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DIE WELT DER HANDELSFINANZIERUNGEN
Geschichte, Bedeutung, Herausforderungen und Chancen
Die Handelsfinanzierung ist in ihrer weitesten Definition eine der ältesten Aktivitäten im kommerziellen Zahlungsverkehr. Schon seit Jahrhunderten ermöglicht sie es der Menschheit, Handel und Lieferketten auszuweiten.
Autor: Nicolas Laporte
Die Handelsfinanzierung ist ein wesentlicher Bestandteil der globalen Wirtschaft. Sie stellt die notwendige finanzielle Unterstützung und Infrastruktur für den internationalen Handel sicher.
Dank ihr können Unternehmen ihre Waren und Dienstleistungen über internationale Grenzen hinweg ein- und ausführen (Abbildung 1). Dieses Prinzip war bereits beim Handelsaustausch in frühen mesopotamischen Gesellschaften bekannt. Während der industriellen Revolution im 19. und 20. Jahrhundert war die Handelsfinanzierung in Form von Forderungskrediten gängig, w ie sie bis heute Anwendung finden. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und die Welthandelsorganisation gehen davon aus, dass der Handelsfinanzierungsmarkt in seiner weitesten Definition sehr gross ist und weit über zwölf Billionen US-Dollar der 18 Billionen USDollar an Exporten (oder Importen) umfasst. Es gibt jedoch keine umfassende statistische Quelle, die eine genaue Bewertung der tatsächlichen Zusammensetzung und Grösse der Handelsfinanzierungsmärkte ermöglicht.
Doch welche Vorteile bietet diese Finanzierungsart? Die Handelsfinanzierung trägt dazu bei, die Risiken von Zahlungsausfällen durch Käufer zu mindern. Die Branche erfüllt das grundlegende Versprechen des Bankwesens, das für den Betrieb eines jeden Unternehmens erforderliche Betriebskapital zu finanzieren. Sie ermöglicht Unternehmen die effizientere Verwaltung ihres Betriebskapitals, da diese hierdurch weniger Bargeld zur Deckung von Handelsgeschäften vorhalten müssen. Darüber hinaus unterstützt sie Unternehmen dabei, Lieferverzögerungen zu verringern, neue Märkte zu erreichen, neue Kundenkreise zu erschliessen und mehr Chancen zu nutzen. Auf diese Weise können Unternehmen langfristiges Wachstum und Rentabilität erzielen und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt steigern. Ist ein Unternehmen bei der Umsetzung seiner Projekte erfolgreich, kommt die Finanzierung der Lieferkette am Ende dem gesamten Ökosystem zugute.
Um mit den Veränderungen der Weltwirtschaft Schritt zu halten, hat sich das Prinzip der Handelsfinanzierung im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt. So haben technologische Fortschritte erheblich dazu beigetragen, Risiken bei der Abwicklung des grenzüberschreitenden Handels zu verringern (Abbildung 2). Beispielsweise haben von der Blockchain gestützte Prozesse das Betrugsrisiko verringert.
Die Handelsfinanzierung Im Wandel
Eine sich stark verändernde geopolitische Lage und damit einhergehende Änderungen von Bankvorschriften hatten in den vergangenen Jahren erhebliche Auswirkungen auf die Handelsfinanzierung – und damit auch auf die Weltwirtschaft. Diese Entwicklungen haben zu Veränderungen in der Art und Weise geführt, wie sich die Weltwirtschaft verhält und welche Rolle die Handelsfinanzierung dabei spielt.
Die derzeitige geopolitische Lage ist gekennzeichnet von der Zunahme protektionistischer Massnahmen, von zunehmenden wirtschaftlichen Spannungen zwischen Ländern sowie von wachsender Unsicherheit gegenüber der Zukunft des Welthandels. Zu den Hauptursachen zählen der Handelskrieg zwischen den USA und China, die Sanktionen gegen den Iran und Nordkorea sowie der Ukraine-Russland-Konflikt. Diese haben zu einer Verlangsamung des grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsverkehrs geführt. Als Konsequenz wird es für Unternehmen immer schwieriger, die für die Teilnahme am internationalen Handel erforderlichen Finanzmittel zu erhalten.
Zudem liess die geopolitische Unsicherheit Banken und andere Finanzinstitute bei der Kreditvergabe vorsichtiger werden, was zu einem weiteren Rückgang der verfügbaren Finanzmittel geführt hat. In Konfliktgebieten steigt das Risiko von Zahlungsausfällen. Zudem ist die Kreditwürdigkeit potenzieller Kreditnehmer dort schwer zu beurteilen. Letzteres führt in Verbindung mit steigenden Finanzierungskosten aufgrund von Bankenvorschriften (wie Basel III) dazu, dass sich Banken immer stärker auf grössere, gut finanzierte multinationale Unternehmen und deren Lieferketten konzentrieren. Kleinere und weniger gut finanzierte Unternehmen stossen beim Zugang zu Kapital hingegen auf Hindernisse.
Gerade der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland hat erhebliche Auswirkungen auf die Handelsfinanzierung. Der Krieg hat die Handelsströme unterbrochen und Unsicherheit für die in den betroffenen Regionen tätigen Unternehmen geschaffen. Die Kämpfe haben schwere Schäden an der Infrastruktur, einschliesslich Häfen, Flughäfen und Strassen verursacht. Entsprechend schwierig ist es für diese Unternehmen, Waren und Materialien über die Grenzen zu transportieren. Die Folgen sind Verzögerungen bei Lieferungen und gestiegene Kosten.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Handelsfinanzierung ein wesentlicher Bestandteil der Weltwirtschaft. Sie hat sich an die jüngsten Veränderungen angepasst und weiterentwickelt, um den Bedürfnissen von Unternehmen und Finanzinstituten in einem veränderten Umfeld gerecht zu werden. Mit dem Aufkommen der Covid-19-Pandemie und den geopolitischen Spannungen hat sich ein Wandel hin zu einer stärker digitalisierten Handelsfinanzierung vollzogen. Der Einsatz digitaler Plattformen und der BlockchainTechnologie hat die Effizienz und Transparenz der Handelsfinanzierung erhöht, den Unternehmen den Zugang zu Finanzmitteln erleichtert und das Risiko verringert. Infolgedessen haben auch neue alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie Crowdfunding und Peer-to-Peer-Kredite (P2P) Fahrt aufgenommen. Crowdfunding-Plattformen haben es den Unternehmen ermöglicht, Mittel von einer grossen Anzahl an Anlegern zu beschaffen. Die P2P-Kreditvergabe hat ihnen gleichzeitig den Zugang zu Finanzmitteln von einzelnen Kreditgebern ermöglicht. Darüber hinaus gibt es mittlerweile eine breite Palette an Vermögensverwaltungsfirmen, die Kapital über Fonds beschaffen und kleinere, weniger gut finanzierte Unternehmen unterstützen. Und das hochprofitabel: Die Diskrepanz zwischen der Nachfrage nach Kreditlinien und dem verfügbaren Geld ist derzeit so unausgewogen, dass diese Verwalter Renditen im zweistelligen Bereich mit starken Sicher- heiten oder Auflagen verlangen können, um etwaige Abwärtsrisiken zu mindern (Abbildung 3). www.cic.ch
Diese alternativen Finanzierungsmöglichkeiten bieten den Unternehmen neue Finanzierungsquellen und helfen ihnen dabei die mit den traditionellen Finanzierungsmethoden verbundenen Herausforderungen zu überwinden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die derzeitige geopolitische Lage zahlreiche Hindernisse für im internationalen Handel tätige Unternehmen mit sich gebracht hat. Gleichzeitig ist es der Handelsfinanzierung aber gelungen, innovative Lösungen zur Unterstützung des grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsverkehrs anzubieten. Das Wachstum der digitalen Handelsfinanzierung, neuer Handelsfinanzierungsprodukte und alternativer Finanzierungsoptionen hat die Effizienz, die Transparenz und die Zugänglichkeit der Handelsfinanzierung erhöht. Dies wiederum erleichtert Unternehmen den Zugang zu Finanzmitteln, die sie für den Erfolg in einer globalen Wirtschaft benötigen. Anleger können an dieser Entwicklung durch Investitionen in Fonds oder ähnliche Strukturen partizipieren. So haben sie die Möglichkeit, ihr Portfolio neben ihren traditionellen Engagements am Finanzmarkt, wie Anleihen und Aktien, zu diversifizieren.