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SCHLOSS ELMAU – POLITIK, KULTUR UND ERHOLUNG

Bayrisches Maximum an Genuss

An diesem magischen Ort, an dem sich jedes Jahr hochrangige Politiker treffen, um das Weltgeschehen zu planen, erzählt der heutige Eigentümer Dietmar Müller-Elmau in einem anregenden Gespräch die Geschichte von Elmau. In der romantischen Lage im Landkreis Garmisch-Partenkirchen in einem Tal im Herzen des Wettersteingebirges auf rund 1000 Metern Höhe ist die hektische Welt ausgeschlossen. Hier taucht man völlig in ein beeindruckendes Kultur- und Verwöhnprogramm ein, das hochrangige Künstler aus aller Welt anzieht.

Interviewpartner: Dietmar Müller-Elmau

Autorin: Cécile von Fürstenberg

Schloss Elmau nahe München wurde 1916 von dem protestantischen Theologen, Philosophen und Bestseller-Autor Dr. Johannes Müller als «Freiraum des persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens» erbaut. Für die Architektur war sein bekannter Schwager Carlo Sattler verantwortlich. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Kulturgeschichtlich ist Schloss Elmau ein bedeutsamer Ort: Elmau wurde 1945 von der US-Armee beschlagnahmt und kurze Zeit als Lazarett genutzt. Unter Verwaltung der bayerischen Regierung diente es anschliessend als Erholungsheim für Tuberkulosepatienten. 1951 funktionierten die Kinder Müllers das Anwesen zu einem Hotel um. Zahlreiche kulturelle Veranstaltungen und politische Debatten mit prominenten Teilnehmern fanden bereits Ende der 1950er-Jahre dort statt. Das Haus wurde 2005 durch einen Brand zum grossen Teil zerstört. Der Enkel des Erbauers und heutige Eigentümer Dietmar Mül ler-Elmau baute es als «Luxury Spa & Cultural Hideaway Hotel» wieder auf.

PRESTIGE BUSINESS: Sehr geehrter Herr Müller-Elmau, Sie sind 1954 in Elmau geboren. Was geschah seitdem?

Dietmar Müller-Elmau: Ich bin vor 69 Jahren in Elmau geboren und blieb bis zu meinem 18. Lebensjahr. Ich bin in Garmisch auf das Gymnasium gegangen. Das Elmauer Tal ist mein Zuhause, ich kenne hier jeden Winkel. Der grösste Luxus ist die Weite der Natur und Umgebung. Wir waren jeden Winter Ski fahren, wandern und im Sommer schwimmen im See. Nach dem Abitur zog es mich nach München, um Philosophie, Theologie und Wirtschaft zu studieren. Anschliessend ging ich nach Amerika, um einen MBA sowie ein Informatik-Studium zu absolvieren. Das hat sich als sehr lukrativ erwiesen: Mit Freunden gründete ich 1987 in München eine Software-Firma für die Hotellerie: «Fidelio», bald mit Ablegern in Indien, Israel und Amerika. Diese Zeit war sehr anstrengend, ich war ständig unterwegs und wusste manchmal kaum mehr, in welcher Zeitzone ich mich befand. Um der Mühle zu entkommen, verkauften wir Gründer im Jahr 1996 unsere Firma Fidelio, die zu dem Zeitpunkt bereits Weltmarktführer war, für einen zweistelligen Millionenbetrag. Mit dem Erlös in der Tasche kehrte ich zurück nach Elmau und pachtete das Schloss von meiner Familie, um das denkmalgeschützte Gebäude zu modernisieren und als Cultural Hideaway neu zu definieren. Ein kulturelles Programm stand auf dem Tagesplan mit Konzerten, Festivals mit grossen Künstlern der klassischen Musik und des Jazz, Buchvorstellungen, Litera- turtagen sowie der Auseinandersetzung mit deutscher und jüdischer Geschichte.

2005 ist das gesamte Schloss abgebrannt, dieses Unglück bedeutete für Sie eher einen Neuanfang als das Ende.

Mit dem Erlös meiner Firma Fidelio konnte ich das Hotel wieder aufbauen. Ausserdem hat die Versicherung Geld gegeben, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Zusätzlich habe ich ein Darlehen aufgenommen. Der Brand war für mich weniger ein Unglück als vielmehr eine

Chance, das Hotel neu und optimiert zu errichten. Bereits 2007 konnte ich das neue Schloss Elmau ganz nach meinen Vorstellungen in neuer Grosszügigkeit als Luxury Spa & Cultural Hideaway errichten und mit einem jüdischen «Tarbut» und einem transatlantischen Forum eröffnen.

Erzählen Sie uns von Ihren Gästen?

Es kommen viele berühmte Künstler und Politiker, die sich unbeobachtet wohlfühlen. 90 Prozent unserer Gäste sind Paare. Einige Gäste reisen aber auch allein, um unser Kultur-Programm zu geniessen und in der Bibliothek zu lesen. Das ist eine kleine Nische von sehr anspruchsvollen, gebildeten Menschen, die bereit sind, 1 000 Euro am Tag für den Besuch von zwei Konzerten zu bezahlen. Wir haben verschiedene SpaBereiche nur für Erwachsene und auch für Familien. Man stört sich hier nicht. Die meisten unserer Gäste kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Deutschland ist generell keine Destination für internationale Reisende. Dennoch zieht es immer wieder Amerikaner und Engländer zu uns nach Elmau. Von allen deutschen Hotels haben wir den grössten Anteil an internationalen Gästen. Deutschland ist für Amerikaner ein günstiges Land im Vergleich zu den Dollar-Preisen. Im Sommer ist der Anteil an Engländern und Amerikanern fast 50 Prozent. Wir haben Literaturwochen, Yoga-Retreats, Kammerspiele, und je nach Programm unterscheiden sich die Gäste. Wir bieten für alle Preisklassen Angebote und Zimmer. Während unserer YogaRetreats gibt es Zimmer für 250 Euro pro Tag inklusive Frühstück und Programm. Während der Kammerkonzerte kommen eher sehr reiche Menschen und buchen Suiten für rund 2 000 Euro pro Tag.

2022 war ein besonderes Jahr für Sie als Gastgeber des G-7-Gipfels. Was bedeutete das hinsichtlich der Vorbereitung?

Wir hatten das erfolgreichste Jahr der Geschichte unseres Hotels. Erstens hat die Zeit des Lockdowns einen grossen Wunsch nach Reisen bei unseren Gästen ausgelöst. Zusätzlich war das gesamte Hotel während des G-7-Treffens für ganze drei Wochen ausgebucht. Anpassungen, die für

Sicherheitsvorkehrungen und Optimierungen getroffen werden mussten, wurden allerdings nicht alle von der Bundesregierung übernommen. Wir haben extra für G-7 einen Pavillon gebaut, den ich nicht erstattet bekommen habe. Es werden nur Kosten übernommen, die vorher kalkuliert wurden. Da das G-7-Treffen allerdings immer sehr kurzfristig – innerhalb von nur sechs Wochen Vorlauf – angekündigt wird, war es schwer, die zusätzlichen Kosten abzuschätzen. Insgesamt gab es 70 Millionen Euro Zuschüsse durch die G-7 für die Umgebung. Davon wurden neue Einrichtungen wie zwei Rathäuser gebaut. Ich bin politisch sehr engagiert, für mich ist es eine grosse Ehre, Gastgeber für politische Events dieses Ranges sein zu dürfen. Ich hatte gute Gespräche mit Bundeskanzler Scholz – ein sehr angenehmer, offener Mann, der einen Plan für die politische Zukunft unseres Landes hat. Umweltund Klimaschutz war eines der dominierenden Themen auf dem G-7-Treffen.

Bereits 2015 durfte ich Frau Merkel mit grosser Freude als Gastgeber zum G-7-Summit hier empfangen. Ich finde die damalige Bezeichnung von Frau Merkel, den G-7-Summit als «Verantwortungsgemeinschaft von wohlhabenden Demokratien, die sich für die Verteidigung von Freiheit und Verbesserung der Lebensqualität weltweit einsetzen», neu zu definieren, sehr passend. Die Entscheidung, das Treffen in Elmau stattfinden zu lassen, wurde mit der landschaftlich reizvollen Lage wie auch der kulturgeschichtlichen Bedeutung von Schloss Elmau und meinem politischen Engagement für die transatlantischen und deutsch-israelischen Beziehungen begründet. Das Foto von Frau Merkel und Barack Obama auf der Bank vor Schloss Elmau mit Blick auf das Wettersteingebirge ging um die Welt.

Welche Rolle spielt das Thema Klimaschutz für Sie als Hotelbesitzer?

Das Thema Klimaschutz spielt eine zentrale Rolle bei uns. Wir haben eine eigene Klima-Managerin, die sich nur mit der Optimierung von Nachhaltigkeit befasst. Wir ermitteln zum Bei- spiel einen CO2 -Fussabdruck und können unseren Gästen mitteilen, welchen CO2 -Fussabdruck sie mit ihrem Aufenthalt bei uns hinterlassen. Somit können wir aufzeigen, wie sich im Laufe der Zeit der Fussabdruck hinsichtlich der Umweltbelastung verbessert. Wir nutzen 100 Prozent Öko-Strom, haben ein eigenes Wasserkraftwerk, eine eigene Solar-Anlage, heizen seit 2014 nur mit Hackschnitzeln. Es wird gerade ein zweites Hackschnitzel-Kraftwerk gebaut, das Holz dafür stammt ausschliesslich aus unseren Wäldern. Vor zehn Jahren wollte ich schon ein grosses Solar-Kraftwerk bauen, das ich damals nicht genehmigt bekommen habe. Das sieht heute anders aus. Dafür benötigen wir ungefähr 2 000 Quadratmeter Fläche, die wir zur Verfügung haben. Es fehlt noch immer die finale Genehmigung dafür, aber wir sind kurz davor, sie zu bekommen. Leider ist Deutschland ein sehr bürokratisches Land mit endlosen Genehmigungsprozessen. Das grosse Ziel ist es, dass wir innerhalb der nächsten acht Jahre den gesamten Betrieb mit selbsterzeugtem Öko-Strom betreiben können und somit komplett unabhängig sind. Unsere Zimmer sind nicht mit Plastikgegenständen ausgestattet. Shampoos und Duschgel befinden sich in Glasbehältern. Unsere Gäste sind ausserdem bereit, aufgrund des Umweltschutzes auf gewisse Services wie tägliche Wäsche der Handtücher und Bettwäsche zu verzichten. Auch die Temperaturen unserer Pools haben wir reduziert, um Energie zu sparen. Darüber hinaus nutzen wir ausschliesslich biologisch abbaubare und ungiftige Reinigungsmittel. www.schloss-elmau.de

Verraten Sie uns Ihre Visionen für die Zukunft von Schloss Elmau?

Schloss Elmau strebt an, als zukunftsweisendes Fünf-SterneSuperior-Hotel wahrgenommen zu werden, welches nicht nur höchsten Service bietet, sondern auch in vollem Umfang im Einklang mit der Natur und der Gemeinschaft steht. Personal und Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen und frei entfalten können.

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