht, der für die Création der Uhren verantwortlich ist. Die Uhrenschale, stets rund mit gegebenenfalls diamantbesetzter Lunette, führt die schon zur Tradition gewordene runde Form weiter. Abwechslungsreich und aus dem Reich der Poesie entstammen die Zifferblätter. Für die «Pont des Amoureux» (Brücke der Verliebten) hat VC&A auch gleich den diesjährigen Preis der Stadt Genf‚ den Grand Prix d’Horlogerie de Genève, erhalten.

VACHERON CONSTANTIN, die berühmte Genfer Marke mit dem Malteserkreuz präsentiert eine Weltzeituhr mit 37 Zeitzonen – angetrieben von einem Automatic-Werk Cal 2460 WT. OFFICINE PANERAI erinnert mit ihrer Luminor Marina an den militärischen Ursprung der Marke in Italien. Das Gehäuse beherbergt ein Automatic-Werk P 9000 mit Glasboden. Dass Portofino nicht nur der Name eines Fischerortes und Ferienziel zahlreicher Romantiker an der ligurischen Küste ist, zeigt IWC Schaffhausen, welche unter der gleichnamigen Marke die schlichte Herrenuhr neu lancierte. Vergangenes – sprich Bewährtes – bestimmte auch hier die

Der SIHH 2011 Seiner ursprünglichen Berufung als exklusive Messe für Fachpublikum und Presse treu bleibend verzeichnete der SIHH mit 12.000 Besuchern, darunter mehr als 1.000 Medienvertreter, eine mit den vorherigen Ausgaben vergleichbare Besucherzahl. Die Konstanz der Besucherzahlen zeigt einerseits, dass der SIHH einen festen Platz innerhalb der technischen und edlen Haute Horlogerie innehat und andererseits, dass diese innerhalb der Luxusbranche einen besonderen Stellenwert einnimmt, der auf den Werten von Tradition und Innovation beruht und noch immer die Leidenschaft von Créateuren, Kennern und Liebhabern weckt.

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NEWS

fliegende DAS

AUTOMATISCHE TOURBILLON

Das Tourbillon, ein kleines mechanisches Wunderwerk, bleibt die Referenz im Universum hoher Uhrmacherkunst und zeugt von der Rückkehr eines Meisterstücks in die Kollektion Perrelet.

I

n ihrem grosszügigen Gehäuse von 50 Millimeter Durchmesser in Rotgold und DLC-Stahl, das in der Perrelet-Kollektion schon viel Anerkennung findet, stellt die neue Interpretation dieser seltenen Tourbillon-Automatikuhr mit dezentraler Stunden- und Minutenanzeige eine grossartige Stilikone dar. Perrelet entschied sich dafür, den Aufbau und die Komposition seines neuesten Werks zu überarbeiten – mit dem Wunsch, die facettenreiche Erscheinungsform unserer Zeit zu betonen. So ist das Gehäuse des Automatikwerks in einem zylindrischen Ring eingeschlossen, der bei 6 Uhr liegt. Die Sekunde wird durch Drehung des Gehäuses angezeigt, welches in jeweils 60 Sekunden eine ganze Umdrehung ausführt.

abhebt; hierbei folgt er perfekt den Konturen, die diese umschliessen. In Verlängerung der Greifer, die das Gehäuse halten, wird das Zifferblatt von sechs Doppelstiften verziert, die dem Ganzen Kraft und Charakter verleihen. Durch das Fenster auf der Rückseite der Uhr kann man das Dekor «Côte de Genève» der Unruh sowie die PerreletSchwingmasse beobachten, in die ein mattiertes Stück Glas mit eingraviertem Markennamen eingelassen ist. Dieses hochkomplexe Wunderwerk wird in nur 20 Exemplaren hergestellt und auf einem schwarzen KautschukArmband mit Dornschliesse aus DLCStahl angeboten. Dieser ungewöhnliche Zeitmesser verbindet auf geniale Weise Avantgarde und Tradition und hätte den Erfinder Abraham-Louis Perrelet sicherlich begeistert, denn über dem Produkt sehen der Mensch, die Liebe zur Uhrmacherkunst und die Freude, eine Leidenschaft mit anderen zu teilen.

Zwei Flügelbereiche aus Karbonfiber begleiten den Blick bis zur Position 12 Uhr, wo die Stunden- und Minutenzeiger fluoreszierend ausgeschmückt sind. Der Minutenzeiger zeichnet sich dadurch aus, dass er sich von seiner Grundfläche

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NEWS

News L

Uhren & Schmuck

Linea, Stil und Feminität in perfekter Harmonie Als Linea Mitte der Achtziger Jahre lanciert wurde, entwickelte sie sich schnell zum weltweiten Verkaufsschlager. Sanfte Linien, sinnliche Wölbungen und eine luxuriöse Ausstrahlung knüpften an das Bild einer Frau an, die mit sich selbst und ihrer Weiblichkeit im Reinen ist. Dank ihrer markanten Verarbeitung – man denke an die berühmte Lünette mit den dominanten Ziffern – gehört sie zu den unverkennbarsten Damenuhren. Mit dem Konzept der austauschbaren Armbänder, die ab dem Jahr 2000 die ausgeprägte Ästhetik dieses Modells ergänzte, wurde Linea zur legendären Uhr der Maison d’Horlogerie Baume & Mercier und gliederte sich in die historische Reihe der charaktervollen Modelle der Marke, wie Marquise, Galaxy und Catwalk, ein. www.baume-et-mercier.com

V

Vorboten des Frühlings Bucherer präsentiert seine Preziosen passend zur Mode der kommenden Saison 2011. In Symbiose mit der Mode, die sich im Frühling 2011 bunt geblümt oder puristisch dezent präsentiert, setzt Bucherer auf Schmuckstücke mit leuchtenden Farbedelsteinen und bunten Perlen, aber auch auf schlichte Pavékreationen aus naturfarbenen Diamanten. Zu den herausragenden Preziosen der kommenden Saison gehören ausserdem legere Sautoirs in unterschiedlichen Variationen. www.bucherer.com

K

Kollektion Vendôme Der Uhrensalon Genf 2011 bot die Gelegenheit, DAS Meisterstück der Komplikationen der Kollektion Vendôme aus dem Hause Hublot zu bestaunen. Diese Uhr mit dem Namen «Tourbillon Vendôme» wurde zur Feier der kürzlich erfolgten Eröffnung der Hublot-Boutique an der Place Vendôme entwickelt. Daran erinnern insbesondere die auf der Zifferblattseite ersichtlichen zwei kleinen Säulen – die zwei Säulen stehen für zwei Jahrhunderte –, die den Tourbillonkäfig einrahmen. Sie sind aus Bronze realisiert und stellen perfekte Repliken der Triumphsäule der Place Vendôme dar. Das Uhrwerk HUB6003 mit fliegendem Tourbillon wurde vollständig in der Hublot-Manufaktur entwickelt und gefertigt. Es ist aus insgesamt 210 Bestandteilen zusammengebaut und weist eine besondere Gangreserve von fünf Tagen auf. Das ausserordentliche Modell ist in zwei Ausführungen erhältlich. www.hublot.com

S

Stahl und Gold EBEL stellt jetzt eine neue Interpretation der emblematischen Kollektion EBEL Classic Sport vor. Mit Gold-Akzenten auf schimmerndem Edelstahl erinnert diese zeitgemässe, sportliche Uhr eindrucksvoll daran, dass die Marke bereits in der Vergangenheit Kompetenz für Bicolor-Uhren bewiesen hat. Unverkennbar dynamisch: Der entschieden moderne Charakter der neuen EBEL Classic Sport offenbart sich schon auf den ersten Blick. Die Uhr verleiht der Zeit eine Persönlichkeit, die die Energie eines lässig-schicken Stylings perfekt zur Geltung bringt. Die Kombination aus Gold- und Stahlelementen wird von der gleichen strengen Geometrie bestimmt wie das makellose, abwechselnd satinierte und polierte Finish. In dieser optischen Harmonie spiegelt sich die architektonische Klarheit, die EBEL seit jeher kultiviert. www.ebel.com

G

Grosser Mond Die 1978 von Henri d’Origny entworfene Arceau entlehnt ihren Namen und ihr Design einem Steigbügelstück. Mit ihrer zeitlos klassischen, diskret eleganten Erscheinung und Inspirationsmotiven aus der Pferdewelt zählt sie zu den repräsentativen Uhren, die den Stil des 1837 als Sattlerei gegründeten Pariser Hauses Hermès vollendet verkörpern. In diesem Jahr wird die Linie Arceau um ein neues Modell ergänzt, das mit dem gleichen 43-mm-Gehäuse wie der vorangegangene Chronograph ausgestattet ist. Die Arceau Grosser Mond bietet einen vollständigen Kalender, der den Tag und Monat in jeweils einem Fenster anzeigt. Das Zifferblatt trägt ein Fischgrätenmuster, das herkömmlich auf Satteldecken zu sehen ist. Die geprägten, rhodinierten Ziffern bewahren die klassische Grafik des Originalmodells: eine sanfte Neigung, die dem Zeigerlauf folgt und der Zeit vorauszugehen scheint. www.hermes.com

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NEWS

S

Stilsicher Das passende Kleinod für einen wertvollen Schatz: Tiffany & Co. lanciert eine neue Kollektion mit Schloss-Motiven. Die aparten Preziosen nach Vorlagen aus den Tiffany-Archiven sind das schöne Ergebnis von Tradition und Inspiration des renommierten Juwelierhauses. Anhänger und Charms – teilweise mit effektiver Schlossfunktion – in 18 Karat Gelb- und Rotgold sowie Sterling Silber, strukturiert oder poliert, präsentieren sich im einzigartigen Tiffany-Stil. Ob urban-chic oder klassisch, die Schmuckstücke lassen sich mit aktuellen Modetrends individuell kombinieren. www.tiffany.com

P

PARSIFAL, for a life time… Drei neue Prestigezeitmesser erweitern die emblematische Kollektion von RAYMOND WEIL. Als Hommage an die Oper Richard Wagners feiert die Parsifal-Kollektion die edlen und ritterlichen Werte der Helden der Oper: die Treue zum Design der ersten Zeitmesser der Kollektion und die Reinheit ihrer Ästhetik. Die anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums völlig überarbeitete Kollektion liegt im Trend der Zeit und bleibt trotzdem ihren ursprünglichen Kodexen treu. Die drei neuen Kompositionen von RAYMOND WEIL verherrlichen die emblematischen Erkennungszeichen der Kollektion: die Godrons-Lünette, der schlichte, edle Stil, die raffinierten Armbänder… www.raymond-weil.com

D

Der DiaStar Rado huldigt einem legendären Modell der Marke – der DiaStar, die als erste kratzfeste Uhr der Welt Geschichte schrieb. Getreu ihrer konstanten Suche nach neuen Ideen präsentiert die Marke die Rado D-Star Basel Special 2011, ein sportlich-schickes und modernes Modell von höchster Präzision in allen Belangen. Mit dem Einsatz von Hightech-Keramik und Kautschuk kombinierte Rado bewusst zwei Materialien, die für Sport und Design stehen. Die Rado D-Star Basel Special besitzt alles, was ein Hochleistungszeitmesser benötigt. Das ungewöhnlich schmale Chronographen-Uhrwerk und die Tachymeterskala sorgen für höchste Präzision. Das grosszügige Zifferblatt ermöglicht eine einwandfreie Ablesbarkeit. Mit der Datumsanzeige auf halb fünf achtet die Marke sorgfältig darauf, dass die drei Zähler nicht überdeckt werden. Die Uhr gibt es in einer limitierten Auflage von 1111 Exemplaren. www.rado.com

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Freak Diavolo Als führender Uhrenerfinder und -innovator präsentiert Ulysse Nardin mit der neuen Freak Diavolo gleich eine ganze Reihe technologischer Durchbrüche auf dem Gebiet der Uhrmacherkunst. Aufgrund des ultramodernen, minimalistischen und unkonventionellen Aufbaus des Karussell-Tourbillons der Freak – ohne Zifferblatt, Krone oder Zeiger im klassischen Sinne – und als erster Zeitmesser mit erfolgreicher Umsetzung von aus dem seinerzeit revolutionären Material Silizium gearbeiteten Hemmungsrädern ging die Freak für immer in die Geschichte der Haute Horlogerie ein. Benannt nach der teuflisch anmutenden Gangreserve, den roten «Hörnern» und dem schwarzen Capeartigen Hintergrund, verbirgt sich hinter der Freak Diavolo eine äusserst intelligente Uhrenkreation. Die Freak Diavolo ist das ultimative Symbol für unerschütterliche Fantasie und ungewöhnlichen Stil. www.ulysse-nardin.ch

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«Amour» Heart Beat by Shu Qi Frédérique Constant stellt die neue, von der Schauspielerin Shu Qi designte Kollektion Amour Ladies Automatic vor. Der glamouröse Star aus Taiwan engagierte sich für die Frédérique-Constant-Charity-Kampagnen in Zusammenarbeit mit der «Paint A Smile»-Stiftung und dem Pekinger Kinderkrankenhaus. Die Serie ist die passionierte Antwort auf die Erwartungen und Ansprüche moderner Frauen: elegant, raffiniert und feminin. Die klassisch runden 34-mm-Gehäuse aus Edelstahl oder Rotgolddublee bieten hohen Tragekomfort. Die Zifferblätter ziert ein Aussenring aus Perlmutt, ein guillochiertes Herzmuster in der Mitte sowie der reizvoll geschwungene Schriftzug «Amour». Hinter ihr pulsiert die Unruh mit Automatikaufzug. Auch für diese Modelle gilt das Spendenprinzip: Für jede verkaufte Uhr finanziert Frédérique Constant der «International Children's Heart Foundation» ein überlebenswichtiges Herzscan. www.frederique-constant.com

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OMEGA Hour Vision Blue Zur Unterstützung von ORBIS International im Kampf gegen vermeidbare Erblindung hat OMEGA eine ganz besondere Uhr entworfen: die Hour Vision Blue. Der Schauspieler und MarkenBotschafter Daniel Craig arbeitet für dieses Projekt eng mit OMEGA zusammen. Die OMEGA Hour Vision Blue ist eine spezielle Version der atemberaubenden Hour Vision. Sie besitzt ein zu 360° durchsichtiges Gehäuse, das in einem robusten Edelstahl-Rahmen von 41 mm eingefasst ist. Die Einzigartigkeit des Zeitmessers zeigt sich im blauen Sonnenschliff-Zifferblatt. Die Uhr besticht mit ihren facettierten Stunden-, Minuten- und Sekundenzeigern aus 18-karätigem Weissgold und dem Datumfenster auf der Drei-Uhr-Position. Ein schwarzes Lederarmband ziert die OMEGA Hour Vision Blue. www.omegawatches.com

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ART OF FASHION

Auf hohen

Sohlen Spätestens seit «Sex and the City» weiss es auch der letzte Mann: Exklusive Schuhläden üben eine magische Anziehungskraft auf Frauen aus.

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ART OF FASHION

Ein handsignierter Schuh des Meisters ist noch mehr wert.

E von Yvonne Beck

in Spanier ist der ungekürte König der Schuhmode, denn seit Bianca Jagger Ende der Siebziger Jahre in einer seiner ersten Stiletto-Kreationen ins «Studio 54» einmarschierte, heisst es, Manolo Blahnik habe den Sex am Fuss salonfähig gemacht.Der Schuhdesigner Manolo Blahnik machte die wohl beeindruckendste Karriere seiner Zunft. Obwohl er weder Design noch das Schumacherhandwerk erlernt hat, ist dem Grossteil aller Frauen sein Name ein Begriff – zum einen aufgrund des einmaligen Designs seiner Kreationen, zum anderen wegen ihres einmaligen Preises. Massgeblich an der Steigerung seiner Popularität in den letzten Jahren war sicherlich die amerikanische TV-Serie «Sex and the City» beteiligt. Als im Jahr 2000 die TVSerie «Sex and the City» startete machte Carrie Bradshaw die «Manolos» zum Inbegriff der Luxusschuhe. Manolo Blahnik wuchs als Sohn einer spanischen Mutter und eines tschechischen Vaters auf der elterlichen Bananenplantage auf den Kanarischen Inseln auf, wo es, wie er selbst einmal sagte, nur «Bananen, das Meer und die Familie gab». In Genf studierte er später Literatur und Kunst, obwohl seine Eltern ihn gerne als Juristen gesehen hätten.

«Blahniks Schuhe sind besser als Sex.» Madonna

Im Jahr 1965 zog der junge Spanier nach Paris um, wo er Kunst studierte und in einem Modegeschäft arbeitete. Sein Karriereplan war es jedoch, Bühnenbildausstatter zu werden – seine Ideen drückte er in Zeichnungen von Bühnendesigns aus. Sechs Jahre

später besuchte Manolo Blahnik New York und erhielt durch seine Freundin Paloma Picasso, die er aus Paris kannte, die Gelegenheit, seine Zeichnungen Diana Vreeland, der damaligen Chefin der amerikanischen Vogue, zu zeigen. Diese bezeichnete seine Zeichnungen als «amüsant» und empfahl ihm, da ihr besonders Blahniks Darstellung von Schuhen auffiel, doch Schuhe zu entwerfen. Ein Rat dem Blahnik schlauerweise folgte und so begann er in London für eine Modeboutique Männerschuhe zu designen.

Der Frauen liebstes Kind Seine Inspiration fand er in alten Filmen. Gleichzeitig besuchte Blahnik Schuhfabriken, wo er mit den Schneidern, Technikern und Maschinenarbeitern über den Produktionsprozess sprach. Bereits kurze Zeit später stellte Blahnik fest, dass Männerschuhe seiner Kreativität nicht genügend Freiraum gaben und er wandte sich dem Design von Frauenschuhen zu. Während die allgemeine Schuhmode der Siebziger Jahre von klobigen Plateauschuhen dominiert war, verhalf Blahnik dem schlanken Stiletto zu einer Renaissance und machte ihn zukünftig zu einem Klassiker. Anfang 1970 wurden immer mehr Menschen auf die fabelhaften Entwürfe Blahniks aufmerksam und immer mehr Moderedakteure und Schauspielerinnen rissen sich um seine Schuhkreationen. Als Blahnik Ende der Siebziger Jahre eine Kollektion für «Bloomingdales» entwarf, begann sein kometenhafter Aufstieg auch in den USA. Kurze Zeit später eröffnete er seine erste Boutique auf der Madison Avenue in New York. Im Laufe seiner Karriere arbeitete der Schuhpapst mit berühmten Modedesignern zusammen; unter anderem mit Calvin Klein, Isaac Mizrahi, John Galliano und Oscar de la Renta. Es häuften sich die Modepreise und -auszeichnungen. Im Jahr 2007 verlieh die englische Queen Elizabeth II. ihm gar den Ehrentitel «Honory Commander of the British Empire», um Blahniks

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ART OF FASHION

«Ich werde immer trübsinnig, wenn ich eine schöne Frau sehe, die Plateaus trägt.» Manolo Blahnik

ikonischen Status in der Modewelt zu würdigen. Seinem unverkennbaren Markenzeichen der Kreationen; hohe Absätze, ausgefallenes Design und ein exklusiver Mix verschiedener Materialien, ist er dabei stets treu geblieben. Auch heute noch, trotz seiner internationalen Berühmtheit, arbeitet Manolo Blahnik wie ein Haute Couturier der alten Schule ohne Assistenten, sprich jede seiner Schuhkreationen entsteht durch seine Hand – in seinem Londoner Büro oder seinem Haus in der englischen Stadt Bath, in welchem er zusammen mit rund 10.000 Paar seiner Schuhe wohnt. Blahnik zeichnet zuerst eine Skizze und entwirft dann von Hand ein Modell, das erst dann zur Produktion freigegeben wird, wenn er endgültig zufrieden mit dem neuen Schuh ist. Er selbst sieht seine Arbeiten daher auch nicht als Design, sondern stilisiert seine sinnlichen Entwürfe wie Kunstwerke. Und so wundert es nicht, dass den Künsten Manolo Blahniks auch Stars wie Madonna, Sarah Jessica Parker und auch die «Desperate Housewives» verfallen sind. Kurz: Wer etwas auf sich hält, schreitet auf Manolo Blahnik-Sohlen durch das glamouröse Leben.

Filme machen Designerstars Innerhalb von nur zehn Jahren erkämpfte sich das Schuhlabel Jimmy Choo, das der gleichnamige Designer 1996 zusammen mit der damaligen Vogue-Ressortchefin Tamara Mellon gründete, einen internationalen Namen von Rang. Besonders die Erwähnung in Serien wie «Sex and the City» oder im Film «Der Teufel trägt Prada» pushten die Marke. Der vornehme Look des Londoner Designers mit malaysischen Wurzeln überzeugte die Damenwelt durch eine unverwechselbare Stilsicherheit.

Brautschuhmode Der 65-jährIge Gründer und Chefdesigner Stuart Weitzman gilt als Produktionsweltmeister. Seit Gründung der gleichnamigen Firma, 1986, kreiert der Amerikaner jährlich 800 Schuhversionen. Vom Sneaker bis zum Stiletto kontrolliert er persönlich die Produktionsabläufe in seinen spanischen Werken mit 1.600 Mitarbeitern und ist – stets auf der Suche nach neuen Absatzmärkten. Weitzman gilt als äusserst experimentierfreudig: Er verarbeitet Materialien wie Vinyl, Kork, Chrom, Brokat oder Bambus, produziert in zehn Grössen zwischen 34 und 44 und – fast einmalig – in vier Weiten. Er protzt gern mit Luxusmaterialien wie 24-karätigem Gold, Diamanten, Rubinen und besetzte ein exklusives Paar mit den ehemaligen Schmuckstücken Marilyn Monroes oder Rity Hayworth und gilt zudem auf der Suche nach neuen Absatzmärkten als Erfinder des Brautschuhmodemarktes.

Im Film «Sex in the City II» wunderten sich die Fans nicht schlecht, dass Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw Louboutins an den Füssen trägt. Neben Mister Big und einem Glas Cosmopolitan gehörten schliesslich die Manolos zu ihren wichtigsten Markenzeichen. Vielleicht liegt es daran, dass Manolo Blahnik sich negativ über die Serie geäussert haben soll und das, obwohl ihm die Serie einen riesigen Umsatz bescherte. Christian Louboutin wird es freuen. Das besondere Kennzeichen seiner meist mit einem sehr hohen Absatz ausgestatteten Schuhe ist übrigens eine rote Sohle. Durch diese Sohle sind die Schuhe sehr einfach als Louboutins zu erkennen.

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KOLUMNE

Die vielen Gesichter der Schönheit von Luisa Rossi

A

ls ehemaliges Fotomodel drehte sich mein Leben um mein Äusseres. Heute, als Stylistin, bewege ich mich in einem Umfeld, in dem es um die äussere Hülle geht. Aber egal ob als Model oder als Styling-Beraterin bei EliteWahlen, bei Miss/Mister-Handicap-Wahlen, in Beratungen oder in Seminaren – eines habe ich dabei gelernt: Schönheit hat unzählige Gesichter. Und nichts und niemand wird als wirklich «schön» empfunden, solange die Schönheit nicht «echt» ist und von innen kommt.

Natur für das genetische Geschenk bedanken. Die Haut gilt ebenfalls als wichtiges Schönheitsmerkmal. Ist sie rein, glatt und nicht zu blass wird sie als attraktiv empfunden. Wer sich also regelmässig pflegt, schafft schon mal eine ideale Basis. Nun können wir uns in Sachen Styling beraten lassen, die Brille gegen Linsen tauschen, lässige Outfits zulegen und uns mit Make-up behelfen. Sich öfters mal sportlich zu betätigen, kann definitiv nicht falsch sein. Genügend Schlaf und eine Portion Entspannung sind weitere Zutaten, die die Schönheit fördern. Wem das alles nicht reicht, landet bald schon beim Bleaching, beim Fettabsaugen und bei der plastischen Chirurgie. Es gibt Schönheitsdefizite, bei denen ein operativer. Eingriff durchaus angebracht sein kann.

Aber was genau macht «Schönheit» aus? Eine sehr schwierige Frage, die ich trotz meiner Tätigkeit nicht beantworten kann. Schönheit ist sicher bis zu einem gewissen Grad von wechselnden Idealen abhängig. Gerade im Bereich des Körpers und der Mode ist das so. Je nach Erdteil und Kultur werden andere Körper- und Gesichtsmerkmale als wichtig und schön wahrgenommen. Evolutionsbiologen zeigen auf, wie eng die natürliche Schönheit mit der sexuellen Auslese zusammenhängt, bei der Attraktivität DIE entscheidende Rolle spielt. Auch Tieren müssen wir Ästhetik zubilligen. Es gibt Forschungen, die aufzeigen, dass hinsichtlich der Schönheit von Gesichtern ein goldener Schnitt existiert. Dessen Proportionen entsprechen dem durchschnittlichen Gesicht, welches zudem, ähnlich wie Symmetrie, Gesundheit signalisiert.

All das sind mögliche Mittel und Wege. Und dennoch bin ich der Meinung, sie alleine nützen nichts, wenn sich der Mensch in seiner Haut nicht wohl fühlt und nicht glücklich mit sich selbst ist. Zum Glück spielen viele Faktoren eine Rolle, ob man jemanden als attraktiv empfindet oder nicht. Es gibt ja auch die sogenannte «Schönheit auf den zweiten Blick» oder gar die «innere Schönheit». Man kann also die Frage «Was ist Schönheit?», Gott sei Dank, nicht mit einer knallharten wissenschaftlichen Definition beantworten. Für mich ist wirkliche Schönheit spürbar. Ja, denn ein wunderschönes Lächeln, ein liebes Kompliment, eine nette Geste lassen uns erstrahlen. Ein ehrliches Dankeschön für mein Styling oder eine zufriedene Ausstrahlung meiner Kunden, das sind für mich nur einige der unzähligen Momente voller Schönheit. Sie hat für mich also nicht nur mit der Mode zu tun, sondern vor allem mit dem Menschen.

Und wenn wir schon bei der Gesundheit sind – sie ist in diesem Zusammenhang äusserst spannend. Früher bedeutete Gesundheit: schlicht die Abwesenheit von Krankheit. Heute ist Gesundheit eine aktive Form von Fitness und Wellness. Und der Wandel geht immer weiter: Beauty, Body, Mind und Soul verschmelzen immer mehr. Stimmt nicht? Dann schauen Sie sich mal eines der bekannten Fitness-Magazine an. In diesen Titeln geht es schon lange nicht mehr um den rein sportlichen Aspekt. Vielmehr wird das Zusammenspiel von einem gestählten Körper, einer passenden Fitness gepaart mit Wohlbefinden, ausgewogener Ernährung und smarten Entspannungstechniken zelebriert.

Natürlich hat auch die Natur unglaubliche Schönheiten für uns parat. Sei es eine atemberaubende Bergsicht, einen unvergleichlichen Sonnenuntergang am Meer oder eine märchenhaft verschneite Winterlandschaft beim Joggen. Oftmals so schön und einzigartig, dass es mir den Atem verschlägt. Aber auch die Kunst oder die Musik haben unglaubliche Schätze der Schönheit zu bieten, und in diese tauche ich sehr gerne ein. Aber egal, wie wir Schönheit definieren. Es ist und bleibt ein steter Wandel. Und zum Glück sind die Geschmäcke völlig unterschiedlich.

Wie können wir denn unsere Schönheit beeinflussen? Werden wir von unserer Umwelt einfach so als attraktiv beurteilt, dann sollten wir uns unbedingt bei unseren Eltern oder bei Mutter

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TECHNOLOGY

luftig

Leicht und Gerade rechtzeitig zur CabrioSaison bringt Lamborghini den Gallardo Performante. PRESTIGE durfte den jßngsten Kampfstier aus Sant’Agata Bolognese Probefahren und herausfinden, was ihn vom Gallardo Spyder unterscheidet.

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von Stephan Gubler, Fotos: Markus Zitt

ine Einladung in die Emilia Romagna bedeutet nicht nur Lamborghini fahren. Da kommen gleich ganz viele Emotionen hoch. Klar dominiert die Vorfreude auf den Ritt mit dem 570 PS starken Stier. Aber auch die anderen Sinne werden in dieser Gegend einfach betört. Allen voran die Geruchs- und Geschmacksnerven. Ein kräftiger Caffè zum Frühstück, Prosciuto di Parma und Parmigiano Reggiano zum Mittag und Pasta oder Pizza zum Nachtessen. Ja, es scheint, als hätte man genau an diesem Ort das Geniessen erfunden. Und dazu gehören eben auch die schönsten und extremsten Sportwagen auf diesem Planeten. Der Zufall will es, dass in unserem Stammkaffee die Brioche mit Crema ausverkauft sind. Der Barista empfiehlt mir deshalb ein Brioche con Crema leggera. Ist ja super, passt zum bevorstehenden Test mit dem Lamborghini Gallardo LP 570-4 Spyder Performante. Denn bei diesem Supersportler handelt es sich um nichts anderes als um einen Superleggera ohne Dach. Im Vergleich zum «normalen» Gallardo Spyder wiegt der Leichtbau-Lambo 65 Kilogramm weniger. Das ist nicht wirklich viel weniger. Viel mehr ins Gewicht fallen die optischen Leckerbissen, die der Performante zu bieten hat. Carbon wohin das Auge sieht! Seitenschweller, Diffusor, Rückspiegel und der riesige Heckflügel sind aus Kohlenstofffaser. Letzterer ist eine knapp 9.000 Franken teure Option und für Ästheten eine Faust aufs Auge, denn er passt überhaupt nicht zur keilförmigen Linienführung des Spyders. Aber das soll Geschmackssache bleiben. Wir freuen uns zuerst einmal über einen wolkenlosen Himmel und die ersten Kilometer auf den emilianischen Strassen. Auch dieser Gallardo ist einfach ein Wohlfühl-Auto. Reinsetzen, losfahren, und alles passt. Die Geräuschkulisse zaubert von Anfang an ein Lachen ins Gesicht. Der 10-Zylinder-Sound aus der Auspuffanlage dringt dank der Absenz eines Daches ungefiltert und ungehemmt zu den Insassen. Cabrio fahren ist mit diesem Auto wirklich noch sinnlicher. Wird das Stoffverdeck übers Haupt hinweg in den geschlossenen Zustand gebracht, kommt für eine Weile ein beklemmendes Gefühl auf. Jetzt erst wird klar, wie viel Freiheit das Fahren mit geöffnetem Dach vermittelt. Das ist eigentlich wie Motorrad fahren; einfach mit vier angetriebenen Rädern. Das Hochdrehen tönt wie bei einem reinrassigen Rennmotor. Ist ja auch kein Wunder, denn dasselbe Aggregat verrichtet in der schnellsten Markenpokal-Serie, der Lamborghini SuperTrofeo, seine Dienste. Das halbautomatische e.gear-Getriebe haut bei Volllast die Gänge rein, dass einem die Zahnräder leidtun. Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit sind in Sphären, die auf den Strassen nicht ansatzweise erreicht werden. Der Performante ist einfach ein Fahrzeug für Geniesser. Er kann viel mehr, als man braucht, er sieht aus wie ein echter Exote und er ist so perfekt verarbeitet wie ein Audi.

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Made in Ferrari hat mit dem 458 Italia wieder einen Design-Meilenstein geschaffen. Sieht der neue Italiener nur blendend aus oder fährt er sich auch so? PRESTIGE ging auf Probefahrt.

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von Stephan Gubler, Fotos: Markus Zitt

errari und Pininfarina. Das ist eine Liebesgeschichte ohne Ende. Wenn die besten Rennautos vom talentiertesten Designer eingekleidet werden, sieht das Resultat so aus wie der Ferrari 458 Italia. Ein Augenschmaus! Während viele andere Autohersteller Nachfolgemodelle präsentieren, die kaum anders aussehen als ihre Vorgänger, fängt die Zusammenarbeit zwischen Pininfarina und dem Centro Stile Ferrari mit einem weissen Blatt Papier an. Beginnen wir bei der Front. Schon sie bricht mit sämtlichen Design-Traditionen. Die Bi-Xenon-Lampen mit je 20 vertikalen LED-Tagfahrlämpchen sehen toll aus, ebenso die geknickte Kofferraumabdeckung. Und da, wo bei anderen Autos einfach ein schöner Kühlergrill sitzt, wenden die findigen Ferrari-Ingenieure einen inzwischen verbotenen Trick aus der Formel 1 an.

Zwei Mini-Flügel sind so beweglich konstruiert, dass sie sich bei hohen Geschwindigkeiten nach unten biegen und mehr Anpressdruck generieren. Das Heck gleicht einer Skulptur. Auch hier wurde die Aufgabe, Downforce ohne Heckflügel zu schaffen, mit Bravur gelöst. Dazu zählen auch der Heckdiffusor und ein komplett verkleideter Unterboden. Soviel zu den äusseren Werten. Bleibt noch die Überraschung beim ersten Sichtkontakt mit unserem Testwagen zu erwähnen. Was? Das Fahrzeug ist ja gar nicht rot. Ja, was vor einigen Jahren noch als Fauxpas angesehen wurde, ist heute offiziell toleriert. Ein Ferrari muss nicht mehr in Rosso Corsa lackiert sein. Unser 458 (Die Zahl steht übrigens für 4,5 Liter Hubraum und 8 Zylinder) in Giallo Tri Stratos glitzert so betörend in der Morgensonne Maranellos, dass wir schon bald eine Art Gelbsucht entwickeln.

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beendet diese Zweifel mit einem Brüller der ersten Kategorie. Mamma mia! Wiederum haben es die Auspuff-Spezialisten geschafft, einen fantastischen Sound zu schaffen. Was aus den drei Trompeten kommt, lässt einfach ganz viel Freude aufkommen. Noch schöner als das volle Gebläse ist das Gebrabbel beim Lupfen des Gaspedals. Bergrunterfahren wird so fast noch schöner als Vollgas im Tunnel. Zum Handling des 458 können wir nur sagen: erste Sahne! So messerscharf und leichtfüssig lässt sich momentan kein anderer Sportwagen dirigieren. Gleiches Lob gilt dem Doppelkupplungsgetriebe, welches die sieben Gänge butterweich und ohne Zugkraftunterbrechung wechselt. Da kommt einfach sofort der Wunsch nach einem Ausflug auf die Rennstrecke auf. Dieses Auto ist zwar ein toller Strassen-Sportler, aber dafür eigentlich völlig überentwickelt. Sein Potential von Motor, Fahrwerk, Aerodynamik und Bremsen ist so hoch angesiedelt, dass es schon etwas frustriert, damit nur auf den Frost- und Lastwagengeplagten Landstrassen rumzutuckern. Allora liebe Ferraristi, gebt uns das nächste Mal bitte ein paar Runden auf dem hauseigenen Fiorano Testtrack! Denn dort fühlt sich dieser Ferrari bestimmt am allerwohlsten.

Liebe auf den ersten Blick Der Ferrari 458 Italia ist umwerfend schön, und wir sind seinem Charme umgehend verfallen. Bis zum Einsteigen. Dann der Schock. Vorbei ist es mit der Schwärmerei und nostalgischen Gedanken an Enzo, Clay und Gilles. Willkommen im 21. Jahrhundert! Oder sollen wir sagen willkommen im Playstation-Zeitalter? Anstelle von vielen hübschen Rundinstrumenten strahlen uns zwei LCD-Bildschirme und ein riesiger analoger Tourenzähler entgegen. Auf dem linken Display gibt es die Vehicle Dynamic Assistance. Damit lassen sich zum Beispiel Fahrzeug-Parameter wie Temperatur von Reifen, Bremsen und Motor ablesen. Längs- und Querbeschleunigung sind ebenso sichtbar. Dazu muss sich das am Lenkrad befestigte Manettino allerdings mindestens im Race-Modus befinden. Apropos Lenkrad. Hier zeigt sich noch eindrücklicher, welchen Einfluss Entwicklungen aus der Formel 1 bei diesem Fahrzeug genommen haben. Am Anfang war die Hupe. Basta! Beim 458 gibt es Schaltpaddel, Blinker, Scheibenwischer, Starterknopf und den von Schumi entwickelten Dämpfer-Knopf. F1-like sind auf der Oberseite Leuchtdioden eingebettet, die den richtigen Schaltzeitpunkt anzeigen. Auf der Rückseite geht die Knopf-Sammlung mit Autoradio-Lautstärke und Senderwahl weiter. Aiuto! Sieht so die Zukunft aus? Die Mission ist klar: Beide Hände sollen jederzeit am Lenkrad bleiben. Das rechte Display zeigt Kartenmaterial vom Navi, Radiostationen oder die Geschwindigkeit an. Nach dem viertelstündigen ComputerEinführungskurs gehts endlich auf die Strasse. Aus zwei Gründen fahren wir schön sachte aus dem Ferrari-Hauptgebäude. Erstens, um der Pressedame keine Sorgenfalten auf die Stirne zu zaubern, und zweitens weil dieselbe uns vor den ersten 500 Metern gewarnt hat. Denn so lange brauchen all die Sensoren, um Traktionskontrolle, elektronisches Differential und weitere Helferchen optimal einzusetzen. Das Auto macht sich auf leisen Sohlen raus aus der Stadt. Fast zu leise. Sind das die ersten Tribute an immer strenger werdende Abgas- und Lärmgesetze? Der erste beherzte Tritt aufs elektronische Gaspedal

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StrassenRenner Der Porsche 911 ist der Inbegriff des Sportwagens. Kein Wunder, denn das Kultauto gibt es schon seit 50 Jahren. PRESTIGE hat das jüngste Mitglied der 911er-Familie, das Carrera GTS Cabriolet, getestet.

Wir wollen hier aber nicht mit technischen Daten langweilen, sondern sprichwörtlich er-fahren, wie sich der sportliche Gran Turismo auf den Strassen bewegen lässt. Schnell, sehr schnell. Schon kurz nach der Übernahme steht die Tachonadel jenseits der 260-km/h-Marke. Ja, wir rasen! Und dies ganz legal. Deutsche Autobahn sei Dank. Das gibts sonst nirgendwo. Und selbst als geübter Schnellfahrer erstaunt es eigentlich schon sehr, dass dies in der heutigen Zeit noch möglich ist. Schnell fahren ist eins, aber bei diesen hohen Geschwindigkeiten den Anker werfen, wenn ein 70 PS starker Fiat mit knapp 100 km/h zum Überholen eines Lastwagens ansetzt, ein anderes. Auch da brilliert der Porsche. Kaum ein anderes Fahrzeug bremst so effizient und sicher. Gut zu wissen!

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Text und Fotos: Stephan Gubler

ie Geschichte des Porsche 911 ist einmalig. Die gibts nur einmal und kommt nie wieder. Oder kennen Sie vielleicht ein Fahrzeug, welches seit dem Entwicklungsstart vor genau 50 Jahren noch immer fast gleich aussieht? Wohl kaum. Wenn man einen Porsche 911 zum Test entgegennimmt, führt dies also fast zwangsläufig zu nostalgischen Gedanken. Vor allem, wenn das gleich im Zuffenhausener Werk geschieht.

Eineinhalb Stunden später darf sich der Gasfuss wieder entspannen. Willkommen in der Schweiz. Also Tempomat rein und gemütlich nach Hause cruisen. Das hat auch seine Vorteile. Zum einen fährt es sich so definitiv entspannter und der Benzinverbrauch sinkt drastisch. Wer anständig fährt, schafft mit 8 Liter locker 100 Kilometer. Erst beim Rückwärtseinparken in die enge Garage werden wir daran erinnert, dass wir ja ein Cabrio haben. Das Dach blieb bis jetzt immer geschlossen. Und in diesem Zustand gibt das Stoffverdeck nicht viel Sicht nach hinten frei. Kritisch wirds da, wo bei Coupés die C-Säule ist. Zusätzlich wird das Einfädeln in die Garage vom ultrabreiten Hintern erschwert.

Vom Käfer zum Porsche Diese Gedanken führen zurück bis zum VW Käfer. Schliesslich basiert der 911er auf nichts anderem als auf dem ebenso kultigen Volkswagen. Dieser stellte nämlich die Basis für den ersten richtigen Porsche, den 356, dar. Dasselbe trifft auch auf das Motorenkonzept zu, welches bis heute aus einem im Heck liegenden Boxermotor besteht. Genau hier, hinter dieser kleinen Motor-Abdeckung, liegt fast unsichtbar die eigentlich markanteste Entwicklung des 911ers. Unser Testfahrzeug ist ein 911 Carrera GTS Cabriolet. Der GTS ist das jüngste Mitglied der 911er-Familie. Er soll die Lücke zwischen dem Carrera S und dem am Rennsport orientierten GT3 schliessen. Tut er das? Nun, die technischen Daten sind verheissungsvoll. Der 6-Zylinder-Boxer mit 3,8 Liter Hubraum leistet 408 PS. Das sind 278 mehr als beim Zweiliter-Motor des Ur-911.

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Cabrio-Wetter! Die Porsche-Leute hatten am Vortag noch «Cabrio-Wetter!» gewitzelt; Na ja, bei Minusgraden und Hochnebel nicht wirklich. Aber die wussten nicht um unsere Sonnenstube. Das Tessin hält auch diesmal sein Versprechen und begrüsst uns am Ausgang des San-Bernardino-Tunnels mit einem stahlblauen Himmel. Also schnell das Dach öffnen. Auf der Autobahn können wir das natürlich nicht tun. Zwar ist es möglich, das Verdeck im Fahrbetrieb zu öffnen und zu schliessen, aber nur bei Tempi bis 50 km/h. Gesagt, getan. Sitzheizung ein, Innenraum-Temperatur rauf und los gehts. Nach wenigen Kilometern wird es doch recht frostig. Moment, da gibts ja noch ein Windschott. Das im Kofferraum verstaute Teil lässt sich einfach und schnell montieren. Dort, wo bislang höchstens zwei Kinder Platz gefunden hätten, gibts jetzt definitiv keine Sitzgelegenheit mehr. Aber der Durchzug ist weg. Das Windschott wirkt Wunder! Brillant setzt sich das Doppelkupplungs-Getriebe in Szene. Im GTS gibt es sogar Schaltwippen. Diese sind am Lenkrad befestigt und drehen folglich beim Lenken mit. Das freut die einen und irritiert die anderen. Wer wirklich sportlich unterwegs ist, schaltet eben gerne spät beim Einlenken in eine Kurve oder früh beim Herausbeschleunigen. Dafür ist die mitdrehende Wippe ideal. Wer in einer Haarnadelkurve die Übersicht verliert, auf welcher Seite jetzt die Rauf- beziehungsweise Runterschaltwippe ist, möchte lieber festliegende Schaltpaddel, wie sie bei Ferrari, Maserati oder Lamborghini montiert sind. Aber es gibt ja immer noch die Möglichkeit, die Gänge mit dem Schalter auf der Mittelkonsole zu wechseln. Oder man lässt das Getriebe gleich automatisch walten und schalten. Gerade auf den Frostschaden-versehrten Strassen wird das Fahrwerk wirklich zum Thema. Bereits in der Grundabstimmung ist das Sportfahrwerk hart. Ist die Sport-Einstellung gewählt, werden noch härtere Dämpferkennlinien gewählt. Diese Einstellung ist dann wirklich nur für perfekte Unterlagen, wie man sie zum Beispiel auf Rennstrecken antrifft. In den Serpentinen des San Bernardino wird sofort klar: Der GTS ist ein sehr agiles, gutmütiges Sportauto. Weil ein Fahrzeug mit Heckantrieb und Heckmotor von Otto Normalfahrer im Grenzbereich zu schwierig einzufangen ist, wurde auch hier die bewährte Abstimmungsformel angewandt. Und die heisst Fahrwerk auf Untersteuern trimmen. Schieben über die Vorderräder ist weitaus Adrenalin-schonender als ein übersteuerndes, ausbrechendes Heck.

ten und schlägt gleich aus wie ein wildgewordener Gaul. Aha, darum also das springende Pferd im Porsche-Wappen! Was natürlich nicht stimmt, denn dieses Pferd ist dem Stuttgarter Stadtwappen entnommen. Da Porsche-Fahrer keine Jockeys, sondern eher urbane Geschäftsmänner und -frauen sind, macht diese sicherheitsorientierte Abstimmung schon Sinn. Und weil Fahrer meistens im Fahrzeug sitzen, wollen wir noch ein Wort zur Innenausstattung verlieren. Perfekt! Alles passt, alles sitzt. Alles ist am richtigen Ort. Das Lenkrad ist eine Augenweide und die gesamte Verarbeitung einfach top. Natürlich ist auch in diesem Porsche das Zündschloss auf der linken Seite der Lenksäule montiert. Der Grund dafür liegt sehr weit zurück. Weil in den klassischen Le-Mans- Autorennen die Fahrer zum Fahrzeug spurten und dieses starten mussten, entschieden die Ingenieure, dass dies schneller geschehen kann, wenn der Zündschlüssel links eingesteckt wird. Also wieder ein Stück automobile Historie.

Um herauszufinden, was denn wirklich passiert, wenn die Grenzen überschritten werden, gehen wir ins Verkehrssicherheitszentrum Mittelland in Roggwil. Auf dem kurzen Ovalkurs geben wir dem GTS die Sporen. Natürlich mit abgeschalteten elektronischen Helferchen. Es passiert genau das, was auf der Strasse ansatzweise spürbar wird. Beim brüsken Anbremsen rutscht das Fahrzeug über die Vorderachse geradeaus. Gibts wieder genug Grip, beissen sich die vorderen Gummis im Asphalt fest und schicken das Heck auf Reisen. Dieses lässt sich nicht lange bit-

Fazit: Makelloser als ein Porsche ist kein Sportauto. Das ist aber auch kein Wunder, denn kein anderer Hersteller hatte 50 Jahre Zeit, um sein Produkt zu perfektionieren.

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NEWS

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Zwei in Einem And the winner is… Acer mit dem Iconia. So geschehen bei der diesjährigen Consumer Electronics Show CES in Las Vegas. Denn was ist besser als ein Tablet PC? Zwei Tablet PCs in einem Gerät. Der futuristische, Touchbook genannte Computer verfügt gleich über zwei hochauflösende, berührungsempfindliche 14-Zoll-Bildschirme. Damit vereinen sie die Vorteile von Tablet PC und einem Notebook. So kann man zum Beispiel auf dem oberen im Internet surfen und unten gleichzeitig an einem Dokument arbeiten. Sprichwörtlich im Handumdrehen lässt sich auf dem Multitouch-Screen eine virtuelle Tastatur einblenden. Einfach fünf Finger auf dem kratzund fingerabdruckresistenten Glas platzieren und los gehts mit dem geräuschlosen Tippen. www.acer.ch

B

BlackBerry Bold 9780 by Amosu Couture Alexander Amosu hat 1999 in England eine der ersten Klingelton-Firmen gegründet. Nach dem durchschlagenden Erfolg verkaufte er nach vier Jahren die Firma und startete mit der Veredelung von Handys wie iPhones und BlackBerrys. Zu seinen Kunden gehören Fussballspieler und deren Gattinnen, Filmstars sowie gut betuchte Unternehmer. Das neuste Werk ist der Bold 9780. Dessen ganzes Gehäuse wird mit 24 Karat vergoldet. Sogar die Tastatur wird farblich angepasst. Besitzer eines Bold können ihr eigenes Gerät einschicken oder bei Amosu gleich ein neues bestellen. www.amosu.co.uk

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Samsung SSG-3700CR Samsung hat zusammen mit dem österreichischen Brillenhersteller Silhouette die leichteste 3D-Brille der Welt entwickelt. Die Gläser der 3D-Shutterbrille sind dank neuer Materialien rund zehn Gramm leichter und verhelfen so zum Traumgewicht von federleichten 28 Gramm. Für erhöhten Tragekomfort wurden die schweren Komponenten wie Steuerungsschaltung und Batterien hinter dem Ohr platziert. So lastet auf der Nase möglichst wenig Gewicht. Die Brille erkennt, ob sie getragen wird, und schaltet sich automatisch ein und aus. Aufgrund ihres Designs soll die Brille sowohl für Erwachsene als auch für Kinder geeignet sein und auch Brillenträger sollen mit dem Modell gut zurechtkommen. www.samsung.ch

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Olympus PEN E-PL2 Das jüngste Mitglied der PEN-Familie ist noch vielseitiger als die Vorgängerin PL1. Zum einen lässt sie sich einfacher bedienen. Das Live Wheel sorgt für den schnellen Zugriff auf die wichtigsten Kameraeinstellungen und die Live Guide hilft jetzt auch beim Video-Dreh. Noch mehr kreativen Spielraum ermöglichen die Art Filter, welche nun miteinander kombiniert werden können. Grösser und übersichtlicher ist der LCD-Bildschirm, welcher nun eine 3-Zoll-Diagonale aufweist. Der optionale, aufsteckbare Penpal PP-1 ermöglicht die drahtlose Übertragung von Fotos und Videos an Handys, Computer oder andere PEN-Kameras. www.olympus.ch

G

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Gipfelstürmer Casio ist bekannt für seine unzerstörbaren G-Shock-Uhren. Doch auch für Berggänger, Wanderer und OutdoorFans hat der innovative japanische Uhrenhersteller immer wieder Highlights im Programm. So zum Beispiel mit der neuen Pro Trek PRG-240. Sie ist vollgestopft mit High-Tech-Funktionen. Digitalkompass, Thermo- und Barometer, Höhenmesser sind ein Muss. Nicht nur für Alpinisten, sondern auch für Romantiker geeignet ist die Sonnenauf- und Untergangsanzeige. Unabhängig und umweltfreundlich ist die Energieversorgung via Solarenergie. www.casio-watch.ch

Edelspeicher Der Galet steht für eine neue Art, ein edles Material mit moderner Technologie zu kombinieren. Wie eine Designeruhr oder ein luxuriöser Stift wird der 4-GigabyteUSB-Speicher von LaCie zu einem besonderen Accessoire. Bild- und Musikdateien sowie andere persönliche Daten lassen sich darauf gesichert mitnehmen. Das kieselsteinförmige Modell passt bequem in die Hosen- oder Jackentasche, an den Schlüsselbund oder an eine Halskette. Jeder Galet wird in Frankreich handgefertigt und bei Christofle nach 150 Jahre alter Tradition kostbar versilbert. www.lacie.com/ch

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TECHNOLOGY

Oh là là

Teil 1

eine autoverrückte familie

90 Kilometer Stau zwischen Lyon und Orange auf der Autoroute du Soleil. Die Hiobsbotschaft aus den Nachrichten für unsere Fahrt in die Sommerferien in St. Maxime. Die alternative Route war schnell gelegt via Grenoble, nur war zu entscheiden, ob die legendäre Route Napoléon oder die westlichere Version via Sisteron gewählt werden soll. Wir mussten lernen, dass beide Strassen – so schön sie zu fahren wären ohne Verkehr – von einer zähflüssigen Blechschlange belegt waren. Der Versuch am Zielort, während der freien Tage nach St. Tropez zu fahren, scheiterte drei Mal kläglich im soliden Stau.

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TECHNOLOGY Der erste Stop, dass Peugeot Museum in Sochaux.

Die Reisteteilnehmer: Jeder wird gut ausgerüstet: Die Navigatorin mit einer wasser- und reissfesten Michelinkarte, weil ein Navigationssystem nicht in den grossen Zigarrenanzünder eines 50er-Jahre-Jaguars eingesteckt werden kann, das Kind mit einem neuen Nintendo mit integrierter Fotokamera für eigene Schnappschüsse und der Fahrer mit Piloti-Fahrschuhen mit stabilen Sohlen für die langen Strecken. Die Reise: Kurz nachdem wir liebevoll die letzte Ecke des kleinen Kofferraums mit unseren Reiseutensilien gefüllt hatten und unser Sohn es sich zwischen uns auf dem sitzbankähnlichen Kissen bequem gemacht hatte, ging es los durch die Juraklusen. Mit grosser Überzeugungskraft schafften wir es, an den bereits neulich besichtigten Dinosaurierfussabdrücken bei Courtedoux vorbeizufahren, um noch genügend Zeit im Peugeot Museum in Sochaux verbringen zu können. Neben der bekannten KaffeemühlenproDie filigrane Steinmetzarbeit in Château d' Tanlay.

S

Text und Fotos: Familie Dönni

o schlimm kann doch reisen in Frankreich nicht sein, dachten wir, und so kam uns die Idee, unsere Ferien mit einer Tour durch den Norden Frankreichs fortzusetzen. Mit einem Ausflug nach England, für das unser Herz ganz besonders fest schlägt. Schnell hatten wir das Basiskonzept zusammengestellt: eine Städtereise in einem fahraktiven Auto, in unserem Falle einem klassischen Jaguar. Auf Landstrassen nach Paris in ein hübsches Hotel. Danach über die Autobahn zum High Tea nach London, Rückreise via Reims. Für Technikinteressierte: ein Jaguar XK150 3.4 S Roadster von 1958 mit 105.000 Originalkilometern. Dieses Auto hatten wir 1989 in einem Museum mit nur 53.000 Kilometern Laufleistung entdeckt. Dönni Senior begeisterte sich für den Wagen und glücklicherweise konnte er ihn erstehen. Er fuhr den Wagen in den folgenden 20 Jahren intensiv. Neben seinen legendären Mondscheinfahrten, aus denen das Alpenbrevet entstanden ist, fuhr er unter anderem in die Englischen Moors, nach Schottland und sogar ans Nordkap. Vor einigen Jahren übernahmen wir den immer noch völlig originalen Klassiker und pflegen seither regelmässigen Kontakt mit dem Erstbesitzer. Damals ein junger Mann, der mit dem grossvolumigen Wagen sportliche Ambitionen hegte, prangt doch heute noch die Plakette vom Lizenzkurs 1959 des ACS auf dem Rundkurs in Montlhéry bei Paris am Armaturenbrett.

duktion, aus der dieses Industrieimperium erwuchs, waren noch viele andere unbekannte Peugeot-Produkte zu besichtigen. Aber auch die vielen Rennwagen und deren Trophäen machten Eindruck. Um noch einige ruhige Abendkilometer zurücklegen zu können, machten wir uns schnell wieder auf den Weg. In der Tat, die Strassen wurden einsamer und einsamer und unser Klassiker flog über die französischen Landstrassen gen Paris wie damals 1959, als er zum Rennkurs auf die legendären Steilkurven in Monthléry durfte. In Langres suchten wir spontan ein Hotel und fanden eine nette kleine Unterkunft mit einem guten Abendessen, das auf die Bedürfnisse von uns Vegetariern einging. Der Wagen durfte im Kellergewölbe der historischen Abtei nächtigen.

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Zeichen der legendären RN7.

Am nächsten Morgen machten wir uns früh aus den Federn, wollten wir doch baldmöglichst in Paris ankommen. Wieder einmal wurde uns eindrücklich aufgezeigt, wie gross und flach Frankreich sein kann. Dutzende von Kilometern führten uns durch saftig grüne Natur, bis sich plötzlich die Bourgogne mit der Ortschaft Chablis vor uns entfaltete und Weinreben die Landschaft dominierten. Wir mussten uns Mühe geben, uns nicht von den Weinkellereien oder den Wegweisern zu Schlössern und Abteien zu einem unplanmässigen Stopp verführen zu lassen, um im Gegenzug zu spät in Paris anzukommen. Wenn man mehr Zeit zur Verfügung hat, lohnt es sich aber, die wunderschönen Schlösser entlang der Route zu besuchen. Für die ganze Familie interessant ist Guédelon. Dieser Ort liegt neben einem alten bewaldeten Steinbruch, eine Landschaft wie aus dem Jahre 1.000. Mit den Steinen des Steinbruchs und dem Holz des Waldes können Sie mithelfen beim Bau einer Burg – und das allein mit den technischen Mitteln des XIII. Jahrhunderts.

In Paris angekommen.

Über jedem Verkaufsgeschäft prangt ein noch berühmterer Name, und so kamen wir uns immer kleiner vor, vor diesem Überfluss an bekannten Marken. Das «Plaza Athénée» wurde 1911 eröffnet. Bald wurde es zum Treffpunkt der Stars des Champs Elysée Theaters. Berühmte Namen wie Josephine Baker, Rudolph Valentino oder Maurice Chevalier genossen die Gastfreundschaft des Hauses. 1947 eröffnete Christian Dior sein Geschäft in der Avenue Montaigne, um in der Nähe des «Plaza Athénée» zu sein, und begann damit eine neue Epoche. Die Avenue Montaigne wurde die Strasse der Haute Couture.

Kurz vor Paris trafen wir auf die epische und viel besungene Route Nationale 7; die RN7. Diese Strasse verband während Jahrzehnten Paris mit der Côte d’Azur. Viele bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten fuhren über diese wohl berühmtesten 1.001 Kilometer in Frankreich. Heute aber ist die RN7 ein Schatten ihrer selbst. Neuerdings heisst sie auf dem befahrenen Streckenabschnitt nur noch N 2007. Wir fanden zwar noch eine Fahrschule, die sich RN7 nennt, und eine verblichene Wandwerbung wies uns auf den Kilometer 120 hin, was uns gleich an die berühmte Françoise Sagan erinnerte, die ihren Jaguar XK120 und XK140 stets barfuss gefahren hatte, weil sie meinte, so die unbändige Kraft des Wagens besser fühlen zu können. Als Überraschung entdeckten wir das Museum RN7. Leider war es geschlossen, obwohl wir während der Öffnungzeiten stoppten. Montlhéry war eine ähnliche Enttäuschung. Leider ist diese historische Rennstrecke mit Steilwandkurve heute ein privates Versuchszentrum und daher völlig geheim, und der Portier hatte keinerlei Einsehen für unser Anliegen, den Wagen und seine Strecke zusammenzuführen.

Herzlich wurden wir vom beflissenen Personal des «Plaza Athénée» empfangen, so dass die Strapazen unserer Reise über die schönen schnellen Landstrassen gleich verflogen. Bevor wir das Zimmer geniessen konnten, beanspruchte unser schokoladeliebender Sohn die Produktepalette von Christophe Michalak, dem Patisserie-Weltmeister. Wir liessen uns gerne überreden und genossen eine Auswahl herrlicher Süssigkeiten in der Galerie des Gobelins. Danach bezogen wir unsere wunderschön ausgestattete Suite. Ganz im Empire-Stil gehalten, fühlten wir uns wie der König von Frankreich. Das Weltspitzehotel, das zur jungen Dorchester Collection gehört, bietet aber auch Zimmer und Suiten im Art-déco-Stil. Wir hatten das Vergnügen, die Terrace Eiffel Suite mit ihrem Panoramafenster direkt auf den Eiffelturm und eigener Dachterrasse sowie die Royal Suite mit 3D TV bewundern zu dürfen. Für Mädchenträume bietet das Hotel sogar ein Zimmer ganz in Pink inklusive Barbie-Accessoires! Im Winter wird das Atrium des Hauses in eine Eisbahn verwan-

So machten wir uns auf, unser Tagesziel zu erreichen, das «Plaza Athénée» an der Avenue Montaigne in Paris. Über die N10 tauchten wir ins Pariser Becken ein und bekamen einen wunderbaren Überblick von der Défense zum Eifelturm. Beim Einbiegen in die Avenue Montaigne war uns schnell klar, warum Yves St. Laurent ein Freund des Hauses war. Diese Strasse ist das Herz der Mode.

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TECHNOLOGY England, here we come!

Das «Plaza Athénée» – unser neues zu Hause für zwei Tage.

Auf dem Rückweg in die Innenstadt kamen wir nicht umhin, ein paar Erinnerungsfotos von unserem XK vor den Treppen zur Sacré Coeur zu machen. Ob wir oder die vielen anderen Touristen mehr Fotos von unserem Wagen schossen, wird ein ewiges Geheimnis bleiben. Unser nächstes Ziel war das Centre Georges Pompidou. Auch hier war die Parkplatzsituation hervorragend, gibt es doch unter dem Museum ein Parkhaus, das bestens angeschrieben ist. Die Strassenkünstler machten unserem Sohn besonders Eindruck. Über die vielen Rolltreppen des zerklüfteten Gebäudes gelangten wir aufs Dach ins Restaurant Georges mit wunderschöner Aussicht. Nach einem leichten Mittagessen konnten wir beim Spaziergang durch das Quartier Marais richtige Pariser Lebensart aufsaugen. Um aber nicht zu spät auf die vom Concièrge eingefädelte Seinefahrt zu kommen, mussten wir wieder zurück zum Hotel, um nach einer weiteren Dosis Patisserie und dem Bewundern unserer Schlüsselanhänger in einem kurzen Marsch das Pier der Rundfahrt zu erreichen.

Das sonntägliche Umrunden des Arc de Triomphe.

delt mit Eislauf-Kursen, während Papa einen warmen Tee in der Galerie des Gobelins geniesst und Mama sich im Dior Spa verwöhnen lässt. Nach einem Spaziergang zum Eiffelturm entschlossen wir uns, im wunderschönen Atrium des Hotels zu speisen. Ein DreisterneMenu bei Alain Ducasse, der im «Plaza Athenée» sein Restaurant führt, werden wir uns bei einem nächsten Besuch gönnen. Am Sonntagmorgen machten wir uns auf zum legendären Flohmarkt im Norden von Paris. Als Automobilisten verständlicherweise im Auto, bewaffnet mit Stadtplan. Es machte richtig Freude, durchs noch verschlafene Paris zu fahren, die verschiedenen Gerüche im offenen Wagen wahrzunehmen und dem tiefen Grollen des Jaguartriebwerkes zu lauschen, so dass wir aus lauter Begeisterung den Triumphbogen gleich mehrere Male umrundeten, zur Freude verschiedener Touristen, die unseren Klassiker fleissig vor dem imposanten Bauwerk knipsten. Nach einer kurzen Fahrt auf der Periphérique verliessen wir die Ringstrasse bei der Porte de Clignancourt, um gleich nach einem Parkplatz zu suchen. Dieser Marché de Puce ist unglaublich! Für jeden Geschmack wird hier Ware angeboten. Von Louis XV-Möbeln über Nierentische, von Antiquitäten bis Kuriositäten, vom ausgestopften Warzenschwein, zur erotischen Skulptur, einfach alles. Unser Sohn war kaum zu bremsen bei den antiken Spielsachen und wir konnten uns schliesslich nicht zurückhalten, einige historische Werbeschlüsselanhänger zu erwerben. Einer sogar mit einem eingegossenen Modell genau des Dunlop-Reifens, mit dem unser klassisches Transportmittel bestückt ist.

Zurück im Hotel genossen wir noch ein paar Drinks in der Hotelbar. Im elektronischen Menu fanden alle ihren Lieblingsdrink. 2001 hat Patrick Jouin, der früher mit Philippe Starck gearbeitet hat, die Bar unter Beibehaltung der originalen Holztäfelung neu gestaltet. Die lange Tradition dieses Hauses ist allgegenwärtig, wobei auch das Moderne nicht zu kurz kommt. Das Hotel findet einen tollen Mittelweg zwischen der liebevollen Erhaltung von originalen Details und zeitgemässem Design. Leider mussten wir früh zu Bett, hatten wir doch am folgenden Tage die Reise nach London geplant. Der Abschied am nächsten Morgen fiel uns schwer, aber das nächste Hotel der Dorchester Collection wartete ja schon auf uns, doch dazu mehr in der nächsten Ausgabe.

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SHORT CUTS

Quallen

von bis Aura lesen

Die unheimlichen Schönheiten der Meere Die meisten Menschen mögen sie nicht und nehmen Reissaus, wenn sie eine Qualle im Wasser sehen. Dabei ist sie eins der erstaunlichsten und farbenprächtigsten Lebewesen der Meere, die sich in ebenso vielfältigen wie faszinierenden Formen zeigt. Anmutig und filigran treiben Quallen durch das Meer und erreichen dabei eine Geschwindigkeit von bis zu neun Kilometern pro Stunde. Sie schimmern und leuchten in Tausenden von Farben, so dass man gar nicht mehr aus dem Staunen herauskommt. Hauchdünne, meterlange Tentakel fahren geräuschlos durch das Wasser und suchen nach Beute. An den Strand gespült erkennt man sie allerdings kaum wieder, diese sonst so anmutigen Wesen. Schleimig und flach wie ein Pfannkuchen liegen sie im Sand, ihre Tentakel nach allen Seiten von sich gestreckt. Tatsächlich haben Quallen an Land nur noch einen Bruchteil ihres Gewichts und können auch ihre äussere Form nicht beibehalten. Das liegt daran, dass sie zu 99 Prozent aus Wasser bestehen, ein Mensch zum Vergleich nur zu ungefähr 63 Prozent. Wird ein solches Tier an Land gespült und trocknet aus, bleibt nur noch eine durchsichtige Haut, allerdings samt giftiger Nesselzellen, übrig. Es ist also nicht nur nicht ratsam, sondern sogar höchst gefährlich, gestrandete Quallen zu berühren.

Gefährlicher Magerwahn Viele Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren fallen auf manipulierte Schönheitsideale in Hochglanzzeitschriften rein und finden sich viel zu dick und unattraktiv, obwohl sie es gar nicht sind. Sie greifen häufig zu Radikalmassnahmen, um ihr Gewicht zu reduzieren. Von Seiten des Modebusiness wird die Gefahr, die hiervon ausgeht, immer noch unterschätzt. Doch Magersucht ist keine niedliche Neurose, die sich auswächst. Sie ist eine lebensgefährliche Krankheit, die in nicht wenigen Fällen tödlich endet. Aber die Modewelt zeigt der Welt, was schön ist, und schön ist gleichbedeutend mit Dünn- oder gar Abgemagertsein. Seit einigen Jahren wird jedoch gefordert, dass endlich ein Gesetz erlassen wird, welches sicherstellt, dass Arbeitgeber keine Models mehr beschäftigen dürfen, deren Body Mass Index (BMI) unter dem Normalwert liegt. Models müssten dann regelmässig zum Arzt, der ihnen attestiert, dass sie nicht untergewichtig sind. Dieses hiesse: Bei einem BMI unter 20 gäbe es künftig keinen Job mehr!

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SHORT CUTS

Mehr Erfolg durch ein schönes Äusseres

Die Farben der Seele

Schönheit ist anscheinend eng mit Erfolg verknüpft. In den USA sind bereits 93 Prozent der Personalchefs davon überzeugt, dass schöne Menschen schneller einen Job finden. Gutes Aussehen ist heute ein gesellschaftliches Paradigma. Wohlbefinden, Gesundheit, Erfolg, Freude und sogar Liebe verbinden viele Menschen mit einem attraktiven Äusseren. Weltweit wird Schönheit gar mit Intelligenz, Kompetenz und Sympathie verbunden. Wer schön ist, hat sogar mehr Freunde und erklimmt vor allem leichter die Karriereleiter, behaupten wiederum andere Studien.

Für die meisten Menschen ist die Aura lediglich die Ausstrahlung eines Menschen, für Wissenschaftler ist sie ein konkretes, real existierendes Energiefeld um Lebewesen. Hier sind unsere mentalen Muster, unsere emotionalen Strukturen und die Informationen für den Körper gespeichert. Die Aura wird von feinstofflichen Farbausstrahlungen eines Menschen geformt, die seinen Körper umgeben. Diese Ausstrahlungen können von «Hellsehern» wahrgenommen werden. Jede Farbe deutet dabei auf eine bestimmte Schwingung hin, die verschiedene Bedeutungen haben.

Doch der Wunsch nach Schönheit ist keine Erfindung der heutigen Zeit. Bereits im alten Ägypten sorgte man sich um seine Schönheit, wie zahlreiche Ausgrabungen beweisen. Feuchtigkeitscremen aus Sesam- und MoringaÖl, Perücken und falsche Bärte sind nur einige Beispiele, die das Aussehen mit Macht und Erfolg in Verbindung bringen. Die technischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte haben die Möglichkeiten zur Verschönerung vervielfältigt, kaum überschaubar ist die Angebotspalette: Botox, Lifting, Bleaching oder Fettabsaugen gehören zum Alltag wie das tägliche Zähneputzen.

Die Geschichte der Auren geht weit in unsere Vergangenheit zurück. Naturvölker, die christliche Mystik des Mittelalters, Maler und Bildhauer aller Zeiten zeigen die Aura als einen strahlenden, glänzenden Lichterschein um den Menschen, das Tier oder um die Pflanze. Für jede Farbe gibt es eine positive, sprich reine, und eine negative, getrübte, unreine Qualität, die Aufschluss geben über das Charakterbild des Menschen. So bedeutet ein leuchtendes Rot beispielsweise Aktivität, Tatkraft, Lebensfreude, Lebenskraft, während ein unreines Rot für Ärger, Zorn, Wut und Hass steht. Schwarz hingegen ist die Verneinung des Lebens selbst.

Innere Schönheit Genügt es, den Körper mit gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und Kosmetika zu versorgen, um schön zu sein? Nicht immer, denn der Mensch strahlt auch sein Seelenleben aus. Wenn man ständig quälende Gedanken mit sich herumschleppt oder Situationen ausgesetzt ist, die nicht befriedigen oder fördern, wirkt sich dies auch auf das körperliche Wohlbefinden und die Schönheit aus. Die Augen strahlen nicht, die Haut ist fahl und sieht müde aus, die ganze Körperhaltung verrät innere Disharmonie. Wirkliche Harmonie findet man häufig nur durch Rückzug von der Aussenwelt. Öfter mal alleine sein, autogenes Training oder Meditation in den alltäglichen Tagesablauf mit einbinden, den Gedankenstrom durch bewusste Kontrolle etwas beruhigen, bis man völlig «gedankenlos» sein kann, dies sind Hilfen, die das Leben wirklich verändern können. Nur wenn die Seele mit dem Körper in Harmonie ist, strahlt der Mensch eine Zufriedenheit und Ruhe aus, die ihn für andere anziehend macht.

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PHENOMENON

lachend

Wenn der Tod uns scheidet

Kulisse, wie sie auf den Strassen von Mexico während den «Dia de los Muertos» anzutreffen ist.

«Was zum Teufel soll das? Wer bist Du?» «Multipliziere Jahrtausende mit Egonen und potenziere sie mit der Unendlichkeit, so lange gibt es mich schon, aber erst seit Kurzem haben Deine Belange mein Interesse geweckt. Nenn es meinetwegen Langeweile. ... Du bist der Richtige.» «Wer bist Du eigentlich?» «Ja, wer bin ich?» «Der Tod? Du bist der Tod?» «Ja. Der Tod. Der bin ich.» «Nein, der Tod trägt keinen Anzug.» Selten verabschieden sich Menschen mit einem Feuerwerk und niemals laufen sie Schulter an Schulter mit Brad Pitt wie im Blockbuster «Rendezvous mit Joe Black» über die Brücke in die Ewigkeit, während im Hintergrund eine Party steigt; immer aber hinterlässt ihr Abschied ein Tal der Tränen. Und oftmals die Frage: «War es das wirklich?»

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PHENOMENON Totenköpfe sind sehr beliebte Reliquien während den «Dia de los Muertos».

A

von Helena Ugrenovic

lles, was wir uns im Laufe unseres Lebens aufgebaut und erschaffen, alle materiellen Werte, die wir angesammelt und erspart, alles, was wir jemals gesehen, gelesen und gelernt, alles, was wir in dieser eigentlich kurzen Zeit unseres Daseins erlebt haben und was bis zu diesem Moment aus uns geworden ist, verpufft und zerplatzt wie eine Seifenblase, ist nicht mehr wichtig und bedeutungslos, übertreten wir die Schwelle in ein uns unbekanntes Reich. In unserem irdischen Leben treffen wir Entscheidungen, ändern und verändern, korrigieren Fehler und wagen einen Neubeginn. Alles ist nichts und nichts ist alles, alles ist relativ und nichts ist garantiert. Alles kann und nichts muss. Ausser der Tatsache, eines Tages das weltliche Leben verlassen und das Diesseits mit dem Jenseits eintauschen zu müssen. Für immer und endgültig.

Freund oder Feind? Obwohl der Tod etwas Alltägliches und Natürliches ist und wir uns diesem mit der Stunde unserer Geburt immer mehr nähern, wird er vor allem in westlichen Ländern als bedrohlich, beängstigend und unheimlich empfunden. Der ständige Begleiter eines Menschen schwebt wie ein dunkles Damoklesschwert über dessen Kopf, und mit keinem Geld dieser Welt kann sich jemand davon freikaufen. Er kann weder überlistet noch ausgetrickst und schon gar nicht aufgehoben werden. Ist der Tod tatsächlich die Endstation, oder öffnet sich damit die Schranke zum eigentlichen Mysterium? In Europa hat sich die Haltung gegenüber Sterben, Tod und Jenseits gegen Ende des 20. Jahrhunderts so radikal geändert wie Jahrhunderte davor nicht. Besonders seit dem Zweiten Weltkrieg wird der Tod zunehmend tabuisiert, Trauer wird zurückgehalten und der Tod verdrängt. Im Mittelalter, während der Aufklärung und Romantik oder der Barockzeit, gehörte Sterben zum Alltag, segnete man im Beisein der Gemeinschaft das Zeitliche, bereitete man sich ein Leben lang auf das «gute Sterben» vor, dominiert von der Kirche und der von ihr geschürten Angst vor dem Fegefeuer, die in die Köpfe der Menschen gepflanzt worden war. Heute ist der Tod weniger vertraut. Während Sterben und Tod fast schon mit einem Schweigegelübte erstickt werden, weil niemand den Teufel an die Wand malen und von diesem «geholt» werden möchte, erleben die Themen Leben nach dem Tod, Wiedergeburt und Jenseitskontakte einen regelrechten Hype.

Reisebericht aus dem Jenseits «Ein strahlendes und pulsierendes Licht, das Klang und Schwingungen besass, umhüllte mich. Ein unbeschreibliches Gefühl von Freude und Liebe durchflutete mich und ich fühlte mich geborgen und verstanden. Es war eine Vollkommenheit, die man im irdischen Leben nicht kennt. Ich sah vertraute Gestalten, die nicht vergleichbar waren mit wirklichen Menschen. Ich fühlte, dass ich wieder zu Hause war und dazugehörte. Ich konnte in verschiedenen Gedankengängen gleichzeitig denken, und jeder Gedankengang war gestochen scharf, ohne den anderen zu stören. Das Rätsel des Universums erschien mir so unglaublich glasklar, und plötzlich verstand ich alles.

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PHENOMENON

«Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.»

Erlebnisse eine Einbildung unseres Geistes? In unserem Gehirn schützt uns ein «Programm» vor den unangenehmen Seiten des Sterbens. Während des Sterbeprozesses produziert das Gehirn eine ganze Reihe von Illusionen, die uns beruhigen, und Endorphine, die uns auf einer Welle der Glückseligkeit schweben lassen und wir frei von Ängsten und Schmerzen das Sterben nicht als endlose Qual empfinden.

Albert Schweitzer

Als ich wieder ins irdische Leben zurückgeholt wurde, fühlte ich mich grauenhaft, platt und dumpf, mein Körper war unsagbar schwer und mir wurde bewusst, wie beschränkt und eingeengt wir in unserem Körper, in unserer Denkweise und unserer Gefühlswelt sind. Es war scheusslich und es war, als hätte mich jemand in einen viel zu kleinen Käfig gesperrt. Und es war nicht mehr vergleichbar mit der Harmonie und Geborgenheit des Jenseits.» Menschen mit Nahtoderfahrungen berichten von nie gekannten Emotionen, Eindrücken, Wesen, Farben, Klängen und vom tiefen Glücksgefühl, das sie in der anderen Welt festhält und sie diese nicht mehr verlassen wollten.

Hör mal, wer da spricht Doch wenn alles nur Illusion und ein genialer Mechanismus unseres Gehirns ist, wenn mit dem Tod alles endet und wie eine Kerzenflamme erlischt, wie erklären wir das Phänomen der Jenseitskontakte? Pascal Voggenhuber ist das jüngste und bekannteste Psychic Medium der Schweiz und weit über die Grenzen hinaus bekannt. Schon seit seiner Kindheit verfügt er über die Sensibilität, verstorbene Menschen zu sehen und als ihr Sprachrohr den Kontakt zu Angehörigen herzustellen. Wie sehr der Wunsch nach einer Kontaktaufnahme mit dem Jenseits ist, zeigt Pascal Voggenhubers Terminkalender, der bis ins Jahr 2014 restlos ausgebucht ist. – «Es gibt keine Welt der Verstorbenen, sondern es ist ein Zustand ohne Raum und Zeit. Es ist auch kein Ort, sondern vielmehr ein Eindruck und ein Gefühl.

Erwartet uns tatsächlich eine märchenhafte Wunderwelt, und ist der Tod in Wahrheit unser Freund, oder erliegen wir einem chemischen Prozess unseres Gehirns, und sind die ausserordentlichen

Der Fröhliche Friedhof in Săpânta.

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PHENOMENON

Interessant ist, dass die Wissenschaft ein Leben nach dem Tod oft zu negieren versucht, jedoch diese Theorie gleichzeitig bestätigt – der Mensch ist Energie, und physikalisch gesehen ist Energie weder auflösbar noch zerstörbar. Also existieren wir auch dann weiter, wenn wir schon gestorben sind.» Doch wie zeigen sich Verstorbene, und kann man diese jederzeit kontaktieren? «Je nachdem, wie kommunikativ ein Mensch in seinem Leben war, ist es einfacher oder schwieriger, den Kontakt zu ihm aufzunehmen. Kommunizierte jemand während seines Lebens schon sehr gerne, wird er sich auch aus dem Jenseits mitteilen wollen. Die Verstorbenen zeigen sich so, dass derjenige, der den Kontakt herstellen möchte, ihn oder sie auch erkennt. Eine Grossmutter wird ihrem Enkelkind so erscheinen, wie dieses es gekannt hat, und nicht als sie selber noch ein junges Mädchen war.

Das Schicksalsrad Obwohl die Hindus sagen, es gäbe einen Gott, der einer in allem ist, verehren sie viele Götter. Doch nach dem einen Gott sehnen sie sich und mit ihm wollen sie vereint sein. Jedoch glauben sie, dass sie zuerst viele Male wiedergeboren werden müssen, und sind überzeugt, früher schon einmal ein anderes Leben geführt zu haben. Je nachdem, wie dieses Leben von Gut und Böse geprägt war, werden sie nach ihrem Tod wieder ein Mensch oder ein Tier, arm oder reich. Die Hindus glauben, dass ihre Seele so lange wandert, bis sie gut genug ist, um endlich bei Gott zu sein. Dann ist sie erlöst. In jedem hinduistischen Haus wird am 8. Tag jeden Monats mit einem Trankopfer der Verstorbenen gedacht.

In der Filmwelt ist es sehr verbreitet, dass Verstorbene sich nur so lange unter den Lebenden aufhalten, bis sie eine Aufgabe endlich erledigt haben, danach friedlich ins Licht schreiten und für immer gehen. Das ist nicht so. Eine Mutter zum Beispiel sorgt sich ihr Leben lang um ihr Kind. Was meinen Sie – endet dieser Zustand einfach so, wenn diese Mutter gestorben ist? Sie wird auch dann und auf völlig verschiedene Arten den Kontakt zu ihrem Kind suchen und dieses begleiten. Sie sind immer unter uns.»

Der Fröhliche Friedhof (rumänisch: Cimitirul Vesel) ist ein besonders gestalteter Friedhof in der Gemeinde Săpânta im nördlichen Rumänien. Die Gestaltung erfolgte über Jahrzehnte durch den örtlichen Künstler Stan Ioan Pătras (1908–1977). Er hat die traditionellen hölzernen Grabstelen mit handgemalten Bildern der Verstorbenen und mit Versen zu deren Leben verziert. Oft sind es lustige Anekdoten, Liebesgeständnisse oder «Moralapostel», wie das Grab eines Mannes, der mit einer Schnapsflasche zu sehen ist: «Zuika ist das reinste Gift, durch sie Schmerz und Leid dich trifft. Auch mir hat sie gebracht, den Tod in einer finstren Nacht. Wer der Zuika huldigt stets, dem genau wie mir ergeht's, denn ich war ihr zugetan, mit ihr im Mund der Tod mich nahm.»

Dia de los Muertos Día de los Muertos, der Tag der Toten, ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage, an dem in Mexico traditionell der Verstorbenen gedacht wird. Für westliche Kulturen wirkt der Umgang der Mexikaner mit dem Tod befremdlich, da der Tod dort nicht tabuisiert wird. Der Tod wird als etwas betrachtet, vor dem man sich nicht fürchten muss, sondern dem man jederzeit mit Ironie begegnen kann. Der Día de los Muertos ist kein Trauertag, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten.

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PHENOMENON

Andere Länder

Andere Sitten «Schönheit liegt im Auge des Betrachters» und was hierzulande als schön empfunden wird, gilt in einigen Ländern dieser Welt als abstossend. Wo Hängebrüste im Trend liegen und Lippenteller ein Statussymbol sind.

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PHENOMENON

V von Yvonne Beck

or allem in den Dritte- und Vierte-Welt-Ländern herrscht ein anderes Schönheitsideal vor, das eher dem wohlbeleibten europäischen Ideal der BarockZeit ähnelt. Ausladende Gesässe und beachtliche Hüftringe sind bei afrikanischen und indischen Frauen sehr populär, gelten sie doch in diesen von Armut geprägten Ländern als Zeichen für Wohlstand und Fruchtbarkeit. Ein Schönheitsideal, welches in unseren Breitengraden zwar längst passé ist, aber noch einleuchtend erscheint. Andere wiederum stossen auf Kopfschütteln wenn nicht gar Entsetzten, muten sie Europäern doch meist recht barbarisch an.

Unterlippenschmuck Das auch bei uns bekannte sogenannte Labretpiercing kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und war, beziehungsweise ist nach wie vor traditionell bei unterschiedlichen Ethnien in Afrika, Asien und Lateinamerika fester Bestandteil der Kultur.

Frauen die Scheiben in der Oberlippe. Gemäss dem Verständnis der Kololo hat der Mann einen Bartwuchs als schmückendes Element; der Frau hingegen fehlt es an natürlich gegebenen Schönheitsmerkmalen, weswegen die Lippenscheibe eine optische Aufwertung darstellt. Im westlichen Kulturkreis hat sich das Lippenpiercing besonders in den 1990er Jahren etabliert und ist häufig modischer Bestandteil verschiedener Sub- und Jugendkulturen, beispielsweise in der Technoszene der Punk-Bewegung. Stark geweitete Labrets oder Lippenteller werden innerhalb der westlichen Kultur seit Ende des 20. Jahrhunderts zwar auch, allerdings nur als äusserst seltene Randerscheinung getragen.

Besonders die Surma, ein in Afrika ansässiger Stamm, erlangten weltweite Bekanntheit durch den traditionellen Schmuck ihrer Frauen. Diese schmücken sich mit so genannten Lippentellern aus Holz oder Ton. Vor ihrer Hochzeit, etwa im Alter von 20 Jahren, beginnt die Prozedur. In die durchbohrte Unterlippe wird der erste, mehrere Zentimeter grosse Teller eingesetzt. Mit immer grösseren Tellern, meist aus Ton gefertigt, wird die Lippe im Lauf von sechs bis zwölf Monaten gedehnt, so weit es geht. Der durchschnittliche Durchmesser der Lippenteller liegt bei 15 Zentimeter. Was auf westliche Zuschauer wie eine groteske Verstümmelung wirken mag, gilt bei den Surma als wichtiges Schönheitsideal. Je grösser der Lippenteller einer Frau, umso höher wird der Brautpreis für sie ausfallen.

Auf kleinstem Fuss Wer schön sein will, muss leiden. Das galt auch im alten China. Über tausend Jahre lang wurde in China die Schönheit der Frauen an ihren Füssen gemessen. Um den chinesischen Männern zu gefallen und sich die Chance auf eine Heirat zu erhalten, mussten sich die Frauen im Reich der Mitte die Füsse verkrüppeln. Eine Frau mit normal gewachsenen Füssen hatte keine Heiratschance. Um winzige, lotusblütenartige Füsse zu bekommen, brach man Mädchen die Füsse und schnürte sie so ein, dass die Knochen nicht mehr zusammenwuchsen. Beim ersten Einbinden, ab zwei Jahren, wurden die vier kleinen Zehen mit meterlangen strammen Bändern unter die Fusssohle gebunden, bis die Knochen brachen.

Ein grosser Teller kann die Familie eines Bräutigams manchmal bis zu 60 Rinder kosten und die endgültige Auswahl des Bräutigams trifft hier immer noch die Frau. Was heute Schönheitsideal ist und den Brautpreis ausmacht, stammt ursprünglich jedoch aus der Zeit der Sklaverei. Durch die Lippenteller sollten die Frauen auf die Sklavenjäger und Männer der Nachbarstämme besonders unattraktiv wirken. Traditionelle Surma-Frauen schmücken sich auch heute noch sowohl mit Lippentellern als auch Ohrtellern. Gewöhnlich werden sie nur zum Schlafen oder wenn keine Männer anwesend sind herausgenommen. Bei Frauen sind zudem auch Ziernarben üblich, vorwiegend an den Armen und am Oberkörper, die man heute mit Rasierklingen einritzt. Auch einige Männer verschönern sich mit Ziernarben, in der Regel durchstechen sie sich jedoch nur die Ohrläppchen und setzen dort, wie die Frauen, kleine Tonteller ein. Da Tonteller sehr leicht brechen, sind viele Surma-Frauen andauernd damit beschäftigt, neue Teller zu formen.

Nur der grosse Zeh blieb stehen. Dann wurden Ferse und Zehen fest zusammengeschnürt, so dass der Mittelfussknochen sich bogenförmig hochbog oder brach. Der Fuss sollte später an eine Mondsichel erinnern. Der ideale Lotus- oder Lilienfuss mass acht bis zehn Zentimeter.

Im Nordpazifik und bei verschiedenen indigenen Völkern galt der Lippenring, -pflock oder -teller mitunter als Teil eines Initiationsritus oder wurde zur Hochzeit gestochen, vergleichbar mit einem Ehering. Alte Statuen zeigen, dass der Lippenteller bereits bei den Azteken und Inkas bekannt war. Getragen wurde er dort von Männern höherer Gesellschaftsklassen und war zumeist aus Gold und Schmucksteinen gefertigt. Bei dem Stamm der Kololo tragen

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PHENOMENON

«Drei Zehntel der Schönheit einer Frau sind angeboren, sieben Zehntel auf Putz zurückzuführen.» chinesisches Sprichwort

Die Ringe werden aus einer langen, schweren Messingstange mit vielleicht einem halben Zentimeter Durchmesser kontinuierlich um den Hals gewunden. Als Fünfjährige fängt man damit an. Viermal im Leben werden die Ringe erneuert, danach legt man sie nie mehr ab. Von Jahr zu Jahr wird den Heranwachsenden eine längere Halsmanschette verpasst. Der Hals ist zuletzt nahezu unbeweglich. Ältere Frauen tragen bis zu 30 schwere Messingringe um den Hals, dabei bleibt dem Unterkiefer kaum Bewegungsspielraum. Viele Langhals-Frauen sehen die Ringe jedoch nicht als Tortur, sondern als stolze Errungenschaft. Denn je länger der Hals, desto schöner die Frau – im Selbstverständnis der Kavan. Die Messingringe können bis zu zehn Kilogramm wiegen. Das drückt im Laufe der Jahre die Schulterknochen und das ganze Gerippe nach unten. Dadurch wirkt der Hals der Frauen unendlich lang. Zahlreiche Frauen tragen nach Stammestradition auch an den Handgelenken und unterhalb des Knies Ringe. Sie waren einmal sehr stolz auf ihre Tradition. Doch inzwischen leben die LanghalsFrauen in einem «Menschenzoo», in dem Touristen gaffen und an dem Thailand gutes Geld verdient. Sie leben in einfachen Hütten ohne Strom und fliessendes Wasser, dies jedoch nicht aus freiem Willen, sondern, weil es die Touristenführer so wollen. Sie wollen die Frauen als primitives Volk darstellen. Nichts Modernes darf zu sehen sein, die Frauen müssen so leben, um den Touristen besser zu gefallen. Da die Füsse ein Leben lang gebrochen blieben, waren die Chinesinnen vor lauter Schmerz nicht einmal in der Lage, alleine das Haus zu verlassen. Aber so sollte es sein, denn tugendhaft war eine Frau, die das Haus nicht verliess. Auf den gebundenen Fussklumpen konnte sie nur humpeln und war an das Haus gefesselt. Wohlhabende Damen liessen sich in Sänften tragen oder aber von ihren Dienern huckepack. Frauen, die sich das nicht leisten konnten, drückten sich wie Stöcke an der Wand entlang. Manche sollen sich auch auf zwei Hockern kniend durch das Haus geschoben haben. Nur wenige Mütter hatten Mitleid mit ihren Kindern und entfernten die Bandagen, damit die Füsse heilen und wachsen konnten. Diese Mädchen wurden später gesellschaftlich geächtet. An dieser Tradition wurde gut tausend Jahre lang festgehalten. Erst im Jahre 1910 wurde sie endgültig verboten.

Man munkelt gar, dass die thailändische Regierung ihnen Visa verweigert, um sie als Touristenattraktion zu behalten. Aus Protest haben einige Frauen sich inzwischen zu einem für sie drastischen Schritt durchgerungen: Sie nahmen ihre Ringe ab. Und legten somit eine Hunderte Jahre alte Tradition ab. Entgegen allen Horrorgeschichten knickt der Hals der Frauen, die die Ringe abnehmen, nicht um. Allerdings sieht man häufig Brandwunden am Hals, denn das Messing kann in der Sonne glühend heiss werden. Viele beringte Frauen schützen daher ihr Kinn mit einem Lappen vor dem Kontakt mit dem Metall, in vielen Fällen ein aufwendig mit Bändern verziertes Stück Stoff, das Teil der Tracht geworden ist.

Lehmfarbene Haut und hängende Brüste Auch sie waren einst ein wohlhabendes, stolzes Volk von Viehzüchtern, das halbnomadisch in seinem angestammten Gebiet Kaokoland im Norden Namibias lebt. Doch die Ankunft der modernen Zivilisation und Scharen von Touristen machen der Abgeschiedenheit der Himba ein Ende. Und damit auch ihrem traditionellen Lebenswandel. Nur wo die «Zivilisation» sie noch nicht erreicht hat, leben die Himba wie seit Jahrhunderten von Ziegen- und Rinderzucht. Mit ihren Herden ziehen sie zu Wasserstellen; zwischen diesen Wanderungen leben sie in Dörfern, die aus kegelförmigen Häusern bestehen. Grossen Wert legen die Himba auf Schönheit und Körperpflege.

Die Langhals-Frauen Ursprünglich stammen sie aus Myanmar, heute sind sie eine fragwürdige Touristenattraktion im Norden Thailands: die sogenannten Longneck vom Stamm der Padaung, einer Untergruppierung des Karen-Volkes. Vor dem Bürgerkrieg flohen sie nach Thailand. Die «Langhals-Karen» pflegen einen besonders kuriosen Brauch: Schon den kleinen Mädchen werden Spiralen aus Messing um den Hals gewickelt, um dieses Körperteil künstlich zu strecken.

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PHENOMENON

Männer wie Frauen reiben sich täglich mit einer Creme aus Fett, Kräutern und Ockerfarbe ein – eine Prozedur, die mitunter Stunden in Anspruch nehmen kann. Diese Creme schützt die Haut und verleiht den Himba die typische rote Hautfarbe. Was wir als schmutzig betrachten, ist bei ihnen Körperschutz und Schönheitsideal. Zur Schönheit gehört auch der Schmuck: Schon die Kleinsten bekommen ihn angelegt, wenn sie wenige Tage alt sind. Gefertigt werden die Stücke aus Leder, Metall, Perlen und Muscheln. Auch Hängebrüste sind bei Frauen nichts Verwerfliches, zeigen sie doch vielmehr, dass diese Frau gebärfreudig ist und wahrscheinlich schon viele Kinder gestillt hat. Auch wenn uns die Schönheitsideale vieler Völker ungewöhnlich oder gar grausam vorkommen mögen, sollten wir nicht vergessen, dass auch bei uns heute Frauen «gemacht» werden. Der natürliche Körper wird aufgeschnitten, umgeformt, Fett abgesaugt, immer auf der Suche nach dem noch perfekteren Äusseren. Wer dabei bestimmt, was das perfekte Äussere ist, sei dahingestellt.

Die Katzenfrau

wohlhabender brasilianischer Eltern, wächst sie in der Schweiz auf. Verkehrt in den höchsten Kreisen der amerikanischen Society, speist in den edelsten Restaurants, trägt die exklusivsten Kleider und hat Geld wie Heu.

In Amerika herrschen andere Schönheitsideale als in der Schweiz, auch wenn der Schönheitswahn auch hier immer mehr um sich greift. So wird in den USA sicherlich immer noch schneller mal zu Botox gegriffen, um Fältchen verschwinden zu lassen, oder es wird sich unters Messer gelegt, um Nase, Wangen, Brust und Co. zur Perfektion zu formen. Daran ist auch weiter nichts auszusetzen, denn, seien wir ehrlich, wer von uns wäre nicht lieber faltenfrei und sähe einige Jährchen jünger aus? Doch immer mehr Menschen übertreiben es. Allen voran sicherlich die SocietyLady Jocelyn Wildenstein. Diese Frau gilt selbst im Beauty-OP gewöhnten Amerika inzwischen als entstellt. Als Tochter sehr

Ende der Siebziger Jahre heiratet sie ihren heutigen Ex-Mann und Kunstimperium-Erben Alec Wildenstein und bekommt zwei Kinder – alles schein bestens, bis Alec Wildenstein diverse Affären hat und seine Frauen immer jünger werden. Die Scheidung folgt, obwohl Jocelyn Wildenstein ihren Ex-Mann immer noch liebt. Die Trennung stürzt sie in Selbstzweifel, und geplagt von Minderwertigkeitsgefühlen entschliesst sich die damals noch hübsche Frau, aussehen zu wollen wie eine Raubkatze: Das Tier, welches Mann Alec immer faszinierte. Ein OP-Marathon beginnt. Die Augen werden im Laufe der Jahre zu Schlitzen geformt, Lippen werden aufgespritzt und wirken zum Schluss wie aufgequollene Schläuche. Jocelyn lässt sich die Wangenknochen aufpolstern, immer wieder das Gesicht straffen. Inzwischen hat sie jegliche Mimik verloren. Über vier Millionen Dollar hat die reiche Erbin insgesamt in ihre OPs schon gesteckt. Und das Ergebnis ist mehr als traurig.

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LEGENDS OF CRIME

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Herbst des Schreckens Jack the Ripper

«25. September 1888, Lieber Boss...ich höre immer wieder, dass die Polizei mich geschnappt haben soll, aber noch ist es nicht soweit. Es hat mich amüsiert, wie Sie so clever dreinschauten und behaupteten, auf der richtigen Fährte zu sein... Ich bin hinter Huren her und ich werde nicht aufhören, sie aufzuschlitzen, bis man mich schnappt. Meine letzte Tat war ein Meisterwerk...Mein Messer ist so wundervoll scharf. Ich würde am liebsten sofort wieder an die Arbeit gehen, wenn sich eine Gelegenheit böte. Viel Glück. Hochachtungsvoll, Jack the Ripper.» Ausschnitt aus einem der angeblichen Briefe von Jack the Ripper «Dear Boss».

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LEGENDS OF CRIME

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von Helena Ugrenovic

ie Stadt an der Themse muss mit ihrer wechselvollen Geschichte einige Rückschläge hinnehmen. Als im 16. Jahrhundert die Gründung der ersten grossen Handelskompanie erfolgt und mit der Royal Exchange den wirtschaftlichen Aufstieg vorantreiben kann, wird die Stadt 1664 und 1665 von der Grossen Pest heimgesucht, bei der über 70.000 Menschen sterben. Nur ein Jahr später verwüstet der Grosse Brand von London weiteTeile der Stadt und setzt ungefähr 13.000 Häuser und 98 Kirchen in Schutt und Asche. Im 19. Jahrhundert explodiert die Bevölkerungszahl. Am 13. Februar 1888 ist die «Financial Times» erstmals in London erhältlich. Im gleichen Jahr im August entsteht in Südfrankreich eines der berühmtesten Gemälde aller Zeiten, während im Londoner East End eine Schreckensserie beginnt. «Zwölf Sonnenblumen in einer Vase» sind Teil einer ganzen Folge, die Vincent van Gogh, ein eigenbrötlerischer Künstler, gemalt hat. In Arles hatte er die blauen Töne und heiteren Farben des Südens finden wollen, die er perfekt auf Leinwand projiziert. Die leuchtenden «Zwölf Sonnenblumen» stehen in ihrer Bedeutung im krassen Gegensatz zu ihrem Meister mit der zerrissenen Seele und verglichen mit Londons Elendsviertel East End wirken sie mit ihrem strahlend unbekümmerten und fröhlichen Aussehen fast schon hämisch.

Cover einer Zeitung, die dem Mörder den Namen «Leather Apron» gegeben hatte.

Im Dunkel der Nacht Gewalt ist in den düsteren, engen und verwinkelten Gassen im östlichen Londoner Stadtteil Whitechapel alltäglich, jedoch ereignen sich nur selten Tötungsdelikte. Bis zwischen dem 6. August und dem 9. November 1888 eine grausame Mordserie die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt und Whitechapel einen gruseligen Berühmtheitsgrad erlangt. Sechs Prostituierte werden nicht nur auf bestialische Weise umgebracht, sondern von

Die Strasse in Whitechapel, in der die beiden Prostituierten Catherine Eddowes und Elisabeth Gustafsdotter in der Nacht von Sonntag, den 30. September 1888, innerhalb einer Stunde ermordet wurden und als «Doppelter Fall» gelten.

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LEGENDS OF CRIME

Aus der Hölle Catherine Eddowes

Mr. Lusk, Mein Herr Ich schicke Ihnen die halbe Niere die ich aus einer Frau genommen und für Sie konserviert habe. Das andere Stück habe ich gebraten und gegessen und es schmeckte hervorragend. Wenn Sie sich noch ein bisschen gedulden, schicke ich Ihnen noch das blutige Messer, mit dem ich sie herausgeschnitten habe. gezeichnet Fangen sie mich wenn sie können Mister Lusk

ihrem Mörder regelrecht verstümmelt. Man findet sie mit aufgeschlitzter Kehle, herausgerissener Gebärmutter, ohne Eierstöcke und fehlender Niere. London ist zu dieser Zeit mit vier Millionen Einwohnern die grösste Stadt der Welt, doch leben etwa 450.000 Menschen unter erbärmlichsten und hygienisch katastrophalsten Bedingungen in den verdreckten Elendsvierteln. Die Menschen in East End sind so bettelarm, dass Prostitution oft die einzig mögliche Erwerbsquelle für Frauen ist. Die meist obdachlosen Frauen sind schwach und unterernährt, denn die wenigen Pence, die sie mit dem Verkauf ihres Körpers verdienen, investieren sie in billigen Gin, der sie wenigstens für kurze Zeit benebelt und ihre aussichtslose Zukunft ein bisschen betäubt. In schmutzigen, zerrissenen Kleidern hausen sie auf der Strasse, und wenn doch ein paar Münzen übrig bleiben, teilen sie sich mit weiteren Prostituierten ein Strohlager in einem der schäbigen Logierhäuser. Sie sind die perfekte Beute für das Phantom der Nacht, denn die Stunde des Serienmörders schlägt nach Mitternacht, vorwiegend an oder nahe an einem Wochenende und an einem abgelegenen Ort.

Catch me if you can

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Die Bestie von London schickt einige der Organe seiner Opfer an die ermittelnde Polizeidienststelle. Doch diese tappt im Dunkeln. Die einheitliche Tatausführung lässt auf einen einzigen Täter schliessen, der über chirurgische Kenntnisse verfügen muss, da die Verstümmelungen fachmännisch ausgeführt werden, doch Jack the Ripper, wie er sich erstmalig in einem

Totenschein von Mary Kelly

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«persönlich», das Schweizer Wirtschaftsmagazin für Kommunikation. Gratis-Probeexemplar bestellen unter: info@persoenlich.com

Ruf Lanz

Liebe Sekretärin: Es ist ganz einfach, den Chef dazu zu bringen, sich beim Pinkeln zu setzen.


LEGENDS OF CRIME

«Ich bin froh, dass wir bombardiert worden sind. Jetzt können wir den Leuten im Londoner East End in die Augen sehen.»

Brief nennt, kann nicht gefasst werden. Der Polizei wird auch Jahre später von Hobby-Detektiven und Autoren Unfähigkeit vorgeworfen. Doch damals gibt es weder Blutgruppenbestimmungen, noch Speichelproben, Genanalysen oder Vergleiche von Fingerabdrücken, mit deren Hilfe die Nadel im Heuhaufen hätte gefunden werden können.

Queen Elizabeth, 04.08.1900 - 30.03.2002 Queen Mum (geb. Elizabeth Angela Marguerite)

Ein Täter kann nur unmittelbar auf frischer Tat ertappt werden, und nicht mal wenn er mit blutverschmierter Kleidung gefasst worden wäre, hätte man ihm etwas nachweisen können. Jack the Ripper entwischt den Ordnungshütern manchmal wenige Minuten, bevor diese am Tatort eintreffen. Die Metropolitan Police ist unterbesetzt und es fehlt an Personal, um die Menschen im East End überhaupt ernsthaft schützen zu können, geschweige denn, um Jack the Ripper zu fassen. Und letztendlich handelt es sich bei den Opfern «lediglich» um Prostituierte.

«Long Liz» Gustafsdotter, Catharina «Kate Conway» Eddowes, Mary Jane «Ginger» Kelly. Der Ursprung dieser Liste wurzelt aus den privaten Notizen von Sir Melville Macnaghten, dem Polizeipräsidenten des Metropolitan Police Service Criminal Investigation Department, der sie 1894 erstellt hatte und die erst 1959 aufgetaucht sind. Jedoch spiegeln auch diese nur seine eigenen Ansichten wider, die nicht unbedingt von den ermittelnden Beamten wie zum Beispiel Inspektor Frederick Abberline geteilt werden. Immer neuere Spekulationen entbrennen und entfachen eine Welle der Entrüstung im prüden England sowie eine Hetzjagd auf mögliche Täter. Handelt es sich um einen frauenhassenden, halbverrückten deutschen Maler? Oder den Leibarzt von Königin Viktoria, der in ihrem Auftrag die Morde ausgeführt haben soll, weil sie ihren

Die Jagd nach dem Aufschlitzer Die Anzahl und Namen der Opfer von Jack the Ripper sind stark umstritten und basieren auf Ansichten vieler Schriftsteller. Hingegen ist die Liste der «Anerkannten Fünf» die am weitesten verbreitete: Mary Ann «Polly» Nichols, Anny «Dark Annie» Chapman, Elisabeth

Eine Karte, auf der die Morde an Prostituierten in Whitechapel markiert sind.

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Enkel rächen wollte, der sich bei einer Prostituierten mit Syphilis infiziert hatte? Nichts kann bewiesen und keiner der 15 Hauptverdächtigen, die im Visier der Beamten stehen, angeklagt werden.

«Dear Boss» Das Jahrtausendphantom

Es war mir nicht nach Witzen zumute, lieber Boss, als ich Ihnen den Hinweis gab. Morgen schon werden Sie von «Saucy Jacky's» Arbeiten hören. Dieses Mal wird es ein Doppelereignis sein. Nummer Eins hat etwas geschrieben und ich konnte meine Arbeit nicht richtig beenden. Hatte nicht mal mehr Zeit, um die Ohren für die Polizei zu besorgen. Vielen Dank, dass Sie den letzten Brief zurückgehalten haben, bis ich wieder meiner Arbeit nachgehen konnte. Jack the Ripper

Jack the Ripper bleibt auch heute noch eines der grössten Geheimnisse der britischen Kriminalfälle, und vielleicht trägt gerade diese Ungewissheit dazu bei, dass sich zahlreiche und immer neuere Legenden um den Aufschlitzer ranken. Jack the Ripper ist nicht der erste und auch nicht der letzte Serienmörder, jedoch der erste überhaupt, um dessen Morde die Medien einen weltweiten Medienrummel entfachen und mit immer abenteuerlicheren Thesen und Mutmassungen die Auflagen ihrer Zeitungen erhöhen. Lange Zeit sind die Ärmsten der Armen im Londoner East End von der wohlhabenden Gesellschaft ignoriert worden, doch durch den Herbst des Schreckens wird die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Lebensbedingungen der Opfer und der Unterschicht gelenkt. Dadurch beginnt auch die bis dahin blinde Oberschicht zu handeln. Genau so plötzlich, wie sie begonnen hat, reisst die Mordserie im November plötzlich wieder ab. Täter unbekannt.

Die Briefe von Jack the Ripper Während der Mordserie 1888 erhielten die Polizei und Zeitungen Tausende von Briefen, die im Zusammenhang mit den RipperMorden standen. Einige davon von aufmerksamen Bürgern, die Ratschläge zur Ergreifung des Täters enthielten. Von den Hunderten von Bekennerbriefen, die angeblich von Jack the Ripper stammten, geht man nur von drei Stück aus, dass es sich um echte, vom Mörder geschriebene, Briefe handelt: Der Brief «Dear Boss», die Postkarte «Saucy Jack» und der Brief «From Hell II».

Das gefährliche Leben der Prostituierten Auch heute noch stehen britische Prostituierte gegenüber möglichen Verbrechen schutzlos da. Nach einer Serie von Morden an Huren sollen neue Regeln für mehr Schutz im Rotlichtgewerbe sorgen. Seit 2010 wird für bezahlten Sex mit einer «ausgebeuteten Person» eine Strafe verhängt. Dieser Paragraf soll den Kampf gegen den internationalen Menschenhandel unterstützen. Wer wissentlich Sex von einer «ausgebeuteten Person» kauft, riskiert eine Anklage wegen Vergewaltigung, und auch die Unwissenheit über die persönlichen Umstände der Prostituierten wird nicht als Entschuldigung akzeptiert.

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Bob Marley

YESTERDAY

Bob Marley war der erste Superstar aus der so genannten Dritten Welt. Er schaffte den Sprung aus den Slums Jamaikas auf die grössten Konzertbühnen Europas und Amerikas. Am 11. Mai jährt sich sein 30. Todestag.

Lieder

der Freiheit 132


YESTERDAY «One good thing about music, when it hits, you feel no pain.»

Es ist besser, kämpfend für die Freiheit zu sterben, als ein Gefangener, für den Rest deines Lebens zu sein.

Bob Marleys musikalisches Vermächtnis und seine Botschaft leben weiter.

Bob Marley

B von Jascha Köhler

ob Marley wurde 1945 in der kleinen Ortschaft Nine Miles geboren. Seine Mutter war eine 19-jährige Schwarze, sein Vater ein weisser Verwaltungsbeamter der britischen Besatzungsmacht, der sich von der Familie bald trennte. Bob interessierte sich schon früh für die Musik. Er liebte den amerikanischen Rhythm and Blues und eiferte Soulsängern wie Sam Cooke nach.

Von den Slums auf den Plattenteller Als die Mutter mit ihm und einem neuen Stiefvater 1957 vom Land in die Stadt zog und sie sich in Trenchtown, Kingstons schlimmstem Viertel, niederliessen, erschien Marley eine Karriere als Sänger der einzig mögliche Ausweg, um der allgemeinen Armut und Kriminalität zu entkommen. Sein damals bester Freund und späterer Band-Kollege Bunny Wailer sagte 1980 in einem Interview über die gemeinsame Jugend in Trenchtown: «Es war ein richtig hartes Pflaster. Bullen liessen sich nur dann blicken, wenn sie ihr Soll an Verhaftungen noch nicht erfüllt hatten. Es war fast unmöglich, mit einer Trenchtown-Adresse einen Job zu finden. Trotzdem konntest du dich irgendwie über Wasser halten, konntest Eisenabfälle verkaufen, in einer Molkerei alte Konserven einsammeln und das daraus gewonnene Blei verticken, konntest Pfandflaschen einlösen, die überall herumlagen.» Das war es jedoch nicht, wovon Marley träumte, und so arbeitete er zielstrebig daran, aus dem Viertel herauszukommen. Anfang der 60er sangen Marley, Wailer und ihr gemeinsamer Freund Peter Tosh bei Clement «Sir Coxson» Dodd, dem Betreiber des Studio One, vor. Erst der fünfte Song, den sie anstimmten, Marleys Motto: «You can fool some people sometimes, but you can't fool all the people all the time.»

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YESTERDAY

«Keiner nur wir selbst können unseren Verstand befreien.»

«Rastafari ist keine Religion, es ist eine Lebensart»

Lebe das Leben, dass du liebst und Liebe das Leben, dass du lebst. Bob Marley

Seine Konzerte waren eine Botschaft für den Frieden.

liess Dodd aufhorchen: «Simmer Down», welches bald bei Tanzveranstaltungen überall auf der Karibikinsel rauf- und runtergespielt und so zu einem ersten lokalen Hit für die «Wailers» wurde. Etwa 20 Singles entstanden in der Folgezeit, ehe die Zusammenarbeit mit Dodd 1966 endete.

Lange Zeit galt der raue jamaikanische Reggae im Ausland als unvermarktbar. Das von Perry produzierte «Soul Rebels»-Album war 1970 das erste, das auch in England verkauft wurde. Besonders bei Migranten aus der Karibik fand es Absatz, doch auch Mitglieder der weissen Arbeiterklasse fühlten sich von den politischen Texten angesprochen. Ein Fabrikarbeiter konnte sich leicht vorstellen, dass der besungene «Slave Driver» nicht zwangsläufig ein Plantagenbesitzer sein muss, sondern dachte bei diesem Appell gegen Ausbeutung und Unfreiheit vielleicht an den Chef seiner eigenen Firma. Zu diesem Zeitpunkt wurde Chris Blackwell, der Chef von Island Records, auf die Band und besonders ihren Frontmann Marley aufmerksam. Er stattete die Wailers mit einem Vorschuss aus, und so begann man mit den Arbeiten an «Catch A Fire».

Die Welt der Rastafarians Dieses Jahr stellte gleich in mehrerer Hinsicht einen Einschnitt dar, denn Bob heiratete im Februar Rita Anderson, und der äthiopische Kaiser Haile Selassie besuchte die erst vor kurzem in die Unabhängigkeit entlassene Insel, wodurch Marley und viele andere Jamaikaner zum ersten Mal mit der Gedankenwelt der Rastafarians in Kontakt kamen. Die Karriere der Wailers kam erst 1970 wieder so richtig in Fahrt, als sie ihre Zusammenarbeit mit dem Produzenten Lee «Scratch» Perry begannen. Bei ihm im Studio traf Marley die für Bass und Schlagzeug zuständigen Barrett-Brüder Aston «Family Man» und Carlton, die er, als man Perry im folgenden Jahr wieder verliess, abwarb und gleich für die «Wailers» unter Vertrag nahm. Sie sollten in den kommenden Jahren den Sound der Band enorm mitprägen.

Für die ungeschliffenen Originalaufnahmen sah Blackwell jedoch kaum Erfolgschancen. Um die Wailers einem internationalen weissen Publikum schmackhafter zu machen, engagierte er in London Session-Musiker, die die ursprünglichen Versionen der eingespielten Songs mit Keyboards- und Gitarren-Overdubs rockiger machten. Bass, Congas und Schlagzeug traten dafür im Mix in den Hintergrund.

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Musik für eine bessere Welt

Als er im Mai 1981 starb, bekam er auf Jamaika ein Staatsbegräbnis. Abertausende erwiesen dem heute noch bekanntesten Sohn der Karibikinsel die letzte Ehre. Inzwischen ist Bob Marley zu einer regelrechten wahren Kulturikone geworden. Viele sehen in ihm eine Art Guerilla-Kämpfer, dessen Waffen die Worte seiner Lieder waren. Er forderte die Herrschenden heraus, kämpfte für Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung. Er war bereit, die Stimme für all jene zu erheben, die selbst keine eigene Stimme hatten.

Im April 1973 war «Catch A Fire» das erste Wailers-Album, das weltweit veröffentlicht wurde. Ausgiebige Tourneen durch England und die USA schlossen sich an, mit denen sich die Band eine stetig wachsende Zuhörerschaft erspielte. Nach dem zweiten Album für Island, «Burnin’», stiegen Bunny Wailer und Peter Tosh aus, um sich ihren eigenen Solokarrieren zu widmen. Nun waren die Wailers endgültig Marleys reine Begleitband und er der Star. Die BarrettBrüder wurden in der Folge musikalisch mehr eingebunden, zum ersten Mal auf dem 1974er Album «Natty Dread», der vielleicht besten Wailers-Platte, die auch eine erste Version des späteren Hits «No Woman, No Cry» enthielt.

Was bleibt, sind seine Lieder, die von der Schwere des Alltags berichten, zugleich aber auch Mut machen und von Erlösung und Befreiung handeln.

«Geld kann Leben nicht kaufen.»

Marley wollte mit seiner Musik die Welt verändern. Er wollte gegen Erniedrigung und Korruption vorgehen und die Ungerechtigkeit des Systems bekämpfen. Seine Hoffnung auf eine bessere Welt verlor er nie.

Bob Marley, auf dem Sterbebett, 11. Mai 1981 in Miami

Legendär wurde 1978 das «One Love Peace Concert», das vor 85.000 Jamaikanern stattfand. Ziel der Veranstaltung war es, ein Zeichen zu setzen gegen die bürgerkriegsähnlichen Zustände im Land. Marley war es, der die Parteivorsitzenden der beiden völlig verfeindeten politischen Lager gemeinsam auf die Bühne brachte und zu einem symbolischen «hand shake» Händeschütteln überredete.

Island Records 1959 gründete Chris Blackwell die Plattenfirma Island Records, das erfolgreichste unabhängige Musik-Label aller Zeiten. In den ersten Jahren konzentrierte man sich darauf, Platten aus der Karibik nach England zu importieren. 1964 wurde Millie Smalls «My Boy Lollipop» zum ersten Hit. Ein Jahr später folgte die Spencer Davis Group mit «Keep On Running». In der Folge wurde Island vermehrt zur Heimat für britischen Folk-Rock: Fairport Convention, Cat Stevens, John Martyn oder auch Nick Drake veröffentlichten dort.

Zu diesem Zeitpunkt war bei Marley bereits Krebs diagnostiziert worden. Dieser war auf eine alte, unbehandelt gebliebene Verletzung am Zeh zurückzuführen. Man riet ihm zu einer Amputation, doch als Rasta glaubte Marley daran, dass der Körper unversehrt bleiben müsse. Entweder er würde den Krebs aus sich selbst heraus besiegen oder, wenn dies Gottes Wille wäre, die wuchernden Metastasen eben ihn. Obwohl von der Krankheit geschwächt, trieb Marley trotzdem seinen Traum voran, mit der Musik jeden Winkel der Erde zu erreichen. Er trat in Europa, Japan, Australien und Neuseeland auf und erfüllte sich 1980 einen letzten grossen Traum, als er mit den Wailers auf dem afrikanischen Kontinent spielte, unter anderem bei den Unabhängigkeitsfeiern in Zimbabwe.

Mit Jimmy Cliff und den Wailers hielt dann der Reggae Einzug. In den Siebziger und Achtziger Jahren veröffentlichten so unterschiedliche Künstler wie U2, Jethro Tull, Roxy Music, Marianne Faithfull, The B-52’s, Tom Waits und Grace Jones ihre Alben bei Island. 30 Jahre im Musikgeschäft seien genug, fand Blackwell 1989 und verkaufte seine Firma für 272 Millionen Pfund an PolyGram. Inzwischen vermietet er Luxusimmobilien auf Jamaika und produziert mit «Blackwell Black Gold» seinen eigenen Rum.

Auf Drängen Blackwells musste Marley den geplanten Albumtitel «Black Survival» in «Survival» abkürzen, um die weisse Käuferschaft nicht zu befremden. Das Cover zierten dennoch 49 Flaggen afrikanischer Staaten sowie der Plan eines Sklavenschiffs, der verdeutlichte, wie die Afrikaner auf der Überfahrt nach Amerika zusammengepfercht wurden.

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Rock Hudson

YESTERDAY

Talk

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YESTERDAY

Rock Hudson spielte an der Seite von Liz Taylor und Doris Day. In vielen Rollen verkörperte er den smarten Liebhaber und den Frauenversteher. Dieses Image wurde er nicht mehr los.

D von Yvonne Beck

er US-amerikanische Schauspieler Rock Hudson zählte in den 1960er Jahren zu den populärsten Hollywood-Stars. Seinen Durchbruch feierte er 1955 als Charakterdarsteller neben James Dean in der Romanverfilmung von Edna Ferbers «Giganten» – ein Film über die dramatischen Veränderungen einer texanischen Familie im amerikanischen Ölrausch der 1920er Jahre. Diese Rolle brachte ihm eine Oscar-Nominierung als Bester Hauptdarsteller ein. In den Sechziger Jahren drehte Rock Hudson mit Doris Day zahlreiche Liebeskomödien und die beiden wurden durch Filme wie «Bettgeflüster» 1959 oder 1961 dem Streifen «Pyjama für zwei» zum Filmliebespaar schlechthin. Rock Hudson avancierte zum Weltstar. Als smarter, sensibler Liebhaber verkörperte Hudson in seinen Rollen den amerikanisch-patriotischen Idealtypen. Dass er lange Zeit ein Doppelleben führte, wussten nur wenige.

«Ein Star ist ein Mensch, von dem alle wissen, was er gerade tut, ausgenommen seine Frau und seine Kinder.» Rock Hudson

Der Star, den Frauen liebten Hudson wurde am 17. November 1925 in Winnetka, unter dem bürgerlichen Namen Roy Harold Scherer jr. geboren. Nach Abschluss der Highschool verpflichtete er sich bei der US-Marine, wurde jedoch nach Kriegsende wieder Zivilist und machte erste Kontakte zum Film, bis er 1948 im Spielfilm «Jagdflieger» debütierte. Man wurde auf ihn aufmerksam und er konnte im Jahr 1949 seinen ersten grossen Vertrag bei den Universal Studios unterschreiben. Seine Filme mit Universal waren meist Abenteuer- und Westernfilme. Regisseur Douglas Sirk brachte ihn Anfang der Fünfziger Jahre weiter. Er erkannte trotz einiger Hau-Ruck-Rollen, dass Hudson im Grunde genommen ein überaus freundlicher und sympathischer Typ war, wie geschaffen für eine Reihe von Frauenfilmen, in denen Hudson den Gatten, Liebhaber und Sunny Boy mimte.

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Damit traf Universal den Zeitgeist der 1950er Jahre und Hudson wurde, vor allem bei den weiblichen Zuschauern, zum Star. Von Frauenmagazinen wurde er zum begehrtesten Single der Fünfziger und Sechziger Jahre gewählt. Bis er schliesslich im Jahr 1955 überraschend seine Sekretärin Phyllis Gates heiratete. Bereits drei Jahre später liess sich das Paar wieder scheiden. Viele Jahre später unterstellte man ihm, er wollte mit dieser Ehe seine Homosexualität verschleiern. Mit dem gesellschaftlichen Aufbruch in den späten Sechzigern begann – wie bei anderen Studio-Stars – sein Stern zu sinken. Aufflammen konnte sein Ruhm noch einmal in dem Kriegsfilm «Tobruk» und dem U-Boot-Thriller «Eisstation Zebra», in denen Hudson «die althergebrachten Tugenden Amerikas besser als jeder andere» verkörperte, wie die «Times» in ihrem Nachruf schrieb. So wandte sich Hudson ab den Siebziger Jahren verstärkt dem Fernsehen zu, in den Achtzigern waren die Macher des «DenverClans» entzückt, den Frauenschwarm als Fernseh-Liebhaber von Linda Evans gewinnen zu können.

Sein Tod löste eine Welle des Umdenkens aus Vor über 25 Jahren, am 2. Oktober 1985, starb Rock Hudson als erster Prominenter an der «Schwulen-Seuche». Der Aidstod des berühmten Hollywoodstars war ein Wendepunkt im Umgang mit Aids. Er war einer der ersten prominenten Personen, die an der Immunschwäche erkrankten und daran starben. Kurz vor seinem Tod war in der Erfolgsserie «Dynasty» noch ein inniger Kuss zwischen Daniel Reece, gespielt von Rock Hudson, und seiner alten Liebe Krystle Jennings, gespielt von Linda Evans, im amerikanischen Fernsehen zu sehen. Wenige Episoden später musste sich Rock Hudson bereits von der Erfolgsserie zurückziehen, denn zu weit fortgeschritten und vor allem unübersehbar war seine Krankheit. Die Filmszene war 1985 der Skandal des Jahres, noch nach seinem Tod wurden Hudson heftige Vorwürfe gemacht, so unverantwortlich mit der mutmasslich doch hochgefährlichen Seuche umgegangen zu sein. Zugleich war der Aidstod eines der berühmtesten Hollywoodstars ein Wendepunkt. Der 1,96 Meter grosse Hudson, der zum Schluss gerade noch 78 Kilogramm wog und lange darauf beharrte, nur auf einer Diät zu sein, bereitete den Weg für einen offeneren Umgang mit der Krankheit. Wenn selbst ein Hollywood-Schauspieler an ihr stirbt, kann man die Infizierten, überwiegend Homosexuelle und Heroinsüchtige, wohl doch nicht einfach ignorieren oder wegsperren. Hudson zeigte sich im Juli 1985 ein letztes Mal in der Öffentlichkeit – an der Seite seiner alten Filmpartnerin Doris Day. Der Tod stand ihm ins Gesicht geschrieben. Noch im selben Monat wandte er sich – schriftlich – an sein Publikum. Er habe sich wohl durch eine Bluttransfusion mit HIV angesteckt. Die Nachricht ging um die Welt. Noch im August wurde in Los Angeles ein Aids-Antidiskriminierungsgesetz erlassen, im September erwähnte der amerikanische Präsident Ronald Reagan, der seinen Schauspielerkollegen Rock Hudson bestens aus alten

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«Individualismus bedeutet heute, alles zu tun, was die andern auch tun, bloss einzeln.» Rock Hudson

Hollywood-Tagen kannte, erstmals in einer öffentlichen Rede das Wort «Aids». Zu diesem Zeitpunkt, vier Jahre nach Bekanntwerden der ersten Fälle, gab es schon Tausende Infizierte alleine in den Vereinigten Staaten. Im gleichen Monat begann Hudsons enge Freundin Elizabeth Taylor Geld für die Aidsforschung zu sammeln, wenig später wurde sie die Vorsitzende einer Stiftung, die sich der Erforschung und Heilung der Krankheit widmet. Initiiert hatte sie Rock Hudson – mit einer Spende in Höhe von 250.000 Dollar. Kurz nach Hudsons Tod bewilligte der amerikanische Kongress 47 Millionen Dollar für ein Netzwerk von Aids-Forschungseinrichtungen. Dass der gerade 59 Jahre alte Hudson homosexuell war und damit zu der Risikogruppe zählte, die besonders von Aids betroffen war und gerade darum massiv diskriminiert wurde, verschwieg der Schauspieler über den Tod hinaus. Wie im Profifussball ist Homosexualität im Filmgeschäft Hollywoods auch heute noch häufig ein Tabu. Schwulenkarikaturen gehören zum Inventar jeder zweiten US-Komödie, doch offen schwul zu leben traut sich abseits der Leinwand kaum ein Schauspieler, aus Angst, seine Karriere dadurch zu beschädigen. Denn Helden sind in Hollywood hetero!

Die lustige Blonde Schon vor circa 40 Jahren hat sich Doris Day, bürgerlich Doris Mary Ann Kappelhoff, aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Für eine kleine Serie ihr zu Ehren kehrte sie Mitte der Achtziger kurz auf den Bildschirm zurück. Danach wurde es wieder still um sie. Sie setzt sich nun schon seit vielen Jahren mit der Doris Day Animal League und der Doris Day Animal Foundation für herrenlose Tiere ein. 2008 erhielt sie den Grammy für ihr Lebenswerk – zu der Verleihung ist sie jedoch nicht erschienen. An ihrem 85. Geburtstag 2009 (Experten streiten sich, ob sie 1922 oder 24 zur Welt kam) telefonierte sie mit ihrem HeimatRadiosender und sprach unter anderem darüber, dass sie durch ihre stressige Karriere fast gar nicht mitbekommen hätte, dass das Leben fast vorbei ist. Heute betreibt sie ein Hotel in einem kleinen kalifornischen Küstenort und engagiert sich für den Tierschutz. Über ihre Zeit in Hollywood sagt sie, dass es ihr Spass gemacht hat, aber: «Ich lebe nicht mehr in der Vergangenheit.»

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Paradies auf Erden Das

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D von Yvonne Beck

ie Inseln der Südsee gleichen winzigen Stecknadelköpfchen inmitten einer gewaltigen blauen Wassermasse, aber gerade das macht ihren Zauber aus, weit abgeschnitten vom Festland und für lange Zeit schier unerreichbar, konnten sie sich bis jetzt ihren eigenen Zauber erhalten. Und so heisst es: «Iaorana e Maeva» – «Herzlich willkommen im Garten Eden!» Ja, allein der Klang der Inselnamen Bora Bora, Tahiti, Mo’orea und Taha’a ist Balsam für die Ohren und lässt Fernweh aufkommen. Denn der Mythos der Südsee ist tief verwurzelt, durch Filme wie «Meuterei auf der Bounty» und den Südseebildern des französischen Malers Paul Gauguin.

Klares türkisfarbenes Wasser, weisse Sandstrände, hohe, sich im Wind wiegende Kokospalmen, Sonnenschein und tanzende Schönheiten – seit vor über zweihundertfünfzig Jahren «La Nouvelle Cythère» in den Weiten des fernen Pazifiks entdeckt wurde, hat das Paradies auf Erden einen Namen – die Südsee.

Bilder des Südseetraums

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Im Jahre 1891, zwei Tage nach seinem 43. Geburtstag, erreichte Paul Gauguin die Südseeinsel Tahiti. Hinter ihm liegen Jahre voller finanzieller Sorgen und gesundheitlicher Probleme, eine gescheiterte Ehe und die Trennung von seinen fünf Kindern. Er hofft, in der Südsee das Paradies zu finden, in dem man ohne zu arbeiten ein glückliches, ursprüngliches Leben führt. «Die Tahitier», so meint er zu wissen, «die glücklichen Bewohner eines unbeachteten Paradieses in Ozeanien, kennen vom Leben nichts als die Freuden. Für sie heisst leben, zu singen und zu lieben.».

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Doch gleich nach der Ankunft in Pape’ete, der Hauptstadt Tahitis, ist er schockiert, westliche Einflüsse haben die polynesische Kultur und die alten Traditionen vielfach verdrängt. Er mietet sich ein Haus an der Südküste und wohnt dort zusammen mit einer 13-jährigen tahitianischen Geliebten, die ihm häufig Modell steht. Gauguins Gesundheitszustand macht ihm zu schaffen, Herzbeschwerden, Syphilis und chronische Augenentzündungen nötigen ihn wiederholt, nach Frankreich zurückzukehren. Doch die Südsee lässt ihn nicht los und zieht ihn immer wieder in ihren Bann, er lässt sich schliesslich in Atuona, dem Hauptort der Insel Hiva Oa, nieder. Hier stirbt er am 8. Mai 1903. Sein Paradies, wie er es sich vorgestellt hat, hat er nie gefunden. Genauso wenig wie Charles Strickland, jener Geschäftsmann in «The Moon an Sixpence» von William Somerset Maugham, dem das Leben Gaugins als Romanvorlage diente. Noch heute vermitteln und prägen Gauguins Südseebilder unsere paradiesischen Vorstellungen Polynesiens. Schöne Menschen, in bunten Kleidern, die am Strand die Sonne geniessen. Nur wer genauer hinschaut, erkennt die melancholischen Züge der Frauen in seinen Bildern.

«Die glücklichen Bewohner eines unbeachteten Paradieses in Ozeanien kennen vom Leben nichts anderes als seine Süsse.» Paul Gauguin

Heute erinnert eine Dauerausstellung im Espace Culturel Paul Gauguin an den Maler, sie zeigt verschiedene Reproduktionen seiner Werke. Die dahinterstehende Maison du Jouir, das «Haus des Genusses», ist ein Nachbau seines zweistöckigen Wohnhauses. Das Original wurde auf Betreiben der Kirche nach Gauguins Tod niedergebrannt. Gleich im Eingangsbereich steht die realistische Wachsfigur des Künstlers. Sein Grabstein befindet sich oberhalb von Atuna auf dem Calvair-Friedhof. Nur wenige Schritte entfernt liegt die

letzte Ruhestätte des belgischen Chansonniers und Lyrikers Jacques Brel, der zusammen mit seiner Lebensgefährtin Madly Bamy ebenfalls hier lebte. Er verstarb 1978. Seine «Jojo», eine kleine Beechcraft Bonanza, mit der er häufig nach Tahiti flog, um Filme für sein Freiluftkino zu holen, ist zusammen mit einer kleinen Ausstellung im Hangar auf dem Gelände des Espace Culturel zu sehen. Die Fotos sowie die Musik Jacques Brels, die im Hintergrund gespielt wird, machen den Besuch zu einem besonderen Ereignis.

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Paradiesische Südsee: türkises Wasser, Traumstrände und Überwasserbungalows laden zum Träumen ein.

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Die Vielfältigkeit der Natur

neben der einzig anlaufbaren Passage Teavanui befindet sich die kleine Insel Tapu, die schon als Filmkulisse diente und auf der eine Zeit lang Paul-Émile Victor lebte. Auch für den Wassersport hat Bora Bora viel zu bieten. Ausflüge in der traditionellen Piroge oder im Katamaran und die Beobachtung von Mantarochen wie auch die Fütterung der Haie gehören heute zum Pflichtprogramm auf der Insel. Vermietet werden kleine Boote oder Jetskis sowie Hochseeyachten mit Skipper zur Beobachtung der Schwertfische im Ozean. Taucher aller Klassen finden hier Möglichkeiten, um ihre Neugier und Abenteuerlust zu befriedigen. Zu den bekanntesten Attraktionen der Tauchfans gehört die «Rochenstrasse», an der verschiedene Rochenarten vorkommen, darunter der in grossen Schwärmen schwimmende Leopardenrochen. Kein Wunder, dass in dieser kristallklaren Lagune das Glasbodenboot erfunden wurde.

Gauguin fand in der Südsee vielleicht nicht das von ihm erträumte Paradies – Krankheiten und finanzielle Nöte zermürbten ihn, doch als Feriengast kann man es sicherlich finden. Kaum ein Fleckchen Erde kann mit einer derart faszinierenden Naturpracht aufwarten. Anders als die Malediven, die zwar auch traumhaft schöne Strände und eine faszinierende Unterwasserwelt besitzen, sind die Inseln Polynesiens von einer ungeheuren Vielfältigkeit. Grünes Hinterland mit Vulkanen, Ananas- und Vanilleplantagen, Wasserfälle und Kokosnusshaine wechseln sich ab und lassen jede Insel etwas ganz Besonderes sein. Hier kommen Naturfreaks ebenso auf ihre Kosten wie Taucher oder Relax-Feriengäste, denn die Natur zeigt sich in der Südsee von ihrer besten Seite. Zudem ist die Lebensfreude der Inselbewohner einfach ansteckend. Irgendwo wird immer Ukulele gespielt und getanzt.

Vom Bett aus Fische beobachten

Die bekannteste Insel ist sicherlich Bora Bora. Sie gilt als «Perle der Südsee» und als eine der schönsten Lagunen der Welt. Das Wasser ist glasklar, die Farbenpracht der Unterwasserfauna überwältigend. Besonders Honeymooner folgen gerne den Spuren des Weltumseglers Alain Gerbault oder des Forschungsreisenden Paul-Émile Victor, um hier unvergessliche Flitterwochen zu erleben. Die Silhouette der Vulkaninsel besteht aus drei Bergen, deren höchster der 727 Meter hohe Mount Otemanu ist. Gleich

Doch nicht nur das Glasbodenboot wurde hier erfunden, auch die ersten Überwasserbungalows haben hier ihren Geburtsort. Auf Pfählen in die Lagune gebaute Bungalows gehören mittlerweile zu fast allen Luxusunterkünften Französisch-Polynesiens. Sie bieten den Gästen ganz besondere Ein- und Ausblicke: Durch eine Glasscheibe im Boden kann man gleich vom Bett aus blaue Seesterne, bunte Tropenfische, Schildkröten oder gar Riffhaie

Die Unterwasserwelt Polynesiens leuchtet in allen Farben.

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beobachten. Ganz bequem, ohne nass zu werden. Die smarte Idee hatten drei Jungs aus Kalifornien vor über fünfzig Jahren, mehr aus Spass oder weil ihr Bauland ein bisschen zu klein ausfiel, zimmerten sie sich einen «Overwater Bungalow» zusammen. Und wieder einige Zeit später sägten sie Löcher in die Fussböden ihres Bungalows und legten Glasplatten ein. «Das Beste an unserem Hotel ist das Loch im Boden» lautet der Werbespruch für ihr Hotel. Inzwischen fand diese Idee sehr viele Nachahmer, und jedes Hotel, das etwas auf sich hält, besitzt Überwasserbungalows mit Glasböden. Einmal in so einem Bungalow zu übernachten ist ein unvergessliches Erlebnis.

«Ihr werdet keinen Platz finden, wo das Menschenlos ein glückliches ist, ausser in Tahiti.» Denis Diderot

Wo auch immer man sich in der Südsee aufhält, man ist einfach überwältigt von der Schönheit der Natur. Sie ist fast ein bisschen zu schön, um wahr zu sein, doch bei der Heimkehr trägt man sicherlich ein kleines bisschen von diesem Paradies auf Erden in seinem Herzen. Und vielleicht gelingt es dem einen oder anderen, sich diese Stimmung mit in den Alltag hinüberzuretten.

Stinkende Zauberfrucht

Die Schönste entpuppt sich oft als Mann

Der Geschmack der reifen Noni-Frucht wird mit unangenehm, faulig, an ranzigen Käse erinnernd umschrieben. Was so schmeckt, muss gesund sein, dachten sich findige Geschäftsleute und brachten Noni-Produkte als Wundermittel gegen allerlei Krankheiten auf den Markt. Die Inselbewohner Polynesiens assen die blassgrünen Früchte des Noni-Laubbaumes nur in Notzeiten, als Medizin spielten sie eher eine unbedeutende Rolle. In einigen westlichen Industriestaaten werden der Noni-Frucht dagegen eine Vielzahl gesundheitsfördernder Eigenschaften nachgesagt. Glaubt man den Anbietern, so werden durch den Konsum von Noni-Produkten Diabetes, Arthritis und selbst Depressionen geheilt. Verantwortlich hierfür soll der Wirkstoff Xeronin sein, der jedoch weder in der medizinischen noch in der pharmazeutischen Fachwelt bekannt ist. Trotzdem entwickelt sich der Absatz auf dem Weltmarkt höchst erfreulich. Im Falle Französisch-Polynesiens rangiert der Export von Bestandteilen der Noni-Frucht mittlerweile an erster Stelle.

In polynesischen Gesellschaften gehören Transvestiten zur Kultur – zur traditionellen wie zur modernen. Bereits im Kindesalter werden manche Jungen zu Mädchen erzogen, ihnen werden alle Arbeiten aufgetragen, die als weiblich gelten. Dieses geschieht häufig vor allem aus praktischen Gründen, wenn ein Ehepaar überwiegend Söhne hat und der Mutter ein Mädchen als Haushaltshilfe und bei der Betreuung der jüngeren Kinder fehlt. Allmählich übernehmen die «fa’afafine», wie sie in Samoa genannt werden, ihre neue Rolle als Mädchen oder später als Frau. Sie verkörpern das dritte Geschlecht auf den polynesischen Inseln. Manche kehren während der Pubertät in die angeborene Rolle zurück, viele bleiben jedoch in ihrer anerzogenen, fühlen sich als Frau, kleiden sich wie eine Frau und leben mit einem Mann zusammen. Einige adoptieren sogar Kinder und geben eine liebevolle Mutter ab. Die meisten sind berufstätig, arbeiten häufig in der Tourismusbranche sowie als Tänzerinnen, Choreografinnen und Sängerinnen, andere verdienen als Lehrerinnen ihren Lebensunterhalt.

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Morgen Es gibt tausend Gründe, nach Asien zu reisen. Stephan Roemer, langjähriger Asienspezialist und Inhaber des Reiseveranstalters tourasia, entführte uns auf eine Gedankenreise in den Zauber des Orients.

D von Valérie Ziegler

as Wort Asien stammt aus dem Assyrischen und bedeutet Sonnenaufgang. Asien – ein Kontinent voller Geheimnisse und Mythologien. Die Geschichte der japanischen Samurais oder der verführerischen Geishas, die unendliche Weite des Himalayas, Traumstrände auf Philippinens schönsten Inseln, Märkte in China, antike buddhistische Tempelanlagen, Elefantenritte durch den Dschungel, lachende Gesichter in den abgelegendsten Strassen Bangkoks … Asien sorgt nicht nur durch klimatische Verhältnisse, sondern vor allem auch durch kulturelle Aspekte für Sonnenschein und Faszination.

Reisen nach Asien befasse, stellt diese Tätigkeit eine tägliche Herausforderung dar. Wo sonst auf der Welt entwickeln sich die Bevölkerung, die Wirtschaft und die sozialen Aspekte so rasant und grundlegend!? – Da gilt es mitzuhalten.

tourasia wurde bereits zum 15. Mal mit dem Goldenen Travel Star ausgezeichnet. Bis anhin hat dies kein anderer Reiseveranstalter der Schweiz geschafft. International wurden Sie mit verschiedenen Preisen geehrt und erhielten mehrere Verdienstorden von asiatischen Staatspräsidenten. Wodurch zeichnet sich tourasia aus? Vor rund 20 Jahren erkannte ich eine Nische beim Angebot für den modernen Reisenden. Ziel des zeitgemässen Kunden ist es, zum besten Preis zu reisen, in guten Hotels zu übernachten, das Land und dessen Kultur zu erfahren und gleichzeitig seine Hobbies auszuüben. – Seine wertvolle Ferienzeit ist jedoch nur beschränkt verfügbar. Um solchen Anforderungen zu entsprechen und dem Reisenden auch einen Mehrwert bieten zu können, muss man nicht nur über eine grosse Destinationskompetenz verfügen, sondern gleichzeitig die Beziehungen vor Ort unterhalten. Mit diesen Qualitäten können wir auch anspruchsvolle Reisewünsche erfüllen. Durch die Einsicht in unsere tagesaktuellen Preise garantieren wir unseren Kunden eine Bestpreisgarantie, so dass ihnen ein mühsames Suchen und Vergleichen – was in der heutigen Objektivität sowieso sehr schwierig ist – erspart bleibt.

PRESTIGE: Die Welt ist gross. Wieso haben Sie sich ausgerechnet auf den Kontinenten Asien spezialisiert, woher kommt die Faszination? Stephan Roemer: Nach meiner Ausbildung als Reisebürokaufmann erhielt ich die einmalige Möglichkeit, am Aufbau einer Reiseagentur auf den Philippinen mitzuarbeiten. So durfte ich als 20-Jähriger für mehrere Wochen für eine Schweizer Reisefirma auf den Philippinen arbeiten. Zurück in der Schweiz, begann ich, Bücher und Berichte über Asien nur so zu verschlingen. Die Hauptaufgabe meiner ersten Arbeitsstelle in der Schweiz bestand darin, Reisen auf die Philippinen zu organisieren. Ein Jahr später kamen Hongkong und Thailand dazu. Darauf folgte ein Land nach dem anderen. Auch wenn ich mich heute bereits seit über 25 Jahren mit

Für viele Schweizer ist Thailand noch immer das grosse Ziel in Asien. Bei tourasia stellt das frühere Siam jedoch nur eine Destination unter vielen dar. Wie sieht eine von tourasia organisierte Traumreise ins Land des Lächelns aus?

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Welche anderen Highlights warten auf Ihre Kunden?

Thailand macht bei uns rund 40 Prozent unseres Gesamtumsatzes in der Schweiz aus und ist somit unbestritten des Schweizers beliebteste Destination. Grund dafür sind unter anderem sicherlich die warmherzige Gastfreundschaft des thailändischen Volkes, die guten Infrastrukturen und das optimale Preis-Leistungs-Verhältnis.

Selbstverständlich ist Thailand nur eine Destination aus unserem Angebot, welches von Indien bis Japan fast lückenlos ist. Ein besonderer Leckerbissen ist die Reise ins geheimnisvolle Myanmar, vielen noch als Burma bekannt. Dieses Land verzückt immer wieder mit seinen Wundern: eine grandiose Landschaft, die damit verbundene Portion Abenteuer, das reiche kulturelle Erbe und das wohl herzlichste Willkommen in ganz Asien.

Auf Wunsch von zahlreichen Kunden führe ich zweimal jährlich selbst eine Reise in der Kleingruppe nach Thailand. Dabei folgen wir nicht den touristischen Heerstrassen, sondern erleben das Land, die Kultur und die Leute auf einmalige Art. Wir bewegen uns viel in der Natur – auf dem Boot, dem Fahrrad oder dem Wanderweg. Es geht darum, Plausch und Aktivität mit Entdeckungen und Reiseerlebnissen exklusiver Art zu verbinden.

Japan gilt vor allem bei jungen Leuten als die Trenddestination. Die Gegensätze des romantischen Landes der aufgehenden Sonne mit jahrhundertealten Traditionen einerseits und das Bild einer führenden Wirtschaftsmacht andererseits werden in Japan zu einer einzigartigen, geheimnisvollen Mischung vereint.

Eine solche Reise nimmt ihren Anfang in Bangkok, führt über das Gebiet am Kwai-Fluss in die alten Ruinenstätten Thailands, durch Nationalparks, bis hin zu den Bergstämmen im Norden. Unterwegs degustieren wir auf einem Weingut die thailändischen Erzeugnisse. Wir übernachten in authentischen Hotels, komfortablen Gasthäusern und erfahren dabei die thailändische Gastfreundschaft. Auch die Kulinarik kommt nie zu kurz, verschiedene Spezialitäten der einzelnen Landesgegenden werden gekostet. Die Mithilfe beim Reisanbau, der Ausritt auf dem Elefanten im Dschungel oder das Trekking zu entlegenen Bergvölkern im Goldenen Dreieck wird wohl niemand so schnell wieder vergessen.

Wer träumt nicht von einsamen Traumstränden, kleinen palmengesäumten Eilanden und dem kristallklaren Meer? Auf den Philippinen kriegt man alles zusammen. Asien bietet für jeden Geschmack und zu jeder Jahreszeit das Passende. So fällt es uns nicht schwer, für jedermann die perfekte Traumreise zu gestalten.

Gerade für uns Europäer kann es in einer derart fremden Kultur wie der asiatischen schnell mal zu Schwierigkeiten, beziehungsweise Unsicherheiten kommen. Wie sorgen Sie für die Betreuung Ihrer Kunden vor Ort? Vielleicht macht gerade diese Unbekanntheit einen grossen Teil des Reiseerlebnisses aus. Der Schweizer bereitet sich in der Regel sehr gut auf seine Reise vor und ist anpassungsfähig, so dass der Tritt ins Fettnäpfchen meist vermieden werden kann. Zusammen mit meinen Teams in Asien und in der Schweiz sehen wir unsere Aufgabe darin, das Maximum aus den Ferienerwartungen des Gastes herauszuholen. Unsere Gästebetreuer belästigen die Kunden auch nicht mit langweiligen «Willkommens-Cocktails», sondern bieten ihnen einen 24-Stunden-Concierge-Service, beginnend mit einer Begrüssungs-SMS und dem Bereitstellen der Reiseunterlagen bei der Ankunft. Im Hintergrund stehen unsere Mitarbeiter jederzeit bereit – sei es für eine Tischreservation im beliebten Restaurant, für die Organisation eines Ausflugs oder bei sonstigen Fragen. Selbstverständlich besuchen wir auf Wunsch die Kunden auch im Hotel. Der Kunde braucht also nicht auf eine Hostesse, welche nur zweimal wöchentlich ihren Besuchsturnus macht, zu warten.

Ihr Hauptsitz liegt in Wallisellen – woher kommt Ihre Kundschaft? In der Schweiz, wo wir, wie gesagt, unsere Büros in Wallisellen haben, treten wir als Reiseveranstalter auf und bedienen die Reisebüros und Privatkunden mit einer Palette an unzähligen Reisemöglichkeiten nach ganz Asien – von Indien bis Japan. In Asien unterhalten wir an verschiedenen Orten eigene Tochtergesellschaften, wo wir neben den tourasia-Gästen auch eine internationale Kundschaft mit unserer Philosophie bedienen. Diese Kunden stellen sich meist aus internationalen Reiseorganisationen ganz unterschiedlicher Nationalitäten zusammen.

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radiese Die letzten Naturparadiese dieser Erde sind bedroht – durch Klimaerwärmung, Ölkatastrophen oder Waldrodungen. Insgesamt 238 gefährdete und daher besonders schützenswerte Gebiete listet die Umweltorganisation WWF inzwischen auf. Von den Korallenriffen Australiens bis zu den Wäldern Madagaskars. Nirgendwo auf der Welt sind Arten- und Pflanzenreichtum grösser als in diesen ausgewählten Regionen. Neunzig Prozent der weltweiten biologischen Vielfalt sind dort zu finden. PRESTIGE zeigt einige dieser atemberaubenden Orte, die man unbedingt besuchen sollte, bevor es zu spät ist.

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Das grösste Korallenriff der Erde Das Great Barrier Reef ist das grösste Korallenriff der Erde und wohl das eindrucksvollste. Es erstreckt sich auf einer Länge von etwa 2.300 Kilometern vor der Nordostküste Australiens und wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Rund 2.900 Einzelriffe bilden das Great Barrier Reef auf einer Ausdehnung von 345.000 Quadratkilometern. Somit gilt es als grösster lebender Organismus der Welt. Das Riff ist Lebensraum für mehr als 400 Korallen- und 5.000 Weichtierarten, 800 Arten von Stachelhäutern wie Seeigel oder Seesternen und 1.500 Fischarten.

Zudem sind hier über 200 Vogelarten und sechs von weltweit sieben Arten der Meeresschildkröten heimisch. In den letzten Jahren setzen nicht nur Touristen dem Riff zu, sondern auch der Klimawandel. Die globale Erwärmung gilt als seine grösste Bedrohung, denn die empfindlichen Korallen können nur bei Wassertemperaturen zwischen 18 und 30 Grad Celsius wachsen und überleben. Bereits seit 1990 hat sich das Korallenwachstum verlangsamt. Noch erstrahlt das Riff in unglaublichen Farben, und für Unterwasser-Fans ist es ein Muss, einmal am Great Barrier Reef abzutauchen.

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Die grüne Lunge der Erde Für die einen ist der Regenwald ein undurchdringbarer Dschungel. Andere sehen in ihm ein grünes Paradies mit einer Vielfalt von Lebewesen. Regenwälder weisen weltweit die höchste Artendichte auf. Niemand weiss auch nur annähernd, wie viele Arten es tatsächlich sind, die in den Wäldern ihr Zuhause haben, denn die meisten von ihnen sind noch unentdeckt. Von den zehn Staaten auf der Erde mit der reichsten Tier- und Pflanzenwelt liegen fünf Länder im Amazonasbecken: Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Brasilien. Der berühmte Naturforscher Henry Bates sammelte bei seinem Aufenthalt in Amazonien unterschiedlichste Tiere. In einem Umkreis von einer Stunde Fussweg um seine Forschungsstation gelang es ihm, 700 Schmetterlinge einzufangen, keine zwei davon gehörten derselben Art an. Für einen Touristen im Regenwald sieht die Realität allerdings eher ernüchternd aus: Wer im Regenwald unterwegs ist, kann von der Artenvielfalt kaum etwas wahrnehmen. Denn es sind vor allem die unzähligen Insektenarten, die für die grosse Vielfalt der Tiere verantwortlich sind. Die aber halten sich vor allem ganz oben in den Baumkronen auf. Dagegen sind grössere Tiere kaum zu erblicken. Zum einen halten sich die Wirbeltiere eher versteckt, viele sind ausschliesslich nachts aktiv oder bereits in tiefere Waldregionen zurückgedrängt. Trotzdem lohnt es sich, einmal im Leben einen Regenwald zu durchstreifen, denn die Atmosphäre ist schlicht einzigartig.

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Faszinierende Gesteinsschichten Kaum ein Naturwunder dieser Erde beeindruckt den Betrachter mehr als der Grand Canyon. Seine immense Grösse relativiert jedes bekannt geglaubte Gefühl für Dimensionen. Er offenbart ungeahnte Einblicke in tiefe Canyons und Schluchten. Schluchten, die von den kraftvollen Fluten des Colorado Rivers im Laufe von Jahrmillionen in den Fels des Colorado Plateaus geschliffen wurden. In seinen Felswänden legt der Grand Canyon Millionen Jahre geologischer Geschichte frei. Zum Schutz grosser Teile dieses einzigartigen Naturwunders richtete die US-Regierung 1908 zuerst ein National Monument ein, aus dem 1919 der Grand Canyon National Park hervorging. 1979 nahm die UNESCO den Grand Canyon schliesslich in die elitäre Riege der Weltnaturdenkmäler auf. Mit dem Bau des Glen-Canyon-Damms 1963 wurde der Colorado flussabwärts einem Gros seiner Kräfte beraubt. Um dem entgegenzuwirken, werden aktuell Bemühungen zur künstlichen Grand-Canyon-Flutung unternommen. Ein Besuch des Grand Canyons ist ein unvergesslicher Moment, nicht nur für Amerika-Fans. Für Nervenkitzel sorgt zudem die höchste Aussichtsplattform der Welt: der gläserne Skywalk, 1.200 Meter hoch über dem Talboden des Grand Canyon.

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Darwins Paradies Etwa 1.000 Kilometer westlich von Ecuador liegt der Galápagos-Archipel mit dreizehn grösseren und über hundert kleinen Inselchen. Den Namen Galápagos bekamen die Inseln von den spanischen Eroberern, die die Schildkröten wegen ihrer Ähnlichkeit mit einer Sattelart so bezeichneten. Der Archipel ist ein wahres Naturparadies für die einzigartigen Lebensformen, die sich hier inmitten einer vulkanischen Welt in Jahrmillionen entwickelt haben. Für die Besucher genauso faszinierend wie für die Entdeckungs-reisenden des 16. Jahrhunderts ist die Furchtlosigkeit, die sich die Tiere durch das Fehlen von natürlichen Feinden auf den Inseln bewahrt haben. Hier dösen Seelöwen am Strand und auf den Wegen. Meerechsen, die aussehen wie kleine Drachen, liegen auf dunklem Basalt und lassen sich die Äquatorsonne auf die Stachelhaut scheinen. Galápagospinguine laufen in kleinen Grüppchen vorbei, um sich nach kurzer Überlegung ins Wasser zu stürzen. Die reiche Flora und Fauna der Inseln hatte einst Charles Darwin, Begründer der Evolutionstheorie, zu seiner Selektionstheorie und seinem revolutionären Werk «Über die Entstehung der Arten» inspiriert. Rund 40 Prozent der Tierarten leben ausschliesslich auf dem Archipel. Sterben sie hier aus, sind sie für immer von der biologischen Inventarliste der Welt gestrichen.

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Die Insel der Lemuren Madagaskar ist einzigartig, denn die meisten der hier vorkommenden Tiere und Pflanzen sind endemisch, also nur in Madagaskar heimisch, was Madagaskar in den Rang eines ökologischen Inselkontinents erhebt, eine Arche Noah der Natur. Besonders spektakulär sind die zahlreichen Lemurenarten, die agilen Halbaffen Madagaskars wie Sifakas, Kattas und Indris, um nur einige zu nennen. Diese Uraffen konnten sich über Jahrmillionen in Madagaskar aus einer einzigen ursprünglichen Lemurenart entwickeln und ungehindert neue Arten bilden, geschützt durch die Abwesenheit von grösseren Raubtieren auf Madagaskar. Auch die Baobabwälder des Südens und Westens gehören zu den sehenswerten Naturwundern. Der kleinste Primat, das kleinste Chamäleon der Welt und eine Palmenart, die nur alle 100 Jahre einmal blüht, all das und noch viel mehr ist Madagaskar. Für Paläontologen bietet Madagaskar eine reiche Fundgrube. Versteinerungen von frühen primitiven Vogelarten und Dinosauriern gibt es hier ebenso zu entdecken wie mystische moderne Säugetiere wie den Plesiorycteropus bis hin zu Riesenvögeln wie den Elefantenvogel Aepyornis maximus: Der aus vielen Legenden bekannte Riesenvogel war drei Meter hoch und starb erst vor 200 Jahren in Madagaskar aus!

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Arktische Eiswelten Eine Reise in die Arktis ist ein Abenteuer mit Gletschern, die krachend in die See kalben, und einer Luft, so klar und rein wie nirgendwo sonst auf der Welt, und wenn das Licht der nicht untergehenden Mitternachtssonne die Landschaft in das schönste Licht hüllt, entführen magische Momente und die unbeschreibliche Stille in eine andere Welt. Obwohl die Arktis durch ihre Meereis-Verbindung zu zwei Kontinenten kein hermetisch abgeschlossenes Ökosystem darstellt, hat auch dieser riesige Lebensraum aufgrund seiner klimatischen Bedingungen eine einmalige Tier- und Pflanzenwelt ausgebildet. Noch sind die Eisplatten zwischen vier und sechs Meter dick, bis zu 1.600 Kilometer breit und liegen auf dem arktischen Ozean. Doch auch die Arktis, eines der letzten nahezu intakten grossen Ökosysteme dieser Erde, ist massiv vom Klimawandel bedroht.

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Der Garten Eden Afrikas Elefanten- und Büffelherden ziehen durch die traumhafte Landschaft. Zebras, Springböcke, Krokodile, Flusspferde wie auch Nashörner sind zu entdecken. Das Geflecht aus Flussläufen, Seen, Inseln und Waldflächen ist mit 15.846 Quadratkilometern das «grösste Naturparadies der Welt». Der Okavango-Fluss ist mit einer Länge von 1.600 Kilometern der viertlängste Fluss im südlichen Afrika und fliesst in das Okavango-Delta, das keinen Abfluss hat. Zwischen Oktober und April füllt sich in der Regenzeit der aus dem Hochland Angolas kommende Okavango. Vier Monate dauert es, bis sich das Wasser den Weg durch das Delta bahnt und bis zur Sandsavanne der Kalahari vordringt. Erst diese langsame Flut schafft die Lebensbedingungen für das reiche Tier- und Pflanzenleben. Das Delta ist aufgrund seiner Lage inmitten des grössten Sandgebiets der Welt ein einzigartiges Ökosystem im Nordwesten Botswanas. Kein Wunder, dass Professor Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann hier viele Tierfilme drehten, um der Menschheit die Schönheit dieser atemberaubenden Wildnis näher zu bringen. Unvergesslich der Film «Das Sterben am Savuti», der das grüne Paradies Afrikas mit all seinen Schönheiten, aber auch Überlebenskämpfen, zeigt.

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Suite Class im Airbus A380 ab Zürich nonstop nach Singapur

Die A380 ist nicht nur das grösste Passagierflugzeug der Welt, sondern auch das komfortabelste, geräumigste und leiseste. Eine exklusive Innovation der A380 von Singapore Airlines ist die Suite Class – eine Klasse für sich.

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V von Louise Kaben

iele raffinierte Details werden Ihren höchsten Ansprüchen gerecht, so die eingebaute Mehrzweckkonsole, viel Stauraum und eine persönliche Garderobe in direkter Reichweite. Die Suite bietet den optimalen Komfort über den Wolken. Erleben Sie Ihre persönliche Kabine als Schlafgemach, privates Esszimmer, Büro oder Kino. Geniessen Sie erstmals während eines Fluges den Schlaf in einem freistehenden Bett.

Genügend Stauraum für Kleidung und Handgepack. Das Dinner ist serviert: Kulinarische Köstlichkeiten, von 3-Sterne-Köchen wie Georges Blanc kreiert und dazu Champagner oder selektionierte Weine.

Komfort und Privatsphäre neu definiert Geniessen Sie Luxus im grössten Sitz aller Zeiten. Entspannen Sie sich und geniessen Sie die Vielfalt von KrisWorld, Ihrem Bordunterhaltungssystem mit einer unendlichen Auswahl an Spielfilmen, TV-Shows, Musik, interaktiven Spielen, Sprachkursen sowie Office-Software über einen 23-Zoll-LCD-Flachbildschirm, dem grössten seiner Klasse. Komfortable moderne Kopfhörer mit Geräuschkompensation mit überragender Klangqualität lassen Sie in Ihre Programmwahl eintauchen. Geniessen Sie Ihren privaten Freiraum im luxuriösen Sitz oder im Komfortbett.

Zur Erfrischung während des Aufenthalts ...

Jede Kabine verfügt ausserdem über Schiebetüren und Fensterblenden. Sie entscheiden, wie viel Privatspähre Sie geniessen möchten.

Eine Klasse für sich Die Suite bietet Ihnen den idealen Rahmen für private sowie geschäftliche Besprechungen. Ihren geschäftlichen Angelegenheiten dienen Stromanschluss, USB-Port, Kopfhöreranschluss und vieles mehr. Wenn es Zeit zum Entspannen wird, geniessen Sie Ihren Schlaf in einem freistehenden Bett. Aus der Privatelounge wird ein Schlafgemach ...

Innenliegende Suites sind mit Raumteilern ausgestattet und verfügen über ein extravagantes Doppelbett. Wählen Sie, wie Sie Ihre private Suite nutzen möchten.

Kulinarische Köstlichkeiten nach Mass Erfreuen Sie sich an Gaumenfreuden à la Carte und wann immer Sie es wünschen kreiert von den international renommierten Singapore Airlines Chefköchen wie 3-Sterne-Koch Georges Blanc und serviert auf Givenchy Porcellan-Geschirr. Geniessen Sie dazu ein im Kristallglas servierten exklusiven Champagner oder einen von unseren Sommeliers ausgewählten hochkarätigen Weinen. ... oder aus der Doppelkabine gar ein Doppelbett.

Ein Hauch von purem Luxus Exklusiv für Singapore Airlines entworfene Pyjamas, Hausschuhe und Bettwäsche von Givenchy versprechen gemütliche und erholsame Stunden. Kleine Details: Die sanfte Stimmungsbeleuchtung oder unsere sinnlichen Kosmetikartikel von Ferragamo vollenden den Reisegenuss und bringen Sie ausgeruht und frisch an Ihr Reiseziel. www.singaporeair.com

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Anti Wohin Aging geht die Reise? © M.A.C

Durch Gespräche mit erfahrenen und berühmten Schönheitsexperten wollten wir herausfinden, wo heute die modernen Trends im Anti-Aging-Bereich liegen und welche neuen Erkenntnisse und Möglichkeiten es im Kampf gegen die Hautalterung gibt. Eine spannende Reise in die Psychologie des Menschen begann …

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Dr. Gisela Pitanguy – vor dem Haupteingang der Clinica Ivo Pitanguy in Rio de Janeiro.

G von Valeska Jansen

isela Pitanguy ist Ärztin und Psychotherapeutin und leitet seit über 20 Jahren die Klinik Ivo Pitanguy. Sie studierte an der Medizinischen Fakultät Gama Filho in Rio und absolvierte ihre Facharztausbildung an der Katholischen Universität von Rio de Janeiro und am Institut de Psychiatrie Bertrand Cramer in Genf in der Schweiz. Sie spricht perfekt Französisch und Portugiesisch und fliessend Englisch. Seit 1988 ist sie für die prä- und postoperative psychologische Beratung und Kontrolle in der Klinik verantwortlich. Sie ist weiterhin Vizepräsidentin des Instituts Ivo Pitanguy, einer von Prof. Ivo Pitanguy ins Leben gerufenen Non-Profit-Stiftung zur Vermittlung und Verbreitung der Lehre, der Fortbildung und der jüngsten Forschung im Bereich der Schönheitschirurgie. Diese Initiativen gehen über das akademische Betätigungsfeld hinaus. Ihr Ziel ist es, allen gesellschaftlichen Klassen den Zugang zur Plastischen Chirurgie zu eröffnen. 50.000 Personen wurden bereits von den ehrenamtlichen Teams von Prof. Pitanguy in seinem Zentrum namens «38. Infirmeria» in der Santa Casa de Misericordia in der Innenstadt von Rio de Janeiro operiert.

geht es in dem Fall gar nicht um das Äussere, sondern um innere Konflikte. In diesem Moment erkläre ich diesen Frauen, dass sie kein physisches, sondern ein psychisches Problem haben.

Können Sie denn als Psychologin diesen Frauen wirklich helfen? Wir trafen Dr. Gisela Pitanguy zum Exklusiv-Interview in Zürich: Das ist meistens sehr schwierig, denn sie haben sich längst entschieden, so schnell wie möglich ihr Äusseres zu verändern. Ich bemühe mich, ihnen näher zu kommen und sie dazu zu bringen, sich mit ihrer Entscheidung mehr Zeit zu nehmen und nochmal genau über alles nachzudenken, in sich hineinzuhorchen. Ich zeige ihnen auch andere Möglichkeiten der Veränderung auf, aber das ist wirklich eine sehr grosse Herausforderung, denn oft wollen die Frauen gar nicht zuhören. Tja, und dann gehen sie einfach zu einem anderen Arzt.

PRESTIGE: Gibt es in Ihrer Praxis so etwas wie ein Patienten-Muster? Dr. Gisela Pitanguy: Absolut, ja! Heutzutage wird das äussere Erscheinungsbild immer wichtiger, und was ich persönlich beobachte ist, dass vor allem in Europa und in den USA der Druck immer grösser wird, jung und schön zu sein. Das ist ein kultureller Druck, jung, schlank und schön zu sein. Das hat auch etwas damit zu tun, dass mit diesen Attributen auch Aktivität gleichgesetzt wird. Mein Vater und seine Assistenten versuchen deshalb bei ihren Untersuchungen als Erstes herauszufinden, was die wirkliche Motivation des Patienten ist. Wenn der Patient genau weiss, was in der Plastischen Chirurgie alles möglich ist und er eigentlich nur eine Körperregion hat, mit der er unzufrieden ist, ist das der Idealfall. Aber wenn die Erwartungshaltung viel grösser ist und der Patient seine psychischen Konflikte auf irgendeinen Körperteil überträgt, dann wird es sehr problematisch.

Lehnen Sie Schönheits-OPs auch ab? Ja, das kommt vor. Und wenn ich dann mit diesen Patienten ausführlich gesprochen habe, kommt es auch oft vor, dass sie wirklich sehr dankbar reagieren. Andere haben sich eine OP so sehr in den Kopf gesetzt, dass sie dann tatsächlich zu einem anderen Arzt gehen.

Die kuriosesten Patienten? Manchmal kommen sie mit Fotos von irgendwelchen Schauspielern und wollen von dem einen die Nase, von einem anderen das Kinn usw. Oder Patienten, die eine Anti-Aging-OP wünschen, mit dem Ziel, danach dreissig Jahre jünger auszusehen – was natürlich unmöglich ist.

Das ist mein Moment! Nun beginne ich, akribisch herauszufinden, was eigentlich hinter dem äusserlichen Veränderungswunsch steckt. Wenn die Erwartungshaltung dann wirklich unrealistisch ist und der Veränderungswunsch durch Plastische Chirurgie gar nicht zu verwirklichen ist, dann beginne ich zu erklären und zeige ihnen die Grenzen auf. Sehr oft kommen auch frisch geschiedene Frauen zu uns, sie sind unglücklich und wollen einfach ihr ganzes Leben verändern. Das ist nicht der günstigste Moment für eine solche Konsultation, denn meistens kann die Plastische Chirurgie die hohe Erwartungshaltung nicht befriedigen. Denn eigentlich

Sehen Sie einen Trend in der Schönheitschirurgie? Nein! Es ist kein Trend in der Plastischen Chirurgie erkennbar, es waren Brust-OPs und sie sind es immer noch. Es waren Fettabsaugungen und sie sind es noch. Aber etwas anderes hat sich verändert: Wir beschäftigen ja nicht nur Plastische Chirurgen, sondern auch Psychologen und vor allem auch Ernährungsexperten.

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Wir zeigen den Patienten, wenn möglich, immer mehrere Möglichkeiten auf. Es muss nicht immer geschnitten werden, oft reicht es auch aus, seine Lebens- und Essgewohnheiten oder seine Einstellung zu sich und seinem Körper zu ändern.

so einfach, ich lebe nun mein ganzes langes Leben mit dieser Nase, die ich schon immer hasse. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Familienfotos ich wegen dieser Nase schon verbrannt habe, und ich will einfach nicht mit dieser Nase sterben. So haben wir sie operiert und sie war superglücklich.

Unsere Philosophie und auch unsere Herausforderung ist es, den Patienten zu zeigen, dass ein Mensch erst einmal mit sich selbst zufrieden sein muss. Dann kann er sich auch physisch akzeptieren. Ist das nicht der Fall, besteht die Gefahr, ständig irgendetwas anderes an sich verändern zu wollen – ein Teufelskreis entsteht.

Gibt es in die andere Richtung ein Alterslimit? Das hängt von der individuellen körperlichen Entwicklung ab. Das kann man nicht mit einer Zahl fixieren. Hier gibt es vor allem auch ganz andere Aspekte zu berücksichtigen und auch herauszufinden: Kommt die junge Frau aus eigenem Wunsch, um ihre Brust zu vergrössern, oder steckt da vielleicht ein Freund dahinter, dem zuliebe sie eine OP machen will? Oder will sie vielleicht nur ihrer Mutter nacheifern?

Macht die Plastische Chirurgie süchtig? Ja, das kann durchaus passieren. Heutzutage haben immer mehr Frauen ein Problem mit dem Älterwerden. Sie schenken ihr Leben lang ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem äusseren Erscheinungsbild, viel zu viel. Dann beginnt der Kampf gegen die natürliche Alterung und sie steigern sich in Kleinigkeiten hinein. Diese Frauen brauchen einfach Grenzen, denn sonst kommen sie immer und immer wieder.

Balance Männer und Frauen? Es kommen immer mehr Männer zu uns, aber immer noch mehr Frauen. In Prozenten könnte man sagen 30 Prozent Männer und 70 Prozent Frauen. Männer kommen häufig wegen Tränensäcken, Doppelkinn, aber auch Lifting und natürlich Haartransplantationen. Aber es ist immer noch ein schwieriger Schritt für einen Mann, viel schwieriger als für eine Frau …

Gibt es eine Altersgrenze für Schönheitseingriffe? Wir checken natürlich immer den Gesundheitszustand des Patienten. Wir hatten zum Beispiel einmal eine deutsche Patientin Anfang 80, sie wollte unbedingt ihre Nase korrigieren lassen und wir liessen sie den ganzen normalen Untersuchungsprozess durchlaufen, auch mit psychologischen Fragen, und irgendwann sagte sie, warum fragen Sie mich eigentlich so viel? Es ist doch

Gibt es heute eine Möglichkeit, alte Hände zu verjüngen? Nein! Aber wer weiss, was in Zukunft noch entwickelt wird …

Herzlichen Dank für das spannende Interview!

Weltberühmt, die Clinica Ivo Pitanguy.

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Haupteingang Dermatologikum Hamburg.

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rofessor Volker Steinkraus ist einer der führenden Dermatologen in Deutschland. Er ist Gründer des Dermatologikums Hamburg, das Facharztpraxis und -klinik, Forschungseinrichtungen und Laboratorien sowie ein Institut für Hautpflege und ästhetische Dermatologie unter einem Dach vereint. Seit einigen Jahren schon gilt die Aufmerksamkeit und Forschung von Professor Dr. med. Volker Steinkraus vermehrt den biologischen Bedürfnissen der Haut. So stellte er fest, dass eine optimierte Zellnährflüssigkeit, wie sie auch in der Haut vorkommt und mit der die Zellen in der Lage sind, sich aus eigener Kraft zu versorgen, reinem Wasser hoch überlegen ist. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte er Cell Culture Phase und somit die erste Kosmetik, die es der Haut erlaubt, sich selbst optimal zu regenerieren.

es gibt ja auch viele alte Leute, bei denen dann auch nur noch ein Facelift hilft, aber diese ganzen Jahrgänge zwischen 30 und 50, gehen immer mehr in Richtung Filler (Unter «Filler» werden in der ästhetischen Medizin Materialien zur Unterspritzung von Falten, zur Wangenauffüllung, Halsstraffung, Lippenformung und zur Besserung von Augenringen verstanden. Sie zählen zu den «gering invasiven» Behandlungsmöglichkeiten gegen die Zeichen der Hautalterung. Anm. d. Red.).

Wir trafen Professor Dr. med. Volker Steinkraus in Zürich zum Exklusiv-Interview:

Der biologische Filler hat eine ganz grosse Zukunft. Er baut sich selber ab und hat keine Fremdkörper, er hat allerdings den Nachteil, dass er regelmässig nachgespritzt werden muss. Genauso geht es hin zum Resurfacing, zur Oberflächenbehandlung, in Form von Lasern und Dermabrasion. Der Einsatz von Botox wird weiter verfeinert. Aber auch die Wirkstoffe in Pflegeprodukten haben ganz grosse Fortschritte gemacht. Also zusammengefasst: Es gibt heute vier wichtige Bereiche, die sich immens weiterentwickelt haben: Botox, Filler, Resurfacing und Pflege.

PRESTIGE: Wohin geht der Schönheits-Trend? Professor Dr. med. Volker Steinkraus: Alles wird weniger invasiv! (Der Begriff «invasiv» wird in der Medizin verwendet, um diagnostische oder therapeutische Massnahmen zu charakterisieren, die in den Körper eindringen, d.h. seine Integrität verletzen, Anm. d. Redaktion). In der gesamten Medizin geht die Tendenz dahin, dass alles weniger invasiv wird. Als Beispiel die Herzchirurgie, es werden immer weniger Operationen am offenen Herzen gemacht, sondern es wird ein kleiner Schnitt in der Leiste gemacht, dort wird ein Katheter eingeführt und das verengte Herzgefäss wird quasi aufgebläht. So ist es auch in der Kosmetik, es werden zwar nach wie vor viele Facelifts gemacht,

Gibt es Neues auf dem Gebiet der Filler? Bisher werden ja Hyaluronsäure und Kollagen eingesetzt … Kollagen hat in der Regel seinen Ursprung beim Rind oder Schwein, welches fast mit dem menschlichen Kollagen identisch ist, aber eben nicht zu 100 Prozent. Es gibt dort einen kleinen biochemischen Unterschied, und das kann in seltenen Fällen dazu führen, dass es vom Körper als Fremdstoff eingestuft wird,

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und dementsprechend kann es zu Reaktionen kommen. Verkapselungen im leichtesten Fall oder richtige Abwehrreaktionen, wie zum Beispiel gegen ein Transplantat, eine Art Abstossungsreaktion. Das kann zu sehr unschönen Symptomen, wie grosse rote Knoten in der Haut, führen. Kollagen ist seit Jahrzehnten in Verwendung, kann eigentlich auch befürwortet werden, aber das Nebenwirkungsspektrum ist nicht gleich null. Bei der Hyaluronsäure ist es annähernd gleich null! Hyaluronsäure kann zwar durch einen ungeübten Menschen schlecht gespritzt werden, aber es gibt eigentlich kein Risiko, dann sitzt es eben ein paar Millimeter zu hoch oder zu tief, aber es wird ja abgebaut. Es ist vor allem nicht immunogen, was bedeutet, dass es keine allergischen Reaktionen hervorruft.

spiel eine Spritze tut. Ich halte sehr viel davon, dass man eine Behandlung langsam aufbaut. Es gibt weniger Experimente, viel Sicherheit, keine grossen Eingriffe, lieber mal öfter gehen, gut pflegen und das ganze Drumherum, wie Ernährung. Wie ein Gesamtprogramm.

Was glauben Sie, warum die Menschen heute viel offener mit dem Thema Schönheitseingriff umgehen? Das halte ich für ein menschliches Phänomen, die Menschen öffnen sich heute schneller und haben auch den Mut, ihre Geschichte zu erzählen. Man spricht sich untereinander an und sagt, ok, das mache ich auch. Unsere Gesellschaft definiert sich sicherlich auch mehr und mehr über Äusserlichkeiten, und demzufolge steht die Schönheit immer mehr im Vordergrund. Es ist salonfähig geworden, dass man im Zusammenhang mit der Schönheit etwas an sich machen lässt. Ich glaube auch, dass der Leidensdruck immer grösser wird, früher kamen einfach die Falten und heute steht man vorm Spiegel und sagt: jetzt schon? Muss das sein? Was kann ich machen? Früher kamen die Leute eben erst mit 60 und haben gefragt: Was kann ich machen? Heute kommen die Leute glücklicherweise schon mit 35 und sagen: Ich möchte jetzt anfangen. Das ist sehr clever, rechtzeitig mit Pflege anzufangen und eben nicht hinterherzulaufen. Man muss seiner Hautalterung sozusagen immer einen Schritt voraus sein!

Wo wird heute Botox im Anti-Aging-Bereich überall eingesetzt? Prinzipiell in der oberen Gesichtshälfte, also Stirn und Augen, bei allen mimischen Falten. Aber auch in der unteren Gesichtshälfte ist Botox auf dem Vormarsch.

Was hat sich im Anti-Aging-Bereich konkret verändert? Es geht immer mehr hin zum Gesamtkonzept. Viele Menschen kommen auch erst einmal nur, um sich zu informieren. Keiner will eine grosse Downtime haben, das heisst niemand will 14 Tage zu Hause bleiben und sich ihrem Mann oder Freund nicht zeigen können. Deshalb beginnen wir oft sehr sanft, so dass der Patient sich ein Bild machen kann, wie weh zum Bei-

Herzlichen Dank für die offenen und interessanten Antworten!

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r. Christian Köhler hat eine mehrjährige Erfahrung in Allgemeinchirurgie, Gefässchirurgie und Plastischer- und Wiederherstellungschirurgie. Zudem spezialisierte er sich auf die Anwendung von medizinischen Lasern und minimal-invasiven Techniken in der ästhetischen Chirurgie. Als Vorstandsmitglied der Schweizer Anti Aging Gesellschaft erweiterte er seine Kenntnisse in diesem umfangreichen Gebiet frühzeitig. Dies spiegelt die bereits im Jahr 2003 begonnene zweijährige Ausbildung der amerikanischen Gesellschaft für Anti Aging in Kooperation mit der Universität Charleroi/ Belgien wider.

PRESTIGE: Was gibts Neues in der Schweiz? Dr. med. Christian Köhler: Es tut sich im Moment viel im Bereich Implantate. Und zwar am Po. Bisher konzentrierte sich dieser Eingriff auf Brasilien oder Spanien. Dort ist das Bewusstsein so, dass sie sagen, ein voller Po sieht super aus, das muss ich haben. Im nördlicheren Europa kommen jetzt immer öfter die Nachfragen nach Gesäss-Implantaten. Es sind nicht die Frauen mit dem wohlgeformten Po, die sagen, dass sie noch mehr wollen; es sind die Dünnen mit einem flachen Gesäss. Es kommen immer öfter sehr schlanke Frauen zu mir in die Praxis, die eine Brustvergrösserung wollen und sagen, ach, dann machen wir den Po gleich noch dazu – mit Implantat oder Eigenfett. Natürlichkeit und Individualität bleiben aber oberste Priorität.

Mit dem op-center Utoschloss, erbaut im historischen Utoschloss direkt am Zürichsee, übernimmt seine Praxis PREVENTION CENTER die führende Position in der Schweiz hinsichtlich Schönheitschirurgie, Qualität und Know-how in der ästhetischen Chirurgie, als auch in puncto technisch neuestem Stand für Operationen – Prädikat «Exzellent» (Zeitschrift «Klinikum» 2010).

Gibt es sonst noch neue Trends? Ja, es kommen immer öfter Frauen zu mir, die nach einer Botox-Behandlung fragen, mehr

Wir trafen Dr. Christian Köhler zum ExklusivInterview in Zürich:

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BEAUTY

Volumen im Gesicht haben wollen und gleichzeitig gerne noch eine Brustvergrösserung hätten, und plötzlich kommt dann noch die Frage: Wie ist es denn, wenn wir schon dabei sind, hier habe ich auch noch ein bisschen Fett, oder an der Nase habe ich noch einen kleinen Höcker, den möchte ich gerne korrigieren lassen – ich will ein Paket.

Das «Mutti-Paket»? Genau, das gibts schon länger in den USA und in Asien und es kommt jetzt immer öfter in Europa vor, dass die Kunden sagen, wenn ich schon mal auf dem OP-Tisch liege, dann will ich gleich alle Probleme lösen.

Warteraum des Prevention Center im Utoschloss Zürich. Das Prevention Center Utoschloss hat den modernsten OP Saal in der Schweiz.

Hat diese Anfrage auch finanzielle Gründe? Gibt es dann einen Spezialpreis? Ja, sicher gibt es dann einen Spezialpreis, weil man kürzere Narkosezeiten hat und der ganze Vorbereitungsaufwand nur einmal stattfindet, genau wie die Nachsorge. Auch die Auszeit für die Kunden ist kürzer. Natürlich muss alles psychisch, körperlich und medizinisch vertretbar sein. Ein Check-up im Vorfeld ist also elementar.

Welches Paket ist das beliebteste? Augenlidstraffung, Brustvergrösserung und Bauchdeckenstraffung. Das sind so die Klassiker nach der Schwangerschaft, wo man alles kombiniert.

Dort wird ein Kunststoff-Faden mit kleinen Widerhäkchen unter die Haut geschoben und so hängendes Gewebe gestrafft. Es wird allerdings keine überschüssige Haut entfernt. Das Ergebnis hält in der Regel nur zwei Jahre. Ich habe mich zwar vor mehreren Jahren mit dieser Methode auseinandergesetzt, aber sie überzeugt mich einfach nicht. Diese Probleme kann man meiner Meinung nach mit Fillern besser beheben.

Wie lange dauert so ein Mehrfacheingriff? Zweieinhalb bis drei Stunden. Das ist von der Narkose her eine kürzere Sache als eine grosse Liposuktion (Fettabsaugung), die dauert je nach Aufwand bis zu fünf Stunden.

Sind Schweizer Patienten anders?

Was auch immer öfter in der Schweiz gefragt ist, ist der SmartLipo-Laser. Das ist ein invasiver Eingriff, man geht direkt in das Fettgewebe, arbeitet klassisch wie bei einer Fettabsaugung. Aber mit dem Laser kann man eben nicht nur die Fettzellen zerstören oder wegschmelzen, sondern auch die Haut von innen straffen. Dadurch, dass es zwei verschiedene Wellenlängen gibt, wird das Gewebe je nach Region auf 45 bis 50 Grad erhitzt und es erfolgt eine «Kollagenschrumpfung». Das ist ein Prozess, der innert drei Monaten sichtbar wird, da sich Kollagen leider nur langsam strafft. Oft setzen wir den Smart-Lipo auch zur Cellulite-Behandlung ein. Der Erfolg ist phantastisch und von der FDA (amerikanische Zulassungsbehörde) erstmals bestätigt worden.

Da fällt mir spontan Understatement ein. Es wird viel gemacht, aber es wird nicht darüber geredet. Der Trend geht aber klar zu mehr Offenheit.

Man hört immer öfter von einer Botox-Flatrate, was bedeutet das und gibt es diese Flatrate auch in der Schweiz? Ja, gibt es. Aber wir bieten sie nicht an, da wir es für nicht seriös halten. Man zahlt eine gewisse Summe bei der ersten Behandlung und kann dafür ein Jahr lang so viel Botox spritzen lassen, wie man will. Also könnte man alle drei Monate zum Nachspritzen gehen. Für Menschen, die sich zum Beispiel regelmässig die Zornesfalte und Krähenfüsse an den Augen mit Botox behandeln lassen, lohnt sich so eine Flatrate sicher finanziell. Für jemanden, der nur zweimal im Jahr eine Botox-Behandlung in Anspruch nimmt, lohnt sich so eine Flatrate nicht.

Gibt es einen Eingriff, den Sie persönlich für nicht empfehlenswert empfinden? Ja, aus rein technischer Sicht halte ich Faden-Liftings für nicht so sinnvoll, da sie das eigentliche Problem in der Regel nur verlagern.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit und die spannenden und offenen Antworten!

Was ist ein Faden-Lifting?

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Neue BEAUTY

Beauty-Waffen Schönheit ist in! Wer sich nicht unters Messer legen will, sollte rechtzeitig einige Pflege-Regeln befolgen. Denn wer schön sein will, muss nicht leiden. Geschmeidige Texturen pflegen und tun der Seele gut.

D von Valeska Jansen

ie tägliche Gesichts- und Körperpflege sollte für alle zur normalen Routine werden, denn mit den richtigen Produkten lassen sich viele Hautprobleme vermeiden. Trockene oder unreine Haut verschwindet und die Bildung von Fältchen und Falten lässt sich verzögern. Gerade das Gesicht ist Wind und Wetter am meisten ausgesetzt. Auch Make-up und Puder können die empfindliche Gesichtshaut zusätzlich belasten. Deshalb ist eine gründliche und sanfte Reinigung morgens und abends so wichtig.

schnell ein, enthält auch oft einen Lichtschutzfaktor und eignet sich sehr gut als Make-up-Basis. Nachtcreme ist reichhaltiger und deshalb auch nicht für den Tag geeignet. Spezielle Augenund Lippenpflege helfen ebenfalls, lästige Fältchen hinauszuzögern oder zu mildern. Einmal in der Woche eine Gesichtsmaske unterstützt das Pflegeritual. Auch unser Körper sollte täglich gecremt und gepflegt werden. Die neuen Anti-Cellulite-Produkte rücken den unschönen Dellen auf den Leib.

Nach der Reinigung sollte immer, je nach Tageszeit, eine auf den Hauttyp abgestimmte Tagescreme oder Nachtcreme folgen. Tagescreme spendet meist reichlich Feuchtigkeit, zieht © La Mer

Hier finden Sie eine Auswahl an verschiedenen neuen Pflegeprodukten für Gesicht und Körper:

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BEAUTY

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Sisley Seit Jahren kämpft die Kosmetik gegen Cellulite und verschönert die Haut mit immer wirkungsvolleren Produkten, die gezielt agieren. Nun lanciert Sisley PHYTO-SVELT GLOBAL Soin amincissant intensif eine intensive Schlankheitspflege mit einer umfassenden Wirkung auf drei Ebenen, um: 1. den Adipozytfluss zu regulieren, 2. die Bildung neuer Fettzellen zu hemmen und 3. Lymphstau und Wassereinlagerungen zu bekämpfen und so eine festere Haut, eine schlankere Silhouette und leichtere Beine zu erreichen.

L

La Mer Für eine strahlend schöne Zukunft der Haut sorgt das neue The Radiant Serum von La Mer. Um das Hautbild zu reparieren und weiteren entzündlichen Reaktionen vorzubeugen, hat La Mer das neue BrighteningFerment entwickelt. Es wirkt intensiv gegen dunkle Flecken in allen unterschiedlichen Stadien. Das in einem aufwändigen Biofermentierungsprozess hergestellte Ferment verringert das Erscheinungsbild von Altersflecken, indem es der Haut einen Mix aus aktiven Antioxidantien zuführt, die künftigen Verfärbungen vorbeugen und einen ebenmässigeren, helleren Teint bewirken.

L

Lancaster Lancaster hat der Zeit neue Grenzen gesetzt und bietet Frauen 365 Tage Jugendlichkeit im Jahr. Aufbauend auf dem Erfolg von 365 Cellular Elixir haben die Lancaster-Laboratorien eine innovative neue Formel entwickelt, die bei der DNA-Reparatur noch einen Schritt weiter geht. Das Geheimnis dieser Formel ist das exklusiv von Lancaster angebotene Liposom, das vier Enzyme enthält und direkt auf die für die Hautalterung entscheidenden Arten der DNA-Schädigung wirkt.

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Clinique Die Clarifying Lotions 1, 2, 3 und 4 überzeugen durch eine neue Formulierung mit mehr pflegenden Inhaltsstoffen und noch mehr Feuchtigkeit – für eine spürbar sanftere Exfoliation. Sie lösen abgestorbene Hautschüppchen und stimulieren den Erneuerungsprozess der Haut. Andere Pflegeprodukte können schneller und intensiver in die Haut eindringen. Feine Linien wirken gemildert. Die Haut sieht glatter, praller und elastischer aus. Licht wird besser reflektiert, die Haut erscheint sichtbar jugendlicher.

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L`Oréal Die Nacht – Spitzenzeit für Zellregeneration. Mit der Zeit erholt sich die Haut während der Nacht weniger gut, beim Erwachen erscheinen die Gesichtszüge härter. Dabei ist gerade die Nacht der ideale Moment, um die Regeneration der Haut zu stimulieren. Wie der gesamte Organismus unterliegt die Haut Zyklen, insbesondere dem Rhythmus von Tag und Nacht. Man weiss, dass die Aktivität der Hautzellen in der Nacht intensiver ist und auch, dass sie während der Nacht für die Aufnahme kosmetischer Wirkstoffe empfänglicher ist. Diese zyklische Aktivität der Haut wird durch biologische Uhren kontrolliert, die ihrerseits von den Genen abhängen.

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Vichy VICHY präsentiert deshalb nicht nur eine Anti-CelluliteNeuheit, CELLUDESTOCK, sondern unterstützt die figurbewusste Frau mit einem von Ernährungsberatern entwickelten Ernährungsprogramm. Es begleitet die Kundin während vier Wochen mit Tipps und Ratschlägen und regt mit einem Ess-Tagebuch dazu an, die Ernährungsgewohnheiten nachhaltig umzustellen. Die sichtbaren Erfolge dieser Umstellung werden mit CELLUDESTOCK beschleunigt. Denn es enthält die einzigartige Wirkstoff-Kombination aus Lipocidine und reinem Koffein. VICHY geht damit das Problem Cellulite am entscheidenden Punkt an

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SBT Die Haut in die Balance bringen. Eine intakte Feuchtigkeitsbarriere und ein guter Feuchtigkeitsgehalt sind der Schlüssel zu einer gesunden, ausgeglichenen und geschmeidigen Haut. Die neue Balance Care Linie von SBT Skin Biology Therapy ermöglicht mit zwei Cremen in unterschiedlichen Lipidstufen eine optimale Hautbefeuchtung und Hautberuhigung. Cell Culture Balance Care hydro light: Die befeuchtende Gesichtspflege für ölige und sensible Haut. Das bedeutet, dass die Haut zwar trocken ist, aber über genug Eigenfett verfügt. Cell Culture Balance Care hydro light gleicht das Feuchtigkeitsdefizit aus, zieht schnell ein, ohne einen öligen Film zu hinterlassen. Cell Culture Balance Care hydro rich: Die befeuchtende Gesichtspflege für trockene und sensible Haut. Mangelnde Feuchtigkeit und ein geringer Fettgehalt sind charakteristisch für diesen Hautzustand. Cell Culture Balance Care hydro rich hat eine reichhaltigere Konsistenz als hydro light, bei gleicher befeuchtender Eigenschaft.

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Dior One Essential, der erste globale Anti-AgingWirksamkeitsbooster von Dior. Dior beweist zum ersten Mal, dass One Essential in der Lage ist, eine aussergewöhnlich in die Tiefe gehende Zellentgiftung und daraus resultierende Zellregeneration in Gang zu setzen. Die Haut wirkt um ein Vielfaches jugendlicher. Vom Grund auf regeneriert, erstrahlt sie vor Schönheit. Mit One Essential wird jede Anti-Aging-Pflege wirksamer denn je: Es verdoppelt die Korrekturwirkung auf Falten, verdoppelt die Straffung und die Leuchtkraft der Haut.

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BEAUTY

Schönheit

Lieblingsprodukt der Redaktion

Lang lebe die Wer wünscht sich nicht eine strahlende Haut? Kanebo Cosmetics bietet eine neue Intensivpflege an, die die Haut mit innovativen Pflegestoffen versorgt. Der jüngste Neuzugang der erfolgreichen SENSAI WRINKLE REPAIR-Linie weckt die Hautzellen nun jeden Morgen auf.

D von Valeska Jansen

Anti Aging neu definiert

ie Geschichte von SENSAI CELLULAR PERFORMANCE WRINKLE REPAIR COLLAGENERGY mutet mystisch an, denn ein zentraler Wirkstoff stammt von den legendären japanischen Okinawa-Inseln. Die Inselbewohner gehören zu den Menschen mit der weltweit höchsten Lebenserwartung. Der Moon Peach Leaf Extract (Blatt-Extrakt vom Mondpfirsich) soll hierbei eine zentrale Rolle spielen und kurbelt in der neuen Sensai-Pflege massiv die Erneuerung der Fibroblasten (Hauptzellen des Bindegewebes) an und stimuliert gleichzeitig die Kollagensynthese (Bindegewebsaufbau).

In drei Schritten zur Optimierung der hauteigenen Kollagensynthese heisst die neue Strategie: Schritt 1: Moon Peach Leaf Extract stimuliert die Erneuerung der Fibroblasten, das heisst der «Produktionsstätten» für Kollagen in der Lederhaut. Dies trägt zum Erhalt eines gesunden Kollagenniveaus bei.* Schritt 2: Moon Peach Leaf Extract aktiviert die Kollagensynthese der Fibroblasten. Auf diese Weise wird die Kollagenmenge erhöht, wodurch wiederum der altersbedingte Rückgang der Kollagensynthesekapazität ausgeglichen wird.*

Die Pflanze ist in Japan unter dem Namen Gettou (Moon Peach oder Mondpfirsich) bekannt, da die rosa gefärbten Knospen im Mondschein des Sommers wie kleine leuchtende Pfirsiche schimmern. Seit jeher spielt diese Pflanze auf den Okinawa-Inseln eine wichtige Rolle in Bräuchen, Küche und traditioneller Medizin.

Schritt 3: CPX VITAL Extract beschleunigt den Kollagenabbau, bevor die Kollagenfasern altern und sich verhärten. Dadurch wird kontinuierlich Platz geschaffen für frisches, hochwertiges Kollagen.*

Noch ein exotischer Energie-Booster

Normalerweise fokussieren Anti-Aging-Pflegeprodukte auf die in Schritt 1 und 2 beschriebenen Wirkungsebenen. Die SENSAI CELLULAR PERFORMANCE WRINKLE REPAIR-Linie wurde entwickelt, um alle drei Wirkungsweisen zu gewährleisten. Nur wenn der gesamte Kollagenstoffwechsel von der Synthese bis zum Abbau optimiert wird, kann SENSAI eine permanente Versorgung mit frischem Kollagen garantieren und somit Linien und Falten effektiv glätten.

Eine exotische Frucht unterstützt den Moon Peach Leaf Extract optimal: Star Fruit Leaf Complex wird aus den Blättern der Sternfrucht, auch unter dem Namen Karambola bekannt, gewonnen und wirkt auf der Haut wie eine vitalisierende Energiespritze. Fibroblasten und andere Hautzellen arbeiten nun den gesamten Tag über auf Hochtouren und werden permanent mit neuer Energie versorgt.

Stimulierend und wohltuend für die Sinne Die integrierte Awakening Formula spendet mit ihrer leichten und seidigen Konsistenz sofort wohltuende Feuchtigkeit. Das enthaltene Refresh-Aroma belebt den Geist und sorgt dafür, dass die Sinne beim Start in den Tag wach und präsent sind. SENSAI CELLULAR PERFORMANCE WRINKLE REPAIR COLLAGENERGY ist ein leichtes Tagesfluid, das rasch einzieht und dank der, wie in allen SENSAI Produkten enthaltenen, Koishimaru Seide ein angenehm geschmeidiges Hautgefühl hinterlässt. Den ganzen Tag über wird die Haut mit Feuchtigkeit optimal versorgt, und dank des frischen Duftes werden die Sinne belebt. Falten werden von innen aufgepolstert und geglättet. Der integrierte Lichtschutzfaktor SPF20 schützt gleichzeitig vor den schädlichen UV-Strahlen. *in vitro getestet

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KOLUMNE

Schönheit von Vera Dillier

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chönheit befindet sich im Auge des Betrachters, was nichts anderes heisst, als dass für jeden Schönheit etwas anderes ist. Für den Amerikaner ist ein jungenhafter, ausgemergelter Körper mit einem grossen, silikongefüllten Busen das Schönheitsideal, dem Stars, Models und Society-Ladies in diesem Jahrtausend nacheifern. Dabei ist es gar nicht so lange her, seit Marilyn Monroe, Sophia Loren und Elizabeth Taylor mit verführerischen Rundungen die Menschheit bezauberten. In Afrika (West-Sahara) gibt es Stämme, wo die Mädchen Tag und Nacht «zwangsernährt» werden, damit sie dick und rund werden, denn nur so haben sie Chancen auf dem Heiratsmarkt. Früher galten auch auf Südsee-Inseln grosse, feste Frauen als schön – man konnte mit seiner Fülle Wohlstand und Macht demonstrieren.

Wer noch immer gegen Schönheitsoperationen ist, sollte sich mal die Sendung «Extrem Schön» auf RTL2 anschauen. Dort wird auf eindrückliche Weise gezeigt, wie die heutige Schönheitschirurgie der Seele von unglücklichen Menschen helfen kann: Frauen, die sich selber als hässlich empfinden, leiden oft Seelenqualen. Eine sagte gar, dass sie sich vor sich selber ekle. Und sie sah auch wirklich fürchterlich aus. Eine riesige, schräggestellte Nase und völlig kaputte Zähne, entstellten ihr Gesicht, selbst ihre schönen Augen kamen nicht mehr zur Geltung. Der Chirurg operierte sie hervorragend, indem er auf die Proportionen des ganzen Gesichtes achtete. Am Schluss der Sendung sah man eine vor Glück strahlende – jetzt überaus attraktive – Frau in die Kamera lachen. Das Gefühl, gut auszusehen, machte sie offensichtlich glücklich.

Während in Filmen der Dreissiger und Vierziger Jahre die weiblichen Stars im allgemeinen kleine Kussmündchen hatten und dadurch als besonders hübsch angesehen wurden, gelten heutzutage volle Lippen, ja sogar künstliche «Schlauchboot-Lippen» als sexy und erstrebenswert. Alle möchten so aussehen wie Angelina Jolie. Jeder möchte was haben, das er nicht hat. So ändern sich im Laufe der Zeit die Schönheitsideale – eines bleibt jedoch gemäss der Forschung bestehen: Gleichmässigkeit und Harmonie wurden und werden immer als schön angesehen.

Das habe ich übrigens auch selber erlebt, als ich während meiner Scheidung sehr unglücklich war und mir dann in Brasilien bei Pitanguy eine kleine Nasenkorrektur machen liess. Über Nacht nahm mein Selbstwertgefühl einen solchen Aufschwung, dass alle meine Depressionen wie weggeblasen waren. Da hätte ein Psychiater wohl Jahre gebraucht, um das zu erreichen. Nicht nur Frauen wagen den Schritt zum Schönheitschirurgen. Heute ist bereits ein Drittel deren Kunden männlich. Und ich frage mich, wie der 75-jährige Berlusconi mit all seinen Frauengeschichten und seinen Problemen aussehen würde, hätte er nicht einen erstklassigen Chirurgen zur Hand. Die Schönheitschirurgie hat sich auch bei anderen Politikerkarrieren als sehr hilfreich erwiesen. Das Paradebeispiel ist die argentinische Staatspräsidentin Cristina Kirchner, die sich in erster Linie durch ein perfekt operiertes Äusseres auszeichnet.

Schönheit wird in unserer multimedialen Gesellschaft immer wichtiger: Waren Miss-Wahlen früher eher kleinere Ereignisse, sind sie heute ein weltweites Spektakel. Tausende von jungen Mädchen melden sich jedes Jahr, denn den Siegerinnen winken Ruhm und Anerkennung und natürlich auch viel Geld. Wobei ich in den letzten Jahren mehr und mehr das Gefühl bekommen habe, dass sich die Miss-World-Gewinnerinnen sehr ähnlich sind. Oder haben die wohl alle den gleichen Schönheitschirurgen? Ich habe in einem Fernsehbericht über Venezuela gesehen, wie sich junge Frauen mit einer passenden Grösse und mehr oder weniger richtigen Massen in ein Camp begeben, wo sie während Jahren hart trainiert werden mit Bodybuilding, Ballett etc. und mit vielen Schönheitsoperationen (Augen, Nasen, Mund, Zähne und Busen) geplagt werden, bis sie zu Topfavoritinnen für die MissWorld- und Miss-Universum-Wahl modelliert worden sind. Unsere Schweizer Missen, die leider bei solchen Anlässen oft weniger gut abschneiden, sind sicher nicht weniger hübsch als die anderen, aber vermutlich einfach weniger oder gar nicht operiert. Dafür haben einige von ihnen eine super Ausstrahlung, was für mich eine besondere Form von Schönheit ist.

Gemäss einer Studie im «Stern» gaben 90 Prozent der Befragten an, dass für sie das Äussere nicht so wichtig sei und nur die inneren Werte zählten. Aber bei den anschliessenden Tests konnte klar bewiesen werden, dass sie sich alle etwas vormachen. Ein Beispiel: Der einen Hälfte der Probanden wurde die Untat eines Kindes erzählt und dabei das Foto eines hübschen Mädchens vorgelegt. Fast alle verteidigten das Kind und fanden die Tat nicht so schlimm. Bei den anderen Probanden wurde die gleiche Geschichte mit dem Bild eines hässlichen Mädchens aufgetischt – und fast unisono wurde das Kind verurteilt. Schönheit beeinflusst uns alle, ob wir wollen oder nicht. Aber Gott sei Dank kann auch ein charmantes Lächeln schön machen.

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Best Beauty Über den Dächern der Sihlcity, im Süden Zürichs, bietet die aussergewöhnliche und luxuriöse Wellnessoase asiaspa allen Entspannungssuchenden Raum und Zeit für eine geistige und körperliche Erholung. Das breitgefächerte Angebot mit Massage, Sauna, Fitness und asiatischem Hamam bietet den Gästen immer die Möglichkeit Ihren Besuch individuell auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen.

M von Julia Jantschgi

© Hannes Heinz; Architekturbüro: Bellevue Studio

it einem warmen freundlichen Lächeln und der Begrüssung, «Herzlich Willkommen – Schön dass Sie heute bei uns sind», werden die Gäste im asiaspa an der Rezeption empfangen. Nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag wohl der schönste Empfang, den sich ein erschöpftes und von der Arbeit müdes Pärchen vorstellen kann. Schon den ganzen Tag, seit der Buchung ihrer Wohlfühlpackages auf der asiaspa Homepage während der Mittagspause, freuen sich die Beiden auf ihre wohlverdienten Stunden der Entspannung. Nach einer kurzen Einführung in die Gepflogenheiten im asiaspa erklärt die Rezeptionistin dem Pärchen die unterschiedlichen Abläufe ihrer Behandlungen. Das Chinara Package führt die Dame in den Massagebereich, wo eine Therapeutin bereits mit einer Tasse Ayurvedatee auf ihren Gast wartet. Bereits mit dem Anlegen des flauschigen Bademantels beginnt die Anspannung von der gestressten Businessfrau abzufallen. Das Chinara Package, ein dreiteiliges Verwöhn- und Pflegetreatment, wird nun sein Übriges tun, um die wohlverdiente Entspannung zu schenken. Während seine Frau sich in die wohltuenden Hände der Therapeutin begibt, bekommt ihr Begleiter die letzten wichtigen Informationen, damit auch er sich im neuen asiaspa Hamam bei seinen Behandlungen voll und ganz entspannen kann. Bereits der Weg zum Eingang des Hamams lässt ihn das breitgefächerte Angebot des asiaspa erkennen und die Entscheidung, anschliessend doch noch länger hier zu verweilen, ist schnell gefällt.

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BEAUTY

Das mystische grüne Licht, welches mittwochs durch die Eingangstüre des Hamam strahlt, lässt die Erwartung und Spannung steigen. Jeden Tag verzaubert das asiaspa Hamam seine Gäste mit einer anderen Nuance des Farbspektrums, kombiniert mit unterschiedlichen Düften und Behandlungen. Am heutigen Mittwochabend steht das Hamam ganz im Zeichen des asiatischen Bambuswaldes, mit grünen Lichteffekten und den entspannenden Düften nach Hölzern und Gräsern. Damit das Erlebnis voll und ganz ausgekostet werden kann, ist jeder Schritt vorab erklärt und angeleitet. Somit begibt sich auch er im Hamam, gleich wie seine Partnerin bei der Massage, ganz in die Obhut der Hamam Koordinatorin, welche durch das einzigartige Erlebnis führt. Im Dampfbad, der ersten Station des Hamamrundganges, beginnt auch bei ihm sich die Anspannung zu lösen. Die Wärme entspannt den Körper nach dem anstrengenden Tag und öffnet die Poren. Im Anschluss erhält er eine silberne Wasserschale und einen Rohseidenhandschuh für das reinigende Peeling im Lif/Kese Raum. Hier hat er sich heute für die Eigenanwendung entschieden um sich nach eigenem Ermessen in Ruhe mit pflegender Eukalyptusseife verwöhnen zu können. Nach dem Peeling wird er von der sich dezent im Hintergrund haltenden Koordinatorin zum Onsenbecken begleitet, wo sich Körper und Geist im 37 Grad warmen Wasser entspannen können. Um den Kreislauf im feuchtwarmen Klima des Hamam stets aufrecht zu halten, wird dem Gast immer wieder ein Glas erfrischendes Wasser oder ein auf das Tagesthema abgestimmter Tee angeboten. «Im Rasul kommen wir nun zum Höhepunkt der Körperpflege», erklärt die Koordinatorin mit einem freundlichen Lächeln. Die Vulkanaschepackung pflegt und reichert den Körper zusätzlich mit Mineralstoffen an. Mit der Anleitung zur Verwendung überreicht die Mitarbeiterin ihrem Gast die Schale mit der pflegenden Packung und schliesst behutsam die Türe des Rasul. Nach einer zehnminütigen Einwirkphase im Dampf spürt er plötzlich die ersten feinen Tropfen eines kühlenden Monsunregens auf der Haut und vergessen ist der Stress des Tages. Nach der anschliessenden zwanzigminütigen Massage steht für ihn fest, was ab nun in seiner Wochenplanung nicht mehr fehlen darf, es gibt ja noch sechs andere Tagesthemen im asiaspa Hamam zu erleben. Während sich ihr Partner im asiatisch inspirierten Hamam verwöhnen liess, geniesst die Geschäftsfrau die ungeteilte Aufmerksamkeit der Massagetherapeutin im Treatment. Von Kopf bis Fuss wird man hier mit einem reinigenden Peeling, einer entspannenden Massage und einer pflegenden Gesichtsbehandlung verwöhnt. Bei der Akupressurmassage entlang der Meridiane fällt auch von ihr der letzte Rest Anspannung ab und der Stress des Tages ist vergessen. Bei jedem Schritt erkundigt sich die Therapeutin freundlich und dezent nach den Vorlieben, um keinen Zweifel an der individuellen Betreuung der Gäste aufkommen zu lassen. Nach zweieinhalb Stunden Verwöhnprogramm treffen sich die Beiden zum Ausklang des Abends in der Lounge des asiaspa. Auf den ersten Blick sehen beide, dass es für sie wohl kaum einen besseren Ort zur Entspannung hätte geben können. Körper, Geist und Seele sind in neuer Balance und beide sind sich einig, dass der nächste Termin im asiaspa nicht lange auf sich warten lassen wird. www.asia-spa.com

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Frühjahr 2011

New Look

D von Valeska Jansen

er Make-up-Artist Tom Pecheux ist aufgrund seiner anspruchsvollen Interpretation des Pariser Glamours weltweit bei Top-Fotografen, Stylisten und Moderedakteuren sehr gefragt. Er ist mit Estée Lauder eine Partnerschaft eingegangen, um die kreative Richtung für die nächste Generation von Make-up vorzugeben und Kundinnen, der Presse sowie Vertretern der Fashion- und BeautyWelt sein Verständnis von moderner Schönheit zu vermitteln.

Estée Lauder-Double Wear Liner

PRESTIGE: Wie begann Ihre Liebe zur Schönheit? Tom Pecheux: Das war eigentlich ein Unfall. Ich war Chef de Pâtisserie und das hat mir nicht wirklich Spass gemacht. Eines Abends war ich auf dem Weg zu einer Party und traf dort eine junge Frau, die eine Visagisten-Schule besuchte. Ich wusste damals gar nicht, dass Visagist ein Beruf ist. Aber irgendetwas in meinem Kopf hat Klick gemacht und ich war mir sicher, dass das mein Weg ist. So schrieb ich mich bei der Schule Chauveau in © Guerlain

Strahlend und frisch, elegant und sexy wird der Frühling 2011. Pink, Melone und distanziertes Grau brillieren auf natürlichem Beige. Farben wie von kleinen Petits Fours übernommen, lassen Lippen, Augen und Wangen frisch erblühen.

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BEAUTY Guerlain - Blush

Paris ein und ab diesem Moment experimentierte ich mit den verschiedenen Make-up-Techniken für Theater, Ballett und Mode. Das machte ich dann drei bis vier Jahre, bis mir klar wurde: Ich fühle mich in der Mode zu Hause.

Hat denn Ihr früherer Job als Kuchenbäcker irgendeinen Einfluss auf Ihre Arbeit als Visagist? Ja! Ich liebe es zu rühren und Farben und Make-up-Texturen zu vermischen. Es macht mir Spass, ein Glitzerpuder mit einer Creme, einem Öl oder einem Gel zu mixen. Ich kreiere immer meine eigenen Farben und so entstehen auch meistens meine Looks für Fashion Shows.

Gibt es einen Wunsch, den Sie an alle Frauen haben? Sie müssen nicht ihr ganzes Gesicht hinter Makeup verstecken, bloss weil sie irgendwo einen roten Fleck haben!

Wie wurden Sie berühmt? Es gab damals zwei französische Magazine, die mir Erfolg in der Modewelt verschafften, das waren die französische «Marie Claire» und das Magazin «Glamour». Auch verschiedene Fotoshootings mit Mario Testino und Carine Roitfeld brachten mir grossen Erfolg. Diese Zusammenarbeit mit den beiden war sehr fruchtbar, und als damals alle Models extrem stark übermalt wurden, kreierten wir einen Natur-Look, der die Models verspielt, elegant und einfach wunderschön aussehen liess.

Was ist für Sie die schlimmste Make-up-Sünde? Ein unsensibler Umgang mit den Produkten. Es muss immer nur schnell gehen und die tägliche Make-up-Prozedur ist zur Routine geworden. Die sensible und auch romantische Art und Weise, die Produkte aufzutragen, ist verloren gegangen. Vieles geschieht sogar im Auto auf dem Weg zur Arbeit oder auf der Toilette im Job. Anders als bei einem Date oder beim Ausgang, da nehmen sich die Frauen die nötige Zeit – und das Ergebnis ist immer eine Huldigung an die Kunst der Schönheit.

Sie arbeiten jetzt seit über 25 Jahren in der Beauty-Branche. Was hat sich über diesen Zeitraum am meisten verändert? Eindeutig die Qualität der Produkte. Als ich meine Karriere begann, waren die Make-up-Texturen dick und klebrig. Der Look war damals sehr glamourös, aber auch sehr unnatürlich. Mit den neuen Technologien heute gelingt es, eine gewisse Leichtigkeit auf das Gesicht zu zaubern und immer neue Looks daraus zu entwickeln. Früher war es gar nicht möglich, die perfekten Smokey Eyes oder volle natürliche Lippen zu schminken. Heutzutage kann Make-up viel selbstverständlicher und sinnlicher eingesetzt werden.

Welches Schönheits-Geheimnis sollten alle Frauen kennen? Dass es kein gutes Make-up-Ergebnis ohne die richtige Basis gibt! Während der verschiedenen Jahreszeiten verändert sich die Gesichtsfarbe ständig, mein Geheimtipp ist, zwei verschiedene Foundations zu verwenden. Eine, die zwei Töne heller als der Teint ist, und eine, die zwei Nuancen dunkler als der Teint ist. Beide zusammen individuell vermischt, ergeben das perfekte Resultat, je nach Winter- oder Sommerteint. So hat man das ganze Jahr über die perfekte Tönung zur Hand.

Was ist für Sie der wichtigste Aspekt, einer Frau Schönheit zu verleihen? Ganz klar steht hier die Haut im Vordergrund. Es ist wie bei einem Maler – ist die Leinwand nicht perfekt, gelingt kein gutes Gemälde. Ein gutes Make-up ist das Wichtigste. Es ist für das Gesicht wie ein wunderschönes Kleid für den Körper, man zieht es an und dann kann man beginnen, mit Mascara, Lidschatten und Lippenstift Akzente zu setzen.

Was sollte jede Frau in ihrem Beautycase haben? 1. Frauen, denen ihr Teint das Wichtigste ist, sollten immer einen guten Concealer zum Abdecken von Flecken, Rötungen, Augenringen und ein, zwei Falten haben. Revlon-Color Stay

Wie gelingt es Ihnen, eine Frau davon zu überzeugen, auch mal etwas Neues auszuprobieren?

2. Frauen, die besonderen Wert auf ihren Augenausdruck legen, sollten immer eine gute Mascara besitzen.

Ich sage ihr, dass sie nur Wattepads und Make-up-Entferner braucht! Make-up ist keine Tätowierung. Es ist keine Maske. Die Frauen heutzutage haben den Vorteil, dass sie

3. Frauen, deren Fokus die Lippen sind, sollten immer einen pflegenden Lippenstift dabei haben.

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Givenchy-Rouge Interdit

Clarins-Blush Prodige

Babor-Nail Colour Nude brown

überall an den Kosmetik-Countern professionelle Hilfe und Beratung für alle möglichen Looks in Anspruch nehmen können. Jede Frau sollte öfter mal ungeschminkt zu solch einem Counter gehen und sich vom Profi neue Looks und Farben zeigen lassen!

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Dior- 5 Couleur


HEALTH & SPORT

Fechten Der elegante Sport in Weiss M von Lone Halvorsen

Der Leitsatz des klassischen Fechtens lautet: «Treffen, ohne selbst getroffen zu werden». Höflichkeit, Ehre, Genauigkeit, Technik und Ästhetik – dazu bekennt sich der traditionelle Fechter. Es ist kein Leistungssport, sondern eine Kunst.

it dem Kreuzen der Klingen beginnt ein Drei-Stufen-Prozess: Informationsbeschaffung, Entscheidungsfindung und Handeln. Die Behauptung, dass Angriff die beste Verteidigung ist, würde ein erfahrener Fechter verneinen. Wer garantiert, dass zum Zeitpunkt des Angriffs nicht auch der Gegner im selben Moment angreift? Nur wer pariert, schützt sich vor einer Wunde. Somit liegt der Schwerpunkt des Fechtens nicht ausschliesslich im Setzen eines Treffers, sondern ebenso in der Abwehr.

Neue Kampfkünste und neue Waffen Das älteste Lehrbuch einer europäischen Kampfkunst wird auf Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts datiert und beschrieb den Umgang mit Schwert und Faustschild. Der Begriff des Fechtens umfasste zu dieser Zeit das ganze Repertoire des

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bewaffneten und unbewaffneten Kampfes. Gelehrt wurden somit nicht nur der Umgang mit dem Schwert, sondern auch die Handhabung von Spiessen und Hellebarden, Dolchen sowie auch das Ringen. Bemerkenswert ist, dass es einige Aufzeichnungen von Mönchen beim Waffentraining gibt. Kämpfende Mönche waren also kein Privileg des Shaolin-Klosters in China.

Gebräuchen der Zeit, als Krieger und Soldaten ein Rapier und oft auch einen Dolch als Bewaffnung mit sich trugen. Somit wurde es gang und gäbe auch in Zivil eine Waffe bei sich zu tragen, woraus häufiger Streitigkeiten mit der Waffe in der Hand ausgetragen wurden. Zu dieser Zeit entwickelte sich das Fechten als bürgerlicher «Breitensport» weiter – und zusätzlich zum Rapier gehörten das Reitschwert, der Dusack und die Stange zu den typischen Waffen dieser Zeit. Das Rapier wurde immer kürzer und entwickelte sich schliesslich, vorwiegend aufgrund modischer Einflüsse, zum Galanteriedegen, auch Hofdegen genannt. Mit dieser leichten neuen Waffe änderte sich auch immer mehr die Fechtweise: Während in früheren Zeiten darauf geachtet wurde, Abwehr und Gegenangriff in einer Bewegung zu führen, wurde nun die Parade-Riposte üblich.

Der römische Schriftsteller Vegetius berichtet, dass in der Antike Fechten systematisch gelehrt wurde, und diverse Quellen erwähnen, dass auch in den folgenden Jahrhunderten der Unterricht in verschiedenen Kampfkünsten geordnet durchgeführt wurde. Aufgrund neuer Kampfweisen mit dem Langen Schwert und dem Langen Messer verlor das Schild zunehmend an Bedeutung, und die Entwicklung des Rapiers im 16. Jahrhundert setzte sich vermehrt durch.

Frankreich übernahm die Führungsrolle der Fechtschulen in Europa, und im 18. Jahrhundert erreichte das Fechten am französischen Hof die nächste grosse Stufe mit der Entwicklung des «Degens» und später des «small sword», einer Waffe, leichter und biegsamer als das Rapier, dem heutigen Florett gar nicht unähnlich. Im modernen Sportfechten haben sich aus dieser Entwicklung drei Waffen erhalten: das Florett, der Degen und der Säbel.

Ursprünglich wurde es als ziviles Schwert entwickelt, das hauptsächlich zu Selbstverteidigungs- und Duellzwecken genutzt werden sollte. Die Klingen wurden schmäler und leichter, die Parierstange entwickelte sich von der einfachen Querstange zu einem Griffkorb, der die ganze Hand schützte. Es entsprach jedoch den

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«Touché» Das moderne Sportfechten mit den drei Waffengattungen Florett, Degen und Säbel ist in der Grundtechnik miteinander verknüpft, aber unterscheidet sich bei der Taktik. Die menschlichen Eigenschaften repräsentieren die geistige Stärke, die athletischen Qualitäten und die körperliche Kraft. Alle sind notwendig, weil ohne sie die Fechttechnik nicht vollständig zum Ausdruck kommen würde. Auf einer bis zu zwei Meter breiten und 14 Meter langen Bahn finden die Gefechte statt. Beim Florett zählen nur Treffer auf dem Oberkörper ohne Arme und Kopf. Beim Degen dagegen ist der gesamte Körper von Kopf bis Fuss Trefffläche. Beim Säbel umfasst die Trefffläche den Teil des Körpers oberhalb der Hüfte.

Hiebfechten – es wird nicht gestochen. Die Fechter stehen sich in einem festgelegtem Abstand gegenüber, der Abstand, ist die Mensur. Das Einzige, was sich bewegt, ist der Fechtarm, und die Kunst besteht darin, gleichzeitig einen Hieb auszuführen und dabei trotzdem gedeckt zu bleiben. Aufgrund vieler schwerer Verletzungen und Todesfälle wurde die Stossmensur verboten. Kurios war, dass die letzten Studenten, die an der Stossmensur festhielten, die Theologiestudenten waren, da das Stossfechten im Gegensatz zum Hiebfechten weniger sichtbare Narben hinterliess.

Der Kampfrichter eröffnet das Gefecht mit «Êtes vous prêts?» – «Sind Sie bereit?» – und nachdem die Kontrahenten dies bejaht haben, erfolgt das Kommando «allez». Traditionell sagt der klassische Fechter einen erhaltenen Treffer an – «touché» – was bedeutet «ich wurde berührt». Der Fechter erkundigt sich nicht bei seinem Gegner, ob er getroffen wurde. Selbst wenn der Gegner einen Treffer ansagt, der Angreifer aber meint, nicht wirklich getroffen zu haben, darf er den zugegebenen Treffer nicht für sich im Anspruch nehmen. «Pas de touché» – «nicht einen Hauch». Die bereits erwähnte Ehrlichkeit, Ritterlichkeit und Höflichkeit gibt ein Bild vom Charakter des Fechters wieder. Er ist sich selbst verantwortlich.

Moderner Fünfkampf Bereits seit 1912 gibt es einen Wettbewerb im modernen Fünfkampf bei Olympischen Spielen. Die Sportart wurde damals eingeführt, um den idealen Athleten zu finden. Denn hier zählt nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch die geistige, um eine Chance auf den Sieg haben zu können. Obwohl es die Sportart schon so lange gibt, ist sie bei den meisten weithin unbekannt. Der moderne Fünfkampf ist eine Kombination aus den Disziplinen Schiessen, Fechten, Schwimmen, Reiten und Laufen. Anfangs betrieben hauptsächlich Sportler aus dem Militär oder der Polizei modernen Fünfkampf – es wurden Fähigkeiten gefordert, die in diesen Berufsgruppen ebenfalls notwendig waren. So sollte man den perfekten Athleten finden.

Das akademische Fechten Auch Studenten beteiligten sich mit grossem Eifer am Fechtsport, obwohl die Professoren versuchten, dieser Ablenkung vom Studium Einhalt zu gebieten. Als dann die Studentenschaft ihr Recht erstritt, als Zeichen des Standes ständig eine Waffe zu tragen,

sah es jeder Student als seine Verpflichtung an, sich nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch im Fechten auszubilden. Da auf den Universitäten viele junge Männer auf engstem Raume «aufeinander sassen», kam es naturgemäss zu vielen Reibereien. Diese wurden mit Vorliebe mit der blanken Waffe in Form eines Duells ausgetragen. Duellverbote und die Drohung der öffentlichen Behörden halfen da nicht. Universitäten besassen ihre eigene Gerichtsbarkeit, hätten sie aber Strafen durchgesetzt, wäre es zu einer Massenabwanderung der Studenten gekommen. Und dies konnte sich keine Hochschule leisten. Dennoch waren die Regeln für solche Duelle keineswegs festgelegt. Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich eine ritualisierte Methode, solche Duelle durchzuführen: die so genannte «Mensur». Das Mensurfechten ist reines

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Sport und Schönheit Schönheit und Sport,

«Citius», «Altius», «Fortius»,« schneller», «höher», «stärker». Wenn diese berühmten Bezeichnungen, Pfeiler des Hochleistungssportes und aus Analogie auch unserer Leistungsgesellschaft nicht am Ende des 19. Jahrhunderts gewählt worden wären, sondern heute, wäre möglicherweise, sicher sogar, im gleichen Zusammenhang «Pulcherius», «schöner» dazugekommen.

D

von Dr. med. P. Jenoure,

Basel

ie Bedeutung der Schönheit und der Attraktivität im Sport ist bestens bekannt, sogar eine Selbstverständlichkeit. Was nicht bedeutet, dass jede Sportlerin oder jeder Sportler schön ist, wobei die Definition von Schönheit ohnehin ein happiges Thema ist. Denkt man an den offenbar unwiderstehlichen Körper von David Beckham oder an die russische Tennispuppe Anna Kournikova, deren Berühmtheit in keiner Art und Weise mit ihrem Palmarès im Einklang ist, um nur zwei von vielen anderen, attraktiven Sportlern zu nennen. Sport und Schönheit sind ganz natürlich verbunden, und Athletinnen und Athleten bemühen sich, sogar fest, um das angenehmste Bild von sich zu präsentieren. Es gibt sogar Sportarten, bei denen diese relative Eigenschaft zum Argument für eine gute Rangierung wird.

Der unwiderstehliche Körper von David Beckham.

und mit den anderen Konkurrenten vergleichen. Dass dabei das Idealbild eines schlanken, vor allem den westlichen Massstäben entsprechenden Körpers eine nicht unbedeutende Rolle für Punkteabgabe spielt, ist klar, und dieses Erscheinungsbild wird somit zu einem wichtigen Kriterium für den Erfolg.

In den ästhetischen Sportarten wie Eiskunstlauf, Turnen, rhythmische Sportgymnastik, Synchronschwimmen, Turmspringen oder auch im Tanzen sollten eigentlich die Kampfrichter objektiv den technischen und künstlerischen Wert einer Übung bewerten

Ästhetische Sportarten Der Körper und das Bild, welches er vertritt, spielt in athletischen Disziplinen eine wichtige Rolle. Der Körper, grösstenteils genetisch bestimmt, ist aber plastisch, das heisst veränderbar, und somit sogar auch manipulierbar. Es ist sehr eindrücklich festzustellen, wie eineiige Zwillinge, weiblich oder männlich, sich voneinander unterscheiden können, wenn einer der beiden sportlich aktiv ist und der andere nicht. Die Sportmedizin ist also mit dem ganzen Prozess der Erscheinung des Körpers direkt konfrontiert, und die Rolle des Sportarztes kann in mancher Situation recht komplex werden.

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Wir haben bereits von den ästhetischen Sportarten gesprochen. Wir erwähnten, dass das Idealbild eines schlanken Körpers einen subjektiven Vorteil für die Bewertung durch die Kampfrichter haben kann. Auch bringt ein niedriges Körpergewicht bei Sprüngen oder Drehungen physikalische Vorteile mit sich, und es fällt leichter, höher abzuspringen, man kann schneller drehen oder in Paardisziplinen leichter gehoben werden, wenn das Körpergewicht in Masse steht. Es ist also nicht verwunderlich, dass gewisse Athletinnen – das Problem ist eindeutig häufiger beim weiblichen Geschlecht anzutreffen als beim männlichen, wo es aber ebenso wenig ausgeschlossen ist – manchmal krampfhaft dieses Idealkörperbild, das nicht unbedingt den körperlichen Gegebenheiten entspricht, anzustreben. Durch Veränderungen der Essgewohnheiten versucht man dieses Ideal zu erreichen, was zu einem ernsthaften und krankhaften Phänomen führen kann. Dieses wird im Fachjargon als «Anorexia athletica» bezeichnet, eine Essstörung bei Sportlern, die definiert wird als die bewusste Kontrolle des Körpergewichtes bis an die Grenze des Untergewichtes und manchmal sogar darüber hinaus. Diese Essstörungen können dann Bestandteil einer noch schlimmeren Gesundheitsschädigung werden, die sogenannte «Female Athlete Triad», bestehend aus diesem exzessiven Untergewicht, verbunden mit dem Fernbleiben der Regelblutungen und schliesslich, durch das Zusammenspielen der verringerten Ernährungszufuhr und gestörter Hormonsituation, aus der Osteoporose, der Knochenarmut. Diese Female Athlete Triad ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung, die viel häufiger vorkommt, als man glaubt, und häufig sehr lange braucht, bis sie erkannt wird. Dass diese Erkrankung in nicht seltenen Fällen von ungeschickten Bemerkungen zum Thema Körperform und Gewicht durch Trainer und Betreuer – meist männlich – hervorgerufen wird, ist umso tragischer.

Umgekehrt kann es auch sein: In der Tagespresse war vor kurzem von einer talentierten Tennisspielerin, die eine Reduktionsplastik, auch aus rein tennistechnischen Gründen, durchführen möchte, die Rede. Ihre Brüste störten sie sportlich zunehmend. Diese Haltung erinnert an die Amazonen, kriegerische Frauen aus der griechischen Mythologie, die sich eine Brust zwecks besseren Pfeilbogenschiessens, amputieren liessen

Medizin und Schönheit

Schönheit im Sport

Diese Anorexia athletica mit der befürchteten Female Athlete Triad kommt aber auch noch häufig in den Ausdauersportarten vor, wie z.B. beim Skilanglauf und, wie bereits erwähnt, auch bei Männern, ganz besonders beim Skispringen/Skifliegen, wo ein niedriges Gewicht zum Weitsegeln ein grosser Vorteil ist. Interessant vom sportlichen Standpunkt aus ist, dass hier diesem Missbrauch durch Regeländerungen (Skilänge) ein Riegel geschoben wurde. Ein weiteres medizinisches Problem im Zusammenhang mit der Ästhetik ist wiederum eher bei Frauen die Brustform, aus männlicher Sicht doch ein wesentliches Argument bezüglich Schönheit! Immer wieder gibt es Athletinnen, die aus ihrer eigenen Sicht den Eindruck haben, viel zu kleine Brüste zu besitzen, sich eine Brustvergrösserung, eine sogenannte Mammaaugmentation, durchführen lassen.

Im Sport kommen Veränderungen des Körpers auch noch an anderen Orten vor, zum Beispiel in den Gewichtsklassen, wo man aus Prinzip versucht, etwas schwerer zu sein als die oberste Limite der untersten Gewichtsklasse. Man glaubt somit, kräftiger zu sein, und hofft, lediglich mit Tricks das Gewicht beim Wägen durch Wasserverlust zur maximal erlaubten Grenze zu bringen. Dieser Wasserverlust kann mehr oder weniger natürlich sein durch das Tragen von luftundurchlässigen Kleidern, die zum Schwitzen animieren, oder durch Saunagänge; viel effizienter ist aber der Griff zu harntreibenden Pillen, die inzwischen aber auf der Dopingliste stehen. Die Einnahme von Anabolika bei Bodybuildern mit der Absicht, sogenannte Körperdefinitionen zu verbessern, wird hier bewusst nicht erwähnt!

Diese aus kosmetischen Gründen realisierte Intervention ändert aber auch noch athletische Gegebenheiten, und in den sportmedizinischen Kreisen wird immer wieder vom Fall einer sehr erfolgreichen Leichtathletin gesprochen, die sich nun vor den nächsten, im Sommer stattfindenden olympischen Spielen in London 2012, ihre Augmentationsplastik aus leistungsorientierten Gründen «rückgängig» machen möchte. In diesem ähnlichen Zusammenhang muss man wissen, dass Sportverbandsregeln solche Transplantationen verbieten können, wie zum Beispiel im Boxsport. Die Gefahr des «Platzens» des Implantates durch Schläge sei zu gross.

Grosse Umfragen zeigen, dass dieses Körperbewusstsein sehr nahe am Begriff «Schönheit» im Sport liegt und auch im Breitensport einen hohen Stellenwert hat. In bekannten Umfragen geben bis zu 20 Prozent der Befragten an, Sport aus solchen ästhetischen Gründen zu treiben. Schönheit und Sport sind zwei eng in Verbindung stehende Begriffe, die manchmal komplexe Zusammenhänge mit der Medizin und der Sportmedizin haben. Darüber spricht man wenig, gewisse Konsequenzen aus diesem Zusammenspiel sind aber nicht harmlos. Deshalb ist es wichtig, davon ein wenig was zu verstehen.

Die russische Tennispuppe Anna Kournikova.

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SCHLUSSWORT

FSCHLUSSWORT in de Volume 18

W

Verleger

Herausgeber

Francesco J. Ciringione Prestige Media AG Boris Jaeggi

Produktmanagement

Art Director

Schönheit wandeln, ist unser Redaktionsteam bereits mit

Sales & Marketing Director

den Themen der Sommerausgabe beschäftigt. Einen kleinen

Product Manager Beauty

Valeska Jansen v.jansen@prestigemedia.ch

Einblick wollen wir Ihnen jedoch jetzt schon geben.

Sales Manager

Virginie Vincent v.vincent@prestigemedia.ch

In ihrer Interpretation oder Bearbeitung wird ein banaler Schla-

Chefredaktorin Text Chef

ger zum hörenswerten Ereignis, ein anspruchsvoller Song zu

Reportagen

Ihre Stimme umfasste drei Oktaven und bewältigte problemlos

News

grosse Intervallsprünge. Sie sang zusammen mit allen Jazz-

Titelbild

grössen, wie zum Beispiel Duke Ellington, Lionel Hampton und

Fotos

Lektor Produktionsleitung

ährend Sie mit dieser Ausgabe noch auf den Pfaden der

einem Kunstwerk, eine hervorragende Ballade zu einem musikalischen Edelstein. Die Rede ist von Ella Fitzgerald. Im Juni jährt sich der 15. Todestag der grossen alten Dame des Jazz.

Dizzy Gillespie. Wir begeben uns auf die Spuren dieser musikalischen Lichtgestalt. Das Prestige-Team fliegt für Sie nach Brasilien und stellt ihnen das Land vor, in welchem 2014 die Fussball WM stattfinden wird. Zwischen São Paulo und dem brasilianischen Regenwald gibt es in diesem Land eine Menge zu entdecken. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt. Sommer in der Schweiz. Wo sind die schönsten Gebirgsseen, wo die schönsten Hütten und was haben die Berge im

Erfahren Sie, welche kulturellen und musikalischen Höhepunkte der Sommer für Sie bereithält, an welchen Events Sie

Freuen Sie sich mit uns auf die Anfang Juni 2011 erscheinen-

Web & Support Internet e-Mail Koordination Abo Service Preis Jahresabo

de Ausgabe mit vielen spannenden Themen und Geschich-

Erscheinungsweise

getrost links liegen lassen können.

ten rund um den Globus und in der Schweiz.

Cumi Karagülle c.karaguelle@prestigemedia.ch

REDAKTION Yvonne Beck Georg Lutz Yvonne Beck, Vera Dillier, Wilhelm J. Grusdat, Stephan Gubler, Lone Halvorsen, Rolf Hess, Valeska Jansen, Julia Jantschgi, Dr. Peter Jenoure, Louise Kaben, Jascha Köhler, Georg Lutz,Nubya, Luisa Rossi, Sabine Schritt, Cornelia Tiedemann, Guido Tognoni, Alexander Triebold, Helena Ugrenovic, Dominique Zahnd, Valérie Ziegler, Familie Dönni Jördis Hentschel, Julia Moos, Yvonne Beck, Valeska Jansen, Stephan Gubler © DIRK MESSNER / BLAUBLUT-EDITION.COM Yvonne Beck, shutterstock, Lone Halvorsen, wikipedia, Dominique Zahnd, Stephan Gubler, Valeska Jansen, M.A.C, Taschen Verlag, asiaspa GmbH, Perrelet SA, La Mer, KANEBO, Clinica Ivo Pitanguy, Dermatologikum Hamburg, Guerlain, PREVENTION CENTER, Markus Zitt, Cartier, PIAGET, VC&A, Audemars Piguet, Jaeger-LeCoultre, Vacheron Constantin, IWC Schaffhausen, Isochrom.com, Beltz & Gelberg Verlag, Nadine Gliesche, Peter Poradisch/wikipedia.org, Otto Penz, freakingnews.com, tourasia Roemer AG, wikimedia Commons, Porsche, Animals Asia Foundation, Jaklin Isensee/swiss sport events AG, Maria Schmid/Luzerner Zeitung, St. Moritz Award, Singapor Airlines, Melanie Duchene/EQ Images, Familie Dönni Valeriano Di Domenico/EQ Images, Hannes Heinz/ Architekturbüro Bellevue Studio, Murmann Verlag Alexander Probst Jördis Hentschel SITZ Prestige Media AG Bösch 73 CH-6331 Hünenberg VERLAG/PRODUKTION Prestige Media AG Leimgrubenweg 4 CH-4053 Basel Telefon 0041 61 338 20 07 Telefax 0041 61 338 20 29 info@prestigemedia.ch www.prestigemedia.ch www.prestigemagazin.com www.prestigenews.ch www.prestigemag.ch

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