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Biografien für alle
CLAUDIA RIEDLER-BITTERMANN
Biografien wurden schon immer geschrieben, aber nur von Herrscher:innen,
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Künstler:innen, Monarch:innen und anderen Prominenten. Man ließ sich porträtieren, auf der Leinwand und in Büchern. Heute existiert diese Grenze nicht mehr – jeder und jede kann die eigene Lebensgeschichte zu Papier bringen, sie als Buch drucken lassen und ins Regal stellen.
„Ich möchte mit diesem Buch das Leben meiner Ahnen würdigen und es gleichzeitig mir selbst ins Gedächtnis rufen. Ich erinnere mich an alles, was ich erlebt habe, um noch einmal zu spüren, wie schön, lustig und aufregend es war.“ Das schreibt eine, die es schon getan hat. Anneliese ist in ihre Erinnerungen eingetaucht, hat sie der Biografin erzählt, um schließlich die Geschichten garniert mit vielen Fotos als Buch herauszubringen. An ihrem 70. Geburtstag schenkte sie die Bücher an ihre Familie und enge Freund:innen weiter. Als Vermächtnis.
Wer
schreibt, der bleibt!
Die eigenen Erfahrungen und Erinnerungen an die Familie weiterzugeben, ist eine wichtige Motivation für eine Biografie. Der
Psychoanalytiker Erik Erikson beschreibt das als Phase der „Generativität“, in der man Sinn daraus zieht, etwas für die Nachkommen zu hinterlassen und seine Erfahrungen zu übertragen. Umgekehrt hängen die Enkelkinder an den Lippen der Großeltern, wenn diese Geschichten von früher erzählen. Wie habt ihr Weihnachten gefeiert? Musstet ihr wirklich zehn Kilometer in die Schule gehen? Was gab es zu essen? − Es sind die ganz alltäglichen Ereignisse, die eine Biografie besonders lebendig machen. „Mein Leben ist doch gar nicht so interessant“, sagen manche zu Beginn des Schreibprozesses. Das sind Grenzen in den Köpfen der Menschen aus der Kriegs- und Nachkriegsgeneration, die manchmal noch überwunden werden müssen. „Eigenlob stinkt!“ und ähnliche Glaubenssätze haben sich fest