VOLUME 39 l SUMMER 2016
www.prestigemedia.ch | CHF 10.–
Die einzigartige BerĂźhrung von Eleganz. Das neue S-Klasse Cabriolet. Jetzt bei Ihrem Mercedes-Benz Partner.
T
H
E
A
R
T
O
F
Spirit of Big Bang All Black. Scratch-resistant black ceramic case. Automatic skeleton chronograph with sapphire-crystal dial. Rubber strap. Limited edition of 500 pieces.
F
U
S
I
O
N
hublot.com
BOUTIQUES GENEVE • GSTAAD • LUZERN ZURICH • ZERMATT
DAW N Eine verführerische Begegnung
Der neue Dawn – ein Rolls-Royce wie kein anderer. Der eindrucksvolle Viersitzer vereint das berauschende Gefühl des offenen Fahrens mit einer Innenausstattung, die Vorfreude auf unvergessliche Momente unter Freunden weckt. Alles ist möglich. Beginnen Sie Ihre Reise mit uns.
Rolls-Royce Motor Cars Zürich, Stinson-Strasse 2, 8152 Glattpark/Zürich Tel. +41 (0) 43 211 44 41 www.rolls-roycemotorcars-zurich.ch Rolls-Royce Dawn Verbrauchsangaben: Innerorts 13.2mpg (21.4l/100km). Ausserorts 28.5mpg (9.9l/100km). Kombiniert 20.0mpg (14.1l/100km). CO2-Emissionen 330g/km. © Copyright Rolls-Royce Motor Cars Limited 2016. The Rolls-Royce name and logo are registered trademarks.
FÜR SIE FÜGEN WIR ZUSAMMEN
PRESTIGE erscheint vierteljährlich Schweiz | Deutschland | Österreich Publisher Francesco J. Ciringione Owner Prestige Media International AG, www.prestigemedia.ch Publishing Director Boris Jaeggi | b.jaeggi@prestigemedia.ch
Editor in Chief Yvonne Beck | y.beck@prestigemedia.ch Editors Yvonne Beck, Gisbert L. Brunner, Wilhelm J. Grusdat, Peer Günther, Gübelin Lone K. Halvorsen, Dr. Thomas Hauer, Angelika Möller, Matthias Pfannmüller, Anka Refghi, David Renner, Valentino Scattina, Lilly Steffen, Jasmin Taylor, Helena Ugrenovic, Martina Gaugler, Dr. Susanne Roeder, Markus Allemann, Tourist Bord Dominikanische Republik Correctors Andreas Probst
Head of Production & Art Director Sandra Rizzi | s.rizzi@prestigemedia.ch
Grafik Design Sandra Schneider | s.schneider@prestigemedia.ch Jochen Schächtele | j.schaechtele@prestigemedia.ch
Sales sales@prestigemedia.ch Product Public Relation Laura Giarratana | lg@prestigemedia.ch
News product@prestigemedia.ch Yvonne Beck, Lone K. Halvorsen, David Renner, prestigenews.com
Photographs Yvonne Beck, Lumas, David Renner; Taschen Verlag, Technische Universität München, Davidoff, Waldorf Astoria, Ian Davenport, Ruinart, Brian James, Ian G.C. White, Hermés, teNeues, Knesebeck Verlag, Dorling Kindersley, Vitra, Franz Selb, Lufthansa, Parmigiani, Mercedes-Benz, Mercedes-Benz Classic Archive, Gübelin, Dr. Thomas Hauer, Tourist Bord Dominikanische Republik, Forte Village, Urban Jürgensen Cover Picture KRISTIAN SCHULLER I BLAUBLUT EDITION AUS DEM BUCH «90 DAYS, ONE DREAM»
Der Blick fürs grosse Ganze – fünf Gründe, weshalb Sie bei uns goldrichtig sind auf
www.cic.ch/5
Main Office & Production Prestige Media International AG St. Jakob-Strasse 110, CH-4132 Muttenz T +41 (0)61 335 60 80, F +41 (0)61 335 60 88 info@prestigemedia.ch | www.prestigemedia.ch
IT-Support & Web Dejan Djokic Internet prestigemedia.ch
Online PR Katharina Gering | k.gering@prestigemedia.ch Hayri Goks | g.hayri@prestigemedia.ch Evin Akarsu | a.evin@prestigemedia.ch Eric Yornik | e.yornik@prestigemedia.ch
Admin & Coordination Julia Steller | j.steller@prestigemedia.ch Abo Service Serpil Dursun | s.dursun@prestigemedia.ch Price Issue CHF 10.– / € 9.50 | Year C HF 39.– / € 35.–
Die Bank der Privat- und Geschäftskunden PRESTIGE prestigemagazin.com is a registered trademark. (IGE 596’147)
Basel, Fribourg, Genf, Lausanne, Lugano, Neuchâtel, Sion, Zürich www.cic.ch
Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von Redaktion und Verlag jede Haftung abgelehnt.
M ANUFACTUR E DE H AU TE H OR LOGER IE
TONDA CHRONOR ANNIVERSAIRE
Roségoldgehäuse goldenes Uhrwerk (openworked) Schleppzeiger-Chronograph Großdatum bei 12 h Hermès Alligatorband Made in Switzerland parmigiani.ch
INHALT
TRAVEL
22 TITELGESCHICHTE 22 MEER Unendliches Blau Die Sehnsucht nach dem Meer Leinen los Segelsport Arzt an Bord Unwesen der Tiefe Die grossen Seefahrer Meerzitate Surf Odyssey
CULTURE & ART 50 PHOTOGRAPHING ARTIST Erwin Olaf
54 LANDSCHAFT AUS FARBE Ian Davenport
58 SUMMER’S DIARY Von Wasserspielen und Oldtimern
60 KUNST MACHT POLITIK Ai Weiwei
64 BEATRIX POTTER Nordenglands Lake District
12 | PRESTIGE
70 THE BIG D & WILD WEST Texas
76 FORTE VILLAGE Ein Ort für Sonnenliebhaber, Bewegungsfreudige und Geniesser
78 INSIDEREI Tel Aviv
80 DOMINIKANISCHE REPUBLIK Luxus- und Wellnessferien im Paradies
86 LADY DER LÜFTE Der erste Transatlantik-Flug
90 GLAMOURÖSE TRENDZIELE Für Promijäger und Glamourmiezen
70 76
INHALT
104
WATCHES & JEWELLERY 92 NEUES AUS BASEL Uhrentrends 104 DER RETTER DER ZEIT Uhrmacher und Restaurator 106 DIE MAGIE DER EDELSTEINE Heilende Wirkung 110 WO DIE TRADITION LUXUS IST Urban Jürgensen
106
112 DEEPLY INSPIRED Philosophie des Luxus
26
116
134 DRIVE STYLE 116 SECHS AUF EINEN STREICH Mit dem Oldtimer über die Alpen 124 AB IST DER LACK Pflegetipps 126 PIONIER DER RAKETENTECHNIK Wernher von Braun 128 AUTOMOBILE ART Brian James 134 SCHÖNE GIPFELSTÜRMER S-Klasse Cabriolets 139 DIE KÖNIGIN DER FORMEL 1 Maria Teresa de Filippis
14 | PRESTIGE
Wir haben von 405 Uhrwerksteilen 16 geändert und 46 hinzugefügt. Alles für etwas mehr Gangreserve.
Im Datograph Auf/Ab zeigt die namensgebende Gangreserveanzeige
insgesamt 62 Teile überarbeitet wurden, behielten die Uhrmacher die
die auf 60 Stunden erhöhte Gangdauer an. Außerdem verwenden
bewährten Gestaltungs- und Konstruktionsmerkmale bei. Viel Arbeit
die Konstrukteure eine manufaktureigene, freischwingende Spirale
im Verborgenen, die sich nur dem Kenner offenbart – ganz wie es bei
sowie eine Exzenter-Unruh für höchste Präzision. Doch auch wenn
A. Lange & Söhne seit jeher geschätzt wird. www.alange-soehne.com
Beyer Chronometrie AG Bahnhofstrasse 31, 8001 Zürich · Bucherer Höhenweg 39 & 43, 3800 Interlaken Chronometryx Grand Hotel Park, 3780 Gstaad · Embassy Grendelstrasse 2, 6004 Luzern Kapellplatz 12, 6004 Luzern · La Serlas Palace Arcade, 7500 St. Moritz · Les Ambassadeurs Bahnhofstrasse 64, 8001 Zürich 62, rue du Rhône, 1204 Genève · Mezger Uhren und Juwelen AG Freie Strasse 101, 4051 Basel
INHALT
146 LIVING 172 URBAN GARDENING Stadtgärten 177 GARTENTRENDS Vom Sack bis zur Lounge 178 ROOFTOP GARDEN Über den Dächern der Stadt 182 DIE PO-ÄSTHETEN Joseph’s Toiletries 184 ALEXANDER GIRARD Designer’s Universe 188 KOLLEKTIV ASSEMBLE Designer, Künstler, Architekten 190 VERGESSENE STÄDTE Von Schottland bis Irak 192 DESIGN-KLASSIKER Faaborg Chair 194 NEUIGKEITEN DES DESIGNS Tisch, Leuchte, Bett & Co
FASHION & BEAUTY 140 LI EDELKOORT Stilikone der Trendforschung 146 DAS CARRÉ Hommage an das Seidentuch 150 FASHION-KLASSIKER Das Etuikleid 152 SCHÖNHEITSSCHLAF Früh zu Bett
172
158 DIE INNERE MITTE Spas & Wellness im Thai Style 166 FANCY NAILS Nageltrends 170 6 SENSES Von Kaffeemomenten bis Fotokunst
16 | PRESTIGE
140
RADO.COM
RADO HYPERCHROME AUTOMATIC DIAMONDS PLASMA HIGH-TECH CERAMIC. METALLIC LOOK. MODERN ALCHEMY.
TIME IS THE ESSENCE WE ARE MADE OF
INHALT 196
CULINARIUM 196 HOPFEN UND MALZ 500 Jahre Reinheitsgebot 201 PURER GENUSS Darjeeling
214
202 SIGNATURE FOOD Von Curry bis Hotdog 204 ZINO DAVIDOFF Der Zigarrenkönig 206 NOBU GOES PARIS Japan meets Frankreich 210 THE TASTE OF WALDORF Kulinarische Grossoffensive 213 WUSSTEN SIE SCHON …? Von Pasta bis Cognac
NEWS
213
53 ANDERE BLICKE 69 TO THE ROOTS 75 SCHWARZWEISSE ELEGANZ 85 STRANDGUT 103 DER BLICK INS INNERE 109 GLÄNZENDE VIELFALT 115 GOLDENER SOMMER 123 FAHRT IN DEN SOMMER 133 STILECHT 144 SO FALLEN SIE AUF 149 DER HAUCH DES SÜDENS 165 ERFRISCHEND ANDERS 169 SOMMER AUF DER HAUT 183 MANCHMAL IST MEHR MEHR 187 KRAFTORTE 205 EIN ORT ZUM GENIESSEN 209 SOMMERHAPPEN 219 ZEITLOS AUF DIE SEKUNDE
FINANCE 214 218
DEN WALTONS AUF DER SPUR Die Supermarkt-Milliardäre IM ZENTRUM DER MACHT Henry Kissinger
220 DAS RUDER ABGEBEN David Marquets Führungsstil
KOLUMNEN 63 WILHELM J. GRUSDAT: Space-Age-Nostalgie 89 JASMIN TAYLOR: Persischer Golf – Katar 156 VALENTINO: Auf den Hund gekommen 223 MARKUS ALLEMANN: Auf Augenhöhe mit der Technologie
8 IMPRESSUM 21 EDITORIAL 224 VORSCHAU NAVYBOOT AUTORE
18 | PRESTIGE
GESCHÄTZTE LESERINNEN LESER
W
ir begrüssen Sie zur Lektüre unserer Sommerausgabe. Tauchen Sie mit uns ein in die Tiefen der Ozeane und fahren Sie mit uns über die weite See, wie es einst die grossen Entdecker getan haben. Das Meer ist scheinbar unendlich. Über 70 Prozent der Oberfläche der Erde sind von dem nassen Element bedeckt. Ozeane sind vielfältig: Verkehrsader, Nahrungsquelle, Klimamotor, Lebensraum – und dabei weitgehend unbekannt. Das Meer beflügelt die Phantasie. Für den, der nicht an der Küste lebt, ist das Meer schon immer ein Traum- und Sehnsuchtsort gewesen. Für Seefahrer hingegen hielt es Entbehrungen, Kämpfe und oftmals Schrecken bereit. Seemannsgarn und Aberglaube haben über Jahrtausende die Phantasie angeregt und die Meere zudem mit unzähligen Ungeheuern belebt. Eine Reise ganz anderer Art führt uns in den Wilden Westen – nach Texas. Canyons und Skylines, Künstler und Cowboys, Steaks und Tortillas: Der «Lone Star State» hat so einiges zu bieten. Dallas und Fort Worth bieten hochkarätige Museen, viele Theater, wegweisende Wissenschaft und grenzenlosen Shoppingspass. Guest Ranches hingegen sorgen für stilechtes Cowboy-Feeling. Frei und stolz wie die coolen Helden – noch heute gilt dies als typisch texanisch. Dafür steht auch der «Lone Star» auf der texanischen Staatsflagge. Für alle, die dieses Jahr nicht verreisen, aber Erholung und Natur in der eigenen Stadt suchen, kommt der neue Trend des Urban Gardening gerade recht. Die Gärten sind da! Es entstehen immer mehr Orte, an denen gesunde Lebensmittel angebaut und zugleich Stadtnatur und Gemeinschaft erlebt werden. Man experimentiert mit Zukunftsthemen: neue Wohlstandsmodelle, Stadt ökologie, Teilhabe, interkulturelle Begegnung und sinnvolle Beschäftigung in der Postwachstumsgesellschaft. In jedem Fall geht es um nahräumliche Lebensqualität. Gärtnern ist also voll im Trend!
Die weltgrösste Uhrenmesse Baselworld rief in die Stadt am Rhein. Dort war das Angebot an neuen, trendigen Zeitmessern wie immer riesig. Konventionelle Uhrwerke stehen weiterhin hoch im Kurs, denn das Ticken der mechanischen Uhr ist bekanntlich der Herzschlag der menschlichen Kultur. Egal ob schlicht und einfach oder kompliziert. Unser Uhrenexperte Gisbert L. Brunner weiss, «wer vieles bietet, wird manchem etwas bieten», und stellt die neusten Trends vor.
Ring: Entworfen und handgefertigt in den Ateliers von Meister 1881 in Zürich
Lehnen Sie sich also entspannt zurück, geniessen Sie ein Glas guten gekühlten Champagner und tauchen Sie in die spannende und informative PRESTIGE-Lektüre ein.
Francesco J. Ciringione Verleger
Yvonne Beck Chefredaktorin
Bahnhofstrasse 33, T +41 (0)44 221 27 27 www.meister-zurich.ch
& ART
CULTURE
22 | PRESTIGE
UNENDLICHES Das Meer ist eine unendliche Weite. Über 70 Prozent der Oberfläche unseres Planeten sind von dem nassen Element bedeckt. Die Ozeane sind vielfältig: Verkehrsader, Nahrungsquelle, Klimamotor, Lebensraum und dabei weitgehend unbekannt.
E
� �
David Renner
s sind sieben Weltmeere. Ganz gleich, ob man das Mittelmeer in sieben Meere aufteilt, wie es in der Antike üblich war, oder ob man, wie heute, Atlantik, Pazifik, Indischer Ozean, Arktisches, Amerikanisches, Australasiatisches und Europäisches Mittelmeer aufzählt. Es sind immer sieben. Zu Zeiten der grossen Entdeckerfahrten ersetzte der Golf von Mexiko das Australasiatische Mittelmeer. Selbst bei der Einteilung von Rudyard Kipling in Nördliches und Südliches Eismeer, Nord- und Südatlantik und Nord- und Südpazifik sowie den Indischen Ozean bleiben am Ende sieben Weltmeere, die das Land umfassen.
Die Wellen, die verbinden Jede Zeit hat ihre Weltmeere und alle Weltmeere haben ihre Bedeutung für den Menschen. Seitdem es Geschichte gibt, ist das Meer das verbindende Element, auf dem Handel getrieben wird. In der Antike waren das Schwarze Meer und das Mittelmeer der Marktplatz für Phönizier, Griechen, Römer und Karthager; für die Städte der Hanse und die Wikinger waren im Mittelalter die Nordmeere von Bedeutung. Seit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus liegen die Routen für Reichtum auf dem Atlantik und dem Indischen Ozean. Noch heute sind die Weltmeere für unseren Lebensalltag eine unverzichtbare Handelsstrasse. 92 Prozent aller Handelsgüter (am Gewicht gemessen) werden über die Meere transportiert. Die Containerschiffe,
The luxurious way of life | 23
CULTURE & ART
die die Welt heute globalisieren, sind dabei bis zu 400 Meter lang. Bis zur Erfindung des Flugzeugs waren die Meere auch der Ort, an dem die Welt beherrscht wird. Die Armada sicherte die Vorherrschaft Spaniens, bis die Royal Navy und die East India Trading Company der englischen Krone unermesslichen Reichtum brachten.
Meeresklima Vier der fünf Ozeane sind durch ein Band miteinander verknüpft, das sich wie ein riesiger Fluss durch das Meer zieht. Der bekannteste Teil ist der Golfstrom. Die frühen Seefahrer benutzten ihn als Schiffsautobahn bis zu den Kanarischen Inseln und selbst Fische lassen sich in ihm treiben – bei 6,5 km / h. Er transportiert einhundertmal mehr Wasser, als die Flüsse ins Meer tragen. Der Golfstrom wird auf dem Weg nach Osten zum Nord atlantik-Strom und ist für das milde Klima in Westund Nordeuropa verantwortlich. Ohne ihn wäre das Klima mit dem der russischen Tundra zu vergleichen. Für Europa ist diese globale Meeres strömung eine riesige Heizung, deren Pumpe vor
Grönland sitzt. Das warme Wasser aus dem Golf von Mexiko verdunstet mehr als kälteres Wasser und hat dadurch einen höheren Salzgehalt, wenn es vor Grönland von den eisigen Nordwinden abgekühlt wird. Dadurch erhöht sich die Dichte des Wassers und es sinkt auf bis zu 4000 Meter ab. Dieser «Wasserfall» erzeugt einen Sog, der das warme Wasser aus dem Golf von Mexiko ansaugt. Durch die Erdrotation wird dieser Strom über Europa abgelenkt, bevor er vor Grönland «verschwindet». Danach wandert das Wasser in der Tiefe nach Süden bis vor die Antarktis und Richtung Osten in den Pazifik, wo es langsam wieder aufsteigt und sich erwärmt. Es fliesst an Indo nesien und an der Südspitze Afrikas vorbei, bevor es sich an der Ostküste von Südamerika Richtung Mexiko aufmacht.
Tauchgang Unter der Meeresoberfläche liegt eine Landschaft, die ihresgleichen sucht. 13’000 Unterseeberge sind bislang bekannt, doch Forscher vermuten, dass ihre Anzahl an die 100’000 reicht. Unzählige
Der höchste Berg der Welt Hawaii ist nur der Gipfel des Ganzen. Der Mauna Kea ist mit 4205 Metern der höchste Berg Hawaiis, doch reicht er noch 5400 Meter in die Tiefe, wo er von Magma aus dem Erdinneren gespeist wird. Wenn man vom Seeboden aus misst, ist der Mauna Kea der höchste Berg der Welt, an dessen Hängen sich Surfer mit den Wellen messen.
Unter der Wasseroberfläche türmen sich unbekannte Gebirgslandschaften. Die Inseln über dem Wasser sind nur ihre Gipfel.
24 | PRESTIGE
«Das Meer bedeckt 7/10 der Erdoberfläche, und der Seewind ist rein und gesund. In dieser unermesslichen Einöde ist der Mensch doch nie allein; denn er fühlt das Leben um ihn herum; ein übernatürliches wundervolles Dasein rührt sich darin; es ist nur Bewegung und Liebe.» – Jules Verne, «20’000 Meilen unterm Meer» –
CULTURE & ART
Spalten und Gräben durchziehen den Seeboden und aktive Vulkane bringen das Wasser an manchen Stellen zum Sieden. In solchen Gemengen entstand einst das Leben. Heute ist die Oberfläche des Mondes bekannter als die Meeresböden der Erde. Wenn man sich vorstellt, in die Tiefen hinabzutauchen, dann sind die ersten 200 Meter noch von Licht durchflutet. In der obersten Schicht der Meere blüht das Leben. Fische und Pflanzen tummeln sich in der blauen Welt, es gibt Wälder aus Tang und die Giganten der Tiefe wie Orcas und Walhaie durchstreifen das Wasser. Nach 200 Metern beginnt es zu dämmern und die Tiefsee beginnt. Hier gibt es keine Pflanzen mehr und kaum noch Licht. Neben Plankton durchziehen Pinguine, Blauwale und Riesenkalmare die Tiefen. 600 Meter unter der Oberfläche liegt der SOFAR- Kanal. Das ist eine Wasserschicht, die Schall extrem gut und weit leitet – die Telefonleitung für Walgesang. Nach tausend Metern wird es dunkel. In diesen Tiefen leben seltsame Fische wie der
rote Granatbarsch, der bis zu 150 Jahre alt wird, und die Tiefsee-Anglerfische, die selbst Licht erzeugen können. Die «Titanic» liegt auf 3800 Metern vor der Region, die nach dem Abgrund «Abyssopelagial» genannt wird. Im Durchschnitt sind die Ozeane 3680 Meter tief. Die Temperaturen sind nahe am Gefrierpunkt und ausser Tiefseekrabben lebt hier fast nichts mehr. Nach 6000 Metern beginnt der «Hadopelagial», das Totenreich von Hades, dem griechischen Gott der Unterwelt. Die wenigen Tiere, die hier leben, haben eine weisse Haut und seltsame Formen. Das Meer ist Ursprung und Motor des Lebens, auch wenn bis jetzt nur die Oberfläche bekannt ist. Die Ozeane atmen Sauerstoff aus und die Strömungen machen das Klima. Die Meere sind dabei andauernd im Wandel. Im Nordosten Afrikas bildet sich in der Afar-Senke ein neuer Ozean. Der grösste Lebensraum der Welt liegt unter der Oberfläche und ist zu grossen Teilen unerforscht.
11’000 Meter unter dem Meer Der tiefste Punkt der Welt liegt im Marianengraben in 11’034 Metern unter null. In dieser Tiefe waren weniger Menschen als auf dem Mond. Als James Cameron 2012 in den Marianengraben tauchte, war sein U-Boot am tiefsten Punkt aufgrund des Wasserdrucks sieben Zentimeter kleiner. Der Schweizer Jacques Piccard beschrieb den Boden auf 10’916 Metern, den er mit Don Walsh 1960 erreichte, als «Wüste von hell-zimtfarbenem Schlick».
Bis 200 Meter unter der Oberfläche liegt der grösste und artenreichste Lebensraum des Planeten. Ob in den Korallenriffen, den Wäldern aus Tang oder im offenen Gewässer.
26 | PRESTIGE
UND VOLLE FAHRT VORAUS
� �
Wenn der Wind um die Ohren pfeift und das Boot durch die Wellen gleitet: Segeln ist eine der faszinierendsten Wassersportarten. Von der See aus präsentiert sich jede Destination von einer ganz anderen Seite. Vielfältige Küstenlandschaften mit steilen Felsen, versteckten Buchten und bunten Hafenstädten bilden die Kulisse für herrliche Ferienerlebnisse. Nachfolgend die Hotspots der europäischen Segelreviere für den Reisesommer 2016.
Nordsardinien Kulinarischer Segelgenuss © Delphina Hotels und Resorts
Nordsardinien ist mit Hunderten von einsamen Bilderbuchbuchten, Stränden und seiner rauen Klippenlandschaft ein Segelrevier, dessen Reiz im Landschaftsreichtum seiner Küsten liegt. Wer auf einen ganz besonderen Segelausflug gehen möchte, sollte während eines Aufenthaltes in einem der Vier- und Fünf-Sterne-Domizile der Delphina Hotels & Resorts mit dem Segelschiff «Pulcinella» auf Entdeckungsreise gehen. Durch die Inseln des Archipels von La Maddalena geht es zur nördlichen Küste der Gallura-Region mit einem Halt am Strand «Spiaggia del Cavaliere» in Budelli und einem Zwischenstopp auf der Insel Spargi. An Bord erwarten die Gäste fangfrischer Fisch, besondere sardische Produkte sowie der hervorragende Wein der Gallura. www.delphinahotels.de
Die Sani Marina – ein privater Yachthafen mit 215 Liegeplätzen, Restaurants und Boutiquen – im Herzen des Sani Resorts auf dem griechischen Festland gilt unter Seglern als Geheimtipp. Aufgrund ihrer Lage am westlichsten Finger der Chalkidiki, der hervorragenden Ausstattung und ihres ausserordentlichen Serviceangebots ist die Marina der ideale Ausgangsort zur Erkundung der Ägäis und ihrer Inselwelt. In der Sani Marina Segelakademie werden Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 14 Jahren mit dem Meer vertraut gemacht. Zehn Stunden dauert der Intensivsegelkurs, der wertvolle Theorie ebenso wie praktische Kenntnisse vermittelt. Am Ende erhalten die Jungsegler ein anerkanntes Zertifikat. Die Kurse finden von Mai bis August 2016 statt. www.sani-resort.com
© Badrutt’s Palace Hotel
St. Moritz Segeln auf höchstem Niveau Auf 1800 Höhenmetern gelegen, bieten die Oberengadiner Seen in der Regel beste Windverhältnisse. Der legendäre Maloja ermöglicht auch im Hochsommer Segelerlebnisse der Extraklasse – zum Beispiel auf dem St. Moritzersee. Hier liegt auch das Segelboot des traditionsreichen Badrutt’s Palace Hotels, das für einen privaten Törn mit Skipper gemietet werden kann. Rasanter Segelspass und frische Brise inklusive. www.badruttspalace.com
© Sani Resort
Griechenland Segelkurse für Kids
OLAF
ERWIN
CULTURE & ART
PHOTOGRAPHING ARTIST
Seine Bilder sind hoch stilisiert und poliert, aber auch polarisierend. Soziale Fragen, gesellschaftliche Tabus oder Geschlechterpolitik – seine Werke sind seine Worte. Lone K. Halvorsen Erwin Olaf
50 | PRESTIGE
W
Der niederländische Fotograf Erwin Olaf.
enn das Haus Ruinart alljährlich einen Künstler für eine Zusammenarbeit beauftragt, dann lässt es ihm komplett freie Hand. Genau diese Freiheit war es, die Erwin Olaf so gereizt hat. Wer wäre denn auch besser dazu in der Lage, die Kreidekeller des Hauses Ruinart zu beleuchten, als ein Fotograf? Der niederländische Künstler Erwin Olaf beeindruckt mit seinem Auge für Perfektion und Geschichte. Bei seinem ersten Besuch in Reims war Erwin Olaf vollkommen fasziniert von der Tiefe und Grossartigkeit der Kreidekeller. Er entschloss sich daher, sich bei seiner Arbeit auf die Details zu konzentrieren – die einerseits durch prähistorische natürliche Formationen entstanden sind und andererseits auf die Spuren, die die Menschen hinterlassen haben. Der Fotograf, der sonst seine künstlerischen Methoden durch Szenarien im Kopf visualisiert, bevor er diese schliesslich fotografisch festhält, erlebte bei dieser Arbeit eine ganz neue Herausforderung. Die Arbeit für das Champagnerhaus entwickelte sich für Erwin Olaf in eine komplett andere Richtung als bei seinen bisherigen barocken und hypnotischen Bildern. PRESTIGE sprach mit Erwin Olaf über seine Kunst, Champagner und mysteriöse Kreidekeller.
CULTURE & ART
«Photos like champagne, need darkness to find light.»
So manche Flasche in den Kreidekellern von Ruinart zeugt von einer langen Geschichte.
PRESTIGE: Was ist für Sie der ultimative Luxus? ERWIN OLAF: Ein bequemer Stuhl im Schatten eines Baumes, dazu eine sanfte Brise, die mit den Blättern spielt. Zudem der Klang des Meeres mit dem Blick auf einen menschenleeren Strand und das kristallblaue oder -grüne Meer. Ich allein mit der Schönheit der Natur. Mit wem und mit was feiern Sie «good news»? Mit meinem Partner und einem fabelhaften Glas Champagner. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Ruinart? Vor zwei Jahren wurde ich von Ruinart kontaktiert. Das Verlockende an der Zusammenarbeit war: Es gab keinerlei Vorgaben und ich hatte als Fotograf völlig freie Hand. Für mich war dies jedoch eine grosse Herausforderung, denn wie sollte ich es als Fotograf schaffen, für Ruinart zu arbeiten, ohne dass das Ergebnis wie Werbung daher-
kommt? Doch die Herausforderung war so gross, dass ich schnell zugesagt habe. Und dann landeten Sie in der unterirdischen Welt des Champagnerhauses … Als Fotograf bin ich ja für Stage-Fotografie bekannt, das bedeutet, dass ich stets jede Menge Mitarbeiter und Models am Set habe. Als wir durch die 38 Meter tiefen Keller von Ruinart gingen, war ich zugegebenermassen etwas unglücklich … Wenn ich fotografiere, versuche ich Geschichten aus der Vergangenheit in Stage-Fotografien zu verwandeln – w as mir hier in den Kellern jedoch nicht gelang ... Es gab irgendwie nichts zu sehen, aber zugleich so unglaublich viel. Voller Eindrücke, aber mit durchwachsenen foto grafischen Ergebnissen ging ich schliesslich nochmals alleine in die Keller hinunter, um meinen Kopf freizubekommen. Dabei entdeckte ich immer wieder Reliefs und Strukturen an den Wänden. Ich stellte mir die Frage,
The luxurious way of life | 51
CULTURE & ART
«I’m a photographing artist. Captured with my lens, this series illuminates the contemporary art found in cellars.»
Wenn die Wände sprechen könnten, wäre der Reiz des Unbekannten verloren …
warum jemand diese Reliefs gemacht hatte – und zugleich erkannte ich einen starken Kontrastpol zu der glamourösen Welt der Champagner. Hier an den Wänden identifizierte ich die Geschichte und das Erbe von Ruinart. Mit nur einer Assistentin, einer Lampe und einer 35 Jahre alten Hasselblad ging ich wieder hinunter in die Keller, und nach ein paar Stunden kamen wir mit Bildern zurück, die im kompletten Gegensatz zu den ersten Versuchen standen. Meine Transformation ist: Die Trauben benötigen Licht, um zu reifen, aber auch die Dunkelheit der Keller, um ein vollendeter Champagner zu werden. Es war eine unglaubliche Herausforderung, in der Dunkelheit und Stille der menschenleeren Keller zu fotografieren. Also eine anspruchsvollere Arbeit, als mit Menschen zu arbeiten? Ja, definitiv! Haben Sie Ihr fotografisches Ziel so erfüllen können, wie Sie es sich gewünscht haben? Es ist letztlich meine Vision auf die Frage: Wie kann ich die Geschichte und das Erbe von Ruinart reflektieren und präsentieren. Und ich glaube, dass es mir gut gelungen ist, den Charakter und die Historie des Hauses abzubilden. Was sind sonst Ihre Hauptinspirationsquellen? Das Leben auf der Strasse und das Fernsehen. Wenn man Ihre Arbeiten betrachtet, haben sie zum Teil gewisse Ähnlichkeiten mit Malereien. Worin sehen Sie hier den grössten Unterschied? Ich kann sehr viel durch meine Bilder zum Ausdruck bringen, wenngleich es einen grossen Nachteil in der Fotografie gibt: die Oberfläche der Leinwand. Die Oberfläche gemalter Bilder ist mit Emotionen verbunden, bei der Fotografie ist sie stets identisch: einfach nur Papier. Wenn
52 | PRESTIGE
ich die weiblichen Genitalien fotografiere, ist es Pornografie. Wenn ich jedoch dasselbe malen würde, ist es Kunst. Hier liegt der stärkste Unterschied zwischen der Malerei und der Kunst der Fotografie. Ihre Serien sind sehr unterschiedlich. Langweilen Sie sich schnell, oder woher kommt der Wunsch nach häufiger Variation? Ich versuche immer meine ganz eigene Arbeit zu machen. Ganz wichtig dabei: Ich will entdecken! Ich habe mich natürlich mit den Jahren verändert und weiterentwickelt. Mit 20 war ich rebellisch und wollte die Welt verändern. Mit 30 war ich ichbezogen und hitzig in meinen Ambitionen. Ich wollte im Mittelpunkt des Geschehens stehen – seht her, hier bin ich mit meinen fabelhaften Bildern. Mittlerweile bin ich eher entspannt und gelassen, und dies wirkt sich natürlich auch auf mein künstlerisches Schaffen aus. Es gibt viele Künstler, die mit 65 Jahren immer noch das Gleiche machen wie mit 25 Jahren. Ich frage mich nur: Hat sich in dieser Zeit nichts verändert? Alleine das politische Geschehen beeinflusst meine Arbeiten, und als Künstler sollte man auch reflektieren können.
House of Ruinart Maison Ruinart wurde 1729 als allererstes Champagnerhaus gegründet. Zu verdanken ist seine Entstehung der Intuition eines Mönchs, der seiner Zeit weit voraus war – Dom Ruinart. Der intuitive, visionäre, arbeitsame und bescheidene Benediktiner wurde im Alter von 23 Jahren in die Abtei Saint-Germain-des-Prés berufen, die damals eines der bedeutendsten Zentren der Gelehrsamkeit der christlichen Welt war. Dort kam er nicht nur in Berührung mit dem Leben in der Stadt und bei Hof, sondern auch mit den weltlichen Verlockungen. Vor allem entdeckte er einen neuartigen Wein, der zwar noch nicht Champagner genannt wurde, sich jedoch bei den Aristokraten grösster Beliebtheit erfreute. In der Champagne geboren, kehrte er immer wieder dorthin zurück, und aus der Summe aller seiner Beobachtungen gewann er die Überzeugung, dass dem «Wein mit den Perlen», den der Boden seiner Heimat hervorbrachte, eine grosse Zukunft bevorstand. 1729, zwanzig Jahre nach dem Tod seines Onkels, gründete Nicolas Ruinart das erste Champagnerhaus. Damit fanden der Name und die Vision des Benediktinermönchs Eingang in die Geschichtsbücher.
ANDERE
Blicke
1
BY PRESTIGENEWS.COM
Der Bl ick au f d ie Welt ist auch ei n Bl ick der Gewöh nu n g. Ku nst h i l ft u ns, d ie festgefa h renen Muster au fz ubrechen u nd d ie Welt m it a nderen Augen z u entdecken. Das ist i m mer ei n Gr u nd z u ei nem Stadtbesuch.
1 I DESIGN GALLERIST «TRANSPARENCES» SIND EINZIGARTIGE, HANDGEMACHTE SKULPTUREN VON BULL & STEIN. 2 I BELVEDERE MUSEUM WIEN CLAUDE MONET, WEG IN MONETS GARTEN IN GIVERNY, 1902
2
3 I CHAPLIN’S WORLD BY GRÉVIN ERINNERUNGSSTÄTTE FÜR CHARLIE CHAPLIN
7 3
4 I KUNSTMUSEUM BASEL «UNENDLICHE SCHLEIFE, VERSION IV», 1960– 61, GRAUER GRANIT AUS WASSEN VON MAX BILL
5 I TATE GALLERY OF MODERN ART EIN RAUM, UM KUNST EINMAL ANDERS ZU SEHEN UND ZU ERLEBEN. 6 I NATALIJA ROBOVIĆ «SILVERIO RABBIT»: ZU SEHEN IM SCHLOSS SCHWETZINGEN VOM 14.–21. AUGUST 2016. 7 I SOTHEBY’S DER WELTGRÖSSTE ROHDIAMANT – THE 1109-CARAT «LESEDI LA RONA»
4
6
5
The luxurious way of life | 53
TRAVEL
«The stars at night are big and bright Deep in the heart of Texas The prairie sky is wide and high Deep in the heart of Texas.»
TRAVEL
«THE BIG D»
Wer an Texas denkt, der denkt an Dallas: glitzernde Skyline und grosses Ego, Footballstars und Fernsehmillionäre. Doch Dallas hat noch mehr zu bieten – allem voran eine wachsende Kulturszene. Yvonne Beck
TRAVEL
© Annika Heckler
The Sixth Floor Museum befindet sich genau an der Stelle, von der aus Lee Harvey Oswald den tödlichen Schuss auf JFK abfeuerte.
WILDCATTER RANCH Überall in Texas trifft man auf Orte, an denen das Erbe der Pionierzeit noch erhalten ist. Und so sorgen komfortable Guest Ranches für stilechtes Cowboy-Feeling. Die Wildcatter Ranch (www.wildcatterranch.com) – ein Paradies für Cowboys und Wildwest-Fans – bietet mitten im «North Texas Hill Country» atemberaubende Ausblicke über den historischen Brazos River. Wer hier Urlaub macht, sollte sattelfest sein. Denn bei einem Ausritt auf den Pferden erlebt man die natürliche, wilde Landschaft am besten. Angeführt von einem waschechten Cowboy geht es über Stock und Stein durch das dichte Buschwerk Texas, vorbei an grasenden Rindern, den typisch texanischen Longhorns – und dem lehmroten Fluss. Und wie es sich für echtes Wildwest-Feeling gehört, wird auch scharf geschossen. Beim Tontaubenschiessen haben selbst Anfänger unter sachkundiger Anleitung schnell ein Erfolgserlebnis. Und wer lieber Indianer statt Cowboy ist, der kann mit Pfeil und Bogen sein Glück versuchen. So können auf der Wildcatter Ranch Städter für ein paar Tage Cowboy-Romantik pur schnuppern.
72 | PRESTIGE
Auch auf der Wildcatter Ranch züchtet man die texanischen Longhorns.
© Annika Heckler
Im Schatten der Hochhäuser wächst die kreative Szene Dallas’ heran.
E
in Grossteil der etwa 26,5 Millionen Texaner lebt heute in den Gross städten Houston, San Antonio und im Grossraum Dallas-Fort Worth. Allein in den letzten beiden Städten leben über 6,8 Millionen Menschen auf einem Areal von rund 24’000 Quadratkilometern. Damit bildet der so genannte Metroplex den viertgrössten Ballungsraum der USA. Während sich Dallas als schicke aufpolierte Metropole präsentiert, lebt die 50 Kilometer entfernte Schwesterstadt Fort Worth jedoch noch immer von ihrer Wildwest-Vergangenheit.
Glitzernde Skyline mit inneren Werten Als ehemaliger Dreh- und Angelpunkt der Öl- und Baumwollindustrie lebt Dallas seit nunmehr einigen Jahren vermehrt von seinem intellektuellen Kapital. Die grössten Branchen sind Technologie und Telekommunikation. Unternehmen wie Exxon Mobil, Southwest Airlines und Texas Instruments haben
TRAVEL
hier ihre Firmenzentrale. Das bedeutet jedoch nicht, dass nur moderne Hochhäuser das Stadtbild prägen, in Dallas gibt es auch viele kleine Läden, Drugstores und Sandwich-Cafés. Inmitten der Metropole befindet sich der Main Street Garden Park – eine kleine grüne Oase, die zum Erholen und Entspannen einlädt. Am besten lässt man sich einfach durch die Stadt treiben, denn es gibt viel zu entdecken: zum Beispiel das altehrwürdige Magnolia Petroleum Building von 1922, das mächtige Majestic Theatre und das berühmte Adolphus Hotel in der Commerce Street, das im barocken Stil erbaut wurde. Auch den Farmers Market sollte man sich nicht entgehen lassen, dort hat schon Larry Hagman, alias J. R., gern eingekauft. Ein guter Tipp für Naturliebhaber hingegen sind die Dallas Arboretum and Botanical Gardens. Hier gibt es auf 27 Hektar Fläche zahlreiche einhei mische und ausländische Pflanzen sowie den atemberaubenden White Rock Lake zu bestaunen. Die Wirtschaftsmetropole Dallas beherbergt zudem den grössten urbanen Kunstbezirk der USA. Im fantastischen Glas- und Stahlbau des Nasher Sculpture Center glänzen moderne Installationen, das Dallas Museum of Art zeigt hochkarätige Kunst aus der ganzen Welt. Geschichtsinteressierte sollten sich das Sixth Floor Museum nicht entgehen lassen: Genau von hier feuerte Lee Harvey Oswald einst die tödlichen Schüsse auf J. F. Kennedy ab – der Tathergang einschliesslich aller Verschwörungstheorien ist eindrucksvoll aufgearbeitet. Wer danach Hunger verspürt, wird schnell fündig: Mehr als 9000 Restaurants treffen mit ihrem vielfältigen Angebot von Tex-Mex über BBQ bis hin zur Sternküche garantiert jeden Geschmack. Zudem ist Dallas ein Shoppingparadies mit unzähligen Einkaufsmöglichkeiten. Mit mehr Umsatz pro Kopf als jede andere Stadt des Landes wird Dallas häufig als Geburtsort des Shoppings bezeichnet. Eine der bekanntesten Kaufhausketten der USA hat ihren Sitz in Dallas: Neimann Marcus. Und als wäre das nicht genug, bietet Dallas auch noch ein Tax-Free-ShoppingProgramm an.
The luxurious way of life | 73
© Annika Heckler
TRAVEL
FRAUENPOWER À LA WILD WEST Das einzige Museum weltweit, das die Rolle der Frau in der Geschichte des amerikanischen Westens ehrt, ist das «National Cow Museum & Hall of Fame» (www.cowgirl.net). Es widmet sich in mehreren sehenswerten Abteilungen auf verschiedenen Ebenen mit Filmen und anderen Medien der Rolle der Frau im Westen. Dabei werden bedeutende Frauen von der Kunstschützin Annie Oakley und der Expeditionsteilnehmerin Scajawea vorgestellt. Das Museum ist Rodeo-Cowgirls und Züchterinnen sowie weniger bekannten Frauen, die «ihren Mann» im Alltag gestanden haben oder stehen, gewidmet.
Cattle Drive in Fort Worth. Cowgirls forever
Where the West begins Während Dallas also eher für Kultur- und Shoppingspass steht, kann man in Fort Worth tief in die Seele des amerikanischen Cowboys eintauchen. Cowboys, Pferde und Rinder dominierten lange Zeit das Leben in Fort Worth. Hier machten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur unzählige Rinderherden auf ihrem Weg nach Norden Station, sondern dienten die Stockyards im Norden der Stadt sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein als bedeutender Viehumschlagplatz. So erfährt man im historischen Stockyard District alles über den Ursprung des Wilden Westens. Zweimal täglich findet hier ein «Cattle Drive», ein Viehtrieb, statt. Kein Wunder wirbt die Stadt damit, das «Tor zum Wilden Westen» zu sein, der Punkt «Where the West begins!». Und wahrlich kann einem hier der perfekte Einstieg in das echte Wildwest-Leben gelingen, denn auch Rodeo wird in dieser Stadt grossgeschrieben. Rodeo ist der Nationalsport der Cowboys. Publikumsmagnete sind hierbei das Bareback und Saddle Bronc Riding – auf wilden Mustangs mit und ohne Sattel – sowie das Bull Riding (auf wilden Stieren). Es gilt, sich acht Sekunden auf dem Rücken des Tieres zu halten, ohne das Tier, sich oder seine Ausrüstung mit seiner freien Hand zu berühren. Weitere Disziplinen sind das «Roping», bei dem junge Kälber von einem Cowboy zu Pferde gefangen und gefesselt werden. Zu den härtesten Disziplinen zählt jedoch das Steer Wrestling: Aus vollem Galopp wirft sich der Cowboy auf einen jungen Stier, packt ihn bei den Hörnern und wirft
74 | PRESTIGE
ihn zu Boden. Einst waren Frauen an allen Disziplinen beteiligt, heute treten sie nur noch zum Barrel Race an, bei dem es gilt, möglichst schnell einen Parcours um drei Fässer abzureiten. Amerikaner lieben Rodeo – für Europäer ist dieser Sport jedoch durchaus gewohnheitsbedürftig, denn es wird mit den Tieren nicht allzu zimperlich umgegangen. Wer interessiert ist, kann im Cowtown Coliseum (www.cowtowncoliseum.com) an einem wasch echten Rodeo teilhaben. Hier fand 1908 das erste Rodeo in einer Halle statt, und bis heute wird diese Tradition hochgehalten. Fast jedes Wochenende (Fr und Sa um 20 Uhr) stehen Rodeos auf dem Programm.
Honky Tonk Ein echter Cowboy muss auch mal feiern, und das tut er am besten in «Billy Bob’s Texas» (www.billybobstexas.com). Hier tobt besonders am Samstagabend an 42 Bars, auf vielen Tanz flächen und auf zwei Bühnen der Wilde Westen. Bis zu 6000 Tanzwütige sind im «World largest Honky Tonk» ausser Rand und Band. Fast täglich treten hier bekannte Countrymusiker auf. Das Gebäude, in dem sich heute die Bar befindet, wurde im Jahr 1910 erbaut und diente zunächst als Scheune für Rinder. Von der Stadt Fort Worth wurde das Anwesen 1936 weiter ausgebaut, sodass es fortan auch für Unterhaltungsprogramme genutzt werden konnte. Das heutige «Billy Bob’s Texas» eröffnete schliesslich am 1. April 1981. Die ersten Künstler, die in der Bar auftraten, waren der Countrysänger Larry Gatlin und seine Brüder. Auch Waylon Jennings und Willie Nelson waren zu Gast.
Eleganz
SCHWARZWEISSE MAX FACTOR DAS NEUE «SMOKEY EYE DRAMA KIT» VERLEIHT STRAHLENDE AUGEN.
BY PRESTIGENEWS.COM
Vom ersten Sch ritt vor d ie T ü re bis z u m letz ten Ta k t au f dem Parkett der Metropolen g i lt es Ha ltu n g z u zeigen. Die k lassische E leg a n z von S c hwa r z u nd Weiss überzeug t auch i n der F remde.
HERMÈS DIE NEUE MÄNNERKOLLEKTION HERBST / WINTER 2016
FAIRMONT DAS NEUE LUXUS FAIRMONT HOTEL IN KAIRO
ERMENEGILDO ZEGNA ELEGANTE LEDERSCHUHE FÜR IHN FÜRST VON METTERNICH CHARDONNAY DER EDLE BEGLEITER FÜR BESONDERE MOMENTE: FRUCHTIG LEICHT UND VERFÜHRERISCH PERLEND
BELVEDERE «UNFILTERED» – DER WODKA FÜR WHISKEYTRINKER BALLY SANDALETTEN AUS SCHWARZEM LACKLEDER
MINX KLEID VON EVA LUTZ – SEHR FEMININ UND WUNDERBAR KLASSISCH-ELEGANT
GLAMOURÖSE
TRENDZIELE
Für Promijäger und Glamourmiezen: eine Auswahl an Ferienorten, an denen man den Lifestyle der Schönen und Reichen ausleben kann. Yvonne Beck
SPANIEN
IBIZA Diese Insel steht für Clubbing. Ibiza hat der Welt den Rave gebracht und ihre berühmten Megaclubs (wie das «Space», «Pascha» und das «Cafe de Mar») ziehen Hedonisten aus der ganzen Welt an. Von Juni bis September ist die Insel definitiv kein Ziel für Leute, die gern früh schlafen gehen. Und so strömt eine junge bzw. jung gebliebene, Sonne suchende, wild feiernde Klientel hierher – von Leonardo di Caprio über P Diggy, Kate Moss und berühmten DJs bis hin zu Fashionistas und Fussballern. Aber nicht nur das überragende Nachtleben lockt Gäste aus aller Welt an. Auf der Insel gibt es auch beeindruckende Landschaften und einsame Strände, die perfekt sind, um bei Sonnenuntergang Drinks zu geniessen oder nach dem Clubben wieder runterzukommen.
USA TELLURIDE Telluride wird seit einiger Zeit als das neue Aspen gehandelt. Spätestens seitdem Megastars wie Tom Cruise und Oprah Winfrey hier ihre Villen haben. Das frühere Jagdgebiet der amerikanischen Ureinwohner ist ein raues Mekka des Goldbergbaus, welches lange Zeit zu einer Geisterstadt mutierte. Heute strömen Menschen wegen der grossartigen Festivals und dem grenzenlosen Angebot an Outdoor-Abenteuern in das kleine Bergdorf. Im Winter ist Skifahren angesagt, wenn man sich die Hänge hinunter und in die Après-Ski-Szene stürzt. Im September findet das Filmfestival statt, für Promis der natürliche Lebensraum.
KARIBIK
ST BARTS Die Insel in der Karibik ist der Spielplatz der Reichen und Berühmten. St Barts ist der beliebteste Rückzugsort der vom Leben Verwöhnten. Die Schönheit der Strände entspricht in jeder Hinsicht der Traumvorstellung von Ferien im Paradies. Perfekt gelegene Buchten bilden die Kulisse für schicke Restaurants, geschwungene Hügel verlangen geradezu nach weitläufigen Villen und der Hafen von Gustavia ist schlichtweg wie gemacht für die vielen Megayachten. Wer schon alles hier war …? Wahrscheinlich ist es leichter aufzuzählen, welcher Promi noch nicht da war …
90 | PRESTIGE
USA
MIAMI In South Beach, diesem Paradies zum Leute beobachten, muss man sich erst einmal selbst trauen, nackte Haut zu zeigen. Hier kommen Models, Rapper, Yuppies, Starlets, Promi-Köche, Popstars und das «normale» Volk zusammen. Miami ist ein brodelnder, sinnlicher Schmelztiegel und ein Ort zum Sehen und Gesehenwerden. In South Beach mangelt es nicht an Menschen mit schönen Körpern, die sich am Strand bräunen. Hinter ihnen stehen Art-déco-Meisterwerke, die von angesagten Designern aufgemotzt und in hippe Hotels verwandelt wurden. Dort findet sich der Jetset ein, um zu feiern und sich verwöhnen zu lassen, während man sich mit einem Mojito in der Hand zu Latinobeats im Glanz teurer Klunker sonnt.
MONTENEGRO
SVETI STEFAN Montenegro wurde im Jahre 2006 unabhängig und die glitzernde Küste des Landes ist kein Staats geheimnis mehr. Die winzige, unglaublich malerische Insel Sveti Stefan sorgt für den grössten Aha- Moment. Jahrhundertelang gab es hier nur einen einfachen Fischerort, bis jemand auf die Idee kam, die ganze Insel zu kaufen und sie in ein Luxushotel zu verwandeln. Sie wurde der Hit bei Hollywood-Stars und europäischen Adeligen, doch in den Neunzigern liess die Anziehungskraft nach. 2009 feierte das «Aman Resort» jedoch seine Wiedereröffnung und ist seitdem glamouröser denn je zuvor.
USA
THE HAMPTONS Man sei nicht reich genug für die Hamptons, hiess es immer, wenn man am Montag im Büro erscheinen musste. Für das Who-is-Who des Geldadels von New York ist die südliche Spitze von Long Island seit Urzeiten der Sommer spielplatz, doch neuerdings gesellt sich das «neue Geld» hinzu – New Yorker Designer und Börsenmakler ebenso wie Filmstars aus L.A. Die Megaanwesen von Leuten wie Ralph Lauren, Steven Spielberg und Billy Joel liegen verstreut an der Küste. Dazwischen finden sich schicke Gemeinden. Wer eine Einladung zu einer Sommerparty in East Hampton bekommen möchte, der muss allerdings schon ein Big Player sein. Einfach ist es hingegen, in den Strassen der Hamptons, der Königin aller Vororte, nach Promis Ausschau zu halten.
The luxurious way of life | 91
WATCHES & JEWELLERY Die weltgrösste Uhrenmesse Baselworld rief, und viele Besucher reisten zwischen dem 17. bis 24. Mai 2016 in die Stadt am Rhein. Dort war das Angebot an neuen, trendigen Zeitmessern wie immer riesig. Konventionelle Uhrwerke stehen weiterhin hoch im Kurs, denn das Ticken der mechanischen Uhr ist bekanntlich der Herzschlag der menschlichen Kultur. Egal ob schlicht und einfach oder kompliziert. Wer vieles bietet, wird manchem etwas bieten. 92 | PRESTIGE
Gisbert L. Brunner
2
1
1
| Hublot
Wenn die Uhrmacher von Hublot das neue Handaufzugskaliber HUB 1201 feinbearbeiten und assemblieren, fühlen sie sich womöglich in ihre Jugendzeit zurückversetzt. Aus 223 Komponenten zusammengefügt, erinnert es nämlich an Metallbaukästen. Verborgen wird nichts von dem, was die Zeit durch den Ablauf des Räderwerks sowie das Oszillieren eines Gangreglers misst und anzeigt. Im Zentrum drehen Zeiger für Stunden und Minuten, für die Sekunden ist einer bei «9» zuständig. Nachdem Hublot die Armbanduhr namens «Meca-10» mit üppigen zehn Tagen Gangautonomie ausgestattet hat, geniesst die Gangreserveanzeige hohe Priorität. In einem Fenster bei «6» steht geschrieben, wie viele Tage das Œuvre noch ticken wird. So lange vollzieht die links davon positionierte Unruh stündlich 21’600 Halbschwingungen. Für Anker und Ankerrad verwendet Hublot leichtes, amagnetisches Silizium. «Rotlicht» bei der «3» signalisiert die Notwendigkeit alsbaldigen Energienachschubs. Der Steigerung des Spassfaktors dient die mit der Gangreserveanzeige gekoppelte Schubstange bei «12». Hinter dem Sicht-
boden zeigen sich zwei Federhäuser. Von der «All Black»-Version mit Keramikschale fertigt Hublot insgesamt 500 Exemplare.
2 | Breitling Stolze 50 Millimeter misst das tiefschwarze, bis zehn bar Druck wasserdichte Gehäuse der Breitling «Avenger Hurricane». Ganz im Gegensatz dazu steht das Gewicht des zeitschreibenden Boliden. Dank «Breitlight», einem neuartigen Werkstoff, kann dieser Zeitmesser den Titel Fliegengewicht beanspruchen. Konkret ist das Material nämlich 3,3 Mal leichter als Titan und 5,8 Mal leichter als Stahl. Ungeachtet dessen besitzt die Oberfläche erstaunliche Härte und Kratzfestigkeit. Darüber hinaus zeichnet sich das amagnetische und antiallergische Hightech-Material durch Korrosionsund Wärmebeständigkeit aus. Viele Blicke wird auch die 24-Stunden-Anzeige auf sich lenken. Für das Bewahren und Stoppen der Zeit ist das auf dem hauseigenen B01 basierende B12 mit mehr als 70 Stunden Gangautonomie zuständig. Vor dem Einbau in die Mega-Schale musste es seine Präzision bei der COSC beweisen.
The luxurious way of life | 93
WATCHES & JEWELLERY
3 | Oris
6 | Eterna
Oris ist der Erhalt des Great Barrier Reef in Australien ein echtes Anliegen. Daher unterstützt das Familienunternehmen mit dem Verkauf der limitierten Taucheruhr «Great Barrier Reef Limited Edition II» die 1965 gegründete Australian Marine Conservation Society (AMCS). Dorthin fliesst ein gewisser Obolus vom Ertrag jeder der insgesamt 2000 Armbanduhren mit dem Automatikkaliber Oris 735, welches auf dem Sellita SW 220 basiert. Im Zifferblatt-Zentrum findet sich eine ungewöhnliche Wochentagsindikation. Das Stahlgehäuse der 46 mm grossen Taucheruhr ist wasserdicht bis zu 500 Meter Tiefe. Aus polierter Keramik besteht das Inlay ihrer selbstverständlich einseitig rastenden Drehlünette. Im Kautschukband verbaut Oris den selbst entwickelten Sicherheitsanker. Und die Faltschliesse besitzt eine integrierte Verlängerungsmechanik.
Die Genese der Eterna «KonTiki» lässt sich zurückverfolgen bis ins Jahr 1947. Damals segelte der 32-jährige norwegische Archäologe und Ethnologe Thor Heyerdahl mit einem Balsaholz-Floss und einer Eterna über den Pazifik. 1958 gelangte die bis 20 bar wasserdichte «KonTiki 20» auf den Markt. Bis 200 Meter kann Mann auch mit dem 45 Millimeter grossen, wegen seiner geschwungenen Gehäuseflanken sehr nostalgisch wirkenden «Super KonTiki»-Chronographen abtauchen. Die stählerne Schale mit einseitig rastender Dreh lünette sowie Saphirglas vorne und hinten birgt das hauseigene Chronographenkaliber 3961A. Seine Merkmale: Kugellagerrotor, 65 Stunden Gang autonomie, Schaltradsteuerung, konzentrisch drehende Totalisatoren bei «3», Flyback-Funktion und Fensterdatum.
7 | Patek Philippe 4 | Anonimo Zu den anerkannten Bronze-Pionieren gehört die in Italien gegründete, mittlerweile jedoch in der Schweiz agierende Uhrenmarke Anonimo. In Basel zeigte sie ihre neue, ausdruckstarke «Nautilo». Die 44-mm-Taucherschale mit einseitig rastender Drehlünette besteht aus dem korrosionsbeständigen Material UNI 5275, eine sogenannte Aluminium-Bronze. Der Schraubboden besteht aus anti allergischem Titan. Abtauchen können die Besitzer problemlos bis zu 200 Meter unter den Meeresspiegel. Über die in den Tiefen besonders kostbare Zeit wacht das Automatikkaliber SW 200 von Sellita.
Bis ins Jahr 1940 reicht die Geschichte des Weltzeit-Chronographen bei Patek Philippe zurück. Damals fertigte die Traditionsmanufaktur jedoch nur ein Unikat. Am neuesten Repräsentanten
5 | Ulysse Nardin Ulysse Nardin stattet seinen neuen «Diver Chronograph Hammerhead Shark» mit dem exklusiven Automatikkaliber UN-150 aus. Zu den Merkmalen des von Ebel übernommenen, optimierten und nun selbst produzierten Uhrwerks mit Nockensteuerung der zeitschreibenden Funktionen sowie vier Hertz Unruhfrequenz gehören Hemmungsteile und Unruhspirale aus amagnetischem Silizium. Die Gangautonomie liegt bei circa 48 Stunden. Vom stählernen Unterwasser-Stopper mit blauem Zifferblatt, dessen Druckdichte bis 30 bar reicht, fertigt die Manufaktur lediglich 300 Exemplare. Das 44-Millimeter-Gehäuse verfügt über eine einseitig rastende Drehlünette mit gewelltem Kautschuk- Inlay. Durch den Sichtboden zeigt sich der azurfarbene Rotor mit augenfälligem Haidekor.
4
94 | PRESTIGE
3
ieser Spezies Armbanduhr können sich deutlich d mehr Zeit-Genossen erfreuen. Im 39,5 Milimeter grossen, bis 30 Meter wasserdichten Weissgold- Gehäuse der Referenz 5930 tickt das bewährte, nun um ein praktisches Zeitzonen-Dispositiv erweiterte Automatikkaliber CH 28-520. Sein Stoppmechanismus besitzt Schaltradsteuerung, Vertikalkupplung sowie einen 30-Minuten-Totalisator. Beim CH 28-520 HU mit mindestens 50 Stunden Gangautonomie bilden die zentralen Zeiger für Stunden und Minuten jene Zonenzeit ab, deren Repräsentantin in Form eines Städtenamens sich gerade bei der «12» befindet. Wie spät es in weiteren 23 Zeitzonen rund um den Globus ist, lässt der 24-Stunden-Ring wissen. Das Umstellen des Stundenzeigers auf eine andere Zonenzeit ist denkbar einfach: Jede Betätigung des Drückers bei «10» bewegt Orte und 24-Stunden-Ring stundenweise nach links. Gleichzeitig springt der zentrale Stundenzeiger nach rechts weiter. Für die komplette Mechanik mit vier Hertz Unruhfrequenz benötigt Patek Philippe 343 Komponenten.
7
6 5
The luxurious way of life | 95
WATCHES & JEWELLERY
8
8 | Junghans Retrolook pur ist eines der wesentlichen Merkmale des «Meister Pilot» von Junghans. Sein Design geht zurück auf einen markanten Chronographen, den die Marke ab 1956 an die neu gegründete Bundeswehr lieferte. Bis 1965 entstanden vom Stopper namens BW 111 weit mehr als 20’000 Stück. Nicht zuletzt dank seiner zwölfeckigen Drehlünette und des daraus resultierenden Wiedererkennungswerts verkörpert dieses Modell den Junghans-Flieger chronographen schlechthin. Das damals verbaute Manufaktur-Handaufzugskaliber J.88 ist Geschichte. In der Replik kommt das zeitgenössische Automatikkaliber J880.4 zum Einsatz. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein Eta 2824 oder der Klon Sellita SW200, von Dubois-Dépraz durch das Stopp-Modul 2030 aufgewertet. 43,3 mm misst das Stahlgehäuse mit beidseitig drehbarem Glasrand.
9
9 | Bulgari Auf das ultraflache «Octo Finissimo Tourbillon» folgt bei Bulgari eine ebenso schlanke Armbanduhr mit Minutenrepetition. Bei einer Werkshöhe von 3,12 und einer Gesamthöhe von 6,85 mm kann man getrost von einer aussergewöhnlichen uhrmacherischen Leistung sprechen, zumal das 40 mm grosse Titangehäuse mit Sichtboden auch noch wasserdicht ist bis zu fünf bar Druck. Nach dem Auslösen des Repetitions-Mechanismus schlägt das komplizierte Handaufzugswerk die Zeit minutengenau auf zwei Tonfedern. Für gleichförmigen Ablauf der Schlagfolge sorgt ein geräuschloser Fliehkraftregler. Die 362 Werkskomponenten des Kalibers BVL 362 sind, wie es sich für ein Produkt der
WATCHES & JEWELLERY
10
12
11
11 | Hamilton
chronometrischen Spitzenklasse gehört, sorgfältig feinbearbeitet. Weil Vorzügliches naturgemäss selten ist, fertigt Bulgari vom «Octo Finissimo Minute Repeater» nur 50 Exemplare.
Von links nach rechts misst der Hamilton «Jazzmaster Face to Face 2» stolze 48 mm. Beim Automatikkaliber H-41 im querovalen Stahlgehäuse handelt es sich um ein exklusiv modifiziertes Eta 7750 mit gleich zwei Chronographenzeigern. Einer rotiert nach dem Starten des Stoppers wie gewohnt vor dem vorderen Zifferblatt. Der andere tut es rückwärtig entgegen dem Uhrzeigersinn. Zu diesem Zweck wurde die Zeigerwelle nach hinten verlängert. Ihre Spitze ragt also durch das Rotorlager. Nach dem Drehen des speziell konstruierten Werk-Containers um seine Querachse erfolgt das Starten und Anhalten des hinteren Stoppers per Drücker bei «4». Für das Nullstellen ist dann das Pendant bei «2» zuständig. Auf der zeitlosen Seite stehen dem Nutzer gleich drei Skalen zur Verfügung: Tachy-, Tele- und Pulsometer.
10 | Alpina
12 | Nomos Glashütte
An ein markantes Vorbild aus den 1960er Jahren erinnert die «Seastrong Diver Heritage» von Alpina. Der per Krone bei «2» verstellbare Drehring mit 60-Minuten-Teilung kommt auch Nicht-Tauchern zugute. Beispielsweise können die Besitzer den Merkpfeil so positionieren, dass der näher rückende Stundenzeiger das Ablaufen der Parkzeit signalisiert. Am Herd leistet besagtes Feature wertvolle Dienste beim Al-dente-Kochen der Spaghetti. Das neue, übrigens nicht nach dem «Compressor»- Prinzip des Originals konstruierte 42-mm-Edelstahlgehäuse mit graviertem Schraubboden ist wasserdicht bis 30 bar Druck. Beim Automatik kaliber AL-525 handelt es sich um das robuste Sellita SW 200 mit beidseitig aufziehendem Kugellagerrotor, 38 Stunden Gangautonomie und vier Hertz Unruhfrequenz.
Nomos Glashütte steht seit den frühen 1990er Jahren für klares, unverfälschtes Design und natürlich auch Glashütter Uhrmacherkunst. Inzwischen fertigt das inhabergeführte Unternehmen sämtliche Uhrwerke, egal ob mit manuellem oder automa tischem Aufzug, in eigener Regie. Im ultraflachen, weil nur 3,2 Millimeter hoch bauenden DUW 3001 mit Rotor-Selbstaufzug findet sich auch ein komplett hauseigener Gangregler bestehend aus A nkerrad, Anker, Unruh und Unruhspirale. Nach Vollaufzug liegt die Gangautonomie bei rund 42 Stunden. Das quadratische Stahlgehäuse mit nur 33 Millimetern Kantenlänge prädestiniert diese «Tetra neomatik» aus sächsischen Landen für schlanke Handgelenke, egal ob weiblicher oder männlicher Natur. Die Widerstandsfähigkeit gegen eindrin gendes Wasser reicht bis zu drei bar Druck.
The luxurious way of life | 97
WATCHES & JEWELLERY
GÜBELINS PHILOSOPHIE DES LUXUS
Seit über 90 Jahren entstehen im hauseigenen Schmuckatelier des Schweizer Traditionshauses Schmuckstücke, bei denen Farbedelsteine im Zentrum stehen. Die neuesten Kreationen sind von der Innenwelt der Edelsteine inspiriert. Diese einzigartige Schmuckästhetik ist Teil der Philosophie «Deeply Inspired». |
112 | PRESTIGE
Gübelin
WATCHES & JEWELLERY
S
eit 1923 fertigt Gübelin Schmuckstücke mit erlesenen Farbedelsteinen. Um dem Vertrauen der Kunden gerecht zu werden, hat das Schweizer Familienunternehmen im selben Jahr ein eigenes gemmologisches Labor gegründet. Unter der Ägide von Eduard Josef Gübelin (1913–2005) entwickelte sich das Gübelin Gemmologische Labor zu einer der renommiertesten Adressen auf dem Gebiet der Gemmologie. Eduard Josef Gübelin gehörte zu den Pionieren bei der Erforschung von Einschlüssen. Er verdeutlichte nicht nur, dass diese darauf hinweisen, woher der Stein kommt, mit seinen revolutionären Mikrofotografien offenbarte er auch die innere Schönheit der Edelsteine. Die Einschlüsse im Inneren eines Edelsteins sind faszinierende Muster und Merkmale, die dem Edelstein seine
Individualität verleihen und Aufschluss über seine Geschichte geben. Diese Innenwelten sind gleichsam die Seele der Edelsteine und inspirieren die Designer zu ihren Schmuckkreationen. So verbindet der Schweizer Juwelier auf einmalige Weise Schönheit und Wissen. «Die prächtigen Fotografien und wunderbar formulierten Beschreibungen Eduard Josef Gübelins eröffnen auf poetische Art und Weise Welten. Davon ausgehend lassen sich die Gübelin Designer vom Innern der Farbedelsteinen inspirieren», so Raphael Gübelin, CEO in sechster Generation des gleichnamigen Unternehmens. Die Designer haben sechs Linien kreiert, die auf drei Schmuckwelten beruhen – «Glowing Fire», «Mystical Garden» und «Deep Sea». Die Schmuckwelt «Deep Sea» basiert auf Saphir einschlüssen, die die Geheimnisse tiefblauer Meere beschwören, in denen es von Blasen, Meerestieren und wunderschönen Korallen nur so wimmelt. Zu dieser Schmuckwelt gehört die Linie «Glowing Jellyfish», die von der faszinierenden Innenwelt des Saphirs inspiriert ist. Für diese Linie entwarfen die Designer Schmuckstücke, bei denen sich fliessende Konturen um einen dynamischen Zentrumsstein anordnen. So erhält die klassische Entourage eine neue Dynamik. Zu dieser Linie gehört auch ein Saphirring, dessen Design an die eleganten Bewegungen der anmutigen und majestätischen Medusen erinnert.
Der Platinring mit einem ovalen, unbehandelten Saphir aus Kaschmir von 3.78 ct greift die eleganten Bewegungen der Meduse auf, indem sich die Diamanten wie von einem sanften Strom getrieben um den tiefblauen Zentrumsstein gruppieren.
The luxurious way of life | 113
WATCHES & JEWELLERY
Die Linie «Glowing Jellyfish» umfasst neben Ringen auch Colliers und ist zudem mit Rubinen oder Smaragden erhältlich. Dabei entsprechen die verschiedenen Edelsteine den Farben einer prächtigen Unterwasserwelt. Unabhängig davon, welcher Farbedelstein im Zentrum steht, weist jedes Schmuckstück einen Rubin auf – für viele der König der Edelsteine und ein Symbol für Leidenschaft und Liebe.
Das Unternehmen ist nicht nur für seine interna tional geschätzten Schmuckkreationen bekannt, sondern auch für sein gebündeltes Expertenwissen über Schmuck, Edelsteine und Uhren. Im Gübelin Gemmologischen Labor werden die Identität, Authentizität und Herkunft von Edelsteinen untersucht. Ferner nutzt das Labor die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse, modernste Technologien sowie seine Edelsteinsammlung mit rund 25’000 Referenzsteinen, um den Ursprungsort eines Steines nachzuvollziehen. Auf die Gemmologischen Berichte des Labors vertrauen führende Auktionshäuser, Edelsteinhändler, Museen und Sammler. Um sein Wissen über Edelsteine und Gemmologie auch der breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat das Traditionshaus 2013 die Gübelin Akademie gegründet. Die modularen Programme der Gübelin Akademie ermöglichen Edelsteinliebhabern einen fundierten Einstieg in die Welt der Farbedelsteine und vertiefen das Wissen von Con naisseurs und Experten. In seinen Schweizer Boutiquen bietet das 1854 als Uhrmacherei gegründete Unternehmen ein sorgfältig zusammengestelltes Portfolio der schönsten und wertvollsten Luxus uhrenmarken an.
In den inspirierenden Kursen der Gübelin Akademie teilt das Traditionshaus sein Wissen mit Edelsteinliebhabern und Experten.
Raphael Gübelin, CEO in 6. Generation
114 | PRESTIGE
Goldener SOMMER
Gold ermögl icht ei n Spiel m it Farben i n a l len Facetten. Ob i n redu zier tem Desig n oder i n verspielten Formen – der richtige Sch muck vergoldet den Au ftritt w ie d ie z wei Oscars von El izabeth Taylor i h re Leistu n g au f der Lei nwa nd.
7
BY PRESTIGENEWS.COM
1 5 I ANTONINI DIE SIRACUSA KOLLEKTION SPIELT MIT GEOMETRISCHEN FORMEN. 6 I TÜRLER HOCHKARÄTIGE STEINE UND AUSSER GEWÖHNLICHE JUWELENKREATIONEN
2
7 I TIFFANY & CO. DIE RUNDEN DIAMANTEN IN VERSCHIEDENEN GELB TÖNEN FASSEN DIE SCHÖNHEIT DES SONNENLICHTS ZUSAMMEN.
1 I AL CORO IN DER NEUEN RINGKOLLEKTION «BIANELLI» WERDEN ZWEI RINGE IN EDLEM ROSÉGOLD MITEINANDER KOMBINIERT. 2 I BUCHERER IN DEN KOLLEKTIONEN «LACRIMA» UND «VARIATISSIMO» ZIERT DIE RINGE ROSA FARBENER EDELSTEIN UND BLAUE KERAMIK.
4
3 I CAPOLAVORO ROSÉGOLD MIT PINK FARBENEN SAPHIREN SOWIE BRAUNEN UND WEISSEN DIAMANTEN 4 I BULGARI FÜR ELIZABETH TAYLOR WAREN JUWELEN EINE REINE QUELLE DES GLÜCKS.
6
3
5
DRIVE STYLE
Mit dem eigenen Oldtimer über die Alpen, das ist immer etwas Besonderes. Wir sind diesmal erst losgefahren, als die Dämmerung hereinbrach – zu einer Passkontrolle der etwas anderen Art.
E
Peer Günther, map |
Ian G.C. White
s gibt zwei klassische Tabuthemen in der Oldtimerszene. Da wäre zum einen die Autobahn – eine mit blechernen Belanglosigkeiten überfüllte Piste der Moderne, die höchstens als Transferstrecke zu anderen, verlockenden Destinationen taugt. Dabei wird auch negiert, dass die erste Schweizer Autobahn auch schon über 60 Jahre alt ist und im benachbarten Deutschland in den 1930ern Rekordversuche auf Fernstrassen unternommen wurden. Das grös sere «No-Go» aber ist – die Nachtfahrt. Zwar gibt es ein paar Ausnahmen wie den italienischen Winter-Marathon, die britische Le Jog, eine historische Rallye Monte Carlo, die in der Schweiz erstmals 1998 ausgetragene Moonwalk Trophy (www.fridayclassic.com) oder das jährlich stattfindende Alpenbrevet (www.alpenbrevet.com). Doch davon abgesehen kennen wir keine offiziellen Oldie-Veranstaltungen, die bei Dunkelheit stattfinden. Anders als früher, als heutige Veteranen nagelneu waren, haben sie nach 22 Uhr in der Garage zu warten. Auf ihren nächsten Auftritt bei Tageslicht, sonst sieht sie ja niemand …
Nachtfahrt in altem Gefährt Nun sind wir mit altem Gerät bereits mehrfach nächtens unterwegs ge wesen, sei es bei der Heimfahrt von einer Veranstaltung oder nach einem sommerlichen Abendessen, das dann doch etwas länger dauerte. Und wir haben es durchaus genossen, weil es ganz anders war – intensiver, dazu sensitiver. Man achtet mehr auf mechanische Geräusche, kontrolliert die Instrumente etwas öfter als sonst, atmet die Aromen der Heizung ein. Und man geniesst – viel weniger Verkehr.
The luxurious way of life | 117
DRIVE STYLE
Nun ist eine Nachtfahrt im Neuwagen heute nichts Besonderes: alles wie immer, einfach nur – dunkler. Umso intensiver leuchten die Displays diverser Assistenzsysteme – sind uns zwischen Smartphone mit Echtzeit-Wetterbericht und Satelliten-Navigationssystem mit Sprachsteuerung vielleicht die Sinne und Instinkte abhandengekommen? Wir machen die Probe aufs Exempel und bereiten uns auf eine nostalgische Tour vor – mit zeitgenössischem Proviant wie Scho-Ka-Kola, dicken Lederjacken und faltbaren Strassenkarten der späten 1950er-Jahre, die uns zeigen, welche Routen es damals schon gab. Im Gegenzug wird auf Fleece-Unterwäsche, Sitzheizung, LED-Kurvenlicht, Spurassistent, Handy oder Bildschirm-Routenführung verzichtet.
Aber wohin soll die abenteuerliche Reise gehen? In die Berge natürlich! Sechs Pässe müssten zu schaffen sein; schliesslich wollen Fotopausen eingeplant werden und einen Kaffee wollen wir auch irgendwann trinken. Ein gemütlicher Zeitplan hat ausserdem den Vorteil, dass er einen nicht unter Druck setzt: Wenn wir zügig fahren wollen, dann aus freien Stücken und bei entsprechender Sicht und Witterung, also situativ, ganz ohne Agenden abzugleichen, E-Mails zu beantworten oder «Schaut mal, das ist der Gipfel!»-Selfies abzusondern. Herrlich! Frei sein mit nur einem einzigen Ziel – analoge Fortbewegung, ganz jenseits von Multitasking. Passt ja auch viel besser in eine ursprüngliche Gneis-und-Granit-Landschaft, der die Zeit anscheinend nichts anhaben konnte. Klingt nach einem guten Plan, aber ist er auch durchführbar? Wir werden es erleben … Die Wahl des Transportmittels ist schnell entschieden: meine Alfa Romeo Giulia Spider Veloce Baujahr 1964 – ganz einfach weil sie für genau solche Gelegenheiten gebaut wurde und immer wieder gerne Richtung Italien unterwegs ist. Die Geschichte unserer Beziehungskiste ist eine klassische: Das Auto ist seit 20 Jahren bei mir und soll es bleiben; zuvor parkte die Giulia 25 Jahre lang bei einem in Deutschland lebenden italienischen Pizza-Bäcker. Fünf noch frühere Jahre diente der Alfa einem US-Soldaten als ebenso günstiges wie aufregendes Transportmittel und wurde mit allerhand Zubehör veredelt – eine VDO-Uhr stammt aus dieser Zeit, ebenso die Blaupunkt-Lautsprecher in Keksdosen-Grösse. Die ersten beiden Jahre sind dagegen unbekannt. Ein Wagen mit sichtbarer Geschichte und der einen oder anderen Narbe, aber er trägt sie mit Stolz. Restauriert? Nein, warum? Stattdessen wurde in den Erhalt der Originalsubstanz investiert, die Aussenhaut zeigt derweil Patina. Nicht zuletzt schreien stilechte Extras wie die kürzlich montierten, sündhaft teuren 60er-Jahre-Marshall-605-Fernscheinwerfer förmlich danach, einmal eingesetzt zu werden.
Alles an dieser Tour ist ungewöhnlich, gleich von Anfang an Denn unser Startpunkt ist das Grimsel Hospiz, jene steinerne Manifestation der klassischen Berg-Herberge, deren Gästezimmer nach einer Restaurierung und ab dem Jahr 2010 wieder im klaren Bauhaus-Stil alter Tage erstrahlen. Wer das Hospiz noch nie besucht hat, sollte das nachholen, denn dort finden müde Wanderer, Biker und andere Pass-Besucher eine der stilvollsten, aber auch gediegensten Unterkünfte der gesamten Alpen vor. Die Sonnenaufund -untergänge hier suchen ihresgleichen, und weil das so ist, wird die Reservierung dringend empfohlen (www.grimselwelt.ch) – auch an einem Dienstag wie diesem. In unserem Fall dient das Nachmittags-Nickerchen zum «Batterien aufladen», wird das Abendbrot zum Frühstück, denn bei Sonnenuntergang wollen wir aufbrechen – leider ohne einen Dezi aus dem benachbarten Wallis gekostet zu haben: Im Felsenkeller lagern 300 verschiedene
118 | PRESTIGE
Weine und einige von ihnen werden ein andermal probiert, versprochen. Stattdessen trinken wir Tee, der Kellner weiss um unseren Plan und lächelt verständnisvoll. Nein, auch kein Drei-GängeMenü – bestellt werden ein leichter Salat und Äpfel als Proviant. Dann brechen wir auf: Nochmal den Ölstand kontrollieren und einen letzten gemeinsamen Blick auf die historische Hallwag-Karte im Massstab 1:200 000 werfen – ganz so wie früher, als dies die einzig verlässliche Orientierungshilfe in der Fremde gewesen ist. Das ist aufregend; ein wenig erschrecken wir sogar vor unserem kühnen Plan – und bestätigen die Route: Über den Grimsel-Pass wird es ganz klassisch zum Furka gehen, bevor wir Andermatt passieren und den knapp 2100 Meter hohen Gotthard und seine legendäre Südrampe Richtung Airolo in Angriff nehmen wollen. Von dort aus soll der Abstieg Richtung Bellinzona erfolgen, wo es dann nach einer scharfen Halse wieder aufwärts gehen wird Richtung Nord osten: Es gibt keine bessere Verbindungsetappe zum San Bernardino. Anschliessend wollen wir den Splügen rechts liegen lassen und bei Tiefencastel erneut nach Süden abdrehen, um über den knapp 2300 Meter hohen Julier das Engadin und via Sankt Moritz unseren sechsten und letzten Pass zu erreichen – den nahe der italienischen
«Die Tremola ist das längste Strassenbaudenkmal der Schweiz. Auf Kopfsteinpflaster geht es 24 Kurven lang 300 Höhenmeter abwärts.»
The luxurious way of life | 119
DRIVE STYLE
«Exklusives Fahrerlebnis. Zu nächtlicher Stunde gehören uns die Kurven und Spitzkehren ganz allein.»
120 | PRESTIGE
DRIVE STYLE
kommen. Wäre es jetzt früher Nachmittag, wie viele Motorräder und Oldtimer würden wohl unterwegs sein – ganz zu schweigen von Velo-Athleten, Campern und Reisebussen? Auf jeden Fall wäre es eine Blech-Karawane im Schneckentempo. Artgerechtes Ausfahren historischer Fahrzeuge sieht anders aus. Wir lachen uns eines, geniessen das exklusive Fahrerlebnis und müssen gar nicht schneller sein als erlaubt – Tempo 80 erscheint uns auf vielen Abschnitten mehr als genug. Der Himmel ist sternenklar, die Aussichten oben auf dem Furka sind einzigartig.
Grenze gelegenen Bernina. Insgesamt warten rund 300 Kilometer auf uns, die wir mit einem kräftigen Brunch in Pontresina abschliessen möchten – die Zimmer zum Ausschlafen im Hotel Saratz sind schon gebucht. So weit der Plan … Um 19 Uhr ist es in der warmen Jahreszeit noch hell hier auf der Grimsel – nur wirklich warm ist es nicht. Zunächst geniessen wir acht Grad Celsius, doch die Temperatur fällt im Viertelstundentakt, während die untergehende Sonne das einzigartige Bergpanorama illuminiert. Parallel konzentriert sich unsere Alpentour auf runterschalten, bremsen, lenken, Gas geben und herausbeschleunigen – ist es eigentlich legitim, diese beeindruckende Umgebung auszublenden? Ein bejahendes Argument liefert Autor Otto Julius Bierbaum mit seinem Buch «Eine empfindsame Reise im Automobil», in dem steht, dass Schweizer Alpenpässe nur nachts von Automobilen befahren werden dürfen, um den Tagesverkehr nicht zu irritieren – niedergeschrieben anno 1908!
Inzwischen sind wir im Kanton Uri und auch hier – kein anderes Auto weit und breit. Mehr als sechs Liter Öl haben inzwischen Betriebstemperatur aufgenommen, jede Kurve wird zum Ziel und der Spider Veloce zieht uns gierig durch die Serpentinen. Seine serienmässig schärferen Nockenwellen bieten ein erstaunlich grosses Leistungsfenster, das von 3000 bis 6000 Umdrehungen reicht. Darunter murrt die alte Dame zwar nicht, ist aber weniger willig. Also wird geschaltet, was das voll synchronisierte Fünfganggetriebe hergibt – dieser Sportwagen fühlt sich immer noch sehr sportlich an und war der automobilen Welt einst weit voraus, während Opel-Rekord-Fahrer ihre 1,7-Liter-Motoren mit drei Gängen und via Lenkradschaltung die Berge hinauf quälten – von Käfer-Besatzungen wollen wir hier gar nicht reden. Inzwischen ist es zugig geworden, doch wohlige Wärme strömt aus den Heizungsdüsen. Dennoch halten wir in Realp kurz an, um das Verdeck hochund unsere Jackenkrägen wieder herunterzuklappen. Ein kurzer Blick auf die Karte bestätigt den Tageskilometerzähler – der ja auf unserer Tour gar nicht so heissen dürfte: Wegen diverser Fotopausen haben wir seit dem Start bereits zwei Stunden gebraucht und keine 60 Kilometer hinter uns gebracht. Ich rechne mir aus, wie lange wir wohl für die restliche Strecke benötigen werden, wenn wir in diesem Tempo weitermachen – und wo uns dann wohl der erste Sonnenstrahl trifft …
Die Guilia singt
Die Abzweigung zur alten Original-Gotthard-Strasse, der Vecchia, liegt südlich von Hospental und ist im Dunkeln leicht zu übersehen. Wenn einen dann aber Kopfsteinpflaster aufrüttelt, hat man sie gefunden und kommt ins Tessin. Der folgende Weg zur Passhöhe hoch ist einmal ganz anders; automatisch taucht oben der Lago della Piazza vor dem Museo Nationale del San Gottardo zur Rechten auf – alles ergibt sich in einer angestammten historischen Logik. Man muss dabei nicht abzweigen wie bei der modernen Passstrasse. Leider befindet sich das alte Schild mit der Höhenangabe heute am hinteren Rand des Parkplatzes. Der jedoch ist nachts komplett leer und so biedert sich das Schild förmlich an, von historischen Scheinwerfern bestrahlt zu werden wie einst in beiderseitigen Jugendjahren.
Die asphaltierte Grimsel-Spitze mit ihren 2164 Meter ist schnell genommen, die europäische Wasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer damit überquert. Jetzt sind wir im Wallis und die Giulia singt – das animierende Geräusch der zwei Weber- Vergaser und andere mechanische Klänge des handzahmen Veloce-Rennmotors heben sich klar von den wenigen Windgeräuschen ab, werfen ihr Echo in den Fels. Der Furkapass liegt schon im Dunkeln, als wir seine in östlicher Richtung liegende Bergauf-Passage angehen. Wir sind ganz allein; seit Abfahrt sind uns vielleicht zwei Autos entgegenge-
Nach kurzer Rast, die unser kerngesunder Alfa knisternd verbringt, geht es die kleine Tremola-Route hinunter. Dieses imposante, von Kilometersteinen gesäumte Granit-Bauwerk, zwischen 1827 und 32 errichtet, liegt heute – in südlicher Richtung gesehen – linkerhand der neuen Passstrasse, gehörte einst zu den wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen und wurde mehrfach erneuert. Heute präsentiert sich die 300 Höhenmeter überwindende, vier Kilometer lange Strecke mit ihren 24 Kehren weitgehend im 1951 rekonstruierten Zustand, wenngleich es die Strassenwärter-Häuschen inzwischen nicht mehr gibt. Trotzdem ist es eine Zeitreise, hier wird die Fahrt zur Droge und natürlich wollen wir diesen besonderen Moment unserer Nachtfahrt verewigen, was bei solchen Lichtverhältnissen besondere Massnahmen erfordert:
The luxurious way of life | 121
DRIVE STYLE
Ian steht mit Kamera und Stativ einen halben Kilometer weit weg nahe der Galleria di Fieud und hält die Blende über Minuten offen. Während das perfekte Foto entsteht, hasten tief unter uns die Autofahrer durch den Tunnel, den Lichtern einer Herde folgend, zu vermeintlich neuen Ufern.
Die Schweiz im Italo-Flair Die Landstrasse Richtung Bellinzona lässt die Scheibenbremsen der Giulia abkühlen: Als die Veloce-Version 1964 vorgestellt wurde, verzögerte sie vorne erstmals nicht mehr mit Trommeln. Die Präsentation erfolgte im königlichen Park zu Monza – wo sonst? Porsche-356-Fahrer horchten auf: 112 PS aus 1,6 Liter Hubraum waren eine starke Ansage, doch für die Rundstrecke gab es bei Alfa inzwischen die Tubolare Zagato, während Porsche einen 904 GTS Carrera ins Rennen schickte: Giulia und 356 hatten sich inzwischen ins Reisefach verabschiedet. Wie besprochen zweigen wir bei Castione von der Kantonsstrasse 2 auf die 12 ab, die steil nach Norden führt – und sind Minuten später in Graubünden. Dennoch offenbart die Anfahrt zum San Bernardino eine Schweiz im Italo-Flair; manche Dorf-Durchfahrten erinnern an verblichene Mille-Miglia-Fotos. Die folgenden grossen Waldpassagen zeigen, dass wir gerade mal wieder 1800 Höhenmeter absolviert haben; die Strecke bietet eine tagsüber nie erlebte fahrerische Vielfalt. Liegt es daran, dass auf einmal ganz andere Geschwindigkeiten machbar sind? Die alte Landstrasse hat später teilweise Waldweg-Niveau und schlängelt sich vor Nufenen abschnittsweise gefährlich dicht an der Autobahn vorbei: Unsere Scheinwerfer könnten vom Fernverkehr als Geisterfahrer wahrgenommen werden; tatsächlich sind wir manchmal nur durch einen Maschendrahtzaun getrennt. Es folgen ein paar unvermeidbare, neu erbaute Tunnel – auch sie ein Tribut an die Autobahn A13 / E43, die sich hier gradlinig ihr Recht nimmt. Wir gönnen uns derweil ein kurzes Nickerchen, da bisher alles wie am Schnürchen lief, wir schon mehr als 200 Kilometer absolviert haben und es erst zwei Uhr ist. Um drei sind wir wieder auf der Piste – und müssen ab Tiefencastel nur noch den Schildern Richtung Sankt Moritz folgen. Der mondäne Kurort hat schon frühzeitig für eine devisenbringende, weitgehend lineare und im Winter leicht räumbare Strassenführung über den Julier gesorgt. Die Marshall-Fernscheinwerfer illuminieren solche Geraden fast bis zum Horizont, die Gedanken fangen an zu wandern, während die Nacht um halb fünf Uhr früh präsenter ist denn je. Unsere Ohren lauschen intensiver in den Motor hinein, immerhin liegen bereits 250 Kilo- und zahllose Höhenmeter hinter uns. Ungewöhnliche Geräusche sind aber nicht zu vernehmen, der Bremspedalweg ist unverändert, ebenso die Verzögerung. All systems go. Das erinnert daran, dass wir ja ein
122 | PRESTIGE
Becker-Radio an Bord haben! Der Sendesuchlauf, vor über 50 Jahren echtes High-Tech, rast dreimal die gesamte Skala ab, um dann bei Pop-Gedudel zu verweilen: Das Gerät ist genauso rasch wieder stumm wie eingeschaltet – und dann ist es getan: Mit der Morgendämmerung erreichen wir unsere Herberge in Pontresina, die ganz nebenbei zu den besten Familienhotels der Schweiz gerechnet wird (www.saratz.ch). Wir checken kurz ein und machen uns frisch, um dann noch einmal auszuschwärmen und in der blauen Stunde vor dem später exzellenten Frühstück unseren letzten Gipfel zu ver naschen: ein Katzensprung, denn es sind nur noch 16 Kilometer. Längst ist das Verdeck wieder unten, als goldenes Morgenlicht durch die Wolken bricht und den Bernina freilegt, den wir, dichten Bodennebel durchquerend, erreicht haben. Frische Luft im Gesicht vertreibt die Restmüdigkeit sofort und wir genies sen das erfolgreiche Ende einer sehr lebendigen Vollgas-Nacht, die zeitlich noch ein, zwei Bergspitzen mehr erlaubt hätte. Merke: Es ist noch Luft nach oben für die nächsten Abenteuer.
KARTENMATERIAL Wer in der Schweiz so schön analog unterwegs sein möchte wie wir, ist mit Strassenkarten von Hallwag Kümmerly + Frey bestens ausge rüstet: Das 1912 gegründete Unternehmen bietet ein breit gefächertes Programm für verschiedene Verkehrsmittel an (Auto, Töff oder Fahrrad). Allen gemein sind detaillierte Angaben für besseres Reisen; Schweizer Qualitäts-Kartografie garantiert hohe Informationssicherheit. Besonders empfehlenswert ist die Karte «Grand Tour of Switzerland» mit 25 verschiedenen Traumrouten auf insgesamt 1600 Kilometer. www.swisstravelcenter.ch
FAHRT
1
IN DEN SOMMER
BY PRESTIGENEWS.COM
Den Som mer ka n n ma n i n vol len Zügen gen iessen, wen n ma n sich i h m aussetz t. Der m i lde Fa h r tw i nd au f dem Rol ler, i m Cabriolet oder dem Boot ist schwer vom D u ft der H itze u nd gön nt d ie verd iente Abk ü h lu n g. Um dabei i m mer d ie beste Fig u r z u machen, braucht es n icht v iel.
2
1 I PHILIPP PLEIN «TRUST ISSUE» Eine männliche Kombination aus Hip-Hop, Heavy Metal und Rock 2 I MERCEDES BENZ «AMG C 43 4MATIC CABRIOLET» 3,0-Liter-V6-Biturbo motor mit modifizierter Motorsteuerung, erhöhtem Ladedruck und gesteigerter Dynamik
3
7 4 5
3 I «BUGATTI GIOCO WEEKENDER BROWN» Die Tasche ist eine Synthese aus anspruchsvollem Design und durchdachter Funktion. 4 I «MR. BURBERRY» Mit dem holzigen und würzig-frischen Duft strahlen Männer moderne Sinnlichkeit aus.
6
5 I COMITTI Mahagoni-Runabouts in traumhaften Formen mit unbändiger Power vermittelt pure Lebensfreude 6 I TISSOT Die Tissot T-Race MotoGPTM Automatic Limited Edition 2016 7 I STROMROLLER Der NOVA R 2000 im 60er Retro-Look basiert auf modernster Elektrotechnik und verfügt über eine hohe Reichweite.
The luxurious way of life | 123
Li Edelkoort
BEAUTY
FASHION  &
FASHION &BEAUTY
140 | PRESTIGE
FASHION &BEAUTY
DIE STILIKONE DER TRENDFORSCHUNG
Seit 35 Jahren ist Li Edelkoort eine der bekanntesten und bedeutendsten Trend forscherinnen der Welt und gilt in der Fachwelt als eine der Pionierinnen und Begründerinnen der Trendforschung. Kurz: Sie ist das Orakel der Zukunft.
E
Lilly Steffen
delkoort berät seit Mitte der siebziger Jahre erfolgreich Unternehmen wie Siemens, Estée Lauder oder Gucci bei der Entwicklung von Produkten. Als intuitive Denkerin, die die gesamte Welt bereist, durchleuchtet Li Edelkoort die Entwicklung der soziokulturellen Trends, bevor sie diese mit ihren Kunden aus den verschiedensten Industriezweigen wie beispielsweise Interior, Fashion, Einzelhandel, Textil, Automobil, Food und Kosmetik teilt. Unter ihrem in Paris ansässigen Unternehmen Trend Union gibt Li Edelkoort Trendprognosen zwei Jahre im Voraus heraus. Die verschiedenen Trend bücher erscheinen zweimal jährlich und werden von Strategen, Designern und Marketingspezialisten, von verschiedenen internationalen Marken und Firmen für ihre Arbeit verwendet. Ihre Publikationen «Bloom», «View on Colour» und die neuen Trendbücher sind Fachbibeln für führende Unternehmen. Sie enthalten Analysen, Schlüsselwörter, beispielhafte Fotos, Stoff- und Farbmuster. Die handgefertigten Bücher durchleuchten die sich anbahnenden Trends und erklären, was sich die Konsumenten morgen wünschen werden. Li Edelkoort weiss wie keine andere zu verbinden, was war, was ist und was kommen wird.
The luxurious way of life | 141
FASHION &BEAUTY
Sehnsucht nach der Zukunft Trendforschung ist keine «exakte» Wissenschaft. Es geht dabei immer wieder darum, neue und aktuelle Antworten auf die immer gleichen Fragen zu finden: Wie wird unser Leben in Zukunft aus sehen? Welche Wünsche und Bedürfnisse werden wir haben? Wie muss ein Produkt sein, um auf einem zukünftigen Markt erfolgreich zu sein? Li Edelkoort erforscht die feinsten Entwicklungen im sozialen und kulturellen Lebensgefüge. Dabei verlässt sie sich primär auf ihre Intuition, ihre ausserordentliche Beobachtungsgabe und ihren analy tischen Sinn. Sie behält insbesondere die Pioniere unter den Konsumenten im Auge: diejenigen, die schon ausprobieren, anziehen oder ausleben, was noch lange nicht in der breiten Masse angekommen ist.
142 | PRESTIGE
FASHION &BEAUTY
Von Arnhem nach Paris & zum Ritter geschlagen
Ein Blick in die nahe Zukunft
Geboren 1950 in Wageningen, Holland, hat Li Edelkoort Fashiondesign an der School of Fine Arts in Arnhem, Holland studiert. Nach ihrem Abschluss wurde sie zur Trendforscherin im führenden holländischen Department Store De Bijenkorf. Dort entdeckte sie ihr Talent, das ihr ermöglichte, die kommenden Trends herauszufinden, welche die Konsumenten einige Saisons später kaufen würden. Dies brachte sie 1975 nach Paris, wo sie als unabhängige Trendberaterin tätig wurde. Li Edelkoort erhielt schon viele Ehrungen und Auszeichnungen. Das «Time Magazine» erkor sie zu einem der 25 einflussreichsten Menschen in der Modewelt. 1995 wurde sie von Aid to Artisans mit einem Lifetime Achievement Award für ihre kontinuierliche Unterstützung in den Bereichen Handwerkskunst und Design ausgezeichnet. 2008 ernannte das französische Ministerium für Kultur und Kommunikation sie zum Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres. Später wurde sie auch vom niederländischen Staat zum Ritter geschlagen.
In ihrem «Trend Book 2017–18» sagt Li Edelkoort ein Lob an die Arbeit voraus: «Die Arbeit hat einen neuen Status erreicht. Früher als niedrige Form betrachtet, wird die handwerkliche Arbeit jetzt als ein ehrenhafter Beruf unter den anderen wahrgenommen. Die wirtschaftliche Krise und die Fragen zur Immigration sind für diese Veränderung in der Wahrnehmung verantwortlich. Auf einmal werden das Mischen von Beton, das Fällen von Bäumen, das Bauen von Häusern, das Reinigen von Abfall, das Schweissen von Stahl und das Führen von Maschinen zu begehrten Tätigkeiten. Herr der eigenen Zeit zu sein. Das Fertigen von konstruk tiven Elementen für die Gesellschaft fordert auch eine andere Kleidung, eine Kleidung, die so hart arbeitet wie wir selbst.» Die Welt steht vor grossen Umbrüchen. Li Edelkoort hat sich noch nie geirrt. Selbst den hippen Vollbart hat sie vorausgesagt. Sie erkannte früh, dass sich das Bedürfnis formiert, Maskulines wieder zu betonen. Männer benutzen Bärte, Tattoos und groben Schmuck, um sich wieder ein männli cheres, viriles Äusseres zu geben, auch wenn sie im Inneren weiterhin sanfter sind als ihre Vorfahren. Als neuen Trend sieht sie zudem die Farbe Gelb, die seit circa fünf Jahren wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist. Gelb ist eine Quelle der Energie und des Optimismus und wird sich in allen Bereichen durchsetzen – vom Teller bis zur Architektur. Schwarz hingegen wird es schwer haben. Es steht für Bedrohung und Verbrechen – eine Farbe, die wir in der heutigen Zeit nicht gut vertragen. Lassen wir uns überraschen, ob Li Edelkoort wieder einmal mehr recht hat mit ihren Prognosen. Bisher hat sie sich noch nie geirrt.
The luxurious way of life | 143
LIVING
«Wie der Gärtner, so der Garten.» – Hebräisches Sprichwort –
GARDENING � �
Der Garten erobert die Städte zurück und Städter werden zu Gärtnern. Urban Gardening hat viele Gesichter und noch mehr Motive. Die grüne Revolution in den Städten ist nicht mehr aufzuhalten.
E
Yvonne Beck
ine junge urbane Avantgarde reagiert höchst pragmatisch auf globale Herausforderungen. So entstehen seit einiger Zeit Orte, an denen gesunde Lebensmittel angebaut und zugleich Stadtnatur und Gemeinschaft erlebt werden. Man experimentiert mit Zukunftsthemen: neue Wohlstandsmodelle, Stadtökologie, Teilhabe und interkulturelle Begegnung. Es ist eine starke Hinwendung zum Selbermachen und auch zur Natur in den Städten zu verzeichnen. Man will einen urbanen Lebensstil, aber weder auf den Konsum reduziert sein noch auf Natur verzichten – die Lösung: Urban Gardening!
Die modernen Laubenpieper Gärten zur Erholung oder zur Selbstversorgung gab es in der Stadt schon immer. In den letzten Jahren nehmen diese allerdings neue Formen an. Der grösste Unterschied zu traditionellen Kleingärten liegt darin, dass die meist jungen Gärtnerinnen und Gärtner sich nicht in ein privates Refugium zurückziehen, sondern bewusst «eine andere Stadt pflanzen» wollen. Brachflächen, Parkgaragendächer und andere vernachlässigte Orte werden in Eigenregie in grüne, lebensfreundliche Umgebungen verwandelt. Der Garten ist nicht nur ein Ort der Selbstversorgung mit Obst und Gemüse, sondern auch des Lernens und der Kommunikation. Mehr und mehr Menschen finden so
The luxurious way of life | 173
LIVING
den verloren gegangenen Bezug zur Natur und das Gefühl für natürliche Produktionsprozesse wieder. Und so ist aus vereinzelten Balkongärtnern und Laubenpiepern eine grosse Bewegung geworden, die an allen möglichen und unmöglichen Orten buddelt, pflanzt und erntet. Auf Dächern, Mauern und Grünstreifen werden Blumen gezüchtet oder Möhren aus der Erde gezogen. Und mit jedem Beet wird wieder ein Stück Natur in die Stadt geholt.
Vorreiter New York City Bereits vor fast 40 Jahren bildeten sich in New York die ersten sogenannten «community gardens», in denen sich die lokale Öffentlichkeit zusammenfand und vermehrt Nachbarschaftskontakte zustande kamen. Auf leeren Grundstücken wurden von den Stadtbewohnern Gärten eingerichtet, um das Stadt bild zu verschönern, Kriminalität entgegenzuwirken und einen Beitrag zur Selbstversorgung zu leisten. Ausgehend von diesen community gardens ist inzwischen eine regelrechte Bewegung des Gärtnerns entstanden, die sich in den Städten der Welt rasant verbreitet und verschiedene Formen annehmen kann. Vom Gemeinschaftsgarten über den Nachbarschaftsgarten, vom Schulgarten bis hin zur Dachbewirtschaftung sogenannter «City Farms». Auf oft zuvor industriell genutzten Brachflächen oder in öffentlichen Parks werden Gärten mitten in der Stadt angelegt. Aufgrund von auftretenden Problemen mit Altlasten werden oft improvisierte Pflanzgefässe wie Bäckerkisten oder Reissäcke genutzt.
stärker miteinander verwoben werden. Urbane Landwirtschaft schont Umwelt und Ressourcen, indem Transportwege für Nahrungsmittel eingespart werden, und von Grünflächen aufgebrochene Betonwüsten leisten einen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Luftqualität.
Kampf gegen Nahrungsmittelknappheit Bei all diesen Gartenmodellen stehen also die Verschönerung und Bereicherung des Lebens in der Stadt und die Herstellung neuer Gemeinschaften im Vordergrund. In Havanna, Caracas oder inmitten der Favelas und Slums Brasiliens sind diese Gärten jedoch eine Überlebensstrategie. In Gegenden grosser Armut sichern sie Menschen Nahrung. Allein in Buenos Aires gibt es mehr als 2000 gemeinschaftliche Nachbarschaftsgärten. Auch in den Townships in Südafrika sind kleine landwirtschaftlich genutzte Flächen weit verbreitet. Seit einigen Jahren setzt sogar die Welthungerhilfe auf städtische Äcker. Sie unterstützt diverse Projekte auf Kuba, aber auch in Liberia und Nordkorea.
In Deutschland ist Berlin Vorreiter bezüglich urbaner Gärten, aber auch in Hamburg, Köln, München und Leipzig verbreiten sie sich rasch. Bekannte Beispiele in Berlin sind der Prinzessinnengarten auf einer ehemaligen Brachfläche am Moritzplatz oder die als Pionier- und Zwischennutzungen eingerichteten Gärten auf dem Tempelhofer Feld. Auch in Hamburg sind das Gartendeck auf dem Dach einer Tiefgarage im Stadtteil St. Pauli sowie die Keimzelle im Karolinenviertel auch über die Stadtgrenze hinaus bekannt. In Zürich verpaaren sich in «Frau Gerolds Gärtchen» Urban Gardening und Gastronomie zu einem Erfolgsrezept. Und auch Wien fördert den grünen Daumen seiner Bewohner unter dem Motto «gemeinsam garteln verbindet». All diese Projekte schaffen neue Orte der Begegnung und des Austauschs. Im besten Falle wachsen mit den Blumen und Pflanzen neue Gemeinschaften. Nicht zuletzt sind die städtischen Gärten auch Mini-Modelle für die Städte der Zukunft, in denen Nahrungsmittelanbau und Stadtleben wieder
174 | PRESTIGE
Die High Line in New York: ein Park auf Schienen.
LIVING
Historische Armengärten Die Anlage von Armengärten war eine von vielen Massnahmen, um Anfang des 19. Jahrhunderts des Armenproblems Herr zu werden. Es hatte seine Ursache im sprunghaften Anwachsen der Bevölkerung. Da das Bruttoinlandsprodukt nicht im gleichen Verhältnis stieg, wurde das Armenproblem als vordringliche Aufgabe erkannt. Als eine der ersten Armengärtenanlagen im heutigen Deutschland gelten die parzellierten Gärten, die auf Anregung des Landgrafen Carl von Hessen um 1797 / 9 8 im damals noch dänischen Kappeln an der Schlei angelegt wurden. Das Hauptziel war, Hunger und Verarmung entgegenzuwirken. 1826 existierten solche Gärten bereits in 19 Städten. 1830 folgte in Kiel die «Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde» dem Beispiel. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in vielen Städten Armengärten und insbesondere in Berlin die Laubenkolonien des Roten Kreuzes und der Arbeiterbewegung sowie die Gärten der Bahnlandwirtschaft.
Die Städte werden wieder grüner.
Salat, Kräuter und Gemüse vom eigenen Hochbeet.
Guerilla Gardening Als Form des politischen Protests sind die Guerilla-Gärtner kreativ und mit geringer Ausstattung unterwegs, um in das Stadtbild einzugreifen. Das können Gemüsepflanzen vor dem Londoner House of Parliament sein, bepflanzte Baumscheiben, Cannabis-Pflanzen in Tübingens Blumenkästen oder Samen und Zwiebeln, die im Vorbeigehen in Grünstreifen gesteckt werden. Der Begriff geht auf die New Yorker Künstler- und Aktivistengruppe Green Guerillas greenguerillas.org zurück.
The luxurious way of life | 175
Es wird mehr und mehr gegärtnert, selbst ohne eigenen Garten und noch dazu inmitten der Stadt.
Diese Gärten mildern die Not an Geld und Nahrungsmitteln. Und sind so soziale Utopien in oft ausweglosen Gegenden. Die Landwirtschaft stellt seit jeher einen Tragpfeiler der afrikanischen Gesellschaften dar. Im Zuge der Landflucht wurde die Tradition des Anbaus vielerorts in den städtischen Alltag integriert und angepasst. Ein Vorreiter in Sachen Urban Gardening war Kuba. 1997, mitten in der Wirtschaftskrise, die mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion über die Insel kam, war der Startschuss für eine einzigartige städtische Landwirtschaft. Die Versorgung mit günstigem Öl brach zusammen und damit auch die komplette kubanische Wirtschaft: Es gab kein Benzin für Erntemaschinen, keinen Dünger, keine Pestizide. Die Felder verdorrten und Viehherden starben massenweise. Heute sieht es anders aus: Der Inselstaat gehört weltweit zu den 16 Ländern, die in den vergangenen Jahren die grössten Fortschritte bei der Bekämpfung von Hunger gemacht haben – durch urbane Landwirtschaft. In Kuba wurde fast die gesamte Versorgung der Bevölkerung von grossen, auf den Einsatz von Traktoren angewiesenen Farmen auf «organoponicos», kleine landwirtschaftliche Betriebe in oder am Rande von Städten, umgestellt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stammten 90 Prozent der frischen Lebensmittel, die in Havanna verkauft wurden, aus solchen «organoponicos».
Grosse Ernte auf kleinstem Raum Dorling Kindersley
176 | PRESTIGE
Die grüne Revolution in Kuba ist ein Vorbild für die ganze Welt. Aus Gründen des Umweltschutzes und des Ölmangels muss Landwirtschaft wieder mit den einfachsten – aber auch gesunden Methoden – betrieben werden. In Kuba gibt es weder künstlichen Dünger, noch genveränderte Pflanzen, noch grosse Landmaschinen, die ganze Landstriche umpflügen. Die Zukunft ist grün & urban.
Urban Gardening Mark Diacono, Lia Leendertz Knesebeck Verlag
Gemüse anbauen auf kleinstem Raum Auch wer keinen Zugang zu einem Garten hat, kann sein eigenes frisches Gemüse anbauen: auf Fensterbänken, auf dem Balkon oder einem kleinen Eckchen auf dem Dach. Dieses Buch zeigt geeignete und oft übersehene Anbauflächen, gibt Tipps zu praktischen Pflanzbehältern von Körben bis zur Erdbeerkugel und zu Gestaltung, Anlage und Pflege des Minigartens. Inspirierende Aufnahmen winziger Balkone, hängender Salatgärten oder eines Schwimmbeckens voller Gemüse zeigen, wo findige Gärtner etwas Besonderes geschaffen haben, und regen zum Nachahmen an.
Originelle Ideen für den Anbau von Obst und Gemüse Geht das – in der Stadt wohnen und trotzdem Obst, Gemüse und Kräuter selbst anbauen? Klar geht das. Auch wer nur wenig Platz hat, kann mit dem richtigen Know-how jeden Zentimeter nutzen und anschliessend den köstlichen Ertrag geniessen. Mit den schlauen Ideen in diesem Ratgeber ist der platzsparende Eigenanbau ein Kinderspiel. Ob Leiterregal, Pflanzrinnen oder Palettenwand – 20 originelle (und dekorative!) Lösungen stellt das Buch vor und zeigt anhand vieler Farbfotos und Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie die Projekte umgesetzt werden. So mausert sich auch der kleinste Stadtgarten zum Erntetraum auf wenig Raum!
Vom Sack auf den Tisch
CUTS
Der Sack ist heute, was gestern Hochbeet oder Terracotta-Topf waren. Während die Lust am Gärtnern stetig wächst, schrumpfen die Pflanzformate. Jetzt ist es möglich, ganz ohne Garten auf Kleinstflächen eigenes Gemüse zu ziehen: im Sack! Konkurrenzlos frisch, sind Salate, Radieschen, Peterli & Co. erst noch «sackgsund». Für all jene, die sich dennoch mit Gemüsen versorgen möchten, gibt es jetzt den «Garten im Taschenformat» oder eben: den Sack von «Sackgsund». Unabhängig von Raum und Boden können darin nach Lust und Laune Gemüse und Kräuter gezogen und frisch geerntet werden: Vom Sack direkt auf den Tisch, lautet das Motto! www.sackgsund.ch
Camps Bay Camps-Bay-Loungemöbel zeigen sich offen für Freiluftinszenierungen aller Art. Die einzelnen Elemente der neuen Serie lassen sich ganz nach Wunsch miteinander kombinieren – ob als opulente Sitzlandschaft oder kleineres Refugium – die unauffällig zu fixierenden Camps-Bay-Module sind offen für viele Konstellationen. Für die geräumigen Loungemöbel werden wetterfeste Kunststofffasern von Hand auf pulverbeschichtete Aluminiumgestelle geflochten. Perfekt auf die einzelnen Elemente zugeschnitten, bieten die zugehörigen Polster, wahlweise in hellem Linum oder grauem Stone, angenehmen Sitzkomfort. Passende Couchtische komplettieren die moderne Gartenmöbel-Serie. www.garpa.de
Tigmi Erneut führt Dedon ein herausragendes Möbelstück ein und lässt damit die Vorstellung von Outdoor-Möbeln neu überdenken. Nun ergänzt Jean-Marie Massaud mit «Tigmi» die Dedon-Kollektionen. In seinem Konzept verschmelzen Sofa und Rückzugsort zu einem neuen ästhetischen, komfortablen Liegemöbel. Zusammen mit dem passenden geflochtenen Dach (als Zubehör erhältlich) ist Tigmi unvergleichlich und bildet eine bemerkenswerte mikroarchitektonische Einheit. Man fühlt sich fast so, als wäre man gleichzeitig drinnen und draussen, ganz wie in einer luftigen, schattigen Gartenlaube. Das Dach wurde von den Flecht meistern von Dedon offen und transparent gestaltet und erinnert so an die geflochtenen Dächer aus Palmblättern einer Palapa oder Strandhütte. www.dedon.de
The luxurious way of life | 177
VERGESSENE Kriege, Wetter, Naturkatastrophen oder schlicht die Aufgabe auf Erden erfüllt. Nichts dauert ewig. Und so verschwinden auch immer wieder einst blühende Städte von der Landkarte, sterben aus, werden aufgegeben und fallen in Vergessenheit.
SCHOTTLAND SKARA BRAE
Die Ansammlung prähistorischer Ruinen auf den Orkney-Inseln ist alles, was von der über 5000 Jahre alten Bauernsiedlung übrig geblieben ist. Sie wird in die Zeit zwischen 3100 und 2500 v. Chr. datiert. Skara Brae gilt als die am besten erhaltene Siedlung der Jungsteinzeit in Europa. Sie wurde 1850 entdeckt, nachdem ein Sturm die steinernen Mauern freigelegt hatte. Offenbar rückte das Meer durch Küstenerosion immer näher an das Dorf heran, bis es aufgegeben wurde und vier Jahrhunderte unterm Sand verschwand.
TUNESIEN KARTHAGO Historischen Überlieferungen nach war die Stadt Karthago schon in der Antike die Hauptstadt der gleichnamigen See- und Handelsmacht. Die antike Stadt Karthago lag unweit der heutigen Stadt Tunis im Norden von Tunesien. Diese erstklassige Lage machte auch den Grund für die militärische und wirtschaftliche Dominanz der Stadt aus. Denn an der Strasse von Sizilien gelegen, hatte Karthago die volle Kontrolle über den Handel im Mittelmeerraum. Nach 900 Jahren als Grossmacht erlag Karthago dem geballten Zorn des Römischen Reiches und wurde zerstört. Später bauten die Römer es jedoch wieder auf, und so stieg die Stadt zu neuer Pracht auf, wurde dann jedoch von den Arabern auf ihrem Expansionsfeldzug zerstört. Heute sind am Stadtrand von Tunis die Ruinen römischer Thermen, Tempel und Villen zu sehen, die jedoch allmählich von der wuchernden Stadt geschluckt werden.
KALIFORNIEN DARWIN Wie viele Tausend Städtchen in den USA des späten 19. Jahrhunderts wurde auch Darwin infolge eines Glücksfundes aus dem Boden gestampft; in diesem Fall handelte es sich um Silber. Vier Jahre nach seiner Siedlung war der Ort schon wieder weitgehend verlassen, die Schatzsucher zogen zur nächsten Fundstelle weiter. Durch den Fund von Kupfer Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte Darwin einen zweiten Frühling. Auch heute ist Darwin keine wirkliche Ghost Town, da hier immer noch 50 Menschen wohnen. Doch die meisten Häuser und die Mine sind verlassen. Am Rande des Death Valley leben die Übrigen in einer echten Wildwest-Stadt.
190 | PRESTIGE
ITALIEN HERCULANEUM Herculaneum war eine antike Stadt am Golf von Neapel, die wie Pompeji beim Ausbruch des Vesuv in der zweiten Hälfte des Jahres 79 untergegangen ist. Der katastrophale Ausbruch des Vesuv kam für die Bewohner Kampaniens völlig über raschend. Da der Vulkan seit 500 Jahren ruhte, wurde er nicht einmal mehr als Vulkan erkannt. Herculaneum ging in einem ausgespienen Lava- und Aschestrom unter. Die vornehme Stadt wurde erst vor etwa 250 Jahren wiederentdeckt und ist bis heute Fundgrube für Archäologen. Der pyroklastische Strom, der die Stadt überrollte, verkohlte organische Materialien, sodass Bauten und menschliche Körper erhalten blieben. Am faszinierendsten sind aber Hunderte von Schriftrollen, die in der Villa dei Papiri gefunden wurden, die einzige römische Bibliothek, die bis in unsere Zeit überdauerte.
IRAK BABYLON Das seit 2500 v. Chr. besiedelte Babylon wurde 500 Jahre später zu einem bedeutenden Zentrum der mesopotamischen Welt, als Hammurabi, der erste König des babylonischen Reiches, es zu seiner Hauptstadt machte. Im Jahre 6 v. Chr. wurde es von den Assyrern zerstört und im 2. Jhd. v. Chr. nach dem Tod Alexander des Grossen endgültig verlassen. Babylon ist durch die «Hängenden Gärten der Semiramis», eines der sieben Weltwunder der Antike, bekannt. Ursprünglich gehörte auch die mächtige Stadtmauer zu den Weltwundern. Ihre Ruinen schwören Bilder aus biblischen Zeiten herauf wie die Geschichte vom Turmbau zu Babel.
KAMBODSCHA ANGKOR Heute ist Angkor ein Bildnis von bröckelnden Steintempeln im Würgegriff der Dschungel-Schlingpflanzen. Weltbekannt wurde Angkor durch die noch heute sichtbaren Zeugnisse der Baukunst der Khmer in Form einzigartiger Tempelanlagen – allen voran durch den Angkor Wat, den grössten Tempelkomplex der Welt. Auf einer Gesamtfläche von mehr als 200 km² wurden nacheinander mehrere Hauptstädte und in deren Zentrum jeweils ein grosser Haupttempel errichtet. Bis heute wurden bereits mehr als 1000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Grösse entdeckt. Es gibt Vermutungen, dass im Grossraum von Angkor am Höhepunkt des historischen Königreiches bis zu einer Million Menschen auf etwa 1000 km² gelebt haben könnten. Die Stadt wurde vor rund 500 Jahren aufgegeben – warum weiss keiner so genau. Theorien gehen davon aus, dass Klimaveränderungen die Wasserversorgung beeinträchtigt hatten.
The luxurious way of life | 191
CULINARIUM
«Auch Wasser wird zum edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen!» – altes Sprichwort –
196 | PRESTIGE
MALZ
UND
500 JAHRE REINHEITSGEBOT
Es ist das älteste gültige Lebensmittelgesetz in Deutschland und steht noch immer für Genuss und beste Qualität: 500 Jahre nach Entstehung des Deutschen Reinheitsgebots im Jahr 1516 ist das Thema Bier lebendiger und aktueller denn je.
N
Yvonne Beck | Interview: Technische Universität München
ie waren die Vielfalt an Sorten und die Experimentierfreude der Braumeister grösser als heute. Mit viel Können und Leidenschaft haben sie aus den festgeschriebenen vier natürlichen Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe eine stetig wachsende Zahl an Sorten und Marken geschaffen.
Die Renaissance des Brauens und des Bieres Immer mehr Brauereien setzen sich mit hoher Qualität, pfiffigen Ideen und viel Leidenschaft gegen die grossen Konzerne durch. Und so steigt nicht nur der Absatz, sondern es entstehen immer mehr kleine Brauereien, die Schwung in den Biermarkt bringen. Viele neue Bierkreationen machen den Markt wieder interessanter. Die Rolle des Bieres ist eine andere, da
CULINARIUM
sich die Konsumgewohnheiten verändert haben. Galt Bier früher als klassische Grundnahrung, wird es heute als Genussmittel angesehen und auch so getrunken. Kleine Brauereien haben diesen Trend hervorgerufen, die grossen springen auf diesen Zug auf. Professor Thomas Becker vom Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie der Technischen Universität München (TUM) gibt Auskunft über den Sinn und Unsinn des Reinheitsgebots sowie die Renaissance des Brauens. PRESTIGE: Professor Becker, lediglich vier Zutaten sind laut Reinheitsgebot zugelassen, dennoch gibt es allein in Deutschland über 3500 verschiedene Biersorten – wie ist das möglich? PROFESSOR THOMAS BECKER: Das ist nicht unüblich bei Lebensmitteln. Vergleichbar wenige Zutaten braucht es bei Milch-, Nudel- oder Brotprodukten. Nur existiert dafür nichts Vergleichbares wie das Reinheitsgebot. Was Bier betrifft, so können Sie relativ schnell ausrechnen, wie viele Varianten aus hundert Malzsorten, 200 Hopfentypen und 200 Hefearten entstehen können. Daneben haben Sie an vielen Stellen im Brauprozess die Möglichkeit, die Parameter zu verändern – ob das die Temperatur oder der Zeitverlauf ist – und kommen so rechnerisch zu Millionen von Möglichkeiten. Ob das Sinn macht und die vielen Varianten schmecken würden, ist wiederum eine ganz andere Frage. Weltweit wird vermutlich zu 90 Prozent das sogenannte Lagerbier getrunken und Bierkritiker behaupten, es schmecke überall gleich. Derzeit werden beispielsweise von rund 200 Hefesorten nur circa zehn bis elf verwendet. Forschen Sie an Ihrer Fakultät denn an der Verwendung seltener Hefen? Seit einigen Jahren gibt es einen Megatrend bei Verbrauchern, und das unabhängig vom Produktgenre: Es geht um Individualisierung und Personalisierung. Heute wollen alle etwas Spezielles haben! In der Brauwissenschaft wird auch deshalb mehr und mehr geforscht, wie neue Aromen und Geschmacksnuancen erzielt werden können. Ich kann das Bieraroma über Rohstoffe wie Malz oder Hopfen beeinflussen, ich kann das ebenfalls über den Prozess oder auch die Hefe. Wenn ich Hefen habe, die ein neues Aroma spektrum generieren, besteht die Chance, mein Bier in signifikantem Ausmass zu verändern. Nur wurde das in den vergangenen hundert Jahren aus Angst vor Überraschungen ungern getan. Nun aber ist ein Zeitalter angebrochen, in dem wir die analytischen und prozesstechnischen Möglichkeiten haben, Hefe besser steuern und kontrollieren zu können. Darum arbeiten wir sehr intensiv daran, verschiedene Hefesorten daraufhin zu screenen, welche Endeigenschaften sie im Produkt erzielen.
198 | PRESTIGE
Stimmt es, dass Mitarbeiter oder Doktoranden Ihres Lehrstuhles in stillgelegte Bierkeller gehen und Abstriche nehmen, um alte Hefestämme zu finden? Auch das, ja! Wir arbeiten an zwei Projekten, wo Hefe stämme aus Zentralafrika gescreent werden. Wir unter suchen dort die heimischen Produkte, die mit wilden Hefen und gänzlich anderen Stämmen fermentiert sind. Neuerdings nehmen wir uns ebenso Hefen aus Asien vor und schauen, welche Aromen diese erzeugen. Was im weiteren Prozess eine Rolle spielt, ist die Interaktion der Hefen mit dem Hopfen oder Malz. Ganz am Ende jedoch müssen wir mittels der Prozesstechnik die Hefe so steuern können, dass wir nicht überrascht werden vom Endergebnis. Das Ziel sind reproduzierbare Prozesse, die immer dasselbe gute Produkt liefern.
CULINARIUM
«Ein Bock ist jenes Tier, welches auch als Bier getrunken werden kann.» – Wilhelm Busch –
Älter als das Reinheitsgebot – die älteste Familien-Brauerei der Welt Rettenberg ist das Bierdorf im Allgäu: Gleich drei Brauereien finden sich dort, eine davon schon seit über 565 Jahren und zugleich seit 21 Generationen in der Hand der Familie Zötler; damit ist sie älteste Familien-Brauerei der Welt. Die EngelBrauerei ist die zweite Brauerei in Rettenberg und kann auf immerhin über 300 Jahre Tradition zurückblicken. Und dort, wo einst Skifahrer in den Lift stiegen, wird heute Bier gebraut: Die umgebaute Seilbahnstation ist nun das Sudhaus der Bernardi Bräu und damit die höchstgelegene Privatbrauerei Bayerns! Übrigens: Die höchste Mini-Brauerei findet sich auf 1804 Meter und ist nur zu Fuss zu erreichen – auf der Enzianhütte bei Oberstdorf wird das Dunkle Weizen selbst gebraut und heisst, wie kann’s anders sein, «Der Gipfelstürmer». In Pfaffenhausen kommt das Bier der Storchenbräu indirekt den dort brütenden Störchen zugute: Die Bierflasche erinnert an einen Storchen hals und von jedem Störchle-Bier geht ein Betrag an den Landesbund für Vogelschutz in Schwaben. Eine Zusammen fassung aller Allgäuer Brauereien findet sich unter: www.allgaeu.de/brauereien-allgaeu
The luxurious way of life | 199
CULINARIUM
Wie viele Stoffe sind heutzutage denn tatsächlich in einem handelsüblichen Bier? Die Naturprodukte Malz, Hopfen und Hefe bringen eine Vielzahl von Stoffen ins Bier, deren Vielfalt sowohl in der Definition als auch Konzentration über den Prozessverlauf noch gesteigert wird. Die meisten davon gelangen dabei ins Endprodukt Bier. Brauchen wir das Gebot denn heute überhaupt noch? Aus der aktuellen Verbrauchersicht ist das Gesetz wohl aktueller denn je. Verbraucher wünschen – mit grossem Nachdruck – bei Lebensmitteln Purismus und weitreichende Naturbelassenheit sowie keine Zusatzstoffe. Das Reinheitsgebot ist ein Garant dafür. Nicht zuletzt deswegen ist seine Akzeptanz so hoch. Sicherlich können Sie die eine oder andere Biereigenschaft über Zusatzstoffe herbeiführen.
Oder aber der Braumeister beherrscht die Klaviatur des Brauprozesses so, dass er diese Eigenschaften ohne Hilfsmittel erreicht. Ich persönlich sehe darin weit mehr den kulturhistorischen Wert des Reinheitsgebots und weniger darin, ob es exakt drei oder vier Rohstoffe sind. Neuerdings ist oft die Rede von der Renaissance des Brauens und der Bierkultur – wie kam es dazu? Früher und heute noch in manchen zentralafrikanischen Ländern war und ist Bier das einzig sichere Getränk. Wasser war oder ist verdorben, sodass Bier ein Grundnahrungsmittel war und ist. Seit sich diese Situation geändert hat, kam der Wunsch auf, mehr und mehr Genuss zu erfahren – Aromaerlebnisse sind gefragt. Sicherlich ist das getrieben durch den Hype, den die Craftbier-Szene mit sich brachte. Ähnlich dem Wein wird Bier wieder in einer anderen Wertigkeit und mit einem positiveren Image gesehen. Das ist gut und erweitert die Konsumgewohnheiten von Bier. Und welche Rolle spielt noch der Geschmack bei der hochtechnisierten Herstellung eines modernen Getränks? In den vergangenen 30 bis 40 Jahren erwarten wir wie gerade gesagt von Lebensmitteln mehr, als nur unsere Grundbedürfnisse zu stillen: Wir erwarten Geschmack und Aroma. Das wird meines Erachtens in einigen Jahren ergänzt durch die Erwartung von Zusatznutzen. Im asiatischen Raum geht es heute schon darum. Kann ein Produkt mich dabei unterstützen, dass ich 120 Jahre alt werde? Das werden wir künftig von Lebensmitteln erwarten.
«Gott gibt den Verstand, der Hopfen nimmt ihn.» – altes Sprichwort –
200 | PRESTIGE
ESSENAM ORT
DAS BESTE RICHTIGEN
Verpflegung kann der beste Teil einer Reise sein. Nationalgerichte lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Curry in Mumbai Currys sind ein gesamt-asiatisches Phänomen, das fast überall zwischen Punjab und Japan serviert wird. Aber der Geburtsort des Curry ist Indien, und man hat noch kein Curry probiert, wenn man seinen Gaumen nicht in Mumbai mit einem der örtlichen cremigscharfen Rezepten erfreut hat. Ein Mumbai Curry enthält normalerweise Meeresfrüchte und Kokosnussmilch, die mit masala (einer Gewürz mischung) verrührt werden. Zu den Standardgewürzen gehören Kurkuma, Koriander, Ingwer und rote Chili. Currys haben keine fest gelegten Zutaten, je nach Herkunftsregion und Zubereiter können sie sich erheblich unterscheiden. Es gibt vegetarische Currys, Currys mit jeder Art von Fleisch, Currys mit Fisch oder Meeresfrüchten. Dazu wird in Indien meistens Reis oder Brot wie zum Beispiel Chapati, Naan oder Puri gereicht, erweitert mit diversen Chutneys und weiteren Beilagen.
Feijoada in Rio de Janeiro Beim brasilianischen Nationalgericht Feijoada feiern die Geschmacksnerven ihren eigenen Karneval, ein dunkler, würziger Eintopf, der auf schwarzen Bohnen und Schweinefleisch basiert. Die für den Massenverzehr zubereitete Feijoada in Rios Restaurants enthält meist minderwertiges Fleisch. Häufig sogar Zunge, Schweineohren und -füsse und Ringelschwänzchen. Schmackhaft ist es allemal, man muss nur auf weniger vertraute Zutaten gefasst sein. Zudem ist das Gericht mit den vielen Bohnen für manchen Magen eine grosse Verdauungsherausforderung.
Hotdog in New York Kaum eine Stadt bietet eine grössere Auswahl an Restaurants und Essensrichtungen wie New York. Aber das spielt keine Rolle, denn jeder weiss, dass es nur ein wahres Essensritual gibt: Man begibt sich an eine befahrene Kreuzung in der City, sucht einen schäbigen Metallkarren mit bunten Schirmen und bestellt sich einen Hotdog mit Ketchup, Senf, Zwiebeln und entweder Sauerkraut, Relish-Würzsauce oder Chilisauce. Woher der Name «hot dog» stammt, ist unklar. Der US-amerikanische Kulturhistoriker Andrew F. Smith weist darauf hin, dass deutschstämmige Metzger in den USA bekannt dafür gewesen seien, «wurstförmige Hunde» zu halten, nämlich Dackel. Diese Tatsache habe gewisse Assoziationen zwischen deutschen Würstchen und Hunden gefördert.
202 | PRESTIGE
FINANCE
Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» schätzt das aktuelle Vermögen der Familie Walton auf 149 Milliarden US-Dollar. Den Grossteil verdanken sie Walmart, der heute bei einem Umsatz von 486 Mrd. Dollar mit 2,2 Millionen Arbeitnehmern der grösste Arbeitgeber der Welt ist.
S
� �
chon bevor Sam Walton (1918 –1992) und sein Bruder James (1921–1995), welchen alle «Bud» nennen, am 2. Juli 1962 den ersten Walmart eröffnen, zeigt sich das unternehmerische Geschick von Sam. Sam kommt 1918, drei Jahre vor seinem Bruder, in Kingsfisher (Oklahoma) auf die Welt und bald zieht die junge Familie arbeitsbedingt von Stadt zu Stadt. Der Vater verdient gerade genug zum Leben. Die Brüder Sam und Bud helfen mit. Sie züchten und verkaufen Kaninchen und Tauben. Sam ist äusserst fleissig und engagiert. Besonders eindrücklich wird sein Charakterzug während des Colleges. Er finanziert sich sein Studium selbst, indem er Abonnements verkauft und für Mahlzeiten kellnert. Zudem ist er Mitglied in einer Studentenverbindung, einer Geheim- und einer Militärgesellschaft und treibt viel Sport. Seinen «Charakterzug» – sieben Tage die Woche zu arbeiten – behält er sein ganzes Leben lang bei.
Nachdem Sam Walton in Newport den Laden verloren hatte, richtete er sich in Bentonville ein. In dem alten Geschäft ist heute ein Museum eingerichtet.
David Renner
Erfolg und Strafe Mit seinem Abschluss beginnt er bei J. C. Penney zu arbeiten, bis die USA in den Zweiten Weltkrieg eintreten. Er meldet sich zum Dienst, den er wegen eines Herzfehlers in den USA ableistet. Zu dieser Zeit lernt er Helen Robson kennen. Am Valentinstag 1943 heiraten sie und bekommen 1944 ihr erstes von vier Kindern. Sam und Helen richten sich im beschaulichen Newport (Arkansas) ein, das vom Baumwollhandel lebt. Nach dem Krieg übernimmt Sam, mit einem Kredit seines Schwiegervaters, einen schlecht laufenden Ben Franklin Store. Sam will lernen. In jeder freien Minute schlendert er durch Läden auf der anderen Strassenseite. Sind die Preise dort niedriger, passt er seine an. Die Zulieferer von Ben Franklin sind ihm zu teuer und so sucht er günstigere Produzenten. Nach Ladenschluss fährt er mit Anhänger los, um neue Waren zu kaufen. So steigert er innerhalb weniger Jahre den Umsatz von 80’000 auf 225’000 Dollar. Als der Hausbesitzer die Pacht des Ladens nicht verlängert, verliert Sam sein Geschäft. Für die Waren bekommt er 50’000 Dollar.
The luxurious way of life | 215
FINANCE
Sam Walton setzt auf das One-Stop-Shopping. Damit die Kunden ihre Einkäufe nicht zu weit tragen müssen, braucht er eigene Parkplätze.
Laden um Laden Mit diesem Geld übernimmt er einen neuen Laden in Bentonville. Helen hatte sich gegen eine grössere Stadt ausgesprochen. Es war wieder ein Ben Franklin, doch Sam schreibt in grossen roten Buchstaben «Walton’s 5₵–10₵» an die Hauswand. Er wiederholt den Erfolg von Newport. Er gibt darauf Acht, dass die Regale stets gefüllt sind, und sucht Zulieferer, die ihm günstigere Preise ermöglichen. Dabei hat er immer ein Auge auf Neuerungen der Zunft. Als er 1950 von einem neuen Verkaufskonzept hört, fährt er nach Minnesota, um den ersten «Self-Service-Shop» mit eigenen Augen zu sehen. Er übernimmt die Idee und beschliesst, weitere Läden zu eröffnen. Er sucht in der näheren Umgebung nach geeigneten Häusern, die er alle von einem zentralen Lager aus beliefern kann. Um das Scouten zu vereinfachen, kauft er ein Flugzeug, das sein Bruder fliegt.
Der erste Walmart 1960 hat er schon über ein Dutzend Läden. Bei einem Flug findet Bud in einem kleinen Städtchen eine Baustelle, landet und überredet den Bauherrn, den Bau zu erweitern, sodass er und Sam hier einen weiteren Laden eröffnen können. Sam hatte oft hoffnungslos versucht, die Manager von Ben Franklin dazu zu bringen, auch in winzigen Städten grosse Filialen zu eröffnen, und so wird aus dieser Baustelle in St. Robert 1962 das unabhängige «Walton’s Family Center», das Bud später zu «Walmart» verkürzte. Das Geschäftsmodell von Sam Walton ist einfach: Gewinn durch viele kleine Margen und durch Effizienz. Seine Manager ermutigt er, Anteile zu kaufen. Das neue Terrain, grosse Läden in kleinen Kommunen zu eröffnen, funktioniert durch seine «One-Stop-Idee», alles an einem Ort kaufen zu können. Schon 1954 sind seine Läden von grossen Parkplätzen umgeben, damit seine Kunden sie problemlos mit dem Auto erreichen können. Sam eröffnet «Walmart» um «Walmart». 1969 sind es 18, 1977 190 und 1985 ist er durch seine Aktien an 800 Läden der reichste Mensch der USA. Seit 1991 verkauft Walmart international und wächst weiter. Nach seinem Tod 1992 hinterlässt Sam Helen und den Kindern die grösste Einzelhandelsladenkette der Welt.
Von Kind auf Helens und Sams Kinder werden inmitten des wachsenden Erfolges gross und arbeiten, seit sie klein sind, mit. Samuel Robson, John, Jim und Alice schleppen Kisten, kehren den Boden und verkaufen Popcorn. Auch nach ihren Abschlüssen an der Universität bzw. dem Militärdienst arbeiten sie für Walmart. John wird für Walmart Pilot, bevor er eigene Firmen gründet. 1996 verunglückt er mit einem Flugzeug tödlich. Er ist damals der elftreichste Mensch der Welt. Die beruflichen Verwicklungen seiner Geschwister in Walmart sind langfristiger. Rob arbeitet zuerst für die Kanzlei, die auch Walmart vertritt, bis er 1978 Senior Vice President, 1982 stellvertretender Vorsitzender und nach dem Tod des Vaters Vorsitzender wird. Der jüngste Sohn Jim leitet seit 1975 Walton Enterprises LLC, ist CEO der Arvest-Bank und Vorsitzender des Verlages Community Publishers Inc. Sam hatte während seines Auf stieges in alle möglichen Bereiche expandiert, um Kosten zu sparen. So hat er das Verlagshaus neben der hohen R endite auch deshalb übernommen, da er so günstiger Prospekte drucken lassen konnte. Alice gründet nach dem Studium die Investmentbank Llama und Co., die innerhalb von Walton Enterprises LLC agiert. Heute züchtet sie auf einer Farm Pferde und ist im Rahmen der Walton Family Foundation Gründerin des Crystal Bridges Museum of American Art.
216 | PRESTIGE
Geld macht Geld Alle Kinder von Sam und Helen Walton sind reich, doch sie arbeiten weiter daran, ihr Geld zu vermehren. Der Name Walton Enterprises LLC steht für eine unscheinbare Firma, über die die Familie ihr Vermögen verwaltet. Allein die Walmart-Aktien generieren jährlich Milliardenwerte. Wie der Vater, der jedem seiner Kinder 20 Prozent Anteile an Walmart überschrieb, als der Erfolg noch in den Sternen stand, so arbeiten auch seine Kinder daran, dass man die Steuerlast von Erbe und Grundbesitz drückt. Die Ex-Frau von Bud hat für Letzteres das
FINANCE
«Es gibt nur einen Boss: den Kunden. Er kann jeden im Unternehmen feuern, von der Geschäftsleitung abwärts, ganz einfach, indem er sein Geld woanders ausgibt.» – Sam Walton –
Anlageformat GRAT entwickelt, bei dem ein Fonds für eine bestimmte Zeit eine bestimmte Menge Geld auszahlt. Rechnerisch ist der Fonds so angelegt, dass er am Ende aufgebraucht ist, doch wenn der Fonds an Wert gewinnt, dann geht das Geld steuerfrei an einen Erben. Ein ähnliches Prinzip benützen die Waltons bei ihren «Jackie O.-Trusts», bei denen die Auszahlungen an eine gemeinnützige Sache gespendet werden, bis die Laufzeit endet. Je nach Anlage hat man am Ende weniger gespendet, als man Steuern hätte zahlen müssen. Dadurch verdienen die Waltons sogar am Steuerzahlen.
The luxurious way of life | 217
ABO
HABEN WIR IHRE NEUGIERDE GEWECKT? MÖCHTEN SIE DIE KOMPLETTE AUSGABE LESEN? ABONNIEREN SIE NOCH HEUTE DAS MAGAZIN PRESTIGE ZUM PREIS VON CHF 39.– FÜR 4 AUSGABEN! JETZT ABONNIEREN