Chancen_Risken 03/2021

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Im Blickpunkt

Auftanken, abschalten

WIR BADEN IM WALD. Der Wald liefert nicht nur Holz, ihm wird auch eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Aus Japan kommt die sogenannte Praxis des Waldbadens. Was das ist, erklärt uns Waldbaden-Trainer Michael Haider aus Waldhausen im Strudengau.

Herr Haider, ganz salopp gefragt: Warum kann man beim Waldbaden nicht einfach von Spazierengehen reden? Wo liegt der tiefergehende Unterschied? Wenn Sie im Wald spazieren gehen, bewegen Sie sich ungefähr mit 5 km/h vorwärts, beim Waldbaden reduzieren wir diese Geschwindigkeit auf 1 km/h und weniger. Bei meinen Standardeinheiten von ca. drei bis vier Stunden Dauer legen wir meist keine drei Kilometer zurück. Ein wesentlicher Unterschied zu Spazierengehen, Joggen oder Mountainbiken.

Die Beziehung Mensch und Wald ist seit Urzeiten eine enge. Wie kann man die Wechselwirkungen zwischen Bäumen und Menschen beschreiben? Die evolutionäre Entwicklung des Menschen verlief über Millionen von Jahren in Koexistenz mit den Bäumen und im Wald. Wenn man zum Beispiel die Verästelungen der Bronchien betrachtet, ist eine frappante Ähnlichkeit mit der Krone eines 20 |

Laubbaumes augenscheinlich. Wir haben uns gemeinsam mit den Bäumen und dem Wald entwickelt. Leider ist durch die industrielle Revolution und die damit einhergehende Urbanisierung diese Verbindung mit der Natur bei den meisten verloren gegangen. In unserem Unterbewusstsein ist sie aber sehr wohl noch „abgespeichert“ und kann beim Waldbaden reaktiviert werden.

Waldbaden bedeutet demnach mehr als „Wellness“. Man sagt, im Wald steige die Zahl der Killerzellen und das Immunsystem verbessere sich, schreiben die Wissenschaftler. Blutdruck, Kortisol und Puls würden sinken – „schon nach einer Stunde im Wald“. Wie lauten Ihre Erfahrungen damit? Aus meiner ganz persönlichen Erfahrung kann ich nur sagen, dass ich mittlerweile medizinische Laborwerte wie ein gesunder Zehnjähriger habe! Leider habe ich mit meinen 53 Jahren einige Abnützungen des Bewegungsapparats, die mich in meiner Mobilität einschränken. Aber anhand vieler Beispiele von Teilneh-


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