Rhizom07 by Rüdiger Quass von Deyen

Die Zahlenwerte der Namen der einzelnen Redaktionsmitglieder wurden der Größe nach geordnet. So ergibt sich die Reihenfolge von links nach rechts im Diagramm. Diese Zahlen bilden den Beginn einer neuen Pyramide. Reduziert auf die einstellige Spitzenzahl, ist deutlich zu sehen:

»Wir hatten keine Wahl, sondern eine Bestimmung.«

Persönlichkeitszahl Sie ergibt sich aus der Summe aller Konsonanten eines Namens. Die Persönlichkeitszahl sagt, welches Leben dem Namensträger bevorsteht und welche Fähigkeiten er besitzt. Herzzahl Alle Vokale des Gesamtnamens ergeben die Herzzahl, auch als Seelenzahl oder Geheimes Selbst tituliert. Sie deﬁniert das Wesen des Menschen, seine Neigungen, geheimen Bestrebungen und Triebe. Kreativzahl Nomen est Omen. Was machen wir mit unserem Erbe? Sie wird aus dem Vornamen einer Person errechnet und sagt zunächst aus, wie ein Mensch in seiner engeren sozialen Umgebung gesehen wird.

Alltagszahl Durch die Addition der Geburtszahl (auch Lebenszahl genannt) mit der Quersumme aus den Buchstaben des jeweiligen Sternzeichens entsteht die sogenannte Alltagszahl. Diese Zahl gibt Auskunft über die Fertigkeiten eines Menschen und wie er Probleme im Alltag meistert.

Rhizom 07 | Zeitschriftenprojekt am Fachbereich Design | FH Münster | SS 2008

Spitzenzahl Sie wird durch die Abrakadabra-Methode mit der Zahlenpyramide eines Namens berechnet. Unter den Namen werden die Zahlenwerte der jeweiligen Buchstaben geschrieben (siehe Umrechnungstabelle unten). Es werden immer zwei nebeneinander liegende Zahlen addiert. Entstehen dabei Werte über Neun, werden diese durch die erneute Bildung einer Quersumme auf eine Ziffer reduziert. Dies geschieht so lange, bis die Spitze der umgedrehten Pyramide mit nur einer Zahl erreicht ist. Sie ist die Namenszahl, auch Spitzenzahl genannt.

Talentzahl Die Zahlen des Geburtsmonats und des Geburtsjahres werden auf eine Ziffer reduziert. Diese Zahl beschreibt die Talente eines Menschen und das Bild, das er von sich selbst hat. Lebenszahl Diese numerologische Zahl wird durch das Zusammenzählen aller einzelnen Ziffern des Geburtstages erstellt. Die Lebenszahl (auch Machtzahl genannt) ist eine wichtige Orientierungshilfe bei Lebensentscheidungen wie z. B. der Berufswahl.

Umrechnungstabelle 1 2 3 4 5 6 7 8 9

A B C D E F G H I

J K L M N O P Q R

S T U V W X Y Z

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4 4

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Abb. 1: Anfang 6 14 20 26

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Numerologie alles was zählt 11 ist freundlich Multiple Persönlichkeitsstörung

Die Zahl Eins ist ein Mysterium für sich. Sie ist alles und nichts; und wenn alles eins und dasselbe ist, was ist dann noch besonders? Schon die alten Griechen stießen auf die Problematik und schlussfolgerten, dass die Eins nicht ohne die Zwei existieren kann. Für das natürliche Zahlensystem ist sie, was der einzelne Mensch für die Gesellschaft ist: der kleinste Baustein.

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Hier haben sie die Möglichkeit, eine wahrhaft kosmische Reise zu unternehmen. Halten sie daher Papier und Stift bereit. Je nach Temperament auch Räucherstäbchen, Duftkerzen und entspannende Musik …

Numerologie

Fortunas Arithmetik. Eine Anleitung samt Flugbegleitung …

… die Numerologie ist eine alte Wissenschaft, welche den Zahlen eine tieferere magische Bedeutung zuschreibt als nur die mathematische. Im Laufe der Jahrhunderte haben Numerologen Methoden entwickelt, mit deren Hilfe man aus dem Namen einer Person eine Zahl errechnen kann, die wie ein Sternzeichen in der Astrologie eine Aussage über den Charakter und das Schicksal zulässt – die Namenszahl …

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Die Berechnung:

Um die Namenszahl zu berechnen, wird jedem Buchstaben des Namens eine Zahl zugeordnet. Zum Übersetzen der einzelnen Zeichen nutzen die Numerologen eine Zuordnungstabelle, in der die Buchstaben in drei Reihen aufgeführt sind. Unter dem Alphabet befindet sich eine Zahlenreihe von eins bis neun. Der oberhalb einer Ziffer stehende Buchstabe hat somit den gleichen Wert …

Beispiel:

Der allerseits bekannte Captain Kirk hat die Namenszahl 3: J 1

a 1

m 4

e 5

s 1

T 2

i b 9 2

e 5

r 9

i u 9 3

s 1

K 2

i r 9 9

k 2

Nachdem jedem Buchstaben seine Zahl zugeordnet wurde, werden alle Zahlen addiert: 1 + 1 + 4 + 5 + 1 + 2 + 9 + 2 + 5 + 9 + 9 + 1 + 3 + 1 + 2 + 9 + 9 + 2 = 75 Und weil in der Numerologie meist nur die einstelligen Zahlen eine Rolle spielen, ermittelt man aus dem Summanten die Quersumme, indem man die Zahlen so lange addiert, bis eine einstellige Ziffer übrig bleibt: 7 + 5 = 12 ; 1 + 2 = 3 (Namenszahl)

Zuordnungstabelle:

Zur Information:

A J S

B K T

C L U

D M V

E N W

F O X

G P Y

H Q Z

I R

Diese Tabelle lässt sich für jedes beliebige Alphabet und jede Sprache erstellen – fange dazu für jeden zehnten Buchstaben eine neue Reihe an.

Nachdem sie die Namenszahl errechnet haben, können sie ihre Bedeutung auf den folgenden Seiten nachlesen.

Willkommen an Bord!

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7MK

countdown beginnt: Reißaus zu den Sternen …

Neun: das Chamäleon …

Die 9 ist ein Chamäleon, das nach Belieben die Färbung und die charakteristischen Merkmale anderer Zahlen annehmen kann. Je nach Beeinflussung ihrer Umwelt kann die 9 das Ich gemäß den Umständen und in Übereinstimmung mit ihren numerologischen Merkmalen ausrichten. Doch ihre grundlegenden Fähigkeiten bleiben bestehen: Vielseitigkeit, Denkvermögen und Gefühl. Im Allgemeinen ist die 9 tolerant, uneigennützig und weitblickend, doch können extreme Naivität, Wirklichkeitsferne und Verletzlichkeit eine ernsthafte Gefahr darstellen … Klugheit, gepaart mit umfassender Bildung erlaubt es der 9, das eigentliche Wesen von Menschen und Ereignissen zu erfassen, das von anderen nicht so leicht erkannt wird. Diese rasche Auffassungsgabe führt leicht zu impulsivem Handeln statt zu überlegtem Verhalten. Überdies kann die Neigung zur Weitsicht bewirken, dass naheliegende Fragen übersehen werden. Obwohl sie einen gleichgültigen Eindruck erwecken kann, ist sie in Wahrheit zu starkem Mitgefühl fähig und im Gegenzug auf Zuneigung angewiesen. Die 9 ist eher auf der Suche nach Bewunderung und Anerkennung als nach materiellem Gewinn. Ihr ist zu raten, trotz ihrer globalen Weitsicht auch die materiellen Bedürfnisse einzelner Mitmenschen zu berücksichtigen und den unmittelbar vor ihr liegenden Weg nicht aus den Augen zu verlieren ... Am Besten kommt die 9 mit Dreier-, Sechser- und Neuner-Menschen aus.

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Acht: der Materialist …

sieben: der Philosoph …

Die 8 erntet die Früchte. Einfluss und berufliche Stellung werden genutzt, um produktiv zu sein und finanziellen Gewinn zu erzielen, nicht um Macht auszuüben. Dennoch muss die Neigung zu diktatorischem, autoritärem Verhalten bekämpft werden. Obwohl materielle Anerkennung angestrebt wird, liegen Idealismus und Prinzipientreue oft unbemerkt unter der Oberfläche. Das Empfinden dafür, wie unfair mit den Bedürfnissen und Rechten anderer umgegangen wird, kann ein starkes soziales Engagement in den Mittelpunkt rücken. Die 8 flößt Vertrauen ein und hat einen Blick für die Beweggründe ihrer Mitmenschen, daher wird sie leicht Führungspositionen einnehmen. Sie ist mutig und abenteuerlustig, häufig erfolgreich, kann aber auch scheitern, denn die Persönlichkeit ist von großen Extremen geprägt. Die duale Natur dieser Zahl steht zudem für andere Gegensätze: Zerstörung und Erneuerung, Enttäuschung und Hoffnung, praxisbezogenes Denken und Großzügigkeit. Diese Ambivalenz liegt schon in der Form der Ziffer. Aufrecht stehend zeigt sie die beiden Kreise der Selbstgenügsamkeit, und ihre mathematische Größe ergibt sich aus der Doppelung der 4. Auf der Seite liegend ist die 8 jedoch das mathematische Symbol für „unendlich“, ein Hinweis auf Grenzenlosigkeit. Die 8 muss lernen, sich selbst, nicht nur andere zu beherrschen, sich einen Partner und Freunde auszusuchen, die sie intellektuell, künstlerisch und geistreich ergänzen. Sie muss lernen, sich allmählich vorzutasten, statt zielstrebig voran zu stürmen. Es ist schwer zu sagen, wen die 8 als Freund bevorzugt. Wenn sie aber einmal liebt, lässt sie nicht mehr los ...

Die Zahl 7 liebt die Freiheit über alles und überzeugt durch Eigenwillen und Charme. Der Drang nach Neuem macht sie jedoch zu einem rastlosen Gesellen, der jede Veränderung in seiner Umwelt freudig empfängt. Diese innere Unruhe ist der Grund für ihre Reise- und Abenteuerlust. Im Alter wird die 7 zum reinsten Lebensphilosophen. Aber das muss sie auch sein; denn wenn sie Bilanz zieht, stellt sie oft fest, dass die Turbulenzen in ihrem Leben eigentlich keinen Wohlstand einbrachten … Die Aufmerksamkeit und das Verständnis eines Menschen mit der Zahl 7, wie auch der Fleiss und die Gelehrsamkeit, werden oft als Pedanterie und Humorlosigkeit ausgelegt, die Zufriedenheit als Selbstgefälligkeit. Eine Verbindung aus analytischem Verstand, ausgeprägter Intuition und dem ruhigen Auftreten führt bei der 7 leicht zu passiver Beobachtung statt zu aktiver Beteiligung am Geschehen und äußert sich eher in übertriebener Zurückgezogenheit als in verbindlicher Freundlichkeit. So kann es passieren, dass der Denker zum Träumer wird. Ihr außergewöhnlicher Verstand sowie der ausgeprägte Idealismus sind auf die Freundlichkeit anderer angewiesen. Die 7 muss ihre Fähigkeiten offen zeigen, statt sie im Verborgenen zu lassen; Analyse wird am leichtesten akzeptiert, wenn sie mit spürbarer Sympathie und Zuneigung einhergeht; auf die nachdenkliche Betrachtung sollte die Tat folgen. Die meiste Sympathie empfindet die 7 zu den ZweierMenschen.

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sechs: die Beraterin …

fünf: der Erneuerer …

Die 6 steht für Familie und Gemeinschaft. Sie ist die Beraterin und edelmütige Schiedsrichterin bei Kontroversen. Als Gegnerin von Desharmonie erzeugt sie die von ihr ersehnte Einklang und Schönheit. Wie bei der 2 ist das Bedürfnis nach Freundschaft ein auffälliger Wesenszug, doch sind ihre Bindungen meist tiefgründiger und dauerhafter. In der Partnerschaft erweist sich die 6 jedoch häufig als der dominantere Teil. Doch resultieren diese Bestrebungen nach Dominanz nicht aus Selbstsucht, sondern aus Gründen der Sicherheit. Sie steht zu ihren begangenen Fehlern und erwartet das gleiche von anderen. Im Extremfall können diese Ansprüche Misstrauen und Heimlichtuerei auslösen, wenn nicht bedinungslose Zuneigung gezeigt wird. Der Wunsch, der Fels zu sein, auf dem andere bauen können, verwandelt die Eigenschaften der 6 mitunter in Perfektionismus. Besorgnis kann zum Dauerzustand werden. Ein solcher Mensch muss sich vor einem Helfersyndrom hüten. Die 6 versucht an Idealen festzuhalten, sollte sich aber in annehmbaren Grenzen bewegen und anerkennen, dass nicht jeder die gleichen Prinzipien haben muss. Ihre Freunde suchen die Sechser vor allem unter den Dreier-, Sechser- und Neuner-Menschen.

Ein freier Geist und eine ausdrucksvolle Sprache sind die Merkmale der 5. Ihre Freiheit, vielfältige Interessen, Ziele und Positionen zu verfolgen, ist elementar. Geistige Aktivität, Witz und unkonventionelle Ansichten ergeben eine charmante, faszinierende und optimistische Persönlichkeit. Jedoch besteht die Gefahr, dass sich Unaufrichtigkeit, Sarkasmus sowie der Wunsch zu schockieren einstellen … Die 5 fühlt sich zu Neuem hingezogen und ist von Veränderungen begeistert. Sie ist auch in der Lage, diese Ziele systematisch anzugehen. Ordnung ist bei ihr jedoch eher Mittel zum Zweck als das eigentliche Ziel, wie es bei der 4 der Fall ist. Es ist möglich, dass die vielfältigen Fähigkeiten zu nichts führen und der äußerst kühne Verstand zu Unbesonnenheit verleitet wird. Die 5 muss sich einen unabhängigen Geist bewahren und sich Veränderungen anpassen, sollte die Fahne aber nicht nach dem Wind drehen. Sie muss sich Zeit zum Lernen lassen, ihren Hang, sich über andere zu mokieren, zügeln und ihren Charme für konstruktive Ziele nutzen … Diese Zahl hat mit jedem schnell Kontakt, ihre große Liebe gehört aber meist jemandem, der ebenfalls dieser Gruppe angehört.

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vier: der Zuverlässige …

drei: der Künstler …

Solidität, Verlässlichkeit und Integrität sind die leuchtenden Eigenschaften der 4. Kein Aufwand ist zu groß, anstehende Aufgaben zu erledigen. Die 4 vollendet ihre Arbeit systematisch, gründlich und unbeirrbar. Die 3 mag zwar glänzende Einfälle und aufschlussreiche Pläne haben, die nachfolgende Zahl aber verfolgt sie und ist am Ende produktiver als die undisziplinierte Drei. Die 4 wehrt sich gegen jeglichen Versuch, ein etabliertes Schema zu verändern. Erbitterte Streitigkeiten können die Folge sein. Man kann sich uneingeschränkt darauf verlassen, dass die 4 sich strikt an ethische Prinzipien hält. Der Wunsch, absolut aufrichtig zu sein, kann jedoch zu Taktlosigkeit führen. Unangenehme Eigenschaften, vor denen es sich zu hüten gilt, sind Pedanterie und Humorlosigkeit. Ein Mensch, der nicht bereit ist je nachzugeben, ist womöglich derart selbstgerecht und eigensinnig, dass er schließlich unerträglich wird. Daher sollte die 4 versuchen, ihre positiven Seiten wie Gerechtigkeitssinn, Aufrichtigkeit und Ausdauer zu bewahren, gelassener zu werden und anderen nicht die eigenen Vorstellungen aufzuzwingen. Darüber hinaus sollte sie versuchen, eine umfassendere, tolerantere Meinung zu entwickeln und die veralteten Ansichten nach Möglichkeit so schnell wie möglich abstreifen. Mit Einser-, Zweier-, Siebener-, und Achter-Menschen kommt die 4 gut aus.

Das Auffälligste an der 3 ist ihre allumfassende Ausdrucksfähigkeit – besonders in Sprache, Schrift und Kunst. Darüber hinaus erregen viele verschiedliche Bereiche ihr Interesse. Die Neigung, sich an zu vielen Projekten gleichzeitig zu beteiligen, führt dazu, dass einzelne Unternehmungen selten zu Ende geführt werden können. Wenn es notwendig ist, sich auf ein einziges Vorhaben zu konzentrieren, ist sie schnell gelangweilt. Aufgrund ihrer nonkonformistischen Einstellung betrachtet die 3 allgemein anerkannte Meinungen und Gewohnheiten vorzugsweise eigenwillig und entwickelt somit zusätzliche Einblicke und innovative Prinzipien. Jedoch wird ihre Aufmerksamkeit eher durch das Gesamtkonzept gefesselt als durch Details. Ihr Charakter drückt sich auch in übermäßiger Zuneigung aus, welche die 3 ebenso gern geben möchte, wie sie diese empfängt. Ihre strahlend gute Laune kann sich öfters zu infantilen Albernheit und recht unsensiblen Scherzen steigern. Das Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen, ermöglicht es der 3, ein guter Gastgeber oder eine gute Gastgeberin zu sein, kann aber auch zu Verstimmungen und Eifersucht führen, wenn sie sich unverstanden fühlt. Der 3 sei geraten, sich immer nur auf eine einzige Unternehmung zu konzentrieren und diese zu Ende zu führen, bevor sie sich einer anderen zuwendet; auch sollte sie mit sich und anderen Geduld haben ... Ihre Freunde findet sie meistens unter den Sechser- und NeunerTypen.

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Zwei: die Friedenstaube …

Eins: der Autoritäre …

Die Stärke der 2 ist die Fähigkeit, gut mit Mitmenschen zu harmonieren und Freundschaften zu schließen. Sie ist der Friedensstifter und braucht stets Partner und Gesellschaft. Die 2 hat Teamgeist. Sie zeichnet sich durch Loyalität aus und ist sensibel für die Probleme der Kollegen. Sie geht selten ein Risiko ein und arbeitet gewissenhaft. Spitzenpositionen werden nicht angestrebt, und dennoch ist sie womöglich so gut geeignet, Konflikte zu schlichten und die Moral zu heben, dass sich eine hohe leitende Funktion ergeben kann. Obwohl es der 2 an Innovationsfähigkeit und Mut mangelt, können ihr schlaues Urteilsvermögen, analytische Auffassungsgabe und die Fähigkeit, einen Aspekt aus allen Perspektiven zu betrachten, dazu führen, sich taktisch klug zu verhalten. Wegen ihrer Sensibilität kann die 2 den Wunsch entwickeln, einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. Um die Selbstunterschätzung zu kompensieren, wird sie sich auch zum Theater hingezogen fühlen. Die Anpassungsfähigkeit der 2 wird bis zur Zurückhaltung übertrieben. Sofern nicht die Neigung, sich jedem Druck zu beugen und auf seine Rechte zu verzichten, überwunden wird, kann sie schließlich ihre Persönlichkeit fast völlig einbüßen. Sie wirkt farblos, langweilig und verliert an Ausstrahlung. Mit jedem gut Freund, wird sie jedoch von niemandem wirklich geschätzt. Die Abneigung, sich freudig auf ein Projekt einzulassen, kann dazu führen, Nebensächlichkeiten unnötiges Interesse entgegenzubringen. Sie muss lernen, ihre Fähigkeiten der Freundlichkeit, Diplomatie, Fairness und Urteilskraft zu entfalten, risikobereiter und parteiischer zu sein, und vor allem ein positives Selbstwertgefühl aufrechtzuhalten … Mit 1 und 7 verträgt sich die 2 am besten.

Numerologen schreiben der 1 die Wesensmerkmale einer Führungspersönlichkeit zu. Ein Mensch mit dieser Geburtszahl zeigt sich nur ungern schwach und unentschlossen, da er fürchtet, ein Kompromiss könne als Schwäche oder als Störung des von Stärke und Entschlossenheit geprägten Images gedeutet werden. Wird ihre Führungsrolle von anderen anerkannt, kann sich die 1 großherzig geben. Bei Provokation und Ablehnung ist sie aber herrisch, unvernünftig und reizbar. Sie zeigt sich in solchen Fällen als introvertiert, ungesellig und launisch … Am erfolgreichsten erscheint die 1, wenn sie allein agiert, auch dann, wenn sie in vorderster Linie einer Gruppe steht. Obwohl sie über das Potenzial zu konstruktiver Kreativität besitzt, muss sie sich vor eingeschränkten Sichtweisen und unklugen Plänen in Acht nehmen. Ihre zukunftsweisenden Gedanken können mit allgemein anerkannten Konventionen kollidieren. Die 1 sollte sich ganz von ihren positiven Charaktereigenschaften leiten lassen und sich dabei vor Übertreibungen hüten. Am ehesten kommen sie mit Zweier-, Vierer- oder Siebener-Menschen aus.

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i is : und darüber hinaus …

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6‘36.27" N 7 14

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N 7 ° 37 ' 13 15

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alles was zählt

Die Vermessung meiner Welt

Früher habe ich Zahlen nicht gemocht. In Mathe war ich schlecht, bei den Bundesjugendspielen nie unter den besten 10 und meine Uhr hatte kein Ziffernblatt. Noch heute komme ich häufig zu spät, stelle mich nie auf eine Wage und kann mir Telefonnummern schlecht merken. Zeit sich zu versöhnen. Heute ist Zahltag.

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07:30 Uhr 34 Töne reißen mich nun aus meinen 2 ½ Träumen. Einmal tief durchatmen, 3 mal blinzeln. Die 1,40 m mal 2,00 m Gemütlichkeit verlassen. 13 Schritte, 30 Liter warmes Wasser, ein Handtuch. Zurück in meine 15 m² mit schönem Ausblick. 51°56‘36.27“ N 7°37‘13.11“ O. 8 Kleidungsstücke inklusive Socken. 20° C Außentemperatur und 9 Schritte bis in die Küche. 150 g Joghurt + 1 Banane + Lieblingsmüsli = 329 Kcal. Hallo Welt, der Tag ist 63 Minuten alt. 2 neue Mails, 181 Worte, ein Lächeln.

8:35 Uhr 32 Treppenstufen, keine Wolken, keine Post. Noch insgesamt 17 Schritte bis zu meinem Rad. 52 Speichen, 3 Gedanken, 2,8 km Rückenwind. 221 508 Bücher mit noch mehr Seiten. Ich mag Nummer 447−251 37 3 42. Vor mir stehen 8 Personen. 3 Männer, 4 Frauen und 1 Kind. Geschätzte Körpergröße im Durchschnitt: 143 cm. 2 Taschen, 1 Euro, Fach 89.

11:00 Uhr 51°57‘40.90“ N 7°37‘33.20“ O, 210 Cent, ein Milchkaffee. 15 Tische, 28 Bänke, 3 Sessel und ein Sofa. Geschätzte 60 m² sehr angenehme Athmosphäre. Ein Gespräch, 4 ½ Themen, 2 kleine Probleme, eine Lösung. 21 Schlücke, 47 Minuten. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 28 %. Windgeschwindigkeit 6,4 km/h, Windrichtung Nord −Nordwest. 23 Schritte bis zu meinem grünen Fahrrad. 2,4 km bis zum Supermarkt.

12:45 Uhr Mein Einkauf besteht aus 0,706 kg Bananen, 0,148 kg rote Paprika, 0,276 kg Nektarinen und 21 weiteren Artikeln. Ich zahle mit Karte Nr. 5 120 004 XXX, in meinem Portemonnaie befinden sich jetzt nur noch 32 Cent. Ein Kassenbon, 232 Ziffern. 500 m Heimweg. 13:57 Uhr Haus Nummer 21. Ein Schlüsselbund, 2 Schlüssel, erneut die 32 Treppenstufen. 6 Schritte bis in die Küche. Die 24 Produkte aus den 2 schweren Taschen auf 3 Plätze verteilen. Unser Kühlschrank fasst 203 l und hat ein Gefriervermögen von 4 kg pro 24 Stunden. Recht interessant. Ich berechne die Strecke die mein Rad mit einer Pedalumdrehung zurücklegt. Es sind 509 cm. Das macht 98,23 Umdrehungen für den Weg vom Supermarkt zu mir nach Haus.

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14:42 Uhr Während ich meine 480 kcal. esse, zähle ich: 12 Stuhlbeine, einen Tisch, 12 blühende Topfpﬂanzen, 3 helle Holzregale mit insgesamt 13 Holzböden, 6 Gesellschaftsspiele, 8 Cocktailtomaten, einen Bunt Petersilie, eine Ananas, einen reifen Apfel, 2 Bananen, eine große Zucchini, 3 Zitronen, 2 Lampen, eine Lichterkette mit 20 Birnen, 4 Herdplatten, 13 Pfandﬂaschen, 16 Holzgriffe und 36 Heizungslamellen. Guten Appetit.

16:00 Uhr 4,6 Hektar Fläche, über 8 000 Pﬂanzen, ca. 55 000 staunende Besucher pro Jahr. 51°57‘49.15“ N 7°36‘27.99“ O. Eine Umarmung, eine Bank, 2 Tassen Tee und ein schöner Ausblick. Ein Paar zitternde Unterlippen, viele Worte, 42 Minuten Herzschmerz. Eine Zigarette neben 6 wilden Erdbeeren.

17:25 Uhr 1,8 km, 707 Tritte in die Pedale, 4 Lieder in zwei lauschende Ohren. 64 Treppenstufen, 18 Schritte, 4 Türen. 3 191 Sonnenstrahlen auf einem Balkon im 3. Stock. 24 Fliesen, und ein aufbauender Wortwechsel. Der Blick auf 130 Fenster wie Fernseher. 2 Vogelschatten, 1 geheimes Telefon, 4 sich hebende Mundwinkel. 19:00 Uhr 32 Stufen bleiben 32 Stufen und dann erstmal ins Bad. 75 blaue Kacheln im Blickfeld. Pro Toilettenspülung beträgt der Wasserverbrauch durchschnittlich 11,5 Liter, erinnere ich mich. Händewaschen 7 Liter. Ein Blick in den Spiegel, gratis. 4 Schritte, 2 kleine Lichtschalter, 5 Herzschläge. 29 ganze Sekunden bis zu meinem großen Zimmerfenster. Einmal lüften, 10 grüne Vorgärten beobachten. 6 bunte Sonnenschirme, eine große wWäschespindel, 4 Personen. Ein Ballon am Horizont.

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21:11 Uhr Nach den 5 280 Sekunden Heimkino mit Happy −End gibt es Abendbrot. Eine von 2 Mitbewohnerinnen, 2 Teller, 2 Messer, 6 Scheiben Toastbrot. 19 Dinge auf dem Tisch 2 mal 2 Füße darunter. 3 Geschichten, 2 Erinnerungen 46 Minuten. Einmal gähnen, noch einmal gähnen. 36,6 °C Körpertemperatur, 9 Schritte bis in mein Zimmer. 10 400 cm² Schreibtisch, ein Taschenrechner, ein Maßband, ein kleiner Rückblick… Die Sonne verabschiedete sich um 21:48 Uhr und schien 13 Stunden. Am häufigsten ist mir die Zahl 2 begegnet. Ich habe rund 100 Liter Wasser verbraucht und mein Herz hat gut 67 200 mal geschlagen. Meine Kopfhaare sind um 0,35 mm gewachsen, ich habe mindestens 8 000 Liter Luft ein- und ausgeatmet. Meine 218 Knochen haben 6 Orte besucht und rund 14 km zurückgelegt.

23:36 Uhr Ein letzter Blick auf mein Handy. Seitdem aufstehen sind 966 Minuten vergangen. Schäfchen zählen… Vielleicht morgen! 8MD

ende

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37 5 = großer Kreis [S. 23, Z. 49]

289 = hässlich [S. 23, Z. 27] 9 = blau [S. 23, Z. 3] Primzahlen = glatt + rund [S. 23, Z. 5 + 6] schön = 189 [S. 25, Z. 79] 99 Pence = blau [S. 25, Z. 72]

1 harmonisiert mit 8 + 9 [S. 25, Z. 78]

37 = klumpig [S. 23, Z. 36]

4 = still + schüchtern [S. 23, Z. 24]

groß = 23, 66, 117 9 [S. 23, Z. 25]

3 = rundlich [S. 23, Z. 101] schön = 333 [S. 23, Z. 26] klein = 6, 13, 581 [S. 23, Z. 26]

5 = laut [S. 23, Z. 23] 11 = freundlich [S. 23, Z. 23] 89 = Schnee [S. 23, Z. 37]

5 = Donnerstag [S. 23, Z. 35]

9 = hochgewachsen [S. 23, Z. 101] Mittwoch = blau [S. 23, Z. 2]

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189 [S. 25, Z. 79] = blau [S. 25, Z. 72]

mpig [S. 23, Z. 36]

3, 66, 1179 [S. 23, Z. 25]

S. 23, Z. 23]

ndlich [S. 23, Z. 23]

nee [S. 23, Z. 37]

11 ist freundlich und 5 ist laut

gewachsen [S. 23, Z. 101]

Daniel Tammet nimmt Zahlen als Formen, Farben oder Strukturen wahr und verfügt über unglaubliche Rechenkünste. Auch Fremdsprachen lernt er innerhalb kürzester Zeit. Seine erstaunlichen mentalen Fähigkeiten werden durch das Savant-Syndrom, eine sehr seltene Form des Autismus, und seine synästhetische Wahrnehmung verursacht und unterstützt. Tammet erlitt im Alter von drei Jahren einen schweren epileptischen Anfall, an dem er beinahe gestorben wäre. Dieser Anfall veränderte ihn dauerhaft. Er begann Mathematikbücher zu lesen und Pflanzenmuster zu studieren. Heute schafft er es, schwierige Rechenaufgaben kopfrechnend zu lösen. Beim internationalen Pi-Treffen 2004 stellte er einen neuen Europarekord auf, als er innerhalb von fünf Stunden bei einem Gedächtniswettbewerb 22.514 Nachkommastellen der Kreiszahl Pi referierte. So wie die meisten Savants, die nur in einem Bereich Außergewöhnliches leisten und dafür manches Alltägliche überhaupt nicht können, hat Tammet beispielsweise Schwierigkeiten, links und rechts zu unterscheiden. 21

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Porridgeschachtel

Müslischale

Porridge in die Schale schütten

elektische Waage

digitale Anzeige

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Ich wurde am 31. Januar 1979 geboren – einem Mittwoch. Ich weiß, es war ein Mittwoch, denn in meiner Vorstellung ist der Tag blau, und Mittwoch ist immer blau – wie die Zahl 9 oder der Klang lauter, streitender Stimmen. Mir gefällt mein Geburtsdatum, weil ich die meisten Zahlen darin als glatte, runde Formen vor mir sehen kann – so wie Kieselsteine an einem Strand. Das liegt daran, dass es Primzahlen sind: 31, 19, 197, 97, 79 und 1979 lassen sich alle nur durch sich selbst und durch eins teilen. Ich kann jede Primzahl bis 9973 an ihrer »kieselsteinartigen« Beschaffenheit erkennen. So arbeitet mein Gehirn. Ich habe eine seltene Krankheit, das so genannte Savant-Syndrom, das wenig bekannt war, bis es 1988 von dem Schauspieler Dustin Hoffman in dem Oscar-prämierten Film »Rain Man« dargestellt wurde. Wie die von Hoffman verkörperte Gestalt des Raymond Babbitt habe ich ein fast zwanghaftes Bedürfnis nach Ordnung und Routine, das praktisch jeden Bereich meines Lebens beeinflusst. So esse ich zum Beispiel jeden Morgen exakt 45 Gramm Porridge zum Frühstück; ich wiege die Schüssel mit einer elektrischen Waage, um ganz sicher zu sein. Dann zähle ich die Anzahl der Kleidungstücke, die ich trage, bevor ich das Haus verlasse. Ich werde unruhig, wenn ich meinen Tee nicht jeden Tag um die gleiche Zeit trinken kann. Immer wenn ich unter zu starken Stress gerate und nicht ordentlich atmen kann, schließe ich die Augen und zähle. An Zahlen zu denken hilft mir, mich wieder zu beruhigen. Zahlen sind meine Freunde und sie sind ständig um mich. Jede ist einzigartig und hat ihre ganz eigene »Persönlichkeit«. 11 ist freundlich und 5 ist laut, während 4 still und schüchtern ist – sie ist meine Lieblingszahl, vielleicht weil sie mich an mich selbst erinnert. Einige Zahlen sind groß, wie 23, 667, 1179, andere klein, wie 6, 13, 581. Einige sind schön, wie 333, und einige sind hässlich, wie 289. Für mich ist jede Zahl etwas Besonderes. Die Wissenschaft bezeichnet meine visuell-emotionale Wahrnehmung von Zahlen als Synästhesie, eine seltene neurologische Vermischung der Sinne, die in den meisten Fällen zu der Fähigkeit führt, dass man die Buchstaben des Alphabets und/oder Zahlen in Farbe sieht. Bei mir ist die Synästhesie so ungewöhnlich und komplex ausgeprägt, dass ich Zahlen als Formen, Farben, Stoffe und Bewegung wahrnehme. Die Zahl 1 zum Beispiel ist ein strahlend helles Weiß, als ob mir jemand mit einer Taschenlampe direkt in die Augen leuchten würde. 5 ist ein Donnerstag oder der Klang von Wellen, die gegen Felsen branden. 37 ist klumpig wie Porridge, während mich 89 an fallenden Schnee erinnert. Meine Lieblingsrechenart ist die Potenz-Multiplikation, was bedeutet, dass man eine Zahl mehrmals mit sich selbst malnimmt. Wenn man eine Zahl mit sich selbst multipliziert, bezeichnet man das Produkt der beiden Faktoren als Quadrat oder als zweite Potenz: die Quadratzahl von 72 ist zum Beispiel 72×72=5184. Quadratzahlen sind in meiner Vorstellung immer symmetrische Formen, was ich besonders schön finde. Multipliziert man eine Zahl dreimal mit sich selbst, nennt man die Zahl hoch drei nehmen oder die dritte Potenz bilden. Die dritte Potenz von 51 entspricht 51×51×51=132 651. Ich sehe jedes Ergebnis einer Potenzrechnung als klares visuelles Muster in meinem Kopf. Je größer die Berechnungen und ihre Ergebnisse werden, desto komplexer werden die Formen und Farben, die ich wahrnehme. Ich sehe die fünfte Potenz von 37 als großen Kreis, der aus kleinen Kreisen besteht, die ausgehend vom oberen Rand im Uhrzeigersinn verlaufen. Wenn ich eine Zahl durch eine andere teile, sehe ich vor meinem inneren Auge eine Spirale, die sich in immer größer werdenden Windungen und Schleifen nach unten schraubt. Unterschiedliche Divisionen erzeugen unterschiedlich große Spiralen mit unterschiedlich verlaufenden Kurven.

schachtel

ale

in die Schale schütten

e Waage

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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53

1 Wahrnehmung So verschieden Wahrnehmungsmodelle sein können, sie zeigen alle, dass Wahrnehmung nicht allein aus den Sinnesempfindungen der Sinnesorgane entstehen, sondern im Gehirn als Ergebnis eines internen Verarbeitungsprozesses. Wahrnehmung ist ein vielschichtiger und ineinander verwobener Prozess der Auswahl und Deutung von Sinneseindrücken im menschlichen Gehirn. Dem Menschen selbst erscheint sie jedoch ganz anders: Wir haben den Eindruck, dass unsere Wahrnehmung in direktem Kontakt mit der Wirklichkeit steht. Alles, was wir sehen, hören und fühlen, scheint unmittelbar gegeben zu sein: Wir sehen Gegenstände, hören Töne und Geräusche, ertasten und begreifen und empfinden dabei nichts Vermittelndes zwischen uns und der mit den Sinnen erfahrenen Welt. Das menschliche Gehirn jedoch deutet und bewertet neuronale Signale nach selbst entwickelten Kriterien. Die von uns erschlossene sinnliche Welt ist demnach ein Konstrukt des Gehirns und nicht eine allgemein gültige Wirklichkeit. Der Mensch konstruiert sich selbst die Wirklichkeit und diese Konstruktionsleistung ist nicht statisch, sondern dynamisch, weil sie sich mit den weiter entwickelten Kriterien der Verarbeitung auch weiter verändert. Für ein Individuum kann also Wirklichkeit ganz anders aussehen als dies für einen anderen Menschen der Fall ist. Und für beide erscheint die Welt trotz unterschiedlicher Wahrnehmung real. 2 Synästhesie Synästhesie ist eine Erscheinung der »Vermischung der Sinne«. Man versteht darunter, dass es bei der Stimulation eines Sinnes, beispielsweise des Hörens oder des Riechens, zu einer Vermischung mit einer anderen Sinneswahrnehmung kommt, beispielsweise dem Sehen von Farben oder geometrischen Figuren. Menschen mit solchen vermischten Wahrnehmungen werden Synästhetiker genannt. Für jene, die keine solchen Sinnesverknüpfungen kennen und täglich erleben, ist eine synästhetische Wahrnehmung meist schwer vorstellbar. Am ehesten vergleichen lässt sie sich mit einer Assoziation – wobei die Assoziation zu einem gegebenen Wort dann immer gleich sein müsste, da sich die Wahrnehmungen von Synästhetikern über die Jahre kaum verändern. Ist das Wort »Buch« für einen Synästhetiker blau, so wird es immer als blau empfunden. Weil Synästhesie als eine so »unlogische« Sinneswahrnehmung erscheint, können Nicht-Synästhetiker diese Empfindungen selten nachvollziehen. 3 Inselbegabung Die Inselbegabung, auch Savant-Syndrom genannt, ist ein Phänomen, bei dem Menschen, oft mit kognitiver Behinderung, in einem kleinen Teilbereich außergewöhnliche Leistungen vollbringen. 50 Prozent der bekannten Inselbegabten sind Autisten. Weltweit gibt es nur etwa fünfzig sogenannte »Savants« (frz.: Wissende). Treffert schlug 1988 eine Unterscheidung in erstaunliche und talentierte Savants vor. Während die erstaunlichen Savants wirklich herausragende Fähigkeiten besitzen, weisen die talentierten Savants höchstens durchschnittliche Leistungen auf, die aber in Anbetracht ihrer Behinderung bemerkenswert sind. Die Fähigkeiten sind dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangte das Savant-Syndrom unter anderem durch den Film »Rain Man«.

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Durch meine mentale Bilderwelt kann ich eine Rechenaufgabe wie 13:97 (0,134020618…) bis auf fast 100 Dezimalstellen genau berechnen. Ich schreibe beim Rechnen nie etwas auf, weil ich die Aufgaben schon immer im Kopf rechnen konnte, und es ist viel leichter für mich, mir die Lösung mithilfe meiner synästhetischen Formen vorzustellen. Wenn ich eine Multiplikation durchführe, sehe ich die beiden Zahlen als verschiedene Formen. Das Bild verändert sich und eine dritte Struktur taucht auf – die richtige Lösung. Das dauert nur Sekunden und geschieht ganz spontan. Es ist, als würde man rechnen, ohne nachdenken zu müssen. Multipliziere ich zum Beispiel 53 mit 131, »sehe« ich beide Zahlen als unverwechselbare Formen, die einander räumlich gegenüberstehen. In dem Raum zwischen den beiden entsteht eine dritte Form, die ich als neue Zahl wahrnehme: 6943, die Lösung dieser Rechenaufgabe. Unterschiedliche Rechenaufgaben umfassen unterschiedliche Formen und ich habe auch unterschiedliche Empfindungen oder Gefühle für bestimmte Zahlen. Immer wenn ich mit 11 multipliziere, habe ich das Gefühl, dass die Ziffern in meinem Kopf nach unten purzeln. Die 6 kann ich mir von allen Zahlen am schwersten merken, weil ich sie als winzige schwarze Punkte wahrnehme, ohne klare Form oder Struktur. Ich würde sie als kleine Löcher oder Lücken bezeichnen. Jede Zahl bis 10 000 löst eine visuelle und manchmal emotionale Reaktion bei mir aus, so als hätte ich mein eigenes visuelles Zahlenvokabular. Und ähnlich wie ein Dichter bestimmte Wörter bevorzugt, finde ich einige Zahlenkombinationen schöner als andere: Die 1 passt gut zu dunkleren Zahlen wie der 8 und der 9, aber nicht so gut zu der 6. Eine Telefonnummer mit der Zahlenfolge 189 ist für mich viel schöner als eine mit einer Zahlenfolge wie 116. Die ästhetische Dimension meiner Synästhesie ist etwas, das Vor- und Nachteile hat. Wenn ich auf einem Ladenschild oder einem Nummernschild eine Zahl sehe, die ich besonders schön finde, zittere ich vor Freude und Aufregung. Wenn die Zahlen dagegen nicht zu meinen Erfahrungen mit ihnen passen, wenn zum Beispiel auf einem Preisschild »99 Pence« in roter oder grüner Farbe steht (anstatt in Blau), finde ich das unangenehm und irritierend. Solange ich mich erinnern kann, habe ich Zahlen auf eine visuelle, synästhetische Weise wahrgenommen. Zahlen sind meine Hauptsprache, in der ich oft denke und fühle. Es ist manchmal schwierig für mich, Emotionen zu verstehen und darauf zu reagieren, deshalb helfe ich mir oft mit Zahlen. Wenn ein Freund sagt, er sei traurig oder niedergeschlagen, stelle ich mir vor, dass ich in der dunklen Leere der Zahl Sechs sitze, um seine Gefühle nachzuempfinden und zu begreifen. Wenn ich einen Artikel lese, dass jemand sich durch etwas eingeschüchtert fühlt, stelle ich mir vor, neben der Zahl Neun zu stehen. Wenn jemand seinen Besuch an einem wunderschönen Ort beschreibt, erinnere ich mich an meine Zahlenlandschaften und welche Glücksgefühle sie in mir auslösen. Auf diese Weise tragen Zahlen tatsächlich dazu bei, dass ich andere Menschen besser verstehe. Manchmal erinnern mich Menschen, denen ich zum ersten Mal begegne, an eine bestimmte Zahl. So erinnern sie mich vielleicht an die 9, wenn sie sehr hoch gewachsen sind, oder an die 3, wenn sie besonders rundlich sind. Wenn ich unglücklich oder angespannt bin oder in eine mir unbekannte Situation komme (was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich mich gestresst und unbehaglich fühle), zähle ich im Stillen. Wenn ich zähle, bilden die Zahlen Bilder und Muster vor meinem inneren Auge, was mir ein Gefühl von Ruhe und Beständigkeit vermittelt. Dann kann ich mich entspannen und mich auf jede gegebene Situation einstellen. 7IF

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107

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M u ls ö n k e i ts r ö t S Per

Alle tun es. Wir greifen in bestimmten Situationen nur auf Teile unserer Persönlichkeit zurück. Das Verhalten passt sich unserem Umfeld an. Wir haben ein Ausgeh-Ich, ein Familien-Ich, ein Berufs-Ich usw., nehmen uns aber als ein zusammen gehörendes Selbst wahr. Krankhaft wird es, wenn die Anteile voneinander abgetrennt existieren, dann beherbergt ein Körper mehrere Persönlichkeiten und das Chaos beginnt.

DEFINITION UND URSACHE »Die Multiple Persönlichkeitsstörung (auch Dissoziative Identitätsstörung genannt) ist eine legitime posttraumatische Stressreaktion, ausgelöst durch eine anhaltende, übermächtige, lebensbedrohliche Gefahr, die in der frühen Kindheit einsetzt. (…) Multiplizität stellt also eine extreme Form des Selbsterhaltungstriebes dar. Offenbar besteht das psychische Äquivalent zum Kämpfen oder Flüchten für viele missbrauchte Kinder, die zu beidem noch zu klein sind, in einer Dissoziation, die bewirkt, dass die originäre Persönlichkeit zeitweilig »nicht da« und damit gegen Angst und Schmerz abgeschottet ist. (…) − man erinnert sich nur, dass man Angst hatte, und dann an gar nichts mehr.« (Frances Howland, Psychiaterin)

lich

Die Störung äußert sich durch Zeitverlust, Gedächtnislücken, Unwirklichkeitsgefühle, Depersonalisierung, sowie Mehrfachpersönlichkeiten. Durch das Zersplittern in mindestens zwei deutlich voneinander unterscheidbare Persönlichkeitszustände wird das Weiterleben in traumatischen Situationen ermöglicht, da nur einige Anteile der Person die Erinnerungen und den Schmerz in sich tragen. Andere können ganz normal funktionieren und den Alltag bewältigen. Bei Kindern in den ersten Lebensjahren prägen und deformieren wiederholte schwere Traumata wie extreme seelische und körperliche Mißhandlungen und sexueller Mißbrauch die Entfaltung der Persönlichkeit zutiefst. Die pathologische Umwelt er-

DISSOZIATION BEZEICHNET EINE UNTERBRECHUNG DES STROMS DES BEWUSSTSEINS, DIE ABSPALTUNG VON EMOTIONEN UND KÖRPERWAHRNEHMUNG, DER IDENTITÄT, DER ERINNERUNG UND DER WAHRNEHMUNG DER UMWELT.

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Job Name: PDF Page: Process Plan: Date: Time:

p le

e i ts ung

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zwingt die Entwicklung von Hilfs- und Schutzstrukturen, die gleichermaßen kreativ wie destruktiv sind. DAS MULTIPLE SYSTEM IM KOPF Das Kind wird erwachsen und die Multiple Persönlichkeit bleibt bestehen, auch wenn die Misshandlungen aufhören. Die aus der Not heraus entstandenen Alter Egos übernehmen auch in der erwachsenen Person weiterhin die ihnen zugewiesenen Aufgabenbereiche und in bestimmten Situationen mitunter die Kontrolle über den Körper. Sie sind meist in Verhalten, Alter, Gewohnheiten, ihrer Stimme, Handschrift, ihren Vorlieben und auch Begabungen völlig verschieden und können eigene Namen haben. Jeweils nur ein Persönlichkeitsanteil steuert das Auftreten in der realen Außenwelt für einen gewissen Zeitraum. Es kann sich dabei um Stunden, Tage oder auch Wochen handeln. Das Fatale an der Dissoziativen Persönlichkeitsstörung ist, dass die Gastgeberperson die Kontrollübernahme eines anderen Alter Egos nicht verhindern kann und sich dessen noch nicht einmal bewusst ist. Nicht alle koexistierenden Egos wissen voneinander, es herrscht Chaos im Kopf. So kommt es dazu, dass Betroffene sich an Orten wiederﬁnden und nicht wissen, wie sie dort hinkamen, geschweige denn, was sie dort wollten. Dies führt zu Verunsicherung, diffuser Panik, sozialen Ängsten oder Depressionen und macht es den Multiplen schwer, das eigene Leben zu bewältigen. Es gibt oftmals eine Vielzahl von Innenpersonen, 50 und mehr Persönlichkeitsteile sind keine Seltenheit. Nur einige

von ihnen treten nach außen, andere kommentieren die Geschehnisse von innen heraus. Innerhalb des Systems gibt es verschiedene amnestische Barrieren, sodass nicht jede Persönlichkeit für alle hörbar ist. Die sogenannten Alltagspersönlichkeiten, auch Gastgeber oder Host genannt, organisieren die Routine des täglichen Lebens. Damit sie dazu in der Lage sind, werden sie von den traumatischen Ereignissen abgeschirmt. Sie wissen oft nichts von weiteren Alter Egos. Um das System nicht kollabieren zu lassen, halten Beschützerpersönlichkeiten weitere Traumata nicht nur von der Kernperson fern. Sie können innerseelische Vorgänge beeinflussen und so Informationen und Ereignisse von bestimmten Persönlichkeitsanteilen abschotten. Beobachter und Dokumentatoren fungieren in ähnlichen Positionen und regeln den Informationsfluss im System. Meistens existieren auch mehrere Kinder verschiedenen Alters. Sie sind zu positiven Gefühlen fähig, zeigen Neugier auf Neues, sind kreativ und fordern Zuneigung. Die traumatisierten Kinder hingegen heben die Erinnerung mit all den schmerzlichen Gefühlen für das System auf. Täteridentifizierte Persönlichkeiten haben sich nicht von der Täterideologie distanziert. Sie bereiten im Innern erhebliche Schwierigkeiten, da sie vehement alle Versuche der Vergangenheitsbewältigung boykottieren. WISSENSCHAFTLICHE ERKENNTNISSE Forscher fanden heraus, dass jedes dieser abgekoppelten Persönlichkeitsfragmente ein eigenes Netzwerk an Nerven zu verwenden scheint, um je nach Bedarf

»EIN ANDERER TEIL HAT TE INZWISCHEN DIE KONTROLLE ÜBER DEN KÖRPER. ICH SUCHE DEN STADTPLAN UND MACHE MICH AUF DEN WEG NACH HAUSE. WAR DER HUND SCHON DRAUSSEN? EBEN MAL KURZ AUF DER LISTE NACHSCHAUEN. JA, DER HUND HAT AUCH SCHON GEFRESSEN. WIEDER VERLIERE ICH ZEIT. DER NACHMIT TAG VERLÄUFT RELATIV NORMAL. ABER ALS ICH WIEDER AM COMPUTER SITZE, SEHE ICH EIN PAAR NOTIZEN IN EINER ANDEREN HANDSCHRIFT HERUMLIEGEN. SCHNELL GEHE ICH NOCH EINKAUFEN.«

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Mein Vater rief mich heraus. Ich war sechsundzwanzig, als ich aus dem See kam, was manche Leute wundert, die sich fragen, wie ich ein Alter haben konnte, ohne eine Vergangenheit zu haben. Aber auch ich wundere mich: Die meisten Leute, die ich kenne, können sich an ihre Geburt nicht erinnern, und – das ist das erstaunlichste − es stört sie gar nicht, dass sie sich nicht erinnern. Meine Freundin Julie Sivik erzählte mir einmal, ihre früheste Erinnerung sei eine »Momentaufnahme« von ihrem zweiten Geburtstag, wie sie auf einem Stuhl steht, um die Kerzen auf ihrer Torte auszupusten. Davor, sagt sie, ist nichts, aber das schien sie nicht weiter zu beunruhigen, als sei es die natürlichste Sache von der Welt, zwei Jahre seines Lebens verpasst zu haben. Ich erinnere mich an alles, vom ersten Augenblick an: An den Klang meines Namens in der Dunkelheit; den ersten Schock des kalten Wassers; das Algengeschwirr auf dem Grund des Sees, in dem ich die Augen öffnete. Da unten ist das Wasser schwarz, aber an der Oberfläche, weit über mir, konnte ich Sonnenlicht sehen, und ich trieb darauf zu, von meines Vaters Stimme angezogen. Mein Vater erwartete mich am Ufer des Sees, zusammen mit Adam und Jake und Tante Sam. Hinter ihnen stand das Haus, Seferis hoch oben auf der Kanzel, von wo aus er den Körper im Auge behielt; und ich spürte, dass mich die anderen − zu scheu, um sich zu zeigen − von den seezugewandten Fenstern und vom Waldrand aus beobachteten. Gideon muss auch zugeschaut haben, von der Wüste aus, aber damals wußte ich noch nichts von ihm. (…) Haus, See, Wald und »Wüste« befinden sich in Andy Gages Kopf, beziehungsweise in dem, was Andy Gages Kopf gewesen wäre, wenn er noch lebte. Andy Gage wurde 1965 geboren und nicht lange danach von seinem Stiefvater, einem sehr bösen Menschen namens Horace Rollins, ermordet. Es war kein normaler Mord: Die Misshandlungen und Schändungen, die ihn töteten, waren zwar real, sein Tod aber nicht. Tatsächlich starb nur seine Seele, und als sie starb, zersplitterte sie. Dann wurden die einzelnen Fragmente zu eigenständigen Seelen, den gemeinsamen Erben von Andys Leben. Damals gab es noch kein Haus, lediglich einen dunklen Raum in Andy Gages Kopf, in dem alle Seelen gemeinsam hausten. In der Mitte des Raums ragte eine Säule aus gleißendem Licht auf, und jede Seele, die in das Licht trat oder hineingezogen wurde, fand sich draußen wieder, in Andy Gages Körper, ohne jede Erinnerung daran, wie sie dort hin geraten oder was seit ihrem letzten Ausstieg geschehen war. Wie sie sich vorstellen können, war das ein beängstigendes, schreckliches Dasein, um so schrecklicher, als die Übergriffe des Stiefvaters keineswegs aufhörten. Von den sieben ursprünglichen Seelen, die von Andy Gage abstammten, wurden fünf später ebenfalls ermordet, und selbst die überlebenden sahen sich gezwungen, sich aufzuspalten, um mit der Situation fertig zu werden. Als sie endlich von Horace Rollins freikamen, lebten in Andy Gages Kopf bereits über hundert Seelen. Da erst begann der eigentliche Kampf. Im Laufe vieler Jahre gelang es den beiden ursprünglichen Seelen − Aaron, meinem Vater, und Gideon, meines Vaters Bruder −, sich immerhin ein ausreichendes Gefühl von Kontinuität zusammenzustückeln, um zu begreifen, was mit ihnen geschehen war. Mit Hilfe einer guten Ärztin namens Danielle Grey arbeitete mein Vater daran, Ordnung zu schaffen. Anstelle des dunklen Zimmers konstruierte er in Andy Gages Kopf einen geografischen Raum, eine sonnige Landschaft, in der die Seelen sich sehen und miteinander sprechen konnten. Er schuf das Haus, so dass sie eine Wohnung hatten; den Wald, damit sie einen Ort hätten, an den sie sich zurückziehen konnten; und das Kürbisfeld, damit die Toten anständig begraben werden konnten. Gideon, eine selbstsüchtige Seele, wollte mit alldem nichts zu tun haben und tat alles in seiner Macht stehende, um die Landschaft zu zerstören, bis mein Vater sich schließlich gezwungen sah, ihn in die Wüste zu schicken. Die Anstrengung, das Haus zu vollenden, erschöpfte meinen Vater so sehr, dass er kaum noch Lust hatte, sich mit der Außenwelt abzugeben. Irgend jemand musste aber den Körper steuern; und so ging mein Vater an dem Tag, als die letzte Schindel festgenagelt war, an den See hinunter und rief meinen Namen. Was mich an anderen Menschen ebenfalls verwundert, ist die Tatsache, dass viele gar nicht wissen, was Sinn und Zweck ihres Lebens ist. Das macht ihnen in der Regel schon zu schaffen − jedenfalls mehr als ihre Unfähigkeit, sich an ihre Geburt zu erinnnern −, aber ich kann es überhaupt nicht nach empfinden. Zu wissen, wer ich bin, ich gleichbedeutend damit, zu wissen, warum ich bin, und ich habe schon immer gewusst, wer ich bin, vom ersten Augenblick an. Mein Name ist Andrew Gage. Als ich aus dem See stieg, war ich sechsundzwanzig Jahre alt. Ich wurde mit meines Vaters Kraft geboren, doch ohne seine Müdigkeit; mit seiner Beharrlichkeit, doch ohne seinen Schmerz. Ich wurde dazu aufgerufen, das Werk zu Ende zu führen, das mein Vater begonnen hatte: Eine Aufgabe, die er sich vorgenommen hatte, für die ich aber geschaffen worden war.

Auszug aus: »Ich und die anderen« von Matt Ruff, Carl Hanser Verlag München Wien, 2004

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r ü f r e t l l i a h e z r t ä a l n i P g a m i h c no n o i t a r t * s t u k l r a m r e p *su

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il-

Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen bzw. unterdrücken zu können. Mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomografie wurde die Hirnaktivität von elf weiblichen Patienten dargestellt, während sie traumatische autobiografische Erzählungen hörten − und zwar in beiden ihrer jeweils zwei Persönlichkeitszustände: Hatte Persönlichkeit Nr. 1 die Kontrolle, so erkannten die Patientinnen jenes erzählte Trauma als ihr eigenes. Dies aktivierte bestimmmte emotionale Zentren im Gehirn. Persönlichkeit Nr. 2 dagegen erkannte die Geschichte nicht bewusst als autobiografisch − das Zuhören löste Aktivitäten in einem größeren Netzwerk des Gehirns aus − inklusive Regionen, die mit dem Ich-Bewusstsein in Zusammenhang stehen. Diese Gehirnareale aber sollten bei Menschen nicht aktiv werden, die eine einzige Persönlichkeit besitzen und Geschichten hören, die nicht von ihnen selbst handeln. Man geht davon aus, dass das Gehirn die traumatischen Informationen aktiv unterdrückt. Jene zusätzlichen Gehirnregionen scheinen autobiografische Erinnerungen zu »ersticken« und aus der Vergangenheit des entsprechenden Persönlichkeitsfragments zu löschen. Diese Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass die Dissoziative Identitätsstörung kein iatrogenes (altgriech.: vom Arzt erzeugtes) Phänomen ist, wie lange Zeit angenommen. Untersuchungen haben zudem auch gezeigt, dass wie-

derholte extreme Furcht- oder Schmerzerlebnisse in der Kindheit − einer Phase, in der das Gehirn bekanntlich massiv durch Erfahrungen geprägt wird − die Entwicklung des sogenannten limbischen Systems stören können. Diverse Studien ergaben auch, dass bei diesen sexuell missbrauchten oder schwer misshandelten Patienten die linke Gehirnhälfte abnormal entwickelt war. So war der linke Hippocampus bei in der Kindheit Missbrauchten mit einer Multiplen Persönlichkeitsstörung deutlich kleiner, als bei gesunden Kontrollpersonen. Diese Erkenntnisse erklären, warum es so schwer ist, das Multiple System zu durchbrechen. Physische Veränderungen haben sich unwiderruﬂich ins Hirn der Betroffenen eingebrannt und bestimmen das Denken, Handeln und Fühlen maßgeblich mit. DAS SYSTEM ERKENNEN Das Erkennen, Entwirren und Durchbrechen dieser komplexen Überlebensstrategie erfordert viel Zeit. Bis das eigentliche Trauma aufgearbeitet werden kann, werden Bruchstücke einer Person wieder zusammengeführt. Betroffene verbringen meist Jahre in therapeutischer Behandlung, um die Denk- und Handlungsstrukturen ihrer Alter Egos zu begreifen. Aber es ist der einzige Weg: Das System Dissoziative Identitätsstörung ist nicht zum Leben gemacht, sondern ausschließlich zum Überleben. 7 BN

UND ICH MERKE, WIE DER SICHERHEITSMANN DES SUPERMARKTES MICH AM ARM GEPACKT HAT UND DURCH DEN AUSGANG BUGSIERT. »SIE SIND JA WOHL TOTAL BEKLOPPT! UNSERE LAUTSPRECHER MIT DOSEN BESCHMEISSEN! SIE HABEN HAUSVERBOT. LASSEN SIE SICH HIER JA NICHT MEHR BLICKEN.«

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Abb. π: Mathematik 34 40 48 54

— — — —

High Four Graf Zahl 30 kg Reis eins zwei drei

π ≈ 3,14159 26535 89793 23846 26433 83279 50288 … Die Archimedes-Konstante, heute Pi oder schlicht Kreiszahl genannt, beschreibt den Quotienten eines Kreisumfangs durch seinen Durchmesser. Da Pi hinter dem Komma vermutlich unendlich viele sich nicht periodisch wiederholende Stellen hat, ist es denkbar, praktisch jedes Schriftstück codiert Wort für Wort in der Zahl wiederzufinden.

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Eine oktale Überlegung Dass sich der Mensch irgendwann für das Dezimalsystem entschieden hat, ist kein Zufall – schließlich hat er an jeder Hand fünf Finger. Aber was wäre wohl anders, wenn wir von Natur aus nur vier an jeder Hand hätten? Könnten wir besser bowlen? Würde der Ehering eher auf den kleinen oder auf den Mittelfinger umziehen? Und wo wir schon dabei sind – Was wird dann aus der Zehn?

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(Nebensächliches, auch Rechercheüberhang genannt)

Ausnahme ist die japanischen Mangaszene, in der man sich beim Handzeichnen traditionell an die exakte Anatomie hält. Grund dafür ist Yubitsume; ein Ritual der gefürchteten japanischen Mafia, bei dem man sich aus Gründen der Reue oder Selbstbestrafung, schrittweise Glieder des eigenen kleinen Fingers amputiert. Nur wer eine solche Verstümmelung mit sich trägt, wird auch tatsächlich im Kreis der Yakuza-Hardliner akzeptiert. Kein Wunder, dass Comiczeichner von einer derart symbolträchtigen Darstellung Abstand nehmen.

Bart Simpson könnte dir, auch wenn er oder seine Macher es wollten, nie seinen Mittelfinger entgegenstrecken. Er hat nämlich gar keinen. Besser gesagt – man kann bei vier Fingern an der Hand schlecht einen mittleren bestimmen. Auch Garfield, Bugs Bunny oder die Schlümpfe kommen beim Fingerzählen nicht über acht hinaus. Selbst das mächtige Micky-Maus-Universum macht da keine Ausnahme und reiht sich in den Vier-Finger-Konsens der Comicwelt 1 ein. Ja, sogar dem kleinen Maulwurf, dem Disney-Gegenentwurf des Ostblocks, reichen seine minderbestückten Hände zu recht völlig aus. Laut Cartoonisten werden die gezeichneten Gesten viel ausdrucksvoller und die Abgrenzung zwischen Comic-Fiktion und Realität deutlicher. Der eigentliche Ursprung dieser Unkorrektheit stammt allerdings noch aus den Anfangstagen des Zeichentrickfilms: die Animation von fünffingrigen Händen ist viel aufwendiger als die von vierfingrigen. Jedem Neugierigen, der sich spaßeshalber mal zwei Finger zusammenbindet, um sich so in den Alltag zu stürzen, wird auffallen: So störend, wie man vermuten mag, ist es gar nicht. Schreiben, Zähne putzen, Kleidung anziehen, Mit Messer und Gabel essen – ja, selbst das Tippen auf einer Tastatur ist ohne weiteres möglich, da man nur selten wirklich alle fünf Finger der Hand benötigt. Es gibt sicherlich feinmotorische Abstriche bei sportlichen oder handwerklichen Tätigkeiten, aber grundlegende Einschränkungen fallen im ersten Moment nicht auf. Im Internet beschreibt ein Betroffener seine Situation wie folgt: »Die erste Zeit [nach meinem Fahrradunfall] war es schwierig, aber inzwischen hab ich mich irgendwie dran gewöhnt. Man lernt halt den fehlenden Finger durch andere Arten zu greifen [beziehungsweise] die restlichen Finger werden einfach geschickter im Laufe der Zeit […] . Wenn wir von Natur aus nur vier Finger an jeder Hand hätten, wäre es halt normal und wir würden uns keine Gedanken darüber machen.«

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Da stellt sich doch glatt die Frage, ob der Mensch wirklich auf seine Fünf-Finger-Hand angewiesen? Wäre so viel anders, wenn die Evolution nicht so viel Geduld mit unseren kleinen Fingern gehabt hätte? Was wäre wohl anders? Müssten Musikvirtuosen dann einen Gang tiefer schalten und hätten Nailstylisten überhaupt noch genügend Arbeit? Die wohl einschneidendste Veränderung wäre der Wechsel vom Dezimalsystem zum Oktalsystem, denn, dass es einen Zusammenhang zwischen dem 10er-Zahlensystem und den zehn Fingern gibt, liegt wohl auf der Hand 2. So sind sogar die Römischen Zahlen als abstrahierte Handdarstellungen zu verstehen (I steht für einen Finger, V für eine ganze Hand und X für zwei gekreuzte ganze Hände). Das Oktalsystem aber ist ein Zahlensystem, dass nicht auf der Zahl Zehn sondern auf der Zahl Acht basiert. Es werden nur die Ziffern null bis sieben verwendet. Beim Zählen im Achtersystem ist zu beachten, dass nach der Sieben nicht die Acht folgt, sondern eine Stelle weiter links erhöht werden muss. Im Oktalsystem gilt deshalb folgende Rechnung: 7 + 1 = 10. Die wenigen Bereiche in denen das System heute angewendet wird, sind Datenzugriffsverarbeitung in älteren Computer, Transpondercodes für Flugzeuge und höhere Mathematik. Entwickelt wurde es circa 1716 im Auftrag des schwedischen Königs Karl XII. von dem Erfinder Christopher Polhem. Zu der Zeit glaubte man, im neuen Achtersystem ein praktischeres Zählsystem für das Militär gefunden zu haben. Die meisten damals in Schweden verwendeten Materialkisten waren würfelförmig; acht kleine Kisten passten in eine große. Die Betreiber von www.octomatics.org haben noch einen Schritt weiter gedacht und das Oktalsystem in eine Form gebracht, die auch modernen Anforderungen an ein Zahlensystem gerecht wird. Ihre Überlegungen beinhalten eine ganz andere Schreibweise der Ziffern, die ein schnelles visuelles Addieren 3 ermöglicht, außerdem eine ganz neue

Wer allerdings glaubt, man könne mit zehn Fingern nur bis zehn zählen, irrt sich gewaltig. Den Chinesen reicht bereits eine Hand um bis zehn zu zählen – ein gerader Finger entspricht einer ungeraden Zahl, während ein krummer Finger für eine gerade steht. Man kann mithilfe eines kleinen Kniffs einhändig auch bis zwölf zählen. Hierfür muss man lediglich mit dem Daumen die Glieder der restlichen vier Finger einzelnd abzählen. Heftig wird es, wenn man das Dualsystem beherrscht. Wenn jeder Finger für eine Stelle in einer 10-stelligen binären Zahl steht, kann man mit zwei Händen sogar bis 1023 zählen. Die hier dargestellte binäre 10100 11011 entspricht etwa der dezimalen 667.

So könnten laut www.octomatics.com die Zahlen von null bis sieben in einem oktalen System aussehen. Die eigenartige Schreibweise leitet sich vom binären System ab und macht ein zügiges visuelles Addieren möglich. Addiert man beispielsweise die Eins (ein Strich rechts) mit der Zwei (ein mittiger Strich), erhält man durch das Zusammenfügen der beiden Striche die Drei (ein mittiger Strich und ein Strich rechts).

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Zeiteinteilung, bei der ein Tag in acht Einheiten zerlegt wird und die Woche acht Tage hat (vier Wochen sind immer noch ein Monat), sowie acht neue Weltzeitzonen. Auf ihrer Webseite weist die kreative Gruppe allerdings auf den experimentalen Ansatz ihrer Überlegungen hin: »of course we know, that a wide utilization of octomatics is not going to happen in the near future. The octomatics project is just a fun example to show, what can be done with simple visual concepts and some fresh thinking.« Dass eine Vier-Finger-Menschheit evolutionär gesehen unwahrscheinlich ist, wurde im Jahr 1997 von zwei Forschern der University of Michigan bestätigt. Diese untersuchten ein Gen, welches die Handanantomie beschreibt, also die Information der Fingerzahl enthält. Allerdings ist genau dieses Gen ebenso von wesentlicher Bedeutung für die fehlerfreie Ausbildung der Geschlechtsmerkmale. Um den 5. Finger auf Dauer wegzuevolutionieren 4, hätte das Gen mutieren müssen und hätte somit hochgradige Genitalmissbildungen verursacht und das wäre evolutionstechnisch ganz klar ein Fiasko. Die Eigenschaft fünfgliedrige Extremitäten zu besitzen, wird übrigens Pentadaktylie genannt. Die enge genetische Kopplung von Fingeranzahl und Fortpflanzung hat zu Folge, dass alle auf der Erde lebenden Vierbeiner zumindest im embryonalen Stadium eine Phase durchlaufen, in der man fünf Finger beziehungsweise Zehen zählen kann. Dies gilt selbst für Huftiere. Die Evolution lässt uns von daher keine andere Wahl. Wir müssen uns unserem dezimalen Schicksal fügen. 5

Der ausgestreckte Mittelfinger ist in großen Teilen Europas und Nordamerikas als eine sehr obszöne Beleidigung zu verstehen. Die Herkunft der Geste ist allerdings nicht ganz klar. In der römischen und griechischen Antike fand der digitus impudicus wohl Verwendung als Phallussymbol, das den Gegner einschüchtern sollte.

Fuck Off 5, Disneyland – High Five Pentadaktylie. 3CW

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Das angeborene Fehlen eines Fingers oder Zehs nennt man Oligodaktylie. Das Gegenteil davon ist Polydaktylie, auch Vielfingrigkeit genannt. Häufig werden zusätzliche Finger aus ästhetischen Gründen schon im Säuglingsalter operativ entfernt. Selbst funktionstüchtige Extra-Finger werden nur selten verschont. Die psychische Belastung wäre gerade für Kinder erwartungsgemäß sehr groß.

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(

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30 kg Reis

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1000000 – nüchtern betrachtet ist es nur eine Zahl, die aus einer Eins mit sechs Nullen besteht und eine Menge beschreibt, doch diese kleine Geschichte erzählt, was eine Million noch sein kann.

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Die Nacht ist kalt und windig, er schaut in den Himmel, sieht zu den unzähligen Sternen hinauf. Er spürt nichts. Millionen von winzigen, leuchtenden Punkten können sein Gemüt nicht besser stimmen. Manchmal ist eine Million keine Million. Und manchmal reicht eine Million nicht aus. Er steht auf dem Balkon und friert, zieht an der Zigarette und möchte wieder ins Warme, doch er will nicht zurück in die Küche. Denn da wartet noch Arbeit auf ihn. Morgen sollte ein schöner Tag werden, er wollte mit seiner Freundin feiern, denn ihre Beziehung zählt morgen genau eine Million Minuten. Es war ihre Idee, daraus ein Jubiläum zu machen. Das liebt er an ihr. Er kann sich noch genau an die Nacht erinnern, als sie zusammen kamen, sie lagen zusammen am See und schauten in den Himmel, es war sternenklar und sie fühlten sich einen Moment lang klein und unbedeutend und im nächsten groß und unbesiegbar. Alles fing damit an, dass sie in den Himmel blickend ihn fragte:

»Wie viel ist eigentlich eine Million?« »Viel«, antwortete er. – Ja, aber wie viel? Wie viel war eine Million? Er wusste es nicht. Jedenfalls nicht bewusst, er hätte schon fast geantwortet, eine Million ist viel Geld. Aber eine Million hat nicht zwangsweise mit Geld zu tun. Die Sterne zum Beispiel, sie waren Millionen von Lichtjahren entfernt. Eine Million, so etwas war nicht greifbar, nicht in Geld, nicht in Entfernungen und lag nicht in seiner Vorstellungskraft. Nüchtern betrachtet ist eine Million eine Zahl, die aus einer Eins und sechs Nullen besteht und eine Menge beschreibt. Er versuchte sich zu erinnern. Erinnern an das, was er von der Million wusste, um ihr eine sinnvolle Antwort zu geben. Er erinnerte sich an eine Matheaufgabe aus der Schulzeit, er hätte nie gedacht, dass die mal nützlich sein würde und schon gar nicht, dass er in so einer Situation an Mathe denken würde. Sein Lehrer stellte damals die Aufgabe auszurechnen, wie lang

eine Million Stunden seien. Das Ergebnis war 114 Jahre und ein paar Zahlen nach dem Komma. Es schien eine gute Antwort auf ihre Frage zu sein, also sprach er es aus. Er spürte, wie sie seine Hand fest drückte und sich aufrecht hin setzte. In dem bisschen Licht, welches die Nacht noch übrig hatte, konnte er die Fassungs-losigkeit in ihren Augen sehen. Es dauert einen Augenblick, ehe sie ihn fragend ansah:

»Ich werde keine Million Stunden leben?« So hatte er noch nicht darüber nachgedacht. Klar, eine Million Stunden sind 114 Jahre, das schaffen wirklich nur wenige Menschen, aber diese Tatsache macht das Leben doch nicht kürzer, sondern die Million gewinnt nur an Größe. Warum erschrak sie so? Doch ihre Fassungslosigkeit wandelte sich in Neugier, sie war erfasst von dem Wunsch zu begreifen, wie viel eine Million wirklich ist. »Wie lange sind eine Million Sekunden, oder Minuten und wie viele Jahre haben eine Million Tage?« fragte sie ihn neugierig. Er konnte es ihr in jenem Moment leider nicht sagen, wer kann das schon im Kopf ausrechnen? Heute weiß er: Eine Million Sekunden sind fast 12 Tage, eine Million Minuten füllen ein Jahr und 10 Monate und eine Million Tage sind so lang dass wir, zurückgerechnet im Jahr 730 v. Chr. landen. Angespornt durch die Neugierde suchten sie immer mehr Bespiele, eine Million zu begreifen. Er erinnert sich auch gern an die Million Sekunden, die sie zusammen am Meer verbrachten. Eine verrückte Idee, doch es war ein schöner Urlaub. Die Idee war es, abgegrenzt von Alltäglichem, einen Zeitraum von einer Million Sekunden bewusst zu erleben. Lärm aus der Wohnung unter ihm lässt ihn aus seinen Erinnerungen aufschrecken und ein Blick auf die Uhr verrät, dass es bald schon hell werden wird. Schon wieder wird die Stille der Nacht durch Türenknallen gebrochen. Das Ehepaar unter ihm hatte öfter Streit, wenn der Mann wieder nachts erst nach Hause kam. »Jetzt sei doch nicht so kleinkariert! …« hört er ihn

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brüllen. Kariert, 13 karierte Schulhefte haben eine Million Kästchen. Er erinnert sich, als er sie letzten Sommer besuchte und sie aufgeregt die Tür öffnete … »Komm mit!« sagte sie und nahm ihn an die Hand. In ihrem Zimmer angekommen, blieb er stehen und sah auf dem Boden einen Haufen Schulhefte, er blickte sie fragend an. »13 Hefte haben eine Million Kästchen.« verkündete sie stolz und drückte mir den Stapel Hefte in die Hand. Es waren alte Schulhefte von ihr. DIN A4 kariert ohne Rand. Noch immer steht er auf dem Balkon wie angewurzelt und blickt in die Nacht. Die Zigarette klemmt ausgebrannt zwischen seinen Fingern. Nun war es wirklich Zeit, sich der Herausforderung zu stellen. Er hatte nicht mehr lange, bis seine Freundin vor der Tür steht, und er wollte sie doch überraschen. Letzte Woche ist er durch die Stadt gelaufen, um etwas Besonderes für sie zu kaufen. Er stand an vielen Schaufenstern, hat sich Schmuck angeguckt und auch Parfum gerochen, doch das alles war ihm nicht besonders genug. Als er verzweifelt auf seinem Fahrrad den Heimweg antrat, versperrte ein großer Lieferwagen, der halb auf der Straße und halb auf dem Gehweg stand, ihm seinen Weg. Ein sehr hektisch wirkender Mann sprang von der Laderampe und ging gebeugt vor ihm über den Gehweg, auf einer Schulter trug er einen schwer wirkenden Sack. Es war ein Sack aus festem Leinen mit einem verblichenen Schriftzug: 30 kg Reis. An einer der vier Ecken schien ein kleines Loch zu sein, denn das weiße Korn rieselte vereinzelt auf den Boden. »Entschuldigen Sie!« rief er, sein Schritt wurde schneller, damit er dem Mann folgen konnte. »Entschuldigen Sie, Sie verlieren Ihren Reis.« Der Mann hielt inne, drehte sich um, schaute erst ihn an und dann wanderte sein Blick auf den Gehweg, auf dem sich schon über einige Meter eine feine Reisspur gebildet hatte. »Ach,« sagte er, »diese paar Körner, was ist das schon von der Menge einer Million.«, drehte sich um und wollte seinen Weg fortsetzen. »Bitte? Was sagten Sie gerade? Eine Million?« »Ja, 30 kg Reis sind ziemlich genau eine Million Reiskörner.« Im diesem Moment kam ihm

die Idee, könnte er ihr Reis schenken? Es wäre ja nicht einfach nur Reis, sondern es wären eine Million Reiskörner. Sie hatte doch immer den Wunsch, eine Million zu sehen und greifbar vor sich zu haben. Mit einer halben Tasse Zucker, die eine Million Zuckerkörner repräsentieren sollte, ließ sie sich nicht zufrienden stellen. Das war ihr zu vage.

30 kg Reis, das ist beste Beschreibung einer Million, kleine weiße Körner, greifbar, präzise, genial. Er verhandelte kurz mit dem Reishändler und erhielt einen neuen Sack Reis ohne jedes Loch. Der Reissack war wirklich schwer und der Weg zurück zu seiner Wohnung war schweißtreibend, aber das Gefühl, ein perfektes Geschenk gefunden zu haben, überwog. Zu Hause angekommen stellte er den Reissack in die Küche. Da stand sie vor ihm, gebändigt in einem Sack aus Leinen, die Million. Doch wirklich bändigen lassen wollte sie sich nicht, denn nachts schrak er auf von einem dumpfen Knall. Er schlug die Bettdecke zurück und öffnete die Küchentür … der Sack Reis war umgefallen und das weiße Korn war in der kompletten Küche verteilt. Jetzt bewegt er sich das erste Mal wieder. Er drückt die kalte Zigarette in den Aschenbecher, dreht sich um und betritt die Küche. Es wirkt wie eine nicht zu bewältigende Aufgabe, es wirkt aussichtslos, dieses Chaos. In diesem Moment begreift er die Menge einer Million. Es fühlt sich wirklich an wie eine Million. So steht er da in dem Meer aus weißen Körnern – doch plötzlich grinst er, geht zurück in sein Zimmer, legt sich ins Bett und freut sich darauf, morgen mit seiner Freundin eine Million Reiskörner aufzusuchen. 8LE

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114 Jahre

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Unbenannt-2 7

28.07.2010 14:11:34 Uhr

Unbenannt-2 8

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Unbenannt-2 9

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Unbenannt-2 10

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Unbenannt-2 11

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Unbenannt-2 12

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Abb. 13: Glück und Pech 78 84

— Treskaidekaphobie — Die Wilde 13

In unseren Breiten gilt die Zahl 13 als die wohl schlimmste Un glückszahl überhaupt. Weltweit gesehen ist man sich in dieser Frage aber eher uneinig. Während man in Wellington/Neuseeland Hochhausbüros, die im 13. Stockwerk liegen, nur an die Regierung vermieten kann, wird die 13 in Lateinamerika als heiliger Glücks bringer verehrt.

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Unbenannt-2 1

28.07.2010 14:11:33 Uhr

Unbenannt-2 2

28.07.2010 14:11:33 Uhr

Unbenannt-2 3

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Unbenannt-2 4

28.07.2010 14:11:33 Uhr

Unbenannt-2 5

28.07.2010 14:11:33 Uhr

Unbenannt-2 6

28.07.2010 14:11:34 Uhr

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Abb. 23: Verschwörung 90 — Magische Zahlen 98 — 20 Abkürzungen zum Grübeln 100 — Geheimcodes

Im September 1975 veröffentlichten Robert Shea und Robert Anton Wilson die Illuminatus!-Triologie und traten damit eine noch nie dagewesene Welle von Verschwörungstheorien los. In den Romanen wird der Zahl 23 und ihrer Quersumme fünf eine verborgene das Weltgeschehen beinflussende Bedeutung zugesprochen. Tatsache ist jedoch, dass die meisten der historischen Verweise in Illuminatus! fiktiver Natur sind.

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Dieses Rätsel bedarf weder Intelligenz, noch mathematischer Fähigkeiten. Die Lösungen beruhen auf der Tatsache, dass unser Gedächtnis Verknüpfungen zwischen Zahlen und Sachverhalten herstellt. Hier ein Beispiel: 26 B im A = 26 Buchstaben im Alphabet.

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Alea iacta est. Das Sprichwort ist in dieser Version erst-

mals beim Geschichtsschreiber Sueton belegt: Am zehnten Januar 49 vor Chr. erschien Julius Caesar mit seiner Armee am Rubikon, dem Grenzfluss zwischen der Provinz Gallia cisalpina und Italien, das kein römischer Feldherr mit seinen Truppen betreten durfte. Zunächst sagte Caesar: »Etiam nunc regredi possumus; quod si ponticulum transierimus, omnia armis agenda erunt.« »Noch können wir zurück; wenn wir diese kleine Brücke überschreiten, wird alles mit Waffen auszutragen sein.« Während er noch unschlüssig dastand, kam ein Hirte heran, entriss einem Soldaten die Trompete, überschritt den Fluss und blies Alarm. Darauf sagte Caesar: »Eatur quo deorum ostenta et inimicorum iniquitas vocat. Iacta alea est.« »Dorthin führt der Weg, wohin die Zeichen der Götter und die Schandtaten der Feinde rufen. Geworfen ist der Würfel.«

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n te ch ne re ge t. m t ge lls aa ufa nim mi r w Z ein der ist g n ne ls e ei n a ag l ist llta che n L fe A is le uf ele f a Spi ete ür . Im etr pie 50 . n t r s w ur W en ich iel de om en mi W50 m iel ze Sp ae ge oll el an ne in v sge ete Hex den in R ürf ein ten beei i t u W r r t ch nd e a rei de fü ich in alb Se e) mi na t u in rb o ch chl . E sh die Dic so 50. D n er m f e tve us au sä en de d n , d im ur is ub e pt eb ist wir (vo äre ein nte lt w el an a f nd nn W me e K am hau eg d « n f g n N r D ta ei m r k et e m u a ns en h de and rift der lche l) an eit ngl it » Hie Wü be ine s a rt t S . a e h r s ge g e e e E c e s a i m c n f d l In hl be itige un zu iel, dat hen Ge he s na t Ab bes urd n w ür n a rie se en en sp n z ei n Ru ine mi en, so w che n W us lic o t r h t e er g d Flä (vo st sc n50 ltes ehö ret rist ög mm ere u ) i ile n ei e ä l g n B r Ch n m kga eit n in ), nt ab ne n. D n A t un 100 »W« e in u n an st de a Di ürfe che vo ine ac ch w ma ak ., i en en n fes n, d e s z W nis 000 d e es B No te er Ir Chr ), l g ar vo ur kte gem t bi land i fe db le, W ira 3 un d llt. ch ch v. an r . . i a ür hei bo es Pun ite l m sch ca ird ufer rste m rdl nd kist Chr t W e d e e a de nö se Pa . h rsc ym is en ss ürf eu w lä d v ( r ( D m u ac te l S n el ch n Vo iels Fu ra rta aro nd r su irca nf un rfe geb d vi Se us W in w h ei r e e s p e c S en Wü Er en se na ird h st Ga 3. Ja jo-D aus n d auf erte el ei er n as ch ie hi n w n rt i frü e i f d r t e p s r n m hr ei d re l ( me gt nn tsp nur übe eite Te ühe oh . Jah rde r ei da Wü Be ä a u U fe r r M 3 S s r e f u w ür von u tr t d r en eist da er nd tes en adt rist den g d tzt. lw u r n az eig de l m ibt hl d t h ä b e ie ne sp ne n S r C wu mu ges Sp ei t. D ol z 6 o rfe s g za E n n n e Da che vo rin tim ein Ei en die mb bis Wü en. e A a s is 0 e r D Eb tor s Sy rn 1 riff m . Di 60 el. Be eit 2 ra ese iffe Beg nom en w i ie Sp r d ngs Di n Z m er erd b e fü egu de it d r ü zt w w m rpe set Kö nge ei

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Als Zufallsgenerator eingesetzt, wird von einem Würfel üblicherweise eine Gleichverteilung der möglichen Ergebnisse erwartet. Diese sollen also auf lange Sicht gleich häufig eintreten, falls die Würfe nicht bewusst beeinflusst werden. Dann nennt man den Würfel einen fairen, idealen oder echten Würfel oder (nach Pierre-Simon Laplace, der an der Gleichverteilung forschte) einen Laplace-Würfel. Bei der Fertigung des Würfels treten immer Abweichungen auf, durch die der Würfel nicht ganz ideal ist. Für hochwertige Würfel kann man diese aber sehr gering halten. Besonders aufwendig ist auch die Herstellung von KasinoWürfeln, auch Präzisionswürfel genannt. Für das professionelle Glücksspiel werden höchste Anforderungen an die Idealität der verwendeten Würfel gestellt. Dazu wird statt der sonst üblichen Kunststoffe Celluloseacetat verwendet, das sich komplett bla-

senfrei herstellen und somit besonders exakt verarbeiten lässt. Die Würfel werden nicht gegossen, sondern früher mit Diamanten, heute mit Lasern aus größeren Blöcken geschnitten. Seit den 1960ern ersetzt Celluloseacetat das leicht brenn- und lösbare Cellulosenitrat. Aber auch das modernere Material hat eine Schwäche: es ist temperatur-, feuchtigkeits- und lichtempfindlich und beginnt nach einiger Zeit zu kristallisieren und spröde zu werden. Neben den höheren Kosten ist dies ein Grund, weshalb derartige Würfel nur in Kasinos zum Einsatz kommen, wo sie häufig ausgetauscht werden, und nicht im Privateinsatz, bei dem die Nutzungsdauer meist wesentlich länger ist. Um die Ausgeglichenheit der Würfelergebnisse nicht zu gefährden, wird bei Kasinowürfeln zur Füllung der Augen nur Farbe mit der Dichte des Würfelmaterials verwendet. Je nach Spiel und Kasino sind die Kanten und Ecken scharf (razor edge) oder abgerundet (ball cornered) und die Oberfläche matt (sanded) oder poliert (polished).

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Bei letzterer Behandlung sind die Würfel durchsichtig, wodurch einige Zinkmethoden erkennbar würden. Zu den verwendeten Sicherheitsmerkmalen gehören außerdem Seriennummern, im Inneren sichtbare Zeichen oder auf UV-Licht reagierende Beschichtungen. Gelegentlich wird die Wahrscheinlichkeitsverteilung bewusst zugunsten bestimmter Ergebnisse manipuliert, möglichst ohne den Würfel optisch zu verändern, um sich im Spiel einen Vorteil zu verschaffen. In diesem Fall nennt man den Würfel gezinkt. Die Möglichkeiten beinhalten unter anderem das Verändern der Gewichtsverteilung, unterschiedlich stark abgerundete Kanten oder Ecken sowie verzogene Flächen. Zu stark gezinkte Würfel verraten sich oft durch eine torkelnde Rollbewegung, was beim Einsatz eines Würfelbechers nicht weiter auffällt. Eine weitere Möglichkeit ist es, im Inneren des Würfels einen Dauermagneten zu platzieren, um dann den Würfelwurf durch einen zweiten Magneten, den man z. B. unter die Tischplatte hält, zu beeinflussen. Um das Zinken zu erschweren, werden in den meisten Kasinos daher transparente Würfel eingesetzt. 6SW

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Unbenannt-2 13

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∞

Abb. : Das Unbegrenzte 140 146 150 154

— — — —

VERDINT Tarot Goldener Schnitt Fibonacci

Die sogenannte Lemniskate ist die Figur einer liegenden Acht. Das Symbol steht in Mathematik und Physik für Unendlichkeit und Unbegrenztheit. Über die Unendlichkeit selber kann man nur spekulieren – ein Physiker beschreibt sie so: »Die Unendlichkeit ist weit – vor allem gegen Ende«

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ZWEI MAL DREI MACHT VIER WIDDEWIDDEWITT UND DREI MACHT NEUNE. ICH MACH’ MIR DIE WELT, WIDDEWIDDE WIE SIE MIR GEFÄLLT. PIPI LANGSTRUMPF

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Ja, von wegen.

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RDINT Ausflug in die dritte Dimension mit normierten Auswüchsen – Ich erhob mich vom Lederstuhl, einem Designklassiker, ging über den provisorischen Teppich mit den leichten Wellen und äußerte meinen Wunsch: »Äh, könnte ich wohl einen Fineliner kriegen? Meiner ist leer.« Emotionsneutral formulierte Gegenfrage, der Blick fixiert weiterhin den Monitor: »Welche Stärke?« Was hatte da noch auf meinem Copic gestanden ... Er flitschte derweil dezent mit den Zähnen. Ich fragte mich immer, wenn er es tat, warum er es tat – aus Langeweile, aus Genervtheit oder aus schnöder Gewohnheit? Es war so eine Marotte von ihm. »… Eins Komma Null?« Der Architekt wunderte sich, dass das so lange dauerte, machte aber den Schrank hinter sich auf und kramte in der ergriffenen Tüte einen Stift hervor. Wieder zurück am Platz musste ich feststellen, dass der Stift doch zu dick war. Egal, ging es halt mit dem kratzigen Stabilo weiter. Tage später erfuhr ich in eins-zwei Nebensätzen, was es mit der Frage nach der Strichstärke auf sich gehabt hatte. Während besagter Gebäudeplaner mit Vorliebe für Bibliotheken und Archive charmant lächelnd eine meiner Detailzeichnungen zügig, sorgfältig und ausführlich mit einem Rotstift überarbeitete – er stellte gerne die obligatorische Frage »Ich darf doch?«, bevor er es tat – plauderte er etwas aus dem Architekten-Nähkästchen: Normiert. Alles festgelegt. Architektonische Zeichnungen eines bestimmten Maßstabes haben in entsprechenden Linienstärken angelegt zu werden. 1,0 mm Strichstärke als Volllinie zum Einzeichnen der Begrenzungen von Flächen geschnittener Bauteile. 0,5 mm Volllinie für sichtbare

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Kanten von Bauteilen. Dann 0,25 mm Linienbreite der Volllinie bei Maßlinien, Maßhilfslinien sowie Rasterlinien. Strichlinien bei verdeckten Kanten von Bauteilen in 0,5 mm Linienbreite. Gilt bei Zeichnungen im Maßstab 1:1, 1:5 oder 1:10. Mikrofilm- und rückvergrößerungstauglich. Im Nachhinein sehr schlüssig. Mit Fortschreiten der Verrotung meiner Vorlage, musste ich erfahren, dass auch die Schrift auf den Plänen nicht so durfte, wie sie wollte. Architekten lernen Normschrift. DIN 6776. In 3 genormten Größen. Bei Strichstärke 0,25 mm ist Schriftgröße h = 3,0 mm. Höhe der Kleinbuchstaben 7 Zehntel von h. Aja, Normzwang. Selbst das Falten der ebenfalls genormten Zeichenblätter erfolgt nach Vorschrift und zwar DIN 824. Und wer denkt sich das alles aus? Das Deutsche Institut für Normung. Dort sitzen Hunderte von Menschen an ihren Tischen und legen fest, wie es alle am besten zu machen haben. In jeder Hinsicht. Und in über 3.000 Arbeitsausschüssen. Unter Mitwirkung von mehr als 26.000 Experten der interessierten Kreise. Angefangen wurde damit 1918. Als erste DIN-Norm wurde die DIN 1 zur Definition der Kegelstifte ins Leben gerufen (Anmerkung: Als Kegelstift bezeichnet man ein konisches Verbindungselement, welches in wieder lösbaren Maschinenteilen verwendet wird). Heute gibt es etwa 30.000 Normen und es kommen ständig neue hinzu – jährlich geschätzte 2.000. Jede Norm wird alle fünf Jahre ordnungsgemäß überprüft, ob sie noch den aktuellen Anforder ungen entspricht. Falls nicht wird sie überarbeitet, komplett neu erstellt oder ersatzlos gestrichen. Im zwingend nötigen Revisionsprozess befindet sich gerade die DIN 16511 für Korrekturzeichen,

welche im Druckgewerbe Korrekturbedarf in Fließtexten und an deren Rändern markieren. Diese Norm enthält veraltete Zeichen für längst vergangene Phänomene aus Bleisatzzeiten, die im heutigen Druckprozess gar nicht mehr vorkommen und nur handschriftlich auf Papier verwendbar sind. Daher wird fiebrig an neuen Korrekturzeichen gearbeitet, die auch im digitalen Workflow zum Kommentieren in z. B. einer PDF verwendbar sind. Sinnvolle Richtlinien für die einzelnen Normen werden in Zusammenarbeit mit kompetenten Vertretern von Industrie und Handwerk erarbeitet, damit das, was definiert wird, auch Sinn macht. Schließlich dient die Normierung alles Normierungsmöglichen der Vereinfachung durch Vereinheitlichung und sorgt für erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Normiert wird nicht nur deutschlandweit, sondern europa- und weltweit. Flächendeckende Kompatibilität fördert den Handel. Grenzt das an Normierungswut? Allein im Bereich des architektonischen Arbeitsgebietes gibt es anscheinend hunderte von DIN-Normen, wobei ich Zweidimensionalistin und Bevorzugerin der freien, ohne Lineal gezogenen Linie, wohl etliche unterschlage. Der Architekt und Zähneflitscher könnte sicherlich ausnahmslos alle numerologisch geordnet oder auf Wunsch nach Themen gegliedert aufzählen: DIN 6771-2 zur Normierung von Stücklisten. DIN 18065, Bestimmungen für Gebäudetreppen, Hauptmaße. DIN 18201, Toleranzen im Bauwesen… Vielleicht würde er aber auch nur so tun, als ob. Und ich als Absolviererin des Schnellkurses Innenarchitektur könnte ihm nicht das Gegenteil beweisen. Womit er sich aber gewiss nicht auskennt, da es sich seinem natürlichen, verdinten Arbeitsumfeld

1,00 0,50 0,25 0,35

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entzieht, ist folgender interessanter Bereich: Grillkohle. Auch hier haben die Normer zugeschlagen. Laut DIN EN 1860-2 (Nachfolger von DIN 51749) hat ordnungsgemäße Grill-Holzkohle einen Anteil von 75% an fixem Kohlenstoff aufzuweisen. Und darf einen Maximalwert von 8% Aschegehalt in der trockenen Holzkohle nicht überschreiten. Als trocken wird Holzkohle bezeichnet, wenn der Gesamtfeuchtegehalt ebenfalls bei maximalen 8% liegt. Normierte Grillkohle setzt sich zudem aus definierten Anteilen verschiedener Korngrößen zusammen. Nicht mehr als 10% der Stücke dürfen größer als 80 mm sein. Mindestens 80% hingegen müssen größer sein als 20 mm. Maximal 7% darf der Anteil einer Korngröße von 0 mm (sozusagen nicht existent) bis 10 mm betragen. Und was ist Grill-Holzkohle überhaupt? Ein fester Rückstand der Verkohlung von Holz oder son stiger pflanzlicher Bestandteile (Materie), der beim Brennen nicht außergewöhnlich stark ausspritzt/Funken bildet, der nicht künstlich chemisch behandelt oder künstlich chemisch vorbehandelt wurde, dessen Hauptbestandteil Kohlenstoff und dessen Aschegehalt minimal ist. Oder noch etwas, Rasen zum Beispiel, im speziellen Stadion-Rasen. Die Beschaffenheit der Bodenbedeckung, jener Teil des Bodens, der bei senkrechter Betrachtung mit lebendem Grasmaterial bedeckt ist, wird durch DIN EN 12231 (Sportböden – Prüfverfahren – Bestimmung der Bodendeckung bei Naturrasen) geregelt. DIN EN 12233 dagegen beschreibt ein einheitliches Meßverfahren für die Schnitthöhe von selbigem lebenden Pflanzenmaterial. Natürlich gibt es auch eine Norm für das Schneidegerät, den Rasenmäher. Was als zwanghafter Normierungswahn anmutet und bisweilen skurrile Wurzeln zu schlagen scheint, ist aber durchaus sinnvoll.

Wie wäre Aktenordnern zumute, wenn vermehrt zu archivierende Akten das 210 x 297 mm Format, besser bekannt unter dem gesellschaftlich etablierten Namen DIN A4, sprengen würden? Wo kämen wir denn da hin? Schließlich sind die DIN-Formate in DIN 476 im Jahre 1922 eindeutig festgelegt worden und diese Norm diente sogar als Grundlage für das internationale Äquivalent DIN EN ISO 216, das nahezu weltweit adapiert wurde. Es gibt in der Geschäftswelt des inter nationalen Handels allerdings ein paar Ausnahmen an Schriftstücken aus dem vorwiegend marrokkanischen Raum (neben Kanada und Amerika), die sich frevelhaft unnormiert über diese Formatvorgabe hinweg setzen und der europäischen Industriekauffrau beim Abheften einen Seufzer entlocken, da besagte Schriftstücke an den Ecken überstehen. Deutlich überstehen. Und knicken. Und herumflattern. Und sich beim Wegstellen des Ordners am Holzregal abschubbern. Und hängenbleiben. Und einreißen. So nötigt man als überformatiges Blatt Papier den Büroangestellten zu einem kurzen Spruch wie »Ach, immer unsere Marrokkaner, tststs.«. Die Kollegen schmunzeln mit und ein Auftrag auf einem nicht normiert formatiertem Geschäftspapier sorgt für einen kurzen Moment der Erheiterung. Gäbe es allerdings mehrere dieser Kandidaten, würde es anfangen, Zeit und Nerven zu kosten und das Amusement wäre dahin. Also soll bitte zum Wohle aller genormt weiter gearbeitet werden. In den Redaktionen und Verlagen mit ihren Korrekturzeichen, in den Büros mit ihren Akten und Ordnern, in den Stadien mit ihren Graslängen, bei den Architekten mit ihren Strichstärken und ich freue mich auf das nächste Grillen im Park. Mit verdinter Grillkohle. freundlichst zweidimensionalistisch, 7BN

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