PRESTIGE Germany Volume 8 Auszug

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VOLUME 8 l WINTER 2016 / 17

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PRESTIGE erscheint vierteljährlich Schweiz I Deutschland I Österreich Publisher Francesco J. Ciringione

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INHALT 66 CULTURE & ART

26 LEGENDEN Mr. Nice Guy James Stewart

30 WELT DER WUNDER 7 Geheimnisse

34 SINNER & SAINTS Russische Gangster mit Historie

37 DER AUSNAHMEKÜNSTLER Robert Rauschenberg

38 LOVESTORY Mit Herz und Krone

42 BÜHNEN DER WELT Die Welle von Kristiansand

44 AUS DEM BÜCHERREGAL Kunst zwischen zwei Buchdeckeln

46 DURCH DIE LINSE Fotostrecke von Anke Schaffelhuber

54 BURGEN & SCHLÖSSER Hearst Castle

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TRAVEL

56 HOT SPOTS Events to go worldwide 58 WUSSTEN SIE SCHON …? Von Luisa Casati bis Imany 60 BODY TALKS Als der Büstenhalter laufen lernte

46

62 UNBERÜHRTE PARADIESE Die Azoren

66 WIE PHÖNIX AUS DER ASCHE Tokio 68 DAS LAND DER SUPERLATIVE Botswana

73 BÜCHERECKE Von Havanna bis zum Baikalsee

74 STECKBRIEF Santiago de Cuba

76 BERGZAUBER Genuss für Körper, Geist und Seele

78 HOTELLEGENDE American Bar im Londoner «Savoy»

74


Minnich, Baden | Baumann, Bad Ischl | Präg, Dornbirn | Rein, Dornbirn | Gassner, Egg | Kröpfl, Eisenstadt | Kopf, Götzis | Appelt, Innsbruck | Witzmann, Innsbruck | Öllinger, Kirchdorf an der Krems | Heller, Klagenfurt | Durstberger, Linz | Homm, Mödling | Rössler, Mürzzuschlag | Huemer, Pasching | Seitz, Reutte | Plakolm, Ried | Nadler, Salzburg | Wimmer, St. Johann | Sedina, St. Pölten | Pichler, Urfahr | Gundacker, Wels | Puntigam, Wr. Neustadt | Barotanyi, Wien | CHRIST, Wien | Ella, Wien | Ellert, Wien | Janecka, Wien | Reingold, Wien | Schmidt, Wien | Theuerer, Wien |


INHALT

88

112

DRIVE STYLE

98 MODEDESIGNER MIT PS Massimo Osti

104 TO THE SKY, PLEASE! Apollo 13 106 NUMEROLOGIE Der neue Porsche 718 108 VOLKSNAH UNTERWEGS Die Geschichte der Begleit automobile im Radsport 111 WUSSTEN SIE SCHON …? Vom Aberglauben im Rennsport bis zur Draisine 112 ENDSTATION BODEN Flugzeugfriedhof in den USA

108 WATCHES & JEWELLERY

82 FÜRS HANDGELENK Zeitmesser der Superlative

88 JUWELEN-MYTHEN Jade, der heilige Stein Asiens

90 MEISTER DER GOLDSCHMIEDEKUNST Johann Melchior Dinglinger

92 STORYTELLER Tutti Frutti by Cartier

96 GOLDENE MYTHEN Goldrausch im Alltag

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Ready-to-change:

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150

INHALT FASHION & BEAUTY 114 ÜBERFLIEGER MIT BODENHAFTUNG Fashion by Bogner 124 SHORTCUTS Kate Moss, der Dandy und die Mode 126 MODEKLASSIKER Cowboy-Boots für urbane Westernhelden 130 FRONT ROW Von A wie Armani bis Z wie Zegna

164

140 FÜR DIE SCHÖNHEIT Ein Selbstversuch mit La Prairie 142 MODESÜNDEN Cyril Schicker meets Tamy Glauser 144 LA GRANDE DAME Terry de Gunzburg 146 DER MAESTRO Der Relaunch von Pierre Cardin 148 WUSSTEN SIE SCHON …? Fashionshow, Evergreens und High Heels 149 IM AUFTRAG DER GESUNDHEIT Bernhard Sammer

148

LIVING 150 DER MIT DEM PAPIER TANZT Shigeru Ban 154 EXTRAORDINARY Das Blockhaus der Patkau Architects 157 SEITE UM SEITE Augenschmaus, Werbung und Chalets mit Stil

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158 INSIDE Heisse Öfen im Wohnraum 160 CONNECTED Smart Living heute 164 GARTENTRAUM Lustwandelei auf Schloss Marqueyssac 168 ORIGINALS Kultprodukt Capri Sonne 170 IM WINTERKLEID Städtische Kanäle und Flüsse 180 GADGETS Alles für Technikfreaks

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INHALT

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CULINARIUM 182 AUF DER GRÜNEN INSEL Gourmet-Geheimtipp Irland

182

185 SPECIAL LOCATION Restaurants mal anders 186 HAUBEN UND STERNE In Shivas Kochtopf 189 ÜBER DEN DÄCHERN Rooftop Bars 190 DER KOCH DER KÖNIGE Marie-Antoine Carême 192 IM RAUSCH DER SINNE Andreas Caminada meets Dior

FINANCE

196 RARITIES IN KANADA Willkommen im Lobster-Land

204 «KUNSTVOLL» INVESTIEREN Modern Art

199 WUSSTEN SIE SCHON …? Kellogg’s, Mai Tai und die Nummer 57

208 MONEY DEALER Von Schatzkisten und Treasury Management

200 MIT TRADITION Das älteste Restaurant der Welt

210 INVESTITION ELEKTROMOBILITÄT Die wahren Gewinner

201 AFTER WORK Bars rund um den Globus 202 BACK TO THE ROOTS Der Ursprung des Wiener Schnitzels

204

214 FAMILIENDYNASTIEN Die glanzvolle Geschichte der Familie Oppenheimer

NEWS MAGISCHE STUNDEN WINTERLICHE AUGENBLICKE BUSINESSMEN SILVER LINING ZEITMESSER MIT STIL MÄNNERSACHE GOLDIGE AUFTRITTE BLACK & WHITE HOME, SWEET HOME VERFÜHRERISCH IN TIME

KOLUMNE 40 WILHELM J. GRUSDAT Frei auf zwei Rädern

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Geschätzte

&

LESER LESERINNEN

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ennen Sie das? Sie waren an einem Ort schon tausend Mal und denken, Sie kennen jedes Detail, jeden Ablauf in- und auswendig. Und nichts kann Sie mehr überraschen? Genauso ging es mir. Zu jeder Tages- und Nachtzeit war ich schon dort – am Flughafen München: warten, Check-in, abfliegen – ein übliches Prozedere, das im Laufe der Zeit zur Routine wird. Für Sie und für mich, im alltäglichen Business, wo Aktivität, Flexibilität und Bewegung höchste Priorität haben. Und dennoch gibt es geheime Ecken, die für die Fluggäste in der Alltagserfahrung im Verborgenen bleiben. Danach haben wir gesucht. Zusammen mit unseren Partnern Lufthansa, Bogner und Hublot haben wir exklusiv einen für die Öffentlichkeit verschlossenen Bereich des Flughafens München hautnah erlebt – die Lufthansa Technik. Hier werden alle Flugzeuge vor Abflug auf Herz und Nieren geprüft. Für uns genau der richtige Ort, um ein ganz aussergewöhnliches Shooting der Extraklasse für PRESTIGE durchzuführen. Bewegung, Antrieb, Motivation, Höhenflug, Aufstieg. Begleiten Sie uns hinter die Kulissen der Luftfahrt und lassen Sie sich überraschen. Das Ergebnis sind beeindruckende Bilder und Impressionen voller Details, die Erfolgsfotograf Dirk Bartling in dieser ungewöhnlichen Umgebung für Sie eingefangen hat. Damit heisse ich Sie willkommen in der neuen PRESTIGE-Winter-Ausgabe. Lassen Sie sich wieder von unserem bunten Potpourri aus aufregenden Reportagen, informativen Hintergründen und unvergleichlichem Luxus begeistern!

Gemeinsam möchte ich mit Ihnen durch diese wunderschönen Jahreszeiten Winter und Frühling gehen: loslassen, abschliessen, Neuanfang, Begeisterung, Freude an schönen Überraschungen, sich neu erfinden, Erfahrungen ge­ winnen. Freuen wir uns auf das aufregende Leben in all seinen vielfältigen Facetten und seinem Glück. Und mehr noch: Heben Sie mit mir ab und begleiten mich in eine Stadt, die niemals schläft: nach Tokio. Eine Weltstadt mitten im Leben mit unglaublichem Kontrastprogramm aus Top-Design, Kultur und Natur, das auch Sie begeistern wird. Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung!

Francesco J. Ciringione Verleger

Nike Schröder Chefredakteurin

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CULTURE

& ART

JAMES

STEWART

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NICE

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Er ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten Schauspieler der USA und Filmgeschichte, Vorzeige-Durchschnitts­amerikaner und Kriegsheld der Nation. James «Jimmy» Stewart, der mit seiner legendären, langgezogenen Aussprache für so manch nervösen Fingerklopfer sorgt, liegt das Publikum weltweit zu Füssen.

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Du musst Sachen ohne die Vorrichtung des Schauspiels glaubhaft machen. Meiner eigenen Theorie nach versucht jeder, etwas zu produzieren – Momente. Nicht eine Darbietung, nicht einen Charakter, sondern du produzierst Momente, die ein Gefühl der Glaubwürdigkeit für das geben, was du machst. Ich erinnere mich an einen Film, den wir in British Columbia gedreht haben, einen Western. Wir standen auf dem Columbia-­ Eisfeld, es regnete und überall lag sehr starker Nebel, wir konnten nicht mehr schies­sen und warteten alle um ein Feuer versammelt. Plötzlich tauchte ein Mann aus dem Nebel auf. Er musterte mich eindringlich und sagte: ‹Oh ja, ich erkenne Sie! Ich habe gehört, dass Sie hier sind, und dachte, ich schau mal vorbei. Ich habe viele Ihrer Filme gesehen, aber derjenige, den ich am meisten mag, ist der, wo Sie

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Helena Ugrenovic I

Doctor Marco

in einem Raum stehen, Ihre Freundin befindet sich im Nebenraum, und draussen toben Feuergefechte. Sie sagten ein Gedicht auf, und ich dachte, wow, das ist nett von ihm, dass er das macht›. – Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment, auch an den Film und wer damals, vor 20 Jahren, mitgespielt hat. Der Mann hinterliess einen gewaltigen Eindruck auf mich, denn ich realisierte, dass ich ein Teil eines Moments war beziehungsweise einen Moment erschaffen hatte, an den sich dieser Mann noch 20 Jahre später erinnerte. Das meinte ich mit dem Erschaffen eines Moments.» – James Stewart –

Es war einmal in Pennsylvania Die Geburt von James Maitland Stewart am 20. Mai im verschlafenen Nest Indiana im Osten der USA erscheint im Vergleich der ereignisreichen Gescheh­


«Ich glaube fest daran, dass man keinen Helden ohne Demut spielen kann. Arroganz ist den Schurken vorbehalten.»

� � – James Stewart –

Die Käseglocke Trotz seiner anfänglichen Abneigung gegenüber der Schauspielerei seines Sohnes ist der Vater von James Stewart stolz auf den Erfolg seines Sohnes. «Als ich den Oscar gewann, rief mich mein Vater spätnachts an und sagte, er fände es grossartig, dass ich gewonnen habe, und er der Meinung sei, ich solle den Oscar zurück nach Hause senden, in den Baumarktladen, er würde ihn auf das Pflugmesser stellen. Das tat ich auch, und der Oscar stand mehr als 20 Jahre lang im Schaufenster des Ladens. Unter einer Käseglocke.»

nisse, die sich im Jahr 1908 quer über den Globus ergiessen, eher unspektakulär. James ist das älteste der drei Kinder von Elizabeth Ruth Johnson und Alexander Maitland Stewart und soll eines Tages den Eisenwarenladen seines Vaters übernehmen. Doch die Pianisten-Gene mütterlicherseits sind stärker als der Wunsch des Vaters, James zum nächsten Baumarktführer zu ernennen. Schon früh interessiert er sich für Musik und Schauspielerei, spielt Akkordeon, ist Mitglied der schulischen Theatergruppen und denkt nicht im Traum daran, ins Familienunternehmen einzusteigen. An den in ihren Augen fragwürdigen Karrierewünschen ihres ältesten Sohnes scheiden sich die Geister seiner Eltern. Während Mutter Elizabeth James’ Pläne unterstützt, sträubt sich das Familienoberhaupt Alexander mit Händen und Füssen dagegen. Stewart mit Ned in «Fremde Stadt» oder «Modellstadt» von 1947

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CULTURE & ART

Der Architekt, sein Akkordeon und ein Zufall James macht an der Princetown University seinen Abschluss in Architektur, hat ein Stipendium im Sack, um nach Princetown zurückzukehren und seinen Master zu schreiben, und die Weichen für eine Architektenzukunft scheinen gestellt zu sein. Bis ihn ein Anruf seiner Freunde Josh Logan und Henry Fonda erreicht. Er soll bei ihrem Theaterprojekt mitmachen. Doch James ist nicht für eine Rolle vorgesehen, sondern dafür, in der Teestube, direkt neben dem Theater, Akkordeon für die Gäste spielen. «Ich blieb genau eine Nacht, weil sie meinten, mein Gedudel verderbe den Gästen den Appetit. Also bekam ich kleine Jobs als Requisiteur. Irgendwann erhielt ich eine sehr kleine Rolle am Broadway in New York, und für mich schien die Chance, etwas Klitzekleines am Broadway zu spielen, um ein Vielfaches faszinierender, als an die Uni zurückzukehren. Das ist sozusagen der Anfang, wie alles begann.»

Der Ruf der Traumfabrik Als James 27 Jahre alt ist, winkt Hollywood. Hedda Hopper, eine Schauspielerin und ab den

1930er Jahren bekannte und einflussreiche Gesellschaftskolumnistin in Hollywood, macht die Film­produktions- und Filmverleihgesellschaft Metro-­ Goldwyn-Mayer, MGM, auf James aufmerksam. 1935 erhält er einen für damals typischen Siebenjahresvertrag. «Du spielst in New York winzige Rollen in grossen Filmen an der Seite von noch grösseren Stars wie Spencer Tracy, Joan Crawford oder Clark Gable und plötzlich hast du eine riesige Rolle in einem winzigen Film, aber in Holly­ wood. In der Zwischenzeit lernst du dein Handwerk während dem Schauspielern, und ich denke, dass das die einzige Art ist, wie man es lernen kann.» James dreht teilweise gleichzeitig mehrere Filme, und für Hollywoods Studio-Bosse scheint es das Normalste auf der Welt zu sein, die Schauspieler ad hoc von einem Set zu pflücken und in ein anderes zu verpflanzen. «In diesen Zeiten wurden wir von den Studios wie Baseballspieler getauscht. Das eine Studio brauchte dich für ein Skript, das andere dafür, dass du für einen Schauspieler einspringst. Es war hart, und ich musste jedes Mal von Neuem instruiert werden. Einmal tauschten sie mich aus für sieben Pferde, sieben Stunt-Pferde.»

James Stewart als George Bailey im Oscar-gekrönten Film «Ist das Leben nicht schön?» von 1947

«Das Fenster zum Hof» Der US-amerikanische Thriller, in dem der britische Regisseur Alfred Hitchcock Regie führte, ist der Beginn der Paramount-Ära, während der Hitchcock einige seiner bedeutendsten Filme umsetzt. Am 4. August 1954 feierte der Film anlässlich einer Benefizveranstaltung seine Premiere im Rivoli Theatre in New York und spielte in den USA 26,1 Millionen US-Dollar ein, etwa 229 Millionen US-Dollar umgerechnet auf die heutige Zeit.


CULTURE & ART

Ein Stern erstrahlt Magische Momente auf der Kinoleinwand zu erzeugen, sind die Markenzeichen von James Stewart, und wie kein anderer verkörpert er mit seiner jungenhaften und positiven Ausstrahlung den liebenswerten, etwas chaotischen «guten Jungen von nebenan», der sich mit den Achterbahnfahrten des täglichen Lebens auseinandersetzt. In fünf Jahren dreht James haufenweise zeittypische Komödien und Revuefilme wie «Dünner Mann», «Seine Sekretärin», und als er 1938 seine Zusammenarbeit mit dem Star-Regisseur Frank Capra startet, wird das sein Durchbruch. Der Film «Lebenskünstler», in dem James die Hauptrolle spielt, erhält einen Oscar als Bester Film und ist auch kommerziell ein voller Erfolg. Im Klassiker «Mr. Smith geht nach Washington», in dem er als naiv verträumter Senator zu sehen ist, der wie Don Quixote gegen Windmühlen kämpft und unbeirrt an das Gute glaubt, gelingt ihm der endgültige Durchbruch. Im gleichen Jahr spielt er das erste Mal im Western «Der grosse Bluff» und an der Seite von Marlene Dietrich. 1941 wird er mit einem Oscar für seine

Eheglück Der damals begehrteste Junggeselle heiratet mit 41 Jahren die verwitwete Gloria Hatrick McLean, die zwei Kinder, Ronald und Michael, mit in die Ehe bringt, welche James adoptiert. Ronald Stewart fällt 1969 als Soldat im Vietnamkrieg. Die Ehe mit Gloria, aus der die Zwillinge Judy und Kelly entstammen, dauert 45 Jahre, und als sie 1994 mit 75 Jahren stirbt, lebt James Stewart zurückgezogen und gibt keine öffentlichen Auftritte mehr.

Rolle in «Die Nacht vor der Hochzeit» ausgezeichnet. James Stewart, der Junge aus dem langweiligen Kaff im Osten, hat die Spitze der Holly­woodElite erobert.

Der Star der US Air Force Auch ausserhalb der Filmsets glaubt James an das Gute und vor allem an sein Vaterland Amerika. James verdient 3000 US-Dollar die Woche, was damals verglichen mit heute einem Wert von circa 50’700 US-Dollar entspräche, und meldet sich 1941 freiwillig in den Dienst der US-Armee, wo er im Zweiten Weltkrieg seine etwas andere und beachtliche Karriere als Bomberpilot bei den United States Army Air Forces startet. 1944 nimmt er als Operations­ offizier an 20 Feindflügen teil und fliegt mit seiner Boeing 24 «Liberator» Einsätze gegen deutsche Städte. Hochdekoriert mit Militärorden kehrt James zurück nach Amerika und bleibt bis Ende der 1960er Jahre Reserveoffizier der US Air Force. Als er seine Militärkarriere Ende der 1960er Jahre beendet, hat er den Rang eines Brigadegenerals und ist der ranghöchste Holly­woodStar bei den amerikanischen Streitkräften.

Guter Junge, böser Junge Die Wahrnehmung der Welt hat sich allgemein verdunkelt und verdüstert, was sich auch zunehmend auf die Rollen von James Stewart auswirkt, in denen er zum Erstaunen des Publikums plötzlich als Dreifachmörder oder Bösewicht zu sehen ist. In seinem ersten Film nach dem Kriegseinsatz spielt er in «Ist das Leben nicht schön?» einen potentiellen Selbstmordkandidaten, der sich verzweifelt von einer Brücke stürzen will und dabei von einem ­Engel gerettet werden soll, der jedoch nicht schwimmen kann und so der Brückenspringer den Engel rettet. Der Film, der seit Jahrzehnten zum amerikanischen TV-unsterblich-Weihnachtsprogramm gehört wie «Drei Nüsse für Aschenbrödel» oder «Kevin allein in New York» in Europa und der zu James Stewarts Lieblingsfilmen zählt, ist ein Flop. In den 1950er Jahren befindet sich James auf dem Zenit seiner Karriere und ist der Liebling von Star-­ Regisseuren wie Alfred Hitchcock, Billy Wilder oder Anthony Mann. Wie kaum ein anderer seiner Berufskollegen meistert er bravourös seine Rollen in den verschiedensten Genres wie Komödie, Western oder Thriller und brilliert in Filmklassikern wie «Mein Freund Harvey», «Nackte Gewalt», «Die Glenn Miller Story», «Das Fenster zum Hof», «Vertigo – Aus dem Reich der Toten», «Der Mann, der zu viel wusste», «Lindbergh – Mein Flug über den Ozean», «Der Mann, der Liberty Valance erschoss», «Mr. Hobbs macht Ferien» oder «Meine Braut ist übersinnlich».

Herbstzeitlosen Mit dem Film «Der Flug des Phoenix», in dem James 1965 den Piloten eines Transportunternehmens verkörpert, kündigt sich auch gleichzeitig die Spätphase seiner Karriere an. James Stewart ist fast 60 Jahre alt und kann, wie viele andere seiner Schauspielkollegen seiner Generation, kaum mehr Kinoerfolge verbuchen. Ab den 1970er Jahren spielt er nur noch Nebenrollen in Kinofilmen und übernimmt verstärkt Einsätze in Fernsehfilmen. Für die Fernsehserie «Fackeln im Sturm» steht er 1987 letztmals vor der Kamera. James Stewart stirbt am 2. Juli 1997 im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Beverly Hills und ist auf dem privaten Friedhof Forest Lawn Memorial Park Cemetery in Glendale, Kalifornien, beigesetzt, auf dem Stars wie Walter Elias Disney, Michael Jackson, Humphrey Bogart, Errol Flynn oder auch Elizabeth Taylor beigesetzt sind.

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IN EINEM

TRAVEL

L ND ZEIT VOR UNSERER

Mitten im Atlantik liegen neun paradiesische Inseln, die mehrheitlich durch die Wettervorhersage, das Azorenhoch, bekannt sind. Bizarre Bergspitzen, riesige erloschene Vulkankrater mit schillernden Seen und meterhohe fliederfarbene Hortensienbüsche machen aus dem Vorhof zum europäischen Kontinent eine Art Garten Eden. Helena Ugrenovic

K

napp eine Viertelmillion Einwohner und 26 schlummernde Vulkansysteme verteilen sich auf die Inseln mit den schroffen Klippen und steilen Berghängen. Jahrhundertealte Traditionen und Riten gehören zu diesem Flecken Erde genauso dazu wie die wunderbar friedliche Abgeschiedenheit vom gestressten Europa.

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Wundertüte Sie fallen nicht unter die üblichen Verdächtigen mit riesigen Bettenburgen, überlaufenen Stränden und dem täglichen Gerangel um Liegestühle und Essensbüffets. Es ist ein Reiseziel, das die Gäste mit Authentizität, Ursprünglichkeit und einer unglaublichen Vielseitigkeit verzaubert und trotz des wechselhaften, jedoch angenehmen Wetters eine


Preisgekrönt In Sachen ökologischer Nachhaltigkeit zählen die Azoren zu den Top-100-Reisezielen der Welt und belegen in Europa die Spitzenposition. Seit dem 8. September 2014 sind die Azoren das erste und einzige Reiseziel Europas, das mit dem QualityCoast Award in Platin ausgezeichnet wurde. Es ist derzeit das bedeutendste Programm für internationale Zertifizierung und Prämierung von ökologisch nachhaltigen Reisedestinationen.

Must-do Fünf Dinge, die bei einem Azorenbesuch unbedingt auf die To-do-Liste gehören, sind Wanderungen an einem der Kraterränder, Ananas – die beste der Welt! – essen, den Hartkäse Queijo São Jorge kosten, Wale gucken und Inselhopping.

Heisse Quelle im Terra-Nostra-Park

Ganzjahresdestination ist. Entgegen der allgemeinen Meinung, es gäbe praktisch keine, und wenn dann nur dunkle, beweisen die hellen Strände auf den Inseln São Miguel, Santa Maria oder Fajal das Gegenteil. Doch die Azoren nur der Strände wegen zu bereisen, wäre wie der Besuch in einem Gourmet-Restaurant, um dort lediglich das Brotkörbchen leer zu essen. Wundervolle Wanderwege, heisse Quellen mitten im Urwald, tief­ entspannte Spaziergänge an den Seitenrändern blühender Vulkankrater oder eine rauschende Hafenparty mit dröhnender Live-Band in Ponte Delgada auf São Miguel sind nur ein Bruchteil dessen, was die Schmuckschatullen im Atlantik zu bieten haben.

Zauberreich «See der sieben Städte»

Als sich vor circa 10’000 Jahren die Lava zweier Vulkane entlud, verband diese zwei bis dahin autonome Teile zu einer Einheit und gab so der Hauptinsel São Miguel ihre Form. Noch heute ist der Vulkanismus auf der Insel spürbar, wenn es auf einer Wanderung in der Nähe der Caldeiras plötzlich sehr heiss wird unter den Füssen oder es in den kleinen Pfützen blubbert. Etwas abgeschieden auf ungefähr 600 Meter Höhe in den Bergen von São Miguel liegt der Lagoa do Fogo, der schönste aller Kraterseen der Azoren. 1563, als der Pico da

Sapateira ausbrach, entstand ein fantasievoll geformter und glitzernder See, der von den steil aufragenden und heute bewachsenen Rändern des immer noch komplett naturbelassenen Kraters umrahmt wird. Hängen keine dunstigen Wolkenschwaden über den Kraterrändern, entfaltet sich ein spektakulärer Ausblick auf einen gelb-blaugrün glitzernden See.

Terra Nostra In einem riesigen, 6,5 km langen und 290 Meter tiefen Vulkankrater liegt idyllisch eingebettet der Kurort Furnas. 22 mineralhaltige Quellen speisen unter anderem auch den Badesee im Parque Terra Nostra, der schönsten Parkanlage des Archipels, wo Riesenfarne und exotische Pflanzen gedeihen und das eisenhaltige, ockerbraune Wasser eine ganzjährige Temperatur von 38 Grad Celsius aufweist. Im östlichen Teil Furnas’ dampfen nach Schwefel riechende, heisse Fumarolen, brodelt irgendwie fast schon überall heisses Wasser am Boden und sind die Temperaturen an manchen Stellen so hoch, dass man über einen begehbaren Kochherd spaziert. Die geothermische Energie wird daher für eine kulinarische Delikatesse genutzt, die zugegebenermassen sehr lecker, jedoch auch äusserst nahrhaft ist. «Cozido das Furnas» ist ein Eintopf, der mit verschiedenen Fleischsorten,

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TRAVEL

Non, je ne regrette rien Edith Piaf befindet sich auf dem Gipfel ihres künstlerischen Erfolgs und sie liebt Marcel. In wenigen Stunden wollen sie sich treffen. Doch das Schicksal hat sein eigenes Spiel inszeniert. Die Lockheed 749A Constellation, die sich auf dem Weg von Paris nach New York befindet und in der der französische Profiboxer und Weltmeister im Mittelgewicht, Marcel Cerdan, sitzt, soll auf dem Flughafen von Santa Maria zwischenlanden und tanken. Aufgrund falscher Kursangaben verwechseln die Piloten beim Sichtanflug jedoch die Inseln São Miguel und Santa Maria. Die Maschine zerschellt am Berg Monte Redondo auf der Insel São Miguel. Keiner der Insassen und der Besatzung überlebt. Der Tod ihres Geliebten stürzt den weltbe­ rühmten Chanson-Star in eine tiefe Krise.

reichen. Hier findet sich auch die längste, stockdunkle Vulkanröhre der Azoren. Die «Gruta das Torres» bei Criacao Velha ist auf einer gewissen Strecke für Touristen begehbar, und wer sich im Innern der Lavaröhre befindet, wähnt sich auf dem Kometen des Hollywood-Streifens «Armageddon».

Die blaue Schönheit

Küstenweg auf São Miguel

Chorizo-Salami, Blutwurst, allerlei Gemüse und Kartoffeln gefüllt wird. Der mit Köstlichkeiten und Kalorien gefüllte Topf wird in ein Erdloch vergraben, in dem er sechs Stunden lang schmort und durch den Dampf der Mineralstoffe eine besondere und unverwechselbare Geschmacksnote erhält.

Pico, «das» kleine Schwarze Die zweitgrösste Insel der Azoren wird auch die schwarze Insel genannt und ist bekannt für ihren süffigen Wein. Seit Jahrhunderten widmen sich die Menschen auf Pico dem Weinanbau und haben damit eine einzigartige Weinlandschaft erschaffen, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Insel mit dem dunklen Lavagestein und den pechschwarzen Häusern zwischen saftig grünen Wiesen entfaltet eine besondere Magie, und die Geschichte der Bauern, Fischer, Walsucher und Walfänger ist allgegenwärtig. Eine magische Anziehungskraft übt der 2351 Meter hohe Vulkan Pico aus, der zugleich der höchste Berg Portugals ist. Aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet sieht die Spitze des Bergs wie ein weiblicher Busen aus. Rund um den Pico existieren zahlreiche Vulkanhöhlen, die teilweise bis tief in den Berg

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Die Insel Fajal erscheint während der Blütezeit ihrer Hauptattraktion wie eine einzige, riesige und blauschattierte Hortensie. Gerade mal sechs Kilometer trennen Fajal von Pico, das in einer Minifahrt mit der Fähre erreicht werden kann. Fajal, die blaue Insel mit dem satten Grün der Sicheltannen und den roten Windmühlen, vermittelt den Anschein eines Gemäldes, und es fühlt sich an, als befände man sich mitten in einer Postkarte. Im malerischen Hafen von Horta, der Hauptstadt Fajals, finden sich gleich zwei Unikate. «Peter’s Bar», in der sich Segler, Surfer und Walbeobachter aus aller Welt treffen und den ihrer Meinung nach besten Gin der Welt geniessen, sowie Norberto, wettergegerbter Pionier der nautischen Aktivitäten der Insel. Der quirlige Mann mit dem roten Stirnband kennt jeden Grashalm der Azoren und amüsiert sich köstlich über die touristischen Walbeobachter, die hinter jedem Schaumkrönchen einer Welle die Fontäne eines Wals vermuten. «Over there, yes, yes, yes, here we go!» Beim sanften Riesen im Meer handelt es sich um ein Buckelwal-Baby, das im Wasser dümpelt und Wasserspritzer in die Luft schiesst, bis plötzlich ein Teil des Kopfes über dem Meeresspiegel zu sehen ist. «Attention, attention, be prepared», ruft Norberto aufgeregt. Das Wal-Baby holt zum letzten Mal Luft, bevor es mit der Schwanzflosse auftaucht, um gleich darauf mit einem anmutigen Schwung, wie die elegante Drehung eines Wiener Walzers, in die Tiefen des Atlantiks abzutauchen. Es ist einer von so vielen Momenten auf den Azoren, der die Andersartigkeit dieser Destination fühlen lässt. Die Natur ist sichtbar, die Authentizität spürbar, das Besondere wahrnehmbar.


SHORTCUTS Eine Stadt im Wandel

Havanna Bernhard Hartmann teNeues Verlag

Bernhard Hartmann portraitiert die Hauptstadt Kubas vor deren Wandel, der mit der Öffnung des sozialistischen Inselstaates absehbar ist. In dieser besonderen Zeit hält der Fotograf einen Moment inne und hält den aktuellen Zustand Havannas fest – die Leser von «Havanna» entdecken Kubas Hauptstadt, wie sie leibt und lebt. So gewährt Hartmann etwa einen einmaligen Einblick in die Herrenhäuser der Stadt, zeigt deren bröckelnde, rissige Fassaden von aussen und ausgetretene Treppenstufen und Teppiche im Innern. Die abgelichteten Villen waren einst prächtige Gebäude, in welchen heute oft verarmte, sehr alte Menschen leben. Ausserdem nimmt Hartmann die Betrachter des Buchs mit auf eine visuelle Reise durch die Strassen Havannas, in Cafés, Läden und Boxvereine. Kurz: Dem Betrachter öffnet sich eine verblüffend schöne Welt der Vergänglichkeit.

Atlas der unentdeckten Länder Dennis Gastmann Rowohlt Berlin

Auszeit am Baikalsee Werner Beck Delius Klasing Verlag

Fast vergessene Orte Zutreffender wäre für das Buch wohl eher «der Atlas der fast verges­ senen Orte». Autor Dennis Gastmann ist um die Welt gereist und hat Orte wie Krakalpakistan, Ra’s al-Chaima und Pitcairn besucht. Zur letztgenannten Insel etwa fährt nur alle drei Monate ein auf Jahre ausgebuchter Frachter. Doch hier leben die Nachfahren der Meuterer der «Bounty», und dies war für Gastmann ein Grund, die Insel zu bereisen – eine Nachfahrin traf er sogar persönlich. So spannend solche Gegenden für den Autor gewesen sein mochten, für immer leben wollte er in keiner davon: Die meisten Orte besitzen eine düstere Vergangenheit und Gegenwart. «Nach der Lektüre möchte keiner mehr dorthin fahren», sagte Gastmann in einem Interview. Er wollte in seinem Buch auch die weniger schönen Seiten zeigen und auf Missstände und Ungerechtigkeiten auf­ merksam machen.

In klirrender Kälte Autor Werner Beck lebte zusammen mit seiner Frau ein Jahr am Limit. Ihr Abenteuer führte sie an den sibirischen Baikal­ see in Russland, wo sie von der Wildnis, Bären, Moskitos und Wölfen umgeben waren. Ein mongolisches Nomadenzelt war ihr Zuhause auf Zeit, in welchem sie unter einfachsten Bedingungen hausten, fernab der Zivilisation, ohne Strom, Arzt und Supermarkt. Das Paar ernährte sich von dem, was die Natur hergab: grösstenteils von Fisch. Das Winterhalbjahr musste Werner ohne seine weibliche Begleitung verbringen, denn diese war wegen der Geburt ihres Enkelkindes nach Hause gereist. Beck kam an die Grenze seiner Belastbarkeit: Neben der unbarmherzigen Kälte hatte er auch mit seinem langjährigen Diabetes zu kämpfen. Keine leichte Kost, unter solchen Bedingungen zu reisen, doch er hat das eisige Abenteuer überstanden und all seine abenteuerlichen Erlebnisse in diesem Buch niedergeschrieben.


FASZINIERENDE BEGLEITERINNEN FÜRS

HAND

GELENK WATCHES & JEWELLERY

Auf den Punkt gebracht hat es der amerikanische Psychologe Robert Lewin: «Das Ticken der mechanischen Uhr ist der Herzschlag der menschlichen Kultur.» Daran ändert auch der da und dort zu beobachtende Zeitenwandel nichts. Eine aussergewöhnliche mechanische Armbanduhr bester Provenienz ist eine Anschaffung fürs Leben. Jeder Blick aufs Zifferblatt erfreut Auge, Herz und Seele.

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Gisbert L. Brunner

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ugegeben: Ungetrübter Sonnenschein ist gegenwärtig eher selten in der erfolgsverwöhnten Schweizer Luxus­ uhrenbranche. Die bis zum Frühjahr 2015 konti­ nuierlich wachsenden Exporte geben seitdem mit schöner Regelmässigkeit nach. Insbesondere Hongkong, der viel gepriesene Nabel des Geschäfts mit erlesenen Zeitmessern, schwächelt. Ein Grund ist darin zu sehen, dass die immens wichtige Klientel aus dem Reich der Mitte viel weniger, preiswerter und lieber in anderen Metropolen dieses Globus kauft. Das Ausbleiben der häufig nicht sonderlich gut behandelten, weil wenig geliebten «Landsleute» lässt sich nur schwer kompensieren. Nur begrenzt hilft es der eidgenös­ sischen Ausfuhrstatistik, dass der private Konsum in den Vereinigten Staaten von Amerika und Japan

wieder anzieht. Man verwöhnt sich nach harter Arbeit völlig zu Recht durch ein tickendes Kleinod der Extraklasse. Auf einem ganz anderen Blatt Papier steht der gegenwärtige Boom im Vereinigten Königreich. Der ins Haus stehende «Brexit» liess den Kurs des Britischen Pfundes purzeln und ­damit auch die Preise für Luxusuhren eidgenös­ sischer oder deutscher Provenienz. Von Dauer wird diese Entwicklung nicht sein. Weil Preis­ anpassungen über kurz oder lang ins Haus stehen, sollte man einen eventuell geplanten Shoppingtrip auf die Insel nicht zu lange hinausschieben. Natürlich gibt es die hier gezeigten Uhren auch im eigenen Land. Vielleicht etwas teurer, dafür aber dann womöglich versüsst durch ein umfassendes Serviceversprechen. Und das ist am Ende auch einiges wert.


RADO

HUBLOT

ROLEX

Lang Lang, 34, ist anerkannter Star der internationalen Musikszene. Sein breites Repertoire hat ihm viele Auszeichnungen eingetragen. 2007 gründete er die Lang Lang Musikstiftung zur Unterstützung junger Pianisten. Bemerkenswert ist seine Leidenschaft für feine Uhren. Der Markenbotschafter von Hublot hat sich mit privaten, teilweise spontan improvisierten Konzerten in die Herzen vieler Zeit-­ Genossen gespielt. Als Hommage an den chinesischen Pianisten entstehen 88 Exemplare der neuen «Classic Fusion Ceramic Ultra-Thin Lang Lang». Ihr 45 mm grosses Keramik-Gehäuse mit Goldschrauben und -krone baut 8,15 mm hoch. Es birgt das skelettierte Handaufzugskaliber HUB1302 mit 90 Stunden Gangautonomie und kleiner Sekunde bei «7». Die Signatur von Lang Lang findet sich am schwarzen Lack-Zifferblatt. Bis in die 1940er Jahre reicht die Geschichte der Rolex «Air-King» zurück. Das Automatikkaliber 3131 in der Edition des Jahres 2016 besitzt einen beidseitig wirkenden Rotoraufzug, 48 Stunden Gang­

autonomie, ein paramagnetisches Ankerrad aus Nickel-Phosphor-Legierung, eine hauseigene «Parachrom»-Unruhspirale und vier Hertz Unruhfrequenz. Schutz bieten gleich zwei Gehäuse: Das äussere in Edelstahl, 40 mm gross, ist wasserdicht bis zehn bar Druck. Innen leitet eine Weicheisen-Schale Magnetfelder bis zu 1000 Gauss um die Mechanik herum. Bei diesem ­COSC-zertifizierten «Chronometer der Superlative» garantiert die Manufaktur für tägliche Ganggenauigkeit zwischen minus und plus zwei Sekunden. Sein stählernes Gliederband lässt sich mithilfe des Easylink-Systems ruck-zuck um fünf Millimeter verlängern. 26 Jahre nach dem Lancement der «Ceramica» hat Rado die neueste Generation dieses Klassikers mit kratzfestem Gehäuse vorgestellt. Für die Gestaltung kooperierte das Mitglied der Swatch Group mit dem Industriedesigner Konstantin Grcic. Seiner Kreativität entspringt die «Ceramica Signature», deren Edition auf 701 Exemplare beschränkt ist. Kennzeichen sind ein mattschwarzes Monobloc-Gehäuse aus Hightech-Keramik, Masse 30,0 x 41,7 mm, Titanboden mit PVD-Beschichtung, Edelstahl-Krone mit Titan-Kappe sowie gewölbtes metallisiertes Saphirglas. Die Wasserdichte reicht bis fünf bar Druck. Präzise agiert das Quarzwerk mit Zentralsekunde. Beim Armband handelt es sich um eine Hybrid-Konstruktion: Glieder aus mattschwarzer Hightech-Keramik, Innenband aus schwarzem PVD-Stahl und Dreifachschliesse aus gebürstetem Titan.

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PARMIGIANI FLEURIER

WATCHES & JEWELLERY

CARL F. BUCHERER

Blau ist die Hausfarbe der Schweizer Nobeljuweliers Bucherer. In Koope­ ration mit renommierten Partnern entstanden deshalb sogenannte Blue Editions. Carl F. Bucherer, die unter dem gleichen Dach angesiedelte Uhrenmanufaktur, steuert eine speziell gestaltete «Manero Peripheral» mit petrol­ blauem Zifferblatt bei. Ihr Edelstahl-Gehäuse misst 40,6 Millimeter. Im Inneren tickt das selbst konstruierte und produzierte Automatikkaliber CFB A2050. Den Selbstaufzug bewirkt eine peripher rotierende Schwungmasse mit Wolfram-Segment, kleiner Sekunde und Fensterdatum. Das aussergewöhnliche Uhrwerk baut 5,28 Millimeter hoch. Nach Vollaufzug läuft es 55 Stunden am Stück. Vor dem Einbau ins Gehäuse muss jedes Exemplar die offizielle Genauigkeitsprüfung der Schweizer Chronometerkontrolle bestehen. Der Eindruck, dass sich Parmigiani Fleurier mit dem, was Damen wünschen, sehr intensiv auseinandergesetzt hat, entsteht beim Betrachten der neuen «Tonda 1950 Metropolitaine». Ihr 33,1 Millimeter grosses Edelstahl-Gehäuse hält ein handgefertigtes Lederband von Hermès sicher, komfortabel und – falls gewünscht – auch farbenfroh am Unterarm. Das Miteinander freilich

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GIRARD-PERREGAUX

PATEK PHILIPPE

URBAN JÜRGENSEN

­Erfolg. Der stellte sich erst 1998 ein. 2008 ging die 40 Millimeter grosse Edelstahl-Referenz 5711 / 1A an den Start. Fürs Jubiläum hat die Genfer Familien­ manufaktur eine limitierte Version in Platin kreiert. Nach 700 Exemplaren ist unwiderruflich Schluss. Erkennbar ist das Besondere an Diamant-Indexen auf dem Zifferblatt. Hinzu gesellt sich eine zusätzliche Signatur, welche den Anlass für diese Edition zum Ausdruck bringt. Für die Zeitanzeige ist die Manufaktur-Automatik 324 S C mit massivgoldenem Rotor und rund 45 Stunden Gangautonomie zuständig.

kommt nicht von ungefähr, denn Parmigiani ist mit dem Pariser Nobeltäschner über die Werkemanufaktur Vaucher wirtschaftlich verbunden. In deren Ateliers entsteht auch das flache Automatikkaliber PF310 mit zwei Federhäusern und 50 Stunden Gangautonomie. Frauen von Welt werden sich an 72 Diamanten von zusammen 0,4965 Karat erfreuen, die das bis drei bar wasserdichte Gehäuse mit Saphirgläsern auf der Vorder- und Rückseite zieren. Patek Philippe zelebriert 2016 den 40. Geburtstag der luxuriös sportlichen «Nautilus». Das ausdrucksstarke Design im Bullaugen-Look stammt von Gérald Genta. Als die stählerne Ikone 1976 zum Preis eines Kleinwagens in den Handel gelangte, war sie alles andere als ein durchschlagender

Das schimmernde Zifferblatt aus Aventurin wirkt wie ein Magnet. Auf diese Weise lenkt es die Blicke anspruchsvoller Frauen auf sich. Das strahlend blaue Oval, vor dem Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden rotieren, gehört zum neuesten Tag-Nacht-Modell der 2004 vorgestellten Uhrenlinie «Cat’s Eye». Dahinter lassen die Uhrmacher von Girard-Perregaux eine kleine Scheibe aus massivem, 22-karätigem Roségold drehen. Und zwar in 24 Stunden um 360 Grad. Sie trägt eine Sonne, welche sich tagsüber im Zifferblatt­ ausschnitt zeigt, und einen Mond, der Nachtstunden signalisiert. Als Antrieb dient das 4,8 mm hohe Manufaktur-Automatikkaliber GP03300-0090, assembliert aus 218 Komponenten. Der Glasrand des Roségold-Gehäuses in den Dimensionen 35,44 x 30,44 mm trägt 62 Brillanten. Bis zum Jahr 2100 benötigt das komplexe Kalenderwerk der erlesenen ­«Referenz 1741 Platinum» von Urban Jürgensen keine manuelle Nachhilfe. Rein theoretisch versteht sich, denn das ist nur der Fall, wenn das Manu­ faktur-Handaufzugswerk regelmässig aufgezogen wird. Das Kaliber UJS.P4 repräsentiert höchste Uhrmacherkunst eidgenössischer Provenienz. Seine Unruh samt Doppelspirale vollzieht stündlich 21’600 Halbschwingungen. Und das 60 Stunden lang ohne Energienachschub. Auch das 41 Millimeter grosse, dreiteilige Platingehäuse mit seinen konvexen Kurven und konkaven Linien kann als handwerklicher Leckerbissen gelten. Durch den Sichtboden zeigt sich das darin verbaute Uhrwerk. Schliesslich ist auch das in zeitraubender Grenage-­ Technik ausgeführte Zifferblatt eine Freude fürs Auge des Betrachters.

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WATCHES & JEWELLERY ZENITH

Retrolook pur verstrahlt das Design der «Harmony»-­ Kollektion von Vacheron Constantin. Zu verschiedenen Chronographen, deren Geburtsstunde 2015 schlug, gesellt sich nun die Version mit einfachem Vollkalender. Neben der Zeit lassen sich vom Zifferblatt Datum, Wochentag und Monat ab­ ­ lesen. Ausserdem haben die Konstrukteure das haus­ eigene Automatikkaliber 2460 QC mit einer Mondphasenanzeige ausgestattet. Präzision wird hierbei gross geschrieben. Die erste manuelle ­ Korrektur um einen Tag ist nach 122 Jahren erforderlich. 308 Bauteile benötigen die Handwerker in den Ateliers der Genfer Manufaktur, um eines dieser 29 Millimeter grossen Werke mit 5,4 Millimeter Bauhöhe fertigzustellen. Schutz bietet ihm ein kissenförmiges Rotgold-Gehäuse mit Sichtboden. Seine Wasserdichte reicht bis drei bar Druck. Die «1858»-Kollektion von Montblanc weist auf das Gründungsdatum der Manufaktur Minerva hin, deren Integration nach dem Erwerb im Jahr 2006 erfolgte. Dort entstanden in den 1930er Jahren Chronographen für militärische Zwecke, welche dieser Uhrenlinie als Vorbild dienten. Bronze als Gehäusematerial war vor rund 80 Jahren noch kein Thema. Ganz im Gegensatz zur Gegenwart. 2016 erhält die «1858» Zuwachs in Gestalt von drei nostalgisch anmutenden Armbanduhren. An Kosmopoliten wendet sich die «1858 Automatic Dual Time». Das Mittelteil ihrer 44-mm-Schale besteht aus Edelstahl. Lünette und Krone sind aus

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MONTBLANC

VACHERON CONSTANTIN

Bronze gearbeitet. Funktionalität rund um den Globus verspricht das Kaliber MB 29.19 mit selbst entwickeltem Zeitzonen-Modul. Von den beiden Stundenzeigern ist der unabhängig verstellbare für die Orts-, der andere, kombiniert mit einer Tag- / Nacht-Anzeige, für die Heimatzeit zuständig. Den 50. Geburtstag von Cohiba, dem Top-Label der kubanischen Tabak­ gesellschaft Habanos, zelebriert Zenith mit insgesamt fünf Armbanduhren. Die «Academy Christophe Colomb Tribute to Cohiba» besitzt ein Roségold-­ Gehäuse mit 45 mm Durchmesser sowie ein handgraviertes und emailliertes Gold-Zifferblatt. Letzteres zeichnet die Oberfläche eines Tabakblatts minutiös nach. Ein Kunstwerk ist auch das Handaufzugskaliber El Primero 8804. Dessen Besonderheit besteht in einem Gyroskop-Modul. Wie bei Marine­ chronometern oszilliert der integrierte Gangregler immer waagrecht und somit frei von Schwerkrafteinflüssen. Allein auf diese innovative Baugruppe ent­ fallen 171 der insgesamt 308 Bauteile des aufwändigen Uhrwerks. Flankiert wird sie vom kleinen Sekundenzeiger und der bis 50 Stunden skalierten Gangreserveanzeige.


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WAS

MODE DESIGNER BEWEGT

C Massimo Osti (1944–2005) hat die heute noch führenden Marken Stone Island und C. P. Company geschaffen. Der Rückblick mit seiner Frau Daniela und Sohn Lorenzo auf Ostis Schaffen offenbart zudem viele motorische Bezüge. Paul Dezentjé Francesco Corlaita, Daniela Facchinato, Archiv Massimo Osti, Werk

Berühmt und begehrt: C.P.s erste «Goggle Jacket» für die Mille Miglia 1988.

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L

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orenzo sagt: «Autos waren ein fester Bestandteil seines Lebens, und das auf persönliche, berufliche und inspirierende Weise. Massimo liebte alte Autos mit ihren rundlichen Formen, befürwortete aber auch neue Konzepte für eine bessere Zukunft der Umwelt.»

Die jungen Jahre Massimo Osti wuchs mit Autos auf. Sein Vater besass ein Transportunternehmen und «ein sehr grosses Auto», wahrscheinlich ein amerikanisches Modell. Es gibt ein paar alte Fotos, aber die Marke ist unklar. Massimo jedenfalls machte den Fahrausweis, so früh es eben ging. Sein erster Wagen war ein Fiat 500, und 1971, als er seine Frau kennenlernte, fuhr er ein VW Käfer Cabriolet. «Vorher hatte er unter anderem einen Citroën DS Pallas», erinnert sie sich – und damit auch an jene Streiche, die Massimo und seine Freunde damals pflegten: «Sie suchten sich einen aus und hüllten dessen Auto nachts in Klebepapier ein, sodass er am nächsten Morgen unmöglich damit fahren konnte. Das fanden sie alle sehr lustig – bis auf denjenigen, den es getroffen hatte …»

DRIVE STYLE Runde Kurven Lorenzo Osti ergänzt: «Mein Vater besass sogar zwei DS und auch einen Traction Avant. Beide Baureihen sind sehr futuristisch gewesen, als sie auf den Markt kamen. Das hat Massimo sehr gefallen – ganz abgesehen von den eleganten Linien dieser Autos.» Der Traction Avant war der erste in Grossserie gebaute Fronttriebler und entstand in den frühen 1930er-Jahren unter Federführung des Konstrukteurs André Lefèbvre und des Designers Flaminio Bertoni. Viele Elemente waren sehr innovativ und ihrer Zeit voraus; heute gehören sie zum technischen Standard. «Massimo fuhr später auch einen gelben offenen Porsche 356», erinnert sich der Sohn: «Er war richtig verliebt in dieses Modell und seine Kurven – so klar und so elegant. Fast 20 Jahre vergingen, bevor er es schliesslich verkaufte. Ich weiss es noch gut, weil ich ihn wieder und wieder gebeten hatte, damit ausfahren zu dürfen. Doch er hat es mir nie erlaubt, nicht ein einziges Mal.» Daniela Facchinato fügt hinzu: «Er mochte auch Jaguar und besass zwei Daimler 5.6. Der silbergraue wies ein sehr luxuriöses Interieur mit schwarzem Leder auf; wir haben den Wagen 2015 verkauft. Die Autos seiner eigenen Epoche mochte Massimo dagegen nicht, sie waren ihm einfach zu eckig. Das erklärt auch, warum er ständig mit rundlichen Klassikern herumfuhr.»

Ein Overall für Volvo Beruflich hatte Massimo Osti erstmals 1984 mit Autos zu tun: Damals wurde er vom schwedischen Hersteller Volvo angefragt, funktionelle Kleidung für alle Fabrikarbeiter und Büroangestellten zu ge­ stalten. Osti war begeistert und zeichnete entsprechende Blaumänner, Jacken und Westen. In einigen der zahlreichen Entwürfe zu diesem Projekt zeigt sich Ostis typischer Ansatz: eine Mischung funktionaler Materialien und Farben, die zu den jeweiligen Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen passen sollten, dazu durchdachte Schnitte, um bestmögliche Bewegungsfreiheit zu gewährleisten, sowie praktisch angeordnete Taschen. Im Osti-Archiv in Bologna (www.massimoosti.com) existiert noch ein indigo­ blauer Prototyp der Arbeitsjacke mit Rundkragen. Dazu gibt es frühe Computer-Varianten, eine davon weist ein schwarzes Tarnmuster auf, um eventuelle Fett- oder Ölflecken zu kaschieren. Der zweite Vorteil wäre gewesen, dass die Arbeiter nie offensichtlich verschmutzte Kleidung getragen hätten. Die «umgedrehte Camouflage» zeigt Ostis Talent, bestehende Konzepte neu zu interpretieren.

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Zu hip für Schweden? Entwurf eines Volvo-Blaumanns.

Im Buch «Ideas from Massimo Osti» – eine 2012 erschienene, über 450 Seiten lange Hommage an den italienischen Mode-Avantgardisten, die Ende 2016 neu aufgelegt wird – finden sich einige Skizzen zur Volvo-Berufs-Garderobe. Obwohl Osti ur­ sprün­g­lich Werbegrafiker gewesen ist – was man auch an den von ihm gestalteten Logos und Labels seiner Kleider­marken sehen kann –, nahm er für den Volvo-Auftrag die Hilfe eines Freundes, des jungen Bologneser Cartoonisten Andrea Pazienza, in Anspruch. Dieser sollte «Abteilungs-Aufnäher» zeichnen, um in der Fabrik eine sofortige Identifizierung der Mitarbeiter zu ermöglichen. Der so entstehende Kontrast zwischen indus­trieller Arbeitskleidung und den lebhaften, farbenfrohen, fast comicartigen Stoffstickern ist ein weiterer genialer Hinweis auf Ostis unorthodoxe Vorgehensweise.

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Trotz dieser grossartigen Ideen und dem betriebenen Aufwand ging die Volvo-Kluft nie in Produktion; die Gründe kennt Lorenzo nicht. «Schade; die Begeisterung meines Vaters für funktionelle Kleidung hätte hier ohne Einschränkungen zum Ausdruck kommen können, und es wäre eine grossartige Möglichkeit gewesen, seine Ideen in der Berufswelt umzusetzen.»

Der grüne Massimo Der ebenfalls in Bologna lebende Architekt und Erfinder Paolo Pasquini entwickelte 1987 ein Elektroauto für den Stadtverkehr. Osti interessierte sich sofort dafür, weil er in diesem Fahrzeug die Möglichkeit erkannte, das urbane Leben zu verändern und eine weniger verschmutzte Zukunft für kommen­de Generationen zu gestalten. Gemäss dem «C. P. Magazin» Herbst & Winter 1990 / 91 war es sogar Liebe auf den ersten Blick – Osti beschrieb das Projekt als «poetisch» und «utopisch», doch weil es damals so innovativ und umweltfreundlich war, stieg das Osti-Studio als Sponsor ein. Mehr noch: Osti erklärte sich bereit, weitere Forschungen von Pasquini und dessen Technikern finanziell zu unterstützen.


DRIVE STYLE

«Massimo war seiner Zeit des Öfteren voraus. Und er erfand mal eben das Bedürfnis für neue Produkte.»

stützte – von Brescia nach Rom und zurück. Massimo Osti hatte sofort realisiert, dass seine «Goggle Jacket» – reiner Zufall – wie geschaffen schien für diese Veranstaltung. Das Teil mit den im Kragen eingenähten Gläsern war aus Ostis Recherche zu japanischer Zivilschutzkleidung hervorgegangen, ausgelöst von seiner endlosen Suche nach intelligent angeordneten Jackentaschen. «Für ein Autorennen war die Jacke eigentlich gar nicht gedacht», lächelt Lorenzo. «Und doch passte sie perfekt zum Look der Oldtimer-Piloten und sprach auf höchst ästhetische Art ein paar ihrer funktionalen Grundbedürfnisse an – Wetterschutz und Stauraum für viele kleine Utensilien, die sie so mit sich führten.» Nicht zuletzt wies das Stück ein Schauglas im linken Ärmel auf, um zum Ablesen der Zwischenzeiten auch bei Regen auf die Uhr schauen zu können, ohne nass zu werden. Die Vespa-Entwürfe Ostis waren wegweisend, gingen damals aber nicht in Serie.

Das Auto hiess Boxel P488, war seiner Zeit weit voraus und auch so gut ausbalanciert, dass es sich als schnellstes E-Auto seiner Kategorie erwies. Der Boxel startete bei entsprechenden Elektro- und Solar-Rennen mehrfach aus der Pole-Position und gewann 1989 unter anderem den Grand Prix von Vedano. Während einem Rennen in Rom konnte es der Wagen problemlos mit den Prototypen solcher Technologie-Giganten wie Mercedes oder Panasonic aufnehmen. Und obwohl der Boxel lange in Führung lag, wurde er durch einen unverschuldeten Crash in der allerletzten Runde zur Aufgabe gezwungen. «Das war wirklich traurig», erinnert sich Lorenzo: «Es war seinerzeit das wichtigste E-Auto-Rennen Italiens, und mein Vater ist sehr stolz gewesen auf seine Beteiligung. Er war ein grüner Vordenker und glaubte an das Projekt. Nicht gerade naheliegend für einen Designer, aber er war ein Mann, dem man die Kombination alter und neuer Sichtweisen zutraute.»

Berühmte Pilotenjacke Das vielleicht am stärksten vom Auto beeinflusste Kleidungsstück kam 1988, als C.P. Company das klassische Mille-Miglia-Langstreckenrennen unter-

Die Kombination von Auto und Jacke war perfekt und Osti kreierte eine Sonderserie für alle MM-Teilnehmer sowie alle an der Organisation beteiligten Personen. Das Paket bestand neben der eigentlichen, beigen Jacke mit aufgedrucktem MM-Logo auf der linken Brusttaschenklappe aus einem C.P.-Mille-Miglia-Rucksack, einem Pullover, einer kragenfreien Weste und zusätzlichen Rallye-Informationen. Daniela Facchinato ergänzt: «Nach dem Anlass machten wir ein Buch daraus mit vielen wunder­ baren Fotos. Es ist deutlich zu sehen, dass Jacke und Mille füreinander gemacht worden sind. Da sind alle diese Menschen in C.P.-Kleidung, die durch herrliche italienische Landschaften fahren – nie zuvor oder danach hat ein neues Kleidungsstück derart gut zu alten Autos gepasst.» Die «Goggle Jacket» wurde seit ihrem Debüt in unzähligen Farben, Stilen und Materialien produziert; nach wie vor ist sie der Bestseller von C.P. Company. Alte Modelle – besonders diejenigen aus

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Lässige Eleganz eines kreativen Geistes: Massimo Osti in den 1970er-Jahren. Autos und Zigaretten waren immer dabei.

Lorenzo: «Er entwarf drei Versionen der Vespa 50 für drei Altersgruppen. Es gab die Basisversion und daneben ein Modell, das sich ‹Vespa Swatch› nannte und vom damaligen Hype um die Plastikuhr inspiriert war. Zur Ausstattung gehörte ein Bodykit, mit dem sich die Optik saisonal ändern liess, dazu gab es den passenden Helm. Die bestechendste, weil futuristischste Variante war der Elektro-Scooter ‹für das bessere Morgen›: Ähnlich der Stone Island Ice Jacket wies der Entwurf einen Flüssigkristalllack auf, der bei sich ändernder Temperatur die Farbe wechselte – wohlgemerkt 1989!» Vor über 25 Jahren wäre es reine Science-Fiction gewesen, doch leider wurden Ostis Vorschläge von Piaggios Serienentwicklung abgelehnt. Er selbst war davon nicht einmal überrascht, weil er begriffen hatte, dass Produkt­ planung und Design zwei völlig verschiedene Welten darstellten. 2000 sagte Osti in einem Interview: «Ich entwarf die neue Vespa auf Wunsch von Gianni Agnelli, und das Projekt ist sehr befriedigend für mich gewesen. Heutige Vespa-­ Produkte beweisen, dass mein Projekt der Vorreiter aktueller Trends war.»

Spielzeugautos und Gamsleder «Massimo war seiner Zeit des Öfteren voraus», bestätigt seine Witwe Daniela Facchinato: «Er hat Dinge zu früh getan. Ich sehe heute, wie einige Ideen Wirklichkeit werden, die er schon vor zwei Jahrzehnten ausgearbeitet hatte. Für ihn war alles eine Inspiration, und seine grosse Gabe lag darin, Sachen auf unerwartete Weise zu mischen, sodass etwas ganz Neues entstand. Wer sonst hätte Tarnmuster eingesetzt, um eventuelle Ölflecken auf einem Fliessbandkombi zu verstecken? Oder einen wärmeempfindlichen Vespa-Lack? der Osti-Ära – sind längst Liebhaberobjekte. Die Er erfand mal eben das Bedürfnis für neue Produkte. Autos und ihre Ge­ Mille Miglia Goggle Jacket 1988 ist eine Rarität und stalt waren ebenfalls anregend für ihn. Er sammelte auch Spielzeugautos, ein gesuchtes Sammlerstück, für das (falls man und ich besitze noch einige von ihnen – den 1940er Jaguar in Kunststoff überhaupt fündig wird) mindestens der doppelte oder ein Käfer Cabrio aus Metall. Weisst du, das erste Inserat für die C.P.bis dreifache Neupreis bezahlt werden will. Für Company-­­Baby-Kollektion zeigte ein Spielzeugauto. Es ist nur ein weiteres Lorenzo hat die Jacke eine ganz besondere Be- Beispiel seines Einfallsreichtums, mit dem er alles Mögliche zu kombinieren deutung: «Sie verkörpert die Kreativität meines verstand, und zwar sehr professionell. So kam es auch zur Mikrofaser-Serie Vaters als Modedesigner, sie ist das Symbol seiner für die Linkshänder-Kollektion – ausgehend von jenen Gamslederlappen, mit Denkweise und Taten.» denen man die Oberfläche von Autos trocknet. Und jetzt, wo ich es dir erzähle, kommt mir in den Sinn, dass diese Idee mit der Phase zu tun haben Vespa-Visionen könnte, in der sich Massimo und seine Freunde gegenseitig die Autos mit 1989 begegnete Osti einem weiteren Fahrzeug-­ Klebepapier dekorierten. Es muss eine Höllenarbeit gewesen, sein, das alles bezogenen Auftrag. Piaggio bat ihn, das jüngste wieder abzukriegen!» Modell des ultimativen italienischen Klassikers zu gestalten – den Vespa-Motorroller. «Massimo nahm diese Aufgabe sehr ernst», weiss sein Sohn: «Er sah darin nicht zuletzt die Chance, die kantigen C.P. Company entstand 1974 in Ravarino bei Modena – zunächst als und gesichtslosen 1980er-Karosserievarianten ab­ T-Shirt-Produzent Chester Perry Company, wie der gleichnamige zu­lösen.» Osti brachte also die rundlichen Profile britische Comic. Nach mehreren Klagen – eine Beschwerde kam von und Kurven des 1946er-Urmodells zurück, welches Fred Perry – wurde der Markenname 1978 in C. P. Company geändert. vom Flugzeugkonstrukteur Corradino D’Ascanio Osti gründete weitere Marken wie Bonneville (1981) und Stone Island stammte. Dazu kam Ostis Akribie für Details und (1982), bevor er 1993 ausstieg, aber bis 1995 Stone-Island-Designer blieb und sich danach anderen Dingen widmete; unter anderem Materialien: Der Sitz bestand wie feine Reitsättel ­gründete er ein Archiv und gehörte zweimal dem Stadtrat von Bologna aus englischem Leder, dazu kamen Gummi- und an. C.P. Company wechselte später mehrfach den Besitzer und Chrom-Teile. Das i-Tüpfelchen dieses Retrodesigns gehört seit Ende 2015 dem chinesischen Textilkonzern Tristate war ein komplett neues Element – ein farblich abHolding Ltd.. Die bisher letzte Verbindung zum Thema Auto war gestimmter Koffer für den Helm oder andere perAnfang 2015 eine Zusammenarbeit mit Mini; es gab einen speziell gestalteten, grün-orangenen Countryman und entsprechende sönliche Gegenstände.

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DRIVE STYLE

HOUSTON, WIR HABEN EIN PROBLEM

Nach 55 Stunden, 53 Minuten und 18 Sekunden im Weltall explodiert ein Sauerstofftank in der Kommandokapsel des Raumfahrzeugs Apollo 13, das sich auf dem Weg zum Mond befindet. 322’000 Kilometer von der Erde entfernt hängt das Leben der drei Astronauten in der unendlichen Dunkelheit im Nirgendwo an einem seidenen Faden. Helena Ugrenovic I

Nasa

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er Start von Apollo 13 ist auf den 11. April 1970 um 13.13 Uhr angesetzt. Die ­Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise sollen mit der Landekapsel «Aquarius» im hügeligen Fra-Mauro-Hochland aufsetzen, um geologische Studien vorzunehmen. Swigert ersetzt den Piloten Charles Duke, der einen Tag vor dem Start an ­Röteln erkrankt ist.

Aufbruch zum Mond Dichter Zigarettenqualm hängt im Überwachungsraum der «Mission Control» in Houston. Zigarettenkippen türmen sich in überquellenden Aschen­ bechern, die Kaffeemaschinen dampfen röchelnd im Dauereinsatz. Eines der besten Teams von Ingenieuren mit dem höchsten Wissensstand und Erfahrungsschatz arbeitet mit den neuesten Technologien. Sie sind Profis. Genauso wie das Astronauten-Trio. «… 3, 2, 1, Zero – go. We have lift-off at 2:13. The Saturn V building up to 7.6 million pounds of thrust and it has cleared the tower.» Rauch schiesst aus den Triebwerken, eine Feuerwalze ergiesst sich rund um die Rakete, als sie sich donnernd in den Himmel erhebt und die Ge-

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rüste unter ihr weg­brechen. Die starken Vibrationen beim Start wertet «Mission Control» nicht als Hindernis für den Weiterflug.

Montag der 13. Nach 55 Stunden und 11 Minuten sendet die Apollo-­ ­13-Besatzung eine Liveübertragung zur Erde, was jedoch wenig Anklang bei der amerikanischen Be­ völkerung findet, die sich mehrheitlich für das aktuelle Baseball-Spiel interessiert. Genau 55 Stunden, 53 Minuten und 18 Sekunden ist Apollo 13 unterwegs, als es knallt. Die Astro­nauten haben keine Ahnung, was sich ereignet hat, sie hören nur knirschendes und berstendes Metall. Jack Swigert meldet es, doch die Bodenstation ist gleichzeitig mit eigenen Problemen konfrontiert. Die Bildschirme flackern, die Kommunikation ist von heftigem Rauschen gestört. Jim Lovell wiederholt: «Houston, wir haben ein Problem.» Apollo 13 hat einen katastrophalen Schaden erlitten.

Wettlauf mit der Zeit Der Stunden zuvor durch das Baseball-Spiel vergessene Mondflug läuft nun als Hauptattraktion auf allen Fernsehkanälen der Welt. In «Mission


DRIVE STYLE

Das Omen «Die Zahl 13 bereitete mir Unbehagen. Einen Tag vor dem Start von Apollo 13 rutschte mir beim Duschen der Ehering vom Finger und fiel in den Abfluss. Das war für mich das schlechte Omen und die böse Vorahnung, dass sich etwas Schreckliches ereignen würde. Aber als Frau eines Astronauten behältst du sowas für dich.» – Marylin Lovell –

Control» rauchen die Köpfe. Die Explosion des Sauerstofftanks 1 hat auch Tank 2 beschädigt. Der Mondflug muss abgebrochen werden. Den Astro­ nauten bleibt als einzige Möglichkeit der Wechsel aus der Hauptkapsel «Odyssey» in die Mond­ landefähre «Aquarius», die zwar über ein eigenes Versorgungssystem verfügt, aber nur für zwei Mann gemacht und lediglich für die Zeit der Mondlandung gedacht ist. Jetzt aber muss sie einmal um den Mond und danach zur Erde fliegen. Um Strom zu sparen, sind alle Geräte in der Raumsonde abgestellt, und die Temperatur sinkt auf den Gefrierpunkt. 30 Stunden nach der Explosion taucht ein weiteres Problem auf, das Luftreinigungssystem macht schlapp, und wenn sie nicht an einer Kohlendioxidvergiftung sterben wollen, müssen die Filter repariert werden, doch sie sind nicht mit denen der «Odyssey» kompatibel. Fieberhaft bastelt «Mission Control» an der Lösung für einen Adapter, den die Astronauten mit den ihnen an Bord zur Verfügung stehenden Mitteln wie haufenweise Klebeband, Tüten, Flugplänen, Plastikbechern und sogar einer Socke nachbauen. Doch kaum eingesetzt werden ihre Nerven erneut

Rekord Die Astronauten von Apollo 13 sind die einzigen Menschen, die am weitesten von der Erde entfernt waren – 401’056 Kilometer, am äussersten Bahnpunkt um den Mond.

auf eine harte Probe gestellt. Sie driften ab. Bleiben sie auf diesem Kurs, treiben sie ins All ab und wären für immer verloren. Erneut rattern bei «Mission Control» die Synapsen, bis sie der Crew mittels einer neuen, präzisen Berechnung die neuen Kurs­daten übermitteln können.

Heimflug Die Crew muss zurück in die Kommandokapsel, die massiv beschädigt ist, und ein Teil des Hitzeschildes, den sie für den Eintritt in die Erdatmosphäre brauchen, fehlt. Doch ihnen bleiben nur diese eine Chance und der Glaube, dass es gelingt. Als Apollo 13 am 17. April 1970 nach sechs Tagen im All und umzüngelt von einem 5000 Grad Celsius heissen Feuerball in die Erdatmosphäre eindringt, löst sie einen vierminütigen Blackout aus. Nach einer endlos erscheinenden Zeit und unzähligen Funksprüchen «Odyssey, Houston. Standing by, over» hört «Mission Control» endlich die erlösenden Worte von Jack Swigert: «Okay Joe.» «Als das Wasser über unserer Kapsel zusammenschlug, sagte ich, hey, wir sind zu Hause. Hey, wir würden es wieder machen.» Auszug aus einem Interview mit Jim Lovell.

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& BEAUTY

FASHION

Managerin Wassiliki Drossinou im Kleid CAPRICE von Sonia Bogner, Dipl. Ing. Hannes Weiskopf im Freizeitlook von Bogner mit Sakko GUIDO und Pullover RONAN.

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PRESENTS

ÜBER

HUBLOT I Classic Fusion Titanium Racing Grey

FLIEGER MIT BODENHAFTUNG Wenn die ältesten Flieger von Lufthansa auf die aktuellste Sportmode von Bogner treffen und dazu die Luxusuhren von Hublot das Zeitmanagement übernehmen, dann entsteht dabei ein spannender Mix von unkonventionellem Lifestyle, ausser­ge­wöhnlicher Kulisse und faszinierenden Personalities. Auf dem Flughafen München haben wir drei Business-Überflieger mit sympathischer Bodenhaftung zu einem Treffen gebeten. Exklusiv für PRESTIGE zeigen sie hier ihren authentischen Look. Herausgekommen ist eine Fotostrecke mit optischen und inhaltlichen Überraschungen. Sportlich-elegant – grosszügig – international. Eine nicht alltägliche Fotostrecke … Nike Schröder

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FASHION &BEAUTY

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Mode für starke Frauen. Dr. Stephanie Siebold mit Weste BEA-D, dem Shirt LIA und der Hose JANA aus der aktuellen Bogner-Kollektion.

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HUBLOT I Spirit of Big Bang Titanium Der Skischulboss in der Turbine einer Boeing A 360-600 in simpler Lufthansa-Technikeruniform, aber nicht ohne seine Hublot.


HUBLOT I Big Bang Monochrome Steel Diamonds Boutique Exclusive Legere Eleganz: Internistin Dr. Stephanie Siebold im schwarz-goldenen Jumpsuit DIVA mit Jacke NELLY L von Bogner.


HUBLOT I Big Bang Ferrari Titanium Ceramic Bracelet Boutique Exclusive

FASHION &BEAUTY

Dipl. Ing. Hannes Weiskopf mit Sakko aus Merinostrick und einer handgefertigten Kalbsledertasche von Elena Berton.

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FASHION &BEAUTY

Gerade im Winter darf es auch mal bunt sein. Seidenhose, Kalbslederjacke und Fuchsfell-Loop der italienischen Designerin Elena Berton.

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HUBLOT I Classic Fusion AeroFusion Chronograph I World Baseball Softball Confederation Der Manager und Skilehrer kombiniert die Hose MITCH2 mit Shirt und Parka DORIAN-D von Bogner. Koffer TOPAS: Weltneuheit von Rimowa mit Electronic Tag für digitales Einchecken von überall aus.


HUBLOT I Big Bang Gold White Diamonds

FASHION &BEAUTY

Dr. Stephanie Siebold tauscht ihren Arztkittel gegen eine Ponyfell-Lederjacke mit Paillettenhose von Elena Berton.

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HUBLOT I Big Bang Broderie Yellow Gold

FASHION &BEAUTY

PRODUKTION Nike Schröder PHOTOGRAPHER Dirk Bartling MODELS Dr. Stephanie Siebold Wassiliki Drossinou Dipl. Ing. Hannes Weiskopf HAIR & MAKE-UP Haarwerk Ayse Auth & Julia Fox Managerin Wassiliki Drossinou geniesst die Sonne in ihrem Outfit von Bogner: Leggings ULRIKA mit dazu passendem Pullover KALEA und der Weste FARLEY aus gepatchtem Fuchsfell.

STYLING Cornelia Gumm WATCHES Hublot FASHION Bogner Elena Berton LOCATION Besucherpark Flughafen, München www.munich-airport.com/besucherpark Lufthansa Technik, München Mit freundlicher Unterstützung von Michael Lamberty I Lufthansa

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SHIGERU

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DER MIT DEM PAPIER TANZT

B N Während sich beim Spiel «Schere, Stein, Papier» die einzelnen Elemente ausstechen, komponiert der mit dem Pritzker-Preis geehrte japanische Star-Architekt Shigeru Ban aus Materialien wie Bambus, Holz und Stoff luftig-zarte, von Licht, Bewegung und Leichtigkeit durchflutete Bauten. Meistens ohne einen einzigen Nagel, Backstein oder Zement dafür zu verwenden.

Aspen Art Museum in Colorado

© Michael Moran

Helena Ugrenovic

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LIVING

Der Traum vom Zimmermann Am 5. August 1957 wird Shigeru Ban als Sohn eines Geschäftsmannes und einer Designerin für Haute Couture in Tokio geboren. Als Ban noch ein Kind ist, werden häufig Schreiner eingestellt, die das Holzhaus der Familie renovieren. Der Junge ist fasziniert von der traditionellen Arbeit der Zimmerleute und sammelt mit Vorliebe Holzstücke, um daraus Gegenstände zu bauen. Er beschliesst, Schreiner zu werden. Als er in der Grundschule in den Fächern Kunst und Handwerk das Modell für ein Haus entwirft, das als bestes der Schule vorgestellt wird, ändert er seine Pläne und entscheidet sich für Architektur. Parallel dazu steht Rugby, eine weitere Leidenschaft.

Wink des Schicksals

© Micheal Moran

Ban wird an der Waseda-Universität, einer der prestigeträchtigsten privaten Universitäten Japans und bekannt für ihre starke Rugby-Mannschaft, aufgenommen und besucht gleichzeitig die Tokyo University of the Arts, eine der renommiertesten Ausbildungsstätten für Musiker und Künstler in Japan, um

Treppenaufstieg Aspen Art Museum

Architektur zu studieren. An Abendschulen bereitet er sich mit Zeichenkursen darauf vor und lernt, mit Papier, Holz und zum ersten Mal auch mit Bambus strukturell und bautechnisch zu modellieren. Mit seinen aussergewöhnlichen Fähigkeiten ist er geradezu einzigartig in diesem Gebiet. Als er sich eines Tages im Haus seines Lehrers Tomaharu Makabe befindet, auch ein Absolvent der Tokyo University of the Arts, stolpert er über einen Bericht über John Hejduk, den «Papierarchitekten» und späteren Dekan der Cooper Union School of Art and Architecture in New York. Bans Begegnung mit Hejduks Modellen, Plänen und nicht realisierten Gebäuden ist bahnbrechend für ihn, und er beschliesst, Architektur an der Cooper Union zu studieren.

Glückliche Fügungen Als Shigeru Ban in Kalifornien Englisch lernt, stellt er fest, dass die Cooper Union keine ausländischen Studenten aufnimmt, sondern nur Studenten anderer Schulen innerhalb der Vereinigten Staaten akzeptiert. Er sucht nach einer Schule, von der aus ihm der ersehnte Transfer an die Cooper Union gelingt, und entschliesst sich für das neu gegründete Southern California Institute of Architecture (SCI-Arc). Der berühmte Architekt und Gründer des SCI-Arc, Raymond Kappe, interviewt Ban, der damals zwar noch nicht gut Englisch spricht, aber Kappe, begeistert über Bans beeindruckendes Portfolio, nimmt ihn als Schüler auf. Nach vier Jahren wechselt er an die Cooper Union, studiert mit den zukünftigen Stararchitekten Dean Maltz, Nanako Umemoto sowie Laurie Hawkinson und lernt bei den Besten seiner Zunft wie Ricardo Scofidio, Tod Williams, Diana Agrest, Bernard Tschumi, Peter Eisenmann und John Hejduk. Nach einem vierjährigen Studium setzt er für ein Jahr aus, arbeitet bei Arata Isozaki in Tokio, einem japanischen Architekten mit internationaler Reputation, und kehrt 1984 wieder an die Cooper Union zurück, wo er den Bachelor of Architecture erhält. Nach seinem Studium begleitet Ban den Fotografen Yukio Fukagawa auf einer Reise nach Europa, wo er zum ersten Mal die Architektur von Alvar Aalto in Finnland besucht und überwältigt darüber ist, wie Aalto regionalen Kontext und Material in seinen Werken betont.

© Shigeru Ban Architects

ereits vor Jahrtausenden und noch vor der Erfindung von Schrauben und Befestigungselementen nutzten japanische Handwerker komplexe, ineinandergreifende Verbindungen, um Holzstücke für Strukturen und Balken miteinander zu verbinden und so eine einzigartige japanische Holzästhetik zu schaffen, die in den Werken der modernen Meister wie Shigeru Ban zu bewundern ist.

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LIVING

Karrierestart Ohne jegliche Berufserfahrung eröffnet Shigeru Ban 1985 sein eigenes Architekturbüro in Tokio und entwirft bis 1986 Ausstellungen für Emilio Ambasz, Alvar Aato und als Kurator der Axis Gallery in Tokio die Ausstellung von Judith Turner. Bei der Entwicklung der Papierrohrkonstruktionen, die er zum ersten Mal auf der Aalto-Ausstellung umsetzt, entwirft Ban eine Serie von Fallstudienhäusern wie das «PC Pile House», «House of Double-Roof», «Curtain Wall House», «Furniture House», «2/5 House», «Wall-less House» und «Naked House».

Fragile, robuste Leichtigkeit Ban konzentriert sich auf experimentelle Ansätze für Materialien und strukturelle Systeme und verwendet in vielen Fällen Substanzen wie Papier, Holz, Stoff und Transportbehälter, um Gebäude auf aussergewöhnliche Weise zusammenzubauen. Als 1995 seine Ban-Rohstruktur-Entwicklung das ständige Architekturzertifikat des Ministers für Bauwesen in Japan erhält, schliesst er das «Paper House» ab. Für das Nomadic Museum in New York benutzt er Schiffsbehälter und wendet traditionelle Tischlertechniken an, um das Tamedia-­ Bürogebäude in Zürich zu erschaffen. Das verriegelnde Bauholz-System besteht ohne Verwendung von Eisen oder Kleber. Bans unkonventioneller Ansatz führt zu einer eleganten Leichtigkeit und aussergewöhnlichen Gebäuden, was am besten am Centre Pompidou-­Metz in Metz zu sehen ist. Wie ein riesiger japanischer Hut wellt sich die geschwungene Dachkonstruktion dieser einzigartigen Architektur über das grosszügige Gebäude mit seinen drei um den Erschliessungsturm sternförmig übereinandergestapelten, röhrenartigen und gross dimensionierten Galerien. Das aus einer dichten Holzkonstruktion gefertigte Dach ist mit einer wasserdichten, weissen Membranhaut aus Glasfaser- und Teflon-Basis beschichtet, was bei dem nachts beleuchteten Gebäude zu einer Transparenz führt und wodurch die darunterliegenden Konstruktionen sichtbar sind.

In luftiger Höhe

Zusammen mit Otto Frei entwirft Shigeru Ban den japanischen Pavillon. Das 95 Meter lange und 45 Meter breite futuristische Gebäude, das ohne Nägel, Backsteine und Zement gefertigt ist, löst einen Bewunderungs­­ taumel aus und besteht nur aus Papier und Stoff­b ändern, um drei harmonische Kuppeln aufrecht zu halten. Das weltgrösste Gebäude aus Papier, das bis auf den letzten Millimeter recycelt werden kann, bricht alle Rekorde.

Aspen stehen kann, und es soll wie eine Skulptur sein, die kognitiv ist mit seiner eigentlichen Funktion, die Kunst perfekt zu präsentieren. Shigeru Ban «Wir wollten, dass das Gebäude zum Ort ­Aspen und seinen quadratischen, braunen Häusern passt, aber ohne Backsteine.» Mit leichten Materialien wie ineinander verwobenen Holzpanelen und speziell laminiertem Papier baut Shigeru Ban ein transzendentes Gebäude mit Wiedererkennungswert. Aus Platzgründen wird die Lobby auf das Dach ver­lagert, und so führen eine Outdoor-Indoor-­ Treppe und ein Lift zu den Galerien, die gleichzeitig einen fantastischen Ausblick auf die Berge und die zauberhafte Umgebung freigeben. Shigeru Ban «Es ist genauso wie beim Skilaufen, man muss zuerst auf den Berg und sieht dabei die ganze Schönheit der Landschaft.» 2011 wird Shigeru Ban zum Professor an der Fakultät für Umwelt- und Informa­tionswissenschaften an der Keio-Universität ernannt. Nachdem er den Wettbewerb des Centre Pompidou-Metz gewonnen hatte, gründete er mit seinem Partner Jean de Gastines ein Architekturbüro in Paris.

© Didier Boy de la Tour

In der laut dem Forbes-Institut reichsten Stadt der USA, Aspen, feiert 2014 ein weiteres Markenzeichen des Star-Architekten Eröffnung. Das Aspen Art Museum soll auch ein Ort der Erholung werden, ein Gebäude, das nur in

Japanischer Pavillon, Expo Hannover 2000

Centre Pompidou-Metz, Frankreich 152 | PRESTIGE


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G ADGETS GADGETS

LIVING

Kamera läuft – und Action! Film- und Foto-Fans kommen diese Weihnachten besonders auf ihre Kosten. Neue Smartphones wie das iPhone 7 Plus schaffen dank zwei Linsen und Portraitmodus fast Bilder wie eine Spiegelreflexkamera, und Videos gibt’s bereits in BeinaheKino-Qualität. Um gemütlich zurückzulehnen und den Lieblingssound zu geniessen, gibt es sprichwörtlich sehr hörenswerte neue Kopfhörer. Stephan Gubler

­genügend Regeneration. Durch die Verknüpfung zur Online-Plattform Movescount.com können die Nutzer auf Basis der Daten von Millionen von Nutzern die beliebtesten Routen zum Laufen, Schwimmen oder Skifahren ausfindig machen und sich virtuelle Wettrennen liefern.

4 I Bowers & Wilkins P9 Signature Seit 1966 kreiert das britische Unternehmen erstklassige Produkte im Audio-Bereich. Mit dem neusten Kopfhörer kommt ein Flaggschiff, welches Massstäbe setzen soll. Erstmals sitzt die Membran in einem Gehäuse aus Aluminium mit einer Aufhängung, die an klassische Lautsprecher im Wohnzimmer erinnert. Die schräg platzierten Treiber sind wie ein Stereo-System ausgerichtet und erzeugen eine virtuelle Bühne im Ohr. Eine präzise Wiedergabe von hohen Tönen und verzerrungsfreie Bässe sind das Ergebnis. Mit einem Handgriff ist das 413 Gramm schwere Hightech-­ Produkt zusammengeklappt und reisefertig.

5 I Olympus TG-Tracker

Oakley präsentiert mit der Radar Pace die erste Smart-Brille für Radfahrer und Läufer mit integriertem Coaching-System und Sprachsteuerung. Die Brille erstellt via Handy-App personalisierte Trainingsprogramme, kontrolliert die Leistung, gibt Coaching-Tipps in Echtzeit und reagiert auf Fragen des Benutzers. Dank der Freisprechschnittstelle mit Intel Real Speech kann die Radar Pace dabei helfen, sich zu motivieren und das Training zu optimieren. Über das Audio-Headset mit Bluetooth hat der Benutzer Zugriff auf Telefonie, Kurznachrichtendienste und kann Musik hören.

Diese Action-Cam ist für jede Aufnahmesituation gerüstet. Sie verfügt über ein hochwertiges Gehäuse, welches stossfest, bruchsicher, frostsicher, staub- und wasserdicht bis zu einer Tiefe von 30 Metern ist. Film-Aufnahmen mit bis zu 4K-Auflösung sind auch unter härtesten Bedingungen möglich. Die Kamera verfügt über ein Ultraweitwinkelobjektiv mit einem Sichtfeld von 204°, eine 5-Achsen-Bildstabilisation, einen abnehmbaren Griff und ein ausklappbares LCD. Neue Funktionen helfen, packende Momente wie Fallschirm- und Kite-Surf-Sprünge, Tauchgänge oder Wildwasserrafting mit allen Details festzuhalten und zu teilen.

2 I Apple iPhone 7 Plus

6 I DJI Osmo Mobile

Auch mit dem neusten iPhone schafft es der kalifornische Hersteller wieder, um den Titel des Smartphone-Klassenprimus zu kämpfen. Gleich zwei 12-Mega­pixel Kameras inklusive optischer Bildstabilisierung mit Weitwinkelund Teleobjektiv sind eingebaut. Eine grössere ƒ/1.8-Blende ermöglicht es, auch bei wenig Licht hellere, detailreichere Fotos und Videos zu machen. Trotz höherer Grafikleistung und mehr Arbeitsspeed muss das neue iPhone weniger oft an die Steckdose. Und Angst vor Wasser brauchen Mann und Frau auch nicht mehr zu haben. Die siebte Generation ist Spritzwasser-geschützt.

Ein Selfie-Stick? Auf eine Art schon, aber Osmo Mobile kann einiges mehr. Die für ihre Videodrohnen bekannt gewordene Marke DJI hat mit der Osmo, einer bildstabilisierenden Kamera mit kardanischer Aufhängung, einen Hit gelandet. Jetzt lässt der chinesische Hersteller die Kamera weg und ersetzt sie mit einer Handyhalterung. Dank diesem Kombi aus Stativ und Stabilisator lassen sich mit dem eigenen Smartphone ruckelfreie ­V ideos und Livestreams machen. Mit der DJI Go App können Objekte oder Personen automatisch verfolgt werden. Dank der ausgeklügelten Auf­ hängung werden auch Fotos mit langen Belichtungszeiten scharf.

1 I Oakley Radar Pace

3 I Suunto Spartan Ultra Die neue, handgefertigte Multisport-GPS-Uhr des finnischen Herstellers Suunto verfügt über einen farbigen Touchscreen und ist der bisher kompletteste Trainingspartner für 80 verschiedene Sportarten. Der Personal Coach am Handgelenk kennt die persönlichen Bestleistungen und sorgt sich um

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LIVING

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CULINARIUM

Angebot im ältesten und grössten Delikatessengeschäft Sawers Ltd. in Nordirland.

IRLAND GASTRO GEHEIMTIPP

Die Aussage, die saftig grüne Insel mit den freundlichen Menschen sei ein kulinarischer Geheimtipp, klingt genauso merkwürdig wie die Behauptung, Elefanten könnten fliegen. Doch längst hat sich Irland mittels eines cleveren Mannes zu einer noch weitgehend unentdeckten Must-go-Gourmet-Destination gemausert. Helena Ugrenovic I

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Camerino, Helena Ugrenovic


CULINARIUM

One love

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ine Reise durch Nordirland sowie die Republik Irland offenbart nicht nur kulinarische Überraschungen, sondern hier blühen auch haufenweise interessante und lukrative Geschäftsideen. Eine, die unter anderem Irlands kulinarisches Angebot massgebend bereichert hat, ist die Gründung der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair. Tony Ryan ist einer der drei Gründungsmitglieder, dem ein besonderes Ziel vor Augen schwebte und der seinen irischen «Schwestern» und «Brüdern» vor allem etwas ermöglichen wollte – sie sollten die Welt zu günstigen Preisen bereisen können. Ein Flug von Dublin nach London zu einem Preis von circa 800 Pfund Sterling war bis zu diesem Zeitpunkt für die meisten Iren unerschwinglich. Als Ryanair jedoch die Flügel spannt und die Turbinen startet, wird die Welt zu einem Spottpreis erkundbar.

Irish Lamb à la 1001 Nacht Die geborenen Geschichtenerzähler und kreativen Iren begnügen sich nicht nur mit Sightseeing-Touren, Badefreuden oder dem Genuss der jeweiligen Küche und beschränkt auf die Dauer ihres Aufenthaltes. Neugierig kosten sie unbekannte Kräuter, exotische Gerichte ferner Länder und sammeln Rezepte. Zurück in ihrer Heimat integrieren sie diese neuen kulinarischen Dimensionen in ihre eigenen Speisekarten, und so entsteht aus der eigentlich sehr einfachen und auf Hausmannskost beschränkten Auswahl, die so manchen Touristen die Nase rümpfen lässt, eine äusserst attraktive und vor allem köstliche Auswahl an ausgezeichneten Speisen erstklassiger Qualität, serviert in supercoolen und preislich erschwinglichen Restaurant-Locations quer über die Insel verteilt. Fast schon revolutionär könnte man die veränderte Einstellung der Iren zum Essen nennen. Wie Pilze sind Lebensmittelmanufakturen, oftmals Familienbetriebe, aus dem Boden geschossen und werden irische Spezialitäten auf traditionelle Art und nur mittels Bezug anderer lokaler Unternehmen hergestellt. Irische Spitzenköche haben die traditionelle Küche abenteuerlustig neu interpretiert, und so finden sich traditionelle Gerichte, die oftmals ignoriert wurden, heute auf den Menükarten angesagter Restaurants und Cafés.

Trotz der kulinarisch nimmermüden Updates bleibt die innige Beziehung der irischen Bevölkerung zu einer besonderen Knolle unangetastet. Die Kartoffel, in allen erdenklichen Variationen zubereitet, ist die absolute Nummer eins und Königin aller Speisen, die in einem irischen Haushalt praktisch jeden Tag entweder gebraten, gekocht, ge­ stampft, frittiert oder als Krokette verarbeitet serviert wird.

Marktgeflüster Irlands Märkte sind wahre Schlemmertempel und genauso ein Muss wie ein eiskaltes Guinness in einem der Pubs mit Live-Band. Der zwischen 1890 und 1896 erbaute St George’s Market in Belfast ist eine der ältesten Attraktionen der Stadt und einer der besten Märkte Irlands sowie des Vereinigten Königreichs. Mit haufenweise lokalen und nationalen Auszeichnungen wurde der St  George’s Market mehrmals aufgrund seiner frischen, lokalen Produkte und seiner fantastischen Atmosphäre ausgezeichnet. Von gerade erst vom Baum gepflücktem Obst, frischem Gemüse, Fleisch und hausgemachten Delikatessen in ansprechenden Glasdöschen und verzierten Verpackungen, direkt vom Erzeuger oder Privatanbieter an Ständen präsentiert, fangfrischem Fisch, Meeresfrüchten, allerlei Gewürzen, Ölen oder Chutneys bis zu unglaublich schmackhaften Tapenaden findet sich auf dem Markt praktisch alles, was ein Feinschmeckerherz höherschlagen lässt. George’s Street Arcade in Dublin ist sozusagen Irlands erstes Shopping-­ Center und eines der ältesten Europas. Unmittelbar in der Nähe der Einkaufsstrasse Grafton Street und Temple Bar bestechen im viktorianischen Markt kleine Boutiquen mit trendigen Klamotten, ausgefallenem Schmuck, hippe Musikstores, Souvenirs und eine Vielzahl verschiedenster Restaurants.

Streetfood & Stories Die beste Möglichkeit, das unglaublich reichhaltige Angebot kulinarischer Köstlichkeiten und die Geheimtipps zu erfahren, wo die besten Cookies,

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CULINARIUM

Caryna Camerino im «Camerino’s», Dublin

«Keine Liebe ist aufrichtiger als die zum Essen.»

– George Bernard Shaw –

den ersten Blick erlag. Hingerissen vom Land und den liebenswerten Menschen beschloss sie spontan, für eine Weile dazubleiben, und jobbte als Teilzeit­ angestellte in der Personalabteilung eines Unternehmens.

Reinbeissen «Soda Bread», Sodabrot – noch warm gegessen ein Himmels­ stürmer! Irish Stew – DER Eintopf. Frittierter Aal aus dem Lough Neagh ist der absolute Hit. «Potato Farls», Kartoffel­ pfannkuchen – ein Muss in Irland, dem Kartoffel-Planeten. «Scones», Milchbrötchen der besonderen Art – mit reichlich irischer Butter fühlt es sich an wie eine innige, süsse Umarmung.

Muffins, Omeletts, Suppen oder sonstige Leckereien zu finden sind, bieten sogenannte «Walking Food Tours», die entweder online im Internet oder direkt vor Ort gebucht werden können. Die Touren führen meistens über einen oder mehrere Märkte und zu ausgewählten, speziellen Lokalitäten. Die einheimischen Führer sind nicht nur wahre Kenner der örtlichen Genuss-Szene, sondern meistens auch unterhaltsame Gesprächspartner, die Anekdoten und historische Aspekte locker-flockig in die Erkundungstour einbinden. Nicht selten verbirgt sich hinter einem der florierenden Lädelchen eine äusserst interessante Geschichte. So wie bei Caryna und ihrer «Camerino» Bakery an der Capel Street in Dublin. Kleine Torten mit aussergewöhnlichem Dekor schmücken das Schaufenster der Multitasking-­ Bäckerei, die eher wie eine stilvoll und sympathisch eingerichtete Küche aussieht. Von den Back­blechen duftet es nach Vanille und Zimt, Kräuter stecken büschelweise in Gläsern, und die drei jungen Frauen verzieren Miniküchlein, waschen Salate und belegen Brote. Caryna ist Kanadierin und tourte als Rucksacktouristin durch Europa, bis sie in Irland landete und der Liebe auf

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«Als 2008 alles zusammenbrach, wurden auch in meinem Unternehmen Angestellte entlassen, und ausgerechnet ich fasste diesen Job, was mir sehr zusetzte», erzählt die sympathische junge Frau. «Ich backte immer schon gerne, aber am meisten dann, wenn ich unter psychischem Stress stand. Je mehr Leute ich also Tag für Tag entlassen musste, umso höher stieg mein Stresspegel und umso mehr Cookies, Muffins und Törtchen backte ich abends. Alleine konnte ich das niemals essen, also nahm ich alles mit ins Büro und verteilte es unter den Arbeitskollegen. Ich heulte gemeinsam mit denjenigen Mitarbeitern, die ich entlassen musste, und bot ihnen gleichzeitig ein Gebäck an.» Begeistert von Carynas Backkünsten animieren die Arbeitskollegen die junge Frau, ihr Gebäck am Markt zu verkaufen. Also backte sie nachts, schlief im 45-Minuten-Takt, während sich eines der Bleche im Ofen befand, und verkaufte ihre Kreationen am Wochenende auf dem Markt. «Na ja, und dann kam eines zum andern», lächelt Caryna, «irgendwann ermunterten mich die Stammkunden, einen eigenen Laden zu eröffnen. Tja, und hier bin.» Das Faszinierende an Irland ist der Umstand, dass sich über die Insel und über die Jahre hinweg wahre Gourmet-Tempel gebildet haben, die nicht im Gegensatz zur typischen Landesküche stehen und diese verdrängen, sondern sich bestens damit ergänzen und für jeden Gaumen ein Highlight bereithalten. In einer Welt, in der es von Essenstrends nur so wimmelt und die irgendwie alle gleich aussehen und schmecken, ist die irische Authentizität einfach umwerfend.


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O C

Dinner im Grünen

© Ronald Hoeben

SPECIAL Inmitten einer Reihe von Gewächshäusern gelegen, thront das Restaurant De Kas etwas ausserhalb des Amsterdamer Stadtkerns. Das acht Meter hohe Gewächshaus, in dem sich das besagte Restaurant befindet, stammt aus den zwanziger Jah­ ren und hat ein Fassungsvermögen von 140 Gästen. An schönen Sommertagen werden Mittagessen und Digestifs draussen auf der Terrasse im Kräutergarten serviert, und für diejenigen, die lieber separat speisen möchten, steht ein eigener Gartenraum zur Ver­ fügung. Die Menüs werden aus der frischen Tagesernte gekocht: Ein Teil der ökologischen Gerichte setzt sich aus Kräutern, Ge­ müse und essbaren Blumen der benachbarten Gewächshäuser und Gärten zusammen. Den Rest bezieht das «De Kas» von Lieferanten aus der Region.

Dinner im Meer

Haben Sie schon mal zwischen Haien und Fischen gegessen? Wenn nicht, sollten Sie unbedingt das erste Unterwasser-Restaurant der Welt besuchen. Das spekta­ kuläre «Ithaa» befindet sich auf den Malediven und gehört zum Conrad Maledives Hotel. Im «schönsten Restaurant der Welt», wie es die Tageszeitung «New York Daily News» betitelt, essen die Gäste rund fünf Meter unter der Meeresoberfläche. Geschützt wer­ den diese durch ein 12,5 Zentimeter dickes Plexiglas-Dach, das einen 180-Grad-Blick auf die Meereswelt des Indischen Ozeans zulässt. Kein Wunder trägt das Lokal den Namen Ithaa, was in der maledivischen Sprache Dhievi «Perlmutt» heisst. Gerade mal 14 Personen finden im Aquarium-ähnlichen Lokal Platz und erhalten eine Auswahl zwischen einem 4-Gänge-Lunch und einem 6-Gänge-Dinner. www.conradhotels3.hilton.com

Dinner in der Grotte Das Alux Restaurante im mexikanischen Playa del ­Carmen befindet sich in einer buchstäblich steinalten Höhle. Über 10’000 Jahre hinweg schaffte die Natur unzählige sagenumwobene Tropfsteinhöhlen sowie Stalaktiten und Stalagmiten in deren Innern. Laut Maya-Kultur sollen einst Aluxob, elfengleichen Wesen, im GrottenLabyrinth gehaust haben. Heute bieten die Höhlen Platz für mehr als 250 Gäste, wobei das Höhlensystem stetig weitererforscht und je nachdem ausgebaut wird. Im Restaurant mit Bar und Lounge werden mexikanische und internationale Gerichte sowie eine grosse Auswahl an Drinks, normalen Cocktails und exotischen Maya-Cocktails angeboten. Zur magischen Atmo­ sphäre in den Höhlentiefen trägt etwa auch das Kerzenlicht, welches die Umgebung in romantisches Licht hüllt, bei. Wer es noch lauschiger mag und mehr Privatsphäre wünscht oder einen besonderen Anlass feiert, kann dafür übrigens eine von sieben unterschiedlich grossen Privat­ grotten wählen. www.aluxrestaurant.com

© Conrad Maldives Rangali Island

A L

www.restaurantdekas.nl


CULINARIUM

IM

RAUSCH

DER

SINNE DAS NEUE DUFTERLEBNIS

K

Andreas Caminada (39) gilt als bester Koch der Eidgenossenschaft – nun hat der sympathische Aromenmagier aus Graubünden seine Ausnahmestellung in einem gemeinsamen Projekt mit Dior Parfums und Champagne Moët & Chandon erneut unter Beweis gestellt.

ann man Farben riechen oder Düfte essen? Geht es nach François Demachy, lang­ jährige Nase und Haus­ parfümeur bei Christian Dior, sowie Benoît Gouez, seit 2005 Kellermeister des Traditionshauses Moët & Chandon, bedarf es dafür nur eines passenden Katalysators – und den fanden beide nun in Form der fein ziselierten Tellerkunstwerke von Drei-Sterne-­ Koch Andreas Caminada. Die Aufgabe: Caminada

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Dr. Thomas Hauer I

Lukas Lienhard

sollte ausgehend von fünf grossen Parfümklassikern des französischen Kultlabels ein korrespondierendes Menü entwickeln, dessen Gänge die olfaktorische Idee hinter dem jeweiligen Duft in ein Gericht übersetzen. Serviert wurden die Teller anschliessend mit einem passenden Champagner aus der umfangreichen Kollektion von Moët & Chandon. Das Ziel: ein synästhetisches Gesamtkunstwerk, das alle Sinne gleichzeitig anspricht und damit die Grenzen kulinarischer Kreativität auslotet, mit dem Ziel, das Genusserlebnis in eine völlig neue Dimension zu katapultieren. Nicht eben bescheiden. Aber was zunächst ein wenig abenteuerlich klingen mag, erweist sich in der Praxis als wahrer Geniestreich!


Mit drei Sternen im Michelin und 19 Punkten im Gault Millau gehört Andreas Caminada aktuell nicht nur zu den höchstdekorierten Küchen­chefs der Eidgenos­ senschaft, er steht auch als einziger Schweizer auf der «Top 50 Restaurants of the World»-Liste des britischen «Restaurant Magazine». Sein Gour­metRestaurant auf Schloss Schauenstein im bündne­ rischen Fürstenau ist deshalb seit Jahren eine Pil­ gerstätte ambitionierter Feinschmecker. Geöffnet ist das Restaurant zum Lunch von Donnerstag bis Sonntag ab 12 Uhr und Mittwoch bis Sonntag ab 19 Uhr zum Dinner. Unbedingt reservieren!

Im dritten Gang wagt Caminada sich dann endgültig aus der Deckung und kombiniert geräuchertes Lamm mit dem blumigpudrigen EdP von J’Adore, geprägt von Ylang-Ylang, Jasmin und Rose. Aus diesen extremen Gegensätzen schafft Caminada auf dem Teller in Verbindung mit der trockenen Frische des Moët Brut Impérial eine sinnliche Synthese von männlich und weiblich, von verletzlicher Zartheit und ungestümer Kraft. In einem Wort: ganz grosses Gaumenkino! Den aktuellen Herrenduft Sauvage schliesslich, eine Synthese aus Ambrox und Bergamotte, ebenso roh und maskulin wie raffiniert, begleitet butterzartes Rehfilet mit Trüffeln. Der dazu gereichte, noch etwas ungestüme Moët Grand Vintage 2008 bildet dazu mit seinem kräftigen Säuregerüst einen gaumenerfrischenden Kontrapunkt. So zaubert Caminada zum Auftakt eine mit kühlen Zitrusaromen parfümierte Langustine auf den Teller, deren salzige Meeresaromen und dezente Süsse mit Diors Homme Cologne, dominiert von frischer Bergamotte und Grapefruitblüten, die auf einer sinnlichen Moschusbasis ruhen, eine kongeniale Verbindung eingehen. Die perfekte Ergänzung: Moëts Partychampagner Ice-Impérial, verfeinert mit ein paar dünnen Scheibchen eingelegtem Ingwer.

Gaumenkino Nicht weniger überzeugend präsentiert sich die Verbindung von Miss Dior Blooming Bouquet auf Basis betörender Damaszener Rose, kalabrischer Bergamotte und weissem Moschus, mit gebeizter Forelle, Urkarotten und essbaren Blüten, serviert mit Rosé Impérial. Der Originalduft Miss Dior war übrigens das erste Parfüm von Christian Dior. Der noch junge Stardesigner hatte es bereits 1947 kreiert und pflegte damit literweise die Verkaufsräume seines neueröffneten Haute-Couture-Hauses in der Pariser Avenue Montaigne No. 30 zu beduften.

Holz, Glas, Stahl Als Schlussakkord setzt Caminada dann auf eine Variation rund um die Pflaume, der die sinnliche, fast schon berauschende Tiefe von Hypnotic Poison mit intensiven Aromen von Bittermandel, arabischem Jasmin, süsser Vanille und Palisander zusätzliche Tiefe verleiht und deren feinfruchtige Aromen auch in Moëts dazu gereichtem Grand Vintage Rosé 2008 aufblitzen. Krönendes Finale sind dann die im Salon vor dem Kamin gereichten Petits Fours und Mignardises. Sie werden von Fève Délicieuse, einem berauschenden Unisex-Duft aus der exklusiven Collection Privée auf Basis des Absolues der Tonkabohne begleitet, der François Demachy die warmen und leicht rauchigen Noten von Madagaskarvanille an die Seite gestellt hat. Dazu hat Benoît Gouez mit dem MCIII, der neuen Prestige Cuvée aus dem Hause Moët & Chandon, einen ganz besonders exklusiven Tropfen ausgewählt. Die römische III steht dabei für die Materialien, in denen die Grundweine dieses Ausnahmechampagners aus sieben unterschiedlichen Jahrgängen heranreifen durften: Holz, Glas und Stahl. Das Ergebnis ist ein ausgesprochen anspruchsvoller Wein mit enormem Reifepotential. Dafür belohnt er geduldige Connaisseurs aber auch mit einem sensationellen Aromenpotpourri! Einziger Wermuts­tropfen dieses synästhetischen Genussmarathons: Gaumen, Nase und Augen ermüden angesichts der Fülle intensiver Aromen, Geschmacksnuancen und Farben allzu rasch. Weitere Informationen unter www.andreascaminada.com

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IN

ESTMENTFOR

PASSION INVESTIEREN IN MODERNE KUNST

Antoni Tapies Galerie Lelong

Kunstkenner, Investoren und Spekulanten tummeln sich inzwischen am Kunstmarkt und treiben die Preise für Modern Art in die Höhe. Die Grenzen zwischen Kunst und Investment verlaufen fliessend.

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as Sparen als Anlageform soll abgeschafft werden. So scheinen es die Notenbanken mit ihrer aktuellen Nullzins-Politik zu wollen. In dieser Phase sind vermeintlich sichere An­ lageformen Mangelware und Anleger gezwungen, Alternativen zu suchen. Neben klassischen Finanzprodukten und Immobilien wächst daher das Interesse an Kunst als Investment. Eine solche Anlageform kombiniert idealerweise die Freude am ästhetischen Objekt mit der Erwartung an eine attraktive Wertentwicklung. Man spricht deshalb nicht zu Unrecht von «Investments of

Eric Baudart Atmosphère, 2016

204 | PRESTIGE

Carsten Priebe I

Art Basel

Passion». Derzeit besonders gefragt ist moderne und zeitgenössische Kunst. Welche Wertsteige­ rungen in diesem Segment möglich sind, zeigt folgendes Beispiel exemplarisch: Der berühmte ­Musiker Eric Clapton erwarb im Jahr 2001 drei Bilder von Gerhard Richter für 3,4 Mio. US-Dollar. In den Jahren 2012 und 2013 versteigerte er zwei der Bilder für zusammen 55,2 Mio. US-Dollar. Im November kam das dritte Richter-Bild aus der Sammlung des Gitarristen in New York zur Versteigerung. Schätzwert: 20 Mio. US-Dollar. Clapton hat damit den Wert seiner Investition um den Faktor 20 gesteigert. Im Jahr 1973 kaufte der Autohersteller


Alfonso Artiaco Paula Cooper Gallery Konrad Fischer Galerie Sol LeWit

FINANCE

BMW drei Bilder von Gerhard Richter für ein paar tausend D-Mark. Heute hängt der Zyklus unter dem Titel «Rot-Gelb-Blau» im Foyer der Konzernzentrale in München. Der heutige Wert der Bilder wird ebenfalls auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Das gewachsene Interesse an Kunstinvest­ ments hat auch zu den deutlichen Preissteigerungen am Markt beigetragen. So sorgte der Kunstmarkt in den vergangenen Jahren für manche Überraschung. Die Höchstmarken für Gemäldepreise purzelten so schnell, dass auch Kenner überrascht waren. Preise von 100 Millionen US-Dollar und mehr sind bei grossen Kunstauktionen heute keine Seltenheit mehr. Und nicht immer sind es ausgewiesene Kunstkenner, die solche Preise zahlen. Oftmals sind es sogar professionelle Kunsteinkäufer oder kunstaffine Vermögensverwalter, die im Auftrag ihrer sehr vermögenden Kundschaft eine ­besondere Anlageform kaufen. Diese Fachleute bringen oft die Expertise mit, über die ihre Auftraggeber nur selten verfügen. Gemäss dem «Deloitte Luxembourg & ArtTactic Art & Finance Report 2016» wurden 73 Prozent der befragten Vermögensverwalter von ihren begüterten Kunden aufgefordert, auch in Kunst zu investieren.

Ende der Übertreibungen Der weltweite Trend am Kunstmarkt geht derzeit hin zur klassischen Moderne mit Schwerpunkt auf den weltbekannten Namen wie Picasso, Jeff Koons oder Damien Hirst. Ebenfalls begehrt sind die deutsche moderne Kunst seit 1900 und Werke des Expressionismus, also der Kunst zwischen den Weltkriegen. Natürlich lockt der boomende Kunstmarkt auch Spekulanten, die sich aber bewusst sein sollten, dass dieser Markt nicht mit einem geregelten und liquiden Markt für Finanzinstrumente vergleichbar ist. Wer kein Insider ist, für den ist der Kunst- und Antiquitätenmarkt oft intransparent. Das machen sich natürlich auch immer wieder Fälscher oder Betrüger zu Nutze – so wie es bei anderen Märkten auch der Fall ist. Wer sich dieser Risiken bewusst ist, für den kann der Kunstmarkt im Moment interessante Chancen bieten. Inzwischen ist der Markt für moderne und zeitgenössische Kunst in eine Phase mit weniger grossen Übertreibungen getreten, und es ist bereits zu ersten Korrekturen gekommen. Das Phänomen künstlich aufgeblähter Preise ist mittlerweile abgeklungen. Ein Grund dafür mag auch das drastische Durchgreifen der chinesischen Behörden gegen Korruption gewesen sein, das die Luxusgüterbranche weltweit zu spüren bekam. So zeigen die Käufer aus der Volksrepublik auch mehr Zurückhaltung als früher. Aus den USA ist die Nachfrage hingegen weiterhin robust. Mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent bleiben die Vereinigten Staaten der führende Absatzmarkt für Kunst – weltweit. Aufholpotential liegt vor allem bei Sammlern und Investoren aus Europa. Dennoch gibt es immer wieder Überraschungen. In der Sommerauktion des renommierten Auktionshauses Ketterer wurde das Bild «Stürmisches Wetter an der Ostsee (Beschienene Wellen)» aus dem Jahr 1919 von Hermann Max Pechstein auf 350’000 Euro geschätzt, zu EUR 340’000 Euro aufgerufen und wechselte schliesslich für 700’000 Euro den Besitzer. Solche Ergebnisse sind kein Einzelfall und zeigen, wie gross das Interesse der Bieter an solchen Werken ist. Ein weiteres Phänomen ist der wachsende Anteil von Auktionen, die auf spezialisierten Internetplattformen stattfinden. Das Auktionshaus Ketterer erzielt bereits fünf Prozent seines Umsatzes bei Internetauktionen. Weltweit werden Kunstwerke im Wert von fünf Milliarden US-Dollar online versteigert, Tendenz steigend.

Wie investieren? Wer in den Kunstmarkt einsteigen will, der muss sich zuvor einige Fragen stellen. Zum Beispiel: Welche Kunst will ich eigentlich? Kaufe ich lieber mehrere preisgünstigere Bilder, oder setze ich eher alles auf eine Karte und investiere in ein einziges, teureres Werk? Soll ich Werke junger und noch wenig bekannter Künstler kaufen oder auf bekannte Namen setzen? Wo und wie lagere ich die Kunstwerke? Kommen die Bilder an die Wand oder in den Tresor? Und vor allem: Wo kaufe ich ein als Investment gedachtes Kunstobjekt? Käufer sollten sich für einen Händler oder ein Auktionshaus entscheiden, das am Markt etabliert ist und einen guten Ruf besitzt. Nur mit der entsprechenden Expertise kann der Investor sicher sein, gut beraten zu werden. Ausserdem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Preise so taxiert sind, dass man einen fairen Gegenwert erhält. Entscheidend ist auch, dass der Auktionator oder Verkäufer die sichere Abwicklung des Kaufs gewährleistet, bis hin zum ge­ sicherten Transport des wertvollen Stücks und der passenden Versicherung. Wenn all diese Faktoren berücksichtigt sind, bietet ein einzigartiges Kunstwerk als Investment mehr Freude als manches Aktienpaket.

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FINANCE

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ECHTE FÄLSCHUNGEN

o wunderbar die Kunst ist – mit Fälschungen jeglicher Couleur kommen selbst die grös­s­ ten Auktionshäuser zuweilen in Kontakt. Erkennen heisst dann die Devise sagt Robert Ketterer, seines Zeichens Chef von Ketterer Kunst, einem der nach Umsatz zehn grössten Kunstauktionshäuser weltweit und nicht weniger als die Nummer eins für moderne und zeitgenössische Kunst. PRESTIGE: Herr Ketterer, werden Ihnen mitunter auch Fälschungen angeboten? Kommt das häufig vor? ROBERT KETTERER: Unser Unternehmen ist seit sechzig Jahren am Markt. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir als international anerkannter Markenname mit allen Facetten des Marktes und allen Entwicklungen in Berührung kamen und kommen. Von den x-tausenden Werken, die uns aus der ganzen Welt laufend für unsere Auktionen angeboten werden, ist aber nur ein kleiner Bruchteil fraglich. Die Bandbreite des Fraglichen ist dabei gross: Es gibt sozusagen «echte» Fälschungen, es gibt Verfälschungen echter Gemälde und es gibt unklare Provenienzen, also fragwürdige Herkunftsgeschichten.

Robert Ketterer versteigert Pechstein für 700’000 Euro.

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Ist es heutzutage schwerer, Fälschungen zu er­kennen, oder einfacher? Seit einigen Jahren sehen wir tatsächlich eine neue Qualitätsdimension bei Fälschungen. Allein der Vorgang selbst ist oft schon verdächtig. Es wird nicht nur ein vermeintlich wertvolles Werk angeboten, sondern wie selbstverständlich auch noch vergilbte Originalrechnungen und aufwendig gemachte Gutachten. Versuche hermetischer Fälschungsinszenierungen. Wir sehen es als doppeltes Kompliment: einerseits an unsere Fähigkeit, gute Preise zu erzielen, und an unsere hohe Seriosität. Denn all das beweist ja nur, dass bekannt ist, dass wir einen geradezu als kriminologisch zu bezeichnenden Erkennungsaufwand betreiben. Der übrigens auch wirkt – wir hatten noch nie eine Fälschung in einer unserer Auktionen.

Alicja Kwade Reise ohne Ankunft (Mercier), 2016

Mit dem Geheimdienst ins Museum Im Jahr 1995 wurde bekannt, dass Vertreter des Abstrakten Expressionismus (AbEx), wie Jackson Pollock, Willem de Kooning und Robert Motherwell nur einige Künstler waren, die von der CIA im Kalten Krieg in den 1950ern und 1960ern finanziert wurden. Vor einigen Jahren wurde ein Bild des CIA-Schützlings Mark Rothko sogar für 46,5 Mio. US-Dollar versteigert. Die CIA unterstützte die damals unbekannten Künstler im Rahmen einer Operation zur psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion, welche die Kunstform des sozialistischen Realismus propagierte. Der Geheimdienst organisierte in Europa 1958–59 sogar die Wanderausstellung «The New American Painting». Der von der CIA ebenfalls gesponserte «Congress for Cultural Freedom» tat sich mit Nelson Rockefeller zusammen, um die AbEx-Kunst ins berühmte Museum of Modern Art in New York zu bringen.


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5 1 I A. LANGE & SÖHNE DER SCHLICHTE «DATOGRAPH UP / DOWN» ZEIGT DIE VERBLEIBENDE GANGDAUER NACH VOLLAUFZUG AN. 2 I RADO DIE «HYPERCHROME ULTRA LIGHT» IST AUS LEICHTEN, ABER DENNOCH BESTÄNDIGEN MATERIALIEN. 3 I JUNGHANS INSPIRIERT VON EINEM CHRONOGRAPHEN AUS DEM JAHR 1951: «MEISTER TELEMETER». 4 I GIRARD PERREGAUX IN DER «LAUREATO» KOMMEN DIE HERAUS­ RAGENDEN UHRMACHE­ RISCHEN FERTIGKEITEN ZUM AUSDRUCK. 5 I CARL F. BUCHERER DAS TIEFSCHWARZ, KOMBINIERT MIT WEISSGOLD, MACHT DIE «MANERO TOURBILLON» ZUM EYECATCHER.

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6 I IWC SCHAFFHAUSEN EINE OPTIMALE ABLES­ BARKEIT GARANTIERT DIE «PILOT’S WATCH CHRONOGRAPH TOP GUN MIRAMAR».

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