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Vier Mal Lesenswertes über die Frauen
STADTBIBLIOTHEK BRUNECK Vier Mal Lesenswertes über die Frauen
Vier Autorinnen, vier Mal Bücher über Frauen – lesenswert natürlich für Menschen aller Geschlechter. Die aktuelle Buchauswahl der Stadtbibliothek Bruneck bezieht sich auf Ziel 5 der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen und beschäftigt sich mit der Gleichberechtigung der Geschlechter. Fakt ist nicht nur, dass Frauen in gleichen Berufen weniger verdienen, dass Frauen einen Großteil der so genannten Care-Arbeit machen, aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten und im Alter nicht gut abgesichert sind. Fakt ist auch, dass Verlage – natürlich nicht alle - Schriftstellern mehr Werbebudget zugestehen, sie besser auf den Websites positionieren und ihnen größere Vorschüsse bezahlen. Auf diese Missstände wollen wir mit unserer heutigen Buchauswahl aufmerksam machen. Deswegen hier einmal nur Frauen.
LAURA BALDINI:
LEHRERIN EINER NEUEN ZEIT –
Maria Montessori: Die schwerste Entscheidung ihres Lebens traf sie für das Wohl der Kinder.
Piper 2020, 356 Seiten
„Lehrerin einer neuen Zeit“ ist ein biografischer und bewegender Roman über die weltbekannte Pädagogin und Ärztin Maria Montessori. Spannend wird beschrieben, wie Maria Montessori sich gegen alle gesellschaftlichen Widerstände ihren Lebenstraum erfüllt, Ärztin zu werden. Während ihres Medizinstudiums muss sie sich als einzige Frau den männlichen Kollegen unterordnen: Sie darf die Hörsäle nur nach den Kollegen betreten. Den Sezierkurs darf sie nur abends und alleine durchführen. Trotz aller Schikanen und Hindernissen, die ihr während des Studiums in den Weg gelegt werden, schließt sie das Studium als Jahrgangsbeste ab. Sie nimmt eine Stelle in einer sogenannten Irrenanstalt für „schwachsinnige“ Kinder an. Diese Kinder sitzen den ganzen Tag einfach nur regungs- und teilnahmslos mit traurigen und leeren Gesichtern auf ihren Betten. Sie bekommen keine extra Beachtung der Ärzte. Maria Montessori fängt an, sich intensiv mit diesen Kindern zu beschäftigen. Sie gibt ihnen einfache Dinge zum Spielen und erfindet neue Spielmaterialien für sie. Nach und nach blühen die Kinder auf und entwickeln sich auf schnelle Weise weiter. In der Irrenanstalt lernt sie einen jungen Kollegen kennen, der sie sehr schätzt und auch in ihren Plänen und Ideen unterstützt. Sie verlieben sich ineinander. Diese Liebe zu ihrem Kollegen stellt Maria Montessori vor die wahrscheinlich schwerste Entscheidung ihres Lebens. In diesem biografischen Roman bekommt der/die Leser*in eine guten Einblick in die, v.a. private, Welt der Maria Montessori. Laura Baldini erzählt auf unterhaltsame Weise vom Werdegang der jungen Ärztin am Anfang ihrer Karriere und vom ständigen Kampf in einer männerdominierten Gesellschaft. Auch die vielen Anstrengungen um Anerkennung als Ärztin und Lehrerin zu bekommen, werden spannend beschrieben. Maria Montessori verliert nie ihr Ziel aus den Augen, den Kindern zu helfen und sie auf besondere und einfache Weise zu fördern. (Empfohlen von Valerie Vanas)
ROMALYN TILGHMAN: DIE BÜCHERFRAUEN
S. Fischer 2021, 376 Seiten
Kansas/Nordamerika im Jahre 2008. Nach einem verheerenden Tornado kommen drei Frauen in die kleine Stadt New Hope. Jede von ihnen hat ein ganz bestimmtes Anliegen, das sie in die Stadt führt. Angelina schreibt ihre Doktorarbeit über die Carnegie-Bibliotheken in Kansas. Andrew Carnegie, ein schottisch-amerikanischer Geschäftsmann, stiftete Ende des 19. Jahrhunderts einen Großteil seines Vermögens. So wurden weltweit um die 2.500 Bibliotheken errichtet. Angelinas Großmutter Amanda gehörte zu einer Reihe von Frauen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Aufbau von Bibliotheken in abgelegenen Gegenden tatkräftig vorantrieben. Traci befindet sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Die junge Künstlerin hat sich als Lehrerin für ein Kunstprojekt mit Jugendlichen beworben. Ihr Problem ist, dass sie weder eine Ausbildung, noch Berufserfahrung auf diesem Gebiet vorzuweisen hat. Mit gefälschten Referenzen bekommt sie den Job und macht sich auf nach New Hope. Gayle steht buchstäblich vor dem Nichts: ihr Haus in der Nachbarstadt Prairie Hill wurde wie die ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht, nur von der Gemeindebibliothek ist eine Mauer stehen geblieben. In ihrer provisorischen Unterkunft in New Hope lernt sie einige Frauen der Stadt kennen, und sieht durch sie eine Perspektive für ihre Zukunft. Alle drei Frauen müssen ihr Leben neu beginnen. Zu Anfang begegnen wir drei mutlosen Frauen, die ohne Aussicht auf ein besseres Leben da stehen. Die Einzelkämpferinnen erhalten tatkräftige Unterstützung einiger Bewohnerinnen von New Hope. Das gibt ihnen Stärke und Mut, um einen Neubeginn zu wagen. Diese Geschichte zeigt, wie viel möglich ist, wenn Menschen ein gemeinsames Ziel verfolgen. (Empfohlen von Barbara Irsara)
BANANAMA.
Kremayr und Scheriau 2018, 190 Seiten
Ein sechsjähriges Mädchen lebt mit seinen Eltern am Rande eines Waldes an einem Ort, den die Eltern des Mädchens Bananama nennen. Das Wort erinnert an Bananen, die das Kind nie bekommt, so wie es keinen Zucker, keine süßen Getränke, keine Pommes erhält. All das, was ungesund, ökologisch und ethisch bedenklich ist, wird nicht gekauft. Das Kind darf auch nicht mehr zur Schule, es wird zuhause von seinem Vater unterrichtet. Alle Schulbücher werden entsorgt, weil darin nichts Vernünftiges, nichts Wichtiges für das Leben steht. Mutter, Vater, Kind führen ein scheinbar sicheres Leben, sie sind frei und sind es doch nicht: Lebensmittel werden aus dem Internet bestellt oder im Tauschkreis der Gemeinde gegen Produkte des Gartens eingetauscht. Was im Garten wächst, wird nicht gegessen; dafür gibt es asiatische Gerichte. Im Haus ist es still, sehr still. Es wird kaum gesprochen, es gibt keine Besuche, keine anderen Menschen. Der Vater blüht ein wenig auf, wenn er dem Kind von Permakultur, ökologischem Fußabdruck, Bienensterben, dem Ozonloch, dem Materialismus und der Raffgier der Menschen erzählt. Das Haus ist erfüllt von einer Angst, die für das Mädchen nicht in Worte fassbar ist, die ihm den Hals zudrückt, die es unter dem Walnussbaum tote Tiere und Wörter begraben lässt. Die Leserin ahnt bald, dass etwas passieren wird, das die heile Welt der Aussteigerfamilie ein für alle Mal als Schein und Lüge entlarvt. Die Autorin verarbeitet in dieser eindrucksvollen Geschichte Grundthemen unserer Zeit: Was ist
BILDUNG IM DORF DER BILDUNGSAUSSCHUSS
ein gutes Leben? Wie sehr brauchen wir eine Gemeinschaft für ein gutes Leben? Wie sicher sind wir? Wie gefährlich sind Ideologien? (Empfohlen von Sonja Hartner)
DORIS KNECHT:
DIE NACHRICHT.
Hanser 2021, 256 Seiten
Ruth lebt als Drehbuchautorin allein in dem Haus, das ihr vor 4 Jahren verunglückter Mann für seine Familie gebaut hat, die Kinder sind fast erwachsen. Ruths Geschichte mit dem Psychologen Simon ist wie ein Lichtschalter, den man ein- und ausknipst. Aber egal. Wenn der Lover nicht macht, was er soll, gibt es den Freundeskreis. Alles geht seinen Gang, bis Ruth unflätige Nachrichten von verschiedenen Scheinprofilen auf Messenger bekommt – anderes als den „üblichen Mist“. Nicht nur sie, alle möglichen Leute aus ihrer Umgebung erfahren über die – Ruth bestens bekannte – Untreue ihres verstorbenen Mannes und über ihren scheinbar so liederlichen Lebenswandel. Angenehm ist das nicht, und so beschließt Ruth, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich weiß nicht, ist es Doris Knechts unaufgeregte Sprache, ihre unnachahmliche Art, in Beziehungen die tiefsten Abgründe auszuspionieren, ist es die altersmäßige Nähe, die ich persönlich zu den Figuren habe – keine Ahnung! Ich liebe einfach alles, was sie schreibt. Vor lauter Fanatismus habe ich sogar die gesamte unveröffentlichte Fahne auf dem Computer gelesen. Eine wunderbar unspektakuläre Geschichte. (Empfohlen von Michaela Grüner)
DER SIEBTE KONTINENT
An das Zeitalter des Menschen wird man sich anhand des Plastiks erinnern. Wenn man die Reste seiner Zivilisationen finden wird, wird man Plastik finden: mit Steinen verwachsen, im Weltraum die Erde umkreisend, im Meer schwimmend und an allen Stränden der Welt, zerbröckelte Mikroreste.“
Jan-Christoph Gockel und Ensemble inszenieren mit ihrer Theaterkunst – einer Mischung aus Theaterstück, Puppenspiel und Film – unter dem Titel „Der siebte Kontinent. Reise zur größten Mülldeponie der Erde“ das Thema Plastik. Es handelt sich um politisches Theater und spiegelt – leider – die Realität wider. In den Weltmeeren haben sich in den letzten Jahrzehnten mindestens fünf riesige Strudel aus Mikroplastik und Kunststoffmüll gebildet, deren größter zwischen Kalifornien und Japan liegt und der mittlerweile die Fläche Indiens übersteigt. Man nennt ihn daher auch den siebten Kontinent. Es ist ein Land aus Polyethylen, Plastik und Styropor, ein Reich aus Abfall, Schlamm und Dreck, der Müll unserer Zivilisation, der nicht mehr verrotten will. Plastik sorgt für eine ökologische Katastrophe von weltweitem Ausmaß. Es gibt Aktionen, die Ozeane zu säubern, aber was helfen diese, wenn wir nicht gleichzeitig gegen die Ursachen der Verschmutzung vorgehen? In den vergangenen Jahren hat sich daher eine Bewegung formiert, die nach Alternativen zum klassischen Konsum sucht. Unter dem Motto „Zero Waste“ – also „Null Müll“ – hat sich ein Lebensstil entwickelt, bei dem immer mehr Menschen versuchen, die Entstehung von Müll komplett zu vermeiden. Auch Müll reduzieren, wiederverwerten, reparieren, recyceln und kompostieren gehört zu ihrer Lebenseinstellung. „Zero Waste – There is no time to waste!“
Bildungsausschuss Sexten
ZERO WASTE – Ein Leben ohne Müll, wie geht’s
mit Maria Lobis, Gründerin des verpackungslosen Geschäfts NoVo in Bozen, Hebamme Zeit: Do 18.11.21, 19:30 Uhr Ort: online Info: Olga 0474 710107 Anmeldung: Bildungsweg Pustertal, info@biwep.it