PRESTIGE Switzerland Volume 28

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LIMITED EDITION auTuMN 2013

CULTURE TRAVEL

LIVING DRIVE STYLE BEAUTY

FASHION

Culinarium

FINANCE WATCHES & JEWELLERY

& mOrE

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Rubriken

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Rubriken

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Rubriken

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Rubriken

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Rubriken

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Rubriken

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Rubriken

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Rubriken


inhalt CULTURE 25 Knackig. Kühn. Klug Nicole Kidman 36 Artisan Atelier Höchste Kreativität trifft auf präzise Handwerkskunst

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42 coffee table books Von Art Deco bis Royal Edition 44 Drache, Tiger und Kirschblüten Yakuza 50 Unterwegs von Chur nach Tirano Mit Rolf Sachs 56 Baloise Session 2013 Unvergessliche und unkonventionelle Konzerte 60 Schrecklich schöne Aufnahmen Der Fotograf Martin Parr

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fashion 69 Obi Kunst, Tradition und Markenzeichen 78 Die Schweiz ALS MODELAND Mehr als Käse

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88 chopard 94 Rolls-Royce 104 fashion shortcuts Für echte Kerle und Pfützenspringer 110 New Look Revival einer Silhouette

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Rubriken

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inhalt WATCHES & JEweLLERY 117 Die Blaue Stunde Zifferblätter à la Yves Klein 128 Raritäten der Uhrenwelt Bergkristall und feinste Goldschmiedearbeit

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CULINARIUM 135 Unterwegs in Frankreichs Speisekammer Geniesserregion Rhône-Alpes

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146 Die süsse Versuchung Ein kleines Stückchen Glück 156 Sag es mit Schokolade Süsser Herbst mit feiner Schokolade 160 food news

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Beauty

163 Gefährliche Liebschaften Duftoeuvre by Kilian 172 Handlesen Samtpfoten erwünscht 178 Die Privatklinik Alta Aesthetica kennt kein Sommerloch 182 Der Luxus-Parfumeur Alberto Morillas

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inhalt DRIVE STYLE

202

193 Wo Männer zu Legenden wurden Pikes Peak 202 Auf den Spuren des Glücks Harley Davidson meets Relais & Châteaux

living 213 Der Recycling-Designer Piet Hein Eek 218 living news 220 No commercial Front Design

213

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FINANCE 228 Teilen heisst der Trend Die neuen Formen der Unterstützungsökonomie

234 240

232 Sich als Einheimischer fühlen Gelungener Urlaub aus privater Hand 234 Mojito-Zahnpaste von Kunden erfunden Crowdsourcing – ein neuer Heilsbringer? 240 Unternehmensinnovationen Die neue Kultur des Teilens 242 Neue Perspektiven Finanzierungsplattform für Crowdfunding

travel 247 Viva Las Vegas Gambler Paradise 252 Big City Symphony Der Reiz der Grossstadt 262 Die Traditionelle Thai-Massage Kunst der heilsamen Berührung 268 Tel Aviv Durchs Objektiv der Kiki Kausch

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Rubriken

DOPPELTE SICHERHEIT

EXTREM WIDERSTANDSFÄHIG WWW.CERTINA.COM

1959 DS KONZEPT

1961 SCHILDKRÖTE, SYMBOL FÜR WIDERSTANDSFÄHIGKEIT AUF GEHÄUSEBODEN

DS EAGLE GMT – ZWEITE ZEITZONE (24 H) 12-STUNDEN-CHRONOGRAPH

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inhalt Top Events of Switzerland 281 Die Topelite des grünen Sports Omega European Masters 286 Olympia an einem Abend «Weltklasse Zürich»

281 286 kolumnen 41 DJ Antoine – Die Annehmlichkeiten des Lebens – Luxus oder Notwendigkeit 67 Wilhelm J. Grusdat – Aus dem Leben eines Galeristen: Reine Geschmackssache 86 Gabriel Palacios – Anleitung zum Schlaraffenlandspiel 92 Tamara Wernli – «Gefällt mir!» 190 Götz Winter – The Sweet Smell of Success 238 Walter Bollier – Vietnam – China lagert kräftig in den Tigerstaat aus 279 Vera Dillier – Statussymbole news

108

108 wiesn schmankerl 132 womanman streetstyle 170 black & gold 177 hand care 188 Personal Chemistry for Her 189 Personal Chemistry for Him 210 Bikers paradise 245 It’s a Man’s World

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292 Vorschau & Impressum

170 245 20 | PRESTIGE


Rubriken

erh채ltlich bei:

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www.globalwine.ch


Rubriken

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V

vor Ihnen liegt die neue Ausgabe des Magazins PRESTIGE. Bunt und vielfältig wie sich bald die Herbstwälder zeigen werden, so sind auch unsere Themen. Wir reisen mit Ihnen in den fernen Osten und wandern auf den Spuren der Yakuzza. – Ein mit fast 86’000 Mitgliedern grosses Verbrechersyndikat. Es gibt keinen Geschäftszweig in Japan, der nicht von den Yakuzza beherrscht wird. Zu erkennen sind sie an ihren Tätowierungen, denn seit Jahrhunderten ritzen sich Mafiamitglieder Japans ihre Zusammengehörigkeit unter die Haut. In ganz anderen leuchtende Farben zeigt sich Japans Obi, der kunstvoll drapierte, breite Bindegürtel über den Kimonos. Bis zu fünf Meter lang ist der aus schwerem Seidenbrokat gefertigte Gürtel. Seine Tradition hält er seit der Heian-Zeit (794 bis 1192) bis heute aufrecht. Ein handgefertigter Obi ist heutzutage ein echtes Luxusacessiore. Abschliessend entführen wir Sie zur Entspannung in die besten Thai-Spas der Welt – von denen eins sogar im Land der Eidgenossen anzutreffen ist. Und was bringt die Schweiz noch so hervor? Bisher hatte das Land keine grosse Tradition im Modedesign. Aus Frankreich kommt Dior, aus Italien Prada und wen hat die Schweiz? Die erstaunliche Antwort finden Sie in dieser Ausgabe. Einer, der die Schweiz besonders liebt und ihr in einer Fotoausstellung einmal mehr ein Denkmal setzt, ist Rolf Sachs, Sohn des Lebemanns Gunther Sachs. Er zeigt in seinen Bildern die schönen Seiten einer Fahrt mit der Rhätischen Bahn auf. Wem Bahnfahren zu langweilig ist, der sollte das Pikes Peak International Hill Climb, das zweitälteste Motorsportrennen der USA, besuchen. Es machte schon einige Männer zu echten Legenden. Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen Sie einen hoffentlich wunderschönen Indian Summer und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende Lesereise.

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Rubriken

culture 24 | PRESTIGE


Nicole

Kidman

Knackig.

Klug. Dominique Zahnd

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© Jimmy Choo

Rubriken

Der Hollywoodstar ist das Werbegesicht der Herbst- / Winterkampagne von Jimmy Choo.

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Diese noble Blässe, diese feuerroten Haare: Nicole Kidman (46) verkörpert die Eleganz des alten Hollywoods. Doch sie kann auch anders – beispielsweise als sexy Vamp verführen. Ihre Erfolgsformel? Die Australierin hat keine Angst vor intimen Rollen.


CULTURE

R

Regisseur Chan-Wook Park sagt: «Nicole Kidman ist egozentrisch, schwierig, arrogant und kommt immer zu spät. Hätte mir das jemand vor unserem ersten Treffen erzählt, wäre ich überhaupt nicht überrascht gewesen». Zu seiner Enttäuschung war sie das genaue Gegenteil. Die beiden drehten 2013 den Thriller «Stoker» miteinander. – Ein düsteres, unterhaltsames Stück Kino.

Königin des Independent-Cinema Viel wird behauptet. Viel wird geschrieben. Kaum etwas davon ist wahr. Fakt ist, Kidman gehört zur Hollywood Royalty. Bestbezahlt ist sie und bereits mit einem Oscar geehrt worden. Jeder Regisseur will die Diva. Doch die 46-Jährige sagt nur zu, wenn die Rolle herausfordernd ist. Ob Kubrick, Luhrmann, Van Sant, Pollack, Von Trier oder Minghella: Sie steht regelmässig für die grössten Visionäre der Branche vor der Kamera. Blockbustermacher ignoriert sie konsequent. Kidman ging noch nie den einfachen Weg: Sie mag Parts, die sie an ihre Grenzen treiben und emotional aufwühlen. Auf der Leinwand kehrt die Australierin ihr Innerstes nach Aussen. Sie fürchtet sich auch nicht davor, splitterfasernackt zu spielen. Solche Szenen sind die Königsdisziplin im Kino. – Wie kriegt sie die hin? «Man muss alle im Raum vergessen, sonst fühlt man sich verwundbar», so Kidman. Filmdrehs machen ihr Spass. Arbeiten müsste sie schon lange nicht mehr. Es heisst, sie besitze ein Vermögen von 300 Millionen US-Dollar. Den Grossteil davon hat ihr Ex-Ehemann Tom Cruise überwiesen. Sie selbst scheffelt Geld mit ihren Filmen (20 Millionen Gage pro Rolle) sowie lukrativen Werbedeals zum Beispiel für Chanel No. 5, Omega Uhren, Energy-Riegeln und Jimmy Choo-Schuhe. Ihre Jobs führen sie von Adelaide bis Acapulco. Gerade hat sie in Australien Ferien gemacht – mit Ehemann Keith Urban und den zwei jungen Töchtern. Dann düste Kidman nach Monte Carlo, um dort die letzten Szenen für «Grace of Monaco» zu drehen – das potenzielle, neue Meisterwerk von Olivier Dahan («La Vie en Rose»). Anschliessend gings schnurstracks weiter nach Los Angeles. Die Schauspielerin flog so viel, dass sie Nasenbluten davon bekam. Doch die Strapazen sieht man ihr nicht an. Elegant – das Wort beschreibt Nicole am treffendsten. Den Grande Dame-Look spart sie sich aber für den Red Carpet auf. Zu Hause trägt sie am liebsten Jeans und T-Shirt – die kauft sie sich übrigens selbst. «Ich nehme keine geschenkten Kleider an», sagt der Star. «Das wäre irgendwie geschmacklos.»

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© FOX SEARCHLIGHT

CULTURE

Lauschangriff in «Stoker»: India (Mia Wasikowska) schleicht ihrer Mutter Evelyn (Nicole Kidman) hinterher.

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© New Line Cinema

CULTURE

Diva-Rolle ist nur gespielt Als Leinwand-Ikone verströmt sie Glamour. So viel davon, dass mancher berühmte Kollege neben ihr verblasst: wie bei einer Vernissage eines Edeljuweliers am Rodeo Drive. Jack Nicholson war da, neben ihm stand Shirley MacLaine. Doch dann schwebte La Kidman an ihnen vorbei: in einem Tunikakleid, das Lockenhaar gezähmt und hochgetürmt: Göttinnen gleich. Die charismatische Diva. – Doch das ist alles nur gespielt und nichts weiter als eine Rolle. «Wenn ich so ausgestellt bin, fühle ich mich oft sehr unsicher. Auf dem Filmset ist das Gegenteil der Fall. Da gehöre ich hin. Dort versucht eine Gruppe von Menschen, zusammen etwas Grossartiges zu erschaffen. Diesen kreativen Prozess liebe ich.» Die Anzahl ihrer Filmdrehs hat sich in den letzten Jahren wegen ihrer Kinder vermindert. «Die Familie geht vor», unterstreicht Kidman. «Ich bin jetzt vor allem rund um die Uhr Mama.» Sie, ihr Mann Keith und die Kids leben abgeschottet – entweder in einem Haus in Sydney oder auf einer Farm bei Nashville in Tennessee. Dort ist sie sicher vor neugierigen Reportern oder Paparazzi. Diese Rückzugsmöglichkeit ist für den Star essenziell. «Andernfalls würde ich verrückt werden.» Die Häuser des Promopaars sind immer erfüllt mit Musik. Ihr Gatte spielt Mundharmonika, Banjo, Piano, Bass und Schlagzeug. Seine Karriere als Countrymusiker nimmt er ernst. Kidman singt auch gern selbst. Dass sie das kann, bewies sie im fantastischen Musical «Moulin Rouge» – und beim Robbie Williams-Duett «Somethin Stupid», dem Weihnachtshit 2001. Neben Swing und Country steht sie aber auch auf kantigere Töne, wie den Sound der Black Keys oder den von Jack White. «Er wohnt gleich in der Nähe von uns, wir hängen oft in seinem Studio ab.» Die Koffer packen, reisen, Texte lernen und sich dann vor die Kamera stellen. Dieses Ritual begleitet die Schauspielerin durch ihr Leben. Nach über 60 Filmdrehs: Was empfindet sie da beim Gedanken an ihre bisherige Karriere? «Es ging alles so schnell. Ich bin seit ich denken kann Schauspielerin. Ich bin mit gerade einmal 22 nach Hollywood gekommen, ein Jahr später war ich bereits verheiratet (mit Tom Cruise), dann kam ein Film nach dem anderen.»

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© Warner

CULTURE

Die Schauspielerin hat keine Probleme mit Nacktszenen – hier eine aus «Eyes Wide Shut».

Mühe mit Kubricks Nacktideen Nicole Kidmans erste Grossproduktion war der Thriller «Dead Calm» (1989), in dem sie sich mit Filmpartner Sam Neill auf hoher See gegen den mörderischen Billy Zane zur Wehr setzen musste. Nach dieser recht freizügigen Rolle wollte die ganze Welt mehr über den sexy Rotschopf wissen – und mehr von ihm sehen. Tom Cruise war am schnellsten und schlug Nicole als seinen Co-Star für das Rennfahrer-Drama «Days of Thunder» (1990) vor. Weihnachten desselben Jahres heiratete das Paar bereits überhastet. Als Miss Cruise drehte sie fesselnde Dramen («To Die For», 1995 / «The Portrait of a Lady», 1996), einen Blockbuster («Batman Forever», 1995), einen Hollywoodflop mit George Clooney («The Peacemaker», 1997) sowie zwei umstrittene Filme mit ihrem Ehemann, das langweilige Immigranten-Drama «Far and Away» (1992) und den pseudoverruchten Kubrick-Thriller «Eyes Wide Shut» (1999). Im Film kriselt’s bei dem Paar. Im realen Leben war das damals – obwohl es jeder reininterpretierte – nicht so. «Tom und ich standen uns zu dieser Zeit sehr nahe. Wir waren uns bewusst, dass «Eyes Wide Shut» provozieren sollte. Doch wir vertrauten Stanley Kubrick total.» Sie gibt allerdings zu, dass ihr die vielen Nacktszenen anfangs recht zu schaffen machten. «Stanley musste mich beruhigen. Aber am Ende drehten wir Sachen, die recht extrem waren, aber im fertigen Film dann gar nicht auftauchten. Da ich mich am Set aber sicher fühlte, hatte ich keine Probleme damit.» Über Tom Cruise redet sie selbst Jahre später nicht so gern. Die Scheidung tat weh. Sie sagt nur: «Wenn es einem richtig dreckig im Leben

geht, dann hat das auch irgendwie etwas Reinigendes.» Nicole war danach sechs Jahre lang single. «Denn ich wollte lieber gar keine Beziehung haben, als eine schlechte.» Mit ihrem Ex hat sie zwei Kinder: Connor (17) und Isabella (20). Beide sind adoptiert und wurden auf Wunsch ihres Vaters als Scientologen erzogen. Was Kidman darüber denkt? Sie bleibt vage, sagt nur: «Ich respektiere ihren Glauben.» Die düsteren Zeiten sind längst passé: Kidman ist heute zufrieden. Die Beziehung zu Countrysänger Keith Urban tut ihr gut. Das bestätigt sie, sagt, sie sei «wunschlos glücklich. Er ist der beste Mann der Welt. Es scheint, als hätten wir uns gesucht und gefunden.» Seit die beiden Kinder haben, wird jedes neue Filmprojekt von den Eltern ausführlich diskutiert. Denn er ist schliesslich auch berühmt und geht arbeiten. Kommt es zu Terminkollisionen, sagt Nicole bisweilen tolle Angebot der Familie zuliebe ab. «Denn die Kinder und die Ehe sind wichtiger als alles andere.»

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CULTURE

Zweite Heirat in australischer Kapelle 2006 haben die Zwei an der australischen Küste geheiratet – in einer Kapelle im gotischen Stil, die idyllisch auf einem Hügel mit Meerblick liegt. Kidman trug ein elfenbeinfarbenes Kleid von Balenciaga mit passendem Schleier und dazu Perlenohrringe. Ihr Vater Antony führte sie zum Altar. Kidmans Schwester Antonia und die damals 13-jährige Tochter Isabella fungierten als Brautjungfern. Die Zeremonie war katholisch. Mitgefeiert haben 230 Gäste, darunter Kidmans Freunde Russell Crowe, Naomi Watts, Baz Luhrmann sowie «X-Men»-Star Hugh Jackman, der den Frischvermählten ein Ständchen sang. Umgeben von Australiern fühlt sie sich wohl. «Weil wir sehr lebenslustige und bodenständige Menschen sind.» Den Film «Australia» 2008 zu drehen war eine Herzensangelegenheit für Kidman. Sie beschreibt ihre Heimat so: «Es ist etwas in der Luft, der Erde sowie der Natur der Menschen, das einen gefangen nimmt. Und ich bin ein Teil davon. Ich werde mich bis an mein Lebensende als Australierin fühlen.» Geboren worden ist sie allerdings in Honolulu/Hawaii. Der Kidman-Clan zog erst 1970 nach Ausstralien. Genau dorthin, wo die Sonne am heftigsten auf den Boden knallt. Für die blasse Rothaarige der pure Horror. Sie musste sich wegen Hautkrebs am Bein behandeln lassen. Seither geht sie ohne Ganzkörpermassage mit Sonnenschutzfaktor 50 und Hut nicht mehr aus dem Haus. Schon als Kind war Nicole fasziniert von Ballett und Schauspielerei. Ihre erste Rolle? Die eines Schafes als 6-Jährige im Krippenspiel. Es folgten viele weitere Theaterstücke und 1983, als 16-Jährige, schaffte sie den Sprung auf die Mattscheibe. Sie wirkte in «Bush Christmas» mit, einem Film, der noch heute an Weihnachten in Australien ausgestrahlt wird. Auf ihrem Weg nach oben begleitete sie ihre beste Freundin, Schauspielerin Naomi Watts. Diese behauptet, dass sie nur dank Nicole dem Beruf treu geblieben ist. «Sie hat mich immer aufgemuntert und mich unterstützt. Sie hinderte mich daran, aufzuhören», sagt Watts. Und siehe da, seit sie 2001 in David Lynch’s Thriller «Mulholland Drive» mitspielte, ist die Australierin ebenfalls ein Star. Sie war sogar schon zweimal für einen Oscar nominiert («21 Grams», 2004, und «The Impossible», 2013).

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© 20th Centura Fox

Von den Botox-Injektionen entstellt: Kidman in «Australia».

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© 20th Centura Fox

CULTURE

Nicole will eine Schule in Asien aufbauen Mit 46 gehört Nicole Kidman langsam zu den reiferen Schauspielerinnen. Für die werden in Hollywood die Rollen immer rarer und rarer. Meryl Streep, Susan Sarandon und Kristin Scott Thomas gehören da schon zu den Ausnahmen. Kidman macht sich nichts vor. Sie sagt: «Die Zukunft gehört der Jugend. Das war schon immer so. Vielleicht mache ich auch bald etwas ganz anderes. Meine Mutter und ich spielen schon seit Längerem mit dem Gedanken, eine Schule für künstlerisch begabte Kinder zu gründen, wahrscheinlich irgendwo in Asien.» Den Alterungsprozess anhalten, das wollte sie auch schon einmal. Darum liess sie sich Botox spritzen. «Ein Fehler», wie Kidman heute zugibt. «Ich bin froh, dass ich endlich mein Gesicht wieder bewegen kann.» Gut so, denn ihre maskenhafte Glätte wertete den sonst positiven Gesamteindruck des Streifens «Australia» ab. Mittlerweile setzt die Schauspielerin auf ein strenges Fitnessprogramm und eine gesunde Ernährung. «Ich bin

vollkommen natürlich und stolz darauf», sagt sie. Kidman ist kein Star zum Anfassen. Dafür schottet sie sich zu sehr ab. Darum interessiert es einen umso mehr, wie sie zuhause so ist. Was passiert dort, wo die Kameras sie nicht beobachten dürfen? Vor allem steht sie nicht im Mittelpunkt, sondern Sunday Rose (4) und Faith Margaret (2). Mami kocht jeden Abend für ihre Töchter, auch wenn diese sie zu Filmdrehs begleiten. Ihre Familie und ihre Freizeit sind Nicole heilig. Deswegen verschwendet sie die freie Zeit auch nicht mit Tweets oder Facebook. Die Australierin liest lieber oder schaut sich Fernsehshows wie «Homeland», «Modern Family» oder «American Idol» an. Denn dort sitzt ihr Schatz Keith in der Jury.

Fleissig in 2013 Kidman scheint gerade in Drehlaune zu sein. Im Thriller «Stoker» spielt sie eine frivole Witwe und im Drama «The Railway Man» unterstützt sie Offizier Colin Firth bei der Suche nach seinem japanischen Folterknecht. In «Grace of Monaco» wiederrum verkörpert die 46-Jährige Filmstar und Fürstin Grace Kelly. In «Anchorman: The Legend Continues» zeigt sich die Australierin von ihrer komödiantischen Seite.

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trifft

auf

Handwerkskunst

Artisan Atelier Im Herzen der Montblanc-Manufaktur für Schreibgeräte in Hamburg befindet sich das Artisan Atelier. In dieser kleinen, weltweit einzigartigen Manufaktur nehmen die aussergewöhnlichsten Ideen langsam Form an, von der ersten Skizze bis hin zum vollendeten Artikel. Yvonne Beck

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CULTURE

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Aus Massivgold, kostbaren Edelsteinen und manchmal auch aus seltenen oder aussergewöhnlichen Materialien wie Mammutstosszahn oder Granit vom Mont Blanc kreieren die Künstler des Artisan Ateliers Schmuckstücke, die zugleich schreiben können. Darunter gibt es viele stark limitierte Auflagen, bei manchen handelt es sich sogar um Einzelstücke. Die Montblanc-Designer, Meistergoldschmiede und Edelsteinfasser erreichen hier den Gipfel ihrer Kunst mit jährlichen Editionen wie der streng limitierten Patron of Art Limited Edition, zu Ehren der PekingOper oder den «Créations Privées», authentischen, massgeschneiderten Designs, die von Montblanc-Kunstkennern der ganzen Welt in Auftrag gegeben werden. PRESTIGE sprach mit Christian Rauch, Managing Director Writing Culture & Leather, über die Kunst des Schreibens und über seinen persönlichen Lieblingsfüller.

Prestige: Montblanc beschreibt seine Kunsthandwerker gern als «Soul-Makers». Ein schöner Begriff. Was genau steckt hinter diesem Begriff? Christian Rauch: Die über 3 000 Mitarbeiter weltweit von Montblanc, die dem Unternehmen und seinen Produkten eine Seele einhauchen, haben sich ihren Werten voll und ganz verschrieben. Ihre ganze Erfahrung, ihre Kunstfertigkeit und ihre Leidenschaft legen sie in jedes einzelne Montblanc-Produkt. Nur so können Produkte auf höchstem Niveau seit mehr als einem Jahrhundert entstehen. Zeitlose Schönheiten, Unikate für die Ewigkeit, Lebensbegleiter. Das Montblanc-Emblem symbolisiert Werte, die in unserem schnelllebigen Alltag selten geworden sind. Werte wie Beständigkeit, Tradition und Verlässlichkeit. Sich Zeit zu nehmen für das, was im Leben wirklich wichtig ist: Gedanken und Gefühle, Schönheit und Kultur. Zeit für sich, für andere, für die wesentlichen Momente des Lebens.

Montblanc bietet einen Service an, Federn auf die Charakteristika der eigenen Handschrift anzupassen. Wie geht das von Statten? Wir sind anhand eines Analysesystems in der Lage, mit höchster Präzision die jeweilige Handschrift auszuwerten, um eine Feder auszuwählen, die perfekt zum Schreibstil der Person passt. Mit einem eigens entwickelten Füllfederhalter mit mehreren Sensoren schreibt der Kunde seine Unterschrift und einen kurzen Text. Dabei misst ein Computer die Hauptparameter wie Schreibgeschwindigkeit, Druck, Drehung des Schreibgeräts, Schwungumfang und Neigungswinkel. Diese werden von einem unserer Kunsthandwerker ausgewertet, der daraufhin eine Feder empfiehlt, die perfekt auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt ist. Die massgeschneiderte Montblanc-Feder wird im Anschluss von unseren hoch qualifizierten Kunsthandwerkern der MontblancFedermanufaktur in Hamburg ausschliesslich aus 18K Gold hergestellt. Jede massgeschneiderte Montblanc-Feder kann schliesslich mit einer Gravur, wie «Handgefertigt für ...», zusätzlich personalisiert werden.

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CULTURE

Im Herzen der Montblanc-Manufaktur für Schreibgeräte in Hamburg befindet sich das Artisan Atelier. Hier werden Sonderanfertigungen und Limited Editions hergestellt. Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen für diese Editionen? Oftmals werden Menschen geehrt, welche in ihrem Arbeitsfeld Ungewöhnliches geleistet und die Welt dadurch nachhaltig bereichert haben, wie etwa John Lennon, Albert Einstein oder Pablo Picasso.

Können Sie uns einige dieser limitierten Stücke genauer beschreiben? Zum Beispiel die Limited Edition «Musee de Louvre 89», eine Hommage an eine kulturelle Stätte und das grösste und bedeutende Museum Europas. Inspiriert von der Bauweise und Fassade ist der Skeleton Füllfederhalterhalter mit feinen Elementen und Mustern aus dem Louvre ausgestaltet. Die Kappe der Limited Edition ist inspiriert von der Pyramide, die im Hofe des Louvre, 1989 entworfen vom Architekten Ming Pei, errichtet wurde. Das Jahr des Baus der Pyramide stand Pate für die Limitation der Edition. Oder ein weiteres Beispiel ist die Edition «Pablo Picasso 91», welche limitiert auf 91 Stück weltweit das Lebenswerk eines der bedeutendsten Künstlers ehrt. Inspiriert von der Simplizität der Person des Malers und dem Shape eines Bleistiftes – mit welchen Picasso Skizzen und Aufzeichnungen zu tun pflegte – ist der Behälter des Füllfederhalters in der Form eines Bleistiftes gestaltet. Seine Bildreihen «Portrait de jeune fille», die er auch kommentierte, liefert die Basis für die Gestaltung der aussergewöhnlichen Kappe, auf der sich dieses Werk inklusive seines Kommentares wiederfindet. Auf der Feder findet sich fein eingraviert Picassos bekannte Zeichnung «Ojo».

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Und welcher ist Ihr persönlicher Liebling? Die Limited Edition aus dem letzten Jahr «Montblanc Heritage Collection 1912 Limited Edition». Inspiriert von einem der ersten Füllfederhalter von Montblanc ca. 1912. 100 Jahre später haben wir eine Technik entwickelt, die bahnbrechend ist: Der alte Mechanismus des Ein- und Ausdrehens der Feder wurde gepaart mit dem Kolbenmechanismus – eine Innovation, die bisher noch nicht da gewesen war. Die Füllfederhalter der ersten Jahre waren eine bahnbrechende Erfindung, da sie es durch den Tintentank ermöglichten, auch auf Reisen mitgenommen zu werden. Das Ein- bzw. Ausdrehen der Feder diente nicht nur der Schreibfunktion, sondern verschloss den Tintentank auch in beiden Stellungen, sodass keine Tinte entweichen konnte. Heute nun stellt sich eine andere Herausforderung – wie dem Vereinen dieses charmanten Mechanismus mit dem heute gängigen Kolbenprinzip. Dies ist den Ingenieuren von Montblanc mit einer einzigartigen Technik gelungen. Aber nicht nur der Innovationsgeist der frühen Jahre spiegelt sich in der Heritage Collection 1912 wieder. Als Referenz an den damals weissen Kappenkopf (das Montblanc-Emblem wurde erst 1913 registriert und ca. 1914 eingeführt) hat die Edition einen


CULTURE

Perlmuttstern im transparenten Kappenkopf aus Perlmutt. Die eigens für die Heritage Collection entwickelte Feder ist ebenso besonders: Durch ihre neue Form – sie ist flacher und hat eine andere Geometrie – ermöglicht sie ein weicheres Schreibverhalten. Die Feder ist biegsamer und es ist damit möglich, auch den Charakter der Schrift zu verändern, – je nach dem Druck, der ausgeübt wird. Inspiriert aus der Zeit und neu interpretiert vollenden sie diese aussergewöhnliche Edition, die ihre Besonderheit eher nicht auf den ersten Blick preisgibt.

Im Artisan Atelier Montblancs werden auch Einzelstücke angefertigt. Welche Sonderwünsche haben die Kunden und worauf wird besonders Wert gelegt? Seit ein paar Jahren bieten wir für besondere Kunden diesen Service an, ein Einzelstück für sie zu kreieren und zu fertigen – «Montblanc Création Privée». Dies ist nicht im Geringsten vergleichbar mit der Entwicklung von Limited Editions. Die Kunden haben teilweise konkrete Wünsche, andere haben ihre Geschichte, die sie erzählen und wiederfinden möchten. So wird zwar auch versucht, ein Thema im Design des jeweiligen Einzelstückes abzubilden, jedoch ist der gesamte Prozess viel persönlicher und individueller anzusehen, als es bei der Entstehung von Limited Editions der Fall ist. Wir begleiten den Kunden mit einem kleinen Team über mehrere Treffen bis zur Übergabe seiner Création Privée persönlich. Oft ist dieses sehr persönliche Treatment und der enge persönliche Kontakt mit dem «Herzen» der Manufaktur dem Kunden wichtiger als ein besonderes Detail an seiner Edition. Aber auch aussergewöhnliche Details werden gefragt und umgesetzt.

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CULTURE

Artisan Edition Gustave Eiffel, limitiert auf 91 Exemplare, Feder aus 18K «Gold Ruthenium beschichtet», skelettierter Korpus aus 750er Weissgold und Diamanten.

Welche Materialien werden für die Einzelanfertigungen verwendet und welches ist das ungewöhnlichste Material, welches je verarbeitet wurde? Grundsätzlich versuchen wir, alle Wünsche der Kunden wahr werden zu lassen, so auch, wenn ungewöhnliche Anfragen kommen nach Material oder Design. In der Machbarkeit gibt es praktisch keine Grenze, da es keine Limits im Atelier gibt, die ungewöhnlichsten Materialien, Formen oder Techniken zu entwickeln, öfters auch in Kooperation mit Universitäten oder Forschungsinstitutionen, um den extrem hohen Ansprüchen unserer Sammler gerecht zu werden. Die Grenzen liegen sicher in dem, was wir mit unserer Philosophie oder unseren Grundsätzen nicht vereinen können. So wird zum Beispiel das Montblanc-Emblem immer am Kopf des Schreibgerätes zu finden sein. Die Materialien, die bisher von den Kunden nachgefragt wurden und die wir eingesetzt haben, entsprechen im Weitesten den Materialien, die im hochwertigen Bereich ihren Einsatz finden: Gold, Platin, Emaille und Edelsteine. Aber auch schon mal original Tabakblätter für einen Zigarrenliebhaber oder Steine, die Kunden selbst gefunden oder gekauft haben.

Der Zeitaufwand ist auch sehr individuell und nicht generell definierbar. Im Durchschnitt dauert es allerdings bestimmt 24 bis 30 Monate von der ersten Idee bis hin zur Auslieferung der Creation Privée. Viele von unseren Kunden, die ein Einzelstück anfragen, sind Kosmopoliten, sodass eine Terminfindung zur Abstimmung der nächsten Schritte oft nicht so einfach ist. Deshalb gibt es die Möglichkeit, Videos der Herstellung zu senden, hierfür gibt es einen eigens dafür installierten Arbeitsplatz.

Menschen, die einen Montblanc-Füller kaufen legen Wert auf …?

Ist jeder Kundenwunsch erfüllbar?

Grundsätzlich möchten Montblanc-Kunden die Werte der Marke kaufen – höchste Qualität, Langlebigkeit und Zeitlosigkeit. Bei Editionen kommt sicher noch Wertbeständigkeit dazu, wenn nicht sogar eine Wertsteigerung und die Geschichten, die die jeweilige Edition erzählt.

Ja, insofern er keine politischen oder religiösen Inhalte hat.

Ein Montblanc-Füller ist für Sie in drei Worten …?

Wie viel Arbeitszeit steckt ungefähr in einer Sonderanfertigung?

Einzigartig. Beseelt. Inspirierend.

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kolumne Die Annehmlichkeiten des Lebens – Luxus oder Notwendigkeit? In einen bequemen Ledersessel lehnend geniesse ich die Ruhe und die angenehm kühle Temperatur, gönne mir ein Gläschen Champagner und eine abwechslungsreiche Käseplatte. Wir beschleunigen, die Landschaft fliegt an uns vorbei, und dann, einen kurzen Moment später, stellt sich ein Gefühl der Schwerelosigkeit ein. Unter mir erblicke ich Häuser, Felder und die Meeresküste, entlang derer sich viele SonDJ Antoine nenhungrige aneinanderreihen. Ich schliesse zufrieden die Augen und lasse die unvergessliche Partynacht mit Tausenden Fans Revue passieren. Heute schreibe ich Ihnen diese Zeilen aus meinem Privatjet, den ich für meine Sommertour 2013 gechartert habe. Die mit acht bequemen Ledersitzen, flauschigem Teppich und edler Holzverkleidung ausgestattete Cessna 650 Citation, die aussen mit «DJ Antoine – Summer Tour 2013» und einem Bild von mir beschriftet ist, bringt mich stressfrei und komfortabel von einer zur nächsten Auftrittsdestination. Übertriebener Luxus, überheblich und narzisstisch? Ja, ja, und nochmals ja! Dass ein Privatjet ein exklusiver Luxus ist, den sich nicht jeder leisten kann, ist mir bewusst. Auf meiner Tour spiele ich praktisch jeden Tag an einem anderen Ort resp. in einem anderen Land, zum Beispiel in Cannes, Helsinki, Basel, München, Sizilien, Mykonos, Köln, Venedig, Sardinien. Die Nächte sind entsprechend lang, der Schlaf meist viel zu kurz, doch auch die Büro- und Produzentenarbeit muss erledigt werden. Zusammenfassend bin ich Fussballspieler, Coach und Trainer in Einem. Zeit, in der ich die vielen Eindrücke und Emotionen verarbeiten sowie meinem Körper etwas Ruhe gönnen kann, wird somit zu einem sehr raren Gut! Weshalb soll ich mich daher täglich mit dem langwierigen Prozedere des Eincheckens am Flughafen inmitten von Menschenmassen bis hin zum Warten auf das

Gepäckstück abmühen und durch Umsteigen bei Linienflügen viele Stunden verlieren? Das Handling an Privatjetterminals ist enorm zeitsparend und effektiv. Destinationen mit kleineren, umliegenden Flughäfen können direkt angeflogen werden und verkürzen den Transfer vom Flughafen zum Hotel und Klub enorm. Auch erspart mir das Reisen mit dem Privatjet das Schleppen riesiger Koffer mit Kleidern und Merchandising für die Fans, da ich vieles im Jet lagern kann. Überheblich? Ich gebe zu, ich geniesse nach geleisteter Arbeit die Nacht in einer Suite in einem 5-Sterne-Hotel, bestelle mir exklusiven Champagner, kaufe mir teure Kleider und Taschen und gönne mir auch sonstige Annehmlichkeiten. Das sind für mich weitere Supplements, die ich schätze. Ich bin stolz auf mein Schaffen und den Erfolg, schliesslich heisst es ja, dass man Mitleid geschenkt erhält und man sich Neid hart erarbeiten muss. Eine Portion Narzissmus gehört zum Leben eines jeden Künstlers, so auch zu meinem. Als One-Man-Show vor Tausenden von Leuten zu stehen und diese mit der eigenen Musik zu begeistern, braucht nicht nur Mut, sondern auch Selbstvertrauen. DJ Antoine ist nicht nur eine Person, sondern inzwischen auch ein Brand. Wieso sollen wir also die Möglichkeit nicht wahrnehmen, den teuer bezahlten Privatjet mit Beschriftung und Foto von mir als fliegende Werbung für mein aktuelles Album «DJ Antoine – Sky Is The Limit» zu nutzen? Im Internet sind bereits Videos oder Fotos vom Jet veröffentlicht worden und Fans reisen extra zum Flughafen, um den Jet zu sehen. Wie dem auch sei, für manche mag meine Lebensweise nachvollziehbar sein und für andere nicht. Je mehr man sich in der Öffentlichkeit bewegt, umso mehr erregt man Aufsehen, ob positiv oder negativ! Das Wichtigste ist und bleibt jedoch, sich treu zu bleiben und an sich zu glauben.

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Coffee Table Books Hommage an Stammeskulturen In seinem epochalen Bildband «Before They Pass Away» fängt Jimmy Nelson die Lebensweise der letzten verbliebenen Völker ein, denen es gelingt, in einer globalisierten Welt ihre überlieferten Bräuche aufrechtzuerhalten. Die epischen Porträts des britischen Fotografen zeigen diese würdevollen Erben Jahrhunderte alter Traditionen in einem stolzen Geist und in all ihrer Pracht. Die 500 limitierten, signierten und nummerierten Exemplare der Collector’s Edition werden in einer Klappbox mit drei Originaldrucken und einem eigens angefertigten transparenten Buchständer geliefert!

Before they pass away (Collector’s Edition) Jimmy Nelson teNeues Verlag

Ein unverzichtbarer Baustein jeder Elliott Erwitt-Sammlung Um die nie zuvor in Buchform publizierten Farbfotografien für dieses Megaprojekt auszuwählen, durchkämmte Elliott Erwitt sein umfangreiches Archiv von fast einer halben Million 35 mm-Dias. Dann begann er mit der Mammutaufgabe, daraus nach und nach diese epische Kollektion von rund 450 Seiten zusammenzustellen. Bei den meisten Aufnahmen ist die Farbe wunderbar erhalten geblieben und jedes bewegende Detail wirkt so frisch wie am ersten Tag. Ob Weltenlenker oder kesse Showgirls, die Motive spiegeln Erwitts unvergleichliches und vielseitiges Einfühlungsvermögen wider. Auch als Collector’s Edition erhältlich – Limited Edition von 100 Kopien, mit einem signierten Fotoprint.

Elliott Erwitt’s Kolor (Collector’s Edition) Elliott Erwitt teNeues Verlag

Lang lebe die Queen Die limitierte Ausgabe von «Her Majesty» ist ein handgefertigtes CoutureSammlerstück mit einem von der britischen Designikone Vivienne Westwood entworfenen Cover. Als Reminiszenz an das Herrschaftsgebiet der Queen, Grossbritannien, und Westwoods berühmte Gold-Label-Kollektion, schmückt das Cover ein handgenähter Stern des Hosenbandordens in Silbermetallic. Das Buch wird in einer perlmuttfarbenen, ebenfalls von Westwood gestalteten, Schlagkassette geliefert. Harry Benson setzte allem die Krone auf – mit einem seiner schönsten Schnappschüsse von der Queen.

Her Majesty. Royal Edition Vivienne Westwood & Harry Benson Taschen Verlag

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Die Geschichte des Bleistifts Zwei Milliarden holzgefasste Stifte verlassen jährlich die Fabriken von Faber Castell. Der moderne Qualitätsbleistift «A. W. Faber» war der erste Markenbleistift der Welt und Faber Castell ist bis heute geradezu ein Synonym für handgehaltenes Schreiben und Künstlerbedarf. Die 250-jährige Geschichte der Familie und der Firma ist geprägt von Erfolgen, Niederlagen, persönlichen Schicksalen, Freud und Leid. Dieser Bildband ist weit mehr als eine Unternehmensdarstellung. Er ist spannend wie ein Roman, informativ wie eine zeitgeschichtliche Chronik, authentisch und aus erster Hand erzählt sowie ein opulentes Familienalbum über drei Jahrhunderte hinweg, das in dieser Form erstmals öffentlich zugänglich gemacht wird.

Faber Castell since 1761 Anton Wolfgang Graf von Faber Castell Collection Rolf Heyne

Die Kunst der 1920er- und 1930er-Jahre Was haben das Chrysler Building in New York, die sachlichkühlen Porträts von Tamara de Lempicka, die Tiller Girls und eine Tischleuchte von Wilhelm Wagenfeld gemeinsam? Den Stil: in allen Fällen allerschönster Art déco. Kaum eine andere Stilrichtung hat das Bild ihrer Epoche so umfassend geprägt wie der Art déco. Ausgehend von Paris setzte sich die Formensprache des Art déco ab Mitte der 1920er-Jahre weltweit durch und ergriff alle Bereiche von Kunst und Kultur. Der vorliegende, ganz im Stil des Art déco gestaltete und hochwertig ausgestattete Band widmet sich der Frage nach dessen kunstgeschichtlichen und kulturpolitischen Voraussetzungen. Er beleuchtet die sich parallel entwickelnden Stile und Theorien und ordnet sie in den Zusammenhang der Kunst des 20. Jahrhunderts ein.

Art déco Norbert Wolf Prestel Verlag

Very British! 30 britische Prominente – von Alan Bennett bis Paul Smith – verraten ihre ganz persönlichen Lieblingsplätze, beispielsweise den Lesesessel am Kamin, die Bar im Club oder die Grabkammer im Museum. Die Liste der porträtierten Persönlichkeiten liest sich wie ein «Who is who» der britischen Kultur. Gilbert & George laden in ihre privaten Gemächer ein. Jeanette Winterson besucht ihre Lieblingsbuchhandlung. Tim Knox öffnet verborgene Türen in Sir John Soane’s Museum. So geben die feinfühligen Porträts Derry Moores nicht nur Einblick in private Lebenswelten, sondern auch einen Überblick über britischen Stil und Lebensart – ganz persönlich interpretiert.

An English Room Derry Moore Prestel Verlag

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Rubriken

Drache, Tiger und Kirschbl端ten Yakuza Helena Ugrenovic

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Rubriken

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Mit fast 86’000 Mitgliedern sind sie das grösste organisierte Verbrechersyndikat der Welt. Wer ihnen einmal beigetreten ist, gehört für immer ihnen. Die Rede ist von der Yakuza.

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CULTURE

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Es existiert kein einziger Geschäftszweig in Japan, der nicht von ihnen beherrscht wird. In keinem anderen Mafia-Syndikat der Welt identifizieren sich Mitglieder durch ihre Tätowierungen so intensiv mit ihrem neuen Ich. Von Top-Führungskräften und Verwaltungsräten bis hin zu Schauspielern und Superstars zieht sich die eindrucksvolle Mitgliederliste der Yakuza. «Wer einen Taler raubt, wird gehängt; wer ein Land raubt, wird König.» Auch heute noch haftet ein verklärtes Robin Hood-Image an ihnen, denn sie sind barmherzig und kaltherzig, gütig und grausam zugleich. Im Gegensatz zu amerikanischen oder anderen Mafiastrukturen, operieren die japanischen Yakuza nicht aus der Unterwelt. Sie werden als notwendiger Teufel gesehen, durch dessen allmächtige Anwesenheit die Strassenkriminalität eingedämmt wird, denn noch schlimmer als ein organisiertes wiegt ein unorganisiertes Verbrechen.

Oicho-Kabu Ihren Namen verdanken sie den denkbar schlechtesten Blättern im alten japanischen Kartenspiel Kabufuda: Ya-Ku-Za ist die dialektale Aussprache der Zahlenkombination 8, 9, 3 und gilt als wertlos. Als die Wertlosen der Gesellschaft sehen sich die Yakuza nicht ohne Stolz. Ihr Ursprung wurzelt in der Edo-Periode zwischen 1600 und 1868. – Einer Zeit, in der in Europa in 31 Kriegen um die Vorherrschaft gekämpft wird, Nikolaus Kopernikus seine Theorie vom heliozentrischen Weltbild veröffentlicht und die Welt mit Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci, Niccolò Machiavelli, Michelangelo oder William Shakespeare bereichert wird. Damals sind es Bauern und Handwerker, jedoch vielmehr Kaufleute, die sich aus bitterer Armut oder gepeinigt von Schicksalsschlägen, den Yakuza anschliessen. Wer sein Land oder Geschäft durch Naturkatastrophen oder das Glücksspiel verloren hat, mittellos in eine neue Stadt flüchtet und auf ein besseres Leben hofft, sieht keinen anderen Ausweg, als bei den Yakuza anzuklopfen. Lieber einen Pakt mit dem Teufel eingehen, als in verdreckten Gassen verhungern. Die Yakuza geben ihnen Arbeit, Unterkunft und Geborgenheit innerhalb ihrer Familienstruktur; Respekt und Anerkennung zollt ihnen die ländliche Bevölkerung.

Yakuza versus Samurai Die Samurai haben keine kriegerische Beschäftigung mehr zu jener Zeit. Sie verlagern ihr Wirken in den Dienst der Polizei sowie den Schutz der öffentlichen Sicherheit. In der Hierarchie höher gestellt, blicken die »Bushi« herablassend auf die Yakuza, die sie als Möchtegern-Samu-

rai beschimpfen. Erst ab 1926, während der Shõwa-Zeit, in der Ära des erleuchteten Friedens, die als Blütezeit des japanischen Imperialismus zählt, und vor allem nach der Kapitulation Japans 1945 im Zweiten Weltkrieg erlangen die Yakuza relevanten Einfluss auf die japanische Gesellschaft. In dieser Zeit werden die Strukturen der modernen Yakuza gebildet. Sie organisieren den Schmuggel und Schwarzhandel und erschaffen legale Strategien, um ihre zum Teil illegalen Forderungen durchzusetzen. Als Japan am Ende der Besatzungszeit und mit seiner Anerkennung als souveräner Staat 1952 den Wiederaufbau der Wirtschaft und staatlichen Strukturen forciert, reagieren die Yakuza mit einem Parallelkonzept. Sie erschaffen eigene Wirtschaftszweige und fokussieren sich auf das Glücksspiel und die Bauwirtschaft.

Aufstieg der Yakuza Die Konflikte und der Kampf um Territorien innerhalb der Yakuza schwelen an und enden in blutigen Bandenkriegen, die der Staat verzweifelt zu unterbinden versucht. Es erreicht damit jedoch, dass sich die Macht der bis heute vorherrschenden drei Gruppen Yamaguchi-gum, Sumiyoshi-kai und Inagawa-kai nicht nur beschleunigt, sondern festigt. Während der Rezession der 1970er-Jahre sowie der Finanzblase der goldenen Achtziger, dringen die Yakuza in die Finanzbranche vor. Der Schmuggel boomt durch die immer stärker werdende Containerschifffahrt. Börsenkotierte Aktiengesellschaften zittern und zahlen sich durch Schutzgelderpressungen. Die Strategien der Yakuza sind hinterhältig und clever. Die Klagen und Einsprüche von Kleinaktionären gegen Geschäftspraktiken und Rechnungsabschlüsse sind Zeit- und Geldfresser und weitaus kostspieliger als «Spenden» an die Yakuza.

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Moderne und Tradition So sehr sie jetzt sogar mit einem öffentlich erhältlichen Werbemagazin, in dem Gedichte und Reportagen zu lesen sind, um neue Anhänger buhlen, schrumpft die Anhängerschaft der Yakuza. Das Magazin der Yamaguchigumi ist nur ein verzweifelter Griff nach dem Strohhalm. Die jungen Japaner verspüren keine grosse Lust, den Yakuza beizutreten und sich einer patriarchischen Führungs- und Vaterfigur, dem sogenannten Oyabun oder Paten, zu beugen oder sich ihre Sporen mit niedrigen Arbeiten zu verdienen. Die Yakuza-Gruppen sind wie eine Familie strukturiert, mit dem Oyabun an der Spitze und darunter die Kobun, die Söhnen oder Soldaten. Akihito Akeuchi, ein ehemaliger Yakuza und heute einer ihrer Tätowierer, erzählt in einem Interview: «Es beginnt damit, dass du mit dem Boss Sake trinkst und er dann sagt, dass er von heute an dein Vater ist und du sein Sohn bist. Ich hatte mir das anders vorgestellt, als der Dienstbote der älteren Brüder zu sein. Ich war frustriert, musste Zigaretten holen, sie bewirten und die Aschenbecher leeren. Ich war ein junger, durstiger Soldat, der auf die Strasse wollte, doch stattdessen schenkte ich Tee aus und küsste ihre Hintern.» Menschen- und Drogenhandel, Prostitution, legale und illegale Inkassogeschäfte, verbotenes Glücksspiel und Schutzgelderpressungen gehören zum täglichen, traditionellen Mafia-Geschäft der Yakuza. Sie operieren auf praktisch jedem Geschäftsgebiet Japans, beeinflussen die Finanzmärkte und haben ihren Wirkungskreis auf die politische Korruption ausgedehnt. Gewalt gilt als ultimativ letzte Instanz.

Zeig mir deinen Körper ... ... und ich sage dir, wer du bist. In keiner anderen kriminellen Gruppierung wird die Zugehörigkeit auf so eine markante Weise demonstriert wie bei

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den Yakuza und den Tätowierungen ihrer Mitglieder. Seit Jahrhunderten ritzen sich Krieger und Gesetzlose ihre Zusammengehörigkeit unter die Haut. Die Bilder auf dem Körper müssen in einer Balance und Harmonie zueinander stehen und so sind Ganzkörpertätowierungen oft spiegelverkehrt gestochen. Alles, was eine Vorderseite hat, beinhaltet auch eine Rückseite. Doch die Tätowierungen der Yakuza zeigen nicht nur wahre Kunstwerke, sondern sagen aus, wie viel Schmerz und Geduld derjenige erträgt, oder bereit ist, für die Yakuza zu ertragen. Bei der traditionellen, japanischen Tätowierkunst «Tebori» werden die spitzen Nadeln, die an Bambusröhrchen stecken, in schnellem Tempo tiefer unter die Haut gerammt als mit den üblichen Tätowiermaschinen. Ein äusserst schmerzhaftes und blutiges Unterfangen, doch die Tätowierung hält länger und die Farben verblassen nicht. Der Drache soll vor Feuer schützen, Chrysanthemen werden einem Toten in kleinen Kaskaden mitgegeben, der Karpfen verwandelt sich in einen Drachen, der Stärke symbolisiert. Die Kirschblüten symbolisieren die Vergänglichkeit des Lebens: Lebe schnell, stirb jung. «Wenn ich irgendwann irgendwo in den Bergen wie ein Hund getötet werde, bin ich vorbereitet. An meinem Körper befinden sich Chrysanthemen.»


SHORTCUT Marilyn Monroe Sie gehörte zu den schönsten Frauen, soll eine heimliche Affäre mit John F. Kennedy geführt haben und hauchte das wohl erotischste «Happy Birthday Mr. President» ins Mikrofon. Jung, drall, prall und keineswegs ein blondes Dummchen, aber depressiv und voller Selbstzweifel, passt die Theorie des Selbstmordes sehr gut ins Konzept der Allgemeinheit, als man Norma Jeane Baker alias Marilyn Monroe am 5. August 1962 leblos in ihrer Wohnung findet. Von offizieller Stelle aus wird ihr Tod mit einer Überdosis an Schlafmitteln begründet. Doch die populärste Verschwörungstheorie, schiebt dem liebestollen keineswegs Saubermann Präsidenten die Tat indirekt in die Schuhe. 40 Schlaftabletten soll sie geschluckt haben, jedoch fand man in ihrem Magen keine Tablettenreste. Auch hätte sie sterben müssen, bevor sich die Tabletten vollständig hätten aufgelösen können. Marilyn Monroe konnte die Schlaftabletten nicht selbst geschluckt haben. So stellen sich die Fragen, ob ihr die tödliche Dosis gewaltsam und per Einlauf verabreicht wurde? Oder ob, sie die Kapseln aufgebrochen, in Wasser aufgelöst und getrunken hat?

Lady Di Sie war die Prinzessin der Herzen, litt unter der Kälte des Britischen Könighauses sowie der Queen, und war den Paparazzi, die sie auf Schritt und Tritt verfolgten, wie ein hilfloses Reh ausgeliefert. Bis heute sind die Details des tödlichen Unfalls der Fürstin von Wales rätselhaft. Gemeinsam mit ihrem Freund Dodi Al-Fayed raste sie am 31. August 1997 in einem Tunnel in Paris gegen einen Betonpfeiler, gefolgt von einer Horde Fotografen. Angeblich wurden beim Chauffeur Henri Paul bei einer Blutanalyse Alkohol und Psychopharmaka sowie grosse Mengen Kohlenmonoxid diagnostiziert. Jedoch hätte ihn das sofort umbringen müssen. Wurden die Blutproben vertauscht? Kurz vor dem Aufprall touchierte ein weisser Fiat Uno die Limousine, jedoch sind der Wagen und sein Fahrer bis heute unauffindbar. Ausgerechnet in der Unfallnacht, funktionierten die Sicherheitskameras im Tunnel nicht.

Kurt Cobain Gerade mal 27 Jahre alt wurde der Sänger und Gitarrist der Band Nirvana, als er am 5. April 1994 starb. Der Tod gehörte schon früh zu seinem Leben, hatten sich drei seiner Grossonkel umgebracht und sah er als Jugendlicher die Leiche eines Nachbarsjungen an einem Baum hängen. Drei Tage nach dem Tod Kurt Cobains fand man ihn in seinem Haus in Seattle. Vollgespritzt und mit einer Schrotflinte neben sich, mit der er sich offenbar in den Kopf geschossen hatte. Gerüchten zufolge hätte Cobain vor seinem Tod jedoch Diazepam eingenommen, ein Medikament, das die Wirkung von Heroin so verstärkt hätte, dass er nicht mehr in der Lage gewesen wäre, sich zu bewegen, geschweige denn zu erschiessen. «El Duce», wie sich der Mann nannte, behauptete später, die Witwe Kurt Cobains, Courtney Love, hätte ihm 5’000’000 Dollar für den Tod an ihrem Mann geboten. Diese Theorie lässt sich bis heute nicht beweisen, haftet jedoch genau so lange an der immer noch ein bisschen verdächtigten Witwe.

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Der K체nstler, Designer und Fotograf Rolf Sachs, Sohn des legend채ren Lebemanns Gunter Sachs, zeigt in seinem neusten Fotoprojekt einmal mehr seine Verbundenheit zum Engadin. Yvonne Beck

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Rolf Sachs stellte anlässlich der St. Moritz Art Masters erstmals seine Ausstellung «Camerain Motion: Von Chur nach Tirano» vor. Mit seiner Kamera hat er die flüchtigen Momente einer spektakulären Alpenlandschaft eingefangen. So wie sie sich dem Betrachter bei einer Fahrt mit der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Rhätischen Bahn durch die Schweizer Berge bieten. PRESTIGE traf den Künstler in der Schlossereiwerkstatt St. Moritz und sprach mit Ihm über den Begriff «Heimat», das Engadin und die Kunst zu leben.

Prestige: Herr Sachs, Sie stellen heute Ihr neues Fotoprojekt vor. Was ist das Besondere an «Camera in Motion: From Chur to Tirano»? Rolf Sachs: Dieses Projekt wird viele Menschen anregen, eine Still Camera in Bewegung zu benutzen, denn die Bilder sind voller Leben. So simpel diese Form der Aufnahme ist, so sehr spricht sie doch den heutigen Zeitgeist an. Es kommt ständig zu Überraschungen. Etwas mit dem ich gar nicht gerechnet habe, ist zum Beispiel, dass bei Aufnahmen in den Kurven nur ein einziger Punkt scharf gezeichnet wird. Dadurch sehen einige Aufnahmen fast irreal aus – wie eine Spielzeuglandschaft. Und das macht dieses Projekt so spannend.

Haben Sie Ihre Bilder nachträglich noch bearbeitet? Nein! Das ist eins meiner Prinzipien. Keine nachträgliche Bearbeitung. Bei meinem letzten Fotoprojekt, bei dem ich über einen langen Zeitraum immer dieselbe Aussicht fotografiert habe, ist auch alles so wie es aus der Kamera kam. – Alles nur mit einer einzigen Einstellung aufgenommen. Es gibt sicher tolle Bilder, die stark bearbeitet wurden, aber meine Bilder sind 1:1, so wie sie aus der Kamera kommen.

Wie oft sind sie die Strecke von Chur nach Tirano für Ihr neues Projekt mit der Bahn gefahren? Ich selbst habe mit der Kamera vor dem Auge vier Fahrten gemacht. Aber es stehen noch einige Fahrten an. Es gibt noch eine sehr schöne Zeit, die ich noch nicht eingefangen habe: Der Herbst, in dem sich alle Lärchen gelb verfärben. Die muss ich auf jeden Fall noch fotografieren.

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Inzwischen kenn ich aber jede Kurve auf der Strecke, weiss, welche Belichtungszeit ich wo einstellen muss. So kann ich jetzt natürlich bei den Aufnahmen noch mehr spielen. Ich habe nun den Blick dafür, wie was aussehen könnte. Man muss ein bisschen ins Leere schauen, damit der Vordergrund nicht scharf ist, so erkennt man vor dem eigenen Auge, wie das Bild aussehen wird.

international aufgewachsen, meistens in der Schweiz, bin halb Franzose, halb Deutscher vom Blut her. Meine kreative Sprache ist sehr deutsch. Daher bereite ich in Köln auch gerade eine Ausstellung vor mit dem Namen «Eingemachtes – Typisch deutsch».

Wie viele Bilder haben sie insgesamt bisher geschossen?

Was genau wird dort zu sehen sein?

12’000 und es kommen noch mehr. Die Datenmengen sind der Wahnsinn, denn ich verwende eine 70 Millionen Pixel-Kamera. Somit können wir die Bilder natürlich auch riesig aufziehen. Im Winter werden wir das ganze Projekt vorstellen.

Ich nehme deutsche Begriffe auf, deutsche Tugenden wie Fleiss, Pünktlichkeit, Reinheit bis hin zu Melancholie, Weltschmerz und Angst. Zu jedem dieser Begriffe habe ich ein Objekt gemacht.

Sie leben seit langer Zeit in London. Trotzdem zieht es Sie immer wieder in die Schweiz zurück und auch dieses Projekt befasst sich ja ganz intensiv mit dem Engadin. Warum?

Sind diese Begriffe nicht sehr klischeebehaftet?

Ich bin mit dem Engadin eng verbunden. Meine Familie ist schon immer eng mit St. Moritz verbunden. Ich bin hier in die Schule gegangen, habe hier ganz besondere Momente erlebt, angefangen von den tollen, wilden Teenagerzeiten, die stets prägend sind. Heute werde ich, das hoffe ich zumindest, von den Einheimischen als Einheimischer akzeptiert. Ich habe einige honorige Posten im Bobsport, natürlich auch im Dracula-Club und bin Vize-Präsident im Cresta-Club. Das nehme ich auch sehr ernst, denn ich fühle mich verantwortlich für diese Region.

Nein, ich denke, dass die Deutschen wirklich genauer, präziser, pünktlicher und fleissiger als andere Nationen sind. Die Engländer sind lustiger, haben einen Way of life, aber das Land funktioniert weniger. Schweizer wiederum sind ein wenig engstirnig, aber dafür funktioniert auch hier alles besser. Alles hat seine guten und schlechten Seiten. Ich will meine Ausstellung jedoch nicht politisieren, denn bin kein Politiker oder Philosoph …

Empfinden Sie in London so etwas wie Heimweh nach dem Engadin?

Wie würde Sie sich beschreiben?

Ich denke, ich könnte hier oben nicht arbeiten. Es gibt zu wenig Ecken und Kanten. Man kann nicht an einem Ort arbeiten, der zu schön ist. Vielleicht als Schriftsteller, aber als bildender Künstler eher weniger. Da ist London für mich ein interessanteres Pflaster. Doch ich bin mit vielen Orten verbunden, auch mit Deutschland. Ich bin sehr

Ich bin ein kreativer Weltbürger, ein fröhlicher Mensch und hoffe, dass ich die Welt ein bisschen offener, freier, weniger konventionell machen kann. Wir müssen ausbrechen, wir sind zu abhängig von unserer Erziehung, unserer

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CULTURE

Sozialisation und davon müssen wir uns befreien. Wir müssen toleranter werden. Jeder ist so, wie er ist, daher müssen wir beginnen, freier zu denken.

bereits die halbe Miete und man fühlt sich selbst viel wohler in seiner Haut.

Kann Kunst dazu beitragen?

Aber nehmen sich nicht gerade viele in St. Moritz viel zu ernst?

Ja, natürlich. Es gibt sehr viele Menschen die Kunst innerlich berührt und sie zum Umdenken anregt. Auch wenn man die Welt durch Kunst nur ein kleines Bisschen anders sieht, kann das schon etwas bewirken. Um Kunst zu begreifen, muss man jedoch eigentlich in einem urbanen Umfeld leben.

Die meisten Ihrer Arbeiten sind mit einem Augenzwinkern verwirklicht worden, oder? Alle Objekte reflektieren sicherlich den Charakter des Künstlers, deshalb freut es mich, dass Sie das Augenzwinkern herauslesen können. Manchmal würde ich mir noch etwas mehr davon in meinen Werken wünschen. Humor, Spass und das Leben oder sich selbst nicht zu ernst nehmen sind sehr wichtige Komponenten. Das ist

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Nein, das ist das Bild, was die Medien vermitteln. Das ist ein grosses Klischee, diese Menschen sind gar nicht Teil von St. Moritz. Hier gibt es so viele Unikate. Lustige Engländer, die um zwei Uhr morgens mit den Tabletts die Bobbahn runterrauschen und die Deutschen, die vorher noch schnell abklären, ob sie versichert sind. Das ist das Leben hier. Ein sehr, fast schon humoristisches Beisammensein. Aber das sehen die meisten nicht, da nur Pudel, Pelze und Champagner gezeigt werden, was mit dem echten Leben hier gar nichts zu tun hat.


CULTURE

Woher kommen die Ideen zu Ihren Projekten und Werken? Ach, das ist schwer zu beantworten. Als Künstler ist man ständig am Denken und hat neue Ideen. Manchmal kommen Sie mitten in der Nacht, manchmal in Teammeetings, wo eigentlich etwas anderes verfeinern sollte.

War es für Sie schwer, als Künstler ernst genommen zu werden? Mit dem Namen Sachs haben doch sicherlich viele «verwöhntes Bübchen aus reichem Hause» verbunden. Das mit dem reichen Sohn ist immer da. Ich finde das jedoch einfach menschlich und verständlich. Es stört mich auch nicht so sehr. Dieses Bild wird mir mein ganzes Leben angehängt, aber ich kann ganz gut damit umgehen. Ich kann ja nicht aus meiner Haut raus. Doch inzwischen werden viele meiner Werke auch unabhängig von meinem Namen betrachtet und geschätzt.

Haben sie irgendwelche Vorbilder beziehungsweise gibt es Künstler oder Designer, die Sie besonders verehren?

Oh, da gibt es wahnsinnig viele. Ich finde nicht immer alles toll, aber ich bin oft unglaublich eifersüchtig darauf, dass ich nicht selbst die Idee zu einigen Projekten hatte. Hinzu kommt, dass meine Mitarbeiter in meinem Studio wahnsinnige Spielverderber sind. Es kommt häufig vor, dass ich ganz aufgeregt mit einer neuen Idee zur Arbeit komme. Eine halbe Stunde später zeigt mir mein Team dann im Internet, dass es die Idee schon lange verwirklich wurde.

Kunst ist für Sie in drei Worten? Frei, offen und endlos. Die meisten Menschen denken, es sei alles bereits gemacht worden, aber es ist noch nichts gemacht worden. Und das ist das unglaublich Schöne an der Kunst. Es gibt immer wieder neue Überraschungen. Es ist unglaublich, wie tief man schürfen kann.

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Baloise Session

2013 Unvergessliche und unkonventionelle Konzerte Mit neuem Name, neuen Sponsoren, neuer Location und einem frischen Design startet das etablierte Basler Musikfestival in eine neue Ă„ra. Boris Jaeggi


CULTURE

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Nach 15 Jahren heisst der neue Presenting Sponsor «Basler Versicherungen». Mit dem neuen Festivalnamen Baloise Session (vormals Avo Session) will man auch den starken Bezug zum Standort Basel festigen. Die Markenzeichen des Festivals bleiben gleich, versichern Matthias Müller, Präsident der Baloise Session, und Beatrice Stirnimann, CEO,: «Ein vielfältiges, musikalisch anspruchsvolles und dennoch unkonventionelles Programm in einem intimen Clubtischambiente mit Kerzenlicht.» Freuen darf man sich auf die neue Location. Alle Konzerte finden in der von den Stararchitekten Herzog & de Meuron konzipierten Eventhalle der Messe statt. Diese bietet, mit einer speziell designten und über drei Ebenen laufenden Tribüne, allen 1 600 Konzertgäste, die an runden 6er Tischen sitzen, freie Sicht auf die Bühne und auf die jedes Detail zeigenden Grossbildleinwände. Gespannt sind die Musikliebhaber sicher auf die Akustik, die sowohl einzelnen Künstlern, die unplugged spielen, als auch einer grossen dynamisch aufspielenden Band gerecht werden muss. «Das hochklassige Programm der Baloise Session steht gleichermassen für Innovation und Kontinuität und verspricht Musikgenuss. Das sind auch zentrale Werte der Basler Versicherungen. Wir sind stolz, als neuer Presenting Sponsor mitzuhelfen, dass Weltstars auch künftig gerne in Basel auf der Bühne stehen und sich an der Baloise Session wohl und sicher fühlen», so Michael Müller, CEO der Basler Versicherungen, abschliessend.

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CULTURE

Ein Highlight jagt das andere Vom 25. Oktober bis 14. November werden 23 nationale und internationale Künstler auftreten. Eröffnet wird das Festival mit der «Opening Night» am 25. Oktober durch die aufstrebende Popsängerin Zaz. Sie hat mit ihrer unverblümten Nonchalance und ihrer vielfältigen Bühnenerfahrung dem französischen Chanson die Kraft und die moderne Sprache zurückgegeben. Bligg hingegen hat mit seinem charmanten Selbstbewusstsein nicht nur den Rap erweitert, sondern auch die Volksmusik erneuert. Das wird wohl auch sein neues Album «Service Publigg» erreichen, welches just am Tag seines Auftritts an der Baloise Session erscheint. Gloria Estefan wandelt auf den Spuren Frank Sinatras: In ihrem neuen Programm singt die Latin Pop Queen die Standards vom Broadway und taucht tief ins kulturelle Erbe Amerikas ein, ohne allerdings ihr kubanisches Temperament und ihre bekannten Hits zu verleugnen. Die englische Newcomerin Birdy und die grosse Patricia Kaas laden am 4. November zu einem Abend voller Gefühle und Leidenschaft ein, bei dem der Titel «Ladies Passion» Programm ist. Der Konzertabend vom 10. November ist der handgemachten Musik gewidmet: Aimee Mann ist das beste Beispiel dafür, dass man auch ohne kommerziellen Erfolg erfolgreich sein kann. Sie gilt als beste Singer-Songwriterin im Geiste Neil Youngs. «Soundgarden»-Sänger und Songwriter Chris Cornell ist ein grossartiger Grunge-Interpret. Aber wie stark seine Stimme wirklich ist, demonstriert er unplugged solo. Die absoluten Höhepunkte sind jedoch sicherlich die beiden Schlussabende. Am 13. und 14. November dürfen wir «the one and only» Eric «Slowhand» Clapton just im Jahre seines 50. Bühnenjubiläums für zwei Konzerte in Basel begrüssen. Damit ist Präsident Matthias Müller und seinem Team sicherlich der Überraschungscoup im nationalen Konzertjahr 2013 schlechthin gelungen. www.baloisesession.ch

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ZAZ

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Schrecklich

Aufnahmen Der Fotograf Martin Parr Dicke Deutsche, sonnenverbrannte Briten und amerikanische Botox-Opfer: Kein Fotograf entlarvt nationale Ticks so gemein wie Martin Parr. Lone K. Halvorsen

Martin Parr, Magnum Photos | courtesy Schirmer | Mosel

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Ob Tourismus, Wüste oder Geldadel – seine Bilder sind entlarvend, ironisch und oft sehr gemein. Er richtet seine Kamera auf die Banalitäten, Vulgarität und Abgründe des Alltags. Mit dem Blick des geübten Beobachters menschlicher und allzu menschlicher Verhaltensweisen fotografiert Martin Parr Sonnenanbeter, Strandverkäufer, Sandburgenbauer und Badende, wo immer er sie antrifft. Menschen am Strand haben den englischen Fotografen schon als Student interessiert. Weniger wegen der reichlich präsenten nackten Haut als wegen des Phänomens Strandleben als solches. Alle Strände dieser Welt scheinen sich zu gleichen, von kleinen Unterschieden, wie etwa der Zusammensetzung des Picknicks, einmal abgesehen. «Der Strand», sagt Parr, «ist einer jener raren öffentlichen Räume, an denen man, quer durch die Kulturen, alle Absurditäten und skurrilen Eigenheiten der jeweiligen Nation findet».

Magnum Im englischen Epsom, Surrey, wurde Martin Parr 1952 geboren. 1970 begann er das Studium der Fotografie am Manchester Polytechnic, welches er bis 1973 verfolgte. In dieser Zeit beteiligte er sich an verschiedenen fotografischen Projekten, die sich, wie auch die späteren Arbeiten, bereits der fotografischen Dokumentation sozialer Gefüge und Bedingungen widmeten. 1994 wird er Mitglied der bekannten Fotoagentur Magnum. Von den Fotografen Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, George Rodger und David Seymour wurde die Agentur im Jahr 1947 gegründet. «Magnum» sollte anders sein als andere Agenturen, denn die Gründer sahen sich zugleich als Künstler aber auch als Bildhändler. Mehr Künstlergemeinschaft als Auftragsvermittlung und mehr Fotografen-Kooperative als Bildhändler lautete die Devise. Und da ihre Arbeiten gefragt waren, konnten sie auch bei den Abnehmern durchsetzten, was Ihnen notwendig erschien. Fortan musste bei jeder Veröffentlichung der Name des Fotografen genannt werden und die Urheberrechte blieben bei den Fotografen – verwaltet durch «Magnum». Wer nicht mitspielen wollte, bekam eben keine Bilder mehr. Die MagnumGründer und ihre Weggenossen sahen sich als eine Symbiose aus Künstlern und Reportern. Daher waren sie davon überzeugt, dass gerade ihr subjektiver Blick erst den Gang der Weltgeschichte wirklich dokumentierte. Sie arbeiteten nach ihren eigenen Regeln und ihre Bilder – so dachten sie – waren das Ergebnis intensiver Auseinandersetzung mit der Realität und ausführlicher Recherchen über den Gegenstand ihre Reportagen. Bis heute gehören rund 100 Fotografen der Fotoagentur. Die Namensliste liesst sich wie ein «Who is who» der Fotografie. Der Einlass für Martin Parr in der «auserlesenen» Fotoagentur gestaltete sich ein wenig schwierig. Denn als er sich bewarb, galt er als sehr umstritten und viele bekannte Dokumentarfotografen empfanden ihn als unseriös und stimmten gegen ihn. Nach Jahren hartnäckiger Bewerbung wurde er endlich aufgenommen, knapp aufgenommen – eine Stimme weniger und er wäre erneut abgelehnt worden.

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Zelebration der Klischees Martin Parrs Interesse galt zunächst dem kleinbürgerlichen Leben in England, welches er jedoch in den kommenden Jahren international ausweitete. Szenarien des alltäglichen Einkaufs, des häuslichen Mittagstisches, der U-Bahnfahrt oder Einblicke in ein Callcenter sind in Parrs eigenwilligen, ausschnitthaften, teils unscharfen oder auch überbelichteten Bildern oft schnappschussartig und amateurhaft angelegt. Er scheut nicht vor der Wiedergabe von verbrauchten Klischees und kollektive Stereotypen zurück – die er anfänglich in der Mittelschicht fand, die aber schliesslich in der Mittel- und Oberschicht den Grossteil seiner Serien bildeten. Über die Unterschiede der Schichten sagt der Brite: «Traditionell dokumentieren Fotojournalisten meist die Armut auf der Welt, weil sie als das wichtigste Thema unserer Zeit gilt. Doch ich denke, dass heute nicht mehr die Armut das Hauptproblem ist, sondern der Reichtum. Es herrscht einfach zu viel Wachstum und Wohlstand». Seine Fürsprecher schwärmen von seiner feinen Ironie, dem spöttischen britischen Humor und der Akribie, mit der er das moderne Leben szenisch einfängt. Seine Fotos amüsieren zunächst; unwillkürlich grinst man. Betrachtet man jedoch seine Fotos ein wenig länger, fällt auf, wie schonungslos er hinguckt und wie er auf den entscheidenden Moment wartet. Gnadenlos drückt er ab, wie den Revolver eines Cowboys im entschiedenen Moment – ein Klick und das Foto ist im Kasten. Nichts inszeniert, nichts verschönert – fast plakativ und wie aus einem Comic. Er zelebriert die Klischees, denn wie er sagt «Klischees werden zu Klischees, weil sie wahr sind. Wenn ich irgendwo fotografiere, versuche ich immer, diese Klischees im Kopf zu haben. Ich spüre sie auf und fotografiere sie». Bei ihm sehen alle sonderbar aus, sogar ganz gewöhnliche Menschen. Die Welt ist schrecklich und zugleich schön. Und genau diese Mischung findet sich auch in seinen Bildern. Dafür geht er sehr nah ran – bis die Dellen der Orangenhaut hervortreten und der Rest von Bodylotion in der Halsfalte zu sehen ist. Seine Art der Fotografie hat ihm aber auch viel Häme eingebracht. Seine Bilder seien boshaft und zynisch, sagen die Kritiker. Henri Cartier-Bresson, einer der Wortführer bei Magnum, befürchtete bei seiner Aufnahmebewerbung, dass die humanistische Tradition der Agentur mit Parr untergehen würde. Magnum wollte Krieg und Armut in der Dritten Welt dokumentieren, Parr dagegen interessierte sich für die profan-provozierende Lebensrealität in der Ersten Welt. Für ihn waren die Grabenkämpfe längst vergessen. Er hält uns einen Spiegel vor und porträtiert indiskret die soziale Wirklichkeit mit dem Materialismus und den Exzessen der Massenkultur. Jedoch auch diese Seite des sozialen Manifestes besitzt eine gewisse Sympathie – das Kitschige, das nicht-perfekte und den menschlichen Makel. Er ist kein Misanthrop, wie viele seiner Gegner insinuieren, denn er mag die Menschen und das, was er mit der Kamera festhält, ist nicht anders als die Realität, die ihm begegnet. Es sind Momentaufnahmen, die einen bestimmten Menschenschlag für eine bestimmte Zeit konservieren. Und das, was auf den ersten Blick wie ein Schnappschuss aussieht, entpuppt sich rasch als subtile Komposition und ein raffiniertes Arrangement.

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CULTURE

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CULTURE

Entlarvender Blick Nun hat der britische Fotograf in der Schweiz auf Lauer gelegen, um bildhaft festzuhalten, dass auch hierzulande die Klischees zutreffen. Denn die Klischees von der Schweiz sind es, die Martin Parr für seine Fotoserie «Think of Switzerland» aufgreift – in der aktuellen Ausstellung «Souveniers» im Museum für Gestaltung in Zürich. «Dies soll keine objektive Studie über die zeitgenössische Schweiz sein», so Martin Parr. «Es ist das Statement eines Künstlers. Ich sage Ihnen sicher nicht, welches Statement es ist, denn ich bin der Fotograf.» Die Ausstellung wirft einen Blick auf die plakative Schweiz. Wieder sind es die Bilder, die man zu kennen glaubt: Goldbarren, Käsefondue, Berge und Würste in Folie eingeschweisst. Ob umstritten, zynisch, geschmacklos oder als enfant terrible betrachtet, Fakt ist: Martin Parr ist längst Kult.

SHORTCUT Strandleben Kein Ort ist weiter weg vom Alltag als der Strand. Sand, Sonne und die passende Lektüre sind verlässliche Zutaten, um sich innerhalb kürzester Zeit entspannt und frei zu fühlen – und privat. «Life’s a Beach» versammelt erstmals die besten und skurrilsten Strandfotos von Martin Parr aus vier Jahrzehnten. 100 Farbaufnahmen von Sonnenanbetern, Strandverkäufern und Sandburgenbauern entführen an die grossen und kleinen Strände der Welt. Im Begleittext des Buches bekennt sich Martin Parr, seit 1994 Vollmitglied bei Magnum, zu seinem ausgeprägten Faible für das Strandleben und dessen Absurditäten.

Life’s a Beach Martin Paar Schirmer/Mosel Verlag

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kolumne Aus dem Leben eines Galeristen: Reine Geschmackssache Hot dogs von Roy Lichtenstein, Dosensuppen von Andy Warhol, Schokoriegel und Zigarren von Mel Ramos. – Schaut man sich die Bilder der Pop Art-Künstler an, dann sind darunter erstaunlich viele, die Essen abbilden. Jenseits aller Konsumkritik geht es hier um eine Hommage an die genussvolle Seite des Lebens. Aber Künstler wären nicht Künstler, wenn sie diesem Bereich nicht einen besonderen Blickwinkel abgewinnen könnten.

in einem riesigen, roten Bett. Als Vorspeise wurde Carpaccio in Damenstiletto gereicht; das Hauptgericht bestand aus fünf lebenden Fröschen.

Nicht alle Künstler kochen gerne. Da hilft es, wenn man einen Assistenten hat, der nicht nur den reibungslosen Ablauf im Atelier beaufsichtigt, sondern auch noch in der Küche zaubern kann. Ich hatte das Vergnügen, HisaWilhelm J. Grusdat chika Takahashi, die rechte Hand von Robert Rauschenberg, bei einem Willem De Kooning war bekannt für sein holländi- meiner Besuche in seinem New Yorker Atelier sches Frühstück, John Cage backte gern makro- kennenzulernen und seine Leckereien zu kosten. biotische Kekse und Robert Motherwell bereitete Takahashi hatte nicht nur die Fähigkeit, aus den in seiner Jugend Kabeljau zu. Roy Lichtensteins Zutaten für ein geplantes Vier-Personen-Dinner Lieblingsgericht ist eine Suppe, die Ursuppe. genug Verpflegung für zehn Personen zu zauWer ihn danach fragte, dem gab der Maler de- bern, er war auch einer der Ersten, der die Zutaillierte Anweisungen, wie man aus Wasserstoff, bereitung von original japanischem Sushi in New Ammoniak, Methan, Wasser, Stickstoff und Koh- York einführte. Dafür kochte er in dem berühmten lenmonoxid, mithilfe eines kaputten und funken- Künstlerrestaurant «Food» in Soho. Hier wurde sprühenden Mixers, die Grundbrühe herstellte. zum ersten Mal das Konzept der offenen Küche Diese Brühe muss kurz unter ultraviolettes Licht zelebriert. Die Gäste, die sich hier niederliessen, gehalten werden und dann auf niedriger Hitze wussten nie, welche Künstler-Koch-Performance simmern, bis sich die ersten Proteine entwickeln. sie erwartete und ob die zubereiteten Mahlzeiten überhaupt essbar sein würden. Am Ende wurde Voilà! – Die Ursuppe. Zum Verzehr ungeeignet. ihnen immer ein Souvenir vermacht. Takahashi Dalis Werke wimmeln von Lebensmitteln – etwa erzählte mir dazu, dass er einmal die übrig gevon Spiegeleiern, Bohnen, Steaks. Auch seine Ti- bliebenen Knochen zu einer Kette auffädelte und tel spielen mit kulinarischen Assoziationen. Man den Gästen mitgab. denke nur an sein «Weiches Selbstbildnis mit gebratenem Speck». Aus seiner Vorliebe für exqui- Auf meinen Reisen und Zuhause werde ich häufig sites Essen entstand auch sein Kochbuch, das er zu diesen zwanglosen Zusammenkünften zwinicht nur mit eigenen Arbeiten schmückte, son- schen den Künstlern und Kunstverehrern eingedern das auch seine Freude an ungewöhnlichen laden. Es gibt keine bessere Gelegenheit, den Rezepten und Serviervorschlägen widerspiegelt. Menschen hinter dem Kunstwerk kennenzulerHeringspüree in der Kniekehle der Geliebten ist nen. Denn wer sich ernsthaft für eine Arbeit internur ein Beispiel. Sein 1941 gehaltenes Dinner essiert, der will auch mehr über dessen Schöpfer «Night in a Surrealistic Forrest» fand sogar Ein- wissen. Insofern gehe ich als Galerist nicht nur gang in die Tagesschau. Gala – gekleidet in ein gern zu Künstleressen, sondern ich gebe solche Einhornkostüm – war die Gastgeberin und thronte exklusiven Treffen auch gern für meine Kunden.

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Leuchtend und kunstvoll drapiert, so kennt man im Westen den breiten Bindeg체rtel, der von Japanern 체ber ihrem Kimono getragen wird. Auf Japans Strassen nur noch selten zu sehen, denken viele Europ채er oft er w채re ein klassisches Geisha-Accessoire. Dabei erlebt der Obi zusammen mit dem Kimono gerade ein Revival. Valeska Jansen

Sensai

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Rubriken

Atelier Eingang zu Kondaya Genbei in der Altstadt von Kyoto.

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Fashion

G

Ganz gleich, wie leuchtend die Farben eines Kimonos sein mögen, der Obi ist fast immer noch leuchtender. Wenn eine Lerngeisha vor Ihnen auf der Strasse geht, bemerken Sie nicht etwa ihren Kimono zuerst, sondern ihren leuchtend gefärbten, hängenden Obi, der nur einen Streifen des Kimonos an den Schultern und an den Seiten frei lässt. Um diese Wirkung zu erreichen, muss der Obi so lang sein, dass er von einem Ende des Zimmers bis zum anderen reicht. Aber es ist nicht die Länge des Obi, die einem zu schaffen macht, sondern sein Gewicht, denn er ist fast immer aus schwerem Seidenbrokat. «Ihn nur die Treppe hinauf zu bringen ist unendlich anstrengend, also können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn man ihn trägt. Das dicke Gewirk umschliesst die Taille wie eine von diesen gefährlichen Schlangen und der schwere Stoff, der hinten herab hängt, gibt einem das Gefühl, als hätte man einen Schrankkoffer auf dem Rücken», so beschreibt es Chiyo, die Protagonistin in dem Bestseller «Die Geisha» von Arthur Golden.

Vom Zweck zur Kunst Tatsächlich ist der kunstvoll drapierte Bindegürtel, über dem Kimono getragen, bis zu fünf Meter lang. Seine Tradition hält er seit der Heian-Zeit (794 bis 1192) bis heute aufrecht. Einzig seine Breite hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. War er zu Beginn eine lange Kordel, wurde er im Laufe der Jahrhunderte immer breiter und kunstvoller gewebt. Das Material ist meist Seide und das Farbspektrum reicht von uni schlicht bis bunt gemustert. Einer der berühmtesten Obi-Künstler der Neuzeit ist der Japaner Genbei Yamaguchi. Seine Kreationen sind traditionellen Mustern nachempfunden und ausschliesslich aus der wertvollen Koishimaru-Seide gefertigt. Oft üppig bestickt mit Fäden aus purem Gold, haben seine Kunstwerke nach oben beinahe kein Preislimit. Yamaguchi ist der Inhaber der Obi-Manufaktur «Kondaya Genbei» inmitten der Altstadt Kyotos.

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Fashion

Libelle mit Diamant auf Obi.

Erfolg mit Luxus-Obis aus Kyoto Vor 270 Jahren gegründet, begann das Unternehmen ursprünglich als Grosshandel. Als Yamaguchi im Jahr 1980 übernahm, verlagerte er das Kerngeschäft in die Fertigung handgearbeiteter Luxus-Obis. Nach seinen eigenen Entwürfen und Ideen und unter Berücksichtigung Jahrhunderte alter Traditionen gehört er heute zu den berühmtesten Obi-Designern der Welt. In Zusammenarbeit mit den besten Rohstoffherstellern und Webern ist es ihm gelungen, Tradition und Moderne innovativ zu verbinden. Dadurch hat er in Japan und Übersee einen grossen Kundenstamm gewinnen können. Sein besonderes Markenzeichen ist neben dem hohen Qualitätsstandart die Verwendung ungewöhnlicher Materialien. Zu seinem Grundstoff, der Koishimaru-Seide, arbeitet er zusätzlich mit Fäden aus Altgold, Silberblättchen, Edelsteinen, seltenen Federn und auch alten Fischernetzen. Spezielle Kräuter-Farbstoffe aus der traditionellen japanischen «Kampo-Medizin», der japanischen Pflanzenheilkunde, verleihen nicht nur Farbe, sondern sollen ihre heilenden Kräfte und den Geist der Natur auf das Kleidungsstück übertragen. (Kampo stammt ursprünglich von der traditionellen chinesischen Medizin ab. So soll zum Beispiel der Farbstoff der Färberdistel – sie färbt die Seide je nach Verfahren Rosa, Kirschrot, Braunrot oder Braungelb – den Körper warm halten. Indigo, gewonnen aus der Indigopflanze, die Blau färbt, soll Mücken fernhalten. Yamaguchi will damit das in Vergessenheit geratene Bewusstsein für die geistige Bedeutung von Farben wiederbeleben.

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Fashion

Genbei Yamaguchi mit seinem wertvollstem Kimono aus 90 % Gold.

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Genbei Yamaguchi demonstriert den Unterschied zwischen einem groben herkömmlichen Seidenkokon und dem viel kleineren Koishimaru Seiden Kokon.

Ursprung aus dem Morgenland Auch die Muster seiner Obis entsprechen alten, traditionellen Webverfahren. Meist haben sie ihre Wurzeln im alten Persien, von wo aus sie sich nach Ost und West verbreitet haben. Das begründet gleichzeitig die Tatsache, warum viele verschiedene Kulturen ähnliche Muster mit der gleichen spirituellen Bedeutung verwenden. Nach Japan gelangten diese traditionellen Muster über die Seidenstrasse. Yamaguchi nutzt noch heute ihre tiefe Bedeutung. «Meine Obis sind nicht nur wertvolle Designer-Stücke, sie sollen dem Träger auch Glück bringen und Energie verleihen», erklärt der Japaner. Nicht nur traditionelle Färbemethoden und Muster liegen dem Designer am Herzen, auch

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das verwendete Grundmaterial hat unter seinen Händen eine Renaissance erfahren. Die Koishimaru-Seide ist die reinste und kostbarste japanische Seide. Ursprünglich war ihre Verwendung dem japanischen Kaiserhaus vorbehalten. Das «Momijiyama Seidenraupenzucht-Center» innerhalb des kaiserlichen Palastes, war Jahrhunderte lang der einzige Ort der Welt, wo die sensiblen Seidenraupen gezüchtet werden durften. Bis 1998 gab es dafür sogar ein offizielles Gesetz.


Fashion Rubriken

Obi mit Chrysanthemen

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Fashion

Dreidimensionales Gesicht aus unzähligenn Goldfäden gestickt.

Erfolg mit Massenproduktion Ausserhalb der Palastmauern erfreute sich trotzdem ein erfolgreicher Handel mit der in Massenproduktion gefertigten Hybrid-Seide. Langes und dickes Garn, produziert von einer robusten und pflegeleichten Seidenraupenart, war der Verkaufs- und Exportschlager der japanischen Textilindustrie. Doch Yamaguchi wollte passend zu seiner Obi-Philosophie die Produktion der wertvollen Koishimaru-Seide wiederbeleben, sind doch die Seidenfäden viel feiner und um ein vielfaches weicher, als das sonstige Massenprodukt. Gemeinsam mit Experten baute er Maulbeerbäume an, deren Blätter vollkommen unbehandelt waren. Denn die empfindlichen Insekten, deren Grundnahrungsmittel Maulbeerblätter sind, vertragen ausschliesslich biologisch natürliche Pflanzenstoffe. Ein Hauch Pestizid oder sonstiger anorganischer Zusatzstoff und ein Massensterben ist vorprogrammiert. Sein Wiederbelebungsversuch wurde zum Erfolg und bereits im Jahr 2002 hatte er so viel Koishimaru-Seide

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produziert, dass er sie in Kimonos und Obis verarbeitete und im Rahmen einer grossen Ausstellung präsentieren konnte. Dafür wurde er mit dem japanischen Kulturpreis ausgezeichnet. Genbei Yamaguchi ist typisch japanisch: traditionell und bescheiden. Seine Erfolge in Wirtschaft und Kultur haben ihn nicht abheben lassen. Fast macht er den Eindruck, als freue er sich wie ein buddhistischer Zen-Mönch, ein altes Stück Tradition seiner Kultur und seinen Landsleuten zurückgebracht zu haben. Einen «Kondaya-Genbei» zu besitzen ist eine echte Wertanlage und ein wahres Stück japanischer Kultur und das nicht nur in Japan.


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Rubriken

warum von der stange, wenn es ein massanzug sein kann?

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Die Schweiz

als

Modeland Kathrin Eckhardt

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Aus Frankreich kommt Dior, aus Italien Prada und was bringt die Schweiz fĂźr ModegrĂśssen hervor? The Luxury Way of Life | 79


Fashion

B

Bisher hatte unser Land keine grosse Tradition im Modedesign, obwohl einige Namen wie Christa de Carouge oder Ida Gut auch über die Landesgrenze hinaus ein Begriff sind. Dies könnte sich bald ändern, denn es tut sich etwas im Schweizer Modemarkt. Mit der «Mode Suisse» wurde 2012 eine neue Plattform für Modeschaffende ins Leben gerufen. Sie schlägt zweimal jährlich eine Brücke zwischen den Kreativen und dem Markt. Modeschaffende und Experten erzählen vom Potenzial des Schweizer Modemarktes, ihren Strategien und weshalb sich die Schweizer Mode auch vor dem ausländischen Markt nicht zu verstecken braucht.

Fashion made in Switzerland Es gab die Gwand, den Prix Bolero und den Stella Swiss Textiles Award, allesamt Modeshows, die in den 90er- und 2000er-Jahren entstanden und inländisches Design förderten. Allesamt sind sie eingegangen, versandet, verschwunden. Darauf folgte ausser der kommerziell orientierten Vögle Fashion Week nicht mehr viel und ein grosses Loch entstand. Es gab zwar zunehmend Schweizer Modedesigner und -designerinnen, die qualitativ gute Mode schufen, doch das Netzwerk und eine Plattform, um die Kollektionen in regelmässigen Abständen einem Fachpublikum zu zeigen, fehlten. Yannick Aellen ist ein Altbekannter in der Schweizer Modebrache und arbeitet seit vielen Jahren im In- und Ausland als Mode-Show-Produzent. Heute ist er auch Initiant und Kreativ Direktor der Mode Suisse. Mit seiner Geschäftspartnerin, der Eventmanagerin Ursina Widmer, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, diese Lücke zu schliessen. Aellen kennt die Schweizer Modeszene wie seine Westentasche und wusste deshalb um die Nöte und das Potenzial der Schweizer Designer. Im Förderfonds Engagement der Migros-Gruppe fanden die Initianten den perfekten Geldgeber für die Mode Suisse, die zweimal jährlich in Genf und Zürich stattfindet. Die kleine Schwester des Migros Kulturprozents unterstützt verschiedene Projekte im Bereich Kultur, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Sport und eben Design mit jährlich 10 Millionen Franken. Ohne diese sichere Teilfinanzierung wäre die Plattform wahrscheinlich ein weiterer zum Scheitern verurteilter Versuch gewesen, die Modebranche Schweiz zu unterstützen. Aellens Ziel ist es «zweimal jährlich auf unprätentiöse und professionelle Art, die Mode unseres Landes zu kuratieren und das reale Business zu ermöglichen.» An die Mode Suisse werden Einkäufer und Presseleute vom In- und Ausland eingeladen. Sie helfen so den Labels Läden für den Vertrieb zu finden oder Beiträge über sie in der Presse zu generieren.

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Š Maurice Haas

Fashion

ursina widmer und Yannick Aellen

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Fashion

Der eigene Drive der Schweizer Aellen glaubt an den Schweizer Markt. Es gäbe weiterhin Geld im Land, das auch ausgegeben werden wolle, das sei ein lokaler Vorteil. Zudem spüre er ein neues Pulsieren, eine positive Energie der Modeschaffenden, die sich miteinander austauschten, sogar über den Röstigraben hinaus. «Es gibt hier einen ganz eigenen Drive, die Menschen sind noch nicht verzweifelt», beobachtet er. Auch die Designerin Ida Gut macht ähnliche Erfahrungen. Sie sagt: «Wir haben einen Markt mit einem sozialen Mittelstand, Kundinnen und Kunden mit einem Bewusstsein für Schweizer Produkte und unternehmerisches Wissen. Wir haben eine reelle Chance etwas aufzubauen.» Die Modeschaffenden finden hierzulande verglichen mit dem Ausland einfach eine zusätzliche Anstellung als Freelancer in der Modebranche. Sie dozieren beispielsweise an einer Modeschule, wie Heiner Wiedemann vom Label Heinrich Brambilla oder jobben als Aushilfen bei Gelegenheitsjobs. Diese Zusatzeinkommen sind für die Existenzsicherung in den Anfangsjahren meistens nötig. Daneben braucht jeder Designer sein ganz eigenes Konzept, um sich zu positionieren. Für Aellen ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Designer ihren eigenen Markt für sich entdecken und sich danach richten. Julian Zigerli ist einer der auffälligen jungen Schweizer Designer. Seine Herrenkollektion ist laut und bunt und für den herkömmlichen Schweizer Mann ziemlich gewagt. Aus diesem Grund hat Zigerli schon früh ins Ausland expandiert. Seine Mode vertreiben Läden in Japan, Singapur, Spanien, Italien, England und Frankreich. Zudem zeigt er seine Kollektion jeweils an der Berlin Fashion Week. Dieses Jahr präsentierte er das dritte Mal und die Sitzreihen wurden das erste Mal ganz gefüllt. Die Schal- und Taschendesignerin Julie Egli hingegen sieht sich als nachhaltige und langsame Designerin. Sie will sich nicht dem raschen Tempo der Modeszene mit den zweimal jährlichen Kollektionen unterordnen. «Slowfashion» nennt sie ihr Konzept. Für ihre Muster und Prints arbeitet sie in künstlerischer Manier, die viel Zeit und Aufwand braucht. Zudem hat sie sich dafür entschieden, sich zu limitieren. Sie will lieber wenig neue Produkte, dafür diese in hoher Qualität und mit fairen Produktionsbedingungen herstellen. Der seit 14 Jahren im Geschäft tätige Designer Heiner Wiedemann vom Label Heinrich Brambilla arbeitet ähnlich. Er sieht sich als Handwerker und nimmt sich ganz aus Deadlines von Einkäufern und Modeshows heraus. Auf die Arbeitsweise kam er, weil er zu viel Zeit für die Produktionsplanung im Ausland statt für die kreative Kollektionsentwicklung benötigte. Seine Couture-Kollektion ist ein Nischenprodukt, deren Entwürfe es sogar ins Momu Fashion Museum Antwerpen schafften. Für seine Arbeitsweise brauche es Selbstvertrauen, denn es werde kaum jede Woche von derselben Kundin ein neues Stück von ihm gekauft. Von Vertrauen spricht auch Ida Gut. Wenn man sie auf ihre Strategien in wirtschaftlich schweren Zeiten anspricht, sagt sie: «Wenn dir die Kundin in den guten Zeiten nicht trauen kann, kommt sie in den schwierigen sowieso nicht mehr.»

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© Alexander Palacios

JULIAN ZIGERLI

IDA GUT Heinrich Brambrilla

© Alexander Palacios

Julie Egli

© Alexander Palacios

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Laend PHUENGKIT

© Alexander Palacios

© Alexander Palacios

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Kazu

SANDRO MARZO

© Alexander Palacios

Eines ist für alle klar, es tut sich wieder etwas in der Schweizer Modelandschaft. Wiedemann findet, die Chance für den Schweizer Modemarkt läge auch darin, sich nach aussen zu öffnen. «Der internationale Wettbewerb ist wichtig», meint er. Auch Yannick Aellen würde ihm zustimmen, er sagt: «Schweizer Designer brauchen sich nicht zu verstecken.» Und das Mode Suisse-Team arbeitet derzeit gezielt an einem international orientierten Showcase. Es gibt viele Namen wie PortenierRoth, Laend Phuengkit, Sandro Marzo, Kazu oder Stefanie Biggel, welche sich die in- und ausländischen Modeschaffenden für die Zukunft unbedingt merken sollten.

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FUR FASHION HIGHLIGHTS Rubriken

fall / winter 2013 /14

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kolumne Anleitung zum Schlaraffenlandspiel Neulich hatte ich einen Termin mit einem jungen, sympathischen Verkäufer vereinbart, da ein Produkt, das ich von ihnen anfertigen liess, nicht korrekt angefertigt wurde. Nun wollte ich von meinem Anrecht profitierten, dieses zurückgeben zu können. Aus verschiedenen Gründen musste der Verkäufer jedoch kurzfristig den Termin seiner Mitarbeiterin übergeben. Da ich in legerer Kleidung unterwegs Gabriel Palacios war, schien sich die Verkäuferin von meinem Freizeitlook in ihrer Wahrnehmung so sehr beeinflussen zu lassen, dass sie von der Annahme ausging, dass ich viel zu jung und zu freizeitlich wirkte, als dass ich wirklich das Geld zu haben schien, um ein ernsthafter Kunde zu sein. Ihr Umgang mit mir war trotz meines zuvorkommenden, zwischenmenschlichen Flairs mit dem Umgang eines zehnjährigen Schuljungen zu vergleichen. Aber nicht der Schuljunge, der seine Hausaufgaben ordentlich erledigt und aktiv am Unterricht teilnimmt, sondern der Schuljunge, der aus der letzten Reihe seine Mitschüler mit Papierkrümeln beschmeisst, den Unterricht stört, verschiedenste Abmahnungen erhält und förmlich wöchentliche Gespräche zwischen Eltern und Lehrern miterlebt. Als ich die Verkäuferin nach ihrem gefühlt zehnten Seufzer direkt damit konfrontierte, was ihr Problem sei, hatte sie keine handfesten Gründe, wollte sich aber auch nicht entschuldigen, da sie sich keiner Verfehlung bewusst war. Wenige Wochen zuvor befand ich mich im selben Geschäft. Damals war ich im Anzug unterwegs, denn ich hatte später noch ein geschäftliches Meeting. Damals – kaum hatte ich einen Fuss ins Geschäft gesetzt – bemerkte ich, wie die Empfangsdame mit ihrer Mitarbeiterin flüsterte.

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Später fragte sie mich, ob ich der Hypnotiseur sei, der vorgestern im Fernsehen war. Ich bejahte und genoss den vorzüglichen Service. Mein Eindruck: Dies musste die höflichste und wohl angenehmste Mitarbeiterin sein, die die ganze Möbelbranche zu bieten hatte. Diese beiden Erlebnisse bestätigten mir die Banalität unserer oberflächlichen, auf Geld, Macht, Gier, Aussehen und Einfluss fokussierte Gesellschaftsform. Leider scheint es keine Möglichkeit zu geben, diese Oberflächlichkeit auf irgendeine Weise zu umgehen oder zu verhindern. Es sei denn, wir betreten das Geschäft in Shorts und winken den Verkäufern mit einem Bündel Geld. Ich habe mir angewöhnt, dieses Spiel mitzuspielen, indem ich das Geschäft in dem Look betrete, in dem ich mich wohlfühle, und mir vorstelle, ich wäre in Grimms Schlaraffenland. Mein Tagtraum: Ich kaufe alles. Alles was mir gefällt. Ich bitte die oberflächliche und vorerst schnippische Verkäuferin um Beratung und Hilfe, so lange, bis sie versteht, dass ich es ernst zu meinen und ein verhüllter «InkognitoDiamant» zu sein scheine. Wenn ich an der Kasse stehe, zücke ich meine goldene Kreditkarte, führe sie zum dafür vorgesehenen Schlitz, halte inne, schaue die Verkäuferin nachdenklich an und sage: «Ich hab’s mir doch anders überlegt. Hätten Sie mich doch nur von Anfang an anders behandelt. Jammerschade.» – Dann verlasse ich das Geschäft stolzen Schrittes ... Das macht mehr Spass als Beschwerdeschreiben. Ist ein sinnvoller Filter und lockert unseren Alltag, zumindest meinen, deutlich auf.


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CHOPARD The Luxury Way of Life | 89


Fashion

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kolumne «Gefällt mir!» Irgendwann meldete auch ich mich bei Facebook an. Und weil man sich als Facebook-Nutzer dazu berufen fühlt, überall seinen Kommentar abzugeben, missbrauche ich heute eine ganze Prestige-Seite dafür. In FB-Sprache: Ich will share und dafür geliked werden! Die Social Media-Mitgliedschaft hat tatsächlich ihre Vorteile: Ich kann meine wertvollen Botschaften nun einer ganTamara Wernli zen Community unterbreiten, kostenlos und unbegrenzt. Auf dem virtuellen Tummelplatz kann ich ungehemmt mit fremden Menschen in Kontakt treten, mich zur Schau stellen. Die Selbstvermarktungsmaschinerie läuft hier wie geschmiert. Mein Zugang zu anregenden wie nutzlosen Informationen reicht ins Unermessliche. Nachteil: Mein Recht, über all die mitteilungsbedürftigen Selbstdarsteller herzuziehen, hat sich leider verwirkt. Ich gehöre ja jetzt dazu. Über 1,11 Milliarden Nutzer (Stand April 2013) haben sich hier gerne. Leider ist es nicht möglich, mit jedem befreundet zu sein, weil die Anzahl auf 5 000 beschränkt ist. – Laut FB kann niemand so viele echte Freunde besitzen oder ordentlich pflegen. – Im Internet wird heftig spekuliert, ob Facebook diese ekelhafte Limite je aufheben wird. Denn nur weil Nerd Zuckerberg sich mit Sozialkontakten schwertut – die Plattform hat der Streber deshalb an seiner Uni erfunden – heisst das noch lange nicht, dass wir alle auf einer verkorksten Leitung hocken. Zeichen der viel beschworenen Facebook-Abhängigkeit haben sich bisher (Beitritt: 20. Juli 2012) noch nicht offenbart. Alles läuft nach Plan: Von neuen Freunden flattern Einladungen ins Haus, manchmal Flirtanfragen. Meinem Selbstwertgefühl tut das unheimlich gut, soziale Akzeptanz ist doch wichtig. Warum sonst poste ich Fotos von meinem süssen Hund Leon, auf denen wir beide ungehemmt in die Linse grinsen?

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Wenn FB-Usern etwas gefällt, etwa die Ankunft eines neuen Mitglieds oder der hübsche Leon, klicken sie den «Gefällt mir»-Button. Sie klicken ständig diesen Button. Simone postet ein Bildli ihrer Füsse und 29 Usern gefällt das. Hier zeigt sich die Stärke von FB: Jeder geniesst ein bisschen Ruhm, die FB-Welt wird zur Bühne. Wenn ich also meine Frisur nicht mag, dies mitteile und alle meine Freunde «Gefällt mir» drücken, ist das ein Erfolg. Damit «alle» möglichst viele sind, sammle ich wie verrückt Freunde. Ich klicke alles an, was mir in die Quere kommt. Ausserdem sagt die Freundeszahl aus, wie beliebt man ist: Unter 1 000 so là là, ab 2 000 ist man ganz ordentlich mit dabei, mit 4 000 und mehr ist man der Burner. Herman teilte heute Morgen einen Link über ein gefährdetes Storchengebiet in Kroatien. Serge rollte die Geschichte Israels von hinten auf. Sylvie’s Gedanken kreisten um ihren eingewachsenen Zehnagel. Wie war ein Up to date-Wissensstand vor Facebook überhaupt möglich? Die neue Welt wühlt auf, vereinnahmt ihre Bewohner. Es soll nicht primär zur Entspannung dienen, meinte Zuckerberg. Er sieht diese Kommunikation als «eine Form, so schnell und effizient wie möglich Daten auszutauschen.» Genau! Effizient tausche ich nun Gala-Story-Links aus, und das Beste ist, die Pflege der sozialen Kontakte lässt sich bequem vom Sofa aus erledigen; ich muss das Haus nicht verlassen, weder Körperteile wachsen noch Brauen zupfen. Warum also überhaupt noch Menschen im echten Leben treffen, wenn es auch so geht? Wenn ich die magische 5 000er Marke knacke, lade ich meine Facebook-Freunde zu virtuellem Kaffee und Kuchen ein. Soll der Zuckerberg bloss nicht sagen, ich würde mich nicht ordentlich um meine echten Freundschaften kümmern!


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Hut Bailey速 of HOLLYWOOD EST. 1922 | Bluse und Hose Belstaff | Schuhe COS | Blazer Karl Lagerfeld | Clutch Escada

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Rolls-Royce The Luxury Way of Life | 95


Bluse und Hose Belstaff | Schuhe COS | Blazer Karl Lagerfeld | Clutch Escada

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Fashion

Bluse Belstaff | Blazer Karl Lagerfeld | Ring LEINFELDER Goldschmiede München | Sonnenbrille Trussardi

Photo Markus Hofmann | white-photo.com Styling Kinga Horvath | kingahorvath.de Makeup Anja El Sawaf | anja-el-sawaf.de Model Yann Bouvet | Natalia G. | Most Wanted Models Assistenz Susanne Schramke Retusche PX5 @ Medien GmbH Special Thanks Karolina Berdycka

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Anzug Lagerfeld | Hemd Burberry London | Handschuhe Roeckl | Uhr LEINFELDER Uhren M端nchen

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fotostrec String Body Wolford | Stay-up Wolford | Ring LEINFELDER Goldschmiede M端nchen

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Fashion Shortcuts Für echte Kerle 1821 wurde der Schweizer Sportbekleidungshersteller Nabholz gegründet. Global bekannt wurde Nabholz spätestens in den 60er-Jahren, als elf olympische Teams mit dessen Produkten ausgestattet wurden. Nachdem die Marke in den 90er-Jahren verschwand, hat sie sich nun neu positioniert und überzeugt heute mit ihren Jacken. Von Parkas bis Daunenjacken über Trenchcoats ist alles dabei. Ohne Schnickschnack, dafür mit warmen Federn, wasser- und windfesten Stoffen, überzeugt Nabholz mit hoher Qualität. Sie werben für «Living Legends» und sind Promotionspartner von Sauber F1-Team. Das passt, denn ihre Jacken gehören überall da hin, wo sich echter Kerle befinden: beim Fischen, in den Engadiner Bergen an der Oldtimer Rally «Passione Engadina», im Landrover die Schweizer Berge bezwingend oder lässig im Segelboot sitzend.

Männertaugliche Handtasche Männer und Handtaschen sind ein Thema für sich. Nur ein gestandenes Mannsbild erträgt ohne Imageeinbusse etwas an der Hand hängend, das nicht eindeutig eine Aktentasche ist. Internationale Fussballer wie Ronaldo mögen zunehmend die kleinen, clutchartigen Taschen, die sie direkt unter ihre muskulösen Unterarme klemmen. Optisch ist das eine umstrittene Sache. Die Schweizer Marke Bally hat nun eine Zwischenlösung gefunden, eine Art Kompromiss von Aktentasche und Clutch Bag. Die «Milano Business»-Tasche bekommt diesen Winter eine neue Farbe, wobei das Leder gewohnt hochwertig bleibt. Ganz ohne Schnörkel macht der Mann mit dieser «Handtasche» alles richtig.

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Mit Blumen verführen Agent Provocateur – der Name vergeht auf der Zunge wie selbst gemachtes Eis – ist gleichermassen prickelnd und süss. Die Londoner Lingerie-Marke weiss, wie Verführung aussieht und dafür zieht sie alle Register. Spitze, transparente Stoffe, Verstrebungen und Blumenmuster sowie Lack und Leder gehören ins Herbst-Winter-Sortiment, das von den Powerfrauen der 70er-Jahre wie Barbarella inspiriert wurde. Der Blumenkimono «Fleura» aus feiner Seide ist üppig und hat es uns deshalb besonders angetan. Er schmiegt sich weich um den weiblichen Körper und fällt dramatisch auf den Boden. Ein bleibender Eindruck ist damit garantiert.

Chicer Gummi «Der Adler» aus Frankreich ist aus Kautschuk und 160 Jahre alt. Zudem hält er unsere Füsse trocken. Die Rede ist von der Schuhmarke Aigle, dessen Ursprungsgeschäft die Gummistiefel waren. Heute stellen sie aber auch Kleider und Lederschuhe her. Im trüben Herbstwetter sind Gummistiefel unabkömmlich und der einzige Weg, trotz grauer Weltuntergangstimmung vor die Haustüre zu gelangen. Aigle hat seine Gummistiefel für diesen Winter mit neuen Farben versehen. Das Modell «Miss Juliette» hat zudem einen kleinen Absatz und Schnürverstrebungen am Schienbein. Für Miss Juliette LibertyPrint, die extravagante Version davon, hat das Londoner Traditionshaus ein Blumen- und Tiermuster ausgearbeitet, welches an den Garten Eden erinnert. Damit hat es Aigle geschafft, selbst Arbeitsschuhe wie Gummistiefel mit etwas Weiblichkeit zu versehen.

Statement setzen Die Designerin Shourouk ist in der Modewelt längst ein Begriff. Ihre «Statement Pieces» wurden durch Serien wie Gossip Girl oder Sex and the City 2 weltweit bekannt. Ihre Schmuckstücke sind bunt, gross, auffällig wie ein Regenbogen oder die Federpracht eines Pfaus. Shourouk zählt viel berühmte Anhängerinnen wie Michelle Obama, die sich extra von ihr einen Gurt anfertigen liess, oder die Sängerin Beth Ditto, die Shourouks Colliers für ihre Auftritte trägt. Die Französin verwendet keine echten Edelsteine, sondern bedient sich der Vielfalt der Swarovski-Steine. Diesen Herbst und Winter ist sie Partnerin der Glitzersteinfirma und hat eine Kollektion für sie auf den Markt gebracht. «Swarovski by Shourouk» verleiht ganz in der Tradition der beiden Schmuckpioniere der Trägerin einen unvergesslichen Funkelmoment.

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fashion

show

Winter

2013 By Laura Giarratana

Giorgio Armani

Roberto Cavalli

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Dsquared2

Ermenegildo Zegna


Dolce & Gabbana

Etro

John Richmond

Versace

Gucci

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Die Luxusmodehäuser bedienen sich

New

diesen Herbst und Winter wieder der klassischen Silhouette

Look

des «New Looks». Wie

sie aussieht und weshalb wir sie gerade jetzt wiederentdecken … Kathrin Eckhardt

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Fashion

E

Es muss ein magischer Moment gewesen sein, als die Modejournalisten 1947 die 90 Modelle der «Corelle»-Show von Dior bestaunten. Der Rockbund sass eng in der Taille, fiel weit über die Knie und die Schultern waren schmal und rund. Die Modelle bezauberten die Zuschauer durch die Betonung der Taille und der damit wiederentdeckten Weiblichkeit. Die berühmte, amerikanische Chefredakteurin der Harper’s Bazaar, Carmel Snow, schrieb begeistert «It’s such a New Look!» Der Ausspruch zur Kollektion wurde zum festen Modebegriff, der sich bis heute gehalten hat.

Im Lexikon der Mode ist zu lesen: Diors «New Look»-Kollektion war ein revolutionärer Moment, denn die neue Silhouette bedeutete viel mehr als die Betonung der schmalen Taille. Die Nachkriegsjahre waren in Europa von der Knappheit des Zweiten Weltkrieges geprägt und nun endlich vorbei. Das Lexikon schreibt: «Die Mode hatte jahrzehntelang in den Mittelpunkt ihres Schaffens das breitschultrige, schmalhüftige, sportliche und kurzberockte junge Mädchen gestellt, aus dem im Krieg die oft schwer arbeitende, verarbeitete und auch seelisch überlastete Frau geworden war.» Für die Frauen der Nachkriegszeit gab es keine Mode, sondern nur Kleider, die Mittel zum Zweck waren. Der «New Look» aber bedeutete für sie, endlich wieder Mode zu tragen, ihre runden Brüste und Hüften zu zeigen. Die neue Silhouette verlieh ihnen ein neues, weibliches Selbstbewusstsein, das sich feminin und weich anfühlte. Die Frauen begannen, von romantischen Kleidern und feinen Stoffen zu träumen. Das Stillen dieser Sehnsucht erklärt auch den grossen Erfolg der «neuen Linie». Nach rund einem Jahr hatte sich die Silhouette durchgesetzt und sogar in Amerika wurde der französische Modetrend nach kurzem Protest akzeptiert. Zu Beginn fanden die Amerikanerinnen, der Look erinnere an die Kleider der Grossmütter, die ihre breiten Hüften unter weiten Röcken verstecken wollten.

Richtig angezogen Diesen Herbst findet man die «neue Linie» unter anderen bei Bottega Veneta, Louis Vuitton, Gucci, Hermès, Prada und Miu Miu. Jacken, Kleider und Röcke sind in die Taille geschnitten und die Röcke bedecken allesamt die Knie. Neu und in die aktuelle Zeit passend sind die Materialien. Aus robuster Wolle sind die Entwürfe bei Prada, mit silbernen und goldenen Accessoires angereichert, ohne Verschnörklung und in Leder bei Hermès. Die Materialien werden frei gemixt und auch der dargestellte Frauentyp ist nicht nur feminin und schön, sondern etwas unvollkommener und rockig. Die Silhouette hilft «richtig» angezogen zu sein. Meine Grossmutter hätte dazu gemeint «ordentlich gekleidet». Dass Trends auf Gegentrends beruhen, ist eine alte Geschichte. Im aktuellen Fall kann der Wunsch nach Weiblichkeit und Ordentlichkeit aber damit erklärt werden: Noch im letzten Winter betonten die Designer die männlichen Seiten der Frauen und haben die Jacken mit Schulterpolster ausgestattet und ihnen Herrenanzüge angezogen. Zudem werden wir täglich überflutet von zu kurzen Röcken, weiten Ausschnitten und zu viel nackter Haut. Etwas Eleganz und subtile Weiblichkeit stillt mit der neuen / alten Silhouette auch unsere gegenwärtige Sehnsucht nach mehr Etikette.

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Gucci Louis Vuitton

MiuMiu Hermès

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fashion

show paris Winter

Emanuel Ungaro

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2013

By Laura Giarratana

Valentino

Veronique Leroy

Moncler Gamme

Nina Ricci


Alexander McQueen

Barbara Bui

Vivienne Westwood

Versace

Chanel

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Die Blaue Stunde Zifferblätter à la Yves Klein Blau machen geht natürlich nicht, am sogenannten «casual friday», also dem lässigen Freitag im Büro. Krawatte? Fehlanzeige! Grauer oder schwarzer Anzug? Ebenfalls Fehlanzeige! Die übliche Kleiderordnung ist zumindest teilweise aufgehoben. Gisbert L. Brunner

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Der Stil: locker, leger und natürlich gerne mit Blue Jeans. Zu dieser Hose passt optimal eine sportive, nicht zu aufdringliche Armbanduhr mit blauem Zifferblatt. Blau, diese Farbe ist heutzutage richtig angesagt. Über sie sagte schon der französische Maler, Bildhauer und Performancekünstler Yves Klein: «Blau ist die typische, himmlische Farbe», denn Blau regt die Sinne an, inspiriert zum Nachdenken. Blau ist allerdings nicht blau. Die Palette umfasst unzählige Abstufungen: Königsblau, Pariser Blau, Französischblau, Kobaltblau, Preussischblau, Tintenblau, Blaugold sind nur einige davon. Somit sind den Uhrendesignern nahezu keine Grenzen gesetzt. Mit Blick auf die Blaue Stunde am Handgelenk können die Produktgestalter absolut aus dem Vollen schöpfen. Frauen sind dabei keineswegs diskriminiert, denn seine Uhr betrachten sie längst als ihre eigene. Die Grösse spielt dabei übrigens keine Rolle. Eine gewisse Opulenz gilt keineswegs als unschicklich. Mechanik steht beim zarten Geschlecht sowieso immer höher im Kurs.

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WATCHES & JEweLLERY

Das 1997 in Florenz gegründete Uhrenlabel Anonimo domiziliert seit 2013 in der Schweiz. Nach intensiver Überarbeitung präsentiert sich die Kollektion in neuem Glanz. Ein gestalterischer Akzent ist das leuchtend blaue Zifferblatt der stählernen Sailor mit 42 Millimetern Gehäusedurchmesser und Schraubkrone. Die Wasserdichtigkeit reicht bis 12 Atmosphären. Um die Uhrzeit kümmert sich das Automatikkaliber Sellita SW 200.

Erinnerungen an die 1950er-Jahre weckt die «Clifton» von Baume & Mercier. In jenen Zeiten feierten derartige Armbanduhren stürmische Erfolge. Das Edelstahlgehäuse dieses Retromodells misst 43 Millimeter. Vom Zifferblatt lassen sich neben der Uhrzeit auch Datum, Wochentag, Monat und die Lichtphasen des Mondes ablesen. Das Automatikwerk stammt von der Et, die Unterzifferblattmechanik vom Spezialisten Dubois Dépraz. Die kalendarischen Indikationen bedürfen regelmässiger Handkorrektur.

Die «Fifty Fathoms» von Blancpain debütierte 1953. Sie war bis 50 Faden bzw. knapp 100 Meter wasserdicht und besass erstmals eine unidirektional verstellbare Drehlünette. Der «Fifty Fathoms Chrono Flyback» mit blauem Zifferblatt und blauer Drehlünette taucht problemlos bis zu 300 Meter. Im Inneren des 45 Millimeter grossen Stahlgehäuses tickt das Automatikkaliber F185 mit Flyback-Chronograf, 30-Minutenund 12-Stunden-Zähler. Krone und Drücker sind mit dem Gehäuse verschraubt.

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WATCHES & JEweLLERY

So viel zum Navitimer von Breitling vorweg: Mit Navy, also mit der Marine, hat der Name rein gar nichts zu tun. Das 1952 erstmals vorgestellte Modell diente vielmehr dem Navigieren. Zu diesem Zweck besass das markante Instrument einen intelligenten Rechenschieber. Selbiger ist auch dem brandneuen «Navitimer 1461 Aurora Blue» zu eigen. Das auf dem Eta 2892 basierende, selbstverständlich chronometerzertifizierte Automatikkaliber 19 besitzt neben dem Achtelsekunden-Chronografen auch ein Vollkalendarium mit Mondphasenindikation. Das 46 Millimeter grosse Stahlgehäuse ist spritzwassergeschützt. Die Edition ist auf 1 000 Exemplare limitiert.

Certina feiert 2013 sein 125. Firmenjubiläum. Die legendäre DS-Linie debütierte 1959. Das Kürzel steht für «Doppelte Sicherheit». Dahinter verbirgt sich u. a. eine besonders stossgesicherte Aufhängung für das Uhrwerk. DS bewährte sich bei Expeditionen und in vielen kritischen Situationen. Kein Wunder, dass Certina auch aktuell weiter daran festhält. Mit dem blauen «Action Diver» kann man locker bis 200 Meter abtauchen. Die Lünette dreht nur in einer Richtung, die Krone ist mit dem Gehäuse verschraubt. Eta 2824 heisst das Automatikwerk.

Mit dem Umzug nach Luzern verknüpft die Familie Ebstein als neuer Chronoswiss-Eigentümer eine modifizierte Firmenphilosophie. Eine alte Guillochiermaschine gestattet den Kunsthandwerkern die Anfertigung kunstvoller Zifferblätter mit transluzidem Email. Bei der «Artist’s Collection 1» erstrahlt der Glasfluss in brillantem Blau. Im Rotgoldgehäuse mit typischer Zwiebelkrone tickt das sorgfältig dekorierte Handaufzugskaliber C.642, hinter dem sich ein altes Uhrwerk der Unitas verbirgt.

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WATCHES & JEweLLERY

Ein gedecktes Blau ist das Erkennungszeichen der «Admiral’s Cup Legend 42 Blue». Bei Corum hielt diese Uhrenlinie 1983 Einzug in die Kollektion. Nach dreissig Jahren am Markt kann man also zu Recht von einem Klassiker sprechen. Allerdings hat das Design im Laufe der Jahrzehnte logischerweise einige modernisierende Modifikationen erfahren. Im Fall dieser sportlichen Armbanduhren fehlen die nautischen Flaggensymbole auf dem Zifferblatt. Das 42 Millimeter Stahlgehäuse besitzt eine blaue PVD-Beschichtung. Für die Zeitanzeige ist das Automatikkaliber Eta 2895 zuständig.

Schlicht, einfach und doch so ergreifend: Im Edelstahlgehäuse der Ebel 100, Durchmesser 40 Millimeter, tickt das flache Automatikkaliber Eta 2892-A2 mit 42 Stunden Gangautonomie. Die Zahl 100 kommt nicht von ungefähr. Sie erinnert an den sehr runden Geburtstag der inzwischen zur amerikanischen Movado-Gruppe gehörenden Uhrenmarke im Jahr 2011. Für sicheren und komfortablen Halt am Handgelenk sorgt ein stählernes Milanaise-Armband.

Ein sehr schmaler Gehäuseglasrand ermöglicht Frédérique Constant bei der neuen «Slimline Moonphase» die Verwendung eines grossen Zifferblatts in dunklem Blau. Vor ihm drehen drei Zeiger für Stunden, Minuten und Datum, dahinter eine Scheibe, welche die Lichtphasen des Mondes durch ein geschwungenes Fenster darstellt. Die Manufakturautomatik FC-705 präsentiert sich mit Genfer Streifenschliff und «Colimaçon»-Muster. Der Gesamtdurchmesser dieses distinguierten Edelstahlzeitmessers liegt bei 42 Millimetern.

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WATCHES & JEweLLERY

Armbanduhren mit Mondphasenanzeige gibt es viele. Die «Perpetual Moon» von H. Moser & Cie. weist jedoch eine Besonderheit auf: Dank ausgeklügelter Mechanik weicht die grossflächige Anzeige des bleichen Erdtrabanten erst nach 1 027,3 Jahren um nur einen Tag von der astronomischen Norm ab. Die tägliche Abweichung beträgt demnach nur 0,23. Die Phasen lassen sich höchst präzise, minutengenau einstellen. Als Antrieb dient das Manufakturhandaufzugskaliber HMC 348. Es lässt sich durch den Glasboden des Platingehäuses betrachten.

Die spannende Ära der 1960er-Jahre spiegelt, wie der Name schon andeutet, die einerseits retromoderne, andererseits aber auch puristisch gestylte «Sixties» von Glashütte Original wider. Das bombierte, aus Neusilber bestehende Zifferblatt in Blau besticht durch einen nostalgischen Sonnenschliff. Die im geschäftlichen Alltagsleben wichtige Datumsanzeige lässt sich infolge ihrer Grösse besonders gut ablesen. Ehrensache ist die waschechte Manufakturautomatik vom Kaliber 39-47, welche im 42 Millimeter grossen Stahlgehäuse der «Sixties Panoramadatum» tickt.

Nässe kommt den Besitzern der neuen «Aquascope» von Jean Richard mit Sicherheit nicht rein. Das 46 Millimeter Stahlgehäuse widersteht Wasserdruck bis zu 30 Bar, was 300 Metern Tauchtiefe entspricht. Natürlich lässt sich der Tauchzeitdrehring aus Sicherheitsgründen nur in einer Richtung verstellen. Zum Blau von Zifferblatt und Glasrand gesellt sich ein passendes Kautschukarmband. Die im Büro immer kostbare Zeit bewahrt das Automatikkaliber SW 200 von Sellita.

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WATCHES & JEweLLERY

Hamilton setzt unübersehbar auf den «American Way of Life». Das gilt auch für den «Jazzmaster Auto Chrono» in Edelstahl. Die 42 Millimeter grosse Schale hält das Wasser auch in 100 Metern Tiefe vom Automatikkaliber H-21 fern. Dahinter verbirgt sich, wie der Blick durch den Glasboden zeigt, ein Eta 7750. Mit dieser Armbanduhr kann Mann also auch Zeitintervalle zwischen einer Achtelsekunde und zwölf Stunden stoppen.

Bei der «Arceau Le Temps suspendu» von Hermès lässt sich die Zeit anhalten. Nach Betätigung eines Knopfes in Höhe der Ziffer 9 verharren die Zeiger für Stunden und Minuten links und rechts der Ziffer 12. Dort verweilen sie, bis die Neugier siegt. Ein weiterer Knopfdruck genügt und die «Hände der Zeit» begeben sich blitzschnell ins wahre Leben zurück. Mit von der Partie ist ein retrogrades Zeigerdatum. Unter dem komplexen Mechanismus tickt im Platingehäuse das Automatikkaliber Eta 2892.

Fast schon ein Synonym für Blau sind Jeans. Und genau die nahm sich Hublot zum Vorbild für eine stylische Variante der Big Bang-Linie. Durch ein leichtes, kratzfestes Keramikgehäuse zeichnet sich die «Jeans Ceramic» aus, von der die Schweizer Manufaktur summa summarum 250 Exemplare fertigen wird. Das Chronografenwerk mit Selbstaufzug, Kaliber HUB 4100, besteht aus 252 Komponenten. Die Basis stammt übrigens von der Eta. Dort heisst sie 7753. Aus Gummi und echtem Jeansstoff besteht das Armband.

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WATCHES & JEweLLERY

Seit mehr als 80 Jahren ist die Reverso von Jaeger-LeCoultre auf dem Markt. Das stattliche Alter sieht man ihr nicht an, weshalb sich die Wendeuhr grösster Beliebtheit erfreut. In der «Grande Reverso Blue Enamel» verbaut die Manufaktur das nur 2,94 mm hohe Manufakturhandaufzugswerk 822. Es besteht aus 134 Komponenten und macht die Rechteckschale superschlank. Durch das leuchtend blaue Email auf einem handguillochiertem Zifferblattkorpus feiert die faszinierende Epoche des Art Déco fröhliche Urstände. Von diesem Klassiker in 18-karätigem Weissgold entstehen insgesamt nur 50 Exemplare.

Die Longines «HydroConquest» geht mit ihrem Besitzer durch dick und dünn, im Büro und in der Freizeit. Für Pünktlichkeit in allen Lebenslagen sorgt das flache Automatikkaliber Eta 2892-A2, selbst 300 Meter unter dem Meeresspiegel.. Für den Fall, dass Mann einen Taucheranzug trägt, lässt sich das Armband mit doppelt gesicherter Faltschliesse im Handumdrehen verlängern. Robustheit verlangt nicht zwangsläufig nach üppigen Gehäusedimensionen. In diesem Fall misst die Stahlschale sehr moderate 39 Millimeter.

Louis Vuitton sponsert den America’s Cup. Dazu braucht es natürlich die passende Uhr. Die herausragende Mechanik des neuen, weissgoldenen «Tambour Twin Chrono», zum Stoppen der sogenannten Match Races ist natürlich patentiert. Dieser Tausendsassa erfasst simultan die Zeiten zweier Jachten. Am Ende des Rennens lässt sich sogar der zeitliche Abstand zwischen den Kontrahenten ablesen. Das exklusive Automatikkaliber 175 besitzt vier Federhäuser, davon drei für den Chronografen, vier Gangregler und zwei Schalträder. Die Steuerung erfolgt über einen Drücker mit Vierfachfunktion.

Nomos, Glashütte, hat seine Leader-Linie «Zürich» getauft. Für das Zifferblatt des abgebildeten Modells haben Designer die optischen Eigenschaften von Gold auf die beinahe komplementäre Farbe Blau übertragen. Die metallene Basis ziert der Glashütter Strahlenschliff. Das Design des Edelstahlgehäuses mit schmalem Glasrand stammt vom verstorbenen Zürcher Architekten Hannes Wettstein. Hinter dem Glasboden der 39,7 mm großen Schale findet sich die Manufakturautomatik Epsilon aus sächsischer Fertigung.

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Das maritime Erbe von Omega inspirierte die Entwicklung der Seamaster Planet Ocean 600M GoodPlanet. Der sportive Zeitmesser mit GMT-Funktion würdigt die Arbeit der 2005 gegründeten GoodPlanet Foundation, indem ein Teil der Erlöse an diese Organisation fliesst. Natürlich hält dieser 43,5 Millimeter grosse Bolide, in dem die amtlich auf ihre Ganggenauigkeit gecheckte Manufakturautomatik 8605 CO2frei tickt, einiges aus. Exakt sind es 60 atm Wasserdruck. Ein Ventil im linken Gehäuserand lässt schädliches Helium beim Auftauchen austreten.

Jährliche Kalendernachhilfe jeweils Ende Februar benötigt der «Transforma CBF Quator» von Parmigiani. CBF bringt die Kooperation mit der Confederação Brasileira de Futebol zum Ausdruck. Transforma steht für eine intelligente Gehäusekonstruktion, mithilfe deren sich der Werkscontainer als Armband-, Taschenoder Tischuhr verwenden lässt. Das Automatikkaliber PF 339 steuert den Jahreskalender mit retrogradem Datumszeiger und präziser Mondphasenindikation an. Deren Abweichung beträgt einen Tag in 120 Jahren.

Dass Patek Philippe 2014 seinen 175. Geburtstag feiert, ist kein grosses Geheimnis. Mit Blick auf das Jubiläum übte sich die Genfer Manufaktur dieses Jahr in Modellzurückhaltung. Als echtes Highlight kann die rechteckige «Gondolo»-Referenz 5200 mit dem Handaufzugsformkaliber 28-20REC 8JPS IRM C J gelten. Es besitzt, wie die Kaliberbezeichnung andeutet, eine Gangautonomie von acht Tagen. Die Besonderheit des Kalendermechanismus zeigt sich stets um Mitternacht. Da springen die Indikationen für Wochentag und Datum akkurat. Die weissgoldene Schale misst 32,4 x 46,9 Millimeter.

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WATCHES & JEweLLERY

Echtes Lapislazuli verwendet die Genfer Manufaktur Roger Dubuis für das Zifferblatt seiner weissgoldenen «Excalibur», Gehäusedurchmesser 42 Millimeter. Weissgoldene Appliken werten die transluzide Edelsteinscheibe, vor der die Zeiger ihre Kreise drehen, zusätzlich auf. Den Antrieb der langen, schlanken Zeiger besorgt das hauseigene Kaliber RD 622 mit automatischem Aufzug durch einen Mikrorotor. Durch die Integration der Schwungmasse in die Werksebene kommt Roger Dubuis mit 4,5 Millimeter Bauhöhe aus. Die Gangautonomie beträgt 52 Stunden. Für zertifizierte Qualität und Ganggenauigkeit bürgt das Genfer Siegel.

Zum 20. Geburtstag im Jahr 2012 hat Rolex seine «Yachtmaster» systematisch weiterentwickelt. Der Rastmechanismus für die beidseitig drehbare Lünette beruht nun auf einem Ring mit 120 Zähnen sowie einer trigonalen Feder. So ist das Drehmoment in jeder Bewegungsrichtung gleich. Die Zeiger und die Indexe auf dem blauen Zifferblatt sind mit nachtleuchtendem «Chromalight» ausgefüllt. Bis 100 Meter reicht die Wasserdichtigkeit der 40 mm grossen Edelstahlschale mit «Triplock»Krone. Zum Tragen über einem Tauchanzug ermöglicht die Bandschliesse mit Easylinkelement eine rasche Verlängerung um ca. fünf Millimeter. Eigene Fertigung des offiziell chronometerzertifizierten Automatikkalibers 3135 ist bei Rolex Ehrensache.

Am Zifferblatt der ersten japanischen Armbanduhr, vorgestellt 1913, stand noch nicht der Name des Herstellers Seiko, sondern Laurel. An das 100-jährige Jubiläum erinnert der stählerne «Ananta 100»-Chronograf mit eigenem Automatikwerk. Das 8R28 verfügt über eine klassische Schaltradsteuerung der zeitschreibenden Funktionen sowie die vertikale Friktionskupplung. Ein hocheffizienter Rotorselbstaufzug mit Magic Lever spannt die Zugfeder mit Kraft für gut 45 Stunden Gangautonomie. Insgesamt besteht das Uhrwerk aus 292 Komponenten. Das Zifferblattdesign erinnert an Masamune Date, einen bedeutenden lokalen Herrscher des frühen 17. Jahrhunderts.

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WATCHES & JEweLLERY

Am 6. März 2012 stellte Ulysse Nardin sein neues Manufakturkaliber 118 mit Rotoraufzug, 60 Stunden Gangautonomie, Fensterdatum und Gangreserveanzeige vor. Beinahe selbstverständlich setzt der Siliziumpionier bei dieser Eigenentwicklung auf den leichten, amagnetischen Werkstoff, der Schmiermittel überflüssig macht. Die patentierte Hemmung besteht aus optimiertem DIAMonSIL. Die dünne Diamantschicht auf Silizium ergibt eine nochmals bessere Oberflächenstruktur. Die Verpackung des neuen Technikoeuvre geschieht u. a. in Gestalt des rosé-goldenen «Maxi Marine Chronometer» mit blauem Zifferblatt.

1996 lancierte Vacheron Constantin die sportliche «Overseas», deren Gehäuse dem nassen Element bis zu 15 atmDruck widersteht. Weitere Merkmale der Sportlichkeit: verschraubte Krone mit Flankenschutz, verstärktes Saphirglas, tritiumbeschichtete Stunden- und Minutenmarkierungen sowie entsprechende Leuchtzeiger. Vielseitig präsentiert sich der stählerne Automatikchronograf mit unübersehbarem Grossdatum bei der Ziffer 12. Das Uhrwerk, Kaliber 1185, stammt von der Swatch Group-Tochter Frédéric Piguet. Die Steuerung der Stoppfunktionen erfolgt mithilfe von Schraubdrückern.

Über den «El Primero» von Zenith muss man nicht viele Worte verlieren. 1969 war es der weltweit erste Armbandchronograf mit Selbstaufzug und fünf Hertz Unruhfrequenz. Die neue Uhrenlinie Stratos debütierte 2011 mit leichter «Alchron»-Schale am Handgelenk des schwedischen Abenteurers Johan Ernst Nilson. Edelstahl dient beim «El Primero Stratos Flyback» als Material für das 45,5 mm grosse Gehäuse. Wie der Modellname unmissverständlich zum Ausdruck bringt, besitzt das Kaliber 4058 zusätzlich eine Flybackfunktion. Der Chronograf lässt sich mit einem Knopfdruck aus dem Lauf heraus null stellen und unverzüglich wieder starten.

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’ favourites

Naturfarbene diamanten

vainard Fine Jewellery – Zürich


Raritäten

der

Uhrenwelt

«Seltene Uhren» – das ist ein weites Feld. Zum Beispiel sind gut erhaltene, gewöhnliche Alltagsuhren aus historischen Zeiten heute sehr selten, weil sie gebraucht wurden, bis sie auseinanderfielen. Gegenstände aus Gold und Edelsteinen wurden dagegen sorgsam behandelt und für die Ewigkeit aufgehoben. Monika Leonhardt (Kuratorin Uhrenmuseum Beyer Zürich)

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WATCHES & JEweLLERY

I

Im 17. Jahrhundert waren kleine Uhren etwas ganz Aussergewöhnliches, so selten und kostbar, dass ihr Besitz Königen, Fürsten und den reichsten Kaufleuten vorbehalten war – gute Chancen also, sie heute in einem Museum wiederzufinden.

Diese Uhr in einem Gehäuse aus Bergkristall und feinster Goldschmiedearbeit, die um 1620 entstand, hatte wohl damals schon Sammlerwert. Sie wurde 1989 für das Uhrenmuseum Beyer Zürich erworben und in technischen Teilen restauriert: Unruhe, Schrauben aus gebläutem Eisen und die AnhängeÖse neu angefertigt, der fehlende Stundenzeiger ersetzt. Über Minutenzeiger verfügten diese Uhren mit einer Gangabweichung von 30 bis 40 Minuten am Tag nicht, dieser wurde erst mit technischen Verbesserungen am Ende des 17. Jahrhunderts üblich. Statt einer Unruhe mit Spiralfeder hat das Werk unserer Uhr noch einen Spindelgang und Schweinsborstenhemmung. Wie eine grosse Turmuhr verfügt sie über einen Stundenschlag auf eine Glocke, die sich unter dem Zifferblatt befindet.

Kleine Kunstwerke Das Zifferblatt und die rückwärtige Platine dieser Uhr sind mit farbigen Pflanzen- und Blütenornamenten in Tiefschnitt-Email geschmückt. Bei dieser Goldschmiedetechnik werden Vertiefungen in eine meist silberne Metallplatte geschnitten und anschliessend mit durchscheinendem «transluzidem» Email gefüllt. Besonders bemerkenswerte Kunstwerke dieser Art entstanden zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Blois (Frankreich) und in Augsburg (Deutschland), die Meister sind namentlich und manchmal mit Einzelheiten aus ihrem Leben bekannt. Im Schloss von Blois wohnten damals Mitglieder der französischen Königsfamilie, in Augsburg sorgten reiche Kaufleute für Nachfrage nach Luxusgütern. Verborgen unter dem Goldplättchen mit den kunstvollen Sommerblumen trägt unsere Uhr auf der rückwärtigen Platine die Signatur «MB», dies könnte Marc Barry sein, der von 1616 bis 1627 in Blois tätig war. Unsere Uhr entstand durch die Zusammenarbeit verschiedener Handwerker: Goldschmied, Uhrmacher, Steinschneider. Auch das deutet auf Blois als Entstehungsort hin. Da sich die Fürsten über Zunftgesetze hinwegsetzen konnten, war das kreative Zusammenwirken verschiedener Berufe im Umkreis eines Hofes sehr viel einfacher.

Wertvolle Materialien Das Gehäuse ist aus einem Stück Bergkristall geschnitten, das Zifferblatt verfügt über eine separat gearbeitete Abdeckung, die ebenfalls aus Bergkristall gefertigt ist. Mit diesem kostbaren Stein verband man magische Wirkungen: In der Antike hiess es, er sei das Eis der Götter, das nie taut. Legenden erzählen von leuchtenden Palästen im Innern der Erde. Der Bergkristall, aus dem sie bestünden, sei ein Stein der Weisen und schenke

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neue Lebenskraft und Gesundheit. Zeiger und Zifferblatt einer Uhr mit Glas zu schützen, blieb einem nüchterneren Zeitalter vorbehalten. Wenn kleine Uhren so selten sind wie im 17. Jahrhundert, kann man sie nicht brauchen, um sich zum Beispiel mit einem Geschäftspartner zu verabreden. Sie dienen nur der persönlichen Zeitdisziplin oder als zu bestaunendes Wunderwerk. Zusammen mit besonderen Fundstücken aus der Natur, zum Beispiel Narwalzähnen, die man für das Horn des Einhorns hielt, und der wissenschaftlichen Forschung dienenden Objekten, wie zum Beispiel Mineralien, wurden in den Kunst- und Wunderkammern der Wohlhabenden solche staunenswerten Gegenstände gesammelt.

Für die Kunstkammer Eine Besonderheit unserer Uhr lässt vermuten, dass sie ein Objekt für eine Kunst- und Wunderkammer war: Das Bergkristallgehäuse hat eine umlaufende Einkerbung, die es erlauben würde, die Uhr in einer Halterung zur Schau zu stellen, ähnlich einer Monstranz. Zwar könnte man sie auch an einer Kette oder einem Band um den Hals tragen, aber dann würde man die wunderschöne Rückseite nicht gut sehen. Mir ist keine weitere Uhr bekannt, die über eine ähnlich aufwendig farbig gearbeitete rückwärtige Platine verfügt. Uhren in Gehäusen aus Bergkristall finden sich bis in die Gegenwart, besonders schöne und elegante schuf zum Beispiel Cartier in den 1920er-Jahren. Über die Funktion der Zeitmessung hinaus betonen sie stets die Nähe der Uhrmacherei zum Schmuck und zur Prachtentfaltung, zur Kostbarkeit und Zerbrechlichkeit der Zeit.

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streetstyle

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Rubriken

culinarium

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in Unterwegs

Frankreichs

Speisekammer Geniesserregion Rhône-Alpes

Ville de gueule wird Lyon von den Franzosen respektvoll genannt. Tatsächlich besitzt die Stadt der Gaumenfreuden am Zusammenfluss von Rhône und Saône mit mehr als 1 800 einschlägigen Adressen die höchste Restaurantdichte des Landes und bei einer spontanen Umfrage nach den berühmtesten Söhnen und Töchtern der Stadt fällt fast immer als Erstes der Name Paul Bocuse. Thomas Hauer

Atout France (Rhone Alpes Tourismus) | Paul Bocuse

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CULINARIUM

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Der Hohepriester der Nouvelle Cuisine hat den fruchtbaren Landstrich, der sich von den schneebedeckten Gipfeln der Hochalpen bis hinunter zu den Lavendelfeldern der Provence erstreckt und die Départements Haute-Savoie und Ain im Norden, Loire im Westen sowie Ardèche und Drôme im Süden umfasst, die die Kapitale Lyon wie einen Ring umschliessen, denn auch treffend als garde-manger de la France bezeichnet. Höchste Zeit also, unseren Nachbarn im Südwesten einen Besuch abzustatten.

Das Gourmetwarenhaus Frankreichs Schliesslich stammen viele der begehrtesten Zutaten der französischen Spitzengastronomie aus der Region. Zum Beispiel das weltberühmte Geflügel aus der Bresse, hervorragende Süsswasserfische aus klaren Bergströmen und den unzähligen Seen und Teichen der Dômbes, darunter Hecht, Karpfen, Saibling, Aal oder Flusskrebse, hervorragendes Obst aus den Monts Lyonnais, Oliven aus Nyons, Maronen aus der Ardèche, Gemüse aus dem fruchtbaren Tiefland von Ain, Artischocken aus Vaulx-en-Velin. Ausserdem zahlreiche der besten Käse des Landes, zum Beispiel Tomme de Savoie, Beaufort, Reblochon oder Saint-Marcellin. Kurzum: ein wahres Schlaraffenland! Nicht zuletzt ist Rhône-Alpes auch das grösste Weinanbaugebiet des Landes mit seinen weltberühmten Tropfen aus dem Vallée du Rhône oder den einfachen, aber schmackhaften Weinen des Beaujolais.

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© Atout France | Rhone Alpes Tourismus

CULINARIUM

Die Geniesserregion Rhone-Alpes mit ihrer Hauptstadt Lyon ist nicht nur ein Mekka für Feinschmecker. An den Steilhängen entlang der Rhone wachsen auch einige der besten Weine Frankreichs.

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CULINARIUM

Im historischen Stadtkern Lyons gibt es f端r Besucher viel zu entdecken.

Idealer Ausgangspunkt f端r einen Rundgang ist der Place Bellecour.

Basilika Notre-Dame auf dem Fourvi竪re H端gel.

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CULINARIUM

Die Altstadt gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe und lockt mit unzähligen Cafés und Restaurants.

Ausgangspunkt unser hochkalorischen Tour de Force ins kulinarische Herz der Grande Nation ist dabei natürlich Lyon, denn die Stadt mit einer mehr als zweitausendjährigen Geschichte nimmt seit jeher eine Sonderstellung im kulinarischen Kosmos Frankreichs ein, denn traditionelle Regionalküche und Spitzengastronomie sind nirgendwo sonst enger verwandt. Ihr Bindeglied sind die legendären Mères Lyonnaises, die Mütter der Lyoner Gastronomie. Als die Seidenindustrie, bis weit ins 19. Jahrhundert wichtigster Wirtschaftszweig der Stadt, mit dem Ende des Kaiserreichs in eine Krise geriet, waren zahlreiche Seidenbarone gezwungen, ihre Hausangestellten zu entlassen. Die machten aus der Not eine Tugend und eröffneten in und um Lyon kleine Restaurants und Gaststätten. Statt aufwendigen Pièces montées servierten die ehemaligen Dienstboten in ihren zunächst meist einfachen Gaststuben nun bodenständige Gerichte auf Basis preiswerter Zutaten wie Innereien, die jedoch mit demselben Raffinement zubereitet wurden wie die kolossalen Bratenstücke vergangener Tage. Und das mit durchschlagendem Erfolg, denn binnen kürzester Zeit waren diese von Frauen geführten Etablissements für den kleinen Geldbeutel bei Handwerksburschen, Stallknechten und Arbeitern ausserordentlich beliebt. Damit knüpften sie nahtlos an die uralte Tradition der Lyonnaiser Bouchons an.

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Vieux Lyon umfasst die in Mittelalter und der Renaissance entstandene Viertel Saint-Paul, Saint-Jean und Saint Georges zwischen dem Fuss des Fourvière Hügels und der Saône.

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Lyon ist bekannt für seine Traboules. Die gesamte Altstadt ist mit diesen engen Gängen und Passagen durchzogen.

Zu Besuch in einem traditionellen Bouchon In diesen mehr oder weniger rustikalen Kneipen mit rot-weiss karierten Tischdecken und dickwandigen Gläsern fliessen bis heute Beaujolais und Côtes du Rhône in Strömen, die meist offen im traditionellen 0,46-l-Mass ausgeschenkt werden. Eine vernünftige Unterhaltung ist dank des weinseligen Geräuschpegels meist kaum möglich, aber gerade weil es hier so ausgelassen zugeht, macht ein Abend in einem Bouchon so viel Spass. Die meisten dieser Lokale, die man am Label «Authentique Bouchon Lyonnais» beziehungsweise «Les Bouchons Lyonnais» im Fenster erkennt, liegen im Stadtzentrum. Das Gütesiegel garantiert Gästen original Lyonnaiser Küche mit hochwertigen Produkten aus der Region. Empfehlenswerte Adressen sind zum Beispiel das «Café des Fédérations» in der Rue Major Martin oder das «Bouchon des Filles» in der Rue Sergent Blandan. Letztgenannte Adresse bietet eine entschlackte Variante der ansonsten recht fetten und schweren Traditionsrezepte. Doch Kalorienzähler werden in Lyon ohnehin nicht glücklich. Unbedingt probieren sollte man den Salat aus gekochten Lammfüssen, Geflügelleber, Hering und hartgekochten Eiern oder die in Butter gebratenen, panierten Lyonnaiser Kutteln oder vielleicht die lokale Variante des Boudin, der Blutwurst, die im «Bouchon des Filles» mit Äpfeln in Strudelteig eingebacken und begleitet von einem frischen Kräutersalat serviert wird. Vor dem Dessert gibt es stets Fromage – eine typische lokale Spezialität: Cervelle de canut, Frischkäse mit reichlich Knoblauch und Kräutern. Ein uraltes Rezept der Seidenweber. Die Portionen in den Bouchons sind übrigens riesig, die Preise dagegen sehr moderat.

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Zu Paul Bocusé Gastoimperim gehört nicht nur sein quitschbuntes und weltberühmtes 3-Sterne Restaurant L’Auberge du Pont in Collonges au Mont d’Or, sondern auch mehrere Brasserien und eine eigene Hotel- und Restaurantfachhochschule.

Das Kronjuwel des Gastroimperiums Doch zurück zu den Mères Lyonnaises. Als es ökonomisch schliesslich neuerlich bergauf ging, wanderten bei vielen Köchinnen auch wieder «bessere» Zutaten in die Kochtöpfe. Damit legten sie den Grundstein für die bis heute unverwechselbare Spitzengastronomie im Grossraum Lyon, die sich noch immer an den aufwendigen Rezepten der Belle Époque orientiert und so – ausser in Zitaten – im Rest Frankreichs praktisch nirgendwo mehr zelebriert wird. Ein Paradebeispiel ist die grandiose volaille demi-deuil («Poularde in Halbtrauer») der Mère Filloux. Der Clou: Trüffelscheiben werden direkt unter die Haut des edlen Federviehs geschoben und verleihen dem schneeweissen Fleisch eine exquisite Note, ohne dass das delikate Aroma des schwarzen Goldes beim Garen des Vogels entweichen kann. Noch heute steht dieses Rezept auf der Speisekarte der legendären L’Auberge du Pont von Küchenikone Paul Bocuse in Collonges au Mont d’Or. Die wurde seit 1965 jedes Jahr mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet und ist das Kronjuwel im Gastroimperium des mittlerweile fast 87-jährigen Ausnahmekochs, zu dem auch mehrere Brasserien in Lyon und eine erstklassige Hotel- und Restaurantfachhochschule im Château du Vivier in Écully gehören. Die hat mit dem «Saisons» ebenfalls ein exquisites Restaurant zu bieten, wo sich Schülerinnen und Schüler der kulinarischen Kaderschmiede um das leibliche Wohl der Gäste kümmern. Ausserdem ist das Institut Paul Bocuse die einzige Einrichtung ihrer Art, die selbst ein veritables 5-Sterne-Hotel betreibt, nämlich das Hotel Royal direkt an der zentralen Place Bellecour im Herzen Lyons. Doch begonnen hat alles in der L’Auberge du Pont.

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Das in quietschbunten Bonbonfarben gestrichene Restaurant, die das ganze Ensemble ein wenig wie ein überdimensioniertes Macaron wirken lassen, ist für viele Feinschmecker bis heute ein absolutes Must: einmal im Leben zu Bocuse! Ein Besuch gleicht einer Zeitreise in die grossbürgerliche Behaglichkeit der 60er und 70er Jahre. Auf der Karte stehen fast ausschliesslich Klassiker wie die berühmte Trüffelsuppe, die Bocuse 1975 anlässlich der Aufnahme in den erlauchten Kreis der Ritter der Ehrenlegion für den Élysée kreierte. Wer es moderner und ein wenig leichter mag, dem seien Bocuses Brasserien ans Herz gelegt. Hier geniesst man für 30 Schweizer Franken ein veritables Menu aus frischesten Zutaten. Besonders empfehlenswert ist die Brasserie Sud mit mediterran angehauchter Küche – der Auberginentatar ist einfach himmlisch! Interessanterweise verdankt Paul Bocuse einen Teil seiner kulinarischen Meriten ebenfalls einer Mère Lyonnaise, denn es war im Restaurant von Eugénie Brazier, einst Gehilfin von Madame Filloux, bei der das junge Talent einen Teil seiner Ausbildung absolvierte. Eugénie Brazier ist die einzige Frau, die jemals mit drei Michelin-Sternen für gleich zwei Restaurants ausgezeichnet wurde. Noch heute existiert eines davon, La Mère Brazier, an der alten Adresse in der Rue Royale. Freilich steht dort heute mit Mathieu Viannay ein Mann am Herd, macht seiner berühmten Vorgängerin mit aktuell zwei Sternen aber alle Ehre und wurde 2004 zum besten Koch Frankreichs gekürt. In seinem Küchenstil mischen sich eigene Kreationen mühelos mit entschlackten Lyonnaiser Klassikern wie den berühmten Hechtklösschen mit Krebsbutter – Viannay serviert dazu freilich saftige Stücke bretonischen Hummers.

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Cathédrale Saint-Jean, Lyon.

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Weibliche Spitzengastronomie und süsse Köstlichkeiten Apropos Frauen am Herd – zwar sind die Zeiten der Mères Lyonnaises vorbei, aber in Valence, eine gute Stunde von Lyon entfernt, haben sie in Anne Sophie Pic eine würdige Nachfolgerin gefunden. Die aktuell einzige französische Köchin mit drei Sternen lehrt ihre männlichen Kollegen, wenn nicht das Fürchten, so doch zumindest, dass es auch eine urweibliche Seite der Spitzengastronomie gibt. In ihrem «Maison Pic», direkt an der legendären Nationalstrasse 7, einst automobile Nabelschnur, die Paris mit den Küstenorten der Côte d’Azur verband, serviert die fast zerbrechlich wirkende, aber um so herzlichere Pic, in der ein wahrer Vulkan an Kreativität zu schwelen scheint, eine feminine, ätherisch leichte Aromenküche auf Weltklasseniveau. Zum Anwesen gehört auch ein hervorragendes Bistro, eine Kochschule, eine Épicerie und ein kleines, aber umso feineres Relais&Châteaux-Hotel mit 16 Zimmern, in denen es sich nach dem Dinner stilvoll schlummern lässt. Auf dem Rückweg nach Lyon sollte man einen kleinen Abstecher nach Tain-l’Hermitage einplanen – dort haben nicht nur einige der bedeutendsten Winzer der Region ihr Hauptquartier, wie zum Beispiel die Maison Chapoutier, nein, die von aromatischen Röstaromen geschwängerte Luft kündet auch davon, dass direkt am Rhône-Ufer die Firmenzentrale von Valrhona liegt, Hersteller der wohl edelsten französischen Kuvertüre, die weltweit in

den besten Patisserien zu kleinen Köstlichkeiten verarbeitet wird. Im Oktober 2013 eröffnet direkt neben der Fabrik ein grosses Schokoladenmuseum. Zurück in der Stadt darf ein abschliessender Besuch der berühmten Markthallen nicht fehlen. Umgeben von tristen Hochhausbauten im grauen Betonkleid der 60er und 70er Jahre und unweit des TGV-Bahnhofs Part Dieu offenbart sich uns nach Betreten des verglasten Flachbaus ein wahres Feinschmeckerparadies. Was hier verkauft wird, ist ausnahmslos von hervorragender Qualität und viele der Händler geniessen nicht nur in Lyon selbst einen beinahe schon legendären Ruf. Käse kauft man hier bei Mère Richard, die vor allem für ihren Saint-Marcellin gerühmt wird, Süsses kommt von Maître Chocolatier Sève, Variationen der Lyonnaiser Quenelles von Giraudet, Fisch ist am besten bei Pupier oder Durand, Geflügel bei Clugnet, Salers-Rindfleisch bei Trolliet und für die weltberühmten Lyonnaiser Würste wie die Jesús oder Rosette ist Madame Sibilia die erste Wahl. Guten Appetit!

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Sie macht gl체cklich und vers체sst auch die bittersten Momente des Lebens. Wir essen sie in Torten, pur oder geniessen sie als Getr채nk. Die Rede ist von der Schokolade. Yvonne Beck

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Das Glückshormon Phenethylamin haben frisch Verliebte im Blut. Und etwas PEA ist auch in Schokolade nachweisbar. Daher hält sich seit Jahren das Gerücht, dass Schokolade glücklich macht. Betrachtet man Liebhaber der süssen Stückchen beim Verzehr, könnte man meinen, dass dem so sein muss. Tatsächlich ist es jedoch so, dass, wenn PEA mit der Nahrung in den Körper gelangt, Enzyme das Hormon sehr schnell abbauen. Man müsste also über hundert Schokoladentafeln essen, damit eine wirksame Dosis in den Körper gelangt. Trotzdem steht unter Schokoladenliebhabern fest: Schoki ist der beste Freund in der Not! Die köstlichen Aromen auf der Zunge und der süsse Geschmack am Gaumen lassen die Widrigkeiten des Alltags wenigstens für einen Moment verblassen.

Wer hat’s erfunden? Die Geschichte der Schokolade reicht bis ins Jahr 1500 v. Chr. zurück. Als Erste entdeckten die sogenannten Olmeken, die im Tiefland der mexikanischen Golfküste wohnten, den Kakaobaum für sich. Erst 2 000 Jahre später wurde der Kakao von den Maya angebaut. Sie konsumierten Schokolade anders als heute üblicherweise in flüssiger Form, oft würzten sie ihre Speisen mit Kakao. Zudem wurde Kakao nicht gesüsst, sondern behielt seinen stets bitterherben Geschmack. Trotz des regen Handels blieb Kakao lange Zeit ein Produkt, dass vornehmlich dem Adel vorbehalten war. Heute verzückt Schokolade Millionen Menschen. Täglich geniesst man auf der ganzen Welt einen Augenblick Glückseligkeit beim Geschmack von Schokolade. Doch auch die Welt der Schokoladenliebhaber wird immer grösser und komplexer. Das zeigte beispielsweise der «Salon du Chocolat», der im März zum zweiten Mal zu Gast in der Schweiz war. Über 90 Chocolatiers, Patissiers und viele weitere Schokoladenexperten präsentierten, was es rund um Schokolade und Kakao alles zu sehen, wissen und erleben gibt. 16’000 Besucher nutzen die Chance, der süssen Versuchung auf die Spur zu kommen. Dass der Salon du Chocolat in der Schweiz ein solcher Erfolg ist, verwundert wenig, liegt die Schweiz mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 9,4 Kilo Schokolade im Jahr an der Spitze der europäischen Hitliste. Obwohl die Schweiz die Schokolade erst spät für sich entdeckte, wurde sie zur Wiege wichtiger technischer Erfindungen und drei grosser Innovationen auf dem Gebiet der Rezeptur: die Haselnussschokolade, die Milchschokolade und die Schmelzschokolade. Vor allem die Milchschokolade und später die weisse Schokolade verhalfen der Schweiz zu weltweiter Bekanntheit. Die Eidgenossen bevorzugen als Verzehr ein mildes und cremiges Aroma mit einer zugleich bitteren und süssen Note.

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Andere Länder andere Geschmacksrichtungen Auch in anderen Ländern gibt es einen Schokoladenboom. Die Niederländer mögen beispielsweise gern dunkle und bittere Schokolade. Italiener sind Europas grösste Liebhaber der Bitterschokolade, häufig mit Haselnuss- oder Likörfüllung. In Frankreich ist die reichhaltige, dunkle Schokolade zum wahren Feinschmeckerprodukt geworden. Die Briten mögen vor allem sehr süsse Confiserien mit Milchschokolade und stellen eine Milchschokolade mit speziellem Karamellgeschmack her, den «Crumb». Ausserhalb Europas führen die USA die Pro-Kopf-Verbrauch-Liste an. Hier bevorzugt man körnige und kräftige Schokolade. Schokoladenriegel und Cookies mit Schokoladenstücken stehen bei den Umfragen ganz oben. Brasilien, der weltweit viertgrösste Kakaohersteller, beginnt hingegen gerade erst, Schokolade selbst zu konsumieren. Während die Mexikaner zum Frühstück Trinkschokolade bevorzugen. Zudem sorgten sie mit der Erfindung einer Schokoladen-Chili-Sosse, die den Geschmack von Hähnchen und Pute unterstreicht, in der Gastronomie für Wirbel. Während Schokolade in Europa und den USA bereits seit vier Jahrhunderten bekannt ist, gibt es sie in Japan erst seit hundert Jahren. Hier ist die Nachfrage nach Schokolade anlässlich des Valentinstags besonders gross, da die Tradition es so will, dass die Frauen den Männern Schokolade schenken. 80 Prozent der importierten Schokolade wird zum Fest der Verliebten und zum «White Day» (am 14. März) verkauft. Die Japaner stehen auf cremige Schokolade, die im Mund schmilzt, besonders auf Milchschokolade. Der übliche Verzehr konzentriert sich vor allem auf Schokoladenriegel oder einzelne Pralinen.

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Beim Schokoladenfestival Salon du Chocolat wurden jedoch nicht nur Köstlichkeiten für den Gaumen geboten – dank der kreativen Arbeit der Chocolatiers aus aller Welt kam auch das Auge nicht zu kurz. Weltberühmte Chocolatiers und Konditormeister schufen in Zusammenarbeit mit Mode-

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designern exquisite Schokoladenkostüme, die allesamt in aufwendiger Handarbeit entstanden. Schokolade schmeckt also nicht nur gut, sondern kleidet auch.


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Alles, was man braucht ist Liebe. Doch ab und zu ein wenig Schokolade kann nicht schaden.

Charles M. Schulz (Erfinder der Comicserie Die Peanuts(1725 – 98)

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schoggi

SHORTCUT Cité du Chocolat Am 24.Oktober 2013 eröffnet nach sechsjähriger Arbeitsphase das erste Schokoladenmuseum im französischen Tainl’Hermitage bei Lyon – die «Cité du Chocolat». Auf 1 000 Quadratmetern hat Valrhona eine Erlebniswelt errichtet, die Besuchern aus aller Welt die Schönheit der Schokolade nahebringen soll und die einzigartige Möglichkeit bietet, hinter die Kulissen der gehobenen Schokoladenherstellung zu blicken. Die Entdeckungsreise durch die Cité führt durch die sieben Bereiche «Ecke der Sinne», «Rezepttheke», «Kakaoplantagen», «Schokoladenfabrik», «Labor der Köche», «Ausstellung der Chocolatiers» und den «Schokoladen Workshop». Die «Cité du chocolat» wurde so gestaltet, dass die Besucher wie Fachleute oder Gourmetkonsumenten Schokolade aus einer ungewöhnlichen Perspektive betrachten können. Dennoch ist Schokolade ein Mainstreamprodukt par excellence. Somit werden auch Kinder in der «Cité du chocolat» nicht vernachlässigt.

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Sag

es mit Schokolade!

An exzellenter Seelage in Luzern bereichern ambitionierte Chocolatiers die Schweizer Schokoladentradition um verf端hrerische Kreationen und damit die zwischenmenschliche Kommunikation um ungewohnt sinnliche Vokabeln. Lilly Steffen

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Max Chocolatier in Luzern kennt die Gefühle, die Menschen auf der ganzen Welt bewegen und für die doch oftmals die Worte fehlen. Aus diesem Grund haben die Schokoladenexperten für jede Aufmunterung, jede Entschuldigung, für jedes Geständnis und jede Erklärung, die es auf zwischenmenschlicher Ebene auszusprechen gibt, eine stilvolle, süsse Lösung parat.

Tradition trifft Exotik Max Chocolatier versteht sich als moderner Interpret einer alten Handwerkskunst: Unter den geschickten Händen der Chocolatiers erblüht die Schweizerische Tradition der Schokoladeherstellung in sinnenbetörender Vielfalt. Nur das Beste aus den Schweizer Bergen oder Exotisches von weit, weit her wird hier hingebungsvoll zu süssen Köstlichkeiten verbunden. Was geschieht dann mit dem edlen Naschwerk? Einfach nur essen wäre zu wenig: Seltene Kakaosorten bringen bislang stille Geniesser dazu, gehaltvolle schokoladige Botschaften auszutauschen und Gourmets schwelgen in Assortiments hochprozentiger Crudo-Pralinés. Romantische Gefühle lassen sich hingegen kaum zarter vermitteln als mit hauchdünnen

«Schoggi-Plättli» aus Edelweissschokolade und kandierten Rosenblüten. Klar, wer mitreden möchte, muss zunächst das Vokabular der süssen Sprache kennen! Dazu begibt sich der lernwillige Schüler in die kleine elegante Schokoladenboutique am Luzerner Schweizerhofquai. Aromatisch-herbe Kakaodüfte durchziehen hier die Luft, als befände man sich im Innern einer Pralinenschachtel. «I’d rather fall in chocolate than in love», kommentiert eine der Max Chocolatier-Botschaften das Gefühl recht passend. Die zurückhaltend elegante Boutique in warmer Eiche lässt die Mitte frei für eine grosszügige Glasvitrine. Dort liegen sie, die lieblichen Worte für den feingeistigen Austausch. In perfekten Reihen auf Valser Granit aufgereiht und jedes einzelne von ihnen so vielversprechend wie das freundliche Lächeln des Max Chocolatier Personals.

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Im siebten Schokoladenhimmel Direkt über dem Shop befindet sich das Atelier. Es bildet sozusagen den Himmel, aus dem die Schokoladenträume fallen. Bei den Meistern von Max Chocolatier haben Standardrezepte keine Chance: Hier wird mit edlen Couverturen experimentiert – so lange, bis eine neue einzigartige Schokoladenmetapher gefunden ist, mit der sich der köstliche Wortschatz bereichern lässt. Jährlich entwerfen die Chocolatiers im Rhythmus der Jahreszeiten vier Kollektionen. – Sei es mit kandierten Blütenblättern, sobald sich der Frühling ankündigt, mit fruchtigen Himbeeren und spritzigem Campari im Sommer, feinem Apfelgelee zu Beginn der Ernte im Herbst oder feurigem Chili in der Winterzeit. Finden sich viele der handverlesenen Zutaten wie die würzigen Alpenkräuter und der cremige Rahm sozusagen direkt vor der Haustüre, legen die Schokoladeexperten beim exotischen Kakao besonderen Wert auf Qualität, nachhaltigen Anbau und fairen Handel.

Süsser Business-Talk Solch eine Liebe zur Schokolade spricht sich herum und hat bereits die Geschäftswelt mit Sinn für feine Lebensart erreicht. Renommierte Unternehmen buchen bei Max Chocolatier Schokoladenverkostungen als Special Events für wichtige Kunden oder zeigen ihre Wertschätzung für Geschäftspartner mit

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einer Auswahl wertvoller Pralinés. Auch die Verpackung hält, was der Inhalt verspricht: Mit ihrem aufwendigen Design wecken die «Schoggi-Boxen» selbst schon Sammlerleidenschaft und setzen mit eleganten Farben oder detailreichen Patterns den ambitionierten Qualitätsanspruch von Max Chocolatier auch an dieser Stelle fort. Kaum ist der Deckel gelüftet, lässt knisterndes Cellophan die Spannung steigen, bevor endlich die süsse Verführung ihre Wirkung entfalten darf und sich die Botschaft klar und unmissverständlich dem Geniesser offenbart. Ab Herbst 2013 können Schokoladenliebhaber in der ganzen Schweiz mitreden, denn dann ziehen die luxuriösen Kreationen in 13 Globus Delicatessa Filialen ein. Für alle anderen gibt es den Online Shop unter www.maxchocolatier.com


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RESTAURANT Mo-Sa 12.00-24.00 Uhr Reservationen Tel. 044 448 11 44

AURA BAR & SmokeR’S LoUnge

AURA eventSAAL

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Die AURA Bar & Lounge lädt zum Verweilen ein und lässt bezüglich Cocktail- und Zigarrensortiment sowie Ambiente keine Wünsche offen.

Der multifunktionelle Saal setzt neue Massstäbe bezüglich Event-Flexibilität, Visualisierungsmöglichkeiten, technischer Ausstattung und gastronomischem Angebot.

Unser kompetentes und erfahrenes Team unterstützt Sie bei der Organisation und der Gestaltung Ihres Anlasses.

Mo bis Sa 14.00-24.00 Uhr

Ihr Kontakt für Bankett- & Eventanfragen: Renate Blaser Tel. 044 448 11 44, rb@aura-zurich.ch

AURA | RESTAURANT | BAR & SMOKER’S LOUNGE | EVENTSAAL | CLUB BLEIChERWEG 5, ZURICh | WWW.AURA-ZURICh.Ch

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Food News Zum Geburtstag eine Limited Edition Die neue, streng limitierte und einzeln nummerierte Jack Daniel’s Master Distiller Series mit 43 % Vol. ehrt die Arbeit der sieben Jack Daniel’s Master Distiller. – Dieses Jahr wird mit Jack Daniel der erste Master Distiller und Gründer ausgezeichnet und gleichzeitig auch sein Geburtstag gefeiert. Vor über 100 Jahren erfand Jack das Rezept, mit welchem sein Old No. 7 heute noch hergestellt wird. – Weil es schon damals perfekt war. Jetzt hat Jack einen Tribut verdient, mit der Jack Daniel’s Master Distiller Series und einem rauschenden Geburtstagsfest, das den ganzen September andauert. Ein Monat, um ihn und seinen Whiskey zu feiern. – Würde Jack noch leben, wäre er sicher mit dabei, mit einem Glas Whiskey in der Hand.

Gin ist wieder Kult Gin feiert sein Comeback – und auch Promis lieben ihn. Der Wacholderschnaps gilt als Nationalgetränk Englands: «Gin Tonic» ist bekannt als das Lieblingsgetränk der verstorbenen «Queen Mum». Der brandneue Sears Cutting Edge Gin hätte ihr sicherlich auch gemundet. Dank handverlesener Botanicals und superscharfen Messern beim Zerkleinerungsprozess können sich die floralen Aromen in der Destillation besonders intensiv entfalten. Bei Sears gipfeln intensive Aromen – frischer Bergamotte und würziger Koriander in einem kräftigen, wacholderlastigen Finish –, während die 44 % Vol. das Gin-Erlebnis veredeln. www.sears-gin.com

Bittersoda-Himmel Crisp, tasty, fresh: Der neue Player im Bittersoda-Segment stürmt die Bars, Lounges und Wohnzimmer: Goldberg & Sons. Die vier charakterstarken Sorten Bitter Lemon, Tonic Water, Ginger Ale und Intense Ginger überraschen mit purem Premium-Geschmack und intensiven Flavours. Auf den Tisch kommen alle vier Sorten in der stylishen 200 ml-Flaschen.

Design by Andy Warhol Anfang der Achtzigerjahre hatte sich die Künstlerlegende Andy Warhol bereits von der Marke PERRIER zu über 40 Pop Art-Kunstwerken inspirieren lassen. Zum 150. Markenjubiläum von PERRIER wird jetzt eine Limited Edition mit vier unterschiedlichen Motiven im typischen Warhol-Stil des Pop Art angeboten. Damit erweist die französische Premium-Wassermarke einem der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts seine Referenz und lässt gleichzeitig die schrillen Achtziger wiederaufstehen.

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Neues italienisches Premium-Wasser Quellfrisch, rein und natürlich – Acqua Morelli ist die neue Premium-Wassermarke aus Italien. Mit feinen Geschmacksnuancen und einem schicken Äusseren begeistert es die gehobene Gastronomie. Der Ursprung des PremiumWassers liegt in einem wilden Buchenwald im Herzen der «Alpi Marittime», den italienischen Seealpen. Auf der luftigen Höhe von 1 000 Metern befindet sich die Quelle «Bauda», aus der das Wasser gewonnen wird. Die Abfüllung erfolgt direkt vor Ort nahe der Quelle, in einem unberührten Ökosystem der italienischen Alpen. Absolute Reinheit und belebende Frische vereinen sich mit purer Leichtigkeit und machen das Wasser von Acqua Morelli so besonders gefällig und einzigartig anregend im Geschmack.

Holunderblütenlikör nach französischer Handwerkskunst Für die New York Times ist er eine der «einflussreichsten Cocktailzutaten des Jahrzehnts»: der Holunderblütenlikör St. Germain. Er besteht zu 100 Prozent aus handgeernteten, frischen Holunderblüten. Sein Geschmack erinnert an tropische Früchte, begleitet von feinen Zitrusaromen und einem Hauch Geissblatt. Die einzeln nummerierten Flaschen sind mit dem Jahrgang der Ernte versehen, was bislang einzigartig für einen Likör ist. Die achtseitige Flasche, welche an die Zeiten des Art Déco und der Belle Epoque erinnert, verleiht zudem jeder Bar einen Hauch von Eleganz.

Kreative Kollision Der berühmt-berüchtigte Künstler Jeff Koons hat für den neuen Rosé-Vintagejahrgang 2003 von Dom Pérignon eine knallrosafarbene «Balloon Venus» erschaffen. Das Objekt, das eine Flasche des Champagners beinhaltet, wurde von Jeff Koons Skulptur «die Venus von Willendorf» inspiriert. Laut Dom Pérignon stellt die Champagner-Venus «eine neue Art von Idol dar: eine moderne Gottheit der Liebe, die ihre Betrachter mit ihren spiegelnden Kurven vereinnahmt». Jeder neue Vintage-Jahrgang interpretiert die Geschichte des Weins neu. – Die üppigen Kurven der Venus veranschaulichen den vollmundigen Rosé-Geschmack des Champagners.

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Gefährliche Liebschaften

Duftoeuvre by Kilian Kilian Hennessy: Nachkomme der Cognac-Dynastie und Duftpoet. Wie man Baudelaires «Les Fleurs du Mal» als Parfum neu interpretiert. Yvonne Beck

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Der Spross der Hennessy-Dynastie und Erbe einer langen Ahnenlinie von Cognac-Herstellern beschloss vor einigen Jahren, der Parfumkunst wieder ihren alten Stellenwert zurück zu geben und Düfte als Kunstwerke zu kreieren. – Parfums, die im gleichen Atemzug mit Klasse und Eleganz genannt werden, jenseits der Welt der modernen Parfumindustrie, die aus Budgetgründen häufig an wertvoller Zeit und Ingredienzien sparen muss. Jenseits synthetischer Moleküle und billiger Wegwerfverpackungen. PRESTIGE traf Kilian Hennessy in Zürich und sprach mit ihm über seine erste Dufterinnerung und der Liebe zum Parfum.

PRESTIGE: Sie stammen aus einer Cognac-Dynastie. Der Name Hennessy ist weltweit bekannt. Warum haben sie den beruflichen Pfad Ihrer Ahnen verlassen und wie kamen sie gerade dazu, Parfum zu kreieren? Kilian Hennessy: Die Kellerei Hennessy gehört inzwischen zum Luxuskonzern «Louis Vuitton Moet Hennessy». Es ist also längst kein Familienunternehmen mehr und ich könnte höchstens als Angestellter, mit einem Chef über mir etc., dort anfangen. Das wäre nichts für mich gewesen. Ich habe in Paris an der Sorbonne studiert und schrieb meine Abschlussarbeit über die Semantik der Gerüche. Dadurch tauchte ich in eine Welt ein, die mich völlig faszinierte und nicht mehr los liess. Nach meinem Universitätsabschluss erlernte ich die Kunst der Parfumkreation bei einigen der berühmtesten «Nasen» der Welt. Ich arbeitete für Dufthäuser wie Christian Dior, Paco Rabanne, Alexander McQueen und Giorgio Armani. Vor fünf Jahren gründete ich meine eigene Firma «By Kilian», denn ich wollte meine eigenen Visionen verwirklichen. – Die perfekte Verbindung zwischen Kunst, Luxus und Eleganz.

Wie würden Sie Ihre eigenen Düfte beschreiben? Was ist das Besondere an einem Parfum by Kilian? Ich wollte meine eigenen Düfte kreieren und präsentieren, so wie es noch keiner vor mir getan hat. Es gibt wirklich nichts Vergleichbares auf dem Markt. Meine Brand verspricht Luxus und hält ihn auch. Schauen Sie sich das Design an – so etwas gibt es nicht noch einmal auf dem Markt. Wir haben in den letzten sechs Jahren eine wirkliche Highend-LuxusBrand aufgebaut, dabei aber nie die grosse Leidenschaft und Kunst der Parfumherstellung aus dem Auge verloren, denn Parfum ist Kunst! In meinen Parfums versuche ich, diese alte Form der Parfumherstellung und Wertschätzung wiederherzustellen.

Ihr Parfum ist Luxus pur. Was genau bedeutet Luxus für Sie? Luxus bedeutet, wenn ein Produkt für die Ewigkeit entwickelt wurde oder es sehr lange hält. In unserer Wegwerfgesellschaft gibt es nur noch wenigen wahren Luxus. Etwas, egal wie teuer es ist, was man heute kauft und nächsten Monat wieder entsorgt, kann niemals Luxus sein. Doch Luxus hat in den Arabischen Emiraten und Russland eine ganz andere Bedeutung als in Europa, daher ist Luxus sehr schwer zu beschreiben. Für mich ist es einfach ein Gefühl, ein sehr positiv besetztes Gefühl. Luxus bedeutet «godis in details».

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Ihre Produkte sind preislich um einiges teurer als andere Brands. Definiert sich Luxus über Geld bzw. den Preis? Wie reagieren Ihre Kunden darauf? Das stimmt. Die meisten Parfum-Brands gehen für 50 bis 80 Dollar über den Ladentisch. Aber was bekommt man dafür? Einen Flakon, den man, ist er leer, wegschmeisst. Das Ganze verpackt in einer Pappschachtel. Bei uns bekommen Sie ein kleines Kunstwerk: Der Flakon hat seine Heimat in einer hochwertigen, kunstvoll gestalteten Box, die einen unter Umständen ein Leben lang begleiten kann. Guerlain liess im Anfang des 20. Jahrhunderts all seine Gefässe von René Lalique herstellen. Düfte wie «Shalimar» wurden zu weltweit geschätzten Klassikern. Das Design ehrte den Inhalt. Auch unsere Flakons sind nur aus wirklich hochwertigen Materialien gestaltet. Ich denke jedoch, dass die meisten Menschen nicht wissen, wie viel Arbeit wir allein in das Design stecken, wie viele Stunden Handarbeit. Deshalb werden wir nächstes Jahr Minivideoclips an jedem Verkauf-Counter zeigen, um die Handwerkskunst hinter dem Produkt zu zeigen. Die hölzerne Box beispielsweise ist schwarz lackiert. 13 Schichten Lack wurden aufgetragen und allein die Lackierung dauert zwei Monate. Das müssen wir unseren Kunden näher bringen. Es ist an uns, die Kunden zu sensibilisieren. Sieht man all die Arbeit hinter dem Produkt, ist der Preis mehr als gerechtfertigt. Zudem zahlen Sie nur das erste Mal ein bisschen mehr, denn all unsere Flakons sind wiederbefüllbar und unser Travel-Kit ist kompatibel mit jeder neuen Duftlinie, die wir auf den Markt bringen. Der Refill kostet nicht mehr als jeder andere grosse Brand. Ein und derselbe Flakon begleitet seinen Besitzer im Idealfall ein Leben lang.

Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen? Ich habe sehr viel gelesen. Meine Bücher sind meine innere Kultur. Ich habe Lieblingsbücher, Lieblingsszenen und Lieblingsmusik. Da mich die Verbindung zwischen Klassik und Moderne sehr fasziniert, versuche ich, sie stets zu verbinden. Und so liess ich mich beispielsweise bei der Parfumlinie «L’Oeuvre Noire» von Baudelaires Werk «Die Blume des Bösen» und gleichzeitig von den Texten amerikanischer Rapper inspirieren. Quasi «Baudelaire meets 50 Cent». Beide erzählen von Verführung und Gewalt. Nur auf vollkommen unterschiedliche Weise. Gerade diese Gegensätze faszinieren mich und regen mich an, Parfum zu kreieren. Wichtig ist: Parfum muss immer «uplifting» sein. Es hat viel zu tun mit Attraktivität und Liebe, aber auch mit Schutz, mit Gefühl, sich stark zu fühlen. Es funktioniert wie eine zweite, beschützende Haut. Mit diesen Aspekten muss man arbeiten. Ich füge sie in ein kunstvolles, historisches Gewand. Das kann Literatur von Balzac, die Geschichte vom Sündenfall oder eine Geschichte aus 1001 Nacht sein. Aber die Aspekte von Liebe, Stärke, Schutz und Geborgenheit stecken immer auch in einem Parfum.

Tipps vom Spezialisten: Wie viel, wo und wann sollte man Parfum auftragen? Da gibt es keine bestimmten Regeln. Ob Sie den Duft auf der Haut oder der Kleidung tragen ist egal. Er sollte Ihnen jedoch Freude bereiten und sie sollten sich wohl mit dem Duft fühlen.

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Gibt es zu unterschiedlichen Anlässen unterschiedliche Düfte? Oder tragen sie immer denselben Duft? Ich trage zuerst einmal nur noch Düfte von mir selbst. Denn ich habe das entwickelt, was mir gefällt. Aber natürlich trage ich zu einem Rendevouz einen anderen Duft als bei einem wichtigen Geschäftsmeeting.

Welcher ist der erste Duft, an den sie sich erinnern können? Ich kann mich nicht wirklich an einen bestimmten Duft erinnern. Aber ich denke, es muss «Tuberose» gewesen sein. Jede Frau aus meiner Familie trug diesen Duft. Meine Mutter, meine Tante, meine Grossmutter – alle liebten diesen Duft.

Und die Männer im Hause Hennessy? «Eau Sauvage» von Dior war der Männerduft in meiner Familie.

Sie nenne Ihre Brand schlicht «By Kilian». Den Namen Hennessy lassen Sie bewusst aussen vor. Warum? Hennessy ist eine wunderbare Brand, aber eben in Verbindung mit Cognac. Zudem hat man in jedem Land ein anderes Bild von Hennessy, denn jedes Land macht seine eigene Werbung und entwirft ein ganz unterschiedliches Image. Würde ich den Namen Hennessy für meine Brand verwenden, wäre das sehr verwirrend. Jeder würde was anderes darin sehen. Es war auch nie eine wirkliche Option für mich. Eigentlich ist es eine Schande, dass kein Hennessy mehr für Hennessy arbeitet, denn es war unser Erbe, unsere Familientradition. Aber ich glaube, ich habe den für mich richtigen Weg gefunden – weit genug weg von Cognac, um mich von der Familie zu distanzieren, nahe genug dran, dass es sich doch familiär anfühlt. Der Geruch eines Cognacs, die verschiedenen Zutaten etc. unterscheiden sich gar nicht so sehr von der Parfumherstellung, wie man annimmt. Vom ersten Moment an, als ich das «Rohmaterial», die Zutaten für Parfum roch, wusste ich, das ist es. Es fühlt sich für mich einfach richtig an.

Sie scheinen ein ganz netter, sympathischer Mensch zu sein. Eher ein «nice» als ein «bad guy», trotzdem spielen sie gern mit Begriffen wie «evil», «devil», «sin» oder «cruel intention», also eher der düsteren Seite des Lebens. Ich denke nicht unbedingt, dass dies die dunklen Seiten des Lebens sind. Zudem arbeite ich viel mit Metaphern und Allegorien. Frauen lieben den Duft «good girls gone bad», denn sie erkennen das Augenzwinkern darin. Man darf nicht immer alles ernst nehmen. Aber nicht alle können das. In manchen arabischen Ländern darf ich Produkte nicht verkaufen, da sie den Begriff «devil» beinhaltet. Aber das Leben ist einfach interessanter, wenn man mit ihm spielt. Wenigstens für mich!

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft? Ich möchte erreichen, dass unsere Kunden ein einzigartiges Dufterlebnis haben. Jede Frau, jeder Mann sollte ein einzigartiges Parfum besitzen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, einen Duft zu tragen, den sonst niemand auf dieser Welt trägt. Lassen Sie sich überraschen, was wir Ihnen in der Zukunft präsentieren werden!

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Handlesen Samtpfoten

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H채nde sind Schwerstarbeiter und werden st채ndig beansprucht. Deshalb ist ihre Pflege besonders wichtig! Valeska Jansen

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Rubriken

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Da die Haut an den Händen sehr dünn ist und kein Unterhautfettgewebe besitzt, sieht man ihr die täglichen Strapazen besonders stark an: Sie altert schneller als die übrige Haut am Körper, wird schlaff und bekommt Altersflecken. Einmal pro Woche sollte die Haut mit einem sanften Peeling von abgestorbenen Hautschüppchen befreit werden. Dadurch wird sie nicht nur besser durchblutet, sondern auch aufnahmefähiger für die anschliessende Pflege mit einer Handcreme. Um die Haut vor täglichen Einflüssen zu schützen, sollte eine spezielle Handcreme benutzt werden, die auf die jeweiligen Bedürfnisse der Haut abgestimmt ist. Mittlerweile gibt es Cremes gegen Fältchen, Pigmentflecken oder Risse. Sie enthalten meist einen speziellen UV-Schutz, denn vor allem die Hände müssen vor der Sonne geschützt werden. Pflegekonzentrate, wie z. B. Handmasken, sind SOS-Helfer. Die konzentrierten Wirkstoffe erzielen schneller den erwünschten Effekt als normale Cremes. Tipp: Über Nacht eine Handmaske auftragen und Baumwollhandschuhe anziehen. Der SaunaEffekt verstärkt die Wirkstoffaufnahme der Haut und macht Hände schnell wieder zart und geschmeidig.

Wenn alle Pflege nicht mehr hilft Ab einem gewissen Alter kommt zu Knitterfältchen leider auch noch die Hauterschlaffung hinzu. Dann hilft keine Creme mehr. Collagen, das für die Prallheit der Haut verantwortlich ist, wird im Alter kontinuierlich abgebaut. Das Ergebnis: Adern und Sehnen treten immer stärker hervor und dazwischen «hängt» die Haut. Wen das nun so sehr stört, dass er Abhilfe schaffen will, der muss zum Arzt gehen. Diverse Methoden können die erschlaffte Haut wieder straffer wirken lassen. Dabei kann es allerdings auch zu unschönen Nebenwirkungen kommen. Denn eine gängige Behandlung ist die mit sogenannten Hyaluronsäure-Fillern. Filler sind Füllmaterialien, meist Hyaluronsäure, die Volumen aufbauen. Sie werden mit einer Spritze oder Kanüle in den Handrücken injiziert und sorgen beinahe sofort für ein volles Volumen. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich dabei unschöne Knubbel bilden. Zusätzlich kann es auch zu übermässigen Schwellungen kommen. «Das nennen wir dann Patschhändchen», erklärt Barbara Köhler, Managing Director vom Prevention Center Zürich und Zug. Zusammen mit ihrem Mann, Dr. med. Christian Köhler, behandelt sie in ihren Kliniken Frauen und Männer, die mit ihrem Äusseren unzufrieden sind und Abhilfe schaffen wollen.

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Beauty

«Radiesse» steht für natürlich verjüngte Hände Auch das Problem «alte Hände» steht oft zur Diskussion, denn z. B. nach einem Facelifting lassen gerade sie dann das eigentliche Alter schnell erkennen. Seit über einem Jahr arbeitet Dr. med. Köhler nun mit einer Methode, die zu einem natürlichen Ergebnis führt. «Radiesse» wurde in den USA entwickelt und ist ein Filler, der sich gleichmässig unter der Hautoberfläche verteilt und die Hände nicht aufbläht. Dazu kommt noch ein ganz besonderer Vorteil: Das bereits reduzierte körpereigene Kollagen wird zu neuem Wachstum angeregt und regeneriert sich quasi von allein wieder. «Für uns hier ist es die sicherste Methode für ein natürlich aussehendes Ergebnis», erklärt er.«Radiesse» bietet noch einen weiteren Vorteil: Es handelt sich dabei um einen Filler mit

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Calcium-Hydroxylappatit-Partikeln, die mit einer von Natur aus in den Knochen vorhandenen Substanz identisch sind. Allergische Reaktionen sind deshalb nahezu ausgeschlossen. In der Regel lassen sich bereits mit einer einzigen Behandlung, die ca. 30 Minuten dauert, sichtbare Ergebnisse erzielen. Doch Prävention ist wie bei der gesamten Hautpflege das aller Wichtigste. Deshalb sollten gerade die Hände nach jedem Waschen gut eingecremt werden. Die Produktpalette ist riesig und bietet für jedes Bedürfnis individuelle Pflege und Schutz.


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luxus Zuerst stand die Vision des Unternehmers Jürg Eichenberger, das fast ein halbes Jahrhundert leerstehende Grand Hôtel des Salines in Rheinfelden wieder zum Leben zu erwecken. Vor gut einem Jahr ist aus der Vision Realität geworden. Dr. med. Dietmar Löffler

Niggi Freundlieb

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Nach der sorgfältigen Renovierung und dem beispielhaften Umbau des 1895 erbauten, architektonisch wertvollen Hotelbaus ist die Privatklinik Alta Aesthetica für ästhetische und plastische Chirurgie der Premiumklasse in einzigartiger Umgebung direkt am Rheinufer entstanden. Geleitet wird Alta Aesthetica von Dr. med. Dietmar Löffler.

5-Sterne-Luxusklinik Der Klinikkomplex umfasst die Klinik für ästhetische und plastische Chirurgie und die Zahnklinik mit integriertem Zahntechniklabor. In der Klinik für ästhetische Chirurgie sind vier geschmackvoll eingerichtete Suiten auf 5-Sterne-Niveau und zehn sehr stilvoll eingerichtete Einzelzimmer für die stationäre Unterbringung sowie zwei hochmoderne Operationssäle und diverse Behandlungsräume vorhanden. Die Dentalklinik umfasst zwei ambulante Operationseinheiten für implantologische Eingriffe und sechs nach neuesten Kriterien ausgestattete Behandlungsräume sowie 3D-Röntgengeräte. Der Mitarbeiterstab besteht aus rund 30 festangestellten Fachärzten und Fachpersonal.

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Das Leistungsspektrum in der ästhetischen Chirurgie reicht von Nasenkorrekturen, Brustvergrösserungen und -verkleinerungen, Facelifting, Oberlidstraffung, Lippenkorrekturen, über Fettabsaugung, bis hin zu Anti-Aging-Behandlungen. Die Dentalklinik bietet das gesamte zahnärztliche Spektrum von Zahnsanierung, Prothetik und Knochenaufbau mit Implantatversorgung an. Seit Kurzem ergänzt zudem der bekannte Gefässspezialist Dr. Marc Troxler aus dem Venenzentrum Arlesheim das Klinikkonzept der Alta Aesthetica. Gut ein Jahr nach der Eröffnung von der Schönheitsklinik zieht Dr. med. Dietmar Löffler, der sich als Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Deutschland und nun auch in der Schweiz einen hervorragenden Namen gemacht hat, im PRESTIGE-Interview eine erste Bilanz.

PRESTIGE: Wie fällt Ihre Bilanz nach gut einem Jahr Alta Aesthetica aus? Dr. med. Dietmar Löffler: Unsere Voraussagen, dass die Alta Aesthetica mit ihrem qualitativ hoch stehendem Angebot für ästhetische und plastische Chirurgie der Premiumklasse nicht nur einem Bedürfnis entspricht, sondern auch eine enorme Bereicherung für den Gesundheitsstandort Rheinfelden und damit für die ganze Region darstellt, hat sich mehr als erfüllt. Die Kombination von Spitzenmedizin, luxuriösem Ambiente und erstklassiger Betreuung hat sich weit über die Landesgrenze herumgesprochen. Kurzum: Wir sind sehr zufrieden und leiden momentan auch nicht unter dem sogenannten Sommerloch! (lacht)

Von woher kommen die Patientinnen und Patienten? Zu 80 Prozent kommen unsere Patientinnen und Patienten aus der Schweiz. Dann zählen wir viele aus Deutschland sowie Österreich und immer mehr kommen aus Russland und dem arabischen Raum.

Alta Aesthetica ist also auch bei einer internationalen Klientel angekommen? Zum Einen haben sich unsere Leistungen auch ausserhalb der Schweiz herumgesprochen, dann wurde der Alta Aesthetica im Juni 2012 von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) das Zertifikat DIN EN ISO 9001:2008 verliehen. Zum Anderen haben wir entsprechende Anstrengungen unternommen, um auch in Russland oder in arabischen Ländern bekannt zu werden. Heute ist es unerlässlich, dass potenzielle Patientinnen und

Patienten sich über das Internet informieren können. So war es sehr hilfreich, dass zum Beispiel meine Wenigkeit und Dr. Silke Becker, die Chefärztin der Zahnklinik Alta Aesthetica, mit dem Zertifikat «Leading Medicine Guide» ausgezeichnet wurden. Der «Leading Medicine Guide» ist ein Internetportal und ein Netzwerk, das allen Patienten im In- und Ausland ermöglicht, die besten deutschsprachigen Mediziner in allen Bereichen zu finden. Ausserdem sind wir seit Kurzem fünftes Mitglied von «Rheinfelden medical». Damit sind nun sämtliche grösseren Rheinfelder Gesundheitsbetriebe Mitglied der Marketingkooperation und «Rheinfelden medical» kann die Vermarktung von Rheinfelden als Gesundheitsstandort weiter vorantreiben, was auch für die Alta Aesthetica ein grosser Gewinn ist.

Seit Ende letzten Jahres ergänzt der bekannte Gefässspezialist Dr. Marc Troxler aus dem Venenzentrum Arlesheim das Klinikkonzept der Alta Aesthetica – Weshalb diese Erweiterung des Leistungsangebotes? Durch die Zusammenarbeit mit Dr. Marc Troxler können wir unseren Patienten die effizientesten und schonendsten Therapieverfahren nach neusten medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten. Damit haben wir für unsere Patientinnen und Patienten einen Mehrwert geschaffen. Ausserdem ist dies ein weiteres Beispiel für unsere vielseitige medizinische Kompetenz und Qualität. Die Patientinnen und Patienten, die teilweise allein schon nur, um sich zu informieren, zu uns nach Rheinfelden reisen, registrieren sehr wohl, dass wir – man könnte hier zusätzlich auch noch den Anästhesiebereich nennen – ein hervorragendes Gesamtpaket und eine Infrastruktur anbieten, wie es im Ausland kaum zu finden ist. www.altaaesthetica.ch

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Der gebürtige Spanier Alberto Morillas gehört zu den berühmtesten Nasen der Welt. Seine Kreationen kennt jeder, den Kreateur selbst, die wenigsten. Valeska Jansen

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Morillas grosse Karriere begann 1970 beim Genfer Duftunternehmen Firmenich. Die Unternehmensgruppe beliefert weltweit Lebensmittel- und Dufthersteller mit Geschmacks- und Duftstoffen. Zu Morillas bekanntesten Kreationen gehören u. a. «Acqua di Gió» von Armani, «CK One» von Calvin Klein, «Daisy» von Marc Jacobs, «Le Baiser du Dragon» von Cartier, «Light Blue Pour Homme» von Dolce & Gabbana und alle Düfte von Bulgari.

Er kreiert längst nicht für jeden Heute kann sich Morillas seine Kunden aussuchen und nimmt längst nicht jeden Auftrag entgegen. Seine wenige Freizeit verbringt er am liebsten im heimischen Garten, mitten in Genf, wenn er nicht seine eigene DuftkerzenKollektion um neue Kreationen erweitert. «Mizensir» heisst seine Kerzen- und Home Fragrance-Kollektion, die über 100 Duftkerzen und Home Fragrances umfasst. Im Sommer dieses Jahres eröffnete er seine erste eigene MizensirBoutique in Genf. Anlässlich der Duftpräsentation seiner jüngsten ParfumKreation für Bulgari mit «Omnia Crystalline», trafen wir Morillas in Mailand zum Interview und begegneten dabei einem echten Künstler, der sich von uns etwas in seine «Karten» blicken liess.

Ich habe gehört, dass nicht die Unternehmen Sie mit einer neuen Duft-Kreation beauftragen, sondern dass Sie sich die Unternehmen selbst aussuchen, für die Sie gerne arbeiten würden?

© Roberto Battistini

(Lacht.) Ja, das stimmt. Es gibt so viele Unternehmen, mit denen ich schon Jahrzehnte lang zusammen arbeite und von denen ich einfach weiss, was sie wollen. Ich kenne ihre Handschrift und kann so von Anfang an auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen. Man muss sich nicht erst finden. Ich habe ehrlich gesagt so viel zu tun, dass ich meine Zeit so einteilen muss. Das ist reiner Selbstschutz.


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Wie hat man es sich vorzustellen, wenn Sie für ein Duft-, oder Modehaus einen neuen Duft entwickeln? Bekommen Sie da vorab genaue Instruktionen? Ja, natürlich. Je nach Unternehmen sind die Vorgaben enger oder lockerer gesteckt. Für den neuen «Omnia Crystalline»-Duft hatte ich zum Beispiel die Aufgabe von Bulgari gestellt bekommen, einen warmen, aber gleichzeitig frischen Duft zu entwickeln. Das ist natürlich sehr schwierig, denn es ist ein grosser Kontrast. Also kombinierte ich Kaschmir-Noten mit frischen Blütenessenzen. Besonderes Merkmal ist dabei die Lotusblüte, denn sie hat keinen typischen Eigengeruch. Sie riecht einfach frisch und verkörpert hier das Mediterrane. In Verbindung mit Iriswurzel, die zu den warmen, hölzernen Duftnoten gehört, entsteht eine komplexe Mischung, die sich gleichzeitig frisch, pudrig und warm präsentiert.

Haben Sie denn eine Art Unterschrift? Eine Zutat, an der man erkennt, dass Sie dahinter stecken?

Nehmen wir aktuell den neuen «Omnia Crystalline»-Duft. In allen Omnia-Düften ist ein bestimmter Cocktail von Zutaten, der ADM-Cocktail. Das ist die Unterschrift, die Signatur dieser Linie. Riechen Sie allerdings jeden einzeln, wird Ihnen nicht auffallen, dass in jedem diese Komposition steckt. Jeder duftet anders und hat absolut seine eigene Personalität.

Haben Sie eine Signatur in all Ihren Kreationen? (Lacht.) Ja! In all meinen Kreationen steckt Moschus. Ich liebe Moschus über alles. Es ist kein reines Moschus, es ist meine streng geheime Moschus-Kreation. Moschus symbolisiert für mich die Haut. Diese ziehe ich dann quasi an, indem ich andere Zutaten dazu mische. Sogar meine Kollegen bewundern mich dafür, denn es ist sehr schwierig, eine gefällige Moschusmixtur zu erstellen.

Wie spontan können Sie eigentlich bei Ihren Aufträgen sein? Wenn es zum Beispiel heisst: Kreieren Sie einen orientalischen Duft, dann bin ich sehr frei. Natürlich kreiere ich dann keinen Blütenduft, aber das Spektrum ist sehr gross.

Behalten Sie alles im Kopf oder schreiben Sie wie ein Koch ihre Duftrezepte auf? Oh, das wird haarklein notiert und wie ein Diamant im Tresor aufbewahrt.

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Woran liegt es eigentlich, dass jeder Duft an den verschiedenen Menschen immer anders riecht? Jede Haut absorbiert unterschiedlich die diversen Ingredienzien. Der eine hat eine höhere Hauttemperatur als der andere, dazu kommt der individuelle Eigengeruch. Je nachdem entwickelt sich auch jedes Parfum dann ganz individuell in seinem Duft.

Ist dies auch der Grund warum manche Parfüms länger anhaltend duften als andere? Nein. Das hat etwas mit der Zusammensetzung, mit der Konstruktion zu tun. Enthält ein Parfum viel Vanille oder Patschuli oder Rose, wie zum Beispiel bei «Chloe», dann steht diese Zutat dominant im Vordergrund. Alle anderen Zutaten verschwinden quasi dahinter. Genau das mögen auch viele Frauen nicht. Sie empfinden solche Düfte dann oft als zu intensiv. Es gibt deshalb auch einen ganz neuen Dufttrend. Die Düfte dürfen nicht mehr einseitig sein, sie müssen heute viel facettenreicher sein. Wie heute beim Make-up, das muss auch viel subtiler sein.

Was ist für Sie leichter: einen Damenduft oder einen Herrenduft zu kreieren? Herrendüfte sind viel einfacher!

Sie haben ja auch noch ihre eigene Raumduftund Duftkerzen-Kollektion. Wie kommt der Duft in die Kerze? Da steckt eine sehr komplizierte Technik dahinter. Die Herausforderung dabei ist: unangebrannt muss die Kerze gut duften und entzündet ebenso. Es muss ein Duft bleiben, auch noch nach zwei Stunden Brenndauer. Das ist ein sehr diffiziles, eigenes Handwerk, bei dem es grosse Erfahrung braucht.

Jetzt haben Sie Ihren ersten «Mizensir»-Shop in Genf eröffnet. Wer sind Ihre Kunden? Viele reiche Menschen lieben es, überall in ihrem Haus den gleichen Duft zu haben. Vor allem sie kaufen meine Kerzen und Raumdüfte.

Wäre es nicht mal Zeit für Ihren ersten eigenen Duft unter Ihrem Namen? Ja, darüber denke ich in der Tat gerade nach. Aber es würde ein «Mizensir»-Parfum werden.

Sind darin nicht so viele Zutaten? Und wann wird es soweit sein? Nein, Männer lieben es direkt – holzig, frisch oder aromatisch. Zwei Funktionen: Die eine ist gut zu riechen, die andere nicht so schnell zu verfliegen. Frauen wollen alles! Ein Parfum soll frisch sein, blumig, holzig, dunkel und hell. Dazu kommt der riesige unüberschaubar gewordene Duftmarkt. Da etwas wirklich Neues zu finden, ist wirklich sehr schwierig. Also ganz eindeutig: Es ist viel einfacher, einen neuen Herrenduft zu kreieren.

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Oh, das macht mich sehr nervös. Allein der Gedanke daran. Es wird wohl noch ein halbes Jahr, vielleicht auch ein Jahr dauern und dann werde ich wahrscheinlich gleich eine ganze Parfum-Kollektion auf den Markt bringen.



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kolumne The Sweet Smell of Success Ich gebe zu, auch ich verfalle der Anziehungskraft von Tom Ford. Der Mann versteht einfach, was guter Stil ist, und er kreiert Düfte, die diesen mühelos unterstreichen. Tom Ford erkennt genau, wie unglaublich persönlich dieser Prozess vom ersten Erschnuppern bis hin zum Kauf des dritten oder vierten Flakons eines inzwischen lieb gewordenen «Private Blends» ist. Er sagt ja auch: «Ein Duft Götz Winter ist etwas sehr Intimes. Er soll am besten wirken, wenn man die Nase an den Hals des geliebten Menschen presst ...»

Alltags die Augen zu schliessen, tief einzuatmen und sich auf die Stille im Inneren zu besinnen? Versuchen Sie es! Denn dann klingen die grossen Fragen, die wir mit «Modern Muse» aufwerfen, richtig nach. Ich liebe diese Gedanken und bin gespannt auf die Antworten. Während die Starparfumeure von Estée Lauder – und natürlich Mister Ford selbst – ihre Erwiderungen in Duftform präsentieren, lasse ich mich zu neuen Leistungen beflügeln, was meine ganz persönliche Freiheit betrifft: Beim Laufen. Vielleicht war es auch dieser Geist, der unser Firmenteam beim Zurich Triathlon zu einem so guten Resultat verholfen hat? Ich atme ein, atme aus und höre meinen Puls hämmern. – Glücksgefühle pur.

Ganz so poetisch kann ich das selbst nicht ausdrücken. Dafür kann ich mich umso mehr über die Palette an raffinierten Düften aus dem Hause Estée Lauder freuen, die ja längst nicht mehr bloss einzelne Lancierungen einer neuen Komposition sind, sondern stets ein komplettes Konzept verkörpern. Einzelne Duftnoten sind nicht mehr im Zentrum, sondern die gesamte Message. Und zwar auf allen Kanälen, die sowohl wir – wie auch unsere Kunden – im Jahr 2013 nutzen. Eine unglaublich spannende Ausgangslage für «Modern Muse», unsere klar grösste Duftlancierung des letzten Jahrzehnts. Eine direkte, extrem aktuelle und ja, da sind wir wieder beim Zauber der Düfte selbst, hochpersönliche Kampagne, die auf dem Slogan «be an inspiration» aufbaut. Und dazu die Konsumenten auffordert, selbst kreativ zu werden.

Und das sind eben meine ganz persönlichen Mantras, hinter denen ich stehen kann. In Bewegung bleiben, Ausdauer zeigen, dann ganz vorne mit dabei sein und andere inspirieren. Gerade weil wir auf einem so persönlichen Level mit unseren Kunden kommunizieren können, ist der gemeinsame Erfolg umso schöner. Genau jetzt erlebt jemand irgendwo in der Schweiz einen Estée Lauder-Duft zum ersten Mal und, wenn wir unseren Job gut gemacht haben, verliebt er sich auf olfaktorischer Ebene. Auch siehe da: Glücksgefühle pur!

Wer inspiriert denn Sie? Wer ist Ihre Muse? Und was können Sie tun, um andere zu inspirieren? Haben Sie sich diese Fragen in letzter Zeit auch gestellt? Schaffen Sie es, in der Hektik des

Nun wünsche ich Ihnen, dass Sie auch diesen Herbst Ihre ganz persönliche innere Muse finden, und freue mich bereits auf das inspirierende Resultat.

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Das Pikes Peak International Hill Climb ist das zweit辰lteste Motorsport-Event in den USA. 156 Kurven m端ssen bis zum Gipfel gemeistert werden. F端r dieses Rennen braucht man starke Nerven und viel Fahrgef端hl. Jan-Christopher Sierks


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«Elektroautos hat es hier früher nicht gegeben. Das ist also die moderne Zeit», sagt Steven Baker und nippt an seinem Budweiser Light. Vor dem hellen Licht hier oben schützt der Mittvierziger seine Augen mit einer Pilotenbrille und sieht dabei aus, wie man sich einen Motorsport-begeisterten Ureinwohner in Colorado vorstellt. Ein kräftiger Typ mit leichtem Bauchansatz, Baseball-Cap und NikeTurnschuhen an den Füssen. Der es am liebsten mag, wenn es laut knattert. Früher, ja früher, da wurden hier beim «Hill Climb» echte Legenden geboren. Wie Walter Röhrl.

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Das Motorsport-Mekka der USA Wir sind am Pikes Peak. Der Berg nahe Colorado Springs, mit seiner Höhe von 4 301 Metern, ist das Motorsport-Mekka der Rocky Mountains. Seit 1916 wird hier alljährlich mit dem «Pikes Peak International Hill Climb» ein traditionelles Bergrennen ausgetragen. Eine Veranstaltung, die aufgrund ihres hohen Prestigefaktors sowohl Autohersteller als auch Fans in den Bann zieht. Heutzutage zeigen sich Hersteller am Berg auf zwei oder vier Rädern mit meist eigens angefertigten Fahrzeugen. Die Modelle sind speziell aufbereitet und auf Sieg getrimmt oder dienen, wie zum Beispiel die Elektroautos, als technische

Vorreiter zu Marketing- und Imagezwecken. Krasse Schotter- sowie Asphaltpisten stellen Pilot und Material auf dem rund zwanzig Kilometer langen Weg zum Gipfel vor heikle Aufgaben. Beim «Race To The Clouds» müssen unter Vollgas um die 1 500 Höhenmeter und anspruchsvolle Kurven genommen werden, um das Ziel auf Bestzeit zu erreichen. Da sich der Start in 2 800 Meter Höhe befindet, ändern sich Wetterbedingungen wie die Aussentemperatur und der Luftdruck so häufig, wie Steven ein neues Bud aufschnippt. Ein Rennen also, bei dem Mensch und Maschine beim Hochbrettern zur Spitze des Pikes Peak verschiedensten Einflüssen ausgesetzt sind.

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Die Piste macht Männer zu Legenden Die Fahrer, die diesen Kurs in Angriff nehmen, glänzen vor allem durch Mut. Denn die übliche Sicherheit, wie bei anderen Rallye-Veranstaltungen, ist in Colorado nicht überall greifbar. An einigen Passagen geht es neben den Reifen der teils unbefestigten Strasse direkt ab in die Tiefe. Zuschauer sitzen oder stehen, wenn es möglich ist, neben der Fahrbahn und können das Spektakel so aus nächster Nähe verfolgen. Einer dieser Piloten, der den Mumm hatte und sich hier am Pikes Peak mit einer fabelhaften Bestzeit unsterblich machte, ist die deutsche Rallye-Legende Walter Röhrl (66). Wir schreiben das Jahr 1987. Röhrl ist bei Audi unter Vertrag und die Ingolstädter haben den Ehrgeiz, mit ihrem Audi Sport quattro S1 ein Stück Motorsportgeschichte zu schreiben. In den Jahren zuvor hatte das Fahrzeug aufgrund seiner Unhandlichkeit bei Rallyes und Weltmeisterschaften mit diversen Problemen zu kämpfen. Trotz einiger beachtlicher Erfolge konnten Röhrl und die anderen Fahrer lediglich einen WM-Lauf für sich entscheiden. Nun stand der grosse, schlaksige Regensburger – «der Lange» genannt – also mit seinem verbesserten, kantigen Boliden und 598 PS am Pikes Peak. Die Konkurrenz las sich wie das Who-is-Who des Rallyesports und war ausgerechnet 1987 mit etlichen Profi-Rallyefahrern, die in besonders wendigen Rennern antraten, sehr stark. Röhrl wurden keine grossen Chancen auf einen Sieg eingerechnet. Doch es war einer dieser seltenen Momente, die Sportler zu Helden und Männer zu Legenden werden lassen.

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Röhrl, der die Strecke zuvor mit seiner Frau in langsamer Geschwindigkeit abfuhr, um sich alle Kurven einzuprägen, legte das wohl berühmteste Rennen seines Lebens hin. Mit unnachahmlicher Präzision, riesengrosser fahrerischer Fähigkeit und der richtigen Portion an Ehrgeiz verewigte Walter Röhrl sich und seinen Audi Sport quattro S1 in den Geschichtsbüchern. Die rutschige, unbefestigte Schotterpiste hoch durch die Serpentinen des Pikes Peak frass das Audi-Flügelmonster-Duo in zehn Minuten und 47, 85 Sekunden. Damit war Röhrl der erste Fahrer überhaupt, der die Strecke in weniger als elf Minuten bewältigte – ein sportlicher Meilenstein. Audi hatte eine Fabel für die eigene Unternehmensgeschichte gestrickt.

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Walter Röhrl machts vor «This German guy is amazing», sagt Steven euphorisch und sein Blick bleibt fest an einem Punkt hängen, als ob er das Rennen von 1987 noch mal in seinem Kopf abspielt. Wo sonst als in den USA hätte diese Leistung besser in den Gedächtnissen hängenbleiben können. Lieben und verehren sie Helden und ihre Geschichten hier in Amerika doch am meisten: die Menschen, die etwas ganz Aussergewöhnliches geleistet haben. Walter Röhrls Bestzeit wurde später auf der nun teilweise asphaltierten Strecke verbessert. Die aktuelle Rekordmarke hält seit 2011 ein gewisser Rhys Millen, der nicht mal über einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag verfügt, mit seinem Hyundai Genesis Coupé Prototyp. Wahre Helden wie Röhrl, über die grenzenlos gesprochen wird, haben sich wohl neue Geburtsstätten gesucht. Für den limitierten Audi Sport quattro S1 werden heute Höchstpreise bezahlt. «Der Lange» wird als der grösste Rallyefahrer aller Zeiten verehrt und wurde mehrfach für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er startet immer noch als umjubelter Teilnehmer bei Rallyes, die ihm Spass bereiten. Steven Baker würde sich über ein Comeback freuen, bei dem Staub aufgewirbelt wird und die Motoren knattern. «Hier, wo Männer zu Legenden wurden», sagt Steven, schaut sich das vorbeirauschende Elektroauto an und nimmt sich noch ein Budweiser.

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MOBILE Books Im Zeichen des Rosses «Ein Auto muss man zuerst träumen», war das Credo von Enzo Ferrari. Und kein anderer schafft Bilder für diese Träume des Commendatore wie Günther Raupp. Jenseits einer beliebigen Bilderflut setzt der international renommierte Künstler unter den Automobilfotografen die Sehnsuchtsobjekte aus Maranello höchst verführerisch in Szene und befeuert damit nachhaltig den Mythos Ferrari. Seit 1984 fotografiert er exklusiv die offiziellen Kalender für die italienische Sportwagenikone, die unter Sammlern längst zu gesuchten Kultobjekten avanciert sind. The Ferrari Book zeigt, vom 166 SC bis zum aktuellen Supercar «La Ferrari», die Traumautos, die die Alleinstellung von Ferrari begründen.

The Ferrari Book Günther Raupp teNeues Verlag

Veloträume Fahrräder sind voll im Trend: Sie sind nicht nur umweltfreundliche und sportliche Fortbewegungsmittel, sondern gehören längst zum urbanen Lifestyle, sind Statussymbole und Modeaccessoires. Von Fixies über Hollandräder, von Rennrädern bis zu individuellen Fertigungen, mit einem Überzug aus Rochenhaut oder ganz normalen Drahteseln, die mit Liebe wiederhergerichtet wurden, zeigt dieser Band, was Fahrradbesitzer alles aus ihren zweirädrigen Begleitern machen. Die Porträts und die ebenso unterhaltsamen wie informativen Texte der Bike-Fans zeigen zudem, was diese Menschen im Innersten bewegt, wenn es um ihr liebstes Stück, das Fahrrad, geht.

Cycle Love Simon Akstinat Knesebeck Verlag

Für Sportwagenfans Die Vorstellung des Porsche 901 auf der IAA 1963 markiert einen Meilenstein in der Automobilhistorie. Der Name musste noch geändert werden, weil Peugeot das Patent auf die 0 in der Mitte der Typenbezeichnung besass, doch dann liess sich der 911 auf dem Weg zur Sportwagenikone nicht mehr aufhalten. Die Erfolgsgeschichte reicht vom Urtyp über den Carrera RS 2.7, den schnellsten Serienwagen seiner Zeit, mit dem charakteristischen Heckspoiler, dem sogenannten «Entenbürzel», bis zur aktuellen Generation 991. Der bekannte Autofotograf René Staud verleiht in seinen Fotos leblosen Körpern Sex-Appeal. Die Limited Edition enthält einen von zwei hochwertigen, von René Staud signierten Fotoabzügen.

The Porsche 911 Book Collector’s Edition René Staud teNeuesVerlag

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Der Klassiker für Motorrad-Fans! In diesem Buch wird die Geschichte des beliebten Motorradklassikers lebendig – von den Anfängen im Jahr 1903 in Milwaukee, wo die erste Harley gebaut wurde, über das goldene Zeitalter in der Nachkriegszeit bis hin zu heiss begehrten Maschinen von heute. Über 70 Modelle aus den vergangenen Jahrzehnten werden in einer Bildergalerie vorgestellt. Jeder Maschine ist eine ganze Doppelseite gewidmet, auf der sie grossformatig vorgestellt wird. Ein umfassender Katalog gibt einen kompletten Überblick über die Baureihen und wichtigsten Modelle aus über 100 Jahren. Im Anhang finden Harley-Davidson-Liebhaber Adressen von Spezialisten, Herstellern und Clubs.

Harley-Davidson Hugo Wilson Dorling Kindersley Verlag

Marken, Modelle, Meilensteine! Das Auto – für manche ein Gebrauchsgegenstand, für andere Ausdruck des Lebensstils, Kultobjekt und grosse Leidenschaft. Nur wenige Erfindungen haben das Leben so verändert wie die des Automobil vor gut 125 Jahren. – Ein Grund mehr für diese umfangreiche Chronik. Das Auto-Buch lässt die Geschichte des Automobils lebendig werden. Es stellt über 1 200 wichtige Modelle vor: von Karl Benz’ Motorwagen über legendäre Kultautos bis zu modernsten Hybridfahrzeugen. Es erklärt die Meilensteine der Motortechnik und porträtiert die grossen Marken und ihre Konstrukteure. Steckbriefe von Kleinwagen bis zur Limousine und schicken Rennwagen jeder Epoche laden zum Stöbern und Entdecken ein.

Das Auto-Buch Giles Chapman (Hrsg.) Dorling Kindersley Verlag

Eine luxuriöse Reise in die Welt der Marke Bentley Die Marke Bentley hat nicht nur eine reiche Geschichte, sondern ist ebenso zukunftsweisend wie innovativ. Hier wurden im selben Jahr ein Le-Mans-Gewinner und eine Staatskarosse gebaut. Für Bentley besteht kein Widerspruch zwischen absolutem Luxus und purem Adrenalin. Die Marke steht für das erste James Bond-Auto, die rekordreichen Rennen der legendären Bentley Boys, die Vision des Gründers W. O. Bentley – «ein schnelles Auto, ein gutes Auto, das beste seiner Klasse» – und für einen Traum, der immer weitergeht. Gehen Sie mit diesem Band auf grosse Tour durch das Reich einer wahrhaft einzigartigen Marke der Automobilgeschichte.

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Tagsüber als «Easy Rider» die Freiheit im Bikesattel erleben und abends in 5-Sterne-Hotels mit gehobener Gastronomie und Wellnessangeboten entspannen: Die Route du Bonheur des Walliser Hoteliers Pierre Berclaz ist die perfekte Kombination für abenteuerlustige Geniesser. Christine Hinnen

www.reisememo.ch


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Wir trauen unseren Augen nicht: Dieser smarte Anzugträger an der Hotelrezeption soll die selbe Person sein, die uns in den vergangenen Tagen in verwegener Rockerkluft – stilecht mit Fransenjacke, Lederhose und Jethelm – auf seiner Custom-Harley durch die Westschweiz geführt hat? Unser Road Captain hat sich quasi vor unseren Augen in einen 5-Sterne-Hotel-Manager verwandelt. Einzig seine gesunde Gesichtsfarbe deutet an, dass er die letzten paar Tage an der frischen Luft und in der Sonne verbracht hat.

Harley-Fahrer aus Leidenschaft Pierre Berclaz ist Gastgeber des Relais & Châteaux Hotels «Source des Alpes» in Leukerbad. Der 47-Jährige stammt aus Sierre, hat aber viele Jahre in Jerusalem, Bali und Rom verbracht, bevor er mit seiner Frau und den drei Kindern in die Schweiz zurückkehrte. «Motorradfahren hat mich schon immer fasziniert», erzählt er mit seinem charmanten französischen Akzent. «In Jerusalem habe ich mir dann meine erste Harley-Davidson gekauft, eine Vrod. Das war das einzige Modell», fügt er grinsend hinzu, «das meiner Frau nicht so gefährlich erschien und mit dem sie schliesslich einverstanden war.» Als die Familie nach Leukerbad kam, hat sich Pierre selbst einen massgeschneiderten Softail Style Chopper geschenkt, in dessen Sattel er sich schwingt, wann immer er Gelegenheit dazu hat. Massgeschneidert heisst: Den Tank ziert ein grosser Totenkopf, die Rückspiegel mit ihrer extravaganten Form sind ein Hingucker, der Sattel besteht aus unbehandeltem und ungefärbtem Leder, der Motor klingt richtig schön dreckig und auf dem Schutzblech des Vorderrades soll ein winziges Totenschädelchen als Glücksbringer für eine unfallfreie Fahrt sorgen.

Auf der «Strasse des Glücks» Seine Leidenschaft hat Pierre Berclazin das Konzept «Route du Bonheur von Relais & Châteaux» eingebracht. Die Hotelvereinigung bietet unter diesem Namen exklusive Reisen an, bei denen die Gäste Land und Leute durch die persönlich geführten Hotels und Restaurants kennenlernen können. Hoteliers und Küchenchefs bringen ihre individuellen Vorlieben ein und lassen die Gäste daran teilhaben – sei es beim Kochen mit regionalen Produkten oder bei ihren ureigenen Hobbys wie in Berclaz Fall, dem Motorradfahren. Für jede der weltweit 49 Routes du Bonheur steht ein Pate mit seinem Namen – entweder ein Hotelier oder einer der jährlichen Botschafter der Hotelvereinigung. Zu deren Kreis zählen bereits Personen wie Richard Gere, Paulo Coelho oder der Enkel von Salvatore Ferragamo, der in diesem Jahr hinzugekommen ist. Hinter unserer kleinen Reisegruppe liegen drei Tage und 500 Kilometer auf der Schweizer Route du Bonheur von Pierre Berclaz. Im Sattel gemieteter Harley-Davidson-Maschinen – dank der Kooperation von Harley-Davidson Schweiz mit Relais & Châteaux Schweiz hatten wir die Wahl aus acht Modellen – sind wir vom «Grand Hotel du Lac» in Vevey über das «Le Vieux Manoir» in Murten und das «BeauRivage» in Neuchâtel ins «Source des Alpes» gefahren.

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Mit Miet-Harleys durch blühende Landschaften Jürg und Vreni haben sich für die Heritage Softail Classic entschieden, auf der nicht nur der Fahrer, sondern auch seine Frau fast wie im heimischen Fernsehsessel unterwegs sind. Walter hat die Softail Slim gewählt, eine Mischung aus klassischem Bobber-Style und Motorpower, die perfekt zu seinem edlen BikerStyle passt. Ich selber bin Sozia beim Road Captain – eine ganz besondere Ehre, wie ich finde. Durch die Hügellandschaft des oberen Broye-Tals geht es von Vevey nach Murten, dann weiter nach Neuchâtel, durchs Seeland, über blühenden Wiesen und Felder der Freiburger Voralpen und den Col des Mosses ins Rhônetal – mit den entsprechenden Pausen natürlich, in den erwähnten 5-Sterne-Häusern. Unser Führer hat die Reiseroute perfekt im Griff – seine Maschine auch. Dank der hohen Rückenlehne sitze ich bequem und geniesse sorglos das einzigartige Easy-Rider-Gefühl. Und nach der letzten Etappe unserer Fahrt, der kurvenreichen Strasse vom Rhônetal hinauf nach Leukerbad, kriege ich das breite Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht.

Für abenteuerlustige Geniesser Beim entspannten Drink am Kaminfeuer der Bar im «Source des Alpes» sind wir uns einig: Pierres Route du Bonheur passt perfekt zu uns. Wir lieben es, die Schweiz mit dem Motorrad zu entdecken, und schätzen das Zusammengehörigkeitsgefühl unter Bikern, das bei so einem Abenteuer noch verstärkt wird. Weil wir definitiv aus dem Zeltplatzalter raus sind und ausserdem gerne gut essen, schätzen wir gleichzeitig die Annehmlichkeiten der 5-Sterne-Häuser, ihrer gehobenen Gastronomie und freuen uns über die Wellness- und SpaAngebote, von denen wir abends ausgiebig profitieren. Unsere Route war im Übrigen leicht abgekürzt:. In Pierres Route du Bonheur eingeschlossen sind ausserdem das «Park Hotel Weggis» und das «Principe Leopoldo» in Lugano sowie das «L'Hôtel de la Cigogne» in Genf – weitere 400 Kilometer, zahlreiche Gault Millau-Punkte und einige Alpenpässe, die mit dem Motorrad ganz besonders viel Spass machen. Natürlich kann Pierre Berclaz nicht alle Gäste, die seine Route du Bonheur buchen, auf der ganzen Tour begleiten, schliesslich hat er ein Hotel zu führen. Aber zu einer Spritztour lässt er sich immer wieder gern überreden.

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SHORTCUT La Route du Bonheur Seit die Vereinigung «Relais & Châteaux» im Jahr 1954 gegründet wurde, gehören deren Mitgliedshäuser zu den bevorzugten Reisezielen für Gäste, die Spitzengastronomie und eine aussergewöhnliche Umgebung suchen. Zu jener Zeit führte der berühmte «Blaue Zug» vom Gare de Lyon in Paris an die Côte d'Azur. An der Strasse, die parallel zum Bahntrassee gebaut wurde, entstanden Gasthäuser, die zu legendären Perlen des guten französischen Geschmacks wurden. Eines dieser Häuser gehörte Marcel und Nelly Tilloy. Die beiden erkannten die Gelegenheit, um sich mit anderen Gastgebern mit der gleichen Leidenschaft für feinste Hotellerie und ausgezeichnete Küche zusammenzuschliessen. Gesagt, getan. Man dachte sich gemeinsam mit sieben anderen Häusern eine attraktive kulinarische Reiseroute aus und lud die Gäste dazu ein, alle acht Häuser zu entdecken. Schon bald wurde diese Tour als «La Route du Bonheur» oder «Strasse des Glücks» bekannt. Inzwischen erstrecken sich «Les Routes du Bonheur» von den Grenzen Frankreichs in alle Himmelsrichtungen und erfassen alle fünf Kontinente. 49 Anregungen für Reiserouten, exklusiv zusammengestellt von einzelnen Hoteliers vor Ort, werden von Relais & Châteaux vorgeschlagen. – Auf dass sich jeder Gast von den Geheimtipps passionierter Liebhaber inspirieren lassen und eine Region abseits ausgetretener Trampelpfade kennenlernen kann.

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Der Recycling-

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Piet Hein Eek Sein Name steht f체r Originalit채t und Exklusivit채t, denn seine Kreationen heben sich deutlich von denen anderer Designer ab. Aus dem, was andere wegwerfen, macht der Holl채nder kleine Kunstwerke. Yvonne Beck


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Der Niederländer Piet Hein Eek liebt Holz. Nicht das traditionelle Holz, welches von Schreinern verwendet wird, oder festes Holz, beliebt bei Skulpturen, sondern solches Holz, das bereits reich an Geschichte ist. Holz, bei dem wir dazu neigen, die eigentliche Schönheit zu übersehen.

Die Liebe zur Patina und altem Material Seit über zwanzig Jahren entwirft Piet Hein Eek moderne Marketerien aus diesem Material, die über die Zeit bereits eine natürliche Patina bekommen haben. In seiner modernen Gestalt nimmt die vergangene Geschichte des Materials neue Formen an. Durch seine Werke, die von Stühlen über Tische, Sessel bis hin zu Kommoden reichen, erforscht der Künstler, der an der angesehenen Design-Akademie in Eindhoven studiert hat, die Wahrhaftigkeit von Holz, während er es stets neu interpretiert und in Szene setzt. Nachdem das Material vom Künstler per Hand bearbeitet wurde, wird es zusammengefügt und einem Feinschliff unterzogen, sodass etwas völlig Neues entsteht und nichts mehr an seinen alten Zustand erinnert. Piet Hein Eek ist sich der Präzision bewusst, der es bedarf, diese Kunstwerke zu schaffen und ist deshalb nicht zuletzt selbst ein Kunsthandwerker. Für ihn bedeutet die Perfektion seiner Werke nicht eine makellose Oberfläche oder die absolute Ähnlichkeit zwischen seinen Stücken. Für ihn ist Perfektion etwas anderes. Sie findet sich in der kontrollierten Unvollkommenheit, in der Liebe, mit der das Holz verarbeitet wurde, in der akribischen Suche nach Struktur, in der Veredelung von rauer Grammatik in zarte Semantik, und nicht zuletzt im Geist, der durch seine Stücke strömt. Prestige traf den Ausnahmedesigner auf der Art Basel, wo er seine Hommage an das Champagnerhaus Ruinart vorstellte.

Prestige: Sie arbeiten gerne mit Holz, vorzugsweise mit altem Holz. Welche Faszination übt dieses Material auf Sie aus? Piet Hein Eek: Ich arbeite mit vielen Materialien – nicht nur mit Holz, auch wenn man mich gerne mal in diese Schublade steckt, da es einige meiner Stücke aus Altholz ins Museum geschafft haben und dadurch einer breiten Masse bekannt geworden sind. Doch Holz ist ein Material das lebt, mit dem man viele verschiedene Dinge gestalten kann. Es altert und wird mit dem Alter immer interessanter und so mache ich Möbel aus dem, was andere entsorgen: Altholz, ausrangierte Fensterläden, aber auch alte Fahrradrahmen.

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Sehr lobenswert in Zeiten der Wegwerfgesellschaft. Machen Sie Ihr Reycling-Desing aus einem ökologischen Aspekt heraus? Diesen Heiligenschein will ich mir selbst nicht aufsetzten. Ich verwende zwar Materialien, die andere entsorgen und das bringt unweigerlich auch einen grossen ökologischen Aspekt mit sich, doch ich mache dies aus purem Egoismus (Lacht.) … Mich interessieren Dinge mit Geschichte einfach mehr. Etwas Neues zu schaffen, beispielsweise aus einem alten Türrahmen aus einem Abbruchhaus, ist für mich so viel interessanter und spannender als neues Material zu verwenden. Der Rahmen hat durch die Zeit hindurch eine ganz eigene Patina bekommen, hat gelebt, gearbeitet, das werden Sie bei «frischem» Material nie so finden. Die Imperfektion des Materials, die abblätternde Farbe, Kontraste zwischen verschiedenen Holzsorten sind einfach einzigartigen Kombinationen, die neues Material nie so bieten kann.

Ihre Möbel wecken also Emotionen? Ich hoffe es. Zumindest bei mir tun Sie es. Zuerst verschrien einige Menschen mein Design als kurzlebigen Trend, doch ich glaube der Erfolg gibt mir heute recht. In unserer Manufaktur und den Ausstellungsräumen arbeiten inzwischen rund 90 Mitarbeiter. Ich denke, es gibt in unserer perfektionierten Welt eine Sehnsucht nach etwas mit Geschichte. Nach vielleicht auch etwas Unvorhersehbarem. Für mich ist es auf jeden Fall sehr befriedigend, unseren Zivilisationsabfällen neues Leben einzuhauchen.

Was gehört alles zu Ihrer Produktpalette? In den frühen neunziger Jahren habe ich mir einen Namen mit einer Serie monumentaler Schränke gemacht. Seitdem haben Bänke, Tische, Stühle, Theaterdekorationen, Lampen und einiges mehr unsere Werkstatt verlassen. Erst kürzlich haben wir unsere Produktpalette um Tapeten erweitert. Auch wenn man denkt, es sei inzwischen alles entworfen worden, was es gibt, stimmt das nicht. Design ist längst nicht am Ende und immer wieder entstehen neue Ideen. Dieser Stuhl beispielsweise (Er deutet auf den Stuhl, auf dem er gerade sitzt.) ist eine

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Weiterführung des Abfallholzaspektes. Er besteht aus Resthölzern unserer Produktion, aus den kleinsten Holzresten, die bei einer anderen Produktion übrig blieben und normalerweise im Müll landen.

Kann man diesen Prozess noch weiterführen? Vielleicht etwas Neues aus den Sägespänen in Ihrer Werkstatt schaffen? Das ist keine schlechte Idee (Lacht.), aber der Stuhl mit den Resthölzern hat meine Mitarbeiter schon fast in den Wahnsinn getrieben. Es war eine rechte Fummelarbeit, … aber wer weiss was mir als Nächstes in den Sinn kommt. Manchmal kommen Projekte und Ideen ganz unerwartet auf einen zu.

Wie das Projekt mit Ruinart zum Beispiel? Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Champagnerhaus? Niederländer sind ja eher als Bier und Jenever-Trinker verschrien. Also, in der Zwischenzeit habe ich auch einigen Champagner getrunken. (Lacht.) Das war ein netter Nebeneffekt, aber das Interessante für mich an Ruinart ist die sehr alte Geschichte des Hauses und die enge Verbindung zu Holz. Ruinart waren die Ersten, die ihren wertvollen Champagner in Holzkisten verschickten. Die meisten Ländereien der Champagne verschickten ihre Ware in Körben, was jedoch zu viel Verlust führte. Ruinart hingegen transportierten vor allen anderen Champangerhäusern ihre Flaschen in Holzkisten und konnten so nach Riga, St. Petersburg oder Krakau liefern ganz ohne Scherbensalat. Die historische Bedeutung der Materie Holz ist für das Haus also sehr wichtig und daher trat man an mich heran.

Und was kam als Endprodukt dabei heraus? Meine Interpretation der Holzkisten von 1769 (der ersten Holzkiste des Hauses Ruinart) ist eine Kiste, angepasst an jede einzelne Champagnerflasche. Die Flaschenform mit ihrem runden Körper und dem verlängerten Flaschenhals hat mich zu einer trapezförmigen Verpackung inspiriert. Natürlich aus «historischem» Holz gefertigt.

Sind die Farben willkürlich gewählt?

Nein, die Schattierungen des gesammelten Kiefernholzes (grau, weiss bis cremefarben) sollen an den Ruinart Blanc de Blancs erinnern. Jede der Geschenkverpackungen wurde in unseren Werkräumen handgefertigt, handsigniert und mit einer Nummer versehen. Wer also einen echten Piet Hein Eek und zudem einen guten Tropfen haben möchte, sollte zugreifen (Lacht.).

Sie haben aber nicht nur die Geschenkverpackungen für den Blanc de Blancs entworfen, sondern auch eine Skulptur. Was hat es damit auf sich? Genauer gesagt, ist es eine Mischung aus Skulptur und architektonischem Werk. Die Idee dazu kam mir, als ich die Kellereien mit ihren Gewölben besichtigte. – Wie eine riesige Kathedrale. Diese Geburtsstätte des Champangers habe ich versucht, aus Holzkisten nachzubauen. Es wirkt zudem wie eine hölzerne Arche, in der die Flaschen ihre Reise antreten.

Sie wirken sehr zufrieden mit sich und Ihrer Arbeit – fast schon tiefenentspannt … Das bin ich auch. Es ist schön, das machen zu dürfen, was man will. Ich lebe ganz in der Nähe meiner Werkstatt in Eindhoven. Arbeit und Leben gehen fliessend ineinander über und ich arbeite wirklich gerne. Ich habe alles unter einem Dach: Design, Produktion, Vertrieb und Laden. Keiner redet mir rein. Ausser eventuell mal meine Frau, die möchte, dass ich zum Essen komme (Lacht.). Aber ansonsten weiss ich genau, was ich will, ich weiss nur nicht immer, was genau dabei herauskommt. Aber das ist ja gerade das Spannende an meinem Job.

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Living News MIUT von Julia Fellner Mit MIUT interpretiert Zeitraum ein bewährtes Schlafsystem neu. Anders als herkömmliche Boxspringbetten ist MIUT nicht vordergründig opulent. Sein unaufdringliches Erscheinungsbild lenkt den Blick auf die Feinheiten in den optischen und haptischen Details: seine fein differenzierte, schlanke Konturlinie, der konische Korpus des Bettes, der Nestcharakter und Geborgenheit vermittelt, solide Doppelnähte oder die gedrechselten Füsse aus Massivholz. Formal dominiert MIUT den Raum nicht, sondern passt sich unterschiedlichen architektonischen Umfeldern an. MIUT ist sowohl für den Hotel- als auch für den privaten Bereich geeignet. Seine Bodenfreiheit, das Wandpaneel MIUT Panel mit seinen freihängenden Ablageboards und ein unkomplizierter Bettwäschewechsel machen es zur idealen Lösung für Hotelansprüche. www.zeitraum-moebel.de

Loewe Speaker 2go Satter Sound wohin man geht: Möglich wird das durch den neuen Loewe Speaker 2go. Einfach das Smartphone, Tablet oder den MP3-Player mit dem mobilen Bluetooth-Lautsprecher drahtlos verbinden und schon geht es los. Das äusserst kompakte und leichte Gerät hat es in sich: Es finden zwei Full-Range-Speaker, ein Woofer und ein speziell gefaltetes Bassreflexrohr mit insgesamt 40 Watt Musikleistung darin Platz. Zwei eingebaute Lithium-Polymer-Akkus sorgen für bis zu acht Stunden ungetrübten Musikgenuss. Dazu kommt ein integriertes Mikrofon, welches das Gerät durch seine automatische Echo-Reduzierung auch zu einer vollwertigen Freisprechanlage und damit ideal für Telefonkonferenzen macht. Verpackt ist all das in einem perfekt verarbeiteten Gehäuse aus hochwertigem Aluminium. www.loewe.ch

Wood Fellas von Klaus Nolting In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Designer Klaus Nolting ist nun die neue Tischfamilie Wood Fellas für Möller Design entstanden. Die Familie besteht aus vier verschiedenen Tischmodellen, die jeder für sich oder auch in Kombination zum Einsatz kommen können. Besonders praktisch: Aufgrund der zeitgemässen Formensprache sind die Tische sowohl im privaten Bereich wie auch im Objektbereich ideal, schick und praktisch. Das Design der Tische ist ein gekonntes Zusammenspiel zwischen formaler Eleganz und handwerklicher Präzision. Es sind die Details, die hier den Unterschied machen. Möller Design, mit Sitz im ostwestfälischen Lemgo, baut Möbel, bei denen klares Design, Zeitlosigkeit und Langlebigkeit im Mittelpunkt stehen. www.moeller-design.de

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Smaider von Nuardis Das Homeoffice wird immer beliebter. Die neuen Gewohnheiten erfordern neue Lösungen für die Einrichtung zu Hause. Interessanterweise sind es Möbelstücke aus dem 18. Jahrhundert, die sich in idealer Weise als Homeoffice anbieten: der Sekretär sowie seine kleine Schwester, der Bonheurdu-jour. Ein kleiner, zierlicher Damen-Schreibtisch, der im 18. Jahrhundert in Frankreich zu einem der beliebtesten Möbelstücke avancierte. Designer haben die alten Möbelstücke neu entdeckt und sowohl stilistisch als auch technisch den heutigen Anforderungen angepasst. Beispielsweise das Modell smaider von Nuardis ist eine kompakte Lösung im Smartphone-Look. Hinter der ausklappbaren Schreibplatte finden sich Anschlussmöglichkeiten für moderne Kommunikationsmedien, eine Magnetwand und zwei verschiebbare Ablageflächen. www.qiphome.com

BeoLab 14 BeoLab 14 ist ein Surround-Sound-Lautsprechersystem, dem es gelingt, herausragenden Klang bei zugleich raumsparenden Abmessungen und innovative Ästhetik zu verbinden. Das flexibel platzierbare System aus Satellitenlautsprechern und Subwoofer ist eine aussergewöhnlich konzentrierte und gleichzeitig leicht und elegant anmutende Design-Lösung. BeoLab 14 lässt sich auch an TV-Geräte anderer Hersteller anschliessen und bietet somit allen Liebhabern aussergewöhnlicher Designs sowie Qualität und Leistung die Möglichkeit, in die unverkennbare Klangwelt von Bang & Olufsen einzutauchen. www.bang-olufsen.com

50. Geburtstag von Shell Chair In den weichen organischen Kurven von Hans J. Wegners Shell Chair – der auch unter der Bezeichnung CH07 bekannt ist – zeigt sich Wegners einzigartiges Verständnis der Möglichkeiten und Herausforderungen der Gestaltung mit Holz. Um dem dreibeinigen Stuhl mehr Stabilität zu verleihen, entwarf Wegner den doppelten Rahmen, der dem Stuhl sein dynamisches Aussehen verleiht und gleichzeitig zur Verstärkung der Rückenlehne dient. Durch das geometrische Design entsteht ein optisch eindrucksvolles Möbelstück, das aus jedem Blickwinkel attraktiv wirkt. Zum 50. Geburtstag von Wegners bekanntestem Möbelstück – dem Shell Chair – wird Carl Hansen & Son eine exklusive Jubiläumsausgabe des Stuhls in limitierter Auflage herausbringen, die klar an das ursprüngliche Design angelehnt ist. Die Jubiläumsausgabe des Shell Chair ist mit Sitzfläche und Rückenlehne aus geöltem Teakholz und mit einem Rahmen aus geölter Eiche erhältlich. Der Stuhl besteht aus Formholz und ist mit Niger-Ziegenleder bezogen. www.carlhansen.com

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Ein Schwein wird zum Tisch und ein Kaninchenbau zur Lampe. Kompromisse sind den Front-Designern fremd und so experimentieren sie fleissig drauflos. Lone K. Halvorsen

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Die Aufforderung, aus dem Stegreif zehn bekannte Produktdesignerinnen zu nennen, die nicht im Doppelpack mit einem m辰nnlichen Partner auftreten, d端rfte einige in Verlegenheit bringen. Jedoch gibt es einen Trumpf, mit dem man die Liste auf Anhieb um drei Namen erweitern kann: das schwedische Designerkollektiv Front Design, bestehend aus Sofia Lagerkvist, Charlotte von der Lancken und Anna Lindgren. Die drei Schwedinnen lernten sich an der Konstfack School of Arts, Craft & Design kennen. Ihre Arbeiten haben gemeinsam, dass sie konventionelle Vorstellungen 端ber Bord werfen. Die Entw端rfe der erfolgreichen Designerinnen sind augenzwinkernd, aber konsequent durchdacht. Und sie beweisen, dass Arbeiten im Kollektiv kreativ macht.

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Femininer Erfolg Einer der Gründe, warum die drei Schwedinnen für Furore in der Designwelt sorgen, ist die Tatsache, dass sie ein Frauenteam sind. Jedoch ist diese Tatsache in ihrer Heimat viel weniger bemerkenswert als im internationalen Vergleich. Denn es lässt sich nicht verleugnen, dass weibliche Designer in Schweden eine deutlich bessere Position haben als in vielen anderen Ländern. Front Design aus Stockholm gehören zweifelsohne zu den grössten Medienstars der skandinavischen Designerinnen. Die nüchternen Formen, die klaren Linien und das Minimalistische, das charakteristisch für nordisches Design ist – das alles passt nicht recht in das Bild von Front Design. Kitsch, Poesie, Experimente und Provokation – Design polarisiert – Front polarisiert! Manch einer fragt sich sogar, ob es sich hier tatsächlich um Design handelt oder ob Front eher eine eigenwillige Form von Installationskunst ist. Die Ideen der drei Schwedinnen sind gewiss nicht immer für den Hausgebrauch geeignet, denn hier findet man laufende Tische mit Roboterbeinen oder Kommoden, deren Oberflächen sich ständig verändern. Mit ihren ungewöhnlichen Entwürfen räumen die drei Schwedinnen jedoch einen Preis nach dem anderen ab. Zu den Kunden von Front zählen unter anderem Moroso, Porro, Kvadrat, Kartell, Moooi und seit neuestem auch Axor, die Designmarke von Hansgrohe SE. Zudem sind ihre Arbeiten in Ausstellungen wie beispielsweise dem MoMa in New York zu bewundern. Zum Erfolgsrezept der drei Schwedinnen gehört gewiss auch ihr Sexappeal. Denn ohne die attraktiven Front-Fotos der Designerinnen würde die Medienaufmerksamkeit möglicherweise etwas geringer ausfallen. Eine kleine Zugabe, doch das Trio hat auch so genügend kreative Energie, um sich hervorzutun. Bereits 2004 bei der Nachwuchsschau der Mailänder Möbelmesse «Salone Satellite» erhielt Front Design reichlich Medienaufmerksamkeit. Ihre Kollektion «Design by Animals» war einfach anders. In einer Branche, in der jede «Gans» werkeln darf, liess Front Tiere für sich arbeiten: Ratten nagten Muster in Tapeten, Teile eines aus Gips abgegossene Kaninchenbaus wurden zu einer Lampe, ein Pferd aus schwarzem Polyester – über 200 Kilo schwer – bekam einen Lampenschirm auf dem Kopf. Mit ihren Tierfiguren gelang den Damen von Front der Durchbruch in der Designerwelt. Seither entwerfen sie peppige Möbel und Wohnaccessoires, die Funktionalität mit einem augenzwinkernden Look verbinden. Unkonventionell, experimentell und künstlerisch sind ihre Schlüsselworte. Kollektionstitel wie «Furnitureto fall in love with at first sight, or hate forever» spiegeln dies wieder. Bei Front treffen Kitsch, Provokation und Originalität aufeinander. Mit einem Hauch ZaubereiInspiration spielen sie mit den Grenzen der Wahrnehmung.

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Wallpaper by rats

Horse lamp

Dog vase

Rabbit lamp

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Blow away vase f端r Moooi

Front Page f端r Kartell

GAME SHOOTVASES

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Soft wood Bench

Design oder Science-Fiction? Stühle die mit Licht in den Raum skizziert werden und per Computer in reale Sitze verwandelt werden: Das Verfahren klingt wie eine Science-Fiction-Sequenz, jedoch ist es das Rapid Prototyping-Verfahren, welches Front gerne verwendet. Die drei Front-Designerinnen beschäftigten sich mit der Frage, ob es möglich ist, direkt in einen leeren Raum hinein zu entwerfen, und ob aus einer manuellen Skizze sofort ein Objekt werden kann. – Ein 3D-System, das die Bewegung der Finger festhält und diese durch Rapid Prototyping in «echte» Gegenstände transformiert. So entsteht eine dreidimensionale Ideenskizze ohne die üblichen Zwischenstufen des Designprozesses. Design als Performance! Front inszeniert. Design wird so von seiner ursprünglichen Funktion als Gestaltungsprozess losgelöst. Damit wird die traditionelle Vorstellung von Design als Entwurfsskizze ad absurdum geführt. Die manuelle Skizze übernimmt den absoluten Stellenwert, jedoch bildet sie nicht, wie gewohnt, mit Stift und Papier auf einer Fläche eine vorläufige Linie ab, sondern wird als eine dreidimensionale Bewegung ausgedrückt. Der Bewegungsablauf wird mit einer Kamera aufgezeichnet und in wenigen Stunden entsteht aus der dreidimensionalen Skizze mittels Rapid Prototyping eine räumliche Ideenskizze. Mithilfe von Laserstrahlen wird das 3D-Format

gebaut. Das Ergebnis sind fertige Prototypen, die industriell herstellbar sind. Überhaupt scheinen die Schwedinnen an die Festigkeit und die Konventionen von Design nicht weiter zu glauben. Ihr «Melting Table» kollabiert mit der Zeit unter dem eigenen Gewicht. Er gibt seinen plastischen Geist auf und wird praktisch unbrauchbar – obgleich nicht weniger ästhetisch. Die «Blow Away Vase» thematisiert die Vergänglichkeit. – Ein Objekt zwischen Design, Kunst und dem Nichts, jedoch als Repräsentation der Lage des Designs ist sie perfekt. Und so manches Mal trügt der Schein. Mit dem Sofa «Soft Wood» kommt dieses Sprichwort zum Tragen: Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine schlichte, rustikale Holzbank. Doch spätestens, wenn man darauf sitzt, spürt man ein gemütlich gepolstertes Sofa. Möglich wird diese optische Täuschung durch einen raffinierten Bezugsstoff mit sehr realistischer Kiefernholzmaserung.

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Die Dusche neu interpretiert Die neueste Kooperation von Front besteht mit der Designmarke Axor von Hansgrohe SE. Seit 20 Jahren entwickelt das Unternehmen Visionen vom Lebensraum Bad. «Dabei geht es nicht in erster Linie um das Produkt, sondern vielmehr darum, Freiräume zu schaffen, etablierte Verhaltensmuster aufzubrechen und einen offenen, interdisziplinären Dialog zu führen», so Philippe Grohe. Diesen Dialog führt das Unternehmen mit international renommierten Designpartnern, zu denen von nun an auch Front gehört. Der «AXOR Water Dream» von Front lässt uns Wasserwege in ihrer ursprünglichsten Form ganz neu erleben. «Wir wollten mit unserer persönlichen Wahrnehmung der Dusche auf die oft verborgene Technik hinter der Wand

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aufmerksam machen», erklärt Charlotte von der Lancken. «Dabei ist es uns wichtig, ein Bewusstsein für das Ursprünglichste im Badezimmer – die Installation – zu schaffen.» Sofia Lagerkvist ergänzt: «Wir haben deshalb mit den elementarsten Komponenten, mit denen Wasser zu uns findet, gespielt – Muffen, Rohre, Ventile, Trichter.» Front greift mit skandinavischer Einfachheit die technische Perspektive des Duschens auf und präsentiert hier eine Hommage an das Handwerk und die Ästhetik der Technik.


Living News Massaud Lounge Collection Coalesse, die führende Büromöbelmarke für Cross-over-Design, präsentierte auf dem Salone del Mobile 2013 in Mailand erstmals die neue Lounge-Serie von Jean-Marie Massaud. Die Lounge-Kollektion von Massaud und Coalesse bietet eine elegante Alternative zum klassischen Schreibtisch. Die komfortable Lounge-Sessel-Kollektion ermöglicht kreatives Arbeiten in einer entspannten Position. Das fördert Produktivität und Wohlbefinden. Nach vorherigen Kooperationen zahlreicher Designer hat Coalesse nun mit dem französischen Architekten, Erfinder und Designer Massaud eine einzigartige Kollektion entwickelt. www.coalesse.de

DELTA von Ton DELTA steht für puren Minimalismus und praktische Vielseitigkeit. Der Tisch des österreichischen Designers Kai Stania vermittelt eine leichte Eleganz: Die im Viertelkreis abgerundete Massivholzplatte scheint locker auf den Kufen zu ruhen, was dem Tisch etwas Schwebendes verleiht. Gleichzeitig sorgen die Zargen für die nötige Stabilität. DELTA überzeugt mit seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – ob in der Küche, im Wohnzimmer oder im Büro. Durch sein reduziertes Design ist eine freie Kombination mit diversen Stuhltypen möglich. Gefertigt ist der Tisch aus massivem Buchenholz und bietet mehrere Sitzvarianten für vier, sechs oder acht Personen. www.ton.cz

Kadou Light Bonaldo stellt Kadou in der neuen Ausführung «Light» vor. Accessoires des japanischen Designers Ryosuke Fukusada, die anlässlich des Salone del Mobile 2013 schon einen grossen Erfolg erzielen konnten, und nun auch mit Beleuchtung angeboten werden. Auf der Messe wurde Kadou mit matter Basis und einer Funktion als Kleiderständer vorgestellt. Nun bringt Bonaldo zusätzlich die Version Kadou Light heraus – ein Kleiderständer, der auch als Beleuchtungselement genutzt werden kann – und verwandelt Kadou damit in eine Stehleuchte. Das Ergebnis ist ein fröhliches und zeitgemässes Einrichtungselement, das perfekt in die verschiedensten Umgebungen passt. www.ergo-online.it

Malmaison Für anspruchsvolle Liebhaber einer mondänen, zeitlosen Atmosphäre fertigten die Handwerker von THG Paris eine formvollendete, schmuckstückgleiche Badezimmerarmatur. Der für den Empire-Stil typische Palmettenrand aus kleinen Palmwipfeln verziert den schwungvoll kannelierten Auslauf mit vergoldeter oder patinierter Nickeloberfläche und Knäufe aus schwarzem Portoro oder Kristall. Perfekt gearbeitete Accessoires wie Handtuchhalter und Seifenschalen vervollständigen die Kollektion. www.thg-deutschland.de

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heisst der

TREND Die Sharing Economy ist auf den ersten Blick ein Modethema. So nutzen auch immer mehr Schweizerinnen und Schweizer Carsharing oder stellen ihre Wohnung zur Verfügung, wenn sie im Ausland sind. Dahinter stehen aber Umbrüche, die in Zukunft im Wirtschaftsleben und Alltag völlig neue Dimensionen eröffnen könnten. Georg Lutz

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Wichtiger, als etwas zu besitzen, wird es sein, den Zugriff auf Produkte, Dienstleistungen und Ideen zu haben. Dieser Satz bringt die Kernbotschaft auf den Punkt. Wir haben dazu auf den folgenden Seiten einen Schwerpunkt zusammengestellt. Früher galt auch in Unternehmen das Motto «Wissen ist Macht». Fast abgeschottet arbeiteten Abteilungen an neuen Entwicklungen und hüteten die Ergebnisse wie ihren Augapfel. Der Marktmitbewerber könnte ja Wind davon bekommen. Heute kommt eine Generation von Verantwortungsträgern in die Unternehmen, die ihr ganzes Leben schon auf unterschiedlichsten Kommunikationskanälen ihr Wissen untereinander geteilt haben. Dieser Bruch führt in Unternehmen nicht selten zu Generationskonflikten. Es ist aber absehbar, dass sich die Sharing-Generation durchsetzen wird. Nur das Wie und der Umfang sind noch nicht absehbar. Denn auch die Sharing-Generation muss sich zum Beispiel über Sicherheitsaspekte Gedanken machen, damit ihre Produkte oder Dienstleistungen nicht irgendwo auf der globalen Welt einfach nachgebaut werden.

Neue Finanzierungsquellen Der Trend in Richtung Sharing-Ökonomie lässt sich von solchen Hürden aber nicht beeinflussen. Das betrifft inzwischen auch die Finanzbranche, die unter dem Stichwort Crowdfunding neue Finanzierungsformen realisieren. Filmemacher, Designer oder Entwickler einer neuen Software suchen inzwischen im Netz nicht nur nach fachlichem Rat, sondern bitten auch um finanzielle Unterstützung. Crowdfunding nennt sich diese neue Form der Schwarmfinanzierung. Sie gewinnt allein dadurch an Bedeutung, da neue Marktteilnehmer vom klassischen Kreditgeschäft der Banken faktisch ausgeschlossen sind. Wir stellen auf den folgenden Seiten eine spannende Plattform aus der Schweiz vor.

Neuer Urlaub Auch im Alltag kommt das Teilen immer mehr in Mode. So vermieten wir unsere Wohnung für 45 Franken pro Nacht an Urlauber aus aller Welt. Das ist für den Kunden, im Vergleich zu einem Hotel, ein Schnäppchen und er kann sich einheimisch fühlen. Den Parkplatz gibt es für einen kleinen Aufpreis gleich dazu. Wer in Zürich schon einen bezahlbaren Parkplatz gesucht hat, versteht die doppelte Freude des Kunden. Mit den neuen Kommunikationsplattformen im Internet und mobilen Social Media-Lösungen, können wir hier sehr flexibel, ortsunabhängig und zeitnah agieren. Und die Anbieter haben einen kleinen Zusatzverdienst.

Wenn das Modell, wie in Berlin, gewisse Quantitätsgrenzen überschreitet, reagieren aber klassische Anbieter wie Hotels. Auch der Gesetzgeber wird sich gefordert sehen, allein aus Steuerrechtsgründen hier regulierend einzugreifen. Es stehen folglich noch einige Interessenskonflikte vor der Tür.

Neue Dimensionen Sharing Economy ist auf den ersten Blick das Geschäft mit dem Teilen. Die Idee ist eigentlich nicht neu. Haben wir nicht auch schon früher Ferienchalets getauscht, bei Freunden Autos und beim Nachbarn den Rasenmäher geliehen? Nun haben ohne Frage die neuen Technologien dem Teilen neuen Schwung verlieren. Zusätzlich könnten aber auch ganze Wirtschaftssysteme umgewälzt werden. Die zentrale These dabei lautet, dass wir vor einem erneuten historischen Epochenwandel im Kapitalismus stehen. Werfen wir zunächst, um dieses Argument zu begründen, einige Blicke zurück. Vor über 100 Jahren löste die Einführung der industriellen Produktion, neuen Kommunikationsund Transportmöglichkeiten das Zeitalter des Manufakturwesens ab. Dampfschiffe durchpflügten die Ozeane. Mit dem Kommunikationsmittel Telegrafie war man weltweit verbunden und neue Technologien wie Stahllegierungen ermöglichten den Bau von Hochhäusern und weiten Brücken. Allerdings konnte sich die vielen neuen Produkte kaum jemand leisten. Am Beispiel des Automobils kann dies verdeutlicht werden. Zunächst fuhr nur die Elite das neue Statussymbol Automobil. In handwerklichen Produktionsformen wurden die Einzelteile mühsam zusammengesetzt. Erst die Fliessbandproduktion ermöglichte die

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Herstellung von billigeren massentauglichen Autos, welche die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts durch Mobilität prägten. Heute können immer mehr, gerade jüngere Menschen auf ein eigenes Auto, verstanden als Statussymbol, verzichten. Sie wollen das Auto im Rahmen ihrer Mobilitätsbedürfnisse als einen Baustein nutzen und brauchen dazu Unterstützung. Dies ist ein Hinweis, dass Sharing nach der Manufaktur-, der Fabrik- und der Massenproduktionsphase nun als ein neues Akkumulationsregime am Horizont auftaucht, welches in der Form der Support Economy seinen zentralen Baustein hat. Wir brauchen als Individuen an unterschiedlichen Punkten Unterstützung, können uns diese aber aussuchen.

Neue Wertschöpfungsketten Die möglichen neuen Dimensionen lassen sich am besten an Beispielen verdeutlichen, bei denen neue Werte geschaffen werden. Wir leben in einer alternden Gesellschaft. Leider stellen wir unsere Senioren aber ins Abseits.

auch noch junge Studenten, die in den Städten keinen bezahlbaren Wohnraum bekommen davon profitieren. Mehrgenerationenhäuser sind bisher einsame Leuchtturmprojekte. Das ist ein Beispiel, in dem ungenutzte Potenziale vor neuen Wertschöpfungsketten der Unterstützungsökonomie liegen.

Diese wollen fast immer in den eigenen vier Wänden alt werden, statt in ein Heim zu kommen. Aber genau hier landen sie meist. Sie fühlen sich einsam und die Gesellschaft hat gleichzeitig hohe Kosten zu tragen. Die meisten Senioren haben zu Hause Zimmer, die leer stehen. Auf der anderen Seite gibt es Senioren, die unnötig und teuer in Krankenhäusern oder Pflegeheimen untergebracht sind. Warum bringt man diese beiden Gruppen nicht zusammen und reduziert auf einen Schlag die Einsamkeit und die Kosten. Zeitgleich können

Neue Gefahren

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Wer in die Sharing-Welten eintaucht, sieht sich zunächst mit einer banalen Erkenntnis konfrontiert: Wer nichts anbieten kann, was andere nachfragen wollen, der kann auch nichts verleihen oder tauschen. Nun leben wir heute in einer Welt von Wissensgesellschaften. Unternehmen kommen hier in eine komfortable Situation. Über Crowdsourcing-Plattformen können Sie das riesige Potenzial einer globalen, geistigen Elite abschöpfen. Das ist viel billiger als sich eine klassische, eigene, grosse Entwicklungsabteilung zu halten. Nur wer profitiert dann von den späteren Umsätzen, die mit diesen Ideen realisiert werden? An diesem Punkt stellt sich die Frage nach Rahmenbedingungen, die verhindern, dass wir in wenigen Jahren mit einem verarmten akademischen Proletariat konfrontiert sind.


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SHORTCUT Sharing-Beispiele

Kleinkredit vom Privatanbieter

Teilen liegt im Trend: Gerade die junge Bevölkerung in den grossen Städten wendet sich mehr und mehr vom klassischen Konsum ab und entdeckt zunehmend Tauschbörsen, Mitfahrzentralen, Vermietungsportale und weitere Angebote. Diese helfen, Geld zu sparen und vorhandene Konsumgüter zu nutzen, anstatt sie laufend zu entsorgen und durch neue zu ersetzen. Wir stellen einige Beispiele vor.

Keine Frage: Das Vertrauen in Banken hat in den vergangenen Jahren erheblich gelitten. Dazu kommen oftmals horrende Zinsen. Eine Alternative bietet diese Seite, die Kreditsuchende mit privaten Anbietern zusammenbringt:

Wohnung und Parkraum teilen Wer viel auf Reisen ist, nutzt die Wohnung während seiner Abwesenheit meist nicht. Mit den Plattformen werden die eigenen vier Wände in solchen Fällen zur willkommenen Einnahmequelle. Denn hier lassen sich Wohnungen und Häuser vermieten: www.wimdu.ch, www.haustauschferien.com/de oder www.homelink.ch. Dazu passt die Möglichkeit, schneller wie bisher einen Parkplatz zu finden: www.parkit.ch

www.ukzopa.com

Digitaler Flohmarkt Heute gibt es für fast jede Nische eine Plattform. Es gibt aber auch verschiedene digitale Gemischtwarenladen bei denen von einer Bohrmaschine, über Kettensägen bis hin zu Backformen alles gehandelt wird. Hier zwei Beispiele: www.pumpipumpe.ch oder www.tauschnetz.ch

Neues Outfit Wenn der eigene Kleiderschrank nichts mehr hergibt, hilft meist nur noch eins: eine ausgiebige Shopping-Tour. Günstiger und sinnvoller dagegen ist das Prinzip der folgenden Website. Denn hier lassen sich eigene Klamotten gegen die Stücke anderer User tauschen. Wer nicht tauschen will, kann seine Kleidung hier auch verkaufen: www.kleiderkreisel.ch

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n e l h e u f

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GELUNGENer

s l a h c Si

Urlaub aus privater

HAND

Neben neuen Mobilitätsmodellen ist die Sharingökonomie in der Tourismusbranche bislang am weitesten verbreitet. Wir baten einen Insider, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Roberto La Pietra, Senior PR-Berater bei Wilde & Partner

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Hotel war gestern – das gilt zunehmend auch für einen grossen Teil weit gereister Stadturlauber. Ferienwohnungen auf Mallorca, Teneriffa oder an der Algarve sind schon lange nichts Besonderes mehr, doch in den vergangenen Jahren haben Aufenthalte in Privatunterkünften auch die Städte erobert. Die Vorteile liegen auf der Hand, denn im Schnitt kriegt der Gast deutlich mehr Quadratmeter für das gleiche Geld. Dafür auf Dienstleistungen, wie tägliche Reinigung oder Frühstücksservice verzichten zu müssen, nimmt er in der Regel in Kauf. Denn ein Frühstück im nahegelegenen Café ist mindestens genauso charmant. Überhaupt liegt der grösste Reiz einer Privatwohnung darin, sich wie ein Einheimischer zu fühlen. Schliesslich hat es etwas sehr Authentisches, nach einem Stadtrundgang nicht durch die Lobby eines Hotels zu schreiten, sondern mit dem eigenen Schlüssel das massive Tor eines Lissaboner Altbaus zu öffnen. Statt dröger Fahrstuhlmusik empfängt womöglich ein Plausch mit der Nachbarin den Mieter auf Zeit. Für wenige Tage umgibt den Reisenden das Gefühl, Teil der Metropole zu sein – mit allem was dazu gehört: den Geräuschen und Gerüchen eines Stadtviertels, den Einkaufsmöglichkeiten fernab der üblichen Fussgängerzone oder dem Klappern des Geschirrs, wenn die Nachbarn auf dem Balkon ihr Abendessen vorbereiten. Trotz all dieser Vorteile hegen viele Urlauber eine gewisse Skepsis gegen die Buchung einer Privatunterkunft. Die Berührungsängste sind hier keine leere Floskel. Wer es einmal probiert, ist in den meisten Fällen jedoch begeistert und wählt diese Urlaubsform immer wieder. Mit einer Reihe von Tipps lässt sich «Social Travel» optimieren und die Chance auf einen gelungenen Aufenthalt schon im Vorfeld maximieren.

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Nicht jede Stadt ist gleich Interessanterweise eignen sich manche Metropolen hervorragend für einen Aufenthalt in der privaten Wohnung, andere weniger. Einen besonders hohen Wohlfühlfaktor haben zum Beispiel beliebte Berliner Viertel wie Kreuzberg, Prenzlauer Berg oder Friedrichshain. Das grosse Angebot hat jedoch Stadtverwaltung und Hotelverband auf den Plan gerufen. Vielleicht wird hier also bald ein Riegel vorgeschoben. Grund genug, das momentane Angebot zu nutzen, solange es geht. Ein Paradies für Social Traveller ist zudem Athen. Hier wurde vor der Krise enorm viel gekauft und renoviert – verständlicherweise haben sich viele Eigentümer nun zur Untervermietung ihrer Immobilie entschlossen. Ähnlich sieht es in Lissabon und in südspanischen Städten wie Sevilla, Granada oder Córdoba aus. In traditionell teuren Städten wie London, Paris oder New York sind Privatwohnungen zwar eine Alternative zu den völlig übersteigerten Hotelpreisen, Ausstattung und Preis-Leistungs-Verhältnis sind jedoch nicht annähernd mit Berlin oder den Metropolen Südeuropas zu vergleichen.


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Angebote genauestens prüfen

Filtermöglichkeiten en masse

Auch beim Social Travel muss kein Urlauber die Katze im Sack kaufen. Portale wie «Wimdu», «airbnb» und «9flats» kennen die Skepsis von Kunden und tun alles, um eine höchstmögliche Transparenz zu gewährleisten. Sie stellen Vermietern zum Beispiel kostenlos Fotografen zur Seite, die ihre Wohnung professionell ablichten. Entsprechende Bilder erhalten ein Siegel, sodass Mieter wissen, dass die Bilder geprüft sind. Zudem sagen klar sichtbare Mail-Statistiken einiges über die Verlässlichkeit und Kommunikationsbereitschaft der Anbieter aus. Ein Beispiel: Ein Vermieter reagiert nur auf jede zweite Anfrage. Schon sinkt seine «offizielle» Antwortrate auf 50 Prozent. Ein möglicher Kunde wird von ihm also höchstwahrscheinlich die Finger lassen.

Das Angebot auf den einschlägigen Portalen ist für viele Städte immens. Glücklicherweise hilft eine ganze Reihe von Filtermöglichkeiten dabei, die optimale Bleibe aufzuspüren. Verfügbarkeit zu Wunschdaten, die Anzahl von Betten oder Schlafzimmern sowie das Vorhandensein von Klimaanlage, Küche oder Aufzug lassen sich mit wenigen Klicks prüfen. Auch wer Wert auf Terrasse oder Ausblick legt, findet unkompliziert entsprechende Inserate. Auf diese Weise lassen sich die Unterkünfte immer mehr eingrenzen. Auch die Suche nach einzelnen Stadtvierteln ist kein Problem. Wer sich nicht so gut mit der Benennung der Gegenden auskennt, sucht die Unterkünfte über eine Kartenoption. Neben der ungefähren Lage integrieren die Portale sogar Google Street View. Auf diese Weise können User herausfinden, wie die Nachbarschaft der jeweiligen Unterkunft aussieht. Wem das nicht ausreicht, der gibt die Adresse bei Google Maps ein und erhält zum Beispiel Aufschluss über Verkehrsmittel sowie Restaurants und Cafés in der Nähe der Wohnung.

Antwortet jemand in 100 Prozent der Fälle, lässt sich auch davon ausgehen, dass der Vermieter den Gast am Tag der Ankunft nicht vor der Türe stehen lässt. Die beste Orientierung stellen die vielen User-Bewertungen dar. Wer über 33 positive Kommentare verfügt, wird seine Wohnung eher an den Mann kriegen als jemand, der nur zwei oder drei bisherige Gäste vorweisen kann. Bei einer geringen Anzahl von Bewertungen ist in der Regel dafür der Preis umso attraktiver.

In südeuropäischen Destinationen ist das Angebot aktuell besonders attraktiv, wie hier in Lissabon.

Kommunikation ist das A und O Wer generelle Bedenken hat, ob er seinen Urlaub gewissermassen in die Hände eines Fremden legen möchte, sollte mit dem Vermieter einen kleinen E-MailPlausch starten. So lassen sich Details zur Wohnung, zur Anreise vom Flughafen oder zu Zeiten für Check-in und Check-out einfach noch besser im Vorfeld klären. In der Regel ist das gesunde Bauchgefühl ein guter Indikator dafür, ob das Angebot zu einem passt oder nicht. Antwortet ein Anbieter nur unregelmässig, in schlechtem Englisch oder genervt bis hin zu kurz angebunden, sollte er vielleicht nicht gerade die erste Wahl sein. Die meisten Vermieter entpuppen sich jedoch als überaus zuvorkommend und geduldig. Wenn dann noch Bewertungen, Fotos und die Lage auf der interaktiven Karte stimmen, steht einer gelungenen Reise nichts mehr im Wege!

Bücher im gehobenen Ambiente? Die Vorteile einer privaten Ferienadresse sind vielfältig.

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Mojito Zahnpaste

von Kunden ERFUNDEN

Crowdsourcing ist in aller Munde. Ideen finden, Unternehmen finanzieren, Logos gestalten, Spenden sammeln oder ein Lexikon verfassen, fast alles kann 端ber das Netz an eine Vielzahl von Menschen ausgelagert werden. Christian Hirsig, Gr端nder der Atizo AG

Wissen Teilen hatte schon das gewisse Etwas.

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Die Mutter aller Crowdsourcing-Beispiele ist wohl Wikipedia. Seit mehr als zehn Jahren pflegt eine grosse Anzahl an Internetbenutzern gemeinsam die grösste Enzyklopädie der Welt. Es gibt aber auch junge Erfolgsbeispiele wie die australische Designplattform 99designs.com, auf der über 200’000 Grafiker und Künstler Logos, WebDesigns und andere grafische Arbeiten erstellen, oder das Schweizer Beispiel der Crowdsourcing-Plattform Atizo. Auf atizo.com entwickeln über 20’000 kreative Köpfe Produkt-, Dienstleistungs- und Marketingideen für kleine und grosse Unternehmen. Wie kann das Potenzial der Crowd zum Finden und Bewerten von Ideen genutzt werden?

Schritt 2: Ideen finden

Crowdsourcing mit Atizo

Das Beispiel

Der Name Atizo wurde als erstes Projekt von der Community selbst, namentlich von Markus Jaun, Muriel Riesen und Tonia Villiger, entwickelt. Atizo ist spanisch, stammt von «atizar», was zu Deutsch «schüren» oder «entfachen» heisst. – Wie Feuer oder Ideen schüren. Atizo pflegt eine wachsende Web-Community aus kreativen Denkern, die sich durch ihr Anwender-, Konsumenten- und Spezialwissen auszeichnet. Zur Aktivierung der eigenen Kunden und Mitarbeiter stellt Atizo eine White-Label-Version zur Verfügung, die von Unternehmen und Organisationen unterschiedlichster Grösse und Branche eingesetzt wird.

Migros betreibt seit zwei Jahren die Kundenfeedback-Plattform Migipedia. Die eigene Community umfasst inzwischen 30’000 registrierte Mitglieder. Wobei auch nicht registrierte Benutzer jederzeit das Migros-Sortiment beurteilen können. Diese bewerten einerseits über 13’000 Produkte, anderseits entwickeln sie aktiv gemeinsam mit der Atizo-Community neue Produkte für die Migros.

Die Software ermöglicht Unternehmen, ihre unterschiedlichen Stakeholder über verschiedene Kanäle einzubinden. So können Facebook-Fans ihre Ideen direkt auf der Facebook-Page des Unternehmens einreichen. Die Aussendienstmitarbeiter kommunizieren übers Handy beispielsweise nach einem inspirierenden Kundenbesuch. Die Marketingabteilung interagiert übers Intranet, die wichtigsten Kunden tun es nach erfolgreichem Bestellprozess übers Extranet und die Besucher der Webseite nehmen Kontakt über ein Widget auf. Die Ideensammlung über die unternehmenseigenen Kanäle kann nach Bedarf stets mit der Atizo-Community unterstützt werden. Die Atizo-Methode wurde in einem Forschungsprojekt der Kommission für Technologie und Innovation gemeinsam mit der Universität St. Gallen entwickelt:

In einem Online-Projekt liefert die Community 200 bis 1 000 Ideen.

Schritt 3: Ideen auswählen Auf der Basis von mehreren Hundert Ideen werden die 10 bis 20 besten Ideen ausgearbeitet. Für jede dieser Ideen wird ein Steckbrief mit anschaulicher Visualisierung verfasst.

Schritt 4: Ideen bewerten Die Community bewertet die Ideen und reichert sie mit qualitativem Feedback an.

Schritt 5: Umsetzung planen Für die Ideen wird eine Umsetzungsplanung verfasst. Notwendige Umsetzungsressourcen können aus der Community rekrutiert werden.

Ein gemeinsames Projekt startet jeweils mit dem Workshop «Frage ausarbeiten», moderiert durch einen Vertreter von Atizo. Beim Projekt mit Mibelle und Migros nahmen ein Vertreter vom Industriebetrieb Mibelle, der zuständige Category Manager, sowie eine Person aus dem Digital Marketing teil. Es wurde eine Frage mit folgendem Titel ausgearbeitet: «Wie heisst und schmeckt die Zahnpasta, die dich in einen erlebnisreichen Tag katapultiert?» Die Frage wurde sowohl mit der Migipedia- wie mit der Atizo-Community bearbeitet. Die Communities entwickelten gemeinsam über 1 000 Ideen. Etwa 200 Ideen wurden von den Vertretern der Mibelle, dem Category Management und dem Digital Marketing der Migros für den Workshop ausgewählt. Mit diesen Ideen startete eine Gruppe von internen und externen Querdenkern in den Workshop «Ideen auswählen». Gemeinsam mit dem Atizo-Moderator wurde ein spezifischer Ideensteckbrief erarbeitet. Basierend auf den Ideen der Community wurden verschiedenste Ideen anhand des Steckbriefs ausgearbeitet. Diese Ideen wurden vom Industriebetrieb als Prototypen umgesetzt. Bei einem Community-Event wurden die besten Prototypen von ausgewählten Konsumenten getestet. Die Schweizer Zeitung «Blick» schrieb im Februar zur Markteinführung: «Zur Wahl standen ebenfalls Geschmacksrichtungen wie Rhabarber-Beeren, Honig-Ingwer und Aprikosen-Pfirsich. 6 000 abstimmende Migros-Kunden gaben schliesslich den Ausschlag für das Mojito-Aroma. Die Tube wird für 3.60 CHF verkauft – und übrigens garantiert ohne Alkohol.»

Crowdsourcing als Denkhaltung Crowdsourcing ist nicht eine Unternehmensaufgabe, sondern eine Denkhaltung. Game Changer können sich überlegen, welche Teile des Innovationsprozesses in ihren Unternehmen sie an eine Web-Community auslagern sollten.

Schritt 1: Fragen ausarbeiten In einem Workshop werden die brennenden Themen analysiert und Fragestellungen formuliert, die für eine Online-Community geeignet sind und ein Maximum an Ideen garantieren.

«Not all the smart people in the world work for us.» Das Zitat des ehemaligen CEO von SUN Mircosystems, Bill Joy, verdeutlicht, dass die Integration unternehmensexterner Know-how-Trägerinnen und -Träger dabei helfen kann, die Effizienz im Prozess zu steigern und marktgerechte Lösungen zu entwickeln.

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Zehn Schritte zu erfolgreichem Crowdsourcing 1. Brainstorming im «Stillen Kämmerlein» ist definitiv passé. 2. Es gibt viele kluge Menschen, die bei der Entwicklung von Unternehmen unterstützen wollen. 3. Erfolgreiche Projekte beginnen nicht mit einer Idee, sondern einer Frage. 4. Betriebsblindheit ist natürlich, aber für die Entwicklung eines neuen Produkts oder einer neuen Dienstleistung nicht förderlich. 5. Robuste Ideen entstehen meist aus mehreren guten Ideen, die verschiedenen Köpfen entspringen. 6. Je früher die Stakeholder (Mitarbeiter und Kunden) involviert werden, desto geringer das Flop-Risiko. 7. Unternehmensentwicklung ist ein gemeinschaftlicher Prozess. Nur wenn man alle im Boot hat, kommt man ans Ziel. 8. Die Entwicklung des eigenen Unternehmens ist nie abgeschlossen und fordert eine agile Organisation. Je mehr man das Ideal von heute anstrebt, desto geringer sind die Überlebenschancen morgen. 9. Ideen werden erst mit deren Implementierung wertvoll. 10. Entwicklung braucht Geduld. Nur wer regelmässig die Pflanze des Fortschritts pflegt, wird in Zukunft auch Früchte ernten.

Strategische Schritte entwickeln.

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Sie haben die

WAHL Reinhard K.Sprenger ist auf den Managementbühnen der Welt bekannt. Auch in der Schweiz ist er immer wieder als Redner zu Gast, wie etwa bei den X.DAYS in Interlaken. Zu seinen erfolgreichsten Büchern zählen «Mythos Motivation», «Die Entscheidung liegt bei Dir» und «Vertrauen führt». Am 11. Juni 2013 feierte der Managementberater und Bestsellerautor seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass erschien beim Campus Verlag die Jubiläumsausgabe, die Sprengers Thesen zu seinen grossen Themen Freiheit, Selbstverantwortung, Vertrauen und Motivation in einem Band vereint. Im Zentrum steht nach wie vor die Eigenverantwortung und wie wir damit umgehen. Wir haben die Wahl: « Sie haben ihr Leben, so wie es jetzt ist, frei gewählt. Diesen Alltag, diesen Job, diesen Chef, diese Kollegen, diese Mitarbeiter – all das und alle anderen Umstände ihres Lebens: Sie haben sie gewählt. Und Sie können all dies auch wieder abwählen. Dafür wäre dann ein Preis zu zahlen. Wie hoch der ist, entscheiden nur Sie selbst.»

Darüber kann man kontrovers diskutieren, nachdenken, aber vor allem aktiv werden. Reinhard K. Sprenger An der Freiheit des anderen kommt keiner vorbei Das Beste von Reinhard K. Sprenger 180 Seiten Campus Verlag Frankfurt New York, 2013

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kolumne Vietnam – China lagert kräftig in den Tigerstaat aus Zu den interessantesten, aufstrebenden Ländern gehört ohne Zweifel Vietnam. Das Land mit fast 92 Millionen Einwohnern wird derzeit als Produktionsstandort für viele international tätige Unternehmen immer wichtiger. So planen Nestlé, Bosch oder Samsung ihre Investitionen in Vietnam weiter zu erhöhen. Schon heute ist Vietnam für Nestlé ein wichtiger KaffeelieWalter Bollier ferant und Samsung produziert dort die meisten seiner Smartphones während Canons grösste Fabrik für Drucker in Vietnam steht. Insgesamt 57 % der ausländischen Investoren, die sich in Asien engagieren, wollen laut einer aktuellen Umfrage ihre Aktivitäten in Vietnam ausbauen. Damit belegt das Land einen Spitzenplatz innerhalb der ASEAN vor Thailand, Singapur und den Philippinen. Auch die Verhandlungen mit der European Free Trade Association (EFTA) über ein gegenseitiges Freihandelsabkommen machen weiter Fortschritte. Für die Attraktivität Vietnams sind verschiedene Faktoren verantwortlich. So hat sich die Währung seit einiger Zeit deutlich stabilisiert und die State Bank of Vietnam kündigte starke Interventionen an, um eine Abwertung des vietnamesischen Dong zu verhindern. Die Zentralbank hätte die Möglichkeit zu solch einem Eingriff, da sich die Devisenreserven deutlich erhöht haben und dank eines erwarteten Zahlungsbilanzüberschusses von 5 Mrd. USD für 2013 weiter steigen dürften. Zudem sprechen für Vietnam die geplanten riesigen Investitionen zum Ausbau der Infrastruktur. Bis 2020 sind allein in Ho Chi Minh City Investitionen von bis zu 15.4 Mrd. USD für die Verbesserung der Verkehrswege geplant. Der weitere Anstieg der Löhne in China führt derweil zu einer verstärkten Verlagerung von Produktionsstätten nach Vietnam. Da in der chinesischen Industrie die Minimum-

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löhne in den letzten Jahren bereits stark angestiegen sind, erhalten Arbeiter in der Volksrepublik im Durchschnitt doppelt so viel Geld wie in Vietnam. Die tatsächlichen Lohnkosten inklusive Zusatzleistungen liegen in China allerdings um bis zu 150 % über den vietnamesischen. In der Schuhindustrie haben Produzenten in China seit 2008 bereits 30 % ihrer Aufträge an Länder in Südostasien verloren. Einer der grössten Sport- und Freizeitschuhhersteller der Welt, Pou Chen Corp., der unter anderem für Nike oder Adidas produziert, schloss in China seit 2011 bereits 51 Fabriken und errichtete dafür 16 neue in Vietnam. Zur Attraktivität des Standorts Vietnam tragen die ab nächstem Jahr geplanten Senkungen der Unternehmenssteuern zusätzlich bei. Auch die demografisch vorteilhafte Entwicklung in Vietnam ist ein wichtiges Plus, das von Investoren geschätzt wird. Das anhaltend starke Interesse ausländischer Investoren an diesem aufstrebenden Markt muss auch als Vertrauensbeweis in den Börsenplatz Vietnam gewertet werden. Die Fortschritte bei der Implementierung der wirtschaftspolitischen Vorgaben und ein steigender Risikoappetit stützten die positive Entwicklung. Zudem konnten die Liquiditätsprobleme gelöst und das systematische Risiko in Vietnams Bankensektor reduziert werden. Die Perspektiven für den Aktienmarkt sind auch langfristig vielversprechend. Für ausländische Investoren sind die bürokratischen Hürden allerdings nach wie vor hoch, weshalb Fonds als Anlageinstrument bevorzugt werden. Auf den vietnamesischen Markt spezialisiert ist beispielsweise der in der Schweiz zum Vertrieb zugelassene AMCFM Global Opportunities Fund (Valor: 2 141 059), mit dem, aufgrund des Anlageschwerpunktes Vietnam, eine diversifizierte Anlage in Vietnam möglich ist.


WER UNS KENNT, KENNT UNS VON FREUNDEN. WIR PFLEGEN UNSERE KUNDEN, WIE MAN FREUNDE PFLEGT, UND MACHEN GESCHÄFTE, WIE MAN SIE MIT FREUNDEN MACHT. SCHON SEIT ÜBER 100 JAHREN.

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Zürich Bank CIC (Schweiz) AG Löwenstrasse 62 Postfach 3856 8021 Zürich, Schweiz T +41 44 225 22 11 F +41 44 225 22 21

Mitglied der Crédit Mutuel-CIC-Gruppe The Luxury Way

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Unternehmens innovationen Wikis, Musikportale, Carsharing und Co. – Das Teilen von Ressourcen ist ein privater Trend, der nun auch in den Unternehmen Einzug hält. Das Schlagwort «Sharing Economy» fasst das gemeinsame Nutzen von Gütern und Wissen in der Wirtschaft, die neue Art des Teilens, zusammen. Christian Martin, General Manager Cisco Schweiz

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Unternehmen sparen durch «Sharing» Kosten ein und werden wettbewerbsfähiger. Oft wird der Trend in Richtung Sharing Economy nur auf Gebrauchsgüter bezogen – beispielsweise in der Industrie, wenn Lieferanten und Kunden zunehmend in den Produktionsprozess eingebunden werden. Dabei betrifft der Trend auch die wichtigste Ressource, wenn es um die Innovationskraft eines Unternehmens geht: Das Wissen und die Informationen von Mitarbeitenden, die sie untereinander austauschen. Dass eine Ressource durch Teilen nicht zwangsläufig weniger wird, sondern sich sogar potenziert, zeigt sich nirgends so deutlich wie beim Thema Wissen. Im Informationszeitalter gilt Wissen als wichtigster Rohstoff. Doch Informationen an sich sind noch lange kein Wissen. Erst wenn isolierte Daten und Fakten zu einem sinnvollen Kontext verbunden werden, entsteht Wissen. Eine neue Qualität von Wissen, nämlich kollektive Intelligenz, wird durch interak-tive Wissensvernetzung hervorgebracht – zum Beispiel dadurch, dass Men-schen ihr individuelles Wissen über soziale Plattformen mit anderen teilen. Wikipedia ist ein prominentes Beispiel für einen Wissenszuwachs, der ohne massenhaftes Teilen von Wissen nicht möglich wäre. Experten stufen Wikipedia längst höher ein, als jede professionelle Enzyklopädie, wie zum Beispiel die Online-Version des vielbändigen Brockhaus-Lexikons. Mit Wissen sind also keine isolierten Daten und Fakten in Aktenordnern oder Datenbanken gemeint, sondern der Umstand, dass im Geschäftsalltag verstreu-tes Wissen und Informationen sinnvoll miteinander verknüpft werden. Der freie und motivierte Austausch von Wissen gehört ins Zentrum der sogenannten «Sharing Economy». Denn Mitarbeitende und deren Know-how sind das wertvollste Gut eines Unternehmens.

Technologie ist entscheidend Wie aber kann man das «Sharing» von Wissen fördern und kanalisieren? Die

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Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle – insbesondere das jeder Art von virtueller Zusammenarbeit zugrunde liegende Netzwerk. Dieses dient als Plattform, um Wissen, Güter und viele weitere Arten von Ressourcen aus-zutauschen. Ein konkretes Beispiel aus der Wirtschaft: Entwickler aus der Automobilindustrie können sich per Videokonferenz effizient und schnell zusammenschalten und parallel am Konstruktionsplan eines neuen Autos arbeiten. Unternehmen, die eine entsprechende Plattform zum Teilen von Wissen bereitstellen, verkürzen so Innovationszyklen und bringen neue Produkte schneller auf den Markt. Der Projektverlauf kann via unternehmensinterne Social-Media-Tools gesteuert und dokumentiert werden. Dabei müssen von der Video- oder Webkonferenz bis hin zu sozialen Medien im Unternehmen alle Kommunikationskanäle einfach und intuitiv nutzbar sein, sonst treten die Inhalte zurück und die Technik dominiert die Kommunikation. Das kann dazu führen, dass die Mitarbeitenden die Plattformen gar nicht nutzen.

Sharing-Konzepte über die Cloud Was braucht es noch, um die Bereitschaft zum Teilen in Unternehmen zu fördern? Gerade kleine und mittlere Unternehmen verfügen häufig nicht über ausreichende Finanzmittel, um eine eigene Plattform für die virtuelle Zusammenarbeit aufzubauen.


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In diesen Fällen hilft Cloud Computing, das Sharing-Konzept auf die Kommunikationsplattformen anzuwenden: Technologisch geschieht dies durch integrierte Kommunikationsservices aus der Cloud. Unternehmen zahlen hierbei nur für die tatsächliche Nutzung und gewinnen ohne finanzielle Vorleistung Anschluss an den technologischen Fortschritt. Einige Unternehmen sind bereits sehr fortgeschritten und setzen das Prinzip der Sharing Economy erfolgreich um. Dazu zählen beispielsweise Dienstleistungsunternehmen, die Videokonferenzen einsetzen, um ihre Kunden mit den weltweit besten Experten zu verknüpfen, wenn der zuständige Kundenberater eine Frage nicht beantworten kann. Gerade in ländlichen Gebieten, wo Experten häufig nicht vor Ort verfügbar sind, kann die Technologie immense Vor-teile für Kunden und Dienstleister bringen.

Durch Teilen erfolgreich, aber wie? Nur wenn Unternehmen bereit sind, auf Sharing-Modelle zu setzen und Wissen, Informationen oder Infrastrukturen zu teilen, bleiben sie wettbewerbsfähig und können den Markt mitgestalten. Dieses Potenzial wird noch lange nicht in vollem Masse genutzt, weil viele Unternehmen nicht wissen, wie sie es richtig ausschöpfen können. Unternehmen, die den Rohstoff Wissen zu kollektiver Intelligenz veredeln wollen, müssen zunächst einmal dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter jederzeit unkompliziert auf konkret benötigte Wissensinhalte zugreifen können. Doch wer

sagt einem, ob und wo dieses Wissen firmenintern verfügbar ist? In einem Projekt-Blog vielleicht? In einer technischen Dokumentation oder im Kopf eines Mitarbeiters? Wer relevantes Wissen auf effektive Weise teilen will, muss die verschiedenen Wissensquellen untereinander vernetzen, um sie als Einheit mit einer übergreifenden Suche zu nutzen. Findet die Suchmaschine beispielsweise in einer firmeneigenen Xing-Variante das gewünschte Mitarbeiterprofil, wäre die Option zur unmittelbaren Kontaktaufnahme höchst wünschenswert. Das erklärt, warum immer mehr Unternehmen danach streben, ihre sozialen Netzwerke und Kommunikationsplattformen in eine gemeinsame Architektur zu integrieren und unter einer gemeinsamen Oberfläche zu bündeln. Weiter ist es empfehlenswert, den Wissensaustausch via Enterprise-Social-Media über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg auszudehnen, um so den Austausch mit Kunden und Partnern zu erleichtern. Dies vertieft Kundenkontakte, verbessert die Wettbewerbsfähigkeit und stärkt die Innovationskraft von Unternehmen. Letzteres nicht allein durch zusätzliche Innovationsanstös-se aus externen Communities, sondern auch durch ein beschleunigtes Innovationstempo. In vielen Branchen misst sich die Wettbewerbsfähigkeit schon heute an der Geschwindigkeit, mit der Innovationsideen in marktreife Lösungen und Produkte umgesetzt werden können. Isoliertes Wissen, das in Köpfen Einzelner schlummert, ist hierfür wenig hilfreich. Im globalen Innovationswettlauf hält auf Dauer nur Schritt, wer den freien Austausch von Wissen und Ideen diesseits und jenseits seiner Unternehmensgrenzen fördert. – Was nicht nur geeignete Technologie verlangt, sondern ebenso einen Wandel der Unternehmenskultur.

Mithilfe von neuen Kommunikationstechnologien den Rohstoff Wissen zu kollektiver Intelligenz veredeln.

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NEUE Perspektiven Crowdfunding ist eine neue, innovative Alternative zur Finanzierung von Projekten jeglicher Art. Eine grosse Anzahl von anonymen Geldgebern kann somit kleine Beträge über das Internet investiert oder spenden. Diese Art der Finanzierung ist insbesondere bei künstlerischen sowie wohltätigen Projekten verbreitet, geniesst aber eine wachsende Beliebtheit auch bei Unternehmern, die versuchen, auf diese Art Investoren für ihr Unternehmen zu gewinnen. Philipp Steinberger, co-founder von c-crowd.com

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Die zunehmende Beliebtheit von Crowdfunding verdeutlicht, dass Kapitalgeber anfangen, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Macht es wirklich Sinn, mit den nächsten ersparten 5 000 Franken zusätzliche Fondsanteile zu kaufen, an denen in erster Linie die Bank Geld verdient? Kapitalgeber wollen in der heutigen Zeit vermehrt ihr Geld gezielter einsetzen und sind diesbezüglich auch bereit, neue Wege zu gehen. Somit bekommen zum Beispiel Jungunternehmer mit einer tollen Geschäftsidee plötzlich einen anderen Stellenwert. Zudem leistet der Kapitalgeber meistens einen überschaubaren finanziellen Beitrag, was das Risiko kleiner hält.

Crowdfunding erlaubt dem Kapitalgeber, sein Geld emotionell einzusetzen, was bei einem Fondsanteil oder einer Investition in ein börsenkotiertes Unternehmen kaum möglich ist. Er ist in der Lage, sofern gewünscht, den Jungunternehmer mit persönlichen Kontakten und Ideen zu unterstützen und wird somit nicht nur Investor, sondern Teil des Unternehmens. Das ist auch für den Unternehmer von grossem Interesse, denn ein zufriedener Investor spricht im persönlichen Umfeld gern über «seine» Investition. Das wiederum hat einen Hebeleffekt bezüglich zusätzlichem Kapital und Sichtbarkeit des Jungunternehmens. Somit unterstützt Crowdfunding das Unternehmen, weil es dem Existenzgründer hilft Aktionäre zu finden, die den Businessplan finanzieren und gleichzeitig motivierte Botschafter und Kunden des Unternehmens werden. Auf der anderen Seite können sich Privatpersonen dadurch mit überschaubaren finanziellen Mittel ein kleines Portfolio an Beteiligungen aufbauen. – Crowdfunding demokratisiert das in der Schweiz noch sehr elitäre Konzept der Business Angels.

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Schwieriger Start Für Jungunternehmer ist es heutzutage immer schwieriger, an Investoren zu kommen, insbesondere wenn das bekannte «Friends, Family & Fools»-Netzwerk nicht oder kaum vorhanden ist. Venture Capital-Investoren scheuen zunehmend das Risiko und investieren selten in Unternehmen, die ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Eine Bankfinanzierung ist noch schwieriger zu bekommen. Hier bietet Crowdfunding den Jungunternehmern eine geeignete Plattform, auf welcher sie sich einer grossen Anzahl von möglichen Investoren präsentieren können. Eine Finanzierung via Crowdfunding zu erhalten, ist, neben der Alternative zu traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten, auch für einen Jungunternehmer ein spannender Test zur Bewährung seines Businessmodells. Sollte er es nicht schaffen, die Masse von seinem Vorhaben zu überzeugen, stellt sich ihm die Frage, ob er mit seiner Geschäftsidee überlebensfähig ist oder nicht. Eine Eigenkapitalfinanzierung via Crowdfunding zu finden, ist leider nicht in allen Ländern möglich und hängt sehr stark von den lokalen Regularien ab. In der Schweiz können Unternehmer unter bestimmten Bedingungen (Aktiengesellschaft,


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Die Masse in Bewegung, sprich das Schwarmprinzip, ist der entscheidende Hebel bei Crowdfunding.

Emissionsprospekt) möglichen Investoren Anteile anbieten. Unsere Plattform c-crowd.com hat diesbezüglich speziell ein Ruling der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA eingeholt, um sicherzustellen, dass unsere Aktivitäten ihr nicht unterstellt sind.

ternehmens, welches dann die Kapitalerhöhung ganz normal durchführt. Somit werden die Investoren direkte Aktionäre des Unternehmens, können ihre Investition unterstützen und hoffentlich zum Erfolg führen.

Seriöses Vorgehen Mit unserer Plattform c-crowd.com glauben wir stark daran, dass sich Unternehmensfinanzierungen durch Crowdfunding längerfristig etablieren werden. In der heutigen Zeit sehen wir vor allem Projekte mit überschaubaren Finanzierungsvolumen (eine Million CHF) im Vordergrund. Mit der steigenden Bekanntheit des Crowdfundings werden auch die Investitionssummen steigen. Wichtig ist natürlich, dass die steigende Bekanntheit durch erfolgreiche Projekte getragen wird. Aus diesem Grund legen wir bei c-crowd.com sehr viel Wert auf seriöse Projekte. Der Unternehmer muss eine ganz klar definierte Liste von Informationen einreichen, welche wir dann auf Plausibilität prüfen. Erst nachdem wir zusätzlich das Geschäftsmodell mit dem Unternehmer persönlich besprochen und hinterfragt haben, setzen wir das Projekt mit den gesamten Informationen auf unsere Plattform. Dann liegt der Ball beim Investor. Er muss die Informationen selbst prüfen, bevor er seinen Investitionsentscheid fällt. Bei c-crowd.com geben wir keine Investitionsempfehlungen ab, die Verantwortung liegt voll und ganz beim Investor. Bei Interesse reicht der Investor über die Plattform eine rechtlich nicht verbindliche Investitionszusage ein. Wenn der Unternehmer sein Finanzierungsziel erreicht, so kontaktiert er alle Investoren mit dem Zeichnungsschein sowie Aktionärsbindungsvertrag. Nach erfolgter Unterschrift überweist der Investor das Geld auf das Kapitaleinzahlungskonto des Un-

Obwohl der Unternehmer mit Crowdfunding eine grosse Anzahl von neuen Aktionären gewinnt, behält er mit dieser Art von Finanzierung die Kontrolle über den Prozess. Die Bewertung seines Unternehmens legt der Unternehmer fest, sie ist im CrowdfundingProzess nicht verhandelbar, genauso wie die Anzahl der neuen Investoren, welche er durch eine Mindestinvestition pro Person festlegt. Somit ist der Machtverlust für den Unternehmer kontrollierbar und genau abschätzbar. Zusätzliche «Ordnung» kann auch erreicht werden, indem die Stimmen der neuen Crowdfunding-Aktionäre zum Beispiel vertraglich gebündelt und durch einen Crowdfunding-Aktionär vertreten werden.

Brücke zwischen den Generationen Firmen, die sich über Crowdfunding finanzieren lassen, haben bereits eine Unternehmenskultur, geprägt durch Offenheit gegenüber neuen Finanzierungsmöglichkeiten, Transparenz und grössere Aktionärskreise.

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Diese Unternehmen suchen allerdings auch (noch) nicht Investorengelder in Millionenhöhe. Je länger sich aber Crowdfunding im Markt als erfolgreiche Finanzierungsmöglichkeit behauptet, umso mehrwird der Markt die Firmenkultur eines Crowdfunding-Unternehmens bestimmen. Dasselbe gilt auch für die Investoren, die heute wohl eher jünger und innovativ sind, aber in Zukunft genauso gut älter und traditionell sein können. Diesbezüglich versucht c-crowd die Brücke zwischen den Generationen zu schlagen, indem wir spannende Events organisieren, zu denen sich die Unternehmen präsentieren und somit den physischen Kontakt zu diversen Investoren pflegen.

Aktueller Relaunch Crowdfunding steht in der Schweiz ausschliesslich Aktiengesellschaften zur Verfügung. Da aber viele Jungunternehmer die GmbH als bevorzugte Rechtsform wählen, unter anderem wegen dem tieferen Kapitalbedarf, konnten wir, trotz sehr guten Geschäftsideen, nicht weiterhelfen. Einem Unternehmen mit vielversprechender Idee nicht helfen zu können, gefällt uns jedoch nicht. Über die Zeit haben wir festgestellt, dass der Markt uns ausschliesslich als Finanzierungsplattform für Jungunternehmen wahrnimmt. Als Start-up muss man sich ständig hinterfragen und die Strategie anpassen – das galt auch für uns. Daher haben wir unser Geschäftsmodell insofern angepasst, als dass wir in Zukunft auch NichtAktiengesellschaften bei der Investorensuche unterstützen können.

Neue Finanzierungsmöglichkeiten finden und sich dadurch auch abheben.

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Dementsprechend haben wir den c-crowdMarktplatz ins Leben gerufen. Hier haben alle Unternehmen unabhängig von der Rechtsform die Möglichkeit, ihre Pläne innerhalb von drei Monaten vorzustellen. Interessierte Investoren können die Unternehmen direkt kontaktieren und die Verhandlungen aufnehmen. Die Unternehmen, die eine Listing-Fee für die drei Monate zahlen, haben die Möglichkeit, zwischen einem Basic-Listing oder einem PremiumListing zu wählen. Der Unterschied liegt in den verfügbaren Möglichkeiten, das Unternehmen zu präsentieren. Mit Crowdfunding auf der einen Seite und dem Marktplatz auf der anderen Seite können wir somit jedem Unternehmer helfen, Investoren zu finden. In Zukunft werden regelmässige Events organisiert, an welchen sich die jeweiligen Start-up-interessierten Investoren präsentieren können. Wir sehen uns zwar als OnlinePlattform, das Geschäft der Investition basiert jedoch noch immer sehr oft auf dem persönlichen Kontakt.


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Las Vegas ist die Verkörperung des amerikanischen Traums. Der Traum vom schnellen Glück. Im Neondschungel der Wüstenstadt sind Menschen auf der Suche nach Ruhm, Reichtum und Unterhaltung. Yvonne Beck

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Inmitten der Mojawüste im Staat Nevada liegt eine glitzernde Neonmetropole. – Entstanden aus einem Arbeitercamp der ersten Bahnlinie der Region, schmückte sie sich bereits im Jahr 1905 mit den ersten Saloons und illegalen Spielhöllen. Im Zuge des Hoover-Damm-Baus zog es mehr als 5 000 Arbeiter vor die Tore der Stadt. Zur gleichen Zeit etwa legalisierte der Staat Nevada das Glücksspiel, was Las Vegas einen ersten Boom bescherte. Heute überfluten fast 40 Millionen Besucher jährlich die Stadt. – Alle auf der Suche nach dem schnellen Glück und Unterhaltung.

Spieltische und Slotmachines Mitte der 1950er-Jahre begann die Zeit des glamourösen Entertainments: Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr. – zusammen die Rat Packs – und Elvis traten hier auf. Dieser Tradition bleibt die Glitzerstadt bis zum heutigen Tag treu. Ob niveauvolle Unterhaltung à la Bette Midler und Céline Dion oder atemberaubende Shows von David Copperfield und dem Cirque du Solei, langweilig wird es auch dem anspruchsvollen Besucher nicht. Immer neue, immer prächtigere, immer fantasievolle Kasinos entstehen. Plötzlich findet man sich in Venedig, dem alten Rom oder in einem mittelalterlichen Märchenschloss wieder. Las Vegas ist eine grosse Illusion, eine klimaanlagengekühlte Kunstwelt, der auch kritische Geister schnell verfallen. Denn wer geniesst es nicht, wenn der eigene Alltag mal in unwirkliche Ferne rückt. In Las Vegas wird man bereits am Flughafen zum Spielen animiert. Einige verspielen hier fünfoder sechsstellige Summen, andere setzten ihr Limit bei 500 Dollar. Black Jack, Roulette, Würfelspiele und einarmige Banditen versprechen den grossen Gewinn oder eine leere Brieftasche. Doch auch ausserhalb der Casinos gibt es eine Menge zu erleben.

Abseits der Casinotische Dass auch der «Mob», die amerikanische Mafia, die lukrative Wüstenstadt für sich entdeckte, verwundert wenig: Al Capone, Lucky Luciano und Bugsy Siegel kämpften um Kasinoprofite. Bugsy Siegel eröffnete auf dem fast noch unbebauten «Strip» 1946 gar ein eigenes Edelkasino, das «Flamingo», welches er pompös mit Stargast Frank Sinatra eröffnete. Das echte Mafia-Feeling lässt sich heute auf der «Mob Tour» neu erleben. Das neue «Mob Museum» zeigt mit vielen Dokumenten und interaktiven Gadgets den Aufstieg und Fall der Mafia. Es macht aus jedem Besucher ein Gang-Mitglied, welches auf zwanzig Stationen seine kriminelle Energie testen kann. – Ein interessanter Streifzug durch die mafiöse Vergangenheit der Stadt. Der Schauplatz ist passenderweise das alte Bundesgericht, in dem früher echte Mafia-Fälle verhandelt wurden. Wie in Ägypten fühlt man sich im Luxor. Die gläserne Pyramide wird von einer riesigen Sphinx bewacht und innen wacht ein steinerner Pharao über das Geschehen. Im Luxor befindet sich zudem «The Artifact Exhibition» der Titanic. Schmuck, Koffer, Geschirr und andere Hinterlassenschaften des 1912 gesunkenen Schiffs fanden hier Einzug. Wer sich einmal wie Leonardo di Caprio fühlen möchte, kann den glamourösen Nachbau der Haupttreppe des Schiffes hinabsteigen.

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Einen leicht morbiden Charme verströmt das «Neon Museum» oder besser gesagt: Friedhof. Hier landen die meisten ausgedienten Schilder der Stadt. Die über hundert verblichenen Signs, die einiges von der Geschichte der Stadt widerspiegeln ist ein Highlight für alle Hobbyfotografen und Nostalgiker. Mehr als 300 Oldtimer gibt es im Imperial Palace zu Bestaunen: Ob Marilyn Monroes Cadillac, Al Capones Flitzer oder Limousinen ehemaliger Präsidenten, eine Ausstellung für jeden Automobilliebhaber.

Shows & Konzerte In Las Vegas bieten alle Themenhotels mindestens eine grosse Unterhaltungsshow an. Das Colosseum wartet mit Céline Dion, Rod Stewart und Elton John

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auf, während im Bellagio die spektakuläre Wassershow «O» des Cirque du Solei zeigt. In dieser Show springen Artisten aus zwanzig Metern Höhe in ein mit fünf Millionen Liter Wasser befülltes Becken und tauchen erst Minuten später wieder auf. Grandiose Synchronschwimmer, farbenfrohe Kostüme und Unterwasserakrobatik faszinieren die Zuschauer. Im MGM Hollywoodtheater hingegen zeigt der Meister der Illusion, Mister Copperfield himself, sein Können. Magie der Extraklasse – wie aus einer anderen Welt.


SHORTCUT Drum prüfe, wer sich ewig bindet … Fast 100’000 Paare heiraten jährlich in Las Vegas. Ein gültiger Pass ist das Einzige, was «bride» und «groom» brauchen. Hier heirateten bereits Elvis und Priscilla Presley, Frank Sinatra und Mia Farrow, Britney Spears, Liz Taylor, Cindy Crawford und Richard Gere, Paul Newman, Jon Bon Jovi, Bruce Willis und Cindy Crawford, Steffi Graf und Andrew Aggasi, Verona Feldbusch und Dieter Bohlen und genau acht Mal Mickey Rooney. Viele dieser Ehen sind längst geschieden, drum prüfe, wer sich ewig bindet auch in einer Welt voller Illusionen wie Las Vegas. Dafür kann sich hier jeder auf jede erdenkliche Art vermählen. Sonderwünsche wie heiraten à la Raumschiff Enterprise oder wie im Mittelalter, mit Stretchlimousine oder im Gruselambiente, mit Gondolieri oder im Heissluftballon – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und Las Vegas beflügelt diese. Klar gibt es für ganz Eilige sogar ein «Drive In Chapel».

ZURICH

LOS ANGELES

LISBON

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Big City Symphony

Der Reiz der Grossstadt Metropolen wie Berlin, New York, Tokio üben seit jeher einen Reiz auf die Menschheit aus. Ob kulturell, kulinarisch oder partytechnisch, abwechslungsreich wird es auf jeden Fall. Yvonne Beck

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Städtereisen stehen hoch im Kurs, denn der Mensch will in seiner kurzbemessenen Freizeit möglichst viel erleben und was bietet sich da besser an als ein Trip in eine Grossstadt? Nirgends sonst gibt es mehr Sternerestaurants, Theater, Museen, Shoppingmöglichkeiten, Bars und Clubs als in den Megacities dieser Welt. Sie alle haben ihren ganz eigenen Charmeund bieten schon allein an einem verlängerten Wochenende oder kurzem Stop-Over eine unvergessliche Zeit. Prestige stellt Ihnen einige dieser Metropolen vor.

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Einwohnerzahl: 13,2 Millionen Beste Reisezeit: Tokio ist im Sommer heiss und feucht, im Winter trocken und sonnig. Das angenehmste Reisewetter für Tokio liegt etwa zwischen März und Mai, hier verschwindet die winterliche Kälte, es wird angenehm warm und die Regenzeit hat noch nicht eingesetzt. Things to do: Besuch auf dem Tsukiji Fish-Markt und eine Fischauktion live miterleben, Meiji Shrine, Shibuya Crossing (hier überqueren bis 3 000 Menschen bei jeder Grünphase die Ampel), Karaoke singen, Shopping in Ginza. Foodspots: Tokio ist die Gourmet-Metropole der Welt! Nirgends auf der Welt gibt es eine höhere Dichte an Sterneköchen als hier. Zu den besten Restaurants der Welt gehören das «Les Créations de Narisawa» und das «Nihonryori Ryugin». Das frischeste Sushi der Stadt gibt es jedoch morgens auf dem Fischmarkt.

Do’s & Dont’s: In Japan sollte man darauf achten, sich beim Essen selbst nichts zu Trinken einzuschenken. Dies übernimmt der Gastgeber beziehungsweise der Tischnachbar. Naseputzen bei Tisch gilt als sehr unhöflich. Stäbchen sollte man nie in den Reis stecken. – Das wird nur bei der Andacht für die Toten gemacht. VIPs: In Tokio sind zahlreiche bekannte Persönlichkeiten geboren. Dazu gehören unter anderem der Maler Takashi Murakami und die japanische Prinzessin Takamatsu. Auch viele internationale US-Stars zieht es wenigstens zu Kurzaufenthalten immer wieder in die Stadt.

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Einwohnerzahl: 4,6 Millionen Beste Reisezeit: Die südliche Ostküste, an der auch Sydney liegt, lässt sich am besten im australischen Sommer (Oktober bis März) bereisen. Leider ist das Wetter auch in Australien nicht immer vorhersehbar, die Regen- und Trockenzeit können sich um einige Wochen verschieben. Things to do: Sydney gilt als «Hot Spot» für Architektur-Liebhaber, allen voran die Oper, Hafenbrücke und das Olympiastadion. Bummeln durch Balmain, speziell die Darling Street und Paddington – der Künstlertreff, mit vielen Modeboutiquen in spätviktorianischen Terassenhäusern. Hinauf auf den Sydney Tower (305 m, 2. höchstes Bauwerk der Südhalbkugel) – an klaren Tagen kann man die rund 80 km entfernten Blue Mountains im Westen sehen. Foodspots: Das auch in Down Under nicht nur BBQ zelebriet wird beweisen die Restaurants «Quay» und «Momofuku Seibobo». Sie gehören zu den 50 besten Restaurants weltweit. Die moderne australische Küche lässt Gourmetherzen höherschlagen.

Do’s & Dont’s: «barbie» – Grillen, gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Australier, zusammen sein in lockerer Atmosphäre, doch «Please bring your own plate» was heisst, bringen Sie ihren eigenen Teller Fleisch und Getränke mit. Vorsicht ist beim weltweit als Victoryzeichen geboten: Wer die Handfläche dabei zum Körper wendet, beleidigt seinen Gegenüber. VIPs: Zu den berühmten Töchtern und Söhnen der Stadt gehören Hugh Jackman, Ian Thorpe (australischer Schwimmer und mit fünf OlympiaSiegen der erfolgreichste australische Olympionike aller Zeiten) und Peter Lindsay Weir (Regisseur von «Der Club der toten Dichter» und «Die Truman Show»).

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Einwohnerzahl: 8,2 Millionen Beste Reisezeit: In New York können im Winter Schneestürme für reichlich Chaos auf den Strassen sorgen und im Hochsommer werden Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius erreicht. Die beste Reisezeit ist daher von April bis Juni und von Anfang September bis Anfang Oktober. Doch auch die Weihnachtszeit hat ihren Reiz und das nicht nur wegen des Christmas-Shoppings. Things to do: Besuch der Freiheitsstatue – NYC Wahrzeichen, Kulturtrip Mo Ma & Metropolitan Museum, Musicalbesuch am Broadway, Hotdog am Strassenrand, Besuch einer Rooftop-Bar. Foodspots: Das «Le Bernardin» ist eines der besten Restaurants der Stadt. Der französische Küchenchef Eric Ripert konzentriert sich bei seinen Küchenkreationen auf Meeresfrüchte. Mindestens acht Wochen im Voraus reservieren muss man im «per se». In dem am Central Park gelegenen Restaurant zaubert Starkoch Thomas Keller 9-Gänge-Menüs, die in den Gourmethimmel entführen. Kultig dagegen «Katz’s Delicatessen», hier trafen sich bereits «Harry and Sally». Do’s & Dont’s: In Amerika entgegnet ihnen ununterbrochen ein: «How are you». Natürlich will keiner wirklich wissen, wie es Ihnen geht. Also bitte fangen sie nicht an, diese Frage ausführlich zu beantworten. Trinkgeld oder «Tip» wird in den USA bei jeder erbrachten Dienstleistung gegeben. Service ist in Restaurants prinzipiell nie inbegriffen und muss separat gezahlt werden. VIPs: Viele Stars und Celebrities wohnen in New York City. Unter anderem Sarah Jessica Parker (die hier Sex in the City verkörpert), Woody Allen (der Stadtneurotiker aus Brooklyn), Robert de Niro (der auch ein Restaurant in NYC besitzt), Gwyneth Paltrow, Tyra Banks, Yoko Ono (die immer im Dakota Building, vor dem John Lennon erschossen wurde, wohnt).

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Einwohnerzahl: 6,3 Millionen Beste Reisezeit: Die höchsten Temperaturen werden in den Sommermonaten zwischen Dezember und März erreicht. Dann steigt die Quecksilbersäule auf 30 °C. Wer es nicht ganz so heiss mag und lieber die Stadt erkunden möchte statt an der Copacabana zu schmoren, sollte sich eher für die südamerikanischen Wintermonate von Mai bis September als Reisezeit entscheiden. Things to do: Sicherlich ist der Besuch an der weltbekannten Copacabana ein Muss, Catedral de Sao Sebastiano, Karneval in Rio, Fussball-WM in Brasilien 2014, auf den Zuckerhut und zur Christus-Statue. Foodspots: In Brasilien gibt es mehr als nur gegrilltes Fleisch und Steaks. Das zeigt unter anderem das «Roberta Sudbrack» in Rio. Brasilianische Gewürze und Produkte typisch und frisch sind hier die Spezialität und das wurde natürlich bereits mit einem Stern ausgezeichnet. Do’s & Dont’s: Brasilien ist bekannt für seine hohen sozialen Spannungen. Persönlichen Besitz wie Kameras, Schmuck, daher nicht zur Schau stellen. Man sollte nie allein auf verlassenen Strassen herumlaufen. Nehmen Sie sich lieber ein Taxi. Um einen überteuerten Preis zu vermeiden, sollte man im Voraus einen guten Preis aushandeln. VIPs: Viele bekannte Fussballer kommen aus Rio zum Beispiel Ronaldo. Doch auch im Bereich Kultur hat die Stadt einige Persönlichkeiten hervorgebracht, ob Paulo Coelho, der Jazzgitarrist Romero Lubambo oder der Komponist Francisco Manuel da Silva – sie alle wurden unter dem Zuckerhut geboren.

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Einwohnerzahl: 12 Millionen Beste Reisezeit: Ende Mai bis Ende Juni ist die beste Zeit für eine Reise nach Russland. Juli und August eignen sich weniger, weil die aufgeheizte Luft und der Smog in russischen Grossstädten eine Erkundungstour erschweren. Wer also den Sommeranfang verpasst hat, sollte lieber bis zum Altweibersommer warten. Denn mit etwas Glück kann man im September in Russland einen richtig schönen Herbst erleben. Zudem wird am ersten Septemberwochenende der Geburtstag Moskaus gefeiert. Things to do: Kremel, Roter Platz, alter und neuer Arbat, Besuch im Bolschoi Theater, unbedingt mit der Metro fahren, die Haltestellen sind teilweise wahre Kunstwerke, die Rolltreppen, die zu der Metro führen, sind bis zu 126 Meter lang. Foodspots: Highclass, russische Köstlichkeiten in vorrevolutionärer und eleganter Atmosphäre bekommt man im «Café Pushkin» – hier speist Russlands Elite. Puren, orientalischen Luxus par exellence hingegen präsentiert das «Noahs Ark». Die schönsten Frauen speisen im «Galereya» bei Arkady Novikov. Do’s & Dont’s: Ein perfektes Small Talk-Thema ist die Kunst und Literatur, aber hüten Sie sich vor politischen Themen oder Kritik an Putin. Russen sind nicht unbedingt unfreundlich, nur weil sie für unsere Verhältnisse recht grimmig schauen. Ein Lächeln ist in ihrer Kultur dem engen Bekanntenkreis vorbehalten. VIPs: Die Liste bekannter Persönlichkeiten, die in Moskau (bzw. in Orten, die heute zum Stadtgebiet Moskaus gehören) geboren wurden, ist lang. In der Stadt lebten und wirkten viele berühmte russische Schriftsteller und Dichter, Wissenschaftler und Künstler, die durch ihr Schaffen nicht nur zur russischen, sondern auch zur Weltkultur einen immensen Beitrag geleistet haben. Heute tummeln sich viele russische Oligarchen in der Hauptstadt Russlands.

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Einwohnerzahl: 7 Millionen Beste Reisezeit: Grundsätzlich regnet es eigentlich immer mal wieder in Hongkong. Die Hauptregenzeit ist aber von Mai bis September. In dieser Sommerphase ist es am wärmsten und aufgrund der hohen Niederschläge auch sehr schwül. Vor allem zwischen Juli und September muss man dann immer wieder mit heftigen Stürmen in Hongkong rechnen. Die optimale Reisezeit für Hongkong liegt eher im Winter zwischen Oktober und Februar. Dann ist es angenehm warm und vor allem recht trocken. Things to do: Eine Fahrt auf der Star Ferry um Hongkong vom Wasser zu erleben, zu Fuss zur Schnäppchentour über den Nachtmarkt an der Tempel Street, ein Ausflug an den Strand – Grossstadt meets beachlife. Den besten Überblick gibt's auf dem Victoria Peak – kurz «The Peak». Wer Hollywood-Flair mag, sollte die Avenue of Stars besuchen. Foodspots: «Amber» und «8½ Otto e Mezzo Bombana» sind Namen, die ein jedes Gourmetherz höherschlagen lassen. Seinen Aftrenoon Tea (Überbleibsel der Briten) zelebriert man am besten im «Peninsula Hotel» – seit fast 90 Jahren

the place to be für die Schönen und Reichen. Und kein Hongkong-Besuch ohne Dim Sum – die beste Adresse: das «Luk Yu Tea House». Do’s & Dont’s: Im Westen gilt ein fester, bestimmter Blick in die Augen des Gegenüber als Ausdruck von Stärke oder aufmerksamem Zuhören. In China wird es eher als unangenehm und aufdringlich empfunden, dem Gesprächspartner zu lange oder zu bestimmt in die Augen zu gucken. Hongkong ist zwar viel westlicher als der Rest Chinas, allerdings werden Ihnen auch hier einige asiatische Besonderheiten auffallen. VIPs: Jackie Chans und Bruce Lees Wiege stand in der chinesischen Metropole. Aber auch einige Mitwirkende des Films «In the Mood for Love», wie der Regisseur Wong Kar-Wai und die Schauspielerin Maggie Cheung, machten hier ihre ersten Schritte.

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Die Traditionelle

ThaiMassage Kunst der heilsamen Ber체hrung In Thailand als Nuad Phaen Boran bezeichnet, hat die Traditionelle Thail채ndische Massage eine tiefe Verwurzelung in der lokalans채ssigen Gesellschaft der verschiedenen Landeteiles. Gabriella Cirillo

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Nuad Phaen Boran, das übersetzt so viel wie «uralte heilsame Berührung» bedeutet, hat seinen Ursprung in Indien. In den letzten Jahrhunderten wurde die Massage allerdings von diversen kulturellen Einflüssen geprägt, sodass sich unterschiedliche Techniken entwickeln konnten. Der Ursprung der Thai-Massage lässt sich daher nicht mehr en détail nachvollziehen. Die Wurzeln liegen jedoch bereits mehr als 2 500 Jahre zurück, wie die medizinischen Ansätze, welche die Grundlage für zahlreiche moderne Entspannungstechniken sind.

in einen Zustand der Balance. Dabei werden die Durchblutung und der Stoffwechsel gefördert, Verspannungen beseitigt und Stresshormone im Blut abgebaut. Die Massage wird, im Unterschied zu anderen Massage-Techniken, bekleidet und liegend auf einer Bodenmatratze durchgeführt. Traditionell dauert sie 2 ½ Stunden.

Ein entspannendes Kulturgut Heute ist die Thai-Massage-Kultur aus dem thailändischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie wird in allen Schichten zelebriert und gehört wie die Thailändische Küche zur Identität des selbstbewussten Volkes. Sie wird zudem von den vielen Besuchern des Landes geschätzt. Die Thai-Massage wird im europäischen Raum auch Thai-Yoga-Massage genannt und ist dem klassischen Yoga entnommenen. Sie besteht aus passiven Streckpositionen, Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen und Druckpunktmassagen. Die Sip Sen, die zehn Energielinien und Felder, die nach ayurvedischer Lehre den Körper als energetisches Netz durchziehen, werden über sanfte Dehnung und mit dem rhythmischen Druck von Handballen, Daumen, Knie, Ellenbogen und Füssen bearbeitet. Sie bringen den Körper wieder

Immer mehr Massage-Spa haben die traditionelle Massage zeitgemäss interpretiert und ihr einen eigenen, vielfältigen Charakter verliehen, der noch mehr Entspannung verspricht. Speziell auf den westlichen Geschmack ausgerichtete, steht die vollumfängliche Zufriedenheit aller Sinne klar im Mittelpunkt. In Thailand gibt es überall wunderbare Orte der Ruhe und Stille, an denen im Einklang von Körper und Seele in eine neue unbekannte Welt abgetaucht werden kann. Imagine stellt Ihnen einige dieser Geheimtipps vor.

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Barai-Spa Das Barai im Hyatt Regency in Hua Hin liegt auf einem mehr als 18’000 Quadratmeter grossem Grundstück, direkt am Meer. Es ist der Khmer-Architektur des 11. Jahrhunderts nachempfunden. Das preisgekrönte Spa der Extraklasse bietet acht exklusive Suiten und 18 exotische Behandlungsräume, jeder mit eigenem Outdoor-Badepavillon, Open-Air-Massagen, eigener Musikauswahl sowie Behandlungsritualen nach den vier Elementen. Ganz nach der Philosophie der Thais, sollten Wasser, Erde, Luft und Feuer in Balance sein, um die Vitalität von Körper, Geist und Seele zu erhalten. Das Spa ist wie eine wunderbare Reise durch das eigene Selbst, wobei die Architektur als Führer dient. Ziel dieser Reise ist ein herrliches Gefühl von Ruhe und Frieden. – Ein wirklicher Geheimtipp und unvergessliches Erlebnis in einer atemberaubenden Umgebung! Die eigene Seele wird es nie vergessen. Für alle Wellnessbegeisterten und Architekturinteressierten ein absolutes Muss! www.thebarai.com

Phothalai-Spa Den Höhepunkt in der Thai-Massage-Kultur finden Besucher im PhotholaiSpa. Es wird auch als Königreich der Wellness, Massage und des Spa bezeichnet. Das Phothalai-Institut und der Wat Po, der älteste Tempel in Bangkok, wurden ursprünglich während der Epoche der Ayutthaya gebaut. Der Wat Po-Tempel ist das Zentrum der thailändischen Medizin und Massage. Auf einer Fläche von 16 Quadratkilometern ist Phothalai der grösste traditionelle Spa- und Massage-Komplex in Thailand.

Barai-Spa

www.plp.co.th

Dheva-Spa Das nach himmlischen Wesen benannte Dheva-Spa im Hotel Mandarin Oriental in Chiang Mai umfasst ein 3 100 Quadratmeter grosses ganzheitliches Spa und Ayurveda-Center. Das Design des Spas ist von einem antiken MandalayPalast inspiriert. Den Bau aus vergoldetem Teak-Holz krönt ein siebenstufiges Dach, das für die sieben Schritte zum Nirwana und zur Erlangung geistiger und körperlicher Vollkommenheit steht. Jeder Quadratzentimeter des Spa ist reich verziert und mit Skulpturen geschmückt, die Tiere oder symbolische Motive des Buddhismus versinnbildlichen – eine getreue Nachbildung des burmesischen Palastes in Mandalay, geschaffen von 150 in der Region ansässigen Kunsthandwerkern. Die Spa-Einrichtungen bietet 25 Behandlungsräume und Suiten, alle mit eigenem Bad, einer Dampfdusche, einem beheiztem Peeling-Tisch aus Marmor und eigenem Entspannungsbereich ausgestattet. Verschiedene Aquatherapiebereiche, darunter ein Hydrotherapieraum, eine Vichy-Dusche, ein Behandlungstisch für warmes Körperpeeling, ein türkisches Bad, Rhassoul-Anwendungen, ein Watsu-Pool, zwei Frisierplätze, ein Maniküre- und Pediküre-Spa-Café, ein Entspannungsbereich im Freien, eine Spa-Boutique mit exklusiven Dheva-Spa-Produkten im Sortiment sowie eine Spa-Akademie zur Ausbildung von Masseuren und Therapeuten oder für Gastkurse schliessen sich an. – Ein aussergewöhnliches Spa mit einzigartigem Design in einer atemberaubenden Umgebung, das alle Sinne anregt! www.mandarinoriental.com/chiangmai/luxury-spa

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Dheva-Spa


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Thai International Airways Royal Orchid Spa Einmalig und nur in der Thai Airways Lounge am Flughafen in Bangkok erwartet Sie das 667 Quadratmeter grosse Thai Royal Orchid Spa. Hier können sich die Thai-Passagiere der Ersten- und Business-Klasse richtig verwöhnen lassen. Das Angebot reicht von einer 30-minütigen Nacken- und Schulter- oder Fussmassage bis hin zu verschiedenen 60-minütigen Ganzkörpermassagen. – Ganz angepasst an die Bedürfnisse des Reisenden und nach Art und Weise der wertvollen Thai-Massage-Tradition. Die Wartezeit auf Ihren Flug wird durch eine Massage im Thai Orchid-Spa zu einer echten Wohltat. Sie treten den Flug entspannt und mit einem Gefühl der Leichtigkeit an. Oder wie wäre es nach Ihrem Langstreckenflug mit einer «Thai Royal Stretching»-Massage, um die Blutzirkulation zu stimulieren und sich wieder rundum wohlzufühlen? – Die perfekte Abrundung Ihres Wellnessaufenthalts in Thailand! Nicht nur aufgrund des einmaligen Erlebnisses lohnt es sich mit Thai International Airways zu fliegen! Das Royal Orchid-Spa befindet sich im Concourse D, Level 3. Es hat von 06.00 bis 23.30 Uhr geöffnet. www.thaiairways.com/thai-services/on-the-ground/en/royal-orchid-spa.htm

Chiida-Spa Für alle, die es in nächster Zeit leider nicht nach Thailand verschlagen wird, befindet sich seit Mai 2013 das Chiida-Spa in Zürich Seefeld. Der vielversprechende Name des Chiida-Spa entstammt den Worten Chi (innere Kraft) und Lanna (Nordthailand). In diesem einzigartigem Thai-Spa wird ihr Körper verwöhnt, ihr Geist entspannt und die Seele gestärkt. Gleichzeitig wird ihre innere Schönheit aktiviert und zum Blühen gebracht. Das gesamte Programm basiert auf den ursprünglichen ThaiWeisheiten des Chiida-Spa in Thailand. Daher ist ein genussvolles, authentisches Thai-WellnessSpa-Erlebnis garantiert. Von der freundlichen Begrüssung bis hin zum beispielhaften Service sowie einem Auge fürs Detail stimmt hier einfach alles. Mit Konzentration werden Sie von den erfahrenen und qualifizierten Therapeutinnen verwöhnt. – Ein genussvolles und authentisches Chiida–Thai-SpaErlebnis im Herzen von Zürich! www.chiidaspa.ch

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Für mein romantisches Rendezvous: Pop und klassische Liebeslieder

Für mein Couture-Einkaufserlebnis: Die neuesten Kollektionen vom Laufsteg

Musik- und Visuellunterhaltung für jede Stimmung.

Ich bin nicht die gleiche Person bei jedem Flug. Meine Welt ist luxuriös und ich lebe meine Stimmungswechsel. Eine persönliche Begleitung durch das Check-in und die Passkontrolle an Bangkoks Flughafen Suvarnabhumi geniesse ich immer, auch werde ich dort mit einer Spa-Behandlung verwöhnt. An Bord, eine erlesene Gourmetselektion, Privatsphäre-Optionen mit dem zum bequemen Bett wandelbaren Sitz und immer neuesten Unterhaltungsprogramm, was möchte ich heute? Das muss ich jetzt noch nicht entscheiden. An Bord der Royal First Klasse wähle ich, was und wann ich will. Ich fliege THAI.

Information und Reservation: T 044 215 65 00, www.thaiair.ch, reservation@thaiair.ch oder in jedem Reisebüro.

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Ich treffe Kiki Kausch in der First Class-Lounge am Airport in Abu Dhabi. Hier kreuzen sich einmal mehr unsere Wege: das letzte Mal in Hamburg und davor in Marrakesch. Die Fotok端nstlerin aus Berlin ist im Eiltempo unterwegs. Angelika Moeller

Kiki Kausch


Der Tag beginnt mit leeren Tischen und frischem Blau am Himmel und im Meer.

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Ihre Karriere verdankt Kiki Kausch einer Begegnung mit Karl Lagerfeld. Ihre Arbeiten werden hochpreisig gehandelt. Besonders populär sind die grossformatigen Triptychons mit Celebrities wie Pierce Brosnan, Michael Gorbatschow oder Leonardo DiCaprio. Auch dessen aktuelle Liebschaft, das Model Toni Garn, wurde von Kiki schon vor einigen Jahren während der Fashion Week in Berlin porträtiert. In Berlin hat sie gerade Matt Damon fotografiert. Ihr Leben ist und war gespickt von zufälligen Begegnungen und Begebenheiten. Intuitiv hält sie den Moment mit ihrer Kamera fest. Sie nennt es Arbeitsabenteuer. Wer meint, dass Familie und Freunde bei dieser Powerfrau auf der Strecke bleiben, ist schief gewickelt. Auch während einer Privatreise entstand eine poetische Fotoserie in Tel Aviv, die exklusiv in Prestige erscheint.

Prestige: Was waren Ihre Beweggründe, letzten April nach Israel zu fahren? Kiki Kausch: In erster Linie wollte ich meiner Tochter, die gerade zum Austausch bei einer jüdischen Familie in New York war, den realen Alltag der Menschen dort zeigen. Dass ich selbst dabei auch wertvolle Momente mit der Kamera würde festhalten können, hatte ich sehr gehofft. Und so kam es dann auch.

Ihre letzte Station war Tel Aviv. Was hat Sie dazu inspiriert, Ihr Fotoshooting auf das «Strandleben» zu fokussieren? Der Strand symbolisiert einen schmalen Gefühlsgrat, auf dem die Israelis leben: zwischen Angst vor dem Untergang auf der einen Seite – einem Leben unter ständiger Bedrohung – und der fröhlichen Unbekümmertheit auf der anderen Seite. 14 Kilometer Sand und diese sonnenschwere Lässigkeit, die nur Grossstädte am Meer haben, – am Strand verliebt man sich sofort in diese Stadt. Ich habe meinen Spaziergang morgens in Jaffa begonnen und bin zum Schluss im neuen Vergnügungsviertel am alten Hafen gelandet. Das perfekte Timing, um in das turbulente Nachtleben einzutauchen, welches Tel Aviv so lebenswert macht.

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Lunch in Jaffa: ein Tomaten-Tomaten-Salat.

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Triptychon, «A Man’s World», Edition of 5, Size 150 x 100 cm each Panel.

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Können Sie uns etwas von Ihren Eindrücken über Tel Aviv erzählen? In Jaffas Altstadt und auf der Promenade war ein unheimliches Gewusel von Menschen und Mäusen. Die Leute sitzen, reden, gucken, gucken, reden, sitzen. Später am Beach viele junge Männer, die wohl frei vom Militär haben und sich für ein paar Stunden austoben. Ihre Körpersprache sagt: Schau, ich bin stark und stolz. Erst wenn dann schwer bewaffnete Polizei durch den Sand patrouilliert und Helikopter den Strand aus der Luft scannen, weiss man schlagartig wieder, wo man ist.

Welchen Bezug haben die Bilder aus Tel Aviv zu Ihrem künstlerischen Gesamtwerk? Es entstand zum Beispiel ein neues Triptychon und einige Einzelarbeiten, die beim Betrachter etwas bewegen mögen. Das ist es, was ich möchte. Es sind die kleinen, manchmal intimen Momente, die Grosses ausdrücken können. Ich reagiere intuitiv darauf und mache immer sehr wenige Aufnahmen, um diese Momente nicht in einem Meer von Klicks zu verlieren. Generell lasse ich mich auf Themen ein, von denen ich glaube, dass sie in unsere Zeit passen und dennoch immer eine eigene Attitude besitzen. Eigenwilligkeit ist ein Teil von mir. Ich suche das Überraschende – und meistens finde ich es auch. Aber das sollen andere beurteilen. Ich biete etwas an und wenn es angenommen wird, ist es eine grosse Ehre. (Just klingelt ihr Telefon. Ein Sammler aus Los Angeles. Kiki plaudert munter in Englisch weiter, als sei ich gar nicht da.)

Erzählen Sie uns was von Ihrem aktuellen Projekt … Wollen Sie das wirklich wissen? (Lacht.) Aber seien Sie nicht neidisch, es ist wirklich auch harte Arbeit! Ich pendele gerade zwischen den Seychellen und Grönland. An den schönsten Stränden der Welt habe ich die rote Tasche inszeniert und für ein Umweltprojekt fotografiere ich Eisberge. Es ist also gerade eine sozusagen heisskalte Zeit in meinem Arbeitsleben. Ach ja, und es ist auch wieder Ausstellungszeit – in München bis Ende des Jahres.

Und was sind Ihre nächsten Pläne? Eine Ausstellung in Schanghai im Spätherbst und dann habe ich gerade mit einer neuen Serie begonnen. Es dreht sich alles um eine begehrliche Vintage-Herrenuhr: «Watch the Watch», die die schönsten Bars der Welt besuchen wird. Das «wilde Kerle-Pendant» zur roten Tasche. Das alles soll im nächsten Jahr als wunderschönes Designbuch erscheinen und dann wartet da noch die MS Europa für eine grosse Asienreise auf hoher See mit Künstlerin und Ausstellung. Wollen Sie mitkommen? (Lacht und eilt zum Gate.)

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Am fr端hen Abend ready for Party.

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Aufgeregte «Beachboys» zur blauen Stunde.

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«Angel» am Pier in Jaffa. 100 x 150 cm, C-Print auf Aludiabond.

SHORTCUT Kiki Kausch lebt in Berlin. Aktuelle Ausstellung bis Ende 2013 in München: Rilano Bar im Lenbach Palais www.kikikausch.com

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kolumne Von der Faszination der Edelsteine Was beflügelt eigentlich die Menschen, etwas besitzen zu wollen, was andere oder viele andere nicht haben? Das absolute Statussymbol war seit jeher ein hochherrschaftliches Haus zum Imponieren. Der Sonnenkönig fühlte sich im Louvre eines Tages zu eingeengt und liess kurzerhand Schloss Versailles bauen. So absurd es scheinen mag, ein Amerikaner namens David Siegel versuchte doch tatsächlich, sich Vera Dillier in Florida eine Kopie von Schloss Versailles nachzubauen, ein bisschen kleiner zwar, aber immer noch völlig überdimensioniert als Wohnhaus für ihn und seine zehnköpfige Familie. Es sollte mit 9 000 Quadratmetern Wohnfläche das grösste Einfamilienhaus Amerikas werden. Aber dann kam 2008 die Wirtschaftskrise und aus war der Traum – unvollendet blieb der Bau. In der faszinierenden Langzeit-Dokumentation über 5 Jahre, «The Queen of Versailles», sieht man zu Beginn der Reportage den stolzen Besitzer und seine extravagante dritte Gemahlin Jackie, eine ehemalige Schönheitskönigin, mit ihren acht verwöhnten Kindern in ihrem «alten» Haus (2 600 m2 Wohnfläche und 19 Angestellte). Sie klagt der Reporterin affektiert: «Dieses Haus hier platzt aus allen Nähten.» Weshalb sie nun Versailles bauten. «Wir benötigen einfach mehr Platz!» Während der Wirtschaftskrise strichen ihnen die Banken plötzlich alle Kredite und man musste auch bis auf zwei Thailänderinnen das ganze Hauspersonal entlassen. Danach herrschte im ganzen Haus das nackte Chaos. Irgendwann im Laufe des Filmes hat man nur noch echtes Mitleid mit der Hausfrau, die verzweifelt versucht, das riesige Haus und ihre grosse Familie irgendwie zusammen zu halten, was ihr aber nicht gelingt. Sie versucht sich beim Kochen, der Mann verschanzt sich genervt in seinem Büro, die verwöhnten Gören lamentieren, dass sie keinen Chauffeur mehr haben, der sie herumfährt. Diesen Herbst soll nun ihr nicht fertig gebautes «Versailles» versteigert werden. Vor Jahren war ich von Baron und Baronesse Portanova in ihr Haus «Arabesques» in Acapulco eingeladen. Auch dieses – vom James Bond-Film «Licence to kill» bekannte Haus – war völlig überdimensioniert. Um die private Villa zu bewirtschaften, brauchten sie tatsächlich 68 feste Hausangestellte, davon allein vier ausgebildete Elektriker. Ich fand das alles wun-

derschön, aber alles andere als gemütlich. Natürlich war es faszinierend, wenn auf Knopfdruck aus Felsen Wasserfälle raussprudelten und anstatt eines Liftes eine Drahtseilbahn rauf und runter fuhr, damit man die verschiedenen Etagen des an ein Hang gebauten Hauses bequem erreichen konnte. Das reizende Paar liebte es, illustre Gäste zu empfangen – der ganze Jetset fand sich jeweils dort ein. Als Sandra Portanova mein doch leicht verblüfftes Gesicht beim Anblick der überdimensionierten Räume sah, lächelte sie mich schalkhaft an und kokettierte: «Weisst du, Vera, ich habe mir das ganze in Fuss (30 cm) vorgestellt. Der Architekt aber dachte in Yards (90 cm). Jetzt ist es halt dreimal so gross geworden.» Nach dem frühen Tod des charmanten und schwerreichen Ehepaars ist das Haus 2004 verkauft worden und dient heute als Hotel. Der moderne, junge Mensch von heute denkt da ganz anders: Eine grosszügige Wohnung an einer In-Lage ist viel trendiger. Man schliesst sie ab, verreist und geniesst seine Freiheit. Und wie ist es mit anderen Statussymbolen? Beim Luxussportwagen wird man schnell zum Fussgänger, wenn man nur einmal zu rasch fährt: Eine der vielen Radarfallen bekommt das bestimmt mit. Der ungetrübte Neid ist einem auch nicht mehr gewiss. Mit sündhaft teuren Uhren oder Schmuck à la Liz Taylor kann man sich nur noch in Luxus-Reservaten frei bewegen, sonst ist es zu gefährlich. Zum Glück bleibt noch die Mode, wo sich Reiche und weniger Reiche mit Designermode und Luxustäschchen à la Vuitton, Gucci oder Tom Ford eindecken können. Ausstaffiert mit solchen Statussymbolen kann nun jede und jeder in ach so vornehme Läden wie die von «Nespresso» gehen, wo ihnen die Auswahl von Kaffee-Kapseln von hochnäsigen Verkäuferinnen so zelebriert wird, als wenn es sich um den Kauf von wertvollen Diamanten handeln würde. Fazit: Die klassischen Statussymbole sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Freiheit und Unabhängigkeit des Einzelnen sind als Statussymbole wichtiger geworden.

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Die Topelite

DES Sports Golf der Spitzenklasse in der Walliser Bergwelt

Das Omega European Masters ist eines der prestigereichsten und traditionellsten europäischen Professional Golfturniere. Das im Herzen der Schweizer Alpen gelegene Crans-Montana bietet mit seinem Golfclub Crans-sur-Sierre ohne Zweifel den spektakulärsten Austragungsort der PGA European Tour. Yvonne Beck

Omega European Masters / Hervé Deprez

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Wo genau die Wiege des Golfsports stand, ist ungewiss. Keine andere Sportart feiert und zelebriert ihre eigene Geschichte so wie der Golfsport, keine hält die Tradition so hoch. Und das, obwohl bis heute nicht als gesichert gilt, ob es tatsächlich holländische Edelleute waren, die um 1295 ihre Freizeit mit der Urform des Golfspiels verbrachten, oder ob nicht schon die alten Römer ähnliche Spiele kannten. Oder ob nicht das, was dem heutigen Golf am nächsten kommt, tatsächlich doch in Schottland erfunden wurde. Sicher ist jedoch: Keine zweite Sportart hat sich, was Ausrüstung und Material angeht, so sehr technologisch und rasant nach vorne entwickelt, ohne dabei das Interesse an der eigenen Vergangenheit zu verlieren.

Die Geschichte der Europaen Masters, dem früheren Swiss Open Auf eine lange und traditionsreiche Geschichte blickt auch das Omega European Masters zurück. Erstmals wurde das Turnier – unter dem Namen Swiss Open – im Jahr 1923 ausgetragen. Zu dieser Zeit existierten in der Schweiz erst elf Golfclubs. Der Älteste unter ihnen, der 1898 gegründete Engadin Golf Samedan, führte die ersten drei Swiss Open durch. Bis ins Jahr 1938 fand das Turnier wechselweise in Luzern, Lausanne, Samedan und Zürich Zumikon statt. Der Golfclub Crans-sur-Sierre übernahm die Organisation des Swiss Opens über 72 Löcher erstmals 1939. Infolge des Zweiten Weltkrieges wurde das Turnier von 1940 bis 1947 nicht ausgetragen. Seit 1948 fand das Swiss Open, das 1983 zum European Masters aufgewertet wurde, seinen ständigen Austragungsort im Golfclub Crans-sur-Sierre. Der Italiener Ugo Grappasonni gewann das erste Nachkriegs-Open und doppelte im Jahr 1952 nach. Die italienischen Pros, wie der unvergessliche Aldo Casera (1950), Alfonso Angelini (1957 und 1966) und Roberto Bernardini (1968 und 1969), prägten mit ihren Erfolgen die Geschichte des Swiss Opens bis Ende der Sechzigerjahre. Erst 1997 triumphierte mit Costantino Rocca wiederum ein Italiener. Obwohl regelmässig berühmte Namen wie beispielsweise Dai Rees, Harold Henning, Bob Charles, Peter Townsend oder Graham Marsh auf der Siegerliste standen, durchlebte das Swiss Open von Mitte der Sechziger- bis Ende der Siebzigerjahre recht schwierige Zeiten, weil in England gleichzeitig ein Konkurrenzturnier stattfand. Ein nicht immer befriedigendes Teilnehmerfeld und Schwierigkeiten in der Finanzierung führten 1978 zur Turnier-Reorganisation und gezielter Sponsorensuche. Doch die Zeiten änderten sich schnell. Bereits 1979 wurde jedes Loch des Parcours von einem Sponsor unterstützt, das Budget überstieg 400’000 Franken und ausländische Pros von Rang und Namen nahmen teil. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich das Swiss Open immer weiter bis hin zu einem der bekanntesten und prestigeträchtigsten Turniere der PGA European Tour.

Zum 67. Mal auf dem Walliser Hochplateau In diesem Jahr fand das Omega European Masters vom 5. bis 8. September in Crans-Montana statt, wie immer mit einem kontrastreichen Teilnehmerfeld von Golflegenden über Turniersiegern aus aller Welt bis zu Supertalenten. Die 156 Spieler kämpften um das um 100’000 Euro erhöhte Preisgeld von 2,2 Millionen Euro. Zu den Turnier-Aushängeschildern 2013 zählten die Major-Sieger Padraig Harrington (Irl; British Open 2007 und 2008 sowie US PGA Championship 2008) und Darren Clarke (NIrl; British Open 2011), Miguel Angel Jiménez (Sp; zum 25. Mal in Folge in Crans-Montana mit Sieg in 2010), Richard Sterne (SA; dank bisher bester Saison aktueller Vierter in

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der europäischen Preisgeldliste), Matteo Manassero (It; mit Triumph im BMW PGA Championship 2013 und 5. im Europaranking), Branden Grace (SA; 6. im Europaranking), Thomas Björn (Dä; 18 Jahre auf der European Tour mit 41 Top-3 Plätzen, darunter Crans-Sieg 2011), Paul Casey (Eng; mit beachtlichem Comeback nach Snowboard-Unfall), Paul Lawrie (Scho; im 27. Jahr als Berufsspieler mit unvergesslichem British Open-Sieg 1999), Richie Ramsay (Scho; Masters-Titelverteidiger 2012), Michael Campbell (Nzl; Major-Gewinner US Open 2005) sowie Ye Wocheng (12-jähriges chinesisches Golf-Wunderkind, jüngster Spieler, der je am Omega European Masters teilgenommen hat). Seit 2009 ist das Omega European Masters das erste europäische Turnier, das mit der Asian Tour eine Verbindung eingeht und den 30 besten asiatischen Professionals die Möglichkeit gibt, sich mit ihren Kollegen aus Europa und anderen Kontinenten zu messen. Das leistet einen weiteren, grossen Beitrag zur vielversprechenden Mischung des Teilnehmerfelds. An der Spitze des asiatischen 30er-Kontingents stehen der Thailänder Kiradech Aphibarnrat, als klarer Leader in der Jahreswertung der Asian Tour, der zweitklassierte Gaganjeet Bhullar (Ind) und Thongchai Jaidee (Thai; 17. im Europaranking). Von den Schweizer Professionals erhielten einen Startplatz: Martin Rominger, Ken Benz, Damian Ulrich, Raphaël de Sousa und Fredrik Svanberg.

Fantastische Ergebnisse & Rekorde Die eindrucksvolle Geschichte des Swiss Open resp. European Masters weist zahlreiche Rekorde auf. So brauchte der Spanier José Maria Cañizares 1978 nur 27 Schläge für neun Löcher. Dieselbe Leistung wurde in den folgenden Jahren drei Mal erreicht: von Joakim Haeggman (1977 Alfred Dunhill Cup) und Robert Lee (1985 Johnnie Walker Monte Carlo Open und 1987 Portuguese Open). Baldovino Dassu war der erste Spieler, der 1971 die «magic 60» in der European Tour erreichte. Seitdem wurde diese Leistung neun Mal erzielt. Im Jahre 1996, als er sich auf dem Weg zum Sieg in Crans-Montana befand, erzielte Colin Montgomerie das niedrigste 36-Loch-Resultat in der Geschichte der European Tour 124 (-18) und besiegte so Sam Torrace um 4 Schläge. Noch beachtlicher ist Anders Forsbrands Resultat aus dem Jahre 1987, als der Schwede die letzten 54 Loch in 192 (-24) spielt. Damit stellte er einen neuen Tour-Rekord auf. Dank seinem Wire-to-wire-Sieg 1984 konnte der Kanadier Jerry Anderson seinen Namen ins Rekordbuch eintragen. Sein 72-Loch-Resultat von 27 unter Par bleibt noch immer das beste Total unter Par. Eines der spektakulärsten Finishs der European Tour fand jedoch 1992 statt, als Jamie Spence die letzte Runde mit zehn Schlägen unter Par im Rückstand startet und es ihm dank Können und Glück gelang, Anders Forsbrand im Play-off zu schlagen. Hiermit erzielte er das grösste Comeback eines Siegers in der letzten Runde und egalisierte Neil Coles’ Rekord beim Players Championship Turnier 1977. Diese und viele andere Geschichten machten die Omega European Masters zu dem, was sie sind: eins der prestigeträchtigsten Turniere der Welt.

Was macht diesen Erfolg aus? Das Turnier ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Mit dem Umbau von vier Löchern und dem Erstellen einer «Naturtribüne» für 3 000 Zuschauer beim Loch 13 wurde der Severiano Ballesteros Championship Parcours noch spektakulärer gestaltet. So festigte das Turnier einmal mehr seine Stellung in der European Tour durch Modernisierung des Parcours. In enger Kooperation mit dem Golfclub Crans-sur-Sierre wurden seit dem letzten Turnier für

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rund 2,7 Millionen Franken vier Löcher attraktiv umgebaut. Die grösste Veränderung ist die zusätzliche «Naturtribüne» beim Par-3-Loch Nummer 13 für rund 3 000 Personen. Das Grün wurde um neun Meter abgesenkt und mit Wasser umgeben. Das Fairway 10 wurde teilweise tiefer gelegt und vor dem Grün, das besser gesehen werden kann, ein strategisch gelegener, neuer See angelegt. Auch beim Loch 12 kommt Wasser ins Spiel: Direkt vor dem Grün wurde ein See von 400 Quadratmetern gebaut, was den zweiten Schlag wesentlich erschwert. Für die Berufsspieler ebenfalls schwieriger zu spielen ist jetzt das Loch 17, bei dem ein neu angelegter Bach das Fairway durchquert. In den nächsten drei Jahren sollen weitere 2,5 Millionen Franken in den Umbau der Löcher 1, 2, 4, 5 und 9 investiert werden. Zum Erfolg und Renommee der Omega European Masters tragen sicherlich die Schönheit des Hauptplateaus von Crans-Montana mit dem beeindruckenden Alpenpanorama, die herzliche Gastfreundschaft und die einzigartige Ambiance bei. Hinzu kommt die grossartige Unterstützung und Treue einer ganzen Reihe von renommierten Sponsoren. Das ehemalige Swiss Open und jetzige Omega European Masters ist zu einem internationalen Grossanlass sowohl in sportlicher als auch in wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht herangewachsen. Kurz: Golf at it’s Best!

Facts & Figures Omega European Masters 2013 Das 79. Open Suisse de Golf ist zum 67. Mal in Crans-sur-Sierre ausgetragen worden. Es ist das zweitgrösste Sportevent der Schweiz. Das erste Turnier: 1923 Die meisten Siege 3: Alex Ross, 1923, 25, 26 Auguste Boyer, 1930, 34, 35 Dai Rees, 1956, 59, 63 Harold Henning, 1960, 64, 65 Seve Ballesteros, 1977, 78, 89 Jüngster Sieger: Severiano Ballesteros, 1977, 20 Ältester Sieger: Eduardo Romero, 2000, 46 Niedrigster Score: 60 (-12), Jamie Spence, 1992; 60 (-11), Baldovino Dassu, 1971 Preisgeld: Mit 2,2 Millionen Euro das grösste Preisgeld der Schweiz Budget: 10 Millionen Franken Titelsponsor: Omega (seit 2001)

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Olympia

an einem

Abend Bei «Weltklasse Zürich» ist der Name Programm – seit 85 Jahren. Vom «White Lightning» bis zum «Lightning Bolt»: Die schnellsten Menschen unseres Planeten bescherten dem Letzigrund manche Sternstunde, egal über welche Distanz. Manuel Stocker

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Als das erste Flugzeug am 14. Oktober 1947 die Schallmauer durchbrach, war Armin Hary zehn Jahre alt und das «AmerikanerMeeting» auf dem Letzigrund erst wieder am Aufblühen. Nichts deutete darauf hin, dass aus der Fügung, Weltklasseathlet und «Weltklasse Zürich», dereinst ein «Urknall» hervorgehen würde. – Diese Fügung den Ausgangspunkt einer neuen sporthistorischen Zeitrechnung markieren sollte.

Armin Hary: Der erste 10,0-Sekundensprinter 9,90, 9,95 und 10,00 Sekunden zeigten die Uhren am 21. Juni 1960 in Zürich an, als sich der 23-jährige Deutsche nach 100 Metern ins Ziel warf. Für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Zum ersten Mal in der Geschichte durchmass ein Mensch die prestigeträchtige Distanz in blanken 10,00 Sekunden. Handgestoppt. «The White Lightning», wie die angelsächsische Presse den späteren Olympiasieger von Rom nannte, hatte auf dem Letzigrund eingeschlagen. Mit einer derartigen Wucht, dass die Jury im Nachgang einen Fehlstart monierte. Der gelernte Feinmechaniker soll in den Schuss «gefallen» sein. 35 Minuten später kamen die 14’122 Zuschauer deshalb erneut in den Genuss, den «weissen Blitz» mit eigenen Augen zu sehen. Diesmal wurde Hary in 10,00, 10,00 und 10,10 gestoppt. Ein Moment für die Ewigkeit, eingefangen von einer 16 mm-Kamera des Schweizer Fernsehens, welches das Meeting anderntags in einem Kurzbeitrag ausstrahlte. «Ich bin noch nie auf einer so schnellen Bahn gelaufen», bekannte Deutschlands Sprinter des Jahrhunderts, «nach Martin Lauers Rekordläufen im vergangenen Jahr wusste ich, hier oder nie läufst du Weltrekord.»

Martin Lauer: Der erste Weltrekordhalter in Zürich Harys Landsmann, Martin Lauer, war der erste Athlet gewesen, der das ab 1959 verwendete Gütesiegel «Weltklasse Zürich» mit einem Weltrekord versah – und zwar gleich doppelt. Am 7. Juli nutzte der Atomphysikstudent die kalifornische Hochwetterlage und die sorgfältig präparierte Rotgrundbahn für 13,20 Sekunden über 110 m Hürden und 22,50 Sekunden über 200 m Hürden. Zusammen mit Hary begründete der spätere Hitparadensänger den Ruf der Zürcher «Piste magique». Lauers Lohn: 20 Prozent Rabatt auf eine Schweizer Uhr. Leichtathleten unterstanden damals noch den strengen Amateurbestimmungen und hatten lediglich Anspruch auf Kost und Logis. Gleichwohl gelang es den Zürcher Organisatoren, die Besten der Besten, die Crème de la Crème, der weltumspannendsten Sportart auf den Letzigrund zu locken. Von Anfang an.


Armin Hary

Paavo Nurmi: Die erste Sportikone zu Gast Man schrieb den 12. August 1928, als die Geburtsstunde des internationalen Meetings des Leichtathletikklubs Zürich schlug. Knapp vier Jahre nach dem Spatenstich zur Errichtung einer Aschenbahn auf dem Letzigrund konnten die Veranstalter dem Schweizer Publikum den grössten Läufer jener Epoche präsentieren: Paavo Nurmi. Die erste Sportikone des 20. Jahrhunderts hatte alle Weltrekorde von einer Meile bis 10’000 m inne und in Amsterdam über die 25 Stadionrunden just sein neuntes Olympiagold gewonnen. In Zürich vermochte der schweigsame Finne die 3 000 Schaulustigen in den Bann zu ziehen – nicht mit markigen Sprüchen, sondern allein kraft seiner Beine. Die Stoppuhr in der rechten Hand, gewährte er den fünf nationalen Mitstreitern einen Vorsprung von 250 bis 300 m und schaffte es dennoch scheinbar mühelos, alle zu passieren. Das «Nurmi-Meeting» ging als erster nennenswerter internationaler Leichtathletikanlass in die Schweizer Sportannalen ein. «Es war der kühne Sprung aus der Steinzeit ins Mittelalter des Sports», schrieb Walter Lutz vor einer Dekade anlässlich des Zürcher 75-Jahr-Jubiläums. Als Nurmi 1973 starb, war «Weltklasse Zürich» nach dreijähriger Pause in der Moderne angelangt. Im selben Jahr hatte Andreas «Res» Brügger die Meetingleitung übernommen und damit eine neue Ära eingeläutet.

Coe und Szewinska: Vom Stadion in die Politik «Olympia an einem Abend» hiess fortan die Formel, kurz und bahnbrechend. Sie hat sich bis in die Gegenwart gehalten. «Weltklasse Zürich» ist in den vergangenen Jahrzehnten zum Branchenprimus der leichtathletischen Eintagesveranstaltungen aufgestiegen, zum Epizentrum der olympischen

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Kernsportart. «Zürich ist einfach das Meeting des Jahres, ja sogar das Ereignis der Saison», liess sich Sebastian Coe während seiner Aktivzeit zitieren. Der Brite triumphierte fünfmal auf dem Letzigrund, davon zweimal in Weltrekordzeit über 1 500 m und die Meile. Später startete Coe eine Laufbahn als Politiker und Sportfunktionär – unter anderem als Vizepräsident des LeichtathletikWeltverbandes und Vorsitzender der Olympischen Spiele 2012 in London. Eine andere Athletin, welche von der Tartanbahn aufs politische Parkett gewechselt hat, ist das IOC-Mitglied Irena Szewinska. Für die erste Frau, die den polnischen Leichtathletik-Verband präsidierte, war «Weltklasse Zürich» schlicht «das beste Leichtathletik-Meeting». Die dreifache Olympiasiegerin und zehnfache Sprintweltrekordhalterin errang zwischen 1966 bis 1978 neun Siege bei neun Teilnahmen. Mehr sollte nur noch die 800 m-Queen, Maria Mutola, mit zwölf Siegen in Serie schaffen, wobei die «Grande Dame des Sprints», Merlene Ottey, mit 17 Starts nach wie vor alleinige Rekordteilnehmerin ist. Bei den Männern schwingt «King» Carl Lewis mit 16 Teilnahmen und acht Siegen obenaus.


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Martin Lauer Paavo Nurmi

Sebastian Coe

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Haile Gebrselassie

Haile Gebrselassie: Der Kleinste ist der Grösste Immer wieder erwiesen sie «Weltklasse Zürich» ihre Reverenz, Athleten, die sich von der Masse abhoben – durch ihre Erfolge, aber noch mehr durch ihre Persönlichkeit. Eine solche Persönlichkeit ist Haile Gebrselassie. Der 164 Zentimeter kleine Äthiopier mit dem langen Atem und dem grossen Herzen wuchs als achtes von zehn Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, 26 Weltrekorde zu tilgen und den Langstreckenlauf zu revolutionieren. Es war der 16. August 1995, als Gebrselassie das Rennen seines Lebens lief und die Weltbestmarke über 5 000 m pulverisierte. Beinahe elf Sekunden war der «Wunderläufer» schneller als der Kenianer Moses Kiptanui zuvor. – Der Kleinste war der Grösste. Das galt gleichermassen für den 13. August 1997. An diesem Datum erlebte «Weltklasse Zürich» seine berauschendste Nacht: drei Welt-, zwei Europa-, 15 Landes- und zwei Juniorenweltrekorde. Das hatte es noch nie gegeben. Zuerst entthronte Wilson Boit Kipketer seinen Vorgänger Kiptanui auf der Hindernisdistanz, dann riss Wilson Kipketer Sebastian Coes «Jahrhundert-Bestmarke» über 800 m an sich, und zum Abschluss verwandelte König «Haile» den Letzigrund über 5 000 m abermals in einen Hexenkessel. Sein Charisma und sein «ewiges» Lächeln machten aus ihm einen der beliebtesten Sympathieträger. – Ein Star, der sich und seinem Land treu geblieben ist. Dank seiner Popularität könnte der Geschäftsmann und Dauer(b)renner bald auch in der Politik Fuss fassen: als Präsident Äthiopiens.

Isinbayeva und Bolt: Stabstern und Jamaika-Blitz Den Status einer «Zarin» geniesst bereits die Russin Yelena Isinbayeva. Die zweifache Olympiasiegerin, dreifache Weltmeisterin und 30-fache Weltre-

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kordhalterin im Stabhochsprung hat ihre Disziplin – ähnlich wie Gebrselassie – in eine neue Dimension geführt. Über ein Jahrzehnt leuchtete sie als Fixstern am Stabhochsprunghimmel. 2009 verzauberte sie ihre Fans mit dem 25. und vorerst letzten Weltrekord auf dem Letzigrund. Dank ihres Glamourfaktors stellte die «Königin der Lüfte» sogar ihr männliches Pendant, den achtfachen ZürichSieger und 27-fachen Weltrekordhalter, Sergey Bubka, in den Schatten. An einem kommt indes auch Isinbayeva nicht vorbei: Usain Bolt. Der sechsfache Olympiasieger und achtfache Weltmeister hält in Zürich den inoffiziellen Weltrekord der längsten Ehrenrunde. 2006, drei Tage vor seinem 20. Geburtstag, betrat der bis dato jüngste Juniorenweltmeister den altehrwürdigen Letzigrund zum ersten Mal (Zweiter über 200 m). 2007 – im neuen Stadion – setzte er seine Aufwartung fort, ehe sein kometenhafter Aufstieg zum schnellsten Erdenbürger, zur lebenden Legende, begann. Bejubelt vom «besten Publikum der Welt», zischte der Jamaika-Blitz 2013 zum sechsten Mal über die «Piste magique». Anders als der weisse Blitz Hary bedurfte «Lightning» Bolt nicht einmal eines Urknalls, um seine Gegner zu überstrahlen.


Yelena Isinbayeva

Usain Bolt

SHORTCUT Gründungsjahr 1928 Veranstaltungsort Stadion Letzigrund Zürich Anzahl Besucher 25’000 (ausverkauft) Anzahl TV-Zuschauer 21,3 Mio. (weltweit) Anzahl Athleten über 200 Topathleten aus allen fünf Kontinenten Anzahl Medienschaffende über 400 Anzahl Helfer 450 Anzahl Disziplinen 17 (Final der IAAF Diamond League), 12 weitere nationale und internationale Wettkämpfe im Programm. Anzahl Weltrekorde 25 (letzter 2009 durch Stabspringerin Yelena Isinbayeva / 5,06 m) Side-Events vor und nach dem Meeting: «Jugend trainiert mit Weltklasse Zürich» an elf verschiedenen Orten (Deutschschweiz und Tessin); «Weltklasse Zürich im Hauptbahnhof» mit Kugelstossen; Schweizer Final des UBS Kids Cups mit internationalen Topathleten. Eine Auswahl der Athleten, die bereits am Meeting gestartet sind: Paavo Nurmi, Martin Lauer, Armin Hary, Irena Szewinska, Alberto Juantorena, Sebastian Coe, Evelyn Ashford, Edwin Moses, Carl Lewis, Sergey Bubka, Merlene Ottey, Michael Johnson, Lars Riedel, Hicham El Guerrouj, Heike Drechsler, Maria Mutola, Haile Gebrselassie, Yelena Isinbayeva, Allyson Felix, Usain Bolt. www.welktlassezuerich.ch

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vorschau volume 29 Tischlein deck dich! Wenn Gäste kommen, darf es gerne etwas schicker und die Tafel perfekt eingedeckt sein – gerade in der Adventszeit. Doch was gehört alles auf den richtig gedeckten Tisch und welcher Hersteller verkörpert den feierlichen Glanz am besten? PRESTIGE zeigt Ihnen, wie man es richtig macht, damit auch Ihr Weihnachtstisch im besten Licht erstrahlt. Denn an den Feiertagen gehört edles Porzellan und Silberbesteck zum guten Ton.

Equine Beauty Die sagenumwobene und vielschichtige Beziehung zwischen Menschen und Pferden gibt es seit Jahrtausenden. Die charakteristische Mischung aus Anmut und Stärke und die geschmeidige Schönheit des Pferdes werden vom Menschen seit langer Zeit analysiert, bewundert und künstlerisch festgehalten. So wundert es nicht, dass edle Pferderassen ein Vermögen kosten können. Dass das älteste Gestüt Europas jedoch in der Schweiz liegt und von Mönchen betrieben wird, ist den meisten unbekannt.

Wohnen, wo andere Ferien machen Das Engadin ist bekannt für seine atemberaubende Bergkulisse, Luxushotels und die Haute-Volée, die hier im Winter zusammenkommt. Doch wie sieht es in den Chalets aus? Ob rustikal, traditionell oder elegant – die Einheimischen und Wahl-Schweizer zeigen Gespür für Einrichtung. Wir öffnen für unsere Leser einige dieser Türen und zeigen den Engadiner Mountain Style und andere Chalets der Spitzenklasse.

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