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EIN GESCHÄFTSFÜHRERPOSTEN OHNE MUSIK –UNDENKBAR FÜR ROLF FURRER
Zermatt Unplugged Festival, 11.–15. April 2023
Der Festivalleiter von Zermatt Unplugged über die Sorgen und Nöte der Branche, veränderte Ansprüche bei Publikum und Sponsoren sowie die touristische Wertschöpfung des Grossevents.
Interviewpartner: Rolf Furrer
Autor: Urs Huebscher
PRESTIGE BUSINESS: Herr Furrer, wie geht es der Schweizer Festivalbranche und Zermatt Unplugged?
Rolf Furrer: Zermatt Unplugged ist 2023 in einem Konsolidierungsjahr. Wir hatten 2022 als erstes Festival direkt nach dem Ende der Corona-Massnahmen keine einfache Ausführung. Im Sommer lief es für viele in der Branche besser. Aber es ist nach wie vor spürbar, dass ein Überangebot an Veranstaltungen herrscht. Das tangiert kleinere, aber auch grosse Konzerte. Zudem fehlt es an qualifiziertem Personal und die Preisentwicklung für Dienstleistung und Infrastruktur bereitet allen Sorgen. Aber wir bleiben positiv.
Im April findet die 14. Ausgabe Ihres Festivals statt – ohne Pandemie könnte es die 16. sein. Sind Sie wirtschaftlich wieder dort, wo sie gerne wären?
Nein, bei Weitem nicht. Die Pandemie und ihre Begleiterscheinungen haben uns um circa fünf Jahre zurückgeworfen. Ein Festival wie das unsere besteht aus zahlreichen Einzeldisziplinen, die sich unterschiedlich schnell erholen oder entwickeln. Wir brauchen wohl ein paar Jahre, um wieder auf komplett soliden Beinen zu stehen.
Was hat sich sonst verändert?
Wir spüren den allgemeinen Trend zur Kurzfristigkeit. Das Publikum ist an - spruchsvoller geworden und legt mehr Wert auf hochwertiges Ambiente. Und das Thema Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen noch stärker im Vordergrund. Bei vielen Leuten werden sich gewisse Routinen – wie etwa der Platz von Zermatt Unplugged im Jahreskalender – erst wieder einpendeln.
Wie schwierig gestaltet sich in diesen Zeiten die Sponsorensuche?
Hier gab es schon vor der Pandemie Veränderungen. Der Erfolg einer Partnerschaft hängt von anderen Faktoren ab als noch vor ein paar Jahren. Die Ansprüche steigen auch hier. Viele Unternehmen haben ihre klassische Sponsoring-Abteilung aufgelöst.
Was hat es mit dem ungewöhnlichen Festivalzeitpunkt im April auf sich?
Aus touristischer Sicht war die Motivation, zum Ende der Wintersaison zusätzlich Wertschöpfung in die Destination zu bringen – dies sind rund sieben bis acht Millionen Franken. Zudem lässt sich eine Veranstaltung dieser Dimension nicht in der Hauptsaison umsetzen. Im April konkurrenzieren wir auch nicht mit allen anderen nationalen und internationalen Festivals. Wir eröffnen quasi die Festivalsaison.
Wird das in der Destination und bei den Einheimischen so (an)erkannt?
Grundsätzlich geniessen wir breite Akzeptanz im Ort und erhalten viel Unter - stützung. Der Wert der Veranstaltung hinsichtlich Wertschöpfung, Positionierung und Image wird anerkannt. Tatsächlich erging es uns aber nach zwei Jahren Pause gleich wie anderen Veranstaltungen: Die Einwohner*innen waren die Auswirkungen, die ein solcher Event mit sich bringt, nicht mehr gewohnt und wir mussten uns mit mehr kritischen Stimmen befassen als früher. www.zermatt-unplugged.ch
Für jemanden, der das Festival nicht kennt: Was ist das Besondere, der USP? Zermatt ist ein Ort mit einer ganz besonderen Atmosphäre und einer gewissen Magie. Die Natur und das Angebot an Hotels und Restaurants auf dem Berg und im Dorf sind einzigartig. Unser Programm findet auf 16 Bühnen verteilt statt, von denen jede ihren eigenen Charakter hat. Das Festival ist klein und intim, die grösste Bühne hat nur etwas über 2 000 Plätze. Alle Bands spielen unplugged, also hauptsächlich mit akustischen Instrumenten.
Könnten Sie auch Geschäftsführer einer «ganz normalen Firma» sein? Oder ist Musik ein Must?
Musik ist ein Must, denn das Thema begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Ich habe mit der Band Hecht ja lange Zeit selbst Musik gemacht.
Was gehört zu den Aufgaben eines Musikfestival-Geschäftsführers?
Konzept, Strategie, Geschäfts- und Teamführung stehen ganz oben. Daneben sind es viele repräsentative Aufgaben. Mit einem Festival in einer Destination wie Zermatt beschäftigen wir uns aber auch mit touristischen Themen. Das Aufgabengebiet ist sehr breit und darum unglaublich spannend.