PRESTIGE Austria Volume 15 Auszug

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VOLUME 15 I AUTUMN 2018

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Publisher Francesco J. Ciringione

rundschauMEDIEN AG St. Jakob-Strasse 110 I CH-4132 Muttenz  T +41 (0)61 335 60 80 I F +41 (0)61 335 60 88 info@rundschaumedien.ch www.rundschaumedien.ch Member of the Board Boris Jaeggi I b.jaeggi@rundschaumedien.ch Publishing Director Hasan Dursun I h.dursun@rundschaumedien.ch

Product Manager Adrian Borer I  a.borer@rundschaumedien.ch

Sales & Marketing Sandro Zoppas I s.zoppas@rundschaumedien.ch

Editor-in-Chief Nike Schröder I n.schroeder@rundschaumedien.ch

Editors Anka Refghi, Wilma Fasola, Gisbert L. Brunner, Iris Wimmer-Olbort, Dr. Thomas Hauer, Bernhard Bauhofer, Wilhelm J. Grusdat, Andreas Faust, Helena Ugrenovic, Anna Karolina Stock, Dieter Günther, Roland Hildebrandt, Alain Wafelmann

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Erfahre, ab wann sie in deiner Nähe erhältlich sind.

Corrector Andreas Probst Head of Production & Art Director Sandra Rizzi I s.rizzi@rundschaumedien.ch Product Public Relation Laura Giarratana I l.giarratana@rundschaumedien.ch Online Public Relation Vladimir Popovic I v.popovic@rundschaumedien.ch

Cover Picture Lucia Giacani Model: Anastazja Niemen @ Elite Milano Photographs Hey Reilly, MoMA, Lucia Giacani, Xavier Veilhan, Visit San José, Belmond, MOHR life resort, Tourist Board Dominikanische Republik, Fernando Jorge, Dave Nauli, RM Sotheby’s, Renault, Infiniti, Maserati / Bulgari, Daimler AG, Kai Weissenfeld, Just Loomis, Cecil Beaton, Horst P. Horst, Emporio Armani, Hermès, Dior, Ermenegildo Zegna, Prada, Burberry, Diego Delgado Elias, Rutz Feuerstellen, Tobias Colz, Marcel van der Burg, Alexander Hana, Martinuzzi, Creator, Moley Robotics, The Fontenay, Chocosuisse, MaMa Kelly, Thomas Egli, Miles Aldridge Bilddatenbanken

Admin, Coordination & Subscriptions Serpil Dursun I s.dursun@rundschaumedien.ch Admin Assistant Sarah Senn I s.senn@rundschaumedien.ch Price  Issue CHF 10.– / € 9.50 I Year ­CHF 39.– / € 35.– IT Support  Dejan Djokic I deki@rundschaumedien.ch Web Services websiteria GmbH I info@websiteria.ch Internet prestigemagazin.com

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3 0 Y E A R S O F R E G U L AT O R

F LY I N G R E G U L AT O R O P E N G E A R CH-8753- S I S I

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• A u ß e r g e w ö h n l i c h e A r m b a n d u h r v o m R e g u l a t o r- E x p e r t e n C h r o n o s w i s s A u t o m a t i k k a l i b e r C . 2 9 9 m i t i n n o v a t i v e m „ O p e n G e a r “ D e s i g n , d a s d e n R e g u l a t o r- M e c h a n i s m u s s i c h t b a r m a c h t Auf wendige 3D-Zif ferblat tkonstruk tion auf mehreren Ebenen, mit Einblick ins Werk (freigelegtes Sekundenrad )

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INHALT TRAVEL 50 MEHR ALS HIGHTECH San José 56 REISETREND Digital Detox 60 HOTELLEGENDE «Copacabana Palace»

38

49

64 HIDEAWAY FÜR ALLE SINNE MOHR life resort 66 DESTINATION Städte so bunt wie der Herbst 70 WILLKOMMEN IM PARADIES! Dominikanische Republik 75 SHORT CUTS Leseecke 76 DAS INSELPARADIES Sportlicher Naturtourismus auf Barbados

ART & CULTURE 20 «HOLLYWOOD-LEGENDE» Clara Bow 24 DIGITAL ART Hey Reilly im Gespräch

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32 AUSSTELLUNG Stadt-Träume von Body Isek Kingelez 35 EDITOR’S CHOICE Von Neorealisten und Kameravirtuosen 38 FOTOGRAFIE Im Gespräch mit Lucia Giacani 49 DIE KUNST DES WAHRNEHMENS Xavier Veilhan

32 10 I PRESTIGE

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ALPINE, ASIAN, AUTHENTIC The Chedi Andermatt will captivate and move you. With its authenticity, the unusual liaison of Alpine chic and Asian expression. At the heart of the Swiss Alps, 1,447 meters above sea level and just 90 minutes by car from Zurich, this exclusive hotel in Andermatt will captivate your imagination with its 123 elegant rooms and suites, four outstanding restaurants and bars and a modern Health Club. Another highlight is the multi award-winning Spa area that is probably unique in Switzerland – an oasis of calm and relaxation. The Chedi Andermatt offers a glimpse of another world and views of an unforgettable piece of Switzerland. For further information and reservations please contact +41 41 888 74 88 or info@chediandermatt.com

6490 ANDERMATT SWITZERLAND T (41) 41 888 74 88 F (41) 41 888 74 99 THECHEDIANDERMATT.COM


INHALT WATCHES & JEWELLERY 80 HERBST-ZEIT Die Zeitmesser der Stunde 90 KOMPETENZ UND TRADITION Neuheiten der Swatch Group 96 CONTEMPORARY JEWELLERY Fernando Jorge

90

102 RARITÄTEN Conch-Perlen

DRIVE STYLE 104 GUT IM RENNEN Porsche 908 Works Short-Tail Coupé

96

107 WUSSTEN SIE …? Von Hupen und Tankstellen 108 HISTORY Renault – eine Erfolgsgeschichte

108

115 EDITOR’S CHOICE Von Boliden und zwei Rädern 116 UNTER HOCHSPANNUNG Q Inspiration Concept 120 KOOPERATION DER SUPERLATIVE Maserati und Bulgari 122 DER DRITTE RAUM Wo die Zukunft beginnt

12 I PRESTIGE

115



INHALT

126

157 LIVING

148

158 INTERIOR Diego Delgado Elias 164 WAND-COUTURE Handbemalte Tapeten 170 LOFT LIFE Wohnform für Individualisten 176 KLASSIKER Die Kommissar-Leuchte

FASHION 126 FASHION-EDITORIAL Caroline Lossberg 138 ODE AN DIE WEIBLICHKEIT Die Fotografien des Just Loomis 144 DER EXZENTRIKER Charles James 147 EDITOR’S CHOICE Von Kopf bis Fuss 148 RESPEKTLOS UND CHIC Nicolò Beretta 150 ERSTE REIHE Menswear

176

157 WUSSTEN SIE …? Von Schulterpolstern und Sirenen-Anzügen

164 14 I PRESTIGE


AUS DEM HERZEN DER SCHWEIZER ALPEN Im wunderschönen Simmental ist das Schreinerhandwerk noch ein traditionelles Handwerk. Der Stolz auf unsere Arbeit zeigt sich in jeder von uns individuell angefertigten Küche. Die raue Landschaft, die majestätischen Berge und die unberührte Natur inspirieren dabei unsere Arbeit. Ob Penthouse-Besitzer oder Chalet-Liebhaber, sie alle teilen die Leidenschaft mit uns, die uns dazu motiviert, die exklusiven Küchenträume unserer Kunden wahr werden zu lassen. Die Zbären Küchen werden dabei mit hochwertigsten Materialien in feinster Handarbeit und mit hochmodernen Maschinen gefertigt. Von der kleinen Manufaktur im Herzen der Schweizer Alpen liefern wir die massgefertigten Küchen in die ganze Welt.

Besuchen Sie einen unserer Showrooms in Bern und Saanenmöser www.zbaeren.ch | +41 (0)33 744 33 77


INHALT FINANCE 2 08 INVESTMENT MIT WIRKUNG Im Gespräch mit Sheila von Hoerner 214 ERLEBNIS-ÖKONOMIE Erleben statt nur kaufen 220 SPAREN «ANNO DOMINI» Sparclubs

200 CULINARIUM 178 SÜSSE KUNSTWERKE Wagashi 182 SPEISEN 2.0 Digitalisierung in der Gastronomie 187 WUSSTEN SIE …? Burger neu erfunden 188 «CELLER DE CAN ROCA» Dreigestirn am katalonischen Küchenhimmel

208

192 FOOD-WASTE Bis zum Rest 196 HAUTE CUISINE «The Fontenay» 2 00 BARBETRIEB Das «MaMa Kelly» in Amsterdam 204 MIT TRADITION Die Geschichte der Schweizer Schokolade

36 Kunstvoll 59 Fernweh 95 Blue Dreams 101 Eyecatcher 119 PS-stark 137 It’s Fashion! 143 World of Beauty 149 Made for him 175 Mit Stil und Charme 207 Gaumenzauber 223 Für Macher

16 I PRESTIGE

KOLUMNEN 31 WILHELM J. GRUSDAT: Farben! 94 ALAIN WAFELMANN: Aktionismus führt nicht zu Beständigkeit 6 Impressum 19 Editorial 224 Vorschau

HARRY WINSTON

NEWS

LOUIS VUITTON



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D

LESERINNEN LESER

&

er Sommer neigt sich dem Ende zu, und wehmütig blicken wir zurück. Auf das herrliche Licht, die warmen Temperaturen und den herrlichen Sommerurlaub. Aber auch der Herbst hat seine wunderschönen Seiten. Das bunte Laub der Bäume, das beim Wind von den Ästen tanzt und am Boden einen schönen Teppich bildet. Der Morgennebel, der alles in seinen zarten Schleier hüllt. Das erste Glas neuer Wein, das vorzüglich zu einer Quiche Lorraine passt. Eben eine Jahreszeit mit vielen Facetten. Ebenso wie unsere neue Ausgabe. Auch hier präsentieren wir Ihnen eine wunderbare Vielfalt.

Freuen Sie sich auf einen Ausflug zu den buntesten Strassen und Gebäuden der Welt. Zum Beispiel das zeitgenössische Happy Rizzi House in Braunschweig, entworfen von dem US-amerikanischen Künstler James Rizzi (1950 –2011) und umgesetzt durch den Architekten Konrad Kloster. 2012 wurde das Gebäude komplett saniert und mit der Fassaden-Gestaltung der Künstler Oliver Kray beauftragt. Auf rund 2000 Quadratmetern konnte er dem Gebäude neues Leben einhauchen. Mutig und lebendig ziert es seitdem den Achterhof. Aber mehr möchte ich Ihnen an dieser Stelle über diese wunderbare Strecke nicht verraten. Nur so viel: Erleben Sie noch weitere besondere und überraschende Ziele, die immer eine Reise wert sind. Ein weiteres Highlight dieser Ausgabe sind die atemberaubenden Conch-Pearl-­ Schmuckstücke. Die Perlen unter den Perlen, die Conch Pearls, sind extrem selten und damit natürlich auch sehr wertvoll. Man schätzt, dass nur eine von 10’000 Conch-Muscheln eine Perle hervorbringt und davon weniger als 10 % Schmuckqualität haben. Jede ein Unikat. Die Schmuckstücke, die daraus entstehen, sind echte Kunstwerke. Aber lassen Sie sich verzaubern von der atemberaubenden Laune der Natur. Diese und noch viel mehr interessante Geschichten erwarten Sie in dieser Ausgabe. Lassen Sie sich von uns immer wieder verführen und überraschen. Wir freuen uns jedenfalls darauf, Sie zu inspirieren und zu begleiten durch einen sicherlich wunderbaren Herbst.

Francesco J. Ciringione Verleger

Nike Schröder Chefredakteurin

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DAS

MOTIONMAGAZIN AUS DER SCHWEIZ

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DER PREIS, EIN ZU SEIN

IT-GIRL

Kecker Blick aus dunklen Kulleraugen im Puppengesicht, entwaffnende Natürlichkeit, Charisma, Sexappeal und sprühender Charme: Das ist Clara Bow. Sie ist der Superstar der 20er-Jahre-Stummfilm-Ära und das wohl erste It-Girl. Doch das gnadenlose Hollywood, gehässige Neider und eine zerbrechliche Seele werden für sie zur Rutschpartie zwischen Himmel und Hölle.

E

Helena Ugrenovic

s hätte eines der berühmten Märchen und Stoff für einen Hollywood-Blockbuster werden können: bitterarmes Mädchen aus New Yorks verkommenem Brooklyn-­Ghetto, vom Vater missbraucht, eine schizophrene Mutter mit gescheiterten Selbstmordversuchen, gewinnt einen Persönlichkeits-Wettbewerb, wird danach ein gefeierter Filmstar, das erste It-Girl der Geschichte, lebt frei Schnauze und vor allem sich selbst. Doch das Leben schreibt seine eigenen Drehbücher, in denen Hauptdarsteller zu Statisten mutieren, Riesen zu Zwergen schrumpfen und magische Momente abrupt in tragische Momente wechseln. Der Griff nach den Sternen ist möglich, doch unsagbar schwer. Zu viel Geröll befindet sich auf dem vermeintlichen Regenbogen, über den das hoffnungsvolle Mädchen überschwänglich tanzt. Es ist ein Tanz auf dem Seil und ohne Auffangnetz.

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Clara Bow balanciert in High Heels, kurzem Rock, mit sexy Naht in den halterlosen Strümpfen und allen Widrigkeiten zum Trotz. Doch sie hat die Rechnung ohne das skrupellose Hollywood gemacht.

Slumdog-Girl Clara Bow wird am 29. Juli 1905 in Brooklyn und in die grösste Armut der damaligen Zeit hineingeboren. Ihr Vater ist ein erbarmungsloser Schläger, der sich an dem Mädchen vergeht. Ihre Mutter eine gewalttätige und psychisch instabile Frau. Clara ist eine verlassene Kinderseele, die sich in den Strassen Brooklyns rumtreibt und als «Tomboy» von den lokalen Gangs akzeptiert wird. Doch hinter dem burschikosen Wesen mit der frechen Klappe verbirgt sich ein filmvernarrter Teenager, der von Glanz und Glamour träumt und sich nach dem Reichtum der Welt sehnt. Als sie 1921 ein Foto von sich bei einem Ausschreiben einreicht und mit 16 Jahren den Persönlichkeitswettbewerb


CULTURE

ART & «Ich bin eine Kuriosität in Hollywood. Ich bin ein grosser Freak, weil ich ich selbst bin!» – Clara Bow –

Her Wedding Night I 1930


ART & CULTURE

gewinnt, wittert sie ihre grosse Chance und bricht die Schule ab. Der Preis sind eine Trophäe und eine kleine Filmrolle, jedoch kein Vertrag. Was wie das typische «erste Sporen verdienen» im Film­ business anmutet, wird sich über die Jahre ihrer Karriere hinweg als unweigerliche Dauerhürde erweisen, die wie eine rabenschwarze Wolke über ihrem Kopf hängt und jedes bisschen Sonne, das hervorblitzt, wieder verschluckt. «Da war immer etwas», erinnert sie sich in einem Interview, «ich war entweder zu jung, zu dünn, zu dick, und normalerweise stempelten sie mich als zu fett ab.» Es sollten noch zwei Jahre vergehen, bevor sie nach Hollywood zieht, und weitere drei, bis Paramount ihr endlich einen Vertrag anbietet.

«Dancing Mothers» und «The Plastic Age» sorgen für ihren Durchbruch. Claras Bildschirm­­-Präsenz ist überwältigend. Amerika verliebt sich in die Schönheit mit dem Babyface und den dramatisch grossen Augen, jedoch ist es vielmehr ihr faszinierendes Wesen, dem die breite Masse unterliegt. Clara ist sorglos, energisch, selbstbewusst, gelassen und unabhängig und fühlt sich unsagbar wohl in ihrer Haut. Sie trägt kurze Haare, kurze Röcke und ist die archetypische, moderne Frau, die sich für kein Geld auf der Welt verbiegen lässt. Sie ist ein sogenannter «Flapper» und für Hunderttausende Frauen, die jede Woche ins Kino strömen, ein Vorbild.

Das gewisse Etwas

Der X-Faktor

Die Existenz des Kinos als Massenindustrie gibt Clara die Chance, ihr Leben neu zu erfinden, doch es ist ein Pakt mit vielen Teufeln. Sie arbeitet Tag und Nacht und dreht allein im Jahr 1925 15 Filme.

1927 spielt sie die Hauptrolle in der romantischen Komödie «It». Es ist die Verfilmung eines Romans der ungeheuer populären Schriftstellerin Elinor Glyn, wobei Paramount eine landesweite Publicity­ schlacht austrägt, um die perfekte weibliche Schauspielerin für die Rolle aufzuspüren. Die mit

True to the Navy I 1930

22 I PRESTIGE

Wie keine andere versteht es Clara, einen Naturalismus in ihre Schauspielerei einzubringen, der zuvor noch nie gesehen worden war. Während andere Stars eher gekünstelt wirken, ist sie lebhafter, lustiger, spontaner und natürlicher. Sie ist das Mädchen von nebenan, könnte aber einer der Jungs sein, und sie besitzt die Gabe, das Publikum immer wieder aufs Neue zu überraschen.


ART & CULTURE

dem «it», dem X-Faktor, dem gewissen Etwas. Elinor Glyn persönlich wählt Clara Bow, deren Karriere-­ Stern über Nacht in den Himmel schiesst. Sie spielt nicht nur das It-Girl, sie ist es, und wie Elinor Glyn es beschreibt, besitzt sie unermessliches Selbstvertrauen und die Gleichgültigkeit, ob sie gefällt oder nicht, ohne dabei kalt zu wirken. Der Film ist ein Kassenschlager, und Amerika liegt Clara Bow ihrer hemmungslosen Natürlichkeit und Offenheit wegen zu Füssen. Sie dichtet keinen aristokratischen Ursprung in ihren Lebenslauf, sondern erzählt den Reportern genauso schonungslos über ihr desillusioniertes Elternhaus wie über ihr Faible zum Glücksspiel und ihre unzähligen Liebhaber, zu denen Persönlichkeiten wie Bela Lugosi, Victor Fleming, Gary Cooper oder John Gilbert gehören. Ihr Charakter ist modern, sexy, mitfühlend, witzig und zielstrebig, und sie ist so etwas wie ein Aschenputtel, jedoch ohne fulminantes Happy End. Die lebensfrohe Offenheit

und Unbekümmertheit, die sie in vollen Zügen in den «Roaring 20s» zu einem Idol machen, ist in den von Depressionen verwüsteten 1930er Jahren verpönt, und die Boulevardblätter zerreissen Clara in der Luft.

Hollywoods triefende Arroganz Während Clara Bow Millionen in die Kassen von Paramount spielt, sehen die Studiobosse das schmuddelige Kind aus der Unterschicht in ihr, den «Underdog» und das «Spatzenhirn», das sie zu manipulieren versuchen. Sie wird brüskiert und diffamiert, doch sie schiesst mit spitzer Zunge zurück und führt ein aufregenderes und interessanteres Liebesleben als die Filme, die sie dreht, und setzt es durch, keine moralische Klausel in ihrem Paramount-­Vertrag zu haben. Claras ausschweifender Lebensstil unterscheidet sich nicht von demjenigen anderer Hollywood-Stars. Doch während sie offenherzig darüber berichtet, vertuschen es ihre Kolleginnen mit Bravour. Sie ist ein Flapper, It-Girl und Jazz-Baby, das für den Erfolg doppelt so hart arbeitet als die anderen Schauspielkollegen und bei dem sich der innere Dämon, genährt durch die äusseren Umstände, immer weitläufiger über ihre Seele legt. «Die ganze Zeit lacht und tanzt der Flapper. Darunter jedoch liegt ein tragisches Gefühl. Der Flapper ist unglücklich und desillusioniert.»

Dämonen

Hula I 1927

Der Beginn der Tonfilmära beeinflusst den Geschmack des Publikums, und das Image des bis dahin grössten weiblichen Stars der Paramount Studios als Flapper und It-Girl beginnt zu wackeln. Einerseits stehen den Studios andere weibliche Stars wie Marlene Dietrich, Nancy Carroll, Ruth Chatterton oder Frances Dee zur Verfügung, andererseits kämpft Clara Bow mit Gewichtsproblemen, braucht haufenweise Pillen, um morgens aus dem Bett zu stolpern und nachts überhaupt schlafen zu können. Die Geräuschkulisse am Set der Tonfilm-­Studios, der Stress und die Hetze ihres Umfelds triggern ihre Dämonen, und ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich. Sie erträgt den Stress nicht mehr. Im Alter von 28 Jahren beendet sie 1933 ihre Filmkarriere und zieht sich mit ihrem Ehemann Rex Bell, den sie 1931 geheiratet hat, auf eine Rinderfarm in Nevada zurück. Doch das beschauliche Eheleben mit zwei Kindern ist fragil. Clara unternimmt wie einst ihre Mutter einen Suizidversuch. 1949 wird bei ihr Schizophrenie diagnostiziert, an der sie bis zu ihrem Tod durch Herzversagen 1965 leidet.

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TRAVEL In einem Umfeld voller Wohlhabender hat sich ausgerechnet ÂŤStreet ArtÂť einen bemerkenswerten Platz erobert.


HIGHTECH

MEHR ALS NUR

Allseits bekannt als Hauptstadt des Silicon Valley glänzt San José neben Facebook und Apple auch mit dem richtigen Mass an Geschichte, Wissenschaft und Natur. Anna Karolina Stock I

Visit San José

The luxurious way of life I 51


TRAVEL

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rittgrösste Stadt Kaliforniens, durchschnittlich 300 Sonnentage im Jahr, Heimat von Apple, Facebook, Google, Tesla und Co – und dennoch ist San José im Silicon Valley immer noch ein Geheimtipp. Dabei bietet das weltgrösste Hightech- und IT-Zentrum weitaus mehr als nur Computer-Clouds, Silizium-Chips und Geheim­ labore. «Rund 60 verschiedene Sprachen erklingen Tag für Tag in den Strassen von San José und machen die Stadt zu einem multikulturellen Ort», berichtet Rich Saito vom Japanese American Museum. Zwar sind auch lateinamerikanische, polynesische und vietnamesische Einflüsse zu spüren, doch spiele die japanische Kultur eine ganz besondere Rolle. San Josés Japantown (Nihonmachi) entstand genau dort, wo sich die japanischen Einwanderer um 1890 als Farmer im Santa Clara Valley niederliessen. Mehr als ein Jahrhundert später bildet die japanische Gemeinde von San José eines der drei letzten historischen Japantowns in den Vereinigten Staaten. Das Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war alles andere als leicht, das zeigen die Ausstellungsstücke im Japanese American Museum. Als Museumsguide möchte Rich Saito, pensionierter Polizist und selbst Nachkomme japanischer Einwanderer, ein Stück Geschichte an zukünftige Generationen weitergeben. «Unsere bewegte Vergangenheit ist der Grund, wieso San José heute unser Zuhause ist», erklärt er. Das dürfe nicht in Vergessenheit geraten.

Auf Kunstwerke der Westküste aus dem 20. und 21. Jahrhundert spezialisiert: das «Museum of Art»

Valley. Die viktorianische Villa gehörte Sarah Winchester, der Witwe des Gewehrfabrikanten William Winchester. Sie ist aus rund 160 Zimmern unterschiedlicher Grössen zusammengesetzt. «Neben 40 Schlafzimmern gibt es 47 Kamine, sechs Küchen, 13 Badezimmer, mehrere Geheimgänge und über 1000 Fenster – aber nur eine einzige Dusche», zählt die skurrile Museumsführerin Eve Santana und das Geheimnis auf. Sarah Winchester befürchtete, der Legende von Winchester nach, von den Geistern der getöteten Ureinwohner Etwas ausgelassener geht es auf der berühmten und Bürgerkrieg-Soldaten, die zu Hunderten durch Einkaufsstrasse «Santana Row» in Downtown San Kugeln aus den Winchester-Gewehren gestorben José zu. Schattenspendende Eichen, Skulpturen waren, im Schlaf heimgesucht und getötet zu französischer Künstler und antike Springbrunnen werden. Um von ihnen nicht gefunden zu werzieren die luxuriöse Shoppingmeile mit ihren mon- den, schlief sie jede Nacht in einem anderen Zimdänen Boutiquen und gehobenen Restaurants. mer und liess über 38 Jahre lang kontinuierlich Ganz ohne Hightech geht es aber auch hier nicht: neue Zimmer anbauen. «So entstand ein riesiges Mitten im Gewusel befindet sich der Flagship-­ Labyrinth aus Sackgassen, Türen, hinter denen Show­room von Tesla – typisch San José. Nur ein sich Wände befinden, und Treppen, die einfach in paar Blocks weiter steht das Winchester Mystery der Decke enden», berichtet Eve mit geheimnisHouse, die wohl kurioseste Attraktion des Silicon voller Stimme.

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TRAVEL

1927 erbaut: das «California Theatre» in San José

Das Leben im Silicon Valley ist vielseitig und bunt.

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TRAVEL

Auf dem Mount Hamilton gelegen: das «Lick-Observatory» in Kalifornien

Von Bits und Bytes Nichtsdestotrotz ist und bleibt San José das Tor zu Innovation und Technologie. Dies wird deutlich, sobald man am Terminal B des internationalen Flughafens aus dem Flieger steigt und vom «Space Observer», einer acht Meter hohen, kinetischen Skulptur des Kölner Künstlers Björn Schülke, begrüsst wird. Falls der Erfindergeist beim Anblick dieses raumsondenartigen Kolosses noch nicht geweckt wurde, steht er spätestens im Tech Museum of Innovation – kurz «The Tech» genannt – von den Toten auf. Denn hier taucht man ein in die Welt von Morgen: Roboter designen, Gene manipulieren, alternative Energien entwickeln. Dank der interaktiven Exponate werden sogar Bits und Bytes endlich verständlich. Für viele Tech-Fans ist eine Reise nach San José ein Muss. Weltberühmte Unternehmen wie Apple und Hewlett Packard sind hier gegründet worden. Die legendäre Garage in Los Altos, in der Steve Jobs und Steve Wozniak 1976 den ersten Apple-Computer gebaut haben, befindet sich nur wenige Kilometer vom heutigen Apple-Hauptsitz entfernt.

Gegensätze ziehen sich an Obwohl San José Dreh- und Angelpunkt der internationalen Technologiebranche ist und mit über 6600 Unternehmen das «Who-is-who» der digitalen Zukunft beheimatet, hat die Hauptstadt des Silicon Valley auch eine ganz natürliche Seite. Nur eine dreissigminütige Autofahrt entfernt warten Naturschönheiten wie weitläufige Weinanbaugebiete, die Berge der Santa Cruz Mountains, die Felsbrücken am Natural Bridges State Beach oder der «Henry Cowell Redwood State Park» mit seinen riesigen

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Küstenmammutbäumen («Sequoia sempervirens»). «Die Giganten können über 110 Meter hoch werden und wachsen nur in den Küstengebieten Nord­ kaliforniens und im Süden Oregons», berichtet Parkranger Dave Solloy. Da die Bay Area ab Mitte des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Umschlagplatz für die Holzindustrie war, seien heute nur noch fünf Prozent der Altbestände übrig.

Auf der Suche nach neuen Planeten Ähnlich beeindruckend wie die Baumgiganten ist auch der Blick in die Sterne durch den «Great Lick Refractor». Als das 36 Zoll grosse Linsenteleskop 1888 in Betrieb genommen wurde, war es das grösste und modernste der Welt. Damit kann sich das Lick-Observatorium auf dem Mount Hamilton heute zwar nicht mehr brüsten, dafür können Besucher in fast 1300 Meter Höhe noch immer einen fantastischen Blick in den nächtlichen Sternenhimmel werfen. «Dank der Höhe liegt die Sternwarte über dem Nebel, der sich oft in der Bay Area bildet», erklärt Wissenschaftler Paul, während er das Teleskop einstellt. «Mit 330 klaren Nächten im Jahr haben wir hier ideale Sichtverhältnisse.» Wer mehr über Stephen Hawking, die Suche nach Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems und extraterrestrischer Intelligenz erfahren möchte, sei im Observatorium genau richtig. Sein Namens­ geber war übrigens der amerikanische Pianobauer James Lick, aus dessen Nachlass der Bau finanziert wurde. Ähnlich wie Sarah Winchester hatte auch Lick ein spezielles Leben – doch das ist eine andere Geschichte … Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde unterstützt von Visit San José und Lufthansa.


TRAVEL

GIVENCHY

Wenn die Tage kälter werden, locken Reisen i n wärmere Reg ionen – a m besten mit den perfekten «It-Pieces» im Koffer.

Cooler Ausblick für sonnige Tage: Sonnenbrille aus mattschwarzem Acetat mit Steg und Bügeln aus goldfarbenem Metall und rauchgrauen Gläsern. Überzug der Bügel aus dunklem Schildpatt-Acetat. Made in Italy.

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BULGARI

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Das 5-Sterne-LifestyleHotel in Kuala Lumpur ist überraschend anders. Gelegen im Herzen des kosmopolitischen Stadtteils Bangsar, bietet das Hotel ein einzigartiges lokales Destinationserlebnis in Malaysias Hauptstadt.

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Die neue Leica C-Lux: vielseitige Kompaktkamera mit 15-fach optischem Zoom, praktischem Touchscreen und herausragendem Design. Erhältlich in den Farben «Light-Gold» und «Midnight-Blue», überzeugt die Leica C-Lux auch mit Präzision und stilvollem Zubehör.

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&

HERBST

WATCHES  JEWELLERY

ZEIT Der Herbst naht und damit die Zeit, in der man sich gerne mit der Zeit beschäftigt. Das Thema verlangt nicht unbedingt nach einer Uhr. Aber mit dem passenden Zeitmesser am Handgelenk lebt es sich dennoch besser.

E

Gisbert L. Brunner

legant oder sportlich, zugekaufte oder selbst gefertigte Mechanik, schlicht und einfach oder kompliziert. Die Uhrenindustrie weiss, was ihre internationale Kundschaft wünscht. Und sie handelt danach. Gestalterische, technische und uhrmache­rische Vielfalt kennzeichnet die Neuheiten des Jahres 2018. Erdenbürger mit begrenztem finanziellen Budget kommen ebenso zu ihrem Recht wie Zeit-­Genossen, denen das Beste und Teuerste gerade gut genug ist. Was zählt ist die Maxime, das kostbarste, weil unaufhörlich verstreichende und unwiederbringliche Gut der Menschheit nicht irgendeinem Zeitmesser anzuvertrauen. Analog zur Lage bei Immobilien spielt bei Uhren die Provenienz eine wichtige Rolle. Auf einem ganz anderen Blatt Papier steht das optische Erscheinungsbild, bei dem alleine der persönliche Geschmack entscheidet.

Zeitschreibendes zum 160. Geburtstag 2007 schlüpfte die 1858 von Charles-Yvan und Hyppolite Robert ins Leben gerufene Uhrenmanufaktur Minerva unter das Dach von Montblanc. Sechzig Jahre nach der Firmengründung machte ein erstes Chronographenkaliber von sich reden. Seitdem prägten Taschen- und Armbanduhren mit zeitschreibender Funktion das Unternehmensbild. Insofern ist die Vorstellung nostalgiebetonter Chronographen nur logisch. Ins Jubiläumsprogramm des

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HUBLOT

MONTBLANC

Hamburger Traditionsunternehmens mit Uhren­ ateliers im Westschweizer Jura passt der «1858 Automatic Chronograph». Sein Stahlgehäuse misst 42 Millimeter, verfügt über einen Massivboden und verträgt Wasserdruck bis zu zehn bar. Im Inneren tickt das zugekaufte Selbstaufzugskaliber Sellita SW-510, welches Montblanc zum MB 25.11 veredelt. Kugellagerrotor-Selbstaufzug, Kulissenschaltung, Schwingtrieb-Kupplung, Achtelsekunden-­ Stoppgenauigkeit, 30-Minuten-Totalisator bei «3» und circa 48 Stunden Gangautonomie gehören zu den technischen Merkmalen. Vor der Lieferung absolviert jede Armbanduhr den strengen Montblanc Laboratory Test 500.

mehr als 2000 Vickers. Vor allem dann, wenn komplette Gehäuse mit Durchblick entstehen sollen. Auf solche versteht sich Hublot. Zum Einsatz kommen ausgeklügelte Verfahren unter Einsatz hoch präziser Laser. Transparenz und perfekte Oberflächen entstehen durch Politur mit Hilfe diamantbesetzter Schleifscheiben, Diamantpulver und anderen chemischen Substanzen. Beim neuen «Big Bang Sapphire Tourbillon» ist es mit der 45 Millimeter grossen und 14,25 Millimeter hohen Schale noch lange nicht getan. Um eine «glasklare» Angelegenheit handelt es sich dank Saphir auch beim skelettierten, aus 175 Teilen assemblierten Manufakturkaliber HUB6016. Das Handaufzugswerk verfügt über 115 Stunden Gangautonomie. Sein Tourbillon Im Zeichen vollkommener Transparenz vollzieht seine Pirouetten unter einer durchsichtiZur Herstellung von Saphir braucht es natürlichen gen Brücke aus besagtem Werkstoff. Somit stört Bauxit, Hitze und ein gerüttelt Mass Zeit. Der sol- nichts die Blicke wissbegieriger Mechanik-Voyeure. cherart erzeugte Grundstoff verfügt über hohe Die im Drehgestell untergebrachte Unruh vollzieht mechanische Festigkeit. Nach viel Bearbeitung-­ stündlich 21’600 Halbschwingungen. Wasser bleibt Know-how verlangt die enorme Materialhärte von bis zu drei bar Druck aussen vor.

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WATCHES & JEWELLERY

Tief-Taucher aus Genf

Klein, aber fein und sehr sportlich

Die «Oyster Perpetual Sea-Dweller Deepsea» entsteht bei Rolex nach der Devise «sicher ist sicher». Heisst: Jedes Exemplar muss schon in der Manufaktur einen Druck aushalten, der in 3900 Meter Wassertiefe herrscht. Über dem Meeresspiegel fühlt sich dieser stählerne Zeitmesser mit Heliumventil selbstverständlich genauso wohl. Auf dem funktionalen Zusammenwirken dreier Elemente basiert die patentierte «Ringlock»-Konstruktion: stickstoffbehandelter Hochleistungsring zwischen Glas und Gehäuseboden, 5,5 mm dickes Saphirglas und Gehäuseboden aus Titan. Zu den Käufern findet er mit fünfjähriger internationaler Garantie auf Funktion und Mega-Ganggenauigkeit im engen Toleranzbereich zwischen minus und plus zwei Sekunden täglich. Verantwortlich für Zuverlässigkeit und Präzision zeichnet das neue Automatikkaliber 3235 mit patentierter «Chronergy»-Hemmung und beruhigenden 70 Stunden Gangautonomie. Das stählerne Gliederband am 44-mm-Oystergehäuse besitzt eine adaptierte «Oysterlock»-Sicherheitsfaltschliesse. Dank eines «Glidelock»-Verlängerungssystems lässt sich das Band schrittweise um etwa zwei Zentimeter verlängern.

39 Millimeter bringt das Edelstahlgehäuse der Tudor «Black Bay Fifty-Eight» zwischen die Backen einer Schieblehre. Dieses Modell knüpft an die seit 1954 währende Taucheruhren-Tradition der Rolex-Tochter an. Anfangs reichte die Wasserdichte des «Oyster»-Gehäuses mit Schraubkrone bis zu zehn bar Druck, sprich 100 Meter. Ab 1956 konnte man –rein theoretisch- doppelt so tief abtauchen. Wiederum zwei Jahre später, also 1958 wartete die bei Sammlern sehr begehrte Referenz 7924 erstmals mit markanter Krone auf. Dieses Stilelement zeichnet den Retrolook-Newcomer von 2018 aus. Wie einst ist die Big-Crown-Schale dicht bis zu 20 bar Druck. Zuverlässige Ablesbarkeit selbst bei widrigen Sichtverhältnissen gewährleistet Super-LumiNova-­ Leuchtmasse. Im Verborgenen agiert das 26 mm kleine, 4,99 mm hohe Automatikkaliber MT5402. Wie die grösseren MT56xx-Schwestern verfügt es über Rotor-Selbstaufzug, 70 Stunden Gangautonomie, amagnetische Silizium-­ Unruhspirale und vier Hertz Unruhfrequenz. Fast von selbst verstehen mag sich die amtliche Chronometerprüfung jedes Uhrwerks.

Es lebe die Vergangenheit Exakt vor 52 Jahren präsentierte Favre-Leuba eine Armbanduhr mit integriertem Tiefenmesser. Eine ausgeklügelte Mechanik übertrug den steigenden oder sinkenden Druck des nassen Elements von der Membrandose auf ein entsprechend kalibriertes Zeigerwerk der «Bathy 50». In Gestalt der 48 Millimeter grossen «Raider Bathy 120 MemoDepth» feiert dieses durchdachte Instrument seine Renaissance. Natürlich haben findige Techniker die im Gehäuse verbaute Mechanik auf den neuesten Stand gebracht. Wasser gelangt weiterhin in eine Boden­ kammer, wo es auf ein Dosenaneroid einwirkt. Allerdings verträgt die neue Konstruktion Druck bis zu 20 bar. Der vom modifizierten Hebelwerk angesteuerte Zeiger überstreicht eine nicht-­lineare Tiefenskala bis zu 120 Meter. Ein nullstellbarer mechanischer Speicher merkt sich die maximal erreichte Tauchtiefe. Wie beim historischen Vorbild gibt es Dekompressions-Markierungen zum richtigen Auftauchen. Für die unter Wasser extrem wichtige Uhrzeit zeichnet das auf dem Eterna-Kaliber EMC 3903M basierende Handaufzugswerk FL321 mit 65 Stunden Gangautonomie und Gangreserve­ anzeige bei «12» verantwortlich. ROLEX

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WATCHES & JEWELLERY

Kosmopolitischer Zeitschreiber Heuer 02 heisst das von TAG Heuer selbst entwickelte Automatikwerk mit integriertem Chronographen. Neben der stabilen Chronographenbrücke ist das Schaltrad als einziges Bauteil mit der Grundplatine verschraubt. Alle übrigen Komponenten der zeitschreibenden Mechanik werden intelligent zusammengesteckt oder eingehängt. Ihre Funktion selbst oder andere Teile halten sie sicher in der richtigen Position. Die neueste Repräsentantin dieser durchdachten Kaliberfamilie mit riesigem Federhaus, 80 Sunden Gangautonomie und vier Hertz Unruhfrequenz trägt den Zusatz GMT, welcher auf das Vorhandensein eines zusätzlichen Zeitzonen-­ Dispositivs hinweist. Der Blick aufs Zifferblatt des «Carrera Chronograph GMT» lässt gleich zwei

FAVRE-LEUBA

TAG HEUER

TUDOR

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WATCHES & JEWELLERY

URBAN JÜRGENSEN

PATEK PHILIPPE

Stundenzeiger erkennen. Der rote davon rotiert innerhalb von 24 Stunden um 360 Grad. Folglich ist er für die Referenzzeit zuständig. Das weisse, ebenfalls im Zentrum drehende Lokalzeit-­Pendant lässt sich vom Minutenzeiger unabhängig in Stundenschritten vorwärts verstellen. Die bis zu 100 Meter wasserdichte Edelstahlschale mit Sichtboden, deren Vorderseite eine zweifarbige Keramiklünette ziert, misst 45 Millimeter.

Klangvolle Weltzeit Für das Debüt der Referenz 5531 im Jahr 2017 wählte Patek Philippe New York. Die limitierte Edition zur Ehren des «Big Apple» war sofort vergriffen. Zu kurz Ge­kommene können sich mit der 42 Millimeter grossen Rotgold-Referenz 5531R trösten. Sie fasziniert durch ein aufwändiges Zifferblatt. Das in Cloisonné-­ Email ausgeführte Zentrum zeigt eine Landschaft am Genfer See. Dahinter agiert das Kaliber R 27 HU, ein komplexes Automatikwerk mit massivgoldenem Mikrorotor und klangvoller Minutenrepetition. Die 8,5 mm hoch bauende Edel-­ Mechanik, deren «Gyromax»-Unruh samt Siliziumspirale stündlich 21’600 Halbschwingungen vollzieht, besteht aus insgesamt 462 Komponenten. HU,

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WATCHES & JEWELLERY

sive stählerne Armbanduhr, die sich nur auf der Homepage des Unternehmens bestellen lässt. Nach der Fertigstellung sind die Käufer eingeladen, das edle Stück Uhrmacherkunst persönlich in Biel entgegenzunehmen und bei dieser Gelegenheit auch mit den verantwortlichen Handwerkern zu plaudern. «The Alfred», so heisst der ausgesprochen klassisch gehaltene Zeitmesser, besticht durch ein elegantes 42-Millimeter-Gehäuse mit tropfenförmigen Bandanstössen, handgefertigte «Jürgensen»-Zeiger, massives Silber-Zifferblatt und natürlich ein Uhrwerk aus eigenen Ateliers. Nach spätestens 72 Stunden möchten die beiden Zugfedern des liebevoll feinbearbeiteten Kalibers P4 von Hand gespannt werden. Die Unruh oszilliert mit drei Hertz unter einer stabilen Brücke. Natürlich zeigt sich die feine Mechanik mit allen ihren subtilen Details beim Blick durch einen Sichtboden. Als Tribut an die Ahnen kann schliesslich auch die «grosse» kleine Sekunde auf dem Zifferblatt gelten.

Zeitschreibende Manufaktur

ausgeschrieben heure universelle, weist auf eine Indikation hin, bei der Patek Philippe zu den anerkannten Pionieren gehört. Das 32 mm grosse, vorderseitig montierte Modul bildet die Zeit simultan in den 24 Standard-Zeitzonen ab. Zum unkomplizierten Ein- und Verstellen gibt es im Gehäuserand bei «2» einen Drücker. Logischer- und korrekterweise tut das feine Schlagwerk die Zeit am jeweiligen Aufenthaltsort minutengenau kund.

Michel Parmigiani, Präsident der Uhrenmanufaktur Parmigiani Fleurier und qualifizierter Meister-Uhrmacher, weiss genau, was er sagt. Sein Credo: «Verglichen mit einem Tourbillon ist die Konstruktion eines integrierten Chronographen und dessen Entwicklung zur Serienreife fünf Mal schwieriger. Immerhin müssen sehr viele Komponenten funktional perfekt zusammenwirken. Fällt ein kleines Teil aus oder ist eine Baugruppe falsch justiert, versagt der Stoppmechanismus.» Daher dauerte es sechs Jahre, bis das hauseigene Chronographenkaliber PF365 zur Zufriedenheit funktionierte. Wie es sich für ein Spitzenprodukt gehört, obliegt die Steuerung der Funktionen Start, Stopp und Nullstellung einem Schaltrad. Die Verbindung zwischen Uhrwerk und Stopper mit 30-Minuten- und 12-Stunden-­ Zähler stellt eine vertikale Friktionskupplung her. Nachdem die Unruh des teilweise aus Massivgold gefertigten Uhrwerks mit flinken fünf Hertz oszilliert, lassen sich Zeitintervalle per Knopfdruck auf die Zehntelsekunde genau erfassen. Ein COSC-­ Zertifikat bescheinigt die Ganggenauigkeit von dem auf 50 Stück limitierten «Kalpa Chronor» mit ton­ neau­förmigem Goldgehäuse in den Dimensionen 48,2 x 40,4 mm.

Hommage an Alfred

Terrassen am Handgelenk

Wer Jacques Alfred Jürgensen nicht kennt, besitzt keine allzu grosse Wissenslücke. Der 1842 Geborene gehört zu einer Dynastie herausragender Uhrmacher mit dänischen Wurzeln. Ihm widmet die Manufaktur Urban Jürgensen & Sønner eine exklu-

Zweifellos gehört der neunstufige Terrassenbau zu den Wahrzeichen des Schwarzwald-Städtchens Schramberg. Genau pünktlich zum Jahrestag der Einweihung vor 100 Jahren hat Junghans seine architektonische Ikone gründlich saniert. Die

PARMIGIANI FLEURIER

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Fertigstellung ist der deutschen Traditionsmarke eine limitierte Uhrenedition wert. Wie der Name «Meister Chronoscope Terrassenbau» andeutet, dient diese Armbanduhr auch zum Stoppen von Zeitintervallen. Einstmals im spektakulären Terrassenbau, der nun ein Museum beherbergt, montierten die Junghans-Uhrmacher das hauseigene Chronographenkaliber J 88. Heutzutage kauft das Unternehmen seine mechanischen Uhrwerke zu. Als Basis für das J880.1 dient ein Valjoux 7750 mit Kulissensteuerung, Schwingtrieb, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler, Rotoraufzug sowie maximal 48 Stunden Gangautonomie. Das schlichte Gehäuse misst 40,7 Millimeter. Hundert Exemplare sind in Roségold erhältlich, tausend mit einer Schale aus Edelstahl. Einigendes Element ist eine Abbildung des getreppten Bauwerks im massiven Gehäuseboden.

Tickender Ozean für anspruchsvolle Frauen Wenn anspruchsvolle Frauen von Welt Harry Winston hören, lässt sich ein Leuchten in den Augen schwerlich übersehen. Der Nobeljuwelier versteht sich auf nahezu alle Arten schmückender Pretiosen. Uhren gehören selbstredend auch dazu. Seit genau zwanzig Jahren beglückt Harry Winston das zarte Geschlecht regelmässig mit neuen «Ocean»-Kreationen. In manchen Modellen finden sich elektronische Quarzwerke. Andere huldigen der überlieferten Mechanik. Genau das tut auch die «Ocean 20th Anniversary Bi-­ retrograde Automatic» mit 36 Millimeter grossem Roségoldgehäuse. Es umfängt das Automatikkaliber HW3302 mit zwei retrograden Zeigern. Der bei «8» bewegt sich innerhalb von 30 Sekunden über die zugehörige Skala, springt dann blitzschnell zum Ausgangspunkt zurück und beginnt seine kurze Wanderschaft aufs Neue. Das Gegenüber widmet sich den Wochentagen. Im Fenster bei «6» zeigt sich das Datum. Ein Zeigerpaar unterhalb der «12» stellt die Stunden und Minuten dar. Insgesamt 3,34 Karat bringen summa summarum 131 Diamanten auf die Waage. Dem Modellnamen alle Ehre macht die Wasserdichte bis zu zehn bar Druck, was hundert Metern Tauchtiefe entspricht.

Edition». Trotz der bekannten linearen Zeiger-Anordnung verstrahlt diese Armbanduhr eine andersartige Optik. Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet das drei­dimensionale Zifferblatt mit scheinbar «fliegenden» Elementen. Darüber hinaus erlaubt die Konstruktion neugierige Blicke auf das bislang verborgene Getriebe zur Ansteuerung des aus­sermittigen Stundenzeigers. In einem Fenster bei «6» zeigt sich schliesslich das speziell gestaltete Sekundenrad des Automatikkalibers C.299. Als Basis dient das bewährte Eta 2892-2. Zum Jubiläum offeriert Chronoswiss verschiedene Versionen mit 41 Millimeter grossem Gehäuse aus edlem Stahl oder Gold.

Ganz schön smart Die weltweit erste Armbanduhr mit Manufaktur-­ Automatik und gleichzeitig auch smarten Funktionen stammt von Frédérique Constant. Selbstverständlich ist das hauseigene Rotorkaliber FC-710 in der «Hybrid Manufaktur» vor magnetischen Strahlungen der Elektronik geschützt. Weil sämtliche Indikationen auf analoge Weise erfolgen, erkennt man die Smartwatch erst auf den zweiten Blick. Konventionell fortbewegt werden Zeiger für Stunden, Minuten, Sekunden und Datum. Auf den fünften im Bunde, positioniert bei «12», wirkt die Elektronik ein. Unterwegs bewahrt er unter anderem die Referenzzeit. Ferner übermittelt er Daten

Manufakturarbeit mit Einblick Die Modellbezeichnung «Defy” gehört zu Zenith wie das Salz zum Meer. Kein Wunder, dass man sie in jüngster Zeit für bahnbrechende Modelle wie «Defy El Primero 21», einen Hundertstelsekunden-Chronographen oder «Defy Lab» mit komplett neuartigem Silizium-Oszillator nutzt. «Das Wort weckt, wie die Biographie der Traditionsmanufaktur lehrt, ganz eindeutig Erinnerungen an die Zukunft. Uhrenliebhaber mit ausgeprägtem Faible für Manufakturarbeit, die sich dem Thema aber auf eher unkomplizierte Weise nähern wollen, können dies mit der 41 Millimeter grossen «Defy Classic» tun. Sie ist in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich und spricht deshalb Menschen mit zurückhaltendem Naturell genauso an wie Augenmenschen, die das mechanische Geschehen bildlich erleben möchten. Erstere schätzen die Version mit geschlossenem Zifferblatt, Letztere die offenherzige Ausführung. Deren neues, aus 187 Einzelteilen assembliertes Automatikkaliber Elite 670 SK verfügt über 48 Stunden Gang­autonomie. Anker und Ankerrad bestehen aus Silizium. Unruh und Unruhspirale vollziehen stündlich 28’800 Halbschwingungen.

Als Chronoswiss den «Regulateur» lancierte, schrieb man 1988. Die Gestaltung des Zifferblatts mit exzentrischem Stundenzeiger leitet sich ab von feinen Präzisionspendeluhren, bei denen es auf jede Sekunde ankam. Den 30. Geburtstag der aus­sergewöhnlichen Armbanduhr, welche sich rasch zum Leadermodell entwickelte, zelebriert der «Flying Regulator Open Gear Anniversary

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JUNGHANS

Der Regulator wird 30


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HARRY WINSTON

ZENITH

CHRONOSWISS

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FREDERIQUE CONSTANT

CARL F. BUCHERER

zum Ladezustand der Batterie mit einer Kapazität für sieben Tage. Das mitgelieferte Etui beinhaltet ein speziell konstruiertes Umlaufgerät zum Spannen der Zugfeder. Ladekontakte finden sich im Halter. Ein Sensor dient der Aktivitäts- und Schlaf­ erfassung. Daten zur Ganggenauigkeit, Schwingungsweite sowie zur Präzision des Anker-Abfalls liefert ein elektronischer Mechanik-Kontrolleur. Seine Ana­lyse lässt sich über das mit passender App gefütterte und per Bluetooth energiesparend verbundene Smartphone abrufen.

Zurück im Fluge Liebhaber detailgetreuen Retrostils kommen beim «Manero Flyback»-Chronographen von Carl F. Bucherer auf ihre Kosten. Sein Auftritt erinnert an die zweite Hälfte der 1930-er Jahre, als Armbanduhren

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mit Stoppfunktion unter anderen bei Piloten hoch im Kurs standen. In jener Epoche entwickelten Uhrmacher die so genannte Temposchaltung, auch Flyback genannt. Sie erleichterte den strapaziösen Job im Cockpit. Wozu sonst drei Bedienvorgänge notwendig sind, nämlich Anhalten, Nullstellen und danach Neustart des Stoppers, lässt sich einzig und allein durch die Betätigung des Nullstelldrückers bei «4» bewerkstelligen. Aussen am mehrfarbigen Zifferblatt findet sich eine Tachymeterskala zum unkomplizierten Ermitteln von Durchschnittsgeschwindigkeiten. Durch den Sichtboden des 43 Millimeter messenden Edelstahlgehäuses zeigt sich das von La Joux-Perret zugelieferte und von Carl F. Bucherer sorgfältig finissierte Automatik­ kaliber CFB 1970. Der Schutz gegen eindringendes Wasser reicht bis zu drei bar Druck.


Dreams

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BLUE

So berauschend wie das Meer u nd sei ne T iefen: Z eit me sser i n blauem Gewa nd. by

AUDEMARS PIGUET

«Royal Oak Offshore» mit einem 42-mmEdelstahlgehäuse; entspiegeltes Saphir­glas und Gehäuse­boden, blaue Keramik-Drücker und verschraubte Krone, wasserdicht bis 100 m. Blaues Zifferblatt mit «Méga Tapisserie»-Muster.

HUBLOT

Die «Spirit of Big Bang Blue» ganz in den Farben des Meeres. 6 H-förmige Titanschrauben, ein «sandwichartiger» Gehäuseaufbau und Materialien, die der «Art of Fusion» eine Ehre erweisen. Limitiert auf 100 Exemplare.

TAG HEUER

TAG Heuer feiert das 50. Jubiläum des ersten «Gulf»-Siegs und präsentiert die neue TAG Heuer «Formula 1 Edition Spéciale Gulf» sowie die auf 50 Exemplare limitierte Edition der «Monaco Gulf».

PARMIGIANI FLEURIER

Die neue «Kalpa»-Generation, ausgestattet mit Kompli­ kationen, die zu 100 Prozent aus den hauseigenen Werkstätten stammen, und dem typischen, Tonneau-förmigen Uhrwerk, das sich dem Gehäuse ideal anpasst.

ZENITH

Die auf 25 Exemplare limitierte Sonderedition der «Defy el Primero 21 Porto Cervo» in einem maritimen Design. Angetrieben von einem Uhrwerk mit der Präzision der Messung von einer Hundertstelsekunde und aus­gestattet mit einer 50-StundenGang­reserve.

CERTINA

«DS-8 Lady Chronograph: True Blue». Der zierliche Chronograph präsentiert sich in einem roségol­ denen PVD-Gehäuse von 34,5 mm Durchmesser. Das satinierte Zifferblatt mit Sonnenschliff schimmert tiefblau.

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IMMER NOCH GUT IM

RENNEN

«P» wie «Perfekt» oder «Preislich ein wenig über dem Budget» – das ist der Porsche 908 Works Short-Tail Coupé mit der Chassis-Nummer 908-010. Gerade kam das Exemplar des nur fünf Mal gebauten Wagens unter den Versteigerungshammer.

A

Wilma Fasola I

RM Sotheby’s

uf einen Porsche angesprochen denken die meisten zuerst an den 911er. Aber schon Generationen vorher wurde eine Serie gefertigt, die unvergessen bleibt. 908 ihr Name, ihre Seltenheit eine Garantie dafür, dass man bei einer Versteigerung eines Modells schon auf einige Millionen hoffen darf. Bei der Auktion im kalifornischen Monterey fand sich im August vorerst zwar noch kein neuer Käufer, aber das nur 31 Mal gebaute Coupé ist eine echte Rarität. Und das nicht zuletzt, weil das gute Ding zu den fünf Porsche 908 gehört, die mit Kurzheck ausgestattet wurden. Zudem ist es ein Auto mit Geschichte. Der Wagen mit der Chassis-Nummer 908-010 startete bei den 1000 Kilometern von Spa. Dass er nie das Ziel erreichte, macht ihn dabei besonders begehrt. Denn Oldtimer mit einer spannenden Vergangenheit, dafür zahlt man gerne noch ein bisschen mehr, als der Wagen sowieso schon wert ist. In diesem Fall handelte es sich bei der Geschichte um den verlorenen Kampf des Werkfahrers Jochen Neerpasch gegen den Regen. Er raste fast un­gebremst in einen Telefonmast. Fazit: Der Mast zerschlug die Beifahrerscheibe, setzte Neerpasch ausser Gefecht, und die Rennkarriere des Autos war zu Ende.

Anfangs: ein Auto mit Startproblemen Nach dem Crash wurde das Auto in die Schweiz importiert und hier bis zum Jahr 1990 sicher verwahrt. Doch eingeschlossen, so gut er auch behütet wird, dafür ist der 908er nicht gemacht. Hunderte PS wollen bewegt,

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STYLE

DRIVE

Eine echte Rarität – der Porsche 908 Works Short-Tail Coupé mit der «6» auf Tür und Motorhaube wurde in dieser Version nur fünf Mal gebaut.

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DRIVE STYLE

gehegt und geliebt werden. So sorgte Dale Miller, ein amerikanischer Markenexperte, für eine Schiffsfahrt in das Land der Wünsche und Träume. In den USA wurde Nummer 908-010 aufwendig restauriert. Das Ergebnis ist ein Wagen, der top in Form, fahrtüchtig und vor allem selten zu finden ist. Idealvorstellung für jeden Autoliebhaber. Und ein echter Grund, dem 908er mal auf den Zahn zu fühlen. Und nicht nur diesem Modell, sondern auch den Brüdern und Schwestern. Denn warum baut man nur 31 Exemplare eines Wagens, der schnell, geil und maskulin ist? Die schnell ausgesprochene Antwort: Weil es genau diese Rarität braucht, um etwas begehrenswert zu machen. Doch die berühmte gezielte Verknappung des Marketings war es beim 908er nicht. Der Sportwagen mit 8-Zylinder-Motor wurde als Nachfolger des 907er und ausschliesslich für die Rennstrecke gebaut. Doch so cool er auch war, er konnte zunächst die in ihn gesetzten Hoffnungen

nicht erfüllen. Im ersten Jahr, 1968, kämpfte man mit vielen Problemen, die man aber 1969 in den Griff bekam. Und mehr als das. Auf den 1000 Kilo­ metern des Nürburgrings feierte man den totalen Triumph. Mit den teilnehmenden 908ern fuhr man einen Fünffachsieg ein, sprich: Platz eins bis fünf. Am Steuer des erstplatzierten dabei der Schweizer Pilot Jo Siffert, der leider zwei Jahre später bei einem Unfall in der Formel 1 verstarb. Sein Begräbnis in Freiburg gilt bis heute als eines der grössten der Schweizer Geschichte. Mehr als 50’000 Menschen nahmen am Strassenrand Abschied von der Fahrerlegende. Folgend: ein Auto mit der Garantie für einen Sieg Für den 908er ging das Leben jedoch weiter. Und das sehr gut. Das Coupé und auch der ab 1969 eingesetzte Spyder waren so etwas wie eine Sieg-Garantie für das in Zuffenhausen beheimatete Rennsportteam. Wenn der 908er an den Start ging, dann in der Regel, um zu gewinnen. Und so sollte es bleiben, daher versuchte Porsche, wie jeder Rennstall es noch heute tut, das Auto kontinuierlich zu verbessern. Und so wurden am Ende vom Coupé insgesamt nur 31 E xemplare gebaut. Es zeigte sich zudem recht schnell, dass man mit einem langen Heck die Aerodynamik deutlich modifizieren konnte. Daher wurde der Bau der Version mit Kurzheck bereits nach fünf Exemplaren eingestellt, sodass der gerade versteigerte 908er eine echte Ausnahmeerscheinung ist. Neben dem Coupé wurden übrigens noch zwei Spyder-Varianten gebaut, die ebenfalls mit einem 8-Zylinder-­ Motor an den Start gingen. Ab 1975 liess Porsche folgend den 908 Turbo Spyder mit 540 PS auf die Strecke. Er verfügte über einen 6-Zylinder-Motor und war mit den genannten Pferdestärken um einiges kraftvoller als seine Vorgänger, bei denen unter der Haube 350 PS ihr Bestes gegeben hatten.

Heute: ein Klassiker mit seltenen Auftritten

Einst in Spa ausgebremst, kann der 908er nun wieder Gas geben.

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Heute befinden sich die noch erhaltenen 908er Coupés in den Händen von Sammlern. Zum Glück auch solchen, die ihre Wagen gerne bei Oldtimer-­ Veranstaltungen zur Show stellen oder an Klassik-­ Rallyes teilnehmen. Vielleicht wird man daher auch den 908er mit der Chassis-Nummer 908-010 und der Zahl sechs auf Motorhaube und Türen auch zeitnah endlich wieder live bewundern können. Die Krönung wäre dabei ein gemeinsamer Auftritt mit der kleinen Schwester, die vor gut zwei Jahren im Versteigerungshaus Gooding & Company für rund drei Millionen US-Dollar angeboten worden war und die «5» auf Haube und Türen zur Schau trägt.


VACHERON CONSTANTIN

Sechseckige Lünette, Manufaktur-Uhrwerk mit Automatikaufzug, austauschbare Armbänder: Diese zentralen Elemente bestimmen die visuelle und uhr­ macherische Handschrift dieser frischen Reprise der «Overseas»-Kollektion. Edelstahl, 42,5 Millimeter Durchmesser.

stark

DRIVE STYLE

PS-

Cooles Fahrzeug, cooler Look – auch in dieser Saison ein unschlagbares Duo. by

FERRARI

Für stilvolles Fahren: Die weichen Fahrhandschuhe «Scuderia Ferrari» haben die klassischen Öffnungen am Handgelenk und an den Knöcheln und zeichnen sich durch ihren tadel­ losen Stil aus.

ASTON MARTIN

Eine Klasse für sich: der «DBS Superleggera». Verkleidet mit KohlefaserKarosserieteilen und damit ein Look, der perfekt mit der epischen Leistung des «5,2-Liter-TwinTurbo V12» von Aston Martin harmoniert.

RICHARD JAMES

Menswear Herbst / Winter 2018: starke Kollektion aus feinstem Tuch des Designers von der Londoner Savile Row. Fliessende Hosenschnitte mit hoher Taille, Pullover in Retro-Farben und formaler Strenge.

CHRISTIAN LOUBOUTIN

«Rivaro»-Mokassin: Der Mokassin aus Kalbsleder zeichnet sich durch eine verspielte Komposition aus strukturiertem und schwarzem Glatt­ leder, Stollensohle und Spikes aus. Verziert mit grobkörnigen Paspeln und einer Leder- und Metallquaste.

PATEK PHILIPPE

Die 2015 lancierte «Calatrava Pilot Travel Time Referenz 5524» ist eine Hommage an die Tradition der Patek-Philippe-Fliegeruhren. Die eigens für «Children Action 2018» geschaffene exklusive Referenz «5524T-010» unterscheidet sich durch ihr Gehäuse aus Titan.

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PHOTOGRAPHER Kai Weissenfeld www.kai-weissenfeld.com MODEL Caroline Lossberg www.megamodelagency.com STYLING Natalia Witschke www.nina-klein.com/natalia HAIR / MAKE-UP Kerstin Huesges www.nina-klein.com/kerstin

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FASHION

CHOICE

It’s vegan!

EDITOR’S

Vegan kann auch cool. In einer Zeit, in der schnelle Einkäufe nur einen Klick entfernt sind, sich Deponien mit einst geliebten Gegenständen stapeln und riesige Mengen an Stoffen unwiederbringlich verschwendet werden, beweist die italienische Marke Yatay, dass Einkaufen ohne Beeinträchtigung der Umwelt möglich ist. Zwei Jahre lang hat das junge Unternehmen gebraucht, um einen Schuh zu entwickeln, der ebenso nachhaltig wie minimal und zeitlos ist. Die Sneakers sind 100 Prozent vegan und mit speziell entwickelten Verfahren hergestellt, die die Umweltbelastung enorm reduzieren.

Aufgesetzt

Hüte und Mützen sind auch in dieser Saison wieder das Accessoire schlechthin. Ganz besonders kreative Exemplare fertigt die Florentiner Manufaktur Super Duper, hinter der die Schwestern Veronica und Ilaria Cornacchini und Matteo Gioli stehen. Die Hüte und Mützen werden komplett von Hand gefertigt und entstehen durch die mehrstündige Verarbeitung von hochwertigem Rohmaterial zu einem authentischen Kunsthandwerksprodukt. Seit 2012 arbeitet die Marke permanent mit dem Kollektiv Art Comes First zusammen und gestaltet für viele andere Marken wie Vivetta, Stella Jean oder The Kooples.

Viktor&Rolf: Cover Cover Irma Boom Phaidon

Titelseiten

Als Hommage an das Schaffen der niederländischen Modedesigner Viktor & Rolf hat die renommierte Grafikdesignerin Irma Boom mit dem Buch «Viktor &  Rolf: Cover Cover» nun ein ganz besonderes Projekt realisiert. Das «Buch» besteht vollständig aus Covern, die sich mit Bildern, Skizzen und Zitaten jeweils auf eine bestimmte Kollektion beziehen. Irma Boom hebt die Buchmacherei auf eine völlig neue Ebene und verweist damit auf die Vielschichtigkeit des Schaffens der Designer. Irma Boom ist eine preisgekrönte niederländische Grafikdesignerin aus Amsterdam und hat bereits zahlreiche Bücher für renommierte Kunden wie Chanel, OMA / Rem Koolhaas, oder auch Ferrari realisiert.

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LIVING

EIN KONTRASTREICHER

MANN Der in Paris lebende Designer Diego Delgado Elias überzeugt mit seinen Projekten vor allem die betuchte Gesellschaft in der Stadt der Liebe. Sein hervorstechendes Stilelement ist dabei der Gegensatz von alt und neu.

G

Wilma Fasola I

Diego Delgado Elias

erade plane er gemeinsam mit seinem Team eine 1000 Quadratmeter grosse Wohnung für einen Prinzen aus dem Nahen Osten, so Diego Delgado Elias auf die Nachfrage, womit er aktuell seine Zeit verbringt. «Ein echter Traumjob», wie der aus Peru stammende Designer findet. Und ein extremer Gegensatz zu seiner eigenen Bleibe. Privat hat er sich eher klein und fein eingerichtet, und die Wohnung im Pariser 6. Arrondissement sei nach eigenen Worten «praktisch», denn er verbringe eh den grössten Teil seiner Zeit im Büro. An Arbeit mangelt es nämlich nicht. Die Ideen des hübschen Mannes mit dem dunklen Teint und dem gut gestutzten schwarzen Vollbart sind gefragt. Vor allem in Paris, aber auch über die französische Grenze hinaus. So hat er auch schon Projekte in seiner Heimat Peru umgesetzt.

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Designer Diego Delgado Elias


LIVING

Alt trifft modern – der Designer liebt das Gegensätzliche.

Gegensätze ziehen ihn an Diego Delgado Elias selber beschreibt seine Arbeit dabei wie folgt: «Ich denke, dass ich sehr analytisch bin, ich erforsche ständig Formen und ihre Beziehung zu Materialien. Ich spiele auch gerne mit dem Kontrast. Alt und neu, roh oder luxuriös, dunkel und hell.» Und das trifft es sehr genau. ­Betrachtet man seine Kompositionen, sieht man oft helle, modern gestaltete Wände. Im Kontrast dazu prägen antiquarisch anmutende Holzmöbel die Optik. Zu einem seiner bislang besten Projekten gehört auf jeden Fall eine Wohnung im zehnten Distrikt von Paris. Hier ist sein persönlicher Stil in jeder kleinsten Ecke präsent. Hell trifft auf dunkel, alt verbindet sich mit neu und Rohheit vereint sich mit Luxus. Ganz bewusst hat der Peruaner dabei den

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Schwarze Akzente als Hingucker

LIVING

150 Quadratmetern den Touch des Vergangenen verpasst. Abgenutzte Holzböden, Patina an den Wänden und Spiegel, die er selber auf langen ­Suchen in den Antiquitätengeschäften von Paris gefunden hat. Dass die Wohnung dennoch nicht altbacken wirkt, dafür sorgen moderne Elemente wie ein massiver Küchenblock oder auch trendige Liegelandschaften. Parallel wurde an mancher Stelle gezielt die Farbe Schwarz eingesetzt. Ein perfektes Gegenstück zur am besten mit der Farbe Ivory zu beschreibenden Patina.

Paris ist seine grosse Liebe Nach Paris kam Diego Delgado Elias übrigens schon sehr früh. Die Schule liess ihn der Heimat Lebewohl sagen und lockte ihn in die Stadt der Liebe. Zunächst studierte er Kunst. Er stellte jedoch schnell fest, dass das nicht sein Thema war. Also wechselte er zu den angehenden Architekten und meisterte sein Studium an der «École Spéciale d’Architecture» mit Bravour. Danach arbeitete er rund zehn Jahre beim Unternehmen «Arquitectonica». Eine wichtige Zeit für ihn, wie er heute findet.

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LIVING

«Es ist eine ziemlich grosse Firma, und so hatte ich die Möglichkeit, an riesigen Projekten wie Wohn-, Hotel- und Bürobauten zu arbeiten», erinnert er sich. Zudem verbrachte er während seiner Zeit bei «Arquitectonica» auch einige Jahre im Headquarter in Miami. Und hier fand er heraus, dass er an ­Paris sein Herz verloren hat. Die Rückkehr somit nur eine Zeitfrage.

Die Selbstständigkeit war stets das erklärte Ziel Daher war es auch keine Frage, wo sein eigenes Atelier zuhause sein würde. Nur wann er es in Paris eröffnen werde, das war noch offen. Dass er eines Tages sein eigenes Ding machen würde, war für Diego Delgado Elias nämlich immer schon klar. «Ich hatte es immer geplant, und als 2014 der richtige Zeitpunkt kam, habe ich die Chance ergriffen.» Die Tatsache, dass er zum grössten Teil heute Innendesign macht, basiert auf der Nachfrage. Doch es gibt auch immer noch Architekturprojekte in seinem Portfolio. Dazu er selber: «Es macht mich glücklich, dass ich beides machen kann. So war es zwar der Markt, der mich in den Anfängen meiner Selbstständigkeit zur Innenarchitektur drängte. Doch ich fand sie von Beginn an grossartig.»

antwortet Diego Delgado Elias übrigens: «Mehr als ein Designelement ist sicher die Parallele zwischen alt und neu, die meine Arbeit am besten beschreibt. Und mein Interesse an Materialen und dem Erbe des Vergangenen.» Privat scheint er dabei ähnlich zu ticken. Scrollt man sich beispielsweise einmal durch seinen Instagram-Account, sind das Alte wie das Neue und viel Material auf jeden Fall der grundlegende Tenor. Hochmoderne Architektur trifft auf alte, hunderte Jahre alte Steinhäuser. Die ebenfalls vorhandenen Privataufnahmen zeigen zudem, dass er eben auch nur ein junger Mann Ende dreissig mit vielen Freunden und der Freude an Geselligkeit ist. Da kann es dann auch schon mal vorkommen, dass die Hausparty bildlich festgehalten und die nächste Verabredung bereits via Kommentarfunktion getroffen wird.

Ein bunter Projektmix zeichnet ihn aus Grundsätzlich darf man mit einem Blick auf die Projekte von Diego Delgado Elias auf jeden Fall von Vielfalt sprechen. Und das ist auch gewollt. «Wir nehmen so ziemlich jeden Job, der ins Büro kommt», erklärt der Designer. «Denn ich denke, Vielfalt ist sehr wichtig, um ein starkes Portfolio aufzubauen.» Da verwundert es auch nicht, dass 2017 eine kleine Schmuckkollektion entstanden ist. Die entworfenen Ringe tragen dabei seinen Beruf oder besser seine Berufung zur Schau. Da gibt es einen Ring mit Mini-Wasserwage. Einen anderen mit winzigem Lineal. Eine schöne Idee, die aber wohl eher in die Kategorie «zur eigenen Freude» eingeordnet werden kann. Denn es handelt sich nicht um Kassenschlager, und die Kollektion wurde von Beginn an auf wenige Exemplare beschränkt. Was jedoch auf der anderen Seite auch wieder für den Kauf eines Ringes spricht. Da man erwarten kann, dass Diego Delgado Elias sich weiter einen Namen machen wird, könnte man vielleicht auf eine exponentielle Wertsteigerung spekulieren.

Ein ganz normaler Mensch Abschliessend gefragt, welches Designelement seinen Charakter am besten beschreiben würde,

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Patina an den Wänden holt die Vergangenheit in die Wohnung.


LIVING

Viel Raum zur Gestaltung bot die Pariser Wohnung im zehnten Distrikt.

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CULINARIUM

SÜSSE KUNSTWERKE

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Kunstvoll, süss, Wagashi. Die kleinen japanischen Dessert-Kunstwerke sind ein Erlebnis für alle Sinne und werden längst nicht mehr nur zu einer Teezeremonie serviert.

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Nike Schröder

agashi ist eine Süssspeise mit Tradition. Ihren Ursprung hat das Gebäck als Begleitung zu Grüntee während der traditionellen Teezeremonie. Der Tee hat meist eine fein-herbe Bitternote, diese wird mit dem süsslich-­fruchtigen Wagashi gemildert. Das Besondere an den kleinen Süssspeisen sind die verschiedenen Formen, Texturen, Farben und die filigrane Optik. Aber auch wenn es sich um ein kleines Dessert handelt, sind die mundgerechten Konfektstücke nicht übermässig süss und mit Früchten, Nüssen, Blättern und Blüten sehr dezent aromatisiert. Die Hauptzutaten sind Reis-, Weizenoder Sojamehl, Sesam, Azuki-Bohnen, Esskastanien, weisse Bohnenpaste, sowie je nach Jahreszeit Blüten und Kräuter. Gefärbt wird mit Früchten, Kräutern und Lebensmittelfarben. Aus diesen we-

nigen Zutaten kreieren die japanischen Konditoren dann passend zur Saison die kleinen Meisterwerke. Manche der Süssspeisenkünstler arbeiten zudem mit intensiveren Aromen wie Zitrone und Ingwer, die zusätzlich für kleine Geschmacksexplosionen sorgen.

Kunstvolle Leckereien Ebenso vielseitig wie die filigranen Verzierungen sind die Namen der Leckereien. Ob Namagashi, Daifuku, Dango, Kusamochi, Dorayaki oder Higashi, – die Japaner geben jeder Kategorie einen eigenen Namen. So sind beispielsweise Daifuku kleine Reiskuchen, Dorayaki ein Pancake-artiges Gebäck. Was für uns ganz klangvoll klingt, ist für die Japaner nichts anderes, als wenn wir beim Konditor nach Plunderstücken, Berlinern oder flammenden Herzen fragen.

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CULINARIUM

Die Herstellung der kleinen Leckereien erfordert viel Können. Fingerfertigkeit ist dabei das A und O, denn zubereitet werden die Köstlichkeiten meist in liebevoller Handarbeit. In Japan gibt es über 80’000 Handwerksmeister, welche die Kunst der Wagashi-Herstellung beherrschen und immer wieder neue Kreationen ausprobieren. Für die wunderschönen filigranen Verzierungen wird dabei spezielles Bambuswerkzeug verwendet. 2015 erlangte das Gebäck einen grösseren Bekanntheitsgrad durch den Film «Kirschblüten und rote Bohnen». Die rote Bohnenpaste von der alten Dame Tokue steht im Mittelpunkt der Handlung, und sie bereitet damit ganz wunderbare Dorayaki – eine Untergruppe der Wagashi – zu.

Süssigkeiten mit Tradition Optisch sind die Wagashi in jedem Fall filmreif. Vielmehr sind sie aber tief in der japanischen Kultur verwurzelt. Hergestellt wird das Naschwerk in traditionsreichen Familienbetrieben, in denen die

Filigrane Verzierungen sind charakteristisch für Wagashi.

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Rezepte, das Wissen und die Werkzeuge über viele Generationen weitergegeben werden. Fazit: Das Ergebnis sind Süssigkeiten, die durch ihre Form, Farbe und Komposition ein Erlebnis für alle fünf Sinne verkörpern. In Japan werden Wagashi nahezu überall in Süssigkeitenläden, Cafés, Kaufhäusern, Supermärkten und Strassenständen angeboten. Sind Sie neugierig geworden und möchten die kleinen Leckereien selbst herstellen? Meist finden Sie Wagashi eher als Unterpunkt in einem japanischen Kochkurs. Reine Wagashi-Kochkurse werden noch sehr selten angeboten. Der Bekanntheitsgrad ist dafür wohl hierzulande noch zu gering. Uns haben die kleinen Leckereien jedenfalls verzaubert – nicht nur bei einer gemütlichen Tasse Tee. Allerdings kostet es beim ersten Wagashi schon ein bisschen Überwindung, diese kleinen Kunstwerke zu geniessen, sind sie optisch doch fast zu schade zum Vernaschen – aber eben nur fast … Yoi shokuyoku (guten Appetit!).


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INVESTITIONEN

&

MIT GEWINN WIRKUNG

Nachhaltige und langfristige Investitionen sind heute ein grosses Thema. Sheila von Hoerner ist Powerfrau und ihres Zeichens Local Developer in Uganda für Unternehmen, die auf das Geschäft mit erneuerbaren Energien ausgerichtet sind. Ein Geschäft, das in Afrika ein fast grenzenloses Wachstums- und vor allem Aufholpotential bietet.

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Anka Refghi I

Thomas Egli

ie gebürtige Uganderin Sheila von Hoerner hat an der weltweit renommierten schottischen Universität St. Andrews studiert, in Kenia und Ägypten gelebt und gearbeitet und war in Washington D.C. auf dem Gebiet der internationalen politischen Beziehungen zwischen den USA und Afrika tätig. Eine perfekte Grundlage für ihre heutige Tätigkeit als Local Developer, bei der sie nicht nur anspruchsvolle Projekte bei Investitionen in erneuerbare Energien in Uganda aufbaut, sondern auch Menschen verschiedenster Kulturen erfolgreich zusammenbringt. Sheila von Hoerner lebt seit zwei Jahren in Zürich zusammen mit ihrem deutschen Mann, den sie vor acht Jahren im Studium in St. Andrews kennenlernte. PRESTIGE: Sheila, an welchen Projekten in erneuerbare Energien arbeiten Sie zurzeit, und wie muss man sich Ihre Arbeit genau vorstellen? SHEILA VON HOERNER: Zurzeit arbeite ich an vier bis fünf Wasserkraft-Projekten zur lokalen Stromversorgung, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden. Zwei der Projekte sind für mich besonders wichtig, da ich bereits von Anfang an involviert war, als es darum ging, passende Standorte zu identifizieren. Neben der Standortauswahl besteht meine Aufgabe unter anderem darin, die Rentabilität zu überprüfen, Probleme zu lokalisieren und Lösungen zu finden, aber auch, mögliche Risiken zu minimieren und vor allem zwischen allen involvierten Parteien zu verhandeln und zu vermitteln.

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FINANCE

«Ich wünsche mir, dass Investoren in Afrika auf Augenhöhe verhandeln.» – Sheila von Hoerner –

Im Auftrag erneuerbarer Energien für Uganda: Local Developer Sheila von Hoerner

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FINANCE

Bei Sheila von Hoerner laufen alle Fäden zusammen.

Bedeuten Ihnen solche Aufgaben mehr als «nur» ein Job? Einige der Projekte sind tatsächlich wie meine eigenen Babys. Man identifiziert sich sehr stark, und durch die enge Zusammenarbeit wird die «local community» beinahe zur Familie. Und natürlich möchte man, dass die Unter­ nehmungen funktionieren, und tut alles, um sie auch gegen aussen zu schützen. Als Local Developer sind Sie das Verbindungsglied zwischen den Energie-Unternehmen, der Regierung, den Investoren und der lokalen Gemeinschaft, aber auch zwischen ganz unterschiedlichen Kulturen … Das ist richtig. Im Gegensatz zu westeuropäischen Ländern benötigt man bei uns in Uganda etwas mehr Geduld. Arbeitet man in Uganda, muss man verstehen, dass es wichtiger ist, eine gute Beziehung zu den Leuten aufzubauen, als fordernd aufzutreten und damit auf Widerstand zu stossen. Auf der anderen Seite erkläre ich unserer Regierung, dass Vorstände und das Management aus dem Ausland

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ein etwas höheres Tempo in der Abwicklung begrüssen würden. Grundsätzlich aber geht es immer darum, offen über die Herausforderungen und Erwartungen aller Parteien zu sprechen. Sie sind ja mit den Wasserkraftwerken im Bereich des Impact Investing tätig. Welche Grundidee steht dahinter? Investitionen mit hohem Impact sind im Wesentlichen ­Investitionen in Firmen, die nicht nur den reinen Gewinn, sondern auch Nachhaltigkeit, ökologische Verantwortung und positive Wirkung auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung im Auge haben. Es geht um Langzeit-Investitionen in integrative Geschäftsmodelle weltweit und die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Sie arbeiten unter anderem für Responsability. Welche Rolle nimmt dabei dieser Vermögensverwalter ein? Responsability verwaltet durch Anlagelösungen ein Vermögen, das in Unternehmen in Schwellenländern inves-


FINANCE

Nachhaltige Investitionen haben auch den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur im Fokus.

tiert ist, und fungiert so als Asset Manager für Investoren, die aus dem privaten, dem öffentlichen oder institutionellen Sektor kommen. Es gibt natürlich auch viele Regierungen, die in Grossprojekten involviert sind, sich aber an kleineren und mittleren Projekten beteiligen möchten, wie wir sie realisieren, und dafür einen «Mittelsmann» benötigen. Diese Managementfunktion übernimmt dann Responsability mit Investment Managern vor Ort in den Schwellenländern und ermöglicht dadurch Investoren Zugang zu neuen Wachstumsmärkten im Inclusive Business. Rentabilität, Risiken und ökologische Implikationen werden dabei sorgfältig abgeklärt und geprüft. Worin liegt der Vorteil bei kleineren oder mittel­ grossen Wasserkraftwerken im Gegensatz zu Grosskraftwerken? Der bedeutendste Vorteil besteht in einem sehr viel grösseren Impact auf die lokale Gemeinschaft und das Land. Die positive Auswirkung beginnt schon am Anfang. Wenn Sie beispielsweise die Machbarkeit eines Projektes evaluieren

und Sie mit lokalen Beratern zusammenarbeiten, entstehen bereits Arbeitsplätze. Für uns sind Partnerschaften mit lokalen Shareholdern von Interesse, damit das Wissen und der Profit im eigenen Land bleiben. Bei Grossprojekten, in denen Big Player involviert sind, wird meist mit grossen Beratungsfirmen aus dem Ausland und ohne lokale Beteiligung gearbeitet. Können Sie mir ein Beispiel nennen? Sehr gerne. Wenn wir zum Beispiel die Community in den Bau eines Wasserkraftwerks einbinden, fördert das Engagement und Verantwortung und kreiert Arbeitsplätze. Ebenso, wenn die Frauen aus der Bevölkerung für diese 300 oder 500 Arbeiter kochen. Haben Sie ein Grossprojekt mit 20’000 Arbeitern, wird die Kapazität der Frauen vor Ort offensichtlich nicht mehr ausreichen. Glauben Sie, dass der heutige Zeitgeist des «Gutes tun»Wollens und wertorientiert zu agieren diese Art von Projekten und Investitionen erst möglich macht?

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FINANCE

Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung bieten in Afrika ein enormes Wachstumspotential.

Ja, ich denke, dass der Wille, etwas wirklich verändern zu wollen, durchaus eine wichtige Rolle spielt. Blickt man in die Vergangenheit, gab es kaum Beteiligung aus dem Privatsektor an Infrastrukturprojekten, die auf einen nachhaltigen und positiven Effekt für die Länder und Individuen abzielten. Möglicherweise gab es nicht diese intrinsische Idee, eine wirkliche Verbesserung der Lebensumstände vor Ort erreichen zu wollen. Die Bereitschaft, in Projekte mit Patient Capital langfristig zu investieren, ist heute enorm gestiegen. Auch in Uganda gab es bis vor wenigen Jahren keine Beteiligung des privaten Sektors an der Stromerzeugung. Man war der Meinung, dass das eine Sache der Regierung sei, die auch das Risiko eingehen und sich selbst helfen sollte. Heute aber haben wir Asset Manager, wie Responsability, die zum einen ein Geschäftsfeld daraus machen und zur gleichen Zeit nachhaltige Entwicklungsziele ins Zentrum stellen. Wie würden Sie den Unternehmergeist Afrikas beschreiben?

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Die afrikanische Gesellschaft ist von Grund auf sehr unternehmerisch. So kann jemand von «9 to 5» arbeiten, webt daneben aber beispielsweise noch Taschen. Und natürlich ist der erste Absatzmarkt dann das Büro, in dem er oder sie arbeitet. Das passiert ständig, und es beginnt oft mit kleinen Dingen. Damit diese aber wachsen, strukturierter werden und auf ein höheres Niveau gelangen können, wird Kapital benötigt. Hier kommen wir ins Spiel. Durch Investitionen wird das Unternehmen erfolgreicher und kann damit auch nachhaltiger gestaltet werden. Eine weitere Herausforderung, die ich sehe, ist, dass viele Unternehmen – und ich spreche hier für Uganda – oft nur «Eine-Generation»-Unternehmen sind. Stirbt der Vater oder die Mutter, stirbt auch das Geschäft. In Europa bestehen viele Familienunternehmen über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg, werden aufgebaut und expandieren. Wenn wir mit Responsability nun auch in Uganda die Möglichkeit haben, uns an langfristigen Geschäftsmodellen zu beteiligen, denke ich, dass wir den Punkt erreichen, an dem wir auch in


FINANCE

100 Jahren noch gemeinsam mit ugan­dischen Unternehmern in der Energiegewinnung tätig sein werden und das «Eine-Generation-Dilemma» überwunden haben werden. Der Zugang zu Strom ist ein zentrales Thema in Afrika und bietet ein ungeheures Potential. Welches sind Ihre persönlichen Visionen? In erster Linie geht es mir darum, dass meine Projekte tragfähig sind oder werden. Mir ist es aber auch sehr wichtig, dass ich persönlich alles dafür tue, um mit meiner Arbeit einen kleinen Unterschied auszumachen. Längerfristig wäre ich sehr glücklich darüber zu sehen, dass ein grösserer Teil der Bevölkerung Zugang zu Strom hat – und sich ihn auch leisten kann. Heute liegen wir in Uganda durchschnittlich gerade einmal bei 21 bis 25 Prozent. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, die Menschen vor Ort in die Projekte einzubinden. Denn gehören sie wirtschaftlich nicht dazu, werden sie sich den Strom nie leisten können. Strom setzt in den Menschen viel Kraft frei, be-

trachtet man alleine die enorme Bedeutung von Smartphones in Afrika. Sie sind es, über die Business betrieben wird oder die als Zahlungsplattform dienen. Strom bedeutet aber auch eine bessere medizinische Versorgung, politische Stabilität und Aspekte, die nicht monetär eingeordnet werden können, wie die Reduzierung der Mortalität. Sheila, was wünschen Sie sich für Afrika? Ich wünsche mir, dass Investoren in Afrika auf Augenhöhe verhandeln. Wir haben sicherlich nicht für alles das notwendige Kapital, aber wir haben die Fähigkeiten. Es geht nicht darum, Afrika zu helfen, sondern um echte, kommerzielle Partnerschaften, in denen es darum geht zu sehen, was jede Seite beitragen kann, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Deshalb liebe ich es auch so sehr, für Responsability zu arbeiten, denn ich habe selten so faire Verhandlungen und Diskussionen gesehen. Wenn wir von diesem «Mindspirit» mehr fördern können, dann sehe ich einen langen, positiven Entwicklungsweg.

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