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Goldpartikel,
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Seidenpuder umhüllt sind. Die zahlreichen reflektierenden Oberflächen der Goldpartikel streuen das Licht und erzeugen so einen bezaubernden Schimmer, der die Farben noch besser zur Geltung bringt. Darüber hinaus
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Private Banking Stellen Sie sich vor, Sie lassen sich bei einem Modedesigner Ihres Vertrauens ein massgeschneidertes hochwertiges Kleidungsstück anfertigen. Etwas Persönlicheres, auf Sie Zugeschnittenes gibt es kaum. Diese Analogie hilft uns, Ihnen unseren Beratungsprozess zu erklären. Ein kundenzentrierter Ansatz, welcher Ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Die speziell für Sie auserwählten Materialien werden so kombiniert, dass Sie zum Schluss Ihr ganz persönliches und werterhaltendes ‹Anlagekleid› – basierend auf der Core-Satellite Philosophie – erhalten. Das Instrument, das wir für diesen Exzellenz-Prozess einsetzen, nennen wir Kompassberatung. Ein Beratungsmodell das auch schon mehrfach mit der Bewertung ‹Summa Cum Laude› ausgezeichnet wurde.
Kompassberatung Ihre persönliche Finanzberatung mit Weitblick und Verantwortung
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Persönliches Core-Satellite Konzept
Eine exzellente Beratung setzt voraus, dass Ihre aktuelle und zukünftige Lebenssituation eingehend mit einbezogen wird. Nach einer grundlegenden Analyse entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen Ihr massgeschneidertes Core-Satellite Konzept. Also Ihr ganz persönliches und werterhaltendes ‹Anlagekleid›.
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Das werterhaltende Core-Satellite Konzept Beratungskompetenz bedeutet für uns, den Werterhalt ins Zentrum von massgeschneiderten Lösungen zu stellen. Darum haben wir das Core-Satellite Konzept sukzessive weiterentwickelt. Es basiert auf einem möglichst risikofreien Hauptportfolio, respektive Kernportfolio (Core), welches wir als ‹Werterhalt› bezeichnen. Dazu kommen die individuell kombinierbaren ‹Satellite›-Lösungen. Bestehende Finanzgeschäfte mit anderen Banken und Finanzinstituten können im persönlichen Core-Satellite Konzept berücksichtigt werden. Dies ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung und Beurteilung.
Persönliche Portfoliostrategie (Beispiel) CHF 101’025 (10,25 %) Risiko: gering
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INHALTSVERZEICHNIS
Editorial
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Fashion Coco Chanel Unvergessen 22
Karl Lagerfeld Cruise Collection
26
26
Fashion News Nostalgie trifft Retro
32
36
Anthony Mangham Touch The Sky
36
Warme Füsse Kein Privileg mehr im Herbst/Winter 2011
38
Dsquared2 Unkonventionell und frech
46
Salvatore Ferragamo Men Herbst/Winter 2011/12
52
46
culinarium Eckart Witzigmann Der Jahrhundertkoch
56
66
Food News Purer Genuss
62
Chasselas L'amour toujours
64
56
Purer Tee Gesunder Luxus
66
living Die biorealistische Architektur des ... ... Richard Joseph Neutra
74
TYPE 600 Eine Hommage an Edisons Glühbirne
82
Interior News Living & More
84
Kasper Salto Die Frage nach der Ästhetik
86
86
So nah und doch so fern Traumhafte Badelandschaften für zu Hause
94
Stilobjekte «neue Räume» 2011 in Zürich
90
16
74
INHALTSVERZEICHNIS
100
Beauty Herbstzeit ist Pflegezeit
100
Beautytrends im Herbst
104
Ihre asiatische ... ... Wohlfühloase
108
Herbstpflege für strapazierte Haare
110
Feuchtigkeit und Seide Für eine Haut wie Samt und Seide
114
Boost Your Health Der Weg zu mehr Lebensqualität
116
Duftende Herbstimpressionen Behind The Scenes der neuen Duftkampagnen
118
Culture
118
Zoë Saldana Keine killt schöner
130
Kopf oder Zahl?
130
Zahlen und ihre Symbolik
138
John Herbert Dillinger Staatsfeind Nummer 1
142
Reinhold Messner Der Berg ruft nicht
148
Drive Style Donnervogel Der neue Lamborghini Aventador
142
156
Einer für Alle Der Porsche Panamera
164
Prinz Max zu Schaumburg-Lippe Ein Prinz gibt Vollgas
170
Kleiner Tempomacher Der KTM X-Bow
176
WAtches & jewellery
164
Von den Uhren für Flieger zu den ... ... Fliegeruhren
184
As Time Goes By ...
170
News & Facts
192
Carl F. Bucherer Die Verbindung von Tradition und Fortschritt
176 17
194
INHALTSVERZEICHNIS
198 Travel Sylt Die Insel der Schönen und Reichen!
198
Mauritius Follow Your Dream!
204
«Dolce Vita» in Istrien Von Kopien und Köstlichkeiten
208
208
Südkorea Vom Land der Morgenstille
214
Travel News News & Facts
218
Wales Das wilde Land des roten Drachen
220
204
Ecuador Die Mitte der Welt
148
226
Six Senses Laamu Wie Robinson Crusoe im Paradies – nur besser
234
Trends im Winter 2011/2012
237
Events AVO SESSION Basel Clubatmosphäre für grosse Stars
226
240
Raid Suisse-Paris Zwei Ladys On Tour
242
220
Das besondere Eiserlebnis «Schwanensee» und «Dornröschen» als Eisshow
244
Fight Night Gala im Grand Casino Baden
246
KOLUMNEN 98
54
Christina Krämer Die Gegenwart ist jetzt!
54
Wilhelm J. Grusdat Im Rachen des Tigerhais
72
Vera Dillier Plädoyer für den Konsum
154
Götz Winter
196
182
98
Hoher Service gegen tiefen Euro
128
Nubya Die letzten zwanzig Prozent
154
Guido Tognoni Zahlen ja, aber bitte nicht stören!
128
182
Rolf Hess
72
Die Quartalslügen der Konzerne
18
196
Das beste Mittel gegen alles Identische? Identit채t. Der neue 911.
Carrera - Motorleistung: 257 kW (350 PS). Treibstoff-Normverbrauch: gesamt 9,0 l/100 km. CO2-Ausstoss: 212 g/km. Carrera S - Motorleistung: 294 kW (400 PS). Treibstoff-Normverbrauch: gesamt 9,5 l/100 km. CO2-Ausstoss: 224 g/km. CO2-Mittelwert aller in der Schweiz angebotenen Fahrzeugmodelle: 188 g/km. Energieeffizienz-Kategorie: G
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EDITORIAL
Geschätzte Leserinnen, Geschätzte Leser
D
er Herbst hat Einzug gehalten, die Blätter fallen von den Bäumen und immer wieder ziehen dicke graue Wolkendecken über den Himmel. Das schlägt vielen auf die Stimmung, doch das Prestige-Magazin bringt mit seiner neuen Ausgabe ein bisschen Farbe in diese triste Jahreszeit. Reisen Sie mit uns nach Wales, dem Land der Burgen und Sagen, wo Merlin einst zauberte und König Artus herrschte. Mit seiner rauen Schönheit, den grünen, sanften Hügeln und den schroffen Klippen bezaubert dieses kleine keltische Land jeden Besucher. Und beim Besuch eines Rugby-Spiels kann man noch eine ganz andere Seite der Waliser kennenlernen. Hier treffen sich die echten harten Kerle des Landes. Ganz anders hingegen geht es auf der kleinen Insel Sylt zu – dem St. Moritz der Nordsee oder dem Saint-Tropez Deutschlands. Jedes Jahr treffen sich hier die Schönen und Reichen zum Sehen und Gesehenwerden. Zwischen frischen Austern und Champagner geniesst man die Strandkorbromantik und lange Spaziergänge im Wattenmeer. Wo sich auf Sylt die Hotspots befinden, erfahren Sie im vorliegenden Magazin. Einen heissen Reifen fährt nicht nur Prinz Max zu Schaumburg-Lippe, sondern auch unser Autoredaktor Stephan Gubler. Er testete für Sie die neusten Autos und brachte von seinen Fahrten jede Menge neuer Fahreindrücke mit. Welcher Wagen überzeugte und welcher weniger gut auf der Strasse lag, berichtet er in unserer Herbstausgabe. Zudem erfahren Sie von unserer Mode- und Beautyredaktorin Valeska Jansen, welche Pflegemittel und Düfte in diesem Herbst zu dem Must-Haves gehören und auf welche Fashionartikel auf keinen Fall verzichtet werden darf. Lehnen Sie sich also genüsslich zurück und tauchen Sie ein in die Welt des Prestige-Magazins, in ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art.
Francesco J. Ciringione Yvonne Beck
Verleger Chefredaktorin
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FASHION
COCO CHANEL Unvergessen
Die Erfinderin des Kleinen Schwarzen und des Modeschmucks sorgte gern für Skandale. So kürzte sie auch als erste Modedesignerin ihre Röcke auf eine Knie umspielende Länge, was für grossen Aufruhr in der prüden Gesellschaft der langen Röcke sorgte. Ihre zahlreichen Liebeleien mit den grossen Namen des 20. Jahrhunderts sorgten für Aufruhr. Sie wollte Hutmacherin werden. Doch dank der Unterstützung ihrer diversen einflussreichen und reichen Liebhaber, gelang es ihr schnell ein grosses Modeimperium zu erschaffen.
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© Man Ray Trust/ADAGP Paris 2007
FASHION
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FASHION
Coco Chanel in Deauville.
Coco Chanel und Hugh Grosvenor, 1928
«Ein Mann kann anziehen was er will – er bleibt doch nur ein Accessoire der Frau.» von Valeska Jansen
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Einfache und bequeme Eleganz
ademoiselle Coco Chanel hiess eigentlich Gabrielle. Ihre wenig schöne Kindheit verbrachte sie zum Teil in einem Waisenhaus des katholischen Klosters Aubazine. Hier erlernte sie den Beruf der Näherin. Mit zwanzig Jahren arbeitete sie als Angestellte in einem Aussteuer- und Babyfachgeschäft, wo sie bereits erste Nähaufträge annahm.
Ihre schlichte und locker die Silhouette umspielende Mode hatte schnell viele Anhängerinnen. Sie befreite viele Frauen aus ihren zu engen Korsetts und brachte auch jede Menge Funktionalität in ihre Schnitte. Schnell beschäftigte sie rund 300 Näherinnen und wurde immer erfolgreicher. Als eine der ersten emanzipierten Frauen dieser Männer-dominierten Zeit, war ihr vor allem ihre Unabhängigkeit sehr wichtig, was sie auch dazu veranlasste, all ihre Schulden ihrem Liebhaber so schnell wie möglich zurück zu zahlen.
Um sich etwas Geld dazu zu verdienen trat sie als Chansonsängerin im Rotonde in Moulins auf. Vor allem mit zwei Chansons faszinierte sie dort das Publikum: «Qui qu’a vu Coco?» und «Ko-KoRi-Ko». Zu dieser Zeit erhielt sie auch ihren Spitznamen Coco.
Erfolg über die Grenzen hinaus Grosse Unterstützung erhielt sie bei ihren Kollektionen von der amerikanischen Vogue, die Chanels Mode als «Inbegriff der Eleganz» betitelte. Ihr Geschäft wuchs schnell. Bereits 1936 hatte sie 4000 Angestellte. Als Stern am Pariser Modehimmel ihrer Zeit zählte sie viele berühmte Künstlerinnen und Künstler zu ihren Freunden. Darunter Jean Cocteau, Sergej Diaghilew, Igor Strawinsky, Pablo Picasso, Colette, Max Jacob, Misia Sert und Romy Schneider, aber auch Persönlichkeiten wie Winston Churchill. Es werden ihr so einige Liebschaften mit bekannten Persönlichkeiten nachgesagt. Dort tauchen Namen wie eben Igor Strawinsky,
Geschäftseröffnung mit Kredit des Liebhabers Als sie im Rotonde 1904 den Industriellen Sohn Etienne Balsan kennen lernte, gelang ihr durch ihn der Eintritt in die gehobene Gesellschaft. Mit seiner Unterstützung eröffnete sie 1910 ihr eigenes Hutatelier in Paris. Bereits ein Jahr später machte sie, ebenfalls in Paris, ihr erstes Modehaus auf, finanziert von Arthur Capel, einem englischen Bergwerkbesitzer. Als Cocos Geliebter finanzierte er bereits zwei Jahre später ihre erste Modeboutique im mondänen Seebad Deauville.
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FASHION
Mademoiselle Coco Chanel
Coco und ihr Hund Gigot.
Mit Marthe Davelli
«Ich habe die Frauen vom Korsett befreit!» · Coco Chanel, eigentlich Gabrielle Bonheur Chasnel, wurde am 19. August 1883 als zweite Tochter eines Strassenhändlers in Saumur in der Auvergne geboren. · 1910 ihr erstes Hut-Atelier in Paris. · 1914 eröffnete sie unter ihrem Namen erste Boutiquen in Deauville und Biarritz. · Ab 1918 lancierte sie Pyjamas für Frauen, die bisher nur den Männern vorbehalten waren. · 1919 eröffnete sie einen Modesalon in Paris. · 1923 gelang ihr mit dem Parfum «Chanel No 5» der weltweite Durchbruch. Dieser Duft war auch der erste, der unter dem Namen des Schöpfers präsentiert wurde. · 1926 entwarf sie das erste «Kleine Schwarze». · Schlagzeilen machte sie Anfang der 1930er Jahre, als sie mit den Nationalsozialisten sympathisierte. Auch einige Freundschaften zu hochrangigen deutschen Offizieren aus dieser Zeit wurden ihr vorgeworfen. · Während des Krieges zog sich Chanel ab 1939 aus dem Geschäftsleben und allen Aktivitäten zurück. · 1946-1954 lebte sie im Exil in der Schweiz. · 1954 kehrte Chanel wieder ins Berufsleben nach Paris zurück. · Die bis ins hohe Alter aktive Coco Chanel starb am 10. Januar 1971 während der Vorbereitungen für eine weitere Kollektion im Alter von 87 Jahren in Paris.
der Grossfürst Dmitri Pawlowitsch Romanow, dem Neffen des Zaren, der Dichter Pierre Reverdy, Hugh Grosvenor, 2. Duke of Westminster oder dem berühmten Künstler Paul Iribe, auf.
Coco Chanels Kriegsschachzüge Während des zweiten Weltkrieges versuchte sie auch in der Politik die Fäden zu ziehen. So arrangierte sie mit ihrem derzeitigen Liebhaber Hans Günther von Dincklage, Sonderbeauftragter des Reichspropagandaministeriums in Frankreich, die «Operation Modellhut». Das Ziel war es Churchill zu einem Gespräch mit den Deutschen zu bewegen, um sie zum Kriegsende zu überreden. Doch dieses Gespräch kam niemals zustande, da Churchill schwer an einer Lungenentzündung erkrankte. Ende des zweiten Weltkriegs wurde sie, wegen ihrer Nazi-Liaison, als Kollaborateurin verhaftet und lebte acht Jahre im Schweizer Exil.
Fulminantes Comeback Nach ihrer Rückkehr nach Paris, 1954, wurde sie von der Presse höhnisch zerrissen. Niemand traute der bereits 71 jährigen ein Comeback zu. Doch bereits ein paar Jahre später lobte das LifeMagazin die unvergleichliche Eleganz ihrer Wollkostüme. Der Siegeszug des Chanel-Kostüms begann.
25
CULINARIUM
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CULINARIUM
Er gehört zur Riege der grössten lebenden Köche und steht auf Augenhöhe mit Paul Bocuse, Joël Robuchon und Frédy Girardet. Zu seinen Schülern gehören grosse Namen wie Alfons Schubeck und Johann Lafer. Sein Name:
Eckart Witzigmann Der Jahrhundertkoch
D von Yvonne Beck
er französische Restaurantführer «Gault Millau» kürt ihn zum «Koch des Jahrhunderts». Diese höchste Auszeichnung der Kochwelt wurde vor ihm nur an Franzosen verliehen. Zudem holte der gebürtige Österreicher mit seinem Restaurant erstmals drei Michelin-Sterne nach Deutschland. Heuer feierte Witzigmann seinen 70. Geburtstag, doch von Ruhestand kann keine Rede sein.
Der «Godfather» der deutschen Küche Eckart Witzigmann erlöste Deutschland und Österreich aus der kulinarischen Steinzeit und wird daher häufig als Vater des deutschen Küchenwunders betitelt. Er bekam als erster deutschsprachiger und zweiter nichtfranzösischer Koch 1979 den dritten Stern vom «Guide Michelin» verliehen, was die deutsche Küche aus einem Dornröschenschlaf riss. Sein Wirken veränderte die Essgewohnheiten vieler Menschen und beeinflusste viele namhafte Köche. So lernte man erst von ihm, dass man Fleisch nicht durchbraten sollte. Und viele Köche gingen durch seine Talentschmiede. Hans Haas, Michael Hoffmann, Harald Wohlfahrt und Christian Jürgens sind nur einige geläufige Namen, die bei Witzigmann eine der prägendsten Stationen ihrer Ausbildung fanden.
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CULINARIUM
Johann Lafer
Witzigmann bei der Verleihung zum Genussbotschafter 2011.
«Wegen Eckart Witzigmann brate ich meinen Lammrücken rosa.» Tim Mälzer
Alfons Schubeck
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CULINARIUM
Aller Anfang ist schwer Der erste Tag seiner Koch-Ausbildung im Hotel Straubinger in Bad Gastein wäre fast das Ende einer brillanten Laufbahn gewesen. Beim Klären der Consommé schüttet er die gute Consommé in den Ausguss, da er das Klärfleisch für Leberspätzle hielt. Doch sein Chef drückte noch mal beide Augen zu, so begann Witzigmanns steiler, aber steiniger Aufstieg in die Spitzengastronomie. Witzigmann absolvierte zahlreiche Stationen in den Spitzenküchen der Welt. Er erweiterte sein Wissen bei den Meisterköchen Paul Haeberlin im elsässischen Illhaeusern sowie Paul Bocuse in Lyon und entdeckte dort die «Nouvelle Cuisine», die auf leichte Gerichte aus Produkten höchster Qualität setzt. Neben diesen Aufenthalten sammelte er Erfahrungen im «Operakällaren» in Stockholm, im «Cafe Royal» in London, der«Villa Lorraine» in Brüssel und dem «Jockey Club» in Washington D.C. Insgesamt verbrachte Witzigmann dreizehn Jahre im Ausland, ehe er im Jahre 1971 mit dem Münchener «Tantris» langsam, aber sicher die Küche revolutionierte. Hier brachte er den Münchnern eine verfeinerte Esskultur hoch über dem hausbackenen Bierkeller- und FestzeltNiveau bei. In München selbst nicht immer voll gewürdigt, rückte er langsam, aber sicher zu einem weltweit bekannten Markenzeichen der Isar-Metropole auf.
Zwischen Nouvelle Cuisine und Kokain Im Jahre 1978 eröffnete er sein eigenes Lokal, das «Aubergine» in München. Dieses wurde schnell zum Pilgerort für Feinschmecker aus der ganzen Welt und erhielt als erstes deutsches Restaurant in Deutschland drei Michelin-Sterne. Diese hielt er bis zur Schliessung seines Restaurants im Jahre 1993. Der Ausnahmekoch entschloss sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere, den Kochlöffel an den Nagel zu hängen. «Ich habe gemerkt, dass ich nicht besser werden konnte», so die Begründung seiner Entscheidung. Der eigentliche Grund war jedoch, dass der Meister der Töpfe wegen Kokain-Besitzes und -Konsums zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurde und die Konzession für das «Aubergine» verlor, welches 1995 endgültig schliessen musste. Lange Jahre konnte Witzigmann den Stress, den ein Sterne-Restaurant mit sich bringt, abfedern – mit dem täglichen Glas Schampus, einem Spaziergang im Hofgarten, Jogging oder Tennis.
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CULINARIUM
Doch als der Stress grösser wurde, war der Griff nach Drogen, welche inmitten der Münchner Schickeria alltäglich waren, absehbar. In der Gastronomie, vor allem der Spitzengastronomie, wimmelt es nur so von Rauschgiftsüchtigen. Die Exkursionen ins Drogenmilieu schadeten der Kochkunst des Meisters jedoch nicht. Zu offen ging er mit dem Problem an die Presse. Heute hat Witzigmann zwar kein eigenes Restaurant mehr. Vom Ruhestand ist er aber noch sehr weit entfernt. Kochbücher, beratende Tätigkeiten und eine Professur an der Restaurant-Akademie in Grythyttan füllen ihn mehr als aus. Und noch immer ist er einer der wichtigsten Verfechter der Nouvelle Cuisine, die er für aktueller denn je hält, denn Marktfrische, die Bewahrung des Eigengeschmacks, schonende Zubereitung und Regionalität sind heute mehr gefragt denn je. Neue Küchenmethoden belächelt er zum Teil, so bezeichnete er die heute gängige Art, einzelne Elemente eines Gerichtes mithilfe einer Pinzette in geometrische Formationen anzurichten und die Sosse in Reih und Glied auf den Teller zu tröpfeln als «Streberteller».
nach ist es die Aufgabe eines Kochs, das Beste der Natur auf den Tisch zu bringen und nicht die Errungenschaften aus 40 Jahren Lebensmittelindustrie. Witzigmanns Küche ist noch heute aktuell: Gemüseküche, exotische Gewürze, vieles, aus dem andere Köche heute ihr Markenzeichen generieren, hat Witzigmann bereits in den 80er-Jahren propagiert. Und so führte Witzigmann manches, was heute selbstverständlich klingt, in die europäischen Restaurants ein. Zu einem Jahrhundertkoch wird man eben nur, wenn man die Küche eines Landes verändert hat. Es gehört mehr dazu als einfach nur kochen zu können, dieses macht die Tatsache deutlich, dass seit Witzigmann keinem weiteren Koch diese Ehre zuteil wurde. Und in seinen Kochbüchern lässt er die Welt an seiner Kunst teilhaben und inspiriert noch immer Jungköche aus aller Welt.
Pionierleistungen am Herd Wenn man heute bei Köchen nachfragt, was das Besondere an Witzigmanns Küche gewesen sei, wird häufig die Präzision seiner Gar-Methodik hervorgehoben. Doch auch die Tatsache, dass Witzigmann unter Beweis stellte, dass es auch Nichtfranzosen gelingen konnte, drei Sterne zu erkochen, war für viele europäische Köche Ansporn und Inspiration zugleich, sich auf neues Kochterrain zu begeben. Der Katalane Ferran Adrià ist nur einer von ihnen. Auch wenn Witzigmann selbst sich eher kritisch zu Adriàs Molekularküche äussert. Denn seiner Meinung
«Gulasch mit Zwiebeln vom Vortag? Können Sie wegschmeissen. Ich unterstütze Qualität, nicht Faulheit.» Eckart Witzigmann
Der Koch der Könige Die Liste der Würdenträger und Persönlichkeiten, für die Witzigmann bereits kochte, ist endlos. Ob Queen Elizabeth II., König Hassan von Marokko König Harald aus Norwegen, Gorbatschow, George W. Bush, Franz Beckenbauer, Nicki Lauda, ihnen allen ist die Erkenntnis gemein: Besser essen kann man nicht. Der schwedische König war von den Eindrücken eines Essens so beeindruckt, dass er es sich nicht nehmen liess, selbst in die Küche zu gehen und sich bei Witzigmann zu bedanken. Eckart Witzigmann selbst macht bei seinen Gästen keinen Unterschied, jeder Gast ist gleich wichtig, ob gekröntes Haupt oder Lieschen Müller, alle werden gleich behandelt und bekommen beste Qualität vorgesetzt.
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Metall, Glas, Stuckelemente bilden ein helles, durchlässiges Ganzes, das immer äusserst sorgfältig in die es umgebende Natur eingebettet ist.
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ie Bauform Bungalow erlebt immer wieder eine Renaissance und ist auf dem Immobilienmarkt sehr begehrt. Deckenhohe Fensterfronten und weitläufige helle Räume vermitteln Grosszügigkeit und Weite. Ihr Äusseres verkündet meist Understatement. Zudem ist die meist eingeschossige Bauweise ein schlagendes Argument in unserer alternden Gesellschaft. Der 1892 in Wien geborene amerikanische Architekt Richard Neutra realisierte zahlreiche dieser Domizile in Deutschland, der Schweiz und Frankreich. In der Schweiz sind besonders die Casa Grellin in Ascona, das Haus Rentsch in Wengen, das Haus TillmannSchmidt in Stettfurt und die Casa Ebelin Bucerin oberhalb von Locarno bekannt.
Der Boomerang-Chair
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LIVING
Die biorealistische Architektur des
Richard Joseph
Neutra 75
LIVING
Philip M. and Lea Lovell House, 1927–29, Los Angeles, California
«Man stellt den Mensch in eine Verbindung mit der Natur, dort hat er sich entwickelt und dort fühlt er sich besonders zu Hause.» Richard Neutra
Perkins House, 1955, Pasadena, California
Prof. Dr. and Mrs. Martin Rang House, 1961, Königstein im Taunus, Deutschland
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LIVING
Sidney Kahn House, 1940, San Francisco, California
Der kalifornische Stil eines Österreichers Richard Neutra wurde 1892 in Wien-Leopoldstadt geboren. Er entstammt einer jüdischen Familie, sein Vater war Besitzer einer Metallgiesserei. Neutra hatte schon früh Kontakt mit dem kulturellen Zirkel Wiens, einerseits über seine künstlerisch begabte ältere Schwester, andererseits über Ernst Freud, den Sohn Sigmund Freuds. Neutra entschloss sich, Architektur zu studieren, und inskribierte an der Technischen Hochschule, die eine gründliche, auf der Tradition aufbauende Ausbildung vermittelte. Da er jedoch an den neusten und modernsten Strömungen in der Architektur interessiert war, besuchte er daneben noch die von Adolf Loos ins Leben gerufene Bauschule. Dort lenkte Loos, ein Bewunderer Amerikas, die Aufmerksamkeit Neutras auf die Architektur der Vereinigten Staaten. Publikationen, die die Arbeiten Frank Llyod Wrights zeigten, weckten seine Begeisterung. Kramer House, 1953, Norco, California
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LIVING
Nach seinem Studium arbeitete Neutra in Berlin bei Erich Mendelsohn und später nach seiner Auswanderung in die USA 1923 eine kurze Zeit bei seinem Vorbild Frank Lloyd Wright. Als sein Meisterstück gilt das «Lovell Health House» in Los Angeles, welches als eines der wichtigsten Gebäude des «International Style» gilt. Das in den Hollywood Hills errichtete Haus, für den Reformarzt Phillip M. Lovell, wurde, was damals noch grösstenteils unüblich war, mit vorgefertigten Stahlkonstruktionen gebaut. Ähnlich wie bei Wrights Gebäuden verwirklicht Neutra mit ihm erstmals seine Vorstellungen, Innen- und Aussenräume ineinander übergehen zu lassen.
«Neutras Bau bestach mich durch seinen wunderbaren Umgang mit Licht und Raum.»
1932 wurden seine Entwürfe in einer Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art vorgestellt. In ihm veranschaulichte Neutra schon zu Beginn seiner Karriere seine grundlegende Architekturauffassung; der fliessende Raum, das Verhältnis von Innen und Aussen, die Beziehung von Mensch, Natur und Bauwerk und die Erreichung seiner Ziele durch ein modernes, industrielles Bauen werden verdeutlicht. Neutra baute in seiner Architekturlaufbahn vor allem Wohnhäuser, die besonders in Europa viel Aufmerksamkeit erhielten, obwohl oder gerade weil sie einen modernen kalifornischen Stil repräsentierten. Zu seiner Popularität und vielen Bauaufträgen verhalf ihm vor allem seine Deutschsprachigkeit und die Arbeit der Amerikahäuser, denen daran gelegen war, das verführerische Bild einer modernen amerikanischen Lebensweise zu vermitteln.
Peter Härtling
Eugene Loring House, 1959, Los Angeles, California
78
LIVING
Edgar J. Kaufmann House, 1946–47, Palm Springs, California
Einbettung in die Natur
der Kontrast geometrischer Strukturen zur freien Natur inspirierte ihn. Doch niemals wollte er seine Vorstellungen seinen Kunden aufzwingen, sondern war eher dafür bekannt, seinem Auftraggeber umfassende Fragebögen vorzulegen, um möglichst viele Sonderwünsche berücksichtigen zu können.
Richard Neutra setzte in seinen Häusern auf Sinnlichkeit mit Lust am Stofflichen der Materialien, an Holzverkleidungen und visuellen Elementen wie Wasserflächen («Reflecting Pools») und Spiegeln. Typisch für seine Gebäude sind die sogenannten «Spider Legs» – frei aus dem Haus herauskragende Träger. Für seine Entwürfe studierte er intensiv die Lebensgewohnheiten der künftigen Bewohner und reagierte auf die im Gelände vorhandenen Gebäude und Landschaften. Selbst die Akustik von Materialien wurde in seine Planungen mit einbezogen. «Biorealismus» nannte Neutra seine Methode, deren Ziel es war, den Menschen mit der Natur zu versöhnen. Gerne verband er eine leichte Metallkonstruktion mit Stuckelementen zu einem hellen, durchlässigen Ensemble. Dabei spezialisierte er sich auf die Einbettung der Architektur in sorgfältig arrangierte Gärten und Landschaften. Insbesondere
Energetische Probleme in der Schweiz Aufgrund der grossen Fensterflächen kam es in Neutras Bauten jedoch zu energetischen Problemen. Die Dichtigkeit der Flachdächer war ebenfalls nicht völlig kontrollierbar. Auch die«Reflecting Pools» auf den Dächern und vorkragende Bauelemente waren eher für kalifornische Temperaturen als für Gebäude in den Schweizer Bergen geeignet und sorgten bei Frost hierzulande für Bauschäden. Dies, obwohl die Häuser, die Neutra in Europa baute, von einer ganz anderen Art sind als ihre
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LIVING
The Complete Works Neutra hatte einen ausgeprägten Sinn für die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Seine charakteristischen Glaswände und Decken, die sich in tiefen Überhängen fortsetzen, schaffen eine Verbindung zwischen Innen und Aussen. Neutras Talent zur Verschmelzung von Technologie, Ästhetik, Wissenschaft und Natur machte ihn zu einem führenden Vertreter der modernistischen Architektur. In dem beim Taschen Verlag erschienenen Band werden alle Werke von Richard Neutra (beinahe 300 Privathäuser, Schulen und öffentliche Gebäude) mit über 1000 Fotografien vorgestellt, darunter Aufnahmen von Julius Shulman und anderen bekannten Fotografen. «Neutra, Complete Works» Barbara Lamprecht, Peter Gössel 464 Seiten Taschen Verlag
amerikanischen Gegenstücke. Ausführung und Verarbeitung sind von sehr hoher Qualität, und sie erhalten luxuriöse Materialien wie zum Beispiel gebürsteten Edelstahl, Nussbaum und Marmor. Trotz all dieser Mängel in europäischen Breitengraden wurde Neutra gegen Ende seiner Laufbahn mit Ehrungen und Auszeichnungen überschüttet.
die auf die Bedürfnisse des Wohnens abgestimmt waren. Zudem wurden die Räume mit ihren Fensteröffnungen sorgfältig auf die Himmelsrichtungen hin ausgerichtet. So öffnen sich der Wohnraum mit einem breiten Fensterband nach Südwesten, die Schlafräume nach Osten und die Küche nach Nordosten. Der horizontale Duktus mit grossen Glasflächen, der seinen Bau auszeichnet, wurde 30 Jahre später in den Bungalowbauten wieder aufgegriffen.
Besonders seine Visionen und Pläne für eine moderne Gartenstadt mit einfachen und preiswerten Kleinhäusern fanden grossen Anklang. In ihnen war kein spezifisches Formensystem vorgegeben, es sollte vielmehr die Vielfalt räumlicher und funktioneller Lösungen vorgestellt werden, um mit einem Minimum an Raumaufwand ein Optimum an Räumlichkeit zu erzeugen. Hierfür entwarf Neutra freistehende ebenerdige Häuser in einfacher kubistischer Form mit klarer Gruppierung der verschiedenen Bereiche,
Stets rastlos auf Vortragsreisen, um den Menschen seine Devise «Survival through Design» näherzubringen, starb er in Wuppertal, wohin er zur Besichtigung eines seiner Häuser gekommen war, an Herzversagen. Doch seine Visionen von der Aufhebung von Innen- und Aussenraum und Leben mit der Natur sind heute aktueller denn je.
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Herbst zeit ist Pflegezeit
Die stressigste Jahreszeit für unsere Haut neigt sich dem Ende zu. Zeit um trockene Haut wieder geschmeidig zu pflegen, bevor die Heizsaison beginnt.
von Valeska Jansen
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aum waren sie da, die ersehnten Sonnenstrahlen, verlassen sie uns schon wieder, zumindest in dieser Intensität. Die Haut freut sich, denn so wichtig Sonnenstrahlen für unseren Organismus sind, so strapaziös sind sie für unseren Schutzmantel. Pflege und viel Feuchtigkeit sollten jetzt auf dem täglichen Schönheitsprogramm stehen.
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Was UV Strahlen anrichten können Der gesamte menschliche Körper besteht aus einzelnen Zellen, die alle einen Zellkern enthalten. Das ist auch bei der Haut nicht anders. Der Zellkern ist ein wichtiger Bestandteil der Zelle. In ihm befinden sich die Chromosomen, die die Gene enthalten. Bei einer UV-Belastung der Haut werden eine Menge Fehler in den Genen der Haut produziert. Ein Sonnenbad am Nachmittag erzeugt z.B. soviel Energie, dass davon fünf 100-Watt Glühbirnen leuchten könnten. Das Reparatursystem arbeitet auf Hochtouren, kann aber nicht alle Fehler reparieren. So kann es zur Entwicklung von Hauttumoren kommen. Andererseits darf die Haut aber auch nicht ausschliesslich vor der Sonne geschützt werden.
Pflegen, reparieren und verwöhnen Durch UV-Strahlen wird ein kleines Stück DNA abgetrennt und dann aus der Zelle ausgestossen. Die Wiederherstellung der DNA erfolgt durch ein komplexes Enzym-System, das mit zunehmendem Alter schwächer wird. Deshalb muss nach der Sommersaison besonders die empfindliche Gesichtshaut extra gepflegt und verwöhnt werden, am besten mit speziellen Regenerations-
produkten. Reichhaltige Cremes, unterstützt von speziellen Seren und Gesichtsmasken, helfen den Zellen sich schneller zu regenerieren und lassen den Teint strahlen.
Die richtigen Wirkstoffe Um das System anzukurbeln müssen Wirkstoffe eingesetzt werden, die den Regenerationsprozess fördern. So werden die Zellen besser und schneller wiederhergestellt. Natürlich lassen sich Hautalterung und Faltenbildung nicht anhalten. Doch eine richtig angepasste Hautpflege kann die Zeichen der Zeit in Schach halten, und die Haut bleibt gesund.
Feuchtigkeitsverlust Abhängig von jahreszeitlichen Einflüssen und individuellen Belastungen verliert die Gesichtshaut im Sommer vermehrt Feuchtigkeit. Insbesondere nach intensiver Sonneneinstrahlung spannt sie häufig und wird reizbarer. Feuchtigkeitsarme Gesichtshaut neigt zu erhöhtem Wasserverlust und einem Mangel an eigenen Feuchthaltefaktoren. Die Haut sieht stumpf aus und Knitterfältchen, verursacht durch Trockenheit, entstehen.
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«nur mit einer konsequenten, individuell auf den Hauttyp abgestimmten Pflege sind sichtbare Erfolge möglich.»
Wasser als Wundermittel Intensive Feuchtigkeitspflege sollte deshalb nicht nur Feuchtigkeitsdefizite der Haut ausgleichen, sondern gleichzeitig auch ihre Fähigkeit unterstützen, die Feuchtigkeit langfristig zu binden. Ein wichtiger Faktor zum Thema Feuchtigkeit ist natürlich das Wasser, Wasser macht schön. Wer viel trinkt, hat schon einen Teil seiner Hautpflege erledigt. Denn die Haut, die einen Wassergehalt von 72 Prozent aufweist, wird vorwiegend durch den Stoffwechsel, das heisst von innen, mit Feuchtigkeit versorgt.
endogenen und exogene Einflüssen standzuhalten. Der Wassergehalt der oberen Hornschicht liegt bei junger Haut zwischen zehn und 20 Prozent des Gesamtwassergehaltes des Organismus. Natürliche Feuchthaltefaktoren (NMF = Natural Moisturizing Factors) in der Hornschicht, die aus Schweiss, Talgdrüsenfetten und dem Verhornungsprozess der Haut stammen, helfen, dieses Wasser zu halten. Sinkt der Wassergehalt unter zehn Prozent, wird die Haut trocken und kann ihre Barrierefunktion nicht mehr erfüllen.
Individuelle Pflege Nicht nur von innen Feuchtigkeit muss der Haut auch von aussen zugeführt werden, damit sie schön glatt und geschmeidig aussieht. Wenn der Feuchtigkeitsverlust durch die warme Jahreszeit, durch Sonne, Wind und Wärme am grössten ist, ist es ganz besonders wichtig, die Gesichtshaut nun täglich mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Wasser ist die wichtigste Substanz für die Geschmeidigkeit der Haut.
Eine kleine Hautlehre Auch als Schutzfaktor spielt der Wassergehalt der Hornschicht eine grosse Rolle: Er ist wesentlich für eine intakte Barrierefunktion, die für das unbedeckte Gesicht ganz besonders wichtig ist, um
Pflegemassnahmen sollten natürlich immer wieder dem aktuellen Hautzustand angepasst werden. Hier ist es wichtig zu wissen, dass sich die Bedürfnisse unserer Haut mit den Jahreszeiten erheblich ändern. Und nur mit einer konsequenten, individuell auf den Hauttyp abgestimmten Pflege sind sichtbare Erfolge möglich.
Wundermittel gesucht Mit den Jahren und besonders auch durch Sonnenexposition verlangsamt sich die Zellerneuerung immer mehr. Die Gesichtshaut wirkt schlaff und der Teint verliert an Ebenmässigkeit und frischer Ausstrahlung. Jetzt muss es her, ein Elixier, das die Haut zu neuem Leben erweckt.
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ZoË Saldana Keine killt schöner
Im erfolgreichsten Film aller Zeiten hat die leidenschaftliche «Avatar»-Amazone Zoë Saldana Milliarden von Männern den Kopf verdreht. Jetzt greift sie erneut zu den Waffen – als eiskalte Mörderin in Luc Bessons Actionkracher «Colombiana».
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Zoë Saldana als blaue Amazone in dem Flim «Avatar» und als Lieutenant Uhura in «Star Trek».
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von Dominique Zahnd, Cannes
ow, ist diese Frau scharf. Der Meinung ist auch Quentin Tarantino. «Er kam kürzlich auf mich zu und meinte: Ich hab mir ‹The Losers› angeguckt, nur um noch mal deine Arschszene aus dem Trailer zu sehen ...», sagt die Schauspielerin und lacht laut. Zoë Saldana ist drauf und dran, Halle Berry zu beerben. In Hollywood reisst man sich um die Schönheit mit dem Cappuccino-Teint. Und das ist nicht erst seit «Avatar» (2009) so. Darin ist sie zwar nicht selber zu sehen – aber ihr ausserirdisches Abbild in Blau. Regisseur James Cameron («Titanic», «Terminator») liess sie für die Rolle in einen mit Signalpunkten versehenen Anzug schlüpfen. Selbst ihr Gesicht wurde mit kleinen Sendern vollgeklebt. Anschliessend wurde jede ihrer Bewegungen und Gesten in den Computer übertragen und so die Amazone Neytiri zum Leben erweckt. Das Ergebnis – in neuster 3D-Technik gefilmt – hat das Publikum rund um den Globus begeistert. «Avatar» wurde zum erfolgreichsten Film aller Zeiten, mit einem Einspielergebnis gegen drei Milliarden (!) Franken.
Durchbruch dank «Star Trek» Das erste Mal im Kino zu sehen war Zoë zehn Jahre zuvor: als Ballerina in «Center Stage». Danach stand die Amerikanerin Seite an Seite mit Johnny Depp («Pirates of the Caribbean», 2003), Tom Hanks («Terminal», 2004), Ashton Kutcher («Guess Who», 2005) und Dennis Quaid («Vantage Point, 2008). Der grosse Durch-
bruch folgte aber erst ein Jahr später, als Regisseur J.J. Abrams («Mission: Impossible III») sie anrief und ihr eine Rolle in seiner Version des Weltraum-Abenteuers «Star Trek» anbot. Dort trifft die junge Crew des Raumschiffs Enterprise das erste Mal aufeinander – mit seinen kultigen Charakteren Kirk, Spock, Pille, Sulu, Chekov und Scotty. Die einzige Frau im Bunde ist Lieutenant Uhura, gespielt von Zoë. Wie sie die Kommunikationsoffizierin verkörpert, hat Stil. Doch mit einer echten Lady verbindet die Schauspielerin im richtigen Leben wenig. Dafür benimmt sie sich viel zu oft wie ein Kerl: laut, rau und ständig fluchend. Demnach ist «Avatar» für Saldana auch nicht einfach nur ein tolles Kinoerlebnis, sondern «der scheisse noch mal beste Film der Filmgeschichte». Dort, wo sie aufwuchs, reden halt alle so. «Ich bin ein starkes Mädchen aus Queens, trage lieber Bier als High Heels», sagt sie. Doch wenn die Actrice – wie beim Filmfestival in Cannes – über den roten Teppich schwebt, spielt sie eine Rolle. Dann versprüht sie im wallenden Abendkleid Glamour. Aber als Dame fühlt sie sich trotzdem nie, gibt sie beim Treffen im 5-Sterne-Hotel Martinez an der Côte d'Azur zu. «In meinem Kopf trage ich immer Jeans und rülpse zu den unpassendsten Gelegenheiten. Ich habe keine Klasse», sagt sie und lacht. «Aber irgendwie sieht mich die Welt mit anderen Augen.»
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«Ich mag es, bei der Arbeit blaue Flecken zu bekommen.»
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Calvin Klein engagierte sie vom Fleck weg für eine Dessous-Kampagne.
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«Sexszenen sind stressig – weil du schwitzt, kaum was anhast und die ganze Crew dich beobachtet.»
Das trifft unter anderem auch auf die Modebranche zu: Calvin Klein engagierte sie vom Fleck weg für eine Dessous-Kampagne, und die italienische Modemarke Max Mara feierte sie gar als «Face of the Future». Regisseure und Casting-Direktoren sind ebenfalls begeistert von der schönen Latina, die übrigens seit diesem Jahr mit dem Geschäftsmann Keith Britton verlobt ist.
Mit Orlando Bloom im Bett Im Kino wird immer dafür gesorgt, dass sie sich von ihrer besten Seite zeigt. Logisch, dass die 33-Jährige auch schon jede Menge Bettszenen absolvieren musste. Zu ihren Lovern gehörten unter anderen Orlando Bloom («Lord of the Rings») und Jeffrey Dean Morgan («P.S. I love you»). Wie schwierig sind solche Szenen? «Man hofft immer dasselbe: dass man einen professionellen, attraktiven, gutriechenden Partner hat», sagt Zoë. «Ich hatte in dieser Hinsicht bisher Glück. Denn grundsätzlich ist so eine Situation sehr stressig: weil du schwitzt, kaum was anhast, mit Scheinwerfern beleuchtet wirst und die ganze Crew dich beobachtet.» Doch Zoë Saldana ist nicht einfach nur ein neuer Betthase aus der Filmmetropole Los Angeles. Nein, sie verkörpert immer öfter starke Frauen, die hart zuschlagen können und am Ende bekommen, was sie wollen. Wie im Actionhit «The Losers» oder dem
furiosen Streifen «Colombiana». Hinter dem steht der auf grosse Kino-Spektakel abonnierte Regisseur und Produzent Luc Besson («Léon: der Profi», «The Fifth Element», «Transporter»-Saga). Zoë übernimmt in «Colombiana» den Part von Cataleya, die im Alter von neun Jahren die Ermordung ihrer Eltern durch den Mafiaboss Don Louis miterleben muss. Danach flieht das Mädchen zu ihrem Onkel nach Chicago und lässt sich zur Profikillerin ausbilden. Als Erwachsene setzt Cataleya alles daran, den Mafioso um die Ecke zu bringen ... Wie Saldana schiesst, haut und kickt, sieht äusserst überzeugend aus. «Das ist witzig, denn früher war ich nicht gross in Actionfilmen zu sehen. Das hat sich radikal geändert – aber mir gefällts», sagt sie. «Ich mag es, bei der Arbeit blaue Flecken zu bekommen. Und wann immer sie mich lassen, drehe ich alle Stunts selber.» Nimmt die Schauspielerin eine neue Rolle an, kniet sie sich voll rein. Dazu gehört auch eine gründliche Recherche. Fürs Adrenalinkino gilt: Wer hier durchstarten will, muss auch Pistolen und Gewehre stilecht abfeuern können. Doch den Umgang mit den Knarren musste sie erst mal lernen. Als Erstes wurde ihr aber nahegelegt, Gewicht und Muskelmasse zuzulegen – damit sie in der Lage sei, die schweren Waffen über längere Zeit zu halten und vom Rückstoss nicht umgehauen zu werden.
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© All Photos: M.Bragard
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Karibisches Temperament Ihre Familie sieht sie gerne in dominanten Frauenrollen. Zoë – die eigentlich Zoë Yadira Zaldaña Nazario heisst – wurde von Anfang an von ihrer Mutter unterstützt. Ihr Vater starb, als sie neun war. Aufgewachsen ist die Schauspielerin in der Dominikanischen Republik und im New Yorker Stadtteil Queens. Fragt man, als was sie sich fühle, sagt sie klar: als Latina, aber vor allem als Amerikanerin. Ihren Landsleuten wird oft vorgeworfen, sie seien zu oberflächlich. Zoë entspricht diesem Klischee nicht. Sie interessiert sich für andere Kulturen. Und für das, was in und mit ihrem Land passiert. Manches passt ihr gar nicht – und sie scheut sich auch nicht, das auszusprechen. «Amerika ist das heuchlerischste Land der Welt. Hier leben viele verbohrte Menschen», ereifert sich die Schauspielerin. «Denn in dem Moment, in dem ein Mann mit seiner weiblichen Seite in Berührung kommt, gilt er als schwul. Und eine Frau, die stark ist, wird entweder als Lesbe oder Furie hingestellt. Mit solchen Kategorisierungen habe ich ein riesiges Problem. So was lässt unsere Nation schäbig aussehen.» Hört man sie über ihre nächsten Projekte sprechen, klingt das nach Dauerstress. So soll es nächstes Jahr mit «Avatar» weitergehen. Regisseur und Autor James Cameron brütet im Moment über den Drehbüchern. Geplant ist, Teil 2 und 3 zeitgleich zu drehen und
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«In meinem Kopf trage ich immer Jeans und rülpse zu den unpassendsten Gelegenheiten.»
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dann jeweils an Weihnachten 2014 und 2015 ins Kino zu bringen. «Wer im ersten Abenteuer überlebt hat, wird auch im zweiten Film in irgendeiner Form dabei sein», erklärte der 56-Jährige kürzlich. Ebenfalls in Vorbereitung ist der Thriller «The Words», in dem ein Autor die Arbeit eines Kollegen stiehlt – und einen grossen Preis dafür bezahlen muss. Neben Zoë spielen auch Bradley Cooper («The Hangover») und Dennis Quaid («The Day After Tomorrow») mit.
Neues Abenteuer im Weltraum
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Bald anlaufen werden auch die Dreharbeiten zur «Star Trek»-Fortsetzung. Wie fühlt sich das an, mit so vielen vertrauten Gesichtern erneut vor der Kamera zu stehen? «Ich kann wieder in die babyblauen Augen von Chris (Kirk) schauen, Spock küssen und erneut mit J.J. (dem Regisseur) zusammenarbeiten. Das ganze Team, die Autoren und die Crew sind toll. Und während den Zuschauern jeweils der fertige Film gehört, sind es bei mir die Erinnerungen an den Dreh. Die nimmt mir niemand wieder weg und sie sind der schönste Teil des Prozesses.» Klingt, als sei sie restlos zufrieden, wieder an Bord der Enterprise zu gehen. «Wenn da nur nicht dieser hautenge Dress wäre. Um in den reinzupassen, muss ich erst zwei Monate lang im Fitnesscenter schuften…» Wir freuen uns dafür auf das Ergebnis.
Comics für Grosse Filmtipp für Saldana-Fans: Zu Unrecht im Kino untergegangen ist der Actionkracher «The Losers» (2010), in dem sie die mysteriöse Agentin Aisha spielt. Der witzige und zugleich knallharte Streifen basiert auf einer sogenannten «Graphic Novel», einem Bilderbuch für Erwachsene. Zu den bekanntesten Verfilmungen illustrierter Romane gehörten in den letzten Jahren unter anderen «Sin City», «300», «V For Vendetta», «The Crow», «30 Days of Night», «From Hell», «Road to Perdition», «Judge Dredd», «A History Of Violence», «Stardust», «The Spirit» und auch der Film «Watchmen».
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Donner VOGEL
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Der neue Lamborghini Aventador
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«Wahrscheinlich werden hier fast gleich viele Handyfotos geknipst wie vor dem Trevi-Brunnen.»
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Text und Fotos: Stephan Gubler
Lamborghinis sind extrem. Extrem schön, extrem schnell und extrem rar. Ein komplett neues Modell gibts nur etwa alle fünf Jahre. PRESTIGE durfte bei der Fahrvorstellung des neuen Aventador dabei sein und dem jüngsten Kampfstier so richtig auf den Zahn fühlen.
ie Präsentation eines neuen Lamborghini ist nicht einfach eine weitere Autovorstellung. Wenn die italienische Supersportwagen-Marke einlädt, ist es zuerst einmal schon ein grosses Privileg, zu den Gästen zu gehören. PRESTIGE gehört zu den Glücklichen und darf drei Tage im Zeichen des Wilden Stiers verbringen. Schon bei der Ankunft im «Westin Excelsior» in Rom steht in der Einfahrt ein eingezäunter Aventador. Die vorbeigehenden Hotelgäste und Passanten bleiben ehrfürchtig vor dem Fahrzeug stehen. Wahrscheinlich werden hier fast gleich viele Handyfotos geknipst wie vor dem Trevi-Brunnen. Nach einem Luxusdinner folgt am nächsten Tag schon die erste Überraschung. Ein metallicschwarz lackierter Reisebus mit riesigem Lamborghini-Wappen wartet auf uns. Wir steigen ein und merken erst beim Wegfahren, dass wir eine Polizeieskorte bestehend aus einem Lamborghini Gallardo der Polizia und zwei Motorrädern haben. Diese räumt auf dem Weg zur Rennstrecke von Vallelunga mit Blaulicht und Sirenen die Strassen frei. Unglaublich, so etwas gibts nur in Italien und nur, weil der Lambo-Presidente sehr gute Freunde in Roma hat.
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DAMIT ES SIEGERN IM WINTER AN NICHTS FEHLT. PIRELLI WINTER™REIFEN. ERFOLGREICHER PARTNER DER SCHWEIZER SKI-NATIONALMANNSCHAFT.
POWER IS NOTHING WITHOUT CONTROL
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«Inspiration für das futuristische Design sind nicht etwa die so oft erwähnten Kampfflugzeuge, sondern Insekten und ScienceFiction- Filme.»
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«Der erste Druck auf den Starterknopf ist magisch.»
Auf der Piste angekommen, warten hochglanzpolierte Aventadors und eine Heerschar Lamborghini-Mitarbeiter auf uns. Zuerst gehts zur Pressekonferenz, welche mit einer Überraschung versüsst wird. Endlich sehen wir einmal, wer verantwortlich für das Design im Centro Stile ist. Filippo Perini zeichnet in atemberaubender Geschwindigkeit einen Aventador und erklärt Form und Funktion der wichtigsten Stilelemente. Inspiration für das futuristische Design sind nicht etwa die so oft erwähnten Kampfflugzeuge, sondern Insekten und Science-Fiction- Filme. Nur der Starterknopf, welcher durch eine feuerrote Klappe entsichert werden muss, ist ganz klar Marke Fighterjet. Wie die bestinszenierte Aufführung im Colosseum öffnet sich nach der Konferenz ein grosses Tor. Ohrenbetäubender Lärm macht sich breit. Die Aventador-Meute erwacht zum Leben und macht sich auf die Warm-up-Runde, bevor sie den erfahrungshungrigen Journalisten übergeben wird. Wer es einmal geschafft hat, ohne Kopfanschlagen an den Scherentüren vorbei ins Cockpit zu gelangen, fühlt sich auf Anhieb wohl. Auffallend ist nicht nur die völlig neu gestaltete Mittelkonsole. Ebenso ein Eyecatcher sind die ganzen Instrumente. Addio alte Analoguhren, buongiorno TFT-LCD-Display. Sämtliche Angaben werden digital auf einem Flüssigkristall-Bildschirm angezeigt.
Im Mittelpunkt steht, wie es sich für einen Sportwagen gehört, ein riesiger Drehzahlmesser. Es bleibt kaum Zeit, alle Schalter und Knöpfe zu studieren. Schon kommt das Kommando: «Andiamo!» Ja, Zeit, um zu fahren. Der erste Druck auf den Starterknopf ist magisch. Nur wenige Zentimeter hinter dem Rücken erwacht der Zwölfzylinder mit einem Urschrei zum Leben. Kurze Zeit danach beruhigt sich dieser aber und gibt erstaunlich zivile Töne von sich. Schön zu wissen, dass man mit dem Aventador auch durch ein Dorf fahren kann, ohne dass gleich alle Einwohner aus dem Schlaf gerissen werden. Aber wir fahren jetzt nicht durch Dörfer, sondern zur Boxengasse raus auf die Rennstrecke. Spielerisch leicht lassen sich die sieben Gänge einlegen. Drei Modi stehen zur Verfügung. Strada, Sport und Corsa. In Letzterem werden die Übersetzungen in brutalen 50 Millisekunden gewechselt, dass einem das Getriebe schon fast Leid tut. Bei Lamborghini beteuert man, dass die Kunden kein nichtspürbares Doppelkupplungs-Erlebnis wollen, sondern das echte Hauruck- Feeling. Uns gefällt der etwas zahmere Sport-Modus, welcher immer noch schnell genug und weitaus bandscheibenschonender von stattengeht. Die erste Runde absolvieren wir in relativ gemächlichem Tempo, um die Streckenführung zu studieren. Dann gehts los.
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«Hilfe, 700 PS auf nasser Piste! Kann das gut gehen?»
Testfahrer Mario Fasanetto gibt das Tempo vor. Und das ist nicht ohne. Der Aventador und sein Torrero fühlen sich immer wohler. Es braucht keinen Bodybuilder, um das schöne Biest zu zähmen. Im Gegenteil. Filigrane Lenkarbeit ist gefragt, um die technisch anspruchsvollen Kurven möglichst schnell zu durchfahren. Power ist in jeder Drehzahl-Lage genügend da. Riesige Carbon-Keramik- Bremsen verzögern so brachial, dass der Bremspunkt Runde für Runde weiter nach vorne gerückt wird. Das komplett aus Kohlefaser gefertigte Chassis ist nicht nur eine technische Revolution. Wer es neben einem Gitterrohrrahmen des Vorgängers Murciélago sieht, darf gerne den Vergleich zwischen einem römischen Pferdewagen und einem Formel 1 Wagen anstellen. Und dementsprechend fühlt sich der Supersportler auch an wie ein Rennfahrzeug. Extrem verwindungssteif und dank Pushrod-Aufhängung, welche ebenfalls von der Königsklasse des Rennsports stammt, mit einem messerscharf präzisen Handling.
Plötzlich ein Blitz und ein lauter Knall. Hat sich etwa das erste Aventador-Aggregat verabschiedet? Nein, Mutter Natur will es, dass inmitten des römischen Frühsommers ein Gewitter ausbricht. Es beginnt zu regnen. Hilfe, 700 PS auf nasser Piste! Kann das gut gehen? Die riesigen, auf 20-Zoll-Felgen montierten 335er Pirellis sorgen für eine Gischt, dass die Scheibenwischer auch im schnellsten Galopp kaum nachkommen. Donnerwetter! Der Aventador fährt auch im Gewittersturm wie auf Schienen. Unglaublich ist vor allem, wie zivilisiert er aus engen Kurven herausbeschleunigt. Da wirkt die Haldex-Kupplung des Vierrad-Antriebs Wunder. Sie verteilt die Antriebskraft um ein Vielfaches schneller als beim alten System. Das Regentraining macht so viel Spass, dass wir gar nicht mehr aufhören möchten. Doch leider ist dieser Tag viel zu schnell zu Ende. Als kleine Erinnerung gibt es eine Lambo-Mütze und ein Modell im Massstab 1:43 zum Weiterträumen. Immerhin, der Traum wurde einen Tag lang wahr!
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Von den Uhren für Flieger zu den
Fliegeruhren Die Zeitmessung in der Aviatik nahm von Beginn her eine sehr wichtige Stellung ein. Dies, obwohl noch vor der Jahrhundertwende des vergangenen Jahrhunderts der Traum vom Fliegen in weiter Ferne schien.
von Alexander Triebold
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och der Pioniergeist jener Epoche kannte keinen Halt mehr, und als 1903 das erste Fluggerät, von einem Motor angetrieben, vom Boden abhob und die Erde unter sich liess, war auch schon die Zeitmessung dabei. Die Uhr war von da an nicht mehr nur Instrument zur Anzeige von Tagen und Stunden, sondern auch Aufzeichnungsgerät, welches die Dauer eines Ablaufs protokolliert. Von nun an wurden Uhren konzipiert, um die immer extremer werdenden physikalischen Anforderungen zu meistern. Im Jahre 1903, dem historischen Jahr des Erstflugs der Gebrüder Wright, lancierte die Uhrenfabrik Breitling das Modell «Montbrillant», benannt nach der Rue Montbrillant, dem damaligen Hauptsitz der Firma in La-Chaux-de-Fonds.
Cartier «Santos»
Nicht selten waren es auch Freundschaften, welche die Faszination des Fliegens verband – so wie jene des Pariser Hofjuweliers Louis Cartier mit dem brasilianischen Piloten und Kaffeeplantagenbesitzer Alberto Santos Dumont. Nach ihm wurde denn auch die CARTIER «Santos» benannt. Die Uhr, sie soll zwischen 1904 und 1907 öffentlich in Erscheinung getreten sein, unterschied sich erstmals in Form und Beschaffenheit deutlich von anderen Uhren jener Zeit. Dazu beigetragen hat eine verschraubte Lunette und eine massive Ausführung des Gehäuses. In den Archiven von Cartier aus dem Jahre 1911 erscheint auch der Name Jaeger, welcher schon damals 10-linige, signierte Werke an CARTIER verkaufte – eine Zusammenarbeit, die noch über Jahre erfolgreich gepflegt wurde.
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LONGINES erinnert mit dieser Uhr an die Abenteuer von Charles Lindbergh.
Die original Longines Twenty-Four Hours.
Eine massgebende Entwicklung jener Zeit gelang Breitling: Nach Léon Breitlings Tod übernahm dessen Sohn Gaston die Firma und präsentierte im folgenden Jahr einen Chronographen mit 30-Minuten-Zähler (Compteur). Dieser Zeitmesser taugte als Handgelenkinstrument und ermöglichte dem Piloten auch Zeitmessungen in verschiedenen Lagen, was vor allem für die militärische Fliegerei von Vorteil war. In den Zwischenjahren des Ersten und Zweiten Weltkriegs präsentierte sich die Fliegerei noch als sehr wetterabhängige Angelegenheit. Piloten trugen eine Lederjacke, über welcher sie am linken Ärmel die Uhr herumschnallten, während sie jeweils mit der rechten Hand den Steuerknüppel hielten. Doch die Fliegerei in offener Kabine im Doppeldecker wurde bald von weiteren Entwicklungen eingeholt. 1927, als Charles Lindbergh mit seiner «Spirit of St. Louis» den Atlantik auf einer Strecke von 5809 Kilometer nonstop überquerte, wies ihm eine «Longines» die Zeit. Das Flugzeug – wie auch die Uhr – waren Neukonstruktionen. Noch heute erinnert Longines an die Teilnahme an diesem
Abenteuer und würdigt Charles Lindbergh mit einer Neuauflage jener Uhr. Geblieben aber ist die Erfahrung aus diesem Flug – elementar und bahnbrechend war diese in mancher Beziehung. Sie deutete auf den kommerziellen Personenverkehr, welcher den alten und den neuen Kontinent miteinander verbinden sollte. Dieser Markt, noch vor wenigen Jahren von luxuriösen Dampfern beherrscht, konnte nun von der Fliegerei durch eine geringere Reisezeit übertroffen werden. Städte wie New York, London, Paris rückten in eine bessere Erreichbarkeit. In den 1930er Jahren entstanden die ersten Hersteller von Passagierflugzeugen. Politisch war es damals auch absolut opportun, sich dieser Entwicklung der Fliegerei nicht zu verschliessen. Flugplätze sowie eigene Airlines förderten den Nationalstolz eines manchen Landes. Nun galt es, in den doch wichtigen Zeiten der Entwicklung mit vorne dabei zu sein. Mit neuen Flugzeugen wuchs auch der Bestand der Piloten, welcher sich mit der Grösse der Flugzeuge um ein Vielfaches mehrte. Bestand
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Big Pilot's Watch (2006) von IWC.
«Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs wurde die Fliegeruhr zunehmend Bestandteil der Standardausrüstung der Piloten.»
Die Grosse Fliegeruhr (1940) von IWC.
die Crew anfangs aus einem Captain und einem Copilot, waren später bei grösseren Maschinen Captain, Copilot, Navigator und ein sogenannter Bord-Ingenieur (Flight-Engineer) nötig. Der Bedarf nach Uhren wuchs, und im Jahre 1934 präsentierte OMEGA eine Fliegeruhr mit mattschwarzem Zifferblatt und dem Werkkaliber 35.5 SOB T1 ausgerüstet. Die Uhr verfügte über eine drehbare Lunette mit Pfeil-Index zum Feststellen der Flugdauer. Zudem erlaubte die kugelförmige Krone auf langem Rohr das Betätigen mit Handschuhen. Die am Staybrite-Stahlgehäuse angelöteten Bandanschlüsse waren breit gehalten, um ein RiemenLederband durchzuziehen. Diese Referenz wurde 1937 durch die Referenz CK2000 mit einer noch breiteren, inseitigen Lunette mit Skala abgelöst. 1938 wurde zudem das Kaliber von 40,6 durch eines von 37,6 mm ersetzt. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs wurde die Fliegeruhr zunehmend Bestandteil der Standardausrüstung der Piloten. 1936 entstand bei IWC Schaffhausen die erste Pilotenuhr mit leucht-
enden Zeigern und schwarzem Zifferblatt. Sie wird unter der Bezeichnung «Spezialuhr für Flieger» bekannt und beherbergte eine Variante des Calibers 83 in antimagnetischer Ausführung. Im gleichen Jahr beliefert BREITLING die englische Luftwaffe Royal Air Force mit Zeitmessern. Unter strengen Evaluationsverfahren und stets begleitet vom Schweizer Neutralitätsgedanken wurden zunehmend Uhren für fremde Nationen hergestellt und geliefert. IWC erhielt 1940 einen Auftrag der Deutschen Wehrmacht für 1000 Einheiten. Diese «Grosse Fliegeruhr» war nach Kriterien für Beobachtungsuhren (B-Uhren) gebaut. Das «Grossgerät» mit dem Taschenuhrkaliber 52 T. S. C. war mit 55 mm Gehäusedurchmesser, 16,5 mm Höhe und einem Gewicht von 183 g die mächtigste je gebaute IWC-Armbanduhr. Diese wurde auch an die Royal Navy geliefert. OMEGA selbst erhielt eine Anfrage des königlichen Hofjuweliers Garrard’s in London, 2000 Exemplare ihrer Militärpilotenuhr MKVIIA zuliefern, welche durch das Air Ministry an die
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Die Fliegeruhr Mark 11 von IWC.
«Das heutige Markendenken, wie wir es kennen, existierte damals noch nicht.»
Royal Air Force weitergeleitet wurden. Diese Uhren wurden während mehreren aufeinanderfolgenden Tagen in fünf Positionen und zu drei verschiedenen Temperaturen reguliert (das heisst wie für Chronometer) und trugen auf dem Gehäuseboden die Gravur einer Krone (Besitz der Krone). Diese Gravur ist übrigens auch auf Produkten anderer Hersteller zu finden. Breitling gelang 1942 der grosse Durchbruch, als sie offizieller Lieferant für die US Army Air Force wurde. Bestellt wurde damals ein neuer Chronograph mit Rechenschieber. Während des Zweiten Weltkriegs entstanden auch verschiedene kleinere Marken – viele davon sind nicht mehr auf dem heutigen Markt vertreten. Die Nachfrage blieb damals auf hohem Niveau und bescherte auch neugegründeten Firmen Aufträge. Allerdings litten diese mehr an der chronischen Verknappung von Uhrwerken sowie deren Bestandteilen. Zudem galten für Uhrwerke gewisse Regeln zur Produktion: Ein Uhrwerk gilt als Präzisionsprodukt und kann auch für militärische Zwecke verwendet werden. Deshalb oblag die Herstellung der Kontrolle des Bundes, welcher dafür eine Lizenz herausgab. Eine solche war schwierig zu erhalten und wurde nur unter bestimmten Voraussetzungen ausgestellt. Dies und der Umstand, dass viele Bestellungen für einen kleinen Produzenten stückmässig schlicht zu gross waren, veranlassten daher manchen
Hersteller, Aufträge mit anderen Firmen zu teilen. Das heutige Markendenken, wie wir es kennen, existierte damals noch nicht und so war diese Praxis kein Hinderungsgrund. Namen wie Minerva, Revue Thommen, Alpina und andere erlangten so doch eine gewisse Bedeutung. Konsequenz dieser hohen Nachfrage war ein vermehrtes Gefühl der Abhängigkeit von der schweizerischen Uhrenindustrie. Die unsichere Zukunft und der damit verbundene drohende Verlust eines wichtigen Zulieferers von Präzisionsinstrumenten veranlassten daher manche Nation, eigene Forschungs- und Herstellungsbetriebe zu errichten. Meist standen diese unter der direkten Aufsicht der nationalen Observatorien und garantierten ein unabhängiges Know-how. Ein kompliziertes und auch schwer verständliches Unterfangen, welches ohne Konsequenzen blieb. 1944 verlangte das britische Kriegsministerium nach einer Universal-Uhr für die vielseitige Verwendung im Heer. Die «Spezialuhr für Flieger» der Schaffhauser Manufaktur IWC wurde nach einer Überarbeitung unter der Bezeichnung W.W.W. (WATCH, WRIST, WATERPROOF) in einer Auflage von 6000 Exemplaren an das Vereinigte Königreich geliefert. Die W.W.W. wurde an das britische Heer geliefert; in den widrigen Umständen (Schlamm, Feuchtigkeit, Schläge) bewährte sich die W.W.W. aus dem Hause IWC. Dies war der Grund, warum die RAF letztlich IWC beim Auftrag für die Mark 11 favorisierte. Die Mk11 mit der eigenen Bezeichnung Navigators Wrist Watch Mark 11, Store Ref.6B/346atch' wurde von der Royal Air Force 1948 in Schaffhausen bestellt und ab November 1949 an die fliegende Truppe der RAF und andere Commonwealth-Staaten ausgeliefert.
Die W.W.W. (WATCH, WRIST, WATERPROOF) von IWC.
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Juwelen, Bahnhofstrasse 33, 8001 Z端rich, Tel. 044 221 27 27, www.meister.ch
WATCHES & JEWELLERY
OMEGA RAF antimagnétique
OMEGA Flightmaster
Diese Uhr – aufs Nötigste reduziert – fand sich 1953 auch am Handgelenk von Polarforscher und Bergsteiger Sir Edmund Hillary, als er die Antarktis durchquerte. Charakteristisch für die Uhr ist ihr zweites antimagnetisches Gehäuse, welches das Werk vor magnetischen Feldern schützt. Die Mk 11 wurde über Jahre gebaut. Insgesamt wurden 8000 Exemplare ausgeliefert, unter anderem an die Royal Air Force, die australische Luftwaffe RAAF, die neuseeländische Luftwaffe und die BOAC – Britisch Overseas Airways Corporation. Noch lange über das Einführungsjahr hinaus wurde die bisweilen zur Legende arrivierte Mk 11 hergestellt und ausgeliefert. Die RAF ihrerseits musterte die Uhren 1981 aus und die letzten Exemplare wurden 1984 an Detaillisten ausgeliefert. Als Leuchtmasse verwendete man seit 1963 Tritium an Stelle von Radium – dies wurde auf dem Zifferblatt mit dem Buchstaben T in weisser Farbe gekennzeichnet.
Die Nachkriegsjahre Nach dem Kriegsende machten sich auf dem Bereich der Fliegeruhren verschiedene Veränderungen bemerkbar: Im militärischen Bereich wurden nun oft Aufträge mit sogenannten Allianz-Partnern vergeben. Die neue strategische Ausrichtung der Westmächte machte auch vor der Uhrenindustrie keinen Halt, denn bei militärischen Aufträgen wurde nun auch der Nato-Code auf dem Gehäuseboden eingraviert. So zum Beispiel bei der im Jahre 1949 lancierten OMEGA – einem Chronographen für die
Luftstreitkräfte von England, USA und Schweden. Ein silberfarbig galvanisiertes Zifferblatt und Leuchtindizes einschliesslich Zeigern aus Radium sorgten für die Lesbarkeit bei Nacht. 1953 übernahm OMEGA auch das Prinzip, ein zweites antimagnetisches Gehäuse einzubauen, ebenfalls um die magnetische Strahlung zu limitieren. Die Rundum-Abschirmung erreichte bei dieser Uhr 900 Oersted gegenüber 60 Oersted für eine normale antimagnetische Uhr. Geliefert wurden diese Uhren auch an die englische Luftwaffe. Von dieser Uhr wurden insgesamt 5900 Exemplare ausgeliefert. Aber auch im zivilen Bereich hielt die Nachfrage an. Manche Airline nahm nach dem Krieg den Betrieb wieder auf und bestellte neue Flugzeuge. So konzipierte Longines eine Uhr nach den Bedürfnissen der Navigatoren, das heisst, um damit einen Flugplan zu erstellen, und im Jahre 1950 wurde diese Uhr an die Swissair ausgeliefert. 1952 wurde die Pilotenuhr Navytimer von Breitling von der AOPA als Standardchronometer empfohlen.
Breitling Navytimer 1952
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WATCHES & JEWELLERY
OMEGA Speedmaster Moonwatch zum 40. Jahrestag der Mondlandung.
Mit der Lockheed Constellation erreichte die Transatlantik-Fliegerei in den 50er und 60er Jahren einen neuen Höhepunkt, galt dieses Flugzeug doch als Inbegriff des luxuriösen Reisens in der Luft. Ausgerüstet mit bequemen Schlafkabinen, erreichte der Passagier im Nonstop-Flug über Nacht seine Destination in Europa mit der damaligen Trans-World-Airways von NewYork–Barcelona nach Rom. OMEGA übernahm den Namen als Bezeichnung füreine Uhrenlinie, welche zwar den Charakter der abenteuerlichen Fliegerei nicht mehr einfängt und die Uhr auch nicht mehr als Instrument definiert, dafür aber im Design der stromlinienförmigen und avantgardistischen Form des Flugzeugs gerecht wird.
Zeit finden vermehrt Eingang in die Formensprache der Uhrenindustrie und vermitteln so nicht nur die ästhetische Auseinandersetzung mit der Uhr. Sie lädt heute den Kunden ein, an ihren Abenteuern teilzunehmen und ihm einen Teil der Vergangenheit mitzugeben. Die Uhren tragen noch heute die Namen der Helden und Flugzeuge jener Zeit.
Thank you – merci – Danke ... ... an die folgenden Firmen, welche zu diesem Artikel beigetragen haben:
Um 1960 wurde der Luftraum auch für die Uhrenindustrie zu klein, und man fing an, sich auch um die Zeitmessung ausserhalb unseres Planeten Gedanken zu machen. An Bord der Aurora7-Kapsel trug Scott Carpenter 1962 eine Breitling Cosmonaute, und als am 26. Juli 1971 die ersten Astronauten der NASA ihren Fuss auf den Mond setzten, verhalf dies OMEGA zum wohl berühmtesten Firmenauftritt jener Epoche. Das Kapitel der Fliegeruhren erreicht eine neue Dimension.
· Montres Breitling SA, Grenchen · Cartier International, Departement Patrimoine, Paris · IWC Schaffhausen Branch of Richemont International SA.
Revival
· OMEGA SA, Bienne
In den 90er Jahren wird man sich allgemein der vergangenen Zeiten mehr bewusst. Abenteuer und Geschichten aus vergangener
· Montres LONGINES SA, St. Imier
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TRAVEL
SYLT
Die Insel der Schönen und Reichen!
Man nennt sie die «Königin der Nordsee» oder das «Saint-Tropez Deutschlands», denn die kleine Nordseeinsel kommt jeden Sommer ganz gross raus.
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TRAVEL
«Die Wogen, ihr Grollen, die Wolken vor und über mir, der Strand, die Dünen, das graue Gras, es war alles mein.» Emil Nolde
V von Yvonne Beck
ierzig Kilometer feiner Sandstrand. Raue Brandung an der Westseite, stilles Wattenmeer im Osten. Urwüchsige Dünen und grüne Deiche. Blühende Heide und majestätische Kliffs. Tagträume und Nachtleben. Trubel und Abgeschiedenheit. Zwölf Ortschaften – keine wie die andere und jede mit ihrem unverwechselbaren Charme. Das alles und mehr ist Sylt, die immer kleiner werdende Nordseeinsel, auf der sich im Sommer gerne die Highsociety tummelt, um in der Sansibar mal wieder so richtig abzufeiern.
Ein Hering als Wappentier Ob es sich bei dem Namen Sylt nun um die verkürzte Form von «Silendi» (Seeland) handelt, ist ungeklärt. Ebenso offen ist, ob Sylt oder Silt etwas mit «silt», dem dänischen Wort für Hering, zu tun hat – seit dem 17. Jahrhundert schmückt dieser Fisch jedoch das Sylter Wappen.
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TRAVEL
Das Reetdach ist für die sylter Häuser typisch.
«Da auf der kleinen Insel, die jedes Jahr etwas kleiner wird, Platz inzwischen Mangelware ist, gehören die Sylter Grundstückspreise zu den höchsten in ganz Europa.»
Bittere Armut prägte jahrhundertelang das Leben der Menschen auf der sandigen Insel. «Nom de Dieu, rien que le sable et la mer!» (Mein Gott, nichts als Sand und Meer), lautete 1935 der Stossseufzer eines französischen Offiziers, der auf der Insel strandete. Die Insulaner fanden ihr kärgliches Auskommen in der Landwirtschaft. Sie hielten ein paar Schafe und Kühe, bauten ein wenig Getreide an, doch die kargen Geestböden brachten nur magere Ernten. Mit der Gründung des ersten Sylter Seebades 1855 in Westerland begann jedoch eine neue Zeit. Unter den ersten Gästen befand sich Dr. Gustav Ross, ein Arzt aus Hamburg Altona, der von der heilsamen Wirkung eines Aufenthalts an der Nordsee überzeugt war und der Insel eine glänzende Zukunft prophezeite. Seine Prophezeiung erfüllte sich. Jahr für Jahr strömten mehr Menschen auf die Insel und mittlerweile ist der Fremdenverkehr die Haupterwerbsquelle der Sylter.
Da auf der kleinen Insel, die jedes Jahr etwas kleiner wird, Platz inzwischen Mangelware ist, gehören die Sylter Grundstückspreise zu den höchsten in ganz Europa. Vor zwei Jahren stand in Kampen ein nur dreissig Quadratmeter grosses Haus für 6,3 Millionen Euro zum Verkauf. An Interessenten mangelte es nicht. Dass das reetgedeckte Kleinod nur über einen einzigen Raum mit Kochnische und Badezeile verfügt, spielte angesichts der attraktiven Lage direkt am Naturschutzgebiet an der ruhigen Wattenmeerseite keine Rolle. Die Einheimischen sind auf dem Rückzug, viele können sich den Wohnraum auf Sylt nicht mehr leisten und gehen aufs Festland. Tausende Berufstätige pendeln in der Saison täglich zwischen ihrem Wohnort auf dem Festland und der Insel. Denn viele Sylter sind entgegen der landläufigen Meinung nicht reich. Die Porsche-, Bentley- und Ferrari-Karawanen, die sich im Sommer durch die Strassen Kampens quälen, gehören der Haute Volée der Sommergäste, die auf Sylt gerne einmal zeigen, was sie haben.
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TRAVEL
Die Buhne 16.
Sylt gilt nicht umsonst als das Saint-Tropez Deutschlands.
«Oh, ich hab solche Sehnsucht. Ich verlier den Verstand ...
Klein, aber fein … Sylts eleganteste Adresse ist sicherlich Kampen. Exklusiv und zugleich weltoffen. Chic und dabei doch sehr charmant. Das ist Kampen, Deutschlands wohl prominentestes Dorf, dessen legendärer Ruf im Laufe der vergangenen Jahrzehnte durch seine vielen namhaften Gäste geprägt wurde. Es waren vor allem ruhesuchende und naturliebende Intellektuelle und Künstler, die über Jahre ihr Quartier in dem sechs Kilometer nordöstlich von Westerland, inmitten ausgedehnter Heidelandschaften gelegenen Kampen aufschlugen. In den 1960er-Jahren zog Kampen Heerscharen von Schönen und Berühmten an: Bilder von champagnerseligen Partys an der «Buhne 16» wurden von der Boulevardpresse in den entferntesten Winkel getragen – bis heute prägen sie das Schickeria-Image Kampens beziehungsweise der ganzen Insel. Doch Kampen hat noch mehr zu bieten als Promis. Zum Beispiel die eindrucksvollen Schattierungen der Natur, die das Dorf umgibt. Feiner Sandstrand und weites Wattenmeer, das Rote Kliff und blühende Heide. Mittendrin: die Uwe-Düne, mit 52 Metern die höchste Erhebung der Insel. Ein modernes Kurhaus, dann die legendäre «Whisky-Meile» mit ihren gepflegten Clubs oder der durchaus
attraktive Golfplatz. Und auch die Buhne 16 ist immer wieder einen Besuch wert. Wer einen entspannten Tag am Strand verbringen möchte, mit einer Portion Pasta zwischendurch und einem Gläschen Wein zum Abend hin, wenn der Strand sich leert, findet hier einen der schönsten Plätze Sylts. Es gibt auch kaum mehr eine Spur von Schickimicki, denn eigentlich ist die legendäre Buhne 16, die in den 1970er Kultstatus erlangte, nichts weiter als ein einfacher Strandkiosk. Zudem ist Kampen in architektonischer Hinsicht bodenständig geblieben. Reetgedeckte Friesenhäuser säumen die Strassen, ducken sich zwischen Dünen und Heidehügeln. Schon früh waren die Kampener daran interessiert, den malerischen Charakter ihres Ortes zu erhalten. Die Möglichkeit, in Kampen auf Prominenz zu stossen, erhöht den Reiz eines Bummels durch den mondänen Ferienort. Wohl nirgends in Nordeuropa sind auf so kleiner Fläche so viele Luxuslimousinen, Nobellokale, Edelboutiquen und Galerien zu finden. Aber gerade hier, im «Saint- Tropez Deutschlands», dämmert die Erkenntnis, dass auch die Reichen und Schönen der Natur wegen nach Sylt kommen. In der begünstigten Lage zwischen brandender Nordsee und stillem Wattenmeer liegt der eigentliche Reiz des Nordseebades Kampen.
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TRAVEL
Die «Sansibar» ist wohl eine der berühmtesten Bars der Insel.
Ich will wieder an die Nordsee. Ich will zurück nach Westerland!» Die Ärzte
The place to be Nicht in Kampen, sondern in Rantum befindet sich ein weiter Hotspot Sylts – die legendäre Sansibar! Legendär und entsprechend gut besucht ist die Holzhütte am Meer. Abends geht hier nichts ohne lange Vorbestellung. Der Trubel ist auch tagsüber enorm, in der Hochsaison ist der Parkplatz zum Strand schon mal wegen Überfüllung gesperrt. Hier ist es nicht schick, es gibt keine gedrehten Kerzen und keine gefalteten Servietten. Hier trifft sich einfach alles und sitzt gemütlich zusammen wie in einer Schweizer Skihütte – sogar die Currywurst schmeckt hier so gut wie nirgendwo. Und auch wenn die Promi-Dichte in Herbert Secklers Sansibar manchmal höher sein kann als auf der «Wetten, dass ...?»-Couch, so wird doch jeder Gast mit der gleichen Aufmerksamkeit und Freundlichkeit bedient. Man sieht es der Strandbaracke auch wirklich nicht an, aber im Hüttenfundament, das aus Stroh und Lehm besteht, lagern sehr erlesene Weine in Millionenhöhe.
«Moin, Moin» Die Bewohner der Waterkant gelten als stur, etwas spröde, aber herzlich. Ihr Wahlspruch «Rüm hart, klaar kimming» bedeutet weites Herz – klarer Horizont und nimmt auch auf die Weitläufigkeit der weitgereisten Seefahrer Bezug. An Selbstbewusstsein fehlt es den Inselbewohnern allerdings nicht, das würzt so manche Diskussion mit einem alten Nordfriesen über historische und aktuelle Belange. Bis heute schmückt die Inschrift «Lever duad as Slav» (Lieber tot als Sklave) die Flagge der Nordfriesen. Nordfriesland ist ein Vielsprachenland mit neun friesischen Dialekten, Plattdeutsch, Sønderjysk und Standarddänisch. «Moin, Moin!» aber erklingt sprachübergreifend überall und zu jeder Zeit. Der Gruss entstand aus «ik wünsch Di een moien Dag!» – «moi» bedeutet «schön». «Moin, Moin» – könnte es ein netteres Willkommen geben?
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EVENTS
AVO SESSION Basel
Clubatmosphäre für grosse Stars
Die AVO SESSION Basel ist eines der führenden Musikfestivals in der Schweiz. Sie hat sich auch dank TV-Übertragungen einer kaum mehr zu überbietenden Fülle von Stars und einer guten Organisation und Atmosphäre international an die Spitze gespielt. Die 26. Ausgabe der AVO SESSION Basel findet vom 21. Oktober bis 13. November in der Messe Basel statt. von Niggi Freundlieb
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ie Geschichte der AVO SESSION beginnt 1986, als die musikbegeisterten Enrico Bonometti, Matthias Müller und Stephan Werthmüller unter dem Namen Rheinknie Session an fünf ausverkauften Konzerten Künstler wie Oscar Peterson, Albert Collins oder Koko Taylor präsentierten. Als zwei Jahre später die Jazzlegende Miles Davis verpflichtet werden konnte, hatte sich die Rheinknie Session bereits als feste Grösse im nationalen Festivalkalender etabliert. Das Festival, welches sich zu Beginn stilistisch auf Blues, Jazz und Gospel ausgerichtet hatte, öffnete sich ab 1995 auch für andere Musikrichtungen. Mit World Music, Soul und Funk sowie international erfolgreichen Künstlern konnte nun ein jüngeres und breiteres Publikum angesprochen werden. 1998 erfolgte mit dem neuen Presenting Sponsor AVO Cigars die Umbenennung des Festivals in AVO SESSION Basel, womit auch eine internationale Ausrichtung erreicht wurde, die ein Jahr später ihre Fortsetzung mit dem Beginn der Fernsehaufzeichnungen der Konzerte fand und die AVO SESSION endgültig als europäisches Musikfestival etablierte. Ein weiterer Meilenstein war 2006
die europaweite Live-Übertragung des Elton-John-Konzerts, mit welcher die AVO SESSION Basel den internationalen Durchbruch auch im TV-Bereich schaffte.
PRESTIGE: Um ein Festival auf einem derart hohen Niveau erfolgreich zu positionieren und zu etablieren, braucht es wohl mehr als nur grosse Namen? Matthias Müller: Die AVO SESSION Basel stellt die Musik und die Künstler sowie das Wohlbefinden der Besucher in den Mittelpunkt. Bei uns gibt es keinen Zirkus rund um das Festival. Grosse Namen sind natürlich wichtig, gerade was die mediale Verbreitung betrifft. Unsere Philosophie geht aber viel weiter. Neben den grossen Stars geben wir dem Publikum die Möglichkeit, auch weniger bekannte Künstler, aus dem Aus-, dem Inland oder der Region, kennenzulernen. Viele haben uns davon abgeraten, an einem Abend jeweils zwei stilistisch verschiedenartige Acts auftreten zu lassen, aber erfreulicherweise schätzt das Publikum gerade diese Vielfalt. Wir bemühen uns deshalb speziell, interessante Kombinationen von arrivierten und entdeckungswürdigen Künstlern zusammenzubringen.
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EVENTS
Matthias Müller und Beatrice Stirnimann
Beatrice Stirnimann: Die AVO SESSION Basel zeichnet sich auch durch ihre einmalige Atmosphäre aus. Das Konzept, dass das Publikum an kleinen Tischen sitzt und etwas trinken kann, verleiht den Konzerten so etwas wie eine Club-Ambiance. Viele Musiker übrigens, die zu Beginn skeptisch gegenüber diesem Konzept waren, zeigten sich überrascht, wie aufmerksam das Publikum während den Konzerten ist. Das spornt sie zu Höchstleistungen an und führt dann schlussendlich meistens dazu, dass sich das Publikum von seinen Stühlen erhebt und zu tanzen beginnt.
Wie schaffen Sie es, immer wieder derart hochkarätige Künstler zu engagieren, die Auftrittsliste der AVO SESSION liest sich ja wie ein «Who is who» des Musikbusiness?
Und wie steht es mit dem Stress bei Ihnen als Veranstalter? Matthias Müller: Man darf nicht vergessen, dass, wenn man die Musik-Crews dazurechnet, über 600 Leute während des Festivals mitarbeiten. Der Stress verteilt sich also auf viele Schultern, wobei Stress das falsche Wort ist, denn unsere Mitarbeitenden – die meisten sind schon seit Jahren dabei und nehmen zum Teil sogar extra Ferien, um mitarbeiten zu können – haben ein enormes Know-how und wissen, was zu tun ist. Ohne diese Menschen, die sich mit Haut und Haar einsetzen, wäre die Qualität, welche die AVO SESSION Basel auszeichnet, gar nicht möglich.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil charakterisieren?
Matthias Müller: Die Künstler und deren Managements, die ja letztendlich unsere Ansprechpartner sind, kennen uns und unsere Arbeit mittlerweile. Es hat sich in der ganzen Welt herumgesprochen, dass wir eines der am besten organisierten Festivals sind. Ich denke, man weiss, dass wir die Künstler quasi auf Händen tragen und ihnen ein persönliches, ja familiäres Umfeld bieten, das es ihnen ermöglicht, sich wohl zu fühlen und sich voll auf ihre Musik zu konzentrieren. Beatrice Stirnimann: Neben der persönlichen Betreuung sind natürlich die Fernsehübertragungen in alle Welt ein gewichtiges Argument, bei der AVO SESSION Basel aufzutreten. Generell weiss man auch, dass wir organisatorisch und technisch perfekte Bedingungen anbieten. Die Musiker bekommen genügend Zeit, sich vorzubereiten, Ton und Licht sind auf höchstem Niveau, und weil sich auch das Publikum wohl fühlt, sind die Konzerte entspannt und stressfrei.
Beatrice Stirnimann: Bei so vielen Menschen muss man führen und klare Vorgaben geben. Wenn wir Qualität wollen, dann müssen wir auch alles dafür tun, dass diese Vorgaben umgesetzt werden. Man muss Qualität und Engagement aber auch vorleben. Wir tun das und packen selbst an. Matthias Müller: Wir sind sicher streng und detailbesessen, aber ich erkläre dem Team immer wieder, dass mich nicht die 90 Prozent, die gut gemacht werden, interessieren, sondern die 10 Prozent, die aus einem guten Festival ein hervorragendes machen. Bei aller Strenge und Konzentriertheit pflegen wir aber einen äusserst menschlichen Umgang und verstehen uns eigentlich als Familie, wo alle am selben Strick ziehen und auch miteinander lachen können. www.avo.ch
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