7 minute read
DAS SALZ IN DER SCHWEIZER TELEKOMSUPPE
Salt ist der drittgrösste Telekomanbieter in der Schweiz. Seit 2018 bietet das Unternehmen neben Mobilfunk- auch
Festnetztelefon- und Breitbanddienstleistungen an und wächst deutlich schneller als die Konkurrenz. 2022 war gar ein absolutes Rekordjahr für Salt. Der Schweizer
ETH-Absolvent Pascal Grieder ist seit viereinhalb Jahren
CEO von Salt. Ein Gespräch über 5G, zehn Gigabits, Glaserfasernetz und Elektroschrott.
Interviewpartner: Pascal Grieder
Autorin: Isabelle Riederer
PRESTIGE BUSINESS: Herr Grieder, Sie wurden vor viereinhalb Jahren CEO von Salt Schweiz. Was haben Sie an Ihrem ersten Arbeitstag gemacht?
Pascal Grieder: Ganz genau erinnere ich mich nicht mehr. Aber ich weiss noch, dass ich doch etwas überrascht war, als ich das erste Mal ins Büro kam. Ich hatte es mir viel grösser vorgestellt. Aber das macht durchaus Sinn, denn wir sind eher mit einem Start-up vergleichbar als mit einer grossen Organisation.
Sind Sie zufrieden mit Ihren bisherigen Erfolgen bei Salt?
Generell sind wir sehr zufrieden, wie sich unser Unternehmen in den letzten Jahren entwickelt hat – insbesondere, wenn man das vergangene Jahr betrachtet. 2022 war ein Rekordjahr für Salt, sowohl bei der Netzqualität als auch bei der Kundenzufriedenheit und beim Kundenzuwachs. Bezüglich Netzqualität haben wir im connect-Mobilfunktest mit 945 von 1 000 Punkten das beste Ergebnis aller Zeiten erzielt. Und beim Umsatz wächst Salt schneller als der Markt. Der Umsatz legte in den ersten neun Monaten 2022 um rund vier Prozent auf 795 Millionen Franken zu. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) kletterte um über drei Prozent auf 408 Millionen Franken. Im Mobilfunk konnten wir in dieser Zeit netto über 72’000 neue Abokunden gewinnen. Der im zweiten Quartal erzielte Rekord der letzten zehn Jahre beim Nettokundenzuwachs wurde im dritten Quartal gleich nochmals übertroffen. Per Ende September 2022 belief sich die Abonnentenzahl auf 1.45 Millionen –das ist ebenfalls neuer Rekord. Auch beim Breitbandinternet- und TV-Angebot sowie beim Mobilfunk für Firmenkunden hat die positive Dynamik angehalten und wir konnten das Wachstum fortsetzen.
Welche Herausforderungen kommen auf Salt in den nächsten Jahren zu? Wir wollen in den nächsten Jahren weiterhin stärker wachsen als der Markt. Dieses Ziel wollen wir erreichen, indem wir unsere Premiumprodukte zu besseren Preisen anbieten als unsere Wettbewerber. Das ist ein Versprechen, das wir tagtäglich einlösen wollen. Deshalb arbeiten wir kontinuierlich daran, eine noch bessere Qualität und noch bessere Preise zu bieten.
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Ihre Wachstumsstrategie erfolgreich ist?
In erster Linie braucht es ein Team, das an diese Strategie glaubt, sie jeden Tag umsetzt und daran arbeitet, das Unternehmen und unsere Dienstleistungen nach vorne zu bringen. Wir haben ein fantastisches Team, deshalb bin ich überzeugt, dass uns dies auch gelingen wird.
Stichwort 5G-Netzwerk – wie beurteilen Sie den aktuellen Ausbaustand und warum scheint es in der Schweiz irgendwie nicht vorwärtszugehen?
Fakt ist: Das 5G-Netzwerk ist essenziell für die Kommunikation in der Schweiz!
Die Datennutzung nimmt exponentiell zu und wir müssen die Infrastruktur bereitstellen, um mit diesem Wachstum zurechtzukommen. Sonst gibt es einen Datenstau und die Internetverbindungen werden massiv langsamer, als wir das bisher gewohnt sind.
Aber warum stockt denn der Ausbau, wenn 5G doch so wichtig ist?
Schon sehr früh kam es auf politischer Ebene zu einigen Hürden und es bildete sich schnell ein Rückstau an Gesuchen. Mittlerweile sind viele dieser Hürden behoben und die Gesuche können in einem vernünftigen Tempo abgearbeitet werden. Dennoch beträgt der Rückstau gut drei Jahre. Das heisst: Auch wenn aktuell keine neuen Gesuche gestellt würden, bräuchte es gut drei Jahre, um die bereits eingereichten Gesuche zu bearbeiten. Ich hoffe sehr, dass man hier an Tempo zulegen kann.
Und was braucht es, damit es schneller geht? Mehr Mitarbeitende, die die Gesuche bearbeiten? Das ist je nach Kanton unterschiedlich. Es gibt Kantone, die sehr aktiv sind, und es gibt Kantone, die weniger vorwärtsmachen.
In vielen Fällen ist es ein Ressourcen-Problem, in wenigen Fällen mangelnder politischer Wille.
Wenn allein die Behebung des Rückstaus drei Jahre in Anspruch nimmt, läuft die Schweiz dann nicht Gefahr, dass sie irgendwann hinterherhinkt?
Der aktuelle connect-Test hat erneut gezeigt, dass die Schweiz mit ihren drei Mobilfunkanbietern und ihrer Netzqualität im internationalen Vergleich absolut top ist. Die Gefahr, dass wir den Anschluss verlieren, ist deutlich kleiner als noch vor zwei Jahren, aber sie ist noch nicht gebannt. Wir müssen weiter Gas geben.
Zu den Zukunftstechnologien gehören Glasfasern. Wie ist der aktuelle Stand und was ist das Ziel? Zudem sind Sie hierbei von Swisscom abhängig. Stört Sie das?
Das Glasfasernetz ist für uns unglaublich wichtig und wir sind ganz klar der stärkste Anbieter in diesem Bereich. Wir haben ein Produkt, das ein Vielfaches an Geschwindigkeit bietet –und das zu einem massiv günstigeren Preis, als dies bei der Konkurrenz der Fall ist. Dank dieser Position legen wir in diesem
Bereich stark zu. Da für uns das Glasfasernetz so wichtig ist, wollen wir damit möglichst viele Haushalte erreichen. Stand heute erreichen wir ungefähr 1.7 Millionen Haushalte und natürlich wollen wir diese Zahl weiter steigern. Diese Haushalte erreichen wir auch mithilfe von verschiedenen Partnern, einer davon ist Swisscom. Mit Swisscom haben wir sowohl eine partnerschaftliche als auch eine konkurrierende Beziehung, aber das ist in unserer Branche durchaus üblich.
Welche Strategie verfolgen Sie mit Salt?
Wo sehen Sie das grösste Wachstumspotenzial?
Wir sehen überall Potenzial. Unser grösstes Versprechen an unsere Kunden ist, dass wir ihnen den besten Preis im Premiumsegment anbieten wollen. Dieses Versprechen wollen wir in allen drei Wachstums - segmenten, die wir verfolgen, einlösen: im Privatkundenbereich mit Mobilfunk, im Glasfaserbereich mit Breitband-Internet und Fernsehen sowie im B2B-Bereich mit umfassenden Dienstleistungen für Geschäftskunden. Im vergangenen Jahr hatten wir in allen drei Bereichen eine sehr positive Geschäftsentwicklung und konnten überall deutlich zulegen. Alle drei Bereiche sind für uns sehr wichtig und wir arbeiten laufend daran, das PreisLeistungs-Verhältnis im Mobilfunk, bei Glasfaserangeboten oder im B2B-Bereich zu verbessern.
Sie haben vor Kurzem ein spezielles Angebot für Schweizer KMU lanciert. Was steckt dahinter und welche Vorteile bietet dieses Angebot den KMU? Wir sind klarer Wachstumsführer im Glasfaserbereich, weil wir dort ein sehr attraktives Angebot für Privatkunden haben. Mit Pro Office haben wir nun auch ein sehr attraktives Breitbandangebot für Geschäftskunden lanciert. Es handelt sich hierbei um eine ultraschnelle Zehn-Gigabit-Leitung mit bis zu fünf Telefonanschlüssen für 39.95 Franken pro Monat. Damit sind wir jetzt auch im B2B-Bereich ein Vollanbieter und können sowohl Mobilfunk als auch Festnetzbedürfnisse aus einer Hand abdecken.
Welche Rolle spielen Businesskunden für Salt?
Businesskunden sind einer der Eckpfeiler unserer Wachstumsstrategie und haben eine sehr hohe Priorität für uns. Durch unsere stetig steigende Netzqualität verzeichneten wir in der Vergangenheit auch hier ein kontinuierliches
Wachstum.Aktuell bedienen wir über 100’000 Businesskunden – und täglich kommen neue dazu. Dank unserer Grösse und unserer Strukturen differenzieren wir uns hier stark von unseren Wettbewerbern. Wir bieten nicht nur das beste Angebot im Premiumsegment, wir sind auch viel näher bei den Kunden und können flexibler handeln.
Wird es nach Pro Office noch weitere Produkte für Businesskunden geben?
In Zukunft werden wir unseren Businesskunden eine noch breitere Palette an Produkten anbieten können. Aktuell sind wir vor allem bei kleineren Firmen und im KMU-Bereich mit bis zu 3 000 Linien aktiv. In Zukunft wollen wir vermehrt auch grössere Unternehmen mit attraktiven Angeboten bedienen können.
Welche USPs hat Salt gegenüber seinen Mitbewerbern?
Unser Versprechen ist auch unser USP: Wir bieten den besten Preis im Premiumsegment! Aber es ist nicht nur der Preis, auch unsere Netzqualität überzeugt. Zudem waren wir die ersten, die Fernsehen via Apple TV anboten oder mit einer ZehnGigabit-Leitung auf den Markt kamen. Wir differenzieren uns von unseren Wettbewerbern nicht nur preislich, sondern auch in der Qualität. Wir haben in den letzten Jahren verschiedene Service-Awards gewonnen und wurden im BILANZTelekom-Rating 2022 zum besten Universalanbieter gewählt, sowohl bei den Privatkunden als auch bei den KMU.
Zu Ihren Angeboten gehören auch Abos im Bereich Fernsehen. Welche Ziele verfolgt Salt hier?
Heute sind wir national im Mobilfunk tätig und haben dort eine Netzabdeckung von 99.9 Prozent. Im Festnetzbereich liegt die Abdeckung bei rund einem Drittel der Haushalte. Unser Ziel ist es ganz klar, sowohl im Festnetz- als auch im Fernsehbereich national präsent und erfolgreich zu sein. Mit unseren Angeboten, Innovationen und unserem Versprechen bin ich mir sicher, dass uns dies gelingen wird.
Mit GoMo verfolgen Sie auch eine Mehrmarkenstrategie. Besteht hier nicht die Gefahr der Verwässerung oder gar Kannibalisierung der Marke Salt?
Die Mehrmarkenstrategie ist bei uns ein integraler Bestandteil unseres Erfolgsrezepts und das wird auch so bleiben.
Die Mehrmarkenstrategie ist für uns so wichtig, weil wir in diesem Segment einen strukturellen Vorteil geniessen. Wir sind der kleinste Anbieter in der Schweiz, das heisst konsequenterweise auch, dass wir hier das grösste Wachstumspotenzial und das kleinste Kannibalisierungsrisiko haben. Die Interessen mit unseren Partnern sind naturgemäss sehr kongruent, was eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Partnerschaft ist. Wir freuen uns, wenn unsere Partner wachsen, und nehmen eine gewisse Kannibalisierung in Kauf.
Salt arbeitet mit dem chinesischen Anbieter Huawei zusammen, die USA hat vor Kurzem Sanktionen gegen Huawei erlassen. Wie stehen Sie dazu? Könnten diese Sanktionen Auswirkungen auf Ihr Unternehmen oder gar auf den Ausbau des 5G-Netzes haben?
Im Bereich Antennen arbeiten wir schwerpunktmässig mit Huawei zusammen, im Kernnetz ist Nokia unser Partner. Das sind unsere beiden Primärpartner bei der Netzinfrastruktur. Die Sanktionen der USA gegen Huawei sind stark geopolitisch motiviert. Aus diesem Grund ist es auch richtig und gut, dass die Schweiz diese Sanktionen nicht einfach blind übernommen hat. Folglich haben die Sanktionen der USA bis jetzt keine Auswirkungen auf uns.
Salt wollte letztes Jahr an die Börse, hat sich dann aber dagegen entschieden. Warum? Besteht die Option eines erneuten Börsengangs?
Als wir den Börsengang damals vorbereiteten, tat sich ein sehr attraktives Zeitfenster auf. Wir haben kurz davor die Expansion im Glasfaserbereich aufgegleist und wussten, dass es zwei Möglichkeiten geben wird, diese zu finanzieren – entweder selbst oder mit frischem Kapital. Beide
Möglichkeiten wurden diskutiert und schliesslich hat man sich darauf geeinigt, die Expansion selbst zu finanzieren und auf einen Börsengang zu verzichten. Das war zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung. Dass man einen Börsengang in Zukunft nochmals ins Auge fasst, schliesse ich nicht aus, kurz- und mittelfristig ist das aber kein Thema.
Salt ist im Besitz des französischen Telekomkonzerns NJJ Capital des Milliardärs Xavier Niel, eines Tech- und Internetkenners, der sich in der Branche sehr gut auskennt. Tauschen Sie sich regelmässig aus oder lässt er Ihnen komplett freie Hand?
Xavier Niel besitzt zahlreiche Unternehmen und ist dementsprechend viel beschäftigt, der direkte Austausch ist daher eher beschränkt. NJJ Capital wird aber von einem Team aus Telekomspezialisten geführt und mit ihnen haben wir einen sehr regelmässigen Austausch.
Ein Thema, das viele Unternehmen beschäftigt, ist Nachhaltigkeit. Wie nachhaltig ist Salt?
Nachhaltigkeit ist auch für uns ein sehr wichtiges Thema. Wir investieren sehr viel in erneuerbare Energien und nutzen diese auch. Wir haben unseren Energiekonsum stark gedrosselt und achten auch bei unserer Hardware auf einen möglichst geringen CO2 -Fussabdruck. Vor Kurzem haben wir auch eine neue Partnerschaft mit Revendo lanciert. Als erster Schweizer Telekommunikationsanbieter kaufen wir mithilfe von Revendo gebrauchte Geräte zurück und bereiten sie wieder auf, um ihren Lebenszyklus zu maximieren. Jedes Jahr fallen weltweit mehrere Tonnen Elektroschrott an. Recycling und Wiederaufbereitung von elektronischen Geräten sind wichtige Anliegen bei Salt. Mit dieser neuen Partnerschaft können Kundinnen und Kunden von Salt ihre gebrauchten Geräte noch einfacher und zu marktführenden Konditionen weiterverkaufen. Mit dem neuen BuyBack-Programm profitieren unsere Kundinnen und Kunden von noch attraktiveren Cashback-Tarifen für ihr gebrauchtes Handy.