PRESTIGE Switzerland Volume 50 Auszug

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VOLUME 50 ⁄ SPRING 2019

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PRE erscheint vierteljährlich Publisher FRANCESCO J. CIRINGIONE rundschauMEDIEN AG St. Jakob-Strasse 84 CH-4132 Muttenz  T +41 (0)61 335 60 80 F +41 (0)61 335 60 88 info@rundschaumedien.ch rundschaumedien.ch Member of the Board BORIS JAEGGI b.jaeggi@rundschaumedien.ch HASAN DURSUN h.dursun@rundschaumedien.ch Editor-in-Chief MARC. A. HUERLIMANN m.huerlimann@rundschaumedien.ch Deputy Editor-in-Chief NIKE SCHRÖDER n.schroeder@rundschaumedien.ch

Creative Direction CHARLES BLUNIER & CO. AG charlesblunier.com Art Direction & Graphic Design RICARDO FERROL ANNIKA HÄNNI Project Director SIMON TELLENBACH Project Manager NATALIE ZONVI-SIDLER Desktop Publishing ROMAN LIMACHER Marketing ADRIAN BORER a.borer@rundschaumedien.ch Sales SANDRO ZOPPAS s.zoppas@rundschaumedien.ch ALBAN MULAJ a.mulaj@rundschaumedien.ch Editors MARC A. HUERLIMANN WILMA FASOLA GISBERT L. BRUNNER HELENA UGRENOVIC IRIS WIMMER-OLBORT DR. THOMAS HAUER ANNA KAROLINA STOCK ALAIN WAFELMANN NINA MERLI STEFFI HIDBER FRED HUBER THOMAS BOROWSKI JÜRG ZBINDEN BEATRICE SCHÖNHAUS INA RESIAK SNESHA BLOOM Corrector ANDREAS PROBST Head of Production SANDRA RIZZI s.rizzi@rundschaumedien.ch Product Public Relation SWENJA WILLMS s.willms@rundschaumedien.ch

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Cover «Off-white» shot by STUDIO JOHANNES BAUER studiojohannesbauer.com Contributors STUDIO JOHANNES BAUER IGNASI MONREAL ERIC GUILLEMAIN ALEX PREOBRAJENSKI SUZY HOLTGRAVE PASCAL LE SEGRETAIN MARTIN SWEERS FLORIAN SOMMET SVEN GERMANN Admin, Coordination & Subscriptions SERPIL DURSUN s.dursun@rundschaumedien.ch Price  Issue CHF 10.–/€ 9.50 Year ­CHF 39.–/€ 35.– IT Support DEJAN DJOKIC deki@rundschaumedien.ch Web Services WEBSITERIA GMBH info@websiteria.ch is a registered trademark. (IGE 596.147)


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EDITORIAL

LIEBE LIFESTYLEFREUNDE

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THE TIME IS NOW! Es freut mich sehr, Ihnen unsere 1. PRE-Ausgabe von diesem Jahr zu präsentieren. Sie als geschätzter und treuer Leser haben sicherlich schon auf den ersten Seiten bemerkt, dass das PRESTIGE nicht nur in einem neuen Look und Style daherkommt, sondern auch mit PRE einen neuen Namen erhalten hat. Die Zeit war reif, dass wir mit dem Magazin neue Wege gehen und auch ab diesem Jahr 4-mal eine internationale Ausgabe in Englisch publizieren. Das Thema Zeit spielt in der ersten PRE-Ausgabe eine zentrale Rolle. Sei dies mit den diversen Uhren-Neuheiten, wie immer fachmännisch interpretiert von unserem «Watch­io­nista» Gisbert Brunner, oder mit den schönen Porträts der tollen Uhrenmarken Panerai und Breitling. Ebenfalls widmen wir uns dem Tod von Karl Lagerfeld, DEM grössten Fashion Designer der letzten 40 Jahre, der die Modewelt wie kein anderer geprägt und revolutioniert hat. Dann widmen wir uns dem Mythos Harley-Davidson und nehmen Sie auf eine Zeitreise dieser unglaublichen KultMarke mit. Ebenfalls berichten wir über die zeitlose Eleganz von Marken wie Dom Pérignon, die ultra-hippe Entwicklung von Off-White oder auch über den grössten Yacht-Broker in Europa, Ocean Independence. Dabei dürfen auch die diversen Kunst-Stories nicht fehlen, wo wir über die faszinierende Blaue Periode in der Picasso-Ausstellung der Fondation Beyeler schreiben, mit dem «Vintage»-Uhrenkönig Aurel Bacs sprechen oder über den zunehmenden Einfluss der Frauen in der Kunstwelt berichten. Abgerundet wird diese PRE-Ausgabe mit den neusten Trends aus Beauty, Design, Fashion und Lifestyle. Ich denke, es wird für jeden Geschmack etwas dabei sein. Apropos Geschmack: liebes Charles Blunier Team, ­danke für das neue Kleid, welches Ihr für das PRE-Magazin mit dem neuen Layout und Design entworfen habt – ich finde, es sitzt perfekt! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude, Spass und Unterhaltung mit der «Premiere» des PRE-Magazins! Marc A. Huerlimann Editor in Chief

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Francesco J. Ciringione Publisher



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ART & CULTURE

DER JUNGE PICASSO — EINE KUNSTAUSSTELLUNG DER SUPERLATIVE Die Fondation Beyeler in Riehen stellt in zwei Ausstellungen das ganze Museum komplett auf Picasso um. Im Fokus: die Blaue und Rosa Periode — die ­frühen Schaffensjahre des Künstlers, bevor dieser als einer der Begründer des Kubismus Weltruhm erlangte. Text: NINA MERLI Porträt: MAN RAY (1932)

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ART & CULTURE

«Der junge PICASSO —  Blaue und Rosa Periode» Fondation Beyeler, bis 26.5.2019 Infos und Tickets: fondationbeyeler.com

Die hochkarätige Picasso-Schau der Fondation Beyeler ist mit Sicherheit das Highlight im Kunstjahr 2019 und ist noch bis Ende Mai zu sehen. Noch nie wurden in Europa so viele Werke des frühen Picasso – aus der sogenannten Blauen und Rosa Periode von 1901–1906 – gemeinsam präsentiert, und laut Beyeler werden die Skulpturen und Bilder in dieser Fülle auch nicht mehr zu sehen sein. Rund vier Jahre dauerten die Vorbereitungen zu dieser Ausstellung, die Werke vereint, die nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen sind. Wie etwa das Meisterwerk «La Vie», das in der Schweiz zuletzt vor rund 35 Jahren ausgestellt wurde. Das Bild «beschäftigt sich mit den beeindruckenden Themen der menschlichen Existenz und ist ein unglaublich bewegendes Gemälde», sagt die Kunsthistorikerin Isabella Lauder-Frost, die bei «Murphy & Partners» als Kunstberaterin tätig ist. Laut der Picasso-Expertin ist es für den Besucher dieser Ausstellung «unerlässlich, sich daran zu erinnern, dass hier ein Künstler am Werk ist, der knapp 20 Jahre alt ist und nach seiner künstlerischen Identität sucht».

kennenlernt, werden seine Werke wieder optimistischer. Dennoch: «Man sollte die beiden Perioden nicht als separate Œuvres sehen», sagt Isabella Lauder-Frost, «denn sie fliessen ineinander, sanfte Rosaschattierungen treten an Stelle der Blautöne, und der Fokus wechselt zu einer Fülle von Zirkusfiguren, die freudig und hoffnungsvoll sind».

Vier Jahre Vorbereitung und vier Milliarden Versicherungswert Die Werke dieser frühen Schaffensperiode sind von 41 Leihgebern, darunter 28 Museen aus Europa und Übersee, zur Verfügung gestellt worden und haben einen Versicherungswert von vier Milliarden Franken. Es ist das bisher aufwendigste und teuerste Projekt in der Geschichte der Fondation Beyeler. Besonderes Augenmerk gilt sicherlich den Bildern aus Privatsammlungen, da sie nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen sind. «Etwa das monumentale ‹Fillette à la corbeille fleurie›, ein Bild mit immenser visueller Kraft», so Lauder-Frost. Und einer ebenso spannenden Geschichte: 1905 kaufen Gertrude und Leo Stein das Ölbild des jungen, nackten Mädchens – obwohl das Bild Gertrude zuerst ganz und gar nicht gefällt, da sie die Füsse des Aktmodells abscheulich findet. Nach Gertrudes Tod wechselt das Bild in den Besitz von Peggy und David Rockefeller, wo es jahrelang in deren Wohnzimmern hängt. Nach David Rockefellers Tod wird seine Kunstsammlung bei Christie’s versteigert. Unter den Bietern: Kunstsammler David Nahmad, der das Bild für 115 Millionen Dollar kauft und, als guter Freund von Beyeler-Direktor Sam Keller, das Bild nun dem Museum in Riehen ausgeliehen hat.

Melancholie, Hoffnung und Sehnsüchte Eine Suche, die 1900 beginnt, als Pablo Picasso, knapp 19 Jahre alt, gemeinsam mit seinem Künstlerfreund Carlos Casagemas zum ersten Mal Paris besucht. Wenige Monate später, Picasso war inzwischen wieder nach Spanien zurückgekehrt, nimmt sich Casagemas das Leben. Picasso verarbeitet den Tod des geliebten Freundes im Bild «Evokation – Das Begräbnis Casagemas». Das einschneidende Erlebnis gilt als Auslöser für Picassos Blaue Periode, die geprägt ist von Trauer, Schmerz und dem Blick auf die menschlichen Abgründe. Sein damaliges künstlerisches Interesse gilt den Randständigen, Betrunkenen und Bedürftigen, die er in kühlen Blautönen porträtiert. Erst als der Künstler 1904 Fer­ nande Olivier, seine neue Liebe und erste Lebensgefährtin,

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Amerika war schon immer ein Sehnsuchtsort. In seinen unendlichen Weiten verloren sich Siedler, Goldgräber, Missionare und Abenteurer. Und selbst heute findet man noch Gegenden, die diese besondere Magie ausstrahlen — zum Beispiel dort, wo der Wilde Westen eine grosse Schleife schlägt.

IM GROSSEN BOGEN DURCH WEST-TEXAS 52


TRAVEL

FOTOS: TEXAS TOURISM, ANNA KAROLINA STOCK

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Es gibt bestimmte Orte, die selbst bei Reise-

WÜSTENLANDSCHAFT MIT VIELFÄLTIGER

werdenden Hänge. Mit jedem Höhenmeter

muffeln so etwas wie Fernweh und Abenteuer-

FLORA UND FAUNA

verändert sich die Vegetation: von Kakteen,

lust aufkommen lassen. Bei den Flüssen sind

Obwohl der Park mit seinen 3242 Quadrat-

niedrigen Pinien über Wacholderbüsche bis

es lange Ströme wie der Amazonas und der Rio

kilometern zu den grössten der USA zählt,

hin zu dicht gewachsenen Eichen und Kiefern.

Grande, die Reisefieber auslösen. Kaum einen

kommen mit rund 440’000 Besuchern jähr-

«Wer sich eine Landschaft wie in der Sahara

anderen Fluss verbindet man so sehr mit dem

lich nicht allzu viele Touristen in diese Ecke

vorstellt, wird von der Vielfalt der angesiedel-

Wilden Westen wie den letzteren. Rund zwei

des Landes. Dabei beherbergt das UNESCO-Bi-

ten Flora überrascht sein», berichtet Robert

Drittel der insgesamt über 3000 Kilometer

osphärenreservat nicht nur weite Teile der

Alvarez, Repräsentant des Brewster County

schlängeln sich durch den US-Bundesstaat

Chihuahua-Wüste, einer Regenschattenwüs-

Tourism Council. Nach einem ausgedehnten

Texas und bilden eine natürliche Grenze zwi-

te, welche mit einer Fläche von rund 453’000

Frühjahrsregen blühen sogar ganze Teppiche

schen den Vereinigten Staaten und Mexiko.

Quadratkilometern sogar als grösste aller

von Wildblumen. Und mittendrin schlängelt

Ein Grossteil des Stroms befindet sich im Big

nordamerikanischen Wüsten gilt, sondern

sich ein 250 Kilometer langes Netz aus Wan-

Bend Nationalpark und kann per Boot oder

auch das Zentralmassiv der Chisos Mountains

derwegen.

Pferd erkundet werden.

und ihre mit steigender Höhe immer grüner

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TRAVEL

NACHTHIMMEL ÜBER DEM LONE STAR STATE

16. Jahrhundert nach Bodenschätzen ab-

Passend zu seinem Beinamen «Staat des einsa-

suchten, gaben bald auf und tauften sie «El

men Sterns» ist Texas und ganz besonders der

Despoblado», das unbewohnte Land. Ganz

Big Bend Nationalpark ein einzigartiger Ort,

dem Klischee eines typischen Westernfilms

um in die Sterne zu blicken. Wer nach einer

entsprechend rollt ab und zu ein «Tumble-

langen Tour durch die Chihuahua-Wüste im

weed» aus vertrockneten Pf lanzen über die

Zelt übernachtet und nachts in den Himmel

weite Steppe.

schaut, der weiss, wieso der Nationalpark 2012 zum «Dark Sky Park» (dt. Lichtschutzgebiet)

GEISTERSTADT MIT WELTRUHM

ernannt wurde. Weit und breit ein funkelndes

Ähnlich ruhig und gelassen geht es auch in

Himmelszelt, von Lichtverschmutzung keine

Terlingua etwas ausserhalb des National-

Spur. «Das liegt daran, dass nur wenige Men-

parks zu. In den 1920ern lieferte das blü-

schen den Weg in diese verlassene Gegend

hende Bergbaustädtchen noch 40 Prozent

einschlagen», erklärt Alvarez. Unabsichtlich

der nationalen Quecksilbererträge, doch

lande hier niemand. Die nächste Grossstadt

nachdem die Minen geschlossen wurden,

ist Dallas und fast acht Autostunden entfernt.

wurde Terlingua zur Geisterstadt. Erst in den Sechzigern besiedelten Hippies, Künstler

MIT DEM RUDERBOOT NACH MEXIKO

und abenteuerlustige Aussteiger die Gegend

Gerade wegen seiner Abgeschiedenheit ist

und hauchten ihr neues Leben ein. Am Abend

der Big-Bend-Nationalpark ein ganz besonderer Schauplatz. Zudem beheimatet er den wohl ungewöhnlichsten Grenzübergang der USA: Nur fünf Ruderzüge über den Rio Grande entfernt liegt Mexiko. Der Grenzf luss ist hier so schmal und f lach, dass man ihn durchwaten könnte. Einen Zaun, Patrouillen der US Homeland Security oder lange Warteschlangen bei der Passkontrolle gibt es nicht. Stattdessen werfen zwei nette Park Ranger einen kurzen Blick in die Papiere, bevor sie die Weiterreise mit dem Ruderboot – scherzhaft «International Ferry Service» genannt – gewähren. Am mexikanischen Ufer angekommen, kassiert der Bootsführer Juan Pérez fünf Dollar und händigt im Gegenzug ein winziges Ticket für die Rückfahrt aus. Von dort ist das nächstgelegene Dorf Boquillas del Carmen nur noch einen zehnminütigen Eselritt entfernt. An ärmliche Lehmhäuser reihen sich eine kleine Medizinstation, eine Schule, eine einzige Telefonzentrale und zwei Restaurants. Strom haben die Dorfbewohner seit 2015, berichtet Bootsführer Pérez stolz, während eine mexikanische Grenzbeamtin gleichzeitig Einund Ausreise abstempelt: «damit Sie nicht noch mal vorbeikommen müssen.»

Nirgendwo sonst ist der Grenz­

übertritt zwischen den USA und Mexiko so unkompliziert wie im Big-Bend-Nationalpark. Wer will, gelangt hier mühelos über die Grenze. Von illegaler Einwanderung, Drogen- und Waffenschmuggel ist dennoch keine Spur. «Es gibt schlichtweg keine Infrastruktur, keine Strassen oder Umschlagplätze, die man für illegale Geschäfte im grossen Stil benötigen würde», erklärt Pérez. Der nächste Ort ist mehr als 150 Kilometer entfernt und zu Fuss kaum erreichbar. Schon spanische Entdecker, welche die Region im

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trifft man sich im urigen Starlight Theatre, einem ehemaligen Kino, in dem sich heute ein Saloon befindet. Von der Decke hängen in die Jahre gekommene Ventilatoren, an den Wänden Rinderschädel. Der abgeplatzte Putz verbreitet den «Old Texan»-Charme aus Quecksilberzeiten.

So einsam es in der Geisterstadt

auch sein kann, einmal im Jahr wird Terlingua zum internationalen Treffpunkt: Jedes Jahr im November pilgern über 10ʼ000 Besucher in die Big Bend Region, um beim «International Chili Cook-off» dabei zu sein. Was 1967 als Duell zwischen zwei Köchen begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einem feurigen Kochduell mit Weltruhm gemausert. Nach Lust und Laune wird Chili con Carne um die Wette gekocht und allen voran das Leben zelebriert. KUNST UND KULTUR IM NIRGENDWO Ähnlich wie Geisterstädte sind auch Künstlerdörfer regelrechte Touristenmagnete, je nachdem, wie malerisch gelegen sie sind oder wer dort lebt und arbeitet. Das Wüstenstädtchen Marfa ist ein solcher Künstler-Hotspot und zeigt den Lone Star State von seiner kulturell modernsten Seite. Den Grundstein dafür legte der New Yorker Minimalist Donald Judd (Bildhauer, Maler und Architekt), als er das verschlafene Marfa zu seinem persönlichen Rückzugsort machte und die abstrakte Kunst aus dem fortschrittlichen New York in die texanische Pampa brachte. Heutzutage befindet sich auf dem ehemaligen Militärgelände, das Judd Anfang der Siebziger kaufte, die «Chinati Foundation». Neben seinen eigenen Werken sind dort auch Lichtinstallationen des Minimalisten Dan Flavin und zwei überdimensionale Kupferzirkel der Künstlerin Roni Horn zu sehen.

«Um wirklich alle Kunstwerke in und

um Marfa zu besichtigen, sollte man sich einen Tag Zeit nehmen, besser zwei», empfiehlt Alvarez. Und man brauche ein Auto. Denn auf dem US-Highway 90 bei Valentine befindet sich das wohl meistfotografierte Kunstobjekt der Region: «Prada Marfa», eine Installation des dänisch-norwegischen Künstlerduos Elmgreen & Dragset, welche ein Prada-Schaufenster darstellt, in dem die Schuh-Herbstkollektion aus dem Jahr 2005 zu sehen ist. Dass mitten im Nirgendwo Schuhe im Wert von Tausenden von Dollar ausgestellt sind, soll nicht nur Konsumkritik, sondern auch die Absurdität der überspitzten Marken-Kultur vermitteln. Skurriler als ein Prada-Store in der Wüste geht es wohl kaum. Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde unterstützt von Travel Texas.

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UhrenFrühling 2019: tickende Neuheiten von A. Lange & Söhne bis Zenith Text: GISBERT L. BRUNNER

Vacheron-Constantin: Traditionnelle TwinBeat 3200T

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Die gute alte UhrMechanik lebt. Und sie entwickelt sich immer weiter. Das zeigen neue Werke und innovative Werkstoffe zum Messen der kostbaren Zeit.

MB & F: HM6 Final Edition

250 UHREN ZUM 25. JUBILÄUM 25 Jahre wird sie 2019 alt, die ikonographische «Lange 1» von A. Lange & Söhne. Gründe für den anhaltenden Erfolg sind nicht zuletzt im asymmetrisch gestalteten Zifferblatt und dem markanten Grossdatum zu sehen. Mehr als 20 Jahre lang liess das Handaufzugskaliber L.901 mit zwei Federhäusern, drei Tagen Gangautonomie und handgraviertem Unruhkloben die Herzen anspruchsvoller Uhrenliebhaber höherschlagen. 2015 brachte das neu entwickelte Manufakturkaliber L121.1. An den prinzipiellen Fakten inklusive der charakteristischen Optik änderte sich damit nichts. Allerdings springt das Grossdatum nun pünktlich um Mitternacht. Neu sind ferner die Unruh mit variabler Trägheit und eine frei schwingende Spirale. Ausgestattet mit diesem Werk offeriert die deutsche Traditionsmanufaktur zum 25. Jubiläum 250 Exemplare einer weissgoldenen «Lange 1». Die Besonderheit der Geburtstagsedition besteht u.a. im speziell gestalteten Scharnierboden. Er huldigt Günther Blümlein und Walter Lange, denen das Unternehmen seine erfolgreiche Renaissance und die «Lange 1» verdankt. Hinter Saphirglas zeigt sich das Uhrwerk, dessen handgravierter und blau ausgelegter Unruhkloben die Zahl 25 trägt.

Uhr-Typen gibt es viele. Da sind einmal diejenigen, welche gar keinen Zeitmesser an ihr Handgelenk lassen und lieber auf ihr Handy schauen. Andere setzen auf Elektronik und smarte Funktionen. Drittens gibt es reichlich Zeit-Genossen mit ausgeprägtem Faible für die überlieferte Mechanik. Ihre Passion begründen sie mit Nostalgie, Werterhalt und der Möglichkeit, das gute Stück eines Tages an die Nachkommen zu vererben. Auf die Sekunde kommt es vielen dabei gar nicht an. Exakt diese Gruppe hat die Luxusuhren-Industrie im Blick. Mitte Januar zeigten namhafte Manufakturen ihre Neuigkeiten während des Genfer Uhrensalons SIHH. Und Ende März öffnet die Baselworld ihre Tore. Die Trends des Jahres 2019 heissen Retrolook, also die Rückbesinnung auf gute alte Uhr-Zeiten, überlieferte, innovative und komplizierte Uhrmacherkunst sowie Farbe. Blau in allen möglichen Tönen und Schattierungen ist das neue Schwarz. Bei den Gehäusen sorgen neue Materialen für Begehrlichkeit. Clevere Manager wissen, dass manchem etwas bietet, wer Vielfalt offeriert.

MAXIMALE ZEITMESSUNG, TOTALE TRANSPARENZ Resonanz verhilft dem neuen Manufakturkaliber ARF17 von Armin Strom zu bemerkenswerter Präzision. Genau genommen birgt das querovale Gehäuse zwei nebeneinander angeordnete Uhrwerke mit jeweils einem Paar von Energiespeichern, 110 Stunden Gangautonomie sowie ungewöhnlichen 3,5 Hertz Unruhfrequenz. Die aus Unruh und Unruhspirale bestehenden

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Schwingsysteme sind durch eine patentierte und zertifizierte Resonanz-Kupplungsfeder miteinander verbunden. Das bewirkt eine 15 bis 20 Prozent höhere Ganggenauigkeit. Mit dieser aufwendigen Konstruktion, welche summa summarum 419 mechanische Bauteile erfordert, gehen zwei getrennte und unabhängig voneinander einstellbare Zeitanzeigen einher. Ablesen lassen sich Stunden, Minuten und die aktuell verbleibende Gangreserve. In der Mitte findet sich zudem eine 24-Stunden-Indikation. Nicht minder aufwendig ist das querovale Saphirgehäuse. Es bietet volle Transparenz, misst inklusive Bandanstössen 59 x 43,4 Millimeter und widersetzt sich dem Druck von Wasser bis zu fünf bar.

die neue «BR03-92 Bi-Compass». Die hier praktizierte Reduktion auf analoge Darstellung von Stunden, Minuten und Sekunden sowie ein Fensterdatum lassen auf einen vergleichsweise simplen Zeitmesser schliessen. Dem ist aber keinesfalls so. Einwandfreie Funktion in allen Lebenslagen erfordert einigen Aufwand. Damit die Stunden-Scheibe mit grüner, nachtleuchtender Pfeilspitze nicht am Zifferblatt streift, muss sie leicht sein und absolut plan drehen. Hinter dem Automatikkaliber BR-302 verbirgt sich ein flaches Sellita SW-300 mit 38 Stunden Gangautonomie. Die Zeiger für Minuten und Sekunden tragen beige Super-LumiNova-Leuchtmasse. Übrigens entspricht die gewählte Typographie jener der analogen Zähler im Flugzeug-Cockpit. 42 Millimeter beträgt die Länge der Flanken des Keramikgehäuses. Jede der insgesamt 999 Armbanduhren kommt mit zwei Armbändern: Kautschuk und belastbares Synthetikgewebe.

NEUER STOPPER AUS LE BRASSUS 4401 heisst es, das neue Chronographenwerk von Audemars Piguet. Den Selbstaufzug besorgt eine beidseitig wirkende, mit kleinen Keramikkugeln gelagerte Schwungmasse aus 22-karätigem Gold. Eine einzige Zugfeder lässt die Unruh circa 70 Stunden lang mit vier Hertz schwingen. Somit stoppt der integrierte Zeitschreiber mit Schaltrad und Vertikalkupplung auf die Achtelsekunde genau. Die Totalisatoren bis 30 Minuten und 12 Stunden liegen auf waagrechter Linie von «9» zur «3». Unmittelbaren Neustart ohne zwischenzeitliches Anhalten und Nullstellen gestattet eine Flyback-Funktion. Bei «6» dreht die Permanentsekunde ihre Runden. Zwischen «4» und «5» findet sich das Fensterdatum. Das Début erfolgt in der nicht minder neuen Uhrenlinie «Code 11.59». Ihre runde, in Rosé- und Weissgold erhältliche Schale mit durchbrochenen Bandanstössen und achteckigem Mittelteil soll Produktpiraten das Leben schwer machen. Eine betont schmale Lünette hält das doppelt gewölbte und entspiegelte Saphirglas. Auf dem innenliegenden Höhenring findet sich eine Tachymeterskala.

FLACHER GEHT ES NICHT Zur Komplikation ultraflacher Bauweise gesellt sich beim Bulgari-Manufakturkaliber BVL 288 auch noch eine mechanische. Das 1,95 Millimeter flache Uhrwerk besitzt ein «fliegend», sprich nur rückwärtig, gelagertes Tourbillon. Bei dieser Konstruktion stört keine Brücke den Blick auf den filigranen Drehgang. Zudem verfügt der tickende Mechanik-Hauch über einen automatischen Aufzug. Gehalten von drei Mikro-Kugellagern bewegt sich die Schwungmasse rund um das komplexe Uhrwerk mit 52 Stunden Gangautonomie. Per Drücker in der rechten Gehäuseflanke lässt sich die Funktion der darüberliegenden Krone vorwählen: Aufzug oder Zeigerstellung. Bestechend ist schliesslich auch das Leichtgewicht der auf 50 Exemplare limitierten «Octo Finissimo Tourbillon Automatic Carbon». Für das insgesamt nur 3,95 Millimeter hohe und 42 Millimeter grosse Gehäuse und das Gliederband verwendet Bulgari, wie der Name verheisst, mehrlagige, hoch belastbare CTP-Karbonfaser. Durch einen grossflächigen Sichtboden zeigt sich die Mechanik in ihrer ganzen Pracht.

MIT BAUME & MERCIER DURCHS JAHR Eine kleine uhrmacherische Ewigkeit offeriert Baume & Mercier. Auf seiner Vorderseite und damit unter dem Zifferblatt im Porzellan-Look trägt das neue Automatikkaliber BM13-1975AC-1 ein immerwährendes Kalendarium des erfahrenen Spezialisten Dubois-Dépraz. Kleine Zeiger stellen Datum, Wochentag und Monat dar. Konzentrisch zum Monatszeiger dreht eine kleine Scheibe mit schwarzem Pfeil. Selbiger lässt wissen, ob es sich um ein Jahr mit 365 oder, wenn rot, eines mit 366 Tagen handelt. Die Lichtphasen des Mondes lassen sich in einem Fenster über der «6» ablesen. Im Gegensatz zum Kalendarium, welches rein theoretisch noch gut 80 Jahre ohne Korrektur auskommt, weicht diese Indikation alle vier Jahre um einen Tag von der astronomischen Norm ab. Sämtliche Einstellungen lassen sich mit Hilfe kleiner Drücker in den Flanken des klassisch runden Rotgold-Gehäuses vornehmen. Durch den Sichtboden zeigt sich das Basis-Uhrwerk mit Rotoraufzug, Hochleistungshemmung aus Silizium und fünf Tagen Gangautonomie. Ihm obliegen die Anzeige der Stunden, Minuten und Sekunden sowie die tägliche Fortschaltung des Kalenderwerks.

STOPPER MIT TRADITION 1904 kreierte Louis Cartier die «Santos» für seinen Freund, den Flugpionier Alberto Santos-Dumont. Folglich handelt es sich um die Armbanduhr mit der längsten ununterbrochenen Biographie. Bei der neuesten Generation gestaltet sich der Bandwechsel dank patentiertem «QuickSwitch»-System zum Kinderspiel. Ausserdem lässt sich die Länge des Gliederbands mit «SmartLink» selbst problemlos einstellen. Der Genfer Uhrensalon SIHH 2019 brachte Familienzuwachs in Gestalt des stählernen «Santos Chronographen» mit ADLC-beschichteter Lünette. Sein Automatikkaliber 1904-CH MC blickt auf eine mehr als sechsjährige Geschichte zurück. Schaltradsteuerung, kräftesparende Reibungskupplung, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler gehören zum Merkmalskatalog des exklusiven Uhrwerks. Zwei Federhäuser speichern Kraft für 48 Stunden Gangdauer. Vier Hertz Unruhfrequenz ermöglichen Achtelsekunden-Stoppungen. Für ein Exemplar benötigen die Uhrmacher insgesamt 269 Komponenten. Den Start-/Stopp-Drücker haben die Techniker in der linken Gehäuseflanke positioniert. Das Nullstellen erfolgt durch Druck auf die exakt gegenüber liegende Krone.

DESIGN IM DIENSTE DER ABLESBARKEIT Funktionalen Instrumentenlook schreibt Bell & Ross seit der Gründung gross. Quadratische Gehäuse mit vier markanten Schrauben und runde Zifferblätter sichern den Armbanduhren der Linie BR03 hohen Wiedererkennungswert. Das gilt auch für

REGULATOR MIT DURCHBLICK Wie das Salz zum Meer gehört der «Regulator» zu Chronoswiss. Und das seit nunmehr 31 Jahren. Der Name erinnert an Präzi-

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sionspendeluhren mit dezentral angeordnetem Stundenzeiger. 1994 ging der erste «Grand Régulateur» an den Start. Im Vorfeld der Baselworld 2019 zeigt das mittlerweile in Luzern beheimatete Familienunternehmen eine neue Version seines «Flying Grand Regulator Skeleton». Blickfang-Qualitäten besitzt nicht nur das 44 Millimeter grosse Stahlgehäuse, sondern auch die durchbrochene Ausführung des Handaufzugskalibers C. 677S. Als Basis dafür dient das altbewährte Handaufzugskaliber Eta 6498 mit knapp 37 Millimeter Durchmesser. Maskuline Eindrücke hinterlässt die dynamische Farbgebung. Als bemerkenswertes Detail versteht sich der rote Stummel am hinteren Ende des zentralen Minutenzeigers. Zusammen mit einer kleinen spiegelverkehrten Minutenskala ersetzt er jene Indexierung, welche der goldfarbene Stunden-Ring überdeckt. Die Edition ist auf 30 Exemplare beschränkt.

messenden Gehäuse reduziert eine blau getönte Titan-Himmelskugel den Kosmos auf handgelenkgerechte Dimensionen. In 23 Stunden, 58 Minuten und 4 Sekunden, also während eines mittleren Sternetags, dreht sie sich um ihre Achse. Aus Platzgründen ist eine Beschränkung auf die Abbildung der Sternkonstellationen des Tierkreises unabdingbar. Bei «3» dreht Mutter Erde ihre Runden. Die Oberfläche trägt eine lasergravierte Weltkarte mit vertieften Ozeanen und reliefartig dargestellten Kontinenten. Zusammen mit einer unten positionierten 24-Stunden-Skala dient der illustre Mini-Erdball als Weltzeitindikation. Bei Dunkelheit präsentiert sich diese kosmische Armbanduhr besonders eindrucksvoll. Stunden und Minuten stellt ein Zeigerpaar bei «12» dar. «Im Süden» des komplexen Manufaktur-Handaufzugskalibers GP09320 lockt ein Tourbillon zum beobachtenden Verweilen. Alle Einstellungen erfolgen mit Hilfe versenkter Bedienelemente im Gehäuseboden. Nach Vollaufzug stehen rund 60 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Für die kosmische Mechanik braucht es 362 Komponenten.

ETHISCHES GOLD FÜR EINE MECHANIK 2015 schlug die Geburtsstunde der weitgehend in Handarbeit gefertigten «Ferdinand Berthoud FB 1». In der achteckigen Schale mit seitlichen Gucklöchern findet sich das aufwendige Tourbillon-Kaliber FB-T.FC. Dabei handelt es sich um ein 35,5 Millimeter grosses und acht Millimeter hohes Handaufzugswerk mit überliefertem Kette-Schnecke-System für möglichst konstante Antriebskraft über rund 53 Stunden hinweg. Zur patentierten Zentralsekunde gesellt sich eine aussergewöhnlich konstruierte Gangreserveanzeige. Vor der Lieferung muss jedes aus mehr als 420 Komponenten (ohne Kettenteile) assemblierte Werk den Genauigkeitstest bei der amtlichen Chronometerkontrolle COSC bestehen. Diese Mechanik beseelt insgesamt zehn Exemplare der neuen «Œuvre d’Or»-Kollektion. Jeweils fünf Armbanduhren sind in Weissgold mit Bandanstössen aus Titan und Roségold kombiniert mit schwarzer Keramik erhältlich. Das verwendete Gold entstammt ethisch einwandfreier Produktion. Als besonderer Augenschmaus präsentiert sich das Zifferblatt aus handpatiniertem Roségold.

MAJESTÄTISCHE SCHWINGUNGEN Robert Greubel und Stephen Forsey lieben Ästhetik, mechanische Präzision und handwerkliche Vollendung. Diesen Maximen folgt die «Balancier Contemporain» mit 12,6 Millimeter grosser Glucydur-Unruh. Dank variabler Trägheit kann die unverzichtbare Spirale völlig frei «atmen». Jede Stunde bewegt sich das Duo 10’800 Mal in eine Richtung und ebenso oft auch wieder zurück. Beim Ziehen der Krone zum Zeigerstellen hält das Schwingsystem an. Nach spätestens 72 Stunden möchte die Zugfeder des aus 255 Teilen bestehenden Uhrwerks manuell gespannt werden. Wann es so weit ist, lässt eine Gangreserveanzeige bei «12» wissen. Durch die dreidimensionale Architektur des Zifferblatts setzen sich die Indikationen besonders eindrucksvoll in Szene. Als schützende Hülle verwendet Greubel Forsey ein Weissgoldgehäuse mit 39,6 Millimeter Durchmesser. Am Handgelenk trägt die vorder- und rückseitig verglaste Schale 12,21 Millimeter auf. Dem Druck des nassen Elements widersetzt sie sich bis zu drei bar.

DEN GANZEN TAG IM BLICK An das Ablesen dieser neuen Armbanduhr von Frédérique Constant muss man sich definitiv gewöhnen. Üblicherweise dreht der Stundenzeiger in zwölf Stunden einmal um seine Achse. Bei der «Classics Automatic 24 H» dauert die Umrundung doppelt so lange. Somit haben die Besitzerinnen und Besitzer den kompletten Tageslauf im Blick. Allerdings zeigt die Spitze des Stundenzeigers um 12 Uhr mittags senkrecht nach unten. Die Orientierung unterstützt deshalb eine 24-Stunden-Skala. Neu ist diese Art der Zeitanzeige keineswegs. Uhrenmarken verwendeten sie früher beispielsweise für wissenschaftliche oder militärische Zeitmesser. Auch Piloten und Astronauten wurden mit derartigen Indikationen bedacht. Hexerei verknüpft sich mit dieser Mechanik nicht. Das von Sellita zugelieferte Automatikkaliber FC-332 mit 38 Stunden Gangautonomie besitzt nur ein modifiziertes Zeigerwerk. Schutz bis zu zehn bar Wasserdruck bietet das Stahlgehäuse mit 43 Millimeter Durchmesser.

DEN MOND VOR AUGEN Ganz im Zeichen der Mondphasen steht die «Arceau L’heure de la lune» von Hermès. Zur Darstellung über der nördlichen und südlichen Hemisphäre haben sich die Uhrmacher eine spezielle Mechanik ausgedacht. Sie lässt analoge Indikationen für Stunde und Minute sowie Datum vor einem Hintergrund aus Meteorit kreisen. Eine komplette Umdrehung nimmt 59 Tage oder zwei Lunationen à 29,5 Tage in Anspruch. Die in den Stein eingelegten Perlmuttmonde zeigen künstlerisch gestaltete Motive. Als Antrieb für die planetare Zeit-, Datums- und Mond-Mechanik dient ein exklusives Automatikkaliber der Manufaktur Vaucher. Das Basiswerk H1837 mit Rotor-Selbstaufzug ist 3,7 Millimeter flach. Es besteht aus 193 Einzelteilen. Sein Gangregler vollzieht stündlich 28’800 Halbschwingungen. Für ein Exemplar des 4,2 Millimeter hohen Anzeige-Moduls braucht es weitere 117 Komponenten. Hermès lässt die schützende Hülle mit 43 Millimeter Durchmesser aus 18-karätigem Weissgold fertigen. Kratzfeste Saphirgläser vorne und hinten gewährleisten ungetrübte Freude. Bis zu drei bar Druck kann Wasser dem Innenleben nichts anhaben.

KOSMISCHER ZEITMESSER Das Wort Hingucker trifft auf die «Bridges Cosmos» von Girard-Perregaux uneingeschränkt zu. Zwei imposante Globen lenken die Blicke magisch auf sich. Links im 48 Millimeter

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WATCHES & JEWELLERY Baume & Mercier: Clifton Baumatic Perpetual Calendar 10470

Girard-Perregaux: Bridges Cosmos Soldat

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PRE

Indikationen, darunter natürlich auch Stunden, Minuten und Sekunden, blicken Flugbegeisterte durch ein kratzfestes Saphirglas. Alles in allem fertigt die Schaffhauser Manufaktur 250 Exemplare.

DIE BLAUE LAGUNE Seit längerem schon propagiert H. Moser & Cie Zifferblätter im sogenannten Fumé-Stil. Diesbezüglich tritt die neue «Endeavour Centre Seconds Concept Blue Lagoon» besonders markant in Erscheinung. Infolge des unverkennbaren Auftritts der Scheibe, vor der zentral positionierte Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden drehen, ist eine Signatur überflüssig. Erlesene Uhrmacherei zeigt sich nach dem Umdrehen. Hinter dem Sichtboden agiert das selbst entwickelte, bis hin zur Unruh und ihrer Spirale unter dem eigenen Dach gefertigte Kaliber HMC 200. Mit 32 Millimeter Durchmesser und 5,5 Millimeter Bauhöhe gehört das Automatikwerk nicht unbedingt zu den zierlichen, dafür jedoch zu den robusten Vertretern seiner Spezies. Ein massivgoldener Rotor spannt die Zugfeder in beiden Drehrichtungen. Nach Vollaufzug tickt das Œuvre mindestens drei Tage mit moderaten drei Hertz. Qual der Wahl besteht beim Gehäusematerial. Jeweils 50 Stück sind in Weiss- oder Rotgold erhältlich. In beiden Fällen misst die Schale 40 Millimeter.

SPHÄRISCHER DREHGANG UND MEHR Keineswegs von ungefähr kam der Name des 2004 vorgestellten «Gyrotourbillon 1». Durch sphärische Bewegungen gleichen zwei ultraleichte Drehgestelle die negativen Auswirkungen der Erdanziehungskraft in praktisch allen Positionen dieser Armbanduhr aus. Das neue «Master Grande Tradition Gyrotourbillon Westminster Perpétuel» von Jaeger-LeCoultre kann aber noch viel mehr. Im 43 Millimeter grossen Weissgoldgehäuse findet sich das Handaufzugskaliber 184 mit 50 Stunden Gangautonomie. Den Technikern ist es gelungen, die Dimension der Drehgestelle für eine «bella figura» am Handgelenk beträchtlich zu reduzieren. Ein Konstantkraftantrieb wirkt dem kontinuierlich nachlassenden Drehmoment des Energiespeichers entgegen. Daneben umfasst das Komplikationenspektrum ein immerwährendes, per Krone einstellbares Kalendarium mit Anzeige von Datum, Wochentag, Monat und Jahr. Auf Knopfdruck tritt die Minutenrepetition in Aktion. Dabei erfolgt die Darstellung der Viertelstunden mit der Melodie des berühmten Londoner Big Ben. Aller mechanischen Komplexität zum Trotz misst das Weissgoldgehäuse nur 43 Millimeter.

UNICO ZUM ZWEITEN «Unico» hat Hublot sein 2010 lanciertes Chronographenkaliber HUB 1242 getauft. Diesem Erstlingswerk stellt die Manufaktur nun eine flachere Ausführung zur Seite. Das HUB1280, ebenfalls mit Rotor-Selbstaufzug, wartet mit etlichen Neuerungen auf. Den entscheidenden Beitrag zur Reduzierung der Bauhöhe von 8,05 auf 6,75 Millimeter leistet die komplett überarbeitete Automatik-Baugruppe. Auch der zeitschreibenden Mechanik unter dem Zifferblatt haben die Techniker sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Sie lässt sich leichter montieren und am Handgelenk auch besser studieren. Ferner beziehen sich vier Patente auf ein innovatives Kupplungssystem zum Verbinden des Chronographen mit dem tickenden Motor. Evolutionsbedingt klettert die Zahl der Komponenten von 330 auf 354. Geblieben sind 30 Millimeter Durchmesser, drei Tage Gangautonomie und vier Hertz Unruhfrequenz. Das Début des neuen Uhrwerks geht unter anderem in der «Big Bang Unico Titanium White» über die Bühne. Dank flacherem Erscheinungsbild und lediglich 42 Millimeter Durchmesser passt dieser Stopper mit Gehäuse aus Titan und weissem Kunstharz auch an feminine Handgelenke.

KOMPLEXE ZEIT-MASCHINE Als MB & F die «Horological Machine Nr. 6» ins chronometrische All entschweben liess, zeigten die Kalender 2014. Die Konstruktion der HM6 mit dem Beinamen «Space Pirate» soll Stösse von mehreren G, starke Be- und Entschleunigungen, gefährliche Strahlungen und extreme Temperaturunterschiede aushalten. Vorne finden sich kugelförmige Displays zur Indikation von Stunden und Minuten. Ähnlich gestaltete «Turbinen» auf der Rückseite regulieren die Geschwindigkeit des auf der Unterseite angeordneten Aufzugsrotors. Oben thront das «fliegende» Tourbillon. Mit Hilfe der linksseitig montierten Krone lässt sich eine zweiteilige Kuppel schützend über den delikaten Drehgang wölben. Das komplizierte Uhrwerk einschliesslich der Streitaxt-ähnlichen Platin-Schwungmasse besteht aus 475 Komponenten. 2019 geht die Zeit-Reise dieser Armbanduhr mit den Dimensionen 51 x 50 x 22,7 Millimeter unwiderruflich zu Ende. Von der «HM6 Final Edition» entstehen exakt acht Exemplare in Stahl.

EWIGKEIT FÜR PILOTEN Mehr als 80 Jahre zurück reicht die Fliegeruhren-Kompetenz der IWC. In diesem Zusammenhang kommt 2019 die gute alte «Spitfire» zu Ehren. Nach dem legendären britischen Jagdflugzeug ist die «Big Pilot’s Watch Perpetual Calendar Spitfire» benannt. Ans Handgelenk findet dieser ausdrucksstarke Bolide mit 46,2 Millimeter grossem Bronzegehäuse. Im Inneren der Schale mit Titanboden und sechs bar Druckdichte zeigt hauseigene Mechanik in Gestalt des Kalibers 52615 ihr Können. Hat der Rotor-Selbstaufzug mit Pellaton-Gleichrichter die beiden Federhäuser prall gefüllt, vollzieht der Taktgeber sieben Tage lang stündlich 28.800 Halbschwingungen. Damit Piloten nicht ins Trudeln geraten, lässt eine Gangreserveanzeige den jeweiligen Energievorrat wissen. Das vorerst bis 2100 währende Kalendarium zeigt Datum, Wochentag, Monat und Jahr. Beinahe ewige Genauigkeit zeichnet die Anzeige der Mondphasen über beiden Hemisphären aus. Sie währt 577,5 Jahre. Auf sämtliche

IMMERWÄHRENDE PARTNERSCHAFT Als sich Minerva zu Montblanc gesellte, zeigte der Kalender 2007. Das gestalterische Erbe der 1858 gegründeten Manufaktur spiegelt die Montblanc-«Heritage»-Linie wider. Zu den Höhepunkten der Kollektion gehört eine Armbanduhr mit neu entwickeltem Kalenderwerk. Bis Ende Februar 2100 muss man es nicht korrigieren. Zeiger stellen Datum, Wochentag, Monat und Schaltjahreszyklus dar. Hinzu gesellt sich oberhalb der «6» eine Mondphasenindikation. Das Einstellen nach längerem Liegen geschieht mit Hilfe der Krone. Fehlbedienung wirkt eine ausgeklügelte Schutzvorrichtung entgegen. Keineswegs alltäglich ist ferner ein Zeitzonen-Dispositiv mit zusätzlichem, unabhängig verstellbarem Stundenzeiger und 24-Stunden-Anzeige. Als tickende Basis für das aus 378 Teilen zusammengefügte

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WATCHES & JEWELLERY

MB 29.22 dient das Automatikkaliber 1904 von Cartier. Es verfügt über zwei Federhäuser, 48 Stunden Gangautonomie und vier Hertz Unruhfrequenz. Wasserdruck widersteht die 40-Millimeter-Sichtbodenschale bis zu fünf bar. Vor dem Verlassen der Fabrikationsstätte muss jeder «Heritage Perpetual Calendar» einen 500 Stunden dauernden Qualitäts- und Genauigkeitscheck absolvieren.

rotor, 44 Stunden Gangautonomie, drei Hertz Unruhfrequenz und Fensterdatum. Für ein Exemplar benötigen die Uhrmacher 209 Komponenten. Nach 300 Exemplaren endet die Produktion dieser Armbanduhr. TRIBUT AN EINEN GROSSEN DESIGNER Titan, das 1980 von Ferdinand-Alexander Porsche erstmals für Armbanduhrgehäuse verwendete Material, nutzt Porsche Design auch 2019. Im Kontext zur Vorstellung des neuen 911er ist die «911 Chronograph Timeless Machine Limited Edition» erhältlich. Ihr Design greift die Stromlinienform des kraftstrotzenden Boliden auf. Leichtbauweise und Ergonomie sind selbstverständlich. Die drei Zeiger für die Stoppfunktion präsentieren sich komplett rot oder mit roter Spitze. An die Stelle der Permanentsekunde bei «9» tritt eine pfiffige Funktionsanzeige. Durch das Kreissegment wandern bei laufendem Uhrwerk die Wörter «Timeless Machine». Den Bezug zum Auto und die Limitierung dieses Modells bringt der Stunden-Totalisator bei «6» zum Ausdruck. Wer genau hinschaut, entdeckt neben der 9 auch die Zahl 11. Beim verbauten Uhrwerk geht Porsche Design keine Kompromisse ein. Es handelt sich um das millionenfach bewährte Valjoux 7750, welches schon den ersten Porsche-Design-Chronographen von 1973 mit Leben erfüllte.

ABGETAUCHT MIT ORIS Sicher ist sicher. Nach dieser Devise widersteht das DLC-beschichtete Titangehäuse des Oris «Dive Control Limited Edition Chronographen» dem Druck des nassen Elements bis zu zehn bar. Umgerechnet sind das 1000 Meter Tauchtiefe. Unter Wasser spielt die Ablesbarkeit eine wichtige Rolle. Selbige stellen die unübersehbare Indexierung auf dem dunklen Zifferblatt, ausdrucksstarke Zeiger und die grosszügige Verwendung von Super-LumiNova-Leuchtmasse sicher. Damit beim Aufsteigen aus grossen Tiefen ja nichts passiert, findet sich in der linken Gehäuseflanke ein Heliumventil. Selbstverständlich lässt sich die Tauchzeit-Drehlünette mit Keramik-Inlay nur entgegen dem Uhrzeigersinn drehen. Ungewolltem Verstellen wirkt ein patentiertes Sicherheitssystem entgegen. Neben dem Boden und der Krone sind auch die Drücker zum Bedienen des Automatikchronographen mit der Schale verschraubt. Beim verbauten Kaliber Oris 774 handelt es sich um das bewährte SW 500 von Sellita. Die Lieferung der insgesamt nur 500 Exemplare erfolgt in einer wasserdichten Box. Neben einem zusätzlichen Kautschukband enthält sie auch das nötige Werkzeug zum Wechseln.

TICKENDES BONBON Die farbenfrohe Welt der Zuckerbonbons bringt Richard Mille ans Handgelenk. Jedes der zehn Modelle gelangt in einer Auflage von 30 Exemplaren auf den Markt. Kennerblicke durch die Lupe lassen Uhrmacherkunst auf hohem Niveau und gestalterische Raffinessen erkennen. Als Grundlage dienen die Erfolgsmodelle RM 07-03, RM 16-01 und RM 37-01, angereichert durch eine Palette von insgesamt 60 Farben. Verantwortlich für die verschiedenen Designs zeichnet Artdirector Cécile Guenat. Seine «Sweets Collection» beinhaltet vier Modelle mit zweifarbigen Keramikgehäusen und dekorativen Elementen aus Email oder schwarz verchromtem Titan. Sie heissen «RM 07-03 Cupcake», «RM 07-03 Marshmallow», «RM 37-01 Sucette» und «RM 16-01 Réglisse». Die sogenannte «Frucht Linie» trifft sechs verschiedene Geschmäcker: Zitrone, Erdbeere, Blaubeere, Litschi, Kiwi und Kirsche. Wer hier nichts findet, ist eigentlich selber schuld. Vorausgesetzt, das Portemonnaie ist hinreichend mit flüssigen Mitteln gefüllt.

RETROGRAD BEDEUTET RÜCKSPRINGEND Viel zu entdecken gibt es am guillochierten Zifferblatt der neuen «Toric Quantième Perpétuel Retrograde Slate» von Parmigiani Fleurier. Drei der mittig positionierten Zeiger stellen die Stunden, Minuten und Sekunden dar. Der vierte mit rotem halbmondförmigen Ende deutet auf das Datum. Tag für Tag wandert er ein wenig von links nach rechts. Am Ende des egal wie langen Monats springt er selbsttätig zurück zur «1». Folglich lässt sich das Kalendarium des 5,5 Millimeter flachen Automatikkalibers PF317 mit 50 Stunden Gangautonomie als «ewig» bezeichnen. In zwei rechteckigen Fenstern zeigen sich die Wochentage und Monate. Die runde Anzeige unterhalb «12» gilt dem Schaltjahreszyklus. Bleibt die Indikation der Lichtphasen des Mondes über beiden Hemisphären der Erdkugel. Erst nach 122 Jahren weicht die Scheibe aus Aventurin-Quarz einen ganzen Tag von der astronomischen Norm ab. Parmigiani umfängt die aus 414 Komponenten zusammengefügte Mechanik mit einem 42,5 Millimeter grossen Rotgoldgehäuse.

UHR ZUM AUTO Roger Dubuis kooperiert mit Lamborghini. Für ihre aktuelle Kollektion nahm die Uhrenmanufaktur den «Huracán» ins Visier. Dementsprechend nennt sich der Zeitmesser auch «Excalibur Huracán Performante». Automobile Gestaltungselemente sind bei der skelettierten Bauweise selbstverständlich. Ganz oben vollzieht die Unruh des selbst entwickelten und aus 233 Komponenten assemblierten Automatikkalibers RD 630 stündlich 28’800 Halbschwingungen. Eher aus optischen Gründen erfolgen die Oszillationen in einem Winkel von zwölf Bogengraden. Die Genfer Punze garantiert das Einhalten exakt definierter Qualitätskriterien inklusive der maximalen Gangabweichung von einer Minute pro Woche. Für die 45-Millimeter-Schale finden Titan und Kautschuk Verwendung. Abtauchen kann man damit bis zu 50 Meter. Auf der Innenseite des Kautschuk-Armbands mit grauem

HOCHEBENE AM HANDGELENK Das Altiplano von Peru bis Chile dient Piaget als Namenspatin für eine 1998 lancierte Uhrenlinie. Gestalterische Zurückhaltung trifft auch auf die aktuelle «Altiplano»-Generation zu. Eines der neuesten Modelle bringt zudem ein Stück Himmel ans Handgelenk. Beim 40-Millimeter-Roségoldmodell rotieren Zeiger für Stunden und Minuten vor einem grauen Meteorit-Zifferblatt mit roségoldenen Strichindexen. Als zeitbewahrender Antrieb dient ein Vertreter der 2010 vorgestellten Kaliberfamilie 120xP. Konkret handelt es sich um das drei Millimeter flache 1203P mit 29,9 Millimeter Durchmesser, in die Werksebene integriertem Gold­

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PRE

Cartier

A. Lange & Söhne

Bell & Ross

Chronoswiss

Hublot

IWC

H.Moser & Cie.

Parmigiani

Piaget

Roger Dubuis

Ulysse Nardin

Zenith

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WATCHES & JEWELLERY

schwingt das kleinere Duo aus Unruh und Unruhspirale mit vier Hertz. Diese Hochfrequenz sorgt etwa vier Tage lang für hohe Präzision. Für den Ruhezustand im Tresor betätigt man den Drücker bei «8». Per Differenzialgetriebe schaltet die komplexe Mechanik etwa vier Gänge herunter. Augenblicklich setzt sich der grössere Gangregler in Bewegung. Nach dem Motto, dass lange läuft, wer dies langsam tut, bewegt er sich mit lediglich 1,2 Hertz. Bei diesem Schneckentempo hält der Mikrokosmos gut 70 Tage lang durch. Trotzdem schaltet er die kräftesparend konzipierte Kalendermechanik pünktlich mitternachts weiter. Allerdings sollte der mit dem Genfer Siegel geadelte Zeitmesser im entschleunigten Modus flach liegen.

Alcantara-Inlay wirkt das Profil des Pirelli-«P Zero Trofeo R»-Reifens schweissbedingtem Aquaplaning entgegen. MECHANIK-SEELE AUS KARBON Bei TAG Heuer haben jahrelange Forschung und Entwicklung zu einer völlig neuen Unruhspirale geführt. Sie besteht weder aus Metall noch aus Silizium, sondern aus einem innovativen Karbon-Verbundwerkstoff. Konkret handelt es sich um Kohlenstoffnanoröhrchen, also kleine Hohlkörper aus reinem Kohlenstoff mit weniger als 1/10’000 Millimeter Durchmesser. Ihr Elastizitätsmodul ist bis zu fünf, die Zugfestigkeit 15 und mehr Mal höher als bei Stahl. Hinzu gesellt sich extrem geringe Dichte. Diese Eigenschaften sowie die Resistenz gegen Magnetfelder, Temperaturschwankungen und heftige Stösse prädestinieren den Werkstoff förmlich zur Herstellung patentierter CNTMC (Carbon Nano Tubes Matrix Composite)-Unruhspiralen. Die ersten Serienprodukte beseelen den «Carrera Calibre Heuer 02T Tourbillon Nanograph». Sein Automatikkaliber 02T misst 31 Millimeter. Bei «6» rotiert der Tourbillon-Käfig aus gelb eloxiertem Aluminium jede Minute um 360 Grad. Im Inneren vollzieht die aus dem gleichen Werkstoff gefertigte Exzenter-Unruh mit variabler Trägheit stündlich 28’800 Halbschwingungen. Ein Schwermetall-Kugellagerrotor spannt die Zugfeder in einer Drehrichtung. Der Energievorrat reicht für 65 Stunden Gangautonomie. Vor dem Einbau ins 45 mm grosse Titangehäuse mit schwarzer PVD-Beschichtung muss jedes Uhrwerk seine Ganggenauigkeit bei der Chronometerprüfstelle COSC unter Beweis stellen. Die Lünette der bis zehn bar wasserdichten Schale besteht aus Karbon.

«EL PRIMERO» FEIERT GEBURTSTAG Nichts anderes als «der Erste» bedeutet «El Primero». Zenith präsentierte ihn 1969 als weltweit ersten Chronographen mit Kugellagerrotor, Schaltradsteuerung, Horizontalkupplung und fünf Hertz Unruhfrequenz. Seitdem ist das Uhrwerk aus der Szene nicht mehr wegzudenken. Sein 50. Geburtstag bringt Liebhabern ein prachtvolles Etui, gefüllt mit drei Stoppern. Einer davon ist eine stählerne Neuauflage des ersten «El Primero» mit mehrfarbigem Zifferblatt. Des Weiteren gibt es einen COSC-zertifizierten «Chronomaster El Primero» mit grundsätzlich baugleichem, technisch jedoch optimiertem Kaliber 3600 und Stahlgehäuse. Nummer drei in Titan tickt mit zwei Frequenzen: fünf und fünfzig Hertz. Die langsamere Unruh ist zuständig für die Zeitanzeige; die schnellere gestattet Stoppungen auf die Hundertstelsekunde genau. Diese Armbanduhr heisst «El Primero 21». Ferner ist Platz für ein viertes Exemplar mit Tausendstelsekunden-Stoppgenauigkeit, das Zenith aber erst in einigen Jahren vorstellen wird und dann optional erhältlich ist. Unter dem Klappdeckel findet sich noch eine Art Uhrmacher-Werktisch mit Lampe und Lupe. Ein kleines Werkzeug spannt die Zugfeder des als Anschauungsobjekt mitgelieferten Handaufzugswerks.

VON FREAKS FÜR FREAKS An das revolutionäre «Freak»-Karussell von 2001 knüpft Ulysse Nardin beim neuen «Freak X» an, einer abgespeckten und deutlich kostengünstigeren Variante. Der Durchmesser des Titangehäuses mit blauer DLC-Beschichtung ist von 45 auf 43 Millimeter geschrumpft. Im Gegensatz zum Ur-Modell mit Handaufzug durch drehbaren Boden und Lünetten-Zeigerstellung erfolgt die Bedienung nun komplett per Krone. Geblieben ist die grundsätzliche Konstruktion des Handaufzugswerks mit 72 Stunden Gangautonomie. Sein baguetteförmiger Teil mit dem Schwingsystem und der nun jedoch klassischen Ankerhemmung rotiert einmal pro Stunde um sich selbst. Die mit Leuchtmasse versehene Spitze weist auf die Minuten. Besonders innovativ präsentiert sich die ultraleichte, mit drei Hertz oszillierende Silizium-Unruh. Ihre äusseren Masseelemente und die vier Regulier-Exzenter bestehen aus Nickel. Gänzlich neu sind stabilisierende Mikro-Lamellen. Gedrungener präsentiert sich das Anzeigeelement für die Stunden. Vorne und hinten besitzt die bis fünf bar wasserdichte Schale kratzfeste Saphirgläser. LANGSAM ODER SCHNELL, GANZ NACH BELIEBEN «Traditionnelle Twin Beat Ewiger Kalender» hat Vacheron Constantin seine neueste Kreation getauft. Wie der Name verrät, besitzt diese Platin-Armbanduhr ein Kalendarium, das bis 2100 keiner manuellen Korrektur bedarf. Diese Komplikation ist hilfreich, aber nichts aus dem uhrmacherischen Rahmen Fallendes. Herausragenden Charakter besitzt jedoch eine Art Gangschaltung im Kaliber 3610. Wahlweise tickt das aus 480 Teilen assemblierte Handaufzugswerk schnell oder langsam. Am Handgelenk

A. Lange & Söhne: Lange 1

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IHRE KAISERLICHE MAJESTÄT OCEAN INDEPENDENCE 120


MOTION Text: HELENA UGRENOVIC Bild: OCEAN INDIPENDENCE

Als Nicolas Dean und Peter Hürzeler 2005 gemeinsam die Segel hissen, entsteht innerhalb von vierzehn Jahren das mächtigste Yacht-Charter-Management mit der grössten Luxus-Charterflotte der Welt und 16 internationalen Niederlassungen. Ocean Independence. Freiheit, Abenteuer, Luxus und Ewigkeit. So prickelnd wie Schaumkrönchen einer sanften Welle oder ein eisgekühlter Dom Pérignon. 121


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Ein erfahrener Yachtmakler, der seine Bestimmung vor einigen Jahrzehnten in Brighton findet und seine erste Yacht mit gerade mal 19 Jahren verkauft, und ein ehemaliger Kapitän grosser Motorsegler, der später Ocean Cruise gründet und seiner Liebe zur See und zu Schiffen treu bleibt, verbünden ihre Synergien, gründen eine Charterfirma, integrieren im Laufe der Jahre weitere Charteragenturen und 2010 die hundertste Central-Agency-Yacht, eröffnen Büros unter anderem in Mumbai, Malta, den USA und Auckland, vermieten und verkaufen Superyachten, und schwups regiert die grösste Charterfirma für Luxus-Yachting die Meere der Erde, der Rubel rollt, der Ruf eilt ihnen voraus, und alle sind glücklich. Happy family. Wäre die Kurzversion. Die (zu) einfache Kurzversion. Was den Erfolg des Imperiums für Luxus-Yachting ausmacht, setzt sich aus unendlich vielen Komponenten zusammen, die miteinander verknüpft, ineinander verwoben und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sind. Das Ziel der Gründungsväter Dean und Hürzeler sowie ihrer Teams ist zugleich eine Passion – Chartergästen oder Käufern nicht nur eine auf ihre Vorstellungen und Bedürfnisse massgeschneiderte Charta auf einer schmucken Yacht zu ermöglichen, sondern unvergleichliche Kompetenz und ultimativen Yachting Lifestyle an den schönsten Flecken der Welt zu ermöglichen. Im deutschsprachigen Markt ist übrigens kein Yacht-Broker erfolgreicher als Ocean Independence.

Independence bietet einen ganzheitlichen Rundum-Service an, vertreibt, managed, repariert und baut Super-Yachten. Der Service auf höchstem Niveau setzt sich aus einem Team zusammen, das mehr Erfahrung und Experten-Know-how im maritimen Bereich aufweist als jedes andere Broker-Unternehmen und mit 16 Büros rund um den Globus und 26 Nationalitäten ein effizientes und dynamisches globales Netzwerk formt. Damit ein glückliches Schiff von einer glücklichen Besatzung geführt wird, stellt die Auswahl der richtigen Crew ein zentrales Anliegen des Managements dar und rekrutiert Ocean Independence die Yacht-Crews mit grösster Sorgfalt. Nur hochmotivierte und ausserordentlich fähige Kapitäne sowie Mannschaften bestehen das auf höchstem Level angesetzte Qualitätssiegel des Ocean-Independence-Managements, das zudem noch ein spezielles Yacht-Etiquette-Programm entwickelt hat, um den hohen Erwartungen an die Crew einer Superyacht gerecht zu werden. Es ist ein bislang einzigartiges Konzept, ein komprimierter und massgeschneiderter Kurs, der an Bord einer Superyacht und mit Hanspeter Vochezer, dem Präsidenten der Swiss Butler Association, abgehalten wird. Ein Garant dafür, dass die Crew nach diesem Spezialistentraining ein Höchstmass an Service bietet und Passagiere Komfort und Professionalität auf höchstem Niveau erleben. AND THE WINNER IS – «MIMI LA SARDINE» Sie ist die neueste Ergänzung der Charterflotte, wurde im Oktober 2018 gewassert und wird im Sommer 2019 erstmals mit zahlenden Gästen ablegen. Die 33-Meter-Motoryacht von Cantiere delle Marche bietet mit fünf Doppelkabinen Platz für bis zu 12 Gäste. Das Innendesign führt nahtlos zu drei Decks mit mehreren Lounge-Bereichen und einem warmen Pool auf der Sonnenterrasse. Am 27. Januar 2019 wurde die Charteryacht «MIMI LA SARDINE» bei dem «Superyacht Design Symposium» in Cortina, Italien, als Gewinnerin mit dem «International Design and Innovation Award» für das Jahr 2019 ausgezeichnet.

BEHIND THE SCENES Sie sind ästhetisch, anmutig, faszinierend, sexy, manche etwas kleiner, manche dominanter, einige schlichter, andere pompöser und prunkvoller. Beeindruckend ist jede von ihnen, und sie erwecken Sehnsucht. An Bord zu gehen, sich in einen der ausladenden Ledersessel zu werfen, kulinarische Köstlichkeiten von einem Silbertablett zu pflücken, Wind im Haar und Salz auf der Haut zu spüren, das Glitzern der Wellen zu betrachten, mit jedem zurückgelegten Meter auf dem Wasser neue Eindrücke zu erleben, abends umschmeichelt von perfektem Lichtdesign sowie unter dem Sternenhimmel irgendwo im Nirgendwo mit Freunden das Leben zu feiern. Freiheit zu fühlen. Eins zu sein mit den fünf Elementen. Wasser, Luft, Erde aus der Ferne, dem Feuer der Leidenschaft sowie atemberaubendem Yacht-Life­ style, der einzigartig und unvergleichbar ist. Bis jedoch die Anker gelichtet sind, der Motor angelassen ist und Yacht-Lifestyle beginnt, sei es als Gast oder als Käufer, arbeitet ein ganzer Tross Profis perfekt aufeinander eingespielt und wie Zahnrädchen eines Chronographen. Ocean

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NEWS MERCEDES-BENZ.CH

MO TION H U B L O T. C O M

BENTLEYMOTORS.COM

THOMBROWNE.COM

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FA SHION

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Eric Guillemain wurde in Marokko geboren. Er lebte bis 2002 in Paris, bevor er nach New York zog. Dort arbeitete er eng mit dem berühmten Fotografen Peter Lindbergh zusammen. Seither ist Eric einer der begehrtesten Fotografen in der New Yorker Modewelt. Der französische Fotograf liebt es, die Welt zu bereisen, um die schönsten Frauen und interessantesten Persönlichkeiten zu fotografieren. Sein Fokus liegt darin, den Menschen natürlich und authentisch zu por­trai­tieren, so viel Emotionen und Authentizität wie möglich zu zeigen. Eric Guillemains Arbeit ist unverwechselbar, ehrlich, herausfordernd und trifft den Zeitgeist. ERIC GUILLEMAIN REPRESENTED BY DS PHOTOGRAPHERS

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FASHION

ERIC GUILLEMAIN

Folgeseite: JENNIFER L AWRENCE Dior

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Links: DIANE KRUGER/NORMAN REEDUS GQ Italy

Rechts: LOU DOILLON Marie Claire

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FASHION

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FASHION

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FASHION Vorherige Seite: CHIHARU Vogue Japan

Links: KERI RUSSELL Malibu Magazine

Rechts: VANESSA PARADIS VS Magazine

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FASHION

Links: PHOEBE TONKIN Harper Ì“ s Bazaar Australia

Rechts: NOEMIE LENOIR GQ

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total look MAX MARA

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FASHION Die WEEKEND Story wurde im Patrick Hellmann Schlosshotel in Berlin fotografiert.

PHOTOGRAPHY Suzy Holtgrave ST YLING Davor Jelušić ST YLIST ASSISTANT Jade Sheils MODEL Linde Dericks @Paparazzi Model Management

HAIR & MAKE-UP Melanie Hoppe PRODUCTION Snesha Bloom @Call List Agency Zurich

WEEKEND

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BEAU TY & WELL BEING 183



BEAUTY & WELLBEING

ZUM

FRISCHEREN

ICH 183


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Beauty Doctor Dr. Colette Camenisch verrät die spannendsten Trends, Tipps und Therapien aus dem Bereich der SchönheitsPraxis. Sie empfängt uns in ihren stylishen, grosszügigen Räumen im Herzen von Zürich, an der Beethovenstrasse 9. Alles in sanften Farben, Harmonie herrscht. Wir sprechen heute über Haut, ebenmässigen Teint und frisches Aussehen.

Text: BEATRICE SCHÖNHAUS Bild: MARTIN SWEERS, SVEN GERMANN (PORTRAIT)

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DR. MED. COLETTE CARMEN CAMENISCH Sie studierte an der Uni Zürich, promovierte als Fachärztin für Allgemeinchirurgie. 2008 wechselte sie nach Stockholm, 2011 kehrte sie als Oberärztin auf die Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie ins Kantonsspital Thurgau zurück. Zwischen 2012 und 2017 arbeitete Dr. Colette C. Camenisch als Fachärztin der Plastischen Chirurgie und Partnerin in der Klinik Pyramide in Zürich. Neben Brust- und Intimchirurgie ist sie seit April 2017 leitende Ärztin der Beethovenclinic Zürich und in der Schweiz führend in ästhetisch-chirurgischer Gesichtsverjüngung. Von Dr. med. Colette C. Camenisch gibt’s seit 2018 auch eine hochwertige Pflegelinie, das Cosmetic Cell Concept. colette-camenisch.com


BEAUTY & WELLBEING

Den Spirit dieser Praxis spürt man sofort: Frauen (und Männer) sollen sich hier wohl, fachlich gut betreut und verstanden fühlen. Betritt man das Bad, wird alles bestätigt: lauter Accessoires und Pflegeprodukte, die Lust auf Schönheit machen. Dr. Colette Camenisch mag Menschen. «Ich möchte keine identischen Barbie-Puppen aus den Leuten machen, so wie man bei den Role Models auf Instagram (à la Kim Kardashian) manchmal den Eindruck hat. Ich möchte auch nicht, dass das Ergebnis künstlich und gemacht aussieht. Nach meiner persönlichen Auffassung geht es darum, die Menschen, die zu mir kommen, frischer und strahlender aussehen zu lassen.» Im Moment sind ihre Kunden zu 90 Prozent Frauen. Und 10 Prozent Männer, Tendenz steigend. Was ist das Wichtigste, wenn man sich zu einem Besuch beim plastischen Chirurgen entscheidet? «Dass man sich auf jeden Fall an eine Fachperson wendet. Mit entsprechender Ausbildung. Das ist ganz wichtig. Denn die Substanzen, um die es hier geht, müssen von einem Arzt angewendet werden! Es geht ja nicht nur ums Aussehen, sondern auch um die Gesundheit. Und: dass man sich ganz genau überlegt, was man möchte. Und sich dann eingehend beraten lässt. Meist hat man ja sehr viele Fragen, nach dem Motto: Ab wann kann ich meine gesellschaftlichen Verpflichtungen wieder wahrnehmen, wieder arbeiten, sieht man was von aussen? Was ist möglich, wie ist der Ablauf, was kann ich erwarten und was nicht, wie oft muss die Behandlung wiederholt werden, was kostet das Ganze?» Dr. Colette Camenisch informiert präzise, kann einen detailliert beraten, rät einem vielleicht auch mal von was ab. «Wichtig ist, dass die Erwartungen in Bezug auf das Ergebnis

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realistisch bleiben. Damit man sich dann so richtig freuen kann und sich nach der Behandlung deutlich frischer fühlt.» Was ist das Neuste und Exklusivste, das die Ärztin im Moment in ihrer Praxis anbietet? «Das ist die Behandlung mit Eigenblut. Klingt zuerst überraschend, bringt aber tolle Ergebnisse. Das eigene Blut, das einem vom Arzt abgenommen wird, wird zu einem Serum aufbereitet (in der Fachsprache nennt man dies Exokine-Therapie®), damit es zellfrei, frei von Gerinnungsfaktoren und additiven Stoffen ist. Dies im Gegensatz zu anderen, ähnlichen Verfahren. Unter die Haut gespritzt, verbessert sich die Hautqualität schrittweise, der Teint erscheint ebenmässiger; der Effekt hält je nach Hautbeschaffenheit 9–12 Monate. Man sieht frischer, jünger und gesünder aus, ohne dass gleich klar wird, was genau gemacht wurde.» Wer ist die Zielgruppe von Frau Dr. med. Camenisch? «Menschen zwischen 35 und etwa 60. Aus allen Bereichen: Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, manchmal auch Prominente oder Mütter mit ihren Töchtern. Mit was für Kosten muss man zu Beginn rechnen? «Das kommt auf Erwartungen, Hautbeschaffenheit, Hormone und allgemeinen Lebensstil an. Aber es bewegt sich so in einen Kostenrahmen ab 3000 Franken.» Kann man sich auf so eine Behandlung auch etwas vorbereiten? «Ja, die Lebensweise ist wichtig. Am besten nicht rauchen, genügend Wasser trinken, sich proteinreich ernähren, aber fettarm, mit viel idealerweise gedämpftem Gemüse, nicht allzu viele Kohlehydrate essen, etwas Sport treiben (3–5 Stunden pro Woche etwa). Kurz: damit man in einem optimalen Zustand ist. Und so das Ergebnis noch schöner ausfällt.



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ST. MORITZ IM WINTER: EINE TIEFSCHNEEROMANZE

Living in Luxury mit Maura Wasescha

Text und Bild: MAURA WASESCHA

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Meine Aussicht zurzeit? Nichts als der knallblaue Himmel über St. Moritz – kein einziges Wölkchen in Sicht. Draussen liegen 120 cm Neuschnee, und mir wird an Tagen wie diesem wieder bewusst, wie umwerfend schön dieses Tal ist. Natürlich auch jetzt, mitten im Winter, wenn St. Moritz zur Hochform auffährt und man, je nach Gusto, entweder im Dorf zeigen kann, was man hat – oder auf der Skipiste zeigen, wie eine perfekte Falllinie aussieht. Tage wie diese erfreuen mich auch, weil ich weiss, dass sich gerade Dutzende von meinen Kunden zufrieden in ihrem Chalet, ihrer Villa oder ihrer Wohnung in St. Moritz oder Suvretta in eine Decke kuscheln und sich an ihrem wunderschönen Zuhause erfreuen. Denn es steckt viel Zeit, Engagement und Herzblut darin, bis ich für meine anspruchsvollen Kunden das perfekte Objekt finde. Ich bin stolz darauf, dass ich in den vier Jahrzehnten, in denen ich in diesem Business agiere, etwas wirklich gelernt habe: gut zuzuhören. Nur so kann ich erfahren, was meine Kunden wirklich wünschen – und brauchen. Das lässt sich nicht immer so einfach formulieren, weshalb ich für meine Arbeit auch viel Fingerspitzengefühl brauche. Es gibt Ansprüche, über die wir auf diesem Preisniveau gar nicht mehr reden müssen: Vor 40 Jahren, als ich angefangen habe, lautete die Frage: «Hat es in der Küche einen Backofen?» Vor 30 Jahren: «Hat es in der Küche einen Geschirrspüler?» Heute fragen meine Kunden: «Hat es einen Spa? Ein Schwimmbad? Ein Home Cinema?» Die Erwartungen sind gestiegen; auch an die individuellen Objekte. Mein Portfolio ist so exklusiv wie meine Kunden. So habe ich mir für 2019 vorgenommen, noch selektiver zu arbeiten und «nur» noch 40 Objekte in der Schweiz zu vermieten und zu

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verkaufen; weitere 20 kommen im Ausland dazu. Nur so kann ich höchste Qualität bieten. Ich bin an Arbeitstagen oft während 14 Stunden durchgehend für meine Kunden erreichbar. Deshalb ist es mir auch so wichtig, dass ich regelmässig meine Batterien wieder aufladen kann. Das lässt sich fast nirgends schöner machen als hier in St. Moritz! Mir genügt dafür ein winterlicher Spaziergang durch die Arvenwälder; ohne Mobiltelefon, ohne Kopfhörer. Nur so kann ich das Gezwitscher der Vögel und das Geräusch des Windes hören und dabei richtig abschalten. Und das ist für mich wirklicher Luxus.

Die erfolgreiche Immobilienmaklerin Maura Wasescha kann auf 40 Jahre Berufserfahrung zurückgreifen und gilt als die «Bestvernetzte» im Bereich der Luxusimmobilien. In ihrer neuen Kolumne für PRE gewährt die gebürtige Italienerin regelmässig Einblick in ihren abwechslungsreichen Alltag, spürt Tendenzen und Trends auf dem weltweiten Markt für High-End-Wohnobjekte auf und teilt ihre liebsten Entdeckungen; ob in ihrer Wahlheimat St. Moritz oder auf einer ihrer vielen Reisen auf der ganzen Welt. Ihr nächstes Ziel: Phuket. Mehr zu ihren aktuellen «Luxury Properties for Rent and Sale» unter maurawasescha.com



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ZÃœRICH EINE GASTRONOMISCHE REISE DURCH DIE STADT Text: INA RESIAK

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Sie kennen mich nicht. Obwohl ich gern gesehener Gast in vielen Restaurants, Bars und Cafés bin, wissen die Gastronomen dahinter nicht, was ich wirklich tue. Ich analysiere und ranke sie. Warum ich das tue? Um meinen Freunden und Geschäftspartnern wirklich gute Empfehlungen abgeben zu können, die über «ins ‹Kaufleuten› könntest du gehen» hinaus gehen.» Warum? Weil ich mehr über Essen und Trinken weiss, als mir lieb ist. Aber der Reihe nach. Wer in Zürich ein Restaurant eröffnet, muss die aktuellen Trends kennen, eine Brasserie für Veganer, Thai-Food mit regionalen Zutaten oder einen Koch kennen, der mit Glut und Asche ein perfekt gebratenes Steak auf den Teller zaubern kann. Sachgemässe Reifung des Fleisches inklusive. Zürich ist, naja nicht unbedingt Trendsetter, was kulinarische Highlights betrifft, aber die kleine Stadt an der Limmat ist schlau, sie wartet ab und lässt dann neue Lokale aus der Erde wie Pilze wachsen. So ergibt es sich, dass auf einen Pionier, zum Beispiel beim Trend «Regionalität», bald eine Armada von neuen Beizen folgt. Das macht es selbst für Kenner wie mich schwierig, den Überblick zu behalten. Gehen wir es langsam an, und orientieren Sie sich zum Beispiel an meinen folgenden Tipps. BALTHO KÜCHE & BAR Dem heiligen Balthasar wurde dieses Restaurant und zugleich Bar gewidmet. Ein Treffpunkt für Foodies, Quartierbewohner, Touristen und Anzugträger mitten in Zürich, die dort in einer kosmopolitischen Atmosphäre Speis und Trank genies­ sen. Die Küchenphilosophie lautet: zeitlose Klassiker, regional und saisonal, geprägt mit einer Prise Internationalität und das Ganze morgens, mittags und abends. So ist es nicht verwunderlich, dass Schwein-, Rind-, Kalb- und Pouletfleisch mit der Herkunft «Schweiz» gekennzeichnet sind. Deshalb entschied ich mich für in Blauburgunder geschmorte Rindsbäggli, Kartoffel-Sellerie-Mousseline mit Federkohl und Berberitzen. Dazu passt hervorragend ein Glas Pinot Noir Schiterberger Himmelsleiterli von Landolt Weine. Er gilt als Flaggschiff unter den Zürcher Weinen. Das Konzept im «Baltho» ist schlüssig, und beim Verlassen des Lokals liess sich der Barkeeper auf einen gepflegten Smalltalk über Gin hinreissen. Gianni Vergani sagte einmal zu mir: «Italienische Weine werden getrunken, nicht gesammelt. Sonst wandern die immer selben Flaschen um die ganze Welt, und niemand hat sie getrunken.» PARKHUUS Wie recht Gianni Vergani doch hatte, und dieser Spruch führt mich ins Restaurant «parkhuus», wo sich heimische Zutaten ganz selbstverständlich mit modernen Elementen verbinden. Frank Widmer, Executive Chef, ist ein Meister der kreativen Verfremdung von Alltäglichem. Was manchmal nach Tradition klingt und so bescheiden daherkommt wie «Schweizer Saibling hausgeräuchert, Mesclun (extrafeiner Blattsalat), Eierschwämme fermentiert, Gin, Baumnüsse, Rotweinessig und Zitronengel» entpuppt sich als ein komplexes, spannungsreiches Gericht auf höchstem Niveau. Kreative, neue Schweizer Küche in weltstädtisch-elegantem Ambiente mit Panoramafenstern und Nähe zum Paradeplatz. «Wir arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie», so Frank Widmer.

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BAUERNSCHÄNKE

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BAUERNSCHÄNKE Was ich an meinem Job so sehr liebe? Detailverliebte Qualitätsfanatiker, wie ich sie in der «Bauernschänke» getroffen habe. Diem. Mlinarevic. Schindler. 3 Musketiere, die Sie sich merken sollten, schliesslich setzen die drei auf eine moderne, schmackhafte Küche mit einem leichten Hang zu internationalem Flair. Nenad, Valentin und ich trafen uns an einem kalten, windigen Mittwoch im Januar. Gedeckt war am Stammtisch, gleich links beim Eingang. Puristisch. Tellerchen, Wasser- und Weinglas. Serviette. Besteck. Eine grosse Fensterfront bietet mir einen Blick auf das Gässchen «Rindermarkt». Das Konzept mit lokalen Zutaten und anspruchsvollen kleinen Gerichten zum Teilen trifft den Zeitgeist und weckt meinen Appetit. Nenad bestellt für uns: Kartoffelsuppe, Lauch, Nussbutter. Schmorbraten-Ravioli, Salbeibutter. Pouletschenkel gebraten, Kürbis Kräutersalsa und Rande geschmort, mein Favorit by-the-way.

sind schuld an der Wiederauferstehung dieses Lokals. Gott sei Dank! Seigi, der stets beim Vornamen genannt wird, durfte ich bei einem erlesenen Abend im Weinkeller von Vini Vergani kennenlernen. Gut gelaunt (wer ist das nicht, wenn es Pasta à Tavola gibt), er trägt einen markanten Bart, ist massig herzlich, sympathisch und trägt Tattoos, die sein Leben beschreiben. Es ist nichts Neues, dass ein Gastronomiebetrieb ein Gesicht braucht. Er liebt es, an diesem Ort zu sein und seine Passion und Freude an seine Mitarbeiter und Gäste weiterzugeben. Das hat er drauf, der Seigi. Als ich ihm die Frage stelle: «Wie viele Namen kannst du Gesichtern zuordnen?», schlägt er seine Kontakte im Telefon auf und zeigt mir die Zahl 6999. Das lässt mich staunen über den Mann, der scheinbar ein Elefantengedächtnis hat und viele Menschen kennt auch ohne eine elektronische Stütze. Konservativ funktioniert in Zürich sehr gut, so stehen Wiener Schnitzel vom Kalb, Rindsfilet Stroganoff, Dorade Royal mit Salzkartoffeln und Avocado-Karotten-Salat auf dem Speisenplan. Die Küche vermittelt Freude, zwanglose Freude, die man mit anderen teilen sollte. «Ich behandle meine Gäste so, wie ich gerne behandelt werden möchte.» Seigi Sterkoudis

Die Präsentation durch das Servicepersonal ist angenehm, erfrischend und freudvoll dargeboten. Der gute Spirit im Team strahlt auf die ganze Gaststube. Die Gerichte duften nach satten Gewürzen, für meinen Geruchsinn perfekt. Wir kosten uns durch die Gerichte, philosophieren über die Zubereitung und die Inspiration, die in den Gerichten steckt, und Nenad sagt dann zufrieden: «Man soll den Aufwand nicht sehen, sondern nur schmecken.» Dem kann ich mich nur anschliessen. Tipp: Falls Sie grosse Begeisterung für die Gastronomie empfinden und wahre Gastfreundschaft schätzen, bestellen Sie schnell ein, zwei oder mehrere Tickets für den Kulinarik-Event im Mai 2019 in Zürich mit After-Dinner-Party im Widder Hotel. www.menu1-6.com RAZZIA Acht Fäuste kämpfen für ein gastronomisches Juwel im Kreis 8. Das «Razzia» verbindet das Reisen, das Essen, das Trinken und die Lebensart gekonnt in einem «Great Gatsby»-Ambiente mit der vielgereisten Giraffe Zarafa. Die Speisenkarte ist gespickt mit Klassikern ebenso wie saisonale Kreationen mit Fleisch, Fisch und Geflügel, aber auch vegetarische Gerichte ergänzen die Fusion-Küche. Das spektakuläre Ambiente des begehbaren Weinschranks ist der wahrgewordene Traum eines jeden Weinliebhabers. Drinbleiben und probieren, wäre mein Motto, aber ich sollte mich dem Gericht widmen, welches mir gerade im romantischen Hinterhofgarten serviert wurde. Bei einem Teller Spaghetti Vongole und einem Glas Grüner Veltliner Bachgarten von F.X. Pichler überlege ich mir mein Fazit und staune in die Dämmerung: 100 Punkte für ein unvergessliches Erlebnis.

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GESCHMACKSRICHTUNGEN In Jan E. Brucker finden wir wieder so einen Traditionalisten. Mit dem «AuGust» am Rennweg brachte er abwechslungsreiche, geschmackvolle Zürcher Gastronomiekultur zurück. Sie ehrt die Gilde der Metzger. In einem ungezwungenen Brasserie-Ambiente mit schwarz-weiss gefärbten Kacheln an der Wand verwöhnt der Küchenchef seine Gäste mit bodenständigen Fleisch- und Wurstspezialitäten, verfeinert mit knackig-frischem Marktgemüse und saisonalen Zutaten aus der Region. Eilige können die Delikatessen dank eines integrierten Strassenverkaufs mit nach Hause nehmen. Regionalität für Zuhause. Amen. Aber die Bruckers, Jan & Regula, sind zu Grösserem bereit gewesen und bieten den Gästen eine Sinnesoffenbarung anhand eines Gewürzwegweisers, nämlich im «Widder Bar & Kitchen» (WB&K). Es ist das Herzstück des Widder Hotels, welches zur Gruppe «The Living Circle» gehört, und kombiniert geschickt die Geschichte der Stadt mit dem modernen Flair, welches sich über Design und Kulinarik präsentiert. Aus der Region ist auch der Executive Chef Tino Staub. Seine Kon-

RESTAURANT KAUFLEUTEN Gastronomische Institutionen unangetastet zu lassen, ist vermutlich der beste Rat, den die «Kaufleuten»-Crew aus vergangenen Tagen mitgenommen hat. Das Restaurant Kaufleuten ist den Zürchern so heilig wie andere altehrwürdige Institutionen in Zürich. Deshalb schätzen Normalsterbliche wie ich und Promis gleichermassen die kosmopolitisch-entspannte und stets mit frischen Blumenarrangements geschmückte Atmosphäre und den heimeligen Touch. Seigi und Steli Sterkoudis

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CULINARIUM

zeptkunst heisst «Mixen» oder lässt sich noch besser mit dem Schlagwort «Food Pairing» erklären. Das Restaurant ist eine Bühne für Crossover-Schätze, und so liegen auf meinen Tellern, die in Abständen gebracht wurden: Schweizer Ente mit Pilztatar, Ceviche von der Meerbrasse, Riesengarnelen mit schwarzem Pfeffer aus Kambodscha. Dazu bestelle ich mir «Prelude Royal» gemixt in der hauseigenen Bar. Das alles zusammen ist eine fulminante Überraschung. Nachmachen erlaubt. PIC CHIC Weil ich an diesem Tag noch nicht genug habe von Food-Konzepten, stapfe ich ein paar Gassen weiter ins «Pic Chic». Kaum in die Markthalle eingetreten, werden alle Sinne animiert. Ein Wandgemälde über der Bar verleiht dem grossen Raum zusätzlichen Charme. Gleich nebenan werden liebevoll und bis ins kleinste Detail Mezze und Smoothies angerichtet. Folgt man den Gang dem Schaufenster entlang, quält einen die Auswahl zwischen köstlichen Süssigkeiten von der «Patisserie Péclard im Schober», frischen Sandwiches und Salaten. Ein neuer Streich eines alten Bekannten: Michel Péclard. Im «Pic Chic» hat sich Smith & Smith einen leicht versteckten Weinkeller mit Bar eingerichtet. Endlich ein neuer Treffpunkt für einen AfterWork-Drink. Das vielseitige, ans Schlaraffenland erinnernde Speise­angebot wird mit frisch gerollten Sushis abgerundet. So viel Region ist nicht zu fassen. Es sieht so lecker aus, und ich kann nicht widerstehen bei einem «Kiss my Egg» – einem Bowl mit Lachs, Tuna, Reis und einem pochiertem Ei. «Legger». Der Tausendsassa Péclard betreibt 14 Betriebe, neun davon am Zürichsee. Ausserdem führt er die traditionsreiche Konditorei Schober. Was mich an Michel inspiriert, ist, dass er sich nicht verbiegt und ganz ursprünglich, ein Mann der Taten ist und hoffentlich bleibt. VINI VERGANI IN 5. GENERATION Heute Abend erwarte ich noch Gäste, deshalb fahre ich noch beim Weinhaus Vergani vorbei und suche mir eine Weinbegleitung zum Menü, welches gerade in meinem Kopf entsteht, aus. Bei der Vergani-Familie ist man zuhause und irgendwie auch Teil der Familie, auch wenn man erst das erste Mal zu Besuch in der mediterranen Enothek im Kreis 3 ist. Hier findet man neben sehr netter Gesellschaft, besten Weinen aus allen Regionen Italiens, einer bedeutenden Auswahl an italienischen Grappas auch ganz viel persönliche Beratung. Ich entscheide mich für den L’Anima di Vergani. Abgefüllt wurde darin ein Amarone, intensiv und zugleich lieblich. Am Gaumen strukturreich, aber elegant. Mit diesem Wein nehme ich mir ein Stück Seele der Familie mit nachhause und verteile sie später in die Gläser meiner Freunde. JELMOLI FOOD MARKET Ein Marktspaziergang in einem Kaufhaus ist möglich. Der Name Jelmoli «The House of Brands» steht für den berühmten Premium Department Store an bester Adresse in Zürich und damit gemeinhin für ein einzigartiges Einkaufserlebnis. Im Food Market findet man Köstlichkeiten aus der Region und aus aller Welt. Mein Highlight, als Käseliebhaberin, der erste Käse-Humidor, gebaut von Fredy Bieri in der Schweiz steht im Untergeschoss des Kaufhauses und will bewundert werden. Ich kaufe direkt im Reiferaum zwei von den rund 150 angebotenen

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Käsesorten … Die Lebensmittelabteilung wurde neu strukturiert und dank einzelner Themenwelten, wie dem mediterranen Bereich mit italienischen Köstlichkeiten und einer neuen Weinwelt, kulinarisch gegliedert. Weil ich Blumen so sehr liebe, schlendere ich im Untergeschoss noch zu Alfon’s Blumenmarkt und kaufe mir einen massgeschneiderten, modernen Strauss für mein Zuhause bestehend aus weissen Callas und einem satt-grünen Xanadu-Blatt. «Eine Blume ist nicht vollständig ohne Blatt.» – Tao-Shan SERI Für Seri Wada ist Handwerk seine Richtschnur. Der Brötchenmacher konzentriert sich auf Baguettes, Croissants und Pains au Chocolat und beliefert viele Cafés in und rund um Zürich. Kein Wunder also, dass Michel Péclard von ihm Wind bekommen und ihm kurzerhand seinen Backofen unter der Milchbar beim Paradeplatz angeboten hat. Ein Baguette landet schnell in meinem Einkaufskorb, ich reiche es zu Prosciutto di Parma, grünen Oliven und Wein als Willkommensgruss für meine Gäste. MAME Richtig ausgebildete und hochdekorierte Baristas findet man in Zürich im «Mame» an der Josefstrasse im Seefeld. Viel zu häufig wird die Espressozubereitung nicht mit dem Respekt behandelt, den sie verdient. Die Kunst des Barista liegt darin, alle Parameter der Espressozubereitung optimal zusammenzuführen, um reproduzierbare Espressi zu liefern. «Der beste Kaffee ist der, der dir schmeckt.» Euphorisch und gut gelaunt, nach all den tollen Erlebnissen und Begegnungen in Zürich, bin ich zuhause angekommen und öffne zuallererst den Amarone. Meine Freunde werden begeistert sein vom leicht herben, aber äusserst konzentrierten, beinahe cremigen Rotwein. Ein Volltreffer. Ich muss gestehen, ich habe Sie vorhin angelogen, als ich gesagt habe, dass mein Abendmenü erst noch in meinem Kopf entsteht. Ich bin ein Freak der Vorbereitung und habe bereits vier Rumpsteaks à 250 Gramm im Vakuumbeutel in einem Wasserbad bei 56 Grad eine Stunde gegart. Die Steaks aus dem Beutel nehmen, trockentupfen. Drei Zweige Rosmarin und ein paar Halme Thymian waschen und trockenschütteln. Zwei Esslöffel Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, die Steaks darin von beiden Seiten scharf anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Die Pfanne vom Herd nehmen. Butter, Rosmarin und Thymian zugeben und die Steaks mit der braunen Butter immer wieder nappieren. Anrichten, wenn die Gäste bereits zu Tisch sind. Ding, Dong – ach, das werden meine Freunde sein … Mein Fazit: «Zürich, Hut ab. Du brennst für den guten Geschmack.»



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FENDI.COM

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HILFE IST NUR EINEN FLUEGELSCHLAG ENTFERNT

FINANCE

Text: WILMA FASOLA

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IM KATASTROPHENFALL BRAUCHT ES HEUTE HILFE UND NICHT ERST IN AUS TAGEN EINIGEN TAGEN. STUNDEN MACHEN DAMIT DAS WELTWEIT STANDARD WIRD, WILL EIN SCHWEIZER SEINE PRIVATJET-AIRLINE ZUR GLOBALEN HUMANITÄREN FLUGGESELLSCHLANKE SCHAFT MACHEN. STRUKTUREN SORGEN FÜR EINSATZ

Weltweit starben zwischen 1997 und 2017 rund 1,3 Millionen Menschen an den Folgen von Naturkatastrophen, so die Zahlen eines Berichts der UNO. Im Jahr 2017 beliefen sich laut der Munich Re zudem die Schäden innerhalb von nur zwölf Monaten auf 330 Milliarden US-Dollar. Und 2018 – so ergab ebenfalls die Auswertung der Rückversicherungsgesellschaft – kam es zu 850 Naturkatastrophen weltweit. Sprich: 2,4 pro Tag. Die Zahlen zeigen eindrücklich, mit welcher Gewalt sich die Erde gegen Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung wehrt. Und sie beweist auf der anderen Seite, dass Mutter Natur noch immer die Macht hat – auch wenn der Mensch oftmals anders denkt.

Erschreckend in diesem Zusammenhang ist vor allem, dass Videos und Bilder von Katastrophen bereits wenige Stunden nach Eintreffen des Unglücks den Weg in die digitale Welt finden, die helfenden Hände jedoch erst nach Tagen die betroffenen Regionen erreichen. Überrascht irgendwo auf der Welt ein Wirbelsturm, ein Erdbeben oder eine Naturgewalt tausende von Menschen, ganz sicher gibt es bereits wenige Stunden später die ersten Bilder. Die Medien berichten live vor Ort, während die anrückenden Hilfsorganisationen es nicht schaffen, zeitnah sowohl Personal wie auch Material bereitzustellen. Das ist sicher ein wenig überspitzt und provokant gesagt. Fakt aber ist, dass im Falle einer Katastrophe die Retter oft Tage brauchen, um die Krisengebiete zu erreichen. Nach dem gravierenden Erdbeben im Frühjahr 2015 in Nepal, bei dem 8800 Menschen ums Leben kamen, dauerte es rund vier Tage, bis die Helfer und Hilfe eintrafen. Etwas, was in den Augen Martial Widemanns so nicht länger weitergehen kann. «Mein Team und ich haben damals gesagt, das kann so nicht sein», sagt er. «Wir haben uns an den Tisch gesetzt und überlegt, wie wir diesen Umstand optimieren können.» Das Ergebnis dieser Runde war die «Moonlight Air Organization» – eine humanitäre Fluggesellschaft, die weltweit im Katastrophenfall innerhalb von drei, vier Stunden vom Schweizer Airport abheben und die betroffenen Regionen in maximal 24 Stunden erreichen kann; inkl. 100 Tonnen Material.

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FINANCE

Martial Widemann, vor 40 Jahren in Chur geboren, passionierter Pilot und Inhaber der exklusiven Privatjet-Gesellschaft Moonlight Air. Und ein Mann, der fest davon überzeugt ist, dass jeder etwas bewegen kann. Im Kleinen wie im Grossen. «Unsere Vision ist gross, keine Frage, aber realisierbar! Wir wollen im Krisenfall Leben retten, die Lebensqualität verbessern und das Leben lebenswerter machen.» So geht es im ersten Schritt darum, im Katastrophenfall koordiniert Hilfsgüter und Personal schnellstmöglich in die betroffenen Gebiete zu transportieren. «Mit unserem Konzept können wir innerhalb von 24 Stunden jeden Ort auf der ganzen Welt erreichen», so Widemann. «Unsere schlanken Strukturen, unser weltweit aktives Netzwerk und das eigene gut bestückte Notlager direkt am Flughafen machen das möglich.» Parallel soll konstant dort geholfen werden, wo gesundheitliche Standards fehlen. Dazu der Gründer der Organisation: «Wir planen ein mobiles Spital, mit dem wir auf der ganzen Welt Operationen nach europäischem Vorbild durchführen.» Der Fokus liegt zu Beginn bei Herz-Operationen an Kindern sowie bei Augen-Operationen. Lebensrettende und -verbessernde Massnahmen, für die vor Ort Experten, Material und die hygienischen Voraussetzungen fehlen.

VON DER IDEE ZUR ERFOLGREICHEN UMSETZUNG

Aktuell ist die Moonlight Air Organization dabei, ihre geballte Kraft endlich auch auf die Strasse oder besser in den Himmel zu bringen. «Mittlerweile haben wir rund zwei Jahre in die Ausarbeitung des Projekts gesteckt und nun die Phase erreicht, in der wir endlich aktiv werden wollen», so Widemann. Um das Projekt auf die Startbahn zu bringen, benötigt die Organisation eine Million Franken. Damit sollen die ersten drei Missionen finanziert und die Grundlage für weitere Pionier-Arbeit gelegt werden. Dokumentiert werden die Missionen und die Entstehung des Projekts übrigens von Oscar-Preisträger und Filmemacher Jefferson Miller. Im Anschluss soll die Moonlight Air Organization in einer zweiten Finanzierungsrunde weitere Gelder sammeln, um aus einer Idee, einem Projekt, eine weltweit einzigartige humanitäre Airline zu machen. Und dabei ist man nicht allein. Vielmehr setzt Widemann auf zahlreiche Synergien. «Im Gegensatz zu kommerziellen Unternehmen verfolgen wir andere Ziele und haben andere Strukturen – daher stellen wir unsere Kapazitäten für einen Bruchteil der heutigen Transportkosten zur Verfügung, sodass humanitäre Organisationen die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen in Hilfsgüter reinvestieren können.» Der Moonlight Air Organization ist es auch möglich, grosse Mengen Medikamente – wenn notwendig in Kühlcontainern – von A nach B zu fliegen.

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EIN PROJEKT MIT ZAHLREICHEN MÖGLICHKEITEN

Parallel geht es bei der Moonlight Air Organization auch um Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu der Gründer: «Unser Ziel ist es, nicht nur Material zu transportieren, unsere Partner sollen vor Ort die Menschen auch ausbilden.» Unternehmen sollen motiviert werden, in Entwicklungsländern Aufbauarbeit zu leisten. «Wir können das Know-how einfliegen und die produzierten Güter ausfliegen. Dadurch wird auch die lokale Wirtschaft stimuliert», so Widemann. «Die Möglichkeiten sind gigantisch, und wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit unserem Projekt viel bewegen werden.» Schon jetzt gibt es zahlreiche Fürsprecher und Förderer. «Das feste Team ist derzeit noch überschaubar, aber unser Netzwerk ist fantastisch. Daher können wir die schon beeindruckenden 150 Jahre Berufserfahrung innerhalb unseres Teams schnell aufstocken», sagt Widemann mit Blick in die Zukunft. Was noch fehlt, ist Geld. Geld, das dafür sorgen wird, dass die Statistiken in den nächsten Jahren weniger Tote und geringere Summen aufweisen.


VOLUME 50 ⁄ SPRING 2019

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