PRESTIGE Switzerland Volume 31

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LIMITED EDITION SUMMER 2014

CULTURE TRAVEL

LIVING DRIVE STYLE BEAUTY

FASHION

CULINARIUM

FINANCE WATCHES & JEWELLERY

& MORE

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Lignières Lignières 27.–29. 2014 27.–29. JuniJuni 2014

Buochs Buochs 20.–22. 20.–22. JuniJuni 2014 2014

Stockental Stockental 4.–6. 2014 4.–6. JuliJuli 2014


Der Stein des Lebens und der Liebe «Beim Rubin wechseln lichte und samtene Töne von Rosa bis zu dunklem Purpur: Je leuchtender, je lebhafter das Rot funkelt, desto erlesener und kostbarer ist der Stein des Lebens und der Liebe.» Dr. Eduard J. Gübelin (1913 – 2005)

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INHALT 27

TRAVEL 27

NEW ORLEANS Musik liegt in der Luft

34 SPANIEN Der grüne Norden 38 SCHNAPS-REISEN Dem Alkohol auf der Spur

35

40 KREUZFAHRT Schiffe und Routen von einst bis jetzt 45

WUSSTEN SIE SCHON…? Regen, Hitze, Kälte

46

BRUCE CHATWIN Schreibender Reisender

40

48 ALLTAGSFLUCHTEN Ich bin dann mal weg! 50

STILLVOLLE GASTFREUNDSCHAFT Forte Village Resort

54 THAILAND Das Land des Lächelns

54

CULTURE 65

CAMERON DIAZ Hart im Nehmen

90

WO SICH KUNSTRAUB LOHNT Die 10 teuersten Gemälde der Welt

72

AUSSTELLUNGEN & BOOKS Von Annie Leibovitz bis Architektur Biennale

92

PETER BEARD Sammelwütiger Tagebuchschreiber

74 CRIMINALS The Godmother – Griselda Blanco 78

JEFF KOONS Mister Balloon Dog

80

94 SCHREIBKUNST Macht und Verlust der Worte 97

WUSSTEN SIE SCHON…? Zebrastreifen & Walzerkönig

80 TANGO ARGENTINO Tanzendes Zwiegespräch 85 STRADIVARI Teure Töne 86 GEORGIA RUSSELL Le Grand Livre

94 16 | PRESTIGE

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INHALT WATCHES & JEWELLERY 99

RETROSPEKTIVE BASELWORLD 2014 Von A bis Z

118 UHRENGESCHICHTE Marine-Chronometer des 19. Jahrhunderts 122 CHARLES TIFFANY Kein Frühstück bei Tiffany & Co 127 HANS STERN Vom Musiker zum Edelsteinkönig

130

130 DIE RAKETEN-UHR Der Weltraum am Handgelenk 134 PRESTIGE PRESENTS Clockwork 146 NEUES AUS DER UHREN- & SCHMUCKWELT Glänzendes für Kidman und teure Naturperlen

122

DRIVE STYLE 149 IN KÖNIGLICHEN SPHÄREN Porsche meets Marrakesch 154 ICH FAHRE MIT … Jaguar XJ Ultimate 162 15 FRAGEN AN … Jürgen Vogel 164 HEISSE ZWEIRÄDER You might like this bike 172 BLEIBT HEMMUNGSLOS! Mamma Mia, Maserati wird 100!

176

176 RIVA Schwimmende Luxussuiten

164 154 18 | PRESTIGE



INHALT FASHION 183 FOR SHOE LOVERS Fallin' in Love with Giuseppe Zanotti 190 EIN BRAVES KROKODIL WIRD VORLAUT Streetart-Künstler Zoer

183

196 SUMMERTIME – BEACHWEAR-TIME The History of TA-BOU 200 SIMON PORTE JACQUEMUS Sommer, Sonne, Softeis 201 LET’S GO FASHION Bubikragen und Colourblocking 202 PRESTIGE PRESENTS Sonnenzeit 213 WUSSTEN SIE SCHON…? Von Roter Oktober bis Pelz

196

BEAUTY 215 VERY BRITISH Für alle Sinne 220 FÜR FASHIONISTAS Beauty & Perfect Styling 222 SPA AUF DEN SEYCHELLEN Ein tropischer Garten für die Schönheit 228 SOMMER, SONNE, SCHUTZ Die neusten Pflegetipps 233 PFLEGETEST Von Textur bis Duft

228

LIVING 235 FRIES & ZUMBÜHL Das Schweizer Designerduo 238 PIMP UP YOUR FLAT Von Pastellfarben bis Designklassiker

252

240 MINIMALISTISCH EINRICHTEN Manchmal ist weniger mehr 244 PRESTIGE PRESENTS Luxusvilla in Brissago 252 DESIGN FÜR’S BEWUSSTSEIN Super-Designer Luigi Colani 258 PRESTIGE PRESENTS Der Bergpalast

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235


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INHALT CULINARIUM 267 DIE NEUE Z-KLASSE Kulinarische Entdeckungen in Zeeland 272 THE CIGARMAN OF THE YEAR Küchentalk mit Jörg Slaschek 276 SOMMERLICHE GENÜSSE Von Whiskey bis Barsurfing 278 IT’S ALL ABOUT PLEASURE Passion Champagner 284 KONZENTRIERTE KRÄUTER Renaissance einer Kult-Spirituose

284 278

290 KAVIAR Nachhaltiger Genuss 294 WUSSTEN SIE SCHON…? Luxus on the Rocks & teure Zweisamkeit

267

TOPEVENTS 302 WELTKLASSE ZÜRICH Usain Bolt und Co.

297 OMEGA EUROPEAN MASTERS Golf at it’s Best

FINANCE 309 VERANTWORTUNG NICHT IN SICHT Die Finanzbranche in der Kritik

316 ERFOLG UM JEDEN PREIS? Das gemeinsame TUN

KOLUMNEN 44 89 193 226 232 250 319

TAMARA WERNLI – Schreckstunde Hammam WILHEM J. GRUSDAT – Check-in GABRIEL PALACIOS – Wer trägt wen? GÖTZ WINTER – Die Macht der Farben VERA DILLIER – Der Narziss – mein Freund und Helfer DJ ANTOINE – Renovationen und Umbauarbeiten MARIELLA DE MATTEIS – Menschen im Widerstand begleiten

NEWS 62 BIKINI & COMPANY 121 TIMEPIECES WOMAN 128 SCHMUCKSTÜCKE 144 PRESTIGE STYLES WOMAN

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W

ir begrüssen Sie zur Lektüre unserer Sommerausgabe. Begeben Sie sich mit uns auf eine Reise in die swingende Stadt. Wie keine andere Stadt der Welt hat New Orleans Musik im Blut. Sie ist der Geburtsort des Jazz. Die Stadt am Ol’ Man River ist ein Mix aus Heatwave und Langsamkeit, ein Melting Pot der Mentalitäten und ein Mix aus Gefühlsausbrüchen und Easy Going. Getreu dem Motto «Let the good times roll!» bewegt sich New Orleans in seinem ganz eigenen Rhythmus, denn hier liegt Musik in der Luft, die man schier atmen kann. Atmen kann man auch die Passion mancher Künstler, sei es, die der Kulinarikzauberer, Schauspieler oder Designer. Erfahren Sie mehr über «Everybodys Darling» Cameron Diaz, welche unser Redakteur von einer ganz anderen Seite kennengelernt hat, und von Georgia Russell, einer Künstlerin, die alte, vergessene Bücher durch ihr Skalpell zu neuem Leben erweckt. Entdecken Sie das Feuer des Tangos in Buenos Aires, die Leidenschaft schneller Autos und erfahren Sie Neues über den besten Freund der Frau – den Schuh. Auf welches Mode-Gadget Sie auf keinen Fall verzichten können und welchen Duft Sie in diesem Sommer am besten tragen sollten, all dies und noch viel mehr erfahren Sie in der vorliegenden Ausgabe.

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Yvonne Beck Chefredaktorin

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TRAVEL

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NEW ORLEANS Musik liegt in der Luft

34 SPANIEN Der grüne Norden 38 SCHNAPS-REISEN Dem Alkohol auf der Spur 40 KREUZFAHRT Schiffe und Routen von einst bis jetzt 45

WUSSTEN SIE SCHON…? Regen, Hitze, Kälte

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BRUCE CHATWIN Schreibender Reisender

48 ALLTAGSFLUCHTEN Ich bin dann mal weg! 50

STILLVOLLE GASTFREUNDSCHAFT Forte Village Resort

54 THAILAND Das Land des Lächelns

LOUIS VUITTON

LOUIS VUITTON PRADA

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MUSIK LIEGT IN DER

LUFT THE BIG EASY «N’Awlins» ist ein Mix aus Heatwave und Langsamkeit, ein Meltingpot der Mentalitäten und ein Mix aus Gefühlsausbrüchen und Easy Going. Hier läuft das Leben nach anderen Regeln – «The Big Easy», die Heimat des Jazz an der Mündung des Ol’ Man Rivers. Yvonne Beck


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ew Orleans – die Stadt mit 700 Kirchen, 40 Friedhöfen und rund 4 0 00 Bars. Die Stadt, wo die Strassen auf französische Namen hören, die Häuser spanisch aussehen und die Feste auf karibische Art gefeiert werden. Die Stadt des schwarzen Swings, der süssen schweren Düfte der kreolischen Küche und des sündigen Flairs des «Vieux Carré», des French Quarter.

Swing City Wie keine andere Stadt der Welt hat New Orleans Musik im Blut. Sie ist der Geburtsort des Jazz. Doch aus den Bars und Clubs dringen zudem Zydeco, Cajun, Rhythm & Blues, Gospel, Soul, Funk und die Klänge der Brass Bands. Die Liste der Musikrichtungen ist lang und ebenso lang ist die der Spitzenmusiker dieser Stadt. Die ganze Stadt swingt und jeder Einwohner scheint ein musikalisches Naturtalent zu sein. Das bestätigt sich an jeder Strassenecke und auf jedem Platz. Ja, in dieser Stadt sind selbst die Dampfschiffe musikalisch: Auf den legendären Raddampfern ist eine Orgel installiert, die täglich gespielt wird. Das bekannteste Kind New Orleans ist sicherlich Louis Armstrong. In «Back O’ Town», dem Hinterhof der Stadt verbrachte er seine Kindheit. «Es wimmelt von frommen Kirchgängern, Bankrotteuren, Spielern, kleinen Zuhältern, Dieben, Prostituierten und Schwärmen von Kindern. Da gab es Bars, Saloons, Cabarets und Honky Tonks, üble beleumdete Tanz-Cabarets», so beschrieb Armstrong das Milieu seiner Kindheit später in seiner Autobiografie. Der am 4. Juli 1900 geborene Louis wuchs in einem Waisenhaus für schwarze Kinder auf. Seine Mutter, eine drogenabhängige Prostituierte, konnte dem kleinen Jungen kein Zuhause bieten. Gottlob erkannten seine Lehrer Louis’ musikalisches Talent und förderten dieses. So wurde er zu einem der grössten und besten Jazzmusiker der Welt. Seinen Spitznamen «Satchmo» erhielt er wegen seines grossen Mundes; englisch «satchel mouth». Er wirkte zudem in rund 60 Filmen mit und wurde von Charlie Parker und Miles Davis verehrt. Heute ist seine Heimatstadt stolz auf den Ausnahmemusiker, obwohl er sie bereits im Alter von 23 Jahren verliess, um in Chicago sein Glück zu finden. Im heutigen Louis Armstrong Park wurde er in einer überlebensgrossen Bronzestatue verewigt und aus jedem Winkel der Stadt klingt einer seiner Songs. Ein Klassiker der Musikszene ist die Prevention Hall. Das Gebäude in 726 St. Peter Street dient seit 1961 als Bühne für den klassischen, traditionellen Jazz von New Orleans. Entsprechend wurde die Atmosphäre des frühen 20. Jahrhunderts erhalten: Die Fassade und die Innenwände sind künstlich heruntergekommen und unscheinbar bemalt, alte Holzläden verschliessen die Fenster. Die Jazz-Musiker spielen auf einer flachen Bretterbühne in schummrigem Licht. Statt der üblichen Klimaanlagen gibt es nur ein paar Deckenventilatoren

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«I returned to New Orleans, and as soon as I smelled the air, I knew I was home (…): I Walked the streets, savoring that long lost perfume.» – aus «Interview With the Vampire» von Anne Rice –

über den Musikern. Für die Zuhörer gibt es zumeist nur Stehplätze, doch gerade wegen dieses Ambientes steht man Schlange für den Einlass und zahlt gerne 15 Dollar Eintritt. Ein weiterer Tipp, wenn auch kein Geheimtipp, ist das Palm Court Jazz Café in der Decatur Street. Das gemütliche Restaurant erlang sofort nach seiner Eröffnung zu Ruhm und Ehre. Die Hausband von Erving Charles geleitet mit sieben Jazz-Musikern, die zusammen mindestens 500 Jahre alt zu sein scheinen, plaudern in den Pausen gerne mit den

Gästen. Die etwas schräge Besitzerin des Palm Courts tut das Übrige dazu.

Zu Besuch im Cajun Country Doch auch ausserhalb von New Orleans scheint der Staat Louisiana aus Musik geformt zu sein. Selbst die Sumpfgebiete spielen ihren eigenen Rhythmus. Im Jahre 1755 errichteten die ersten Cajuns nach ihrer Vertreibung aus Kanada Louisiana. Einige liessen sich entlang des Mississippis nördlich der Stadt – in den Wetlands entlang

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des Bayou Lafourche – nieder, andere siedelten im Land der Attakapa-Indianer im Südwesten Louisianas. Als Nachkommen der ersten Weissen, die nach Kanada auswanderten und von den Briten vertrieben wurden, fanden sie in den Sumpfgebieten eine neue Heimat. Die Cajuns pflegen bis heute ihr antiquiertes Acadian French, halten an alten Traditionen fest und sind als ausgelassenes, feierfreudiges «Völkchen» bekannt. Wenn am Samstagabend die Band aufspielt, heisst es «Fais Do-Do» und egal, wie hart der Alltag manchmal auch ist, verschreibt man sich dem Motto «Lâche pa la patate» (Nur nicht unterkriegen lassen!). Man tanzt, singt, fidelt, geniesst die Nationalgerichte wie Crawfish, Gumbo, Fried Alligator und Brotpudding und lauscht der Cajun- und Zydeco-Musik. Crawfishfarmen, Zuckerrohrfelder, Plantagenhäuser, Mangrovensümpfe und verschlafene Dörfer kann man durch eine Fahrt durchs Cajun-Country kennenlernen. Der Highway 90 führt direkt hinein, vorbei an kleinen, aber sehenswerten Ortschaften wie Houma und Lafayette. Also: «Laissez les bons temps rouler!» – «Let the good times roll!» Louisiana lässt auch den Fuss des grössten Tanzmuffels im Takt wippen. Denn Musik liegt in der Luft, die man hier atmet.

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Literatur- und Filmtipps zur Stadt «Mein Leben in New Orleans» Louis Armstrong berichtet in diesem Buch über seine Kindheit in der Mississippi-Metropole. «Sieur George», «Old Creole Days» und «Grandissimes» George Washington Cable liefert in diesen Büchern eine bissige Beschreibung über die New Orleanser Gesellschaft und die Kreolen. «Life on Mississippi» Mark Twain schildert das Leben der Menschen auf und am Fluss.

Sprachverwirrungen Es gibt übrigens noch eine Frage, mit der man rechnen muss. Sie wird schamlos auch dem Fremden gestellt, der gerade nichts ahnend zur Tür herein­ gekommen ist. «Tu veux danser, cher, you wanna dance?», braucht einen jedoch nicht zu erschrecken. Auf den Tanzböden zwischen Houma und Eunice herrscht Freistil. Kein Frackzwang mindert das Ver­ gnügen, keine noch so überzeugende Ausrede wird akzeptiert. Laissez les bons temps rouler – Let the good times roll: Nie folgte man einem Werbe­ slogan williger. Die vielen Kulturen und Traditionen der Stadt haben nicht nur das Essen und das Leben der Einwohner geprägt, sondern auch deren Sprache. Noch heute wird im Süden von Louisiana ein Französisch-Englisch gesprochen, welches für Europäer nur schwer zu verstehen ist. Und auch sonst gibt es viele unbekannte Worte: Wenn man vor Ort nach dem Weg fragen will, sollte man die gängigen Himmelsrichtungen schnell vergessen, denn hier gibt es Uptown, Downtown, Lake­ side und Riverside. Sollte das Ziel das French Quarter bzw. das «Vieux Carré» (alte Viertel) sein, läuft man auf dem Weg dorthin nicht auf einem «Sidewalk» (Bür­ gersteig), sondern auf einem «Banquette». Und bevor man abends eine «Fais Do-Do» (Party, Veranstaltung) besucht, erkundet man vorher noch die verschiedenen «parishes» (Landkreise) und kauft einen netten «Gris-Gris» (Glücksbringer) für die Lieben zu Hause.

«A Requiem in Four Acts» Spike Lees Dokumentarfilm ist eine eindrucksvolle vierstündige Dokumen­tation über die Ereignisse nach Wirbelsturm Kathrina. Auch sein zweiter Film « If God Is Willing and da Creek Don’t Rise» ist absolut sehenswert. Er berichtet über die wiederauferstan­ dene Stadt. «Treme» Die TV-Serie spielt im New Orleans nach Kathrina und ist ein bedeutendes Portrait über die Stadt.

Festivals In New Orleans gibt es immer einen Grund zum Fei­ ern. Einige der Veranstaltung haben über die Genzen des Staates grossen Zulauf, daher ist es nützlich, zu wissen, wo wann was los ist. Februar Mardi Gras, Höhepunkt des Karnevals ist der Fast­ nachtsdienstag. Paraden gibt es schwerpunktmässig ab dem vorletzten Freitag vor dem Faschingdienstag. Die grössten Umzüge finden jedoch am Rosenmon­ tag und «Fat Tuesday» statt. April / Mai New Orleans Jazz & Heritage Festival. 1970 trafen sich auf dem Congo Square erstmals 300 Musiker, heute zählt das Fest zu den Topevents der Szene. Auf mehreren Bühnen wird Jazz jeglicher Coleure, Blues und Gospel bis hin zu Zydeco, Folk oder Latin gespielt. Bekannte und unbekannte Bands nehmen hier das Mikrofon in die Hand. Ende Mai New Orleans Wine & Food Experience: fünftägiges Feinschmeckerfestival mit tastings in Shops und vielen Veranstaltungen. Dezember / Januar Sugar Bowl (American-Football-Meisterschaft), eins der Top-College-Football-Endspiele im Superdome, das seit 1935 ausgetragen wird. Über aktuelle Veranstaltungen geben die Freitagsaus­ gaben der Time-Picayune sowie die Wochenmaga­ zine Gambit und Off Beat Auskunft. Oder im Internet unter: www.neworleanscvb.com und www.louisiana travel.de.

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FACTS ABOUT NEW ORLEANS Cities of Dead

Wegen der tiefen Lage von New Orleans und dem damit verbundenen sehr feuchten Boden gibt es in der Stadt keine herkömmlichen Friedhö­ fe. Weil Seuchen befürchtet werden, überwiegen die «above the ground burials». Seit 1830 werden die Toten in Mausoleen beerdigt; diese «Cities of the Dead» sind Touristenattraktionen. Einen Besuch wert sind der St. Louis Cemestry No. 1 & 2, der Metairie Cemestry sowie der Lafayette Cemestry. Die Stadt entwickelte zudem ihre eigene Art der Begräbnisse: Ein traditionelles Jazz Funeral wird von einer Marching Band begleitet, die traurige, auf das Jenseits ausgerichtete Musik auf dem Weg zur Beerdi­ gung hin und fröhliche, weltliche Musik (Hot Jazz) auf dem Weg zurück spielt.

Hot Stuff

Louisiana ist nicht nur die Heimat des Jazz, sondern auch des Tabas­ cos. Edmund McIlhenny warf Pfefferschoten in ein altes Whiskeyfass, zerstampfte sie und gab eine Handvoll Salz dazu. Nach Abschluss der Fermentation fügte er Essig hinzu und liess es weitere 30 Tage stehen. Das daraus resultierende rote, scharfe Gebräu wurde begeistert ange­ nommen. Geboren war der Tabasco. Noch heute wird er nach beinah unveränderter Formel hergestellt und weltweit exportiert. Ein Besuch auf Avery Island, auf der die Plantagen und Fabrik stehen, ist jedoch nur loh­ nenswert wegen des kleinen Shops, in dem man jeglichen nur denkbaren Tabasco-Merchandising-Artikel kaufen kann.

Voodoo oder fauler Zauber?

Da Sklaven ein ordentliches Begräbnis verwehrt blieb, irrten – dem Volksglauben nach – ihre Seelen ruhelos herum. Darauf stützt sich auch die Geschichte des Voodoo, welcher in New Orleans tief verwurzelt ist. In der ganzen Stadt findet man Spiritual Temple oder Voodoo-Shops, Wahrsager und Magier, Priester und Scharlatane. Im French Quarter in der Dumaine Street liegt das Historic Voodoo Museum. Hier ist alles zu haben: Mittel gegen Rheuma, Liebeszauber oder Voodoo-Puppen. Zudem lernt man einiges über Zaubertränke und Rituale.

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SPANIENS

GRUNER NORDEN HOHE GIPFEL UND EINSAME

STRANDE In die Berge oder ans Meer? Alljährlich wird die Frage nach dem besten Urlaubsziel aufs Neue gestellt. Yvonne Beck

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um Glück hat der Norden Spaniens beides zu bieten: idyllische Buchten mit Sandstränden und die imposanten Bergwelten des Kantabrischen Gebirges. Dazwischen jede Menge Kultur und Tradition, die das übliche Spanienbild auf den Kopf stellen.

Galizien Es ist grün wie in Irland, auf Volksfesten ertönen Dudelsäcke und den Stierkampf im Fernsehen schaltet man lieber ab: Galicien ist anders als das restliche Spanien, denn die Kultur der Region geht auf die Kelten zurück, nicht, wie im Süden, auf die Mauren. Die meisten Besucher zieht es hier an die Rías Baixas: vier fjordartige Meeresbuchten an der Westküste, gesäumt von wunderschönen Stränden, Weinbergen und Kiefernwäldern. Das Klima ist sonniger und milder als im übrigen Nordspanien, viele Strände sind windgeschützt und das Wasser heizt sich im Sommer bis 20 Grad auf. Das Gegenstück

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dazu sind die Rías Altas an der Nordküste. Wegen des kühleren und feuchteren Wetters spielt der Badetourismus hier eine geringere Rolle. Dafür begeistert die Nordküste mit rauen Steilküsten und stürmischen Kaps, wobei herrliche Strände auch in diesen Breiten zu finden sind. Weitere Schätze liegen im bergigen Inland. Dort locken urtümliche Wälder, dramatische Schluchten wie der Cañon do Sil, historische Städte wie Ourense oder Lugo – und mit Santiago de Compostela eines der grössten Pilgerziele der Christenheit.

Asturien Die imposanten Klippen am Kantabrischen Meer und die grandiosen Picos de Europa prägen die Landschaft des «Principado de Asturias». Das kleine Fürstentum stand nie unter maurischem Einfluss und gehört formell dem spanischen Thronfolger. Seine Hauptstadt Oviedo beherbergt eine der traditionsreichen Universitäten des Landes und nur wenige Kilometer entfernt befinden sich einige der schönsten präromanischen Bauten Spaniens. An vielen Orten, ob im Tal oder in den Bergen, locken die Sidrerías zur Einkehr. Das sind jene urtümlichen Kneipen, in denen der hier angebaute Apfelwein ausgeschenkt wird. Ein guter Begleiter zur Sidra ist der regionale Edelschimmelkäse Cabrales. Hier, an der Costa Verde, der grünen Küste Spaniens, finden sich einige der schönsten Strände des Landes, so etwa rund um den Fischerort Cudillero mit seiner östlich gelegenen Playa de Aguilar. Urlaubsorte wie Llanes oder Luanco konnten sich ihren ursprünglichen Charme bewahren. Abwechselnd dazu laden die grüne Landschaft und das Traumpanorama, das man von weit oben in den Bergen geniesst, zu ausgedehnten Wanderungen und Fahrradtouren ein.

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Kantabrien Das Blau des Kantabrischen Meeres und das Grün der über 2 000 Meter hohen Gebirgszüge der Cordillera Cantábrica prägen die Landschaft der Autonomen Region Kantabrien. Ihre Hauptstadt Santander liegt an einer schönen, von Bergen gerahmten Bucht. Die Playa del Sardinero und die Halbinsel La Magdalena werden von Villen und Schlösschen der Belle Époque gesäumt. Weiter westlich locken das malerische Santillana del Mar sowie die Höhlen von Altamira mit den berühmten prähistorischen Malereien. Die Höhle selbst ist nicht zu besichtigen, wurde aber originalgetreu etwa 500 Meter entfernt nachgebildet.

Baskenland Das Guggenheim-Museum von Frank O. Gehry in Bilbao ist die neue Ikone des Baskenlandes. Zusammen mit weiteren Bauten internationaler Stararchitekten hat es den Industrieort zu einem Mekka für moderne Architektur und Kunst werden lassen. Eine Autostunde nordöstlich, am Golf von Biscaya, zählt San Sebastián zu den elegantesten Städten Spaniens. Am muschelförmigen Stadtstrand von Donostias badet man in prächtiger Kulisse umgeben von Jugendstilbauten.


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DEM ALKOHOL AUF DER SPUR

SCHNAPS

IDEEN

Souma in Griechenland, Grappa in Italien, Wodka in Russland, Sake in Japan oder Whisky in Schottland – Schnaps-Ideen? Von wegen! Auf den Spuren des Schnapses können Reisegäste ihren eigenen Reise-Cocktail mixen … Souma, Grappa, Wodka, Sake oder Whisky – hinter Branntweinen steckt oft wahre Kunst, ein Stück Geschichte und viel Tradition. Die Herstellart von Grappa beispielsweise wurde im 13. Jahrhundert von Mönchen ­perfektioniert und der Vorläufer von Wodka wurde zu medizinischen Zwecken verwendet. Auf einer Reise in die Herkunftsländer der verschiedenen Schnäpse lernen Geniesser viel Neues und Unbekanntes über die National-Spirituosen kennen.

Japanischer Sake Die Welt des japanischen Sake ist ähnlich vielseitig wie jene des Weins. Unterschiedliche Reissorten, Anbau­gebiete, Reifezeiten und Herstellungsbeigaben haben eine hoch differenzierte Trinkkultur hervor­ge­ bracht. Reisegäste können die Kunst des Sake-Trinkens während einer Japan-Rundreise erlernen und in Takayama eine der vielen Sake-Brauereien besuchen. Kanpai!

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Schottischer Whisky Verwinkelte Bilderbuchgassen, sattgrüne Weiden, Dudelsack, Kilt, schroffe Fels­ klippen und – last but not least – Whisky. Schott­lands Magie bezaubert seine Besucher und bietet ein unvergessliches Erlebnis. Neben Naturfreunden, Golf­ spielern und Kulturfans kommen auch Whisky-Liebhaber auf ihre Kosten. So wird in den Highlands die älteste noch in Betrieb befindliche Whisky-Destil­lerie besucht, bei der Gäste unter anderem erfahren, wie das schottische Lebens­ wasser seinen süssen und leicht fruchtigen Karamell-Charter erhält. Cheers!

Griechischer Souma Neben Oliven, Fetakäse, Souflaki und Moussaka ­gehört auch der Schnaps zu einem richtig griechischen Essen. Auf der griechischen Insel Rhodos ist das «Souma». «Souma» ist der traditionelle Schnaps der Insel und wird in der Berg­ region auf tradi­tionelle ­Weise hergestellt. Neben «Ouzo» zählt dieser Schnaps zu den griechischen National-Spirituosen. Wissenshungrigen Gästen wird gerne Einblick in die Herstellungsweise dieser Köstlichkeit gegeben. Jamas!

Russischer Wodka Wodka oder Wässerchen, wie die Russen ihren ­Lieblingsschnaps nennen, ist ihnen so wichtig wie das tägliche Brot. Die Tradition reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Aus Gerste, Weizen, Mais, Roggen oder Kartoffeln – je nach dem, was der Acker zu bieten hatte – wurde die Spirituose hergestellt. Neben Wodka gibt es aber in St. Petersburg noch vieles mehr zu entdecken: Die Stadt bietet prunkvolle Paläste, geschwungene Brücken, pastellfarbene Häuserfassaden, üppige Grün­ anlagen und zahlreiche Wasserwege. Nastrovje!

Italienischer Grappa Inmitten von Wiesen und Obstgärten geniessen ­Reisegäste ruhige Tage im südtirolischen Algund. Hier in der Heimat des Grappas – umgeben von einer malerischen Naturkulisse – findet sich ein auserlesenes Sortiment dieses Branntweins. Eine der Brennereien Südtirols befindet sich im selben Dorf und die Kurstadt Meran ist mit dem Bus bequem erreichbar. Da trinkt sich der Grappa doch ganz anders – Salute!

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KREUZFAHRTTRÄUME

SCHIFFE

UND ROUTEN VON EINST BIS JETZT

Einst wahren Kreuzfahrten noch den «Happy Few» vorbehalten, heute sind Schiffsreisen ein Luxus für fast jeden Geldbeutel. Ob auf dem Mittelmeer, im hohen Norden, einer Reise in die Karibik oder der Königin unter den Kreuzfahrten – die Fahrt um die Welt. Yvonne Beck

D

ie Philosophie der Kreuzfahrt ist in wenigen Worten zusammenfassbar: «Der Weg ist das Ziel!» Es geht bei dieser Art von Reisen nicht darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen, sondern um das Erlebnis Schiff, um den Wind in den Haaren, die frische Seeluft in der Nase, beim Bordentertainment Mitreisende kennenzulernen und dabei auch die weitentferntesten Destinationen mühelos zu erreichen.

Die Anfänge der Kreuzfahrt Vor über 110 Jahren bestiegen die ersten Reiselustigen, vom Fernweh gepackten Menschen das Deck eines Kreuzfahrtschiffs und entdeckten diese angenehme Art des Reisens für sich. Zwar gab es bereits 1840 die ersten Ozeanriesen, welche die Strecke Europa nach Nordamerika bedienten, doch waren diese Schiffe besetzt von Auswanderern, die in Amerika ihr Glück suchten und auf der Überfahrt alles andere als Annehmlichkeiten vorfanden.

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TRAVEL

Es war der Geschäftsmann Albert Ballin, der die Kreuzfahrt, wie wir sie heute kennen, erfand. Die Reederei «Hamburg-Amerikanische PacketfahrtActien-Gesellschaft», kurz Hapag, dessen Direktor er war, musste jedes Jahr starke finanzielle Einbussen verkraften, da in den Wintermonaten Fahrten über den Atlantik so gefährlich und ungemütlich waren, dass zu wenig Tickets verkauft wurden. Statt die Schiffe in der kalten Jahreszeit ungenutzt im Hafen liegen zu lassen, kam ihm die Idee Vergnügungsreisen anzubieten. Das erste Schiff, das Albert Ballin für eine Kreuzfahrt charterte, war die «Auguste Victoria». An Bord über 240 Passagiere, die aus reinem Vergnügen und Selbstzweck eine luxuriöse Seefahrt unternahmen. Nach dem Erfolg dieser Reise baute man immer grössere und schnellere Schiffe, wie das erste offizielle Kreuzfahrtschiff «Prinzessin Victoria Luise», das 1901 mit dem Ziel Karibik in See stach. An diesen Kreuzfahrten nahmen die Damen und Herren von Welt teil. Man schwelgte im Luxus zwischen Austern, Kaviar und Champagner. Man zelebrierte den Fünfuhrtee und f­eierliche Galaabende. Eine feste Kleiderordnung und das mehrmals tägliche Umziehen waren Programm. «Klassische Kreuzfahrt» wie diese gibt es auch heute noch. Doch seit den 1970er-Jahren öffnet sich der Markt einem breiten ­Publikum.

Ob Klassik-, Heavy-Metal-, Golf- oder Gourmet-Kreuzfahrt, der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Seit Neustem werden sogar «Business Cruise» angeboten. Sprich: Konferenzen und Tagungen, die auf Luxuslinern dieser Welt abgehalten werden. Es müssen jedoch nicht immer die grossen Meere sein, die bereist werden wollen. Für Menschen, die bspw. schnell seekrank ­ asserstrasse zwischen werden, empfiehlt sich eine Flusskreuzfahrt. Ob die W St. Petersburg und Moskau, auf den Spuren des Zaren oder auf «Väterchen» Rhein die Loreley und den Nibelungenschatz zu suchen, auch hier ist die Vielfalt gross. Wer es exotischer mag, dem steht der Mekong offen mit seinen Reisfeldern, Mangrovenwäldern, Flussdelfinen und schwimmenden Märkten. Für die, die Urwald-Feeling bevorzugen, bietet sich der Amazonas, das grösste Flusssystem der Welt, an. Das Schönste an einer Kreuzfahrt jedoch ist: Jeden Tag einen neuen Ort erleben und trotzdem den Koffer nur einmal auspacken. Kreuzfahrten versprechen Komfort und Abenteuer zugleich.

Neue Trends Die Kreuzfahrt-Branche wächst und wächst. Dass dieser Trend auch in den kommenden ­Jahren anhält, dafür investieren die Reedereien in neue Routen, Schiffe und Ideen. Mit immer mehr themenspezifische Kreuzfahrten lotsen die Unternehmen Kreuzfahrer an Bord.

Von schwimmenden Palästen

Von Fjord zu Fjord

Die Route mit dem Postschiff «durch» Norwegen existiert schon 1893: Richard With war der Erste, der die zerklüftete Westküste Norwegens mit dem Dampfschiff entlang fuhr. Die Reise auf der «Hurtig­ ruten» ist eigentlich als Linienverkehr ausgewiesen. Die Hälfte der Reisenden sind Einheimische, die ihren ganz alltäglichen Erledigungen nachgehen. 35 Häfen werden angefahren, zwölf Tage dauert die gesamte Rundreise von Bergen durch Norwegens Fjorde und Sunde bis hinauf nach Kirkenes und zurück. Da­ zwischen: Natur, Ruhe und Einsamkeit – aber auch Stadtausflüge nach Trondheim und Tromsö. Zudem überquert man den Nördlichen Polarkreis.

Boris Dänzer-Kanthof erzählt in seinem Buch, was Reisende auf den ersten schwimmenden Palästen erwartete und welchen Luxus eine Seereise auf heu­ tigen Kreuzfahrtschiffen bietet. Dazu illustrieren authentische Dokumente, historische Plakate, Aus­ züge aus Reisetagebüchern, viele bisher unveröf­ fentlichte Fotografien und Anekdoten zum «Leben an Bord» die Entwicklung von den bescheidenen Anfängen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Revival der Kreuzfahrt in den heutigen Tagen.

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KOLUMNE

TAMARA WERNLI

SCHRECKSTUNDE HAMMAM Bisher habe ich die Reinigungsgewohnheiten, die ich täglich an meinem Körper durchführe, noch nie hinterfragt. Ich bin davon ausgegangen, dass mein Säuberungsritual keinerlei ­Optimierungspotential besitzt. Kürzlich wurde ich zum ­hundertprozentigen Revidieren meiner Meinung gezwungen. Auf einer Reise in Marrakesch nahm ich ein türkisches Bad, und weiss jetzt, dass ich vorher nie gewaschen war. Im Spa-Bereich des Hotels empfängt mich eine Badewärterin und bedeutet mir, ich möge mich komplett entkleiden. Ich habe nicht die geringste Lust, nur das kleinste Stück meiner Unterwäsche vor einer Fremden abzulegen. Als sie meine Miene sieht, entfernt sie sich. In ein Frotteetuch gewickelt betrete ich dann – bis auf mein Bikinihöschen völlig nackt – die Badehalle, ein aus Marmor angefertigter, stark erwärmter Raum mit Oberlicht und ange­ reichert mit Eukalyptusduft, so berauschend wie eine mit Gras gefütterte Shisha. An der Wand plätschert Wasser in ein Becken, zu beiden Seitenwänden erheben sich bettenähnliche Marmor-Plateaus. Auf einem strecke mich leicht benebelt aus. Die Badewärterin beginnt, meinen ganzen Körper, vom Scheitel bis zur Fußsohle, mit schwarzem Sand einzureiben. Eine kribbelnde, aber nicht unangenehme Prozedur. Anschliessend fährt sie mit ihrem Daumenknöchel mit ziemlichen Druck über meine Beine, dann über mein Rückgrat. Es knackst hier und da; empfindlich darf man nicht sein. Gerade, als sich meine Glieder langsam an die kräftigen Hände gewöhnen, hält sie inne, und giesst – ohne Vorwarnung – einen Eimer Wasser über meinen Kopf. Mein Euka­ lyptusrausch löst sich innert Sekunden auf, ich schnappe erschrocken nach Luft. Schon schwappt ein weiter Eimer über mich! Und noch einer, alles geht sehr schnell. Um Himmels willen, Hilfe! Waterboarding! Ich schlucke – ich weiss nicht wieviel – Wasser, Zeit «Stopp!»

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zu rufen, bleibt mir nicht. Und wumm, noch einer! Ich will sie durch wildes Gesti­kulieren daran hindern, mich an diesem be­ schissenen Ort von Marrakesch einfach so zu ertränken, aber sie lässt ab. Mein Spucken und Schlucken bemerkt sie nicht, meine Wärterin hat sich schon abgewandt, wahrscheinlich in Vorbereitung der nächsten Tortur. Entspann dich, Tamara, es ist nur Wasser. Das Haar, zuvor fein säuberlich hochgebunden, klebt mir klatschnass am Schädel. Mist. Den Augenblick, mich aus meiner Schockstarre zu lösen, hab ich nicht. Mit einem Handschuh (vermutlich aus reinster Stahlwolle) rubbelt sie jetzt meinen Körper, bis er drei Kilo seiner Haut abstösst, mindestens, und bald den niedlichen kleinen Krebstierchen ähnelt, die ich einen Abend zuvor beim Dinner gediegen zu Knoblauch­ sauce verspeist hatte. Es ist verflixt: Ich trau mich nicht, die Frau um Schonung zu bitten. Dann, endlich, kündigt sich eine sanftere Runde an. Sie reibt mich mit wohlriechendem Seifenschaum ein. Ich lasse los, soweit das geht, denn der

«Ich bin ein willenloses Geschöpf in den Pranken einer marokkanischen Wärterin.» nächste Guss trifft mich bestimmt nicht unvorbereitet! Der kommt nicht, stattdessen macht sie sich an meinem Dutt zu schaffen. Halt! An meine Mähne lass ich nur meine Coiffeuse und l’Oréal! Zu spät. Schon ist das Gummiband entfernt und sie spült unzimperlich die frisch gewaschenen Haare mit irgendwelchen, bestimmt abscheulichen Shampoos durch. Meine Kopfhaut, mein Haar, die Haarspitzen, alles sträubt sich dagegen. Bringen tuts nichts. Ich bin ein willenloses Geschöpf in den Pranken einer marokkanischen Wärterin. Bitte, lieber Gott, Allah, wer auch immer, lass mich endlich sauber sein.


WUSSTEN SIE SCHON …? Regenschirm & Co London hat bezüglich des Wetters nicht unbedingt den besten Ruf. Wer in die Stadt an der Themse oder andere britische Städte reist, packt fast automatisch immer einen Schirm ein. Wer jedoch in die Ewige Stadt Rom reist, lässt diesen getrost zu Hause. Fakt ist jedoch, dass in Rom jährlich mehr Regen niedergeht als in London. Etwa 900 Liter Jahresdurchschnittsmenge misst man in der italienischen Hauptstadt. Das ist fast doppelt so viel wie in London. Das liegt daran, dass wenn es in Italien einmal regnet, dann einfach heftiger. Es gibt also trotzdem bedeutend mehr Schlechtwettertage in London als in Rom.

Heiss, heisser, Death Valley Das libysche Städtchen El Azizia galt lang als heissester Ort der Welt. Doch noch heisser geht es in Kalifornien zu. Im Death Valley bei Furnace Creek wurden 56,7 Grad Celsius gemessen. Das Death Valley (Tal des Todes) erhielt seinen Namen, nachdem dort 1849 der Grossteil eines Gold­gräbertrupps sein Leben verlor. Die hohen Tempe­raturen kommen deshalb zustande, weil sich die Hitze im Tal staut: Der tiefste Punkt des Death Valley befindet sich 85,5 Meter unterhalb des Meeresspiegels.

Kalt, kälter, Oimjakon In Russland liegt der kälteste Ort der Welt. 680 Kilometer nordöstlich der Grossstadt Jakutsk, zwischen dem Werchojansker Gebirge und dem Tscherski­gebirge liegt Oimjakon. Die das Hochland nach Süden ab­schliessende Berg­ kette verhindert den Zufluss wärmerer Luftmassen, dadurch wurde hier die niedrigste Tem­ peratur weltweit gemessen: minus 71,2 Grad. Die Kälte ist nur deshalb zu ertragen, weil sie sehr «trocken» ist und Oimjakon sehr windgeschützt liegt.

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SCHREIBENDER REISENDER BRUCE CHATWIN

Als der Reiseschriftsteller, Abenteurer und Migra­ tionsforscher Bruce Chatwin 1989 starb, verschwand mit ihm einer der schillerndsten Sterne am literarischen Himmel der Reiseliteratur. Eine Begegnung mit der Architektin und Designerin Eileen Gray gab den entscheidenden Anstoss zu einer halbjährigen Reise nach Patagonien, um Überreste des Brontosaurus zu suchen. Er bereiste Australien und setzte sich mit der Kultur der Aborigines auseinander. Reisebücher wie «In Patagonien» und «Traumpfade» wurden Bestseller. Sein Roman «Der Vizekönig von Ouidah» wurde unter dem Titel «Cobra Verde» mit Klaus Kinski in der Hauptrolle verfilmt. Chatwin war seit 1964 mit der Amerikanerin Elizabeth Chanler verheiratet, hatte jedoch wechselnde Affären mit teils prominenten Liebhabern. 1986 erkrankte er an AIDS, infolgedessen er 1989 in Südfrankreich verstarb. Bruce Chatwin verwendete auf seinen Reisen stets Moleskin-Notizbücher, wie sie auch heute wieder in Mode sind. Und den Verlust seines ­Reisepasses sah er als eine Trivialität im Gegensatz zu dem katastrophalen Verlust seiner Notizbücher an.

3 ZITATE «Heute, sagt er, müssten die Menschen mehr denn je lernen, ohne Dinge zu leben. Dinge erfüllten die Menschen mit Furcht: Je mehr Dinge sie besässen, umso mehr hatten sie zu fürchten.»

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«Der Vorgang des Wanderns trägt zu einem Gefühl psychischen und geistigen Wohlbefindens bei.» «Diese Erde ist eine unbarmherzige Liebhaberin. Sie verhext. Sie ist eine Zauberin! Sie nimmt Sie in ihre Arme und lässt Sie nie wieder gehen.»


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ALLTAGSFLUCHTEN ICH BIN DANN MAL

KURZ WEG Lust, aus dem Alltag auszubrechen, eine Verschnaufpause einzulegen und einfach mal den Kopf durchzulüften? Um sich zwischendurch zu erholen und neue Energie zu tanken, genügt oftmals ein kurzer Tapetenwechsel. Mit einem Kurztrip in eine andere Umgebung kann der Geist wieder so richtig wach werden.

Wiedermal für ein paar Tage verreisen oder ein verlängertes Wochenende geniessen? Flexibel zusammenstellbare Kurztrips bieten die ideale Möglichkeit, die Batterien wieder aufzuladen. Maltesischer Tapetenwechsel, einen Gang runterschalten auf Kreta, Alltagsabtausch mit Mallorca, ausgedehnte Tea Time in Bristol oder ein kurzer Abstecher nach Sardinien – ein Ausbruch aus dem Alltag wirkt Wunder: Ich bin dann mal kurz weg.

BRISTOL

Tea Time Die Hafen- und Universitätsstadt Bristol bietet mit einer Mischung aus traditioneller und moderner Kunst eine breite Palette an Sehenswürdigkeiten. Als Ausgangsort eignet sich Bristol bestens, um die nörd­ lichen Cotswolds oder die südwestlich gele­ genen Regionen Devon und Cornwall zu entdecken. Hier kann man sich richtig viel Zeit für den Nachmittagstee nehmen. Mit knapp vier Millionen Einwohnern ist Bristol die achtgrösste Stadt Englands. Aufgrund der hügeligen Landschaft, der Meeresnähe und der vielen schönen, alten Gebäude, die trotz grosser Schäden im Zweiten Weltkrieg erhalten geblieben oder neu aufgebaut worden sind, gilt Bristol als eine der schönsten Städte im Königreich.

MALTA Tapetenwechsel garantiert Kulturelle Reichhaltigkeit, grossartige Landschaften und 7 000 Jahre Geschichte konzentrieren sich auf einem kleinen Flecken Erde: Malta verzaubert seine Besucher mit gebündelter Vielfalt. Ob mit dem Mietwagen, per Boot oder zu Fuss – diese Insel lohnt es, zu entdecken! Malta, Gozo und Comino – der Mini-Archipel im Mittelmeer erfüllt vielfältigste Ferienwünsche. Die Inselgruppe hat Eroberer vieler Herren Länder gesehen und alle hin­terliessen sie ihre Spuren – in der Kultur, in der Sprache, aber auch in Monumenten: mystische Tempel, älter als die Pyra­ miden, Burgen und Festungen. Das in Ocker leuchtende Valletta, die prachtvolle, mächtige Hafen­ stadt und trotzige Festung der Johanniter, in den Einkaufs­strassen von Valletta und Victoria, auf der Promenade von Sliema oder dem Fischmarkt von Marsaxlokk pulsiert das Leben.

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KRETA Einen Gang runterschalten Ein Sprung ins Wasser, ein Ausflug ins Hinterland oder doch lieber süsses Nichtstun? Kreta bietet Natur, Kultur und Kulinarik. Hier kommen Reisegäste schnell in den gemächlichen Rhythmus der griechischen Insel und vergessen jegliche Sorgen des Alltags. In der Mythologie verliebt sich Zeus, Gott aller Götter, in Europa und entführt sie nach Kreta. Die grösste der griechischen Inseln ist bekannt für ihre abwechs­ lungsreiche Landschaft und die gastfreundlichen Menschen. Und natürlich ist die südlichste griechische Insel für ihre kilometer­langen, herrlichen Sand­ strände bekannt. Malerische Städte wie Chania oder Rethymnon, mit pittoresken Gassen, gemütlichen Tavernen und hübschen Brunnen, sowie ein reges Nachtleben, etwa in Chersonissos oder Malia, runden die kretische Vielfalt ab.

MALLORCA Raus aus dem Alltag Auf der grössten Insel der spanischen Balearen verbringt nicht nur die Königsfamilie unbeschwerte Tage, auch Reisegäste ohne blaues Blut geniessen hier Ferienluft. Durch die Hauptstadt Palma schlendern, mit dem Velo versteckte Buchten entdecken oder einfach Sonne tanken – nach wenigen Tagen auf Mallorca fühlt sich manch einer, als wäre er wochenlang in den Ferien gewesen. Denn Mallorca wartet mit einer unglaublichen Vielfalt an Eindrücken und Erlebnissenn auf rund 3 600 Quadratkilometern auf: wunderbare Küstenlandschaften, ein Inselinneres mit ver­ schlafenen Bergdörfern und Orangenhainen und pulsierendes Leben in der Inselhauptstadt Palma. Golfspieler lieben die landschaftlich reizvollen und spielerisch abwechslungsreichen Plätze. Und Szenegänger schwören auf die hippen Clubs, Bars und Boutiquen.

SARDINIEN In der Kürze liegt die Würze Smaragdgrünes Wasser, sanftes Hügelland, zerklüftete Gebirge und jede Menge Kultur und Kulinarik. Auf Sardinien kommen Reise­ gäste ins Schwärmen. Ein Ausflug zur archäologischen Anlage bei Arzachena, Segeln, Wasserskifahren oder eine Erkundungstour mit dem Velo – dieser Kurztrip wird höchste Ansprüche erfüllen. Tief Luft holen beim Wandern in den Korkeichenwäldern, den Duft von Thymian, Rosmarin und Lavendel um die Nase wehen lassen und den Alltag hinter sich lassen. Am besten, indem man dem Ruf der Inselgeschichte, weit zurück in die mystische Zeit der NuraghiKultur und ihren Steinhaufen folgt oder das Dolce Far Niente in den beschaulichen Städten und Fischerdörfern, in Cagliari oder Olbia, in Porto Cervo oder Villasimius zelebriert.

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ELEGANZ, FREIHEIT,

EMOTIONEN,

STILVOLLE GASTFREUNDSCHAFT Eine Kollektion von hochwertigen Hotels, in denen die Schรถnheit der Natur, der Charme Italiens und die Erholung perfekt an einem einzigen Ort vereint werden: dem Forte Village Resort. Lilly Steffen

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as Forte Village Resort ist bereits zum 16. Mal in Folge Gewinner des angesehenen Titels «World’s Leading Resort» und liegt direkt an der südwestlichen Küste Sardiniens. Die hohe Servicequalität und die bezaubernde Schönheit der Landschaft runden das exklusive Profil für Familien, Pärchen und Gäste des Forte Villages ab, die sich nach Entspannung, Sport, Spass und Luxus sehnen.

Kulinarik der Spitzenklasse Mit 21 Restaurants ist das Resort gleichzeitig ein Paradies für jeden Gourmet. Ausser über den Spezialitäten der drei Michelin-Sterne-Köche Gordon Ramsay, Rocco Iannone und Giancarlo Perbellini strahlt nun auch ein wohlverdienter Michelin-Stern für das Talent und die Professionalität des fantastischen Kochs Antonello Arrus. Der Sardinier war die letzten zehn Jahre als Chefkoch im Restaurant Belvedere tätig, dem edlen und stilvollen Restaurant im Hotel Villa del Parco, welches den «Leading Hotels of the World» angehört. Das Resort bietet mit seinen verschiedenen beeindruckenden Restaurants die perfekte Plattform, um während der bevorstehenden Saison als Gastgeber der italienischen Version von «Hell’s Kitchen» aufzutreten.

Wellness & Spa Das Forte Village ist, mit seinem einzigartigen Thalasso-Spa, dem «Thalasso del Forte», ein absoluter Wohlfühlort. Hierzu gehören sechs Pools mit unterschiedlichem Salz- und Mineralstoffgehalt, die für absolute Entspannung sorgen und Körper, Geist und Seele zu neuer Kraft verhelfen. Angrenzend an den besonderen Spa-Bereich, bietet das Thalasso del Forte ein Zentrum ­für Thalassotherapie und eine Auswahl an Behandlungen und Therapien.

­Eines der vitalen Elemente in den integrierten Thalassotherapien ist das Meeresöl mit natürlichem Meerwasser, das reich an Magnesium ist. Der produzierte, osmotische Effekt erhöht intensiv die Ionenbeschleunigung zwischen Wasser und Körper intensiv. Dieser Prozess hilft bei der Entwässerung und ermöglicht eine bessere Aufnahme von Magnesium. Nachdem diese aussergewöhnlichen Ergebnisse internationale Preise gewonnen haben, hat das Forschungszentrum für medizinische, bioklimatische, biotechnologische und natürliche Medizin der Universität in Milano die Forschung der Thalassotherapie im Thalasso del Forte vorangetrieben, einer der Hauptgründe für die Auszeichnung zum «Leading Spa of the World».

Ein pralles Sportangebot Für alle sportbegeisterten Gäste bietet das Resort eine Vielfalt an Sportaktivitäten in Zusammenarbeit mit weltbekannten Sportlern und Trainern sowie Sportclubs, wie beispielsweise dem Chelsea Football Club, englisches Rugby mit Austin Healey und Will Greenwood, Golf in Kooperation mit dem Wentworth Golf Club, Cricket mit Alec Stewart, Michael Vaughan und Paul Nixon, Tennis mit Rocky Loccisano, dem berühmten Trainer von Pat Cash. Viele

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weitere spannende Sportaktivitäten, wie die Basketball Akademie in Kooperation mit CSKA Moscow und die brandneue Boxing Academy, befinden sich im Resort. Weitere Neuigkeiten präsentiert das Forte Village kommenden Sommer für absolute Tennisliebhaber: Das Resort wird zwei seiner Tennisplätze in Sandplätze verwandeln. Die resorteigene Tennis-Akademie bietet insgesamt 12 qualitativ hochstehende Tennisplätze und ist Gastgeber des prestigeträchtigen ITF Futures von März bis November 2014, welches aus 40 internationalen Wettkämpfen der Tennis Federation (weiblich und männlich) besteht. Die ITF Futures spricht ausschliesslich junge, talentierte Spielerinnen und Spieler an, die ohne Zweifel eines Tages zu den grossen Tennisstars gehören könnten. Ebenfalls wird das Resort Tennis Champions zwischen dem 21.und 28.Juli während des «ATP Challenger»-Wettkampf beherbergen.

Kids Paradise Das Forte Village ist jedoch auch auf Kinder mit all ihren Bedürfnissen bestens vorbereitet. Von Kleinkindern bis hin zu Kindern im Alter von zwölf Jahren liegt die Betonung stets auf Spass in einer sicheren Umgebung. «Città dei Bambini» bedeutet «Stadt der Kinder», die sich im Herzen des Resorts befindet.

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Sie wird von qualifiziertem und erfahrenem Personal geleitet und bietet fantastische Workshops wie Töpfern, Tanzen oder Malen, bei denen die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen dürfen. 2014 bietet das Resort mit dem Forte Village «Barbie™ VIP Package» ein besonderes Highlight mit entsprechenden Unterhaltungsmöglichkeiten unter dem Motto «für kleine Mädchen ist alles möglich». Mit diesem «VIP Package» lernen die Mädchen ein Schlafzimmer nach Barbie-Stil zu dekorieren, bekommen ein Barbie-Bett-Set sowie einen Kulturbeutel mit entsprechenden Badezimmerartikeln und eine besondere Barbiepuppe geschenkt. Dieses exklusive Package gibt den kleinen Damen die Möglichkeit, die Fashion-Akademie zu besuchen, die im Barbie-Zentrum viele verschiedene Aktivitäten anbietet. Hier können unter anderem individuelle Fotorahmen gebastelt werden – perfekt für unvergessliche Urlaubserinnerungen. Die Mädchen dürfen ein T-Shirt designen, welches sie auf dem Laufsteg präsentieren und haben zusätzlich die Möglichkeit, das Resort auf pinkfarbenen Fahrrädern zu erkunden. Für alle Barbie-Fans gibt es eine Überraschung im «Barbie™ Activity Centre»: Eine massgeschneiderte Barbie-Ecke, in der es alles aus Barbies Welt gibt!


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DAS

LAND

DES LACHELNS

THAILAND

Das Königreich Thailand, das ehemalige Siam, – Land der Mythen und Blütenträume, der Öle, des duftenden Tempelrauches aus Zitronengras und Minze – hier begleitet den Besucher ein intensives und immer sanftes, oft betörendes Aroma. Anya Bartels-Suermondt



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E

s mag der Einfluss des in allerorts im Geist und in wunderschön geschmückten Tempeln präsenten Buddhas sein, was sich in der Namensgebung widerspiegelt: «Thai» bedeutet in der Landesprache «frei». Der Name stammt aus einer beliebten Volksetymologie, auch vor dem Hintergrund, dass Thailand das einzige Land in seinem Umkreis ist, dass niemals wirklich kolonialisiert wurde. So oder so darf man den Begriff «Freiland» wörtlich nehmen. Seine ureigensten Rituale, Traditionen und sein authentisches Landschaftsbild haben sich die rund 67 Millionen Thailänder bis heute von niemandem nehmen lassen. Augen und Sinne werden allerorts von einer ganz speziellen Schönheit der Dinge verführt, der Liebe zum oft verspielten Detail, einem ganzen Regenbogen an in tiefen Traditionen wurzelnden Aromen und Düften.

Das Odeur des alten Siams Diese Düfte setzten sich in einer der besten und fantasiereichsten Küchen der Welt fort – dieses Prädikat für die thailändische, nicht nur von Gourmets geschätzte Küche ist hinlänglich bekannt. Wie allerdings Chef Chamlong Pewthaisong (genannt Jimmy) in der Küche des mit zahllosen Awards ausgezeichneten 5-Sterne-Hotels «The Sukhothai» in Bangkok seine Kunst zelebriert und wie viel Inspiration er dabei in seinen Pfannen und Töpfen zu vermischen weiss, ist schlichtweg atemberaubend! In seiner Küche könnte er erfunden worden sein, der oft liebevollst für Thailand gebrauchte Begriff «Das Land des Lächelns». Seine Kreativität verfeinerte Chamlong Pewthaisong in den verschiedenen Luxus-Resorts und -Hotels in Jordaniens Amman, in Indien und Hongkong. Nun in Bangkok zu seinen Landeswurzeln zurückgefunden, versteht sich Jimmy selbst als Diener der schönen Künste und des Genusses. Er setzt alles daran, mit täglich neuen Ideen und Kreationen internationale Gäste sowie die oberen Zehntausend Bangkoks auf wahre kulinarische Traumreisen zu führen.

Harmonie in Töpfen In seinem dampfend brodelnden Reich komponiert er Menüs aus ein­ tausendundeiner feinen Zutat: Kokosnussmilch, Fisch- und Erdnusssosse, Chili, Curry, Ingwer, Soya, Koriander, Jasmin, Zitronenblätter, Frühlings-

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zwiebeln, Basilikum, Roter und Grüner Currypaste, Ente, Lichy, gerösteter Banane und natürlich aus dem omnipräsenten oft parfümierten weissen Reis. Wie in jedem Bereich des thailändischen Lebens ist auch in der Küche die Harmonie besonders wichtig, alle Kochzutaten werden kunstvoll harmonisch aufeinander abgestimmt. Schon als kleiner Junge, so erzählt der Chef, strategisch sinnvoll auf einem wackeligen Hocker direkt neben dem Herd platziert, schaute Jimmy im elterlichen Restaurant in die Töpfe, lernte die ersten Kniffe und Tricks zwischen Legen, Wenden, Kochen, Dünsten und Würzen. Er achtete schon damals auch auf den visuellen Effekt der in verschiedensten Texturen und Farben sich darbietenden Zutaten der Gerichte. All seine Kompositionen sind heute deshalb, abgesehen von höchster Kochschule, auch pittoresk anmutender Augenschmaus mit malerischem Charakter. Zu Gast in seiner Küche erklärt er mir von Garzeiten der Langusten oder Hummerkrabben, der Reife der jungen Koksnüsse, Auswahlkriterien von Enten oder Hühnern etc. Ich verstehe kein Wort, bedaure bewundernd und freue mich schon auf den Nachtisch: frittierte Banane mit hausgemachter Kokosnusseiscreme. Wie das ganze Menü – zum Niederknien!

Nicht nur die Hauptstadt verzaubert den Gaumen Auf Phuket versuche ich, die ersten Schritte des Pfannen-Einmaleins der Thaiküche selbst umzusetzen. Im «Baba Pool Club» des 60-Villen-Resort «Sri Panwa» traue ich mich an einen Kochkurs heran und versalze direkt mein «Green Curry with Chicken». «Zu viel Fischsosse, zu wenig Kokosnussmilch», kommentiert die gutgenährte Küchenchefin Ms. Groyjai Borbthang knapp, die sich u. a. im deutschen Schloss Elmau als Gastköchin präsentierte, und nun doch anerkennend nickt. Es scheint, als habe ich ansonsten gut gewürzt und ihren Schärfenerv getroffen. Mir treibt das eben Selbstgebraute allerdings Tränen in die Augen. Die Scala, nicht nur für die Touristen verträglich gestaltet, sondern auch für einige der besonderen Schärfe abholden Landsleute selbst, geht von normal, pikant, sehr pikant bis superscharf! Letzteres kann sich dann, je nach Eigenempfinden, im Gaumen wie kurz vorm Höllenbrand anfühlen. Auch die Schärfe will, wie alles in der thailändischen Küche, auf die Charakteristika eines jeweiligen Gerichts liebevoll genau und verträglich abgestimmt und ausgewogen sein. Das seelische, körperliche und geistige Gleichgewicht zieht sich in Thailand wie ein unsichtbarer Faden durch jedweden Bereich des Lebens.


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100 Prozent Verwöhnprogramm Auf ganz andere Weise werden Geist und Seele eines jeden Gastes in Sri Panwas zauberhaft mystisch anmutenden «CoolSpa», eingebettet in ein betörendes Aroma aus Zitronengras, Minze und Jasmin, ins Gleichgewicht gebracht. Hier fühlt man sich wie im Nirwana. Die Seele baumelt halb schwebend vom sanft nach Blüten duftenden, angenehm mit weissen Tüchern gepolsterten Massagetisch. Ob Massage, Thalasso, Aromatherapie oder auf einem «Floating-Deck» über dem Wasser die Yoga-Session kurz nach Sonnenaufgang – nie habe ich mich besser gefühlt! Nicht nur der thailändischen Königsfamilie, die bereits oft im Sri Panwa verweilte, sondern allen Bewohnern der spektakulären privaten Poolvillen stehen «personal assistants» für jedwedes noch so kleine Problem oder jede naive «Anna-und-der-

König»-Frage zur Verfügung. Dann dauert es keine paar Minuten und schon steht jener mit Lösungsvorschlägen vor der massiven hölzernen Tür, die zum eigenen Villengarten führt. In meinem Fall ist dies Rujiporn, genannt «Fang», eine junge übertalentierte lachende Thailänderin, die abgesehen von diversen Studiengängen, Entschiedenheit und Talent sogar deutsche Sprachkenntnisse anbietet!

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Kulinarische Genüsse in der Altstadt Die relaxte Privatsphäre und das Chillout-Ambiente des Sri Panwa sowie die unzähligen Angebote wie Tennis, Bibliothek, Gym, SPA, Ausflüge im hotel­ eigenen Speedboot, Gourmet-Präsentationen in «Baba Dining Lounge» und, und, und … machen es dem Besucher nicht leicht, das Resort freiwillig verlassen zu wollen. Man muss sich fast aufraffen, um seinen Weg aus seiner Villa hinunter vom Hügel und hinein in das Altstadtzentrum von PhuketTown zu finden. Doch der Besuch lohnt sich. Man hat die Qual der Wahl: zwischen un­zähligen Märkten, Kunstgalerien, Bars oder zu Restaurants gestalteten kleinen Palästen oder Townhouses. Zum Aperitif geht es auf den Spuren des Films «The Beach» ins Hotel «On On», in dem Leonardo di Caprio und Tilda Swinton vor der Kamera standen. Im Restaurant «The Blue Elephant Governor Mansion» kann man sich auf honig­farbenem, knarrendem Parkett in mit avantgar­distischer Dekoration vermischten altehrwürdigen Salons verwöhnen

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lassen. Der ehemalige Stadt-Palast des Gouverneurs bietet ausgesuchte Thai-Speisen und internationale Weine. Im mit Patina behafteten, berühmten und mehrfach als bestes Thai-Restaurant auf Phuket ausgezeichneten «Raya» thront Chefin Ms. Kularb wie eine Königin neben der antiken Bar, um den wilden Betrieb z­ u überwachen. Hier dinieren die Locals ebenso wie die komplette Thai-Airways-Crew. Man hört, sie reservieren, schon im Anflug begriffen, direkt aus dem Cockpit! Das «Raya» ist in Mehrfachschichten permanent ausgebucht. Wer einen Tisch ergattert, kann sich auf rustikal servierte Gerichte und turbulente, echte thailändische Atmosphäre freuen. Wer danach noch auf einen Absacker und Livemusik Lust hat, ist unweit in der mit Kerzenlicht schummrig ausgeleuchteten Clubbar «Sanahea» bestens aufgehoben. Hier bieten lokale Musiker eine Palette an Stilrichtungen, die von Blues über Jazz, Funk und Soul reicht. Die Cocktails gibt es hier in allen Farben und sie haben es in sich!


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CULTURE 65

CAMERON DIAZ Hart im Nehmen

72

AUSSTELLUNGEN & BOOKS Von Annie Leibovitz bis Architektur Biennale

74 CRIMINALS The Godmother – Griselda Blanco 78

JEFF KOONS Mister Balloon Dog

80 TANGO ARGENTINO Tanzendes Zwiegespräch 85 STRADIVARI Teure Töne 86 90

GEORGIA RUSSELL Le Grand Livre WO SICH KUNSTRAUB LOHNT Die 10 teuersten Gemälde der Welt

92

PETER BEARD Sammelwütiger Tagebuchschreiber

94 SCHREIBKUNST Macht und Verlust der Worte 97

WUSSTEN SIE SCHON…? Zebrastreifen & Walzerkönig

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CULTURE

CHARLIE’S ANGELS FULL THROTTLE | Columbia Pictures

CAMERON

DIAZ HART IM NEHMEN

In Cameron Diaz’ Körper steckt viel Arbeit.

Ob im Bett oder im Leben – Cameron Diaz verhält sich wie ein Kerl. Denn sie nimmt sich immer, was sie will. Das Ex-Model ist seit genau 20 Jahren dick im Kinogeschäft. Und privat? Na ja, ihre Ansichten zu Sex, Drehbüchern und Körperausscheidungen sind bisweilen ganz schön durchgeknallt. Dominique Zahnd

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SEX TAPE | Sony Pictures

CULTURE

In der Komödie «Sex Tape» lassen Jason Segel und sein weiblicher Co-Star alle Hüllen fallen.

«I

ch bin nichts Besonderes», sagt Cameron Diaz. «Es gibt Millionen von Frauen wie mich. Nur geben die halt keine Interviews.» Klingt gut, ist aber gelogen. Ob ihre blitzenden Zahnreihen, der makellose Körper oder das Image als Gute-Laune-Granate – nichts davon ist zufällig. Denn Cameron Diaz ist eine knallhart kalkulierende Geschäftsfrau, die der Welt genau das vorspielt, was die von ihr erwartet. Wer sie schon mal getroffen hat, merkt schnell, dass sie nur eine Illusion verkauft. Sind die Kameras an, legt die Schauspielerin einen Schalter um – und sprüht vor sympathischer Quirligkeit. Doch was passiert davor und danach? Erst mal kommt sie zu spät. Damit der Ton richtig aufgezeichnet werden kann, befestigt normalerweise ein Techniker ein Mikrofon am Revers des Stars. Diaz will aber von keinem Fremden berührt werden, denn sie hasst Bakterien. Also rauscht sie ab ins Nebenzimmer und verkabelt sich dort lieber selbst. Das Kamerateam will ihr folgen, doch die Entourage der Schauspielerin winkt ab. «Das darf nicht gefilmt werden.» Bevor das Gespräch aufgezeichnet wird, wollen Diaz und ihre Gefolgschaft dann noch auf den Monitoren kontrollieren, wie das Set ausgeleuchtet wurde. Denn eine falsch aufgestellte Lampe könnte für unvorteilhafte Schatten im Gesicht der Diva sorgen und ihre Falten sollen Fernsehzuschauern verborgen bleiben – da versteht der Diaz-Clan keinen Spass. Das eigentliche Interview ist eine Show. Unangenehme Fragen werden weggelächelt. Und nach sieben Minuten – zack! – ist der Spuk schon vorbei. Gleichzeitig mit dem Erlöschen der roten Aufnahmelichter ist auch Schluss mit lustig. Die Blondine verschwindet auf der Stelle. Draussen warten jubelnde Fans auf sie. Aber jetzt, wo keine TV-Kamera auf sie gerichtet ist, ignoriert die Amerikanerin die Normalsterb­ lichen rechts und links von ihr. Hält ihr einer ihrer Anhänger gar ein Foto hin, kassiert er ein wütendes «Fuck off!», denn Autogramme zu schreiben ist unter ihrer Würde. Deshalb wählt sie das «Autograph Collector Magazine» (so etwas gibt es wirklich) seit Jahren r­ egelmässig auf Platz eins der unfreundlichsten Hollywood-Stars.

«Botox liess mein Gesicht gruselig aussehen.»

Einer der schönsten Menschen der Welt Wie jeder andere Promi dient auch Cameron Diaz als Projektionsfläche. Sie verkörpert das Sinnbild einer blonden Barbie. Dementsprechend taucht sie

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KNIGHT & DAY | 20th Century Fox

CULTURE

ständig in irgendwelchen Schönheits-Charts auf. So wählte sie das britische Empire Magazine in die Top 100 der begehrenswertesten Stars der Filmgeschichte. Und das amerika­nische People Magazin nominierte Cameron als eine der «50 schönsten Menschen der Welt». Verständlich, denn äusserlich ist alles perfekt an ihr. Die Zähne? Von einem Spezialisten gerichtet. Der Body? Mithilfe eines Personaltrainers gestählt. Die glatte Haut? Dank Botox gestrafft. Lange hat sie in der Presse ihre Schummeleien empört abgestritten. Dieses Jahr gestand sie dann endlich, dass sie sich vom Beauty-Doc Nervengift ins Gesicht hat spritzen lassen. «Ja, ich habe Botox ausprobiert», sagt sie. Schliesst aber sogleich weitere Behandlungen aus, weil «es mein Gesicht verändert hat: Es sah gruselig aus». Sind nicht ihre Lider oder Lippen gerade öffentlich unter Beschuss, dann nörgeln die Klatschblätter an ihren Kurven rum. Mal gilt sie als super sexy, dann wieder soll ihr Busen nicht perfekt genug für eine Traumfrau sein. Cameron Diaz hält solche Diskussionen für lächerlich: Sie ist zufrieden mit ihrer Oberweite. «Meine Grossmutter hatte extrem grosse Brüste, meine Mutter nur ganz kleine. ‹Ich will solche wie die Oma›, soll ich als kleines Mädchen immer gesagt haben – aber ich kam dann doch nach meiner Mutter. Heute bin ich sehr glücklich mit meinem kleinen Busen.» Brustumfang hin oder her – ihr Aussehen ist definitiv ihr Kapital. Und weil Cameron Diaz die Businessseite ihres Jobs perfekt im Griff hat, veröffentlichte sie 2014 ihr erstes Buch. Viele hätten mit einer Autobiografie gerechnet, doch der Star schrieb einen Schönheitsratgeber. In dem Buch ist sie schonungslos offen. Sie handelt Harmloses ab wie ihre Pickelplage, ihre K ­äsesucht und verschwitzte

Workouts im Fitnesscenter. Sie verrät aber auch Trivialitäten, dass sie nicht still sitzen kann, dass man viel Wasser trinken und immer seine Exkremente in der Kloschüssel überprüfen sollte. Manche ihrer Ansichten sind reichlich abstrus. Zum Beispiel ihr Make-up-Fimmel: So darf ihre Visagistin erst an ihre Haut ran, wenn der Star den Lunch verputzt hat. «Denn sobald ich zwei, drei Bissen ­gegessen habe, verändert sich meine Haut.» Eine andere Sache ist die mit den verplanten Sonntagen. Am Tag der Ruhe empfängt die Schauspielerin grundsätzlich keine Besucher. Warum? «Weil ich in der Küche stehe und das Essen für die kommende Woche präpariere. Diese Aufgabe nehme ich extrem ernst. Denn nur dank dem richtigen Essen fühle ich mich gut.» Mit Deos steht die Schauspielerin auch auf Kriegsfuss: Sie hält sie für unnötig und sagt: «Ich habe seit rund 20 Jahren keines mehr benutzt.» Am seltsamsten ist aber ihr Vortrag zum Thema Schamhaare, den sie in «The Body Book» zum Besten gibt. So warnt sie vehement vor Laser-Behandlungen, stattdessen sollten die Frauen von heute lieber zu ihren haarigen Dreiecken ­stehen.

THE OTHER WOMAN | 20th Century Fox

Schlagkräftiges Duo: Cruise und Diaz.

Sex ist definitiv ihr Lieblingssport Ihre Fitness-Philosophie ist schnell zusammengefasst. «Mein Jungbrunnen setzt sich aus Sport, gesunder Diät, Lachen und viel Sex zusammen», sagt sie und ergänzt. «Sex ist gesund, er ist natürlich, dafür sind wir hier. Sex ist definitiv mein Lieblingssport. Ich bin immer in Stimmung …» Das klingt nach einem Vamp. Doch Cameron stört das nicht. Sie sieht sich als «sexuelles ­Wesen» und verhält sich dementsprechend. «Ich liebe das Physische. Ich will meinen Kerl berühren. Und zwar immer und überall. Das ist keine Option, das ist ein Muss.» Die Schauspielerin hat sich schon die

Drei Frauen sinnen auf Rache – Cameron Diaz, Leslie Mann und Kate Upton in «The Other Woman».

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THE COUNSELOR | 20th Century Fox

CULTURE

Matratze mit Justin Timberlake, Jared Leto oder Matt Dillon geteilt. Dass Showbiz-Paare sich oft in unterschiedlichen Zeitzonen aufhalten, empfand sie nie als Last. Schliesslich gäbe es Flugzeuge. «Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich der Liebe wegen über den Wolken war», sagt sie und flüstert dann: «Ich reise im­mer irgendeinem Penis hinterher.» Dass trotzdem keine ihrer Beziehungen lange gehalten hat, sieht die Schauspielerin nicht als Nachteil. «Ich bin dankbar für jeden Lover. Das bedeutet, ich habe gelebt.» Mittlerweile ist sie mit sich selbst im Reinen. Findet sich innen und ­aussen schön. «Ich mag mich so, wie ich bin. Und ich weiss, was ich will und wie ich es bekomme. Das ist befreiend.» Sie hat – angeblich – auch keine Angst mehr vor dem Altern. «Nehmen wir Helen Mirren als Beispiel. Sie hat mit ihren 65 die interessanteste Karriere in Hollywood …» Wer die 40 überschritten hat, den löchern Reporter mit der Kinderwunschfrage. Sie sagt bissig dazu: «Wenn ich Kinder wollte, dann hätte ich schon längst welche.» Offiziell hat sie derzeit keinen Mann an ihrer Seite. Eine Frau übrigens auch nicht. Denn Cameron sagt: «Ich denke, dass sich alle Frauen einmal von einer anderen Frau angezogen fühlen. Das ist ganz natürlich.» Treue? ­Davon hält sie ebenfalls wenig. «Ich weiss nicht, ob überhaupt jemand von Natur aus monogam ist», fragt sie sich. «Wir haben alle die gleichen Instinkte wie Tiere.» Sie mag in «Shrek» einer Prinzessin Leben eingehaucht haben, romantisch scheint die Schauspielerin privat allerdings nicht zu sein. Sie mag das Neandertalerprinzip: «Zieh mir eine über mit deiner Keule und wirf mich über deine Schulter. Du Mann, ich Frau.» Mit ihrer Direktheit können nicht alle

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GAMBIT | Ascot Elite

In «The Counselor» hat die Schauspielerin Sex mit einem Auto: das ist eine Kinopremiere.

Unnötiges Remake: Colin Firth und Cameron Diaz in «Gambit».

Jungs umgehen. Ihre eher männliche Einstellung scheint mit ihrer Kindheit zusammenzuhängen. Ihr Vater hätte anscheinend lieber Söhne gehabt: Darum schickte er seine Töchter Cameron und Chimene immer zum Sport. «Wir waren wild und hatten ständig aufgeschlagene Knie», erinnert sich die Schauspielerin. Ihre Kindheit unter der Sonne Kaliforniens war unbeschwert. Da ihre Eltern nicht viel Geld besassen, standen teure Ferientrips nie zur Debatte. Stattdessen reisten sie jeweils in ihrem VW-Bus in den Norden, um dort zu wandern und zu fischen. Immerhin: Als Teenagergirl ging auch

«Ich bin sehr glücklich mit meinem kleinen Busen.» sie gerne Shoppen. Heute ist das anders. «In meinem Job spielt Mode zwar eine grosse Rolle, doch ich ­finde das ermüdend. Es kostet ungeheure Kraft, sich ständig umzuziehen. Deshalb trage ich privat am liebsten immer das Gleiche, manchmal eine Woche lang.»


CULTURE

Als Teenie ein international gefragtes Model Mit ihrer Grösse, den blonden Haaren und den blauen Augen war sie schon damals der Star auf dem Schulhof. Ihre kubanische Abstammung sieht man ihr nicht an. «Ich spreche leider kein Spanisch», gibt Cameron zu. «Das hängt damit zusammen, dass wir nie in einem Latinoviertel gewohnt haben. Ich wuchs am Strand in Southern California auf, als typisches All-American-Girl.» Nachdem sie 1989 von einem Fotografen auf einer Party entdeckt worden war, ging es Schlag auf Schlag. Die 16-Jährige bekam schon eine Woche später einen Vertrag bei der exklusiven Agentur Elite Models. In den folgenden fünf Jahren liess sie sich in Japan, Australien, Mexiko, Marokko und Paris fotografieren – mit der Erlaubnis ihrer Eltern. Die Reisen festigten ihr Selbstbewusstsein. Doch wie viele andere Teenager übertrieb sie es bisweilen beim Partymachen: Als 18-Jährige wurde sie in Australien mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Nach diversen Jobs für Coca Cola, Calvin Klein oder die Vogue kehrte sie in die USA zurück und schloss die High School ab – übrigens zusammen mit Rapper Snoop Dogg. Dann lockte das Kino: Ohne jegliche Schauspielerfahrung bewarb sich die 21-Jährige für die Rolle einer

Sexbombe im Special-Effects-Spektakel «The Mask». Weil den Produzenten jemand vorschwebte, der fast schon übersexy aussah, legte man ihr nahe, sich den Busen vergrössern zu lassen. Cameron lehnte ab, versprach aber, ihre Brüste mithilfe von Push-up-BHs und Einlagen voluminöser zu gestalten. Das hat funktioniert. Als laszive Nachtklubsängerin verkörperte sie in dem Hitfilm glaub-

«Die Schauspielerei ist ein brutales Geschäft.» haft den unerreichbaren Traum von Jim Carrey, bis dieser dank einer geheimnisvollen Maske vom erfolglosen Bankangestellten zum unverwundbaren Superhelden mutiert. Und diesem knallt die Kinnlade – im wahrsten Sinne – bis auf die Tischplatte, als er sexy Cameron singen hört. Der Film machte sie über Nacht bekannt. Und schon vier Jahre später gelang ihr mit «There's Something About Mary» der Einstieg in die Oberliga Hollywoods. Heute gehört Cameron Diaz mit Julia Roberts und Nicole Kidman zu den teuersten Schauspielerinnen der Traumfabrik. Sie kassiert 20 Mio. Dollar Gage pro Film und seit 2009 bestätigt ein Stern auf dem Walk of Fame ihren Ruhm. Wie sie an neue Projekte rangeht, ist allerdings etwas seltsam. So verrät die Schauspielerin, dass sie Drehbücher so gut wie nie zu Ende liest. Ausserdem sei es ihr wichtig, dass die Filme chronologisch gedreht werden? «Weil ich sonst Probleme damit habe, sie zu verstehen», gibt Cameron zu.

SHREK | Paramount Pictures

Was empfindet die Schauspielerin, wenn sie sich an ihren ersten Film erinnert? «Ich hätte nie gedacht, dass ‹The Mask› so ein Erfolg werden würde. Danach hat man mir allerdings nur Rol­len in unheimlich dämlichen Soft-Pornos angeboten – die sahen mich halt als die grosse Blonde mit den langen Beinen und den prallen Brüsten.» Doch sie war sich für solche Parts zu schade und drehte stattdessen ein paar Indie-Streifen – wie «The Last Supper», «Feeling Minnesota» oder «A Life Less Ordinary». Heute ist ihr Status in Hollywood gefestigt. Zickenkrieg sei in der Branche eine Seltenheit, ­ eher unterstütze man sich gegenseitig. Ihre engsten Freundinnen sind die Schauspielerinnen Drew Barrymore, Reese Witherspoon und Gwyneth Paltrow. Cameron ist der Meinung, es gäbe genug Arbeit für jede von ihnen. «Ich bekomme zum Die grünste Prinzessin der Welt: Fiona aus «Shrek».

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CULTURE

Beispiel nicht die gleichen Rollen wie Drew an­ geboten und wir wollen auch nicht dasselbe machen.» Weiss eine von ihnen mal nicht weiter, fragt diese dann eine ihrer Freundinnen an. «Wir Schauspielerinnen sind da nicht anders als andere Frauen …»

«Ich reise immer irgend einem Penis hinterher.» Schönheit reicht nicht, Talent zählt auch Dem Film-Business und seinen ungeschriebenen Gesetzen steht sie kritisch gegenüber. Cameron Diaz beschönigt nichts und sagt: «Die Schauspielerei ist ein brutales Geschäft – vor allem für Newcomer. Hollywood verlangt nach Jugendlichkeit und Schönheit. Mit diesen Attributen kann man zwei, drei Filme lang überleben. Danach muss man aber als Schauspielerin was drauf haben …» Obwohl sie selbst gerne Ausflüge ins Charakterfach unternimmt («My Sister’s Keeper», «Vanilla Sky», «Gangs of New York»), sehen die Fans sie am liebsten in spritzigen Komödien wie «Charlie’s

Frauenpower ist ihr wichtig. Darum drehte Cameron die drei «Charlie’s Angels»-Streifen mit Drew Barrymore und Lucy Liu. Aktuell ist sie in «The Other Woman» zu sehen: In der Komödie werden drei Frauen (Diaz, Leslie Mann und Kate Upton) vom selben Mann (Nikolaj CosterWaldau) betrogen. Doch dann üben die drei Ladies gemeinsam Rache. Cameron Diaz’ Modelkarriere startete mit 16. Sie arbeitete fünf Jahre für die renommierte Agentur Elite. Dort waren beziehungsweise sind auch Superstars wie Cindy Crawford, Gisele Bündchen, Linda Evangelista, Lara Stone oder Alessandra Ambrosio unter Vertrag

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Angels», «What Happens in Vegas» oder «Bad Teacher». Die Rolle in letzterem Film ist am nächsten dran an der echten Cameron. Fluchen, Kiffen, Rülpsen – das alles sei doch normal. Dass sie das wirklich so meint, bewies sie in mehreren TVShows, wo sie auf Kommando in Richtung Kamera rülpste. Ladylike? Ganz sicher nicht. Der Schauspielerin ist das egal, sie geht noch weiter und sagt: «Frauen haben sich schon immer schlimmer als Männer benommen. Und wenn ich Kumpels von mir erzähle, was unsere Gesprächsthemen untereinander sind, winken die entsetzt ab: Die wollen das lieber nicht hören …»


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&

AUSSTELLUNGEN

BOOKS

Retrospektive des Meisters of Kitsch

Venedig für Architekten

Grosser Auftritt Jeff Koons: Das New Yorker Whitney Museum widmet dem USKünstler eine Retrospektive, die 120 Ausstellungsstücke aus 35 Schaffensjahren zeigt (27. Juni bis 19. Oktober). Ein Grund mehr, mal wieder in den Big Apple zu reisen.

Der Pflichttermin für Architekten findet in diesem Jahr in Venedig statt: Die 14. Architektur Biennale (7. Juni bis 23. November) mit dem Thema «Fundamentals» wird von Rem Koolhaas verantwortet. Sie wird die Grundlagen moderner Baukunst präsentieren und sich auf die Geschichte und Entwicklung der nationalen Architekturen in den letzten 100 Jahren konzentrieren. Die Architektur Biennale wird wie immer in den Giardini und in den Corderie auf dem Gelände des Arsenals durchgeführt.

Inspiration Japan

Im Museum Folkwang in Essen startet am 27. September die Ausstellung «Monet, Gauguin, van Gogh ... Inspiration Japan». Sie zeigt, wie sehr die japanische Kunst für die Entwicklung der europäischen Moderne von grundlegender Bedeutung ist. Nahezu alle grossen Meister von Manet, Degas, Cézanne, Monet bis Gauguin, van Gogh, Bonnard und Vuillard haben sich von japanischen Bildmotiven und Stilmitteln begeistern und inspirieren lassen.

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Grosses Kino

Filme sind das kulturhistorische Ausdrucksmittel des 20. Jahrhunderts. Vergleichbar mit einer Textil- oder Möbelsammlung dokumentieren Filme Kultur- und Zeitgeschichte. Filme des letzten Jahrhunderts spiegeln, wie sich in der Schweiz Werte, Denk- und Lebensweisen, Landschaften, Verkehr oder Modestile verändert haben. Die Ausstellung «Schweiz als Film» im Landes­ museum Zürich zeigt ein reizvolles, unter­ haltendes und gleichzeitig informatives Panoptikum einer Gesellschaft und wie diese im letzten Jahr­ hundert zur heutigen Schweiz wurde. Nobuyoshi Araki Bondage Taschen Verlag

Gefesselt von Araki

«Die Schönheit des festen Schnürens», so lautet die wörtliche Über­ setzung von «Kinbaku-bi», einer japanischen Form der erotischen Fesselung, die Nobuyoshi Araki schon seit langem fasziniert und die er zu einem seiner wichtigsten fotografischen Motive erkoren hat. Araki wurde dafür als Genie und Poet gepriesen, aber auch als Frauen­ feind, Pornograf oder Monster beschimpft – dieser Künstler polarisiert, denn sein Werk lässt jede vereinfachende moralisierende Klassifikation hinter sich. Diese auf 845 Exemplare limitierte Collector’s Edition be­ steht aus drei Bänden, die nach japanischer Tradition handgebunden und durch eine Holzkassette geschützt sind. In den Büchern wartet eine von Araki getroffene Auswahl seiner liebsten Bondage-Aufnahmen. Auch erhältlich: 3 Art Editions, auf jeweils 50 Exemplare limitiert, mit je einer Farbfotografie.

Die Kraft und die Herrlichkeit Annie Leibovitz – die grösste Porträtfotografin der Welt – präsentiert ein Sumo-Werk. Die Arbeit an diesem Projekt dauerte mehrere Jahre. Kein Wunder, denn Leibovitz hatte eine Auswahl aus einem Werk zu treffen, das mittlerweile vier Jahrzehnte umspannt. Der gewichtige Band präsentiert so berühmte Aufnahmen, wie die innige Umarmung zwischen John Lennon und Yoko Ono, neben kaum oder noch nie zuvor gezeigten Bildern. Einige ihrer gefeierten Gruppenporträts offenbaren erst im Extremformat ihre ganze Brillanz. Zwei symbolträchtige Bilder zu Beginn des Bandes stecken den zeitlichen Rahmen ab: die legendäre Schwarz-WeissAufnahme, auf der Richard Nixons Hubschrauber 1974 auf Nimmerwieder­ sehen vom Rasen des Weissen Hauses abhebt, und das formelle Farbporträt von Queen Elizabeth II., aufgenommen 2007 im Buckingham Palace. Da­ zwischen entfaltet sich ein Werk, das einem Familienalbum der Mächtigen und Prominenten unserer Epoche gleicht, mit glamourös in Szene ge­setzten Schauspielern, Tänzern, Musikern, bildenden Künstlern, Schriftstellern, Sportlern und Wirtschaftsbossen. Annie Leibovitz Die Collector’s Edition Taschen Verlag

Limitiert auf insgesamt 10’000 signierte und nummerierte Exemplare, mit einem von Marc Newson entworfenen Buchständer sowie einem umfassenden Begleitbuch. Erhältlich als Art Edition (Nr. 1 bis 1 0 00) mit einem von Annie Leibovitz signierten Fine Art Print und einem Satz aller vier Schutzumschläge sowie als Collector’s Edition (Nr. 1 001 bis 10’000). Die Collector’s Edition gibt es in vier verschiedenen Cover-Varianten: Whoopi Goldberg, Keith Haring, David Byrne und Patti Smith.

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CULTURE

THE GODMOTHER

GRISELDA

BLANCO Als sie geboren wurde, müssen die dunkelsten Mächte des Universums alles erdenklich Böse und Grausame kübelweise über ihrer Wiege ergossen haben. In ihrem bulligen Körper schlug weder ein Herz noch atmete eine Seele und wenn sie sagte: «töte ihn», klang es so beiläufig wie: «bring mir einen Eistee». Griselda Blanco ist die grausamste und unbarmherzigste Führungspersönlichkeit des kolumbianischen Medellin-Kartells in den USA und sie ist die Ausgeburt der Hölle. Helena Ugrenovic

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«P

atin des Kokains», «Ma Baker», «Black Widow» oder «La Madrina» sind fast schon Kosenamen der Bestie in Menschengestalt, in der sich Kaiser Nero, Hannibal Lector und Rosemarys Baby vereint haben. Die «Tochter des Teufels» verteilt Todesurteile wie ein Superstar Autogramme und im Laufe der Jahre sind es Hunderte. Manchmal, weil ihr gerade danach ist. Auch wenn es sich dabei um einen zweijährigen Jungen handelt, der im Kugelhagel von Griseldas Todesschwadron durchsiebt wurde, lächelt sie zufrieden und sagt: «Scheiss drauf, immerhin haben wir ihn jetzt». Chefkiller-Legende Jesús «Chucho», der sie angeblich beleidigt hat, war das eigentliche Ziel des Vollstreckungskommandos, jedoch stirbt stattdessen sein kleiner Sohn.

Der Schlamm des Verderbens Griselda Blanco wird am 15. Februar 1943 als uneheliche Tochter einer Feldarbeiterin und eines Grossgrundbesitzers in Santa Marta, Kolumbien, ge­ boren. Als sie drei Jahre alt ist, zieht ihre Mutter mit ihr nach Medellin und haust in ärmlichsten Verhältnissen in den Bergen bei den Gesetzlosen, ohne fliessend Wasser und Elektrizität, jedoch blutgetränkt von der Gewalt, die allgegenwärtig ist. Schon als Kind offenbart sich der Patin statt putziger

­ isney-Märchen das Bild toter Menschen und der D beissende Gestank verwesender Leichen. Im Alter von elf Jahren entführen Griselda und ihre Slum-Gang das Kind wohlhabender Eltern aus dem Flachland und erpressen diese um Geld. Als die Familie das geforderte L ­ ösegeld nicht zahlt, erschiesst Griselda das Kind und besiegelt damit ihren ersten Mord.

Dirty Woman, American Dream Mit 14 Jahren flüchtet Griselda vor ihrer gewalt­ tätigen Mutter und schlägt sich sechs Jahre als Prostituierte durch. Sie lernt ihren ersten Mann, Alfonso Trujillo, kennen und gebärt drei Söhne, Dixon, Uber und Osvaldo. Als Alberto Bravo in ihr Leben tritt, stirbt Trujillo bequemerweise an einer mysteriösen Vergiftung. Bravo führt sie in den Kokainhandel ein. Mit dem Ziel, den amerikanischen Boden mit kolumbianischem Kokain zu über-

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CULTURE

fluten, zieht die Familie nach New York und innerhalb ­ weniger Monate sind sie Millionäre. 1972 kontrolliert Griselda nicht nur fünf Mafiafamilien, sondern auch die ganzen Kleindealer, die in Queens Stoff verticken. Sie schmuggelt jede Woche ungefähr eine Tonne Kokain und verdient in sieben ­Tagen 10 Millionen US-Dollar.

Cocaine Cowboys Griselda Blanco wird 2004 nach einer 20-jährigen Haftstrafe freigelassen und nach Kolumbien abgeschoben. Drei ihrer vier Söhne sind bereits tot. In den 1970er- und 1980er-Jahren hatte sie die gesamte amerikanische Ostküste mit Kokain überflutet und zu ihren Glanzzeiten 80 Millionen US-Dollar pro Monat verdient.

Saus und Braus Das Leben ist die reinste Luxusparty und die dicke Frau mit dem wuchtigen Kiefer, der ihr Kartoffelgesicht dominiert, die selbst ernannte Königin. Sie kauft einen Ring von Evita Perón, ein Teeservice der Queen und sogar Pablo Escobar reibt die Nase der Bronze-Skulptur in der Halle ihres Protzanwesens, die Griselda von sich selbst hat anfertigen lassen. Es soll Glück bringen. Das meiste Glück wird ihr selbst beschert, denn trotz Fahndungsliste und einer beeindruckenden Mordserie, bleibt sie unantastbar und flüchtet mit einem Vermögen von 500 Millionen US-Dollar nach Miami, wo sie es verdreifacht und zur Milliardärin wird. Sie baut ein Netzwerk von 1  500 Kokaindealern auf und schmuggelt Massen an Koks in die Staaten, wie es niemals zuvor jemand getan hatte.

Als «La Madrina» am 3. September 2013 eine Metzgerei in Medellin verlässt, knallen zwei Kugeln in ihren Kopf. Abgefeuert von zwei Unbekannten auf vorbeifahrenden Motorrädern, die die KokainQueen damit niederstrecken. Die einst mächtigste und reichste Frau ihrer Zeit erliegt der Mordme­ thode ihrer damaligen «Cocaine Cowboys», deren Erfinderin sie ist.

Der Todeskuss der Schwarzen Witwe «Zuerst liebt sie dich, dann tötet sie dich, wie ein Spinnenweibchen. Dass ich noch lebe, ist mir selber ein Rätsel.» Charles Cosby ist jahrelang der Geliebte der «Schwarzen Witwe», die ihre drei Ehemänner umgebracht hat. Trujillo vergiftet, Blanco mit einem gezielten Kopfschuss Griseldas getötet und Dario Sepulveda, der Vater ihres vierten Sohnes, Michael Corleone, vor den Augen des fünfjährigen Knaben durch ihre Lakaien Max Mermelstein und Jorge «Rivie» Alaya hingerichtet. Wer mit Griselda zu tun hat, öffnet die Büchse der Pandora, denn egal, ob man ihr Geld schuldet, Griselda selbst eine Zahlung verweigert oder einfach aus einer Laune heraus, man stirbt so oder so.

Miami Heat

Der Kokainkrieg von Miami verzeichnete zwischen 1976 und 1981 1 665 Morde. Die Leichenhalle war 1981 dermassen überfüllt, dass mobile Kühl­ wagen die Opfer von der Strasse aufsammeln mussten. Die Angst und Hysterie bei den Be­ wohnern sorgte dafür, dass in Dade County über 220’000 Maschinenpistolen erworben wurden.

Griselda’s Secret

Um das Kokain an den amerikanischen Zöllnern vorbei schmuggeln zu können, besass Gri­ selda Blanco eine eigene Schneiderei für Unter­ wäsche. Die BHs und Höschen wurden so präpariert, dass das Kokain darin eingenäht werden konnte und die Trägerinnen damit unbehelligt die Grenze passierten.

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MISTER BALLOON DOG JEFF KOONS

Seine Werke erzielen auf dem internationalen Kunst­markt Rekordpreise. Für mehr als 43 Millionen Dollar kam sein Luftballon-Pudel bei Christies unter den Hammer. Jeff Koons zählt zu den wichtigs­ten und erfolgreichsten zeitgenössischen Künstlern der Welt. Für seine monumentalen Gemälde und Skulpturen verwendet Koons Motive aus der Populärkultur, die er entweder verfremdet oder imitiert. Seine mit Kitsch und Kommerz spielenden Werke sind reich an kunsthistorischen

3 FRAGEN Sie sind selbst Kunstsammler. Für welche Künstler geben Sie Geld aus? Ich mag und sammle die Werke Alter Meister und besitze einige Werke zeitgenössischer Künstler, unter anderem habe ich Arbeiten von Damien Hirst. Doch ich muss etwas aus den Werken schöpfen können.

Sind Ihre Werke Kunst oder Kitsch? Ich glaube nicht an Kitsch. Das ist ein Werturteil und ich glaube nicht an Urteile.

Wie kommt es, das Ihre Werke so begehrt sind? Ich gaube an mich, habe Selbstvertrauen und folge meinen Interessen. Das können nur wenige von sich behaupten.

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­ ezügen. Koons bezieht sich unter anderem auf bedeutende Künstler wie B Marcel Duchamp oder Andy Warhol, aber auch auf die Formensprache des Barocks und Rokoko. Ein früher Klassiker aus den 1980er-Jahren ist die Porzellanfigur in Gold und Weiss, die Michael Jackson mit seinem Schimpansen Bubbles darstellt. Danach überraschte er mit Bildern und Objekten der Serie «Made in Heaven», einer Art autobiografischem Porno. Er posierte mit seiner damaligen Geliebten und Frau Cicciolina, eine Ex-Pornodarstellerin, und schockierte die Welt mit Darstellungen von Küssen und Kopula­tionen. Auch wenn Kritiker ihn «King of Kitsch» nennen, an den Auktionsergebnissen gemessen, ist er der teuerste lebende Künstler der Welt.


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CULTURE

TANGO ARGENTINO TANZENDES ZWIEGESPRACH Was f端r Rio de Janeiro der Samba und f端r Wien der Walzer, das ist f端r Buenos Aires der Tango. Angelika Moeller

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CULTURE

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er Tango Argentino, wie er offiziell heisst, wurde 2009 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit ernannt und feiert unbestritten ein weltweites Revival. Aber gibt es einen authenti­ scheren Ort als Buenos Aires, um die Passion und Magie des Tangos zu erleben?

Der Tanz der Leidenschaft & Verruchtheit Hier pulsiert die Tangoszene selbst auf Strassen, besonders in den Vierteln La Boca und San Telmo. Milongas (Tanzveranstaltungen) finden ab nach­ mittags in morbiden wie auch edlen Tanzpalästen statt, in stillgelegten Fabrikhallen mit düsterem Industriecharme und in den unzähligen Tanzschulen der Stadt. Argentinier, so sagt man, lieben und leben Dramatik, Intensität und Leidenschaft – im Alltag wie in «ihrem» Tanz, dem Tango. Der Mythos dieses Tanzes, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts am Río de la Plata geboren wurde, ist gross, wird ihm doch aufgrund seines Ursprungs in den Ein­ wanderervierteln und Bordellen ein Beigeschmack von Verkommenheit und Verruchtheit nachgesagt. Getriebene von wirtschaftlicher Not in den Heimatländern oder als Sklaven verschleppte Afrikaner trafen zu dieser Zeit am­ Río de la Plata aufeinander. Typisch bei Massenimmigration ist ein totaler Frauenmangel, was zu Wettkampf um die Gunst der «Weibchen» führte. Gute Tänzer hatten generell bessere Chancen bei Frauen, was die Schwarzen privilegierte. Sie hatten ihre eigene Musik, ihren eigenen Tanz: Candomblé, dessen Einfluss noch heute im Tango sicht- und spürbar ist. Die Prostitution florierte. Die Wartezeit vor den Bordellen vertrieben sich die Männer mit billigem Schnaps, Prügeleien, aber auch mit Tanzen, während sie über ihre Einsamkeit, die verlorene Heimat und Geldnot jammerten. In der in jener Zeit entstandenen Tango-Musik spiegeln sich daher Verzweiflung, Zerrissenheit, Melancholie, Eifersucht und Leidenschaft wider.

«Der Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann.»

So steht es auf einem Grabstein des berühmten «Cementerio de la Chacarita», dem Nationalfriedhof Argentiniens. Gleichzeitig gilt der Tango als der sinnlichste und erotischste Paartanz, eine Darstellung von Gefühlen, von Szenen des Werbens, der Annäherung und wiederum der Ablehnung und Entfremdung. Die Rollen sind klar verteilt. Stets führt der Mann, die Mimik verrät bei Tänzer und Tänzerin Stolz und den Wunsch, das Interesse des Partners zu schüren. Oft entsteht der Eindruck, dass es sich um einen getanzten Kampf der Geschlechter handelt mit dem Ziel des Mannes, die Frau zu unterwerfen. Die Fantasie scheint uferlos, wenn man sich mit den unzähligen Erklärungen und Interpretationen des Tangos beschäftigt. Kaum jemand kann sich seiner Magie entziehen.

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«Vertikaler Ausdruck eines horizontalen Verlangens» – George Bernard Shaw –

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Tango fester Bestandteil der argentinischen Kultur und auch die oft blasierte «gute» Gesellschaft fand Gefallen an diesem Tanzstil. Dem Tango war der Sprung über den Atlantik nach Europa gelungen, vor allem in die Salons und Bars von Paris und Berlin. Und damit war der Tanz auch bei der argentinischen High Society ­geadelt. Die Jahre zwischen 1935 und 1955 werden in Argentinien als das «Goldene Zeitalter des Tangos» bezeichnet. Grosse Popularität verdankt das Tango-Lied dem Sänger und Komponisten Carlos Gardel, der wahre Begeisterungsstürme bei seinen Anhängern auslöste. Auch der Name Astor Piazzolla schrieb Tango-Geschichte. Er veränderte den traditionellen Tango, in den er Elemente der Klassik und des Jazz einbrachte, eine Musik, die mehr zum Zuhören als zum Tanz aufforderte, was bei manchen Aficionados offene ­Aggression auslöste. Die politische Lage in Ar­ gentinien zwischen 1955 und 1980 führte allerdings dazu, dass der Tango weitgehend in der Versenkung verschwand. Und heute? Wenn man in diesen Tagen Buenos Aires besucht, lässt sich der Tango in all seinen Facetten leben und lieben, sei es mit der Hingabe zur Melancholie oder ­dem getanzten Wunsch einer Liebes­erklärung (mit­horizontalem Verlangen).

Kleidung

«Nur wer sich nach den Gesetzen des Tangos kleidet, wird den Eros dieses Tanzes ent­ decken.» Wer den Tango in den noblen Milongas von Buenos Aires zelebriert, hält sich meist an diese Vorgabe: Die Frauen zeigen ihre Reize in engen, langen, hochgeschlitzten Kleidern, tragen oft Netzstrümpfe und High Heels. Rot und Schwarz sind bevorzugte Farben. Sie sind elegant frisiert und perfekt geschminkt. Die Männer tragen in der Regel schwarze, gut geschnittene Hosen, dazu ein weites, schwar­ zes oder weisses Hemd. Die Haare sind streng zurückgegeelt, die wichtigste Aussage­ kraft hat jedoch der Blick: verzweifelt, wild, leidenschaftlich oder einfach nur streng und stolz. Auf den Strassen in San Telmo oder La Boca sieht man jedoch einen bunten Mix aus schräger und konventioneller Kleidung inklusive Jeans und T-Shirt.

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CULTURE

LOHNENSWERTE MILONGAS La Confitería Ideal

Ein altes Jugendstil Café mit Tanzsaal im ersten Stock. Hier haben schon prominente Künstler, Schriftsteller und Staatspräsidenten Tango getanzt. Es finden Kurse, Milongas und Shows statt. www.confiteriaideal.com

Loca! Milonga

Beliebte Tango-Veranstaltung im hippen Palermo Hollywood. Bis 23 Uhr kann man hier auch essen. www.locamilonga.com

La Catedral

Eine alte verlassene Fabrik, ein ehemaliger Korn­ speicher, – ziemlich abgefahren, aber sehr ­authentisch! Hier sollte man mit Partner erscheinen oder ambitionierter Tangotänzer sein. www.lacatedral.com

Esquina Carlos Gardel

Tolle Tango-Show im Traditionsviertel Abasto. Hier tanzen die Besten. www.esquinacarlosgardel.com.ar

Boca Tango

Carlos Gardel – geheimnisumwobene Tango-Legende

Viele Mythen ranken sich um den grössten Star, den der Tango je hervor­ brachte. Vermutlich 1890 in Toulouse, Frankreich geboren, nach eigenen Angaben jedoch 1887 in Uruguay, wurde er in den 1920er- und 1930er-Jahren zu der Persönlichkeit des Tangos als Komponist und Sänger. Ende 1925 ging er für einige Zeit nach Europa und Hollywood und wurde dort als Sänger und Filmschauspieler in Musikfilmen als grosser Star umjubelt. Er kehrte jedoch immer wieder in seine geliebte Wahlheimat Buenos Aires zurück. Angeblich dubiose Beziehungen zu Gangstern, Politikern und Anar­ chisten schürten den Mythos um ihn, ebenso wie sein nie zu durschauendes Verhältnis zu Frauen. 1935 liess ihn sein früher Tod bei einem Flugzeug­ absturz endgültig zur Legende werden. Seine berühmtesten Tangos sind: «Mi noche triste», «Mi Buenos Aires querido» und «Melodia de arrabal».

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Nahe dem legendären Fussballstadion Bombonera finden die Shows draussen und drinnen statt. (Es handelt sich hier allerdings nicht um die sicherste Gegend, daher am besten ein Taxi nehmen.) www.bocatango.com.ar

Tango am Plaza Dorrego im Stadtteil San Telmo

Der Markt in San Telmo, umgeben von szenigen Restaurants und Designerläden ist sehenswert. Hier gibt es vor allem am Sonntag Tango auf der Strasse (kostenlos). Ein herrliches Spektakel!


STRADIVARI

TEURE

TONE Sie ist knapp 300 Jahre alt, aber immer noch heiss begehrt. Eine Stradivari-Bratsche könnte zum begehrtesten Objekt des diesjährigen Kunstmarktes werden. Hendrik Stary

Dass man für Instrumente viel Geld ausgeben kann, ist landläufig bekannt. So kam eine Stradivari-Violine («Lady Blunt») im Jahr 2011 für 15,9 Millionen Dollar unter den Hammer, ein Instrument von Giuseppe Guarneri soll – allerdings via Privathandel – gar für 16 Millionen Dollar den Besitzer gewechselt haben. Eine betagte Dame könnte sie jetzt aber vielleicht alle schlagen: Eine fast 300 Jahre alte Bratsche aus den Händen des Meisters Antonio Stradivari soll bei erfolgreichem Verkauf einen neuen Rekordpreis von 45 Millionen Dollar erzielen – folgt man einer Schätzung des Auktionshauses Sotheby’s. Das Streichinstrument entstand laut Experten in Stradivaris bester Schaffensphase, also zwischen 1710 und 1720. Weltweit gibt es nur 10 Stück seiner Art. Bis zu seinem Tod im Jahre 1987 war es im Besitz von Peter Schidlof, der darauf für das «Amadeus-Quartett» zu spielen pflegte. Nun wurde es von seiner Familie zur Versteigerung freigegeben. Wie aber klingt ein Instrument, bei dem jeder Millimeter an die 110’000 Dollar wert ist? Der New Yorker Bratschist David Aaron Carpenter kam bereits in den Genuss, auf der Viola spielen zu dürfen, und berichtet von einer aussergewöhnlichen Komplexität der hervorgebrachten Klänge. Bratschen sind ja, ebenso wie ihre Besitzer, oft dazu verdammt, ein Schattendasein neben ihren prominenteren Schwestern, den Violinen bzw. Violinisten/-innen, zu fristen. Sollte sich aber tatsächlich ein Käufer finden, wird bald eine V ­ iola die erste Geige spielen.

«Es ist der Rolls Royce unter den Instrumenten. Oder sagen wir besser, der Bugatti, weil man sie sehr schnell spielen kann.» – David Aaron Carpenter im Interview mit Monopol –

The Luxury Way of Life | 85


LE GRAND

LIVRE BY GEORGIA RUSSELL Eine K端nstlerin, die alte, vergessene B端cher durch ihr Skalpell zu neuem Leben erweckt. Yvonne Beck


CULTURE

«Indem das Licht auf die Wörter fällt und so ein Relief entsteht, wird die Vergangenheit in die Gegenwart gerückt und Erinnerung lebendig.»

G

eorgia Russell ist eine junge bildende Künstlerin aus Schottland und Absolventin des Royal College of Art. Nachdem sie bei einem Wettbewerb einen Aufenthalt in einer Künstlerwohnung in Paris gewonnen hatte, wurden für sie die Erkundungsstreifzüge durch die französische Hauptstadt Quelle der Inspiration.

Mit dem Skalpell neues Leben einhauchen Ihre Spaziergänge führten sie unter anderem zu den Buchhändlern am Ufer der Seine. Sie war fasziniert von den alten Fotografien und Büchern und erstand mehrere Exemplare – zum einen, um ihr Französisch zu verbessern, zum anderen, um die Druckwerke in ihrer Form zu verändern, sie zu berühren, in den Händen zu halten, zu zerschneiden und zu kleben. Und sie experimentierte weiter mit ihnen, gliederte sie in mehrere Bände oder löste sie ganz auf. Dabei reifte in ihr der Wunsch, diese neue Geschichte der Bücher anderen mitzuteilen – als Zeitgeschichte, die in die Gegenwart übertragen und neu verfasst wird. Nach und nach wurde ihre Arbeit immer persönlicher. Sie tauschte die Schere gegen ein Werkzeug, das ihr als wesentlich verlässlichere Verlängerung ihres Arms und Geistes diente: das Skalpell. Die Präzision ihrer Schnitte lenkt die Aufmerksamkeit auf die Wörter und Farben: Bewaffnet mit der scharfen Klinge dringt Russell tief in die Bücher ein, entlockt ihnen ihr Wesen und fördert lebende Formen zutage. Im Auftrag des Champagnerhauses Ruinart schuf Georgia Russell eine Hommage an die Geschichte des Hauses und seines «Grand Livre». Zur Lancierung des diesjährigen Blanc de Blancs traf PRESTIGE die Künstlerin in Paris und sprach mit ihr über die Magie des Lichts und der zyklischen Kraft ihrer Kunstobjekte.

Prestige: Frau Russell, Sie arbeiten viel mit dem Skalpell. Wollten Sie vielleicht mal Chirurgin werden? Georgia Russell: Ja (Lacht.), ich habe tatsächlich mal mit dem Gedanken gespielt, aber meine Schulresultate wa­ ren nicht gut genug. Es ist sicherlich besser, dass ich die künstlerische Richtung eingeschlagen habe.

Ihre Arbeitsmaterialien stammen meist vom Floh­ markt oder aus dem Antiquariat. Hauchen Sie den Büchern und Fotos neues Leben ein oder sind Ihre Arbeiten eher destruktiv? Ich denke nicht, dass meine Arbeiten destruktiv sind. Bücherliebhaber mögen im ersten Moment zusammen­ zucken, wenn Sie hören, was ich mit den Publikationen und alten literarischen Bänden mache. Doch ich «zerstöre», damit etwas Neues entsteht. Meine Arbeit hat etwas Zyk­ lisches inne. Ein altes Buch, welches längst in Vergessen­ heit geraten ist, keiner mehr beachtet und auf dem Spei­ cher verstaubt, wird, nachdem ich es in den Fingern hatte, ganz anders betrachtet und zu neuem Leben erweckt. Ich ehre mit meinen Arbeiten das Buch und hauche ihm etwas ganz Neues ein.

Sie stellen heute Ihr Werk für den Champagner­ hersteller Ruinart vor. Sie sind jedoch gebürtige Schottin. Läge es da nicht näher, dass Sie für einen Whiskey-Hersteller arbeiten? Vielleicht schon, aber mich hat noch nie ein Whiskeybrand angefragt. Falls Sie gute Kontakte haben: Ich wäre parat. (Lacht.)

Wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ruinart? Ruinart kannte meine Kunst, da sie schon lange etwas zu oder mit dem «Grand Livre» von Nicolas Ruinart machen wollten. Sie wussten, dass ich mit Büchern arbeite, und waren gespannt was ich aus dem Buch, welches ein wahrer Schatz in der Geschichte des Champagner-Hauses dar­ stellt, machen würde.

Haben Sie viel Champagner verköstigt, um sich Ruinart als Brand zu nähern? Nein, sonst hätte ich mir wahrscheinlich bei der Arbeit an dem Werk zu häufig in die Finger geschnitten. (Lacht.) Aber im Vorfeld habe ich mich intensiv mit der Geschichte des Champagners und mit der Geschichte Ruinarts im Speziel­ len auseinandergesetzt. Ich habe die Weinkeller besichtigt und die Weinanbaugebiete. Die Geschichte des Champag­ ners ist sehr interessant und überall spürbar. Die Kreide­ keller des Hauses Ruinarts sind grandios und absolut verblüffend. Die grossartigen Kalkkathedralen, von denen die ältesten noch aus der Römerzeit stammen, eignen sich hervorragend für die Reifung von Champagner. Einst

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CULTURE

Haben Sie schon vorher eine Auftragsarbeit für einen Brand angefertigt? Nein, aber es war eine tolle Erfahrung. Man hat mir viel Freiheit gelassen. Und es gibt eine faszinierende Verbin­ dung zwischen dem Champagner und meiner Arbeit.

Sie haben also keine Probleme, Auftragsarbeiten anzunehmen? Nein, solang ich mich mit dem Brand identifizieren kann, man mir meine Freiheiten lässt und etwas spannendes he­ rauskommen kann, bin ich für weitere Anfragen offen. Für mich wahr es ein wunderbares Gefühl, als ich merkte, wie perfekt die Flasche und meine Arbeit zusammenpassten. Es schien, als gehörten sie einfach zueinander. Ein gegen­ seitiges Spiel mit Licht und Schatten. Ein gegenseitiges Befruchten.

Champanger ist für Sie in drei Worten … Licht, Celebration, Freunde und Familie

Und wie würden Sie Ihre Kunst in drei Worten beschreiben? Licht, Zyklus und Zeit

Und wie würden Sie kurz und knapp Ihre Arbeit für Ruinart beschreiben? Eine Hommage an das Licht und den Champagner. wurden sie von Hand aus dem Fels gehauen, als man Baumaterial für die Festungsan­lagen von Reims sowie für kirchliche Gebäude benötigte – heute werden sie von Besuchern bewundert. Insgesamt acht Kilometer Länge hat das Netzwerk aus Gängen, von denen die grössten eine Höhe von 38 Metern erreichen. Gerade bei einem Brand wie Ruinart geht es vor allem um Geschichte und Kreativität. Das können sich viele Menschen gar nicht vorstellen. Ich rate jedem, einmal diese Keller zu besuchen. Es ist einfach inspirierend und man spürt die Historie des Hauses und die Passion der Kellermeister.

Inwieweit haben die Kalkgewölbe Sie inspiriert? Wenn man diese Keller betritt, raubt es einem einfach den Atmen. Für mich waren sie wie eine Art 3-D-Gemälde, riesige Gemälde. Ich habe bei meiner Arbeit die Lichtspiele an den behauenen weissen Wänden eingefangen. Inklusive ihrer unzähligen Kerben und Narben, welche von harter Arbeit und Vergänglichkeit künden. Durch meine Arbeit mit dem Skalpell lege ich auch Spuren der Zeit offen. Und versuche, einen neuen Blick auf die verborgenen Geheimnisse des unterirdischen Netzwerks aus Gängen zu ermöglichen. Der Gang durch die Keller war für mich ein wahrlich aufwühlendes Ereignis und die Erinnerungen daran kommen in dem Werk deutlich zum Tragen.

Welche Verbindung gibt es zwischen Champagner und Kunst? Champagner zu machen, ist eine Kunst für sich. Der Kellermeister, der es schafft, jedes Jahr die gleiche Qualität zu produzieren, egal, unter welchen Voraussetzungen, aus zig Kompo­ nenten eine einzigartige Kreation zu schaffen, die man jahrelang geniessen kann. Es gibt Champagner, die nach fast 100 Jahren nichts von ihrem Geschmack eingebüsst haben. Zudem hat beides etwas mit Feiern zu tun. Die Zeit anhalten. – Bei der Kunst und beim Champagner hält man für einen Moment die Zeit an. Einen Moment innehalten zum Ge­ niessen oder Staunen. Das beinhaltet sowohl die Kunst als auch Champagner.

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So steht es geschrieben …

Ab dem 1. September 1729 hält Nicolas Ruinart in seinem «Grand Livre» die Errungenschaften des Hauses fest. Der Anfang des Textes ist in grosser, runder Schrift verfasst und lautet: «Dieses Buch möge im Namen Gottes und der Heiligen Mutter Gottes beginnen». Damit stellte der Textilkaufmann sein neues Unter­ nehmen unter göttlichen Schutz wie auch unter den seines Onkels Dom Thierry Ruinart, eines Benediktinermönches mit kühnen, innovativen Ideen. Beim Durchblättern des Buches erfährt man etwas über den Zeitpunkt und die Be­ dingungen beim Versand der ersten Weinflaschen. Weiter sind Einzelheiten über den Erwerb von Weinbergparzellen und die Menge der ersten Traubenlieferungen festgehalten.


KOLUMNE

WILHELM J. GRUSDAT

AUS DEM LEBEN EINES GALERISTEN: CHECK-IN Einen Obdachlosen nennt man im Englischen «Hobo» und einen stilvollen Menschen, der im Hotel wohnt, «Boho». Wer jetzt nur an Schauspieler und Schriftsteller denkt, der unterschätzt den Stellenwert, den Hotels für die bildende Kunst haben. 1966 feierte der exzentrische Schriftsteller Truman Capote seinen legendären Schwarz-Weiss-Ball im feinen Plaza Hotel in New York. Die Gästeliste dieser Party liest sich wie das Who-is-Who der Reichen, Schönen und Kreativen von New York dieser Tage. Natürlich fehlte auch Andy Warhol nicht, der zum Ball mit dem ebenso berühmten Kurator Henry Geld­ zahler erschien. Geldzahler ist es übrigens zu verdanken, dass sich das New Yorker Metro­ politan Museum der zeitgenössischen Kunst öff­ nete. Er organisierte 1968 in dessen Räumen die grösste Ausstellung zeitgenössischer Künstler, darunter Robert Rauschenberg, Roy Lichtenstein, Frank Stella und Andy Warhol. Unglaublich, dass die meisten New Yorker zu der Zeit kaum einen dieser Künstler oder ihre Werke kannten! Damals hätte man die gesamte Ausstellung für einen mittleren Millionenbetrag erwerben können. Heute sind die meisten Werke unbe­zahlbar.

«Inzwischen sind Hotels selbst zu Kunstwerken geworden. » Lange bevor Warhol seinen einzigen kommerziell erfolgreichen Film «Chelsea Girls» drehte und dem Lebensgefühl der «Roaring Sixties» ein Denk­ mal setzte, stand das Hotel Pate für eine andere New Yorker Kunsteinrichtung. Denn hätten zwei Society-Ladies nicht den wildromantischen Bericht des Schriftstellers William D. Howells über seinen Aufenthalt in einem ausschliesslich von jungen und aufstrebenden Künstlern bewohnten Hotel namens «Chelsea» gelesen, dann wäre das Museum of Modern Art wohl nicht gegründet worden. Die beiden Damen hiessen übrigens Abby Rockefeller und Lizzi Bliss.

Inzwischen sind Hotels selbst zu Kunst­werken geworden. Jenseits einer kunstvollen Einrichtung und dem Aufbau einer eigenen Kunstsammlung sind Hotels auch selbst Orte der künstlerischen Kreativität. So ist das neueste Dekor des Pariser 5-Sterne Hotels Le Meurice von seinem Hotelgast Salvador Dali inspiriert. Dieser residierte in den 1960er-Jahren häufig in der Königssuite und veranstaltete surreale Happenings in der Hotellobby. Neben einer Schafherde, die er das Foyer auf und ab treiben liess, verlangte er auch vom Personal, in den nahegelegenen Tuilerien auf Fliegenjagd zu gehen. Während Dalis Fliegenaktion medienwirksam inszeniert wurde, hätten andere Happenings gar keinen Medienrummel vertragen. 1993 buchte der Kurator Hans Ulrich Obrist das Zimmer 763 im feinen Pariser Hotel Carlton Palace. Seine 12 Quadratmeter grosse Unterkunft teilte er sich dann mit 66 Kunstwerken zeitgenössischer Künstler, wie Ed Ruscha, Maurizo Cattelan und Isa Genzken, die er jedem zeigte, der den Weg zu ihm fand. Die Idee dazu hatte er übrigens von dem französischen Anarchisten und Kunstkritiker Felix Fénéon. Von diesem wird gesagt, dass er seine Lieblingsbilder von Georges Seurat im Futteral mit sich herumtrug und damit die banalen Bilder seines Hotelzimmers verhängte. Eine ähnliche Verachtung der Hoteleinrichtung ist vom Dandy-Schriftsteller Oskar Wilde überliefert. Seine letzten Worte, bevor er im Pariser Hotel d’Alsace starb, galten der hässlichen Tapete: «Einer von uns beiden muss gehen.» Aufgrund meines Berufes logiere ich häufig in den wunderbarsten Hotels. Neben dem guten Hotelservice, der meine Arbeit erleichtert, schätze ich auch die immer wieder neuen Ein­ drücke, die ein solcher Aufenthalt mit sich bringt. Nichts ist spannender und anregender als diesem Mikrokosmos beim Funktionieren zu­zu­sehen.

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10 GEMALDE DIE

TEUERSTEN

DER WELT WO SICH KUNSTRAUB WIRKLICH LOHNT Der Kunstmarkt floriert. Der teuerste Künstler der Gegenwart ist übrigens der deutsche Maler Gerhard Richter, dessen Werk «Abstraktes Bild» (1994) im Auktionshaus Sotheby’s für 21,3 Millionen Pfund über den Tisch ging. Vorbesitzer war der Rockgitarrist Eric Clapton, der mit seinem Verkauf kein schlechtes Geschäft gemacht haben dürfte. Die Malerei ist und bleibt also die Königin der Bildenden Künste. Dies zeigt sich auch an den mitunter ­aussergewöhnlich hohen Summen, die Privatkäufer und Museen für aus­­­ge­wählte Gemälde ausgeben. So hat vor Kurzem ein Triptychon von Francis Bacon bei einer Versteigerung in New York 142,4 Millionen Dollar eingebracht – Spitzenreiter ist aber immer noch ein anderer. Prestige stellt Ihnen die Top 10 der teuersten Gemälde der Welt vor (Angaben in US-Dollar):

142,4

137,5

Mio.

Mio.

Willem de Kooning «Woman III» 1952/53, privat

Francis Bacon «Three Studies of Lucian Freud» 1969, Auktion

106,5

140

Mio.

Mio.

Jackson Pollock «No. 5, 1948» 1948, privat Pablo Picasso «Nackte, grüne Blätter und Büste» 1932, Auktion

90 | PRESTIGE


135

Mio.

250

Mio.

Paul Cézanne «Die Kartenspieler» 1892 / 93, privat

119,9

Gustav Klimt «Adele Bloch-Bauer I» 1907, privat

104,1

Mio.

Mio.

Edvard Munch «Der Schrei» 1895, Auktion

Pablo Picasso «Junge mit Pfeife» 1904, Auktion

100

95,2

Mio.

Mio.

Andy Warhol «Acht mal Elvis» 1963, privat

Pablo Picasso «Dora Maar mit Katze» 1941, Auktion

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SAMMELWÜTIGER TAGEBUCHSCHREIBER PETER BEARD

Er ist Fotograf, Sammler, Tagebuchschreiber und Buchautor: Peter Beard hat sein ganzes Leben zu einem Kunstwerk gemacht. Aus dem jungen Mann, der seine Tagebücher illustrierte, wurde ein ernsthafter Künstler, der sich in der internationalen Szene eine zentrale Position eroberte. Er arbeitete mit Francis Bacon, Salvador Dalí und Andy Warhol; er ging mit Truman Capote und den Rolling Stones auf Tour; er machte Bücher mit Jacqueline Onassis und Mick Jagger. Als Modefotograf nahm er S ­ tars wie Veruschka mit nach Afrika und brachte an­ dere – am bekanntesten ist Iman – in die Vereinigten Staaten. Seit er ein Teenager war, liebte er Naturgeschichte und Wildlife. Er erlebte Zerstörung ­afrikanischer Paradiese und dokumentierte sie in seinen Tage­ büchern, Fotografien und Collagen. Heute lebt Peter Beard in New York, Long Island und Kenia.

3 FRAGEN Welcher Künstler beeindruckt Sie am meisten? Picasso und Francis Bacon. Ihre Bilder sind voll von Stärke und gleichzeitig Sensibilität.

Warum haben Sie die fotografische TagebuchCollagen-Form für Ihre Kunst ausgesucht? Fotografieren ist wie Steinesammeln. Sie sehen um so viel besser aus, wenn man sie einfach auskippt – nass, bunt und ganz zufällig durcheinandergewürfelt.

Wir zerstören das grösste Gut dieser Welt: die Natur! Ich habe dies in Afrika hautnah miterlebt. In knapp 12 Mona­ ten starben 35 000 Elefanten. Sie verhungerten, weil der Mensch ihre Nahrungsquelle zerstörte. Und wir hören nicht auf mit der Zerstörung. Überall auf der Welt: China, Mittle­ rer Osten und auch vor unsere eigene Haustür. So «clever» sind wir Menschen. Und wir lernen einfach nicht!

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© Peter Beard / Taschen Verlag

Was halten Sie von uns Menschen?


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CULTURE

SCHREIBKUNST

MACHT UND

VERLUST DER

WORTE Die Macht der Worte sollte niemand unterschätzen, denn die Kunst des Schreibens ist eine schöpferische und kreative Kunst. Lone K. Halvorsen

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CULTURE

V

on einigen wird das Schreiben als die «genialste Erfindung» der Menschheit, die nicht mehr wegzudenken ist, betrachtet. Und un­ bestritten sei ­die These, dass schriftliche Zeichen als das wichtigste Mittel zur Ver­ständigung unter den Menschen anzusehen sind. Denn um Geschehnisse und Ereignisse der Weltgeschichte zu dokumentieren und für die Nachwelt zu belegen, ist die Schrift ein massgeb­liches Instrument. Anders a ­ls das gesprochene Wort lässt die Schrift zu, Gedanken und Informa­tionen über Grenzen von Zeit und Raum für andere Menschen aufzubewahren.

Die Macht der Worte Auf der ganzen Welt haben sich unterschiedliche Schriftsysteme ent­wickelt, die der Notwendigkeit und den Ansprüchen der jeweiligen Kultur entsprechen. Ausser Acht sollte man jedoch nicht das Privileg des Schreibens lassen. Auch wenn das Schreiben für Bürger der Industrienationen als eine Selbstverständlichkeit gilt, ist – und war – die Kunst des Schreibens in weiten Teilen der Welt nur einer kleinen Schicht von Menschen vorbehalten, die damit eine privilegierte Stellung innehat.

Acht Generationen Blei- und Farbstifte Mit einer Produktion von mehr als 2 Milliarden Bleiund Farbstifte pro Jahr ist Faber-Castell der weltweit bedeutendste Hersteller von holzgefassten Stiften. 1761 wurde das Unternehmen gegründet und ist seither eines der ältesten Industrie­ unternehmen der Welt und in der 8. Generation in den Händen derselben Familie. PRESTIGE sprach mit Anton-Wolfgang Graf von Faber-­Castell, Vorstandsvorsitzender seit 1978 bei Faber-Castell, über das Schreiben und die Herausforderungen in Zeiten des «Datenhighways».

Das Kommunikationszeitalter zeigt uns jedoch ein neues Bild des Schreibens. Es wird getwittert, gebloggt und es werden SMS verschickt. Gefühlt kann jeder schreiben und jeder tut dies auch. Die Geschwindigkeit, in der ein Gerücht oder eine nutzlose Information die Welt umrundet, hat sich vervielfacht. Und die Wahrheit bleibt nicht selten auf der Strecke, erschlagen von der Profanität des Geplappers im Netz. Durch diese Neuerungssucht scheint es vielen Menschen wahrscheinlich, dass in Zukunft zwar nicht die Fähigkeit des Lesens und Schreibens, in hohem Mass jedoch die Kunst des Schreibens mit der Hand verloren gehen wird. Und in der Tat ist dies eine berechtigte Vorahnung – auch wenn man bedenkt das heutzutage die Notizblöcke nicht mehr aus Papier bestehen, sondern sogenannte «Notebooks» sind.

The Luxury Way of Life | 95


CULTURE

PRESTIGE: Was bedeutet das Schreiben für Sie persönlich?

Greifen Sie selbst eher zum Bleistift oder zum Roller?

Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell: Ich habe immer einen Stift und Block bei mir, um kurze Notizen zu ma­ chen. Denn für mich ist nach wie vor das Schreiben die schnellste Möglichkeit, um etwas auf Papier zu bringen. Möglicherweise bin ich ein wenig altmodisch, weil ich die­ se Notizen nicht in mein iPhone eingebe, aber wer weiss, vielleicht wird sich das mit der Zeit ändern.

Wenn ich etwas Längeres schreiben muss, dann greife ich immer zu meinem Tintenroller, denn das Schriftbild ist kla­ rer mit dem Roller als mit einem Bleistift.

Was ist die grösste Herausforderung in Zeiten des Computers? Wir müssen präsent sein und präsent bleiben. Es geht nicht nur darum, neue Produkte herzustellen. In der Distri­ bution findet ein grosser Wechsel statt. Viele Einzelhändler geben auf und daher müssen wir uns anpassen und die Marke stärken.

Wann haben Sie zuletzt einen Brief geschrieben? Die Schreibkultur wird uns immer erhalten bleiben, denn das Thema Personalisierung im Hinblick auf E-Mail wird vielen mit der Zeit zu unpersönlich. Es wird sehr geschätzt, etwas Schriftliches zu erhalten. Kürzere Briefe verfasse ich immer wieder sowie Karten zum Kondolieren sowie Gratu­ lieren.

Ferner müssen wir das Thema Digitalisierung ernst neh­ men. Jedoch, der Vorteil von einem Bleistift ist, dass er sehr umweltfreundlich und funktionell ist, er trocknet nicht ein und er ist preislich erschwinglich. Solange die Weltbe­ völkerung wächst und Erziehung und Ausbildung Bestand­ teile dessen sind, werden unsere Produkte immer benötigt werden. Ausserdem bleiben uns immer Nischen der Krea­ tivität und dazu gehört auch das Thema Schreiben.

Faber-Castell Pen of the Year 2014 Katharinenpalast St. Petersburg Nach seiner aufwendigen Restaurierung offenbart der Achat Pavillon, ein Gebäude des weltberühmten Katharinenpalastes in St. Petersburg, nun wieder seine facettenreiche Schönheit. Architektur und Mate­ rialien waren Inspiration für die neue limitierte Edition «Pen of the Year 2014». Der Prachtbau im Stil römischer Thermen, vom schottischen Architekten Charles Cameron in Auftrag von Zarin Katharina der Grossen erbaut und im Jahr 1785 fertiggestellt, beherbergt im Obergeschoss die mit Edelsteinen meisterhaft dekorierten Achatzimmer. Diese Prunkräume sind mit dunkelrotem Jaspis ver­ kleidet, den es so nur in Russland gibt.

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WUSSTEN SIE SCHON …?

Der berühmteste Zebrastreifen der Welt Eins der berühmtesten Cover der Musikgeschichte ist das des Albums «Abbey Road» der Beatles. Auf diesem überqueren die vier Pilzköpfe im Gänsemarsch den Zebrastreifen der gleichnamigen Strasse. Aufgenommen wurde das Ganze am 8. August 1969. Seit Erscheinen des Albums wurde dieser Zebrastreifen zur Pilgerstätte für Beatles-Fans. Seit fast vier Jahren steht er auch unter Denkmalschutz. Per Livecam kann man den Zebra­streifen beobachten unter: www.abbeyroad.com/crossing.

Der Walzerkönig der sauberen Strassen Er wurde durch seine Walzer und Polkas berühmt. Sein musikalisches Werk machte den 1870 verstorbenen Österreicher Joseph Strauss unsterblich. Bevor sich der Komponist und Dirigent Strauss jedoch der Musik zuwandte, studierte er am Polytechnikum Wien, arbeitete als Architekt und erfand 1853 die erste Strassenkehr­ maschine Wiens. Seine Erfindung wurde jedoch abgelehnt, da man den armen Strassenkehrern nicht die Arbeit wegnehmen wollte. Erst nach Strauss Tod kam die erste Kehrmaschine auf den Strassen Wiens zum Einsatz.

Kunst trifft Sport Dass es bei den Olympischen Spielen um Sport geht, ist wohl jedem bekannt. In der ersten Hälfte des 20. Jahr­ hunderts konnte man jedoch auch Ruhm, Ehre und eine Medaille in künstlerischen Disziplinen gewinnen. Ob Literatur, Musik, Malerei, Architektur oder Bildhauerei, ausgezeichnet werden konnten jegliche Werke, die einen Bezug zum Sport aufwiesen. Zwischen 1912 und 1948 wurden so Medaillen verliehen für Sportler, Statuen, Pläne für Olympiastadien oder Romane über Sport. Erst im Jahre 1954 wurden Kunst­wettbewerbe aus dem Olympischen Programm gestrichen.

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WATCHES & JEWELLERY

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RETROSPEKTIVE BASELWORLD 2014 Von A bis Z

118 UHRENGESCHICHTE Marine-Chronometer des 19. Jahrhunderts 122 CHARLES TIFFANY Kein Frühstück bei Tiffany & Co 127 HANS STERN Vom Musiker zum Edelsteinkönig 130 DIE RAKETEN-UHR Der Weltraum am Handgelenk 134 PRESTIGE PRESENTS Clockwork 146 NEUES AUS DER UHREN- & SCHMUCKWELT Glänzendes für Kidman und teure Naturperlen

SWAROVSKI GEMSTONES BY JEWELS EMPORIUM INDIA

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WATCHES & JEWELLERY

RETROSPEKTIVE

BASELWORLD

2014 VON A BIS Z

Retrolook ist en vogue. Exaltierte Outfits sind auf dem Rückzug. Neue Farben bei Zifferblättern und Armbändern sowie beschichtete Gehäuse sind auf dem Vormarsch. Gisbert L. Brunner

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WATCHES & JEWELLERY

N

ach dem Betreten der feudalen Halle 1 der Baselworld verharrten viele Besucher vor dem neuen, weissen Glaspalast von Patek Philippe. Dass ihn manch einer «Apple Store» taufte, nahm Präsident Thierry Stern gelassen hin. Immerhin hatte sein Faible für ausgefeiltes ­Design im Jahr des 175. Geburtstages zu diesem bemerkenswerten Messeauftritt geführt. Ein echtes Highlight fürwahr im Umfeld einer 2014 eher durchwachsen anmutenden Veranstaltung. Die Branche wirkt etwas verhalten angesichts der etwas ungewissen Situation in China. Der wichtige Wachstumsmarkt ist alles andere als stabil. Andererseits bauen viele Geschäftspläne auf die Exporte ins grosse Reich der Mitte, wo mehr und mehr wohlhabende Bürger nach westlichem Luxus und hier oftmals nach feinen Uhren gieren. Dementsprechend entwickeln sich auch die Kollektionen. Fast überall finden sich Armbanduhren von schlichterer und eleganterer Gestalt, ausgeführt in ge­ ringeren Dimensionen. Exaltierte Outfits befinden sich auf dem Rückzug. Im Trend sind neue Farben bei den Zifferblättern und Armbändern sowie beschichtete Gehäuse. Gleiches gilt für den ausgeprägten Retrolook, der klassische Designs aus den 1950er- bis 1970er-Jahren aufgreift. Wer in Basel auf viele neue Uhrwerke gehofft hatte, wurde ein wenig enttäuscht. Hier hielt sich die Auswahl in relativ engen Grenzen. Gleichwohl gab es jede Menge Spannendes und Erstrebenswertes zu sehen. Ganz nach dem Motto, dass die kostbare Zeit niemals stehen bleibt und die Show unter allen Umständen weitergehen muss.

100 | PRESTIGE


WATCHES & JEWELLERY

BREGUET Breguet, Erfinder des Tourbillons, stellt den Drehgang zur Kompensation präzisionshemmender Schwerkrafteinflüsse bei der neuen Referenz 3797 sehr prominent zur Schau. Der klassisch ausgeführte Käfig mit dreiarmigem Sekundenzeiger dreht ein Mal pro Minute zwischen zwei filigranen Brücken. Beim Ablesen der kleinsten Zeitabschnitte hilft ein skaliertes Kreissegment ganz im «Süden» des handguillochierten Zifferblatts. Der Gangregler präsentiert sich sehr konventionell: Hemmung mit lateralem Stahlanker und eingelackten Paletten, Unruh mit Gewichtsschrauben und klassische Breguetspirale mit hochgebogener Endkurve, Frequenz 2,5 Hertz. Eine weitere Komplikation des Manufakturhandaufzugskalibers 558QP2 besteht im ewigen Kalender. Sein Datumsanzeiger springt jeden Tag blitzartig eine Position weiter und am Ende des Monats wieder zum Ausgangspunkt seiner Wanderschaft zurückzukehren. Die beiden Zeiger für Wochentag und Monat springen ebenfalls, drehen aber beständig im Kreis. Mitten im Monatskreis hat Breguet die Schaltjahresanzeige positioniert. Der Saphirglasring mit Stundenindexierung hebt sich nach vorne vom Metallzifferblatt ab. Das 41-Millimeter-Gehäuse in typischem Breguet-Stil besteht aus 18-karätigem Rotgold.

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WATCHES & JEWELLERY

BULGARI Seit 2014 versteht sich Bulgari auch auf die ultraflache Bauweise von Uhrwerken. Bester Beweis ist neben einem nur 1,95 Millimeter hohen Tourbillonkaliber auch ein klassisches Handaufzugswerk namens «BVL 128». Bei ­36 Millimetern Durchmesser baut diese tickende Mechanik nur 2,23 Millimeter hoch. Seine Unruh mit Flachspirale vollzieht stündlich 28’800 Halbschwingungen. Durch die besondere Konstruktion dreht der Sekundenzeiger seine Runden am Zifferblatt zwischen «7» und «8». Die Gesamthöhe der mit Platingehäuse gelieferten «Finissiomo» liegt bei bemerkenswerten fünf Millimetern. Auf der Rückseite des Manufakturwerks stellt eine Gangreserveanzeige dar, wie viele der nach Vollaufzug verfügbaren 70 Stunden noch verbleiben.

Die Geschichte des «Navitimer» von Breitling startete mit seinem Debüt im Jahre 1952. Seitdem avancierte die Instrumentenuhr mit intelligenter Rechenscheibe zu einer echten Chronografenlegende. Der Grund: Im Vor-GPS-Zeitalter erleichterte sie Piloten den schwierigen Job der Koordination von Zeit und Navigation. Während der Baselworld stellte das Familienunternehmen mit Produktionsstätten in Grenchen und La Chauxde-Fonds eine neue, 48 Millimeter grosse Stahlversion mit der Manufakturautomatik B04 vor. Dieses durchdachte, in jedem Fall chronometerzertifizierte Uhrwerk mit Rotoraufzug besitzt neben dem integrierten Stoppmechanismus auch zwei Stundenzeiger. Jener, der das Zifferblatt ein Mal in zwölf Stunden umrundet, lässt sich nach dem Eintreffen in einer anderen Zeitzone über die gezogene Krone ohne Veränderung des Minutenzeigers leicht auf die dann herrschende Lokalzeit umstellen. Der 24-Stundenzeiger mit roter Pfeilspitze bewahrt unterdessen ebenfalls unbeeinflusst die Zeit am Heimatort. Das hilft, zur passenden Zeit daheim anzurufen.

BREITLING

102 | PRESTIGE

CHOPARD Die neue L.U.C 1963 von Chopard wird vor Verlassen der Manufaktur gleich doppelt auf ihre Ganggenauigkeit gecheckt. Zuerst hat das Werk 15 Tage bei der COSC verbracht, zum Schluss muss das ganze Objekt seine Präzision nach den Vorgaben des Genfer Siegels unter Beweis stellen. Dabei wird die Zeigerstellung zu Beginn und am Schluss der siebentägigen Prüfperiode dokumentiert. Die Gangabweichung darf hier nicht mehr als eine Minute betragen. Das Manufakturhandaufzugswerk Uhrwerk L.U.C 63.01-L misst stolze 38 Millimeter bei 5,5 Millimeter Bauhöhe. Die Unruhfrequenz liegt bei zeitgemässen vier Hertz. Nach Vollaufzug stehen 60 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Das Verstellen des Rückerzeigers obliegt einer Schwanenhalsfeinregulierung. Chopard liefert die L.U.C 1963 in Roségold oder Platin. In beiden Fällen misst das ­Gehäuse 44 Millimeter, erfolgt eine Limitierung auf 50 Exemplare. Die Wasserdichte reicht bis fünf bar Druck.


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CARL F. BUCHERER Tiefgang ist für die neue «Patravi ScubaTec» von Carl F. Bucherer kein Thema. Tauchgänge bis zu 500 Metern Tiefe machen dem stählernen Unterwasserboliden mit Heliumventil nicht das Geringste aus. Seine Drehlünette aus Edelstahl und Keramik lässt sich, wie bei diesem Typus Zeitmesser aus Sicherheitsgründen verpflichtend, nur entgegen dem Uhrzeigersinn ver­ stellen. Auch die Ausstattung mit Superluminova ist bei echten Taucheruhren Pflicht, da selbst bei widrigen Sichtverhältnissen eine Ablesbarkeit aus 25 Zentimetern Entfernung gewährleistet werden muss. Zifferblatt und Zeiger schützt ein knapp vier Millimeter dickes ­Saphirglas. Um die unter Wasser immer besonders kostbare Zeit kümmert sich ein Automatikwerk vom Kaliber Eta 2824-A2.

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CHRONOSWISS Von München ist Chronoswiss nun ins male­ rische Luzern umgezogen. Der Newcomer des Jahres 2014 heisst «Timemaster Chronograph Skeleton». Wie der Name andeutet, gibt sich dieser Stopper vorderseitig sehr offenherzig, was tiefe Einblicke ins mechanische Innenleben gestattet. Adäquaten Schutz bis zehn bar Druck bietet ihm ein Edelstahlgehäuse mit DLC-beschichtetem Glasrand, Durchmesser 44 Millimeter, gefertigt aus nicht weniger als 52 Komponenten. DLC, ausgeschrieben Diamond Like Carbon, verspricht besondere Härte und Abriebfestigkeit. Diese Lünette trägt eine nachtleuchtende 5-Minuten-Teilung mit SuperLuminova-Inlays. Das verbaute Basiswerk mit Rotorselbstaufzug ist eine alte und deshalb zuverlässige Bekannte. Vom 1973 lancierten Ahnen ­namens «Valjoux 7750» kündet die senkrechte Anordnung der beiden Totalisatoren. Die Anzeige des Datums übernimmt ein kleiner Zeiger bei der «3». Das bringt die gewünschte Symmetrie.

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CORUM Seefahrer und Küstenbewohner müssen nolens volens mit den Gezeiten leben. Bedingt durch den Mondzyklus steigt und fällt der Meeresspiegel alle 12 Stunden und 25 Minuten. Für die davon Betroffenen liefert die «Admiral’s Cup AC-One 45 Tides» von Corum Schlüsselinformationen u. a. zu Ge­ zeitenstärke, geschätztem Wasserstand und zur Strömungsstärke sowie dem Zeitpunkt von Hochund Niedrigwasser. Die unter dem Zifferblatt ­montierten Mechanismen liess Corum schon zwischen 1988 bis 1991 entwickeln, und zwar vom Observatorium Genf in Zusammenarbeit mit dem hydrografischen und ozeanografischen Dienst der französischen Marine (SHOM). Die Produktion des Automatikkalibers CO277, Basis Eta 2892-A2, obliegt seit 1992 Dubois-Dépraz im Vallée de Joux. Vom Zifferblatt lassen sich neben der Uhrzeit unterhalb der «12» die Mondphasen und der damit verknüpfte Tidenhub ablesen. Die Skala bei der «6» zeigt die Ebbe- und Flutzeiten der kommenden 24 Stunden an. Um zu wissen, ob das Meer kommt oder geht, genügt ein Blick auf den Zeiger bei der «9», welcher gleichzeitig Auskunft über die Stärke der Strömung gibt. Das charakteristische, 45 Millimeter grosse und bis 30 bar wasserdichte Gehäuse lässt Corum aus Titan Grade 5 fertigen.

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GIRARD-PERREGAUX Das sogenannte Drei-Brücken-Tourbillon ist sehr eng mit dem Namen Girard-Perregaux verknüpft. Zum neuesten Repräsentanten dieser Uhrenlinie hat die Manufaktur das «Neo-Tourbillon mit drei Brücken» erkoren. Hier musste die traditionelle Ästhetik der Uhrwerke einer modernen Optik weichen. Leichtigkeit bringen skelettierte Brücken aus leichtem Titan. Schwarze PVD-Beschichtung und die Verschraubung auf leicht schrägen Platten links und rechts bewirken einen avantgardistischen ­Auftritt. Durch tiefes Schwarz heben sich die drei Brücken deutlich von der mit anthrazitfarbenem Ruthenium beschichteten und anschliessend sandgestrahlten Platine ab. Beim Goldgehäuse verzichtet Girard-Perregaux auf eine breite Lünette. Über dem komplexen mechanischen Schauspiel, zu dem auch ein einseitig wirkender Mikrorotor unter dem Federhaus gehört, wölbt sich ein grosszügig dimensioniertes, fast schon kuppelähnliches Saphirglas. Dieser entspiegelte «Schutzdeckel» gestattet allseitige Blicke auf die Bühne der Zeit. Die beachtliche Dimensionierung des Energiespeichers bringt eine Gangautonomie von 72 Stunden mit sich.

Das Pariser Luxuslabel Hermès unterhält, was vielen Uhr-Aficionados möglicherweise nicht bekannt ist, in der Schweiz eine komplett ausgestattete ­Fabrikationsstätte für seine Zeitmesser. Überdies sind die Franzosen mit 25 Prozent an der Werkmanufaktur Vaucher beteiligt. Genau dort ging das langwierige Entwicklungsprozedere für das Automatikkaliber H1925 der neuen «Dressage l’heure masque» über die Bühne. Insgesamt 95 zusätzliche Bauteile bewirken bei dieser Armbanduhr für kosmopolitisch angehauchte Zeitgenossen, dass sich der Stundenzeiger, wie vom Namen angedeutet, normalerweise hinter dem längeren, für die Minuten zuständigen Bruder versteckt. Nur wenn die infolge strenger Limitierung lediglich 500 Eigentümer unbedingt wissen müssen, was gerade chronometrisch Sache ist, holen sie ihn per Knopfdruck hervor. Ein ausgeklügeltes mechanisches Gedächtnis hoher Komplexität teilt ihm dann mit, wo er am Zifferblatt korrekt zu stehen hat. Im kleinen Fenster bei der «6» zeigt sich digital die Stunde einer zweiten, frei vorwählbaren Zonenzeit. Das kissenförmige Gehäuse misst 40,5 mal 38,4 Millimeter. Ein Exemplar verlangt nach ca. 85 Gramm Rotgold.

HERMÈS

FRÉDÉRIQUE CONSTANT 2014 zelebriert Frédérique Constant das zehnjährige Jubiläum seiner eigenen «Heart Beat Manufaktur Kaliber». Den Anfang machte das speziell konstruierte «FC-910-1» mit manuellem Aufzug und einer unübersehbar in einem kreisrunden Zifferblattausschnitt oszillierenden Unruh. 2014 präsentiert die Familienmanufaktur das neue FC-945 mit Zeigerdatum, Mondphasen- und 24-Stundenanzeige, bestehend aus 126 Bauteilen. Seine Besonderheit besteht in der Verwendung leichten und vor allem amagnetischen Siliziums für Anker, Plateau und Ankerrad. Diese Hemmung kommt wegen der glatten Oberflächen des Werkstoffs gänzlich ohne Öl aus. Die Uhren der Linie «Heart Beat Manufaktur» mit Silizium-Bauteilen sind von vorn am patentierten Unruhkloben problemlos erkennbar. Das Automatikwerk mit 42 Stunden Gangautonomie und vier Hertz Unruhfrequenz findet Schutz in einem 42 Millimeter grossen Gehäuse, welches selbstverständlich über einen Sichtboden verfügt. Zum Geburtstag legt Frédérique Constant zwei limitierte Serien auf: 188 Exemplare in Gold und 1888 in Edelstahl.

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GLASHÜTTE ORIGINAL Engagierte Manufakturarbeit gehört zu dem Markenzeichen des Swatch-Group-Mitglieds Glas­ hütte Original. Beim lang erwarteten, natürlich integriert konstruierten Chronografenkaliber 37 wollten sich die Produktentwickler aus guten Gründen auf möglichst wenige Bauteile und -gruppen beschränken. Ihr Motto: «Nicht Vorhandenes kann auch nicht kaputt gehen.» Daher besteht die zeitschreibende Mechanik mit Schaltradsteuerung, Schwingtriebkupplung, 30-Minuten- und 12-Stundentotalisator sowie Flyback-Funktion nur aus 82 Komponenten. Das gesamte acht Millimeter hohe Uhrwerk fügen Uhrmacher aus 450 Teilen zusammen. Seine Merkmale: Beidseitig wirkender Rotor­ aufzug, rund 70 Stunden Gangautonomie und Gangreserveanzeige im Feld der Permanentsekunde bei der Ziffer 9 sowie Panoramadatum. Die Unruh mit variablem Trägheitsmoment sowie die frei atmende Unruhspirale vollziehen stündlich 28’800 Halbschwingungen. Besonders beeindruckend ist die Version «Senator Chronograph» mit Platinschale und in alter Tradi­tion handgefertigtem Zifferblatt.

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HUBLOT Mit dem Namen «Hublot» assoziieren Uhrenliebhaber in aller Regel markant Sportliches. Aber die Manufaktur kann auch ganz anders, nämlich ausgesprochen flach. Den Beweis liefert das neue, nur 4,4 Millimeter hohe Kaliber HUB1300. Aus Kapazitätsgründen kooperierte die Manufaktur bei der Entwicklung des Handaufzugswerks mit dem Spezialisten La Joux-Perret in La Chaux-de-Fonds. Die Gangautonomie wurde bewusst auf stattliche acht Tage begrenzt. Dann regelt Hublot den Energie­ fluss von zwei seriell geschalteten Federhäusern zum Gangregler mit drei Hertz Frequenz mechanisch ab. Dieser Kunstgriff bewirkt ein relativ gleichförmiges Antriebsmoment. Ohne würde das Uhrwerk selbst nach knapp zehn Tagen immer noch laufen. Den jeweiligen Energievorrat bildet eine Gangreserveanzeige ab. Überdies besitzt das HUB1300 mit 33 Millimetern Durchmesser auch ein Fensterdatum mit Kronenschnellschaltung. Es findet sich in der «Classic Fusion»-Linie.

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LONGINES Bei Longines war in den 1950er-Jahren die Ära eigener Chronografenwerke für Armbanduhren nach etwa 40 Jahren zu Ende gegangen. Reine Manufakturarbeit steht seitdem auch nicht mehr zur Debatte. Dafür gibt es seit 2010 Exklusives in Gestalt des 13¼-linigen, von der Eta eigens für Longines entwickelten und gefertigten Kalibers A08.231 mit 54 Stunden Gangautonomie, einseitig wirkendem Kugellagerrotor, Schwingtriebkupplung sowie vier Hertz Unruhfrequenz. Für Start, Stopp und Nullstellung sind hier zwei Drücker zuständig. Die Schwester Eta A08.L11, von Longines «L.788.2» getauft, weckt Erinnerungen an die ersten Longines Armbandchronografen im frühen 20. Jahrhundert. Sie verfügt über einen traditionellen Kronendrücker und beseelt den «The Longines Column-Wheel Single Push-Piece Chronograph» mit 30-Minuten-Totalisator bei der «3». Nostal­ gische Uhrgefühle wecken Blicke auf die rote «12». Das Vorbild des 40 Millimeter grossen, bis drei bar wasserdichten Retrostoppers mit römischen Stundenziffern, Stahlgehäuse und beweglichen Bandanstössen stammt aus dem Jahr 1913.

H. MOSER & CIE «Venturer» heisst «Unternehmer». Und genau so hat H. Moser & Cie. seine neuste Uhrenlinie getauft. Fertigungstiefe wird beim darin verbauten Handaufzugskaliber HMC 327 gross geschrieben. Weil zum Kompetenzspektrum auch das Schwing- und Hemmungssystem einschliesslich der bei mechanischen Uhrwerken absolut unverzichtbaren Unruhspiralen gehört, liegt sie über 90 Prozent. Das Uhrwerk mit 28 funktionalen Steinen, 72 Stunden Gangautonomie, Sekundenstopp sowie Moser Verzahnung bei den Rädern und Trieben misst 32 Millimeter und baut 4,4 Millimeter hoch. Das Ensemble aus Unruh und Straumann-Spirale mit stabilisierter Breguet-Endkurve vollzieht jede Stunde 18’000 Halbschwingungen. Auf der Rückseite des Uhrwerks findet sich eine Gangreserveanzeige. Im Gegensatz zu den bereits etablierten Kalibern ist das Assortiment fest ins Werk eingebaut und nicht mehr als Modul austauschbar. Bei den dreiteiligen 39-Millimeter-Gehäusen mit einer Gesamthöhe von 12,5 Millimetern stechen ein schmaler Glasrand und dadurch beim Blick durch das bombierte Saphirglas ein grossflächiges Zifferblatt ins Auge.

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NOMOS Still und leise hat Nomos in Glashütte eine neue Unternehmensära eingeläutet. Im Edelstahlgehäuse der «Metro» findet sich das Handaufzugskaliber DUW 4401 (Deutsche Uhren Werke 4401) mit Fensterdatum und Gangreserveanzeige. Das Uhrwerk bewährt sich seit Jahren: Ab 2004 als 1 TSDPG, dann ab 2005 als δ (Delta). Die bemerkenswerte Innovation besteht im sogenannten Swing-System. Dahinter verbirgt sich ein eigenes Assortiment bestehend aus Ankerrad, Anker, Unruh und blauer Unruhspirale. Letztere entstammt wie die anderen Komponenten der gangregelnden Baugruppe fortan aus eigener Produktion. Die feinen Nivarox-Bänder, aus denen Nomos die Spiralen auf traditionelle Weise fertigt, liefert der einstige Straumann-Partner Carl Haas. Der Weg zum eigenen Assortiment dauerte sieben Jahre und verschlag rund 11 Millionen Euro. Mit beteiligt: die Technische Universität in Dresden. Mit diesem wichtigen Schritt kann Nomos die Fertigungstiefe bei seinen Uhrwerken auf über 90 Prozent steigern. Die edelstählerne Schale misst moderate 37 Millimeter, passt also problemlos auch an weibliche Handgelenke. Insgesamt baut die Uhr 7,65 Millimeter hoch. Dem Wasserdruck widersteht das Oeuvre bis drei bar.

ORIS Über die Jahre hinweg ist in Vergessenheit geraten, dass Oris einmal eine echte Uhrenmanufaktur war. Dieser Status kehrt nach 35 Jahren pünktlich zum 110. Geburtstag im Jahr 2014 zurück. Dementsprechend heisst die tickende Jubiläumskreation kurz und bündig «110». Die Zahl steht für ein neues, zusammen mit Schweizer Ingenieuren und dem Technicum Le Locle entwickeltes und gemeinsam mit spezialisierten Partnern hergestelltes Uhrwerk. Auf der Rückseite des 34 Millimeter grossen, mit drei Hertz tickenden und aus 177 Komponenten zusammengefügten Handaufzugskalibers lässt sich der riesige Energiespeicher beim besten Willen nicht übersehen. Die darin aufgewickelte Zugfeder speichert Kraft für zehn Tage Gangautonomie. Progressiv, anfangs langsamer und dem Ende entgegen immer schneller über eine dementsprechend gespreizte Skala bewegt sich rechts der Zeiger zum Darstellen der verbleibenden Gangreserve. Links am Zifferblatt rotiert der kleine Sekundenzeiger. Oris wird von der 43 Millimeter grossen «110 Years Limited Edition» in Stahl oder Rotgold nur jeweils 110 Exemplare fertigen.

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OMEGA Omega erweitert 2014 die Palette amagnetischer Armbanduhren ganz beträchtlich. Allen können Magnetfelder selbst über die noch messbaren 15’000 Gauss hinaus nichts anhaben. Die Automatikkaliber 8500 oder bei Golduhren 8500/1 liefert Omega ausnahmslos mit offiziellem COSC-Zertifikat. Generelle Merkmale sind koaxiale Ankerhemmung, berylliumfreie, nicht magnetisierbare Titanunruh mit variablem Trägheitsmoment, frei schwingende, amagnetischen Siliziumunruhspirale aus Si14, Anker- und Unruhwelle, gefertigt aus sogenanntem «Nivagauss», Stosssicherungs-Lyra aus «Liquidmetal», einer Zirkonium-Kupfer-Nickel-Aluminium-Niob-Legierung. Zu finden ist die geballte uhrmacherische Kompetenz unter anderem in der nostalgisch angehauchten «Seamaster 300», deren Wurzeln bis ins Jahr 1957 reichen. 300 steht für die Wasserdichte in Metern. Hinsichtlich des Durchmessers ist der Retrozeitmesser auf 41 Millimeter gewachsen. An die Tradition erinnert auch die auf alt getrimmte SuperLuminova-Leuchtausstattung. Die KeramikDrehlünette besitzt eine Liquidmetal-Tauchzeitskala. Alle Armbänder verfügen über eine patentierte Faltschliesse und lassen sich so verlängern, dass die Uhr auch über dem Taucheranzug getragen werden kann.

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PATEK PHILIPPE Als eine der Produktinnovation im Jahr des 175. Geburtstags präsentierte Patek Philippe im viel bestaunten neuen Messestand den «Nautilus Travel Time Chronographen», Referenz 5990/1A-001. Bei dieser sportlich-funktionalen Armbanduhr haben kreative Produktgestalter insgesamt vier Drücker gekonnt im Stahlgehäuse platziert. Rechts finden sich jene zum Ansteuern des hauseigenen Automatikchronografen mit Schaltradsteuerung, Vertikalkupplung und 60-Minuten-Zähler bei der Ziffer 6. Die linke Ausbuchtung beherbergt zwei unauffällige Bedienelemente zum Einstellen der Ortszeit in Stundenschritten. Das obere schaltet den zugehörigen Stundenzeiger vor-, das untere rückwärts. Neu an diesem Travel-Time-Mechanismus sind zwei Tag-/Nacht-Indikationen, links eine für die Ortszeit und rechts jene für Referenz- oder Heimatzeit. Nach insgesamt 370 Bauteilen verlangt diese Synthese hilfreicher mechanischer Funktionen im 6,95 Millimeter hohen Rotorkaliber CH 28-520 C FUS mit 45 bis 55 Stunden Gangautonomie und Zeigerdatum bei «12». Seine Gyromax-Unruh und die Spiromax-Spirale aus Silinvar sind auf vier Hertz Frequenz ausgelegt. Das Gehäuse misst von links nach rechts knapp 46 Millimeter und widersteht Wasser bis zu zwölf bar Druck.

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ROLEX Viele Globetrotter betrachten die GMT-Master von Rolex als ideale Reise­ begleiterin. Auf den ersten Blick ähnelt die neue «Oyster Perpetual GMTMaster II» dem ersten Modell von 1955. Wie einst präsentiert sich die Drehlünette in Rot und Blau. Nun aber ist intelligente Hightech im Spiel. Die Farbkombination gelang beim kratzfesten «Cerachrom»-Drehring erst durch lange, intensive Materialforschungen der Genfer Traditionsmanufaktur. Zunächst entsteht ein rotes Keramikgebilde. Anschliessend färben eine logischerweise geheime Technologie und eine chemische Substanz eine Hälfte in Blau um. Dabei mutiert quasi jedes Korn der kratzfesten Keramik. Nur dieses Verfahren bietet dauerhafte Stabilität auch bei gleissendem Sonnenlicht, wie die seit 2005 vorgestellten «Cerachrom»-Glasränder generell be­ legen. Magnetronzerstäubung, ein PVD-Verfahren, vollendet die gravierte 24-Stunden-Graduierung nach der Politur mit einer dünnen Platinschicht. Rolex bietet den Newcomer vorerst nur mit einem 40 Millimeter grossen, bis zehn bar wasserdichten Weissgold-Gehäuse an. Im Inneren findet sich das hauseigene Automatikkaliber 3186 mit blauer, amagnetischer ParachromBreguet-Spirale aus selbst entwickelter Niobium-Zirkonium-Legierung.

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RADO Auch wenn es bei oberflächlicher Betrachtung so scheint: Gehäuse und Band des «HyperChrome Automatic Chronograph» von Rado bestehen nicht aus Metall. Kratzfestigkeit verspricht vielmehr eine High-Tech-Keramik. Ganz konkret handelt es sich um eine Plasmakeramik. Mittels moderner und fortschrittlicher Materialtechnologie unterzieht Rado eine fertig bearbeitete und po­ lierte Monobloc-Schale aus weisser Keramik sowie die Glieder des zugehörigen Armbands im Spe­ zialofen einer thermischen Behandlung. Bei 20’000 °C aktiviert die Plasmasäule Gase, welche die Keramik durchdringen. Die solcherart herbeigeführte Modifikation lässt die Oberfläche in warmem Grauton glänzen. Und das auch ohne metallische Bestandteile, denn die plasmabehandelte Basis ist und bleibt Keramik. Einen inneren Stahlkäfig für das Uhrwerk sucht man ebenfalls ver­ gebens. Allein aus optischen Aspekten besitzt die 42 Millimeter grosse, bis zehn bar wasserdichte Schale seitliche Inlays aus poliertem und härte­ behandeltem Edelstahl. Das verbaute Automa­tik­ kaliber Eta 2894-A2 zeigt sich durch einen Saphirglassichtboden.

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TAG HEUER Zehn Jahre ist es nun her, dass TAG Heuer mit dem spektakulären V4Konzept für Furore sorgte. Am Anfang gab es nur Patente und wenig funktionale Prototypen des weltweit ersten Uhrwerks mit Riementrieb und linearer Aufzugsmasse. Dann kam Guy Semon als Chef-Techniker. Durch langes Forschen und Weiterentwickeln brachte der Mathematiker und Physiker dieser ungewöhnlichen Mechanik mit vier v-förmig angeordneten Federhäusern bis 2009 zuverlässiges Ticken bei. Möglich machten es innovative, gerade einmal haarbreite Zahnriemen. Seitdem entstanden mehr als 400 Exemplare dieser quadratischen Armbanduhr mit klassischem Gangregler. Das ermu­ tigte die Manufaktur zur Kreation einer ungleich aufwendigeren Version mit Tourbillon. Die Entwicklung stellte für TAG Heuer allein schon deshalb eine besondere Herausforderung dar, weil der ebenfalls von einem 0,7 Millimeter dünnen Mikro-Zahnriemen angetriebene Drehgang doppelt so viel wiegt wie das bisherige Schwingsystem – und Kraft ist in mechanischen Uhrwerken bekanntlich Mangelware. Das Gehäuse des «Monaco V4 Tourbillon» besteht aus schwarzem Titan Grad 5.

TUDOR Wenn auf dem Zifferblatt des «Ranger» nicht die Signatur «Tudor» stünde, könnte man meinen, es handele sich um einen frühen «Explorer» der Mutter Rolex. Der gekonnte Retrolook verwundert nicht, denn Ähnliches gab es bei Tudor ebenfalls. Das weiss, wer die gemeinsame Geschichte unter der Ägide des deutschen Firmengründers nur ein wenig kennt. Für Hans Wilsdorf war Tudor stets eine Zweitmarke, die hohe Qualität mit zugekauften statt manufakturgefertigten Uhrwerken bieten sollte. Zu entsprechend günstigeren Preisen, versteht sich. In diesem fortgeschriebenen Sinn kümmert sich beim «Ranger» die Eta-Automatik 2824-A2 um das Messen und Bewahren der Zeit. Das Vorbild der neuesten Tudor-Kreation entstand zwar erst nach dem Tod des gebürtigen Deutschen, aber seine Mitarbeiter hatten das Gedankengut des Patrons über Jahre hinweg internalisiert. Die Tudor-Philosophie dieser Tage basiert grossteils auf einer konsequenten Rückbesinnung. Die 1950er- und 1960er-Jahre schlagen sich in nostalgiebetonter Zeitlosigkeit nieder. Abwechslung bietet stets ein zweites Armband, das Tudor im Etui mitliefert.

ZENITH Welche andere Umschreibung als chronometrisches Manifest könnte den neuen «Pilot Type 20 Grand Feu» von Zenith treffender kennzeichnen? Sagenhafte 60 Millimeter misst sein aus einem Block gearbeitetes und dadurch vollkommen transparentes Saphirglasgehäuse mit Weissgoldlünette. Die schiere Grösse muss sein, denn die Traditionsmanufaktur verbaut hier Restexemplare des schon lange nicht mehr hergestellten Handaufzugskalibers 5011K mit 50 Millimetern Durchmesser. Wegen seiner überragenden Präzision feierte das hauseigene Werk einst in Bordchronometern und Taschenuhren bei Chronometerwettbewerben stürmische Erfolge. Seine riesige Unruh oszilliert mit fast schon stoischen zweieinhalb Hertz. Die Zeiger für Stunden, Minuten, Sekunden und die verbleibende Gangreserve bewegen sich vor einem strahlend weissen Zifferblatt. Ausgeführt ist es in «Grand Feu»-Emailtechnik. Christophe Schaffo, ein anerkannter Meister seines Fachs, steuert bei den lediglich zehn Exemplaren die dekorative Verfeinerung bei.

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EIN SELTENER MARINE-CHRONOMETER DES 19. JAHRHUNDERTS

Dass eine genau gehende Uhr das beste Mittel sei, um den Längengrad und damit die genaue geografische Position auf dem Meer zu bestimmen, hatte schon um 1530 der niederländische Astronom Gemma Frisius (1508–1555) beschrieben. Monika Leonhardt

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Lucas Peters


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E

ine solche Uhr lag jedoch weit ausserhalb der technischen Möglich­ keiten seines Zeitalters: Soeben waren die ersten kleinen tragbaren Uhren in Gebrauch gekommen, die, wenn sie vorzüglich waren, eine Gangabweichung von etwa 15 Minuten am Tag hatten.

Grundlagen der heutigen Marine-Chronometer 1760 gelang es dem Engländer John Harrison (1693–1776) zum ersten Mal, eine Uhr zu bauen, welche die hohen Anforderungen an die Ganggenauigkeit einer Längengraduhr erfüllte. Wenig später folgten in Frankreich mit ihren eigenen Konstruktionen Pierre Le Roy (1717–1785), der 1766 eine Uhr mit den technischen Grundlagen der heutigen Marine-Chronometer vorstellte, und Ferdinand Berthoud (1728 –1807), der aufgrund seiner Erfindungen und Publikationen 1770 zum «Horloger du roi et de la marine» ernannt worden war. Diese frühen Marine-Chronometer waren sehr kostspielige Prototypen, die aufwendig geprüft wurden, bevor sie wichtigen Forschungsexpeditionen mitgegeben wurden: Nach erfolgreichen Probefahrten begleitete ein Nachbau von John Harrisons H4 im Jahr 1773 eine Expedition von James Cook (1728 –1779) in die Südsee. Die französische Expedition in den Pazifik von Jean-François de Lapérouse (1741–1788) hatte im Jahr 1785 die grosse «Horloge Marine No. 17» von Ferdinand Berthoud an Bord. Weil die neue Technologie so teuer war, wurden erst nach und nach weitere Schiffe damit ausgerüstet. So erlitt zum Beispiel noch 1815 ein Schiff der East India Company mit 367 Menschen an Bord Schiffbruch, weil es nicht über einen Marine-Chronometer verfügte. Von 1825 an wurden die Schiffe der Royal Navy routinemässig mit diesen Instrumenten ausgestattet, die Handelsmarinen folgten danach. Die englischen Uhrmacher John Arnold (1739 –1799), Thomas Earnshaw (1749 –1829) und Thomas Mercer (1822–1900) hatten in dieser Zeit allmählich die Technik der Marine-Chronometer immer weiter verbessert. Man kann sich die damalige Seefahrt besser vorstellen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es um 1840 bereits erste Schifffahrtslinien mit Dampfschiffen gab, die vorwiegend Post und Geld transportierten, weil sie noch keinen Laderaum hatten.

Ein Meister seines Faches Im 19. Jahrhundert hatten sich in den Hafenstädten Deutschlands Uhr­macher niedergelassen, die auf Marine-Chronometer spezialisiert waren. Meist fertigten sie nicht selbst, sondern bezogen die Werke aus Frankreich und England. Dennoch waren es ausgezeichnete Uhrmacher. Bei einem von ihnen, nämlich bei Heinrich Johann Kessels (1781–1849) in Altona bei Hamburg, lernt Joseph Thaddäus Winnerl (1799–1886), der Erbauer unseres Marine-Chronometers. Seine Ausbildung vervollständigt der in Österreich in der Steiermark geborene Winnerl in Kopenhagen bei Urban Jürgensen (1776–1830). Beide Lehrmeister Winnerls hatten bei Breguet in Paris gear­beitet. So ist es folgerichtig, dass

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sich auch Joseph Thaddäus Winnerl nach Paris begibt und dort ab 1829 in den Ateliers von Breguet arbeitet. Diese werden damals von Louis-­ Antoine Breguet (1776–1858), dem Sohn des genialen Gründers Abraham-Louis Breguet (1747–1823) geleitet. Joseph Thaddäus Winnerl zeichnet sich ebenfalls durch seinen Erfindergeist aus: Mit einer Taschenuhr, deren Sekundenzeiger sich unabhängig vom Uhrwerk beliebig anhalten und wieder starten lässt, entwickelt er 1831 einen Vorläufer des heutigen Chronografen. Sein Schleppzeiger-Mechanismus, den er um 1838 konstruiert, wird ebenfalls in Chronografen verwendet. Mit dieser Erfindung ist es möglich, einen zweiten Stoppzeiger unabhängig vom ersten laufen zu lassen und zu stoppen. Bereits 1832 macht sich Joseph Thaddäus Winnerl mit einem Geschäft in Paris selbstständig und fertigt Marine-Chronometer, Präzisionstaschenuhren und Präzisionspendeluhren an. Er wird französischer Staatsbürger und ist von 1859 bis 1870 Stadtverordneter von Paris. 1868 konstruiert Winnerl die erste Pendeluhr mit

Marine-Chronometer No. 336 von Joseph Thaddäus Winnerl (1799 – 1886), Paris um 1850, Uhrenmuseum Beyer Zürich

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elektrischem Kontakt, die heute noch im Observatorium von Paris erhalten ist. Die wichtigen Marine-Chronometer, von denen das Leben einer Schiffsbesatzung abhängen konnte, sind noch sehr lange handgefertigte Einzelstücke, auch als in der übrigen Uhrenherstellung bereits die industrialisierte Produktion begonnen hat. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden sie in grösseren Stückzahlen hergestellt – zu dieser Zeit überwiegen auf den Meeren die Dampfschiffe. In den 1930er-Jahren perfektioniert die amerikanische Hamilton Watch Company die Serienproduktion und stellt Tausende Stück her. Heute navigieren Schiffe mit Computersystemen über Satelliten, die Marine-Chronometer als Instrumente werden nicht mehr gebraucht. Zur Erinnerung an das 19. Jahrhundert, als die Seefahrt noch zu neuen Entdeckungen führen konnte, ist der von Joseph Thaddäus Winnerl handgefertigte MarineChronometer 336 aus dem Besitz des Uhrenmuseums Beyer bis Oktober 2014 im IWC-Museum in Schaffhausen in der Ausstellung «Auf den Spuren von Charles Darwin» zu sehen.


TIMEPIECES WOMAN GLASHÜTTE

CENTURY

GIRARD PERREGAUX

BREGUET

GRAFF

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KEIN FRUHSTUCK BEI TIFFANY & CO. Wer seinen Besuch in New York mit einem Frühstück an der Ecke 57th Street und Fifth Avenue starten möchte, wird das Gebäude aus Granit und Sandstein vermutlich hungrig verlassen, jedoch um einige Dollar ärmer. Valeska Jansen

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olly Golightly alias Audrey Hepburn lebt als Playgirl in Manhattan, begleitet jeden Abend einen anderen Verehrer zu einer der vielen Partys der New Yorker Schickeria, flüchtet, wenn sie zudringlich werden, und träumt davon, sich einen der fünfzig reichsten Junggesellen Amerikas zu angeln. Doch ausgerechnet ein mittelloser Schriftsteller verliebt sich in sie. Wer kennt ihn nicht, den legendären Filmklassiker mit Audrey Hepburn ­«Breakfast at Tiffany’s» aus dem Jahr 1961? Doch die eigentliche Geschichte dieses Kult-Unternehmens begann schon im Jahr 1837. Charles Lewis Tiffany startete ganz unspektakulär mit einer Geschäftseröffnung am Broadway zusammen mit seinem Schulfreund John B. Young. Schreibwaren, Geschenkartikel und allerlei andere «Accessoires» mit dem Namen «Tiffany & Young» setzten den Grundstein für den heutigen weltweiten Ruhm.

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Start als Versandhandel Mit 1 0 00 Dollar Startkapital, von Charles Vater geliehen, stiegen die beiden jungen Männer zusammen mit dem New Yorker Geldadel auf. 1845 erschien die erste Auflage des «Katalogs nützlicher und dekorativer Dinge», womit Tiffany & Young in den Versandhandel einstieg. Charles L. Tiffany war nicht nur ein talentierter Unternehmer, er hatte auch Sinn für Sensationelles und so verkaufte er 1850 zehn Zentimeter lange Stücke des damals verlegten Transatlantikkabels mit daran haftendem Meeresgrund.

Der Name für kunstvolles Silber 1851 fand Tiffany in dem amerikanischen Silberschmied John C. Moore einen Partner, dessen Können die Stellung des Unternehmens als herausragender Silberhersteller sicherte. Auf der Pariser Weltausstellung 1878 erhielt Tiffany   ­ &  Young eine der höchsten Auszeichnungen – eine Goldmedaille für Handwerkskunst in Silberverarbeitung. Es war das erste Mal, dass eine amerikanische Firma von einer ausländischen Jury auf diese Weise ausgezeichnet wurde. Zwei Jahre später schied Tiffanys Geschäftspartner John­ B. Young aus und das Unternehmen wurde in «Tiffany & Co.» umbenannt.

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Aufstieg in die High Society Schnell wurde aus dem Gemischtwarenladen­ mit Versandhandel ein Juweliergeschäft. Charles Tiffany belieferte die New Yorker Society mit ­Uhren, Tafelsilber, Bronzearbeiten, Gold- und Diamantschmuck. Bei den Vanderbilts, Stanfords und Astors war Charles als Fachmann für Edelsteine ein Begriff. Schweizer Uhren, die Kron­juwelen der europäischen Aristokratie und die besten auf dem Markt erhältlichen Edelsteine, für all dies stand der Name «Tiffany» als Synonym für beste Qualität.

von VS aufweisen. Dabei handelt es sich um einen Diamanten aussergewöhnlicher Reinheit. Da die Kriterien zur Auswahl perfekter Steine so streng sind, werden bei Tiffany jedes Jahr Tausende von Diamanten abgelehnt. «Ein Diamant von Tiffany strahlt für die Ewigkeit», heisst eine der Thesen und ebnet so den Weg als Symbolträger für die Unendlichkeit der Liebe. ­Zu jedem Ehering gibt es den passenden Dia­mantring in verschiedensten Steinformen und Fassungen.

Keine Verlobung ohne Tiffany Diamantspezialist Besonderes Geschick bewies Charles Tiffany mit der Verarbeitung von Diamanten – 1870 begeisterte Tiffany mit der berühmten Tiffany-Fassung mit sechs Krappen für Diamantsolitäre. Sieben Jahre später wurde der grösste und reinste gelbe Diamant in den Diamantfeldern von Kimberly gefunden. Es dauerte Jahre, bis mithilfe des Geologen Dr. George Frederick Kunze der weltberühmte Tiffany-Diamant daraus geschliffen wurde. Von 287 Karat auf 128 Karat wurde der Diamant heruntergeschliffen, um die ungewöhnlich grosse Anzahl von 90 Facetten zu erhalten. Dr. Kunze, der erste Geologe, der von einem J­ uwelier eingestellt wurde, war darauf auch für die weltweite Akzeptanz von Karat als Mass­einheit für Edelsteine verantwortlich.

Wenn es um Romantik geht, darf Tiffany nicht fehlen. Brautleute auf der ganzen Welt schätzen noch heute das zeitlose Design der exklusiven Ringe. Zu den berühmtesten Kreationen gehört der runde, funkelnde Diamant mit seinem einzigartigen Schliff in der Tiffany-Fassung. Die Fassung setzt den Diamanten vom Ring ab, wodurch das Licht noch vollständiger zurückgeworfen wird und die natürliche Schönheit des Steins optimal zur Geltung kommt. Ganz nach Geschmack kann das Liebespaar unter den verschiede­ nen Steinkollektionen wählen. Da gibt es zum Beispiel den eckigen Lucida ®-Diamanten mit ­seinem patentierten Diamantschliff, den breiten Ecken kombiniert mit einer in Stufen geschliffenen Krone mit einem Pavillon in Brillantschliff.

Glanz für die Ewigkeit Die Liebe zu Diamanten begann schon zu Gründerzeiten und fand ihren Ausdruck nicht nur in der Herstellung feinster Juwelen, sondern auch im Erwerb und Verkauf berühmter Schmuck­stücke. So passierten der legendäre «Diamantengürtel» von Marie-Antoinette, französische Kronjuwelen und andere Kostbarkeiten Tiffanys Ladentheke und brachten ihm den Namen «Diamantenkönig» ein. Die Geduld und Präzision eines Chirurgen müssen die Diamantschleifer von Tiffany täglich unter Beweis stellen, denn noch heute steht der Diamant als Hauptsymbol für die Perfektion dieses Unternehmens. Tiffany beschäftigt die qualifiziertesten und erfahrensten Diamantschleifer der Welt. Auch die Reinheitsstufe gehört zur Priorität: Ein Diamantsolitär muss mindestens eine Reinheitsstufe

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WATCHES & JEWELLERY

Funkelnde Zeitmesser

Kein Frühstück bei Tiffany

Aber auch in der Uhrmacherkunst gehört das Traditionsunternehmen aus New York zu den Spitzenreitern. Trends setzt Tiffany hier mit den Damen-Cocktail-Uhren und der Atlas-Kollektion für den Herren. Speziell für den Abend entworfen, geben die Art-Deco-Uhren für die Damen mit ihrem aussergewöhnlichen Tonneau-shape die Zeit der Cocktailstunde an. Das Armband ist entweder mit 326 Brillanten und 104 Baguette-Diamanten oder mit einem Weissgold «mesh» (Netz) Bracelet mit 184 Diamanten erhältlich. Ein weiteres Abendmodell mit einem schwarzen S ­ atinarmband ist mit hochkarätigen Baguette- und Lucida®-Diamanten besetzt. Klare Formen und exakte Proportionen geben hingegen in der Atlas-Kollektion für den Herren den Ton an. Ein ewiger Kalender aus 18k Gold mit automatischem mechanischem Uhrwerk hat angrenzend an die glänzenden Ziffern kleine Zifferblätter für Wochentag, Datum, Monat und Mondphase. Die Uhr stellt sich automatisch auf Monate mit weniger als 31 Tagen und auf Schaltjahre ein und ist mit einem Armband aus Alligatorleder mit goldenem Verschluss erhältlich.

In seiner langjährigen Geschichte hat Tiffany & Co. eine beachtliche Zahl an Kollektionen hervorgebracht. Entwürfe von Paloma Picasso, Tochter von Pablo Picasso, Elsa Peretti, Designerin für Silberschmuck, und Jean Schlum­ b erger, berühmter Autor, sind nur einige der be­­­ deu­tendsten Schmuckdesigner dieses Jahrhunderts. Nur frühstücken konnte man bei Tiffany & Co. leider nie, auch wenn das viele Menschen bis ­ heute glauben. Doch eines war und ist keine ­erfundene Geschichte: Frauen allen Alters träumen davon, wenigstens einmal im Leben ein Schmuckstück in der berühmten türkisblauen Schachtel geschenkt zu bekommen.

Wussten Sie, dass … 1. … Charles Louis Tiffany als erster Amerikaner im Jahre 1848 französischen Aristokraten Juwelen abkaufte und somit den Namen «King of Diamonds» erhielt? 2. … Tiffany & Co. die erste amerikanische Firma war, die Sterlingsilber verwendete und sich dafür einsetze, dass es als Standard benutzt wird? Im Jahre 1851 übernahm die US-ameri­ kanische Regierung diesen Standard. 3. … das typische Tiffany-Blau von der franzö­ sischen Kaiserin Eugénie de Montijo als offizielle Hoffarbe kreiert wurde? Charles Lewis Tiffany übernahm diese Farbe später für die Tiffany-Verpackungen der Tiffany Blue Box. 4. … alle Nummern des «Return to Tiffany»Schlüsselanhängers registriert sind? 5. … Tiffany & Co. von den Vereinigten Staaten von Amerika für besondere Anfertigungen beauftragt wurde? Unter anderem wurde die «Congressional Medal of Honor», die höchste militärische Auszeichnung der USA, und 1885 die Neugestaltung des Grossen Siegels der Vereinigten Staaten, die auf offizi­ ellen Regierungsdokumenten sowie auf dem Ein-Dollar-Schein zu sehen ist, von Tiffany entworfen. 6. … der Stein Kunzit nach dem ersten ChefGemmologen von Tiffany, George Kunz, benannt ist? George Kunz hat ausserdem den Stein Tansanit entdeckt und durch Tiffany wurde er bekannt.

CHARLES LEWIS TIFFANY

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7. … der grösste gelbe Diamant der Welt «The Tiffany Diamond» (128,54 Karat) genannt wird? Er ist im Stammhaus von Tiffany in der Fifth Avenue in Manhattan, New York, zu bewundern. Er wurde bis heute nur zweimal gefasst und getragen.


VOM AKKORDEONSPIELER ZUM KÖNIG DER EDELSTEINE HANS STERN

Das Uhren- und Schmuckgeschäft Kurz bietet die H.-Stern-Produkte auch in der Schweiz als exklusiver Retail-Partner in Zürich (Bahnhofstrasse 80) und in Basel (Freie Strasse 39) zum Kauf an.

Als er mit 16 Jahren an der Copacabana stran­ dete, hatte er nicht mehr als sein Akkordeon und 10 Reichsmark im Gepäck. Hans Stern, der deutsch-jüdische Kriegsflüchtling, der es innerhalb weniger Jahrzehnte vom einfachen Mitarbeiter eines Handelskontors zu einem der weltweit grössten Schmuckunternehmer gebracht hatte, hinterliess seinen Angehörigen nach seinem Tod im Jahr 2007 ein ganzes Diamantenimperium. Sein Erfolgsgeheimnis bestand in einer unschlagbaren Mischung: umfangreiche Kenntnisse der südamerikanischen Edelsteinszene auf der einen, präzise deutsche Handwerkskunst auf der anderen Seite. Bevor er internationale Celebrities wie Catherine Deneuve, Kate Moss oder Angelina Jolie mit seinen Preziosen ausstattete, setzte er allerdings zunächst auf viel preisgünstigere Ware, die er entlang der bekannten Touristenmeilen in Rio de Janeiro und Sao Paulo feilbot. Auf diese Weise baute er sein Unternehmen Schritt für Schritt auf. Heute verzeichnet das internationale Brand H. Stern Jahresumsätze von über einer halben Milliarde Franken. Die Lieblingssteine des Schmuckmilliardärs, der zeitlebens sehr bescheiden in einem kleinen Apartment lebte und selbst nie teure Schmuckstücke trug, sind die grünen Turmaline – die teuersten ihrer Art. Aufgrund seiner ausserge­ wöhnlichen Farbenvielfalt wurde der Turmalin im alten Ägypten auch «Edelstein des Regenbogens» genannt.

2 ZITATE «Solange sich ein Mann physisch und psychisch gut fühlt, sollte er arbeiten. Viele meiner Freunde haben sich mit sechzig Jahren zur Ruhe gesetzt. Und was war das Ergebnis? Sie wurden depressiv und langweilten sich buchstäblich zu Tode.» Cicero «Steine haben Magie. Das ist nicht einfach Schmuck. Manche Leute sagen, dass Steine heilen können, andere tragen sie als Talisman. Diese Kultur existiert seit tausenden von Jahren. Dennoch ist es ein Phänomen, das man nicht erklären kann.» Cicero

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LA SERLAS

CARRERA Y CARRERA

GRAFF

ASPREY

SWAROVSKI

TÜRLER

SWAROVSKI

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LA SERLAS

DINH VAN BY MEISTER JUWELIER SELECTED JEWELS

GÜBELIN

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SCHMUCKSTÜCKE

GRAFF

TIFFANY & CO.

TÜRLER CARRERA Y CARRERA

PASQUALE BRUNI BY LES AMBASSADEURS

DE GRISOGONO

DE GRISOGONO

HILLIER BY MEISTER JUWELIER

AL CORO VICTOR MAYER

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DER WELTRAUM AM

HANDGELENK DIE RAKETEN-UHR Eine Uhr für alle Raumfahrtfans. Gefertigt aus einer ins Weltall geflogenen Rakete. Yvonne Beck

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WATCHES & JEWELLERY

D

ie Sojus-Rakete ist das Wahrzeichen der Russischen Raumfahrt. Sie ist die bekannteste Weiterentwicklung der weltweit e ­rsten Weltraumrakete, der R-7, die am 15. Mai 1957 mit dem Satelliten Sputnik 1 an Bord zu ihrem historischen Flug startete, und die 1961 Juri Gagarin als ersten Menschen überhaupt in den Weltraum flog. Bis und mit heute ist die Sojus-Rakete die meistgeflogene und zuverlässigste orbitale Rakete der Welt, die noch immer Astronauten zur ISS bringt. Die meisten dieser Raketen werden vom Kosmodrom Baikonur gestartet. Die Sojus-Rakete besteht aus drei Stufen. Die erste Stufe umfasst vier Booster, die zweite Stufe den sogenannten Zentralbooster. Die Booster der ersten Stufe werden in einer Höhe von über 50 Kilometern abgeworfen, der Zentralbooster wird in einer Höhe von über 100 Kilometern abgesprengt. Die Booster der ersten Stufe landen in unbesiedelten Teilen der Kasachischen Steppe, wo sie von einem Schrottsammler geborgen werden.

Abenteuerliche Reise Um an das Material der Sojus-Raketen zu gelangen, waren zwei abenteuerliche Reisen nach Kasachstan und Unmengen Geduld nötig. Es waren Reisen in die hintersten Winkel des Landes, zu einem Schrotthändler, der das ­Raketenmaterial einsammelt, welches jeweils nach dem Start einer Rakete abgesprengt wird und zur Erde zurückfällt. Dieser Schrottsammler zählt zu den wenigen Personen, die Zugang in das streng bewachte militärische Sperrgebiet haben, in welchem die abgesprengten Booster der Sojus-­

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PATRICK HOHMANN | CEO

Raketen landen. Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede in Bezug auf die geschäftliche Zusammenarbeit, die Weiten der Kasachischen Steppe, die Begegnung mit einem vermeintlichen Geheimdienst­agenten, Stutenmilch als Zeichen der Gastfreundschaft und vieles mehr machten diese Reisen zu unvergesslichen Abenteuern. Was sich anfänglich als praktisch unmöglich darstellte und eigentlich nur in Angriff genommen wurde, weil die Reise nach Kasachstan mal etwas ganz anderes versprach, erwies sich je länger je mehr als realisierbar. Nach dreieinhalb Jahren kontinuierlicher Aufbauarbeit ist es gelungen, die Idee in die Tat umzusetzen und die erste «echte» Raketen-Uhr zu produzieren.

Das Materialaufbereitungsverfahren Das Material der Sojus-Raketen-Teile in eine neue bearbeitbare Form zu bringen und ausserdem auch die Eigenschaften des Materials so zu verändern, dass es zur Produktion von Uhrengehäusen verwendet werden kann, war eine sehr grosse Herausforderung, vor der fast alle angegangenen Metall­ urgie-Spezialisten kapitulierten. Nur einer sah sich in der Lage, in Zu­ sammenarbeit mit der Forschungsabteilung einer Universität zwei komplett neue Verfahren zu entwickeln, mit denen die Materialien aufbereitet werden konnten. Der Aufbereitungsprozess ist hoch komplex und es sind insgesamt sechs Partner daran beteiligt. Zudem ist der Prozess langwierig: Um den Triebwerksstahl aufzubereiten, dauert es ein ganzes Jahr.

Das Design Kennzeichnend für Uhren der Kollektion sind scharfe Kanten, eine ins Gehäuse eingesenkte Lünette und ein auf das absolute Minimum reduziertes Design. Bewusst hatte man sich gegen eine Uhr entschieden, deren Optik an jene einer Rakete angelehnt ist. Im Fokus stand ein Design, welches puris-

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tisch ist, jedoch seinem Ursprung gerecht werden soll. Auf dem Zifferblatt sind die Koordinaten (45° 38’ N, 63° 19’ O) des Ortes ­Baikonur vermerkt, an dem die Sojus-Rakete ­ab­geschossen wurde. Zusätzlich befindet sich auf der Rückseite der Uhr eine Gravur mit einer Weltkarte und einem Punkt, der den Abschussort markiert. Des Weiteren sind Kasachstan und der Weltraum-Bahnhof Baikonur in kyrillischer Schrift eingraviert – dies als Verweis zur kasachischen Kultur. Die Kosmonaut-Uhren von Werenbach werden in einem kleinen, aber feinen Atelier in der Zürcher Altstadt zusammengebaut. Die Uhren werden in Kleinstserien hergestellt. Die kleinste Serie umfasst gerade mal 15 Stück, die grösste Serie 70 Stück.

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PRESENTS

CLOCKWORK BY GIANNI PISANO

RALPH LAUREN


HUBLOT | Veston BASMAN


GIRARD-PERREGAUX | Sweater FIDELIO | Veston BASMAN


TAITTINGER | PRADA


Sweater FIDELIO | Veston BASMAN


CHRONOSWISS


GIRARD-PERREGAUX | BASMAN


CARL F. BUCHERER | PRADA


WATCHES & JEWELLERY

PHOTOGRAPHER Gianni Pisano PRODUCTION Lina Baumann STYLIST Aita Sulser GROOMING Julia Ritter SPECIAL THANKS Herr Müller & Jaguar Garage Burgwies

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WATCHES & JEWELLERY

RADO & PRADA

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PRESTIGE STYLE WOMAN

SUMMER

DOLCE & GABBANA

BURBERRY

BUCHERER

TWIN-SET YULYAFFAIRS

AL CORO

LOUIS VUITTON SELECTED JEWELS TWIN-SET

PATEK PHILIPPE

SALVATORE FERRAGAMO KARE

MICHAEL KORS

SALVATORE FERRAGAMO

SALVATORE FERRAGAMO

FABER CASTELL

RALPH LAUREN


CHRONOSWISS HUBLOT

PATEK PHILIPPE

GIRARD PERREGAUX ARMANI

VICTOR MAYER

CORUM

BRIONI WINDSOR

MASERATI

SALVATORE FERRAGAMO

MEISTER PRADA RICHMOND


&

UHREN

SCHMUCK Cartier für Nicole Kidman

In dem Film «Grace of Monaco» von Olivier Dahan spielt Nicole Kidman die Rolle der Prinzessin Grace. Sie trägt zeitgenössische Cartier-Kreationen: ein Diamantcollier, Anhänger, Ohrringe mit Diamanten und Saphiren. Die legendäre Cartier-Boutique in 13 Rue de la Paix in Paris bot die Kulisse für die Schlussszene von «Grace of Monaco». Hier verkündet sie der Presse, dass sie ihre Hollywood-Karriere aufgeben würde, um sich ganz ihrer Familie und ihren königlichen Pflichten widmen zu können. Neben diesen historischen Reproduktionen verlieh Cartier dem Produktionsteam eine Reihe von zeit­genössischen Schmuckstücken. Nicole Kidman trägt ein spektakuläres Smaragd­collier, die spanische Schauspielerin Paz Vega ein exklusives Smaragd­ halsband. Die männlichen Hauptdarsteller – Prinz Rainier von Tim Roth verkörpert und Aristoteles Onassis, gespielt von Robert Lindsay – tragen ebenfalls Manschetten­knöpfe und Uhren von Cartier. Ein Highlight im Film ist der 10,47 Karat Diamant Ver­ lobungsring «Gracia Patricias».

Christophe Colomb Academy Hurricane Revolución Zenith hält weiterhin seinen Spezialitätenkurs. In der Academy Christophe Colomb Hurricane-Linie mit drei Uhren, werden drei südamerikanische Revolutionäre geehrt: Simón Bolívar, Ernesto «Che» Guevara und Emiliano Zapata. Diese drei Revolutionärs-Modelle sind ausgestattet mit: Schwer­ kraftsteuerung (patentiertes System), Schneckenumgang über einer Kette und einer Reputation von 36’000 Halbschwingungen pro Stunde. Sie sind erhältlich in einer dreiteiligen limitierten Auflage. Die Modelle sind aufwändig in Handarbeit mit Mikrogravur und Mikromalerei dekoriert. Alle drei Uhren werden in einer Mahagonischatulle mit Eckzierleisten und einem Schloss, aus Knochen geschnitzt, angeboten. Die Bildnisse der drei Revolutionäre sind auf einem Stück Papyrus im Siebdruckverfahren im Deckel eingebettet. Die Box kann auch als Zigarrenkiste umfunktioniert werden und bietet dann Platz für bis zu 200 Stück der Rauchwaren.

Gewinner Oxford erhält JEANRICHARD’s Aquascope-Uhr nach prestigeträchtigem BNY Mellon Boat Race Bereits im zweiten Jahr in Folge war die Schweizer Luxusuhrenmarke JEANRICHARD offizieller Zeitnehmer und offizielle Uhr des berühmten Ruderbootrennens Oxford and Cambridge BNY Mellon Boat Race bei dessen 160. Ausgabe am Sonntag, dem 6. April 2014, als sich die beiden Ruderclubs der Universitäten Oxford und Cambridge in einem packenden Rennen auf der Themse gegenüberstanden. Es sind die gemeinsamen Werte – Teamgeist, Ausdauer, Leidenschaft – und die besondere Lebensphilosophie, die die Grundlage der Partnerschaft mit JEANRICHARD bilden. Das Siegerteam 2014 – der Oxford University Boat Club – erhielt im Anschluss an seine sportliche Spitzenleistung auf dem 6,8 km langen Abschnitt der Themse, wo das Team in 18 Minuten und 36 Sekunden das Rennen für sich entschied, eine limitierte Auflage der JEANRICHARD-Aquascope-Uhr. Den nunmehr 78. Sieg des Teams aus Oxford verfolgten mehr als 17 Millionen Zuschauer in Grossbritannien und im Ausland.

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Naturperlen für 3,3 Millionen Dollar versteigert Am 28. April 2014 versteigerte Doyle New York ein Paar der seltenen Naturperlen für 3’301’000 US-Dollar – ein Weltauktionsrekord für ein Paar Naturperlen. Sie wurden von einem anonymen Telefonbieter gekauft. Der angenommene Preis wurde weit übertroffen. Der vorherige Weltrekord für ein Paar Naturperlen im Mai 2013 war ein Erlös von 2,4 Millionen US-Dollar. Sotheby in Genf erzielte ihn für ein Paar Naturperlen aus der Sammlung von Gina Lollobrigida. Das Paar brach den früheren Rekord von 1’990’000 US-Dollar durch Christies New York bei dem Verkauf der Sammlung von Elizabeth Taylor im Dezember 2011. Die tropfenförmigen Perlen in der Farbe Grau bei Doyle New York hatten eine Länge von 2,3 cm und eine Dicke von 1,3 cm. Sie wurden mit antiken Silber- und Diamantkappen, die auf einem Platin- und Diamantanhänger gesetzt waren, montiert. Die Perlen wurden von einem handschriftlichen Report begleitet. Hier war zu lesen, der Frau Napoleons, stammten.

Audemars Piguet und Sir Nick Faldo, der legendäre Welt­ klassegolfer und erste Botschafter der Marke, begrüssen vier neue Champions in der Familie von Audemars Piguet Das berühmte Golfteam von Audemars Piguet wird nun von Henrik Stenson (Schweden), Victor Dubuisson (Frankreich), Kiradech Aphibarnrat (Thailand) und Peter Uihlein (USA) vervollständigt. Die Mannschaft, die sich aus ausser­ gewöhnlichen Weltklassegolfspielern zusammensetzt, steht beispielhaft für die Philosophie der Manufaktur: «Um Regeln brechen zu können, muss man sie zuerst meistern». «Passion, Präzision und Zielstrebigkeit sind die grundlegenden Werte des Golfsports und der Uhrmacherei», betont der CEO von Audemars Piguet, François-Henry Bennahmias, der selbst als Golfer internationale Erfolge feierte. «Wir sind sehr stolz darauf, mit herausragenden und passionierten Golfspielern zusammenzuarbeiten, die als wahre Meister ihrer Disziplin immer wieder ihre eigenen Grenzen überwinden.» Der 1990 geborene Victor Dubuisson ist ein wahrer Musketier des Golfsports – er über­ zeugt durch Stil, Mut und Talent. Der seit vier Jahren in der Profiliga spielende Franzose stellt die Traditionen auf den Kopf, ist zweifelsohne einer der begabtesten Spieler seiner Generation. Ende 2013 gewann er die Turkish Airlines Open, eines der höchstdotierten Turniere in Europa. Anfang dieses Jahres sorgte er für Aufsehen, als er sich für das Finale der Accenture Match Play Championships in Marana, Arizona, qualifizierte. Golfexperten sagen ihm eine beispiellose Karriere voraus.

Girard-Perregaux präsentiert Nachwuchstalente der Uhrmacherkunst und veröffentlicht den Bildband «The New Face of Tradition» über junge Mitarbeiter, in deren Händen die Zukunft liegt: die Young Watch Masters und ihre Welttournee Im Mai 2012 kündete die Schweizer Uhrenmarke Girard-Perregaux etwas bislang völlig Neues in der Uhrenbranche an: ein gedrucktes und digitales Magazin mit dem Titel «The New Face of Tradition». Das Projekt stellt eine Sammlung von Geschichten und Bildern der Young Watch Masters dar, junger Talente aus den Ateliers von GirardPerregaux. Im Rahmen des Projekts erlebte man die Uhrmacher am Werktisch sowie in ihrer Freizeit. Unter dem Titel «Young Watch Masters Tour» führte eine Tournee diese Uhrmacher und ihre Handwerkskunst schliesslich um die ganze Welt. Die Bilder aus dem Magazin sowie von der Tournee sind nun in einem eleganten, ansprechend gestalteten Buch zusammengefasst. Es nimmt den Betrachter und Leser mit auf eine Reise durch die Welt und lässt sie am Leben der Young Watch Masters teilhaben. Denn das Buch erzählt auch ihre individuellen Geschichten sowie von ihren ganz persönlichen Träumen, Vorlieben und Zielen.

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DRIVESTYLE 149 IN KÖNIGLICHEN SPHÄREN Porsche meets Marrakesch 154 ICH FAHRE MIT … Jaguar XJ Ultimate 162 15 FRAGEN AN … Jürgen Vogel 164 HEISSE ZWEIRÄDER You might like this bike 172 BLEIBT HEMMUNGSLOS! Mamma Mia, Maserati wird 100! 176 RIVA Schwimmende Luxussuiten

MASERATI

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DRIVE STYLE

IN KÖNIGLICHEN

SPHAREN Marrakesch erfüllt mit seinen Königspalästen, Marktplätzen und dem Flair von Tausendundeine Nacht in Sachen Einzigartigkeit höchste Ansprüche. Gleiches gilt für den Sportwagenhersteller Porsche, der in der marokkanischen Königsstadt mit seinem neusten Juwel, dem Macan, Hof hält. Thomas Borowski

Porsche AG

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DRIVE STYLE

A

venue Bab Jdid, Marrakesch: Diese Adresse kommt Marokko-­ Kennern mit einem Lächeln über die Lippen. Denn hinter der schmiede­ eisernen und von livrierten Wächtern behüteten Toren an der dicht befahrenen Avenue Bab Jdid versteckt sich eine der grossen Hotel­ legenden: das La Mamounia. Seit ihrer Eröffnung im Jahre 1923 gehört die Grande Dame unter den Hotels von Marrakesch zu den Top-Reise­ unterkünften dieser Welt. Der englische Premier Winston Churchill schwärmte 1943 in Gegenwart des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt über das im marokkanischen Palaststil erbaute Hotel und sagte: «It is the most lovely spot in the whole world.» Dem muss auch 70 Jahre später nichts beigefügt werden.

Dass diese Hotelperle heute noch glänzt, verdankt sie einer dreijährigen und rund 120 Millionen Euro teuren Totalrenovierung, die im September 2009­ mit einem pompösen Fest endete und die 136 Gästezimmer, 71 Suiten sowie drei Luxus-Riads für gehobene Ansprüche in neuem Licht erstrahlen liess. Seither zählt das La Mamounia neben dem Oriental in Bangkok, dem Raffles in Singapur, dem Ritz in Paris oder dem Bauer in Venedig wieder zu den Grossen seiner Klasse. Und wie es sich für ein Traditionshaus gehört, bildet das gediegene Fünfsternehotel in Marrakesch zahlreichen Stars und Sternchen den gebührenden Rahmen für viel beachtete Auftritte. Das weiss auch ein Traditionsunternehmen wie Porsche zu schätzen – und wählt das La Mamounia und seine orientalische Umgebung als Präsentationsort für den neusten Zuwachs im Fuhrpark der Stuttgarter Automarke: den Porsche Macan.

Für Einsteiger in die Porsche-Welt «Der neue Macan ist der Sportwagen unter den kompakten SUV, ausgestattet mit allen Porsche-Genen setzt er Massstäbe in Fahrdynamik und Fahrspass und das sowohl auf befestigten Strassen als auch auch im Gelände», präsentiert Stephan Altrichter, Geschäftsführer der Porsche Schweiz AG, die Markenneuheit in Marokko und weist gleich auch darauf hin, welchen Stellenwert der Macan als neue Porsche-Baureihe innehat. Eigens für deren Produktion hat die Sportwagenschmiede ihr Werk in Leipzig mit einem Investitionsvolumen von mehr als 500 Millionen Euro ausgebaut und erweitert. Wo bereits der grosse SUV Cayenne und die viertürige Sportlimousine Panamera vom Band rollen, werden nun jährlich auch noch bis zu 50’000 Macan gefertigt. Ähnlich wie bei den Investitionen ins Luxushotel La Mamounia, die sich mit zufriedenen Gästen und einer hohen Reputation im internationalen Gastgewerbe ausbezahlen, glaubt auch Porsche an die rosige Zukunft des jüngsten Sportwagensprosses und seinen baldigen Stellenwert im internationalen ­Autogeschäft, wie Stephan Altrichter erläutert: «Der neue Macan wird Porsche weltweit einen starken Wachstumsschub verpassen und sich als neue Möglichkeit für den Einstieg in die Porsche-Welt anbieten.»

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DRIVE STYLE

Uns gefällt bereits der Einstieg in den Macan auf dem weitläufigen Vorplatz des La Mamounia vorzüglich, auch wenn er nur temporär ist. Bewacht von den in weissen Uniformen und purpur-samtenen Umhängen gekleideten Portiers des Edelhotels machen wir es uns in den komfortablen Polstern des knapp 4,7 Meter langen und gut 1,9 Meter breiten SUV bequem. Das mit viel Leder und dezentem Chrom ausgeschlagene Interieur steht dem teilweise handgeschnitzten Innendesign des Luxushotels in nichts nach, im Gegenteil: Wie es sich für einen echten Porsche gehört, sind auch im mindestens 76’100 Franken teuren Macan jegliche Ausstattungswünsche gegen Aufpreis er­ hältlich, wie die Markenverantwortlichen erklären: «Grundsätzlich gilt, dass allein die Kreativität und Individualität des Kunden festlegt, wie individuell der Macan gestaltet wird – vorausgesetzt, es ist technisch und qualitativ umsetzbar. Unter dem Signet von Porsche Exclusive und Tequipment entstehen so oftmals Fahrzeuge, die auf der Welt kein zweites Mal existieren.»

Fahren in grösster Entspanntheit Vielfalt ist auch das Schlagwort für das breite Angebot in den unzähligen Läden und Verkaufsständen der nahen Medina von Marrakesch, nur fünf Minuten Fussmarsch vom La Mamounia entfernt. Hier, in den Souks der Altstadt, begegnet man auf Schritt und Tritt kostbaren Preziosen: Filigraner Silberschmuck, kunstvoll von Hand gewebte KelimTeppiche, vielfarbige Lederwaren und kunstvolles Schnitzwerk aus Holz oder Stein bilden nur die Spitze dieses riesigen Berges von Angeboten. Kaum ein paar Schritte kommt man vorwärts und schon wieder bleibt man bei der nächsten schönen Auslage stehen. Wer hier, ohne einen

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­ inkauf zu tätigen, durchkommt, dem zollen wir E allen Respekt. Eine kleine Erholung findet man auf den schönen Dachterrassen und -cafés rund u ­m den Djemaa el Fna. Der zentrale Marktplatz war bereits im Mittelalter der lokale Markt- und Henkersplatz, auch heute noch trifft man sich hier ­vornehmlich für Spektakel. Tagsüber bieten orien­ talische Geschichtenerzähler, Gaukler und Schlangenbeschwörer ihre Künste feil, während am Abend unzählige Garküchen dem Platz seine ganz besondere Atmosphäre verleihen. Das ganze Flair von Tausendundeine Nacht der Altstadt von Marrakesch lassen wir nun aber links liegen und fahren mit dem Porsche Macan aus den roten Stadtmauern Richtung Süden. Der hecktische Verkehr mit vielen Autos, Motorrädern und zahlreichen Eselskarren betrachten wir gelassen aus der erhöhten, SUV-typischen Sitzposition. Und dank den zahlreichen Sicherheitssystemen an Bord fühlen wir uns im Macan auch in noch so

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hektischen Verkehrssituationen gut aufgehoben. Als am Horizont die eingeschneiten Spitzen des Atlasgebirges immer näher rücken und nur noch wenige Verkehrsteilnehmer die breit asphaltierte Strasse Richtung Tahanoute bevölkern, haben wir erstmals Zeit, die sportlichen Gene des Kompaktsportlers zu testen. Und wir werden nicht enttäuscht. Der Macan erweist sich in allen drei verfügbaren Motorisierungen mit 258 PS (Macan S Diesel), 340 PS (Macan S) oder 400 PS (Macan Turbo) aus sechs Zylindern tatsächlich als echter Sportler, den Porsche versprochen hat. Die direkt vom 911 abgeleitete Fahrwerktechnologie trägt ihren Teil zur satten Strassenlage und dem bestechenden Kurvenverhalten bei.Spätestens in der Steinwüste von Agafay vor den Toren Marrakeschs macht der sportliche «Alleskönner für Strasse und Gelände» seiner Bezeichnung alle Ehre. Sein Allradantrieb und das Porsche Torque Vectoring Plus sorgen im Macan für eine variable Verteilung des Antriebsmomentes auf alle vier Räder, während die optionale Luftfederung noch so starke Unebenheiten der Fahrbahn ausbügelt. Entsprechend entspannt durchqueren wir die Wüste, umkurven die am Strassenrand spazierenden Kamele und andere Hindernisse sicher und gelangen in grösster Entspanntheit wieder zurück zu unserer exklusiven Ausgangsstation.Avenue Bab Jdid, Marrakesch, zeigt das Navigationssystem im neuen Porsche SUV an und beinahe fällt es uns schwer, den Macan hier einfach so stehen zu lassen und wieder in die FünfSterne-Herberge La Mamounia einzukehren. Aber eben nur beinahe!


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ICH FAHRE MIT …

JAGUAR XJ ULTIMATE

Mehr Luxus geht nicht. Überlang und schnittig zeigt sich die achte XJ-Generation von Jaguar. Die Innenausstattung lässt keine Wünsche offen.

N

Valeska Jansen

ormalerweise fällt die Sitzplatzvorliebe leicht. Nicht so beim Jaguar XJ Ultimate. Egal, ob vorne oder hinten, rechts oder links, der Fahr- bzw. Bei­fahr-Spass ist garantiert. Eigentlich ist der XJ Ultimate als Chauffeurs-Limousine gedacht, denn sucht man in einer Innenstadt einen Parkplatz, wird auch schnell klar warum. Er ist nun mal 13 cm länger als die «normale» XJ-Limousine. Auch die Breite von 1,899 m kann bei schmalen Parklücken zum Handicap werden. Doch auf Autobahn und Landstrasse gewinnt die Luxuskatze ganz eindeutig. Dynamisch und sehr komfortabel bringt er seine 340 PS auf den Asphalt.

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«Bei der Auswahl der Ledersorten orientierten wir uns am Standard solcher Hersteller wie Hermès, Gucci oder Bulgari.» – Chefdesigner Ian Callum –

Schlanke Optik und grosszügiges Interieur

Massagefunktion für alle Carries

Das stromlinienförmige Profil, die schlanken Xenon-Scheinwerfer und der neuartige Maschendraht-Grill zeigen deutlich Jaguars Schritt in die Moder­ nität. Chefdesigner von Jaguar, Ian Callum, beschreibt es so: «Gleich zu Beginn der Designfindung verabschiedeten wir uns vom traditionellen Doppelscheinwerfer-Thema und dem kleinen Kühlergrill. Um die Front insgesamt deutlich markanter zu gestalten, formten wir den Kühlergrill so kraftvoll wie möglich. Die unteren Lufteinlässe und katzenhaften Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht runden das ausdrucksstarke ‹Gesicht› des Jaguar XJ ab.»

Auch für verspannte Rücken gibt es eine Sonderfunktion: Die Vordersitze verfügen über fünf verschiedene Massageprogramme. Der Lendenwirbelbereich und die Schulterregion werden wie im Flugzeugsitz gelockert und entspannt – bei Langstrecken eine tolle Sache. Wer hinten sitzt, kommt in den besonderen Genuss der Champagnerbar. Vier elegante Gläser erheben sich auf Knopfdruck aus ihrer beleuchteten Box und der kleine Kühlschrank, in der Rückenlehne verborgen, lockt mit Champagner – ein Gefühl à la Sex in the City inklusive. Eine vollkommen durchdachte Limousine, die einfach richtig Spass macht: vorne, hinten, rechts und links.

Made in England Gefertigt wird alles im Jaguar-Werk Castle Bromwich bei Birmingham. Die puristische Heckpartie präsentiert ohne Ablenkung durch zusätzliche Design­ elemente die springende Jaguar-Raubkatze «Leaper». Über den hinteren ­Karosserieflanken wölben sich elegant LED-Leuchteinheiten, die bei Dunkelheit drei rote vertikale Streifen präsentieren. Die windschnittige Dachkontur verdankt der XJ Ultimate nicht zuletzt seinem grossen Panoramadach. Es kann gleichzeitig nach oben und nach hinten weggeschwenkt werden. Die hinteren Scheiben sind dunkel getönt und reflektierend beschichtet, sodass sich der Innenraum in der Sonne nicht zu stark aufheizt. Zusätzlich gibt es zwei elektrische Jalousien, die die Privatsphäre der Insassen schützen soll.

Fast wie in einem Luxushotel Innen zeigt sich die Raubkatze traditionell und gleichzeitig hochmodern. Schwarzer Klavierlack, kombiniert mit doppelt genähtem Leder und Chromstahl-Elementen. Die Soft Grain-Ledersitze (leicht gekörntes Leder) lassen sich vorne und hinten beheizen oder kühlen. Chefdesigner Callum beschreibt seine Idee so: «Das Interieur des XJ spricht alle Menschen an, die schönes Design schätzen. Die Kombination aus eleganten Oberflächen, hochwertigen Materialien, dem geschwungenen Instrumententräger und mutigen architektonischen Linien sorgt für ein intimes, von hoher Handwerkskunst geprägtes Ambiente. Denken Sie an ein minimalistisches Hotel mit einem Hauch von Nostalgie und Glamour – der Ausdruck modernen Luxus.»

Intelligenter Bordcomputer mit Special Features Besonders beeindruckend ist eine neue Technik beim Mittel-Display mit «Dual View». Während der Fahrer seiner Navigationsroute im 8-Zoll-Touchscreen-Bildschirm übersichtlich folgen kann, steht dem Beifahrer nichts im Wege, seine Lieblingsfernsehsendung auf demselben Bildschirm zu sehen. Die Spezialmaske eröffnet je nach Blickwinkel die eine oder die andere Sichtweise. Das Navigationssystem ist intelligent und umweltfreundlich. Unter der Option ECO-Route, berechnet es die Strecke mit dem voraussichtlich geringsten Benzinverbrauch.

Technik Der 3,0-Liter-V6-Kompressor beschleunigt den Jaguar XJ in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/ h (Allradversion: 6,4); die Höchst­ geschwindigkeit wird elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Der Ver­brauch beträgt 9,6 Liter/100 Kilometer, entsprechend 224 g/km CO 2 beziehungsweise 9,9 Liter/100 km und 234 g/km CO2 beim AWD-Derivat.

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DIE PERFEKTEN

JAGUAR-BEGLEITER CHANEL

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PRADA GRAF VON FABER CASTELL

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DER EWIGE CHAMPION AYRTON SENNA

Es gibt heute noch viele Motorsportfans, die in ihm den grössten Rennfahrer aller Zeiten sehen: Ayrton Senna wäre heute 54, doch er starb vor 20 Jahren, am 1. Mai 1994, beim Grossen Preis von San Marino in Imola. Eine neue Biografie widmet sich seinem kurzen Leben in allen Facetten. Autor Tom Rubython meint: «Senn war rücksichtslos und gerissen und unerbittlich darauf ver­ sessen, den grösstmöglichen Vorteil zu erlangen, egal, welche List und Tricks er dazu anwenden musste. Er hatte eine ausgesprochene Siegermentalität, alles andere wurde ausgeblendet.» So prägte Ayrton Senna zehn Jahre, von 1984 bis 1994, das Formel-1-Geschehen. Und noch heute hat er viele Bewunderer, denn «Sennas aus dem Rahmen fallender Intellekt war eines der Geheimnisse seiner Schnelligkeit. Seine Karriere war ein Triumph des Geistes über die Materie und seine Lebensphilosophie und weisen Worte zählen zum Wichtigsten, was er der Welt hinterlassen hat». Er schaffte es, in sein kurzes Leben mehr hinein­ zupacken, als die meisten Menschen in einem ­längeren Leben erreichen.

3 ZITATE Der Erfolg

«Ich bin nicht gemacht, um Zweiter zu werden. Ich bin zum Siegen bestimmt.» Der Tod

«Wenn er kommt, kommt er eben. Das könnte heute sein oder in 50 Jahren. Sicher ist einzig und allein, dass er kommt.»

Das erste Rennen

«Am Anfang hab ich es einfach nur wegen des Fahrgefühls gemacht: Ich mochte es, zu lenken, zu bremsen, Gas zu geben, den Motor zu spüren und ihm zu lauschen, den Wind im Gesicht zu fühlen, die Geschwindigkeit. Es stellte sich bei mir ein, als ich ein Kind war: Es kroch damals in mich hinein. Und es blieb da.»

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VOGEL ON


THE ROAD


DRIVE STYLE

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DRIVE STYLE

«Ich kann nichts. Ausser einem: Ich traue mich.»

– Jürgen Vogel in einem Interview mit «Focus» –

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DRIVE STYLE

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Fragen an Jürgen Vogel

Er gehört zur ersten Riege der deutschen Schauspielzunft und hat der deutschsprachigen TV- und Fernsehlandschaft zweifelsohne seinen Stempel aufgedrückt. Er drehte mit Sönke Wortmann, Til Schweiger oder Doris Dörrie. Sie alle sind sich einig: Jürgen Vogel ist ein Ausnahmetalent. Besonders markant sind sein Lachen und seine offene, direkte Art. Der Autodidakt hatte seinen ersten grossen Erfolg in Sönke Wortmanns Film «Kleine Haie». Seitdem war der deutsche Schauspielstar in mehr als 100 Film- und Fernsehrollen zu sehen. Neben der Schauspielerei widmet sich Jürgen Vogel auch dem Drehbuchschreiben und der Musik. Mit seiner «Hansen Band» brachte er 2005 die CD «Keine Lieder über Liebe» heraus. Privat ist er leidenschaftlicher Jaguar-Fahrer und lebt mir seiner Patchwork-Familie in Berlin.

Worauf achten Sie bei einer Frau als Erstes? Auf ihre Intelligenz. (Lacht.)

Welche Uhrenmarke tragen Sie? Viele, aber nur Schweizer Uhren.

Heben Sie einen bevorzugten Designer? Schwierig. Was Alltagsklamotten anbelangt, kann ich es nicht sagen. Bei Anzügen bevorzuge ich BOSS, weil sie tol­ le Schnitte haben.

Ihr liebstes Kleidungsstück? Momentan eine schwarze Baseballjacke.

Ihr Lieblingsduft? Welche Lektüre liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch? «Gone Girl – Das perfekte Opfer» von Gillian Flynn

Welches Auto fahren Sie und welches ist Ihr Traumauto?

Ein Duft von René Lezard. Leider gibt es ihn nicht mehr. Nun habe ich die letzten Flaschen in Drogeriemärkten aufgekauft und benutze ihn nur ganz selten, weil ich nicht mehr so viel davon habe.

Ich fahre mein Traumauto und das ist der Jaguar F-Type.

Ihr Lebensmotto? Ein Auto sollte … sein?

Nie den Humor verlieren.

Leidenschaft pur.

Was gefällt Ihnen an sich selbst besonders? Was sind die drei wichtigsten Dinge in Ihrem ­Leben? Kinder, Gesundheit, Liebe.

Meine schönen Zähne und mein unglaublich tolles Aus­ sehen. Ich falle schon durch meine perfekte ästhetische Erscheinung auf – ein Modeltyp eben.

Als Kind wollten Sie sein wie ...? Bruce Lee

Lieblingsdestination? Ich mag Ibiza, weil es eine tolle Insel ist, und Thailand ­wegen des guten Essens.

Welcher Versuchung können Sie nur schwer wider­ stehen? Meiner Frau!

Welche neuen Projekte stehen bei Ihnen an? Aktuell drehe ich für das ZDF eine mehrteilige Serie: «Die Lebenden und die Toten».

PRODUKTION /ART-DIREKTION Mirella Sidro FOTOGRAF Markus Hofmann HAARE-MAKEUP Ana Lucic | Agentur Les Artists STYLING Kinga Horvath RETOUCHE PX 5 München

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WUSSTEN SIE SCHON …?

Luxus-Caravan Mehr Luxus beim Camping-Urlaub geht nicht: Der österreichische Hersteller Marchi Mobile Vienna entwirft mit «eleMMent» den zur Zeit teuersten Luxus-Caravan der Welt. Das Design entspringt einer biomorphen Formensprache aus der Natur. Doch dieser Caravan ist alles andere als öko. Mehr als 500 PS Motorpower stehen am Gaspedal zur Verfügung. Mit dieser Zugkraft ist der «eleMMent» ein wahrer Spitzensportler unter den Wohn­ mobilen. Daneben trumpft er mit modernster Multi­ mediaunterhaltung, einer Bar, einer Lounge, einem riesigen Schlafgemach und einer ausfahrbaren Terrasse von 20 Quadratmetern auf. Kurz: Glamping der Spitzenklasse für etwa 2,3 Millionen Euro.

Das härteste Motorradrennen der Welt Mit über 200 Toten in über 100 Jahren ist die Tourist Trophy auf der Isle of Man eines der gefährlichsten Events im Motorradsport. Der knapp über 60 Kilometer lange Kurs auf den oft engen Strassen besitzt keine nennenswerten Sturz­ räume. Böschungen, Mauern, Telefonmasten und Briefkästen sind für die Fahrer elementare «Randerscheinungen» der Rennstrecke. Doch auch Kanaldeckel, heftige Boden­wellen, Fahrbahnmarkierungen und etliche Schlaglöcher tragen das Ihrige bei. Bei einem Durchschnittstempo von 200 km/h kann somit jeder Fehler der letzte sein. Aktuell liegt die Messlatte beim Durchschnittsspeed für eine Runde bei unglaublichen 211,75 km/h. Wer die insgesamt 240 Kurven meistert, wird gefeiert, wer sie am schnellsten meistert, ist ein Held.

Teurer Spass Im Februar 2004 erhielt Jussi Salonoja das bis dato teuerste Knöllchen der Welt. Weil er 40 km/h zu schnell fuhr, musste er 171’816 Euro Strafe bezahlen! Da Salonoja als Erbe eines Würstchenimperiums rund 8,48 Millionen Euro pro Jahr verdient. Denn nach finnischer Gesetzgebung, errechnet sich die Busse im Verhältnis zum jeweiligen Jahreseinkommen. Das toppte bisher nur noch ein Skandinavier. Mit 1’000’000 US-Dollar Strafe. Er wurde mit 290 km/ h auf einer Schweizer Strasse ertappt. Auch diese Strafe wurde proportional zum Einkommen berechnet.

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BIKE HEISSE ZWEIRADER

Wer heute ein neues Motorrad sucht, hat die Qual der Wahl. Denn es gibt nicht nur unz채hlige Brot-und-Butter-Modelle, sondern auch viele starke Charaktertypen. Wir stellen 20 von ihnen vor Ben Winter

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Heinz Mitterbauer, Ina Peters, Werk


Neo-Rocker: BMW R NineT ABS BMW-Motorräder waren lange Zeit die Wahl des wertkonservativen Komfortund Reise-Fahrers – dann folgte der herzrasende Ausflug in das 200-PS-Super­ sport-Metier. Jetzt tasten sich die Bayern zaghaft an klassische Elemente heran, die auch postmoderne Retro-Biker abholen sollen: 110 PS aus einem luft­gekühlten 1200er-Zweizylinder-Boxer sind eine stramme Fast-­Forward-Ansage. Auch die coolen Customizing-Details der 16’900 Franken teuren R NineT tun sehr überzeugend so, als ob heute alles so viel besser wäre als früher.

Terminator: Harley-Davidson Breakout Allen anderen, denen «fett» noch nicht out genug ist, dürfte die 23’700 Franken teure Breakout gefallen – ein vor Testosteron triefender Dragster, auf dem man immer noch König der urbanen Showmeilen sein kann. 75 PS sind keine Urgewalt, aber die 130 Newtonmeter aus dem 1349 cm3 grossen V2 eine Wucht: Am Ende zählt eh das Drohpotential als Gesamtpaket: Wenn sich so ein hart grollender Ofen mit feistem Hinterrad und breitem Lenker neben dir an der Ampel einbremst, lassen es nur wenige auf einen Showdown an­kommen. Zu Recht: Zumindest alles auf vier Rädern kontrolliert die Breakout bis 50 km/h locker.

Easy Rider: Harley-Davidson Seventy-Two Fetter, mattschwarzer Bodybuilder-Look ist bei Motorrädern endlos out, ­Retro-Reminiszenzen dagegen sagenhaft angesagt. Erschütternd stilsicher ist die Kultmarke Harley-Davidson hier unterwegs: Bei der Seventy-Two (15’200 Franken) trifft die hemmungslose Erotik der ultraschlanken Sportster-Silhouette auf den 66 PS starken 1200-cm3-V2, einen bitter­ bösen 1970er-Jahre-Chopperlenker, Weisswandreifen und die StöhnLackierung im Metalflake-Flitterlook. Was man dazu trägt? Schnauzbart, ein betont eng sitzendes T-Shirt und Röhren-Jeans – klar, oder?

Evolutionsmodell: Ducati Monster 696 Wow! Seit 20 Jahren schon hat Ducati die Monster im Programm! Ohne horrendes Entwicklungs-Budget komponierte die Ur-Monster aus dem Ducati-Baukasten der frühen Neunziger ein drahtig-minimales Fahrgerät, das sich fuhr wie ein Mountainbike mit Vorschlaghammer-Antrieb. Mittlerweile ist die Monster sehr modern gezeichnet, im Kern aber immer noch ganz sie selbst geblieben. Um puren Monster-Spass zu geniessen, sind die hubraumstarken und teuren PowerVarianten nicht notwendig – die 80 PS der 10’490 Franken teuren 696 schliessen ohne jeden Kompromiss das Tor zum Handling-Himmelreich auf.

Old school: Honda CB 1100 EX Luftgekühlter Reihen-Vierzylinder, klassische Proportionen, das Herz am rechten Fleck: Die CB 1100 (Basisversion ab 12’990 Franken) schafft es ohne jede alberne Nostalgie-Folklore, ein traditionelles Motorrad-Konzept zu reanimieren. Während andere Bikes dieser Kategorie immer wieder etwas aufgesetzt wirken, ist die grosse Honda mit ihrem 88 PS starken Four einfach nur ein schönes Motorrad. Die EX-Variante kommt mit Speichenrädern und Sechsgang-Schaltbox sowie etwas klassischerem Look, die Standard-Version gibt sich einen Hauch moderner. Also Lederjacke an, Helm auf und raus aufs Land.

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Manga-Sumo: Honda GL 1800 F6C Unter der Darth-Vader-Stormtrooper-Fassade steckt keine überdrehte ­Aggressoren-Technik, sondern das kaltblütig-feine Sechszylinder-Herz der grossen Gold Wing. Sattes Drehmoment aus einem 1800-Kubik-Boxermotor sorgt für abgrundtief bulligen Durchzug aus dem Drehzahlkeller, das massige Design täuscht darüber hinweg, dass die grosse Honda harmonisch, komfortabel und balanciert zu bewegen ist. Genau das Richtige also für Touren-Fans mit Humor und Gardemass – ab Mai für 24’350 Franken.

Teutonen-Hammer: Horex VR6 Classic Es hat eine Weile gedauert, bis sich die kleine Truppe aus Augsburg von der ersten Ankündigung bis zum tatsächlich kaufbaren Serienmotorrad durch­ gehangelt hat. Wer die VR6 aber einmal fahren konnte, ist ihr verfallen: Der extrem kompakt bauende 1200er-Sechszylinder mit seinem druckvollen Punch und dem gierigen Knurr-Sound macht das deutsche Exoten-Bike zur Emotions-Sensation, die neue Classic-Variante (ca. 25’000 Franken) mit Speichenrädern und Nostalgie-Lackierung holt 2014 nun auch noch den letzten Zweifler ins Lager der wiederbelebten Motorrad-Legende.

Rückkehr des Häuptlings: Indian Chief Vintage Dass die grosse Indian im 1930er-Jahre-Look kein billiges Vergnügen ist, sieht man dem chromblinkenden Töff-Büffel sofort an: Ab 28’990 Franken verlässt der Häuptling das Reservat, dafür bekommen Fans der wiederbelebten US-Traditions­ marke aber auch ein wertig gemachtes, charismatisches Tourenmotorrad mit bulligem 1800-Kubik-V2. Indian gibt nur das Motor-Drehmoment von 162 Nm bei 3000 Touren an – Spitzenleistung ist beim lässigen Dahinpowern völlig egal. Hauptkaufargument für eine Indian dürfte aber ihre hohe Exklusivität sein – daneben wirkt jede Harley-Davidson gewöhnlich.

Back to the roots: Kawasaki W800 Special Edition Für 10’990 Franken holt die W800 die herrlichen Zeiten zurück, in denen man nicht Sportler, Touren-Bike, Enduro oder Naked Bike fuhr – sondern einfach ein Motorrad! Bildschöne Linienführung, ein durchzugsstarker 48-PS-Parallel-Twin mit wunderbarer Kö­ nigswellen-Technik, dazu das eindringliche schwarze Farbschema der Special Edition: Fertig ist eines der ursprüng­ lichsten und sinnlichsten Motorrad-Erlebnisse der Postmoderne. Es soll Leute geben, die eine W als Zweitmotorrad hatten und nie wieder ihr doppelt so starkes Erstmotorrad angerührt haben …

Mr. Lightweight: KTM 390 Duke Die Österreicher bauen federleichte Motorräder, die gerade deshalb maximalen Fahrspass bieten. Wie lächerlich Hubraum- und Leistungswahn sind, macht besonders die intellektuelle 390er (6590 Franken) klar – der 44 PS starke 375-cm 3-Einzylinder kickt das nur knapp 140 Kilogramm schwere Handling-Gerät so deftig voran, dass wesentlich leistungsstär­ kere Motorräder – von Autos ganz zu schweigen – nach ein paar hundert Meter auf kurvigen Strecken die weisse Fahne schwenken. Innerstädtisch ist man auf dem «Herzog» ohnehin König.

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Leise, aber rotzfrech: KTM Freeride E Spass, Spass, Spass: Die Freeride-Modelle aus Österreich wollen einfach nur spielen, springen, balancieren, wühlen. Da passt ein flüsterleiser, abgasfreier E-Antrieb mit einer knappen Dreiviertelstunde Akkulaufzeit natürlich perfekt, denn so werden auch wohnraumnahe Industriebrachen, der grosse Super­ marktparkplatz am Wochenende oder andere halblegale Ecken zum Vergnü­ gungspark. Und da der laut Werk maximal 22 kW (30 PS) starke Stromer bereits aus dem Drehzahlkeller furchterregend antritt, geht es auch so heftig los, dass kein Auge trocken bleibt. Wer die Freeride E will, muss sich bei KTM bewerben und rund 10’000 Franken bereithalten.

Fabrikneuer Oldie: Royal Enfield Continental GT In einer indischen Parallelwelt läuft seit Jahrzehnten nahezu unver­ ändert die Lizenz-Produktion eines britischen Motorrad-Kultbikes durch. Als Alltagsgefährt für indische Familien gedacht, hat die Royal Enfield bei uns natürlich einen ganz anderen Stellenwert: Wo sonst ist klassische Motorrad-Technik fabrikneu mit Werkgarantie zu haben? Die neue Continental GT (9 500 Franken) kommt für europäische Lifestyle-Märkte mit auf 535 Kubik aufgebohrtem 29-PS-Viertakt-Single und angesagtem Café-Racer-Look – im Grunde ist sie aber die Alte geblieben: ein rustikales Vintage-Kalt­ blut mit Dampfmaschinen-Ausstrahlung.

Nagelprobe: Sommer Diesel 462 Einzylinder-Diesel, 11 PS. Muss man mehr sagen? Die skurrilen Klas­ sik-Bikes der deutschen Motorrad-Manufaktur sprechen nicht nur Klassik-Freunde an, sondern alle Zweiradfans mit Hang zum Beson­ deren. Wer einmal den gelassenen Ruhepuls der gemächlich tu­ ckernden Kleinserien-Geräte gespürt hat, wird regelrecht süchtig danach. Knapp 100 km/h, zweieinhalb Liter Diesel auf 100 km – diese rund 11’500 Franken teure Maschine ist ein Nachhaltigkeitsseminar auf Rädern.

Freestyle-Akrobat: Suzuki Van Van RV125 Keine Lust auf hochgerüstete Hightech-Kisten, aber viel Freude am neugierigen Herumschnüffeln in den hintersten Ecken? Die Nase im Wind, vielleicht sogar auf Schottersträsschen, quer durch die Stadt, wenn es sein muss auch mal ein paar Treppenstufen hinunterräubern? Mit der Suzuki Van Van (ab 4995 Franken) ist genau das möglich, und zwar völlig unkompliziert: Federleicht, mit einsteiger­ freundlicher Sitzhöhe, stilvollem Spielmobil-Charakter und lebensfrohdefensiver Grundstimmung, ist die kleine Susi ein sonniger Sommertraum.

Spaceship: Suzuki Intruder M1800R Den harten Rocker raushängen lassen, aber in Wirklichkeit ein ganz feiner und introvertierter Kerl sein – so lässt sich dieser Japan-Bomber beschreiben (17’685 Franken). Während der grosse 1,8-L-V2 mit seinen 125 PS im Bedarfsfall zwar auch ein­ mal voranstürmen kann, dass die Berge beben, ist er in seinen Grundzügen doch ein braver Zieher, der mit fleischigem Drehmo­ ment und milden Manieren ganz auf freundlich macht. Als Kon­ trastprogramm gibt es dazu einen ultrabreiten und flachen Lowri­ der-Look, der ordentlich die Zähne fletscht. Muss ja niemand wissen, dass auch böse Jungs Gefühle haben können.

The Luxury Way of Life | 167


Kerniger Kumpel: Triumph Scrambler Von allen Classic-Triumphs ist uns die Scrambler (ab 12’490 Franken) einfach am liebsten. Der grobstollige Sixties-Look, die hochgelegten Auspuff-Tröten und der breite Offroad-Lenker wirken unverschämt hemdsärmelig; dank speziellem Kurbelwellen-Versatz hat der 865-Kubik-Parallel-Twin einen kernigen Groove und sämigen Schmalz aus tiefen Drehzahlen. Der Zweizylinder sieht übrigens nur gestrig aus – dank moderner Einspritzanlage ist er ganz auf Höhe der Zeit. 59 PS reichen dann völlig, wenn es – cool wie Steve McQueen – den kleinen Freiheiten entgegengeht.

Lollipop: Vespa 946 Da fällt die Kinnlade nach unten und schafft es auf absehbare Zeit nicht mehr nach oben: Dieser Italo-Roller covert Retro-Hits der 1950er unverschämt intelligent und verbindet sie mit moderner Technik. Der effiziente wie leise 125er-ViertaktEinzylinder ist in der Stadt eine Wucht, das stabile Fahrwerk agiert im urbanen Gewimmel dank ABS und ASR gleichermassen lustvoll wie sicher – in Sachen Alltagsnutzen lässt so eine Vespa eh nichts anbrennen. Die StahlblechAluminium-Karosserie der zuckersüssen Vespa 946 ist so hinreissend schön, dass man der 10’995 Franken teuren Sahneschnitte die ganze Zeit an den knackigen Hintern fassen will.

Retro-Single: Yamaha SR400 Bereits im ersten Leben zwischen 1978 und 99 schaffte es die SR zur Legende: Ihr reduzierter Charakter mit einem luftgekühlten Einzylinder-Motor und das auf blanke Funktion getrimmte Chassis machten «die SR» zum stilvollen Basis-Transporter für Studenten und gleichzeitigen Sehnsuchts-Objekt für Freunde ungeschminkter Ehrlichkeit. Nach 15 Jahren Pause scheint Yamaha nun festzustellen, dass dieses Konzept aktueller denn je ist – und bringt die SR als 400er zurück – natürlich nur mit Kickstarter. Der Preis für den 23-PS-Klassiker wird später nachgereicht und dürfte bei rund 5 500 Franken zu liegen kommen.

Hornissen-Look: Yamaha MT-09 Street Rally Dreizylinder sind die idealen Motorrad-Motoren, denn sie verbinden die Vorteile einer Four – ruckfreies Zupacken, pupillenerweiterndes Leistungs-Potential – mit dem emotionalen Charakter eines Twins. Der bärbeissige Reibeisen-Sound ist unverwechselbar, der unmittelbare Punch immer wieder eine kleine Sensation. Yamaha packt ein solches Traum-Aggregat mit 850 Kubik und 115 PS jetzt in diese minimalistisch-moderne Fahrmaschine – die etwas hochbeinigere Street-RallyVariante (11’440 Franken) addiert Scrambler-Wildheit und serienmässiges ABS.

Künftiger Klassiker: Yamaha XV950 Mit diesem Modell hat sich Yamaha an ein Konzept gewagt, für das die Zeit einfach reif war: Herausgekommen ist ein Chopper, der chromglitzernde Sentimentalitäten entschieden auslässt, auf dem man auch in Kurven satt ausreiten kann und der mit 11’480 Franken noch bezahlbar ist. Sein 950er-V2 schlenzt moderate, aber herzerwärmende 52 PS über einen sauberen Riemenantrieb ans Hinterrad, die Sitzposition ist einer lässigen Attacke nicht abgeneigt. Wer dazu gerne ein etwas sportlicheres Fahrwerk mag, greift besser zur 410 Franken teureren R-Variante.


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BLEIBT HEMMUNGSLOS! MAMMA MIA,

MASERATI

WIRD 100!

In diesem Jahr feiern die Sportwagenhersteller von Maserati das 100. Gründungsjahr der italienischen Edelmarke und können schon jetzt auf eine glorreiche Geschichte zurückblicken. Hendrik Stary

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DRIVE STYLE

A

uch wenn sie bereits viele brenzlige Situationen überstehen mussten und einige sie sogar schon ganz abgeschrieben hatten: Heute sind die Luxus-Hochleistungsflitzer schneller, stylisher und gefragter denn je. Mit verlässlichen Partnern, einer erweiterten Modellpalette sowie der obligatorischen Portion Unvernunft sollen neue Verkaufsrekorde erzielt ­werden. Wir werfen einen Blick auf Geschichte, Gegenwart und Zukunft­ des Traditionsunternehmens aus Modena und versuchen, herauszufinden, ­welche geheimnisvolle Kraft den «Mythos Tridente» am Leben hält.

Totgesagte leben bekanntlich länger. Wohl auf keinen anderen Sportwagenhersteller trifft dieses Sprichwort so gut zu wie auf Maserati, jenen italienischen Automobilhersteller aus Modena, bei dem Genie und Wahnsinn schon immer nah beieinander lagen. Der Weg vom kleinen Familienunternehmen zum internationalen Player mit Dependancen in über 61 Ländern war kein leichter, aber gelohnt hat er sich allemal!

Via de Pepoli 11, Bologna Das Unternehmen «Societa Anonima Officine Alfieri Maserati» wurde am 1. Dezember 1914 an der Via de Pepoli 11 in Bologna gegründet. Die Leitung übernahm seinerzeit Alfieri Maserati, ein begabter Autoschlosser und begeisterter Rennfahrer, der aus einem kleinen Nest in der Lombardei über Mailand nach Bologna kam. Hier baute er das Unternehmen – gemeinsam mit seinen beiden technikbegeisterten Brüdern Ettore und Ernesto – auf und legte damit den Grundstein für eines der wildesten und abenteuerlichsten Kapitel in der Sportwagengeschichte. Ein übergrosser Geschäftssinn, solide Handwerkskunst und die Liebe zur Geschwindigkeit – dies waren wohl die drei wichtigsten Faktoren, die die Marke Maserati schon früh auf Erfolgskurs brachten.


DRIVE STYLE

Erste Erfolge Im Jahr 1920 konnte Alifieri einen weiteren seiner insgesamt sechs Brüder für das Unternehmen gewinnen: Mario Maserati, ausgebildeter Kunstmaler und Designer, sollte sich fortan um die Aussen­ wirkung des Unternehmens ­kümmern und wurde sogleich damit beauftragt, ein Logo für die noch junge Sportwagenmarke zu kreieren. Er wählte schliesslich den berühmten Dreizack (ital. «Tri­dente») – ein viriles und kraftvolles Symbol aus dem Neptun­ mythos, das auch einen bekannten Brunnen auf der Piazza Maggiore in Bologna schmückt. Das Markenzeichen sollte sich schon bald als Glücksbringer erweisen: Im Jahr 1926 brachte Maserati den ersten eigenen Tridente-Rennwagen auf den Markt, den Tipo 26, mit dem Alfieri auch gleich die 1,5-LiterKlasse der Targa Florio auf Sizilien gewann. Viele weitere glorreiche Siege und Rekorde sollten folgen, so etwa der Geschwindigkeitsweltrekord Borzacchinis von 1929 (246,029 Kilometer pro Stunde).

Der Weg zur Stilikone: Die Zeit nach 1945 Mit zwei Siegen bei den 500 Meilen von Indianapolis, neun Formel-1-Trium­ pfen sowie dem Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft von 1957 war das Rennsportimage von Maserati schnell gesichert. Man war inzwischen nach Modena umgezogen und hatte 1947 auch das erste Maserati-Strassenfahrzeug, den A6 Gran Turismo, entwickelt. Dieser sollte zu einer Art Prototyp für alle späteren Seriensportwagen werden. Eine weitere wichtige Wegmarke für das Unternehmen war die Lancierung des Maserati Quattroporte im Jahr 1963. Es handelte sich dabei um die erste Sportlimousine von Maserati und den seinerzeit schnellsten Viertürer der Welt. Auch heute hat der Quattroporte noch seinen festen Platz im Portfolio von Maserati und erfreut sich nach wie vor grösster Beliebtheit. Aber auch der Maserati GT 3500, die V8-Version 5000 GT sowie der erstmals 1966 vorgestellte Ghibli setzten neue technische Standards und begeisterten Rennsportfans auf der ganzen Welt.

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DRIVE STYLE

Maserati heute: Sportlichkeit, Innovation und Luxus Das Unternehmen Maserati war über die Jahre gewachsen, doch auch die Konkurrenz hatte nicht geschlafen. Ferrari und Lamborghini setzten auf protzende V12-Maschinen und auch mit Jaguar bekam man, vor allem durch dessen viertürige Modelle, einen ernst zu nehmenden Gegner. Die Kooperation mit Citroën war erfolgreich, aber nur von kurzer Dauer. So musste sich der Rennwagenhersteller ab Mitte der 1970er-Jahre auf eine Durststrecke begeben, die erst gegen Mitte der 1980er-Jahre durch den Erfolg des Biturbos sowie die Kooperation mit Fiat beendet wurde. Heute ist das Unternehmen – als Ferrari-Schwester und damit nach wie vor unter den Fittichen der FiatGruppe – erfolgreicher denn je: Mit dem deutschen Manager Harald Wester hat man einen klugen Kopf mit VW-Konzern-Backround verpflichten können, der der Traditionsmarke ein neues, modernes Gesicht verliehen hat und bereits eine

neue Sportwagengeneration sowie einen kraftvollen Geländewagen, den Crossover Levante, plant. Die neuen, zumeist sechszylindrigen Modelle sollen sich vor allem durch Leichtigkeit, Kompaktheit sowie ein hohes Mass an Aggressivität und Fahrdynamik auszeichnen, aber auch klassische italienische Werte wie Design und Handwerkskunst werden nach wie vor gross geschrieben.

Vernunft?! – Emotionen! Der Mythos Maserati bleibt also weiterhin lebendig, vor allem auch, weil es – Gott sei Dank! – immer noch genug verrückte Männer gibt, die wissen, wie geil es sich anfühlt, einen 3,8-Liter-V8 mal so richtig aufheulen zu lassen. Wer sich für den Umweltschutz engagiert und vielleicht gerade darüber nachdenkt, eine einjährige Vaterzeit zu beantragen, wird sich wohl eher keinen Maserati kaufen. Für alle anderen gilt aber die dringende Bitte: Bleibt hemmungslos, bleibt triebhaft, lebt den Mythos Tridente!

The Luxury Way of Life | 175


DRIVE STYLE

SCHWIMMENDE

LUXUS

SUITEN Die Riva & Ferretti Group gehĂśrt zu den weltweit fĂźhrenden Anbietern im Bereich Luxusmotorjachten. In Zusammenarbeit mit namhaften Designern und Schiffskonstrukteuren hat Riva nun zwei neue Spitzenmodelle vom Stapel gelassen, bei denen nur modernste Technologien und edelste Materialien verarbeitet wurden. Yvonne Beck

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«Das Prinzip aller Dinge ist Wasser; aus Wasser ist alles; und ins Wasser kehrt alles zurück.» – Thales von Milet –

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DRIVE STYLE

«Wer an der See keinen Anteil hat, der ist ausgeschlossen von den guten Dingen der Welt und unseres Herrgotts Stiefkind.» – Friedrich List –

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DRIVE STYLE

Rivarama Super

Diese stylische, knapp 14 Meter lange Superjacht zeichnet sich, ganz wie ihre Vorgängerin Aquamara, durch zeitlose, natürliche Eleganz sowie ein Höchst­ mass an Komfort aus. Zusätzlich hat sie aber noch die neuesten Navigationsgeräte an Bord und kann mit einem neuen Deck glänzen, das komplett aus Maha­ goniholz gearbeitet wurde. Auch sonst wurde hier nichts dem Zufall überlassen: Zwei MAN R6-800 Turbo­ dieselmotoren, die eine Spitzengeschwindigkeit von 41,5 Knoten und ein Cruising Speed von 36 Knoten ermöglichen, ein grosszügiges und hydraulisch an­ getriebenes Sonnensegel sowie viele handgearbeitete Details erfüllen noch die Träume des anspruchs­ vollsten Jachtbesitzers. Das High-end-Motorboot ist in unterschiedlichen Farben erhältlich, so etwa ­ in Riva Cream, Navy Blue, Chocolate Brown oder Gray Sand. www.poroli.ch

The Luxury Way of Life | 179


DRIVE STYLE

Aquariva Super

Auch dieses exklusive Riva-Modell überzeugt durch eine weiche und elegante Linienführung sowie durch ein hochwertiges Mahagoni-Ahorn-Holzdeck. Mit etwa 10 Metern Länge ist es zwar etwas kürzer als die Rivarama Super, in Sachen Komfort und Power steht es der grossen Schwester aber in nichts nach: Zwei YANMAR 8LV-370 Motoren sorgen hier ebenfalls für ordentlich Schub und packen die 40-KnotenGrenze locker. www.poroli.ch

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DRIVE STYLE

«Das Flüstern des Windes, das Rauschen der See schenken einem das Glück, einfach zu existieren.»

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183 FOR SHOE LOVERS Fallin' in Love with Giuseppe Zanotti

FASHION

190 EIN BRAVES KROKODIL WIRD VORLAUT Streetart-Künstler Zoer 196 SUMMERTIME – BEACHWEAR-TIME The History of TA-BOU 200 SIMON PORTE JACQUEMUS Sommer, Sonne, Softeis 201 LET’S GO FASHION Bubikragen und Colourblocking 202 PRESTIGE PRESENTS Sonnenzeit 213 WUSSTEN SIE SCHON…? Von Roter Oktober bis Pelz

ARUNA SETH

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FASHION

FALLIN’ IN LOVE WITH

GIUSEPPE ZANOTTI FOR SHOE LOVERS In einem Land wie Italien, der Wiege der Mode und des exquisiten Geschmacks, der Schuh-Künstler und kreativen Zauberköpfe, einen Thron auf dem Olymp der Fashion-Gottheiten sein Eigen nennen zu können, ist ungefähr so, wie mit Eskimos oder Poseidon Jahrzehntverträge für Eis und Wasser zu unterzeichnen. Mode und Schuhe gibt es in Italien wie Sand am Meer. Und doch glitzert in der Menge eines der Sandkörner heller und strahlender als all die anderen, wie zum Beispiel Giuseppe Zanotti. Helena Ugrenovic

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FASHION

«G

ib einem Mädchen die richtigen Schuhe und sie wird die Welt erobern.» Um Marilyn Monroes Zitat zu vervollständigen, ist es der Schuh-Designer, der das Herz des Mädchens oder aller Mädchen erobern wird. Wenn besagter Schuh-Designer noch dazu ein «Frauen-Fuss-was-sie-will-Versteher» ist, kann er sich hingebungsvoller Liebe bis in alle Ewigkeiten sicher sein. Als ich ihn das erste Mal sah, traf es mich wie der Blitz, ich sah tanzende Punkte und spürte Schwingungen, die mein Herz schneller schlagen liessen. Fasziniert boxte ich mich durch die Menge der Vernissage-Gäste, ohne ihn aus den Augen zu lassen, bis ich direkt vor ihm stand und ihn andächtig bestaunte. «Alles okay?» Irritiert wich meine Bekannte einen Schritt zurück. Stumm nickte ich, bückte mich und betrachtete ihn verzückt. Den weissen Sneaker mit der goldenen Platte an der Rückseite, der den Raum mit all seiner Fashion dominierte. Eine Kombination aus Sexyness, Eleganz, sportlicher Leichtigkeit und dem gewissen, knackigen Etwas. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Pure Energie «Man sollte nie die Kraft eines Schuhs unterschätzen. Frauen spüren die Vibrationen, die von ihm ausgehen, sie spüren die Kraft. Sie fühlen sich sexy, cool, wild, sie fühlen sich unglaublich. Schuhe verändern deinen ganzen Körper», erklärt Giuseppe Zanotti, «und wenn du läufst, machen sie dich stärker und aggressiver, so wie ein Panther. Frauen tragen etwas Animalisches in sich und mit Absätzen – oh Gott, ich höre mich an wie ein Psychologe –, kann ich den Panther im Innern einer Frau erobern und dann, boom, verleihe ich ihr Power!»

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FASHION

Es war einmal … … in der Nähe von Rimini, in dessen Umgebung es von Schuh-Designern nur so wimmelt und Giuseppe Zanotti als DJ arbeitet. «Fashion war für meine Mutter und meine drei Schwestern natürlich ein sehr wichtiges Thema.» Jedoch ist das nicht unbedingt die Karriere, die der Familie, die im Gastgewerbe agiert, für den Sohn vorschwebt und sein traditionsgeprägter Vater fragt enttäuscht, warum ausgerechnet die Modewelt, in der alle Designer schwul sind? Doch Giuseppe Zanotti hält an seinem Wunsch fest und verschreibt sich mit 18 Jahren dieser Branche. Während sich in seiner Heimatstadt Schuhgeschäft an Schuhgeschäft reiht, stellt er fest, dass schöne und gute Schuhe dennoch Mangelware sind, und beobachtet in Diskotheken die schönsten Mädchen, die die hässlichsten Schuhe tragen.

Aufgehender Stern Er beschliesst, diesen Umstand zu ändern, und arbeitet zwölf Jahre lang als Freelancer für Fashion-Designer wie Valentino, Thierry Mugler, Dior, Roberto Cavalli und Gian Franco Ferré. 1994 stellt er seine erste und gleichnamige Kollektion in

1 Million Dollar Baby

11’000 Diamanten funkeln auf den Giuseppe-Zanotti-Peep-Toes mit Plateau und 13 Zentimeter Stöckel. Die grosse Herausforderung der Angestellten des Luxuslabels «Crystal Heels» bestand darin, beide Schuhe exakt symmetrisch mit den wertvollen 0.03 bis 0.04 Karätern zu bekleben.

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New York vor, die einschlägt wie eine Bombe. Die Schuhe passen sich perfekt dem Fuss an, sehen cool aus und sind für dieses Zeitalter sehr modern. «Der technische Teil in der Kreation eines Schuhs nimmt ungefähr 85 Prozent der gesamten Arbeit ein. Wenn man die technische Seite eines Schuhs nicht versteht, kann man keinen Schuh herstellen. Schuhe sind wie ein Universum, mit all den verschiedenen Lederarten, Materialien wie Seide, Samt, Nappa-, Wild- oder Ziegenleder. Es ist ein unglaublich riesiges Universum und man muss zuerst sein Handwerk richtig beherrschen, dann die Geheimnisse des Unternehmens verstehen, mit dem man zusammenarbeitet, und dann, wenn man Glück hat und Leidenschaft besitzt, kann man damit beginnen, seine eigene Geschichte zu schreiben.»

Strahlender Stern In den 1990er-Jahren beflügelt ein japanischer Stil die Modewelt und alle ­Designer eifern ihm nach. Jeder will sowohl die Körper als auch die Sensibilität verdecken. In Giuseppe Zanottis Kopf jedoch schwebt die Idee, die Schönheit der Frau wieder einzuführen und ihre Füsse mit Juwelen zu schmücken. Unermüdlich und mit einer nicht enden wollenden Kreativität erschafft er Jahr um Jahr mehrere Kollektionen, von denen jede die andere übertrifft. Im Jahr 2000 eröffnet er seinen ersten Laden in Mailand. Heute sind es ungefähr 69, quer über den Globus verteilt und Giuseppe Zanotti hat den Sprung in den Schuh-Olymp geschafft. Er ist einer der drei grossen Schuh-Designer neben Louboutin und Blahnik, kooperiert mit aufstrebenden Labels wie Proenza Schuoler, Thakoon, Christopher Kane oder Delfina ­Delettrez und er ist der Liebling der Superstars.

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Auf dem Olymp Zwischen Giuseppe Zanottis Kreationen und der Musik schwingt eine besondere Verbindung. Hier verschmelzen Kunst und Mode miteinander und nähren sich gegenseitig. Die Welt der Musik ist von Beginn an eine der wichtigsten Inspirationsquellen Giuseppe Zanottis und die Liste seiner CelebrityFans und Kunden ist lang. JLo, Alicia Keys, Fergie, Pink, Rihanna, Avril Lavigne, Katy Perry, Christina Aguilera, Britney Spears, Lady Gaga und Beyoncé schmücken ihre Füsse während ihren Shows mit seinen Kreationen und besonders Lady Gaga fordert den Designer mit Spezialwünschen heraus. Den definitiven Sprung in den Zenit besiegelt der Gang über den roten Teppich und wenn Stars wie Sandra Bullock, Eva Longoria, Jessica Alba, Adriana Lima, Charlize Theron oder Selena Gomez am Blitzlichtgewitter der Fotografen vorbei in Zanottis zu einer Verleihung schreiten.

Capsule Jubiläums Collection 1994 bis 2014 Zur Feier seines 20-jährigen Jubiläums kreierte Giuseppe Zanotti die «Capsule Collection». Die Kollektion besteht aus vier Einheiten und jede

«Ich hätte eine Megaparty schmeissen oder ein Buch schreiben können, doch das ist einfacher. Es ist mein Leben, das bin ich. Jeder Schuh ist mit einer Erinnerung verbunden. Wenn ich designe, dann träume ich.»

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Capsule verkörpert das Erbe sowie den untrüg­ lichen Charakter des Labels und ist die Aufer­ stehung derjenigen Modelle mit dem grössten Kultfaktor sowie den begehrtesten Stücken, vom Meister persönlich ausgewählt. Capsule Nr. 1 «JEWEL» ist eine Hommage an die Verzierungen, die seit jeher ein Bestandteil von Zanottis Krea­ tionen sind. Capsule Nr. 2 «ROCK 'N' ROLL» erscheint im September 2014 und versinnbildlicht das Temperament sowie die Kraft der musi­ kalischen Schwingungen seiner Kollektionen. Capsule Nr. 3 «BLACK STILETTOS» wird im November veröffentlicht und ist eine Variation verschiedenster Themen; der Absatz auf einer Reise durch die Welt der Verführung. Den krönenden Abschluss der limitierten Jubiläumsedition bildet Capsule Nr. 4 «DISCO», die für Februar 2015 geplant ist und in der die Schwingungen eines Clubs und der zeitlose Ausdruck sowie die unerschöpfliche Inspirationsquelle des Designers verarbeitet sind.

Zum Fressen gern

Wir Frauen lieben sie so sehr, dass wir sie manchmal am liebsten aufessen würden. Die Gelegenheit dazu bietet sich durch kreative und künstlerische Zuckerbäcker sowie Zuckerbäckerinnen, die die schönsten Kreationen aus Marzipan herstellen und Geburtstags­ torten damit verzieren.

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WHITE

SUMMER GLOBUS DOLCE & GABBANA

PRADA

LA PERLA

YVES SAINT LAURENT TA-BOU AL CORO DAMIANI SWAROVSKI

KARL LAGERFELD

LOUIS VUITTON LACOSTE

RENA LANGE

BLUEMARINE

NAVYBOOT CHRISTIAN LOUBOUTIN

TWIN-SET

KARE

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EIN BRAVES

KROKODIL WIRD VORLAUT

Wenn aus einer einstigen Popper-Marke ein hippes Label wird, ist das für manche überraschend. Lacoste haucht sich immer frischeren Wind ein und wird vom Vorzeige-Streber-Outfit immer mehr zum Streetstyle. Ein «Enfant terrible» aus Frankreich durfte dieses Jahr sogar fleissig mitdesignen. Valeska Jansen

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FASHION

D

er Begriff «Popper» stammt aus den 1980er-Jahren. Auf Wikipedia ist im Eintrag zu «Popper» unter der Rubrik «Konsumverhalten» zu lesen: «Exklusive und teure Modemarken wie Burberry, Etienne Aigner, Burlington, Timberland, Fiorucci, Benetton oder Lacoste bestimmten das äussere Erscheinungsbild der Popper. Die typische Frisur war die ‹Poppertolle› mit Seitenscheitel; ein Kurzhaarschnitt mit sehr kurzen, ausrasierten Haaren im Nacken, rasierten Koteletten, längerem, stufig geschnittenem Deckhaar und einem grossen, asymmetrischen Pony, der so ins Gesicht fiel, dass ein Auge vollständig bedeckt war. Das bevorzugte Transportmittel der Popper waren Motorroller wie die Vespa.

Teuer als Markenzeichen Man rauchte «Internationale Zigaretten» der Marken Cartier, Dunhill oder JPS und benutzte die Düfte der Firmen Cartier, Chanel und Lagerfeld. Der Modestil der Popper lehnte sich an Vorbilder wie Felix Krull, Martin Fry, Bryan Ferry, die Modefotografien Helmut Newtons und deren betont elegante und exklusive Moderichtung an. Popper trugen etwa eine Kombination von Tasselloafern, damals ‹Slipper› oder ‹College-Schuhe› genannt, mit ‹Bömmelchen› und Burlington-Socken, die ersten Karottenhosen der Marke ‹Fiorucci›, Polohemden mit Strick- und Lederkrawatten inklusive Krawattenspange sowie Cashmere-Pullovern mit V-Ausschnitt, einfarbig oder mit Rautenmuster. Die Kleidung war bei weiblichen und männlichen Poppern weitestgehend gleich.»

Déjà-vu Besser kann der Begriff nicht beschreiben werden, finde ich. Damals gab es zwei Lager: die «New Waves» und eben die Popper. Und beide Gruppen haben sich gegenseitig gehasst und sind sich bestenfalls aus dem Weg

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Wann haben Sie mit der Graffitikunst begonnen? Als Teenager. Aber ich habe bereits als Vierjähriger ständig gemalt.

Was bedeutet eigentlich Streetart? Das kann alles bedeuten, was irgendwo auf der Strasse in Szene gesetzt wird. Für mich ist es eher eine zufällige Aktion, als ein geplantes Malen.

Was war Ihre erste Streetart-Aktion? Ich habe auf einer Strasse den Asphalt bemalt. Meine Freunde sagten dann zu mir: «Mensch, Du malst so cool, mal doch an Wänden!» Das tollste daran war für mich, dass ich nicht mehr auf ein Blatt Papier begrenzt war. Ich hatte plötzlich unendlich viel Platz.

Wie kam es zur Wende vom wilden Graffitikünst­ ler zum seriösen Künstler? Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich plötzlich über Qualität nachdachte. Früher war es einfach eine FunAktion, heute will ich dem ganzen auch einen Sinn geben. Ich wollte meiner Kunst mehr Tiefe verleihen und auch im­ mer noch besser werden.

Was war Ihre gefährlichste Aktion? Als ich eines Tages vor der Polizei flüchtete, sprang ich von einer sehr hohen Mauer und brach mir das Bein.

Hat Sie die Polizei erwischt? (Lacht.) Nein. Ich humpelte irgendwie in eine Baumgruppe und wartete dort, bis die Polizisten verschwunden waren.

Was haben Ihre Eltern damals zu Ihren nächtli­ chen Aktionen gesagt?

gegangen. Die New Waves, gestylte Punker wäre wohl eine passende Beschreibung, trafen auf Mamas Lieblinge, geschniegelt und gestriegelt. Der Lacoste-Stil hat sich verändert und das Label hat sich sehr verjüngt. Um d ­ as Popper-Image vollkommen zu eliminieren, umgibt sich die Marke nun mit jungen Künstlern. Einen davon trafen wir zur Lancierung des neuen Lacoste-Live!-Duftes in Paris. Ein ehemaliges ­«Enfant terrible», der Streetart-Künstler Zoer hilft kräftig mit, das hippe NeuImage Lacostes aufzupolieren:

PRESTIGE: Ist Zoer Ihr richtiger Name? ZOER: Das ist mein Künstlername. Ihn habe ich mir gege­ ben, als ich mit dem Graffitisprühen begann.

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Sie waren ziemlich unglücklich. Aber da ging es wohl mehr darum, was die Nachbarn redeten. Aber ansonsten reagierten sie eigentlich cool. Sie sagten mir nur immer: «Wenn Du Mist baust, dann musst Du auch dafür gerade­ stehen.» Irgendwann verstanden sie dann, dass Streetart meine Bestimmung ist.

Warum unterzeichnen Graffitisprüher eigentlich meist mit ihrem Namen? So können sie doch im­ mer identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden. Das gehört einfach dazu. Ich bin stolz auf ein Werk, also soll jeder wissen, dass es von mir ist. Und ich fühle mich ja auch nicht als wirklicher Verbrecher.

Wurmt es Sie nicht, wenn Wände gereinigt wer­ den wegen Ihrer Kunstwerke darauf? Nein, so ist es eben. Für mich ist das ein Spiel und wird meine Kunst weggeputzt, ist dieses Spiel beendet und das nächste beginnt. (Lacht.)


KOLUMNE

GABRIEL PALACIOS

TRAGE ICH MEINE KLEIDUNG ODER TRÄGT MEINE KLEIDUNG MICH? Was ist Kleidung? Kleidung schützt. Kleidung verschmückt. Und Kleidung kann identifizieren. Sie schützt mich vor der Witterung. Sie schützt mich und meine Intimsphäre. Blicke zieht sie an und blockt sie zugleich ab. Kleidung verschmückt mich. Sie betont meine Lieblingsstellen. Sie ergänzt meine Haarfarbe und meine Augenfarbe. Kleidung identifiziert. Sie ordnet mir einen Stil zu. Sie lässt mich ein Teil einer gesellschaftlichen Gruppierung sein, ohne dass ich eine Auf­ nahmeprüfung in diese Gruppierung ablegen muss. Die Kleidung ist das alleinige Kriterium, um einer gesellschaftlichen Gruppe zugeschrieben

«Wenn ich Menschen im Umgang mit ihrer Kleidung beobachte, so bemerke ich oftmals, dass sich viele Menschen erst durch das Tragen der Kleidung identifizieren.» zu werden. Trage ich Nietengürtel, hohe Lederstiefel und eine harte, schwarze Lederjacke, so wird man mich der sozialen Gruppe der Punks zuschreiben. Trage ich hingegen die teuersten Schuhe, die teuerste Handtasche und die teuerste Jacke, so werde ich wohl der Gruppe der «Snobs» zugeordnet. Wenn ich Menschen im Umgang mit ihrer Kleidung beobachte, so bemerke ich oftmals, dass sich viele Menschen erst durch das Tragen der Kleidung identifizieren. Sie werden erst jemand, wenn sie ihre Wunschkleider tragen. Doch eigentlich sollte das ganze Spiel

doch verkehrt herum laufen: Die Kleidung soll nicht bestimmen, wer wir sind, sondern sie soll unterstreichen, wer wir sind. Die Kleidung soll uns gehorchen, nicht wir der Kleidung. Sie soll unsere Identität bestätigen und nicht bestimmen. In unserer Kleidung sollten wir ein und derselbe Mensch sein, so, wie wir sind, wenn wir morgens nackt unter der Dusche stehen. Wir sind wir. Und dies sind wir auch ganz ohne Kleidung. Unsere Identität existierte noch bevor man uns schützende und verschmückende Kleidung überstülpte. Unbestritten kann uns das Tragen bestimmter Kleidungsstile eine soziale Rolle aufsetzen. Doch die Kunst der Authen­tizität liegt darin, tragen zu können, was man will, ohne dass man sich einer gesellschaftlichen Gruppierung zuschreibt. Wer sich professionelle Models zum Vorbild nimmt, erkennt, dass diese in allen möglichen Stilrichtungen stets ihre Authentizität wahren. Sie wirken in wohl allen Kleidungstücken attraktiv – selbst dann, wenn man glaubt, dass das Kleidungsstück in wohl keiner Hinsicht zu passen scheint.Doch weshalb? Das Geheimnis liegt in der Stärke des Charakters. Es gibt keinen Eindruck ohne einen Ausdruck. Wer einen charakterlich stabilen und authentischen Ausdruck wahrt, der wird mittels ersichtlichem Charakter mehr Eindruck machen und sowohl attraktiver wirken, als Menschen, die scheinbar erst durch den Ausdruck der Kleidung Eindruck schinden wollen. Lass dich nicht von deiner Kleidung herum­ kommandieren. Lass dich nicht von ihr identifi­zieren. Identifiziere dich selbst. Denn bedenke: Die Kleidung trägt nicht dich – sondern du trägst sie.

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TAITTINGER

PEDRAZZINI

OONA

ASPREY RENA LANGE

SIMONE PÉRÈLE

CAROTI

BULGARI RENA LANGE

CAROTI

BUCKLES & BELTS CHRISTIAN LOUBOUTIN

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IL MARE RAY BAN

ESPRIT

BANANA MOON

HABSBURG GLOBUS

GLOBUS

JEFFREY CAMBELL

HERMÈS

BOTTEGA VENETA OLYMPUS BLUMARINE

GLOBUS PRADA

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SUMMERTIME Wie begründet ein Mann eine Investition, die, um 150 Franken auszugeben, einen zweitägigen persönlichen Aufwand bedingt? Natürlich mit der Liebe … Lilly Steffen

W

as tut man nicht alles, um der Freundin jeden Wunsch zu er­füllen? TA-BOU Gründer Gianni De Nicola kann ­davon ein Lied ­singen. Im Jahre 1976 investierte er insgesamt zwei volle Tage, um für seine Freundin Brigitte einen bestimmten Bikini zu bekommen! Es war die Zeit, zu der es weder Internet noch Google gab!

Die Geburtsstunde von TA-BOU Zwei Wochen später, Brigitte sonnte sich in einem Liegestuhl, wollte De Nicola von ihr wissen: «Spinnst eigentlich nur du oder sind alle Frauen gleich, wenn es um Bikinis geht?» Sie erwiderte, wie

«Wann kommen Sie vorbei?» Der Slogan «Wann kommen Sie vorbei?» mit Nina neckt potenzielle Kundinnen und bringt Geschäftsherren auf Ideen für Dienstleistungen, die TA-BOU nicht an­bieten! Gleichzeitig schmücken Feministinnen die Plakate mit dem Kleber «1a Frauenfleisch vakuumverpackt».

«Marcia» Am 8. März 1978 (Tag der Frau), eröffnet TA-BOU das erste Geschäft in Zürich, das ganzjährig Beachwear anbietet. Marcia ziert das erste TA-BOU Plakat.


BEACHWEARTIME THE HISTORY OF

TA-BOU

«TA-BOU, wer sonst?» Ingrid De Nicola-Haverkate beendet ihre Modelkarriere und posiert letztmals auf dem Plakat «TA-BOU, wer denn sonst?». Gleichzeitig schliesst sie ihre ModedesignAusbildung in Mailand ab. Seither, und bis heute, tragen alle TA-BOU-Modelle ihre Handschrift.

«Geburt der Venus» In Anlehnung an die Geburt der Venus von Botticelli malte Modigliani «seine» Venus, die an den Plakatwänden nebst der «TA-BOU Venus» Maria Louisa hängt. Vielleicht auch ein Beweis, dass «Sex sells» schon immer galt?


aus der Pistole geschossen: «Beachwear ist sehr wichtig für Frauen, denn es ist das letzte Kleidungsstück, das man öffentlich vorträgt!» Daraufhin beschloss Gianni De Nicola, einen Bikini-Shop zu eröffnen. Und zwei Jahre später, am 8. März 1978 (Tag der Frau), entstand die erste Ganz­ jahres-Strandmode-Boutique in Zürich. Nun ist es jedoch so, dass Zürich zwar sehr viel Geld aber zu wenig Sonnenschein hat. Daher tauschen üblicherweise viele Züricherinnen «Geld gegen Sonne» ein und verreisen mehrmals pro Jahr in die Badeferien. Logisch, dass man sich vorher mit Beachwear eindeckt, man geht ja auch nicht in den Skiurlaub, ohne die eigene Skiausrüstung mitzunehmen. Aus dieser Tatsache heraus erklärt sich, weshalb TA-BOU-Beraterinnen auf die oft gestellte Frage «Was genau macht ihr denn bei TA-BOU?» antworten: «Wir verkaufen Vorfreude!». Die längst andauernde Freude überhaupt!

«16-jährig und tabu» Die Werbekampagne «16-jährig und tabu?» mit Sylvia löst gesamtschweizerisch ein Tohuwa­bohu aus. Die wenigsten realisieren, dass TA-BOU seinen 16. Geburtstag feiert und dass dies rein gar nichts mit dem Mädchenschutz­alter zu tun hat. TA-BOU wird sechs mal verklagt und anschliessend vollumfänglich freige­sprochen.

«Halbe Bikinis» Der Kulturprospekt «Kann frau … halbe Bikinis kaufen?» und die begleitende Plakataktion mit Alexandra, Don Johnsons Freundin, löst eine Euphorie bei Frauen aus, die endlich ihren Bikini-Ober- und Unterteil selbst kombinieren können.

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Heute darf man die Vorfreude in einem Meer v­ on Badekleidern vollauf geniessen – denn TA-BOU hat mindestens 5 000 Badekleider im Store vor­ rätig!

«nicht mehr 16 …» In Anlehnung an die berühmt-berüchtigte Kampagne aus dem Jahre 1994, feiert TA-BOU 25-Jahre-Jubiläum mit dem gleichen Foto­modell von damals. Die Pose ist die gleiche wie schon 1994. Das Badekleid ist ganz aus hautfarbenem Netz und mit neuem Logo bestickt. Das Amt für Bewilligungen von Plakaten legt Protest ein und so entstehen zwei Varianten des Jubiläumsposters: eine Version, wie sie die Stadt Zürich (für öffentliche Stellen) abgesegnet hat (die «geschnittene» Version), und eine (die originale Version), welche auf Privatstellen ausgehängt wird. Dies sorgte erneut für Aufregung, sogar auf internationaler Ebene.


FASHION

«Wear at your own risk» Der Look des zerrissenen Bikinis in Kontrast mit den hindurchschimmernden SwarovskiKristallen macht dieses Limited-Edition-Kunstwerk einzigartig. TA-BOU haften nicht für unerwünschten Besuch durch Haie oder für übermässige Aufmerksamkeit.

Auch die neue Miss Schweiz Dominique Rinderknecht zierte das TA-BOU-Plakat.

Ein bahnbrechendes Jahr TA-BOU Beachwear eröffnet erstmals dem internationalen Publikum die Türen! Zum ersten Mal seit 35 Jahren kann TA-BOU Beachwear online und weltweit gekauft werden. Ebenfalls wird TA-BOU Official Sponsor der Miss Schweiz Organisation und kreiert dazu 12 One-of-akind-Outfits, welche von den Finalistinnen auf dem Laufsteg des grössten schweizerischen Indoor-Stadions getragen werden.

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SOMMER, SONNE, SOFTEIS SIMON PORTE JACQUEMUS

Ein Pariser Jungdesigner sorgte in der letzten Zeit vor allem mit seinen Sommerkollektionen für Furore. Simon Porte Jacquemus kreiert avantgardistische Frauen- und Kindermode, die so leicht und luftig daherkommt wie ein Sommerfilm von Éric Rohmer. Als Kind der 1990er-Jahre hat er früher wohl selbst viele Ferienmonate an überfüllten südfranzösischen Stränden verbracht. Freizeitspass, süsse Kaugummis und Teenagerlieben zwischen Eiscafés, Spielhallen und Hotelpools – solche Erinnerungen inspirieren den Fashion-School-Abbrecher beim Entwurf seiner Kollektionen. Ob hoch sitzende Tennisshorts, «cropped tops» oder kastenförmige Oversize-Shirts mit Eistüten-Aufdruck: Jacquemus ist vor allem Pop. Ausgangspunkt ist hier der Alltags- und Freizeitchic, der allerdings dann zu exklusiver Haute Couture verdichtet wird. Mit seiner verspielten und angenehm selbstironischen Herangehensweise sucht er damit immer wieder den Weg ins Offene, an den Strand.

3 FRAGEN Wann haben Sie begonnen, sich für Mode zu interessieren? Sehr früh! Schon als Kind hat es mich sehr fasziniert, wie sich die Frauen in unserer Familie angezogen und hübsch gemacht haben. Mit 12 Jahren habe ich dann sogar einen Brief an Jean Paul Gaultier geschrieben und ihn um ein Praktikum gebeten. Er hat natürlich nie geantwortet.

Von welchen anderen Designern lassen Sie sich inspirieren? Ich bin ein grosser Bewunderer der Marke Chloé. Die femi­ nine Schönheit der Chloé-Models hat mich schon als Teen­ ager magisch angezogen. Aber auch Einflüsse aus anderen Bereichen wie etwa Architektur, Musik oder Film sind mir wichtig. Beispielsweise war ich schon immer ganz vernarrt in die Schauspielerin Isabelle Adjani.

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«Jacquemus steht für einen sehr avantgardistischen Parieser Look. Minimalisistisch, androgyn und plakativ.» «J’aime la vie!» Was macht für Sie gute Mode aus? Ich mag keine verkopften Ansätze. Mode ist für mich etwas sehr Instinktives. So wie Kinder bestimmte Dinge einfach deshalb tun, weil sie Spass daran haben, versuche auch ich, meine Kollektionen zu entwerfen. Wenn Kinder Kreise malen, sind diese nicht immer perfekt. Diese vermeintli­ chen Unzulänglichkeiten versuche ich aber, in meinen kre­ ativen Prozess zu integrieren.


LET’S GO

FASHION

Hingucker Bubikragen Rena Lange präsentiert in der kommenden Saison den Bubikragen in einer ab­nehmbaren multifunktionalen Variante. Für unbegrenzte Stylingmöglichkeiten wurde der Klassiker des Hauses aus luxuriöser Seide, schimmernden cremefarbenen Pailletten und Perlen kreiert. Das Highlight ist das mit glitzernden Swarovski-Kristallen besetzte Modell für den grossen Auftritt! Der für die Marke typische Bubikragen wird so zum perfekten Stylingwunder für jeden Anlass – tagsüber trägt man den femininen Seidenkragen zum Meeting im Büro und wechselt für den eleganten Ladies Lunch zu der perlenbesetzten Variante. Am Abend sorgt der luxuriöse Bubikragen aus Swarovski-Kristallen für glänzende Momente.

Maritimes Colourblocking It´s summertime! Polos bringen das Casual Feeling in die Garderobe – ganz nach seinen Wünschen: Bugatti hat für unterschiedlichste Ansprüche und Stylingvorlieben Lösungen im Programm. Klassische Formen konkurrieren mit trendigen Modellen, bei denen farbige Details für mehr Raffinesse sorgen. Modisch volle Fahrt aufnehmen wird das Colourblocking mit maritimen Touch! Dezente Stickereien und Drucke prägen einen spannenden neuen Look. An warmen Sommertagen liefern die neuen Eyecatcher jetzt die richtige Coolness.

Es muss nicht immer Paris, London oder NYC sein …

Fashion Germany Martina Rink Prestel Verlag

Der Begriff «Made in Germany» ist inzwischen auch in der Modewelt ein Gütesiegel. Die international angesehene Buchautorin Martina Rink («Isabella Blow») stellt in ihrem neuen Werk «Fashion Germany» die wichtigsten deutschen Mode-Persönlichkeiten vor, darunter Peter Lindbergh, Künstler Armin Morbach, Fashion Stylistin Julia von Boehm oder Mode-Bloggerin und Journalistin Sandra Bauknecht. In ihrem Buch kommen also nicht nur Designer, Mode-Ikonen oder Models zu Wort, sondern auch wichtige Protagonisten, die oftmals im Backsta­ gebereich agieren. Mit persönlichen Interviews und handschriftlichen Beiträgen sowie hochkarätigem Bildmaterial entsteht ein faszinie­ rendes Bild der Deutschen in der internationalen Modewelt.

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PRESENTS

SONNENZEIT BY GIANNI PISANO


AGENT PROVOCATEUR


MIU MIU


Jewelry LA SERLAS | Dress ALAÏA BY TROIS POMMES


Swimsuit MOEVA Jeans EACH X OTHER BY GASSMANN


Dress SPORTMAX BY GRIEDER | Socks MONKI


Jewelry MEISTER JUWELIER | Shorts JOSEPH BY GASSMANN | Swimsuit AGENT PROVOCATEUR


Dress CÉLINE BY TROIS POMMES


RODARTE BY TROIS POMMES


DEREK LAM BY GASSMANN


FASHION

Jewelry GÜBELIN | VICTORIA BECKHAM BY GRIEDER

PHOTOGRAPHER Gianni Pisano PRODUCTION Lina Baumann STYLIST Alexandra Kruse DECOR Peter Scherz HAIR & MAKE-UP Nathalie Nobs MAKE-UP Smashbox by Marionnaud – Liquid Halo Foundation, Pretty Social Lipstick, Photo OP Eyeshadow Trio HAIR Less is more – Mascobar Gel NAILS UNE – Natural color

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WUSSTEN SIE SCHON …?

Michael Kors jetzt Milliardär Der Designer Michael Kors steht wie vielleicht kein anderer für den «American Way of Glamour». Jetzt wurde von Bloomberg gemeldet, dass der kreative Kopf der nach ihm selbst benannten Modemarke und Teilhaber des Unternehmens, Michael Kors Holdings Limited, seine erste Milliarde verdient haben dürfte. Im August feiert das Glückskind seinen Geburtstag. Wir sagen schon mal: «Happy Billionaire Day, Mr. Kors!»

Pelzhandel boomt Pelze sind schon lang keine Nischen­ produkte mehr. Nach einer Schätzung der International Fur Federation er­ wirtschaftete die Pelzindustrie jetzt einen Weltjahresumsatz von ca. 40 Milliarden Dollar und zieht damit sogar mit der ­WiFi-Industrie gleich.

Teuerstes Kleid der Saison? Das Haute-Couture-Kleid «Puffy Clouds Embroidery Dress» des Designers Marc Jacobs könnte das teuerste Kleid der Saison werden. Es wurde mit Blumen­ motiven aus Organza bestückt, die in einer Schweizer Manufaktur in aufwendigster Handarbeit hergestellt wurden. Drei Stickerinnen inve­ stierten dafür eine ganze Woche ihrer Arbeitszeit. Der Preis beläuft sich auf ca. 28’000 Dollar.

© sneakertrends.de

Der Nike-Turnschuh «Air Yeezy 2 – Red October» ist der teuerste Sneaker der Welt. In einer spontanen Online-Verkaufsaktion hat der US-Sportartikelhersteller den limitierten Schuh innerhalb weniger Minuten unter die Leute gebracht. Dass der «Rote Oktober» in Kooperation mit dem Musikproduzenten und Rapper Kanye West entstanden ist, dürfte dabei für viele kein unerhebliches Kaufargument gewesen sein. Die Gebote auf den einschlägigen Online-Handelsplattformen lagen zeitweise bei verrückten 16 Millionen Dollar.

© Neilson Barnard

Jagd auf Roter Oktober

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215 VERY BRITISH Für alle Sinne

BEAUTY

220 FÜR FASHIONISTAS Beauty & Perfect Styling 222 SPA AUF DEN SEYCHELLEN Ein tropischer Garten für die Schönheit 228 SOMMER, SONNE, SCHUTZ Die neusten Pflegetipps 233 PFLEGETEST Von Textur bis Duft

EAU D’ITALIE

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BEAUTY

VERY BRITISH

FUR

ALLE

SINNE Alles begann in der Küche. Als die Tochter eines Künstlers und einer Kosmetikerin mit Essenzen und Ingredienzien vor über 20 Jahren zu experimentieren begann, ahnte wohl noch niemand, dass in einer kleinen Londoner Küche der Grundstein für eines der erfolgreichsten Duftlabels gelegt wurde. Valeska Jansen

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BEAUTY

M

it ihrem Job als Kosmetikerin hatte ­Jo Malone grossen Erfolg und doch widmete sie sich eines Tages ihrer grösseren Leidenschaft – den Düften. In ihrer Küche mixte sie ihr erstes Erfolgsprodukt, ein Badeöl. Muskat- und Ingweraromen in einem Fläschchen sollten im Badewasser fortan ihre gesunde und anregende Wirkung zur Geltung bringen. In den Genuss sollten vorerst nur ihre Kosmetikkundinnen kommen, bis es eines Tages eine von ihnen en gros als Gastgeschenk einer Dinnerparty orderte. Malone erinnert sich: «Von den 100 Gästen bestellten 86 nach – und nicht nur eine Flasche.»

Mit Muskatnuss und Ingwer zum Erfolg Die Nachfrage stieg und 1994 eröffnete Malone ihre erste Duft-Boutique in der Londoner Walton Street. Ihre erste Duftkomposition ist bis heute ein Verkaufshit: «Nutmeg & Ginger». Und zum Badeöl gesellten sich in der Zwischenzeit noch ein Cologne plus eine Bodycreme. Ihre Grundidee war, all ihre Düfte, allesamt Unisex, untereinander kombinierbar zu konzipieren. Mit dem «Fragrance Combinig™» sollte jede Frau, jeder Mann die Möglichkeit haben, einen ganz persönlichen Duft selbst zu kreieren.

Das Konzept ihres Geschäfts war damals ungewöhnlich: «Ich wollte eine Atmosphäre schaffen, die an eine Parfum-Bibliothek erinnert, in der die Kunden Produkte kaufen, aber vor allem auch ausprobieren können», erklärt Malone.

Duft auf Haut, Möbeln und Bettwäsche Als sie eines Tages von einem Londoner Partyveranstalter ihren ersten Grossauftrag erhielt, die ­Royal Albert Hall für ein Event zu beduften, war dies ihr endgültiger Durchbruch. «Scent an Event» nannte sie ihre Erfindung. Es war der Auftakt für ihre «Living Colognes», die auf der Haut, auf ­Möbeln und auf Bettwäsche aufgetragen werden können. Heute besteht die Linie aus 35 Produkten mit Sprays, Kerzen und Diffusern.

Umzug in die Nobelmeile Nur fünf Jahre nach ihrer ersten Geschäftseröffnung platzte dank Malones Kreativität der kleine Laden bereits aus allen Nähten und sie musste umziehen. Sie eröffnete in der noblen Sloane Street ihren Flagship Store. Zwischen Boutiquen von Prada, Tod’s, Hackett London, Alberta Ferretti und Tom Ford wollte Malone ihre Kundschaft nicht nur mit einem noch grösseren Sortiment bedienen, sondern auch unterhalten: «Wir hatten einfach nicht mehr genug Platz, um die Produktlinie noch erweitern zu können. Ausserdem wollte ich einen Laden haben, in dem meine Kunden nicht nur einkaufen können, sondern auch unterhalten werden», erklärt Jo Malone.

Magische Hände Eine ihrer Unterhaltungsideen war ein Überbleibsel aus ihrer Zeit als Kosmetikerin, als sie von ihren Kundinnen auch «die Frau mit den magischen Händen» genannt wurde. Jeder Kunde, der ihre Duftboutique betrat, konnte in den Genuss einer Hand und Armmassage mit ihren Produkten kommen. Ihre nächste Erfindung begeisterte ihre Kunden. In einer Box, «Scent Booth», konnte man auf Knopfdruck einzelne Düfte miteinander vermischen und so erschnuppern, welche Duftkombination einem am besten gefällt. Malones Duftentwicklungen sind im Vergleich mit anderen Dufthäusern eher ungewöhnlich und sehr intuitiv: «Das kann der Geruch von Regen sein, der auf einen Ledersattel aufprallt, in Kombination mit einem Pinienbaum, der in der Nähe wächst», sagt sie.

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BEAUTY

Unendlich viele Ideen Es dauerte nicht lange und Malone überraschte in der Sloane Street mit einer neuen kreativen Idee: Sie eröffnete ihre erste «Tasting Bar™». Vom Konzept der Kaffeehäuser und Cocktailbars inspiriert, lud sie ihre Kundschaft ein, nach Lust und Laune zu mixen. So wollte sie ihre Grundidee des «Fragrance Combining™» (Duftkombination) der Kundschaft näher bringen. Jeder konnte nach Lust und Laune Colognes, Bodycremes und Badeöle anmischen, bis die Komposition gefiel. Das Sinneserlebnis der besonderen Art traf auf Begeisterung bei der Klientel und Malone verkaufte jeweils nicht nur ein Produkt, sondern meist mehrere gleichzeitig. Jeder konnte seinen massgeschnei­ derten Duft als echtes Unikat kreieren lassen oder selbst entwerfen.

Alle Düfte Unisex Ungewöhnlich auch, dass jeder Malone-Duft sowohl von Männern, als auch von Frauen getragen werden kann. Malone erzählt: «Besonders beliebt ist bei Männern die würzige Kombination von Amber, Lavendel und ein Hauch von Grapefruit. Ein perfekter Alltagsduft.» Auch die Philosophie der Haus- und Heimbeduftung geht auf. 24 Duftkerzen, 5 Diffuser (Raumbedufter bei denen das Parfum über eingetauchte Holzstäbchen freigesetzt wird), 4 Home Sprays, 2 Linen Sprays (Spray für Bettwäsche) sollen den Raum mit ihrem Duft schmücken. Mit diesem «Scent Surround™»-System können individuelle Stimmungen in die eigenen vier Wände gezaubert werden. Es kann beruhigt, z. B. mit Lavendel, Minze und Jasmin, oder angeregt, z. B. mit Grapefruit und Lime, werden. Malone

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BEAUTY

bezeichnet ihr «Scent Surround» als Kunst im Raum und sie ist überzeugt davon, dass sogar ein Abend mit Gästen positiv mit ihren Duftkombinationen beeinflusst werden kann.

Schenken als Erlebniskunst Oft werden Malones Duftkerzen zum Gastgeschenk und auch hier fährt sie ihre eigene Philosophie: «The Art of Gift Giving» (Die Kunst des Schenkens), ist für sie nicht nur eine schöne Verpackung, sondern das Erlebnis des ­Auspackens. All ihre Produkte wandern deshalb luxuriös und aufwendig ­verpackt über den Verkaufstresen. Cremefarbene Boxen, in schwarzes Seidenpapier gehüllt und eine Geschenktragetasche mit einer schwarzen Ripsschleife sollen bereits beim Enthüllen eine Reise der Sinne eröffnen und zum un­vergesslichen Moment werden. In den heute in ­33 Ländern vertretenen Jo-Malone-Boutiquen und Verkaufsstellen ist dafür der oder die «Jo Malone Gift Concierge™» verantwortlich. Seine Aufgaben sind nicht nur Beratung, Verkauf und Verpackung, er soll vielmehr die Passion der Gründerin und ihre Philosophie vermitteln – der Kauf als sensuelles Gesamtkunstwerk ­ ­sozusagen.

Britische Eleganz gepaart mit Gastfreundschaft Obwohl Malone 2006 ihr Unternehmen an den amerikanischen Kosmetikkonzern Estée Lauder verkaufte, bleibt ihre Philosophie erhalten. Das «Jo Malone Creative Studio» und der Hauptsitz befinden sich nach wie vor in London. Auch einige der von Malone ausgebildeten Mitarbeiter arbeiten nach wie vor für das Unternehmen. Das typisch britische Flair soll so erhalten bleiben. Das traditionelle Handwerk des Parfümeurs, kombiniert mit Innovation und Kreativität und einem hohen Standard haben à la Malone nach wie vor höchste Priorität.

Von der Küche zum Palast Ende 2012 wurde ein neues Headquarter in einem georgianischen Stadthaus am Londoner Gloucester Place eröffnet. «Das ist nicht nur eine neue Zentrale, es ist das Aushängeschild für unsere Marke und verkörpert unseren Sinn für Eleganz und Gastfreundschaft. Wir sind im Herzen eine britische Marke und was passt da besser zu uns als ein georgianisches Gebäude mit seinen ­charaktervollen und Licht durchfluteten Räumen», schwärmt Jean-Guillaume Trottier, Global General Manager Jo Malone. Von der Küche in einen georgianischen Prachtbau mit einem unendlich kreativen Gesamtkonzept, das die Welt der Düfte immer wieder neu erleben lässt. Das war und ist die Welt von Jo Malone.

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Bobbi Brown – Everything Eyes Make-up Artistin und Bestsellerautorin Bobbi Brown präsentiert ihr achtes Beauty-Buch «Everything Eyes». Zusammen mit einer neuen Bobbi Brown Augen-Make-up-Kollektion zeigt dieses Buch seinen Lesern alles, was sie wissen müssen, um ein herausragendes Augen-Make-up zu kreieren. Erhältlich ab Juli 2014

7 Sense Private Hair Workshop Freundinnen können in Zürich an der Förrlibuckstrasse 72 während eines stylischen Apéros Geheimnisse und einfache Tricks für neue Frisurentrends vom Profi lernen. Apéro, Snacks, Spass, ein Goodybag pro Person und 10 % Shoppingrabatt auf alle Produkte. Dauer ca. 2 Stunden, Termin nach Absprache, max. 6 Freundinnen. Anmeldung: 043 543 22 00 oder info@7sense.ch

Erstes Parfum-Hotel in Mailand

Magna Pars Suites Milano ist das erste «Hotel à Parfum», ein reines Destillat italienischer Eleganz. Gastfreundschaft auf dem Grund der ehemaligen Parfumfabrik ICR erbaut. Das Hotel will eine ultimative Sinneserfahrung eröffnen. Alle Zimmer und Suiten wurden aus und mit olfaktorischen Ingredienzien, wie z. B. Holz und diverse Blüten, kreiert.

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Magna Pars Suites Milano Via Forcella, 6 – Milano Tel +39 02 833 83 71 reservations@magnapars.it www.magnapars-suitesmilano.it


&

BEAUTY, FASHIONISTA

PERFECT STYLING

Aveda Earth Month 2014

«Sauberes Wasser schenkt Glück» – aus diesem Grund setzt sich die Beautymarke Aveda auch in diesem Jahr mit dem Earth Month für die kostbare Ressource Wasser ein. US-Schauspielerin und Golden-Globe-Gewinnerin Marie-Louise Parker unterstützt dieses Jahr das Engagement. Ziel ist es, eine Spendensumme von insgesamt 6 Millionen US-Dollar zu erzielen. Dabei engagiert sich das gesamte Aveda-Netzwerk in über 30 Ländern mit unterschiedlichen Events, wie dem weltweiten «Cut-A-Thon» und dem Verkauf der limitierten «Light the Way™ Candle». Seit 1999 konnten so 31 Millionen US-Dollar zum Schutze der Umwelt und insbesondere von Gewässern zur Verfügung gestellt werden.

Du hast die Haare schön

«Du hast die Haare schön!» ist das sechste gemeinsame Buch des Autorenduos Kittl & Saehrendt. 2007 erschien ihr Bestseller «Das kann ich auch! Gebrauchsanweisung für Moderne Kunst» im DuMont Buchverlag. Das Bestsellerduo Kittl & Saehrendt nimmt den Leser mit auf einen ebenso witzigen wie provozierend ehrlichen Trip durch die Problemzonen des menschlichen Daseins und zeigt, dass die Auseinandersetzung mit dem humanen Oberflächendesign lustig statt frustig und alles andere als oberflächlich sein kann.

Dumont ISBN 978-3-8321-9706-3

Barbie Fashionista 2014 Danie Bles, Star-Stylistin, ist besonders bekannt für ihre sagenhaften Mix & Match-Outfits, denn ihre unverwechselbaren Looks stehen für aussergewöhnliche Kombinationen. Inspiriert von den vier DeluxeFashionista-Puppen kreierte sie die Barbie Fashion for Real Dolls und schickte 16 Look-Interpretationen auf den Catwalk, die die Herzen einer jeden Fashionista höherschlagen lassen. Guido Maria Kretschmer liess sich bereits im Alter von 9 Jahren durch die Stilikone inspirieren. Heute nimmt er seine Muse aus Kindertagen an die Hand, um ihren Styles mit seinem modischen Know-how den letzten Schliff zu geben. Ob Leder­ jacken, Leo-Muster oder Nieten-Applikationen, Guido Maria Kretschmer hat für jeden den passenden Stylingtipp, er unterstützte Barbie mit seinem Fashion-Know-how bei der Suche nach den angesagtesten Key-Pieces und gab so den Anstoss für die neuen Street Styles.

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EIN TROPISCHER

GARTEN FUR DIE SCHONHEIT

SPA AUF DEN SEYCHELLEN

Mitten zwischen den für die Seychellen typischen Granitfelsen befindet sich eines der aussergewöhnlichsten Spas der Welt. Das «Rock Spa» auf der Privatinsel Fregate. Valeska Jansen

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BEAUTY

A

uf einer Anhöhe mit Blick über den Indischen Ozean werden Schönheitsbehandlungen aus dem eigenen Garten angeboten. Alle Inhaltsstoffe der Pasten, Cremes und Peelings werden auf Fregate Island ­biologisch angebaut und täglich frisch geerntet. Ein Anti-Aging-Treatment wird z. B. aus frischer Sternfrucht mit Honig und Kokosnussöl angerührt. Leiter des «Rock Spa» ist seit fast einem Jahr der indische Ayurveda-Arzt Dr. Abhilash Haridas. Egal in welchem Bereich, er sieht den Menschen immer als ganzheitliches Wesen. Wir trafen ihn in seiner Oase der Ruhe:

PRESTIGE: Dr. Haridas Sie sind ausgebildeter Ayurveda-Arzt? DR. HARIDAS: Ich komme aus Kerala an der Südwestküste Indiens. Dort bin ich in einer Ayurveda-Familie aufgewachsen. Meine Mutter und mein Vater waren Ayurveda-Ärzte. Sie hatten in Kerala eine Klinik und ich habe dort meine Ausbildung gemacht.

Wollen denn viele Gäste hier eine ayurvedische Behandlung? Ja, Ayurveda ist in der Zwischenzeit auf der ganzen Welt bekannt und oft werde ich nach einer Panchakarma-Kur gefragt. Das lehne ich jedes Mal ab, denn so eine Therapie dau­ ert länger als die meisten Gäste hier verweilen. Zwei Wochen dauert allein ein spezielles Entgiftungsprogramm.

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BEAUTY

Haben Sie oft Gäste die Wunder von Ihnen als Arzt erwarten? Oh ja! Vor allem Menschen, die gerne schnell abnehmen wollen. Sie erwarten von mir, dass ich es fertigbringe, dass sie 10 Kilo in 7 Tagen verlieren. Ich erkläre ihnen dann, dass das nicht so schnell möglich ist, und zeige ihnen Wege auf, wie sie Gewicht verlieren können. Mein erster Hinweis da­ bei ist immer: Gucken Sie nicht in den Spiegel und zählen Sie nicht die Kilos. Natürlich kann ich unseren Küchenchef beauftragen, nur noch Lowcarb-Gerichte für Sie zuzube­ reiten, Sie verlieren in einer Woche sicher ein bis zwei Kilo, aber wenn Sie wieder zu Hause sind, sind die ruckzuck wieder drauf. Mein Ziel ist es, Menschen in ihrem Lifestyle zu erziehen, den sie dann auch zukünftig so beibehalten können.

Was empfehlen Sie Menschen zum Entgiften? Haben Sie da einen speziellen Rat? Oder eine be­ stimmte Methode? Erstens muss ein Detox-Programm mindestens 10 Tage andauern. Die ersten drei Tage dürfen nur Frucht- und Gemüsesäfte und gedünstetes Gemüse zu sich genom­ men werden. Dann gibt es einen Tag Pause. Am fünften Tag sollte dann der Darm gereinigt werden. Danach geht es weiter wie an den ersten drei Tagen. Im Anschluss gibt es drei Tage ausschliesslich leichte und fettarme Kost.

Sie haben hier im Spa einige spezielle BeautyRezepte? Ja, alles wurde für Fregate speziell entwickelt. Avocado ist z. B. ein bewährtes Mittel für eine Körperpackung. Sie sorgt für eine wunderschöne Haut. Oder Papaya, vermischt mit Reispulver, ist ein perfektes Körperpeeling. Wir wollten ein­ fach alles aus wirklich natürlichen Materialien herstellen und experimentierten somit viel herum, bis wir die besten Naturrezepte gefunden hatten.

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Welches ist das beliebteste Treatment? Körperpeelings und After-Sun-Behandlungen. Und Massa­ gen mit reinem Kokosöl.

Was ist denn das Besondere an ihren Treat­ ments? Alles ist super frisch. Vor jedem Treatment rufen wir einen unserer Gärtner an, lassen uns die Zutaten ernten und so­ fort hierher bringen. Ganz frisch bereiten wir dann unser Produkt zu. Alle Vitamine und Inhaltsstoffe sind noch er­ halten. Wenn Sie z. B. einen Ylang-Ylang-Gesichtsbehand­ lungstermin machen, kommen die Ylang-Ylang-Blüten exakt fünf Minuten bevor Sie hier eintreffen bei uns frisch vom Baum gezupft an.

Was machen Sie, wenn Gäste Botox gespritzt ha­ ben wollen? Ich persönlich bin sehr gegen chemische Anti-Aging-Me­ thoden. Falten sind meist ein Zeichen von zu wenig Feuch­ tigkeit. Wenn mich jemand nach Botox fragt, zeige ich ihm Mittel und Wege, die Falten rein natürlich zu bekämpfen.


&

RELAX BEAUTY

VALMONT

MATIS

CARITA

YON-KA

GUERLAIN

CLARINS

EVIDENS DE BEAUTÉ

LA PRAIRIE NESCENS

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KOLUMNE

GÖTZ WINTER

DIE MACHT DER FARBEN Welche Farbe hat Ihr Sommer, wenn Sie die Augen schliessen? Sehen Sie grüne Wiesen oder die leuchtend gelbe Sonne, die von einem stahlblauen Himmel strahlt? Ich frage deshalb so platt, weil bei mir der Sommer ganz klar rot ist. Ob das mit meinem Beruf zu tun hat, bei dem ich tief in die Farbpaletten der kreativsten Köpfe der Welt eintauchen darf, bin ich mir nicht ganz sicher. Aber Fakt ist: Der Sommer pulsiert förmlich – für mich eben in der Farbe Rot. Neulich habe ich etwas Interessantes gelesen: Rot ist nicht bloss die Farbe der Leidenschaft und der Liebe, sondern auch klar eine Kampf­ansage. Krieger trugen die Farbe oft im Glauben daran, dass sich die Kraft der Farbe, die durchaus auch das Blut ihrer besiegten Feinde symbolisierte, auf sie übertragen werde. Rot ist deshalb auch dem Kriegsgott Mars geweiht. Diesen Bezug finde ich höchst interessant, besonders im Bereich der Schönheit. Ich schaue mir gerade erneut das wunderschöne Visual unserer neuen «Pure Color Envy»-Lippenstifte an, auf dem das (in Person übrigens absolut bezaubernde) Topmodel Carolyn Murphy meinen Lieblings-Farbton «Envy» trägt. Ein starkes, unübersehbares und leuchtendes Rot, welches ganz klar signalisiert: «Wer sich mit mir anlegt, muss auf alles vorbereitet sein.» Dass die zwanzig Statement-Lippenstiftfarben nicht Produktnamen tragen wie «Rosy Pink», sondern vielmehr «Potent», «Dynamic» und «Irresistible», finde ich grossartig. Denn die Namen drücken genau das aus, was ich hier zu beschreiben versuche: Farben nach der Stimmung auszu­ suchen, ist eine der direktesten Arten, sich auszudrücken, und zwar ohne ein Wort zu sagen. Blau, hingegen, strahlt eine tiefe Ruhe aus. Mich beruhigt das Eintauchen ins stahlblaue Mittelmeer jedenfalls ungemein, doch das dürfte auch absolut mit der Vorfreude auf den kommenden

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Sommerurlaub und dem damit verknüpften festen Vor­haben, meine E-Mails nur zweimal täglich ab­ zurufen, zu tun haben. Tief einatmen und … blau denken, himmelblau nach Möglichkeit. Und ein bisschen blaumachen. Oder werde ich doch auf sattes Grün setzen und durch die Wälder der Waadtländer Alpen joggen? Sie sehen, meine Sommersaison wird vom Farbrausch vorgegeben. Dabei sitze ich gerade an meinem Schreibtisch, im schwarzen Anzug gekleidet, und schaue auf die schicken grauen Gebäude, die sich vor meinem Büro­ fenster auftürmen und mich gerade völlig farb­ los daran erinnern, dass ich mir den som­ merlichen Farbrausch erst noch verdienen muss.

«Der Sommer pulsiert in der Farbe Rot. Blau, hingegen, strahlt eine tiefe Ruhe aus.» So frage ich mich abschliessend, ob man mich nun mit anderen Augen anschauen wird, wenn ich mit roter Krawatte zum nächsten Morgenmeeting erscheine? Oder gar in orangefarbenen Socken? Werden Sie Ihre Frau umarmen, wenn sie Ihnen etwas fragil erscheint in ihrem neuen, mauvefarbenen Sommerkleid? Gut möglich. Mir ist jedenfalls diesen Sommer nicht bloss wegen Lippenstiften nach intensiven, ausdrucksstarken Farben – der kommende Herbst wird laut Trendforschern und Mode­ schaffern noch viel bunter und somit für mich offenbar noch viel interessanter! In der Zwischenzeit wünsche ich Ihnen eine ebenfalls farben­frohe Sommersaison. Wer weiss, vielleicht ent­decken Sie auch noch die etwas gefährliche innere Diva in sich? Wir dürfen gespannt sein. Herzlich Götz Winter


SPA-TIME

LALIQUE

JUMAMBA

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BEAUTY

SOMMER

SONNE SCHUTZ Die stressigste Jahreszeit f端r unsere Haut ist da. UV-Strahlen sind massgeblich f端r die Hautalterung verantwortlich. Valeska Jansen

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BEAUTY

K

aum sind sie da, die ersehnten Sonnenstrahlen, geniessen wir sie nur zu gerne. Die Haut freut sich, denn Sonnenstrahlen sind wichtig für unseren Organismus und auch die Psyche. Und doch müssen wir uns gut ausrüsten, damit der Genuss nicht zur Strapaze wird. Schutz, Pflege und viel Feuchtigkeit sollten jetzt auf dem täglichen Schönheitsprogramm stehen. Der gesamte menschliche Körper besteht aus einzelnen Zellen, die alle einen Zellkern enthalten. Das ist auch bei der Haut nicht anders. Der Zellkern ist ein wichtiger Bestandteil der Zelle. In ihm befinden sich die Chromosomen, die die Gene enthalten. Bei einer UV-Belastung der Haut werden eine Menge Fehler in den Genen der Haut produziert. Ein Sonnenbad am Nachmittag erzeugt z. B. so viel Energie, dass davon fünf 100-Watt-Glühbirnen leuchten könnten. Das Reparatursystem arbeitet auf Hochtouren, kann aber nicht alle Fehler reparieren. So kann es zur Entwicklung von Hauttumoren kommen.

Sonne braucht die Haut Andererseits darf die Haut nicht vollständig vor der Sonne geschützt werden. Ein lebenswichtiger Stoff, das Vitamin D, wird zum Teil in der Haut hergestellt. Dazu wird aber die UV-Strahlung gebraucht. Wird der menschliche Körper nie der Sonnenstrahlung ausgesetzt, kann es zum Vitamin-D-Mangel kommen. Eine Folge kann Rachitis sein, eine schwere Erkrankung des Skelettsystems. So wird deutlich, dass sowohl ein Zuviel als auch der Mangel an UV-Strahlung für den Menschen schädlich sind. Wichtig ist ein bewusster und kontrollierter Umgang mit der Sonne, denn die Haut besitzt eigene Schutzmechanismen. Zu ihnen gehört das Melanin, das für die Sonnenbräune verantwortlich ist. UV-A-Strahlen regen die Produktion von Melanin an. Bei dunkelhäutigen Menschen wird mehr Melanin produziert, als bei hellhäutigen Menschen. So besitzen dunkelhäutige Menschen einen grösseren Schutz gegen die Sonne, obwohl sie nicht mehr Melanin produzierende Zellen besitzen.

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BEAUTY

Eigenschutz mal Vier

Schatten und Creme

Die Haut schützt sich ausserdem, indem sie eine dickere Schicht verhornter Hautzellen schafft. Diese Schicht nennt sich Lichtschwiele. Sie wird durch die UV-B-Strahlen erzeugt. Wer sich langsam und vorsichtig der Sonne aussetzt, sorgt für ein allmähliches Anwachsen der Lichtschwiele und ist so besser vor Sonnenbrand geschützt. Bis sie sich voll ausgebildet hat, dauert es allerdings bis zu drei Wochen. Dann verbessert sie den Eigenschutz der Haut um ein Vierfaches, was einem Sonnenschutzfaktor 4 bei einer Sonnencreme entspricht.

Schattenbäder sollten also überwiegen, selbst bei Verwendung eines kosmetischen Sonnenschutzes. Welche Sonnenpflege man verwendet, hängt vom Hauttyp und auch von den jeweiligen individuellen Bedürfnissen ab. An Pool und Meer empfiehlt sich immer ein wasserfester Schutz, der aber genau wie jeder andere Sonnenschutz über den Tag wiederholt aufgetragen werden muss. Bei Wandertouren wird der grösste Teil der Haut durch Kleidung geschützt, allerdings sollte aufgrund der reineren Luft in Höhenlagen immer ein besonders hoher Lichtschutzfaktor gewählt werden. Sogar für die speziellen Bedürfnisse von Männern mit mehr Körperbehaarung gibt es spezielle Sonnenschutzsprays. Genauso wie für Kinder, für die generell der höchste Sonnenschutzfaktor verwendet werden sollte.

Diese Eigenschutzzeit ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt und immer von zu kurzer Dauer bei einer direkten Sonnenexposition. Meistens liegt sie je nach Hauttyp bei fünf bis höchstens 30 Minuten.

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LET THE

!

SUN SHINE SENSAI DR. PIERRE RICAUD

SHISEIDO

VICHY

NUXE

SISLEY

LANCÔME

YONKA

LANCASTER

RINGANA

CLINIQUE

DOCTOR BABOR RADICAL WELLA

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KOLUMNE

VERA DILLIER

DER NARZISS – MEIN FREUND UND HELFER Endlich Sommer! Auch ich habe meine Ferien schon gebucht. Zwei Wochen Sonne, Strand und Spass in Porto Cervo auf Sardinien. In meiner Vorfreude kaufe ich bei «La Perla» und anderen Boutiquen Badekleider, Bikinis und andere Strandoutfits. Warum sieht man am Anfang des Sommers vor dem Spiegel nur immer so grauenvoll aus? Liegt es daran, dass man noch so bleich ist? Auch die Bikini­figur ist nicht optimal. Wahrscheinlich sind die Spiegel in den Läden krumm und das grässliche Licht lässt einen zusätzlich so fahl aussehen. Auf dem Heimweg vom Shopping kaufe ich noch rasch ein paar Frauenmagazine mit Blitzdiäten, um ganz schnell eine ordentliche Strandfigur zu bekommen. Ich mache keine halben Sachen, also ab in die Apotheke: Massagehandschuhe und Fettwegcremes kaufen. Nach einer Woche Diät, Hungern und Cremen stelle ich fest, das allein bringt es nicht. Mutig melde ich mich im Fitnessstudio an. Zwei Wochen lang trainiere ich täglich. Ich fahre sogar mit dem Velo. Aber dann, ganz plötzlich, meldet sich der innere Schweinehund. Der sitzt bei mir auf der rechten Schulter, ist kugelrund und hat ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Mit süsser Stimme flüstert er mir leise ins Ohr: «Heute regnet es – da können wir mit dem Fahrrad eh nicht raus. Lass uns zu Hause bleiben und ein gutes Buch lesen.» Doch Gott sei Dank sitzt auf meiner linken Schulter sein Gegenspieler, mein Narziss. Er hat blonde Locken und schaut verächtlich auf den inneren Schweinehund runter und sagt zu mir: «Hör nicht auf ihn, am Samstag hast du einen grossen Empfang. Da wolltest du doch das eng sitzende Kleid anziehen. Du willst doch sicher nicht den ganzen Abend den Bauch einziehen und praktisch nicht atmen können. Oder stell Dir vor, der Reissverschluss bei deinem Kleid würde vor allen Leuten platzen! Also ab zum Training!» Ich gehorche ihm, schnappe eine Regenjacke und fahre los ins Fitnessstudio. Dort kämpfe ich mich von Maschine zu Maschine, stemme bis

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zu 100 Kilo rauf und runter. Uff, hat das gutgetan. Selbstzufrieden komme ich zu Hause wieder an und werfe mich aufs Canapé. Ohne zu wissen, warum, stehe ich plötzlich vor dem Kühlschrank. Der innere Schweinehund meldet sich sofort: «Eine kleine Belohnung haben wir uns doch jetzt ehrlich verdient.» Ich greife schon nach der Schokolade. Da schlägt mir der Narziss auf die Finger und sagt: «Niemals!». Ich drehe mich um und lasse einen Espresso raus. Das erlaubt er mir gerade noch. Das Telefon klingelt. Es ist meine Freundin, die am nächsten Samstag mit mir auf den Empfang kommen wird. Sie klagt, dass ihr wunderschönes Kleid, das sie für den Empfang vorgesehen hatte, überall spanne. Ich erzähle ihr von meinen Kämpfen zwischen dem innerem Schweinehund und meinem Narziss und wie mir mein Narziss helfe, meine Faulheit und

«Nichts ist widerlicher als eine Frau, die ständig vor dem Spiegel steht, um ihre eigene Schönheit zu bewundern …» Fresslust zu überwinden. Mit ihrem inneren Schweinehund war sie gut vertraut, nur den Narziss hatte sie bisher nicht so richtig wahrgenommen. Ich riet ihr, ihrem Narziss ein bisschen mehr Raum zu geben, weil dieser nicht nur zu Äusserem wie Diät und Sport oder Pflegen seines Aussehens, sondern auch zu geistiger und künstlerischer Leistungen motiviere. Nur dürfe man den Narziss niemals von der Leine lassen, weil er sonst ausufert. Nichts ist widerlicher als eine Frau, die ständig vor dem Spiegel steht, um ihre eigene Schönheit zu bewundern, oder ein Mann, der wie ein Gockel durch die Welt läuft und denkt, er sei ein Geschenk für die gesamte weibliche Menschheit. Ist der Narzissmus in kleinen Dosen hilfreich, so kann er in seiner entfesselten Form alle Auswüchse hervorbringen, vom besser wissenden, sich selbst als Klügsten haltenden Nachbarn bis hin zum menschenverachtenden Diktator. Für mich ist das wie beim Alkohol: Ein bisschen ist gut, zuviel ist schädlich.


BEAUTY

TESTERGEBNIS Prestige Winter-Edition: Test Sensai Ultimate In unserer Winter-Edition 2013 hatten wir exklusiv 30 Sensai-Ultimate-Luxuspflege-Testsets im Wert von je 370 Schweizer Franken verschenkt. Einzige Teilnahmebedingung war, einen Testbogen mit Fragen zu den Produkten auszufüllen. Hier präsentieren wir Ihnen sehr gerne die Fragen und das Auswertungsergebnis:

1. Wie hat Ihnen die Textur der Sensai-UltimateProdukte gefallen? 98 % unserer Tester beantworteten diese Frage mit sehr gut.

2. Wie gefällt Ihnen der Duft? 96 % unserer Tester beantworteten diese Frage mit sehr gut.

3. Verwenden Sie regelmässig Anti-Aging-Pro­ dukte? 99 % antworteten mit ja.

4. Kennen Sie bereits Sensai-Pflegeprodukte? 69 % kannten Produkte der Marke Sensai bereits.

5. Würden Sie ein oder mehrere Produkte der ­Linie Sensai Ultimate kaufen? 94 % antworteten mit ja.

6. Würden Sie die Linie Sensai Ultimate weiter­ empfehlen? 96 % antworteten mit ja.

Unser Fazit: Weit über 90 % unserer Testerinnen waren von der Sensai-Ultimate-Linie begeistert. Für unsere Beauty-Redaktion kein überraschendes Ergebnis, haben uns doch längst Pflege­ produkte der japanischen Marke Sensai überzeugt.

7. Wieviel Geld investieren Sie im Jahresdurch­ schnitt in Gesichtspflegeprodukte? 64 % investieren 500 bis 1 000 Franken pro Jahr in Gesichtspflegeprodukte. 24 % investieren mehr als 1 0 00 Franken pro Jahr in Gesichtspflegeprodukte. 12 % investieren weniger als 500 Franken pro Jahr in Gesichtspflegeprodukte.

8. Was erwarten Sie von Anti-Aging-Produkten? Ein angenehmeres Hautgefühl: 73 %. Weniger Falten: 89 %. Reduzierung von Pigmentflecken: 53 %.

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LIVING

235 FRIES & ZUMBÜHL Das Schweizer Designerduo 238 PIMP UP YOUR FLAT Von Pastellfarben bis Designklassiker 240 MINIMALISTISCH EINRICHTEN Manchmal ist weniger mehr 244 PRESTIGE PRESENTS Luxusvilla in Brissago 252 DESIGN FÜR’S BEWUSSTSEIN Super-Designer Luigi Colani 258 PRESTIGE PRESENTS Der Bergpalast

KARE

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LIVING

DAS SCHWEIZER

DESIGNERDUO

FRIES & ZUMBÜHL Die unterschiedliche Denk- und Arbeitsweise von Kevin Fries und Jakob Zumbühl ist der Schlüssel für den bereits erlangten Erfolg. Lone K. Halvorsen

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LIVING

D

as Designerduo Fries & Zumbühl hat sich während des Studiums an der ZHdK kennengelernt, als eine scheinbar eher unfreiwillige Zu­ sammenarbeit zustande kam. Die zwei unterschiedlichen Designer – Zumbühl als der analytische Denker und Fries mit seiner eher un­ befangenen Art – haben sich trotz, oder gerade eben, aufgrund dieser charakteristischen Wesensmerkmale einen Namen gemacht. Das Möbeldesign betrachten die beiden noch als die Königsdisziplin des Designs, jedoch auch das Entwerfen von «Kleinigkeiten des Alltags» wie einen Kleiderbügel übt bei den beiden eine Faszination aus.

einen kulturellen Rahmen gebunden sind. Anders ist es bei internationalen, marketinggeladenen Ausrichtungen von Produkten, diese wirken oft austauschbar und erfül­ len vor allem die wirtschaftlichen Interessen der Firmen. Der Ursprung dieser Unternehmen ist jedoch oft in einem kulturellen Rahmen entstanden, der auf das Land Bezug nimmt. Die Produkte werden nur dann auf die Exportlän­ der angepasst, wenn sie sich sonst nicht gut verkaufen lassen. Die innovativen Vorreiter nehmen gerne Bezug auf dessen Herkunft, die «Me-too» Unternehmen passen ihre Formensprache den Vorbildern an und sind dadurch fast austauschbar. Eigenständiges Design ist aus unse­ rer Sicht nonkonformistisch und wird durch den Erfolg zur Konform.

PESTIGE: Schweiz und Design – eine Divergenz oder Synonym?

Wie ergänzen Sie sich gegenseitig?

FRIES & ZUMBÜHL: Synonym.

Was bedeutet die Schweiz für Ihre kreative Ent­ faltung? Unabhängigkeit in der Beschaffung der Rohstoffe, Luxus im Bereich der Technologien, beklemmend hohe Fertigungs­ kosten und grosse Vorbilder aus der eigenen Geschichte.

Wie schätzen Sie den Stellenwert des Schweizer Designs international ein? Sehr hoch, da wir hier in der CH schon eine sehr lange und äusserst stabile und kontinuierliche Designkultur haben. Wir dürfen uns am Design – ähnlich wie die Skandinavier – einer kulturellen Mitgift erfreuen, was international noch heute absolute Gültigkeit besitzt. Schweizer Design steht international für hohe Qualität und absolute Funktionalität in einer minimalen Erscheinung gemäss der Guten Form von Max Bill oder Willy Guhl ab 1950. Dass dies jedoch ­immer noch so der Fall ist wie damals, verdanken wir nicht zuletzt unserem Lande, da es die Schätze der eigenen Kul­ tur hervorragend archiviert und so einem breiten Publikum zugängig macht wie sämtliche Designschulen, die nach wie vor ihren guten Ruf bewahren.

Gibt es eine internationale Formensprache? Dies gibt es so nicht, dank der kulturellen Unterschiede, welche doch Objekte aus asiatischen Ländern anders aussehen lassen als diejenigen aus dem italienischen Norden, wenn es sich dabei um Produkte handelt, die in

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Bei uns bringt jeder ganz unterschiedliche Kompetenzen. Jakob ist gelernter Maschinenzeichner, Kevin als Gegenpol gelernter Dekorationsgestalter. Diese unterschiedliche Denkart ist der Schlüssel unseres Erfolges, da bei jedem Projekt Diskussionen entstehen, wo man diese Unterschiedlichkeit als beflügelnd spüren kann. So bringen wir technische Meisterleistungen in formalen Einklang, gehen behutsam und poetisch mit unseren Res­ sourcen um, was sich in unseren Objekten widerspiegelt.

Bei welchen Objekten spielt die Kreativität die bedeutendste Rolle? Vermutlich bei Accessoires, da ihre Funktion nur begrenzt nötig ist und sie meist eine zweite wichtige Komponente besitzen wie Lifestyle, Humor, Status, Ironie, Poesie oder dann von ganz anderen geschätzten Attributen begleitet werden.

Was beeinflusst SIe bei Ihren Entwürfen? Eine gute Aufgabenstellung, sei es als gestelltes Briefing oder als selbst empfundenes Bedürfnis. Stimmt für uns die Problemstellung, wird das Thema omnipräsent und be­ gleitet uns. Dabei kann für uns alles als Inspirationsquelle dienen, denn nicht die Farben vom marokkanischen Basar oder das Licht der Ägäis gefallen uns besser als die kleinen alltäglichen Momente, die bei genauem Betrachten einen Hinweis geben können. Somit kann uns alles und überall beeinflussen, so lange es noch authentisch unserer De­ signsprache entspricht!


LIVING

Gibt es ein Objekt, auf das Sie besonders stolz sind? Eigentlich finden wir alle unsere Produkte sehr reizvoll, be­ sonders wenn wir sie eben kürzlich entworfen hatten und wir noch frisch verliebt sind.

Tradition und Innovation. Kann man dies in einem Entwurf vereinen? Ja. Dies gelingt immer wieder, wenn geschichtsträchtige Objekte mit bekannten Formelementen und neuen Mate­ rialien oder Herstellungsverfahren gepaart werden, oder aber wenn die Technik im Inneren den innovativen Part darstellt und die Hülle darüber einer anderen Zeit ent­ sprungen scheint.

Was bedeutet Design für Sie? Gegenstände, die beim Gebrauch Freude bereiten in jegli­ cher Hinsicht!!!

Welche Ziele steueren Sie in diesem Jahr an? Den Flagship-store mit unseren Produkten auf dem Mond und einen Professorentitel.

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P’7350 Mit Poggenpohl und dem Porsche Design Studio trafen bei der Entwicklung der P’7340 zwei Unternehmen aufeinander, die seit Jahren für zeitloses, klares Design stehen. Durch diese in der Küchenmöbelindustrie einzigartige Technik der Gehrungsbearbeitung von Front und Korpus erscheint die Front als filigrane vertikale Linie. Im Kontrast zu der klaren Frontlinienführung stehen die Blades, massive Designblenden, durch die Bereiche der Küchenstruktur betont und einzelne Küchenelemente optisch miteinander verbunden werden können. Die Küche wird so im Design offener und vielfältiger, sie begeistert jedermann gleichermassen. Die P’7340 lässt sich nicht verbessern. Ihre Philosophie aber lässt sich fortführen. www.poggenpohl.com

Keramik & Pastellfarben Alternativer Einsatz von Kaffeetassen und Milchkännchen: Vipp hat seine Lieblingsstücke aus Keramik mit Gegen­ständen Kopenhagener Kunsthand­ werker und einem Hauch von Natur zu einer spielerischen Tischszene zusammen­gestellt. Zarte Pastellfarben und neutrale Farbtöne verleihen dem Tisch in Kombination mit kugelförmigen Lampen, Zweigen und Blumen einen Hauch von Wunderland. Der kreative Einsatz der Keramik entfaltet sich in einem Turm aus gestapeltem Porzellan und kleinen individuellen Vasen – eine für jede Blume –, die eine kurvige Land­schaft bilden. Mit der weissen Vipp-Küche als Kulisse erzeugt der längliche, auf dem Tisch platzierte Spiegel die Illusion einer parallelen Blumenwelt. www.vipp.com

Kleiderständer als Kunstwerk Ob Kleiderständer oder Skulptur – «y» ist Kleiderständer und Skulptur zugleich. Dieser Baum bringt Natur und Leichtigkeit in jeden Raum. Der in Basel wohnende Neuenburger Baptiste Ducommun präsentierte auf der BLICKFANG Basel 2014 das erste Möbel seiner neuen Kollektion. Es handelt sich um das erste Produkt der neuen Kollektion Kly­ beck, die elegante und praktische Möbel vorlegt. Die zwölf Äste sind in verschiedenen Höhen und Tiefen so präzise angeordnet, dass daraus eine harmonische wie auch funktionale Geometrie entsteht. www.klybeck.net

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LIVING

NEWS

FJ Egyptian Stuhl Designhistoriker haben den von Finn Juhl 1949 entworfenen Egyptian-Stuhl als wunderbare Mischung aus alten ägyptischen Designprinzipien, kombiniert mit Einflüssen aus modernen Rhythmen, Aerodynamik und schnellen Autos, beschrieben. Erstmals wurde der Stuhl 1949 auf einer Schreinerausstellung in Kopenhagen gezeigt. Erst Jahre später, gab Finn Juhl seine Inspirationsquelle preis: «Im Louvre in Paris entdeckte ich einen sehr gut erhaltenen ägyptischen Stuhl. Das Profil mit dem charakteristischen Dreieck zwischen den vertikalen Beinen, der geneigten Rückenlehne und der horizontalen Schiene zwischen den Vorder- und den Hinterbeinen faszinierte mich sehr. Leider muss ich zugeben, dass ich abgeschaut habe. Kein anderes Möbeldesign der Vergangenheit fasziniert mich mehr als dieser elegante und einfache ägyptischen Stuhl.» www.onecollection.com

Statement mit Stil Wie begeistert man Audiophile und Designliebhaber gleichermassen? Eine Kunst, die Geneva Lab Sound System seit Jahren perfekt beherrscht. Die jüngste Audio-Revolution des Schweizer Unternehmens ist das imposante Modell XXL. Die neueste Entwicklung von Geneva Lab Sound System ist jedoch mehr als schön verpackt. Ein raumfüllender, ausbalancierter Klang sowie eine kristallklare Definition von Höhen und Tiefen stellen – neben den optischen Highlights – die akustischen Vorzüge des jüngsten Mitglieds der Geneva-Familie dar. www.genevalab.com

Edel filigran Mit seinen leicht ausgestellten, spitz zulaufenden Beinen und Füssen aus Edelstahl erinnert der Couchtisch an die Tische der 1950er-Jahre. Doch statt der nierenförmigen Resopal® -Platte trägt er eine edle, an den Kanten abgerundete Tischplatte aus massivem Eschen-, Eichen- oder Walnussholz. Die wunderschöne Holzplatte ist so bearbeitet, dass die natürliche Struktur des Materials bestens zur Geltung kommt. Die samtige Tischoberfläche avanciert hier zum wahren Handschmeichler und zeugt von hohem Anspruch an Schreinerkunst und Qualität. Den Couchtisch AK 2580 gibt es in verschiedenen länglichen Formen, wahlweise in Esche, Eiche, Walnuss oder mit Kompaktlaminat in den Farben Weiss, Anthrazit, gebranntem Orange und Lavendelblau. Die Tischbeine sind in den gleichen Hölzern wie die Platte verfügbar oder in Schwarz gebeizt, mit oder ohne Stahlfuss und in drei unterschiedlichen Höhen erhältlich. www.navercollection.com

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LIVING

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LIVING

MINIMALISTISCH

EINRICHTEN MANCHMAL IST

WENIGER

MEHR Eine aufgeräumte und minimalistisch eingerichtete Wohnung beruhigt und entspannt den Geist. Birgit Gröger | Lone K. Halvorsen

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inimalistisch wohnen ist aber kein neues Konzept, sondern ist der alten Tradition der japanischen Ästhetik und der Zen-Philosophie nachempfunden. Demnach werden unnötige materielle Dinge aus dem Leben gestrichen, um es in seiner Stille und natürlichen Schönheit zu erfahren. Zwischen stylischer Designerwohnung und sterilem Krankenhausflair liegt jedoch ein schmaler Grat. Wie man den Minimalismus-Trend nach Hause holt und ­dabei kein Stück Gemütlichkeit verliert, verrät Einrichtungs-Expertin Birgit Gröger, Geschäftsführerin von «meine möbelmanufaktur» in fünf einfachen Ideen.

Materialmix Beim «minimal Chic» dominieren helle Farben die Inneneinrichtung. Hier setzen unterschiedliche Materialien Kontraste. Ein Mix aus verschiedenen

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LIVING

hellen Holztönen und Stoffen lockert die vielen weissen Nuancen auf. Insbesondere Stoffe mit Struktur kommen hier bevorzugt zum Einsatz, zum Beispiel aus Leinen oder Wolle. Dazu eignet sich viel helles naturbelassenes Holz, um die Wohnung gemütlicher zu gestalten.

Details Wenn die gesamte Einrichtung sehr schlicht gehalten wird, sollte das Besondere im Detail liegen. Das gewisse Etwas zeigt sich dann nicht in kräftigen Farben oder Mustern, sondern zurückhaltend zum Beispiel mit Stickmuster auf der Bettwäsche, edlen Metallgriffen am weissen Sideboard oder schlichtem Mustermix in Pastelltönen. Ausser­ gewöhnliche Formen, zum Beispiel bei Lampen, schaffen einen Blickfang fürs Auge. Mutige können auch, bei einer streng in Weiss gehaltenen Einrichtung, mit einem schwarzen Sideboard oder bunten Teppich Kontraste setzen.

Lichterstimmung

Ordnung

Minimalistische Wohnungen sehen auf den ersten Blick umwerfend aus, aber auf den zweiten Blick erinnern sie oft an Hotelzimmer. Zuhause muss man sich heimelig fühlen und nicht als würde man aus dem Koffer leben. Fotos, Bilder, schlichte Deko, edle Teppiche und Blumen sollten in keiner Wohnung fehlen, egal, wie minimalistisch sie eingerichtet ist. In einem sehr einfach gehaltenen Schlafzimmer können die Lieblingskleiderstücke auf einer schlichten Kleiderstange wunderbar präsentiert werden. Dies sorgt für mehr Persönlichkeit im Raum. Auch Nicht-Minimalisten-Fans kann der japanische minimalistische Stil inspirieren, sich von unnötigem Ballast aus seinem Leben zu lösen. Manchmal ist eben weniger mehr.

Um die minimalistisch eingerichtete Wohnung gekonnt in Szene zu setzen, sollte alles seinen Platz haben und ordentlich aufgeräumt sein. Hinter schlichten Schrankwänden, zum Beispiel aus Naturholzoptik, lässt sich wunderbar die Unordnung verstecken. Sogar für schwierigste Ecken, wie Dachschrägen oder besondere Nischen, gibt es

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die passende Schranklösung, sodass nichts unnötig herumstehen muss. Begehbare Kleiderschränke eignen sich hervorragend, da hinter dem Chaos einfach die Tür zugeschoben wird. Offene Regale in der Küche sollten nur die schönen Dinge präsentieren wie stilvolle Gewürzregale, Dekoration oder das feine Porzellangeschirr. Gerade im Winter, wenn es draussen oft grau und dunkel ist, wirken weisse Farben in der Wohnung schnell sehr grau und kühl. Eine raffinierte Beleuchtung schafft trotzdem eine echte Wohlfühl­ oase gegen den Winterblues. Auf der Liste stehen warme Glühbirnen, Kerzen und lichtdurchlässige Vorhänge. Ferner lockert Hintergrundbeleuchtung am Sideboard oder an Schränken dunkle Ecken auf und zaubert warmes Licht in die kühle Wohnung.

Persönlichkeit


KRISTAL

DESIGN

HERMÈS

LALIQUE

ASPREY

L’OBJET

ASPREY

ASPREY

LALIQUE

FÜRSTENBERG

L’OBJET

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PRESENTS

EINZIGARTIGE

VILLA DER OBERSTEN

LUXUSKLASSE

IM SONNIGEN

BRISSAGO BY ENGEL & VÖLKERS


LIVING

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ie einzigartige Villa in ruhiger und son足niger Lage von Brissago verf端gt 端ber jeden erdenklichen Luxus. Die Liegenschaft bietet eine atemberau足 bende Sicht auf den See und das umliegende Bergpanorama.


LIVING

Die traumhafte Parklandschaft mit subtropischer Vegetation, welche die majestätische Villa umgibt, macht aus diesem Objekt eine wahre Rarität! Turnhalle, Fitnessraum, Weinkeller, Aussen- und Innenpool sowie eine riesige Terrasse lassen keine Wünsche offen. Die Villa verfügt insgesamt über 12 Garagenplätze und einer eigenen Kapelle.

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LIVING

Innenpool mit kleinen Wasserf채llen und Massageduschen.

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LIVING

Wohnen

Schlafzimmer The Luxury Way of Life | 249


KOLUMNE

DJ ANTOINE

RENOVATIONEN UND UMBAUARBEITEN – EINE ACHTERBAHN DER GEFÜHLE Diejenigen unter Ihnen, die selbst eine Villa oder ein Haus besitzen, das den einstigen Glanz von früher verloren hat oder zwischenzeitlich mit Bau- und Interieurstilen und -geschmäckern verschiedenster Jahrzehnte beinahe verschandelt wurde, können sicherlich bestens nachvollziehen, wie gross die Visionen und Träume sind, dem Eigenheim neues Leben einzuhauchen und eine persönliche Note zu verleihen. Doch genau ab dem Zeitpunkt dieses Entscheids gehen Freud und Leid Hand in Hand. Nach einer intensiven ersten Planungsphase mit den Herren Architekt und Bauingenieur, dem darauf folgenden ersten Schock über die horrenden Rechnungsbeträge, die vielen Stunden mit Besuchen in diversen Fachgeschäften sowie unzähligen Telefonaten und E-Mails haben die Arbeiten in meiner 1904 erbauten Villa endlich begonnen. Ich habe nicht schlecht gestaunt, wie viele Handwerker von einen auf den anderen Moment im und um das Haus herum wandeln und was da alles an Werkzeugen und Maschinen aufgefahren wird. Schlagartig wurde mir bewusst, dass die gemütlichen und ruhigen Momente in den kommenden Wochen und Monaten zu Hause wahrscheinlich rar werden würden. Kaum zu Ende gedacht, gab es auch schon einen lauten Knall, dem ein lautes Fluchen folgte. Was da wohl geschehen war? Ich eilte die Treppen hinunter und durfte beruhigt feststellen, dass einem Herrn Handwerker wohl nur die Werkzeugtasche zu Boden gefallen war. Das konnte ja noch heiter werden! So war es dann auch. Eines Tages erhielt ich einen Anruf, dass ein ganzer Löschzug der Feuerwehr und die Polizei vor der Tür standen. Ich raste nach Hause, Angst vor dem, was mich erwartete. Zu Hause habe ich glücklicherweise erfahren, dass ein Feuermelder durch eine enorme Staubentwicklung einen Fehlalarm ausgelöst hatte. Das Nervenaufreibende daran war allerdings, dass mein ganzes Wohn-/Esszimmer mit einer dicken Staubschicht bedeckt war, und nur, weil die Tür,

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die auf die Terrasse führt, auf der die Arbeiten stattgefunden haben, offen gestanden hatte. Nach dem vermeintlichen Feuer folgte dann kurz darauf das Wasser. Auf der besagten Terrasse wurden zur Be­festigung Löcher gebohrt und beim Verlassen der Baustelle falsch abgedeckt, sodass sich während eines ergiebigen Regens das Wasser durch die Bohrungen in der Terrasse einen Weg in den Keller suchte und bei einem Pegel von rund 3 Zentimetern auf der ganzen Fläche zum Stehen gekommen ist. Was für ein feuchtes «Vergnügen».

Es ist ein unbeschreibliches Glücks­ gefühl, Visionen umzusetzen und diese mit jedem Tag mehr Stück für Stück in Realität sehen zu können. Dies als ein paar wenige Anekdoten aus der Baustelle. Doch trotz Ärger, Schmutz, Lärm und enormen Ausgaben bin ich mit dem bisherigen Resultat mehr als nur zufrieden. Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl, Visionen umzusetzen und diese mit jedem Tag mehr Stück für Stück in Realität sehen zu können. Und zudem sind, wie es sich vielleicht vermuten liesse, nicht nur alle Erlebnisse während der Renovationsarbeiten negativ. Die wohl grösste Überraschung war für mich, als nach dem Abtragen der alten staubigen Spannteppiche ein hochwertig verlegter und gut erhaltene originaler Parkettboden zum Vorschein kam, der vom Spezialisten liebevoll bearbeitet und aufgefrischt wurde. Diese Handwerkskunst und -fertigkeit ist wirklich bewundernswert. Jeder, der die Gelegenheit hat, bei Renovationsarbeiten hautnah dabei zu sein, sollte einen Koffer mit starken Nerven, Geld und Geduld packen und sich auf diese Erlebnisreise begeben. Am Ende der Reise bleibt nicht nur die Erinnerung, sondern auch das Resultat, die umgesetzten Visionen.


I H R P O R TA L F Ü R A U S E R L E S E N E I M M O B I L I E N

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DESIGN FÜR’S BEWUSSTSEIN

UBER DEN SUPER-DESIGNER

LUIGI COLANI

Für den deutschen Industriedesigner und Marketingstrategen Luigi Colani, 85, bedeutet Design deutlich mehr als die massenhafte Produktion unbequemer Stühle für ein gut betuchtes Klientel. Hendrik Stary

Collani


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LIVING

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b Autos, Möbel, Flugzeuge, Kameras oder alternative Wohn­konzepte – mit all seinen Kreationen will der umtriebige Tausendsassa letztlich nicht weniger, als die Welt retten. Irgendwie beruhigend, dass ihm dies bislang noch nicht (ganz) gelungen ist – auch, weil sich viele seiner Entwürfe in der Praxis schlicht als untauglich erwiesen haben. Ein bisschen träumen darf man aber doch trotzdem, oder?

Der Weg zum Kunststoffkönig Die Karriere des am 2. August 1928 in Berlin geborenen Designers begann Anfang der 1950er-Jahre. Nachdem Colani sein Kunststudium in Berlin abgebrochen hatte und lieber Vorlesungen zum Thema Aerodynamik an der Pariser Sorbonne besuchte, kam er zunächst beim kalifornischen Flugzeughersteller Douglas Aircraft Company unter. Dort arbeitete er sich schnell zum Leiter des Bereichs «Neue Materialien» hoch, bevor er kurze Zeit später seine ersten Aufträge aus der Automobilindustrie erhielt. In seinen Arbeiten für Alfa-Romeo, Fiat, Lancia und BMW experimentierte Colani mit neuen Materialien für Kunststoffkarosserien. Für VW entwickelte er sogar einen neuen Käfer, den «ColaniGT». Der nach dem Jungdesigner benannte Bausatzsportwagen, der für Bastler schon für 5 000 Mark zu haben war, machte schnell von sich reden und liess Colani bereits früh zur medienwirksamen Stilikone aufsteigen.

Konstruktionslehrbuch Natur Ab den späten 1960er-Jahren weitete Colani sein Tätigkeitsfeld aus und widmete sich auch zunehmend der Gestaltung von Möbeln und Alltagsgegenständen wie Brillen, Kopfhörern, Biergläsern oder Babywannen. Er fand dabei mehr und mehr zu einer organischen Formensprache und sagte damit der funktionalistischen Bauhausarchitektur mit ihren rechten Winkeln und orthogonalen Kraftmeiereien den Kampf an. Runde Formen, eckenlose Räume und ein grosser Kurvenreichtum sollten fortan seine Entwürfe bestimmten – das vegetative Kunstschaffen eines Friedensreich Hundertwassers scheint hier nicht allzu fern zu sein. Ebenso wie einst der österreichische Künstler bezieht auch Colani die Inspiration für seine Ideen immer wieder aus der Welt der Biologie, deren natürliche Kraft- und Energiemodelle er für seine Projekte produktiv machen will. Damit erweist er sich nicht zuletzt als wichtiger Wegbereiter der Öko- und Bionik-Bewegung, deren Protagonisten Phänomene der Natur auf technische Anwendungsgebiete zu übertragen suchen. Und so verwundert es dann auch kaum, dass seine biomorphen Objekte immer wieder Ähnlichkeiten zu Tieren aufweisen – Fahrzeuge z. B., die an Rochen oder andere urzeitliche Wesen erinnern.

Neue Räume für bessere Menschen Zielscheibe der Colani’schen Kreationen ist aber der menschliche Körper. Dieser soll von seinen Objekten mit all seinen Sinnen angesprochen werden, über deren Nutzung soll der Rezipient zu ganz neuen Bewusstseins- und Körperformen finden. Ein durchaus hehrer Anspruch für einen Designer, doch Bescheidenheit war nie Colanis Sache. Das Werk des bekennenden Erotomanen muss dabei unbedingt vor dem Hintergrund der gegenkulturellen Bewegungen der 1960er-Jahre gesehen werden, deren Protagonisten – Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle – mit neuen Lebensformen experimentierten und dem Körper eine ganz neue Rolle zumassen. Das Begehren und die natürlichen Triebe sollten endlich zu ihrem Recht kommen, unter Rückgriff auf psychoanalytische Theorien sollte das Lustprinzip das Realitätsprinzip verdrängen und nun auch in der alltäglichen Praxis zur Entfaltung kommen.

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LIVING

Um die Menschen aus ihren eckigen «Gefängniszellen» zu befreien, bedurfte es nach Colani allerdings einiger neuer architektonischer Voraussetzungen: weicher Materialien und runder Formen nämlich, die den Menschen und dessen Libido in Schwingung versetzen sollen. Ein gutes Beispiel für einen Raum, der solche Flow-Erlebnisse ermöglicht, ist die futuristisch anmutende «Kugelküche (Experiment 70)». Diese hat der Meister der eleganten Kurven 1971 für Poggenpohl entwickelt, von ihrem Äusseren her ähnelt sie einer kleinen Raumkapsel. Dass man darin allerdings auch nur so gut kochen kann wie in einer kleinen Raumkapsel (nämlich gar nicht), ist ein bisschen schade, aber auch nicht weiter schlimm. Über 70 Prozent seiner Objekte seien nie in Serie gegangen, berichtet Colani. Zu bedauern scheint er das aber nicht, im Gegenteil.

Von Luftschlössern und Unterwasser­städten So ziemlich alles hat der Mann mit der grossen Klappe, der sich auch schon mal gerne auf eine Stufe mit dem Schöpfer stellt, bereits ausprobiert. Er entwickelte einen Riesensegler für die NASA, Lastwagen mit umweltschonenden Kühlerhauben, eine Kamera für Canon und aerodynamische Särge. In subaquatischen Ozeansiedlungen wollte er die Landwirtschaft neu erfinden, die an Land Zurückgebliebenen sollten in pilzförmig wuchernden

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«Wohntürmen» zu einem besseren Leben finden. Dass Colanis Idee vom «neuen Menschentypen» vorerst eine Utopie bleiben wird, dürfte dem mittlerweile 85-Jährigen bereits selbst aufgegangen sein. Umso schöner ist es, zu sehen, dass ihm die Ideen nach wie vor nicht auszugehen scheinen. Seit 2010 arbeitet er an einem nach aerodynamischen Gesichtspunkten konzipierten Windpark im Chinesischen Meer; zuletzt präsentierte er gar ein 30 Meter langes Show-Wohnmobil – ein «Luxus Motor Home für Milliardäre», um genau zu sein, das über eine spacige Fahrerkanzel sowie einen Heliport verfügt. Dafür garantiert uns der unermüdliche Designer «1 0 00 Prozent Luxus». Man darf schon gespannt sein, was er als Nächstes vorhat.


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PRESENTS

DER

BERG-PALAST BY: NOBILIS ESTATE AG

In Schweizer Geschichte leben – ein historisches Anwesen der Extraklasse. Der elegant möblierte Patriziersitz im Oberengadin ist die ideale Immobilie für höchst Anspruchsvolle!



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ie Bergwelt rund um St. Moritz gilt als eine der schönsten weltweit. Hier, wo Rolls-Royce und Luxushotels einträchtig neben Pferdekutschen und Engadiner-Häusern stehen, geniessen Sie kosmopolitisches Flair und 322 Sonnentage im Jahr. Das Oberengadin ist deshalb der ideale Wohnsitz für Menschen, die auf der Suche nach Exklusivität, Natur und einem niedrigen Steuerfuss sind. Vor der erhabenen Bergkulisse hebt sich vornehm die historische Alpenresidenz ab: Vier Jahre wurde die möblierte Immobilie aufwendig saniert und von Grund auf modernisiert, sodass sie den gehobensten Ansprüchen genügt. Entstanden ist eine durch und durch geschmackvoll gestaltete Lebenswelt auf 850 Quadratmetern Wohnfläche. In den Zimmern gehen imposante Barock- und Renaissancemöbel und feinstes zeitgenössisches Design aus italienischen und französischen Häusern die erlesensten Verbindungen ein. Das Resultat: alpiner Chic vom Feinsten und eine Oase der Ruhe. Durch die meterdicken Mauern dringt kein Geräusch: Ab und zu ist nur das leise Knacken der 30 Zentimeter breiten, 250 Jahre alten Holzdielen und der Balken und Vertäfelungen zu hören. Die exklusive Atmosphäre, der zum Anfassen nahe Himmel, das reine Licht, das bereits den Jahrhundertmaler Giovanni Segantini inspirierte, und eine hochalpine Seenlandschaft, die alles schlägt, machen das historische Anwesen, auf seinem 1360 Quadratmeter grossen Grundstück, zu einem der exklusivsten Wohnsitze in den Bergen. www.nobilis-estate.com

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LIVING

»Erlesener Luxus, vornehme Exklusivität und erhabene Natur.«

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Fotos © Nobilis Estate AG, CH – Zug


BAROCK KARE L’ESPERANCE

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KARTELL

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BACCARAT

GLÖÖCKLER BY MARBURG

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CULINARIUM

CULINARIUM 267 DIE NEUE Z-KLASSE Kulinarische Entdeckungen in Zeeland 272 THE CIGARMAN OF THE YEAR Küchentalk mit Jörg Slaschek 276 SOMMERLICHE GENÜSSE Von Whiskey bis Barsurfing 278 IT’S ALL ABOUT PLEASURE Passion Champagner 284 KONZENTRIERTE KRÄUTER Renaissance einer Kult-Spirituose 290 KAVIAR Nachhaltiger Genuss 294 WUSSTEN SIE SCHON…? Luxus on the Rocks & teure Zweisamkeit

AVO

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CULINARIUM

DIE NEUE Z-KLASSE KULINARISCHE ENTDECKUNGEN

IN ZEELAND

Jedes Jahr am letzten Donnerstag im März verwandelt sich das kleine Städtchen Zierikzee auf der windzerzausten Insel Schouwen-Duiveland in ein Tollhaus – zumindest für einen Tag. Thomas Hauer

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CULINARIUM

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chon am frühen Morgen umschwirren Helikopter mit Kamerateams in der angrenzenden Oosterschelde Bucht ein paar unscheinbare, Wimpel geschmückte Bojen, als stünde dort unten jede Sekunde das Auftauchen von Poseidon bevor. Wenig später folgt der Luftaufklärung eine ganze Armada von bis auf den letzten Platz besetzten Muschelkuttern, Schlauchbooten und Ausflugsschiffen. Sogar der Repräsentant des Königs aus Den Haag ist angereist. Das niederländische Frühstücksfernsehen sendet live. In der Provinz Zeeland hat die Hummersaison begonnen.

Hummer aus Skandinavien Tatsächlich war Zierikzee während des Goldenen Zeitalters einer der wichtigsten Umschlagplätze für die edlen Krustentiere. Da es an der Oosterschelde früher aber weder felsige Küsten noch steinigen Meeresboden gab, in dessen Spalten und Hohlräumen die Hummer hätten Schutz finden können, wurden sie damals für den Handel noch ausschliesslich aus Skandinavien importiert. Umso erstaunter waren lokale Fischer als ihnen 1883 der erste Oosterschelde-Hummer ins Netz ging. Aber wo kamen die Tiere plötzlich her? Eine Legende erzählt, ihre Vorfahren stammten von einem im 18. Jahrhundert vor der zeeländischen Küste mitsamt seiner quicklebendigen Fracht gesunkenen norwegischen Schoner ab. In Wahrheit war die Sache aber wohl weitaus weniger romantisch: Vor rund 150 Jahren begann man, den zeelän-

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CULINARIUM

dischen Küstenabschnitt systematisch mit Deichbauten zu verstärken. Dazu wurden riesige Mengen Stein und Geröll ins Wasser gekippt. Ideale Voraussetzungen also für die Ansiedlung von gepanzerten Einwanderern auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Da von der Strömung immer wieder Hummerlarven aus der Nordsee in die Oosterschelde gespült wurden, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie unter den veränderten Umweltbedingungen schliesslich heimisch werden konnten. Dabei half auch, dass der Salzgehalt der Bucht durch die zeitgleiche Abschottung vom Süsswasserzufluss der Schelde stark angestiegen war. Da nach dem Bau der Flutsperren zwischen Oosterschelde und Nordsee nur noch ein geringer Wasseraustausch stattfand, entwickelten die Neu­ ankömmlinge in den nächsten Jahrzehnten ein eigenständiges DNA-Profil, das es so nur beim ­ Oosterschelde-Hummer gibt. Da in kalten Wintern bis heute ein Grossteil der Tiere eingeht, wurde der Genpool immer wieder neu aus den kräftigsten und stärksten Exemplaren aufgebaut. Das sieht und schmeckt man.

Im Frühsommer ist Fangzeit Frei nach Asterix und Obelix könnte man ob dieser Szenen vermuten: die spinnen, diese Zee­ länder. So viel Aufhebens wegen ein bisschen Hummer? Allerdings halten nicht wenige Krustentierfans den Osterscheldekreeft seinem engsten Anverwandten, dem Hommarus Gammarus mit seinem charakteristischen blau bis violett-schwarzen Kleid, tatsächlich für geschmacklich überlegen. Und auch wenn die orangefarbenen Applikationen auf dem Panzer des Niederländers im ersten Moment eher an einen ordinären Maine Lobster denken lassen, besticht der Osterschelde-Hummer tatsächlich mit einem besonders milden, leicht süsslichen Geschmack, der uns fast ein wenig an edle Scampi erinnert. Doch wer diese marine Delikatesse kosten möchte, hat nicht viel Zeit – gefangen werden dürfen die bis zu vier Kilogramm schweren Tiere nämlich

Hummer satt Traditionell werden die ersten aus dem Wasser gehievten Exemplare alljährlich einem besonderen Ehrengast überreicht – quasi als offizieller Startschuss der Saison. In diesem Jahr hat man dazu den deutschen Promi-Koch Alfons Schuhbeck aus München eingeflogen. Und als der feierliche ­Augenblick endlich gekommen ist und gleich drei leibhaftige niederländische Botschafter in schreiend gelbem Ölzeug die ersten Hummer vom Fischerboot MS3 über die Reling reichen, bricht ein Blitzlichtgewitter los, das jede Oscar-Verleihung in den Schatten stellt. Gestandene Herren, geschmückt mit silbernen Amtsketten und bunten Reversspangen, die sie als Träger königlicher Orden ausweisen, posieren mit stolz geschwellter Brust für die Kameras – die prächtigen Gliederfüssler in den Händen –, als hätten sie sie höchstpersönlich aus dem Wasser gefischt. Der Ehrengast ist nur noch Nebensache. Manchem Anwesenden stehen Tränen der Rührung in den Augen. Anschliessend heisst es: Hummer satt. Allein auf unserem Schiff, der Frisia, werden innerhalb einer Stunde mehr als 200 der prachtvollen Tiere verputzt und mit einem gut gekühlten Glas Moet oder einer Flasche eigens abgefülltem Hummerweins hinuntergespült.

Hummerstiftung Im Zeeland gibt es eine Stiftung, die sich um den Erhalt und die Vermarktung des Oosterschelde-Hummers kümmert, während sich im Kring van de Ooster­ scheldekreeft 10 Spitzenrestaurants zusammengeschlossen haben, die während der Saison ein dreigängiges Krustentiermenü zum Festpreis von rund 75 Sfr. anbieten. www.oosterscheldekreeft.de

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CULINARIUM

nur zwischen dem 1. April und dem 15. Juli. Was danach noch auf der Karte steht, sind Rest­ bestände aus Bassins oder TK-Ware aus Übersee. Jetzt, im Frühsommer, sind die Reusen, in denen die Tiere, von Köderfischen angelockt, gefangen werden, aber jeden Tag gut gefüllt. Der milde Winter 2013/14 hat die Population geradezu explodieren lassen. Eier tragende Weibchen und kleine Exemplare unter einem Kilo werden wieder ins Wasser zurückgesetzt, um den Bestand nicht zu gefährden. Trotzdem holen die rund zwanzig Hummerfischer der Region pro Tag und Boot bis zu 150 Exemplare aus dem Wasser. Aber das reicht nicht einmal aus, um die heimische Nachfrage zu decken. Ausserhalb Zeelands gibt es den Osterscheldekreeft deshalb auch nur in einer Handvoll Restaurants. Wer diese lokale Delikatesse also kosten will, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich selbst auf nach Zeeland zu machen – doch diese Reise lohnt nicht nur wegen des Hummers.

Seafood de luxe In der Region gibt es eine ganze Reihe hervorragender Meeresspezialitäten. Abgesehen von den berühmten Miesmuscheln – neben dem Oosterscheldekreeft als neuer Z-Klasse am Krustentierhimmel, sozusagen der Beetle unter den Meeresbewohnern – hat Zeeland auch hervorragende Austern zu bieten. Ausserdem feine Herzmuscheln und kleine, salzige Strandschnecken, die man hier in Meerwasser gekocht mit süssem Rosinenbrot verspeist. Aber maritime Spezialitäten gedeihen nicht nur im Wasser. Mehrere Bauern haben sich auf die Zucht von Lamsoor (Standaster) und Zeekraal (Queller) spezialisiert. Diese salzigen Meeresgemüse wachsen am besten in der Nähe zu Brackwasser und nehmen aktiv Meersalz auf, was ihnen einen intensiven Eigengeschmack verleiht. Während viele den Queller, der an eine Mischung aus Schachtelhalm und filigranem Kaktus ohne Stacheln erinnert, von der heimischen Fischtheke kennen, ist das Lamsoor eine echte zeeländische

Zeeland Die Provinz Zeeland liegt im äussersten ­Südwesten der Niederlande und grenzt an Flandern. Sie besteht aus zahlreichen Inseln und Halbinseln, einem Stück Festland im Süden und ist während der Sommersaison eine der beliebtesten Ferienregionen entlang der Nordseeküste. Auch kulinarisch spielt Zeeland in der ersten Liga, u. a. hat sie sechs Michelin besternte Restaurants zu bieten. www.vvvzeeland.nl

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CULINARIUM

Spezialität. Sieben von acht in den Niederlanden aktiven Lamsoorbauern findet man in dieser Provinz. Essen kann man die fleischigen Blätter frisch gepflückt und roh als Salat oder kurz mit Schalotten und Butter in der Pfanne geschwenkt. Dann schmeckt das Gemüse ein wenig wie Blattspinat, nur wesentlich subtiler, und behält immer einen knackigen Biss. Seit Neustem werden an der Küste aber auch essbare Algen gezüchtet. Die Mineralien reichen Böden Zeelands sind ideal für den Gemüseanbau, zum Beispiel auf dem Bio-Hof Welgelegen von Ard van de Kreeke, der sich augenzwinkernd einen Google-Farmer nennt, hatte er bis vor wenigen Jahren doch keine Ahnung von der Landwirtschaft, sondern war Topmanager eines Unternehmens für erneuerbare Energien, das mehr als 500 Millionen Franken im Jahr umsetzt. Heute baut er mit seiner Frau und rund 20 Mit­ arbeitern mehrere Dutzend Sorten Kräuter, Gemüse und essbare Blüten an. Zu seinen Kunden ge­ hören alle Sternerestaurants der Umgebung. Van de Kreekes Erfolgsgeheimnis: Er liefert das, was

die Starchefs wollen. Geht nicht kommt in seinem Wortschatz nicht vor. Mehrmals im Monat ver­ wandelt sich seine historische Scheune aus dem 17. Jahrhundert, in der auch ein Hofladen unter­ gebracht ist, in ein rustikales Feinschmeckerrestaurant. Dann wird an einer mehrere Meter langen Tafel ein Vier-Gang-Menü aus lokalen Produkten auf Sterneniveau serviert.

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CULINARIUM

KÜCHENTALK MIT

JORG SLASCHEK THE CIGARMAN

OF THE

YEAR

«Im 300-jährigen Patrizierhaus fehlt es dem Gast an nichts: muntere Gaststube. Erstklassiges Gourmetrestaurant (‹Le Feu›). Eleganter Ballsaal. Grosser Garten. Und eine angenehme Davidoff-Veranda mit gepflegtem Humidor! Jörg Slaschek ist ein hervorragender Koch und Gastgeber. Bei ihm fühlen sich alle wohl. Raucher und Nichtraucher.» – Gault Millau –

Lone K. Halvorsen

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CULINARIUM

«Davidoff Tour Gastronomique» 2014

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örg Slaschek ist Besitzer des Restaurants «Attisholz» im Schweizer Riedholz. Es gilt als eines der besten Restaurants im Schweizer Mittelland. Im Jahr 2011 hat der Guide Michelin den Koch und sein Gourmetrestaurant «Le Feu» mit einem Stern ausgezeichnet. Auch der Gault Millau vergab 17 Punkte für die Gourmetküche aus der Hand von Jörg Slaschek. Prestige traf den kulinarischen Meister bei der Auftaktveranstaltung der «Davidoff Tour Gastronomique» 2014 und sprach mit ihm über seinen Titel als «CigarMan 2014» und die Besonderheiten seiner Küche.

Unter dem Motto «Time Beautifully Filled» kreiert die diesjährige Schweizer «Davidoff Tour Gastronomique» 2014 exklusive Momente voller Schönheit und Genuss. Sie lädt zu ihrem 10. Jubiläumsjahr zur kulinarischen Reise mit aussergewöhnlichen Erlebnissen ein. Zino Davidoffs Wertschätzung gegenüber der Zeit – letztendlich der wahre Luxus – ist dabei prä­ gend. Seine Vision verleiht den jeweiligen Abenden eine sehr individuelle Note und ver­ mittelt auf ganz eigene Weise, was Davidoff mit Menschen rund um den Globus verbindet – die Freude am Schönen und Edlen, am Genuss und am Leben. Noch vier von sieben Stationen können Sie miterleben: Die von Gault Millau zum Koch des Jahres gekürte Tanja Grandits lädt am 21. August zu einem klassischen «Davi­ doff Tour Gastronomique»-Abend ins Restau­ rant «Stucki» ein und präsentiert ihr wahres Defilée einzigartiger Aromen. Bei Bernard und Guy Ravets «Davidoff Tour Gastronomique»-Soirée trifft am 28. August Tradition auf Moderne im wunderschönen Am­ biente des «Ermitage Ravet Gartens» in Vuff­ lens-le-Château (VD). «Culinary Art» ist das Zauberwort am 1. September. Diese Soirée der etwas anderen Art steht im Zeichen der Kunst. Jana Euler persönlich wird beim Apéro über ihre Kunstwerke philosophieren. Im Anschluss präsentiert André Jäger, Meister der Haute Cuisine, ein elegantes Dinner in der Kunsthalle Zürich. «Gourmet Meets Cinema» heisst es am 29. September. Die Entdeckungsreise für Geniesser steht im Zeichen des Zurich Film Festivals. Der Abend an Bord der MS Davidoff wird von einer exklusiven Filmpremiere mit Persönlichkeiten aus der Filmbranche abge­ rundet. Der Spitzenkoch Hans-Peter Hussong verwöhnt die Gäste dabei mit kulinarischer Virtuosität.

PRESTIGE: Welche Bedeutung hat es für Sie, der CigarMan of the Year 2014 zu sein? JÖRG SLASCHEK: Es bedeutet mir sehr viel, denn es geht um Anerkennung und Wert­ schätzung für eine Leistung, die man täglich macht. Es geht nicht nur darum, dass man selber Zigarren raucht, sondern dass man seinen Gästen einen schönen Raum bieten kann sowie eine tolle Zigarrenauswahl und fachkompetentes Personal.

Haben Sie für die «Davidoff Tour Gastronomique» etwas Neues kreiert?

Sie sind auch ein Zigarrenraucher?

In der Tat habe ich etwas Neues ausprobiert, und zwar habe ich Fleisch in Zigarrenblätter gegart. Eine sehr span­ nende, neue Erkenntnis.

Ja, jedoch nicht, wenn ich am nächsten Tag in der Küche arbeiten muss. Ich liebe Zigarren, aber wenn ich am nächsten Tag aufstehe und den Zigarrengeschmack im Mund habe, leidet die Seriosität beim Kochen.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach einen Sterne­ koch aus? Kontinuität, Selbstbewusstsein und sich selbst sein.

Kann man die Geschmacksnote einer Zigarre in kulinarische Kreationen integrieren?

Von wem haben Sie das Kochen gelernt?

Da die Zigarre ein Naturprodukt ist, kann man diese in unterschiedlichen Formen ver­ wenden. Man kann sie beispielsweise kochen und die Essenzen mit etwas abschmecken. Ferner kann man auch die Asche für eine Essenz verwenden oder ein Zigarrenblatt in einer Suppe hineinlegen. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Ich habe zwar die Kochlehre absolviert, jedoch bin ich der Ansicht, dass ein wesentlicher Bestandteil die Basis zu Hause bei den Eltern in Kindesjahren prägt. Meine Eltern haben ein Restaurant und dort habe ich immer sehr

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CULINARIUM

gern mitgearbeitet. Die Kochlehre bedeutet, das fachliche Grundwissen zu erlernen. Jedoch das tatsächliche Kochen erlernt man durch die vielen Stationen bei verschiedenen Köchen im Laufe der Jahre. Man schaut zu und man lernt. Das Resümee aus diesen verschiedenen Erkenntnissen macht dann den Koch aus.

Welche Stationen in Ihrer Karriere hat Sie am meisten geprägt? Ich habe meine ganze Karriere nach einem gewissen Sys­ tem aufgebaut, denn für mich war es wichtig, sowohl in kleinen wie auch in grösseren Häusern zu arbeiten – bei Individualisten sowie bei klassischen Köchen. Die Lehre habe ich in einem klassischen Haus gemacht. Dann durfte ich immer wieder bei Alfons Schuhbeck oder Eckart Wit­ zigmann reinschauen, das hat mich sehr geprägt.

Lernt man stets dazu und entwickelt man sich immer weiter, oder ist es auch eine Herausforde­ rung aus «Altem» etwas Neues zu kreieren? In meinem Restaurant erlebe ich, dass die Gäste die Bo­ denständigkeit in der Küche suchen. Ich erfahre, dass ge­ schmortes und/oder lang gekochtes Essen sehr beliebt ist, denn dafür haben die meisten heutzutage keine Zeit mehr. Ich biete daher in meinem Restaurant eine klassische Kü­ che mit einer gegenwärtigen Leichtigkeit an.

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Erlebt man einen gewissen Druck als Sterneko­ ch, um den Ligaplatz beizubehalten? Oder kön­ nen Sie sich noch eine gewisse Gelassenheit bewahren? Ich denke, da ist jeder Koch unterschiedlich. Ich selbst ha­ be vom ersten Tag an immer das gekocht, was ich kochen wollte – für mich und meine Gäste –, und nicht um Punk­ te zu erreichen. Gewiss hätte ich auch gerne noch einen Punkt, aber dies betrachte ich als eine Wertschätzung für unsere Arbeit, über die man dankbar ist.



SOMMERLICHE

GENUSSE Der perfekte Champagner für Sommerlaune Hervé Deschamps, Kellermeister des Hauses Perrier-Jouët, hat sich von der Schönheit der Natur und der Feinheit des Frühlings inspirieren lassen und einen Champagner kreiert wie einen Strauss frischer Blumen. Die zarten Düfte des Belle Epoque Gartens bilden einen raren und eleganten Champagner mit einer fruch­ tigen Frische, wunderbar neu und doch ganz in der Tradition des Hauses. Er ist eine Ode an den Frühling – schmeckt aber auch zur Sommerzeit! Die Belle Epoque Edition Première ist ideale Muse jeder Gartenparty und begleitet harmonisch alle leichten und frischen Gerichte. Erhältlich in limitierter Auflage.

Der Wegweiser für Bar-Surfing Ob modern oder retro, ob gehoben oder günstig: Mixology führt durch die besten Bars in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wo sich also am coolsten, am geselligsten, am gemütlichsten oder am elegantesten schmackhafte Cocktails geniessen lassen, verrät der Mixology Bar Guide 2014. Mit 328 Bar-Empfehlungen ist er der umfassende Begleiter für Barflys auf der Suche nach dem perfekten Drink. Randvoll gefüllt mit vielen Insidertipps für Cocktailliebhaber, führt er durch den Bar-Dschungel und offenbart auch die Perlen der Trinkkultur in kleineren Städten.

Mixology Barguide 2014 Hrsg. Mixology Magazin Tre Torri Verlag

Die Rolex unter den Soda Siphons Die exklusiven Sparklets Soda Siphons aus den Städten London, New York, Paris und Berlin, die in liebevoller Handarbeit restauriert wurden, zeichnen sich jeweils durch ihre eigene Geschichte aus. Nicht nur das Baujahr, sondern auch Fertigungsort und interessanterweise der letzte Aufenthaltsort vor der Restauration werden im individuellen Authentizitäts­ nachweis genannt. Ob es sich um einen im Jahr 1932 in New York gefertigten und kürzlich in Manhattan gefundenen Soda Siphon handelt oder einen aus dem Paris der 1920er-Jahre, der in Monaco entdeckt wurde, jedes Exemplar ist ein Original mit eigener Geschichte, die nur darauf wartet, weitergeschrieben zu werden. Sparklets gilt seit jeher als die Vorzeigemarke unter den Soda Siphons. Seit 2011 restauriert die Siphon-Manufaktur in München originale Sparklets Soda Siphons aus den 1920er- und 1930er-Jahren von Hand. Das Ergebnis sind edle Designobjekte, die jedem Glas Wasser besonderes Flair verleihen und jedem Cocktail den nötigen Fizz. Und ein handr­ estaurierter Soda Siphon aus den Goldenen Zwanzigern ist Zeitzeuge und Luxusobjekt zugleich!

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Tribute To Honour Royal Salute hat einen so seltenen und kostbaren Blend geschaffen, dass nur ein Mann auf der ganzen Welt ihn probiert hat – Schöpfer und Master Blender Colin Scott. Nur die exquisitesten, seltensten und rarsten Whiskys in den Kellern wurden zur Kreation von Tribute To Honour verwendet. Nur die besten Jahrgänge – alle minde­ stens 45 Jahre alt – werden in der eindrucksvollen, mit Juwelen geschmückten Flasche präsentiert. Weltweit existieren lediglich 21 Fla­ schen dieses seltenen Whiskys. Garrard, das älteste Juweliershaus der Welt, hat die Flaschen vollendet: das von Hand hergestellte schwarze Porzellan in vollendeter Perfektion wurde mit 413 lupenreinen weissen und schwarzen Diamanten besetzt. Einige dieser exquisiten Juwelen bilden die Form des legendären Krönungsschwerts «Sword of State», Teil der Kronjuwelen von Schottland. In Gold und Silber gesetzte Edelsteine von 22 Karat schmücken Hals und Vorderseite der Flasche, goldene Löwen sitzen auf beiden Seiten des diamanten­ überzogenen Schwertes als Symbol der Tapferkeit, des Patriotismus und der gewonnenen Kriege.

Wertvolle Fracht Das Champagnerhaus Laurent-Perrier hat für seinen einzigartigen Roséwein eine aussergewöhnliche und dekorative Verpackung entworfen: ein eleganter Käfig mit dem dazu passenden rosé­ goldenen Verschluss. Der Käfig verwahrt die Cuvée Rosé in seinem Herzen und beschützt sie während des Transports oder der Lagerung. Er soll die Schwerelosigkeit der warmen Jahreszeit einfangen und erst beim Genuss der Cuvée Rosé wieder freigeben. Frisch an Nase und Gaumen, mit einer breiten Palette von Aromen roter Beeren, vereint der Rosé Geschmeidigkeit, Wein­ haltigkeit und Frische.

Campari meets Gin Gruppo Campari und die ehrwürdige, 150 Jahre alte englische Destillerie Langley präsentieren ihre erste gemeinsame Kreation: Bankes, den neuen London Dry Gin der Extraklasse. Mit einer einzigartigen, geheimen Rezeptur will Bankes den Schweizer Markt erobern. Leiden­ schaft, Qualität, natürliche Inhaltsstoffe und über 300 Jahre Tradition zeichnen diese neue und ausgesprochen elegante Spirituose aus. Der vollmundige Gin verdankt sein intensives Aroma zehn unterschiedlichen Kräutern und Gewürzen aus allen Teilen der Welt. Bankes vereint Junges aus dem Hause Campari und Bewährtes aus der historischen Destillerie Langley in Birmingham. Die perfekte Symbiose von Moderne und Tradition.

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IT’S ALL

ABOUT PLEASURE

PASSION CHAMPAGNER Es gibt sehr viele Champagner und es gibt viele hervorragende Champagner. Vor einigen machen jedoch auch die kritischsten Kenner einen Kniefall. Denn bei ihnen schmeckt man bei jedem Tropfen die hohe Kunst der Champagnerherstellung heraus. Yvonne Beck

Bilder: Krug

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er Name Krug ist weltweit Inbegriff für hochwertigen Champagner. Die Geschichte des Hauses beginnt im Jahr 1843 in Reims. JohannJoseph Krug hatte sich zum Ziel gesetzt, einen herausragenden Champagner zu erschaffen. So erfand er den Grande Cuvée, ein Mix aus verschiedenen Jahrgängen, der aber einzigartig war und legendär wurde. Sein Erbe ist ein kleines Buch, in welchem er die Regeln und Geheimnisse der Qualitätssicherung des Hauses Krug festhielt. Noch heute gilt dieses Buch als Manifest, welches die Champagnerherstellung des Hauses prägt. Prestige traf das «Dreigestirn» des Hauses Krugs: Margareth Henriquez (Präsidentin und CEO), Eric Lebel (Kellermeister) und Olivier Krug (sechste Generation der Familie Krug) zum Gespräch und sprach mit ihnen über den Begriff Luxus, die Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation und die Faszination des Champagners.

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«Das erste Glas Champagner vergisst man nie! Es macht Vergnügen, Freude und spricht das Herz an.»

PRESTIGE: Herr Lebel, sie sind der Kellermeister. Seit wann arbeiten Sie für das Haus Krug? Und hatten Sie schon immer eine Passion für Wein und Champagner? ERIC LEBEL: Ich bin seit 2006 für Krug tätig und habe be­ reits mit dem Vater von Olivier gearbeitet. Das Wichtigste für mich war immer in und mit der Natur zu arbeiten. Ich wollte nie tagtäglich in einem Büro sitzen. Dafür sitze ich jetzt in einem Keller. (Lacht.) Nein, ich liebe die Champa­ gne, die Weinberge – dort wollte ich immer arbeiten. Für mich einer der schönsten Arbeitsplätze der Welt.

– Olivier Krug –

ERIC LEBEL: Ich lasse nie, wirklich niemals, den Korken knallen. Eine Flasche guter Champagner ist etwas «Heili­ ges». Es gibt bestimmte Techniken, wie man eine Flasche öffnen sollte, um das Bestmöglichste aus der Flasche he­ raus zu holen. Mir tut es weh, wenn ich sehe, wie manche Menschen mit Champagner umgehen.

Degustationen machen. Zwei bis drei nehmen bei jeder Degustation teil. Insgesamt degustieren wir mehr als 350 Weine. Die einzelnen Weine und Proben sind wie einzelne musikalische Noten, die, wenn man sie richtig zusammen­ fügt, ein melodisches Meisterwerk ergeben. Vorher be­ suche ich ab Sommer einzelne Parzellen der Weinberge, rede mit den Weinbauern, probiere Trauben. So entstehen erste Ideen. Es ist ein langsames Vortasten immer in Zu­ sammenarbeit mit meinem Team. Jede Meinung zu einem Wein wird notiert und daraus kreieren wir schliesslich den hoffentlich besten Champagner.

Wenn Sie einen Champagner kreieren, wie gehen Sie dann vor?

Können Sie uns noch genauere Zahlen nennen an dem Beispiel eines Grand Cuvée?

ERIC LEBEL: Die Herstellung eines Champagners muss man sich wie die Komposition eines klassischen Musik­ stücks für ein Orchester vorstellen. Ich notiere jede Degus­ tation haarklein und speichere sie zudem in meinem Kopf ab. Insgesamt sind wir bei Krug sechs Personen, die diese

ERIC LEBEL: Gerne! Nach über 5 000 Verkostungsnotizen wird ein Grand Cuvée kreiert. Das ganze wird aus über 150 verschiedenen Weinen aus einer Vielzahl von qualitativ hochwertigen 25 Lagen und rund sechs bis zehn Jahrgän­ gen zu einer einzigartigen Assemblage komponiert.

Was ist für Sie persönlich ein guter Anlass, beim Champagner die Korken knallen zu lassen?

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Krug gehört zu den Top-Luxus-Brands weltweit. Wie würden Sie Luxus definieren? OLIVIER KRUG: Für mich ist Luxus Liebe. Für Eric ist es wahrscheinlich die Möglichkeit, auf viele kleine Feinheiten achten zu können. MARGARETH HENRIQUEZ: Luxus ist Emotion und ver­ bindet Qualität, Geschichte und die Träume des Gründers in sich. Ein Luxus ist jedoch auch die grosse Freiheit, die uns erlaubt, diese hohe Qualität jedes Jahr aufs neue pro­ duzieren zu dürfen.

Seit 2010 trägt jede Flasche einen ID-Code. War­ um haben Sie diesen eingeführt? OLIVIER KRUG: Am ID-Code ist genau ablesbar, woraus ein Champagner besteht. Die Menschen fragen immer mehr nach Transparenz und Nachhaltigkeit. Unsere Kun­ den wollen wissen, was sie konsumieren. Zudem macht der ID-Code die Kunst der Champagner-Kreation sichtbar. Im Luxusbereich wollen die Menschen etwas über die Ge­ schichte erfahren von dem, was sie kaufen. Es geht nicht um das blosse Material, sondern die Seele, die in dem Luxusprodukt steckt. Es geht uns nicht ums besser sein, sondern um den Traum des Krug-Gründers, der noch heute in jeder Flasche steckt. Und diesen wollen wir an unsere Kunden weitergeben.

Eric Lebel, Margareth Henriquez, Olivier Krug

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MARGARETH HENRIQUEZ: Wir feiern den Traum des Krugs-Gründers. Es war absolut revolutionär, als Joseph Krug sich entschloss, einen Champagner zu schaffen, den es so noch nicht gab. Dabei ging es nicht darum, einen besseren Champagner zu schaffen, sondern um etwas komplett Neues. Auch heute stecken in einem Grand Cu­ veé über 142 «Zutaten», die meisten Menschen könnten eventuell gerade mal drei aufzählen. Aber jede Zutat hat ihre eigene Nuance und das wollen wir sichtbar machen. Um einen Krug verstehen zu lernen.

Sie gehören seit 1999 zur LVMH-Group. Ein Welt­ konzern, trotzdem wirken Sie untereinander sehr familiär. Wie kommt das? MARGARETH HENRIQUEZ: Jedes Haus innerhalb der LVMH-Group behält seine eigene Persönlichkeit. Wir müs­ sen nicht als grosse Einheit auftreten, wir können weiter­ hin als «Familienunternehmen Krug» auftreten und auch so agieren. Jeder, der für Krug arbeitet, vertritt die Werte, die das Haus seit hunderten von Jahren befolgt. Qualität, Fa­ miliengeschichte und -philosophie stehen bei uns an erster Stelle. Für uns ist es Glück, zur LVMH -Gruppe zu gehören, denn wir haben auf der einen Seite die Freiheit, das «Krug­ sche» Manifest zu leben, aber gleichzeitig werden wir von LVMH unterstützt.


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Krug ist im LVMH-Konzern, was die Produktions­ menge betrifft, quasi ein «Zwerg». Wo positio­ nieren Sie sich innerhalb des Konzerns? MARGARETH HENRIQUEZ: Stimmt, von der Produkti­ onsmenge gesehen sind wir innerhalb des Konzerns w ­ inzig. Jährlich produzieren wir etwa 500’000 Flaschen. Moet & Chandon produziert im Vergleich dazu etwa 62 Millionen Flaschen. Doch das Haus Krug hat sich der handwerk­ lichen Qualität verpflichtet und da kann man eine Produkti­ onsmenge nicht so leicht in die Höhe schrauben. Unser Ziel ist es, eher den Wert unserer Marke in die Welt hinaus zu tragen und zu zeigen, was den Luxus eines Krug-Champa­ gners ausmacht. Krug wird niemals ein Champagner sein, der beim Formel-1-Rennen wild verspritzt wird. Wir be­ sinnen uns lieber auf die Geschichte unseres Hauses, das sich auf der Suche nach Perfektion einen einzigartigen Ruf erarbeitet hat. Und diesen Ruf gilt es, jedes Jahr aufs Neue neu zu belegen. Bei uns kommt nichts auf dem Markt, von dessen Qualität wir nicht zu 100 Prozent überzeugt sind. Und nur die besten Jahrgänge werden als Jahrgangscham­ pagner deklariert. So verzichteten wir beispielsweise erst 2012 auf die Lancierung eines Jahrgangschampangers.

Bedeutet das nicht finanzielle Einbussen?

ERIC LEBEL: Obwohl Krug zwischen 500’000 und 700’000 Flaschen jährlich produziert, werden traditionelle, wenig automatisierte Herstellungsmethoden angewendet. Die Grundweine werden in mehr als 30 Jahre alten Fäs­ sern aus Eiche ausgebaut, die nur etwa 200 Liter Wein fassen. Diese Fässer – zusammen mit dem extrem hoch­ wertigen Traubenmaterial – legen die Grundlage für den einzigartigen Krug-Geschmack. Doch natürlich lassen wir neue Erkenntnisse in die Produktion unserer Champagner einfliessen. MARGARETH HENRIQUEZ: Statt starrer Regeln verfolgen wir eine Philosophie. Und somit ist Krug nicht traditionell, nicht modern, sondern visionär. Krug verändert das Image des Champagners in der Öffentlichkeit. Wer einmal Krug getrunken hat, wird nie wieder an Champagnerduschen bei Autorennen oder diese schrecklichen Gläser – Champag­ nerflöten – denken. Und das ist innovativ. Krug erweckt Emotionen.

Eine letzte Bitte, vervollständigen Sie den Satz: «Champagner ist …» ERIC LEBEL: Genuss und Eleganz MARGARETH HENRIQUEZ: Magie, Verlockung und Passion OLIVIER KRUG: Pleasure – It’s all about Pleasure!

ERIC LEBEL: Doch sicherlich, grosse sogar. Doch bei uns steht Qualität immer an oberster Stelle.

Krug ist eine sehr traditionelle Marke, jedoch kei­ neswegs verstaubt. Wie offen sind Sie in ihrem Haus gegenüber Innovationen?

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KONZENTRIERTE

KRAUTER

GIN ZUR RENAISSANCE EINER

KULT-SPIRITUOSE

Kein anderer Cocktail war in den USA der 1950er und 1960er so beliebt wie der Martini. Seine Rezeptur: so einfach wie genial. Gin und ein Schuss trockenen Wermuts werden – zusammen mit einigen Eiswürfeln – in den Cocktailmixer gefüllt. Dann wird, je nach Geschmack, geschüttelt oder gerührt. Hendrik Stary

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ass der Wacholdergeist nun sein grosses Comeback feiert, verwundert kaum. Schliesslich handelt es sich bei – hochwertigem – Gin um ein äusserst facettenreiches Naturprodukt, das anderen Spirituosen-Klassikern wie Whisky oder Wodka locker das Wasser reichen kann.

Die Geschichte eines Wunderwassers Die Wurzeln des Gins lassen sich nur schwer zurückverfolgen. Der britische Medizinhistoriker Richard Barnett hat es in seiner kleinen Kulturgeschichte des Gins trotzdem versucht und zeigt auf, dass es bereits im Orient des 8. und 9. Jahrhunderts Versuche gegeben haben soll, Mixturen aus Wacholderbeeren und anderen Kräutern herzustellen. Auch in den Alchemieküchen und Klosterbrennereien des Mittelalters wurde später ausgiebig mit Alkohol und Heilpflanzen aller Art experimentiert – natürlich oft mit eher ungewissem Ausgang. Als eine Art Prototyp des Gins kann aber mit Fug und Recht der «Genever» bezeichnet werden, den sich einige holländische Mediziner und Apotheker gegen Ende des 16. Jahrhunderts als Arznei gegen Magen- und Nierenleiden zusammenbrauten. Der mit Wacholderbeeren und anderen Gewürzen angesetzte Brand avancierte dann jedoch schnell zu einem Massengetränk. Aufgrund seines hohen Alkoholgehalts erlangte seinerzeit die Trunkenheit eine ganz neue Qualität, die Kriminalitätsrate schellte in die Höhe. Über den Seeweg fand das Getränk dann seinen Weg auf die Britischen Inseln, von wo aus es schliesslich seinen Siegeszug in die Neue Welt antreten sollte.

Prohibition und amerikanische Barkultur Verbote sind dazu da, um gebrochen zu werden. Und so wundert es kaum, dass der Gin in den USA erst mit der Prohibition so richtig sexy wurde. Das Getränk wurde schiffweise und in grossen Fässern über den Atlantik ­geschmuggelt, in versteckten Kellern und illegal betriebenen Schänken wurde masslos dem Alkohol gefrönt. Moderne Cocktail-Klassiker wie der

00Gin Ian Fleming, der Erfinder von James Bond, trank eine Flasche Gin pro Tag. Die Vorlieben des Autors scheinen dabei direkt auf seinen in den 1950er-Jahren zum Leben erweckten Protagonisten abgefärbt zu haben. So trank der britische Geheimagent 007 nicht nur gerne Gin, sondern kreierte sich gleich seinen ganz eigenen Cocktail: den «Dry Martini», der aus Wodka, Kina Lillet und «Gordons»-Gin besteht. Lässt sich so vielleicht der trockene Humor von James Bond erklären?

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Mar­tini oder der Gin Tonic entstanden, bei denen der Gin mit Wermut, Tonic Water und aromatischen Bittern gemischt wird. Garniert wird klassischerweise mit Oliven, Pickles oder Zitronen. Die Martini-Dinners der 1960er-Jahre sind noch heute berüchtigt, in US-amerikanischen Serien wie «Mad Men» wird (allzu) wehmütig auf diese hedonistische Zeit zurückgeblickt.

Gin heute: besser und vielfältiger denn je Während der Gin in den 1970er-Jahren etwas in Vergessenheit zu geraten drohte, erfährt er seit den späten 1980er-Jahren eine beständige Rehabilitierung. Zunächst war es die Marke «Bombay Saphire», die sich auf die guten alten Traditionen zurückbesann und mit ihren hellblau leuchtenden Flaschen bis heute einen grossen Wiedererkennungswert besitzt. Viele andere Destillerien schlossen sich an oder wurden neu gegründet, wobei sich die heutige Produktion keineswegs auf den britischen Raum beschränkt. Neben traditionsreichen Londoner Brennereien wie «Tanqueray», «Plymouth» oder «The London Gin» sind es zunehmend auch deutsche («Monkey 47»), französische («Citadelle») oder schweizerische («Xellent») Hersteller, die auf regionale Rohstoffe setzen und mittlerweile auch internationale Preise abräumen. Auf die Verwendung qualitativ hochwertigen Alkohols und Wassers (Quelloder Gletscherwasser) kommt es den Gin-Produzenten dabei ebenso an wie auf den Einsatz der richtigen Kräuter und Gewürze – jeder hat hier so sein kleines Geheimrezept. Die Bandbreite reicht hier – neben den obligatorischen Wacholderbeeren – von ausgewählten Orangen- und Zitronenschalen über Dill, Preiselbeeren oder Edelweissblüten bis hin zu Zimt, Kardamom oder Vanilleschoten. Zusammen mit einem guten Tonic Water und einer frischen Zitronenscheibe haben Sie bereits das perfekte Sommergetränk.

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GIN

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NACHHALTIGER

KAVIAR GENUSS Kaviar gehört zu den teuersten Lebensmitteln der Welt. Um an die wertvollen Fischeier heranzukommen, war es bislang üblich, die Störe vor der Entnahme zu töten. Hendrik Stary


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ass hierbei auch viele Fische umsonst ihr Leben lassen mussten, da die Eier entweder zu un- oder überreif waren, war Angela Köhler, Professorin für Meeresbiologie an der Jacobs University Bremen und Leiterin der Forschungsgruppe «Zellbiologie und Toxikologie» am Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, ein Dorn im Auge. Deshalb hat sie zusammen mit ihrem Forschungsteam das ausgeklügelte Vivace-Verfahren entwickelt, bei dem die Störe unversehrt bleiben und genug Zeit für die volle Reifung des «schwarzen Goldes» bekommen. So entsteht ein nachhaltiges Spitzenprodukt, das frei von jeglichen Konservierungsstoffen ist und sich mit gutem Gewissen geniessen lässt.

PRESTIGE: Frau Prof. Dr. Köhler, die Idee, verantwortungsbewusst und nachhaltig Kaviar zu produzieren, resultiert aus einem Schockerlebnis, das Sie im Jahr 2005 im Iran hatten. Würden Sie uns davon berichten? FRAU PROF. DR. KÖHLER: Im Jahr 2005 bin ich zu einem Kongress der Gesellschaft zur Rettung der Störe nach Ramsar/Iran am Kaspischen Meer gereist, da mich die Umweltpro­ bleme dieser Region und die damit verbundene Ausrottung der vom Aussterben bedrohten Störe interessierten. Bei einem Besuch einer iranischen Kaviarproduktion erlebte ich, wie ein wild gefangenes Störweibchen mit einem Keulenschlag betäubt und zur Kaviarentnah­ me aufgeschnitten wurde. Zur Enttäuschung der iranischen Kaviarmeister mussten sie feststellen, dass die 8 kg Rogen zu reif für die Kaviarproduktion waren. Fisch und Kaviar wurden entsorgt, das nächste Störweibchen kam an die Reihe. Ich war entsetzt über diese Vergeudung wertvoller Ressourcen (Ein Weibchen hat bis zu 9 Mio. Eier!). Da habe ich die Entscheidung getroffen, mein Wissen dazu einzusetzen, dass Störe für die Kaviarproduk­ tion nicht mehr getötet werden müssen.


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Dieser nun in Deutschland produzierte «Correct Caviar» ist das Ergebnis eines ausgeklügelten Verfahrens, bei dem die Störeier mehrmals frisch – und ohne den Fisch schlachten zu müssen – entnommen werden können. Können Sie dem Laien kurz erklären, wie dies technisch überhaupt möglich ist? In der Natur befindet sich jedes reife Ei, um neues Leben zu geben, mit allen Nähr­ stoffen in einem wartenden Dämmerzustand, bis ein externer Bote, das Spermium, es aufweckt. Innerhalb von Sekunden aktivieren dann Botenstoffe eine Enzymkette im Ei, die die äussere Haut verfestigt, damit kein weiteres Spermium eindringen kann. Im Vivace-Verfahren wird dieser natürliche Prozess ohne Befruchtung des Eies nachge­ ahmt. Der Botenstoff Kalzium wird auf den Rogen gegeben, die dem unbefruchteten Ei suggerieren, sich zu verschliessen. Die grösste Herausforderung war es, zu verstehen, welche Stoffwechselprozesse wir mit dem Signal im Ei auslösen, und herauszufinden, welche Konzentrationen des Kalziums und welche Behandlungsdauer die optimale Ka­ viartextur hervorbringen.

Was unterscheidet Ihre Kaviar-Produkte von jenen der konventionellen Züchter? «Vivace Correct Caviar» bewegt sich preislich im gleichen Segment wie herkömmlicher Spitzenkaviar, jedoch überzeugen inzwischen Qualität und Einsatzmöglichkeiten viele Pri­ vatabnehmer und Gastronomen, vor allem in Deutschland und Nordamerika. Die Vorteile liegen eindeutig in der perligen Textur und im sauberen Geschmack (ganz anders als jener vom toten Stör, der oft matschig, tranig und fischig ist). Durch Schlachtung gewonnener Kaviar muss aus dem Eierstock herausgerieben werden und ist sehr anfällig für Bakte­ rien und Pilze. Bei unserem Kaviar drückt das Weibchen die einzelnen reifen Eier durch

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­ uskelkontraktion aus dem Eierstock, diese fallen dann völlig sauber in die Bauchhöhle, M von wo aus sie abgestreift werden können. Dadurch ist der Geschmack perlig und frisch und die Eier werden mit jeder «Ernte» grösser und besser.

Sie züchten Ihre Störe in der Vivace-Aquakultur. Wie gross muss man sich diese vorstellen? Und können Sie mit solchen Aquakulturen eine artgerech­ te Tierhaltung garantieren? Unsere Anlage ist 7 500 Quadratmeter gross (etwa die Grösse eines Fussballfeldes) und wir haben zusätzliche Teichanlagen im Erzgebirge und in Sachsen zur Verfügung. Die An­ lage ist so ausgelegt, dass wir dort 100 bis 140 Tonnen Störweibchen halten könnten und trotzdem noch sehr geringe Besatzdichten zwischen 40 und 60 Kilogramm je Kubikme­ ter Wasser haben. Derzeit haben wir 70 Becken, aber noch Platz für Erweiterungen. Die Gesundheit unserer Störe und ihre artgerechte Haltung werden in Zusammenarbeit mit Tierärzten, einem Tierschutzbeauftragten und CITES, der Artenschutzbehörde, ständig überwacht.

Störe können sehr alt werden. Wie oft können sie zur Kaviargewinnung eingesetzt werden? Was passiert nach ihrer produktiven Zeit? Wird etwa auch das schmackhafte Fleisch weiterverwendet? Bis jetzt liegen praktische Erfahrungen über eine 10-malige «Ernte» der Störe vor. Die Pro­ duktion vom lebenden Stör wird nur durch ihr Gewicht begrenzt. Wir haben also noch viele Jahre Zeit, gemeinsam mit den Artenschutzbehörden zu überlegen, ob und wo wir Störe aussetzen können oder ob wir sie nur noch zu Zuchtzwecken einsetzen. Da Störfleisch ausgezeichnet schmeckt, könnte das Fleisch auch weiterverwendet werden.

Kaviar ist ein Luxus-Lebensmittel. Wie wollen Sie den zumeist wohlhaben­ den und oft nicht unbedingt für ihr Umweltengagement bekannten Kunden von Ihrem Konzept überzeugen? Das stimmt so nicht. Viele Kaviargeniesser haben es aufgegeben, Kaviar zu kaufen. Ande­ re geniessen Kaviar nur noch heimlich, da ihnen die Problematik natürlich bewusst ist. Die sogenannten «Wohlhabenden» schmücken sich heute aber auch gern damit, nachhaltig und verantwortungsvoll zu handeln, und auch sonst sehen wir in vielen Bereichen ein wachsendes Umweltbewusstsein. Aber wir wollen mit dem frischen und feinen Geschmack auch junge Kunden und Kaviareinsteiger gewinnen, die nun alle mit gutem Gewissen Ka­ viar essen können. Allein mit der Nachhaltigkeit meiner Idee konnte ich allerdings noch niemanden wirklich überzeugen, so viel Geld für dieses Luxus-Lebensmittel auszugeben. Vivace-Kaviar überzeugt als erstes durch seine Reinheit und Select-Qualität. Dazu kommt dann der erfreuliche Aspekt, etwas gegen das Artensterben zu tun.

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WUSSTEN SIE SCHON …?

Teure Zweisamkeit Das im Norden Roms gelegene Restaurant Solo per Due ist gleich in doppelter Hinsicht exklusiv. So gehört es nicht nur zu den zehn teu­ ersten Gourmetattraktionen über­ haupt, sondern ist darüber hinaus auch noch das kleinste Restaurant der Welt. Nur zwei Personen werden hier jeden Abend auf höchstem Niveau bekocht und können sich – ganz ohne störende Nebentischge­ räusche – von der frischen regionalen Küche begeistern lassen. Ange­ sichts des begrenzten Platzangebots sind Frühbucher hier natürlich eindeutig im Vorteil.

Luxus on the rocks Gläce Luxury Ice sorgt jetzt für noch mehr Glamour auf Ihren Cocktail-Parties. Der kalifornische Trinkeis­ hersteller setzt auf Wasser von reinster Qualität und garantiert einen nur minimalen Verschmutzungsgrad, sodass Ihre ausgewählten Spirituosen noch besser zur Geltung kommen. Auch in Sachen Design bleiben keine Wünsche offen. Ob klein, gross, rund oder eckig: Diese Eiswürfel geben jedem Drink den letzten Schliff.

Königlich tafeln

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Monaco. Der Gourmettempel Le Louis XV Alain Ducasse kann sich seit 2012 wieder mit drei Michelin-Sternen schmücken. Kreativer Kopf des im Hotel de Paris ansässigen Spitzenrestaurants ist die inzwischen ein­ gebürgerte Kochlegende Alain Decasse. In dem fürstlichen Speisesaal präsentiert der gebürtige Franzose nur das Nobelste aus der französischen und italienischen Küche, das Abendmenü ist ab 300 Euro buchbar. Ein exquisiter Weinkeller mit über 400’000 feinsten Tropfen ist ebenfalls Teil dieser «Haute Couture of Taste».


BURCKHARDT‘S CORPORATE EVENTS IHR PROFI FÜR GOLFANLÄSSE. Geplant sind dieses Jahr bereits folgende Turniere: • BERN MASTERS am 23. Juni 2014 • ZURICHOPEN am 18. und 19. August 2014 • DAVOS MASTERS am 20. August 2014


PRESENTS

TOP EVENTS OF SWITZERLAND 297 302

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OMEGA EUROPEAN MASTERS Golf at it’s Best WELTKLASSE ZÜRICH Usain Bolt und Co.


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GOLF AT IT’S BEST

OMEGA EUROPEAN

MASTERS «Crans-sur-Sierre Golf Club is, without question, the most spectacular setting on The European Tour International Schedule.» – George O’Grady, Chief Executive, The European Tour, 2008 –

Hendrik Stary

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TOP EVENTS OF SWITZERLAND

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in spektakuläreres Setting für ein Golfturnier kann man sich wohl tatsächlich kaum vorstellen. Auch in diesem Jahr wird sich ab Anfang September wieder die Crème de la Crème des internationalen Golfsports auf dem berühmten Haute-Plateau in Crans Montana einfinden und die über 50’000 Zuschauer mit weiten Abschlägen und präzisen Putts zu begeistern wissen. Der Sieger des diesjährigen Omega European Masters-Turniers, das auf 1 500 Metern über dem Meeresspiegel vor spektakulärer Alpenkulisse ausgetragen wird, darf sich über ein Preisgeld von rund 2,8 Millionen Franken freuen und im Golfclub Crans-sur-Sierre die Korken knallen lassen. Das Omega European Masters ist zweifellos eines der prestigereichsten und traditionellsten Golfturniere auf der PGA European Tour. Bereits zum 68. Mal trifft sich die internationale Golfelite auf dem «Severiano Ballesteros»-Platz des Golfclubs Crans-sur-Sierre, von dem aus Sportler wie Zuschauer einen grandiosen Blick auf die schönsten Viertausender der Alpen haben. Im Jahr 2009 ist das Omega European Masters – als erstes europäisches Golf­ turnier – eine Verbindung mit der Asian Tour eingegangen. Seitdem können sich hier auch die 30 besten asiatischen Professionals mit ihren Kollegen aus Europa und den anderen Kontinenten messen.

Modernster Golfsport vor historischer Kulisse Das erste Swiss-Open-Event fand 1923 im Engadin statt, im Jahr 1939 wurde es erstmals in Crans-Montana ausgetragen. Es siegte damals der Italiener Fifi Cavalo. Seit 1948 – durch den Krieg musste der Golfbetrieb für einige Jahre eingestellt werden – findet es nun jedes Jahr im September auf dem traumhaft gelegenen Walliser Hochplateau statt. Im Jahr 1983 wurde das Turnier schliesslich mit in die Kategorie der European Masters aufgenommen. Damit ist das Omega European Masters das älteste Turnier in der Geschichte der European Tour, bei dem immer auf dem gleichen Platz gespielt wurde und wird. Golferlegenden wie Severiano Ballesteros, José Maria Olazábal, Miguel Ángel Jiménez, Sergio García Colin Montgomerie, Ernie Els, Craig Stadler, Nick Faldo, Lee Westwood oder Luke Donald haben sich hier schon ins «Goldene Buch» eingetragen und damit zum Weltruhm des Austragungsortes beigetragen. Die Mitglieder des traditionsreichen Golfclubs Crans-sur-Sierre, der bereits 1924 gegründet wurde, arbeiten stetig an der Optimierung der Anlage und des Rahmenprogramms – aber auch auf die Unterstützung von ausserhalb können sich die Verantwortlichen verlassen.

Starker Rückhalt So ist das Team der Omega European Masters stolz auf seine langjährigen und treuen Businesspartner – aber auch über die Neuzugänge zeigt man sich hoch erfreut. Omega ist seit 2001 der Titelsponsor des Events und hat sein Engagement bereits bis 2017 verlängert. Zu den ebenso verlässlichen Hauptsponsoren Credit Suisse und BMW sind in diesem Jahr – zur grossen Freude von Gaston F. Barras, dem Präsidenten des Organisationskomitees – noch die Vaudoise Versicherungen hinzugestossen, die zunächst für drei Jahre unterschrieben haben und damit mehr als je zuvor für passioniertes Golfengagement stehen. Philippe Hebeisen, CEO der Versicherungsgruppe, ist stolz auf die noch junge Zusammenarbeit: «Neben Markenpräsenz und Marketingaspekten wird unser Engagement an dem Turnier Anlass zu geselligen Momenten mit unseren KMU-Kunden geben. Wir freuen uns, ihnen eine Veranstaltung bieten zu können, die die internationale Golfelite im Herzen einer idyllischen Alpenkulisse versammelt. Wir sind stolz, einen Beitrag zu

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Die eindrucksvolle Geschichte des Swiss Open resp. Omega European Masters weist zahlreiche Rekorde auf: – 1971: In diesem Jahr gelang es einem Spieler in Crans-Montana zum ersten Mal, die «magic 60» in der European Tour zu erreichen, der italienische Profigolfer Baldovino Dassu. – 1978: Der Spanier José Maria Olazabal benötigte seinerzeit nur 27 Schläge für 9 Löcher. Diese Erfolgsgeschichte wiederholte sich in den nachfolgenden Jahren noch drei weitere Male: ein Mal durch Joakim Haeggman (1977 Alfred Dunhill Cup) und gleich zwei Mal durch Robert Lee (1985 Johnnie Walker Monte Carlo Open und 1987 Portuguese Open). – 1984: Dank seines Wire-to-wire-Sieges konnte der Kanadier Jerry Anderson 1984 seinen Namen ins Rekordbuch eintragen. Sein 72-Loch-Resultat von 27 unter Par ist damit noch immer das beste Total unter Par. – 1987: In diesem Jahr schaffte der Schwede Anders Forsbrand die letzten 54 Loch in 192 (-24), womit er einen neuen Tour-Rekord aufstellte. – 1992: Es war das Jahr mit einem der spektakulärsten Finishs der European Tour. Obwohl Jamie Spence mit einem Rückstand von 10 Schlägen unter Par in die letzte Runde gestartet war, gelang es ihm in einer unnachahmlichen Mischung aus Können und Glück doch noch, Anders Forsbrand im Play-off zu schlagen. Hiermit schaffte er das grösste Final-Round-Comeback und egalisierte Neil Coles’ Rekord aus dem Jahr 1977 (Players Championship Turnier). – 1996: Als sich Colin Montgomerie in Crans-Montana bereits auf dem Weg zum Sieg befand, erzielte er das niedrigste 36-Loch-Resultat in der Geschichte der European Tour (124/-18) – und besiegte so Sam Torrace, der 4 Schläge mehr benötigte.

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Programm Montag, 1. September ab 8 Uhr: Credit Suisse Silver Pro-Am Dienstag, 2. September ab 7.30 Uhr: Training der Pros Mittwoch, 3. September ab 7.15 Uhr: Credit Suisse Gold Pro-Am Donnerstag, 4. September ab 7.40 Uhr: Omega European Masters (1. Runde) Freitag, 5. September ab 7.40 Uhr: Omega European Masters (2. Runde) Samstag, 6. September ab 8.00 Uhr: Omega European Masters (3. Runde) Sonntag, 7. September ab 8 Uhr: Omega European Masters (4. Runde) ab 17 Uhr: Preisverleihung www.omegaeuropeanmasters.com

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einem der acht Topevents of Switzerland zu leisten.» Nicht minder wichtig für das Turnier sind alle Partner sowie die 1 250 Helfer im Hintergrund. Alle zusammen sorgen dafür, dass sich die für Anfang September erwarteten 156 Spieler und mehr als 50’000 Zuschauer (darunter 6 000 VIPs) rundum wohlfühlen und einen unvergesslichen Aufenthalt haben werden.

50. Memorial Olivier Barras- und Pro-Am-Turnier Auch in diesem Jahr will man den Zuschauern in Crans-Montana einiges bieten – und dies bereits vor dem Start des Profiturniers am 4. September. So wird zwischen dem 20. und dem 22. Juni 2014 das 50. Memorial Olivier Barras-Event stattfinden, bei dem sowohl Profi- als auch Amateurspieler erneut die Möglichkeit bekommen werden, sich in drei Runden auf dem Platz des Golfclubs Cranssur-Sierre eine von insgesamt zwei Wildcards für das Omega European Masters zu erspielen. Der Namensgeber für das attraktive Qualifikationsturnier, Olivier Barras, ist nach wie vor der beste Amateurgolfer der Schweiz. Im Jahr 1954 konnte er sogar auf das Podest des Swiss Swiss-OpenTurniers klettern: Er erreichte damals Platz zwei,

nur drei Schläge hinter dem legendären Bobby Locke. Noch am Tag vor dem Memorial Olivier Barras, also am Donnerstag (19. Juni), wird das Pro-Am-Turnier ausgetragen. Die Amateure des besten aus insgesamt 92 Pro-Am-Teams dürfen dann am Credit Suisse Silver Pro-Am teilnehmen, das am Montag (1. September) stattfinden und die Omega European Masters 2014 eröffnen wird.

Das Omega European Masters im Jahr 2014 Die herzliche Gastfreundschaft und das aussergewöhnliche Ambiente sind charakteristisch für das grösste und exklusivste Golfevent der Schweiz. 45 Ausstellungsstände und zahlreiche kulinarische Angebote werden bei den aktiven wie passiven Teilnehmern wieder keine Wünsche offenlassen. Auch die mediale Aufmerksamkeit wird sich wieder auf den idyllischen Ort im Wallis richten: 158 Medienvertreter werden anwesend sein und live berichten, mit 2 774 TV-Stunden in 46 verschiedenen Ländern und ca. 300 Artikeln mit einem Leserpotenzial von 3,6 Millionen werden auch jene, die im September nicht vor Ort sein können, top informiert sein.

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WELTKLASSE ZÜRICH:

USAIN BOLT

UND CO DIE BESTEN ATHLETEN

DER WELT AUF DER NEUEN

LETZIGRUND-BAHN Superstar Usain Bolt und viele weitere Topstars sind bei «Weltklasse Zürich» Stammgäste. Denn bei keinem anderen Leichtathletikmeeting der Welt sind derart viele internationale Spitzenathleten am Start wie in Zürich. Bei der nächsten Austragung am Donnerstag, dem 28. August, treten die besten Athleten erstmals auf der neuen, noch schnelleren Bahn im Letzigrund-Stadion an. Roland Hirsbrunner

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Unterstützung für Schweizer Athleten Eine ganz wichtige Rolle beim Zürcher Leicht­ athletikmeeting spielen die Aushängeschilder der Schweizer Leichtathletik. Für die besten einheimischen Athletinnen und Athleten bildet «Weltklasse Zürich» einen ganz speziellen Saisonhöhepunkt. Die Organisatoren setzen alles daran, um den Schweizer Topathleten ideale Voraussetzungen zu bieten. Seit 2012 unterstützt «Weltklasse Zürich» im Rahmen eines speziellen, vereinsunabhängigen Förder­ programms Schweizer Topathletinnen und -athleten. Das 4-mal-100-Meter-Projekt der Schweizer Männer-Nationalmannschaftsstaffel wird bereits seit 2007 betreut. Im vergangenen Jahr erhielt die auf­strebende Schweizer Frauen­ staffel erstmals eine Startmöglichkeit bei der Zürich Trophy. Talentierte Nachwuchsathle­ tinnen und -athleten können im Vorprogramm vor heimischem Publikum auf sich aufmerk­ sam machen.

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Die 800-m-Läuferin Selina Büchel gehört zu den hoffnungsvollsten Schweizer Leichtathleten.


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chnelligkeit, Ausdauer, Dynamik, Kraft und Eleganz zeichnen die verschiedenen Sportlerinnen und Sportler aus, die bei «Weltklasse Zürich» am Start sind. Die besten Sprinter, Läufer, Springer und Werfer achten auf jedes kleinste Detail, um ihre Leistung zu verbessern. Die Veranstalter von «eltklasse Zürich» tun es ihnen gleich. Seit Jahrzehnten gilt Zürich für Athleten und Leichtathletik-Fans als einzigartiger «Place-to-be». Das «beste Leichtathletik-Publikum der Welt» im stets ausverkauften Letzigrund-Stadion, die von den Protagonisten hochgelobte, einzigartige Athletenbetreuung durch den Veranstalter sowie die ausgezeichnete Organisation des ganzen Anlasses machen Zürich zum bedeutendsten Leichtathletikmeeting der Welt. Auch Usain Bolt, der schnellste Mensch der Welt, lobt die Zürcher Organisatoren in den höchsten Tönen: «Ich freue mich immer wieder auf Zürich», erklärt der sechsfache Olympiasieger und dreifache Weltrekordhalter, «die Organisation, die Stimmung und das Publikum im Letzigrund sind einfach Weltklasse». Bolt wird am 28. August bereits zum siebten Mal in Zürich starten und einmal mehr ein Feld der besten Athleten der Welt anführen.

Usain Bolt auf der neuen «piste magique» im Letzigrund Auf den 28. August dürfen sich Usain Bolt und die vielen anderen Topathleten ganz besonders freuen. Der Letzigrund erhält eine neue Bahn, die sich durch einen neu entwickelten Hochleistungsbelag der Schaffhauser Firma Conica auszeichnet. Darauf sollen noch schnellere Zeiten erreicht werden. Ausführliche Untersuchungen des Instituts für Biomechanik und Orthopädie der Deutschen Sporthochschule Köln haben die Vorteile des neuen Belags aufgezeigt: Der die Untersuchung leitende Wissenschaftler Prof. Brüggemann erklärt: «Der neue Belag gestattet dem Athleten bei jedem Schritt

Engagement für den Nachwuchs Ebenso stark engagiert sich «Weltklasse Zürich» für die Förderung des Nachwuchssports. Zu­ sammen mit Swiss Athletics und Hauptsponsor UBS wurde 2011 der UBS Kids Cup lanciert. Am Dreikampf, bestehend aus einem 60-MeterSprint, einem Weitsprung und einem Ballweit­ wurf, dürften im Jahr 2014 erstmals über 100’000 Kinder teilnehmen. Der UBS Kids Cup findet an hunderten von Orten in der ganzen Schweiz statt, auch im Rahmen von vielen Schul­sporttagen. Das grosse Schweizer Finale wird dann, in Anwesenheit zahlreicher nationaler und internationaler Topathleten, ebenfalls im Stadion von «Weltklasse Zürich» stattfinden. Im Rahmen des Programms von Jugend trainiert mit Weltklasse werden am Dienstag, dem 26. August, über 1 000 Kinder an acht verschiedenen Orten in der Deutsch­ schweiz und im Tessin in den Genuss einer unvergesslichen Trainingsstunde mit den Stars von «Weltklasse Zürich» kommen. Die besten Nachwuchsläufer der Schweiz starten im Vorprogramm von «Weltklasse Zürich» beim MILLE GRUYÈRE-Verfolgungsrennen.

Weltklasse Zürich bildet den Final der IAAF Diamond League.

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Dynamisch und kräftig: Hürdensprinter David Oliver.

eine höhere Stabilität im Grosszehen-, Sprungund vor allem im Kniegelenk. Im Vergleich zum jetzigen Belag im Letzigrund schafft der neue Belag also die Voraussetzungen für eine noch schnellere Bahn.» Jürgen Widler, Technologiechef von Conica, ist auch stolz auf die neueste Entwicklung seiner Firma: «Wir sind zuversichtlich, dass uns der Sprung in die nächste Generation der Kunststoffbeläge gelungen ist.»

Meetingdirektor Magyar: «Noch bessere Bedingungen» Patrick Magyar, Meetingdirektor von «Weltklasse Zürich», ist optimistisch, dass der neue Belag «Weltklasse Zürich» noch interessanter machen wird: «Wir sind seit elf Jahren ununterbrochen das bestbesetze Leichtathletikmeeting der Welt. Mit dem neuen Belag machen wir nochmals einen grossen Schritt nach vorne und schaffen für die besten Athleten der Welt noch bessere Bedin­ gungen.»

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Elf Tage nach den Europameisterschaften in Zürich: Europa gegen den Rest der Welt … Die Affiche bei der Austragung 2014 von «Weltklasse Zürich» ist sowieso einmalig: Denn bereits zwischen dem 12. und 17. August finden – ebenfalls im Stadion Letzigrund – die LeichtathletikEuropameisterschaften statt. Elf Tage nach Ende der EM treffen die europäischen Leichtathletikstars und Medaillengewinner auf ihre stärksten Konkurrenten aus Übersee. Nach dem Motto «Europa gegen den Rest der Welt» kann sich das Publikum auf einen ganz speziellen Weltklasseabend freuen.

… beim Finale der IAAF Diamond League Ein exklusiver Kreis von Topathleten kämpft in Zürich aber nicht nur um den Tagessieg, sondern auch um den Gewinn der IAAF Diamond League. Der Glanz der Diamond Trophy und die damit verbundenen 40 000 Dollar Preisgeld motivieren die Modellathletinnen und Athleten zusätzlich! Während der ganzen Saison konnten die Sportler an den Events der IAAF Diamond League Punkte sammeln. In Zürich wird diese Jahreswertung dann in einem grossen Finale, ähnlich wie beim Gesamtweltcup der Skifahrer, in 16 Disziplinen entschieden.


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25 Weltrekorde Jährliches Highlight: Das Rennen über 4x100 m mit der starken Schweizer Nationalmannschafts-Staffel.

Zahlen und Fakten zu «Weltklasse Zürich» – Bei «Weltklasse Zürich» wurden bisher 25 Weltrekorde erzielt.

Immer wieder wird im Letzigrund bei «Weltklasse Zürich» Sportgeschichte geschrieben: In der ruhmreichen, über 80-jährigen Geschichte des Zürcher Leichtathletikmeetings wurden bisher 25 Weltrekorde aufgestellt. Darunter so prestige­trächtige wie jener des Deutschen Armin Hary, der 1960 als erster Mensch der Welt die 100 Meter in 10,0 Sekunden ge­ laufen ist. Den bisher letzten Weltrekord erzielte im Jahr 2009 die russische Stabhoch­ sprung-Königin Yelena Isinbayeva, nachdem sie 5,06 Meter übersprungen hatte.

– 430 freiwillige Helfer sind jedes Jahr im Einsatz. – Über 400 Medienschaffende aus aller Welt berichten vor Ort. – Weltweit verfolgen jeweils rund 20 Millionen TV-Zuschauer aus Ländern aller fünf Kontinente das Meeting live. – Über 30 Sponsoren und Partner unterstützen «Weltklasse Zürich». – An einem Meeting-Abend legen die «Weltklasse»Athleten zusammen rund 250 Wettkampf­ kilometer zurück. Das entspricht 625 Bahnrunden. – Das 5 000 Quadratmeter grosse Hospitality-Zelt bietet Platz für 2 000 VIP-Gäste. – Seit über 20 Jahren ist «Weltklasse Zürich» jedes Jahr ausverkauft (aktuelle Stadionkapazität: 25’000 Zuschauer). – Seit elf Jahren ist «Weltklasse Zürich» ununter­ brochen das bestbesetzte Leichtathletikmeeting der Welt. – «Weltklasse Zürich» ist Mitglied der exklusiven «Top Events of Switzerland» (zusammen mit Art Basel, Festival del Film Locarno, Montreux Jazz Festival, Internationale Lauberhornrennen Wengen, Lucerne Festival, Omega European Masters Crans Montana (Golf), White Turf St. Moritz).

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FINANCE 309 VERANTWORTUNG NICHT IN SICHT Die Finanzbranche in der Kritik 316 ERFOLG UM JEDEN PREIS? Das gemeinsame TUN

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FINANCE

GESELLSCHAFTLICHE

VERANTWORTUNG

NICHT IN SICHT DIE FINANZBRANCHE

IN DER

KRITIK Im Vergleich zu einer Zeit vor f端nf Jahren, im Rahmen der Finanzkrise, ist es um die Finanzbranche etwas ruhiger geworden. Die Verantwortlichen der Banken und die Politik beschwichtigen. Es gibt immer wieder erfolgreiche Stresstests und die Kurse steigen wieder. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Skandale und die Situation der Branche ist alles andere als stabil. Georg Lutz

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U

lrich Thielemann ist schon aufgrund seines Schwerpunkts Wirtschaft und Ethik ein streitbarer Geist. Er war Vizedirektor des Instituts für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen und ist heute am vom ihm mitgegründeten Think Tank «MeM – Denkfabrik für Wirtschaftsethik» in Berlin tätig (www.mem-wirtschaftsethik.de). Daher kann er sich auch zwischen den Welten der Schweiz und Deutschlands bewegen. In der Schweiz geriet er in die medialen Schlagzeilen, als er vor dem Finanzausschuss des Deutschen Bundestags sagte, es gebe in der Schweiz kein Unrechtsbewusstsein bezüglich der steuerlichen Behandlung von Steuerausländern. Inzwischen ist das klassische Bankgeheimnis Geschichte. Das war aber nur ein Punkt,­um mit ihm ein spannendes Interview zur Situation der Finanzbranche zu führen.

PRESTIGE: Ist das Glas halb voll oder halb leer, sprich ist die Finanzbrache auf dem richtigen Weg, aus alten Fehlern zu lernen, oder haben wir es nur mit rhetorischen Täuschungen zu tun? THIELEMANN: Das hängt davon ab, was man unter «Fehlern» versteht. Für Banker oder für Aktionäre, die diese einstellen, bestehen «Fehler» darin, dass der Gewinn oder der Bonus tiefer ausfällt, als man erwartet hat. Aus dieser, sogenannten «rationalen» Sicht, wäre es beispielsweise ein «Fehler», wenn sich herausstellt, dass die Gewinne, die man etwa durch Libor- und Devisenmanipulationen, Suprime-Betrügereien oder Beihilfe zur Steuerhinterziehung erzielt hat, tiefer ausfallen, als die Bussen, die man später zahlen muss. Aber natürlich wollen wir etwas ganz anderes unter Fehlern verstehen, nämlich genau die Ruchlosigkeit und der Mangel an Skrupel, der offenbar vor allem bei Grossban­ ken in den letzten Jahrzehnten Einzug gehalten hat. Diese Kultur und dieser Geist, oder besser gesagt, Ungeist, ist immer noch in den Köpfen der allermeisten Akteure, die das Sagen haben. Das liegt vor allem an den Ausbildungssystemen. Die Leute durchlaufen ja praktisch alle ein Wirtschaftsstudium. Und die Botschaft, die ihnen dort mit auf den Weg gegeben wird, lautet, sarkastisch mit Max Frisch formuliert: «Vernünftig ist, was rentiert». Manche halten das Wirtschaftsstudium für eine Art Gehirnwäsche.

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat auf dem letzten Deut­ schen Bankentag auch davor gewarnt, bei aller berechtigten Kritik nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten. Liegt er da richtig? Die Rede von Joachim Gauck, der stets ein Freiheitspathos bemüht und darin die Markt­ freiheit einschliesst, ist von der Bankenwelt begeistert aufgenommen worden. Dies unter anderem, da er meinte, dass die Bankenregulierung möglicherweise bereits zu weit ge­ trieben worden sei, sodass die «Quellen unseres Wohlstands» gefährdet sein könnten. Die gigantischen Vermögensbestände, die die Banken mittlerweile verwalten und die Gauck ausdrücklich erwähnt, sind nicht etwa selbst das Problem, sondern sollen den Banken Anlass sein, mit ihrer damit gegebenen Macht verantwortungsvoll umzugehen.

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© Adrian Stähli

FINANCE

Ulrich Thielemann bringt Ökonomie und Ethik zusammen.


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Die Banker hätten sich keinen besseren Bundespräsi­ denten wünschen können. Denn seine Botschaft lautet: «Schwört den ‹Exzessen› ab, aber macht ansonsten weiter so. Wenn ihr die Vermögensbestände erhöht, dann kann dies nur im Interesse aller liegen.» Gauck versteht gar nicht, dass wir in Zeiten einer gigantischen Blase leben. Die Finanzvermögen waren im Jahre 1980 in etwa so gross wie die Weltwirtschaftsleistung eines Jahres. Heute liegen sie beim etwa Dreifachen des Weltbruttoinlandproduktes. All die Bail-outs und die expansive Politik der Notenban­ ken sind darauf ausgerichtet, diese Bestände zu erhalten und auf keinen Fall zu gefährden. Nur, wer soll die Rendi­ ten erwirtschaften, um diese gigantisch angewachsenen Kapitalbestände mit Dividenden, Gewinnen, Zinsen und Tilgungen zu bedienen? Die Finanzkrise, die keineswegs überwunden ist, besteht darin, dass die Beschäftigten dieser Welt darin überfordert sind, den geforderten Kapi­ taldienst zu leisten.

Schauen wir uns konkretere Beispiele an. Die Deutsche Bank hat sich einer neuen Geschäfts­ kultur verschrieben. Gleichzeitig stolpern die Verantwortlichen von einem Skandal zum nächs­ ten. Woran liegt das? An einer Kultur, die in der Bank offenbar nach wie vor herrscht. Die Bank sagt es selbst. Man muss nur zu deuten

verstehen: Der angebliche «Kulturwandel» ist nämlich nach eigenem Bekunden Teil des «Risikomanagements». Wer von Risiken spricht, spricht von eigenen Interessen. Hier sind es «Reputationsrisiken» und vor allem «Rechtsrisiken». Ein angeblicher «Kulturwandel» wird also genau so weit betrieben, wie dessen Vorteile dessen Nachteile überwiegen. Zwar dürften angesichts der veränderten Rechtslage und der höheren Sensibilität der breiteren Öffentlichkeit, angesichts eines historisch schlechten Images «der Banker», wohl in Zukunft vermutlich weniger klar benennbare Verfehlungen zu verzeichnen sein. Doch wäre dies dann gerade kein echter Kulturwandel, sondern Opportunismus. Ein echter Kulturwandel sähe so aus, dass die Bank Geschäfte, die nicht verantwortbar sind, un­ terlässt, und zwar auch dann, wenn dadurch die eine oder andere Gewinnchance nicht ausgeschöpft wird, obwohl sie risikolos erreichbar wäre.

Aber es gibt doch sechs Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise einen Wan­ del? Denken wir nur an die zusätzlichen Regulierungen, was zum Beispiel die Eigenkapitalquote betrifft. Ich sehe dafür kaum Anzeichen. Die gesamtgesellschaftliche Machtkonstellation mag sich etwas geändert haben. Dazu zählen die Rechtslage, die höhere Sensibilität der ­Öffentlichkeit für gewisse «Exzesse», die etwas bessere Informiertheit der Bürger, auch Insiderberichte von Aussteigern und Whistleblowern und einige wenige Vorschriften, was beispielsweise das von Ihnen erwähnte Eigenkapital betrifft. Aber dies führt nicht zu einer inneren Umkehr, nicht zu einer Abkehr von Masslosigkeit und bedingungsloser Rendite­ orientierung. Die Banker lernen im Studium nichts anderes als dies: Wie sind die Gewinne zu steigern? Darin eingeschlossen: Wie ist mein Bonus zu maximieren? Sie lernen, dass nur Dummköpfe nicht verstanden haben, dass Menschen nun einmal Optimierer ihres ­Eigennutzes sind. Und damit darf man es auch selbst sein. Und wer es nicht ist, der handelt eben nicht «rational».

Die abgeschottete Welt der Privatbanken ist immer noch intakt.

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Wir würden ein ganz anders aufgestelltes Wirtschaftsstu­ dium benötigen, damit in die Finanzbranche ein anderer Geist einzieht oder auch zurückkehrt. Ein Geist der Mässigung und einer innerlich empfundenen Sorge für die Verantwortlich­ keit des eigenen Tuns, nicht nur gegenüber ­Shareholdern, sondern auch den gesellschaftlichen Stake­holdern. Das ist seit der Französischen Revolution eine bürgerliche Selbst­ verständlichkeit. Der Spannungsrahmen zwischen Citoyen und Bourgeois ist da. Im Zweifel gebührt dem Citoyen je­ doch der Vorrang gegenüber dem Bourgeois.

Kommen wir auf ein Schweizer Beispiel zu spre­ chen. Im April 2014 wird der Streit um ein Steu­ ervehikel zwischen dem Banker Eric Sarasin und einem Kunden, dem Multimillionär Carsten Ma­ schmeyer, zur Belastung der Privatbank, da die Kommunikation zwischen den beiden auf einem unglaublich flachen Niveau stattfindet. Die ­Finanzplattform Inside Paradeplatz hat die Kom­ munikation zwischen den beiden öffentlich ge­ macht. Es ist in der Tat erschreckend, was sich da manifestiert. Da dreht sich alles ums «Einsacken» von Geld und um Statuskonsum. Auch wenn der eine dem anderen vorwirft, zu viel «eingesackt» zu haben, ist doch die Perfidität der Praktiken, durch die beide gemeinsame Sache gegen den Steuerstaat, in diesem Fall den deutschen, machen woll­ ten, mindestens so erschreckend. Dies geschah in Form der Ausnutzung einer Gesetzeslücke, sogenannte Cum-exGeschäfte 1).

Für nicht wenige in der Schweiz galten Sie als Nestbeschmutzer, als Sie vor einigen Jahren das Bankgeheimnis infrage stellten. Heute hat sich das Thema unter anderem auf massiven Druck der USA hin erledigt. Der Informationsaustausch und die Weissgeldstrategie sind weitestgehend akzeptiert. Haben Sie dazu eine rückblickende These?

vorhanden ist. Der Zusammenbruch der Argumentations­ figur der Verweigerung des fiskalischen Informationsaus­ tausches ist allein der veränderten Machtkonstellation und dem Nachdruck, der um das Steuersubstrat ihrer Ver­ mögenden beraubten Staaten, zu verdanken. Nun scheint sich die Einsicht global zu verbreiten, dass sich zivilisierte Staaten ihr Steuersubstrat nicht abspenstig machen. Und wenn sie dies tun, dann gilt dies als einem modernen Rechtsstaat unwürdig. Die Einigung ist für die Gerechtigkeit der weltwirtschaftlichen Verhältnisse von allergrösster Bedeutung.

«Die Normalbürger laufen überall im Hamsterrad, um die Renditewünsche des Kapitals zu bedienen. Aber man sieht das nicht.» Nach der Schweiz gibt es aber noch Steueroasen wie Hongkong, die sich weiter über Schwarzgeld freuen. Erleben wir nicht gerade nur eine Ver­ schiebung, der wir relativ ohnmächtig zusehen müssen? Nachdem auch Singapur die OECD-Erklärung zum auto­ matischen Informationsaustausch unterschrieben hat, stehen alle Zeichen darauf, dass der Diebstahl an frem­ dem Steuersubstrat dem Ende entgegengeht. Jetzt gilt es, vor allem Druck auf die Steueroasen innerhalb der USA zu machen.

Ich wundere mich. Mit der Erklärung der Schweiz, der OECD-­ Initiative zum automatischen Informationsaustausch bei­zu­ treten, ist das Bankgeheimnis faktisch abgeschafft. Zwar mag hierbei, mit Blick auf die wirklich grossen Vermögen, die in komplex verschachtelten Briefkastenfirmen versteckt sind, noch die eine oder andere Frage offen­bleiben. Doch im Grundsatz können die Wohnsitzstaaten die Vermögenden auf ihrem Territorium nun endlich wieder so besteuern, wie ihnen dies zusteht. Somit können Normalbürger steuerlich entlastet werden.

Kommen wir zu einem weiteren Stichwort, dem Leistungsprinzip. Geldeliten verdienen Summen, die gesellschaftlich kaum mehr zu rechtfertigen sind. Demgegenüber fühlt sich der Mittelstand in Europa ökonomisch bedroht. Die Annahme der Abzockerinitative in der Schweiz ist dafür ein Zeichen. Zum ersten Mal hat sich die Schweizer Wahlbevölkerung gegen die Gruppen und Institu­ tionen gestellt, die den ökonomischen Main­ stream prägen. Ist das auch für Sie ein histori­ scher Bruch?

Schade finde ich allerdings nach wie vor, dass vonseiten der schzweizer Geschäftswelt kaum eine moralische Einsicht

Der Kern der Abzockerinitiative, die ja vorsieht, dass die Aktionäre unmittelbarer als bislang über Boni abstim­

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men dürfen, wurde in der öffentlichen Debatte gar nicht verstanden. Die Steuerung des Managements durch finanzielle Anreize liegt nämlich voll im Interesse der Aktionäre, vor allem der Gierigen unter ihnen. Dazu muss ich etwas ausholen, um den ganzen Wahnsinn der Boni verständlich zu machen. Die Aktionäre werden im Jargon der Öko­ nomen «Prinzipale» genannt. Das bedeutet: Ihnen stehen alle Vorrechte zu. Sie kennen keine Rendite, die zu hoch ausfallen könnte. Sie sind unbedingt gierig nach mehr Geld. Dies gilt der Theorie zufolge auch für das Management. Ergo muss dieses durch Boni dazu angereizt werden, alles rauszuholen, was sich herausholen lässt – für die «Prinzi­ pale». «Wenn der Börsenwert unter unserer Führung um eine Milliarde Franken steigt», so wird etwa argumentiert: «So gebt uns doch davon, sagen wir, 10 Prozent.» – «Ein Supergeschäft», sagen die Aktionäre, «damit bekommen wir also 900 Millionen, die wir sonst nicht hätten». Und so hatte Ex-Bundesrat Caspar Villiger zu seiner Zeit als UBS VR-Präsident auch verwundert feststellen müssen, dass die Aktionäre die Boni der Bank nicht etwa für zu hoch hielten, sondern eher für zu niedrig. Die Boni helfen den Anlegern also dabei, ihre Finanzvermögen noch weiter auszubauen. Und die Manager bekommen davon einen ordentlichen Batzen ab. Die Leistungsgerech­ tigkeit der Managementbezüge wird von der breiten Öffentlichkeit mit Nachdruck infrage gestellt. Wie aber sieht es mit den Kapitaleinkommen der Anleger aus? Immerhin haben die Manager für ihre Millionengagen gearbeitet.

Jetzt geht es ans Eingemachte … Die Kapitaleinkommen zu thematisieren, dies war lange Zeit tabu. Man schaut auf das Sahnehäubchen, die Boni der Manager, aber nicht auf das, was darunter liegt. Mir scheint, dies ändert sich langsam. Daran hat der Ökonom Thomas Piketty, der aktuell überall diskutiert wird, einen guten Anteil. Piketty stellt mit Besorgnis fest, dass die Vermögen überall gewachsen sind und dass sie rascher wachsen, als die reale Wirtschaftsleistung 2). In diesem Zusammenhang kommt dann unweigerlich die Frage auf: Muss man für die Erzielung von Kapitaleinkommen eigentlich irgendetwas leisten? «Lassen Sie Ihr Geld ar­ beiten!», damit warben Banken ab und zu – und trauen sich dies heute kaum mehr, weil klar ist: Andere arbeiten, man selbst lässt arbeiten.

könnten sie wieder gegen einen Teil des Geld­ adels aufstehen. Stimmen Sie dieser These zu und was bedeutet dieser Bruch? Vielleicht denken dies die Befürworter der Abzockerinitiati­ ve: Bürger sollen den Boniexzessen Einhalt gebieten. Doch ist das Eintrittsticket dafür der Besitz von ein paar Aktien. Wobei vergessen wird, dass der «Geldadel» und die insti­ tutionellen Anleger viel mehr Aktien besitzen, sodass der Protest der als Aktionäre verkleideten Bürger ein Sturm im Wasserglas bleiben wird. Das Ganze ist ja auch nur teil­ weise ein Konflikt zwischen Kleinanlegern und Geldadel. Es ist ein Konflikt zwischen Kapital und Beschäftigten, realwirtschaftlich Tätigen, übrigens auch Unternehmern, Normalbürgern eben. Dieser Konflikt sollte als das begrif­ fen werden, was er ist, nämlich ein politischer Konflikt. In der Politik geht es darum, wie wir, die Bürger, zusam­ menleben wollen, sodass die Gesellschaftsverhältnisse gerecht sind. Es bedarf in der Tat eines Bruchs, sagen wir: mit einer neoliberalen Politik, die überall in der Welt um sich gegriffen hat und die vor allem in dem besteht, was der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn – ganz zustim­ mend – die «Hofierung des Kapitals» genannt hat. Die Folge ist: Die Normalbürger laufen überall im Hamsterrad, um

Aber wir brauchen doch Kapital und Investoren? Natürlich brauchen wir Kapital, wenn und insoweit die Wirtschaft wachsen soll, wäre hin­ zuzufügen. Und damit sind Kapitaleinkommen nun einmal verbunden. Und in gewissem Masse sind sie auch legitim. Aber seit der neoliberalen Wende, die um das Jahr 1980 herum einsetzte, sind alle Dämme gebrochen.

Diese These braucht auch in einem Interview einige Zahlen. In Deutschland etwa ging das Wachstum der letzten 15 Jahre mehr als komplett an die Unternehmens- und Vermögenseinkommen. In den USA redet man vom «one percent» der Superreichen. Diese verfügen über 50 Prozent des Finanzvermögens und erhalten 24 Prozent der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung. 1976 waren es noch neun Prozent. Darunter sind tatsächlich viele Manager und Banker, die ja immerhin für ihre Millionenver­ gütungen noch arbeiten, nicht allein Rentiers und Couponschneider. Doch selbst wenn sie rund um die Uhr arbeiten, sind die Vergütungen, die sie beziehen, Ausdruck ihrer Wert­ schöpfungsbeiträge oder ist hier Abschöpfung am Werke? Solche Fragen dürfen gestellt werden, erst recht mit Blick auf die Kapitaleinkommen.

Versuchen wir es historisch einzuordnen. Viele Kapitaleigner halfen den Bürgern einst beim Aufstand gegen das feudalistische Ancien Régime. Nun

Eine einseitige Ausbildung der Banker verhindert den Blick über den Tellerrand.

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die Renditewünsche des Kapitals zu bedienen. Aber man sieht das nicht. Das ist die eigentliche Bedeutung der «un­ sichtbaren Hand» des Marktes. Und weil die Verhältnisse so schwer durchschaubar sind, bedarf es der ökonomischethischen, also einer kritischen Aufklärung.

legungen und deren Umsetzung in Geschäftsstrategien und -prozesse bliebe kein Platz mehr. An erster Stelle stehen der gesellschaftliche Sinn und die Verantwortbarkeit des Handels. Überschüsse sollen vor allem reinvestiert werden, um diese Art des Unterneh­ mertums zu stärken, und man braucht sie natürlich zur Wahrung des finanziellen Gleich­ gewichts, sonst geht man in die Insolvenz.

Riesige Geldvermögen stapeln sich zu gesell­ schaftlich sinnlosen Bergen. Wie kann man diese wieder abschmelzen?

Man kann aber auch infrage stellen, ob Gewinnmaximierung in durchschnittlichen Un­ ternehmen überhaupt praktiziert wird. Würde bereits radikal alles ausgenutzt, was sich rentabel ausnutzen lässt, gingen Unternehmensberatungsunternehmen wie McKinsey das Geschäftsmodell flöten. Dennoch wird mit Gewinnmaximierung, die von Gewinnerzielung scharf abzugrenzen ist, überall und vermehrt Ernst gemacht. Im Goldenen Zeitalter der sozialen Marktwirtschaft, also in der Nachkriegswirtschaft bis etwa 1980, verstanden die Vorstände grosser Unternehmen die Führung ihres Unternehmens noch als eine Art staats­ männischen Akt, bei dem der soziale Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen eine wichtige Rolle spielte. Zeugnis davon gibt etwa die im doppelten Sinne «ungehaltene Rede» des ehemaligen Chefs der WestLB in Deutschland, Ludwig Poullain. Poullain las den Bankern die Leviten oder wollte dies auf einer hochrangigen Bankerveranstaltung tun, wurde aber, nachdem die Veranstalter das Manuskript gelesen hatten, wieder ausgeladen. Ungehalten war Poullain etwa darüber, dass die Banker Gewinnmaximierung zur Maxime ihres Handels erhoben hatten und jede Kritik daran als «zinslosen Aufwand» verbuchten. Zu seiner aktiven Zeit hat offenbar kein Bankier von Format so gedacht. Oder man denke für die Schweiz an Hans J. Bär, der nicht nur das Bankgeheimnis kritisierte, sondern auch die Bonikultur, und der einen «Klassenkampf von oben» am Werke sah. Übrigens ganz genauso wie Warren Buffet, der danach ruft, Superreiche wie ihn doch wieder anständig zu besteuern und nicht weiter zu «verhätscheln».

Das ist in der Tat eine Schlüsselfrage unserer Zeit. Die einfachste und im Kern auch richtige Antwort lautet: eine deutlich höhere Besteuerung des Kapitals, und zwar so­ wohl der Kapitaleinkommen als auch der Finanzvermögen. Piketty schlägt Grenzsteuersätze in der Grössenordnung von 80 Prozent vor. Dies würde natürlich vor allem diejeni­ gen Einkommen treffen, die getroffen werden sollen, näm­ lich die grossen Kapitaleinkommen.

Der Aufschrei wäre gross … Hier heisst es, ganz nüchtern bleiben. Ein Blick in die Ge­ schichte hilft hier. Für die meisten wäre dies ja auch alles andere als schmerzhaft. Solche Besteuerungsverhältnisse hatten wir schon einmal. Nämlich in den Wirtschaftswun­ derjahren der Nachkriegszeit. Es ist kein Zufall, dass da­ mals eine breite Mittelschicht heranwuchs, die am Wohl­ standszuwachs fair partizipierte. Heute jedoch, in Zeiten, in denen die oberste Maxime einer jeden nationalen Politik lautet: «Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit stei­ gern«, was bedeutet: «Wir müssen attraktiv sein für das global nach Anlage suchende Kapital», geht so etwas nur global koordiniert. An diesem Punkt erkennt man, welche Bedeutung die Einigung durch die OECD zum automati­ schen Informationsaustausch hat.

Am Ende des Tages geht es darum, wie die verlo­ ren gegangene Reputation der Finanzbranche wieder zurückgewonnen werden kann. Ich habe bei Ihnen folgendes Zitat entdeckt. «Integrität um des Gewinns willen ist ein Widerspruch in sich. Integrität heisst, das eigene Handeln von dessen Verantwortbarkeit und Legitimität abhängig zu machen. Wer Integrität für sich reklamiert, muss den Gewinn daher entthronen und der Gewinnma­ ximierung abschwören.» Können Sie das am Schluss auch mit einem positiven praktischen Beispiel verdeutlichen? Mir fällt sofort die ABS, die Alternative Bank Schweiz, ein. Weitsichtig haben die Gründerväter und -mütter dieser au­ ssergewöhnlichen Bank in die Statuten geschrieben: «Die Bank betreibt keine Profitmaximierung.» Denn dann würde sich ja alles um den Gewinn drehen und für ethische Über­

Dies alles sind Stimmen der Mässigung, von «Mass und Mitte», wie es einer der wenigen echten Väter der «Sozialen Marktwirtschaft», Wilhelm Röpke, formulierte. Dieser Geist kehrt, in hoffentlich modernisierter Form, erst dann wieder in die Unternehmenspraxis und so auch in die Banken ein, wenn die Ausbildungssysteme reformiert wurden, die Gleich­ setzung von Eigeninteresse und «Rationalität» ebenso hinterfragt wurde wie der Glaube, die einzige Gruppe, die ans Handeln der Unternehmen legitime Ansprüche anmelden dürfe, seien die Aktionäre.

Anmerkungen 1 Cum-ex-Trades: Durch das kurzfristige Hin und Her zwischen dem vorherigen Inhaber der Aktien, dem Leerverkäufer und dem Erwerber, der wie bei einem Karussellgeschäft auch der ursprüngliche Besitzer sein kann, haben Geldinstitute mehre­ ren Personen für dasselbe Wertpapier bescheinigt, sie hätten Kapitalertragsteuern bezahlt. Damit konnten sie diese zu­ rückverlangen oder sich gutschreiben lassen. Der Fiskus «er­ stattete» also mehrfach Kapitalertragsteuern, die nur einmal abgeführt worden waren. Der Prozess wird auch Dividenden­ stripping genannt. 2 Thomas Piketty ist einer der bekanntesten Ökonomen, die sich mit dem Thema Ungleichheit auseinandersetzen. Der Franzose lehrt an der Paris School of Economics. Erst kürzlich erschien sein Buch «Capital in the 21st Century», eine deutsche Über­ setzung ist für 2015 geplant.

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ERFOLG UM JEDEN

PREIS? DAS GEMEINSAME TUN GEGEN DEN INDIVIDUELLEN

AKTIONISMUS Die Messung der Leistung ist eine nicht ganz einfache Angelegenheit. Sie dient dem Zweck, die Umsetzung der Strategie und in der Folge die Umsetzung des Unternehmenszweckes auf individueller Ebene zu prüfen. Eine Messung bezieht sich in der Regel auf eine quantitative Grösse. Das war in früheren Arbeitswelten, im Rahmen der Leistungsbeurteilung auch möglich. Heute geht es eher um qualitative Indikatoren. Diese zu Messen, ist aber nur beschränkt möglich. Der heutige Trendbegriff dabei heisst Performance. Nur, welchen Stellenwert hat er wirklich Georg Lutz

T

heo Wehner ist Professor an der ETH Zürich. Er leitet dort die Forschungsgruppe des Zentrums für Organisations- und Arbeitswissenschaften (ZOA). Wir haben ihn im folgenden Interview gebeten das Stichwort Erfolg und seine Messung auf den Prüfstand zu stellen.

PRESTIGE: Wir reden heute viel von Erfolg. Nur: wie misst man Erfolg? Im Rahmen der starren Automation, der Fliessbänder und Büros war dies vor einigen Jahrzehnten noch vergleichsweise einfach. Man hatte seine Kenn­ zahlen und die Leistungsbeurteilung. Bei heutigen freien Kreativen ist das

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Messen von Leitung etwas schwieriger. Können Sie uns einige Annährungsthesen verraten, um diese Herausforderung zu bestehen? THEO WEHNER: Quantitativ liess sich Erfolg schon immer ganz gut messen. Es waren die geleisteten Stückzahlen oder die bearbeiteten Dossiers und letztlich war es der mit den Leistungen verbundene monetäre Erfolg. Die Qualität von Erfolgen ist viel, viel schwerer zu beurteilen. Erfolg ist erstens höchst subjektiv und es ist zweites vom Beurtei­ lungszeitpunkt abhängig, ob etwas als Erfolg gewertet wird. Im Rahmen meiner Arbeit habe ich häufig folgende, für mich schlüssige Antworten, bekommen: Erfolg ist das, was ich wiederholen würde. Erfolg ist das, wovon ich nicht von Anfang an wusste, dass ich es erreichen würde, ich aber dann im Arbeitsprozess wohl die richtigen Entscheidungen getroffen haben muss.

Heute reden HR-Verantwortliche gerne von Ben­ chmarks und Performance. Welche Sichtweise verbirgt sich hinter diesen Stichworten? Die Suche nach Benchmarks entspricht der Suche nach Referenzgrössen mit welchen ich mein erreichtes Ziel vergleichen kann. Die Performance orientiert sich auch am Grad der Zielerreichung, ohne diese aber in Beziehung setzen zu wollen. Letztlich verbergen sich hinter diesen Stichworten eine nebulöse Aura und die Suche nach Kennwerten und Vergleichsmassstäben, weil wir den Massstab der Beurteilung nicht mehr in uns haben und scheinbar objektiven Bezugssystemen beziehungsweise Kennzahlen mehr Glauben schenken. Wenn ich bei einem Benchmarking weit hinten liege, weiss ich noch lange nicht warum; wenn mir jemand eine gute Performance bescheinigt, ist auch noch nicht klar, was ich in Zukunft beibehalten sollte.

Haben Kooperation, Kommunikation und Vertrau­ en gegenüber einer vorherrschenden Evaluati­ onskultur eine Chance? Ja, eigentlich sind es Kommunikation, Kooperation und an­ dere Formen der Zusammenarbeit, die den Erfolg ausma­ chen. Den ausschliesslichen Erfolg eines Einzelnen gibt es ganz selten. In unserer momentanen Arbeitskultur haben diese Formen der Zusammenarbeit jedoch wenige Chan­ cen berücksichtigt zu werden, da sie viel schwieriger zu quantifizieren und zu beurteilen sind. In der Audit-Society überwiegen personenbezogene Key-Performance, sprich Indikatoren, die schnell und bis auf die fünfte Dezimale ge­ nau bestimmt werden können, aber häufig eben nur etwas über Quantitäten aussagen.

Theo Wehner blickt nicht nur in die Arbeitswelten, sondern auch in die Fitnessstudios.

Der neue Leistungs- und Erfolgsdruck heisst Performance. Er ist das neue Trendwort. Wie sieht Ihre Positionierung aus? Der neue Leistungs- und Erfolgsdruck lässt sich mit dem Stichwort Performance gut zu­ sammenfassen. Dieser Begriff ist aber enorm aufgeladen. Eine Orientierungshilfe für das Individuum, oder denjenigen der Dienstleistungen in Anspruch nimmt, erkenne ich hierin noch nicht. Der Begriff ist für mich schlicht überbewertet und ich würde viel vorsichtiger mit ihm umgehen.

Für Sie kann Erfolg am Begriff Tun festgemacht werden. Was können wir darunter verstehen? Als Tätigkeitspsychologe gefällt mir Goethes Verständnis. Sein Erfolgsgeheimnis hat drei Buchstaben: TUN. Wenn man genauer hinschaut, dann ist es jedoch kein Aktionismus, sondern ein Tun, welches auch gewisse Risiken eingeht. Das nicht alles abwägt und plant; das nicht glaubt, dass ausschliesslich Zielvereinbarungen und das Einhalten von Zielen zum Erfolg führen, sondern unter Umständen auch Regelverletzungskompetenz erfolg­ reich sein kann. Es geht auch nicht um reines Glück oder einen irgendwie erlangten Sieg, sondern um Einzelentscheidungen, die in der Summe zu etwas geführt haben, was in dieser Form nicht erwartet wurde. Das sind die wahren Erfolge: Sie gehen über das, was wir antizipiert haben hinaus.

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Wie bekommen wir die Ich-Orientierung und Teamorientierung, die ja beide propagiert werden zusammen? Das Dilemma besteht in der Individualisierung und der ge­ sellschaftlichen Ich-Orientierung. Sie hat uns in den letzten Jahrzehnten zu vielen neuen Freiheitsufern gebracht und uns zu mehr Autonomie verholfen. Starre Normen und Hinder­ nisse für eine Modernisierung wurden damit überwunden. Heute gilt es aber, die Ich-Orientierung mit den Teamanfor­ derungen zusammen zu bringen. Das ist die zentrale Her­ ausforderung für die Personalabteilungen der Unternehmen und für die Sozialarbeiter in der Gesellschaft. Diese Heraus­ forderung gelingt nur, wenn man sich folgendem Dilemma stellt: Dem Individuum Räume zur Entfaltung bieten, aber gleichzeitig den Rahmen setzen und die Einsicht für koope­ rative Zusammenarbeit fördern. Die Individualisierung wird weiter zunehmen; wer sich die Entwicklung verschiedenster Technologien anschaut, kann da nur zustimmen. Die Not­ wendigkeiten zur Zusammenarbeit und zum gemeinsamen, solidarischen Handeln werden jedoch gleichzeitig zunehmen. In diesem Dilemma bewegen sich Organisationsentwicklun­ gen und HR-Strategen.

«Sein Erfolgsgeheimnis hat drei Buchstaben: TUN.» Offensichtlich hat es bei Teilen der Schweizer Bevölkerung einen Werte­ wandel gegeben, der in erster Linie auf das Verhältnis von Freizeit und Ar­ beit abzielt Beide vermischen sich immer mehr. Ob sich wirklich schon ein Wertewandel in dem Zusammenwirken von Arbeits- und Frei­ zeitwelten zeigt, bleibt abzuwarten. Es stellt sich doch die Frage, in welche Richtung die Reise geht. Wir haben viel von den Leistungsansprüchen der Arbeitswelt in die Freizeit übertragen. Auch dort wird «gebenchmarkt» und man muss Performance zeigen, auch dort gilt es Leistung zu erbringen. Schauen Sie doch nur in eines der vielen Fitnesszen­ tren, in denen die Kunden sehr individuell und mit vielen Tabellen und Statistiken an ihrer Performance arbeiten. Häufig kann man feststellen, dass in der Arbeitswelt das Schwitzen, Bücken und Abrackern durch ergonomische Lösungen überwunden wurde. Das Schwitzen ist nun in das Fitnesszentrum und damit in die Freizeitwelt verlagert wor­ den. Dort wird es ja auch offensiv eingefordert. Viele sprechen dann von einer Work-Life Balance, wenn man genauer hinschaut erkennt man aber eher eine Work-Work Balance.

In welche Richtung würden Sie hier positiv d ­ enken? Das was ich mir vorstelle ist ein Modell, welches die unterschiedlichen Interessensgebiete zusammen denkt und eine sinnvolle Vereinbarkeit der Lebensbereiche zum Ziel hat. Wir haben ja heute unterschiedlichsten Ansprüchen zu genügen. Ich selbst habe Ansprüche an mich, mein Unternehmen hat an mich Ansprüche, meine Familie hat Ansprüche, mein Verein hat Ansprüche… So wollen wir Berufskarriere machen? Das was ich anstreben würde, ist eher ein Work-Muse Gleichgewicht. Davon sind wir noch relativ weit entfernt.

Das ist sicher auch eine Generationenfrage. Wie kommen hier die Werte der Generation Y ins Spiel? Interessant ist, dass die Generation Y in der Tat nicht nur beruflichen Erfolg sucht, son­ dern, sie Erfolgsaussichten auch schon im Vorfeld bewertet und abwägen. Der Erfolg muss in ein Lebensmuster passen. Der isolierte Erfolg ist hier eher verpönt. Es geht nicht nur um Karriere, sondern auch um ganzheitliche Lebensplanung. Diese Personen haben Ansprüche an die Arbeitswelt, mit denen nicht nur Personalabteilungen fertig werden müssen. Es geht nicht nur, wie bei früheren Generationen, um materielle Absicherung, Lob und Weiterbildung, sondern um Werte, die über die individuelle Karriere hinausgehen. Sinngenerierung spielt hier eine grosse Rolle.

Im Spannungsfeld zwischen Team und Individualität kann Erfolg entstehen.

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FINANCE

KOLUMNE

MARIELLA DE MATTEIS

ORGANISATORISCHER WANDEL – MENSCHEN IM WIDERSTAND DARIN ERKENNEN UND BEGLEITEN Eine alltägliche Situation: Die Führungskraft in einem Unternehmen ist in den letzten Jahren oft selber von Veränderungen in Strukturen, Prozessen und Systemen betroffen und muss zudem die Umsetzung dieser Veränderungen durch die Mitarbei­tenden sicherstellen. Diese Führungskraft ist in solchen Momenten zweierlei gefordert: von oben erwarten die Geschäftsführung und die Vorgesetzten die Umsetzung der Veränderung und von unten haben die Mitarbeitenden gegensätzliche Interessen, so dass sie in Widerstand geraten. Es gibt mittlerweile viele PublizistInnen – sowohl aus Wirtschaft wie aus Wissenschaft – welche sich eingehend mit dem Phänomen des Wandels IN und AM Unternehmen auseinandergesetzt haben. Wir hören Dinge wie: «Widerstand in den Verlauf von Veränderungen einordnen» oder gar «die eigene Rolle im Umgang mit Widerstand annehmen». Es hört sich fast so an, wie wenn eine Frau Mitte fünfzig von ihrer Ärztin folgendes hören würde: «Die Schweissausbrüche während der Menopause sind ganz normal, integrieren Sie diese einfach in Ihr Leben und wenn diese lästige Zeit vorbei ist, erinnern Sie sich nicht mal mehr daran, wie peinlich es Ihnen war …» Ich bin oft Trainerin mitten in solchen Veränderungsprozessen, meistens stecken die Mit­ arbeitenden im Moment des Trainings noch voll und ganz in ihrem Widerstand und der damit eingehenden Verunsicherung. Ihre Anklage geht oft ans Management, sie fühlen sich allein ­gelassen. Kein Wunder, alle sind mit der Umsetzung eines strategischen Wandels beschäftigt, leider werden dann oft diejenigen vergessen, die überhaupt für die Umsetzung stehen, nämlich die ganz normalen Mitarbeitenden eines Unternehmens. Die Ursache der Widerstände, denen ich im Moment des Trainings begegne, ist oft nicht klar erkennbar, sie bewegen sich zwischen

Widerstand gegen die Veränderung als solches und Widerstand gegen die Art und Weise, wie der Veränderungsprozess gestaltet wird. Einer der Menschen, welcher sich mit dem Wandel in Unternehmen auseinandergesetzt hat, ist Kurt Lewin. Er nennt seine Theorie «Auftauen – Bewegen – Einfrieren». Diese Theorie habe ich für meine Arbeit, als Trainerin, Coach und Inhaberin von mdmtraining, mit wandelnden Unternehmen – und auch aus meiner Erfahrung heraus – anders benannt: Ankommen – Bewegen – Stabilisieren. Dieser Prozess ist nicht mit einmal durchspielen getan, er ist als Dauerprozess gemeint. Der Vorteil davon liegt in der Tatsache, dass die Mitarbeitenden nicht den Fokus auf den Wandel ausserhalb von ihnen selbst legen (meist durch Anklage ausgedrückt), sondern ein Teil davon sein kann. Es geht nicht darum, das neue System, denen sie begegnen, abzulehnen. Es geht eher darum, die Chancen für sich selbst als Glied und Teil des Unternehmens erkennen zu können. Dies erfordert Begleitung, welche Sicherheit bietet. Im «Ankommen» können Mitarbeitende ihre offenen Fragen klären und ihre individuellen Themen anschauen. Im «Bewegen» erleben sie sich im Team und den Themen, welche sie beschäftigt. Im «Stabilisieren» verbinden sie ihre trainierten Erlebnisse mit den strategischen Zielen des Unternehmens. Dieser Dauerprozess schafft das Thema des Widerstands nicht aus der Welt, kann jedoch im Bereich der Verunsicherung viel bieten. Die Menschen erleben durch ihre eigene Achtsamkeit mit sich selber und dem System mehr Kraft, welches langfristig ein hohes Potenzial an Bereitschaft zum Wandel gibt. Denn der Wandel ist nicht nur heute, der Wandel ist ein immerwährender Prozess eines Unternehmens.

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VORSCHAU VOLUME 32 Mix it Baby! Bereits der legendäre Peter Ustinov meinte: «Es gibt kein schöneres Gefühl als den Durst, kurz bevor man die Bar betritt.» Diesem können wir nur beipflichten und so befassen wir uns in der Herbstausgabe mit allerhand Alkoholischem und mit der Kunst der Mixologie. Für Barflyer und Connaisseure stellen wir die besten Bars der Welt vor, sprechen mit Barkeepern und tauchen ein in die Welt des Whiskeys. Eine kleine Geschichte der Barkultur.

Luxury Toys for Men «This is a man’s world», sang James Brown 1966. In unserer Herbstausgabe präsentieren wir Ihnen Luxury Toys für den Mann, der exklusiven Lifestyle schätzt. Von technischen Gimmicks über teure Uhren bis hin zu schnellen Autos – die Art von Luxus, die vor allem die Herzfrequenz des «starken Geschlechts» erhöht. Diese Produkte vereinen Emotionalität und Finesse mit purer Ästhetik. Mit kraftvollem Design und sportlicher Eleganz wartet eine Reihe von schnellen Träumen für die Strasse auf Sie. Sicher: Geschwindigkeit und Leistung sind nicht alles, doch allein ein Blick auf die technischen Details dieser Kostbarkeiten sorgt schon für Glücksmomente.

Ein Leben für die Kunst «Zu jeder Kunst gehören zwei: Einer, der sie macht, und einer, der sie braucht», so Peggy Guggenheim, eine der grössten Kunstmäzeninnen des letzten Jahrhunderts. Durch ein einzigartiges Gespür für die Strömungen ihrer Zeit und die Trends der Gegenwart zeichnen sie sich aus , die Kunstmäzenen und -mäzeninnen der Geschichte. Ohne Sie wäre unsere Kunstgeschichte heute ärmer und viele gross Künstler wären nie entdeckt. Wandeln Sie mit uns auf den Spuren Gertrude Steins und Otto Beisheims.

Publisher Francesco J. Ciringione / cf@prestigemedia.ch | Owner Prestige Media International AG, prestigemedia.ch | Publishing Director Boris Jaeggi  /  b.jaeggi@prestigemedia.ch | Editor in Chief Yvonne Beck  /  y.beck@prestigemedia.ch | Head of Production Stefanos Gioumoukis  / g.stefanos@prestigemedia.ch | Art Director Sandra Rizzi  / s.rizzi@prestigemedia.ch Editors Anya Bartels-Suermondt, Yvonne Beck, Thomas Borowski, Gisbert L. Brunner, DJ Antoine, Vera Dillier, Wilhelm Grusdat, Lone K. Halvorsen, Dr. Thomas Hauer, Roland Hirsbrunner, Markus Hoffmann, Valeska Jansen, Monika Leonhardt, George Lutz, Mariella de Matteis, Angelika Möller, Gabriel Palacios, Matthias Pfannmüller, Dr. Carsten Priebe, Hendrik Stary, Lilly Steffen, Helena Ugrenovic, Tamara Wernli, Ben Winter, Götz Winter, Dominique Zahnd | Sales sales@prestigemedia.ch | Product Public Relation Laura Giarratana / lg@prestigemedia.ch News Yvonne Beck, Olivia Bürgin, Laura Giarratana, Lone K. Halvorsen, Valeska Jansen, Hendrik Stary | Cover Picture Bildagentur, © Ohmega1982 | Photographs Anya Bartels-Suermondt, ­Gianni Pisano, Markus Hoffmann, Taschen Verlag, Uhren Museum Beyer, Engel und Völkers, Knesebeck Verlag, TeNeues Verlag, Forte Village Resorts, Angelika Möller, Ruinardt, Faber Castell, Oettinger Davidoff, Tiffany, Patrick Hohmann, Porsche AG, Thomas Borowski, Jaguar, Riva, Lacoste, Jo Malone, Fregate Island, Kanebo, Nobilis Estate, Collani, Thomas Hauer, Krug, Monkey 47, Vivace Correct Caviar, Weltklasse Zürich, Omega European Masters. Alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber. | Corrector Gloria Hoppe | Main Office & Production Prestige Media International AG / St. Jakob-Strasse 110, CH-4132 Muttenz , Telefon +41 (0)61 335 60 80, Telefax +41 (0)61 335 60 88, info@prestigemedia.ch,­ www.prestigemedia.ch | Editorial Office Schützengasse 4, CH-8001 Zürich, Telefon +41 (0)44 210 09 20 | Support Dejan Djokic | Internet prestigemag.ch | E-Mail info@prestigemedia.ch Coordination Laura Giarratana | Administration & Abo Service Serpil Dursun / s.dursun@prestigemedia.ch | Price  /  Issue CHF 10.– | Price  /  Year CHF 39.– | Frequency vierteljährlich | WEMF 2013 – 30’691 Exemplare | Wieder­gabe von Artikeln und Bildern, auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von Redaktion und Verlag jede Haftung abgelehnt. PRESTIGE prestigemagazin.com is a registered trademark. (IGE 596’147)

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