Reader's Digest Magazin Februar 2025

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KLAR TEXT!

Was Männer Frauen immer schon sagen wollten

BLUTZUCKER, HORMONE & CO. So gut sind Tests

Ein Seniorenheim für Elefanten

Film: Désirée Nosbusch über gute Geschichten

Quiz: Die größten Überraschungen bei den Oscars China: Wo Moral und Regeln Schulfächer sind

IN DIESER AUSGABE

Artikel

54 Völlig losgelöst

30 Gefangen unter Wasser

Unter einem gekenterten

Boot kämpfen eine Mutter und ihre kleine Tochter um jeden Atemzug

40 Die Lebensbotin

Gespendete Stammzellen sind die letzte Hoffnung für Tausende Leukämiepatienten. Freiwillige wie Anne-Kristin Sturm transportieren sie

TiTelgeschichTe

46

Was ich dir schon immer sagen wollte … Männer und Frauen aus aller Welt

reden Klartext. Teil 2: die Herren

Reisen ins Weltall – davon träumen Menschen schon lange. Für manche wird der Traum wahr

60 So gut sind Tests für zu Hause

Mediziner verraten, in welchen Fällen bequeme Heimtests sinnvoll sind

KlassiKer

66 Das Besuchskaninchen Ein flauschiger Hausgenosse mit langen Ohren erobert die Herzen einer Familie

71 Hinter Gittern 13 faszinierende Fakten über berühmte Gefängnisse

94

74 Überlebt!

Drei Menschen schildern, wie sie ungewöhnliche medizinische Notsituationen überstanden haben

86

Und der Gewinner ist …

Ein Quiz rund um die größten Überraschungen bei den Oscars

90

Ballerina mit 50 Ihr neues Hobby lehrt unsere Autorin ungeahnte Beweglichkeit

94 Ein Seniorenheim für Elefanten

Hier verbringen betagte Dickhäuter ihren Lebensabend in Würde

102 Die Kalendergirls

Nach dem Tod von Mollys Ehemann organisieren Freundinnen Unterstützung für ein ganzes Jahr

108 Onlineshopping für Anfänger

Der Kauf eines Ersatzteils wird zum Hindernislauf

112 Eine Winterreise

Fernab vom irischen Festland bewahren die Aran-Inseln ihr reiches keltisches Erbe

Mehr lesen

120 Moral & Regeln

Ein US-Amerikaner unterrichtet an einer Universität in Chengdu, China. Derweil besuchen seine Töchter die örtliche Grundschule, an der so einiges anders läuft als zu Hause

Gesundheit

Idealgewicht neu gedacht; Forscher setzen auf spezielle Moleküle bei Arthrose; macht das Leben auf dem Land depressiv?

Nicht nur gekrönte Häupter lieben Kaiserschmarrn

Im Fokus

Schauspielerin Désirée Nosbusch über Erfolg, Niederlagen und Schicksal

IM FOKUS Die kleinen Momente zählen

Schauspielerin Désirée Nosbusch über Erfolge, Niederlagen und Wendungen des Schicksals

SCHON ALS TEENAGER hatte Désirée Nosbusch großen Erfolg als Radiomoderatorin, im TV, später auch in Kinofilmen. Mit 19 Jahren ging sie nach New York und lernte dort das Schauspieler-Handwerk von der Pike auf. Es folgten berufliche Triumphe, aber auch Niederlagen. Doch Nosbusch hat sich immer wieder neu erfunden. Jetzt legt sie mit dem Drama Poison – Eine Liebesgeschichte (ab 30. Januar im Kino) ihre erste Regiearbeit vor. Sie erzählt darin die Geschichte eines Paares, das sich Jahre nach der Trennung auf einem Friedhof trifft, um dort des Todes ihres gemeinsamen Sohnes zu gedenken.

Reader’s Digest: Warum haben Sie für Ihr Regiedebüt das Psychodrama „Poison“ ausgewählt?

Désirée Nosbusch: Als ich an der UCLA (University of California, Los Angeles, Anm. d. Red.) Regie studiert habe, war einer meiner Dozenten Mel Brooks. Und auf die Frage, woran man erkennt, dass man eine Geschichte unbedingt erzählen will, hat er geantwortet: „Eine gute Geschichte klebt an dir wie ein Honigtopf. Wenn du nicht davon loskommen kannst, dann musst du diese Geschichte unbedingt erzählen.“ Genau das ist mir mit Poison von Lot Vekemans passiert.

MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON DKMS

FOTO: © SVEN DÖRING; ILLUSTRATION: (HINTERGRUND)

DIE LEBENSBOTIN

FÜR TAUSENDE LEUKÄMIEPATIENTEN

SIND NEUE STAMMZELLEN DIE LETZTE

HOFFNUNG AUF HEILUNG

Dresden, Strassburger Platz, ein sonniger, kühler Frühlingsmorgen. An der Straßenbahnhaltestelle drängeln sich Schulkinder. Die Tram Richtung Universitätsklinik fährt ein, Anne-Kristin Sturm hebt ihren pinken Koffer und eine braune Box hinein. Die Schulkinder stürmen zu den letzten freien Sitzen. Sturm bleibt stehen, holt ihr Handy aus der Tasche und schickt die erste SMS für diesen Tag: „Code 1“. Es ist 7.35 Uhr.

Code 1 heißt, dass Sturm auf dem Weg ist, ihre kostbare Fracht abzuholen. In der braunen Box wird Sturm die Hoffnung auf Lebensrettung tragen. Sie soll an diesem Tag Stammzellen transportieren: von einem Menschen, der nach Dresden gereist ist, um sie zu spenden, zu einem Patienten, der in Schweden auf genau diese Stammzellen wartet.

Mehr als 13 000 Menschen sind allein in Deutschland im Jahr 2020 neu an Leukämie erkrankt. Für viele von ihnen ist eine Stammzellspende die letzte Hoffnung. In ihrem Knochenmark bilden sich neben Blutkörperchen auch gefährliche Krebszellen. Wenn diese durch Bestrahlung oder Chemotherapie nicht ausreichend eingedämmt werden können, hilft nur noch ein Neustart: Die Ärzte zerstören mit starken Medikamenten sowohl die bösartigen Zellen als auch die

Was ich dir schon immer sagen wollte

Was brennt den Geschlechtern auf der Seele? Reader’s Digest hat Männer und Frauen aus aller Welt gefragt

Teil 2: Die Männer

So gut sind Tests für zu Hause

Ärztinnen und Ärzte verraten, in welchen Fällen die bequeme Methode sinnvoll ist

Das Besuchskaninchen

AUSSERPLANMÄSSIGE VERHALTENSSTUDIEN AN EINEM NICHT ALLTÄGLICHEN HAUSGENOSSEN

MR. X, ein kastrierter Kater mit getigertem Fell, lebte in unserem Landhaus wie Gott in Frankreich. Er hatte alles, was er brauchte, bis hin zum komfortablen Korb am Kamin und einer eigenen Katzentür zur Gartenveranda. Er wurde maß los verwöhnt, trotzdem kam er hin und wieder mit einer Feldmaus an, um zu beweisen, dass er sich seine Frühstücksmilch verdient hatte.

Eines Januarmorgens stürzte unser Sohn Martin herein und schrie, Mr. X habe ein junges Wildkaninchen gefangen und sei drauf und dran, ihm den Garaus zu machen. Das Opfer, ein kleines, graubraunes Fellbündel, hockte starr vor Angst da. Am linken Ohr blutete es aus zwei Wunden.

„Du musst es retten, Papa!“ Mit Tränen in den Augen stampfte Martin verzweifelt mit dem Fuß auf, was den Kater derart einschüchterte, dass ich das kleine Kaninchen greifen konnte. Doch als ich es in den Armen hielt, sank es plötzlich zur Seite, wie tot vor Schreck.

„Unser kleines Karnickel“ – abgekürzt UKK –, wie wir es zu nennen pflegten, blieb nur am Leben, weil Martin es partout nicht sterben lassen wollte. Es atmete kaum noch, aber er hielt es über eine Stunde fest an sich gedrückt. Endlich erwachte es, blieb aber weiter mit geschlossenen Augen hocken und verweigerte jegliche Nahrung. Am Abend flößten Martin und ich ihm ein bisschen Milch mit Traubenzucker und Weinbrand ein.

Martin hielt die ganze Nacht bei dem unruhig schnaufenden Tier Wache, nachdem er es in eine Puppendecke gewickelt in den Katzenkorb gebettet hatte. Der Kater war empört über diesen Affront, doch Martin ließ ihn vernünftigerweise trotzdem im Zimmer. Mr. X sollte lernen, dass er UKK nie wieder etwas zuleide tun durfte.

Beim Frühstück berichtete Martin gähnend, aber glückstrahlend: „UKK ist über den Berg. Nach der letzten Cognakmilch hat es sich sogar schon seinen Schnurrbart geputzt.“

Später brachte ich dem Tier eine Handvoll Löwenzahnblätter und Klee aus dem Garten. Als es das Grünzeug verputzt hatte, hopste es aus dem Korb, machte einen Luftsprung, drehte eine Art Pirouette und kehrte in den Korb zurück.

Ich hatte auf unserem Grundstück einige große, mit Maschendraht eingefriedete Gehege angelegt, in denen ich unter annähernd natürlichen Bedingungen das soziale Verhalten von Wildkaninchen studierte. Martin ließ es nicht zu, dass ich UKK dort hineinsetzte. Er meinte zu Recht, die großen Kaninchen würden UKK drangsalieren, aber der wahre Grund war, dass er es als Haustier haben wollte.

So wurde das Karnickel als vollwertiges Mitglied in unsere Familie aufge­

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SAGEN KÖNNEN: ICH HABE ...

Und der Gewinner ist ...

Elf Quizfragen rund um denkwürdige Momente bei den Oscars

Von Doris Kochanek

1.

1974 kam es bei der Oscarverleihung zu einer Showeinlage, die nicht vorgesehen war. Der britische Schauspieler David Niven kündigte gerade Hollywoodstar Elizabeth Taylor an, die den Gewinner des besten Films verkünden sollte, als ein …

a) Hund ans Rednerpult pinkelte.

b) nackter Mann über die Bühne flitzte.

c) Polizist Niven wegen Drogenbesitzes festnahm.

2.

Für ihre Nebenrolle als Mammy in Vom Winde verweht erhielt Hattie McDaniel 1940 den Oscar – als erste schwarze Preisträgerin überhaupt. Und wurde zugleich rassistisch behandelt: McDaniel …

a) durfte keine Rede halten.

b) musste abseits ihrer weißen Kollegen sitzen.

c) war gar nicht eingeladen.

3.

Sechs Oscars heimste La La Land 2017 ein. Kurz feierte die Filmmannschaft sogar den Gewinn der Auszeichnung als bester Film. Doch die Freude währte nur Minuten. Faye Dunaway hatte den falschen Film zum Gewinner ausgerufen. Der tatsächliche Preisträger hieß Moonlight. Was passierte als Nächstes?

a) Das Licht erlosch, die Bühne wurde geräumt.

b) Dunaway fluchte unflätig.

c) Jordan Horowitz, der Produzent von La La Land, verkündete den echten Gewinner.

4. Roberto Benignis Freude über die Auszeichnung seines Films

Das Leben ist schön als bester fremdsprachiger Film bei den Oscars 1999 war riesig. Was machte der Italiener in seiner Begeisterung auf dem Weg zur Bühne?

a) Er kletterte über die Stuhllehnen.

b) Er tanzte durch den Saal.

c) Er schlug Purzelbäume.

5. Billy Crystal moderierte im Jahr 2000 die Oscarverleihung. Gleich zu Beginn bedankte er sich bei William Fulgear als dem Retter des Abends. Dieser war gar nicht in der Filmbranche tätig, sondern hatte …

a) Crystal Minuten zuvor aus einem defekten Aufzug befreit.

b) mit seiner Firma einen Tag vorher das Catering übernommen.

c) zuvor gestohlene Oscars in einem Müllcontainer entdeckt.

6.

1977 erhielt Beatrice Straight den Oscar als beste Nebendarstellerin. Gerade einmal fünf Minuten und 40 Sekunden war sie als Louise Schumacher auf der Leinwand zu sehen. Damit ist Straight die Preisträgerin mit dem kürzesten Auftritt und die Auszeichnung kam auch für sie überraschend. In welchem Film gab sie als Ehefrau einer Hauptfigur dieser auf unvergessliche Art den Laufpass?

a) Network

b) Rocky

c) Taxi Driver

ONLINESHOPPING FÜR ANFÄNGER

Der Kauf eines Ersatzteils für ein Haushaltsgerät wird für unseren Autor zum Hindernislauf

VON Richard Glover

Wann ist Einkaufen so nervig geworden? Alles, was ich will, ist ein kleines Ersatzteil für meinen Staubsauger bestellen, aber zuerst muss ich ein Kundenkonto eröffnen.

Na gut, ich eröffne ein Konto. Der Onlineshop fragt nach meinem Namen, meinem Alter, meiner Anschrift, meiner E-Mail-Adresse und meiner Telefonnummer. Ich muss ein Passwort mit mehr als acht Zeichen erstellen, von denen eines eine Zahl und ein anderes ein Symbol sein muss.

Außerdem werden die Antworten auf drei Sicherheitsfragen benötigt: der Name meines Lieblingslehrers, jener meines ersten Haustiers und der zweite Vorname meiner Mutter. Und natürlich meine Kreditkartennummer.

Ich gehe meine Brieftasche suchen, die ich schließlich unter der Couch im Wohnzimmer finde. Als ich wieder am Computer bin, ist das Zeitlimit überschritten und ich wurde ausgeloggt.

Also fange ich noch mal von vorn an, gebe alle erforderlichen Daten ein. Beim Lieblingslehrer aber kann ich mich nicht entscheiden, und hieß mein erstes Haustier Mischa oder Mascha? Wenn ich nur einen Buchstaben falsch schreibe, werde ich womöglich nie wieder Ersatzteile für Haushaltsgeräte bestellen können!

Dann fällt mir ein, dass Mischa oder Mascha mich fast umgebracht hat, als ich gerade einmal 18 Monate alt war. Der Hund packte mich am Kopf und schüttelte mich in einem Anfall von

Eifersucht. Ich wurde während eines längeren Aufenthalts im Krankenhaus zusammengeflickt, der Hund auf Drängen der örtlichen Behörden eingeschläfert.

Eigentlich möchte ich nur bald wieder den Flur staubsaugen können –stattdessen breche ich nun fast in Tränen aus. Früher, als man Staubsaugerteile noch in der Stadt kaufte, wurde ich vom Verkäufer nicht über meine Kind-

DER ONLINESHOP
FORDERT MICH AUF ZU BEWEISEN, DASS ICH
KEIN „ROBOTER“ BIN

heitstraumata ausgefragt. „Hören Sie, ich weiß, dass Sie nur einen neuen Staubfilter wollen, aber zuerst eine Frage unserer hauseigenen Psychotherapeutin: Wie steht es um die Beziehung zu Ihrer Mutter?“

Außerdem fordert der Onlineshop mich nun auf, zu beweisen, dass „ich kein Roboter bin“, indem ich die Brücken in einer Reihe schlecht fotografierter Straßenszenen identifiziere.

Endlich bin ich drin, sogar ein „Mitglied“. Ich bestelle das Ersatzteil und lege es in meinen „Warenkorb“. Wie jede andere Website setzt auch diese auf die Erinnerung an die grundlegen-

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