PRESTIGE Switzerland Volume 49 Auszug

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Publisher Francesco J. Ciringione

rundschauMEDIEN AG St. Jakob-Strasse 110 I CH-4132 Muttenz  T +41 (0)61 335 60 80 I F +41 (0)61 335 60 88 info@rundschaumedien.ch www.rundschaumedien.ch

Member of the Board Boris Jaeggi I b.jaeggi@rundschaumedien.ch Publishing Director Hasan Dursun I h.dursun@rundschaumedien.ch

Product Manager Adrian Borer I  a.borer@rundschaumedien.ch

Sales & Marketing Sandro Zoppas I s.zoppas@rundschaumedien.ch

Editor-in-Chief Anka Refghi I a.refghi@rundschaumedien.ch

Editors Wilma Fasola, Gisbert L. Brunner, Helena Ugrenovic, Iris Wimmer-Olbort, Dr. Thomas Hauer, Wilhelm J. Grusdat, Anouk Delange, Gemeentemuseum, Anna Karolina Stock, Alain Wafelmann, Patrick Frey, Nike Schröder, Auto-Medienportal, Stefan Leichsenring

Corrector Andreas Probst Head of Production & Art Director Sandra Rizzi I s.rizzi@rundschaumedien.ch Product Public Relation Laura Giarratana I l.giarratana@rundschaumedien.ch Cover Picture Roland Faesser, «A Horse Is A Horse»

Photographs Roland Faesser, Miles Aldridge, Julien RobiTaille, J-F Bergeron, Skander Khlif, Visit Florida, Vier Pfoten, Arosa Tourismus, Dave Nauli, Anissa Kermiche, Harry Winston, RM Sotheby’s, Mercedes, McLaren, ampnet, Katia Wik, Guo Pei, Gemeentemuseum, Hacket London, Nicky Dobree, Steininger Designers, Schott, Amit Geron, Vogue, Louis Roederer, Dandelyan, Balik, Heinz Beck, VP Bank, Jack Wolfskin, Emma Jane Johnston, Peperina Magenta, Bilddatenbanken

Admin, Coordination & Subscriptions Serpil Dursun I s.dursun@rundschaumedien.ch Price  Issue CHF 10.– / € 9.50 I Year ­CHF 39.– / € 35.– IT Support  Dejan Djokic I deki@rundschaumedien.ch Web Services websiteria GmbH I info@websiteria.ch Internet prestigemagazin.com

PRESTIGE prestigemagazin.com is a registered trademark. (IGE 596’147) Wieder­gabe von Artikeln und Bildern, auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von Redaktion und Verlag jede Haftung abgelehnt.



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INHALT

24 TRAVEL

30

58 MAILAND Hotel Senato 62 WINTERZAUBER The Chedi Andermatt 66 KANADA Von der Hudson Bay bis Québec 72 TIPP Die Dolomiten 74 STREET PHOTOGRAPHY New York by Skander Khlif

66 ART & CULTURE 24 «HOLLYWOOD-LEGENDE» Susan Hayward 28 EDITOR’S PICKS Kunst zwischen Buchdeckeln 30 DER KREATIVE TAUSENDSASSA Roland Faesser 38 AUKTION The Third Floor 42 DURCH DIE LINSE Miles Aldridge im Gespräch 56 HAUS KONSTRUKTIV Helga Philipp

14 I PRESTIGE

84 LUXUS Mit dem Sportauto durch den Oman 86 FLORIDA Mehr als Achterbahn und Alligatoren 90 AUSFLUGTIPP Bärenland Arosa

74


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INHALT WATCHES & JEWELLERY 92 ZEITGEIST Uhren der Stunde 102 LEGENDEN MIT ZEIGER Neuheiten der Swatch Group 106 PRÄZISION UND LEIDENSCHAFT Uhrenatelier Beyer 110 CONTEMPORARY JEWELLERY Anissa Kermiche 116 HAUTE JOAILLERIE Hommage an Harry Winston 118 HISTORY Coco Chanel und ihr Löwe

110

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DRIVE STYLE 122 VIER GEWINNT Aston Martin DB4 GT

122

125 EDITOR’S PICKS Von Zagato und heissen Reifen 126 PS-STARK Mercedes-AMG 130 MCLAREN Der neue 600LT 134 DER KAROSSERIE-FLÜSTERER Dean Jeffries 138 EINE IKONE Der Opel Kapitän 140 ATHLET AUF VIER RÄDERN Corvette Grand Sport

16 I PRESTIGE

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INHALT

144

LIVING 180 INTERIOR Nicky Dobree 186 ZWEITSITZ IN DEN ALPEN «Six Senses Residences Crans-Montana» 188 EDITOR’S PICKS Leseecke 190 PURISMUS PUR Design von Martin Steininger 192 KLASSIKER Chaiselongue 194 PORTRÄT Architekt Pitsou Kedem 202 IN NEUEM LICHT Glaskeramik im Fokus

FASHION 144 FASHION-EDITORIAL Naomi L & Milena Feuerer 157 WUSSTEN SIE …? Von Kummerbund bis Westenknopf 158 LA COUTURIÈRE Guo Pei

192

164 FRONT ROW Menswear Frühling / Sommer 2019 170 DIE FEINE ENGLISCHE ART Hackett London 172 DESIGNERINNEN IM FOKUS «Femmes Fatales» im Gemeentemuseum 179 REVIVALS Von Bowling Bag bis Neon

179 18 I PRESTIGE

194


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INHALT

214

212 CULINARIUM

FINANCE

204 MIXED Fashion & Food

226 GESCHICHTE Die Geschichte des Glücksspiels

210 LA VIE EN ROSÉ Louis Roederer

230 JUBILÄUM 30 Jahre VP Bank in Zürich

212 HISTORY Sushi und seine Geschichte

232 INVESTMENT Green Bonds

214 BARBETRIEB «Dandelyan» in London

236 NACHHALTIGKEIT Das Geschäft mit der Kleidung

218 EDELLACHS VON WELTRUF Balik

236

220 SHORT CUTS Heisse Getränke 222 HAUTE CUISINE Heinz Beck

NEWS

KOLUMNEN 54 WILHELM J. GRUSDAT: Taxi! 65 ALAIN WAFELMANN: Ich lese! 10 Impressum 23 Editorial 240 Vorschau

BOUCHERON

55 Kunststücke 71 Winterreise 108 Masterpieces 121 Extraordinary! 143 Roadtrip 163 Dress to impress 171 Men’s World 179 World of Beauty 201 Home sweet Home 217 Für Geniesser 235 Deal!

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LESERINNEN LESER

&

er Winter ist bei uns angekommen und damit eine Zeit zwischen Rückblick und Neubeginn, zwischen Bilanz und Vision. Der Jahreswechsel als kalendarische Zäsur, die manche Dinge neu überdenken lässt. Da wäre beispielsweise unser digitaler Konsum. Viele von uns erleben die Welt zum grossen Teil nur noch über den Screen ihres Smartphones, Tablets oder Computers. Doch lohnt es sich, auch wieder einmal seinen Blick zu heben und die eigenen Sinne und Gedanken zu schärfen. Denn fernab von Fake-News und digitaler Marktschreierei gibt es vieles zu entdecken. So, wie auch wieder in unserer aktuellen Ausgabe. Zu Gast haben wir dieses Mal den weltberühmten Fotografen Miles Aldridge, der in seinen Bildern der Gesellschaft den Spiegel vorhält und wie kein anderer die Abgründe der Menschen in knalligen Farben hübsch verpackt. Den Mut, Konventionen zu brechen, hatte auch die algerisch-französische Schmuckdesignerin Anissa Kermiche, die wir zum Gespräch gebeten haben und die mit ihren weiblichen Körperteilen in Gold zuerst überzeugen und danach Erfolge feiern konnte. Begeistert haben uns auch die Werke des Schweizer Künstlers Roland Faesser, der mit seinen Skulpturen imaginär die Dächer der New Yorker Skyscraper «bevölkert» oder kurzerhand ein neues Wahrzeichen für den Domplatz von Lecce geschaffen hat, das auf unserem Cover zu sehen ist. Eine ganz besondere Augenweide ist auch wieder unser exklusives Fashion-Editorial, fotografiert von Katia Wik.

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Doch natürlich wollen wir auch dieses Mal dem Hedonismus nicht abschwören. Mitnichten! Daher: Vorhang auf für die Athleten auf vier Rädern, die Reisen in ferne Länder, die Chalets und die modernistischen «Tempel». Und Bühne frei für die Zeitmesser der Stunde und damit die mechanischen Protagonisten, die sich heroisch der digitalisierten Welt entgegenstellen und beweisen: Digital ist gut, analog ist es auch.

Francesco J. Ciringione Verleger

Anka Refghi Chefredaktorin

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THE BROOKLYN

BOMBSHELL

Porzellanweisser Teint, flammend rotes Haar, eiserner Wille und ein Kopf, mit dem sie jede Granitwand durchbricht. Schon als Kind will sie Schauspielerin werden. Doch nicht nur einfach eine Darstellerin. Sie will ein Star sein. Susan Hayward. Die gefürchtete Lady mit der Wespentaille und spitzen Zunge. Die Bombe aus Brooklyn.

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Helena Ugrenovic

ielleicht sind es ihre irischen Wurzeln, die die sanfte schwedische Coolness mütterlicherseits übertrumpfen und mit denen der temperamentvolle Dickkopf das starre und teilweise diktatorische Hollywood mitsamt seinen Studiobossen das Fürchten lehrt. Sie weiss, was sie will, und pfeift sowohl auf Niederlagen als auch auf die vernichtende Kritik des Produzenten, bei dem sie mit 18 Jahren und keinerlei Schauspielerfahrung an ihrem ersten Casting in Hollywood für die Rolle der Scarlett O’Hara in «Vom Winde verweht» vorspricht. Seinen Rat, doch besser wieder nach New York zu verschwinden und weiter als Model-Püppi zu posieren, schmettert sie galant ab: «Ich glaube, ich bleibe. Ich mag die Orangen.»

Im Schatten der Schwester Susan Hayward wird am 30. Juni 1917 als Edythe Marrenner und jüngstes von drei Kindern in Flatbush, einem Quartier in Brooklyn, New York, geboren. Es ist eine Gegend, die hauptsächlich von eingewanderten Iren, Italienern und einer jüdischen Gemeinde bewohnt wird. Der typischen Arbeiterklasse, der auch Edythes Eltern angehören und wo viele Träume im staubigen Asphalt der Strasse ersticken, doch einige sich als brennende Vision in einem Kopf einnisten. Edythe ist mit ihrer hellen Haut und dem rubinroten Haar zwar ein hinreissender Hingucker, ihre Schwester Florence jedoch der Liebling der Mutter. Während Florence verhätschelt und mit mütterlicher Zuwendung überschüttet wird, fühlt sich Edythe vernachlässigt und wird den Groll ein Leben lang mit sich tragen. Es ist ein Zusammenspiel von empfundener Ablehnung, ihrer überschäumenden Dynamik, dem Mief aus gekochtem Kohl und Armut, der in bleiernen Waben über den Dächern von Flatbush hängt und den unerschütterlichen Willen in ihr weckt, eines Tages auf der anderen Seite zu stehen: «Ich habe schon früh gelernt, dass das Leben ein Kampf ist. Meine Familie und meine

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ART  & CULTURE «Ich habe mich nie als Filmstar gesehen. Ich bin nur ein Mädchen.» – Susan Hayward –

They Won’t Believe Me I 1947

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ART & CULTURE

Beau Geste I 1939

Nachbarschaft waren arm. Der einzige Weg, dem als Kind zu entfliehen, war der Film. Damals entschied ich mich, reich zu werden.» Noch während der High School modelt der Teenager, um ein bisschen Geld in die Haushaltskasse beizusteuern.

Kampfgeist Eigentlich hatte Edythe geplant, eine Ausbildung als Sekretärin zu absolvieren, doch die vielen Nachmittage, an denen sie der Tristesse Brooklyn entflieht und im Kino ihre Träume nährt, schüren ihren Plan, Schauspielerin zu werden, nur noch stärker. Als sie 18 Jahre alt ist, wird ein Agent von Warner Brothers auf den zu einer wahren Schönheit erblühten Teenager aufmerksam und lädt Edythe zum Casting für die Hauptrolle in «Vom Winde verweht» ein. Beseelt vom Drang, endlich das verwirklichen zu können, was schon so lange in ihr gärt, reist Edythe mit Sack und Pack nach Kalifornien, wo ihr

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der Produzent zwar ein Nichts an Schauspieltalent attestiert, sie jedoch den Schalter auf «und jetzt erst recht!» legt. Geduldig hält sie sich mit kleinen Komparsen-­ Rollen über Wasser. Sie will den Durchbruch, auch wenn es ein zäher Kampf und wenig erfolgversprechende Jahre sind, die jeden anderen kapitulieren liessen, jedoch nicht eine Kämpferseele wie die ihre. In ihrer ersten Nebenrolle spielt sie 1938 an der Seite von Ronald Reagan im Drama «Girl on Probation» die arrogante «Gloria». Sie ist jetzt nicht mehr Edythe Marrenner. Der Filmproduzent David O. Selznick verpasst ihr in Anlehnung an den von ihm verehrten Schauspieler Leland Hayward den Künstlernamen Susan Hayward. Ein Jahr darauf folgt eine Rolle im Abenteuerklassiker von William A. Wellman «Beau Geste» mit Gary Cooper und Ray Milland.


ART & CULTURE

des Kätzchen und andererseits eine knallharte Frau ist, die mit einem Gewehr, ohne mit der Wimper zu zucken, treffsicher alles wegballert, was sich ihr in den Weg stellt. Trotz der Verzögerungen, die sich ihr in den Weg stellen, vergisst sie niemals das grosse Ziel, das sie erreichen will, greift 1939 nach ihrem Wechsel zu Paramount Pictures während eines Spendenanlasses zum Mikrofon und zettelt mit ihrer Frage an Studioboss Frank Freeman vor versammeltem Publikum einen Skandal an: «Man fragte mich heute des Öfteren, weshalb ich nicht in mehr Paramount-Filmen vorkomme. Kriege ich nun meinen Durchbruch, Mr. Freeman, oder nicht?» Bekannt wird Susan mit ihrer Nebenrolle als «Drusilla Alston» im Abenteuerfilm «Reap the Wild Wind», in dem sie an der Seite von Paulette Goddard, Ray Milland und John Wayne spielt, sowie der Komödie «I Married a Witch» mit Fredric March und Veronica Lake. 1947 endlich riecht es nicht nur nach Durchbruch, sondern wird Susan Hayward durch ihre Rolle der Alkoholikerin Angie Evans im Drama «Smash-Up: The Story of a Woman» zum Star und gleichzeitig für einen Oscar nominiert. Noch drei weitere Nominierungen folgen für «Mein dummes Herz», «Mit einem Lied im Herzen» und «Morgen werde ich weinen», bis sie 1958 endlich mit ihrer schauspielerischen Meisterleistung unter der Regie von Robert Wise in «Lasst mich leben!» an ihrer direkten Konkurrentin Elizabeth Taylor vorbeizieht und die begehrte goldene Trophäe als beste Hauptdarstellerin in den Händen hält.

Rückzug

Gefürchtet und verehrt Susan verkörpert eine Art weiblichen Captain Jack Sparrow in «Fluch der Karibik». Eigensinnig, zielstrebig, allen Widrigkeiten zum Trotz, mit einer unverkennbaren Persönlichkeit gesegnet und losem Mundwerk ausgestattet, das weder Teufel noch Dämonen fürchtet, pfeift sie auf Konventionen und fährt ihre Krallen aus, wenn etwas nicht nach ihrem Gusto läuft. Auf ihre Fans und auch Produzenten übt die Frau mit den sexy Kurven eine unglaubliche Faszination aus. Die Frauen verehren sie, bewundern ihre Stärke und die Peitschenhiebe, mit denen sie sich im von Männern dominierten Hollywood behauptet. Die Männer fühlen sich von ihrem wilden Temperament angezogen wie die Motten vom Licht und versuchen, den rothaarigen Vulkan zu zähmen. Vergebens. Schwierige Rollen sind ihr wie auf den Leib geschneidert und passen zu ihrem komplexen Wesen, das einerseits ein verführerisch schnurren-

Ihre jahrelange Jagd nach Ruhm und Ehre hat sich ausgezahlt, und Susan zieht sich nach dem Gewinn des Oscars immer mehr zurück. Ihre erste, stürmisch turbulente Ehe mit Jess Barker endet 1954 nach 10 Jahren mit einem schmutzigen Scheidungskrieg, dem Sorgerechtsstreit um die Zwillingssöhne Gregory und Timothy sowie einem Selbstmordversuch von Susan. Drei Jahre später heiratet sie den Farmer und Geschäftsmann Floyd Eaton Chalkley, mit dem sie eine sehr glückliche Ehe führt und auf einer Ranch in Alabama lebt. Als Eaton 1965 plötzlich an einer Hepatitis-Erkrankung stirbt, kehrt Susan Hollywood in tiefer Trauer für fünf Jahre den Rücken und nimmt später nur noch Rollen an, um Geld zu verdienen. Depressionen und Alkoholsucht zermürben die Frau, die einst eher ein Quadrat aus dem Erdball geformt hätte, als sich jemandem oder einer Situation zu beugen.

Der Film, der zur wahren Geschichte wurde 1962 spielt sie an der Seite von Michael Craig im Film «Das Glück in seinen Armen» die Lebedame Laura Pember, die an einer Party erfährt, dass sie an einem Gehirntumor leidet und nur noch wenige Monate zu leben hat. Zehn Jahre später wird bei Susan, die unter drastischen Kopfschmerzen leidet, ein unheilbarer Gehirntumor diagnostiziert. Sie unterzieht sich einer Chemotherapie und ist gegen Ende des Jahres halbseitig gelähmt. Getreu ihrem Motto «against all odds», allen Widrigkeiten zum Trotz, absolviert sie im April 1974 ihren letzten öffentlichen Auftritt und überreicht an der Oscar-­Verleihung die Auszeichnung für die beste Hauptdarstellerin. Die Frau mit dem rubinroten Haar, die keine Niederlage gelten lässt, erliegt 1975 ihrer Krankheit.

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ART & CULTURE

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DER KREATIVE

TAUSENDSASSA

ART & CULTURE

«Schlossherr» Roland Faesser

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ART & CULTURE

Das «bevölkerte» New Museum in New York. «Have You Seen My House» I Höhe 17 Meter I 2018

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ART & CULTURE

«Manhattan» Länge 190 cm I 1993

Ob figurative Skulpturen, grossformatige digitale Malereien oder Kunst am Bau – die Werke des Schweizer Künstlers Roland Faesser sind wunderbar ironisch, leichtfüssig und mit einer Prise des typisch Faesser’schen Humors gewürzt. Eine Geschichte über einen Belgischen Hasen, die Wort-Bildkunst und den Spieltrieb.

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Anka Refghi I

Roland Faesser

ein Zürcher Loft ist ein Gesamtkunstwerk. Roland Faesser lebt und arbeitet in der ehemaligen Schlosserei, und ja, die Dimensionen des Raumes sind massgeblich an der Grösse seiner Kunstwerke beteiligt! Seine Mitbewohner? Das sind «tierische» Skulpturen. Ein ausgestopftes Känguru, ein getrocknetes Krokodil, Spielzeugfiguren jeglicher Couleur und ein Motorrad, das von den Zeiten zeugt, als er noch durch sein Atelier fahren konnte. Kurz und gut: ein kreativer (Spiel-)Platz, auf dem es in jeder Ecke etwas zu entdecken gibt. Und man kann sich nur schwer dem Verdacht einer wegweisenden Prägung entziehen, wenn er über die ersten Jahre seines Lebens und den Beruf seines Vaters, CEO eines grossen Spielzeuggeschäftes in Lima, erzählt. Doch der Reihe nach.

Spieltrieb Roland Faesser wurde als Sohn eines Schweizer Auswanderers und einer Peruanerin mit italienischen Wurzeln in Lima geboren. Als er sechs Jahre alt war und sich die politische Lage aufgrund der Machtübernahme durch das Militär in Peru verschärfte, beschloss der Vater, mit seiner Familie in

die Schweiz zurückzukehren. Kunst und Kultur, eine Welt, mit der er durch seine in der Schweiz lebende Grossmutter, die ein eingefleischter Elvis-­Fan war, erstmals in Berührung kam. Nach seinem späteren Architekturstudium an der renommierten ETH Zürich verschrieb er sich dann gänzlich der Kunst.

Der Belgische Hase Den Beginn seines künstlerischen Schaffens markierten Anfang der 1990er Jahre seine legendären «HausTiere». Eine Serie von Tierfiguren, deren Körper er mit auf die einfachste Form reduzierten Häusern in allen Variationen kombinierte. Geschuldet war die ebenso kreative wie humorvolle Reihe im Übrigen einem echten Tier. Genauer gesagt einem Belgischen Hasen. Dieser gehörte seiner damaligen Freundin, einer Architekturstudentin, die mit ihm – und dem Hasen – in dem Loft zusammenlebte. Unzufrieden mit einem ihrer Architektur­ mo­delle rettete Faesser das Modell vor dem Müll­ eimer und band es kurzerhand dem Hasen auf den Rücken. Zusammengefasst: Der Hase hoppelte unbeeindruckt von dem Kartonmodell auf seinem Rücken durchs Atelier, und das «HausTier» war geboren.

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ART & CULTURE

Ein Eldorado für die Sinne: das Studio des Schweizer Künstlers Roland Faesser

Roberto Blanco und die Wortkunst Roland Faesser inspiriert Spielzeug jeglicher Art. Meist jedoch altes und, wie er sagt, authentisches Spielzeug, das er in Brockenhäusern oder auf Flohmärkten findet. Seine Werke entstehen intuitiv. «Früher», so der Künstler, «habe ich mich immer wieder dazu gezwungen, Skizzen anzufertigen, realisiert aber habe ich nie eine davon.» Seine zeitgenössischen figurativen Skulpturen entstehen durch die Aneignung von Alltagsgegenständen und Spielzeugen, mit denen er wunderbar bizarre und humorvolle Realitäten erschafft. Seine Arbeiten entlocken dem Betrachtenden unweigerlich ein

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Schmunzeln, doch sind sie dabei ebenso tief­ sinnig wie subtil. Da wäre zum Beispiel der blaulackierte Hirschkopf mit einem aufblasbaren Affen im skulpturalen Geweih und dem findigen Namen «Ceci n’est pas un Koons», ein kleiner Schienbeintritt gegen den teuer bezahlten gleichnamigen Künstler. Den Namen «Not In The Wildest Dreams» trägt der Hirschkopf, dem der Kreative nicht nur kurzerhand eine SM-Maske übergezogen, sondern auch sein Geweih mit nackten Barbies dekoriert hat. Pudelfiguren mit rosafarbenen, kugelförmigen Gebilden über den Köpfen tituliert er mit «Big Balls», den Wildschweinkopf mit Schulterpartie auf


ART & CULTURE

«Double » I Länge 120 cm I 1999

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ART & CULTURE

dem Beistelltisch als «Table Surfer». Und der Hirschkopf mit einem Geweih aus Daffy Duck, Ameise und Kermit dem Frosch samt Afro-Perücke hört sinnigerweise auf den Namen «Roberto-­ Blanco». Und es ist offensichtlich – auch die Wortkunst ist eine weitere Dimension seines hoch­ karätigen Könnens. Die Funktionsweise von Bild und Wort, Bildsprache und Bildverständnis – Disziplinen, die, so der Künstler, ausser bei Filmemachern und Werbern, nur selten gezielt zur Anwendung kommen. «Heute haben alle das Gefühl, mit Bildern umgehen zu können. Die Wahrheit aber

ist das nicht. Bildsprache sollte ebenso wie das Lesen und Schreiben von Anfang an unterrichtet werden», so der charismatische Künstler.

Digitale Welten Dass er in vielen Sparten der Kunst zu Hause ist, davon zeugen nicht nur seine Arbeiten im Bereich Kunst am Bau, sondern auch seine digitalen Malereien. Denn schon längst hat er auch die digitale Welt für sich erobert. In seinen grossformatigen und collageartigen Bildern vermählt er Pop-Art- und Graffiti-Elemente mit den verschiedensten Welten und scheut auch nicht den Schulterschluss kleiner Spielzeugfiguren mit grossen Szenen der Kunstund Filmgeschichte. Doch auch seine (tierischen) Skulpturen entwirft der Künstler mittlerweile in einem 3D-Programm. Zum einen platzsparender, zum anderen beruhigend, sollte er einmal sein Loft verlieren. Roland Faesser erfindet die Welt neu, wenn er wieder einmal das kreative Füllhorn ausschüttet. So, wie mit seinem Werk «A Horse Is A Horse» (selbst wenn es kopfüber im Fels gefangen ist), seiner Vision von einem neuen Wahrzeichen für den Domplatz in Lecce, das auf unserer Titelseite zu sehen ist. Und da gibt es noch diese eine Idee von ihm, die man lieber heute als morgen in die Realität umgesetzt sehen möchte: diejenige nämlich, wenn seine Skulpturen die Flachdächer der New Yorker Skyline «bevölkern», wie das Beispiel vom New Museum zeigt. Roland Faesser – studierter Architekt, Künstler, Wortjongleur und Lehrender – ein kreativer wie begnadeter Tausendsassa eben, dessen Werke in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und in renommierten Sammlungen zu finden sind.

On Top

«Threesome» after Juan Gris I 240 x 150 cm I 2017

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Roland Faesser war im Laufe der Jahre Professor, Dozent und Kunstkritiker in vielen Kunst- und Architekturinstitutionen wie der ETH Zürich, der F+F Kunstschule in Zürich, der «Hochschule für Gestaltung und Kunst» Zürich, dem «Central Saint Martins College of Art and Design» in London, der «Academy of Design» in Vorarlberg, Österreich, und vielen mehr. Seine Lehrauf­träge umfassten Bildnerisches Gestalten, Szenografie, Innen­architektur, Industrial Design, Gender Studies oder auch Intermedia und Bildlabor.


Kunst STÜCKE

ART & CULTURE

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by

Ob auf dem Runway, in der Galerie oder zwischen zwei Seiten – Kunst ist auch in dieser Saison wieder überall zu finden.

1 I FENDI

Inspiriert vom «Fendi-Mania»Logo, das in Zusammenarbeit mit dem Instagram-Künstler @hey_reilly entwickelt und von der römischen Marke neu übernommen wurde, präsentiert sich die «Momento Fendi Mania Capsule Collection».

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2 I MOSCHINO

© Robert Bayer

Farbenfroh präsentieren sich die «Resort-Collection Spring 2019» und die neuen Taschen: «I Clutch», entworfen vom Kreativdirektor Jeremy Scott in exklusiver Zusammenarbeit mit dem Visual-Artist Ben Frost. 3 I TASCHEN

Die zweibändige Sammlung ist David LaChapelles erste neue Buchveröffentlichung seit zehn Jahren und präsentiert die Karriere des SuperstarFotografen in den frühen achtziger Jahren und seine geistige und künstlerische Wiedergeburt zwischen 2006 und 2016. 4 I MONTBLANC

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Nachfüllen mit Beat: Tintenfass «Beatles» mit einer Füllmenge von 50 ml. Die Farbe: psychedelisches Violett, das von dem Rockmusik-Stil inspiriert ist, den die Beatles in die Welt getragen haben. 5 I MOMA

«Bruce Nauman: Disappearing Acts»: Das MoMA präsentiert die erste umfassende Retro­ spektive seit 25 Jahren, die dem Werk des amerikanischen Künstlers Bruce Nauman (*1941) gewidmet ist. 21. Oktober 2018 bis 25. Februar 2019.

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6 I SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT

Die Expedition und der Bezug zur Wildnis prägen die Arbeit vieler zeitgenössischer Künstler. Die Themenausstellung mit über 100 bedeutenden Kunstwerken widmet sich der Faszination von Wildnis. 1. November 2018 bis 3. Februar 2019.

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JUWEL

DAS HOTEL

Ein Hotel mit Geschichte. Ein Hotel mit Tradition. Ein Hotel mit Idealen. Die Verhandlungen mit grossen Hotelgruppen sind glücklicherweise gescheitert, und so wurde die ehemalige Privatresidenz von der Familie Ranza zu einem eleganten Stadthotel mit Mailänder Charme umgebaut.

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Nike Schröder I

Senato

enn man das Hotel betritt, spürt man sie, die Leidenschaft und Liebe zu Mailand. Genau diese Liebe, die die Familie schon so lange mit dieser Stadt verbindet. Man wollte die Gastfreundschaft anbieten, aber in Harmonie mit Mailand. Die Identität sollte greifbar bleiben. Eine Hotelgruppe hätte das so sicher nicht ermöglicht. «Uns war es aber ganz wichtig, dass das Haus einen authentischen Charme ausstrahlt, dass wir Mailand etwas zurückgeben», so Natalia Ranza, Consigliere Delegato CEO. Denn Mailand ist die Heimat der Familie. Enrico Ranza kam in den frühen 1930er Jahren nach Mailand. Er kaufte das Gebäude für sich und seine Familie. Während des Krieges teilten sie sich dieses mit den Vertriebenen. Dann kam der Wirtschaftsboom, und das Gebäude wurde zum Hauptsitz ihres Geschäfts. Die Ranzas bauten in Mailand das Apollo-Kino, den Obst- und Gemüsemarkt, Palazzi am Corso Vittorio Emanuele und einiges mehr. Die Familie Ranza gehört zu Mailand wie der Eiffelturm zu Paris. Und diese Verbundenheit spiegelt sich in dem ganzen Haus wider.

Eine Hommage an die Geschichte Als Architekt hat die Familie Alessandro Bianchi engagiert. «Um dem Senato Hotel seine einzigartige Identität zu geben, habe ich alles wie die Meister des 20. Jahrhunderts entworfen. Gio Ponti und Piero Portaluppi waren meine Vorbilder. Das Hotel enthüllt viele Geschichten, aber es sind die Details, die es ausmachen», so Bianchi. Das Bodenmuster in der Eingangshalle beispielsweise erinnert an eine Schlange, das Symbol des Hauses der Visconti, und die eisernen Eingangstüren sind eine Hommage an Portaluppis Schönheit. Der Teich im Innenhof mit dunklem Hintergrund erinnert an die Navigli-­ Wasserstrasse, die sich einst bis zur Via Senato erstreckte, während die weisse Fassade eine Hommage an die habsburgische Vergangenheit der Stadt ist. Jedes noch so kleine Detail im Senato Hotel hat eine Bedeutung. Und dass das Zusammenspiel der regionalen Künstler hier besonders gut zur Geltung kommt, steht sicher ausser Frage. Aber es gibt noch viel mehr Gründe, sich genau für dieses Haus zu entscheiden.

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TRAVEL


TRAVEL

«Bottega Gadda», eine kleine Handwerksmanufaktur, fertigte die massgeschneiderten Stücke aus Messing, Bronze oder Kupfer für das Hotel an.

Auf Entdeckungsreise Die Lage ist sicher auch einer der Gründe. Das Hotel liegt sehr zentral in Mailand. Also idealer Ausgangspunkt für Shopping- oder Sightseeing-Touren. Nur einen Steinwurf entfernt sind die Piazza del Duomo, die Mailänder Oper – von Kaiserin Maria Theresia in Auftrag gegeben und 1778 eröffnet –, die Einkaufspassage «Galleria Vittorio Emanuele II» oder «Sforza Castle», eine der grössten Zitadellen in Europa. Ein paar Schritte weiter, aber in jedem Fall sehenswert, ist die «Santa Maria delle Grazie», eine Kirche mit Kloster. In der 1463 erbauten Anlage wartet ein weiteres Highlight: «Das letzte Abendmahl» von Leonardo da Vinci. Und nach einem aufregenden Tag in Mailand ist man schnell wieder im Hotel. Und hier gibt es noch so viel zu entdecken. Das 2015 eröffnete Haus konnte mit der «Bottega Gadda» eine kleine Handwerksmanufaktur gewinnen, die massgeschneiderte Stücke aus Messing, Bronze oder Kupfer für das Hotel gefertigt hat. Man muss das Hotel nur mit offenen Augen durch-

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streifen und entdeckt hier und da immer wieder einen wunderschönen Blickfang. Ob die Ginkgo-Blätter am Empfang, die Lichter vom Deckenfresko sowie die darunterliegende Theke im Frühstücksraum, Regale, Lampenschirme und sogar die Zahnbürstenhalter. Zeitlos, funktional und hochwertig, aber immer mit dem gewissen Etwas. Als Designerin entdeckte die Familie Ranza Cristina Celestino, Gründerin der Designmarke Attico. Nur ein Jahr später wurde sie vom «The New York Times Style Magazine» als eine der fünfzehn aufsteigenden Designer auf dem «Salone 2016 del Mobile» – der Mailänder Möbelmesse – beschrieben. Sie sorgte im Senato Hotel unter anderem für die perfekte Lichtstimmung. Das verwendete Borosilikatglas verströmt ein besonders weiches, diffuses Licht.

Für alle Sinne Aber nach all den Eindrücken freue ich mich dann doch auf eine kleine Auszeit zum Entspannen und Geniessen. Wo ginge das besser als bei einem gemütlichen Essen? Das «Senato Caffè» im Hotel verwöhnt seine Gäste mit einfachen Gerichten getreu dem Motto «weniger ist mehr». Hochwertige Zutaten wie das Meersalz von Cervi oder das in reiner Handarbeit hergestellte Bresaola-Pökelfleisch aus dem Veltlin, das in der von Piero Poretti, einem Metzger aus Tirano, perfektionierten Methode zubereitet wird, sind die Basis. Daraus kreiert Food-Kuratorin Maddalena Fossati Dondero, Chefredakteurin von «La Cucina Italiana», die köstlichen Gerichte. Dazu einen der erlesensten Weine Italiens, und die Welt bleibt für einen Genussmoment stehen.


TRAVEL

Puristisch und stylish: die Zimmer des Senato

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WATCHES  JEWELLERY

ZEIT FÜR

ABWECHSLUNG Weil schlichtweg unwiederbringlich, ist Zeit ausgesprochen wertvoll. So kostbar, dass man sie nicht irgendeiner Armbanduhr anvertrauen sollte. Die hier vorgestellten Zeitmesser bereichern jedes Handgelenk.

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Gisbert L. Brunner

ine Armbanduhr ist praktisch keine. Getreu der Devise, dass Abwechslung das Leben bereichert, sollte auch das persönliche Handgelenk gelegentlich jenen Wandel demonstrieren, welcher zum Wesen der Zeit gehört. Die Auswahl an Neuem ist beachtlich, egal ob mit mechanischem oder elektronischem Innenleben, egal ob reduziert auf das Wesentliche oder ausgestattet mit gleichermassen praktischen und hilfreichen Zusatzfunktionen, egal ob sachlich gestaltet oder opulent ausgestattet mit funkelnden Edelsteinen. Wer in die Zukunft denkt, achtet gewissenhaft auf die Signatur. Bei Armbanduhren ist sie so wichtig wie bei Immobilien die Lage. Ein guter Name bürgt nicht nur für Qualität und Langlebigkeit, sondern auch dafür, dass im Fall des Falles der Service stimmt.

Reihenmotor am Handgelenk Hublot kooperiert bekanntlich mit Ferrari. Im Gegensatz zum Energiebedarf der kraftstrotzenden Boliden läuft das Kaliber MP-11 in der markanten «Big Bang» mit 1/1’000’000 PS. Und das 14 Tage am Stück. Möglich machen es insgesamt sieben in Reihe geschaltete Federhäuser. Eine digitale Gang­ reserveanzeige links neben den linear aufgereihten Energiespeichern lässt wissen, wann mit Hilfe des beigefügten Werkzeugs aufgezogen werden muss. Für die Umlenkung der Drehbewegungen aus der Horizontalen in die Vertikale ersannen die Techniker ein ungewöhnliches Schneckengetriebe. Logischerweise möchte ein innovativer Motor wie dieser adäquat verpackt und geschützt werden. Diese Aufgabe kommt einem Gehäuse aus Saphirkristall zu. Das gleichermassen harte wie transparente Material verlangt bei seiner Verarbeitung nach ausgewiesener Kompetenz. Und die ist Hublot seit mehreren Jahren

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MONTBLANC

HUBLOT

zu eigen. Immerhin entstanden in Nyon schon mehrere vollkommen durchsichtige Armbanduhren. Durch gekonnte Wölbung erzeugt dieser Werkstoff über den Federhäusern sowie der Gangreserveindikation einen bemerkenswerten, der Ablesbarkeit ausgesprochen dienlichen Lupeneffekt. Von dieser Ausführung der «Big Bang MP-11» gibt es summa summarum 200 Exemplare.

Ganz schön smart Im Oktober 2018 stellte Montblanc bereits die zweite Version seiner smarten Armbanduhr namens «Summit» vor. Mit einem nur noch 42 mm messenden Stahl- oder Titangehäuse im Stil der klassischen 1858-Linie macht die «Summit 2» auch an schlankeren Handgelenken «bella figura». Der verbaute «Qualcomm Snapdragon Wear 3100»-Chipsatz besticht durch eine Vielfalt hilfreicher Funktionen für Beruf, Fitness, Freizeit oder Reisen. Abhängig von der Nutzungsintensität hält der integrierte Akku etwa einen Tag durch. Dann muss der mit GPS-Ortung, Bluetooth und WLAN-Konnektivität ausgestattete Mikrocomputer in die mitgelieferte Ladeschale. Wenn es eng wird mit der Energie, verfällt die «Summit 2» in einen stromsparenden Time-Only-Modus. Von selbst mag sich verstehen, dass das neueste Google-Wear-Betriebssystem aufgespielt wurde. Somit lässt sich dieses Wearable nach dem Laden der entsprechenden App problemlos mit iOS- und Android-Smartphones nutzen. Nach dem Einschalten kann man das Amoled-Display unterschiedliche Zifferblätter darstellen lassen. Neben den von Montblanc mitgelieferten, zum Beispiel ein klassischer 1858 Chronograph, bietet sich eine breite Palette zum Herunterladen an. Als Bedienelemente sind neben dem Touchscreen eine Krone und zwei individuell programmierbare Drücker vorhanden. Neben

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PARMIGIANI FLEURIER

FAVRE-LEUBA

ZENITH


WATCHES & JEWELLERY

den bekannten Fitness- und Gesundheitsfunktionen und vielen weiteren Möglichkeiten bietet die «Summit 2» auch den «Timeshifter» zur Reduzierung des Jetlags und eine exklusive Montblanc-«Travel Info»-App samt sprachaktivierter Übersetzungsmöglichkeit.

Tradition trifft Moderne Laut notarieller Urkunde eröffnete Abraham Favre 1737 in Le Locle eine Uhrmacherei. Sohn Henry-­ Auguste tat sich 1814 mit dem Uhrenhändler A. Leuba zusammen. So entstand die Marke Favre-­ Leuba. Unter Leitung von Henry Favre tat sich die Manufaktur ab etwa 1950 durch zahlreiche Innovationen hervor. Dessen Kinder übernahmen das Geschäft 1970 in achter Generation. Seit 2011 befindet sich Favre-Leuba unter dem Dach der indischen Tata-Gruppe. Viele Exemplare der gegenwärtigen Kollektionen knüpfen an das reiche Erbe auf dem Gebiet mechanischer Armbanduhren an. Das gilt auch für die markante «Raider Sea King». Sie weist zahlreiche charakteristische Designaspekte der Traditionsmarke auf. Dazu gehören die sehr speziell gestaltete Lünette, die augenfälligen Stundenindexe der frühen «Deep Blue» sowie die unübersehbaren Zeiger der Taucheruhr «Bathy» mit Tiefenmesser. Im Edelstahlgehäuse mit 41 mm Durchmesser, dessen Wasserdichte bis zu zehn bar Druck reicht, findet sich ein Eta-basiertes Automatikwerk. Es zeigt Stunden, Minuten, Sekunden und Datum an. Zur Wahl steht ein Armband aus Edelstahl oder eines aus Antilopenleder.

Feuriger Glanz für verwöhnte Frauen Mit der neuen, ausgesprochen femininen «Boa» übt sich Parmigiani Fleurier weniger in feiner Uhrmacherei denn in sinnlich inspirierender Juweliers­kunst. Zunächst einmal handelt es sich um ein massivgoldenes Ensemble im sogenannten Manchette-Stil. Versierte Handwerker fassen es reichlich mit Diamanten aus. Beim Top-Modell, der «Boa Prinzi», trägt das Weissgoldgehäuse summa summarum 40 Diamanten der Qualität Top Wesselton F-VVS im opulenten Baguetteschliff. Alle zusammen bringen 2,27 Karat auf die Edelsteinwaage. Im Inneren findet sich ein ovales Quarzwerk vom Kaliber PF600. Es zeigt Frau von Welt die Stunden und Minuten an. Nachdem sie mit einem kostbaren Schmuckstück wie diesem garantiert nicht zum Tauchen geht, reicht die Wasserdichte nur bis zu einem bar Druck. Auf dem ebenfalls weissgoldenen Zifferblatt finden sich 24 Diamant-Baguetten mit insgesamt 1,20 Karat. Bleibt das Armband, welches luxusaffine Augen ebenfalls zum Leuchten bringen

wird. Wie Gehäuse und Zifferblatt wird der Körper aus weissem Gold gefertigt. Seine Glieder erstrahlen durch sage und schreibe 414 Steine in feurigem Glanz. Analog zu den Pendants im Zentrum sind sie als Baguetten geschliffen und unsichtbar gefasst. Ihr Gewicht beträgt nicht weniger als 25 Karat. Bei dieser Opulenz verwundert es nicht, dass Parmigiani die «Boa»-Edition auf fünf Exemplare limitiert.

Frau Luna lässt grüssen Zeitbewahrende Mechanik geniesst im Hause Zenith einen überragenden Stellenwert. Dabei denkt die in Le Locle beheimatete Manufaktur traditionsgemäss nicht nur an Männer. Auch das weibliche Geschlecht darf seinen chronometrischen Hedonismus am Handgelenk ohne Einschränkungen ausleben. Zum Beispiel mit einem der unterschiedlichen Modelle namens «Elite Lady Moonphase». Der Name ist in mehrfacher Hinsicht Botschaft. Elitär präsentiert sich einmal das ultraflach ausgeführte Edelstahlgehäuse mit 36 mm Durchmesser. Seine Lünette haben die Juweliere mit 64 Brillanten von zusammen 0,9 Karat bestückt. Nicht von der Stange, sondern aus eigener Manufaktur stammt das nur 3,97 mm hoch bauende Automatikwerk vom Kaliber 692. Es besteht aus 195 Teilen, besitzt rund 50 Stunden Gangautonomie und zeigt sich durch einen Saphirglas-Sichtboden. Wasser hat bis zu fünf bar Druck keine Chance, zu dem mit vier Hertz tickenden Mikrokosmos vorzudringen. Die Zusatzfunktion gibt der Modellname ebenfalls preis. Sie zeigt sich durch ein kleines Fenster im Perlmutt-­ Zifferblatt. Dort kann Frau auch schon bei Tag ablesen, wie sich der Mond des Nachts unabhängig von der Bewölkung präsentieren wird. Nach längerem Liegen lässt sich diese Indikation ganz einfach per Krone korrigieren. Hohen Tragekomfort gewährleistet schliesslich das stählerne Gliederband.

JUNGHANS

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WATCHES & JEWELLERY

Ätherwellen für Mega-Präzision In seiner langen Geschichte hat Junghans viele Pionierleistungen vollbracht. Eine davon ist die 1985 für Pendulen und 1990 auch in Armbanduhren vorgestellte Funktechnologie. Ätherwellen liefern hierbei Signale für tagaus, tagein sekundengenaue Zeit. Hieran knüpft die jüngste Elektronik-Innovation aus Schramberg. Das neue Funkkaliber J101.65 besteht aus 146 Komponenten, darunter drei unabhängige Motoren. Es empfängt und verarbeitet chronometrische Radiosignale auf drei Kontinenten mit einer Präzision von 0,006 Sekunden in einer Million Jahren. «Offline» gewährleistet das autonom agierende Quarzwerk maximale Gangabweichung von jährlich acht Sekunden. Intelligent Time Correction, eine ebenfalls exklusive Technologie, vergleicht täglich 1440 Mal die Position des in Halbsekundenschritten springenden Zeigers mit der zuletzt empfangenen Zeitinformation. Falls nötig, wird sofort korrigiert. Dank integriertem ewigen Kalender bedarf das Datum keiner manuellen Korrektur. Bei Reisen in eine entfernte Zeitzone lässt sich die dort herrschende Stunde sehr komfortabel schon vor Reiseantritt wählen. Bleibt eine spezielle «Mega-App» für iOS- und Android-Telefone zum Einstellen der Uhrzeit ausserhalb der Senderbereiche. Nach dem Motto «zeig mir deine Elektronik» besitzt die 38,4 Millimeter grosse Referenz 058 / 4803.44 einen getönten Mineralglasboden.

Funkelndes Prachtstück zum Stoppen Dass sich der «Oyster Perpetual Cosmograph Daytona» grösster Beliebtheit erfreut, kann beim besten Willen niemand bestreiten. Die Nachfrage übersteigt bei weitem die von Rolex an die Fachhandelpartner gelieferten Quantitäten. Wartelisten, speziell für die Stahlversionen mit kratzfester «Cerachrom»-­Lünette, sind daher an der Tagesordnung. Höchste Ansprüche befriedigt die 1905 gegründete Manufaktur durch eine neue Variante des 2000 lancierten Klassikers mit dem hauseigenen Automatikkaliber 4130. Am Handgelenk wird die Referenz 116595 RBOW ohne Frage grösstes Aufsehen erregen. Ihr 40-mm-­ Gehäuse besteht aus 18-karätigem Everose-Gold. Dem Druck des nassen Elements widersteht es bis zu 100 Meter Tauchtiefe. Besonders ins Auge sticht einmal die Lünette. Rolex fasst sie aus mit 36 Edelstein-Baguetten, angeordnet in den Farben eines Regenbogens. Diese Anordnung setzt sich am Zifferblatt fort. Hier dienen elf erlesene Farbsteine im Baguetteschliff als Stundenindexe. Darüber hinaus tragen die Bandanstösse 56 Diamanten im Brillantschliff. Sicheren Halt und hohen Tragekomfort verspricht schliesslich das Oyster-Band aus massivem Everose-Gold. Es besitzt ein leicht handhabbares Verlängerungsglied. Rolex liefert dieses tickende Prachtstück in Chronometer­ qualität mit beruhigenden fünf Jahren Garantie.

Erfolg auf der ganzen Linie «Mit unserer Linie ‹Twenty~4› wandten wir uns an eine neue Zielgruppe von jüngeren Frauen, die erfolgreich im Berufsleben stehen und sich ihre persönliche Armbanduhr selbst kaufen.» Als Philippe Stern, der damalige Präsident von Patek Philippe, das in einem Interview sagte, zeigten die Kalender Juli 2000. Gut ein Jahr zuvor hatte die Genfer Manufaktur die neue, ausschliesslich ans weibliche Geschlecht adressierte Damenarmbanduhr lanciert. Ausgeführt in Edelstahl mit Brillanten und komfortablem Quarzwerk sollte sie Begleiterin für alle 24 Stunden des Tages sein. Und genau das tun seitdem Zigtausende von Exemplaren. Mit anderen Worten: Die rechteckige Schmuck­ uhr kann mit Fug und Recht als nachhaltige Erfolgsgeschichte gelten. Nachdem die Zeit bekanntlich niemals stehen bleibt und Damen zunehmend die Faszination mechanischer Zeitmessung entdecken, präsentiert Patek Philippe

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ROLEX

19 Jahre nach dem Debüt dieser Linie eine völlig neue «Twenty~4» mit nunmehr rundem Gehäuse. Die Abkehr vom Kantigen hat natürlich einen tieferen Grund. Und der ist im nun verbauten Kaliber 324 SC zu suchen. 27 mm beträgt der Durchmesser des aus 217 Teilen assemblierten Automatikwerks mit beidseitig aufziehendem Goldrotor, mindestens 35 Stunden Gangautonomie, «Gyromax»-­Unruh und «Spiromax»-Siliziumspirale. Schutz bietet beispielsweise ein 36 mm grosses Edelstahlgehäuse mit Sichtboden. Sein Glasrand trägt 160 lupenreine Brillanten mit einem Gewicht von ungefähr 0,77 Karat. Vor dem blauen Zifferblatt mit Weissgoldindexen drehen goldene Zeiger.


PATEK PHILIPPE

WATCHES & JEWELLERY

Ein wenig rätselhaft ist sie schon, die von Tudor gewählte Modellbezeichnung «Black Bay S&G». Mit der Armbanduhr dieses Namens zelebriert die Rolex-­Tochter das 60-jährige Jubiläum ihrer Taucheruhren mit aussergewöhnlich grosser und auch griffiger Krone, der 1958 lancierten Referenz 7924. Der Newcomer, und dafür steht das etwas mysteriös anmutende S&G, kommt in einer sogenannten Bicolor-Ausführung auf den Markt. Gehäuse und Band bestehen also teils aus Stahl und teils aus Gold. Edelmetall verwendet Tudor für die Krone, Drehlünette und mittleren Glieder des Armbands im bekannten Oyster-Stil der Genfer Mutter. Als Premiere in der bis 200 Meter wasserdichten «Black Bay»-Linie versteht sich die Verwendung des Manufakturkalibers MT5612. Das Automatikwerk verfügt über ein Fensterdatum mit Schnellkorrektur, beidseitig wirkenden Rotoraufzug und beachtliche 70 Stunden Gang­auto­nomie. Aus vollkommen amagnetischem Silizium besteht

TUDOR

Abgetaucht in Bicolor

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WATCHES & JEWELLERY

CHRONOSWISS

URBAN JÜRGENSEN

TAG HEUER

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WATCHES & JEWELLERY

die Unruhspirale. Zusammen mit der Masselot-Unruh vollzieht sie stündlich 28’800 Halbschwingungen. Ein amtliches Gangzeugnis der Prüfbehörde COSC bescheinigt Präzision im Bereich zwischen minus vier und plus sechs Sekunden täglich. Beim Zifferblatt besteht Wahlmöglichkeit zwischen Schwarz oder Champagner.

bekannt. Sie äussert sich unter anderem in einer «Monaco Calibre 11 Special Edition Gulf». Ihre Edelstahlschale in den Dimensionen 39 x 39 Millimeter schützt das Automatikwerk bis zu zehn bar Wasserdruck. Hierbei handelt es sich um ein Sandwich aus dem Sellita SW300 samt vorderseitigem Modul von Dubois-Dépraz. Unübersehbares «Gulf»-Erkennungszeichen ist der Streifenlook des Zifferblatts.

Gut informiert bei Tag und Nacht Jung wie vor fünfzig Jahren Fünfzig Jahre hat sie 2019 auf dem Buckel, die «Monaco» aus dem Hause Heuer. Als diese Armbanduhr 1969 ihren Einstand gab, punktete sie in zweifacher Hinsicht als Weltpremiere. Einmal tickte im Gehäuse der weltweit erste Automatikchronograph mit automatischem Aufzug durch Mikro­ rotor. Ferner handelte es sich bei der markanten Schale um die erste quadratischer Form, welche Mann bedenkenlos mit ins Wasser nehmen konnte. Die patentierte Kreation stammte von der Ervin Piquerez SA. Jack W. Heuer, der damals die Heuer-­ Leonidas SA leitete, zeigte sich begeistert. Und er rang dem Schweizer Gehäusefabrikanten die Exklusivität an dieser bahnbrechenden Entwicklung ab. Kein Wunder, dass auch Jo Siffert und Steve McQueen spontan Gefallen daran fanden. Bis in die Gegenwart hat die beeindruckende «Monaco» nichts an Aktualität eingebüsst. 2018 gaben TAG Heuer und Gulf Oil eine globale Partnerschaft

Viele Worte über den «Regulator» von Chronoswiss verlieren zu wollen, hiesse Eulen nach Athen zu tragen. Diese Armbanduhr mit aussermittigen Zeigern für Stunden und Sekunden sowie zentraler Minutenindikation gehört seit 30 Jahren fest zu dieser Marke. Natürlich hat das Familienunternehmen seine stilistische und technische Ikone im Laufe der Jahre kontinuierlich weiterentwickelt. Zum Jubiläum im Jahr 2018 offeriert es gleich mehrere neue Modelle. Als Eigenentwicklung in Sachen Design und Anzeigemodul bereichert der «Flying Regulator Night and Day» die Uhrenszene. Ein Grossteil der dafür erforderlichen Komponenten entsteht am Firmensitz im malerischen Luzern. Über die ungewöhnliche «Regulator»-Zeitanzeige hinaus besitzt dieses Modell eine Tag- / Nacht-­ Indikation bei «9». Dank Super-LumiNova erstrahlen die darauf erkennbaren Sterne bei Dunkelheit. Überdies erleichtert die Leuchtmasse das Ablesen der Zeit zu nächtlicher Stunde. Symmetrie am dreidimensional gestalteten Zifferblatt bringt das breite Datumssegment bei «3» mit sich. Schliesslich kommt das freigelegte Sekundenrad bei «6» dem Explorationsdrang neugieriger Mechanik-­ Voyeure entgegen. Im 41-mm-Edelstahlgehäuse findet sich das Kaliber C.296 mit skelettierter Schwungmasse und 42 Stunden Gangautonomie. Als Basis dient das 2892-A2 von Eta. Sichtboden ist für Chronoswiss Ehrensache.

Eleganz und Finesse Wie viele Uhren braucht Mann von Welt? Über dieser Frage lässt sich trefflich streiten. Wer sich das Besondere, von hoher Gefälligkeit Gekennzeichnete und aufs Edelste Verarbeitete leisten kann, sollte die weissgoldene Referenz 2140 von Urban Jürgensen näher in Augenschein nehmen. Ihr guillochiertes Zifferblatt, vor dem drei Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden drehen, besteht aus massivem Silber. Etwa zwei Tage benötigt ein versierter Handwerker, um das Antlitz mit Hilfe einer 100 Jahre alten Maschine zu vollenden. Während dieser Zeitspanne führt er bis zu 700 Operationen aus. Die optische Gefälligkeit setzt sich fort im dreiteiligen Gehäuse mit Sichtboden, dessen Band­anstösse weit herunterreichen. Auf diese Weise schmiegt sich dieser Zeitmesser perfekt ans Handgelenk. Apropos Zeit: Hierfür ist das im eigenen Haus entwickelte, gefertigte und sorgfältig finissierte Handaufzugskaliber P4 zuständig. Zwei Federhäuser speichern Energie für etwa 72 Stunden Gang­ autonomie. Pro Stunde vollzieht die Unruh mit variabler Trägheit 21’600 Halbschwingungen. Die Regulierung der Ganggenauigkeit erfolgt bei Urban Jürgensen in fünf Lagen und bei verschiedenen Temperaturen.

FREDERIQUE CONSTANT

Der 30. Geburtstag bringt Kompliziertes Eine Frédérique mit Nachnamen Constant existiert nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht. Aber es gab eine Frédérique Schreiner, ihres Zeichens Grossmutter von Aletta Stas-Bax, und einen Constant Stas, dessen Urenkel Peter C. Stas ist. Als das holländische Ehepaar 1988 mit der Herstellung von Armbanduhren begann, brauchten die Erzeugnisse natürlich eine Signatur. Durch das Verschmelzen besagter Vornamen entstand die Marke Frédérique Constant, welche 2018 ihren 30. Geburtstag feiert. Zum Jubiläum brauchte die veritable Uhrenmanufaktur mit Sitz in Genf natürlich etwas Adäquates.

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CARL F. BUCHERER

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Und das sind insgesamt vier Modelle, in deren Automatikwerk zwei hochrangige Komplikationen zusammenfinden. Konkret handelt es sich um ein Minutentourbillon und einen ewigen Kalender. Das Miteinander beider Mechanismen im Manufakturkaliber FC-975 kann als «Grande Complication» gelten. Die limitierte Edition besteht aus drei Edelstahlmodellen à 88 Exemplare. Zwei davon kommen mit puristischem Gehäuse, das dritte verfügt über eine Roségold-Auflage. Hinzu gesellen sich 30 Stück aus massivem Roségold. In jedem Fall beträgt der Durchmesser 42 mm. Besonders augenfällig ist die Edelstahl-Referenz FC-975S4H6. Bei ihr zeigt sich die kalendarische Mechanik hinter einem durchbrochenen Zifferblatt. Anker und Ankerrad des selbst gefertigten Rotorkalibers bestehen aus Silizium. Nach Vollaufzug stehen rund 38 Stunden Gangautonomie zur Verfügung.

Heritage zum 130. Geburtstag Wenn Carl F. Bucherer 2018 seinen 130. Geburtstag feiert, braucht es eine besondere Armbanduhr. Spitzenleistung aus eigener Manufaktur re-

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präsentiert das Automatikkaliber CFB T3000. Sein Tourbillon besitzt einen peripher, also aussen, von Kugellagern gehaltenen Käfig. Auf diese Weise scheint der Drehgang zur Kompensation negativer Schwerkrafteinflüsse auf die Ganggenauigkeit mechanischer Zeitmesser im Uhrwerk zu schweben. Fortschrittliche Uhrmacherkunst demonstrieren Anker und Ankerrad. Sie bestehen aus Silizium, agieren wegen der glatten Oberfläche nahezu reibungsfrei und leisten einen wesentlichen Beitrag zu mindestens 65 Stunden Gangautonomie. So gesehen verwundert es nicht, dass dieses Uhrwerk im Premierenmodell der neuen «Heritage»-­ Kollektion tickt. Sein Roségoldgehäuse misst 42 mm. Die grosse Weissgoldbrücke, welche das ganze Uhrwerk mit Ausnahme des Tourbillon überdeckt, bietet Platz für eine detailreiche, manuell gravierte Ansicht Luzerns. Als Reminiszenz an den Schwanenplatz, wo Carl F. Bucherer 1888 sein erstes Fachgeschäft eröffnete, ist ein schwimmender Schwan zu sehen. Der Gag: Bei jedem der insgesamt 88 Exemplare befindet er sich an anderer Stelle.


WATCHES & JEWELLERY

Extraordinary! F u n kel nde Preziosen aus den besten Ateliers der Welt: für den Opernabend, den Ball oder ganz einfach, um sich gut zu fühlen. by

BEYER

Funkelnde Schönheit aus dem haus­ eigenen Atelier von Beyer: traumhafter Ring aus Roségold mit einem pinken Zirkon von 4,22 Karat und 27 Tsavoriten von 0,18 Karat.

BULGARI

«Divas’ Dream»: für Frauen, die gerne im Mittelpunkt stehen. Kette aus 18 Karat Roségold mit rosafarbenem Rubellit (5,95 Karat), Amethysten (6,05 Karat), rosafarbenem Turmalin (1,50 Karat) und Diamant-Pavé (5,20 Karat).

CHOPARD

Diese Ohrringe mit Rubelliten im Briolette-, Marquise- und Tropfenschliff und aufwendig diamantbesetzten Arabesken erinnern an das Ambiente am Hof eines Maharadschas. 18 Karat Roségold, weisse Diamanten (0,9500 Karat).

PATEK PHILIPPE

«Twenty~4 Automatic»: brandneue mechanische Damenuhr mit Auto­ matikaufzug. Dieser Zeitmesser ist in einer Version mit Roségold-Schmuck erhältlich, dessen Lünette, Laschen, Krone und Armband mit 469 Diamanten besetzt sind.

GÜBELIN

Ein spektakuläres Einzelstück, das in mehr als 100 Stunden im Gübelin Schmuckatelier gefertigt wurde: der Rotgoldring «Royal Pagoda» mit seinem seltenen Rubin (4,05 Karat) aus Burma und Diamant-Marquisen.

BUCHERER

Der perfekte Armschmuck für Damen, die exklusive Romantik mögen. Zart­ farbenes 18-Karat-Roségold mit 59 edlen, pastellfarbenen Saphiren (total 28,29 Karat) und 62 Diamanten mit Brillantschliff (total 2,79 Karat).

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STYLE

DRIVE

VIER GEWINNT Unter Oldtimern gibt es einfach einige Modelle, die allein schon wegen ihrer Geschichte mehr wert sind. Oder eben, weil es nicht mehr so viele davon gibt. Beim Aston Martin DB4 GT trifft beides zu. Wilma Fasola I

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RM Sotheby’s


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s soll ja auch noch heute vorkommen, dass sich Schauspieler während eines Drehs in den Filmpartner verlieben. Im Fall des britischen Filmstars Peter Sellers war das zumindest so. Nachdem er 1963 in «The Wrong Arm of the Law» einen Aston Martin DB4 GT als attraktive Fluchthilfe zur Seite gestellt bekommen hatte, kaufte er den Wagen nach den Dreharbeiten direkt auf. So begeistert war er von dem exklusiven Sportwagen. Und man muss fairerweise sagen: Der DB4 GT machte eine verdammt gute Figur in der Gangsterkomödie. So ist die Szene, in der Sellers in seiner Edelkarosse vom Polizeiauto Wolseley 6 / 90 verfolgt wird, bis heute unvergessen. Zudem war sicher auch der Fakt für den autovernarrten Schauspieler ausschlaggebend, dass der DB4 GT der schnellste strassenzugelassene Wagen seiner Zeit war.

Selten ist er geworden, daher heiss begehrt Bis heute ist der Aston Martin DB4 GT so etwas wie ein «Must-have» unter Autokennern und zu einem der beliebtesten Sammlerobjekte von Oldtimer-­ Fanatikern geworden. Auf der einen Seite sicher wegen seiner Exklusivität. In den Jahren 1959 bis 1963 wurden nämlich gerade einmal 75 Exemplare des 302 PS-starken Sportwagens gebaut. Und nur noch wenige sind heute – nach aufwendigen Restaurationen und Modifikationen – überhaupt noch fahrtauglich und für den normalen Strassenverkehr zugelassen. Daher muss schon die eine oder andere Million auf den Auktionstisch gelegt werden, wenn einer unter den Hammer kommt. So wurde beispielsweise das Sondermodell des DB4 GT für die ehemalige italienische Autodesignerschmiede Bertone 2013 für umgerechnet mehr als vier Millionen Franken versteigert. Und auch ein klassisches Modell wechselte 2016 für mehr als drei Millionen Franken bei einer Versteigerung von Sotheby’s den Besitzer.

Neu wurde er aufgelegt, billiger wird’s aber nicht Für Aufregung der positiven Art rund um den DB4 GT sorgte vor gut zwei Jahren zudem Aston-Martin-Chef Andy Palmer. Der versprach nämlich getreu dem Motto «A brand new old car» eine Neuauflage des Klassikers. Und zwar eine noch exklusivere als bei der ersten Generation. Nur 25 Exemplare wird es geben, die ausschliesslich auf der Rennstrecke gefahren werden dürfen, das war die Ansage. Und man hielt Wort vonseiten Aston Martin. Ende 2017 wurden die ersten «Continuations cars» an ihre neuen Besitzer ausgeliefert. Der Name basiert dabei auf der Tatsache, dass man die Fahrgestellnummern dort fortgeführt hat, wo man vor mehr als 50 Jahren geendet hatte. Wohin die Wagen gingen, darüber schweigt man sich aus. Beim Preis stand die Summe von etwas mehr als zwei Millionen Franken im Raum. Und wenn man bedenkt, dass in jedem Wagen 4500 Arbeitsstunden stecken und fast alles in Handarbeit gefertigt wurde, ist das schon irgendwie gerechtfertigt.

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DRIVE STYLE

Das legendäre Automobil während der Dreharbeiten

Am Ursprungsort gebaut, plus attraktiver Extras Gebaut wurden die 25 Exemplare übrigens im einstigen Headquarter von Aston Martin in Newport Pagnell. Bis 2007 war hier der Stammsitz des Luxus-­ Automobil-Herstellers. Doch nach dem Verkauf an eine Investorengruppe wurden hier in den letzten Jahren nur noch Restaurationen und Wartungen durchgeführt, und der Geschäftssitz wurde nach Gaydon verlegt, wo man bereits 2003 ein neues Werk eröffnet hatte. Beim Aufbau der Karosserie und beim Innenleben hat man den Retro-­DB4 GT ausserdem nach den alten Vorgaben gebaut. Ein 3,7-Liter-­ Reihensechszylinder macht auch den Nach­bau 302 PS stark. Ergänzt wurden lediglich ein etwas moderneres Fahrwerk, Bremsen der neusten Generation und diverse zeitgemässe Sicherheits-­ Komponenten. Alles wichtige Voraussetzungen, damit die eben nur auf Rennstrecken zugelassenen Sportwagen nicht ins Straucheln kommen. Und damit die Kunden hier voll auf ihre Kosten kommen, wird das Renntraining inklusive Strecke und Events gleich mitgeliefert. Sprich: Es gibt eine spezielle Fahrausbildung, die durchgeführt wird von ehemaligen Rennfahrern. Dazu VIP-Termine auf verschiedenen internationalen Rennzirkeln.

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Die Alten bleiben beliebt Trotz der Neuauflage bleiben die ursprünglichen DB4-GT-Modelle weiterhin hochbezahlte Sammlerstücke. Daran hat sich auch mit dem Remake nichts geändert. Und man mag es kaum glauben, auf der Suche nach einem davon, wird man aktuell bei Sotheby’s in London fündig. Das allein schon hat wie geschrieben Seltenheitswert. Wenn es einem dann aber noch beim Lesen des Angebots Nummer 165 klar wird, dass es sich um den Originalwagen handelt, mit dem Peter Sellers in «The Wrong Arm of the Law» der Polizei davonfuhr, klatscht man sich als Suchender zufrieden in die Hände. Ein Preis ist jedoch nicht angegeben, dafür die gesamte Geschichte dieses vierrädrigen Filmstars und alle namhaften Besitzer. Daher erfährt man auch, dass Sellers wohl doch ein wenig zu schnell oder risikoreich durch seine Szenen gebrettert sein muss. Denn schon während der Dreh­ arbeiten war der Motorblock gebrochen. Dieser wurde aber umgehend ersetzt, sodass dem privaten Fahrvergnügen des Filmstars mit seiner neuen Liebsten nichts im Wege stand. Dass er sich bereits nach einem Jahr von seiner neuen Liebe trennte, ist seinem unsteten Lebenswandel geschuldet. Der Wagen nämlich hat Beziehungspotenzial.


DRIVE STYLE

EDITOR’S

PICKS

Heisse Reifen

Seit der Lancierung im Jahr 1968 und für nur einen Dollar pro Stück hat «Hot Wheels» mit seinen Autos Generationen von Kindern begeistert. Fünfzig Jahre nach dem ersten Prototyp, der über den Schreibtisch von Mattel-Gründer Elliot Handler flog, ist «Hot Wheels» das Spielzeug Nummer eins der Welt, mit 10 Millionen produzierten Autos pro Woche und 16 verkauften Autos pro Sekunde. «Hot Wheels» wirft einen Blick auf die Entstehung und technische Entwicklung des Spielzeugs, entführt den Leser in die exklusive Welt der leidenschaftlichsten Sammler und erkundet die spannenden Pläne der Marke für zukünftige Produkte. Das lebendige Buch mit seinen energie­ vollen Bildern wird von einem persönlichen und nostalgischen Vorwort der Rennsportlegende Mario Andretti eingeführt. Hot Wheels Assouline

Der Buckelporsche

Kaum ein Auto weckt so viele Emotionen wie der VW Käfer – er gehörte fast zur Familie und wurde häufig mit Kosenamen bedacht. Obwohl vor fünfzehn Jahren die letzten Exemplare vom Fliessband rollten, ist er in den Erinnerungen vieler Menschen so präsent wie in den Jahren, in denen diese «Buckelporsches» noch die Ränder der Strassen säumten. Katja Volkmer erzählt in diesem Buch vergnügliche wie dramatische Erlebnisse rund um den wahren Volkswagen. Ihre Geschichten sind inspiriert von den Bildern, die allesamt aus privaten Fotoalben stammen, zusammengetragen von Joerg Lehmann, der auf Flohmärkten und bei Ver­ steigerungen auf die Jagd nach anrührenden, skurrilen und mitunter kunstvollen Aufnahmen gegangen ist.

Designkunst

Leica and Zagato – Europe Collectibles Piotr Degler Delius Klasing

Der italienische Karosseriegestalter Zagato präsentiert im Vorfeld seines 100-jährigen Bestehens eine edle Bildband-Trilogie. Mit «Leica and Zagato – Europe Collectibles» liegt nun der zweite Teil der Bildband-Trilogie vor. Der Band zeigt berühmte Zagato-DesignKunstwerke, eingerahmt von europäischen Architektur-Highlights, und erzählt von der Zusammenarbeit mit dem deutschen Traditionsunternehmen Leica. Die Bildkompositionen von Piotr Degler sind legendär. Bestechen sie doch durch ihren künstlerisch ansprechenden Gesamteindruck und das besondere Zusammenspiel von Licht, Umgebung und Perspektive.

Der Käfer Joerg Lehmann & Katja Volkmer TeNeues

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E XCLUSIVELY FOR

NAOMI MILENA

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FASHION   BRILLEN BEIDE Andy Wolf I BLUSE LINKS Burberry I HOSE Sportmax I BLUSE RECHTS Sandro


FELLJACKE Michael Kors I OHRRING DOLCE & GABBANA


ROTER LOOK Lever Couture I GRAUER LOOK Lever Couture

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FASHION

MANTEL, KRAGEN & ACCESSOIRES Miu Miu I TASCHE Coccinelle I OHRRINGE Uterqüe

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TOTAL LOOK Dolce & Gabbana


© Petrovsky & Ramone

Dior (Maria Grazia Chiuri), SS 2017 ready-to-wear und SS 2017 Haute Couture


FEMMES

FATALES Noch nie standen so viele Designerinnen an der Spitze eines Modehauses wie gegenwärtig. Der perfekte Zeitpunkt für eine Ausstellung, in der starke Frauen in der Mode im Mittelpunkt stehen. «Femmes Fatales» im Gemeentemuseum Den Haag ist die erste Ausstellung der Modegeschichte, bei der Designerinnen die Hauptrolle spielen. I

Gemeentemuseum


© Petrovsky & Ramone

Courtesy Stella McCartney


© Petrovsky & Ramone

FASHION

«

Die Näherin» wurde die berühmte Coco Chanel abschätzig von ihrem Zeitgenossen Paul Poiret betitelt. Er griff sie aufgrund ihres Frauseins an, in Wirklichkeit aber sah er sie als grosse Konkurrentin. Doch die Zeiten haben sich geändert.

Powerfrauen

Vivienne Westwood, Maria Grazia Chiuri für Dior, Rei Kawakubo (Comme des Garçons), Miuccia

Iris van Herpen, «Wilderness Embodied»

Prada, Sarah Burton für Alexander McQueen und bis vor Kurzem noch Phoebe Philo für Céline. Alles Powerfrauen. Sie dominieren mit ihren Designs momentan die Laufstege, und manche sind wahrhaftige Vorkämpferinnen für die Frauenrechte oder vertreten eine explizite politische Meinung. So konnte Kawakubo in den 1970er-Jahren die Pariser Catwalks mit dem Namen «Comme des Garçons» erobern, was übersetzt heisst «Wie die Jungen». Westwood engagiert sich seit Anfang ihrer

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FASHION

© Man Ray

Karriere politisch und macht sich stark für unterschiedliche Überzeugungen in der Branche. Katherine Hamnett setzte in den 1980er-Jahren das T-Shirt als Ausdrucksmittel ein. Das Foto, auf dem sie in einem Slogan-T-Shirt Margareth Thatcher von England die Hand schüttelt, ist weltweit bekannt. Vor Kurzem spielte Maria Grazia Chiuri mit ihrer ersten Kollektion für Dior an auf eine Lesung und Veröffentlichung der Aktivistin und Schriftstellerin Chimamanda Ngochi Adichie: «We Should all be Feminists». Dieses Statement liess sie für die Frühjahr-2017-Kollektion auf T-Shirts drucken, die von einem vom New Look geprägten Ensemble getragen wurden. Auch ein Jahr später stellte Chiuri über einen T-Shirt-Print eine brisante Frage: «Why Are There No Great Women Artists?» Chiuri sagt selbst, dass die Wahl von Donald Trump, die ­Women’s Protest Marches und die #metoo-Bewegung ihr Engagement in der öffentlichen Debatte angestachelt haben. Dasselbe gilt auch für Angela Missoni (Missoni). Für ihre Herbstkollektion 2017 brachte sie die sogenannten «Pussy Hats» raus, die als Protest gegen Donald Trump designt wurden und es von der Strasse auf den Catwalk geschafft haben.

«Upgrade» eines Berufstandes Zahlreiche starke Frauen, die nicht nur wunderschöne Entwürfe machen, sondern auch Mut zeigen und deutliche Statements nicht scheuen – kaum vorstellbar, dass die ersten Designerinnen sich in einer Männerwelt zunächst behaupten mussten. Bis zur Abschaffung der Zünfte nach der Französischen Revolution war die Schneiderei ein Männerhandwerk, genau wie Sticker und Miedermacher. Frauen waren als Wolle- oder Leinennäherinnen für Damenbekleidung tätig, stellten Unterwäsche und Kinderbekleidung her oder arbeiteten an schönen Verzierungen für Kleider. Im neunzehnten Jahrhundert waren immer mehr Frauen als «Couturière» tätig, was Französisch ist für «Näherin». Trotzdem brauchte es erst einen Mann, um diesem Beruf ein «Upgrade» zu verleihen: Es war der Engländer Charles Frederick Worth, der den Begriff «Couturier» ins Leben rief. Nicht viel später folgten weibliche Couturiers mit einem eigenen Couture-Haus, wie Jeanne Paquin und Jeanne Lanvin, später Gabrielle «Coco» Chanel, Madeleine Vionnet, Madame Grès (Alix Barton) und Elsa Schiaparelli. Als echte Femmes fatales setzten diese Ladys bei Bedarf ihre Weiblichkeit intelligent ein. Sie nutzten ihr Frausein, um zu zeigen, dass nur sie in der Lage waren, in vollem Umfang zu begreifen, wie man einen Frauen­ körper am besten kleidet.

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Coco Chanel, 1935

Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchten visionäre Designerinnen wie Mary Quant, Sonia Rykiel und Barbara Hulanicki (Biba) auf der Bildfläche auf. Und auch diese junge Garde setzte alles auf Weiblichkeit und Komfort. Das Wickelkleid von Diane von Fürstenberg aus den 1970er-Jahren ist heute ganz selbstverständlich, war jedoch damals eine wahrhaftige Revolution.

Ausstellung

Die Ausstellung «Femmes Fatales – Starke Frauen in der Mode» ist vom 17. November 2018 bis 24. März 2019 im Gemeentemuseum Den Haag zu sehen.


© Jean Baptiste Mondino

Iris van Herpen, Couture-Kollektion «Ludi Naturae», 2018


LIVING Nicky Dobree

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DIE CHALET

KÖNIGIN

Nicky Dobree ist sicher nicht die einzige Designerin, die sich auf Chalets spezialisiert hat. Sie ist jedoch auf jeden Fall eine der besten der Welt. Ihr Meisterstück: das Chalet La Ferme Moudon in der französischen Gemeinde Les Gets.

S Wilma Fasola I

Nicky Dobree

agen wir mal so, es lassen sich auf jeden Fall günstigere Unterkünfte im französischen Skigebiet Les Gets finden als das Chalet La Ferme Moudon. Die Preise für eine Woche in dem luxuriösen Ferienhaus beginnen bei 15’500 Euro und steigen je nach Reisezeit bis auf 33’000 Euro. Doch das Meisterstück der Designerin Nicky Dobree ist jeden Cent wert und bietet auch zehn Personen Platz. Mit Liebe zum Detail hat Nicky im Jahr 2003 dem Holzhaus neues Leben eingehaucht. Bereits zwei Jahre vorher hatte sie es von einem Bauern erworben, der noch traditionelle Viehhaltung betrieb. Das Haus war somit rein auf Funktion ausgerichtet, von Interior Design war weit und breit keine Spur. Selbst die Fenster waren Richtung Hang gerichtet, anstatt Ausblick auf die Alpen zu gewähren. Es gab viel zu tun, aber das Beste war das Ergebnis.

Das schönste Chalet der Alpen Heute ist das Chalet La Ferme Moudon das bekannteste Chalet der Alpen, das international von den wichtigsten Medien und Design-Experten gelobt wird. Das Fashion- und Lifestyle-Magazin «Tatler» verlieh ihm den Titel «The finest winter house of the French Alps». Und Moderator Kevin McCloud, der auf dem britischen Sender Channel 4 durch die Serie «Grand Design» führt, bezeichnete das Haus sogar als «die ultimative James-Bond-Bude». Für Nicky Dobree selbst ist es bis heute der perfekte Rückzugsort. «Ferme de Moudon ist meine Heimat seit 20 Jahren», sagt die Designerin. «Dorthin flüchten

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© Philip Vile

LIVING

das perfekte Interieur und hat sogar schon einmal einen Panikraum ausstatten müssen, ihr Schwerpunkt ist jedoch bis heute das Design von hölzernen Ferien- oder auch Wohnhäusern. Und dabei ist jedes für sich eine echte Herausforderung. Dazu sie selbst: «Jedes Projekt hat seine ganz eigene Challenge, doch bei Chalets kommt hinzu, dass man die Arbeiten nur zwischen den Saisons durchführen kann und auch das Wetter mitspielen muss.» Darüber hinaus besteht für sie auch in manchem Fall die Schwierigkeit, in fremden Ländern zu arbeiten. «Kulturelle Probleme, lokale Arbeitsweisen, Fristen und natürlich auch der Import von Einrichtungsgegenständen sind hier einige Dinge, die wir managen müssen», erklärt sie.

Details machen jedes Chalet zum Einzelstück

Luxuriöse Duplexwohnung im Val d’Isère

mein Mann und meine zwei Jungs, um Zeit für uns zu haben und um unsere Batterien aufzutanken.» Normalerweise lebt die Familie nämlich in London, wo auch das Design-Studio seinen offiziellen Sitz hat. Und natürlich hat sie auch bei dem alten georgianischen Haus, in dem sie leben, in Sachen Ausstattung ordentlich mitgemischt. Entstanden ist so ein, wie sie selbst sagt, «entertaining house», in dem Freunde stets willkommen und sämtliche Räume offen und einladend gestaltet sind.

Jedes Chalet ist eine Herausforderung La Ferme de Moudon war übrigens in zweifacher Sicht Nickys Meisterstück. Auf der einen Seite ist es das schönste Chalet im gesamten Alpenraum. Auf der anderen aber hatte sie sich erst kurz zuvor selbstständig gemacht, und es war ihr erstes grosses Projekt. Und das legte nicht nur die Messlatte hoch für alles Kommende, es beeinflusste ihren zukünftigen beruflichen Weg massgeblich. In kurzer Zeit wurde Nicky Dobree zu der Chalet-Designerin überhaupt. Und das ist sie bis heute geblieben. So sorgt sie zwar auch in Hotels und Privatvillen für

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Doch über die Jahre hat Nicky Dobree gemeinsam mit ihrem Team hier «Best Practice»-Abläufe entwickelt und ist heute weltweit im Einsatz. Interessant dabei: Die Wünsche der Chalet-Besitzer sind, egal in welchem Land, nahezu die gleichen. «Die Besitzer kommen zu mir und bitten, dass ich ihnen den ultimativen alpinen Rückzugsort für die ganze Familie entwerfe», beschreibt Nicky ihre zentrale Aufgabe. «Fast alle wünschen sich ein zeitloses, elegantes und komfortables Zuhause, das die Persönlichkeit der darin lebenden Menschen widerspiegelt und welches eben nicht nur ein Ferienhaus ist, sondern ein Lebensraum, der das ganze Jahr über bewohnt werden kann.» Und das auch zum Umfeld passt. So hat sich Nicky zum Beispiel bei einem Chalet in Silvaplana vom See inspirieren lassen, der den Ausblick aus dem Esszimmer bestimmt. Umgesetzt im Design entstand so eine perfekte Kombination aus den Materialien Holz, Stein, Leder, Kupfer und Glas, die durch das entsprechende Lichtkonzept zu einer Einheit verschmelzen. Und in einem anderen Chalet wurde gekonnt das Licht auf die wichtigen Punkte im Raum gelenkt, indem den mit altem Holz vertäfelten Wänden weiss gestrichene Wände gegenüber platziert wurden. Kontraste sind eben wichtig, um Spannung zu schaffen.

Für jedes Chalet das richtige Holz finden Mit Blick auf die Materialien ist auf jeden Fall Holz bestimmend bei der Ausstattung eines Chalets. Und hier braucht es Fingerspitzengefühl, die Auswahl ist gross. Denn Klassiker wie lackierte Kiefer hatte Nicky bereits beim Design ihres eigenen Chalets bewusst aussortiert und auf Hölzer von Orangenbäumen gesetzt. Und auch jetzt schaut


LIVING

Chalet in Klosters mit in Perfektion aufeinander abgestimmten Materialien

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LIVING

Vielfach ausgezeichnet: «La Ferme de Moudon»

sie stets, dass die Hölzer genau zu den Räumlichkeiten passen. Sei es, weil sie aus der Region stammen oder einfach, weil sie gut ausgeleuchtet den Raum gekonnt in Szene setzen. Beim Textil kommen vor allem Wolle und Kaschmir zum Einsatz, aber auch Samt, wenn es passt. Und das alles wird mit viel Wissen zu einer zeitlos eleganten Einheit zusammengesetzt. Wobei Nicky zeitlos wie folgt für sich definiert: «Zeitloses Design ist für mich etwas, das nicht altmodisch ist, sondern etwas, was in Würde altert und nicht von Trends und der Mode beeinflusst wird. Es ist ein Design, das heute genauso gut wie damals ist.» Dazu ist es ihr ebenfalls stets ein Anliegen, dass sich die Bewohner selbst in den kleinen Details der Räume wiederfinden.

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Es muss eben nicht immer ein Chalet sein Und was Nicky mit Bravour in den Chalets umsetzt, gilt natürlich auch für alle anderen Projekte der Designerin. So sind Chalets ihr Steckenpferd, doch hat sie sich nicht ausnahmslos darauf versteift. So arbeitet sie derzeit unter anderem in einer Villa in München, in einem Hotel in Spanien, einem Haus in Kapstadt und einem Stadthaus in London. Natürlich stets unterstützt von ihrem Team. Denn auch wenn sie der Kopf hinter dem Design-Studio ist, bei so viel Arbeit braucht es helfende Hände, auf die man sich verlassen kann. Und eben eine Familie, die einem den Rücken stärkt. Und die hat Nicky mit ihrem Mann James und den beiden Söhnen auf jeden Fall.


LIVING

LALIQUE

SWEET HOME Nichts ist schöner, als die kalten Monate in den eigenen und stilvollen vier Wänden zu verbringen.

«Hirondelles Ailes Baissées»: Wand­ skulpturen in Form einer Schwalbe aus reinem Kristall und Gold, anlässlich des 130-jährigen Bestehens des Hauses Lalique entworfen.

by

VISPRING

FORNASETTI

Eine Hommage an Piero Fornasetti und seine Leidenschaft für naturgetreue Themen: die neue Möbel- und Accessoire-­Kollektion «Coromandel». Lampe aus Metall und Messing mit von Hand gemalter Flora und Fauna. BANG & OLUFSEN

Bang & Olufsen präsentiert mit der «Limited Edition Bronze Collection» seine populärsten «Multiroom»-Laut­ sprecher in limitierter Auflage. Die Laut­ sprecher bringen warme Töne, Charakter und einen noch lebendigeren Sound in den Raum.

Luxuriöser Schlaf auf der «Diamond Majesty»-Matratze des britischen Traditions­ herstellers. Ihre einzigartige Kombination aus Taschen­ federn aus Vanadium-Stahl und hochwertigen Füllungen sorgt für ein ultimatives Schlaferlebnis.

SCHLOSSBERG

«Uni»-Kollektion: Schlossberg hat die Uni-Farb-Palette neu überarbeitet, angepasst und weiterentwickelt. Entstanden sind 48 wunderschöne Farben in edelstem Satin Noblesse oder 36 Farben in angenehmem Jersey Royal.

BERNHARDT

Am Ende des Bettes positioniert, als Hocker oder zusätz­l iche Sitz­ gelegenheit: Die «Profile Bench» mit Edelstahlrahmen in Goldoptik und beigefarbenem Sitz ist zugleich praktisch und elegant.

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EINE KÖSTLICHE

CULINARIUM

LIAISON Schon längst sind Mode und Kulinarik nicht mehr zu trennen. Dolce & Gabbana verschönern Küchengeräte, Laufstege werden zu Grossküchen, und das italienische Traditionshaus Missoni gibt ein Kochbuch mit Familienrezepten heraus.

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Anka Refghi

ichts scheint unsere Gesellschaft mehr zu bewegen als gutes Essen. Kochshows, Kochbücher und Food-Trends bestimmen das tagtägliche Blätter- und Medienprogramm und beflügeln eine Dynamik des Wohlgefühls. Getragen von jungen Menschen, ihres Zeichens die wohl gesundheitsbewussteste Generation ­ seit Menschengedenken, die Chia-Samen Zigaretten vorziehen, Pilates der Bar und ­Bootcamps den Clubnächten. Und noch etwas scheint das Gesellige zu befeuern – die Globalisierung. Denn diese lenkt das Augenmerk wieder auf die Familie und das Beisammensein im geschützten heimischen Rahmen. Und schon längst hat man erkannt: Liebe geht durch den Magen, Luxus aber auch. Damit liegt die Marketing-Codierung auch gleich auf der Hand: Füge deiner Marke eine soziale Dimension hinzu, und sichere dir einen Platz im (Familien-)Herz deiner Kunden.

Stilerlebnis Küchengerät In der Folge gibt es mittlerweile kaum mehr einen Bereich, der sich nicht eine Schnittmenge mit dem Lukullischen teilt. So beispielsweise spannte 2015 das italienische Designer-Duo Dolce & Gabbana mit dem Hausgerätehersteller Smeg zusammen und lancierte Kühlschränke der Luxusklasse. Das Hausgerät als Stilerlebnis. Die Produkte mit von Sizilien inspirierten und handbemalten

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CULINARIUM

Fashion-Show in der Grossküche bei Molly Goddard

Dekors waren von solch durchschlagendem Erfolg, dass nach Toaster, Zitruspresse und Wasserkocher in diesem Jahr gleich noch ein imposanter Herd nachgelegt wurde. Doch nicht nur Dolce & Gabbana, auch Fendi mischt in der Küchenwelt ganz weit vorne mit und präsentierte anlässlich des diesjährigen «Salone del Mobile 2018» in Mailand die «Fendi Cucine». Von Architekt Marco Costanzi entworfen, präsentiert das italienische Traditionshaus alles, was das vom Luxus verwöhnte Herz begehrt – von Küchen­inseln bis zu Weinkühlschränken. Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass

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CULINARIUM

Subtil: die Verbindung von Food und Fashion in der «Vogue»

Marken wie Gucci, Burberry, Ralph Lauren oder auch Armani gleich mit eigenen Restaurants und Cafés aufwarten, Letzterer sogar mit eigens kre­ ierter Schokolade, den «Armani Dolci».

Runway Party Symptomatisch für unsere Zeitqualität sind dann auch die Fashionshows. In Szene gesetzte Kulinarik

sozusagen. So präsentierte Gabriela Hearst im vergangenen Februar ihre Herbstkollektion 2018 im New Yorker Café «Altro Paradiso» an der Spring Street. Statt der gewohnten Szenerie mit einem von Bänken und Stühlen gesäumten Laufsteg wurde den Zuschauern während der Show an den Tischen das Mittagessen serviert. «Kleidung zu entwerfen», so die Designerin aus Uruguay, «ist sehr ähnlich

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CULINARIUM

Üppig: Fashion-Show von Molly Goddard

wie Kochen – man muss die richtigen Zutaten haben.» Doch nicht nur Hearst bediente sich des vom Essen inspirierten Flairs, auch die englische Designerin Molly Goddard tat es. Gleich zwei Mal sogar. 2017 präsentierte diese ihre Herbstkollektion in der Tate Modern, wo sich ihre Models an üppig gedeckten Tischen mit Kerzen, Obst und Wein so malerisch verlustierten, dass die Szenerie einem jeden Stillleben-Gemälde früherer Meister Konkurrenz machte. Für ihre diesjährige Herbstkollektion verwandelte sie den Laufsteg in eine Grossküche,

Food in Vogue Abrams Books

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was auf der Idee des vielfach bekannten Phänomens basierte, dass sich an beinahe jeder Party die Gesellschaft am Ende in der Küche wiederfindet.

Die gemeinsame Sprache Einen geschickten Schachzug auf dem Parkett der sozialen Modeinszenierung machte auch Francesco Maccapani Missoni, seines Zeichens Nachkomme der gleichnamigen Modedynastie: Mit «The Missoni Family Cookbook» veröffentlichte dieser ein Buch mit über Generationen hinweg weitergegebenen Familienrezepten. Mit Illustrationen und Fotografien, die das familiäre Beisammensein und köstliche Vorschläge zwischen zwei Buchdeckeln dokumentieren. Ebenfalls auf Papier gebannten Genuss bietet auch das Buch «Food in Vogue», in dem die auffälligste und köstlichste Food-Fotografie und das beste Food-Writing zusammengefasst sind. Ob mit Essays des langjährigen «Vogue»-Lebensmittelkritikers Jeffrey Steingarten, Beiträgen von aufstrebenden Food-Autoren wie Tamar Adler und Oliver Strand oder Porträts von weltberühmten oder aufstrebenden Köchen mit ikonischer Food-Fotografie, die grösstenteils von Irving Penn aufgenommen und von Redakteurin Phyllis Posnick konzipiert wurde. Doch auch «Food in Vogue» ist, wie alle anderen Inszenierungen unserer Tage, mehr als nur ein Buch über Lebensmittel: Es ist ein Zeitzeuge einer universellen Sprache, die Menschen rund um den Globus eint: das gemeinsame Speisen.


CULINARIUM

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SPIELEND

GELD VERDIENEN Ob Lotterie, Black Jack oder Roulette, die Geschichte des Gl체cksspiels begann bereits vor tausenden Jahren. An Attraktivit채t hat das Spiel ums Gl체ck und in vielen F채llen auch ums Geld aber bis heute nicht verloren. Wilma Fasola

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FINANCE

O

b in kleiner Runde am heimischen Esstisch oder im ganz grossen Stil in Las Vegas – überall auf der Welt spielen Menschen um ihr Glück und damit oft einhergehend um Geld. Manchmal sind es kleine Rappenbeträge, die den Besitzer wechseln, und zu einem anderen Zeitpunkt, an einem anderen Ort verzocken einige Haus und Hof. Die Möglichkeiten, sich um das eigene Geld zu bringen oder auf der anderen Seite so richtig abzusahnen, sind zahlreich. Da gibt es Klassiker wie Karten- oder Würfelspiele, sportliche Varianten wie Pferde- oder Fussballwetten oder die moderne Version wie Online-Poker. Im Grunde kann jeder zu jeder Zeit heute auf sein Glück setzen, sowohl in der realen wie auch der digitalen Welt. Wie sinnvoll das ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, Spass macht es in den meisten Fällen auf jeden Fall, solange eben das Glück mitspielt.

Glücksspiel – schon viele tausend Jahre alt Beginnen wir jedoch am besten von vorn. Und vorn bedeutet beim Glücksspiel, wir reisen rund 5000 Jahre in die Vergangenheit. Die Anfänge des Glücksspiels lassen sich bis auf das Jahr 3000 vor Christus zurückdatieren. Zumindest zeugen davon Funde von ersten «Würfeln» in den Regionen China und dem alten Mesopotamien. Diese Würfel waren sogenannte Astragale, die aus den Fussknochen von Tieren gefertigt wurden. Damals dienten sie – so die Annahme – wohl eher dem lustigen Zeitvertreib und weniger dem Zweck, damit Gewinne oder irgendeine Art von Wert zu erhaschen. Seitdem hat sich das Spiel mit dem Glück jedoch immer weiterentwickelt, und heute lassen sich die Möglichkeiten kaum noch aufzählen, bei denen der Zufall oder eben das Glück über Gewinn oder Niederlage entscheidet.

Glücksspiel – besonders bei den Chinesen geschätzt Rückblickend ist China nicht nur Fundort der ersten Belege in Sachen Glücksspiel, die Asiaten sind nachweisbar seit hunderten von Jahren dem Glücksspiel förmlich erlegen. Eines der ältesten Spiele ist dabei Mah-Jongg. Bereits im frühen Mittelalter war das Spiel, das ein bisschen mit dem Memory unserer Breitengrade vergleichbar ist, der Renner. Die Chinesen haben bis heute daran einen Narren gefressen, obwohl sie es offiziell gar nicht mehr dürfen. Glücksspiel ist in China bis auf wenige Regionen mit Ausnahmegenehmigungen nicht mehr erlaubt. Doch wie schon im 4. Jahrhundert vor Christus, als man zum ersten Mal versuchte, die Menschen aus der Volksrepublik vom Spielen abzuhalten, lassen sich immer Schlupflöcher finden. Und das gilt auch für alle anderen Länder. So war unter anderem auch im Alten Rom das Glücksspiel auf der roten Liste. Offiziell zumindest. Nicht mehr auf den Lieblings-­ Gladiator in der Arena setzen oder auf das Soldaten-Spiel in der Taverne verzichten, das wollten auch die Römer nicht.

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FINANCE

Glücksspiel – schon vor Christus echte Unterhaltung Und auch überall sonst setzte sich das Glücksspiel im heutigen Europa durch. In Griechenland wurde beispielsweise die Basis für Pferdewetten gelegt. 676 vor Christus gab es zur 23. Olympiade zum ersten Mal die Gelegenheit, auf einen Vierbeiner eine Wette abzugeben. Das Feedback war umwerfend, und Gegner des Glücksspiels fanden neues Futter. Am Ende wurde im Mittelalter das Glücksspiel zum Teufelswerk deklariert. Zur besseren Kontrolle wurden Konzessionen ausgegeben, um das Spiel auf bestimmte Orte einzudämmen, um ihm Einhalt zu gebieten oder zumindest den Überblick zu behalten. Das Fazit: Es entstanden erste Spielhallen, die vorwiegend von Reichen für Reiche eröffnet wurden. Der Normalsterbliche spielte im Wirtshaus. Und auch im Privaten erfreute

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man sich am glücklichen Spiel. Über die nächsten Jahrhunderte entwickelte sich eine lebendige und abwechslungsreiche Spielkultur. Im 17. Jahrhundert wurden schlussendlich die ersten Casinos eröffnet. Waren es zunächst Sachwerte, die als Einsatz auf den Tisch gelegt wurden, wuchs nach und nach der monetäre Faktor in der Glücksspielwelt. Mit der Neuzeit kam das Lottospiel auf, das bis heute immer noch das beliebteste wie auch anerkannteste Glücksspiel ist. Denken wir nur an EuroMillions, das grenzüberschreitend jede Woche gleich zweimal Wettwillige auf den Plan ruft.

Glücksspiel – weltweit nicht wegzudenken Heute ist das Glücksspiel fester Bestandteil in fast allen Ländern der Welt – erlaubt oder nicht. Doch Kontrolle, so sehr sie sich das Ämter und Behörden wünschen, wird es wohl niemals bis ins letzte


FINANCE

Detail geben. Glück sucht sich seinen Weg. Fakt ist: Spielbanken und andere Arten des Glücksspiels sind Teil unseres Alltags, und jeder muss selbst entscheiden, inwiefern er mitmachen möchte oder es eben lässt. Denn ohne den mahnenden Finger heben zu wollen, muss auch gesagt werden, dass Glücksspiel seine Risiken hat. In der Schweiz ist rund ein Prozent der Bevölkerung spielsüchtig. In 8 von 10 Fällen handelt es sich dabei um Männer. Das Fatale an der Sucht sind vor allem die Folgen. Wer krankhaft spielt, der verliert oft nicht nur das eigene Vermögen, sondern in vielen Fällen auch seine sozialen Kontakte. Dabei spielt auch mit hinein, dass das Glücksspiel nicht mehr nur in der realen Welt stattfindet. Die Digitalisierung hat zu einer Explosion an Anbietern geführt, die das Online-­S piel ermöglichen. Ob Online-Casino, digitale Sport­wette oder ein einfa-

ches Kartenspiel mit der Option auf einen Gewinn, an allem kann jeder im eigenen stillen Kämmerlein teilnehmen.

Glücksspiel – online vor allem in Europa der Hit Europa ist bis heute übrigens der grösste Markt für das digitale Glücksspiel. Wie viel genau jedoch an Umsatz generiert wird, lässt sich nicht im Detail sagen. Da in den meisten europäischen Ländern offiziell gar kein Angebot an Online-Casinos bestehen dürfte, liegt der Firmensitz derer, die es dennoch tun, auf Malta oder Gibraltar. Hier dürfen noch Glücksspiellizenzen vergeben werden. Viele Unternehmen haben ihren Firmensitz ausgelagert und agieren aus dem Mittelmeer heraus. Genaue Angaben über Umsätze und Einnahmen werden aber nicht herausgegeben. Man erfreut sich lieber einfach daran. Genauere Daten gibt es hingegen von den realen Spiel-Paradiesen. Las Vegas ist und bleibt dabei weltweit die bekannteste Metropole des Glücksspiels. Mittlerweile aber wird der grösste Umsatz an einem ganz anderen Ort der Welt gemacht, und zwar in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau. Rund 28 Milliarden US-Dollar wurden 2016 hier erwirtschaftet. Im Vergleich gingen im amerikanischen Pendant 6,3 Milliarden US-Dollar über die Spieltische.

Glücksspiel – Macau ist heute der Marktführer

Die chinesische Metropole Macau macht heute rund viermal so viel Umsatz im Jahr wie Las Vegas.

Der Erfolg Macaus ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass die Chinesen sonst wenig Raum haben, ihrer ausgeprägten Spielfreude zu frönen. Daher reisen sie in Scharen an, um in der einst zu Portugal gehörenden Kolonie ihr Glück zu suchen. Aber auch internationale Touristen zieht es nach Macau. Mehr als 30 Millionen im Jahr werden gezählt. Doch das war nicht immer so. Erst nach der Rückgabe der Kolonie an China 1999 entschied man sich, die wiedergewonnene Region zur Vergnügungscity zu machen. Und das mit Erfolg. Neben zahlreichen Casinos warten gigantische Hotelkomplexe, superteure Luxusboutiquen und Attraktionen wie ein Sprung vom Hochhaus auf die Spieler. Zudem stehen den sogenannten «High Rollern», also denen, die richtig viel Geld auf den Spieltisch legen, eigene und abgeschirmte Spielstätten zur Verfügung. Sie werden mit dem Helikopter eingeflogen und eben glücklich oder um einige Bündel Scheine entlastet wieder ausgeflogen. Denn auch ihnen ist der Gewinn nicht garantiert. Ganz nach dem Motto: Mit Geld kann man eben nicht alles kaufen, vor allem nicht Glück.

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