DEUTSCHLANDS SCHÖNSTE SEITEN
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BAHNREISEN ZU GIPFELN, ÜBER BRÜCKEN, DURCH GROSSBAUSTELLEN, KLEINE WELTEN UND IN ALTE ZEITEN
WILDTIER
DER DACHS, EIN
MEISTER DES TIEFBAUS
WELTERBE DIE SCHÖNE UTA IM NAUMBURGER DOM
HANDWERK
BUNTE SCHEIBEN AUS DER GLASHÜTTE
16 ZUG UM ZUG Bilderreise zu Eisenbahnwelten
24 PILGERSTÄTTEN Ausflugstipps für Bahnfans
28 ROLLENDE LEGENDE Mit dem Rheingold von Köln nach Trier
34 STEIN FÜR STEIN Trümmerbahnen
36 NÄCHSTER HALT Ausrangierte Bahnhöfe erwachen zu neuem Leben
40 LÄNDER, ZÜGE, ABENTEUER Besuch im Miniatur Wunderland Hamburg
45 GEWUSST WO?
48 HANDWERK: KUNST AUS GLAS Eine Glashütte fertigt mundgeblasene Scheiben
Titelbild: Winter auf dem Brocken mit der Harzer Schmalspurbahn
54 DIE WEISSE FRAU Sagenhafte Geistergestalt
56 BILDSCHÖN & STEINREICH Das Altmühltal
64 TÄGLICH BROT Das traditionelle Abendbrot
66 WELTERBE: IM DOM DER SCHÖNEN UTA Der Naumburger Dom mit den berühmten Stifterfiguren
HAUS & HOF
74 MARKTFRISCH Schinkenspezialitäten
78 GARTENTIPPS Die beliebtesten Zimmerpflanzen
80 DÜFTE VON WELT Kulturgeschichte des Parfüms
82 BASTELTIPP Futterstelle für Vögel
NATUR
84 MEISTER DES TIEFBAUS Wildtier Dachs
88 AUF ALLE FÄLLE Naturdenkmal Triberger Wasserfälle
94 KURZTRIPS Auf nach ... Leipzig, Donauwörth, Osnabrück
100 DAHEIM-RÄTSEL
102 NACHTS IM SCHNEE Mondscheintour auf Schneeschuhen
106 VOLKSLIEDER
NEU NEU
90 SÜSSE LINDERUNG Anis ist gut für die Verdauung und bereichert Speisen
93 LESER FÜR LESER
108 KÜNSTLERISCHE FREIHEIT Künstlerkolonien des 19. Jahrhunderts sind heute schöne Ausflugsziele
114 POLITIK & PRALINEN Brüssel – die vielseitige Hauptstadt Europas
120 LUXUS AUS KREFELD Ein deutscher Sattler gründet in Paris die Luxusmarke Hermès
122 GRÜSSE AUS SAMOA
123 VORSCHAU
SONDERFAHRT
Beeindruckender Auftritt: Der Rheingold schlängelt sich durch Linz am Rhein Im Rheingold-Zug reisen die Fahrgäste wie im vergangenen Jahrhundert. Ein Ausflug von Köln nach Trier
TEXT: DOROTHEE FAUTH
In der Modelleisenbahnanlage Miniatur Wunderland in Hamburg kann man auf Weltreise gehen
TEXT: SILVIA TYBURSKI
Knuffingen steht in Flammen, und auf Schloss Löwenstein brennt es. Gerade werden eine Wohnung und dann auch noch ein LKW auf der Straße vom Feuer erfasst – und das nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Alle 15 Minuten muss die Feuerwehr der 10 000-Einwohner-Stadt unter Sirenengeheul ausrücken. Zum Glück hat
es das Zentrum mit den historischen Häusern und die Brauerei noch nicht erwischt.
Die Einwohner nehmen den permanenten Alarm ungerührt hin. Nicht weit vom brennenden Laster erntet ein Landwirt seine Blumenkohlköpfe, auf dem Wochenmarkt machen Menschen ihre Besorgungen, auf der großen Kirmes schräg gegenüber dreht sich das Riesenrad. Und der Bahnverkehr?
Bahnhof am Ende der Welt: Patagonien, die raue Südspitze Südamerikas
Läuft reibungslos am vielgleisigen Knuffinger Bahnhof – als wäre das Inferno hier Alltag. Ist es auch. Im mitteldeutschen Abschnitt des Hamburger Miniatur Wunderlands passiert all das Tag für Tag.
Ständig lässt sich das Team etwas Neues einfallen Früher wurden in dem historischen Speicherhaus aus Backstein nahe der
HANDWERK
Die Glashütte Lamberts im bayerischen Waldsassen stellt mundgeblasene Scheiben her
TEXT: MARLIES HEINZ
Der Glasmachermeister bläst die glühende Kugel auf, bevor sie aufgeschnitten und ausgebreitet wird
Wer das Glühen und Schwenken, Zischen und Klirren in der Ofenhalle der Glashütte beobachten möchte, der sollte bereits vor Ort sein, wenn Steffi Reichl ihre Glasgalerie öffnet. Der Raum unter dem Hallendach ist Shop und Aussichtsplattform gleichermaßen. Zu sehen gibt es Außergewöhnliches, denn die Glashütte Lam-
berts im bayerischen Waldsassen ist die einzige in Deutschland, die mundgeblasenes Flachglas fertigt. Die Unesco würdigte die hier praktizierte traditionelle Methode Ende 2023 als immaterielles Weltkulturerbe
Mindestens ebenso interessant wie der Blick in die Regale mit den gläsernen Kunstwerken ist also der durch die Fenster der Galerie hinab in die Ofenhalle. Über das Geschehen spannt sich ein weites gewölbtes Holzdach, eine freitragende Konstruktion, die 1906 an dieser Stelle errichtet, aber schon zehn
Das Altmühltal ist ein Paradies für Wanderer, Radfahrer, Kanuten und Fossilienfreunde
TEXT: ANDREAS STEIDEL
Grandiose Aussicht von den Kalkfelsen des Altmühl-Panoramawegs über das Flusstal
Parfüm betört und steigert das Wohlgefühl. Das wussten bereits die alten Ägypter
TEXT: MONIKA JOHNA
Kleopatra, die Königin der Verführung, hatte den richtigen Riecher. Sie soll sich mit Myrrhe, Kiefernholz und Zimt ein betörendes Aroma zugelegt haben. Die Geschichte des Parfüms begann aber schon vor ihrer Zeit. Vor 5000 Jahren wurden in Ägypten Weihrauch und Myrrhe verbrannt, um böse Geister zu vertreiben und die Verstorbenen ins Jenseits zu geleiten.
Später mixten Priester im Orient mit Hölzern, Kräutern und Ölen wohlriechende Tinkturen. Durch die Kreuzzüge gelangte die Kunst der Duftwasserher-
1. Provence: Lavendel, der in Südfrankreich auf ganzen Feldern wächst, gehört zu den beliebtesten Düften.
2. Hamburg: Ende des 19. Jahrhunderts galt im Norden Maiglöckchen als unwiderstehlich. 3. Ägypten: Bereits in der Antike waren Duftwässerchen angesagt. 4. Köln: Der deutsche Parfümklassiker ist „Kölnisch Wasser 4711“. 5. Grasse: Sammlung alter Flacons in einem der bekanntesten Parfümerie-Zentren weltweit
stellung auch nach Europa. Ein Segen für Sonnenkönig Ludwig XIV. und sein Gefolge: Im 17. Jahrhundert hielt man Waschen für schädlich. Dementsprechend penetrant rochen die menschlichen Ausdünstungen. Gut, dass es damals für die feine Gesellschaft schon Parfüm gab, um die strengen Gerüche bei Hofe zu übertünchen.
Der italienische Alchemist und Apotheker Francesco Tombarelli ließ sich 1580 im südfranzösischen Örtchen Grasse nieder, um in seinem Laboratorium Düfte herzustellen. Daraus wurde schließlich eines der bekanntesten Zentren der Parfümerie.
Spätestens seit dem Erscheinen von Patrick Süskinds Roman über einen Mädchen mordenden Parfümeur ist der Name des Städtchens auch denjenigen ein Begriff, die bei Parfüm sonst eher die Nase rümpfen. Auch Deutschland gehört zu den Ländern, die in der Geschichte des Parfüms eine Rolle spielen. Napoleon, Mozart, Voltaire und Goethe wussten das legendäre Kölnische Wasser, das Eau de Cologne, zu schätzen. Erfinder und Namensgeber war der Italie-
ner Johann Maria Farina. Der Kaufmann Wilhelm Mühlens entwickelte aus der Rezeptur die Marke 4711, angelehnt an die Hausnummer der Firmenadresse. Zu den absoluten Verkaufsschlagern zählt das legendäre Chanel No.5. Im Modehaus Chanel 1921 entwickelt, wurde es in den 1950er-Jahren durch Marilyn Monroe weltweit bekannt. Ein Hauch Luxus und Glamour umweht das blumig duftende Parfüm bis heute. Kleopatra würde das bestimmt gefallen.
KULTUR
Künstlerkolonien waren Orte der Freiheit, Zuflucht und Erneuerung – und sind heute lohnende Ausflugsziele
TEXT: DOROTHEE FAUTH
Raus aus den rauchenden Städten, weg von den konservativen Akademien. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert schlossen sich Maler und Malerinnen auf dem Land zu Künstlerkolonien zusammen. Eine wichtige Voraussetzung dafür war die Erfindung der Farbtube. Ohne das Utensil im Taschenformat hätten die Künstler kaum im Freien unterwegs sein können.
Berauscht von der Einsamkeit, der Weite und dem Licht eröffneten einige im Fischerdorf Ahrenshoop auf Fischland-Darß-Zingst eine Malschule der Klassischen Moderne. Bis heute mischt sich in dem Ostseebad eine lebendige Kunstszene aus Badegästen und Kunstliebhabern. Von der blauen
Kunstkate aus dem Jahr 1909 bis zum modernen Kunstmuseum finden sich in dem 600-Seelen-Ort eine Vielfalt an Galerien und Ausstellungshäusern. Ein Kunstpfad führt Spaziergänger zu den beliebtesten Motiven der Maler: Küstenlandschaften, reetgedeckte Häuser, Mühlen und Meer.
Das Künstlerdorf Ahrenshoop auf FischlandDarßZingst war und bleibt ein Sehnsuchtsort