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LEGENDEN UND LEIDENSCHAFT

75 Jahre Porsche-Sportwagen

Porsche hat Sportwagen-Geschichte geschrieben –ob mit dem ersten Serienmodell Porsche 356, dem legendären Porsche 911 oder dem Porsche Taycan. Dieses Jahr feiert der Hersteller sein 75-jähriges Jubiläum. In der Schweiz hat Porsche aber noch mehr Gründe, dieses Jahr die Korken knallen zu lassen, wie Michael Glinski, CEO der Porsche Schweiz AG, im Interview verrät.

Interviewpartner: Michael Glinski

Autorin: Isabelle Riederer

PRESTIGE Business: Herr Glinski, Porsche feiert dieses Jahr 75 Jahre Sportwagen. Wie wird das Jubiläum bei Porsche gefeiert?

Michael Glinski: Es kommt einiges auf die Porsche-Community zu. Den Auftakt bildete die Designstudie Porsche Vision 357, welche Ende Januar vorgestellt wurde. Sie ist angelehnt an den Porsche 356, das erste Serienfahrzeug von Porsche. Anschliessend folgen über das ganze Jahr hinweg zahlreiche Events und Festivals, mit denen wir 75 Jahre Porsche-Sportwagen feiern. In der Schweiz findet am 17. Juni das Porsche-Festival in Mollis statt, wo wir zusammen mit zahlreichen Porsche-Enthusiasten unser Jubiläum begehen. Wir feiern aber dieses Jahr nicht nur 75 Jahre Porsche-Sportwagen, sondern auch 60 Jahre Porsche 911. Darüber hinaus ist die Porsche Schweiz AG stolz auf ihr 15-Jähriges. Wir haben dieses Jahr also viel zu feiern in der Schweiz.

Was macht einen richtigen Sportwagen aus?

Die Definition eines richtigen Sportwagens ist sehr individuell. Der eine achtet mehr auf das Design, der andere legt mehr Wert auf die Gewichtsverteilung und die Rundenzeiten, für wieder andere machen der Motor, die Leistung und das Fahrwerk einen richtigen Sportwagen aus. Diese Individualität zeigt sich auch darin, dass unser Firmengründer Ferdinand Porsche das Auto seiner Träume damals nicht finden konnte und es deshalb einfach selbst baute. Für mich persönlich schafft ein Sportwagen unvergessliche Momente und Erlebnisse, Gänsehautmomente. Wenn ich morgens in meinen Porsche steige und das Zündschloss auf der linken Seite sehe, ist das für mich schon ein Gänsehautmoment. Es klingt vielleicht etwas pathetisch, aber ich freue mich wirklich darüber. Den besten Sportwagen, den ich bisher gefahren bin, das ist der Porsche 911 R von 2016. Seitdem träume ich davon, einen in meiner Garage zu parken.

Und was macht einen Porsche-Sportwagen aus?

Ein Porsche hat eine unverkennbare Design-DNA. Ob Taycan oder 911, einen Porsche erkennt man sofort an seiner unverkennbaren Flyline, und diese macht ihn auch – meiner Meinung nach – zu einem der schönsten und coolsten Sportwagen überhaupt.

Ein Sportwagen gilt gemeinhin als Luxusobjekt. Wie geht Porsche mit dem Thema Luxus in Zukunft um? Jeder hat eine andere Vorstellung von Luxus. Es kann ein Produkt, eine Erfahrung oder ein Moment sein. Wir sprechen daher gern von einem modernen Luxus. Wir glauben, dass immaterielle Güter wie

Momente und Erlebnisse künftig mehr an Bedeutung gewinnen. Das kann ein ganz kleiner Moment sein, beispielsweise beim freundlichen Empfang in einem Porsche-Showroom. Es kann aber auch ein unvergessliches Erlebnis bei einem Porsche-Fahrevent sein – eine Erfahrung, die Sie hinterher unbedingt mit anderen Menschen teilen möchten. Moderner Luxus kann ein ganzes Ökosystem sein, ist nicht einfach nur ein schönes Produkt. Zum modernen Luxus gehört für mich auch Nachhaltigkeit, denn nur wenn Luxus sozial akzeptiert wird, kann man ihn auch geniessen. Luxus muss nachhaltig und vor allem auch erstrebenswert sein.

Es gibt die Aussage «Die schönsten Autos wurden alle schon gebaut». Wie sehen Sie das?

Für mich ist der Porsche 911 das schönste Fahrzeug, das je gebaut wurde. Und für mich noch faszinierender ist, dass sich das Fahrzeug den Grundcharakter über die ganze Evolution des Elfers, also über alle acht Generationen hinweg, trotz seiner technischen Weiterentwicklung immer bewahrt hat. Das sieht man auch beim aktuellen 911 der Generation 992. Er ist technisch noch einen Schritt weitergegangen und in meinen Augen noch schöner geworden, aber dennoch steckt ganz viel vom ersten Elfer in ihm.

Und wie sieht der Sportwagen der Zukunft aus?

Bei allem, was wir machen, schauen wir immer auf unsere Tradition. Wir haben aber gleichzeitig die Innovation im Blick. Ein gutes Beispiel ist die TargaVariante des 911 mit seiner speziellen Dachkonstruktion. Oder der Abgasturbolader – ebenfalls aus dem 911. Das sind Innovationen, die zu unserem Erbe gehören. Jüngstes Beispiel ist der Porsche Taycan mit seiner 800-Volt-Batterietechnik. Ich glaube fest daran, dass auch in Zukunft noch viel Innovatives dabei sein wird, wenn wir unsere Sportwagen weiterentwickeln.

Apropos Zukunft: Kann ein Sportwagen auch nachhaltig sein?

Wir betrachten das Thema ganzheitlich und definieren Nachhaltigkeit nach den ESG-Werten – Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung).

Im Bereich Environmental liegt unser Fokus auf der Elektrifizierung unserer Antriebe, aber wir treiben auch die Entwicklung synthetischer Treibstoffe, der sogenannten E-Fuels, voran. Mit ihnen können Verbrennungsmotoren potenziell nahezu CO2 -neutral betrieben werden. Eine wichtige Rolle spielt aber nicht nur der Umweltaspekt, sondern auch das soziale und ökonomische Engagement. Ein Unternehmen kann langfristig nur erfolgreich sein, wenn es alle drei Komponenten berücksichtigt. Für mich persönlich sollten die ESG-Werte selbstverständlich sein, sie gehören einfach dazu und man sollte sich damit gar nicht gross ins Rampenlicht stellen, sondern einfach machen.

Und was machen Sie einfach?

Porsche versteht sich als Partner der Gesellschaft und möchte aktiv etwas von seinem Erfolg zurückgeben. So unterstützen wir zum Beispiel den behindertengerechneten Ausbau Schweizer Wanderwege. Als Mobilitätsunternehmen wollen wir zur Barrierefreiheit in der Gesellschaft beitragen. Dass wir uns Projekte dieser Art leisten können, ist in meinen Augen ebenfalls eine Form von Luxus.

Kommen wir zurück zum Ziel der CO2 -Neutralität. Welche Ziele hat sich Porsche da gesetzt?

Wir verfolgen die Vision einer Zero Impact Factory, also einer Fabrik mit stark reduzierten Umweltauswirkungen. Das zielt unter anderem auf die Förderung von Kreislaufwirtschaft, Biodiversität und Luftqualität ab. Natürlich ist es nicht möglich, wenn man ein Produkt herstellt, gar keinen ökologischen Fussabdruck zu hinterlassen. Aber wir wollen nach dieser Vision handeln und diese Zielsetzung bestmöglich anstreben.

Wo stehen Sie aktuell auf dem Weg zu dieser Zero Impact Factory?

Wir arbeiten darauf hin, dass unsere Wertschöpfungskette im Jahr 2030 bilanziell CO2-neutral sein soll. In Zuffenhausen und Leipzig werden die Fahrzeuge schon jetzt bilanziell vollständig CO2 -neutral gefertigt. Das Entwicklungszentrum in Weissach arbeitet ebenfalls bilanziell CO2-neutral. In der Schweiz soll noch in diesem Jahr unser Standort in Rotkreuz mit einer PV-Anlage ausgestattet werden – mit dem Ziel, unseren Strom künftig selbst zu produzieren. Wir befinden uns also auf einem guten Weg.

Porsche ist de facto keine Flottenmarke. Stört Sie das?

Für uns hat das Thema Flotte nicht den gleichen Stellenwert wie für manch einen unserer Mitbewerber. Ein Porsche ist einfach etwas sehr Individuelles. Natürlich haben wir bei der Porsche Schweiz AG Key-Account-Manager, die sich um die Wünsche von Flottenkunden mit demselben Engagement kümmern wie um diejenigen von Privatkunden. Aber es handelt sich dabei nicht um ein klassisches Flottengeschäft mit typischen Flottenangeboten. Wenn, dann machen wir es auf Porsche-Art.

Welche Bedeutung hat der Rennsport für Porsche?

Der Rennsport liegt in unserer DNA. Ohne den Rennsport wäre Porsche nicht das, was es heute ist. Wir nennen unsere Rennsportfahrzeuge auch gern rollende Entwicklungslabore. Spannende Beispiele dafür sind der Porsche 99X Electric und der neue Le-Mans-Prototyp 963. Vieles, was auf der Rennstrecke getestet und erprobt wird, findet sich später auch in unseren Serienfahrzeugen. Der Grund liegt in der wettbewerbsbedingten Notwendigkeit möglichst effizienter Energienutzung. Ob nun bei den 24-Stunden-Rennen oder in der Formel E – es geht immer darum, mit möglichst wenig Energie möglichst schnell möglichst weit zu kommen. Gerade das Thema Effizienz spielt in der heutigen Antriebsentwicklung für die Strasse eine wichtige Rolle.

Viele Hersteller streichen sowohl die Modellpalette als auch die Optionenliste zusammen. Porsche macht genau das Gegenteil. Warum?

Die Individualisierung hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Das ist Teil des modernen Luxus, wie wir ihn definieren. Und es gehört zum Kauferlebnis eines Porsche. Die Wichtigkeit der Individualisierung zeigt sich auch im Ausbau der Angebote unserer Porsche-Exclusive-Manufaktur, die aktuell über alle Baureihen hinweg mehr als 800 Optionen bietet. Dort stehen unserer Kundschaft Spezialist*innen und Expert*innen zur Seite, die ihnen dabei helfen, ihr ganz persönliches Traumauto zusammenzustellen. Nicht umsonst haben wir das sogenannte Sonderwunschprogramm neu aufgelegt. Im Rahmen dieses Angebots wird der Kunde zum Projekt- leiter seines ganz persönlichen Sportwagens und kann diesen gemeinsam mit Designern, Kundenberatern und Kollegen aus dem Entwicklungsbereich gestalten. Das Resultat ist ein Unikat auf Basis eines Neuwagens, Bestandfahrzeugs oder Klassikers.

Porsche investiert Milliarden in die Entwicklung von E-Fuels und baut eine

Pilotanlage in Chile. Welche Rolle nimmt Porsche bei der Etablierung von E-Fuels ein?

Die Pilotanlage in Chile hat Porsche zusammen mit internationalen Partnern initiiert. Wir glauben, dass die E-Fuels eine wichtige Ergänzung zur Elektromobilität sein können. Auf der Welt gibt es eine Bestandsflotte von über 1.3 Milliarden Verbrennern, und ich glaube, es ist wichtig, dass wir in puncto CO2 -Neutralität die Bestandsflotte nicht ausser Acht lassen. Porsche kann durch dieses Projekt einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors leisten. Zudem planen wir, unsere Porsche-Markenpokale im Motorsport sowie die Fahrzeuge in unseren ExperienceZentren mit E-Fuels zu betanken. Als Hersteller von Hochleistungsmotoren liegt die Rolle von Porsche beim Vorantreiben der E-Fuels sicher in der Entwicklung. Für den Aufbau eines gesamten Ökosystems rund um E-Fuels braucht es aber zusätzliche Partner und globale Unterstützung.

Porsche und die Schweiz verbindet nicht nur eine lange Tradition, sondern auch eine Erfolgsgeschichte. Warum fahren Schweizer*innen so auf Porsche ab?

Porsche hat in der Schweiz eine sehr lange Historie. Der erste Serienporsche wurde www.porsche.com/swiss

1949 an die Zürcherin Jolanda Tschudi ausgeliefert. Eine nette Geschichte dazu ist, dass man Jolanda Tschudi noch vor der Auslieferung gefragt hatte, ob man ihren Porsche am Autosalon Genf ausstellen dürfe. Sie war zum Glück einverstanden, und es gibt auch ein schönes Bild aus dieser Zeit. Die Schweizer Kund*innen schätzen hochwertige Produkte, das ist einfach so, und Porsche steht seit jeher für Wertarbeit und Qualität. Ich glaube, dass die Hochwertigkeit und die lange Verbundenheit von Porsche mit der Schweiz zum Erfolg von Porsche im Land beigetragen haben. Hinzu kommt, dass Porsche zwar für einen gewissen Luxus steht, aber dennoch bodenständig geblieben ist. Die Schweizer mögen es luxuriös, wollen aber dennoch nicht dick auftragen.

Stichwort autonomes Fahren: Braucht ein Sportwagen so etwas?

Ich glaube, einen Porsche wird man immer selbst fahren wollen. Es gibt aber durchaus Situationen, in denen ich es schätze, dass ich durch bestimmte Fahrassistenzsysteme unterstützt werde –wenn so auch die Fahrsicherheit erhöht wird. Auch in Zukunft kann ich mir gut vorstellen, dass das Auto zum Beispiel morgens auf dem Weg ins Büro autonom fährt und ich ganz entspannt meine Zeitung lesen kann. Gleichzeitig kann ich aber am Wochenende einen Ausflug über einen schönen Schweizer Pass machen und dabei das Auto vollkommen selbst steuern.

Thema Auto-Abo: Auch Porsche hat eigene Abo-Modelle. Ist das nicht eine Konkurrenz zum Leasing?

Wir haben aktuell zwei Mobilitätsmodelle im Angebot: einmal Porsche Drive Rental, mit dem man stunden- bis tageweise einen Porsche mieten kann, und andererseits Porsche Drive Abo, das längere Nutzungsdauern von einem bis zu 18 Monaten erlaubt.

Beide Modelle sind vor allem für Kund*innen interessant, die eine hohe Flexibilität suchen, sich für eine alternative Antriebsvariante interessieren oder saison- und anlassbedingt unterschiedliche Modelle fahren wollen. Die Mietmodelle haben den Vorteil, dass alle Kosten ausser Ladestrom und Treibstoff im Preis inbegriffen sind. Aktuell entscheidet sich die Mehrheit unserer Kunden nach wie vor für ein Leasing oder den Kauf. Welches Finanzierungsmodell zu welchem Kunden passt, ist abhängig davon, wie flexibel dieser sein möchte.

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